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ID1712200100

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    Plenarprotokoll 17/122 b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2011 bis 2015 (Drucksache 17/6601) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . Michael Hartmann (Wackernheim) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14349 C 14349 D 14360 A 14362 A 14365 A 14367 A 14369 A 14370 D 14373 A 14389 A 14390 C 14391 C 14393 A 14394 A 14393 B 14394 D 14394 D 14395 D Deutscher B Stenografisch 122. Sitz Berlin, Dienstag, den 6 I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag der Abge- ordneten Uta Zapf, Franz Obermeier, Anita Schäfer, Sabine Leutheusser- Schnarrenberger, Angelika Krüger- Leißner, Undine Kurth und Eberhard Gienger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wahl der Abgeordneten Stefan Rebmann, Holger Krestel und Johanna Voß als Schrift- führer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2012 (Haushaltsgesetz 2012) (Drucksache 17/6600) . . . . . . . . . . . . . . . . D B D G H J K D 14349 B 14349 B 14349 C Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . 14374 C 14374 D undestag er Bericht ung . September 2011 t : r. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . artholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern r. Hans-Peter Friedrich, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . abriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . artfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . . . an Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . atja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 14375 D 14377 B 14378 D 14381 A 14382 C 14383 C 14385 D 14387 A Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Herrmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 14397 A 14398 B II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 122. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 6. September 2011 Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . Burkhard Lischka (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Andrea Astrid Voßhoff (CDU/CSU) . . . . . . . Jörg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Andrea Astrid Voßhoff (CDU/CSU) . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andrea Astrid Voßhoff (CDU/CSU) . . . . . . . Jens Petermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Hönlinger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Patrick Sensburg (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Funk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Dorothea Steiner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14400 A 14401 C 14403 A 14404 B 14404 B 14404 C 14404 C 14406 A 14408 A 14409 B 14415 D 14417 A 14418 C 14420 A 14421 B 14424 B 14425 C 14427 A 14428 A Dr. Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Siegfried Kauder (Villingen-Schwenningen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . U D M E U D U B N A L 14406 A 14411 B 14411 B 14411 D 14412 A 14412 A 14412 B 14413 B 14415 A 14415 C lrich Petzold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . r. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . ichael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . va Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . ndine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . lrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ernhard Schulte-Drüggelte (CDU/CSU) . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 14429 C 14430 D 14432 C 14434 A 14435 A 14436 B 14438 A 14439 C 14440 D 14441 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 122. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 6. September 2011 14349 (A) ) )(B) 122. Sitz Berlin, Dienstag, den 6 Beginn: 10.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 122. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 6. September 2011 14441 (A) (C) )(B) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Ahrendt, Christian FDP 06.09.2011 Behrens, Herbert DIE LINKE 06.09.2011 Bockhahn, Steffen DIE LINKE 06.09.2011 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 06.09.2011 Gerdes, Michael SPD 06.09.2011 Holmeier, Karl CDU/CSU 06.09.2011 Hunko, Andrej DIE LINKE 06.09.2011* Dr. Jochimsen, Lukrezia DIE LINKE 06.09.2011 Koch, Harald DIE LINKE 06.09.2011 Lambrecht, Christine SPD 06.09.2011 Dr. Lehmer, Max CDU/CSU 06.09.2011 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 06.09.2011 von der Marwitz, Hans- Georg CDU/CSU 06.09.2011 Nink, Manfred SPD 06.09.2011 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 06.09.2011 Schreiner, Ottmar SPD 06.09.2011 Schwabe, Frank SPD 06.09.2011 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich * Kramme, Anette SPD 06.09.2011 Krestel, Holger FDP 06.09.2011 Krischer, Oliver BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 06.09.2011 W (D für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates underlich, Jörn DIE LINKE 06.09.2011 122. Sitzung Berlin, Dienstag, den 6. September 2011 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Lammert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Die Sitzung ist eröffnet. Nehmen Sie bitte Platz.

    Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
    begrüße Sie alle herzlich zur ersten Plenarsitzung des
    Deutschen Bundestages nach der parlamentarischen
    Sommerpause. Die meisten haben durch Gremiensitzun-
    gen und Klausurtagungen von Fraktionen und Fraktions-
    vorständen den Dienst längst wieder angetreten. Ich
    hoffe, dass die meisten in den vergangenen Wochen Ge-
    legenheit gefunden haben, sich nicht nur um die Stabili-
    tät von Haushalten und Währungen, sondern auch um
    die Stabilisierung von Leib und Seele zu kümmern.

    Einige Kolleginnen und Kollegen hatten während der
    Sommerpause runde Geburtstage. Dazu gehört die Kol-
    legin Uta Zapf, die am 14. August 2011 ihren 70. Ge-
    burtstag gefeiert hat.


    (Beifall)


    Der Kollege Franz Obermeier hat seinen 65. Geburts-
    tag gefeiert.


    (Beifall)


    Die Kolleginnen Anita Schäfer, Sabine Leutheusser-
    Schnarrenberger, Angelika Krüger-Leißner, Undine
    Kurth sowie der Kollege Eberhard Gienger haben ihr

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    Redet
    60. Lebensjahr vollendet. Allen Kolleginnen und Kolle-
    gen herzliche Glückwünsche!


    (Beifall)


    Nun wollen wir einmal schauen, wie lange der Jubel
    im ganzen Hause für die weitere Tagesordnung vorhält.


    (Heiterkeit)


    Ich habe noch darauf hinzuweisen, dass die Kollegin
    Agnes Alpers sowie die Kollegen Klaus Hagemann und
    Sebastian Körber ihre Schriftführerämter niedergelegt
    haben. Als neue Schriftführerinnen und Schriftführer
    werden vorgeschlagen: von der SPD-Fraktion der Kol-
    lege Stefan Rebmann, von der FDP-Fraktio
    lege Holger Krestel und von der Fraktion Die
    Kollegin Johanna Voß. Sind Sie damit einver
    Das ist offensichtlich der Fall. Damit sind die

    (C (D ung . September 2011 1 Uhr olleginnen und Kollegen gewählt. Ich freue mich auf ie Zusammenarbeit hier oben im Präsidium. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 1 a und b auf: a)

    gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
    Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
    Haushaltsjahr 2012 (Haushaltsgesetz 2012)


    – Drucksache 17/6600 –
    Überweisungsvorschlag:
    Haushaltsausschuss

    b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundes-
    regierung

    Finanzplan des Bundes 2011 bis 2015

    – Drucksache 17/6601 –
    Überweisungsvorschlag:
    Haushaltsausschuss

    Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind im
    ahmen der Haushaltsberatungen für die heutige Aus-

    prache im Anschluss an die Einbringung des Haushalts
    urch den Bundesfinanzminister sechs Stunden, für
    ittwoch acht Stunden, für Donnerstag neuneinhalb

    tunden und für Freitag noch einmal dreieinhalb Stun-
    en vorgesehen. Darf ich auch dazu Ihr Einvernehmen

    ext
    feststellen? – Das ist der Fall. Dann ist das so beschlos-
    sen.

    Zur Einbringung des Haushalts erteile ich dem
    Bundesminister der Finanzen, unserem Kollegen
    Dr. Wolfgang Schäuble, das Wort.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finan-
    zen:

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
    Herren! Diese Haushaltsdebatte findet unter dem Ein-
    druck beunruhigender Turbulenzen auf den Finanzmärk-

    Problem der Vereinigten Staaten von
    aushaltsdefizit und ihre hohe Staatsver-
    elativ schwieriger Lage von Wirtschaft
    kt in den Griff zu bekommen, und die
    n der Kol-
    Linke die
    standen? –
    genannten

    ten statt. Das
    Amerika, ihr H
    schuldung bei r
    und Arbeitsmar





    Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


    (A) )


    )(B)

    durch die Schulden und Wachstumsprobleme einiger
    Euro-Länder verursachte Verunsicherung über die Stabi-
    lität der Euro-Zone als Ganzes haben in den letzten Mo-
    naten zu zunehmender Marktbeunruhigung geführt. Be-
    sorgnisse über die globale wirtschaftliche Entwicklung
    nehmen zu. Die Verlangsamung der Wachstumsdynamik
    in den Industrieländern geht zwar im Wesentlichen auf
    eine Abflachung der starken, zyklisch bedingten Erho-
    lung zurück, aber es ist eben eine Verlangsamung.

    Die hartnäckigen Probleme im Bereich der öffentli-
    chen Verschuldung und des Finanzsektors dämpfen die
    private Nachfrage. Übrigens werden kurzfristige Nach-
    fragestimulierungen nicht helfen, weil der Spielraum da-
    für zu gering ist und das Übermaß an Defiziten schon
    jetzt die Hauptursache der Krise ist. Deshalb wird es
    ohne strukturelle Anpassungen nicht zu schaffen sein.
    Das muss weiterhin das bestimmende Element unserer
    Finanzpolitik sein. Deshalb gehen wir mit dem Bundes-
    haushalt 2012 einen weiteren Schritt auf dem Weg der
    wachstumsfreundlichen Defizitreduzierung. Wir beschrei-
    ten einen Weg, der uns Gestaltungsspielräume in der Zu-
    kunft offen lässt und der diese Gestaltungsspielräume
    eben nicht durch einen übermäßigen Gegenwartsbezug
    beschneidet.

    Wir schaffen Vertrauen durch finanzpolitische Solidi-
    tät und Verlässlichkeit.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der SPD: Nur nicht in der eigenen Fraktion!)


    Dieses Vertrauen müssen wir schaffen in den Augen der
    Finanzmärkte und auch in den Augen der Bürgerinnen
    und Bürger in Deutschland und Europa.


    (Joachim Poß [SPD]: Gestern Abend hat es nicht geklappt bei Ihnen!)


    – Aber Herr Kollege Poß, zur parlamentarischen Demo-
    kratie gehört, dass man unterschiedliche Meinungen hat,
    dass man darüber diskutiert, dass man abstimmt. Man
    bringt Gesetzentwürfe ein, dann debattiert man über sie
    im Bundestag, und am Schluss stimmt man wieder ab.
    Warten Sie es in großer Gelassenheit ab! Wir werden
    eine große Mehrheit dafür finden.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Volker Kauder [CDU/CSU]: So ist es!)


