Protokoll:
17122

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 122

  • date_rangeDatum: 6. September 2011

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 18:12 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/122 b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2011 bis 2015 (Drucksache 17/6601) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . Michael Hartmann (Wackernheim) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14349 C 14349 D 14360 A 14362 A 14365 A 14367 A 14369 A 14370 D 14373 A 14389 A 14390 C 14391 C 14393 A 14394 A 14393 B 14394 D 14394 D 14395 D Deutscher B Stenografisch 122. Sitz Berlin, Dienstag, den 6 I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag der Abge- ordneten Uta Zapf, Franz Obermeier, Anita Schäfer, Sabine Leutheusser- Schnarrenberger, Angelika Krüger- Leißner, Undine Kurth und Eberhard Gienger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wahl der Abgeordneten Stefan Rebmann, Holger Krestel und Johanna Voß als Schrift- führer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2012 (Haushaltsgesetz 2012) (Drucksache 17/6600) . . . . . . . . . . . . . . . . D B D G H J K D 14349 B 14349 B 14349 C Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . 14374 C 14374 D undestag er Bericht ung . September 2011 t : r. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . artholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern r. Hans-Peter Friedrich, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . abriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . artfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . . . an Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . atja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 14375 D 14377 B 14378 D 14381 A 14382 C 14383 C 14385 D 14387 A Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Herrmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 14397 A 14398 B II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 122. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 6. September 2011 Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . Burkhard Lischka (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Andrea Astrid Voßhoff (CDU/CSU) . . . . . . . Jörg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Andrea Astrid Voßhoff (CDU/CSU) . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andrea Astrid Voßhoff (CDU/CSU) . . . . . . . Jens Petermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Hönlinger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Patrick Sensburg (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Funk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Dorothea Steiner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14400 A 14401 C 14403 A 14404 B 14404 B 14404 C 14404 C 14406 A 14408 A 14409 B 14415 D 14417 A 14418 C 14420 A 14421 B 14424 B 14425 C 14427 A 14428 A Dr. Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Siegfried Kauder (Villingen-Schwenningen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . U D M E U D U B N A L 14406 A 14411 B 14411 B 14411 D 14412 A 14412 A 14412 B 14413 B 14415 A 14415 C lrich Petzold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . r. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . ichael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . va Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . ndine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . lrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ernhard Schulte-Drüggelte (CDU/CSU) . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 14429 C 14430 D 14432 C 14434 A 14435 A 14436 B 14438 A 14439 C 14440 D 14441 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 122. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 6. September 2011 14349 (A) ) )(B) 122. Sitz Berlin, Dienstag, den 6 Beginn: 10.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 122. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 6. September 2011 14441 (A) (C) )(B) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Ahrendt, Christian FDP 06.09.2011 Behrens, Herbert DIE LINKE 06.09.2011 Bockhahn, Steffen DIE LINKE 06.09.2011 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 06.09.2011 Gerdes, Michael SPD 06.09.2011 Holmeier, Karl CDU/CSU 06.09.2011 Hunko, Andrej DIE LINKE 06.09.2011* Dr. Jochimsen, Lukrezia DIE LINKE 06.09.2011 Koch, Harald DIE LINKE 06.09.2011 Lambrecht, Christine SPD 06.09.2011 Dr. Lehmer, Max CDU/CSU 06.09.2011 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 06.09.2011 von der Marwitz, Hans- Georg CDU/CSU 06.09.2011 Nink, Manfred SPD 06.09.2011 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 06.09.2011 Schreiner, Ottmar SPD 06.09.2011 Schwabe, Frank SPD 06.09.2011 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich * Kramme, Anette SPD 06.09.2011 Krestel, Holger FDP 06.09.2011 Krischer, Oliver BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 06.09.2011 W (D für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates underlich, Jörn DIE LINKE 06.09.2011 122. Sitzung Berlin, Dienstag, den 6. September 2011 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712200000

Die Sitzung ist eröffnet. Nehmen Sie bitte Platz.

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
begrüße Sie alle herzlich zur ersten Plenarsitzung des
Deutschen Bundestages nach der parlamentarischen
Sommerpause. Die meisten haben durch Gremiensitzun-
gen und Klausurtagungen von Fraktionen und Fraktions-
vorständen den Dienst längst wieder angetreten. Ich
hoffe, dass die meisten in den vergangenen Wochen Ge-
legenheit gefunden haben, sich nicht nur um die Stabili-
tät von Haushalten und Währungen, sondern auch um
die Stabilisierung von Leib und Seele zu kümmern.

Einige Kolleginnen und Kollegen hatten während der
Sommerpause runde Geburtstage. Dazu gehört die Kol-
legin Uta Zapf, die am 14. August 2011 ihren 70. Ge-
burtstag gefeiert hat.


(Beifall)


Der Kollege Franz Obermeier hat seinen 65. Geburts-
tag gefeiert.


(Beifall)


Die Kolleginnen Anita Schäfer, Sabine Leutheusser-
Schnarrenberger, Angelika Krüger-Leißner, Undine
Kurth sowie der Kollege Eberhard Gienger haben ihr

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Redet
60. Lebensjahr vollendet. Allen Kolleginnen und Kolle-
gen herzliche Glückwünsche!


(Beifall)


Nun wollen wir einmal schauen, wie lange der Jubel
im ganzen Hause für die weitere Tagesordnung vorhält.


(Heiterkeit)


Ich habe noch darauf hinzuweisen, dass die Kollegin
Agnes Alpers sowie die Kollegen Klaus Hagemann und
Sebastian Körber ihre Schriftführerämter niedergelegt
haben. Als neue Schriftführerinnen und Schriftführer
werden vorgeschlagen: von der SPD-Fraktion der Kol-
lege Stefan Rebmann, von der FDP-Fraktio
lege Holger Krestel und von der Fraktion Die
Kollegin Johanna Voß. Sind Sie damit einver
Das ist offensichtlich der Fall. Damit sind die

(C (D ung . September 2011 1 Uhr olleginnen und Kollegen gewählt. Ich freue mich auf ie Zusammenarbeit hier oben im Präsidium. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 1 a und b auf: a)

gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2012 (Haushaltsgesetz 2012)


– Drucksache 17/6600 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundes-
regierung

Finanzplan des Bundes 2011 bis 2015

– Drucksache 17/6601 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind im
ahmen der Haushaltsberatungen für die heutige Aus-

prache im Anschluss an die Einbringung des Haushalts
urch den Bundesfinanzminister sechs Stunden, für
ittwoch acht Stunden, für Donnerstag neuneinhalb

tunden und für Freitag noch einmal dreieinhalb Stun-
en vorgesehen. Darf ich auch dazu Ihr Einvernehmen

ext
feststellen? – Das ist der Fall. Dann ist das so beschlos-
sen.

Zur Einbringung des Haushalts erteile ich dem
Bundesminister der Finanzen, unserem Kollegen
Dr. Wolfgang Schäuble, das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finan-
zen:

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Diese Haushaltsdebatte findet unter dem Ein-
druck beunruhigender Turbulenzen auf den Finanzmärk-

Problem der Vereinigten Staaten von
aushaltsdefizit und ihre hohe Staatsver-
elativ schwieriger Lage von Wirtschaft
kt in den Griff zu bekommen, und die
n der Kol-
Linke die
standen? –
genannten

ten statt. Das
Amerika, ihr H
schuldung bei r
und Arbeitsmar





Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


(A) )


)(B)

durch die Schulden und Wachstumsprobleme einiger
Euro-Länder verursachte Verunsicherung über die Stabi-
lität der Euro-Zone als Ganzes haben in den letzten Mo-
naten zu zunehmender Marktbeunruhigung geführt. Be-
sorgnisse über die globale wirtschaftliche Entwicklung
nehmen zu. Die Verlangsamung der Wachstumsdynamik
in den Industrieländern geht zwar im Wesentlichen auf
eine Abflachung der starken, zyklisch bedingten Erho-
lung zurück, aber es ist eben eine Verlangsamung.

Die hartnäckigen Probleme im Bereich der öffentli-
chen Verschuldung und des Finanzsektors dämpfen die
private Nachfrage. Übrigens werden kurzfristige Nach-
fragestimulierungen nicht helfen, weil der Spielraum da-
für zu gering ist und das Übermaß an Defiziten schon
jetzt die Hauptursache der Krise ist. Deshalb wird es
ohne strukturelle Anpassungen nicht zu schaffen sein.
Das muss weiterhin das bestimmende Element unserer
Finanzpolitik sein. Deshalb gehen wir mit dem Bundes-
haushalt 2012 einen weiteren Schritt auf dem Weg der
wachstumsfreundlichen Defizitreduzierung. Wir beschrei-
ten einen Weg, der uns Gestaltungsspielräume in der Zu-
kunft offen lässt und der diese Gestaltungsspielräume
eben nicht durch einen übermäßigen Gegenwartsbezug
beschneidet.

Wir schaffen Vertrauen durch finanzpolitische Solidi-
tät und Verlässlichkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der SPD: Nur nicht in der eigenen Fraktion!)


Dieses Vertrauen müssen wir schaffen in den Augen der
Finanzmärkte und auch in den Augen der Bürgerinnen
und Bürger in Deutschland und Europa.


(Joachim Poß [SPD]: Gestern Abend hat es nicht geklappt bei Ihnen!)


– Aber Herr Kollege Poß, zur parlamentarischen Demo-
kratie gehört, dass man unterschiedliche Meinungen hat,
dass man darüber diskutiert, dass man abstimmt. Man
bringt Gesetzentwürfe ein, dann debattiert man über sie
im Bundestag, und am Schluss stimmt man wieder ab.
Warten Sie es in großer Gelassenheit ab! Wir werden
eine große Mehrheit dafür finden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Volker Kauder [CDU/CSU]: So ist es!)


Im Übrigen ist entscheidend, dass wir die Vorgaben
der Schuldenbremse des Grundgesetzes konsequent um-
setzen;


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Auch in den Ländern!)


denn das ist für die Überzeugungskraft deutscher Politik
auf internationaler Ebene von ganz elementarer Bedeu-
tung. Vielleicht noch wichtiger ist, dass wir einen Bei-
trag leisten zu einer auch mentalen Abkehr von dem,
was Ralf Dahrendorf in einem seiner letzten Aufsätze
vor seinem Tod als einen „extremen Pumpkapitalismus“
bezeichnet hat. Es ist wahr: In den vergangenen 40 Jah-
ren hat sich die Wirtschafts- und Finanzpolitik vieler In-
dustrieländer im Wesentlichen darauf konzentriert, Re-

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(C (D essionen um fast jeden Preis zu verhindern. Mit geldnd finanzpolitischen Maßnahmen wurde versucht, droende Rezessionen abzuwenden, ohne dass in der Folge ie aufgeblähten öffentlichen Defizite in guten konjunkrellen Zeiten wieder zurückgefahren wurden. So ist brigens auch die Verschuldung des öffentlichen Geamthaushalts in Deutschland auf rund 2 Billionen Euro ngestiegen. Zuletzt haben wir alle – zu Recht – nach der durch das latzen der Immobilienblase in den USA ausgelösten inanzmarktkrise noch gravierendere Verwerfungen auf en Güterund Arbeitsmärkten dadurch verhindert, dass ie öffentlichen Haushalte vorübergehend weltweit eien Teil des massiven privaten Nachfrageeinbruchs ompensiert haben. Das war in dieser Krise von historicher Bedeutung richtig. Es war übrigens gerade auch in eutschland erfolgreich; aber es hat eben rund um den lobus zu einer weiteren Aufblähung der öffentlichen efizite geführt. Weil sich viele Haushalte schon vorher einer kritischen Lage befanden, hat der Schulden nstieg das Vertrauen vieler Anleger in die Fähigkeit der olitik zur längerfristigen Haushaltskonsolidierung erchüttert. (Zuruf von der SPD: Unter dieser Bundesregierung!)


In allen Ländern. Es ist ein Problem der westlichen
änder insgesamt, dass das Vertrauen in die Fähigkeit
nserer Systeme zur längerfristigen Haushaltskonsoli-
ierung erschüttert ist. Wir haben in der Euro-Zone nicht
ie größten Defizite; in anderen Bereichen sind die öf-
ntlichen Defizite höher. Das muss man sehen.

Wir dürfen die Konsolidierung der öffentlichen Haus-
alte bei aller berechtigten Kritik an überzogenen Markt-
aktionen nicht aus den Augen verlieren.

Angesichts der tradierten Verhaltensmuster bei der
risenbekämpfung war es – wir haben es gesehen – im
ergangenen Jahr nicht leicht, unsere internationalen
artner davon zu überzeugen, dass ein maßvoller und
chtzeitiger Ausstieg aus den wirtschaftlichen Stüt-

ungsmaßnahmen sinnvoll ist. Deutschland hat sich im
ergangenen Jahr wegen seiner Haushaltskonsolidierung
ternational erheblicher Kritik ausgesetzt gesehen. Aber
ir können heute sagen: Der Erfolg hat uns recht gege-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


as ist über den Tag hinaus von Bedeutung. Wir dürfen
as gerade in diesen Tagen, wo es schon wieder in die
ndere Richtung gehen soll, nicht vergessen. Wir haben
ezeigt, dass es möglich ist, auf eine Weise zu konsoli-
ieren, die das Wirtschaftswachstum nicht beschädigt,
ondern – im Gegenteil – ankurbelt. Dem Wachstum im
ergangenen Jahr von rund 3,5 Prozent wird in diesem
ahr ein Wachstum von rund 3 Prozent folgen. Wenn die
eutsche Wirtschaft in diesem Jahr – nach einem stürmi-
chen Beginn mit einem Wachstum von 1,3 Prozent im
rsten Quartal – mit einem Wachstum von 0,1 Prozent

zweiten Quartal einen moderateren Gang eingelegt
at, so entspricht das der weltweiten Abkühlung. Das ist
och eher eine Normalisierung in einer grundsätzlich





Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


(A) )


)(B)

positiven Entwicklung. Rezession sieht jedenfalls anders
aus.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, man muss daran erinnern:
Wir haben mit der Entwicklung in den Jahren 2010 und
2011 den Einbruch des Jahres 2009 wieder aufgeholt.
Wir haben durch diesen Einbruch 2009 nach der berei-
nigten statistischen Gesamtrechnung – im August gab es
neue Zahlen – 5,1 Prozent unserer gesamtwirtschaftli-
chen Leistung verloren. Ein solcher Einbruch ist in der
Nachkriegsgeschichte völlig einmalig. Anfang der Le-
gislaturperiode hatte die Bundeskanzlerin das Ziel aus-
gegeben, bis 2013 wieder den Stand vor der Krise zu
erreichen. Sie hatte versprochen, dass Deutschland ge-
stärkt aus der Krise herauskommen werde. Die Zahlen,
verehrte Kolleginnen und Kollegen, belegen, dass wir
Wort gehalten haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir dürfen uns aber nicht darauf ausruhen. Ich sage
es einmal ganz klar: Nachhaltige Investitionen im Mit-
telstand sind für unsere Zukunft bestimmt wichtiger als
windige Finanz- oder Immobilieninvestitionen irgendwo
auf der Welt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deshalb muss und wird Deutschland seine Rolle als Sta-
bilitätsanker und Wachstumslokomotive zugleich in
Europa spielen. Das ist übrigens konkrete Politik für
mehr soziale Gerechtigkeit. Auch wenn viele Ökonomen
derzeit eine nachlassende konjunkturelle Dynamik fest-
stellen, gibt es niemanden, der negative Auswirkungen
auf den Arbeitsmarkt erwartet. Man muss es noch ein-
mal sagen: Wir haben heute viel mehr Menschen in Ar-
beit als noch vor wenigen Jahren.


(Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Teilzeitbeschäftigung! Leiharbeit! Im Niedriglohnsektor! – Weiterer Zuruf von der LINKEN: Was für Arbeit?)


Im Jahre 2005 waren 5 Millionen Menschen ohne Ar-
beit. Heute ist die Zahl um 2 Millionen niedriger; im Au-
gust waren es 2,94 Millionen Arbeitslose.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der LINKEN: Prekäre Beschäftigung und Leiharbeit!)


Die Zahl der Erwerbstätigen lag im Juli bei mehr als
41 Millionen. Das ist ein Anstieg gegenüber dem Vor-
jahr um mehr als 500 000 Personen. Der Zuwachs bei
der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten
ist übrigens noch größer: Es gab einen Zuwachs gegen-
über dem Vorjahr um rund 700 000 Arbeitnehmer; ange-
sichts der Zwischenrufe weise ich darauf hin, dass mehr
als die Hälfte davon auf Vollzeitbeschäftigung entfällt.
Meine Damen und Herren, das ist der niedrigste Stand
der Arbeitslosigkeit seit der deutschen Wiedervereini-
gung. Das ist ein historischer Erfolg.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D eniger Arbeitslosigkeit, mehr Beschäftigung, mehr Areitsplätze bedeuten für die Menschen ganz konkret: ehr Teilhabechancen und mehr Sicherheit. So zeigt ich, dass der Aufschwung nicht allein durch höhere öhne bei den Menschen ankommt. Unser Kurs der wachstumsfreundlichen Defizitreduzieng hat deutlich gemacht – das ist in diesen Tagen welteit und in Europa von entscheidender Bedeutung –, dass ie Ziele, Stabilitätsanker und Wachstumslokomotive im uro-Raum zu sein, miteinander vereinbar sind. Man uss daran erinnern, dass die US-Ökonomen Rogoff nd Reinhart vor kurzem in einer viel beachteten Unteruchung dargelegt haben, dass das Wirtschaftswachstum b einem bestimmten Verschuldungsgrad der öffentlihen Haushalte durch öffentliche Verschuldung nicht ehr gesteigert, sondern gedämpft wird. Wir haben dazu ine Art umgekehrten praktischen Beweis erbracht: urch konsequenten Defizitabbau und durch Stärkung es Vertrauens in die deutsche Volkswirtschaft haben wir ehr Investitionen erreicht und damit mehr Wachstum eneriert. Das ist die richtige Politik. enn wir den eingeschlagenen Weg konsequent weiterehen, dann leistet unsere Haushaltspolitik den besten eitrag zu Stabilität und nachhaltigem Wachstum. Wir brauchen übrigens nicht nur in der Finanzpolitik ine grundsätzliche Neubewertung der Verschuldung, eien Paradigmenwechsel. Um noch einmal Dahrendorf u zitieren: Die Kurzatmigkeit ökonomischen Handelns so hat er in einem Aufsatz geschrieben – und die Verntwortungslosigkeit gegenüber der Zukunft erforderten inen Mentalitätswechsel, der zu einem neuen Verhältnis ur Zeit in Wirtschaft und Gesellschaft führen müsse. as müsse an der Spitze bei der längerfristigen Orientieng der Managergehälter beginnen und insbesondere in er Konzentration auf die Belange der Stakeholder statt wie bisher nur der Shareholder – seine Fortset ung finden. Stakeholder sind die Gesamtheit: die Öfntlichkeit, Arbeitnehmer, Kunden und Lieferanten. hareholder sind nur die Eigentümer. Wer lange genug Deutschen Bundestag ist, mag sich daran erinnern, ass der damalige Oppositionsführer – das war ich – bei er Präsentation des Schröder/Blair-Papiers gesagt hat: as ist mir ein bisschen zu viel Shareholder-Value. – avon ist heute nicht mehr die Rede. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


an muss daran erinnern: So hat es mit Rot-Grün ange-
ngen.


(Joachim Poß [SPD]: Was hat Ihre Partei dazu gepredigt?)


Auch wir haben Fehler gemacht.


(Joachim Poß [SPD]: Leipziger Beschlüsse! War das nicht Shareholder-Value?)


Herr Kollege Poß, es wäre gut, wenn wir uns heute da-
uf verständigen könnten, dass wir uns einig sind, dass
ir den Weg, so wie Dahrendorf ihn beschrieben hat, ge-





Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


(A) )


)(B)

meinsam weitergehen. Dann haben wir eine gute
Chance, dass wir unser Land in einer schwierigen Zeit
weiterhin erfolgreich voranbringen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Ob Sie hier mit allen einig sind, daran habe ich meine Zweifel! – Lachen bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


– Keine Sorge. Die Geschlossenheit der Koalition ist al-
lenfalls durch Ihre innerparteilichen Auseinandersetzun-
gen zu übertreffen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich will aber auch klar sagen – man muss es gelegent-
lich der Öffentlichkeit sagen, weil die Finanzmärkte nur
als etwas Bedrohliches angesehen werden –: Wir alle
sind darauf angewiesen, uns laufend zu refinanzieren.
Auch der Bund muss ständig hinreichend Anleihen auf
den internationalen Märkten platzieren. Im Übrigen darf
man das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. Es ist
auch wahr, dass ohne das Schwungrad leistungsfähiger,
innovativer Finanzmärkte der Wohlstandsgewinn in den
Industrie- und Schwellenländern völlig undenkbar wäre.
Mehr noch: Ohne das Schwungrad leistungsfähiger
Finanzmärkte gibt es keine Chancen für die Menschen in
den Entwicklungsländern. Das müssen wir angesichts ei-
ner Weltbevölkerung von 7 Milliarden Menschen klar
sagen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Das Problem sind nicht die Märkte, sondern die Über-
treibungen und die Exzesse. Deshalb brauchen wir Gren-
zen und Regeln. Jede freiheitliche Ordnung – auch
Märkte – ohne Grenzen und Regeln zerstört sich selbst.
Das Problem ist, dass Regulierung angesichts der zuneh-
menden internationalen und globalen Verflechtungen auf
nationaler Ebene nur noch sehr eingeschränkt funktio-
niert. Wir brauchen ein starkes und handlungsfähiges
Europa und mehr internationale Zusammenarbeit. Die
Finanzmärkte müssen wieder auf ihre dienende Funktion
gegenüber der Realwirtschaft konzentriert werden.

Neben einer besseren Finanzmarktregulierung muss
vor allem dem Übermaß an öffentlicher Verschuldung in
den meisten Industrieländern entgegengewirkt werden;
denn dieses Übermaß an öffentlicher Verschuldung ist
– das belegen alle internationalen Analysen; das ist un-
streitig – die Hauptursache für die krisenhafte Zuspit-
zung. Ich will daran erinnern – ganz bescheiden –, dass
sich alle teilnehmenden Industrieländer beim Weltwirt-
schaftsgipfel in Toronto im vergangenen Jahr verpflich-
tet haben, ihre Haushaltsdefizite bis 2013 zu halbieren.
Frau Bundeskanzlerin, ich sehe derzeit kein Land außer
Deutschland, das diese Verpflichtung erfüllt; wir werden
sie erfüllen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Umso wichtiger ist, dass wir Kurs halten. Umso ent-
scheidender ist, wie wir den Bundeshaushalt 2012 auf-
stellen.

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(C (D Wir haben – auch das muss gesagt werden – in der tzten Legislaturperiode die Schuldenbremse in das rundgesetz eingefügt. In der Rückschau wird einmal er 17. Deutsche Bundestag – das sind wir – derjenige ein, von dem die Wirksamkeit dieser neuen Schuldenreelung im Grundgesetz abhing. Erst unser konsequenter mgang mit dem gemeinsamen Ziel einer konsequenten efizitreduzierung wird diese Regelung mit Leben erfüln und den notwendigen Mentalitätswechsel hin zu eier nachhaltigeren Politik prägen. (Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Das sieht die Bundesbank aber anders!)


Die Bundesbank sieht das ganz genauso. Sie tritt sehr
afür ein, dass wir die Schuldenregel strikt umsetzen.
eswegen ist es gut, dass wir Regierungsverantwortung
agen und eine solide Finanzpolitik machen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dass das überall auf der Welt so gesehen wird, kön-
en Sie auch daran erkennen, dass die Bundesrepublik
eutschland nach wie vor das Vertrauen der Finanz-
ärkte genießt. Das kann man nun wirklich nicht infrage

tellen. Das verschafft uns niedrige Refinanzierungskos-
n, was angesichts unserer Gesamtschuld von großer
edeutung für unsere Haushaltsspielräume ist. Mit dem
ingeschlagenen Weg der Defizitreduzierung und mit
er seit diesem Jahr voll wirksamen und verfassungs-
chtlich verankerten Schuldenbremse sichern wir das
ertrauen bei Investoren und Anlegern, das auf den
ärkten derzeit rar ist. Auch darum geht es beim Haus-

alt 2012.

Dieser Haushaltsentwurf und der Finanzplan belegen
ie Absicht der Bundesregierung, hinsichtlich der Kon-
olidierungsanstrengungen nicht nachzulassen. Bei der
ittelfristigen Finanzplanung gehen wir nach den Auf-

oleffekten in den Jahren 2010 und 2011 – das habe ich
brigens schon in früheren Haushaltsdebatten gesagt –
on moderateren Wachstumsannahmen aus. Wir rechnen
b 2013 mit durchschnittlich 1,6 Prozent jährlich.

Wir müssen dabei bedenken: Nachhaltige Politik, wie
ir sie verstehen, erfordert, dass sich unsere Haushalts-
nd Finanzpolitik an der gesellschaftlichen Realität und
n den politischen Herausforderungen orientiert. Dazu
ehört in allererster Linie der demografische Wandel,
er unsere mittel- bis langfristigen Wachstumschancen
egrenzen wird. Die Bundesregierung wird eine umfas-
ende Strategie zur Auseinandersetzung mit den Folgen
es demografischen Wandels vorlegen. Wir können
iese Entwicklung kurzfristig zwar nicht ändern, aber
ir brauchen angesichts der möglichen mittel- und lang-
istigen Folgen auch nicht zu resignieren. Wir müssen
ei unseren Handlungen nur ständig die Zusammen-
änge berücksichtigen. Deshalb brauchen wir eine öf-
ntliche Kenntnisnahme und eine breite öffentliche De-

atte.

Jedenfalls ist unter diesen Annahmen ein Wachs-
msansatz von durchschnittlich 1,6 Prozent pro Jahr für

ie mittelfristige Periode realistisch und zugleich ehrgei-
ig. Ich füge hinzu: Wir sollten uns von der Volatilität
on Quartalszahlen zur konjunkturellen Entwicklung





Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


(A) )


)(B)

– 1,5 Prozent im ersten Quartal und 0,1 Prozent im zwei-
ten Quartal – nicht verrückt machen lassen. Das gilt
übrigens auch, um das hinzuzufügen, für die monatli-
chen Statistiken zu den Steuereinnahmen. Sie laufen der
konjunkturellen Entwicklung logischerweise immer hin-
terher. Weil das so ist, bleibt die Bundesregierung dabei,
einen Sicherheitspuffer einzuplanen, damit wir die Ver-
schuldungsobergrenze bei der Schuldenbremse auf kei-
nen Fall überschreiten. Ich möchte das Bild von der
Bremse nicht überstrapazieren, aber auch wenn man eine
ganz gute Bremse hat, ist es vernünftig, nicht auf einen
Sicherheitsabstand zu verzichten. Dieses Prinzip liegt
unserer mittelfristigen Finanzplanung zugrunde.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich muss bei dieser Gelegenheit darauf hinweisen,
dass sich die Schuldenbremse auf das sogenannte struk-
turelle Defizit bezieht. Das heißt, die geplante Nettokre-
ditaufnahme wird um konjunkturelle Einflüsse bereinigt.
Rein konjunkturell bedingte, also nicht dauerhafte Mehr-
einnahmen, hauptsächlich aus Steuern, oder entspre-
chende Minderausgaben, vor allem aus dem Bereich des
Arbeitsmarkts, müssen nach diesem Konzept unmittel-
bar zur Senkung des Defizits eingesetzt werden. Sie dür-
fen nicht für strukturell wirkende Mehrausgaben oder
Mindereinnahmen verwendet werden. Anderenfalls wür-
den wir das strukturelle Defizit erhöhen und sehenden
Auges eine Verletzung der Schuldenregeln riskieren.
Herr Kollege Schneider, wir werden dies im Haushalts-
ausschuss vorwärts und rückwärts durchrechnen, und
Sie werden sehen: Wir werden die im Grundgesetz ver-
ankerte Schuldenobergrenze nicht im Entferntesten be-
rühren, geschweige denn verletzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Im Übrigen hat die Koalition verabredet, im Licht der
aktuellen Daten im Herbst über steuerpolitische Maß-
nahmen in dieser Legislaturperiode zu entscheiden. Da-
bei wird die Bekämpfung der kalten Progression im Vor-
dergrund stehen. Die Preissteigerungsrate lag in den
letzten Monaten über dem Durchschnitt der vergangenen
Jahre, aber die Tendenz ist glücklicherweise eher rück-
läufig. Bei unserem progressiven System der Einkom-
mensbesteuerung, also bei einem System, bei dem der
Prozentsatz der Besteuerung bei höheren Einkommen
ansteigt – was wir aus Gründen der sozialen Ausgewo-
genheit für richtig und unerlässlich halten –, führen
Preissteigerungen dazu, dass der Prozentsatz der Besteu-
erung ohne reale Einkommenszuwächse ansteigt. Wenn
man also eine nominale Erhöhung hat, die die Geldent-
wertungsrate nicht übersteigt, dann hat man real keinen
Zuwachs, zahlt aber einen höheren Prozentsatz an Steu-
ern. Das sind die kalten Steuererhöhungen, und mit de-
nen müssen wir uns auseinandersetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dabei darf man in der öffentlichen Debatte aber nicht
übersehen, dass wir der kalten Progression mit den zum
1. Januar 2010 in Kraft gesetzten steuerlichen Maßnah-
men im Vorhinein erheblich entgegengewirkt haben. Bei
dieser Gelegenheit muss ich auf etwas hinweisen, das

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(C (D lle betrifft: Die kalte Progression führt nicht nur beim und zu Mehreinnahmen. Fast zwei Drittel der Steuerehreinnahmen, die die Steuerschätzung vom Mai für as Jahr 2013 gegenüber dem Jahr 2009 ausweist, entfaln auf die Länder und Kommunen. Auch die Länder nd Gemeinden müssen konsolidieren. Verehrte Kolleinnen und Kollegen, es kann aber nicht richtig sein, ass eine staatliche Ebene Mehreinnahmen aus der kaln Progression einfach einstreicht, während eine andere bene allein dafür verantwortlich sein soll, den Menchen Geld zurückzugeben. Man muss sich die Defizitzahlen für das erste Halbhr 2011, die das Statistische Bundesamt in der verganenen Woche gemäß den Maastricht-Kriterien veröffentcht hat, noch einmal vor Augen führen. Sie zeigen, dass ie Ausgangsbedingungen für die Länder und Gemeinen sehr viel besser sind als für den Bund. Das Defizit es Bundes belief sich im ersten Halbjahr 2011 laut Stastischem Bundesamt auf 14,7 Milliarden Euro. Dies ntspricht im Übrigen der erwarteten Neuverschuldung der Größenordnung von 30 Milliarden Euro. Das Dezit aller Länder belief sich im gleichen Zeitraum auf Milliarden Euro und das der Kommunen auf insgesamt ,6 Milliarden Euro. Da die gesetzlichen Sozialversichengen im ersten Halbjahr einen Überschuss von 10 Mil arden Euro ausweisen, errechnet sich für das erste albjahr ein gesamtstaatliches Defizit von 7,2 Milliaren Euro. Bei diesen Zahlen ist die Übernahme der Kosn für die Grundsicherung im Alter noch nicht berück ichtigt. Wir haben beschlossen, dass der Bund die ommunen stufenweise und ab 2014 in voller Höhe urch die Übernahme der Kosten der Grundsicherung im lter, die Rot-Grün den Kommunen auferlegt hat, entsten wird. Im Jahr 2014 wird dies in Höhe von 4 Milarden Euro geschehen, wobei der Betrag aufgrund der emografischen Entwicklung in den Folgejahren ansteien wird. Damit hat die Bundesregierung ihr Versprehen, die Kommunalfinanzen nachhaltig zu entlasten, ingelöst. Auch das muss festgestellt werden. Umso mehr muss der Bund darauf bestehen, dass die otwendige Konsolidierung des öffentlichen Gesamtaushalts nicht immer stärker einseitig zulasten des Buneshaushalts geht. Es gibt natürlich große Unterschiede der Haushaltslage zwischen den verschiedenen Komunen und den verschiedenen Ländern. Sie auszuglei hen, ist übrigens nach der föderalen Grundstruktur nseres Grundgesetzes in erster Linie Sache der Bundesnder. Aber wenn man die staatlichen Ebenen insgesamt ergleicht, ist nicht zu bestreiten, dass der Bund eine weentlich größere Konsolidierungsaufgabe hat, nicht zutzt deshalb, weil er sich in den letzten Jahren im Zuge er Finanzund Wirtschaftskrise stellvertretend für alle taatlichen Ebenen verschuldet hat, um den schlimmsten uswirkungen in der Wirtschaft und auf dem Arbeitsarkt entgegenzuwirken. Auch das muss man anführen. Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Otto Fricke [FDP]: Nur er!)





(A) )

Deswegen gehe ich davon aus, dass die Länder ihre Ver-
antwortung kennen – sie sind ja auch hinreichend vertre-
ten –


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und der LINKEN)


und dass sie die grundgesetzliche Aufteilung der Ge-
meinschaftssteuern respektieren werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dass der Bund strikte Ausgabendisziplin übt, lässt
sich am vorliegenden Haushaltsentwurf erkennen. Ich
will Sie nur mit wenigen Zahlen belästigen. Die Ausga-
ben des Bundes steigen 2012 gegenüber dem Soll 2011
um lediglich 0,07 Prozent. Über den gesamten Finanz-
planungszeitraum sehen wir einen durchschnittlichen
Ausgabenanstieg von 0,7 Prozent vor. Das ist im histori-
schen Vergleich ein einmalig niedriger Wert.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Der Regierungsentwurf sieht für das Jahr 2012 eine
Neuverschuldung in Höhe von 27,2 Milliarden Euro vor.
Das sind immer noch 27 Milliarden Euro Neuverschul-
dung. Wir schwimmen nicht im Geld, aber wir ertrinken
auch nicht mehr in Schulden. Es sind jetzt also 13 Mil-
liarden Euro weniger Neuverschuldung für 2012 vorge-
sehen als im alten Finanzplan – und dies, obwohl wir mit
unserem Haushalt neue politische Schwerpunkte berück-
sichtigen. Ich nenne davon drei.


(Ingrid Arndt-Brauer [SPD]: Das ist alles konjunkturell!)


Zum einen berücksichtigen wir im vorliegenden
Haushaltsentwurf die energiepolitischen Beschlüsse
vom 30. Juni 2011. Durch den beschleunigten Ausstieg
aus der Atomenergie werden in den nächsten Jahren
erhebliche Investitions- und Forschungsmaßnahmen er-
forderlich, um den zügigen Ausbau der regenerativen
Energien zu schaffen. Deshalb wird die finanzielle Aus-
stattung des Energie- und Klimafonds – abgekürzt:
EKF – noch einmal deutlich verbessert. Natürlich wer-
den die Einnahmen aus der Brennelementesteuer unter
den Erwartungen liegen, wenn wir die Atomkraftwerke
schrittweise abschalten und somit weniger Atomkraft-
werke am Netz sein werden. Insgesamt bedeutet das für
den Bundeshaushalt Belastungen auf der Einnahmeseite
in Höhe von etwa 2 Milliarden Euro pro Jahr.

Wir haben zweitens im Bereich des Bundesverteidi-
gungsministers die Einsparungen gegenüber der ur-
sprünglichen Finanzplanung über einen längeren Zeit-
raum, das heißt bis 2015, gestreckt. Damit hat die
Bundeswehrreform eine verlässliche Grundlage. Aus
dieser Entscheidung folgen ab 2013 gegenüber der bis-
herigen Finanzplanung jährlich geringere Einsparungen
in Höhe von bis zu 2,4 Milliarden Euro. Ich glaube, ver-
ehrte Kolleginnen und Kollegen, dass das in unserer ge-
meinsamen Verantwortung liegt. Die Bundeswehr ist
eine Parlamentsarmee. Die Soldaten, die für unsere Frei-
heit und unsere Demokratie ihr Leben riskieren, sollen
unter guten Bedingungen ihren Dienst leisten können.
Das sind wir ihnen schuldig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Schließlich hat der Europäische Rat vereinbart, als eil der Gesamtstrategie zur Vermeidung künftiger taatsschuldenkrisen und zur dauerhaften Stabilisierung er Euro-Zone ab 2013 einen Europäischen Stabilisiengsmechanismus – abgekürzt: ESM – einzurichten, amit wir im Ernstfall für notwendige Anpassungsmaßahmen besser gerüstet sind. Hierfür wird Deutschland ach der Ratifizierung durch den Deutschen Bundestag es ist ein völkerrechtlicher Vertrag, der ratifiziert wer en muss – einen Beitrag zum einzuzahlenden Kapital in öhe von insgesamt rund 22 Milliarden Euro in fünf leichen Jahrestranchen von je 4,3 Milliarden Euro ab em Jahr 2013 leisten müssen. Auch dies ist in der mitlfristigen Finanzplanung abgebildet und berücksichgt. Übrigens gehen wir mit der Leistung von Bareinlagen r den Europäischen Stabilisierungsmechanismus im ergleich zu dem alternativen Modell des EFSF einen r Deutschland in mehrfacher Hinsicht vorteilhaften eg. An der Einzahlung der Einlagen sind nämlich alle änder der Euro-Zone in gleicher Weise beteiligt und icht nur die Länder der Euro-Zone mit Triple-A-Rating. amit wird die Einlagenlösung für Deutschland insge amt billiger, weil die für ein Spitzenrating erforderliche bersicherung durch das eingezahlte Kapital geringer ird. Im Übrigen sind die ESM-Einlagen – auch das will h sagen – im Sinne der Schuldenbremse neutral. Sie ind nicht zum strukturellen Defizit zu rechnen, weil ihen eine Position gegenübersteht; aber die Nettokreditufnahme erhöht sich. Trotz dieser zusätzlichen Haushaltsbelastungen gengt es uns, auch in den folgenden Jahren die jährliche euverschuldung kontinuierlich zurückzuführen, bis auf 4,7 Milliarden Euro im Jahr 2015. Das für die Schulenbremse maßgebliche strukturelle Defizit wird nach 012 weiter, um rund 6 Milliarden Euro pro Jahr, sinken. s ist aus heutiger Sicht denkbar – wir können es allerings nicht versprechen; man sollte bei Prognosen imer vorsichtig sein –, dass wir die ab 2016 geltende Vor abe des Grundgesetzes – ein strukturelles Defizit von aximal 0,35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts – chon 2015 einhalten. Also: Wir setzen mit diesem aushaltsentwurf und mit der mittelfristigen Finanzplaung den Defizitabbau konsequent fort. Ich will daran erinnern: Der erste Haushaltsplan, den h als Finanzminister einzubringen hatte, war der für 010. Im ersten Entwurf – noch von der Vorgängerregieng, der ich, wenn auch nicht als Finanzminister, ange ört habe – war als Neuverschuldung die Rekordzahl on 86 Milliarden Euro vorgesehen. So lange ist das och nicht her, ein bisschen mehr als anderthalb Jahre. (Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Wer war denn da Minister? – Zurufe von der SPD)


Ich habe ja gesagt: Ich habe der Regierung angehört.


(Peer Steinbrück [SPD]: Das war doch eine ganz andere Lage! Fügen Sie das doch bitte mal hinzu! – Beifall bei der SPD)


Herr Kollege Steinbrück, ich weiß nicht, ob Sie mir
chon die ganze Zeit die Ehre Ihrer Aufmerksamkeit ha-





Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


(A) )


)(B)

ben zuteilwerden lassen. Für den Fall, dass es so gewe-
sen sein sollte, müssten Sie wissen, dass ich vorhin
schon sehr deutlich gesagt habe: Wir haben den
schlimmsten Auswirkungen auf Wirtschaft und Arbeits-
markt entgegengewirkt.


(Peer Steinbrück [SPD]: Dann argumentieren Sie doch nicht so einseitig! – Beifall bei Abgeordneten der SPD – Gegenruf des Abg. Otto Fricke [FDP]: Aber es waren nun mal 86!)


– Herr Kollege Steinbrück, wenn Sie Kanzlerkandidat
werden wollen, müssen Sie sich noch ein bisschen bes-
sere Manieren zulegen; sonst wird das nichts.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Iris Gleicke [SPD]: Ja, ja! Wenn die Argumente nicht mehr ausreichen!)


Ich wiederhole es in großer Ruhe: Ich bekenne mich
dazu, dass ich der Regierung angehört habe. Das ändert
überhaupt nichts.


(Burkhard Lischka [SPD]: Das war ja eine tolle Antwort! – Weiterer Zuruf von der SPD: Das war peinlich!)


– Wenn Sie sonst keine Argumente haben, ist es gut;
aber es wird wohl so bleiben.

Es war völlig richtig, dass wir in der Krise und nach
der Krise diese Politik betrieben haben; das habe ich
gesagt. Man kann dann die Folge, dass die Defizite ange-
stiegen sind, nicht bestreiten. Wenn wir heute den Haus-
haltsentwurf 2012 bewerten, müssen wir an die Aus-
gangslage erinnern. Sie war nun einmal so, dass Ende
2009 die geplante Neuverschuldung für 2010 86 Mil-
liarden Euro betrug.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Diesen Wert konnten wir im Laufe des Jahres 2010
schrittweise reduzieren. Als im Jahre 2011 für 2010 spitz
abgerechnet war, waren es noch 44 Milliarden Euro. Den
Haushalt 2011 haben wir im Bundestag im vergangenen
Jahr mit einer geplanten Neuverschuldung von 48 Mil-
liarden Euro verabschiedet. Wenn die derzeitige Ent-
wicklung einigermaßen konstant verläuft, werden wir
am Ende des Jahres im Vollzug bei einer Größenordnung
von rund 30 Milliarden Euro liegen. Diesen eingeschla-
genen Abbaupfad gehen wir mit dem nun vorliegenden
Haushaltsentwurf 2012 und der mittelfristigen Finanz-
planung konsequent weiter. Er ist ein guter Weg: für
Deutschland und für die Stabilität und das Wachstum in
Europa.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Natürlich verdanken wir diese erfreuliche Entwick-
lung auch dem bislang guten Konjunkturverlauf; das ist
gar keine Frage. Darüber kann man sich freuen. Im Übri-
gen bin ich fest davon überzeugt: Mit unserer wachs-
tumsfreundlichen Konsolidierung haben wir zu einem
guten Teil zu diesem Verlauf beigetragen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich will gleich mahnend hinzufügen: Natürlich müs-
sen wir die Zielgrößen für die Ausgaben und die Neuver-

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(C (D chuldung in der mittelfristigen Finanzplanung erst noch rreichen. Noch steht zum Beispiel die europaweite Einhrung einer Finanztransaktionsteuer aus. (Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Gehen Sie doch mit gutem Beispiel voran!)


Darüber können wir gerne diskutieren.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Keine Sorge!)


ie Bundeskanzlerin und der französische Staatspräsi-
ent haben sich Anfang August erneut mit großem
achdruck dafür eingesetzt.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Machen Sie doch mal! Einfach machen!)


ie Kommission hat erklärt, sie werde dazu einen Vor-
chlag vorlegen. Wir arbeiten also mit aller Kraft daran.


(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich weiß nicht, warum Sie nicht hören wollen, dass wir
uf dem guten Weg der Konsolidierung sind.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Wir unterstützen Sie doch nur, Herr Schäuble!)


ffenbar haben Sie bessere Laune, wenn es um Schul-
en als wenn es um die Rückführung der Verschuldung
eht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben ein Aufkommen aus der Finanztrans-
ktionsteuer ab 2013 eingestellt. Es ist nicht sicher, ob es
ns tatsächlich zur Verfügung stehen wird. Für den
aushalt 2012 konnten wir ein solches Aufkommen ent-
egen der bisherigen Planung nicht berücksichtigen; da-
r besteht keine Chance. Ich hatte das im Frühjahr

chon erläutert.

Im Übrigen lassen sich im Rahmen einer konsequen-
n Konsolidierung politische Gestaltungsspielräume
utzen. In dieser Legislaturperiode steht das Thema
Bildung und Forschung“ als zentraler politischer
chwerpunkt im Mittelpunkt unserer Politik. Die Bun-
esrepublik Deutschland ist auf dem Weg zur Bildungs-
publik.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo?)


ir werden in den Jahren 2010 bis 2013 insgesamt
2 Milliarden Euro zusätzlich zur Verfügung stellen. Das
piegelt sich im Etat des Bundesministeriums für Bil-
ung und Forschung wider, der im Regierungsentwurf
rneut überproportional ansteigt, und zwar im Vergleich
um Vorjahr um gut 10 Prozent. In Relation zum Ist des
ahres 2010 können wir mit einer Steigerung um 21 Pro-
ent sogar einen Anstieg um über 2,3 Milliarden Euro
erzeichnen. Wir halten Wort, wenn wir sagen: Bildung
nd Forschung haben für diese Regierung Priorität. –
as unterlegen wir mit Zahlen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Mit unserer Schwerpunktsetzung in der Bildungs-,
er Forschungs- und auch in der Energiepolitik schaffen





Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


(A) )


)(B)

wir die besten Voraussetzungen für eine innovative,
wettbewerbsfähige deutsche Wirtschaft mit gut ausgebil-
deten Fachkräften. Oder, um es anders zu sagen: Wir
schaffen die Voraussetzungen für nachhaltiges Wachs-
tum.

Weil die Investitionsausgabenquote im Entwurf des
Haushalts und auch in der mittelfristigen Finanzplanung
teilweise kritisch hinterfragt wird, will ich darauf hin-
weisen, dass ich die Abgrenzung der Investitionsausga-
ben in unserer Haushaltsrechnung für fragwürdig halte.
Meine Überzeugung ist, dass angesichts der modernen
Entwicklung, insbesondere vor dem Hintergrund unserer
demografischen Entwicklung, Investitionen in das Hu-
mankapital möglicherweise stärkere Wachstumsimpulse
generieren als Sachinvestitionen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie wahr!)


Deshalb haben wir bei aller notwendigen Konsolidie-
rung unsere Ausgaben für Bildung und Forschung und
auch Integration nicht verringert, sondern verstärkt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Natürlich bleibt jede Finanzpolitik eingebettet in die
globale Entwicklung von Weltwirtschaft und Finanz-
märkten. Wir werden am Donnerstag dieser Woche die
Beratungen über die gesetzgeberische Umsetzung der
von den Mitgliedstaaten der Euro-Zone beschlossenen
Maßnahmen zur Stärkung der Handlungsfähigkeit der
EFSF, der europäischen Finanzierungsfazilität, die wir
im vergangenen Jahr vorübergehend – bis zur Schaffung
des Stabilisierungsmechanismus – geschaffen haben,
aufnehmen.

Deshalb will ich jetzt eher grundsätzlich in Erinne-
rung rufen, dass wir die europäische Währung in den
90er-Jahren auf den Weg gebracht haben, weil wir die
erreichte wirtschaftliche Integration in Europa unum-
kehrbar machen wollten und weil wir mit einer gemein-
samen Währung große positive Impulse für die
wirtschaftlichen Interessen aller Euro-Mitgliedsländer
erzielen. Man muss sich das wieder und wieder klarma-
chen: In einer globalisierten Welt, in der die Vertiefung
der internationalen Arbeitsteilung die Abhängigkeit je-
der Volkswirtschaft von globalen Entwicklungen we-
sentlich verschärft und im Übrigen den Wettbewerbs-
druck auf alle Volkswirtschaften verstärkt, brauchen wir
eine gemeinsame europäische Währung.

Diese gemeinsame europäische Währung – das muss
man bei allen Sorgen ins Gedächtnis rufen – ist eine sta-
bile Währung geworden: Die durchschnittliche Preisstei-
gerungsrate war seit der Einführung des Euro niedriger
als die durchschnittliche Preissteigerungsrate zu Zeiten
der D-Mark. Der äußere Wert des Euro, also der Aus-
tauschkurs, ist seit seiner Einführung gegenüber fast al-
len anderen Währungen deutlich gestiegen. Auch daran
muss man erinnern. Der Euro war und ist eine stabile
Währung. Das Versprechen einer stabilen Währung ist
nicht gebrochen, sondern eingehalten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Die Erwartung, dass eine gemeinsame Währung roße positive wirtschaftliche Impulse mit sich bringt, at auch nicht getrogen, sondern ist bestätigt. Deutschnd als eines der wirtschaftlich erfolgreichsten Länder der Euro-Zone hat mit am meisten davon profitiert. as muss man bei allen Problemen und Sorgen wieder nd wieder ins Gedächtnis rufen. Dabei rede ich gar nicht vom politischen Glück eines ereinten Europa, obwohl man das vor dem Hintergrund nserer europäischen Geschichte mit ihren unendlichen riegen und für uns als das Land mit den meisten direkn Nachbarn in Europa gar nicht hoch genug bewerten ann. Wir sollten jedenfalls das politische Glück eines ereinten Europa nicht aufs Spiel setzen, bloß weil es cheinbar selbstverständlich geworden ist. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Verehrte Kolleginnen und Kollegen, ich meine es
uch rein wirtschaftlich. Unsere Verflechtung in den in-
rnationalen Leistungsaustausch mit Exporten und Im-
orten ist höher als die aller anderen vergleichbaren
änder in der Welt. An unseren Exporterfolgen hängt ein
esentlicher Teil unserer wirtschaftlichen Leistungs-
raft, unserer Arbeitsplätze und unserer sozialen Sicher-
eit. Über 60 Prozent unserer Exporte gehen in andere
uropäische Länder. Ohne eine gemeinsame Währung
äre unsere wirtschaftliche Lage wesentlich weniger
ut.

Man stelle sich im Übrigen vor, wir hätten in und
ach den Turbulenzen der Weltfinanz- und -wirtschafts-
rise seit 2008 keine gemeinsame europäische Währung
ehabt.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schweizer Modell!)


ie Auswirkungen auf Wirtschaft und Arbeitsmarkt
urch gewaltige Verspannungen zwischen den einzelnen
ährungen wären wesentlich größer geworden, und wir
ären in der Überwindung der Krise lange nicht so weit,
ie wir heute sind.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Kollege Trittin, die Schweiz ist nun nicht dafür
erühmt, sich durch ein Übermaß an Euphorie, Europa
eizutreten, auszuzeichnen. Wenn jetzt in der Schweiz
berlegt wird, den Schweizer Franken an den Euro anzu-
oppeln, dann sollte das jedem in Deutschland, der
laubt, ohne den Euro hätten wir weniger Probleme, zu
enken geben.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Konstruktion einer gemeinsamen Währung, bei
er die Geldpolitik vergemeinschaftet und – übrigens
anz im Sinne unseres Grundverständnisses von Geld-
olitik – einer unabhängigen Notenbank anvertraut wird,





Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


(A) )


)(B)

während die Finanz- und Haushaltspolitik sowie wesent-
liche Teile der Wirtschaftspolitik in der Zuständigkeit
der Mitgliedstaaten verbleiben, ist in der Wirtschaftsge-
schichte neu. Das wussten wir aber.

Deswegen waren übrigens viele, vor allem in der an-
gelsächsischen Welt, von Anfang an skeptisch. Wir in
der Bundesrepublik Deutschland wollten schon damals
die politische Union, also vertiefte Schritte institutionel-
ler Vergemeinschaftung. Das war in den 90er-Jahren
aber nicht zu erreichen.

An dieser Stelle muss man daran erinnern, dass die
europäische Integration seit dem Zweiten Weltkrieg im-
mer nur Schritt um Schritt vorangekommen ist. Das war
schon in den 50er-Jahren nach dem Scheitern der Euro-
päischen Verteidigungsgemeinschaft in Frankreich nicht
anders. Meistens war es so, dass die wirtschaftliche Inte-
gration politische Integration nachgezogen hat. Wir sind
immer mit wirtschaftlicher Integration vorangegangen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, auf diesem Wege sind
wir in Europa in diesen über 50 Jahren zu unserem
Glück weit vorangekommen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deshalb hat man bei der Einführung der gemeinsa-
men Währung den Stabilitäts- und Wachstumspakt abge-
schlossen. Dieser Stabilitäts- und Wachstumspakt
verpflichtet jedes Mitgliedsland zur Einhaltung von
Grenzen in der Finanz- und Haushaltspolitik, die die Sta-
bilität einer gemeinsamen Währung erfordert.

In diesem Zusammenhang muss man an Folgendes
erinnern: Die Ersten, die massiv gegen diese Verpflich-
tung verstoßen haben, waren Deutschland und Frank-
reich im Jahr 2004.


(Rainer Brüderle [FDP]: Genau! Schröder!)


Das war ein schwerer Fehler. Er wird uns heute bei
manchmal kritischen Diskussionen über andere entge-
gengehalten. Wir sollten diesen Fehler auch nicht ver-
drängen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich füge hinzu: Nach meiner Einschätzung hat sich
der Mechanismus des Stabilitäts- und Wachstumspaktes,
der grundsätzlich richtig ist, gegenüber den unglaubli-
chen Beschleunigungen in den globalen Finanzmärkten,
wie wir in der Krise, die durch den Zusammenbruch von
Lehman Brothers ausgelöst wurde, überhaupt erst richtig
gelernt haben, als zu langsam erwiesen. Das ist der
Grund dafür, dass sich heute aus der Schuldenkrise eines
Mitgliedslandes, das nicht mehr als 2 Prozent des Brutto-
inlandsproduktes der Euro-Zone vertritt, wegen der An-
steckungsgefahr über die Finanzmärkte ein Problem für
die Euro-Zone als Ganzes ergeben kann. Aus diesem
Grund müssen wir unsere Währung verteidigen: in unse-
rem eigenen Interesse, natürlich in unser aller Interesse.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt spricht er wieder in die eigenen Reihen!)


Hilfe für Länder, die in Schwierigkeiten sind, kann
immer nur Hilfe zur Selbsthilfe sein. Deshalb sind harte

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(C (D chnitte zur Rückführung von Haushaltsdefiziten und taatsverschuldung unvermeidlich. Sie sind im Zweifel das haben wir in den betreffenden Ländern gesehen – it schweren innenpolitischen Auseinandersetzungen erbunden. Ich habe schon bei anderer Gelegenheit in iesem Hohen Hause gesagt, dass wir davor auch Resekt haben müssen. Sie sind aber unvermeidlich. Jedenlls zeigen die innenpolitischen Auseinandersetzungen uch, dass das Bild von der bequemen Hängematte, die ir anderen ermöglichen würden, das in Deutschland um Teil gezeichnet wird, ganz gewiss falsch ist. Wir ollten das nicht fortsetzen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


rsparen können wir es aber nicht.

Genauso sind strukturelle Reformen zur Verbesserung
er wirtschaftlichen Leistungskraft und Wettbewerbsfä-
igkeit unumgänglich. Man muss wissen, dass die
lobalisierung und eine gemeinsame Währung den
ettbewerbsdruck bzw. den Druck auf die Wettbewerbs-
higkeit jeder Volkswirtschaft dramatisch erhöhen. Das

aben alle gewollt, aber dann muss man sich auch diesen
erausforderungen stellen. Es gibt das eine nicht ohne
as andere.

Schließlich müssen wir noch – das können wir sicher-
ch auch – das europäische Instrumentarium von Struk-
rhilfen und Programmen zielführender, konzentrierter

nd weniger bürokratisch nutzen. All dies haben übri-
ens die Staats- und Regierungschefs der Länder der
uro-Zone am 21. Juli beschlossen.

Aber damit all dies wirken kann, brauchen die Länder
eit, bis sie sich an den Finanzmärkten wieder zu erträg-
chen Konditionen refinanzieren können. Dafür haben
ir im vergangenen Jahr übergangsweise die privat-
chtlich konstruierte Finanzierungsfazilität, die EFSF,

eschaffen. Bis Mitte 2013 wollen wir als internationale
inanzinstitution den ESM durch einen völkerrechtli-
hen und noch zu ratifizierenden Vertrag zur Verfügung
tellen.

Die Instrumente des EFSF müssen wir nun erweitern,
amit wir möglichen Ansteckungsgefahren aus der
rise, insbesondere im Bankensektor, frühzeitig entge-
entreten können.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


as alles geht nur Zug um Zug. Ohne energische Refor-
en in den betroffenen Ländern wäre jede Hilfe nicht

ielführend. Deshalb ist verabredet und gesetzlich fest-
elegt, dass die Einhaltung der Verabredungen durch

F und EZB, also durch den Internationalen Wäh-
ngsfonds und die Europäische Zentralbank, und Euro-

äische Kommission vierteljährlich überprüft wird. Erst
enn diese gemeinsam bestätigen, dass die Vorausset-

ungen vorliegen, kann die jeweils nächste Tranche aus-
ezahlt werden. Dabei gibt es keinen Entscheidungs-
pielraum.





Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


(A) )


)(B)

Das ist die aktuelle Situation in Griechenland, wo die
Troika-Mission unterbrochen worden ist. Die Troika-
Mission muss fortgesetzt werden und zu einem positiven
Abschluss kommen. Andernfalls kann die nächste Tran-
che für Griechenland nicht ausgezahlt werden. Das muss
man in Griechenland wissen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Und wenn nicht?)


Das ist so geregelt: sobald die Voraussetzungen vorlie-
gen. Das ist Gegenstand vertraglicher Absprachen, und
es ist Gegenstand unserer Gesetzgebung. Das ist bin-
dend. Dafür gibt es keinen Beurteilungs- und Entschei-
dungsspielraum.


(Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Wir sprechen uns wieder!)


Ich füge gleich hinzu, Herr Kollege Steinmeier: So-
lange wir keine anderen Instrumente haben, um die Ein-
haltung der verabredeten Grenzen für nationale Finanz-
und Haushaltspolitik zu garantieren – damit sind wir
nämlich beim Kern des Problems –, können und dürfen
wir das Zinsrisiko nicht vergemeinschaften.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Denn die unterschiedlichen Zinsen sind der stärkste An-
reiz für Solidität. Die unterschiedlichen Zinsen sind im
Übrigen die notwendige Voraussetzung dafür, dass wir
gegebenenfalls Anpassungsauflagen durchsetzen kön-
nen. Deswegen kann darauf, solange die Konstruktion
und die Architektur so sind, wie sie sind, nicht verzichtet
werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD)


Deswegen sage ich mit großer Klarheit: Ohne institu-
tionelle Veränderungen Euro-Bonds einzuführen – diese
Forderung wird von der Opposition erhoben –, wäre bes-
tenfalls falsch verstandene Solidarität. Der Euro würde
seinen Ruf als stabile Währung verlieren.


(Johannes Kahrs [SPD]: Was reden Sie da für einen Unsinn?)


– Herr Kollege, bevor Sie mir unterstellen, dass ich Un-
sinn rede, geben Sie mir die Chance, Ihnen das noch ein-
mal zu erklären.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der SPD: Da sind wir mal gespannt!)


Weil wir die Finanz- und Haushaltspolitik nicht ver-
gemeinschaftet haben, aber eine gemeinsame Währung
haben, brauchen wir Anreizsysteme; denn wir haben
noch keine Automatismen und keine institutionellen Vo-
raussetzungen, die die Mitgliedsländer dazu veranlassen
– notfalls durch Anpassungsauflagen –, die Regeln ge-
meinsamer Finanzpolitik einzuhalten, ohne die der Euro
nicht stabil ist. Wenn wir diese Anreizsysteme beseiti-
gen, indem wir das Zinsrisiko vergemeinschaften, wird
der Euro blitzschnell das Vertrauen verlieren und nicht
mehr als stabile Währung betrachtet. Das hat die Rating-

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(C (D gentur Standard & Poor’s in diesen Tagen erkannt. Sie at gesagt, sie würde Euro-Bonds unter diesen Bedinungen als Ramschpapiere einstufen. Das ist vielleicht bertrieben, zeigt aber die Richtung an. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Sind die Ratingagenturen die Weltregierung? – Ingrid Arndt-Brauer [SPD]: Das sind die neuen Berater! – Joachim Poß [SPD]: Sie haben schon einmal die Griechen beraten, Standard & Poor’s!)


Nein, überhaupt nicht. Mit den Linken über Haushalts-
onsolidierung und solide Haushaltspolitik zu diskutie-
n, ist vielleicht amüsant, aber nicht wirklich zielfüh-
nd. Das ist wahr.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich will mit allem Ernst hinzufügen: Wenn der Euro
icht mehr Ausdruck einer Stabilitätsgemeinschaft in
uropa ist – das möge jeder bedenken –, verlieren wir
icht nur wirtschafts- und finanzpolitisch den Boden un-
r den Füßen, sondern werden wir auch bei der europäi-

chen Integration die entscheidende Unterstützung der
evölkerung der Mitgliedstaaten verlieren. Die Deut-

chen wollen ein stabiles, handlungsfähiges Europa, aber
eine Schulden- und Inflationsgemeinschaft. Das wollen
ir nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wem also Europa am Herzen liegt und wer dafür
irbt, den Weg der europäischen Integration fortzuset-

en, der muss für Stabilität in Europa eintreten. Anders
t das nicht zu machen.

Natürlich müssen wir die jetzige Krise auf der Basis
er geltenden Verträge bewältigen; wir haben keine an-
eren. Das ist auch möglich. Die zum EFSF verabrede-
n Maßnahmen sind dazu geeignet. Ich will aber auch
lar sagen: Für eine dauerhafte Lösung für die gemein-
ame Währung und die wirtschaftliche Integration müs-
en wir zu einer Weiterentwicklung durch institutionelle
eformen kommen. Wir müssen in Europa voranschrei-
n – oder wir werden zurückfallen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich habe die Ansteckungsgefahr im Finanzsektor er-
ähnt. Ich will die Gelegenheit nutzen, hinzuzufügen,
ass wir die Berechnungen des Internationalen Wäh-
ngsfonds über den angeblichen Rekapitalisierungsbe-

arf der europäischen Banken für überzogen halten. Wir
erden darüber am Wochenende im Kreis der G-7-Fi-
anzminister in Marseille sprechen können und sprechen
üssen. Das hat eine große Bedeutung für die Märkte.
er IWF hat bei seinen Berechnungen offensichtlich die

eit 2009 vorgenommenen Abschreibungen ebenso we-
ig berücksichtigt wie die bestehenden Absicherungsge-
chäfte. Es besteht die Gefahr, dass die in dem Report
ber die globale Finanzstabilität veröffentlichte Gesamt-
ahl von 397 Milliarden Dollar von der Öffentlichkeit
ls Rekapitalisierungsbedarf der europäischen Banken
sgesamt verstanden wird. Das ist für den Markt unge-





Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


(A) )


)(B)

heuer gefährlich. Dabei ist völlig klar, dass das kein Ka-
pitalfehlbedarf ist, weil ein Großteil der Forderungen
nicht in den Handelsbüchern der betroffenen Banken ist,
sondern bis zur Endfälligkeit in den Anlagebüchern ge-
halten wird. Das heißt: Die Zahlen des IWF sind teils
falsch, teils missverständlich. Wir müssen dem entge-
gentreten, damit die falschen Zahlen keine Auswirkun-
gen auf die Finanzmärkte haben, die wir im Augenblick
leider beklagen müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir werden im Übrigen bei den Beratungen der G-7-
Finanzminister am Wochenende darlegen, dass wir mit
der Erweiterung des EFSF-Instrumentariums gut vorbe-
reitet sind. Gut vorbereitet sind vor allen Dingen wir in
Deutschland – liebe Kolleginnen und Kollegen, das füge
ich hinzu – mit unserem Restrukturierungsgesetz. Wir
sind damals im Vorgriff auf eine europäische Regelung
zur Bankenrestrukturierung national vorangegangen.
Hoffentlich kommt eine solche Regelung bald zustande,
damit wir bei einer nächsten Krise nicht in die Lage ge-
raten, in der wir 2008 gemeinsam, Herr Kollege
Steinbrück, gewesen sind. Wir haben ja die Lehren da-
raus gezogen.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Ach so?)


Wir sind übrigens auch beim Verbot ungedeckter
Leerverkäufe im vergangenen Jahr national, im Allein-
gang, vorangegangen. Wir haben dafür eine Menge Kri-
tik bekommen, insbesondere von Ländern, die ein sol-
ches Verbot mittlerweile ebenfalls eingeführt haben.
Dies bringt mich zu der Bemerkung, dass nicht immer
der Langsamste das Tempo bestimmen darf, wenn wir
die Lehren aus der Finanz- und Bankenkrise rechtzeitig
ziehen wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Das ist richtig! – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sagen Sie mal der Kanzlerin!)


Es ist in diesem Sinne viel erreicht worden; aber das
Momentum, aus den Erfahrungen der Krise zu lernen,
darf nicht verloren gehen. Wir müssen insbesondere die
alternativen Marktteilnehmer – das ist ein Schwerpunkt
der kommenden Arbeiten – stärker in den Regulierungen
erfassen. Wir müssen bei allen strukturierten Produkten
Transparenz auch durch zentrale Gegenparteien schaf-
fen, und wir dürfen uns bei diesen Bemühungen nicht zu
schnell von angeblichen Standortinteressen behindern
lassen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Es zeigt sich gerade bei der Finanzregulierung gele-
gentlich, dass der Einfluss von grundsätzlich legitimer
Interessenvertretung angesichts der Kompliziertheit der
Materie die notwendige Reformbereitschaft in Parla-
menten häufig eher schwächt als stärkt. Aber wir müssen
die Lehren aus der Krise entschlossen ziehen.


(Joachim Poß [SPD]: Sehr wahr!)


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(C (D enn an der Frage der Fähigkeit, aus Fehlern und Irrtüern zu lernen, entscheidet sich letztlich die Überlegen eit freiheitlicher Ordnung. Manchmal scheint es mir, als ob in den Weltfinanzärkten bezweifelt werde, ob unsere westlichen Demokraen insgesamt noch in der Lage seien, die notwendigen trukturellen Entscheidungen schnell genug zustande zu ringen, um mit der beschleunigten Entwicklung der lobalisierung Schritt zu halten. Ich will auch darüber it meinen Kollegen in Marseille sprechen. Im Zusamenhang mit unserer Fähigkeit, in aufregend schnellen eränderungen Stabilität, Zukunftsvertrauen, soziale airness und Nachhaltigkeit zu gewährleisten, steht ehr als nur unsere Wirtschaftsordnung auf dem Spiel. eshalb müssen wir übrigens auf der Beteiligung der rivatgläubiger im Falle von Restrukturierungsmaßnahen bestehen, auch wenn es nicht allen Marktteilnehern gefällt. Aber für die politische Legitimation ist dies nerlässlich, und wir werden darauf bestehen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Jawohl!)


ärkte brauchen Grenzen und Regeln, und deshalb dür-
n wir den notwendigen Strukturentscheidungen auch

icht durch den scheinbar bequemen Ausweg in höhere
erschuldungen oder Inflation ausweichen.

Wir sind ganz offensichtlich in einem schwierigen
ahrwasser der Entwicklung der Weltwirtschaft und der
inanzmärkte. Die Handlungsspielräume sind – um es
och einmal zu sagen – wegen überzogener Verschul-
ung in den meisten Industrieländern nicht mehr groß.
as belegen übrigens gerade die Berichte – auch die des

F selbst –, in deren Empfehlungen die weitere Redu-
ierung der Defizite für zwingend notwendig erklärt
ird und in denen anschließend defizitfinanzierte Kon-
nkturprogramme gefordert werden. Das ist ein biss-

hen in sich widersprüchlich, zeigt aber in Wahrheit nur,
ie gering die Handlungsspielräume geworden sind.

Wir brauchen also Strukturwandel und Stabilität, und
ir brauchen neues Vertrauen. Deshalb muss Deutsch-
nd Stabilitätsanker und Wachstumslokomotive in
uropa bleiben. Die Bundesregierung ist entschlossen,
ich dieser Aufgabe zu stellen. Solidität und Nachhaltig-
eit sind die Grundlage für Vertrauen, und der Haushalt
012 leistet dazu seinen Beitrag.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712200100

Bevor ich die Aussprache eröffne, möchte ich im Zu-

ammenhang mit dem weiteren Ablauf der Haushaltsbe-
tungen dieser Woche darauf hinweisen, dass Einver-

ehmen unter den Fraktionen darüber hergestellt worden
t, dass wir die Beratungen morgen früh mit dem Etat
es Auswärtigen Amtes beginnen und anschließend
voraussichtlich ab etwa 10.30 Uhr – den Etat des
anzleramtes aufrufen. Da jetzt vermutlich eine etwas
öhere Zahl von Kolleginnen und Kollegen für die Über-





Präsident Dr. Norbert Lammert


(A) )


)(B)

mittlung dieser Nachricht erreicht wird, als es heute am
späten Nachmittag, am Ende des ersten Debattentages
der Fall sein könnte, ist es, glaube ich, klug, das an die-
ser Stelle ins allgemeine Bewusstsein zu heben.

