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ID1712304500

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    8. CDU/CSU-Frak-tion.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/123 Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Gernot Erler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . . Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Götzer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Bernd Neumann, Staatsminister bei der Bundeskanzlerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Reiner Deutschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Agnes Krumwiede (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister 14445 A 14445 B 14446 D 14448 B 14450 C 14451 D 14453 C 14454 B 14455 D 14456 D 14492 B 14495 A 14497 A 14499 C 14501 A 14502 B 14503 A Deutscher B Stenografisch 123. Sitz Berlin, Mittwoch, den 7 I n h a l Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2012 (Haushaltsgesetz 2012) (Drucksache 17/6600) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2011 bis 2015 (Drucksache 17/6601) . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . E R D D D R J V 14443 A 14443 B 14443 B Veronika Bellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14458 A 14458 D undestag er Bericht ung . September 2011 t : rika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . uprecht Polenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Einzelplan 04 Bundeskanzleramt r. Frank-Walter Steinmeier (SPD) . . . . . . . . r. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . r. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . ainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 14460 A 14461 A 14462 A 14467 D 14474 B 14480 D 14484 D 14488 B BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14504 C 14506 C II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 123. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 7. September 2011 Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernhard Brinkmann (Hildesheim) (SPD) . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . Bernhard Brinkmann (Hildesheim) (SPD) . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 23 Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Riegert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14508 D 14510 D 14513 A 14514 A 14515 C 14516 D 14517 A 14517 C 14519 A 14520 B 14521 C 14523 A 14530 D 14531 D 14533 A 14534 D 14535 B 14535 D 14537 D 14539 B 14539 C 14539 D 14540 D 14541 C 14543 B 14543 C Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Dirk Niebel, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Marina Schuster (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . V V G N A L 14523 B 14525 A 14526 C 14528 B 14530 B 14530 C olkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) . . . . . . olkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . udrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 14543 C 14544 B 14544 C 14545 C 14546 C 14547 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 123. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 7. September 2011 14443 (A) ) )(B) 123. Sitz Berlin, Mittwoch, den 7 Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 123. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 7. September 2011 14547 (A) (C) )(B) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 07.09.2011* Behrens, Herbert DIE LINKE 07.09.2011 Bockhahn, Steffen DIE LINKE 07.09.2011 Dr. Dehm, Diether DIE LINKE 07.09.2011 Gerster, Martin SPD 07.09.2011 Glos, Michael CDU/CSU 07.09.2011 Gohlke, Nicole DIE LINKE 07.09.2011 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 07.09.2011 von der Marwitz, Hans- Georg CDU/CSU 07.09.2011 Menzner, Dorothee DIE LINKE 07.09.2011 Nietan, Dietmar SPD 07.09.2011 Nink, Manfred SPD 07.09.2011 Schreiner, Ottmar SPD 07.09.2011 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich * Hunko, Andrej DIE LINKE 07.09.2011 Dr. Jochimsen, Lukrezia DIE LINKE 07.09.2011 Kramme, Anette SPD 07.09.2011 Krestel, Holger FDP 07.09.2011 Krischer, Oliver BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 07.09.2011 Lambrecht, Christine SPD 07.09.2011 Dr. Lehmer, Max CDU/CSU 07.09.2011 D S T W W (D für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates r. Strengmann-Kuhn, Wolfgang BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 07.09.2011 tübgen, Michael CDU/CSU 07.09.2011 ack, Kerstin SPD 07.09.2011 erner, Katrin DIE LINKE 07.09.2011 underlich, Jörn DIE LINKE 07.09.2011 123. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 7. September 2011 Inhalt Redetext a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2012 (Haushaltsgesetz 2012) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Finanzplan des Bundes 2011 bis 2015 Epl. 05: AA Epl. 04: Bundeskanzleramt Epl. 14: Verteidigung Epl. 23: BMZ Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Jürgen Trittin


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau Bun-

    eskanzlerin, Sie stehen in der Mitte Ihrer zweiten
    mtszeit, und da ist es angemessen, Bilanz zu ziehen.
    h will Ihnen durchaus zustimmen: Deutschland geht es

    ut. – Der Bundesregierung geht es schlecht.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister: Besser als andersherum!)


    ieser Feststellung muss man einmal nachgehen: Was
    önnte das eine mit dem anderen zu tun haben? Beim
    ilanzziehen will ich mich nicht lange mit dem Problem
    er FDP aufhalten.


    (Otto Fricke [FDP]: Ach, das machen Sie ja doch!)


    as ist ein Problem mit abnehmender Tendenz. Sie, Herr
    rüderle, haben hier belegt, warum FDP künftig nur
    och mit „Fast Drei Prozent“ übersetzt wird. Fast 3 Pro-
    ent, das ist auch die Prognose für Berlin.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Frau Merkel, Sie haben darauf verwiesen, was sich al-
    s in den diversen Bundesländern bewegt. Schauen wir
    ns doch einmal die Akzeptanz der Schwarz-Gelben in
    en Bundesländern an: In Nordrhein-Westfalen haben
    ie die Mehrheit verloren. In Hamburg hat sich die CDU
    ei Wahlen quasi halbiert. Das hat es historisch noch nie
    egeben. Sie sind in Baden-Württemberg nach 53 Jahren
    Sie haben da länger regiert als Gesine Lötzschs Freund





    Jürgen Trittin


    (A) )


    )(B)

    Fidel Castro in Kuba – in die Opposition geschickt wor-
    den.


    (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Nach 58 Jahren!)


    Sie sind in Bremen als dritte Kraft hinter den Grünen ge-
    landet. Auch dieser Tage sind Sie in Mecklenburg-Vor-
    pommern bitter abgestraft worden. Sie müssen jetzt da-
    rum betteln, vor der Linkspartei den Vorzug zu erhalten.
    Sie werden ihn bekommen; da bin ich ziemlich sicher.

    Anders gesagt: Sie haben in den beiden Jahren, in de-
    nen Sie regiert haben, Hunderttausende von Wählerin-
    nen und Wähler verloren. Wenn man das übersetzt: Sie
    regieren in den Ländern heute 30 Millionen Deutsche
    weniger als zu dem Zeitpunkt, an dem Sie in die Verant-
    wortung gewählt worden sind.


