Protokoll:
17123

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 123

  • date_rangeDatum: 7. September 2011

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 18:24 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/123 Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Gernot Erler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . . Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Götzer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Bernd Neumann, Staatsminister bei der Bundeskanzlerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Reiner Deutschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Agnes Krumwiede (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister 14445 A 14445 B 14446 D 14448 B 14450 C 14451 D 14453 C 14454 B 14455 D 14456 D 14492 B 14495 A 14497 A 14499 C 14501 A 14502 B 14503 A Deutscher B Stenografisch 123. Sitz Berlin, Mittwoch, den 7 I n h a l Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2012 (Haushaltsgesetz 2012) (Drucksache 17/6600) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2011 bis 2015 (Drucksache 17/6601) . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . E R D D D R J V 14443 A 14443 B 14443 B Veronika Bellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14458 A 14458 D undestag er Bericht ung . September 2011 t : rika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . uprecht Polenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Einzelplan 04 Bundeskanzleramt r. Frank-Walter Steinmeier (SPD) . . . . . . . . r. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . r. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . ainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 14460 A 14461 A 14462 A 14467 D 14474 B 14480 D 14484 D 14488 B BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14504 C 14506 C II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 123. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 7. September 2011 Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernhard Brinkmann (Hildesheim) (SPD) . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . Bernhard Brinkmann (Hildesheim) (SPD) . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 23 Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Riegert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14508 D 14510 D 14513 A 14514 A 14515 C 14516 D 14517 A 14517 C 14519 A 14520 B 14521 C 14523 A 14530 D 14531 D 14533 A 14534 D 14535 B 14535 D 14537 D 14539 B 14539 C 14539 D 14540 D 14541 C 14543 B 14543 C Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Dirk Niebel, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Marina Schuster (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . V V G N A L 14523 B 14525 A 14526 C 14528 B 14530 B 14530 C olkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) . . . . . . olkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . udrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 14543 C 14544 B 14544 C 14545 C 14546 C 14547 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 123. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 7. September 2011 14443 (A) ) )(B) 123. Sitz Berlin, Mittwoch, den 7 Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 123. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 7. September 2011 14547 (A) (C) )(B) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 07.09.2011* Behrens, Herbert DIE LINKE 07.09.2011 Bockhahn, Steffen DIE LINKE 07.09.2011 Dr. Dehm, Diether DIE LINKE 07.09.2011 Gerster, Martin SPD 07.09.2011 Glos, Michael CDU/CSU 07.09.2011 Gohlke, Nicole DIE LINKE 07.09.2011 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 07.09.2011 von der Marwitz, Hans- Georg CDU/CSU 07.09.2011 Menzner, Dorothee DIE LINKE 07.09.2011 Nietan, Dietmar SPD 07.09.2011 Nink, Manfred SPD 07.09.2011 Schreiner, Ottmar SPD 07.09.2011 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich * Hunko, Andrej DIE LINKE 07.09.2011 Dr. Jochimsen, Lukrezia DIE LINKE 07.09.2011 Kramme, Anette SPD 07.09.2011 Krestel, Holger FDP 07.09.2011 Krischer, Oliver BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 07.09.2011 Lambrecht, Christine SPD 07.09.2011 Dr. Lehmer, Max CDU/CSU 07.09.2011 D S T W W (D für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates r. Strengmann-Kuhn, Wolfgang BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 07.09.2011 tübgen, Michael CDU/CSU 07.09.2011 ack, Kerstin SPD 07.09.2011 erner, Katrin DIE LINKE 07.09.2011 underlich, Jörn DIE LINKE 07.09.2011 123. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 7. September 2011 Inhalt Redetext a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2012 (Haushaltsgesetz 2012) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Finanzplan des Bundes 2011 bis 2015 Epl. 05: AA Epl. 04: Bundeskanzleramt Epl. 14: Verteidigung Epl. 23: BMZ Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712300000

Die Sitzung ist eröffnet. Nehmen Sie bitte Platz.

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
begrüße Sie herzlich zur Fortsetzung unserer Haushalts-
beratungen – Tagesordnungspunkt 1 –:

a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2012 (Haushaltsgesetz 2012)


– Drucksache 17/6600 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundes-
regierung

Finanzplan des Bundes 2011 bis 2015

– Drucksache 17/6601 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

Für die heutige Aussprache haben wir gestern insge-
samt eine Redezeit von acht Stunden beschlossen.

Ich hatte gestern bereits auf eine Änderung im Ablauf
der Behandlung der Einzelpläne aufmerksam gemacht.

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Die Fraktionen haben vereinbart, jetzt den Geschäftsbe-
reich des Auswärtigen Amtes und anschließend den Ge-
schäftsbereich des Bundeskanzleramtes zu beraten. –
Damit sind Sie offensichtlich einverstanden. Dann kön-
nen wir so verfahren.

Ich rufe den Geschäftsbereich des Auswärtigen
Amtes, Einzelplan 05, auf.

Das Wort hat der Bundesminister des Auswärtigen,
Dr. Guido Westerwelle.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister des Aus-
wärtigen:

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Dame
ren! Kolleginnen und Kollegen! Der heutig
nicht nur ein Tag, an dem wir uns hier in Ber

(C (D ung . September 2011 1 Uhr ußenpolitik und mit Europa und mit der Generaldeatte befassen werden, sondern am heutigen Tage wird uch, wie wir alle wissen, in Karlsruhe eines der Fundaente der deutschen Außenpolitik, auch eines der Fun amente unserer Staatsräson verhandelt werden, und es ird ein Urteil zu Europa verkündet werden. Deswegen will ich hier vorab sagen: Die Konstanten er deutschen Außenpolitik sind bereits in der Präambel es Grundgesetzes aufgeschrieben worden, nämlich dem rieden in der Welt in einem geeinten Europa zu dienen. einem geeinten Europa dem Frieden der Welt zu die en! Deutsche Außenpolitik hat ein klares Fundament das ist die Europäische Union –, und deutsche Außen olitik ist Friedenspolitik. Beides sind auch die Konstann der Außenpolitik dieser Bundesregierung. Wir alle spüren, dass es nicht nur in Deutschland, sonern auch in ganz Europa Debatten über Europa, über ie Zukunft Europas gibt. Ich glaube, dass Europa gede in Zeiten, wo es gefordert ist, wo es auch herausgerdert wird, Freunde braucht, die sich klar zu Europa nd zur Zukunft Europas bekennen. Die Frage ist allerings: Wie soll Europa nach dieser Krise aussehen? Die uropäische Integration war immer auch eine Abfolge ext von europäischen Krisen, aus denen politische Konsequenzen gezogen worden sind. Immer ist ein Integrationsschritt auch durch Herausforderungen in Europa getan worden. Es ist nie anders gewesen. Meine Damen und Herren, das ist die entscheidende Weggabelung, vor der wir derzeit stehen. Werden wir diese Krise in Europa, diese Schuldenkrise in Europa mit mehr Europa oder mit weniger Europa beantworten? Werden wir denen nachgeben, die in ganz Europa auf eine Renationalisierung der Politik setzen, oder werden wir Europa stärken, indem wir die Fehler der Vergangenheit korrigieren? Es war ein Fehler der Vergangenheit, 04 das Schuldenmachen in ganz Europa t worden ist. Dass Sie als rot-grüne Bunamals den Stabilitätspakt aufgeweicht r der größte historische Fehler in der n und Here Tag ist lin mit der dass im Jahre 20 leichter gemach desregierung d haben, das wa Bundesminister Dr. Guido Westerwelle )


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)





(A) )

Nachkriegsgeschichte. Dass Sie ihn im Jahre 2011 wie-
derholen wollen, ist in Wahrheit unerträglich.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Lachen bei Abgeordneten der SPD)


Sie haben mit dieser Haltung die Axt an die Wurzel
Europas gelegt. Das wird mittlerweile sogar von denen
als eine Fehlentscheidung zugegeben, die damals Ver-
antwortung getragen haben. Meine Damen und Herren,
dass Sie im Jahre 2004 geglaubt haben, das Schuldenma-
chen müsse erleichtert werden, wenn man ein guter
Europäer sein will, ist das eine. Dass Sie uns aber genau
dieses gescheiterte Rezept in diesem Jahr für die Zukunft
wieder empfehlen, nämlich das Schuldenmachen zu er-
leichtern, ist das andere. Diesen historischen Fehler zu
wiederholen, das wäre unverzeihlich. Deswegen wird
die Bundesregierung diesen Weg nicht gehen. Wir wol-
len keine Schuldenunion in Europa, wir wollen eine Sta-
bilitätsunion in Europa. Das ist unser Kompass.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ich erinnere mich noch sehr genau an die erste De-
batte, die wir hier über das Thema Griechenland und die
Notwendigkeit der Hilfspakete geführt haben. Ich weiß
noch, dass Sie sich damals hier hingestellt und gesagt
haben: Ihr habt Griechenland nicht schnell genug gehol-
fen; weil ihr zu lange und zu garstig die Hand auf eure
Kasse gehalten habt, ist Griechenland überhaupt erst in
diese Schwierigkeiten gekommen. – Mittlerweile sehen
Sie, wie falsch Sie auch vor anderthalb Jahren gelegen
haben; denn inzwischen ist man in ganz Europa der
Überzeugung, dass man einer Schuldenkrise nicht mit
neuen Schulden begegnen kann. Nur die deutsche Oppo-
sition hat es nicht begriffen,


(Zuruf von der SPD: So ein Schmarren!)


weil Sie nur eines können: Schulden machen. Das ist
Ihre Antwort für Europa, und das ist ein Fehler.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD)


Als wir vor etwas mehr als einem Jahr begonnen ha-
ben, auch in anderen europäischen Hauptstädten darauf
zu dringen, zu einer soliden Haushaltspolitik zurückzu-
kehren,


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Erst mal zu Hause anfangen!)


die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und Budgets zu
kürzen, da war das aus Ihrer Sicht eine Politik, die die
Konjunktur gefährdet. Heute sieht man, was die Kon-
junktur und die Wirtschaft wirklich gefährdet, nämlich
zu viel Schulden in zu kurzer Zeit. Das ist verantwor-
tungslose Politik, und deswegen war es richtig, dass die
Bundesregierung den Staaten in Europa Hilfe angeboten
hat, die in Not und Schwierigkeiten sind. Aber ebenso
richtig ist es, dass wir verlangen und auch erwarten dür-
fen, dass jedes Land in Schwierigkeiten die eigenen
Hausaufgaben bei den Reformen erledigt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D Eine Schuldenkrise kann man nicht mit immer neuen chulden bekämpfen, (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Aber auch nicht mit Steuersenkungen!)


ondern eine Schuldenkrise bekämpft man nur, indem
an die Wettbewerbsfähigkeit erhöht; denn eine Wäh-
ng ist nur so stark, wie die Volkswirtschaften stark

ind, die dahinter stehen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, es ist ein enormer Erfolg,
ass wir es gegen den Willen der Opposition geschafft
aben, dass mehr und mehr Staaten in Europa Schulden-
remsen in ihre nationalen Verfassungen aufnehmen
ollen. Ich erinnere mich, welche Haltung Sie zu Be-
inn unserer Regierungszeit hatten: Uferloses Schulden-
achen, das war Ihr Rezept.


(Johannes Kahrs [SPD]: Das ist doch Unsinn!)


ie haben erklärt, weniger Schulden machen und Haus-
altskürzungen, das sei gefährlich für die Wirtschaft und
r die Arbeitsplätze.


(Widerspruch bei der SPD)


h kann nur eines sagen: Es ist ein Glücksfall, dass die
undesregierung diesen Einflüsterungen der Opposition
icht gefolgt ist.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)


ass wir vor allen anderen auf solide Haushaltspolitik
esetzt haben,


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die FDP vorneweg!)


as war eine gute Entscheidung. Ausdrücklich danke ich
afür auch denen in der Regierung, die dem Koalitions-
artner angehören. Ich freue mich, dass wir diesen Weg
emeinsam gegangen sind. Solide Haushaltspolitik ist
ie Antwort auf die Schuldenkrise.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Lachen bei Abgeordneten der SPD – Zurufe von der LINKEN)


Bei allem Respekt: Die Zwischenrufe von SPD und
rünen kann man ja noch hinnehmen. Aber wenn Sie,
eine Damen und Herren von der Linkspartei, dazwi-

chenrufen,


(Uta Zapf [SPD]: Peinlich!)


öchte ich eines sagen: In der Debatte gestern habe ich
nen, Frau Kollegin Lötzsch, zugehört. In jeder Sitzung

es Auswärtigen Ausschusses, an der ich teilnehme, ma-
hen Sie uns Vorhaltungen in Bezug auf die deutsche
ußenpolitik, die angeblich mangelnde Werteorientie-
ng und die Menschenrechte.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Aber berechtigt! – Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Zu Recht!)






Bundesminister Dr. Guido Westerwelle


(A) )


)(B)

Ich will Ihnen mit Blick auf den Rest der heutigen De-
batte eines dazu sagen: Wer an Fidel Castro Liebesbriefe
schreibt,


(Zurufe von der LINKEN: Oh!)


soll uns in der Außenpolitik nichts, aber auch gar nichts
erzählen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das ist billig, sehr billig!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712300100

Herr Minister, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Lötzsch?

Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister des Aus-
wärtigen:

Aber bitte, gerne.


(Zurufe)



Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712300200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Aus den

hinteren Reihen kommt der Zwischenruf „Austausch
von Liebesbriefen!“. Das wird jetzt sicher nicht gesche-
hen; es sind auch Zwischenbemerkungen möglich.

Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister des Aus-
wärtigen:

Darauf lege ich auch Wert, aus verschiedenen Grün-
den.


(Heiterkeit)



Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712300300

Herr Kollege Westerwelle, nicht nervös werden!

Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister des Aus-
wärtigen:

Nein. Ich möchte Ihnen versichern, Frau Kollegin,
dass ich in Ihrer Anwesenheit noch nie nervös war.


(Heiterkeit bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712300400

Lieber Herr Kollege Westerwelle, ich biete Ihnen fol-

gendes Geschäft an:


(Zurufe von der FDP und der CDU/CSU: Oh! – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: In aller Öffentlichkeit!)


Ich ziehe den Brief an Fidel Castro zurück, wenn Sie da-
für sorgen, dass der Panzerdeal mit Saudi-Arabien zu-
rückgezogen wird.


(Beifall bei der LINKEN – Zurufe von der FDP und der CDU/CSU: Oh!)


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(C (D Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister des Ausärtigen: Ich kann Ihnen nur so viel sagen: In der deutschen ußenpolitik wird jedenfalls nicht mit einem Unterchriftenautomaten signiert. as müssen Sie mit sich selber ausmachen. Aus dieser ache lassen wir Sie nicht heraus. Meine Damen und Herren, nach Ihren Zwischenrufen öchte ich zum Thema zurückkommen. Wie werden wir en nächsten Integrationsschritt gehen? Das ist das Entcheidende, worum es jetzt geht. Deswegen ist es wichg, dass wir gerade eine gemeinsame Haltung mit rankreich vertreten: Wir rüsten uns für die Zukunft, inem wir eine stärkere Koordinierung der Wirtschaftsnd Finanzpolitik mit klaren Regeln beschließen, die eier neuen Verschuldungskrise einen festen Riegel vorchiebt. Ich habe eingangs gesagt: Die deutsche Außenpolitik at mit Europa nicht nur ein festes Fundament, sondern ie hat natürlich auch, schon in der Präambel des Grundesetzes angelegt, eine Ausrichtung hin zur Friedensolitik. Gerade jetzt, wo sich der 11. September zum ehnten Mal jährt, wissen wir, wie wichtig es ist, zu erennen: Politische und diplomatische Lösungen sollten mer da angestrebt werden, wo dieses möglich ist. Nieand kann daraus herauslesen, Deutschland oder die undesregierung sei nicht bereit, international Verantortung zu übernehmen. Wir haben in der Afghanistanolitik gezeigt, dass wir Verantwortung übernehmen. amit der politische Prozess erfolgreich sein kann und amit das Konzept gelingen kann, waren wir sogar beit, Anfang dieser Legislaturperiode den Aufwuchs von ruppen in Afghanistan zu beschließen. Das ist aus unerer Sicht der richtige Weg. Gleichzeitig sagen wir: Zehn Jahre nach Beginn des insatzes in Afghanistan ist es das erklärte Ziel der Bunesregierung, dass wir uns eine Abzugsperspektive rarbeiten. Aber es soll eine Abzugsperspektive in Verntwortung sein. Deswegen werden wir auch hier den atschlägen der Opposition nicht nachgeben und nicht chon jetzt gewissermaßen ankündigen, was wir an ückführungen wo und in welchem Monat beschließen erden. Das wäre eine Gefährdung der Soldaten, die tzt in Afghanistan im Einsatz sind. eswegen machen wir es nicht, auch wenn Sie es wünchen, meine sehr geehrten Damen und Herren von der pposition. Es war ein verheerender Terrorschlag, der verheendste wahrscheinlich, der uns in der Geschichte getrofn hat. Deswegen werden wir jetzt, zehn Jahre danach, um Ende dieses Jahres als Gastgeber der Afghanistanonferenz unseren Beitrag dazu leisten, dass wir es chaffen, den politischen Prozess der Aussöhnung und eintegration voranzubringen. Bundesminister Dr. Guido Westerwelle )


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Unsinn!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)





(A) )

Dazu zählt eine entscheidende Nachricht und ein kla-
res Signal an unsere Partner in Afghanistan selbst – übri-
gens auch an unsere Verbündeten –, nämlich dass wir
auch dann zu unserer Verantwortung stehen, wenn die
Kampftruppen der internationalen Gemeinschaft nicht
mehr in Afghanistan sind. Das heißt: Unsere afghani-
schen Partner müssen wissen, dass wir auch nach dem
Jahre 2014 unsere Verantwortung für Afghanistan nicht
vergessen. Das ist wichtig, wenn der politische Aussöh-
nungsprozess erfolgreich sein soll.

Der Einsatz unserer Soldatinnen und Soldaten, aber
auch der Polizisten und der vielen zivilen Helferinnen
und Helfer in Afghanistan ist schwer und gefährlich.
Dies wurde uns in diesen Tagen wieder in schrecklicher
Weise vor Augen geführt. Das Schicksal unserer beiden
Landsleute, die seit Tagen in der Region Parwan ver-
misst wurden, erfüllt uns mit tiefer Trauer. Ich muss Ih-
nen, nachdem ich heute Nacht darüber von unseren Mit-
arbeitern informiert worden bin, leider sagen: Nach einer
ersten Überprüfung durch deutsche Vertreter muss ich
bedauerlicherweise bestätigen, dass es sich bei den vor-
gestern aufgefundenen Toten mit an Sicherheit grenzen-
der Wahrscheinlichkeit um die beiden vermissten deut-
schen Staatsangehörigen handelt. Ihr Tod macht uns alle
betroffen. Wir trauern mit den Angehörigen und Freun-
den der beiden Deutschen.

Ich möchte diese Rede auch zum Anlass nehmen, ei-
nen herzlichen Dank zum Ausdruck zu bringen für all
diejenigen, die weltweit, auch in Afghanistan – ob in
Uniform, ob nicht in Uniform –, für unser Land eintre-
ten. Wir wissen um ihre gefährlichen Einsätze, um das,
was sie an Bedrohungen aushalten müssen, und um den
Verzicht, den ihre Familien erleiden müssen. Wir sind
dankbar dafür und versammeln uns mit Respekt hinter
den Verstorbenen und ihren Angehörigen.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Meine Damen und Herren, wir spüren, dass wir welt-
weit eine Umbruchlage haben. Die Globalisierung, die
als ein ökonomischer Prozess begonnen hat, ist mehr
und mehr auch eine Globalisierung der Werte geworden,
der Ansichten geworden, der Rechtsstaatlichkeit gewor-
den. Das ist eine der erfreulichsten Entwicklungen unse-
rer Zeit.

Wir haben den Ländern Nordafrikas und der arabi-
schen Welt eine Transformationspartnerschaft angebo-
ten. Nachdrücklich sage ich: Das gilt nicht nur für die
Länder, die sich durch Revolution – wie in Tunesien und
Ägypten – auf den Weg gemacht haben; es gilt auch für
die anderen Länder, zum Beispiel jetzt für Libyen. Ich
will aber auch hinzufügen: Es wird nicht ausreichen, di-
rekt zu helfen, auch beim Aufbau der Zivilgesellschaf-
ten; sondern mindestens genauso wichtig ist, dass die
Menschen, die für Demokratie eingetreten sind, auch se-
hen, dass es für sie eine Verbesserung der persönlichen
Lebenschancen mit sich bringt.

Wir werden in Europa noch diskutieren müssen, wenn
es zum Beispiel darum geht, dass wir unsere Märkte öff-

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(C (D en. Wir können nicht einfach nur sagen: Der Tourismus ommt wieder in Gang; wir bauen die Energieinfrastrukr wieder auf. – Das wird nicht reichen. Transformaonspartnerschaft heißt auch: Wer sich in dieser Region Richtung Demokratie auf den Weg macht, weiß, dass ir ihn dabei wirtschaftlich unterstützen werden – durch vestitionen, aber auch durch leichteren Marktzugang Europa. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. h. c. Gernot Erler [SPD]: Was ist denn da passiert?)


Ich möchte darauf aufmerksam machen, dass viele
robleme noch ungelöst sind. Ich denke an Syrien, ich
enke natürlich auch an die Lage östlich unseres Landes,
Belarus. Auch das darf nie vergessen werden, obwohl

ie Aufmerksamkeit im Moment woanders liegt.

Zum Schluss möchte ich Ihnen noch etwas sagen zu
em, was im September vor uns liegt und auf uns zu-
ommt, nämlich zur Frage der Nahostpolitik. Die früh-
eitige Festlegung auf eine bestimmte Option in der
rage der Anerkennung eines palästinensischen Staates
rächte weit mehr Risiken als Nutzen. Deswegen wird
ie Bundesregierung das auch nicht tun. Wir werden die
eit bis New York nutzen, um auf alle Parteien im Sinne
nserer Leitlinien einzuwirken und einen Korridor für
ine möglichst konstruktive, in die Zukunft gerichtete
ösung zu definieren. Das heißt:

Erstens. Die Befassung der Vereinten Nationen soll
ns dem Ziel von direkten Verhandlungen näher bringen
nd nicht davon entfernen.

Zweitens. Die Art der Befassung der Vereinten Natio-
en sollte stets die Gefahr gewalttätiger Eskalationen
erringern und nicht erhöhen.

Drittens. Eine geschlossene Haltung der Europäi-
chen Union ist das Ziel. Sie vergrößert auch unsere

öglichkeiten.

Viertens. Auch die besondere Qualität unseres Ver-
ältnisses zu Israel werden wir bei all dem, was wir tun,
tets mitbedenken; denn auch das ist Staatsräson für
eutschland.

Ich danke sehr für Ihre Aufmerksamkeit.


(Anhaltender Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712300500

Das Wort erhält nun der Kollege Gernot Erler für die

PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Gernot Erler (SPD):
Rede ID: ID1712300600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

err Außenminister, ich habe vor, tatsächlich über Ihre
ußenpolitik zu sprechen.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Stefan Liebich [DIE LINKE])






Dr. h. c. Gernot Erler


(A) )


)(B)

Sie haben eben den Beweis dafür erbracht, dass Sie auch
nach zwei Jahren noch immer nicht in diesem Amt ange-
kommen sind,


(Heidemarie Wieczorek-Zeul [SPD]: Das wird er auch nicht mehr schaffen!)


obwohl Sie den Titel tragen. Insbesondere die erste
Hälfte Ihres Auftretens war eine Zumutung für dieses
Hohe Haus.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Herr Außenminister, lange Zeit ist Ihre Außenpolitik
von einer Mehrheit der Kommentatoren als konturlos
und ohne Wirkung kritisiert worden. Das war zutreffend,
aber noch nicht besorgniserregend. Seit März dieses Jah-
res hat sich das geändert. Inzwischen sind Sie zur Perso-
nifizierung einer deutschen Außenpolitik von befrem-
dender Gestalt und verhängnisvoller Wirkung geworden.


(Beifall bei der SPD)


Sie haben durchgesetzt, dass sich Deutschland am
17. März im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen ent-
halten hat, als es um den Schutz der libyschen Zivilbe-
völkerung ging.


(Birgit Homburger [FDP]: Weil wir das ablehnen mussten! Da steckt viel Überzeugung dahinter!)


Dabei haben Sie Deutschland in einer noch nicht dage-
wesenen Weise gleichzeitig von so wichtigen Verbünde-
ten wie den Vereinigten Staaten, Frankreich und Groß-
britannien entfernt. Das von Ihnen verweigerte Ja zur
Resolution 1973 hat nachweislich dazu geführt, dass ein
bevorstehendes Massaker an der Zivilbevölkerung von
Bengasi, einer Stadt mit 700 000 Einwohnern, erst in
letzter Minute verhindert wurde.


(Widerspruch bei der FDP – Dr. Bijan Djir-Sarai [FDP]: Wie war denn Ihre Position!)


Die Problematik dieser Entscheidung ist seither in der
deutschen Öffentlichkeit ausreichend diskutiert worden.
Auf Ihre Haltung hat das keinerlei Wirkung gehabt. Der
Begriff „Einsicht“ taucht in Ihrem Reaktionsrepertoire
offensichtlich grundsätzlich nicht auf.

Ich möchte mich deshalb auf einen anderen Punkt
konzentrieren, nämlich darauf, dass Sie in der Folge Ih-
rer Entscheidung die ganze deutsche Außenpolitik auf
die schiefe Bahn gebracht haben. Das fing damit an, dass
Sie am 17. März ein innenpolitisches Kalkül – den Blick
auf die Wahlen vom 27. März – zur Grundlage Ihrer Ent-
scheidung gemacht haben. Je offensichtlicher dieses
Kalkül nicht aufging, desto rascher sind Sie auf dieser
schiefen Bahn vorangeeilt. Um dem wachsenden Recht-
fertigungsdruck zu begegnen, fingen Sie an, unsere Ver-
bündeten, die sich zu einem militärischen Vorgehen ent-
schlossen hatten, quasi von außen zu kritisieren. Als das
auch nicht weiterhalf, präsentieren Sie einer ziemlich
sprachlosen Öffentlichkeit plötzlich eine Neuorientie-
rung der deutschen Außenpolitik: Die Welt habe sich
verändert, es gebe neue Kraftzentren, etwa um China
und Russland, und auf diese müsse sich die deutsche Au-

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(C (D enpolitik stärker ausrichten. In diesem Lichte erschien ie Konstellation vom 17. März – die Entfernung von aris, London und Washington und die Abstinenz geeinsam mit China und Russland – plötzlich nicht mehr ls unglücklicher Umstand, sondern sie war gewollt; das ar der Beginn einer Neuorientierung der deutschen Auenpolitik. Als dann nach fünf schwierigen Monaten die byschen Rebellen mithilfe der NATO das Gaddafiegime endlich vertreiben konnten, haben Sie diesen päten Erfolg nicht etwa anerkannt, sondern für Ihre ichtmilitärische Sanktionspolitik reklamiert – eine neue rovokation, speziell der Verbündeten, aber auch allgeein des gesunden Menschenverstandes. Herr Westerwelle, damit haben Sie das Fass zum berlaufen gebracht, selbst in Ihrer eigenen Partei. Herr ösler zog die Reißleine und hat Sie zum Außenminister uf Bewährung degradiert – ein echtes Novum in der eutschen politischen Kultur; (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


enn plötzlich liegt die Richtlinienkompetenz für die
eutsche Außenpolitik beim FDP-Vorsitzenden und
icht mehr im Kompetenzzentrum am Werderschen
arkt.

Wenn man sich das Ganze anschaut, muss man sagen:
or allen Dingen ist es ein Tiefpunkt, dass die jetzt aus
em Hut gezauberte Reorientierung der deutschen Au-
enpolitik auf neue Kraftzentren der Welt Ihre Politik er-
lären sollte. Dieser Kurswechsel war als gar nichts an-
eres als eine nachträgliche Plausibilitätserklärung für
ie Entscheidung des 17. März verstehbar, die im In-
nd Ausland eine katastrophale Diskussion zur Verläss-
chkeit Deutschlands als Partner ausgelöst hat.

In welche gefährliche Ecke uns diese schiefe Bahn
eführt hat, kann man daran sehen, dass sich gleich zwei
hemalige Bundeskanzler, Helmut Kohl und Helmut
chmidt, veranlasst sahen, in genau dieser Situation das
ort zu ergreifen. Diese Wortmeldungen, liebe Kolle-

innen und Kollegen, waren nicht beiläufig; hinter ihnen
urde eine echte Sorge spürbar, nämlich die um den
rundkonsens in der Außenpolitik der Bundesrepublik,
er jahrelang parteiübergreifend gegolten hat.

Deutschland, mit seiner Verantwortung für zwei Welt-
riegskatastrophen im vergangenen Jahrhundert als his-
risches Gepäck und als stärkstes und bevölkerungs-
ichstes Land Europas muss bei der Selbstintegration in

ie beiden großen kollektiven Systeme, nämlich in die
estliche Allianz und die Europäische Union, immer vo-
ngehen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Tom Koenigs [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


iese Selbstintegration bedeutet eine bewusste Ein-
chränkung unserer Souveränität, bedeutet die gewollte
nterordnung im Kollektiv mit einer starken Rolle unse-
r Partner und bedeutet Verzicht auf jeden Sonderweg.
h finde es schon erstaunlich, dass Sie hier von Kon-

tanten deutscher Außenpolitik reden und gar nicht mer-





Dr. h. c. Gernot Erler


(A) )


)(B)

ken, dass Sie in den letzten Monaten der größte Beschä-
diger dieser Konstanten gewesen sind.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Frithjof Schmidt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Nur in der Befolgung dieser Prinzipien hat Deutschland
nach 1945 seinen Weg zurück in die europäische Völker-
familie gefunden; darauf haben die beiden Bundeskanz-
ler hingewiesen. Nur so konnte ein Vertrauen bei unse-
ren westlichen und östlichen Nachbarn aufgebaut
werden, ohne das es nie zu einer Wiedervereinigung ge-
kommen wäre. Nur so wird Deutschland seiner Mitver-
antwortung für ein starkes und handlungsfähiges Europa
gerecht.

Verlässlichkeit und Vertrauen kann man verspielen,
vertändeln durch Beliebigkeit und Unberechenbarkeit,
durch unvorbereitete Neuorientierungen der deutschen
Außenpolitik. Herr Außenminister, bitte nehmen Sie zur
Kenntnis, dass weder die deutsche noch die internatio-
nale Öffentlichkeit Ihnen zutraut, all das wieder zurecht-
zubiegen.


(Beifall bei der SPD)


Wir haben Sie in der Sache kritisiert; aber Ihre eige-
nen Leute haben Sie gnadenlos in Ihrer Funktion demon-
tiert.


(Zuruf von der SPD: Das stimmt! – Zuruf von der FDP: Blödsinn!)


Ihre liberalen Freunde waren es, die Sie zu einem Au-
ßenminister auf Abruf degradiert haben. Da schließt sich
der Kreis zum 17. März: Wieder steht ein kurzfristiges
innenpolitisches Kalkül hinter der Entscheidung Ihrer
Parteifreunde, Sie noch ein Weilchen Außenminister
sein zu lassen. Ich kann das nur als äußerst deprimierend
bezeichnen, für Sie, für das kompetente und engagierte
Amt, dem Sie vorstehen, und für Deutschlands Ansehen
in Europa und der Welt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Es gibt nur einen logischen Schluss aus dieser verhee-
renden Bilanz: die Aufforderung an Sie, endlich selber
die Konsequenzen zu ziehen und nicht zu warten, bis
dies andere für Sie tun.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712300700

Dr. Andreas Schockenhoff ist der nächste Redner für

die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Andreas Schockenhoff (CDU):
Rede ID: ID1712300800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Kri-

senhafte Entwicklungen wie die derzeitige Finanzkrise
sollten immer Anlass zur Selbstbesinnung sein: Warum
brauchen wir Europa? Welche Konsequenzen müssen wir
daraus ziehen? Wer den rasanten Aufstieg Chinas und
seine zunehmende Macht in der Welt sieht – auch andere
Staaten wie Indien oder Brasilien werden deutlich an

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(C (D acht gewinnen, und Europa wird zugleich relativ an acht verlieren –, der wird sehr schnell zu dem Schluss ommen: Es geht um nicht weniger als die Selbstbeauptung Europas. (Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Das Abendland ist in Gefahr!)


s geht darum, dass wir unsere Werte und unser Gesell-
chafts- und Wirtschaftsmodell nicht nur wahren, son-
ern diese auch für andere Länder attraktiv sind. Es geht
m eine eigenständige Rolle Europas in der Welt, um
nsere Gestaltungsfähigkeit und unsere Gestaltungs-
raft. Wir brauchen in Europa Geschlossenheit, Hand-
ngsfähigkeit und Stärke. Wir brauchen mehr Europa.

„Mehr Europa“ bedeutet beispielsweise die Gründung
iner echten europäischen Wirtschaftsregierung der
uro-Zone. Das heißt, wir brauchen eine immer diszipli-
iertere Koordinierung und stärkere Harmonisierung der
irtschafts- und Finanzpolitik. Wir brauchen nicht nur

ine Schuldenbremse. Vor allem aber müssen die Länder
er Euro-Zone in die Lage versetzt werden, Verstöße ei-
es Landes gegen die Regeln der Wirtschafts- und Wäh-
ngsunion, die den Euro-Ländern insgesamt schaden,
chtzeitig korrigieren zu können, das heißt, im Zusam-
enwirken mit EZB, IWF und EU-Kommission auf
ichtige Haushaltsentscheidungen und Maßnahmen zur
teigerung der Wettbewerbsfähigkeit des betreffenden
andes durchgehend und durchgreifend Einfluss neh-
en zu können, wie wir es bei Griechenland getan ha-

en. Wenn wir finanzielle Hilfe gewähren, dann muss
ie Gegenleistung dafür die durchsetzbare und nachprüf-
are Verpflichtung zu einer Stabilitätspolitik und zu
trukturellen Reformen zur Stärkung der Wettbewerbsfä-
igkeit sein.

Wir brauchen also mehr politische Union, damit Eu-
pa mit einer gestärkten Wirtschafts- und Währungs-

nion seine Interessen gegenüber der übrigen Welt ange-
ichts der globalen wirtschafts- und finanzpolitischen
erausforderungen vertreten kann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


it dem Vorschlag, eine Wirtschaftsregierung einzuset-
en, haben die Bundeskanzlerin und der französische
taatspräsident in gemeinsamer Verantwortung für Eu-
pa in schwieriger Zeit Führung bewiesen.

„Mehr Europa“ heißt weiterhin, Polen mittelfristig
oll in die deutsch-französische Führungsverantwortung
inzubeziehen, sodass aus dem Führungsduo ein echtes
ührungstrio wird. Voraussetzung dafür ist die Mitglied-
chaft Polens in der Euro-Zone. Polen ist ein eindrucks-
olles Beispiel dafür, wie sich ein Land von den Lasten
hrzehntelanger sozialistischer Fehlentwicklungen be-
eien und zu einem starken, wettbewerbsfähigen Wirt-

chaftspartner entwickeln kann. Ich bin mir sicher, dass
erade in einer größer und differenzierter gewordenen
U Polen als Mitglied im Führungstrio in seiner Verant-
ortung für die gesamte Union auch mit Blick auf die
euen östlichen Mitglieder seinen Beitrag leisten wird,
odass divergierende Interessen besser überwunden wer-
en können. Ich denke, ein solches Mehr an Europa liegt





Dr. Andreas Schockenhoff


(A) )


)(B)

ganz im Sinne größerer Geschlossenheit und Handlungs-
fähigkeit Europas.

Es ist gut, dass Polen während seiner Präsidentschaft
die Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik
voranbringen will; denn auch hier brauchen wir dringend
mehr Europa. Der NATO-Einsatz in Libyen hat deutlich
gezeigt, welche gravierenden Mängel durch Sparzwänge
nicht nur bei Munition und Durchhaltefähigkeit entstan-
den sind.


(Jörg van Essen [FDP]: Sehr richtig!)


Es wird deshalb kein Weg daran vorbeiführen, auf der
Grundlage der Gent-Initiative möglichst bald zu ent-
scheiden, wo wir Fähigkeiten mit anderen teilen wollen,
wo wir Fähigkeiten übernational mit anderen einbringen
wollen und auf welche Fähigkeiten wir national aus Kos-
tengründen verzichten wollen, weil andere sie verläss-
lich und günstiger bereitstellen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ohne ein solches Pooling und Sharing wird es angesichts
knapper Kassen keine eigenständige europäische Vertei-
digungspolitik geben, und ohne eine europäische Vertei-
digungspolitik wird Europa ein entscheidendes Instru-
ment für seine Selbstbehauptung in der globalisierten
Welt fehlen. Deshalb brauchen wir auch hier mehr
Europa.

„Mehr Europa“ heißt auch, das Verhältnis zur Türkei
neu zu gestalten. Mit Kroatien wurden in den letzten
sechs Jahren die Beitrittsverhandlungen über 35 Kapitel
beendet. In derselben Zeit wurde mit der Türkei nur ein
einziges Kapitel vorläufig abgeschlossen. Die Verhand-
lungen drohen im Sande zu verlaufen. Das aber würde
zu einer erheblichen Entfremdung in den Beziehungen
zur Türkei führen. Das kann nicht in unserem Interesse
sein;


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des Abg. Tom Koenigs [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


denn wir haben nicht nur angesichts des Umbruchs in
der arabischen Welt das Interesse, so eng wie möglich
mit der Türkei zusammenzuarbeiten.


(Uta Zapf [SPD]: Jetzt kommt er drauf!)


Dem sollten wir in unseren Beziehungen zur Türkei
Rechnung tragen.

Was die Beitrittsverhandlungen betrifft, könnte des-
halb zunächst ein Zwischenziel angestrebt werden, bei-
spielsweise eine spezifische, auf die gemeinsamen Mög-
lichkeiten und Interessen ausgerichtete Anbindung,
vergleichbar mit dem Europäischen Wirtschaftsraum.
Das 2005 vereinbarte Ziel einer möglichen Vollmitglied-
schaft gilt weiterhin. Im Bereich der Außen- und Sicher-
heitspolitik sollte die EU mit der Türkei allerdings schon
heute intensiver und institutionell so eng wie möglich
zusammenarbeiten und sie darin einbeziehen.

„Mehr Europa“ bedeutet auch, dass wir mehr denn je
ein außenpolitisch kohärentes Vorgehen der EU in unse-
rer unmittelbaren Nachbarschaft brauchen. Die CDU/

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(C (D SU unterstützt die Bundesregierung in ihren zahlreihen Initiativen, gerade auch auf europäischer Ebene, m den Wandel in Ägypten und Tunesien zu flankieren. Genauso bedeutsam ist für uns die Zukunft Libyens; enn es liegt in unserer unmittelbaren Nachbarschaft. ir müssen auch Libyen das Angebot einer Transforma onspartnerschaft machen, die die führende Rolle der U bei der Unterstützung des demokratischen Wandels Libyen gewährleistet. Sosehr es auch gilt, nach vorne zu schauen, noch ein ort zur deutschen Nichtbeteiligung am militärischen orgehen der NATO in Libyen: Die Bundesregierung hat ich aufgrund der aus ihrer Sicht unabsehbaren Risiken icht an den militärischen Operationen der NATO beteigt. Die Bundeskanzlerin hat aber von Beginn der Luftchläge an gesagt, dass Deutschland in diesem Konflikt icht neutral ist und dass wir die Ziele der Resolution 973 vorbehaltlos unterstützen. Wir sind froh, dass sich nsere Bedenken nicht bestätigt haben. (Ulla Schmidt [Aachen] [SPD]: Dafür musste man sich nicht enthalten!)


ie Entsendung von Bodentruppen war nicht notwendig.
er Einsatz wurde nicht als Intervention des Westens
issverstanden, es gab keine Demonstrationen gegen

ie Luftschläge und die NATO in der arabischen Welt.


(Stefan Liebich [DIE LINKE]: Sie wissen gar nicht, was da los ist!)


as Vorgehen der NATO war letztlich mitentscheidend
r den Fall Gaddafis.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


eshalb danken wir unseren Bündnispartnern, allen vo-
n den USA, Frankreich und Großbritannien, die die
aßgebliche Last dieses Einsatzes getragen haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


en Sieg über Gaddafi und damit seine Freiheit aber hat
as libysche Volk errungen. Auch das ist ganz wichtig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Und die Geheimdienste!)


Nach dem Fall Gaddafis sind die Herausforderungen
Libyen viel größer als in Tunesien und Ägypten:
taatliche Strukturen müssen gänzlich neu aufgebaut
erden, und die Stämme müssen einbezogen werden.
iel ausgeprägter als in den Nachbarländern haben sich
aditionelle Strukturen erhalten. Der Wiederaufbau
uss rasch angegangen werden. Nun gilt es zuallererst,

ie Not der kriegsgeplagten libyschen Bevölkerung zu
ndern. Es ist deshalb richtig, dass die Bundesregierung
Milliarde Euro aus eingefrorenen Auslandsgeldern des
lten Regimes sofort freigegeben hat und die EU einen
eil ihrer Sanktionen umgehend aufgehoben hat.

Ferner muss die Übergangsregierung nun umgehend
inen demokratischen Fahrplan vorlegen und umsetzen,
lso einen Prozess der nationalen Einigung, Versöhnung





Dr. Andreas Schockenhoff


(A) )


)(B)

und Anstrengung einleiten, eine Verfassung erarbeiten
und zudem zu einem geeigneten zukünftigen Zeitpunkt
Parlamentswahlen durchführen. Wenn nicht Deutschland
und die EU, wer sonst könnte hier Expertise einbringen?

Deutschland wird Hilfe beim Aufbau von Strukturen
in der Bildung, im Gesundheitswesen und bei der Grenz-
sicherung leisten. Ebenso können bei entsprechenden
Anfragen aus Libyen zivile Missionen, etwa im Sicher-
heitssektor oder beim Aufbau des Justizwesens, von der
EU mit deutscher Beteiligung entsandt werden.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir beobachten mit
großer Sorge die Entwicklungen in Syrien. Präsident
Assad führt einen brutalen Unterdrückungskrieg gegen
das syrische Volk. Assad ist für uns kein Partner mehr.
Deutschland hat sich bereits auf EU-Ebene erfolgreich
für weitreichende Sanktionen gegen dieses Unterdrü-
ckungsregime eingesetzt.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Schockenhoff, was ist denn mit dem Ölembargo? Ende November!)


Das Ölembargo der EU ist ein wichtiger Schritt. Es ist
allerdings skandalös, wenn sich die umfassende Umset-
zung aufgrund bestimmter Lieferverträge eines italieni-
schen Konzerns bis Mitte November verzögert. Die EU
muss zeigen, dass sie es mit den Sanktionen ernst meint.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Vorfälle an der israelisch-syrischen Grenze im
Frühjahr dieses Jahres, die jüngsten Spannungen im Si-
nai und der zuletzt wieder intensivere Beschuss israeli-
scher Städte aus dem Gazastreifen mahnen, dass die his-
torischen Veränderungen nicht zu weniger Sicherheit für
Israel führen dürfen. Gerade wegen der vielen Unwäg-
barkeiten in Israels Nachbarländern sind Fortschritte im
Friedensprozess notwendig, um Stabilität zu fördern und
einen positiven Impuls für die gesamte Region zu geben.
Einseitige Schritte, sei es der Gang der palästinensischen
Seite vor die UN-Generalversammlung oder der Bau von
weiteren israelischen Siedlungen, bergen nur die Gefahr
einer Verschärfung der Lage und bringen uns einer Lö-
sung nicht näher. Die Anerkennung eines palästinensi-
schen Staates kann nur die Folge von Verhandlungen
sein.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Seit 40 Jahren!)


Hier muss die EU zu einer gemeinsamen Haltung kom-
men.

Angesichts dieser Herausforderungen brauchen wir
mehr Europa, mehr politische Integration in Europa,
mehr Handlungsfähigkeit und mehr politische Gestal-
tungskraft, wenn wir Subjekt und nicht Objekt der glo-
balen Entwicklungen sein wollen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Stefan Liebich ist der nächste Redner für die Fraktion ie Linke. Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! uido Westerwelle hat leider den Großteil seiner Redeeit hier für eine Parteitagsrede genutzt, um seine eigeen Leute hinter sich zu versammeln. Er hat zur Außenolitik und zum Haushalt nur sehr wenig gesagt. Dabei ibt es hier viel, über das man diskutieren sollte; denn eides befindet sich in einer gewaltigen Schieflage. Sie etzen auf das Militär und kürzen die Mittel für friedenchaffende Maßnahmen. Wir finden das falsch. Ja, Herr esterwelle, Sie haben recht: Wir haben dem in jeder usschusssitzung und in jeder Plenarsitzung widerspro hen, und wir werden das weiterhin tun. Wenn man einen Blick in den Haushalt wirft, dann uss man feststellen, dass auf der einen Seite bei der uswärtigen Kulturund Bildungspolitik, dem Teil der ußenpolitik, der der Verständigung zwischen den Men chen verschiedener Nationalitäten dient, gekürzt wurde. nter der Überschrift „Strukturelle Neupositionierung“ erden die Mittel für die Deutsche Welle um 2 Millioen Euro und für das Goethe-Institut um 4 Millionen uro gekürzt. Die Mittel für Abrüstung und Rüstungsontrolle werden gekürzt. Dabei gibt es hier weltweit geug zu tun. Auf der anderen Seite werden 170 Millionen uro mehr für Auslandseinsätze der Bundeswehr eingelant; insgesamt zahlen wir dafür inzwischen mehr als Milliarde Euro. Sie wollen zusätzliches Geld für den usbau des NATO-Hauptquartiers und den Ausbau des ogenannten zivilen Arms der NATO. Wozu braucht ein ilitärbündnis einen zivilen Arm? Warum wird das eld nicht der zivilen OSZE gegeben? iese Prioritätensetzung ist absurd. Hier werden wir Änerungen beantragen. Die Haushaltsdebatte ist immer auch eine Gelegeneit für eine grundsätzliche Auseinandersetzung über die olitik in unserem Land. Diese ist im Bereich der Auenpolitik dringend erforderlich. Die Leser der Süddeutchen Zeitung haben sich im März dieses Jahres erstaunt ie Augen gerieben, als sie lesen durften, dass der ehealige Außenminister Fischer, Mitglied von Bünd is 90/Die Grünen, „Scham für das Versagen unserer Reierung“ und der „roten und grünen Oppositionsführer“ mpfand. (Dr. Philipp Rösler, Bundesminister: Der meinte seine Regierung!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712300900

(Beifall bei der LINKEN)

Stefan Liebich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712301000

(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


nde August teilte er via Spiegel mit, dass das Verhalten
er Bundesregierung „ein einziges Debakel, vielleicht
as größte außenpolitische Debakel seit Gründung der
undesrepublik“ sei.





Stefan Liebich


(A) )


)(B)

Worin bestand die Katastrophe, die Abgeordneten
von CDU/CSU, SPD – das haben wir eben wieder bei
Herrn Erler gehört – und Bündnis 90/Die Grünen so un-
endlich peinlich ist und den sogenannten Parteifreunden
des Außenministers ein willkommener Anlass zu sein
scheint, ihn endlich zum Rücktritt zu drängen? Es war
die Entscheidung, einer Beteiligung an einem Bürger-
krieg nicht zuzustimmen. Es war die Entscheidung, deut-
sche Soldatinnen und Soldaten nicht erneut in ein militä-
risches Abenteuer mit offenem Ausgang zu schicken. Es
war die Entscheidung, bei einer vorhersehbaren Fehl-
interpretation der Charta der Vereinten Nationen und der
Verantwortung zum Schutz der Zivilbevölkerung nicht
mitzumachen. Natürlich sind wir alle froh, dass ein Dik-
tator weniger im Amt ist. Aber heiligt dieses Ergebnis
jedes Mittel?


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Was ist mit Castro?)


Es war nach wenigen Tagen der NATO-Bombardierung
klar, dass es um mehr geht als um den Schutz von Zivi-
listen, wie vom Sicherheitsrat beschlossen.

Was passiert wohl mit der Zivilbevölkerung in einem
Krieg? Herr Schockenhoff, Amnesty International hat
beiden Konfliktparteien Folter vorgeworfen. Wir wissen
gar nicht, wie viele Menschen den Truppen Gaddafis,
denen der Rebellen und den Bomben der NATO zum
Opfer gefallen sind. Die Rebellen selbst sprechen von
50 000 Toten. Dass Deutschland daran nicht beteiligt ist,
soll das größte außenpolitische Debakel seit dem Zwei-
ten Weltkrieg sein? Da fallen mir ganz andere Beispiele
ein,


(Beifall bei der LINKEN)


die Entscheidung des Bundestages von 1998 zum Bei-
spiel, gänzlich ohne völkerrechtliche Legitimierung die
Weichen für eine Bombardierung von Belgrad zu stellen.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Dieser erste Kriegseinsatz in der jüngeren deutschen Ge-
schichte war ein Tabubruch. Damals, Herr Erler, ist die
Außenpolitik auf die schiefe Bahn geraten.


(Beifall bei der LINKEN)


Ein weiteres Beispiel ist der Afghanistan-Krieg. Nach
den unentschuldbaren Terrorangriffen auf New York und
Washington und der Ermordung Tausender stand
Deutschland an der Seite der Vereinigten Staaten. Bun-
despräsident Johannes Rau sagte vor 200 000 Berlinerin-
nen und Berlinern unter riesigem Beifall: „Hass darf uns
nicht zum Hass verführen. Hass blendet.“


(Zurufe von der LINKEN: Genau! – Richtig!)


Die Regierung Schröder/Fischer/Schily/Künast re-
agierte anders. Unter der Überschrift „Uneingeschränkte
Solidarität, das heißt auch militärischer Beistand“ führte
sie Deutschland in einen seit zehn Jahren andauernden
Krieg, in dem sich in diesem Moment über 5 000 deut-
sche Soldatinnen und Soldaten befinden. 52 haben dort
bereits ihr Leben gelassen, mit ihnen 2 600 weitere Sol-
daten und mehr als 30 000 afghanische Zivilisten, und es
geht immer weiter, und das, obwohl der afghanische Prä-

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(C (D ident Karzai im März dieses Jahres die NATO gebeten at, die Bombardements einzustellen. Das und nicht die nthaltung bei der Libyen-Abstimmung ist das größte ebakel der deutschen Außenpolitik. Die Bundesregierung hat im UN-Sicherheitsrat aners abgestimmt als die Regierung der Vereinigten Staan. Das darf sie. Der vom Berliner rot-roten Senat zum hrenbürger ernannte Egon Bahr sagte 2003 mit Blick uf das deutsche Nein zum zweiten Irakkrieg, dass man, tatt den USA hinterherzulaufen, selbstbewusst den eienen Weg gehen solle. Unterschiede müssten nicht egnerschaft sein. Recht hat er. Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren, die ATO hat einen militärischen Sieg gegen einen Diktator rrungen, und wir waren nicht dabei. Aus meiner Sicht t das kein Grund für ein schlechtes Gewissen. Deutschnd kann auf bessere Weise sehr viel Schlimmes verhinern und sehr viel Gutes tun. (Beifall der Abg. Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE])


(Beifall bei der LINKEN)


as machen die Gewehre von Heckler & Koch in
addafis Palast? Was haben deutsche Panzer in Saudi-
rabien zu suchen, was deutsche Polizeiknüppel bei
ubaraks Sicherheitskräften?


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Richtig!)


eenden wir die deutschen Waffenexporte! Beenden wir
ie Ausstattungs- und Ausbildungshilfen für Diktaturen!
eenden wir das am besten generell! Das ist der beste
eitrag, den Deutschland zur Schaffung einer friedlichen
elt leisten kann.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712301100

Das Wort erhält nun der Kollege Frithjof Schmidt für

ie Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Herr Außenminister, die Hälfte der Legisla-
rperiode ist um, und was ist Ihre Bilanz? Die Kom-
entarlage im In- und Ausland ist eindeutig: Deutsch-
nd verliert in der Welt dramatisch an Ansehen. Das ist
er Kern Ihrer Bilanz, und das ist für einen deutschen
ußenminister wirklich einzigartig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


In seltener Deutlichkeit haben altgediente Staatsmän-
er aus unterschiedlichen Lagern die Außenpolitik Ihrer
egierung – man muss es so sagen – vernichtend kriti-

iert. Deutschland gilt unter Schwarz-Gelb als schwer
erechenbar. Als Außenminister, Herr Westerwelle, sind
ie persönlich dafür verantwortlich, die Politik unseres





Dr. Frithjof Schmidt


(A) )


)(B)

Landes im Ausland zu vermitteln und zu erklären. An
dieser Aufgabe scheitern Sie.

Herr Westerwelle, Sie haben kürzlich gesagt, es rei-
che in der heutigen Welt nicht mehr, „alte Partnerschaf-
ten“ zu pflegen, sondern man müsse auch „die neuen
Kraftzentren der Welt ernst nehmen und neue strategi-
sche Partnerschaften aufbauen“. Das ist richtig. Unsere
Politik muss den dynamischen Veränderungen in der
Welt Rechnung tragen. Das Problem ist nur: Sie haben
das in den Zusammenhang mit der deutschen Enthaltung
im Sicherheitsrat zur Libyen-Resolution gestellt. Wie
sollen unsere Partner in Europa und den USA das denn
verstehen? Sie relativieren so die bewährten Partner-
schaften der letzten Jahrzehnte


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Kriegspartnerschaft!)


und stellen ihnen dann China, Russland und Indien ge-
genüber. Das ist beispielhaft für Ihr politisches Problem:
Sie wollen die wachsende Bedeutung der Schwellenlän-
der zu Recht ansprechen, aber Sie finden dafür weder
den richtigen Ton noch die richtigen Worte noch den
richtigen Zusammenhang.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Zurück bleibt dann ein diplomatischer Scherbenhau-
fen nach dem anderen. Ich frage mich schon, was Sie un-
ter einer strategischen Partnerschaft verstehen. Wir sind
überzeugt, dass eine solche Partnerschaft mehr sein
muss als schlichte machtpolitische Kooperation mit ei-
nem großen Land. Partnerschaft setzt doch eine breite
Basis von gemeinsamen Grundüberzeugungen und Posi-
tionen voraus. Deswegen sollten wir diesen Begriff nicht
inflationär verwenden, und das tun Sie.

Sie vermitteln den Eindruck, dass es Ihnen vor allem
darum geht, der deutschen Außenpolitik größtmöglichen
nationalen Spielraum zu verschaffen. Das ist der falsche
Weg. Notwendig ist eine engere Einbindung Deutsch-
lands in die europäische Außenpolitik. Das wäre dann
auch der richtige Weg, um neue strategische Bündnisse
zu schmieden, die die Schwellenländer einbeziehen,
nicht allein, sondern im europäischen Gespann.

Aber, Herr Westerwelle, die Europapolitik ist bisher
ohnehin nicht Ihr Feld. Europa, die Europäische Union
ist für Deutschlands Zukunft von schicksalhafter Bedeu-
tung. Die Europäische Union steht heute auf dem Spiel.
Sie muss entschieden und offensiv verteidigt werden.
Wir brauchen mehr europäische Integration. Der deut-
sche Außenminister sollte hierfür ein begeisterter und
entschlossener Vorkämpfer sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


In entscheidenden Fragen, wie der Schaffung des Eu-
ropäischen Stabilitätsmechanismus, haben Sie Rücken-
deckung aus der Opposition. Aber wo sind Sie denn in
diesen Auseinandersetzungen seit über einem Jahr zu
finden? Wo stehen Sie denn? Man muss glauben, das
Auswärtige Amt hätte jegliche Zuständigkeit hierfür mit
Ihrem schwarz-gelben Koalitionsvertrag abgegeben.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Außenminister der Bundesrepublik Deutschland
aren immer überzeugte und vor allem überzeugende
uropäer. Sie, Herr Westerwelle, brechen mit dieser Tra-
ition: keine große Rede, keine Vision, keine Idee zu Eu-
pa. Ich will gerne zugeben: Ein Außenminister hat es
Zeiten des Lissabon-Vertrages schwerer, als Taktgeber

er Europapolitik zu fungieren. Aber bei Ihnen frage ich
ich schon, ob Sie überhaupt noch im Orchester sitzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dabei gibt es gerade bei der gemeinsamen europäi-
chen Außenpolitik dringend zu erledigende Aufgaben.
uf dem Westbalkan schwelen Konflikte vor sich hin.
ier wären europäische Initiativen unbedingt erforder-
ch. Doch die EU ist in zentralen Punkten wie der Aner-
ennung des Kosovo zerstritten und handlungsunfähig.
ier, Herr Westerwelle, könnte Deutschland eine trei-
ende und produktive Rolle spielen. Wir würden uns
ehr freuen, wenn Sie hier einmal liefern würden.

Meine Damen und Herren von der Koalition, der
ußenminister ist natürlich nicht alleine für Fehler ver-

ntwortlich. Die Probleme erwachsen aus einer grundle-
enden außenpolitischen Konzeptionslosigkeit dieser
egierung. Dafür trägt die Bundeskanzlerin mindestens
benso sehr die Verantwortung wie der Außenminister.

Eine weitere Bemerkung zur Libyen-Politik ist hier
ötig. Wir haben die deutsche Enthaltung im Sicher-
eitsrat damals kritisiert, weil sie ein falsches politisches
ignal an Gaddafi bedeutet hat, nicht aber die Position
er Bundesregierung, keine deutschen Truppen in den
insatz in den Luftraum über Libyen zu schicken. Dazu
tehe ich nach wie vor. Aber man kann sich doch freuen,
enn der Einsatz der NATO nach vielen Schwierigkei-
n und auch Überdehnungen der UN-Resolution

chließlich gut ausgeht und der brutale Diktator gestürzt
ird.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Was ist daran gut? – Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Sie glauben, das ist vorbei?)


an sollte dabei die Verdienste der NATO würdigen. Ihr
roblem war und ist doch, dass Sie das nicht ohne Nach-
ilfe zum Ausdruck gebracht haben. Auch hier haben
ie nicht den richtigen Ton und die richtigen Worte ge-
nden. Das kann und darf sich der Chef der deutschen
iplomatie eben nicht leisten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die weitere Unterstützung des arabischen Frühlings
ehört jetzt ins Zentrum deutscher und europäischer Au-
enpolitik. Die Solidarität mit dem syrischen Volk und
einem mutigen Kampf gegen die Assad-Diktatur muss
ier ganz vorne stehen. Da ist es kaum zu fassen, dass
ie EU erst jetzt ein Ölembargo gegen Syrien beschlos-
en hat. Der Diktator massakriert sein Volk, und über

onate wird ihm nicht einmal der Ölverkaufshahn zuge-





Dr. Frithjof Schmidt


(A) )


)(B)

dreht. Es ist ein Skandal, dass das Embargo erst Mitte
November wirklich greifen wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wenn Italien hier blockiert, weil es Versorgungseng-
pässe hat, dann muss europäisch ausgeholfen werden.
Da muss es doch eine Initiative zur Lösung geben. Hier
hätte Deutschland sich entschiedener und sichtbarer ein-
setzen müssen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, die arabischen Län-
der, die den ersten Schritt in die Freiheit gemacht haben,
stehen nun vor großen Herausforderungen. Europa muss
jetzt handeln. Daher muss sich die Bundesregierung in-
tensiv für den Abbau der EU-Agrarzölle einsetzen. Auch
die derzeitige europäische Abschottungspolitik gehört
beendet. Die EU muss ihre Grenzen, ihre Arbeitsmärkte
und ihre Universitäten für Menschen aus den sich demo-
kratisierenden Ländern Nordafrikas öffnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Meine Damen und Herren von der Koalition, eine ab-
schließende Bemerkung: Im Einzelplan des Auswärtigen
Amtes haben Sie im letzten Jahr eine ganze Reihe von
Kürzungen vorgenommen, unter anderem im Bereich
der Krisenprävention und bei den humanitären Maßnah-
men. Dieses Jahr nehmen Sie diese Kürzungen nun teil-
weise wieder zurück. Das ist gut. Aber eine Linie, eine
Konzeption ist für mich beim besten Willen nicht er-
kennbar. Das ist gerade in Bereichen wie der Krisenprä-
vention, wo es um den Aufbau nachhaltiger Strukturen
geht, wirklich kontraproduktiv. Leider zeigt also selbst
der Haushalt in seinen Einzelheiten, wie unberechenbar
die Politik dieser Regierung ist.

Mit dieser Halbzeitbilanz, Herr Minister Westerwelle,
sind Sie ein Totalausfall für Ihre Koalition und leider
auch für unser Land.

Danke für die Aufmerksamkeit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712301200

Das Wort erhält nun der Kollege Wolfgang Götzer für

die CDU/CSU.


(Jörg van Essen [FDP]: Nein, Rainer Stinner!)


– Es wäre ja gut, wenn mir das auch einer sagte.


(Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Wir haben getauscht!)


Dann erhält jetzt der Kollege Rainer Stinner das Wort,
und der Kollege Götzer kommt einvernehmlich später an
die Reihe. – Bitte.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Herr Präsident, mein Name ist Rainer Stinner und icht Erwin Lindemann. – Herr Präsident! Liebe Kolleinnen und Kollegen! Die Debattenbeiträge der Opposion haben ein bedenkliches Phänomen gezeigt, das man edizinisch als retrograde Amnesie bezeichnet, nämlich ergesslichkeit. Sie machen die Vergesslichkeit, die Sie den letzten sechs Monaten an den Tag gelegt haben, um Zentrum Ihrer Kritik an dieser Bundesregierung. Herr Erler, Sie haben in Ihrer Vorlesung hier die Bunesregierung sehr deutlich kritisiert und gesagt, dass die ibyen-Entscheidung falsch gewesen sei. Herr Schmidt, uch Sie sind leider diesem Phänomen verfallen und haen gesagt, Sie hätten damals die Entscheidung der Bunesregierung kritisiert. Ich darf Sie einmal mit der Realität konfrontieren: err Trittin hat am 18. März 2011 gesagt, Deutschland abe gemeinsam mit Brasilien und Indien richtig reaiert, indem es sich der Stimme enthalten habe – Herr rittin von den Grünen. err Gabriel hat am 18. März dieses Jahres gesagt – dies ar auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Herrn rittin; beide haben Deutschlands Enthaltung gelobt –, r habe Verständnis für die Haltung Deutschlands bei der bstimmung. Wenn man wie Deutschland Sorge vor eier militärischen Eskalation habe, sei eine Enthaltung ur folgerichtig. Herr Gabriel sagte auch: Ich kann die Skepsis nachvollziehen, deshalb ist die Enthaltung richtig. Heute, sechs Monate später, stellen Sie sich hierhin, err Erler und Herr Schmidt, und machen das zum Zenum Ihrer Kritik deutscher Außenpolitik. (Dr. h. c. Gernot Erler [SPD]: Nein, die Folgen!)

Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1712301300

(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Meine Damen und Herren, wer soll diese beiden Par-
ien noch ernst nehmen, zumal die beiden großen Pro-
gonisten der Sozialdemokratischen Partei, die Herren
abriel und Steinmeier, der Debatte heute vorsichtshal-
er ferngeblieben sind – vielleicht um nicht mit ihrer da-
aligen Einschätzung konfrontiert zu werden?


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


In diesem Zusammenhang muss ich ein Zitat des Grü-
en-Politikers Cohn-Bendit wiedergeben – mit Verlaub,
err Präsident, hoffentlich auch mit Ihrer nachträglichen
enehmigung, wenn Sie es gehört haben –, der bezüg-
ch der Außenpolitik der Grünen gesagt hat:

Ich spreche von Grünen-Politikern, von Jürgen
Trittin, Omid Nouripour und anderen Klugschei-
ßern.

err Präsident, ich entschuldige mich für die Wortwahl.
ber das ist die Wortwahl der Grünen gewesen.

Meine Damen und Herren, das ist die Qualität, mit
er wir hier im Deutschen Bundestag, mit der die deut-
che Öffentlichkeit und mit der die Damen und Herren
nks oben von der Presse von der deutschen Opposition





Dr. Rainer Stinner


(A) )


)(B)

konfrontiert werden. Wenn Sie das berücksichtigen,
dann können Sie doch nicht im Ernst einen Anspruch da-
rauf erheben, für Deutschland eine bessere Außen- und
Sicherheitspolitik zu gestalten. Nein, Sie haben deutlich
bewiesen, dass Sie das nicht können.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Deshalb stelle ich abschließend völlig einvernehmlich
für die beiden Koalitionsfraktionen und die Bundes-
regierung fest: An der klaren Einbettung Deutschlands
ins westliche Bündnis und an der klaren Orientierung an
Werten und Zielen deutscher und europäischer gemein-
samer Politik lassen wir nichts deuteln, auch nicht von
inkompetenten Oppositionspolitikern.


(Widerspruch bei der SPD)


Deutschlands Rolle in Europa und der Welt wird sich
auch in Zukunft auf der Basis dieser klaren Werteorien-
tierung gestalten.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1712301400

Das Wort hat der Kollege Dr. Rolf Mützenich von der

SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Rolf Mützenich (SPD):
Rede ID: ID1712301500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Bundesaußenminister, ich finde, dass in den letzten
Wochen nicht ganz fair mit Ihnen umgegangen worden
ist. Sie haben eine Menge Pfeile auf sich gezogen und
damit offensichtlich von dem Komplettversagen der ge-
samten Bundesregierung abgelenkt, die nämlich auch
den außenpolitischen Herausforderungen nicht gerecht
geworden ist. Deswegen glaube ich – das ist vielleicht
ein Trost für Sie –: Das Komplettversagen der gesamten
Bundesregierung ist blamabel für die deutsche Außen-
politik.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die schlimmen Fehler, die in den vergangenen Wo-
chen gemacht worden sind, Herr Bundesaußenminister,
sind das eine. Große Sorgen macht mir aber, dass Sie auf
Trends, die es innerhalb der deutschen Gesellschaft gibt,
offensichtlich nicht rechtzeitig und allenfalls mit Des-
interesse eingehen.

Ich würde gerne auf eine Allensbach-Umfrage einge-
hen, über die im Juli 2011 in der Frankfurter Allgemei-
nen Zeitung berichtet wurde. Ich zitiere:

Auch die Überzeugung, es sei notwendig, Deutsch-
land in internationale Bündnisse einzubinden,
scheint allmählich zu erodieren.

Ich denke, das muss uns allen, auch dem gesamten Deut-
schen Bundestag, große Sorgen machen, Herr Minister.

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(C (D Insofern stellt sich die Frage: Was tun Sie gegen dieen Trend? Wie erläutern Sie den Bundesbürgern, dass s wichtig ist, sich innerhalb von Institutionen und Reeln zu bewegen, was letztlich zum Wohle Deutschlands ehört? Diese Herausforderungen stellen sich. An diesen Heusforderungen sind Sie aber zumindest in den letzten wei Jahren gescheitert. Es geht nicht um die Reden, die ie gegen die Renationalisierung halten; es geht vielehr um das Handeln. In der Europapolitik – das wird sich auch gleich in der eneraldebatte zeigen – hat nicht nur der Bundesaußeninister, sondern die gesamte Bundesregierung versagt, as die Rolle Europas angeht. Die Bundeskanzlerin hat 009 den Abgeordneten im US-Kongress gesagt – einige on uns waren seinerzeit dabei –: Deutschland steht in dieser Welt in festen Bündnissen und Partnerschaften; deutsche Sonderwege sind grundsätzlich keine Alternative deutscher Außenpolitik. Diese Rede wird in Washington immer wieder geleen, und Ihr Handeln wird daran gemessen. Was Libyen ngeht, waren wir nicht an der Seite unserer Partner. Das t nicht nur Ihr Versagen, sondern das Versagen der ge amten Bundesregierung. Ich nenne ein drittes Beispiel. Die Bundeskanzlerin at sehr früh eine Option beiseitegeschoben, die im Hinlick auf die geplante UN-Resolution im September in en Vereinten Nationen wichtig gewesen wäre, nämlich en Druck auf die israelische Regierung zu erhalten, dait es wieder zu Friedensverhandlungen kommt. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ie Bundeskanzlerin schiebt diese Option beiseite. Sie
rschweren die Einigung bei den Konsultationen mit den
uropäischen Außenministern am Wochenende, weil
eutschland in dieser Frage nicht richtig gehandelt hat.
as ist das Komplettversagen.

Herr Bundesaußenminister, Sie haben eben in Ihrer
ede auf Afghanistan Bezug genommen. Sie wissen,
ass die Sozialdemokratische Partei der Politik, die sei-
erzeit in London kreiert worden ist, bisher gefolgt ist.
estandteil dieser Politik war aber auch, dass Sie gesagt
aben, bis 2015 würden die Kampftruppen aus Afgha-
istan zurückgezogen, und wir würden im nächsten Jahr
amit beginnen. In Ihrer Rede heute hörte sich das an-
ers an.

Sie gefährden den innenpolitischen Konsens, wenn
ie das nicht einhalten, was Sie vor einigen Monaten im
eutschen Bundestag gesagt haben. Daran werden wir
ie messen.

Ich finde, das Komplettversagen der Bundesregierung
uss benannt werden. Wir haben viele verantwortliche
inister, die der deutschen Außenpolitik in den vergan-

enen Monaten Schaden zugefügt haben. Ein Beispiel ist
err Niebel. Ich empfand es als einen Skandal, als er in





Dr. Rolf Mützenich


(A) )


)(B)

der Zeit auf die Frage, ob die Lieferung von Panzern an
Saudi Arabien mit der Menschenrechtspolitik der Bun-
desregierung übereinstimme, geantwortet hat: „Die Sta-
bilisierung einer Region trägt durchaus dazu bei, die
Menschenrechte zu wahren …“ – Von welchen Men-
schenrechten in Saudi Arabien reden Sie eigentlich? Was
sollen denn dort Panzer positiv bewirken?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das ist der eigentliche Skandal. Ich hätte mir von der
Bundeskanzlerin deutlichere Worte dazu gewünscht. Das
betrifft auch die Begründung für die Lieferung, die nach-
her wie ein Kartenhaus zusammengefallen ist. Sie haben
gesagt, die israelische Regierung habe Sie ermutigt, die
Panzer nach Saudi Arabien zu liefern.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stimmt gar nicht!)


Weil einige mutige Kollegen aus Ihren Reihen nach-
gefragt haben, hat sich herausgestellt, dass das gar nicht
stimmt. Das erinnert an eine Situation, die wir schon ein-
mal erlebt haben. Man beruft sich auf Israel zur Recht-
fertigung einer politischen Handlung. Es gab schon ein-
mal eine ähnliche Begebenheit bei der CDU/CSU,
nämlich als es um jüdische Vermächtnisse gegangen ist.
Es ist ein Skandal, dass Argumente angeführt werden,
die in der Realität keine Grundlage haben. Das zeigt das
Komplettversagen der gesamten Bundesregierung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE])


Herr Bundesaußenminister, ich hätte mir unabhängig
von der Libyen-Entscheidung gewünscht, dass Sie deut-
lich gemacht hätten, wie die Haltung der Bundesregie-
rung in den Vereinten Nationen zu der Schutzverantwor-
tung, der Responsibility to Protect, ist. Sie sind im
Sicherheitsrat, und der Sicherheitsrat wird die Rolle der
Schutzverantwortung im Rahmen des Völkerrechts aus-
gestalten müssen. Nach der Libyen-Entscheidung stellt
sich insbesondere die Frage, welche Instrumente man
den Vereinten Nationen an die Hand gibt, um dieser
Schutzverantwortung gerecht zu werden. Die Delegation
an andere Institutionen ist offensichtlich falsch. Deshalb
müssen wir eine Diskussion anstoßen – das ist insbeson-
dere Ihre Aufgabe –, wie mit der Schutzverantwortung
umgegangen wird und welchen Beitrag deutsche Außen-
politik in der Zukunft dazu leisten will. Diesen Grund-
satzfragen widmen Sie sich überhaupt nicht. Ich hätte
mir gewünscht, dass das heute in Ihrer Rede eine Rolle
gespielt hätte.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zum Schluss möchte ich Ihnen sagen: Ich schätze Ih-
ren Versuch in den letzten Monaten, die Lage auf dem
Balkan zu beruhigen und die Spannungen durch Koope-
ration, durch Gespräche und das Zusammenführen der
Kontrahenten zu entschärfen. Das reicht aber nicht, ins-
besondere dann nicht, wenn an der Grenze zum ehemali-
gen Jugoslawien ein Mitgliedstaat der Europäischen

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(C (D nion zündelt und den Chauvinismus in dieser Region ieder aufleben lässt. Es gehört Mut dazu, dem entgeenzutreten. Das weiß ich. Aber, Herr Bundesaußeninister, ich verlange von Ihnen, den Mut aufzubringen, it der ungarischen Regierung darüber zu reden, welche edeutung sie der Minderheitenpolitik im Rahmen der uropäischen Union beimisst. Das gilt auch für die Meienpolitik. Das anzusprechen, gehört zu einer mutigen eutschen Außenpolitik. Ich finde, die Bundeskanzlerin ätte sich dazu äußern müssen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, die einzige Konti-
uität besteht in den Widersprüchen der von Ihnen be-
iebenen deutschen Außenpolitik. Matthias Naß von der
eit hat von seinen Reisen in die verschiedenen Haupt-
tädte im Juli das Resümee mitgebracht: „Ratlos stehen
ie Freunde vor der neuen deutschen Unberechenbar-
eit.“


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1712301600

Herr Kollege.


Dr. Rolf Mützenich (SPD):
Rede ID: ID1712301700

Herr Bundesaußenminister, es ist nicht der Kompass,

er Ihnen fehlt; denn der Kompass ist lediglich ein In-
trument. Was Ihnen fehlt, sind Einsichten, Ernsthaftig-
eit und Mut. Das ist bedauerlich, aber wohl nicht mehr
u ändern.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Diether Dehm [DIE LINKE])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1712301800

Als nächster Redner hat der Kollege Dr. Wolfgang

ötzer von der CDU/CSU-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Wolfgang Götzer (CSU):
Rede ID: ID1712301900

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!
ir alle spüren im Moment ganz besonders, dass sich

uropa in der größten Bewährungsprobe seit Unter-
eichnung der Römischen Verträge befindet. Die Bewäl-
gung der Schuldenkrise einiger Euro-Länder bedeutet
eit mehr als das Sichern unserer gemeinsamen Wäh-
ng und auch weit mehr als das Sichern unserer Wirt-

chafts- und Exportchancen. Es geht vor allem darum,
uropa als eine politische Gemeinschaft zu erhalten. Wir
ürden einen großen Fehler begehen, wenn wir es zulie-
en, dass durch die Schuldenkrise ein Schaden an eben-
ieser Europäischen Gemeinschaft entsteht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Europa ist zuallererst ein bedeutender Garant für Frie-
en. Sich für den Fortbestand eines friedlichen Europas
inzusetzen, ist eine Grundlinie deutscher Außenpolitik.
ie deutsche Außenpolitik ist eingebettet in die interna-





Dr. Wolfgang Götzer


(A) )



(B)

tionale Staatengemeinschaft und geschieht primär in Ab-
stimmung mit der Europäischen Union.

