Protokoll:
17059

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 59

  • date_rangeDatum: 16. September 2010

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 18:19 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/59 Elke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6176 B Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Peter Friedrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . . . . Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Fischbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Anton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6152 C 6152 D 6154 B 6156 D 0000 A6158 C 6160 A 6160 B 6160 C 6161 D 6178 C 6180 A 6180 C 6181 A 6182 B 6184 A 6186 C 6188 A 6189 C 6190 B 6191 A Deutscher B Stenografisch 59. Sitz Berlin, Donnerstag, den I n h a l Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachträgliche Ausschussüberweisung . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2011 (Haushaltsgesetz 2011) (Drucksache 17/2500) b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2010 bis 2014 (Drucksache 17/2501) . . . . . . . . . . . . . . . . G D M D D D 6151 A 6152 B 6152 C 6152 C Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . 6164 A 6165 A undestag er Bericht ung 16. September 2010 t : arrelt Duin (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . ichael Schlecht (DIE LINKE) . . . . . . . . . . r. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . r. Michael Luther (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Garrelt Duin (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 11 Bundesministerium für Arbeit und So- ziales . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 6165 D 6167 D 6169 D 6170 C 6172 A 6172 D 6173 D 6174 A 6174 D Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Anton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6192 B 6193 C II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 59. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. September 2010 Katja Mast (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zum Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über Finanzbeiträge der Europäi- schen Union zum Internationalen Fonds für Irland (2007 bis 2010) (Drucksache 17/2629) b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Modernisierung der Regelungen über Teilzeit-Wohnrechteverträge, Ver- träge über langfristige Urlaubsprodukte sowie Vermittlungsverträge und Tausch- systemverträge (Drucksache 17/2764) c) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Vier- ten Gesetzes zur Änderung der Wirt- schaftsprüferordnung – Wahlrecht der Wirtschaftsprüferkammer (Drucksache 17/2628) d) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Neun- ten Gesetzes zur Änderung des Bundes- Immissionsschutzgesetzes (Drucksache 17/2866) Zusatztagesordnungspunkt 1: a) Antrag der Abgeordneten Dr. Harald Terpe, Birgitt Bender, Katrin Göring-Eckardt, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Gesundheitliche Risiken des Drogengebrauchs verrin- gern – Drugchecking ermöglichen (Drucksache 17/2050) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Winfried Hermann, Kerstin Andreae, Birgitt Bender, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Sofortiger Bau- stopp für Stuttgart 21 und die Neubau- strecke Wendlingen–Ulm (Drucksache 17/2893) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Tabea Rößner, Agnes Krumwiede, Ekin Deligöz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Kultur und Rund- funk nicht durch die Frequenzumstel- lung schädigen (Drucksache 17/2920) . . . . . . . . . . . . . . . . d e f g h i) T a 6194 B 6195 B 6196 D 6196 D 6197 A 6197 A 6197 A 6197 B 6197 B ) Antrag der Abgeordneten Markus Kurth, Fritz Kuhn, Ekin Deligöz, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Bedarfsgerechte Regel- sätze und ein zuverlässiges Hilfesystem für Kinder, Jugendliche und Erwach- sene statt Experimenten (Drucksache 17/2921) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Brigitte Pothmer, Beate Müller-Gemmeke, Fritz Kuhn, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Kein Sachgrund, keine Befristung – Befristete Arbeitsver- träge begrenzen (Drucksache 17/2922) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Daniela Wagner, Bettina Herlitzius, Markus Kurth, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Heizkostenkom- ponente beim Wohngeld erhalten (Drucksache 17/2923) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrags der Abgeordneten Sabine Leidig, Dr. Dietmar Bartsch, Herbert Behrens, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Stuttgart 21, Neubaustre- cke Wendlingen–Ulm und Sparpaket der Bundesregierung (Drucksache 17/2914) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Katja Kipping, Matthias W. Birkwald, Diana Golze, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Maßnahmen zur Gewährleis- tung eines menschenwürdigen Existenz- und Teilhabeminimums (Drucksache 17/2934) . . . . . . . . . . . . . . . Antrag der Abgeordneten Uwe Beckmeyer, Rainer Arnold, Sören Bartol, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der SPD: Kein Weiterbau von Stuttgart 21 bis zur Volks- abstimmung (Drucksache 17/2933) . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 3: ) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses: – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Bärbel Kofler, Sören Bartol, Dirk Becker, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der SPD: Marktanreizprogramm und nationale Klimaschutzinitiative fortsetzen – zu dem Antrag der Abgeordneten Oliver Krischer, Sven-Christian Kindler, Hans- Josef Fell, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Aufhebung der Haushaltssperre und Weiterführung des Marktan- 6197 C 6197 C 6197 C 6197 D 6197 D 6198 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 59. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. September 2010 III reizprogramms und der nationalen Klimaschutzinitiative zur Förderung erneuerbarer Energien (Drucksachen 17/2119, 17/2007, 17/2477) b) Beschlussempfehlung und Bericht des Haus- haltsausschusses zu dem Antrag des Präsi- denten des Bundesrechnungshofes: Rech- nung des Bundesrechnungshofes für das Haushaltsjahr 2009 – Einzelplan 20 – (Drucksachen 17/1730, 17/2489) . . . . . . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des Haus- haltsausschusses – zu dem Antrag des Bundesministe- riums der Finanzen: Entlastung der Bundesregierung für das Haushalts- jahr 2008 – Vorlage der Haushalts- und Vermögensrechnung des Bun- des – (Jahresrechnung 2008) – zu der Unterrichtung durch den Bun- desrechnungshof: Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2009 zur Haus- halts- und Wirtschaftsführung des Bundes (einschließlich der Feststel- lungen zur Jahresrechnung 2008) – zu der Unterrichtung durch den Bundes- rechnungshof: Bemerkungen des Bun- desrechnungshofes 2009 zur Haus- halts- und Wirtschaftsführung des Bundes – Weitere Prüfungsergeb- nisse – (Drucksachen 16/12620, 17/790 Nr. 21, 17/77, 17/317 Nr. 3, 17/1300, 17/1644 Nr. 2, 17/2492) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senio- ren, Frauen und Jugend . . . . . . . . . . . . . Dr. Kristina Schröder, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Steffen Bockhahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . Ingrid Fischbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Steffen Bockhahn (DIE LINKE) . . . . . . . . Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rolf Schwanitz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . M D M D C A S S C A S C H I F B M R J S D A D 6198 A 6198 C 6198 D 6199 A 6199 B 6201 A 6201 C 6202 D 6204 B 6205 C 6206 A 6208 A 6208 B 6210 B 6211 B Thomas Jarzombek (CDU/CSU) . . . . . . . . iriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . iana Golze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . onika Lazar (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . orothee Bär (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ndreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . önke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz . . . . . . . . abine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hristine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . ndrea Astrid Voßhoff (CDU/CSU) . . . . . . . iegfried Kauder (Villingen-Schwenningen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hristine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . alina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . ngrid Hönlinger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lorian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . urkhard Lischka (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . ichael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aju Sharma (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . erzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . tephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lexander Funk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 06 Bundesministerium des Inneren . . . . . . r. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6211 C 6213 A 6214 C 6216 A 6217 B 6219 A 6219 D 6221 A 6222 B 6223 C 6223 C 6224 C 6225 B 6227 B 6229 B 6229 C 6229 D 6231 A 6232 A 6233 B 6234 B 6235 B 6236 C 6237 D 6238 D 6239 C 6240 A 6241 B 6242 B 6243 B 6243 C IV Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 59. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. September 2010 Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . . . Steffen Bockhahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Peter Danckert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Herrmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Danckert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Jörn Wunderlich (DIE LINKE) zur Abstimmung über die Be- schlussempfehlung des Haushaltsausschusses zur Entlastung der Bundesregierung für das Haushaltsjahr 2008 (Drucksache 17/2492 Nr. 1) (Tagesordnungspunkt 3 c) . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Erklärung des Abgeordneten Jörn Wunderlich (DIE LINKE) zur Abstimmung über die Be- schlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu Aufforderungen an die Bundesregierung zur Aufstellung und Durchführung der Bundes- haushaltspläne (Drucksache 17/2492 Nr. 2) (Tagesordnungspunkt 3 c) . . . . . . . . . . . . . . . 6245 D 6248 A 6249 C 6250 C 6251 D 6253 D 6255 A 6255 D 6256 C 6257 D 6258 D 6260 C 6262 A 6262 D 6264 A 6264 D 6265 A 6265 C 6265 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 59. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. September 2010 6151 (A) ) )(B) 59. Sitz Berlin, Donnerstag, den Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    finden. Ich sage an dieser Stelle ganz offen: Wenn wir Weitere Wortmeldungen zu diesem Einzelplan liegen Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 59. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. September 2010 6265 (A) (C) )(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschul bgeordneten entschuldigt bis entschuldigt bis * A l A l Abgeordnete(r) einschließlich Aigner, Ilse CDU/CSU 17.09.2010 Dr. Bartels, Hans-Peter SPD 17.09.2010 Bartol, Sören SPD 17.09.2010 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.09.2010* Bernschneider, Florian FDP 17.09.2010 Binder, Karin DIE LINKE 17.09.2010 Birkwald, Matthias W. DIE LINKE 17.09.2010 Duin, Garrelt SPD 17.09.2010 Erdel, Rainer FDP 17.09.2010 Herzog, Gustav SPD 17.09.2010 Lay, Caren DIE LINKE 17.09.2010 Lenkert, Ralph DIE LINKE 17.09.2010 Meierhofer, Horst FDP 17.09.2010 Nahles, Andrea SPD 17.09.2010 Nink, Manfred SPD 17.09.2010 Oswald, Eduard CDU/CSU 17.09.2010 Pothmer, Brigitte BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.09.2010 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.09.2010 Schnieder, Patrick CDU/CSU 17.09.2010 Dr. Schui, Herbert DIE LINKE 17.09.2010 D D D W W A (D für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates nlage 2 Erklärung des Abgeordneten Jörn Wunderlich (DIE LINKE) zur Abstimmung über die Beschluss- empfehlung des Haushaltsausschusses zur Entlastung der Bundesregierung für das Haus- haltsjahr 2008 (Drucksache 17/2492 Nr. 1) (Ta- gesordnungspunkt 3 c) Für die Fraktion Die Linke erkläre ich: Das Votum autet Ablehnung. nlage 3 Erklärung des Abgeordneten Jörn Wunderlich (DIE LINKE) zur Abstimmung über die Beschluss- empfehlung des Haushaltsausschusses zu Aufforderungen an die Bundesregierung zur Aufstellung und Durchführung der Bundes- haushaltspläne (Drucksache 17/2492 Nr. 2) (Ta- gesordnungspunkt 3 c) Für die Fraktion Die Linke erkläre ich: Das Votum autet Zustimmung. r. Seifert, Ilja DIE LINKE 17.09.2010 r. Steinmeier, Frank- Walter SPD 17.09.2010 r. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.09.2010 einberg, Harald DIE LINKE 17.09.2010 ieland, Wolfgang BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.09.2010 bgeordnete(r) einschließlich digten A 59. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 16. September 2010 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705900000

Die Sitzung ist eröffnet. Guten Morgen, liebe Kolle-

ginnen und Kollegen!

Interfraktionell ist vereinbart worden, die verbundene
Tagesordnung um die in der Zusatzpunktliste aufgeführ-
ten Vorlagen zu erweitern:

ZP 1 Weitere Überweisungen im vereinfachten Ver-
fahren
Ergänzung zu TOP 2

a) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Harald Terpe, Birgitt Bender, Katrin Göring-
Eckardt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Gesundheitliche Risiken des Drogengebrauchs
verringern – Drugchecking ermöglichen

– Drucksache 17/2050 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Winfried
Hermann, Kerstin Andreae, Birgitt Bender, wei-

Redet
terer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Sofortiger Baustopp für Stuttgart 21 und die
Neubaustrecke Wendlingen–Ulm

– Drucksache 17/2893 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Tourismus
Haushaltsausschuss

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Tabea
Rößner, Agnes Krumwiede, Ekin Deligöz, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Kultur und Rundfunk nicht durch
quenzumstellung schädigen

(C (D ung 16. September 2010 0 Uhr – Drucksache 17/2920 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ausschuss für Kultur und Medien Haushaltsausschuss d)

Kurth, Fritz Kuhn, Ekin Deligöz, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN

Bedarfsgerechte Regelsätze und ein zuverlässi-
ges Hilfesystem für Kinder, Jugendliche und
Erwachsene statt Experimenten

– Drucksache 17/2921 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

e) Beratung des Antrags der Abgeordneten Brigitte
Pothmer, Beate Müller-Gemmeke, Fritz Kuhn,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Kein Sachgrund, keine Befristung – Befristete
Arbeitsverträge begrenzen

ext
– Drucksache 17/2922 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

f) Beratung des Antrags der Abgeordneten Daniela
Wagner, Bettina Herlitzius, Markus Kurth, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Heizkostenkomponente beim Wohngeld erhal-
ten

– Drucksache 17/2923 –
ngsvorschlag:
für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

für Arbeit und Soziales
usschuss
die Fre-
Überweisu
Ausschuss
Ausschuss
Haushaltsa





Präsident Dr. Norbert Lammert


(A) )


)(B)

g) Beratung des Antrags der Abgeordneten Sabine
Leidig, Dr. Dietmar Bartsch, Herbert Behrens,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE

Stuttgart 21, Neubaustrecke Wendlingen–Ulm
und Sparpaket der Bundesregierung

– Drucksache 17/2914 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Haushaltsausschuss

h) Beratung des Antrags der Abgeordneten Katja
Kipping, Matthias W. Birkwald, Diana Golze,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE

Maßnahmen zur Gewährleistung eines men-
schenwürdigen Existenz- und Teilhabemini-
mums

– Drucksache 17/2934 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Haushaltsausschuss

i) Beratung des Antrags der Abgeordneten Uwe
Beckmeyer, Rainer Arnold, Sören Bartol, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Kein Weiterbau von Stuttgart 21 bis zur
Volksabstimmung

– Drucksache 17/2933 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Haushaltsausschuss

Dabei soll von der Frist für den Beginn der Beratun-
gen, soweit erforderlich, abgewichen werden.

Außerdem mache ich auf eine nachträgliche Aus-
schussüberweisung im Anhang zur Zusatzpunktliste auf-
merksam:

Der in der 55. Sitzung des Deutschen Bundestages
überwiesene nachfolgende Gesetzentwurf soll zusätz-
lich dem Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (10. Ausschuss) zur Mitberatung
überwiesen werden.

Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
weitere Bereinigung von Bundesrecht

– Drucksache 17/2279 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

Sind Sie damit einverstanden? – Das ist offensichtlich
der Fall. Dann ist das so beschlossen.

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(C (D Wir setzen die Haushaltsberatungen – Tagesordungspunkt 1 – fort: a)

gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2011 (Haushaltsgesetz 2011)


– Drucksache 17/2500 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-
gierung

Finanzplan des Bundes 2010 bis 2014

– Drucksache 17/2501 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

Für die heutige Haushaltsberatung hatten wir bereits
m Dienstag eine Redezeit von insgesamt siebeneinhalb
tunden beschlossen. Auch dabei soll es offensichtlich
leiben.

Wir beginnen mit dem Geschäftsbereich des Bundes-
inisteriums für Wirtschaft und Technologie, Einzel-

lan 09.

Das Wort erhält zunächst der Bundesminister Rainer
rüderle.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Rainer Brüderle, Bundesminister für Wirtschaft und
echnologie:

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Auf-
chwung hat Flügel bekommen. Das letzte Quartal war
as wachstumsstärkste seit 20 Jahren. Ganz Deutschland
at die Wirtschafts- und Finanzkrise schneller verdaut
ls erwartet. Es gibt zwar noch Risiken, aber wir haben
ie Kurve bekommen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wir!)


Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute haben
hre Wachstumsprognose für Deutschland in den letz-
en Wochen flächendeckend erhöht. Zwar wird sich die
ynamik im Herbst etwas normalisieren, doch das Brutto-

nlandsprodukt könnte aufs Jahr gerechnet um deutlich
ehr als 2,5 Prozent wachsen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


as ist mehr als doppelt so viel, wie wir Anfang des Jah-
es prognostiziert haben.

Ich habe die Berufspessimisten noch im Ohr. Doch
it Nörgelei kommen wir nicht weiter. Deutschland

raucht Zuversicht und Optimismus. Die Zuversicht ist
uch berechtigt. Deutschland ist wirtschaftlich wieder
ie Nummer eins in Europa. Die grün-rote Laterne aus
assenarbeitslosigkeit und jahrelanger Stagnation ha-

en wir längst abgegeben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)






Bundesminister Rainer Brüderle


(A) )


)(B)

Unser Aufschwung ist ein Beschäftigungsaufschwung.
Seit Jahresmitte 2009 hat die Beschäftigung zugenom-
men. Die Arbeitslosigkeit geht stetig zurück.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wer hat denn bis 2009 regiert? Sie nicht!)


In Bayern und Baden-Württemberg haben wir quasi
Vollbeschäftigung: eine Vier vor dem Komma. Ein
Rückgang der Arbeitslosenzahl auf unter 3 Millionen im
Herbst dieses Jahres ist erreichbar. Das ist enorm wichtig
für die wirtschaftliche Psychologie und die Stimmung.

Das deutsche Jobwunder, wie es im Ausland ge-
nannt wurde, löst Hunderttausende persönliche Kon-
junkturprogramme aus. Das ist besser als jedes staatliche
Konjunkturprogramm Nummer drei, vier, fünf oder
sechs.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir müssen sogar aufpassen, dass wir nicht schon
bald ein großes Fachkräfteproblem bekommen. Deshalb
brauchen wir in Deutschland auch Fachkräfte aus dem
Ausland. Kollege de Maizière hat von der Willkom-
menskultur gesprochen. Er hat recht. Wir sollten den
besten Talenten der Welt den roten Teppich ausrollen.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dazu brauchen wir ein anderes Zuwanderungsgesetz!)


Wir brauchen ein Umsteuern von unkontrollierter Zu-
wanderung in die Sozialsysteme hin zur Zuwanderungs-
steuerung zum Erhalt unserer Sozialsysteme.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die sehr positive Wirtschaftsentwicklung kommt
nicht von ungefähr. Die deutschen Unternehmen haben
sich seit Jahren gut aufgestellt. Sie haben sich auf den
wachsenden Weltmärkten hervorragend positioniert. Der
Aufschwung ist exportgetrieben. Die entscheidenden
Impulse kamen aus dem Export. Die Unternehmen ha-
ben in der Krise alles darangesetzt, ihre Mitarbeiter zu
halten. Bei den ersten Anzeichen der Belebung konnten
sie voll durchstarten. Oft haben betriebliche Bündnisse
mit den Betriebsräten vor Ort das ermöglicht. Auch
wenn jetzt die Lohnfindung im Aufschwung ansteht,
muss das einzelbetrieblich bewertet werden. Manche
Betriebe verdienen so gut, dass mehr drin ist. Bei ande-
ren heißt es: mehr Maßhalten, damit sie ihre Wettbe-
werbsfähigkeit nicht verlieren.

Der Aufschwung zeitigt auch Entlastungen für Bür-
ger und Unternehmen: Circa 10 Milliarden Euro Ein-
kommensteuerentlastung hatte das Bundesverfassungs-
gericht uns verordnet. 6 Milliarden Euro Entlastungen
der alten Regierung haben wir beibehalten, und
8 Milliarden Euro haben wir noch draufgelegt, und zwar
genau an den Stellen, wo Bürger, Mittelstand und Wirt-
schaft gestärkt werden. 24 Milliarden Euro steuerliche
Entlastung! Das nenne ich Wachstumsbeschleunigung.
So stärkt man die Binnennachfrage


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D nd nicht durch Forderungen nach Steuererhöhungen der die Wiederbelebung der klassenkämpferischen Verögensteuer. Das alles sind letztlich Vorschläge, die achstum und Dynamik in Deutschland abwürgen. ber 80 Prozent der Unternehmen in Deutschland sind ersonengesellschaften. Für sie ist die Einkommensteuer nternehmensteuer. Diesen Gesellschaften will die SPD 0, 60 Prozent des Gewinns wegsteuern. Ein Unternehen, das keinen Gewinn hat, kann nicht investieren. Wer icht investieren kann, kann keine Jobs, keine Arbeitslätze schaffen. iese wirtschaftspolitische Binsenweisheit kennen in er aktiven Sozialdemokratie offenbar nur noch wenige. inem Klaus von Dohnanyi sind solche Dinge noch ge äufig. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ökonomisch sinnvolle Politik sieht anders aus. Öko-
omisch sinnvolle Politik setzt auf Vorfahrt für die so-
iale Marktwirtschaft und ein großes Stoppschild für
taatliche Eingriffe; darum geht es dieser Regierung. Wir
aben entschieden, dass die Krisenmaßnahmen jetzt suk-
essive auslaufen. Das fängt in der Realwirtschaft mit
em Deutschlandfonds an, und das wird sich auch in der
inanzwirtschaft – bis hin zur Commerzbank – fortset-
en. Auch beim Bundeshaushalt schalten wir vom Kri-
enmodus auf Wachstummodus um. Vernünftige Priori-
äten setzen heißt, alle zu fordern, aber niemanden zu
berfordern. Das verstehe ich unter intelligentem Spa-
en.

Wir bauen den Haushalt des Bundeswirtschaftsminis-
eriums strukturell um, weg von überholten Subventio-
en, hin zu Innovation und Investition. Wir straffen die
egionalhilfen. Die Steinkohlebeihilfen werden deut-

ich um 10 Prozent zurückgefahren. In diesem Thema ist
erzeit viel Bewegung. Wie auch immer die abschlie-
ende Haltung der Europäischen Kommission sein wird,
ines ist klar: Es geht um einen Auslaufbergbau in
eutschland.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


berraschend finde ich die Reaktionen der Grünen. In
ordrhein-Westfalen kämpfen sie engagiert für die Fort-

ührung der Kohlesubventionen bis 2018. Hier im Bun-
estag stellen die Grünen einen Antrag nach dem ande-
en auf sofortigen Ausstieg aus der subventionierten
ohle.


(Beifall bei der FDP)


er tiefere Sinn dieser ökologisch-ökonomischen Dia-
ektik bleibt mir völlig verschlossen.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Das ist die Green Economy!)


Hauptsache dagegen“ reicht nicht für die größte Volks-
irtschaft Europas. Deswegen legt die Bundesregierung
as erste umfassende Energiekonzept seit über zehn
ahren vor. Wir vereinen Ökonomie und Ökologie. Wir





Bundesminister Rainer Brüderle


(A) )


)(B)

zeigen den Weg in das regenerative Zeitalter auf. Be-
zahlbare Energien, technologische Machbarkeit und
CO2-Minderung müssen sinnvoll miteinander verzahnt
werden. Dafür brauchen wir die Laufzeitverlängerung
bei den Kernkraftwerken um durchschnittlich zwölf
Jahre.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, unser besonderes Augen-
merk gilt dem Mittelstand. Die anwendungsorientierten
Programme für kleine und mittlere Unternehmen haben
Priorität. Gerade für den Mittelstand ist die erneute hohe
Förderung im Außenwirtschaftsbereich notwendig. Ich
will, dass alle Programme des Bundeswirtschaftsminis-
teriums zukünftig noch besser auf den Mittelstand zuge-
schnitten werden. Ich habe deshalb eine Prüfung aller
Förderprogramme angeordnet; denn ich bin mir sicher:
Mit dem eingesetzten Geld können wir noch mehr errei-
chen für den Mittelstand und noch mehr Freiheiten für
Entscheidungen und für Gestaltung schaffen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der jetzige Aufschwung soll keine Eintagsfliege sein.
Nein, es geht darum, unser langfristiges Potenzial zu er-
höhen. Das ist unser Ziel. Das werden wir auch gemein-
sam schaffen: für die Unternehmen, für den Mittelstand,
für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer – kurzum für
die Menschen in unserem Land. Lassen Sie uns deshalb
bei den Beratungen wie immer gut und zügig zusam-
menarbeiten. Das hat Deutschland verdient.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705900100

Für die SPD-Fraktion erhält nun der Kollege

Hubertus Heil das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Hubertus Heil (SPD):
Rede ID: ID1705900200

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-

ren! Herr Minister Brüderle, nach Ihrer Rede kann man
sagen: Man kann Ihnen viel nachsagen, aber zwei Eigen-
schaften nicht, nämlich Dankbarkeit und Demut. Sie
sollten dankbar dafür sein, dass die Vorgängerregierung
die Maßnahmen ergriffen hat, die Deutschland durch die
Krise gebracht haben: die Konjunkturpakete, die Rege-
lungen bei der Kurzarbeit. All diese Grundlagen hat die
Große Koalition gelegt, und zwar auf Vorschläge von so-
zialdemokratischen Ministern hin, von Frank-Walter
Steinmeier, Peer Steinbrück und Olaf Scholz. Jetzt stel-
len Sie fest, dass wir besser durch die Krise gekommen
sind, als zu erwarten war.

Herr Minister Brüderle, Sie sollten demütig sein, weil
Sie als Oppositionspolitiker gegen jede dieser Maßnah-
men zu Felde gezogen sind. Herr Brüderle, Sie haben
mit dem Aufschwung nichts zu tun.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ich hier mit fremden Federn zu schmücken, ist das eine.
enn man sich anschaut, was Sie in den letzten Mona-

en zustande gebracht haben, dann kann man nur sagen,
as Brüderle-Prinzip sah bis dato so aus: Sie haben et-
as Wildes angekündigt, aber keiner musste sich Sorgen
achen, weil es doch nicht gekommen ist.


(Zuruf von der FDP)


Ein Beispiel dafür gab es im Herbst letzten Jahres, als
s um das Thema Kreditklemme ging. Sie schlugen wie
ai aus der Kiste vor, dass die Kreditanstalt für Wieder-

ufbau auch ein Hausbankprinzip haben sollte. Alle
achleute haben den Kopf geschüttelt, aber keiner
usste sich Sorgen machen; denn das war ja nur eine
nkündigung.

Ein paar Wochen später kamen Sie auf die glorreiche
dee, ein Entflechtungsgesetz für die Wirtschaft anzu-
ündigen. Gott sei Dank ist das über den Referentensta-
us nicht hinausgekommen. Daraus wird auch nichts

ehr. Im Sommer dieses Jahres kündigten Sie dann ein
Begrüßungsgeld für Gastarbeiter“ an. Auch daraus ist
ichts geworden.

Herr Brüderle, ich muss mich korrigieren. Wir haben
ie in den letzten Monaten immer dafür kritisiert, dass
ie nichts entschieden, sondern nur angekündigt haben.
eute muss ich aber sagen: Das ist immer noch besser

ls das, was Sie jetzt tun, nämlich das Falsche zu ma-
hen. Das sieht man vor allen Dingen im Bereich der
nergiepolitik. Ich frage mich angesichts dessen, was
ie im sogenannten Energiekonzept machen, ob Sie bei
udwig Erhard nur die Klappentexte gelesen haben;
enn die verlängerten Restlaufzeiten für alte und abge-
chriebene Atommeiler sind nichts anderes als die Ver-
estigung des Oligopols von vier großen Energiekonzer-
en. Herr Brüderle, Sie behindern Wettbewerb, und das
ls liberaler Minister.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN)


Verlängerte Restlaufzeiten für alte, abgeschriebene
tommeiler behindern vor allen Dingen Investitionen in
oderne Kraftwerkstechnik, auch in erneuerbare Ener-

ien. Wenn Sie das nicht glauben, dann schauen Sie sich
n, was die kommunale Energiewirtschaft zu diesem
hema zu sagen hat.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Werden Sie von Gazprom gesponsert?)


Herr Brüderle, vor allem reicht es überhaupt nicht,
ich nur über den Aufschwung zu freuen. Auch wir
reuen uns über den Aufschwung. Sie tun aber nichts da-
ür, dass es ein langfristiger Aufschwung, ein nachhalti-
er Aufschwung, ein Aufschwung für alle Menschen in
iesem Land, nicht nur für wenige, wird. Sie haben eben
ingeräumt, dass der jetzige Aufschwung exportgetrie-
en ist, weil unsere deutsche Wirtschaft wettbewerbsfä-
ig ist. Mit den deutschen Produkten, Verfahren und





Hubertus Heil (Peine)



(A) )


)(B)

Dienstleistungen sind wir auf den Märkten der Welt er-
folgreich.


(Zuruf von der FDP: Trotz sozialdemokratischer Politik!)


– Nein, wegen sozialdemokratischer Politik, Herr Kol-
lege. Wir haben die notwendigen Reformen durchge-
setzt, die Sie damals in diesem Hause bekämpft haben.
Ich kann mich sehr gut daran erinnern. Den Mut, den wir
hatten und für den wir viel Prügel bekommen haben, ha-
ben Sie nicht.


(Beifall bei der SPD)


Wir haben mitgeholfen, dass die deutsche Wirtschaft
im Export erfolgreich sein kann. Es ist aber festzustellen,
dass Sie ein Problem der deutschen Wirtschaft vollstän-
dig aussparen, nämlich dass die Binnennachfrage in
diesem Land zu schwach ist. Die Binnennachfrage hängt
von privaten und öffentlichen Investitionen ab. Wir
brauchen eine höhere Investitionsquote. Ein weiterer
Faktor ist die Kaufkraft in diesem Land. Wenn man ei-
nen Blick in den Bundeshaushalt wirft, dann fällt auf,
dass Sie gerade im Bereich der Investitionen Maßnah-
men ergriffen haben, die dazu angetan sind, ganze
Wirtschaftszweige zu beschädigen. Wie kommen Sie ei-
gentlich auf die Idee, Mittel für die energetische Gebäu-
desanierung zu kürzen? Das ist ein Bereich, in dem wir
Energiesparen mit sozialer Politik verbinden und gleich-
zeitig dem Bauhandwerk und der Bauindustrie Impulse
geben können. Das ist ein sehr gutes Programm, aber Sie
machen es kaputt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wie kommen Sie auf die Idee, Mittel für die Städte-
bauförderung zu kürzen? Unterhalten Sie sich doch ein-
mal mit der Bauindustrie, dem Bauhandwerk und den
Kommunen. Jeder in diesem Bereich eingesetzte Euro
ist eine sinnvolle Investition, weil durch diese Pro-
gramme das Achtfache an privaten und öffentlichen In-
vestitionen ausgelöst wird. In Sachen Kaufkraft spre-
chen Sie, Herr Minister, auf einmal davon, dass man
intelligente Tarifabschlüsse braucht. Das wissen auch
Arbeitgeber und Gewerkschaften, dafür brauchen sie
keinen Brüderle.