    (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Da haben Sie falsch gerechnet, Herr Trittin!)


    Meine Damen und Herren, man kann fast Mitleid mit Ih-
    nen haben. Sie haben ja alles versucht: Sie haben der
    CDU in Hamburg eine Modernisierungskur bei den Grü-
    nen verordnet. – Sie haben sich halbiert. Sie haben als
    Reaktion darauf gesagt: Okay, wir setzen auf die Re-
    inkarnation von Franz Josef Strauß und bedienen den
    rechten Rand mit Stefan Mappus. – Sie haben die Mitte
    der Gesellschaft und damit die Mehrheit in Baden-
    Württemberg verloren. Sie haben in Bremen gesagt: Wir
    tun gar nichts; wir verstecken uns. Das Ergebnis ist: drit-
    ter Platz.

    Wissen Sie, was Sie haben? Sie haben den Volkspar-
    teibazillus. Fragen Sie einmal Sigmar Gabriel, was das
    ist; die Genossen haben diesen Bazillus schon länger.
    Das, was diesen Bazillus gefährlich macht, ist, dass die
    alte Stärke der Volksparteien heute zu ihrem Problem
    wird: die inhaltliche Breite. Niemand weiß mehr, wofür
    die CDU in Wirklichkeit steht. Die CDU unter Helmut
    Kohl, das war Atom, Bundeswehr und Gymnasium.


    (Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Sie, die CDU von heute, die Merkel-CDU, wollen die
    Hauptschule abschaffen, Sie haben die Wehrpflicht aus-
    gesetzt, und Sie schalten auf einen Schlag die Hälfte der
    deutschen Atomkraftwerke ab.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Das macht Ihnen zu schaffen, oder?)


    Was ist passiert? Viele Menschen sagen sich: Da kann
    man doch gleich die Grünen wählen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Das hat zum Beispiel die Tochter des CDU-Bürgermeis-
    ters im Eichsfeld getan. Sie kandidiert jetzt auf einer
    Liste der Grünen. Im Bayerischen Wald treten ganze
    CSU-Ortsvereine zu uns über.


    (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Stimmt doch überhaupt nicht! Bleiben Sie doch mal bei der Wahrheit!)


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    (C (D as ist wahrlich eine neue Integrationsaufgabe, die wir u bewältigen haben. Jede dieser Entscheidungen war richtig – das will ich nen gerne bescheinigen –: Aussetzen der Wehrpflicht, ückkehr zum Atomausstieg, Abschied von der Haupt chule. Aber Sie haben es nicht geschafft, irgendeine dieer richtigen Entscheidungen mit Ihrer Partei, mit Ihrer ählerschaft zu diskutieren. Jede dieser richtigen Entcheidungen hätte eines Parteitages bedurft, und da – in er politischen Führung Ihrer Partei – haben Sie versagt. Das gilt auch, wenn es um die Grundwerte der CDU eht. Ich denke an zwei wesentliche Punkte, mit denen ie Union immer identifiziert worden ist: die soziale arktwirtschaft und Europa. Auch hier weiß niemand ehr, wofür die Union tatsächlich steht. Der Kern der sozialen Marktwirtschaft besteht doch us zwei Versprechen: das Versprechen des sozialen ufstiegs – das ist die freiheitliche Botschaft; jeder kann s schaffen – und das des sozialen Ausgleichs. Diese otschaft lautet: Die, die es nicht schaffen, werden nicht llen gelassen. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    chauen wir uns diese beiden Versprechen an; messen
    ir sie an der Wirklichkeit in diesem Land. Chancen

    um sozialen Aufstieg gibt es immer weniger. Diese Ge-
    ellschaft ist immer weniger durchlässig geworden. Ein
    echstel aller Kinder lebt in Bedarfsgemeinschaften
    ach Hartz IV. In Berlin ist es jedes vierte Kind. Diese
    rmut wird vererbt, weil unsere Schulen Armut nicht
    berwinden, sondern nur noch ein Stück soziale Selek-
    on erbringen können. Kaum eines der betreffenden
    inder wird eine Chance auf einen höheren Bildungsab-

    chluss oder gar auf einen Universitätsabschluss haben.
    ann kommt Ihre Frau von der Leyen und erfindet ein
    ürokratisches Bildungspaket, das kaum einem Kind
    ilft.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Nehmen wir ein anderes Beispiel. Es ist schön, dass
    ie Arbeitslosenzahlen zurückgehen.


    (Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Das ist doch auch schön! Aber dafür muss man arbeiten gehen!)


    Ja, es ist sehr schön. Ich freue mich darüber. Vielleicht
    in ich da anders gestrickt als Sie.

    Schauen wir uns aber die Realität in den Gemeinden,
    ei den Arbeitsagenturen an. Gehen die Ausgaben ei-
    entlich in gleichem Maße zurück? Bei den Langzeitar-
    eitslosen ist das nicht der Fall. Was muss ich ferner
    ststellen? 1,4 Millionen Menschen, die jetzt wieder in
    rbeit sind – noch einmal: ich begrüße das –, sind darauf

    ngewiesen, dass ihr Gehalt aufgestockt wird, sie also
    eiter ALG II beziehen. Was machen Sie in einer Situa-
    on, in der Sie den Haushalt konsolidieren wollen? Sie





    Jürgen Trittin


    (A) )


    )(B)

    setzen die Praxis fort und subventionieren ausbeuteri-
    sche Arbeitsverhältnisse mit Steuergeldern. Sie sind ge-
    gen einen Mindestlohn.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich will Ihnen ein Beispiel aus Mecklenburg-Vorpom-
    mern nennen. Bei einer Diskussion über den Mindest-
    lohn im Wahlkampf sagt der FDP-Kandidat, man dürfe
    doch nicht für einen Mindestlohn sein. Wörtlich fährt er
    fort: „Dann müssen die Hoteliers an der Ostsee die
    Löhne ja komplett selber zahlen.“ Meine Damen und
    Herren, hier offenbart sich doch ein Abgrund von sozia-
    ler Verwahrlosung. Wo leben wir denn, dass es als nor-
    mal empfunden wird, dass der Staat die Löhne bezu-
    schusst?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