Dies bedeutet aber nicht, dass wir in der Schulden-
krise unbegrenzt für Euro-Staaten einstehen, die sich
nicht solidarisch verhalten. Wer Teil dieser erfolgreichen
Europäischen Gemeinschaft sein will, muss auch solida-
risch gegenüber seinen Nachbarn sein. Es darf keine un-
begrenzte Einstandspflicht der Euro-Länder geben. Eine
Transferunion lehnen wir deshalb ab.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Noch etwas möchte ich aus gegebenem Anlass sagen:
Wir werden keinesfalls unsere nationale Souveränität
und damit letztlich auch unsere nationale Identität aufge-
ben. Damit es ganz klar ist: Die CSU und insbesondere
die CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag möch-
te keine Vereinigten Staaten von Europa.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Uta Zapf [SPD]: Warum denn nicht?)


So denkt übrigens auch die übergroße Mehrheit der
Deutschen.

Die europäischen Staaten sind Ausdruck der Vielfalt
und des kulturellen Reichtums Europas. Die Europäi-
sche Union beruht auf der Gemeinschaft gleichberech-
tigter und souveräner Staaten. Für uns gilt deshalb, dass
der Grundsatz der Subsidiarität das am besten geeignete
Ordnungsprinzip für die Aufgabenverteilung auf die ver-
schiedenen Ebenen in der Europäischen Union ist. Jede
weitere Übertragung von Kompetenzen auf die Europäi-
sche Union darf nur mit Zustimmung des Bundestages
und des Bundesrates erfolgen.

Dennoch steht es außer Frage, dass wir in Zukunft un-
sere Interessen in der Welt nur im europäischen Rahmen
zur Geltung bringen können. Wir wollen und wir brau-
chen ein Europa, das immer weiter zusammenwächst.
Die EU muss dabei eine in sich gefestigte Wertegemein-
schaft innerhalb verlässlicher Grenzen sein. Deshalb
darf ihre Integrationskraft nicht überfordert werden. Das
bedeutet für die Frage der EU-Erweiterung: Mit dem
eingeleiteten Beitritt Kroatiens ist aus meiner Sicht bis
auf Weiteres die Aufnahmefähigkeit der Europäischen
Union an ihre Grenzen gelangt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Deshalb sagen wir ein klares Nein zu einem Beitritt der
Türkei.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zurufe von der SPD)


Der Kollege Schockenhoff hat keinen Beitritt gefordert,
und den wird es mit uns auch nicht geben.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das schauen wir mal!)


Ein weiteres wichtiges Handlungsfeld in der deut-
schen Außenpolitik ist nach wie vor Nordafrika. Seit
Monaten sind wir Zeugen gewaltiger Umwälzungen in
der arabischen Welt, die vor einem Jahr noch niemand


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(C (D r möglich gehalten hätte. Wie sich die Lage in den einelnen Ländern letztlich entwickeln wird, ist noch imer nicht absehbar. Gemeinsam mit den Partnern der EU üssen und werden wir den Wandel in den Ländern ordafrikas zielorientiert, bedarfsgerecht und partner chaftlich unterstützen. Der Demokratisierungsprozess der arabischen Welt ist nicht nur für die Menschen vor rt von größter Bedeutung, sondern liegt auch im deut chen und europäischen Interesse. Klar muss aber auch ein: Finanzielle Unterstützungsleistungen der EU müsen zukünftig viel stärker als bislang von politischen und chtsstaatlichen Reformen abhängig gemacht werden. Dass nun auch die Tage der Gaddafi-Herrschaft vorei sind, ist dem mutigen Kampf der Aufständischen in ibyen, aber auch dem militärischen Eingreifen unserer ATO-Partner zu verdanken. Die Tatsache, dass sich eutschland nicht an dem militärischen Einsatz beteiligt at, darf nicht mit Neutralität verwechselt werden. ündnistreue ist und bleibt eine der obersten Maximen er deutschen Außenpolitik. Wir werden an der Seite der Bündnispartner bei dem olitischen Übergang Libyens in Richtung Demokratie nd Rechtsstaat aktiv mitwirken. Außerdem werden wir ibyen beim Wiederaufbau der Wirtschaft und Infratruktur unterstützen, und wir werden medizinische ilfe leisten. Sollte es eine Anfrage der Bündnispartner eben, wird auch die Beteiligung der Bundeswehr an eier möglichen UNO-Friedensmission in Libyen kontruktiv geprüft werden. Verehrte Kolleginnen und Kollegen, genauso wie in en letzten Jahrzehnten wird die deutsche Außenpolitik uch in Zukunft wertorientiert und interessengeleitet ein. Neben einer aktiven Europapolitik bleibt die Bündisorientierung eine wichtige Säule deutscher Außenolitik. Deutschland steht zum Bündnis, Herr Kollege rler, und wird auch in Zukunft seinen Beitrag leisten. Das Wort hat der Kollege Dr. Diether Dehm von der raktion Die Linke. (Beifall bei der LINKEN – Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Salonmarxist!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1712302000


Dr. Jörg-Diether Dehm-Desoi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712302100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr

esterwelle, Frau Merkel, Sie haben bisher noch keine
riechen gerettet, sondern nur die Besitzer griechischer
chuldverschreibungen. Das ist die Wahrheit.


(Beifall bei der LINKEN)


ie haben nicht die Spareinlagen der kleinen Leute bei
ns gerettet, sondern Josef Ackermann, der Sie berät und
en Sie Geburtstag im Kanzleramt feiern lassen. Der
ckermann/Merkel-Kurs zwingt die südeuropäischen
onjunkturen in die Knie und auf die Knie. Aber wenn
riechenland und Spanien fallen, wenn Sie die Euro-
one nicht halten können, dann können Sie auch unsere
xportkonzerne einsargen.
)





Dr. Diether Dehm


(A) )


)(B)

Meine Damen und Herren, während Deutschlands
Bürger morgen wieder für Ackermann und die Finanz-
haie mit gut 253 Milliarden Euro bürgen sollen, schlie-
ßen in Kommunen Schwimmbäder und Kulturzentren.
Überall wird städtische Daseinsvorsorge in dieser Not zu
Cashflow gemacht, in die Privatisierung getrieben. „Pri-
vare“ ist Lateinisch und heißt „rauben“. Aber die Ge-
meinden sind unser Zuhause und kein Fraß für Finanz-
haie.


(Beifall bei der LINKEN)


Statt Schuldverschreibungen, meine Damen und Her-
ren, brauchen wir Nachfrage in den Verbrauchertaschen.
Städte und Gemeinden müssen wieder kaufkräftig wer-
den. So müssen auch Löhne und Renten steigen. Das ist
das Antikrisenkonzept, das Ihnen neuerdings sogar kon-
servative Ökonomen vorrechnen.

Was glauben Sie denn, warum Frank Schirrmacher,
Herausgeber der größten konservativen Zeitung in
Deutschland, der FAZ, vor drei Wochen schrieb; er
fürchte, die Linken hätten recht?


(Beifall bei der LINKEN)


Deutsche Billiglohnjobs sind der Motor immer tiefer
in die Krise hinein. Solange in Deutschland als einzigem
und größtem EU-Land die Reallöhne weiter derart sin-
ken – in den vergangen zehn Jahren um 4,5 Prozent –
und die Exportüberschüsse steigen, solange die Länder
Süd- und Osteuropas sich weiter verschulden müssen,
weil deutsche Lohnpresser diese Märkte immer schneller
mit Produkten aus immer billigerer Arbeit, hergestellt in
höchster Produktivität, überschwemmen, wird die Krise
immer schlimmer.

War da nicht mal die Rede von einer Finanztrans-
aktionsteuer? War da nicht mal was mit der Krisenbetei-
ligung privater Gläubiger und Großzocker? Das wurde
auf die freiwillige Basis abgeschoben, so als ob man den
Marder im Blutrausch bitten könnte, sich selbst die
Maulsperre einzuziehen.


(Beifall bei der LINKEN – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Guten Morgen!)


War da nicht mal was mit der Erhöhung der Risikode-
ckung der Großzocker, was selbst der Internationale
Währungsfonds erst vergangene Woche gefordert hat?
Die Deutsche Bank hat hartes Eigenkapital von 30 Mil-
liarden Euro bei einer Bilanzsumme von 2 000 Milliar-
den Euro. So sieht die nächste Zeitbombe aus.

Das Bundesverfassungsgericht soll ja wohl alle Be-
schwerden zurückgewiesen haben. Aber beim Bundes-
verfassungsgericht haben wir gelernt, genauestens in die
Auflagen hineinzuschauen. Ich greife dem nicht vor,
wenn ich sage: Wer eine umfassende parlamentarische
Kontrolle der EFSF, der anderen Pakete ablehnt und
sagt, diese sei nicht möglich, weil die Finanzmärkte im-
mer schnellere Entscheidungen forderten, der ist ein
Gegner unserer Verfassung.


(Beifall bei der LINKEN)


Wer beim Änderungsgesetz die parlamentarische Mit-
wirkung beschneidet, zwingt auch die Linke, erneut nach

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(C (D arlsruhe zu gehen. Und auch dies wird nicht erfolglos leiben. Als ich letzte Woche ein Deutschlandfunk-Zitat von nen, Frau Merkel, auf den Nachdenkseiten von lbrecht Müller gelesen habe, habe ich erst gedacht, da uss der Albrecht Müller einer Stimmparodistin auf den eim gegangen sein. Ich zitiere einmal mit Genehmiung des Präsidenten: Wer leben ja in einer Demokratie, danke schön – und das ist eine parlamentarische Demokratie, auch hier: danke schön für die Belehrung – und deshalb ist das Budgetrecht ein Kernrecht des Parlaments, auch für diese tolle Erkenntnis danke ich – und insofern werden wir Wege finden, wie die parlamentarische Mitbestimmung so gestaltet wird, und das lassen Sie sich jetzt bitte ganz langsam auf em Hirn zergehen – dass sie trotzdem auch marktkonform ist. h wiederhole: Die parlamentarische Mitbestimmung so estalten, dass sie marktkonform ist. Frau Merkel, es gibt hier in diesem Deutschen Bunestag – da muss ich auch Kolleginnen und Kollegen anerer Fraktionen in Schutz nehmen – noch ausreichend olleginnen und Kollegen, die gar nicht daran denken, ich hier marktkonform zu verhalten, sondern sich vielehr demokratisch verhalten (Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der FDP)


das werden Sie von der FDP wahrscheinlich nie be-
reifen –, weil es noch Millionen Dinge und Menschen
uf dieser Welt gibt, die wir nicht den Märkten unterord-
en dürfen.


(Beifall bei der LINKEN)


Die wie ein Gottesurteil beschworenen bzw. wie ein
lymp angebeteten Finanzmärkte bestehen in Wahrheit

us fünf Großbanken und drei Ratingagenturen. Und
ann gehören noch dem Hauptaktionär der Deutschen
ank, Blackrock, zwei von den drei größten Ratingagen-
ren. Blackrock ist also das Verbindungsglied zwischen
eutscher Bank und den Ratingagenturen. So sind die

ogenannten Finanzmärkte aufgestellt, denen Sie parla-
entarische Entscheidungen unterordnen wollen. Mit

iesen fünf Großbanken und diesen drei Ratingagentu-
n gehen Kolleginnen und Kollegen, gehen Demokra-
nnen und Demokraten in diesem Land nicht konform.
ie gehen nach Karlsruhe, sie gehen auf die Straße. Wir
erden diese Bankenmacht brechen müssen, wenn uns
nsere Demokratie, wenn uns unser Parlament, wenn
ns unser Leben lieb ist.


(Beifall bei der LINKEN – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Die rote Fahne weht voran! – Dr. Diether Dehm )





(A) )

Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Rotfront,
Genosse!)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1712302200

Das Wort hat die Kollegin Veronika Bellmann von der

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Veronika Bellmann (CDU):
Rede ID: ID1712302300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen

und Kollegen! Zweifelsohne leben wir in einer politi-
schen Zeitenwende. Europa steht nicht an einem Schei-
deweg, sondern Europa steht an einem Entscheideweg:
Ja zu mehr Europa oder Ja zu weniger Europa? Kollege
Schockenhoff hat diese Frage für die CDU/CSU-Frak-
tion schon beantwortet: Ja zu mehr Europa.

Haushalterisch bzw. vom Einsatz der Finanzmittel her
gesehen war die Finanz- und Wirtschaftskrise wohl eine
Art Jahrhunderthochwasser. Die Bewältigung der Staats-
schuldenkrise kommt einem Tsunami gleich. Einige kri-
tische Vorhersagen von Sachverständigen vor Einfüh-
rung des Euro sind jetzt eingetreten. Auch derzeit gibt es
wieder Sachverständige und Experten, die Entwick-
lungsszenarien aufzeigen und alternative Handlungsan-
sätze zu den von den Euro-Staaten installierten Ret-
tungsschirmen vortragen. Die Vorschläge reichen von
einer neuen europäischen Verfassung, also vom Staaten-
bund zum Bundesstaat, über ein Kerneuropa, also Auf-
spaltung in einen Nord- und in einen Süd-Euro, bis zu ei-
nem Schuldenschnitt und einem Austritt aus der
Währungsunion.

Manchen Experten scheinen die Gipfelbeschlüsse
zwar realpolitisch sinnvoll, aber ökonomisch manchmal
zweifelhaft, Beispiel Griechenland-Paket. Mit einem er-
weiterten EFSF sollen Staatsdefizite finanziert und Zeit
für Strukturreformen gekauft werden. Wurde diese Zeit
bisher genutzt? Wurde tatsächlich gerettet? So lautet
auch das Fazit eines Ökonomen des Bundesverbandes
der mittelständischen Wirtschaft: Sicher ist nur, dass
volkswirtschaftliche Realitäten langfristig immer stärker
sind als realpolitisches Wunschdenken. – Diese Diskre-
panz, die es zwischen diesen beiden Punkten immer wie-
der gibt, hat den Akzeptanzschwund und den Vertrau-
ensverlust der Bürger gegenüber Europa verstärkt.
Vorbei ist die Euphorie über ein freizügiges Europa, über
Reisen ohne Grenzkontrollen.

Zu selbstverständlich ist auch der Frieden geworden,
der Gott sei Dank schon 60 Jahre in Europa herrscht.
Angesichts der Zukunftsängste spielt das bei den Bür-
gern leider keine große Rolle mehr. So manche Richt-
linie aus der Europäischen Union und so manche Stan-
dards – wir können die Stichpunkte ja nennen:
Glühbirnenverbot oder Krümmungsgrad der Gurke; Sie
alle wissen, dass es viele ähnliche Dinge gibt – haben die
Bürger als Schikane der europäischen Bürokratie emp-
funden. Der Umgang mit der Staatsschuldenkrise kommt
bei vielen noch hinzu. Dabei ist europäische Integration
nicht auf Gedeih und Verderb mit einer Währungsunion
verbunden, wie erfolgreiche europäische Länder ohne

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(C (D en Euro beweisen. Aber der Bürger trennt hier kaum. ancher hat uns die Einführung des Euro, der oft immer och sarkastisch „Teuro“ genannt wird, nie verziehen nd misst uns deshalb besonders streng an den damalien Versprechungen. Was haben wir dem entgegenzuhalten? Systematische egelbrüche und kaum wirksames Kontrollieren und anktionieren. Oftmals werden Euro-Skeptiker oder uro-Kritiker als Feinde der europäischen Idee hingetellt. Von Bundespräsident Wulff oder Bundesbankpräident Weidmann kann man das ganz sicher nicht sagen. uch mein persönlicher Standpunkt ist zwar immer uro-kritisch, richtet sich aber nie gegen die europäische tegration. Ich möchte ein Europa, das mehr ist als eine reihandelszone, das aber nicht eine Vergemeinschafng der Schulden und schon gar nicht Euro-Bonds unrstützt; (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


enn diese nehmen den letzten wirtschaftlichen Anreiz
r solides Haushalten. Ich möchte auch erst dann eine
irtschafts-, Währungs-, Fiskal- und Sozialunion und

as damit verbundene Abtreten nationaler Souveränitäts-
chte, wenn sich die EU durch das Einhalten ihrer eige-

en Verträge und Vereinbarungen dafür würdig erwiesen
at. Diesen Beweis ist die Gemeinschaft bisher noch
chuldig geblieben.

Deshalb ist es richtig, einen kritischen Blick auf die
uropäische Union zu behalten, die starke Mitwirkung
es Deutschen Bundestages – auch ohne ein Urteil des
undesverfassungsgerichts, das übrigens soeben alle
lagen und Verfassungsbeschwerden zurückgewiesen
at – bei allen europäischen Entscheidungen einzufor-
ern und realpolitische Entscheidungen zu treffen, die in
erantwortung für künftige Generationen ökonomisch
ernünftig und vertretbar sind. Es gibt immer einen An-
ng für das Bessere. Um mit Wolfgang Schäuble zu

prechen: Europa muss man richtig machen.

Danke.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1712302400

Das Wort hat der Kollege Klaus Brandner von der

PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1712302500

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

amen und Herren! Zunächst gestatten Sie mir, dass ich
en Berichterstattern aller Fraktionen und insbesondere
en Mitarbeitern des Haushaltsreferats des Auswärtigen
mtes für die konstruktive, verlässliche und offene Zu-

ammenarbeit in den letzten zwei Jahren danke. Diese
ffene Zusammenarbeit, die vor allem von Kontinuität
nd Verlässlichkeit geprägt war, ist etwas, was man lei-
er, sehr geehrter Herr Minister – der zurzeit auf Wan-
erschaft ist –, von Ihnen nicht sagen kann.





Klaus Brandner


(A) )


)(B)

Gewichtige Persönlichkeiten wie zum Beispiel der
Altbundeskanzler Helmut Kohl, der 16 Jahre zusammen
mit zwei Ihrer Parteikollegen den außenpolitischen Kurs
der Bundesrepublik vorgegeben hat, bringt es auf den
Punkt: Der Bundesregierung fehlt der außenpolitische
Kompass. Das haben Sie, Herr Außenminister, leider ge-
rade wieder bestätigt. Denn die Rede, die der Bundes-
außenminister hier heute zu seinem eigenen Haushalt ge-
halten hat, war alles andere als eine Rede über den
Haushalt des Auswärtigen Amtes oder eine Bilanz der
deutschen Außenpolitik. Vielmehr war es eine Bewer-
bungsrede als Parteivorsitzender.


(Beifall der Abg. Uta Zapf [SPD])


80 Prozent der Rede waren Partei- und Finanzpolitik,
und höchstens 20 Prozent waren Außenpolitik. Das
zeigt: Sie empfinden die Debatte über Ihren eigenen Etat
als unwichtig. Das scheint Ihrer Ansicht nach, Herr
Minister, etwas für die kleinen Leute, die die Dollars und
Euros zusammenkramen, zu sein; aber es eignet sich
nicht zur Beratung in diesem Hohen Hause.

Und das bestätigt sich im Übrigen sehr deutlich, wenn
wir auf die Entwicklung des Etats des Auswärtigen Am-
tes blicken. Sie fahren mit Ihrem Etat einen ungeheuerli-
chen Schlingerkurs, Herr Minister. Darüber ist heute
noch nicht gesprochen worden. Schauen wir uns einmal
die entsprechenden Zahlen an:

Im Haushalt des Jahres 2010 gab es ein Plus von
166 Millionen Euro; das sind 5,2 Prozent mehr. In 2011
gab es ein Minus von 91 Millionen Euro; das entspricht
2,8 Prozent weniger. In 2012 soll es wieder ein Plus von
203 Millionen Euro geben; das sind 6,5 Prozent. In der
Vorausschau ist laut der Finanzplanung für das Jahr 2013
wieder mit einem Minus von 180 Millionen Euro zu
rechnen, also 5,4 Prozent weniger. Mit einem solchen
Zickzackkurs kann man keine planbare und solide Au-
ßenpolitik machen. Verlässlichkeit – das müssen wir Ih-
nen, Herr Außenminister, sagen – sieht anders aus. Sie
muss man auch an den Haushaltszahlen ablesen können.


(Beifall bei der SPD)


Ich komme zurück zum Haushaltsentwurf 2012. Die
sozialdemokratische Fraktion begrüßt ausdrücklich, dass
der Etat um 203 Millionen Euro steigen soll; das sind
6,5 Prozent mehr. Dies war nach dem Kahlschlag im
letzten Jahr auch dringend notwendig. Gravierende Fehl-
entwicklungen, die es im vergangenen Jahr gegeben hat,
werden mit diesem Haushaltsentwurf wieder korrigiert.
Ich möchte in diesem Zusammenhang ganz deutlich sa-
gen: Sie erfüllen damit die zentralen Forderungen der
SPD aus dem letzten Jahr. Dies ist ein schönes Ergebnis.
So stehen für Maßnahmen zur Sicherung von Frieden
und Stabilität einschließlich humanitärer Hilfsmaßnah-
men 83 Millionen Euro mehr zur Verfügung als im ver-
gangenen Jahr.

Konkret sind für die zivile Krisenprävention und die
Friedenserhaltung 32 Prozent mehr geplant. Für humani-
täre Hilfe im Ausland sind 28 Prozent mehr Mittel ver-
anschlagt als bisher. Die Mittel für Maßnahmen zur
Demokratisierungshilfe und für die Förderung der Men-

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(C (D chenrechte werden um 18 Prozent erhöht. Das sind ichtige Veränderungen. Beim Stichwort Nordafrika möchte ich noch auf einen ichtigen Punkt zu sprechen kommen, der mir sehr am erzen liegt. Der Titel „Transformationspartnerschaften ordafrika/Naher Osten“ zur Unterstützung des demoratischen Wandels in der Region wird für das Jahr 2012 nd für das Jahr 2013 jeweils mit 50 Millionen Euro ausestattet. Ich konnte mich selbst überzeugen, welch ichtige Beiträge unsere Mittlerorganisationen, die Stifngen und die NGOs zum Aufbau der Zivilgesellschaft nd zur Förderung des demokratischen Wandels in gypten leisten. Zu Beginn der Umbrüche in der arabischen Welt habe h zusammen mit Günter Gloser die schnelle Entsenung von Sozialreferenten in diese Region gefordert. Ich eue mich heute, dass der Minister diese Idee aufgegrifn hat und dass in Kürze zumindest der erste Sozialrefent nach Kairo entsandt wird. Denn aus meiner Sicht ommt es nicht nur darauf an, Maschinen, Autos und nlagen zu verkaufen. Zu einer werteorientierten Auenpolitik gehört vielmehr auch, dass sozialpolitische erte weitergegeben werden. Dazu brauchen wir Men chen, die diese Prozesse vor Ort flankieren. Trotz dieser positiven Aspekte muss gesagt werden, ass der Haushalt nach wie vor eine Reihe von altbeannten Problemen und Fragen aufwirft: Erstens. Die zusätzlichen ODA-anrechenbaren Sonermittel in Höhe von 140 Millionen Euro stehen nur für as Jahr 2012 zur Verfügung. Ich frage mich, wie es daach weitergehen soll. Von dem Auf und Ab und dem ickzackkurs habe ich bereits gesprochen. Zweitens. Für den Stabilitätspakt Afghanistan müssen uch in diesem Jahr wieder 90 Millionen Euro allein aus em Etat des Außenministeriums aufgebracht werden. ir wissen – und stehen ganz klar dazu –, dass der ückzug noch in diesem Jahr beginnen muss. Dieser mitärische Rückzug wird zusätzliche zivile Aktivitäten ach sich ziehen. Sie, Herr Minister, werden die Frage eantworten müssen, wo die Finanzierung dieser Aktiviten vorgesehen ist (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stimmt!)


(Beifall bei der SPD)


nd welche Vorkehrungen getroffen werden, dass sie in
usreichendem Maße sichergestellt ist.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Drittens. Für das prestigeträchtige Sonderprogramm
er Bundesregierung im Bereich Forschung und Bildung
tehen 12 Milliarden Euro zur Verfügung. Diese Mittel
ind allgemein etatisiert. Aber im Haushalt des Auswär-
gen werden ganz erhebliche Teile davon zweckent-
emdet, um Haushaltslöcher zu stopfen. Das ist nicht in
rdnung, und das zeigt: Dieser Haushalt ist nach wie vor
nterfinanziert; auch wenn insgesamt gesehen 2012 ein
eutlicher Aufwuchs zu verzeichnen ist.





Klaus Brandner


(A) )


)(B)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, das vergan-
gene Jahr hat es insgesamt überdeutlich gezeigt: Ent-
wicklungen wie die internationale Finanzkrise oder Er-
eignisse mit epochalem Charakter wie die Umbrüche in
der arabischen Welt stellen gerade das Auswärtige Amt
vor außerordentliche Herausforderungen. Das Auswär-
tige Amt sieht sich in einer stark wachsenden Verantwor-
tung.

Gerade deshalb sind Verlässlichkeit und finanzielle
Planbarkeit gefragter denn je. Deshalb muss Schluss sein
mit dem Zickzackkurs. Die deutsche Außenpolitik
braucht endlich wieder einen Kompass, an dem sie sich
orientiert und der Verlässlichkeit von Deutschland aus in
die Welt ausstrahlt.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1712302600

Das Wort hat die Kollegin Erika Steinbach von der

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Erika Steinbach-Hermann (Plos):
Rede ID: ID1712302700

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! In dieser Debatte ist viel von Skandalen geredet
worden. Nicht die Libyen-Entscheidung war ein Skan-
dal. Ich unterstreiche sie ganz ausdrücklich.

Ein Skandal – wie wir in dieser Woche nachlesen
konnten – war die Entscheidung der rot-grünen Bundes-
regierung von Gerhard Schröder und Joschka Fischer,
Deutschland mit seiner Bundeswehr nach Afghanistan
zu schicken, und zwar gegen den erklärten Willen der
Vereinigten Staaten von Amerika. Sie haben sich aufge-
drängt. Heute müssen wir die Suppe auslöffeln, und wir
werden das verantwortungsvoll tun. Es lohnt sich wirk-
lich, einmal all das nachzulesen, was damals vor sich ge-
gangen ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Außenpolitik ist auch Menschenrechtspolitik. Bei all
dem, was sich heute im nordafrikanischen Raum an be-
grüßenswerten Revolutionen tut, muss sich aber erst
noch erweisen, wie und in welcher Qualität am Ende den
Menschenrechten zur Durchsetzung verholfen wird. Ich
glaube, mancher wird sich später angesichts dessen, was
dabei herauskommt, noch die Augen reiben.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Das ist richtig!)


Die Einhaltung von Menschenrechten ist für alle Län-
der ein ethisches Fundament für eine demokratische,
kulturelle und sogar für eine wirtschaftliche Entwick-
lung. Es ist Teil auch deutscher Außenpolitik. Das inten-
sive Engagement der deutschen Bundesregierung und
dieses Parlaments für Menschenrechte ist ein wesentli-
cher Teil einer wertegeleiteten Außenpolitik.

Zu den brennenden und wirklich zutiefst bewegenden
und verstörenden Fragen gehört der Umgang mit dem

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(C (D eständig anschwellenden Strom von Vertriebenen und lüchtlingen weltweit. Hier kann man erkennen, dass ußenpolitik und Innenpolitik intensiv miteinander ver ahnt sind. Der jährlich erscheinende Flüchtlingsbericht er Vereinten Nationen zeigt, dass die Zahl der Flüchtnge weltweit Ende 2010 über 43 Millionen Menschen eträgt. Insgesamt setzt sich damit eine seit 2005 sehr beunruigende Entwicklung fort. Wir müssen leider erkennen: uch im Jahr des 60-jährigen Bestehens der Genfer lüchtlingskonvention ist diese Frage nach wie vor randaktuell. Aber jeder, der glaubt, dass dieses welteite Flüchtlingselend – und jedes einzelne Schicksal ann einem das Herz im Leibe herumdrehen – in Europa der in Deutschland behoben werden könne oder auch ur zu lindern wäre, der irrt ganz fundamental. Wer auch immer fordert, allen Mühseligen und Belaenen dieser Welt hier in Deutschland ein Bleiberecht zu eben, der vergeht sich am Ende an unserer Demokratie nd kippt Wasser auf die Mühlen der Antidemokraten ier im Lande. Wir können nur den tatsächlich Verfolgn Asyl gewähren. Für Wirtschaftsflüchtlinge und Bürerkriegsvertriebene reichen unsere Möglichkeiten ganz infach nicht aus. Die in den 90er-Jahren mühsam vereinbarte Asylchtsänderung hat ihren tiefen Sinn und ihre Berechti ung bis zum heutigen Tag, wenn uns unsere Demokrae am Herzen liegt und wir nicht rechtsradikalen Kräften en Boden bereiten wollen. Es reicht nicht aus, ein guter ensch zu sein und zu fordern, unser Asylrecht aufzueichen. Diese guten Menschen öffnen nämlich sehenen Auges den Menschenhändlern dieser Welt Tür und or und stärken antidemokratische Kräfte. (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dummes Zeug!)


(Uta Zapf [SPD]: Das ist doch gelogen!)


udem wird heutzutage mit Menschenhandel mehr Geld
erdient als mit Drogenhandel.

Unweigerlich stellt sich natürlich die Frage: Wie kön-
en wir helfen und unterstützen? Das muss vor Ort
eschehen; das macht die Bundesregierung. Durch Au-
enpolitik kombiniert mit Entwicklungspolitik und För-
ermaßnahmen kann man erreichen, dass dort vor Ort
ie Not gelindert wird. Es muss im Rahmen unserer be-
cheidenen deutschen Möglichkeiten machbar sein, vor
rt zugunsten der Flüchtlinge und Vertriebenen zu han-
eln. Jedes Lager, das aufgelöst werden kann, ist ein
lus für die Menschen, die in diesen Lagern ihre Zu-
ucht gefunden haben und dahinvegetieren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Deutschland lassen sich diese Probleme nicht lösen.

Vor diesem Hintergrund danke ich der Bundesregie-
ng ausdrücklich, dass ihre Außenpolitik immer mit
enschenrechtspolitik verknüpft ist.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)







(A) )


)(B)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1712302800

Als letztem Redner zu diesem Tagesordnungspunkt

erteile ich das Wort dem Kollegen Ruprecht Polenz von
der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Ruprecht Polenz (CDU):
Rede ID: ID1712302900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Haushaltsdebatte bietet traditionell die Möglichkeit einer
Generalaussprache, auch einer Standortbestimmung. Ich
denke, dass kein Ereignis in den letzten zehn Jahren die
außenpolitische Situation auf der Welt so stark beein-
flusst und verändert hat wie der 11. September 2001. Wir
erinnern uns jetzt daran, zehn Jahre, nachdem die An-
schläge auf das World Trade Center und auf das Penta-
gon in Washington eine unglaubliche Sprengkraft entwi-
ckelt haben. Die Anschläge selbst und die Reaktionen
darauf haben die letzten zehn Jahre weltweit geprägt.

Wir haben heute in einigen Beiträgen wieder über
Afghanistan gesprochen. Ich darf daran erinnern: Wenn
die Taliban seinerzeit Bin Laden ausgeliefert hätten
– das war das Begehren der internationalen Gemein-
schaft –, wäre die ganze Entwicklung, auch in Afghani-
stan, anders verlaufen. Wir kennen die Geschichte, wir
kennen die Opfer, an die wir heute noch einmal erinnert
haben, auch die Kosten. Wir sind jetzt, nach zehn Jahren,
dabei, uns langsam militärisch aus Afghanistan heraus-
zulösen. Ich halte dabei die Leitlinie „Übergabe in Ver-
antwortung“ für richtig. Herr Mützenich, deshalb kann
man keine Kalenderdaten angeben. Man muss es als ei-
nen Prozess mit materiellen Kriterien verstehen; denn
sonst wäre es in der Tat verantwortungslos.

Der Außenminister hat zu Recht darauf hingewiesen,
dass nach dem Ende des militärischen Engagements mit
Kampftruppen weiteres Engagement und weitere Hilfe
für Afghanistan nötig sein werden. Das Ganze wird aber
– da sollten wir uns nichts vormachen – nur funktionie-
ren, wenn zwei politische Prozesse, die noch nicht voll-
endet sind, zum Erfolg führen: zum einen der Prozess in
Afghanistan selbst, also die Verständigung der verschie-
denen Kräfte innerhalb des Landes, zukünftig in Frieden
miteinander auszukommen, zum anderen der regionale
Prozess, sodass die Nachbarn Afghanistan nicht länger
als ihr Hinterland, als ihr Spielfeld für Machtprojektio-
nen und Furcht voreinander missbrauchen.

Wir haben uns hier viel vorgenommen. Deutschland
wird in wenigen Wochen Gastgeber einer weiteren gro-
ßen Afghanistan-Konferenz sein, wo genau hierfür
wichtige Impulse gesetzt werden sollen. Ich wünsche Ih-
nen, Herr Außenminister, viel Erfolg bei dieser wichti-
gen Konferenz. Ich weiß, wie sorgfältig Sie und das
Auswärtige Amt diese Konferenz gegenwärtig vorberei-
ten.

Der 11. September hat auch zum Irakkrieg geführt.
Infolge des Irakkrieges kam es zu Machtverschiebungen
in der Region mit einer unerwünschten Nebenfolge,
nämlich der Stärkung des Iran. Weil wir lange nicht
mehr darüber gesprochen haben, möchte ich heute daran

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(C (D rinnern, dass sich nicht nur die Menschenrechtslage in iesem Land immer weiter verschlechtert hat, sondern ass auch die Bedrohung, die von dem ungebremsten uklearprogramm und der ungebremsten ballistischen aketenrüstung ausgeht, nach wie vor nicht gebannt ist. eutschland nimmt zusammen mit den Ländern im Si herheitsrat nach der Formel „E 3 plus 3“ eine wichtige unktion wahr. Ich wünsche der Bundesregierung Erlg, dass man doch noch zu einer Lösung kommt, die ie Iraner davon überzeugt, dass der Besitz von Nuklearaffen, auch von der Kapazität her, nicht ihrer Sichereit dient und die Region in einen nuklearen Rüstungsettlauf stürzen kann. Die wichtigste Konsequenz aus den Ereignissen des 1. September ist aus meiner Sicht die weltweite Verunkelung des Islambildes. Das ging bis in unsere eigeen Debatten hinein, wie die schrecklichen Diskussioen auf dem traurigen Höhepunkt der Sarrazin-Debatte ezeigt haben. Das Miteinander mit den Muslimen ist urch die Verdunkelung des Islambildes vergiftet. Ich möchte die heutige Debatte zum Anlass nehmen, arauf hinzuweisen, dass wir uns nicht von den falschen nalysen Huntingtons, der schon 1993 über den „Kampf er Kulturen“ geschrieben hat, den Blick auf den arabichen Frühling trüben lassen dürfen. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


ie Menschen in Arabien sind für Freiheit, Arbeit und
ürde und gegen autoritäre Machthaber und ungerechte
errschaft auf die Straße gegangen. Bin Laden hat ge-

agt, wir können ungerechte Herrschaft nur durch Ge-
alt loswerden. Deswegen ist der Erfolg der arabischen
reiheitsbewegung die größte Niederlage für Bin Laden.


(Beifall der Abg. Heidemarie Wieczorek-Zeul [SPD] sowie des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


eshalb ist es so wichtig, dass diese Bewegung zum Er-
lg führt. Das hat auch unmittelbare Bedeutung für die
useinandersetzung, die wir unter der Überschrift

Kampf gegen den Terrorismus“ geführt haben.

Wir haben im Sicherheitsrat immer wieder Anlauf ge-
ommen, um beim Thema Syrien voranzukommen. Da-
r möchte ich der Bundesregierung danken. Leider ist

in weiteres Vorgehen an der Haltung Chinas und Russ-
nds gescheitert, aber auch Indien und andere Länder
ollten bisher noch nicht einsehen, dass der internatio-
ale Druck auf Syrien zunehmen muss. Ich hoffe, dass
on dieser Debatte und der weiteren Politik der Bundes-
gierung Signale ausgehen, die dazu führen, dass auch

ie Syrer ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen
önnen. Dann hätten wir einen wichtigen Schritt getan.
ir werden am Ende der Woche debattieren, welche
hancen es gibt, dass der Prozess zwischen Israelis und
alästinensern vielleicht doch noch vorankommt. Die
undesregierung treibt das aktiv voran. Ich bedanke
ich dafür. Die Generalaussprache hat gezeigt: Deutsch-
nd in einem geeinten Europa für den Frieden in der
elt – das ist die richtige Leitlinie für die deutsche Au-

enpolitik.





Ruprecht Polenz


(A) )


)(B)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1712303000

Weitere Wortmeldungen zu diesem Geschäftsbereich

liegen nicht vor.

Wir kommen zum Geschäftsbereich der Bundeskanz-
lerin und des Bundeskanzleramtes, Einzelplan 04.

Als erster Redner hat das Wort der Fraktionsvorsit-
zende der SPD-Fraktion, Dr. Frank-Walter Steinmeier.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Frank-Walter Steinmeier (SPD):
Rede ID: ID1712303100

Frau Bundeskanzlerin, bei aller Schärfe der Aus-

einandersetzung gehört es Gott sei Dank immer noch zur
politischen Kultur unseres Landes, dass wir uns jenseits
der Rolle und jenseits der Funktion, die wir im politi-
schen Betrieb innehaben, achten und respektieren. In der
vergangenen Woche hat uns die Nachricht vom Tod Ih-
res Vaters erreicht. Das ist ein tiefer Einschnitt. Ich
möchte Ihnen im Namen der gesamten Bundestagsfrak-
tion unser tiefes Mitgefühl aussprechen.


(Beifall)


Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten
Kolleginnen und Kollegen! Dennoch: Es ist Haushalts-
woche, und Demokratie – das wissen Sie alle – verlangt
nun einmal den Wettstreit zwischen Regierung und Op-
position. Es ist Aufgabe der Opposition, die Regierung
zu kontrollieren, Fehler und Versagen aufzuzeigen und
Finger in Wunden zu legen. Sie können erwarten, dass
wir das mit Ernsthaftigkeit tun. Nur eines geht nicht, ver-
ehrter Herr Finanzminister, verehrter Herr Schäuble: Sie
können sich nicht wie gestern hier an das Rednerpult be-
geben und sagen: Seht her! Alles prima! Toller Haushalt!
Wir haben die Arbeitslosigkeit reduziert! Wir haben den
Staatshaushalt wieder ins Gleichgewicht gebracht!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Klatschen Sie nicht zu früh. – Wen meinen Sie eigent-
lich mit „wir“, Herr Finanzminister?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


– Schön, dass Sie an dieser Stelle auch klatschen.

Glauben Sie eigentlich ernsthaft, dass Ihr seit zwei
Jahren anhaltendes tägliches Koalitionschaos auch nur
im Geringsten einen Beitrag dazu geleistet hat?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Norbert Barthle [CDU/ CSU]: Ist in den letzten zwei Jahren die Arbeitslosigkeit gestiegen?)


Wenn die Konjunktur gut läuft und die Steuereinnahmen
wieder fließen, dann nicht wegen dieser Regierung, son-
dern trotz dieser Regierung. Das wissen alle in diesem
Lande.



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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU)


Das gefällt Ihnen jetzt nicht ganz so gut. Das weiß ich.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Doch, doch!)


Wenn das alles so toll ist, wie Herr Schäuble das ges-
rn gesagt hat – Herr Fricke hat das mit seinem halb-

tarken Auftritt von dieser Stelle aus auch noch unter-
tützt –,


(Otto Fricke [FDP]: Das muss Sie aber ziemlich getroffen haben!)


arum steht die Koalition dann so da?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Warum stehen Sie so schlecht da?)


enn das alles so toll ist und Sie alle miteinander so
lle Hechte sind, warum werden dann nicht schon
ngst die Sockel für Ihre Denkmäler gebaut?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


austellen sehe ich viele, nur keine, bei denen es um
eldenverehrung geht. Das kann ich Ihnen schon jetzt

agen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Heldenverehrung ist in der Demokratie auch nicht angesagt!)


Verehrt worden sind Sie allenfalls für das, was Sie vor
er Wahl versprochen haben, aber nicht für das, was Sie
etan haben. Sie haben massenhaft Enttäuschung hinter-
ssen. Die Leute trauen Ihnen nichts mehr zu. Sie trauen
nen so, wie Sie jetzt dastehen, noch nicht einmal zu,

ass Sie so bis 2013 weiterstolpern. Nicht einmal das,
eine Damen und Herren!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Schäuble, ganz ernsthaft: Sie persönlich verbie-
en sich doch ein bisschen,


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein bisschen?)


enn Sie auf die gemeinsamen Leistungen dieser Koali-
on hinweisen. Ich will Ihren persönlichen Beitrag in
en vergangenen Jahren überhaupt nicht bestreiten, aber
as bitte ist denn der Beitrag Ihres Koalitionspartners?


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Tja!)


o war die FDP in der Krise nach der Pleite von
ehman Brothers? Was hat die FDP zur Überwindung
er Krise getan? Sie mögen vielleicht, da Sie sich in der
oalition befinden, ein bisschen nachsichtiger sein, Herr
chäuble. Ich hingegen habe nichts vergessen. Hier sa-
en sie alle, Herr Brüderle, Herr Westerwelle und der
anze Rest der FDP, und haben gegen alles gestimmt,
as uns aus dieser Krise herausgeführt hat.





Dr. Frank-Walter Steinmeier


(A) )


)(B)


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Otto Fricke [FDP]: Was? Nein!)


Wenn eine Partei keinen Grund hat, stolz zu sein auf
diese wirtschaftliche Lage und diesen Haushalt, dann ist
das die FDP.


(Abg. Otto Fricke [FDP] meldet sich zu einer Zwischenfrage – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Mario Barth meldet sich!)


Die ganze Wahrheit ist – auch das kann ich Ihnen an
dem heutigen Tage nicht ersparen –: Wenn es Deutsch-
land heute besser geht als den meisten unserer europäi-
schen Nachbarn – das weiß inzwischen jeder außerhalb
der Regierungsfraktionen –, dann – sagen Sie es ruhig;
Sie wissen es doch auch –, weil wir unsere Hausaufga-
ben lange vor den anderen gemacht haben und weil wir
einen sozialdemokratischen Kanzler hatten, der gesagt
hat: Erst das Land und dann die Partei.


(Beifall bei der SPD)


Ich gönne es Ihnen allen ja, weil es dem Land guttut. In
Wahrheit ernten Sie aber die Früchte dessen, was Sie nie
gesät haben. So ist es doch.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Schäuble, ein Zweites zu Ihrer Rede von gestern:
Ich stelle – das wissen Sie – Ihre europapolitische Hal-
tung nicht infrage. Ich füge ausdrücklich hinzu: Das un-
terscheidet Sie wohltuend von vielen anderen in den Re-
gierungsfraktionen. Ich muss Ihnen aber auch sagen: Ich
bin erstaunt, mit welchem Selbstbewusstsein Sie hier
vortragen, was in der Europapolitik angeblich richtig
und was angeblich falsch ist. Herr Schäuble, wenn eines
in der ganzen Republik aufgefallen ist, dann, dass diese
Regierung vieles hat, nur keine gemeinsame Linie in der
Europapolitik. Die hat sie nun wirklich nicht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Vermutlich ist das der tiefere Grund dafür, dass Sie,
Herr Schäuble, sagen – das haben Sie auch gestern ge-
sagt –: Bloß nichts überstürzen. Sie werben hier für eine
Politik der kleinen Schritte. Was wir erleben, ist aber
keine Politik der kleinen Schritte. Das ist eine Politik des
periodischen Dementis. Das ist Ihre Europapolitik.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich werfe Ihnen gar nicht vor, dass Sie immer mit
sechs Monaten Verzögerung auf die Linie gehen, die wir
in diesem Parlament vertreten haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Volker Kauder [CDU/CSU]: Quatsch! Das wäre ja furchtbar!)


Meine Damen und Herren, ich will Ihnen eine kleine Er-
innerungshilfe geben: Vor gut einem Jahr hieß Ihre Bot-
schaft: Keinen Cent für Griechenland. – Daraus wurden
Milliarden Euro.


(Widerspruch bei der CDU/CSU)


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(C (D ann hieß Ihre Botschaft: Der Rettungsschirm wird nie ebraucht. – Dann kamen Irland und Portugal. Dann war ie Wirtschaftsregierung Teufelszeug. – Seit dem letzten reffen von Frau Merkel mit Herrn Sarkozy gilt das Geenteil. An das Tollste sei ebenfalls erinnert: An der Fordeng nach der Besteuerung von Finanzmärkten haben ie noch vor gut einem Jahr in diesem Haus mögliche emeinsame Mehrheiten scheitern lassen. Heute sind Sie nserer Meinung, nur die FDP fällt Ihnen in bewährter orm in den Rücken. Das ist die Wahrheit. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich weiß nicht, ob Sie es selbst merken, aber keine Ih-
r Botschaften hat länger als sechs Monate gehalten.
as ist der tiefere Grund für den Verlust von Glaubwür-
igkeit. Gestern sagten Sie mit scheinbar ganz großer
larheit: Mit uns gibt es keine Euro-Bonds. Sie dürfen

ich am Ende nicht wundern, wenn dies in der Öffent-
chkeit geradezu als die Ankündigung von gemeinsa-
en Anleihen verstanden wird.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Schäuble, ich sage in aller Fairness: Diese kom-
en; zum Beispiel mit dem Gesetz, das Sie selbst in die-

em Deutschen Bundestag über den EFSF vorlegen. Es
röffnet die Möglichkeit, dass eine europäische Einrich-
ng – nicht die EZB – Anleihen auf dem Sekundärmarkt

nkauft. Was ist das anderes als genau solche gemein-
ame Anleihen?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Schäuble, ich sage es noch einmal: Dass dies
ort steht, werfe ich Ihnen nicht vor. Ich glaube auch,
ass ein solches Instrument gebraucht wird. Dass Sie
ber gestern von diesem Pult aus noch einmal so tun, als
eien Sie der letzte aufrechte Kämpfer gegen eine ge-
einschaftliche Haftung, ist Ausdruck der Unwahrhaf-
gkeit, über die ich rede.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich verstehe die Not, die man als Regierung manch-
al hat, wenn es darum geht, die eigenen Leute bei der
tange zu halten. Herr Schäuble, ich bin mir aber ganz
icher, dass Sie wissen, dass Sie den Menschen etwas
ormachen, wenn Sie – wie gestern noch einmal – ge-
einsame Anleihen völlig tabuisieren und Euro-Bonds
jeglicher Form ausschließen. Auch dies sei an dieser
telle gesagt: Sie wissen, dass Sie die Unwahrheit sagen,
enn Sie – wie gestern hier – die Behauptung aufstellen,
ie SPD sei für die unkonditionierte Einführung dieses
struments. Ich gebe Ihnen gern noch einmal meine In-
rviews dazu. Ich sage Ihnen: Das geht nur dann, wenn
urchgriffsmöglichkeiten auf das Ausgabeverhalten je-
er Staaten bestehen, die Hilfe in Anspruch nehmen. Le-
en Sie das bitte im Spiegel nach.


(Beifall von der SPD)






Dr. Frank-Walter Steinmeier


(A) )


)(B)

Sind Sie Spiegel-Leser? – Ich vermute: ja. Herr
Westerwelle, lesen Sie es bitte nach.


(Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister: Eher nicht! – Ulrich Kelber [SPD]: Herr Westerwelle könnte auch etwas lernen! – Zurufe von der FDP)


– Das ist vielleicht Ihre Alternative. Ich würde nicht die
Bundeswehr schicken, aber ich würde vielleicht auf ver-
tragliche Anpassungen setzen.


(Rainer Brüderle [FDP]: Kavallerie!)


Das sagt Ihr Finanzminister auch.

Herr Schäuble, ich verstehe Ihre Rede von gestern
hier in diesem Parlament, jedenfalls den Teil, der an die
Opposition gerichtet war, überhaupt nicht. Natürlich ist
es auch einem Finanzminister nicht verboten, den politi-
schen Gegner zu beschimpfen, wie Sie das getan haben.
Die Frage, die ich Ihnen stelle, ist nur: Ist das am Ende
wirklich klug? Ich habe angenommen, dass Ihr Bemühen
hier im Bundestag darauf gerichtet sei, eine möglichst
breite Mehrheit unter den Fraktionen zu finden. Wenn es
Ihnen darum geht und wenn es Ihnen um Europa geht,
dann müssten Sie hier in diesem Parlament eigentlich
anders auftreten, dann müssten Sie um Zustimmung
werben. Ob das besser gelingt, wenn Sie diejenigen, die
Ihnen für die EFSF Unterstützung signalisiert haben,
auch noch vor den Kopf stoßen, das mag Ihr Geheimnis
bleiben. Sie werden im Zweifel wissen, was Sie tun. Ich
sage Ihnen nur: Die Rede, die Sie gestern hier gehalten
haben, hätten Sie im eigenen Koalitionsausschuss halten
sollen. Da sind Belehrungen notwendig, hier nicht!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sieht er nicht anders!)


So weit zu der gestrigen Einbringung.

Nun ist es natürlich verführerisch, in dieser Haus-
haltswoche noch einmal die ganze Bilanz dieser Regie-
rung – vom Hoteliersprivileg über Guttenberg bis zum
Skandal des Beitragsstopps für die Arbeitgeber bei der
Krankenversicherung – anzuführen. Aber ich will mich
nicht lange damit aufhalten. Das sind Fehlleistungen am
Stück dieser Bundesregierung. Würde ich damit begin-
nen, käme ich zu nichts anderem mehr. Ich habe es von
diesem Pult aus auch schon mehrfach getan. Das Urteil
der Öffentlichkeit steht längst fest. Ich ahne, was Ihnen
am meisten wehtut – Sie wissen es –: Keine Bundes-
regierung hat jemals eine so katastrophale Halbzeit-
bilanz abgeliefert wie Sie. Sie haben es zigfach in den
Zeitungen gelesen: Das ist die schlechteste Regierung
seit Jahrzehnten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich habe dem nichts hinzuzufügen.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Wie viele Neustarts brauchte Herr Schröder? Jedes Jahr hat es einen Neustart gegeben!)


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(C (D Deshalb verzichte ich auf diese Aufzählung; ich erpare es Ihnen ja. Ich mache etwas ganz anderes. Mir eht es jetzt gar nicht darum, Ihr Handeln noch einmal Einzelnen in Erinnerung zu rufen, auszuleuchten und u bewerten. Je länger ich Sie alle, die Regierungsfrakonen und die Regierung, miteinander werkeln sehe, esto mehr wird mir klar, dass nur eines noch schlimmer t als Ihr Handeln, (Volker Kauder [CDU/CSU]: Wenn Sie drankämen! – Heiterkeit und Beifall bei der CDU/ CSU – Zuruf von der CDU/CSU: Das hat gesessen!)


nd das ist Ihr Nichthandeln. – Herr Kauder, dass Ihre
raktion so viel Kauderwelsch redet, wundert mich
icht.

Wir befinden uns mitten in der tiefsten Existenzkrise
er Europäischen Union, wir leiden an den Folgewirkun-
en einer Finanzkrise, die 2008 begonnen hat und nicht
u Ende ist. Das alles verlangt Tatkraft der Regierung.
ber Sie sitzen auf Ihren Händen und streiten, im Kern
nicht einmal mit der Opposition, sondern untereinan-
er; das war bis vorgestern Abend und bei der Probeab-
timmung ganz offenbar.

Ich erinnere mich an vergleichbare Debatten, die wir
letzten Jahr hier zweimal geführt haben. Herr Kauder,

uch da haben Sie sich zu Wort gemeldet. Sie haben ge-
agt, es provoziere, wenn ich hier sage, dass das Nicht-
andeln gefährlich ist und dass man die EZB in eine Si-
ation bringt, handeln zu müssen, weil Regierungen

icht handeln. Das haben Sie damals gesagt. Schauen
ie sich einmal heute das Ergebnis an!


(Sigmar Gabriel [SPD]: Ja!)


nleihen im Wert von weit über 120 Milliarden hat die
ZB aufgekauft. Warum? Weil politische Entscheidun-
en der Regierungen, auch der deutschen Regierung,
hlten, weil Mut fehlte und es keine Führung gab. Das
t das Problem, in dem wir uns befinden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Ich sage Ihnen nachher, wie es wirklich ist!)


Vor einem Jahr haben Sie noch so getan, als sei es
usdruck von besonderer Klugheit oder gar Strategie.
h sage Ihnen: Aus meiner Sicht gab es wahrscheinlich

uch wegen des Ausfalls der Regierungen gar keine Al-
rnative für die EZB. Aber eines bleibt am Ende sicher:
as, was im letzten Jahr durch die Politik der EZB ge-

chehen ist, ist der Aufbau von gemeinsamen Risiken
nd gemeinsamer Haftung. Das ist durch Nichthandeln
eschehen. Wir werden als Deutscher Bundestag nicht
inmal die Möglichkeit haben, dazu irgendetwas zu sa-
en oder in einem Ausschuss Entscheidendes dazu zu
eraten. Das ist das Ergebnis Ihrer Politik.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Damit bin ich nur bei dem Punkt, dass Nichthandeln
twas kostet. Nichthandeln hat aber vor allen Dingen ei-





Dr. Frank-Walter Steinmeier


(A) )


)(B)

nen politischen Preis, und dieser politische Preis ist Ver-
trauen. Diesen Preis zahlt nicht nur eine Regierung in
Agonie; deshalb dürfen Sie auch nicht allein darüber
verfügen. Was hier vielmehr bedroht ist, das ist das Ver-
trauen in Demokratie, wenn eine Regierung seit einem
Jahr so orientierungslos herumstolpert. Es darf Sie nicht
wundern, dass 74 Prozent der Deutschen die Politik
– nicht nur die Regierung, sondern die Politik – nur noch
als Getriebene der Märkte sehen. Drei Viertel der Deut-
schen trauen weder Regierung noch Parlament, also der
Politik insgesamt, zu, über die Geschicke unseres Lan-
des wirklich zu befinden.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Das ist richtig!)


Das ist der alarmierende Befund, meine Damen und Her-
ren. Über den müssen wir hier in diesem Hause reden,
über nichts anderes.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich sage Ihnen voraus: Das hat Konsequenzen für Re-
gierungspolitik. Wenn es uns nicht gelingt, wieder Re-
geln an die Stelle von Regellosigkeit zu setzen,


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: So ist es!)


wenn es uns nicht gelingt, Vernunft und Verantwortung
wieder zu Maßstäben in der Politik zu machen, dann
bleiben die Leute bei den Wahlen zu Hause, und das geht
an die Grundfesten der Demokratie. Das dürfen wir nicht
zulassen, alle miteinander, unabhängig davon, ob wir ei-
ner Regierungsfraktion oder der Opposition angehören.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Die Regeln gab es mal!)


Wie behauptet sich Politik gegen Märkte, die jedes
Maß, jede Mitte verloren haben? Das Recht muss doch
wohl den Markt regeln und nicht umgekehrt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zustimmung bei Abgeordneten der LINKEN)


Da gibt es einige bei Ihnen, die von Freiheit sprechen,
aber nicht sagen, dass ohne Regeln die Freiheit für die
meisten vor die Hunde geht. Das ist doch das Problem.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich habe das so verstanden: Um diese Ordnung der
Freiheit geht es auch im heutigen Urteil des Bundesver-
fassungsgerichts. Darum geht es auch bei den Beteili-
gungsrechten des Parlaments im Hinblick auf die EFSF.
Weil das eine Kernfrage ist, die das Selbstverständnis
dieses Hauses berührt, erwarten wir von Ihnen, Herr
Kauder und Herr Brüderle, dass Sie gemeinsam mit uns,
mit den Oppositionsfraktionen, nach Lösungen suchen,
die von einer breiten Mehrheit in diesem Hause getragen
werden können.


(Otto Fricke [FDP]: Wo ist denn Ihr Vorschlag?)


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(C (D as ist eine Bringschuld der Regierungsfraktionen, eine Holschuld der Opposition. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das haben wir doch schon längst zugesagt! Herrje!)


Die Zeitenwende, in der wir sind, dürfte auch an Ih-
en nicht ganz vorbeigegangen sein. Früher haben Sie
ich über Attac und manch anderen Globalisierungsgeg-
er aufgeregt. Nervös, mindestens nachdenklich müsste
ie doch machen, wenn Menschen wie Jürgen Heraeus
der Franz Fehrenbach die Politik auffordern – am letz-
n Wochenende geschehen –: Legt doch endlich mal
iese wild gewordenen Finanzmärkte an die Kette!


(Sigmar Gabriel [SPD]: Ja!)


u denken geben müsste Ihnen auch, wenn Vermögende
ganz Europa plötzlich dazu aufrufen: Besteuert uns!
h weiß nicht, ob Sie es merken, Herr Kauder: Außer
nen gibt es in ganz Europa keine einzige Regierung,

ie trotz Verschuldung in dieser Situation noch Steuer-
enkungen verspricht. Das gibt es in Europa nicht!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Es gibt auch kein einziges Land in Europa, das so gut dasteht wie wir, Herr Steinmeier! Das gibt es auch nicht!)


Die Grundfrage nach dem Verhältnis von Politik und
ärkten, bei der ich bin, und die Selbstzweifel, die es

iesbezüglich offensichtlich auch im bürgerlichen Lager
ibt, sind das, was Frank Schirrmacher bei seinem jüngs-
n Aufsatz in der FAZ umgetrieben hat. Ich erwarte ja
ar nicht von Ihnen, dass Sie sagen:


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Die Linke hat recht!)


ie Linke hat immer recht. – Das würde ja nicht einmal
h sagen. Aber es sollte Ihnen doch zu denken geben,
enn Schirrmacher zu dem Ergebnis kommt, dass der
usammenbruch der Marktideologie nicht nur die FDP,
ondern auch die CDU zu leeren Hüllen gemacht hat und
ass diese naive Marktgläubigkeit dazu geführt hat, dass
ie Ihr Wertegerüst schon lange vor der Finanzkrise ab-
egeben und entleert haben. Da nützt Ihnen auch die Be-
fung auf die Großväter der sozialen Marktwirtschaft,

uf Walter Eucken oder Müller-Armack, nichts. Das ist
lles Geschichte, meine Damen und Herren. Aber das ist
icht Ihre Orientierung in der Gegenwart. Das ist Ihr
roblem.


(Beifall bei der SPD)


Dieses seit Herbst 2008 fortgesetzte Marktversagen,
as wir erleben, bedeutet den Komplettverlust Ihres poli-
schen Koordinatensystems. Die Wirklichkeit hat sich in
iesen drei Jahren radikal verändert. In dieser neuen und
eränderten Wirklichkeit finden Sie sich ganz offenbar
icht mehr zurecht. Sie irren von Raum zu Raum wie in
inem schlechten Science-Fiction-Film, aber Sie finden
icht in die Realität zurück. Das ist der Punkt.





Dr. Frank-Walter Steinmeier


(A) )


)(B)


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das, was sich verändert, findet auch außerhalb unse-
rer Grenzen statt. Die Gewichte, die Achsen verschieben
sich. All das habe ich auch hier im Deutschen Bundestag
schon beschrieben. Weil das so ist und weil auch ein gro-
ßes und reiches Land wie Deutschland allein in dieser
Welt nicht mehr zurechtkommt, verstehe ich nicht, dass
Sie zwischen europäischen Lippenbekenntnissen auf der
einen Seite und europaskeptischen Stammtischparolen
auf der anderen Seite hin- und herschwanken.


(Beifall bei der SPD)


Letzte Woche war bei uns Jacques Delors zu Gast. Er
ist keiner derjenigen, die sagen: Früher war alles richtig,
und wir haben alles besser gemacht. – Aber eines hat er
interessanterweise schon gesagt: Das, was wir gegen-
wärtig erleben, ist nicht die erste Krise der Europäischen
Union. Nach dem Zusammenbruch des Systems von
Bretton Woods waren wir in einer ähnlichen Situation.
Damals haben sich Helmut Schmidt und Valéry Giscard
d’Estaing zusammengesetzt und haben die Vorausset-
zungen für ein neues Währungssystem in Europa
geschaffen. Als Helmut Kohl und andere für eine ge-
meinsame Währung, für den Euro, kämpften, war die
Mehrheit der Europäer noch dagegen. Ich sage damit
nur: Europa braucht, um voranzukommen, diese Art von
Mut und Ideen. Dieser Regierung fehlt es an beidem.
Das ist der Punkt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die FTD gehörte nicht immer zu meiner Lieblings-
lektüre. Ich kann mich daran erinnern, dass sie 2009 für
Sie Wahlkampf gemacht hat. In dieser Woche habe ich
erstaunliche Wandlungen zur Kenntnis genommen: nicht
nur, dass in dieser Zeitung massenhaft von der Enttäu-
schung über diese Regierung zu lesen war, sondern auch,
dass sie sich, was die europapolitischen Positionen an-
geht, weitgehend an unserer Seite befindet. Sie sagt: Wir
brauchen eine klare Orientierung, um aus dieser Krise
herauszukommen. Wir brauchen eine Roadmap für eine
Währungsunion, die diesen Namen wirklich verdient. –
Das ist richtig, weil wir in den vergangenen Krisen nur
auf diese Weise Resignation und Stillstand immer wie-
der überwunden haben. Der Befund für heute ist: Das
europäische Schiff treibt orientierungslos herum. Alle
Welt wartet auf Berlin. Aus Berlin kommen dröhnendes
Schweigen und Streit in der Koalition. Das wird nicht
reichen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Meinen Sie Wowereit?)


Dröhnendes Schweigen auch bei der Regulierung der
Finanzmärkte. Herr Kauder, ich sage es einmal positiv:
Wir in der Großen Koalition waren uns über einen Satz
einig: kein Produkt, kein Akteur, kein Finanzplatz ohne
Aufsicht! Das haben wir damals gesagt. Die Frage ist ja
nur: Was ist daraus geworden? Herr Schäuble, was ist
aus der ehrgeizigen Agenda von Pittsburgh geworden?

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(C (D ann gab es die letzte deutsche Initiative zur Regulieng der Finanzmärkte? Warum hören wir nichts davon? o ist die Liste mit den Hochrisikoprodukten, die vom arkt müssen? Wo ist der Vorschlag zur Einhegung der nersättlichen Hedgefonds? Warum unternehmen Sie nichts gegen den Hochfreuenzhandel, der sich in der Börsenpraxis durchfrisst? chon jetzt macht dieser Handel 40 Prozent des Umsates an der Frankfurter Börse aus. Verantwortungslose ogarithmen entscheiden in Zehntelsekunden über Milardenanlagen, aber kein lebendiger Mensch trägt mehr erantwortung. Was lassen wir da mit uns machen? Wam lassen wir das laufen? Sie sonnen sich da im Vereis auf das Verbot von ungedeckten Leerverkäufen. ber es passiert darüber hinaus nichts. Verehrter Herr Schäuble, das ist nicht die Wahrnehung der Verantwortung, die Sie haben. Wir müssen zuck zu Regeln auf den Finanzmärkten – und die gibt es ach wie vor nicht. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Dr. Diether Dehm [DIE LINKE])


Stattdessen handeln Sie mit der Schweiz ein Abkom-
en aus, von dem jedenfalls ich glaube, dass es jedes
echtsempfinden eines Steuerzahlers mit Füßen tritt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Frankreich hat schon erklärt, dass es zu solchem Ab-
sshandel nicht bereit ist – die Vereinigten Staaten

benso. Die USA haben der Schweiz gerade ein Ultima-
m gestellt. Aber wir segnen das offenbar alles ab und

erzichten, wie ich gehört habe, sogar vertraglich auf das
echt, anonymen Hinweisen nachzugehen. Und die
chweizer Banken reiben sich die Hände.

Herr Schäuble, ich weiß nicht, ob Sie sich einmal die
resseerklärung der Schweizerischen Bankiervereini-
ung angeschaut haben. Dort heißt es mit Blick auf das
bkommen mit Deutschland: Der Finanzplatz Schweiz
at mit dem Abkommen einen Meilenstein in seiner
achstumsstrategie 2015 gesetzt. Die derzeitige wirt-

chaftliche und regulatorische Entwicklung lassen für
ie Finanzbranche auf eine anspruchsvolle Zukunft
chließen. – Was „anspruchsvolle Zukunft“ heißt, steht
uch noch in dieser Presseerklärung: Man wolle jetzt
neue margenträchtige Produkte im Bereich Hedge
unds oder Private Equity aus der Schweiz“ anbieten.
as ist das Ergebnis dieses Abkommens.

Herr Schäuble, Sie können diesen Weg gerne gehen.
ber ich sage Ihnen voraus: Die Mehrheit von Bundes-
g und Bundesrat werden Sie dabei nicht an Ihrer Seite
aben.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Aber auch das passt am Ende alles ins Bild. Wir ha-
en uns ja monatelang auch in diesem Haus über die
rage der Gläubigerhaftung bzw. Gläubigerbeteiligung





Dr. Frank-Walter Steinmeier


(A) )


)(B)

gestritten, also über den Beitrag, den Banken bei der
Entschuldung von Notlagenstaaten zu leisten haben.
Und Sie lassen sich von Herrn Ackermann und dem
Bankenverband einen Vorschlag zur Gläubigerhaftung
aufschwatzen, der am Ende doch nichts als reiner Etiket-
tenschwindel ist.

Wenn Sie die Wirtschaftspresse gelesen haben, wis-
sen Sie: 30 Prozent Wertberichtigung waren bei den
Banken lange eingepreist. Sie treffen jetzt eine gemein-
same Vereinbarung der europäischen Staaten, nach der
es nur 20 Prozent werden. Besser hätte das Geschäft für
die Banken gar nicht sein können.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: So ist es!)


Ich sage Ihnen: Das kann und darf nicht das letzte Wort
gewesen sein. Sonst verstehe ich die Welt nicht mehr.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das ist alles schon schwer genug auszuhalten. Aber
wenn sich alle diejenigen, die für dieses Desaster auch
noch mitverantwortlich sind, jetzt hinstellen und nach
dem Motto „Haltet den Dieb!“ auf den verschwenderi-
schen Staat schimpfen, dann fehlt mir jede Gelassenheit.
Die Wahrheit ist doch eine ganz andere. Zuerst hat der
Staat die Banken gerettet, und jetzt schwingen sich die
Finanzmärkte zum Richter über die Staaten auf. 2008
hatten wir unter Peer Steinbrück gesamtstaatlich schon
einen ausgeglichenen Haushalt. Ohne den Bankenret-
tungsschirm säßen viele dieser Besserwisser in Nadel-
streifen heute auf der Straße, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Mir geht es überhaupt nicht um Banker-Bashing. Es
gibt viele gute Leute darunter. Aber ein wenig Innehal-
ten, ein wenig Nachdenklichkeit – –


(Otto Fricke [FDP]: Bei den Landesbanken!)


– Herr Fricke, die Antwort, nur auf die Landesbanken zu
verweisen, ist zu einfach. Natürlich sind sie auch ein
Problem; das gebe ich zu.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Auch da gibt es zu wenig Kontrolle!)


Aber was ich über die Banker sage, gönne ich auch Ih-
nen: Ein bisschen Innehalten, ein bisschen Nachdenk-
lichkeit und manchmal ein bisschen Demut – das dürfte
nicht zu viel verlangt sein.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das haben wir von Ihnen gelernt, als Sie im Bundeskanzleramt waren! Da haben wir Demut gelernt! Von Ihnen und vom Schröder!)


Es sollte erst recht nicht von denjenigen zu viel verlangt
sein, die sich in den letzten Jahrzehnten als Heerscharen
von Chefvolkswirten, Finanzmarktexperten und Anlage-
beratern getummelt haben und denen nur eines gemein-
sam ist, nämlich dass sie sich alle geirrt haben und nichts
wussten, als es darauf angekommen ist.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Es gibt viel zu tun. Das ist von einer Regierung anzuacken, auch von dieser. Wenn sie das nicht tut, dann sei ie Konsequenz klar bezeichnet: Wer das verweigert und ier keine entschiedene Politik macht, der bereitet die rößte sozialpolitische Umverteilung seit Jahrzehnten or. Dann werden dem Steuerzahler weiterhin Lasten ufgebürdet und diejenigen geschont, die sich in den tzten Jahren bereichert haben. Das geht so nicht. Das eibt die Menschen in die Wahlenthaltung. Was mit dem Hotelprivileg begann, das setzt sich mit er Schonung der Gläubigerbanken bei Ihnen fort. Es eht aber nicht um den täglichen kleinkarierten parteiolitischen Streit. Richten Sie den Blick auf die europäiche Nachbarschaft! Wenn Sie das nicht anpacken und ier nichts tun, dann hantieren Sie mit sozialpolitischem prengstoff. Das sollte Ihnen bewusst sein. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, wer auch immer nach Ih-
en regiert, übernimmt ein schweres Erbe. Ich kann
icht verstehen, dass in dieser Situation, in der wir zu
echt über Verschuldung diskutieren, nicht auch auf das
igene Land geschaut wird. Ich verstehe nicht und kann
icht billigen, dass in einer Situation, in der wir noch
icht entscheidend von unserem Schuldenstand herun-
rkommen, weiterhin gegenüber der Öffentlichkeit,
ein, gegenüber der eigenen Klientel mit Sperenzchen
ie Steuersenkungen gearbeitet wird.


(Christian Lindner [FDP]: Nordrhein-Westfalen! Die Sozialdemokraten sind Deutschlands Griechen!)


Es bleibt dabei: Sie haben keine klare Sicht auf eine
omplett veränderte Wirklichkeit. Sie finden sich nicht
arin zurecht. Sie haben auch keine Sprache dafür. Es
eißt immer noch: „Steuern runter!“, „Mehr Netto vom
rutto“ und „Markt statt Staat“. Sie haben immer noch
ie falsche Sprache. Sie haben das falsche Programm,
nd Sie haben das falsche Personal.

Sie sind aus der Zeit gefallen. Sie haben den Kontakt
ur Wirklichkeit verloren. Für Deutschland ist jeder Mo-
at, den dieses Drama früher zu Ende geht, ein Gewinn.

Herzlichen Dank.


(Anhaltender Beifall bei der SPD – Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1712303200

Das Wort hat die Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Angela Merkel (CDU):
Rede ID: ID1712303300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
eine Damen und Herren! Herr Steinmeier, nach Ihrer
ede ist es dringend Zeit, die Dinge wieder ein bisschen
u ordnen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD)






Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


(A) )


)(B)

Ihre Rede war konfus. Anders kann ich das nicht be-
schreiben. Wir arbeiten daran, Deutschland nach vorn zu
bringen. Das ist unsere Aufgabe,


(Sigmar Gabriel [SPD]: Merkt bloß keiner!)


und darüber werden wir jetzt sprechen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Seit mehr als drei Jahren bestimmt die internationale
Finanz- und Wirtschaftskrise täglich die Schlagzeilen.
Sie beeinflusst die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt
nicht nur bei uns, sondern weltweit. Sie beeinflusst den
Alltag der Menschen, und sie beeinflusst natürlich auch
die Arbeit von Regierung und Parlament.

Was mit einer Bankenkrise begann, setzte sich in ei-
ner Krise der realen Wirtschaft fort. Diese wurde durch
Konjunkturprogramme abgefedert. Heute haben wir eine
verstärkte Verschuldung der Staaten. Das genau ist das
Umfeld, in dem die christlich-liberale Bundesregierung
innerhalb von zwei Jahren ein Arbeitsprogramm bewäl-
tigt hat, von dem man mit Fug und Recht sagen kann:
Das hätte bei anderen für mehr als eine Legislaturpe-
riode gereicht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir können heute sagen: Deutschland geht es im
Sommer des Jahres 2011 gut. Das ist Grund zur Freude.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wenn wir uns die wirtschaftliche Lage anschauen, dann
stellen wir fest: 2009 Wirtschaftseinbruch von 5,1 Pro-
zent, letztes Jahr Rekordwachstum von 3,7 Prozent.
Auch in diesem Jahr werden wir ein gutes Wachstum ha-
ben. Wir haben das Vorkrisenniveau wieder erreicht –
schneller, als wir dachten. Bei allen Warnsignalen be-
züglich der Weltwirtschaft können wir sagen: Wir sehen
keine Anzeichen für eine Rezession. Das, was wichtig
ist, auch für Europa, ist: Deutschland ist wieder die
Wachstumslokomotive in der Europäischen Union. Auch
darauf können wir stolz sein. Wir leisten damit unseren
Beitrag.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Was viel wichtiger ist, als dass es nur der Wirtschaft
gut geht, ist, dass es den Menschen besser geht. Wir
konnten den Aufschwung so gestalten, dass er den Men-
schen zugutekommt. Die Zahl der Arbeitslosen liegt sta-
bil unter 3 Millionen. Nun muss man nicht nachkarten,
aber man wird es wenigstens sagen dürfen, dass mein
geschätzter Vorgänger versprochen hat, die Zahl der Ar-
beitslosen auf 3 Millionen zu senken, er aber mit 5 Mil-
lionen Arbeitslosen aus dem Amt geschieden ist, wohin-
gegen die christlich-liberale Koalition die Zahl der
Arbeitslosen auf unter 3 Millionen senken konnte. Das
ist die Wahrheit.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Sigmar Gabriel [SPD]: Da müssen Sie aber weit zurückgehen, um einen Erfolg aufzuweisen! – Zuruf des Abg. Dr. Diether Dehm [DIE LINKE])


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(C (D 41 Millionen Menschen in Deutschland haben Arbeit. er Zuwachs an sozialversicherungspflichtigen Jobs in en vergangenen zwei Jahren beträgt rund 1 Million. ir haben in verschiedenen Regionen Vollbeschäfti ung. Ich sage Ihnen: Wir geben uns mit der Zahl von nter 3 Millionen Arbeitslosen nicht zufrieden, wir woln Arbeit für alle. Dass wir die Jugendarbeitslosigkeit albieren konnten, ist ein Beispiel dafür, was man schafn kann. Daran werden wir weiter arbeiten. Wir haben bei der Krisenbewältigung – der Beitrag er Großen Koalition dazu soll gar nicht geschmälert erden – eines gesehen, was für uns alle, die wir hier sit en, eine unglaublich gute Botschaft ist: Politik kann getalten, Politik kann abfedern, Politik kann etwas beween. Das genau ist soziale Marktwirtschaft: Es ist uns gengen, für Menschen Brücken zu bauen und Leitplan en einzuziehen, um die Dinge zu ordnen. Ich sage ganz klar: Das, was uns bei der realen Wirtchaft gelungen ist, ist uns bei der internationalen inanzwirtschaft noch nicht gelungen. Deshalb ist die eunruhigung der Menschen auch verständlich. Sie saen: Es gibt etwas, das durch politisches Handeln nicht usreichend gezähmt ist. Es gibt international nicht die eitplanken, die wir von der erfolgreichen sozialen arktwirtschaft in Deutschland kennen. – Deshalb muss aran gearbeitet werden. Es ist einiges erreicht worden. Wir sind national orangegangen. Wolfgang Schäuble hat gemeinsam mit er ganzen Bundesregierung ein Gesetz zur Restruktuerung der Banken eingebracht; wir haben es verabchiedet. Ähnliches muss auch weltweit kommen. Es ibt immer noch das Problem – das wird beim G-20ipfel wieder ein Thema sein –, wie wir die Banken, die o groß sind, dass sie bei einem Zusammenbruch einen esigen Schaden anrichten, so restrukturieren können, ass kein Schaden für die internationale Öffentlichkeit ntsteht. (Zuruf des Abg. Dr. Diether Dehm [DIE LINKE])


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben die Bankenabgabe eingeführt, damit in Zu-
unft nicht der Steuerzahler zahlen muss. Wir haben in
uropa verschiedene Regelungen eingeführt, die ich
icht alle aufzählen will. Dass wir bis heute keine euro-
äische Richtlinie zum Derivatehandel haben, ist ein
anko. Deutschland macht Druck, und das werden wir

uch weiterhin tun.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ber zur Wahrheit gehört auch: Finanzmärkte arbeiten
ternational. Deutschland ist dabei eine wichtige
timme; die bringen wir ein. Aber allein können wir es





Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


(A) )


)(B)

nicht entscheiden, und deshalb sind wir froh über jeden,
der mit uns gemeinsam Druck macht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich habe vor der
Bundestagswahl gesagt: Deutschland soll stärker aus der
Krise herauskommen, als es hineingegangen ist. Wir
können heute sagen: Wir haben unser zentrales Wahlver-
sprechen gehalten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei Abgeordneten der SPD)


Deutschland geht es so gut wie lange nicht. Jetzt, in bes-
seren Zeiten, geht es darum, die Fundamente zu stärken.
Das zentrale Thema ist die Haushaltskonsolidierung. Da
gab es gestern hier ein bisschen Geschrei. Wir hatten im
Jahre 2010 die Furcht – weil wir die Krise auch mithilfe
von Steuergeldern bewältigt haben –, ein Defizit von
86 Milliarden Euro zu haben. Wir können froh sein, dass
es in diesem Jahr 30 Milliarden Euro sein werden und
dass es im nächsten Jahr 27 Milliarden Euro sein sollen.
Das heißt, wir sind auf einem guten Weg.