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Und keinen Heil!)


Tatsache ist: Wir müssen etwas dafür tun, damit die
Kaufkraft in diesem Land wächst und Nachfrage erzeugt
wird. Es gilt das alte Wort von Henry Ford: Autos kau-
fen keine Autos. –


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das war aber eine hochintelligente Einschätzung! So alt kann ich gar nicht werden, wie der Spruch ist!)


Wenn die Wirtschaft wächst, muss man dafür sorgen,
dass auch die Kaufkraft wieder stärker wächst. Die erste
Voraussetzung dafür ist, einen Mindestlohn einzuführen,
damit Menschen von ihrer Arbeit leben können. Wir
könnten uns 11 Milliarden Euro im Haushalt von Frau

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(C (D on der Leyen sparen, wenn wir nicht ergänzendes Areitslosengeld II zahlen müssten. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ir müssen aber auch dafür sorgen, dass die Kaufkraft
icht weiter eingeschränkt wird, wie Sie das gerade ma-
hen.

Herr Minister Brüderle, zusammenfassend muss man
eststellen, dass Sie zwar launige Reden auf öffentlichen
eranstaltungen halten, aber bisher so gut wie kein Ge-
etz zustande gebracht haben. Das Entflechtungsgesetz
st die einzige Reform, die Sie auf den Weg gebracht ha-
en, aber auch die ist im Sand verlaufen. Jetzt versuchen
ie, den Schalter umzulegen. Sie behaupten, die wirt-
chaftliche Entwicklung, die dem Export und den Ent-
cheidungen der Vorgängerregierung zu verdanken ist,
ei Ihr Verdienst. Das glaubt Ihnen kein Mensch. Sie
einen, sich jetzt gegen den früheren Minister für Reak-

orsicherheit, Herrn Röttgen, in der Energiepolitik
urchsetzen zu müssen. Sie verwechseln an diesem
unkt aber Energie- und Wirtschaftspolitik mit Klientel-
olitik.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie Verlängerung der Restlaufzeiten – ich sage es Ihnen
och einmal – ist nicht nur aus Gründen der Energie-
icherheit fragwürdig, sondern auch aus Gründen der
eaktorsicherheit.


(Ulrike Flach [FDP]: Darum haben Sie sich nie gekümmert!)


s ist nicht nur ein Ding der Unmöglichkeit, weil das
roblem der Endlager nirgendwo hinreichend gelöst ist,
ie aber dafür sorgen, dass es mehr Atommüll gibt, son-
ern auch deshalb, weil es handfeste wirtschaftliche
ründe gibt, warum die Verlängerung von Restlaufzei-

en für alte, abgeschriebene Atommeiler keine gute Idee
st. Die Verlängerung verhindert Investitionen in mo-
erne Kraftwerkstechnik und erneuerbare Energien. Ich
age es Ihnen noch einmal: Sie machen das Geschäft von
ier großen Konzernen zulasten des Wettbewerbs im
nergiesektor. Deren Profite haben Sie im Blick, aber
icht das volkswirtschaftliche Wohl. Das ist eines Bun-
eswirtschaftsministers nicht würdig, zumal wenn er in
er Tradition von Ludwig Erhard und Karl Schiller ste-
en will, was Sie immer vorgeben.


(Beifall bei der SPD)


Herr Brüderle, Sie sind bisher gut im Ankündigen ge-
esen. Bitte, bleiben Sie dabei! Denn es ist schlimmer,
enn Sie versuchen, tatsächlich Politik zu beeinflussen.
as zeigt sich wieder dieser Tage beim Energiekonzept.
s gibt keine Vorstellung davon, wie Deutschland auf ei-
en nachhaltigen Wachstumspfad kommen soll, wie wir
ettbewerbsfähig bleiben und wie wir neben einem

tarken Auswärtsspiel ein starkes Heimspiel auf dem
innenmarkt organisieren können. Es gibt über die Tat-

ache, dass Sie immer davon sprechen, dass ein Fach-
räftemangel in diesem Land droht, und Broschüren





Hubertus Heil (Peine)



(A) )


)(B)

und Flugblätter Ihres Ministeriums hinaus keine Vor-
schläge, wie dieser Entwicklung zu begegnen ist.

Sie behaupten, Sie würden im Bundeshaushalt bei der
Bildung nicht kürzen. Das ist falsch; denn Sie haben mit
den Klientelgeschenken, die Sie beispielsweise den Ho-
teliers gegeben haben – es war Ihr Herr Burgbacher in
Ihrem Ministerium, Herr Minister Brüderle, der diesen
Unsinn mit der „Hotelsteuer“ angerichtet hat –, die öf-
fentlichen Finanzen, vor allen Dingen von Kommunen
und Ländern, geschädigt. Dort kann man nun eben weni-
ger in Bildung investieren. Ich weiß gar nicht, warum
Sie diesen Zusammenhang nicht begreifen.

Sie können nicht über Fachkräftemangel jammern
und gleichzeitig veranlassen, dass der Staat im Bereich
Bildung weniger Geld zur Verfügung stellt. Das ist nicht
in Ordnung. Stattdessen sollten Sie in diesem Bereich et-
was tun. Nicht ein Begrüßungsgeld für sogenannte Gast-
arbeiter brauchen wir, sondern vor allen Dingen erst ein-
mal Investitionen in die Köpfe und Herzen der jungen
Menschen in diesem Land, egal ob mit Migrationshinter-
grund oder nicht.


(Beifall bei der SPD)


Kümmern Sie sich darum! Sie hätten die Gelegenheit.

Sie haben nicht angesprochen, dass es immer noch
70 000 junge Menschen sind, die Jahr für Jahr in
Deutschland die Schule ohne schulischen Abschluss ver-
lassen. Wir haben auf dem Arbeitsmarkt eine Entwick-
lung zu gewärtigen, die in ganzen Regionen zu einem
wirtschaftlichen Problem wird. Es gibt einen gespalte-
nen Arbeitsmarkt: auf der einen Seite Fachkräfteman-
gel, auf der anderen Seite viele junge Menschen – im
Übrigen auch ältere Menschen –, die in Langzeitarbeits-
losigkeit landen, weil sie den Einstieg in den Arbeits-
markt nicht geschafft haben. Wo ist die Initiative des
Bundesministers für Wirtschaft und der Bundesministe-
rin für Arbeit, um diesem Fachkräftemangel entgegenzu-
wirken? Wo sind die Maßnahmen, die wir brauchen, um
denjenigen, die erst einmal durchgefallen sind, eine
zweite und eine dritte Chance zu geben?

Ich habe Sie bei der Verleihung des Gründerpreises
gehört. Sie haben immer viel davon geredet. Aber wo
sind die konkreten handfesten Ansätze? Ein Wirtschafts-
minister der Bundesrepublik Deutschland sollte kein
Grußaugust sein, sondern ein Innovator, einer, der Im-
pulse gibt, der den Finger in die Wunde legt, der Vor-
schläge und Konzepte auf den Tisch bringt und sich
nicht in Dampfplauderei auf öffentlichen Veranstaltun-
gen ergeht, Herr Minister Brüderle.


(Beifall bei der SPD – Christian Ahrendt [FDP]: Was ist das jetzt für eine Dampfplauderei?)


Herr Brüderle, wir werden in diesem Haus, im Aus-
schuss und auch im Plenum, konkrete Vorschläge ma-
chen.


(Ulrike Flach [FDP]: Das ist aber neu!)


Sie mögen sich hinstellen und alte Vorurteile über So-
zialdemokraten verbreiten,

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(C (D (Ulrike Flach [FDP]: Wo wollen Sie denn zum Beispiel sparen?)


eil es in Ihr beschränktes FDP-Weltbild passt. Aber die
enschen in diesem Land spüren, dass bei der FDP das,
as sie für sich reklamiert, nämlich Politik aufgrund
irtschaftlicher Kompetenz, verwechselt wird mit Poli-

ik für wenige zulasten von vielen,


(Ulrike Flach [FDP]: Ach!)


olitik für Pharmakonzerne verwechselt wird mit der Si-
herung des Gesundheitswesens, Politik für große Hotel-
etten verwechselt wird mit Initiativen zur Belebung des
ourismus in Deutschland, Politik für große Energiekon-
erne, vier Stück, und deren Profite


(Ulrike Flach [FDP]: Das müssen Sie gerade sagen!)


erwechselt wird mit Politik für einen modernen Ener-
iebereich. Klientelpolitik statt gemeinwohlorientierte
olitik, Einzelinteressen statt volkswirtschaftlicher
utzen, kurzfristige Ankündigungen statt langfristiges
achstum – diese kurzatmige Politik à la Brüderle ist

chon heute gescheitert. Die Menschen sehen das auch
o. Sie als FDP werden das nicht nur bei den nächsten
ahlen erleben, sondern erleben das schon jetzt täglich.

ie haben jegliche Glaubwürdigkeit im Bereich der
irtschaftspolitik verspielt, Herr Minister Brüderle.


(Beifall bei der SPD – Zuruf von der FDP: Gucken Sie mal in den Spiegel!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705900300

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Michael Fuchs

ür die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Michael Fuchs (CDU):
Rede ID: ID1705900400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!
eine sehr geehrten Damen und Herren! Lieber Herr
eil, wenn man das Unheil hört, das Sie hier von sich
egeben haben,


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wortspiele mit Namen, Herr Fuchs, sind Gänsespiele!)


ann einem eigentlich nur schlecht werden.


(Beifall bei der FDP)


ie haben bei den Konjunkturpaketen mitgearbeitet – da
ebe ich Ihnen recht –,


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Mitgearbeitet? Wir haben sie vorgeschlagen – gegen Ihren Widerstand, Herr Fuchs!)


ie haben mit uns einiges mit umgesetzt,


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Fuchs, du hast die Gans gestohlen!)


ber jetzt sind Sie gerade dabei, alles wieder zurück auf
ull zu drehen. Ihr Vorsitzender hat soeben beschlossen,
ass man die Rente mit 67, die er selber im Kabinett mit
eschlossen hat, wieder zurücknehmen sollte. Was ist





Dr. Michael Fuchs


(A) )


)(B)

das für eine Politik? Sie wissen überhaupt nicht, was Sie
wollen. Vor vier Jahren haben Sie gesagt: „Wir brauchen
die Rente mit 67; das ist notwendig“, und haben mit uns
verantwortungsvolle Politik gemacht. Jetzt können Sie
das nicht mehr, weil wir nicht mehr an Ihrer Seite sind.
Sie tun mir leid.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Bei Ihnen bin ich für die Rente mit 50!)


Wenn ich mir anschaue, wie die wirtschaftliche Situa-
tion sich darstellt, kann ich eigentlich verstehen, dass die
Opposition so gequält guckt. Sie guckt deswegen so ge-
quält, weil sie die Zahlen, die wir jetzt erreicht haben,
nie erreicht hätte.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die christlich-liberale Koalition ist der Garant dafür,
dass es bei Wachstum und Beschäftigung in Deutschland
wirklich vorwärtsgeht. Die EU hat gerade eine Wachs-
tumsprognose für dieses Jahr für uns aufgestellt:
3,4 Prozent Wachstum hätte uns doch vor einem halben
Jahr keiner zugetraut. Ich weiß noch, als der Bundeswirt-
schaftsminister am Anfang des Jahres zögerlich mit
1,4 Prozent plante. Das war sehr niedrig angesetzt, aber
wir wollten vorsichtig sein. Jetzt sind wir auf einem
Weg, den einzuschlagen uns wirklich keiner in ganz Eu-
ropa zugetraut hat.

Natürlich haben wir Glück, weil der Export boomt.
Das hat auch etwas mit dem weicheren Euro zu tun; so
weich ist er allerdings gar nicht: Gestern lag er im Ver-
hältnis zum Dollar bei 1,29. Das ist eine mittlere Zahl
und ein vernünftiger Durchschnitt. Es hat auch etwas da-
mit zu tun, dass der Binnenmarkt angesprungen ist.
Auch das hätte eigentlich kein Mensch geglaubt. Frau
Lagarde hat uns ja vor nicht allzu langer Zeit noch auf-
gefordert, etwas mehr für den Binnenmarkt zu tun. Ich
glaube, die Franzosen wären verdammt froh, wenn sie
unser Binnenmarkt- und Exportwachstum hätten. In
Frankreich liegt das nämlich bei 1,7 Prozent; bei uns lag
es im zweiten Quartal dieses Jahres bei 3,7 Prozent. Kein
Industrieland in der Welt, auch nicht die USA, hat solche
Wachstumsperspektiven, wie wir sie zurzeit haben. Das
sollte man einmal ganz deutlich sagen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Was hat das mit Brüderle zu tun?)


Das Weltwirtschaftsforum in der Schweiz hat gerade
festgestellt, dass Deutschland hinsichtlich der Wett-
bewerbsfähigkeit auf Platz eins in Europa liegt. Die
deutsche Wirtschaft hat ihre Hausaufgaben gemacht, die
Arbeitgeber haben ihre Hausaufgaben gemacht und zu-
sammen mit den Gewerkschaften dafür gesorgt, dass es
wieder Wachstum in Deutschland gibt. Als wir im letz-
ten Jahr beim Wachstum ein Minus von fast 5 Prozent
hatten, konnte sich kaum einer vorstellen, dass wir so
schnell wieder aus dieser Krise herauskommen. Das hat
kein anderes Land geschafft.

Das beste Konjunkturprogramm, Herr Heil, das Sie
völlig ausgeblendet haben, ist die Schaffung zusätzlicher
Arbeitsplätze,

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(C (D (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Professor Binsen!)


euten die Chance zu geben, am Wirtschaftswachstum
eilzuhaben.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Sie sind ja ein ganz Schlauer! – Ulla Lötzer [DIE LINKE]: Leiharbeit! Prekäre Beschäftigung!)


ir haben mittlerweile nur noch 3 Millionen Arbeits-
ose. Als Schröder aufgehört hat, waren es 5 Millionen.
ie konnten es nicht. Sie haben uns gebraucht.


(Lachen des Abg. Hubertus Heil [Peine] [SPD])


uf dem Weg dahin haben wir mit Ihnen richtige Ent-
cheidungen getroffen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Sie waren gegen alle Entscheidungen der Großen Koalition!)


ber mittlerweile wird es noch besser; denn wir können
arauf hoffen, dass die 3-Millionen-Grenze bei den Ar-
eitslosen vielleicht schon im September nach unten
urchbrochen wird. Das hieße, dass wir dann die nied-
igste Arbeitslosenquote seit der Wiedervereinigung ha-
en würden. Das ist wirklich eine Erfolgsgeschichte. Da
önnen Sie erzählen, was Sie wollen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Fuchs, du hast die Gans gestohlen!)


ch weiß, dass Sie das nicht gerne hören.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Was hat das mit Brüderle zu tun?)


ber das ist das beste Konjunkturprogramm für alle.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Schauen wir uns einmal die Arbeitslosenquoten welt-
eit in den großen Industrieländern an: Bei der EU-27

iegt sie bei 9,2 Prozent, in Spanien bei 18,7 Prozent, in
rankreich bei 9,6 Prozent und in den USA, wo sie bis-
er immer deutlich unter der unsrigen gelegen hat, bei
,7 Prozent, während sie in Deutschland zurzeit bei
,6 Prozent, Tendenz fallend, liegt. Man spricht im
usland vom „German Job Wonder“. Das ist mehr als
ositiv. So sollten wir das jedenfalls sehen. Wenn wir
eiterhin die richtigen Entscheidungen treffen, dann

unktioniert das auch noch länger.

Wir haben richtige Entscheidungen getroffen, von de-
en Sie heute vielfach gar nichts mehr hören wollen. Sie
aben ja noch mit uns das Bürgerentlastungsgesetz auf
en Weg gebracht. Wir haben dieses um das Wachstums-
eschleunigungsgesetz ergänzt. Beide Gesetze zusam-
en haben dazu geführt, dass wir sowohl beim Binnen-
achstum als auch bei der wirtschaftlichen Entwicklung
ieder nach vorn kommen. Das ist in Ordnung. Das
rauchen wir so.

Es war auch richtig, die Rettungsschirme, die wir für
riechenland und den Euro gespannt haben, zu beschlie-
en. Sie als Opposition aber haben diesen Rettungsschir-
en Ihre Zustimmung verweigert.





Dr. Michael Fuchs


(A) )


)

(Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das war falsch. Sie sehen ja jetzt – –


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nun einmal vorsichtig!)


– Es stimmt, nicht alle. In diesem Falle haben Sie sich
sogar ausgesprochen positiv verhalten, Frau Künast. Das
möchte ich loben. Entschuldigung! Aber die Herrschaf-
ten auf der linken Seite des Hauses haben sich verwei-
gert, und das war falsch.


(Beifall des Abg. Dr. Joachim Pfeiffer [CDU/ CSU])


Die Weltwirtschaft wächst in diesem Jahr um 4 Pro-
zent. Wenn es uns tatsächlich gelingt, ein Wirtschafts-
wachstum in einer Größenordnung von 3,4 Prozent, wie
es uns die OECD voraussagt, zu erzielen, dann wäre die-
ses Jahr das erste Jahr seit annähernd 20 Jahren, wo wir
ungefähr im Gleichschritt mit der Weltwirtschaft wach-
sen. Auch diese positive Entwicklung hat uns keiner zu-
getraut.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Binnennachfrage ist ausgesprochen stark. Wa-
rum? Weil wir eine Menge an Maßnahmen im Wachs-
tumsbeschleunigungsgesetz ergriffen haben – Sie, Herr
Heil, hören das ja nicht so gerne –, die für die Bürgerin-
nen und Bürger positiv waren. Wir haben die Kinderfrei-
beträge und das Kindergeld erhöht und dafür gesorgt,
dass die Krankenkassenbeiträge steuerlich absetzbar
sind.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Entschuldigung, das waren wir! Das war das Bürgerentlastungsgesetz!)


Wir haben Familien mit Kindern um 4,6 Milliarden Euro
entlastet. Außerdem haben wir etliche Maßnahmen für
die Unternehmen ergriffen, um das zu korrigieren, was
wir aufgrund Ihrer falschen Positionen in der letzten Re-
gierung falsch gemacht haben. Beispielsweise sind die
geringwertigen Wirtschaftsgüter jetzt wieder voll steuer-
lich absetzbar, wie das von Anfang an der Fall war. Das
war richtig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das Ganze haben wir parallel zu einem sehr ambitio-
nierten Programm gemacht. Der Finanzminister hat voll-
kommen recht: Wir müssen den Pfad der Konsolidierung
des Haushaltes einhalten. Ich erinnere daran: Als Herr
Steinbrück letztes Jahr den ersten Entwurf des Haushal-
tes für dieses Jahr vorgelegt hat,


(Garrelt Duin [SPD]: Mit Ihnen zusammen!)


waren darin noch 86 Milliarden Euro Neuverschuldung
enthalten. Wir werden, lieber Herr Finanzminister
Schäuble, dieses Jahr auf rund 60 Milliarden Euro kom-
men. Wir machen dies, weil Konsolidierung unser zen-
trales Ziel ist, das wir dringend erreichen müssen.

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(C (D Lieber Kollege Fuchs, gestatten Sie eine Zwischen rage des Kollegen Peter Friedrich? Von mir aus. Bitte schön. Lieber Kollege Fuchs, danke, dass Sie mir Gelegen eit zu einer Frage geben. Sie haben gerade davon gesprochen, dass es Konsoliierungsanstrengungen brauchte. Zuvor haben Sie Ihr soenanntes Wachstumsbeschleunigungsgesetz gelobt. In dieem Gesetz ist der abgesenkte Mehrwertsteuersatz für die otellerie enthalten. Knapp 1 Milliarde Euro hat es geostet. Dieses Geld steht jetzt nicht mehr für die Konsoidierung zur Verfügung. Ich frage Sie, wie Sie folgenden atz, der von der DEHOGA stammt, beurteilen – ich zi iere mit Erlaubnis des Präsidenten –: Mit 208 Millionen Euro lag das konkret belegbare Investitionsvolumen der einheimischen Hotellerie bereits Anfang August deutlich über dem Niveau kompletter Normaljahre von 118 Millionen Euro. Müssen wir das so verstehen, dass Sie 1 Milliarde Euro ingesetzt haben, damit 100 Millionen Euro an zusätzlihen Investitionen auf den Weg gebracht werden? Halen Sie das für eine sinnvolle Wirtschaftsund Konjunkurpolitik? Wir haben gesagt – das ist Ihnen bekannt –, dass wir ie Regelungen zu den Mehrwertsteuersätzen in einer ommission komplett überarbeiten werden. (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Erst komplizierter machen und dann überarbeiten! Super!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705900500
Dr. Michael Fuchs (CDU):
Rede ID: ID1705900600
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705900700
Peter Friedrich (SPD):
Rede ID: ID1705900800
Dr. Michael Fuchs (CDU):
Rede ID: ID1705900900

ir werden uns dann ansehen, ob das vernünftig war.
enn die Zahlen so sind, wie Sie sie gerade genannt ha-

en, dann wurde eben nicht ausreichend investiert. Ges-
ern Abend hat mir der Präsident der DEHOGA mitge-
eilt, es seien bereits 750 Millionen Euro investiert
orden. Wir wollen die Zahlen überprüfen und abwar-

en, was am Ende des Jahres dabei herauskommt.


(Garrelt Duin [SPD]: Herr Lindner sagt doch selber, es sind nur die 208 Millionen! – HansJoachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Die sind immer ein bisschen der Zeit hinterher!)


Wir haben das Konsolidierungsprogramm auf den
eg gebracht. Ich möchte einige Zahlen nennen, die zei-

en, dass Ihre Argumentation, dieses Programm habe
ine gewaltige soziale Schieflage, völlig aus der Luft ge-
riffen ist. Im Jahr 2000 – damals regierte Gerhard
chröder – betrug der Anteil der sozialen Sicherung
m Bundeshaushalt 41,2 Prozent. Letztes Jahr, als wir
och gemeinsam regierten, Herr Heil, betrug er rund
0,3 Prozent. In diesem Jahr beträgt er 54,5 Prozent. Das
eißt, noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik
eutschland hatten wir einen solch hohen Anteil der so-

(B)






Dr. Michael Fuchs


(A) )


)(B)

zialen Sicherung wie jetzt. Dann von sozialer Schieflage
zu sprechen, halte ich schon für sehr verwegen.

Am Sparpaket hat der Bereich Soziales einen Anteil
von etwa einem Drittel. Aber der Anteil am Haushalt
liegt über 40 Prozent. Das heißt, wir sparen im sozialen
Bereich unterproportional im Vergleich zu allen anderen
Bereichen. Das ist richtig und eine vernünftige Politik,
die wir da machen. Das soll auch so bleiben.

Wenn ich die Opposition predigen höre, wir müssten
noch mehr Deficit Spending machen – diese Forderung
kommt vor allen Dingen vom ganzen linken Teil dieses
Hohen Hauses –, dann kann ich mich nur noch wundern.
Sie haben Keynes anscheinend nur bis zum ersten Kapi-
tel gelesen. Im zweiten Kapitel sagt er genau, was man
in Aufschwungphasen tun sollte. Sie sollten das ganze
Buch lesen; das hilft Ihnen weiter.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das hilft auch dann nichts!)


Was wir in der Energiepolitik machen, ist verant-
wortliche Politik. Ich halte es für richtig, dass wir die
Laufzeiten um durchschnittlich zwölf Jahre verlängern.
Ich halte es auch für richtig, dass wir die großen Erträge
in hohem Maße abschöpfen.


(Ulla Lötzer [DIE LINKE]: Das ist ja wohl der größte Witz!)


In den ersten zwei Jahren zahlen die Kernkraftwerksbe-
treiber 2,6 Milliarden Euro pro Jahr. 2,3 Milliarden Euro
gehen direkt in den Haushalt und 300 Millionen Euro in
den Fonds. In den vier Folgejahren zahlen sie 2,5 Mil-
liarden Euro, wovon wiederum 2,3 Milliarden Euro in
den Haushalt und 200 Millionen Euro in den Fonds flie-
ßen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Und was haben Sie in der Tasche?)


Wir sind auf diese Art in der Lage, viel Geld in den Ein-
stieg in erneuerbare Energien, in Speichertechnologien,
in Forschung, in Netzausbau etc. zu investieren.

Zum Thema Netzausbau darf ich Ihnen einmal eines
sagen: Sie alle fordern hier erneuerbare Energien. Auch
ich tue das; ich finde das auch richtig. Nur, wir wissen,
dass erneuerbare Energien dezentral entstehen.


(Beifall des Abg. Hubertus Heil [Peine] [SPD] – Zurufe von der SPD: Genau!)


Wenn Sie dezentral entstehen, dann brauchen wir Lei-
tungsnetze, damit sie dahin kommen, wo sie gebraucht
werden.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sagen wir schon seit zehn Jahren!)


Und wer macht etwas gegen Leitungsnetze? Verehrte
Frau Künast, kommen Sie in meinen Wahlkreis. Da soll
eine 380-kVA-Leitung gebaut werden. Wer ist dagegen,
dass diese Leitung gebaut wird?


(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Na, wer?)


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(C (D ie Grünen, Greenpeace, NABU, BUND. Das ist doch eine verantwortliche Politik. Dann gehen Sie bitte hin nd fördern mit uns den Leitungsund Netzbau, und veruchen Sie nicht, ihn zu verhindern. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, aber nur, wenn Sie die Atomenergie aufgeben! Entweder oder!)


Ich sage Ihnen noch eines. Wir wollen Offshore-
indanlagen bauen. Dafür bin ich absolut. Da stören sie

icht; da sieht man sie nicht. Sie sind irgendwo draußen.
as ist eine komplizierte Geschichte und sehr teuer.
uch das wird in Zukunft mit dem Erneuerbare-Ener-
ien-Gesetz gefördert werden. Aber der Strom wird
icht in der Nordsee gebraucht. Nach meiner Kenntnis
ieben Fische keinen Strom.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Der Zitteraal vielleicht!)


Wenn es uns nicht gelingt, ein vernünftiges Leitungs-
etz von der Nordsee und der Ostsee in die Gegenden zu
auen, in denen wir den Strom brauchen – zum Beispiel
n das Ruhrgebiet oder nach Bayern, wo man heute noch
5 Prozent Kernkraftstrom nutzt –, dann funktioniert das
anze System nicht. Deswegen brauchen wir ein Lei-
ungsnetz, das wirklich vernünftig ist. Dieses Leitungs-
etz müssen wir aufbauen. Ich erwarte von den Grünen,
ass sie ihre Kameraden in den Ländern zurückpfeifen
nd dafür sorgen, dass diese Dinge auch umgesetzt wer-
en können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber nur ohne Laufzeitverlängerung! Dann gehe ich mit Ihnen mit!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705901000

Herr Kollege Fuchs, darf Ihnen der Kollege Lenkert

och eine Zwischenfrage stellen?


Dr. Michael Fuchs (CDU):
Rede ID: ID1705901100

Nein, es reicht jetzt. – Wir werden durch diese Mög-

ichkeiten auch in der Lage sein, den Strompreis in
chach zu halten. Es ist in den Energieszenarien, die wir
rstellt haben, bewiesen, dass der Strompreis sinken
ird und dass die erneuerbaren Energien besser ausge-
aut werden.

Das ganze Geschwätz, dass der Kernkraftstrom die
eitungen verstopfen würde, zeigt doch, dass entweder
einerlei Ahnung vorhanden ist oder demagogisch falsch
rgumentiert wird.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das unterstellen Sie dem Verband kommunaler Unternehmen?)


ie soll denn, bitte schön, Atomkraft die Leitungsnetze
erstopfen, wenn erneuerbare Energien einen Leitungs-
orrang haben?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)






Dr. Michael Fuchs


(A) )


)(B)

Die erneuerbaren Energien werden zuallererst durchge-
lassen, und nichts anderes passiert. Das wissen Sie ganz
genau. Deswegen sollten Sie hier auch nicht solche Un-
wahrheiten verbreiten; denn das verunsichert die Bevöl-
kerung. Wir wollen der Bevölkerung Sicherheit geben.
Wir wollen dafür sorgen, dass die erneuerbaren Energien
ausgebaut werden, aber zu Preisen, die die Bürgerinnen
und Bürger bezahlen können,


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das glaubt Ihnen kein Mensch!)


und vor allen Dingen zu Preisen, die die Unternehmen
nicht aus Deutschland vertreiben. Das ist uns wichtig.
Wir brauchen in Deutschland die Industrie.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Absolut!)


Mein Bild von Deutschland ist ein Industrieland. Wir
sind deswegen so gut aus der Krise gekommen, weil un-
sere Industrie Arbeitsplätze aufgebaut hat und weiter ge-
wachsen ist, und das muss auch so bleiben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705901200

Für eine Kurzintervention erhält der Kollege Lenkert

das Wort.


Ralph Lenkert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705901300

Herr Kollege Fuchs, eine kurze Frage: Ist Ihnen be-

kannt, dass die Netzbetreiber verpflichtet sind, eine Lei-
tung zu legen, egal wohin ein Kraftwerksbetreiber sein
Kraftwerk bauen will, dass dies volkswirtschaftlich rela-
tiv sinnlos ist und dass es in früheren Zeiten, bevor Sie
Netze und Betreiber getrennt haben, üblich war, die
Kraftwerke zum einen dorthin zu bauen, wo Strom ge-
braucht wurde, damit man nicht so viele Leitungen
bauen musste, und zum Zweiten, wo Leitungen frei wa-
ren? Dieses Prinzip ist außer Kraft gesetzt. Würden Sie
mir zustimmen, dass das natürlich die Akzeptanz der Be-
völkerung für Leitungsneubauten deutlich reduziert?