    Oder nehmen wir den sozialen Ausgleich als Beispiel.
    Deutschland ist ein wohlhabendes Land. Wir haben
    2 Billionen Euro Staatsschulden, aber wir haben auch
    5 Billionen Euro Privatvermögen. Das ist schön. Das
    Problem ist: Das Vermögen ist sehr ungleich verteilt. Die
    obersten 10 Prozent besitzen weit mehr als die Hälfte.
    Die unteren 30 Prozent haben fast nichts oder Schulden.
    Jeder zwölfte Haushalt ist überschuldet. Das sind
    3,4 Millionen Menschen in diesem Land. Diese Un-
    gleichverteilung, dieses Zerreißen der Gesellschaft
    nimmt zu. 2007, vor der Krise, gab es 830 000 Millionä-
    rinnen und Millionäre in Deutschland. Nach der Krise
    sind es 910 000. In keinem Land der Welt hat es eine
    vergleichbare Entwicklung geben.

    In dieser Situation reden wir zum Beispiel darüber,
    wie die Mittel für den Rettungsfonds aufgebracht wer-
    den sollen. Es ist die Partei Ludwig Erhards, die sich ei-
    ner Vermögensabgabe verweigert, einer Vermögensab-
    gabe, die nach eben jenem Modell des Lastenausgleichs
    erhoben werden soll, mit dem Ludwig Erhard nach dem
    Zweiten Weltkrieg dieses Land regiert hat. Sie wollen
    keinen sozialen Ausgleich. Da Sie ihn nicht wollen: Hö-
    ren Sie auf, zu behaupten, Sie seien die Partei der sozia-
    len Marktwirtschaft! Davon sind Sie heute meilenweit
    entfernt. Sie wollen keinen sozialen Ausgleich.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Wenn Sie es ernst meinten, dann hätten Sie beispiels-
    weise die Abgeltungsteuer schon lange abschaffen müs-
    sen; denn sie begünstigt leistungslose Gewinne aus spe-
    kulativen Geschäften. Dafür muss man weniger Steuern
    zahlen als jeder Handwerker; denn die Abgeltungsteuer
    ist niedriger als die durchschnittlichen Unternehmen-
    steuern. Hören Sie doch auf, die Realwirtschaft steuer-
    lich zu diskriminieren, und schaffen Sie diese Kopfge-
    burt von Peer Steinbrück, den Sie sonst gerne
    beschimpfen, endlich ab!


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich sage Ihnen: Ich möchte keinen allumfassenden
    Staat. Der Staat soll seine Leistungen solide und verläss-
    lich erbringen. Er soll für gute Schulen, verlässliche Kin-
    derbetreuung sorgen. Menschen müssen von ihrer Arbeit

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    (C (D ben können. Wir brauchen sichere Straßen; dazu ehört ein Fehlen von Schlaglöchern, und dazu gehört brigens auch, dass auf Straßen noch Polizeibeamtinnen nd Polizeibeamte zu sehen sind nd man sich nicht ausschließlich auf die Videoüberwahung verlässt. Das soll solide finanziert werden. Sie machen in der jetzigen Situation Folgendes: urch konjunkturell bedingt gute Steuereinnahmen Frau Merkel, Sie haben es hier noch einmal wiederholt – enken Sie unverzüglich wieder darüber nach, wie Sie ie Steuern für Besserverdienende senken können, wähnd Sie gleichzeitig die Nettokreditaufnahme bei 7 Milliarden Euro belassen wollen. Ich mache Ihnen eien Vorschlag: Fragen Sie die doch einmal! Ein Großteil on denen (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Will das gar nicht!)


    (Erika Steinbach [CDU/CSU]: Donnerwetter!)


    ill das gar nicht. Schauen Sie sich Martin Kind,
    ichael Otto an! Sie und viele andere sagen: Nein, wir
    ollen mehr Steuern zahlen, damit diese Gesellschaft
    on ihrem Schuldenstand herunterkommt und damit un-
    ere Kinder nicht mit einem überschuldeten Staat leben
    üssen. Was ist die Antwort aus Ihrer Koalition? Die
    DP sagt: Dann sollen die doch spenden. Meine Damen
    nd Herren, ich weiß ja, dass Sie sich mit Spenden und
    ponsoring


    (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gut auskennen!)


    estens auskennen. Aber zu der Vorstellung eines ge-
    ponserten Staates kann ich nur sagen: Das ist nun wirk-
    ch das Allerletzte, was wir in diesem Land gebrauchen
    önnen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Ich sage auch nie wieder, dass Sie die Partei der Bes-
    erverdienenden sind,


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Das sind Sie inzwischen!)


    eil man damit Martin Kind und Michael Otto unrecht
    t. Diese Menschen wissen, dass von einer soliden
    inanzierung des Staates, an der sich die Starken stärker
    eteiligen als die Schwachen, der Zusammenhalt dieser
    esellschaft abhängt. Deren Interessenvertreter sind Sie

    ber schon lange nicht mehr in diesem Lande.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Herr Brüderle ist ja in seiner Partnerschaft mit Herrn
    ösler noch nicht so lange Fraktionsvorsitzender.


    (Zurufe von der SPD)


    och schauen wir uns einmal deren wirtschaftspolitische
    eistung an: Das Einzige, was ihnen eingefallen ist, ist,
    u erklären, dass sie endlich einmal liefern wollten. Ja,
    as haben sie geliefert? Die Forderung nach Steuersen-





    Jürgen Trittin


    (A) )


    )(B)

    kungen. Das ist ungefähr so schmackhaft wie eine in der
    Mikrowelle aufgewärmte Pizza. Schauen Sie sich ihren
    Beitrag zur Energiewende an: gleich null. Ihr Beitrag
    zum Entflechtungsgesetz: Es gibt jetzt nach zwei Jahren
    schon ein Eckpunktepapier. Neues Insolvenzrecht: Fehl-
    anzeige.


    (Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nichts! Nichts!)