Es war richtig, die Schuldenbremse einzuführen. Wir
können in diesem Jahr die Defizitkriterien wieder einhal-
ten. 1,5 Prozent gesamtstaatliches Defizit, das ist ein gu-
tes Ergebnis, auch für Europa. Aber wir dürfen uns
nichts in die Tasche lügen: Mit 83 Prozent gesamtstaatli-
cher Verschuldung haben wir noch einen weiten Weg vor
uns, um die 60-Prozent-Grenze der Maastricht-Verträge
wieder zu erreichen. Da ist die vielleicht nicht so beach-
tete, aber trotzdem wichtige Aussage, dass wir mit
80,5 Prozent jetzt die Trendumkehr von 83 Prozent er-
reichen werden, mindestens so wichtig wie das tempo-
räre gesamtstaatliche Defizit. Denn es geht darum – das
ist das eigentliche Thema –: Wie können Staaten die ak-
kumulierte Verschuldung über Jahrzehnte wieder ab-
bauen?

Es war richtig, dass wir im vergangenen Jahr ein Zu-
kunftspaket für den mittelfristigen Finanzplanungszeit-
raum mit 80 Milliarden Euro Einsparungen aufgelegt ha-
ben. Das war nicht leicht. Darüber gab es auch
Diskussionen; aber es war richtig. Wir haben gezeigt:
Sparen geht, ohne die Konjunktur abzuwürgen. Es ist
richtig und gut, dass wir die Schuldenbremse einhalten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Nun ist es so – das mag für Sie ärgerlich sein –, dass
Sie im Bund nicht an der Regierung beteiligt sind. Aber
Sie könnten Ihren nationalen Beitrag zur Zukunft
Deutschlands dort leisten, wo Sie Verantwortung tragen.
Was ist denn da mit Schuldenabbau? Nordrhein-West-
falen: verfassungswidriger Haushalt, einmal beklagt,
einmal für unrichtig erklärt; sofort folgt der nächste ver-
fassungswidrige Haushalt.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Was ist mit Hessen? Wer regiert denn da? Und in Niedersachsen?)


Rheinland-Pfalz: In der Regierungszeit von Herrn Beck
sind zwei Drittel der Gesamtschulden angehäuft worden,

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(C (D nd es ist überhaupt nicht abzusehen, wie dieses Land mals die Schuldenbremse erreichen will. Baden-Württemberg war das erste Regierungshandeln on Grün-Rot, 180 neue Stellen im Staatsapparat zu chaffen. Von Berlin und Bremen, rot-rot und rot-grün giert, möchte ich überhaupt nicht sprechen. (Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Wo Sie den Mist eingefahren haben! Landowsky! Reden Sie mal über Landowsky!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


h sage: Machen Sie doch dort, wo Sie Verantwortung
agen, erst einmal Ihre Hausaufgaben, und dann kom-
en Sie zurück. Das wäre die richtige Arbeitsreihen-
lge.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, in normalen Zeiten würde
h jetzt darüber sprechen, wie wir die Fundamente der
ukunft bauen, wie wir Wachstum fördern, in Bildung
nd Forschung investieren, den Zusammenhalt unseres
andes stärken. Ich würde über maßvolle Steuerentlas-
ngen sprechen, weil es der Steuergerechtigkeit ent-

pricht, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
m Wachstum über mehr Erwerbslohn beteiligt werden.
h würde über unser Energiekonzept sprechen, darüber,
ie wir das durchsetzen – mit einem Monitoring –,


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ohne Wärmedämmung!)


ber Forschung und Bildung, wofür wir so viel ausgeben
ie keine Bundesregierung jemals zuvor.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


h würde über die Pflegereform sprechen, die wir in den
ächsten Monaten auf den Weg bringen, über die Demo-
rafiestrategie, die die Antwort auf die Fragen des ver-
nderten Altersaufbaus – das große nationale Problem –
ibt, über die Reform der Bundeswehr und darüber, wie
ir die Kommunen entlastet haben, indem wir die
rundsicherung übernehmen.

Wir leben aber nicht in normalen Zeiten. Deshalb
age ich: Wir stehen vor Herausforderungen, die man ge-
ost historisch nennen kann. Ich will nicht sagen, ob es
ie schwerste oder eine der schweren Herausforderun-
en Europas ist; aber wir können sagen: Deutschland
eht es gut. Wir wissen jedoch: Deutschland kann auf
auer nicht erfolgreich sein, wenn es nicht auch Europa
ut geht.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mit so einer Regierung kann man nicht erfolgreich sein!)


Wir, die Bundesrepublik Deutschland, sind zentraler
eil der Europäischen Union. Deutschlands Zukunft ist
ntrennbar mit der Zukunft Europas verbunden. Nach
ahrhunderten langer Kriege war die europäische Eini-
ung Garant und Schrittmacher für eine dauerhafte Aus-
öhnung nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Dass
ies erfolgreich gelungen ist, war alles andere als selbst-
erständlich. Auf dieser Grundlage konnte der Wiederauf-





Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


(A) )


)(B)

bau eines zerstörten Kontinents gelingen, auch mithilfe
des Marshallplans der Amerikaner in einer ganz schwie-
rigen Situation. Auf dieser Grundlage konnte transatlan-
tische Partnerschaft entstehen. Auf dieser Grundlage
konnten die Völker Europas nie da gewesenen Wohl-
stand erwirtschaften. Auf dieser Grundlage konnte die
Wiedervereinigung Deutschlands sowie die Einigung
Europas stattfinden.

Daraus ergibt sich unsere heutige Verpflichtung ge-
genüber den Gründervätern unseres Landes und dieses
Europas; das sage ich auch sehr persönlich. Die Grün-
derväter haben mit ganzer Kraft, mit Mut, mit Ideen und
mit vielen Risiken Europa gebaut.


(Zuruf von der SPD: Ja, das fehlt Ihnen!)


Sie haben es nicht nur für sich getan, sondern vor allen
Dingen für zukünftige Generationen. Jetzt, liebe Kolle-
ginnen und Kollegen, ist es an uns, im 21. Jahrhundert
diese Erfolgsgeschichte fortzuschreiben, unseren Kin-
dern und Enkeln ein intaktes Europa zu übergeben, und
zwar nicht in einer Welt, wie es 1950 war, von 2,5 Mil-
liarden Einwohnern, in der die Dominanz Europas und
der Vereinigten Staaten von Amerika schon durch die
Bevölkerung viel klarer war, sondern in einer Welt von
7 Milliarden Einwohnern mit einer Vernetzung der Wirt-
schaft, wie wir sie nie gekannt haben, und, durch die
7 Milliarden Einwohner, mit einem Verbrauch und Ge-
brauch von natürlichen Ressourcen, wie es an vielen
Stellen eine Überstrapazierung dieser Welt ist.

Seit bald zehn Jahren können die Menschen in Berlin
und Paris, in Rom und Lissabon mit einer gemeinsamen
Währung bezahlen. Das ist der Euro. Die Geschichte
sagt uns: Länder, die eine gemeinsame Währung haben,
führen nie Krieg gegeneinander. Deshalb ist der Euro
viel, viel mehr als nur eine Währung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Der Euro ist der Garant eines einigen Europas, oder an-
ders gesagt: Scheitert der Euro, scheitert Europa.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Das ist richtig!)


Weil ein Europa der Demokratie und der Freiheit unsere
Heimat ist, darf der Euro nicht scheitern, und er wird
nicht scheitern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Aber wenn ich auf der einen Seite von einer der
schwersten Krisen Europas spreche und gleichzeitig von
unserem unbedingten deutschen Interesse an einem star-
ken Europa, dann ergibt sich doch daraus die zentrale
Aufgabe dieser Legislaturperiode. Die zentrale Aufgabe
dieser Legislaturperiode heißt: So wie Deutschland stär-
ker aus der Krise herausgekommen ist, als es hineinge-
gangen ist, muss jetzt auch Europa stärker aus der Krise
herauskommen, als es hineingegangen ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Die Krise ist noch nicht um, Frau Bundeskanzlerin! Wie können Sie das sagen? Die Krise dauert noch an!)


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(C (D Vor zehn Jahren haben wir eine stabile Währung verprochen. Das Versprechen ist gehalten. Die Inflationste ist in diesen zehn Jahren geringer als in den letzten ehn Jahren der D-Mark. Eine christlich-liberale Koalion, damals unter der Führung von Helmut Kohl, Hansietrich Genscher und Theo Waigel, hat unter Mühen nd in kontroversen Diskussionen in Europa den Stabilitsund Wachstumspakt durchgesetzt. Es ist eine trauge Ironie, dass ausgerechnet eine deutsche Regierung, ot-Grün unter Führung von Herrn Schröder, dann die en Stabilitätsund Wachstumspakt aufgeweicht hat. s war auch Rot-Grün – es ist einfach so; wir waren ja icht froh, dass wir da in der Opposition waren –, die wier besseres Wissen Griechenland in den Euro-Raum ufgenommen haben. Ich würde das alles nicht sagen, wenn Sie aus Ihren ehlern lernen würden, aber – das ist das Schlimmste – ie tun es nicht. Analysieren Sie doch einmal die heutige rise: Was ist das Hauptproblem in der gegenwärtigen rise? Ich kann ja nur Antworten finden, wenn ich weigstens die Analyse vernünftig mache. Die hohe Verchuldung einzelner Länder ist das Hauptproblem der eutigen Krise, die wir im Euro-Raum haben. Diese Verchuldung ist nicht nur in den Zeiten entstanden, als wir ie Konjunkturprogramme gegen die internationale inanzund Wirtschaftskrise aufgelegt haben, sondern iese Verschuldung ist das Ergebnis davon, dass Jahrehnte eine falsche Philosophie verfolgt wurde. Diese hilosophie wurde im Übrigen auch von der ersten Groen Koalition Ende der 60er-Jahre verfolgt. Da hat das lles in Deutschland begonnen. Da hieß es: Hauptsache achstum, egal was es kostet, im Zweifelsfall auch chulden, und anschließend in guten Zeiten nichts zuckzahlen. Mit dem Ergebnis von jahrzehntelangem chuldenaufbau müssen wir uns heute herumschlagen. Wir sind da ja in feiner Gesellschaft: Wir sind damit Europa nicht alleine, wir sind damit mit den Vereinign Staaten nicht alleine, wir sind damit mit Japan nicht lleine. Ich bin aber zutiefst davon überzeugt: Diese rise, wenn sie nicht zu einer großen Krise der westli hen Welt werden soll, (Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Das ist sie längst!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ann mit einem Weiter-so nicht bekämpft werden. Ein
rundsätzliches Umdenken ist nötig. Wir müssen nach-
altig wirtschaften und nicht mehr auf Kosten zukünfti-
er Generationen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


as muss jetzt zur Erkenntnis aller 17 Staaten werden,
ie durch eine gemeinsame Währung verbunden sind;
enn auf der einen Seite sind wir durch die gemeinsame
ährung untrennbar miteinander verbunden, und auf





Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


(A) )


)(B)

der anderen Seite – das ist die Rechtssituation – hat jedes
einzelne dieser 17 Länder die Haushaltshoheit, kann also
seinen Haushalt auf Basis nationaler Entscheidungen
aufstellen.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Parlamentarische, nicht marktkonforme!)


Genau das entspricht im Kern dem, wenn gesagt wird:
Wir haben keine politische Union. Mit dieser Frage müs-
sen wir uns auseinandersetzen, und in dieser Situation
müssen wir die richtigen Antworten finden.

Was sagen jetzt die Sozialdemokraten und die Grü-
nen?


(Sigmar Gabriel [SPD]: Was sagt denn die Regierung? – Weiterer Zuruf von der SPD: Was sagen Sie? – Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Was sagt die CSU?)


Die Sozialdemokraten und die Grünen sagen: Wir brau-
chen in dieser Situation Euro-Bonds. Wenn ich aber nun
genau die Situation habe, dass ich auf den Haushalt eines
einzelnen Mitgliedstaats des Euro-Raums keinen Ein-
fluss habe, kann es doch nicht angehen – das ist aber Ihre
Antwort –, dass ich die Schulden in einen Topf werfe
und den einzigen Indikator, den ich in diesem Wäh-
rungssystem noch habe, nämlich die Zinssätze, verge-
meinschafte.


(Widerspruch bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dr. Frank-Walter Steinmeier (SPD):
Rede ID: ID1712303400
Reden Sie
mal in Ihre Richtung!)

Das ist mit Sicherheit die falsche Antwort, und das zeigt,
dass Sie Ihre Fehler fortsetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Nun lese ich heute in der Zeitung von dem einen und
höre hier im Bundestag von dem anderen, dass Sie, auch
angesichts des Bundesverfassungsgerichtsurteils, jetzt
eine Umdefinition der Euro-Bonds vornehmen wollen.
Bei Ihnen ist das jetzt nur noch ein Instrument, das für
Krisenländer gemeinschaftlich, vielleicht im EFSF, ver-
waltet wird. Dann sagen Sie das aber auch.


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Nein, nein! Das ist ja Quatsch! Für Quatsch ist die Regierung zuständig!)


Euro-Bonds sind ja definiert – bis heute war das auch
nach Ihrem Verständnis so; das ist auch überall außer-
halb der Fraktion der Sozialdemokratischen Partei
Deutschlands im Deutschen Bundestag nach wie vor so –
als Vergemeinschaftung der Schulden und Einführung
eines einheitlichen Zinssatzes für alle.


(Sigmar Gabriel [SPD]: Was machen Sie denn jetzt?)


Das ist die falsche Antwort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deshalb werden wir diesen Weg nicht mitgehen.

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(C (D (Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Machen Sie doch schon längst! Sagen Sie doch mal die Wahrheit!)


ielmehr geht es darum, dass wir uns auf die Haushalts-
hrung jedes einzelnen Mitgliedstaates verlassen kön-

en.

Euro-Bonds sind der Weg in die Schuldenunion. Wir
rauchen eine Stabilitätsunion. Daran arbeitet die christ-
ch-liberale Koalition.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


eine Generation kann sich ihre Aufgabe aussuchen.
nsere Gründerväter mussten ein zerstörtes Deutschland

ufbauen und die Erbfeindschaft mit Frankreich über-
inden. Unsere Aufgabe ist es nun, den Weg aufzuzei-
en, wie eine Stabilitätsunion erreicht werden kann.


(Zuruf von der SPD: Dann sagen Sie das doch mal!)


ierbei gibt es eine Grundüberzeugung, die die christ-
ch-liberale Koalition leitet. Sie lautet: Wir brauchen
olidarität und Eigenverantwortung, Eigenverantwor-
ng und Solidarität.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Große Worte!)


icht derjenige, der sofort hilft und jeder Hilfsanfrage
ofort nachgibt, hat recht, sondern derjenige, der den
eg zur Stabilitätsunion aufzeigt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


a hat das Bundesverfassungsgericht uns heute Morgen,
oweit ich das in der knappen Zeit überblicken konnte,
bsolut bestätigt.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: „Absolut“, das ist ja lächerlich! Soweit Sie das überblicken konnten! Was können Sie schon überblicken? Marktkonform statt Parlament, das ist doch Ihre Devise! Lesen Sie mal lieber das Urteil! – Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Eine Ohrfeige haben Sie bekommen!)


as Bundesverfassungsgericht hat gesagt: Eigenverant-
ortung und Solidarität in einer transparenten, durch-

chaubaren Art und Weise, natürlich mit absoluter Mit-
estimmung des Parlaments. Das ist genau der Weg, den
ir gegangen sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


er dauert manchmal etwas länger und ist zuweilen et-
as komplizierter, aber es ist der richtige Weg.

Sie können doch sehen, was wir in den letzten andert-
alb Jahren erreicht haben. Wir können nicht zufrieden
ein mit den neuesten Meldungen aus Griechenland.
riechenland muss Strukturreformen durchführen. Es
uss transparente Strukturen in seinem Land schaffen,

nd es muss natürlich – das wird auch immer gesagt –
vestieren. Geld ist vorhanden in Europa. Griechenland

at 70 Prozent der Mittel seiner Strukturfonds und Kohä-
ionsfonds gar nicht abgerufen. Auch für Portugal steht
och Geld zur Verfügung.





Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


(A) )


)(B)


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Das muss in die Verbrauchertaschen! Sonst können sie mit dem Geld nichts anfangen!)


Es geht um Strukturen, mit denen man Wachstum gene-
rieren kann, und die sind nicht ausreichend vorhanden.

Sie sagen immer, dass das Polemik gegen irgendwel-
che Länder sei. Meine Damen und Herren, so wie wir
uns hier auseinandersetzen, so muss das auch in einem
Europa mit einer Währung stattfinden. Alle Probleme
unter den Tisch zu kehren und von Solidarität zu reden,
wird uns nicht zu einer Stabilitätsunion bringen. Das ist
die Wahrheit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deshalb war es richtig, dass wir durchgesetzt haben,
dass es Hilfen nur unter strengen Auflagen gibt. Das ist
das erste Prinzip, das wir durchgesetzt haben.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Sie zwingen die Konjunktur in die Knie! 5 Prozent minus bei der Konjunktur!)


Wir haben zweitens durchgesetzt, dass neben der Bewäl-
tigung der Krise endlich auch die Ursachen angegangen
werden. Deshalb haben wir mehr Wachstum und mehr
Wettbewerbsfähigkeit im neuen Stabilitäts- und Wachs-
tumspakt niedergelegt. Wir haben ihn nicht aufgeweicht,
sondern verstärkt. Ich hoffe, dass die letzten Einigungen
mit dem Europäischen Parlament erfolgen. Da geht es
nicht nur um das temporäre Defizit, sondern es wird in
Zukunft auch um die Gesamtverschuldung und die ma-
kroökonomische Leistungskraft eines Landes gehen.
Das sind genau die Kriterien.

Wir haben mit dem französischen Präsidenten alles
ausgelotet, was unter der jetzigen Vertragssituation an
verbindlichen Absprachen möglich ist.


(Sigmar Gabriel [SPD]: Die FDP war gleich dagegen!)


Da habe ich eine Bitte an den Deutschen Bundestag:
Wenn wir unseren Haushalt nach Europa schicken und
im Rahmen des Europäischen Semesters Kommentare
der Europäischen Kommission mit Blick auf die Erfül-
lung des Stabilitäts- und Wachstumspakts für jedes ein-
zelne Mitgliedsland abgegeben werden, müssen sich
auch alle anderen Euro-Staaten verpflichten, diese Kom-
mentare zu befolgen, damit sicher ist, dass der Stabili-
täts- und Wachstumspakt erfüllt wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Sie machen Konjunkturen kaputt! Das ist Ihre Devise!)


Wir haben gesagt: Wir wollen, dass alle Länder, ähn-
lich wie wir es in Deutschland gemacht haben – da wa-
ren wir Vorreiter –, eine Schuldenbremse in ihre Verfas-
sung aufnehmen.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Gift!)


Wir haben dabei unerwartete Fortschritte erzielt. Frank-
reich denkt darüber nach, Spanien hat es gemacht, Portu-
gal ist offen, und Italien macht es jetzt auch. Mit der
Aussage „Das geht alles nicht“ kann man natürlich keine

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(C (D euen Wege beschreiten. Auch das ist ein Beitrag zur tabilitätsunion. Wir haben drittens durchgesetzt, dass Lehren aus der rise gezogen werden, nämlich mit dem Euro-Plus-Pakt nd der verstärkten institutionellen Zusammenarbeit in er Euro-Zone. Wir haben im vorigen Jahr gesagt, es üsse eine Wirtschaftsregierung der 27 geben. Die ahrheit ist: Wir müssen in der Euro-Zone enger zusamenarbeiten, ohne andere zu verstoßen. Aber wir müs en das vor allen Dingen so schaffen, dass es verbindlich ird. Es hat keinen Sinn, wenn man nur Daten aususcht. Vielmehr muss eine Verbindlichkeit entstehen, nd daran muss gearbeitet werden. Nur so kann Europa tärker aus der Krise herauskommen, als es hineingeganen ist. Es zeigt sich aber in einer unglaublichen Schärfe, dass ie Probleme eines Landes – und sei es eines Landes wie riechenland, das nur 2 Prozent des Bruttoinlandsproukts der gesamten Euro-Zone hat – die ganze Währung Gefahr bringen können. Im Lissabon-Vertrag gibt es einen Mechanismus, (Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Deswegen war er so toll, der Lissabon-Vertrag!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


m diejenigen zur Einhaltung des Stabilitäts- und
achstumspakts zu zwingen, die das nicht können oder

icht wollen. Deshalb sage ich auch: Wenn wir Europa
eiterdenken und wenn wir mehr zukunftsfähiges und

tarkes Europa wollen, dann dürfen auch Vertragsände-
ngen kein Tabu sein, um ein Mehr an Verbindlichkeit

afür zu erreichen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


s gehört zu den Paradoxien, dass die Nichteinhaltung
der Richtlinie, beispielsweise aus Bereichen wie Wirt-

chaft oder Umwelt, zu einer Verurteilung durch den
uropäischen Gerichtshof führt, aber ausgerechnet die
ichteinhaltung des Stabilitäts- und Wachstumspaktes
om Europäischen Gerichtshof gerade nicht verfolgt
erden darf. Darüber müssen wir nachdenken. Wir sind
r ein solches starkes Europa, weil wir eine Stabilitäts-

nion wollen.

Wir werden Risiken eingehen müssen.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Das haben Sie genug gemacht! Sie sind in Vorleistung getreten!)


as wird kein einfacher Weg sein. Wir brauchen mehr
uropa; aber wir müssen es vernünftig und richtig ma-
hen. Wir müssen den Menschen auch ganz klar sagen:
ie heutigen Probleme wie die übermäßige Verschul-
ung sind in Jahrzehnten aufgewachsen. Diese lassen
ich nicht mit Schlagwörtern wie Euro-Bonds oder Um-
chuldung mit einem Paukenschlag einfach wegwischen,
nd alles wird wieder gut. Nein, das wird ein langer und
chwieriger, aber für die Zukunft richtiger Weg in eine





Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


(A) )


)(B)

zukunftsfähige Europäische Union. Diesen Weg wollen
wir gemeinsam gehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


In Europa leben 500 Millionen Menschen. Wir wis-
sen: Die Welt wandelt sich. Sie wandelt sich nicht nur im
wirtschaftlichen Bereich. Dort haben wir eine Situation,
in der keiner mehr sozusagen aus sich selbst heraus al-
leine stark sein kann. Das ist die Botschaft. Schauen Sie
auf die Schweiz. Sie hat gestern den Wechselkurs ihrer
Währung faktisch an den Euro gekoppelt; denn die
Stärke der Schweiz wird zu ihrer eigenen Schwäche,
wenn sie sich nicht in das gesamte globale Gefüge ein-
ordnet. Das ist die Lehre. Deshalb ist der Euro richtig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN] – Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Deshalb war Maastricht falsch!)


Die Weltwirtschaft ist wie ein feingesponnenes Netz.
Wer da an irgendeiner Stelle irgendeinen Faden kappt,
der kann das ganze Netz zum Einreißen bringen. Des-
halb müssen all diejenigen, die jetzt mit EFSF, ESM und
alldem nicht einverstanden sind, eines wissen: Wir ha-
ben keine theoretische Diskussion am Reißbrett darüber,
wie wir uns eine politische Union vorstellen,


(Sigmar Gabriel [SPD]: Machen Sie jetzt eine Fraktionssitzung? – Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Wir können ja gehen!)


sondern wir haben eine Situation, in der es darum geht,
eine eng verwobene Weltwirtschaft auf einen vernünfti-
gen Pfad der Stabilität zu führen. Deshalb muss jeder un-
serer Schritte kontrolliert sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Sigmar Gabriel [SPD]: Frau Merkel, das müssen Sie in der Fraktionssitzung erklären!)


– Nein, Herr Gabriel, ich halte hier eine Rede vor allen
Abgeordneten des Deutschen Bundestages.


(Sigmar Gabriel [SPD]: Diesen Teil der Rede haben wir verstanden! Aber Ihre Leute nicht! Wir haben da geklatscht!)


– Wenn Sie mir Ihre geschätzte Aufmerksamkeit noch
einmal schenken würden.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir dachten, wir wollen bei der Fraktionssitzung nicht stören!)


Die Art und Weise, wie Sie über Umschuldung im euro-
päischen Raum sprechen – unkontrolliert und ohne jede
Basis dafür –, ist genauso verantwortungslos wie Äuße-
rungen über Euro-Bonds. Auch das gehört zur Wahrheit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Sigmar Gabriel [SPD]: Was ist denn aus Ihrer Gläubigerbeteiligung geworden?)


Wir glauben, dass die Staaten die Fähigkeit erlernen
müssen – genauso wie es bei den Banken der Fall war –,
mit Insolvenzproblemen umzugehen.

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(C (D (Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Was ist denn mit der Eigenkapitaldeckung?)


eshalb haben wir uns für die Schaffung des permanen-
n Rettungsschirms eingesetzt.


(Sigmar Gabriel [SPD]: Den haben Sie doch am Anfang auch abgelehnt!)


ber wir können nicht Schlagwörter in die Welt setzen


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Eigenkapitaldeckung ist kein Schlagwort!)


nd uns anschließend wundern, dass wir damit die ge-
amte Finanzwelt verunsichert haben. Das reicht für Op-
ositionsarbeit, aber nicht zum Regieren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


as verstehe ich unter einem kontrollierten Prozess.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Sigmar Gabriel [SPD]: Es ist gut, dass Sie die Erkenntnis haben!)


Wie gesagt: Die Welt wandelt sich, und sie wandelt
ich nicht nur im ökonomischen Bereich. Wir haben
uch gesehen, dass die Freiheit weiter auf ihrem Sieges-
ug ist – in diesem Jahr im arabischen Raum. Der Bun-
esaußenminister hat über die Verantwortung, die
eutschland in diesem Zusammenhang übernimmt, ge-

prochen.


(Sigmar Gabriel [SPD]: Verantwortung übernimmt er auch? Donnerwetter!)


Genau. – Wir werden sehr entschieden von Ägypten
ber Tunesien bis Libyen und Syrien unserer Verantwor-
ng gerecht werden.


(Sigmar Gabriel [SPD]: Und Panzer nach Saudi-Arabien!)


as werden sehr lange Prozesse sein. Dabei wird es auf
inen langen Atem ankommen, um den jungen Men-
chen in diesen Ländern Hoffnung zu geben und Ausbil-
ungspakte zu schließen. All das ist auf dem Weg, und
ll das stärkt die Demokratie.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie machen doch die Grenzen dicht!)


In vier Tagen jährt sich der 11. September. Auch das
ird uns noch einmal daran erinnern, wie sich die Be-
rohungslage zum Anfang des 21. Jahrhunderts weltweit
öllig verändert hat. Weil der islamistische Terrorismus
ine völlig neue, asymmetrische Bedrohung ist, in der
enschen ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen, ist es so
ichtig, dass wir stabile Staaten bauen helfen.

Das ist unsere Aufgabe in Afghanistan. Im Dezember
ird in Bonn die Afghanistan-Konferenz stattfinden, auf
er wir über die Zukunft diskutieren. Wir haben erlebt:
er Kampf gegen den Terrorismus ist nicht einfach. Es
t nicht so einfach, ein stabiles Afghanistan aufzubauen.
s war Anfang der 90er-Jahre nicht so einfach, ein stabi-





Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


(A) )


)(B)

les Somalia aufzubauen. Es ist nicht so einfach, die Pira-
terie zu bekämpfen.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben den Sieg über den Kalten Krieg errungen – da
können Sie lachen –; aber wir haben es noch nicht ge-
schafft, die asymmetrischen Bedrohungen in vollem
Umfang in den Griff zu bekommen. Die Antwort der
Bundesregierung ist: Es wird nicht allein militärisch ge-
lingen – die militärische Option kann nicht ausgeschlos-
sen werden –, sondern es bedarf immer eines vernetzten
Vorgehens, einer vernetzten Sicherheitskonzeption, um
Frieden und Stabilität auf der Welt zu erreichen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, selten hat es so
viele Krisen und Großereignisse in so kurzer Abfolge
gegeben,


(Dr. Sascha Raabe [SPD]: Ja, das stimmt!)


wie wir das in den vergangenen Jahren erlebt haben. Sel-
ten gibt es die eine Antwort, die eine Lösung, auch wenn
uns das so viele Experten jeden Tag vorgaukeln wollen.
Aber immer gibt es eine Aufforderung, der insbesondere
die Regierung nachzukommen hat: entschlossen wie be-
sonnen den richtigen Weg für unser Land zu finden,


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Und marktkonform!)


stets das Ganze im Blick und für das Gemeinwohl mit
genau dieser Richtschnur.

Die christlich-liberale Koalition will ein Deutschland,
das wirtschaftlich stark ist, das auf seine Menschen setzt,
das seine soziale Verantwortung kennt, das international
an der Spitze steht und das Verantwortung für Europa
und die Welt übernimmt – ein Deutschland also, das
menschlich und erfolgreich ist.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Und marktkonform!)


Dafür arbeiten wir, und das mit aller Kraft.

Herzlichen Dank.


(Langanhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Es fehlt ein bisschen die Begeisterung! Je schlechter die Umfragen, desto länger der Applaus! Ihr seid bescheidene Leute! Aufstehen! Steht doch mal auf!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1712303500

Das Wort hat nun der Fraktionsvorsitzende der Lin-

ken, Dr. Gregor Gysi.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712303600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine Damen und Herren von Union und FDP, ich be-
danke mich für Ihren langen Begrüßungsbeifall. Abgese-

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1712303700
Mit dieser

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(C (D ede haben Sie Ihre Fraktion nicht gerettet. Dazu war ie zu oberflächlich und ist auf den Kern der Probleme berhaupt nicht eingegangen. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Frau Bundeskanzlerin, ich hatte gehofft, dass Sie
ichts zu Berlin sagen. Aber Sie haben etwas zu Berlin
nd der Verschuldung gesagt. Deshalb muss ich Ihnen
ines ganz klar sagen: Die Verschuldung Berlins ist nun
irklich von Eberhard Diepgen und Klaus Landowsky
on der Union verursacht worden.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


h sage einmal: SPD und Linke haben diesen Karren
us dem Dreck gezogen. Das ist die Wahrheit.


(Lachen des Abg. Norbert Barthle [CDU/ CSU])


ass Berlin jetzt sogar eine Hauptstadt und Metropole
t, liegt nur an den Linken.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich komme zu einer Rede des Bundespräsidenten,
ie er am 24. August 2011 gehalten hat. An diesem
4. August hat er gesagt:

Politik muss ihre Handlungsfähigkeit zurückgewin-
nen. Sie muss sich endlich davon lösen, hektisch
auf jeden Kursrutsch an den Börsen zu reagieren.
Sie muss sich nicht abhängig fühlen und darf sich
nicht am Nasenring durch die Manege führen las-
sen, von Banken, von Ratingagenturen …

ine härtere Kritik eines Bundespräsidenten an einer Re-
ierung und einer Koalition habe ich selten gehört.


(Beifall bei der LINKEN)


ie gehen überhaupt nicht darauf ein.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Recht hat er!)


Der Bundespräsident erklärt damit, dass die Demo-
ratie gefährdet ist. Das sagt übrigens ein Bundespräsi-
ent erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik
eutschland seit 1949. Ich sage Ihnen: Die Demokratie
t nicht nur gefährdet; wir haben es wirklich mit Zerstö-
ng zu tun. Der frühere Kanzler Kohl hat eine vernich-
nde Kritik an der Kanzlerin und ihrer Koalition geübt.
r hat gesagt, es gebe keinen Kompass, also keine
rientierung, keine Grundwerte, keine Grundüberzeu-
ungen. Verstehen Sie, ich muss immer Ihre Leute zitie-
n, weil Sie uns nicht glauben; aber wahr ist es trotz-

em.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir haben es in Wirklichkeit mit etwas anderem zu
n, Frau Bundeskanzlerin – ich bitte Sie, das einmal zur
enntnis zu nehmen –: Wir haben es mit einer System-
rise zu tun, mit einer Diktatur der Finanzmärkte. Die
roßen privaten Banken, Fonds, Versicherungen und
edgefonds machen vor nichts Halt, reißen alle noch be-





Dr. Gregor Gysi


(A) )


)(B)

stehenden Dämme nieder und brechen sämtliche Tabus.
Sie haben nicht die Kraft und den Mut, endlich etwas da-
gegen zu tun. Das ist aber dringend erforderlich.


(Beifall bei der LINKEN)


Dabei geht es nicht nur um Länder wie Griechenland,
Portugal, Spanien oder Irland; es geht um die Kernländer
des Kapitalismus. Auch die USA, Frankreich und Italien
werden angegriffen. Private amerikanische Ratingagen-
turen, die von großen Banken abhängig sind, stuften die
USA herunter. Ich bitte Sie! Das macht denen gar nichts
mehr aus; so mächtig sind sie inzwischen geworden. Seit
Jahren höre ich von Ihnen: „Wir brauchen eine öffent-
lich-rechtliche Ratingagentur in Europa.“ Wo ist sie
denn? Es wird höchste Zeit, sie zu schaffen.


(Beifall bei der LINKEN)


Es sind nicht die Linken, sondern die Finanzmärkte,
die den Kapitalismus von innen heraus zerstören. Die
Ratingagenturen stürzen inzwischen sogar Regierun-
gen, wie in Irland und Portugal. Niemand regt sich da-
rüber auf. Früher gab es einmal ein Wahlrecht der Be-
völkerung; heute läuft das völlig anders ab. Wir haben
es – auch wenn Sie das nicht wahrhaben wollen – mit
einer Krise der Demokratien weltweit zu tun, weil wir
von den Finanzmärkten diktatorisch beherrscht werden.

Nun waren Sie, Frau Merkel, bei Herrn Sarkozy in
Paris. – Frau Merkel, hören Sie mir einmal einen Mo-
ment zu; ich möchte eine Erklärung haben. Sie haben
dort mit Herrn Sarkozy ein Papier zur zweiten Griechen-
land-Hilfe verabschiedet. Dann höre ich in der heute-
Sendung im ZDF, dass dieses Papier wortwörtlich, bis
zum letzten Komma, von einem Papier des internationa-
len Bankenverbandes abgeschrieben ist, dessen Präsi-
dent zufällig Josef Ackermann heißt, also genau wie der
Chef der Deutschen Bank. Ich finde, das ist der Gipfel.
Dafür müssen Sie nicht nach Paris fahren; Sie können
auch am Telefon klären, dass Sie ein Papier nur ab-
schreiben.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich finde, das offenbart die Abhängigkeit. Wir kennen
das – es begleitet uns seit Jahren –: Bei der ersten
Finanzkrise wurde auf Wunsch der Banken ein Rettungs-
paket im Umfang von 480 Milliarden Euro beschlossen.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: In einer Woche!)


Was haben Sie, Herr Rösler – Sie waren dafür verant-
wortlich –, bei der Gesundheitsreform gemacht? Sie ha-
ben die Wünsche der Pharmaindustrie und der privaten
Krankenversicherungen umgesetzt. Bei der Atomenergie
– wir wissen es – waren es die vier Energiekonzerne, die
sich durchgesetzt haben. Sie zeigen unserer Bevölke-
rung, dass nicht Sie die Macht haben, sondern andere da-
rüber entscheiden. Das ist wirklich eine Gefährdung der
Demokratie. Bekommen Sie das endlich einmal mit!


(Beifall bei der LINKEN)


Ich glaube, dass Sie es bei den Banken, Fonds, Versi-
cherungen und Hedgefonds maßlos überzogen haben.
Deshalb sind wir jetzt in einer Krise. Wenn Sie mir nicht

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(C (D lauben, zitiere ich jetzt einmal ein paar andere Leute, lso Erzkonservative, Neoliberale, keine Linken. Nehen wir einmal Charles Moore, britischer Erzkonservaver, Thatcherist, der einzige offizielle Autor einer Biorafie von Maggie Thatcher. Er schreibt im Telegraph om 22. Juli 2011: Die Reichen dieser Welt haben ein globales System organisiert, das … allein ihnen nützt. Die vielen Anderen haben zu arbeiten, um die Reichen noch reicher zu machen. as sagt Moore, nicht Gregor Gysi. Moore würdigt lötzlich die Linken und sagt: Die haben recht. Manche aben gedacht, er meint die Labour Party. Daraufhin hat r sich geäußert: Nein, er meine auch nicht die neolibelen Linken wie Blair, Schröder oder Fischer, die die anze Deregulierung in den letzten Jahren organisiert aben, ondern er meine die wirkliche Linke. Der Herausgeber der FAZ, Frank Schirrmacher, chreibt einen Artikel für das Feuilleton mit der Überchrift „Ich beginne zu glauben, dass die Linke recht at“. Warum schreibt er das? Er schreibt das, weil es lausibel ist. Das ganze politische System nutzt nur den eichen und schadet den anderen. Paul Kirchhof, ehemaliger Verfassungsrichter und inst bei Ihnen, Frau Merkel, hochgeschätzter Steuerxperte, beklagte die nahezu vollständige Abhängigkeit er Politik von den privaten Finanzmärkten. Zur Griehenland-Krise bemerkt er, dass nicht Solidarität mit den riechen herrsche, sondern ausschließlich mit den Banen. Das schreibt Herr Kirchhof. Er sieht die Demokratie benfalls gefährdet. Selbst Wirtschaftswissenschaftler wie Professor traubhaar, die die Märkte bisher vergötterten, schreien: Das Marktversagen scheint die Regel zu sein. Er uss seine ganze wissenschaftliche Theorie umstellen. George Soros, Multimilliardär, Spekulant, König der edgefonds – er befindet sich absolut auf der Gegen eite –, schreibt: Der Kapitalismus ist offenkundig nicht u Reformen fähig und wird deshalb scheitern wie der taatssozialismus. Das schreibt Soros. Warum denken Sie nicht darüber nach, was Sie veränern müssten, wenn Sie wirklich in die Geschichte einreifen wollen? Die Milliardäre und Superreichen treten den Tag im Rundfunk und im Fernsehen auf und saen: Wir möchten gerne endlich einmal Steuern zahlen. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Nein, das sagen sie nicht! Mehr wollen sie zahlen!)


(Beifall bei der LINKEN)


rau Merkel und Herr Rösler, Sie sagen: Ja, wir strei-
hen gern das Elterngeld von Hartz-IV-Empfangenden
das haben wir ja schon gemacht –, aber von euch Ver-
ögenden und Millionären wollen wir nicht einmal ei-

en halben Cent. Wissen Sie, warum die Reichen das ru-
n? Sie rufen das nicht, weil sie plötzlich alle

olidarisch und altruistisch geworden sind und nachts
egen der Armen auf der Erde nicht mehr schlafen kön-





Dr. Gregor Gysi


(A) )


)(B)

nen – davon mag es eine Handvoll geben, das will ich
nicht ausschließen –, sondern sie rufen das, weil sie ei-
nes begriffen haben: Es geht um ihre Existenz. Es geht
um eine Systemfrage. Diese konservative Regierung ist
nicht klug genug, das zu begreifen.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn Sie schlau wären, würden Sie zur Erhaltung der
Struktur den Spitzensteuersatz erhöhen und die Vermö-
gensteuer wieder einführen. Sie hätten nicht einmal Wi-
derstand von den Vermögensmillionären und -milliardä-
ren zu erwarten, aber Sie machen es nicht, weil Sie in
Ihrer kleinkarierten Ideologie hängen und nicht begrei-
fen, welche Fragen auf der Erde und in Europa anstehen.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn Sie mir das nicht glauben, dann nenne ich Ih-
nen zwei Zahlen. Die Staatsverschuldung in der Euro-
Zone liegt bei 10 Billionen Euro. Die Millionäre der
Euro-Zone haben ein Vermögen in Höhe von 10 Billio-
nen Dollar. Erklären Sie das einmal den Menschen. In
Deutschland haben wir eine Staatsverschuldung in
Höhe von 2 Billionen Euro. Die Reichsten der Bevölke-
rung – das sind 10 Prozent – besitzen ein Vermögen in
Höhe von 3 Billionen Euro. 1 Billion Euro mehr. Erklä-
ren Sie den Menschen, warum Sie sagen: Wir wollen
von ihnen keinen halben Cent, keine Steuern, nicht ein-
mal einen Euro. Nichts wollen Sie von den Reichen ha-
ben. So können Sie keine gerechten Verhältnisse herstel-
len. Die Verursacher müssen endlich für die Krise
bezahlen, nicht die Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh-
mer, die Rentnerinnen und Rentner und die Arbeitslosen.


(Beifall bei der LINKEN)


Es stellt sich noch eine andere Frage. Ich will versu-
chen, es Ihnen von der Union und der FDP ganz langsam
zu erklären. Wie mache ich das bloß? Der Euro gilt von
Griechenland bis Deutschland, das heißt, wir haben eine
Binnenwährung. 1998 haben wir im Bundestag darüber
diskutiert. Es gab wie immer vier oberschlaue Fraktio-
nen: SPD, Union, FDP und Grüne,


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Und eine dumme gab es auch! Das wart ihr!)


die sagten, alle Voraussetzungen für die Einführung des
Euro liegen vor. Die Einzigen, die davor gewarnt haben,
waren wir. Aber Sie haben uns oberschlau mitgeteilt, Sie
wüssten alles besser, und alle unsere Warnungen seien
falsch. Lesen Sie die Reden von damals. Sie werden sich
einigermaßen schämen, wenn Sie das nachlesen.


(Beifall bei der LINKEN)


Alles, was wir an Gefahren beschrieben haben, ist einge-
troffen. Damals haben Sie immer vom Export nach Spa-
nien und nach Portugal geredet. Ich habe in meiner Rede
darauf hingewiesen: Wenn man eine Binnenwährung
hat, dann hat man einen Binnenmarkt, und dann gibt es
keinen Export mehr. Sie haben das bis heute nicht ver-
standen.

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(C (D (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gut, dass du es verstanden hast!)


ir exportieren nicht nach Griechenland, auch nicht
ach Spanien, Irland oder Portugal.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Gott sei Dank haben wir Sie, der es versteht!)


Herr Kauder, hören Sie einmal zu! Vielleicht verstehen
ie es dann ja auch. Wir haben einen Binnenmarkt mit
iner Binnenwährung. Wenn Sie in diesem Zusammen-
ang von Export sprechen, müssten Sie auch sagen:
ayern exportiert nach Schleswig-Holstein. Sie haben es
icht begriffen.


(Beifall bei der LINKEN)


Ihr System sieht folgendermaßen aus: Bayern soll erst
chleswig-Holstein ruinieren. Wenn das gelungen ist,
auen die Schleswig-Holstein finanziell gesehen wieder
uf, und dann ruinieren die es erneut. Erklären Sie den
euten einmal den Sinn davon. Wenn wir einen Euro ha-
en, dann haben wir eine Binnenwährung, und zwar von
riechenland bis Deutschland, und damit haben Export
nd Ihr Gebaren nicht zu tun.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Warum ist Deutschland in Sachen Export aber so er-
lgreich? Aus einem Grund: Weil Sie die Löhne ge-

enkt haben, weil Sie die Renten gesenkt haben,


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hartz IV!)


eil Sie die Sozialleistungen gesenkt haben, und zwar
anz erheblich. In den letzten zehn Jahren – das ist übri-
ens auch ein Verdienst von SPD und Grünen – sind die
eallöhne um 4,5 Prozent, die Realrenten um 8,5 Pro-
ent und die Sozialleistungen um 5 Prozent gesenkt wor-
en.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, darauf haben wir gewartet!)


as Ergebnis war, dass der Export billiger wurde. Des-
alb können wir so viel nach Spanien, Portugal etc. ex-
ortieren.


(Otto Fricke [FDP]: Das ist kein Export!)


Natürlich. Sie haben keine Ahnung. Wenn Sie das
och nicht begriffen haben, müssen Sie das erste Semes-
r Volkswirtschaft belegen.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Noch einmal langsam. Dann passiert Folgendes,
eine Damen und Herren von der FDP: Nachdem wir

ie Länder dadurch ruiniert haben, dass sie weniger ver-
aufen und nichts nach Deutschland exportieren konn-
n, kommen Sie und sagen: Wir müssen Geld hinschi-

ken. – Verstehen Sie, dass die Bevölkerung das nicht
egreift? Was wir stärken müssen – das haben Sie nie
egriffen – ist die Binnenwirtschaft. Aus Gründen der
ozialen Gerechtigkeit, aber auch aus ökonomischen
ründen brauchen wir endlich höhere Löhne, höhere
enten und höhere Sozialleistungen. Wir brauchen das,





Dr. Gregor Gysi


(A) )


)(B)

damit wir nicht abhängig sind vom Export, damit wir un-
sere eigene Wirtschaft im Lande stärken.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich kann Ihnen ganz klar sagen, was uns die Reich-
tumspflege in den letzten Jahren kostete: 300 Milliarden
Euro. Und was haben wir in den letzten drei Jahren real
für die Bankenkrise ausgegeben? 300 Milliarden Euro.
Das erklären Sie einmal den Leuten. Sie beantragen,
dass die Toilette in einer Schule repariert wird, und Sie
sagen: Kein Geld. – Aber für diese Dinge ist immer ge-
nügend Geld vorhanden. Das ist nicht nachvollziehbar.

In Brüssel ging es um zwei Dinge: Erstens. Wer be-
zahlt die Kosten? Das zweite Thema waren die Euro-
Bonds. Nun haben die Banken gesagt, dass sie freiwillig
auf 21 Prozent des Wertes ihrer Griechenland-Anleihen
etc. verzichten wollen. Das klingt schon fast edel. Nun
hat Ihr Wirtschaftsweiser Herr Bofinger aber ausgerech-
net, dass sie auf gar nichts verzichten. Die Banken haben
die Laufzeit der Anleihen so deutlich verlängert, dass sie
am Ende sogar ein Geschäft machen. Darauf kann man
sich bei den Banken immer verlassen.

Außerdem erwähnen die Banken nicht, dass die Euro-
päische Zentralbank – das ist eine Bank, die allen Steu-
erzahlerinnen und Steuerzahlern der Euro-Zone gehört,
vornehmlich den deutschen Steuerzahlerinnen und Steu-
erzahlern – Kredite für 1,25 Prozent an Banken vergibt
und diese Banken Griechenland Geld für 11 oder mehr
Prozent geben. Das ist abenteuerlich. Die Banken ma-
chen Geld mit einer Überweisung, ohne irgendetwas
herzustellen, weder einen Stuhl noch einen Tisch. Nichts
ist hergestellt worden. Das sind reine Spekulationsge-
winne, die uns später um die Ohren fliegen werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Nun zu den Euro-Bonds. Ich würde gerne auf die
Aussagen der Kanzlerin und der FDP zu sprechen kom-
men. Sie von der FDP lehnen Euro-Bonds ab. Wenn ich
Sie richtig verstanden habe, dann hat die FDP den Mut
von 40 Jahren zusammengenommen und gesagt: Wenn
die Kanzlerin Euro-Bonds einführen sollte, verlassen wir
die Regierung. Ich habe Sie richtig verstanden? – Gut.
Jetzt muss ich Ihnen Folgendes sagen: Wir haben die
Euro-Bonds.


(Heiterkeit bei der LINKEN – Jörg van Essen [FDP]: Bundesverfassungsgerichtsurteil!)


Ich werde es Ihnen ganz kurz belegen – passen Sie auf –:
Euro-Bonds heißt, dass man gemeinsam für die Schul-
den haftet. Dass das vertragswidrig ist, ist etwas ganz an-
deres. Ich sage nur, dass wir sie haben. Warum? Weil die
Europäische Zentralbank, die all unseren Steuerzahlerin-
nen und Steuerzahlern gehört, Staatsschulden von Grie-
chenland, Portugal, Irland, Italien und Spanien aufge-
kauft hat, und zwar im Wert von 129 Milliarden Euro.
Den privaten deutschen Banken und Versicherungen hat
sie ein Drittel dieser Staatsschulden abgekauft. Meine
erste Frage ist: Wer hat das eigentlich der Europäischen
Zentralbank genehmigt?


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Die ist unabhängig, Herr Gysi! Das wissen Sie doch!)


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(C (D s war doch klar, dass das nichts mehr wert ist. Ist das icht ein eindeutiger Fall von Untreue? Der zweite Punkt t: Jetzt haften wir gemeinsam dafür. Das bekommen ie gar nicht weg. Die Lidl-Kassiererin, Herr ckermann, wir alle haften für diese Staatsschulden; enn sie gehören jetzt der Europäischen Zentralbank. amit haben wir indirekt die Euro-Bonds eingeführt. etzt gibt es nur noch zwei Möglichkeiten für Sie von er FDP: Entweder Sie treten heute aus der Regierung us, weil Sie ja gesagt haben, dass Sie das in diesem Fall achen würden, oder Sie hören mit Ihrem Geschwätz uf. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht; das will ich anz klar sagen. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jörg van Essen [FDP]: Es gibt noch eine dritte Möglichkeit! Sie lesen einmal das Urteil des Bundesverfassungsgerichts!)


Nun soll morgen eine Debatte zum Rettungsfonds
tattfinden, und zwar dergestalt, dass dieser auf 780 Mil-
arden Euro erhöht werden soll. Sagen Sie den Bürge-
nnen und Bürgern der Bundesrepublik Deutschland
itte, dass sie nicht mehr für Schulden in Höhe von
23 Milliarden Euro haften, sondern dann für Schulden
Höhe 211 Milliarden Euro. Das sind 88 Milliarden
uro mehr. Das ist doch wohl nicht nichts. Sie können
icht ernsthaft behaupten, dass Sie damit rechnen, dass
as Geld nicht in Anspruch genommen wird. Ich sagte es
chon: In den letzten drei Jahren wurden bereits 300 Mil-
arden Euro in Anspruch genommen.

Warum können Sie darauf nicht hoffen? – Sie können
icht darauf hoffen, weil Sie einen völlig falschen Weg
ehen, und zu dem komme ich noch. Was muss jetzt also
eschehen? – Die Linke wird Ihnen jetzt erklären, was
ie eigentlich zu tun hätten.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Zurufe von der FDP – Dr. Michael Fuchs [CDU/ CSU]: Es stimmt: Sie nerven!)


Wissen Sie, ein bisschen nervt mich das auch, denn Sie
ören so selten. Langsam hören Sie aber. Sie hören im-
er verspätet.

Das Erste, was passieren muss, ist dies: Die Banken
üssen auf ihre eigentlichen Funktionen zurückgeführt
erden. Sie sind Dienstleistungsunternehmen für Unter-
ehmen und für Privatpersonen und nichts anderes. Wir
rauchen keine Leerverkäufe, wir brauchen keine
edgefonds. Sie müssen das endlich regulieren. Haben
ie einmal den Mut, sich Ackermann gegenüberzustel-
n und zu sagen: Schluss, wir machen das jetzt anders.
ir sind die demokratisch gewählten Volksvertreterin-

en und Volksvertreter.


(Beifall bei der LINKEN)


ir müssen die großen privaten Banken dezentralisieren
nd öffentlich-rechtlich gestalten. Ich weiß, dass Sie sa-
en: Die Landesbanken haben auch nicht funktioniert.


(Zuruf von der FDP: Das ist ein gutes Beispiel!)






Dr. Gregor Gysi


(A) )


)(B)

Das stimmt, und die Landesbanken, die pleitegingen,
waren alles Banken aus CDU-regierten Ländern. Davon
einmal abgesehen kann ich Ihnen den Fehler nennen. Sie
sind pleitegegangen, weil man den Landesbanken gesagt
hat: Ihr müsst spekulieren wie die großen privaten Ban-
ken. – Daran sind sie zugrundegegangen. Erst regulie-
ren, dann öffentlich-rechtliche Institutionen schaffen.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Sparkassen sind nicht unser Problem. Ganz im
Gegenteil, in Brüssel hat man immer über die Sparkas-
sen gemeckert. Jetzt sagt man dort kein Wort mehr, weil
die Sparkassen in der Krise tapfer und gut standen; eben
weil sie öffentlich-rechtlich waren und nicht weltweit
spekuliert haben.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir brauchen in der Euro-Zone eine Bank für öffent-
liche Anleihen, die zu günstigen Zinsen Kredite an Staa-
ten vergibt. Dort können dann auch die Euro-Bonds,
über die ich gesprochen habe, gehalten werden. Euro-
Bonds würden den Euro natürlich stabilisieren. Sie kön-
nen keine Binnenwährung einführen. Wir haben dagegen
gestimmt. Sie wollten die Binnenwährung von Grie-
chenland bis Deutschland. Nun haben wir sie, jetzt müs-
sen wir sie auch retten, aber nicht dadurch, dass wir das
– wie Sie – nicht zur Kenntnis nehmen, sondern dadurch,
dass wir ernst nehmen, dass es sich um eine Binnenwäh-
rung handelt.


(Beifall bei der LINKEN)


Die ganze Welt steht vor einer tiefen Rezession. Die
Börsen spielen verrückt, und Ihr einziges Rezept ist Spa-
ren. Was machen Sie mit Griechenland? – Was machen
Sie mit den anderen Ländern? – Sie fordern Lohnkür-
zungen und die Kürzungen von Renten und Sozialleis-
tungen sowie eine Erhöhung des Renteneintrittsalters.
Das ist all das, was Sie in Deutschland schon eingeführt
haben. Sie fordern die Streichung von Investitionen und
Billigverkäufe von öffentlichem Tafelsilber. Das ist Ihr
Rezept. Sagen Sie mir einmal, wie Griechenland auf
diese Art und Weise Steuern einnehmen soll. Sie führen
dort alles zurück. Die Griechen dürfen nichts mehr in-
vestieren.

Sie setzen dadurch all das Geld in den Sand. Das ist
albern. Wir hätten nach dem Zweiten Weltkrieg lernen
müssen. Der Marshallplan war richtig. Man muss auf-
bauen, dann fließen auch wieder Steuereinnahmen. Es
gilt also: Hoch mit den Löhnen, hoch mit den Renten,
hoch mit den Sozialleistungen, mehr Investitionen.


(Zurufe von der FDP: Hoch! Hoch! Hoch!)


Das ist das Rezept für Griechenland und für Deutsch-
land.


(Beifall bei der LINKEN)


Frau Bundeskanzlerin, wenn ich etwas zu entscheiden
gehabt hätte, dann hätte ich den Griechen auch Bedin-
gungen gesetzt. Das muss man auch. Wenn man denen
Geld gibt, dann darf man das. Ich hätte aber ganz andere
Bedingungen gesetzt. Ich hätte erstens gesagt: Ab jetzt

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(C (D rhalte ich von euch immer richtige Zahlen. Das darf an verlangen. weitens hätte ich gesagt: Die tägliche Steuerhinterzieung ist wirksam zu bekämpfen. Wenn wir uns hierfür in System ausgedacht haben, dann können wir es auch Deutschland einführen. Dann hätte ich gesagt – das ist mir jetzt ganz wichtig –: om Bruttoinlandsprodukt, von der wirtschaftlichen eistung her hat Griechenland den größten Anteil an usgaben für Rüstung. Die Griechen geben 2,8 Prozent rer Wirtschaftsleistung für Rüstung aus. In Deutschnd liegt dieser Anteil bei 1,3 Prozent. Auch Frankreich nd Großbritannien liegen in diesem Bereich. Frau Buneskanzlerin, warum haben Sie von Griechenland nicht erlangt, die Rüstungsausgaben sofort zu halbieren? Das äre wichtig gewesen. Ich glaube, den Grund zu kennen. Deutschland ist der rittgrößte Waffenexporteur der Welt. Wir verkaufen unere Waffen nach Griechenland und, wie wir wissen, icht nur nach Griechenland. Die 2 000 reichsten Familien Griechenlands besitzen 0 Prozent des Vermögens in Griechenland. Ich bitte Sie, as ist noch überzogener als in Deutschland. 2 000 Failien, also weniger als 0,1 Prozent der Bevölkerung, esitzen 80 Prozent des Vermögens. Ich hätte die Bedinung gestellt, für diese 2 000 Familien eine drastische ermögensteuer einzuführen. Das machen Sie aber icht. Ich habe schon gesagt, was mit den Löhnen, Renten nd Sozialleistungen passieren muss. Außerdem brauhen wir eine Finanztransaktionsteuer. Nun sagen auch ie und Sarkozy das. Aber wir brauchen kein Gerede, ir brauchen endlich diese Steuer. Führen Sie sie zuminest in Deutschland ein; Schritt für Schritt werden wir ie in ganz Europa bekommen. nders kann man Spekulationen nicht bekämpfen. Wir brauchen auch die europäische Vermögensteuer; ber die sprach ich bereits. Übrigens ist interessant: arkozy beginnt, es zu begreifen. Berlusconi – er ist soieso ein völlig eigener Typ – hat sie wieder gestrichen. etzt gibt es einen Generalstreik in Italien. Dies ist in eutschland leider verboten; ein Generalstreik sollte uch in Deutschland erlaubt werden. ieso dürfen wir eigentlich weniger als die Italienerinen und Italiener? Davon einmal abgesehen, wir haben un die Reaktion, dass Sie das einfach ablehnen. Sie bereifen nicht, dass Sie mit einer Vermögensteuer sogar as System retten können, das Sie so lieben. Das ist Dr. Gregor Gysi )


(Lachen bei der FDP)


(Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)





(A) )

nicht nachvollziehbar. Wir brauchen auch Investitionen
in Infrastruktur, Umwelt und Bildung.

Nun komme ich zu einem anderen Thema: Libyen. Es
stört mich ungeheuer, wie selbstverständlich auch von
SPD und Grünen nach Bomben gerufen wird.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Endlich!)


– Ja, ist es falsch? Sie haben immer gesagt: Im Sicher-
heitsrat hätte man der Bombardierung Libyens zustim-
men müssen. Ihre Theorie lautet doch: Bomben verjagen
Gaddafi und helfen den Demokratie- und Freiheitskämp-
fern. Ich sage Ihnen: Das ist die größte Differenz zwi-
schen den Linken und Ihnen. Wir akzeptieren Krieg als
Mittel der Politik auf gar keinen Fall.


(Beifall bei der LINKEN)


Hier unterscheiden wir uns diametral.

Ich möchte Ihnen das auch begründen. Ich bin jetzt in
der Situation, Außenminister Westerwelle verteidigen zu
müssen, was ihm wahrscheinlich gar nicht recht ist.


(Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister: Stimmt!)


– Trotzdem sage ich es; da müssen Sie durch, Herr
Westerwelle. – Ihre Stimmenthaltung war zwar nicht
völlig richtig – ein Nein im Sicherheitsrat wäre besser
gewesen –,


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat er ja eigentlich gewollt! Aber Merkel hat ihn nicht gelassen!)


aber auf jeden Fall war die Stimmenthaltung viel besser
als das Ja, das SPD, Grüne und in Wirklichkeit auch
CDU/CSU und immer mehr Teile der FDP verlangt ha-
ben. Warum ist es denn so falsch? Wir haben so viele
Diktatoren auf der Welt. Wollen Sie die alle wegbom-
ben? Was ist Ihr Maßstab? Erklären Sie das einmal der
Bevölkerung.

Jetzt höre ich: Für 83 Millionen Euro hat die Regie-
rung Waffenlieferungen an Gaddafi genehmigt, und
dann bombt sie ihn weg. Der amerikanische, der briti-
sche und auch der deutsche Geheimdienst haben mit
Gaddafi zusammengearbeitet. Deutsche Polizisten haben
dort in ihrer Freizeit ausgebildet. Das alles wurde mit
Gaddafi gemacht. Eines Tages ändern Sie plötzlich Ihre
Meinung und sagen: Er ist ein Schurke, und jetzt: Wir
bomben ihn weg. Das ist nicht nachvollziehbar. Das ist
verlogen. Das ist nicht glaubwürdig. Das ist das Ent-
scheidende.


(Beifall bei der LINKEN)


Jetzt hören wir, dass Gaddafi sogar G-36-Sturmge-
wehre hatte; deren Export ist nie erlaubt worden. Ich

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1712303800
Wie sind die dahin gekom-
men? Herr Kauder, wenn Sie das nicht wissen, dann ha-
ben Sie keine Kontrolle über den Export von Rüstungs-
gütern. Das ist unverantwortlich.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich möchte wissen, wer wann wohin Waffen verkauft.

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(C (D Nun bleibe ich einmal bei der Theorie der Grünen und er SPD, dass das den Demokratieund Freiheitsbeweungen hilft und den Diktatoren schadet. Erklären Sie ir zwei Sachen: Warum haben Sie noch nie Bomben uf Bahrain gefordert, und warum haben Sie noch nie omben auf Syrien gefordert? (Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Oder auf Kuba!)


h kann es Ihnen sagen: In Bahrain ist der größte ameri-
anische Stützpunkt, in Bahrain sind die Saudi-Araber
inmarschiert, an die Sie alle zusammen Waffen für
00 Millionen Euro verkauft haben, und die Saudi-Ara-
er schießen auf die Freiheits- und Demokratiedemon-
tranten. Deshalb kommen Sie gar nicht auf die Idee,
ort zu bombardieren.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


ei Syrien gibt es auch eine einfache Begründung. Sy-
en hat nur ein bisschen Erdöl, und Libyen hat ganz
iel. Ich sage Ihnen – und das kotzt mich wirklich an –:
eit Tausenden Jahren stecken hinter Kriegen – das sieht
an, wenn man genau hinschaut – immer ökonomische
teressen.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


assen Sie sich da nicht mit hineinziehen, wie Sie es in
en letzten Jahren ständig gemacht haben.


(Beifall bei der LINKEN)


An Saudi-Arabien verkaufen wir jetzt auch noch
00 Panzer. Eines darf ich noch sagen: Al-Qaida – das
t nun wirklich eine Terrorausbildungsorganisation –
ird ausschließlich von Saudi-Arabien finanziert. Die
esten Beziehungen der US-Regierung und der deut-
chen Regierung bestehen zu Saudi-Arabien. Es ist völ-
g unglaubwürdig, zu sagen, dass man für Demokratie
ombt, wenn man mit den Terroristen und den Diktato-
n zusammenarbeitet. Das geht nicht auf. Das sage ich

ier ganz klar.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie haben gesagt, Sie hätten die Arbeitslosigkeit er-
lgreich bekämpft. Es gibt immer den Streit, dass Union

nd FDP meinen, es liege an ihnen, und SPD und Grüne
einen, es liege an ihnen. Ich kann Sie beruhigen: Sie

lle haben Ihren Anteil daran, und zwar, weil in Wirk-
chkeit die Vollzeitbeschäftigungsplätze in den letzten
ehn Jahren um 1,8 Millionen abgebaut wurden. Die
ahl der Geringverdiener und der prekär Beschäftigten
at zugenommen. Darauf sind Sie auch noch stolz. Sie
uf der einen Seite sagen immer, es sei Ihr Werk, und Sie
uf der anderen Seite sagen, es sei Ihr Werk. Es ist leider
r gemeinsames Werk. Aber Geringverdiener und pre-

är Beschäftigte sind nicht die Lösung für unser Land.
ir brauchen wieder Vollzeitjobs.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Und gut bezahlt!)


Frau Bundeskanzlerin, Sie sagten, Sie seien stolz,
ass die Jugendarbeitslosigkeit halbiert wurde. Sie kom-
en aus Mecklenburg-Vorpommern, ich war gerade





Dr. Gregor Gysi


(A) )


)(B)

dort. 75 Prozent der Menschen bis 25 Jahre, die eine Be-
schäftigung haben, sind Geringverdienerinnen und Ge-
ringverdiener. Das ist doch keine Lösung. Das ist ein zu-
nehmendes Problem.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer ist denn da Wirtschaftsminister?)


Was glauben Sie, wie sauer die sind? Leider gehen man-
che dazu über, die NPD zu wählen, was wir alle nicht
wollen. Also müssen wir diese Probleme so schnell wie
möglich lösen, und zwar im Bildungsbereich genauso
wie auf dem Arbeitsmarkt.


(Beifall bei der LINKEN)


Lassen Sie mich noch sagen, dass wir ein anderes
System im Gesundheitswesen brauchen. Der Beitrags-
satz, den die Arbeitgeber für die Krankenversicherung
zahlen müssen, beträgt 7,3 Prozent. Die Arbeitnehmerin-
nen und Arbeitnehmer zahlen schon allein deshalb mehr,
nämlich 8,2 Prozent, weil Sie, SPD und Grüne, die pari-
tätische Finanzierung aufgegeben haben. Rechnet man
2 Prozent für Praxisgebühr und Arzneien und noch bis
zu 2 Prozent für höhere Versicherungsbeiträge hinzu,
sind wir bei 12,2 Prozent.

Wir schlagen Ihnen etwas anderes vor: Jede Bürgerin
und jeder Bürger zahlt vom gesamten Einkommen einen
Beitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung. Eine pri-
vate Versicherung kann man zusätzlich abschließen, aber
nicht für die eigentliche Versorgung. Wir schlagen vor,
dass wir alle in die gesetzliche Krankenversicherung ein-
zahlen, auch Ackermann, auch alle Bundestagsabgeord-
neten. Wenn wir das machten, hätten wir einen Beitrags-
satz von nur 5,25 Prozent für Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer und von 5,25 Prozent für die Unterneh-
men. Wir senkten für die Unternehmen – ich bitte alle
Unternehmerinnen und Unternehmer, das zu bedenken,
wenn sie wählen – den Beitragssatz zur Krankenversi-
cherung von 7,3 Prozent auf 5,25 Prozent. In einer Stu-
die wurde nachgewiesen, dass all dies ginge. Warum ge-
hen Sie diese Schritte nicht? Warum gehen Sie den
umgekehrten Weg und belasten nur Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer?


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712303900

Herr Kollege, Sie müssen zum Schluss kommen.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Gott sei Dank!)



Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712304000

Ich muss zum Ende kommen? Herr Thierse, das tut

mir sehr leid. Ich hätte Ihnen gern noch die Rente er-
klärt; das muss ich dann beim nächsten Mal machen.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der LINKEN)


Die Steuer hätte ich Ihnen auch gerne noch erklärt; auch
das muss ich beim nächsten Mal machen.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach, Herr Gysi!)


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(C (D Eines sage ich Ihnen zum Schluss: Ihre Regierung, rau Bundeskanzlerin, ist am Ende. Sie laufen den Banen nur noch hinterher. Sie haben nicht die Kraft, die iktatur der großen privaten Banken, Fonds, Versichengen und Hedgefonds, also des Finanzmarktes, zu bre hen, um Frieden, soziale Gerechtigkeit, ökologische mgestaltung und Demokratie zu erkämpfen, was wir ringend brauchen. Ich sage Ihnen auch: Es gibt nur och eine politische Partei, die diese Krise meistern ann; (Beifall bei der LINKEN – Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


s tut mir leid, Ihnen das so klar und eindeutig sagen zu
üssen. Das ist die Partei, die bei allen diesbezüglichen
nalysen immer richtig lag, was Sie nur viel zu langsam
egreifen.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Olé, olé!)


s ist die Partei, die Sie alle besonders mögen, nämlich
ie Linke.


(Anhaltender Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712304100

Das Wort hat nun Rainer Brüderle für die FDP-Frak-

on.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1712304200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Gysi,

h glaube, Sie hatten von früher noch die Melodie im
opf: „Die Partei, die Partei, die hat immer Recht.“


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD] – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Nein! Aber wo sie recht hat, hat sie recht!)


Dieser Haushalt ist ein Stabilitätshaushalt; solide
aushalte sind eine Vorsorge gegen Inflation. Dieser
aushalt ist ein Zukunftshaushalt; wir klotzen bei Bil-
ung und Innovation. Dieser Haushalt ist ein Wirt-
chaftswachstumshaushalt; wir verstetigen die Wachs-
mschancen. Herr Steinmeier hat sich, als er hier war,

ls Schwarzmaler betätigt; da war viel Voodoo, wenig
konomie.

Auch ich verfolge die Entwicklung der Börsen und
er Frühindikatoren und führe viele Gespräche. Wir kri-
sieren oft das Quartalsdenken. Wir sollten auch in der
olitik in längeren Linien denken, nach klaren Prinzi-
ien handeln. Dann verheddern wir uns auch weniger.
eutschland kann auch in diesem Jahr stärker wachsen

ls sein Potenzial; bis zu 3 Prozent ist die Erwartung.
ir steuern auf eine Erwerbstätigenzahl von 41 Millio-

en zu. So viele Erwerbstätige gab es in Deutschland
och nie.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)






Rainer Brüderle


(A) )


)(B)

Das soll die Opposition einmal zur Kenntnis nehmen.
Sie reden Deutschland herunter. Das ist falsch. Das ist
schlecht. Das ist unverantwortlich.


(Beifall bei der FDP)


Deutschland steht gerade in dieser Zeit in einer be-
sonderen Verantwortung. Wir sind mit anderen Wachs-
tumszentren in den Schwellenländern China, Indien,
Brasilien und Russland ein Faktor, der ein Stück Stabili-
tät in die Entwicklung hineinbringt. Entscheidend war
beim Wiederaufstieg der deutschen Wirtschaftsentwick-
lung auch der gewerblich-industrielle Sektor. Deshalb
werden wir keine Deindustrialisierung in Deutschland
zulassen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Realwirtschaft muss im Vordergrund stehen. Für
sie müssen wir weiterhin die richtigen Voraussetzungen
schaffen. Die Finanzwirtschaft hat eine dienende Funk-
tion. Der scheidende Vorsitzende der Deutschen Bank
hat recht: Wir müssen weg von einer Seifenschaumöko-
nomie, hin zu einer klaren realwirtschaftlichen Orientie-
rung. Deutschland ist der Stabilitätsanker in Europa und
in der Welt. Wir können uns nicht von der Welt abkop-
peln. Aber Deutschland ist gut aufgestellt.

Die Lieblingsworte der Opposition lauten „auf
Pump“. Ich will Ihnen deutlich sagen: Die größte Pump-
station sitzt in den Reihen der Sozialdemokraten. Der
Genosse Pump war Peer Steinbrück mit 86 Milliarden
Euro Schulden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das war ein Rekordwert. Wir haben diese Summe auf
ein Drittel reduziert. Wir werden im nächsten Jahr bei
der Nettokreditaufnahme unter 30 Milliarden Euro blei-
ben. In der Oppositionsbaracke ein Wünsch-dir-was-Pa-
pier zu schreiben, ist das eine. Es konkret umzusetzen,
ist das andere. Das machen wir.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Da haben Sie ja Erfahrung!)


Da Herr Gabriel immer „Verfassungsbruch“ schreit,
wenn er denn hier ist, empfehle ich ihm, nach Nord-
rhein-Westfalen zu schauen. Der Bund bringt seine
Kasse in Ordnung und hilft Ihnen sogar bei der West-
LB, dieser Ausgeburt sozialdemokratischer Fehlent-
wicklungen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen bei Abgeordneten der SPD – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat denn in den letzten Jahren da regiert?)


Wie rot-grüne Haushaltspolitik aussieht, kann man bei
Frau Kraft sehen und in Gerichtsurteilen nachlesen. Sie
fordern eine Entschuldungspolitik, wir machen sie. Sie
gehen weiter voll in die Schulden hinein, wir machen ge-
nau das Gegenteil.

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(C (D (Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Wie ist es in Niedersachsen!)


Wie sehen denn Ihre Vorschläge aus? Sie schlagen
eitere Steuererhöhungen und utopisch hohe Mindest-
hne vor. Ihre Vorschläge sind ein Rezessionspro-

ramm. Sie behaupten allen Ernstes, ein Mindestlohn
on 8,50 Euro saniere die Sozialkassen. Das ist eine
onkurrenz zu Herrn Gysi, der 10 Euro fordert.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Ein bisschen was für die Nachfrage muss man tun!)


as ist offensichtlich ein Wettbewerb: Spieglein, Spieg-
in an der Wand, wer ist der schönste Sozi im ganzen
and?


(Beifall bei der FDP)


Aber die Realität sieht anders aus. Dort, wo Sie regie-
n, werden Schulden gemacht, dass es kracht. Rot-Grün

teht für Big Government. In Baden-Württemberg haben
ie die Einführung einer neuen Schuldenobergrenze ver-
choben. Sie wollen erst 2020 auf eine Nullverschuldung
ommen. Sie schaffen dort ein neues Ministerium. In
heinland-Pfalz haben Sie als Erstes zwei weitere
inisterien geschaffen. Statt zu sparen, blähen Sie auf.
as nennen Sie dann Abbau von Schulden. Das ist das
enaue Gegenteil.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Bremen bekommt ein ausscheidender Senator von den
rünen eine staatliche Luxusrente. Rot-Grün macht sich
tt am Staat.

Wir als christlich-liberale Koalition arbeiten solide.
ir achten Vorgaben der Schuldenbremse. Wir setzen

ie schneller um, als wir das selbst ursprünglich für mög-
ch gehalten haben. Wir machen den schlanken Staat.
ir erarbeiten uns Spielräume. Wir wollen auch ein

tück Entlastung schaffen.

Ich bin gespannt, wie die Sozialdemokraten mit ihren
orfeldgewerkschaftern dem Bandarbeiter bei VW und
er Krankenschwester erklären wollen, dass sie durch
ie kalte Progression netto weniger in den Lohntüten ha-
en. Das wird ein interessantes Thema werden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Die Löhne sinken dank Ihnen seit zehn Jahren!)


ier geht es auch um einen Beitrag zur Stabilisierung
er Binnennachfrage und um vernünftige Tarifab-
chlüsse.

Auch bei den Sozialabgaben gibt es Entlastungs-
otenzial. Eine Absenkung um mindestens 0,8 Prozent-
unkte müsste 2013 möglich sein. Damit kann man rund
underttausend Arbeitsplätze schaffen, wenn wir ent-

prechende Kräfte finden. Unser Problem ist heute viel-
ch ein Mangel an Fachkräften.

Deshalb haben wir den nationalen Ausbildungspakt
eändert. Statt Lehrstellenmangel haben wir heute viel-
ch schon einen Lehrlingsmangel zu beklagen. Deshalb





Rainer Brüderle


(A) )


)(B)

müssen wir die Ausbildungsreife stärken. Wir brauchen
auch eine Zuwanderung in Qualität.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Nein, wir brauchen Bildung hier!)


Deshalb rollen wir denjenigen, die Qualitäten haben, bei
uns einen roten Teppich – bei Ihrem Schreien keinen ro-
ten, sondern besser einen blau-gelben oder notfalls einen
schwarzen Teppich – aus.


(Beifall bei der FDP)


Wir mobilisieren die Potenziale. Wir müssen auch die
Anreize für ältere Arbeitnehmer verstärken. So erhöhen
wir etwa die Hinzuverdienstgrenze für Rentner.