(Zuruf von der FDP: Offshore am Bodensee!)



Dr. Michael Fuchs (CDU):
Rede ID: ID1705901400

Ist Ihnen denn bekannt, dass Anlagen zur Nutzung er-

neuerbarer Energien dort gebaut werden, wo der Betrei-
ber es wünscht, dass deshalb natürlich Netze vorhanden
sein müssen? Wir haben einen Einspeisevorrang für er-
neuerbare Energien; die Netze müssen ihn gewährleis-
ten.

Ich halte es übrigens für richtig, dass die Netzbetrei-
ber von den Kraftwerksbetreibern getrennt sind. Dieses
Unbundling ist auch europäische Politik. Die Grünen
sollten sich damit beschäftigen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das sind aber die Linken! – Gegenruf des Abg. Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Ja! Die Linken! – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Alles Kommunisten! Alle doof, die Linken! – Weitere Zurufe)


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(C (D Ich vermute, dass ein größerer Teil dieser außerge öhnlich geistreichen wechselseitigen Zwischenrufe gar icht das Protokoll erreichen, sodass sich für einen solhen Fall eine rechtzeitige Absprache empfiehlt, damit ie überhaupt aufgenommen werden können. Nun hat die Abgeordnete Sahra Wagenknecht für die raktion Die Linke das Wort. Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! enn eine Regierung jeden Bezug zur Realität verliert, (Zuruf von der CDU/CSU: Dann stellt sie Die Linke!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705901500

(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Sahra Wagenknecht (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705901600

st das in der Regel nicht besonders gut für das Land.


(Zuruf von der FDP: Da kennen Sie sich ja aus!)


err Brüderle, Sie träumen vom Wirtschaftsaufschwung
it Flügeln. Ich will Ihnen nicht Ihre Träume nehmen;

ber eigentlich sollten Sie wissen, auf welch wackeligen
undamenten das Wachstum, das wir aktuell in Deutsch-

and haben, beruht. Sie träumen von einem Jobwunder,
ber wissen ganz genau, dass Sie die Statistik fälschen,
eil Sie etwa 1 Million Menschen, die in diesem Lande
erzweifelt nach Arbeit suchen, schlicht nicht mehr er-
assen und einrechnen.

Noch eine andere Zahl ist interessant: Die Summe der
öhne und Gehälter liegt heute in der Bundesrepublik

nflationsbereinigt auf dem Niveau von 1991. Das muss
an sich einmal vergegenwärtigen. Diese Zahl ergibt

ich trotz der ganzen gefeierten tollen neuen Jobs, die
ngeblich geschaffen wurden: Billigjobs, Minijobs so-
ie Leiharbeit, die wieder auf Vorkrisenniveau boomt.
ll das sind Jobs, von denen Menschen eben nicht leben
önnen. Das ist das Grundproblem.

Im Gegenzug sind die Einkommen aus Gewinnen und
ermögen in diesem Jahr schon wieder nach oben ge-
chossen, und zwar um 22 Prozent. Herr Brüderle, das
st Ihr Aufschwung, aber er trägt nicht. Denn diejenigen,
ie diese dicken Einkommen beziehen, schieben das
eld nur in die Finanzmärkte, während der Binnenmarkt
nd der Konsum unverändert am Boden liegen.


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Bestechend einfach!)


Gerade deshalb ist Ihr Sparpaket eben nicht nur ein
ozialer Skandal, sondern auch ein wirtschaftspolitischer
rrsinn. Sie können doch nicht im Ernst glauben, dass
ie die Wirtschaft dadurch stabilisieren, dass Sie denen,
ie nun wirklich jeden Euro für ihre dringendsten Le-
ensbedürfnisse brauchen, das letzte Geld aus der Ta-
che ziehen.


(Beifall bei der LINKEN)


Hören Sie doch endlich auf, uns zu erzählen, das sei
in Sparpaket. Sie sparen doch gar nicht. Die annähernd
0 Milliarden Euro, die Sie Hartz-IV-Empfängern, Ar-





Sahra Wagenknecht


(A) )


)(B)

beitslosen und Geringverdienern in den nächsten Jahren
aus der Tasche ziehen wollen, haben Sie doch schon
vorab bei der HRE versenkt.


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Wo wird denn da was versenkt?)


Das ist doch keine Sparpolitik. Das machen Sie wirklich:
Sie arbeiten daran, den Sozialstaat im Interesse einer un-
gebremsten und ungehemmten Profitmacherei endgültig
zu entsorgen. Das ist doch das, was hier läuft; das läuft
leider seit Jahren in diesem Land.


(Beifall bei der LINKEN – Torsten Staffeldt [FDP]: Beim Kollegen Ernst!)


Ich muss allerdings auch sagen, dass ich immer wie-
der wirklich verblüfft bin, mit welcher Selbstgefälligkeit
die SPD hier den Robin Hood der sozial Entrechteten
gibt. Ja, wann hat das denn alles angefangen mit Billig-
jobs, Rentenkürzungen, Leiharbeit und Hartz IV?


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: In der DDR hat das angefangen! Flächendeckend!)


Das alles fing doch im Wesentlichen bei Ihnen an, unter
Rot-Grün: Arbeitslose werden in übelster Weise gede-
mütigt, Banken finanzieren lieber Finanzwetten als inno-
vative Mittelständler, die Löhne sinken,


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Das war bei der SED so!)


Dividenden sind wichtiger als Ausgaben für Forschung
und Entwicklung. Die Weichen in diese Sackgassen wur-
den doch im Wesentlichen unter Beteiligung der SPD
gestellt.

Nun will ich jeder Partei zubilligen, dass sie sich kor-
rigieren kann.


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Eurer nicht!)


Das Erschreckende ist aber: Sie korrigieren sich gar
nicht. Sie tun einfach nur so, als hätten Sie mit dem in
diesem Lande angerichteten sozialen Desaster einfach
nichts zu tun. Da kann ich Sie nur fragen: Merken Sie
überhaupt nicht, wie unglaubwürdig diese Inszenierung
ist, die Sie hier immer wieder abziehen?


(Beifall bei der LINKEN)


Ich komme zurück zur Regierung. Für Walter Eucken,


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Den kennen Sie gar nicht!)


einen der geistigen Väter des Konzepts der sozialen
Marktwirtschaft – den Sie wahrscheinlich alle wieder
nicht gelesen haben –,


(Zurufe von der SPD: Oh!)


war das Prinzip der Haftung die Voraussetzung für eine
funktionierende Wettbewerbsordnung. Eucken wörtlich:
„Wer den Nutzen hat, muss auch den Schaden tragen.“
Herr Brüderle, wir verlangen nicht, dass Sie auf uns, die
Linke, hören, aber hören Sie wenigstens auf Walter
Eucken und sorgen Sie dafür, dass diejenigen, die aus
der Spekulationsparty und dem Dividendenregen den

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(C (D utzen gezogen haben, jetzt auch den Schaden tragen nd nicht Arbeitslose und Geringverdiener. ber diese Regierung hat noch nicht einmal das Kreuz, ine Politik zu machen, wie sie im Sinne von Walter ucken wäre. Kennen Sie übrigens den Urheber von folgendem chönen Satz: Der Tatbestand der sozialen Marktwirtschaft ist … nur dann als voll erfüllt anzusehen, wenn entsprechend der wachsenden Produktivität … echte Reallohnsteigerungen möglich werden. s ist schon interessant, dass niemand auf die Idee komen würde, diesen Satz irgendeinem Mitglied der aktu llen Bundesregierung zuzuordnen. Der Satz stammt on Ludwig Erhard. Wenn man seine Aussage ernst immt, dann ist völlig klar, dass wir in unserem Lande eit vielen Jahren definitiv keine soziale Marktwirtchaft mehr haben. Was wir tatsächlich haben, ist ein geissenloser und zunehmend rabiater Kapitalismus, von essen wenigen Profiteuren Sie sich die Agenda Ihrer olitik diktieren lassen: von der Atomlobby, von den anken, von den Konzernen und von einer kleinen, teinreichen Oberschicht, die Sie alle, wie Sie hier sitzen von SPD und Grünen bis FDP und CDU/CSU –, (Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Genau: alle!)


(Beifall bei der LINKEN)


it Ihrer neoliberalen Politik gemästet haben und immer
och mästen.


(Beifall bei der LINKEN)


as ist das Grundproblem. Das ist schlimm für die De-
okratie und gefährlich für die Zukunft. Es wird Zeit,

ass sich die Menschen gegen Ihre verhängnisvolle Poli-
ik mit gleicher Vehemenz zur Wehr setzen, wie es die
tuttgarter gegenwärtig mit gutem Grund bei diesem
berwitzigen Tunnelbahnhof tun.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705901700

Ich erteile das Wort jetzt dem Kollegen Fritz Kuhn für

ie Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Der neoliberale Fritz Kuhn!)



Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705901800

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Liebe Frau Wagenknecht, eine Partei bzw.
ine Fraktion, die sich in den letzten Monaten nur mit
en Reallohnsteigerungen ihres Vorsitzenden beschäftigt
at und mit sonst gar nichts, sollte etwas weniger aufs
lech hauen, als Sie es gemacht haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ Fritz Kuhn )





(A) )

NEN]: Auf den Satz habe ich mich schon ge-
freut! – Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]:
Das ist selbst unter Ihrem Niveau! – Sevim
Dağdelen [DIE LINKE]: Das müssen Sie von
den Grünen gerade sagen!)

Herr Brüderle, zu dem, was Sie vorgetragen haben,
kann ich nur sagen: Ich muss mich schon wundern. Sel-
ten hat sich ein Minister, der in dem bis jetzt knapp einen
Jahr seiner Amtszeit so gut wie nichts gemacht hat – bis-
her haben Sie nur Ankündigungen gemacht –,


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Außer Opel natürlich! – Heinz-Peter Haustein [FDP]: Opel!)


die wirtschaftliche Entwicklung so sehr auf die Fahnen
geschrieben, wie Sie das eben getan haben. Alle Exper-
ten im In- und Ausland schreiben,


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Alle, ausnahmslos!)


dass der Umstand, dass wir schneller bzw. gut aus der
Krise gekommen sind, im Wesentlichen arbeitsmarktbe-
gründet ist. Das hat mit der Kurzarbeiterregelung und
den Konjunkturprogrammen zu tun. Gegen beides sind
Sie kräftig zu Felde gezogen.

Ihr Weltbild ist klar: Geht es der Wirtschaft schlech-
ter, ist Rot-Grün schuld; geht es der Wirtschaft besser,
sind Sie dafür verantwortlich.


(Torsten Staffeldt [FDP]: Stimmt ja auch!)


– Das ist das Schöne bei euch. Solange ihr das glaubt,
seid ihr harmlos ohne Ende. Ihr solltet euch aber gele-
gentlich mit der Frage beschäftigen, wieso ihr von rund
14 Prozent auf etwa 5 Prozent geschrumpft seid, wo
doch der Aufschwung so großartig und FDP-geschuldet
ist. Irgendwie verstehen die Menschen draußen nicht,
wie toll ihr seid.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist reziprok proportional, Fritz!)


Wir müssen aufpassen, dass der Aufschwung eine
nachhaltige Ergänzung auf dem Binnenmarkt erfährt.
Ich kenne die Zahlen. In diesem Bereich sieht es besser
aus, aber ich halte die Entwicklung nicht für nachhaltig,
weil die Menschen lange mit Konsumausgaben gezögert
haben, die sie jetzt dringend tätigen müssen. Die Binnen-
marktentwicklung muss nachhaltig sein, sonst bekom-
men wir erneut die Leistungsbilanzprobleme, die uns die
EU ins Stammbuch geschrieben hat. Wann wäre die
Stunde, wenn nicht jetzt, den Binnenmarkt zu stabilisie-
ren, indem man vernünftige Mindestlöhne in Deutsch-
land einführt?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Bettina Hagedorn [SPD])


Bei diesem Thema sind Sie der Oberbremser, weil Sie
den Kabinettsvorbehalt nutzen, wie jüngst bei der Zeit-
arbeit, um immer wieder auf die Bremse zu treten. Ich
kann nur sagen: Mit dem ordnungspolitischen Kernkon-
zept einer sozialen Marktwirtschaft ist das, was Sie bei

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(C (D en Löhnen machen, nicht vereinbar. Wenn Löhne von enschen, die ganztags arbeiten, nicht ausreichen, um ine Familie zu ernähren, wenn diese Menschen zusätzich zur Arbeitsagentur gehen müssen, dann ist das keine oziale Marktwirtschaft mehr. Von jemandem, der in der radition Ihres Hauses steht, verlange ich, dass er sich ndlich einmal um das Soziale bei der sozialen Marktirtschaft kümmert. Herr Brüderle, gehen Sie runter von er Bremse beim gesetzlichen Mindestlohn und bei den ranchenspezifischen Mindestlöhnen, die wir anstreben! (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Eine kurze Bemerkung, weil wir über den Haushalt
eden. Den Kreditmediator brauchen wir nicht. Dafür ha-
en Sie wieder, wie schon im letzten Jahr, 5 Millionen
uro in den Haushalt hineingeschrieben. Hinter diesen
osten sollten Sie schreiben: Abwickeln. Ich hoffe, dass
as, was da angesagt ist, Ihrem rheinland-pfälzischen
reund, Herrn Metternich, vermittelbar ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ür das, was man nicht braucht, gibt man auch nichts
us. Das ist eine relativ vernünftige kaufmännische Re-
el.

Ich komme zu dem, was Sie im Bereich der Energie-
olitik, für die Sie eine genuine Zuständigkeit haben,
ngerichtet haben bzw. anrichten wollen. Zunächst ein-
al: Dass ein Wirtschaftsminister ein Energiekonzept
itträgt – dabei geht es auch um Arbeitsplätze und Ener-

iesicherheit –, dessen wissenschaftliche Grundlagen,
ie das ja in den Gutachten nachgelesen werden kann,

o fragwürdig sind, kann ich nicht nachvollziehen. Dass
ie verschiedene Szenarien untersuchen und bei den
zenarien mit einer Laufzeitverlängerung hohe Einspar-
otenziale beim Energieverbrauch unterstellen, aber
eim Referenzszenario ohne Laufzeitverlängerung da-
on ausgehen, dass weniger Energie eingespart wird, ist
och völlig skurril und politisch unglaubwürdig. Gerade
enn Sie die Laufzeiten nicht verlängern und nicht län-
er Atomstrom ins Netz speisen, werden Sie für die Effi-
ienzsteigerung doch umso mehr tun. Das ist nicht lo-
isch, was in Ihrem Konzept steht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Hubertus Heil [Peine] [SPD])


ass Sie es auf so etwas gründen, können wir wirklich
icht nachvollziehen.

Dass wir nach Ihrem Laufzeitverlängerungsszenario
m Jahr 2050 einen Stromimport von 30 Prozent haben –
as hat das mit Energiesicherheit und einer fortschrittli-

hen Energierevolution zu tun?


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Gegenteil!)


as ist einfach blanker Unsinn, und wer auf Unsinn
ründet, kommt nicht zu vernünftigen politischen Vor-
chlägen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Sevim Dağdelen [DIE LINKE]: Wie die Grünen!)






Fritz Kuhn


(A) )


)(B)

Jetzt muss ich fragen: Herr Brüderle, wo ist eigentlich
Ihr marktwirtschaftlicher Kompass? Einer der elemen-
tarsten Grundsätze der deutschen sozialen Marktwirt-
schaft, von den Gründervätern angefangen bis jetzt, war
immer: Es ist Aufgabe des Staates, den Wettbewerb zu
stärken, Oligopole und Monopole zurückzudrängen und
dafür zu sorgen, dass wir stets einen freien Wettbewerb
als Voraussetzung für wirtschaftliche Kreativität haben.
Das ist das Kerncredo der sozialen Marktwirtschaft. Am
Anfang haben Sie mit dem Ansatz für ein Entflechtungs-
gesetz – den haben Sie still und heimlich in die Tüte ge-
tan – den Eindruck erweckt, als würde Ihnen das Thema
ordnungspolitisch am Herzen liegen. Das gehört ja zur
Grundrhetorik der Marktwirtschaftler. Und jetzt? Was
machen Sie jetzt mit den Laufzeitverlängerungen? Sie
geben den vier Oligopolisten zusätzliche Marktvorteile.
Die vier Großen, die den Markt beherrschen, erhalten
durch Ihr Energiekonzept mindestens 60 Milliarden
Euro, die sie nicht an den Staat oder an Fonds geben
müssen.


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Das ist doch Quatsch! Die zahlen Steuern!)


Das heißt, Sie machen die marktbeherrschenden Akteure
am Energiemarkt um ein Vielfaches stärker, als sie es
heute sind. Ich frage: Wo ist da der Wettbewerbshüter
Rainer Brüderle?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Sie verschlechtern die Wettbewerbsmöglichkeiten, an-
statt sie zu verbessern. Sie reden zwar über den Wettbe-
werb, helfen aber denen, die ihn kaputtmachen und wei-
ter kaputtmachen werden.

Diese Kritik am Wirtschaftsminister betrifft nichts
Nebensächliches, sondern bedeutet klipp und klar, dass
Sie die Kernaufgabe „Hüter des Wettbewerbs und
Kämpfer gegen die Monopole“ auch nicht einmal im
Ansatz wahrnehmen, sondern ins Gegenteil verkehren.
Deswegen stehen Sie nicht in der Tradition der sozialen
Marktwirtschaft, die besagt, für Wettbewerb einzustehen
und ihn nicht kaputtzumachen.

Mir gefallen ja die elektronischen Anzeigetafeln gut,
die wir jetzt im Plenarsaal haben. Bei Ihren Reden
müsste in Zukunft dort stehen: Rainer Brüderle, sponso-
red by RWE, EnBW, Eon und Vattenfall. – Denn nichts
anderes machen Sie in der Energiepolitik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und Mövenpick! – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist für den Außenminister!)


Jetzt muss man natürlich die FDP-Rhetorik sehen:
Hüter des Mittelstands wollen Sie sein. Aber Sie machen
Folgendes: Sie streichen bei den Programmen zur ener-
getischen Gebäudesanierung, die im Etat von Herrn
Ramsauer sind, und fördern die Atomlobby. Das heißt,
diejenigen, die von den Energieeinsparungsprogrammen

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(C (D rofitieren – das sind die kleinen Betriebe, der Mitteltand und das Handwerk –, erden durch Ihre Politik behindert. Sie schaffen eine nnovationsbremse. Es ist doch völlig klar, dass das arktsignal Ihrer Politik, das Sie jetzt aussenden, ist: ha, es geht wieder in die alte Richtung, zu Atomkraft nd Kohlekraft, und die neue Energiepolitik wird erst inmal gebremst. – Die Brücke zu den erneuerbaren nergien ist ja keine wirkliche Brücke. Vielmehr haben ie mit Ihrer Politik einen Sperrriegel aufgestellt. (Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Das ist Unfug!)


(Zuruf des Abg. Christian Lindner [FDP])


ch glaube, es ist bei den Leuten deutlich angekommen,
ass man nicht sagen kann, man wolle die erneuerbaren
nergien fördern, und dann erst einmal eine Politik
acht, die die alten Energieformen stabilisiert.

Selbstverständlich kommt es im Netz zu einer Kon-
urrenz. Herr Fuchs, ich wundere mich über Ihre Naivi-
ät. Natürlich ist der Ausdruck vom Verstopfen nur eine
olitische Metapher, aber es ist tatsächlich so, dass wir
n Deutschland schon heute an vielen Tagen unseren
trom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien bezie-
en können. Doch dann passiert Folgendes: Die Atom-
raftwerke können nicht kurzfristig heruntergefahren
erden, weil sie nicht wie kleine Gaskraftwerke von
eute auf morgen flexibel regulierbar sind. Daher haben
ie das Problem, dass es eine Konkurrenz zwischen den
roßen Kraftwerken einerseits und den erneuerbaren
nergien andererseits gibt. Die Definition von Grundlast
ird sich in den nächsten Jahren massiv verschieben.
eswegen gibt es keine Koexistenz zwischen den gro-
en Kraftwerken und der dezentralen Energieversor-
ung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Lothar Binding [Heidelberg] [SPD])


Über das, was Sie zum Leitungsbau gesagt haben,
rauchen wir uns nicht zu streiten. Aber dann machen
ie auch eine vernünftige Energiepolitik! Dann sprechen
ir über die Frage, wie man vor Ort in den Landkreisen

uftreten muss, damit Leitungen dort akzeptiert werden.
nd: Zeigen Sie bei Blockaden nicht immer auf die Grü-
en!

Ich sage Ihnen: Bei Ihrer ach so geliebten CCS-Tech-
ik, dem Verbringen von CO2 in die Erde, sollten Sie
inmal Peter Harry Carstensen in Schleswig-Holstein
ragen, wie begeistert die CDU dort von dieser Idee ist.
ie führt dort den Widerstand an; also Vorsicht bei sol-
hen Geschichten. Klar ist doch: Sie müssen die Bevöl-
erung überzeugen, wenn Sie etwas Notwendiges ma-
hen wollen. Sie können sie nur mit einem vernünftigen
esamtkonzept überzeugen, mit einer echten Brücke in
ie erneuerbaren Energien, aber nicht mit Lobbypolitik
ür die Atomkraft.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Lothar Binding [Heidelberg] [SPD])






Fritz Kuhn


(A) )


)(B)

Ich komme zum Schluss. Herr Brüderle, mit Markt-
wirtschaft hat das, was Sie gepredigt haben, nichts zu
tun. Sie haben nicht erklärt, warum der Entwurf Ihres
Entflechtungsgesetzes jetzt plötzlich in der Schublade
ist. Natürlich haben Sie zum Beispiel auch in der Ge-
sundheitspolitik gemerkt, dass Sie auf die eine oder an-
dere Problematik bei den PKVs stoßen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705901900

Herr Kollege.


Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705902000

Wir werden hier in diesem Hause nicht mehr durchge-

hen lassen, dass Sie die Erbschaft der sozialen Markt-
wirtschaft für sich reklamieren und gleichzeitig die
Macht der Oligopole stärken, wie Sie es jetzt bei Ihrem
Energiekonzept tun.

Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705902100

Ulrike Flach ist die nächste Rednerin für die FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1705902200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr

Kuhn, wie sich ein Vertreter einer Fraktion, die nun
wirklich eine alles andere als ausgereifte Vorstellung von
der Energieversorgung in den nächsten Jahrzehnten hat,
an dieser Stelle so äußern kann, wird mir ewig unklar
sein. Sie wollen Atomkraft nicht, Sie wollen Kohlekraft
nicht, Sie wollen kein CCS. Was wollen Sie eigentlich?
Sie wollen dieses Land vor allen Dingen abhängig ma-
chen von Importen aus anderen Ländern.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir sind schon abhängig! 30 Prozent macht ihr!)


Ich muss an dieser Stelle etwas zu dem Vorwurf, den Sie
immer so wohlfeil in die Welt setzen und in dem von
Lobbyismus die Rede ist, sagen: Wo sind denn eigent-
lich die führenden Köpfe der Grünen und der SPD ge-
blieben? Sie sind ohne eine Schamfrist zu den Energie-
versorgern gegangen, nachdem sie aufgehört haben, zu
regieren. Das war Lobbyismus pur und hat mit dem, was
hier heutzutage läuft, überhaupt nichts zu tun.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, der Haushalt 2011 stellt
die Weichen neu. Die Wirtschafts- und Finanzkrise ist
zwar noch nicht für alle Branchen überwunden, aber es
ist Zeit, die Rettungsschirme zu schließen und den Wirt-
schaftsfonds auslaufen zu lassen. Das war richtig; denn
wir leben in einer Zeit, in der wir sicherstellen müssen,
dass unsere Kinder ohne Schulden leben. Wir müssen se-
hen, dass wir die Schulden, die Sie hinterlassen haben,
abbauen. Wir wissen alle, dass Kinder nicht auf Schul-

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(C (D enbergen spielen können. Das können Sie vielleicht in ordrhein-Westfalen machen, aber nicht hier in Berlin. Der Einzelplan 09 von Rainer Brüderle beteiligt sich brigens in einem sehr beträchtlichen Maße an der Konolidierung. Er leistet allein in diesem Jahr einen Beitrag ur Haushaltskonsolidierung von 67 Millionen Euro und etzt gleichzeitig auf Bildung und Innovation. Das ist er Unterschied zwischen dem linken Teil dieses Hauses nd dem rechten Teil dieses Hauses. Wir sparen und inestieren in die Zukunft. Das tun wir auch mit diesem aushalt. Rainer Brüderle hat vorhin zu Recht darauf hingewieen, dass er gleichzeitig neue Akzente gesetzt hat. An ieser Stelle möchte ich auf die Fachkräftesicherung u sprechen kommen. Wo waren eigentlich die Vorchläge von Rot, von Grün und von ganz Rot zum hema „fehlende Fachkräfte“? Was ist denn mit dem uwanderungskonzept, das wir seit vielen Jahren einforern? Was ist denn mit den vielen Punkten, wo man anetzen könnte, damit qualifizierte Menschen in dieses and kommen und keine Zuwanderung in die Sozialsys eme erfolgt? All das ist von diesem Wirtschaftsminister hematisiert worden. Sie werden erleben, dass wir das in en nächsten Monaten auf den Weg bringen werden. (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Meinen Sie das Begrüßungsgeld?)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


enn unsere Wirtschaft kann nur boomen, wenn wir
ualifizierte Köpfe haben. Ansonsten laufen wir ins
eere.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Die muss man hier ausbilden!)


Herr Heil, Sie sollten sich den Haushalt einmal an-
chauen, bevor Sie hier so herumlärmen. Lesen hilft
mmer: 9 Millionen Euro allein für die Vermittlung von
ugendlichen aus geringfügigen Beschäftigungsverhält-
issen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: 9 Millionen?)


Millionen Euro für die Hilfe von Kammern bei der Be-
ertung ausländischer Qualifikationen. Vergleichen wir
as doch einmal mit dem, was Sie gemacht haben. Sie
aben in diesem Bereich nichts unternommen. Deswe-
en ist das ein deutlicher Fortschritt.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: 9 Millionen bundesweit!)


Dieses Ministerium ist übrigens auch ein Technolo-
ieministerium. An dieser Stelle will ich namens der In-
ovationspolitiker der FDP deutlich sagen: Wir drängen
eit vielen Jahren auf eine steuerliche Forschungsför-
erung. Sie sehen daran, dass wir sehr wohl in der Lage
ind, die politischen Bereiche – –


(Abg. Hubertus Heil [Peine] [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Gerne.






(A) )


)(B)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705902300

Dazu fällt einem manches ein. Jedenfalls wünscht und

erhält nun der Kollege Heil die Gelegenheit zu einer
Zwischenfrage.


Hubertus Heil (SPD):
Rede ID: ID1705902400

Geschätzter Herr Präsident, herzlichen Dank. – Liebe

Frau Flach, wir haben zum Thema „steuerliche For-
schungsförderung“ eine Anfrage an diese Bundesregie-
rung gestellt.


(Ulrike Flach [FDP]: Natürlich!)


Die Antwort lautet: Wir werden das, was wir im Koali-
tionsvertrag beschrieben haben, nicht umsetzen. – Wa-
rum verschwenden Sie also Ihre Redezeit mit der Forde-
rung nach etwas, das Sie selbst nicht umsetzen? Das ist
durchaus vernünftig; aber dazu gibt es laut Angaben der
Bundesregierung kein Konzept und keine Unterfütte-
rung.


Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1705902500

Lieber Herr Heil, ich habe vorhin schon darauf hinge-

wiesen, dass es gut wäre, wenn Sie ein bisschen warten
und sich erst dann äußern würden. Ich war gerade dabei,
zu erläutern, warum wir auf die steuerliche Förderung in
dieser Legislaturperiode verzichten, nämlich aus dem
einfachen Grund, weil wir im Gegensatz zu Ihnen über
den Haushalt nachdenken, weil wir im Gegensatz zu Ih-
nen wissen, an welcher Stelle es entscheidend ist, mit er-
folgreichen Programmen weiterzumachen


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dieser Zustand kann aber nicht lange andauern!)


und die Mittel dafür aufzustocken. Wir haben uns auf
den mittelständischen Bereich konzentriert, weil wir
wissen, dass Mittel im erforderlichen Umfang nicht vor-
handen sind. Deshalb haben wir allein 500 Millionen
Euro zusätzlich für ZIM, das Zentrale Innovationspro-
gramm Mittelstand, bereitgestellt, das übrigens unter Ih-
rer werten Führung eingeführt wurde.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Danke schön!)


Dieses Programm haben wir immer als gut gepriesen.
Die Mittel für dieses Programm stocken wir auf, weil
wir wissen, dass wir die steuerliche Förderung in dieser
Periode nicht umsetzen können.

Sie fordern von uns doch immer Realismus ein.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ja, Hotel!)


Jetzt ist Realismus da, und Realismus heißt, dass man
eine Förderungsform nicht einführen kann, wenn die
Mittel im Haushalt nicht vorhanden sind. Das unter-
scheidet uns von Ihnen. Aus diesem Grunde kommen
wir zu einem nachhaltigen Haushalt. Wir kommen zu ei-
ner sinkenden Neuverschuldung. Gleichzeitig kommen
wir zu einer erhöhten Förderung im mittelständischen
Bereich. Ich denke, selbst Kollege Riesenhuber, der im-
mer so gern zur steuerlichen Förderung spricht, wird da-
mit zufrieden sein.


(Garrelt Duin [SPD]: Das glaube ich nicht!)


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(C (D as Ende des Konsolidierungspfades bedeutet für uns uch, dass wir erneut eine Debatte über andere Instruente führen müssen; darüber haben wir gerade gespro hen. Ich will zum Schluss auf einen weiteren Aspekt hineisen: Die Steinkohleförderung wird unter dieser Reierung erneut abgesenkt, und sie wird – die Haushälter aben sich das vorgenommen – noch weiter abgesenkt erden. Auch dies ist übrigens ein Punkt, der uns deut ich von Ihnen, Herr Kuhn, unterscheidet. Es wäre schön ewesen, wenn wir in den Zeiten der rot-grünen Regieung auch nur einmal erlebt hätten, dass eine Kürzung on Subventionen in „alten“ Bereichen wie der Steinohle, die Sie ja immer einfordern, durchgeführt worden äre. (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


ir tun das, und in den nächsten Jahren werden wir das
ortführen.