Nun eröffne ich die Aussprache und erteile dem Kol-
legen Joachim Poß für die SPD-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Joachim Poß (SPD):
Rede ID: ID1712200200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die letz-

ten Wochen und Monate haben immer deutlicher gezeigt
– auch der gestrige Abend im Übrigen –: Wir haben eine
Schönwetterregierung, die nicht krisenfest ist. Das ist die
Realität in der Bundesrepublik Deutschland.


(Beifall bei der SPD – Zuruf von der FDP: Das wünscht ihr euch! – Norbert Barthle [CDU/ CSU]: Wie kommt ihr denn darauf?)


Herr Schäuble, Sie sind der intelligenteste Schönred-
ner dieser Schönwetterregierung,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


der, bei aller Intelligenz, aber auch mit Gedächtnislü-
cken ausgestattet ist;


(Zuruf von der CDU/CSU: Kommen Sie mal zur Sache!)


denn natürlich war der Einwand von Herrn Steinbrück
berechtigt. Geplant war in der Großen Koalition, bevor
die Krise kam, eine Neuverschuldung in 2010 von 6 Mil-
liarden Euro. Daraus wurden dann aufgrund der Krise
86 Milliarden Euro. Ihre Darstellung hierzu war tenden-
ziös.


(Beifall bei der SPD)


Es wurde hier subkutan irgendjemandem etwas in die
Schuhe geschoben.

Auch Ihre Darstellung der Revision des Stabilitäts-
und Wachstumspaktes in 2005 ist – im Übrigen hat die
Bundeskanzlerin etwas Ähnliches gemacht – immer wie-
der Legendenbildung; denn unsere Schuldenbremse
– Herr Schäuble hat es lediglich angedeutet – ist der Lo-
gik dieser Revision angepasst. Ohne diese Änderung in
2005 hätten wir in der Großen Koalition außerdem die
Krisenpakete im Umfang von 80 Milliarden Euro gar
nicht schultern können. Das ist die Wahrheit und nicht
die Legenden, die von Ihnen hier kommen.


(Beifall bei der SPD)


An den wenigen Beispielen zeigt sich, dass Sie, wenn
Sie in der Ecke sind – und Sie sind in der Ecke –, nur
noch mit billigen Ausreden und Ausflüchten klarkom-
men, und das reicht nicht als Anspruch für eine Regie-
rung.

Die hehren Weisheiten und Absichten, die Herr
Schäuble in vielen seiner Reden hier verkündet, möchte
man ja manchmal beklatschen. – Bei der Finanzmarkt-
regulierung gibt es ein positives Beispiel; das betrifft die
Leerverkäufe. Diesbezüglich habe ich ihn immer unter-
stützt. – Das alles ist aber letztlich nicht von der Stelle

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(C (D ekommen. Diese hehren Weisheiten sind nicht praktiiert worden, weil es hier die Röslers und die anderen on der FDP und auch einige vom Wirtschaftsflügel der nion gab, die das alles nicht wollten. Das ist die Wahreit, meine Damen und Herren. Deswegen bräuchten wir jetzt eine Regierung, die irklich führt, und eine Koalition, die gestaltet. chwarz-Gelb hat diesen Anspruch in den letzten zwei ahren hoffnungslos verspielt. (Beifall bei der SPD – Zuruf von der FDP: So ein Unsinn!)


(Beifall bei der SPD)


Ja, noch schlimmer: Diese Regierung und diese Ko-
lition verschärfen durch ihr Verhalten – siehe gestrige
robeabstimmung in den Koalitionsfraktionen zum Ret-
ngsschirm – die Probleme. Sie zeigen, dass sie in

chwierigster Lage – wir befinden uns, wie wir wissen,
einer sehr schwierigen Lage; wir brauchen nur die
edien zu verfolgen –


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)


icht handlungsfähig sind, weil die eigenen Abgeordne-
n – das wird von Frau Merkel bevorzugt versucht –
icht überzeugt werden, sondern sie das Gefühl haben,
ass Wackelkurs und Taktik vorherrschen. So kann man
ie eigenen Abgeordneten nicht überzeugen.


(Beifall bei der SPD)


Der heute eingebrachte Haushalt ist nichts, wofür sich
ie Regierung in besonderer Weise rühmen sollte. Er ist
inerseits ein typischer Schönwetterhaushalt, der von ei-
er günstigen wirtschaftlichen Entwicklung profitiert.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Unfug!)


ndererseits schreibt er die soziale Schieflage Ihrer Poli-
k fort und vergrößert die Probleme und Defizite auf
em Arbeitsmarkt, die auch im aktuellen Aufschwung
icht verschwunden sind. Nur wer die Augen vor der
ealität verschließt, kann zu dem Schluss kommen, die
robleme des gespaltenen Arbeitsmarktes seien ver-
chwunden.


(Beifall bei der SPD)


Herr Schäuble, auch wir hoffen, dass 2012 die Steu-
rn so sprudeln werden, wie Sie es annehmen.


(Otto Fricke [FDP]: Weil ihr es ausgeben wollt!)


uch wir hoffen, dass die Beschäftigung im nächsten
ahr in dem Maße weiter ansteigen wird, wie Sie es für
r Rechenwerk voraussetzen. Dann dürfen allerdings,
enn Sie ehrlich an die Sache herangehen wollen, die

xistierenden Risiken für die wirtschaftliche Entwick-
ng in Europa und in der Welt, die wir alle kennen, auf

bsehbare Zeit nicht eintreffen. Bei Ihrer Finanzplanung
n Sie so, als gäbe es diese Risiken gar nicht. Das gibt

s doch nun wirklich nicht!

Auch wenn der eingeplante Rückgang der Neuver-
chuldung in Ihren Reihen als großer Konsolidierungs-
rfolg gefeiert wird: In einer Aufschwungsituation sinkt





Joachim Poß


(A) )


)(B)

die öffentliche Neuverschuldung wie von selbst. Deswe-
gen sprechen ja auch einige Abgeordnete der Koalition
davon, dass das Ganze nicht ehrgeizig genug ist. Im Ver-
lauf der weiteren Haushaltsberatungen werden wir ja se-
hen, wie weit Ihr Ehrgeiz gehen wird, ob er so weit geht,
dass es, wie wir es Ihnen vorschlagen werden, dazu
kommt, dass Sie schließlich doch die Schuldenbremse in
ehrlicher Art einhalten. Das werden wir dann sehen,
meine Damen und Herren.


(Beifall bei der SPD)


Eine soziale Gestaltung des Haushaltes wird dadurch
im Übrigen nicht verhindert. Aus dem Finanzkonzept
der SPD ergibt sich zum Beispiel, dass man konsolidie-
ren und trotzdem Zukunftsinvestitionen finanzieren
kann. Für den sozialen Ausgleich in unserem Land wäre
es besser, wenn Sie wenigstens einige der Sozialkürzun-
gen rückgängig machen würden, die Sie gegen unseren
Willen durchgedrückt haben. In der Tat ist es so: Der von
Schwarz-Gelb vorgesehene Kahlschlag bei den Arbeits-
marktmitteln, der ja schon in diesem Jahr spürbar ist,
vergrößert, wie ich von Kolleginnen und Kollegen höre,
auch in prosperierenden Regionen


(Iris Gleicke [SPD]: Richtig!)


und nicht nur in strukturschwachen Regionen die Spal-
tung des Arbeitsmarktes. Reden Sie doch mit Vertretern
der Caritas oder anderer Organisationen, die damit zu
tun haben! So bekommen Sie mit, was wirklich in der
Welt los ist.


(Beifall bei der SPD)


Sie verfestigen mit dieser Politik die Langzeitarbeits-
losigkeit in unserem Land.


(Iris Gleicke [SPD]: Leider wahr!)


Sie sorgen dafür, dass die angesichts des Fachkräfteman-
gels notwendigen Qualifizierungen nicht stattfinden
können. Das ist die Konsequenz Ihrer Politik. Sie sorgen
auch dafür, dass viele junge Menschen in ihrem Leben
nicht die Chancen bekommen, die sie mit entsprechen-
der Förderung bekommen würden. Hier versagen Sie,
trotz der momentan günstigen Ausgangssituation.


(Beifall bei der SPD)


Es dürfte also in diesem Bereich nicht so gesenkt und
gestrichen werden, wie Sie das vorhaben. Dass man so
etwas in einem moderaten Maße vorsieht, ist selbstver-
ständlich, wenn sich Erfolge auf dem Arbeitsmarkt ein-
stellen,


(Otto Fricke [FDP]: Aha!)


aber doch nicht in dem Maße, wie Sie das betreiben.

Sie unterstellen, wie gesagt, dass es konjunkturell bis
2015 so weitergeht wie zurzeit, und Sie unterstellen da-
mit, dass wir sechs Jahre lang ununterbrochen ein star-
kes und stetiges Wachstum haben würden. Das wider-
spricht jeder Erfahrung. Dafür sind, wie wir alle wissen,
die Risiken zu groß. Diese positive Wachstumserwar-
tung stellt ja das Zentrum Ihres Rechenwerkes dar. Da-
mit sind Sie auch wieder nichts anderes als ein Schön-

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(C (D chner und Schönredner, weil Sie damit nicht die ealität abbilden. Das Ganze garnieren Sie noch mit globalen Minderusgaben in Höhe von 4,8 Milliarden Euro pro Jahr, die urch nichts belegt sind, um die Kreditaufnahme auf iese Art und Weise herunterzurechnen. Sie verzichten uch darauf, das zu machen, was in einem sozialen taatswesen selbstverständlich sein sollte: Sie verzichten arauf, Spitzenverdiener und Vermögende stärker zur inanzierung des Gemeinwesens heranzuziehen. Mit elcher Begründung eigentlich? Wollen Sie den sozian Ausgleich in unserer Gesellschaft nicht? (Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Herr Poß, jetzt ist aber gut!)


as ist doch die Basis unseres Zusammenlebens und Zu-
ammenwirkens. Darüber hinaus ignorieren Sie offen-
undig auch die wachsende gesellschaftliche Spaltung,
ie mit Händen zu greifen ist. Der Kern der Vorschläge
er Sozialdemokratie ist, dieser Spaltung in unserer Ge-
ellschaft entgegenzuwirken. Das kann man, wenn man
enn will, solidarisch und gerecht finanzieren, und
leichzeitig kann man konsolidieren.


(Beifall bei der SPD)


Was ist denn, wenn eintritt, was wir alle nicht wollen,
enn die bereits zu beobachtende Verunsicherung der
onsumenten und Investoren weitergeht, wenn es viel-
icht zu einer weiteren Zuspitzung der Finanzkrise
ommt? Spätestens dann sind Ihre Rechnungen nichts
ehr wert.

Sie haben sich hier Ihrer Finanzmarktüberlegungen
nd -politik gerühmt, Herr Schäuble und Frau Merkel. In
er Praxis aber scheitern Sie beide doch hier. Da wird
ine Verabredung über die Einführung einer Finanz-
arkttransaktionsteuer zwischen Merkel und Sarkozy

etroffen. Gott sei Dank zumindest das, kann man da nur
agen; denn das ist ein wichtiges Instrument, nicht nur
it Blick auf die Finanzierung zum Beispiel der Krisen-

osten, sondern auch, um die Dynamik, die zu den Tur-
ulenzen führt, aus den Märkten zu nehmen. Aber was
eschieht? Der Koalitionspartner FDP stellt sich mit
em Stoppschild hin und sagt: Das geht nicht! Die Euro-
one reicht nicht aus! – Wer auf Großbritannien warten
ill, der vergackeiert die Bevölkerung. Das weiß jeder,
nd das machen Sie in der Praxis.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Volker Wissing [FDP]: Was hat denn die SPD jahrelang gemacht? Hat die SPD immer auf Großbritannien gewartet, oder was?)


Das ist unehrlich, und dadurch werden die Glaubwür-
igkeit und die Autorität von Frau Merkel in einem
ichtigen Punkt untergraben. Frau Merkel ist offenkun-
ig nicht in der Lage, das in der Koalition durchzuset-
en. Herr Schäuble sagt ausdrücklich, er sei für die Ein-
hrung dieser Steuer innerhalb der Euro-Zone. Das

eißt, Frau Merkel sind die Dinge entglitten. Es geht
uch schon lange um ihre persönliche Reputation. Wenn
ie das nicht versteht, wird sie in die Geschichtsbücher
diglich als eine Kanzlerin eingehen, die sich, koste es,





Joachim Poß


(A) )


)(B)

was es wolle, zwei Legislaturperioden an der Macht ge-
halten, darüber aber jeglichen politischen Kompass ver-
loren hat.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712200300

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Michael Meister

für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Michael Meister (CDU):
Rede ID: ID1712200400

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Wir befinden uns seit vier Jahren in der größten
Finanz- und Wirtschaftskrise, die wir seit Ende des
Zweiten Weltkriegs erlebt haben. Bisher ist die Bundes-
republik Deutschland durch diese Finanz- und Wirt-
schaftskrise besser durchgekommen als die meisten an-
deren Industrienationen dieser Welt. Wir sind durch
diese Krise gestärkt worden, weil wir unsere Strukturen
verbessert haben. Das ist eine Leistung der Regierung
Angela Merkel. Deshalb werden wir diese Regierung
und diesen Kurs nachhaltig unterstützen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir haben ein Wachstum von über 3 Prozent im ver-
gangenen Jahr und von rund 3 Prozent in diesem Jahr zu
verzeichnen. Natürlich muss man feststellen, dass wir
gegenwärtig eine gewisse Abschwächung erleben. Ich
glaube, dass diese Abschwächung sogar gut ist. Denn
wir haben gesehen, wie gefährlich Blasenentwicklungen
auf den internationalen Märkten sind. Deshalb sollten
wir Übertreibungen hier vermeiden.

Neben dieser positiven wirtschaftlichen Entwicklung
gibt es allerdings auch Risiken. Mit Blick darauf müssen
wir aus meiner Sicht zwei Grundlinien einhalten, was
wir in den vergangenen vier Jahren auch getan haben:

Erstens sollten wir nicht die Kontrolle über die Ent-
wicklung auf den Märkten verlieren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben bei der Bankenrettung nie den Fehler ge-
macht, eine systemrelevante Bank in die Insolvenz ge-
hen zu lassen. Genauso müssen wir jetzt Kurs halten.
Wir dürfen nicht die Kontrolle über die Abläufe verlie-
ren, weil wir ansonsten nur noch Teil des Spiels, aber
kein bestimmender Spieler mehr sind.

Zweitens brauchen wir, damit Fehlentwicklungen
durch staatliche Überschuldung und zu heftiges Spiel an
den Finanzmärkten vermieden werden, eine klare Per-
spektive in Bezug auf einen neuen Ordnungsrahmen am
Ende der Krise, in dem das Ganze geordnet geregelt
werden kann und nicht mehr durch einzelne Hilfsaktio-
nen. Dies hat diese Koalition zum 1. Januar 2011 im
Finanzsektor mit dem Restrukturierungsgesetz geschafft.
Dies müssen wir auch im Hinblick auf Staatsinsolvenzen
in Europa und in der Welt erreichen.

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(C (D Lieber Herr Kollege Poß, was haben Sie am Ende Ihr Regierungszeit in Deutschland abgeliefert? Über Millionen Arbeitslose. Heute liegen wir bei unter Millionen. (Joachim Poß [SPD]: Welche Regierungszeit meinen Sie denn? Meinen Sie die Große Koalition, Herr Kollege Meister? Waren Sie allein in der Großen Koalition?)


ie sind dafür verantwortlich, dass die Langzeitarbeits-
sigkeit in Deutschland trotz all Ihrer Programme, die
ie so sehr loben, permanent gestiegen ist. Obwohl
eutschland es endlich geschafft hat, die strukturelle Ar-
eitslosigkeit zu überwinden, und wir einen Beschäfti-
ungsstand haben, der zu den höchsten in der Geschichte
ieser Republik gehört,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


gt die SPD am gestrigen Tag ein Programm vor, wel-
hes bewirken wird, dass Menschen vermehrt in Arbeits-
sigkeit kommen, dass sie in Arbeitslosigkeit sozusagen

ingesperrt werden und nicht mehr herauskommen. Als
ngebot formulieren Sie, dass Sie den Menschen mit
rogrammen und Betreuung helfen wollen. Die Men-
chen wollen aber keine Programme und Betreuung, die

enschen wollen arbeiten. Diese Koalition steht für Ar-
eit. Sie aber stehen für Arbeitslosigkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD – Klaus Brandner [SPD]: Das ist simpel!)


Ich will einen weiteren Punkt aufgreifen. Angesichts
er Staatsschuldenkrise reicht es nicht, im In- und Aus-
nd große Reden zu halten. Es wird genau auf die Bun-
esrepublik Deutschland geschaut und registriert, wie
ir selbst uns verhalten, wie wir in unseren Kommunen
nd Ländern und im Deutschen Bundestag die Haushalte
hren.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Das ist ein Drama!)


Wo standen wir denn in den Jahren 2001 bis 2003?
ie haben den Maastricht-Vertrag gebrochen. Anstatt an-
chließend zu sagen, dass jetzt konsolidiert werden
üsse, haben Sie Ihren Finanzminister im Auftrag des
anzlers nach Brüssel geschickt und gesagt: Jetzt müs-

en der Vertrag und die Regeln aufgeweicht werden. –
it dem Aufweichen des Maastricht-Vertrages haben

ie dafür gesorgt, dass wir in der heutigen Staatsschul-
enkrise stecken.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


chröder, Eichel und Poß sind die Verantwortlichen für
iese Krise.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie haben damit die Glaubwürdigkeit der Bundes-
publik Deutschland, die wichtig ist, um in dieser
taatsschuldenkrise ernst genommen zu werden, aufs
piel gesetzt.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Aha!)






Dr. Michael Meister


(A) )


)(B)

Wenn wir heute nach Athen, Lissabon und Dublin fah-
ren, wird uns gesagt: Ihr wart es doch, die die Verträge
verletzt und nicht eingehalten haben. – Deshalb sage ich
eines: Durch unsere nationale Haushaltspolitik müssen
wir klarmachen, dass wir für Glaubwürdigkeit stehen,
was den Maastricht-Vertrag und die Bekämpfung der
Schulden betrifft. Wir werden unsere Konsolidierungs-
verantwortung nicht nur national, sondern auch interna-
tional wahrnehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir müssen uns einmal anschauen, wo denn die Wur-
zeln der heutigen Krise liegen. Der erste Punkt ist, dass
Staaten ihre Haushalte nicht im Griff hatten und sich
überschuldet haben. Ich bin schon der Meinung, dass wir
da entgegenwirken müssen, indem wir eine Kultur
schaffen, die aus dieser ständigen Überschuldung he-
rausführt. Deshalb war es richtig, dass wir in der vergan-
genen Wahlperiode gemeinsam die Schuldenbremse in
die Verfassung geschrieben haben. Ich stimme dem
Finanzminister zu: Jetzt kommt der Test auf unsere
Glaubwürdigkeit.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Ja eben!)


Die Schuldenbremse darf nicht nur in der Verfassung
stehen, sondern sie muss auch eingehalten werden.


(Joachim Poß [SPD]: Das machen Sie ja nicht!)


– Herr Poß, Sie machen es nicht. Sie kommen aus Nord-
rhein-Westfalen. Ihre Ministerpräsidentin Kraft unter-
nimmt alles, um diese Verfassungsregel zu brechen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD)


Das ist der Fehler. Sagen Sie Ihrer Regierungschefin in
Düsseldorf, dass auch im Land Nordrhein-Westfalen
diese Regelung eingehalten werden muss!

Ein zweiter Punkt. Wir haben in der Finanzkrise ge-
lernt – schauen Sie sich einmal das Beispiel Irland an –,
dass nicht nur die überbordende Verschuldung, sondern
auch eine nicht hinreichende Regulierung der Finanz-
märkte ein Problem darstellt. An dieser Stelle sage ich:
Wir brauchen eine bessere Regulierung im Sinne der so-
zialen Marktwirtschaft.


(Beifall des Abg. Lothar Binding [Heidelberg] [SPD])


Wir brauchen Wettbewerbspolitik mit besserer Regulie-
rung, um für künftige Krisen Vorkehrungen zu treffen.


(Klaus Hagemann [SPD]: Dann machen Sie mal!)


– Jetzt rufen Sie dazwischen: „Machen Sie mal!“
Schauen Sie sich einmal an, wie in dem Jahrzehnt, in
dem Sie die Verantwortung für die deutsche Finanzpoli-
tik getragen haben, die Finanzmärkte reguliert – genauer
gesagt: dereguliert – worden sind.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: So ist es!)


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(C (D as hatte mit verantwortlicher und besserer Regulierung ichts zu tun. Dies war ein Beitrag dazu, dass wir heute iese Probleme haben. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich bin der Meinung: Wir haben in Deutschland an
erschiedenen Stellen Vorlagen geliefert – ich habe vor-
in schon das Restrukturierungsgesetz angesprochen –,
m im Bankensektor für geordnete Verfahren zu sorgen.

Ich will darüber hinaus die Debatte zu Basel III an-
prechen. Wir brauchen mehr Eigenkapital in den Finanz-
stituten. Wir haben auch eine Entscheidung in Bezug

uf die ungedeckten Leerverkäufe getroffen – ich danke
errn Kollegen Poß, der das unterstützt hat –, obgleich
ir hier zunächst einmal einen nationalen Alleingang
nternommen haben. Darin werden wir mittlerweile be-
tätigt. Denn nicht nur wir allein, sondern auch andere
aben erkannt, dass dieses spekulative Instrument durch
egulierung ausgeschaltet werden muss.

Jetzt aber tragen Sie die Finanzmarkttransaktionsteuer
ls Monstranz vor sich her, um all das zu entschuldigen,
as Sie falsch gemacht haben. Unser Problem ist doch
icht, dass wir uns erst darauf verständigen müssen. Wir
ollen sie. Wir haben klar und deutlich erklärt, dass wir

ie wollen.


(Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Die FDP will sie doch gerade nicht!)


ie Finanzmarkttransaktionsteuer soll aber auch zu einer
esseren Regulierung beitragen. Das heißt, dass wir sie
öglichst breit in der Welt durchsetzen müssen. Nur so

ann eine vernünftige Wirkung entfaltet werden. Dafür
ämpft die Bundesregierung. Dafür hat sie auch die
olle Unterstützung dieser Koalition.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Noch ein Wort zur Staatsschuldenkrise: Wir müssen
icht beschwören, dass wir für Europa sind. Denn ich
offe, dass daran niemand Zweifel hat. Wir sind für
uropa und wissen, was uns Europa in den vergangenen
ahrzehnten im Hinblick auf Frieden und Freiheit ge-
racht hat. Das bezieht sich auch auf die Finanzkrise. Ich
timme der Einschätzung, dass für uns die Finanzkrise
hne den Euro wesentlich schwieriger zu bewältigen ge-
esen wäre, ausdrücklich zu.

Nun geht es aber um die Frage, wie wir Europa ge-
talten. Gestalten wir ein Europa der Verantwortung, wo
iejenigen, die Entscheidungen treffen, auch die Verant-
ortung für deren Folgen tragen? Oder gestalten wir ein
uropa der Verantwortungslosigkeit, wo die einen ent-
cheiden und alle anderen die Folgen dafür tragen müs-
en? Ich bin der Meinung, dass eine gemeinsame Wäh-
ngspolitik auf Dauer nur mithilfe einer gemeinsamen

inanzpolitik funktionieren kann. Solange wir diese
icht haben, benötigen wir unterschiedliche Zinssätze
nd unterschiedliche Pönale für die jeweiligen nationa-
n Finanzpolitiken.

Ihr Vorschlag hinsichtlich der Euro-Bonds ist in An-
etracht der derzeitigen Krise keine Lösung. Sie würden





Dr. Michael Meister


(A) )


)(B)

nur dazu führen, dass denjenigen Verantwortung wegge-
nommen wird, von denen sie eingefordert werden muss.
Die Euro-Bonds würden die Krise nicht abschwächen,
sondern sie verschärfen. Deshalb dürfen wir in dieser
Krise diesen Irrweg nicht gehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Was die Konsolidierung des Haushalts angeht, gehen
wir, glaube ich, einen vernünftigen Weg. Wir haben
nicht einfach nur Sparorgien auf den Weg gebracht, son-
dern auch gesagt: Wir kombinieren im Haushalt in klu-
ger Weise Einsparungen struktureller Art mit Wachstums-
anreizen. Ein weiterer Beitrag ist die Verbesserung der
Strukturen in unserem Land, die zwar nicht direkt mit
dem Haushalt verbunden sind, die aber strukturell zu
Anreizen für mehr Wachstum führen. Ein solcher Bei-
trag ist zum Beispiel das, was ich vorhin im Zusammen-
hang mit der Schuldenbremse angesprochen habe. Das
kostet im ersten Moment kein Geld; es bringt auch kein
Geld. Es trägt aber zur Entwicklung besserer Wachstums-
aussichten bei.

Es gelingt mittlerweile sogar, in Europa einen Werbe-
feldzug für die Schuldenbremse durchzuführen. Die
Spanier haben sie bereits umgesetzt. In Portugal und
Frankreich wird eine Debatte darüber geführt. Das ist
der richtige Weg. Den müssen wir fördern. Ich ziehe den
Hut vor den Kollegen in diesen Ländern. Wir haben uns
eine ganze Wahlperiode Zeit genommen, um dieses
Thema zu diskutieren. In Spanien wurde sie in nur weni-
gen Tagen umgesetzt. Das ist eine tolle Leistung, die wir
entsprechend anerkennen und unterstützen sollten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Herr Poß, ich verstehe nicht, warum Sie sich darüber
aufgeregt haben, dass darauf hingewiesen wurde, dass
der damalige Finanzminister Peer Steinbrück vor zwei
Jahren in der Finanzkrise einen Haushalt mit einer Net-
tokreditaufnahme von rund 86 Milliarden Euro vorgelegt
hat. Das ist eine Tatsachenfeststellung. Darüber gibt es
keinen Streit. Das kann man im damaligen Kabinettsbe-
schluss nachlesen. Genauso richtig ist es, dass wir jetzt
für 2012 einen Entwurf mit einer Nettokreditaufnahme
von rund 27 Milliarden Euro vorlegen. Das heißt zu-
nächst einmal, dass wir es geschafft haben, binnen zwei
Jahren die notwendige Nettokreditaufnahme um 60 Mil-
liarden Euro zu reduzieren.


(Zuruf von der FDP: Starke Leistung!)


Man kann sagen, dass es zum Teil an der Konjunktur
liegt; das ist richtig. Darüber freuen wir uns aber. Wir
freuen uns über eine starke Konjunktur in Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch nicht Ihr Verdienst!)


Zum Teil liegt es aber auch an der Struktur. Darüber
freuen wir uns auch. Der entscheidende Punkt ist, dass
wir uns nicht auf der guten konjunkturellen Entwicklung
ausruhen. Wir treffen Vorsorge für die Zeit, in der die
konjunkturelle Entwicklung einmal nicht mehr so gut ist.

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(C (D (Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Ach ja? Wo denn? Da bin ich aber gespannt!)


as ist doch die Kunst einer vernünftigen Haushaltspoli-
k.

Sie sagen nun, wir würden kritisieren, was Herr
chäuble vorgelegt hat. Nein, wir sind der Meinung: Die
aushaltsvorlage ist eine gute Haushaltsvorlage. Als
aushälter und Parlamentarier haben wir aber einen ge-
issen Ehrgeiz: Auch etwas Gutes kann noch besser
erden.

In diesem Sinne werden wir jetzt die Parlamentsde-
atte führen. Das haben wir in den vergangenen Jahren
eschafft, und das werden wir auch diesmal schaffen.
ie sollten in den Beratungen nicht den Anspruch be-
treiten, noch besser werden zu wollen; vielmehr sollten
ie überlegen, welchen Beitrag Sie an dieser Stelle leis-
n können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Ich habe nur zitiert!)


Ich habe gerade darüber gesprochen, wie wir zu den
esseren Strukturen gekommen sind. An dieser Stelle
enne ich das Wachstumsbeschleunigungsgesetz.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Zurufe von der SPD)


as haben wir vor zwei Jahren diskutiert, und zwar strei-
g.


(Joachim Poß [SPD]: Das ist peinlich!)


amals haben Sie gegen die Kinder in der Bundesrepu-
lik Deutschland gestimmt. Der Kinderfreibetrag und
as Kindergeld wurden erhöht. Sie haben gegen die Fa-
ilien und gegen die Unternehmen in Deutschland ge-

timmt.


(Zurufe von der SPD)


ie haben am Ende auch nicht zulassen wollen, dass Be-
ieher kleinerer Einkommen mehr von ihrem Lohn in
er Tasche haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


as muss einmal klar und deutlich gesagt werden. Dafür
agen Sie als Opposition die Verantwortung, weil Sie
it Nein gestimmt haben. Wir haben gezeigt, dass die

on uns getroffenen Maßnahmen tatsächlich dazu ge-
hrt haben, dass wir nicht einfach nur Geld ausgeben,

ondern dass wir damit in diesem Land auf Dauer struk-
relles Wachstum organisieren und somit Vorteile erzie-
n. Deshalb sollten wir diesen Weg der strukturellen
onsolidierung weitergehen.

Ich möchte abschließend noch eine Bemerkung zum
hema Steuern machen: Wenn man die Zeit von 1998
is 2005 betrachtet, stellt man fest, dass Sie im Bereich
er Steuervereinfachung nichts getan haben. Wir haben
ine sehr angespannte Haushaltslage. Deshalb haben wir
ns in der Koalition entschieden, eine Vorlage zum
hema Steuervereinfachung zu machen. Und siehe da,
er Deutsche Bundestag hat entsprechend dieser Vorlage
eschlossen. Aber Sie behindern im Bundesrat über die





Dr. Michael Meister


(A) )


)(B)

Länder, in denen Sie Verantwortung tragen, eine Steuer-
vereinfachung für die Menschen in Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dabei geht es nicht um Geld, sondern es geht um weni-
ger Pflichten und Auflagen für die Steuerbürger in
Deutschland. Leisten Sie Ihren Beitrag, damit es den
Menschen in Deutschland besser geht!

Vielen Dank, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712200500

Dr. Gesine Lötzsch ist die nächste Rednerin für die

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Jetzt kommen die Liebesgrüße aus Havanna!)



Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712200600

Vielen Dank. – Herr Präsident! Meine sehr geehrten

Damen und Herren! Ich muss Ihnen sagen: Dieser Haus-
haltsentwurf kommt mir vor wie ein antiker Torso. Es
fehlen Arme, Beine und der Kopf; nur der Rumpf ist da.
Niemand in diesem Haus weiß, was die Bundesregie-
rung in den nächsten Wochen alles heimlich an diesen
Torso anfügen wird. Niemand weiß, welche Banken,
welche Kasinos über Schattenhaushalte und Rettungs-
schirme abgesichert werden sollen. So ist keine seriöse
Beratung möglich.


(Beifall bei der LINKEN)


Unsere Haushaltsberatungen sollen den demokrati-
schen Schein wahren; doch eigentlich ist die Bundes-
regierung dabei, die wichtigste demokratische Institu-
tion, die wir in diesem Lande haben, nämlich den
Deutschen Bundestag, auszuhebeln.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Der Bundestag ist immerhin von 44 Millionen Men-
schen gewählt worden. Die Börsen und Ratingagenturen
hingegen sind von niemandem gewählt worden. Hier
sind die Verhältnisse auf den Kopf gestellt worden. Das
muss wieder geändert werden.


(Beifall bei der LINKEN)


In den vergangenen Tagen haben Sie, Herr Schäuble,
den Bundestag mehrfach davor gewarnt, zu viel Mitspra-
cherecht einfordern zu wollen. Das würde Entschei-
dungsprozesse verlangsamen und schnelles Reagieren
auf die Finanzmärkte unmöglich machen. Ich finde, das
ist eine unglaubliche Warnung an dieses Parlament und
zeigt, dass die Bundesregierung jede Achtung vor dem
Bundestag verloren hat. Das sollten wir uns als Parla-
mentarier nicht bieten lassen.


(Beifall bei der LINKEN)


Zunehmend wird die Bundesregierung von den Men-
schen nur noch als Steuereintreiberin für die Banken und
Spekulanten wahrgenommen. Erinnern wir uns: Allein
die Kosten der letzten Finanzkrise belaufen sich bis jetzt

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(C (D uf über 335 Milliarden Euro, wie die Bundesbank bechnet hat. Das ist mehr als dieser Bundeshaushalt; das uss man sich einmal vorstellen. Meine Damen und Herren von der FDP, in der Verangenheit haben Sie immer gerne behauptet, dass die eschäftigten das erste halbe Jahr für den Staat und erst as zweite halbe Jahr für sich arbeiten würden. Jetzt fühn Sie eine Situation herbei, in der die Steuerzahlerin en und Steuerzahler in der zweiten Jahreshälfte für notidende Banken arbeiten sollen. Ich glaube, das werden ich die Menschen in diesem Lande nicht mehr lange gellen lassen. Allein die Nervosität an den Börsen reicht der Bunesregierung aus, um über Nacht Milliardenentscheidunen zu treffen. Die Ratingagenturen würden von Politik uf Ramschniveau sprechen. Aber die zunehmende Nerosität der Menschen scheint diese Bundesregierung icht weiter zu stören. Ich finde, das Parlament darf sich iemals den Zeittakt von den Finanzmärkten vorgeben ssen. Jeder Börsenspekulant kann mit einem Mausklick in ruchteilen von Sekunden über Milliarden von Euro ent cheiden. Herr Finanzminister, wenn Sie – wie in den ergangenen Tagen – von uns verlangen, dass wir uns an ie Geschwindigkeit von Börsenspekulanten anpassen, ann fordern Sie, Herr Schäuble, im Klartext nicht mehr nd nicht weniger als die Aushebelung der Demokratie. as lassen wir uns nicht bieten. (Beifall bei der LINKEN – Norbert Barthle [CDU/CSU]: So ein Blödsinn!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Herr Schäuble, ich möchte der vorhin hier von Ihnen
usgeführten These, die Bundesregierung habe nach der
inanzkrise 2008 die richtigen Schlussfolgerungen gezo-
en, grundsätzlich widersprechen. Hätten Sie nämlich
ie richtigen Schlussfolgerungen gezogen, dann sähe die
elt heute ganz anders aus. Wir, die Linke, hatten da-
als vorgeschlagen, die Finanzmärkte wirksam zu be-

teuern, Steueroasen auszutrocknen, gefährliche Finanz-
strumente zu verbieten, Hedgefonds zu regulieren und

ie Verursacher der Krise wirksam zur Verantwortung zu
iehen. All das haben Sie nicht getan.


(Beifall bei der LINKEN)


Drei Jahre hatten Sie, Herr Schäuble, und Frau
erkel Zeit, diese Aufgaben zu erfüllen, doch nichts ist

assiert. Weil Sie nichts getan haben, rollt nun bereits
ie nächste Finanzkrise auf uns zu. Wieder wird von den
leichen Leuten argumentiert, dass wir erst einmal ganz
chnell Rettungsschirme für Banken aufspannen müss-
n und erst nach der Krise die Finanzmärkte regulieren
önnten. Das ist ein fauler Trick; denen kann wirklich
iemand mehr glauben. Es muss immer einen Zusam-
enhang geben: Man kann Euro-Rettungsmaßnahmen

ur dann beschließen, wenn gleichzeitig erstens die
inanzmärkte wirksam reguliert werden und zweitens
ie Verursacher der Krise endlich kräftig zur Kasse ge-
eten werden.


(Beifall bei der LINKEN)






Dr. Gesine Lötzsch


(A) )


)(B)

Herr Schäuble, Sie haben hier Ihre Freude über Steu-
ermehreinnahmen zum Ausdruck gebracht. Das ist Ihr
gutes Recht, aber nicht Ihr Verdienst. Denn die Export-
erfolge sind vor allem Ergebnis der umfangreichen Kon-
junkturprogramme, die in China und den USA aufgelegt
wurden. Sie von der Bundesregierung sind bei diesen Er-
folgen also nur Trittbrettfahrer und nicht Verursacher.


(Beifall bei der LINKEN – Ernst Hinsken [CDU/ CSU]: Oh, Gott! Sie sind weit entfernt!)


Frau Merkel, Herr Schäuble, Sie hätten sich wirkliche
Verdienste erwerben können, wenn Sie endlich mit Steu-
ererhöhungen für Millionäre die Lücke zwischen Armen
und Reichen in unserem Land wenigstens etwas ge-
schlossen hätten. Sie hätten sich Verdienste erwerben
können, wenn Sie endlich mit einem gesetzlichen Min-
destlohn wenigstens für etwas mehr Gerechtigkeit in un-
serer Gesellschaft gesorgt hätten.


(Beifall bei der LINKEN)


Durch Steuermehreinnahmen, durch eine Millionär-
steuer, aber auch durch Mindestlöhne hätten alle Kür-
zungspakete, die auf dem Rücken der Armen in dieser
Gesellschaft beschlossen wurden, überflüssig gemacht
werden können. Ich fordere Sie auf: Nehmen Sie endlich
die unsozialen Kürzungspakete zurück! Bitten Sie die
Millionäre in diesem Land zur Kasse!


(Beifall bei der LINKEN)


Die Haushaltspraxis der Bundesregierung zeigt, dass
Politik nicht mehr gewählt, sondern von Lobbyisten be-
stellt werden kann. Herr Kollege Poß von der SPD hat
schon über die Mövenpick-Steuer gesprochen. Schauen
wir uns einmal an, was die Lobbyisten sonst noch alles
erreicht haben: Die Finanzmarktlobby hat bis heute die
Finanztransaktionsteuer verhindert. Im ursprünglichen
Haushaltsentwurf standen bereits Einnahmen in Höhe
von 2 Milliarden Euro aus dieser Steuer. Sie, Herr
Schäuble, mussten diese Einnahmen herausstreichen,
weil eine europäische Einigung zur Finanzmarktsteuer
nicht möglich war.

Sie haben in Ihrer Rede aber selbst darauf verwiesen:
Mit dem Verbot von Leerverkäufen im Jahr 2010 haben
Sie gezeigt, dass Deutschland allein Maßstäbe setzen
kann; andere Länder sind dann gefolgt. Vorhin haben Sie
wieder beschworen, man müsse das endlich auf europäi-
scher Ebene regeln. Ich bin aber der festen Auffassung:
Wenn die Bundesregierung entschlossen mit gutem Bei-
spiel vorangehen würde, dann würden auch die anderen
Länder mitziehen. Herr Schäuble, Sie werden sich doch
nicht von der FDP aufhalten lassen!


(Beifall bei der LINKEN)


Ich nenne Ihnen weitere Beispiele: Die Atomlobby
muss 1 Milliarde Euro weniger Kernbrennstoffsteuer
zahlen. Die Militär- und Rüstungslobby verhindert die
Kürzung von Rüstungsprojekten.

Erinnern wir uns an die letzten Haushaltsberatungen.
Eigentlich sollte im Rahmen der Bundeswehrreform
1 Milliarde Euro eingespart werden. Darüber ist im vor-
liegenden Haushalt nichts zu lesen. Wir als Linke for-

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(C (D ern den Rückzug der Bundeswehr aus Afghanistan, was h heute noch einmal bekräftigen will. Dazu sagen uns ie anderen Parteien gerne: Das ist doch ein alter Hut. er Abzug ist so gut wie beschlossen. – Schauen wir uns ber das Zahlenwerk an, dann bekommt man einen ganz nderen Eindruck: Im Haushaltsjahr 2010 waren 31 Millionen Euro für Auslandseinsätze der Bundesehr eingeplant. Für das Jahr 2012 plant die Bundesgierung wesentlich mehr Mittel ein, nämlich mehr als Milliarde Euro. Wenn Sie wirklich aus Afghanistan ab iehen wollen, dann frage ich Sie, warum Sie jedes Jahr ehr für Auslandseinsätze ausgeben. Das soll mir einal jemand erklären. Ich kann das nicht hinnehmen. (Beifall bei der LINKEN – Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Zum Schutz der Soldaten! Das sind Schutzmaßnahmen!)


Ich höre den Zwischenruf: zum Schutz der Soldaten. –
h sage Ihnen ganz deutlich: Der beste Schutz der deut-

chen Soldatinnen und Soldaten wäre es, ihr Leben nicht
ehr aufs Spiel zu setzen, sie nicht mehr zu verheizen,

ondern sie endlich in die Bundesrepublik zurückzuho-
n.


(Beifall bei der LINKEN)


ann würden zwar etwas weniger Spenden der Rüs-
ngsindustrie in Ihre Parteikassen fließen, aber das wäre

er weitaus humanere Ansatz.

Am Wochenende konnten wir im Spiegel lesen, dass
inige Kollegen von SPD und Grünen Zweifel äußern,
b ihre Entscheidung damals richtig war. Es war eher so
u verstehen, als hätten sie erkannt, dass es eine falsche
ntscheidung war. Aber wenn man erkannt hat, dass et-
as falsch ist, dann muss man es auch ändern.


(Beifall bei der LINKEN)


Abschließend ein Wort zu Frau von der Leyen. Frau
on der Leyen ist unsere neue Expertin zum Thema
uro-Rettung. Dabei vergisst sie allerdings die Arbeit,
r die sie vom Bundespräsidenten vereidigt wurde. Frau

on der Leyen, Sie könnten etwas tun, um zunehmende
ltersarmut zu verhindern, sie könnten etwas tun, um
ie Ausdehnung des Niedriglohnsektors zu verhindern,
ie könnten etwas für Langzeitarbeitslose und deren Kin-
er tun. Aber auf allen diesen Gebieten sind Sie geschei-
rt, und deshalb suchen Sie anscheinend schon wieder
ach einer neuen Aufgabe. Besonders deutlich wird das
cheitern am Beispiel der Bildungsgutscheine. Das ist
in bürokratisches Monster. Über Wochen haben Sie uns
ier ein Schauspiel vorgeführt. Das Geld kommt bei den
enschen, die es brauchen, aber nicht an. Selbst Ihre

arteifreundin aus Bayern, Frau Haderthauer, sagt – ich
arf mit Erlaubnis des Präsidenten kurz zitieren –:

Man könnte fast meinen, dass die Ausgestaltung
bewusst so kompliziert ist, weil man ja einiges
spart, wenn das nicht viele in Anspruch nehmen.

rau von der Leyen, ich schlage Ihnen vor: Konzentrie-
n Sie sich auf Ihre Arbeit, und verwirren Sie uns nicht

urch Ihre zusätzlichen Vorschläge zur Euro-Rettung!


(Beifall bei der LINKEN)






Dr. Gesine Lötzsch


(A) )


)(B)

Europäische Sozialpolitik stellen wir uns anders vor.
Wir wollen in Europa Gerechtigkeit in der Steuerpolitik,
der Lohnpolitik und der Sozialpolitik. Die Politik muss
endlich wieder im Interesse der europäischen Völker ge-
staltet werden und nicht im Interesse einer Handvoll
Spekulanten. Herr Schäuble, legen Sie endlich alle Kar-
ten auf den Tisch, damit wir nicht über einen Haushalts-
torso, sondern über die wirklichen Fakten ernsthaft dis-
kutieren können.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712200700

Nun erhält das Wort der Kollege Dr. Otto Fricke für

die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1712200800

Geschätzter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Da-

men und Herren! Frau Kollegin Lötzsch, zur Ihrer Rede:
Es wäre wohl besser, bei einem Glas Cuba Libre darüber
nachzudenken, was man so sagt.


(Lachen bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Wo kommen Sie denn her?)


Wenn man sich den Haushalt genau anschaut, dann stellt
man fest, dass es dabei nicht um irgendwelche Ver-
schwörungstheorien geht – weder von Links noch von
Halblinks noch von Grün –, sondern: Das sind die Fak-
ten.


(Alexander Ulrich [DIE LINKE]: In zwei Jahren seid ihr weg!)


Viele Bundesbürger waren in den letzten Monaten
zum Glück im Urlaub, auch deswegen, weil sie einen
Arbeitsplatz haben und sich das leisten konnten. Wenn
man sich im Ausland mit den Menschen vor Ort unter-
hält und nach dem Urlaub mit den Vertretern der Opposi-
tion, dann fragt man sich: Waren die von der Opposition
die ganze Zeit im Ausland, oder haben sie verfolgt, was
im Inland passiert? Ganz Europa fragt uns: Wie habt ihr
das gemacht? Wie habt ihr das mit der Wirtschaft hinbe-
kommen, und wie schafft ihr es gleichzeitig, eine ver-
nünftige Haushaltspolitik zu machen?


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Aber Sie wissen das nicht! Mit der FDP hat das nichts zu tun, Herr Fricke!)


Die Opposition hingegen zeichnet ein Bild von einer
Welt, die gar nicht existiert.

Ich kann nur eines in Richtung Opposition sagen: Versu-
chen Sie, sich von Ihrem Wunschdenken zu trennen, und
versuchen Sie, die Zahlen und Fakten anzuerkennen.

Wie sind die Zahlen und Fakten? Die Zahl der Ausbil-
dungsplätze ist zweistellig angestiegen, die Zahl der
Erwerbstätigen steigt, die Zahl der sozialversicherungs-
pflichtig Erwerbstätigen ist gestiegen, die Arbeitslosen-

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(C (D ahlen sind auf einem niedrigen Niveau, und wir haben in hohes Wirtschaftswachstum. Wenn Sie in Ihrer Reierungszeit nur ein einziges Mal solche Zahlen gehabt ätten, wären Sie froh gewesen. Wir wissen zwar, dass eitere Arbeit auf uns zukommt, bei der entscheidenden ahl sind wir aber bereits weit unter dem, was Sie erwarn haben. Die Erregung von Herrn Steinbrück, der leider nicht ehr anwesend ist, habe ich nicht verstanden. Das waren 6 Milliarden Euro. (Joachim Poß [SPD]: Das bestreitet doch keiner!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


s kommt aber noch viel besser. Herr Steinbrück hatte ja
uch eine Idee, wie man die Neuverschuldung verrin-
ern könnte. Das damals angesetzte Wirtschaftswachs-
m entsprach ungefähr dem, das wir heute ansetzen,
err Poß.


(Joachim Poß [SPD]: Das lief ja auch gut, 2007 und 2008!)


Ja, das lief gut, Herr Poß. Soll ich Ihnen einmal sagen,
as Herr Steinbrück für das Jahr 2012 an Neuverschul-
ung vorgesehen hat?


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Nee, nee!)


Lieber nicht, nicht wahr? 57 Milliarden Euro hatten
ie für dieses Jahr geplant. Wir liegen 50 Prozent darun-
r.


(Joachim Poß [SPD]: Das war die Große Koalition!)


as ist der Unterschied zwischen Ihrer und unserer
aushaltspolitik, der sich in den tatsächlichen Zahlen
iederschlägt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Herr Poß, nehmen wir den nächsten Punkt einmal
useinander, Ihre ewige Litanei, das sei unsozial. Der
errgott erhalte mir mein Vorurteil! Die Frage, wie so-

ial oder unsozial ein Haushalt ist, können Sie – das wis-
en Sie – an einer Zahl festmachen, an der Sozialquote.


(Joachim Poß [SPD]: Diese Ignoranz!)


Herr Poß, hören Sie mir einfach zu. Ich habe Ihnen
ben auch zugehört. – In diesem Jahr beträgt die Sozial-
uote unter dieser Bundesregierung 52 Prozent. Im
ächsten Jahr wird sie 51 Prozent betragen. Am Ende
on Rot-Grün lag sie bei 42 Prozent. Erzählen Sie uns
ichts über soziale Verantwortung. Wir nehmen sie im
ahmen der Haushaltspolitik wahr. Wir wissen, was zu
n ist.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Dann kommt der nächste Punkt, der wunderschön ist:
ie Investitionen in Deutschland seien nicht hoch ge-
ug. Herr Poß, die SPD sollte sich endlich von ihrem al-
n Investitionsbild trennen.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Aha!)






Otto Fricke


(A) )


)(B)

Die prozentuale Investitionsquote ist heute höher als in
den meisten Jahren unter Rot-Grün, sogar höher als in
den meisten Jahren unter der Großen Koalition. Sie ha-
ben ein altes Bild von Investitionen. Sie meinen Investi-
tionen in Beton, vielleicht auch in Betonköpfe. Man
muss aber klar sagen – Stichwort „Schuldenbremse“ –:
Investitionen in einer modernen Gesellschaft sind Inves-
titionen in Bildung und Forschung, also in Köpfe.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Ja, zum Beispiel bei der Bundesagentur für Arbeit!)


– Wir wollen, anders als Sie, nicht mehr Köpfe bei der
Bundesagentur. – Welche Etatansätze wurden erhöht?
Wir wollen mehr Köpfe in Schulen, in Universitäten, in
Lehrberufen, an all diesen Stellen. Das ist es, was eine
moderne Investitionspolitik ausmacht, die Sie nicht wol-
len. Unsere Investitionspolitik zielt in die richtige Rich-
tung, weil sie die Überlebensfähigkeit unserer Gesell-
schaft in der globalisierten Welt sichert. Sie können das
schlicht nicht.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Die Haushaltsdisziplin ist Markenkern dieser Koali-
tion. Ich merke, dass es Sie frustriert, dass wir die Neu-
verschuldung jedes Jahr, Schritt für Schritt, verringern.
Wir sind dabei aber sehr vorsichtig. Dafür möchte ich
mich ausdrücklich bei den Haushältern der CDU/CSU-
Fraktion bedanken. In jeder Debatte sagen Sie von der
Opposition: Das schafft ihr nicht. Am Ende eines jeden
Jahres müssen Sie aber feststellen, dass wir noch viel
besser gewesen sind, als wir vorausgesagt und Sie be-
fürchtet haben.


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Sind Sie ein toller Hecht! Super!)


Das ist auch in diesem Jahr der Fall, und das wird auch
beim Haushalt 2012 so sein. Darauf können Sie sich ver-
lassen.

Ich will noch eine Sache klarmachen, weil sie der
Kern sozialdemokratischer, aber – das wird klar, wenn
man sich die Steuervorschläge der Grünen anschaut –
auch grüner Politik ist: Sie meinen, Konsolidierung geht
über die Einnahmen.


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das muss uns gerade der Fricke erzählen!)


Wir haben nachgerechnet, was in den elf bzw. zehn Jah-
ren – das erste Jahr will ich nicht hinzurechnen – sozial-
demokratischer Regierungspolitik auf der Ausgabenseite
passiert ist: Die Ausgaben sind in diesen zehn Jahren um
60 Milliarden Euro gestiegen. Was hat diese Koalition in
zwei Jahren erreicht? Sie hat die Neuverschuldung um
60 Milliarden Euro gesenkt.


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist aber nicht Ihr Verdienst!)


Das ist der Unterschied zwischen Ihrer und unserer
Haushaltspolitik.




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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Bettina Hagedorn [SPD]: Das ist konjunkturell!)


Das ist konjunkturell bedingt? 60 Milliarden Euro sind
r Sie konjunkturell?


(Bettina Hagedorn [SPD]: Das ist eine Milchmädchenrechnung!)


h kann Ihnen sagen, was Ihr Problem ist – das zeigt
ich auch jetzt wieder –: Sie hängen dem Irrglauben an
Herr Schneider wird das gleich wieder erklären –, dass
an die Haushalte dadurch saniert, dass man den Leuten
efer in die Tasche greift, weil man dadurch mehr Geld
ur Verfügung hat.


(Joachim Poß [SPD]: Welchen Leuten?)


Sie können ja einmal den Kollegen Steinbrück fragen,
as passiert ist, als die Steuereinnahmen in den Jahren
006, 2007 und 2008 erheblich gestiegen sind. Man
önnte sagen, in diesen Jahren hätten Sie das viel besser
emacht. Nein, Sie haben jedes Jahr die Ausgaben um
0 Milliarden Euro hochgefahren. Das ist Ihr wesentli-
hes Problem. Sie behaupten, dass wir nur mehr Geld
innehmen müssen und dann sparen. Ich sage Ihnen, wie
as laufen wird – wir werden das den Rest der Woche er-
ben –: Es wird mehr Geld eingenommen, und Ihre
usgabenpolitiker fordern, dass da und dort mehr Geld

usgegeben wird. Sie können nicht sparen. Deswegen
hrt Ihre Politik am Ende immer zu einem Defizit. Das
erden wir bei Ihnen stetig und ständig vorfinden.

Der Kollege Meister hat dies im Zusammenhang mit
RW angesprochen. Ich muss ehrlich sagen: Manchmal

chäme ich mich dafür, dass der dortige Finanzminister
uf das gleiche Gymnasium gegangen ist wie ich. Wie
esagt, wohl bei anderen Mathematiklehrern.


(Zurufe von der SPD)


eute, ich muss ehrlicherweise sagen: In einem Land,
as es erst 2020 schafft, dorthin zu kommen, wo der
und bereits 2014 sein wird, stimmt doch etwas nicht,
enn man berücksichtigt, dass die Steuereinnahmen
leich sind.

Da denkt man, die Grünen machen das besser. Gratu-
tion, die Grünen haben einen Ministerpräsidenten. Das
t wunderbar.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Kein Neid!)


Nein, kein Neid. Ich erkenne es an, wenn ein demokra-
scher Beschluss dazu gekommen ist. – Was aber ma-
hen Sie jetzt? Sind Sie die großen Sparer? Was macht
aden-Württemberg? Was sagt der Ministerpräsident?
r sagt: Na ja, wir könnten es eigentlich schon 2012 oder
013 schaffen, die Neuverschuldung auf null zu setzen.
as aber wird unter der Federführung der Grünen ange-

ündigt? Wir machen das 2020, dann, wenn die Verfas-
ung dies verlangt. Das ist der Unterschied zwischen
rüner und roter Haushaltspolitik und unserer Haushalts-
olitik.





Otto Fricke


(A) )


)(B)


(Beifall bei der FDP – Zurufe vom BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


In den Beratungen werden wir zeigen, dass dies noch
ein Stückchen besser geht. Sie werden in den Beratun-
gen wieder sagen, der Haushalt sei nicht stabil. In jedem
Einzelplan aber werden Sie hier und dort noch mehr
Geld fordern. Hier werden wir Sie stellen. Wir freuen
uns auf die weiteren Verhandlungen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712200900

Priska Hinz hat nun das Wort für die Fraktion Bünd-

nis 90/Die Grünen.

Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wenn man
dem Bundesfinanzminister folgen will, dann müssten
sich die Sorge um die wirtschaftliche Entwicklung, die
Bekundung der notwendigen strukturellen Anpassungen
und die Risikovorsorge irgendwie im Bundeshaushalt
2012 oder im Finanzplan wiederfinden. Wenn man sich
aber beide genau anschaut, dann sieht man: Nichts da-
von ist dort vorhanden.

Es gibt zum Beispiel das Risiko der Neuverschul-
dung, die im kommenden Haushalt in einer Höhe von
27,2 Milliarden Euro geplant ist. Im Finanzplanungszeit-
raum bis 2015 sind neue Schulden in Höhe von
85,5 Milliarden Euro vorgesehen. Bei dem aktuell histo-
risch niedrigen Zinsniveau bedeutet jede Milliarde Neu-
verschuldung mehr eine Zinsbelastung von 16 Millionen
Euro im Jahr. Schon durch die kleinste Zinserhöhung um
0,1 Prozent erhöht sich die gesamte Zinslast um mehr als
1 Milliarde Euro. Wir wissen, dass die jetzige Situation
bei den Staatsanleihen nicht so bleiben wird. Dafür ha-
ben Sie keine Vorsorge in Ihrem Finanzplan getroffen.

Das zweite Risiko Ihrer Haushaltsplanung ist die
wirtschaftliche Entwicklung. Sie rechnen mit einem ste-
tigen Wachstum von 1,5 Prozent, obwohl dies schon
jetzt mit einem Fragezeichen zu versehen ist. Bereits im
zweiten Quartal hatten wir eine deutliche Abflachung
der Konjunktur. Wir wissen immer noch nicht, ob die
wirtschaftliche Entwicklung in den USA nicht auch
Konsequenzen für den Euro-Raum haben wird. Wir wis-
sen nicht, wie es mit der Euro-Krise insgesamt weiter-
geht. Auch hier haben Sie keine Vorsorge getroffen. Sie
rechnen mit einem Wachstum von 1,5 Prozent. Wenn
dieses Wachstum irgendwie einbricht, dann stehen Sie
da. Dann können Sie diesen Finanzplan so nicht erfüllen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das dritte Risiko sind die möglichen Belastungen des
Haushalts durch die Euro-Krise. Sie haben die zusätzli-
chen Zinszahlungen, die wir für den ESM haben werden,
eingerechnet; das ist richtig. Für weitere Risiken ist
keine Vorsorge getroffen. Verstehen Sie mich nicht
falsch: Die Grünen stehen zu den Rettungsschirmen. Sie

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(C (D n dies mehr als jeder andere in der Koalition, die diese egierung trägt. ir haben hier einen klaren Kurs. Herr Bundesfinanzinister, das wissen Sie sicher am besten. Ich glaube, eshalb haben Sie einen Großteil Ihrer Rede an die eigeen Reihen gerichtet; denn an uns kann dies eigentlich icht adressiert gewesen sein. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Meister, Sie sprechen hier immer von der Ein-
altung des Stabilitäts- und Wachstumspakts. Wissen
ie, wer zurzeit einen besseren Mechanismus zur Ein-
altung der Defizitkriterien und auch eine bessere wirt-
chaftliche Koordinierung blockiert? – Das ist Ihre
undeskanzlerin mit dem Präsidenten Sarkorzy. Sie blo-
kieren das weitere Fortkommen einer europäischen In-
gration. Darüber sollten Sie einmal in Ihren eigenen
eihen reden, statt uns gegenüber so zu argumentieren.

Da Ihre Europapolitik so zögerlich ist, wird natürlich
uch die Haushaltspolitik überhaupt nicht gut gemacht.
ie ruhen sich auf guter Konjunktur aus, statt den Haus-
alt strukturell zu verändern und auf eine solide Grund-
ge zu stellen, damit Sie Unwägbarkeiten abfedern kön-
en, wenn es notwendig ist. Wir sind der Meinung, die
undesregierung und die Koalition müssten sich viel

tärker um eine echte Konsolidierung bemühen. Bislang
t die Senkung der Neuverschuldung nur zu einem
ünftel strukturell und zu vier Fünfteln konjunkturell be-
ingt. Das heißt, Sie ruhen sich permanent auf guter
onjunktur aus. Das wird nicht gut gehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das kann man auch am sogenannten Sparpaket der
egierung vom letzten Jahr sehen. Da finden wir Luft-
uchungen wie die Bahndividende; linke Tasche, rechte
asche. Der Abbau von Mitnahmeeffekten für Unterneh-
en bei Energiesteuervergünstigungen wurde ja schon
Gesetzgebungsverfahren entscheidend abge-

chwächt. Die Einnahmen aus der Brennelementesteuer
ann man sich fast abschminken; diese Einnahmen hätte
s auch ohne die Abschaltung der AKW so nicht gege-
en. Wo ist die versprochene Dividende aus der Reform
er Bundeswehr? Das ist die größte Luftbuchung im
aushalt, die ich bislang gesehen habe.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Nur beim Sozialabbau haben Sie die Ankündigungen
us dem Sparpaket umgesetzt.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Oh ja! Es hätte uns überrascht, wenn dazu nichts gekommen wäre!)


ie Starken schonen, die Schwachen belasten – das
rägt bislang Ihre Haushaltspolitik. Damit erhöhen Sie
ie soziale Verschuldung. Damit senken Sie nicht struk-
rell die Neuverschuldung. Damit werden Sie auch auf





Priska Hinz (Herborn)


)

)(B)

Dauer nicht die Schuldenbremse einhalten; denn mit der
Reform im Bereich des Arbeitsmarktes drehen Sie die
Spirale weiter. Sie verhindern, dass die Langzeitarbeits-
losen besser qualifiziert und wieder eingegliedert wer-
den können. Aufgrund der besseren Konjunktur wäre es
jetzt notwendig, die verfestigte Langzeitarbeitslosigkeit
in den Griff zu bekommen. Hier versagen Sie kläglich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Zusätzlich zu dieser Rotstiftpolitik belasten Sie die
Bundesagentur für Arbeit auch stark durch das Ergebnis
des Vermittlungsausschusses. Wir sind dafür, dass die
Grundsicherung im Alter vom Bund übernommen wird,
aber wir halten nichts davon, dass die BA dafür bluten
muss. Denn wenn die Konjunktur schwächelt, braucht
die BA einen Puffer, um zum Beispiel Maßnahmen wie
das Kurzarbeitergeld – dies hat gewirkt – finanzieren zu
können. Sie ruhen sich zurzeit auf guter Konjunktur aus.
Aber die Politik, die Sie jetzt machen, wird die Bedin-
gungen strukturell verschlechtern und nicht verbessern;
dies gilt sowohl für den Arbeitsmarkt als auch für künf-
tige Krisen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Wir führen diese Debatte angesichts einer tiefen Krise
im europäischen Währungsraum. Wir müssen uns be-
wusst sein, dass wir als größte Volkswirtschaft in Europa
eine wesentliche Verantwortung tragen. In vielen Län-
dern Europas müssen jetzt harte Austeritätsprogramme
aufgelegt werden. Die Kanzlerin erwartet, dass überall
Schuldenbremsen eingeführt werden. Wie verhält sich
Deutschland – bei uns gibt es schließlich eine Schulden-
bremse –, zumindest wenn es nach den Schwarz-Gelben
geht? Man leistet sich abwegige Debatten über Steuer-
senkungen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ein Blick in das Grundgesetz genügt. Mit einer Steuer-
senkung würden Sie gegen den Geist der Schulden-
bremse verstoßen;


(Florian Toncar [FDP]: Wo steht denn das?)


denn Steuersenkungen haben strukturelle Belastungen
und keine Entlastungen zur Folge.


(Florian Toncar [FDP]: Können Sie einmal sagen, wo ich das finde?)


Wissen Sie, meine Damen und Herren von der FDP
– in Ihrem Zustand ist Ihnen sowieso schon fast nicht
mehr zu helfen –,


(Bettina Hagedorn [SPD]: Ja!)


in der Bundesrepublik Deutschland gibt es zunehmend
eine Debatte über Steuergerechtigkeit, über die Frage,
wie man Vermögende an der Finanzierung der Infra-
struktur und der Gemeingüter in Deutschland beteiligen
kann, und Sie predigen immer noch Steuersenkungen.
Da kann man nichts mehr von Ihnen halten.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Christian Lindner [FDP]: Ach was! Sie wollen doch Steuererhöhungen! Ihre Steuererhöhungen heißen Euro-Bonds, und die sollen die Deutschen für die Griechen zahlen!)


Die gleiche irre Diskussion führt die Koalition jetzt
uch im Hinblick auf die Finanztransaktionsteuer, anstatt
ie durchzusetzen. Der Bundesfinanzminister ist generell
r eine Finanztransaktionsteuer; das finden wir gut. Er

ann sie aber noch nicht einführen. Die Kanzlerin will
ie in ganz Europa, notfalls in der Euro-Zone. Die FDP
ill sie gar nicht und erst recht nicht in der Euro-Zone.
enn sich eine Koalition im Hinblick auf ein neues

nanzpolitisches Instrument und die Finanzmarktregu-
erung so verhält, dann muss es schiefgehen. Das zeigt
ber den Zustand dieser Koalition.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Volker Wissing [FDP]: Wie war das denn unter Rot-Grün mit der Finanztransaktionsteuer, Frau Kollegin?)


Meine Damen und Herren, anstatt den Haushalt struk-
rell zu verändern, ökologisch schädliche Subventionen

bzubauen und dadurch nicht nur zu sparen, sondern
uch zu konsolidieren, damit wir den ökologischen Um-
au der Wirtschaft hinbekommen, die Atomwende durch
ine Energiewende ersetzen, soziale Teilhabe in
eutschland gewährleisten, bessere Innovationen auf
en Weg bringen und die Verschuldung in den Griff be-
ommen können, streiten Sie weiterhin in Ihren eigenen
eihen.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Ach was! Da bleiben wir ganz gelassen!)


iese Herausforderungen sind anscheinend zu groß für
ie. Ich kann nur sagen: Wir nehmen diese anspruchs-
olle Aufgabe an Ihrer statt gerne an.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712201000

Für die Unionsfraktion hat der Kollege Barthle das

ort.


Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1712201100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

amen und Herren! Liebe Frau Kollegin Hinz, da Sie
erade wiederholt die Einführung einer Finanztrans-
ktionsteuer eingefordert und den Bundesfinanzminister
nd die Bundeskanzlerin dazu aufgefordert haben, soll-
n Sie auch einmal zur Kenntnis nehmen, dass beide
eder im Kreis der G 20 noch auf europäischer Ebene
ichtlinienkompetenz haben.


(Lachen der Abg. Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gar keine Kompetenz! – Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Auch nicht im Kabinett!)


(A)






Norbert Barthle


(A) )


)(B)

Sie sollten ihnen nicht absprechen, dass sie alles getan
haben, um diese Steuer durchzusetzen. Aber die anderen
Länder müssen mitmachen. Auch das sollte man in den
Reihen der Opposition zur Kenntnis nehmen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es würde ja reichen, wenn sie im Kabinett die Richtlinienkompetenz hätten!)


Da meine Vorredner, insbesondere der Bundesfinanz-
minister, die Daten und Fakten im Hinblick auf den
Haushalt schon hinlänglich dargelegt haben, will ich
mich eher auf die Grundüberlegungen, mit denen wir in
die weiteren Beratungen gehen, konzentrieren. Die Fest-
stellung, dass wir uns bei diesen Beratungen derzeit in
unruhigem Fahrwasser befinden, ist sicherlich richtig.
Die vergangenen Jahre waren von der globalen Finanz-
und Wirtschaftskrise, die ein erhebliches Ausmaß hatte,
überschattet. Deutschland steht heute wirtschaftlich
zwar besser da, als je erwartet, aber überwunden ist diese
Krise noch nicht. Das zeigen die aktuellen Spannungen
auf den Finanzmärkten ganz deutlich.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Nur der Haushalt zeigt es nicht!)


Hinzu kommt – der Finanzminister hat darauf hinge-
wiesen – eine Staatsschuldenkrise gerade in den wirt-
schaftlichen Kraftzentren dieser Welt – USA, Japan,
Europa –, die eigentlich dafür zuständig sind, Wachstum
zu generieren. Gott sei Dank steht unsere Verschuldung
nicht im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit. Im
Gegenteil, deutsche Staatsanleihen besitzen auf den
Finanzmärkten höchstes Ansehen. Auch das ist ein Be-
weis für die solide Politik, die diese Koalition macht.

Aufgrund der starken Verflechtung der Finanzmärkte
können wir diese internationale Entwicklung aber nicht
ausblenden. Deshalb stellt sich die Frage: Wie geht es
weiter? Wir spüren, dass etwas aus den Fugen geraten
ist. Wir ahnen: Europa braucht Veränderungen. Ich
schließe mich der Aussage des Finanzministers an: Ent-
weder wir entwickeln uns auf europäischer Ebene wei-
ter, ober wir fallen zurück. Wir sind dafür, dass wir uns
weiterentwickeln, und setzen uns deshalb für mehr Ab-
stimmung in wirtschafts- und finanzpolitischen Fragen
ein. Die Menschen erwarten von uns, von der Politik,
Antworten. Wir müssen sie liefern, bevor sich Resigna-
tion breitmacht oder es gar zu einer Flucht in einfache
Antworten kommt.

Wir haben ein Konzept, das Konzept der sozialen
Marktwirtschaft, das uns genau die Orientierung gibt,
auf die wir uns besinnen müssen. Der Kern der sozialen
Marktwirtschaft ist die Freiheit des Einzelnen: die Frei-
heit des Unternehmers, des Arbeitnehmers, des Verbrau-
chers, aber eben nicht unbegrenzte und absolute Freiheit,
sondern immer Freiheit in Verantwortung für das Ge-
meinwohl. Genau darum geht es.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Es geht zunächst darum, den Wohlstand unseres Lan-
des zu mehren und zu ermöglichen, dass möglichst viele
daran teilhaben. Dabei ist aber die Reihenfolge wichtig.