Auch der Bundesagentur für Arbeit haben wir Beine
gemacht. Es kann doch nicht richtig sein, dass die Bun-
desagentur bei 5 Millionen Arbeitslosen 90 000 Beschäf-
tigte und bei unter 3 Millionen Arbeitslosen 120 000 Be-
schäftigte hat. Hier muss Qualität vor Quantität, mehr
Vermittlung und weniger Verwaltung die Zielrichtung
der Ausgestaltung sein.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Grünen faseln dann von einem gespaltenen Ar-
beitsmarkt. Ja, diese Spaltpilze haben Sie gepflanzt. Die
1-Euro-Jobs waren ein grün-rotes Projekt. Sie haben
Hunderttausenden Menschen ein Stigma gegeben. Wir
machen aus rot-grünen 1-Euro-Jobs schwarz-gelbe Dau-
erjobs – das ist der Unterschied –,


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


weil richtige Arbeit etwas mit Menschenwürde, mit Teil-
habe und mit dem Selbstwertgefühl von Menschen zu
tun hat.

Ich sage hier auch klar: Ich bekenne mich zum
Wachstum. Ich finde Wachstum gut. Ich finde Wachstum
toll.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Dann machen Sie es doch!)


– Wir haben ja Wachstum, wenn Sie es noch nicht be-
merkt haben. – Ohne Wachstum gibt es keinen weiteren
Wohlstand. Ohne Wachstum gibt es keine Jobs.


(Dr. Diether Dehm das Handelsblatt! Das rufe ich insbesondere den Grünen zu. Sie wollen uns Stagnation und Nullwachstum als Lebensqualität verkaufen. Das ist totaler Quatsch. (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was Sie sagen, ist totaler Quatsch!)


Die Natur zeigt: Was nicht wächst, stirbt. – Frau Roth,
Sie müssen einmal Pflanzen betrachten. Dann sehen Sie
die Realität.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wahrscheinlich werden Sie uns demnächst noch aus-
gebrannte Autowracks als Wellnessoasen verkaufen

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(C (D ollen. Ich finde es sehr bemerkenswert, was die Möchgernbürgermeisterin Renate Künast zum Thema „brenende Autos“ öffentlich geäußert hat. Sie findet es unantändig, diese Straftat im Wahlkampf zu thematisieren. as gilt vielleicht für einige ihrer Sympathisanten an der asis. Da erklärt ein Parteifreund der Grünen, die Brandnschläge seien ein Konjunkturprogramm der besonden Art. Das muss man sich auf der Zunge zergehen las en. Als Konjunkturprogramm der besonderen Art ezeichnet sie der innenpolitische Sprecher der Grünen Berlin. Das spricht Bände über Ihre Einstellung zur ewalt. nd Sie plakatieren: Renate arbeitet. – Wo arbeitet denn enate: im Bund, im Land? Sie wollen doch gar nicht areiten. Sie wollen nur den Sessel im Roten Rathaus. (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist blöd, Herr Brüderle! Das tut ja weh!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Das erinnert mich sehr an Herrn Gysi, kurzzeitig
irtschafts- und Frauensenator in Berlin. Gestalten und

erwalten ist etwas anderes, als im Ledersessel zu sitzen.
ieber Herr Kollege Gysi, das hatten Sie sich so schön
usgemalt: Sie setzen als Parteivorsitzende zwei Mario-
etten hin. Gewollt haben Sie wahrscheinlich eine Art
ugsburger Puppenkiste. Bekommen haben Sie eine Ro-

ky Horror Picture Show. Da wird Castro gratuliert; da
ird der Mauerbau verharmlost. Der männliche Vorsit-

ende steht für Hummer, die weibliche Vorsitzende für
ichel. So viel Unvernunft hat selbst der Sozialismus
icht verdient.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist eine Büttenrede!)


Meine Damen und Herren, die Welt ändert sich ra-
ant. In unserer Nachbarschaft, in Nordafrika und im Na-
en Osten, weht der Wind des Wandels. Menschen sind
ereit, für Freiheit, Selbstbestimmung und Menschen-
chte ihr Leben zu riskieren. Bemerkenswert ist für
ich: Während der Proteste gegen die Despoten wurden

eine amerikanischen oder israelischen Flaggen ver-
rannt. Der arabische Frühling zeigt: Freiheit, Selbstbe-
timmung und Selbstverantwortung sind universal. Die
estlichen Demokratien müssen Verantwortung über-
ehmen. Aus dem arabischen Frühling darf keine Eiszeit
erden. Die Freiheitsbewegungen in unserer Nachbar-

chaft eröffnen eine große Chance für ein friedliches Zu-
ammenleben.

Es kann aber auch zu Komplikationen kommen, etwa
Verhältnis von Israel zu Ägypten. Für uns ist das

xistenzrecht Israels Staatsräson; darüber gibt es nichts
u diskutieren. Das ist wohl begründet.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Möllemann lässt grüßen!)






Rainer Brüderle


(A) )


)(B)

Dabei stehen wir historisch wohlbegründet in einer be-
sonderen Verantwortung. Wenn ich aber aus der dritten
oder vierten Reihe der Opposition gute Ratschläge etwa
zu Palästina vernehme, kann ich nur sagen: Diese The-
men eignen sich nicht für pressepolitische Kurzschluss-
handlungen. Der mögliche Frieden in Nahost darf nicht
in parteipolitischem Klein-Klein aufs Spiel gesetzt wer-
den. Wir sind froh, dass es den Libyern gelungen ist, das
Gaddafi-Regime zu stürzen. Dazu hat auch der interna-
tionale Militäreinsatz beigetragen. Wir haben Respekt
für das, was unsere Partner zur Erfüllung der UN-Reso-
lution geleistet haben. Die Bundesregierung wird das li-
bysche Volk bei der anstehenden schwierigen Transfor-
mation tatkräftig unterstützen. Deutschland gibt die
gesperrten Gaddafi-Milliarden frei. Deutschland hilft
mit Know-how, Technik und Experten.

Dann kommt Joschka Fischer, das grüne Michelin-
Männchen aus dem noblen Grunewald, und erklärt uns
die Welt.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist das blöd!)


Jener Joschka Fischer, der gegen die Wiedervereinigung
Deutschlands war, der so gerne den Kapitalismus über-
winden wollte


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Büttenrede!)


und sich heute als gut bezahlter Lobbyist durch die Ber-
liner Salons schiebt, hat so oft danebengelegen, dass er
lieber schweigen sollte.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Meine Güte!)


Der Platz Deutschlands in dieser Welt, die sich rasant
verändert, ist Europa. Deutschland muss den europäi-
schen Weg gehen. Auch das ist Staatsräson. Isolation
und eine singuläre Position Deutschlands wären fatal.
Das sind wir auch unseren Kindern und Enkelkindern
schuldig: eine klare europäische Perspektive. Die Jugend
will Europa gestalten. Wir spüren ihre Unruhe, ob in
Spanien oder in anderen europäischen Ländern. Von au-
ßen sieht Europa zum Teil sehr alt aus. Ja, wir wollen
Europa, und wir brauchen Europa, aber wir müssen es
richtig machen. Europa muss eine klare Konstruktion
haben: eine Stabilitätsgemeinschaft. Ein Übertünchen
reicht nicht aus; es muss richtig konstruiert werden.

Die Schuldenkrise zwingt uns zu mehr Koordinie-
rung. Leider wurde der Stabilitätspakt zerrissen, zuerst
von Deutschland unter Grün-Rot und von Frankreich.
68-mal wurde gegen den Stabilitätspakt verstoßen; nie
gab es eine Sanktion. Damit ist er leider zerrissen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Deshalb müssen wir einen neuen Stabilitätspakt schaf-
fen. Der ESM ist dabei ein zentraler Punkt. Das Verhal-
ten Griechenlands ist nicht in Ordnung. Griechenland
muss sich an die Vereinbarungen halten. Ohne Leistung
keine Gegenleistung! So einfach ist das.

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(C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich wundere mich aber über manche Äußerung der
pposition. Das gilt vor allem für die SPD. Zuerst hat
ie SPD überhaupt keine Meinung zu Griechenland. Sie
aben sich damals kraftvoll enthalten, wahrscheinlich
eil es Sigmar Gabriel, der Sirtaki-Siggi, so wollte.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer wollte das?)


o waren Herr Steinmeier, der auch jetzt nicht anwe-
end ist, und Herr Steinbrück, als es damals um die Ent-
cheidung ging? Wo war denn die politische Führungs-
erantwortung der SPD, als die Entscheidung anstand?
ein, damals haben Sie sich in die Furche gelegt und
eggeduckt. Sie konnten weder Ja noch Nein sagen. Sie
atten keine Meinung in einer solch wichtigen Frage.
as spricht nicht für Führungsstärke und Regierungsfä-
igkeit.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


amals war von Ihnen weit und breit nichts zu sehen.

Heute haben Sie mindestens zwei Meinungen. Ihr
anzlerkandidat in spe darf für die Galerie über Schul-
enschnitte schwadronieren. Ihr Kanzlerkandidat a. D.
ollte bislang Euro-Bonds. Er hat aber heute einen
ichten Rückzieher gemacht. Meine Damen und Herren,
uro-Bonds sind der falsche Weg. Das ist Zinssozialis-
us, weil sie die Mechanismen des Zinses außer Kraft

etzen.


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


err Steinmeier sollte das auch Herrn Steinbrück und
errn Gabriel sagen. Dass er heute im Plenum einen
ückzieher gemacht hat, hat seinen Grund: weil ihm das
erfassungsgericht eine schallende Ohrfeige erteilt und
lare Aussagen zu diesem Thema getroffen hat.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


uro-Bonds sind ökonomisch, politisch und rechtlich ein
olzweg. Das müssen Sie einsehen. Sie sind wieder ein-
al auf dem falschen Pfad.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Es war falsch von Ihnen, den Stabilitätspakt zu zerrei-
en. Auf dem falschen Trip sind Sie wieder mit den
uro-Bonds; denn das ist kein Mechanismus, der in ei-
em solchen Konstrukt, wie Europa es ist, wirkt. Sie ha-
en Ihre Skepsis doch schon eingeräumt. Ich mache mir
anchmal die Freude und lese Ihre Papiere. In der soge-

annten Roadmap der SPD zur Rettung der Währungs-
nion heißt es über Euro-Bonds wörtlich:

Missbrauch lässt sich … durch ein effektives ge-
meinsames europäisches Haushaltsregelwerk ab-
stellen.

elbst Sie haben die Gefahr des Missbrauchs erkannt
nd in Ihrem Papier davor gewarnt. Sie haben aber aus





Rainer Brüderle


(A) )


)(B)

populistischen Gründen von Euro-Bonds geschwafelt,
obwohl diese keine Lösung darstellen.


(Joachim Poß [SPD]: Fürs Schwafeln sind Sie doch der Spezialist!)


Diejenigen, die den Stabilitätspakt beerdigt haben, flüch-
ten erneut in Illusionen. Was hat der Weltökonom
Joschka Fischer dazu gesagt? Ich zitiere wörtlich
Joschka Fischer, den großen Ökonomen und hochbe-
zahlten Lobbyisten vieler Konzerne:

Wir sind besonders froh über die wirtschaftlichen
Erfolge Griechenlands und die Anstrengungen, die
unternommen werden, sowie über die Fähigkeit
Griechenlands, dem Euro beizutreten.

So war Ihre Einschätzung. Auch sie war falsch. Sie ha-
ben den Grundstein für die Fehlentwicklung gelegt. Sie
sollten sich hier nicht vom Acker machen und heraus-
winden.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ja, wir brauchen einen Stabilitätspakt II, und zwar mit
scharfen Regeln, damit er wirkt. Die Europäische Zen-
tralbank kann nicht auf längere Zeit mit dem Aufkauf
von Anleihen fortfahren. Der Bundespräsident hat deut-
liche Worte der Kritik gefunden. Man kann ihnen etwas
abgewinnen; man kann seine Meinung teilen. Es ist
falsch, in der EZB, die eigentlich Geldpolitik machen
soll und in der jeder Staat eine Stimme hat, über Maß-
nahmen, die weitreichende finanzielle Konsequenzen
haben, zu entscheiden. Das ist Finanzpolitik, keine Geld-
politik. Deshalb ist es richtig, dass vom Sondergipfel der
Europäischen Union andere Strukturen auf den Weg ge-
bracht werden, sodass sogenannte Sekundärmarktauf-
käufe nur unter strengen Auflagen möglich sind. Hier
hat Deutschland ein höheres Stimmengewicht. Unser
Stimmengewicht beträgt etwa 30 Prozent. Wir haben die
Beteiligung privater Gläubiger durchgesetzt. Ein weite-
res Stichwort ist die Insolvenzklausel für Staatsanleihen.
Der Kernpunkt ist die Wettbewerbsfähigkeit. Die Fehl-
entwicklungen der Strukturen sind der Grund für die eu-
ropäische Misere. Man hat zu lange die Augen ver-
schlossen. Das ist jetzt schlagartig klar geworden: Die
Strukturen müssen verändert werden. Deutschland als
Motor der europäischen Entwicklung darf nicht ge-
schwächt werden, sondern die Schwächeren müssen ge-
stärkt werden, damit sie mithalten können und Europa
insgesamt stärker wird.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Bei der Schuldenbremse ist eine glasklare Beteiligung
des Parlaments erforderlich. Auch hierzu hat das Bun-
desverfassungsgericht eine klare Aussage getroffen.

Das europäische Zeitalter ist vorbei. Zwei Drittel des
weltweiten Wirtschaftswachstums werden in den
Schwellenländern erzielt, in China, Indien, Brasilien,
Russland und anderen Ländern. In wenigen Jahren, im
Jahre 2040, werden die Vereinigten Staaten von Amerika
und die Europäische Union weniger als 7 Prozent der
Weltbevölkerung stellen. Es ist höchste Zeit, dass wir
Europa richtig gestalten und die Probleme anpacken, da-

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(C (D it wir gemeinsam Zukunftsperspektiven entwickeln önnen. Aber sich vor den Problemen wegzuducken, zu neifen und Pseudolösungen anzubieten, ie Sie es aus politischer Opportunität machen, ist lsch. Kehren Sie zurück zur Seriosität! Dann finden ie auch wieder mehr Zustimmung in den eigenen Reien. (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da spricht der Richtige!)


(Zuruf von der SPD: Das machen Sie!)


Glauben Sie ja nicht, dass Ihr Zwischenhoch von
auer sein wird! Frau Roth, wo haben Sie in der Halb-

eit gestanden? Das Wasser stand Ihnen über dem Kopf.
elbst die Gummistiefel haben Ihnen nichts genutzt.

Wir lassen uns nicht beirren. Die christlich-liberale
oalition setzt ihre Politik konsequent fort. Am Schluss
erden wir die Bestätigung finden. Ich sehe beste Chan-

en, dass wir in zwei Jahren erneut einen Wählerauftrag
ekommen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist eine Drohung!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712304300

Das Wort hat nun Jürgen Trittin für die Fraktion

ündnis 90/Die Grünen.


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712304400

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau Bun-

eskanzlerin, Sie stehen in der Mitte Ihrer zweiten
mtszeit, und da ist es angemessen, Bilanz zu ziehen.
h will Ihnen durchaus zustimmen: Deutschland geht es

ut. – Der Bundesregierung geht es schlecht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister: Besser als andersherum!)


ieser Feststellung muss man einmal nachgehen: Was
önnte das eine mit dem anderen zu tun haben? Beim
ilanzziehen will ich mich nicht lange mit dem Problem
er FDP aufhalten.


(Otto Fricke [FDP]: Ach, das machen Sie ja doch!)


as ist ein Problem mit abnehmender Tendenz. Sie, Herr
rüderle, haben hier belegt, warum FDP künftig nur
och mit „Fast Drei Prozent“ übersetzt wird. Fast 3 Pro-
ent, das ist auch die Prognose für Berlin.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Frau Merkel, Sie haben darauf verwiesen, was sich al-
s in den diversen Bundesländern bewegt. Schauen wir
ns doch einmal die Akzeptanz der Schwarz-Gelben in
en Bundesländern an: In Nordrhein-Westfalen haben
ie die Mehrheit verloren. In Hamburg hat sich die CDU
ei Wahlen quasi halbiert. Das hat es historisch noch nie
egeben. Sie sind in Baden-Württemberg nach 53 Jahren
Sie haben da länger regiert als Gesine Lötzschs Freund





Jürgen Trittin


(A) )


)(B)

Fidel Castro in Kuba – in die Opposition geschickt wor-
den.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Nach 58 Jahren!)


Sie sind in Bremen als dritte Kraft hinter den Grünen ge-
landet. Auch dieser Tage sind Sie in Mecklenburg-Vor-
pommern bitter abgestraft worden. Sie müssen jetzt da-
rum betteln, vor der Linkspartei den Vorzug zu erhalten.
Sie werden ihn bekommen; da bin ich ziemlich sicher.

Anders gesagt: Sie haben in den beiden Jahren, in de-
nen Sie regiert haben, Hunderttausende von Wählerin-
nen und Wähler verloren. Wenn man das übersetzt: Sie
regieren in den Ländern heute 30 Millionen Deutsche
weniger als zu dem Zeitpunkt, an dem Sie in die Verant-
wortung gewählt worden sind.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Da haben Sie falsch gerechnet, Herr Trittin!)


Meine Damen und Herren, man kann fast Mitleid mit Ih-
nen haben. Sie haben ja alles versucht: Sie haben der
CDU in Hamburg eine Modernisierungskur bei den Grü-
nen verordnet. – Sie haben sich halbiert. Sie haben als
Reaktion darauf gesagt: Okay, wir setzen auf die Re-
inkarnation von Franz Josef Strauß und bedienen den
rechten Rand mit Stefan Mappus. – Sie haben die Mitte
der Gesellschaft und damit die Mehrheit in Baden-
Württemberg verloren. Sie haben in Bremen gesagt: Wir
tun gar nichts; wir verstecken uns. Das Ergebnis ist: drit-
ter Platz.

Wissen Sie, was Sie haben? Sie haben den Volkspar-
teibazillus. Fragen Sie einmal Sigmar Gabriel, was das
ist; die Genossen haben diesen Bazillus schon länger.
Das, was diesen Bazillus gefährlich macht, ist, dass die
alte Stärke der Volksparteien heute zu ihrem Problem
wird: die inhaltliche Breite. Niemand weiß mehr, wofür
die CDU in Wirklichkeit steht. Die CDU unter Helmut
Kohl, das war Atom, Bundeswehr und Gymnasium.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie, die CDU von heute, die Merkel-CDU, wollen die
Hauptschule abschaffen, Sie haben die Wehrpflicht aus-
gesetzt, und Sie schalten auf einen Schlag die Hälfte der
deutschen Atomkraftwerke ab.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Das macht Ihnen zu schaffen, oder?)


Was ist passiert? Viele Menschen sagen sich: Da kann
man doch gleich die Grünen wählen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das hat zum Beispiel die Tochter des CDU-Bürgermeis-
ters im Eichsfeld getan. Sie kandidiert jetzt auf einer
Liste der Grünen. Im Bayerischen Wald treten ganze
CSU-Ortsvereine zu uns über.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Stimmt doch überhaupt nicht! Bleiben Sie doch mal bei der Wahrheit!)


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(C (D as ist wahrlich eine neue Integrationsaufgabe, die wir u bewältigen haben. Jede dieser Entscheidungen war richtig – das will ich nen gerne bescheinigen –: Aussetzen der Wehrpflicht, ückkehr zum Atomausstieg, Abschied von der Haupt chule. Aber Sie haben es nicht geschafft, irgendeine dieer richtigen Entscheidungen mit Ihrer Partei, mit Ihrer ählerschaft zu diskutieren. Jede dieser richtigen Entcheidungen hätte eines Parteitages bedurft, und da – in er politischen Führung Ihrer Partei – haben Sie versagt. Das gilt auch, wenn es um die Grundwerte der CDU eht. Ich denke an zwei wesentliche Punkte, mit denen ie Union immer identifiziert worden ist: die soziale arktwirtschaft und Europa. Auch hier weiß niemand ehr, wofür die Union tatsächlich steht. Der Kern der sozialen Marktwirtschaft besteht doch us zwei Versprechen: das Versprechen des sozialen ufstiegs – das ist die freiheitliche Botschaft; jeder kann s schaffen – und das des sozialen Ausgleichs. Diese otschaft lautet: Die, die es nicht schaffen, werden nicht llen gelassen. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


chauen wir uns diese beiden Versprechen an; messen
ir sie an der Wirklichkeit in diesem Land. Chancen

um sozialen Aufstieg gibt es immer weniger. Diese Ge-
ellschaft ist immer weniger durchlässig geworden. Ein
echstel aller Kinder lebt in Bedarfsgemeinschaften
ach Hartz IV. In Berlin ist es jedes vierte Kind. Diese
rmut wird vererbt, weil unsere Schulen Armut nicht
berwinden, sondern nur noch ein Stück soziale Selek-
on erbringen können. Kaum eines der betreffenden
inder wird eine Chance auf einen höheren Bildungsab-

chluss oder gar auf einen Universitätsabschluss haben.
ann kommt Ihre Frau von der Leyen und erfindet ein
ürokratisches Bildungspaket, das kaum einem Kind
ilft.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Nehmen wir ein anderes Beispiel. Es ist schön, dass
ie Arbeitslosenzahlen zurückgehen.


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Das ist doch auch schön! Aber dafür muss man arbeiten gehen!)


Ja, es ist sehr schön. Ich freue mich darüber. Vielleicht
in ich da anders gestrickt als Sie.

Schauen wir uns aber die Realität in den Gemeinden,
ei den Arbeitsagenturen an. Gehen die Ausgaben ei-
entlich in gleichem Maße zurück? Bei den Langzeitar-
eitslosen ist das nicht der Fall. Was muss ich ferner
ststellen? 1,4 Millionen Menschen, die jetzt wieder in
rbeit sind – noch einmal: ich begrüße das –, sind darauf

ngewiesen, dass ihr Gehalt aufgestockt wird, sie also
eiter ALG II beziehen. Was machen Sie in einer Situa-
on, in der Sie den Haushalt konsolidieren wollen? Sie





Jürgen Trittin


(A) )


)(B)

setzen die Praxis fort und subventionieren ausbeuteri-
sche Arbeitsverhältnisse mit Steuergeldern. Sie sind ge-
gen einen Mindestlohn.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich will Ihnen ein Beispiel aus Mecklenburg-Vorpom-
mern nennen. Bei einer Diskussion über den Mindest-
lohn im Wahlkampf sagt der FDP-Kandidat, man dürfe
doch nicht für einen Mindestlohn sein. Wörtlich fährt er
fort: „Dann müssen die Hoteliers an der Ostsee die
Löhne ja komplett selber zahlen.“ Meine Damen und
Herren, hier offenbart sich doch ein Abgrund von sozia-
ler Verwahrlosung. Wo leben wir denn, dass es als nor-
mal empfunden wird, dass der Staat die Löhne bezu-
schusst?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Oder nehmen wir den sozialen Ausgleich als Beispiel.
Deutschland ist ein wohlhabendes Land. Wir haben
2 Billionen Euro Staatsschulden, aber wir haben auch
5 Billionen Euro Privatvermögen. Das ist schön. Das
Problem ist: Das Vermögen ist sehr ungleich verteilt. Die
obersten 10 Prozent besitzen weit mehr als die Hälfte.
Die unteren 30 Prozent haben fast nichts oder Schulden.
Jeder zwölfte Haushalt ist überschuldet. Das sind
3,4 Millionen Menschen in diesem Land. Diese Un-
gleichverteilung, dieses Zerreißen der Gesellschaft
nimmt zu. 2007, vor der Krise, gab es 830 000 Millionä-
rinnen und Millionäre in Deutschland. Nach der Krise
sind es 910 000. In keinem Land der Welt hat es eine
vergleichbare Entwicklung geben.

In dieser Situation reden wir zum Beispiel darüber,
wie die Mittel für den Rettungsfonds aufgebracht wer-
den sollen. Es ist die Partei Ludwig Erhards, die sich ei-
ner Vermögensabgabe verweigert, einer Vermögensab-
gabe, die nach eben jenem Modell des Lastenausgleichs
erhoben werden soll, mit dem Ludwig Erhard nach dem
Zweiten Weltkrieg dieses Land regiert hat. Sie wollen
keinen sozialen Ausgleich. Da Sie ihn nicht wollen: Hö-
ren Sie auf, zu behaupten, Sie seien die Partei der sozia-
len Marktwirtschaft! Davon sind Sie heute meilenweit
entfernt. Sie wollen keinen sozialen Ausgleich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wenn Sie es ernst meinten, dann hätten Sie beispiels-
weise die Abgeltungsteuer schon lange abschaffen müs-
sen; denn sie begünstigt leistungslose Gewinne aus spe-
kulativen Geschäften. Dafür muss man weniger Steuern
zahlen als jeder Handwerker; denn die Abgeltungsteuer
ist niedriger als die durchschnittlichen Unternehmen-
steuern. Hören Sie doch auf, die Realwirtschaft steuer-
lich zu diskriminieren, und schaffen Sie diese Kopfge-
burt von Peer Steinbrück, den Sie sonst gerne
beschimpfen, endlich ab!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich sage Ihnen: Ich möchte keinen allumfassenden
Staat. Der Staat soll seine Leistungen solide und verläss-
lich erbringen. Er soll für gute Schulen, verlässliche Kin-
derbetreuung sorgen. Menschen müssen von ihrer Arbeit

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(C (D ben können. Wir brauchen sichere Straßen; dazu ehört ein Fehlen von Schlaglöchern, und dazu gehört brigens auch, dass auf Straßen noch Polizeibeamtinnen nd Polizeibeamte zu sehen sind nd man sich nicht ausschließlich auf die Videoüberwahung verlässt. Das soll solide finanziert werden. Sie machen in der jetzigen Situation Folgendes: urch konjunkturell bedingt gute Steuereinnahmen Frau Merkel, Sie haben es hier noch einmal wiederholt – enken Sie unverzüglich wieder darüber nach, wie Sie ie Steuern für Besserverdienende senken können, wähnd Sie gleichzeitig die Nettokreditaufnahme bei 7 Milliarden Euro belassen wollen. Ich mache Ihnen eien Vorschlag: Fragen Sie die doch einmal! Ein Großteil on denen (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Will das gar nicht!)


(Erika Steinbach [CDU/CSU]: Donnerwetter!)


ill das gar nicht. Schauen Sie sich Martin Kind,
ichael Otto an! Sie und viele andere sagen: Nein, wir
ollen mehr Steuern zahlen, damit diese Gesellschaft
on ihrem Schuldenstand herunterkommt und damit un-
ere Kinder nicht mit einem überschuldeten Staat leben
üssen. Was ist die Antwort aus Ihrer Koalition? Die
DP sagt: Dann sollen die doch spenden. Meine Damen
nd Herren, ich weiß ja, dass Sie sich mit Spenden und
ponsoring


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gut auskennen!)


estens auskennen. Aber zu der Vorstellung eines ge-
ponserten Staates kann ich nur sagen: Das ist nun wirk-
ch das Allerletzte, was wir in diesem Land gebrauchen
önnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich sage auch nie wieder, dass Sie die Partei der Bes-
erverdienenden sind,


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das sind Sie inzwischen!)


eil man damit Martin Kind und Michael Otto unrecht
t. Diese Menschen wissen, dass von einer soliden
inanzierung des Staates, an der sich die Starken stärker
eteiligen als die Schwachen, der Zusammenhalt dieser
esellschaft abhängt. Deren Interessenvertreter sind Sie

ber schon lange nicht mehr in diesem Lande.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Herr Brüderle ist ja in seiner Partnerschaft mit Herrn
ösler noch nicht so lange Fraktionsvorsitzender.


(Zurufe von der SPD)


och schauen wir uns einmal deren wirtschaftspolitische
eistung an: Das Einzige, was ihnen eingefallen ist, ist,
u erklären, dass sie endlich einmal liefern wollten. Ja,
as haben sie geliefert? Die Forderung nach Steuersen-





Jürgen Trittin


(A) )


)(B)

kungen. Das ist ungefähr so schmackhaft wie eine in der
Mikrowelle aufgewärmte Pizza. Schauen Sie sich ihren
Beitrag zur Energiewende an: gleich null. Ihr Beitrag
zum Entflechtungsgesetz: Es gibt jetzt nach zwei Jahren
schon ein Eckpunktepapier. Neues Insolvenzrecht: Fehl-
anzeige.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nichts! Nichts!)


Die Bilanz von Herrn Rösler und Herrn Brüderle, die
Bilanz der FDP in der Wirtschaftspolitik ist katastrophal.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Christian Lindner [FDP]: Sieht man ja am Arbeitsmarkt! Der ist am Wachsen!)


Wenn die Oppositions- und Koalitionsfraktionen mit
der Bundeskanzlerin darüber diskutieren, wie es mit
Europa weitergehen soll, und 90 Minuten eine angeregte
Diskussion darüber führen, ob wir Euro-Bonds oder eine
Vertragsänderung brauchen,


(Zuruf von der FDP: Und, brauchen wir es?)


wie wir die Beteiligungsrechte des Parlamentes ausge-
stalten, beteiligen sich alle daran, außer dem Minister,
der in der Bundesregierung für den Binnenmarkt feder-
führend zuständig ist.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kein Satz!)


90 Minuten dröhnendes Schweigen von Herrn Rösler.
Selbst Klaus Ernst hatte mehr zu sagen, meine Damen
und Herren. Deswegen sollte es bald vorbei sein mit der
Regierungsbeteiligung der FDP.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Schwarz-grünes Koalitionsangebot!)


Frau Bundeskanzlerin, bezüglich Europa haben Sie ja
eben eine Rede gehalten, die stark in die eigenen Reihen
gerichtet war.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Aber Ihre Rede ist eine Parteitagsrede!)


Aber Sie können es deswegen nicht kommunizieren,
weil Sie in vielerlei Hinsicht an Glaubwürdigkeit verlo-
ren haben. Das hat einmal damit zu tun, dass Sie das
Notwendige bis heute immer erst zu spät getan haben. Es
hat dann auch damit zu tun, dass es für Sie immer min-
destens zwei Lösungen gibt – Sie haben ja vorhin gesagt,
es gebe nicht die eine Lösung –, die sich dann garantiert
widersprechen.


(Heiterkeit der Abg. Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Sie haben behauptet, Griechenland sei ein Einzelfall.
In Wirklichkeit kamen dann Hilfen für weitere Länder.
Sie haben gesagt, man müsse möglichst hohe Zinsen
nehmen. Inzwischen mussten Sie die Zinsen zurückneh-
men, weil die hohen Zinszahlungen der Krisenländer die
Krise verlängert und verschärft haben. Sie haben gesagt,
wir bräuchten keinen dauerhaften Stabilisierungsmecha-

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(C (D ismus. Sie haben Ihren Finanzminister zurückgepfiffen, ls er einen europäischen Währungsfonds gefordert hat. nd was geschieht nun? Wir werden morgen in erster esung genau darüber sprechen in diesem Hause. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der LINKEN)


Das tun wir vor dem Hintergrund eines guten Urteils
es Bundesverfassungsgerichts. Es ist ein gutes Urteil
r Europa und auch und gerade für die Rechte dieses
ohen Hauses. Für Europa ist es ein gutes Urteil, weil es
en Weg dafür freimacht, diese Krise europäisch zu lö-
en. Für den Bundestag ist es ein gutes Urteil, weil es
larstellt, dass das Haushaltsrecht des Deutschen Bun-
estages nicht infrage gestellt werden darf.

Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts enthält
ine kritische Anmerkung zur Rolle des Haushaltsaus-
chusses. Ich kann Ihnen eines sagen, Herr Brüderle: Sie
ätten diese kritische Anmerkung vermeiden können,
enn Sie bei der Verabschiedung des EFSF auf uns ge-
ört hätten und genau die Forderung, die jetzt auch in
em Urteil enthalten ist, nämlich Entscheidung über die
ereitstellung von Geldern durch den Deutschen Bun-
estag, aufgenommen hätten. Dann hätten Sie jetzt nicht
rneut nachbessern müssen. Das ist die Lage.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Frau Merkel, Sie haben da ein Glaubwürdigkeitspro-
lem, auch weil Ihre Rede nicht klar ist.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Sie kann doch nichts dafür, wenn Sie nichts kapieren! – Otto Fricke [FDP]: Ich glaube, Sie haben ein Glaubwürdigkeitsproblem!)


ie haben zum Schüren antieuropäischer Vorurteile in
eutschland und in Ihren eigenen Reihen selber beige-
agen. Oder wozu sonst sollte das dumme Gerede die-
en, dass die Griechen früher in den Ruhestand gingen
ls die Deutschen, was gar nicht wahr ist? Jetzt sagen
ie: Das war alles nicht so gemeint; dieses Europa ist
nd bleibt unsere Zukunft. – Ja, das ist richtig. Aber
enn Sie vorher nicht etwas anderes gesagt hätten, dann
ätte Ihnen der eine oder andere in Ihren Reihen das
uch abgenommen.


(Otto Fricke [FDP]: Da klatschen noch nicht mal die Grünen!)


Oder nehmen wir das Beispiel einer europäischen
irtschaftsregierung. Sie haben gesagt, wir bräuchten

iese Wirtschaftsregierung, obwohl Sie anfangs immer
agegen gewesen sind. Nun wollen Sie diese Wirt-
chaftsregierung beim Rat ansiedeln


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! Intergouvernemental!)


nd damit genau dem Mechanismus der Kungelei zwi-
chen den Regierungschefs aussetzen. Ich sage Ihnen:
amit werden Sie die Europamüdigkeit und Europa-

kepsis in diesem Lande weiter befördern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)






Jürgen Trittin


(A) )


)(B)

Eine europäische Wirtschaftsregierung muss so ge-
staltet sein, dass sie nicht in abgeschlossenen Hinterzim-
mern agiert. Sie muss die nationalen Parlamente und das
Europaparlament beteiligen und die Fähigkeiten der
Europäischen Kommission einbeziehen. Sie muss darauf
abzielen, dass wir in Europa gemeinsame Unternehmen-
steuerbandbreiten, gemeinsame soziale, ökologische und
finanzwirtschaftliche Standards sowie endlich eine ver-
nünftige Regulierung der Finanzmärkte erreichen. Das
ist etwas, wofür Menschen in diesem Lande streiten wer-
den.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir wollen dieses Europa. Ob Sie es wollen, wissen
Sie nicht. Sie wissen nicht einmal, ob Sie eine eigene
Mehrheit haben. Ich sage Ihnen auch: Deutschland hat
die schwächste Regierung seit Jahrzehnten. Wann hat es
das je gegeben, dass eine Regierung zur Mitte der Legis-
laturperiode fast alles – bis auf die Mövenpick-Subven-
tion – zurücknehmen musste?


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: So ein Schwachsinn!)


Aber es ist schlimmer. Diese Regierung hat durch ihr
Handeln das Vertrauen in die soziale Marktwirtschaft
schwer beschädigt. Sie hat das Vertrauen vieler Men-
schen in die demokratischen Institutionen gefährdet. So
ist aus einer Traumkoalition eine Albtraumkoalition für
Deutschland geworden. Die Mehrheit schwindet, die
Kanzlerindämmerung ist unübersehbar. Ich glaube, es
wird Zeit für einen neuen Morgen.


(Anhaltender Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Beifall bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712304500

Volker Kauder hat das Wort für die CDU/CSU-Frak-

tion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Volker Kauder (CDU):
Rede ID: ID1712304600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

gen! In dieser Woche beginnen wir die Beratungen über
den Entwurf des Bundeshaushaltes 2012. Wir beginnen
die Beratungen darüber, wie wir die Grundlagen dafür
legen können, dass es in diesem Land auch in den nächs-
ten Jahren gut weitergeht. Kaum jemand aus der Opposi-
tion hat darüber gesprochen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Rainer Brüderle [FDP])


Ich glaube, man hat deswegen nicht darüber gesprochen,
weil man nur Gutes hätte sagen können, und das wollte
man nicht. Das ist der wahre Grund für Ihr Verhalten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Bedeutung des Bundeshaushaltes 2012 und der
mittelfristigen Finanzplanung für die nächsten Jahre
kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Wir alle
erleben aktuell schwierige Diskussionen in Europa. Ich
muss es an dieser Stelle einmal klar und deutlich sagen:

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(C (D ir haben keine Krise Europas, wir haben auch keine uro-Krise, sondern wir haben ein Schuldendilemma in uropa. Dafür, dass es so gekommen ist, tragen Leute Verantortung, die vor der Großen Koalition und vor dieser hristlich-liberalen Koalition an Regierungen beteiligt aren. Es ist schon eigenartig, sich hier hinzustellen und u sagen, dass von einigen Leuten Kritik am Zustand uropas geübt wird – Herr Kollege Oppermann, Sie sind iner von denen –, aber gar nicht zur Kenntnis zu nehen, dass die schärfste Kritik von all denjenigen, die ich in diesen Tagen geäußert haben, an die eigene dresse geht. Rot-Grün hat ganz massiv dazu beigetraen, dass wir in Europa jetzt in dieser Krise sind. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Wer so etwas sagt, muss einen Knall haben!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


mer wenn es darauf angekommen ist, die richtigen
ntscheidungen für die Zukunft zu treffen, hat die SPD
ie falschen Entscheidungen getroffen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


ls es damals darum ging, den Euro einzuführen, haben
ie den Euro kritisiert.

Der Euro ist eine Erfolgsgeschichte. Gestern Abend
at die Wirtschaft noch einmal deutlich gemacht, dass
in Teil des Erfolges und ein Teil des Wohlstandes in
eutschland natürlich dem Euro zu verdanken sind. Für
nsere exportorientierte Wirtschaft war der Euro ein Se-
en. Sie waren damals dagegen. Kaum waren Sie an der
egierung, haben Sie dafür gesorgt, dass das entschei-
ende Rückgrat des Euro, nämlich der Stabilitätspakt,
ufgelöst worden ist nach dem Motto: Wir haben in die-
er Regierung einen Haufen Arbeitslose produziert, und
tzt müssen wir Schulden machen, um wieder voranzu-
ommen. – Beides war ein großer Fehler. Dafür steht
ot-Grün.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Herr Steinmeier, deswegen habe ich vorhin gerufen:
ott sei Dank sind diejenigen, die solche Ergebnisse ab-
eliefert haben, in dieser schwierigen Zeit nicht an der
egierung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ie haben immer die falschen Rezepte. Jetzt zu sagen:
Wir retten Europa, indem wir Euro-Bonds und vieles
ndere auf den Weg bringen“, ist doch nur die Fortset-
ung dieser falschen Politik.


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Sie machen doch Vergemeinschaftung und nicht wir!)


ie wollen die Schulden vergemeinschaften, und das
hrt die Staaten, die diese Schulden gemacht haben,

ben nicht auf den richtigen Weg. Wir müssen vielmehr
agen: Wir helfen im Interesse des Euro. Aber dafür
üssen auch Anstrengungen unternommen werden.





Volker Kauder


(A) )


)(B)

Geld ohne Gegenleistung hat noch nie zur Besserung ge-
führt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Deswegen werden wir dies nicht machen.

Heute ist – ja, so kann man es sagen – ein guter Tag
für Europa. Mit diesem Haushaltsentwurf 2012 zeigen
wir, dass wir den Weg konsequent weitergehen. Gestern
hat sich Herr Kollege Steinbrück aufgeregt, als die
Wahrheit darüber gesagt worden ist, welch hohe Neuver-
schuldung geplant war,


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Welche Wahrheit? – Joachim Poß [SPD]: Sie waren doch bei den 86 Milliarden dabei! Sagen Sie das doch den Menschen!)


und als festgestellt worden ist, dass wir jetzt auf dem
Weg der Konsolidierung sind. Ich habe gedacht, es darf
nicht wahr sein. Jetzt kommt die Mentalität Ihrer Partei
zum Ausdruck.

Die Grünen sitzen im gleichen Boot.


(Zuruf von der SPD: Ein U-Boot!)


In Baden-Württemberg war man auf dem Kurs der Kon-
solidierung. Die neue grün-rote Regierung bringt folgen-
den Merksatz heraus: Wir müssen zunächst etwas mehr
Schulden machen, um dann sparen zu können. – Einen
größeren Unsinn habe ich in meinem ganzen Leben noch
nicht gehört: Wir müssen erst mehr Schulden machen,
bis wir sparen können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Das sagen die, die die EnBW zurückgekauft haben!)


Ähnliches wird von Frau Kraft formuliert; von Rhein-
land-Pfalz haben wir schon gesprochen. Da kann ich nur
sagen: Das sind genau die falschen Wege. Wir müssen
den Haushalt konsolidieren; und das machen wir auch.
Damit sind wir Vorbild. Die Schuldenbremse wird ein-
gehalten. Sie muss jetzt in Europa umgesetzt werden.

Wir müssen in dieser schwierigen Zeit auch eine Ant-
wort darauf geben, wie es in Europa weitergeht. Europa
war bisher vor allem in der Vorstellung meiner Genera-
tion eine Antwort auf die Geschichte: Nie wieder Krieg;
Frieden in Europa. Und wenn Europa nicht mehr erreicht
hätte als „Nie wieder Krieg“, wäre dies schon eine groß-
artige Leistung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dies haben wir erreicht. Dies ist vor allem das Ergebnis
der Europapolitik, wie sie unter Kanzlerinnen und Kanz-
lern der unionsgeführten Regierungen gemacht worden
ist.

Es reicht aber nicht mehr aus, Europa ausschließlich
als Antwort auf die Geschichte zu verstehen. Vielmehr
muss Europa jetzt eine Basis für Wohlstand und Ent-
wicklung sein. Europa muss sich verstehen als der Wett-
bewerber, weil die Zentren der Entwicklung nicht mehr
nur in Europa liegen, sondern auch in Asien.

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(C (D Europa muss den jungen Menschen sagen: Wir weren, nachdem wir den Frieden gesichert haben, jetzt uch den Beitrag zu Wohlstand für eure Generation leisn. Dazu sind wir in Deutschland wieder Vorbild. Es ann uns nicht ruhen lassen, wenn wir gute Ergebnisse orweisen – junge Menschen haben bei uns Chancen; ie Jugendarbeitslosigkeit ist wirklich toll zurückgeganen –, aber zugleich sehen, dass das in anderen Ländern uropas anders ist. Deswegen: Wenn Europa eine Zukunftsperspektive r die junge Generation in ganz Europa sein soll, dann üssen die Staaten, in denen die Jugendarbeitslosigkeit ei 30 Prozent und höher liegt, wirklich Ernst machen. eniger Schulden und nicht ständig weitere Schulden achen, das bedeutet eine gute Zukunft für die junge eneration. Das muss nun auf den Weg gebracht werden. Dazu rauchen wir in Europa neue Formen. Es kann doch icht sein, dass sich Europa um den letzten Grashalm eies Naturschutzgebietes bei mir auf der Schwäbischen lb kümmert, aber für die wirklich großen Herausfordengen keine Antwort hat. Deswegen muss Europa sich eniger um solche kleinen Dinge kümmern, dafür mehr m die großen Herausforderungen. Deswegen ist der Weg der Bundeskanzlerin und der undesregierung völlig richtig, wenn es dort heißt: Wir rauchen eine stärkere Koordinierung in der Wirtschaft nd im Finanzbereich. Europa muss erkennen, dass es irklich darauf ankommt, in diesen Bereichen bestimmte inge zu ändern. Es ist zu Recht gesagt worden, dass wir nicht nur bei en Banken, sondern auch bei den Finanzmärkten, edgefonds und anderem zu Regulierungen kommen üssen. Wir haben einen ersten Schritt dahin unternomen. Als Wolfgang Schäuble Leerverkäufe verboten hat, ab es ein großes Gelächter und ein Geschrei, das führe u nichts. Heute haben es andere nachgemacht. Wir haben die Banken mit der Bankenabgabe dazu ebracht, dass sie Vorsorge treffen müssen für den Fall, ass es wieder Schwierigkeiten gibt. Das heißt, wir haen das, was national zu machen war, gemacht. Wir haen dafür gesorgt, dass bei den Rettungsschirmen, die ir aufgespannt haben, eine Beteiligung Privater stattndet. Aber mir müssen jetzt auch dafür sorgen – dafür irbt die Bundesregierung wirklich nachhaltig und innsiv, mit dem ganzen Einfluss Deutschlands –, dass ir die Märkte in größerem Umfang beteiligen. Da muss ich Europa einen Ruck geben, und zwar das Europa er 27. Ich sage es ganz bewusst in die Richtung Großritanniens: Es muss aufhören, dass Interessen eines einelnen Landes Vorrang vor den Interessen der europäichen Gemeinschaft haben sollen. ie Zukunft Europas verlangt, dass wir das Interesse Eupas mehr im Blick haben als nationale Dinge. Volker Kauder )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )

(Joachim Poß [SPD]: Der einzige richtige Satz
in der bisherigen Rede!)

Wir in Deutschland gehen da gut voran.

Herr Steinmeier, es ist recht, wenn Sie sagen: Wir hel-
fen da mit. – Das ist in Ordnung. Aber es zeugt nicht von
politischer Klugheit, in der Regierungszeit von Rot-
Grün, in der auch Sie im Kanzleramt Verantwortung ge-
tragen haben, zunächst einmal die Finanzmärkte zu ent-
fesseln


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)


und dann von uns zu verlangen, sie wieder einzufangen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie haben dafür gesorgt – –


(Joachim Poß [SPD]: Sie wollten noch darüber hinausgehen!)


– Ich kann doch beweisen, was Sie da alles gemacht ha-
ben,


(Joachim Poß [SPD]: Sie stehen mit der Wahrheit auf dem Kriegsfuß, mit jedem Satz!)


was Herr Eichel alles formuliert hat, was von Ihrem
Bundeskanzler unter dem Titel „Deutschland AG“ for-
muliert worden ist.


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Wir sind gespannt!)


Sie haben einen großen Unsinn gemacht; wir sind gerade
dabei, das wieder einzusammeln. Das ist die Situation,
meine sehr verehrten Damen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Burkhard Lischka [SPD]: Da wird sogar auf der Regierungsbank gelacht!)


Heute ist ein guter Tag für Europa, auch weil das
Bundesverfassungsgericht eine kluge Entscheidung ge-
troffen hat. Ich kenne zwar noch nicht das ganze Urteil,
aber der Kernsatz heißt: Die Klagen werden abgewiesen.
Was mit den Rettungsschirmen und Stabilitätsprogram-
men auf den Weg gebracht worden ist, entspricht der
Verfassung.

Herr Steinmeier, Sie brauchen sich hier wirklich nicht
hinzustellen und zu sagen: Wir wollen eine stärkere Be-
teiligung des Bundestages. – Sie wissen doch ganz ge-
nau, dass ich Ihnen bei der letzten Besprechung, bei der
es um die Frage ging, wie wir am Donnerstag mit dem
weiteren Paket umgehen, klipp und klar gesagt habe: Es
gibt eine starke Beteiligung des Deutschen Bundestages.
Ich habe ausdrücklich gesagt – Sie haben es sogar bestä-
tigt; deswegen habe ich Ihre Einlassung hier nicht ver-
standen –,


(Joachim Poß [SPD]: Bei Ihnen war bisher keine Einlassung zu verstehen!)


dass wir die Regelung zur Beteiligung des Deutschen
Bundestages natürlich auf eine breite Basis stellen wol-
len. Bereits heute Nachmittag finden die ersten Gesprä-
che zwischen den Koalitionsfraktionen und den Fraktio-
nen der Opposition darüber statt, wie wir das aus-

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(C (D estalten können. Wir sind uns im Großen und Ganzen inig. Ich bin außerordentlich froh, dass wir von den Kolitionsfraktionen mit dem Vorschlag, den wir vorlegen, eit über das hinausgehen, was das Bundesverfassungsericht heute entschieden hat. Wir brauchten heute keine Belehrung. Ja, nun einmal langsam! – Das Bundesverfassungsgecht hat gesagt: Der Haushaltsausschuss muss um Geehmigung gefragt werden. ir legen einen Entwurf vor, in dem es heißt: Die grundätzlichen Fragen muss der Deutsche Bundestag entcheiden. Wir, die Abgeordneten des Deutschen Bundesges, entscheiden, was passiert. enn es darum geht, wie die konkreten Dinge ausformuert werden, dann ist der Haushaltsausschuss zuständig. h finde, das ist eine starke Position. Ich muss Ihnen sagen: Ich habe es wirklich nicht vertanden, dass in den Reihen der Opposition immer foruliert worden ist: Der Bundesfinanzminister und die undesregierung haben ein Gesetz vorgelegt, in dem zur arlamentsbeteiligung gar nichts gesagt wird. – Dazu ann ich Ihnen sagen: Wir haben den Bundesfinanzinister und die Bundesregierung sogar darum gebeten, azu nichts zu sagen. Wir als Parlament, zumindest wir den Koalitionsfraktionen, sagen: Wir sind selbstbeusst genug, um die Regelung zur Beteiligung des deut chen Parlaments ohne einen Regierungsentwurf zu finen. Das machen wir schon selber, meine sehr verehrten amen und Herren. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Rolf Hempelmann [SPD]: Das wäre was Neues!)


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)


(Zuruf von der SPD: Er muss zustimmen!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ie sind herzlich eingeladen, sich heute und in den
ächsten Tagen daran zu beteiligen.

Wenn ich mir den Haushalt anschaue, dann stelle ich
st, dass wir die Voraussetzungen dafür geschaffen ha-

en, dass die Entwicklungen wirklich gut weitergehen.
ir wissen, dass noch einiges zu tun ist, aber ganz ent-

cheidend ist doch – davon ist heute schon gesprochen
orden, auch von der Bundeskanzlerin –, dass wir in
iesem Land alle beieinander bleiben.


(Burkhard Lischka [SPD]: Da muss er jetzt die FDP angucken!)


as wir erreicht haben, nämlich dass wir stärker aus der
irtschaftskrise herausgekommen sind, als wir hinein-

egangen sind, war eine große Gemeinschaftsleistung.
ie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben durch
erzicht auf Lohn, Weihnachtsgeld und vieles andere ih-
n Beitrag geleistet. Es war vor allem ein großer Beitrag

er mittelständischen Wirtschaft, die die Menschen nicht
die Arbeitslosigkeit geschickt hat, auch mit Unterstüt-

ung der Politik. Es ist die richtige Politik gemacht wor-





Volker Kauder


(A) )



(B)

den. Es war eine große Gemeinschaftsleistung, die zu
dem schönen Ergebnis geführt hat.

Es ist doch toll, dass es in Deutschland aufwärtsgeht.
Diejenigen, die dazu einen bedeutenden und wichtigen
Beitrag geleistet haben, nämlich die Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer, die jeden Morgen aufstehen und zur
Arbeit gehen und sich um ihre Familien kümmern, sol-
len daher ihren Anteil an Wachstum und Wohlstand in
unserem Land haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Das ist das Plädoyer für den Mindestlohn! – Rolf Hempelmann [SPD]: Machen Sie den Mindestlohn! Das ist wunderbar!)


Deshalb geht es nicht um die von Ihnen geführte Diskus-
sion über eine Steuerreform. Wir, FDP und CDU/CSU,
sind diejenigen, die sehr genau wissen, was soziale
Marktwirtschaft heißt, was vor allem „sozial“ heißt.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die FDP? Sozial?)


Während unserer Regierungszeiten sind die bedeutends-
ten Sozialgesetze in unserem Land gemacht worden, und
nicht in der Regierungszeit von Rot-Grün.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Das ist ja das Schlimme! – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gesundheitsreform, sehr sozial!)


Selbstverständlich ist es richtig, dass wir denjenigen,
die in Not geraten sind und sich nicht selbst helfen kön-
nen, durch unsere sozialen Leistungen helfen. Aber es
kann nicht sein, dass wir jedes Jahr Hartz-IV-Leistungen
an Inflation und Kostensteigerungen anpassen, aber die-
jenigen, die jeden Tag zur Arbeit gehen, von einer sol-
chen Anpassung nichts haben.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha! Da kommen wir wieder zur Spaltung! – Rolf Hempelmann [SPD]: Mindestlohn!)


Deswegen ist die Korrektur der kalten Progression eine
Frage der Gerechtigkeit und keine Frage der Steuersen-
kung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Jeder trägt dort Verantwortung, wo er steht. Ich bin
sehr gespannt, liebe Kolleginnen und Kollegen von den
Grünen – Sie stellen die Regierung in Baden-Württem-
berg –


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Baden-Württemberg schmerzt!)


und von der SPD, ob Sie bereit sind, im Bundesrat zu sa-
gen: Ja, wir stimmen dafür, dass die Hartz-IV-Sätze er-
höht werden, aber wir sind dagegen, dass die Arbeitneh-
merinnen und Arbeitnehmer bei steigender Progression
entlastet werden. – Ich bin gespannt, ob Sie die Politik
gegen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Bun-

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(C (D esrat durchsetzen wollen, so wie Sie das angekündigt aben. ir werden dafür sorgen, dass Sie sich der Verantworng stellen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Wir können mit Verantwortung umgehen!)


(Lachen des Abg. Rolf Hempelmann [SPD])


Wir wissen sehr wohl, dass wir in Europa noch
chwierige Aufgaben zu bewältigen haben. Wir wissen,
ass Europa unsere Zukunftsperspektive ist. Wir wissen
uch, dass wir ohne ein starkes und handlungsfähiges
uropa im Wettbewerb mit anderen Regionen in der
elt nicht bestehen können. Es ist ein bemerkenswerter

organg – ich bin an der Schweizer Grenze groß gewor-
en, mein Wahlkreis liegt nicht weit davon entfernt –,
ass ein Land wie die Schweiz, das alles tun will, um
loß nicht nach Europa zu kommen, jetzt auf einmal den
ranken an den Euro bindet, weil man gemerkt hat: Auf
ich allein gestellt, das führt nicht in eine gute Zukunft.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Das Beispiel Schweiz sollte uns zeigen, wie glücklich
nd gut die Entscheidung war, die wir damals für den
uro getroffen haben. Aber damals haben wir einen zen-
alen Schritt nicht gehen können. Eine gemeinsame
ährung muss mit einer gemeinsamen Wirtschafts- und

inanzpolitik einhergehen.

Dieses Thema ist vor allem in der Finanz- und Wirt-
chaftskrise zum Tragen gekommen. Deswegen ist es
chtig, wenn die Bundeskanzlerin sagt: Wir müssen
icht nur zu jeder kleinen Frage, die da kommen mag,
ichtlinien aus Europa erhalten, sondern wir brauchen
or allem klare Vorgaben mit entsprechenden Kontroll-
nd Sanktionsmechanismen für diejenigen, die sich
icht an die Haushaltsdisziplin halten. – Ich erinnere
och gut, wie diese Haushaltsdisziplin zerstört worden
t. Gerhard Schröder hat damals gesagt: Wir brauchen
ns an die Stabilitätsmechanismen nicht zu halten; da
aut man in Europa einmal auf den Tisch, und dann ist
ieder Ruhe im Karton. – Genau damit wurden die Vo-
ussetzungen für die Probleme geschaffen, die wir

eute haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deswegen brauchen wir ordentliche Mechanismen.
Augenblick müssen wir mit dem arbeiten, was uns in

er konkreten Rechtssituation zur Verfügung steht. Das
t eine ganze Menge. Wir müssen vor allem eine klare
otschaft vermitteln. Ich bitte Sie, das mitzutragen und
icht falsche Dinge in die Welt zu setzen.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD – Joachim Poß [SPD]: Da sind Sie doch der Meister drin! Sie haben doch heute keinen Satz ausgelassen! – Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Dreist! Wirklich dreist!)


h sage es Ihnen noch einmal: Ihre Botschaft, dass un-
bhängig davon, wie gewirtschaftet wird, eine Finanzie-
)





Volker Kauder


(A) )


)(B)

rung zu einem bestimmten Zinssatz auf Dauer möglich
sein soll, ist die falsche Botschaft. Nur dadurch, dass wir
unterschiedliche Zinssätze haben, wird den betreffenden
Ländern klar, dass sie handeln müssen. Glauben Sie, Ita-
lien und Griechenland hätten die ganzen Maßnahmen
eingeleitet, wenn sie nicht so unter Druck gestanden hät-
ten? Zu Ihrer Forderung nach Euro-Bonds und Umschul-
dung sagen sie: Das ist eine super Geschichte. Wir schul-
den um. Einer zahlt, und wir sind die Hälfte der
Schulden los. – So stellen wir uns nicht die Zukunft Eu-
ropas vor.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Das ist Europahetze!)


Wir brauchen ein Europa der Disziplin, ein Europa
der Verantwortung.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Ehrlichkeit!)


Das ist ein Europa, in dem junge Leute eine Perspektive
haben. Auf diesem Weg werden wir in den Koalitions-
fraktionen weitergehen. Ich lade Sie ein, mitzumachen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712304700

Der Kollege Thomas Oppermann hat das Wort für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Thomas Oppermann (SPD):
Rede ID: ID1712304800

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der

Kollege Kauder hat eben so viele falsche Sachen in die
Welt gesetzt, dass meine Redezeit von wenigen Minuten
gar nicht ausreicht, um das wieder aus der Welt zu schaf-
fen.


(Beifall bei der SPD – Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Das hat er gewusst!)


Einige Punkte müssen wir aber richtigstellen, Herr
Kauder.

Erstens. Sie haben die Hand gehoben für den Haus-
halt 2010


(Zurufe von der SPD: Ja!)


mit einer Nettokreditaufnahme von 80 Milliarden Euro.


(Otto Fricke [FDP]: Nein! Das stimmt doch schon wieder nicht!)


Das war die höchste Schuldenaufnahme in der deutschen
Geschichte. Dafür trägt Schwarz-Gelb die Verantwor-
tung. Sie sind die Schuldenkönige von Deutschland.


(Beifall bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Herr Oppermann, das stimmt doch nicht! Wie hoch war die Neuverschuldung 2010?)


Zweitens: die Lockerung der Stabilitätskriterien. Das
hat in der Tat stattgefunden. Die Stabilitätskriterien sa-
hen – Stichwort „Balance“ – zunächst eine Neuverschul-
dung von strikt 3 Prozent vor.




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(C (D (Otto Fricke [FDP]: Nein! Höchstens! Schon wieder falsch!)


Höchstens 3 Prozent. – Dann wurde das geändert in
close to balance“.


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Richtig!)


as allerdings ist genau die Blaupause für die Schulden-
remse, die heute in unserer Verfassung steht.


(Beifall bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Nein!)


ie Idee dieser Schuldenbremse ist, dass man in guten
eiten Geld einnimmt und zurückhält, damit man in
chlechten Zeiten kreditfinanziert dagegenhalten kann.
as ist die Idee.


(Otto Fricke [FDP]: Das hat Herr Schneider doch gestern abgelehnt!)


Jetzt zu einer anderen Frage: Herr Brüderle, wo waren
enn die Helden der FDP, als im Deutschen Bundestag
ber die Schuldenbremse abgestimmt wurde? Wo waren
ie da? Sie haben der Schuldenbremse nicht zuge-
timmt.


(Otto Fricke [FDP]: Das stimmt doch auch wieder nicht!)


h will Ihnen genau sagen, warum Sie nicht zugestimmt
aben: Sie hatten Angst, dass die Schuldenbremse Sie
aran hindert, Ihrer Klientel mit auf Pump finanzierten
eschenken zu helfen.


(Beifall bei der SPD)


ine der wohltuendsten Wirkungen dieser Schulden-
remse ist, dass dadurch diese Klientelgeschenke unter-
unden werden.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Ihre Generalsekretärin Nahles war gegen die Schuldenbremse!)


Herr Kauder, wir haben noch einen Punkt zu bespre-
hen. Was haben Sie denn 2010 gemacht, als der erste
chwarz-gelbe Haushalt kam? Wenn die Stabilitätskrite-
en von Rot-Grün zu Unrecht gelockert worden waren,
ann wäre in dieser Zeit die beste Gelegenheit gewesen,
as zu korrigieren und wieder zu den alten Stabilitätskri-
rien zurückzukehren. Stattdessen haben Sie das Defi-

itkriterium gerissen. Sie haben eine Nettokreditauf-
ahme in Höhe von 80 Milliarden Euro beschlossen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: So ein Quatsch! Das war noch der Haushalt von Steinbrück! – Otto Fricke [FDP]: Das ist schlicht gelogen!)


as haben Sie nicht gemacht, um eine Krise abzuwen-
en. Das haben Sie gemacht, um die Klientelgeschenke
r Unternehmenserben und Hotelketten zu finanzieren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


as ist eine einzige Heuchelei. Sie selbst haben bei der
rsten Gelegenheit die neuen Stabilitätskriterien genutzt
nd Ihre eigene Argumentation verraten. – So viel dazu.






(A) )


)(B)


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712304900

Herr Oppermann, gestatten Sie eine Zwischenfrage?


Thomas Oppermann (SPD):
Rede ID: ID1712305000

Nein, am Ende können wir noch diskutieren. Ich habe

nur noch wenige Minuten Redezeit.

Der Bundespräsident – wenn ich damit anfangen darf –


(Zuruf von der FDP: Am besten fangen Sie noch einmal von vorn an!)


hat vor wenigen Tagen festgestellt: Dies ist nach dem
Herbst der Entscheidungen der Sommer der Ernüchte-
rungen. Wer diese diplomatische Sprache des Präsiden-
ten in die Alltagssprache übersetzt, der kommt zu der
Feststellung, dass er sagen will: Diese Bundesregierung
steht nach zwei Jahren mit leeren Händen da. Selbst das,
was Sie gemacht haben, ist fast ausnahmslos das Gegen-
teil von dem, was Sie vorher versprochen haben.


(Beifall bei der SPD)


Wer an die Versprechungen dieser Bundesregierung ge-
glaubt hat, ist bitter enttäuscht worden. Die CDU hat
versprochen, die Wehrpflicht aufrechtzuerhalten. Jetzt
ist die Wehrpflicht abgeschafft. Sie haben eine Steuer-
senkung von 24 Milliarden Euro versprochen. Davon ist
noch nichts zu sehen.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Wachstumsbeschleunigungsgesetz!)


Sie haben versprochen, die Laufzeiten der Atomkraft-
werke zu verlängern. Dies haben Sie zunächst um-
gesetzt, dann haben Sie die Umsetzung jedoch wieder
zurückgenommen. Sie haben das dreigliedrige Schulsys-
tem hochgehalten, und heute wollen Sie nichts mehr da-
von wissen. Es gelten nur noch Abitur und Oberschule.
In der Euro-Krise haben Sie die meisten Haken geschla-
gen.

Es gibt aber einen roten Faden in diesem ganzen Pro-
zess. Sie haben nämlich immer genau das gemacht, was
Sie vorher definitiv ausgeschlossen hatten, und immer
genau die Entscheidungen getroffen, die Sie vorher defi-
nitiv ausgeschlossen hatten. Das ist der rote Faden, der
sich durch diese Regierung zieht.


(Beifall bei der SPD)


Noch nie gab es so viel Zickzack in der deutschen
Politik. Noch nie sind so viele verwirrende Positions-
wechsel vorgenommen worden. Ihre eigenen Leute wis-
sen nicht mehr, wo Sie stehen. Deshalb sagen wir: Diese
Bundesregierung ist die schlechteste Bundesregierung in
der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.


(Beifall bei der SPD)


Dabei will ich Ihnen gar nicht den guten Willen ab-
sprechen. Natürlich haben Sie den guten Willen, dieses
Land ordentlich zu regieren. Ihr Problem ist: Sie können
es nicht.


(Beifall bei der SPD)


Nicht einmal in den Bereichen, die eine bürgerliche Ko-
alition eigentlich in der Kinderstube gelernt haben

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(C (D üsste, können Sie es. Sie missachten die Werte, die unerer Verfassung zugrunde liegen. Ein Beispiel ist der espekt vor den Leistungen anderer. Sie missachten die uständigkeit des Parlaments und des Deutschen Bunestages. Sie haben das ein Dutzend Mal gemacht. (Otto Fricke [FDP]: Was denn? – Weiterer Zuruf von der FDP: Wo waren denn Ihre eigenen Vorschläge?)


ie missachten auch die Rechtsprechung des Bundesver-
ssungsgerichts. Drei Monate nach Ablauf der vom Ge-
cht gesetzten Frist haben wir immer noch kein verfas-
ungskonformes Wahlrecht. Das muss man sich einmal
orstellen.


(Beifall bei der SPD)


icht irgendwo in einer Parallelgesellschaft, sondern
itten im Staat, mitten im Staatsorganisationsrecht

chaffen Sie einen rechtsfreien Raum. Es ist so unerträg-
ch, dass wir in dieser Republik kein anwendbares
ahlrecht haben, dass ich nur sagen kann: Mit Ihnen ist
irklich kaum noch Staat zu machen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Trotzdem werden wir uns zusammensetzen und über
ie Beteiligung des Parlaments an der EFSF reden. Das
undesverfassungsgericht ist sehr schonend mit der Re-
ierungsseite umgegangen.


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)


isher hatte der Haushaltsausschuss kein Zustimmungs-
cht, sondern es gab ein Benehmen. Jetzt gibt es harte
echte. Wir werden diese Rechte umsetzen.


(Otto Fricke [FDP]: Sie haben bisher nichts umgesetzt!)


Herr Fricke, wir werden aber auch darauf achten, dass
en Hardlinern in der FDP, die diese Gelegenheit nutzen
ollen, um die parlamentarische Beteiligung zu instru-
entalisieren, damit die EFSF Sand ins Getriebe be-

ommt, das Handwerk gelegt wird.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


as sind Leute, denen es nicht um mehr Demokratie in
eutschland geht, sondern um mehr Handlungsunfähig-
eit in Europa. Das werden wir nicht zulassen.


(Beifall bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: So nicht!)


In der FDP haben sich einige Politikstrategen schon
ngst aufgemacht, um klammheimlich einen Fluchtweg

us der schwarz-gelben Koalition zu basteln.


(Otto Fricke [FDP]: Sie hatten keinen einzigen Vorschlag! Nichts! Schweigen von Ihnen, Herr Oppermann!)


ieser Fluchtweg ist eine klare Position gegen den Euro
nd gegen Europa, damit Sie sich am Ende mit Populis-
us noch einmal über die 5-Prozent-Hürde hieven kön-

en. Das ist im Augenblick zu befürchten; das muss uns
orge machen. Ich kann nur sagen: Spätestens dann,
enn Sie diesen Weg gehen, meine Damen und Herren





Thomas Oppermann


(A) )


)(B)

von der FDP, wird sich ein großer Europäer und großer
Außenminister, Hans-Dietrich Genscher, angewidert von
der Politik Ihrer Partei abwenden.

Sie, Herr Westerwelle, müssten eigentlich das Erbe
von Hans-Dietrich Genscher verwalten.


(Sebastian Blumenthal [FDP]: Sagen Sie noch etwas zur SPD, Herr Kollege?)


Ich finde, dass Ihnen das – ganz milde formuliert – nicht
gut gelingt. Wir sagen Ihnen ganz offen, mit offenem Vi-
sier: Wir glauben nicht, dass Sie Deutschland im Aus-
land gut vertreten. Wir glauben nicht, dass Sie ein guter
Außenminister sind, der die Interessen und das Ansehen
dieses Landes mehrt. Wir sagen das ganz offen und nicht
hinter vorgehaltener Hand oder in anonymen Interviews
wie manch einer in der FDP. Ich weiß nicht, auf wen in
der FDP Sie sich noch verlassen können. Auf uns kön-
nen Sie sich verlassen.


(Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister: Davon bin ich überzeugt!)


Wir werden Ihr entschiedener Gegner bleiben, Herr
Westerwelle. Ich füge hinzu: Wer Freunde wie Philipp
Rösler hat, braucht eigentlich gar keine Gegner.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Sebastian Blumenthal [FDP]: Haben Sie auch eine Position, Herr Kollege? – Otto Fricke [FDP]: Ihr wisst ja noch nicht einmal, was ihr wollt! – Gegenruf des Abg. Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wir wollen eigentlich Kubicki!)


Wenn die Bundeskanzlerin einmal mit etwas Positi-
vem im Gepäck von den Euro-Verhandlungen zurückge-
kommen ist, zum Beispiel mit dem Vorschlag einer Wirt-
schaftsregierung oder der Finanzmarktbesteuerung, dann
waren es die Leute von der FDP, die sofort K.-o.-Krite-
rien formuliert haben. Ich wundere mich, dass die Union
mit diesem Koalitionspartner, der konstruktive Ansätze
zur Regulierung von Finanzmärkten immer wieder
schon im Ansatz zerstört, weiter zusammen regieren
will.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Volker Wissing [FDP]: Was ist denn das für ein Unsinn? Nennen Sie mal ein Beispiel!)


Dann noch zur Steuersenkung. Das ist das große Pro-
jekt, das noch vor uns liegt. 24 Milliarden Euro haben
Sie versprochen. Jetzt, sagt Herr Kauder, sollen es viel-
leicht noch 7 Milliarden Euro werden. Was für ein aber-
witziges Projekt!


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Wir haben doch schon 10 umgesetzt! Menschenskinder!)


Inmitten der größten internationalen Schuldenkrise sol-
len jetzt noch mehr Kredite aufgenommen werden, da-
mit die Steuern gesenkt werden können.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Nein, überhaupt nicht!)


Was ist das für ein aberwitziges Projekt?

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(C (D Ich kann nur sagen: Das Versprechen, die Steuern zu enken, ist bis zur Wahl in Nordrhein-Westfalen aufchterhalten worden. Danach hat die Kanzlerin es abgeumt; das war natürlich eine klare Wählertäuschung. ann hat sie gesagt: Haushaltskonsolidierung hat Vorng. Als die FDP ganz tief in der Krise war, hieß es wie er, man mache es als Antrittsgeschenk für den neuen DP-Vorsitzenden Rösler. Herr Rösler hat den Fehler emacht, auf die Zusage der Kanzlerin zu vertrauen. Narlich wurde es dann sofort von den Ministerpräsidenn der Bundesländer abgeräumt; denn die Ministerpräsienten haben einen Amtseid geschworen. (Otto Fricke [FDP]: Sie haben die Rede verwechselt!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712305100

Herr Kollege.


Thomas Oppermann (SPD):
Rede ID: ID1712305200

Ich komme gleich zum Schluss. – Dieser Amtseid

erpflichtet sie, Schaden von ihren Ländern abzuwen-
en.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712305300

Herr Kollege!


Thomas Oppermann (SPD):
Rede ID: ID1712305400

Eine Steuersenkung, die Sie über zusätzliche Kredite

nanzieren müssen, würde dieses Land beschädigen.

Ich fasse zusammen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Die Steuermehreinnahmen nehmen sie doch auch!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712305500

Die Redezeit ist weit überschritten.


Thomas Oppermann (SPD):
Rede ID: ID1712305600

Ich komme zum Ende. – Diese Politik ist ein Armuts-

eugnis. Diese Bundesregierung ist menschlich und poli-
sch ausgebrannt.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: So einen gequälten Eindruck haben Sie schon lange nicht mehr gemacht!)


ie hat keine Perspektive. Sie haben zwei Jahre lang
eine Probleme gelöst, und wir können nicht erwarten,
ass Sie das in den nächsten zwei Jahren tun werden. Ich
age Ihnen: Mit Ihnen geht es weiter bergab. Für das
and ist das nicht gut, aber für den Regierungswechsel,
er dann ansteht, ist es die richtige Voraussetzung.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712305700

Das Wort hat der Kollege Dr. Hermann Otto Solms

r die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)







(A) )


)(B)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1712305800

Frau Präsidentin! Sehr geehrter Kollege Oppermann,

wir sind ohne Weiteres bereit, jede kritische Auseinan-
dersetzung zu führen, aber nicht mit Unwahrheiten. Das
ist einfach unter Ihrem Niveau, oder Sie haben die Zah-
len einfach vergessen. Die 80 Milliarden Euro Neuver-
schuldung, von denen Sie geredet haben, standen im
Haushaltsplan von Peer Steinbrück im Jahre 2010.


(Thomas Oppermann [SPD]: Richtig! 86!)


Was ist tatsächlich eingetreten? Wir hatten eine Neuver-
schuldung von 44 Milliarden Euro.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Nein, nein! Es gibt einen Unterschied zwischen Ist und Soll, Herr Solms!)


Sie war also beinahe halb so hoch. Im Jahre 2011 werden
wir statt 71 Milliarden Euro Neuverschuldung wahr-
scheinlich nur noch eine Neuverschuldung von 30 Mil-
liarden Euro zu verzeichnen haben. Wir haben uns selbst
nicht vorstellen können, dass wir den Turnaround so
schnell hinbekommen. Wir freuen uns darüber.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Ach was! Das war doch kein Turnaround!)


Auch Sie sollten sich darüber freuen – denn das ist für
die Bundesrepublik Deutschland ein tolles Ergebnis –,
anstatt hier mit falschen Zahlen zu agieren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Im Übrigen: Die Steuersenkungen in Höhe von
24 Milliarden Euro, die Sie da wieder erfunden haben,
stammen noch aus dem Wachstumsbeschleunigungsge-
setz. In diesem Rahmen sind Steuerentlastungen von
24 Milliarden Euro beschlossen worden. Jetzt haben wir
überhaupt keine Zahl festgelegt


(Thomas Oppermann [SPD]: Doch! Das steht im Koalitionsvertrag!)


und gesagt: Wir werden uns nach der Steuerschätzung
auf eine vernünftige Größenordnung einigen. So war
das.

Ich will noch etwas zur Situation des Euro und zu ei-
nigen anderen Punkten sagen. Ich habe im letzten Jahr,
als die EFSF eingeführt wurde, hier im Bundestag nicht
zugestimmt, und zwar deshalb, weil ich kein Vertrauen
hatte, dass die Regelungen, die entwickelt worden wa-
ren, tatsächlich zurück zur Stabilitätsunion führen. Ich
war mir nicht sicher, ob nicht doch eine Transferunion
entsteht, in der die Haftung vergemeinschaftet wird und
zum Schluss diejenigen, die die Ausgaben und Schulden
gar nicht zu verantworten haben, die Zeche zu zahlen ha-
ben. Das wäre der falsche Weg gewesen.


(Abg. Carsten Schneider [Erfurt] [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage – Gegenruf des Abg. Otto Fricke [FDP]: Nein! Keine Fragen jetzt!)


– Das Thema, das Sie ansprechen wollen, ist erledigt.
Ich will jetzt bei diesem Thema bleiben.



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(C (D (Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Aber richtigstellen könnten Sie es!)


Meine Zahlen sind richtig.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Nein!)


h habe sie mir gerade von den Haushältern bestätigen
ssen.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: 81 Milliarden haben Sie zugestimmt! 81!)


Unter Mitwirkung der FDP haben wir, auch in ver-
chiedenen Entschließungsanträgen im Bundestag, darauf
edrungen, dass die Mittel, die im Rahmen der EFSF be-
itgestellt werden, an strikte Bedingungen und harte Auf-
gen gebunden sind und die einzelnen Länder gezwun-
en werden, eine Entschuldungspolitik zu betreiben und
re Schuldenpolitik einzustellen. Nun zeigt sich, gerade
den letzten Wochen und Monaten, dass diese Politik er-
lgreich ist. Das müssen auch Sie erkennen.