    Die Bilanz von Herrn Rösler und Herrn Brüderle, die
    Bilanz der FDP in der Wirtschaftspolitik ist katastrophal.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Christian Lindner [FDP]: Sieht man ja am Arbeitsmarkt! Der ist am Wachsen!)


    Wenn die Oppositions- und Koalitionsfraktionen mit
    der Bundeskanzlerin darüber diskutieren, wie es mit
    Europa weitergehen soll, und 90 Minuten eine angeregte
    Diskussion darüber führen, ob wir Euro-Bonds oder eine
    Vertragsänderung brauchen,


    (Zuruf von der FDP: Und, brauchen wir es?)


    wie wir die Beteiligungsrechte des Parlamentes ausge-
    stalten, beteiligen sich alle daran, außer dem Minister,
    der in der Bundesregierung für den Binnenmarkt feder-
    führend zuständig ist.


    (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kein Satz!)


    90 Minuten dröhnendes Schweigen von Herrn Rösler.
    Selbst Klaus Ernst hatte mehr zu sagen, meine Damen
    und Herren. Deswegen sollte es bald vorbei sein mit der
    Regierungsbeteiligung der FDP.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Schwarz-grünes Koalitionsangebot!)


    Frau Bundeskanzlerin, bezüglich Europa haben Sie ja
    eben eine Rede gehalten, die stark in die eigenen Reihen
    gerichtet war.


    (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Aber Ihre Rede ist eine Parteitagsrede!)


    Aber Sie können es deswegen nicht kommunizieren,
    weil Sie in vielerlei Hinsicht an Glaubwürdigkeit verlo-
    ren haben. Das hat einmal damit zu tun, dass Sie das
    Notwendige bis heute immer erst zu spät getan haben. Es
    hat dann auch damit zu tun, dass es für Sie immer min-
    destens zwei Lösungen gibt – Sie haben ja vorhin gesagt,
    es gebe nicht die eine Lösung –, die sich dann garantiert
    widersprechen.


    (Heiterkeit der Abg. Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Sie haben behauptet, Griechenland sei ein Einzelfall.
    In Wirklichkeit kamen dann Hilfen für weitere Länder.
    Sie haben gesagt, man müsse möglichst hohe Zinsen
    nehmen. Inzwischen mussten Sie die Zinsen zurückneh-
    men, weil die hohen Zinszahlungen der Krisenländer die
    Krise verlängert und verschärft haben. Sie haben gesagt,
    wir bräuchten keinen dauerhaften Stabilisierungsmecha-

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    (C (D ismus. Sie haben Ihren Finanzminister zurückgepfiffen, ls er einen europäischen Währungsfonds gefordert hat. nd was geschieht nun? Wir werden morgen in erster esung genau darüber sprechen in diesem Hause. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der LINKEN)


    Das tun wir vor dem Hintergrund eines guten Urteils
    es Bundesverfassungsgerichts. Es ist ein gutes Urteil
    r Europa und auch und gerade für die Rechte dieses
    ohen Hauses. Für Europa ist es ein gutes Urteil, weil es
    en Weg dafür freimacht, diese Krise europäisch zu lö-
    en. Für den Bundestag ist es ein gutes Urteil, weil es
    larstellt, dass das Haushaltsrecht des Deutschen Bun-
    estages nicht infrage gestellt werden darf.

    Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts enthält
    ine kritische Anmerkung zur Rolle des Haushaltsaus-
    chusses. Ich kann Ihnen eines sagen, Herr Brüderle: Sie
    ätten diese kritische Anmerkung vermeiden können,
    enn Sie bei der Verabschiedung des EFSF auf uns ge-
    ört hätten und genau die Forderung, die jetzt auch in
    em Urteil enthalten ist, nämlich Entscheidung über die
    ereitstellung von Geldern durch den Deutschen Bun-
    estag, aufgenommen hätten. Dann hätten Sie jetzt nicht
    rneut nachbessern müssen. Das ist die Lage.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Frau Merkel, Sie haben da ein Glaubwürdigkeitspro-
    lem, auch weil Ihre Rede nicht klar ist.


    (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Sie kann doch nichts dafür, wenn Sie nichts kapieren! – Otto Fricke [FDP]: Ich glaube, Sie haben ein Glaubwürdigkeitsproblem!)


    ie haben zum Schüren antieuropäischer Vorurteile in
    eutschland und in Ihren eigenen Reihen selber beige-
    agen. Oder wozu sonst sollte das dumme Gerede die-
    en, dass die Griechen früher in den Ruhestand gingen
    ls die Deutschen, was gar nicht wahr ist? Jetzt sagen
    ie: Das war alles nicht so gemeint; dieses Europa ist
    nd bleibt unsere Zukunft. – Ja, das ist richtig. Aber
    enn Sie vorher nicht etwas anderes gesagt hätten, dann
    ätte Ihnen der eine oder andere in Ihren Reihen das
    uch abgenommen.


    (Otto Fricke [FDP]: Da klatschen noch nicht mal die Grünen!)


    Oder nehmen wir das Beispiel einer europäischen
    irtschaftsregierung. Sie haben gesagt, wir bräuchten

    iese Wirtschaftsregierung, obwohl Sie anfangs immer
    agegen gewesen sind. Nun wollen Sie diese Wirt-
    chaftsregierung beim Rat ansiedeln


    (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! Intergouvernemental!)


    nd damit genau dem Mechanismus der Kungelei zwi-
    chen den Regierungschefs aussetzen. Ich sage Ihnen:
    amit werden Sie die Europamüdigkeit und Europa-

    kepsis in diesem Lande weiter befördern.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)






    Jürgen Trittin


    (A) )


    )(B)

    Eine europäische Wirtschaftsregierung muss so ge-
    staltet sein, dass sie nicht in abgeschlossenen Hinterzim-
    mern agiert. Sie muss die nationalen Parlamente und das
    Europaparlament beteiligen und die Fähigkeiten der
    Europäischen Kommission einbeziehen. Sie muss darauf
    abzielen, dass wir in Europa gemeinsame Unternehmen-
    steuerbandbreiten, gemeinsame soziale, ökologische und
    finanzwirtschaftliche Standards sowie endlich eine ver-
    nünftige Regulierung der Finanzmärkte erreichen. Das
    ist etwas, wofür Menschen in diesem Lande streiten wer-
    den.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Wir wollen dieses Europa. Ob Sie es wollen, wissen
    Sie nicht. Sie wissen nicht einmal, ob Sie eine eigene
    Mehrheit haben. Ich sage Ihnen auch: Deutschland hat
    die schwächste Regierung seit Jahrzehnten. Wann hat es
    das je gegeben, dass eine Regierung zur Mitte der Legis-
    laturperiode fast alles – bis auf die Mövenpick-Subven-
    tion – zurücknehmen musste?