Der Technologieminister Rainer Brüderle wird die
rogramme straffen. Er hat gerade darauf hingewiesen:
s wird Zeit. Wir haben von der Großen Koalition und
on der rot-grünen Koalition einen Bauchladen über-
ommen. Dieser Bauchladen wird nun zusammenge-
ührt. Er wird zu einem effektiven, schlagkräftigen In-
trument gemacht. Im nächsten Jahr werden wir darüber
iskutieren, wie man Technologie in diesem Land mit ei-
em stringenten Konzept durchgehend fördern kann.
as ist der große Unterschied zur Politik unserer Vor-
ängerregierungen.

Ich wünsche uns allen eine gute Haushaltsberatung
nd dass wir den Haushalt so auf den Weg bringen können.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705902600

Nächster Redner ist der Kollege Garrelt Duin für die

PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Garrelt Duin (SPD):
Rede ID: ID1705902700

Verehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kol-

egen! Sehr geehrter Herr Bundeswirtschaftsminister
rüderle, zunächst einmal nachträglich herzlichen Glück-
unsch! Heute und Stern haben Ihnen im Juli einen Titel
erliehen: „König des Sommerlochs“. Diesen Eindruck
atte man in der Tat. Mit Vorschlägen wie einer Begrü-
ungsprämie für – Zitat – „Gastarbeiter“ oder der Ab-
chaffung der Rentengarantie haben Sie medial für viel

irbel gesorgt. Tatsächlich passiert ist aber nichts. Inso-
ern hat Bundesgesundheitsminister Rösler, der jetzt lei-
er nicht hier ist – allerdings kenne ich ihn aus vielen Jah-
en in Niedersachsen gut und kann deswegen auch seine
eden gut einschätzen, insbesondere dann, wenn er, was

hn durchaus auszeichnet, gelegentlich ins Humoristische
erfällt –, in der Rede, die er letzte Woche gehalten hat, in
inem Punkt absolut recht. Er hat gesagt: Wir haben zehn
onate nichts getan. – Dann fügte er hinzu:

Das waren genau die zehn Monate, die die Wirt-
schaft gebraucht hat, um sich zu erholen.





Garrelt Duin


(A) )


)(B)

Da kann man ihm wirklich nicht widersprechen.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Diese Bundesregierung hat mit dem Aufschwung und den positiven Zahlen, die in vielen Prognosen zum Ausdruck kommen, nichts zu tun. Deswegen können Sie sich auch nicht darauf ausruhen. Vielmehr wäre es dringend erforderlich, dass Sie sich einmal fragen: Was waren eigentlich die Ursachen der Krise? Ich meine, es waren der Irrglaube an die Effizienz unregulierter Märkte, der Druck auf Löhne zugunsten rapide wachsender Vermögenseinkommen und vor allen Dingen die weltwirtschaftlichen Ungleichgewichte: Auf der einen Seite gibt es Länder, die nur auf Pump gelebt haben, und auf der anderen Seite gibt es Länder – zu diesen würde ich Deutschland zählen –, die eher unter ihren Verhältnissen und nicht über ihre Verhältnisse gelebt haben, wie es vonseiten Ihrer Regierung immer dargestellt wird. Sie als Wirtschaftsminister müssten sich endlich mit folgenden Fragen befassen: Wie bekomme ich globale und europäische Ungleichgewichte in den Griff? Wie kann ich das erreichen, indem ich die Stärkung der Binnennachfrage, also der Kaufkraft in Deutschland, in den Blick nehme, insbesondere durch gerechtere Löhne? Wie kann ich durch eine kräftige und nachhaltige Unterstützung das Technologieland Deutschland voranbringen? Wie kann ich unsere Städte und Gemeinden wieder zu starken Helfern im Hinblick auf die Wirtschaft vor Ort und den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft machen? Es ist schon gesagt worden: Die jetzigen Erfolge, die Früchte, die jetzt geerntet werden, sind auf vergangene Entscheidungen zurückzuführen, auf Entscheidungen in der Arbeitsmarkt-, der Finanz-, der Wirtschaftsund der Energiepolitik. Eines wird dabei aber immer wieder vergessen – deswegen will ich es Ihnen in Erinnerung rufen; Frau von der Leyen, die neben Ihnen sitzt, wird das möglicherweise bestätigen können –: Einen ganz wesentlichen Anteil daran, dass wir so gut durch die Krise gekommen sind, hat das Modell der Mitbestimmung. Ohne Betriebsräte und Gewerkschaften, die mit dafür gesorgt haben, dass passgenaue Lösungen gefunden wurden, wären wir nicht so gut durch die Krise gekommen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Sehr wahr!)


Deswegen, Herr Brüderle, ist es gefährlich, wenn Sie,
wie heute Morgen in Ihrer Rede, davon sprechen, dass
wir wieder einzelbetriebliche Lösungen brauchen. Wir
Sozialdemokraten sagen klipp und klar: Das Instrument
des Flächentarifvertrages ist ein ganz wichtiger Bestand-
teil unserer Politik und muss auch in Zukunft erhalten
bleiben. – Das wird in Ihrem Programm und in Ihren Re-
den natürlich nicht erwähnt.


(Beifall bei der SPD)


Die Konjunkturprogramme laufen jetzt aus, die Inves-
titionstätigkeit bleibt schwach – ich komme darauf

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(C (D leich noch einmal zurück –, und die weltwirtschaftliche age – insbesondere in den USA, aber auch die Zeichen us China deuten darauf hin – ist nach wie vor schwieig. Wer in Deutschland allein auf den Erfolg von Exporen und damit auf Außenhandelsüberschüsse setzt, der acht sich von den Risiken und Schwankungen des eltmarktes in zu starkem Maße abhängig. Deswegen st es so wichtig, die Binnennachfrage zu stärken. Dazu agen Sie aber eigentlich nichts. Das, was Sie ankündien, ist Subventionsabbau. Frau Flach hat das gerade aners formuliert und gesagt, die Dinge würden zusamengeführt. Ich will Ihnen etwas sagen – noch einmal it Bezug auf Ihre Kollegin Frau von der Leyen –: Der ichtigste Subventionsabbau in Deutschland wäre der, ndlich mit der Subventionierung von zu niedrigen Löhen aufzuhören, indem man sich für Mindestlöhne entcheidet. Die Milliarden, die dort verschenkt werden, önnten in andere, sinnvolle Dinge investiert werden. Herr Brüderle, Sie nehmen weniger hier am Pult, aber n anderen Gesprächen und auch im Ausschuss gerne ezug auf die Erfahrungen, die Ihr Vater, ein, wie ich est überzeugt bin, ehrbarer Kaufmann, im Einzelhandel emacht hat. Das Instrument des Mindestlohns dient azu, den normalen, ehrbaren Kaufmann, der, wie Ihr ater, als Einzelhändler oder in anderen Branchen tätig st, vor Dumpingkonkurrenz zu schützen. In diesem Beeich tun Sie nichts. Sie lassen den sogenannten ehrbaren aufmann, der im Mittelstand tätig ist, im Regen stehen; r sieht sich dieser Konkurrenz tagtäglich ausgesetzt. ir müssen dort endlich etwas tun. Das Bundeswirt chaftsministerium sieht dieser Entwicklung aber tatens zu. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der SPD)


Aus der Geschichte der Wirtschaft wissen wir, dass
ich wirtschaftliche Eliten nicht automatisch der Demo-
ratie, dieser Gesellschaft, dem gesellschaftlichen Zusam-
enhalt und irgendwelchen Standorten verpflichtet fühlen.
azu bedarf es der Einflussnahme, und dafür – das glaube

ch jedenfalls – machen wir alle hier überhaupt Politik.
ir wollen Einfluss nehmen; wir wollen Ordnungsrah-
en setzen, und wir wollen Orientierung und Regeln ge-

en. Lieber Herr Brüderle, lieber Herr Röttgen und an-
ere, so herum wird ein Schuh daraus: Wir müssen als
emokratisch legitimierte Vertreter unseres Volkes Ein-
luss nehmen auf die Wirtschaftseliten und auch auf die
irtschaftlichen Abläufe in unserem Land. Es darf nicht

ndersherum sein: dass Sie sich von der Wirtschaft auf-
chreiben lassen, was Sie zu tun haben. Das ist der falsche
eg, und es würde das Vertrauen in unsere Demokratie

rschüttern, wenn Sie auf dem Weg, den Sie in der Ener-
iepolitik beschritten haben, weiter vorangehen würden.


(Beifall bei der SPD – Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Sie fordern hier Staatswirtschaft!)


Wir müssten stattdessen Dinge tun, die wir hier schon
äufig diskutiert haben, zum Beispiel die Förderung von
nvestitionen in die Zukunft. Wir alle wissen: Der Schlüs-
el zur Schaffung von Arbeit für morgen ist die gezielte





Garrelt Duin


(A) )


)(B)

Erhöhung der Investitionsquote im öffentlichen und im
privaten Bereich. Die Nettoinvestitionsquote in Deutsch-
land ist mit 4 Prozent zurzeit auf einem historisch niedri-
gen Stand. Die anderen positiven Zahlen sollten uns den
Blick nicht vernebeln. Jede Investition in Wissenschaft,
Forschung und Bildung ist eine Investition, die dieses
Land voranbringen würde.

Sie haben daher unsere Zustimmung dafür – auch
wenn Sie danach gar nicht gefragt haben –, dass Sie in den
Koalitionsvertrag aufgenommen haben, dass Sie zusätz-
lich zu der bisherigen Projektförderung ein neues Instru-
ment auf den Weg bringen wollen, nämlich die steuerli-
che Forschungsförderung. Frank-Walter Steinmeier hat
dieses Instrument in seinem „Deutschland-Plan“ eben-
falls vorgeschlagen und gesagt: Wir müssen noch darüber
diskutieren, ob wir das auf die mittelständischen und klei-
nen Betriebe konzentrieren oder ob auch größere mit da-
bei sein sollen. – Man kann hier über viele Details spre-
chen. Auch mit den Abgrenzungsschwierigkeiten werden
wir uns, wenn wir es denn machen, befassen müssen.

Frau Flach sitzt gerade bei Herrn Riesenhuber. Ich
gehe davon aus, dass Ihre soeben getätigte Aussage,
Frau Flach, dass Herr Riesenhuber einverstanden sei, auf
sehr tönernen Füßen gestanden haben dürfte. Es gibt
viele wie Herrn Riesenhuber in der Koalition, die mit
uns gemeinsam dafür gestritten haben, dass wir das In-
strument der steuerlichen Forschungsförderung endlich
bekommen. Sie haben heute zugegeben, dass Sie heim-
lich, still und leise etwas, was in Ihrem Koalitionsvertrag
steht, zu Grabe tragen. Das werden wir nicht hinnehmen.
Wir werden weiterhin für die steuerliche Forschungsför-
derung in diesem Land kämpfen. Wir brauchen sie für
Innovationen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Subventionsabbau war ein weiteres Stichwort. Sie sa-
gen – auch mit Blick auf das Haushaltsbegleitgesetz, das
wir noch diskutieren werden –, dass man im Bereich der
Energiesteuern kürzen müsse. Ich bin ganz bei Ihnen,
wenn Sie sagen: Dort, wo es zu Mitnahmeeffekten
kommt, kann man kürzen. – Aber wir reden hier über ein
Volumen von insgesamt ungefähr 1,3 Milliarden Euro.
Das, was wir an Mitnahmeeffekten konkretisieren können,
sind lediglich 300 Millionen Euro. Die andere Milliarde
geht zulasten ganz normaler, aber im internationalen Wett-
bewerb stehender Unternehmen, den sogenannten ener-
gieintensiven Unternehmen. Sie als Wirtschaftsminister
hätten die Aufgabe – Herr Fuchs, Sie gucken gerade
ganz verkniffen; Sie nämlich auch –, sich an die Seite
dieser Unternehmen zu stellen. Wir müssen ihnen abver-
langen, dass Energieeffizienzpläne aufgestellt werden.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: So ist es!)


Wir müssen ihnen abverlangen, dass sie sorgsamer mit
Material und anderen Energieressourcen umgehen. Aber
wir dürfen sie in dieser schwierigen Wettbewerbssitua-
tion nicht hängen lassen und riskieren, dass sie ins Aus-
land abwandern, wenn wir diese Einsparungen vorneh-
men. Das ist eine falsche Politik. Ich verstehe nicht, wie
das mit Ihren ordnungspolitischen und wirtschaftspoliti-

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(C (D chen Vorstellungen in Einklang zu bringen ist, lieber err Brüderle. Das ist industriefeindlich und diesem tandort nicht zuträglich. Ich bin ganz sicher, dass wir in den nächsten Monaten ine Debatte darüber brauchen, wie qualitatives Wachsum in Zukunft aussehen muss. Sie berauschen sich an en BIP-Wachstumszahlen; das allein wird für dieses and aber nicht ausreichen. Wir brauchen einen anderen achstumsbegriff. Wir werden gemeinsam mit den Grü en eine Enquete-Kommission auf den Weg bringen, die as zum Thema hat; denn wir streben einen Wohlstand n, der sich nicht nur am Bruttoinlandsprodukt, sondern uch an der Lebensqualität einer möglichst großen Zahl on Menschen bemisst. Deswegen ist die Einrichtung eier Enquete-Kommission richtig. Lassen Sie mich abschließend Folgendes sagen, lieber err Brüderle: Wir alle sind froh darüber, dass es diese achstumszahlen, diese Prognosen gibt. Sie haben sich icht nur im Sommer, sondern bis heute an diesen achstumszahlen berauscht. An den Zahlen, die die DP in Umfragen bekommt, können Sie das nicht. Herr Kollege! Der Zusammenhang ist ganz eindeutig: Die Men chen wissen, dass es in diesem Land wieder aufwärtseht. Aber die FDP und diese Bundesregierung, namentich dieser Bundeswirtschaftsminister, haben damit ichts zu tun. Herzlichen Dank. Dr. Joachim Pfeiffer ist der nächste Redner für die DU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her en! Deutschland ist in der Tat durch eine Kombination on kluger Politik und gemeinsamen Anstrengungen von nternehmern und Arbeitnehmern besser durch die rise gekommen, als wir uns dies vorgestellt haben und ls wir es noch vor zwei Jahren auch hier im Deutschen undestag gehofft haben. (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ohne Brüderle!)


(Beifall bei der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705902800
Garrelt Duin (SPD):
Rede ID: ID1705902900

(Beifall bei der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705903000

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Joachim Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1705903100

eshalb verstehe ich nicht, warum wir uns nicht alle da-
über freuen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das tun wir doch!)


ur weil der Wähler letztes Jahr die SPD aus der Regie-
ung entlassen hat, distanzieren Sie sich heute von Maß-





Dr. Joachim Pfeiffer


(A) )


)(B)

nahmen und Instrumenten, die Sie damals mit beschlos-
sen und die uns auf den richtigen Weg gebracht haben.


(Garrelt Duin [SPD]: Nein! Wir freuen uns!)


Wir haben es geschafft, durch Stabilisierung mit den
Konjunkturprogrammen Vertrauen zu schaffen. Gleich-
zeitig haben wir aber auch entlastet. Man muss sich noch
einmal in Erinnerung rufen, dass wir zu Beginn dieses
Jahres die größte Entlastung in Deutschland hatten, die
es jemals gab.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Was?)


Durch das Bürgerentlastungsgesetz und das Wachstums-
beschleunigungsgesetz wurden Bürger und Wirtschaft in
diesem Land um 23 Milliarden Euro entlastet. Auch das
ist ein Grund dafür, dass wir wieder solche Wachstums-
zahlen haben.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Nein!)


Wir haben, wie schon erwähnt wurde, eine kluge Ar-
beitsmarktpolitik gemacht. Statt der befürchteten 5 Mil-
lionen liegen wir jetzt bei 3 Millionen Arbeitslosen. Für
den Bundeshaushalt bedeutet das, dass rund 40 Milliar-
den Euro weniger in die Sozialetats fließen. Das sind
40 Milliarden Euro, die für das Wachstum zur Verfügung
stehen. Deshalb ist es richtig, wenn wir diese beschäfti-
gungsorientierte Lohnpolitik weiterverfolgen. Die Ar-
beitnehmer werden in diesem Jahr von den Maßnahmen
und Erfolgen profitieren. Es wird dieses Jahr kräftige
Reallohnsteigerungen geben, allein deshalb, weil die
Kurzarbeit zurückgeht.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Ach so!)


Durch die Ausweitung des Arbeitsvolumens wird es zu
Reallohnsteigerungen kommen, und durch eine beschäf-
tigungsorientierte Lohn- und Arbeitsmarktpolitik wird
– auch das müssen wir uns vergegenwärtigen – im
Wachstum die Binnennachfrage gestärkt. Die Zahlen sa-
gen ganz klar – Adam Riese lässt sich auch durch die
Linken nicht widerlegen –: 0,1 Prozent Lohnsteigerung
bedeutet 0,3 Prozent Zuwachs der Binnenmarktnach-
frage. Eine Beschäftigungsausweitung um 1 Prozent be-
deutet 0,8 Prozent Zuwachs der Binnenmarktnachfrage.
Das heißt, die beste Binnenmarktpolitik ist eine beschäf-
tigungsorientierte Arbeitsmarktpolitik, die das Arbeits-
volumen erhöht und die Menschen in Arbeit bringt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das ist die Politik, die wir verfolgen, und wir werden da-
mit das Wachstum verstetigen. Wir werden nicht nach
der Rasenmähermethode sparen; wir werden Deutsch-
land mit intelligentem Sparen fitmachen.

Wie werden wir das Wachstum verstetigen? Wir wer-
den nicht nur blindlings sparen. Vielmehr wird der Be-
reich „Forschung und Entwicklung“ weiter gestärkt und
aufgebaut. Im Haushalt 2011 stehen mehr Mittel zur Ver-
fügung als bisher.

Das Programm ZIM ist bereits angesprochen worden.
Es ist ein maßgeschneidertes Programm für den Mittel-
stand in Industrie und Wirtschaft. Wir werden es außer-

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(C (D alb der Konjunkturprogramme weiter auf die alten undesländer ausdehnen, verstetigen und bei einem ufwuchs auf über 500 Millionen Euro auf höchstem iveau fortführen. Wir werden – da können Sie sicher sein – in dieser egislaturperiode die steuerliche Forschungsfördeung einführen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Garrelt Duin [SPD]: Sie hat das Gegenteil gesagt! Frau Flach hat gesagt: in dieser Wahlperiode nicht!)


ir werden aber nicht alles auf einmal machen können.
eshalb werden wir sie nicht im Jahr 2011 einführen
önnen. Wir sind noch mitten in den Haushaltsberatun-
en, sodass sich noch das eine oder andere ändern wird.
ber wir werden in dieser Legislaturperiode mit der

teuerlichen Forschungsförderung weiterkommen.

Bei allen Sparnotwendigkeiten wollen wir die Chan-
engleichheit und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen
ndustrie nicht gefährden. Deshalb werden wir im weite-
en Haushaltsverfahren Änderungen bei der Ökosteuer
ornehmen, durch die die Mitnahmeeffekte beschränkt,
ie Wettbewerbsfähigkeit der energieintensiven Indus-
rie aber nicht gefährdet wird. Wenn Sie dabei mithelfen,
ann ziehen wir gemeinsam an einem Strang in dieselbe
ichtung.

Neben den Maßnahmen einer wachstumsorientierten
odernen Regulierung im Bereich „Post und Telekom-
unikation“ werden wir mit intelligenten neuen Produk-

en weitere Arbeitsplätze schaffen. Auch in den Berei-
hen Bahn, Strom und Gas werden wir uns in neuen
phären bewegen, vor allem im Energiebereich. Diese
egierung legt gerade einen energiepolitischen Marshall-
lan vor, der den Umbau der deutschen Energiewirtschaft
rundlegend angeht. Rot-Grün hat kein Energieprogramm
ustande gebracht. Das letzte Energieprogramm ist
0 Jahre alt; es datiert noch aus der Regierung Kohl.
an hat Rumpfprogramme und Rumpfmaßnahmen auf

en Weg gebracht. Zum ersten Mal seit 20 Jahren wer-
en wir ein Programm auf den Weg bringen, das nicht
ur isoliert einzelne Sektoren oder nur die Angebots-
nd Nachfrageseite betrachtet, sondern wir werden so-
ohl den Stromsektor als auch den Gebäudesektor und
ie Mobilität entsprechend berücksichtigen und den Um-
au mit über 60 Maßnahmen und Instrumenten be-
chleunigen.

Die Kernenergie ist Mittel zum Zweck. Sie wird un-
er Ziel, den Hauptanteil der Energieversorgung aus er-
euerbaren Energien zu bestreiten, im Gegensatz zu
em, was bisher auf den Weg gebracht wurde, beschleu-
igen statt ausbremsen. Der volkswirtschaftliche Nutzen
er Kernenergie wird diesem Umbau zugutekommen.
tto Schily hat recht: Die Kernenergie und ihr volks-
irtschaftlicher Nutzen sind in der Tat so etwas wie ein
astwagen voller Geld, den Sie verbrennen wollen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Klaus Töpfer ist schlauer!)






Dr. Joachim Pfeiffer


(A) )


)(B)

Wir werden ihn nicht verbrennen. Wir werden vielmehr
den volkswirtschaftlichen Nutzen und das Geld für den
Umbau einsetzen und ihn beschleunigen, indem wir
Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz, des
Netzausbaus – Stichwort „intelligente Netze“ –, der
Speicherung, der Energieforschung und im Gebäudebe-
reich finanzieren. Der Gebäudebereich wird ein zentraler
Punkt des Energieprogrammes werden. 40 Prozent des
Endenergieverbrauchs sind schließlich gebäudebezo-
gen. Sie werden sehen, was herauskommt. Wir werden
im Vergleich zu den bisherigen Ansätzen mehr Geld für
die energetische Gebäudesanierung ausgeben. Wir
werden das Maßnahmenpaket in diesem Bereich weiter-
entwickeln.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das kürzen Sie gerade!)


– Warten Sie doch ab, was als Ergebnis herauskommt!


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wieso kürzt man das Programm, wenn es so toll ist?)


Wir werden steuerliche Möglichkeiten aus der Ver-
gangenheit entsprechend nutzen. Von den 30 Milliarden
Euro – so hoch ist der volkswirtschaftliche Nutzen der
Kernenergie; ohne sie hätten wir dieses Geld nicht –
werden wir bis zu 3 Milliarden Euro pro Jahr einsetzen,
um den Umbau umzusetzen und zu beschleunigen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Sie haben von Verträgen gesprochen. Ich darf daran
erinnern: Die Ersten, die in diesem Land einen Vertrag
mit der Energiewirtschaft geschlossen haben – und
zwar über den Ausstieg –, waren Sie von Rot-Grün,
nicht wir. Aber Sie haben einen Vertrag zulasten der
deutschen Volkswirtschaft geschlossen. Wir schließen
nun einen Vertrag zugunsten der deutschen Volkswirt-
schaft


(Garrelt Duin [SPD]: Aber zulasten des Volkes! – Ulla Lötzer [DIE LINKE]: Zulasten der Demokratie, zugunsten der großen Vier!)


und werden die volkswirtschaftlichen Potenziale nutzen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Lieber Herr Kuhn, was Sie machen, ist nicht zu über-
bieten. Sie stellen sich hier hin und sagen: Jawohl, wir
brauchen Netze und erneuerbare Energien. – Das höre
ich nicht nur von Ihnen, sondern auch von Ihren Kolle-
gen. Wenn man aber vor Ort geht, stellt man fest, dass
Sie die Fähnleinführer und Rädelsführer derjenigen sind,
die gegen den Ausbau der Netze sind. Wenn man nach
Baden-Württemberg geht, stellt man fest, dass die Grü-
nen an der Spitze der Bewegung gegen Pumpspeicher-
kraftwerke sind, obwohl diese Kraftwerke die Speiche-
rung von Strom aus regenerativen Energiequellen
ermöglichen und die Netzintegration verbessern. Wenn
man nach Baden-Württemberg geht, stellt man fest, dass
die Grünen gegen den Ausbau von Kraftwerken im
Kleinwasserbereich sind, weil sie der Meinung sind,
dass das zum Beispiel für die Fische nicht gut ist. Die

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(C (D rünen vor Ort sind in der Regel gegen Biogasanlagen nd Biomassekraftwerke. Das, was Sie hier im Deutchen Bundestag für notwendig erachten, sollten Sie uch vor Ort vertreten. Leider ist das bislang nicht der all. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In meinem Wahlkreis war die CDU dagegen! Die Grünen waren dafür!)


Wir werden mit diesem Haushalt in einem Dreiklang
us Konsolidieren, Reformieren und Wachsen einen Bei-
rag dazu leisten, dass Deutschland aus der Krise nicht
ur gestärkt hervorgeht, sondern in einigen Jahren in al-
en Bereichen deutlich besser dasteht als zu Beginn die-
er Legislaturperiode. Dann wird abgerechnet. Ich bin si-
her: Deutschland wird dann entscheiden, dass es gut
egiert worden ist. Wir werden sehen, wohin wir dann
ekommen sind. Wir sehen jedenfalls den kommenden
ntwicklungen gelassen entgegen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705903200

Nächster Redner ist der Kollege Michael Schlecht für

ie Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Michael Schlecht (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705903300

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen

nd Herren! Herr Brüderle, ich finde es immer gut, wenn
enschen fröhlich und guter Laune sind. Aber Ihre gute

aune betreffend den Aufschwung kommt mir fast so
or, als ob sich Ihr Geist so stark beflügelt wie bei
karus, der bekanntlich die beste Laune hatte, kurz bevor
r abgestürzt ist. Ich hoffe nicht, dass dies auch der Kon-
unktur so ergeht. Aber man muss die Lage realistisch
inschätzen.

Die wirtschaftliche Verbesserung, die wir im zweiten
uartal dieses Jahres erleben, ist zu einem Drittel einzig
nd allein darauf zurückzuführen, dass der Lageraufbau
eutlich zugenommen hat. Das, was dann an Auf-
chwung bleibt, ist nicht Ihr Aufschwung, Herr
rüderle, nicht der Aufschwung der Bundesregierung,

ondern zuallererst der Aufschwung von Obama und den
hinesen; denn diese haben in der Krise milliarden-
zw. billionenschwere Konjunkturprogramme aufgelegt.
olchen Programmen hat man sich hier in Deutschland
erweigert.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wir haben einen Sozialstaat!)


as, was hier gelaufen ist, war relativ mickrig. Die deut-
che Exportindustrie profitiert bislang von den Konjunk-
urprogrammen in anderen Ländern. Diese Programme
erden aber zurückgefahren. In den USA steht die wei-

ere wirtschaftliche Entwicklung auf wackligen Beinen.
nsoweit stehen wir in der Frage, wie es weitergeht, vor
inem sehr großen Risiko. Es wird bereits eine Ab-





Michael Schlecht


(A) )


)(B)

schwächung prognostiziert. Wir bräuchten dringend eine
deutliche Steigerung der Binnennachfrage, um diesen
Gefahren vorzubeugen.

Ein ganz wichtiges Instrument ist die Steigerung der
Löhne. Nebenbei gesagt: Bei der SPD wird immer so ge-
tan, als ob die SPD mit der Lohndepression, der deutlich
verschlechterten Lohnentwicklung der letzten zehn
Jahre, nichts zu tun hat. Man muss klar sagen, es ist ge-
nau umgekehrt. Der eigentliche Täter – die CDU hat das
fortgesetzt – der schlechten Binnennachfrage war die
rot-grüne Koalition mit den Agendagesetzen, die dazu
geführt haben, dass die Lohnentwicklung in Deutschland
in den Keller gefahren worden ist und wir in Deutsch-
land den großen Niedriglohnsektor haben. Das ist ein
Skandal. Hier wäre bei Ihnen wirklich eine ganze Menge
an Vergangenheitsbewältigung notwendig, nicht immer
diese fröhlichen Sprüche.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Vergangenheitsbewältigung ist ein gutes Stichwort!)


Darüber hinaus muss die Binnennachfrage durch
massive Besteuerung Reicher gestärkt werden, damit der
Staat wieder mehr ausgeben kann und damit nicht ge-
spart werden muss, denn das führt dazu, dass den Ärms-
ten der Armen Geld genommen wird, dass sie weniger
Geld haben.

Es gibt einen Punkt, für den wir sehr wohl Kürzungs-
vorschläge haben. Dieser Punkt heißt: Stoppen Sie
Stuttgart 21.


(Beifall bei der LINKEN)


Dieses aberwitzige Eisenbahnprojekt, das offiziell
7 Milliarden Euro kosten soll,


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Hat uns Herr Ulrich Maurer eingebrockt!)


wird voraussichtlich, nach bahnunabhängigen Experten,
auf 10, 13 oder noch mehr Milliarden hochlaufen. Die
vielen vermeintlich demokratischen Beschlüsse für
Stuttgart 21 basieren alle auf Halbheiten und Falschmel-
dungen.


(Zuruf von der FDP: Was heißt hier „vermeintlich“?)


Seitdem die Fakten in Stuttgart bekannt sind, leisten die
Menschen breit Widerstand. Seit Ende Juli wird mehr-
mals in der Woche auf Demonstrationen dagegen protes-
tiert. Zuletzt waren 70 000 Menschen auf der Straße.
Das kommt faktisch einem Volksaufstand nah. Es wäre
auch der Demokratie halber angezeigt, dass dort endlich
korrigiert wird.