    Im Übrigen ist entscheidend, dass wir die Vorgaben
    der Schuldenbremse des Grundgesetzes konsequent um-
    setzen;


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Auch in den Ländern!)


    denn das ist für die Überzeugungskraft deutscher Politik
    auf internationaler Ebene von ganz elementarer Bedeu-
    tung. Vielleicht noch wichtiger ist, dass wir einen Bei-
    trag leisten zu einer auch mentalen Abkehr von dem,
    was Ralf Dahrendorf in einem seiner letzten Aufsätze
    vor seinem Tod als einen „extremen Pumpkapitalismus“
    bezeichnet hat. Es ist wahr: In den vergangenen 40 Jah-
    ren hat sich die Wirtschafts- und Finanzpolitik vieler In-
    dustrieländer im Wesentlichen darauf konzentriert, Re-

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    (C (D essionen um fast jeden Preis zu verhindern. Mit geldnd finanzpolitischen Maßnahmen wurde versucht, droende Rezessionen abzuwenden, ohne dass in der Folge ie aufgeblähten öffentlichen Defizite in guten konjunkrellen Zeiten wieder zurückgefahren wurden. So ist brigens auch die Verschuldung des öffentlichen Geamthaushalts in Deutschland auf rund 2 Billionen Euro ngestiegen. Zuletzt haben wir alle – zu Recht – nach der durch das latzen der Immobilienblase in den USA ausgelösten inanzmarktkrise noch gravierendere Verwerfungen auf en Güterund Arbeitsmärkten dadurch verhindert, dass ie öffentlichen Haushalte vorübergehend weltweit eien Teil des massiven privaten Nachfrageeinbruchs ompensiert haben. Das war in dieser Krise von historicher Bedeutung richtig. Es war übrigens gerade auch in eutschland erfolgreich; aber es hat eben rund um den lobus zu einer weiteren Aufblähung der öffentlichen efizite geführt. Weil sich viele Haushalte schon vorher einer kritischen Lage befanden, hat der Schulden nstieg das Vertrauen vieler Anleger in die Fähigkeit der olitik zur längerfristigen Haushaltskonsolidierung erchüttert. (Zuruf von der SPD: Unter dieser Bundesregierung!)


    In allen Ländern. Es ist ein Problem der westlichen
    änder insgesamt, dass das Vertrauen in die Fähigkeit
    nserer Systeme zur längerfristigen Haushaltskonsoli-
    ierung erschüttert ist. Wir haben in der Euro-Zone nicht
    ie größten Defizite; in anderen Bereichen sind die öf-
    ntlichen Defizite höher. Das muss man sehen.

    Wir dürfen die Konsolidierung der öffentlichen Haus-
    alte bei aller berechtigten Kritik an überzogenen Markt-
    aktionen nicht aus den Augen verlieren.

    Angesichts der tradierten Verhaltensmuster bei der
    risenbekämpfung war es – wir haben es gesehen – im
    ergangenen Jahr nicht leicht, unsere internationalen
    artner davon zu überzeugen, dass ein maßvoller und
    chtzeitiger Ausstieg aus den wirtschaftlichen Stüt-

    ungsmaßnahmen sinnvoll ist. Deutschland hat sich im
    ergangenen Jahr wegen seiner Haushaltskonsolidierung
    ternational erheblicher Kritik ausgesetzt gesehen. Aber
    ir können heute sagen: Der Erfolg hat uns recht gege-
    en.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    as ist über den Tag hinaus von Bedeutung. Wir dürfen
    as gerade in diesen Tagen, wo es schon wieder in die
    ndere Richtung gehen soll, nicht vergessen. Wir haben
    ezeigt, dass es möglich ist, auf eine Weise zu konsoli-
    ieren, die das Wirtschaftswachstum nicht beschädigt,
    ondern – im Gegenteil – ankurbelt. Dem Wachstum im
    ergangenen Jahr von rund 3,5 Prozent wird in diesem
    ahr ein Wachstum von rund 3 Prozent folgen. Wenn die
    eutsche Wirtschaft in diesem Jahr – nach einem stürmi-
    chen Beginn mit einem Wachstum von 1,3 Prozent im
    rsten Quartal – mit einem Wachstum von 0,1 Prozent

    zweiten Quartal einen moderateren Gang eingelegt
    at, so entspricht das der weltweiten Abkühlung. Das ist
    och eher eine Normalisierung in einer grundsätzlich





    Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


    (A) )


    )(B)

    positiven Entwicklung. Rezession sieht jedenfalls anders
    aus.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Meine Damen und Herren, man muss daran erinnern:
    Wir haben mit der Entwicklung in den Jahren 2010 und
    2011 den Einbruch des Jahres 2009 wieder aufgeholt.
    Wir haben durch diesen Einbruch 2009 nach der berei-
    nigten statistischen Gesamtrechnung – im August gab es
    neue Zahlen – 5,1 Prozent unserer gesamtwirtschaftli-
    chen Leistung verloren. Ein solcher Einbruch ist in der
    Nachkriegsgeschichte völlig einmalig. Anfang der Le-
    gislaturperiode hatte die Bundeskanzlerin das Ziel aus-
    gegeben, bis 2013 wieder den Stand vor der Krise zu
    erreichen. Sie hatte versprochen, dass Deutschland ge-
    stärkt aus der Krise herauskommen werde. Die Zahlen,
    verehrte Kolleginnen und Kollegen, belegen, dass wir
    Wort gehalten haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Wir dürfen uns aber nicht darauf ausruhen. Ich sage
    es einmal ganz klar: Nachhaltige Investitionen im Mit-
    telstand sind für unsere Zukunft bestimmt wichtiger als
    windige Finanz- oder Immobilieninvestitionen irgendwo
    auf der Welt.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Deshalb muss und wird Deutschland seine Rolle als Sta-
    bilitätsanker und Wachstumslokomotive zugleich in
    Europa spielen. Das ist übrigens konkrete Politik für
    mehr soziale Gerechtigkeit. Auch wenn viele Ökonomen
    derzeit eine nachlassende konjunkturelle Dynamik fest-
    stellen, gibt es niemanden, der negative Auswirkungen
    auf den Arbeitsmarkt erwartet. Man muss es noch ein-
    mal sagen: Wir haben heute viel mehr Menschen in Ar-
    beit als noch vor wenigen Jahren.


    (Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Teilzeitbeschäftigung! Leiharbeit! Im Niedriglohnsektor! – Weiterer Zuruf von der LINKEN: Was für Arbeit?)


    Im Jahre 2005 waren 5 Millionen Menschen ohne Ar-
    beit. Heute ist die Zahl um 2 Millionen niedriger; im Au-
    gust waren es 2,94 Millionen Arbeitslose.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der LINKEN: Prekäre Beschäftigung und Leiharbeit!)


    Die Zahl der Erwerbstätigen lag im Juli bei mehr als
    41 Millionen. Das ist ein Anstieg gegenüber dem Vor-
    jahr um mehr als 500 000 Personen. Der Zuwachs bei
    der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten
    ist übrigens noch größer: Es gab einen Zuwachs gegen-
    über dem Vorjahr um rund 700 000 Arbeitnehmer; ange-
    sichts der Zwischenrufe weise ich darauf hin, dass mehr
    als die Hälfte davon auf Vollzeitbeschäftigung entfällt.
    Meine Damen und Herren, das ist der niedrigste Stand
    der Arbeitslosigkeit seit der deutschen Wiedervereini-
    gung. Das ist ein historischer Erfolg.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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    (C (D eniger Arbeitslosigkeit, mehr Beschäftigung, mehr Areitsplätze bedeuten für die Menschen ganz konkret: ehr Teilhabechancen und mehr Sicherheit. So zeigt ich, dass der Aufschwung nicht allein durch höhere öhne bei den Menschen ankommt. Unser Kurs der wachstumsfreundlichen Defizitreduzieng hat deutlich gemacht – das ist in diesen Tagen welteit und in Europa von entscheidender Bedeutung –, dass ie Ziele, Stabilitätsanker und Wachstumslokomotive im uro-Raum zu sein, miteinander vereinbar sind. Man uss daran erinnern, dass die US-Ökonomen Rogoff nd Reinhart vor kurzem in einer viel beachteten Unteruchung dargelegt haben, dass das Wirtschaftswachstum b einem bestimmten Verschuldungsgrad der öffentlihen Haushalte durch öffentliche Verschuldung nicht ehr gesteigert, sondern gedämpft wird. Wir haben dazu ine Art umgekehrten praktischen Beweis erbracht: urch konsequenten Defizitabbau und durch Stärkung es Vertrauens in die deutsche Volkswirtschaft haben wir ehr Investitionen erreicht und damit mehr Wachstum eneriert. Das ist die richtige Politik. enn wir den eingeschlagenen Weg konsequent weiterehen, dann leistet unsere Haushaltspolitik den besten eitrag zu Stabilität und nachhaltigem Wachstum. Wir brauchen übrigens nicht nur in der Finanzpolitik ine grundsätzliche Neubewertung der Verschuldung, eien Paradigmenwechsel. Um noch einmal Dahrendorf u zitieren: Die Kurzatmigkeit ökonomischen Handelns so hat er in einem Aufsatz geschrieben – und die Verntwortungslosigkeit gegenüber der Zukunft erforderten inen Mentalitätswechsel, der zu einem neuen Verhältnis ur Zeit in Wirtschaft und Gesellschaft führen müsse. as müsse an der Spitze bei der längerfristigen Orientieng der Managergehälter beginnen und insbesondere in er Konzentration auf die Belange der Stakeholder statt wie bisher nur der Shareholder – seine Fortset ung finden. Stakeholder sind die Gesamtheit: die Öfntlichkeit, Arbeitnehmer, Kunden und Lieferanten. hareholder sind nur die Eigentümer. Wer lange genug Deutschen Bundestag ist, mag sich daran erinnern, ass der damalige Oppositionsführer – das war ich – bei er Präsentation des Schröder/Blair-Papiers gesagt hat: as ist mir ein bisschen zu viel Shareholder-Value. – avon ist heute nicht mehr die Rede. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    an muss daran erinnern: So hat es mit Rot-Grün ange-
    ngen.


    (Joachim Poß [SPD]: Was hat Ihre Partei dazu gepredigt?)


    Auch wir haben Fehler gemacht.


    (Joachim Poß [SPD]: Leipziger Beschlüsse! War das nicht Shareholder-Value?)