    (Norbert Barthle [CDU/CSU]: So ein Schwachsinn!)


    Aber es ist schlimmer. Diese Regierung hat durch ihr
    Handeln das Vertrauen in die soziale Marktwirtschaft
    schwer beschädigt. Sie hat das Vertrauen vieler Men-
    schen in die demokratischen Institutionen gefährdet. So
    ist aus einer Traumkoalition eine Albtraumkoalition für
    Deutschland geworden. Die Mehrheit schwindet, die
    Kanzlerindämmerung ist unübersehbar. Ich glaube, es
    wird Zeit für einen neuen Morgen.


    (Anhaltender Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Beifall bei der SPD)




Rede von Katrin Dagmar Göring-Eckardt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Volker Kauder hat das Wort für die CDU/CSU-Frak-

tion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Volker Kauder


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

    gen! In dieser Woche beginnen wir die Beratungen über
    den Entwurf des Bundeshaushaltes 2012. Wir beginnen
    die Beratungen darüber, wie wir die Grundlagen dafür
    legen können, dass es in diesem Land auch in den nächs-
    ten Jahren gut weitergeht. Kaum jemand aus der Opposi-
    tion hat darüber gesprochen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Rainer Brüderle [FDP])


    Ich glaube, man hat deswegen nicht darüber gesprochen,
    weil man nur Gutes hätte sagen können, und das wollte
    man nicht. Das ist der wahre Grund für Ihr Verhalten.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Die Bedeutung des Bundeshaushaltes 2012 und der
    mittelfristigen Finanzplanung für die nächsten Jahre
    kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Wir alle
    erleben aktuell schwierige Diskussionen in Europa. Ich
    muss es an dieser Stelle einmal klar und deutlich sagen:

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    (C (D ir haben keine Krise Europas, wir haben auch keine uro-Krise, sondern wir haben ein Schuldendilemma in uropa. Dafür, dass es so gekommen ist, tragen Leute Verantortung, die vor der Großen Koalition und vor dieser hristlich-liberalen Koalition an Regierungen beteiligt aren. Es ist schon eigenartig, sich hier hinzustellen und u sagen, dass von einigen Leuten Kritik am Zustand uropas geübt wird – Herr Kollege Oppermann, Sie sind iner von denen –, aber gar nicht zur Kenntnis zu nehen, dass die schärfste Kritik von all denjenigen, die ich in diesen Tagen geäußert haben, an die eigene dresse geht. Rot-Grün hat ganz massiv dazu beigetraen, dass wir in Europa jetzt in dieser Krise sind. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Wer so etwas sagt, muss einen Knall haben!)


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    mer wenn es darauf angekommen ist, die richtigen
    ntscheidungen für die Zukunft zu treffen, hat die SPD
    ie falschen Entscheidungen getroffen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    ls es damals darum ging, den Euro einzuführen, haben
    ie den Euro kritisiert.

    Der Euro ist eine Erfolgsgeschichte. Gestern Abend
    at die Wirtschaft noch einmal deutlich gemacht, dass
    in Teil des Erfolges und ein Teil des Wohlstandes in
    eutschland natürlich dem Euro zu verdanken sind. Für
    nsere exportorientierte Wirtschaft war der Euro ein Se-
    en. Sie waren damals dagegen. Kaum waren Sie an der
    egierung, haben Sie dafür gesorgt, dass das entschei-
    ende Rückgrat des Euro, nämlich der Stabilitätspakt,
    ufgelöst worden ist nach dem Motto: Wir haben in die-
    er Regierung einen Haufen Arbeitslose produziert, und
    tzt müssen wir Schulden machen, um wieder voranzu-
    ommen. – Beides war ein großer Fehler. Dafür steht
    ot-Grün.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Herr Steinmeier, deswegen habe ich vorhin gerufen:
    ott sei Dank sind diejenigen, die solche Ergebnisse ab-
    eliefert haben, in dieser schwierigen Zeit nicht an der
    egierung.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    ie haben immer die falschen Rezepte. Jetzt zu sagen:
    Wir retten Europa, indem wir Euro-Bonds und vieles
    ndere auf den Weg bringen“, ist doch nur die Fortset-
    ung dieser falschen Politik.


    (Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Sie machen doch Vergemeinschaftung und nicht wir!)


    ie wollen die Schulden vergemeinschaften, und das
    hrt die Staaten, die diese Schulden gemacht haben,

    ben nicht auf den richtigen Weg. Wir müssen vielmehr
    agen: Wir helfen im Interesse des Euro. Aber dafür
    üssen auch Anstrengungen unternommen werden.





    Volker Kauder


    (A) )


    )(B)

    Geld ohne Gegenleistung hat noch nie zur Besserung ge-
    führt.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Deswegen werden wir dies nicht machen.

    Heute ist – ja, so kann man es sagen – ein guter Tag
    für Europa. Mit diesem Haushaltsentwurf 2012 zeigen
    wir, dass wir den Weg konsequent weitergehen. Gestern
    hat sich Herr Kollege Steinbrück aufgeregt, als die
    Wahrheit darüber gesagt worden ist, welch hohe Neuver-
    schuldung geplant war,


    (Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Welche Wahrheit? – Joachim Poß [SPD]: Sie waren doch bei den 86 Milliarden dabei! Sagen Sie das doch den Menschen!)


    und als festgestellt worden ist, dass wir jetzt auf dem
    Weg der Konsolidierung sind. Ich habe gedacht, es darf
    nicht wahr sein. Jetzt kommt die Mentalität Ihrer Partei
    zum Ausdruck.