Schauen Sie sich doch an, was passiert: Gestern hat
alien vorgeschlagen, eine Schuldenbremse einzufüh-
n; dort will man die Entschuldungspolitik erweitern,

ie Mehrwertsteuer erhöhen und andere Maßnahmen
urchführen. Spanien hat bereits eine Schuldenbremse
ingeführt. Sarkozy sagt, er will in Frankreich eine
chuldenbremse einführen. In Irland ist man schon viel
eiter. Dort gehen die Zinsen für die Finanzierung des
taates bereits zurück. Die Märkte vertrauen Irland wie-
er. Portugal ist in einem umfassenden Umstrukturie-
ngsprozess begriffen. In Wirklichkeit ist unser Kern-

roblem nur noch – aber immerhin – Griechenland. Wir
agen: Wenn Griechenland die Bedingungen nicht ein-
ält, kann die Finanzierung nicht auf diese Weise fortge-
etzt werden.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


a müssen wir konsequent sein. Wenn wir uns anders
erhalten würden, dann würden die anderen Staaten sa-
en: Wenn die Griechen das machen können, dann kön-
en wir das auch machen. Dann geben wir wieder viel
eld aus, und zum Schluss müssen die Deutschen zah-
n. – Nein, das geht nicht.

Dem will ich Ihre Vorschläge bezüglich der Euro-
onds gegenüberstellen. Haben Sie Ihren Wählern und
itgliedern überhaupt erklärt, was Euro-Bonds sind?
as ist ja nur ein Schlagwort. Das versteht doch keiner.
uro-Bonds bedeuten, dass eine gesamtstaatliche Haf-
ng ausgesprochen wird. Es wird Geld zur Verfügung

estellt, für das alle Staaten haften. Aber die Schuldner
önnen auf den Staat zurückgreifen, der finanziell am
tabilsten ist. Das heißt auf Deutsch gesagt: Sie fordern,
ass die deutschen Steuerzahler für die Schulden der
anzen Währungsunion haften.


(Rainer Brüderle [FDP]: Eben!)


as ist doch eine abenteuerliche Vorstellung. Schauen Sie
ich einmal die Dimension der Schulden an. Jedes Land
ann immer zuerst auf die Deutschen zurückgreifen.


(Otto Fricke [FDP]: Ja!)


ir müssen das dann finanziell verkraften.





Dr. Hermann Otto Solms


(A) )


)(B)

Das ist eine abenteuerliche Vorstellung. Ich glaube,
Sie wissen selbst nicht, was Sie da beschlossen haben.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Haben wir nicht beschlossen!)


Wenn Sie es wissen, dann gehen Sie nach Hause und tun
Sie Buße, denn so einen Unsinn kann man doch bei kla-
rem Verstand nicht beschließen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Für die deutschen Steuerzahler und für die deutsche
Finanzpolitik ist das ein unzumutbarer Vorschlag. Heute
hat das Verfassungsgericht bestätigt, dass dies verfas-
sungsrechtlich nicht zulässig ist. So verstehe ich jeden-
falls die Pressemeldung des Verfassungsgerichts.

Ich sage Ihnen: Sie sind auf dem falschen Weg, und
Sie haben das Ganze eingeleitet. Eichel hat damals Grie-
chenland aufgenommen und Griechenland für seine mu-
tigen Konsolidierungsaufgaben bewundert. Alle Zahlen
waren erstunken und erlogen, nichts hat gestimmt. Das
wussten fast alle, nur Eichel nicht. Dann haben Schröder
und Fischer den Stabilitätspakt aufgeweicht. Nur deswe-
gen sind wir überhaupt in diese problematische Situation
gekommen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich sage Ihnen: Für diese Art der Stabilitätspolitik, die
dazu führt, dass jeder für seine Ausgaben verantwortlich
bleibt – auch das wurde übrigens vom Verfassungsge-
richt bestätigt –, ist die FDP zentral mitverantwortlich.
Die Bundeskanzlerin ist bei den Verhandlungen gerade
in diesem Jahr vorausgegangen und hat diesen Weg be-
schritten. Ohne die FDP wäre dieser Weg aber nie be-
schritten worden – das ist meine Überzeugung – und mit
Ihnen schon gar nicht, wenn Sie an koalitionspolitische
Vorstellungen denken.

In der Haushaltskonsolidierung ist es ähnlich. Wir, die
FDP, garantieren die Konsolidierung des Haushaltes,
und zwar ohne Steuererhöhungen. Mit Ihnen geht es nur
mit Steuererhöhungen.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Wie ist das denn mit der Tabaksteuer?)


Sie überbieten sich gegenseitig mit Steuererhöhungsvor-
schlägen. Das Allertollste ist der neueste Vorschlag der
SPD, den Spitzensatz bei der Einkommensteuer auf
49 Prozent anzuheben. Sie erwecken den Eindruck, dass
das nur ein paar Multimillionäre zahlen müssten.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: 4 Prozent der Bevölkerung!)


Ich sage Ihnen: Die Multimillionäre haben ihre Vermö-
gen sowieso so gestaltet, dass Sie gar nicht daran heran-
kommen. Wen treffen Sie damit?


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Die oberen 4 Prozent!)


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(C (D 0 Prozent der deutschen Unternehmen, des Mittelstanes. Den Personengesellschaften, die die große Mehrheit er Arbeitnehmer beschäftigen, aben wir den Wiederaufschwung zu verdanken. Sie haen dafür gesorgt, dass wir heute viel mehr Arbeitsplätze aben als noch vor Jahren, als Sie regiert haben, und sie ürden dann dafür bestraft, dass sie ihre Gewinne für Inestitionen nutzen, für Forschung und Entwicklung, also die Zukunft investieren. Bei dem Geld, das dann an en Staat gehen würde, wüsste kein Mensch, was dann amit geschehen würde. Auch diese Politik, Haushaltskonsolidierung ohne teuererhöhung, gibt es nur mit der FDP. Wenn es uns ann noch gelingt, zum Jahresende die kalte Progression bzubauen, dann ist das mehr als recht und billig, denn ie Arbeitnehmer haben das verdient. Dies steht in Ihm Wahlprogramm. Ich möchte einmal sehen, ob Sie ich dagegen entscheiden werden. Das Gleiche gilt für den Arbeitsmarkt. Wir haben roße Erfolge auf dem Arbeitsmarkt, was sozialpolitisch as Wichtigste ist. In der Gesundheitspolitik haben wir ein trostloses rbe übernommen. Das erwartete Defizit der gesetzlihen Krankenversicherungen lag bei 11 Milliarden Euro. as war das Erbe von Ulla Schmidt. (Ulla Schmidt [Aachen] [SPD]: Das stimmt ja gar nicht! Die hatten ein Plus!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


hilipp Rösler und Daniel Bahr haben die Wende einge-
itet und für eine Reserve von 2 Milliarden Euro bei den
esetzlichen Krankenversicherungen gesorgt.


(Ulla Schmidt [Aachen] [SPD]: 1,5 Milliarden Euro plus hatten sie!)


Frau Schmidt, schön, dass Sie da sind. Dann können
ie sich das anhören. – Jetzt haben die gesetzlichen
rankenversicherungen eine Reserve von 2 Milliarden
uro. Wodurch? Durch Senkung der Arzneimittelkosten


(Ulla Schmidt [Aachen] [SPD]: Beitragserhöhungen!)


nd durch Herstellung eines Wettbewerbs zwischen den
rankenkassen. Das schafft Effizienzgewinne, und
urch diese Effizienzgewinne werden die Kosten
esenkt. Deswegen ist wichtig: Auch in der Gesund-
eitspolitik muss man auf Eigenverantwortung und
ettbewerb setzen. Dann kommen wir zu besseren Er-

ebnissen. Das ist nicht unsozial.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Diese Politik bekommen Sie nur mit Beteiligung der
DP. Das will ich hier sagen, weil manche glauben, sie
önnten schon locker über uns hinweggehen. Keine
orge, wir haben schon viele schwierige Zeiten über-
tanden und finden immer wieder heraus, und zwar ge-
utert,


(Zuruf von der SPD: Geläutert?)






Dr. Hermann Otto Solms


(A) )


)(B)

stärker und intelligenter. Sie hingegen ruhen sich auf Ih-
ren momentanen Wahlerfolgen aus. Am Ende werden
Sie bei der Bundestagswahl aber wieder die ersten Ver-
lierer sein.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712305900

Gerda Hasselfeldt hat jetzt das Wort für die CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1712306000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Haushaltsdebatten, so sagt man, sind die Stunde der Op-
position. Da hat sie die Möglichkeit, Alternativen vorzu-
legen, Visionen zu entwickeln. Diese Chance, diese Ge-
legenheit haben Sie heute aber nicht genutzt. Das ist
eindeutig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Diese Debatte findet in Zeiten großer Turbulenzen an
den internationalen Finanzmärkten statt. Sie findet in ei-
ner Zeit der Verunsicherung der Menschen in der Euro-
Zone statt. Gerade in dieser schwierigen Zeit setzt dieser
Haushalt notwendige und richtige Akzente, und zwar in
zweierlei Hinsicht:

Zum Ersten wird deutlich, dass Schuldenabbau einer-
seits und Wirtschaftswachstum andererseits keine Ge-
gensätze sind, sondern zusammengehören und dass bei-
des möglich ist, ja sogar das eine die Voraussetzung für
das andere ist:


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Schuldenabbau und positive wirtschaftliche Entwick-
lung – das zeigt dieser Haushalt, das zeigt die Politik
dieser Regierung.

Zum Zweiten wird deutlich: Das, was Deutschland
kann, muss auch Europa können. Da sind wir noch nicht
ganz so weit. Aber wir setzen hier Zeichen. Wir sind
Vorreiter im Schuldenabbau, in einer stabilen Finanz-
und Haushaltspolitik. Wir sind Vorreiter im Bereich des
Wachstums. Diese Rolle müssen wir auch in Zukunft
wahrnehmen.

Ich möchte der Bundeskanzlerin ganz herzlich für
diese Arbeit danken; denn all das ist nicht von alleine
gekommen. Volker Kauder hat es angesprochen. Es ist
eine riesige Gemeinschaftsleistung, dass wir heute bes-
ser aus der Krise herausgekommen sind, als uns das in
allen Prognosen vorhergesagt worden ist. Dass wir bes-
ser dastehen als vor der Krise, war und ist nicht selbst-
verständlich, sondern liegt an einer riesigen Gemein-
schaftsleistung der Menschen im Land, der Wirtschaft,
der Arbeitnehmer, aber auch der verantwortlichen Re-
gierung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, ich denke,
dass wir gut daran tun, die Sorgen der Menschen ernst zu

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(C (D ehmen. Ich nehme sie sehr ernst. Zur Wahrheit gehört ber auch: Die Entscheidung für die gemeinsame euroäische Währung war richtig. icht nur die Grundsatzentscheidung, sondern auch die ntscheidung über die entsprechenden Bedingungen und tabilitätskriterien war wichtig und richtig. Heute können wir in Bezug auf diese gemeinsame ährung feststellen: Der Euro ist stabiler, als die D-Mark s war. Wir haben im Durchschnitt eine niedrigere Inflaonsrate, als wir sie bei der D-Mark hatten. Der Euro hat ie Menschen und die Wirtschaft zusammengeführt. Er at insbesondere in Deutschland zu Wohlstand und zu ehr Wachstum geführt, weil wir durch den hohen Ex ortanteil besondere Vorteile davon haben. Ohne diese emeinsame Währung wären wir aus der Wirtschaftsnd Finanzkrise nicht so herausgekommen, wie wir heusgekommen sind. Eines gilt ebenfalls: Wenn sich alle an die vereinbarn Regeln gehalten hätten, dann hätten wir die heutigen robleme nicht. Das muss man auch nachvollziehen und ich fragen: Wo haben wir denn Probleme? Warum haen wir diese Probleme? Es ist heute schon mehrfach angesprochen worden; h glaube aber, dass man das gar nicht oft genug betoen kann: Der erste große Fehler war die Aufnahme riechenlands in den Euro. ir haben davor gewarnt. Wir haben uns dagegen ausgeprochen, weil die Schwierigkeiten schon damals erichtlich waren. Sie haben leichtfertig zugestimmt. Wier besseres Wissen haben Sie zugestimmt. – Das war er erste Sündenfall. Als zweiter Sündenfall kam das Aufweichen der Kririen hinzu, weil Sie selbst nämlich nicht willens und in er Lage waren, sie einzuhalten. Sie hatten nicht die raft, die Stabilitätskriterien im eigenen Land zu erfüln. (Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Wir hatten im Bundesrat eine Totalopposition! Das war der Punkt! Sie haben sich Ihrer Verantwortung entzogen!)


(Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE]: Das stimmt!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie hatten damals nicht die Kraft dazu. Sie haben da-
urch, dass Sie die Kriterien aufgeweicht haben, dazu
eigetragen, auch andere zum Schuldenmachen einzula-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Da helfen auch alle Vergleiche mit der Schulden-
remse auf nationaler Ebene nichts, die vorhin angespro-
hen wurden. Denn auf europäischer Ebene haben wir
it der nicht einheitlichen Finanz- und Haushaltspolitik

ine völlig andere Grundlage als auf nationaler Ebene.





Gerda Hasselfeldt


(A) )


)(B)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Sie waren damals die Brandstifter und möchten heute
der Biedermann sein. So einfach geht das nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Beides waren Fehleinscheidungen von historischer
Bedeutung, deren Konsequenzen wir heute alle mit-
einander zu tragen haben. Wer solche Fehlentscheidun-
gen trifft, der sollte sich, denke ich, mit Vorwürfen an
andere sehr zurückhalten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Was wir in dieser schwierigen Lage brauchen, ist ers-
tens ein konsequenter Schuldenabbau. Wir sind hierbei
auf einem sehr guten Weg – das ist mehrfach angespro-
chen worden – mit der deutlichen Senkung der Netto-
kreditaufnahme und der Verschuldung insgesamt.


(Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Aber nicht deutlich genug!)


Wir sind auf einem guten Weg, und zwar auf einem we-
sentlich besseren Weg, als es in vielen europäischen
Ländern der Fall ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zweitens brauchen wir eine stabilitätsorientierte Poli-
tik in jedem der Euro-Länder. Drittens brauchen wir
wettbewerbsfähige Strukturen in ganz Europa.

Die von Ihnen vorgeschlagenen Euro-Bonds sind da-
gegen ein völlig falscher Weg. Sie vereinheitlichen da-
mit die Zinshöhe. Die Länder, die gut wirtschaften und
eine hohe Bonität haben, würden dann einen höheren
Zinssatz zu bezahlen haben. Das hätte entsprechende
Auswirkungen auf die Haushalte und damit auf die Steu-
erzahler.

Diejenigen, die schon jetzt schludrig arbeiten und
nicht konsolidieren und sparen wollen, hätten durch
niedrigere Zinsen noch einen Vorteil. Das wäre praktisch
eine Einladung zu weniger Konsolidierung, zu weniger
Anstrengungen und zu weiterem Schuldenmachen. Das
können wir nicht mitmachen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Der Druck, sich stabilitätskonform zu verhalten, Ein-
sparungen vorzunehmen und Strukturreformen durchzu-
führen, würde dadurch wegfallen. Wir brauchen keine
Schuldenunion, sondern eine Stabilitätsunion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Deshalb sind auch alle vorgesehenen Hilfsprogramme
und Maßnahmen mit strikten Auflagen verbunden. Soli-
darität in Form von Leistungen und Hilfen kann es nur
dann geben, wenn entsprechende Anstrengungen unter-
nommen werden, wobei die Anstrengungen und die Ein-
haltung der Auflagen auch überprüft werden müssen.
Bei Nichteinhaltung müssen entsprechende Konsequen-

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(C (D en drohen. Ich denke, dass wir damit auf einem guten eg sind. Zu bewerkstelligen bleibt noch die Parlamentsbeteiliung. Ich möchte mich ausdrücklich bei den Kolleginen und Kollegen der Koalitionsfraktionen bedanken, ie schon eine hervorragende Vorarbeit geleistet und ich die Mühe gemacht haben, die einzelnen Schritte geau durchzudeklinieren, sodass wir die Parlamentsbeteigung mit den Kolleginnen und Kollegen der Opposionsfraktionen abstimmen können und dann hoffentlich it einer breiten Mehrheit im Parlament zu einem guten rgebnis kommen werden. Wir müssen aber noch weitergehen und dafür Vororge treffen, dass stabilitätsorientierte Politik, Schulenabbau und die Schaffung von wettbewerbsfähigen trukturen in den einzelnen Ländern im Rahmen ihrer ouveränität praktiziert und Krisen bereits im Vorfeld erhindert werden. Die Vorschläge, die die Bundeskanzrin auf europäischer Ebene mit dem französischen taatspräsidenten eingebracht hat, sind meines Erachtens er richtige Weg. Es geht um die Verankerung von chuldenbremsen auch in anderen europäischen Ländern nd um die intensivere Koordinierung der Wirtschaftsnd Finanzpolitik auf europäischer Ebene. Man sollte icht zuerst daran denken, ob man eine Vertragsändeng braucht oder nicht. Meines Erachtens steht diese rage am Ende der Diskussion. Wir müssen alles dafür n, um zu mehr Stabilität in Europa und zu einem stabitätsorientierten Politikverständnis in allen europäischen ändern zu kommen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Diese Bemühungen tragen in einigen Ländern, zum
eispiel in Spanien, Früchte. Das sollte uns ermuntern,
uf diesem Weg weiterzugehen. Diesen Weg sollten wir
onkretisieren. Am Ende muss dann die Frage beantwor-
t werden, welche vertraglichen und rechtlichen Rege-
ngen zu treffen sind.

Dass Deutschland in dieser Beziehung eine große
erantwortung hat, sieht und spürt jeder. Diese Verant-
ortung nehmen wir wahr. Diese Verantwortung ist des-
alb so groß, weil wir beispielgebend sind; denn wir sind
ugleich Stabilitätsanker und Wachstumslokomotive.
eide Aspekte werden in Deutschland gelebt. Die Be-
ühungen, diese beiden Aspekte miteinander zu verbin-

en, sind nicht nur in Deutschland, sondern auch europa-
eit erkennbar. Wir sind bei der Schuldenbremse
orbild, wir sind für viele Länder Vorbild bei den Struk-
rreformen. Die Schuldenbremse ist nicht nur aktuell
ichtig; sie bringt vielmehr zum Ausdruck, was das
arkenzeichen dieser Regierung seit Jahren ist: Es ist

as Bemühen um Generationengerechtigkeit, das Bemü-
en um Nachhaltigkeit, und zwar nicht nur in der Um-
eltpolitik und in der Sozialpolitik, sondern auch in der
inanzpolitik. Das ist das Markenzeichen dieser Regie-
ng.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Diese Verantwortung gilt es wahrzunehmen. Deshalb
t uns dies so wichtig.





Gerda Hasselfeldt


(A) )


)(B)

Das kommt im Haushalt zum Ausdruck – Rückfüh-
rung der Neuverschuldung –, aber auch im Ergebnis un-
serer Politik. Das zeigt die wirtschaftliche Entwicklung,
insbesondere die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen.
Das wurde im Laufe der Debatte schon mehrfach ange-
sprochen. Nachdem wir 5 Millionen Arbeitslose zu Be-
ginn unserer Regierungszeit übernommen haben, sind
wir jetzt bei unter 3 Millionen. Die Prognosen waren
ganz anders. Das kann man nicht einfach als Selbstver-
ständlichkeit abtun. Jetzt haben wir wieder finanzielle
Spielräume und können das Geld, das sonst für Arbeits-
losigkeit ausgegeben werden müsste, sinnvoller verwen-
den. Die Beiträge konnten gesenkt werden, und jetzt
können wir die arbeitsmarktpolitischen Instrumente auf
die wesentlichen Personenkreise konzentrieren. Das al-
les ist nur möglich, weil die wirtschaftliche Entwicklung
und insbesondere die Arbeitsmarktentwicklung so gut
ist. Der Schwerpunkt Bildung und Forschung wurde an-
gesprochen. Auch das ist etwas, was mit Zukunftsgestal-
tung zu tun hat.

In dieser Situation kommt jetzt die SPD mit Vorschlä-
gen aus der Mottenkiste. Sie hat all die Forderungen aus
der Mottenkiste geholt, die sie schon früher aufgestellt
hat: Erbschaftsteuer, Vermögensteuer, Erhöhung der
Einkommensteuer. Das hatten wir schon alles. Das alles
ist Gift für die Konjunktur, Gift für die weitere wirt-
schaftliche Entwicklung, Gift für die Beschäftigung der
Menschen im Land.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ihnen fällt zur Haushaltskonsolidierung offensichtlich
nichts anderes ein, als das Geld von den Steuerzahlern
abzukassieren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Genau so ist es!)


Das ist Ihre Philosophie. Unsere Philosophie war und ist
schon immer eine andere.

Wenn die wirtschaftliche Entwicklung sich gebessert
hat und wir wieder Spielräume haben, dann sollen alle
davon profitieren, auch diejenigen, die täglich zur Arbeit
gehen und Geld verdienen. Es darf nicht sein, dass bei
Lohnerhöhungen überproportional hohe Abgaben fällig
werden. Diese sogenannte kalte Progression abzubauen,
ist ein Gebot der sozialen Gerechtigkeit und nichts ande-
res.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Angesichts unserer Einkommensteuerverteilung auf
der Ebene von Bund, Ländern und Gemeinden muss ich
schon sagen: Das Gebot der sozialen Gerechtigkeit ver-
bietet eine Diskussion darüber, ob etwas zwar für den
Bund wichtig ist, für die Länder und die Kommunen
aber nicht. Es müssen schon alle mitmachen; Länder und
Kommunen tragen wie wir, der Bund, Verantwortung für
die arbeitenden Menschen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ihre Rezepte waren schon damals falsch, und sie sind
heute wieder falsch. Unser Ansatz, Schulden abzubauen,
Wachstum zu fördern und die Betroffenheit der Men-

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(C (D chen nicht aus den Augen zu verlieren, war erfolgreich. uf diesem Weg werden wir weitergehen und unsere Areit fortsetzen. Ich danke Ihnen. Das Wort für die Bundesregierung hat der Staatsmi ister Bernd Neumann. B Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! aushaltsberatungen werden traditionell zum Anlass geommen, Bilanz zu ziehen. Für die Kulturpolitik der undesregierung in den letzten fast sechs Jahren – sie urde zuerst von Union und SPD und dann von FDP nd Union verantwortet – darf man feststellen: Sie wird elbst von Außenstehenden, zum Beispiel vom Deutchen Kulturrat, als sehr erfolgreich, ja, als Erfolgseschichte angesehen. Dazu haben Sie, meine lieben olleginnen und Kollegen aus allen Fraktionen, ent cheidend beigetragen. Dafür sage ich Danke. Natürlich gab und gibt es im Kulturausschuss in Einelfällen immer auch unterschiedliche Meinungen – diese erden von den Oppositionsrednern möglicherweise leich vorgetragen –; aber im Großen und Ganzen haben ir für die Kultur immer an einem Strang gezogen. Das ekommt der Kultur sehr gut, und das wird von den Kulrschaffenden und ihrer Community sehr anerkannt. Ein Eckpfeiler unserer Kulturpolitik ist die uneingechränkte Verlässlichkeit gerade im finanziellen Bereich, nd dies in Zeiten von Wirtschaftsund Finanzkrise. Wer ich in unserem Land umschaut und die Schlagzeilen ber dramatische Kürzungen im Bereich der Kultur in ahlreichen Kommunen und auch in den Bundesländern erfolgt, wer die dramatischen Kürzungen bei den Kulretats aller unserer europäischen Nachbarländer – mit usnahme Frankreichs – zur Kenntnis nimmt, kommt zu em Ergebnis: Unsere Kulturpolitik ist Gold wert oder eldwert. Seit 2005 wurde der Kulturhaushalt des Bunes stetig erhöht. Zum Erhalt kulturellen Erbes wurden usätzlich 400 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. er Ihnen vorliegende Entwurf für 2012 sieht einen ereuten, wenn auch kleinen Anstieg vor. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712306100
Bernd Neumann (CDU):
Rede ID: ID1712306200

Zusätzlich werden jetzt 100 Millionen Euro aus dem
onjunkturpaket II für die Sanierung der kulturellen In-
astruktur ausgegeben. In dieser Dimension hat es das
och nie gegeben. Im ganzen Land sind es allein 80 Pro-
kte des Bundes, zum Beispiel die Sanierung des Bau-
auses Dessau, der Burg Eltz in Rheinland-Pfalz oder
uch des Deutschen Literaturarchivs Marbach. In Berlin
onnte ich in diesen Tagen drei Einrichtungen des Bun-
es, die mit einem Volumen von über 30 Millionen Euro
aniert wurden, wiedereröffnen. So strahlen im neuen
lanz das Theater der Berliner Festspiele, der Martin-
ropius-Bau und die Akademie der Künste am Hansea-





Staatsminister Bernd Neumann


(A) )


)(B)

tenweg. Hier werden wir in vorbildlicher Weise der Mit-
verantwortung des Bundes für die kulturelle Repräsenta-
tion in der Hauptstadt gerecht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Mit diesem außerordentlichen finanziellen Engage-
ment bekennt sich die Bundesregierung zu der besonde-
ren Rolle der Kultur für unsere Gesellschaft und zu ihrer
Verantwortung als europäische Kulturnation.

Es ist eben die Kultur, die unser Wertefundament bil-
det. Es sind die Künste, die uns zum Reflektieren und
Besinnen ermuntern, die ganz wesentlich die Basis unse-
res Gemeinwesens bilden. Darüber hinaus ist Kultur
mittlerweile ein nicht zu übersehender Standortfaktor. Es
ist kein weicher mehr, sondern wegen seiner wirtschaft-
lichen Bedeutung ein harter.

Lassen Sie mich aus dem vorliegenden Haushaltsent-
wurf wegen der Kürze der Zeit nur wenige Punkte stich-
wortartig hervorheben.

Kulturelle Bildung. Auch im Haushaltsjahr 2012 in-
tensiviert der BKM seine Aktivitäten zur kulturellen Bil-
dung. Wir haben erneut eine beträchtliche Erhöhung vor-
gesehen.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Besonders im Blick sind bundesweit modellhafte Pro-
jekte, die diejenigen erreichen sollen, die bisher kaum
mit Kultureinrichtungen in Kontakt gekommen sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Reformationsjubiläum. Das Bundeskabinett hat mir in
diesem Jahr die Aufgabe übertragen, die Aktivitäten der
Bundesregierung zu koordinieren, da es sich hier im
Kern um eine kulturpolitische Aufgabe handelt. Wir ha-
ben bereits in diesem Jahr bedeutsame Veranstaltungen
finanzieren und gemeinsam mit den Ländern authenti-
sche Orte der Reformation sanieren können. Das soll
sich im kommenden Jahr fortsetzen und hat – wie Sie
wissen – seinen Höhepunkt im Jahre 2017, dem Jubilä-
umsjahr der Reformation. Dann werden wir seitens des
Bundes mindestens 30 Millionen Euro dazu beigetragen
haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Aufarbeitung der SED-Diktatur. Meine Damen und
Herren, wir haben vor kurzem der Opfer des Mauerbaus
gedacht. Es macht traurig und wütend zugleich, dass
heute immer noch Menschen – auch mit politischer Ver-
antwortung – das System der DDR verharmlosen. Ohne
Zweifel war die DDR ein Unrechtsstaat, der die funda-
mentalen Bürgerrechte verweigerte, Andersdenkende
bespitzelte, verfolgte und inhaftierte. Uns ist es wichtig,
dass dies der jungen Generation vermittelt wird. Daher
beteiligt sich der Bund an vielen Stellen, die authentisch
sind im Hinblick auf die Repression und Unterdrückung
durch den SED-Staat.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Wir werden mit dem Tränenpalast am Bahnhof Friedchstraße einen neuen authentischen Ort einrichten. Die röffnung der Dauerausstellung „Grenzerfahrungen. lltag der deutschen Teilung“ wird die Bundeskanzlerin der nächsten Woche vornehmen. Denkmalschutz. Meine Damen und Herren, das Jahr 011 ist ein gutes Jahr für den Denkmalschutz. Mit dem onderprogramm von 15 Millionen Euro, durch den aushaltsausschuss initiiert und bewilligt, konnte zur estaurierung von rund 100 Denkmälern beigetragen erden. Darunter sind Kirchen, Schlösser, Gärten, aber uch Industriedenkmäler. Wir wollen diese Maßnahmen rtsetzen, weil sie zu den erfolgreichsten flächen eckenden Maßnahmen im Bereich der Sanierung von enkmälern zählen. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Zur Medienpolitik abschließend zwei kurze Punkte.
eutsche Welle. Wir werden den von den Verantwortli-

hen des Senders geplanten Reform- und Umstrukturie-
ngskurs uneingeschränkt unterstützen. Die Deutsche
elle ist unsere mediale Visitenkarte weltweit. Sie ist

in unverzichtbarer kompetenter Botschafter Deutsch-
nds. Deshalb haben wir – im Gegensatz zu der Regie-
ng von Rot-Grün unter Schröder – in den zurücklie-

enden Jahren, seit 2005, die Deutsche Welle von der
rwirtschaftung der globalen Minderausgabe, die alle
essorts erbringen müssen, ausgenommen. Wir haben
en Haushaltsansatz sogar um einige Millionen erhöht.

Die Deutsche Welle wird im nächsten Jahr einen Bei-
ag zur Gesamtkonsolidierung des Haushalts von 2 Mil-
onen Euro leisten. Das ist weniger als 1 Prozent. Wir
berlassen der Deutschen Welle die finanziellen Mittel
diese sind weitaus höher –, die sie durch die Reform an
ynergieeffekten erreicht. Das heißt, die Deutsche Welle
ird damit indirekt gestärkt. Wir hoffen, dass sie ihr Pro-
ramm weiter qualifizieren kann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Der andere Punkt betrifft den Film. Der Film gehört
un zu den besonderen Erfolgsgeschichten unserer Me-
ienpolitik. Wir haben Deutschland wieder zu einem in-
ressanten Standort für Filmproduktionen gemacht. Wer
as genauer belegt haben will, möge sich einmal die Pla-
ung großer, auch internationaler Produktionen für
ieses und nächstes Jahr vom Studio Babelsberg zeigen
ssen. Der Deutsche Filmförderfonds, den wir 2007 ge-
einsam in der Großen Koalition eingerichtet haben, hat

eradezu zu einem Boom in der deutschen Filmwirtschaft
eführt. Dies führt letztlich auch zur Qualifizierung weite-
r Filme, die sich zunehmend international besser ver-

aufen und mehr internationale Preise erhalten.

Abschließend mein herzliches Dankeschön an die
itglieder des Haushaltsausschusses. Sie alle haben im-
er wieder notwendige zusätzliche Mittel zur Verfügung

estellt und damit an der erfolgreichen Kulturpolitik ent-
cheidenden Anteil.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


leiben Sie bitte auch in Zukunft der Kultur gewogen!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )


)(B)


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712306300

Siegmund Ehrmann hat das Wort für die SPD-Frak-

tion.


(Beifall bei der SPD)



Siegmund Ehrmann (SPD):
Rede ID: ID1712306400

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

legen! Sehr geehrter Herr Staatsminister Neumann! Ich
will gerne bestätigen, dass das Klima der Zusammenar-
beit in der Kultur- und Medienpolitik sehr kollegial ist
und in weiten Teilen auch auf Konsens ausgelegt ist.
Gleichwohl lese ich gerade aus dem Haushaltsentwurf
2012 eine deutliche Differenz heraus: Ich erkenne nicht,
dass hier tatsächlich ernsthaft kulturpolitischer Gestal-
tungsanspruch Raum greift.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Dann musst du das noch einmal durchgucken!)


Ich will das auch kurz begründen.

Wenn man nämlich genauer hinsieht, Kollege
Börnsen, dann stellt man fest, dass ein Volumen von
etwa 60 Millionen Euro durch neue Titel in den Haushalt
des BKM gelangt ist. Hierbei handelt es sich einerseits
um die Verlagerung von Verantwortlichkeiten aus ande-
ren Ministerien: Dabei geht es um die Dienststelle für
die Benachrichtigung der Angehörigen von Gefallenen
der ehemaligen Wehrmacht und den Internationalen
Suchdienst des Roten Kreuzes in Bad Arolsen. Anderer-
seits gibt es auch eine unter dem Gesichtspunkt der
Haushaltsklarheit durchaus sinnvolle Sache, nämlich
dass das Deutsche Historische Museum Miete bezahlen
muss.

Dieses Volumen von 60 Millionen Euro muss nun ge-
genfinanziert werden. Ich lese aus dem Entwurf, dass
23 Millionen Euro durch das Auslaufen von Projekten
finanziert werden sollen. Das ist absolut nachvollzieh-
bar. Das gilt aber – das ist mein erstes Thema – schon
nicht mehr dafür, dass ein Klassiker aufgegriffen und der
Etat der Bundeskulturstiftung wieder gekürzt wird, also
der höhere Ansatz, den wir letztes Jahr gemeinsam er-
stritten haben, wieder auf den alten Stand zurückgeführt
wird. Die Bundeskulturstiftung ist nämlich ein klassi-
sches Instrument der Kulturförderung, um dezentral in
der Fläche gute Projekte anzuschieben. Zum anderen be-
steht bei der Bundeskulturstiftung eine relativ starke
Mittelbindung, da mehrjährige Verpflichtungen einge-
gangen wurden. Kürzt man das Volumen, sind Ad-hoc-
Projekte kleinerer Art, insbesondere auch über die
Fonds, gefährdet.

Ein zweites Thema möchte ich ansprechen, nämlich
den kulturellen Denkmalschutz. Das ist in der Tat ein
tolles Projekt. Da haben Sie viel umgesetzt. Dass Sie das
weiterführen wollen, wie Sie angekündigt haben, spie-
gelt sich im vorliegenden Haushaltsentwurf allerdings
nicht wider. Im Gegenteil, die Mittel sind eingesammelt
worden, um die in den Aufgabenbereich des BKM verla-
gerten Einrichtungen gegenzufinanzieren.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Aber wir wollen sie weiterführen!)




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(C (D Drittes Thema: Wir haben über die Deutsche Welle Sie sprachen sie an – hier eine interessante Debatte gehrt. Der Reformprozess ist anspruchsvoll und mächtig. s ist aber schon eine subtile Form der Unterstützung, urch Mittelkürzungen die Arbeit dieser Institution zu rdern. Dabei haben wir gemeinsam beschlossen und erabredet, dass wir während des Umbauprozesses für ie Deutsche Welle eine ausgewogene und auskömmlihe Finanzierung, icht zwingend eine Aufstockung, aber auf keinen Fall ine Reduzierung des Etats, ermöglichen wollen. Dieses Stichwort gibt mir Anlass, den Blick auch einal auf die auswärtige Kulturpolitik zu werfen. Sie ge ört zwar nicht zum Kernbereich, aber ich hätte mir sehr ohl eine deutliche Stellungnahme des Kulturstaatsmiisters und der Koalitionsfraktionen gewünscht, als es m das Thema Goethe-Institute ging. Der Etat wird um twa 4,8 Millionen Euro zurückgefahren. Etwas, was mich – ich will es emotional ausdrücken – rzürnt, ist, dass die Mittel für „Kulturwärts“, ein tolles rojekt, das junge Leute im Kontext des Freiwilligen Soialen Jahres international zu Kulturarbeit befähigen oll, deutlich gekürzt worden sind. Auch hier vermisse h die mahnende Stimme des Kulturstaatsministers bzw. er Koalitionsfraktionen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Lassen Sie mich noch zwei Punkte ansprechen, die
h als Herausforderung begreife:

Der Bereich des Gedenkens und Erinnerns ist aus
wingenden und guten Gründen ein sehr wichtiges
hema, dem wir uns entsprechend widmen. Das Ge-
enkstättenkonzept wird immer weiter fortgeschrieben.
ir werden auch durch bürgerschaftliche Initiativen mit

ituationen und Inhalten konfrontiert, die noch nicht an-
emessen mit dem Appell „Erinnern für die Zukunft“
erbunden präsentiert und gewürdigt werden. Das
ngste Projekt, mit dem wir uns auseinandersetzen, ist
4. Über die Else-Lasker-Schüler-Stiftung sind alle
raktionen auf das Zentrum für verfolgte Künste auf-
erksam gemacht worden,


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Auch das muss kommen!)


as besondere Biografien würdigt. Durch bürgerschaftli-
hes Engagement ist im Bergischen Land auf beeindru-
kende Art und Weise eine Sammlung geschaffen wor-
en. Ich glaube, dass dieses Thema ein blinder Fleck im
ationalen Gedenkstättenkonzept ist. Es wäre ein guter
til, wenn wir im Bund gemeinsam, möglichst über alle
raktionen hinweg, die örtlichen Akteure im Bergischen
and und das Land Nordrhein-Westfalen bei einer ange-
esseneren Präsentation dieses wichtigen Gedenkseg-
entes unterstützten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)






Siegmund Ehrmann


(A) )



(B)

Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, ich will jetzt
nur noch ganz kurz auf die Bayreuther Festspiele und
den Bericht des Bundesrechnungshofes eingehen. Das
Thema ist derzeit, glaube ich, auch Gegenstand staatsan-
waltschaftlicher Ermittlungen. Nicht nur deshalb wäre es
wichtig, dass wir uns noch einmal intensiv mit der Praxis
der Kartenvergabe auseinandersetzen. Wir haben das im
Kulturausschuss erörtert. Der Staatsminister hat das sei-
nerzeit sehr zeitnah vorgetragen und bewertet. Es gab
die Verabredung, das in den zuständigen Gremien anzu-
sprechen. Mich würde sehr interessieren, was dabei he-
rausgekommen ist und auf welche Initiative hin das
Engagement des Bundes dort greift; denn die Subventio-
nierung von Fördervereinsmitgliedern kann nicht zwin-
gend unsere Aufgabe sein.

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit und hoffe,
dass wir in den Beratungen des Ausschusses für Kultur
und Medien bei den verschiedenen Punkten einen brei-
ten parlamentarischen Konsens erringen können.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712306500

Reiner Deutschmann hat jetzt das Wort für die FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Reiner Deutschmann (FDP):
Rede ID: ID1712306600

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

Kolleginnen und Kollegen! Wenn wir uns den Gesamt-
haushalt von 306 Milliarden Euro anschauen, so wirkt
der Kulturetat mit 1 Milliarde Euro auf den ersten Blick
etwas bescheiden. Dennoch ist die Beratung über diesen
verhältnismäßig kleinen Haushaltsposten ein wichtiges
Ereignis in der Kulturpolitik unseres Landes. Denn ohne
den Kulturetat des Bundes sähe die Kulturlandschaft in
Deutschland deutlich ärmer aus.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Obwohl die Zuständigkeit bei den Ländern und Kommu-
nen liegt, ist der Etat des Staatsministers für Kultur und
Medien – wohlgemerkt möglich gemacht durch das Par-
lament – einer der Garanten für die vielfältigen Kultur-
angebote in unserem Land.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


So setzt die christlich-liberale Koalition mit dem heute
zu beratenden Haushalt ihre Politik der soliden und bere-
chenbaren Kulturfinanzierung fort.

So wie im Koalitionsvertrag beschlossen, werden die
Bereiche Bildung, Forschung und Kultur weiter beson-
ders gefördert und auch in Zeiten des Sparens bei den
Kürzungen ausgenommen. Ich denke, diese Verlässlich-
keit der christlich-liberalen Koalition weiß jeder, der mit
Kultur zu tun hat, zu schätzen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Jawohl!)


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(C (D Es geht uns um das kulturelle Selbstverständnis der ulturnation Deutschland. Wir machen es nicht wie Itaen und setzen die Axt an. Wir machen es auch nicht wie ie Niederlande, die mal eben 20 Prozent kürzen wollen nd wo Kultur laut Frankfurter Rundschau vom 17. Auust 2011 gern als „linkes Hobby“ oder als Freizeitbechäftigung einiger Alt-68er bezeichnet wird. Wir mahen es auch nicht wie Großbritannien, wo der Etat des rts Council sogar um 30 Prozent gekürzt wird. Es ist uns gelungen, die Planansätze für den Haushalt 012 des BKM stabil zu halten, obwohl die Zeiten der aushaltskonsolidierung noch lange nicht vorbei sind. aushaltskonsolidierung hat für die christlich-liberale oalition absolute Priorität. Daran werden wir auch in en nächsten Jahren festhalten. Trotzdem kann die Koalition einige Aufwüchse im ulturhaushalt 2012 vermelden. So stellen wir der Deut chen Nationalbibliothek für die Forschung im Bereich igitaler Bibliotheken und digitaler Publikationen zuätzlich 370 000 Euro zur Verfügung. Ich hoffe, dass wir ie Anstrengungen im Bereich der Digitalisierung noch eiter verstärken können. Hierzu hat die christlich-libele Koalition bereits vor der Sommerpause einen Anag eingebracht. Auch der Deutsche Museumsbund erhält zusätzliche ittel. Mit dieser Projektförderung können weitere Ser iceangebote zur Verfügung gestellt werden. Museen ind Schnittstellen unserer Gesellschaft. Sie wirken interativ und überwinden Sprachund Kulturgrenzen. Auch ieses Geld ist gut angelegt. Einen großen Schwerpunkt unserer Arbeit bildet narlich die Aufarbeitung des DDR-Unrechts. Die dazu ehörenden Stiftungen und Gedenkstätten werden weiter erlässlich durch den Bundeskulturhaushalt gefördert. o wird zum Beispiel die Stasi-Opfer-Gedenkstätte Bern-Hohenschönhausen derzeit saniert und ausgebaut. ngesichts der dringend notwendigen Aufarbeitung der ED-Diktatur und des sich vergrößernden zeitlichen Abtandes zum Zusammenbruch der DDR und zum Mauerll 1989 sind diese Maßnahmen dringend erforderlich. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


chließlich beugt ein Besuch in Hohenschönhausen so-
ie in anderen Gedenkstätten der Idealisierung und Ver-
lärung der DDR am besten vor.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dieser Haushaltsentwurf ist ausgewogen und stellt
ine gute Entscheidungsgrundlage dar. Die genannten
spekte sind nur ein kleiner Teil dessen, was unsere
ulturpolitik ausmacht.

Es gibt aber auch Bereiche, denen wir noch mehr
ufmerksamkeit zukommen lassen müssen. So gehört

um Beispiel die freie Theaterszene inzwischen zum fes-
n und nicht mehr wegzudenkenden Bestandteil der
ultur unseres Landes. Aber auch die soziale Lage vie-
)





Reiner Deutschmann


(A) )


)(B)

ler Künstlerinnen und Künstler zeigt Handlungsfelder
auf, insbesondere bei den Tänzerinnen und Tänzern.
Auch das erst vorhin erwähnte Zentrum für verfolgte
Künste halte ich für ein hochinteressantes Projekt. Ich
habe mir letzte Woche drei Stunden Zeit genommen, um
es mir anzuschauen. Ich denke, es wird im Ausschuss ein
Thema sein.

Ich freue mich auf die Beratungen zum Haushalt. Die
Erfahrungen aus der Vergangenheit stimmen mich zu-
versichtlich, dass der Deutsche Bundestag auch weiter-
hin alles in seiner Entscheidungskompetenz Stehende für
die Kultur tun wird.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712306700

Agnes Krumwiede hat jetzt das Wort für Bündnis 90/

Die Grünen.


Agnes Krumwiede (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712306800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Der Zustand schwarz-gelber Politik steht unter dem
Motto „rasender Stillstand“ – auch im Bereich Kultur.
Noch immer ist der Kulturstaatsminister keinen ent-
scheidenden Schritt weiter, was die Verbesserung der so-
zialen Lage von Kulturschaffenden betrifft.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Eine Künstlerförderung, die sich hauptsächlich in der
Vergabe von Preisen erschöpft, ist nicht nachhaltig. In
einigen Bereichen des Kulturbetriebs brauchen wir end-
lich Mindestlöhne und Honoraruntergrenzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Kulturpolitik muss mehr können als ein Geldautomat.
Es genügt nicht, nach Gutsherrenart willkürlich Mittel
zu verteilen und das mit dem undefinierten Begriff „ge-
samtstaatliche Bedeutung“ zu begründen. Warum sind
einige Festspiele und Institutionen von größerer gesamt-
staatlicher Bedeutung als andere? Wir brauchen hier
endlich ein transparentes und faires Verfahren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Kulturpolitik darf nicht allein über Förderwürdigkeit
von Kunst und Kultur entscheiden. Es bedarf eines unab-
hängigen Expertengremiums zur Mitberatung. Nach
dem Geldsegen ist die kulturpolitische Arbeit noch lange
nicht beendet. Wenn der Bund fördert, übernimmt er
auch Verantwortung für die Verwendung der Mittel.

Als ich vor einem Jahr die Finanzierung der Bay-
reuther Festspiele infrage gestellt habe, löste meine Kri-
tik bei einigen Empörung aus. Mittlerweile hat auch der
Bundesrechnungshof die ausufernden Kartenkontingente
kritisiert. Solange nur ein Bruchteil der Karten für die
Allgemeinheit verfügbar ist, profitiert von den Wagner-
Festspielen nur eine Elite.


(Otto Fricke [FDP]: Und die Gewerkschaften!)


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(C (D err Neumann, wir fordern Sie auf, den Empfehlungen es Bundesrechnungshofes zu folgen und auf eine deutche Reduzierung der Kartenkontingente hinzuwirken. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Volker Kauder [CDU/CSU] und ErnstReinhard Beck [Reutlingen] [CDU/CSU])


teuergelder verfehlen ihren Zweck, wenn das Live-
rlebnis von Kulturevents nur einem etablierten Stamm-
ublikum überlassen bleibt.

Viele Menschen empfinden heute klassische Konzerte,
per oder Theater als elitär. Es ist unsere Aufgabe, die-

er wachsenden Entfremdung entgegenzuwirken. Des-
alb muss Kulturpolitik Rahmenbedingungen setzen, die
erhindern, dass nur eine Elite Zugang erhält.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


it Zugang meine ich nicht nur eine Karte für die Bay-
uther Festspiele. Es geht um eine Stärkung und Auf-
ertung kultureller Bildung, um eine Überwindung der

rzkonservativen Einteilung in Hoch- und Subkultur. Ju-
endkultur ist genauso viel wert wie Klassik. Das muss
ich auch in der Förderpraxis widerspiegeln.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


enn nur dann, Herr Neumann, erreichen Sie auch die
inder und Jugendlichen, von denen Sie vorher gespro-

hen haben.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das machen die Länder! Dafür sind die Länder zuständig!)


Auch bei der Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöh-
ung“ ist rasender Stillstand angesagt. Als Kulturstaats-
inister und als Vorsitzender des Stiftungsrates tragen
ie, Herr Neumann, doppelte Verantwortung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


s ist untragbar, dass die Revisionisten Tölg und Saenger
ls stellvertretende Mitglieder immer noch Teil des Stif-
ngsrates sind.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


ie tolerieren das und nehmen dafür in Kauf, dass der
entralrat der Juden aus Protest bis heute seinen Sitz ru-
en lässt.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und die Roma und Sinti!)


it Ihrem Einverständnis wurde der Vertreter des Zen-
alrats Deutscher Sinti und Roma nicht wieder in den
issenschaftlichen Beirat berufen.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! Ein Skandal!)


Herr Neumann, wenn Mitglieder der Stiftung als Aus-
ruck ihres Protestes ihren Sitz ruhen lassen, darf das
on Ihnen nicht als Rechtfertigung missbraucht werden,
iese Mitglieder auszuschließen.





Agnes Krumwiede


(A) )


)(B)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Jede Fehlentscheidung und Missstimmung innerhalb der
Stiftung ist ein Schlag ins Gesicht der Opfer des Natio-
nalsozialismus. Deshalb fordern wir umgehend einen
Neustart der Stiftung.

Wir begrüßen, dass auch im Kulturhaushalt 2012 der
Erhalt der KZ-Gedenkstätten in Deutschland gesichert
ist. Dass sich das Auswärtige Amt dagegen nicht für den
Erhalt der KZ-Gedenkorte in Polen einsetzt, ist mehr als
beschämend.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der LINKEN)


Die ehemaligen Konzentrationslager Sobibor, Majda-
nek und Treblinka befinden sich im Zustand substanziel-
ler Auflösung. Diese Tatorte nationalsozialistischer Ver-
brechen müssen erhalten bleiben – als Mahnmal gegen
das Vergessen, als Friedhöfe für die Hinterbliebenen.

Herr Westerwelle, es ist zynisch, sich auf Formalis-
mus wie die „fehlende Problemanzeige von polnischer
Seite“ zu berufen. Wir fordern Sie auf, Polen ein Ange-
bot zur Teilfinanzierung der Gedenkorte zu machen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zeigen Sie Gespür für unsere historische Verantwor-
tung, und bewahren Sie uns vor der Peinlichkeit, die Er-
innerungsstätten deutscher Schuld in Polen verfallen zu
lassen. Es kann doch nicht wahr sein, dass Erinnerungs-
kultur für Schwarz-Gelb darin besteht, von der Opposi-
tion an ihre Aufgaben erinnert zu werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Nein, nein, nein!)


Unser System verursacht, dass wir von allem den
Preis kennen, aber nicht den Wert. Der Wert von Kultur
ist oft höher als ihr Preis. Meistens geht es in der Kultur-
politik nicht um große Summen. Grüne Kulturpolitik
will, dass Mittel auch dort ankommen, wo nicht alle hin-
sehen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. An dieser
Stelle noch gute Besserung an unsere Kollegin Luc
Jochimsen von der Partei Die Linke.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712306900

Damit verlassen wir den Bereich des Bundeskanzler-

amtes und kommen zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums der Verteidigung, Einzelplan 14.

Das Wort hat der Bundesminister der Verteidigung,
Thomas de Maizière.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister der Veridigung: Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! iele von uns waren in den letzten Wochen unterwegs – den Standorten, in den Kasernen, in den Einsatzgebien – und haben mit den Soldaten gesprochen. Das gilt uch für mich. Es waren gute und offene Gespräche. Mir wurde dabei deutlich: Die Bundeswehr besteht us hochmotivierten, von ihren Aufgaben überzeugten oldaten und zivilen Mitarbeitern. Sie leisten ihren ienst mit großem Engagement. Wir alle können uns auf ie verlassen, und wir können stolz auf sie sein. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie der Abg. Dr. h. c. Susanne Kastner [SPD])


Es kommen aber auch berechtigte Fragen auf; die
erden wir gleich diskutieren. Wie ist es mit der Ausge-

taltung ihres Dienstes in Zukunft? Wie ist es mit der
ereinbarkeit von Familie und Beruf? Wann fallen die
sbesondere sie betreffenden Entscheidungen? Und im-
er wieder: Wie ist es mit der einsatzgerechten Ausrüs-
ng und Ausstattung? Eine Antwort auf all diese Fragen
t die Neuausrichtung der Bundeswehr.

Deutschland benötigt einsatzbereite und einsatzfähige
treitkräfte, die in Qualität von Ausstattung und Ausbil-
ung dem internationalen Stellenwert und Gewicht unse-
s Landes entsprechen. Dabei dürfen sich die Streit-

räfte und die Öffentlichkeit nicht statisch auf jetzt
ktuelle Einsatzszenarien festlegen. Afghanistan kann,
uss aber keineswegs Vorbild für künftige Einsätze

ein. Nur ein breites militärisches Fähigkeitsprofil bietet
erschiedene Optionen, um den Anforderungen von
eute und morgen gerecht zu werden.

Das heißt keineswegs, dass zwangsläufig mehr deut-
che Soldaten in Auslandseinsätze entsandt werden. Ich
age gerade auch angesichts der aktuellen Debatten ganz
ffen: Wir werden stets souverän entscheiden, woran wir
ns beteiligen und woran nicht. Dabei ist unsere Bünd-
isverpflichtung ein entscheidender Maßstab. Ich füge
inzu: Im Zweifel ist sie der entscheidende Maßstab.


(Lachen des Abg. Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE])


ir werden ebenso in Übereinstimmung mit unseren
artnern entscheiden, laufende Einsätze zurückzufahren,
ofern entsprechende Rahmenbedingungen gegeben
ind.

Wir müssen in der Lage sein, verantwortbare und ver-
ssliche Entscheidungen zu treffen. Dies setzt sicher-
eitspolitischen Handlungsspielraum voraus, der nicht
uletzt von einer hochwertigen Bundeswehr abhängt.
as, was man will, muss man auch können; was man
icht kann, sollte man auch nicht wollen.

Wie Sie wissen, habe ich im Mai grundlegende Ent-
cheidungen zu Personalumfängen im Ministerium und

nachgeordneten Bereich getroffen; darüber haben wir
nlässlich einer Regierungserklärung diskutiert. Wir ar-
eiten jetzt mit Hochdruck an den Einzelheiten: an den
ünftigen Strukturen, den Folgerungen für den Personal-
mbau und damit auch für die Stationierung und die not-
endigen Begleitmaßnahmen.





Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister der Verteidigung


(A) )


)(B)

Natürlich stelle ich genauso wie andere eine gewisse
Ungeduld fest. Dafür habe ich zuallererst Verständnis.
Aber es bleibt dabei: Die Entscheidungen müssen gut
vorbereitet und durchdacht sein; sie müssen sich aufei-
nander beziehen. Deswegen fallen die Entscheidungen
nach und nach im Herbst. Spätestens bis zur zweiten und
dritten Lesung des Haushaltes sind alle Entscheidungen
gefallen, die Stationierungsentscheidungen in der letzten
Oktoberwoche.

Eine der einschneidendsten Veränderungen in der Ge-
schichte der Bundeswehr haben wir bereits umgesetzt:
Seit Juli dieses Jahres ist die Bundeswehr eine reine
Freiwilligenarmee. Diese Entscheidung war – ich füge
hinzu: leider – richtig. Die Zeit für die Vorbereitung auf
den neuen freiwilligen Wehrdienst war knapp. Die ersten
Freiwilligen sind da. Die Zahlen sind etwas besser als
befürchtet. Ja, es gehen auch einige weg, aber das ist al-
les noch nicht besorgniserregend. Über den Erfolg dieses
Konzepts entscheiden nicht der Juli 2011 und nicht der
Oktober 2011, sondern erst die nächsten Jahre. Deswe-
gen sollten wir – das ist eine herzliche Bitte an die Op-
position – das Modell des freiwilligen Wehrdienstes
nicht kaputtreden, sondern alles dafür tun, dass er ein Er-
folg wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich möchte in diesem Zusammenhang darum bitten,
nicht von einer „Berufsarmee“ zu sprechen. Es wird jetzt
oft gesagt: „Aus der Wehrpflichtarmee ist eine Berufs-
armee geworden.“ Das ist falsch. Es ist eine Freiwilli-
genarmee. Warum? Weil das Verhältnis von Berufs- zu
Zeitsoldaten jetzt ungefähr 1 zu 2,5 beträgt. Das heißt,
wir haben mehr als doppelt so viele Zeitsoldaten wie Be-
rufssoldaten. Ich finde, das sollte so bleiben. Deswegen
ist „Freiwilligenarmee“ die richtige Bezeichnung, nicht
„Berufsarmee“.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Nun haben wir im Mai diskutiert. Ich erinnere mich
an Wortbeiträge der Opposition, in denen gesagt wurde:
„Ja, Herr Minister, das hört sich alles ganz gut an; aller-
dings fehlt die Finanzierungsgrundlage. Ohne Finanzie-
rungsgrundlage ist alles heiße Luft.“ Ich habe dann wie-
derum gesagt: „Die Kritik hört sich richtig an; aber wir
werden bei der Beratung des Haushalts darüber diskutie-
ren, nicht jetzt. Dafür bitte ich um Verständnis.“ Das hat
Sie geärgert, aber so sind die Spielregeln.


(Zuruf von der SPD: Wir haben uns nicht geärgert!)


Insofern freue ich mich, Ihnen heute die finanziellen
Grundlagen vortragen zu können.

Der von der Bundesregierung am 6. Juli beschlossene
Entwurf des Verteidigungshaushalts umfasst mit rund
31,7 Milliarden Euro eine durchaus stattliche Summe.
Die gesamtstaatliche Herausforderung, die gegenwärtige
Finanzkrise zu bewältigen und die Schuldenlast künfti-
ger Generationen zu mindern, zwingt uns wie alle ande-
ren Politikfelder auch, Prioritäten zu setzen. Das ist nicht
nur für die Stabilität der Wirtschafts- und Währungs-
union – über die wir heute diskutiert haben – von Bedeu-

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(C (D ng, sondern auch von sicherheitspolitischer Bedeung. Im gleichen Duktus wie wir diskutieren unsere ollegen in Großbritannien, in Frankreich und sogar in en USA. Entscheidend ist im Übrigen nicht die Entwicklung es kommenden Jahres, sondern die Entwicklung der ächsten Jahre. Ich will Ihnen kurz ein paar Zahlen voragen. Nach der bisherigen Finanzplanung – ich glaube, s war die 44. – wäre der Verteidigungshaushalt in den ächsten Jahren kontinuierlich abgesunken und hätte im ahre 2015 einen Umfang von 27,6 Milliarden Euro ericht. Merken Sie sich bitte diese Zahl. Demgegenüber ind nach der jetzt beschlossenen Finanzplanung die erteidigungsausgaben in diesem Zeitraum um annäernd 8,6 Milliarden Euro höher. Davon fließen zwar damit wir seriös bleiben – 3,5 Milliarden Euro an die ImA, das ist wahr, aber es verbleibt gleichwohl ein ubstanzgewinn und damit ein solides Fundament für ie Finanzierung unserer Bundeswehr. Gleichzeitig leisn wir mit einer moderat sinkenden Finanzlinie durch us unseren Beitrag zur Haushaltskonsolidierung. Zielröße bei der Finanzplanung für das Jahr 2015 sind nicht ehr 27,65 Milliarden Euro, sondern 30,4 Milliarden uro. Ich finde, das ist eine gute Nachricht für die Buneswehr und die Sicherheit unseres Landes. Das ist aber noch nicht alles. Ich bin dem Finanzinister Wolfgang Schäuble und meinen Kollegen im abinett sehr dankbar, dass wir noch etwas Weiteres be chlossen haben, nämlich die Ausgaben für das zivile berhangpersonal. Das klingt jetzt sehr technisch: Dait sind die Menschen gemeint, die uns wegen des Per onalabbaus auch bei der Zivilverwaltung – von jetzt nd 76 000 auf 55 000 Stellen – verlassen müssen. iese Ausgaben in Höhe von 1 Milliarde Euro werden ünftig außerhalb des Verteidigungshaushaltes veranchlagt. Jedenfalls bitten wir das Hohe Haus um Zustimung. Das bedeutet, dass wir praktisch, zusätzlich zu en Zahlen, die ich eben genannt habe, jedes Jahr 1 Milarde Euro mehr zur Verfügung haben. Das ist eine noch essere Nachricht für die Bundeswehr und die Sicherheit nseres Landes. Um Ihnen ein Beispiel zu nennen: Das hrt im Jahre 2012 zu einer Erhöhung des immer Not idenden Etats für Materialerhaltung der Bundeswehr m 200 Millionen Euro. Bei der Neuausrichtung der Bundeswehr geht es nicht ur darum, Personal abzubauen, es geht auch nicht nur m die Gewinnung neuen Personals. Wir müssen uns geauso um diejenigen kümmern, die bleiben, mit denen ir die Zukunft bauen wollen, die Beförderungschancen rauchen und nicht das Gefühl haben sollen – wie anchmal vielleicht der Eindruck entsteht –, wir würden ns besonders um die kümmern, die kommen sollen, und m die, die gehen sollen. Unser Hauptanliegen gilt narlich denen, die bleiben. Im Rahmen eines Reformbe leitprogramms werden deshalb Maßnahmen zur Steigeng der Attraktivität des Dienstes erarbeitet. Der egierungsentwurf zum Haushalt 2012 sieht hierfür beits im Vorgriff einen Betrag von rund 200 Millionen uro vor. Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister der Verteidigung )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )

Entscheidend für den Erfolg jeder Armee ist neben
den Menschen die Ausrüstung. Das wissen wir. Es ist
kein Geheimnis, dass die Beschaffungsprozesse bei uns
erheblich verbessert werden müssen. Ich habe an anderer
Stelle ausführlich darüber gesprochen. Die Verfahren
dauern zu lange, Verzögerungen und Verschiebungen be-
gründen Bindungen für Material, das unter Umständen
gar nicht mehr oder nicht mehr im vorgesehenen Um-
fang benötigt wird. Das führt dazu, dass uns zwar
23 Prozent des Haushaltes für Investitionen zur Verfü-
gung stehen, aber nur auf dem Papier. Fast alles ist durch
Bestellungen, die in der Vergangenheit getätigt wurden,
gebunden. Das ist kein Vorwurf; Bestellungen dauern
lange. Aber für die Zukunft ist es eine schlechte Nach-
richt.

Ich habe deswegen die Erarbeitung eines Konzepts in
Auftrag gegeben, wie wir mit Blick auf das neue Fähig-
keitsprofil der Bundeswehr Spielräume zurückgewinnen
können. Das heißt, wir werden die geplanten Rüstungs-
beschaffungen unabhängig von der Frage, ob sie vertrag-
lich gebunden sind oder nicht, priorisieren. Dann werde
ich Vertreter der Rüstungsindustrie einladen und mit ih-
nen Folgendes besprechen: Es gibt zwei Varianten. Die
eine Variante ist: Wir bezahlen, was bestellt ist, und stel-
len die Dinge, die wir nicht mehr brauchen, auf den Hof;
dann können wir nichts Neues bestellen. Die andere Va-
riante ist: Wir passen die Planungen an; die Mittel, die
dadurch frei werden, können wir für neue Bestellungen
nutzen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir uns auf den
zweiten Weg verständigen können.

Ein Wort zur Stationierung. Ich weiß, dass dieses
Thema viele von Ihnen betrifft. Ich bin im Augenblick
einer der gefragtesten Gesprächspartner der Kolleginnen
und Kollegen im Deutschen Bundestag. Ich freue mich,
wenn Kollegen zu mir kommen und sagen: Bei mir ist
kein Standort mehr; mit mir können Sie ganz entspannt
reden.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ernst-Reinhard Beck [Reutlingen] [CDU/ CSU]: Die haben es schon hinter sich!)


Ich möchte Folgendes sagen: Wir machen das nicht aus
Jux und Tollerei. Wir machen das auch nicht unter dem
Aspekt der Beliebtheit. Es spielt auch keine Rolle, wer
am lautesten schreit. Wir machen das nach Kriterien.
Wir machen das nach fachlichen Überlegungen. Wir ma-
chen das ganz transparent. Wir hoffen, dass am Ende je-
der versteht: Diese Entscheidungen sind schmerzlich,
aber nötig.

Es bleibt dabei – das muss ich leider auch den Vertre-
tern der Länder und Kommunen sagen –: Das, was wir
tun, basiert auf einer Bundesentscheidung. Wir treffen
die Entscheidung nach fachlichen Überlegungen. Die
Verteilung von Bundeswehrstandorten ist kein Struktur-
programm für die Länder. Ich weiß, dass das strukturelle
Auswirkungen hat, dass so etwas in Überlegungen ein-
fließt, aber das erkenntnisleitende Motiv kann nicht die
Strukturpolitik für Länder und Kommunen sein, so leid
mir das tut.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Ich bitte Sie um Unterstützung bei den Beratungen zu iesem Haushalt und auf dem schwierigen Weg der Neuusrichtung, auf dem wir uns befinden. Ich biete, wie beits im Mai, auch der Opposition eine entsprechende usammenarbeit an. Wir brauchen eine Bundeswehr, die nserem Schutz und unserer Sicherheit dient, eine Buneswehr, die zwar knapp, aber trotzdem solide finanziert t, eine Bundeswehr, die fest in unserer Gesellschaft erankert und auch in Zukunft einsatzbereit ist. Vielen Dank. Rainer Arnold hat das Wort für die SPD-Fraktion. Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! iese Bundesregierung hat nicht abgewirtschaftet. Nein, as wäre gar nicht möglich. Sie hat vom ersten Tag an icht Tritt gefasst. ie sucht nach ihrem Markenkern. Ihr Markenkern ist haos, Streit und Gewurstel. Das ist die Situation. (Beifall der Abg. Iris Gleicke [SPD] – Dr. Volker Wissing [FDP]: Markenkern der Opposition ist Gefasel!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712307000
Rainer Arnold (SPD):
Rede ID: ID1712307100

(Iris Gleicke [SPD]: Das ist wahr!)


Das ist schlecht für unser Land und schlecht für die
eutsche Sicherheitspolitik. Das ist schlecht für die Bun-
eswehr. Fehlentscheidungen und Versäumnisse treffen
ei der Bundeswehr insbesondere Menschen, die keinen
lltäglichen Beruf ausüben, die, wenn es notwendig ist,
re Gesundheit und ihr Leben für deutsche Sicherheits-
teressen riskieren. Deshalb habe ich viel Verständnis

afür, wenn Soldaten und Zivilbeschäftigte besonders
mpfindlich reagieren, wenn sogenannte Reformen
ichts anderes sind als die Durchsetzung von Spardikta-
n zulasten der Beschäftigten und der Truppe.


(Beifall bei der SPD)


Wir Politiker schicken die Frauen und Männer in den
insatz. Deshalb haben sie einen besonderen Anspruch
arauf, dass wir verantwortlich mit ihrer Situation umge-
en. In den letzten beiden Jahren haben die Koalitions-
aktionen – das gilt vor allem für die CDU/CSU-Frak-
on, die immer geglaubt hat, dass die Bundeswehr ihr
arkenkern ist – im Grunde genommen alles abgenickt,
as die Bundesregierung an Falschem vorgeschlagen
at. Der schludrige Übergang zu einem freiwilligen
rundwehrdienst ist ein Beleg für den schändlichen Um-
ang der Bundesregierung mit dem Parlament. Erst in
er letzten Woche wurde wieder sichtbar, wie diese Bun-
esregierung das Parlament missachtet. Wir haben ge-
einsam einen Antrag eingebracht, um die Einsatzver-

orgung der Soldaten deutlich zu verbessern. Die
undesregierung scherte sich aber nicht darum, sie be-

chloss sogar etwas anderes. Wichtige Punkte wurden
icht aufgenommen.





Rainer Arnold


(A) )


)(B)

Kolleginnen und Kollegen, Sie werden sich der Frage
stellen müssen, ob man bei einem Schädigungsgrad von
30 Prozent – vor allen Dingen, wenn es um psychische
Erkrankungen geht –, so stark beschädigt ist, dass man
einen Anspruch darauf hat, dass der Arbeitgeber Bun-
deswehr einem trotzdem eine Zukunft bietet. Wir wer-
den Ihnen diese Frage stellen. Sie werden Gelegenheit
haben, dieser Bundesregierung endlich einmal zu wider-
sprechen.


(Beifall bei der SPD)


Die Koalition versagt bei den sicherheitspolitischen
Herausforderungen. Sie zeigt mangelndes Engagement
in der internationalen Politik, vor allen Dingen bei der
notwendigen Debatte um eine stärkere Europäisierung
der Sicherheitspolitik.

Herr Minister, Sie haben von Ihrem Vorgänger eine
Reform übernommen, die eine Reformruine war. Schon
jetzt zeigt sich: Die Bausteine, die Sie derzeit diskutie-
ren, sind in zu geringer Anzahl vorhanden und passen
nicht zusammen. Es bleibt dabei: Die Ausstattung der
Streitkräfte nach der mittelfristigen Finanzplanung ist
unzureichend, und Sie schaffen keine Haushaltsklarheit.
Es wird versucht, über andere Haushaltstitel Personal zu
finanzieren. Noch besser ist dies: Personal geht in andere
Ressorts, und dann bekommen die Ressorts das Geld.
Das ist alles andere als Transparenz und eine präzise
Haushaltspolitik.


(Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Haben Sie denn einen Vorschlag, Herr Arnold?)


– Kommt noch.

Sie haben die Wehrpflicht mitten in diesem Jahr aus-
gesetzt. Das Geld war aber für das gesamte Jahr veran-
schlagt. Es gibt keine Debatte darüber, was mit diesen
Mitteln geschieht und wofür sie verwendet werden. Ich
könnte noch viele Beispiele anführen.

Das Allerschlimmste ist: Diese Finanzpolitik schlägt
inzwischen auf die Einsätze durch. Das ist einfach so.
Ich gehöre nicht zu denen, die für einfache Lösungen
plädieren. Ich weiß auch, dass es keine hundertprozen-
tige Sicherheit gibt. Aber dafür, dass die Anzahl der
Flugstunden der ohnehin wenigen Hubschrauber auf-
grund des Geldes dramatisch beschnitten wird, tragen
Sie, Herr Minister, die Verantwortung. Wenn in Afgha-
nistan Munition fehlt und wenn nicht ausreichend Nacht-
sichtgeräte zur Verfügung stehen, dann ist dies Ihre Ver-
antwortung. Das ist Ihre Entscheidung.

Sie tun immer so, als wäre Sparen unabdingbar. So-
lange Ihre Koalition davon träumt, Steuern zu senken,
solange Sie den Hoteliers nach wie vor Steuergeschenke
gewähren,


(Michaela Noll [CDU/CSU]: Langweilig! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)


so lange erzählen Sie den Soldaten bitte nicht, die Kür-
zungen in ihrem Bereich seien unabdingbar. Sie haben
andere Spielräume, Sie nutzen sie nicht.

Ich komme zum Kern der Reform. Es ist sicher ange-
nehm, dass der Minister im Stil anders vorgeht als sein

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(C (D orgänger. Die Ruhe und Nachdenklichkeit begrüßen ir. Sie haben heute Ihr Angebot wiederholt, mit der Oposition zu diskutieren. Das ist richtig, und wir sind gern ereit, die Debatten dort, wo es um straffere Organisaonsstrukturen und um einen moderaten Personalaufbau eht, konstruktiv zu begleiten. Herr Minister, bisher haben Sie aber alle Ideen der pposition in den Wind geschlagen. Die vielen guten uf dem Tisch liegenden Vorschläge darüber, wie man en freiwilligen Wehrdienst und den Jugendfreiwilligenienst attraktiver ausgestaltet, werden nicht aufgenomen. Mit der Opposition mögen Sie so umgehen, Sie ollten so aber nicht mit den Menschen in der Bundesehr umgehen. Das, was Sie diskutieren, hört sich alles schön an. err Minister, wenn man sich aber in der Truppe umört, dann stellt man fest: Die Stimmung ist im Augenlick katastrophal. Es gibt keine Aufgabenkritik, und es ibt keine offene und transparente Debatte über Prioritän der Sicherheitspolitik. Man gewinnt immer stärker en Eindruck, dass Sie zwar geduldig zuhören, aber entchlossen sind, am Ende zusammen mit Ihrem Staatsekretär Ihre fiskalischen Vorgaben für die Bundeswehr it der Brechstange durchzusetzen. Es geht in erster Linie um Einsparungen beim Persoal. Ihre Aussage, dass man auch etwas für die vorhanenen und bleibenden Soldaten und Zivilbeschäftigten t, ist leider nicht richtig. Nichts ist bisher passiert. Sie effen schwerwiegende Entscheidungen von oben heb. Das ist so. Sie ignorieren die Bedenken der kompenten Ratgeber und auch der legitimierten Personalveretungen. Sie dürfen sich deshalb nicht wundern, wenn ich innerhalb der Truppe ein Stück weit Resignation nd Ohnmacht breitmachen. Noch nie wurde eine Rerm so schlecht kommuniziert, noch nie wurde eine Rerm so wenig von den Soldaten mitgetragen. Je tiefer man in die augenblickliche Debatte hineinuchtet, desto klarer wird: Es kann nicht zusammenpas en, mit weniger Personal und weniger Geld am Ende ehr zu leisten. Das wird nicht aufgehen; das versteht der. Natürlich haben Sie recht. Internationales Gewicht ntsteht nicht nur aus starken Streitkräften. Das ist wohl ahr. Es gibt den Begriff der vernetzten Sicherheit. enn Deutschland aber die Stärke seiner Streitkräfte so eit zurückfährt, dass es in der internationalen Politik her durch kluge Ratschläge oder – wie der Außenminisr – sogar durch Besserwisserei auffällt, dann hat sich eutschland von der sicherheitspolitischen Debatte in er Politik abgemeldet, Herr Minister. Dies führt zu eier Schwächung Deutschlands und zu einer Schwächung nseres Einflusses hinsichtlich der Durchsetzung unserer teressen. Herr Minister, dieser Grundkonsens in der icherheitspolitik ist uns wichtig, zumal Sie eine Reform achen, die Menschen betrifft, die irreversibel ist und it der auch die nächste Regierung leben muss. Deshalb ssen Sie mich noch einmal sagen, über welche Punkte ir reden sollten, wenn Sie das Angebot ernst meinen. Rainer Arnold )


(Beifall bei der SPD)





(A) )

Wir haben unsere Vorstellungen. Dazu gehört vor
allen Dingen: Beseitigen Sie den Grundfehler, und geste-
hen Sie endlich ein, dass die Vorgaben des Sparens nicht
kompatibel sind mit den Anforderungen, die dieses
wichtige und große Land Deutschland an seine Streit-
kräfte hat. Machen Sie den Haushalt also ehrlich und
transparent.

Das Nächste ist: Korrigieren Sie den völlig überzoge-
nen geplanten Abbau beim Zivilpersonal. Alle Streit-
kräfte, die die Zahl der Soldaten reduziert haben, haben
die Relation von Soldaten zu Zivilbeschäftigten zuguns-
ten der Zivilbeschäftigten verbessert. Das ist ja auch
schlüssig: Die Soldaten müssen sich in einem solche Fall
auf ihre Kernaufgaben konzentrieren und brauchen mehr
und nicht weniger Unterstützung durch zivile Mitarbei-
terinnen und Mitarbeiter. Herr Minister, lassen Sie von
dem Vorhaben ab – Sie haben wahrscheinlich schon ge-
merkt, dass dieser Personalabbau so nicht funktioniert –,
einen Teil der Zivilbeschäftigten in ein anderes Ressort
auszulagern; denn dadurch, dass sie von einem anderen
Ressort finanziert werden, wird nichts gespart. Sie soll-
ten vor allen Dingen deshalb davon ablassen: Wir haben
jetzt schon das Problem, dass der Innenminister, und
zwar egal welcher Regierung, nicht immer versteht, dass
der Soldatenberuf etwas Besonders ist und der Soldat
nicht mit anderen Beamten zu vergleichen ist. Wenn Sie
das Personalwesen an das Innenministerium übertragen,
wird diese Kluft, die zulasten der Soldaten besteht, nicht
mehr überbrückt werden können. Herr Minister, wir re-
den über Menschen. Das sind keine Figuren auf dem
Schachbrett, die man beliebig hin- und herschieben
kann. Ich habe manchmal den Eindruck, dass Sie die al-
ten Prinzipien des treu dienenden preußischen Beamten
für sehr wichtig erachten.


(Elke Hoff [FDP]: Kennen Sie Herrn Scharping?)


Diese kann man auch von Beamten auf A-15- oder B-Stel-
len verlangen. Aber die Wirklichkeit bei der zivilen
Wehrverwaltung ist ganz anders.


(Elke Hoff [FDP]: Der größte Aderlass war bei Minister Scharping, Herr Kollege!)


70 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verdie-
nen zwischen 1 300 und 1 550 Euro netto. Diese Men-
schen kann man nicht beliebig verschieben. Man muss
ihnen ihr soziales Gefüge lassen; sie sind zum Beispiel
alleinerziehend und haben viele Dinge zu bewältigen.