    Herr Kollege Poß, es wäre gut, wenn wir uns heute da-
    uf verständigen könnten, dass wir uns einig sind, dass
    ir den Weg, so wie Dahrendorf ihn beschrieben hat, ge-





    Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


    (A) )


    )(B)

    meinsam weitergehen. Dann haben wir eine gute
    Chance, dass wir unser Land in einer schwierigen Zeit
    weiterhin erfolgreich voranbringen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Ob Sie hier mit allen einig sind, daran habe ich meine Zweifel! – Lachen bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    – Keine Sorge. Die Geschlossenheit der Koalition ist al-
    lenfalls durch Ihre innerparteilichen Auseinandersetzun-
    gen zu übertreffen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Ich will aber auch klar sagen – man muss es gelegent-
    lich der Öffentlichkeit sagen, weil die Finanzmärkte nur
    als etwas Bedrohliches angesehen werden –: Wir alle
    sind darauf angewiesen, uns laufend zu refinanzieren.
    Auch der Bund muss ständig hinreichend Anleihen auf
    den internationalen Märkten platzieren. Im Übrigen darf
    man das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. Es ist
    auch wahr, dass ohne das Schwungrad leistungsfähiger,
    innovativer Finanzmärkte der Wohlstandsgewinn in den
    Industrie- und Schwellenländern völlig undenkbar wäre.
    Mehr noch: Ohne das Schwungrad leistungsfähiger
    Finanzmärkte gibt es keine Chancen für die Menschen in
    den Entwicklungsländern. Das müssen wir angesichts ei-
    ner Weltbevölkerung von 7 Milliarden Menschen klar
    sagen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Das Problem sind nicht die Märkte, sondern die Über-
    treibungen und die Exzesse. Deshalb brauchen wir Gren-
    zen und Regeln. Jede freiheitliche Ordnung – auch
    Märkte – ohne Grenzen und Regeln zerstört sich selbst.
    Das Problem ist, dass Regulierung angesichts der zuneh-
    menden internationalen und globalen Verflechtungen auf
    nationaler Ebene nur noch sehr eingeschränkt funktio-
    niert. Wir brauchen ein starkes und handlungsfähiges
    Europa und mehr internationale Zusammenarbeit. Die
    Finanzmärkte müssen wieder auf ihre dienende Funktion
    gegenüber der Realwirtschaft konzentriert werden.

    Neben einer besseren Finanzmarktregulierung muss
    vor allem dem Übermaß an öffentlicher Verschuldung in
    den meisten Industrieländern entgegengewirkt werden;
    denn dieses Übermaß an öffentlicher Verschuldung ist
    – das belegen alle internationalen Analysen; das ist un-
    streitig – die Hauptursache für die krisenhafte Zuspit-
    zung. Ich will daran erinnern – ganz bescheiden –, dass
    sich alle teilnehmenden Industrieländer beim Weltwirt-
    schaftsgipfel in Toronto im vergangenen Jahr verpflich-
    tet haben, ihre Haushaltsdefizite bis 2013 zu halbieren.
    Frau Bundeskanzlerin, ich sehe derzeit kein Land außer
    Deutschland, das diese Verpflichtung erfüllt; wir werden
    sie erfüllen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Umso wichtiger ist, dass wir Kurs halten. Umso ent-
    scheidender ist, wie wir den Bundeshaushalt 2012 auf-
    stellen.

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    (C (D Wir haben – auch das muss gesagt werden – in der tzten Legislaturperiode die Schuldenbremse in das rundgesetz eingefügt. In der Rückschau wird einmal er 17. Deutsche Bundestag – das sind wir – derjenige ein, von dem die Wirksamkeit dieser neuen Schuldenreelung im Grundgesetz abhing. Erst unser konsequenter mgang mit dem gemeinsamen Ziel einer konsequenten efizitreduzierung wird diese Regelung mit Leben erfüln und den notwendigen Mentalitätswechsel hin zu eier nachhaltigeren Politik prägen. (Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Das sieht die Bundesbank aber anders!)


    Die Bundesbank sieht das ganz genauso. Sie tritt sehr
    afür ein, dass wir die Schuldenregel strikt umsetzen.
    eswegen ist es gut, dass wir Regierungsverantwortung
    agen und eine solide Finanzpolitik machen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Dass das überall auf der Welt so gesehen wird, kön-
    en Sie auch daran erkennen, dass die Bundesrepublik
    eutschland nach wie vor das Vertrauen der Finanz-
    ärkte genießt. Das kann man nun wirklich nicht infrage

    tellen. Das verschafft uns niedrige Refinanzierungskos-
    n, was angesichts unserer Gesamtschuld von großer
    edeutung für unsere Haushaltsspielräume ist. Mit dem
    ingeschlagenen Weg der Defizitreduzierung und mit
    er seit diesem Jahr voll wirksamen und verfassungs-
    chtlich verankerten Schuldenbremse sichern wir das
    ertrauen bei Investoren und Anlegern, das auf den
    ärkten derzeit rar ist. Auch darum geht es beim Haus-

    alt 2012.

    Dieser Haushaltsentwurf und der Finanzplan belegen
    ie Absicht der Bundesregierung, hinsichtlich der Kon-
    olidierungsanstrengungen nicht nachzulassen. Bei der
    ittelfristigen Finanzplanung gehen wir nach den Auf-

    oleffekten in den Jahren 2010 und 2011 – das habe ich
    brigens schon in früheren Haushaltsdebatten gesagt –
    on moderateren Wachstumsannahmen aus. Wir rechnen
    b 2013 mit durchschnittlich 1,6 Prozent jährlich.

    Wir müssen dabei bedenken: Nachhaltige Politik, wie
    ir sie verstehen, erfordert, dass sich unsere Haushalts-
    nd Finanzpolitik an der gesellschaftlichen Realität und
    n den politischen Herausforderungen orientiert. Dazu
    ehört in allererster Linie der demografische Wandel,
    er unsere mittel- bis langfristigen Wachstumschancen
    egrenzen wird. Die Bundesregierung wird eine umfas-
    ende Strategie zur Auseinandersetzung mit den Folgen
    es demografischen Wandels vorlegen. Wir können
    iese Entwicklung kurzfristig zwar nicht ändern, aber
    ir brauchen angesichts der möglichen mittel- und lang-
    istigen Folgen auch nicht zu resignieren. Wir müssen
    ei unseren Handlungen nur ständig die Zusammen-
    änge berücksichtigen. Deshalb brauchen wir eine öf-
    ntliche Kenntnisnahme und eine breite öffentliche De-

    atte.

    Jedenfalls ist unter diesen Annahmen ein Wachs-
    msansatz von durchschnittlich 1,6 Prozent pro Jahr für

    ie mittelfristige Periode realistisch und zugleich ehrgei-
    ig. Ich füge hinzu: Wir sollten uns von der Volatilität
    on Quartalszahlen zur konjunkturellen Entwicklung





    Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


    (A) )


    )(B)

    – 1,5 Prozent im ersten Quartal und 0,1 Prozent im zwei-
    ten Quartal – nicht verrückt machen lassen. Das gilt
    übrigens auch, um das hinzuzufügen, für die monatli-
    chen Statistiken zu den Steuereinnahmen. Sie laufen der
    konjunkturellen Entwicklung logischerweise immer hin-
    terher. Weil das so ist, bleibt die Bundesregierung dabei,
    einen Sicherheitspuffer einzuplanen, damit wir die Ver-
    schuldungsobergrenze bei der Schuldenbremse auf kei-
    nen Fall überschreiten. Ich möchte das Bild von der
    Bremse nicht überstrapazieren, aber auch wenn man eine
    ganz gute Bremse hat, ist es vernünftig, nicht auf einen
    Sicherheitsabstand zu verzichten. Dieses Prinzip liegt
    unserer mittelfristigen Finanzplanung zugrunde.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Ich muss bei dieser Gelegenheit darauf hinweisen,
    dass sich die Schuldenbremse auf das sogenannte struk-
    turelle Defizit bezieht. Das heißt, die geplante Nettokre-
    ditaufnahme wird um konjunkturelle Einflüsse bereinigt.
    Rein konjunkturell bedingte, also nicht dauerhafte Mehr-
    einnahmen, hauptsächlich aus Steuern, oder entspre-
    chende Minderausgaben, vor allem aus dem Bereich des
    Arbeitsmarkts, müssen nach diesem Konzept unmittel-
    bar zur Senkung des Defizits eingesetzt werden. Sie dür-
    fen nicht für strukturell wirkende Mehrausgaben oder
    Mindereinnahmen verwendet werden. Anderenfalls wür-
    den wir das strukturelle Defizit erhöhen und sehenden
    Auges eine Verletzung der Schuldenregeln riskieren.
    Herr Kollege Schneider, wir werden dies im Haushalts-
    ausschuss vorwärts und rückwärts durchrechnen, und
    Sie werden sehen: Wir werden die im Grundgesetz ver-
    ankerte Schuldenobergrenze nicht im Entferntesten be-
    rühren, geschweige denn verletzen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Im Übrigen hat die Koalition verabredet, im Licht der
    aktuellen Daten im Herbst über steuerpolitische Maß-
    nahmen in dieser Legislaturperiode zu entscheiden. Da-
    bei wird die Bekämpfung der kalten Progression im Vor-
    dergrund stehen. Die Preissteigerungsrate lag in den
    letzten Monaten über dem Durchschnitt der vergangenen
    Jahre, aber die Tendenz ist glücklicherweise eher rück-
    läufig. Bei unserem progressiven System der Einkom-
    mensbesteuerung, also bei einem System, bei dem der
    Prozentsatz der Besteuerung bei höheren Einkommen
    ansteigt – was wir aus Gründen der sozialen Ausgewo-
    genheit für richtig und unerlässlich halten –, führen
    Preissteigerungen dazu, dass der Prozentsatz der Besteu-
    erung ohne reale Einkommenszuwächse ansteigt. Wenn
    man also eine nominale Erhöhung hat, die die Geldent-
    wertungsrate nicht übersteigt, dann hat man real keinen
    Zuwachs, zahlt aber einen höheren Prozentsatz an Steu-
    ern. Das sind die kalten Steuererhöhungen, und mit de-
    nen müssen wir uns auseinandersetzen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Dabei darf man in der öffentlichen Debatte aber nicht
    übersehen, dass wir der kalten Progression mit den zum
    1. Januar 2010 in Kraft gesetzten steuerlichen Maßnah-
    men im Vorhinein erheblich entgegengewirkt haben. Bei
    dieser Gelegenheit muss ich auf etwas hinweisen, das