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(C (D unächst geht es darum, Wohlstand und Wachstum insesamt zu steigern; denn nur das, was erwirtschaftet urde, kann verteilt werden. Wir müssen uns immer ieder vor Augen führen: Nur das, was erwirtschaftet ird, kann verteilt werden. In diesem Satz steckt eine anz einfache Weisheit, aber er ist ein ganz wesentlicher eitgedanke nicht nur für uns auf nationaler Ebene, sonern auch für den gesamten Euro-Raum und die Beämpfung der Schuldenkrise in diesem Bereich. Stabilität ist unser Leitgedanke. Zur Stabilität gehört olidität. Wir brauchen das belastbare Fundament einer achhaltigen öffentlichen Finanzpolitik als Voraussetung für eine stabile und dynamische Wirtschaft. Diese andlungsmaxime war schon immer der Markenkern hristlich-liberaler Haushaltsund Finanzpolitik. Dabei leiben wir auch. Lassen Sie mich den Blick ein kleines Stück zurückerfen. Die unionsgeführte Große Koalition war vor em Ausbruch der Finanzkrise im Sommer 2008 so weit, u sagen: Bereits 2011 erreichen wir einen ausgeglicheen Haushalt. Nach der damaligen Planung wäre es in iesem Jahr so weit gewesen. Aber die Finanzund irtschaftskrise kam dazwischen und hat diesen Plan urchkreuzt. Wir mussten Neuverschuldungen in vorher ngeahnter Höhe in Kauf nehmen. Die Steinbrückchulden in Höhe von 86 Milliarden Euro sind bereits ngesprochen worden. Das Resultat: Der bisherige Negativrekord bei der ettoneuverschuldung aus den 90er-Jahren wurde im ahre 2010 mit einer Nettoneuverschuldung von 44 Milarden Euro deutlich überschritten. Das ist unbestritten o. Wir haben alles dafür zu tun, dass sich dieser Negavrekord nicht wiederholt. Es ist dem Zukunftspaket ieser Bundesregierung, der gesamtwirtschaftlichen Enticklung, aber auch der klugen Politik dieser christlichberalen Koalition zu verdanken, dass dieser Schuldenkord in diesem Jahr nicht nochmals überschritten wird; (Beifall des Abg. Dr. Michael Meister [CDU/ CSU])


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


enn statt der ursprünglich angesetzten Nettokreditauf-
ahme in Höhe von 48 Milliarden Euro werden wir am
nde des Jahres bei etwa 30 Milliarden Euro landen. Das
t ein großer Erfolg dieser Regierung.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die vom Finanzminister für das nächste Jahr geplante
euverschuldung liegt zwar rund 13 Milliarden Euro un-
r dem ursprünglichen Finanzplan – auch das ist Aus-
eis dieser konsequenten Konsolidierungspolitik –, ist

llerdings immer noch doppelt so hoch wie im Vorkri-
enjahr 2008. Das heißt, wir bewegen uns noch immer in
inem Bereich, in dem wir nicht sagen können: Unsere
aushalte sind auf Dauer stabil. Vielmehr müssen wir
ie Konsolidierung nach wie vor konsequent im Blick
ehalten. Wir sind hier auf dem richtigen Weg und dür-
n uns nicht beirren lassen.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Ein bisschen mehr Ehrgeiz wäre nicht verkehrt!)






Norbert Barthle


(A) )


)(B)

– Nein, wir haben genügend Ehrgeiz, aber man muss
auch zur Kenntnis nehmen, liebe Frau Kollegin, dass wir
in diesen Jahren auch erhebliche Belastungen schultern
müssen, die wir im Haushalt bereits teilweise abbilden.
Der Ausstieg aus der Kernenergie war und ist richtig,
aber der Weg hin zu mehr erneuerbaren Energien ist
nicht ohne einen zumindest vorübergehenden Mehrauf-
wand zu schaffen. 2 Milliarden Euro pro Jahr hat der
Finanzminister in diesem Zusammenhang als Größen-
ordnung genannt.

Außerdem schlummern aufgrund der Euro-Stabilisie-
rung immer noch erhebliche Risiken in unseren Haushal-
ten. Auch die Bundeswehrreform wurde angesprochen.
Liebe Kollegen von der Opposition, wenn man die Bun-
deswehr neu aufstellt, muss man ihr schon die Möglich-
keit geben, sich entsprechend auszustatten. Eine Verrin-
gerung von 1 Milliarde Euro bei den Sparauflagen ist
hier Fakt.

Auch die Finanztransaktionsteuer habe ich angespro-
chen. Im Übrigen müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass
wir aufgrund des demografischen Wandels natürlich
auch zur Stabilisierung der sozialen Sicherungssysteme
erhebliche Anstrengungen unternehmen müssen.

Dennoch gilt – darauf wurde mehrfach abgehoben –:
Diese Koalition hat nicht nur den Willen, sondern auch
die Kraft, die Schuldenbremse dauerhaft einzuhalten.
Diese schreibt uns die Verfassung vor, und wir setzen sie
um; denn auch in diesem Haushalt ist deutlich erkenn-
bar: Wir liegen rund 15,5 Milliarden Euro unter der in-
folge der Schuldenbremse maximal zulässigen struktu-
rellen Neuverschuldung. Das kann man nachrechnen.
Lieber Kollege Carsten Schneider, wenn Sie dies tun,
werden Sie auf das Ergebnis kommen: 15,5 Milliarden
Euro unter der zulässigen strukturellen Neuverschuldung
im Haushalt 2012. – Das ist ein klarer Beweis für den
Willen, die Schuldenbremse auch einzuhalten.

Ich freue mich, dass unsere europäischen Partnerlän-
der inzwischen diese Schuldenregel übernehmen. Spa-
nien wurde bereits genannt. Umso bedauerlicher ist das,
was sich in unserem eigenen Lande abspielt. Nordrhein-
Westfalen wurde schon angesprochen, Herr Poß. Sie te-
lefonieren gerade – hoffentlich mit Frau Kraft, um sie
auf den richtigen Weg zurückzuführen.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Außerdem schaue ich nach Baden-Württemberg.
Liebe Freunde von der Opposition, insbesondere der
SPD,


(Sören Bartol [SPD]: Das Trauma sitzt tief!)

Ihr Parlamentarischer Geschäftsführer Christian Lange
hat nach seiner eigenen Aussage den Koalitionsvertrag
in Baden-Württemberg maßgeblich mitgestaltet. Dieser
Koalitionsvertrag sieht vor, dass das Land Baden-
Württemberg 2020 die Schuldenbremse einhalten will.
Später geht es auch nicht; das ist in der Regelung zur
Schuldenbremse in unserer Verfassung vorgeschrieben.
Bis dahin sollen alle Spielräume zur Verringerung der
Verschuldung ausgeschöpft werden. Obwohl im Land
Baden-Württemberg in diesem Jahr Mehreinnahmen in

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(C (D öhe von 1 Milliarde Euro zu verzeichnen sind, gibt an munter neues Geld aus, anstatt sofort einen ausge lichenen Haushalt vorzulegen, was möglich wäre. An dieser Stelle rate ich Ihnen: Reden Sie mit den euten in Ihren eigenen Reihen, und bekehren Sie diejeigen Länder, in denen die SPD mitregiert oder regiert, azu, bereits jetzt mit der Einhaltung der Schuldenremse zu beginnen. Lassen Sie mich auf unsere Haushaltsberatungen zuckkommen. Ich danke dem Bundesfinanzminister und er Bundesregierung für die wirklich gute Vorlage, die ir als Ausgangspunkt dieser Beratungen bekommen aben. Die im Regierungsentwurf vorgesehene Nettokreditufnahme von rund 27 Milliarden Euro im Jahr 2012 ollen wir, wenn es die konjunkturelle Entwicklung zusst, noch unterschreiten. Allerdings sage ich an dieser telle ganz bewusst: Allzu viel dürfen wir auch dort icht erwarten. Die weltweite Entwicklung habe ich ja chon angesprochen. Wir sind gut beraten, wenn wir uns ach wie vor auf der vorsichtigen Seite bewegen. Dennoch werden wir alle Einzelpläne kritisch durchrsten, nach Einsparmöglichkeiten suchen und evenell die Subventionen in den Blick nehmen. Ich erwarte erne die Vorschläge der Opposition, ofern sie nicht gleich wieder mit Mehrausgaben vernüpft sind, sondern es sich um echte Einsparvorschläge andelt; das ist Voraussetzung. Denn für den Fall, dass ich innerhalb unserer Beratungen Spielräume ergeben ollten, sind wir, diese Koalition, fest entschlossen, diese pielräume zur Absenkung der Nettokreditaufnahme zu utzen, m damit unseren erfolgreichen Kurs weiterzuführen. (Zuruf von der SPD: Dazu werden wir noch etwas sagen!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Klaus Brandner [SPD]: Ja!)


(Zuruf von der SPD: Zur Steuersenkung!)


Es gibt Schwerpunkte, die wir nach wie vor positiv
usgestalten wollen, beispielsweise den Bereich Bildung
nd Forschung. Dort stehen knapp 13 Milliarden Euro
ehr zur Verfügung. Das ist eine Steigerung um fast

0 Prozent. Daran wird deutlich, dass wir in dieser Ko-
lition Investitionen in Bildung und Forschung als die
ukunftsinvestitionen betrachten. Deshalb wollen wir
iesen Bereich auch weiter stärken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wenn es dann noch möglich ist, weitere Akzentset-
ungen vorzunehmen, würde ich eine deutliche Stärkung
er Infrastruktur für wünschenswert halten sowie eine
eitere Umsteuerung weg von den konsumtiven Ausga-
en als sinnvoll erachten. Die Spielräume für entspre-
hende Korrekturen gilt es in den kommenden Beratun-
en auszuloten. Dies gilt natürlich auch für alle anderen
ntlastungen wie zum Beispiel Steuerentlastungen, die
ber im Hinblick auf den Haushalt 2012 ohnehin noch
icht relevant sind.





Norbert Barthle


(A) )


)(B)

Stabilität ist, wie ich gesagt habe, die Leitidee all un-
serer Beratungen in den kommenden Tagen und Wochen
bis zum Abschluss der Haushaltsberatungen. Stabilität
soll das Markenzeichen dieser Koalition sein.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Daran müsst ihr aber noch arbeiten!)


In diesem Sinne wünsche ich uns konstruktive Bera-
tungen und bedanke mich für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712201200

Für die SPD-Fraktion hat nun der Kollege Schneider

das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1712201300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die Situation in Europa und in Deutschland ist, was die
wirtschaftliche und finanzielle Situation betrifft, fragil.
Wir erleben Unsicherheiten an den Finanzmärkten wie
den Absturz des DAX in den vergangenen Tagen und die
Ausschläge bei den italienischen Staatsanleihen. Das
zeigen auch Umfragen zu dem Thema, worin die deut-
sche Bevölkerung ihr größtes Problem und ihre größte
Sorge sieht. Das sind nicht mehr wie früher die Arbeits-
losigkeit oder andere Punkte, sondern es ist die Stabilität
der Währung und der Staatsfinanzen. Das muss uns für
die Arbeit an diesem Haushalt 2012 und der mittelfristi-
gen Finanzplanung Mahnung und Leitplanke sein.

Herr Minister Schäuble, bei Ihrer Einbringungsrede
hatte ich den Eindruck, dass sie eher an Ihre Koalition
gerichtet war als an die deutsche Bevölkerung oder diese
Parlamentsopposition. Denn die Zitate von Herrn
Dahrendorf in Bezug auf die Verschuldung, das struktu-
relle Defizit und die Verwendung von konjunkturellen
Mehreinnahmen schienen mir sehr stark in Richtung
FDP und auch an Teile der CDU/CSU zu gehen.


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Das haben die auch so verstanden! – Gegenruf des Abg. Joachim Poß [SPD]: Nein, das haben die nicht verstanden!)


Denn nicht erwähnt haben Sie, dass Sie mit dem Kabi-
nettsbeschluss zum Haushalt ein Schreiben der drei Par-
teivorsitzenden vorgelegt haben – zwei davon saßen,
glaube ich, auch mit am Kabinettstisch –, in dem zur
Kenntnis gegeben wurde, dass Sie noch in diesem
Herbst über Steuersenkungen entscheiden wollen.


(Otto Fricke [FDP]: Ja! Das hat er doch gesagt!)


– Er hat aber nicht gesagt, wie er es finanzieren will. Die
entscheidende Frage ist: Hält der Haushalt 2012 die von
Ihnen hochgehaltene Schuldenbremse ein oder nicht?


(Otto Fricke [FDP]: Um 10 Milliarden Euro!)


Dabei haben wir ganz entschieden einen Dissens.


(Otto Fricke [FDP]: 10 Milliarden Euro drunter!)


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(C (D Ich habe vorhin die Deutsche Bundesbank angesprohen. Mit Verlaub, es geht nicht nur um die Deutsche undesbank, sondern auch um den Bundesrechnungshof nd den Sachverständigenrat zur Begutachtung der wirtchaftlichen Lage. Alle drei plus die SPD sind der Aufssung, dass Sie die Schuldenbremse nicht so einhalten, ie wir sie im Bundestag beschlossen haben. (Beifall bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Doch!)


Das tun Sie eben nicht. Deswegen sind Sie kein Vor-
ild für Europa, wenn Sie so wie hier in Deutschland in
en ersten Jahren der Anwendung die Schuldenbremse
erletzen. Wenn andere europäische Länder das machen
ürden, dann würden Sie ihnen verbal die Ohren lang-

iehen.


(Beifall bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Wir sind doch selbst darunter! Das ist schlicht gelogen!)


Warum tun Sie das nicht? Sie liegen allein im Jahr
012 5 Milliarden Euro über dem, was maximal zulässig
äre. Ich will Ihnen auch sagen, wo sie geblieben sind.

Wir sind uns völlig einig, dass die konjunkturelle
age exzellent ist. Wir Sozialdemokraten sind die Letz-
n, die sich darüber ärgern würden. Wir freuen uns.


(Otto Fricke [FDP]: Das haben wir aber bisher kein einziges Mal gehört!)


enn, mit Verlaub, wir haben einen kleinen Anteil da-
n. Wir freuen uns mit den Deutschen, die zusätzliche
rbeitsplätze bekommen, und mit den Unternehmen, die
ufträge haben und Steuern zahlen. Darüber sind wir
oh.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Aber Sie stänkern den ganzen Tag herum!)


as ist aber nicht Ihr Verdienst, Herr Kollege Wissing.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


s ist vielmehr das Verdienst der fleißigen Menschen in
eutschland.

Gegenüber dem letzten Finanzplan zeigt die aktuelle
age, dass es eine konjunkturelle Verbesserung gibt:
4,5 Milliarden Euro Steuermehreinnahmen und 5 Mil-
arden Euro weniger Ausgaben für den Arbeitsmarkt.
as macht knapp 20 Milliarden Euro.

Sie senken die Neuverschuldung aber nicht um
0 Milliarden, sondern nur um 13 Milliarden. Wo sind
iese 7 Milliarden Euro geblieben?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Bernd Scheelen [SPD]: Das wollen wir wissen!)


h höre nichts.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Finanztransaktionsteuer, Kernbrennstoffsteuer!)


Aha. Damit sind wir beim entscheidenden Punkt: Ihren
aßnahmen, die wir schon immer als Luft und Wolken,

ls Wolkenkuckucksheim kritisiert haben. In Ihren vor
inem Jahr präsentierten Meseberg-Beschlüssen haben





Carsten Schneider (Erfurt)



(A) )


)(B)

Sie mit großem Auftritt Einsparungen in Höhe von
80 Milliarden Euro angekündigt. Die Hälfte ist übrigge-
blieben. Es werden nur 40 Milliarden Euro eingespart.

Wo werden diese 40 Milliarden Euro eingespart? Sie
haben einzig und allein bei den sozial Schwächsten zu-
gelangt.


(Beifall bei der SPD)


Das sind die Maßnahmen, die durchgegangen sind. Alle
anderen Maßnahmen, die Sie beschlossen hatten, sind
weggefallen.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das stimmt nicht!)


Deswegen fehlt Ihnen das Geld, lieber Kollege Barthle.
Deswegen machen Sie zu hohe Schulden in der konjunk-
turell besten Zeit, die wir jemals in Deutschland gesehen
haben, mit den höchsten Steuereinnahmen, die es in
Deutschland jemals gab, und dem besten Wachstum. Der
Höhepunkt war zuletzt 2008. Wir liegen 2012 deutlich
höher als 2008. Trotzdem betreiben Sie die dritthöchste
Neuverschuldung, die es jemals gegeben hat. Meine Da-
men und Herren, das ist kein Ruhmesblatt, das ist ein
Armutszeugnis.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Herr Minister Schäuble, ich habe mir den Bundes-
bankbericht vom Mai 2011 extra herausgesucht. Der
Bundesbankpräsident, Herr Weidmann, ist im Kabinett
anders aufgetreten. Er hat es aber nicht öffentlich ge-
macht, obwohl ich ihn darum gebeten habe. Er tat es
nicht, warum auch immer. Es geht in dem Bundesbank-
bericht um einen Sicherheitsabstand, von dem Sie, Herr
Kollege Barthle, immer sagen, dass Sie seine maximale
Höhe nicht ausschöpfen würden.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: So ist es!)


– Das stimmt. – Aber Sie haben die maximale Höhe zu
hoch angesetzt. Das ist das Problem. Ich zitiere nun die
Bundesbank:

Ein solcher Sicherheitsabstand sollte aber nicht da-
durch geschaffen werden, dass die Obergrenze
durch eine problematische Auslegung gedehnt
wird. Gerade dies scheint allerdings angelegt zu
sein, da in den derzeitigen Planungen als Ausgangs-
punkt der Obergrenze für den strukturellen
Defizitabbaupfad von 2011 bis 2016 – entgegen der
Intention der Schuldenbremse – ein veralteter und
deutlich überhöhter Schätzwert für das strukturelle
Defizit des Jahres 2010 verwendet wird. Hierdurch

– Achtung! –

ergeben sich zusätzliche Verschuldungsspielräume
von kumuliert rund 50 Mrd €.


(Beifall bei der SPD – Sören Bartol [SPD]: Hört! Hört!)


Wir haben hier im Juni einen Gesetzentwurf zur har-
ten Auslegung der Bestimmungen über die Schulden-
bremse vorgelegt. Sie haben dem nicht zugestimmt. Herr

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(C (D ollege Barthle, Sie waren im Haushaltsausschuss, als h den Punkt betreffend die 50 Milliarden Euro erwähnt abe. In der Anhörung hatte die Bundesbank dies dargetellt, und ich habe es mir zu eigen gemacht. Sie haben esagt: Wir lösen das Problem. – In der Schlussberatung ar davon nichts mehr zu hören. Sie wissen, dass Sie ber eine Kriegskasse von 50 Milliarden Euro verfügen, lso noch Pfeile im Köcher haben, und diese Kriegsasse erhalten Sie sich. Das aber ist das Gegenteil von olider Finanzpolitik und von Transparenz, die Sie sich eute hier bescheinigen. Kollege Schneider, gestatten Sie eine Zwischenfrage es Kollegen Fricke? Gern. Herr Kollege Schneider, wir alle hier im Parlament issen, dass Sie seit zwei Jahren darauf herumreiten, ass man für die Schuldenbremse, die Sie selber bechlossen haben, die aber anscheinend Ihrer Meinung ach nicht präzise genug formuliert war, eine andere Inrpretation findet. Ich stimme Ihnen zu: Wenn es um erechnungen geht, deren Grundlagen nicht genau defiiert sind, kann man unterschiedlicher Meinung sein. Ich ehe davon aus, dass auch hinter Ihrer Intention ein gur Wille steckt. Deswegen frage ich Sie: Wie hoch hätte ie Neuverschuldung im Jahr 2011 nach Ihrem Modell ein dürfen, und wie hoch darf sie im Jahr 2012 sein, enn Sie das so genau wissen? Herr Kollege Fricke, im Jahr 2012 muss sie nach un erer Berechnung zwischen 21,5 Milliarden Euro und 2 Milliarden Euro liegen. Nach Ihrer Berechnung liegt ie bei 27 Milliarden Euro im Jahre 2012. (Otto Fricke [FDP]: Wir haben das noch nicht beschlossen!)


(Beifall bei der SPD)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712201400
Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1712201500
Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1712201600
Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1712201700

h komme gleich zu unseren Vorstellungen im Einzel-
en. Im Rahmen der Haushaltsberatungen werden wir
nen klipp und klar unsere Vorschläge vorlegen, um die
erschuldung in dieser Größenordnung abzubauen. Es
t richtig, was Herr Minister Schäuble sagte. In der ers-
n Anwendungsphase der Schuldenbremse schreiben
ie die Geschichte für die nächsten Jahrzehnte. Diese
chuldenbremse haben die meisten hier im Parlament
eschlossen. Sie dehnen jetzt den Interpretationsspiel-
um in dem entscheidenden Punkt des Kontrollkontos

us und bunkern 50 Milliarden Euro.


(Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister: Wir nutzen sie doch nicht!)


Herr Kollege Schäuble, dann legen Sie einen entspre-
henden Gesetzentwurf vor, der vorsieht, dass Sie den
pielraum nicht nutzen. – Ich habe im Haushaltsaus-
chuss dem Staatssekretär exakt die Frage gestellt, ob





Carsten Schneider (Erfurt)



(A) )


)(B)

der Betrag genutzt wird oder nicht. Wenn er nicht ge-
nutzt wird, dann können Sie es hier erklären und das
rechtlich absichern. Genau das aber tun Sie nicht.


(Otto Fricke [FDP]: Wir haben es im Ausschuss gesagt!)


– Verbale Äußerungen sind etwas anderes als rechtlich
abgesicherte Festlegungen. – Sie haben den Spielraum,
ob Sie ihn nutzen oder nicht. Das haben Sie im Haus-
haltsausschuss zugegeben. Ich behaupte: Sie werden ihn
nutzen, weil Sie Ihren Steuersenkungs- und Entstaatli-
chungsfantasien auf den letzten Drücker nachgeben wer-
den, auch um der FDP etwas entgegenzukommen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das sagen wir die ganze Zeit.


(Otto Fricke [FDP]: Sie behaupten: Wir lügen!)


Ich glaube, das wird so geschehen, weil Sie alle Verspre-
chen letztendlich brechen.

Ich habe bereits vorhin gesagt, dass das Thema
Staatsfinanzen in der Bevölkerung wahrscheinlich viel
bedeutender als früher ist. Wir, die SPD, haben uns ent-
schlossen – Sie haben uns das vorher nicht geglaubt –, in
den nächsten Jahren einen sehr strikten, konsequenten
Weg zu gehen; wir sehen den Abbau der Neuverschul-
dung, die Konsolidierung des Staatshaushalts als einen
unserer Hauptpunkte. Deswegen hat der Parteivorstand
der SPD gestern ein Programm für die Jahre bis 2016 be-
schlossen, das nur zwei Schwerpunkte beinhaltet: ers-
tens den Abbau der Staatsverschuldung – was wir pla-
nen, ist härter und ehrgeiziger als das, was Sie vorlegen


(Bettina Hagedorn [SPD]: Ehrgeiziges Ziel!)


– und zweitens die Stärkung des Bereichs Bildung.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Ja!)


Wir wollen etwas für die Flanke tun, die Sie – entweder
die CDU allein oder nur die FDP – ignorieren. All die
Krisen, mit denen wir es jetzt zu tun haben – Staatsfinan-
zierungskrisen, Neuverschuldung –, haben ihre Ursache
in den extremen Spekulationen auf den Finanzmärkten.
Infolgedessen mussten erst Banken und müssen jetzt
Länder gerettet werden.


(Otto Fricke [FDP]: Der Grund ist die Verschuldung!)


Die Vermögenden, diejenigen, die über ein hohes Ein-
kommen verfügen, haben von diesen Rettungen enorm
profitiert; denn nur sie konnten auch etwas verlieren. Es
wurde somit auch ein Beitrag zur Stabilität ihrer Ein-
kommen geleistet. Die Reichen müssen nun einen Bei-
trag zur Krisenbewältigung leisten. Deswegen schlagen
wir vor, dass die oberen 4 Prozent der einkommensteuer-
pflichtigen Haushalte in Deutschland einem höheren
Steuersatz unterliegen. Das ist einer von vielen unserer
Vorschläge.

Außerdem wollen wir einen Vorschlag zum Subven-
tionsabbau machen; wir haben das schon detailliert be-

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(C (D prochen. Wir bieten Ihnen an, auf unser Angebot einzuehen. Man sollte nicht einseitig Verschuldung betreiben der bei den sozial Schwächsten kürzen. Ich komme zum Schluss. Sie haben eine neue Euro xpertin; sie ist leider schon gegangen. Sie hat sehr benteuerliche Vorstellungen, was Gold und andere inge betrifft. Ich bin der Meinung, Frau von der Leyen ollte sich lieber um diejenigen kümmern, für die sie erantwortung trägt. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


(Bettina Hagedorn [SPD]: Ja!)


ie stiftet nur Verwirrung. Verantwortung trägt sie vor
llen Dingen für die Langzeitarbeitslosen. Mit Blick auf
ie Ausgaben will ich klar sagen: Das, was Sie im Be-
ich der beruflichen Weiterbildung und Qualifikation

ürzen, fehlt, um diejenigen in den Arbeitsmarkt zu inte-
rieren, die auf dem gespaltenen Arbeitsmarkt keine
hance haben. Wer zulässt, dass stattdessen Fachkräfte
us dem Ausland geholt werden, der versündigt sich an
en hiesigen Arbeitslosen, und das werden wir nicht mit-
achen.
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712201800

Für die FDP-Fraktion hat der Kollege Dr. Wissing das

ort.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Volker Wissing (FDP):
Rede ID: ID1712201900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

err Kollege Schneider, ich habe Ihnen sehr aufmerk-
am zugehört. Eines fand ich bemerkenswert und auch
ntlarvend: Sie haben die ganze Zeit von Zahlen geredet
nd angeregt, größere Verschuldungsspielräume zu nut-
en. Als wir Ihnen vorgehalten haben, dass das mit dem
aushalt gar nicht in Einklang zu bringen ist, sagten Sie:
h behaupte, Sie werden das tun. Ich finde, wenn sich

in Oppositionspolitiker hier zehn Minuten lang mit sei-
en eigenen Behauptungen anstatt mit den konkreten
ahlen, die die Regierung vorlegt, auseinandersetzt,
ann müssen die Regierung und die Koalition einen ver-
ammt guten Haushaltsentwurf eingebracht haben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


sofern danke ich Ihnen dafür, dass Sie uns hier diesen
ntlarvenden Beleg erbracht haben.

Wenn man sich mit Ihren finanzpolitischen Konzep-
n auseinandersetzt, dann merkt man schnell: Es gibt ei-
en großen Konsens zwischen den Sozialdemokraten
nd den Grünen. Was sie verbindet, ist das, was sie
chon in der Vergangenheit verbunden hat: Steuererhö-
ungen.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Für 4 Prozent!)






Dr. Volker Wissing


(A) )


)(B)

Angesichts ihres Finanzkonzepts, das sie gezielt vorge-
legt haben – auch um vor dieser Haushaltsdebatte Auf-
merksamkeit in der Öffentlichkeit zu erhalten –, entbehrt
es nicht einer gewissen Ironie, wenn ausgerechnet dieje-
nige Partei, die den europäischen Stabilitäts- und Wachs-
tumspakt ausgehebelt hat, heute treuherzig erklärt, dass
– ich zitiere – Euro-Länder, die ihre öffentliche Ver-
schuldung nicht mehr im Griff haben, konsequente Kon-
solidierungsprogramme beschließen und durchsetzen
müssen.


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Das wollen sie nicht mehr hören!)


Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass Sie solche
Sätze von sich geben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Sie haben den Menschen jahrzehntelang eingeredet,
man müsse mehr Schulden machen, um Wachstum zu
schaffen. Über alle Warnungen der bürgerlichen Parteien
haben Sie sich hinweggesetzt. Wo immer Sie Regie-
rungsverantwortung hatten, haben Sie diesen Weg einge-
schlagen. Jetzt wollen Sie noch die Kurve kriegen; Sie
wollen auf der Seite der anderen sein und spielen plötz-
lich die Haushaltssanierer. Das lassen wir Ihnen nicht
durchgehen, und das glaubt Ihnen auch keiner in
Deutschland.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, hätte die damalige rot-
grüne Bundesregierung unter Gerhard Schröder und
Joschka Fischer, anstatt den Stabilitäts- und Wachstums-
pakt aufzuweichen, ein konsequentes Konsolidierungs-
programm beschlossen und durchgesetzt, wäre Europa
die Staatsverschuldungskrise in dieser Härte erspart ge-
blieben.

Der Gipfel unsolider Finanzpolitik war das, was die
Grünen gemacht haben. In der Föderalismuskommission
haben sie sich in die Büsche geschlagen und haben der
Schuldenbremse im Grundgesetz nicht zugestimmt. Das,
fand ich, war ein starkes Stück. Das zeigt, wie wenig vo-
rausschauend Sie in der Finanz- und Haushaltspolitik
sind.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, in finanzpolitischer
Hinsicht war Rot-Grün ein Unglücksfall für ganz
Europa.


(Dagmar Ziegler [SPD]: Das sagt der Richtige!)


Keine deutsche Regierung lag in der Finanzpolitik so da-
neben wie die Regierung Schröder/Fischer.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wann kommen Sie zur FDP, Herr Wissing?)


Wenn Sie von den Sozialdemokraten heute konstatieren,
dass in den letzten Jahrzehnten die Reichen reicher und
die Armen ärmer geworden sind, dann sollten Sie auch
hinzufügen, dass das letzte Jahrzehnt ein Jahrzehnt so-

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(C (D ialdemokratischer Finanzpolitik war. Sie haben dem useinanderdriften der Gesellschaft nicht entgegengeirkt, sondern Sie haben tatenund ideenlos zugesehen. ie haben durch ständige Mehrbelastungen der Mitte den rozess auch noch beschleunigt und wollen die Menchen jetzt glauben machen, dass die SPD in den letzten lf Jahren keinerlei Verantwortung getragen hätte. Sie aben weder unter Rot-Grün noch unter Schwarz-Rot as erreicht, was Sie heute groß ankündigen, und es wird nen auch beim nächsten Mal nicht gelingen. (Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie doch mal was zur FDP!)


Wir werden dafür sorgen, dass Sie auch beim nächs-
n Mal keine Regierungsverantwortung haben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Lachen bei der SPD – Joachim Poß [SPD]: Der kann ja vor Kraft kaum laufen!)


Sie stellen sich hier hin und sagen, Sie wollen alle
inkommen höher besteuern. Wenn die Leute trotzdem
och etwas zurücklegen, dann wollen Sie sie durch er-
öhte Kapitalertragsteuern zur Kasse bitten. In Ihrem
apier sind Sie auch noch so dreist, Steuererhöhungen
amit zu legitimieren, dass Sie darauf verweisen, dass
hnehin nur noch 40 Prozent der Haushalte Einkommen-
teuer zahlen. Ist es denn ein Beitrag zu mehr sozialer
erechtigkeit, wenn Sie den 40 Prozent, die den Karren

iehen, immer noch mehr auf die Schultern laden?


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Das, meine Damen und Herren, ist Zynismus einer
artei, die in Wahrheit kein finanzpolitisches Konzept
ehr hat.


(Joachim Poß [SPD]: 5 Prozent!)


enn sich ein Herr Schneider hier hinstellt und sagt, der
ufschwung sei das Verdienst der fleißigen Menschen in
eutschland, dann kann ich nur sagen: Passen Sie doch
r Steuerkonzept entsprechend an, und verweigern Sie

ich nicht dem Abbau der kalten Progression.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Beschließen Sie das erst mal! Wo ist Ihr Vorschlag? – Joachim Poß [SPD]: Wo ist denn euer Vorschlag?)


Sie sind doch längst keine Arbeitnehmerpartei mehr:
eil Sie auf die Steuermehreinnahmen bei unteren und
ittleren Einkommen spekulieren. Sie machen keine
onsolidierungspolitik, sondern können nur Ausgaben-
olitik machen. Deswegen wollen Sie den kleinen und
ittleren Einkommensbeziehern in die Tasche greifen.
ie verraten die Arbeitnehmerschaft in Deutschland.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Oi!)


Hinter all dem steckt doch in Wahrheit eines: Sie su-
hen sich bequeme Wege, um das Sparen zu umgehen.
o immer Rot-Grün regiert, sehen wir Schuldenhaus-

alte: in Nordrhein-Westfalen, in Rheinland-Pfalz, in
aden-Württemberg.





Dr. Volker Wissing


(A) )


)(B)


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Hessen, Niedersachsen!)


Es wurde hier schon angesprochen: Rot-grüne Regierun-
gen sind die Schuldenmacherregierungen in diesem
Land. Deswegen dürfen Sie keine Verantwortung für die
öffentlichen Haushalte haben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Das Finanzkonzept, das die Grünen vorlegen, ist
nichts anderes als ein ungedeckter Scheck. Jede Menge
Unsinn steckt in Ihrem Finanzkonzept.


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da müssen Sie ja selber lachen!)


Eine Finanztransaktionsteuer wird eingefordert, die an-
geblich 12 Milliarden Euro Einnahmen bringen soll. In
Ihrem Finanztableau wird sie dann gar nicht mehr er-
wähnt, weil Sie selber nicht daran glauben. Sie haben es
ja auch nicht hingekriegt, als Sie mit der SPD regiert ha-
ben; da gab es keine Finanztransaktionsteuer. Sie sehen
ja, dass man es international nicht durchsetzen kann.


(Zuruf von Bündnis 90/Die Grünen: Wer blockiert das denn?)


Wenn es eben nicht geht, dann werden wir nicht so
dumm sein und den Finanzplatz Deutschland schwä-
chen. Wir machen immer noch Politik für dieses Land,
für die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler in Deutsch-
land und nicht für andere Finanzplätze.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Ein Meister der Unehrlichkeit!)


Meine Damen und Herren, wenn man sich fragt, wa-
rum die Arbeitslosigkeit unter Rot-Grün bei 5 Millionen
lag, während sie unter Union und FDP inzwischen auf
unter 3 Millionen gesunken ist; wenn man wissen will,
warum SPD und Grüne den Stabilitäts- und Wachstums-
pakt aufgeweicht haben, während Union und FDP zu-
sammen das Defizit auf 0,6 Prozent drücken konnten,
dann findet man die Antwort, wenn man Ihre tollen
finanzpolitischen Konzepte durchliest. Sie bieten näm-
lich nichts Neues, sondern nur aufgewärmten Klassen-
kampf mit einem Schuss Leistungsfeindlichkeit und ei-
ner gehörigen Prise Neidgesellschaft.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Widerspruch bei Abgeordneten von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Joachim Poß [SPD]: Das Wort hat noch gefehlt!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712202000

Der letzte Redner in dieser Debatte ist der Kollege

Kalb für die Unionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Bartholomäus Kalb (CSU):
Rede ID: ID1712202100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Dieser vom Bundesfinanzminister

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(C (D orgelegte und heute eingebrachte Haushaltsentwurf für 012 ist Ausdruck soliden Wirtschaftens, solider Hausaltspolitik und auch Ausdruck eines verantwortungsollen Umgangs mit dem Geld, das uns die Bürger über ie Steuern zur Verfügung stellen. Wir bewältigen – darauf ist eingangs auch vom inanzminister hingewiesen worden – mit diesem Buneshaushalt und sicherlich auch mit weiteren die finaniellen Folgen der schweren Wirtschaftsund Finanzrise, mit denen wir seit 2008 zu kämpfen haben. Es tellt sich heraus, dass die Maßnahmen, die wir seinereit auch unter schwierigen Bedingungen beschließen ussten, goldrichtig waren. Sie haben dazu beigetragen, ass die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Landes ewahrt werden konnte, dass Arbeitsplätze in einem sehr iel größeren Umfang als anderswo erhalten bzw. dann ehr viel schneller wieder aufgebaut werden konnten. och vor einem Jahr – darauf ist eben hingewiesen woren – hatten viele befürchtet, dass sich die Zahl der Areitslosen auf über 5 Millionen erhöhen könnte. Jetzt egt die Zahl der Arbeitslosen bei unter 3 Millionen. Seit 2006 ist die Zahl der versicherungspflichtig Bechäftigten um 2,5 Millionen angestiegen. Hierbei hanelt es sich nicht nur um eine Zahl aus der Statistik, sonern diese besagt, dass 2,5 Millionen Menschen mehr m Wirtschaften und am Erfolg dieses Landes teilhaben önnen, sich selber verwirklichen und einbringen könen, weniger Zukunftssorgen haben müssen und hochertige Mitglieder unserer Arbeitswelt sind. Der Arbeitsmarkt bietet insbesondere auch unserer ngen Generation hervorragende Chancen. Schauen wir inmal in andere Länder der Europäischen Union: Ich enke, dass viele junge Menschen zum Beispiel in Spaien froh wären, wenn sie solche Chancen am Arbeitsarkt hätten, wie man sie Gott sei Dank in vielen Teilen nseres Landes – ich weiß, dass es auch in unserem and noch Gegenden gibt, wo sich die Situation etwas chwieriger darstellt – vorfindet. Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir dürfen ns über eine außerordentlich gute wirtschaftliche Enticklung freuen, die im Jahr 2010 begonnen und sich im rsten Halbjahr 2011 massiv fortgesetzt hat. Sie ist unter nderem auch Folge der Maßnahmen, die wir beschlosen haben. Natürlich erwirtschaften in erster Linie tüchge Unternehmer und fleißige Mitarbeiter das Bruttolandsprodukt. Davon leben wir alle, damit müssen wir uskommen, unseren Wohlstand und auch unsere sozian Sicherungssysteme finanzieren. Es gibt jetzt Anzeichen einer konjunkturellen Eintrüung. Auch darauf müssen wir reagieren und dafür Vororge treffen. Die höheren Steuereinnahmen nutzen wir icht etwa, um neue Ausgabenprogramme aufzulegen, ondern um die Neuverschuldung schneller abzubauen, ls es uns zunächst möglich erschien. Das wird vorausichtlich schon beim Haushaltsvollzug 2011 möglich ein. Wir Haushälter haben den Ehrgeiz, nach der Steurschätzung im November alles noch einmal genau zu berprüfen und zu schauen, wie weit wir bei der Festle Bartholomäus Kalb )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )

gung der Nettokreditaufnahme tatsächlich gehen kön-
nen. Es ist ferner Vorsorge dafür getroffen, dass die
Haushaltsrisiken, die zweifellos bestehen, abgefedert
werden können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich war schon etwas erstaunt, sowohl über die Rede
von Herrn Poß als auch über die von unserem Kollegen
Carsten Schneider. Letzterer sagte, wir seien nicht ehr-
geizig genug, was die Rückführung der Neuverschul-
dung betrifft, forderte aber im selben Atemzug wesent-
lich höhere Sozialausgaben ein. Ich kann nur sagen – es
ist von einem anderen Redner schon erwähnt worden –:
Wenn mehr als 50 Prozent des Bundeshaushalts für so-
ziale Sicherung aufgewendet werden, dann zeigt das,
dass diese Bundesrepublik Deutschland fürwahr sehr so-
zial ist und ihrer sozialen Verpflichtung nachkommt.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf der Abg. Bettina Hagedorn [SPD])


Für die gesetzliche Rentenversicherung und die gesetzli-
che Krankenversicherung wenden wir annähernd
100 Milliarden Euro, knapp ein Drittel des Bundeshaus-
halts, auf; das kann sich sehen lassen. Ich kenne kein an-
deres Land, das diese beiden Sicherungssysteme in die-
sem Umfang aus Steuermitteln stützt.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, auf eine an-
dere Aufgabe, die wir zu bewältigen haben, ist schon
hingewiesen worden: Die demografische Entwicklung
schreitet massiv voran. In wenigen Jahren wird es rund
11 bis 12 Millionen weniger erwerbsfähige Personen ge-
ben, die aber mehr Lasten tragen müssen, damit wir un-
seren Wohlstand finanzieren und die Sicherheit unserer
sozialen Systeme aufrechterhalten können. Deswegen ist
es so wichtig, dass wir alles tun, um besser und leis-
tungsfähiger zu werden. Dazu gehören die Bereiche Bil-
dung und Forschung, aber ebenso eine leistungsfähige
Infrastruktur, von den Verkehrsnetzen bis zu den Kom-
munikationsnetzen. Auch das ist Zukunftsvorsorge im
besten Sinne des Wortes.

Deswegen werden wir uns, auch in den anstehenden
Beratungen, bemühen, eventuelle Spielräume daraufhin
abzuklopfen, inwieweit wir hier nachtarieren können
oder müssen. Unser besonderes Augenmerk werden wir
der Frage widmen, wie unsere Investitionsquote verbes-
sert werden kann. Ebenso werden wir unser Augenmerk
auf die Frage richten, wie wir Substanzverzehr bei unse-
rer Infrastruktur vermeiden können.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich habe vorhin von den höheren Steuereinnahmen
gesprochen. Sie haben nicht nur dem Bund gutgetan.
Wenn man sich die Äußerungen der Länder vergegen-
wärtigt, hat man manchmal den Eindruck, sie seien der
Meinung, dass jede Maßnahme, die Geld kostet, zum
Beispiel die Beseitigung der kalten Progression, aus-
schließlich vom Bund getragen werden sollte, während
die bessere Einnahmesituation in den letzten Monaten
und Jahren vor allen Dingen den Ländern zugutekom-
men sollte. Ich denke, dass von der verbesserten kon-
junkturellen Situation und der dadurch verbesserten Ein-

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(C (D ahmesituation auch die Haushalte der Länder und ommunen deutlich profitiert haben. Wir haben uns vor nderthalb Jahren den Kopf zerbrochen – es sind Maßahmen ergriffen worden, auf die ich jetzt nicht mehr ingehen kann –, wie wir die Finanzkraft und die Leisngsfähigkeit insbesondere der Kommunen stärken önnen, was im Übrigen auch zulasten des Bundeshausalts geschehen ist. Hier hat sich die Situation erfreuliherweise sehr entspannt. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, Deutsch-
nd leistet mit dem Bundeshaushalt für 2012, wie er uns
tzt im Entwurf vorliegt, einen ganz entscheidenden
eitrag zur Stabilitätskultur in Europa. Gerade in diesen
agen erwarten die Menschen in Deutschland und in
uropa von uns vor allem, dass solide gewirtschaftet
ird, dass verantwortungsbewusst mit den Steuergeldern
mgegangen wird und dass dafür Sorge getragen wird,
ass unsere Währung, der Euro, stabil gehalten werden
ann.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712202200

Wir beginnen nun mit dem Geschäftsbereich des

undesministeriums des Innern, Einzelplan 06.

Das Wort hat der Bundesinnenminister Dr. Hans-
eter Friedrich.

Dr. Hans-Peter Friedrich, Bundesminister des In-
ern:

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Zehn Jahre nach den Anschlägen vom 11. Sep-
mber 2001 ist der islamistische Terror nach wie vor

ine reale Bedrohung für Deutschland, für Europa und
r die freie Welt. Es gilt aber auch: Terror und Angst ha-

en nicht das letzte Wort. Unsere Werte, unsere freiheit-
ch-demokratische Grundordnung, unsere freiheitlich-
ffene Gesellschaft und unser Rechtsstaat sind stärker.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


In den vergangenen zehn Jahren seit 9/11 konnten un-
ere Sicherheitsbehörden mehrere ernstzunehmende An-
chlagsversuche verhindern. Dies gelang ihnen aufgrund
rer Professionalität, aber auch aufgrund der engen Ko-

peration mit unseren ausländischen Partnerbehörden.
ber es gilt auch: Hundertprozentige Sicherheit kann es
icht geben, wie im Übrigen der tödliche Anschlag vom
. März am Frankfurter Flughafen gezeigt hat. Unsere
icherheitsbehörden geben jeden Tag ihr Bestes, um von
en Bürgern unseres Landes Schaden abzuwenden. Da-
r verdienen sie gerade an dieser Stelle den Dank und

en Respekt dieses Hauses.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)






Bundesminister Dr. Hans-Peter Friedrich


(A) )


)(B)

Nur in Sicherheit können die Menschen nach den
Werten unseres Grundgesetzes in Freiheit leben. Sicher-
heit ist Grundlage von Freiheit und Demokratie. Sicher-
heit herzustellen, ist die Kernaufgabe eines jeden Ge-
meinwesens. Das Bundesministerium des Innern steht in
besonderer Verantwortung, den Feinden der Demokratie,
der Kriminalität, der Gewalt, dem Terrorismus und dem
Extremismus entschlossen zu begegnen. Deutschland ist
und bleibt eine wehrhafte Demokratie.

Die Bedrohung ist vielfältig. Die Anschlagsversuche
mit Paketbomben aus dem Jemen im vergangenen Okto-
ber haben deutlich gemacht, dass sich die Terroristen
den neuen Sicherheitsstandards der Passagier- und Ge-
päckkontrollen bei Flugreisen angepasst und ihren Fokus
jetzt auf die Luftfracht verlagert haben. Die Bundes-
regierung hat reagiert und einen Arbeitsstab „Luftfracht-
sicherheit“ eingerichtet. Der Maßnahmenkatalog, der er-
arbeitet wurde, wird in die Tat umgesetzt. Diese
Umsetzung bedeutet auch einen deutlichen Aufgabenzu-
wachs für unsere Bundespolizei, verbunden mit erhebli-
chen Personalaufstockungen. Das Fach- und Personalbe-
darfskonzept wurde vom Haushaltsausschuss gebilligt.
Ich bedanke mich dafür ausdrücklich. Der hierzu ge-
fasste Beschluss ist aber nur ein erster Schritt für die
Einleitung der notwendigen Maßnahmen. Ich hoffe sehr,
dass wir bei den Beratungen dieses Thema gemeinsam
angehen.

Die Gefährdungslage ist weiterhin auf einem hohen
Niveau. Allerdings ändern sich die Bedrohungsmodali-
täten. Es ist erforderlich, die staatlichen Instrumente zur
Bekämpfung des internationalen Terrorismus immer
wieder den wandelnden Bedrohungen anzupassen. Dazu
sind die Anti-Terror-Gesetze ein wesentliches Instru-
ment. Die Bundesregierung hat am 17. August den Ge-
setzentwurf zur Verlängerung der nachrichtendienstli-
chen Befugnisse um vier Jahre beschlossen.


(Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Ein rot-grünes Gesetz!)


Es geht dabei nicht darum, dass der Staat pauschal im-
mer mehr Eingriffsbefugnisse bekommt, sondern darum,
dass wir mit Augenmaß den Sicherheitsbehörden das für
ihre Arbeit Notwendige ermöglichen. Verlängert wurde
deswegen nur die Gültigkeitsdauer derjenigen Instru-
mente, die sich in der Praxis als erforderlich, notwendig
und unabdingbar erwiesen haben. Ich hoffe sehr, dass
auch für den Gesetzentwurf zur Verlängerung der Anti-
Terror-Gesetze Ihre Unterstützung im parlamentarischen
Verfahren gesichert ist.

Auch unsere Sicherheitsstrukturen müssen den He-
rausforderungen sich wandelnder Kriminalität und terro-
ristischer Bedrohung angepasst werden. Die geplante
gemeinsame Ausbildung von Bundespolizei und Bun-
deskriminalamt dient dazu, Ressourcen zu bündeln und
Synergien zu nutzen. Sie ist ein Beitrag dazu, die Sicher-
heitsarchitektur in Deutschland effizienter und effektiver
zu gestalten.

Zu einer funktionierenden Demokratie gehört immer
auch eine gut funktionierende Verwaltung. Gerade in
Zeiten von Strukturanpassungen und Sparbemühungen

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(C (D ollten wir nicht vergessen, denen unser Augenmerk zu chenken, die unsere Entscheidungen vollziehen und in ie Tat umsetzen sollen. Wir dürfen nicht vergessen, ass eine verlässliche Verwaltung Stabilitätsfaktor und oraussetzung für Wirtschaft und Gemeinwesen gleihermaßen ist. Das Bewusstsein, an der Gestaltung des emeinwesens mitzuwirken, trägt zum hohen Arbeits thos in unserem öffentlichen Dienst bei. Die Beamten nd auch die Angestellten des öffentlichen Dienstes insesamt verdienen unsere Wertschätzung. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Weihnachtsgeld!)


Wir müssen darauf achten, dass der öffentliche Dienst
uch in Zukunft attraktiv bleibt. Dazu ist es notwendig,
ass wir den Angestellten und Beamten Perspektiven er-
ffnen, also Aufstiegsmöglichkeiten und finanzielle
usstattung bieten. Dies gilt gerade im Bereich der Si-

herheitsbehörden.


(Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Und auch für das Weihnachtsgeld!)


Die Mitarbeiter der Sicherheitsbehörden müssen sich
mer wieder auf neue Herausforderungen einstellen,

ich weiterqualifizieren und mit neuen technologischen
itteln und Methoden Schritt halten. Es handelt sich

ierbei wirklich um eine sehr anspruchsvolle Tätigkeit.

Bei der Terrorismusabwehr spielt die Kriminalitätsbe-
ämpfung im Cyberraum, also in der Gesamtheit aller
erfügbaren Netze weltweit, eine zentrale Rolle. Wie die
nschläge vom Frankfurter Flughafen und von Norwe-
en in erschreckender Weise belegen, spielt das Internet
ei der Radikalisierung von Einzeltätern eine wichtige
olle. Es ist für unsere Sicherheitsbehörden wichtig,
ass sie das Internet auf entsprechende Inhalte sichten
nd auswerten können. Im Bereich des islamistischen
errorismus wird dies durch das Gemeinsame Inter-
etzentrum in Berlin bereits jetzt erfolgreich praktiziert.

Die Schattenseiten der Internetnutzung werden aller-
ings nicht nur beim Terrorismus sichtbar. Täglich
erden weltweit circa 21 000 Webseiten mit Schadpro-
rammen infiziert. Sicherheit im Cyberraum zu gewähr-
isten, ist eine der großen gemeinsamen Herausforde-
ngen von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft. Ich

enke, es sollte auch der Schwerpunkt unserer Aufmerk-
amkeit in der Innenpolitik der nächsten Jahre werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Bundesregierung hat diese Herausforderung
urch den Beschluss der Cyber-Sicherheitsstrategie an-
enommen. Einer der Kernpunkte dieser Strategie ist der
ufbau des Nationalen Cyber-Abwehrzentrums beim
SI in Bonn. Es ist seit dem 1. April 2011 online, und
ir sind dabei, dieses Cyber-Sicherheitszentrum funk-
onsfähig zu machen. Es ist eine Informationsdreh-
cheibe zwischen den Sicherheitsbehörden und dient der
esseren Koordinierung von Schutz- und Abwehrmaß-
ahmen gegen IT-Sicherheitsvorfälle. Es wird auch eine
öglichkeit bieten, entsprechende in der Wirtschaft vor-





Bundesminister Dr. Hans-Peter Friedrich


(A) )


)(B)

handene Kompetenzen zu nutzen und sie mit dem öffent-
lichen Bereich zu vernetzen.

Zur notwenigen und operativen Stärkung des Bundes-
amtes einschließlich des Aufbaus des Cyber-Abwehr-
zentrums sind für das kommende Jahr 10 Millionen Euro
zusätzlich vorgesehen. Wir intensivieren den Schutz kri-
tischer Infrastrukturen. Denn es ist wichtig, dass wir das,
was für unsere tägliche Daseinsvorsorge notwendig ist,
auch in der Zukunft funktionsfähig erhalten. Die Ge-
währleistung der Sicherheit im Cyberraum und der
Schutz der kritischen Infrastruktur sind zu einer existen-
ziellen Frage des 21. Jahrhunderts geworden. Sie erfor-
dern ein hohes Engagement. Das muss uns unsere Si-
cherheit wert sein. Ich füge hinzu: Dafür benötigen wir
entsprechende Finanzmittel, auch wenn Finanzmittel
insgesamt knapp sind.

Wenn ich über knappe Finanzmittel rede, dann geht es
auch um die Frage, wie wir mehr Menschen dazu brin-
gen können, etwas zum Gemeinwesen beizutragen. Da-
mit komme ich zu unserem Technischen Hilfswerk.
Ohne die Mitwirkung von unzähligen ehrenamtlichen
Helfern wäre die Sicherheitsvorsorge im Bereich unserer
lebensnotwendigen Infrastrukturen nicht zu leisten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir müssen kritische Infrastrukturen vor IT-Angriffen
schützen. Aber Unwetter, Erdbeben oder Hochwasserka-
tastrophen können Auswirkungen von ähnlich verhee-
rendem Ausmaß haben. Hier sind das Technische Hilfs-
werk und das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und
Katastrophenhilfe verlässliche Partner. Sie sind zudem
das Aushängeschild Deutschlands in der Welt – jetzt in
Äthiopien, vor einem Jahr in Pakistan oder auch in Haiti.
Ich glaube, wir haben allen Grund, den Menschen, die
sich dort ehrenamtlich engagieren, dankbar zu sein und
alles dafür zu tun, dass die Nachwuchsgewinnung auch
nach Abschaffung der Wehrpflicht entsprechend vonstat-
tengehen kann. Ich begrüße es deswegen sehr, dass für
den Bereich des THW eine Ausnahmeregelung von der
haushaltsgesetzlichen pauschalen Stelleneinsparung ge-
schaffen werden konnte.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wenn wir über das Ehrenamt reden, dann muss es
zum Prinzip erklärt werden, dass ehrenamtliche Tätig-
keit in der Gesellschaft nicht nur Wertschätzung erfährt,
sondern dass dadurch auch konkret das Fortkommen der
jungen Menschen befördert wird. Ich denke dabei an die
Verbesserung des beruflichen Fortkommens durch die
Zusammenarbeit mit Wirtschaftsunternehmen oder an
die bevorzugte Vergabe von Praktikumsplätzen. All das
muss auf den Weg gebracht werden, um den jungen
Menschen zu signalisieren: Ihr werdet gebraucht. Eure
Hilfe und eure Bereitschaft, euch für dieses Land einzu-
bringen, werden gebraucht. Vonseiten der Gesellschaft
sind wir dann bereit, euch zu unterstützen und Anerken-
nung zu zollen.

Meine Damen und Herren, Sicherheit herzustellen, ist
auch eine Kernaufgabe der Europäischen Union. Wir tei-
len einen gemeinsamen Raum der Freiheit, der Sicher-
heit und des Rechts. In diesem Zusammenhang spielte in

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(C (D en letzten Wochen und Monaten das Stichwort Schenen eine große Rolle. Schengen ist zu einem Synonym r Reisefreiheit in Europa und für das Zusammenwach en Europas geworden. Deswegen wollen wir, dass Konollen im Schengen-Raum nur auf der Grundlage verindlicher rechtlicher Vorschriften möglich sind. Ich sage aber auch: Ich bin dagegen, dass wir Kompenzen im Sicherheitsbereich auf die Europäische Union eu übertragen. Ein Staat – und somit auch unser Staat – at als Kernaufgabe die Sicherstellung der Sicherheit einer Bürger. Dazu muss er die notwendigen rechtlihen Grundlagen und Instrumente behalten; er kann sie icht abgeben. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir sind uns einig, dass wir in diesem Land einen
achkräftemangel haben, dem wir begegnen müssen.
ir sollten in erster Linie auf unser eigenes Potenzial

etzen: auf das der deutschen Arbeitskräfte und der Men-
chen in Deutschland; aber auch auf das Potenzial, das
ir in Europa zur Verfügung haben.

Wir sind uns in der Bundesregierung darüber einig,
ass auch Hochqualifizierten aus Drittstaaten die Zu-
anderung möglich gemacht werden muss. Deswegen
erden wir die Hochqualifiziertenrichtlinie der EU, die

ogenannte Blue Card, rasch umsetzen und damit diesem
edürfnis Rechnung tragen, ohne zu übersehen, dass es

chon heute eine Fülle von Möglichkeiten gibt, fleißige
nd tüchtige Arbeitskräfte, die wir in Deutschland brau-
hen, in unser Land zu holen.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Na ja!)


Wenn es um die Aktivierung inländischer Fachkräfte
eht, dann muss uns insbesondere die Familienpolitik
m Herzen liegen. Zur Familienpolitik gehört auch, dass
nsere Mütter und Väter ihre Familie und ihre Kinder si-
her und geschützt wissen können. Deswegen dürfen wir
icht tatenlos und schulterzuckend daneben stehen,
enn Kinderwagen angezündet werden oder Autos bren-
en – auch in unserer Hauptstadt –, sondern wir müssen
ingreifen.

Ich freue mich, dass wir über die Parteigrenzen hin-
eg – auch über die Grenzen der Gebietskörperschaften
inweg, Bund und Land gleichermaßen – gehandelt ha-
en und dass hier in Berlin Bundespolizei und Berliner
olizei bei der Bekämpfung zusammengearbeitet haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich sage aber auch: Wir helfen als Bund gerne, aber
ir können die Strukturversäumnisse, die in einigen
undesländern sichtbar werden, langfristig natürlich
icht ausgleichen. Deswegen ist es dringend notwendig,
ich darüber klar zu werden, dass Sicherheit ein Grund-
edürfnis ist. Das muss man sich in allen Bereichen
eutlich machen und dem Rechnung tragen.

Ich denke, dass dieser Haushaltsentwurf zum Ersten
en klassischen Aufgaben des Innenministeriums ge-
cht wird, zum Zweiten den neuen Herausforderungen





Bundesminister Dr. Hans-Peter Friedrich


(A) )


)(B)

– Stichwort: Internet – gerecht wird und zum Dritten die
richtigen Stellschrauben setzt, die für den Zusammenhalt
unseres Gemeinwesens wichtig sind.

Meine Damen und Herren, in diesem Sinne wünsche
ich für die nächsten Wochen und Monate gute Beratun-
gen dieses Entwurfs.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712202300

Das Wort hat die Kollegin Fograscher für die SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Gabriele Fograscher (SPD):
Rede ID: ID1712202400

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol-

legen! Herr Bundesinnenminister, Sie haben über die Si-
cherheitslage in Deutschland gesprochen, über Gefähr-
dungen und Bedrohungen durch den internationalen
Terrorismus. Sie haben ausgeblendet bzw. kein Wort
dazu gesagt, dass es auch andere Bedrohungslagen gibt:
organisierte Kriminalität und Alltagskriminalität. Sie ha-
ben hier Ihrer Wertschätzung für den öffentlichen Dienst
und das Ehrenamt Ausdruck verliehen; aber all das bil-
det sich in Ihrem Haushaltsentwurf überhaupt nicht ab.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Es ist wahr, dass der Einzelplan 06 von hohen Perso-
nalausgaben geprägt ist; aber für Investitionen bleiben
immerhin noch 9,8 Prozent des Gesamthaushalts von
rund 5,5 Milliarden Euro. Damit könnte man durchaus
Akzente setzen. Doch bei Ihnen, sehr geehrter Herr Bun-
desinnenminister, und bei den Koalitionsfraktionen sind
solche Akzente nicht erkennbar. Sie haben keinen innen-
politischen Kompass, Sie haben keine Agenda, Sie ha-
ben kein Arbeitsprogramm.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Schon Ihr Amtsantritt war ein klassischer Fehlstart.
Wenige Wochen im Amt, brüskieren Sie die muslimi-
schen Gruppen in Deutschland mit Aussagen wie „Der
Islam gehört nicht zu Deutschland“. Ihre Forderung an
die Islamkonferenz, eine Sicherheitspartnerschaft einzu-
gehen, wird von vielen als Aufforderung zum Denun-
ziantentum aufgefasst. So beginnt man keinen Dialog.
Sie haben viel Porzellan zerschlagen, und ich sehe nicht,
dass bzw. wie Sie das kitten wollen.

Wir erkennen an, dass Sie bei den Integrationskursen
vorankommen wollen, was Differenzierung, Zielgrup-
pen und Qualität betrifft. Doch die Qualität der Kurse
hängt entscheidend von der Qualität der Lehrer ab und
somit auch von ihrer Bezahlung. Wir werden uns nicht
damit abfinden, dass es immer noch Vergütungen von
unter 18 Euro pro Stunde gibt.

Im Bereich des Ausländerrechts schaffen Sie es, ein
gutes Vorhaben in ein schlechtes Gesetz zu pressen. Wir

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(C (D ritisieren, dass Sie entgegen allen Aussagen von Sacherständigen die Ehebestandszeit im Aufenthaltsgesetz on zwei auf drei Jahre erhöht haben. Ihr Argument, dait Scheinund Zwangsehen besser aufdecken zu kön en, ist nicht belegbar. Sie haben mit diesem Gesetz die eit im „Gefängnis Zwangsehe“ und die Gewalt in der he um ein Jahr verlängert, zulasten der betroffenen rauen. Demokratieförderung, Extremismusbekämpfung und olitische Bildung sind für uns Kernaufgaben der Innenolitik. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


abei kommt der Bundeszentrale für politische Bildung
ine Schlüsselrolle zu. Sie streichen Mittel für die Bun-
eszentrale für politische Bildung. Im Bereich der politi-
chen Bildungsarbeit kürzen Sie die Mittel um fast
Millionen Euro; das ist ein fataler Fehler.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


erade die Bereitstellung von Angeboten zur politischen
ildung von Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachse-
en und bildungsfernen Schichten sowie die geistig-poli-
sche Auseinandersetzung mit dem Extremismus sind
r die Vermittlung demokratischer Werte und die Stär-

ung unserer Demokratie unverzichtbar. Deshalb unter-
tützen wir die Forderung des Kuratoriums der Bundes-
entrale, keine Kürzungen vorzunehmen. Wie reagieren
ie darauf? Ich zitiere aus einem Schreiben:

Die Aufgaben der BpB sind ausschließlich freiwil-
lige Leistungen, die nicht auf gesetzlichen Ver-
pflichtungen beruhen.

as ist für uns nicht akzeptabel.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Stefan Liebich [DIE LINKE] – Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Man wird doch darauf hinweisen dürfen!)


Sie setzen einen weiteren groben Fehler fort: Das
Bündnis für Demokratie und Toleranz – gegen Extre-
ismus und Gewalt“ wurde in die Bundeszentrale für

olitische Bildung eingegliedert. Damit gefährden Sie
ie Stellung des Bündnisses als Bindeglied zwischen Zi-
ilgesellschaft und Staat und als Ansprechpartner für
ivilgesellschaftliche Gruppen, die ehrenamtlich arbei-
n.


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Ist die Bundeszentrale doch nicht so gut? Das ist inkonsequent!)


ies ist vor dem Hintergrund des Wiedereinzugs der
PD in den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern
mso unverständlicher.


(Beifall bei der SPD)


Auch im Bereich des Katastrophenschutzes schwä-
hen Sie das Ehrenamt. Im Haushaltsentwurf für 2012
erden die Mittel für das Bundesamt für Bevölkerungs-





Gabriele Fograscher


(A) )


)(B)

schutz und Katastrophenhilfe um insgesamt 2,3 Millio-
nen Euro gekürzt, und das bei einem Aufgabenzuwachs,
zum Beispiel durch das neu geschaffene Cyber-Abwehr-
zentrum. Die Kürzungen der Mittel für den Erwerb von
Fahrzeugen für die Feuerwehren und Sanitätsorganisa-
tionen belaufen sich seit dem Haushalt 2010 auf insge-
samt 3,7 Millionen Euro. Dies ist genau das Gegenteil
der von der Bundesregierung stets betonten Förderung
des Ehrenamts und ignoriert die Folgen des Wegfalls der
Wehrpflicht für die Hilfsorganisationen völlig.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Herr Friedrich, Sie sind Verfassungsminister. Wie ge-
hen Sie eigentlich mit den Entscheidungen des Bundes-
verfassungsgerichts zum Wahlrecht um? Bisher war es
gute Tradition in diesem Hause, Wahlrechtsfragen mit
breiter Mehrheit zu beschließen. Doch beim Koalitions-
entwurf wird und kann das nicht so sein. Wie die gest-
rige Anhörung im Innenausschuss des Bundestages
gezeigt hat, ist Ihr Entwurf ein Überhangsicherungsge-
setzentwurf und wird nach unserer Auffassung den Vor-
gaben des Bundesverfassungsgerichts nicht gerecht.


(Zuruf von der FDP: Absurd!)


Kein guter Stil ist es auch, dass ein Papier mit Modell-
rechnungen aus Ihrem Haus erst am Tag der Anhörung
verteilt wird.


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Ihre Rechnung haben wir noch gar nicht bekommen! Ihre Rechnung haben wir bis heute nicht!)


Es wäre ein Armutszeugnis für die Bundesregierung und
die sie tragenden Fraktionen, wenn das Bundesverfas-
sungsgericht Ihren Entwurf wieder kassierte oder per
einstweiliger Anordnung ein Wahlrecht vorgeben
müsste.


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Wir lösen das Problem, Sie nicht einmal im Ansatz!)


Ihre Unfähigkeit, innerhalb der Koalition zu Lösun-
gen zu kommen, zeigt sich auch beim Datenschutz. Sie
kündigen an, eine Stiftung „Datenschutz“ zu gründen
und gesetzliche Regelungen zum Beschäftigtendaten-
schutz zu erlassen, aber Sie liefern nichts. Auch als
Sportminister haben Sie keine Erfolge vorzuweisen.
Durch die halbherzige Unterstützung der Bewerbung
Münchens für die Olympischen Winterspiele 2018 ha-
ben Sie und die Bundesregierung eine großartige Chance
verspielt.


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Das ist niedlich!)


Bei den Maßnahmen zur Dopingbekämpfung schreiben
Sie die Haushaltszahlen der letzten Jahre fort. Die
NADA unterstützen Sie nur halbherzig.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Ja!)


Die Halbzeitbilanz dieser Bundesregierung im Be-
reich der Innenpolitik ist mehr als dürftig.

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(C (D (Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Ich habe schon 40 Jahre! Da dürfen Sie nicht von „dürftig“ sprechen!)


ie ist geprägt von Meinungsverschiedenheiten und
treitereien zwischen dem Bundesinnenministerium und
em Bundesjustizministerium. Die Regierungsfraktio-
en CDU/CSU und FDP blockieren sich bei allen wich-
gen Fragen der inneren Sicherheit. Darauf wird Kol-
ge Hartmann noch eingehen. Sie treten auf der Stelle,
nd Sie werden den innenpolitischen Herausforderungen
das zeigt der vorliegende Haushaltsentwurf – nicht ge-
cht.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Memet Kilic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712202500

Das Wort hat der Kollege Hartfrid Wolff für die FDP-

raktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP):
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! In dieser

oche jährt sich zum zehnten Mal der Anschlag auf das
orld Trade Center in New York. Der in der Folge aus-

erufene Krieg gegen den Terror hat einschneidende Än-
erungen der Sicherheitsgesetzgebung unter Rot-Grün
ur Folge gehabt und gesellschaftliche Debatten ent-
cht. Die Anschläge haben Ängste in der Bevölkerung

egenüber Zuwanderung und gegenüber dem Islam ge-
eckt. Aber alle müssen sich darüber im Klaren sein:
eit vielen Generationen leben muslimische Zuwanderer
Deutschland. Nicht der Islam, nicht irgendeine Reli-

ion und nicht die Zuwanderung, sondern die ideologi-
che Verblendung Einzelner ist die Ursache von Terror.

Für die Koalition steht der Zusammenhalt der durch
uwanderer bereicherten deutschen Gesellschaft im Mit-
lpunkt.


(Zuruf von der CDU/CSU: Sehr richtig!)


eutschland braucht im eigenen wirtschaftlichen und
emografischen Interesse gut ausgebildete Zuwanderer.
ir unterstützen den Bundesinnenminister an dieser

telle eindeutig: Die gesteuerte Zuwanderung von Fach-
räften schafft nachhaltig Arbeitsplätze in Deutschland.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann fangt mal an!)


Aus Sicht der FDP müssen die Betroffenen selbst im
ittelpunkt stehen. Wir stellen uns den Herausforderun-

en der Integration. Wir halten es nicht für unzumutbar,
eutsch zu lernen und das Rechtssystem zu kennen. Wir
alten Zuwanderer nicht für bemitleidenswerte und un-
hige Menschen, denen nur mit Nachsicht oder Sozial-

ilfe begegnet werden kann. Integration braucht positi-
es Denken – man muss den Menschen etwas zutrauen –,
icht aber die Unkultur eines auf Dauer erniedrigenden
itleids und des Verzichts auf Integrationsanforderun-

en. Wir werden noch weiter gehen, um Integrationsleis-





Hartfrid Wolff (Rems-Murr)



(A) )


)(B)

tungen zu unterstützen und zu honorieren. Fördern und
Fordern gehören zusammen.

Sicherheit ist ein zutiefst menschliches Bedürfnis. Si-
cherheit ist ein globales Zukunftsthema und wird – ob
im Netz oder real – für eine vorausschauende Innenpoli-
tik immer wichtiger. Innenpolitik kann nur erfolgreich
sein, wenn sie als gemeinsames Anliegen der Gesell-
schaft verstanden wird, nicht als Gegeneinander von
Staat und Bürgern, sondern als Miteinander. Innenpolitik
ist Gesellschaftspolitik. Nicht Angst darf die Triebfeder
unseres Handels sein; Zuversicht muss die Triebfeder
sein.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Eine reife demokratische Gesellschaft ist verantwort-
lich für die Normen und Werte, die sie lebt und vertei-
digt. Diese Aufgabe kann nicht einfach an Polizei und
Sicherheitskräfte delegiert werden. Die Werte eines de-
mokratischen Rechtsstaates müssen von allen täglich
selbstbewusst verteidigt werden. Ein beeindruckendes
Beispiel für vorbildliches Verhalten ist Norwegen. Frei-
heit, Demokratie, Toleranz, Mitverantwortung und
rechtsstaatliche Prinzipien müssen in den Köpfen veran-
kert werden und nicht nur in Paragrafen. Innere Sicher-
heit erfordert eine Politik, in der Freiheit und Sicherheit
in eine dauerhaft akzeptierte Balance gebracht werden,
sodass auch ein Amokschütze oder ein Terrorist diese
Balance nicht erschüttern kann. Einen wesentlichen Bei-
trag kann die Prävention vor Ort, zum Beispiel in Schu-
len, leisten.