Viele lehnen Stuttgart 21 deshalb ab,


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ulrich Maurer auch?)


weil es auch in der relativ reichen Schwabenmetropole
viele soziale Missstände gibt. In Schulen bröckelt der
Putz von den Decken. In Stuttgart sind vier Turnhallen
wegen Baumängeln geschlossen. Die Kinderarmut ist
hoch, und es fehlen 3 000 Kitaplätze. Jetzt soll auch
noch im Rahmen Ihres Sparprogramms das Elterngeld

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(C (D ür Erwerbslose gestrichen werden. Das passt alles nicht usammen mit der Verpulverung von Milliarden und bermilliarden Euro für ein wahnsinniges Bahnprojekt. Eines ist auch klar: Spätestens am 27. März wird es in tuttgart und in Baden-Württemberg in der Tat eine olksabstimmung geben. Die Kanzlerin hat das gestern röhlich angekündigt. Bei dieser Volksabstimmung am 7. März werden die Tunnelparteien SPD, CDU und DP mit Sicherheit abgestraft. Es ist zynisch, wenn die ürgerinnen und Bürger – wie gestern von der Kanzlerin – erhöhnt werden. Wer Stuttgart 21 – so ihr Zitat – zu eiem Symbol der Zukunftsfähigkeit Deutschlands erklärt nd alle Gegner als rückwärtsgewandte Technikfeinde eschimpft, der hat unrecht. Das Volk in Stuttgart würde uf solche Behauptungen ganz anders reagieren. Die tuttgarter würden sagen: Lügenpack! as ist dort die Hauptparole. Danke schön. Dr. Georg Nüßlein ist der nächste Redner für die DU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Meine Damen! Meine Herren! Herr chlecht, es fällt mir schon ein bisschen schwer, auf das inzugehen, was Sie hier an Unsäglichkeit vorgetragen aben. Sie geben, was die wirtschaftliche Entwicklung ngeht, eine düstere Prognose, als wollten Sie daraus eien parteipolitischen Nutzen ziehen. Sie machen falsche orschläge, wie man dem Ganzen auf die Sprünge hel en könnte, als ob höhere Steuern jemals zu Wachstum eführt hätten. Dann machen Sie Einlassungen zu tuttgart 21, die ich beim allerbesten Willen nicht nachollziehen kann. Bemerkenswert war insbesondere Ihr inweis auf – wie haben Sie sich ausgedrückt? – „vereintliche“ Demokratie. Eine vermeintliche Demokratie ab es in der DDR, da, wo Sie hingehören, aber sicher icht in Stuttgart und in der Bundesrepublik Deutschand. Ich möchte jetzt einmal die Berufsdemonstranten und iejenigen, die versuchen, Großprojekte in Deutschland, ie uns wirtschaftlich voranbringen, kaputtzumachen, eiseite lassen. Ich möchte auch wegen der Landtagsahl – auch darum ging es in Ihrem Beitrag – und um om Parteigezänk wegzukommen, ein, zwei nachdenklihe Töne anschlagen. Das Wort „alternativlos“ war das ort, das uns wie kein anderes zwei Jahre lang in der rise begleitet hat. Wir waren von dieser Krise getrieben nd wussten bei vielen Entscheidungen, dass wir keine ndere Chance haben, das Vertrauen in der Wirtschaft ieder zurückzugewinnen. Es ist uns gelungen, dieses ertrauen wiederherzustellen. Ich glaube, dass viele von ns, die meisten und die Vernünftigen jedenfalls, nicht Dr. Georg Nüßlein )


(Zuruf von der FDP: Sehr schlecht!)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705903400

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1705903500

(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )

damit gerechnet haben, dass sich dieser Erfolg so schnell
und in diesem Ausmaß einstellt.

Wenn Herr Heil von Demut spricht, hat er durchaus
recht. Es geht aber nicht um Demut untereinander, son-
dern es geht um Demut gegenüber denjenigen, die den
Rahmen, den wir mit Bürgschaften, Verlängerung der
Kurzarbeit und Konjunkturprogrammen geschaffen ha-
ben, intelligent und mutig ausgefüllt haben. Es waren die
Unternehmer, die Handwerker, die Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer und viele Mittelständler, die ihre Auf-
gabe gut erfüllt haben. Ihnen gegenüber müssen wir de-
mütig sein.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich möchte unterstreichen: Zu dieser Demut gehört auch,
dass man zugibt, dass wir nicht damit gerechnet haben,
dass alles so gut läuft.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das stimmt!)


Wenn man jetzt feststellt, dass Deutschland wieder Kon-
junkturlokomotive in Europa ist und die Arbeitslosen-
zahlen zurückgehen – demnächst werden sie unter
3 Millionen liegen –, dann sollte man auch mit diesen
Zahlen – das gebe ich offen zu – mit einer gewissen De-
mut umgehen. Man sollte den Optimismus jetzt nicht
übertreiben.

Ich erkenne an, sehr geehrter Herr Brüderle, dass wir
aufgrund der demografischen Entwicklung und der wirt-
schaftlichen Zahlen, die uns vorliegen, irgendwann mit
einem Fachkräftemangel rechnen müssen. Ich will auch
unterstreichen, dass Sie recht mit der Aussage haben,
dass wir, wenn wir Zuwanderung brauchen, die Zuwan-
derung von qualifizierten Menschen brauchen und nicht
eine Zuwanderung in unser Sozialsystem. Wenn aber das
Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung gleich for-
dert, 500 000 Zuwanderer pro Jahr zuzulassen, dann ist
das übertrieben. Mit einer solchen Zuwanderung würden
wir die Bundesrepublik Deutschland und ihre Bürgerin-
nen und Bürger deutlich überfordern.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Heinz-Peter Haustein [FDP])


Ich sage das auch in dem Bewusstsein, dass wir die Vo-
raussetzung für einen Fachkräftezuzug haben. Spitzen-
kräfte können schon heute von überall auf der Welt zu
uns kommen, wenn sich ihr Fachwissen in ihrem Gehalt
niederschlägt und sie mehr als 66 000 Euro jährlich zu
verdienen in der Lage sind. Das ist die Sachlage. Des-
halb muss man an dieser Stelle gar nichts tun. Wir müs-
sen uns vielmehr darum kümmern, dass es keine Zuwan-
derung in die Sozialsysteme gibt. Ich unterstreiche, dass
es dazu einer intelligenten Politik in einer Phase bedarf,
in der Deutschland über Integration diskutiert, wobei ich
zu bedenken gebe, dass diese Diskussion von jemandem
angestoßen wurde, der als SPD-Finanzsenator in Berlin
keinen Beitrag dazu geleistet hat, dass sich die Verhält-
nisse hier in Berlin bessern, aber im Nachhinein schlaue
Bücher schreibt. Auch darüber sollte man einmal nach-
denken.

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(C (D Lassen Sie mich etwas zu dem ausführen, was hier ber das Thema Kernkraft gesagt wurde. (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „Atom“ heißt das!)


s steht ganz klar fest – Herr Kuhn, natürlich kann man
ber die Szenarien diskutieren –, dass uns die Laufzeit-
erlängerung einen volkswirtschaftlichen Nutzen bringt,
ass sie für Arbeit und Beschäftigung sorgt, preisdämp-
end wirkt und die Chance bietet, eine Brücke zu den er-
euerbaren Energien zu schlagen, und zwar in doppel-
em Sinne. Zum einen, weil wir die Chance haben, die
öheren Preise – Sie werden nicht bestreiten, dass die
inführung der erneuerbaren Energien teuer ist – durch
ie preisdämpfende Wirkung der Laufzeitverlängerung
uszugleichen, zum anderen, weil wir diesen Fonds auf-
egen.

Etliche Vorredner haben gesagt, man habe den Kon-
ernen zu wenig abgeknöpft. Wir sind hier unter Wirt-
chaftsfachleuten. Ich darf Ihnen dringend empfehlen,
ie aktuellen Analystenberichte zu lesen. Die Analysten
chreiben nämlich: In Anbetracht der Tatsache, dass so
iel abgeschöpft wird, ist nicht sicher, wie sich die Kurse
ntwickeln. – An der Börse zeichnet sich das ab. Die
urse sind in den letzten Tagen gesunken. Wenn es so
äre, wie Sie behaupten, dass wir den Konzernen große
eschenke gemacht hätten, wären die Kurse gestiegen.
uch das bitte ich zu berücksichtigen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705903600

Herr Kollege.


Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1705903700

Letzter Satz, Herr Präsident.

Die Geschichte mit dem Wettbewerb ist ein Märchen.
as ist denn das für eine Argumentation? Die Stadt-
erke sagen uns: Wir brauchen höhere Preise, die preis-
ämpfende Wirkung der Kernenergie


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „Atomenergie“!)


uss unterbunden werden, damit unsere Anlagen wirt-
chaftlich sind.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Investitionen!)


as ist etwas, was wir so nicht akzeptieren können. In
iesem Sinne bitte ich Sie, über die Argumentation in
achen Kernenergie im Fachausschuss noch einmal
achzudenken.

Vielen herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705903800

Letzter Redner zu diesem Geschäftsbereich ist der

ollege Dr. Michael Luther für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)







(A) )


)(B)


Dr. Michael Luther (CDU):
Rede ID: ID1705903900

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Ich bin nun schon eine Weile im Parlament,
nämlich seit 20 Jahren. Wenn man am Ende einer sol-
chen Debatte resümiert, was gesagt worden ist, kann
man feststellen: Das Ritual ist immer dasselbe. Der Bun-
deswirtschaftsminister legt einen Haushalt vor – aus
meiner Sicht einen guten –, die Regierungsfraktionen, in
diesem Fall CDU/CSU und FDP, loben das, was vor-
liegt, und die Opposition sagt das Gegenteil. Das ist klar;
das ist nichts Neues.

Besonders schwierig wird es allerdings für diejeni-
gen, die sagen: „Wir haben richtige Maßnahmen auf den
Weg gebracht“, aber zukünftig – das erkennt man, wenn
man die aktuellen Beschlüsse ansieht – genau das Ge-
genteil machen wollen und – das prognostiziere ich für
den Fall, dass sie irgendwann wieder an der Regierung
sind – genau das Gegenteil machen werden.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Sie haben recht: Wir sind bald wieder an der Regierung!)


Das ist das, was Politik unglaubwürdig macht. Es
wäre viel besser, wenn wir einen Moment bei dem Zu-
stand, den wir heute haben, bleiben und feststellen wür-
den: Wir können uns auf die Schulter klopfen. Wir haben
das, was infolge der größten Krise nach dem Zweiten
Weltkrieg in Deutschland passiert ist, mit klugem politi-
schen Handeln wirklich gut begleitet. Deswegen können
wir heute sagen: Wir haben Wachstum. Wir haben die
Krise überwunden. Die Arbeitslosigkeit liegt nicht, wie
wir befürchtet haben, bei 5 Millionen,


(Beifall des Abg. Hubertus Heil [Peine] [SPD] – Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Aber 3 Millionen sind immer noch zu viel!)


sondern bei 3 Millionen oder weniger. Das müssen wir,
denke ich, einmal sagen können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir, die Regierung von CDU/CSU und FDP, sind
jetzt ein Jahr im Amt.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ein Jahr zu viel!)


Wir haben diesen Prozess auch nachträglich unterstützt.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wo denn? – Bettina Hagedorn [SPD]: Nein, die erfolgreichen Instrumente, die wir eingeführt haben, werden kassiert!)


Deswegen ist es doch ein Gemeinschaftswerk.

Es kommt als Nächstes darauf an – jetzt rede ich als
Haushälter –, dass wir uns um die Zukunft unseres Lan-
des kümmern, das heißt konsolidieren. Wenn man wie-
derum einen Blick in die Geschichte wirft, muss man sa-
gen: Wir haben einen sehr hohen Schuldenstand, wir
haben eine hohe Neuverschuldung, und wir haben ent-
sprechend hohe Zinszahlungen im Haushalt. Wir müssen
da einfach runter. Alle, die hier im Haus sitzen, haben
letztendlich daran mitgewirkt, dass wir so hohe Schul-

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(C (D en haben. Wir sollten für die Zukunft einmal darüber achdenken: Wie schaffen wir es gemeinsam, da herunerzukommen? Diejenigen, die als Erstes darüber nachdenken, die euverschuldung dadurch zu senken, dass man die Steu rn erhöht, sind auf dem Holzweg. Das Erste, was wir un müssen, ist, Ausgabensenkungen durchzuführen. Ich omme aus Sachsen – das ist bekannt –, und Sachsen eigt seit Jahren, dass das funktioniert. (Heinz-Peter Haustein [FDP]: Nicht wie in NRW!)


ine solche Politik ist letztendlich gut für die Wirtschaft
nd für die Menschen.

Zur Schuldensenkung muss auch das Wirtschafts-
inisterium seinen Beitrag leisten. Das zu sagen, fällt
ir natürlich besonders schwer. Wer den Haushalt des
irtschaftsministeriums anschaut, wird feststellen, dass

arin sehr viele Förderprogramme sind – das wird
anchmal despektierlich als Bauchladen bezeichnet –,

ie aber genau die Leistungsträger unserer Gesellschaft,
ie Basis, nämlich den Mittelstand, auf verschiedene
rt und Weise unterstützen und fördern. Der Mittelstand

st wichtig. Deswegen haben wir die positive Entwick-
ung in Deutschland. Deswegen müssen wir aufpassen,
b es richtig ist, wenn wir dort Veränderungen vorneh-
en, insbesondere wenn wir dort sparen.

Ich bin erst einmal froh, dass es gleichwohl gelingt,
chwerpunkte zu setzen. Ein paar sind genannt worden:
IM als Programm für den Mittelstand oder Maßnahmen
egen den Fachkräftemangel. Ich gehe einmal näher auf
en Bereich Luft- und Raumfahrt ein. Da geht es nicht in
rster Linie um den Flug zum Mond, sondern darum,
ass Hochtechnologie in unserem Land entwickelt wird,
ie dann auch vielen zugutekommt und wodurch sich
eutschland als Hochtechnologiestandort auszeichnen
ann.

Es geht auch um Zukunftsthemen wie die Ener-
ieforschung. Wir wissen, dass die Energiebasis in Zu-
unft anders aussehen muss als heute. Wir können uns
uch trefflich darüber streiten, wie wir dieses Ziel errei-
hen. Ich denke, es ist erst einmal wichtig, dass hier
och viel Know-how hineingesteckt wird, um unabhän-
ig von fossilen Energieträgern zu werden. Das Energie-
onzept, was Union und FDP jetzt vorgelegt haben, zeigt
a einen Weg hin zu einer Energieversorgung ohne fos-
ile Energieträger.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705904000

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Duin?


Dr. Michael Luther (CDU):
Rede ID: ID1705904100

Gerne.


Garrelt Duin (SPD):
Rede ID: ID1705904200

Vielen Dank, Herr Kollege, für die Gelegenheit. – Sie

eisen darauf hin, dass Sie im Haushalt eine Reihe von
aßnahmen ergreifen, die Positives bewirken sollen.





Garrelt Duin


(A) )


)(B)

Teilen Sie die Einschätzung, dass in der Vergangenheit
insbesondere die Mittel, die für die Gemeinschaftsauf-
gabe „Verbesserung der regionalen Wirtschafts-
struktur“ aufgewendet wurden, sehr erfolgreich einge-
setzt wurden?


(Ulrike Flach [FDP]: Das sieht Herr Steiner aber anders!)


Ausweislich der vom Ministerium veröffentlichten Da-
ten ist es nämlich so, dass zum Beispiel im Zeitraum von
2007 bis 2009 mit insgesamt 4,1 Milliarden Euro GA-
Mitteln Investitionen in Höhe von 26,2 Milliarden Euro
angestoßen wurden und in den geförderten Betrieben ein
Beschäftigungszuwachs von 4,6 Prozent und ein Lohn-
zuwachs von 6 Prozent zu verzeichnen gewesen ist. Tei-
len Sie angesichts dieser Zahlen – ich gehe einmal davon
aus, dass sie stimmen – die von uns vertretene Auffas-
sung, dass es ein Fehler ist, im Haushalt die Fördermittel
für diese Gemeinschaftsaufgabe zu kürzen? Herr
Brüderle hat in seiner Rede eben geradezu mit einem ge-
wissen Stolz verkündet, dass das vorgesehen ist.


(Beifall der Abg. Andrea Wicklein [SPD])



Dr. Michael Luther (CDU):
Rede ID: ID1705904300

Ich warte noch, ich wollte den Beifall abklingen las-

sen.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wir können das noch einmal machen! – Beifall des Abg. Hubertus Heil [Peine] [SPD])


– Noch ein zweiter. Schön.

Ich möchte nun gerne auf Ihre Frage antworten: Man
kann natürlich einen Haushalt nicht konsolidieren, wenn
man nirgendwo Geld kürzen will. Jetzt gibt es einen
Haushaltsentwurf, in dem zu meinem Bedauern auch die
genannte Gemeinschaftsaufgabe von Kürzungen betrof-
fen ist. Wir sind allerdings erst bei der ersten Lesung und
nicht am Ende der Haushaltsberatungen. So plädiere
auch ich dafür, in den weiteren Beratungen zu schauen,
ob man es bei der Kürzung der Mittel für dieses Förder-
instrument belassen oder ob man sie zurücknehmen
sollte.

Bevor ich dazu Weiteres sage, möchte ich noch einen
anderen Aspekt ins Spiel bringen: Manchmal ist es auch
gut, zu versuchen, andere Schwerpunkte zu setzen. Wir
setzen jetzt insbesondere einen Schwerpunkt bei ZIM.
Auch die Fördermittel aus diesem Programm fließen zu
einem Großteil in die neuen Bundesländer. Der Mit-
telaufwuchs bei diesem Programm ist vom Umfang her
sogar höher als die Einsparungen bei der Gemeinschafts-
aufgabe. Hier wird nun ein neuer Weg eingeschlagen,
um Forschung und Entwicklung neuer Technologien zu
fördern.

Wir müssen aber – deshalb bin ich auch so dankbar
für die Frage – uns eines in diesem Hause sehr wohl im-
mer wieder bewusst machen: Wir haben in den letzten
20 Jahren in den neuen Bundesländern – das Land war
vorher ja geradezu ruiniert worden – viel erreicht. Die
Wirtschaftsleistung beträgt jetzt ungefähr 80 Prozent der

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(C (D er alten Länder; sie liegt also noch nicht bei 00 Prozent. Wir werden hier also noch eine ganze eile einen besonderen Schwerpunkt setzen und die ichtigen Instrumente finden müssen, um den sogenannen Aufbau Ost fortzusetzen. Lassen Sie uns im Rahmen er Haushaltsberatungen prüfen, ob man, um dieses Ziel u erreichen, vielleicht doch noch anders vorgehen üsste. (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Jetzt könnten Ihre Kolleginnen und Kollegen ruhig klatschen!)


Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, vor der Zwi-
chenfrage hatte ich eine Reihe von Schwerpunkten, die
usgebaut werden sollen, genannt. Ich war bei der Ener-
ieforschung stehen geblieben. Zu nennen ist noch die
lektromobilität. Ich habe auch davon gesprochen, dass
s Kürzungen geben muss. Das Thema Gemeinschafts-
ufgabe ist in diesem Zusammenhang aus meiner Sicht
u Recht schon angesprochen worden. Ich habe das dazu
otwendige bereits gesagt.

Ich will noch einen Punkt hervorheben, der ebenfalls
chon erwähnt worden ist. Das sind die Subventionskür-
ungen für sogenannte energieintensive Unternehmen.
ier müssen wir im Rahmen der Haushaltberatungen prü-

en, ob das, was wir momentan haben, tatsächlich so ge-
ollt ist. Wir müssen uns überlegen, ob die Subventionen

ür diejenigen, die viel Energie verbrauchen – das ist die
rundstoffindustrie; dazu gehört zum Beispiel auch die
hipindustrie; AMD in Dresden hat ein eigenes Kraft-
erk, weil für die Reinräume viel Energie gebraucht wird –,

ichtig sind oder ob wir es anders machen müssen.


(Beifall bei der SPD – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das heißt, der Haushalt ist gar nicht so gemeint! – Garrelt Duin [SPD]: Wir wissen auch nicht, ob das richtig ist!)


Für mich – das will ich ganz klar sagen – bleibt das
iel der Haushaltskonsolidierung bestehen. Aber eine
aushaltsberatung ist eben nicht dazu da, das abzuni-

ken, was die Regierung vorgibt, sondern dass man da-
über redet, wie man den Haushalt vernünftig ausgestal-
et.


(Garrelt Duin [SPD]: Sehr gut!)


azu wünsche ich uns allen viel Kraft in den nächsten
ochen.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705904400

Weitere Wortmeldungen zu diesem Geschäftsbereich

iegen nicht vor.

Ich rufe nun auf den Geschäftsbereich des Bundes-
inisteriums für Arbeit und Soziales, Einzelplan 11.

Ich erteile als erster Rednerin der Bundesministerin
rau Dr. Ursula von der Leyen das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)







(A) )


)(B)

Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für
Arbeit und Soziales:

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Der Haushaltsentwurf, über den wir heute de-
battieren, steht immer noch sehr deutlich unter den Aus-
wirkungen der Krise. Wir haben auf der einen Seite viel
Geld investiert, gerade um den Arbeitsmarkt zu stabili-
sieren. Ich nenne die Konjunkturprogramme und die
Ausgaben für das Kurzarbeitergeld. Das hat sich aus-
gezahlt. Wenn man die Arbeitslosendaten im August
nimmt, dann sieht man, dass es gerade aus dem verarbei-
tenden Gewerbe, also der Branche, die am stärksten un-
ter den Auswirkungen der Krise gelitten hat, weniger
Zugänge in Arbeitslosigkeit gibt. Gleichzeitig wird die
Kurzarbeit abgebaut. Das heißt, die Menschen gehen aus
der Kurzarbeit wieder in die volle Beschäftigung. Dieses
Prinzip, die Kurzarbeit als Brücke über die Krise zu nut-
zen, hat sich bewährt.

Wir sehen auch, dass wir am Arbeitsmarkt auf einem
Niveau aus der Krise herauskommen, das niemand für
möglich gehalten hätte. Experten haben uns noch im
Jahr 2008 Arbeitslosenzahlen um 5 Millionen vorherge-
sagt. Wenn der positive Trend dieses Jahres weitergeht,
dann könnte es gelingen, gegen Ende des Jahres die
3-Millionen-Marke zu unterschreiten.

Auch im internationalen Vergleich hat sich der deut-
sche Arbeitsmarkt gut gehalten. Die Arbeitslosigkeit ist
in der Krise bei den EU-27 im Durchschnitt um 28 Pro-
zent gestiegen, in Spanien um 60 Prozent, in Frankreich
um 23 Prozent und in England um 35 Prozent. Aber in
Deutschland ist die Arbeitslosigkeit nur um 3 Prozent
gestiegen. Das, meine Damen und Herren, ist eine Bi-
lanz, die sich sehen lassen kann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das alles wirkt sich natürlich positiv auf den Sozial-
haushalt aus. Für das Jahr 2011 liegen wir in der Gesamt-
summe der Ausgaben des Einzelplanes 11 mit rund
131,8 Milliarden Euro deutlich unter dem alten Finanz-
plan, nämlich um 14,6 Milliarden Euro. Der größte Bat-
zen in Höhe von 10 Milliarden Euro sind Einsparungen
aufgrund des Anziehens der Wirtschaft und des Absin-
kens der Arbeitslosigkeit. Diese konjunkturellen Einspa-
rungen sind nicht, wie sie so gerne bezeichnet werden,
Windfall Profits. Nein, sie sind Einsparungen auf der
Grundlage eines beherzten Krisenmanagements der Re-
gierung. Sie beruhen auf richtigen politischen Entschei-
dungen, aber vor allem auch auf dem außergewöhnlichen
Zusammenhalt von Gewerkschaften und Arbeitgebern.
Das ist in der Tat etwas, was dieses Land auszeichnet.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


So weit die Auswirkungen der Krise am Arbeits-
markt. Im Prinzip gibt es eine positive Entwicklung
durch ein gutes Krisenmanagement.

Wir wissen natürlich auch, dass die Krise ihre Spuren
im Staatshaushalt durch eine exorbitant hohe Verschul-
dung hinterlassen hat. Deshalb reichen die Verbesserun-
gen, die ich eben geschildert habe, durch sinkende Ar-
beitslosigkeit, was automatisch zu Einsparungen im

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(C (D ozialetat führt, nicht aus. Unser Haushalt ist damit nicht ur Bilanz der guten Krisenbewältigung, sondern auch chon Vorbote für die nächsten Herausforderungen, ämlich der ganz klaren Ansage: Dieses Land muss trukturell konsolidieren. Es gibt deshalb zu den Einsparungen in Höhe von 0 Milliarden Euro weitere 4,3 Milliarden Euro an strukurellen Einsparungen, die für die Schuldenbremse releant sind. Das sind 3 Prozent des Sozialhaushalts. Das st schmerzhaft, aber das ist nicht unverhältnismäßig. atürlich ist es im Sozialhaushalt immer schwierig, enn man Prioritäten setzen muss. Was tun in einem tat, der von Ausgaben für Rentnerinnen und Rentner, on Leistungen für Menschen mit Behinderungen, von eistungen für Langzeitarbeitslose und ihren Lebensun erhalt dominiert ist? Wir haben bewusst nichts bei den Renten der Rentneinnen und Rentner und bei den Leistungen für Menchen mit Behinderungen verändert, und auch bei dem tat für den Lebensunterhalt und die Warmmiete für Areitslose hat sich nichts verändert. Wir sparen aber da in, wo nach reiflichen Überlegungen das eingesetzte eld kaum Wirkung hat. Der Bund zahlt zum Beispiel ährlich 1,8 Milliarden Euro dafür, dass ein Langzeitareitsloser später gerade einmal 2 Euro Rente mehr im onat hat. Daran sieht man: Man kann es drehen und enden, es reicht für den Einzelnen in Zukunft niemals ür eine auskömmliche Rente. Deshalb ist die Entscheiung gefallen, dafür heute nicht Milliarden einzusetzen, enn es später keine Wirkung hat, sondern dies heute trukturell einzusparen. Das wird auch für die späteren enerationen die richtige Rendite sein. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Altersarmut fördern!)


ine einfache Wahrheit lässt sich an diesem Beispiel
uch ablesen: Aus Langzeitarbeitslosigkeit kann man
eine Rente erwirtschaften. Die einzige Möglichkeit, Al-
ersarmut zu vermeiden, sind möglichst viele Beitrags-
ahre in Arbeit.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705904500

Frau Ministerin, darf die Kollegin Hagedorn Ihnen

ine Zwischenfrage stellen?

Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für
rbeit und Soziales:
Gerne.


Bettina Hagedorn (SPD):
Rede ID: ID1705904600

Frau Ministerin, Sie haben die 1,8 Milliarden Euro,

ie nach Ihren Vorschlägen für die Arbeitslosengeld-II-
mpfänger künftig nicht mehr in die Rentenkasse einge-
ahlt werden sollen, eben als Einsparung bezeichnet.
timmen Sie mir zu, dass man unter Sparen gemeinhin
ersteht, dass man etwas für die Zukunft zurücklegt?
timmen Sie mir weiterhin zu, dass diese 1,8 Milliarden
uro, die in Zukunft nicht mehr aus Ihrem Etat bezahlt
erden, vor allem den Effekt haben, dass es ein Loch in





Bettina Hagedorn


(A) )


)(B)

der Rentenkasse von jährlich 1,8 Milliarden Euro geben
wird, und dass darum die Schwankungsreserve, die wir
haben, früher aufgebraucht sein wird, was de facto ein
Verlagern von Kosten in die Zukunft ist, weil die Bei-
träge für die Rente früher ansteigen müssen, als es bisher
geplant war?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für
Arbeit und Soziales:

Frau Hagedorn, die Reduktion der Einzahlungen in
die Rentenversicherung wird nicht die Auswirkung ha-
ben, dass sie – das sind Ihre Worte gewesen – ein Loch
in die Rentenkasse reißen wird, sondern sie ist dank der
demografiefesten Leitplanken, die die Rente jetzt hat,
durchaus verkraftbar.