    Die Grünen sitzen im gleichen Boot.


    (Zuruf von der SPD: Ein U-Boot!)


    In Baden-Württemberg war man auf dem Kurs der Kon-
    solidierung. Die neue grün-rote Regierung bringt folgen-
    den Merksatz heraus: Wir müssen zunächst etwas mehr
    Schulden machen, um dann sparen zu können. – Einen
    größeren Unsinn habe ich in meinem ganzen Leben noch
    nicht gehört: Wir müssen erst mehr Schulden machen,
    bis wir sparen können.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Das sagen die, die die EnBW zurückgekauft haben!)


    Ähnliches wird von Frau Kraft formuliert; von Rhein-
    land-Pfalz haben wir schon gesprochen. Da kann ich nur
    sagen: Das sind genau die falschen Wege. Wir müssen
    den Haushalt konsolidieren; und das machen wir auch.
    Damit sind wir Vorbild. Die Schuldenbremse wird ein-
    gehalten. Sie muss jetzt in Europa umgesetzt werden.

    Wir müssen in dieser schwierigen Zeit auch eine Ant-
    wort darauf geben, wie es in Europa weitergeht. Europa
    war bisher vor allem in der Vorstellung meiner Genera-
    tion eine Antwort auf die Geschichte: Nie wieder Krieg;
    Frieden in Europa. Und wenn Europa nicht mehr erreicht
    hätte als „Nie wieder Krieg“, wäre dies schon eine groß-
    artige Leistung.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Dies haben wir erreicht. Dies ist vor allem das Ergebnis
    der Europapolitik, wie sie unter Kanzlerinnen und Kanz-
    lern der unionsgeführten Regierungen gemacht worden
    ist.

    Es reicht aber nicht mehr aus, Europa ausschließlich
    als Antwort auf die Geschichte zu verstehen. Vielmehr
    muss Europa jetzt eine Basis für Wohlstand und Ent-
    wicklung sein. Europa muss sich verstehen als der Wett-
    bewerber, weil die Zentren der Entwicklung nicht mehr
    nur in Europa liegen, sondern auch in Asien.

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    (C (D Europa muss den jungen Menschen sagen: Wir weren, nachdem wir den Frieden gesichert haben, jetzt uch den Beitrag zu Wohlstand für eure Generation leisn. Dazu sind wir in Deutschland wieder Vorbild. Es ann uns nicht ruhen lassen, wenn wir gute Ergebnisse orweisen – junge Menschen haben bei uns Chancen; ie Jugendarbeitslosigkeit ist wirklich toll zurückgeganen –, aber zugleich sehen, dass das in anderen Ländern uropas anders ist. Deswegen: Wenn Europa eine Zukunftsperspektive r die junge Generation in ganz Europa sein soll, dann üssen die Staaten, in denen die Jugendarbeitslosigkeit ei 30 Prozent und höher liegt, wirklich Ernst machen. eniger Schulden und nicht ständig weitere Schulden achen, das bedeutet eine gute Zukunft für die junge eneration. Das muss nun auf den Weg gebracht werden. Dazu rauchen wir in Europa neue Formen. Es kann doch icht sein, dass sich Europa um den letzten Grashalm eies Naturschutzgebietes bei mir auf der Schwäbischen lb kümmert, aber für die wirklich großen Herausfordengen keine Antwort hat. Deswegen muss Europa sich eniger um solche kleinen Dinge kümmern, dafür mehr m die großen Herausforderungen. Deswegen ist der Weg der Bundeskanzlerin und der undesregierung völlig richtig, wenn es dort heißt: Wir rauchen eine stärkere Koordinierung in der Wirtschaft nd im Finanzbereich. Europa muss erkennen, dass es irklich darauf ankommt, in diesen Bereichen bestimmte inge zu ändern. Es ist zu Recht gesagt worden, dass wir nicht nur bei en Banken, sondern auch bei den Finanzmärkten, edgefonds und anderem zu Regulierungen kommen üssen. Wir haben einen ersten Schritt dahin unternomen. Als Wolfgang Schäuble Leerverkäufe verboten hat, ab es ein großes Gelächter und ein Geschrei, das führe u nichts. Heute haben es andere nachgemacht. Wir haben die Banken mit der Bankenabgabe dazu ebracht, dass sie Vorsorge treffen müssen für den Fall, ass es wieder Schwierigkeiten gibt. Das heißt, wir haen das, was national zu machen war, gemacht. Wir haen dafür gesorgt, dass bei den Rettungsschirmen, die ir aufgespannt haben, eine Beteiligung Privater stattndet. Aber mir müssen jetzt auch dafür sorgen – dafür irbt die Bundesregierung wirklich nachhaltig und innsiv, mit dem ganzen Einfluss Deutschlands –, dass ir die Märkte in größerem Umfang beteiligen. Da muss ich Europa einen Ruck geben, und zwar das Europa er 27. Ich sage es ganz bewusst in die Richtung Großritanniens: Es muss aufhören, dass Interessen eines einelnen Landes Vorrang vor den Interessen der europäichen Gemeinschaft haben sollen. ie Zukunft Europas verlangt, dass wir das Interesse Eupas mehr im Blick haben als nationale Dinge. Volker Kauder )


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





    (A) )

    (Joachim Poß [SPD]: Der einzige richtige Satz
    in der bisherigen Rede!)

    Wir in Deutschland gehen da gut voran.

    Herr Steinmeier, es ist recht, wenn Sie sagen: Wir hel-
    fen da mit. – Das ist in Ordnung. Aber es zeugt nicht von
    politischer Klugheit, in der Regierungszeit von Rot-
    Grün, in der auch Sie im Kanzleramt Verantwortung ge-
    tragen haben, zunächst einmal die Finanzmärkte zu ent-
    fesseln


    (Lachen bei Abgeordneten der SPD)


    und dann von uns zu verlangen, sie wieder einzufangen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Sie haben dafür gesorgt – –


    (Joachim Poß [SPD]: Sie wollten noch darüber hinausgehen!)