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    (C (D lle betrifft: Die kalte Progression führt nicht nur beim und zu Mehreinnahmen. Fast zwei Drittel der Steuerehreinnahmen, die die Steuerschätzung vom Mai für as Jahr 2013 gegenüber dem Jahr 2009 ausweist, entfaln auf die Länder und Kommunen. Auch die Länder nd Gemeinden müssen konsolidieren. Verehrte Kolleinnen und Kollegen, es kann aber nicht richtig sein, ass eine staatliche Ebene Mehreinnahmen aus der kaln Progression einfach einstreicht, während eine andere bene allein dafür verantwortlich sein soll, den Menchen Geld zurückzugeben. Man muss sich die Defizitzahlen für das erste Halbhr 2011, die das Statistische Bundesamt in der verganenen Woche gemäß den Maastricht-Kriterien veröffentcht hat, noch einmal vor Augen führen. Sie zeigen, dass ie Ausgangsbedingungen für die Länder und Gemeinen sehr viel besser sind als für den Bund. Das Defizit es Bundes belief sich im ersten Halbjahr 2011 laut Stastischem Bundesamt auf 14,7 Milliarden Euro. Dies ntspricht im Übrigen der erwarteten Neuverschuldung der Größenordnung von 30 Milliarden Euro. Das Dezit aller Länder belief sich im gleichen Zeitraum auf Milliarden Euro und das der Kommunen auf insgesamt ,6 Milliarden Euro. Da die gesetzlichen Sozialversichengen im ersten Halbjahr einen Überschuss von 10 Mil arden Euro ausweisen, errechnet sich für das erste albjahr ein gesamtstaatliches Defizit von 7,2 Milliaren Euro. Bei diesen Zahlen ist die Übernahme der Kosn für die Grundsicherung im Alter noch nicht berück ichtigt. Wir haben beschlossen, dass der Bund die ommunen stufenweise und ab 2014 in voller Höhe urch die Übernahme der Kosten der Grundsicherung im lter, die Rot-Grün den Kommunen auferlegt hat, entsten wird. Im Jahr 2014 wird dies in Höhe von 4 Milarden Euro geschehen, wobei der Betrag aufgrund der emografischen Entwicklung in den Folgejahren ansteien wird. Damit hat die Bundesregierung ihr Versprehen, die Kommunalfinanzen nachhaltig zu entlasten, ingelöst. Auch das muss festgestellt werden. Umso mehr muss der Bund darauf bestehen, dass die otwendige Konsolidierung des öffentlichen Gesamtaushalts nicht immer stärker einseitig zulasten des Buneshaushalts geht. Es gibt natürlich große Unterschiede der Haushaltslage zwischen den verschiedenen Komunen und den verschiedenen Ländern. Sie auszuglei hen, ist übrigens nach der föderalen Grundstruktur nseres Grundgesetzes in erster Linie Sache der Bundesnder. Aber wenn man die staatlichen Ebenen insgesamt ergleicht, ist nicht zu bestreiten, dass der Bund eine weentlich größere Konsolidierungsaufgabe hat, nicht zutzt deshalb, weil er sich in den letzten Jahren im Zuge er Finanzund Wirtschaftskrise stellvertretend für alle taatlichen Ebenen verschuldet hat, um den schlimmsten uswirkungen in der Wirtschaft und auf dem Arbeitsarkt entgegenzuwirken. Auch das muss man anführen. Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble )


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    (Otto Fricke [FDP]: Nur er!)





    (A) )

    Deswegen gehe ich davon aus, dass die Länder ihre Ver-
    antwortung kennen – sie sind ja auch hinreichend vertre-
    ten –


    (Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und der LINKEN)


    und dass sie die grundgesetzliche Aufteilung der Ge-
    meinschaftssteuern respektieren werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Dass der Bund strikte Ausgabendisziplin übt, lässt
    sich am vorliegenden Haushaltsentwurf erkennen. Ich
    will Sie nur mit wenigen Zahlen belästigen. Die Ausga-
    ben des Bundes steigen 2012 gegenüber dem Soll 2011
    um lediglich 0,07 Prozent. Über den gesamten Finanz-
    planungszeitraum sehen wir einen durchschnittlichen
    Ausgabenanstieg von 0,7 Prozent vor. Das ist im histori-
    schen Vergleich ein einmalig niedriger Wert.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Der Regierungsentwurf sieht für das Jahr 2012 eine
    Neuverschuldung in Höhe von 27,2 Milliarden Euro vor.
    Das sind immer noch 27 Milliarden Euro Neuverschul-
    dung. Wir schwimmen nicht im Geld, aber wir ertrinken
    auch nicht mehr in Schulden. Es sind jetzt also 13 Mil-
    liarden Euro weniger Neuverschuldung für 2012 vorge-
    sehen als im alten Finanzplan – und dies, obwohl wir mit
    unserem Haushalt neue politische Schwerpunkte berück-
    sichtigen. Ich nenne davon drei.


    (Ingrid Arndt-Brauer [SPD]: Das ist alles konjunkturell!)


    Zum einen berücksichtigen wir im vorliegenden
    Haushaltsentwurf die energiepolitischen Beschlüsse
    vom 30. Juni 2011. Durch den beschleunigten Ausstieg
    aus der Atomenergie werden in den nächsten Jahren
    erhebliche Investitions- und Forschungsmaßnahmen er-
    forderlich, um den zügigen Ausbau der regenerativen
    Energien zu schaffen. Deshalb wird die finanzielle Aus-
    stattung des Energie- und Klimafonds – abgekürzt:
    EKF – noch einmal deutlich verbessert. Natürlich wer-
    den die Einnahmen aus der Brennelementesteuer unter
    den Erwartungen liegen, wenn wir die Atomkraftwerke
    schrittweise abschalten und somit weniger Atomkraft-
    werke am Netz sein werden. Insgesamt bedeutet das für
    den Bundeshaushalt Belastungen auf der Einnahmeseite
    in Höhe von etwa 2 Milliarden Euro pro Jahr.

    Wir haben zweitens im Bereich des Bundesverteidi-
    gungsministers die Einsparungen gegenüber der ur-
    sprünglichen Finanzplanung über einen längeren Zeit-
    raum, das heißt bis 2015, gestreckt. Damit hat die
    Bundeswehrreform eine verlässliche Grundlage. Aus
    dieser Entscheidung folgen ab 2013 gegenüber der bis-
    herigen Finanzplanung jährlich geringere Einsparungen
    in Höhe von bis zu 2,4 Milliarden Euro. Ich glaube, ver-
    ehrte Kolleginnen und Kollegen, dass das in unserer ge-
    meinsamen Verantwortung liegt. Die Bundeswehr ist
    eine Parlamentsarmee. Die Soldaten, die für unsere Frei-
    heit und unsere Demokratie ihr Leben riskieren, sollen
    unter guten Bedingungen ihren Dienst leisten können.
    Das sind wir ihnen schuldig.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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    (C (D Schließlich hat der Europäische Rat vereinbart, als eil der Gesamtstrategie zur Vermeidung künftiger taatsschuldenkrisen und zur dauerhaften Stabilisierung er Euro-Zone ab 2013 einen Europäischen Stabilisiengsmechanismus – abgekürzt: ESM – einzurichten, amit wir im Ernstfall für notwendige Anpassungsmaßahmen besser gerüstet sind. Hierfür wird Deutschland ach der Ratifizierung durch den Deutschen Bundestag es ist ein völkerrechtlicher Vertrag, der ratifiziert wer en muss – einen Beitrag zum einzuzahlenden Kapital in öhe von insgesamt rund 22 Milliarden Euro in fünf leichen Jahrestranchen von je 4,3 Milliarden Euro ab em Jahr 2013 leisten müssen. Auch dies ist in der mitlfristigen Finanzplanung abgebildet und berücksichgt. Übrigens gehen wir mit der Leistung von Bareinlagen r den Europäischen Stabilisierungsmechanismus im ergleich zu dem alternativen Modell des EFSF einen r Deutschland in mehrfacher Hinsicht vorteilhaften eg. An der Einzahlung der Einlagen sind nämlich alle änder der Euro-Zone in gleicher Weise beteiligt und icht nur die Länder der Euro-Zone mit Triple-A-Rating. amit wird die Einlagenlösung für Deutschland insge amt billiger, weil die für ein Spitzenrating erforderliche bersicherung durch das eingezahlte Kapital geringer ird. Im Übrigen sind die ESM-Einlagen – auch das will h sagen – im Sinne der Schuldenbremse neutral. Sie ind nicht zum strukturellen Defizit zu rechnen, weil ihen eine Position gegenübersteht; aber die Nettokreditufnahme erhöht sich. Trotz dieser zusätzlichen Haushaltsbelastungen gengt es uns, auch in den folgenden Jahren die jährliche euverschuldung kontinuierlich zurückzuführen, bis auf 4,7 Milliarden Euro im Jahr 2015. Das für die Schulenbremse maßgebliche strukturelle Defizit wird nach 012 weiter, um rund 6 Milliarden Euro pro Jahr, sinken. s ist aus heutiger Sicht denkbar – wir können es allerings nicht versprechen; man sollte bei Prognosen imer vorsichtig sein –, dass wir die ab 2016 geltende Vor abe des Grundgesetzes – ein strukturelles Defizit von aximal 0,35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts – chon 2015 einhalten. Also: Wir setzen mit diesem aushaltsentwurf und mit der mittelfristigen Finanzplaung den Defizitabbau konsequent fort. Ich will daran erinnern: Der erste Haushaltsplan, den h als Finanzminister einzubringen hatte, war der für 010. Im ersten Entwurf – noch von der Vorgängerregieng, der ich, wenn auch nicht als Finanzminister, ange ört habe – war als Neuverschuldung die Rekordzahl on 86 Milliarden Euro vorgesehen. So lange ist das och nicht her, ein bisschen mehr als anderthalb Jahre. (Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Wer war denn da Minister? – Zurufe von der SPD)


    Ich habe ja gesagt: Ich habe der Regierung angehört.


    (Peer Steinbrück [SPD]: Das war doch eine ganz andere Lage! Fügen Sie das doch bitte mal hinzu! – Beifall bei der SPD)


    Herr Kollege Steinbrück, ich weiß nicht, ob Sie mir
    chon die ganze Zeit die Ehre Ihrer Aufmerksamkeit ha-





    Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


    (A) )


    )(B)

    ben zuteilwerden lassen. Für den Fall, dass es so gewe-
    sen sein sollte, müssten Sie wissen, dass ich vorhin
    schon sehr deutlich gesagt habe: Wir haben den
    schlimmsten Auswirkungen auf Wirtschaft und Arbeits-
    markt entgegengewirkt.


    (Peer Steinbrück [SPD]: Dann argumentieren Sie doch nicht so einseitig! – Beifall bei Abgeordneten der SPD – Gegenruf des Abg. Otto Fricke [FDP]: Aber es waren nun mal 86!)


    – Herr Kollege Steinbrück, wenn Sie Kanzlerkandidat
    werden wollen, müssen Sie sich noch ein bisschen bes-
    sere Manieren zulegen; sonst wird das nichts.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Iris Gleicke [SPD]: Ja, ja! Wenn die Argumente nicht mehr ausreichen!)


    Ich wiederhole es in großer Ruhe: Ich bekenne mich
    dazu, dass ich der Regierung angehört habe. Das ändert
    überhaupt nichts.


    (Burkhard Lischka [SPD]: Das war ja eine tolle Antwort! – Weiterer Zuruf von der SPD: Das war peinlich!)


    – Wenn Sie sonst keine Argumente haben, ist es gut;
    aber es wird wohl so bleiben.