Die Sicherheitsbehörden müssen ihre Rolle als An-
sprechpartner für die Ängste und Sorgen der Bürger zu-
rückerhalten. Deshalb muss die Motivation der Beamten
gefördert werden. Diesbezüglich ist die Koalition auf
dem richtigen Weg. Doppelarbeit und Doppelstrukturen
sind wenig effektiv. Deshalb wollen wir Liberalen die
Organisationsstruktur der Sicherheitsbehörden weiter-
entwickeln. Der Militärische Abschirmdienst ist ver-
zichtbar. Der Zoll ist eine Sicherheitsbehörde. Der ehe-
malige Innen- und jetzige Finanzminister weiß das
sicherlich.

Auch zum Schutz der Bevölkerung brauchen wir neue
Wege – an Lösungen orientiert, nicht zuerst an Zustän-
digkeiten. Die Tatsache, dass das THW eine Sicherheits-
behörde ist, geht insbesondere auf die Initiative der
FDP-Fraktion zurück.

Störungen unserer Infrastruktur oder Flutkatastrophen
machen nicht vor Ländergrenzen halt. Wir brauchen ein
neues, einheitliches Bevölkerungsschutzsystem, gemein-
sam aufgebaut von Bund und Ländern. Denkbar wäre
deshalb die Einsetzung eines Inspekteurs für den Bevöl-
kerungsschutz.


(Beifall bei der FDP)


Freiheit und Sicherheit mit menschlichem Gesicht in
einer Gesellschaft des Miteinanders, das ist unser Leit-
bild angesichts der innenpolitischen Herausforderungen
der nächsten Jahre.

Vielen Dank.

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(C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712202600

Das Wort hat der Kollege Jan Korte für die Fraktion

ie Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Jan Korte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712202700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ir reden über den Einzelplan 06. Es geht um rund

,5 Milliarden Euro. Ein wesentlicher Teil davon betrifft
ie innere Sicherheit. Deswegen möchte ich damit be-
innen.

Es ist schon darauf hingewiesen worden, dass sich die
rchterlichen Anschläge von New York zum zehnten
al jähren. Ich will kurz daran erinnern, was seit diesem
nschlag in der Bundesrepublik Deutschland im Bereich
er inneren Sicherheit verabschiedet wurde. Ich erinnere
n das Terrorismusbekämpfungsgesetz, an die Auswei-
ng der Videoüberwachung, an den biometrischen
eisepass, an die Antiterrordatei, an das Terrorismus-
ekämpfungsergänzungsgesetz, an das Fluggastdatenab-
ommen mit den Vereinigten Staaten von Amerika, an
ie Vorratsdatenspeicherung, an den Polizeidrohnenein-
atz, an das SWIFT-Abkommen und vieles andere mehr.
as war nur ein kleiner Überblick.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Ein bisschen langsamer! Das kann man sich ja gar nicht merken!)


rst wenn wir uns das in der Gesamtschau anschauen,
önnen wir feststellen, dass der Weg in den präventiven
berwachungsstaat fortgesetzt wird. Auch der Einzel-
lan 06 weist – trotz oder wegen der FDP; so genau weiß
an das nicht – genau in diese Richtung. Deswegen
erden wir diesen Haushalt – das kann ich Ihnen vorab

agen – ablehnen.


(Beifall bei der LINKEN – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das ist überraschend!)


Es ist schon daran erinnert worden, dass es auch um
ie Sicherheit der Menschen im Alltag geht. Die Alltags-
icherheit auf den Märkten und Plätzen in diesem Land
ird nicht dadurch gewährleistet, dass wir wider besse-
s Wissen eine Vorratsdatenspeicherung einführen. Sie
ird auch nicht durch die Onlinedurchsuchung verbes-

ert, sondern beispielsweise dadurch, dass die Kontakt-
eamten – in Ostdeutschland sind das die Abschnittsbe-
ollmächtigten – ansprechbar sind, wenn die Menschen
robleme und Alltagssorgen haben. Das wäre der rich-
ge Weg. Dafür steht die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich habe einige Punkte, die im Bereich der inneren Si-
herheit beschlossen worden sind, angeführt. Wir haben,
a wir konstruktiv sind und miteinander ins Gespräch
ommen wollen, einmal nachgefragt, ob das etwas ge-
racht hat, ob wir all diese Gesetze überhaupt brauchen.
h möchte drei Beispiele anführen.





Jan Korte


(A) )


)(B)

Erstens. Die Onlinedurchsuchung war in der letzten
Legislaturperiode ein Thema, das die Menschen sehr be-
wegt hat. 2010 haben wir die Bundesregierung gefragt:
Wie viele Onlinedurchsuchungen haben Sie eigentlich
durchgeführt? Die Antwort der Bundesregierung ist sehr
interessant: Keine einzige. Wir haben ein Jahr später er-
neut nachgefragt.

Was sagt Ihr Haus? Minister Friedrich sagt: Das kön-
nen wir aus Geheimhaltungsgründen nicht mehr sagen. –
So geht man bei solch relevanten Grundrechtseingriffen
nicht mit dem Parlament um.


(Beifall bei der LINKEN)


Es ist unglaublich, wie stumpf man im Umgang mit dem
Parlament sein kann. Es ist doch Aufgabe des Parla-
ments, solche Befugnisse zu kontrollieren.

Das zweite Beispiel: Wir haben viel über den elektro-
nischen Entgeltnachtweis diskutiert. Er wurde zum Ab-
bau der Bürokratie mit großem Brimborium eingeführt.
Das Gegenteil ist richtig. Die FDP merkte, dass ihre
Klientel das auch nicht toll fand. Langer Rede kurzer
Sinn: Das ganze Projekt wurde beerdigt. Hätten Sie auf
die Opposition gehört, hätte man Millionen sparen kön-
nen. Auch das ist ein Beispiel dafür, dass Sie Projekte
initiieren, die wir überhaupt nicht brauchen.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das dritte Beispiel: Die Debatte über den Körperscan-
ner wurde in der Presse und hier im Parlament mit
mordsmäßigem Brimborium geführt. Er sollte nicht der
absolute, aber ein großer Schritt für mehr Luftsicherheit
werden. Ihr Vorgänger, Herr de Maizière, ist selbst durch
diesen Körperscanner gegangen; wir erinnern uns daran.
Was ist das Ergebnis? Sie haben getestet und getestet
und vor allem gezahlt und gezahlt. Das Ergebnis ist, dass
die Dinger abgebaut und im Labor wieder aufgebaut
werden. Das ist eine unseriöse Politik im Bereich der in-
neren Sicherheit, um das klar zu sagen.


(Beifall bei der LINKEN – Hartfrid Wolff [RemsMurr] [FDP]: Da kennen Sie sich aus!)


All dies ist nur ein kleiner Ausschnitt. Man bräuchte
die Redezeit eines ganzen Nachmittags, um das Schei-
tern all dieser Großprojekte darzustellen.


(Zuruf von der FDP: Nein, das reicht schon jetzt!)


Das Ergebnis ist: Es funktioniert nicht, es wird nicht
gebraucht, und es wird Geld verbraucht. Man müsste
jetzt die Schlussfolgerung ziehen und sagen: Die ganzen
elektronischen Großprojekte, die in die Grundrechte und
den Datenschutz eingreifen, werden auf Eis gelegt. Aus
der Mitte des Parlaments heraus könnte man mit unab-
hängigen Rechtsanwälten und mit Bürgerrechtlern eine
wirkliche Evaluierung der Frage vornehmen, ob wir all
diese Maßnahmen brauchen, ob sie etwas bringen. Dazu
sind Sie aber nicht bereit.

In diesem Zusammenhang ist die FDP interessant.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Die ist immer interessant!)


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(C (D ns wurde eine Kehrtwende in der Sicherheitspolitik ersprochen. Nun einigen Sie sich, wobei man hier chlecht von einer Einigung sprechen kann. Sie beugen ich dem Diktat der CDU/CSU und verlängern die Gelngsdauer all dieser überflüssigen Sicherheitsgesetze, ur damit Sie Ihre abenteuerliche und irrwitzige Steuerolitik durchsetzen können. Dafür opfern Sie den letzten unkt, in dem Sie Glaubwürdigkeit haben. Von Ihnen ist irklich in keinem Politikfeld etwas Sinnvolles übrig eblieben; das kann man heute konstatieren. (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Katja Dörner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Eine Umkehr ist geboten. Wir müssen auf vernünfti-
es Personal setzen. Wir müssen der Privatisierung von
icherheit ein Ende setzen, und Sie werden auf unseren
nergischen Widerstand stoßen, wenn Sie ernsthaft Söld-
ertruppen aufbauen lassen wollen, um Piraten zu jagen.
as ist der völlig falsche Weg. Wir brauchen topfitte Be-

mte und für sie eine bessere Bezahlung, eine bessere
usbildung und bessere Arbeitszeiten. Das wäre der
chtige Weg, um wirklich Sicherheit zu schaffen.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich will zu einem anderen Punkt kommen: Nach die-
em Haushaltsentwurf soll es 6 Millionen Euro mehr für
tegrationskurse geben. Das klingt erst einmal sinnvoll

nd schlau. Wenn man aber näher hinguckt, dann stellt
an fest, dass das nicht einmal ansatzweise ausreichend
t, und zwar aus einem ganz bestimmten Grund. Sehen
ie sich einmal die Beschäftigungssituation der Lehr-
räfte in den Integrationskursen an. Reden Sie mit den
euten, die dort mit sehr viel Engagement tätig sind.
iese Leute müssen zum Teil aufstocken, sie müssen zu-

ätzlich Hartz IV kassieren, weil sie aufgrund der prekä-
n Beschäftigung in den Integrationskursen nicht ver-

ünftig leben können. Das kann nicht sein. Deshalb sagt
ie Linke zusammen mit der Gewerkschaft Erziehung
nd Wissenschaft zu Recht: Wir brauchen, um konkret
u werden, ein Mindesthonorar von 30 Euro pro Unter-
chtseinheit, weil dort zum großen Teil Selbstständige
tig sind, die sich selbst versichern müssen. Das wäre
erantwortungsvoll, um diese Tätigkeit, die mit viel
ngagement ausgeübt wird, zu honorieren. Es ist eine
inzige Katastrophe, wie Sie prekäre Beschäftigung in
inem solchen Feld organisieren. Hier ist eine Umkehr
otwendig.


(Beifall bei der LINKEN)


Zu Ihren Mittelkürzungen im Bereich der politischen
ildung um 3 Millionen Euro ist einiges gesagt worden.
as Gegenteil wäre richtig, gerade wenn wir uns das
ahlergebnis in Mecklenburg-Vorpommern im Bereich

es Rechtsextremismus angucken. Hier bräuchte man
ehr Geld für die politische Bildung. Wo wir gerade bei

er Bildung sind: Frau Steinbach hat Polen vor einiger
eit eine gewisse Mitschuld am Kriegsbeginn 1939 gege-
en. Das bedeutet für die Linke ganz eindeutig: Wir brau-
hen bedeutend mehr Geld für die politische Bildung und
eniger Geld für den Bund der Vertriebenen. Das wäre
ie richtige Antwort, die wir hier geben müssten.


(Beifall bei der LINKEN)






Jan Korte


(A) )


)(B)

Zum Abschluss meiner Rede noch eine vielleicht in-
teressante Neuigkeit für die Koalitionsfraktionen: Das
BMI ist auch für Ostdeutschland zuständig. Das ist Ih-
nen offensichtlich noch nicht aufgefallen. Deswegen
möchte ich heute daran erinnern. Ich möchte auch daran
erinnern, dass der Beauftragte der Bundesregierung für
die neuen Bundesländer, Staatssekretär Bergner, bisher
bundesweit vor allem dadurch aufgefallen ist, dass er
überhaupt noch nicht aufgefallen ist. Es ist die denkbar
schlechteste Konstellation, wenn ein CSU-geführtes
Ministerium für Ostdeutschland zuständig ist. Das muss
dringend geändert werden. Das ist eine einzige Zumu-
tung.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Georg Schirmbeck [CDU/ CSU]: Dr. Bergner ist ein sehr guter Mann! Das möchte ich hier festhalten!)


Sie, Minister Friedrich, haben keinen Satz zur Situa-
tion in Ostdeutschland gesagt. Dort wurde viel erreicht;
das ist richtig. Bei der Kinderbetreuung und auch bei al-
ternativen Energien ist dort vieles vorbildlich, aber nach
wie vor liegt die Arbeitslosenquote im Westen bei 6 Pro-
zent und im Osten bei über 10 Prozent. Das ist die Reali-
tät. Sie sagen dazu nichts. Von Ihnen kommt auch kein
Hinweis darauf, dass man bezüglich der Lohnschere
zwischen Ost und West etwas tun müsste. Nach wie vor
beträgt der Stundenlohn in Ostdeutschland nur 75 Pro-
zent des Westniveaus. Das ist doch nicht hinnehmbar.


(Beifall bei der LINKEN)


Was sagen Sie dazu? Haben Sie einen Plan, das zu än-
dern? Den haben Sie offenbar nicht.

Die Bundesregierung sagt auch zu diesem Bereich
überhaupt nichts. Sie sagen nichts zum Lohnniveau in
Ostdeutschland. Sie sagen nichts dazu, dass die Hunger-
löhne von heute, die es insbesondere in Ostdeutschland
gibt, die Armutsrenten von morgen sein werden. Auch
das interessiert Sie offenbar überhaupt nicht. Da muss
erst die Linke kommen und Sie daran erinnern. Sie sagen
keinen Satz zu dieser Thematik. Das ist ein Skandal. Der
Ostbeauftragte hat sich gleich in die letzte Reihe gesetzt.
Das kann doch wirklich nicht wahr sein.


(Beifall bei der LINKEN)


In dem Zusammenhang, Herr Kollege Bergner, wäre
es zum Beispiel angebracht, in Sachsen-Anhalt dafür zu
kämpfen – in Berlin und Brandenburg ist es auf Druck
der Linken gelungen –, für ältere Langzeitarbeitslose ei-
nen öffentlichen Beschäftigungssektor zu schaffen.


(Beifall bei der LINKEN)


Sozialversicherungspflichtige menschenwürdige Arbeit
für Langzeitarbeitslose ist die richtige Antwort. Dazu
könnten Sie doch einmal etwas sagen.


(Gisela Piltz [FDP]: Der Rest der Republik zahlt dafür!)


Dass die FDP für solche Personen nichts übrig hat, wis-
sen wir. Was die Menschen davon halten, wurde gerade
eindrucksvoll in Mecklenburg-Vorpommern bewiesen.

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(C (D s waren sogar noch 3 Prozent zu viel für eine Partei, die olche Positionen vertritt. Das möchte ich klar sagen. (Beifall bei der LINKEN – Zuruf der Abg. Gisela Piltz [FDP])


Ich fasse zusammen: Frau Piltz – Sie rufen gerade so
chön dazwischen –, die FDP hat keine Kehrtwende der
icherheitspolitik erreicht; der Raubbau an den Bürger-
chten geht weiter. Eine wirkliche Evaluierung findet

icht statt. Zu Ostdeutschland fällt Ihnen gar nichts ein.
as ist vielleicht sogar besser; denn wenn Sie etwas ma-

hen, ist es meistens das Falsche. Vielleicht sagen Sie
azu lieber weiterhin nichts und überlassen es der Lin-
en, sich um die Belange Ostdeutschlands zu kümmern.


(Beifall bei der LINKEN – Hartfrid Wolff [RemsMurr] [FDP]: Armes Deutschland!)


Ich möchte noch etwas mit Blick auf den Rechtsextre-
ismus sagen. Herr Innenminister, es ist unfassbar, dass
ie ausgerechnet die engagiertesten Demokratinnen und
emokraten in diesem Land Demokratieerklärungen un-
rschreiben lassen. Das ist absurd und eine Frechheit.
ielleicht wäre es jetzt eine vernünftige Geste, diese Re-
elung endlich zurückzunehmen und diesen Menschen
nerkennung für ihre tägliche Arbeit für eine lebendige
ivilgesellschaft zu geben. Das wäre angemessen.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es ist weiterhin Druck nötig. Ich hoffe, dass nächstes
ochenende viele an der Demo „Freiheit statt Angst“
ilnehmen, um gegen diese Bundesregierung,


(Beifall der Abg. Halina Wawzyniak [DIE LINKE])


egen diese falsche Politik, die Sie machen, zu protestie-
n. Die Linke steht für den demokratischen Rechtsstaat,
r den Sozialstaat und vor allem für aufmüpfige Bürger,

lso für all das, für das Sie nicht stehen.

Schönen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712202800

Das Wort hat die Kollegin Katja Dörner für die Frak-

on Bündnis 90/Die Grünen.


Katja Dörner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712202900

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen!

iebe Kollegen! Die Ereignisse des 11. September 2001
urden schon angesprochen. Ich denke, diese Ereignisse

ind vielleicht die einzigen, bei denen jeder und jede in
iesem Raum sich erinnert, wo und wann er davon er-
hren hat, wer ihm was gesagt hat und was ihm als Ers-
s dabei durch den Kopf gegangen ist. Es waren absolut

inschneidende Ereignisse, für jeden individuell, aber
uch für die Welt insgesamt.

Mit diesen Anschlägen ist der islamistische Terror in
en Mittelpunkt der Wahrnehmung gerückt. Zweifels-
hne mussten und müssen unsere Sicherheitsbehörden
nd unsere Sicherheitsvorkehrungen angepasst und auf





Katja Dörner


(A) )


)(B)

die Bedrohungen durch den internationalen und den
transnational agierenden Terrorismus ausgerichtet wer-
den. Ich möchte daran erinnern, dass das schon unter
Rot-Grün eingerichtete Terrorabwehrzentrum einen ganz
wesentlichen Beitrag dazu geleistet hat und dazu leistet,
dass es in Deutschland in den vergangenen Jahren nicht
zu Anschlägen gekommen ist.

Die Verbesserung der Sicherheit, das Schließen von
tatsächlichen Sicherheitslücken und eine ordentliche
Evaluierung bestehender Gesetze sind angesichts neuer
Herausforderungen permanente Aufgaben. Diesen Auf-
gaben stellen wir uns gemeinsam. Der Innenminister hat
bereits darauf hingewiesen: Der Haushaltsausschuss hat
in der Woche vor der Sommerpause die notwendigen
Stellen entsperrt, um die Sicherheit in der Luftfracht zu
verbessern.

Klar ist aber: Die Gefahren für die innere Sicherheit
dürfen uns keineswegs dazu verleiten, Grund- und Bür-
gerrechte einfach so über Bord zu werfen. Die Politik
der inneren Sicherheit muss die Bürgerinnen und Bürger
doppelt schützen: vor Anschlägen, aber auch vor über-
flüssigen, unverhältnismäßigen und diskriminierenden
Überwachungsmaßnahmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Im vergangenen Monat wurde nicht nur die Geltungs-
dauer der Befugnisse, die sich aus dem Terrorismusbe-
kämpfungsergänzungsgesetz ergeben, verlängert, son-
dern die Befugnisse wurden sogar verschärft, und das
ohne eine ordentliche Prüfung, ob Bürgerrechte unzuläs-
sig eingeschränkt wurden. Die FDP hat im Vorfeld zwar
wieder die Backen aufgeblasen, gepfiffen; aber, wie man
so schön sagt, geliefert wurde natürlich nicht. Aber das
wundert uns schon lange nicht mehr.


(Jan Korte [DIE LINKE]: Das stimmt! – Gisela Piltz [FDP]: Was haben Sie denn in Ihrer Regierungszeit bei diesem Thema gemacht?)


Mit 9/11 hat sich auch das Leben der Muslime in
Deutschland gravierend verändert. Viele unbescholtene
Bürgerinnen und Bürger fühlten und fühlen sich unter
Generalverdacht gestellt. Was Rasterfahndung, Schleier-
fahndung


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Aha! Wer hat das denn eingeführt? – Gegenruf des Abg. Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, ja! Wir haben es aber auch wieder abgeschafft!)


und die Existenz des Eingebürgertenregisters im Hin-
blick auf das Gefühl, heimisch und integriert zu sein,
aber auch im Hinblick darauf, ob man sich integrieren
will, für jeden Einzelnen, also höchst individuell, bedeu-
tet, darüber sollte jeder einmal genau nachdenken, vor
allem weil klar ist, dass die pauschale Einschätzung von
Ausländerinnen und Ausländern, von Menschen mit Mi-
grationshintergrund und insbesondere von Muslimen als
Sicherheitsrisiko faktisch falsch ist.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Patrick Döring [FDP]: Die größten Kritiker der Elche waren früher selber welche! – Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Das ist mal wieder typisch grün-rote Politik!)


enn dies den Innenminister nicht beeindruckt, weil es
ine Oppositionsabgeordnete sagt, dann möchte ich Ih-
en das Bischofswort zu genau diesem Thema, das ges-
rn veröffentlicht worden ist, ans Herz legen.

Dieser Sommer war überschattet von den schreckli-
hen Ereignissen in Norwegen. Die Anschläge dort ha-
en uns ganz dramatisch vor Augen geführt, dass es für
erartige Wahnsinnstaten auch ganz andere ideologische
otive geben kann als die von al-Qaida. Als ich im Juni

ieses Jahres mit der Kinderkommission des Deutschen
undestags in Oslo war, bin ich bei einem Abendtermin
it einer Abgeordneten der sogenannten Fortschrittspar-
i, einer ganz netten Dame in einem adretten Kostüm,
s Gespräch gekommen.


(Patrick Döring [FDP]: Dafür sind Sie da! Das gehört zur Politik!)


ie erzählte mir, dass es mit den Muslimen in Norwegen
roße Probleme gebe. Sie sagte, dass es dort zu viele
usländer gibt und dass nur noch die Muslime Kinder
ekommen, die Norweger aber nicht. Es war eine Art
Norwegen schafft sich ab“, nur ohne Buch.


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und ohne Sarrazin!)


Und ohne Sarrazin; das stimmt.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Und was wollen Sie uns jetzt damit sagen?)


Juni lag die Fortschrittspartei in Norwegen in Umfra-
en bei mehr als 20 Prozent. Nach den Anschlägen hat
ie Vorsitzende der Fortschrittspartei natürlich jeden Zu-
ammenhang zwischen dem Programm ihrer Partei und
em, was passiert ist, ganz weit von sich gewiesen.

In der Zeit standen die erschreckenden, aber, wie ich
nde, völlig richtigen Sätze – ich zitiere mit Erlaubnis
er Präsidentin –:


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Dafür brauchen Sie keine Erlaubnis mehr! Die Geschäftsordnung wurde schon vor langer Zeit geändert!)


Anders Breivik kam nicht aus dem Nichts. Er mag
ein Einzeltäter gewesen sein, das wird sich noch he-
rausstellen, aber sicher ist schon jetzt: Er war kein
Einzeldenker.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, auch vor diesem
intergrund wäre es gut gewesen, wenn wir von unse-
m Innenminister heute den Satz gehört hätten, dass der
lam ganz selbstverständlich zu Deutschland gehört.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)







(A) )


)(B)


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712203000

Der Kollege Dr. Günter Krings hat für die Unions-

fraktion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1712203100

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Der heute vorliegende Entwurf des Bundeshaus-
halts 2012 für das Innenressort ist ein klares Bekenntnis
zur inneren Sicherheit in unserem Land. Er ist ein klares
Bekenntnis der christlich-liberalen Koalition zu diesem
Thema, dem Kernthema des Staates. Ich bedanke mich
gerade bei dem Innenminister für die hervorragende Vor-
bereitung dieses Entwurfs.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die klare und wichtige Schwerpunktsetzung auf in-
nere Sicherheit sehen wir am augenfälligsten daran, dass
fast die Hälfte dieses Etats der Bundespolizei zugute-
kommt. Wir sehen es daran, dass wir trotz Sparnotwen-
digkeiten, die wir alle nicht bestreiten wollen, im Ent-
wurf das Niveau von 2011 gehalten haben. Ja, wir haben
sogar einen leichten Aufwuchs bei der Bundespolizei
und beim Bundesamt für Sicherheit in der Informations-
technik zu verzeichnen.

Seit 2006, seit CDU- oder CSU-Minister Verantwor-
tung im Innenressort tragen, gibt es einen kontinuierli-
chen Aufwuchs um insgesamt etwa 400 Millionen Euro
in diesem wichtigen Bereich. Das ist ein gutes und star-
kes Signal für die innere Sicherheit in unserem Land.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die von mir genannte Bundespolizei und ihre ent-
scheidende Bedeutung sieht man nicht nur im Bereich
der Grenzkontrollen und der immer stärker und notwen-
diger werdenden Auslandsverwendung. Wir sehen das
auch immer stärker bei der Unterstützung der Landespo-
lizei. Wir stellen es besonders stark und besonders klar
hier in Berlin fest, wo es eben leider der Berliner Polizei
nicht gelungen ist, Gewalt- und Vandalismusexzesse der
vergangenen Wochen alleine zu stoppen. Erst durch die
Bundespolizei konnten hier effektive Abschreckungs-
und Aufklärungswirkungen erzielt werden. Dafür herzli-
chen Dank!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich will aber eines klipp und klar sagen: Das liegt in
keinem Falle am mangelnden Engagement der Berliner
Polizisten. Ganz im Gegenteil: Das sind motivierte und
hoch engagierte Kollegen. Sie werden aber seit zehn Jah-
ren vom rot-roten Senat im Stich gelassen. Ihnen werden
Stellen gekürzt. In den letzten zehn Jahren sind in Berlin
unter SPD-Verantwortung 4 000 Stellen gekürzt worden.


(Katja Kipping [DIE LINKE]: Sagen Sie, wie viele Stellen Sachsen gekürzt hat bei der Polizei!)


Sie sind Opfer einer sogenannten Deeskalationsstrategie,
die auf die Knochen der Polizisten geht.

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(C (D (Katja Kipping [DIE LINKE]: Denn die CDULänder können es nicht!)


em rot-roten Senat ist es wichtiger, dass sie Namens-
childer tragen, als dass sie angemessen ausgestattet
ind. Das ist das Gegenteil unserer Sicherheitspolitik.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jan Korte [DIE LINKE]: Es ist gut, dass Sie nie mehr regieren werden in Berlin! Das ist eine gute Nachricht!)


Neben der richtigen Ausstattung für die Polizei brau-
hen unsere Polizeikräfte natürlich auch angemessene
nd verantwortungsvoll genutzte Befugnisse. Das ist ge-
de im letzten Jahrzehnt angesichts neuer terroristischer
erausforderungen deutlich geworden. Eben wurde es
ehrfach erwähnt: Am kommenden Sonntag begehen
ir den zehnten Jahrestag des grausamen Massenmordes
om 11. September 2001. Ich finde, es ist an dieser
telle der Ort, auch einmal darauf hinzuweisen, dass un-
r den 3 000 Toten – das geht in der Gesamtzahl fast un-
r – damals auch immerhin elf Deutsche waren und dass
ir insgesamt in den letzten zehn Jahren als zivile Opfer
es islamistischen Terrors den Tod von über 40 deut-
chen Mitbürgern zu beklagen haben.

Wir müssen auch nach zehn Jahren weiter wachsam
leiben, nicht nur, aber eben auch gegenüber der Gefahr
es islamistischen internationalen Terrors, der nicht nur
ns in Deutschland und in der westlichen Welt bedroht,
ondern auch eine große Bedrohung in allen Teilen der
elt ist, gerade auch im asiatischen Raum. Aus diesem
runde ist es wichtig, dass die Polizei wachsam ist. Aber
ir brauchen verstärkt auch – das haben wir gesehen –
achrichtendienstliche Erkenntnisse. Ohne diese geht es
icht. Es geht nicht mit einer Omnipräsenz der Polizei,
ondern wir sind darauf angewiesen, nachrichtendienst-
che Erkenntnisse mit europäischen, auch transatlanti-
chen Partnern vertrauensvoll auszutauschen. Deswe-
en reagieren wir so allergisch darauf, wenn man jede
ieser notwendigen Kooperationsmaßnahmen gleich un-
r Generalverdacht stellt. Ohne diese Kooperation hätte

s in Deutschland wahrscheinlich weitere Anschläge ge-
eben. Deshalb ist dieser Austausch wichtig und not-
endig.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mit dem Generalverdacht haben Sie ansonsten nicht solche Probleme!)


Die schreckliche Bluttat von Norwegen – auch das
ill ich erwähnen – hat gezeigt: Selbst vermeintliche
inzeltäter sind über die Landesgrenzen hinaus vernetzt
nd müssen international bekämpft werden.

Sicherheit ist aber nicht nur in der sichtbaren Welt
ichtig, sondern auch im digitalen Raum. Das Internet
t Mittel zur Begehung von Straftaten: von feigen Ver-
umdungen durch meistens anonyme Verleumder, die
xistenzen zerstören können, über den Diebstahl geisti-
en Eigentums bis hin zum Identitätsdiebstahl. Jede Mi-
ute wurden in Deutschland zwei Identitäten gestohlen
nd werden damit Betrugstaten begangen.





Dr. Günter Krings


(A) )


)(B)

In diesem Bereich verzeichnen wir einen Anstieg der
Kriminalität um 8 Prozent. Schon das ist alarmierend.
Zusätzlich gibt es klare Hinweise darauf, dass sich da-
hinter ein noch viel größeres Dunkelfeld verbirgt.

Zum anderen ist das Internet aber auch ein immer be-
liebteres Ziel von Angriffen, viele davon aus dem Aus-
land. Insgesamt haben wir pro Jahr etwa 1 800 Hacker-
angriffe.

Außerdem wird das Internet immer mehr – das ist es
schon zunehmend geworden – zu einer lebenswichtigen
Infrastruktur. Natürlich hat der Staat auch eine Verant-
wortung zum Schutz dieser Infrastruktur. Diesen staatli-
chen Schutzauftrag nehmen wir in dieser Bundesregie-
rung und in dieser Koalition ernst. Deshalb wurde in
diesem Jahr das Nationale Cyber-Abwehrzentrum ge-
gründet. Wir müssen auch weitere Kompetenzen im
Sinne von Sachkunde aufbauen, um mit der Entwicklung
Schritt zu halten. Deswegen ist es richtig, dass es beim
BSI an dieser Stelle zu einem gewissen Aufwuchs
kommt.

Mit Terrorismusbekämpfung und Internetkriminalität
habe ich bereits zwei Beispiele für die europäische
Dimension der Innenpolitik angesprochen. Wichtig
bleibt aber trotz allem – das hat der Minister sehr richtig
gesagt – eine saubere Abgrenzung zwischen nationalen
und europäischen Zuständigkeiten.

Die Asylpolitik ist für uns ein zentrales Beispiel da-
für, was in nationaler Verantwortung bleiben muss –
jedenfalls fairerweise so lange, wie es durch unter-
schiedliche Sozialpolitiken in verschiedenen Staaten der
Europäischen Union sehr unterschiedliche Migrations-
anreize gibt.

Deswegen sehen wir aktuelle Kommissionsvor-
schläge für ein gemeinsames europäisches Asylsystem
sehr kritisch; denn im Ergebnis würden sie genau das
Gegenteil von Gemeinsamkeit und europäischer Verein-
heitlichung schaffen. Wenn zum Beispiel laut Kommis-
sionsvorstellungen vorgesehen werden soll, dass ein
Asylbewerber gerichtlich erstreiten darf, in welchem
Land sein Asylverfahren durchgeführt werden soll, ist
das nichts anderes als ein Schlag ins Gesicht der Idee des
europäischen Raums der Freiheit, der Sicherheit und des
Rechts; denn dadurch wird die dauerhafte Unterschrei-
tung und Missachtung der Mindeststandards im Asylver-
fahren in einzelnen Mitgliedstaaten der Europäischen
Union gerade zementiert. Genau das können wir nicht
hinnehmen. Wir brauchen im Asylrecht nicht immer
neue Regeln, sondern endlich die europaweite Befol-
gung der bestehenden Regeln.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das gilt aus meiner Sicht auch ganz generell in der
Europäischen Union. Die neuen und auch die alten Pro-
bleme der Europäischen Union werden wir nicht durch
immer mehr Rechtsetzung lösen können. Vielmehr brau-
chen wir endlich mehr Rechtdurchsetzung, also Durch-
setzung der Regeln, die wir schon längst beschlossen ha-
ben.

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(C (D Das gilt auch für das Schengener Grenzkontrollreime. Die Schengener Regeln müssen effektiver ausgetaltet und durchgesetzt werden. Ich bin sehr froh, dass azu jetzt endlich Kommissionsvorschläge auf dem isch liegen. Diese Vorschläge müssen wir eingehend rüfen. Persönlich sage ich aber: Zumindest einen Schritt alte ich für richtig, nämlich den Vorschlag, dass auch nangemeldete Inspektionen der Grenzkontrollen durch rontex erfolgen können sollen. Denn wir brauchen ich wiederhole es – eine klare Durchsetzung der beste enden Regeln. Und je besser wir die Grenzen kontroleren und je mehr wir auf andere Staaten vertrauen könen, desto gelassener können wir es dann vielleicht auch ehen, wenn neue Staaten in den Schengenraum hineinommen wollen. Gestatten Sie mir zum Schluss noch einen Satz zum hema Wahlrecht, weil Frau Fograscher es in der Mitte rer Rede angesprochen hat, obwohl es mit Haushalt ei entlich nicht viel zu tun hat. (Gabriele Fograscher [SPD]: Aber mit Ihnen hat es zu tun!)


rau Fograscher, es geht in meinem Feld aber um Zah-
n. Das war wahrscheinlich auch der Bezug.

Wir haben gestern die Anhörung aufmerksam ver-
lgt. Die meisten von Ihnen konnten nicht da sein. Ich

enne Ihnen noch einmal das Ergebnis: Der Entwurf der
PD ist mit Abstand am schlechtesten bewertet worden.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Ganz eindeutig!)


Wir haben als Koalition einen Vorschlag vorgelegt,
en man nicht mögen muss, der aber das verfassungs-
chtlich vorgegebene Problem löst.

Da es so ist, hoffe ich darauf, dass die SPD als die
inzige politische Kraft im Hause, die keinen verfas-
ungstauglichen Vorschlag gemacht hat, sondern mit ih-
m Vorschlag das verfassungsrechtliche Problem nicht

inmal im Ansatz löst,


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Das ist ja nichts Neues!)


ielleicht auf unseren Vorschlag, auf den sich immerhin
chon drei Parteien im Bundestag verständigt haben, ein-
chwenken kann. Ich hoffe jedenfalls auf gute Gesprä-
he.

Kennzeichen christlich-demokratischer und christ-
ch-liberaler Innenpolitik ist der soziale Zusammenhalt.
eswegen ist für uns neben den Sicherheitsthemen auch
ichtig, dass wir im BMI federführend das Thema des
emografischen Wandels in den nächsten Jahren anpa-
ken. Wir erwarten hier einen Demografiebericht, und
ie Bundesregierung wird eine Demografiestrategie vor-
gen. Das ist Teil des sozialen Zusammenhalts.

Teil des sozialen Zusammenhalts in der Innenpolitik
t ferner, dass wir Generationengerechtigkeit ernst neh-
en. Deswegen haben wir bei allen wichtigen Aufgaben

eute auch einen sparsamen Haushalt zu beraten. Aus





Dr. Günter Krings


(A) )


)(B)

diesem Grunde ist der vorliegende Vorschlag gut. Ich
freue mich auf die Beratungen.

Vielen herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712203200

Das Wort hat der Kollege Michael Hartmann für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Michael Hartmann (SPD):
Rede ID: ID1712203300

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Lieber Herr Krings, zum Thema Wahlrecht will
ich Ihnen doch direkt auch eine Antwort geben. Wissen
Sie, Hochmut kommt vor dem Fall. Wer es über drei
Jahre hinweg nicht schafft, die Vorgaben des Verfas-
sungsgerichts umzusetzen, der sollte mit anderen in den
Dialog kommen, statt sie verächtlich zu behandeln. Sie
werden uns noch sehr brauchen, Herr Krings.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann sehen wir uns in Karlsruhe!)


Sehr geehrter Herr Bundesinnenminister, man muss
nicht ans Rednerpult treten wie Franz Josef Strauß selig,
mit großer Rhetorik und rotem Kopf. Aber so leiden-
schaftslos, wie Sie sie gehalten haben, muss eine Ein-
bringungsrede wahrhaftig nicht sein, sehr geehrter Herr
Bundesinnenminister.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das ist aber in gewisser Weise symptomatisch. Denn
es gab Zeiten, als es für einen Konservativen etwas wie
ein hoher Ritterschlag war, Bundesinnenminister zu wer-
den. Jetzt war es aber so, dass sich das Karussell wild
drehte, aber keiner wollte und einer musste. Das war
Hans-Peter Friedrich. Dementsprechend füllt er sein
Amt auch aus.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Das ist aber billig!)


Denn in dieser Bundesregierung ist die Innenpolitik auf
den Hund gekommen. Sie nehmen das Themenfeld nicht
ernst.


(Beifall bei der SPD)


Spätestens seit dem Wechsel von Thomas de Maizière
in das Amt des Bundesverteidigungsministers sind kei-
nerlei Richtung und Orientierung mehr erkennbar. An
Bundesminister de Maizière als Minister des Innern erin-
nert vor allem die verunglückte Organisationsreform der
Sicherheitsbehörden, die Sie als eine Ihrer ersten Amts-
handlungen wieder kassieren mussten bzw. durften. Es
wurde eine Kommission eingesetzt, die die bewährte
Sicherheitsarchitektur Deutschlands ohne Not infrage
stellt. Hinterher will es keiner gewesen sein.

Warum haben Sie so viele anerkennende Worte in
Richtung Bundeskriminalamt und Bundespolizei gefun-

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(C (D en, aber nicht klar gesagt, dass es ein großer politischer, rganisatorischer und polizeilicher Fehler war, was Ihr orgänger damals angestellt hatte? (Beifall bei der SPD – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er hört ja gar nicht zu!)


Es gibt in der Tat einen großen Diskussionsbedarf bei
nseren Sicherheitsbehörden. Aber warum reden Sie
icht zunächst über eine Aufgabenkritik? Warum sagen
ie kein Wort darüber, dass die Burn-out-Quote bei der
undespolizei himmelschreiend hoch ist? Warum reden
ie von Wertschätzung, kürzen aber ohne Not das Weih-
achtsgeld weiter? Das ist die wahre Politik, die Sie be-
eiben. Alles andere ist Rhetorik.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ihr Vorgänger im Amt hat an die Stelle der inneren Si-
herheit die sogenannte öffentliche Sicherheit stellen
ollen. Sei’s drum: So oder so, ob als innere oder öffent-
che Sicherheit betitelt, ist es das Kerngeschäft des Bun-
esinnenministers. Aber warum betreiben Sie dieses
erngeschäft nicht, sondern schwadronieren über
000 mögliche Terroristen in Deutschland? Woher ha-

en Sie diese Zahl? Sicherlich nicht vom Bundeskrimi-
alamt oder von den Diensten. Sie arbeiten nämlich se-
ös.

Mit welchem Ziel werfen Sie solche Zahlen in die
iskussion? Was wollen Sie daraus ableiten? Ich kann es
icht erkennen, und ich glaube, auch das geneigte Publi-
um nicht, ebenso wenig wie die Bild-Zeitung, in der Sie
as kundtun zu müssen meinten.

Eigentlich käme es darauf an, an die solide Politik der
neren Sicherheit, wie sie unter Rot-Grün begonnen

nd in der Großen Koalition fortgesetzt wurde, weiter
nzuknüpfen.


(Jan Korte [DIE LINKE]: Nein, bitte nicht! Um Gottes willen!)


as bedeutet, dass viele Themen gefälligst vorangetra-
en werden müssen.


(Zuruf der Abg. Gisela Piltz [FDP])


Wo es ernst wird und Handeln gefordert ist, liebe Frau
iltz, da ist völlig Fehlanzeige.


(Gisela Piltz [FDP]: Das sehen wir anders!)


An dieser Stelle sei das Lieblingsthema Vorratsdaten-
peicherung genannt. Auf der einen Seite steht die FDP,
ie sofort den Orwell’schen Überwachungsstaat wittert
nd die Bürgerrechte vernichtet sieht, wenn man damit
orangeht. Auf der anderen Seite steht die Union, die
tändig fordert, es müsse schneller gehen und sie müsse
efer gehen. Entschieden wird aber nichts. Alles, was
ir erleben, ist Streit auf offener Bühne. Das ist keine
ute Politik der inneren Sicherheit.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Das lässt sich fortsetzen. Das Stichwort Sicherheit bei
er Luftfracht haben Sie dankenswerterweise wenigstens
rwähnt. Aber die offenkundigen Lücken beim Fracht-





Michael Hartmann (Wackernheim)



(A) )


)(B)

verkehr in Passagiermaschinen sehen wir noch nicht ge-
schlossen. Oder sind sie inzwischen geschlossen wor-
den, Herr Minister? Stattdessen tobt weiterhin ein Streit
zwischen dem Finanzministerium, dem Verkehrsminis-
terium und dem Innenministerium darüber, wo die Kom-
petenzen liegen sollen. Ich sage es Ihnen: Die Kompe-
tenzen müssen bei der Bundespolizei liegen. Dort
gehören sie hin und nirgendwo anders, Herr Minister.

Stichwort Piraterie. Es wird darüber schwadroniert
und fabuliert, man müsse das Waffenrecht ändern. Es
wird darüber geredet, dass private Sicherheitsdienste zu-
künftig eine Kernaufgabe des Staates erfüllen sollen. Es
wird darüber geredet, die Polizei solle in den Einsatz,
und es wird darüber geredet, die Bundeswehr solle in
den Einsatz. Nur, gehandelt wird nicht – und das bei ei-
nem Kernthema der inneren Sicherheit, Herr Minister.


(Beifall bei der SPD)


Es geht so weiter beim Thema organisierte Kriminali-
tät. Das ist ein Schwerpunkt, und darüber war verdammt
wenig zu hören. Wie ist das eigentlich mit der Kontrolle
der Drogenwege nach Deutschland? Wie verhält es sich
eigentlich mit dem großen Thema der Geldwäsche?


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Da ist der Bundesfinanzminister zuständig! Zoll!)


Was ist mit der Mafia, die ihr Unwesen bei uns treibt?
Was ist mit der Technik, die wir brauchen, und dem Per-
sonal? Darüber äußert sich die Koalition unklar.

Last, but not least – auch das kann ich Ihnen nicht er-
sparen –: Die Bundespolizei, die in Saudi Arabien sozu-
sagen als Handlanger von EADS unterwegs ist, handelt
auf einer fehlenden Rechtsgrundlage; denn – das bewegt
sich am Rande des Verfassungsbruchs – der Vertrag, der
abgeschlossen wurde, wurde niemals durch das deutsche
Parlament ratifiziert. Legen Sie ihn schnellstens vor, und
sagen Sie uns bitte, was wirklich in Saudi Arabien pas-
siert, sehr geehrter Herr Minister.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Herr Minister, wer wie Sie – jetzt zitiere ich Sie –
klare Kante ohne viel Radau als seine Devise als Bun-
desinnenminister bezeichnet, der muss ein geordnetes
Regieren gewährleisten, ganz im Sinne staatskonservati-
ver Tugenden. Das muss er zu seiner Maxime machen.
Davon ist allerdings nichts zu hören und nichts zu sehen.
Stattdessen kommt einem das Ganze vor wie die Ge-
schichte vom Münchner im Himmel: Er sitzt da, er trinkt
seine Maß, und der Innenminister wartet auf die göttli-
chen Ratschläge. Die werden ausbleiben, Sie müssen es
selbst machen, Herr Minister.


(Beifall bei der SPD – Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Schwaches Ende einer schwachen Rede!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712203400

Für die FDP-Fraktion hat der Kollege Florian Toncar

das Wort.

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(C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Florian Toncar (FDP):
Rede ID: ID1712203500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

en! Wir diskutieren, wenn wir über die innere Sicher-
eit sprechen, darüber, wie wir unseren Bürgern Freiheit
ewährleisten und wie wir sie schützen können. Dazu
ehört natürlich auch, dass sie frei sind von Bedrohun-
en ihrer körperlichen Gesundheit oder ihres Eigentums.
abei geht es nicht darum, dass man sich im politischen
ettbewerb mit immer neuen Vorschlägen für immer

chärfere Gesetze überbietet, die letzten Endes nur eine
ymbolische Wirkung haben. Es geht vielmehr um sinn-
olle Gesetze, die tauglich und verhältnismäßig sind und
ie nicht stärker in die Freiheit der Bürger eingreifen, als
s nötig ist. Wenn man solche Gesetze hat, ist es nötig,
ass sie vollzogen werden. Zu einem guten Vollzug ge-
ört eine ausreichende Zahl von Mitarbeitern in den Si-
herheitsbehörden, die motiviert sind, gerne ihren Dienst
n und auch gut ausgestattet sind. Genau dieser Aspekt
t es, der beim Haushalt eine Rolle spielt.

Ich will aber auf das Thema der Sicherheitsgesetze
ingehen. Das Terrorismusbekämpfungsgesetz ist von
ieser Bundesregierung evaluiert worden. Die Evalua-
on hat erstmals ernsthaft stattgefunden. Sie hat dazu
eführt, dass etliche Befugnisse als überflüssig erkannt
nd deswegen gestrichen worden sind. Das muss man
sthalten. Wir machen das, was nötig ist, aber was

ichts bringt oder unverhältnismäßig ist, wird gestri-
hen. So stellen wir uns Innenpolitik vor.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben in der Koalition Einigung darüber erzielt,
ass wir beim Kampf gegen das Verbrechen der Kin-
erpornografie im Internet dem Grundsatz „Löschen
tatt Sperren“ folgen, weil nur dadurch eine nachhaltige

irkung erzielt und das Problem an der Wurzel gepackt
ird. Ich glaube, dass wir hier eine ausgesprochen prak-
kable und sinnvolle Lösung gefunden haben. Insofern
ann keine Rede davon sein, Herr Kollege Korte, dass
in Raubbau an Bürgerrechten stattfindet. Sie haben
uch nicht anhand von Beispielen belegt, dass Bürger-
chte eingeschränkt worden sind.


(Jan Korte [DIE LINKE]: Doch! Ich habe Ihnen eine ganze Liste vorgelesen!)


Ich will Ihnen eines deutlich sagen: Es fällt mir aus-
esprochen schwer, mir solche Reden von Ihnen anzuhö-
n. In Ihrer Partei gibt es Leute, die sitzen bleiben,
enn am 13. August der Maueropfer gedacht wird, und
re Parteiführung schickt Ergebenheitsadressen an den
iktator in Kuba, der die Menschenrechte jeden Tag mit
üßen tritt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Jan Korte [DIE LINKE]: Schauen Sie mal, was sich in Ihrer eigenen Truppe abspielt, dann kehren Sie einmal vor Ihrer eigenen Tür!)






Florian Toncar


(A) )


)(B)

Sparen Sie sich einfach Ihre Reden und schauen Sie,
dass Sie Ihren eigenen Laden in Ordnung bringen.

Ich komme zum Thema Ressourcen. Wir brauchen
Sicherheitsbehörden, die gut ausgestattet sind. Wir müs-
sen feststellen, dass es im Vollzug keine Stelleneinspa-
rungen gibt. Wir sparen beim Personal, aber nicht beim
Vollzug von innerer Sicherheit.

Im Übrigen hat es unsere Koalition im letzten Jahr ge-
schafft, dafür zu sorgen – es ist lange Zeit versucht wor-
den und nicht gelungen –, dass das Technische Hilfs-
werk – es hat eine ganz wichtige Aufgabe für den
Bevölkerungsschutz – im Haushaltsgesetz als Sicher-
heitsbehörde anerkannt worden ist. Die Folge ist, dass
auch dort zukünftig keine Stelleneinsparungen vorgese-
hen sind.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das ist etwas, was für den Bevölkerungsschutz in
Deutschland ebenfalls ein wichtiger Fortschritt ist.

Sicherheitsbehörden müssen natürlich auch effizient
arbeiten. Doppelstrukturen und doppelte Aufgabenwahr-
nehmungen sind fragwürdig. Sie müssen weg. Sie behin-
dern nicht nur eine gute Arbeit für die innere Sicherheit,
sondern sie sind den Bürgern in Zeiten knapper Kassen
schlicht und ergreifend nicht zuzumuten.


(Beifall bei der FDP)


Herr Minister, deswegen ist es gut, dass Ihr Vorgänger
eine Diskussion darüber angestoßen hat. Übrigens habe
auch ich die Idee, dass man ausgerechnet die Bundes-
polizei und das BKA zusammenlegt, nicht für nahelie-
gend gehalten. Die Diskussion darüber, wo es in der Si-
cherheit doppelte Strukturen gibt, ist aber wichtig. Ich
möchte Sie ausdrücklich ermuntern, dass Sie diese Dis-
kussion fortsetzen. Wir sollten darüber reden, was beim
Zoll und bei der Bundespolizei oder beim Zollkriminal-
amt und beim Bundeskriminalamt zusammengelegt wer-
den kann. Wir schulden unseren Bürgern, dass wir
darauf hinwirken, dass unsere Sicherheitsbehörden effi-
zient aufgestellt sind und dass zwei Stellen letzten Endes
nicht sehr ähnliche Aufgaben übernehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Wenn es uns gelingt, genau dafür zu sorgen – dazu
möchte ich Sie ermuntern, Herr Minister –, dann können
wir die Effizienzreserven im Haushalt für die Lösung ei-
nes wichtigen Problems nutzen, das uns in allen Haus-
halten, im Haushalt des Bundesministeriums des Innern
aber im besonderen Maße in den nächsten zehn Jahren
begegnen wird: Wie schaffen wir es, dass wir genug qua-
lifiziertes und motiviertes Personal für den öffentlichen
Dienst, gerade für Sicherheitsbehörden, gewinnen? Die-
ses Problem hat sich lange aufgebaut, und es wird eine
gewisse Zeit brauchen, um es zu lösen. Der demografi-
sche Wandel und der Arbeitsmarkt werden uns in den
nächsten Jahren vor riesige Probleme stellen, um die wir
uns kümmern müssen.

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(C (D Ich schlage vor, dass wir uns überlegen, wie man eierseits eine effizientere Architektur schafft, wie man adurch Geld einspart, dass man Doppelstrukturen abaut, und wie man andererseits das eingesparte Geld utzt, um zu schauen, wie man Beschäftigung attraktiver acht, wie man für mehr Leistungsgerechtigkeit sorgt nd wie man zeigt: Es lohnt sich, eine ganze Beamtenufbahn beispielsweise bei der Polizei zu absolvieren, twa weil Beförderungen in Aussicht stehen. Das alles ind Dinge, die heute nicht gewährleistet sind. Dem entegenzuwirken, darum müssen wir uns kümmern. Wenn ir es schaffen, bei der Effizienz der Sicherheitsbehören besser zu werden, dann haben wir auch die Ressouren, mehr in die Qualität und in die Motivation des Peronals zu investieren. Daran sollten wir bei diesem aushalt jetzt und in Zukunft arbeiten. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712203600

Der Kollege Dr. Konstantin von Notz hat das Wort für

ie Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Herr Kollege Toncar, es ist Ihnen gelungen, über
icherheitsgesetze viele Minuten zu reden und – wie
iele Ihrer Vorrednerinnen und Vorredner – kein Wort
ur Vorratsdatenspeicherung, einem ganz zentralen
hema, zu sagen. Zum Glück spricht gleich der Kollege
hl; er wird das bestimmt anders machen.


(Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU]: Mit Sicherheit! Erraten!)


Die Debatte um die Vorratsdatenspeicherung hängt
ieser Koalition wie ein schwerer Stein um den Hals. Er
immt Ihnen die Luft zum Atmen und zum Handeln.
iesen Stein haben Sie sich selbst umgehängt – die
nion, indem sie trotz des Bundesverfassungsgerichts-
rteils unbelehrbar und verbohrt an diesem Bruch mit
nserer Rechtsdogmatik festhält; Sie, liebe Kolleginnen
nd Kollegen der FDP, so unterstützenswert Ihr Kampf
egen die Vorratsdatenspeicherung grundsätzlich auch
t, haben dieses Trauerspiel mitzuverantworten, weil Ih-
r Fraktion im Kern die Senkung der Hotelsteuer wich-
ger ist als der Schutz der Bürgerrechte.


(Lachen bei der FDP – Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. Günter Krings [CDU/ CSU]: Herr Kollege, das ist ja selbst unter Ihrem Niveau!)


Die Innenpolitik dieses Landes liegt seit zwei Jahren
Ihrer Verantwortung, und sie liegt brach. Ihre Bilanz
t fatal. Was wollte die FDP nicht alles zurückholen!
ichts ist passiert. Im Bereich des Datenschutzes kann
ie Koalition nicht eine einzige erfolgreich realisierte
itiative vorweisen. Nur Hiobsbotschaften bei Ihren

ermeintlichen Prestigeobjekten De-Mail und N-Perso,
nd 22 Millionen deutsche Facebook-Nutzer werden da-





Dr. Konstantin von Notz


(A) )


)(B)

tenschutzrechtlich noch immer alleingelassen. Die Ver-
braucherschutzministerin boykottiert das Netzwerk, und
die schwarz-gelbe Koalition, Herr Minister, boykottiert
ein versprochenes Rote-Linie-Gesetz und jeglichen Ge-
staltungsanspruch.

Das ist die wahrlich tragische Bilanz nach zwei Jah-
ren, vor allem für die selbsternannte Bürgerrechtspartei
FDP. Und als wäre das alles nicht schlimm genug, die
schwierige Koalition mit der CDU, die dauerhafte Gars-
tigkeit der CSU und die Ignoranz der eigenen Fraktions-
führung für die Bedeutung der Innen- und Rechtspolitik,
jetzt kommt auch noch der Kollege Wolff und schreibt
ein Papier, das den letzten verbliebenen kleinen Kern Ih-
res bürgerrechtlichen Selbstverständnisses entsorgt.


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Das Papier sollten Sie einmal lesen!)


Wenn Sie mich jetzt so kritisch angucken – Herr
Wolff, ich habe es gelesen –, dann kann ich nur sagen:
Wie man sich bettet, so liegt man. Wenn Sie solche frak-
tionsinternen Diskussionen jetzt führen, dann hat Ihnen
die CSU gerade noch gefehlt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen der Union
– Herr Grindel, ich komme jetzt zu Ihnen –, darf ich
nach der Lektüre Ihres jüngsten Beschlusses mit dem Ti-
tel „Für mehr Sicherheit in unseren Großstädten – null
Toleranz gegenüber Gewalt und Vandalismus“


(Beifall bei der CDU/CSU)


sagen, die Innenpolitik dieses Landes ist ein zu wichtiger
und zu verfassungsrelevanter Bereich, als dass man sie
Ihrem Populismus überlassen darf.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Haben Sie auch etwas Eigenes?)


Sicherlich gibt es ein Anschlagsrisiko in Deutschland,
das wir Grüne sehr ernst nehmen. Natürlich sind gefähr-
liche Brandstiftungen an Kraftfahrzeugen in Berlin,
Hamburg und anderswo Straftaten, denen man entschie-
den begegnen muss. Wer aber so tut, als ob man in
Deutschland an keiner Ecke stehen kann, ohne gleich
von einem Terroristen, Linksextremen oder Jugendli-
chen überfallen zu werden, der zeichnet bewusst ein
Zerrbild von der Sicherheitslage in diesem Land, das ei-
nes der sichersten Länder auf der Erde ist.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unverantwortlich!)


Sie tun das, um bei den anstehenden Landtagswahlen
– das war Ihrer Rede, Herr Kollege Krings, gerade deut-
lich anzumerken – ein bis zwei Prozentpünktchen dazu-
zugewinnen. Ich sage Ihnen, der politische Schaden, den
Sie mit solchen Reden und Papieren anrichten, ist ganz
erheblich; denn Sie untergraben das Vertrauen der Men-
schen in unserem Rechtsstaat,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Patrick d re w d G G s ru ti k d fü a s te n d g d in p B p tu ri n b K v fü z s U (C (D Döring [FDP]: Der politische Schaden von brennenden Autos ist größer!)


essen Polizei- und Sicherheitsbehörden sehr viel erfolg-
icher arbeiten, als Sie von CDU und CSU das offenbar
ahrhaben wollen.

Noch ein Wort in Richtung SPD zum Thema Vorrats-
atenspeicherung. Wenn selbst in Ihrem progressivsten
remium – das will ich jetzt einmal so nennen –, dem
esprächskreis „Netzpolitik“, nicht mehr über das Ob,

ondern nur noch über das Wie der Vorratsdatenspeiche-
ng verhandelt wird, ist auch das ein Armutszeugnis.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN – Hartfrid Wolff [RemsMurr] [FDP]: Das ist doch nichts Neues!)


Die Vorratsdatenspeicherung ist keine Frage des poli-
schen Verdealens von Monatsfristen. Wer hier heute
eine klare Linie zieht, der muss morgen zusehen, wie
ie letzten Dämme brechen. Die wichtige Demonstration
r Bürgerrechte „Freiheit statt Angst“ – das ist schon

ngesprochen worden –, die am Wochenende stattfinden
oll, wollen Sie als SPD unterstützen. Gleichzeitig strei-
n Sie hier für eine Vorratsdatenspeicherung. Das geht
icht zusammen, liebe Kolleginnen und Kollegen von
er SPD.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der FDP und der LINKEN – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schizophren ist das!)


Zum Schluss zu ELENA. Da passt das Verhalten ins-
esamt hier im Haus nicht zusammen. Was die Koalition
a unter dem Beifall der SPD – wenn ich das noch einmal
Erinnerung rufen darf – abgeliefert hat, ist mehr als

einlich. Zwei Jahre lang Verzögerungstaktik, heimliche
eerdigung in der ersten Woche der Sommerpause –


(Zuruf von der FDP: Peinlich!)


einlich. Statt unserem Antrag zu Beginn dieser Legisla-
rperiode einfach zuzustimmen, haben Sie sinnwid-
gste Abwehrkämpfe, schöngefärbte Reden – ich sage
ur: die schöne Helena –, datenschutzrechtlich hochpro-
lematische Verfahrensweisen und millionenschwere
osten für die Wirtschaft und die öffentliche Hand zu
erantworten. Das alles ist wahrlich kein Ruhmesblatt.

Es ist Halbzeit für die schwarz-gelbe Koalition, Zeit
r ein innenpolitisches Zwischenzeugnis: Die Verset-

ung ist bei einer solchen Bilanz nicht gefährdet, sie ist
chlicht ausgeschlossen.

Ganz herzlichen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Du solltest mehr von meinem Papier lesen, dann verstündest du mehr davon!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712203700

Der Kollege Dr. Hans-Peter Uhl spricht nun für die

nionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )


)(B)


Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1712203800

Frau Präsidentin! Meine verehrten Kolleginnen und

Kollegen! Dieser Haushaltsentwurf setzt die richtigen
Schwerpunkte. Mit 3,72 Milliarden Euro für die innere
Sicherheit, also zwei Dritteln des Haushalts des BMI,
sind die Schwerpunkte dort gesetzt, wo sie hingehören;
denn die furchtbaren Terroranschläge in den USA, die
sich jetzt zum zehnten Mal jähren, waren in der Tat ein
Fanal für die gesamte westliche Welt. Danach hat es eine
Serie von Anschlägen gegeben. Auch in Deutschland
gab es versuchte und erfolgte Anschläge, die uns zeigen,
dass die terroristische Bedrohung nach wie vor besteht.

Herr Kollege Hartmann, es ist doch ziemlich müßig,
jetzt darüber zu rechten, wie viele Gefährder wir im
Land haben.


(Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Sagen Sie das mal dem Minister!)


Sie haben übrigens den Minister falsch zitiert. Er hat nie-
mals gesagt, es seien 1 000 Gefährder. Vielmehr haben
wir, wie Fachleute schätzen, etwas mehr als 200 Gefähr-
der und daneben eine gewaltbereite terroristische Szene,
die sehr viel größer ist.

Damit sind wir beim Punkt. Der Staat hat die Auf-
gabe, seine Bürger vor diesen Menschen, vor diesen Ter-
roristen zu schützen. Wenn er diese Aufgabe ernst
nimmt, muss er taugliche nachrichtendienstliche Instru-
mente haben, mit denen er alles Mögliche aus der Szene
in Erfahrung bringen kann, um dagegen rechtzeitig vor
einem möglichen Terroranschlag, also während der Vor-
bereitung eines solchen Anschlages, einschreiten zu
können. Das ist die einzige Chance, die der Staat hat.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wenn der Terrorist mit der Bombe losmarschiert ist, hat
der Staat keine Chance mehr, seine Aufgabe wahrzuneh-
men. Er braucht also vorgelagerte Instrumente, die im
Vorfeld wirken. Das Terrorismusbekämpfungsergän-
zungsgesetz, das wir gemeinsam mit der SPD verab-
schiedet haben und das am 14. Januar ausläuft, stellt
diese zur Verfügung. Wir geben zu, dass wir spät dran
sind, aber wir schaffen es noch rechtzeitig vor dem
14. Januar, seine Geltungsdauer zu verlängern. Das Ka-
binett hat dieses Gesetz verabschiedet, und wir werden
in den nächsten Wochen in erster Lesung darüber bera-
ten.

Nächstes Thema, die Visawarndatei. Sie erinnern
sich: Joschka Fischer, der übrigens in seinen Pressever-
lautbarungen wieder merkwürdig lärmig wird, hat mas-
senhaften, hunderttausendfachen Missbrauch von Visa
zugelassen.


(Memet Kilic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Milliardenfachen! – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, er hat sie alle selbst geholt!)


– Hunderttausendfachen. – Daraufhin gab es einen Un-
tersuchungsausschuss, dem vorzusitzen ich die Ehre
hatte. Nachdem wir es leider in der Großen Koalition
nicht geschafft hatten, ein Visawarndateigesetz zu schaf-
fen, sind wir jetzt zusammen mit der FDP so weit.

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(C (D (Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Sehr vernünftiges Gesetz!)


s ist lobenswert, dass wir es geschafft haben, einen ent-
prechenden Gesetzentwurf einzubringen. Wenn Sie den
ntwurf haben, können Sie ihn kritisieren und sagen,
as Sie besser machen wollen.

Wir haben erkannt, dass wir in einer neuen Welt ange-
ommen sind – der Minister hat es schon angespro-
hen –: Fragen der IT-Sicherheit werden zum zentralen
eld der Sicherheitspolitik, für den Staat, für die Wirtschaft,
r alle Bürger. Wir alle sind abhängig vom Internet, ob wir

s nutzen oder nicht – völlig egal. Wasserversorgung,
nergieversorgung, Verkehrs- und Sicherheitssysteme,
eld- und Warenverkehr – ganze Wirtschaftszweige
önnen über das Internet lahmgelegt werden. Deshalb
aben wir das Nationale Cyber-Abwehr-Zentrum ge-
chaffen. Das sind, zugegeben, erst Anfänge, aber es
ird Weiterentwicklungen geben müssen, um auch auf
iesem Gebiet trotz der zunehmenden Vernetzung Si-
herheit im Staat zu organisieren. In den nächsten Jahren
ird das ein ganz zentraler Punkt der Sicherheitspolitik

ein.

Wir haben es mit einer Verwirrung der Geister zu tun.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das denke ich schon die ganze Zeit!)


Das trifft auf einen Teil von Ihnen, nicht auf alle, zu. –
s gibt Menschen, die fordern, dass der Staat für Recht
nd Ordnung sowie Sicherheit sorgen und die entspre-
henden Grundrechte in der realen Welt durchsetzen
oll, und die gleichzeitig sagen, in der virtuellen Welt
diese ist längst auch ein Teil der realen Welt geworden –


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: So ist es!)


eien Eingriffe des Staates nicht zulässig.


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sagt wer? – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kein Mensch sagt so etwas!)


as ist Zensur. Das ist die Verwirrung der Geister, von
er ich rede. Wir werden uns mit diesem Thema sehr
rundsätzlich befassen müssen. Gerade in diesen Tagen
ibt es ganz sonderbare Bekenntnisse zur Anonymität im
etz.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


s wird so getan, als wäre es ein Grundrecht des Men-
chen, im Netz, im Internet, anonym seine Meinung ver-
ünden zu können, weil er nur so ungefährdet am demo-
ratischen Meinungsbildungsprozess in unserem Lande
ilnehmen könnte.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat doch Dorothee Bär mit unterschrieben, Ihre stellvertretende Generalsekretärin!)






Dr. Hans-Peter Uhl


(A) )


)(B)

Nein sagen wir. Wir sehen es als eine Errungenschaft des
Rechtsstaates an, dass jeder frei seine Meinung äußern
kann und dieser Staat dafür sorgt, dass Meinungsfreiheit
bis in den letzten Winkel gilt und wir keine Anonymität
brauchen, weil wir kein totalitärer Staat sind.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712203900

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage unse-

res Kollegen von Notz?


Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1712204000

Selbstverständlich.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712204100

Bitte schön.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herzlichen Dank, Herr Kollege. – Im Zusammenhang
mit der Anonymität im Netz können wir uns vielleicht
darauf einigen, dass das Netz Teil des öffentlichen
Raums ist.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Ja!)


Würden Sie mir zustimmen, dass es vor dem Hinter-
grund der Kontrolle von Diskussionen sinnvoll wäre,
dass Leute, die in einem bayerischen Wirtshaus am
Stammtisch zusammenkommen, um über Politik frei zu
reden, am Eingang ihren Personalausweis vorlegen,


(Widerspruch bei der CDU/CSU)


damit dann jedes Wort unter ihrem Namen dokumentiert
werden kann? Denn genau das entspräche der Anmelde-
pflicht für Internetforen, die Sie fordern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Alles, was hinkt, ist ein Vergleich!)



Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1712204200

Gestatten Sie, Herr Kollege von Notz, Ihr Beispiel

mit dem Vorlegen des Personalausweises am Eingang
des Wirtshauses in Bayern als einen wirren Vergleich ab-
zutun.


(Patrick Döring [FDP]: Da kennt er sich nicht so aus! Das darf man ihm nicht übelnehmen! Er sieht nicht aus wie ein passionierter Stammtischbesucher!)


Er ist deswegen wirr, weil es hier um etwas völlig ande-
res geht. An bayerischen Stammtischen wird völlig frei
und offen geredet.


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Anonym! – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sogar in Bayern anonym!)


Wir bestehen darauf, dass jeder in diesem Land sagen
kann, was er will. Wenn er am politischen Meinungsbil-
dungsprozess teilnehmen will, wenn er Einfluss auf an-

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(C (D ere nehmen will, wenn er Mehrheiten organisieren will, ann soll er sich als Person zu erkennen geben. (Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Der Notz geht vermummt an den Stammtisch!)


as ist auch der Kern des Vermummungsverbotes im
emonstrationsrecht.


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt fangen Sie auch noch an!)


ir wollen, dass man in diesem Land frei demonstrieren
ann und niemand einen Nachteil dadurch erleidet. Aber
ir wollen nicht, dass Menschen sich vermummen und
lauben, auf diese Weise Druck auf andere ausüben zu
önnen.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712204300

Herr Kollege, gestatten Sie zu dem Thema der bayeri-

chen Wirtshäuser noch eine Zwischenfrage unseres
ollegen Volker Beck?


Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1712204400

Der hat aber keine Ahnung von bayerischen Wirts-

äusern.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712204500

Das wird sich bei der Fragestellung zeigen. – Das

ort hat der Kollege Volker Beck.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712204600

Herr Kollege Uhl, Sie haben vollkommen recht: Ich

in Wahlkreisabgeordneter aus Köln und nicht aus Mün-
hen. Deshalb war ich gerade sehr besorgt bei dem Ge-
anken, dass Sie vielleicht die kulturellen Gewohnheiten
ayerns auf unsere Region übertragen wollen. Wie Sie
issen, haben wir Karneval, und zwar nicht nur an ei-
em Dienstag im Jahr, sondern das ist eine längere Ses-
ion. Gemeinhin verkleiden sich der Kölner und die Köl-
erin im Karneval und bemalen sich zuweilen auch das
esicht. In der Regel geschieht das bislang ohne Na-
ensschilder. Die Leute sind also nicht rückverfolgbar;

ie sind nicht deanonymisierbar. Planen Sie für den Köl-
er Karneval eine entsprechende rechtliche Regelung,
ie Sie sie für das Internet diskutieren? Müssen wir da-
it rechnen, dass die Närrinnen und Narren in Zukunft
it Namensschildern herumlaufen müssen?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Mottenkiste!)



Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1712204700

Das ist eine sehr bedeutsame Frage, Herr Kollege

eck. Wir planen gar nichts.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie planen nichts! Das ist eine gute Aussage!)






Dr. Hans-Peter Uhl


(A) )


)(B)

– Auf dem Gebiet bestimmt nicht. Sie können das ganze
Jahr über Karneval feiern. Das tun Sie manchmal auch.

Ich empfehle Ihnen aber, die Entstehungsgeschichte
des Karnevals und auch der Fasnacht nachzulesen. Es ist
hochinteressant, welche Rolle und welche Ventilfunk-
tion der Karneval in früheren Jahren hatte, als wir noch
keine freiheitliche Grundordnung wie heute hatten. Da
hatte das Vermummen tatsächlich einen Grund, nämlich
dass die Obrigkeit nicht erfuhr, wer welche Meinung äu-
ßert.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und Sie meinen, das brauchen wir jetzt nicht mehr? Wir verzichten darauf nicht in Köln! Das verspreche ich Ihnen!)


Das ist gerade der Punkt, von dem ich hier rede. Wir ha-
ben es in einem jahrhundertelangen Kampf geschafft,
eine freiheitliche Gesellschaftsordnung zu erreichen. Bei
uns herrscht Gedankenfreiheit. Die Gedanken sind frei,
selbst Ihre, Herr Beck.


(Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


„Die Gedanken sind frei … kein Mensch kann sie wis-
sen, kein Jäger erschießen … wir bleiben dabei: Die Ge-
danken sind frei.“


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich sage nur: Ein dreifaches Kölle Alaaf!)


Man kann sie äußern, auf der Straße, in Versammlungen,
überall. Deswegen brauchen wir keine Anonymität. Wir
wollen, dass jeder ein klares Bekenntnis abgeben kann.
Niemand hat dadurch einen Nachteil, auch nicht im In-
ternet.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Jetzt will ich – Herrn von Notz zuliebe – noch kurz
auf die Vorratsdatenspeicherung eingehen. Sie haben
viel falsches Zeug erzählt, Herr von Notz; das ist nicht
das erste Mal. Sie müssen einfach zwei Dinge zur
Kenntnis nehmen: Erstens. Die Europäische Union hat
zu Recht darauf Wert gelegt, dass auch wir in Deutsch-
land einer Mindestspeicherpflicht nachkommen. Zwei-
tens. Sie haben fälschlicherweise behauptet, dass hier
Verfassungswidrigkeit im Spiel sei. Das Bundesverfas-
sungsgericht hat gesagt – dies ist, wenn ich es richtig in
Erinnerung habe, im Urteil unter Randnummer 208
nachzulesen; Siegfried Kauder weiß es sicherlich aus-
wendig –,


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Gericht hat Ihr Gesetz für verfassungswidrig erklärt!)


dass diese Vorratsdatenspeicherung dem Grunde nach
verfassungsgemäß ist. Nur der Straftatenkatalog als
Grundlage dafür, in welchen Fällen man die Daten abru-
fen kann, und die Art der Speicherung waren nicht kor-
rekt. Das ist nachbesserungsbedürftig.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben Sie gemacht!)



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(C (D Das haben wir zusammen mit den Damen und Herren us der SPD gemacht. Wir bekennen uns dazu und weren an dem Gesetz weiter arbeiten. (Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt macht es mal besser!)


Zum Schluss möchte ich noch zwei Punkte anspre-
hen, die mir sehr wichtig sind: Piraterie und Integration.

Wir werden uns, so hoffe ich, darin einig sein, dass
ir das Problem der Piraterie nicht lösen, indem wir un-

ere Handelsschiffe mithilfe von Polizisten und Soldaten
chützen. Das schaffen wir nicht. Wir müssen für diesen
weck private Sicherheitsdienste zulassen. Das Gewalt-
onopol des Staates reduziert sich in diesem Fall auf die
ontrolle und Überwachung solcher Dienste,


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mit Kriegswaffen?)


as heißt auf den Zertifizierungsvorgang. Damit ist si-
hergestellt, dass alles mit rechten Dingen zugeht.

Mein letzter Punkt – damit komme ich zum Ende,
err Präsident – ist das Thema Integration. Ich glaube,
ie Bilder aus England haben uns gezeigt, dass wir
chwere Fehler machen würden, wenn wir in unserer In-
grationspolitik – wir finanzieren Integrationskurse mit
ehr als 200 Millionen Euro – nachlassen würden. Ent-

cheidend ist: Auf der einen Seite muss es Repression
eben, und auf der anderen Seite muss es für Menschen,
ie zu uns gekommen sind, Hilfe geben, damit sie sich
ingliedern und integrieren und damit Bestandteil dieser
esellschaft werden können. Das ist unsere Aufgabe. Da

ind wir auf einem guten Weg.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712204800

Vielen Dank, Kollege Uhl. – Für die Fraktion der So-

ialdemokraten spricht jetzt unsere Kollegin Dagmar
iegler. Bitte schön, Frau Kollegin Ziegler.


(Beifall bei der SPD)



Dagmar Ziegler (SPD):
Rede ID: ID1712204900

Vielen Dank, Herr Präsident! Meine sehr verehrten

olleginnen und Kollegen! Herr Minister Friedrich ist
eit Anfang März dieses Jahres im Amt. Bis zu diesem
eitpunkt hatte er mit den Herausforderungen Ost-
eutschlands und den Anliegen der neuen Bundesländer
ichts zu tun – danach auch nicht. Leider hat man auch
eute, ein halbes Jahr später, den Eindruck, der Herr
inister wisse mit dem Osten so recht nichts anzufan-

en. Als Bundesminister ist ihm aber die Koordinierung
er Politik für Ostdeutschland übertragen. Der Beauf-
agte der Bundesregierung für die neuen Länder unter-
teht ihm. Das sage ich in Richtung Koalition, weil Sie
ielleicht gar nicht wissen – Sie haben nämlich kein
ort darüber verloren –, dass diese Aufgabe dort veror-
t ist.





Dagmar Ziegler


(A) )


)(B)

Die systematische Benachteiligung der neuen Länder
geht unter Herrn Minister Friedrich ungehindert weiter.
Es ist kein Wunder, dass auch er als zuständiger Minister
in seiner Rede kein einziges Wort über die neuen Länder
verloren hat. Die aktuell und nur noch vorübergehend im
Amt befindliche Bundesregierung interessiert sich eben
nicht für Ostdeutschland. Umgekehrt – das ist das trau-
rige Ergebnis – interessieren sich immer weniger Men-
schen in Ostdeutschland für die Politik von Schwarz-
Gelb, wie die Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpom-
mern bestätigt hat.

Mein Fazit aus dem, was Sie vorgelegt haben, lautet:
Diese Bundesregierung kann es einfach nicht. Es gibt
keine Gesamtstrategie, kein abgestimmtes Vorgehen,
keine Idee, was das Entwickeln gleichwertiger Lebens-
bedingungen in Deutschland betrifft. Kollege Korte hat
bereits einiges dazu gesagt. Ich will noch einige wenige
Beispiele anfügen.

Die Herausforderung des demografischen Wandels
und die Frage, wie die Politik eine schleichende Entvöl-
kerung ganzer Landstriche verhindern will, sind mit ei-
nem möglichen Landarztgesetz freilich nur angerissen.
Soziologen können heute schon in vielen Gegenden im
Osten besichtigen, wie in Zukunft viele andere ländliche
Gegenden Westdeutschlands von Landflucht, hoher Ar-
beitslosigkeit und kultureller Verödung bedroht sein
werden, falls es nicht gelingt, vor Ort eine funktionie-
rende Infrastruktur zu erhalten mit einer regionalen
Wirtschaft und wohnortnahen Arbeitsplätzen, mit le-
benswerten Dörfern und Mittelzentren, mit sanierten
Städten und bezahlbarem Wohnraum.

Im Unterschied zum Minister habe ich bis zur Som-
merpause die neuen Länder bereist und in Erfurt,
Schmalkalden, Genthin, Leipzig und Stralsund mit Bür-
gerinnen und Bürgern, mit Mittelständlern, mit Hoch-
schulvertretern und Lokalpolitikern gesprochen.

Vom demografischen Wandel braucht man dort nie-
mandem etwas zu erzählen. Die Menschen dort sind
hochsensibilisiert und aktiviert. Fachkräftemangel ist al-
lerorts ein Thema. Ein Konzept der Bundesregierung? –
Fehlanzeige!

In der Rubrik „Arbeit und Soziales“ wickelt die Bun-
desarbeitsministerin die Bundesagentur für Arbeit im
Alleingang ab. Keiner merkt es. Auch dies trifft die länd-
lich geprägten Regionen mit überdurchschnittlich hoher
Arbeitslosigkeit besonders hart. In meinem Wahlkreis im
nordwestlichen Brandenburg werden die Mittel für die
Arbeitsmarktpolitik um ein Drittel zusammengestrichen.
Bei den Jobcentern vor Ort fehlt das Geld für Weiterbil-
dungen, Qualifizierungen, Umschulungen und öffentlich
geförderte Beschäftigung.

Bundesweit haben die unsozialen Kürzungen im so-
genannten Sparpaket der Bundesregierung – Anrech-
nung des Elterngeldes, Wegfall der Zuschüsse zur Ren-
tenversicherung bei Arbeitslosengeld-II-Empfängern
oder die Umwandlung von Pflicht- in Ermessensleistun-
gen – ganz gravierende Auswirkungen. Im Osten schla-
gen sie aufgrund der höheren Anzahl an Langzeitarbeits-

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(C (D sen allerdings weitaus stärker durch. Begreift die undesregierung das? Nein. (Gisela Piltz [FDP]: Wie wäre es denn mal, wenn Sie sich zur Innenpolitik äußern?)


Wer so drastisch und pauschal streicht und keinerlei
ücksicht auf Landstriche nimmt, in denen die Arbeits-
sigkeit unabhängig von der Konjunktur höher ist als

nderswo – das gilt für Ost und West, Nord und Süd –,
er betreibt eine unverantwortliche und unsoziale Poli-
k. Die Bundesarbeitsministerin ignoriert das. Was das
volkswirtschaftlicher Hinsicht bedeutet – zum Bei-

piel geringe Kaufkraft sowie Schwächung der Investi-
onskraft der Kommunen –, wissen Sie offensichtlich
icht.

Ein ganz anderes Thema ist die Binnenschifffahrt.
ine mutlose Politik schlägt gern heimlich dort zu, wo
ie Bild-Zeitung nicht hinschaut; denn sie interessiert
ich eben nicht für die Binnenschifffahrt. Vielleicht aber
ommt das noch, und zwar dann, wenn die Truppe der
DP anlässlich ihres nächsten Bundesparteitages be-
uem in einem Gummiboot Platz findet und die Elbe ab-
ärts schippert. Die Bundesregierung haut nämlich bei
er Binnenschifffahrt „zufällig“ nur bei Wasserstraßen in
stdeutschland zu


(Patrick Döring [FDP]: Quatsch!)


nd degradiert sie zu Restwasserstraßen. Dies wird un-
bsehbare Folgen für die Unterhaltung, die Schiffbarkeit
nd die Hafennutzung nach sich ziehen. Das alles ist
olkswirtschaftlicher Unsinn. Sie tun es trotzdem.

Mein letztes Beispiel betrifft den Städtebau. Vergli-
hen mit dem Jahr 2009 rasieren Sie die Städtebauförde-
ng um 28 Prozent. Schon das dritte Jahr in Folge pla-

en Sie massive Kürzungen bei der Städtebaupolitik.
as wird für die lokale Wirtschaft und die Arbeitsplätze

inschneidende Folgen haben. Besonders hart trifft es
as Programm „Soziale Stadt“. Hier wollen Sie mehr als
0 Prozent der Mittel streichen. Das heißt, dass jedes
weite Projekt ins Wasser fällt. Beim Stadtumbau Ost
üssen fast 40 Prozent aller Projekte daran glauben. Bei

en Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen leisten
ie wirklich Radikales: Mehr als 70 Prozent der Bundes-
ittel werden ersatzlos gestrichen.

Damit aber nicht genug: Schwarz-Gelb ist entschlos-
en, die sich gut entfaltende Bauwirtschaft und das örtli-
he Handwerk im Osten vollends abzuwürgen. Auch
ierbei handelt es sich um volkswirtschaftlichen Unsinn.


(Patrick Döring [FDP]: Richtiger Quatsch! – Gisela Piltz [FDP]: Das machen Sie schon!)


eil Sie sich von einer aktiv gestaltenden Stadtpolitik
es Bundes nicht nur quantitativ, sondern leider Gottes
uch qualitativ verabschieden, schaden Sie dem sozialen
usammenhalt. Merken Sie das? Nein. Weiterhin strei-
hen Sie das erfolgreiche Programm „Perspektiven ge-
en die Abwanderung Ost“ im Kinder- und Jugendplan.
as Programm leistet gute Arbeit; darin waren wir uns

lle jedenfalls bislang einig. Die Mittel dafür werden al-
rdings von 500 000 Euro auf 0 Euro gekürzt. Antwor-
n dazu? Nein.





Dagmar Ziegler


(A) )


)(B)

Liebe Kolleginnen und Kollegen aus dem Westteil
Deutschlands, all das steht auch den Menschen in Ihren
Wahlkreisen bevor. Der Osten ist nur der Probelauf für
eine volkswirtschaftlich unsinnige, sozial unausgewo-
gene und menschenverachtende Politik der Regierung
von Schwarz-Gelb, die es einfach nicht kann.


(Beifall bei der SPD – Patrick Döring [FDP]: Noch leben wir in einer Marktwirtschaft!)


Wir wollen vernünftige Perspektiven, und zwar für die
Menschen in Ost und West, in Nord und Süd und vor al-
lem für die strukturschwachen Regionen in ganz
Deutschland.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712205000

Vielen Dank, Frau Kollegin Dagmar Ziegler. – Jetzt

spricht für die Fraktion der FDP unsere Kollegin Gisela
Piltz. Bitte schön, Frau Kollegin Piltz.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Gisela Piltz (FDP):
Rede ID: ID1712205100

Werte Kolleginnen und Kollegen! Bei der ein oder an-

deren Rede könnte man glauben, wir hätten heute schon
den 11. November 2011.


(Jan Korte [DIE LINKE]: Ja, bei den FDPReden!)


Da beginnt der Karneval. Heute ist aber erst der 6. Sep-
tember 2011. Deshalb möchte ich Ihnen, Herr Präsident,
im Namen des gesamten Hauses zu Ihrem heutigen Ge-
burtstag gratulieren. Herzlichen Glückwunsch!


(Beifall)


Es ist interessant, zu hören, was hier so alles gesagt
wird. Wenn ich Frau Fograscher und Herrn Korte glau-
ben darf,


(Jan Korte [DIE LINKE]: Können Sie!)


dann haben wir auf Bundesebene auf einmal eine Zu-
ständigkeit für Alltagskriminalität. Dafür ist der Bund
mit der Bundespolizei aber gar nicht zuständig. Es ist
aber schön, dass Sie sich heute entsprechend geäußert
haben. Dann wissen wir nämlich, wohin Sie wirklich
wollen.

Herr Korte, ein Wort zur Glaubwürdigkeit der Linken
– Sie blasen sich hier ja immer so auf –: Die Große Ko-
alition in Brandenburg hat einst die Verschärfung des
Polizeigesetzes beschlossen. Aber seitdem Sie dort mit-
regieren, haben Sie nichts von dieser Verschärfung rück-
gängig gemacht. So ist es um Ihre Glaubwürdigkeit be-
stellt. Da sollten Sie sich fragen, ob Sie sich nicht erst
einmal an Ihre eigene Nase fassen müssen, bevor Sie an-
deren etwas vorwerfen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Von Berlin möchte ich gar nicht groß reden. Hierzu
hat der Kollege Krings bereits alles gesagt. Wenn ich mir

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(C (D re Anträge anschaue – zum Beispiel zum Einsatz von fefferspray –, dann muss ich mir ernsthaft die Frage ach Ihrer Haltung stellen. Entweder Sie sind für den echtsstaat, dann sind Sie aber auch für eine rechtsstaatch aufgestellte Polizei, oder Sie eiern so herum. Am nde müssen Sie sich entscheiden. Das können Sie aber icht, weil Sie es nicht wollen. (Jan Korte [DIE LINKE]: Dann müssen Sie mal demonstrieren gehen!)


as ist keine konsequente Haltung, sondern ein Rum-
iern.

Zum TBEG ist bereits viel gesagt worden. Ich kann
ur noch einmal darauf hinweisen: Es ist eine rot-grüne
rfindung.


(Zuruf von der FDP: Das stimmt! – Jan Korte [DIE LINKE]: Das ist das erste Richtige!)


ann ist seine Geltungsdauer von Schwarz-Rot ohne
de Prüfung und ohne jede Änderung einfach so verlän-
ert worden.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Erweitert worden!)


h weiß, Sie erinnern sich nicht gerne daran, aber so ist
s gewesen.

Es ist bereits von anderen gesagt worden, Frau
ograscher: Ihre wirklich konsequente Haltung zur Vor-
tsdatenspeicherung ist schon beeindruckend. Da ste-

en Kollegen im Deutschen Bundestag und weinen fast
rokodilstränen wegen der Telefonerfassung in Dres-
en, während Ihre Landesinnenminister gleichzeitig sa-
en: Vorratsdatenspeicherung? Am besten noch länger
nd am besten für alles! – Das ist wirklich konsequent,
as Sie hier liefern.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Gabriele Fograscher [SPD]: Was sagen Sie denn?)


Herr Kollege Hartmann, der Burn-out bei der Polizei
t sicher ein ernstes Thema, gar keine Frage. Aber viel-
icht sollten wir uns alle – und ich meine wirklich alle –
emeinsam fragen, ob das nicht auch daran liegt, dass
or allem in den SPD-regierten Ländern Polizeistellen
bgeschafft worden sind


(Zuruf von der FDP: Aber massiv!)


nd dass als Folge dessen die Bundespolizei mehr leisten
uss, zum Beispiel bei den Ermittlungen im Zusammen-

ang mit brennenden Autos in Berlin oder an der Grenze
Brandenburg. Das ist eine Frage, mit der wir uns

rnsthaft auseinandersetzen sollten, aber nicht in der
eise, wie Sie das hier ansatzweise dargelegt haben.
as wäre konsequent.

Hinsichtlich der Innenpolitik beweisen wir jetzt seit
wei Jahren eine konsequente Haltung. Freiheit und
icherheit passen zusammen. Die Haushaltskonsolidie-
ng steht dazu nicht in Widerspruch.


(Jan Korte [DIE LINKE]: Bei SWIFT!)






Gisela Piltz


(A) )


)(B)

Wir haben ELENA – darüber wurde schon gespro-
chen; auch das ist eine rot-grüne Erfindung – abge-
schafft. Ich finde, Sie könnten uns auch einmal dafür lo-
ben, dass wir etwas tun, und sollten nicht schon wieder
nachtreten.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weil es so spät kam!)


Wir haben außerdem beim Bundesdatenschutzbeauftrag-
ten nicht gespart. Das ist mehr, als die SPD je erreicht
hat. Die Stiftung Datenschutz wird kommen, keine
Sorge.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wann? Noch in dieser Wahlperiode?)


Auch das ist mehr, als Sie in Ihrer Regierungszeit je zu
träumen gewagt haben.

Weil meine Redezeit gleich zu Ende ist, kurz noch
zwei Punkte.

Herr von Notz, zur Vorratsdatenspeicherung: Ihre
grünen Kollegen in Baden-Württemberg haben, obwohl
sie gar nicht zuständig sind, im Koalitionsvertrag verein-
bart, die Regelung betreffend die Vorratsdatenspeiche-
rung nach Maßgabe des Bundesverfassungsgerichts um-
zusetzen. Das ist wirklich konsequent, was Sie hier
gemacht haben. So sind wir alle, aber Sie im Besonde-
ren. Sie machen in den Ländern etwas anderes, als Sie
hier großartig verkünden. Das funktioniert nicht.

Eine Anmerkung zum Sport. Wir haben im Sportbe-
reich nicht gekürzt. Ob man zum Thema Olympia so
sprechen sollte, wie Sie es getan haben, Frau Fograscher,
müssen Sie wissen. Ich fand es wirklich unangemessen.

Abschließend noch ein paar Zahlen, weil wir in den
Haushaltsberatungen sind. Es ergibt sich für 2012 eine
Steigerung der Ausgaben um 4,4 Millionen Euro gegen-
über dem Jahr 2009,


(Zuruf von der CDU: Sehr wahr, sehr wahr!)


also dem letzten Jahr vor Übernahme der Verantwortung
durch die christlich-liberale Bundesregierung. Das
macht ein Plus von 1,87 Prozent. Ich finde, das kann sich
in Zeiten der Haushaltskonsolidierung sehen lassen. Wir
arbeiten daran, unsere Politik für Freiheit und Sicherheit
sowie die Haushaltskonsolidierung konsequent fortzu-
setzen. Das ist unser Markenzeichen, und das können Sie
uns nicht kaputtreden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712205200

Vielen Dank, Frau Kollegin Piltz. – Jetzt spricht für

die Fraktion der CDU/CSU unser Kollege Jürgen
Herrmann. Bitte schön, Kollege Jürgen Herrmann.


Jürgen Herrmann (CDU):
Rede ID: ID1712205300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir diskutie-
ren heute das erste Mal über den Haushalt 2012 für den

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(C (D ereich des Innenministeriums. Herr Minister Friedrich, ie haben das erste Mal einen Haushalt eingebracht. Im origen Jahr haben Sie noch den Haushalt Ihres Vorgäners verwaltet. Das, was wir bis jetzt lesen können, zeigt uf, dass Sie den vernünftigen Kurs, den Ihr Vorgänger eschritten hat, fortsetzen werden. Herr Kollege Hartmann, ich sage es an dieser Stelle anz deutlich: Uns geht es nicht darum, Klamauk zu mahen. Vielmehr messen wir unseren Innenminister nacher an den Taten. So wird man erstens feststellen: Das, as der Innenminister in seiner bisherigen Amtszeit geacht hat, lässt sich sehen. Zweitens wird man abschlie end feststellen können, dass wir uns auch hier deutlich eiterentwickelt haben. Es geht nicht darum, hier nur lamauk zu machen. Mein Dank geht insbesondere an die Mitarbeiter der inisterien, des Finanzministeriums und des Inneninisteriums, die diesen Haushalt mit vorbereitet haben; as ist immer eine Sisyphusarbeit. Ich kann es Ihnen als aushälter nicht ersparen, in den nächsten Wochen, bis ur Bereinigungssitzung, öfter auf diese Mitarbeiter zuckzugreifen, damit wir dann den Haushalt verabschie en können. Die christlich-liberale Koalition setzt die Konsolidieng des Haushalts auf Gesamtebene fort. Das schließt ber nicht aus, dass wir den Gesamthaushalt für den Beich des Innenministeriums um 65 Millionen Euro erhö en. Das entspricht einem Anstieg des Sollansatzes um ,9 Prozent; das lässt sich sicherlich sehen. Der Anstieg erdeutlicht letztendlich, wie wichtig uns der Bereich es Innenministeriums mit seinen nachgeordneten Beörden ist. Knapp 5,5 Milliarden Euro für den Einzellan 06, das ist sicherlich nicht in allen Bereichen eine oldrandlösung, wohl aber ein solider Haushaltsansatz. Es gilt, Schwerpunkte zu setzen; das ist eben in der ebatte schon deutlich gemacht worden. Im Bereich der neren Sicherheit verwenden wir allein 3,7 Milliarden uro, also zwei Drittel dieses Haushalts, direkt, um die ürgerinnen und Bürger unseres Landes zu schützen, ihen Sicherheit zu geben. Herr Korte, das kann ich mir icht verkneifen: Unsere Auffassung vom Rechtsstaat ist icherlich eine andere als Ihre; ber ich bin fest davon überzeugt, dass die Mehrheit der evölkerung Ihren Weg sicherlich nicht mitgehen wird. Es ist aufgrund der Ereignisse der letzten Monate ringend notwendig, über das eine oder andere Thema u diskutieren. Die Cyberkriminalität ist eben schon anesprochen worden. Sie betrifft nicht nur Behörden oder inzelne Firmen, sondern auch den Bürger. Wir sind urch organisierte Kriminalität gefährdet. Der Minister at es eben deutlich gesagt: Auch die Gefahr des internaonalen Terrorismus ist in Deutschland weiterhin zugeen. Meine Damen und Herren, das, was viele Menschen raußen bewegt, sind die täglichen Schlagzeilen über rutale und völlig unmotivierte Übergriffe von Schlä Jürgen Herrmann )


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Jan Korte [DIE LINKE]: Ja!)





(A) )

gern auf unbeteiligte Personen, zum Beispiel in U-Bah-
nen. Ich glaube, mittlerweile sind wir an einem Punkt
angekommen, an dem wir verstärkt eine harte Bestra-
fung derjenigen fordern und auch durchsetzen müssen,
die für diese Straftaten verantwortlich sind. Das sind
keine Kavaliersdelikte, keine Jugendsünden, sondern
Delikte wie versuchter Mord oder Totschlag, die geahn-
det werden müssen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich kann es mir einfach nicht verkneifen, ein Thema
anzusprechen, das hier eben für Aufregung gesorgt hat:
die Delikte im Zusammenhang mit dem Abfackeln von
Autos in Berlin. In diesem Jahr sind in Berlin bereits
mehr als 500 Autos abgebrannt. Das Ganze hat mit links
motivierten Straftaten angefangen, die nur die Zerstö-
rung zum Ziel hatten. Mittlerweile ist es – das sage ich
hier ganz bewusst – aufgrund der Nachlässigkeit der
Berliner Polizeiführung und der Politik dazu gekommen,
dass viele Nachahmer auf den Zug aufgesprungen sind
und immer mehr Autos brennen.


(Jan Korte [DIE LINKE]: Das glaubt Ihnen doch kein Mensch! – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Können Sie mir mal Ihre Kausalitätskette erklären?)


Die Berliner Polizei und insbesondere die politische
Führung wären gut beraten, endlich die Führungsquere-
len, die bei der Besetzung des Postens des Polizeipräsi-
denten auftreten, zu beenden und nicht nur auf die Stra-
tegie der Deeskalation und der Verharmlosung zu setzen,
sondern konsequent gegen die Straftäter vorzugehen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich kann es daher gut verstehen, dass Innensenator
Körting die Bundespolizei zu Hilfe ruft. Mittlerweile
setzen wir 360 Bundespolizisten bei der Verfolgung der
Straftäter ein. Es ist ein riesiges Problem, diesen Um-
stand zu erklären, wenn man bedenkt, wie viele Stellen
bei der Berliner Polizei abgebaut wurden. Aber der Bund
ist ständig bereit – Herr Innenminister, dafür bin ich Ih-
nen dankbar –, den Ländern zur Seite zu stehen, wenn es
darum geht, die Dinge aufzuarbeiten. Das kostet Geld.
Jährlich werden circa 750 Bundespolizisten zur Unter-
stützung der Länderpolizeien abgestellt.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir zahlen das doch!)


– Ja, Sie zahlen dafür. Das sollten Sie Ihrem Innensena-
tor einmal vorrechnen. Das sind pro Woche Kosten in
Höhe von 250 000 Euro, im Monat sind das 1 Million
Euro. Für dieses Geld könnte man wieder einige Stellen
schaffen. Das sollten Sie sich auf die Fahnen schreiben.
Wir geben auch noch zusätzlich 12 Millionen Euro für
die Sachausstattung der Länderpolizeien aus.

Die Umstrukturierung der Bundespolizei schreitet
weiter voran. Wir orientieren uns daran, was notwendig
ist. Dort, wo Aufgaben wegfallen, tragen wir dem Rech-
nung. Ich nenne den Wegfall von Grenzkontrollen. Die

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(C (D tellen werden für den operativen Bereich frei, zum Beipiel für die Übernahme bahnpolizeilicher Aufgaben. Es kommen auch neue Bereiche hinzu. Die Luftachtsicherheit ist ein großes Thema, das wir im letzten ahr über die Parteigrenzen hinweg aufgearbeitet haben. as ist auch richtig so. Der Start war etwas zäh – das uss man ehrlicherweise zugeben –, es handelte sich um in ganz neues Konstrukt unter der Beteiligung mehrerer inisterien – das war nicht ganz einfach –, aber wir hatn Vorgaben der EU umzusetzen. (Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war ein Fehlstart!)


Zwischenzeitlich hat der Haushaltsausschuss
30 Planstellen freigegeben, davon 250 Planstellen im
inzelplan 06. Die Arbeitsorganisation ist für die Aufga-
en gerüstet. Wir werden uns im Laufe des Jahres noch
arüber unterhalten müssen, wie es im Bereich Personal-
nd Sachausstattung weitergeht. Wo wir noch Synergie-
ffekte zwischen Zoll und Polizei erreichen können,
erden wir sie sicherlich nutzen.

Zwei Anmerkungen habe ich noch, die mich persön-
ch als Polizeibeamten betreffen. Beförderungen im Po-
zeibereich werden immer nach Leistung und Befähi-
ung ausgesprochen. Bei der Bundespolizei sind wir
urzeit an einem Punkt angelangt, an dem es mit Beför-
erungen teilweise recht schwierig wird. Das wurde über
ie Parteigrenzen hinaus anerkannt. Im Bereich der Poli-
eiobermeister – Besoldungsgruppe A 8 – gibt es einen
rheblichen Stau bei den Beförderungen nach A 9. Ich
age an dieser Stelle noch einmal: Es ist für mich nicht
achvollziehbar, dass ein Beamter nach 40 Dienstjahren
uf Streife, wo er hervorragende Arbeit geleistet hat, mit
8 in Pension geht. Wir werden uns über Parteigrenzen
inweg – das ist bereits von den Haushältern signalisiert
orden – darüber unterhalten müssen, wie wir diesen
issstand beheben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


h danke den Gewerkschaften dafür, dass sie in diesem
all sogar bereit waren, die Leistungszulage sozusagen
ur Verfügung zu stellen. Wir haben in diesem Bereich
chtliche Probleme, die wir nicht so schnell aufarbeiten

önnen, aber wir arbeiten an einer Lösung.

Mein letzter Satz geht an einen lieben Kollegen. Ich
in froh, dass er heute wieder hier ist. Lieber Peter
anckert, nach deiner Krankheit bin ich heilfroh, dass
u wieder zurück bist. Du hast heute hier noch nicht als
auptberichterstatter zum Einzelplan 06 gesprochen. Ich
in aber der festen Überzeugung, dass du bei der nächs-
n Haushaltsdebatte deine Rede halten wirst. Ich und

uch die Kollegen, denke ich, wünschen dir alles Gute,
nd wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit.


(Beifall)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712205400

Vielen Dank. – Alle guten Wünsche gehen an den

ollegen Dr. Peter Danckert. Wir wünschen alles Gute
nd vor allem Gesundheit.





Vizepräsident Eduard Oswald


(A) )


)(B)

Wir sind am Ende des Geschäftsbereichs des Bundes-
ministeriums des Innern. Weitere Wortmeldungen liegen
zu diesem Einzelplan nicht vor.

Wir kommen nun zum Geschäftsbereich des Bun-
desministeriums der Justiz, Einzelplan 07.

Ich gehe nach der Rednerliste vor, die mir vorliegt.
Als Erstes hat sich gemeldet unsere Bundesministerin,
Frau Kollegin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger.
Bitte schön, Frau Kollegin, Sie haben das Wort.


(Beifall bei der FDP)


Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundes-
ministerin der Justiz:

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Die Bilanz der Rechtspolitik dieser Koalition
kann sich wirklich sehen lassen: Korrektur des § 160 a
der Strafprozessordnung, Abschaffung der Netzsperren,
Änderung des § 522 der Zivilprozessordnung, Einfüh-
rung der Verzögerungsrüge gegen überlange Gerichts-
verfahren, Aufhebung des Vorbehalts gegen die UN-
Kinderrechtskonvention, Verbesserung des Vormund-
schaftsrechts zur besseren Betreuung von Kindern, In-
solvenzrechtsverfahren, Opferrechtsschutzgesetz mit
Verlängerung der zivilrechtlichen Verjährungsfrist auf
30 Jahre – das liegt zur Beratung vor – und der vor kur-
zem gefasste Beschluss der Bundesregierung zur Schaf-
fung der Magnus-Hirschfeld-Stiftung.


(Burkhard Lischka [SPD]: Jetzt haben Sie aber alles aus der Zitrone herausgeholt, was herauszuholen war!)


Das alles sind nur einige Beispiele, die zeigen, dass diese
Bundesregierung und die sie tragenden Koalitionsfrak-
tionen erfolgreich arbeiten,


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


und zwar auf der Grundlage eines Dreiklangs: Grund-
rechte stärken, Rechtsschutz verbessern, Rechte der Bür-
gerinnen und Bürger ausbauen.

In dieser Legislaturperiode ist es erstmals gelungen,
das Stakkato immer neuer Sicherheitsgesetze zu been-
den. Wir setzen auf der Grundlage der Gesetze, die noch
von Rot-Grün stammen, –


(Burkhard Lischka [SPD]: Das waren noch Gesetze!)


– jetzt erstmals eine Regierungskommission ein, die sich
mit einer kritischen Gesamtbetrachtung der Gesetzge-
bung seit 9/11, also mit der Gesetzgebung der letzten
zehn Jahre, befasst. Dazu werden natürlich auch die Si-
cherheitsgesetze gehören. Das Luftsicherheitsgesetz war
ein „Riesenerfolg“ von Rot-Grün. Ich habe immer noch
die Worte von Herrn Ströbele im Ohr. Er hat gesagt: Wir
haben dem Gesetz zugestimmt; wir haben das Richtige
gewollt, aber wir haben die falsche Formulierung ins
Gesetz genommen. – Das Bundesverfassungsgericht hat
sich an der Formulierung des Gesetzes orientiert und es
insofern für verfassungswidrig erklärt. Jetzt werden der
Bundesinnenminister und ich uns gemeinsam mit den
Gesetzen auseinandersetzen.

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(C (D (Burkhard Lischka [SPD]: Gemeinsam ist mal etwas Neues! – Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gemeinsam einsam!)


ir werden das nicht eins zu eins fortsetzen, was die
arschroute früherer Koalitionen war, sondern fragen,
as die Gesetze gebracht haben und wie wir sie zu be-
erten haben. Dies geschieht mit dem Ziel – das steht

usdrücklich im Kabinettsbeschluss –, zu Änderungen
u kommen.

Wir lassen uns dabei von einer Aussage Richard von
eizsäckers leiten. Im Anschluss an die Worte von
errn Dahrendorf, die der Bundesfinanzminister heute
orgen zitiert hat – das war hervorragend –, möchte ich

ie Worte Richard von Weizsäckers anführen, von denen
ir uns leiten lassen:

Die Freiheit ist kein Geschenk, von dem man billig
leben kann, sondern Chance und Verantwortung.

diesem Geiste arbeiten wir konstruktiv und gut zu-
ammen. Uns ist nicht das unterlaufen, was Rot-Grün in
aden-Württemberg bei den Koalitionsverhandlungen
assiert ist. Dort hat Rot-Grün in voller Überzeugung
eschrieben: Jetzt setzen wir gemeinsam das Urteil des
undesverfassungsgerichts zur Vorratsdatenspeiche-
ng um.


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie sollen sie das denn machen?)


Ich erwarte von Ihrer Seite mehr konstruktive Bei-
äge, wie wir in der EU erfolgreich verhandeln können,
amit am Ende des Evaluierungsprozesses etwas steht,
as wir hier, im Bundestag, umsetzen können. Die Chan-
en, die mit der Evaluierung verbunden sind, sollte man

Rahmen gemeinsamer Beratungen nutzen.

Lassen Sie mich angesichts der Tatsache, dass die De-
atte in dieser Woche von der Frage nach der europäi-
chen Integration beherrscht wird, einen Blick auf die
lassen Sie mich das so nennen – zunehmende Europäi-

ierung des Rechts werfen; denn wir haben es im Bun-
estag in vielen rechtspolitischen Auseinandersetzungen
it europäischen Entwicklungen und Vorgaben zu tun,

ie wir umzusetzen haben. Andererseits entsteht eine
erantwortungsbewusste und gestalterische Rechtspoli-
k gerade dann, wenn wir uns, wie die Bundesregierung
as in dieser Legislaturperiode macht, in den Beratungen
uf europäischer Ebene, zum Beispiel im Justizrat, als
anz aktiven Faktor verstehen und dort Entscheidendes
urchsetzen. Das ist insbesondere in den Bereichen not-
endig, in denen man in den letzten Jahren in die Sack-
asse geraten ist. Wir müssen aus der Sackgasse heraus-
ommen. Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang
ur die Beschuldigtenrechte als Antwort auf die Einfüh-
ng des Prinzips der gegenseitigen Anerkennung justi-

ieller Entscheidungen nennen.

Seit dem letzten Jahr haben wir endlich Regelungen
insichtlich der Dolmetscherarbeit und hinsichtlich der
elehrungspflichten. Diese wurden dank des Einsatzes
er Bundesregierung und unseres Engagements im Jus-
zrat ausgedehnt. Jetzt geht es aber auch um die Verbes-





Bundesministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger


(A) )


)(B)

serung des Rechts auf Zugang zu einem Rechtsbeistand.
Dazu liegt ein guter Vorschlag der Kommission vor. Ge-
rade wenn wir Vertrauen in Europa, in diesen Raum der
Freiheit, der Sicherheit und des Rechts schaffen wollen,
müssen wir wissen, dass Vertrauen nur entstehen kann,
wenn der Bürger seine Rechte in diesem europäischen
Rechtsraum auch wahrnehmen kann.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das hat zu ganz konkreten Erfolgen geführt. Die Bun-
desregierung hat sich auch auf europäischer Ebene mit
Nachdruck dafür eingesetzt, dass in der Richtlinie zum
Vorgehen gegen Kindesmissbrauch und Kinderporno-
grafie verpflichtend das Löschen enthalten ist, dass es
aber keine verpflichtende Vorgabe zum Sperren dieser
Inhalte gibt. Darüber haben wir im Zusammenhang mit
dem Zugangserschwerungsgesetz sorgfältig beraten. Das
war nicht immer leicht. Letztendlich haben wir uns da-
von verabschiedet, eine Netzinfrastruktur aufzubauen.
Das ist jetzt auch die Haltung der Europäischen Union.


(Beifall bei der FDP)


Bestimmt wäre es nicht dazu gekommen, wenn sich
diese Bundesregierung nicht gemeinsam mit Nachdruck
dafür eingesetzt hätte.


(Burkhard Lischka [SPD]: Für welchen Teil der Bundesregierung reden Sie?)


Das gilt aber auch für den Bereich der Verbraucher-
schutzrechte. Hier verhandeln wir natürlich so nach-
drücklich, damit das, was wir jetzt schon national durch
ein Mehr an Aufklärung und Transparenz sowie durch
die Einführung einer Button-Lösung gegen unseriöse
Angebote im Internet einbringen, auch in der Verbrau-
cherschutzrichtlinie der Europäischen Union enthalten
sein wird. Weil wir aber den Abschluss der Beratungen
nicht abwarten wollen, haben wir im Kabinett einen Ge-
setzentwurf verabschiedet, der genau diese Button-Re-
gelung beinhaltet.

Die Parlamente spielen natürlich in allen Fragen der
europäischen Integration eine sehr große Rolle; denn mit
Überwindung der Drei-Säulen-Struktur kommt dem EP
eine herausragende Bedeutung zu. Ich sage an dieser
Stelle aber auch: Die Bundesregierung hat dank der Un-
terstützung des Parlaments durch Stellungnahmen, die
der Bundesregierung nicht in jedem Punkt gefallen mö-
gen, in den Verhandlungen auf europäischer Ebene vie-
les besser durchsetzen können.

Ich glaube, so ist die Rolle der Parlamente und auch
des Bundestages zu sehen, nämlich sich sehr früh einzu-
bringen. Wir wollen dies in dem anderen schwierigen
Bereich der Stabilitätsmechanismen erreichen. Das Bun-
desverfassungsgericht hat diese Rolle bisher immer ge-
stärkt. Wir als Bundesregierung haben gesagt: Nicht nur
die Parlamente sollen eine starke Rolle spielen, sondern
auch die Bürgerinnen und Bürger. Deshalb haben wir die
Grundlagen mit geschaffen, dass es die Europäische
Bürgerinitiative geben kann. Auch das haben wir im Ka-
binett beschlossen.

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(C (D Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit. Ich hätte nen noch sehr viel als Bilanz vorzutragen, aber meine edezeit ist begrenzt. (Burkhard Lischka [SPD]: Das hätte mich interessiert!)


Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712205500

Vielen Dank, Frau Bundesministerin. – Für die Frak-

on der Sozialdemokraten unser Kollege Burkhard
ischka. Bitte schön, Kollege Lischka.


(Beifall bei der SPD)



Burkhard Lischka (SPD):
Rede ID: ID1712205600

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau
inisterin, als Sie vor knapp zwei Jahren zur Bundesjus-

zministerin ernannt wurden, fanden Sie – fast so wie
tzt – schnell große Worte. In einem Stern-Interview

prachen Sie damals davon, dass von jetzt an ein anderer
eist in der Rechtspolitik herrsche.


(Zuruf von der FDP: So ist es!)


ie sagten wörtlich:

Ich spüre, dass meine Ernennung zur Justizministe-
rin also viele mit Hoffnung erfüllt.

Ich bin Löwin. Ich bin kämpferisch“, riefen Sie damals.


(Beifall bei der FDP – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie eine Löwin gestartet, wie ein Bettvorleger gelandet!)


Das waren große Worte, aber nach zwei Jahren wis-
en wir: Das war viel heiße Luft und wenig Substanz.
austellen in der Rechtspolitik, wohin man auch schaut!
anche Baustelle ist nach zwei Jahren zur Dauerbau-

telle verkommen, auf der sich nichts tut. Hin und wie-
er tauchen ein paar schwarz- und gelbgekleidete Bauar-
eiter auf diesen Baustellen auf, aber nicht um fröhlich
ns Werk zu gehen, sondern um sich zu raufen und zu
eilen. Mittendrin ist die Baustellenleiterin Leutheusser-
chnarrenberger, die den schwarzgekleideten Bauarbei-
rn zuruft, sie würden unverantwortliche Stimmung ma-

hen. Postwendend schallt es von der schwarzen Ko-
orte zurück, die Baustellenleiterin sei tatenlos, und den
taunenden Passanten wird erklärt, die Baustellenleiterin
ei inzwischen zum Sicherheitsrisiko auf dieser Bau-
telle geworden.

Das Versagen dieser schwarz-gelben Bundesregie-
ng betrifft nach zwei Jahren alle Politikbereiche unse-
s Landes, aber die Rechtspolitik ist zum Paradebeispiel
r das geworden, was dieser Bundesregierung vor allen
ingen fehlt: ein Fundus an Gemeinsamkeiten, ein Plan
nd der Wille, Dinge anzupacken und zu gestalten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Jens Petermann [DIE LINKE])






Burkhard Lischka


(A) )


)(B)

Stattdessen erleben wir seit zwei Jahren immerwähren-
den Streit, nervtötende Auseinandersetzungen und Ta-
tenlosigkeit, wohin man auch schaut. Das ist die Bilanz
von zwei Jahren schwarz-gelber Rechtspolitik hier im
Land. Das ist die Bilanz von zwei verlorenen Jahren. Es
sind zwei verlorene Jahre, beispielsweise für alle, die auf
eine Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Lebenspart-
nerschaften warten.


(Dr. Patrick Sensburg [CDU/CSU]: Warten Sie ab! – Zuruf von der FDP: Quatsch!)


Es sind zwei verlorene Jahre für alle, die auf eine verfas-
sungskonforme Regelung zur Vorratsdatenspeicherung
warten. Es sind zwei verlorene Jahre für alle, die auf ein
modernes Sorgerecht für nichteheliche Väter warten.

Seit der Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs
für Menschenrechte und des Bundesverfassungsgerichts
war über ein Jahr lang, bis zum August dieses Jahres,
folgende Aussage auf der Internetseite des Bundesjustiz-
ministerium eingestellt – ich darf zitieren –:

Das Bundesjustizministerium arbeitet an einer ge-
setzlichen Neukonzeption … zum … Sorgerecht …
Die intensiven Gespräche mit Rechts- und Fami-
lienpolitikern der Regierungskoalition werden zü-
gig fortgesetzt.

Ich weiß nicht, Frau Ministerin, was Sie unter „zügig“
verstehen. Auf der Internetplattform der FDP ist noch
am heutigen Tag Ihre Ankündigung zu lesen, „in der ers-
ten Jahreshälfte 2011“ – so wörtlich – einen Gesetzent-
wurf zum Sorgerecht vorlegen zu wollen. Frau Ministe-
rin, man hat vielleicht einfach nur vergessen, in Ihrem
Amtszimmer einen neuen Jahreskalender aufzuhängen.


(Otto Fricke [FDP]: Die Ministerin macht das schon elektronisch! Anders als Sie!)


Ich persönlich glaube das allerdings nicht; denn die
ganze Sache ist Ihnen offensichtlich inzwischen selber
peinlich. Vor einigen Tagen jedenfalls wurde der Satz
von den zügigen und intensiven Gesprächen von der In-
ternetseite des Bundesjustizministeriums gelöscht. Aber
das Löschen auf Internetseiten des Bundesjustizministe-
riums, Frau Ministerin, ist noch keine erfolgreiche
Rechtspolitik.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie die gelöscht oder gesperrt? – Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Wir haben sie nicht gesperrt!)


Deshalb sage ich Ihnen: Machen Sie endlich Ihre Haus-
aufgaben, und legen Sie dem Deutschen Bundestag zü-
gig einen Gesetzentwurf für ein modernes Sorgerecht
vor! Hunderttausende betroffene Väter, Mütter und Kin-
der warten schon viel zu lange darauf.

Wir warten übrigens auch, Frau Ministerin, auf ein
Gesamtkonzept zur Sicherungsverwahrung für höchstge-
fährliche Gewalt- und Sexualstraftäter. Auch da haben
Sie wertvolle Zeit verstreichen lassen.

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(C (D (Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin: Das gibt es wirklich nicht!)


ls das Bundesverfassungsgericht Anfang Mai dieses
ahres ein solches Gesamtkonzept anmahnte, kündigten
ie an, sofort mit den Ländern die gesetzlichen Grundla-
en zu schaffen und aufs Tempo drücken zu wollen. Sie
agten den Ländern jegliche Unterstützung zu. Als die
änder Sie allerdings baten, sofort eine gemeinsame
und-Länder-Arbeitsgruppe einzurichten, verhallte die-

er Ruf zunächst einmal, und Sie reagierten nicht.

Nach einem Vierteljahr haben Sie dann ohne Rück-
prache mit den Ländern wie Kai aus der Kiste ein soge-
anntes Eckpunktepapier zur Sicherungsverwahrung
orgelegt und waren dann offensichtlich ganz über-
scht, als es von allen 16 Bundesländern parteiüber-

reifend Kritik hagelte. Verantwortungslose Stimmungs-
ache haben Sie diese Kritik genannt. Dabei hätte uns

in koordiniertes Vorgehen von Anfang an, wie von den
ändern gefordert, das Hickhack, das wir in diesen Ta-
en erleben, ersparen können, und wir wären im Zeitplan
chon erheblich weiter, Frau Ministerin.


(Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin: Nein!)


Frau Leutheusser-Schnarrenberger, ich darf Sie bitten,
ei diesem Thema in sich zu gehen. Wenn alle Länder
nen derzeit vorwerfen, Sie hätten noch kein Gesamt-

onzept zur Sicherungsverwahrung vorgelegt, dann ist
as keine billige Stimmungsmache, wie Sie meinen, son-
ern schlicht und einfach zutreffend. Sie denken in Ih-
m Eckpunktepapier über zahlreiche Lockerungen und
echtsmittel, über Freigang, Hafturlaub und sogar Ent-
ssung von Sicherungsverwahrten nach, und Sie haben
cht: Das Bundesverfassungsgericht macht uns hier
orgaben, die wir als Gesetzgeber beachten müssen.


(Jörg van Essen [FDP]: Genau so ist es! Es wäre schön, wenn Rot-Grün das in NordrheinWestfalen auch schon gemacht hätte!)


Wer, wie Sie, verpflichtet ist, ein Gesamtkonzept zur
icherungsverwahrung vorzulegen, der kann hier doch
icht stehen bleiben, sondern muss sich auch mit der
rage beschäftigen, was man mit den zahlreichen Siche-
ngsverwahrten machen soll, die sich überhaupt nicht
erapieren lassen wollen und jede Mitwirkung verwei-

ern. Da muss der Gesetzgeber doch klarstellen, dass
ockerungen oder gar Entlassung nicht in Betracht kom-
en, sonst drohen überraschende und ungerechtfertigte
ntlassungen von Gewalt- und Sexualstraftätern. Darauf
aben die Länder vollkommen zu Recht hingewiesen.
rau Leutheusser-Schnarrenberger, dieser Staat hat nicht
ur eine Verantwortung gegenüber den Sicherungsver-
ahrten, die sich in seiner Obhut befinden, sondern auch
egenüber seinen Bürgerinnen und Bürgern und den Op-
rn von Gewalt- und Sexualdelikten.

Frau Ministerin, meine Damen und Herren von Union
nd FDP, vergeuden Sie nicht, wie in den letzten zwei
ahren, weiter Ihre Energie in vollkommen sinnlosen
nd nervtötenden Auseinandersetzungen, sondern ma-
hen Sie das, wofür Sie als Regierung gewählt wurden:
acken Sie die Probleme in der Rechtspolitik an, arbei-





Burkhard Lischka


(A) )


)(B)

ten Sie sie ab, und präsentieren Sie dem Deutschen Bun-
destag Lösungen, die diesen Problemen gerecht werden!


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Das haben wir doch längst getan!)


Sie haben schon viel zu viel Zeit vertrödelt. Wenn Sie so
weitermachen, dann droht auf Ihren Baustellen wirklich
Einsturzgefahr.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Sabine LeutheusserSchnarrenberger, Bundesministerin: Wegsperren für immer ist nicht mehr! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Die schlechteste Regierung aller Zeiten!)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712205700

Vielen Dank, Kollege Burkhard Lischka. – Jetzt für

die Fraktion der CDU/CSU unsere Kollegin Andrea
Voßhoff. Bitte schön, Frau Kollegin Voßhoff.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Andrea Astrid Voßhoff (CDU):
Rede ID: ID1712205800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lieber

Kollege Lischka, Sie brauchen keine Angst vor Einsturz-
gefahr zu haben. Wenn man all das, was Sie zu der Frage
aufgelistet haben, was wir noch tun wollen und tun müs-
sen, und all das, was die Ministerin zu der Frage aufge-
listet hat, was wir schon getan haben,


(Burkhard Lischka [SPD]: Zügig wahrscheinlich! Zügig und intensiv!)


zusammennimmt, ist das schon der komplette Koali-
tionsvertrag. Eine Legislaturperiode dauert vier Jahre.
Warten Sie es ab! Über die Punkte, die Sie angesprochen
haben, werden wir hier noch miteinander diskutieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich würde die Haushaltsdebatte gerne zu zwei grund-
sätzlichen Vorbemerkungen zur Rechtspolitik nutzen;
das erlauben Sie mir. Die Rechtspolitik – von A wie Ak-
tienrecht bis Z wie Zugangserschwerungsgesetz – ist
Querschnittspolitik. Neben unseren klassischen Kernfel-
dern – sie sind in der Rechtspolitik sehr umfangreich –
gibt es, glaube ich, kaum ein Gesetzgebungsvorhaben
dieses Parlaments, bei dem wir nicht mitberatend tätig
sind. Im Vergleich zum kleinen, feinen Justizhaushalt ist
die Rechtspolitik ein sehr umfassendes Feld.

Die Ministerin hat es erwähnt: Auch bedingt durch
den Vertrag von Lissabon ist der Bereich der europäi-
schen Gesetzgebung ein stetig wachsendes Themenfeld,
dem wir uns als Parlament stellen. Ich glaube, der
Rechtsausschuss gehört zu den wenigen Ausschüssen,
die schon seit Jahren einen Unterausschuss haben, der
sich ausschließlich mit europäischen Gesetzgebungsvor-
haben beschäftigt. Wer diesen Unterausschuss kennt und
weiß, wie umfangreich seine Tagesordnung ist, der darf
an dieser Stelle den Kollegen und Kolleginnen aller
Fraktionen für ihre intensive Arbeit in diesem so wichti-
gen Unterausschuss unter Vorsitz meines Unionskolle-
gen Professor Sensburg danken.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Die Stellungnahmen des Rechtsausschusses sind im
esentlichen in diesem Unterausschuss, oftmals auch
aktionsübergreifend, erarbeitet und gemeinsam verab-

chiedet worden. Dies zeigt mehr als deutlich – das wird
der öffentlichen Diskussion aber leider viel zu wenig

ur Kenntnis genommen –, dass die Rechtspolitiker des
eutschen Bundestages mit sehr viel Engagement und
chlichem Einsatz die parlamentarischen Mitwirkungs-
chte in europäischen Fragen wahrnehmen. Meine Da-
en und Herren Kollegen, vielleicht sollten wir uns stär-

er dafür einsetzen, dass über diese Stellungnahmen
uch im Plenum des Bundestages häufiger diskutiert
ird. Die Inhalte wären es allemal wert.


(Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der LINKEN sowie des Abg. Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Eine zweite Vorbemerkung sei mir erlaubt. Da wir im
ahmen der Haushaltsberatungen auch den Etat des
undesverfassungsgerichts beraten, darf ich die Gele-
enheit nutzen, vor dem anstehenden 60. Geburtstag des
undesverfassungsgerichts ein paar Worte dazu zu ver-
eren.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie wäre es denn mal mit dem Befolgen seiner Urteile, zum Beispiel zur Wahlrechtsreform?)


on 1951 – seitdem besteht das Gericht – bis zum Ende
es Jahres 2010 hat sich das Bundesverfassungsgericht
it über 188 000 Verfahren beschäftigt. 182 000 Verfah-
n waren Verfassungsbeschwerden der Bürger. Knapp

0 Prozent der Verfahren konnten bereits im ersten Jahr
ach ihrem Eingang abgewickelt, weitere 20 Prozent der
erfahren innerhalb von zwei Jahren beendet werden.
iese Zahlen belegen einerseits die hohe Akzeptanz des
erichts beim Bürger, andererseits aber auch die Effi-

ienz des Gerichts bei der Abarbeitung der Verfahren.

Noch viel beeindruckender finde ich, welch hohes
nsehen sich das Bundesverfassungsgericht in 60 Jahren

rarbeitet hat. Es hat von Beginn seiner Arbeit als Hüter
er Verfassung bis heute – auch in diesen Tagen – immer

Spannungsfeld zur Politik gestanden. Nicht minder
ichtig war und ist aber auch, dass das höchste Gericht
der Gesellschaft die notwendige Entscheidungsakzep-
nz genießt.

Hans Vorländer, Politikwissenschaftler an der Uni
resden, hat in einem lesenswerten Beitrag unter der
berschrift „Regiert Karlsruhe mit?“ in der Beilage der
ochenzeitung Das Parlament das Spannungsfeld zwi-

chen Bundesverfassungsgericht und Politik, aber auch
en Stellenwert des Gerichts in der Gesellschaft be-
uchtet. Er führt aus, wie das Bundesverfassungsgericht
on Beginn an immer auch in der Kritik der Politik stand
nd sich seine Position über die Deutungshoheit über die
erfassung errungen hat.

Vorländer beschreibt, wie Anfang der 60er-Jahre der
amalige Bundeskanzler Adenauer mit dem Projekt ei-
es Fernsehsenders auf Bundesebene vor dem Verfas-





Andrea Astrid Voßhoff


(A) )


)(B)

sungsgericht scheiterte. Das Bundesverfassungsgericht
stellte fest, dass die Rundfunkgesetzgebung Sache der
Länder sei und dem Bund die Gesetzgebungskompetenz
für die Gründung eines Regierungsfernsehens fehle.
Adenauer, so Vorländer, erklärte daraufhin, das Kabinett
habe einstimmig beschlossen, dass das Urteil des Bun-
desverfassungsgerichts falsch sei. Das Bundesverfas-
sungsgericht versuchte, sich des Angriffs der Exekutive
zu erwehren. Der damalige Präsident, Gebhard Müller,
hielt fest, dass kein Verfassungsorgan befugt sei, zu be-
schließen, ein Spruch des Bundesverfassungsgerichts
entspreche nicht dem Verfassungsrecht.

Im Laufe der Jahre ist es dem Verfassungsgericht in
beeindruckender Weise gelungen, ein hohes Maß an Ver-
trauen in der Öffentlichkeit zu erwerben. Das Span-
nungsfeld zur Politik ist geblieben. Das muss auch so
sein. Die Aufgabe als Hüter der Verfassung hat das Ver-
fassungsgericht bis heute in überzeugender Weise erfüllt.
Dazu kann man nur gratulieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Haushaltsdebatte in diesem Jahr ist auch so etwas
wie eine Halbzeitbilanz der Koalition, auch im Bereich
der Rechtspolitik.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712205900

Frau Kollegin Voßhoff, gestatten Sie eine Zwischen-

frage unseres Kollegen Jörg van Essen?


Andrea Astrid Voßhoff (CDU):
Rede ID: ID1712206000

Gerne.


Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1712206100

Liebe Frau Kollegin Voßhoff, nachdem Sie, wie ich

finde, das Bundesverfassungsgericht zu Recht besonders
gelobt haben, frage ich: Teilen Sie meine Auffassung,
dass es eine gute Zusammenarbeit zwischen den Verfas-
sungsorganen geben sollte und deshalb auch das Bun-
desverfassungsgericht bei Terminierungen auf seit lan-
gem feststehende Termine des Bundestages Rücksicht
nehmen sollte? Das Budgetrecht ist das Königsrecht des
Parlaments und die Debatte zum Haushalt der Bundes-
kanzlerin in jedem Jahr eine der Sternstunden des Parla-
ments. Teilen Sie meine Auffassung, dass man das bei
der Verkündung von wichtigen Urteilen berücksichtigen
sollte?


Andrea Astrid Voßhoff (CDU):
Rede ID: ID1712206200

Herr Kollege, ich teile diese Auffassung zu 100 Pro-

zent und gehe noch einen Schritt weiter. Der Festakt zum
60-jährigen Bestehen des Bundesverfassungsgerichts
findet wiederum in einer Sitzungswoche und dann auch
noch an einem Mittwoch statt, an dem der Rechtsaus-
schuss tagt. Auch das finde ich sehr bedauerlich. Viel-
leicht könnten wir das irgendwann einmal entsprechend
kommunizieren, damit sich das ändert.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712206300

Frau Kollegin, gestatten Sie eine weitere Zwischen-

frage, nämlich unseres Kollegen Volker Beck?

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(C (D Ja, gerne. Auch wenn wir gemeinsam sicherlich die Grundposi on teilen, dass sich die Verfassungsorgane gegenseitig spektieren sollen, frage ich: Meinen Sie, es könnte bei en Terminierungen eine Rolle gespielt haben, dass sich er Gesetzgeber, der Deutsche Bundestag, und die Bunesregierung zuweilen nicht um die Urteile des Bundeserfassungsgerichts scheren, wie das beim Thema Wahlcht der Fall ist? (Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Das ist falsch, Herr Kollege!)

Andrea Astrid Voßhoff (CDU):
Rede ID: ID1712206400
Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712206500

abei hat es der Bundestag nicht geschafft, innerhalb
er dreijährigen Frist ein Gesetz zur Änderung des Bun-
eswahlgesetzes mit Mehrheit zu beschließen. Deshalb
enkt sich vielleicht das Bundesverfassungsgericht:
enn wir in Karlsruhe denen schnurz sind, dann sind die
Berlin uns auch schnuppe.


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Wenn es so wäre, wäre es noch schlimmer!)



Andrea Astrid Voßhoff (CDU):
Rede ID: ID1712206600

Herr Kollege Beck, ich traue dem Bundesverfas-

ungsgericht eine so niedere Denkweise, wie Sie sie ge-
de insinuieren, einfach nicht zu.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Zur Halbzeitbilanz der Rechtspolitik der christlich-li-
eralen Koalition hat die Ministerin schon Ausführun-
en gemacht und dargelegt, was wir abgearbeitet haben
zw. was zurzeit sozusagen im Rohr ist. Ich will noch
ie Reform des Mietrechts nennen, zu der uns mittler-
eile ein Referentenentwurf vorliegt. Das ist neben dem
lassischen Kernfeld Mietrecht etwas, das für uns beson-
ers wichtig ist, um die Energiewende in Deutschland
irklich festzumachen. Sie haben bei Ihrem Beschluss

um Atomausstieg schlicht und ergreifend vergessen,
ich um die Fragen der erneuerbaren Energien in allen
ereichen zu kümmern. Wir haben die Reform des Miet-
chts mit in Angriff genommen, um eben auch im Ge-

äudebereich Energieeffizienz einziehen zu lassen.

Wir wissen, dass der Gebäudebereich für 40 Prozent
es deutschen Energieverbrauches und ein Drittel der
O2-Emissionen verantwortlich ist. Wir wollen deshalb
it der Reform des Mietrechts Energieeffizienz bei der
ebäudesanierung stärken und nach vorne bringen.

Das Insolvenzrecht ist bereits angesprochen worden.
abei sind wir kurz vor dem Abschluss und haben, wie
h finde, nicht nur ein gutes Gesetz auf den Weg ge-
racht. Es wird im Bereich der Wirtschaftsordnung, um
ie sich die Rechtspolitik auch kümmert, sehr weit rei-
hende und tragende Möglichkeiten zur Sanierung von
nternehmen in Deutschland schaffen.

Eine weitere wichtige Wegmarke unserer Rechtspoli-
k ist der bessere Schutz der Bürger vor Straftaten und
er Opferschutz. Ich erlaube mir an dieser Stelle, erneut





Andrea Astrid Voßhoff


(A) )


)(B)

zu erwähnen, dass wir die Verbesserungen für die Opfer
des SED-Regimes im Strafrechtlichen Rehabilitierungs-
gesetz mittlerweile verabschiedet haben. Es ist in-
zwischen in Kraft getreten. Wir haben nicht nur die An-
tragsfristen verlängert, sondern auch den Bezug der
Opferpension für die Betroffenen verbessert. Ich freue
mich sehr, wenn ich immer wieder Zuschriften von Bür-
gern bekomme, die aufgrund dieser Verbesserung jetzt in
den Genuss der Opferpension gekommen sind, was vor-
her nicht der Fall war.

Es ist wichtig und notwendig, auch in einer Haus-
haltsdebatte zur Rechtspolitik – nicht nur, weil wir feder-
führend zuständig sind – immer wieder darauf hinzuwei-
sen und damit an das kommunistische Unrechtssystem
zu erinnern. Nicht zuletzt ist dies auch aufgrund des
heute schon erwähnten Verhaltens der Linken in der jün-
geren Zeit erforderlich. Die Danksagungen für den Mau-
erbau und die kritiklosen und unterwürfigen Huldigun-
gen anlässlich des Geburtstags von Fidel Castro zeigen
eines deutlich, meine Damen und Herren von den Lin-
ken: Sie haben aus der Vergangenheit schlicht nichts ge-
lernt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben das Thema „Widerstandshandlungen ge-
gen Polizeibeamte“ aufgegriffen und die Rechte und den
Schutz von Polizei und Feuerwehr sowie von Angehöri-
gen der Rettungsdienste und des Katastrophenschutzes
gestärkt. Dass die Linken und die Grünen diesen Gesetz-
entwurf abgelehnt haben, war nicht anders zu erwarten.
Dass die SPD sich nur zu einer Enthaltung durchringen
konnte, enttäuscht. Wir – die christlich-liberale Koali-
tion sagt das ganz deutlich – werden uns immer dafür
einsetzen, dass diejenigen, die uns schützen, selbst auch
adäquat geschützt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, die Sicherungsverwahrung
ist bereits angesprochen worden. Die Umsetzung des
entsprechenden Urteils des Bundesverfassungsgerichts
ist für uns von besonderem Gewicht. Natürlich hat uns
das Bundesverfassungsgericht mit diesem Urteil auch
eine schwere inhaltliche Vorgabe gesetzt; das ist gar
keine Frage. Dabei geht es aber nicht, wie man aus den
Reihen der Opposition hört, darum, Kritik an der Koali-
tion zu üben. Das Bundesverfassungsgericht hat unseren
Reformansatz nämlich nicht gekippt.


(Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin: So ist es!)


Das Bundesverfassungsgericht hat die Normen der Si-
cherungsverwahrung für verfassungswidrig erklärt, weil
das Abstandsgebot zwischen Strafvollzug und Siche-
rungsverwahrung nicht gewahrt wurde.


(Burkhard Lischka [SPD]: Aber sprechen Sie einmal mit Ihren Landesministern!)


Es hat aber die materiell-rechtlichen Vorgaben zur pri-
mären und zur vorbehaltenen Sicherungsverwahrung,
die wir neu gesetzt haben, nicht beanstandet.


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(C (D Interessanterweise hat das Bundesverfassungsgericht da schaue ich insbesondere Sie an, Herr Kollege ontag – dem Therapieunterbringungsgesetz in beein ruckender Weise seinen Platz in den Regelungen der icherungsverwahrung zugewiesen. (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, leider!)


s war immer ein Anliegen der Union, die Lücken, die
er Europäische Gerichtshof für Menschenrechte durch
eine Urteile in diesem Zusammenhang geschaffen hatte
gefährlichste Straftäter mussten freigelassen werden –,

Rahmen der Neustrukturierung der Sicherungsver-
ahrung zu schließen. Dadurch ist das Therapieunter-
ringungsgesetz zustande gekommen.

Sie haben immer sinngemäß gesagt, das Gesetz habe
ur eine geringe Halbwertszeit und werde gekippt wer-
en. Nein, Herr Montag, das Bundesverfassungsgericht
at es anders gesehen. Es hat nämlich den Ansatz, den
ir als Union und dann die christlich-liberale Koalition
mer wieder verfolgt haben, aufgegriffen: dass es die
öglichkeit geben muss, Straftäter, die höchst gefähr-

ch sind, auch weiterhin in Sicherungsverwahrung zu
ehalten. Das Bundesverfassungsgericht hat zu Recht
trengste Vorgaben daran gestellt. Den Grundsatz des
herapieunterbringungsgesetzes hat es in diesem Zu-
ammenhang aber durchaus bestätigt. Das finde ich
ichtig, meine Damen und Herren.

Es ist es aber genauso wichtig – da haben Sie natür-
ch recht, Herr Kollege Lischka; das ist etwas, was die
roße Koalition jetzt mit Vorrang wird betreiben müs-

en –


(Burkhard Lischka [SPD]: Die Große Koalition? Sie haben gesagt: Große Koalition! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das war ein Freud’scher Versprecher – oder eine Wunschvorstellung!)


nein, die christlich-liberale Koalition –,


(Burkhard Lischka [SPD]: Jetzt kommt die Ernüchterung!)


ass wir noch in diesem Jahr einen Gesetzentwurf zur
euregelung der Sicherungsverwahrung vorlegen.

Das Gesetzgebungsvorhaben zur Stärkung der Rechte
er Opfer sexuellen Missbrauchs ist bereits erwähnt wor-
en; darauf brauche ich nicht weiter einzugehen. Dabei
andelt es sich um ein sehr wichtiges Gesetzgebungsvor-
aben. Über die Frage der Verlängerung strafrechtlicher
erjährungsfristen haben wir nicht abschließend beraten,
eil sich der Runde Tisch noch mit dieser Thematik be-

chäftigt. Deshalb ist erst einmal die Verlängerung der zi-
ilrechtlichen Verjährungsfristen darin enthalten. Wir
erden auch in der Frage der strafrechtlichen Verjäh-
ngsfristen den Abschluss der Arbeit des Runden Ti-

ches abwarten. Aus Sicht der Union ist es nämlich wenig
innvoll, nur die zivilrechtlichen Verjährungsfristen an-
uheben. Dies muss dann auch für die strafrechtlichen
erjährungsfristen gelten.





Andrea Astrid Voßhoff


(A) )


)(B)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Burkhard Lischka [SPD]: Da haben wir auch schon einen Vorschlag gemacht!)