    – Ich kann doch beweisen, was Sie da alles gemacht ha-
    ben,


    (Joachim Poß [SPD]: Sie stehen mit der Wahrheit auf dem Kriegsfuß, mit jedem Satz!)


    was Herr Eichel alles formuliert hat, was von Ihrem
    Bundeskanzler unter dem Titel „Deutschland AG“ for-
    muliert worden ist.


    (Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Wir sind gespannt!)


    Sie haben einen großen Unsinn gemacht; wir sind gerade
    dabei, das wieder einzusammeln. Das ist die Situation,
    meine sehr verehrten Damen und Herren.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Burkhard Lischka [SPD]: Da wird sogar auf der Regierungsbank gelacht!)


    Heute ist ein guter Tag für Europa, auch weil das
    Bundesverfassungsgericht eine kluge Entscheidung ge-
    troffen hat. Ich kenne zwar noch nicht das ganze Urteil,
    aber der Kernsatz heißt: Die Klagen werden abgewiesen.
    Was mit den Rettungsschirmen und Stabilitätsprogram-
    men auf den Weg gebracht worden ist, entspricht der
    Verfassung.

    Herr Steinmeier, Sie brauchen sich hier wirklich nicht
    hinzustellen und zu sagen: Wir wollen eine stärkere Be-
    teiligung des Bundestages. – Sie wissen doch ganz ge-
    nau, dass ich Ihnen bei der letzten Besprechung, bei der
    es um die Frage ging, wie wir am Donnerstag mit dem
    weiteren Paket umgehen, klipp und klar gesagt habe: Es
    gibt eine starke Beteiligung des Deutschen Bundestages.
    Ich habe ausdrücklich gesagt – Sie haben es sogar bestä-
    tigt; deswegen habe ich Ihre Einlassung hier nicht ver-
    standen –,


    (Joachim Poß [SPD]: Bei Ihnen war bisher keine Einlassung zu verstehen!)


    dass wir die Regelung zur Beteiligung des Deutschen
    Bundestages natürlich auf eine breite Basis stellen wol-
    len. Bereits heute Nachmittag finden die ersten Gesprä-
    che zwischen den Koalitionsfraktionen und den Fraktio-
    nen der Opposition darüber statt, wie wir das aus-

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    (C (D estalten können. Wir sind uns im Großen und Ganzen inig. Ich bin außerordentlich froh, dass wir von den Kolitionsfraktionen mit dem Vorschlag, den wir vorlegen, eit über das hinausgehen, was das Bundesverfassungsericht heute entschieden hat. Wir brauchten heute keine Belehrung. Ja, nun einmal langsam! – Das Bundesverfassungsgecht hat gesagt: Der Haushaltsausschuss muss um Geehmigung gefragt werden. ir legen einen Entwurf vor, in dem es heißt: Die grundätzlichen Fragen muss der Deutsche Bundestag entcheiden. Wir, die Abgeordneten des Deutschen Bundesges, entscheiden, was passiert. enn es darum geht, wie die konkreten Dinge ausformuert werden, dann ist der Haushaltsausschuss zuständig. h finde, das ist eine starke Position. Ich muss Ihnen sagen: Ich habe es wirklich nicht vertanden, dass in den Reihen der Opposition immer foruliert worden ist: Der Bundesfinanzminister und die undesregierung haben ein Gesetz vorgelegt, in dem zur arlamentsbeteiligung gar nichts gesagt wird. – Dazu ann ich Ihnen sagen: Wir haben den Bundesfinanzinister und die Bundesregierung sogar darum gebeten, azu nichts zu sagen. Wir als Parlament, zumindest wir den Koalitionsfraktionen, sagen: Wir sind selbstbeusst genug, um die Regelung zur Beteiligung des deut chen Parlaments ohne einen Regierungsentwurf zu finen. Das machen wir schon selber, meine sehr verehrten amen und Herren. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Rolf Hempelmann [SPD]: Das wäre was Neues!)


    (Lachen bei Abgeordneten der SPD)


    (Zuruf von der SPD: Er muss zustimmen!)


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    ie sind herzlich eingeladen, sich heute und in den
    ächsten Tagen daran zu beteiligen.

    Wenn ich mir den Haushalt anschaue, dann stelle ich
    st, dass wir die Voraussetzungen dafür geschaffen ha-

    en, dass die Entwicklungen wirklich gut weitergehen.
    ir wissen, dass noch einiges zu tun ist, aber ganz ent-

    cheidend ist doch – davon ist heute schon gesprochen
    orden, auch von der Bundeskanzlerin –, dass wir in
    iesem Land alle beieinander bleiben.


    (Burkhard Lischka [SPD]: Da muss er jetzt die FDP angucken!)


    as wir erreicht haben, nämlich dass wir stärker aus der
    irtschaftskrise herausgekommen sind, als wir hinein-

    egangen sind, war eine große Gemeinschaftsleistung.
    ie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben durch
    erzicht auf Lohn, Weihnachtsgeld und vieles andere ih-
    n Beitrag geleistet. Es war vor allem ein großer Beitrag

    er mittelständischen Wirtschaft, die die Menschen nicht
    die Arbeitslosigkeit geschickt hat, auch mit Unterstüt-

    ung der Politik. Es ist die richtige Politik gemacht wor-





    Volker Kauder


    (A) )



    (B)

    den. Es war eine große Gemeinschaftsleistung, die zu
    dem schönen Ergebnis geführt hat.

    Es ist doch toll, dass es in Deutschland aufwärtsgeht.
    Diejenigen, die dazu einen bedeutenden und wichtigen
    Beitrag geleistet haben, nämlich die Arbeitnehmerinnen
    und Arbeitnehmer, die jeden Morgen aufstehen und zur
    Arbeit gehen und sich um ihre Familien kümmern, sol-
    len daher ihren Anteil an Wachstum und Wohlstand in
    unserem Land haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Das ist das Plädoyer für den Mindestlohn! – Rolf Hempelmann [SPD]: Machen Sie den Mindestlohn! Das ist wunderbar!)


    Deshalb geht es nicht um die von Ihnen geführte Diskus-
    sion über eine Steuerreform. Wir, FDP und CDU/CSU,
    sind diejenigen, die sehr genau wissen, was soziale
    Marktwirtschaft heißt, was vor allem „sozial“ heißt.