    Es war völlig richtig, dass wir in der Krise und nach
    der Krise diese Politik betrieben haben; das habe ich
    gesagt. Man kann dann die Folge, dass die Defizite ange-
    stiegen sind, nicht bestreiten. Wenn wir heute den Haus-
    haltsentwurf 2012 bewerten, müssen wir an die Aus-
    gangslage erinnern. Sie war nun einmal so, dass Ende
    2009 die geplante Neuverschuldung für 2010 86 Mil-
    liarden Euro betrug.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Diesen Wert konnten wir im Laufe des Jahres 2010
    schrittweise reduzieren. Als im Jahre 2011 für 2010 spitz
    abgerechnet war, waren es noch 44 Milliarden Euro. Den
    Haushalt 2011 haben wir im Bundestag im vergangenen
    Jahr mit einer geplanten Neuverschuldung von 48 Mil-
    liarden Euro verabschiedet. Wenn die derzeitige Ent-
    wicklung einigermaßen konstant verläuft, werden wir
    am Ende des Jahres im Vollzug bei einer Größenordnung
    von rund 30 Milliarden Euro liegen. Diesen eingeschla-
    genen Abbaupfad gehen wir mit dem nun vorliegenden
    Haushaltsentwurf 2012 und der mittelfristigen Finanz-
    planung konsequent weiter. Er ist ein guter Weg: für
    Deutschland und für die Stabilität und das Wachstum in
    Europa.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Natürlich verdanken wir diese erfreuliche Entwick-
    lung auch dem bislang guten Konjunkturverlauf; das ist
    gar keine Frage. Darüber kann man sich freuen. Im Übri-
    gen bin ich fest davon überzeugt: Mit unserer wachs-
    tumsfreundlichen Konsolidierung haben wir zu einem
    guten Teil zu diesem Verlauf beigetragen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Ich will gleich mahnend hinzufügen: Natürlich müs-
    sen wir die Zielgrößen für die Ausgaben und die Neuver-

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    (C (D chuldung in der mittelfristigen Finanzplanung erst noch rreichen. Noch steht zum Beispiel die europaweite Einhrung einer Finanztransaktionsteuer aus. (Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Gehen Sie doch mit gutem Beispiel voran!)


    Darüber können wir gerne diskutieren.


    (Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Keine Sorge!)


    ie Bundeskanzlerin und der französische Staatspräsi-
    ent haben sich Anfang August erneut mit großem
    achdruck dafür eingesetzt.


    (Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Machen Sie doch mal! Einfach machen!)


    ie Kommission hat erklärt, sie werde dazu einen Vor-
    chlag vorlegen. Wir arbeiten also mit aller Kraft daran.


    (Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich weiß nicht, warum Sie nicht hören wollen, dass wir
    uf dem guten Weg der Konsolidierung sind.


    (Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Wir unterstützen Sie doch nur, Herr Schäuble!)


    ffenbar haben Sie bessere Laune, wenn es um Schul-
    en als wenn es um die Rückführung der Verschuldung
    eht.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Wir haben ein Aufkommen aus der Finanztrans-
    ktionsteuer ab 2013 eingestellt. Es ist nicht sicher, ob es
    ns tatsächlich zur Verfügung stehen wird. Für den
    aushalt 2012 konnten wir ein solches Aufkommen ent-
    egen der bisherigen Planung nicht berücksichtigen; da-
    r besteht keine Chance. Ich hatte das im Frühjahr

    chon erläutert.

    Im Übrigen lassen sich im Rahmen einer konsequen-
    n Konsolidierung politische Gestaltungsspielräume
    utzen. In dieser Legislaturperiode steht das Thema
    Bildung und Forschung“ als zentraler politischer
    chwerpunkt im Mittelpunkt unserer Politik. Die Bun-
    esrepublik Deutschland ist auf dem Weg zur Bildungs-
    publik.


    (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo?)


    ir werden in den Jahren 2010 bis 2013 insgesamt
    2 Milliarden Euro zusätzlich zur Verfügung stellen. Das
    piegelt sich im Etat des Bundesministeriums für Bil-
    ung und Forschung wider, der im Regierungsentwurf
    rneut überproportional ansteigt, und zwar im Vergleich
    um Vorjahr um gut 10 Prozent. In Relation zum Ist des
    ahres 2010 können wir mit einer Steigerung um 21 Pro-
    ent sogar einen Anstieg um über 2,3 Milliarden Euro
    erzeichnen. Wir halten Wort, wenn wir sagen: Bildung
    nd Forschung haben für diese Regierung Priorität. –
    as unterlegen wir mit Zahlen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Mit unserer Schwerpunktsetzung in der Bildungs-,
    er Forschungs- und auch in der Energiepolitik schaffen





    Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


    (A) )


    )(B)

    wir die besten Voraussetzungen für eine innovative,
    wettbewerbsfähige deutsche Wirtschaft mit gut ausgebil-
    deten Fachkräften. Oder, um es anders zu sagen: Wir
    schaffen die Voraussetzungen für nachhaltiges Wachs-
    tum.

    Weil die Investitionsausgabenquote im Entwurf des
    Haushalts und auch in der mittelfristigen Finanzplanung
    teilweise kritisch hinterfragt wird, will ich darauf hin-
    weisen, dass ich die Abgrenzung der Investitionsausga-
    ben in unserer Haushaltsrechnung für fragwürdig halte.
    Meine Überzeugung ist, dass angesichts der modernen
    Entwicklung, insbesondere vor dem Hintergrund unserer
    demografischen Entwicklung, Investitionen in das Hu-
    mankapital möglicherweise stärkere Wachstumsimpulse
    generieren als Sachinvestitionen.


    (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie wahr!)


    Deshalb haben wir bei aller notwendigen Konsolidie-
    rung unsere Ausgaben für Bildung und Forschung und
    auch Integration nicht verringert, sondern verstärkt.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Natürlich bleibt jede Finanzpolitik eingebettet in die
    globale Entwicklung von Weltwirtschaft und Finanz-
    märkten. Wir werden am Donnerstag dieser Woche die
    Beratungen über die gesetzgeberische Umsetzung der
    von den Mitgliedstaaten der Euro-Zone beschlossenen
    Maßnahmen zur Stärkung der Handlungsfähigkeit der
    EFSF, der europäischen Finanzierungsfazilität, die wir
    im vergangenen Jahr vorübergehend – bis zur Schaffung
    des Stabilisierungsmechanismus – geschaffen haben,
    aufnehmen.

    Deshalb will ich jetzt eher grundsätzlich in Erinne-
    rung rufen, dass wir die europäische Währung in den
    90er-Jahren auf den Weg gebracht haben, weil wir die
    erreichte wirtschaftliche Integration in Europa unum-
    kehrbar machen wollten und weil wir mit einer gemein-
    samen Währung große positive Impulse für die
    wirtschaftlichen Interessen aller Euro-Mitgliedsländer
    erzielen. Man muss sich das wieder und wieder klarma-
    chen: In einer globalisierten Welt, in der die Vertiefung
    der internationalen Arbeitsteilung die Abhängigkeit je-
    der Volkswirtschaft von globalen Entwicklungen we-
    sentlich verschärft und im Übrigen den Wettbewerbs-
    druck auf alle Volkswirtschaften verstärkt, brauchen wir
    eine gemeinsame europäische Währung.

    Diese gemeinsame europäische Währung – das muss
    man bei allen Sorgen ins Gedächtnis rufen – ist eine sta-
    bile Währung geworden: Die durchschnittliche Preisstei-
    gerungsrate war seit der Einführung des Euro niedriger
    als die durchschnittliche Preissteigerungsrate zu Zeiten
    der D-Mark. Der äußere Wert des Euro, also der Aus-
    tauschkurs, ist seit seiner Einführung gegenüber fast al-
    len anderen Währungen deutlich gestiegen. Auch daran
    muss man erinnern. Der Euro war und ist eine stabile
    Währung. Das Versprechen einer stabilen Währung ist
    nicht gebrochen, sondern eingehalten.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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    (C (D Die Erwartung, dass eine gemeinsame Währung roße positive wirtschaftliche Impulse mit sich bringt, at auch nicht getrogen, sondern ist bestätigt. Deutschnd als eines der wirtschaftlich erfolgreichsten Länder der Euro-Zone hat mit am meisten davon profitiert. as muss man bei allen Problemen und Sorgen wieder nd wieder ins Gedächtnis rufen. Dabei rede ich gar nicht vom politischen Glück eines ereinten Europa, obwohl man das vor dem Hintergrund nserer europäischen Geschichte mit ihren unendlichen riegen und für uns als das Land mit den meisten direkn Nachbarn in Europa gar nicht hoch genug bewerten ann. Wir sollten jedenfalls das politische Glück eines ereinten Europa nicht aufs Spiel setzen, bloß weil es cheinbar selbstverständlich geworden ist. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Verehrte Kolleginnen und Kollegen, ich meine es
    uch rein wirtschaftlich. Unsere Verflechtung in den in-
    rnationalen Leistungsaustausch mit Exporten und Im-
    orten ist höher als die aller anderen vergleichbaren
    änder in der Welt. An unseren Exporterfolgen hängt ein
    esentlicher Teil unserer wirtschaftlichen Leistungs-
    raft, unserer Arbeitsplätze und unserer sozialen Sicher-
    eit. Über 60 Prozent unserer Exporte gehen in andere
    uropäische Länder. Ohne eine gemeinsame Währung
    äre unsere wirtschaftliche Lage wesentlich weniger
    ut.

    Man stelle sich im Übrigen vor, wir hätten in und
    ach den Turbulenzen der Weltfinanz- und -wirtschafts-
    rise seit 2008 keine gemeinsame europäische Währung
    ehabt.


    (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schweizer Modell!)


    ie Auswirkungen auf Wirtschaft und Arbeitsmarkt
    urch gewaltige Verspannungen zwischen den einzelnen
    ährungen wären wesentlich größer geworden, und wir
    ären in der Überwindung der Krise lange nicht so weit,
    ie wir heute sind.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Kollege Trittin, die Schweiz ist nun nicht dafür
    erühmt, sich durch ein Übermaß an Euphorie, Europa
    eizutreten, auszuzeichnen. Wenn jetzt in der Schweiz
    berlegt wird, den Schweizer Franken an den Euro anzu-
    oppeln, dann sollte das jedem in Deutschland, der
    laubt, ohne den Euro hätten wir weniger Probleme, zu
    enken geben.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Die Konstruktion einer gemeinsamen Währung, bei
    er die Geldpolitik vergemeinschaftet und – übrigens
    anz im Sinne unseres Grundverständnisses von Geld-
    olitik – einer unabhängigen Notenbank anvertraut wird,





    Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


    (A) )


    )(B)

    während die Finanz- und Haushaltspolitik sowie wesent-
    liche Teile der Wirtschaftspolitik in der Zuständigkeit
    der Mitgliedstaaten verbleiben, ist in der Wirtschaftsge-
    schichte neu. Das wussten wir aber.