Meine Damen und Herren, abschließend darf ich Fol-
gendes sagen: Der Aufgabenkatalog der christlich-libe-
ralen Koalition ist anspruchsvoll und umfangreich.


(Burkhard Lischka [SPD]: Er wird immer größer!)


Wir haben noch genügend Themen, um die zweite Halb-
zeit der Koalition gemeinsam zu gestalten.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712206700

Vielen Dank, Frau Kollegin. – Jetzt spricht für die

Fraktion Die Linke unser Kollege Jens Petermann. Bitte
schön, Kollege Jens Petermann.


(Beifall bei der LINKEN)



Jens Petermann (Plos):
Rede ID: ID1712206800

Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Ministerin! Meine

sehr geehrten Damen und Herren! Frau Ministerin
Leutheusser-Schnarrenberger, ich finde es bemerkens-
wert, dass Sie den konservativen Kräften der Regie-
rungskoalition doch noch hier und da so lange und uner-
müdlich die Stirn geboten haben, und wünsche Ihnen,
dass Sie auch in Zukunft Ihre liberalen Positionen vertei-
digen können und dem innerparteilichen Druck, aber
auch dem Druck in der Koalition standhalten können.
Ob Sie dazu die Kraft haben, wird sich schon bei den
nächsten Themen zeigen, beispielsweise – es ist heute
schon genannt worden – beim Thema der Vorratsdaten-
speicherung.


(Zuruf von der LINKEN: Hat sie nicht!)


Für die unmittelbare Arbeit Ihres Ministeriums steht
Ihnen ein Budget von circa 67 Millionen Euro zur Verfü-
gung. Ihre 569 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben
wichtige Aufgaben bei der Vorbereitung, Änderung und
Aufhebung von Gesetzen und Verordnungen zu erfüllen.

Man könnte Ihr Ministerium mit der recht großen An-
zahl an hervorragend ausgebildeten Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern mit einem gut ausgestatteten Mittel-
klassewagen vergleichen, dessen Fahrerin allerdings auf-
grund falscher politischer Koordinaten Probleme mit der
Navigation hat. Dementsprechend wissen Sie gelegent-
lich nicht, wo es langgeht und wohin Sie wirklich wol-
len. Zuweilen entsteht sogar der Eindruck, dass Sie
Schlangenlinien fahren und auch mal die eine oder an-
dere rote Ampel übersehen.

Ich will Ihnen das an einigen Beispielen erläutern.

Erstes Beispiel: der Gesetzentwurf zur Änderung des
§ 522 Zivilprozessordnung. Die Möglichkeit zur Beru-
fungszurückweisung durch einen unanfechtbaren Be-
schluss des Gerichts gehört meines Erachtens gänzlich
gestrichen. Es hätte Sinn gemacht, die Forderungen der
Fachleute, aber auch die der Opposition ernst zu neh-

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(C (D en. So hat sich aber die Handschrift der Union mit dem spekt der Justizkosteneinsparung und Verfahrensbe chleunigung gegen den von der FDP hochgehaltenen echtsstaat durchgesetzt. Sie haben sich bei diesem hema offensichtlich ins Lenkrad greifen lassen und ind dadurch ein wenig von der Straße abgekommen. enn die Kompromisslösung, die Sie gefunden haben, sst auch weiterhin einen Spielraum für schnelle abwei ende Beschlüsse zu. Die Zulässigkeit der Revision zum Bundesgerichtshof t auch zukünftig davon abhängig, dass die betroffenen ürgerinnen und Bürger um mehr als 20 000 Euro strein. Leidtragende sind noch immer vor allem die Betrofnen, die Ansprüche wegen Gesundheitsschädigung eltend machen. Die Fälle sind Ihnen, liebe Kolleginnen nd Kollegen, die wir regelmäßig im Rechtsausschuss usammensitzen, hinlänglich bekannt. Die kommen bei er vorgesehenen Regelung leider wieder unter die Räer. Hier hat der Gesetzentwurf nichts verändert. Zweites Beispiel. Große Probleme bereits beim Ausarken haben Sie mit dem Gesetzentwurf zur Förderung er Mediation. Europäisches Parlament und Europäicher Rat verpflichteten den deutschen Gesetzgeber, für renzüberschreitende Streitigkeiten in Zivilund Hanelssachen den Zugang zur Mediation zu fördern. Die rist zur Umsetzung endete bereits am 20. Mai dieses ahres. Die von der Koalition eingebrachte Drucksache t indes so schlecht, dass Ihnen selbst die eigenen Fachute in den Regierungsfraktionen die Gefolgschaft vereigerten und auf die Bremse getreten sind. Ich finde, öllig zu Recht. (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Ingrid Hönlinger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der LINKEN)


it dieser Drucksache sollen nämlich Richtlinienvorga-
en umgesetzt werden, die es interessanterweise gar
icht gibt.

Im Ergebnis setzt der Entwurf nichts wirklich um,
ondern schreibt bestenfalls die bestehende unübersicht-
che Praxis fest. Auch hier zeigt sich die Koalition übri-
ens wieder von ihrer „sozialen Seite“. Denn so „un-
ichtige“ Dinge wie Mediationskostenhilfe oder
hancengleichheit haben Sie überhaupt nicht berück-

ichtigt. Genauso wenig haben Sie an die Qualifikation
er Mediatoren gedacht. Offenbar geht es der Union nur
arum, das übliche, öffentlich zugängliche Gerichtsver-
hren zugunsten einer vermeintlich kostengünstigeren
lternative zu beschneiden. Falls Sie, Frau Ministerin,
ie Parklücke vielleicht doch noch wider Erwarten und
it einigen Beulen verlassen können, sollten Sie aufpas-

en, dass die Fahrt nicht in der nächsten Sackgasse en-
et.


(Beifall bei der LINKEN)


Drittes Beispiel. Startschwierigkeiten und Probleme,
en Zündschlüssel zu finden, bestehen offensichtlich
uch bei der Streichung des § 80 Abs. 2 Wehrdisziplinar-
rdnung. Sie erlauben es damit dem Verteidigungsminis-





Jens Petermann


(A) )


)(B)

ter, sich in die Besetzung des Wehrdisziplinarsenates
beim Bundesverwaltungsgericht einzumischen. Wenn
die Bundesregierung auf die Geschäftsverteilung eines
oberen Bundesgerichtes Einfluss nimmt, so ist dies nicht
nur in meinen Augen ein klarer Verstoß gegen das Gebot
der Gewaltenteilung. Als Sie, Frau Ministerin, noch ein-
fache Abgeordnete waren, haben auch Sie diese Praxis
völlig zu Recht kritisiert.

Meine Fraktion hat das Thema dankenswerterweise
aufgegriffen und einen Gesetzentwurf zur Änderung die-
ser Praxis vorgelegt. Anstatt diese Initiative aufzuneh-
men, haben Sie sich leider fahruntauglich gezeigt und
die weiße Flagge gehisst. Sie haben ein ureigenes Jus-
tizthema an den Verteidigungsausschuss abgeschoben.
Das finde ich sehr traurig. Es ist unseres Erachtens drin-
gend geboten, dass Sie endlich unserer Initiative beitre-
ten und dafür sorgen, dass der auch von Ihnen zu Recht
beklagte verfassungswidrige Zustand beendet wird.


(Beifall bei der LINKEN)


Bringen Sie also den Motor zum Laufen. Wenn Sie
dann noch in die richtige Richtung fahren, können auch
wir einem von Ihnen vorgelegten Gesetzentwurf zustim-
men.

Ich habe noch ein weiteres Beispiel für Sie. Dass die
Fahrt nicht immer in die richtige Richtung geht, zeigt
das Gesetz zur Neuordnung der Sicherungsverwahrung.
Es ist schon angesprochen worden. Hier haben Sie
gleich mehrere rote Ampeln übersehen und sind wieder
direkt in den Leitplanken des Bundesverfassungsgerichts
gelandet. Das ist bedauerlich, aber wir müssen es leider
feststellen. Erst muss Ihnen der Europäische Gerichtshof
für Menschenrechte sagen, dass die deutschen Regelun-
gen zur Sicherungsverwahrung gegen die Europäische
Menschenrechtskonvention verstoßen, dann haben Sie
ein bisschen Flickschusterei betrieben, und nicht einmal
ein halbes Jahr später bescheinigt Ihnen das Bundesver-
fassungsgericht die Unvereinbarkeit Ihres Systems mit
dem Grundgesetz.

Die dringend notwendige Expertenkommission aus
Kriminologen, Psychiatern, Vollzugspraktikern, Staats-
anwälten und Richtern haben Sie immer noch nicht ein-
gesetzt. Bei der gesetzten Übergangsfrist, die am 31. De-
zember dieses Jahres endet, ist zu befürchten, dass Sie
wieder einmal verspätet ankommen. Erhöhen Sie also
das Tempo und passen Sie auf, dass dieser Gesetzent-
wurf nicht wieder zu einer Geisterfahrt wird.


(Beifall bei der LINKEN)


Aus Ihrem Haus kommt auch der Entwurf zur Stär-
kung der Pressefreiheit im Straf- und Strafprozessrecht.
Mit diesem Entwurf fahren Sie, wenn man so will, seit
geraumer Zeit im Kreis. Die vorgeschlagene Regelung
ist nicht nur halbherzig; nebenbei ist sie auch noch Aus-
druck eines faulen Kompromisses zwischen der ver-
meintlichen Bürgerrechtspartei FDP und den Law-and-
Order-Parteien der Union. Abgesehen davon, dass dieser
eigentlich in die richtige Richtung gehende Gesetzent-
wurf einen Schutz der Presse nur begrenzt gewährleistet,
scheint es so, als würde das Vorhaben nicht weiter ver-

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(C (D lgt. Hier sitzt offensichtlich die Union wieder am läneren Hebel. Seit der Einbringung – diese erfolgte im Dezember 010 – und der öffentlichen Anhörung im Januar 2011 t nämlich nichts geschehen, vermutlich deshalb, weil ich die von der Koalition benannten Sachverständigen egen Ihren Gesetzentwurf ausgesprochen und auf enttehende Strafbarkeitslücken hingewiesen haben. Frau inisterin, nehmen Sie hier das Steuer wieder selbst in ie Hand und lassen Sie sich nicht vom Koalitionsparter ausbremsen. Regierungshandeln im Allgemeinen, aber auch die esetzesvorlagen müssen stets den Verfassungsgrund ätzen genügen. Das ist Ihnen in der Vergangenheit leier nicht durchgängig gelungen. Die Bürgerinnen und ürger, die Wählerinnen und Wähler erwarten völlig zu echt ein verfassungskonformes Handeln. In der Praxis ind jedoch zu viele Korrekturen durch das Bundesverssungsgericht erforderlich gewesen. Aufgrund dieser rbeitsweise, geprägt durch eine Reihe von verfassungschtlich bedenklichen Gesetzentwürfen, machen Sie em Bundesverfassungsgericht auf der einen Seite unnög zusätzliche Arbeit. Das führt im Übrigen zu längeren erfahrenslaufzeiten. Auf der anderen Seite hat das aber uch solch abstruse Forderungen zur Folge, wie sie der räsident des Bundesverfassungsgerichts jüngst äuerte. Er forderte nämlich eine Querulantengebühr von is zu 5 000 Euro, wenn das Gericht missbräuchlich von en Bürgerinnen und Bürgern angerufen wird. Ich frage ie aber: Was bleibt denn den Bürgerinnen und Bürgern onst übrig? Sie nehmen doch letztlich nur ein elementas Bürgerrecht wahr, nämlich Grundrechtsverletzungen u rügen. Die vielen verabschiedeten verfassungswidrigen Geetze sind unter anderem eine Ursache dafür, dass das ertrauen der Wählerinnen und Wähler in die Politik raide sinkt. Das haben wir leider auch letztes Wochennde feststellen müssen. Wir haben dafür Lösungsanätze. Hören Sie ausnahmsweise einmal auf die orschläge der Opposition, wie zum Beispiel beim Geetzentwurf zu § 522 der Zivilprozessordnung. Rot-Grün at einen damals begangenen Fehler eingestanden, doch nen fehlt leider die Größe, das aufzugreifen und die on vielen Fachleuten angezweifelte Reform zu revidien. Geben Sie, Frau Ministerin, endlich die richtigen Kordinaten ein. Dann wird auch Ihr gut ausgestatteter Mitlklassewagen, um bei diesem Bild zu bleiben, vielicht sein Ziel erreichen und noch viele Kilometer ufen. Wenn Sie diese Wende, von der hier schon die ede war, verpassen, werden Ihnen die Wählerinnen und ähler bei der nächsten Wahl in zwei Jahren, falls Sie es berhaupt schaffen, bis dahin über die Runden zu komen, ganz bestimmt das Steuer entziehen. Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit. )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712206900

Vielen Dank, Herr Kollege. – Als Nächster spricht für

die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen unser Kollege Jerzy
Montag. Bitte schön, Kollege Montag.


Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712207000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sehr ge-

ehrte Frau Bundesjustizministerin, Sie haben letztes Jahr
im Spiegel ein großes Interview gegeben. Sie haben sich
in diesem Interview mit dem Satz „Ich nerve für den
Rechtsstaat“ zitieren lassen. Das war eine nette Anleihe
an so lockere Sprüche wie „Ich trinke für den Frieden“.


(Heiterkeit)


Es stellt sich schon die Frage, ob es die Aufgabe einer
Bundesjustizministerin ist, für den Rechtsstaat zu ner-
ven, oder ob es nicht vielmehr Aufgabe der Bundesjus-
tizministerin ist, sich für den Rechtsstaat einzusetzen,
ihn zu erhalten und zu gestalten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Viel interessanter ist die Frage, wen Sie mit Ihrer
Politik eigentlich glauben nerven zu müssen. Ich kann
Ihnen versichern: Die Opposition nerven Sie – meistens –
mit Ihren grundsätzlichen Positionen zur Rechtsstaat-
lichkeit in Deutschland nicht.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)


Wir haben Belege zuhauf, dass Sie fortlaufend Ihren
Koalitionspartner von der Union nerven


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Müssen!)


und dass auch in der Rechtspolitik in der sogenannten
schwarz-gelben Koalition Zwietracht und Niedertracht
herrschen.

Ein erstes Beispiel dafür sei die Verunstaltung des
§ 113 StGB, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte.
Dazu hat der Kollege Stadler, Staatssekretär im Justiz-
ministerium, am 29. April letzten Jahres gesagt:

Die Strafrahmen

– bei Gewalt gegen Polizeibeamte –

sind ausreichend, die Gerichte können sie aus-
schöpfen …

Sie selber, Frau Ministerin, haben am 23. Juni dieses
Jahres in der FAZ gesagt, neues Strafrecht sei oft nicht
mehr als Symbolpolitik. Der Wunsch nach ständiger
Ausdehnung des Strafrechts blende aus, dass das Straf-
recht kein Allheilmittel zur Lösung gesellschaftlicher
Probleme sei.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Mechthild Dyckmans [FDP]: Sehr richtig!)


Einige Tage später, am 7. Juli 2011, haben Sie in rei-
ner Symbolpolitik § 113 StGB im Anwendungsbereich
und im Strafrahmen erweitert und das rechtssystemati-
sche Verhältnis zur Nötigung völlig zerrüttet. Aber was

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(C (D as Schlimmste ist: Sie haben der Öffentlichkeit und den olizeibeamten vorgegaukelt, dass sich durch diese Änerung die Sicherheit in Deutschland, insbesondere für ie Beamten, auch nur um ein Jota verbessern werde. as Sie in diesem Punkt gemacht haben, ist nichts andes als Symbolpolitik. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


a, Frau Ministerin, Sie haben in dieser Sache etwas ge-
ervt; aber Sie haben sich nicht durchsetzen können.

Ein zweites Beispiel dafür ist die Reform der Si-
herungsverwahrung; sie ist hier schon mehrfach
ngesprochen worden. Eigentlich ist sie ein Feld für
chtsstaatlich und menschenrechtlich gesonnene Bun-

esjustizministerinnen. Die letzte schwarz-gelbe Koali-
on hat im Januar 1998 die fragwürdige Rückwirkung in
er Sicherungsverwahrung beschlossen. Insbesondere
iese Änderung der schwarz-gelben Regierung vom Ja-
uar 1998 hat dazu geführt, dass Jahre später der Euro-
äische Gerichtshof für Menschenrechte mehrfach die
undesrepublik Deutschland verurteilt hat, weil es sich
m eine menschenrechtswidrige Formulierung handelt.


(Jörg van Essen [FDP]: Und Sie haben das in sieben Jahren nicht ändern können? Was haben Sie denn an der Sicherungsverwahrung geändert in Ihrer Regierungszeit?)


Sie haben im letzten Jahr angekündigt, eine generelle
eform der Sicherungsverwahrung durchzuführen. Eine

olche Reform haben Sie Ende des letzten Jahres vorge-
gt, und einige Monate später haben Sie beim Bundes-
erfassungsgericht in Karlsruhe einen Scherbenhaufen
assiert. Ich kann Ihnen sagen, mit welcher Geisteshal-
ng das zu tun hat: Der Kollege Stephan Mayer von der
SU hat in der Haushaltsdebatte am 16. September
010, also vor ungefähr einem Jahr, zu diesem Punkt ge-
agt: Ziel der Reform muss es sein, eine Regelung zu
chaffen, die absolut gewährleistet, dass keine Gefahren
r die öffentliche Sicherheit mehr bestehen. Sie, Frau
inisterin, haben in dem angesprochenen Spiegel-Inter-

iew gesagt: „Absolute Sicherheit gibt es nicht.“ Ich
ge hinzu: Wir dürfen das auch nicht wollen; denn wer

bsolute Sicherheit anstrebt, zerstört die rechtsstaatliche
rdnung, die wir haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


rau Ministerin, Sie haben einen falschen Partner. Sie
erven ihn, aber Sie setzen sich nicht durch.

Das Gleiche gilt für die Reform des Wahlrechts. Drei
ahre lang haben Sie es zugelassen, dass keine Regelung
ustande gekommen ist. Das Gleiche gilt für die Be-
ämpfung der Korruption und die Abgeordnetenbeste-
hung. Das Gleiche gilt für die Pressefreiheit. Da fordert
tzt der sehr verehrte Kollege Kauder, Vorsitzender des
echtsausschusses, Journalisten unter Strafe zu stellen.

Frau Ministerin, zum Schluss. Die Halbzeitbilanz ha-
en Sie so beschrieben: „Die Arbeit des BMJ wird vom





Jerzy Montag


(A) )


)(B)

Einsatz für die Verfassung und von der Sorge um die
Rechtsstaatlichkeit in Deutschland geprägt.“

Ihr Koalitionspartner sagt über Sie – Zitat –:

Die Justizministerin schützt durch ihre ideologische
Blockadehaltung Pädophile und Terroristen und
wird damit selber zu einem Sicherheitsrisiko in un-
serem Land.

Das hören Sie von Ihrem Koalitionspartner. Die zweite
Formulierung lautet, Sie seien „eine personifizierte
Schutzlücke im deutschen Sicherheitssystem“.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das muss Liebe sein!)


Eine größere persönliche Beleidigung und einen
schwerer wiegenden Vorwurf gegen eine Bundesjustiz-
ministerin kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Des-
wegen lautet unsere Bilanz zur Halbzeit: Die Rechtspoli-
tik ist unter Schwarz-Grün


(Andrea Astrid Voßhoff [CDU/CSU]: Schwarz-Grün? – Heiterkeit bei der CDU/ CSU und der FDP – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Freud’scher Versprecher!)


– Schwarz-Gelb! – in einem jämmerlichen Zustand. Ihre
Koalition ist auch in der Rechtspolitik in der Sache am
Ende. Sie kleben nur noch an der Macht, weil Sie Neu-
wahlen fürchten. Das ist vielleicht auch einer der Gründe
dafür, warum Sie noch keinen Gesetzentwurf zur Re-
form des Wahlrechts vorgelegt haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Jörg van Essen [FDP]: Schwarz-Grün hätte man nicht besser beschreiben können!)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712207100

Vielen Dank, Herr Kollege. – Jetzt spricht für die

Fraktion der FDP unser Kollege Stephan Thomae. Bitte
schön, Kollege Thomae.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Stephan Thomae (FDP):
Rede ID: ID1712207200

Vielen Dank. – Herr Präsident, auch von mir, sozusa-

gen vom Allgäu nach Augsburg, die besten Glückwün-
sche zum heutigen Geburtstag. Das wollte ich zunächst
vorwegschicken.

Frau Minister, Sie haben in Ihrer Rede einige Ausfüh-
rungen zur europäischen Rechtspolitik gemacht. Ich bin
Ihnen dafür ganz besonders dankbar, weil wir in diesen
Tagen Europa immer nur als Sorgenkind, als Krisenfall
wahrnehmen. Es ist, glaube ich, wichtig, deutlich zu ma-
chen, dass wir auch in diesen schweren Tagen,


(Burkhard Lischka [SPD]: Für die FDP sind das schwere Tage!)


in denen der europäische Gedanke sehr unter Beschuss
ist und jeden Tag im Kreuzfeuer steht, weiterhin eine
Vision von Europa haben und auch in der Rechtspolitik

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(C (D en europäischen Gedanken vertiefen und weiterbringen ollen. Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Im Übrigen finde ich, dass Sie zur Halbzeit eine sehr eachtliche Leistungsbilanz vorgelegt haben. Deswegen nde ich die Kritik, Herr Kollege Lischka, die Sie angeracht haben, nicht berechtigt. Wir haben auch zu sehr chwierigen Punkten, über die wir alle im Parlament getritten haben, Ergebnisse vorlegen können, so etwa eim Thema Internetsperren und auch beim Thema Siherungsverwahrung; Kollege Montag, Sie haben es anesprochen. In diesem Zusammenhang will ich darauf inweisen, dass der Teil, der vom Bundesverfassungsgecht in Karlsruhe als verfassungswidrig aufgehoben orden ist, im Januar 1998 nicht von uns eingefügt woren ist, ondern dass sich jener Teil, der eine nachträgliche Anrdnung im JGG einführte, als nicht verfassungsfest eriesen hat. Deswegen finde ich, dass diese Kritik hier icht verfangen kann. Wir haben uns, glaube ich, in sehr vielen schwierigen unkten verdient gemacht, was die Beachtung der verssungsmäßigen Ordnung angeht, so etwa bei dem chon angesprochenen Terrorbekämpfungsgesetz. Nicht ir, sondern andere haben sich ein ums andere Mal in arlsruhe eine blutige Nase geholt. Aber ich spreche heute in einer neuen Funktion, wenier als Rechtspolitiker, sondern mehr als Berichterstatter Haushaltsausschuss für den Bereich Justiz. Desween ein paar allgemeine Vorbemerkungen. Es ist ein leiner, aber feiner Etat von weniger als einer halben illiarde Euro, der sehr deckungsstark ist. Mehr als 0 Prozent der Ausgaben werden durch eigene Einnahen vom Ministerium erwirtschaftet, ein großer Teil da on stammt aus Gebühren des Deutschen Patentund arkenamtes. Dazu möchte ich deswegen nachher auch och ein paar Ausführungen machen. Es ist ein klassischer Verwaltungshaushalt, stark urch Personalausgaben geprägt. Es gibt im Bereich des MJ wenige Programme und Projekte, die man schieben der herunterfahren könnte, um dadurch Geld einzuspan. Der Anteil der Personalkosten an diesem Haushalt, odurch er sehr stark geprägt wird, beträgt 78 Prozent. eswegen treffen Einsparungen in diesem Bereich die perabilität des Ministeriums sehr stark. Personalkosten ind auch kaum steuerbar, wenn die Justiz ohne Qualitsverluste weiterarbeiten soll. Die Gerichte müssen eien Justizgewährungsanspruch erfüllen, der Generalundesanwalt hat eine Strafverfolgungspflicht, das atentund Markenamt und das Bundesamt für Justiz ind antragsgesteuert. Deswegen würden fortdauernde insparungen in diesem Etat an der Qualität der Aufgaenerfüllung rühren. Das ist anders als bei den meisten nderen Ressorts und stellt damit einen schwierigen unkt beim Justizressort dar. Ich habe gesagt, dass ich etwas zum Deutschen Pantund Markenamt sagen möchte. Es ist das Verdienst or allem dieser Münchner Behörde, dass der Anteil der innahmen die Ausgaben des Ressorts zu einem großen Stephan Thomae )


(Jörg van Essen [FDP]: Genau so ist es!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)





(A) )

Teil zu decken vermag. In diesem Jahr erreichen wir den
Rekordwert von 90 Prozent; im Vorjahr betrug die De-
ckungsquote noch 84 Prozent. Auch aus wirtschaftspoli-
tischen Erwägungen ist also eine angemessene Stellen-
ausstattung gerade dieser Behörde geboten. Zugleich ist
es aber auch ein großes Anliegen der Wirtschaft – Stich-
wort Innovationsförderung –, wenn Patent- und Marken-
anträge schnell bearbeitet werden und auch Widersprü-
che nicht ewig liegen bleiben. In diesem Zusammenhang
bringt die Implementierung der elektronischen Schutz-
rechtsakte ELSA einen großen Fortschritt für das Patent-
und Markenamt mit sich. Ich werde demnächst dorthin
reisen, um mir dieses Projekt anzuschauen und persön-
lich vorführen zu lassen.

Ein weiterer Aspekt – hier schaue ich den Kollegen
Buschmann an – ist die Deutsche Stiftung für internatio-
nale rechtliche Zusammenarbeit, IRZ, in der der Kollege
Buschmann ja auch Mitglied ist. Es handelt sich um eine
Gründung des früheren Justizministers Klaus Kinkel; die
Stiftung war als Antwort auf die Umbrüche in Mittel-
und Osteuropa und der ehemaligen Sowjetunion ge-
dacht. Diese Stiftung sollte bei der Entwicklung rechts-
staatlicher Strukturen in diesen Ländern Pate stehen. Der
Etat für diese Stiftung lag 2010 bei 4 Millionen Euro; er
soll jetzt ein bisschen heruntergefahren werden. Ich bin
allerdings der Meinung, dass wir hier keinen weiteren
Rückgang in Kauf nehmen sollten, weil gerade vor dem
Hintergrund der neuen Entwicklungen in Nordafrika und
ihrer Begleitung dieser Stiftung möglicherweise ganz
neue, interessante Aufgaben zuwachsen können.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Eine Schlussbemerkung möchte ich mir erlauben
– ich meine, dann auch in der Zeit zu bleiben –: Das Jus-
tizressort ist ein Verfassungsressort. Im Justizressort ist
die Hütung und Hegung der Rechtsstaatlichkeit angesie-
delt. Die Justizministerin wird ja manchmal, wie wir
heute schon vernommen haben, für ihre Hartleibigkeit
angegriffen; sie wird aber auch oft für ihre Standfestig-
keit gelobt.

Eines will ich aber an dieser Stelle abschließend fest-
halten: Man kann an vielen Dingen herumexperimentie-
ren, der Rechtsstaat ist allerdings kein gutes Objekt, um
öfter mal was Neues zu probieren. Manches Prinzip ist
schwer zu erklären. Selbst wenn es manchmal so aus-
sieht, als stünden die Rechte eines Angeklagten höher
als die Rechte eines Opfers, ist es unsere Aufgabe als
Rechtspolitiker – ich spreche jetzt wieder als Rechtspoli-
tiker –, zu sagen: Nein, dem ist nicht so.

Wir Rechtspolitiker sollten den Rechtsstaat erklären
und verteidigen. Leserbriefe drücken oft die Stimmungs-
lagen in der Bevölkerung sehr spontan, sehr impulsiv
aus. Wir jedoch sollten immer deutlich machen: Der
Rechtsstaat ist uns Deutschen nicht einfach so vor die
Füße gefallen. Bis er die heutige Gestalt erreicht hat, ist
in diesem Land, ist in Europa, ist in der Welt sehr viel
Blut vergossen worden. Deshalb sollten wir den Rechts-
staat sehr, sehr sorgsam bewahren.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D Vielen Dank, Herr Kollege. – Nächster Redner für die raktion der Sozialdemokraten ist unser Kollege r. Edgar Franke. Bitte schön, Kollege Dr. Edgar ranke. Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle en! Frau Justizministerin! Mein geschätzter Kollege urkhard Lischka hat eine politische Einschätzung Ihrer rbeit vorgenommen. Diese Einschätzung möchte ich m drei Punkte ergänzen. Herr Petermann, mich hat ein bisschen gewundert, ass Sie von der Linken die Justizministerin so gelobt aben. Da habe ich ein bisschen gestaunt. Erster Punkt. Der Justizhaushalt ist ja relativ klein. h möchte, Frau Justizministerin, mit einem vorder ründig banalen Thema anfangen, das uns aber sehr beegt und zu dem ich sehr viele Anfragen bekommen abe, fast schon Hilferufe. Es geht um das Abmahnungsnwesen aufgrund des Urheberrechts und des Gesetzes egen den unlauteren Wettbewerb. Die Gründe für Abahnungen sind zwar vielfältig; aber in der letzten Zeit, esonders im letzten halben Jahr, sind vor allem im Zuammenhang mit Tauschnetzwerken – Peer-to-Peeretzwerke heißt das, habe ich mir erklären lassen – roße Anwaltskanzleien zugange, die Bürger in einem ehr großen Umfang abmahnen. Das ist ein Thema, bei em dringender Handlungsbedarf besteht. Warum? Es eht dabei um viel Geld. 500 Euro sind keine Seltenheit, anchmal sind es auch mehrere Tausend Euro. Vielfach ifft es kleine Unternehmen oder wirtschaftlich schwahe Leute, die sich nicht wehren können. Sie lassen sich urch die Drohkulissen, die aufgebaut werden, sehr oft inschüchtern und zahlen. Auch wenn wir jetzt in der aushaltsberatung sind, ist das ein wichtiges Thema, eil es viele Menschen betrifft, auch dadurch, dass Kiner den Computer oft mitbenutzen. Der zweite Punkt ist die Insolvenzrechtsreform, die Ihen – das haben Sie mehrmals gesagt, Frau Ministerin – m Herzen liegt. Es gibt eine Diskussion darüber, das lanverfahren zu ändern. Diese Diskussion geht in die chtige Richtung; das muss man ganz klar sagen. Aus einer und aus unserer Sicht soll sich hier ein Mentalitswandel vollziehen. In Deutschland ist es leider so, ass ein Insolvenzverfahren immer als Makel gesehen nd aufgrund dieser Tatsache viel zu spät ein Antrag auf solvenz gestellt wird. Hier müssen wir als Gesetzgeber andeln. Wir brauchen eine stärkere Eigenverwaltung nd ein zügiges Gesetzesverfahren. In der zweiten Stufe ist eine Reform der Verbrauchersolvenz notwendig. Darauf warten wir allerdings noch. ie hatten versprochen, da tätig zu werden, und zwar chnell. Da besteht Handlungsbedarf. Sie haben mehrals angedeutet, dass wir die Wohlverhaltensphase von Dr. Edgar Franke )

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712207300

(Beifall bei der SPD)

Dr. Edgar Franke (SPD):
Rede ID: ID1712207400

(Burkhard Lischka [SPD]: Navi-Fehler!)


(Beifall bei der SPD)





(A) )

sechs Jahren auf drei Jahre verkürzen. Ich glaube, über
diese Verkürzung muss noch diskutiert werden. Ob sie
sinnvoll ist, muss sich noch zeigen, auch im Sinne des
Gläubigerschutzes.

Der dritte Punkt, der mir wichtig ist, ist die Regelung
der Abgeordnetenbestechung. Es gibt eine Regelung in
§ 108 e Strafgesetzbuch. Diese entspricht aber eindeutig
nicht den internationalen Anforderungen. Das hat Trans-
parency International mehrmals festgestellt. Wir sind,
Frau Ministerin, in diesem Bereich leider noch nicht tä-
tig geworden. Wenn man schaut, wer in Europa die UN-
Konvention ratifiziert hat, stellt man fest, dass das fast
alle Länder sind,


(Jörg van Essen [FDP]: Vor allen Dingen Italien ist da sehr vorbildlich! Das ist ein großes Beispiel für uns!)


außer Irland, Island, Kosovo, der Tschechischen Repu-
blik und uns.


(Jörg van Essen [FDP]: Weil die ein anderes Immunitätsrecht haben!)


– Herr van Essen, Sie sind Oberstaatsanwalt. Sie wissen
natürlich, dass Staatsanwälte in Deutschland teilweise
übermotiviert reagieren. Es gibt sicherlich auch Staats-
anwälte, die, wie man im Fall Kachelmann gesehen hat,
einfach blind loslegen. Gleichwohl brauchen wir Trans-
parenz und Akzeptanz von Politik. Politik darf nicht
käuflich sein, Herr von Essen.


(Jörg van Essen [FDP]: Da sind wir uns einig!)


Es darf auch nicht der Anschein erweckt werden, dass
Politik käuflich ist. Angesichts der Tatsache, dass alle
Länder in Europa diese UN-Konvention unterschrieben
haben, müssen auch wir Deutsche dies tun. Das sind wir
unserem internationalen Ansehen schuldig.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712207500

Herr Kollege Dr. Franke, gestatten Sie eine Zwi-

schenfrage unseres Kollegen Kauder?


Dr. Edgar Franke (SPD):
Rede ID: ID1712207600

Ja.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712207700

Bitte schön, Kollege Kauder.

Siegfried Kauder (Villingen-Schwenningen) (CDU/
CSU):

Herr Kollege, sind Sie nicht auch der Meinung, dass
das Parlament und nicht die Frau Justizministerin das
Thema Abgeordnetenbestechung behandeln müsste?


Dr. Edgar Franke (SPD):
Rede ID: ID1712207800

Sehr geehrter Herr Kauder, die Exekutive, also auch

die Frau Ministerin, kann Vorlagen erstellen. Ich war
lange Zeit Bürgermeister und weiß, wie Vorlagen von-

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(C (D eiten der Verwaltung entstehen. So verhält es sich auch der großen Politik. Ich glaube, dass die Justizministen auch in diesem Bereich eine politische Verantworng hat. Sie selbst bezeichnet sich als jemand, der polisch denkt. Es besteht aber folgendes Problem – das ist der kritiche Punkt; insofern sind Ihre Zwischenfrage, Herr Kolge Kauder, und auch das, was Herr van Essen gesagt at, berechtigt –: Wenn ein Staatsanwalt ein strafrechtlihes Ermittlungsverfahren aufgrund eines Anfangsverachts konstruiert und darüber etwas in der Presse steht, t die Reputation des Abgeordneten unter Umständen chon beeinträchtigt. Über dieses Problem muss man siherlich fairerweise diskutieren, Herr van Essen. Ich sage es noch einmal, Herr Kauder: Da alle wichtien Länder in Europa sagen, sie wollen die UN-Konvenon ratifizieren und die Abgeordnetenbestechung klar efinieren, halte ich es für falsch, dass wir in Deutschnd in § 108 e StGB eine eher wachsweiche Regelung aben. Vielen Dank. – Es gibt den Wunsch nach weiteren wischenfragen. Gestatten Sie zunächst eine Zwischenage des Kollegen Jerzy Montag, Herr Kollege r. Franke? Ja. Bitte schön, Kollege Montag. Danke, Herr Kollege. – Ich habe mich zu Wort gemel et, weil ich zu Ihren letzten Ausführungen etwas sagen ollte. Da ich aber eine Frage stellen muss, (Jörg van Essen [FDP]: Muss nicht! Es geht auch eine Zwischenbemerkung!)


(Jörg van Essen [FDP]: So ist es!)

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712207900
Dr. Edgar Franke (SPD):
Rede ID: ID1712208000
Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712208100
Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712208200

age ich Sie, ob Sie bereit sind, zur Kenntnis zu neh-
en, dass eine frühere Bundesjustizministerin, die Vor-

ängerin der jetzigen, in ihrem Haus einen Gesetzent-
urf zu diesem Thema hat erstellen lassen und dass
ieses Hohe Haus daraufhin gesagt hat, es möchte keine
orgaben des Justizministeriums in dieser Sache. Die
arlamentarier haben weiterhin gesagt: Wenn überhaupt
in solcher Gesetzentwurf nötig ist – Herr van Essen ist
agegen, ich bin dafür –, dann machen wir ihn selber.

Das war eigentlich bisher immer Position der SPD-
undestagsfraktion. In allen Reden zu diesem Thema
at Ihre Fraktion versprochen, dazu etwas vorzulegen.
isher haben Sie aber immer noch nichts vorgelegt. Ich
age Sie: Wann machen Sie das endlich?


(Otto Fricke [FDP]: Eine sehr berechtigte Frage!)







(A) )


)(B)


Dr. Edgar Franke (SPD):
Rede ID: ID1712208300

Sehr verehrter Herr Montag, Sie sind schon ein biss-

chen länger als ich in diesem Parlament. Ich bin jetzt
zwei Jahre dabei. Daher bin ich für jeden Hinweis dank-
bar. Mir ging es darum, Folgendes herauszustellen: Über
diesen Haushalt diskutieren wir politisch. Er ist so klein,
dass es nicht so sehr um Zahlen, sondern hauptsächlich
um Politik geht, Herr Montag. In diesem Zusammen-
hang habe ich drei Punkte genannt, die der SPD wichtig
sind. Herr Kauder hat eben versucht, mich mit seiner
Frage aufs Glatteis zu führen. Das habe ich schon mitbe-
kommen.

Lieber Herr Montag, lassen Sie mich noch Folgendes
sagen – vielleicht können Sie noch so lange stehen blei-
ben –: Aus meiner Sicht ist es so, dass sich die Justiz-
ministerin aufgrund ihres Selbstverständnisses politisch
zu diesem Thema äußern kann. Vor diesem Hintergrund
kann man einen Bezug herstellen. Ich denke, wir sollten
bei anderer Gelegenheit noch einmal darüber diskutie-
ren.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712208400

Gestatten Sie eine weitere Zwischenfrage, und zwar

des Kollegen Ströbele? – Bitte schön, Herr Kollege
Ströbele.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Kollege, dass das für Sie und Ihre Fraktion eine
solch wichtige Frage ist, kann ich voll verstehen. Ich bin
auch seit vielen Jahren hinterher, dass es endlich zu einer
gesetzlichen Regelung kommt. Im Anschluss an das,
was Sie gerade dem Kollegen Montag gesagt haben,
möchte ich Sie aber Folgendes fragen: Warum haben Sie
nicht längst ehemalige Vorschläge, die unter anderem
von der SPD-Fraktion formuliert worden sind, vorge-
legt? Meinetwegen hätte auch die eine oder andere Än-
derung vorgenommen werden können. Wie lange sollen
wir da noch warten?

Daran anschließend möchte ich noch auf Folgendes
eingehen: Sie haben vorhin auf die Frage des Kollegen
Kauder geantwortet, dass es für den betroffenen Abge-
ordneten ein großes Problem sein könnte, wenn ein
Staatsanwalt – so haben Sie sich ausgedrückt – einen
Vorwurf bzw. eine Anklage konstruiert. Dem schließe
ich mich an. Das kann tatsächlich ein großes Problem
werden. Stellt es aber nicht auch für einen großen Teil
der Bürger bzw. für 99 Prozent der Bürgerinnen und
Bürger ein großes Problem dar, wenn ein Staatsanwalt
eine Anklage gegen sie konstruiert? Warum machen Sie
einen Unterschied zwischen einem Abgeordneten und
der normalen Bevölkerung, die durch einen Verdacht,
der sich möglicherweise nicht bestätigt, ebenfalls betrof-
fen ist und dadurch Nachteile hat?


Dr. Edgar Franke (SPD):
Rede ID: ID1712208500

Lieber Herr Ströbele, jeder hat seinen Erfahrungshori-

zont, den er durch seine Arbeit erworben hat. Ich war
früher Bürgermeister und kenne sehr viele Verfahren, bei
denen gegen Leute der Exekutive aufgrund banaler Sa-

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(C (D hen ein Anfangsverdacht beraten und bejaht wurde. chließlich wurde dann ein strafrechtliches Ermittlungserfahren eröffnet, welches später wieder eingestellt urde. Es ist ein Unterschied, Herr Ströbele, ob davon in Politiker, der in der Öffentlichkeit steht, oder eine rivatperson betroffen ist. Es macht wirklich einen Unrschied. Herr van Essen, ich gebe Ihnen darin recht, dass das in problematischer Punkt ist. Man muss daher genau ufpassen. (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das gilt dann aber auch für Ärzte und Rechtsanwälte!)


(Jörg van Essen [FDP]: So ist es!)


Herr Ströbele, ich sehe es so, dass ein Handlungsbedarf
esteht – mit oder ohne Justizministerin. Der § 108 e
tGB muss anders, besser und klarer formuliert werden.
r muss verhältnismäßig sein. Im Grunde genommen
uss auch die besondere Stellung der Abgeordneten be-
cksichtigt werden. Nur so werden wir zu einem guten
rgebnis kommen. Da Sie gefragt haben, wie lange es
och dauert: Ich hoffe, dass wir bald ein Ergebnis be-
ommen. Wenn ich meine Fraktion da richtig verstanden
abe, werden wir bald tätig. Denn das ist aus unserer
icht politisch wichtig.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir laden Sie ein! – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da haben wir ja was gelernt!)


Ob wir etwas gelernt haben, weiß ich nicht. Ich kann
ur sagen, dass ich es vernünftig finde.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich empfehle den grünen Entwurf! – Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Ich empfehle den der Linken!)


Abschließend möchte ich noch einen Punkt erwäh-
en. Es handelt sich um die Erweiterung des Grundge-
etzes durch die Bestimmung neuer Staatsziele. Das ist
ine Diskussion, die in den vergangenen Legislaturperio-
en hier im Haus bereits geführt wurde. Sowohl von der
DP-Fraktion als auch von anderen Fraktionen ist da-
ber diskutiert worden, neue Staatsziele in das Grund-

esetz aufzunehmen. Das fängt bei den Kinderrechten an
nd geht bis hin zur Generationengerechtigkeit. Man
ann sicherlich darüber diskutieren, auch Kultur und
port aufzunehmen, wie die SPD das fordert. Man sollte
amit aber sehr vorsichtig sein


(Jörg van Essen [FDP]: So ist es! Völlig richtig!)


das ist mir persönlich sehr wichtig –; denn wenn man
en Art. 20 Grundgesetz erweitert und neue Staatsziel-
estimmungen aufnimmt, könnten die wirklich wichti-
en Prinzipien wie das Rechtsstaatsprinzip und das So-
ialstaatsprinzip unter Umständen relativiert werden.


(Jörg van Essen [FDP]: Herr Kollege, Sie sprechen mir aus dem Herzen!)






Dr. Edgar Franke


(A) )


)(B)

Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass wir noch
einmal darüber sprechen. Die FDP ist dafür, neue Staats-
ziele ins Grundgesetz aufzunehmen.


(Jörg van Essen [FDP]: Ich nicht!)


Man muss schauen, welche Ziele man einbezieht und
welche wirklich wichtig sind.


(Jörg van Essen [FDP]: Uns Rechtspolitikern sprechen Sie aus dem Herzen!)


Wir haben über verschiedene Themen, zum Beispiel
über Europa, gesprochen und überlegt, wie man sie ver-
fassungsrechtlich untermauern könnte. Das wird hier im
Hause sicherlich noch zu diskutieren sein.

Frau Ministerin, es gibt auf jeden Fall viel zu tun. Ich
habe ein paar kleine Baustellen genannt und nicht die
großen politischen Probleme angesprochen. Aber gerade
Bereiche wie das UWG oder das Urheberrecht sind mir
persönlich sehr wichtig. Viele Kollegen werden bestäti-
gen, dass das UWG und das Urheberrecht Themen von
hoher Aktualität sind.

Sie haben nicht mehr viel Zeit, nur noch bis maximal
2013. Sie müssen sich also beeilen, Frau Ministerin;
denn dann sind wir Sozis wahrscheinlich wieder dran.

In diesem Sinne recht herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD – Zuruf von der FDP: Warten wir erst mal ab!)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712208600

Vielen Dank, Herr Kollege. – Der nächste Redner ist

der Kollege Thomas Silberhorn für die Fraktion der
CDU/CSU. Bitte schön, Kollege Thomas Silberhorn.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Thomas Silberhorn (CSU):
Rede ID: ID1712208700

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Nach den Entscheidungen des Europäischen Ge-
richtshofes für Menschenrechte und des Bundesverfas-
sungsgerichts läuft die Frist zur notwendigen Neurege-
lung der Sicherungsverwahrung bis 31. Mai 2013.

Das stellt den Bund, vor allem aber die Länder, vor
eine gewaltige Aufgabe, die nur gelingen kann, wenn
alle Beteiligten gemeinsam an einem Strang ziehen.


(Burkhard Lischka [SPD]: So ist es! In die gleiche Richtung!)


Klar ist, dass wir bei allen Überlegungen den Vorrang
des Opferschutzes nicht aus den Augen verlieren dürfen.
Die Bevölkerung muss auch in Zukunft vor schwersten
Straftätern geschützt werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es ist kaum vermittelbar, akut rückfallgefährdete
Schwerstkriminelle in die Freiheit zu entlassen. Die
Möglichkeit einer dauerhaften Sicherheitsunterbringung,
die natürlich den Anforderungen des Bundesverfas-
sungsgerichts an Vollzug und Therapie genügen muss,
ist nicht ersetzbar. Eine Überwachung durch Polizei-

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(C (D räfte rund um die Uhr kann auf Dauer keine Alternative u einer sicheren Unterbringung darstellen. Das gilt auch für die elektronische Aufenthaltsüberachung. Die elektronische Fußfessel sollte ein zusätzli her Baustein unserer Sicherheitsarchitektur sein und der ustiz zur Verfügung gestellt werden. In Bayern hat die rprobung dieses Instruments begonnen. Es muss uns ber bewusst sein: Elektronische Fußfesseln können ückfalltäter nicht davon abhalten, erneut Straftaten zu egehen. Deshalb bleibt die Sicherungsverwahrung als ltima Ratio der Justiz unerlässlich. Die Forderung des Bundesverfassungsgerichts nach inem freiheitsorientierten und therapiegerichteten Geamtkonzept bestätigt den Weg, den wir mit dem Theraieund Unterbringungsgesetz bereits eingeschlagen haen. Auch auf Länderebene gibt es im Strafvollzug eine ozialtherapie für Gewaltund Sexualstraftäter, bei deen eine Sicherungsverwahrung in Betracht kommt. Das sogenannte Abstandsgebot, nach dem die Sichengsverwahrten strikt getrennt von den Strafgefangenen nterzubringen sind, kann allerdings nicht von heute auf orgen realisiert werden. Deshalb ist es wichtig, die undespolitischen Weichen schnellstmöglich zu stellen, amit auf Länderebene noch ausreichend Zeit für eine ntsprechende Umsetzung bleibt. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Die Länder werden nicht umhinkommen, bestehende
inrichtungen kostspielig umzubauen oder dort, wo das
icht möglich ist, vollkommen neue Unterbringungs-
öglichkeiten zu schaffen. Das wird die Haushalte si-

herlich zusätzlich belasten, aber das muss uns die Si-
herheit der Bevölkerung wert sein. Der Schutz von
enschenleben darf nicht an Sparzwängen scheitern.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, besonders
Ballungsräumen mit ihren sozialen Brennpunkten

immt die Schwere der Straftaten, die Jugendliche und
nge Erwachsene begehen, eklatant zu. Was bestür-

ende Nachrichten über einzelne Vorfälle bereits vermu-
n lassen, wird mittlerweile durch diverse Studien be-

tätigt: dass wir es nämlich mit wachsender Brutalität
nd einer immer weiter sinkenden Hemmschwelle zu tun
aben.

In der Praxis der Strafverfolgung liegen oft mehrere
onate zwischen der Begehung der Tat und der staatli-

hen Sanktion. Mit zunehmendem Zeitablauf wird der
usammenhang zwischen Tat und Strafe immer abstrak-
r. Der erzieherische Charakter des Jugendstrafrechts
ird dadurch zunichte gemacht. Gerade bei Jugendli-

hen müssen wir wieder stärker darauf achten, dass
traftaten schnell Konsequenzen haben. Die Sanktion
uss der Tat auf dem Fuße folgen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ein gelungenes Beispiel dafür ist das sogenannte
amberger Modell. Die Staatsanwaltschaft Bamberg hat
Juni 2010 die beschleunigte Variante des vereinfach-





Thomas Silberhorn


(A) )


)(B)

ten Jugendverfahrens eingeführt. Jugendstaatsanwälte,
Jugendrichter, Polizei und Jugendgerichtshilfe haben
sich auf besonders straffe Verfahrensabläufe verständigt.

Das Ergebnis: Jugendliche stehen spätestens vier Wo-
chen nach der Straftat vor dem Jugendrichter. Nach mitt-
lerweile einjähriger Erprobung gilt das Bamberger Mo-
dell als ein großer Erfolg. Ich freue mich, dass dieses
Vorzeigeprojekt aus meinem Wahlkreis bundesweit An-
erkennung und Nachahmung erfährt. Eine schnelle
Sanktion ist ein wichtiger Warnschuss, um kriminelle
Karrieren möglichst früh zu verhindern.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie das erfunden, Herr Kollege?)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, mit der Richtlinie
über die Vorratsspeicherung von Daten hat uns die Euro-
päische Union einen klaren Handlungsauftrag erteilt.


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wird ja gerade überarbeitet!)


Auch bei der anstehenden Revision der Richtlinie wird
sich diese Zielsetzung nicht ändern.


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wissen Sie schon?)


Allerdings ist der Begriff „Vorratsdatenspeicherung“,
der die öffentliche Diskussion bestimmt, zumindest
missverständlich. Es entsteht der Eindruck, als würden
in Big-Brother-Manier Daten Unschuldiger auf Vorrat
gespeichert


(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


und ohne jeden konkreten Anlass ausgewertet.


(Ingrid Hönlinger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es ist doch so! – Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau so ist es! – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist die Realität!)


Darum geht es gerade nicht. Im Gegenteil: Der Zugriff
auf diese Daten hat Ausnahmecharakter


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Zugriff schon, aber nicht die Speicherung!)


und muss klaren Schranken unterworfen sein. Das müs-
sen wir unseren Bürgern begreiflich machen. Deswegen
plädiere ich dafür, besser von Mindestspeicherfristen zu
sprechen.


(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Eva Högl [SPD])


Dieses Instrument ist ein wichtiges Hilfsmittel, um
schwersten Straftätern auf die Spur zu kommen; wir re-
den von Kinderschändern, Mördern und Terroristen.

Meine Damen und Herren, ohne die Auswertung von
Telekommunikationsdaten ist es für die Ermittlungsbe-
hörden nahezu unmöglich, Täter zu ermitteln, Mittäter,
Gleichgesinnte oder Hintermänner zu identifizieren.

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(C (D (Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Rechtspflege liegt brach in diesem Lande, oder was?)


eswegen müssen Verbindungsdaten zur Aufklärung
chwerster Straftaten gespeichert werden. Man kann sich
arüber streiten, wie lange gespeichert werden soll. Es
esteht aber kein Zweifel daran, dass gespeichert werden
uss.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712208800

Es gibt auch keinen Zweifel daran, dass der Kollege

erzy Montag jetzt eine Zwischenfrage stellen will. Er
arf Sie sicher stellen, Herr Kollege?


Thomas Silberhorn (CSU):
Rede ID: ID1712208900

Ich freue mich über dieses Interesse. Aber, Herr Kol-

ge Montag, wir kennen uns aus dieser Diskussion zu
nge, sodass ich mir durch Ihre Zwischenfrage nicht un-
edingt Aufklärung erhoffe. Deswegen bitte ich um Ver-
tändnis, dass ich noch einen Punkt nenne und dann
eine Rede beende.


(Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Oh! – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war jetzt aber wirklich kleinlich und feige!)


Wir haben den Entwurf eines Mediationsgesetzes im
pril in erster Lesung beraten. Er hat im Grundsatz
reite Zustimmung gefunden. Es bestand aber auch weit-
ehende Einigkeit darüber, dass einige Einzelfragen
och geklärt werden müssen. Wir sind derzeit dabei,
iese Details zu besprechen und den Gesetzentwurf ent-
prechend zu überarbeiten. Es konnte bereits eine Eini-
ung über Mindeststandards für die Qualifikation der
ediatoren erzielt werden. Ich bin davon überzeugt,

ass am Ende der Beratungen ein Gesetz stehen wird,
as die gerichtliche wie die außergerichtliche Mediation
tärkt und auf eine solide rechtliche Grundlage stellt.


(Beifall der Abg. Andrea Astrid Voßhoff [CDU/CSU])


Liebe Kolleginnen und Kollegen, CDU, CSU und
DP arbeiten in der Rechtspolitik erfolgreich zusam-
en. Eine Reihe rechtspolitischer Aufgaben liegt aller-

ings noch vor uns. Ich nenne nur das Sorgerecht für
ichteheliche Väter, den dritten Korb der Urheberrechts-
form oder das Leistungsschutzrecht für Verlage. Wir
erden uns weiterhin intensiv in die Rechtspolitik der
uropäischen Union einbringen, so wie wir das bei der
uropäischen Privatgesellschaft und beim Europäischen
ertragsrecht praktizieren. Die Arbeit wird uns also in
er zweiten Hälfte der Legislaturperiode nicht ausgehen.

Ich danke allen, die zum betont sachlichen Stil und ei-
er effizienten Arbeitsweise im Rechtsausschuss beitra-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)







(A) )


)(B)


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712209000

Vielen Dank, Kollege Silberhorn. – Jetzt hat das Wort

zu einer Kurzintervention der Kollege Jerzy Montag.


Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712209100

Danke, Herr Präsident. – Herr Kollege Silberhorn,

nachdem Sie die Zwischenfrage nicht erlaubt haben,
habe ich mir erlaubt, zum Mittel der Kurzintervention zu
greifen.

Ich schätze Sie außerordentlich als Europapolitiker.
Heute haben Sie ins Metier des Strafrechts gegriffen. Ir-
gendwie war ich etwas verwundert über das, was Sie da
gesagt haben, zum Beispiel über Ihre Formulierung zur
Sicherheitsverwahrung, die so sehr an die Äußerung Ih-
res Kollegen von der CSU vor einem Jahr erinnert, die
ich in meiner Rede schon zitiert habe:

Wir brauchen eine absolute Sicherheit. – Das sagte
Herr Mayer vor einem Jahr zum Thema Sicherungsver-
wahrung. Sie haben gesagt, die Sicherung müsse Vor-
rang haben. Die Frage ist: Vorrang vor was? Die Regeln
der Sicherungsverwahrung sind wegen Verstoßes gegen
Menschenrechte und Verfassungsrechte von Bürgern
aufgehoben worden. Gegenüber diesen Menschenrech-
ten und Verfassungsrechten kann es keinen anderen Vor-
rang geben. Wir müssen Sicherheit und Freiheit gemein-
sam denken: die Sicherheit der Menschen vor den
schweren Straftätern, aber auch die Rechte der Siche-
rungsverwahrten.

Ich halte Ihnen Folgendes vor: Sie und Ihre Kollegen
aus der Fraktion sagen, die Vorratsdatenspeicherung sei
notwendig, weil es erhebliche Sicherheitslücken gebe
und die Sicherheitsbehörden in Deutschland ohne die
Vorratsspeicherung nicht mehr agieren könnten. Wir ha-
ben auf der Homepage des Bundesjustizministeriums
unter dem Datum 18. Mai 2011 einen Text der Bundes-
justizministerin mit dem Titel „Liberale Rechtspolitik in
Verantwortung – eine Zwischenbilanz“ gefunden. Da-
raus will ich einige Sätze zitieren:

Bei der Vorratsdatenspeicherung zeigt die Praxis
nach der Entscheidung des Bundesverfassungsge-
richts, dass keine nennenswerten Sicherheitslücken
entstanden sind. Heute gilt die Rechtslage, die vor
dem Inkrafttreten der Vorratsdatenspeicherung be-
stand. Und heute zeigt sich, dass Deutschland ohne
Vorratsdatenspeicherung kein unsicheres Land ist.
Der Einwand der vermeintlichen Sicherheitslücken
wird durch Wiederholung nicht besser.

Ich will Ihnen mit den Worten Ihrer Bundesjustizmi-
nisterin sagen: Ihre falschen Behauptungen werden
durch Wiederholung tatsächlich nicht besser.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712209200

Vielen Dank. – Ich gebe jetzt das Wort dem Kollegen

Thomas Silberhorn. Bitte schön, Kollege Thomas
Silberhorn.

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(C (D Herr Kollege Montag, auch ich schätze Sie persönlich ehr. Gleichwohl hat sich meine Befürchtung bestätigt, ass Ihre Kurzintervention zu keinem wesentlichen Erenntnisgewinn beiträgt. Zur Sicherungsverwahrung. Ich ziehe die Menschenchte von Straftätern nicht in Zweifel. (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist schön!)

Thomas Silberhorn (CSU):
Rede ID: ID1712209300

h habe aber zum Ausdruck gebracht und betone aus-
rücklich, dass uns in der politischen Diskussion der
chutz der Opfer wichtiger ist als der Schutz der Täter.
er Schutz der Täter ist uns nicht unwichtig, aber die
ewichtungen müssen stimmen. Deswegen dürfen wir
der Debatte über die Sicherungsverwahrung den
chutz der Opfer nicht aus den Augen verlieren.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Zu den Mindestspeicherfristen für Daten. Wir haben
lare Erkenntnisse unserer Sicherheitsbehörden, dass sie
ieses Instrument brauchen. Uns wurde erklärt: Viele
traftaten hätten nicht aufgeklärt werden können, wenn
an nicht auf Daten hätte zurückgreifen können, die ge-

peichert worden sind, die man im eigenen Zuständig-
eitsbereich aber nicht bekommt. Deswegen müssen
iese Ermittlungsmethoden auch unseren Behörden zu-
änglich gemacht werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was sagen Sie zur Position der Ministerin?)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712209400

Wir fahren in der Rednerliste fort. Ich darf nun das

ort Frau Kollegin Ingrid Hönlinger für die Fraktion
ündnis 90/Die Grünen geben. Bitte schön, Frau Kolle-
in, Sie haben das Wort.


Ingrid Hönlinger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712209500

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Sehr geehrte Frau Ministerin! Heute treffen
ir uns zum ersten Mal nach der Sommerpause im Ple-
um. Leider muss ich feststellen, dass die Bundesregie-
ng die Zeit nicht genutzt hat, um ihre Hausaufgaben zu
achen. Es gibt höchstrichterliche Urteile aus Straßburg

nd Karlsruhe, die in der deutschen Gesetzgebung Ver-
töße gegen die Europäische Menschenrechtskonvention
nd gegen das Grundgesetz festgestellt haben. Was
acht die Bundesregierung? Praktisch nichts!

Zum Thema Whistleblower, zu Deutsch: Hinweisge-
er. Das Aufdecken von Missständen in Unternehmen
nd Institutionen ist von großer gesamtgesellschaftlicher
edeutung. Ich denke an die kritikwürdigen Zustände im
flegebereich oder an Steuerhinterziehung in Millionen-
öhe. Oft hat nur ein begrenzter Personenkreis Zugang
u diesen Institutionen und Einblick in die Zustände.
enschen, die solche Skandale publik machen, genießen

ftmals gesellschaftliche Anerkennung, am Arbeitsplatz
ber wird ihnen gekündigt oder sie werden gemobbt und





Ingrid Hönlinger


(A) )


)(B)

kündigen dann selbst. Diese mutigen Menschen müssen
wir schützen, und zwar sowohl durch das Arbeitsrecht
als auch durch das Beamtenrecht. Das honoriert die
Leistung der Hinweisgeber und ermutigt andere Mit-
arbeiter, ebenfalls Missstände anzuprangern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Natürlich darf ein Mitarbeiter nicht jede Kleinigkeit
nach außen tragen, was viele befürchten. Eine Regelung
für das Whistleblowing muss ausgewogen sein. Sie muss
die Interessen der Arbeitgeberseite, aber natürlich auch
die Interessen der Arbeitnehmerseite und der Öffentlich-
keit berücksichtigen. Eine solche Regelung ist möglich.

Die Bundesregierung hat diesbezüglich nicht gehan-
delt, und das, obwohl sie sich bereits auf dem G-20-Gip-
fel im letzten Jahr vollmundig zum Schutz von
Whistleblowern bekannt hat. Nun hat auch noch der
Europäische Gerichtshof für Menschenrechte Deutsch-
land in dieser Frage wegen Verletzung der Meinungsfrei-
heit verurteilt. Diese Regierung muss das endlich aner-
kennen, und sie muss aktiv werden; denn wenn wir nicht
handeln, provozieren wir die nächste Verurteilung durch
den Europäischen Gerichtshof. Ich denke, die Regierung
muss diesen Schandfleck auf unserer demokratischen
Weste schnellstmöglich entfernen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Auch auf einem anderen Rechtsgebiet hat der Euro-
päische Gerichtshof für Menschenrechte eine Entschei-
dung gefällt; das wurde schon angesprochen. Im Dezem-
ber 2009 hat der Gerichtshof die deutsche Regelung zum
Sorgerecht für Väter, die nicht mit der Mutter ihres Kin-
des verheiratet sind, für konventionswidrig erklärt. Da-
raufhin hat auch das Bundesverfassungsgericht festge-
stellt, dass die Regelung gegen das Grundgesetz
verstößt.

Wir Grüne haben bereits im Oktober 2010, also we-
nige Monate nach der Entscheidung des Bundesverfas-
sungsgerichts vom Juli 2010, einen Antrag zum Sorge-
recht in den Bundestag eingebracht. Er sieht ein
niedrigschwelliges Antragsverfahren beim Jugendamt
vor. Was macht die Bundesregierung? Sie hat das Thema
zwar erfreulicherweise auf dem Schirm, was Kollege
Silberhorn gesagt hat, aber sie macht praktisch nichts.
Dabei besteht auf diesem Gebiet ein erheblicher rechts-
politischer Handlungsbedarf. Wir leben in einer Zeit, in
der Väter und Mütter gleichgestellt werden wollen und
endlich auch sollten, meine Damen und Herren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Die schwarz-gelbe Koalition ist seit zwei Jahren nicht
in der Lage, sich mit sich selbst zu verständigen.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Zwei lange Jahre!)


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(C (D abei gibt es doch inzwischen für Partner, die sich nicht erstehen, ein neues Verfahren: die Mediation. (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Macht das bitte nicht bei denen!)


ielleicht sollten Sie es einmal mit Mediation versu-
hen, meine Damen und Herren auf der Regierungsbank.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Heiner Geißler! – Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Zumindest haben Sie jetzt die Chance, ein gutes Me-
iationsgesetz auf den Weg zu bringen. Ziel des Geset-
es sollte es sein, neben der gerichtlichen Streitentschei-
ung als gleichrangiges Verfahren die Mediation als
ittel der Konfliktlösung zu etablieren. Elementar ist

abei die Qualitätssicherung der Mediation. Dazu gab es
den vergangenen Monaten und Jahren verschiedene
espräche, Anhörungen und Publikationen. Beteiligt
aren alle mediationsrelevanten Akteure: Anwalts-, No-
rs- und Richterverbände, Einzelexperten, Vertreter der
rivatwirtschaft und die Mediationsverbände, die seit
ehr als 30 Jahren auf hohem Niveau Tausende Media-
rinnen und Mediatoren aus- und fortbilden. Alle diese
essourcen könnten in einer selbstverwalteten Einrich-
ng zusammengefasst werden, zum Beispiel in Form

iner Stiftung. In diese wäre das Justizministerium
elbstverständlich eingebunden. Die Vorteile einer sol-
hen Einrichtung sind überzeugend: Sie kann einen bun-
esweit einheitlichen Qualitätsstandard gewährleisten;
ie Mediation kann sich in ihren Tätigkeitsfeldern wei-
rentwickeln; die Justiz kann guten Gewissens Streit-
lle an die Mediatoren weitergeben und wird dadurch

achhaltig entlastet. Das erfolgreiche Güterichtermodell
ird nicht tangiert.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712209600

Frau Kollegin.


Ingrid Hönlinger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712209700

Im Gegenteil: Es findet eine klare Aufgabenteilung

tatt: Im Gericht die Güterichterschaft, außerhalb des
erichts die freie Mediation.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712209800

Frau Kollegin!


Ingrid Hönlinger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712209900

Ich komme gleich zum Schluss. – Die Einsparpoten-

iale hinsichtlich Zeit und Finanzen könnten von den
erichten optimal ausgeschöpft werden. Auch eine
leichwertige Mediationskostenhilfe würde sich rech-
en. Dann würden wir auch der Überschrift des Gesetz-
ntwurfes gerecht, die lautet: „Entwurf eines Gesetzes
ur Förderung der Mediation und anderer Verfahren der
ußergerichtlichen Konfliktbeilegung“.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)







(A) )


)(B)


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712210000

Der Kollege Professor Dr. Patrick Sensburg hat das

Wort für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Patrick Sensburg (CDU):
Rede ID: ID1712210100

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Ministerin! Liebe

Kolleginnen und Kollegen, bei aller Kritik, die vonseiten
der Opposition am Haushalt gekommen ist, sage ich:
Herr Kollege Petermann, Ihr Bild eines gehobenen Mit-
telklassewagens war eher eine elfminütige Geisterfahrt
ohne großen inhaltlichen Bezug zum Etat des Justiz-
ministeriums. Ich hatte fast den Eindruck, der Kollege
Ernst hätte die Rede geschrieben. Er hat ein bisschen
mehr Erfahrung mit Autos der gehobenen Klasse. Ich
muss sagen: Das war inhaltlich schwach.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Er hat die Ministerin gelobt!)


Bei aller Kritik, die an diesem Entwurf geübt worden
ist, muss man eigentlich sagen: Das ist ein exzellenter
Haushaltsentwurf. Wenn man sich die Zahlen anschaut,
dann sieht man, dass er ein Volumen von 491 Millionen
Euro und eine Deckungsquote von 90 Prozent hat.


(Burkhard Lischka [SPD]: Das ist exzellent? Da kann die Justizministerin aber nichts zu!)


– Ich komme gleich zur SPD. – Das ist eine Steigerung
um 5 Prozent. Letztes Jahr hatten wir noch eine De-
ckungsquote von 85 Prozent. Ich würde mir wünschen,
dass dies dem einen oder anderen SPD-Justizminister
gelingt.

Ich nenne das Beispiel Nordrhein-Westfalen. Herr
Kutschaty packt am Anfang 70 Millionen Euro mehr in
den Haushalt des Justizministeriums in Nordrhein-West-
falen. Ich glaube nicht, dass das eine solide Haushalts-
führung ist.


(Burkhard Lischka [SPD]: Da haben Sie den Strafvollzug! Da gibt es wenig Einnahmen, das wissen Sie!)


– Das ist nicht der Strafvollzug. Der Etat für Maßnah-
men im Rahmen eines Übergangsmanagements für ehe-
malige Strafgefangene wurde um 1,2 Millionen Euro
aufgestockt. Ferner gibt es Maßnahmen im Rahmen der
Drogenprogramme. Gerade bei Herrn Kutschaty sehen
wir Mehrausgaben über Mehrausgaben. In Nordrhein-
Westfalen geht bereits der Ruf um, dass Herr Kutschaty
Rechtspolitik eigentlich nur in Bezug auf Geld machen
kann. Wenn es um Inhalte geht, dann gelingt ihm dies
nicht.

Wenn wir ein bisschen weiter in das Land Rheinland-
Pfalz schauen, dann sehen wir, was der Kollege Beck bei
der Zusammenlegung des OLG Koblenz mit dem OLG
Zweibrücken macht. Ich kann nur sagen: Es ist keine so-
lide Rechtspolitik, wenn man die Gerichte von den Bür-
gern entfernt.


(Burkhard Lischka [SPD]: Das nennen Sie sonst effektive Strukturen!)


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(C (D Worum geht es im Kern? Es geht im Kern darum, ass ein Stellenbesetzungsverfahren nicht vollzogen urde und nicht zu dem Ergebnis geführt hat, das Herr eck sich gewünscht hätte. Jetzt werden Tausende von uro ausgegeben, und es wird ein Urteil des Bundesveraltungsgerichts in Leipzig nicht akzeptiert. Wenn Sie eute die Zeitungen aufschlagen, dann lesen Sie: Durch iesen Rechtsstreit wurden bereits über 100 000 Euro erbraten. Jetzt ist es auch noch so, dass der Justizminisr in Rheinland-Pfalz, der übrigens ein Kollege von Ihen von der SPD ist, einen Anwalt beschäftigt, um das rteil des Bundesverwaltungsgerichts nicht vollziehen u müssen. (Burkhard Lischka [SPD]: Sie machen die Justizministerin doch auch nicht für die Konkurrentenklage vor dem BGH zuständig!)


as ist keine gute Rechtspolitik.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zurufe von der SPD)


Herr Kollege, ich kann nur sagen: Hier ist es anders.
er Etat der Bundesjustizministerin ist eine solide Basis.
er Kollege Thomae hat es eben im Zusammenhang mit
em Deutschen Patent- und Markenamt angesprochen.
h möchte noch einmal erwähnen, dass das Bundesamt
r Justiz Mehreinnahmen von rund 20 Millionen Euro

at. Das sichert uns eine solide Arbeit im Bereich der
ustiz.