Aber ich finde den zweiten Gedanken noch wichtiger,
den Sie angesprochen haben. Sie haben zu Recht gesagt,
die gängige Vorstellung ist, dass man, wenn man etwas
spart, etwas zurücklegt, damit man in der Zukunft etwas
hat. Ich muss ganz deutlich sagen: Ich wäre froh, wenn
Deutschland in dieser Situation wäre. Aber unsere Haus-
halte sind weiß Gott nicht so, dass wir, wenn wir etwas
einsparen, mehr auf der hohen Kante für die Zukunft ha-
ben; denn auch aufgrund der Politik einer hohen Ver-
schuldung, die die Regierungen in den Jahren von Rot-
Grün zu verantworten haben, ist die Verschuldung jetzt
so hoch, dass wir es gerade eben schaffen können, ein
Anwachsen der Schulden zu verhindern. Das heißt, Spa-
ren bedeutet eigentlich nur, Ausgaben nicht wieder mit
neu aufgenommenen Schulden tätigen, die sich drei- und
vierfach negativ in den Haushalten der nächsten Jahre
und damit zulasten der Kinder auswirken werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Es ist ganz entscheidend, in den kommenden Jahren
die Geschichte eines robusten Arbeitsmarktes fortzu-
schreiben. Wir kehren bei den Mitteln der aktiven Ar-
beitsmarktpolitik auf das Vorkrisenniveau zurück:
9,5 Milliarden Euro für 2011. Das sind 400 000 Euro
mehr, als 2008 zur Verfügung standen, obwohl das
Niveau der Arbeitslosigkeit von 2008 schon heute wie-
der erreicht ist. Das heißt, dieser Haushaltsansatz ist ver-
tretbar. Er ist mit Blick auf den Arbeitsmarkt verhältnis-
mäßig. Zugleich ist er verantwortlich gegenüber dem
Gesamthaushalt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Der Etat meines Hauses für den Arbeitsmarkt beträgt
auch jetzt noch rund 48 Milliarden Euro. Hinzu kommen
die Ausgaben der Bundesagentur für Arbeit aus Mitteln
der Arbeitslosenversicherung. Das ist – keine Frage –
noch immer viel Geld. Aber die Rahmenbedingungen
der Vermittlung von Arbeitslosen verändern sich: Die
Wirtschaft fasst wieder Tritt; die Zahl der offenen Stellen
wächst. Wir fangen schon an, die Auswirkungen eines
kommenden Fachkräftemangels in zahlreichen Branchen
zu spüren. Das bedeutet aber auch: Wenn man passge-
naue Maßnahmen zur Vermittlung in Arbeit und zur
Weiterqualifizierung entwickelt, dann kann es gelingen,

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(C (D in neues Fenster der Chancen für genau diejenigen Areitslosen zu öffnen, die in der Vergangenheit abgehängt aren, weil sie einfach durch die Konkurrenz der vielen enschen, die in den Arbeitsmarkt hineindrängten, fast eine Chancen gehabt haben. Es gibt einen weiteren positiven Punkt. Wir haben etzt mit der Jobcenterreform die Grundlage für ein moernes, effizientes, selbstlernendes System der Vermittung geschaffen. Deshalb wird es jetzt notwendig sein, ich in der aktiven Arbeitsmarktpolitik auf die Proramme und Maßnahmen zu konzentrieren, die nacheislich Menschen in Arbeit bringen. Eine Maßnahme, ie wenig wirkt und viel Geld kostet, zementiert letztlich rbeitslosigkeit. Deshalb werden wir auf der Grundlage issenschaftlicher Evaluationen im nächsten Jahr prü en: Wo können wir wirksamer werden? Welche Maßahme bewirkt in der Tat eine zügige Vermittlung in Areit? Worauf können wir verzichten? Wenn wir einen Teil der unwirksamen Maßnahmen ufgeben, dann können wir im Ergebnis beides tun, nämich deutlich zur Haushaltssanierung beitragen und mit en bewährten Mitteln, mit erfolgreichen Maßnahmen, enschen gezielt wieder in Arbeit bringen. Gute Ar eitsmarktpolitik hängt nicht von der absoluten Summe er eingesetzten Mittel ab, sondern zuallererst von der ualität der Maßnahmen. Arbeitslosigkeit entsteht aber vor allem durch chlechte und fehlende Ausbildung. Es ist ganz fatal, enn sich Bildungsarmut und Benachteiligung von eier Generation in die nächste vererben und so Langzeitrbeitslosigkeit in Familien zementiert wird. Das Bunesverfassungsgericht hat hier mit seinem Urteil im ebruar den Finger in eine Wunde gelegt: Der Bund hat ei Kindern von Langzeitarbeitslosen und Sozialhilfempfängern, die von der schwierigen Situation ihrer Elern genauso betroffen sind, eine Fürsorgepflicht. Die ürsorgepflicht des Bundes bedeutet: Ja, Kinder müssen ur Schule gehen; aber sie müssen auch eine Chance haen, in der Schule mitzukommen und an den Aktivitäten er Gleichaltrigen im Alltag teilzunehmen. Wir wissen doch zu gut, wie sehr sich der Kreislauf on wenig Bildung, wenig Chancen am Arbeitsmarkt nd Transferabhängigkeit von einer Generation in die ächste fortsetzen kann, wenn man nicht von Anfang an egensteuert. Man kann da mehr tun. Wir brauchen keien teuren Reparaturmechanismus später, sondern reelle hancen für die Kinder von Anfang an; das muss unser eitendes Prinzip sein. ir werden deshalb für Kinder, deren Eltern langzeitareitslos sind oder von Sozialhilfe leben, zusätzlich zum ebensunterhalt, der wie bisher gezahlt wird, ein Bilungspaket entwickeln. Es geht um Lernförderung für inder, die in wichtigen Schulfächern nicht mitkommen. s geht um das notwendige Schulmaterial. Es geht um in warmes Mittagessen in der Schule oder in der Kita. s geht um Teilhabe außerhalb der Schule bei Sport und piel. Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )

Entscheidend ist, dass diese Kinder nicht länger aus-
gegrenzt werden und nicht bereits in den allerersten Le-
bensjahren den Anschluss an ihre gleichaltrigen Kame-
radinnen und Kameraden verlieren. Man könnte all das
auf lange Sicht unkompliziert und unbürokratisch über
eine Bildungskarte abrechnen. Manche sehen das als
Stigmatisierung an. Ich sage: Die Stigmatisierung findet
schon heute statt, nämlich wenn Kinder von Langzeit-
arbeitslosen nicht beim eintägigen Schulausflug mitma-
chen können, wenn bedürftige Kinder nicht am gemein-
samen, warmen Mittagessen in der Schule teilnehmen
können, wenn bedürftige Kinder nicht mit ihren Klas-
senkameraden im Fußballklub sind, beim Turnen oder
bei der „Kindermucke“. Eine solche Stigmatisierung fin-
det bereits heute statt, und der wollen wir ein Ende berei-
ten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich möchte die logistische Aufgabe nicht kleinreden.
Sie ist sicher nicht trivial. Man kann es auch umgekehrt
sagen. Die kurzfristig bequemste, aber meines Erachtens
langfristig teuerste, da wirkungsärmste Variante wäre:
Geldbetrag erhöhen, aufs Konto überweisen, das Thema
Bildungschancen ist erledigt. Das ist nicht mein Ver-
ständnis von nachhaltiger Politik.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Es ist unsere vornehmliche und verantwortungsvolle
Aufgabe, uns der Mühe zu unterziehen, etwas zu unter-
nehmen, indem wir es organisieren, dass im Zusammen-
spiel aller vor Ort die Lebensperspektiven bedürftiger
Kinder verbessert werden. Die Anstrengung lohnt sich.
Sie zahlt sich aus, nicht nur für eine Wirtschaft mit zu-
nehmendem Fachkräftemangel, nicht nur für eine Ge-
sellschaft im demografischen Wandel, nicht nur für eine
Gemeinschaft, die heute eher teure Reparatursysteme
bezahlt, sondern vor allem für das einzelne Kind, das
bessere Lebenschancen und Lebensperspektiven hat.
Lassen Sie uns deshalb diese Aufgabe gemeinsam ange-
hen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705904700

Nächste Rednerin ist die Kollegin Elke Ferner für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1705904800

Frau Präsidentin! Liebe Kollegen und Kolleginnen!

Frau von der Leyen, Sie haben eben gesagt, die Kürzun-
gen in Ihrem Haushalt seien nicht unverhältnismäßig.
Ich muss sagen: Ein Stück weit wundert mich das schon.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Kürzungen bzw. Streichungen beim Elterngeld für SGB-
II-Empfängerinnen und -Empfänger und auch für dieje-
nigen vorzunehmen, die arbeiten und Aufstockungsleis-
tungen in Anspruch nehmen müssen, weil sie nicht
genug Geld bekommen, während die nichtarbeitende

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(C (D ankiersgattin das Elterngeld weiterhin bekommt – enn das nicht unverhältnismäßig ist, dann weiß ich icht mehr, was verhältnismäßig sein soll. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Es ist unverhältnismäßig, dass der Heizkostenzu-
chuss beim Wohngeld gekürzt werden soll, dass die
dU pauschaliert werden sollen, mit all dem Bürokratie-

ufwand und den Ungerechtigkeiten. Ich sage voraus,
ass es die nächste Verfassungsklage provozieren wird,
enn jemand keine Wohnung findet, die er mit seinem
udget bezahlen kann, und er die Miete aus dem Le-
ensunterhalt bestreiten muss.


(Beifall bei der SPD)


ch kann die Koalition nur davor warnen, diesen Weg zu
ehen. Unsere Zustimmung dafür werden Sie auf alle
älle nicht bekommen.


(Otto Fricke [FDP]: Das überrascht uns!)


Gerade beim Eingliederungstitel wird Geld gespart.
an kann sagen: Gut, es gibt weniger Arbeitslose. Aber

ei den Langzeitarbeitslosen ist die Arbeitslosigkeit viel
erfestigter als bei denen, die im Regelkreis des SGB III
ind. In diesem Bereich zu sparen, den Menschen Chan-
en zu nehmen und dann noch die Arbeitsmarktleistun-
en, auf die man bisher Rechtsansprüche hatte, in
rmessensleistungen umzuwandeln, sozusagen nach
aushaltslage oder Qualifizierungsmaßnahmen in den

obcentern nach Gutdünken zu verteilen, ist keine nach-
altige Politik, sondern Politik à la Gutsherrenart. Das ist
öglicherweise auch so etwas wie Klientelpolitik, wie

as in vielen anderen Bereichen der Fall ist. Für den Ar-
eitsmarkt ist das alles andere als stimulierend. Vor allen
ingen bedeutet das für die Betroffenen weniger Chan-

en, wieder in den regulären Arbeitsmarkt einzusteigen.


(Beifall bei der SPD)


Wir haben heute festgestellt, dass wir gut durch die
rise gekommen sind. Das sind wir, insbesondere we-
en der Maßnahmen, die wir gemeinsam in der Großen
oalition beschlossen haben. Aber natürlich hatten die
arifpartner einen großen Anteil daran. Die Sozialpart-
erschaft hat sich bewährt, gerade in der Krise. Deshalb
st dieses Land so gut durch die Krise gekommen.

In Ihrer Rede fehlte einiges. Sie haben einen Gesetz-
ntwurf zur Leiharbeit eingebracht. Darüber haben Sie
icht gesprochen. Sie haben auch nicht über das Thema
indestlohn gesprochen. Allein das zeigt, wohin die
eise geht. In Ihren Koalitionsvertrag haben Sie hinein-
eschrieben, dass Sie die Kombilöhne ausweiten wollen.
ie wollen sogar die Minijobregelung ausweiten. Das
roduziert aber gleichzeitig neue Hilfsbedürftigkeit: Je
ehr Leute im Niedriglohnsektor arbeiten, umso gerin-

er ist das Einkommen, umso eher muss aufgestockt
erden, umso weniger Geld fließt in die Steuerkasse und

n die Sozialversicherungskassen. Umgekehrt wird ein
chuh daraus: Ein flächendeckender Mindestlohn
orgt bei vielen dafür, bei den Alleinstehenden ohnehin,
ass sie keine aufstockenden Leistungen mehr benöti-
en, die Sozialversicherungskassen mehr Beitragsein-





Elke Ferner


(A) )


)(B)

nahmen und auch die Steuerkassen mehr Einnahmen ha-
ben und die Binnennachfrage zusätzlich stimuliert wird.
Insofern gehen Sie genau den falschen Weg.


(Beifall bei der SPD)


Frau von der Leyen, in der letzten Wahlperiode waren
Sie auch für das Thema Gleichstellung zuständig. Sie
haben nichts dazu gesagt, wie die Situation von Frauen
auf dem Arbeitsmarkt ist. Wir haben noch immer einen
sehr geschlechterspezifischen Arbeitsmarkt. Die Frauen
arbeiten vielfach Teilzeit. Wenn sie Vollzeit arbeiten,
sind sie deutlich schlechter bezahlt als ihre männlichen
Kollegen. Was ist denn mit dem Thema Entgeltgleich-
heit und Durchsetzung der Entgeltgleichheit? Was ist mit
dem Thema „gleiche Teilhabe an Karriere und Beruf“?
Was ist mit partnerschaftlicher Teilhabe von Männern
und Frauen? Was ist mit der Zeit, sich um Familie zu
kümmern, nicht nur um Kinder, sondern auch um pflege-
bedürftige Angehörige? Was ist damit, dass existenz-
sichernde Erwerbsarbeit der beste Schutz vor Armut im
Erwerbsleben, im Alter und vor allen Dingen vor Kin-
derarmut ist? Kinder sind arm, weil ihre Eltern arm sind.
Das fällt ja nicht vom Himmel. Das hat mit fehlender
Beschäftigung und fehlenden Mindestlöhnen zu tun.
Auch dazu haben Sie nichts gesagt.

Zum Thema Rente haben Sie nur gesagt: Es ist ver-
tretbar, 1,8 Milliarden Euro Zuschuss für die Rentenver-
sicherung zu streichen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das hat die SPD auch schon mal gemacht!)


– Das haben wir auch schon einmal gemacht. Deshalb
muss es nicht richtig sein. Das ist damals nicht richtig
gewesen, und Sie machen es auch jetzt nicht richtig,
Herr Kolb.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Mea culpa!)


Der Rentenversicherung fehlen jedes Jahr 1,8 Milliarden
Euro. Mit Ihrer Beitragserhöhung bei der Krankenversi-
cherung kommen noch einmal weitere 300 Millionen
Euro hinzu, die zusätzlich ausgegeben werden müssen.
Das heißt, jedes Jahr fehlen 2,1 Milliarden Euro. Die
Beitragssatzsenkung ab 2014 bei der Rentenversiche-
rung können Sie schon einmal knicken. Sie wird nicht
mehr möglich sein, und die darauffolgende auch nicht.
Das viel Schlimmere an der Tatsache, dass der Zuschuss
jetzt komplett gestrichen wird, ist aber, dass Anwart-
schaftszeiten unterbrochen werden. Diejenigen, die noch
keine Anwartschaft auf eine Erwerbsminderungsrente
komplett haben, verlieren sie. Wenn sie wieder Arbeit
haben, müssen sie von vorne anfangen. Das ist der
Punkt. Die Riester-Förderung ist davon betroffen. Daran
sieht man, dass Sie mal eben mit einem Federstrich ver-
suchen, etwas – ich sage das in Anführungszeichen –
„einzusparen“. In Wahrheit ist das eine Verschiebung auf
die kommenden Jahre; denn dadurch werden mehr Leute
im Alter in die Grundsicherung fallen als bisher. Die
Folgen, die damit zusammenhängen, bedenken Sie nicht.


(Beifall bei der SPD)


Frau von der Leyen, über das Thema Regelsätze ha-
ben Sie sehr ausführlich gesprochen. Das Verfassungs-

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(C (D erichtsurteil ist ganz klar. Ich kann Neugierige nur daor warnen, zu glauben, man könne sich die Regelsätze chönrechnen. Wir haben ein Drei-Säulen-Modell vorgeegt. Wir wollen Regelsätze, die transparent berechnet ind, die bedarfsgerecht sind, die die Bedarfe abdecken nd nicht künstlich heruntergerechnet werden, wie man estern in der Süddeutschen Zeitung und heute in der taz esen konnte. Da steht die Überschrift: „Regierung rechet sich die Hartz-IV-Sätze passend“. Davor kann ich ur warnen. Wir sind im Interesse der Betroffenen bei iesem Thema gesprächsbereit. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist ja schon einmal ein Anfang!)


ch kann Neugierige nur davor warnen, zu glauben, man
önnte bei der Festsetzung der Referenzgruppe einfach
tatt der unteren 20 Prozent die unteren 15 Prozent he-
anziehen, weil sich die Regelsätze nach der Kassenlage
u richten hätten und nicht so bemessen sein müssten,
ass das Existenzminimum gesichert wird; denn das war
ie Vorgabe des Bundesverfassungsgerichts. Dafür wer-
en Sie – das kann ich Ihnen hier sagen – von uns keine
ustimmung bekommen, weder von uns noch von den
PD-geführten Bundesländern.


(Beifall bei der SPD)


Die Frage, wie wir Teilhabe gewährleisten, ist wich-
ig. Ich hätte mir gewünscht, dass Sie schon vor August
it den Ländern gesprochen hätten; denn die Umsetzung
uss vor Ort passieren. Der Finanztransfer ist dabei nur

in Punkt. Stattdessen werden Diskussionen über die
inführung einer Chipkarte aufgemacht, und gestern war
u lesen, dass Sie die Umbenennung von Hartz IV pla-
en. Wissen Sie, Frau von der Leyen, uns ist es wichtig,
as drin ist, wie wir die Bildungsteilhabe ermöglichen,
ie wir die soziokulturelle Teilhabe für Kinder, aber

uch für Erwachsene ermöglichen. Uns ist weniger
ichtig, wie nachher das Geld fließt oder was draufsteht.
rau von der Leyen, ich kann Sie nur auffordern, uns
rühzeitig und umfassend die Informationen zur Verfü-
ung zu stellen, die wir alle hier im Parlament brauchen,
m eine transparente und sachgerechte Bewertung der
ahlen des Statistischen Bundesamtes vorzunehmen und
ine parlamentarische Beratung durchzuführen, die den
orgaben des Verfassungsgerichtes entspricht.

Wenn ich mir anschaue, dass von Ihrem Haus ver-
chiedene Varianten in Auftrag gegeben worden sind,
iegt der Verdacht nahe, dass die Regelsätze je nach Kas-
enlage angepasst werden sollen. Herr Fuchs fordert bei-
pielsweise eine härtere Gangart gegenüber integra-
ionsunwilligen Migranten. Anfang dieses Jahres hat er
esagt, das dürfe alles nicht mehr kosten, sondern müsse
m Hartz-IV-Bereich umgeschichtet werden. Das wird
it uns nicht möglich sein. Um das Zitat von Herrn
uchs bezüglich der integrationsunwilligen Migranten
och einmal zu bemühen: Ich frage mich wirklich, ob in
ieser Koalition einige noch alle Tassen im Schrank ha-
en. Er fordert:

Wenn etwa die Kinder nicht in die Kita oder die
Schule geschickt werden,





Elke Ferner


(A) )


)(B)

– wir haben eine Schulpflicht –

dann muss das mit Hartz-IV-Kürzungen sanktio-
niert werden.

Das heißt, die Regelleistungen sollen dann gekürzt
werden. Gleichzeitig will diese Koalition ein Betreu-
ungsgeld einführen, das genau für die Menschen gedacht
ist, die ihre Kinder nicht in Kitas schicken, das heißt, die
Bildungsteilhabe verhindern. Wie soll das zusammen-
passen?


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht!)


– Natürlich, in Ihrem Koalitionsvertrag steht, dass dieje-
nigen Betreuungsgeld erhalten sollen, die darauf ver-
zichten, ihre Kinder in eine Einrichtung zu schicken.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Aber die ersten drei Jahre! – Karl Schiewerling [CDU/ CSU]: Es geht um die ersten drei Jahre! Trauen Sie den Eltern nicht mehr zu, dass sie ihre Kinder ordentlich erziehen können?)


– Ich traue den Eltern zu, dass sie ihre Kinder erziehen.
Ich traue aber auch den Einrichtungen zu, dass sie den
Kindern guttun, besonders den Kindern, die einen Mi-
grationshintergrund haben oder aus bildungsferneren
Schichten kommen. Dabei geht es um die Frage der spä-
teren Bildungsteilhabe in der Kita und in der Schule.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Max Straubinger [CDU/CSU]: Sie wollen alle in die Einrichtungen bringen!)


Das ist der Unterschied zwischen Ihnen und uns: Sie
wollen, dass die Kinder aus den Einrichtungen herausge-
halten werden. Wir wollen es den Eltern ermöglichen,
dass die Kinder einen Zugang dazu haben.


(Miriam Gruß [FDP]: Das ist Unsinn! – Max Straubinger [CDU/CSU]: Das ist das sozialistische Familienbild der SPD!)


Wichtig ist für uns bei der Frage der Bildungsteilhabe
auch der kostenfreie Zugang zur Infrastruktur, zu einem
Mittagessen und natürlich auch zu Sport- und Musikver-
einen sowie anderen Freizeitmöglichkeiten jenseits der
Schule. Aber ich kann auch da nur davor warnen, das al-
les auf diejenigen zu beschränken, die im SGB-II-Bezug
sind. Was ist denn mit den Kindern von den Eltern, die
so eben jenseits der Grenzen sind? Wollen wir diese aus-
grenzen? Auch da muss es Möglichkeiten geben. Des-
halb, Frau von der Leyen, brauchen wir ganz schnell
eine Verständigung mit den Ländern und der kommuna-
len Ebene, wie wir das bewerkstelligen können.

Ich kann nur dafür werben, bestehende Strukturen zu
nutzen, sie auszubauen und vor allen Dingen mit der
Ganztagsbetreuung sowohl im schulischen als auch im
vorschulischen Bereich schneller voranzukommen, da-
mit die Infrastruktur zur Verfügung steht. Das alles ist
zeitlich sehr knapp bemessen. Insofern hoffe ich, dass
wir da zu einem guten Ergebnis kommen. Ich sage Ihnen
auch: Die Lösungen müssen alle verfassungskonform
sein, zu etwas anderem werden wir die Hand nicht rei-
chen.

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(C (D Schönen Dank. (Beifall bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wir auch nicht!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705904900

Für die FDP-Fraktion spricht nun die Kollegin

laudia Winterstein.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Claudia Winterstein (FDP):
Rede ID: ID1705905000

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Auf die Schwarzmalerei von Ihnen, Frau Ferner,
nd der Opposition, will ich jetzt gar nicht weiter einge-
en; denn wir können positiv nach vorne schauen. Es
eht wieder aufwärts, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: Trotz Ihrer Regierung!)


Es kann gar nicht oft genug gesagt werden: Die Wirt-
chaft boomt. Deutschland ist wieder die Wachstumslo-
omotive in Europa. Die Arbeitslosigkeit ist so niedrig
ie seit 18 Jahren nicht mehr. Die Erwerbstätigkeit ist
ahe am Rekord des Jahres 2008. Auch beim Haushalt
ind wir auf einem guten Wege. Ich bitte die Opposition,
ies endlich einmal zur Kenntnis zu nehmen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Man muss die Regierung auch mal loben, wenn sie gut ist!)


Bei der ersten Lesung des Haushalts 2010 hatten wir
s beim Einzelplan 11 mit einem Etatentwurf der negati-
en Rekorde zu tun. Sein Volumen belief sich damals
uf 19 Milliarden Euro mehr als im Jahr zuvor. Der
ktuelle Etatentwurf hingegen ist auf dem klaren Weg
ur Konsolidierung; denn sein Volumen liegt 11,3 Mil-
iarden Euro unter dem Soll des Jahres 2010, nämlich bei
31,8 Milliarden Euro.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705905100

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

ollegin Hagedorn?


Dr. Claudia Winterstein (FDP):
Rede ID: ID1705905200

Nein. Ich glaube, Sie werden mehr lernen, wenn Sie

etzt erst einmal weiter zuhören, Frau Hagedorn.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zurufe von der SPD: Oh! – Katja Kipping [DIE LINKE]: Da hat wohl jemand Angst!)


Das ist keineswegs nur ein Ergebnis der gut laufenden
onjunktur. Das ist auch das Ergebnis des aktiven politi-

chen Handelns.

Unter SPD-Ministern kannte der Haushalt des Ar-
eitsministeriums immer nur eine Richtung, nämlich:
rhöhung der Ausgaben. Das galt insbesondere bei den
usgaben für die Arbeitsmarktpolitik im Bereich von
artz IV. Ob steigende Arbeitslosigkeit oder sinkende
rbeitslosigkeit, das Rezept hieß immer: mehr Geld.





Dr. Claudia Winterstein


(A) )


)(B)

Diese Entwicklung haben wir gestoppt. Ich bin der
Ministerin sehr dankbar, dass auch ihr Haus den notwen-
digen Beitrag zum Sparpaket leistet.

Im nächsten Jahr wollen wir bei den Ausgaben des
Bundes für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen und
Hartz-IV-Verwaltung 500 Millionen Euro gegenüber
dem alten Finanzplan einsparen. Das ist angesichts der
sinkenden Arbeitslosenzahlen vertretbar.

Im Haushaltsentwurf werden für das sogenannte Ein-
gliederungsbudget im nächsten Jahr insgesamt 9,5 Mil-
liarden Euro zur Verfügung gestellt. In den Folgejahren
werden weitere Einsparungen möglich sein, nämlich
durch die Evaluation der arbeitsmarktpolitischen Instru-
mente, die die Koalition vereinbart hat.

Ziel des Sparpakets ist es, das Eingliederungsbudget
bis 2013 auf 8 Milliarden Euro zurückzuführen. Auf die-
sem Niveau lagen die Ausgaben schon einmal im Jahr
2006. Dazu muss man wissen, dass die Arbeitslosenzah-
len im Jahr 2006 bei 4,5 Millionen lagen. Jetzt sind wir
bei 3,2 Millionen Arbeitslosen und sind auf dem Weg,
unter die 3-Millionen-Grenze zu gelangen. Das heißt,
wir können das Absenken der Mittel sehr wohl vertreten
und bleiben weiterhin bei einem hohen Leistungsniveau.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705905300

Frau Kollegin, darf ich Sie noch einmal unterbre-

chen? Die Kollegin Mast möchte Ihnen eine Frage stel-
len.


Dr. Claudia Winterstein (FDP):
Rede ID: ID1705905400

Ich habe es schon einmal gesagt: Ich glaube, es ist

besser, Sie hören erst einmal zu, weil Sie dann mehr da-
zulernen können


(Elke Ferner [SPD]: Dazu müssten Sie eine andere Rede halten!)


und sich Ihre Schwarzmalerei vielleicht ändern wird,
weil Sie dann mehr verstehen und die Zahlen zur Kennt-
nis nehmen.

Rechnet man die Bundesmittel im Eingliederungs-
budget auf die Zahl der Arbeitslosen nach SGB II um
– das ist für Sie sehr interessant –, so ergibt sich, dass im
Jahr 2006 pro Arbeitslosen 2 860 Euro zur Verfügung
standen, während im kommenden Jahr 4 400 Euro zur
Verfügung stehen werden. Von einem sozialen Kahl-
schlag kann also weiß Gott nicht die Rede sein, meine
Damen und Herren von der Opposition. Nehmen Sie das
einmal zur Kenntnis: 2 860 Euro und jetzt 4 400 Euro.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Einen zweiten großen Sparbeitrag erbringt dieser
Haushaltsentwurf beim Arbeitslosengeld II. Das Spar-
paket sieht zwei Maßnahmen vor, nämlich die Abschaf-
fung des befristeten Zuschlags und den Wegfall der
Rentenversicherungsbeitragszahlung. Frau Ferner, ich
wundere mich, was Sie schon alles dazu gesagt haben
und was Sie schon alles wissen. Wir sind dabei, dieses

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(C (D esetz zu entwerfen. Insofern wollen wir doch einmal ehen, wie es dann letztendlich ausgestaltet wird. (Elke Ferner [SPD]: Hat es Aufträge aus dem Ministerium gegeben, oder nicht?)


Tatsache ist, dass 1,8 Milliarden Euro pro Jahr ausge-
eben werden und dass das so nicht sonderlich sinnvoll
st. Ich denke, man kann mit dem Geld effektiver umge-
en. Man muss dazusagen: Altersarmut lässt sich mit
olchen Instrumenten ganz sicher nicht verhindern, son-
ern das geht nur mit sozialversicherungspflichtiger Be-
chäftigung, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: Die muss aber auch genug einbringen!)


Für die Einsparungen im Bereich der Sozialleistungen
ilt, was der Bundesfinanzminister schon bei der Präsen-
ation des Haushaltsgesetzes gesagt hat: Wir haben den
ich zitiere – „Sinn sozialer Leistungen dort hinterfragt,
o sie weder zum Schutz vor existenziellen sozialen Be-
rohungen nötig sind noch soziale Aufstiegschancen er-
ffnen“. Kurzum, unser Ziel ist es nicht, Hartz IV zu
ptimieren. Unser Ziel ist es, optimale Chancen zum
usstieg aus Hartz IV zu schaffen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: Aha! Und deswegen kürzen Sie die Eingliederungshilfe? Das ist doch ein Witz!)


Angesichts der guten Entwicklung auf dem Arbeits-
arkt wird die Bundesagentur für Arbeit schon in die-

em Jahr ein deutlich geringeres Defizit aufweisen als
unächst befürchtet; es wird wahrscheinlich bei 8 bis
Milliarden Euro liegen. Auch durch die Anhebung des
eitragssatzes von 2,8 auf 3 Prozent wird sich die
inanzgrundlage für die BA bessern. Deshalb bleibt es
abei: Wir haben in diesem Jahr einen Zuschuss ge-
ährt. Im kommenden Jahr wird aber ein Darlehen ge-
ährt. Das muss zurückgezahlt werden. Es gibt keinen
uschuss mehr.

Meine Damen und Herren, mit diesem Haushaltsent-
urf liegt zum ersten Mal seit Jahren ein echter Spar-
aushalt vor. Das ist ein ganz entscheidender Wende-
unkt. Dem Vorwurf der sozialen Schieflage, der immer
ieder geäußert wird, können wir ganz gelassen begeg-
en.


(Elke Ferner [SPD]: Ja, ja! Sie können das!)


1,7 Prozent des Bundeshaushaltes,


(Elke Ferner [SPD]: Ich sage nur: Mövenpick!)


58,8 Milliarden Euro,


(Katja Mast [SPD]: Ich sage nur: Atomwirtschaft!)


ind im Jahre 2011 für den Bereich der sozialen Siche-
ung vorgesehen.


(Elke Ferner [SPD]: Pharmaindustrie!)






Dr. Claudia Winterstein


(A) )


)(B)

Das ist mehr als jemals unter der rot-grünen Regierung,
meine Damen und Herren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich sage nur: 5 Prozent!)


Wir gehen in dieser Regierung den verantwortungs-
vollen Weg einer dauerhaften und echten Konsolidie-
rung des Haushalts, indem wir die Ausgaben tatsächlich
senken. Das sind wir auch der jungen Generation schul-
dig; denn Kinder können auf Schuldenbergen nicht spie-
len.

Danke.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705905500

Das Wort zu einer Kurzintervention hat nun die Kol-

legin Hagedorn.


(Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/CSU]: Ich dachte, die spricht nachher noch!)



Bettina Hagedorn (SPD):
Rede ID: ID1705905600

Frau Kollegin Winterstein, ich habe mich gemeldet,

weil Sie meine Zwischenfrage bedauerlicherweise nicht
zugelassen haben.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Haben Sie denn inzwischen etwas gelernt, Frau Hagedorn?)


Da wir von der medialen Öffentlichkeit beobachtet wer-
den, sollten wir dazu beitragen, dass aufgeklärt und nicht
versucht wird, die Menschen zu verdummen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben vorhin einen sehr kruden Vergleich ange-
stellt, als Sie gesagt haben, die Neuverschuldung sei
2009 gegenüber 2008 enorm gestiegen und 2011 werde
sie im Vergleich zu 2010 gesenkt. Damit haben Sie in
der Öffentlichkeit den Eindruck erweckt, der vorlie-
gende Haushalt sei ein Sparhaushalt.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Das ist er auch!)