    Deswegen waren übrigens viele, vor allem in der an-
    gelsächsischen Welt, von Anfang an skeptisch. Wir in
    der Bundesrepublik Deutschland wollten schon damals
    die politische Union, also vertiefte Schritte institutionel-
    ler Vergemeinschaftung. Das war in den 90er-Jahren
    aber nicht zu erreichen.

    An dieser Stelle muss man daran erinnern, dass die
    europäische Integration seit dem Zweiten Weltkrieg im-
    mer nur Schritt um Schritt vorangekommen ist. Das war
    schon in den 50er-Jahren nach dem Scheitern der Euro-
    päischen Verteidigungsgemeinschaft in Frankreich nicht
    anders. Meistens war es so, dass die wirtschaftliche Inte-
    gration politische Integration nachgezogen hat. Wir sind
    immer mit wirtschaftlicher Integration vorangegangen.
    Liebe Kolleginnen und Kollegen, auf diesem Wege sind
    wir in Europa in diesen über 50 Jahren zu unserem
    Glück weit vorangekommen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Deshalb hat man bei der Einführung der gemeinsa-
    men Währung den Stabilitäts- und Wachstumspakt abge-
    schlossen. Dieser Stabilitäts- und Wachstumspakt
    verpflichtet jedes Mitgliedsland zur Einhaltung von
    Grenzen in der Finanz- und Haushaltspolitik, die die Sta-
    bilität einer gemeinsamen Währung erfordert.

    In diesem Zusammenhang muss man an Folgendes
    erinnern: Die Ersten, die massiv gegen diese Verpflich-
    tung verstoßen haben, waren Deutschland und Frank-
    reich im Jahr 2004.


    (Rainer Brüderle [FDP]: Genau! Schröder!)


    Das war ein schwerer Fehler. Er wird uns heute bei
    manchmal kritischen Diskussionen über andere entge-
    gengehalten. Wir sollten diesen Fehler auch nicht ver-
    drängen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Ich füge hinzu: Nach meiner Einschätzung hat sich
    der Mechanismus des Stabilitäts- und Wachstumspaktes,
    der grundsätzlich richtig ist, gegenüber den unglaubli-
    chen Beschleunigungen in den globalen Finanzmärkten,
    wie wir in der Krise, die durch den Zusammenbruch von
    Lehman Brothers ausgelöst wurde, überhaupt erst richtig
    gelernt haben, als zu langsam erwiesen. Das ist der
    Grund dafür, dass sich heute aus der Schuldenkrise eines
    Mitgliedslandes, das nicht mehr als 2 Prozent des Brutto-
    inlandsproduktes der Euro-Zone vertritt, wegen der An-
    steckungsgefahr über die Finanzmärkte ein Problem für
    die Euro-Zone als Ganzes ergeben kann. Aus diesem
    Grund müssen wir unsere Währung verteidigen: in unse-
    rem eigenen Interesse, natürlich in unser aller Interesse.


    (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt spricht er wieder in die eigenen Reihen!)


    Hilfe für Länder, die in Schwierigkeiten sind, kann
    immer nur Hilfe zur Selbsthilfe sein. Deshalb sind harte

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    (C (D chnitte zur Rückführung von Haushaltsdefiziten und taatsverschuldung unvermeidlich. Sie sind im Zweifel das haben wir in den betreffenden Ländern gesehen – it schweren innenpolitischen Auseinandersetzungen erbunden. Ich habe schon bei anderer Gelegenheit in iesem Hohen Hause gesagt, dass wir davor auch Resekt haben müssen. Sie sind aber unvermeidlich. Jedenlls zeigen die innenpolitischen Auseinandersetzungen uch, dass das Bild von der bequemen Hängematte, die ir anderen ermöglichen würden, das in Deutschland um Teil gezeichnet wird, ganz gewiss falsch ist. Wir ollten das nicht fortsetzen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    rsparen können wir es aber nicht.

    Genauso sind strukturelle Reformen zur Verbesserung
    er wirtschaftlichen Leistungskraft und Wettbewerbsfä-
    igkeit unumgänglich. Man muss wissen, dass die
    lobalisierung und eine gemeinsame Währung den
    ettbewerbsdruck bzw. den Druck auf die Wettbewerbs-
    higkeit jeder Volkswirtschaft dramatisch erhöhen. Das

    aben alle gewollt, aber dann muss man sich auch diesen
    erausforderungen stellen. Es gibt das eine nicht ohne
    as andere.

    Schließlich müssen wir noch – das können wir sicher-
    ch auch – das europäische Instrumentarium von Struk-
    rhilfen und Programmen zielführender, konzentrierter

    nd weniger bürokratisch nutzen. All dies haben übri-
    ens die Staats- und Regierungschefs der Länder der
    uro-Zone am 21. Juli beschlossen.

    Aber damit all dies wirken kann, brauchen die Länder
    eit, bis sie sich an den Finanzmärkten wieder zu erträg-
    chen Konditionen refinanzieren können. Dafür haben
    ir im vergangenen Jahr übergangsweise die privat-
    chtlich konstruierte Finanzierungsfazilität, die EFSF,

    eschaffen. Bis Mitte 2013 wollen wir als internationale
    inanzinstitution den ESM durch einen völkerrechtli-
    hen und noch zu ratifizierenden Vertrag zur Verfügung
    tellen.

    Die Instrumente des EFSF müssen wir nun erweitern,
    amit wir möglichen Ansteckungsgefahren aus der
    rise, insbesondere im Bankensektor, frühzeitig entge-
    entreten können.


    (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


    as alles geht nur Zug um Zug. Ohne energische Refor-
    en in den betroffenen Ländern wäre jede Hilfe nicht

    ielführend. Deshalb ist verabredet und gesetzlich fest-
    elegt, dass die Einhaltung der Verabredungen durch

    F und EZB, also durch den Internationalen Wäh-
    ngsfonds und die Europäische Zentralbank, und Euro-

    äische Kommission vierteljährlich überprüft wird. Erst
    enn diese gemeinsam bestätigen, dass die Vorausset-

    ungen vorliegen, kann die jeweils nächste Tranche aus-
    ezahlt werden. Dabei gibt es keinen Entscheidungs-
    pielraum.





    Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


    (A) )


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    Das ist die aktuelle Situation in Griechenland, wo die
    Troika-Mission unterbrochen worden ist. Die Troika-
    Mission muss fortgesetzt werden und zu einem positiven
    Abschluss kommen. Andernfalls kann die nächste Tran-
    che für Griechenland nicht ausgezahlt werden. Das muss
    man in Griechenland wissen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Und wenn nicht?)


    Das ist so geregelt: sobald die Voraussetzungen vorlie-
    gen. Das ist Gegenstand vertraglicher Absprachen, und
    es ist Gegenstand unserer Gesetzgebung. Das ist bin-
    dend. Dafür gibt es keinen Beurteilungs- und Entschei-
    dungsspielraum.


    (Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Wir sprechen uns wieder!)


    Ich füge gleich hinzu, Herr Kollege Steinmeier: So-
    lange wir keine anderen Instrumente haben, um die Ein-
    haltung der verabredeten Grenzen für nationale Finanz-
    und Haushaltspolitik zu garantieren – damit sind wir
    nämlich beim Kern des Problems –, können und dürfen
    wir das Zinsrisiko nicht vergemeinschaften.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Denn die unterschiedlichen Zinsen sind der stärkste An-
    reiz für Solidität. Die unterschiedlichen Zinsen sind im
    Übrigen die notwendige Voraussetzung dafür, dass wir
    gegebenenfalls Anpassungsauflagen durchsetzen kön-
    nen. Deswegen kann darauf, solange die Konstruktion
    und die Architektur so sind, wie sie sind, nicht verzichtet
    werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD)


    Deswegen sage ich mit großer Klarheit: Ohne institu-
    tionelle Veränderungen Euro-Bonds einzuführen – diese
    Forderung wird von der Opposition erhoben –, wäre bes-
    tenfalls falsch verstandene Solidarität. Der Euro würde
    seinen Ruf als stabile Währung verlieren.


    (Johannes Kahrs [SPD]: Was reden Sie da für einen Unsinn?)


    – Herr Kollege, bevor Sie mir unterstellen, dass ich Un-
    sinn rede, geben Sie mir die Chance, Ihnen das noch ein-
    mal zu erklären.


    (Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der SPD: Da sind wir mal gespannt!)


    Weil wir die Finanz- und Haushaltspolitik nicht ver-
    gemeinschaftet haben, aber eine gemeinsame Währung
    haben, brauchen wir Anreizsysteme; denn wir haben
    noch keine Automatismen und keine institutionellen Vo-
    raussetzungen, die die Mitgliedsländer dazu veranlassen
    – notfalls durch Anpassungsauflagen –, die Regeln ge-
    meinsamer Finanzpolitik einzuhalten, ohne die der Euro
    nicht stabil ist. Wenn wir diese Anreizsysteme beseiti-
    gen, indem wir das Zinsrisiko vergemeinschaften, wird
    der Euro blitzschnell das Vertrauen verlieren und nicht
    mehr als stabile Währung betrachtet. Das hat die Rating-

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    (C (D gentur Standard & Poor’s in diesen Tagen erkannt. Sie at gesagt, sie würde Euro-Bonds unter diesen Bedinungen als Ramschpapiere einstufen. Das ist vielleicht bertrieben, zeigt aber die Richtung an. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Sind die Ratingagenturen die Weltregierung? – Ingrid Arndt-Brauer [SPD]: Das sind die neuen Berater! – Joachim Poß [SPD]: Sie haben schon einmal die Griechen beraten, Standard & Poor’s!)


    Nein, überhaupt nicht. Mit den Linken über Haushalts-
    onsolidierung und solide Haushaltspolitik zu diskutie-
    n, ist vielleicht amüsant, aber nicht wirklich zielfüh-
    nd. Das ist wahr.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Ich will mit allem Ernst hinzufügen: Wenn der Euro
    icht mehr Ausdruck einer Stabilitätsgemeinschaft in
    uropa ist – das möge jeder bedenken –, verlieren wir
    icht nur wirtschafts- und finanzpolitisch den Boden un-
    r den Füßen, sondern werden wir auch bei der europäi-

    chen Integration die entscheidende Unterstützung der
    evölkerung der Mitgliedstaaten verlieren. Die Deut-

    chen wollen ein stabiles, handlungsfähiges Europa, aber
    eine Schulden- und Inflationsgemeinschaft. Das wollen
    ir nicht.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Wem also Europa am Herzen liegt und wer dafür
    irbt, den Weg der europäischen Integration fortzuset-

    en, der muss für Stabilität in Europa eintreten. Anders
    t das nicht zu machen.