Wir werden noch über den Einzelposten der General-
undesanwaltschaft diskutieren müssen. Die Kürzung
m 1 Million Euro wird in den nächsten Tagen und Wo-
hen sicherlich noch zu diskutieren sein. Die General-
undesanwaltschaft hat im Bereich der Terrorismusbe-
ämpfung gute Arbeit geleistet. Sie hat beispielsweise
uch bei Ermittlungen im Zusammenhang mit den Vor-
llen am Kunduz-Fluss gute Arbeit geleitet. Wir müssen

arüber diskutieren, ob diese Reduktion wirklich not-
endig ist. Ich glaube, sie ist nicht notwendig. Es wäre

in falsches Zeichen, den Posten im Bereich der Gene-
lbundesanwaltschaft zu reduzieren.

Gute Rechtspolitik bemisst sich nicht nur anhand der
innahmen und Ausgaben, sondern sie bemisst sich an-
and der geleisteten Arbeit. Herr Kollege Lischka, Sie
aben sich eben darüber beschwert, dass nichts geleistet
orden sei. Die Kollegin Voßhoff hat einige Punkte an-
eführt. Herr Kollege Lischka, wenn es Sie noch interes-
iert, dann würde ich gern zwei Punkte ergänzen: Den-
en Sie an den Schutz der Berufsgeheimnisträger nach
160 a StPO. Hier haben wir den absoluten Schutz zu
echt auf alle Rechtsanwälte ausgedehnt. Er gilt nicht
ur für Strafverteidiger. Es war der richtige Ansatz, zu
agen: Auf die Fälle, in denen sich das Verteidigerman-
at schon aus dem Rechtsanwaltsmandat ergeben kann,
ehnen wir den absoluten Schutz aus. Für alle anderen
eien Berufe gilt der relative Schutz, der bis auf wenige
usnahmefälle dem absoluten Schutz gleichkommt. Das
ar eine richtige Entscheidung der Rechtspolitik.

Denken Sie auch an den Bereich der Zwangsverheira-
ng und die Schaffung des § 237 StGB. Auch dazu kann





Dr. Patrick Sensburg


(A) )


)(B)

man nicht sagen, das sei bloße Symbolpolitik, wie Sie,
Herr Kollege Montag, eben angeführt haben.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nur! Nur! Das stand schon alles im Gesetz!)


Zwangsverheiratung ist – Sie haben ja eben die Men-
schenrechte angeführt – eine eklatante Menschenrechts-
verletzung. Von daher war es ein richtiger Ansatz, § 237
so auszugestalten, wie wir es gemacht haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben nicht mehr als eine neue Nummer gemacht!)


Die Mediation ist von Ihnen, Frau Hönlinger, zu
Recht angesprochen worden als ein Projekt, das wir an-
packen und auch demnächst abschließen werden. Ich
muss allen Berichterstattern aus den Fraktionen danken,
die sehr konstruktiv zusammengearbeitet und den Ent-
wurf mitgestaltet haben, sodass nach meiner Meinung
durch das Gesetz eine Win-win-Situation entstehen
kann, in der wir die außergerichtliche Mediation stärken,
aber die gerichtsinterne Mediation nicht verhindern wol-
len. Hier ist uns etwas Gutes gelungen.

Ich weiß nicht, ob eine Bundesstiftung „Mediation“
der richtige Ansatz ist; das können wir in den nächsten
Wochen ausdiskutieren. Ein Verfahren wie die Media-
tion mit mehr Bürokratie gestalten zu wollen, ist ein An-
satz, über den man zweimal nachdenken muss. Trotzdem
sind die Verhandlungen über den Gesetzentwurf zur Me-
diation sehr konstruktiv gewesen. Ich danke insbeson-
dere der Ministerin und Staatssekretär Dr. Stadler, dass
wir konstruktiv zusammenarbeiten konnten. Insbeson-
dere bei den Standards, die im ersten Entwurf noch nicht
geregelt waren, sind wir weitergekommen. Ohne eine
Regelung der Standards wird die Mediation auf Dauer
keinen Erfolg haben.

Als Resümee kann man sagen, dass der Haushaltsent-
wurf sicherlich die Grundstruktur für eine gute Justiz-
politik legt. An wenigen Stellen wird es Nachbesserun-
gen geben müssen; darüber können wir in den nächsten
Wochen sicherlich sprechen. Ich glaube, wir müssen vor
allem über einen personellen Aufwuchs im Bereich der
internationalen Zusammenarbeit diskutieren. Den An-
satz kann man sicherlich mittragen, man muss aber auch
bedenken, dass auch wir uns im Parlament sicherlich mit
weiteren Aufgaben im Rahmen der Internationalisierung
werden befassen müssen. Daher muss man darüber
nachdenken, ob nicht auch unsere Ausschüsse weiterer
personeller Unterstützung bedürfen.

Ich kann den Haushalt des BMJ nachvollziehen,
möchte aber jetzt schon anmerken, dass auch auf uns
durch Europa, durch die internationale Zusammenarbeit
viele Aufgaben zukommen. Dafür sind wir personell
nicht hinreichend ausgestattet. Ich unterstütze die Initia-
tive von Siegfried Kauder und Dr. Michael Meister, den
Rechtsausschuss einzubeziehen, wenn beispielsweise
über Haushalts- und Finanzfragen mit Blick auf Europa
diskutiert wird. Es darf nicht sein, dass diese Fragen

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(C (D hne eine kritische Betrachtung der Rechtspolitiker beprochen und gelöst werden. Auch dafür bedarf es siherlich der einen oder anderen neuen Stelle. Ich glaube, dass die christlich-liberale Koalition in ihr Rechtspolitik die Akzente richtig setzt, dass sie sehr usgewogen, wie es die Justizministerin eben gesagt hat, uf der einen Seite den Ausgleich der Rechte der Bürgennen und Bürger sieht und auf der anderen Seite auch en Schutz der Bürger durch eine effiziente Justiz. Dafür t dieser Etat Voraussetzung. Ich freue mich auf die Diskussionen über diesen Etat den nächsten Wochen und danke Ihnen herzlich für ie Aufmerksamkeit. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712210200

Die Kollegin Dr. Eva Högl hat jetzt das Wort für die

PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Eva Högl (SPD):
Rede ID: ID1712210300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

h komme zu einem ganz anderen Ergebnis, wie diese
echtspolitik zu bewerten ist.


(Zuruf von der FDP: Wie kann das sein?)


as ist nicht verwunderlich. Wer den Rednerinnen und
ednern genau zugehört hat, kommt zu dem Ergebnis,
u dem ich komme, nämlich dass in der Rechtspolitik
as gilt, was für die gesamte Bundesregierung gilt: keine
een, keine Kraft, die Herausforderungen anzunehmen.
as hat diese Debatte mehr als deutlich gezeigt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es wurde vorhin gesagt – wir haben alle ein bisschen
eschmunzelt, als Herr Montag das erwähnt hat –, dass
ie, Frau Ministerin, für den Rechtsstaat nerven. Ich will
nen ganz offen sagen, was mich nervt. Mich nerven

ie ideologischen Streitigkeiten in der Rechtspolitik.
as nervt mich sehr: ideologische Streitigkeiten statt

achliche Diskussionen. Wir in der Rechtspolitik, gerade
iejenigen, die dort engagiert sind und Mitglied des Aus-
chusses und Unterausschusses sind, haben die Chance,
chlich, sachlich, konzentriert, solide und dort, wo es

otwendig ist, bisweilen geräuschlos Rechtspolitik zu
estalten. Das ist unsere Aufgabe. Aber das darf man
itte nicht verwechseln, liebe Kolleginnen und Kollegen,
rau Ministerin, mit Untätigkeit; denn Untätigkeit ist
twas anderes. Wir haben an vielen Stellen – meine Kol-
gen haben sie aufgeführt – Handlungsbedarf identifi-

iert. Wir haben aber nicht festgestellt, dass die Bundes-
gierung und die Koalitionsfraktionen hier engagiert

enug vorangehen.


(Beifall bei der SPD)


Auch ich muss vielleicht noch einmal nerven.





Dr. Eva Högl


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)(B)


(Dr. Jan-Marco Luczak [CDU/CSU]: Das sind wir doch gewohnt!)


Ich will ein Thema, das uns allen am Herzen liegt, unbe-
dingt ansprechen: die Vorratsdatenspeicherung. Man
kann sie auch „Mindestdatenspeicherung“ nennen, Herr
Silberhorn; auch wir haben sie in unserem Papier so ge-
nannt. Die Debatte über die Vorratsdatenspeicherung ist
ein Symbol für die Unfähigkeit der Bundesregierung,
Vorschläge zu machen und Regelungen zu treffen. Bei
diesem Thema geht es um eine ganz grundsätzliche
Frage. Es geht um die Balance zwischen dem Schutz von
Bürgerrechten und Datenschutz und der Bekämpfung
von Straftaten und Kriminalität sowie der Gewährleis-
tung der Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger. Es han-
delt sich hierbei nicht um ein Spezialthema oder ein Insi-
derthema, sondern es geht um die Frage, wie wir die
Rechtspolitik gestalten. Frau Ministerin, dieses Thema
dürfen wir im Deutschen Bundestag nicht aussitzen.


(Beifall bei der SPD – Zuruf von der FDP: Sie sind doch vor dem Bundesverfassungsgericht gescheitert!)


Wir haben die besten Voraussetzungen. Es gibt ein
Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das sonnenklar
ist. Man muss es im Grunde genommen nur abschreiben.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Ach ja? Wenn das alles so klar war, warum hat das Gericht dann Ihre Regelung so einfach vom Tisch gewischt? Warum haben Sie denn damals kein verfassungskonformes Gesetz gemacht? Erklären Sie uns das doch mal!)


Daran haben auch wir uns bei der Erarbeitung unseres
Papiers, das wir vorgelegt haben, orientiert.

Sehr wichtig ist mir die europäische Ebene. Wir dür-
fen dieses Thema auch auf europäischer Ebene nicht
aussitzen; ich habe das schon mehrfach gesagt.


(Marco Buschmann [FDP]: Frau Högl, das alles kommt doch noch! Warten Sie mal ab!)


Wir können nur dann auf europäischer Ebene gestalten,
wenn wir eigene Vorschläge machen. Wir als SPD po-
chen so sehr darauf, dass Vorschläge auf den Tisch des
Hauses gelegt werden, über die wir dann diskutieren
können, damit wir auch in Europa sprachfähig sind. Frau
Ministerin, wir haben Vorschläge vorgelegt, die Sie sich
anschauen können. Die SPD hat sich also positioniert,
und zwar, wie ich finde, nicht schlecht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Als Bundestagsabgeordnete aus Berlin möchte ich auf
ein weiteres Thema zu sprechen kommen: auf das Miet-
recht. Sie haben im Koalitionsvertrag formuliert, das
Mietrecht auf seine Ausgewogenheit hin zu überprüfen
und seinen sozialen Charakter zu wahren.


(Dr. Jan-Marco Luczak [CDU/CSU]: So ist es!)


Davon merken wir bei Ihren Vorschlägen überhaupt
nichts. Wir stellen das Gegenteil fest.

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(C (D (Marco Buschmann [FDP]: Wie bitte? Sie blockieren doch alles, was man dafür tun kann!)


ir alle wollen die energetische Gebäudesanierung; sie
t gut für die Umwelt und für die Mieterinnen und Mie-
r. Sie allerdings verfolgen den Ansatz, die Förderung
er energetischen Gebäudesanierung zu streichen. Sie
n also genau das Gegenteil. Frau Ministerin, Sie wol-
n die Kosten für die energetische Gebäudesanierung
on den Vermietern auf die Mieterinnen und Mieter ver-
gern.


(Dr. Jan-Marco Luczak [CDU/CSU]: Das ist ja überhaupt nicht wahr!)


as ist genau der falsche Schritt.


(Beifall bei der SPD – Dr. Jan-Marco Luczak [CDU/CSU]: Das Klimaschutzgesetz in Berlin ist doch von Rot-Rot abgesetzt worden!)


Wir können Ihnen schon jetzt versprechen: Wenn die
ntsprechenden Pläne auf den Tisch gelegt werden und
ir im Bundestag darüber diskutieren, dann wird sich
ie SPD jeglichen Ideen widersetzen, die zur Folge hät-
n, dass die Kosten einseitig auf die Mieterinnen und
ieter abgewälzt werden. Das hat mit sozialem Miet-
cht nichts zu tun.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Wer profitiert denn dann davon? – Marco Buschmann [FDP]: Wer zahlt denn dann weniger Heizkosten?)


n dieser Stelle sind wir sehr engagiert.

Frau Ministerin, ich komme zu dem Ergebnis, dass
ie Bilanz alles andere als gut ist. Wir haben in dieser
nderthalbstündigen Debatte an vielen Stellen Hand-
ngsbedarf identifiziert. Wir als SPD würden Sie an der

inen oder anderen Stelle gerne unterstützen. Wir for-
ern Sie aber auch auf, engagiert und kämpferisch zu
ein.

Ich möchte Sie persönlich bitten, sich bei einem
hema, bei dem wir Sie als Rechtspolitikerin brauchen,
nders zu positionieren als bisher und uns zu unterstüt-
en. Beim Thema „Frauen in Führungspositionen“ brau-
hen wir Sie, Frau Ministerin. Bitte stehen Sie nicht län-
er auf der Seite derjenigen, die gegen Quotierungen
nd gesetzliche Vorschriften sind. Wir brauchen auch im
arlament – das ist nämlich eine Regelung, die das Par-
ment treffen muss – wortgewaltige Unterstützerinnen.
ies ist eine rechtspolitische Frage. Wir haben dazu be-
its Vorschläge vorgelegt, und wir werden weitere Vor-

chläge erarbeiten. Wir brauchen dringend eine Quotie-
ng im Hinblick auf Vorstände und Aufsichtsräte, damit

ndlich, endlich, endlich mehr Frauen in Führungsposi-
onen kommen. Hier besteht die Chance, dass Deutsch-
nd einen riesengroßen Fortschritt macht. Ich fände es

ehr schön, wenn Sie, Frau Ministerin, dabei an unserer
eite wären.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD – Andrea Astrid Voßhoff [CDU/CSU]: Fangen Sie damit doch mal in der SPD an!)







(A) )


)(B)


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712210400

Der Kollege Alexander Funk hat jetzt für die CDU/

CSU-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Alexander Funk (CDU):
Rede ID: ID1712210500

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Der Justizetat steht traditionell im Schatten
anderer Haushalte. Dies gilt insbesondere bei der ersten
Lesung, zumal wir alle wissen, dass auch dieser Haus-
halt, was seine Details betrifft, keineswegs so verab-
schiedet werden wird, wie er heute eingebracht worden
ist. Gerade dies bietet aber die Möglichkeit, in den kom-
menden Wochen noch Fragen zu klären und auf Ände-
rungen hinzuwirken.

Über die Eckdaten ist bereits genug gesagt worden.
Ich greife daher einige Punkte auf, die mir besonders am
Herzen liegen. Zunächst einmal ist aber generell zu be-
grüßen, dass der Einzelplan 07 auch im Haushaltsjahr
2012 zu den sparsamsten Etatentwürfen zählt und mit
rund 90 Prozent die höchste Deckungsquote aufweist.
Dies ist allerdings der Tatsache geschuldet, dass das
Deutsche Patent- und Markenamt kräftig zur Finanzie-
rung des Etats beiträgt. Circa 303 Millionen Euro sollen
im kommenden Jahr vom DPMA in München nach Ber-
lin fließen.

Das ist erfreulich, darf aber nicht dazu führen, diese
Einnahmen als sichere Bank zu betrachten. Ich halte es
für außerordentlich wichtig, das DPMA weiter zu stär-
ken, denn es dient nicht in erster Linie der Finanzierung
des Justizetats, sondern es dient vor allem der Sicherung
der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft.
2010 konnte das DPMA 32 069 Patentanträge beschei-
den. Das ist eine stattliche Zahl, doch stehen ihr 36 841
Prüfanträge gegenüber.

Es ist daher erfreulich und war unbedingt erforder-
lich, dass die vorgeschriebene Einsparung von 41 Plan-
stellen durch 50 neue Stellen für den Sondertatbestand
„Innovationsförderung“ abgemildert werden konnte.
Man mag hier von einer Überkompensation sprechen,
doch halte ich sie in diesem Zusammenhang für erfor-
derlich, vor allem vor dem Hintergrund, dass das DPMA
eigentlich einen zusätzlichen Personalbedarf von
250 Stellen hat, und zwar nur, um den Antragsstau abzu-
bauen. Das sind Stellen, die sich nicht nur selbst finan-
zieren, sondern auch vielfältigen Gewinn für unsere
Wirtschaft abwerfen würden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Deutschland ist bekanntlich ein Blaupausenland. Un-
ser Kapital ist der Ideen- und Erfindungsreichtum unse-
rer Menschen und unserer Wirtschaft, vor allem der mit-
telständischen. Damit dieses Kapital in unseren Händen
bleibt, braucht es das DPMA, und dieses wiederum
braucht unsere Unterstützung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ein anderer Titel, der mir am Herzen liegt, betrifft die
finanzielle Ausstattung der Deutschen Stiftung für inter-

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(C (D ationale rechtliche Zusammenarbeit, kurz IRZ. Es geht abei um eine wirksame Beratungshilfe beim Aufbau on Demokratie und Marktwirtschaft bzw., wenn man so ill, um einen Export unserer rechtsstaatlichen Prinziien. Wenn man die Veränderungen gerade auf dem afrikaischen Kontinent betrachtet, die friedlichen Revolutioen in Tunesien und in Ägypten, die Vertreibung des liyschen Diktators Gaddafi, dann wird schnell deutlich, ass diese Revolutionen nur dann die ersehnte Freiheit nd Demokratie zur Folge haben können, wenn diesen ändern beim Aufbau rechtsstaatlicher Strukturen geolfen wird. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Das gilt auch für weitere Länder, die an der Schwelle
es Wechsels von der Diktatur zur Demokratie stehen.
h appelliere daher an alle Kolleginnen und Kollegen,

ie Arbeit gerade der IRZ-Stiftung zu fördern.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


ir würden damit ein wichtiges Zeichen für all diejeni-
en setzen, die für Freiheit und Demokratie auf die
traße gegangen sind und ihr Leben aufs Spiel gesetzt
aben. Wir wollen in vielen Bereichen gern Weltmeister
ein – warum nicht auch beim Export von Rechtsstaat-
chkeit?

Aufklärungsbedarf sehe ich beim Personaletat. Es ist
ine Binsenweisheit, dass auch der Etat 2012 unter dem
bsoluten Gebot der Sparsamkeit stehen muss. Wenn al-
rdings im Zusammenhang mit – ich zitiere – „umfang-
ichen Berichtspflichten nach den Lissabon-Begleitge-

etzen“ sechs hochdotierte Stellen für internationale
ufgaben neu geschaffen werden sollen, dann meine
h, dass die Unabweisbarkeit dieser Forderung erst
och nachgewiesen werden muss. Schließlich werden
iese Stellen den Justizetat auf Dauer belasten. Ange-
ichts des im Justizministerium ohnehin vorhandenen ju-
stischen Sachverstandes sollten hier alle Möglichkeiten
er Kompensation geprüft werden, bevor dieser Forde-
ng entsprochen wird. Insofern, Kollege Sensburg, sehe
h das als Haushälter etwas kritischer. Aber darüber
önnen wir in den nächsten Wochen alle gemeinsam dis-
utieren.

Kritisch sehe ich in diesem Zusammenhang einerseits
ie geplante teure Stellenvermehrung, andererseits eine
r mich zweifelhafte Einsparung von 1,4 Millionen
uro beim Etat des Generalbundesanwalts. Bei diesem
tat sind zwar Haushaltsreste vorhanden. Auf der ande-
n Seite hat der Generalbundesanwalt angesichts terro-
stischer Gefährdungen einen bedeutsamen Aufgaben-
uwachs bekommen. Sicherheit darf nicht auf dem Altar
er sonst gebotenen Sparsamkeit geopfert werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Lassen Sie mich noch den Titel „Härteleistungen für
pfer extremistischer Übergriffe“ erwähnen. Im Regie-
ngsentwurf wird die Erhöhung des Ansatzes um

00 000 Euro auf 1 Million Euro zurückgenommen – auf
unmehr 500 000 Euro. Das erscheint auf den ersten





Alexander Funk


(A) )


)(B)

Blick gerechtfertigt; denn die Zahl der Anträge ist stark
zurückgegangen, und aus dem Fonds sind keinerlei Mit-
tel abgeflossen. Im Gegenteil: Aus Vollstreckungen hat
es sogar Einnahmen in Höhe von 77 000 Euro gegeben.

Nun könnte man aus dieser Entwicklung schließen,
dass es in unserem Land keinerlei Opfer extremistischer
Straftaten mehr gibt. Dem ist aber nicht so. Weiterhin
werden Menschen Opfer sowohl links- wie auch rechts-
extremistischer Gewalttäter.

Wie also ist es zu erklären, dass der Härtefonds nicht
in Anspruch genommen wird? Eine Absicht des Gesetz-
gebers kann wohl getrost ausgeschlossen werden. Eine
Ursache könnte die fehlende Bekanntheit dieses Fonds
sein. Im vergangenen Jahr hat der Kollege Schurer von
der SPD die Anregung gegeben, gerade die Opferver-
bände über diese unbürokratische Hilfe zu informieren.
Wir werden uns in diesem Jahr genau anschauen müs-
sen, was in dieser Richtung bisher getan wurde oder ob
eventuell auch die Richtlinie überarbeitet werden muss.
Der Opferfonds ist zu wichtig, als dass ihm lediglich
eine Alibifunktion zukommen darf.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich bin davon überzeugt, dass die Fachleute im Bun-
desministerium der Justiz alles darangesetzt haben, uns
einen nachvollziehbaren, ehrlichen Haushaltsentwurf
vorzulegen.

Ich hoffe sehr, dass wir bis zur zweiten und dritten
Lesung in den Gesprächen mit den Experten des Justiz-
ministeriums und im Rahmen der Berichterstatterrunden
noch die eine oder andere Möglichkeit finden, Steuer-
mittel einzusparen oder zielführender einzusetzen – ge-
mäß dem eben erwähnten Motto, dass kein Gesetzent-
wurf dieses Haus so verlässt, wie er hineingekommen
ist.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712210600

Wir sind am Ende dieses Geschäftsbereiches und

kommen nun zum Geschäftsbereich des Bundesministe-
riums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicher-
heit, Einzelplan 16.

Als Erstem gebe ich das Wort dem Bundesminister
für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit,
Dr. Norbert Röttgen – der bitte ganz langsam ans Red-
nerpult kommt, damit im Plenum noch die Plätze ge-
wechselt werden können.

Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister für Umwelt,
Naturschutz und Reaktorsicherheit:

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrte
Frau Präsidentin, vielen Dank für den Hinweis, mich
langsam hierhin zu bewegen. Ich glaube, jetzt darf die
Debatte zum Umwelthaushalt aber auch beginnen. –
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich möchte diese
Haushaltsdebatte mit einigen Zahlen eröffnen. Es sind

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(C (D icht nur Haushaltszahlen, aber auch Haushaltszahlen. iese Zahlen sagen auf jeden Fall etwas aus. Eine Zahl, die in der letzten Woche veröffentlicht urde, hat mich wirklich gefreut. Nach einer Umfrage on TNS Infratest unterstützen nämlich 94 Prozent der ürgerinnen und Bürger den Ausbau der erneuerbaren nergien. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Sören Bartol [SPD]: Die haben Sie lange genug ignoriert!)


Wir dürfen uns darüber freuen. Das finde ich gut. Ich
ollte Sie von der Opposition erst später einladen, sich
arüber zu freuen. Ihre Freude ist aber schon ausgebro-
hen. Das finden wir alle gut.

65 Prozent sind auch bereit, in ihrer Nachbarschaft
kostromanlagen zu akzeptieren. Das ist wichtig; denn
gendwann wird der Umbau natürlich auch konkret, und
eben vielen Vorteilen gibt es Betroffenheiten und viel-
icht auch Nachteile.


(Ulrich Kelber [SPD]: Ist denn Ihr CDU-Landesverband endlich für die neue Windenergieanlagenverordnung?)


80 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher sa-
en: Wir finden die EEG-Umlage okay; wir sehen ein,
ass wir sie bezahlen müssen, oder wären sogar bereit,
och etwas mehr zu bezahlen. – Meine Damen und Her-
n, das heißt: Die Bürgerinnen und Bürger unterstützen

ieses Projekt. Sie machen mit. Sie wollen es und brin-
en unser Land in Bewegung. – Das sind sehr erfreuli-
he Zahlen.

Lassen Sie mich noch eine andere Zahl nennen. Wäh-
nd der ganzen Debatte um die Energiewende haben
ir immer wieder richtigerweise gesagt, dass der Anteil
er erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung
7 Prozent beträgt. Diese Zahl stammt allerdings aus
em letzten Jahr. Wenn wir nun das erste Halbjahr 2011
ilanzieren, können wir feststellen, dass es nicht mehr
7 Prozent sind, sondern inzwischen – Stand: erstes
albjahr 2011 – 20,8 Prozent. Somit ist der Anteil der

rneuerbaren Energien um 14 Prozent gewachsen.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Man hätte viel mehr machen können, Herr Röttgen!)


Zum Umwelthaushalt. Die Umweltschutzausgaben
teigen im Haushalt 2012 um 900 Millionen – das sind
rneut 14 Prozent – auf 7,4 Milliarden Euro. Daran hat
ie energetische Gebäudesanierung einen großen Anteil:
ie Mittel steigen von 936 Millionen auf 1,5 Milliarden
uro pro Jahr bis 2014.


(Ulrich Kelber [SPD]: Das war ja auch vorher von Ihnen zusammengestrichen worden!)


an könnte noch mehr Zahlen auflisten, aber ich will es
abei bewenden lassen.

Das alles sind erfreuliche Zahlen. Es zeigt: Im Land
ind die Signale angekommen. Das ist das Projekt der





Bundesminister Dr. Norbert Röttgen


(A) )


)(B)

Regierung. Es ist aber nicht nur das Projekt der Regie-
rung, sondern es ist das Projekt Deutschlands. Das ist ei-
gentlich das Schönste und Beste, was man sagen kann,
gerade in der Energiepolitik.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Es ist das Projekt der Menschen in unserem Land, die es
sich zu eigen gemacht haben.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war aber nicht die Bundesregierung!)


– Doch. In dieser Konsequenz und mit den Erfolgen ist
es das Projekt auch der Bundesregierung. Auch das ist
ein Teil der Wahrheit. Ich glaube, wir können auch
wechselseitig anerkennen, meine Damen und Herren,
dass es diese Regierung ist, dass es die Länder sind, dass
es Kommunen sind, dass es Energiegenossenschaften
sind, dass es eben das Land ist, das vorangeht. Das ist
auch gut. Daran muss man auch nicht herummäkeln,
sondern man kann sich darüber freuen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Das ist fast Westerwelle-Manier!)


Ich möchte aber vor allen Dingen sagen, dass die
Energiewende, die wir beschlossen haben, mit dem Be-
schluss im Deutschen Bundestag und auch im Bundesrat
nicht vollendet ist und angesichts all der Debatten, die
wir geführt haben, nicht hinter uns liegt. Die Ener-
giewende liegt vielmehr vor uns. Es geht darum, sie jetzt
zu machen. Das ist eigentlich das entscheidende Signal.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann machen Sie sie doch mal!)


Wir haben sie möglich gemacht, und jetzt wird es
auch geschehen.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum tun Sie denn nichts?)


Natürlich muss es auch in der Politik geschehen. Auch
dort sind weitere Veränderungen möglich. Aber es bleibt
ein Gemeinschaftsprojekt. Wir werden das auch tun.

Um ein Beispiel zu nennen: Wir werden die großen
Potenziale der erneuerbaren Energien, nachdem wir das
im Strommarkt ermöglicht haben, auch im Wärmemarkt
erschließen. Darum werden wir im nächsten Jahr ein
grundlegend novelliertes Erneuerbare-Energien-Wärme-
gesetz vorlegen.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da bin ich mal gespannt!)


Ich habe eben den Erfolg der energetischen Gebäude-
sanierung beschrieben. Seit 2006 sind 2,5 Millionen
Wohnungen neu errichtet oder saniert worden. Das
bringt eine CO2-Einsparung von 5 Millionen Tonnen, es
schafft Arbeitsplätze und Wertschöpfung in unserem
Land. Ich appelliere auch an dieser Stelle an den Bun-
desrat, dass die Bundesländer noch einmal darüber nach-
denken, unser Angebot anzunehmen, jetzt auch in die
steuerliche Förderung der Gebäudesanierung einzustei-
gen. Das brauchen wir, und das tut dem Land gut. Wenn

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(C (D s eine Chance gibt, im Vermittlungsausschuss zu einem rgebnis zu kommen, dann werden wir diese Chance erreifen. Wir brauchen dafür aber auch die Zustimmung er Länder. Ich fordere sie dazu auf, dies zu tun. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Aber auch viele andere müssen sich darauf einstellen.
ie Energieversorgungsunternehmen müssen jetzt in-
estieren. Wir brauchen Investitionen in Gaskraftwerke,
nd wir brauchen Akzeptanz für die Leitungen. Die
tromproduzenten im Bereich erneuerbare Energien
üssen sich auf mehr Markt und auf die Verbraucher

instellen. Wir brauchen den Netzausbau. All das ist
tzt notwendig. Speichertechnologien, moderne und in-
lligente Netze und intelligente Zähler: All das geht
tzt in einem großen Gemeinschaftswerk los.

Wir werden als Bundesregierung dafür ein Projektma-
agement begründen; denn es geht darum, das Ganze
onkret umzusetzen. Wir werden die Expertise und die
rfahrung des Marktes, der Betroffenen, der Kommu-
en, der Länder und der Kraftwerksbauer annehmen und
inbinden, um dieses Projekt zu einem Erfolgsprojekt
r unser Land zu machen. Das ist unser Ehrgeiz, den
ir nun mit der Ausführung des von uns beschlossenen
nergiekonzeptes beweisen werden.

Ich möchte einen weiteren Punkt erwähnen, dem ich
roße Bedeutung beimesse: die Fortführung des Konsen-
es in einer Frage, bei der schon fast alle die Möglichkeit
ines Konsenses aufgegeben hatten, nämlich bei der
ndlagersuche und -bestimmung. Hier strebe ich einen
ationalen Konsens an. Das ist Teil des Energiekonsen-
es, den wir beschlossen haben. Jetzt geht es darum,
uch das zu realisieren.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann machen Sie doch eine ergebnisoffene Suche! Sie können doch nicht in Gorleben Fakten schaffen!)


Wir sind als Regierung entschlossen, dies zu tun. Es
eht um den Konsens in der Verantwortung, ein Endla-
er für hochradioaktive Abfälle in Deutschland zu su-
hen. Keine Generation hat das Recht, Kernenergie zur
tromproduktion zu nutzen und die Abfälle unbehandelt
er nächsten Generation zu hinterlassen. Es ist unsere
eneration in der Verantwortung, einer Verantwortung,
er sich alle zu unterwerfen haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Darum sollten wir miteinander – das betone ich – da-
n arbeiten, einen Konsens der heute Handelnden über

ie Generationenverantwortung zu erzielen. Wir können
nd müssen ihn erreichen. Ich schlage darum vor, dass
ir die Suche nach einem Konsens auf eine eigene son-
ergesetzliche Grundlage stellen und nicht versuchen,
ns wie bislang im Rahmen des Atomgesetzes zu bewe-
en. Vielmehr brauchen wir eine eigene gesetzliche
rundlage, weil ein besonderes Gesetz mit einer beson-
eren Zweckbestimmung die Möglichkeit bietet, diesem
onsens Ausdruck zu verleihen. Ich schlage vor, dass





Bundesminister Dr. Norbert Röttgen


(A) )


)(B)

die Endlagersuche in einem partizipatorisch gestalteten
Verfahren vor sich geht, das alle einbindet, aber damit
auch Verantwortung begründet. Auch das ist ein Teil der
Wahrheit. Ich schlage vor, dass wir anhand von wissen-
schaftlichen Kriterien ermitteln und am Ende im Bun-
destag entscheiden.


(Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann können Sie Gorleben erst mal streichen!)


Am Ende dieses eigenen Verfahrens wird die Ent-
scheidung von uns allen gefordert. Ich lade Sie aus-
drücklich ein, daran mitzuwirken. Die Bundesregierung
wird alle Bundesländer, die ja teilweise einen Meinungs-
wechsel und Verantwortungsbereitschaft bekundet ha-
ben, einladen und zu Gesprächen bitten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Umweltpolitik ist Wachstumspolitik. Umweltpolitik
steht nicht im Gegensatz zu Wachstum. Vielmehr ist die
Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen Bedin-
gung und treibende Kraft von richtig verstandenem
Wachstum, einem Wachstum, das Lebensmöglichkeiten
auch der nächsten Generationen erhält und erweitert.
Darum wird diese konkrete Wachstumsstrategie mit dem
Kreislaufwirtschaftsgesetz in diesem Jahr von uns weiter
ausgefüllt werden. Wir werden eine grundlegende Über-
arbeitung vornehmen, die die Ziele der Abfallvermei-
dung und der Wiederverwertung, des Recyclings, ganz
nach vorne rückt. Darum hat die Bundesregierung be-
schlossen, ein nationales Ressourceneffizienzprogramm
vorzulegen. Wir werden es tun, um den strategischen
Rahmen und konkrete Schritte festzulegen. Wir werden
weiterhin die Sektoren, in denen sich dieses Wachstum
vollziehen soll, definieren. Das ist Ausdruck dessen,
dass wir konzeptionell und konkret ökonomische
Wachstumsnotwendigkeiten und ökologische Überle-
benserfordernisse miteinander verbinden.

Ich möchte ein anderes Feld nennen, wo bereits deut-
lich ist, dass Umweltpolitik in diesem weiten Verständ-
nis eine Querschnittspolitik ist und eine Zukunftsper-
spektive für das Land bietet. Das ist der Umgang mit
neuen Technologien; ich möchte hier insbesondere den
Umgang mit den Nanotechnologien nennen. Der Sach-
verständigenrat für Umweltfragen hat in der letzten Wo-
che der Bundesregierung das dicke Gutachten zu den
Nanotechnologien überreicht. Wir haben darüber inten-
siv diskutiert. Nanotechnologie ist ein Beispiel dafür,
dass neue Technologien faszinierende Möglichkeiten er-
öffnen, Möglichkeiten des Erkenntniszuwachses, aber
auch der wirtschaftlichen Anwendung. Gleichzeitig er-
geben sich beim Betreten dieser faszinierenden Welt
neue Risiken, die wir zum Zeitpunkt der Anwendung
zum Teil noch gar nicht kennen. Wirtschaftliche, techni-
sche Machbarkeit und das Wissen darum, welche Risi-
ken wir damit begründen und vielleicht auch hervorru-
fen, klaffen durchaus auseinander. Die Schlussfolgerung
daraus darf aber nicht sein, dass wir neue Technologien
tabuisieren und Ängste schüren. Aber die Schlussfolge-
rung darf auch nicht sein, dass wir so tun, als gäbe es
diese Risiken gar nicht und als gäbe es nur die Chancen.
Ein richtiges Verständnis von Chancen und Risiken, der

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(C (D ffene Umgang mit der Erforschung auch von Risiken Risikoforschung – ist die Bedingung, die Vertrauen chafft, eine Bedingung für gesellschaftliche Akzeptanz nd dafür, dass wir ein technologisch führendes Land leiben. Auch das ist eine Aufgabe der Umweltpolitik, er wir uns in einem gesonderten Dialog im Hinblick auf ie Risikoforschung zu den Nanotechnologien, zu ihrem otenzial und ihrer Anwendung, stellen. (Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr richtig! Hoffentlich wird es was!)


Er freut mich, wenn auch Sie dem zustimmen.

Abschließend möchte ich auf ein Wachstum einge-
en, das mit Klimaschutz und Naturschutz im Einklang
teht. Wir tragen zum Klimaschutz bei – wir versuchen
s – durch den Ausbau der erneuerbaren Energien. Es ist,
laube ich, die wichtigste Motivation und es dient der
kzeptanz in der Bevölkerung, einen Beitrag zum Kli-
aschutz zu leisten.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum machen Sie kein Klimaschutzgesetz?)


Wenn Sie es noch nicht mitbekommen haben sollten:
ir machen ganz viele Klimaschutzgesetze.


(Beifall bei der CDU/CSU – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zu viel kann auch zu wenig sein!)


ußerdem schaffen wir ein Ressourceneffizienzpro-
ramm. Wie kann man all das nicht sehen?

Wir setzen uns international für Klimaschutz ein. Wir
aben hier in Berlin vor einigen Monaten einen erfolg-
ichen Petersberger Klimadialog II geführt, und wir

ersuchen, zu helfen, dass die südafrikanische Präsident-
chaft erfolgreich sein wird.

Natürlich sehen wir hier die Rolle Europas – nicht die
es Vorreiters, aber die des Herausforderers. Darum
uss Europa auch in der Klimapolitik zusammenstehen.
enn Europa das nicht tut, dann wird es marginalisiert.
as gilt auch in einem so wichtigen Feld wie dem der
missionspolitik bzw. der Klimapolitik. Darum sind wir
ier im eigenen Interesse und im Interesse der nächsten
enerationen Vorreiter. Die Umsetzung der Emissions-
andelsrichtlinie ist ein Erfolg. Sie wird auf neue Indus-
iesektoren ausgeweitet und ist zugleich industrie-
eundlich. Gleichzeitig wird die Menge der zulässigen
missionen immer weiter reduziert.

Zu diesem weiten Verständnis von Umweltpolitik und
uch von Wachstumspolitik gehört eine engagierte Na-
rschutzpolitik. Ich möchte kurz die Konferenz „Bonn
hallenge“ erwähnen; diese erfolgreiche Initiative zur
aldpolitik hat in der letzten Woche stattgefunden. Wir
Deutschland verfolgen eine eigene Waldstrategie. In
eutschland wächst der Wald, und zwar um 3 500 Hek-
r pro Jahr. Damit sind wir sehr erfolgreich. Aber welt-
eit werden jedes Jahr 13 Millionen Hektar Wald gero-
et. Das ist weder wirtschaftlich vernünftig, noch ist es
enerationenverantwortlich. Darum hat diese Initiative
as Ziel – wir verfolgen es mit anderen zusammen; es





Bundesminister Dr. Norbert Röttgen


(A) )


)(B)

wird von Unternehmen und von führenden Politikern an-
derer Länder unterstützt –, bis 2020 150 Millionen Hek-
tar wieder aufzuforsten. Das ist ein konkretes Zukunfts-
projekt. Ich freue mich, dass unser Land an dieser Stelle
führend ist – ich glaube, darüber gibt es einen gewissen
Konsens –, eine Waldstrategie national und international
durchzusetzen. Auch Naturschutz zählt immer noch zum
Kern von Umweltpolitik. Daran halten wir fest.


(Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schön, dass Sie das mal gesagt haben!)


Ich glaube, dass Umweltpolitik insgesamt einen gu-
ten, vielleicht einen neuen Stellenwert hat und das Land
positiv nach vorne bringt. Ich hoffe sehr auf Ihre Unter-
stützung auch für diesen Bundeshaushalt.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712210700

Der Kollege Dr. Matthias Miersch hat jetzt das Wort

für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Matthias Miersch (SPD):
Rede ID: ID1712210800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Minister Röttgen, da war er wieder, der „doppelte
Röttgen“: viele salbungsvolle Worte, viel Pathos, aber
wenig Substanz. Das ist ein Markenzeichen Ihrer bishe-
rigen Regierungszeit als Bundesumweltminister.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Herr Minister, ich hätte von Ihnen ein bisschen De-
mut erwartet. Was haben Sie hier im Verlauf eines Jahres
für eine Kehrtwende hingelegt! Ein bisschen Demut ge-
genüber all denen, die trotz Ihrer Politik in Erneuerbare
investiert haben, die vor Ort, auf kommunaler Ebene, für
Klimaschutz gefochten haben, hätte Ihnen gut angestan-
den.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Vor einem Jahr sagten Sie an dieser Stelle beim Ein-
bringen des Haushalts – ich darf zitieren –:

Dieses Energiekonzept ist das anspruchsvollste,
konsequenteste, umfassendste Energie- und Um-
weltkonzept, was es in Deutschland je gegeben hat,
und es ist weltweit einmalig.

Mit diesem Zitat wollten Sie die Laufzeitverlänge-
rung begründen. Ich sage Ihnen: Ja, es ist sicher weltweit
einmalig, wie innerhalb eines Jahres ein solches Konzept
über den Haufen geworfen werden konnte. Das, glaube
ich, ist eine Kehrtwende, die alles andere als zukunftsfä-
hige Politik gewesen ist. Ihr Energiekonzept war das in-
novationsfeindlichste und schlechteste, das es in
Deutschland je gegeben hat.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Es wird als ein Symbol einer der schlechtesten Bunesregierungen, die Deutschland je gesehen hat, in die eschichte eingehen. All das, was Sie noch vor einem ahr hier als große Zukunft proklamiert haben, ist mittrweile Makulatur. Ein Jahr später sagen Sie: Es muss sich sehr viel änern. – Ein Jahr später sind es dann plötzlich die Erneurbaren. Sie haben zwei Jahre mit Ihrer Politik dazu beietragen, dass es bei den Erneuerbaren stockte. Wo önnten wir heute stehen, wenn Sie da weitergemacht ätten, wo Rot-Grün aufgehört hat? (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Mehr noch: Sie haben zehn Jahre lang dazu beigetra-
en, dass immer wieder gemutmaßt werden konnte:
enn Schwarz-Gelb an die Regierung kommt, dann dre-

en die das sowieso. – Das hat dazu geführt, dass Eon
nen vertraut hat und gerade nicht in Innovationen, ge-
de nicht in Erneuerbare investiert hat. Insofern haben
ie zehn Jahre lang gegen Innovationen in diesem Land
earbeitet.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie haben in dieser Rede vor einem Jahr weiter gesagt
ich zitiere –:

Zusätzlich gibt es noch die Beiträge der Kernener-
giewirtschaft, die insgesamt einen zweistelligen
Milliardenbetrag ausmachen. Wir werden ab 2013
für den Bereich Klima- und Energiepolitik rund
3 Milliarden Euro pro Jahr zur Verfügung haben.
Das war noch nie da und ist ein Erfolg, von dem
alle profitieren werden.

Nach einem Jahr ist dieses Finanzierungskonzept
wir haben es Ihnen übrigens gesagt – wie ein Karten-

aus zusammengebrochen, Herr Bundesumweltminis-
r. Sie haben sich mit den vier Großen ins Bett gelegt,
nd jetzt haben Sie die Quittung: Nichts ist finanziert.
ie haben hier ein Wolkenkuckucksheim aufgebaut.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Und schlimmer: Sie wiederholen diese Geschichte;
enn mit Ihrem großartigen Fonds machen Sie gleich
en nächsten Fehler. Sie binden ihn an den Emissions-
andel und versehen ihn mit einem Finanzierungsvorbe-
alt. Das heißt, über allen Maßnahmen, die Sie da
ineinschreiben, schwebt ein Damoklesschwert. Ich ver-
preche Ihnen jetzt schon: Alle Annahmen, die Sie da
ineingeschrieben haben, werden nicht eintreten. Sie ha-
en keine Verbindlichkeit, Sie haben keine Verlässlich-
eit mit diesem Haushalt geschaffen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der FDP: Was ist die Alternative der SPD?)


Das Schlimmste, was Sie in diesen zwei Jahren ange-
chtet haben, ist die Schaffung einer großen Unsicher-
eit. Gerade im Bereich der Erneuerbaren, gerade im





Dr. Matthias Miersch


(A) )


)(B)

Bereich der Effizienztechnologie geht es um Investi-
tionssicherheit. Reden Sie mit den Leuten, die Block-
heizkraftwerke hergestellt haben bzw. herstellen! Reden
Sie mit den Modulherstellern im Bereich der Photovol-
taik! Sie sagen Ihnen alle, das, was Sie zwei Jahre lang
gemacht haben, hat sie in dem Ausbau behindert. Das
müssen Sie ändern. Sie haben es in diesem Projekt aber
nicht geändert, weil Sie das Marktanreizprogramm, die
Gebäudesanierung, alles unter einen Finanzierungsvor-
behalt stellen. Das ist schädlich für dieses Land.


(Beifall bei der SPD)


Schlimm ist nicht nur, dass Sie national eine große
Verunsicherung herbeigeführt haben, sondern auch, dass
Sie vor allen Dingen international dem Ansehen der
deutschen Klimaschutzpolitik geschadet haben. Sie ha-
ben uns auf unsere Anfrage hin schwarz auf weiß mitge-
teilt, dass Sie nicht beabsichtigen, ein Klimaschutzgesetz
in den Deutschen Bundestag einzubringen. Daran wird
deutlich, dass allein markige Worte und gute Sprüche Ihr
Markenzeichen sind. Immer dann, wenn es verbindlich
werden soll, wenn es kontrollierbar sein soll, rudern Sie
zurück und legen nichts vor.

Das, was Sie sich auf internationaler Ebene in den
letzten zwei Jahren geleistet haben, hat dem Ansehen der
Bundesrepublik Deutschland gerade im Bereich des in-
ternationalen Klimaschutzes massiv geschadet. Insofern
glaube ich, Herr Bundesminister Röttgen, wäre es gut
gewesen, wenn Sie die Finanzierung für die zugesagten
Fast-Start-Mittel in diesen Haushalt endlich fundiert be-
legt eingestellt hätten und nicht durch Herumrechnerei,
Gegenrechnerei das Gegenteil gemacht hätten. Es ist
kein Schritt zur Vertrauensbildung, was Sie in diesem
Haushalt im Bereich des internationalen Klimaschutzes
anstellen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ein Wort zum Schluss. Ich glaube, dass wir als Um-
weltpolitiker bei der Haushaltsdiskussion eine große
Verantwortung haben; denn es geht darum, die Philoso-
phie der Haushaltsberatung einmal völlig anders zu be-
trachten. Wir können im Bereich der Umweltpolitik
nicht von einem Jahr zum anderen denken. Wie wäre es
eigentlich gewesen, wenn der volkswirtschaftliche Scha-
den, der sich in Japan durch die Katastrophe von Fuku-
shima augenblicklich einstellt, der volkswirtschaftliche
Schaden durch den Super-GAU, in irgendeiner Form
haushalterisch Beachtung gefunden hätte?

Wie wäre es, wenn wir im Rahmen dieser Haushalts-
planberatungen die Folgeschäden des Klimawandels,
von denen wir durch Sir Nicholas Stern wissen, in ir-
gendeiner Form berücksichtigen würden? Wir würden,
glaube ich, zu ganz anderen Maßnahmen kommen müs-
sen,


(Otto Fricke [FDP]: Wie denn?)


weil letztlich jede entsprechende Investition, die wir
heute tätigen, weitaus höhere Folgekosten vermeiden
hilft.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zurufe von der FDP)


h wünsche mir, dass wir in die Beratungen der nächs-
n Wochen ein bisschen mehr von diesen Überlegungen

inbeziehen und damit für etwas mehr Substanz sorgen.
as wünsche ich mir.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712210900

Stephan Thomae hat jetzt das Wort für die FDP-Frak-

on.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Stephan Thomae (FDP):
Rede ID: ID1712211000

Frau Präsidentin! Meine Kolleginnen und Kollegen!
eine Damen und Herren! Der Haushalt des Bundes-
inisters für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicher-

eit ist im Vergleich zum Gesamtvolumen des Bundes-
aushaltes ein kleiner Fisch mit einem Umfang von
,5 Milliarden Euro; das entspricht ungefähr 0,5 Prozent
es Bundeshaushaltsvolumens. Gleichwohl spiegelt sich
diesem Ressort eine der dramatischsten Entwicklun-

en der letzten zwölf Monate wider: die Diskussion um
ie Zukunft der Energieversorgung.

Als Berichterstatter für diesen Einzelplan will ich ganz
urz ein paar allgemeine Daten vorausschicken und daran
eutlich machen, dass wir trotz der hohen Herausforde-
ngen, die die Aufgaben an uns stellen, auch hier die
aushaltskonsolidierung nicht hintanstellen. 2011 sind
r den Haushalt des BMU über 1,6 Milliarden Euro ver-

nschlagt. Wir wollen diesen Haushalt im nächsten Jahr
m 42 Millionen Euro – das sind ungefähr 2,6 Prozent –
uf unter 1,6 Milliarden Euro zurückführen, nämlich auf
,5931 Milliarden Euro. Trotz der hohen Herausforderun-
en wird also auch hier am Konsolidierungsziel festge-
alten.

Zur Struktur des Haushaltes. Er gliedert sich in einen
tammhaushalt, in dem die typischen Verwaltungskosten
es Ministeriums angesiedelt sind, einen Programm-
aushalt, in dem die Mittel für Programme und Projekte
u finden sind, und in den Haushalt für den Endlagerbe-
ich. Dieses große Thema macht ungefähr ein Drittel

es Haushaltes aus. Dem Ministerium sind drei Behör-
en nachgeordnet: das Umweltbundesamt in Dessau, das
undesamt für Naturschutz in Bonn und das Bundesamt
r Strahlenschutz in Salzgitter.

Anhand der Programme und Projekte kann man er-
ennen, dass Umweltschutz ein Querschnittsthema ist.
mweltschutz ist nicht nur in diesem Einzelplan ange-

iedelt, sondern auch in vielen anderen Einzelplänen des
undeshaushaltes finden sich Ausgaben für den Um-
eltschutz wieder: Im Bereich des Bundesministeriums
r Wirtschaft sind zum Beispiel für die Förderung ratio-

eller und sparsamer Energienutzung 443 Millionen
uro etatisiert; im Bereich des Bundesministeriums für





Stephan Thomae


(A) )


)(B)

wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sind
für Umweltschutzprojekte und nachhaltige Entwicklung
1,4 Milliarden Euro etatisiert; im Bereich des Bundes-
ministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
werden für das CO2-Gebäudesanierungsprogramm
2 Milliarden Euro veranschlagt; im Bundesfinanzminis-
terium sind für die Altlastensanierung in den Braunkoh-
lebergbaugebieten der ehemaligen DDR 246 Millionen
Euro vorgesehen, und – das ist das letzte Beispiel – im
Bundesministerium für Bildung und Forschung stehen
für Grundlagenforschung zum Umweltschutz 869 Mil-
lionen Euro zur Verfügung.


(Ulrich Kelber [SPD]: Könnten Sie das mit den 2 Milliarden für die Gebäudesanierung mal aufschlüsseln? Findet außer Ihnen niemand im Haushalt!)


Das zeigt, dass diese Regierung in vielen Ressorts Aus-
gaben für den Umweltschutz veranschlagt, nicht nur im
Bereich des Bundesministeriums für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit.

Ein Wort zum Thema Energiewende – dazu werden
wir später noch mehr hören; ich will das Thema nur ein
wenig anreißen –: Die letzten zwölf Monate sind ja so
dramatisch gewesen wie selten eine Zeit vorher. Wir hat-
ten nicht nur das Thema Griechenland und Euro, die
Entwicklungen in Nordafrika, insbesondere in Tunesien
und Libyen, sowie in Syrien, sondern wir hatten auch
das Thema Fukushima und Japan, das eine Kaskade von
außergewöhnlichen Ereignissen nach sich gezogen hat.
Es gibt Spötter, die behaupten, dass kein Land unter dem
Atomunfall in Japan so gelitten habe wie Deutschland,
aber die Sache ist zu ernst zum Witzereißen.


(Josef Göppel [CDU/CSU]: So war es! – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mit so etwas sollte man auch keine Witze machen!)


Vor einem Jahr, als ich noch nicht Berichterstatter
war, stand die Aussprache zu diesem Einzelplan unter
dem Vorzeichen der Laufzeitverlängerung. Heute hat die
Bundesregierung ein völlig neues Energiekonzept. Man
kann, glaube ich, festhalten, dass aus dem Ausstiegsbe-
schluss von einst nunmehr ein Umstiegsbeschluss ge-
worden ist. Wir alle haben lernen müssen, dass es
schwierig ist, die drei Ziele Klimaneutralität, Versor-
gungssicherheit und Preisstabilität unter einen Hut zu
bringen. Das ist, auch haushalterisch, eine schwierige
Aufgabe, der wir alle uns anzunehmen haben.

Jetzt jedenfalls ist die Diskussion darüber in Gang ge-
kommen, die Ziele in eine Balance zu bringen und sie
gleichermaßen zu erreichen. Gerade für uns als FDP war
in dieser Regierung wichtig, dass wir die Brennelemen-
testeuer erhalten. Wie richtig das gewesen ist, zeigt sich
daran, dass wir schon 2012 für die Sanierung der Asse
weitere 20 Millionen Euro benötigen werden. Es ist auch
deswegen richtig, dass wir diese Kosten auch der Wirt-
schaft auferlegen, weil 88 Prozent der radioaktiven Ab-
fälle, die in der Asse lagern, von den Energieversor-
gungsunternehmen stammen.

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(C (D Ein weiteres Thema, das ich ansprechen möchte, ist ie Verbesserung der steuerlichen Abschreibungen für O2-Sanierungsmaßnahmen. Ich halte es für einen groen Fehler, dass dieses Vorhaben auch mit Unterstützung t-grün regierter Bundesländern im Bundesrat gestoppt orden ist. h hoffe, dass wir im Vermittlungsausschuss zu einem rgebnis kommen werden und dass wir nicht feststellen üssen, dass Anspruch und Wirklichkeit rot-grüner Kliapolitik in dieser Frage auseinanderklaffen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Josef Göppel [CDU/CSU]: Da hat er recht!)


Ich möchte das Thema Energie- und Klimafonds an-
prechen. Ich glaube, es ist ein wirkliches Verdienst,
ass wir hier das größte Sondervermögen in diesem Be-
ich geschaffen haben. Der Fonds soll zunächst mit

80 Millionen Euro ausgestattet werden. Es ist bisher
as größte Programm für erneuerbare Energien, Gebäu-
esanierung, Elektromobilität. Die Mehrerlöse, die wir
us der Versteigerung von CO2-Emissionsrechten erzie-
n, sollen künftig zu 100 Prozent dem EKF zufließen,
m die Mittel für Förderprogramme in diesem Bereich

EKF zu bündeln. Das ist eine wichtige Aufgabe.


(Beifall bei der FDP)


Ein paar Worte zum Naturschutz. Im Jahr 2011 wurde
in Bundesprogramm für biologische Vielfalt aufgelegt.
as zeigt, dass wir auch dem Naturschutz große Bedeu-
ng beimessen. Trotz schwieriger Haushaltslage wollen
ir dieses Programm auch 2012 fortführen und mit zu-

ätzlichen 15 Millionen Euro ausstatten. Damit sind die
usgaben für konkrete Naturschutzprojekte dieser Re-
ierung fast doppelt so hoch wie unter der Ägide des
hemaligen SPD-Umweltministers Sigmar Gabriel.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Abschließend will ich deutlich machen, dass wir, trotz
estiegener Aufgaben in diesem Bereich, an der Haus-
altskonsolidierung festhalten. Wir fahren die Nettokre-
itaufnahme deutlich zurück, verfolgen konsequent und
ogar schneller, als von früheren Regierungen geplant,
en Abbaupfad und werden die Maastricht-Kriterien und
ie Anforderungen der Schuldenbremse einhalten.

Wir sind keine Ausgabenpolitiker, die mit dem Füll-
orn durchs Land ziehen und überall Wohltaten vertei-
n. Wir wollen konsolidieren, aber auch reformieren,
nd zwar beides gleichzeitig. Das ist die Aufgabe dieser
egierung.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712211100

Michael Leutert hat jetzt das Wort für die Fraktion

ie Linke.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )


)

Michael Leutert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712211200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Minister Röttgen, Sie haben hier heute wieder
schön gesprochen und viel angekündigt. Allerdings,
denke ich, lohnt ein Blick zurück. Wir haben vor einem
Jahr hier im Plenum über das sogenannte Energiekon-
zept der Bundesregierung debattiert, vorgelegt vom
Wirtschaftsministerium, damals noch unter dem Kolle-
gen Brüderle, und von Ihrem Haus, dem Umweltministe-
rium. Dieses Energiekonzept sollte die Basis für das lau-
fende Jahr sein, also auch für den noch gültigen
Haushalt. Mich interessiert nun, ob dieses Konzept bei
den Bürgerinnen und Bürgern, wie Sie es in Ihrer Rede
so schön formuliert haben, angekommen ist.

In diesem Papier steht gleich auf der ersten Seite – ich
zitiere –:

Mit dem Energiekonzept formuliert die Bundesre-
gierung Leitlinien für eine umweltschonende, zu-
verlässige und bezahlbare Energieversorgung …

Jetzt weiß ich nicht, Herr Bundesminister, wo Sie Ih-
ren Sommerurlaub verbracht haben. Ich bin in Deutsch-
land unterwegs gewesen und habe nur Klagen gehört,
und zwar besonders an den Tankstellen. Dabei ging es
um ein Projekt von Ihnen, nämlich den Anteil von Bio-
komponenten in Kraftstoffen zu erhöhen, in der Bevöl-
kerung besser bekannt unter dem Namen „E 10 – die Ab-
zocke an der Tankstelle“. Zur Erinnerung: Die Politik
hat festgelegt – so ist es auch mit einem eigenen Kapitel
in Ihrem Konzept unterlegt –, dass ein Biokraftstoffge-
misch verkauft werden soll. Die ökologischen Bedenken
dagegen möchte ich jetzt nicht anführen. Die Politik hat
weiterhin eine Verkaufsquote festgelegt. Außerdem
wurde beschlossen, dass Strafzahlungen fällig werden,
wenn diese Quote nicht erfüllt wird. Die Mineralölkon-
zerne bieten dieses Gemisch nun preiswerter an, indem
sie den Normalsprit teurer machen. Nachdem die Quote
nicht erfüllt worden ist, wollen die Konzerne die Straf-
zahlungen an die Kunden weitergeben. Was macht die
Politik in diesem Verantwortungsbereich? Sie schaut zu.
Herr Minister Röttgen, die Bürgerinnen und Bürger be-
klagen sich zu Recht an den Tankstellen und empfinden
zu Recht als äußerst ungerecht, was hier veranstaltet
wird. Sie wissen so gut wie jeder andere hier im Hause,
dass der ökologische Wandel nur mit den Menschen und
nicht gegen die Menschen gemacht werden kann. Sie le-
gen es auch in Ihrem Konzept dar – ich möchte es noch
einmal in Erinnerung rufen –:

Der Umbau zu einer nachhaltigen Energieversor-
gung … können nur gelingen, wenn die künftige
Energiepolitik für die Bürgerinnen und Bürger ver-
ständlich und nachvollziehbar ist.

Offensichtlich ist dies bei diesem Projekt nicht der Fall.
Sozial ist es ebenfalls nicht. Ich kann Ihnen also nur
empfehlen, den Hinweisen Ihres Koalitionspartners zu
folgen und dieses Projekt zu beenden.


(Beifall bei der LINKEN)


Ein weiterer Punkt Ihres Energiekonzeptes ist der
Ausbau der Windenergie. Sie schreiben in Ihrem Kon-
zept, dass die Windenergie „das wirtschaftlichste Aus-

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(C (D aupotenzial im Bereich erneuerbarer Energien“ hat. Sie chreiben, dass Sie zur Erschließung dieser Potenziale en „gesetzlichen und planungsrechtlichen Rahmen veressern“ wollen. Sie haben eine Initiative angekündigt, um gemeinsam mit den Ländern und Kommunen die aumordnungspläne mit dem Ziel weiterzuentwickeln, ass ausreichende Flächen für neue Windenergiegebiete usgewiesen werden“. Außerdem wollten Sie im „Baund Planungsrecht erforderliche … Regelungen zur Abicherung des Repowering treffen“. Sie wollten also als tun, damit die Windkraft gestärkt wird. Ich möchte Ihnen einmal darstellen, wie Ihr Projekt in er Bevölkerung ankommt. Letzte Woche war ich im rzgebirge und war dort Gast bei der Firma Windkraft nger in Pfaffroda; ich lade Sie gerne ein, mit mir einal da hinzufahren. Es ist ein kleines ostdeutsches Unrnehmen, das seit der Wende kontinuierlich in einen indpark investiert hat. Mittlerweile sind es 60 Millio en Euro. Heute ist es der effektivste Windpark, den wir Sachsen haben. Seit einiger Zeit tobt dort eine erbitrte Auseinandersetzung, weil eine andere Firma, die ingas, eine Tochterfirma von Gazprom, mitten durch en Windpark eine Erdgastrasse verlegt hat. Sie können infahren und es sich anschauen: Diese Trasse geht mitn durch den Windpark und nimmt ungefähr 15 Hektar er Fläche des Windparks, der in einem Vorranggebiet egt, in Anspruch. Es wäre überhaupt kein Problem geesen, diese Trasse um den Windpark herumzuführen. Dieses Problem hat auch den Bundestag beschäftigt. s stand nämlich auf der Tagesordnung des Petitionsauschusses. Der Petitionsausschuss hat gesagt, er hoffe, ass es zu einer anderen Trassenführung kommt. Nun ist die Frage, wie sich die Ministerien, die dieses nergiekonzept vorgelegt haben, in dieser Sache verhaln. Es gibt zum Beispiel eine Stellungnahme aus Ihrem aus, in der komplett der Standpunkt von Wingas eingeommen wird. Unter anderem heißt es darin: Für eine Existenzbedrohung durch planfestgestellte Gasleitungen besteht kein Anhaltspunkt. Außerdem wurde noch darauf verwiesen, dass der und keine Möglichkeiten habe, auf die Entscheidung in achsen Einfluss zu nehmen. Dies sah der Staatssekretär ochen Homann aus dem Wirtschaftsministerium offenichtlich ganz anders. Er hat sich nämlich mit einem rief an seine zuständigen Kollegen in den Ländern geandt: Sehr geehrte Herren, ich erlaube mir, Sie wegen eines in Ihrem Zuständigkeitsbereich anhängigen Genehmigungsverfahrens anzusprechen. Für die Gasleitung OPAL sind bei Ihren nachgeordneten Behörden derzeit die Planfeststellungsverfahren anhängig. ann wird darauf verwiesen, wie wichtig dies für eutschland und Europa ist. Weiter heißt es: Ich bitte Sie, diese Erwägungsgründe bei dem Planfeststellungsverfahren mit zu berücksichtigen. Unabhängig davon ist für den Antragsteller, die OPAL NEL Transport GmbH, eine zeitnahe Entscheidung Michael Leutert )


(B)





(A) )

der zuständigen Behörden von entscheidender Be-
deutung. Ich möchte Sie bitten, sich entsprechend
dafür einzusetzen.

Herr Minister Röttgen, wenn ich mir diese zwei Bei-
spiele anschaue, dann kann ich nur sagen: Ihre Umwelt-
politik ist angekommen, allerdings ist sie auch geschei-
tert. Worte und Taten stimmen hier nicht überein. Das
weiß inzwischen jeder in diesem Land. Ich kann Ihnen
nur noch einmal sagen: Der ökologische Umbau wird
nur gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern gelin-
gen. Er wird nur gelingen, wenn er für alle sozial ver-
träglich ist.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712211300

Herr Kollege.


Michael Leutert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712211400

Das sind die Kriterien der Linken. Daran muss sich

der Haushalt orientieren, und daran werden wir Sie mes-
sen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712211500

Dorothea Steiner hat jetzt das Wort für Bündnis 90/

Die Grünen.


Dorothea Steiner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712211600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Schöne

Worte haben wir gerade von Herrn Umweltminister
Röttgen gehört.


(Zuruf von der FDP: Das ändert sich jetzt aber!)


So ganz vergesslich sind wir aber nicht. Letztes Jahr um
diese Zeit hat uns der Umweltminister nach der Laufzeit-
verlängerung noch das Hohelied von der Brückentech-
nologie Atomkraft gesungen und gleichzeitig eine Ener-
gierevolution propagiert. Wie wir wissen, ist die
Brückentechnologie inzwischen abgestürzt. Wir, das
Parlament, haben mit überwältigender Mehrheit be-
schlossen, aus der Atomkraft auszusteigen. Wir alle wis-
sen: Wir können das schaffen, aber nur mit einem ambi-
tionierten Ausbau der erneuerbaren Energien.

Ich stelle fest – das richtet sich an die Koalitionäre
und an Herrn Röttgen –: Ihr diesjähriges Energiekonzept
für den ambitionierten Ausbau der erneuerbaren Ener-
gien ist genau das gleiche wie im letzten Jahr, das noch
die Atomkraft und die Laufzeitverlängerung umfasste.
Kein My mehr an Windkraft, kein Ziel, die Solarenergie
auszubauen – über die effiziente Nutzung von Biomasse
für Strom und Wärme finde ich auch nichts. Hier haben
Sie nichts auf den Weg gebracht. Das Marktanreizpro-
gramm, das Sie endlich in den Haushalt aufgenommen
haben, ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Ich kann Ih-
nen nur sagen: Eine echte Energiewende sieht anders
aus.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Kernpunkt der Energiewende ist bei Ihnen die Kohleraftwerksförderung. Obwohl Kohlekraftwerke Klimailler schlechthin sind, können Kraftwerksbetreiber bis 016 mit millionenschweren Subventionen für Neubaun rechnen. Diese Subventionen nun ausgerechnet aus em Energieund Klimafonds zu finanzieren, ist eine chte Attacke auf die Energiewende. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


as belegt: Nach dem alten Irrtum Atomkraft kommt
un der vorsintflutliche Irrtum Kohlekraft. Sie als Bun-
esregierung zementieren damit nicht nur die alten Ener-
ieerzeugungsstrukturen, sondern behindern auch den
otwendigen und konsequenten Ausbau der erneuerba-
n Energien. Wir wissen: Kohlekraftwerke passen we-

en ihrer mangelnden Flexibilität gar nicht in ein Zu-
unftskonzept, das zentrale Strukturen mit dezentralen
gionalen Strukturen verbindet.

Ich möchte auf einen weiteren Punkt zu sprechen
ommen. Letztes Jahr an dieser Stelle hat Herr Röttgen
ine Effizienzrevolution bzw. einen Transformationspro-
ess zu einer ressourceneffizienten, energieeffizienten
nd CO2-sparsameren Wirtschafts- und Lebensweise an-
ekündigt. Jetzt, Herr Minister, lassen Sie zu, dass Wirt-
chaftsminister Rösler die Energieeffizienzrichtlinie der
U blockiert. Da frage ich Sie: Warum legen Sie sich
icht einmal mit diesem energiepolitischen Leichtmatro-
en im Wirtschaftsministerium an und setzen Ihre An-
ündigungen zur Energieeffizienz auch im Kabinett
urch?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Auch der Klimaschutz ist bei Ihnen ins Hintertreffen
eraten. 162 Millionen Euro für die Internationale Kli-
aschutzinitiative, IKI, und für den internationalen Kli-
aschutz sind exakt 7,5 Millionen Euro mehr als im Jahr

011. Das ist nicht das, was wir brauchen, um den Kli-
aschutz wirksam voranzubringen. Sie alle wissen: Die
age ist ernst bis dramatisch. Wir erinnern uns, dass das
ahr 2010 global gesehen das wärmste Jahr war.

Ich möchte Sie an noch etwas erinnern. Wir haben Ih-
en vorgerechnet, dass man 650 Millionen Euro für den
limaschutz erwirtschaften kann, indem man ökolo-
isch schädliche Subventionen abbaut. Ich nenne nur
wei Beispiele: Durch eine Kerosinbesteuerung könnte
an im Inland 680 Millionen Euro jährlich erwirtschaf-
n. Außerdem könnte man endlich die Abschaffung des
ienstwagenprivilegs angehen. Das würde 1,2 Milliar-
en Euro bringen. Ich frage Sie: Wo sind die Steuergel-
er von Spritschluckern besser angelegt als im Klima-
chutz?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Ja, Frau Steiner, das machen Sie doch mal!)


Ja, gerne.