    (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die FDP? Sozial?)


    Während unserer Regierungszeiten sind die bedeutends-
    ten Sozialgesetze in unserem Land gemacht worden, und
    nicht in der Regierungszeit von Rot-Grün.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Das ist ja das Schlimme! – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gesundheitsreform, sehr sozial!)


    Selbstverständlich ist es richtig, dass wir denjenigen,
    die in Not geraten sind und sich nicht selbst helfen kön-
    nen, durch unsere sozialen Leistungen helfen. Aber es
    kann nicht sein, dass wir jedes Jahr Hartz-IV-Leistungen
    an Inflation und Kostensteigerungen anpassen, aber die-
    jenigen, die jeden Tag zur Arbeit gehen, von einer sol-
    chen Anpassung nichts haben.


    (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha! Da kommen wir wieder zur Spaltung! – Rolf Hempelmann [SPD]: Mindestlohn!)


    Deswegen ist die Korrektur der kalten Progression eine
    Frage der Gerechtigkeit und keine Frage der Steuersen-
    kung.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Jeder trägt dort Verantwortung, wo er steht. Ich bin
    sehr gespannt, liebe Kolleginnen und Kollegen von den
    Grünen – Sie stellen die Regierung in Baden-Württem-
    berg –


    (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Baden-Württemberg schmerzt!)


    und von der SPD, ob Sie bereit sind, im Bundesrat zu sa-
    gen: Ja, wir stimmen dafür, dass die Hartz-IV-Sätze er-
    höht werden, aber wir sind dagegen, dass die Arbeitneh-
    merinnen und Arbeitnehmer bei steigender Progression
    entlastet werden. – Ich bin gespannt, ob Sie die Politik
    gegen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Bun-

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    (C (D esrat durchsetzen wollen, so wie Sie das angekündigt aben. ir werden dafür sorgen, dass Sie sich der Verantworng stellen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Wir können mit Verantwortung umgehen!)


    (Lachen des Abg. Rolf Hempelmann [SPD])


    Wir wissen sehr wohl, dass wir in Europa noch
    chwierige Aufgaben zu bewältigen haben. Wir wissen,
    ass Europa unsere Zukunftsperspektive ist. Wir wissen
    uch, dass wir ohne ein starkes und handlungsfähiges
    uropa im Wettbewerb mit anderen Regionen in der
    elt nicht bestehen können. Es ist ein bemerkenswerter

    organg – ich bin an der Schweizer Grenze groß gewor-
    en, mein Wahlkreis liegt nicht weit davon entfernt –,
    ass ein Land wie die Schweiz, das alles tun will, um
    loß nicht nach Europa zu kommen, jetzt auf einmal den
    ranken an den Euro bindet, weil man gemerkt hat: Auf
    ich allein gestellt, das führt nicht in eine gute Zukunft.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Das Beispiel Schweiz sollte uns zeigen, wie glücklich
    nd gut die Entscheidung war, die wir damals für den
    uro getroffen haben. Aber damals haben wir einen zen-
    alen Schritt nicht gehen können. Eine gemeinsame
    ährung muss mit einer gemeinsamen Wirtschafts- und

    inanzpolitik einhergehen.

    Dieses Thema ist vor allem in der Finanz- und Wirt-
    chaftskrise zum Tragen gekommen. Deswegen ist es
    chtig, wenn die Bundeskanzlerin sagt: Wir müssen
    icht nur zu jeder kleinen Frage, die da kommen mag,
    ichtlinien aus Europa erhalten, sondern wir brauchen
    or allem klare Vorgaben mit entsprechenden Kontroll-
    nd Sanktionsmechanismen für diejenigen, die sich
    icht an die Haushaltsdisziplin halten. – Ich erinnere
    och gut, wie diese Haushaltsdisziplin zerstört worden
    t. Gerhard Schröder hat damals gesagt: Wir brauchen
    ns an die Stabilitätsmechanismen nicht zu halten; da
    aut man in Europa einmal auf den Tisch, und dann ist
    ieder Ruhe im Karton. – Genau damit wurden die Vo-
    ussetzungen für die Probleme geschaffen, die wir

    eute haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Deswegen brauchen wir ordentliche Mechanismen.
    Augenblick müssen wir mit dem arbeiten, was uns in

    er konkreten Rechtssituation zur Verfügung steht. Das
    t eine ganze Menge. Wir müssen vor allem eine klare
    otschaft vermitteln. Ich bitte Sie, das mitzutragen und
    icht falsche Dinge in die Welt zu setzen.


    (Lachen bei Abgeordneten der SPD – Joachim Poß [SPD]: Da sind Sie doch der Meister drin! Sie haben doch heute keinen Satz ausgelassen! – Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Dreist! Wirklich dreist!)


    h sage es Ihnen noch einmal: Ihre Botschaft, dass un-
    bhängig davon, wie gewirtschaftet wird, eine Finanzie-
    )





    Volker Kauder


    (A) )


    )(B)

    rung zu einem bestimmten Zinssatz auf Dauer möglich
    sein soll, ist die falsche Botschaft. Nur dadurch, dass wir
    unterschiedliche Zinssätze haben, wird den betreffenden
    Ländern klar, dass sie handeln müssen. Glauben Sie, Ita-
    lien und Griechenland hätten die ganzen Maßnahmen
    eingeleitet, wenn sie nicht so unter Druck gestanden hät-
    ten? Zu Ihrer Forderung nach Euro-Bonds und Umschul-
    dung sagen sie: Das ist eine super Geschichte. Wir schul-
    den um. Einer zahlt, und wir sind die Hälfte der
    Schulden los. – So stellen wir uns nicht die Zukunft Eu-
    ropas vor.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Das ist Europahetze!)


    Wir brauchen ein Europa der Disziplin, ein Europa
    der Verantwortung.


    (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Ehrlichkeit!)


    Das ist ein Europa, in dem junge Leute eine Perspektive
    haben. Auf diesem Weg werden wir in den Koalitions-
    fraktionen weitergehen. Ich lade Sie ein, mitzumachen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)