(Beifall bei der SPD)


Herr Minister, wir brauchen deren technische Fähig-
keiten. Ohne die Zivilbeschäftigten wird kein Flieger
fliegen und kein Schiff auslaufen können. Herr Minister,
korrigieren Sie deshalb an dieser Stelle. Sonst würden
wir nur vermeintlich sparen und müssten am Ende fest-
stellen, dass uns die zivilen Mitarbeiter fehlen und wir
der Wirtschaft deshalb weitere Aufträge geben müssen.
Das wird teurer und nicht billiger. Nehmen Sie also den
überzogenen Personalabbau zurück!

Ich komme zu der letzten Forderung, die uns beson-
ders am Herzen liegt. Ihr Vorgänger hat sich bejubeln

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(C (D ssen, als er im Dezember 2010 gesagt hat: Bereits im anuar 2011 werden wir die ersten Attraktivitätsmaßnahen einleiten. – Jetzt ist September. 82 Vorschläge ruhen der Schublade. Nichts ist passiert. Die Koalitionsfrakonen haben unser Ansinnen, einen Unterausschuss einurichten, der sich mit der Attraktivitätssteigerung bessen, die Regierung begleiten und, wo notwendig, rängen soll, abgelehnt. Mein Eindruck ist: Herr Minisr, Sie wollen, auch wenn Sie heute davon gesprochen aben, nicht mehr für Attraktivität tun. Ich habe genau ugehört, und ich werde gleich sagen, was ich davon alte. Sie haben die 200 Millionen Euro erwähnt – ich hatte efürchtet, dass Sie sie erwähnen werden –, aber Sie haen nichts dazu gesagt, dass von diesen 200 Millionen uro bereits drei Viertel, 150 Millionen Euro, dafür verespert sind, dass Sie den Soldatinnen und Soldaten endch ein bisschen mehr Geld für geleistete Mehrarbeit geen; das ist übrigens noch gar nicht ausreichend. Das eißt, das Geld ist schon vervespert; damit kann man icht mehr viele neue Ideen entwickeln. ines ist klar. Wenn es nicht gelingt, ein Attraktivitätsrogramm für die Bundeswehr aufzulegen – das wird icht von heute auf morgen gehen, aber in Stufen –, dann erden wir in 10, 15 Jahren eine andere Bundeswehr haen. Wir werden noch Menschen finden, aber nicht solhe, die wir für die Streitkräfte in einer Demokratie als taatsbürger in Uniform brauchen. Ich habe noch keine Bundesregierung erlebt, die unter em Strich so wenig Engagement in sicherheitspolitichen Fragen im Inneren und in der internationalen Polik gezeigt hat. (Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/ CSU und der FDP – Ingo Gädechens [CDU/ CSU]: Denken Sie mal an Scharping zurück!)


(Beifall bei der SPD)


chauen Sie doch einmal, wie es die Franzosen und die
riten machen; die Deutschen stehen nur staunend dane-
en. Es gibt keine Impulse, nicht vom Außenminister,
icht von der Kanzlerin, nicht vom Verteidigungsminis-
r. Wie in allen anderen Politikfeldern reagiert diese
egierung nur noch, aber sie agiert nicht mehr mit Ideen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Die schlechteste Regierung aller Zeiten!)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712307200

Vielen Dank, Herr Kollege. – Nächster Redner in un-

erer Debatte ist für die Fraktion der FDP unser Kollege
r. Jürgen Koppelin.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1712307300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

erehrter Herr Kollege Arnold, die Sommerpause war ja
nger. Sie haben den Haushaltsentwurf sicher schon seit





Dr. h. c. Jürgen Koppelin


(A) )


)(B)

einigen Tagen in Ihrem Büro liegen. Ich hätte Ihnen
dringend geraten, den Entwurf zu lesen, statt Ihren Kas-
ten mit den Polemikzetteln herauszuholen.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Sie haben in Ihrem Beitrag nichts dazu gesagt, was die
Sozialdemokraten wollen. Sie haben nur Polemik ge-
streut, was wohl auch Ihr Ziel war. Das war zumindest
mein Eindruck, weil Sie Ihre Polemik so massiv vorge-
tragen haben.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das stimmt doch gar nicht! Sie haben wohl nicht richtig zugehört! Nicht nur die schlechteste Regierung! Sie können noch nicht mal richtig zuhören!)


Sie wollten die Angehörigen der Bundeswehr verunsi-
chern – nichts anderes. Sie wollten vieles kaputtreden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich mache das an einem Beispiel deutlich. Der Minis-
ter hat gesagt – das konnten diejenigen, die sich mit Ver-
teidigungspolitik beschäftigen, seit Wochen zur Kennt-
nis nehmen –: Im Herbst wird das abschließende
Konzept der Bundeswehrreform vorgestellt. Ich kann
nur sagen: Ich kenne es derzeit nicht. Natürlich hat uns
der Minister dazu bereits Allgemeines vorgetragen; aber
die Feinheiten kennen wir nicht. Wieso können die So-
zialdemokraten die Reform schon jetzt beurteilen – ich
habe auch entsprechende Zeitungsartikel mitgebracht, in
denen es zum Beispiel heißt, die Bundeswehr marschiert
ins Chaos usw. –, obwohl sie das Konzept gar nicht ken-
nen? So machen Sie Politik. Sie schaden der Bundes-
wehr mit dieser Form von Angriffen. Die Bundeswehr
ist eine Parlamentsarmee. Vielleicht sollte man in der
Diskussion über den Verteidigungsetat etwas anders ar-
gumentieren als bei anderen Etats.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Der größte Verteidigungsexperte, den wir seit kurzem
haben, ist der SPD-Vorsitzende Gabriel; ich werde noch
einige seiner Aussagen zitieren. Er erklärte zum Bei-
spiel, die Reform sei unzureichend. Außerdem sagte er,
die SPD hätte vieles anders gemacht. Er sagte zwar nicht
konkret, was, nannte aber zwei Punkte. Da ich diese
zwei Punkte sehr interessant finde, möchte ich sie vor-
tragen. Forderung Nummer eins lautete: Mehr Geld für
die Bundeswehr! Denn die Bundeswehr sei chronisch
unterfinanziert. So haben Sie sich auch heute geäußert;
dazu sage ich Ihnen gleich etwas. Zweitens hat Herr
Gabriel an der Bundeswehr-Universität in Hamburg den
Vorschlag gemacht – dazu ist heute gar nicht Stellung
genommen worden; das hätte mich allerdings sehr inte-
ressiert –, eine europäische Armee zu schaffen. Zum
Parlamentsvorbehalt und all diesen Dingen hat er sich
übrigens überhaupt nicht geäußert.

Mich würde interessieren: Erstens: Wie stehen die
Verteidigungspolitiker der SPD dazu? Zweitens: Wie
soll das alles jetzt umgesetzt werden? Ich sage Ihnen:
Die Parole des Tages heißt nicht unbedingt „Mehr
Geld!“, sondern es geht um die Frage: Wo ist das Geld,

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(C (D as wir zur Verfügung gestellt haben, geblieben? In Ihn Regierungszeiten – Sie haben ja einige Verteidi ungsminister gestellt – ist es bei der Bundeswehr zu ielen Doppelstrukturen gekommen; auf einige Beipiele komme ich noch zu sprechen. Es gibt auch Aufgaen, die heute nicht mehr notwendig sind. Darüber weren wir uns in den Haushaltsberatungen unterhalten. aran können Sie sich dann beteiligen. Wir müssen ämlich erst einmal überprüfen: „Wo bleibt unser eld?“, statt immer zu sagen: Die Bundeswehr ist unternanziert. Ich nenne Ihnen Beispiele. Wir haben uns in dieser oalition unter anderem mit dem Rüstungsmaterial be chäftigt; zum Thema Rüstung haben Sie überhaupt icht Stellung genommen. Teilweise handelt es sich um üstungsmaterial, das noch in rot-grüner Regierungsverntwortung bestellt wurde. Zum Teil brauchen wir es eute gar nicht mehr, oder wir brauchen es nur noch in eringerer Stückzahl. Wir haben die Zahl der Bestellunen des A400M reduziert; dies wird sich langfristig ausirken. Wir werden uns – darauf legen wir Freie Demoraten wert – von MEADS verabschieden. Nun komme ich zu einem großen Reformprojekt von ot-Grün bzw. von Herrn Scharping in Bezug auf die undeswehr: zum Bundeswehr-Fuhrpark. azu haben wir gerade einen Bericht des Rechnungsofes bekommen. Das Ergebnis ist vernichtend. Das war ines Ihrer großen Reformprojekte. Das betone ich, weil ie sagen, die Bundeswehr sei unterfinanziert. Sie forerten uns auch auf, an das Zivilpersonal zu denken. Das t allemal richtig. Das tun wir auch. Der Rechnungshof chätzt in seinem Bericht, dass etwa 25 000 Personen ilweise oder ganz mit Fuhrparkaufgaben beschäftigt ind. 25 000 Personen allein beim Bundeswehr-Fuhrark! Das muss man sich einmal vor Augen führen. Der Rechnungshof sagt darüber hinaus: Wir brauchen ringend eine Straffung des Fuhrparks. Dadurch könnten insparungen in Milliardenhöhe erzielt werden. – Das t nur ein Beispiel. Aus Zeitgründen erspare ich es mir, err Kollege Arnold, auf das berühmte rot-grüne Projekt erkules einzugehen – ein Milliardengrab. Aber Sie er ählen etwas von Unterfinanzierung. Nein, wir werden ns alle Positionen ansehen. Ich glaube, es ist genug eld da. Es muss aber teilweise anders eingesetzt weren; da gebe ich Ihnen recht. Ich komme auf einen weiteren Punkt zu sprechen. Ich agte bereits: Der große neue Verteidigungsexperte ist er SPD-Vorsitzende Gabriel. Im Juni las ich, dass Herr abriel erklärt hat, die Marine habe einen Nachholedarf bei der materiellen Ausstattung, insbesondere bei chiffen. Da bin ich gespannt! Ich wundere mich, wo Sie chiffe bestellen wollen und welche Sie bestellen woln. (Heiterkeit bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


(Heiterkeit der Abg. Elke Hoff [FDP])


as würde mich sehr interessieren, vor allem, wie Sie sie
ezahlen wollen.





Dr. h. c. Jürgen Koppelin


(A) )


)(B)

Ich stelle fest: 2001 hat Rot-Grün – damals war auch
ich dafür – für über 1 Milliarde Euro Korvetten bestellt.
Das war vor zehn Jahren. Diese Korvetten fahren aber
immer noch nicht, obwohl wir sie schon überwiegend
bezahlt haben.


(Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Das liegt aber nicht an Rot-Grün!)


Warum sie nicht fahren und wie damals die Bestellung
abgelaufen ist, würde mich ganz besonders interessieren.


(Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da müssen Sie den Minister fragen!)


– Kleinen Moment! – Ich sage Ihnen Folgendes: Ich
zweifle nicht an unserer Marine. Ich habe eher Zweifel
am Bundeswehrbeschaffungsamt. Auch das werden wir
uns einmal ansehen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Es ist meine Auffassung, auch das anzugehen. Aber Sie
weigern sich, weil man dann – das mag der Kollege
Arnold nicht hören – vielleicht irgendwelchen Leuten
wehtun muss.

Ich kann Ihnen für die FDP sagen: Wir werden bei
den Haushaltsberatungen unsere Zielsetzungen im Blick
behalten; das ist ganz klar, das ist auch mit Kollegin
Hoff und anderen besprochen worden. Ich nenne sie ih-
nen.

Erstens – ich hoffe, da sind wir alle einer Meinung,
und ich weiß ja, in den Berichterstattergesprächen läuft
das alles sehr harmonisch –: Unsere Soldaten im Einsatz
müssen das beste Material bekommen, das notwendig ist
und das vor allem auch ihr Leben schützt. Das steht ganz
obenan.


(Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Jawohl!)


Zweitens. Die Einsatzversorgung unserer Soldatinnen
und Soldaten muss verbessert werden.


(Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Jawohl!)


Hier werden und wollen wir an dem Gesetzentwurf der
Bundesregierung Verbesserungen vornehmen. Ich finde
– das muss mit aufgenommen werden, oder wir nehmen
es in den Haushaltsentwurf mit auf –,


(Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Ja!)


dass auch die Angehörigen von Soldaten, wenn diese
ärztlich behandelt werden müssen, mit betreut werden
sollten und wir dafür die Kosten übernehmen müssen.
Das halte ich für selbstverständlich.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Drittens. Wir brauchen in allen Bereichen Planstellen-
verbesserungen. 6 000 Verbesserungen bei Planstellen
sind schon fest. Ich sage aber auch: Die Besoldung bei
der Bundeswehr – das müssen wir uns einmal ansehen –

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(C (D t teilweise so niedrig, Herr Minister – daran waren Sie ls Innenminister nicht ganz unschuldig; hoffentlich sind ie als Verteidigungsminister hier etwas aufgeschlosseer –, dass man davon keine Familie ernähren kann. Viertens – das ist mir persönlich immer ein Anliegen ewesen –: Wir wollen endlich die Entschädigung – das erden wir in diesem Haushalt umsetzen – für die Strahnopfer der NVA und der Bundeswehr. Diese Angeleenheit werden wir mit diesem Haushalt zum Abschluss ringen. Das halte ich für dringend erforderlich. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Fünftens. Wie auch beim Haushalt 2011 werden wir
reie Demokraten uns intensiv mit dem Sanitätswesen
er Bundeswehr beschäftigen und, wenn notwendig,
erbesserungen herbeiführen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Verteidigungs-
tat 2012 – damit komme ich zum Schluss – ist sicher
in wichtiger Baustein bei der Reform der Bundeswehr.
as ist ein großes Vorhaben. Kollege Arnold, nicht Pole-
ik ist zurzeit gefordert, sondern sachliche und realisti-

che Beiträge der Opposition sind gefordert. Wenn Sie
as nicht können, überlassen Sie das Ihren Kollegen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712307400

Vielen Dank, Herr Kollege. – Nächster auf unserer

ednerliste ist für die Fraktion Die Linke unser Kollege
aul Schäfer. Bitte schön, Kollege Paul Schäfer.


(Beifall bei der LINKEN)



Paul Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712307500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

olleginnen und Kollegen! Vieles dreht sich in diesen
agen um den 11. September 2001. Dabei droht ein an-
eres Datum in Vergessenheit zu geraten, der 4. Septem-
er. Am 4. September vor zwei Jahren wurde in Kunduz
urch einen deutschen Oberst der Befehl zum Bomben-
ngriff gegeben. Über 100 getötete Zivilpersonen sind
u beklagen. Dieses Datum sollten wir nicht ganz ver-
essen.


(Elke Hoff [FDP]: Was hat das jetzt mit dem Haushalt zu tun? Das gehört zum Haushalt?)


Zurück zum 11.09.


(Elke Hoff [FDP]: Zurück zum Haushalt!)


Ich komme noch zum Haushalt. Warten Sie, Frau Kol-
gin! – Es ist höchst spannend, noch einmal nachzule-

en, was der damalige deutsche Außenminister vor der
NO in New York gesagt hat. Es müsse um den Dialog
er Kulturen gehen, um zivile Konfliktprävention,
ampf gegen die Armut, gerechte Globalisierung und,
tzt fast wörtlich, um eine Eine-Welt-Politik, die nicht

uf hegemonialen Ansprüchen, sondern auf Kooperation
nd Solidarität gründe.





Paul Schäfer (Köln)



(A) )


)(B)

Das waren die Stichworte. Alles sollte anders werden.
Es ist vieles anders geworden, aber in die falsche Rich-
tung. Demokratien haben Schaden genommen, Despotien
wurden im Rahmen von Antiterrorkoalitionen geadelt,
zwei Kriege wurden begonnen. Damit bin ich beim
Thema.

Der hoch angesehene US-Ökonom Joseph Stiglitz hat
die Kosten der USA für die beiden Kriege im Irak und in
Afghanistan auf 2 Billionen Dollar geschätzt, also
2 000 Milliarden Dollar.


(Elke Hoff [FDP]: Aber nicht für die Bundesregierung!)


Merken Sie sich diese Zahl. Jeffrey Sachs, ein anderer
angesehener US-Ökonom, hat gesagt: Wenn wir das UN-
Millenniumsziel, die Halbierung der Armut bis 2015, er-
reichen wollen, dann müssten die öffentlichen Entwick-
lungsausgaben in allen Ländern jährlich um 130 Milliar-
den Dollar angehoben werden. Das sind die zwei Zahlen.

Sie können sich selber ausrechnen: Das 2001 einge-
forderte Programm zur Beseitigung von Hunger, Armut
und Elend in der Welt hätte mit den Kriegsausgaben alle-
mal finanziert werden können. Das hätte die Konse-
quenz aus dem 11. September sein müssen, nicht der tö-
richte Krieg gegen den Terror.


(Beifall bei der LINKEN)


Der eine Krieg im Irak hat Gewalt und Terror gera-
dezu angefacht. Beim anderen Krieg in Afghanistan
kann man sagen: Gut, das Land ist von den Taliban be-
freit worden. – Aber sie sind längst wieder da. Aus an-
fänglich 5 000 sind inzwischen 140 000 NATO-Soldaten
geworden. Von einer Eindämmung der Gewalt kann
keine Rede sein.

Experten, zum Beispiel aus der Stiftung Wissenschaft
und Politik, zeichnen gerade in diesen Tagen ein eher
düsteres Bild, was die Zukunft des geplagten Landes an-
geht. Das mag man als Plädoyer dafür lesen, dass die
NATO noch viel länger im Land bleiben muss. Aber
dann hat man nicht genau hingeschaut. Wir bleiben da-
bei: Krieg gebiert neuen Hass und neue Kämpfer gegen
die fremden Truppen. Deshalb ist der Einsatz der NATO
ursächlicher Teil dieser Konflikteskalation.


(Beifall bei der LINKEN)


Eine weitere Lektion lautet: Man kann den Teufel
nicht mit Beelzebub austreiben. Demokratie setzt einen
längeren Entwicklungsprozess in den betreffenden Län-
dern selbst voraus, der nicht mit Waffengewalt und nicht
von außen ins Werk gesetzt werden kann. Diese Lektion
müssen wir kapieren.

Viele Menschen sehen das genauso. Sie sagen trotz
hoher Akzeptanzwerte für die Bundeswehr – das ist ja
auch bemerkenswert –: Die Truppen sollten aus Afgha-
nistan zurückgeholt werden. – Ich finde, sie haben recht.
Die Bundeswehr sollte aus Afghanistan abgezogen wer-
den. Aber das Töten sollte nicht erst 2014 oder 2015 be-
endet werden, sondern jetzt.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Ich habe es an dieser Stelle schon einmal gesagt und iederhole es gerne – gerade weil Sie, Herr Minister, erlärt haben: Afghanistan muss nicht ein Szenario für die ukunft sein, könnte es aber sein –: Afghanistan ist eine Blaupause für künftige Bundeswehreinsätze. Es arf keine Blaupause sein. Damit sind wir bei den Grundlagen der Bundeswehrlanung und auch bei der Frage, wie viel Geld zukünftig r die Streitkräfte ausgegeben werden soll. Man hätte ine genaue und schonungslose Bilanz dieser Auslandsinsätze aufstellen sollen. Das tun Sie nicht, sondern seten den Irrweg fort, die Bundeswehr zu einer auch welteit einsetzbaren Interventionsarmee auszubauen. Dazu agen wir Nein. Sie haben das jetzt in Form der Verteidigungspolitichen Richtlinien noch einmal fundiert. Das, was darin teht, ist ein alter Hut. Es ist fast deckungsgleich mit em, was 1991 darin stand. (Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Fast wortgleich!)


(Beifall bei der LINKEN)


Fast wortgleich. – Interessanterweise tauchte dort auch
rstmals der Gedanke auf, dass die Sicherung der Han-
elswege und unseres Rohstoffzuganges eine sicher-
eitspolitische Angelegenheit sei. Damals hat man aber
och schnell abgewiegelt und gesagt, mit der Entsen-
ung von Soldaten habe das, bitte schön, überhaupt
ichts zu tun.

Da sind Sie inzwischen sehr viel weiter. Beim Mari-
eeinsatz am Horn von Afrika werden ja bereits Han-
elswege gesichert. Diese Philosophie ist also offen-
ichtlich schon in den Köpfen der Militärplaner
erankert und beginnt Realität zu werden.

Ich sage Ihnen eines: Die Quintessenz dieser Einsatz-
hilosophie – Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen
it militärischer Gewalt – ist, die wirtschaftliche und

olitische Vormachtstellung der NATO- und der EU-
taaten notfalls auch mit Waffengewalt aufrechtzuerhal-
n. Genau das halten wir für abwegig, ja für abenteuer-
ch und lehnen es grundsätzlich ab.


(Beifall bei der LINKEN)


Mit dem vorliegenden Etat soll dieser Umbau der
undeswehr vorangetrieben und fortgeschrieben wer-
en. Das halten wir für grundfalsch. Wir schlagen Alter-
ativen vor.

Erstens. Die Bundeswehr darf sich nicht mehr an
riegseinsätzen beteiligen. Allein damit sparen wir über
Milliarde Euro.

Zweitens. Die Bundeswehr sollte innerhalb eines
ahrzehnts halbiert, also auf 125 000 Menschen reduziert
erden, und sie sollte auf die Landesverteidigung im
ündnis zurückgeführt werden. Diese Art Risikovor-

orge ist vertretbar. Ein Sicherheitsrisiko besteht eben
icht, weil wir auf absehbare Zeit nicht militärisch be-
roht sind.





Paul Schäfer (Köln)



(A) )


)(B)

Drittens. Mit dieser Neuausrichtung, die zu den Wur-
zeln des Grundgesetzes zurückführt – siehe Art. 87 a –,
können zugleich milliardenschwere Beschaffungsvorha-
ben eingedampft bzw. gestoppt werden. Wir reden hier
beispielsweise über den Eurofighter – 22 Milliarden Euro –
und den Lufttransporter A400M – 9 Milliarden Euro –;
es kommen noch sehr viele andere Projekte hinzu.

Herr Minister, mit diesem Haushaltsentwurf und der
vorgelegten mittelfristigen Finanzplanung schreiben Sie
fest, dass die Rüstungsausgaben auf einem hohen
Niveau bleiben – damit aber auch, dass es aus dem
Wehretat keinen nennenswerten Beitrag zur Haushalts-
konsolidierung gibt.

Trotzdem sage ich Ihnen voraus: Diese Mittel werden
nicht ausreichen, damit die Truppe die ihr von Ihnen zu-
gedachten Aufträge auch ausführen kann. Dazu wird es
nämlich kommen. Das halte ich für keine weitsichtige
Politik. Es ist Fortsetzung des Durchwurstelns. Davon
haben die Angehörigen der Bundeswehr schon mehr als
genug gehabt.


(Beifall bei der LINKEN)


Noch einmal: Sie sparen fast nichts. Trotz der Redu-
zierung um 70 000 Dienstposten bleiben die Gesamtaus-
gaben, wenn man den mittleren Zeitraum betrachtet, bei
deutlich über 30 Milliarden Euro. Respekt!

Dabei hatten Sie anderes angekündigt. Erstens. Noch
im letzten Jahr hieß es, aufgrund der Haushaltskrise und
der knappen Finanzen sollten in den nächsten vier Jahren
8,3 Milliarden Euro eingespart werden. Das wäre gewis-
sermaßen der Pflichtanteil von 10 Prozent gewesen. Nun
sollen es noch etwa 4,3 Milliarden Euro sein, aber in
fünf Jahren. Dazu kann ich Ihnen nur sagen: Diesen Be-
trag holen Sie ja fast allein durch die Aussetzung der
Wehrpflicht herein. Das ergibt für diesen Zeitraum näm-
lich eine Summe von 3,5 Milliarden Euro. Im Grunde
genommen kann von Sparen keine Rede sein.

Zweitens. Sie verschieben jetzt die Kosten und ver-
kaufen es als großen Erfolg, Herr Minister, dass be-
stimmte Posten in einem anderen Einzelplan veran-
schlagt werden und Sie dadurch 1,5 Milliarden Euro
zusätzlich zur Verfügung hätten. Aber die Bürgerinnen
und Bürger müssen in jedem Fall dafür zahlen, ob es im
Einzelplan 14 oder im Einzelplan 60 veranschlagt ist.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Zudem wird das Ganze unkontrollierter und undurch-
sichtiger. Auch das halten wir für falsch.

Drittens. Wenn Sie überhaupt sparen, Herr Minister,
dann an der falschen Stelle. Wir sind ganz klar dafür,
dass beim Rüstungsetat gespart wird. Wir wollen auch
umschichten, zum Beispiel 20 Millionen Euro für den
Zivilen Friedensdienst aus dem Etat des Ministeriums
der Verteidigung. Aber wir sind nicht für Sparen zulas-
ten der Menschen im System Bundeswehr.

Reden wir über die Soldaten auf Zeit. Hier geht es um
die Reduzierung der Dienstzeiten, um bessere Bezah-
lung, in der Tat, um die Optimierung des Übergangs ins

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(C (D ivile Berufsleben – das bedeutet auch eine vernünftige usbildung – und um eine bessere Absicherung im Alr. Das alles kostet Geld. Nehmen wir die Zivilbeschäftigten. Sie wollen ein rittel der Stellen abbauen. Die von Ihnen vorgegebene ielzahl von 55 000 Dienstposten ist Ergebnis einer pun Computerrechnung. Das ist schon angesprochen orden. Eine Analyse dessen, was an Dienstposten nötig t, gibt es nicht. Sie machen eine rein mathematische echnung auf. Das wird den Menschen, die in diesem ereich beschäftigt sind, in keiner Weise gerecht. An ieser Stelle sind Nachbesserungen erforderlich, um die ehrverwaltung als zivile Säule der Bundeswehr ar eitsfähig zu halten. Hier muss nachgebessert werden. Vor allem aber kann es nicht angehen, dass bei der ürsorge geknausert und bei den Waffenbeschaffungen eklotzt wird. Nehmen wir nur die Betroffenen bei Ausndseinsätzen; auch das ist schon erwähnt worden. Es at ein Jahr gedauert, bis die Regierung nun den Antrag er eigenen Fraktionen zur Verbesserung der Einsatzverorgung umsetzen will, und das auch nur halbherzig. Das t die Lage. Statt den Betroffenen bereits ab einem chädigungsgrad von 30 Prozent Ansprüche einzuräuen – das ist schon ein erheblicher Grad –, soll die chwelle weiterhin bei 50 Prozent liegen. Zu der von den Soldatinnen und Soldaten geforderten eschleunigung der Verfahren für die entsprechenden nträge findet sich in Ihrem Gesetzentwurf nichts. Das alles ist nicht gut. Wir sagen: Wir haben eine Fürorgepflicht für die betroffenen Menschen und sollten ereit sein, das Optimale für diese Menschen auszugeen. Sie wollen Ende Oktober Ihre Entscheidung über die ünftigen Standorte der Bundeswehr bekannt geben, err Minister. Wir sind alle sehr gespannt. Vor allem tein wir die Sorgen vieler Menschen und kommunaler andatsträger um das, was danach kommt. Was wir icht teilen, ist die oft gezogene Schlussfolgerung, dass der Standort unbedingt erhalten bleiben müsse. Die Erhrungen in den 90er-Jahren haben gezeigt, dass ein olch umfangreicher Strukturwandel erfolgreich gestalt werden kann. Aus Kasernen sind Mietwohnungen, ochschulgebäude und Dienstleistungszentren geworen, aus Liegenschaften Erholungsgebiete. Das alles kann funktionieren. Aber es kann nur dann nktionieren, wenn die Gemeinden und Regionen nicht it den Problemen alleingelassen werden. ir haben jetzt eine andere Situation als in den 90er-Jahn. Es gibt keine EU-Fördertöpfe mehr. Die Städte und emeinden pfeifen auf dem letzten Loch. Deshalb brau hen wir nicht nur eine Gemeindefinanzreform, sondern uch die Hilfe des Bundes bei diesem Strukturwandel. it anderen Worten: Wir fordern Bundeshilfen und ein undeskonversionsprogramm. Paul Schäfer )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )

Wir fordern Sie nachdrücklich auf, den Strukturwandel
mit einem solchen Bundeskonversionsprogramm positiv
mitzugestalten.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712307600

Vielen Dank, Herr Kollege. – Nächster Redner unse-

rer Debatte ist für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
unser Kollege Dr. Tobias Lindner. Bitte schön, Kollege
Tobias Lindner.


Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712307700

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Unabhängig davon, wie wir als Mitglieder dieses
Hohen Hauses zu Fragen von Krieg und Frieden oder zu
einzelnen Auslandseinsätzen der Bundeswehr stehen,
sprechen wir heute über einen der größten Einzelpläne
des Bundeshaushalts. Angesichts von mehr als 30 Mil-
liarden Euro gilt es, diese Mittel an der richtigen Stelle
und effizient einzusetzen, auch und gerade aus Verant-
wortung gegenüber unseren Soldatinnen und Soldaten.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Nach nunmehr über einem Jahr Vorbereitungszeit ist
noch immer nicht klar, wohin bei der Bundeswehrreform
die Reise überhaupt gehen soll. Bis heute liegen keine
Konzepte auf dem Tisch. Die Präsentation der Vor-
schläge des Ministeriums steht immer noch aus. Den-
noch, meine Damen und Herren, debattieren wir heute
über den Haushalt des Verteidigungsministeriums, über
einen Haushalt, der morgen schon Makulatur sein kann.

Ohne schlüssiges Reformkonzept kann dieser Etatent-
wurf nämlich nur eine Bundeswehr widerspiegeln, wie
wir sie hoffentlich in der nahen Zukunft von ihrer Struk-
tur her nicht mehr haben werden. Wir Grüne fordern da-
her ein umfassendes Moratorium, vor allem bei milliar-
denschweren Beschaffungs- und Forschungsprojekten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ohne klare, richtungsweisende Reformentscheidun-
gen dürfen auch keine Festlegungen im Etat getroffen
werden, mit denen wir uns Handlungsalternativen ver-
bauen würden.

Schaut man sich den Haushaltsentwurf an, so muss man
befürchten – gerade nach dem Beitrag des Ministers –,
dass aus der groß angekündigten Bundeswehrreform
nicht viel mehr als ein Reförmchen geworden ist. Von
der Ankündigung von Minister zu Guttenberg im Mai
letzten Jahres, dass der Verteidigungsetat einen Beitrag
zur Konsolidierung des Haushalts leisten muss, und dem
vollmundigen Versprechen der Regierung, bis 2014
8,3 Milliarden Euro einzusparen, sind wir inzwischen
weit entfernt. Nicht nur wurde das Sparziel gestreckt,
nein, es wurde auch halbiert. Im nächsten Jahr steigt der
Wehretat erst einmal an. Zusätzlich – das wurde schon
erwähnt – wird über 1 Milliarde Euro Personalkosten in
den Einzelplan 60 geschoben. Deutlich ist: Gespart wird
hier nicht.


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(C (D Ihre Bundeswehr ist noch zu groß. Wir Grüne fordern übrigens basierend auf den Berechnungen des Generalspekteurs – eine Bundeswehr mit 160 000 Soldatinnen nd Soldaten. Mit Ihrer Zielgröße von 185 000 sind Sie inen Kompromiss eingegangen. Dieser Kompromiss ird dem umfassenden Bedürfnis nach einer Reform un erer sicherheitspolitischen Instrumente jedoch gar nicht erecht. Eine Verkleinerung der Bundeswehr muss mit iner raschen Außerdienststellung von überschüssigem aterial einhergehen. Die Mittel für Lagerhaltung und rhalt können andernorts besser eingesetzt werden. Dait wir uns nicht falsch verstehen: Das bedeutet nicht, ass die Bundeswehr ihre Altwaffen auf dem Weltmarkt erramschen soll. Im Gegenteil: Waffen gehören verantortungsvoll entsorgt. Am wichtigsten wird es aber sein, sich des Bereichs er Beschaffung anzunehmen. Eine Bundeswehrreform uss deutlich machen, dass tausendprozentige Goldndlösungen weder gewollt noch zielführend sind. Wo s geht, sind marktverfügbare Lösungen „off the shelf“ u kaufen. Gerade im Lichte der laufenden Einsätze leibt uns weder Zeit noch Geld für ewig dauernde Eienentwicklungen. Und schließlich: Mit Millionen von Euro unterstützt ie Bundeswehr Jahr für Jahr Werbereisen der Rüstungsdustrie. Großzügig, wie sie ist, verzichtet sie größtenils auf eine Kostenerstattung. So knapp scheint das eld doch nicht zu sein. Wir sprechen hier nicht über das ufstellen von bunten Pappschildern oder über Broschün. Nein, es geht zum Beispiel um den millionenteuren insatz von Kampfflugzeugen bei Messen wie der Aero dia. Nicht nur werden hier Steuergelder zweckentemdet, sondern es werden Exporte in Spannungsregioen forciert. Solche Zahlungen sind in Zeiten knapper assen nicht zu rechtfertigen. Herr Minister, wir erwarten von Ihnen eine umfasende Reform, eine Reform, die nicht nur die Strukturen er Bundeswehr an die sicherheitspolitischen Realitäten npasst, sondern vor allem einen Sparbeitrag leistet. Der inzelplan 14 bietet Möglichkeiten hierzu. Lassen Sie ie Bundeswehr nicht einfach vom Haken. Ohne Sparorgaben fehlt nicht nur jedweder Anreiz für tiefgreinde Veränderungen, Sie tun der Bundeswehr damit uch keinen Gefallen. Die jetzt verschleppten Einspangen müssten Sie dann später in doppelter und dreifa her Höhe erbringen. Vielen Dank. Vielen Dank, Kollege Dr. Tobias Lindner. Das war Ihre erste Rede im Deutschen Bundestag. Ich arf Ihnen im Namen des ganzen Hauses herzlich gratueren. Vizepräsident Eduard Oswald )


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712307800

(Beifall)





(A) )

Sie haben es geschafft, auf die Sekunde Ihre Redezeit
einzuhalten. Sie haben jetzt den Beifall des ganzen Hau-
ses bekommen. Merken Sie sich dies. Es kann sein, dass
das nicht so oft vorkommt.


(Heiterkeit)


Der nächste Redner in unserer Debatte ist für die
Fraktion der CDU/CSU unser Kollege Ernst-Reinhard
Beck. Bitte schön, Kollege Ernst-Reinhard Beck.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Ernst-Reinhard Beck (CDU):
Rede ID: ID1712307900

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

gen! Ich muss mich über die schrillen Töne sehr wun-
dern, die ich heute vonseiten der Opposition höre.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Das ist doch nicht neu!)


– Sie wundern sich vielleicht nicht mehr. – Lieber Kol-
lege Schäfer, ich schätze Sie für Ihre Arbeit im Aus-
schuss. Sie haben hier gesagt: 100 000 Mann; es gibt
keine Bedrohung. Sagen Sie doch ganz ehrlich, dass Sie
die Bundeswehr abschaffen wollen. Wenn das geschieht,
wird noch sehr viel mehr im Haushalt gespart. Ihre For-
derung ist ohne sachliche Begründung. Sie sind auch wi-
dersprüchlich. Sie kritisieren, dass man auf der einen
Seite an der Fürsorge spart und auf der anderen Seite mit
entsprechenden Rüstungsmaßnahmen klotzt. Die SPD,
lieber Kollege Arnold, sagt, überall werde vernachläs-
sigt.

Ich glaube, die Rede des Ministers hätte es verdient
gehabt, von Ihnen sachlich gewürdigt zu werden, in ein-
zelnen Punkten vielleicht durchaus kritisch. Ich möchte,
an den Minister gewandt, ein herzliches Dankeschön sa-
gen. Er hat sein Amt in einer schwierigen Phase über-
nommen – vielleicht haben Sie es vergessen –: Erst seit
März ist er der Inhaber der Befehls- und Kommando-
gewalt in diesem Land. Damit ist er verantwortlich für
unsere äußere Sicherheit. Ich meine, er hat die entspre-
chenden Fäden, die bis dahin unter dem Stichwort „Bun-
deswehrreform“ etwas lose in der Luft hingen – auch das
sollte man einmal feststellen –, zu einem konstruktiven,
zukunftsfähigen Konzept zusammengebunden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Kathrin Vogler [DIE LINKE]: Verwurschtelt!)


Herr Minister, wir, die CDU/CSU-Fraktion, wünschen
Ihnen für den weiteren Reformweg alles Gute.

Es ist mangelnde Transparenz angemahnt worden.
Herr Kollege Arnold, es ist aber nicht wahr, dass es an
Transparenz mangelt. Bei der Vorstellung der Verteidi-
gungspolitischen Richtlinien kam zum Ausdruck, dass
wir die Dinge begleitet haben, mitunter auch kritisch.
Dies alles vom Tisch zu wischen, ist nicht unbedingt der
richtige Stil.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Das sagen Sie jetzt! Solange Herr Guttenberg da war, haben Sie immer Beifall geklatscht!)



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(C (D Ja, gut. Bei Ihren Leuten spenden Sie doch auch Beill, Herr Gehrcke. (Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das ist zumindest eine ehrliche Antwort!)


ie haben bemerkt, dass ich mich relativ gemäßigt aus-
edrückt habe.

Herr Kollege Arnold, eines hat mich irritiert – das lasse
h Ihnen schlicht und ergreifend nicht durchgehen –: Sie
aben hier in einer, wie ich meine, nicht anständigen
eise die Frage der Einsatzversorgung eingebracht. Es
t richtig: Wir sind im Verteidigungsausschuss in Wahr-
ehmung unserer Verantwortung – es geht darum, dass
oldaten in gefährliche Einsätze geschickt werden – ge-
einsam zu der Erkenntnis gekommen: Wir müssen die

estmögliche Versorgung von verletzten und verwunde-
n Soldaten und wir müssen die bestmögliche Versor-
ung für Hinterbliebene von Gefallenen gewährleisten.
ußerdem müssen wir die notwendigen Anstrengungen
nternehmen, um zum Beispiel Versehrten den Wieder-
instieg ins Berufsleben zu ermöglichen.

Wir müssen auch hier einfach einmal feststellen, dass
jetzt vorliegenden Entwurf – auch ich hätte ihn mir

üher gewünscht; das sage ich ganz offen – wesentliche
orderungen von uns aufgegriffen sind, etwa was die
ngleichung der Versorgung von Berufs- und Zeitsolda-
n, die Rückdatierung des Stichtags und eine ganze
eihe von finanziellen Leistungen – sie sind verdoppelt
orden – angeht. Dass wir hier vielleicht noch mehr tun
önnen, ist doch klar. Aber all dies vom Tisch zu wi-
chen und zu sagen: „Das ist alles nichts; auf unsere
unkte geht man nicht ein“, halte ich für keinen guten
til, lieber Kollege Arnold.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Rainer Arnold [SPD]: Mehr tun wollen wir!)


Ganz konkret: Die Absenkung des Schädigungs-
rades von 50 Prozent auf 30 Prozent für eine Beschäfti-
ungsgarantie ist für jemanden, der mit diesen Dingen
icht befasst ist, schwer nachzuvollziehen. Das ist übri-
ens einer der Gründe, weshalb die Ressortabstimmung
o lange gedauert hat. Einige wissen aus eigener Regie-
ngserfahrung – Herr Erler sitzt hier vorne –, dass man-

he Dinge aufgrund der Ressortabstimmung nicht von
eute auf morgen zustande kommen. Das Innenministe-
um etwa hat mit Blick auf die Versorgung der Polizis-
n Einwände gegen das erhoben, was für die Soldaten
ut ist. Wenn man beim Schädigungsgrad von 50 Pro-
ent auf 30 Prozent herunterginge, wäre dies schlicht-
eg mit verfassungsrechtlichen Problemen verbunden.
er Zugang zu öffentlichen Ämtern soll nach Eignung
nd fachlicher Leistung erfolgen; dies ist einer der
rundsätze. Sobald der Erste klagt, dass ihm jemand
orgezogen worden ist, weil er entsprechend versehrt ist,
äre dies ein Fall für das Verfassungsgericht. Ich glaube,
ir sollten uns gut überlegen, was wir tun. Wenn wir in
iesem Haus zu einer Regelung kommen, die all dem
echnung trägt, dann bin ich gern bereit, mitzumachen;





Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen)



(A) )


)(B)

aber wir sollten die Bedenken nicht einfach beiseite-
schieben.

Ich glaube, der Minister hat zu Recht das Ziel der Re-
form dargestellt: Deutschland benötigt einsatzbereite,
einsatzfähige Streitkräfte, die in Qualität, Ausstattung
und Ausbildung dem internationalen Standard und dem
Gewicht unseres Landes entsprechen und – ich füge
hinzu – die in eine internationale Verantwortung, in eine
europäische Verteidigung hineinpassen, die im Grunde
in eine entsprechende multinationale, supranationale
Struktur hineinpassen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, vielleicht ärgern Sie
sich jetzt, dass ich anrege, über einige Dinge nachzuden-
ken. Der eine oder andere hat es vielleicht auch schon
getan. Ich frage: Sind wir mit unserem Parlamentsbetei-
ligungsgesetz auch in Bezug auf die Ansprüche, die mit
einer Einsatzorientierung einerseits und mit den von uns
eingegangenen Bündnisverpflichtungen andererseits ein-
hergehen, auf dem richtigen Weg? Ich meine, darüber
sollte man vielleicht einmal nachdenken. Wenn jetzt zum
Beispiel die Teilnahme von Soldaten in integrierten Füh-
rungsstäben der NATO eingeklagt wird, dies also im
Grunde ein Fall für das Verfassungsgericht ist, stellt sich
die Frage, ob wir bei den Einsatzkräften, die wir für eine
gemeinsame Tätigkeit in der NATO, nämlich bei
AWACS, zur Verfügung stellen, jedes Mal darüber dis-
kutieren müssen, ob wir die Soldaten aus den Flugzeu-
gen herausnehmen oder ob ein eigenes Mandat notwen-
dig ist.

Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, ich bin
schon sehr dafür, aus den Erfahrungen mit unserer Ge-
schichte mit der Anwendung militärischer Mittel äußerst
vorsichtig zu sein.


(Kathrin Vogler [DIE LINKE]: Warum tun Sie es dann nicht?)


Wenn wir über Pooling und Sharing im Rahmen der
Bündnisfähigkeit reden, müssen wir uns auf die Zusage
der anderen absolut verlassen können, gleichzeitig aber
akzeptieren, dass man von uns verlangt, dass wir unsere
Fähigkeiten ins Bündnis einbringen und die entsprechen-
den parlamentarischen Voraussetzungen dafür schaffen.
Was würde eigentlich dagegensprechen, wenn wir bei
Aufgaben, die wir gemeinsam im Bündnis wahrnehmen,
den Rahmen vorher vertraglich festlegen, dies generell
mandatieren und dann sagen: „Die Sicherungen unseres
Parlamentsbeteiligungsgesetzes greifen mit dem Rück-
holrecht“? Sie greifen auch schon, wenn die Bundesre-
gierung im NATO-Rat einem bestimmten Einsatz nicht
zustimmt.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Das mit dem Rückholrecht testen wir mal!)


– Herr Gehrcke, das wäre natürlich auch einmal eine Sa-
che. Aber man muss doch einfach sagen, dass bestimmte
integrierte Verbände – denken Sie an die EU-Battle-
Groups; denken Sie an die NATO-Response-Force –
deshalb nicht eingesetzt worden sind, weil das Verfahren
entsprechend kompliziert ist, und dass wir deshalb zum
Teil als unsichere Kantonisten im Bündnis gelten.

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(C (D Ich sage ganz offen: Ich rege an, dass wir uns dieser rage stellen, weil es hier letztlich um unsere Bündnishigkeit und um die Verlässlichkeit im Bündnis geht. as ist, wie ich meine, ein hohes Gut. Wir haben in Eupa eine gemeinsame Verantwortung. Wir sollten uns berlegen, ob wir hier gemeinsam eine Verbesserung erichen können. Zum Schluss möchte ich unseren Soldaten, den zivin Mitarbeitern und den Soldaten im Einsatz danken. as Motto für die Reform heißt: Wir dienen Deutschnd. – Dafür verdienen sie unsere volle Unterstützung. Herzlichen Dank, liebe Kolleginnen und Kollegen. Vielen Dank, Herr Kollege. – Nächster Redner in un erer Debatte ist für die Fraktion der Sozialdemokraten nser Kollege Bernhard Brinkmann. Bitte schön, Kolge Bernhard Brinkmann. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege eck, Sie haben die Ausführungen des Kollegen Arnold ehrfach damit kommentiert, dieser habe einfach etwas om Tisch gewischt. (Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: So gewichtig sind sie nicht!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712308000

(Beifall bei der SPD)

Bernhard Brinkmann (SPD):
Rede ID: ID1712308100

Wir können das ja dann gemeinsam im Protokoll nach-
sen; vielleicht treffen wir uns dann wieder. Vielleicht
at auch der eine etwas mehr recht als der andere.

Ich will einmal auf Folgendes hinweisen: Herr zu
uttenberg war der Ankündigungsminister. Was die An-
ündigungen angeht, haben wir ihm auch die 8,3 Milli-
rden Euro Einsparungen zu verdanken, die ab heute
akulatur sind. Ich will durchaus zum jetzigen Minister,
errn de Maizière, eine Brücke schlagen. Auch viele
unkte, die Sie, Herr Minister, hier angesprochen haben,
tellen bisher nur Ankündigungen dar und sind noch
icht umgesetzt worden. Also ist es unsere gemeinsame
ufgabe, an den Punkten zu arbeiten, die sich bisher nur
Bereich der Ankündigung befinden.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, unsere Bundeswehr
teht mit dem angekündigten und am 18. Mai durch
errn Minister de Maizière präzisierten Reformvorha-
en, der Neuausrichtung unserer Streitkräfte, vor der
rößten Herausforderung ihrer Geschichte. Mit der poli-
schen Entscheidung des Parlaments, die Wehrpflicht
um 1. Juli 2011 auszusetzen und stattdessen einen Frei-
illigendienst einzuführen, haben sich die Rahmenbe-
ingungen für die Streitkräfte und auch für das zivile
ersonal substanziell verändert. Diese Veränderungen
erden auch gravierende Auswirkungen auf den Vertei-
igungsetat haben.

Bereits in meinen Ausführungen am 24. November
010 anlässlich der zweiten und dritten Lesung des Bun-





Bernhard Brinkmann (Hildesheim)


)

)(B)

deshaushalts 2011 habe ich für die SPD-Bundestagsfrak-
tion deutlich gemacht, dass die angekündigten Einspa-
rungen – damals noch von Herrn zu Guttenberg – in
Höhe von 8,3 Milliarden Euro nicht darstellbar sind. Sie
sind – das kann ich nur deutlich wiederholen – mit dem
jetzt vorgelegten Etatentwurf zum Einzelplan 14 auch
endgültig Makulatur.

Herr Minister de Maizière hat dann in seinen Ausfüh-
rungen auf Veränderungen im Milliardenbereich hinge-
wiesen. Ich will an dieser Stelle eines deutlich machen:
All die Einsparungen, die im 44. Finanzplan festge-
schrieben wurden, finden sich aufgrund des Entwurfs
2012 verständlicherweise im 45. Finanzplan nicht wie-
der. Die Bundeswehr – das liegt auch in diesem Reform-
vorhaben begründet – muss natürlich bei dem anstehen-
den Reformprozess mitgenommen werden. Auch das
findet bis heute nur in sehr geringem Umfang und recht
selten statt.

Ich war in der parlamentarischen Sommerpause wie
viele Kolleginnen und Kollegen im Lande unterwegs
und habe mit Soldatinnen und Soldaten und zivilen Mit-
arbeiterinnen und Mitarbeitern gesprochen. Es ist keine
Frage, sie sind nach wie vor hoch motiviert, aber auch
stark verunsichert. Die vorgesehene Reduzierung auf
55 000 Zivilbeschäftigte, Herr Minister, kann man nicht
einfach dadurch umsetzen, dass man die Betroffenen so
hin- und herschiebt, wie es angedacht ist. Darüber müs-
sen wir uns auch bei den künftigen Beratungen intensiv
austauschen. Man kann nämlich eine zivile Mitarbeiterin
aus der Küche oder einen zivilen Mitarbeiter aus der
Standortverwaltung nicht einfach in ein anderes Ministe-
rium umsetzen. In welcher Größenordnung sich die Be-
züge dieser Beschäftigten bewegen, hat der Kollege
Arnold ja in seinen Ausführungen sehr deutlich ge-
macht.

Ich hätte mir auch gewünscht, dass man diese Hilfs-
brücke, um mehr Luft im Etat zu bekommen – dagegen
hat die SPD überhaupt nichts einzuwenden –, nicht in
Form einer Verschiebung von bis zu 1 Milliarde Euro in
den Einzelplan 60, wie es im Entwurf steht, vollzogen
hätte. Es gibt durchaus Annahmen, die von bis zu
4 Milliarden Euro ausgehen. Was man dorthin schiebt,
kann an anderer Stelle natürlich nicht eingespart werden
oder wird weniger eingespart. Wenn Personal in andere
Ministerien verschoben wird, bleibt es letztendlich bei
den gleichen Personalausgaben. Nach dem Grundsatz
der Haushaltswahrheit und Haushaltsklarheit wäre es
besser gewesen, wenn man für all dies eine separate
Haushaltsstelle mit dem Titel „Neuausrichtung der Bun-
deswehr“ im Einzelplan 14 vorgesehen hätte. Das wäre
transparent und entspräche dem Grundsatz der Haus-
haltswahrheit und Haushaltsklarheit.


(Beifall bei der SPD)


Auch zur Frage der Attraktivität sind schon entspre-
chende Ausführungen gemacht worden. Ich will die
Punkte gerne wiederholen, Herr Minister: Vereinbarkeit
von Familie und Beruf, neue Laufbahnen, Stärkung der
Aus- und Weiterbildung, erleichterter Übergang in Zivil-
berufe und, ganz generell, die Bezahlung von Soldatin-
nen und Soldaten. Daher wäre es, auch vor dem Hinter-

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(C (D rund einer durchaus großen Mehrheit für diese Struktur, r die Ende Oktober belastbare Zahlen vorliegen wer en, meines Erachtens ein guter Schritt der Koalitionsaktionen gewesen, wenn sie unserem Antrag zu dieser hematik und der Einrichtung eines Unterausschusses re Zustimmung gegeben hätten. Sie haben das leider bgelehnt. Auch was die Frage der militärischen Beschaffungen ngeht – darauf habe ich ebenfalls bereits im November ingewiesen –, muss man im Rahmen der neuen Struktur chauen, was noch notwendig ist. Der Kollege Koppelin at das bereits ausgeführt. Geschlossene Verträge müsen eingehalten werden; das ist gar keine Frage. Aber uch hier werden uns die allgemeine Entwicklung und reissteigerungen erreichen. Diese Punkte müssen, beinnend im Jahr 2012 und fortgesetzt in den Folgejahn, Grundlage einer soliden Haushaltsaufstellung beim inzelplan 14 sein. Lieber Jürgen Koppelin, du hast in Bezug auf die usführungen des Kollegen Arnold auch die Ausrüstung er Soldatinnen und Soldaten kritisiert. An dieser Stelle ollten wir uns einmal mit der Vergangenheit auseinanersetzen: Es war die Koalition, die bei der Beratung des aushalts 2010 in einer Nacht-und-Nebel-Aktion hand treichartig, ohne Minister Guttenberg zu informieren, 00 Millionen Euro gestrichen hat. Deshalb muss man ereit sein, das an dieser Stelle als Kritik hinzunehmen. ie haben das dann, weil Sie gemerkt haben, dass es so icht geht, in Form von Verpflichtungsermächtigungen u heilen versucht. Auch dieser Punkt gehört meines Erchtens zu einer fairen Auseinandersetzung; Sie können icht nur einseitige Schuldzuweisungen in Richtung PD-Fraktion vornehmen. Herr Kollege Brinkmann, gestatten Sie eine Zwi chenfrage unseres Kollegen Dr. Jürgen Koppelin? Sehr gerne. Bitte schön. Lieber Herr Kollege Brinkmann, dir ist aber bekannt, ass diese Kürzungen durchaus machbar waren, weil sie eschaffungsmaßnahmen betrafen, die wir in der Form nd in dem Umfang nicht mehr brauchten. Aber da du chon solche Zahlen nennst, darf ich daran erinnern, dass urch die Mehrwertsteuererhöhung in Höhe von 3 Proentpunkten, die ihr in eurer Koalitionszeit vorgenomen habt, der Bundeswehr plötzlich 700 Millionen Euro hlten. (Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ging jetzt gegen den Koalitionspartner!)


(Beifall bei der SPD)

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712308200
Bernhard Brinkmann (SPD):
Rede ID: ID1712308300
Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712308400
Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1712308500

(A)







(A) )


)(B)


Bernhard Brinkmann (SPD):
Rede ID: ID1712308600

Lieber Kollege Koppelin, in der Frage der Mehrwert-

steuererhöhung befanden wir uns in guter Gemeinschaft
mit Ihrem jetzigen Koalitionspartner. Meine Partei
wollte keine Erhöhung, die Union hat 2 Prozentpunkte
gefordert, daraus sind dann 3 Prozentpunkte geworden.
Ich habe das immer als Mengenlehre bezeichnet, weil
man auch die nicht erklären kann. Aber Sie wissen bes-
ser denn je: In einer Koalition muss man Kompromisse
machen. Auf unserem Papier war damals die Steuerfrei-
heit für Nachtzuschläge und Feiertagszuschläge ein
Punkt, auf dem Papier der Unionsfraktion stand die
Mehrwertsteuererhöhung, und darum ist es dazu gekom-
men.

Zu dem zweiten Punkt, Herr Kollege Koppelin. Bis
vor wenigen Monaten haben wir immer noch die Mons-
tranz vor uns her getragen, dass wir 8,3 Milliarden Euro
einsparen könnten. Von Steuersenkungen will ich gar
nicht reden. Da scheinen ja auch Sie mittlerweile zu an-
deren Überzeugungen zu kommen, nachdem Sie die
Meinung der Bürgerinnen und Bürger dazu von Ihren
Wahlergebnissen ablesen können. Aber Sie haben Ein-
sparungen vorgenommen, ohne Abstimmung mit dem
Minister. Ich weiß noch ganz genau, wie Herrn Minister
zu Guttenberg damals auf der Regierungsbank die Ge-
sichtszüge entglitten sind.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Kollege Beck
hat bereits darauf hingewiesen, dass unsere Soldatinnen
und Soldaten im Land und darüber hinaus bei den Aus-
landseinsätzen einen gefährlichen und harten Job zu er-
füllen haben. Das wird manchmal von der linken Seite
des Hauses kritisiert. Der Hinweis, die Bundeswehr ab-
zuschaffen, kommt nicht von ungefähr. Auch da könnte
man ein bisschen Vergangenheitsbewältigung betreiben.
Ich will das nicht tun. Aber ich möchte die Gelegenheit
nutzen, den Soldatinnen und Soldaten und allen zivilen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie ihren Angehö-
rigen zu danken und ihnen ausdrücklich meinen Respekt
und meine Anerkennung auszusprechen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Eines bedrückt mich allerdings, und das war auch bei
den Haushaltsberatungen 2010 schon Thema. Am nächs-
ten Morgen ereilten mich dazu aus dem Ministerium
– das hat vielleicht auch etwas mit der Personalstärke zu
tun – innerhalb einer halben Stunde 35 Anrufe. Staats-
sekretär Schmidt weiß, worum es geht. Ich sehe auf der
Besuchertribüne viele Besucherinnen und Besucher, al-
lerdings keinen Soldaten, keinen Bürger in Uniform.
Könnte das daran liegen, Herr Minister, dass die entspre-
chenden Haushaltsmittel ähnlich wie in 2010 schon
Mitte des Jahres aufgebraucht sind und deshalb niemand
im Rahmen der politischen Bildung mehr in die Haupt-
stadt kommen kann? Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn
Sie das überprüfen ließen und mir eine schriftliche
Nachricht zukommen lassen könnten. Die Mitarbeiter
aus dem Ministerium können sich also etwaige Anrufe
morgen früh sparen. Vielen Dank im Voraus dafür.

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(C (D Ich möchte mich auch für die bisher zur Verfügung estellten Informationsunterlagen bedanken, die für die eratung des Einzelplans 14 von Bedeutung sind. Ich ehe davon aus, dass es auch in Zukunft so sein wird. ehmen Sie diesen Dank an das Ministerium bitte mit, err Minister. Ich freue mich auf die Berichterstatterge präche und die Beratungen im Haushaltsausschuss. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Vielen Dank, Herr Kollege. – Nächste Rednerin ist r die Fraktion der FDP unsere Kollegin Elke Hoff. itte schön, Frau Kollegin Elke Hoff. Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren! err Minister, ich glaube, dass Sie mit der Reform und em Haushaltsentwurf auf einem guten Wege sind; denn h vermisse substanzielle Beiträge der Opposition, die ufzeigen, wie sie an der Stelle anders agieren will. Von er Opposition höre ich nur: Ihr spart zu wenig. Vieles uss noch gemacht werden. Ihr schickt zu viele Soldan in den Einsatz. Aber ihr müsst auch den Bündnisverflichtungen Rechnung tragen. – Dieses Durcheinander rschwert es den Menschen, die diese Debatte verfolgen, stzustellen, in welche Richtung die zukünftige Sicher eitspolitik, die sich auch im Einzelplan 14 niederchlägt, aus der Sicht der Opposition gehen soll. Ich möchte an dieser Stelle die Gelegenheit nutzen, uf das einzugehen, was schon kritisch erwähnt worden t, nämlich auf die Nichteinsetzung eines Unteraus chusses Bundeswehrstrukturreform. Liebe Kolleginnen nd Kollegen von der Opposition, ich bin der Überzeuung, dass diese wichtige Reform jedes Mitglied im Veridigungsausschuss gleichermaßen angeht nd dass wir alle aufgefordert sind, uns ständig in jeder itzung des Verteidigungsausschusses mit diesen weentlichen Dingen zu beschäftigen. Zurück zur Sache. Wir haben weltweit eine Situation, der nicht mehr die Vorstellungen der Politik den Rahen der Sicherheitspolitik diktieren. Wir werden zunehend, auch bedingt durch Globalisierung und durch völg neue Sicherheitsrisiken und Herausforderungen, dazu ufgefordert, mit den staatlichen Instrumenten zur Siherheitsvorsorge möglichst flexibel umzugehen. Dazu ehört auch die Bundeswehr. Es war ein Anliegen der oalition, dass die Bundeswehr genau dafür ertüchtigt ird. Wir haben in der Vergangenheit festgestellt, dass äufig notwendige Entscheidungswege – sei es die Entendung in einen Einsatz, seien es Beschaffungen und ie Bereitstellung von Ausrüstung und notwendigem aterial – viel zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Des alb haben wir im Koalitionsvertrag festgelegt, dass wir Elke Hoff )


(Beifall bei der SPD)

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712308700

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Elke Hoff (FDP):
Rede ID: ID1712308800

(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)





(A) )

zuallererst Folgendes erreichen wollen: flachere Hierar-
chien und Transparenz mit Blick auf Strukturen und Ent-
scheidungen. Dass dies kein einfacher Weg ist, kann
man sich angesichts der Größe einer Organisation wie
der Bundeswehr sicherlich lebhaft vorstellen. Jetzt schon
von einem Chaos zu reden – diese Äußerung habe ich
vom Kollegen Bartels gehört; Kollege Arnold hat das
ebenfalls angedeutet –,


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Die ganze Regierung ist ein Chaos! Wovon reden Sie?)


halte ich für vollkommen daneben. Wir stehen gemein-
sam in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Bundeswehr
handlungsfähig ist. Wir stehen aber genauso in der
Pflicht, die Dinge nicht zu zerreden. Wir müssen gerade
in diesen Bereich Ruhe und Zuverlässigkeit bringen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die wesentlichen Eckpunkte, durch die eine Bundes-
wehrreform determiniert ist, sind neben den finanziellen
Rahmenbedingungen die demografischen und natürlich
die sicherheitspolitischen Bedingungen. Wir haben heute
Morgen in der Debatte sehr viel darüber gehört, wie
wichtig es ist – auch ich bin dieser Auffassung –, sich in
Europa in vielen elementaren Politikfeldern aufeinander
zuzubewegen. Ich nenne beispielsweise Wirtschaftspoli-
tik, Haushaltspolitik und Finanzpolitik. Es ist nicht zu-
letzt eine Lehre aus der Diskussion über Libyen, dass
wir gemeinsam in Europa schnellstmöglich europäische
Sicherheits- und Verteidigungsinteressen definieren
müssen. Daraus können wir ableiten, mit welchen Fähig-
keiten und Mitteln wir und die europäischen Partner der
Verantwortung gerecht werden können.

Es wird sehr viel über Bündnistreue und Bündniszu-
verlässigkeit geredet. Wenn ein Land mehr als
7 000 Soldatinnen und Soldaten in internationalen Ein-
sätzen hat, kann ich beim besten Willen keine Bünd-
nisunzuverlässigkeit feststellen. Wenn ich aber – damit
komme ich auf das Thema „Definition der gemeinsamen
europäischen Interessen“ zurück – von einem großen
Bündnispartner höre, dass in Zukunft an die Europäer,
sozusagen vor der eigenen Haustür, andere Anforderun-
gen gestellt werden, bedeutet das einen qualitativen Un-
terschied innerhalb des Bündnisses. Deswegen sollten
wir gemeinsam überlegen – genauso wie wir es vor ei-
nem Auslandseinsatz machen und es die Soldaten mit
Recht einfordern –, wie wir europäische Sicherheitsinte-
ressen definieren und wie wir diese Bereiche kompatibel
machen können, um die Sicherheit unserer Bürgerinnen
und Bürger zu gewährleisten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zur Demografie. Herr Minister, Sie haben eben ge-
sagt, dass der Umbau der Bundeswehr zu einer Freiwilli-
genarmee notwendig war. – Sie haben „leider“ gesagt;
ich als FDP-Vertreterin würde „Gott sei Dank“ sagen. –
Das hat selbstverständlich auch etwas mit der demogra-
fischen Entwicklung zu tun. An dieser Stelle möchte ich
mich für einen Gedanken starkmachen – das ist eben

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(C (D chon angeklungen –: Wenn die jungen Männer und rauen in Zukunft zu einer Mangelware auf dem rbeitsmarkt werden, dann sollten wir, anstatt gegen inander zu konkurrieren, mit der Industrie und mit der rivatwirtschaft kooperieren. Damit könnten wir die Ataktivität der Bundeswehr für junge Männer und Frauen rhöhen, die sich freiwillig für eine gewisse Zeit zum ienst an der Waffe entscheiden, aber danach eine Per pektive brauchen. So könnten wir gleich mehrere Flieen mit einer Klappe schlagen. Wahrscheinlich geht es Ihnen genauso wie mir. Aus er Wirtschaft heraus wird die Frage an uns gerichtet, ie wir für Spezialisten, die überall Mangelware sind in technischen Berufen, im IT-Bereich –, gemeinsam rbeitsbiografien aufbauen können. Jungen Männern nd Frauen fällt die Entscheidung zum Dienst an der affe für ihr Vaterland leichter, wenn sie wissen, dass ie anschließend eine vernünftige Situation auf dem Areitsmarkt erwartet. Herr Minister, ich kann Sie nur eruntern, an dieser Stelle intensiv mit der mittelständi chen Wirtschaft und mit der Industrie bei uns im Lande ie notwendigen Gespräche zu führen. Unsere Unterstütung haben Sie dabei. Kollege Koppelin hat bereits einiges zum Haushalt esagt. Ich freue mich, dass es uns gelungen ist, den Mitlansatz im Verteidigungshaushalt einigermaßen stabil u halten. Natürlich muss auch die Bundeswehr ihren eitrag zum Sparen leisten. Ich glaube, man könnte es iemandem klarmachen, wenn das nicht der Fall wäre. ber das muss verantwortungsvoll geschehen; es muss achvollziehbar sein, und es bedarf einer gewissen Zeit. uch hier finden wir uns als FDP-Fraktion wieder, weil ir immer gesagt haben: Einsparen ja, aber über einen ngeren Zeitraum und in angemessener Höhe. Insofern, err Minister, auch an dieser Stelle ein Kompliment von einer Fraktion. Sie haben in einer schwierigen Zeit das otwendige Stehvermögen bewiesen, um Ihre Kolleginen und Kollegen im Kabinett, denen ich an der Stelle usdrücklich danke, davon zu überzeugen, dass die Fürorge für unsere Soldatinnen und Soldaten eine gesamtesellschaftliche Aufgabe ist. Insofern kann ich vonsein der FDP diesem Haushalt nur zustimmen. (Abg. Katja Keul [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Ich glaube, dass noch ein ganz dickes Brett zu bohren
t. Deswegen bin ich froh, Herr Minister, dass Sie in Ih-
n Verteidigungspolitischen Richtlinien einen Satz ein-

efügt haben, mit dem Sie Ihr Verständnis der deutschen
ehrtechnischen Industrie zum Ausdruck bringen, näm-
ch dass sie eine dienende Funktion hat. Ich würde mich
ehr freuen, wenn es uns in Zukunft gelingt, vor diesem
intergrund die richtigen Entscheidungen zu treffen, so-
ass die Industrie zwar einerseits wettbewerbsfähig ist,
ndererseits aber in einer angemessenen Zeit das not-
endige Material verlässlich zur Verfügung stellen
uss.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Vielleicht ist der Begriff „verdienen“ besser als „dienen“!)






Elke Hoff


(A) )


)(B)

Ich darf mich sehr herzlich für die Aufmerksamkeit
bedanken.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712308900

Vielen Dank. – Frau Kollegin, ich konnte die Zwi-

schenfrage nicht mehr zulassen, weil die Redezeit schon
abgelaufen war. Ich glaube, Sie haben das auch so ver-
standen.

Nächster Redner in unserer Debatte ist für die Frak-
tion Bündnis 90/Die Grünen unser Kollege Omid
Nouripour. Bitte schön, Herr Kollege.


Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712309000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Heute auf

den Tag genau vor zehn Jahren hätte niemand daran ge-
dacht und geglaubt, dass wir, der Bundestag, einmal die
Bundeswehr nach Afghanistan schicken würden.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Wirklich wahr!)


Vor wenigen Jahren wäre es nicht denkbar gewesen,
über einen Einsatz im Libanon oder im Sudan zu spre-
chen. Niemand kann heute wissen, was in 15 Jahren die
Hauptherausforderungen bei der Sicherheit unseres Lan-
des und die Aufgaben der Bundeswehr sein werden. Wer
heute behauptet, das für die Zukunft zu wissen, ist ent-
weder ein Hellseher oder ein Hochstapler.

Deshalb ist es von großer Bedeutung, dass die Bun-
deswehr flexibler wird. Das geht natürlich nur dann,
wenn das Geld zusammengehalten wird. Das Geld in
diesen Zeiten der Verschuldung zusammenzuhalten, ist
natürlich alles andere als einfach. Deshalb war es völlig
richtig, dass der ehemalige Verteidigungsminister Karl-
Theodor zu Guttenberg gesagt hat, er wolle eine große
Bundeswehrreform durchführen. Er hat dies am Anfang
fälschlicherweise ausschließlich mit dem Finanzdruck
begründet; aber der Finanzdruck ist vorhanden und wird
auch in den nächsten Jahren vorhanden sein.

Insofern war es richtig, hier heranzugehen und große
Überschriften zu produzieren. Die Strukturen müssen
tatsächlich effizienter gestaltet werden. Die Gesamt-
größe der Bundeswehr ist auf den Prüfstand gestellt wor-
den; das sollte aus unserer Sicht weiterhin getan werden.
Vor allem geht es um Veränderungen bei der Beschaf-
fungsphilosophie, die bisher in diesem Land existiert:
Seit Jahrzehnten wird mit einem Etat, der eigentlich für
andere Zwecke da ist, Industriepolitik betrieben. All
diese Punkte sind wichtig.

Das Problem beim alten Minister war: Er hat Über-
schriften produziert, aber die Seiten des Buches nicht ge-
füllt. Das heißt, er hat Ihnen, Herr Minister, ein ziemlich
leeres Heftchen hinterlassen. Dadurch können Sie nicht
nur verwalten, sondern auch gestalten. Es ist nicht nur
schlecht, dass da noch nicht so viel gemacht worden ist,
dass die Kärrnerarbeit noch bevorsteht; denn das gibt Ih-
nen die Möglichkeit, tatsächlich zu gestalten. Das Pro-
blem ist: Wenn ich mir diesen Einzelplan anschaue, dann
finde ich davon nichts wieder. Ich finde in diesem Zah-

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(C (D nwerk keine große Bundeswehrreform, sondern auschließlich einen kleineren Verwaltungsakt. Wir schauen inmal, wie die Verhandlungen jetzt weitergehen weren. Herr Minister, Sie stellen sich hin und sagen: „Die ntscheidungen müssen verantwortbar und verlässlich ein.“ Ich frage mich dann aber, wer eigentlich im Buneskabinett dem 44. Finanzplan zugestimmt hat. Sie wan doch dabei. Wenn Sie ein Jahr später diesen Finanz lan nahezu komplett revidieren, dann ist die Frage: elche der beiden Entscheidungen war nicht „verantortbar und verlässlich“? as ist wirklich ein Rätsel, das Sie bitte auflösen mögen. s wäre spannend und angesichts der Verlässlichkeit, die ie hier beanspruchen, gar nicht so falsch, wenn Sie vielicht irgendwann einmal sagen würden, was denn eientlich falsch war und was Sie dazu bewogen hat, diese ntscheidung zu revidieren. Der Finanzdruck bleibt aber bestehen. Es bleibt bisher tselhaft, wo das neue Geld herkommen soll. Wir sind ehr gespannt. Aber Fakt ist: Nominell 65 000 Soldaten eniger werden im Jahr 1 Milliarde Euro mehr kosten. h weiß nicht, ob Sie der Bundeswehr damit einen Gellen tun. Vor allem ist es auch spannend, dass ur prünglich 2011 und 2012 die entscheidenden Jahre sein ollten; die Anschubfinanzierung sollte vor allem 2011 rfolgen. Jetzt ist alles ein bisschen hinund hergebogen orden, auch der Zeitplan. Das heißt, erst 2013 gibt es inen richtigen Schluck mehr für die Bundeswehr. Koischerweise ist dann Wahlkampf. Es ist natürlich alles ndere als gut für die Truppe, dass Sie uns im Nachinein sozusagen einen Wahlkampfetat hineinzimmern ollen. Deshalb halte ich es nicht für angemessen, sich ier dafür feiern zu lassen, dass weniger gespart wird; enn das, was Sie heute nicht sparen, wird die Truppe orgen und übermorgen doppelt und dreifach sparen üssen; das sage ich auch in Richtung der Sozialdemo ratie. Ich verstehe nicht, dass man einfach immer mehr eld braucht. Das wird auf lange Sicht nicht funktionien. Noch einmal: Wir brauchen einfach andere Struktun, eine andere Größe und – noch einmal – vor allem ine andere Beschaffungspolitik. Die zentrale Frage ist aber die nach der sicherheitsolitischen Ableitung. Sie haben es so gelöst, dass Sie erteidigungspolitische Richtlinien formuliert haben. ie haben bei der Verabschiedung des Präsidenten der undesakademie für Sicherheitspolitik, Kersten Lahl, or einigen Tagen gesagt, wir hätten in der Sicherheitsolitik in Deutschland keine Strategielücke. Ich teile iese Äußerung: Ich glaube nicht, dass wir eine Strateielücke haben, denn wir haben gar keine Strategie. Ich ehe gar keine Strategie dieser Bundesregierung. Die erteidigungspolitischen Richtlinien sind ein Mahnmal r diese Strategielosigkeit. Es gab einmal Verteidigungsminister, die die Verteidiungspolitischen Richtlinien im Bundeskabinett haben erabschieden lassen. Sie aber haben daraus einen Veraltungsakt gemacht. Es ist mit dem Auswärtigen Amt Omid Nouripour )


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )

nicht gesprochen worden, auch mit anderen Ressorts
nicht. Insofern gibt es keine Strategie der Bundesregie-
rung. Es gibt nur die grundsätzlichen Gedanken, die Sie
formuliert und verschriftlicht haben. Das ist einfach
nicht ausreichend.

Strategielos ist die Bundesregierung auch, wenn es
darum geht, mit einer Stimme zu sprechen: Die Wider-
sprüche zwischen Verteidigungsminister und Außen-
minister sind bekannt. Neu ist natürlich, dass sich der
Verteidigungsminister und sein eigener Staatssekretär
nun auch öffentlich widersprechen, wie wir das vor eini-
gen Wochen erfahren durften.

Das Problem ist, dass uns Parlamentarierinnen und
Parlamentariern jetzt die Aufgabe bevorsteht, in den
nächsten Wochen alles daranzusetzen, in den Ausschuss-
beratungen eine Bundeswehrreform zustande zu brin-
gen, die diesen Namen auch verdient. Die Bundeskanz-
lerin und andere in der Bundesregierung haben immer
wieder gesagt: Es darf keine Sicherheitspolitik nach
Kassenlage geben. Das ist eine richtige Aussage. Das
Problem ist aber, dass Sie weder eine sinnvolle Sicher-
heitspolitik machen noch auf die Kassenlage schauen.
Das reicht einfach nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712309100

Vielen Dank, Herr Kollege. – Nächster Redner in un-

serer Debatte ist für die Fraktion der CDU/CSU unser
Kollege Thomas Silberhorn. Bitte schön, Kollege
Thomas Silberhorn.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Thomas Silberhorn (CSU):
Rede ID: ID1712309200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der

Verteidigungshaushalt für das Jahr 2012 hat weit über
dieses Jahr hinaus Bedeutung. Denn er legt die Grund-
lage für eine tiefgreifende Neuausrichtung der Bundes-
wehr. Dem Bundesverteidigungsminister ist es gelungen,
das scheinbar Unvereinbare miteinander zu vereinen.
Einerseits leistet der Etat einen wichtigen Beitrag zur
Konsolidierung des Haushalts und zur Einhaltung der
Schuldenbremse, andererseits macht dieser Etat die Bun-
deswehr fit für die Zukunft. Ich möchte anführen, dass
die Truppe im kommenden Jahr zum Beispiel über
200 Millionen Euro zusätzlich für Materialerhaltung
ausgeben kann. Trotz eines kleineren Haushalts für Ver-
teidigung gibt es keine Abstriche an den militärischen
Fähigkeiten. Entscheidend ist, dass die vorhandenen
Mittel effizient und an den Einsatzerfordernissen orien-
tiert verwendet werden.