Ich komme zu meinem letzten Punkt. Sie haben uns
um Dialog über die Endlagerung des Atommülls einge-





Dorothea Steiner


(A) )


)(B)

laden. Gorleben soll ja ergebnisoffen erkundet werden.
2010 hatten Sie dafür im Haushalt 46 Millionen Euro
vorgesehen; auch das war schon überdimensioniert. Sie
steigern das aber noch: 2012 und in den Folgejahren
wollen Sie für 73 bzw. 76 Millionen Euro jährlich erkun-
den. Da drängt sich der Verdacht auf, dass hier Fakten
geschaffen werden. Wir finden es sehr bemerkenswert,
dass hier ein Atomfilz auflebt, wie wir ihn von früher
kennen. Die Eignungsprognose für Gorleben soll 2013
abgegeben werden. Für die vorbereitende Sicherheits-
analyse – 2,6 Millionen Euro – erhält der gescheiterte
Vattenfall-Manager Bruno Thomauske den Auftrag. Da
sage ich nur: Ein Schelm, wer Böses dabei denkt im Hin-
blick auf das zu erwartende Ergebnis der Eignungspro-
gnose.

Noch ein Wort zum Dialog, Herr Röttgen: 4,7 Millio-
nen Euro ist Ihnen der Dialog mit den Bürgerinnen und
Bürgern des Wendlands wert. Im Wendland wird dieser
Dialog nur „Dialüg“ genannt.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zu Recht!)


Sie setzen dieses Geld im Titel „Öffentlichkeitsarbeit für
Endlager“ an. Ich schlage Ihnen vor – das ist auch ein
guter Vorschlag für die Endlagerdiskussion –: Stecken
Sie dieses Geld doch lieber gleich in die alternative er-
gebnisoffene Standortsuche; dann können Sie über
8 Millionen Euro im Jahr dafür einsetzen. Das Geld ist
dann nicht zum Fenster hinausgeworfen wie beim Gorle-
ben-Dialog.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712211700

Frau Kollegin, Sie müssen zum Ende kommen.


Dorothea Steiner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712211800

Ich komme zum Schluss. – Der NDR hat in Nieder-

sachsen im Mai dieses Jahres Menschen zum Problem
der Atommüllendlagerung befragt. 11 Prozent der Be-
fragten waren dafür, dass Alternativstandorte nur unter-
sucht werden, wenn Gorleben ungeeignet ist. 84 Prozent
der Befragten hingegen sind der Meinung, dass parallel
Alternativstandorte untersucht werden sollten.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712211900

Frau Kollegin!


Dorothea Steiner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712212000

Der Meinung sind wir auch. Ich appelliere an die

Bundeskanzlerin und an Herrn Röttgen, konsequent zu
sein und in diesem Jahr endlich mit einer ernstgemeinten
Endlagersuche anzufangen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712212100

Der Kollege Ulrich Petzold hat das Wort für die CDU/

CSU-Fraktion.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Ulrich Petzold (CDU):
Rede ID: ID1712212200

Herzlichen Dank, Frau Präsidentin! Meine sehr ge-

hrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kol-
gen! Herr Dr. Miersch, Sie haben ein bisschen Demut
erlangt. Eine Frage: Warum haben wir in den letzten
ochen mehr als 20 Prozent Energieerzeugung aus den

rneuerbaren Energien erreicht? Ich glaube, es ist eine
roße Leistung, die wir hier vollbracht haben.


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was? Die Bürgerinnen und Bürger!)


in bisschen Freude wenigstens an dieser Stelle wäre
chon angebracht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Mit der Laufzeitverlängerung wäre es anders kommen!)


h glaube, dass man an dieser Stelle etwas vernünftiger
iteinander debattieren sollte.

Frau Steiner, Sie sprachen es eben an: Wir haben in
iesem Haushalt im Endlagerbereich einen Minderbe-
arf von 35 Millionen Euro. Man sollte jetzt die Kirche

Dorf lassen und vielleicht zunächst über den Haushalt
prechen; denn darüber habe ich bisher noch nicht so
ehr viel gehört.


(Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das nehmen Sie aus dem Energieund Klimafonds! Das stimmt nicht!)


Die Mitglieder des Umweltausschusses von der CDU/
SU sehen weitaus kritischer, dass der Programmhaus-
alt um 21,7 Millionen Euro – bei einer Gesamtabsen-
ung des Einzelplans 16 um 2,6 Prozent – abgesenkt
erden soll. Man sollte jedoch aus dieser unbefriedigen-
en Situation nun nicht den Untergang des Abendlandes
achen. Als ich von der Absenkung im Umwelthaushalt

m 2,6 Prozent hörte, fiel mir recht schnell der Haushalt
005 ein. Auch im Jahr 2005 sind die Mittel des Um-
elthaushalts um 2,6 Prozent gesenkt worden. Wir soll-
n deshalb heute vernünftig über den Haushalt debattie-
n, Argumente austauschen und aufeinander eingehen;

ann haben wir sehr viel mehr erreicht.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Sie können ja mal damit anfangen!)


Wir alle wissen, dass die Umweltausgaben im Einzel-
lan 16 nicht die ganze Wahrheit sind. Ein Großteil der
mweltausgaben der Bundesregierung versteckt sich in

nderen Einzelplänen. Insgesamt sind im Bundeshaus-
alt 2012 7,4 Milliarden Euro für den Umweltschutz
eranschlagt. 2011 waren es nur 6,5 Milliarden Euro und
010 unter Herrn Finanzminister Steinbrück 6,3 Milliar-
en Euro. So weit die Zahlen. Dazu kommen noch etwa
Milliarden Euro aus dem ERP-Sondervermögen, von
er KfW und aus dem Energie- und Klimafonds, die
icht im Bundeshaushalt verankert sind.





Ulrich Petzold


(A) )


)(B)

Im Einzelnen: Es entspricht durchaus unserer Inten-
tion, wenn eine Umschichtung von der Förderung von
Einzelmaßnahmen zur Nutzung erneuerbarer Energien
im Titel 686 24 erfolgt, und zwar mit jeweils 10 Millio-
nen Euro hin zu Forschungs- und Entwicklungsaufgaben
sowie hin zu Investitionszuschüssen für erneuerbare
Energien im gleichen Kapitel.

Das Problem bei den erneuerbaren Energien ist nicht
eine weitere Steigerung ihrer Produktion – sie kommt –,
sondern die grundsätzliche Frage der Speicherung der
erzeugten Energie und die Wiedererlangung von Spit-
zenplätzen bei diesen Technologien. Um zum Beispiel
die deutsche Photovoltaikindustrie mittel- und langfris-
tig zu sichern, unternimmt die Bundesregierung An-
strengungen, indem sie die Innovationsallianz der Unter-
nehmen ausbaut und unterstützt. Damit hat das BMU
einen wesentlichen Anteil an der Forschungsförderung.
Forschung ist ein Schwerpunkt dieses Haushalts. So ist
der Titel „Forschung, Untersuchungen und Ähnliches“
im Bereich des Umweltschutzes unter Minister Röttgen
innerhalb der letzten beiden Jahre um mehr als ein Drit-
tel angewachsen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Nachdem ich seit Jahren immer wieder darauf hin-
weise, dass die Personalsituation beim BMU und bei den
nachgeordneten Behörden unbefriedigend ist, bringt die-
ser Haushalt endlich eine gewisse Verbesserung. Bereits
im vorigen Haushalt war damit begonnen worden, die
Planstellen der oftmals seit mehreren Jahren vom UBA,
BfN und BfS in das Ministerium abgeordneten Mitarbei-
ter auch haushalterisch wirklich im Ministerium anzusie-
deln. Dies wird nun mit 32 weiteren Planstellen fortge-
setzt. Das verstehe ich unter Haushaltswahrheit und
-klarheit. Ich bin Minister Röttgen dankbar, dass er hier
mit den Taschenspielertricks seiner Vorgänger aufhört.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wenn allerdings 20 Beschäftigte durch Teilzeitbeschäfti-
gungen mit einem Stellenvolumen von 18,25 Stellen in
das Ministerium versetzt werden und dem UBA 20 volle
Stellen gestrichen werden, so ist das zu kritisieren, Herr
Minister.

Ein weiteres Problem im Personalbesatz ist die Zu-
weisung neuer Aufgaben, ohne diese ausreichend durch
Stellenzuweisungen zu untersetzen. Erlauben Sie mir, als
Beispiel für meine Ausführungen die Konsequenzen zu
beleuchten, die die forcierte Umsetzung der Ener-
giewende für das Umweltbundesamt in Dessau hat: Die
von uns unmittelbar vor der Sommerpause beschlosse-
nen Gesetze spiegeln sich bis jetzt längst noch nicht aus-
reichend in der dortigen Stellenplanung wider. Stauun-
gen und Stockungen zum Beispiel bei der Analyse der
wirtschaftlichen Auswirkungen der Energiewende oder
der Etablierung von Informationsinstrumenten zum Mo-
nitoring und zur besseren Politiksteuerung sind abseh-
bar. Es besteht die Gefahr, dass uns das Sparen in diesem
Bereich der Energiewende viel kosten wird. Ich begrüße
es daher, dass es zu dem Angebot kommt, zusätzliche
Fachkräfte mit ihren Stellen aus dem Bundesverteidi-
gungsministerium in das UBA umzusetzen.

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(C (D Eine weitere Unsitte der letzten Jahre war der Ersatz on Beschäftigungen auf Dauerstellen durch befristete eschäftigungsverhältnisse. Auch hier wieder das UBA ls Beispiel: Von den 1 549 dort beschäftigten Mitarbeirinnen und Mitarbeitern haben 423 nur einen Zeitverag. Abgesehen davon, dass ein solcher Zeitvertrag für ie Lebensplanung junger Menschen nicht förderlich ist nd wir schon aus diesem Grund etwas machen sollten, uss ich sagen, dass die Befristungsgründe, die teileise in den Arbeitsverträgen stehen, in arbeitsrechtli her Hinsicht eine ganz wacklige Angelegenheit sind. (Beifall der Abg. Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE])


ie Befristungen, insbesondere die Kettenbefristungen
ei gleichbleibenden Arbeitsaufgaben, wirken sich nega-
v aus. Letztendlich kommen uns die befristeten Stellen
urer, als wenn wir dort Dauerstellen einrichten würden.
Rahmen unserer Haushaltsberatungen sollten wir zu-

indest erste Schritte unternehmen, um der Befristungs-
nsitte zu begegnen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ein wichtiges Anliegen unserer Umweltarbeitsgruppe
ach dem Auslaufen der Bonus-Malus-Regelung bei der
urchsetzung des Dieselrußpartikelfilters im Straßen-
erkehr ist die Wiedereinführung der Förderung der Fil-
rnachrüstung. Wir haben in den letzten Wochen schon
tensive und vernünftige Gespräche darüber geführt.
h glaube, dass wir hier im Rahmen des Haushaltes

urchaus etwas auf den Weg bringen können, das unse-
n Interessen als Umweltschützer gerecht wird. Wir
issen, dass Sie, Herr Bundesminister, uns bei diesen
esprächen unterstützen. Wir freuen uns auf die weite-
n Gespräche und hoffen auf guten Erfolg.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712212300

Die Kollegin Dr. Bärbel Kofler hat jetzt das Wort für

ie SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Bärbel Kofler (SPD):
Rede ID: ID1712212400

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

en! Herr Minister, ich finde es spannend, dass Sie am
nfang dieser Debatte Umfragen über die Einschätzung
er Bevölkerung zum Thema erneuerbare Energien zi-
ert haben. Wir freuen uns alle, dass die Bevölkerung
en erneuerbaren Energien einen hohen Stellenwert bei-
isst. Aber ich hätte gerade von einem Minister erwar-
t, dass sich dieser Stellenwert in Ihrem Haushaltsplan,
em Einzelplan 16, wiederfindet. Genau das tut er nicht.


(Beifall bei der SPD)


Es ist viel über andere Einzelpläne und den Fonds ge-
prochen worden. Dazu werde ich auch noch einiges sa-
en. Aber man muss feststellen: Im Einzelplan 16 sinken





Dr. Bärbel Kofler


(A) )


)(B)

die Mittel für den Bereich erneuerbarer Energien um
15 Millionen Euro. Das ist eine Tatsache. Das spiegelt
nicht den Wunsch der Bevölkerung wider, den Sie ge-
rade selber angesprochen haben.


(Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Es geht nicht um Schönheitskonkurrenz, sondern um praktische Politik!)


Sie versuchen, mit dem von Ihnen oft ins Spiel ge-
brachten Energie- und Klimafonds die epochale Ener-
giewende, wie Sie sie im letzten Jahr bezeichnet haben,
voranzubringen. Hier werden hohe Ansprüche formu-
liert, aber sie sind nicht mit einer soliden Finanzierung
unterlegt; denn wie es auf der Einnahmeseite aussieht,
ist mehr als fraglich. Der Bundesrat stellt fest, dass die
zu erwartenden Versteigerungserlöse voraussichtlich
nicht ausreichen werden, um den Mehrbedarf im Ener-
gie- und Klimabereich zu finanzieren. Man kann argu-
mentieren: Na ja, das sagt der Bundesrat. Deshalb
möchte ich einen Verband zitieren, dessen Hauptge-
schäftsführerin der Union gut bekannt ist. Der Bundes-
verband der Energie- und Wasserwirtschaft mit Frau
Hildegard Müller an seiner Spitze führt zu diesem Fonds
aus:

Wenn die Bundesregierung beabsichtigt,

– speziell auf die CO2-Gebäudesanierung abzielend –

die CO2-Gebäudesanierung ab 2012 in Höhe von
1,5 Mrd. Euro p. a. ausschließlich aus dem Energie-
und Klimafonds zu finanzieren, dann ist dies aus-
drücklich abzulehnen.

Jetzt kommt es:

Eine Konsolidierung des Bundeshaushalts zulasten
des Energie- und Klimafonds verringert das Poten-
zial des Fonds zur Erfüllung seines eigentlichen
Zwecks weiter!

Das kommt nicht aus dem Willy-Brandt-Haus; das
kommt von einem Verband, dessen Hauptgeschäftsfüh-
rerin gerade Unionskreisen sehr nahe steht.

Wenn man die tolle Finanzierung der CO2-Gebäude-
sanierung genau analysiert, die Sie im letzten Jahr in den
Mittelpunkt gestellt haben, dann fragt man sich, was
2011 passiert ist. Vor über zwei Jahren hatten wir ein
CO2-Gebäudesanierungsprogramm mit einer Größen-
ordnung von 2,2 Milliarden Euro.


(Michael Kauch [FDP]: Mit Taschenspielertricks!)


Das ist auf 1,5 Milliarden Euro abgesenkt worden.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


Dann kam das Jahr 2011. Sie wollten die Mittel zuerst
auf gut 400 Millionen Euro kürzen. Dann kam der Auf-
schrei von der Bevölkerung, vom betroffenen Hand-
werk, von Investoren, von allen, die auf diesem Gebiet
tätig sind, weil erkannt wurde: Das ist ökologischer und
ökonomischer Blödsinn. Was ist passiert? Nun kommt
der Haushaltstrick. Man hat 500 Millionen Euro aus dem
Fonds genommen und gesagt: Es ist ja doch fast 1 Mil-

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(C (D arde Euro, die uns für die CO2-Gebäudesanierung zur erfügung steht. Was ist in diesem Jahr mit den 500 Milonen Euro passiert? Nicht ein einziger Euro ist dafür ingesetzt worden. Das ist die Wahrheit. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ulrich Kelber [SPD]: Hört! Hört! So viel zum Thema Haushaltswahrheit und -klarheit!)


o kann man mit diesem Thema, das für die Energiewende
on großer Bedeutung sein wird, nicht umgehen. Die
rage ist: Wie können wir den gesamten Wärmesektor so
nanzieren, dass wir tatsächlich zu Effizienzgewinnen
ei der Wärmeversorgung gelangen und damit zu Einspa-
ngen, die der Bevölkerung zugutekommen?

Vonseiten der Regierungsfraktionen wurden die
,5 Milliarden Euro, die für das Jahr 2012 vorgesehen
ind, angesprochen. Werfen wir einen Blick in den Wirt-
chaftsplan. Im Förderprogramm 2012 sind 5 Millionen
uro vorgesehen. Im Förderprogramm 2011 waren es
0 Millionen Euro. So bringt man die energetische Ge-
äudesanierung nicht voran.


(Beifall bei der SPD)


Das, was Sie im Rahmen des Einzelplans 16 machen,
ereitet uns wirklich große Sorgen. Schauen wir uns an,
as bei den Marktanreizprogrammen, bei den
AP-Mitteln, passiert. Auch diese Mittel wurden in den
tzten Jahren kontinuierlich gekürzt. Das gilt auch für
iesen Haushalt, obwohl Sie sich rühmen, den Bereich
er erneuerbaren Energien zu fördern und voranzubrin-
en. Die MAP-Mittel im Einzelplan 16 werden gekürzt.
urch den Fonds kommen dann 100 Millionen Euro
ieder hinzu.


(Michael Kauch [FDP]: Und was ist die Summe? Das ist mehr als vorher!)


assiert dadurch wirklich etwas, oder schieben wir nur
ieder eine virtuelle Bugwelle in Form von Haushalts-
itteln, die nur auf dem Papier bestehen, vor uns her, die

icht zur Problemlösung beiträgt, weil die Mittel nicht
ei den Leuten ankommen und somit nichts Reelles im
and produziert wird?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich denke, dass den Marktanreizprogrammen eine
esentlich größere Bedeutung beigemessen werden
uss, weil sie neben dem anerkannten ökologischen
utzen auch große Potenziale zur Hebung von Steuer-

ufkommen beinhalten, worüber hier viel gesprochen
urde. Das wird deutlich, wenn Sie sich vor Augen füh-
n, dass durch 1 Euro Fördermittel 8 Euro Umsatz ge-

eriert werden – diese Zahl ist nicht von mir, sondern
om Ifo-Institut –, was wiederum Einnahmemöglichkei-
n für den Staatshaushalt mit sich bringt, durch Steuern
nd Sozialversicherungsabgaben. Ich erinnere an die Ar-
eitsplätze, die dadurch im Handwerk geschaffen wer-
en können. Wenn man sich das genau anschaut, wird
lar, dass diese Programme aus ökologischen, aber auch
us ökonomischen Gründen vorangetrieben werden
üssen. Genau hier passiert aber nichts.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)






Dr. Bärbel Kofler


(A) )


)(B)

Wenn so getan wird, als würde gerade beim Klima-
schutz etwas getan, kann einem wirklich schlecht wer-
den. Im Einzelplan 16 sind für den Klimaschutz
120 Millionen Euro vorgesehen. Entsprechende Mit-
telansätze waren übrigens auch in früheren Haushalts-
entwürfen vorhanden, zum Beispiel 2008 und 2009.
Diese Mittel werden im Grünbuch frech – ich möchte
das wirklich „frech“ nennen – als Fast-Start-Mittel be-
zeichnet. Auf der Klimakonferenz im Jahr 2009 in
Kopenhagen wurden Fast-Start-Mittel in Höhe von
1,26 Milliarden Euro zugesagt. Diese Mittel, die zum
Teil schon vorher im Haushalt eingestellt waren, also gar
keine Fast-Start-Mittel sein können, werden nun frech
als solche bezeichnet, umetikettiert und als Mittel für
den internationalen Klimaschutz ausgewiesen.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Alles nur Buchungstricks!)


Ich denke, die Zahlen von Oxfam sind deutlich: 88 Pro-
zent der in diesen Bereich geflossenen Mittel wurden auf
anderen Konferenzen längst zugesagt und lediglich um-
etikettiert. Bestes Beispiel ist die UN-Artenschutzkonfe-
renz von 2008. Die dort zugesagten Mittel für den Wald-
schutz wurden auf der Konferenz in Kopenhagen noch
einmal verkauft.


(Ulrich Kelber [SPD]: 88 Prozent, Herr Röttgen! Den Ärmsten der Armen weggenommen!)


Schauen wir uns an, was in dem Fonds enthalten ist.
Der Einzelplan wies 70 Millionen Euro für den interna-
tionalen Klimaschutz in einem Extratitel aus. Dieser Ti-
tel wurde gestrichen. Was enthält der Fonds jetzt?
42,5 Millionen Euro, die auf BMU und BMZ verteilt
wurden: BMU 45 Prozent und BMZ 55 Prozent. Das ist
ein toller Beitrag zum internationalen Klimaschutz, den
Sie mit diesem Haushalt leisten. Die internationalen Ver-
pflichtungen, die wir eingegangen sind, werden dadurch
in keiner Weise erfüllt. Diesen Verpflichtungen werden
wir so nicht gerecht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712212500

Frau Kollegin, Sie sind am Ende Ihrer Rede?


Dr. Bärbel Kofler (SPD):
Rede ID: ID1712212600

Ich denke, der Haushaltsentwurf und ein Blick auf die

Einzelpläne machen deutlich – und dabei ist es egal, ob
es um den Bereich Umwelt oder Verkehr oder die eierle-
gende Wollmilchsau, also den Energie- und Klimafonds,
geht –, dass man weder die Energiewende finanziert
noch den Herausforderungen des Klimawandels ordent-
lich begegnet.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712212700

Frau Kollegin!


Dr. Bärbel Kofler (SPD):
Rede ID: ID1712212800

Es tut mir leid, aber dieser Haushaltsentwurf ist ein

weiterer Beleg dafür, dass Sie es nicht können.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712212900

Michael Kauch hat das Wort für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1712213000

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Op-

osition hat in dieser Umweltdebatte das schlechteste
ild seit langem abgeliefert. Das, was von der Opposi-
on hier vorgetragen wurde, war entweder ein Blick zu-
ck auf Dinge, die längst Geschichte sind, oder man
mmerte darüber, dass man nicht genug Geld ausgibt.
atürlich gibt es Risiken, auch hinsichtlich der Preise
r die CO2-Zertifikate, weil davon das Volumen des
nergie- und Klimafonds abhängig ist. Aber was ist Ih-
r Ansicht nach bitte die Alternative? Lautet Ihre Alter-

ative mehr Geld für den Bundeshaushalt? Dann müssen
ie das sagen. Sie müssen mir dann erklären, warum sich
err Kuhn heute Morgen hier hinstellt und sagt, es
üsse noch viel mehr gespart werden als das, was von

er Bundesregierung eingespart wird. Die Fachpolitiker
on Rot und Grün im Bereich Umwelt bringen nur For-
erungen nach Mehrausgaben, nach weniger Konsoli-
ierung und nach mehr Schulden. Das ist die Politik, die
ie hier vortragen.


(Beifall bei der FDP – Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben nicht zugehört! – Ulrich Kelber [SPD]: Subventionsabbau!)


as ist nicht das, was Sie in den großen Reden erzählen,
enn Sie sagen, man müsse die Haushalte konsolidieren.
ie Wahrheit ist, dass das Ihre Politik ist.


(Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Milliarden von Subventionen abbauen!)


Ihre Politik baut auf mehr Schulden, nicht auf weni-
er Schulden. Das ist auch kein Wunder; denn es war
re Regierung mit Herrn Trittin als Minister und Herrn

teinmeier als Kanzleramtsminister, die 2004 dafür ge-
orgt hat, dass die Maastricht-Kriterien in den Müll ge-
chmissen wurden.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist Vergangenheit! Sie reden über die Vergangenheit!)


it dieser unsoliden Politik hat die Finanzkrise begon-
en.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: In den drei Jahren mit den höchsten Schulden in Deutschland hat die FDP mitregiert! Das sind drei Jahre mit Rekordverschuldung! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Da spricht der Richtige!)


Deswegen sollte Frau Kofler mit der Volksverdum-
ung hier nicht weitermachen, wenn sie uns erzählen





Michael Kauch


(A) )


)(B)

möchte: 2009, als die SPD regierte, hatte man 2,2 Mil-
liarden Euro für das Gebäudesanierungsprogramm.


(Ulrich Kelber [SPD]: Das ist längst ausgegeben!)


Mit welchem Taschenspielertrick hat Ihr Minister das
damals gemacht? Die Große Koalition hatte beschlos-
sen, dreimal 1,5 Milliarden Euro für die Gebäudesanie-
rung bereitzustellen, dann sollte Schluss sein. Im Wahl-
jahr 2009 kam dann diese Idee auf: Geben wir doch das
Geld aus den Jahren 2010 und 2011 schon im laufenden
Jahr aus, damit ich Bauminister mich hinstellen und das
Manna unter das Volk streuen kann.


(Ulrich Kelber [SPD]: Gebäudesanierung Manna für das Volk? Das ist interessant!)


Das hat er sich so gedacht. Das ist unsolide Politik. Sie
rühmen sich noch dafür und sagen, Sie hätten 2,2 Mil-
liarden Euro ausgegeben. Sie müssten sich für diese
Taschenspielertricks schämen, die Sie in Ihrer Regie-
rungszeit angewendet haben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Sie müssen sich noch für etwas anderes schämen.


(Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer genau?)


Sie können sich nicht hinstellen und von dieser Regie-
rung immer mehr Mittel für die Gebäudesanierung ver-
langen, Mittel für eine Gebäudesanierung, die notwendig
ist, weil die Bürger Energiekosten in einer Höhe zahlen,
die dazu führt, dass die zweite Miete ein immer wesent-
licherer Bestandteil der Wohnkosten wird, und die wich-
tig ist, weil wir Energie und CO2 einsparen müssen.

Sie stellen sich hin und fordern von uns, hier mehr zu
tun. Diese Koalition beschließt dann: Wir finanzieren
das Gebäudesanierungsprogramm dauerhaft und nicht
nur für drei Jahre, wie es die SPD beschlossen hatte. Wir
machen eine gesicherte Finanzierung mit einem Pro-
grammvolumen von 1,5 Milliarden Euro, und wir be-
schließen eine steuerliche Förderung der Gebäudesanie-
rung.


(Ulrich Kelber [SPD]: Wo ist das denn gesichert?)


Auch Ihre Fachpolitiker haben uns immer gesagt: In
den 90er-Jahren, als der Steuervorteil abgeschafft wurde,
hat sich die Sanierungsquote halbiert. Daraus haben wir
gelernt. Wenn wir die Sanierung von Gebäuden wirklich
wollen, und zwar gerade von Privatleuten und nicht nur
von den großen Wohnungsbaugesellschaften, dann muss
man in diesem Bereich steuerlich fördern. Das hat diese
Regierung, diese Koalition im Bundestag, beschlossen.
Es waren Sie, die Roten und die Grünen im Bundesrat,
die das verhindert haben.

Der grüne Umweltminister in Nordrhein-Westfalen
stellt sich groß hin und sagt: Ich mache ein Klimaschutz-
gesetz, das ist alles ganz toll. Sobald die nordrhein-west-
fälische Landesregierung aber auch nur ein paar müde
Euro an Steuerausfällen befürchtet, wird die steuerliche

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(C (D örderung der Gebäudesanierung im Bundesrat abgehnt. (Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Worüber reden Sie eigentlich? Kommen Sie zur Sache!)


as zeigt: Klimaschutz ist Ihnen im Wesentlichen nichts
ert. Sie gestalten nur Ordnungsrecht. Sie sind nicht be-
it, auch nur einen müden Euro aus dem eigenen Landes-

tat auszugeben. Sie wollen immer nur Geld vom Bund.
ie Länder, die rot und grün regiert sind, wollen keinen
eitrag leisten.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Der Umweltminister hat es deutlich gemacht: Nach-
em wir erfolgreich ein neues Erneuerbare-Energien-
esetz durchgesetzt haben, werden wir auch eine Lö-

ung für erneuerbare Wärme finden. Es bestehen riesige
otenziale für erneuerbare Energien. Ökoheizungen sind
Deutschland noch nicht am Ende ihres Potenzials. Da
icht es eben nicht, nur Steuergelder hineinzugeben,

ondern da müssen wir das tun, was im Koalitionsver-
ag angelegt ist, nämlich ein haushaltsunabhängiges In-
trument schaffen, das die gesicherte und dauerhafte
inanzierung eines Anreizes möglich macht, so wie es
ie FDP vor der Wahl versprochen hat.

Wir werden neben dem Thema Energie auch einige
ndere Themen angehen müssen. Ich nenne beispiels-
eise das Thema umweltfreundliche Förderung von un-
onventionellem Erdgas. Hier werden wir Lösungen für
ie Frage, wie wir diese Möglichkeit der Versorgungs-
icherheit mit Grundwasserschutz verbinden, finden
üssen. Der Grundwasserschutz muss hier Priorität ha-

en. Deshalb muss die Umweltverträglichkeitsprüfung
diesem Bereich ausgeweitet werden.

Wir müssen im Bereich der Partikelfilterförderung
das hat Kollege Petzold gesagt – insbesondere bei den
ichten Nutzfahrzeugen vorankommen. Ich sage für die
DP aber auch ganz klar: Wer neue Förderprogramme
ill, muss eine Gegenfinanzierung liefern. Das ist solide
aushaltspolitik.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist kein neues Förderprogramm!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712213100

Herr Kauch.


Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1712213200

Dafür stehen wir als FDP-Bundestagsfraktion, aber

uch als Koalition hier im Deutschen Bundestag.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712213300

Eva Bulling-Schröter hat jetzt das Wort für die Frak-

on Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )


)(B)


Eva-Maria Bulling-Schröter (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712213400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Sie von der Koalition stellen wiederum eine ganze
Menge Geld zur Verfügung, nicht etwa um Betriebe zu
motivieren, ihren CO2-Ausstoß zu reduzieren, sondern
um den internationalen Kohlenstoffmarkt auszubauen.
Wir haben hier schon öfters über diese Kohlenstoff-
märkte gesprochen. Ich kann nur wiederholen: Seitdem
klar wurde, dass europaweit krisenbedingt nicht so viel
produziert wird und 1,4 Milliarden Emissionsberechti-
gungen überschüssig am Markt sind, sinkt der Preis der
Zertifikate unaufhaltsam, und zwar auf gegenwärtig
mickrige 12 Euro je Tonne CO2. Bei diesem Preis dürf-
ten sich aber Klimaschutzinvestitionen für die meisten
Unternehmen kaum lohnen.

Sehen wir von den erneuerbaren Energien ab, treten
Sie bezüglich des technologischen Einstiegs in eine koh-
lenstoffarme Wirtschaft auf der Stelle. Wir haben nichts
anderes als ein Mitschwimmen der CO2-Emissionen mit
dem jeweiligen Wirtschaftswachstum, aber keinen tat-
sächlichen Strukturwandel in der Industrie. Fast alle
Anreize für die Energiewende kommen aus dem Erneu-
erbare-Energien-Gesetz und dem erkämpften Atomaus-
stieg. Der zur Wunderwaffe erklärte Emissionshandel
spielt dagegen momentan kaum noch eine Rolle. Im letz-
ten Jahr sind die CO2-Emissionen wieder gestiegen. In-
dustrie- und Energiewirtschaft Deutschlands haben Zer-
tifikate hinzugekauft, auch aus dem Ausland. Diese sind
im globalen Süden, also vor allem in Entwicklungslän-
dern, besonders billig; denn hier handelt es sich vielfach
um Dumpingzertifikate, deren ökologische Wirksamkeit
nach wie vor infrage steht.

Nach jahrelangem Tauziehen auf UN-Ebene sind die
HFC-23-Billigzertifikate – es handelt sich dabei um Ab-
fallprodukte von Kältemitteln – immer noch nicht vom
Markt. RWE und Co haben sich damit reichlich einge-
deckt und können sie noch bis 2012 nutzen. Ich halte das
für einen Skandal.


(Beifall bei der LINKEN)


Sogar Kohlekraftwerke kann man neuerdings im globa-
len Süden bauen und sich anschließend dafür Klima-
schutzgutschriften für zu Hause ausstellen lassen. Das
halte ich für umweltpolitischen Irrsinn.


(Beifall bei der LINKEN)


Das Hauptanliegen des Umweltministeriums in dieser
Frage scheint aber laut Haushaltsentwurf zu sein, die bi-
lateralen Rahmenbedingungen für den CDM-Mechanis-
mus mit Konferenzen in Nordafrika, zu denen die deut-
sche Industrie mitgeschleppt wird, mit Workshops in
China oder Indien und dergleichen mehr zu verbessern.
Ich finde, wenn man CDM schon nicht verbieten kann,
sollten Deutschland und die EU lieber mehr Geld darauf
verwenden, den Umweltnutzen dieser Produkte zu prü-
fen, als den faulen Mechanismus weiter zu pushen.


(Beifall bei der LINKEN)


Im Inland besteht die vielleicht größte Herausforde-
rung nach dem Energiesektor in der energetischen Ge-
bäudesanierung, aus unserer Sicht auch deshalb, weil das

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(C (D ine soziale Zeitbombe ist. Nach und nach werden nun eue und in der Zukunft verschärfte Wärmeschutzverrdnungen von Eigentümern umgesetzt. Das ist erst einal gut – ganz klar –, auch wenn die Sanierungsraten och viel zu niedrig sind; da sind wir uns einig. Wie das lles finanziert werden soll, ist aber nach wie vor weitgeend unklar. Kurzfristig wären 2 Milliarden Euro und ittelfristig bis zu 5 Milliarden Euro öffentlicher Mittel ro Jahr notwendig, um die Sanierungen sozial abzufeern. Wir finden jedoch nur rund 840 Millionen Euro im undeshaushalt und im Energieund Klimafonds; mehr aben wir nicht gefunden. Das ist natürlich eindeutig zu enig; hier schließe ich mich Ihnen an. Ich sage Ihnen: ie sind verantwortlich, wenn die Mieten nach den Saierungen rasant ansteigen, und das werden sie. Gerade r viele Bezieher unterer Einkommen und langjährige ieter wird dies quasi Entmietung bedeuten. Dagegen üssen wir uns wehren. Die Leute müssen sich das noch isten können. Statt für die Armen ist aber Geld für die energieintenive Industrie da. Die größeren Unternehmen verdienen ereits aufgrund der Ermäßigungsregelungen des Erneurbare-Energien-Gesetzes in Millionenhöhe. Schließlich ringt ihnen die Preissenkung an der Strombörse infolge icht mehr benötigter teurer fossiler Kraftwerke mehr, ls sie an EEG-Umlage zu zahlen haben. Künftig sollen ie noch 500 Millionen Euro aus dem Energieund Kliafonds erhalten. Zudem sind sie fast vollständig von er Ökosteuer befreit und müssen auch kaum CO2-Zertikate ersteigern. Ich sage Ihnen, meine Damen und Hern von der Koalition: Das ist Lobbypolitik auf Kosten er Steuerzahlerinnen und Steuerzahler und der Stromunden. Wir brauchen das Geld natürlich auch für etwas andes: um Klimaschutzund Anpassungsmaßnahmen im lobalen Süden vernünftig zu finanzieren. Frau Kollegin. Es gibt internationale Verpflichtungen, die wir bedie en müssen. Diese Mittel dürfen nicht auf das 0,7-Proent-Millenniumsziel angerechnet werden. Frau Kollegin. Ich sage Ihnen: Sie machen eine Haushaltspolitik mit oppeltem Boden. Wir werden diesem Haushalt so nicht ustimmen. Undine Kurth hat jetzt das Wort für Bündnis 90/Die rünen. )


(Beifall bei der LINKEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712213500
Eva-Maria Bulling-Schröter (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712213600
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712213700
Eva-Maria Bulling-Schröter (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712213800

(Beifall bei der LINKEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712213900




(A) )

Undine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN):

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Herr Minister! Liebe Gäste auf den Rängen! Vorhin hat
der Kollege Franke in der Debatte gesagt, es gehe um
Politik, nicht um Zahlen. Dazu kann ich nur sagen: Irr-
tum! Zahlen sind Politik. Hier legen wir die großen Li-
nien fest: Was ist grundsätzlich wichtig? Wofür wollen
wir Geld ausgeben? Wofür wollen wir kein Geld ausge-
ben? Herr Minister, wir Grünen meinen, hier gibt es
nicht nur erfreuliche Zahlen. Das möchte ich an zwei
Beispielen aus dem Bereich Naturschutz belegen. Wir
sind nämlich der Meinung, dass der Naturschutz in einer
Debatte über den Haushalt des Umweltministeriums
nicht nur beiläufig vorkommen sollte.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Punkt eins: Energiewende. Dieses Thema ist heute
schon oft angesprochen worden. Gut, dass sie getragen
wird. Gut, dass auch bei Ihnen angekommen ist, dass die
Atombrücke in die Zukunft nicht trägt und dass Sie sa-
gen: Wir müssen die Energiewende jetzt einleiten. – Da-
mit sind wir sehr einverstanden. Wir hätten es gerne frü-
her gehabt, aber okay.

Wer das will, der muss sich eingestehen, dass auch
Konflikte zu bewältigen sind, nämlich Interessenkon-
flikte. Ich nenne nur die Beispiele Umnutzung von Wäl-
dern und Monokulturen beim Anbau von Energiepflan-
zen; der Begriff der Vermaisung der Landschaft ist Ihnen
allen sicher bekannt. Wir wissen, dass auch die Wind-
energienutzung, offshore wie onshore, durchaus Probleme
mit sich bringt. Wir wollen unbedingt den beschleunigten
Ausbau von Energietrassen. Richtig! Aber um diese Kon-
flikte bewältigen und wirklich gute Lösungen anbieten zu
können, braucht es zwei Dinge: Wir brauchen eine inhalt-
liche Grundlage für die Entscheidungen, und wir brau-
chen eine Verfahrensbeschleunigung. Wir wollen die
Energiewende doch, wie ich denke, im gewünschten
Tempo durchführen. Wenn wir das schaffen wollen, dann
brauchen wir noch etwas: Verwaltungspersonal.

Herr Kauch – Sie reden gerade mit dem Minister –,
Sie betonen immer: Beschleunigung geht nur mit mehr
Personal, sonst kommt man bei Verwaltungsverfahren
nicht voran. Weil wir ahnen, dass da vielleicht ein Pro-
blem liegen könnte, und weil wir wissen wollten, wie die
Situation wirklich aussieht, haben wir eine Kleine An-
frage an das Umweltministerium gestellt unter der Über-
schrift: Personelle Situation im Bereich Naturschutz im
BMU.

Sie erlauben, dass ich zitiere. Die Antwort der Bun-
desregierung hat eine interessante Vorbemerkung:

Die Bundesregierung misst der Aufgabe, den Aus-
bau der erneuerbaren Energien möglichst naturver-
träglich zu gestalten, die öffentliche Akzeptanz für
die Energiewende zu fördern und die Anliegen des
Klima- und Naturschutzes zu harmonisieren, einen
hohen Stellenwert zu. Dementsprechend müssen
zur Erfüllung dieser Aufgabe fachlich-personelle
Voraussetzungen im Bundesministerium für Um-

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(C (D welt, Naturschutz und Reaktorsicherheit … und im Bundesamt für Naturschutz … gegeben sein. ehr gut! Das Problem wurde offensichtlich erkannt. eiter unten heißt es: Aufgrund der bereits … erbrachten Stellenkürzungen und eines gleichzeitig wachsenden Aufgabenbestandes sind die personellen Ressourcen sowohl im BMU als auch im BfN äußerst knapp. ffensichtlich ist auch das eine realistische Einschätung. Daher ist es verblüffend, dass auf der nächsten eite steht, dass ab 2011 zwölf Stellen abzubauen sind. (Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja unglaublich!)


Wenn man im BfN richtig nachfragt, dann erfährt
an, dass im Zeitraum 2011 und 2012 16 Stellen einen

w-Vermerk haben, was keine Nachbesetzung beim
usscheiden eines Mitarbeiters bedeutet. In der Zeit von
010 bis 2014 tragen gar 30 Stellen einen kw-Vermerk.
a kann es wohl wirklich nicht als Durchbruch angese-
en werden, wenn im BfN 3 Stellen im höheren Dienst
eschaffen werden, um alle Aufgaben, die mit Offshore-
nlagen zu tun haben, zu erfüllen. Wenn man dann noch
eiß, dass momentan 70 Anträge bearbeitet werden
üssen, dann kann ich nur sagen: Herr Schäuble hat

eute früh ganz offensichtlich einen Irrtum begangen,
ls er sagte, mit diesem Haushalt seien die Voraussetzun-
en geschaffen, die energiepolitischen Entscheidungen
om Juni umzusetzen. – Nichts da! Mit diesen Entschei-
ungen werden wir sie nicht umsetzen, es sei denn, wir
pfern den Naturschutz.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Punkt zwei: Biodiversitätsschutz. Auch hier gilt: Wir
aben eine Menge internationaler Verpflichtungen. Wir
issen, was zu leisten ist. 2010 ist das Ziel verfehlt wor-
en. Wir haben einen strategischen Plan bis 2020, aber
ider kein Personal, um diese Aufgaben umzusetzen. Da
ützt es überhaupt nichts, dass es ein Bundesprogramm
Biologische Vielfalt“, ausgestattet mit 15 Millionen
uro, gibt, wenn niemand da ist, der die Aufgaben erle-
igen kann. Sie heißen Biotopverbund, Schutzgebiets-
anagement, Gewässerschutz und Meeresschutz. All

iese Dinge müssen personell begleitet werden.

Wenn man dann sieht, was in diesem Haushalt ent-
chieden wird, dann kann man daraus nur zwei Schlüsse
iehen: Entweder hat man keine Ahnung davon, was ge-
acht werden muss, oder man nimmt das Ziel nicht

rnst. Es gibt nur diese beiden Varianten.


(Dr. Hermann Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bitte mal zuhören, Herr Minister! – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Naturschutz ist ja nicht so wichtig!)


Deshalb sagen wir: Der Anteil des Haushaltes des
mweltministeriums beträgt – das haben wir gehört –
enau 0,5 Prozent vom Gesamthaushalt der Bundesrepu-
lik. Das ist nicht gerade überbordend. Von diesen
,5 Prozent stehen nur 5,7 Prozent für den Naturschutz





Undine Kurth (Quedlinburg)



(A) )


)(B)

zur Verfügung, also 50 Millionen Euro. Auch da muss
man sagen: Das ist nicht gerade eine gewaltige Summe.
Wenn man es ernst meint, dass Naturschutz für uns exis-
tenziell ist und dass wir für den Naturschutz mehr tun
müssen, dann müssen Sie selber in diesem Haushalt et-
was ändern. Wenn Sie es nicht tun werden, werden wir
auf jeden Fall dafür sorgen und entsprechende Anträge
stellen.

Es geht nicht darum, Manna vom Himmel fallen zu
lassen –


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712214000

Frau Kollegin.

Undine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN):

– sondern es geht darum, Aufgaben zu erfüllen, die
wir alle als wichtig ansehen. Deshalb glauben wir: Das
hier ist nicht das Thema für das Wort zum Sonntag, zu
dem Sie manchmal neigen, Herr Röttgen,


(Sören Bartol [SPD]: Er hört ja gar nicht zu!)


sondern es geht um unsere Lebensgrundlagen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712214100

Der Kollege Dr. Georg Nüßlein hat jetzt das Wort für

die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1712214200

Frau Präsidentin! Meine Damen! Meine Herren! Wir

alle haben erlebt, dass die Umweltpolitik von der Ener-
giepolitik dominiert wird. Das war Kern vieler Reden.
Ich hätte mir gewünscht, dass die Feststellung von Bun-
desumweltminister Röttgen, dass wir in diesem Jahr bei
den erneuerbaren Energien die 20-Prozent-Marke über-
schritten haben, mit einem gemeinschaftlichen Applaus
bedacht wird und dass sich alle darüber freuen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Stephan Thomae [FDP]: Das können wir jetzt nachholen! – Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn der so tut, als sei das sein Verdienst!)


Stattdessen kamen hier reflexartig Unkenrufe: Wir
könnten sehr viel weiter sein.


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist ja auch nicht das Verdienst von Herrn Röttgen!)


Liebe Freunde von den Grünen, Ihr damaliger Umwelt-
minister Trittin hat im Jahr 2002 für das Jahr 2010
12,5 Prozent vorhergesagt.


(Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach ja! Und den Rest haben Sie gemacht, oder was?)


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(C (D as ist deutlich weniger als das, was wir erreicht haben. ir geht es auch gar nicht um die Frage, wer denn ver ntwortlich ist oder wer das bewegt hat, (Ulrich Kelber [SPD]: Wissen Sie, wie viel Frau Merkel als Umweltministerin vorher genannt hatte?)


ondern darum, einfach einmal festzustellen, dass wir an
ieser Stelle erfreulich weit gekommen sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der FDP: Wir sind die wahren Grünen!)


Dass das aber nicht durch das Wenn und Aber mit
ermaisung und anderen Themen sowie den entspre-
henden Einschränkungen geht, wie es Frau Kurth ge-
de wieder angeführt hat, muss uns allen doch auch klar

ein.

Nun dürfen Sie mir abnehmen, dass ich nicht zu den
einden erneuerbarer Energien gehöre, sondern eher zu
enen, die dieses Thema immer wieder deutlich unter-
tützen.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja etwas ganz Neues!)


Ich muss aber auch immer wieder ein bisschen Was-
er in diesen Wein gießen. Momentan sind wir bei Diffe-
nzkosten von 3,5 Cent. Und wir alle wissen, dass wir

ie Förderung erneuerbarer Energien eben nicht über un-
eren Staatshaushalt finanzieren, sondern über das Um-
gesystem dafür Sorge getragen haben, dass die Ver-
raucherinnen und Verbraucher die Zeche für diese
anze Geschichte zahlen. Gerade deshalb haben wir eine
erantwortung, hier sehr wohl aufzupassen, dass dieses
hema nicht zu teuer wird.


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei Atom und Kohle zahlt man die Zeche über die Steuern!)


Man kann doch das eine tun, ohne das andere zu las-
en. Man kann doch die erneuerbaren Energien voran-
ringen, wie es diese Bundesregierung tut, und gleich-
eitig aufpassen, dass es nicht zu teuer wird.

Sie sind an dieser Stelle so empfindlich, weil Sie ge-
au wissen, dass Sie bei der Solarförderung zu früh an-
efangen haben. Sie haben nämlich versucht, das Thema
chon in den Markt zu bringen, als es noch ein Thema
on Forschung und Entwicklung war. Es ist der Sockel,
en wir seitdem vor uns herschieben, der das Thema So-
r immer wieder in die Schlagzeilen und immer wieder
Verruf bringt.


(Sören Bartol [SPD]: Wo wären wir denn jetzt?)


Jetzt haben wir die Problematik, dass wir alles dafür
n müssen, damit dieses Thema nicht an der falschen
telle abgebrochen wird, weil es zu teuer wird, zum Bei-
piel durch einen festen Deckel.


(Dr. Hermann Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie killen gerade die deutsche Solarindustrie!)






Dr. Georg Nüßlein


(A) )


)(B)

Wir sorgen weiter dafür, dass es sich im entscheidenden
Moment weiterentwickeln kann.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Toller Freund der Erneuerbaren!)


Das wissen Sie. Darum schreien Sie so laut. Sie wissen
sehr präzise, dass wir hier ein hohes Maß an Altlasten
mitschleppen.

Sie haben auch mitbekommen, dass der Ausbau in
diesem Jahr wieder so hoch sein wird, dass die automati-
sche Degression heftig zuschlägt. Davon müssen wir
ausgehen. Darauf muss man aus meiner Sicht alle, die an
diesem Thema beteiligt sind, vorbereiten.

Nach unserer festen Überzeugung muss sichergestellt
werden, und zwar zeitnah, dass der Strom, der auf dem
Dach produziert wird, erst einmal von dem Betreffenden
ohne Subventionen selber genutzt und dass erst dann
Strom eingespeist wird – und nicht umgekehrt, so wie es
momentan immer noch läuft, dass man den teuren Solar-
strom einspeist und dann den billigen Strom vom Kraft-
werk kauft.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die haben doch denselben Preis!)


Das kann nicht die Lösung sein. Dorthin müssen wir
möglichst schnell kommen.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Preise sind doch gar nicht mehr unterschiedlich! Sie leben hinter dem Mond!)


Das ist ein Interesse, das wir gemeinsam verfolgen soll-
ten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie wissen auch sehr genau, dass wir in einem hohen
Ausmaß das Thema „Speicherung und Netze“ voran-
bringen müssen, und zwar möglichst schnell.

Frau Kollegin Kurth hat gerade von Verfahrensbe-
schleunigung, Personalbedarf und ähnlichen Dingen ge-
sprochen. Als Erstes brauchen wir an dieser Stelle ein-
mal ein bisschen mehr Ehrlichkeit von Ihrer Seite und
ein bisschen mehr Unterstützung für das Thema. Sie dür-
fen nicht theoretisch von 100 Prozent Erneuerbaren spre-
chen, wenn Sie sich praktisch an jeder Bürgerinitiative
gegen ein Pumpspeicherkraftwerk oder was auch immer
beteiligen. – Jetzt sagen Sie, das sei selbstverständlich.
Ich persönlich halte es auch für selbstverständlich, dass
es so ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Die Realität sieht aber anders aus.

Schauen wir uns nur einmal das Pumpspeicherkraft-
werk Atdorf im Südschwarzwald an. Der Baubeginn ist
für das Jahr 2014 geplant. 2018 soll das größte geplante
Pumpspeicherkraftwerk in der Bundesrepublik dann fer-
tig sein.


(Ulrich Kelber [SPD]: Da flüchten selbst die Zuhörer von den Rängen!)


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(C (D Dazu sagt jemand: Dieses Projekt zerstört die Landschaft, belästigt die Bürger während der langen Bauphase mit Lärm und Dreck, und es gefährdet den Tourismus und die Kliniken vor Ort. er hat das gesagt? Eine gewisse Ruth Cremer-Ricken, orsitzende des Grünen-Kreisverbands Waldshut, die brigens 2009 Bundestagskandidatin für die Grünen ar. Das ist Ihr Problem und Ihre Politik: in der Theorie afür, in der Praxis vor Ort dagegen. Ich bitte Sie drinend, damit aufzuhören. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind eine harte Nuss!)


Ich darf noch jemand anderen zitieren, der auch in der
rünen Partei ist. Winfried Kretschmann hat in einem In-
rview gesagt:

Wir sind prinzipiell für Pumpspeicherkraftwerke.
Aber in einem dichtbesiedelten Industrieland, wie
es Baden-Württemberg nun einmal ist, müssen wir
davon ausgehen, dass solche Infrastrukturprojekte
generell auf örtlichen Widerstand treffen, weil sie
in die lokale Umwelt eingreifen. Deshalb ist Wider-
stand vor Ort erst mal ganz normal.

a, was denn nun? Ich erwarte, wie Sie vermutlich auch,
on einem Ministerpräsidenten, der für erneuerbare
nergien und Energiewende steht,


(Sören Bartol [SPD]: Das Trauma sitzt tief!)


ass er klipp und klar Position bezieht und sagt: Das
uss sein. Das wollen wir umsetzen. Das müssen wir

oranbringen.

Davon ist leider Gottes nichts zu merken.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ber zu Ihrer Beruhigung: Sie stehen, was das Thema
cheinheiligkeit angeht, nicht an der Spitze.


(Sören Bartol [SPD]: Rein in das Atom, raus aus dem Atom! – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Nein, da sind Sie vorneweg! – Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ach! Ich dachte, Sie meinen die FDP!)


er WWF und der BUND haben sich 2010 ihre Klagen
egen die Ostsee-Gaspipeline für 10 Millionen Euro ab-
aufen lassen. Wenn man einem Bericht des NDR glau-
en darf, haben sie ihre Klagen für 10 Millionen Euro
urückgezogen. Das ist hoch spannend.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht um den Haushalt, Herr Nüßlein!)


Ich weiß, dass Ihnen das peinlich ist und es Ihnen lie-
er wäre, wenn ich nur über den Haushalt reden würde.
ber es geht auch darum – deswegen führe ich das an –,
ass wir, wie Sie vorhin gesagt haben, zu wenig Personal





Dr. Georg Nüßlein


(A) )


)(B)

hätten und mehr Geld ausgeben müssten; dann wären
alle unsere Probleme in diesem Bereich gelöst, und wir
kämen schneller voran.


(Dr. Hermann Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht alle, aber ein paar!)


Nein, geben Sie erst einmal den politischen Wider-
stand vor Ort auf! Dann kommen wir ein ganzes Stück
schneller voran, wenn Sie die Projekte positiv begleiten.

Das ist ein frommer Wunsch von mir an Sie. Ich weiß,
dass Sie ihn nicht erfüllen werden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Hermann Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: War das peinlich!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712214300

Ulrich Kelber hat das Wort für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1712214400

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Die deutschen Medien wie Süddeutsche Zei-
tung, Stern, Spiegel, Die Welt und die Frankfurter Allge-
meine Zeitung sind sich in diesem Sommer in ihrer Ein-
schätzung der schwarz-gelben Bundesregierung
ziemlich einig: „Aufhören!“, „Die können es nicht“ und
„schlechteste Regierung seit Gründung der Bundesrepu-
blik“.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das sind keine Werturteile der Opposition, sondern der
führenden Medien der Bundesrepublik.

Weil ich gerade das Grinsen in den Reihen der CDU/
CSU sehe: Sie meinen damit nicht nur die FDP und die
FDP-Minister. Sie meinen auch Minister wie Bundesum-
weltminister Norbert Röttgen. Er orientiert sich auch zu-
nehmend an der FDP. Zumindest in seinem Umgang mit
Irrungen und Wirrungen erinnert er mich zunehmend an
Außenminister Guido Westerwelle und dessen Umgang
mit der Libyen-Politik.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das ist aber gemein!)


Rechthaberei statt Linie, grün reden statt grün han-
deln: Das kennzeichnet die Politik im Umweltministe-
rium. Ich will das an ein paar Beispielen deutlich ma-
chen.

Wir haben in dieser Debatte einen Umweltminister er-
lebt, der der Opposition den Vorwurf gemacht hat, sie
hätte sich nicht an der Suche nach einem atomaren End-
lager beteiligt oder dieses nicht haben wollen, und er sei
jetzt derjenige, der sich darum kümmert. Kurze Fakten-
überprüfung: Dieser Bundesumweltminister war in den
Jahren 2005 bis 2009 Erster Parlamentarischer Ge-
schäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Die-
sem Koalitionspartner hat die SPD in den Jahren 2006,
2008 und 2009 den Vorschlag eines Endlagersuchgeset-

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(C (D es für eine bundesweite ergebnisoffene Suche unter inschluss von Gorleben vorgelegt: abgelehnt durch den rsten Parlamentarischen Geschäftsführer Norbert öttgen. Das ist das Faktum in dieser Frage. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Unterlagen sind noch vorhanden, Herr Kollege
öttgen. Wir können sie gerne vorlegen, wenn Sie sich
icht mehr daran erinnern.

Sie haben im Oktober 2010 von dieser Stelle aus die
aufzeitverlängerung bis 2040 als Revolution verkauft,
icht etwa in einer nüchternen Rede, sondern wie üblich
it Pathos und weit ausholenden Armbewegungen. Im
ärz 2011 wollte er uns dann weismachen, dass er

chon damals gegen seinen eigenen Vorschlag gewesen
t, und im Juni 2011 hat er auch von diesem Pult aus mit
inem Fingerzeig zur Opposition gesagt, dort säßen die
arteien, die sich nicht um den Einstieg in die erneuerba-
n Energien gekümmert hätten.

Kurzer Faktencheck: Bei der Abstimmung über das
rneuerbare-Energien-Gesetz im Jahr 2000 ist im Proto-
oll die Gegenstimme von Dr. Norbert Röttgen ver-
erkt. Bei der Abstimmung über die erste Novelle 2004

teht im Protokoll: Gegenstimme von Dr. Norbert
öttgen. Das heißt, Sie haben gegen die Gesetze, mit de-
en die erneuerbaren Energien eingeführt worden sind
nd die den 20-Prozent-Anteil im ersten Halbjahr 2011
rmöglicht haben, gestimmt, aber es sollen wieder an-
ere schuld gewesen sein. Sie waren angeblich nicht da-
nter. Es muss ein anderer Dr. Norbert Röttgen gewesen

ein, der so abgestimmt hat.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wie die gesamte Bundesregierung lebt auch dieser
mweltminister von der Substanz der Vorgängerregie-
ngen. Er sonnt sich im Glanz der Erfolge der Vorgän-

erregierungen – die CDU/CSU hat immerhin zu einer
er Vorgängerregierungen gehört –, trägt aber selbst
ichts zur Zukunftssicherung bei. Er lobt sich dafür, dass
ie erneuerbaren Energien einen Anteil von 20 Prozent
usmachen. Wann sind denn die Anlagen, die im ersten
albjahr 2011 über 20 Prozent Anteil an der Stromer-

eugung haben, geplant und gebaut worden: im ersten
albjahr 2011? Reicht das nicht in die Zeit der Vorgän-
erregierungen zurück, die noch ein klares Förderkon-
ept und ein klares energiepolitisches Konzept hatten?


(Lachen des Abg. Michael Kauch [FDP])


Was tut denn dieser Umweltminister? Der Kollege
üßlein hat einem der Vorgänger vorgeworfen, er habe
ur einen Anteil der erneuerbaren Energien von
2,5 Prozent für 2010 angestrebt. Ich kenne noch eine
orgängerin, nämlich Angela Merkel, die für 2010 einen
nteil von lediglich 10 Prozent haben wollte. Das kön-
en Sie in einem Buch von ihr aus dem Jahre 1997 nach-
sen.

Wie geht denn der Umweltminister mit der neuen
arktsituation und der größeren Konkurrenz aus ande-
n Ländern um? In den letzten zwei Jahren, als wir den





Ulrich Kelber


(A) )


)(B)

Ausbau der erneuerbaren Energien hätten beschleunigen
müssen, hatten wir ein Hin und Her an energiepoliti-
schen Beschlüssen, was dazu geführt hat, dass niemand
mehr in Deutschland investiert hat, weder in konventio-
nelle Kraftwerke noch in Anlagen zur Erzeugung erneu-
erbarer Energien. Das zeigt, dass Sie von der Substanz
leben, aber selbst nichts zum Ausbau der erneuerbaren
Energien beitragen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/ CSU)


Ich komme zum Klimaschutz. Eine Zahl, die gerade
gefallen ist, will ich wiederholen. 88 Prozent der Mittel,
die der Bundesminister für neue Zusagen im internatio-
nalen Klimaschutz und die Hilfe für die Ärmsten der Ar-
men vorgesehen haben will, sind umetikettiert worden.
Deutschland wird allmählich weltbekannt dafür, dass es
seine Versprechen im Bereich des internationalen Klima-
schutzes und in der internationalen Entwicklungszusam-
menarbeit reihenweise bricht. Sie, Herr Dr. Röttgen, sind
dabei.


(Beifall bei der SPD)


Ein weiteres Thema ist die Energieeffizienz. Sie wol-
len sich beim geplanten Energieeffizienzgesetz nur am
Durchschnitt der Europäischen Union orientieren. Es soll
nur das, was die Europäische Union vorschreibt, eins zu
eins umgesetzt werden. Auf eine Anfrage der SPD haben
Sie geantwortet, Sie wollten kein Klimaschutzgesetz mit
verbindlichen Klimaschutzzielen vorlegen. Ich halte das
für ein Armutszeugnis. Stattdessen erzählen Sie uns, dass
der Ansatz für die Gebäudesanierung um fast 50 Prozent
gesteigert wurde. Sich mit sich selbst zu vergleichen, ist
einfach, aber zu sagen, dass Sie vorher den Ansatz der
Vorgängerregierung um 70 Prozent gekürzt haben, hätte
zur Ehrlichkeit gehört.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Noch nie hat es so wenig Initiativen aus einem Bun-
desumweltministerium gegeben wie jetzt, nicht unter
Wallmann, nicht unter Töpfer, nicht unter Merkel, nicht
unter Trittin und nicht unter Gabriel. Das hängt auch da-
mit zusammen, dass in diesem Haus eine Atmosphäre
und eine Kultur des Misstrauens gepflegt wird. Sachver-
stand in den Abteilungen wird nicht abgefragt. Eine
kleine Gruppe entwirft, und die Entwürfe, die aus dem
Stab kommen, werden noch nicht einmal mit den Fach-
leuten abgesprochen. Teilweise erfahren die Fachleute
von den Ergebnissen erstmals aus den Medien. Deswe-
gen ein kleiner Aufruf vonseiten der Opposition, Herr
Minister: Verbringen Sie etwas weniger Zeit in der Pres-
seabteilung, etwas weniger Zeit bei den Redeschreibern,
dafür etwas mehr Zeit in Ihren Fachabteilungen! Dann
klappt es auch mit der Umweltpolitik.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712214500

Der Kollege Bernhard Schulte-Drüggelte hat jetzt das

Wort für die CDU/CSU-Fraktion.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Bernhard Schulte-Drüggelte (CDU):
Rede ID: ID1712214600

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

gen! Lieber Kollege Kelber, ich wollte eigentlich et-
as zum Haushalt sagen. Aber Ihr Kollege Miersch hat
orhin sprachliche Anleihen beim Eiskunstlauf gemacht
nd meinte, er könne damit den Bundesminister anrüh-
n. Das, was ich mir gerade angehört habe, nenne ich

inmal – ich weiß nicht, wie man das bei Ihnen bezeich-
en würde – den „rückwärts eingesprungenen verkorks-
n Kelber“.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


as war doch keine Haushaltsrede! Was soll das?


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Nicht nur die Regierung ist schlecht, auch die Regierungsfraktionen sind schlecht! Unglaublich!)


Ich möchte kurz etwas zum Haushalt sagen. Das Ge-
amtvolumen des Umwelthaushalts für 2012 beträgt
nd 1,6 Milliarden Euro. Meine Kollegen Stephan
homae und Ulrich Petzold haben gerade die Struktur-
eränderungen dargestellt. Wirklich neu ist, dass das
undesumweltministerium bei Bedarf auf Mittel des
nergie- und Klimafonds zugreifen kann. Das sollten
ie begrüßen, wenn Sie für den Umweltschutz etwas er-
ichen wollen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ieses Sondervermögen ist ein ganz wichtiger Baustein
er Energiewende, die hier im Haus beschlossen worden
t. Für erhebliche Investitions- und Forschungsmaßnah-
en stehen im nächsten Jahr 780 Millionen Euro zusätz-
ch aus dem Fonds bereit. Davon kann das Umweltmi-
isterium 235 Millionen Euro bewirtschaften. Das ist ein
rheblicher Betrag.

Sie haben vorhin gesagt, Sie zweifelten die Zukunft
n. Das kann man ruhig machen; man sollte aber nicht
bersehen, dass die mittelfristige Finanzplanung für
013 und für die Folgejahre jeweils Mittel von über
Milliarden Euro vorsieht. Also kann man feststellen,

ass es hier zu der gewünschten Verstetigung kommt.

Der Umweltminister betont immer wieder: Die Ener-
iefrage ist die zentrale Frage der industriellen, der wirt-
chaftlichen Entwicklung unseres Landes. – Der Zugriff
uf dieses Sondervermögen bedeutet eine Sicherstellung
er Mittel. Zwei meiner Vorredner haben versucht, ein
isschen Polemik in die Debatte hineinzubringen. So et-
as führt eher zu Verunsicherung als zur Sicherung von
itteln zur Bewältigung künftiger Aufgaben im Um-
eltschutzbereich.


(Dr. Matthias Miersch [SPD]: Verunsichert haben Sie durch Ihren Zickzackkurs!)


Ich möchte kurz auf Einzelheiten eingehen. 16 Millio-
en Euro stehen für Forschung und Entwicklung im
ereich der erneuerbaren Energien zur Verfügung. Zu-





Bernhard Schulte-Drüggelte


(A) )


)(B)

sätzlich fließen 200 Millionen Euro in die Nationale Kli-
maschutzinitiative. Das ist viel Geld.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Zur Nationalen Klimaschutzinitiative zählt unter ande-
rem das Marktanreizprogramm, für das 100 Millionen
Euro mehr bereitgestellt werden.


(Ulrich Kelber [SPD]: Nach vorheriger Kürzung!)


Frau Kofler hat vorhin gesagt, dieses Geld komme bei
den Menschen nicht an. Wahr ist: Es kommt bei den
Menschen an. Alle, die sich mit diesem Thema befasst
haben, wissen, dass damit sehr viele kleine Projekte fi-
nanziert werden. Das ist ein großer Vorteil.

Die Internationale Klimaschutzinitiative – zurzeit
sind dafür 120 Millionen Euro veranschlagt – wird um
fast 20 Millionen Euro, also deutlich verstärkt.

Ich glaube, all das sind wichtige Maßnahmen.

Vorhin ist bereits angesprochen worden: Umwelt-
schutz ist eine Querschnittsaufgabe; er fällt in den Zu-
ständigkeitsbereich von vielen Ministerien. Ich will sie
nicht alle nennen. Insgesamt sind für Umweltschutzaus-
gaben 7,4 Milliarden Euro veranschlagt. Das ist knapp
1 Milliarde Euro mehr als für 2011. Das zeigt doch, dass
diese Regierung und diese Koalition es mit ihrem Ein-
satz für die erneuerbaren Energien ernst meinen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich komme noch einmal auf das Marktanreizpro-
gramm zu sprechen. 2012 werden dafür 380 Millionen
Euro zur Verfügung stehen, 30 Millionen Euro mehr, als
bei der Haushaltsplanung 2011 vorgesehen wurde. Jetzt
ist also die Verstetigung – in den letzten Jahren ist immer
wieder Verlässlichkeit für die Menschen gefordert wor-
den – erreicht. Ich finde, in diesem Haushalt kommt eine
positive Entwicklung zum Ausdruck.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Einzelheiten wie thermische Solaranlagen, Anlagen zur
Verbrennung fester Biomasse, innovative Technologien
zur Wärme- und Kälteerzeugung sind positive Ergeb-
nisse einer solchen Planung.

Zum Einzelplan 16 gehören die Mittel zur Deckung der
Kosten der Endlagerung radioaktiver Stoffe. Ich möchte
auch dazu etwas sagen. Schacht Konrad wird seit 2007
umgerüstet. In dem ehemaligen Eisenerzbergwerk sollen
schwachradioaktive Abfälle eingelagert werden. Mittler-
weile hat die Landesregierung Niedersachsen Genehmi-
gungen für obertägige Bauten erteilt. Vielleicht könnte das
Ganze etwas schneller vonstattengehen.

Wenn man die Fertigstellungszeiträume für Konrad
sieht und die einzelnen Haushalte vergleicht, dann stellt
man fest, dass der Fertigstellungszeitpunkt immer wie-
der um ein Jahr nach hinten verschoben wird. Deshalb
will ich auch kein Wort dazu sagen, wann es fertig sein
soll. Aber für das nächste Jahr sind über 200 Millionen
Euro dafür vorgesehen, den Schacht Konrad als Endla-

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(C (D er für schwachradioaktive Stoffe fertigzustellen. Das nde ich gut. Auch für hochradioaktive Stoffe muss ein Endlager efunden werden. Es ist richtig, dass ergebnisoffen geucht wird. (Ulrich Kelber [SPD]: Aber das machen Sie gerade nicht!)


Ich sage hier doch nur meine Meinung. – Es ist richtig,
ass weiterhin ergebnisoffen gesucht wird, um festzu-
tellen, ob Gorleben als Endlager geeignet ist. Es ist
chtig, dass nach internationalen Standards geprüft
ird. Es ist auch richtig, dass dadurch eine Prognose
urch das Umweltministerium ermöglicht wird. Deshalb
der Bundesumweltminister hat gerade erläutert, wie
as Verfahren weitergehen soll – sind im Haushalt zu-
ätzliche Mittel für die weitere Erkundung von anderen
tandorten


(Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, die sind für Gorleben!)


Höhe von 2,5 Millionen eingesetzt.


(Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 3,5!)


ie Mittel sind von 1 Million um 2,5 Millionen auf
,5 Millionen Euro erhöht worden. Das ist ein Zeichen
afür, dass weiter ergebnisoffen erkundet werden soll.
as ist auch vernünftig so.


(Beifall bei der SPD – Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dafür kann man nur ein paar Karten kaufen!)


Die Zahlen stimmen auf jeden Fall.

Ich möchte noch etwas zur Öffentlichkeitsarbeit sa-
en. Die Öffentlichkeitsarbeit des Bundesministeriums
t neu strukturiert und transparenter. Der Haushalt sieht
eutlich höhere Ausgaben für die Öffentlichkeitsarbeit
or. Das beruht zwar zum großen Teil auf Umschichtun-
en in anderen Bereichen. Aber ich halte es für wichtig,
ass die Bürger an den einzelnen Endlagerstandorten
irklich informiert werden und dass sie sich ein Bild da-
on machen können, wie die nukleare Entsorgung funk-
oniert. Ich finde, die Regierung ist auch in der Pflicht,
uf die Menschen zuzugehen und ihre Politik besser zu
rklären. Das macht das Umweltministerium. Das Um-
eltministerium ist hier auf einem sehr guten Weg.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712214700

Wir sind am Schluss unserer heutigen Tagesordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf morgen, Mittwoch, den 7. September 2011,
Uhr, ein.

Genießen Sie den restlichen Abend und die gewonne-
en Einsichten.

Die Sitzung ist geschlossen.