Nehmen Sie bitte zur Kenntnis, dass der Haushalt, der
2010 aufgestellt worden ist, die höchste Neuverschul-
dung der Nachkriegszeit bedeutet hat. Auch wenn wir,
was wir alle hoffen, aufgrund der guten Konjunkturlage
und des gestiegenen Wachstums, das vermutlich 3,4 Pro-
zent betragen wird, bei einer Neuverschuldung von gut
50 Milliarden Euro landen, wird sich das Haushaltsjahr
2010 diesen Spitzenplatz in der gesamten Nachkriegszeit
mit dem Haushaltsjahr 2011 teilen, weil Sie jetzt eine
Neuverschuldung in Höhe von 57 Milliarden Euro vor-
gesehen haben.


(Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Scheinheilig!)


Geben Sie mir außerdem recht, dass den dritten Platz
der Haushalt 1996 von Theo Waigel einnimmt und dass
das Haushaltsjahr, das Sie herangezogen haben, das

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(C (D aushaltsjahr nach der Finanzund Wirtschaftskrise ar, also nach dem Fall von Lehman Brothers? (Otto Fricke [FDP]: Was stand denn in eurem Finanzplan? – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Die Frau Kollegin Hagedorn hat immer noch nichts gelernt! – Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Nichts gelernt, aber alles vergessen!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705905700

Frau Kollegin Winterstein, bitte.


Dr. Claudia Winterstein (FDP):
Rede ID: ID1705905800

Liebe Bettina Hagedorn, ich will gerne auf diese Fra-

en antworten. Vor allen Dingen möchte ich darauf hin-
eisen, dass es schon ein Leben vor der Krise gab. Es
ab Zeiten, in denen wir sprudelnde Steuereinnahmen zu
erzeichnen hatten, in denen wir sehr wohl in der Lage
ewesen wären, einen ausgeglichenen Haushalt vorzule-
en,


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: So ist es!)


n denen wir sehr wohl auch in der Lage gewesen wären,
ür den Bereich Arbeit und Soziales einen wesentlich
esseren Haushalt vorzulegen. Diese Chance ist von Ih-
en vertan worden.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


n guten Zeiten sollte man etwas zurücklegen, damit
an in schlechten Zeiten etwas hat.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Genau! Spare zu guten Zeiten!)


iese wahnsinnig hohe Neuverschuldung haben wir
uch Ihrer schlechten Regierungszeit zu verdanken;


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Anette Kramme [SPD]: Die arme Frau Merkel!)


onst würden wir uns heute nicht in dieser Situation be-
inden.

Nehmen Sie insofern doch bitte auch zur Kenntnis,
ass wir jetzt – das habe ich auch gesagt – auf einem
ehr guten Weg sind, weil wir bei uns sparen und diesen
aushalt durch eigene konsequente und dauerhafte Spar-
aßnahmen sozusagen wieder auf die gerade Schiene

ringen wollen und nicht über Steuereinnahmen versu-
hen, zu sanieren. Es ist leider so, dass das jetzt Zeit be-
ötigt, weil die Verschuldung derartig hoch ist. Damit
üssen wir leben. Umso wichtiger ist aber, dass wir jetzt
irklich intensiv sparen. Auf diesem Wege sind wir.

Insofern sind die Maßnahmen, die wir ergriffen ha-
en, sehr ausgewogen: Auf der einen Seite sorgen wir
ben tatsächlich für Einsparungen, auf der anderen Seite
aben wir aber sehr wohl auch die soziale Komponente
m Blick. Dementsprechend haben wir unsere Sparmaß-
ahmen sozialverträglich angelegt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )


)(B)


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705905900

Nun hat der Kollege Klaus Ernst für die Fraktion Die

Linke das Wort.


(Beifall bei der LINKEN – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Es ist keine Schande, reich zu sein!)



Klaus Ernst (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705906000

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir erleben

eine Ministerin, die ihre Arbeit selbstverständlich gut
darstellt. Dafür habe ich Verständnis. Trotzdem müssen
wir schon ein bisschen genauer hinschauen, Frau von der
Leyen.


(Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/ CSU]: Die Arbeit ist gut!)


Wenn Sie sagen: „Es geht wieder aufwärts“, dann stellt
sich natürlich die Frage, für wen. Ich zitiere aus Spiegel
Online vom 4. September 2010. Dort heißt es – Zitat –:

Die Verluste aus der Finanzkrise sind laut einer
DIW-Studie inzwischen komplett ausgeglichen.
Davon profitieren besonders die Reichen: Noch nie
gab es hierzulande so viele Vermögensmillionäre.

Es geht aufwärts, aber nicht für die Bevölkerung.

Frau von der Leyen, wenn ich mir Ihren Haushalt an-
sehe, dann stelle ich fest: Das Elterngeld für Hartz-IV-
Bezieher wird um 500 Millionen Euro gekürzt, bei der
Rentenversicherung wird um 1,8 Milliarden Euro ge-
kürzt, und die Ausgleichszahlungen für den Übergang
vom Arbeitslosengeld I zum Arbeitslosengeld II sinken
um 200 Millionen Euro. – Daneben stellen wir fest, dass
die Eingliederungstitel gekürzt werden, die für die Men-
schen gedacht sind, die Hilfe brauchen, um tatsächlich
wieder Arbeit zu bekommen. Das alles passt überhaupt
nicht mit dem zusammen, was Sie hier darstellen. Es
geht offensichtlich nicht allen besser. Vielmehr wird bei
den sozial Schwachen ganz besonders gekürzt.

Es wurde von dem Prinzip des sozialen Ausgleichs
gesprochen, und die Bundeskanzlerin sagte, als es um
das Kürzungspaket ging, es sei ausgewogen. Die Ausge-
wogenheit ist schon deshalb nicht gegeben, weil in Ih-
rem Haushalt, Frau von der Leyen, letztendlich 37 Pro-
zent der gesamten Kürzungen vorgenommen werden.
Ich kann Ihnen nur sagen: Es ist falsch, das mit dem
Prinzip der Ausgewogenheit zu erklären.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Porsche für alle!)


Warum verfahren Sie eigentlich nicht nach dem Ver-
ursacherprinzip?


(Katja Kipping [DIE LINKE]: Ja!)


Es wird unter anderem deshalb eine hohe Verschuldung
im Haushalt ausgewiesen, weil wir eine Bankenkrise zu
finanzieren haben, für die all diejenigen, die Sie jetzt be-
lasten, nicht die geringste Verantwortung haben, und das
ist falsch an Ihrem Haushalt, Frau von der Leyen.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Von der Beachtung des Verursacherprinzips sind wir eit entfernt. Wir sind aber auch weit weg von einer eiigermaßen vernünftigen Verteilung dessen, was in dieem Land erwirtschaftet wird. Auch dafür ist die Bunesregierung aus meiner Sicht mitverantwortlich. Wir haben festgestellt, dass die Situation bei den Areitgebern, bei den Reichen wieder dieselbe ist wie vorer. (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Na ja!)


etzt sagen Sie: Der Aufschwung kommt an. – Frau
interstein, ich habe gerade von Ihnen gehört, es gehe

ufwärts.


(Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Ja!)


ch sage Ihnen: Es geht aufwärts, weil die Industrieunter-
ehmen wieder die Leiharbeiter einstellen, die sie vorher
ntlassen haben. Es geht nicht aufwärts im Bereich der
ormalen Vollzeitjobs. Im Gegenteil: Wir stellen bei Be-
rachtung eines längeren Zeitraums fest – diese steht ja
urchaus zur Verfügung –, dass die Anzahl der sozialver-
icherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten, die es 2000
och gab, inzwischen um 2,3 Millionen gesunken ist. Die
nzahl anderer Jobs ist demgegenüber gestiegen: Die
nzahl der Menschen in Leiharbeit, der Menschen in be-

risteten Beschäftigungsverhältnissen und der Menschen
n prekärer Beschäftigung hat zugenommen. – Nicht zu-
enommen hat jedoch die Anzahl der Menschen mit einer
ernünftigen Beschäftigung in diesem Land. Dafür sind
ie mitverantwortlich, unter anderem deshalb, weil Sie,
rau von der Leyen, eine vernünftige Regelung für den
ereich der Leiharbeit nach wie vor verhindern.

Beim Thema Leiharbeit geht es nicht nur darum, den
rehtüreffekt zu verhindern, dass Menschen zunächst

ntlassen und anschließend im selben Betrieb wieder
ingestellt werden. Vielmehr geht es beim Thema Leih-
rbeit um ein ganz einfaches Prinzip – das müsste doch
ür uns selbstverständlich sein –, nämlich dass man bei
leicher Arbeit das gleiche Geld bekommt, dass Equal
ay gilt. Aber das machen Sie in Ihrem Gesetz nicht.
amit sind Sie für eine ungleiche Verteilung in diesem
and verantwortlich, Frau von der Leyen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Anton Schaaf [SPD])


Dasselbe Problem gibt es bei befristeten Arbeitsver-
ältnissen. Inzwischen sind 40 Prozent aller neu abge-
chlossenen Arbeitsverhältnisse – das trifft natürlich
uch jetzt für die Zeit des Aufschwungs zu – nur noch
efristet. Betrachten Sie das als Aufschwung? Betrach-
en Sie es als Aufschwung, wenn die überwiegend jun-
en Leute, die nach der Krise wieder einen Job bekom-
en und vorher möglicherweise als Leiharbeiter

eschäftigt waren, jetzt nur noch solche Beschäftigungs-
erhältnisse bekommen, bei denen sie von vornherein
issen, dass dieses Arbeitsverhältnis in kürzester Zeit
ieder beendet ist? Ich kann Ihnen sagen: Damit geben
ie den Menschen in diesem Land keine Zukunft. Im
egenteil: Damit tragen Sie dazu bei, dass die Menschen





Klaus Ernst


(A) )


)(B)

eine Zukunft haben, die aus Unsicherheit, schlechten Ar-
beitsbedingungen und Niedriglöhnen besteht.

Angesichts der Feststellung, dass mit diesem Auf-
schwung die Gewinne wieder deutlich steigen – Sie
freuen sich darüber natürlich ganz besonders; wir freuen
uns vor allem darüber, dass die Krise vorbei ist –, hätte
ich erwartet, dass wir hier von Ihnen etwas hören, wie
Sie dazu beitragen wollen, die ungleiche Vermögensver-
teilung, die ungleiche Verteilung des gesellschaftlichen
Reichtums zu beenden. Dazu habe ich keinen einzigen
Satz von Ihnen gehört, Frau von der Leyen.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich könnte gerne noch den einen oder anderen Punkt auf-
zählen, der für Ihren Haushalt noch von Bedeutung
wäre.

Frau von der Leyen, wir haben viel über Mindest-
löhne und Aufstocker diskutiert.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind auch so ein Aufstocker!)


Dazu nenne ich Ihnen folgende Berechnung: In den letz-
ten Jahren wurden 50 Milliarden Euro an Lohnsubventi-
onen gezahlt, weil Sie die Einführung eines gesetzlichen
Mindestlohns verhindern. Wären wir in der Lage, die
Menschen in diesem Lande tatsächlich auf einem ver-
nünftigen Lohnniveau zu bezahlen, dann hätten Sie in
Ihrem Haushalt das, was Sie machen, nämlich diese Kür-
zungsorgien, überhaupt nicht nötig.

Verweigern Sie sich deshalb an der Stelle nicht län-
ger! Schaffen Sie einen gesetzlichen Mindestlohn! Re-
geln Sie Leiharbeit mit gleichem Lohn für gleiche Ar-
beit! Sorgen Sie dafür, dass die Menschen eine
unbefristete Beschäftigung haben und dass wir kein Pre-
kariat erleben müssen.

Ich danke fürs Zuhören.


(Beifall bei der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705906100

Nächster Redner ist der Kollege Markus Kurth für die

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705906200

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Dieser Haushalt präsentiert sich zwar als Sparhaus-
halt, aber tatsächlich verschiebt er Lasten auf andere
Zweige der Sozialversicherung und in die Zukunft. Dies
ist kein Sparhaushalt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es werden Lasten auf die Rentenversicherung und auf
die Bundesagentur für Arbeit verschoben, die sich jetzt
verschulden können soll und die einen Schattenhaushalt
begründen wird. Am schlimmsten ist: Auch zulasten der
Arbeitslosen werden finanzielle Belastungen in die Zu-
kunft verschoben, indem Sie beim Eingliederungstitel,
bei der Qualifizierung, bei der Weiterbildung und bei der
Förderung von Langzeitarbeitslosen einsparen.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Erst kürzlich – Herr Schiewerling, auch Sie waren
abei – hat das Institut der deutschen Wirtschaft eine
valuation vorgelegt, in der die Berufsbildungswerke
ntersucht wurden, die sehr teure Weiterbildungs-, Qua-
fizierungs- und Umschulungsmaßnahmen anbieten. Das
nstitut der deutschen Wirtschaft hat festgestellt, dass die
endite aus den Investitionen in Weiterbildung 11,7 Pro-
ent beträgt, erwirtschaftet durch eingespartes Arbeits-
sengeld II, durch zusätzliche Steuereinnahmen und durch

usätzliche Sozialversicherungsbeiträge. Sie rechnen kurz-
ichtig und nicht nachhaltig und langfristig.


(Elke Ferner [SPD]: Und falsch! – Max Straubinger [CDU/CSU]: Da wird doch nichts gekürzt!)


Dramatisch finde ich auch, dass Sie blind sparen. Sie
paren ins Blaue hinein. Frau von der Leyen hat hier aus-
eführt, dass sie eine Evaluation der arbeitsmarktpoliti-
chen Instrumente in Auftrag gegeben hat und dass sie
m nächsten Jahr die Ergebnisse erwartet. Warum warten
ie denn die Ergebnisse nicht ab, um dann festzustellen,
as das effektivste Instrument ist? Dann könnte man den
insparungen unter Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkten
och zustimmen. Aber Sie sparen einfach drauflos, weil
ie unter Druck gesetzt worden sind, Frau von der
eyen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/CSU]: Nein! Wir haben viel weniger Arbeitslose!)


Der Vergleich mit dem Jahr 2006 hinkt überdies.
icht nur dass im Jahr 2006 der Eingliederungstitel nicht
ollständig ausgeschöpft wurde, sondern auch die Zahl
er Langzeitarbeitslosen, die einer besonders intensiven
nd qualifizierten Förderung bedürfen, ist gegenüber
006 nicht gesunken.


(Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Doch! Sie ist gesunken!)


n diesem Punkt müssen wir ansetzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Im Ergebnis ist die Folge klar absehbar: Diese Spar-
olitik wird immer kurzatmigere Maßnahmen seitens der
undesagentur für Arbeit erzwingen, weil diese ihre so-
enannten Aktivierungsquoten hochhalten wird, und im
rgebnis den Druck auf Langzeitarbeitslose und Be-
chäftigte erhöhen. Unterm Strich kann man sagen: Die-
er Haushalt vergrößert die soziale Verschuldung in
iesem Lande.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Wenn Sie den Haushalt schon so offensiv in den Kon-
ext der Staatsverschuldung stellen, Frau von der Leyen,
ann frage ich Sie, warum Sie Stimmen wie die von
erhard Cromme nicht ernst nehmen. Gerhard Cromme,





Markus Kurth


(A) )


)(B)

Aufsichtsratsvorsitzender von Siemens, Multimillionär
und früherer Vorstandschef des Konzerns Thyssen-
Krupp, ist dafür bekannt, dass er kein Kind von Traurig-
keit ist, wenn es um harte Sanierungseinschnitte in Un-
ternehmen geht. Derselbe Gerhard Cromme sagt in
einem Interview mit einer angesehenen deutschen Ta-
geszeitung in der Sommerpause, er könne sich eine be-
fristete Vermögensabgabe vorstellen, um einen Beitrag
zur Überwindung der Krise zu leisten. Warum greifen
Sie diese Bereitschaft, die viele Menschen in diesem
Lande zeigen, nicht auf?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Verteilungswirkungen sind das eine. Das andere
ist die Wirkung auf die Menschen, die davon betroffen
sind. Ich werfe Ihnen vor, dass Sie – ob willentlich oder
unbewusst – eine Politik der Diskriminierung gegenüber
denjenigen betreiben, die Unterstützung benötigen. Am
augenfälligsten wird das bei der Streichung des Elterngel-
des für Eltern, die Grundsicherung beziehen müssen. Sie
diskriminieren gezielt die Bezieher einer bestimmten So-
zialleistung und entziehen diesen die Familienförderung.
Deutlicher kann man, ob gewollt oder nicht, die Botschaft
nicht aussenden: Wir wollen nicht, dass ihr Kinder be-
kommt.


(Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Glauben Sie den Blödsinn eigentlich selber, den Sie da von sich geben?)


Genau diesem Muster folgt die Tonlage im Hinter-
grund, wenn es um die Idee eines elektronisch gestütz-
ten Gutscheinsystems für Kinder aus Arbeitslosengeld-
II-Haushalten geht. Die Botschaft lautet: Wir trauen den
langzeitarbeitslosen Eltern von Kindern die Erziehung
und eigenständige Lebensführung nicht wirklich zu. Zu-
mindest wird dies von nicht wenigen Abgeordneten und
Akteuren aus der schwarz-gelben Koalition so orches-
triert.

Damit wir uns nicht missverstehen: Es spricht alles
dafür, statt rechnerisch 1 Euro für das Mittagessen eines
Kindes im Regelsatz anzusetzen, ein vollwertiges Essen
als reguläre Sachleistung in der Schule anzubieten. Ich
füge hinzu: wenn es denn in allen Schulen einen Mit-
tagstisch gibt.

Oder nehmen wir das Beispiel Bildung, von dem Sie
ausführlich gesprochen haben: Es wäre mehr als sinn-
voll, die 4 Euro im Monat, die für Nachhilfe angesetzt
sind, aus dem Regelsatz herauszunehmen. Für 4 Euro im
Monat kann man sich ohnehin keine Nachhilfestunden
leisten. Es wäre sinnvoll, stattdessen einen eindeutigen
Rechtsanspruch auf Nachhilfe festzuschreiben, der als
einmalige Leistung im notwendigen Umfang zu gewäh-
ren ist.

Aber was tun Sie? Zunächst sehen Sie tatenlos zu, wie
die Bundesagentur für Arbeit den Nachhilfeanspruch,
der seit Februar durch das Urteil des Bundesverfassungs-
gerichts besteht, maximal einschränkt. Anstatt den Rich-
terspruch zum Anlass zu nehmen, auf einem Gebiet den
Bildungsanspruch und Bildungsziele durchzusetzen, las-
sen Sie zu, dass der vom Verfassungsgericht definierte

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(C (D ildungsanspruch in kleinlicher und geradezu beschäender Weise kleingerechnet wird und nur dann geltend emacht werden kann, wenn ein Todesfall oder eine chwere Krankheit in der Familie vorliegt. Dann gönnen ie sich im Sommer einen großen Auftritt zur Präsenta ion einer Bildungschipkarte, die finanziell voraussichtich so kläglich ausgestattet sein wird, dass sie auch nur ür fünf Stunden Nachhilfe im ganzen Jahr reicht. Das ist in politisches Täuschungsmanöver. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich empfinde es auch als Täuschungsmanöver, wenn
er Eindruck erweckt wird, mit der Chipkarte stünde
etzt allen der Weg zur Musikschule und zur künstleri-
chen Bildung offen. Was ist denn in den letzten Jahren
n den Kommunen mit solchen Bildungsangeboten pas-
iert? Ihre Zahl ist um mehr als ein Drittel verringert
orden, und die verbleibenden sind mit Gebühren verse-
en worden, die Ihre Chipkarte nicht einmal zu einem
ruchteil abdecken wird. Diese Bundesregierung drückt
urch Steuergeschenke den Städten und Gemeinden fi-
anziell die Gurgel zu und präsentiert dann einen Gut-
chein, den man vielerorts überhaupt nicht mehr einlö-
en kann, weil die Angebote fehlen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


eil Sie dies wissen, entwerfen Sie eine Szene von der
inbindung der Privatwirtschaft bei der Finanzierung
er Chipkarte. Aber diese Finanzierungsbeteiligung der
rivatwirtschaft ist noch nicht einmal am Horizont zu se-
en. Darüber hinaus kann man getrost die Frage stellen,
b wir eine öffentliche Regelfinanzierung von Kinder-
örderung an Institutionen durch private Almosengewäh-
ung an diese Institutionen ersetzen wollen. Wir jeden-
alls wollen dies nicht. Im Ergebnis laufen Ihre Pläne auf
evormundung und weniger Freiheit für Langzeit-
rbeitslose und alle anderen hinaus, die auf das Arbeits-
osengeld II angewiesen sind.

Das korrespondiert mit anderen Vorhaben wie der so-
enannten Bürgerarbeit. Hier sollen fünfmal mehr Bür-
er aktiviert werden, als überhaupt Plätze in der Bür-
erarbeit zur Verfügung stehen. Das heißt – das scheint
ffenbar von vornherein das Ziel zu sein –, ein Großteil
er zu Aktivierenden soll letzten Endes aus dem Leis-
ungsbezug ausgesteuert werden. Ich finde, dass sich
ies alles in Richtung des vormodernen Sozialstaats be-
egt, wo Armenpolizei und Arbeitshaus die Armen zu
bjekten eines Obrigkeitsstaates machten und wo nur
er sittliche Arme Anspruch auf öffentliche Fürsorge
atte. Ich erlebe eine erstaunliche Renaissance dieses
enkens. Michael Fuchs etwa sagt – das wurde schon

rwähnt –: Eltern, die ihre Kinder nicht erziehen, müssen
LG-II-Kürzungen hinnehmen. – Ich will ein Urteil des
undesverfassungsgerichts aus dem Jahr 1967 zitieren,
in Urteil, das ich wirklich wegweisend finde. Das Bun-
esverfassungsgericht hat in diesem Urteil, das das Ende
er Arbeitshäuser im Nachkriegsdeutschland besiegelte,
esagt: Es ist nicht die Aufgabe des Staates, seine Bürger
u bessern. – Das ist ein wichtiger und zentraler Satz, an
en wir uns in der Sozialpolitik öfter erinnern sollten.





Markus Kurth


(A) )


)(B)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Es geht um die Stärkung und die Befähigung von
Menschen, die zeitweise nicht in der Lage sind, ihren
Lebensunterhalt selbstständig zu erwirtschaften. Wir
Bündnis 90/Die Grünen wollen die Menschen ernst neh-
men. Wir wollen ein Wunsch- und Wahlrecht, Möglich-
keiten, sich die Angebote selber auszusuchen. Miteinan-
der statt Obrigkeit, das erzielt die besten Ergebnisse. Das
ist am effektivsten. Wir stehen für einen Ausbau der In-
frastruktur zur Bildung und Förderung von Kindern so-
wie Jugendlichen. Wir stehen für Teilhabe und Selbstbe-
stimmung statt Verhaltenskontrolle durch Nannys im
Sozialministerium.

Danke.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705906300

Für die CDU/CSU-Fraktion hat nun das Wort die Kol-

legin Ingrid Fischbach.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Ingrid Fischbach (CDU):
Rede ID: ID1705906400

Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen

und Kollegen!

Wer aufhört zu werben, um Geld zu sparen, kann
ebenso seine Uhr anhalten, um Zeit zu sparen.

Diese Worte hat Henry Ford einmal gesprochen. Sie sind
wohl wahr. Wenn wir jetzt aufhören, zu sparen und den
Haushalt zu konsolidieren, können wir gleich einpacken.
Sie haben recht, Frau Hagedorn: Wir haben hohe Schul-
den. Da ich ein bisschen länger dabei und gut bei Ver-
stand bin und mein Erinnerungsvermögen vorhanden ist,
erinnere ich mich noch an einen Sparminister – ich
glaube, er kam aus Ihrer Fraktion, meine Damen und
Herren von der SPD –, der im Jahr 2004, als sich der da-
malige Kanzler rühmte, den Aufschwung habe er allein
durch seine Kandidatur und sein Kanzlersein erwirt-
schaftet, eine Neuverschuldung in Höhe von 43 Milliar-
den Euro auf den Weg gebracht hat. Theo Waigel, den
Sie angesprochen hatten, war 1996 bei 40 Milliarden
Euro angelangt.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Wir sind aber unter 40 Milliarden Euro geblieben!)


Die Zuschauer vor den Bildschirmen können nun errech-
nen, wer eine höhere Neuverschuldung zu verantworten
hatte. Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen
werfen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Situation 2004 war anders als die heutige. Deswe-
gen ist das, was Sie hier machen, unfair, unsozial und
effekthascherisch. Wir haben eine so hohe Neuverschul-
dung, weil wir eine noch nie dagewesene Krise bewälti-

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(C (D en müssen. Das mussten Sie nicht. Um den Menschen icherheit zu geben und die Zahl der Arbeitslosen nicht ieder auf 5 Millionen steigen zu lassen, sorgen wir da ür, dass die Menschen in Arbeit bleiben und nicht areitslos werden; das ist doch gut. Deshalb war es richtig, as Geld zur Verfügung zu stellen. Das bedeutet aber icht, dass wir jetzt aufhören können, diese Schulden zuückzufahren. (Bettina Hagedorn [SPD]: Das machen Sie doch gar nicht! Das ist alles Etikettenschwindel!)


Herr Kurth, deshalb ist es auch nicht richtig, dass Sie
agen, dieser Haushalt sei kein Sparhaushalt. Wir redu-
ieren, und das ist wichtig – –


(Zuruf der Abg. Bettina Hagedorn [SPD])


Dann hören Sie zu, vielleicht erfahren Sie doch noch,
as Sparen heißt, wenn Sie selbst es noch nicht wissen
nd noch nicht können.

Wir haben eine Aufgabe, nämlich die Neuverschul-
ung zurückzufahren und Einsparungen vorzunehmen.
as bedeutet: Alle Ministerien sind gefordert, auch das
ozialministerium. Ich möchte an dieser Stelle deutlich
achen, dass wir bisher 12 Prozent des Bundeshaushal-

es allein für Zinszahlungen ausgeben. Davon müssen
ir runter, weil wir das Geld für andere Dinge brauchen.
ittlerweile ist jeder fünfte Euro kreditfinanziert. Sie

un hier so, als hätten wir ein Wunschkonzert nach dem
otto: Wer noch etwas haben möchte, der soll sich mel-

en, dann packen wir noch ein bisschen drauf.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Das macht doch gar keiner!)


as haben wir in den letzten Jahren und Jahrzehnten ge-
an, und das war falsch. Sie monieren Kürzungen, statt
uzuhören, warum gekürzt wird und an welchen Stellen
ekürzt wird.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Weil Sie an den falschen Stellen kürzen!)


Darüber, ob die Stellen richtig sind oder nicht, können
ir reden.

Ich bin jetzt bei dem Punkt der arbeitsmarktpoliti-
chen Maßnahmen. Frau Hagedorn, Sie gehen doch
ie ich in Ihrem Wahlkreis mal zu den Arbeitsagenturen.
ie reden auch mit den Bürgerinnen und Bürgern, auch
it denen, die länger arbeitslos sind.


(Karl Schiewerling [CDU/CSU]: Wir tun das!)


ch höre von vielen Kolleginnen und Kollegen und von
ielen Bürgerinnen und Bürgern die Frage bzw. Aussa-
en: „Wieso gibt es eigentlich so viele Maßnahmen, die
neffektiv sind?“, „Jetzt schicken die mich schon in den
ritten Computerkurs.“ „Ich muss jetzt wieder eine Um-
chulung für einen Beruf machen, der dann, wenn ich
ertig bin, überhaupt nicht.“ – –


(Beifall bei der CDU/CSU – Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wollen Sanktionen, wenn sie den dritten Computerkurs nicht machen!)






Ingrid Fischbach


(A) )


)(B)

– Jetzt hören Sie doch einmal gut zu. Was wir mit Recht
wollen, ist doch, dass wir kontrollieren und nach Ziel-
genauigkeit und Effizienz auswählen und an dieser
Stelle den Menschen – –


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie kürzen, bevor Sie ausgewählt haben! – Weitere Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


– Sie können sich gern melden und eine Zwischenfrage
stellen; aber immer reinzurufen, ist unsinnig, weil die
Zuhörer draußen nicht hören, was Sie rufen. Wenn ich
Ihnen dann antworte, dann ist meine Rede nicht so lo-
gisch; das finde ich nicht so prickelnd.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Also, wir haben gemeinsam beschlossen, die Schul-
denbremse ins Grundgesetz aufzunehmen und daran zu
arbeiten. Ich sage an dieser Stelle noch einmal: Der Ab-
bau von Schulden ist zukunftsorientierte Politik. Das ist
eine Politik für unsere Kinder, für unsere Nachfolger und
für unsere Enkelkinder, und daran halten wir fest.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Mit den Einsparungen und Kürzungen bei den Ausga-
ben des Sozialministeriums sind wir bei Zahlen, die wir
im Jahr 2008 hatten. Wir liegen sogar noch darüber. Frau
Hagedorn, hatten Sie, als wir in der Großen Koalition
waren, bei 123 Milliarden Euro Ausgaben im Sozialetat
den Gedanken, wir hätten den sozialen Kahlschlag ver-
abreicht? Das habe ich von Ihnen in der Diskussion nicht
gehört.


(Elke Ferner [SPD]: Die Frage ist, wo Sie sparen!)


Wir sind heute bei 143 Milliarden Euro. Sie sprechen
vom sozialen Kahlschlag, wenn wir von 143 Milliarden
Euro auf 131 Milliarden Euro heruntergehen. Sie müs-
sen bei Ihrer Argumentation ein bisschen darauf aufpas-
sen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Außenwirkung ist wichtig. Wir geben trotz der
Kürzungen immer noch 131,8 Milliarden Euro für den
Sozialhaushalt aus. 131,8 Milliarden Euro! Ich sage das
so deutlich und so oft, weil ich glaube, dass viele nicht
verstehen, über welche Summe wir reden. Das ist ein
Anteil am gesamten Bundeshaushalt von weit über
50 Prozent. Wenn ein Drittel der gesamten Einsparungen
von diesem Teil erbracht werden muss, dann ist das rich-
tig, dann ist das vertretbar.