Dieser Etat ist ein Beleg dafür, dass die christlich-
liberale Koalition keine Sicherheitspolitik nach Kassen-
lage macht. Es war richtig, anhand der Verteidigungs-
politischen Richtlinien zuerst die Koordinaten unserer
Sicherheitspolitik zu bestimmen, die Aufgaben und Fä-
higkeiten der Bundeswehr zu präzisieren und dann
daraus den erforderlichen Finanzbedarf zu ermitteln. Ih-

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(C (D en, Herr Bundesverteidigungsminister, gilt dafür unser erzlicher Dank. Sie haben die Reformvorhaben zu eiem Konzept aus einem Guss zusammengefügt. Wir önnen nun die Neuausrichtung der Bundeswehr auf ine solide und tragfähige finanzielle Grundlage stellen. Ich muss gleichwohl etwas grundsätzlicher werden: s ist mittlerweile eine Binsenweisheit, dass sich die undeswehr zu einer Armee im Einsatz gewandelt hat. as hat Konsequenzen. Deswegen ist diese tiefgreifende eform unserer Streitkräfte notwendig geworden. Künfg wird Deutschland eher mehr Verantwortung für die ahrung internationaler Sicherheit zukommen als weni er. Die westlichen Demokratien sind Inseln des Wohltands auf diesem Globus. Auch weil es uns besser geht ls anderen, tragen wir ein höheres Maß an Mitverantortung. Unser Wohlstand basiert auf unserer freiheitli hen Gesellschaftsordnung, auf Demokratie und Rechtstaatlichkeit sowie auf der Achtung und dem Schutz der enschenrechte. Es sind auch diese Werte, die wir vereten, wenn wir uns unter dem Dach der Vereinten Naonen und der NATO daran beteiligen, in anderen Teilen er Welt Sicherheit zu schaffen. Die Landesverteidigung als Bündnisverteidigung ist icht unwichtig geworden. Sie wird in den Verteidiungspolitischen Richtlinien zu Recht weiterhin als erste ufgabe der Bundeswehr genannt. Die Beteiligung an er internationalen Verhütung und Bewältigung von onflikten wird aber weiter an Bedeutung gewinnen. ine Truppe, die in der Lage sein muss, durchhaltefähig eltweit im Einsatz zu sein, braucht eine andere Struktur ls die Bundeswehr der Nachkriegszeit. Diese Reform ietet die Chance, Unzulänglichkeiten, die seit langem rkannt sind, zu beheben und die Bundeswehr so auszuchten, dass sie ihrem Auftrag auch gerecht werden ann. Zu den wesentlichen Kriterien für den Erfolg der euausrichtung der Bundeswehr zählt die Führungskulr der Streitkräfte. Auf diesem Feld gilt die Bundeswehr eltweit als Vorbild. Die Grundsätze der Inneren Fühng garantieren die Stellung jedes einzelnen Angehöri en der Bundeswehr als Staatsbürger in Uniform. Lassen ie mich das etwas ausführen, damit wir für die Öffentchkeit nicht immer in Floskeln reden. Innere Führung eißt: Jeder Auftrag innerhalb der Streitkräfte muss thisch, rechtlich und politisch legitimiert sein und soll on jedem Befehlsempfänger in Bezug auf diese Kriteen hinterfragt werden. Die Auftragstaktik, die damit erbunden ist, hat sich in allen vergleichenden Betrachngen als überlegen erwiesen. Deshalb gilt es, dieses odell zu erhalten. In einer Freiwilligenarmee ist es allerdings eine beondere Herausforderung, ein kongruentes Wertevertändnis zwischen Streitkräften und Gesellschaft zu geährleisten. Zu diesem Zweck ist es notwendig, einen esellschaftlichen Konsens über den Auftrag der Streiträfte herzustellen. Die Fähigkeit zum Einsatz im Konikt setzt voraus, dass das Kämpfen zum Anforderungsrofil der Soldaten gehört. Wir müssen uns darüber im laren sein, dass es dabei nicht nur um Selbstverteidi Thomas Silberhorn )





(A) )

gung geht. Entscheidend ist aber, dass der Kampf einer
strikten Wertebindung unterliegt.

Dieses Verständnis für den Dienst in der Bundeswehr
muss unsere Gesellschaft aufbringen. Die Soldaten sol-
len das Leitbild des Staatsbürgers in Uniform leben, aber
die Gesellschaft muss es auch verstehen, damit die
Streitkräfte in ihr fest verankert bleiben. Gerade die Frei-
willigenarmee erfordert, dass sich die Gesellschaft zur
Bundeswehr bekennt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Bundeswehr braucht hochmotivierte Soldaten.
Der Bund steht im Wettbewerb mit anderen Arbeitge-
bern. Deswegen spielt die Attraktivität der Bundeswehr
eine wichtige Rolle für den Erfolg dieser Reform. CDU/
CSU und FDP diskutieren intensiv über ein ganzes Bün-
del von Maßnahmen, um den Dienst in den Streitkräften
attraktiver zu gestalten. Ein wichtiges Anliegen ist der
Ausbau einer elternfreundlichen Infrastruktur in der
Bundeswehr. Von der Öffnung für Seiteneinsteiger bis
zur Mitnahme von Versorgungsanwartschaften gibt es
eine breite Palette von Verbesserungsmöglichkeiten. Die
Koalitionsfraktionen arbeiten mit Nachdruck, um rasch
zu Ergebnissen zu kommen.


(Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Sie sind gestoppt worden!)


Mit dem Entwurf eines Einsatzversorgungs-Verbesse-
rungsgesetzes, mit dem die Versorgung von Geschädig-
ten und Hinterbliebenen verbessert werden soll, hat die
christlich-liberale Koalition in der letzten Woche eine
wichtige Änderung auf den Weg gebracht. Wir werden
diesen Gesetzentwurf zeitnah verabschieden. Die Ver-
besserungen werden bald Realität sein. Im vorliegenden
Haushaltsentwurf ist bereits eine Erhöhung der Versor-
gungsausgaben um mehr als 60 Millionen Euro für 2012
fest eingeplant.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Frage nach den künftigen Standorten der Bundes-
wehr ist ausgesprochen komplex. Militärische, wirt-
schaftliche und personelle Aspekte sowie strukturpoliti-
sche Anliegen der Bundesländer und vieles mehr
erfordern intensive Abstimmungen. Es geht schlichtweg
nicht anders, als sich dafür die nötige Zeit zu nehmen.
Uns ist bewusst, dass gerade dieser Punkt einige Verun-
sicherung in der Truppe verursacht. Aber gerade weil
Standortentscheidungen Konsequenzen für die Soldaten,
die Zivilbeschäftigten und ihre Familien haben, müssen
wir mit Sorgfalt vorgehen. Der Fahrplan für die Ent-
scheidungen steht.

Gestatten Sie mir, hier nochmals mit Nachdruck für
die Präsenz der Bundeswehr in der Fläche zu werben.
Die Verwurzelung der Truppe in der Breite unseres Lan-
des stärkt ihr Ansehen in der Bevölkerung. Flächende-
ckende Präsenz ist eine Voraussetzung dafür, dass die
Bundeswehr nicht auf das oft beklagte freundliche Des-
interesse stößt.

In der Europäischen Union stehen wir vor der Auf-
gabe, unsere Armeen besser und enger aufeinander ab-
zustimmen. 27 nationale Armeen können unmöglich

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(C (D de für sich über alle Fähigkeiten verfügen, die die uropäische Union heute braucht, um ihrer weltweiten erantwortung gerecht zu werden. Wir müssen daher die erschiedenen Fähigkeiten der einzelnen Streitkräfte esser miteinander vernetzen. Bei der Luftüberwachung um Beispiel zeigt sich, dass integrierte europäische erbände funktionieren, wo spezifische Fähigkeiten innvollerweise gemeinsam ausgeübt werden. Wenn unere globale Verantwortung zunimmt, die zur Verfügung tehenden Mittel aber knapper werden, dann muss die oordinierung und Kooperation mit unseren europäi chen Partnern ein Teil der Lösung sein. Lassen Sie mich zum Schluss kommen. Die Bundesehr ist eine leistungsfähige Armee. Wo sie im Einsatz t, genießt sie höchsten Respekt für ihre Arbeit. Ich anke unseren Soldatinnen und Soldaten sowie allen ivilbeschäftigten für ihren Dienst, und ich danke auch ren Angehörigen. Sie tun etwas für unser Land. Herzlichen Dank. Vielen Dank, Herr Kollege. – Nächster und damit tzter Redner in dieser Debatte ist für die Fraktion der DU/CSU unser Kollege Klaus-Peter Willsch. Bitte chön, Kollege Willsch. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen nd Kollegen! Herr Minister, ich mag es nicht, wenn enschen Steine hinterher geworfen werden. Deshalb ill ich zwei Punkte besonders herausstellen. Wir alle issen, dass Minister de Maizière das Amt in vorbildcher Weise übernommen hat, nachdem es vakant war, ber ich möchte Karl-Theodor zu Guttenberg an diesem ag bei der Einbringung des Haushalts ausdrücklich für as danken, was er für unsere Bundeswehr getan hat. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Der wohnt nicht mehr hier!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712309300
Klaus-Peter Willsch (CDU):
Rede ID: ID1712309400

Es war völlig anders, als Herr Trittin es heute ausge-
hrt hat. KT hat – –


(Lachen bei der SPD – Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: KT: Kein Thema!)


arl-Theodor zu Guttenberg hat die Notwendigkeit der
undeswehrreform erkannt und durch Einsatz in den
arteigremien, wie es sein muss, eine Veränderung her-
eigeführt, die auf zwei Parteitagen, dem der CDU und
em der CSU, mit breiten Mehrheitsbeschlüssen dazu
eführt hat, dass die CDU und die CSU ihre Haltung ge-
ndert haben und sich den Übergang von einer Wehr-
flichtarmee zu einer Freiwilligenarmee aktiv zur Ge-
taltung vorgenommen haben.

Der eine oder andere wird, wenn er ehrlich zu sich
elbst ist, zugestehen – ich war mehrfach mit ihm unter-
egs bei der Truppe im Einsatz –: Er hat die Lage der
oldaten im Einsatz und das, was die Soldaten dort für
nser Land im Krieg tun, in hervorragender Weise in das





Klaus-Peter Willsch


(A) )


)(B)

Bewusstsein der Öffentlichkeit gebracht. Für beides ge-
bührt ihm ausdrücklicher Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn ich du wäre, würde ich auch nicht über den Haushalt reden! – Dr. h. c. Gernot Erler [SPD]: Ist das der Nachruf? – Gegenruf des Abg. Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist das Ablenken vom Haushalt! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Eine der gescheiterten Persönlichkeiten der deutschen Politik wird hier gelobt! Unglaublich!)


Leider sind auch im Jahr 2011 nicht alle Soldaten
wohlbehalten aus dem Einsatz in Afghanistan zurück-
gekehrt. Sieben Kameraden sind in Afghanistan gefal-
len. Das macht greifbar, was eine Armee im Einsatz be-
deutet. Wir haben nicht nur Gefallene, sondern auch
Versehrte zu beklagen. Das ist Anlass genug, bei dieser
Gelegenheit all denen, die diesen schweren und gefähr-
lichen Dienst für unser Land auf sich nehmen, ausdrück-
lich zu danken. Hierbei beziehe ich alle Kameraden ein:
die Freiwilligen und länger dienenden Zeitsoldaten und
die Berufssoldaten, die früheren Wehrdienstleistenden,
die jetzt langsam ausgephast werden, die neuen Freiwil-
ligen und die Reservisten.

Am 15. September des letzten Jahres habe ich an die-
ser Stelle darauf hingewiesen, dass man dem Einzel-
plan 14 für das Jahr 2011 seine Unwägbarkeiten ange-
sehen hat. Im vergangenen Jahr hat sich viel getan. Wir
haben inzwischen mit Blick auf die neue Bundeswehr
und die Freiwilligenarmee viel mehr Informationen auf
dem Tisch. Wir können für das Jahr 2012 auf festerer
Grundlage planen.

Natürlich wäre es schön, wenn wir schon das Gesamt-
tableau hätten. Der Minister hat es aber angekündigt,
und er bewegt sich damit auf der Linie des verkündeten
Zeitplans: Die Stationierungsentscheidungen stehen im
Herbst – im Oktober – an. Dann müssen wir natürlich
nachbessern. Der Hinweis darauf, dass diese vor der
zweiten und dritten Lesung erfolgen, erlaubt uns viel-
leicht, die Entscheidungen im Rahmen der Beratungen
an die zukünftigen Gegebenheiten anzupassen.

Der Verteidigungshaushalt muss Sparbeiträge brin-
gen. Wenn Sie sich den Verteidigungshaushalt an-
schauen und die nominalen Beträge betrachten, dann
müssen Sie immer sehen, dass das Selbsterbringen der
Versorgungsleistungen und die BImA-Leistungen, also
die Kosten für die Unterbringung in bundeseigenen Lie-
genschaften, für die Miete zu zahlen ist, bei der Bundes-
wehr am stärksten zu Buche schlagen. Deshalb ist auch
ein nominales Fortschreiben eines Plafonds gleichwohl
eine Verringerung des operativen Spielraums. Es war
dringend notwendig, dass wir 1 Milliarde Euro über den
Einzelplan 60 mobilisiert haben, um dabei zu helfen, das
große Paket der Personalanpassung zu tragen.

Der Einzelplan 14 macht im Regierungsentwurf mit
31,68 Milliarden Euro 10,4 Prozent des Bundeshaushalts

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(C (D us. Der Anteil am Bruttoinlandsprodukt beträgt nomial 1,18 Prozent. Nach der Rechenweise der NATO beägt er 1,3 Prozent. Ich weise darauf hin, dass wir damit eit unterhalb der im Rahmen der Selbstverpflichtung ls Untergrenze festgelegten 2 Prozent des BIP liegen. h glaube, dass wir in Sachen Landesverteidigung und icherung unserer Freiheit sehr sorgfältig vorgehen müsen. Ich rege an, dass man sich innerhalb der NATO Geanken darüber macht, ob dieser Wert, 2,0 Prozent des IP, der nicht mehr von vielen erreicht wird, noch zeitemäß ist oder nicht. Dauerhaft diesen großen Abstand wischen dem, was wir wirklich für Verteidigung aufringen, und dem, zu dem wir uns innerhalb der NATO erpflichtet haben, zu haben, halte ich nicht für einen uten Zustand. Wir werden uns einzelnen Problemstellungen natürch besonders im Rahmen der Einzelplanberatungen im aushaltsausschuss annehmen. Ich denke, das Thema unition – es gibt immer wieder Berichte in den Zeitun en, dass es dort Probleme gibt – werden wir uns noch inmal detailliert vornehmen. Ein Sonderproblem ist der elbsteinkauf der Truppe. Für die, die es nicht wissen, rkläre ich es kurz: Es gibt immer wieder Klagen von oldaten, dass dieses oder jenes Ausrüstungsstück nicht eeignet sei. Wenn sie dann selbst etwas beschaffen, üssen sie erstens die Kosten selbst tragen, und zweins können Versicherungsprobleme auftauchen, wenn s nicht die entsprechende Sicherheitsspezifikation hat. iese Themen sind für den einzelnen Soldaten im Ein atz wichtig. Beim Thema Großgeräte stellt sich erneut die Frage, ie wir dort vorgehen. Der Minister hat angedeutet, dass s bei den A400M eine Lösung geben wird, wobei ein roblem dabei deutlich wird. Diese 13 A400M, die uns uf den Hof gestellt werden, müssen wir verkaufen. So ird das vielleicht auch in anderen Bereichen der Großeräteausstattung sein. Wir müssen als Bundesrepublik eutschland dabei helfen, Wehrtechnikund Technogieunternehmen in diesem Bereich zu erhalten, indem ir ihnen beim Export Wege ebnen. So weit mein kursorischer Überblick. Lassen Sie ich zum Schluss kommen. Ich selbst habe im Rahmen er parlamentarischen Sommerpause natürlich auch tandorte besucht, zum Beispiel mein Sanitätskomando II in Diez, in der Nachbarschaft. Ich habe immer ieder festgestellt, dass die Soldaten im Wesentlichen rei Dinge von uns erwarten: Sie erwarten, dass wir und ie Bevölkerung sie sowie die Art und die Weise ihres ienstes wahrnehmen. Sie wünschen sich, dass das Parment hinter ihnen steht und ihnen die Legitimation für en Einsatz gibt, und sie wünschen, dass sie ihre Arbeit it ordentlicher Ausrüstung machen können. Ich bin berzeugt: Im Miteinander für unsere Parlamentsarmee önnen wir das gemeinsam erreichen. Dazu lade ich Sie erzlich ein. Danke sehr. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)







(A) )


)(B)


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712309500

Vielen Dank. – Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich

darf Sie bitten, auf den Plätzen zu bleiben, und darf das
Wort dem Bundesminister der Verteidigung geben. Bitte
schön, Herr Kollege de Maizière.

Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister der Ver-
teidigung:

Herr Präsident! Ich möchte keinen Debattenbeitrag
leisten, sondern dem Parlament nur mitteilen, dass der
ehemalige Verteidigungsminister Hans Apel gestorben
ist. Hans Apel war ein großer Sozialdemokrat, er war ein
bedeutender Politiker, und er war auch ein bedeutender
Verteidigungsminister. Unsere Gedanken sind bei den
Angehörigen, der Familie. Über die Trauerfeier und
Ähnliches wird zu sprechen sein. Wir werden das in an-
gemessener Weise in Übereinstimmung mit seiner Fami-
lie tun. Mir war wichtig, die Debatte zu diesem Etat
nicht zu beenden, ohne das hier mitzuteilen.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712309600

Vielen Dank, Herr Bundesminister. – Wir trauern mit

den Angehörigen und der sozialdemokratischen Bundes-
tagsfraktion. Wir werden als Parlament in geeigneter
Form die Arbeit und die Persönlichkeit eines bedeuten-
den Bundespolitikers, unseres Freundes Hans Apel, wür-
digen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir kommen zum
nächsten Geschäftsbereich. Ich rufe den Geschäfts-
bereich des Bundesministeriums für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung, Einzelplan 23,
auf. Ich gebe nun das Wort dem Bundesminister für wirt-
schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Herrn
Bundesminister Dirk Niebel. Bitte schön, Kollege Dirk
Niebel.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dirk Niebel, Bundesminister für wirtschaftliche Zu-
sammenarbeit und Entwicklung:

Vielen Dank, Herr Präsident! – Liebe Kolleginnen
und Kollegen! Erlauben Sie mir, dass auch wir zunächst
unserer Trauer über den Tod der beiden deutschen Ent-
wicklungshelfer Ausdruck verleihen. Wir können den
Angehörigen versichern, nachdem sie 14 Tage gebangt
und gehofft haben, dass wir jetzt, in dieser schweren
Stunde, an sie denken. In diesem Zusammenhang
möchte ich auch all denjenigen, die überall in der Welt
für Deutschland ihren Dienst tun, sei es in Uniform oder
in Zivil, unseren ausdrücklichen Dank aussprechen.

In diesem Jahr wird das Bundesministerium für wirt-
schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung 50 Jahre
alt. Es wurde vor 50 Jahren von Walter Scheel als Bun-
desministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit ge-
gründet. Der Zusatz „und Entwicklung“ kam erst in den
90er-Jahren unter Minister Spranger zustande. Wir kön-
nen jetzt den dritten Rekordhaushalt in Folge in den
Bundestag einbringen. Ich möchte dafür ausdrücklich
Frau Bundeskanzlerin Dr. Merkel danken, die diesem
Politikfeld durch ihre ständige Unterstützung auch im

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(C (D abinett zum notwendigen Stellenwert verholfen hat. benso danke ich Herrn Schäuble dafür, dass es trotz der chuldenbremse möglich war, diese Leistung zu erbrinen. Ich möchte deutlich machen, dass dieser Haushalt ein irksamkeitshaushalt ist. Dieser Haushalt kann das rste Mal in 50 Jahren auf die Umsetzung eines verbindchen Menschenrechtskonzeptes bauen, auf eine Art enschenrechts-TÜV, den es die letzten 50 Jahre nicht egeben hat. Das zeigt, mit welcher Wertorientierung ir an unsere Entwicklungskooperation herangehen. Ich wundere mich allerdings manchmal über tagesktuelle Kritik. So haben wir zum Beispiel das Volumen er Entwicklungskooperation mit Syrien von 167 Millioen Euro auf nur noch 5 Millionen Euro gesenkt und den est aufgrund der Menschenrechtsmissachtungen, zu enen es dort kommt, völlig zu Recht eingefroren. Von ewissen Teilen des Hauses wurde daraufhin skandaliiert, wir würden uns nicht um die Trinkwasserversorung der Menschen und um die Betreuung von Flüchtngen aus Irak und Palästina kümmern. Ich wundere ich über das humanitäre Verständnis von manchen rünen. Ich muss sagen, Frau Koczy: Das ist mehr als irtschaftsförderung. Es geht in diesem Etat auch um ie Menschen. Wir haben es geschafft, auch mit diesem Haushalt ie Entwicklungszusammenarbeit aus der politischen uschelecke herauszuholen und sie in die Mitte der Ge ellschaft zu führen. Wir schaffen es, dazu beizutragen, ie Lebenschancen von Menschen zu verbessern, ohne ilfsbedürftigkeit zu verstetigen und vor allem ohne ine Hilfsindustrie sich selbst befriedend immer wieder u füttern und zu ernähren, sondern wir arbeiten darauf in, möglichst viele unserer Partner möglichst bald zu raduieren und aus der Abhängigkeit von fremden Leisngen herauszuführen. Dennoch brauchen wir im nächsten Jahr, 2012, mit ,33 Milliarden Euro viel Geld. Wir müssen in Deutschnd immer wieder die Legitimität erwerben, dieses Geld Ausland auszugeben. Aber es nützt einer internatio al vernetzten Gesellschaft wie Deutschland, diese Koperation zu betreiben. Es gibt auch wirtschaftliche ückflüsse in unser Land; das darf man immer wieder ststellen. Wir haben es geschafft, im Vergleich zum Vorjahr 14 Millionen Euro mehr zur Verfügung zu stellen. Das ind 560 Millionen Euro mehr, als in der Finanzplanung orgesehen. Dennoch reicht das alleine nicht aus, um nsere Ziele zu erreichen. Umso wichtiger ist es, dass ir auf die Wirkung dessen achten, was wir tun. Wir aben unsere Vorleistung durch die Vorfeldreform erracht, durch die Zusammenführung von GTZ, DED nd InWEnt, die größte Strukturreform in der Gechichte der deutschen Entwicklungspolitik, an der drei orgängerregierungen gescheitert sind. Bundesminister Dirk Niebel )


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)





(A) )

(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Ja! Eine sehr
gute Entscheidung! Sehr mutig und sehr rich-
tig!)

Wir setzen diese Reform fort, indem wir in diesem Haus-
halt vorsehen, ein unabhängiges Evaluierungsinstitut zu
gründen, das die Möglichkeit eröffnet, die Wirkung des-
sen, was wir tun, wissenschaftlich nachzuweisen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Darüber hinaus ist ein Schwerpunkt nach wie vor
Subsahara-Afrika. Afrika ist und bleibt trotz aller
Herausforderungen ein Chancenkontinent. 47,4 Prozent
aller regionalen Mittel werden in Afrika südlich der
Sahara investiert, und auch dies das erste Mal in 50 Jah-
ren auf der Basis eines Bildungskonzepts, das Bildungs-
armut ganzheitlich bekämpfen und dadurch zur Bekämp-
fung von Armut insgesamt beitragen soll. Wir werden
von 2009 bis 2013 zu einer Verdoppelung der Mittel für
Zusagen im Bildungsbereich in Subsahara-Afrika kom-
men.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


2009 betrug das Startvolumen 68,5 Millionen Euro. Im
nächsten Jahr sind dafür schon 105 Millionen Euro vor-
gesehen. Für 2013 sind 137 Millionen Euro anvisiert.

Wir stärken weiter die Zusammenarbeit mit der Zivil-
gesellschaft und der Wirtschaft. Dafür nehmen wir wei-
tere 57 Millionen Euro in die Hand. Wir schaffen eine
„Servicestelle bürgerschaftliches und kommunales
Engagement“, um das große gesellschaftliche Engage-
ment besser zu integrieren.

Wir fördern Ostafrika so, wie es sinnvoll und nötig
ist. Die Bundesregierung hat auf die Hungerkatastrophe
unmittelbar reagiert. 33,5 Millionen Euro an bilateraler
Unterstützung wurden zur Verfügung gestellt, zusätzlich
zu den multilateralen Beiträgen für die Hilfe von EU und
Weltbank. Diese werden in der innerdeutschen Diskus-
sion gerade von den Multilateralisten, die uns immer sa-
gen, wir sollten mehr machen, leider unter den Tisch fal-
len gelassen, obwohl sie eine Leistung der deutschen
Steuerzahlerinnen und Steuerzahler und unserer Volks-
wirtschaft sind. Deshalb gehören sie zwingend dazu.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Nach meinem Besuch im Flüchtlingslager Dadaab
stellen wir kurz-, mittel- und langfristig bis zu 118 Mil-
lionen Euro zur Verfügung, insbesondere für die Ent-
wicklung ländlicher Räume, um besser auf die nächste
Hungersnot, die nächste Dürrekatastrophe, die bestimmt
kommen wird, vorbereitet zu sein. Es war Bärbel
Dieckmann, die Präsidentin der Deutschen Welthunger-
hilfe, übrigens eine ehemalige SPD-Politikerin, die gesagt
hat: Die ländliche Entwicklung ist in den vergangenen
Jahren schmählich vernachlässigt worden. – Deswegen
arbeiten wir daran, die Menschen zu ertüchtigen, mit sol-
chen Dürren besser umgehen zu können. Aber das reicht
nicht aus. Wir brauchen politische Lösungen. Aus die-
sem Grund unterstützen wir in Somalia die Afrikanische
Union und die IGAD, die Intergouvernementale Behörde
für Entwicklung, damit hier politische Gespräche ge-
führt werden können.

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(C (D Nothilfe und wirtschaftliche Zusammenarbeit in der olitischen Diskussion gegeneinander auszuspielen, ist olitische Agitation. Beides hat seinen Platz: (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


othilfe da, wo Menschen in Not sind und dringend un-
erer Hilfe bedürfen, wirtschaftliche Zusammenarbeit
r nachhaltige, dauerhafte Entwicklung, damit Men-

chen aus eigener Kraft aus dem Hilfebezug herauskom-
en.

Ich konnte in der letzten Woche den weltweit größten
ationalpark eröffnen: KAZA, Kavango-Zambezi
ransfrontier Conservation Area, ein Gebiet so groß wie
alien, in dem die Kooperation mit der Wirtschaft und
en örtlichen Kommunen im Sinne einer nachhaltigen
ntwicklung für die Zukunft zwingend notwendig ist,
m die Biodiversität in dieser Region zu schützen.

Lassen Sie mich mit Blick auf meine Redezeit einen
tzten Punkt ansprechen. Wir schaffen mit diesem
aushalt das, was alle Fraktionen in diesem Haus immer
ewollt haben: Wir schaffen die Grundlage für die politi-
che Steuerung der Deutschen Gesellschaft für Interna-
onale Zusammenarbeit. Dieser Haushalt versetzt die
egierung, welche auch immer gerade im Amt ist, end-
ch wieder in die Lage, das, was politisch gewollt wird,
tsächlich auch umzusetzen.


(Beifall bei der FDP)


Ich möchte mit einem Zitat aus der Süddeutschen
eitung vom 17. August schließen, die bekanntermaßen
ein Zentralorgan der Freien Demokratischen Partei ist.
ort steht geschrieben – das wird vor allem Herr Raabe
eben –:

Als Chef im Ministerium des guten Willens spricht
Dirk Niebel unangenehme Wahrheiten aus. Damit
wird nach zwei Jahren im Amt deutlich: Niebel
wird niemals der König der Wohlmeinenden wer-
den. Er hört auf mit der Botschaft, dass die schiere
Masse an Geld allein über die Wirkung entscheidet.
Ganz nebenbei entwickelt sich auf diese Weise aus-
gerechnet dieser FDP-Minister … zu einem Plus-
punkt in der Bundesregierung.


(Beifall bei der FDP)


as hätte ich selbst nie gesagt, ich selbst hätte es auch
ie so schön sagen können. Aber ich hoffe, dass dieser
aushalt mit Ihrer Hilfe ein Pluspunkt für Deutschland
nd unsere Partner in der Welt wird.

Vielen herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712309700

Vielen Dank, Herr Bundesminister. – Nächste Redne-

n in unserer Debatte ist für die Fraktion der Sozialde-
okraten unsere Kollegin Frau Dr. Bärbel Kofler. Bitte

chön, Frau Kollegin Dr. Kofler.


(Beifall bei der SPD)







(A) )


)(B)


Dr. Bärbel Kofler (SPD):
Rede ID: ID1712309800

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Allein mit Ihrem Schlusswort, Herr Minister, haben Sie
– unbescheiden wie Sie sind – dem Ganzen die Krone
aufgesetzt.


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Eigenlob stinkt!)


Wenn es Ihr Markenzeichen wäre, unangenehme Wahr-
heiten auszusprechen, dann hätten Sie diese Rede nicht
mit dem Hinweis auf den Rekordhaushalt beginnen dür-
fen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


364 Kollegen aller Fraktionen haben sich redlich be-
müht, in den letzten Monaten Mittel und Sympathien für
die Bekämpfung der Armut und der größten Katastro-
phen einzuwerben, die den Planeten und sein Klima be-
drohen. Aufgrund dieses Schwungs aus dem Bundestag
und dieser Unterstützung des gesamten Plenums hatte
ich erwartet, dass Sie hier mehr zur Finanzierung des
Einzelplans 23 sagen. Sie haben die Chance nicht ge-
nutzt, diese große parlamentarische Unterstützung in
Mittel für die Armutsbekämpfung umzumünzen.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich kann Sie nur dringend auffordern, bis zur zweiten
und dritten Lesung nachzubessern. Der Haushalt 2012
stellt die letzte Chance für die Erreichung der ODA-
Quote bis 2015 dar. Das wissen Sie genauso gut wie wir.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es ist dringend nötig, mit den Zahlenspielereien auf-
zuhören. Sie sollten nicht – von einer von Ihnen geplan-
ten Absenkung in der Finanzplanung ausgehend – einen
Riesenaufwuchs in diesem Jahr darstellen, sondern müs-
sen über die Mittel reden, die wirklich für die Armutsbe-
kämpfung sowie für die Bekämpfung der Folgen des
Klimawandels und der Katastrophen dieser Erde zur
Verfügung stehen.


(Beifall bei der SPD)


Manchmal ist es hilfreich, den Haushalt und das Stra-
tegiepapier aus Ihrem Hause miteinander zu vergleichen.
Ich glaube nicht, dass es förderlich ist, wenn Sie selbst in
Ihrem Strategiepapier die Mittel zur Armutsbekämpfung
als heilige Kuh bezeichnen. Ich kann mir nicht vorstel-
len, dass Sie am Kabinettstisch Erfolg haben werden,
wenn Sie dann Mittel für diese heilige Kuh haben möch-
ten. Das war ein Schuss nach hinten, glaube ich.


(Beifall bei der SPD)


Wir alle, die den Aufruf unterzeichnet haben, wissen,
dass diese Mittel nicht Mittel zum Selbstzweck sind.
Diese Mittel sind erforderlich für den Bereich der Not-
und Übergangshilfe bei Katastrophen, den Sie selbst
geschildert haben, aber selbstverständlich auch dann
notwendig, wenn es darum geht, Strukturen in Partner-
ländern aufzubauen, die vernünftiges, entwicklungspoli-

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(C (D sch orientiertes Handeln überhaupt erst ermöglichen. ie haben bei anderen Gelegenheiten doch sogar selbst esprochen, dass die Länder ihre Ressourcen nutzen üssen und man ihnen zum Beispiel helfen muss, Steu reinnahmen zu generieren, damit diese Länder selbst eien Beitrag zur Armutsbekämpfung leisten können. Dar brauchen wir finanzielle Mittel. Hierfür muss etwas etan werden. Leider steht in Ihrem Strategiepapier dazu erzlich wenig. Aber unter drei Punkten wird das Hoheed der privaten Investitionen gesungen. Wenn ich das Zusammenhang mit der von Ihnen angesprochenen erteorientierung bzw. dem Wertekodex setze, dann abe ich Zweifel, ob wirklich Armutsorientierung und rmutsbekämpfung im Mittelpunkt des Ganzen stehen. Sehen wir uns einmal die einzelnen Punkte an. Wom geht es denn? Sie haben Bildung angesprochen. chauen wir uns den Haushalt genau an. Der Haushalt ächst um 114 Millionen Euro auf. Sie selbst haben auf er Homepage des BMZ von einem dreistelligen Betrag esprochen, mit dem die Bildung im kommenden Jahr nterstützt werden soll. Das ist richtig und wichtig. Bilung, insbesondere Grundbildung, ist ein Menschencht – da sind wir uns alle in diesem Haus wohl einig – nd die Voraussetzung für wirkliche Entwicklung. Wenn ie aber versprechen, den gesamten Aufwuchs für den ildungsbereich zu verwenden, und gleichzeitig ankünigen, dass es in anderen Bereichen keine Kürzungen eben und 200 Millionen Euro der bilateralen Entwickngsarbeit entzogen werden sollen, falls Sie sich doch ntscheiden – das wäre übrigens dringend nötig –, dem lobalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose nd Malaria endlich die zugesagten Mittel zur Verfüung zu stellen, dann erklären Sie mir einmal, wie Sie as Kunststück vollbringen wollen, die Mittel, die Sie ns gerade für den Bildungsbereich versprochen haben, ur Verfügung zu stellen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Gleiches gilt für die Klimapolitik. Ich nenne einen
ntscheidenden Punkt aus Ihrem Strategiepapier zur Be-
ämpfung von Armut als Beispiel. Es geht darum, was
den Entwicklungsländern alles nötig wäre, um die

chon eingetretenen Folgen des Klimawandels für die
enschen irgendwie erträglich zu gestalten und entspre-

hende Anpassungsstrategien zu entwickeln. Was tun
ie? Wenn man Sie fragt, dann verweisen Sie auf etwas,
as ich als eierlegende Wollmilchsau bezeichne, nämlich
uf den tollen neuen Energie- und Klimafonds der Re-
ierung. In diesem Jahr sind 42,5 Millionen Euro vorge-
ehen, die sich das BMU und das BMZ teilen sollen. Wir
lle erinnern uns, dass die Kanzlerin 2009 in Kopenha-
en über 1 Milliarde Euro zugesagt hat. Es gibt aber
eine neuen Mittel, obwohl diese dringend nötig wären.
as gesamte Geld wird mit den Mitteln für Armutsbe-
ämpfung, mit dem Gesundheitsetat, den Gesundheits-
nds, die Bildungspolitik oder die ländliche Entwick-
ng verrechnet. Berechnungen von Oxfam zufolge sind

8 Prozent der Zusagen im Klimabereich umetikettierte
ittel, zum Teil weit früher zugesagte Mittel zum Bei-

piel für Waldschutz und Biodiversität. In diesem Haus-
alt ist nichts wirklich Substanzielles vorhanden.





Dr. Bärbel Kofler


(A) )



(B)


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das Thema Gesundheit habe ich schon angesprochen.
Ich finde es sehr traurig, dass mit fadenscheinigen Argu-
menten Mittel, die nötig sind, um den Ärmsten der Ar-
men Zugang zu Medikamenten in der Aids-Bekämp-
fung, zu Moskitonetzen zur Malariavorbeugung und zu
Tuberkulosemedikamenten zu verschaffen, verweigert
werden. Wenn sich Deutschland aus den internationalen
Programmen zurückzieht, dann wird dadurch sicherlich
nicht die Stellung Deutschlands im Kontext internationa-
ler Geberkonferenzen und Vereinbarungen gestärkt.
Deutschland verliert so die Möglichkeit, Einfluss auf die
Gestaltung von Programmen zu nehmen. Wenn es aber
so läuft, wie Sie angedeutet haben, dann möchte man
fast sagen: Das ist gut so.

Was den Globalen Fonds angeht, fordere ich Sie noch
einmal auf: Werden Sie Ihrer Verantwortung gerecht,
und setzen Sie die Mittel für die Ärmsten der Armen ein!


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das ist ein Wunschzettel, der hier vorgelesen wird!)


Wenn man alle Ihre Strategiepapiere mit dem Haus-
halt vergleicht, dann stellt man fest: Interessanterweise
kommen Frauen nicht mehr vor. Aber insbesondere im
Bildungsbereich wurde gerade von der Zivilgesellschaft,
mit der Sie angeblich in einem guten Dialog stehen, ganz
massiv angemahnt, zu berücksichtigen, dass Frauen eine
entscheidende Rolle spielen, was Entwicklung angeht.
Nichts davon findet sich in Ihren Strategiepapieren wie-
der. Es gibt nur einen kurzen Satz im Zusammenhang
mit der Mikrofinanzierung, der sich auf die Rolle der
Frauen in der Welt bezieht. Ich finde, das ist deutlich zu
wenig.


(Beifall bei der SPD – Sibylle Pfeiffer [CDU/ CSU]: Aber wir reden jetzt nicht über Strategiepapiere! Wir reden doch über den Haushalt!)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712309900

Frau Kollegin, denken Sie bitte an Ihre Redezeit.


Dr. Bärbel Kofler (SPD):
Rede ID: ID1712310000

Ja. – Wenn ich Ihr Papier – es beschreibt Ihre politi-

sche Ausrichtung und den Weg, den Sie einschlagen
wollen – mit den Haushaltsmitteln vergleiche und be-
denke, wie Sie versuchen, alles auf seine Wirksamkeit
zu überprüfen, dann muss ich sagen: Sie haben mit die-
sem Haushalt die Möglichkeiten, die Ihnen das Parla-
ment geboten hat, nicht genutzt. Ich finde es wahnsinnig
schade, dass Sie die Initiative von 364 Parlamentariern
nicht aufgegriffen haben und versuchen, sich mit faden-
scheinigen Argumenten aus der Verantwortung zu zie-
hen.

Sie müssen für die zweite und dritte Beratung deut-
lich mehr vorlegen. Vor allem erwarte ich, dass Sie uns
endlich erklären, wie Sie bis zum Haushalt 2015 – auch
wenn Sie gar nicht mehr so lange regieren werden – die
ODA-Quote erfüllen wollen.

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(C (D Danke. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712310100

Vielen Dank. – Nächste Rednerin in unserer Debatte

t für die Fraktion der CDU/CSU unsere Kollegin
ibylle Pfeiffer. Bitte schön, Frau Kollegin Sibylle
feiffer.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Sibylle Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1712310200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

ache Entwicklungspolitik für meine Enkeltochter. Sie
t acht Jahre alt und wird mit den Folgen aller politi-

chen Entscheidungen, die wir treffen, leben müssen.
eien es die Beschlüsse zum Schuldenabbau, zum Kli-
aschutz oder zur Verbesserung des Standorts Deutsch-
nds, wir alle müssen unsere Hausaufgaben jetzt ma-

hen, damit meine Enkeltochter und die kommenden
enerationen in Frieden, Sicherheit, Freiheit und Wohl-

tand leben können. Dafür brauchen wir zum Beispiel
tabile demokratische Partner in der Welt, die mit uns
andel treiben und friedlich mit uns zusammenleben.
ichts anderes heißt es, die Herausforderungen der Glo-
alisierung anzunehmen.

Globalisierung und Entwicklungspolitik sind zwei
eiten einer Medaille. Unsere militärischen Einsätze lie-
en immer öfter in Entwicklungsländern. Da brennt es.
a riskieren unsere Soldaten ihr Leben. Das kostet unser
eld, weil dort die Dinge nicht in Ordnung sind. Ent-
icklungszusammenarbeit entscheidet darüber, wie
iele Afrikaner, Araber oder Sonstige


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Menschen!)


ach Europa einwandern wollen, wenn sie in ihrer Hei-
at kein Auskommen haben und ihre Familien nicht er-

ähren können.


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Das ist das Wichtigste!)


Wenn das das Einzige ist, worüber wir hier diskutie-
n! – Öl und andere Rohstoffe wie zum Beispiel Seltene
rden kommen fast alle aus Entwicklungsländern und
chwellenländern. Deutschland muss all dies importie-
n, und deshalb brauchen wir eine solide Entwicklung
diesen Ländern und vor allen Dingen ein gutes Ver-

ältnis zu ihnen. Dies ist Politik in beiderseitigem Inte-
sse.

Wir brauchen in den Partnerländern leistungsfähige
egierungen, die in der Lage sind, die Probleme des
andes – ihres Landes – zu lösen. Im Ergebnis sind es
ur Schlaglichter, die zeigen, dass Entwicklungspolitik
icht nur eine Idee von Spezialisten und Gutmenschen
t, sondern als Instrument politischer Gestaltungsfähig-
eit Deutschlands in unserem ureigenen Interesse liegt.
as beherzigt die jetzige Bundesregierung, und sie setzt
as in dem vorgelegten Haushalt um. Trotz der Schul-
enkrise, der Nachwirkungen der Wirtschafts- und
inanzkrise und der Probleme im Euro-Raum stellen wir
)





Sibylle Pfeiffer


(A) )


)(B)

einen Rekordhaushalt – Herr Minister Niebel hat es
schon erwähnt – für das BMZ auf. Ich finde, darauf kön-
nen wir stolz sein, und das dürfen wir auch laut sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


An dieser Stelle Ihnen, Herr Minister Niebel, vielen
Dank für den Einsatz, den Sie in diesem Zusammenhang
geleistet haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Der Haushaltstitel des BMZ ist der siebtgrößte Titel
insgesamt und der zweitgrößte Investitionshaushalt.
Dass das keine Selbstverständlichkeit ist, zeigt ein Blick
zurück. 1998 hatten wir einen BMZ-Haushalt von 4 Mil-
liarden Euro, 2010 haben wir die 6-Milliarden-Euro-
Schwelle zum ersten Mal überschritten. Im Jahr 2012
soll der Etat auf 6,3 Milliarden Euro wachsen. Ich finde,
das ist eine tolle Leistung, vor allem im Lichte der
schwierigen Zeiten, in denen wir heute leben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Doch allein über die Höhe des Haushalts zu reden,
greift einfach zu kurz. Wir müssen die Entwicklungs-
politik natürlich sorgfältig finanzieren. Aber ich wieder-
hole es immer wieder in jeder Rede: Geld ist nicht alles.


(Beifall bei der FDP)


Was wir brauchen, sind Qualität und die Überprüfung
der Wirkung. Trotzdem bekennen auch wir uns nach wie
vor zu dem Ziel von 0,7 Prozent, liebe Kollegin Kofler.
Aber das von jetzt auf gleich – da sage ich Ihnen sicher-
lich nichts Neues – in der derzeitigen Situation aus Steu-
ermitteln zu leisten, ist völlig illusorisch.


(Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Forderung ist viele Jahre alt!)


– Genau so ist es, Kollege Kekeritz. Die Forderung ist
alt. – Alle vorherigen Regierungen hätten die Möglich-
keit gehabt – da sitzt die ehemalige Ministerin –, konti-
nuierlich daran zu arbeiten. Der jetzigen Regierung diese
Aufgabe von jetzt auf gleich aufzugeben, halte ich für et-
was üppig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir müssen jetzt versuchen, das nachzuholen, was vor-
her versäumt worden ist. Dass wir das gemeinsam tun
sollten, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Darin
sind wir uns, liebe Kollegin Hänsel, sogar einig.

Wir müssen versuchen, diesen Rekordhaushalt prak-
tisch umzusetzen. Die Umsetzung besteht unter anderem
darin, dass wir dem BMZ zum ersten Mal neue Stellen
zur Verfügung stellen, nämlich 180 Stellen im Jahr 2012
und weitere im Jahr 2013. Grundsätzlich bin ich nicht
dafür, Bürokratie aufzubauen. Ich bin eigentlich ein
Gegner von Bürokratie. Aber hier machen die neuen
Stellen Sinn. Erstens erhalten die bisherigen Berater re-
guläre Stellen. Wer mag da widersprechen? Wir sparen
zweitens durch die erfolgreiche Fusion von GTZ,
InWEnt und DED Bürokratiekosten ein. Wir müssen zu-
dem die Entwicklungspolitik international besser ab-
stimmen. Das erfordert den Politikdialog mit den Men-
schen vor Ort, mit unseren Partnerregierungen. Das

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(C (D eißt, wir brauchen drittens Fachleute der Entwicklungsusammenarbeit als Ansprechpartner in unseren Botchaften. Das ist nicht das Einzige, was wir machen. Wir schaffen mit einem unabhängigen Evaluierungsintitut ein wichtiges Instrument der Entwicklungszusamenarbeit. Dafür stellen wir im Haushalt sichtbar Mittel ur Verfügung. Das Ganze ist kein Selbstzweck. Wir alle issen, dass die Qualität der Entwicklungszusammen rbeit in der Vergangenheit viel zu wenig beleuchtet urde; man hätte im Nachhinein mehr tun müssen, um re Wirkung festzustellen. Ich glaube, es ist wichtig, dass ir das Evaluierungsinstitut haben. Denn auch wir müs en über die Steuergelder und deren Verwendung vor Ort echenschaft ablegen. Auch im Hinblick auf die Euroäische Union haben wir Nachbesserungsbedarf, was den mgang mit deutschen Steuergeldern angeht. Immerhin ird ein Fünftel der Mittel der Europäischen Union von nseren Steuerzahlern erbracht. Zurzeit laufen Konsultaonsverfahren; das ist gut. Aber auch hier müssen wir auf ine bessere Qualität achten. Ich erkenne dort noch ein eutliches Verbesserungspotenzial. Ich komme zum Bereich der OECD. Es ist gut, dass ir uns dieses Jahr in Busan treffen, um einmal mehr ber die Weiterentwicklung der Paris-Deklaration und er Accra-Agenda zu sprechen. Die Millenniumsziele ind nach wie vor erreichbar, zumindest teilweise. Lassen Sie mich an dieser Stelle nach der ersten älfte dieser Legislaturperiode eine Zwischenbilanz zieen: mehr Geld für die Entwicklungspolitik, gezielte ualitätsoffensive; Ergebnisse und Wirkungen interes ieren uns. Mit diesem Paradigmenwechsel erreichen ir mehr als mit ein paar Euro mehr im Haushalt. Auch as möchte ich einmal anmerken. Durch einen wesentlich unverkrampfteren Umgang it der Wirtschaft – es geht darum, die Wirtschaft in die ntwicklung der Länder einzubinden – werden wir viel ositives erreichen. Ich glaube, selbst mit Ihnen, Frau ollegin Kofler, bin ich einig: Ohne wirtschaftliche Enticklung vor Ort, ohne Kooperation werden wir keine tabilität und Sicherheit in den Entwicklungsländern erichen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Bärbel Kofler [SPD]: Dazu bedarf es staatlicher Strukturen!)


azu gehört selbstverständlich – ich hoffe, Sie wollen
ir weiterhin zuhören, Frau Kofler – gute Regierungs-
hrung. Sie sollte das oberste Ziel sein. Für unsere Ko-

lition ist sie in den Diskussionen mit unseren Partnern
er wichtigste Punkt.


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Ich fordere gute Regierungsführung für Deutschland!)


ir wollen nämlich, dass Entwicklungspolitik nachhal-
g ist. Das bedeutet vor allen Dingen Klimaschutz, Res-
ourcenschutz und Biodiversität.

Bei all dem dürfen wir nicht vergessen, dass wir im-
er wieder an die nachfolgenden Generationen zu den-

en haben; ich habe erneut meine Enkelin im Sinn. In
ürze werden wir den siebenmilliardsten Erdenbürger





Sibylle Pfeiffer


(A) )


)(B)

begrüßen können. 2050 werden auf der Erde unter Um-
ständen – wenn die Geburtenrate nicht drastisch gesenkt
werden kann – zwischen 12,5 und 13,5 Milliarden Men-
schen leben. Das bedeutet, wir haben Probleme mit der
Ernährung, mit dem Klima, mit der Entwicklung der
Länder an sich. Liebe Kollegin Kofler, in diesem Zu-
sammenhang kommt es hauptsächlich auf die Frauen an.
Ohne die Frauen ist eine Senkung der Geburtenrate nicht
zu erreichen. Sexuelle und reproduktive Gesundheit ist
eines der wichtigsten Themen der Zukunft.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wenn es uns nicht gelingt, die Geburtenrate zu senken,
haben wir, die internationale Gemeinschaft, versagt: Die
Folgeprobleme sind nicht lösbar. Dabei geht es auch um
die Bildung, vor allen Dingen um die von Mädchen;
denn die Mädchen müssen lernen, dass sie Nein sagen
dürfen, dass man nicht der Tradition folgen muss, sie-
ben, acht oder mehr Kinder zu haben, und dass sie mit
einer guten Bildung zum Familieneinkommen beitragen
können. All das müssen und werden wir in Zukunft an-
packen.

Der vorgelegte Haushaltsentwurf ist vor diesem Hin-
tergrund sehr gut gelungen. Man kann sicherlich an der
einen oder anderen Stelle noch nachbessern. Das machen
wir auch ganz gern: Wir justieren an denjenigen Punkten
nach, die ich gerade aufgezählt habe. Wir wollen weiter-
hin dafür sorgen, dass der BMZ-Haushalt solide finan-
ziert ist. Wir dürfen trotz Schuldenbremse darauf hoffen
– wir werden daran arbeiten –, dass bei der mittelfristi-
gen Finanzplanung noch ordentlich nachgebessert wird.
Da bin ich sehr auf Ihrer Seite.


(Beifall des Abg. Thilo Hoppe [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Nachbessern, das können wir; das haben wir bewiesen.
Allen Unkenrufen zum Trotz ist es uns im Haushaltsent-
wurf 2012 gelungen. Ich glaube, wir werden gemeinsam
Energie darauf verwenden, in diesem Sinne weiterzuma-
chen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712310300

Vielen Dank, Frau Kollegin. – Nächste Rednerin für

die Fraktion Die Linke ist unsere Kollegin Heike Hänsel.
Bitte schön, Frau Kollegin Hänsel.


(Beifall bei der LINKEN)



Heike Hänsel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712310400

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen

und Herren! Wer die Debatte heute im Bundestag ver-
folgt hat, musste feststellen, dass die große Hungerkata-
strophe in Ostafrika weitgehend keine Rolle gespielt hat.


(Zuruf von der CDU/CSU: Dummes Zeug!)


Sie ist nicht präsent in den Diskussionen. Auch im Haus-
halt, Herr Niebel, schlägt sich die Erfahrung mit der

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(C (D ungerkatastrophe eigentlich überhaupt nicht nieder. Sie aben erst auf öffentlichen Druck sukzessive die Hilfen rhöht. Es fing ganz bescheiden mit 1 Million Euro an. ie haben im Haushalt keine neuen Weichen gestellt, um uf diese Katastrophe adäquat reagieren zu können. Ich nde, das Minimum wäre zum Beispiel eine Aufstokung der Mittel für die Notund Übergangshilfe. (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


ir fordern einen Sondertitel für Ostafrika, weil es über
ahre hinweg einer Aufbauarbeit und nicht kurzfristiger
ilfen bedarf.

Zum Gesamtetat des Haushalts. In der Auseinander-
etzung um die Erreichung der ODA-Quote möchte ich
igentlich nicht zu einer Klein-Klein-Diskussion über
ahlen kommen, weil wir, 364 Abgeordnete – die Kolle-
in Kofler hat es erwähnt –, über alle Fraktionsgrenzen
inweg gemeinsam eine Initiative entwickelt haben, die
ine Aufstockung des Entwicklungsetats zum Ziel hat.
h sehe das in allererster Linie als eine ganz große
hance und als eine einmalige Initiative an. Ich appel-
ere an Sie, diese Chance zu nutzen. Wir möchten Ihnen

Kabinett den Rücken stärken. Sie sollten die Verspre-
hen, die Sie machen, ernst nehmen. Mein Appell an Sie
utet: Lassen Sie diese große Chance nicht ungenutzt!


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte jetzt zur politischen Auseinandersetzung
das ist für mich das Entscheidende – über Ihren Ent-
icklungsansatz kommen. Sie haben vor kurzem zwei
apiere entwickelt. Zu beiden möchte ich jetzt etwas sa-
en.


(Sibylle Pfeiffer [CDU/CSU]: Wir reden doch über den Haushalt!)


ls Erstes zum Menschenrechtspapier. Sie haben vorhin
en Menschenrechts-TÜV angesprochen. Dazu möchte
h einmal flapsig sagen, Herr Niebel: Ihr TÜV als Ent-
icklungsminister ist schon lange abgelaufen.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Wir haben hier schon bessere Witze gehört!)


ber im Ernst, Sie haben in dem Papier folgenden Satz
eschrieben – ich zitiere –: „Menschenrechte sind Leit-
rinzip deutscher Entwicklungspolitik.“ Fast zeitgleich
atte uns die Meldung erreicht, dass die Bundesregie-
ng die Lieferung von 200 Panzern nach Saudi-Arabien

enehmigt hat. Sie haben zu dieser Panzerlieferung nach
audi-Arabien, ein Land, das auf Demonstranten schie-
en lässt und in Bahrain einmarschiert ist, der Zeit ge-
agt – ich zitiere –:

Die Stabilisierung einer Region trägt durchaus dazu
bei, die Menschenrechte zu wahren – vielleicht
nicht in dem Land, in dem man tätig ist, aber in den
Nachbarländern. Auch in Zeiten des Kalten Krieges
hat die militärische Abschreckung dazu beigetra-
gen, dass der Krieg nicht stattfand.





Heike Hänsel


(A) )


)(B)

Mit solchen Aussagen, Herr Niebel – es wäre ganz
gut, wenn Sie zuhörten –, können Sie Ihr ganzes Men-
schenrechtspapier in den Mülleimer werfen.


(Beifall bei der LINKEN)


Waffenexporte sind immer tödlich, weil die Waffen frü-
her oder später eingesetzt werden. Die Zeit der soge-
nannten Abschreckung im Kalten Krieg hat indirekt sehr
vielen Menschen das Leben gekostet, weil eine wahnsin-
nige Rüstungsspirale in Gang gesetzt und Geld für Waf-
fen und nicht für die Armutsbekämpfung ausgegeben
wurde.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712310500

Sie sehen, dass die Kollegin Schuster von der Frak-

tion der FDP eine Zwischenfrage stellen will.


Heike Hänsel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712310600

Aber die möchte ich jetzt nicht beantworten.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712310700

Die möchten Sie nicht beantworten. – Frau Kollegin

Schuster, Sie haben es gehört.


Heike Hänsel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712310800

Die Kollegin kann am Ende meiner Rede eine Kurz-

intervention machen. Ich finde, die FDP sollte jetzt mei-
nen Ausführungen zu Waffenexporten folgen.

Wir setzen uns für einen Stopp aller Rüstungsexporte
ein. In unseren Augen sind diejenigen, die Waffen lie-
fern, und diejenigen, die das genehmigen, auch verant-
wortlich für Leid und Tod und müssten gegebenenfalls
strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden.


(Beifall bei der LINKEN – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Wir sollten uns einmal über die Menschenrechte auf Kuba unterhalten! Sie sind auf einem Auge blind!)


In diesem Zusammenhang möchte ich die neue Ko-
operationsvereinbarung der GIZ mit der Bundeswehr
kritisieren, Herr Niebel, weil Sie dadurch die zivil-mili-
tärische Zusammenarbeit weiter ausbauen. Wir erleben
in Afghanistan, wie lebensgefährlich das ist. Wir sagen
ganz klar: Heben Sie diese Zusammenarbeit mit der
Bundeswehr auf! Für uns muss die Entwicklungszusam-
menarbeit zivil ausgerichtet sein. Sie darf nicht zur Absi-
cherung von Militärinterventionen verkommen.


(Beifall bei der LINKEN)


Jetzt möchte ich noch etwas zu Ihrem neuen entwick-
lungspolitischen Konzept sagen. Man liest darin viel von
deutschen Wirtschaftsinteressen, aber wenig von Ar-
mutsbekämpfung. Sie setzen darin auf noch mehr Markt,
auf noch mehr Freihandel, auf noch mehr Liberalisie-
rung für deutsche Unternehmen und auf eine unterneh-
merische Entwicklungspolitik. Aber genau in diesem
Moment, wo wir die größte ökonomische Krise weltweit
erleben, wo die Marktwirtschaft abgewirtschaftet hat,
Herr Niebel,

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(C (D (Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Hallo?! Ohne Marktwirtschaft könnten Sie hier gar nicht reden! Sie wissen gar nicht, was Sie erzählen! Eine Beleidigung des deutschen Volkes! – Gegenruf von der SPD: Hören Sie doch mal zu! – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Es ist unglaublich, was hier passiert!)


o sich der Kapitalismus in seiner schwersten Krise be-
ndet, wollen Sie mit diesen Rezepten zu mehr Entwick-
ng im Süden beitragen?


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Ohne soziale Marktwirtschaft könnten Sie hier gar nicht stehen! In welchem Zoo sind Sie eigentlich? Das ist unglaublich!)


as ist ja absolut ein Witz. Sie lernen nichts aus den gro-
en Krisen und erkennen gar nicht, dass wir andere Ent-
icklungsmodelle für die Länder des Südens brauchen.


(Michael Brand [CDU/CSU]: So ein Klassenkampf!)


ie wollen mit noch mehr Spekulation, noch mehr Land-
erkäufen an Unternehmen, noch mehr Überschwem-
ung mit Produkten aus der EU weitermachen. Doch all

as sind ganz gravierende Ursachen für die Armut in
ielen Ländern des Südens.


(Michael Brand [CDU/CSU]: Kuba!)


eshalb ist Ihr Weiter-so ein Beitrag zur Verschärfung
er Krise und nicht ein Beitrag zur Armutsbekämpfung.


(Beifall bei der LINKEN – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Ohne unsere erfolgreiche Wirtschaftspolitik könnten wir den anderen gar nicht helfen! Nehmen Sie das einmal zur Kenntnis!)


Den ganzen Tag über in den Debatten mussten wir
ststellen, dass Sie nichts aus den Krisen lernen. Sie ha-

en überhaupt keine Ahnung. Sie werden durch dieses
ntwicklungsmodell Europa in den Abgrund führen. Wir
rleben ja jetzt bei dieser Bundesregierung, dass sie gar
ichts aus der Krise gelernt hat.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Herr Präsident, das müssen Sie verhindern! Sie erzählt doch Unsinn!)


Sie, Herr Niebel, sind marktgläubig. Deswegen hat
re Politik keine Zukunft. Schauen Sie sich doch einmal

n, wie viele Menschen in Europa erkennen, dass es so
olitisch nicht weitergehen kann!


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Wir machen hier die erfolgreichste Wirtschaftspolitik der Welt! Nehmen Sie das einmal zur Kenntnis!)


u Hunderttausenden versammeln sie sich auf den Plät-
en in Madrid, in Athen und anderswo. Sie sagen, dass
s so nicht mehr weitergehen kann, und fordern, die
ankenmacht zu brechen, sich aus der Macht der
inanzmärkte zu befreien und endlich eine andere Poli-
k zu entwickeln.





Heike Hänsel


(A) )


)(B)

Genau deswegen ist Ihr Entwicklungskonzept das fal-
sche Rezept für die Länder des Südens. Wir müssen sie
mit solidarischen, gerechten Handelsstrukturen unter-
stützen, damit sie zu einer selbstbestimmten Entwick-
lung kommen können.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Wer hat Ihnen das aufgeschrieben? Wo haben Sie das auswendig gelernt? Das ist doch unglaublich!)


Davon sind wir im Moment sehr weit weg.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712310900

Das wäre ein schöner Schlusssatz gewesen, weil Ihre

Redezeit schon lange abgelaufen ist.


(Michael Brand [CDU/CSU]: Schön war der Satz nicht!)



Heike Hänsel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712311000

Herzlichen Dank. – Ich sage Ihnen: Die Linke wird

diese Politik der Bundesregierung und dieses Weiter-so
in den Abgrund nicht hinnehmen. Wir haben andere Ent-
wicklungsvorstellungen als Sie. Dafür werden wir auch
kämpfen, damit wir es nicht mehr erleben, dass täglich
1 Milliarde Menschen auf dieser Welt hungern.


(Beifall bei der LINKEN)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712311100

Vielen Dank, Frau Kollegin. – Bevor ich den nächsten

Redner aufrufe, eine Kurzintervention von Frau Kolle-
gin Marina Schuster aus der Fraktion der FDP.


Marina Schuster (FDP):
Rede ID: ID1712311200

Vielen Dank, Herr Präsident. – Nachdem Sie, Frau

Hänsel, meine Zwischenfrage nicht zugelassen haben,
wähle ich dieses parlamentarische Instrument. Sie haben
uns etwas Ungeheuerliches unterstellt, nämlich dass wir
Menschenrechte nicht ernst nähmen und unser Men-
schenrechts-TÜV abgelaufen sei. Ihre Parteivorsitzen-
den schreiben einen Brief an Fidel Castro, in dem das
Wort „Menschenrechte“ kein einziges Mal erwähnt wird.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Das ist eine Verhöhnung der Opfer, die diese Diktatur
aushalten mussten.


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Das ist unglaublich!)


Gleichzeitig werfen Sie uns hier vor, wir würden Men-
schenrechte nicht ernst nehmen. Dabei liegt jetzt zum
ersten Mal ein verbindliches Menschenrechtskonzept
vor.

Es waren unser Minister und unsere Staatssekretäre,
die die Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit mit
Uganda eingefroren haben, als dort die Einführung der
Todesstrafe für Homosexualität drohte. Es waren unser
Minister und unsere Staatssekretäre, die in gleicher
Weise gegenüber Malawi reagiert haben, als dort die
Presse- und Meinungsfreiheit zurückgefahren worden
ist. Wir haben konditioniert. Wir haben die Menschen-

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(C (D chte nach vorne gestellt. Insofern würde ich Sie bitten, re Aussage zurückzunehmen. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Sie sollte sich schämen!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712311300

Sie haben das Wort zur Erwiderung.


Heike Hänsel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712311400

Danke schön. – Liebe Kollegin Schuster, ich nehme

berhaupt nichts zurück.


(Michael Brand [CDU/CSU]: Sie sind unbelehrbar! – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Setzen!)


enn Herr Niebel sagt, die Panzerlieferungen an Saudi-
rabien seien mit seinem Menschenrechtspapier verein-
ar,


(Michael Brand [CDU/CSU]: Castro!)


ann – das sage ich noch einmal – ist sein Menschen-
chts-TÜV abgelaufen. Ich halte es für einen Skandal,

ass er als Entwicklungsminister Waffenexporte in die-
es Land rechtfertigt und dass Sie es wagen,


(Marina Schuster [FDP]: Kuba!)


ine Geburtstagskarte an Fidel Castro und die Lieferung
on 200 Panzern zu vergleichen und hier auf einer Ebene
u nennen. Das ist schon mehr als politische Dummheit.
as ist große Dreistigkeit. Ich kann Ihnen nur sagen:
alten Sie sich mit Ihrer dummen und wirklich dreisten
ritik zurück! Denn Sie betreiben weltweit Waffenliefe-
ngen in höchstem Maße und unterstützen Angriffs-

riege. Wenn Sie sich vor diesem Hintergrund über eine
eburtstagskarte aufregen, fehlt mir wirklich jede Rela-
on. Sie könnten sich von vielen Politikern in den Län-
ern des Südens eine Scheibe abschneiden.


(Beifall bei der LINKEN – Sibylle Pfeiffer [CDU/CSU]: Ich denke, dass in Ihrer Fraktion einige sitzen, denen das auch peinlich war!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712311500

Das Wort hat der Kollege Thilo Hoppe für die Frak-

on Bündnis 90/Die Grünen.


Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712311600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

evor ich zum Haushalt rede, ein Satz zu dem Men-
chenrechtsdiskurs in diesem Hause. Wir brauchen, ge-
de durch die Entwicklungspolitik unterstützt, eine
enschenrechtspolitik, die Menschenrechtsverletzun-

en kritisiert, egal wo sie geschehen und von wem sie zu
erantworten sind, ob in Kuba, in Bahrain, in Saudi-Ara-
ien oder begangen durch Monsanto.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte auf das Bild zurückkommen, mit dem Sie
egonnen haben, Frau Kollegin Hänsel. Heute war im
ahmen der Generaldebatte und auch in den Medien viel





Thilo Hoppe


(A) )


)(B)

von der Euro-Krise die Rede. Europa ist stark mit sich
selbst beschäftigt. Es wird von Rettungspaketen und
Rettungsschirmen geredet. Dabei wird leicht übersehen,
dass ein großes Rettungspaket ganz anderer Art noch im-
mer nicht vollständig geschnürt worden ist, und zwar ein
Rettungspaket für 12,4 Millionen hungernde Menschen,
die von der dramatischen Katastrophe am Horn von
Afrika betroffen sind. Die Bilder sind aus den Medien
fast verschwunden. So entsteht der Eindruck: Alles nicht
mehr so schlimm; man hat die Lage wohl irgendwie im
Griff.

Aber weit gefehlt: Noch immer strömen Tag für Tag
1 200 Neuankömmlinge ins Flüchtlingslager Dadaab.
Das Maßnahmenbündel der Vereinten Nationen ist nach
Aussage von UN-OCHA noch immer unterfinanziert.
Noch immer fehlen 700 Millionen Euro für die Flücht-
linge.

Einige Flüchtlinge sind nicht erreichbar. Es ist ein
Skandal, dass menschenverachtende Schabab-Milizen in
einigen Regionen Somalias die notwendige humanitäre
Hilfe verhindern.


(Helga Daub [FDP]: Das ist das Problem!)


Das müsste auch den Weltsicherheitsrat beschäftigen.

Aber viele der Flüchtlinge sind erreichbar, und selbst
diese Flüchtlinge werden immer noch nicht ausreichend
mit Nahrungsmitteln, Zelten, Medikamenten und De-
cken versorgt, weil immer noch schlicht das Geld fehlt.

Das Geld fehlt – das ist jetzt die Verbindung zur Euro-
Krise –, weil viele Länder, die bei Hilfsaufrufen der Ver-
einten Nationen sonst immer aktiv geworden sind und
ihren Anteil gezahlt haben, diesmal sehr mit sich selbst
beschäftigt sind, sich selber in einer Krise sehen und als
Geber zum ersten Mal fast vollständig ausfallen, zum
Beispiel Italien. Selbst die Bundesregierung hat ziemlich
lange gebraucht, bis sie endlich bereit war, den Beitrag
zu leisten, der ihrer Größe, ihrer Wirtschaftskraft und der
Herausforderung entspricht;


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!)


aber besser spät als gar nicht. Wir erkennen an, dass
Deutschland jetzt, wenn auch verspätet, einen angemes-
senen Anteil zahlt.


(Beifall der Abg. Helga Daub [FDP])


Der Regierungsentwurf zum Haushalt 2012 ist, zu-
mindest bezogen auf den Entwicklungsbereich, eine
herbe Enttäuschung. Gegenüber dem letzten Haushalt
gibt es einen kleinen Aufwuchs in Höhe von 113,6 Mil-
lionen Euro. Im Vergleich zum Eckwertepapier vom
März dieses Jahres ist null Komma nichts dazugekom-
men. Wenn es dabei bleiben sollte, dann können wir die
Erreichung des 0,7-Prozent-Ziels bis 2015 vergessen.


(Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein Skandal!)


Doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Noch immer hoffe
ich, dass der Aufruf – er wurde schon erwähnt –, den in-
zwischen 364 Kolleginnen und Kollegen, fast 60 Prozent

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(C (D er Parlamentarier unterschrieben haben, im Haushaltserfahren wirken wird. Denn ich fände es ein mutiges nd konsequentes Zeichen, wenn zumindest wir Enticklungspolitikerinnen und Entwicklungspolitiker jetzt usammenstünden und nicht zurückfielen in die alten ituale: Die einen meckern, und die anderen reden chön. – Vielmehr sollten wir jetzt die Konsequenzen iehen. Es wäre ein starkes Zeichen, wenn wir den Beag, den wir in diesem Aufruf gemeinsam gefordert haen – die ODA-Mittel sollen 2012 ressortübergreifend m insgesamt 1,2 Milliarden Euro aufwachsen –, zuminest in unseren Anträgen im Entwicklungshilfeausschuss emeinsam vertreten würden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Nur so können wir die letzte Ausfahrt von der Auto-
ahn nutzen. Der DAC, der Entwicklungshilfeausschuss
er OECD-Staaten, hat festgestellt, dass der Haushalt
012 der Schicksalshaushalt ist. Wenn es jetzt nicht ge-
ngt, in die richtige Richtung zu fahren, dann wird das
,7-Prozent-Ziel bis 2015 nicht mehr erreicht.

Es wäre doch sehr schade, wenn wir nun meinen wür-
en, dass es angesichts von Schuldenbremse, Euro-
rise, Rettungspaketen und Rettungsschirmen nicht
ehr opportun und nicht mehr vermittelbar sei, die Zu-

agen für die Ärmsten der Armen einzuhalten. Ich wün-
che mir von uns allen viel Zivilcourage. Lassen Sie uns
emeinsam ein Zeichen setzen, dass wir Solidarität, Ge-
chtigkeit und – jetzt verwende ich einen altmodischen
egriff – Barmherzigkeit weder von der Konjunktur
och von der Kassenlage abhängig machen!

Danke.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712311700

Das Wort hat der Kollege Dr. Jürgen Koppelin für die

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1712311800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
an hat mir eben mitgeteilt, dass aus dem Wahlkreis der
ollegin Hänsel Gäste anwesend seien; die begrüßen wir
atürlich herzlich. Sie werden hoffentlich mitbekommen
aben, wie schwer wir es mit dieser Kollegin aus Ihrem
ahlkreis haben. Vielleicht haben Sie das nächste Mal

ine andere Kandidatin parat.


(Heiterkeit bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auch nicht die feine Art!)


Die Kollegin Hänsel hat hier behauptet, der Bundes-
inister für wirtschaftliche Zusammenarbeit habe sich

u Panzerlieferungen geäußert. Ich will nicht weiter
azu Stellung nehmen. Aber ich fordere Sie, Frau Kolle-





Dr. h. c. Jürgen Koppelin


(A) )


)(B)

gin Hänsel, auf, mir die Dokumente zu geben, die zei-
gen, dass er diese Äußerung gemacht hat. Der Bundes-
minister sagt, er habe sich nie dazu geäußert.


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Interviews in der Zeit und der Welt!)


– Sie liefern das. Dann ist es ja kein Problem.

Auch der nächste Punkt ist mir wichtig. In der Haus-
haltsdebatte kam immer wieder der Hinweis, die Bun-
desregierung oder der Bund würde die Lieferung von
Panzern nach Saudi-Arabien genehmigen. Ich habe eine
Äußerung dieser Art von der Bundesregierung bisher
nicht gehört. Eine solche kann sie auch gar nicht ma-
chen; sie wird weder Ja noch Nein sagen. Diejenigen, die
behaupten, wir würden Panzerlieferungen nach Saudi-
Arabien genehmigen, bitte ich, uns die entsprechenden
Dokumente vorzulegen.


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Thilo Hoppe [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Mehr Transparenz! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Es wird Zeit, dass Sie aus dem Bundestag herausfliegen! – Zuruf des Abg. Dr. h. c. Gernot Erler [SPD])


– Warten Sie doch einmal ab, Kollege Erler! Auch Sie
haben sich mehrfach dazu geäußert. Zeigen Sie uns die
Dokumente oder sagen Sie uns, worin Sie eine Bestäti-
gung der Bundesregierung oder des Bundessicherheits-
rates sehen. In dem Fall wären Sie klüger als ich, und ich
würde auf Sie zurückkommen. Ich sage Ihnen: Es wird
wahrscheinlich keine Lieferung geben. Nehmen Sie das
einfach zur Kenntnis. Es gibt keine Genehmigung. Das
ist meine Kenntnis. Aber die Bundesregierung wird auch
dazu nicht Stellung nehmen.

Sie sagen, es werde genehmigt. Ich sage: Es wird
nicht genehmigt. Die Bundesregierung – das wissen Sie
doch; Sie waren selber einmal Mitglied einer Bundes-
regierung – kann dazu nicht Stellung nehmen. Sie haben
es viel einfacher. Sie können etwas in die Luft behaup-
ten, aber die Regierung kann nicht das Gegenteil vertre-
ten, weil sie weder Ja noch Nein sagen darf. Ich sage Ih-
nen: Es wird nicht genehmigt. Nehmen Sie das einfach
zur Kenntnis!


(Sibylle Pfeiffer [CDU/CSU]: Man kann es ja mal behaupten! – Dr. h. c. Gernot Erler [SPD]: Das ist eine Aussage, Herr Kollege!)


Nun komme ich zum Etat. Da darf man schon einmal
erfreuliche Dinge herausstellen. Nach sehr vielen Jahren
– Dirk Niebel hat schon darauf hingewiesen, wann das
Ministerium gegründet wurde – kann ich feststellen,
dass es endlich eine ausgesprochen gute Zusammen-
arbeit zwischen dem Bundesminister des Auswärtigen
und dem Bundesminister für wirtschaftliche Zusammen-
arbeit gibt. Darauf haben wir lange gewartet. Das war
bei Rot-Grün mit Joschka Fischer nicht möglich. Selbst
als die SPD beide Ministerien hatte, war das anschei-
nend nicht der Fall. Endlich gibt es eine gute Zusam-
menarbeit.


(Beifall des Abg. Harald Leibrecht [FDP])


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(C (D Das wird dadurch dokumentiert, dass es abgestimmte onzepte zu Südamerika, zu Afrika gibt. Zu den enschenrechten ist schon etwas gesagt worden. Frau ollegin Wieczorek-Zeul, haben Sie während Ihrer elfhrigen Amtszeit auf einer Botschafterkonferenz des uswärtigen Amts sprechen und die tolle Politik der daaligen Bundesregierung verkaufen dürfen? Dirk iebel durfte es. Ich habe nur Positives über diese Konrenz im Auswärtigen Amt gehört. Dafür möchte ich irk Niebel ganz herzlich danken. Der nächste Punkt, der angesprochen wurde, war die DA-Quote. Auch dazu habe ich mir spontan etwas aufeschrieben. Als diese Koalition ihre Arbeit aufnahm, g die Quote bei 0,36 Prozent. (Thilo Hoppe [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt geht das wieder los!)


(Beifall bei der FDP)


etzt liegt sie bei 0,38 Prozent. Das ist zwar nicht heraus-
gend. Es ist aber allemal besser als das, was wir über-

ommen haben – darüber darf man sich doch wohl ein-
al freuen –, und das bei der Haushaltssituation, die wir

atten.

Ich kann nur sagen: In den elf Jahren, in denen die So-
ialdemokraten in diesem Ministerium gesessen haben,
ätten sie all das machen können, was die verehrte Kol-
gin hier angekündigt hat, auch in Bezug auf die
,7 Prozent. All diese Wohltaten hätten Sie von der SPD
den elf Jahren tun können. Nun kommen Sie aber bitte

icht und sagen, Sie wollten wieder in die Regierung
nd gerade das Ministerium übernehmen. Diese Chance
aben Sie vertan.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Sie wollen es ja abschaffen! – Dr. Bärbel Kofler [SPD]: Wir kommen wenigstens wieder ins Parlament!)


Der Haushaltsentwurf des BMZ zeigt doch eindeutig,
ass es endlich einmal eine intensive Einbindung und
tärkung aller an der Entwicklungshilfe Beteiligten gibt,
eien es die Stiftungen, die Kirchen oder die Nichtregie-
ngsorganisationen. Ich sage auch: Ich bin stolz darauf,

ass Minister Niebel es geschafft hat, die drei Organisa-
onen – GTZ, InWEnt und DED – mit immerhin
8 000 Mitarbeitern zusammenzuführen, wenn es auch
ein leichter Weg war. Das ist eine sehr erfreuliche Er-
lgsbilanz, die der Minister vorgelegt hat.

Bei den entscheidenden Sitzungen – auch im Auf-
ichtsrat – haben die Arbeitnehmer zugestimmt, hat die
ewerkschaft Verdi zugestimmt, haben die Anteilseig-
er zugestimmt – nur nicht die Vertreter der SPD und der
rünen. Das bedaure ich sehr. Selbst die Arbeitnehmer
nd die Gewerkschaften haben zugestimmt – nur Sie ha-
en nicht zugestimmt.


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Wir wurden ja ausgeschlossen!)


s wäre aber gut gewesen, auch für diese Gesellschaft.