    Natürlich müssen wir die jetzige Krise auf der Basis
    er geltenden Verträge bewältigen; wir haben keine an-
    eren. Das ist auch möglich. Die zum EFSF verabrede-
    n Maßnahmen sind dazu geeignet. Ich will aber auch
    lar sagen: Für eine dauerhafte Lösung für die gemein-
    ame Währung und die wirtschaftliche Integration müs-
    en wir zu einer Weiterentwicklung durch institutionelle
    eformen kommen. Wir müssen in Europa voranschrei-
    n – oder wir werden zurückfallen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Ich habe die Ansteckungsgefahr im Finanzsektor er-
    ähnt. Ich will die Gelegenheit nutzen, hinzuzufügen,
    ass wir die Berechnungen des Internationalen Wäh-
    ngsfonds über den angeblichen Rekapitalisierungsbe-

    arf der europäischen Banken für überzogen halten. Wir
    erden darüber am Wochenende im Kreis der G-7-Fi-
    anzminister in Marseille sprechen können und sprechen
    üssen. Das hat eine große Bedeutung für die Märkte.
    er IWF hat bei seinen Berechnungen offensichtlich die

    eit 2009 vorgenommenen Abschreibungen ebenso we-
    ig berücksichtigt wie die bestehenden Absicherungsge-
    chäfte. Es besteht die Gefahr, dass die in dem Report
    ber die globale Finanzstabilität veröffentlichte Gesamt-
    ahl von 397 Milliarden Dollar von der Öffentlichkeit
    ls Rekapitalisierungsbedarf der europäischen Banken
    sgesamt verstanden wird. Das ist für den Markt unge-





    Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


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    heuer gefährlich. Dabei ist völlig klar, dass das kein Ka-
    pitalfehlbedarf ist, weil ein Großteil der Forderungen
    nicht in den Handelsbüchern der betroffenen Banken ist,
    sondern bis zur Endfälligkeit in den Anlagebüchern ge-
    halten wird. Das heißt: Die Zahlen des IWF sind teils
    falsch, teils missverständlich. Wir müssen dem entge-
    gentreten, damit die falschen Zahlen keine Auswirkun-
    gen auf die Finanzmärkte haben, die wir im Augenblick
    leider beklagen müssen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Wir werden im Übrigen bei den Beratungen der G-7-
    Finanzminister am Wochenende darlegen, dass wir mit
    der Erweiterung des EFSF-Instrumentariums gut vorbe-
    reitet sind. Gut vorbereitet sind vor allen Dingen wir in
    Deutschland – liebe Kolleginnen und Kollegen, das füge
    ich hinzu – mit unserem Restrukturierungsgesetz. Wir
    sind damals im Vorgriff auf eine europäische Regelung
    zur Bankenrestrukturierung national vorangegangen.
    Hoffentlich kommt eine solche Regelung bald zustande,
    damit wir bei einer nächsten Krise nicht in die Lage ge-
    raten, in der wir 2008 gemeinsam, Herr Kollege
    Steinbrück, gewesen sind. Wir haben ja die Lehren da-
    raus gezogen.


    (Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Ach so?)


    Wir sind übrigens auch beim Verbot ungedeckter
    Leerverkäufe im vergangenen Jahr national, im Allein-
    gang, vorangegangen. Wir haben dafür eine Menge Kri-
    tik bekommen, insbesondere von Ländern, die ein sol-
    ches Verbot mittlerweile ebenfalls eingeführt haben.
    Dies bringt mich zu der Bemerkung, dass nicht immer
    der Langsamste das Tempo bestimmen darf, wenn wir
    die Lehren aus der Finanz- und Bankenkrise rechtzeitig
    ziehen wollen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Das ist richtig! – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sagen Sie mal der Kanzlerin!)


    Es ist in diesem Sinne viel erreicht worden; aber das
    Momentum, aus den Erfahrungen der Krise zu lernen,
    darf nicht verloren gehen. Wir müssen insbesondere die
    alternativen Marktteilnehmer – das ist ein Schwerpunkt
    der kommenden Arbeiten – stärker in den Regulierungen
    erfassen. Wir müssen bei allen strukturierten Produkten
    Transparenz auch durch zentrale Gegenparteien schaf-
    fen, und wir dürfen uns bei diesen Bemühungen nicht zu
    schnell von angeblichen Standortinteressen behindern
    lassen.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


    Es zeigt sich gerade bei der Finanzregulierung gele-
    gentlich, dass der Einfluss von grundsätzlich legitimer
    Interessenvertretung angesichts der Kompliziertheit der
    Materie die notwendige Reformbereitschaft in Parla-
    menten häufig eher schwächt als stärkt. Aber wir müssen
    die Lehren aus der Krise entschlossen ziehen.


    (Joachim Poß [SPD]: Sehr wahr!)


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    (C (D enn an der Frage der Fähigkeit, aus Fehlern und Irrtüern zu lernen, entscheidet sich letztlich die Überlegen eit freiheitlicher Ordnung. Manchmal scheint es mir, als ob in den Weltfinanzärkten bezweifelt werde, ob unsere westlichen Demokraen insgesamt noch in der Lage seien, die notwendigen trukturellen Entscheidungen schnell genug zustande zu ringen, um mit der beschleunigten Entwicklung der lobalisierung Schritt zu halten. Ich will auch darüber it meinen Kollegen in Marseille sprechen. Im Zusamenhang mit unserer Fähigkeit, in aufregend schnellen eränderungen Stabilität, Zukunftsvertrauen, soziale airness und Nachhaltigkeit zu gewährleisten, steht ehr als nur unsere Wirtschaftsordnung auf dem Spiel. eshalb müssen wir übrigens auf der Beteiligung der rivatgläubiger im Falle von Restrukturierungsmaßnahen bestehen, auch wenn es nicht allen Marktteilnehern gefällt. Aber für die politische Legitimation ist dies nerlässlich, und wir werden darauf bestehen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


    (Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Jawohl!)


    ärkte brauchen Grenzen und Regeln, und deshalb dür-
    n wir den notwendigen Strukturentscheidungen auch

    icht durch den scheinbar bequemen Ausweg in höhere
    erschuldungen oder Inflation ausweichen.

    Wir sind ganz offensichtlich in einem schwierigen
    ahrwasser der Entwicklung der Weltwirtschaft und der
    inanzmärkte. Die Handlungsspielräume sind – um es
    och einmal zu sagen – wegen überzogener Verschul-
    ung in den meisten Industrieländern nicht mehr groß.
    as belegen übrigens gerade die Berichte – auch die des

    F selbst –, in deren Empfehlungen die weitere Redu-
    ierung der Defizite für zwingend notwendig erklärt
    ird und in denen anschließend defizitfinanzierte Kon-
    nkturprogramme gefordert werden. Das ist ein biss-

    hen in sich widersprüchlich, zeigt aber in Wahrheit nur,
    ie gering die Handlungsspielräume geworden sind.

    Wir brauchen also Strukturwandel und Stabilität, und
    ir brauchen neues Vertrauen. Deshalb muss Deutsch-
    nd Stabilitätsanker und Wachstumslokomotive in
    uropa bleiben. Die Bundesregierung ist entschlossen,
    ich dieser Aufgabe zu stellen. Solidität und Nachhaltig-
    eit sind die Grundlage für Vertrauen, und der Haushalt
    012 leistet dazu seinen Beitrag.


    (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Bevor ich die Aussprache eröffne, möchte ich im Zu-

ammenhang mit dem weiteren Ablauf der Haushaltsbe-
tungen dieser Woche darauf hinweisen, dass Einver-

ehmen unter den Fraktionen darüber hergestellt worden
t, dass wir die Beratungen morgen früh mit dem Etat
es Auswärtigen Amtes beginnen und anschließend
voraussichtlich ab etwa 10.30 Uhr – den Etat des
anzleramtes aufrufen. Da jetzt vermutlich eine etwas
öhere Zahl von Kolleginnen und Kollegen für die Über-





Präsident Dr. Norbert Lammert


(A) )


)(B)

mittlung dieser Nachricht erreicht wird, als es heute am
späten Nachmittag, am Ende des ersten Debattentages
der Fall sein könnte, ist es, glaube ich, klug, das an die-
ser Stelle ins allgemeine Bewusstsein zu heben.

Nun eröffne ich die Aussprache und erteile dem Kol-
legen Joachim Poß für die SPD-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Joachim Poß


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die letz-

    ten Wochen und Monate haben immer deutlicher gezeigt
    – auch der gestrige Abend im Übrigen –: Wir haben eine
    Schönwetterregierung, die nicht krisenfest ist. Das ist die
    Realität in der Bundesrepublik Deutschland.


    (Beifall bei der SPD – Zuruf von der FDP: Das wünscht ihr euch! – Norbert Barthle [CDU/ CSU]: Wie kommt ihr denn darauf?)


    Herr Schäuble, Sie sind der intelligenteste Schönred-
    ner dieser Schönwetterregierung,


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    der, bei aller Intelligenz, aber auch mit Gedächtnislü-
    cken ausgestattet ist;


    (Zuruf von der CDU/CSU: Kommen Sie mal zur Sache!)


    denn natürlich war der Einwand von Herrn Steinbrück
    berechtigt. Geplant war in der Großen Koalition, bevor
    die Krise kam, eine Neuverschuldung in 2010 von 6 Mil-
    liarden Euro. Daraus wurden dann aufgrund der Krise
    86 Milliarden Euro. Ihre Darstellung hierzu war tenden-
    ziös.


    (Beifall bei der SPD)


    Es wurde hier subkutan irgendjemandem etwas in die
    Schuhe geschoben.

    Auch Ihre Darstellung der Revision des Stabilitäts-
    und Wachstumspaktes in 2005 ist – im Übrigen hat die
    Bundeskanzlerin etwas Ähnliches gemacht – immer wie-
    der Legendenbildung; denn unsere Schuldenbremse
    – Herr Schäuble hat es lediglich angedeutet – ist der Lo-
    gik dieser Revision angepasst. Ohne diese Änderung in
    2005 hätten wir in der Großen Koalition außerdem die
    Krisenpakete im Umfang von 80 Milliarden Euro gar
    nicht schultern können. Das ist die Wahrheit und nicht
    die Legenden, die von Ihnen hier kommen.


    (Beifall bei der SPD)


    An den wenigen Beispielen zeigt sich, dass Sie, wenn
    Sie in der Ecke sind – und Sie sind in der Ecke –, nur
    noch mit billigen Ausreden und Ausflüchten klarkom-
    men, und das reicht nicht als Anspruch für eine Regie-
    rung.

    Die hehren Weisheiten und Absichten, die Herr
    Schäuble in vielen seiner Reden hier verkündet, möchte
    man ja manchmal beklatschen. – Bei der Finanzmarkt-
    regulierung gibt es ein positives Beispiel; das betrifft die
    Leerverkäufe. Diesbezüglich habe ich ihn immer unter-
    stützt. – Das alles ist aber letztlich nicht von der Stelle

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    (C (D ekommen. Diese hehren Weisheiten sind nicht praktiiert worden, weil es hier die Röslers und die anderen on der FDP und auch einige vom Wirtschaftsflügel der nion gab, die das alles nicht wollten. Das ist die Wahreit, meine Damen und Herren. Deswegen bräuchten wir jetzt eine Regierung, die irklich führt, und eine Koalition, die gestaltet. chwarz-Gelb hat diesen Anspruch in den letzten zwei ahren hoffnungslos verspielt. (Beifall bei der SPD – Zuruf von der FDP: So ein Unsinn!)


    (Beifall bei der SPD)


    Ja, noch schlimmer: Diese Regierung und diese Ko-
    lition verschärfen durch ihr Verhalten – siehe gestrige
    robeabstimmung in den Koalitionsfraktionen zum Ret-
    ngsschirm – die Probleme. Sie zeigen, dass sie in

    chwierigster Lage – wir befinden uns, wie wir wissen,
    einer sehr schwierigen Lage; wir brauchen nur die
    edien zu verfolgen –


    (Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    icht handlungsfähig sind, weil die eigenen Abgeordne-
    n – das wird von Frau Merkel bevorzugt versucht –
    icht überzeugt werden, sondern sie das Gefühl haben,
    ass Wackelkurs und Taktik vorherrschen. So kann man
    ie eigenen Abgeordneten nicht überzeugen.


    (Beifall bei der SPD)


    Der heute eingebrachte Haushalt ist nichts, wofür sich
    ie Regierung in besonderer Weise rühmen sollte. Er ist
    inerseits ein typischer Schönwetterhaushalt, der von ei-
    er günstigen wirtschaftlichen Entwicklung profitiert.


    (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Unfug!)


    ndererseits schreibt er die soziale Schieflage Ihrer Poli-
    k fort und vergrößert die Probleme und Defizite auf
    em Arbeitsmarkt, die auch im aktuellen Aufschwung
    icht verschwunden sind. Nur wer die Augen vor der
    ealität verschließt, kann zu dem Schluss kommen, die
    robleme des gespaltenen Arbeitsmarktes seien ver-
    chwunden.


    (Beifall bei der SPD)


    Herr Schäuble, auch wir hoffen, dass 2012 die Steu-
    rn so sprudeln werden, wie Sie es annehmen.


    (Otto Fricke [FDP]: Weil ihr es ausgeben wollt!)


    uch wir hoffen, dass die Beschäftigung im nächsten
    ahr in dem Maße weiter ansteigen wird, wie Sie es für
    r Rechenwerk voraussetzen. Dann dürfen allerdings,
    enn Sie ehrlich an die Sache herangehen wollen, die

    xistierenden Risiken für die wirtschaftliche Entwick-
    ng in Europa und in der Welt, die wir alle kennen, auf

    bsehbare Zeit nicht eintreffen. Bei Ihrer Finanzplanung
    n Sie so, als gäbe es diese Risiken gar nicht. Das gibt

    s doch nun wirklich nicht!

    Auch wenn der eingeplante Rückgang der Neuver-
    chuldung in Ihren Reihen als großer Konsolidierungs-
    rfolg gefeiert wird: In einer Aufschwungsituation sinkt





    Joachim Poß


    (A) )


    )(B)

    die öffentliche Neuverschuldung wie von selbst. Deswe-
    gen sprechen ja auch einige Abgeordnete der Koalition
    davon, dass das Ganze nicht ehrgeizig genug ist. Im Ver-
    lauf der weiteren Haushaltsberatungen werden wir ja se-
    hen, wie weit Ihr Ehrgeiz gehen wird, ob er so weit geht,
    dass es, wie wir es Ihnen vorschlagen werden, dazu
    kommt, dass Sie schließlich doch die Schuldenbremse in
    ehrlicher Art einhalten. Das werden wir dann sehen,
    meine Damen und Herren.


    (Beifall bei der SPD)


    Eine soziale Gestaltung des Haushaltes wird dadurch
    im Übrigen nicht verhindert. Aus dem Finanzkonzept
    der SPD ergibt sich zum Beispiel, dass man konsolidie-
    ren und trotzdem Zukunftsinvestitionen finanzieren
    kann. Für den sozialen Ausgleich in unserem Land wäre
    es besser, wenn Sie wenigstens einige der Sozialkürzun-
    gen rückgängig machen würden, die Sie gegen unseren
    Willen durchgedrückt haben. In der Tat ist es so: Der von
    Schwarz-Gelb vorgesehene Kahlschlag bei den Arbeits-
    marktmitteln, der ja schon in diesem Jahr spürbar ist,
    vergrößert, wie ich von Kolleginnen und Kollegen höre,
    auch in prosperierenden Regionen


    (Iris Gleicke [SPD]: Richtig!)


    und nicht nur in strukturschwachen Regionen die Spal-
    tung des Arbeitsmarktes. Reden Sie doch mit Vertretern
    der Caritas oder anderer Organisationen, die damit zu
    tun haben! So bekommen Sie mit, was wirklich in der
    Welt los ist.


    (Beifall bei der SPD)


    Sie verfestigen mit dieser Politik die Langzeitarbeits-
    losigkeit in unserem Land.


    (Iris Gleicke [SPD]: Leider wahr!)


    Sie sorgen dafür, dass die angesichts des Fachkräfteman-
    gels notwendigen Qualifizierungen nicht stattfinden
    können. Das ist die Konsequenz Ihrer Politik. Sie sorgen
    auch dafür, dass viele junge Menschen in ihrem Leben
    nicht die Chancen bekommen, die sie mit entsprechen-
    der Förderung bekommen würden. Hier versagen Sie,
    trotz der momentan günstigen Ausgangssituation.


    (Beifall bei der SPD)


    Es dürfte also in diesem Bereich nicht so gesenkt und
    gestrichen werden, wie Sie das vorhaben. Dass man so
    etwas in einem moderaten Maße vorsieht, ist selbstver-
    ständlich, wenn sich Erfolge auf dem Arbeitsmarkt ein-
    stellen,


    (Otto Fricke [FDP]: Aha!)


    aber doch nicht in dem Maße, wie Sie das betreiben.

    Sie unterstellen, wie gesagt, dass es konjunkturell bis
    2015 so weitergeht wie zurzeit, und Sie unterstellen da-
    mit, dass wir sechs Jahre lang ununterbrochen ein star-
    kes und stetiges Wachstum haben würden. Das wider-
    spricht jeder Erfahrung. Dafür sind, wie wir alle wissen,
    die Risiken zu groß. Diese positive Wachstumserwar-
    tung stellt ja das Zentrum Ihres Rechenwerkes dar. Da-
    mit sind Sie auch wieder nichts anderes als ein Schön-

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    (C (D chner und Schönredner, weil Sie damit nicht die ealität abbilden. Das Ganze garnieren Sie noch mit globalen Minderusgaben in Höhe von 4,8 Milliarden Euro pro Jahr, die urch nichts belegt sind, um die Kreditaufnahme auf iese Art und Weise herunterzurechnen. Sie verzichten uch darauf, das zu machen, was in einem sozialen taatswesen selbstverständlich sein sollte: Sie verzichten arauf, Spitzenverdiener und Vermögende stärker zur inanzierung des Gemeinwesens heranzuziehen. Mit elcher Begründung eigentlich? Wollen Sie den sozian Ausgleich in unserer Gesellschaft nicht? (Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Herr Poß, jetzt ist aber gut!)


    as ist doch die Basis unseres Zusammenlebens und Zu-
    ammenwirkens. Darüber hinaus ignorieren Sie offen-
    undig auch die wachsende gesellschaftliche Spaltung,
    ie mit Händen zu greifen ist. Der Kern der Vorschläge
    er Sozialdemokratie ist, dieser Spaltung in unserer Ge-
    ellschaft entgegenzuwirken. Das kann man, wenn man
    enn will, solidarisch und gerecht finanzieren, und
    leichzeitig kann man konsolidieren.


    (Beifall bei der SPD)


    Was ist denn, wenn eintritt, was wir alle nicht wollen,
    enn die bereits zu beobachtende Verunsicherung der
    onsumenten und Investoren weitergeht, wenn es viel-
    icht zu einer weiteren Zuspitzung der Finanzkrise
    ommt? Spätestens dann sind Ihre Rechnungen nichts
    ehr wert.

    Sie haben sich hier Ihrer Finanzmarktüberlegungen
    nd -politik gerühmt, Herr Schäuble und Frau Merkel. In
    er Praxis aber scheitern Sie beide doch hier. Da wird
    ine Verabredung über die Einführung einer Finanz-
    arkttransaktionsteuer zwischen Merkel und Sarkozy

    etroffen. Gott sei Dank zumindest das, kann man da nur
    agen; denn das ist ein wichtiges Instrument, nicht nur
    it Blick auf die Finanzierung zum Beispiel der Krisen-

    osten, sondern auch, um die Dynamik, die zu den Tur-
    ulenzen führt, aus den Märkten zu nehmen. Aber was
    eschieht? Der Koalitionspartner FDP stellt sich mit
    em Stoppschild hin und sagt: Das geht nicht! Die Euro-
    one reicht nicht aus! – Wer auf Großbritannien warten
    ill, der vergackeiert die Bevölkerung. Das weiß jeder,
    nd das machen Sie in der Praxis.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Volker Wissing [FDP]: Was hat denn die SPD jahrelang gemacht? Hat die SPD immer auf Großbritannien gewartet, oder was?)


    Das ist unehrlich, und dadurch werden die Glaubwür-
    igkeit und die Autorität von Frau Merkel in einem
    ichtigen Punkt untergraben. Frau Merkel ist offenkun-
    ig nicht in der Lage, das in der Koalition durchzuset-
    en. Herr Schäuble sagt ausdrücklich, er sei für die Ein-
    hrung dieser Steuer innerhalb der Euro-Zone. Das

    eißt, Frau Merkel sind die Dinge entglitten. Es geht
    uch schon lange um ihre persönliche Reputation. Wenn
    ie das nicht versteht, wird sie in die Geschichtsbücher
    diglich als eine Kanzlerin eingehen, die sich, koste es,





    Joachim Poß


    (A) )


    )(B)

    was es wolle, zwei Legislaturperioden an der Macht ge-
    halten, darüber aber jeglichen politischen Kompass ver-
    loren hat.


    (Beifall bei der SPD)