Wir wollen mit diesem Haushalt eine Stärkung im Be-
ich Bildung, im Bereich der ländlichen Entwicklung





Dr. h. c. Jürgen Koppelin


(A) )


)(B)

– ein ganz starker Beitrag; wir werden darauf achten,
dass wir hier noch zusätzliche Mittel bekommen –, im
Gesundheitswesen und natürlich bei der Beachtung der
Menschenrechte. Zum Gesundheitswesen sage ich noch
– und damit komme ich zum Schluss, weil meine Rede-
zeit leider abgelaufen ist –: Herr Minister, ich finde es
vollkommen richtig, dass Sie die Mittel beim Global
Fund gestoppt haben. Es kann nicht sein, dass wir Kor-
ruption bezahlen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Zunächst müssen die Vorfälle aufgedeckt werden, und
wenn wir dann Klarheit haben, können die Mittel freige-
geben werden. Wir sagen nicht Nein zum Global Fund,
wir sagen Nein zu Korruption; denn mit Korruption hel-
fen wir den Menschen nicht.

Herzlichen Dank für Ihre Geduld.


(Beifall bei der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712311900

Der Kollege Dr. Sascha Raabe hat für die SPD-Frak-

tion das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Sascha Raabe (SPD):
Rede ID: ID1712312000

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen

und Kollegen! Herr Kollege Koppelin, man erlebt doch
immer wieder Überraschungen im Parlament. Sie ver-
künden hier, dass der Bundessicherheitsrat angeblich
nicht die Lieferung von Panzern nach Saudi-Arabien ge-
nehmigen wird.

Aber das macht doch eigentlich die Haltung des Bun-
desentwicklungsministers noch schlimmer. Wenn selbst
diejenigen, die für das Militär im Bundessicherheitsrat
sitzen, sagen: „Nein, diese Panzerlieferungen nicht“ und
ausgerechnet der Bundesentwicklungsminister – er sitzt
nur darum im Bundessicherheitsrat, weil seine Vorgän-
gerin, Frau Wieczorek-Zeul, durchgesetzt hat, dass end-
lich auch das Entwicklungsministerium vertreten ist,
damit vom Bundessicherheitsrat weniger Waffenliefe-
rungen in Entwicklungsländer genehmigt werden – sich
für Panzerlieferungen nach Saudi-Arabien ausspricht,
dann ist das ein wahrer Hohn.


(Beifall bei der SPD – Sibylle Pfeiffer [CDU/ CSU]: Das ist alles Spekulation! Wir wissen doch nichts!)


– Es ist keine Spekulation, Frau Kollegin, dass Minister
Niebel sich in der Zeit für diese Panzerlieferungen aus-
gesprochen hat. Wenn der Minister schon Zeitungen zi-
tiert, dann muss er auch die Interviews gegen sich gelten
lassen, die er gegeben hat, auch wenn sie ihm heute viel-
leicht peinlich sein sollten.

Ich glaube aber, diesem Minister ist eigentlich nichts
peinlich. Denn wenn ihm irgend etwas peinlich wäre,
dann würde er sich nicht hier hinstellen und von einem
Rekordhaushalt reden und Pressemitteilungen seines
Hauses herausgeben, nach denen in diesem Haushalt ein
Aufwuchs von 750 Millionen Euro steckt. Das ist doch

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(C (D rickserei; für so dumm kann man die Leute doch gar icht halten. Wenn man zunächst in einer Finanzplanung agt, dass man die Mittel ewig nach unten kürzt, anchließend ein wenig drauflegt und dann auf einmal bei inem tatsächlichen Plus von nur 113 Millionen Euro so t, als seien das 750 Millionen Euro, dann ist das doch illig. Das hat das Haus nicht verdient, das haben auch ie Menschen nicht verdient, und die Republik hat dieen Minister nicht verdient. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Helga Daub [FDP]: War bei Ihnen der Haushalt höher?)


Ich frage mich auch, wie Herr Minister Niebel jemals
uf einen Aufwuchs kommen möchte, wenn er mittler-
eile einer der wenigen Minister in diesem Kabinett ist,
ie die Finanztransaktionsteuer immer noch ablehnen.


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Das stimmt!)


Das muss man einmal überlegen: Wir brauchen inno-
ative Finanzierungsinstrumente. Die Finanztransak-
onsteuer ist ein Instrument, das schon vor zehn Jahren,
001, Ihre Vorgängerin Heidemarie Wieczorek-Zeul im-
er wieder gefordert hat.


(Sibylle Pfeiffer [CDU/CSU]: Warum habt ihr es nicht gemacht 2001?)


ieser Vorschlag kam von Attac und von den NGOs als
in Instrument für Entwicklung. Jetzt sind wir endlich so
eit, dass dieser Vorschlag auch von anderen gutgehei-
en wird. Anstatt stolz und froh zu sein, dass die Initia-
ve der Entwicklungspolitiker, solch eine Steuer zu ge-
erieren, endlich umgesetzt wird, sagt ausgerechnet
ieser Entwicklungsminister erst neulich im Ausschuss:
issen Sie, Herr Raabe, mich interessiert nicht, was die
undeskanzlerin sagt, ich bin gegen diese Steuer. – Das
t einfach nur noch peinlich, Herr Minister.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Es wurde vorhin Ostafrika angesprochen. Es ist be-
annt, dass Sie nicht zum Pathos neigen. Wir würden
ns sicherlich das eine oder andere Mal mehr Leiden-
chaft wünschen, wenn solche Katastrophen wie in
stafrika auftreten. Wir würden uns wünschen, dass der
ntwicklungsminister im Fernsehen, in den Medien
ichtbar ist und die Bevölkerung auf eine solche Hunger-
atastrophe hinweist. Auch in Ihrer heutigen Rede, Herr
inister, haben Sie nicht besonders viel zu dieser Kata-

trophe gesagt. Es geht mir gar nicht darum, dass Sie
ränen vergießen; denn die Menschen in Ostafrika brau-
hen in der Tat nicht Ihre Tränen, sondern Ihr Geld und
re Hilfe. Das kommt aber immer nur zögerlich, immer

ur auf Druck hin. Das ist zu wenig. Sie verweigern sich
ier. Angesichts einer solchen Hungerskatastrophe ist es
icht in Ordnung, dass Sie im Prinzip immer nur ein paar
leckerbeträge bereitstellen. Da müssen wir richtig hel-
n, da müssen wir viel helfen. Auch das findet sich im
aushalt leider nicht wieder.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hartwig Fischer [Göttingen] Dr. Sascha Raabe )





(A) )

[CDU/CSU]: Es ist eine absolute Frechheit, es
so darzustellen!)

Es ist schon einiges zu Ihrem entwicklungspolitischen
Konzept gesagt worden. Sie sind derjenige, der immer
erklärt, er mache alles neu. In der Tat taucht auf den
27 Seiten 33-mal das Wort „Innovation“ auf. Trotzdem
steht nichts Neues drin, Herr Minister. Ständig wird das
Credo „Wirtschaft! Wirtschaft! Wirtschaft!“ wiederholt.
Wir bestreiten nicht die Bedeutung der Wirtschaft; es
waren die Sozialdemokraten – auch in der Regierung –,
die mit Public-private-Partnership immer auch auf die
Bedeutung der Privatwirtschaft und der Wirtschaftsför-
derung hingewiesen haben.


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Leider, leider! Das war ja das Problem!)


Man darf das aber nicht im Gegensatz zur traditionellen
Entwicklungszusammenarbeit sehen, die viele Men-
schen vor Ort leisten.

Herr Minister, da stört mich schon der abfällige Ton,
in dem Sie über Entwicklungshelfer reden. Sie haben
sich im Spiegel-Interview über den Entwicklungshelfer
lustig gemacht, „der mit seinem selbstgestrickten
Alpaka-Pullover seit den sechziger Jahren durch die
Welt geht“.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Da hat er recht! Davon gibt es viel zu viele!)


Herr Minister, ich sage Ihnen einmal: Mir sind enga-
gierte Entwicklungshelfer im Alpaka-Pullover immer
noch viel lieber als Entwicklungsminister, die mit der
Militärmütze durch die Gegend reisen,


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


oder FDP-Businessdelegationen und Yuppies, die glau-
ben, sie könnten Afrika im Nadelstreifen entwickeln,
oder aber GIZ-Vertreter, die über das FDP-Parteibuch in
den Vorstand gekommen sind und meinen, sie müssten
in der ersten Klasse Champagner trinkend im Nadelstrei-
fen nach Afrika fliegen.


(Sibylle Pfeiffer [CDU/CSU]: Das sagt der Richtige! – Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


Da lobe ich mir die Entwicklungshelfer im Alpaka-Pull-
over. Ich finde, es gibt keinen Grund, so abfällig über
diese Menschen zu reden.

Ebenso habe ich es als sehr stillos empfunden, dass
Sie das Ministerium, das Sie übernommen haben, gegen-
über dem Spiegel als „Almosenministerium der roten
Heidi“ bezeichnet haben. Wissen Sie, es ist eine Frage
des Stils, wie man über seine Vorgängerin redet. Ich
halte es für spätpubertär, peinlich, niveau- und stillos, so
über die Vorgängerin zu reden.


(Beifall bei der SPD)


Sie beleidigen mit diesen markigen Sprüchen all die Mit-
arbeiterinnen und Mitarbeiter im Ministerium, die seit
Jahren eine verdammt gute Arbeit für die Menschen ma-
chen.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ie müssen sich nicht von Ihnen als Mitarbeiter des „Al-
osenministeriums“ beschimpfen lassen, was auch im-
er sie für einen Pullover tragen.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Das war doch Herr Stiegler, der immer einen Pullover trug!)


Es ist unglaublich, dass Sie dann auch noch die Dreis-
gkeit haben, zu sagen, sie hätten aus diesem vermeintli-
hen „Almosenministerium“ ein Globalisierungsminis-
rium gemacht. Wissen Sie, Herr Minister, wer wie Sie
des internationale Instrument ablehnt, wer beim Global
und die Mittel nicht freigibt,


(Marina Schuster [FDP]: Ja, warum?)


er multilaterale Arbeit ablehnt, wer nur auf binationale
rojekte mit deutschem Fähnchen setzt, ausgerechnet
er sollte nicht von „Globalisierungsministerium“ spre-
hen. Das glaubt Ihnen doch kein Mensch.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712312100

Kollege Raabe, gestatten Sie eine – –


Dr. Sascha Raabe (SPD):
Rede ID: ID1712312200

Ich komme zum Schluss. – Das Einzige, was an dem

terview stimmt: Als Replik auf die Frage, ob Sie nun
r Ministerium auflösen wollten, sagen Sie, dass es das
inisterium, das Sie abschaffen wollten, nicht mehr

ebe. Das stimmt: Das gute Globalisierungsministerium
on Heidemarie Wieczorek-Zeul gibt es wirklich nicht
ehr.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Mit der SPD zurück in die Vergangenheit!)


eute gibt es nur noch ein Ministerium, das sich um die
örderung der deutschen Außenwirtschaft kümmert, das
ie Militarisierung der Entwicklungszusammenarbeit
orantreibt. Wir werden schon dafür sorgen, dass wir
013 das Ministerium zurückbekommen, das wir einmal
atten,


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Glauben Sie doch nicht an den Klapperstorch!)


r die Menschen in diesem Land und auf der ganzen
elt.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712312300

Zu einer Kurzintervention hat der Abgeordnete

iebel das Wort.


(Zuruf der Abg. Dr. Barbara Hendricks [SPD])



Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1712312400

Vielen Dank. – Ich möchte auf den Zwischenruf der

ollegin Ex-Staatssekretärin eingehen. Sie kommen aus
ordrhein-Westfalen. Sie sollten einmal nachlesen, was





Dirk Niebel


(A) )


)(B)

in Baden-Württemberg gerade passiert ist. Der neue Vor-
sitzende der SPD-Fraktion sagte nämlich, die Nach-
besetzung mit Sozialdemokraten, die Entlassung aller
politischen Beamten und die Neubesetzung und Dop-
pelbesetzung der Posten im neu gebildeten Wirtschafts-
und Finanzministerium seien die Kosten der Demokra-
tie, weil man neues Personal brauche, wenn man eine an-
dere Politik betreiben wolle. Kehren Sie vor Ihrer eige-
nen Haustür!


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Frau Präsidentin, ich habe mich zu einer Kurzinter-
vention zu der Rede von Herrn Kollegen Raabe gemel-
det. Ich habe als Abgeordneter zur Kenntnis genommen,
dass er dem Minister Niebel vorgeworfen hat, er hätte
sich zu Panzerlieferungen geäußert. Ich will, um der
Richtigkeit Genüge zu tun, aus dem Zeit-Interview zitie-
ren. In diesem Interview fragt Die Zeit:

Bekommt Deutschland in Nordafrika ein Problem,
weil die Bundesregierung Panzer nach Saudi-Ara-
bien liefern will?

Antwort von Niebel – Minister in diesem Fall –:

Ich kann mich zu dem konkreten Sachverhalt nicht
äußern. Generell berücksichtigt die Bundesregie-
rung bei derartigen Entscheidungen alle notwendi-
gen Aspekte, also auch die politische Situation der
gesamten Region. Dort hat Deutschland einen ho-
hen Stellenwert.

Ich glaube, Sie sollten zur Kenntnis nehmen, dass Sie
hier schlichtweg einen falschen Sachverhalt geschildert
haben.


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Es gibt aber zwei andere Interviews!)


Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Jetzt entschuldigen! Aber sofort entschuldigen!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712312500

Der Kollege Raabe hat das Wort.


Dr. Sascha Raabe (SPD):
Rede ID: ID1712312600

Herr Minister, über die Personalpolitik, die Sie am

Anfang angesprochen haben, haben wir hier schon oft
geredet. Ich glaube, da reichen die Aussagen des Perso-
nalrates. Wir wollen hier nicht weiter thematisieren, wie
Sie dort Ihre Parteifreunde mit Posten versorgen und das
auch weiterhin tun.

In dem Interview in der Zeit-Online, das mir vorliegt


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Mir auch!)


– das können die Kameras hier gerne einfangen –, steht
wörtlich – wenn es falsch ist, ist es in Ordnung –:

Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel hält Waf-
fengeschäfte wie die möglichen Panzerlieferungen
an Saudi-Arabien für vereinbar mit dem Menschen-

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(C (D rechtskonzept seines Ministeriums. „Die Stabilisierung einer Region trägt durchaus dazu bei, die Menschenrechte zu wahren – vielleicht nicht in dem Land, in dem man tätig ist, aber in den Nachbarländern“, sagt der FDP-Politiker der ZEIT. ann kommt das, was Frau Hänsel schon vorgelesen at: Auch in Zeiten des Kalten Krieges habe „die militärische Abschreckung dazu beigetragen, dass der Krieg nicht stattfand“, … (Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Das haben Sie aber anders zitiert!)


Wenn Sie das anders gemeint haben sollten, dann ha-
en Sie es hiermit richtiggestellt. Es hätte uns gefreut,
enn Sie das schon vorher getan hätten. Besser aber eine

päte Einsicht als keine Einsicht. Ansonsten erhoffen wir
ns von Ihnen noch weitere Einsichten, Herr Niebel. Wir
euen uns, wenn Sie die nächsten zwei Jahre dazu nut-
en, zu Einsichten zu kommen.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Es ist schon ein Fehler, dass da Entwicklungshilfeminister steht! So etwas gibt es überhaupt nicht!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712312700

Das Wort hat der Kollege Dr. Ruck für die Unions-

aktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Christian Ruck (CSU):
Rede ID: ID1712312800

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen

nd Kollegen! Ich nutze gern die Gelegenheit, das Zerr-
ild, das die Opposition von unserer Entwicklungspoli-
k gemalt hat, zurechtzurücken. Über den Unsinn der
inken möchte ich gar nicht erst sprechen. Bärbel
ofler, deine Einlassungen waren wieder die übliche
rbsenzählerei und Wehklage.


(Dr. Bärbel Kofler [SPD]: Also bitte! – Dr. Sascha Raabe [SPD]: Prinzessin auf der Erbse?)


as der Kollege Raabe abgeliefert hat, war reine Pole-
ik. Inhaltlich hatte er überhaupt nichts zu bieten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Null!)


s war so schlimm, wie ich es schon lange nicht mehr
rlebt habe. Sascha Raabe, ich habe dir gestern in weiser
oraussicht schon gesagt: Du spielst zurzeit wesentlich
esser Fußball, als du als Oppositionspolitiker redest. –
einer Redezeit von sieben Minuten hast du überhaupt

einen sachlichen Beitrag geliefert.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich möchte dem Minister Niebel und seinem Team
usdrücklich eine gute Arbeit bescheinigen.





Dr. Christian Ruck


(A) )


)(B)


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: „FDPCombo“ heißt das!)


Diese Arbeit ist natürlich auch deswegen so gut, weil
er engagierte Koalitionsparlamentarier an seiner Seite
hat


(Dr. Bärbel Kofler [SPD]: Jetzt wissen wir, wer schuld ist!)


und weil er sich treu an den Koalitionsvertrag hält, der
nicht zuletzt auch von der Union maßgeblich mitgestal-
tet wurde, und zwar Wort für Wort. Insofern handelt es
sich um eine gute Arbeit auf guter Grundlage.

Ich möchte darauf hinweisen, dass sich der Haushalt
des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammen-
arbeit und Entwicklung durch die zur Verfügung stehen-
den 6,33 Milliarden Euro auf Rekordhöhe befindet. Das
ist ein Zuwachs um 1,8 Prozent, während der Haushalt
insgesamt nur um 0,1 Prozent wächst. Das entspricht im-
merhin einer Erhöhung um 50 Prozent seit dem Amts-
antritt von Bundeskanzlerin Merkel. Frau Wieczorek-
Zeul, wir beide waren uns schon früher einig, dass Ihrem
damaligen Haus nichts Besseres passieren konnte als die
Wahl von Bundeskanzlerin Merkel. Danach ging es mit
dem Entwicklungshaushalt steil bergauf.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Thilo Hoppe, natürlich sind wir auf der richtigen
Spur. Vielleicht vollzieht sich die Entwicklung nicht in
der Geschwindigkeit, die wir uns alle erhoffen, aber es
geht von Jahr zu Jahr und zum Teil mit gewaltigen
Sprüngen aufwärts.

Ich möchte ausdrücklich begrüßen, dass das Volumen
der Verpflichtungsermächtigungen im Bereich der TZ
und der FZ mit diesem Haushalt sprunghaft angehoben
wird.


(Dr. Bärbel Kofler [SPD]: Weil ihr im letzten gesenkt habt!)


Ich erinnere daran, dass der Aufwuchs im Bereich der
Finanziellen Zusammenarbeit zwischen 1980 und 2010
nur 25 Prozent betrug, während der Aufwuchs bei den
Mitteln für die Weltbank und die regionalen Entwick-
lungsbanken 230 Prozent betrug. Wir wollen mit diesem
Haushalt – das ist unsere erklärte Politik – wieder etwas
mehr bilaterale Zusammenarbeit auf Kosten der interna-
tionalen Zusammenarbeit verankern. Dafür gibt es gute
Gründe. Dazu stehen wir.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Nach dem ganzen Hickhack, nach dem ganzen Hin
und Her der letzten Jahre in Bezug auf die notwendige
Vorfeldreform möchte ich ausdrücklich sagen: Wir ha-
ben in den letzten zwei Jahren bei der Vorfeldreform ei-
nen Durchbruch erzielt. Natürlich ist das eine oder an-
dere noch zu korrigieren und einiges noch nachzujus-
tieren, aber die Hauptarbeit ist erfolgreich verlaufen: Es
gibt mehr Effizienz und mehr Kohärenz. Auch dazu
herzlichen Glückwunsch.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Wie lange haben wir dafür gekämpft, dass das BMZ ehr Stellen bekommt? Das war ein Herumgurken und erumeiern um fünf oder zehn Stellen; ich gebe zu, dass as auch zu meinem Leidwesen war. Jetzt haben wir 80 Stellen zusätzlich. Das ist auch ein Beitrag zur chaffung von mehr Transparenz. Wir alle wollten, dass us der sogenannten grauen Armee eine richtige Armee ird. Es ging uns um Transparenz. Auch dazu sage ich: as hat das BMZ gut gemacht. Zur Prioritätensetzung bei den Schlüsselthemen. Es andelt sich um unsere Schlüsselthemen. Das waren übgens einmal unsere gemeinsamen Schlüsselthemen. Es eht um ländliche Entwicklung, Bildung, Umwelt und lima sowie gute Regierungsführung. (Dr. Bärbel Kofler [SPD]: Dann macht doch einmal etwas!)


ine große Mehrheit in diesem Parlament hat dafür ge-
ämpft. Das wurde umgesetzt, und auch dazu stehen wir.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir stehen ferner dazu, dass es dieses Mal wieder ei-
en erheblichen Mittelzuwachs bei den zivilgesellschaft-
chen Trägern gibt, zum Beispiel bei den Kirchen und
en politischen Stiftungen. In Zeiten von Umbrüchen
nd Transformationsprozessen sind diese Partner beson-
ers wichtig, weil man mit ihnen flexibel und schnell re-
gieren kann.

Was Good Governance, also gute Regierungsführung,
nd schnelleres Reagieren anbelangt, möchte ich auf
wei Dinge eingehen, die uns alle miteinander bewegen.
ascha, ich finde, es ist eine Verleumdung, wenn du dem
inister unterstellst, er würde sich nicht um Afrika

ümmern. Ich habe das in den letzten Wochen ganz an-
ers empfunden. Ich weiß nicht, ob du im Urlaub oder
onst wo warst. Man kann dem Ministerium nun wirk-
ch nicht vorwerfen, dass es nicht reagiert und sich nicht
ngagiert hat.


(Zuruf des Abg. Dr. Sascha Raabe [SPD])


Ich möchte ganz konkret von einer Reise berichten,
ie ich nach Rom gemacht habe. Rom ist nicht weit ent-
rnt; diese Reise kann auch jeder andere machen. In
om gibt es drei Organisationen, die sich sehr intensiv
it den Themen Ernährung, Not- und Hungerhilfe und
ngfristige Strukturpolitik beschäftigen: die FAO, der
AD und das Welternährungsprogramm. Ich gebe zu,

ass ich immer gefragt habe: Wofür brauchen wir drei
rganisationen? Warum können wir das nicht straffen?
ie Koordination ist und bleibt – das ist mir nach diesem
esuch völlig klar – eine Herausforderung. Darauf müs-

en wir achten. Das ist und bleibt ein Dauerbrenner. Die
rei Organisationen sind aber hinsichtlich der gegensei-
gen Absprache und Zusammenarbeit – auch das habe
h begriffen – einen großen Schritt vorangekommen. In
iesen drei Organisationen gibt es unheimlich viel Enga-
ement, zum Beispiel vonseiten unserer Ständigen Ver-
etung in Rom und vonseiten der mit viel Expertise aus-
estatteten Mitarbeiter.

Vielleicht fehlt an der einen oder anderen Stelle tat-
ächlich Geld. Die Experten sagen aber im Zusammen-





Dr. Christian Ruck


(A) )


)(B)

hang mit dem Horn von Afrika, dass es nicht nur immer
mehr Orte wie das Horn von Afrika geben wird, sondern
dass es sie auch schon in der Vergangenheit gegeben hat.
Bei der konsequenten und permanenten Strukturarbeit,
die darauf abzielt, die Menschen selbst in der Krise stär-
ker zu machen, damit sie die nächsten Krisen durch an-
dere Anbaumethoden und vieles mehr besser bewälti-
gen, haben alle drei Organisationen in den letzten Jahren
große Erfolge erzielt. Die Folgen der verschärften Dür-
ren und die Hungerkatastrophen in den letzten Jahren
hätten viel schlimmer ausfallen können und müssen,
wenn diese Arbeit nicht so fruchtbar gewesen wäre.

Es wurde gesagt: Man kann in Somalia aus Sicher-
heitsgründen nicht so agieren wie sonst. Aber die Arbeit
in der Sahelzone, in Pakistan und am Horn von Afrika,
die Schlimmeres verhindert hat, muss man tagtäglich,
kontinuierlich und dauerhaft unterfüttern, und zwar auch
dann, wenn CNN und andere nicht da sind. Es ist unsere
Aufgabe, diesen Prozess kontinuierlich und dauerhaft zu
unterfüttern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Es war auch viel die Rede von dem neuen Präsidenten
der IFAD, einem Nigerianer. Er sagte: Wir Afrikaner
müssen uns an die eigene Brust fassen. Wir haben die
ländliche Entwicklung auch in unseren Regierungspro-
grammen schmählich im Stich gelassen. Wir müssen bei
uns anfangen. – Das ist eine bemerkenswerte Aussage,
auf die wir zurückkommen sollten.

Ein weiterer Punkt ist der arabische Frühling. Ich
finde, auch hier haben das BMZ und andere in der Re-
gierung mit den drei schnell eingerichteten Fonds zügig
reagiert.


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Na ja!)


Ich bin auch der Meinung, dass wir solche schnell wir-
kenden Instrumentarien öfter brauchen, weil unsere nor-
malen Prozeduren oft zu langsam sind. Ich glaube, hier
sind wir auf einem guten Weg.

Jetzt geht es darum, dass die EU insgesamt springt. Es
gibt zum Beispiel in Nordafrika nur ganz wenige An-
satzpunkte, schnell und dauerhaft Jobs zu schaffen und
eine Wirtschaftsbelebung zu bewirken. Dies ist möglich
in der Landwirtschaft, im Tourismus und in der Ener-
giebranche sowie in einigen wenigen anderen Feldern.
Die berufliche Bildung ist auch ganz wichtig, aber das
ist eine langfristige Angelegenheit. In den genannten Be-
reichen müssen wir jedoch springen. Dort muss auch die
EU springen. Gerd Müller, du weißt, wovon ich spreche,
ich meine zum Beispiel Marokko und Spanien. Das be-
deutet, dass in der EU mehr Absatzchancen für nordafri-
kanische landwirtschaftliche Produkte zugelassen wer-
den. Das verstehe ich unter „springen“. Hier sollte man
nicht nur die Lippen spitzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, lassen Sie mich zum
Schluss auf die ODA-Quote zu sprechen kommen. Ich
bin froh, dass es so viele Kollegen aus allen Parteien
gibt, die den Aufruf im Zusammenhang mit den 0,7 Pro-
zent unterschrieben haben. Das bedeutet Rückende-

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(C (D kung. Ich bekenne mich ausdrücklich zur Schuldenremse. Es macht keinen Sinn, wenn Deutschland chwächelt, weil wir einen Antistabilitätskurs fahren. as schadet jedem und nutzt niemandem. Ich möchte ber auch darauf hinweisen, was in diesem Zusammenang in diesen Monaten gelungen ist. Der Energieund limafonds wurde eingerichtet. Er wird aus den erweirten Emissionszertifikaten gespeist und benötigt desegen eine gewisse Anlaufzeit. Für sogenannte Hausaltsspezialisten ist es kein Geheimnis, dass dieser onds inzwischen eine erste Ermächtigungstranche von 50 Millionen Euro hat. Damit können wir wirklich etas anfangen. Beachten Sie bitte die Redezeit. Ich komme zum Schluss. – Ich darf daran erinnern, ass wir Entwicklungspolitiker mit der Transakonsteuer viel weiter gekommen sind, als wir vor zwei ahren gedacht haben. Ich bedanke mich bei Herrn Finanzminister Schäuble nd seinem Team, zum Beispiel bei Herrn Staatssekretär oschyk, auch dafür, dass wir eine exorbitante Ausweing des Gewährleistungsrahmens – Sie können jetzt noch zehn Minuten reden, das geht llerdings auf das Konto Ihrer Kollegen, die noch sprehen wollen. – in der FZ von 5,7 auf 8,5 Millionen Euro zu ver eichnen haben. Bitte denken Sie an den gesamten ODA-Zusammenang, an den gesamten Haushalt. Dort haben wir große rfolge erzielt. Darauf können wir stolz sein, und diese ssen wir uns auch von Erbsenzählern nicht madig ma hen. Vielen Dank. Das Wort hat der Kollege Movassat für die Fraktion ie Linke. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Geht as Sterben in Somalia wegen der Hungersnot weiter, erden in 15 Monaten alle Kinder dort tot sein. Dies eht aus einem Bericht der humanitären UN-Abteilung ervor. Die Hungerkatastrophe in Ostafrika ist leider icht vorbei, sondern wird sich laut UNO sogar noch erschärfen. Mehr als 12 Millionen Menschen hungern erzeit in Ostafrika, allein das kenianische Flüchtlingslaer Dadaab wird bis Jahresende auf über 500 000 Hun Niema Movassat )

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712312900
Dr. Christian Ruck (CSU):
Rede ID: ID1712313000
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712313100
Dr. Christian Ruck (CSU):
Rede ID: ID1712313200

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712313300

(Beifall bei der LINKEN)

Niema Movassat (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712313400




(A) )

gernde anwachsen. Auch wenn die Euro-Krise mediales
Thema Nummer eins ist: Für die internationale Gemein-
schaft muss die Hungerkatastrophe Thema Nummer eins
bleiben. Menschenleben gehen vor Bankenrettung.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich sage Ihnen: Etwas läuft gewaltig falsch, wenn sich
Banken und Großspekulanten sicher sein können, dass
sie mit Milliarden Euro Steuergeldern immer wieder ge-
rettet werden, aber gleichzeitig das Leid der hungernden
Menschen in Ostafrika und in vielen anderen Teilen die-
ser Welt für die internationale Gemeinschaft nur einen
Nebenschauplatz darstellt. Anders kann ich mir nicht er-
klären, dass die von der UNO geforderten 1,8 Milliarden
Euro zur Linderung der schlimmsten Not in Ostafrika
bisher von der internationalen Gemeinschaft nur zu
60 Prozent zugesagt wurden. Zum Vergleich: Für die
Rettung der Commerzbank hat die Bundesregierung im
letzten Jahr problemlos 18 Milliarden Euro aufgebracht.
Dass die Bundesregierung sich angesichts dessen unend-
lich lange winden musste, ihre anfänglich gerade einmal
1 Million Euro zur Bekämpfung der Hungersnot schritt-
weise auf 5, 14, 35, 60 bis heute 140 Millionen Euro auf-
zustocken, ist erbärmlich.

Entlarvend, Herr Niebel, für Ihre sogenannte Ent-
wicklungspolitik ist Ihr neues entwicklungspolitisches
Konzept. Wessen Chancen dort geschaffen, wessen Zu-
kunft entwickelt werden soll, kann man daran sehen, wie
oft manche Begriffe erwähnt werden oder nicht. So
taucht das Wort „Hunger“ kein einziges Mal auf, ge-
nauso wenig übrigens wie „Hungerbekämpfung“. „Ar-
mutsbekämpfung“, das Hauptziel jeder vernünftigen
Entwicklungspolitik, wird auf 27 Seiten Konzeptpapier
ganze neunmal erwähnt und dann noch mit der Ansage,
für Armutsbekämpfung seien die Entwicklungsländer
zuständig. Ich sage: Ohne Solidarität der reichen Staaten
mit den armen Staaten kann das nicht klappen.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Heidemarie Wieczorek-Zeul [SPD])


Was ist mit der deutschen Wirtschaft als Akteur in Ih-
rem Papier? Sie findet über zwanzigmal Erwähnung. Es
geht Ihnen also nicht vorrangig um die Armuts- und
Hungerbekämpfung, es geht Ihnen hauptsächlich um
Wirtschaftsförderung für deutsche Unternehmen. Der
Topf dafür wird in Ihrem Haushaltsentwurf jetzt noch-
mals vergrößert.

Herr Niebel, Sie wollten das Ministerium vor Ihrem
Amtsantritt abschaffen. Faktisch tun Sie dies mit einer
völligen Änderung seiner Ziele. Mit Entwicklungspolitik
hat das zunehmend nichts mehr zu tun.


(Beifall bei der LINKEN)


Aber nicht nur bei der Armutsbekämpfung ist Ihre Poli-
tik ignorant. In Ihrem Haushaltsentwurf haben Sie keine
Gelder für den Globalen Fonds gegen HIV/Aids, Mala-
ria und Tuberkulose vorgesehen. Begründet wird dies
mit Korruption. Dabei sagt Kanzleramtsminister Pofalla

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(C (D einer Antwort auf ein Schreiben der Kollegin Roth etas ganz anderes. Kollege Movassat, gestatten Sie eine Frage der Kolle in Pfeiffer? Nein, sie soll bis zum Schluss zuhören und kann da ach gern eine Kurzintervention machen. Das entscheiden immer noch wir hier vorne. (Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Also, schwierige Fragen werden nicht beantwortet, oder was?)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712313500
Niema Movassat (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712313600
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712313700


Niema Movassat (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712313800

Sie kann das gerne am Ende machen. – Ich zitiere

anzleramtsminister Pofalla:

Der Zwischenbericht der internationalen Experten-
kommission sieht keine Anhaltspunkte für Korrup-
tion in den Strukturen des GFATM. … Damit beste-
hen keine Anhaltspunkte, wonach Korruption beim
GFATM selbst lebensrettende Hilfe für Bedürftige
verhindert habe.

s gibt keine Begründung für die Streichung der Gelder;
as ist völlig verantwortungslos.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Verantwortungslosigkeit durchzieht sowieso Ihre
olitik; denn auch Sie schauen nach wie vor untätig zu,
ie Spekulanten an den Börsen die Preise für Nahrungs-
ittel in die Höhe treiben. Sie ergreifen keine Maßnah-
en dagegen, dass auch deutsche Unternehmen am
andraub in Afrika beteiligt sind. So wird ein Unterneh-
en aus Bayern in Äthiopien, wo derzeit 4,8 Millionen
enschen hungern, auf einer Fläche von 260 000 Hektar
grotreibstoffpflanzen anbauen. Sie lassen es zu, dass
urch EU-Subventionen deutsche Landwirtschaftspro-
ukte wie Milch auf dem afrikanischen Markt künstlich
illiger sind als Produkte, die in Afrika selbst erzeugt
erden, zum Beispiel in Uganda, wo die Existenz von
00 000 Viehzüchtern dadurch derzeit gefährdet ist.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: So ein Schmarrn!)


re Politik beseitigt Hungersnöte nicht, sondern ver-
chärft oder verursacht sie sogar noch. Das ist verant-
ortungslos.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Heidemarie Wieczorek-Zeul [SPD] – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Aha! Das hat aber außer Ihnen bisher noch keiner erkannt!)


Eine nachhaltige Hungerbekämpfung braucht eine
olitik, die in Kleinbauern und die lokale Produktion in-
estiert. Stattdessen zwingen Sie Entwicklungsländer zu





Niema Movassat


(A) )


)(B)

Marktöffnungen und fördern europäische Dumping-
exporte. Entwicklungspolitik muss sich für Markt- und
Handelsbedingungen einsetzen, die eine gerechte Teil-
habe der Armen ermöglichen. Stattdessen erhöhen Sie
noch die Abhängigkeiten von der westlichen Produktion
und Wirtschaft. Ein umfassender Ansatz von Entwick-
lung, Armutsreduzierung und Ernährungssouveränität
wäre endlich nötig. Sie machen das Gegenteil: Profit für
deutsche Konzerne auf Kosten der Armen. Das werden
wir nicht mitmachen.


(Beifall bei der LINKEN)


Kein Kind darf zu keinem Zeitpunkt auf der Welt ver-
hungern. Das muss erstes Ziel von Entwicklungspolitik
sein. Ich befürchte, dass die schwarz-gelbe Koalition
nicht die Fähigkeit hat, diesen einfachen Grundsatz zu
verstehen. Deshalb ist hoffentlich bald Schluss mit Ih-
rem Trauerspiel. Das wäre das Beste, für die Menschen
hierzulande und für die Menschen im globalen Süden.


(Beifall bei der LINKEN – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Bis Sie Deutschland regieren, muss aber noch etwas passieren!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712313900

Zu einer Kurzintervention hat die Kollegin Pfeiffer

das Wort.


Sibylle Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1712314000

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Kollege

Movassat, ich kann es fast nicht mehr hören. Es ist doch
geradezu lächerlich, einfach zu sagen, ländliche Ent-
wicklung und wirtschaftliche Entwicklung hätten nichts
mit Armutsbekämpfung zu tun.


(Zurufe von der CDU/CSU: Richtig! – Grotesk ist das!)


Durch die ländliche Entwicklung sollen die Menschen
befähigt werden, sich selber zu ernähren, selber für ihre
Familie zu sorgen, selber die notwendige Kraft aufzu-
bringen und es ohne fremde Hilfe zu schaffen. Das ist
gezielte Armutsbekämpfung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Heike Hänsel [DIE LINKE]: Davon brauchen Sie uns nichts zu erzählen!)


Was können wir Besseres tun als in den Entwick-
lungsländern Wirtschaftsförderung zu betreiben, um die
Menschen in kleinen und mittleren Unternehmen in
Lohn und Brot zu bringen? Was ist besser als diese Art
der Armutsbekämpfung? Gute Wirtschaftspolitik ist bes-
ser als jegliche Sozialhilfe oder sonstige staatliche Un-
terstützung; bitte nehmen Sie das einmal zur Kenntnis.
Alles andere sind keine Alternativen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712314100

Sie haben das Wort zur Erwiderung.

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(C (D Danke, Frau Präsidentin. – Liebe Kollegin Pfeiffer, h habe nicht gesagt, dass wirtschaftliche Entwicklung icht wichtig ist. Ich habe gesagt, dass Herr Niebel zuehmend Außenwirtschaftsförderung betreibt. Das ist in Unterschied. Es ist ein Unterschied, ob man Enticklungspolitik macht, indem man versucht, die deut che Wirtschaft hier zu unterstützen, oder indem man ersucht, die lokale Wirtschaft vor Ort zu unterstützen. enau das passiert nicht. (Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Das ist doch falsch, was Sie da sagen! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Das stimmt doch nicht!)

Niema Movassat (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712314200

ach der neuen Linie dieses Ministeriums geht es zu-
ehmend darum, Außenwirtschaftsförderung zu betrei-
en. Das ist ein Irrweg der deutschen Entwicklungspoli-
k. Dazu habe ich hier etwas gesagt.


(Beifall bei der LINKEN – Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Könnte der nicht eventuell mal an eine Schule in Afrika gehen, damit er das lernt? – Gegenruf des Abg. Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Nein! Das ist ein hoffnungsloser Fall! Da kannst du nichts machen!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712314300

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat die Kol-

gin Hinz das Wort.

Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
EN):
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Als

aushälterin werde ich zunächst einmal versuchen, die-
en sogenannten Rekordhaushalt in die richtigen Rela-
onen zu rücken. Es ist richtig, dass dem Haushalt dieses
inisteriums im künftigen Haushaltsjahr 113 Millionen

uro mehr zur Verfügung stehen werden. Das ist eine
rhöhung, weil in der Finanzplanung eine Absenkung
m 300 Millionen Euro vorgesehen war. Das müssen Sie
ber im Zusammenhang mit der Erreichung des 0,7-Pro-
ent-Ziels – dieses Ziel tragen Sie ja immer vor sich her –
ehen. 2010 hatten wir eine ODA-Quote von 0,38 Pro-
ent. Wenn sich das Wirtschaftswachstum so fortsetzt,
ie Sie es im Bundeshaushalt insgesamt zugrunde gelegt
aben


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Oh ja, das wäre schlimm! Wie furchtbar!)


ich nehme an, auch in der Kabinettsentscheidung –,
ann wird diese Quote schon im nächsten Jahr sinken.
eswegen, Frau Kollegin Pfeiffer, ist es nur ein Pfeifen
Wald, wenn Sie sich wieder hier hinstellen und sa-

en: Wir wollen das 0,7-Prozent-Ziel erreichen, und wir
alten daran fest. Wenn Sie sich die Finanzplanung anse-
en, stellen Sie fest, dass sogar eine Kürzung der Mittel
r die Entwicklungszusammenarbeit um 581 Millionen
uro vorgesehen ist. Deswegen wird das Erreichen des
,7-Prozent-Ziels mit dem Finanzplan, den Sie vorgelegt
aben, gar nicht funktionieren. Der Etat müsste nämlich





Priska Hinz (Herborn)



(A) )


)(B)

angesichts dessen, dass Sie in der Finanzplanung ein
wirtschaftliches Wachstum von 1,5 Prozent zugrunde le-
gen, von jetzt etwa 10 Milliarden Euro auf circa 20 Mil-
liarden Euro verdoppelt werden.


(Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wäre schön!)


Wie Sie das erreichen wollen, müssen Sie mir hier in
der Haushaltsberatung bitte schön einmal erklären.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Christian Ruck [CDU/ CSU]: Kein Problem!)


Ich glaube eher, Sie bauen darauf, dass Sie in der nächs-
ten Regierung nicht mehr im Amt sein werden; davon
gehe ich jedenfalls fest aus.


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Die Grünen haben in ihrer Regierungszeit überhaupt nichts hingekriegt!)


Sie hinterlassen der künftigen Regierung einen Scher-
benhaufen. Insofern wäre es wirklich wichtig, wenn wir
den entwicklungspolitischen Konsens, der von ganz vie-
len unterstützt wurde, als Aufbaupfad dafür nehmen, das
0,7-Prozent-Ziel gemeinsam zu erreichen.

Das ist kein Selbstzweck. Es geht nicht darum, ein-
fach nur Geld auszugeben. Ich gebe allen recht, die sa-
gen: Viel Geld allein bringt nichts. Aber ohne Geld kom-
men wir auch nicht weiter. Wir brauchen Geld für eine
Bildungsstrategie, für die Erhöhung der Grundbildung.
Wir brauchen Geld für die Anpassung an den Klimawan-
del. Wir brauchen Geld für die Stärkung der Landwirt-
schaft in den Entwicklungsländern. Für all das brauchen
wir Geld.

Herr Minister, bislang jedenfalls haben Sie nicht er-
klären können, wie Sie Ihre Bildungsstrategie finanziell
unterfüttern wollen. Sie ist zwar sehr wichtig, aber Sie
können sie nicht unterfüttern, wenn Sie laut Finanzpla-
nung in den nächsten Jahren wieder einen Haufen Geld
einsparen sollen. Dann werden Sie wieder aus anderen
Töpfen Geld herausnehmen, und Sie werden die anderen
Schwerpunkte, die Ihnen angeblich ach so wichtig sind,
nicht mehr setzen können. Von daher haben Sie uns hier
die Quadratur des Kreises angekündigt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ein Punkt, den ich noch ansprechen möchte und der
uns besonders wichtig ist, ist der Globale Fonds zur Be-
kämpfung von HIV/Aids, Tuberkulose und Malaria. Sie
lassen die Finanzierung weiter im Ungewissen. Natür-
lich sind 200 Millionen Euro eingestellt, allerdings unter
dem Haushaltstitel der Finanziellen Zusammenarbeit.
Von daher weiß man nicht, ob das Geld dem Fonds zu-
gutekommen wird.

Ich gebe Ihnen recht: Man muss Korruption bekämp-
fen, wo immer sie auftritt. Auch wir wollen nicht, dass
nur 1 Euro in falschen Kanälen versickert. Aber die Kor-
ruption wurde vom Globalen Fonds selber aufgedeckt.
Im vorgelegten Zwischenbericht werden Reformmaß-

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(C (D ahmen angemahnt. Deswegen wäre es wichtig, wenn ie diese Reformmaßnahmen mit allen Kräften untertützten, anstatt das Geld woanders zu parken (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


nd damit den Globalen Fonds und auch die Menschen
it gesundheitlichen Risiken im Ungewissen zu lassen,

uf welche Seite sich Deutschland stellt.

Ich glaube, das hat etwas mit ideologischen Scheu-
lappen zu tun; denn Sie kämpfen schon lange gegen
iesen Fonds. Wir haben keine ideologischen Scheu-
lappen, auch nicht im Hinblick auf die Zusammenarbeit
nd Kooperation mit der Wirtschaft; ich finde es schon
rstaunlich, dass die Linke dies nun als ihr Kampffeld
etrachtet. Einen durchschlagenden Erfolg bei der Ko-
peration mit der Wirtschaft habe ich in Ihrer Amtszeit
islang vermisst. Sie reden zwar immer viel davon, aber
s passiert nicht viel. Wir haben nichts gegen eine sinn-
olle Kooperation, wenn sie in eine gute Strategie der
ntwicklungszusammenarbeit eingebettet ist.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712314400

Der Kollege Klaus Riegert hat für die Unionsfraktion

as Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Klaus Riegert (CDU):
Rede ID: ID1712314500

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

gen! Trotz Finanzkrise und Euro-Krise sind für diesen
aushalt 6,33 Milliarden Euro vorgesehen, so viel wie
och nie zuvor. Sie können das nennen, wie Sie wollen:
as ist ein Haushaltsansatz, der sich durchaus sehen las-

en kann. Ich glaube, darüber sind wir alle uns insge-
eim auch einig.

Wir treffen uns wohl auch bei der Einschätzung, dass
ir innovative Finanzierungsinstrumente brauchen. Ich
laube nicht, dass wir auf Dauer mit Steuergeldern das
,7-Prozent-Ziel, an dem wir Fachpolitiker ja festhalten,
rreichen können. Vielmehr werden wir uns neue Ge-
anken machen müssen. Es freut mich, dass im Ministe-
um überlegt wird, etwa ethisch orientierte Bundes-
chatzbriefe oder Ähnliches aufzulegen. Ich denke auch,
ass der Energie- und Klimafonds eine Chance bietet, et-
as für weltweiten Klima- und Umweltschutz zu tun.

Außerdem möchte ich gerne auf ein Thema hinwei-
en, das von der ODA-Quote ausgeklammert ist. Schäd-
che Subventionen und Zollschranken, Handelshemm-
isse, Schutzzölle und Exportsubventionen verhindern
igene Einnahmen der Entwicklungsländer in doppelter
öhe der Mittel aller Geberländer; das muss man sich

inmal vor Augen führen. Deswegen gilt: Wenn wir eine
ukunftsfähige Entwicklung haben wollen und Hilfe zur
elbsthilfe erreichen möchten, muss die Doha-Runde
ndlich erfolgreich abgeschlossen werden.





Klaus Riegert


(A) )


)(B)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zur Wirksamkeit der Vorfeldreform wurde schon viel
gesagt. Der Minister hat in der ihm zu Recht zugeschrie-
benen Bescheidenheit darauf hingewiesen, dass wir da-
mit mehr Einfluss auf das operative Geschäft bekom-
men. Deswegen stelle ich fest: Die Fusion von GTZ,
DED und InWEnt ist wichtig. Damit werden Doppel-
strukturen abgeschafft, und wir können perspektivisch
Einsparungen in Millionenhöhe im Haushalt abbilden.

Das unabhängige Institut für Deutsche Entwicklungs-
evaluierung wird in Zukunft unsere Maßnahmen in der
Entwicklungs- und wirtschaftlichen Zusammenarbeit auf
ihre Wirksamkeit hin prüfen.

Die Servicestelle für bürgerschaftliches und kommu-
nales Engagement, eine Anlaufstelle für in Deutschland
und im Ausland Engagierte, ist ebenfalls wichtig und zu-
kunftsträchtig. An dieser Stelle sollten wir auch einmal
allen im Inland und Ausland bürgerschaftlich und ehren-
amtlich Engagierten sowie den sonstigen Engagierten,
egal wie sie angezogen sind, unseren herzlichen Dank
aussprechen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die stärkere Unterstützung von Stiftungen, privaten
Trägern, der Wirtschaft und Kirchen sowie dieser Ser-
vicestelle spiegelt sich in einem Plus in dem entspre-
chenden Ansatz in diesem Haushalt wider.

Ich teile die Erkenntnis von Kollegin Sibylle Pfeiffer,
dass Entwicklung nicht nur eine Frage des Geldes ist.
Entwicklung kann man auch nicht kaufen. Man kann
nicht entwickelt werden, sondern muss sich schon selbst
entwickeln.


(Sibylle Pfeiffer [CDU/CSU]: Genau! Sehr richtig!)


Der in Eritrea geborene Politikwissenschaftler Mussie
Habte bringt es in dem Beitrag „Afrika neu denken –
Krise und Zukunft der Entwicklungszusammenarbeit“ in
Blätter für deutsche und internationale Politik 1/2011
auf den Punkt. Ich zitiere:

Bei aller Diskussion über die finanziellen Mittel gilt
jedoch: Der Glaube, dass allein die Aufstockung
der Entwicklungshilfe zur Lösung der Probleme
Afrikas beitragen kann, geht in die Irre. Mit Geld
lässt sich zwar manches bewirken, aber ob dies der
richtige Weg ist, die strukturellen Probleme des
Kontinents zu bewältigen, muss ausdrücklich be-
zweifelt werden. … Denn zentral für die Lösung
der Probleme ist und bleibt das Engagement der
afrikanischen Staaten selbst.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Entwicklung heißt zuallererst, es selber zu machen
oder – nach einem von der Weltbank geprägten Bild –
vom Beifahrer- auf den Fahrersitz zu wechseln. Ent-
wicklung muss von innen kommen. Unterstützende Ent-
wicklungszusammenarbeit von außen bleibt dann sinn-

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(C (D oll und notwendig, wenn die eigenen Kräfte nicht usreichen. Hilfe zur Selbsthilfe. Ziel unserer Entwicklungszuammenarbeit ist, Menschen die Freiheit zu geben, ohne aterielle Not selbstbestimmt und eigenverantwortlich r Leben zu gestalten. In diesem Sinne wollen wir dazu eitragen, dass die Globalisierung zu einer Chance für lle Menschen wird. Deutsche Entwicklungszusammenarbeit wird sich ünftig vor allem auf die Sektoren Bildung, Gesundheit, ndliche Entwicklung, gute Regierungsführung und achhaltige wirtschaftliche Entwicklung konzentrieren. eitprinzip ist dabei der Schutz der Menschenrechte. Ich möchte mich ganz herzlich beim Ministerium für en Haushaltsentwurf bedanken und meine, wir sollten en Haushalt im Ausschuss angehen und diskutieren. In diesem Sinne: Danke. Das Wort hat der Kollege Lothar Binding für die PD-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! uch ich möchte etwas zu dem Rekordhaushalt sagen nd dies mit einigen Zahlen unterlegen. Das Haushaltsolumen steigt um 1,8 Prozent. Das klingt gut, ist aber eniger als das dem Haushalt zugrunde liegende Wachsm des Bruttoinlandsprodukts. Das heißt, wir haben ein ystem zur systematischen Verfehlung der ODA-Quote. as ist ein großes Problem, weil das systematisch falsch t. Vielleicht ist es auch für jemanden aus der FDP von teresse, dass die Ausgaben für Investitionen sinken, nd zwar in einer Größenordnung von 12 Prozent, wähnd die Verwaltungskosten um mehr als 25 Prozent stei en. uch das ist eine interessante Entwicklung im Haushalt, ie man in den Blick nehmen darf. Weil Deutschland das nicht nötig hat, finde ich es uch etwas schwierig, dass als Drohgebärde der Globale onds auf null gesetzt wird, wohl wissend, dass das gar icht durchgehalten wird. Ich glaube, dass wir uns mit iner Drohgebärde im Haushalt keinen Gefallen tun. Last, but not least fehlen noch die vertraulichen Eruterungen. Ich würde das als „No-Good-Governance“ ezeichnen. Das Parlament braucht die Erläuterungen nbedingt. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712314600

(Beifall bei der SPD)

Lothar Binding (SPD):
Rede ID: ID1712314700

(Beifall bei der SPD)


(Dr. h. c. Gernot Erler [SPD]: Hört! Hört!)






Lothar Binding (Heidelberg)



(A) )


)(B)

Ich möchte noch auf einige Bemerkungen von heute
eingehen. Lange vor Niebel, wenn man das so formulie-
ren will, gab es unter einer anderen Ministerin, nämlich
Heidi Wieczorek-Zeul, gute Menschenrechtsaktions-
pläne mit Stufenplänen. Wenn man immer versucht, die
Vergangenheit zu verbrämen und zu verleugnen, tut man
sich selber letztlich keinen Gefallen.

Ich will es in Erinnerung rufen: Es gab schon 2002 bis
2006 und erneut 2005 bis 2010 einen Stufenplan zur
Haushaltsentwicklung. Es ist also nichts Neues, über
diese Dinge zu reden.

Man sollte den Blick vielleicht darauf richten, was
Herr Niebel gut bzw. schlecht macht. Ich will auch sa-
gen, was er gut macht. Wir stimmen in manchen Fragen
überein. Er hat davon gesprochen, die Wirksamkeit zu
erhöhen. Wer wollte das nicht? Immer, wenn man einen
Euro in die Hand nimmt, sei es privat oder an Steuergel-
dern, will man ihn so wirksam wie möglich einsetzen.
Das versteht sich zwar von selbst; trotzdem ist es eine
gute Idee.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg. Helga Daub [FDP])


Er sagt auch: Wir wollen nicht mit großen Zahlen um
uns werfen. – Das finde ich sehr gut. Es wäre klug, sich
auch daran zu halten.

Gut fand ich auch in Teilen die Fusion von GTZ, DED
und InWEnt zur GIZ. Das ist insgesamt eine gute und
keine ganz neue Idee, um das in Erinnerung zu rufen.
Dass es einige Probleme gab, zum Beispiel mit einer Sie-
ben-zu-eins-Konstellation von Männern gegen Frauen im
Vorstand und Beschlüssen, die jetzt umgesetzt werden
müssen und zu großen Schwierigkeiten führen, stelle ich
hintan.

Die Idee war gut, und es wurde bereits viel Gutes um-
gesetzt. Noch besser finde ich, dass sich der Minister zur
ODA-Quote bekennt und sie erfüllen will; denn dafür
hat er eine Mehrheit im Parlament.

Er sagt auch, um noch ein konkretes Beispiel zu nen-
nen: Wir wollen die Landwirte vor Ort langfristig er-
tüchtigen. – Das ist eine gute Sache; das gilt für die Ver-
gangenheit wie für die Zukunft. Das ist ganz klar
notwendig.

Gut finde ich auch – es hat darüber gelegentlich Miss-
verständnisse gegeben –, dass er durch viele Reisen
Deutschland im Ausland vertritt. Ich finde nicht alles
gut, was er macht. Das Käppi wurde schon erwähnt.
Aber insgesamt finde ich die Präsenz im Ausland gut.
Ich glaube, dass man diese guten Dinge auch erwähnen
muss.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Schlecht finde ich, dass er zum Beispiel sagt – das ist
für mich eine sehr tiefgehende Aussage –: „Entwick-
lungszusammenarbeit ist nichts Altruistisches.“ Ich habe
es im Duden nachgeschlagen. „Altruismus“ heißt „durch
Rücksicht auf andere gekennzeichnete Denk- und Hand-
lungsweise“. Der Gegensatz ist Egoismus. Wenn die
Entwicklungszusammenarbeit nichts Altruistisches ist,

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(C (D ann kann es im Grunde nur das Gegenteil bedeuten. as lehne ich strikt ab. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


as ist in gewisser Weise eine gefährliche Entwicklung,
ie im Denken zutage gefördert wird. Sie ist für die
enschen, die seit langem in ihrer Arbeit diese Richtung

inschlagen, nicht leicht zu verstehen.

Eines verwundert mich nicht, aber es erschreckt mich
in bisschen, nämlich dass Dirk Niebel die riesige
hance hat verstreichen lassen, dass mehr als die Hälfte
on uns allen fraktionsübergreifend sagt – das kommt
icht allzu häufig vor –: Wir wollen für die ODA-Quote
den nächsten vier Jahren 1,2 Milliarden Euro jährlich
ehr aufbringen. Das Einvernehmen führte dazu, dass

ie SPD das nicht im Pakt für Bildung und Entschuldung
erücksichtigt hat. Wir sind nämlich davon ausgegan-
en, dass der Minister das in seinen Entwurf aufnimmt.
ann hätten wir zugestimmt, und es wäre ein großer Er-
lg gewesen. Dieser Punkt fehlt jetzt im Pakt der SPD,
eil wir dachten, das versteht sich von selbst.

Frank-Walter Steinmeier hat unterschrieben, und un-
er Parteivorsitzender Gabriel hat unterschrieben. Ich
ehe gerade, auch Herr Koschyk hat unterschrieben. Es
äre eine Superidee, die ODA-Quote jetzt festzuklop-
n. Damit würde man den Worten Taten folgen lassen.
as wäre eine sehr gute Sache.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Finanzierung ist im Übrigen gar nicht so kompli-
iert. Die Finanztransaktionsteuer wurde schon erwähnt.
inzu käme der Verzicht auf Steuersenkungen. Wer sich
ie leisten kann, kann sich die ODA-Quote erst recht
isten. Auch die Konzernbesteuerung ist eine schöne
innahmequelle. Es gibt eine ganze Reihe von Einnah-
emöglichkeiten, die wir schon im letzten Jahr vorge-

chlagen haben.

Es gibt eine schleichende Peinlichkeit. Diese hängt
amit zusammen, dass der Minister inzwischen gemerkt
at, welche enorme Kraft die deutsche Entwicklungszu-
ammenarbeit, auch die finanzielle Zusammenarbeit,
ntfaltet hat. Das BMZ ist gut aufgestellt, ebenso die
urch die Fusion von GTZ, InWEnt und DED entstan-
ene GIZ und die KfW. Die NGOs arbeiten weltweit
norm gut. Darin arbeiten Tausende von Menschen, die
in großes Netzwerk in der Welt aufgebaut und eine gute
eputation erworben haben. Die deutsche Entwick-
ngszusammenarbeit steht, wenn man sie mit der ande-
r Länder vergleicht, an vorderster Stelle. Deshalb halte
h es für sehr problematisch, wenn der Minister meint,

r müsse das Ministerium nur deshalb neu erfinden, weil
r einmal gesagt hat, er wolle es abschaffen. Den Wider-
pruch in dieser Weise auflösen zu wollen, ist ein großes
roblem. Dieser Linie werden wir keinesfalls folgen.

Ich will ein Wort zu Ostafrika sagen. Da gibt es ein
issverständnis. Ländliche Entwicklung und die Ernäh-
ngssicherung sind langjährige Schwerpunkte der EZ.
as waren sie in der Vergangenheit, und das sind auch





Lothar Binding (Heidelberg)



(A) )


)(B)

Ihre Schwerpunkte. Seit Mitte Juli gibt es in Ostafrika
– das hat jeder gesehen – eine akute Hungersnot. Die
Kanzlerin war dort und hat 1 Million Euro Hilfe zuge-
sagt. Das war ungefähr zu der Zeit, als die Engländer
60 Millionen Euro, die sie bereitgestellt haben, für nicht
genug hielten. Damals habe ich dem Minister einen
Brief geschrieben. Aber erst vier Wochen später wurde
die Regierung aktiv, weil der Minister sagte: Wir müssen
zunächst viele grundsätzliche Dinge in Kraft setzen. –
Ich bin in der DLRG. Wenn in der Spree jemand ertrinkt
und ich erst ein grundsätzliches Konzept zur Verteilung
von Rettungsringen entlang der gesamten Spree in den
nächsten Jahren entwickle, hilft das dem Ertrinkenden
nicht. Ich muss schneller agieren, um den Menschen zu
helfen.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Man muss überprüfen, was für die akute Nothilfe be-
reitgestellt werden kann. Zahlenspiele über den Haushalt
helfen nicht weiter. Mit dieser Anregung zur Überprü-
fung möchte ich Sie gern in die Haushaltsdebatte entlas-
sen.

Schönen Dank und alles Gute.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712314800

Der Kollege Volkmar Klein hat für die Unionsfraktion

das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Volkmar Klein (CDU):
Rede ID: ID1712314900

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Wenn man am Ende der Debatte zum Einzelplan
23, zum Haushaltsplan des Ministeriums für wirtschaft-
liche Zusammenarbeit und Entwicklung, die Argumente
Revue passieren lässt, dann gewinnt man den Eindruck,
dass aus allen Beiträgen, vor allen Dingen aus denen der
Opposition, am Ende Lob für die Arbeit des Ministe-
riums hervorgeht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wenn man einmal von den unsachlichen Beiträgen
absieht, dann besteht die Kritik darin, dass es zu wenig
Geld gibt. Man möchte also einen noch größeren Zu-
wachs haben.


(Beifall des Abg. Dr. Sascha Raabe [SPD])


Das ist verständlich. Wer wäre dagegen, wenn Geld für
einen guten und sinnvollen Zweck ausgegeben wird,
wenn es vorhanden ist? Insofern ist das ein erwarteter
Kritikpunkt an diesem Haushalt, der gleichwohl kräftig
wächst. Ich komme gleich zu den Zahlen. Die anderen
Kritikpunkte sind kaum sachliche Kritikpunkte, sondern
beziehen sich nur auf Formalitäten. Ich will zu drei Kri-
tikpunkten kurz Stellung nehmen:

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(C (D Für den Globalen Fonds, GFATM – er wurde mehrch erwähnt –, stehe kein Geld zur Verfügung. Das Ge enteil ist der Fall. Wir haben dafür einen Haushaltstitel. r ist zwar mit einem Strichansatz versehen, wörtlich eißt es aber: Mehrausgaben dürfen bis zur Höhe von 00 Millionen Euro der Einsparungen bei folgendem Til geleistet werden … – Dort steht also Geld zur Verfüung. Ich halte hier ein deutliches Signal für wichtig: dass ir eine ordentliche Arbeit des Globalen Fonds erwarten nd dass wir erst bereit sind, zu zahlen, wenn die Korptionsvorwürfe aus dem Weg geräumt sind. Der Bericht wird meines Wissens frühestens nächste oche vorgelegt. Ich will erst einmal sehen, was darin teht. Die Behauptung, für diese Zahlung sei keine Vororge getroffen worden, ist abwegig. Kollege Klein, gestatten Sie eine Zwischenfrage des ollegen Uwe Kekeritz? Ja, gerne. Herr Kollege Klein, die Diskussion um die Korrup onsvorwürfe gegen den Global Fund ist jetzt bestimmt in halbes Jahr alt. Sie sind nie von offizieller Seite erhoen worden. Sie sind hier von Ihnen in die Runde geworn worden. Niemand wirft dem Global Fund ernsthaft orruption vor. Stattgefunden hat die Korruption in den weiligen Ländern. Irgendwelche Partner dort hatten die eschehnisse nicht unter Kontrolle. Warum geben Sie es icht endlich auf, diesen falschen Vorwurf aufrechtzueralten? Was Sie machen, ist in diesem Fall einfach unantändig. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


(Beifall der Abg. Helga Daub [FDP])


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712315000
Volkmar Klein (CDU):
Rede ID: ID1712315100
Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712315200

Sie sprechen davon, dass hier 200 Millionen Euro zur
erfügung stehen. Wenn das so ist, dann sorgen Sie doch
itte dafür, dass im Haushalt 200 Millionen Euro veran-
chlagt sind. Dann ist das Ganze klar, ehrlich, transpa-
nt und offen. Im Haushalt nichts zu veranschlagen und

ie entsprechende Stelle mit einem komischen Kom-
entar zu versehen, ist keine haushaltspolitische Maß-

ahme.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN, der SPD und der LINKEN)



Volkmar Klein (CDU):
Rede ID: ID1712315300

Erstens. Es ist für den deutschen Steuerzahler, dessen

teressen ich vertrete, relativ egal, auf welcher Ebene
öglicherweise Geld verloren geht, ob an zentraler
telle oder vor Ort in den Ländern.





Volkmar Klein


(A) )


)(B)


(Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ob Sie jetzt Müller oder Meier abwatschen, ist doch was anderes!)


Zweitens. Sie können das nicht so genau wissen. Sie
haben gesagt: Da steht irgendwo etwas. Es geht aber um
einen Haushaltsvermerk – das ist nach dem deutschen
Haushaltsrecht etwas Belastbares –, und genau da ist der
Betrag vorgesehen, über den hier diskutiert wird.

Ich bleibe bei meinem Hinweis: Hier wird ein Thema,
das eigentlich nur eine Formalität ist, herangezogen, um
Kritik zu üben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Stichwort „Somalia“: Der Kollege Binding hat eben
zu Recht an Folgendes erinnert: Früher, als die DDR-
Grenze entlang des Ufers der Spree direkt hinter dem
Reichstagsgebäude verlief, musste für Rettungsbemü-
hungen erst die Zustimmung der Grenzschützer aus dem
Osten eingeholt werden. Leider ist es in Somalia so ähn-
lich: Man behindert die Helfer. Das ändert aber nichts an
der Tatsache, dass, auch haushalterisch, Erhebliches für
die Hilfe in Somalia und am Horn von Afrika vorgese-
hen ist – ich finde, zu Recht nicht mit einer separaten
Haushaltsposition.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712315400

Kollege Klein, es gibt weiteres Interesse an einer

Zwischenfrage, und zwar der Kollegin Wieczorek-Zeul.


(Heidemarie Wieczorek-Zeul [SPD]: Ich möchte eine Kurzintervention machen!)


– Ach so, Entschuldigung. Das war dann ein Missver-
ständnis.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Die Kollegin Wieczorek-Zeul möchte eine Zwischenbemerkung machen!)


– Gut. Dann haben wir das jetzt geklärt.

Die Kollegin Wieczorek-Zeul hat das Wort zu einer
Zwischenbemerkung.


Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD):
Rede ID: ID1712315500

Herr Klein, ich selbst habe damals diesen Globalen

Fonds – am Anfang stand eine Initiative von Kofi Annan –
mit in Gang gesetzt. Wir haben die Mittel dafür zuge-
sagt. Übrigens hat in Heiligendamm auch die Bundes-
kanzlerin ihre Zusage gegeben. Dieser Globale Fonds
hat, seitdem er besteht, etwa 7 Millionen Menschenleben
gerettet. Ich muss sagen: Der dauernde Versuch, den
Globalen Fonds mit Korruption in Verbindung zu brin-
gen – seine Betreiber selber haben diese Vorwürfe aufge-
griffen und verfolgt –, ist inakzeptabel und unanständig.

Im Übrigen: Wenn man jetzt bilaterale Kleinprojekte
durchführt, um die Aidsbekämpfung voranzutreiben, wie
Sie es vorschlagen, dann geht genau da etwas verloren,
wo es gebraucht wird, nämlich bei der anständigen Ko-
ordinierung vor Ort über den Globalen Fonds. Dort wer-
den Medikamente zur Verfügung gestellt; dort findet
Beratung statt. Das ist sinnvoller, als Einzelprojekte
durchzuführen.

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(C (D Eine solche Strategie ist nicht, wie Sie es jetzt sagen, ine formale Sache, sondern das bedeutet, dass Tausende on Menschenleben riskiert werden, und das dürfen wir icht zulassen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Volkmar Klein (CDU):
Rede ID: ID1712315600

Diese Bemerkung ist in der Sache falsch,


(Heidemarie Wieczorek-Zeul [SPD]: Nein, sie ist nicht falsch!)


eil die Würdigung der guten Arbeit des Globalen
onds dazu geführt hat, dass überhaupt ein solcher
aushaltsposten im Haushalt drinsteht.

Ich habe eben versucht, deutlich zu machen, dass
ann, wenn die Vorwürfe aus dem Weg geräumt sind,
iese Zahlungen selbstverständlich möglich sind. Auf
er anderen Seite halte ich es im Interesse unserer Steu-
rzahler für grundanständig, diese Fragen vorher zu klä-
n und erst dann zu zahlen. Alles andere wäre unverant-
ortlich und nicht im Sinne unserer Steuerzahler.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich komme zurück zu dem zweiten Kritikpunkt. Für
omalia steht nicht nur Erhebliches an Haushaltsmitteln
ur Verfügung. Der Titel „Not- und Übergangshilfe“ in
nserem Haushaltsplan ist ja gerade für jeweilige Fälle
a. Ich kann mich daran erinnern, dass in den zwei Jah-
n meiner Mitgliedschaft in diesem Hohen Hause auch

iskutiert wurde: Brauchen wir einen separaten Titel für
aiti? Brauchen wir einen separaten Titel für Pakistan? –
h meine, dass es viel sinnvoller und auch langfristig
exibler ist, wenn wir einen Titel „Not- und Übergangs-
ilfe“ haben und im Übrigen Gelder – wie im Fall Soma-
a ja auch – aus Mitteln des Außenministeriums und aus
nseren erheblichen Beiträgen an Weltbank und Euro-
äische Union bereitgestellt werden.

Bei dem dritten Punkt geht es vielleicht auch eher um
ormalien. Der Kollege Raabe hat darauf hingewiesen,
an könne doch eigentlich nicht die – gegenüber der
ittelfristigen Finanzplanung – riesigen Steigerungen

es Einzelplans 23 im Haushaltsplanentwurf als Grund
r Lob heranziehen. Da hat er ja recht. Deswegen ist es

iel sinnvoller zu vergleichen: Wie sind denn die tat-
ächlichen Ausgaben gewesen? Was hat denn im echten
aushaltsplan in den jeweiligen Jahren gestanden? Denn
ie mittelfristige Finanzplanung hat – wie wir alle wis-
en – ohnehin keine Verbindlichkeit. Dann stellen wir
st: Man kann das – das ist eben schon gesagt worden –

m Amtsantritt der Bundeskanzlerin Angela Merkel fest-
achen. Seit jenem Jahr sind die Ausgaben im Einzel-

lan 23 stark gestiegen. Das ist vorher nicht der Fall ge-
esen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Heidemarie Wieczorek-Zeul [SPD]: Da ist falsch!)






Volkmar Klein


(A) )


)(B)

Genauso wenig hilfreich ist es, jetzt die mittelfristige
Finanzplanung für 2013 zu nehmen und schon wieder
Besorgnis zu haben: Mensch, da könnte es ja einen Ein-
bruch geben. – Wir reden über den Einzelplan 23 für das
Haushaltsjahr 2012. Dazu will ich noch einmal festhal-
ten: Der Gesamthaushalt stagniert. Es gibt einen mini-
malen Aufwuchs. Beim Einzelplan 23 hingegen gibt es
einen Zuwachs von 1,8 Prozent. Klammer auf: Wenn
man, was man eigentlich könnte, die zusätzlichen Ein-
nahmen und die Abführungen an den IWF berücksich-
tigt, dann betragen die Steigerungsraten sogar 4,3 Pro-
zent und nicht nur 1,8 Prozent.

Das ist ein Ausweis für den Bedeutungszuwachs die-
ses Bereichs. In den beiden Jahren, die ich überblicken
kann, sieht es so aus – damit man die Zahlen wiederfin-
den kann –: Von 2010 auf 2012 steigt der Anteil des Ein-
zelplans 23 am Gesamthaushalt von 1,9 Prozent auf
2,1 Prozent. Das ist einfach die mathematische Folge der
erheblich größeren Steigerungsraten. Das ist der Aus-
weis dafür, dass uns Verantwortung über unsere Grenzen
hinaus einfach wichtig ist. Das ist ablesbar an unseren
Zahlen im Einzelplan 23.

Man könnte noch eine ganze Menge anderer Bei-
spiele nennen, wo darüber hinaus – so etwa durch die
Steuerbegünstigung von Spenden in dem Bereich – wei-
tere staatliche Gelder zur Unterstützung dieser Arbeit
ausgegeben werden.

Das alles unterstreicht, wie wichtig es für uns ist,
nicht nur an die Menschen bei uns, sondern auch an die
Menschen jenseits unserer Grenzen zu denken. Die phi-
losophische Betrachtung des Altruismus, die der Kollege
Binding angestellt hat, kann ich nicht so ganz teilen;
denn wenn wir anderen helfen, ohne selber darunter zu
leiden, wenn wir vielleicht noch selbst etwas davon ha-
ben, dann tut das doch dem Wert unserer Hilfe keinen
Abbruch.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Insofern würde ich uns alle darum bitten, die Zeit der
Haushaltsberatungen in den nächsten Wochen zu nutzen,
gemeinsam darüber nachzudenken, wie man vielleicht
die Wirksamkeit des eingesetzten Steuergeldes noch
steigern kann. Da gibt es, glaube ich, noch ein paar Mög-
lichkeiten, die in den zuständigen Ausschüssen beraten
werden können.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712315700

Bevor ich der Kollegin Kopp das Wort zu einer Kurz-

intervention gebe, möchte ich vorsorglich darauf hinwei-
sen, dass es natürlich möglich ist, in den Debatten
sowohl Zwischenfragen zu stellen als auch Zwischenbe-
merkungen zu machen. Nach unserer Geschäftsordnung
sind beide kurz und präzise zu halten. Gleichzeitig muss
es natürlich dem Redner möglich sein, zu antworten.
Dazu bleiben wir üblicherweise nach einer Zwischen-

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(C (D age oder Zwischenbemerkung wenigstens einen kleien Moment stehen. Da ich vorhin allerdings nicht wusste, welcher Natur ie Meldung war, habe ich dem Redner jetzt einfach ein enig mehr Redezeit eingeräumt, damit er auf die Zwi chenbemerkung antworten konnte. (Zuruf von der SPD: Gute Lösung! – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Das hat er verdient! War ja nicht alles falsch!)


b morgen sollten wir es wieder in der alten Form ma-
hen. Kurzinterventionen werden dann nach dem Bei-
ag gehalten.

Kollegin Kopp, Sie haben das Wort.


Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1712315800

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Ich nehme Bezug

uf die Kurzintervention von Frau Kollegin Wieczorek-
eul zum Thema GFATM.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Zwischenbemerkung!)


h möchte noch einmal ausdrücklich betonen, dass nie-
and hier seitens des Ministeriums oder auch der Red-

er den Global Fund selbst der Korruption bezichtigt
at. Es ging vielmehr darum, dass man bei Stichproben
erausgefunden hat, dass es bezüglich Geldern, die in
estimmten Ländern verausgabt werden, Korruptions-
orwürfe gibt. Diese muss man natürlich dringend auf-
lären.

Statt aber jetzt einfach aufzurechnen, wie viele Men-
chenleben gerettet und wie viele nicht gerettet wurden,
itte ich Sie, zu bedenken, dass es auch nicht dazu bei-
ägt, dass Leben gerettet werden, wenn Gelder, die da-
r bestimmt sind, nicht bei den Menschen ankommen.
re Ausführungen waren wirklich polemisch. Ich finde,
ir sollten sachlich bleiben.

Nehmen Sie bitte zur Kenntnis, dass wir als Ministe-
um alles tun, was wir tun können,


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Sprechen Sie jetzt als Abgeordnete oder als Staatssekretärin? Da müssen Sie sich entscheiden! Sonst können wir das nicht zulassen!)


nd ich als Abgeordnete alles tue, was ich tun kann, da-
it die Gelder dorthin gelangen, wohin sie gehören, und

en Menschen zugutekommen.

Den entsprechenden Bericht werden wir ja am
5. September bekommen. Als Abgeordnete sage ich
ber noch einmal ausdrücklich, dass es mir wichtig ist,
arauf hinzuweisen, dass wir dafür neue Instrumente
rauchen, und dass wir prüfen müssen, was falsch läuft.
as ist im Sinne der Menschen, die betroffen sind.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) (C)



(D)(B)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712315900

Jetzt haben wir ein Problem, weil nach unserer Ge-

schäftsordnung nun wiederum Frau Wieczorek-Zeul
nicht antworten kann, weil mir die Kurzintervention
während der Rede des Kollegen aus der Unionsfraktion
gemeldet worden ist und sie sich auf diese Rede hätte
beziehen müssen.


(Sibylle Pfeiffer [CDU/CSU]: Wir machen jetzt einmal Schluss! – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Jetzt schließen wir ab!)


– Wir schließen das jetzt ab. Ich denke, darauf einigen
wir uns jetzt einfach. Kollegin Wieczorek-Zeul, Sie sind

ja in der Debatte zu Wort gekommen. Damit lösen wir
das Ganze auf.

Weitere Wortmeldungen zu diesem Einzelplan liegen
mir nicht vor.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf morgen, Donnerstag, den 8. September
2011, 9 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.