(Elke Ferner [SPD]: Elterngeld streichen, das ist sozial!)


Wir müssen diesen Weg gehen, weil wir Politik für un-
sere Kinder machen und weil wir wollen, dass die Schul-
den heruntergehen. Das werden wir anders nicht hinkrie-
gen; das ist richtig, Frau Ferner.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


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(C (D Frau Ferner, jetzt bin ich bei Ihnen. Sie haben bei der ussage der Ministerin moniert, dass sie im Bereich der inderregelsätze einiges auf den Weg bringe, was nicht ichtig sei. Darf ich Sie bitte noch einmal daran erinnern, er die Hartz-IV-Regelung auf den Weg gebracht hat? (Elke Ferner [SPD]: Wer war im Vermittlungsausschuss dabei? Waren Sie das nicht?)


Frau Ferner, ich unterstelle Ihnen jetzt nicht, dass Sie
amals den Anteil für die Bildung der Kinder bei der
erechnung der Eckregelsätze absichtlich herausgelas-

en haben. Das sage ich jetzt nicht. Ich vermute, Sie ha-
en nicht daran gedacht.


(Elke Ferner [SPD]: Sie im Vermittlungsausschuss auch nicht!)


enn ich der Verursacher wäre, dann wäre ich ganz ru-
ig. Ich würde nicht damit argumentieren, was alles
alsch läuft. Sie haben nicht daran gedacht.


(Zurufe von der SPD)


Sie haben das auch nicht auf den Weg gebracht. Sie
ätten damals an dieser Stelle sagen müssen, das sei
ichtig. So wie Sie heute sagen, das werde vor dem Ver-

assungsgericht keinen Bestand haben, hätten Sie es da-
als genauso sagen können.


(Elke Ferner [SPD]: Das hätten Sie doch damals schon alles sagen können im Vermittlungsausschuss!)


Sie haben das doch mitgetragen.


(Elke Ferner [SPD]: Wo waren Sie denn im Vermittlungsausschuss?)


Ich persönlich war nicht im Vermittlungsausschuss,


(Elke Ferner [SPD]: Ihre Fraktion aber!)


ber Sie waren vielleicht darin. Ich sage nur: Sie haben
in Gesetz auf den Weg gebracht und den Bildungsanteil
icht berücksichtigt. Ich habe nicht gesagt, dass Ihnen
as bewusst war – diese Einschätzung überlasse ich Ih-
en –, aber Sie haben ihn nicht berücksichtigt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Jetzt haben wir gesagt: Wir machen es transparent,
nd dieser Anteil muss vorhanden sein. – Das Verfas-
ungsgericht gibt uns den Auftrag, nicht nur für diesen
nteil zu sorgen, sondern auch dafür zu sorgen, dass er
ei den Kindern ankommt. Deshalb halte ich die Idee der
inisterin, eine Bildungschipkarte einzuführen, für eine

ehr gute. Dass wir noch schauen müssen, wie das im
etail geht, ist klar. Das werden wir klären. Das ist aber
ein gänzlich neues Instrument. Einige tun so, als sei das
ine Erfindung über Nacht und als müssten wir schauen,
ie wir das auf den Weg bringen. Die Bildungskarte gibt

s als ergänzende Familienhilfekarte in vielen Kommu-
en, wo sie sich sehr gut bewährt hat. Wir übernehmen
as, was gut läuft, und notwendige Verbesserungen wer-
en wir vornehmen. Ich finde, das ist ein guter und rich-
iger Schritt; denn in die Kinder zu investieren, ist eine
nvestition in die Zukunft. Das ist christlich-liberale





Ingrid Fischbach


(A) )


)(B)

Politik. Daran werden wir festhalten, und wir werden
uns von Ihnen nicht von unserem Weg abbringen lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich möchte kurz auf die Situation der Langzeit-
arbeitslosen eingehen. Herr Kurth verbreitet hier, die
Zahlen seien nicht rückläufig. Sie sind aber zurückge-
gangen und liegen jetzt unter 1 Million. Sie können die
Zahlen abrufen und werden feststellen, dass sie zurück-
gegangen sind. Ich habe heute Morgen die aktuellsten
Zahlen abgerufen. Wir müssen vor allem die Menschen
in Arbeit bringen, die schon lange keine Arbeit mehr ha-
ben. Dazu sind manche Maßnahmen – das habe ich vor-
hin schon gesagt – nicht geeignet, weil sie nicht effizient
sind und die Menschen in Langzeitarbeitslosigkeit hal-
ten.


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann werten Sie doch erst aus!)


Die beste Vorsorge für das Alter und die besten Mittel
gegen Altersarmut sind Arbeit


(Elke Ferner [SPD]: Existenzsichernde Arbeit! Deswegen lehnen Sie den Mindestlohn ab!)


und ein vernünftiger Lohn. Deshalb müssen die Men-
schen in Arbeit gebracht werden. Wir werden im Rah-
men der Reform viel stärker auf die individuellen Be-
dürfnisse der Arbeitslosen eingehen können. Das werden
wir auch tun. Wir werden uns auch über die Hinzuver-
dienstgrenzen unterhalten müssen. Ich höre oft von
Langzeitarbeitslosen – vielleicht höre nur ich das immer
in meinem Wahlkreis und Sie nicht –, wenn es darum
geht, einen 400-Euro-Job anzunehmen: Ich darf nur
160 Euro dazuverdienen. – Ich frage dann: Wieso dürfen
Sie nur 160 Euro dazuverdienen? Die Antwort lautet:
Der Rest wird mir angerechnet. – Ich entgegne dann,
dass der Langzeitarbeitslose 400 Euro und den anderen
Teil selber verdient und damit nicht auf Sozialtransfers
angewiesen ist. Ich glaube, wir müssen etwas tun, damit
das Verständnis, selbst etwas zum Lebensunterhalt bei-
zutragen, wächst. Deshalb werden wir uns über die Hin-
zuverdienstgrenzen noch unterhalten müssen. Es ist ein
richtiger Weg, Anreize zu schaffen, eine Arbeit aufzu-
nehmen. Es muss aber auch deutlich werden, dass dieje-
nigen, die in Arbeit sind, mehr Geld haben müssen als
diejenigen, die nicht arbeiten. Das Lohnabstandsgebot
wird immer das Credo unserer Politik sein. Daran halten
wir fest. Die christlich-liberale Koalition wird dafür sor-
gen, dass die Menschen, die lange Zeit arbeitslos sind, in
Arbeit kommen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705906500

Frau Kollegin.


Ingrid Fischbach (CDU):
Rede ID: ID1705906600

Die Prognosen für das nächste Jahr stimmen uns opti-

mistisch. Ein Wirtschaftsinstitut hat heute gemeldet,
dass es 2011 2,8 Millionen Arbeitslose geben wird. Wir
sind auf einem guten Weg.

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(C (D Frau Kollegin. Ich höre jetzt auf, Frau Präsidentin. Vielen Dank. Bettina Hagedorn hat das Wort für die SPD-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle en! Sie von Schwarz-Gelb versuchen seit Tagen, uns on der SPD zu unterstellen, dass wir die Verschuldung uf die leichte Schulter nehmen würden. azu sage ich Ihnen hier ganz klipp und klar: Die SPD teht selbstverständlich zur Schuldenbremse. (Max Straubinger [CDU/CSU]: Ich sage nur: Nordrhein-Westfalen!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705906700
Ingrid Fischbach (CDU):
Rede ID: ID1705906800

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705906900

(Beifall bei der SPD)

Bettina Hagedorn (SPD):
Rede ID: ID1705907000

(Max Straubinger [CDU/CSU]: Natürlich!)


ie SPD nimmt die Verantwortung gegenüber künftigen
enerationen mindestens so ernst wie Sie. Das Problem

st, dass Sie das, was Sie hier vorgelegt haben, täglich
indestens 20-mal Sparhaushalt nennen, es aber in
irklichkeit kein Sparhaushalt ist; denn Sie sparen

icht, sondern Sie verschieben Lasten auf die nächste
eneration, und Sie schichten zulasten der sozialen Si-

herungssysteme um. Wir werden uns in wenigen Jahren
amit zu beschäftigen haben, dass sowohl die Beiträge
ur Arbeitslosenversicherung als auch die zur Renten-
ersicherung nicht stabil gehalten werden können. Das
lles haben Sie zu verantworten. Sie organisieren mit
iesem Haushalt in allererster Linie eine gigantische
mverteilung von unten nach oben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Max Straubinger [CDU/CSU]: Was wird jetzt in Nordrhein-Westfalen gemacht, Frau Hagedorn?)


Es ist richtig – das wurde schon mehrfach gesagt –:
ir reden hier über 132 Milliarden Euro. Das ist knapp

ie Hälfte des Bundeshaushalts. Aber die Größe an sich
agt noch gar nichts darüber aus, wie viel soziale Ge-
echtigkeit davon ausgeht. Vor diesem Hintergrund will
ch mit einem Ammenmärchen aufräumen: Indem Sie
mmer wieder vorbringen, der prozentuale Anteil des
inzelplans am Gesamthaushalt habe sich in den letzten
ahren vergrößert, versuchen Sie, deutlich zu machen
das hat Michael Fuchs versucht, das hat Frau
r. Winterstein versucht, und das ist auch von Frau
ischbach versucht worden –, dass Sie doch so sozial
eien. Dazu muss ich Ihnen sagen: Verdummen Sie die
enschen bitte nicht! Der größte Brocken in diesem

inzelplan ist mit über 80 Milliarden Euro der Zuschuss
ur Rentenversicherung.





Bettina Hagedorn


(A) )


)(B)


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Der ist aber nicht wesentlich gewachsen, Frau Hagedorn!)


Ich möchte in Erinnerung rufen, dass dieser Steuerzu-
schuss 1990 noch bei 30 Milliarden Euro lag, 1998 bei
52 Milliarden Euro und dass es in den letzten zwölf Jah-
ren einen Aufwuchs von 28 Milliarden Euro gegeben
hat, für den gesetzliche Grundlagen bestehen, die wir
alle miteinander geschaffen haben und die auch richtig
sind. Wenn Sie die 80 Milliarden Euro in Ihre prozen-
tuale Rechnung einbeziehen, verkennen Sie aber völlig,
dass die Einschnitte, Frau von der Leyen, die übrigens in
keinem Einzeletat so groß sind wie in Ihrem Etat, sich
– richtigerweise – nicht bei der Rente abspielen, sondern
sich auf die übrigen 51 Milliarden Euro konzentrieren.
Das sind genau die Milliarden, mit denen für die anderen
Generationen in unserer Gesellschaft Chancen im Be-
reich Arbeit geschaffen werden sollen.


(Katja Mast [SPD]: Genau so ist es!)


Sie und vor allen Dingen Ihre Kollegen stellen sich
hin und sagen, hier werde etwas für Kinder und für Fa-
milien geleistet. Das ist einfach absurd und infam, weil
die wirklichen Zahlen etwas anderes besagen. Dieser
Haushalt schmälert die Chancen von Kindern, von Al-
leinerziehenden und von Familien


(Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Das ist einfach nicht wahr, was Sie sagen!)


– das ist sehr wohl wahr –, und das ist genau die falsche
Stelle. Sie sparen sogar bei der Bildung!


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Das ist nicht wahr! Das können Sie auch dreimal sagen! – Max Straubinger [CDU/CSU]: Da haben Sie gerade über die Verschuldung geklagt, und jetzt jammern Sie wieder!)


Sie streichen bei Familien und Alleinerziehenden, die
schlechtbezahlte oder gar keine Jobs haben, die
300 Euro Erziehungsgeld. Dabei waren Sie es, Frau von
der Leyen, die mit uns Sozialdemokraten das Elterngeld
ausdrücklich einkommensunabhängig eingeführt hat.
Mit der FDP zusammen kassieren Sie es jetzt bei circa
85 000 geringverdienenden Paarhaushalten und bei circa
50 000 Alleinerziehenden wieder ein, während die Mil-
lionärsgattin es behält. Wie können Sie als Christin nach
diesem Rückwärtssalto eigentlich noch in den Spiegel
schauen?


(Beifall der Abg. Elke Ferner [SPD])


Welche Wertvorstellungen liegen einer solchen Politik
eigentlich zugrunde?


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das sind übrigens die gleichen Familien mit Kindern,
die schon von Ihrer vielgepriesenen Kindergelderhöhung
ab Januar dieses Jahres nicht einen einzigen Cent erhal-
ten haben.

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(C (D (Max Straubinger [CDU/CSU]: Weil sie ja über Hartz IV mehr bekommen!)


as sind die gleichen Familien mit Kindern, die durch
ie Streichung des Heizkostenzuschusses pünktlich zum
evorstehenden Winter eiskalt betroffen sein werden.
as, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist soziale Kälte
ur.


(Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/CSU]: Das glauben Sie wohl selber nicht!)


as ist menschenverachtend und kinderfeindlich.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Frage ist gar nicht, ob gespart wird – darauf kön-
en wir uns, glaube ich, verständigen –; die Frage ist,
ie gespart wird und zu wessen Lasten. In Ihrem soge-
annten Sparpaket


(Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Zukunftspaket!)


ind allein für 2011 Kürzungen im Bereich Arbeit und
oziales in Höhe von 4,7 Milliarden Euro geplant. Das

st fast die Hälfte des kompletten Pakets. Bis 2014 wer-
en es nahezu 32 Milliarden Euro sein. Bei der anderen
älfte der Maßnahmen, die sich bei der Wirtschaft ab-

pielen sollen, handelt es sich um unseriöse Luftbuchun-
en. Sie sparen de facto – nein, „sparen“ ist nicht der
ichtige Ausdruck –,


(Elke Ferner [SPD]: Sie kürzen!)


ie kürzen de facto lediglich bei denjenigen, die unserer
nterstützung am meisten bedürfen,


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ich glaube, Sie reden schon auf Konto Ihrer Fraktionskollegen, Frau Hagedorn!)


nd das, obwohl wir alle diese jungen Menschen als gut-
usgebildete Arbeitskräfte in unserem Land brauchen,
nd zwar unabhängig davon, ob sie einen Migrationshin-
ergrund haben oder nicht.


(Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Sie müssen aber gefördert werden und nicht nur von einer Maßnahme in die nächste kommen!)


enau denen und ihren Eltern fallen diese Kürzungen
ämlich auf die Füße.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705907100

Frau Kollegin, Sie haben schon das Ende der Redezeit

rreicht.


Bettina Hagedorn (SPD):
Rede ID: ID1705907200

Dann war das das Ende meiner Rede.

Ich danke.





Bettina Hagedorn


(A) )


)(B)


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705907300

Der Kollege Dr. Heinrich Kolb hat das Wort für die

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1705907400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wenn Sie mich morgens um 7 Uhr suchen, finden Sie
mich regelmäßig auf meinem Heimtrainer. Dort habe ich
heute Morgen radelnd und Frühstücksfernsehen schau-
end die für mich wichtigste Nachricht des Tages schon
vernommen:


(Zuruf von der SPD: Steinbach!)


In 2011, so lauten die Prognosen, wird die Zahl der Ar-
beitslosen in Deutschland auf durchschnittlich 2,8 Mil-
lionen sinken. Das sind im Durchschnitt 400 000 weni-
ger als noch in diesem Jahr.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das zeigt mir – das will ich an der Stelle einmal sagen –,
dass die Maßnahmen zur Belebung der Konjunktur, die
diese Regierung nach ihrem Regierungsantritt unternom-
men hat, auch tatsächlich wirken.


(Elke Ferner [SPD]: Herr Rösler hat doch gesagt, Sie haben gar nichts gemacht!)


Das muss man hier einmal sagen. Sie sollten so ehrlich
sein, das auch anzuerkennen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie konzentrieren sich immer nur auf eine Maß-
nahme; wir haben aber viele entlastet, vor allen Dingen
Familien mit Kindern und Arbeitnehmer.


(Elke Ferner [SPD]: Hoteliers!)


Der Taxpayer’s Day, der Tag, ab dem die Menschen in
diesem Lande für sich selbst und nicht mehr für den
Staat arbeiten, lag in diesem Jahr zehn Tage früher. Da-
mit steht mehr Geld zur Verfügung. Das belebt die Kon-
junktur. So macht man das. Das muss in diesem Land
auch einmal gesagt werden.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: Ja, Hoteliers!)


Liebe Frau Hagedorn, wir haben die Schulden-
bremse gemeinsam in die Verfassung hineingeschrie-
ben.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Könnten Sie einmal Herrn Scholz oder Herrn Steinbrück loben? Haben Sie die Größe?)


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(C (D etzt muss man auch zu dem Versprechen stehen, das mit ufnahme der Schuldenbremse in die Verfassung gegeen worden ist. (Elke Ferner [SPD]: Aber nicht zu den Luftbuchungen und Kürzungen! – Bettina Hagedorn [SPD]: Sie haben nicht zugehört!)


an muss doch einmal klar sagen, dass es einen Sinn
at, dass wir die Schuldenbremse eingeführt haben. Mit
eder weiteren Entscheidung, Konsum schuldenfinan-
iert anzustoßen,


(Elke Ferner [SPD]: Mövenpick-Steuer!)


ngen wir die Spielräume in der Zukunft ein. Aber die
inder können in der Zukunft nicht auf Schuldenbergen

pielen. Deswegen ist heute der Zeitpunkt gekommen,
o wir Ansätze kürzen und Einsparungen vornehmen
üssen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zurufe von der SPD)


Im Grundsatz sind wir uns ja einig, dass gespart wer-
en muss. Sie jedoch sagen: Aber nicht so. Da fällt mir
in Wort von Graf Lambsdorff ein: Wenn es darum geht,
en Gürtel enger zu schnallen, fummelt jeder am Gürtel
es anderen. Wir wollen einmal schauen, wie das kon-
ret gehen kann. Der größte Einzelposten im Sozialbe-
eich, bei dem wir sparen,


(Zuruf der Abg. Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


etrifft Rentenversicherungsbeiträge in Höhe von
,8 Milliarden Euro für ALG-II-Empfänger. Hier kön-
en Sie sich nicht ganz unschuldig fühlen, Frau Kollegin
agedorn.


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das macht es nicht besser!)


enau so etwas haben auch Sie schon getan. Die Be-
auptungen der Kollegin Ferner, da würden keine An-
pruchszeiten mehr entstehen, sind so nicht zutreffend;
as sollten wir einmal abwarten. Das Gesetz ist noch
icht geschrieben.


(Elke Ferner [SPD]: Aha!)


en Einsparsachverhalt als solchen haben Sie selbst in
iesem Hause mehrheitlich beschlossen. Sie, Frau
agedorn, können sich jetzt nicht hier hinstellen und sa-
en: An dieser Stelle wollen wir keine Einsparungen
ornehmen.

Jetzt wollen wir uns das Ganze noch etwas konkreter
nschauen, insbesondere weil der Kollege Ernst, der ja
er bekannteste Aufstocker in diesem Land ist,


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


ier gesagt hat, alle unsere Maßnahmen gingen immer
ur zulasten der Ärmsten.






(A) )


)(B)


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705907500

Herr Kolb, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kol-

legen Schaaf?


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1705907600

Er kann gerne später fragen; ich möchte meinen Ge-

dankengang zu den Ausführungen des Kollegen Ernst
gerade noch zu Ende bringen. – Kollege Ernst sagt, das,
was wir machen, gehe immer zulasten der Ärmsten.
Wenn zum Beispiel der Zuschuss für die einigungsbe-
dingten Leistungen nach § 291 c SGB VI gekürzt wird,
dann bekommt keiner derjenigen, die entsprechende
Leistungen erhalten, auch nur 1 Cent weniger. Es handelt
sich vielmehr um einen geringeren Zuschuss an die Ren-
tenversicherung. Die Betroffenen erhalten weiterhin ge-
nau die Beträge, die sie bisher bekommen haben.


(Elke Ferner [SPD]: Aber nicht bei der Rente nachher!)


Es ist also falsch, wenn Sie sagen, es werde zulasten der
Ärmsten gespart.

Nun reden wir einmal darüber, dass durch die Kür-
zung dieser Rentenversicherungsbeiträge den Langzeit-
arbeitslosen weniger Ansprüche entstehen.


(Elke Ferner [SPD]: Aha!)


Aus heutiger Sicht ist das für die allermeisten Betroffe-
nen in diesem und im nächsten Jahr mit hoher Sicherheit
irrelevant.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Aber später!)


Aber es stellt sich natürlich die Frage der Alters-
armut. Diese möchte ich nicht kleinreden. Wir sind an-
getreten, hier etwas zu tun. Das können Sie in unserem
Koalitionsvertrag nachlesen.


(Zurufe von der LINKEN)


Wir werden im nächsten Jahr eine Expertenkommission
einberufen und beraten, was man da tun kann, und wir
werden noch in dieser Legislaturperiode Ergebnisse prä-
sentieren. Aber durch einen zusätzlichen Renten-
anspruch von 2,09 Euro pro Jahr Langzeitarbeitslosig-
keit wird man das Problem nicht lösen können. Auch das
muss man hier einmal klar sagen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705907700

Herr Kolb, wäre jetzt der Moment, wo Sie eine Zwi-

schenfrage des Kollegen Schaaf zulassen würden?


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1705907800

Ja, das wäre jetzt der Moment, wo eine Zwischen-

frage gestellt werden kann. – Bitte schön, Herr Schaaf.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705907900

Bitte schön.

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(C (D Weil Sie mich so freundlich darum gebeten haben, erlängere ich mit dieser Frage Ihre Redezeit. Frau interstein hat sich den Fragen ja noch verweigert. Herr Kolb, ich gebe Ihnen recht: Wir sind, was die uschüsse an die Rentenversicherung für Langzeitrbeitslose angeht, nicht ganz unschuldig. Aber wir haen in den Wahlkämpfen der letzten Jahre auch nicht imer wieder gebrüllt, dass die Menschen mehr Netto vom rutto haben sollen. Wie verhält sich diese Forderung zu hrer Politik heute? Die Nachhaltigkeitsrücklage in der Rentenversicheung soll für einen Ausgleich sorgen. Arbeitgeber und rbeitnehmer haben dieses Geld gleichermaßen einge ahlt. In der mittelfristigen Planung der Rentenversicheung ist die Absenkung der Beiträge vorgesehen, damit rbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie Arbeitgeer einen Teil des angesparten Geldes zurückbekommen. ber diese 1,8 Milliarden Euro werden sie nicht zurück rhalten. Was hat das Ganze mit „Mehr Netto vom rutto“ zu tun? Das müssen Sie den Menschen einmal rklären. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Anton Schaaf (SPD):
Rede ID: ID1705908000


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1705908100

Herr Kollege Schaaf, es gilt der altbekannte Satz: Das

chwierige an der Prognose ist die Vorhersage des Zu-
ünftigen.


(Elke Ferner [SPD]: „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern!“, meinen Sie!)


as können Sie sehr genau erkennen, wenn Sie sich die
ntwicklung der Überschüsse bzw. der Defizite in der
entenversicherung ansehen. Es ist nur wenige Jahre
er, dass wir in Zeiten einer sehr guten Konjunktur satte
berschüsse in der Rentenversicherung erzielt haben.

m letzten Jahr hatten wir den schwersten Einbruch in
er Wirtschaftsgeschichte der Bundesrepublik mit einem
benso satten Defizit in der Rentenversicherung, weil
urzarbeiter weniger Beiträge in die Rentenversiche-

ung eingezahlt haben. Wenn Sie sagen, Sie wüssten
chon heute sicher, wie sich die Rentenbeiträge in den
ahren 2013/2014 entwickeln werden, dann sagen Sie
infach nicht die Wahrheit.

Wir setzen darauf, über die Stärkung der Wirtschaft
owie über die Schaffung und Sicherung von Arbeits-
lätzen ein möglichst hohes Erwerbspotenzial zu er-
eichen. Eine möglichst hohe Zahl sozialversiche-
ungspflichtig Beschäftigter ist immer noch die beste
estandsgarantie für alle Sozialkassen und insbesondere

ür die Rentenversicherung.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Herr Kollege Ernst, ich will mit zwei Beispielen wei-
ermachen. Wo sparen wir denn?


(Bettina Hagedorn [SPD]: Gar nicht!)






Dr. Heinrich L. Kolb


(A) )



(B)

Wir haben konkrete Vorschläge vorgelegt. Wo es bisher
Pflichtleistungen gibt, wollen wir Ermessensleistungen.
Ist es denn wirklich sinnvoll, dass wir demjenigen, der
dreimal erfolglos eine Firmengründung versucht hat,
auch noch ein viertes Mal 10 000 Euro hinterherwerfen?
Ich sage: Das macht keinen Sinn.


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Firmengründungen sind eine Pflichtleistung! – Zurufe von der SPD)


Der Berater vor Ort muss die Möglichkeit haben, an die-
ser Stelle Nein zu sagen. Auch das gehört dazu.


(Beifall bei der FDP)


Ein letztes Beispiel, Herr Kollege Kurth. Wenn es da-
rum geht, sozialpolitische Hecken zu pflanzen, dann sind
Sie alle da. Aber wenn es darum geht, die sozialpoliti-
schen Hecken zu schneiden, will keiner die Schere in die
Hand nehmen. Andere haben in Zeiten, als die Energie-
kosten auf einem Rekordniveau waren, einen Heizkos-
tenzuschuss für Hartz-IV-Empfänger eingeführt. Ich
frage Sie: Wenn wir unsere Haushaltsverantwortung
ernst nehmen, ist es dann nicht unsere Pflicht in Zeiten,
in denen die Energiepreise gesunken sind, die Heizkos-
tenzuschüsse zurückzunehmen?


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Elke Ferner [SPD]: Wo leben Sie eigentlich?)


Genau das halten Sie uns vor. Aber ich halte das für not-
wendig.

Das sind mehrere Beispiele, die zeigen, wo wir kon-
kret und verantwortlich handeln werden.

Zum Schluss noch eine Bemerkung zu den Regelsät-
zen. Frau Ferner, wir müssen Ihre Scherbenhaufen weg-
räumen.


(Elke Ferner [SPD]: Sie waren doch damals dabei!)


In zwei Urteilen haben Sie vom Bundesverfassungs-
gericht Ohrfeigen bekommen, nämlich bei der Organisa-
tionsreform der Jobcenter und auch bei den Regelsätzen.


(Elke Ferner [SPD]: Sie haben doch damals mit Ihren Ländern im Vermittlungsausschuss zugestimmt!)


Es ist doch nicht so, dass wir das falsch gemacht hätten.
Sie haben damals ins Blaue hinein Regelsätze festge-
setzt. Deswegen wundere ich mich über das, was Sie
heute schon wieder alles wissen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705908200

Herr Kolb, Sie sind jetzt schon fast am Ende Ihrer Re-

dezeit. Aber Herr Ernst würde Ihnen gerne noch eine
Zwischenfrage stellen.


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1705908300

Bitte sehr, Herr Ernst.


Klaus Ernst (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705908400

Herr Kolb, sozusagen von Aufstocker zu Aufstocker.

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(C (D Wird es Ihnen nicht ein wenig mulmig und macht es ie nicht ein wenig nachdenklich, wenn man feststellen uss, dass am Ende dieser Krise die Klientel, die Ihnen esonders zugewandt ist – das sind die Besserverdienenen, Hoteliers und andere –, offensichtlich wieder auf emselben Niveau ist wie vor der Krise? Auf der andeen Seite haben nach der Krise ausgerechnet diejenigen, ie schon vor der Krise am wenigsten hatten, noch wenier. Da können Sie auf die einzelnen Punkte so viel einehen, wie Sie wollen. Sie müssen doch feststellen, dass ls Ergebnis Ihrer Politik – ich nenne beispielsweise die treichung des Übergangsgelds für den Übergang vom rbeitslosengeld I zum Arbeitslosengeld II – den Leuten anz konkret Geld fehlt, wenn sie ihren Job verlieren. uch in Zukunft wird es Leute geben, die ihren Arbeitslatz verlieren. Sie können nicht davon ausgehen, dass s keine Kündigungen mehr gibt. Ist es nicht so, dass die Kürzungen, die wir insbesonere beim Elterngeld für die Bezieher von Arbeitsloseneld II haben, massive Einschränkungen ausgerechnet ür die bedeuten, die schon vorher weniger hatten? Sind ie nicht auch der Meinung, dass die fehlende soziale usgewogenheit bei dem, was Sie da machen – wir sind er Meinung, die Verursacher der Krise, also Ihre Klienel, soll dafür zahlen –, die Politikverdrossenheit in dieem Land fördert? Herr Kollege Ernst, dazu, was Politikverdrossenheit n diesem Sommer befördert hat, habe ich meine eigene einung. An dieser Stelle will ich gar nicht persönlich erden. Die Verhältnisse treiben natürlich auch uns um. Wenn ie in der Sommerpause aufmerksam Zeitung gelesen haen, wird Ihnen nicht verborgen geblieben sein, dass die DP zum Beispiel aus Sorge um die Einkommenssitua ion von Personen, die einer Zeitarbeit nachgehen, einen orschlag gemacht hat. Wir sehen die von Ihnen angeprochene Problematik also schon. Wir wünschen uns naürlich ebenfalls, dass möglichst viele Menschen Arbeitsosengeld I oder II überhaupt nicht in Anspruch nehmen üssen. Sie verwenden unglaublich viel Energie auf die rage: Was machen wir, wenn das Kind in den Brunnen efallen ist? Wir hingegen verfolgen einen präventiven nsatz. Wir wollen erreichen, dass die Rahmenbedingunen für möglichst viel Arbeit in diesem Land geschaffen erden. Ich komme auf den Anfang meiner Rede zurück, Herr rnst. 2,8 Millionen Arbeitslose im Jahresdurchschnitt 011 werden immer noch 2,8 Millionen Arbeitslose zu iel sein. Aber es werden 400 000 weniger als in diesem ahr sein, und es werden rund 2,2 Millionen weniger als as sein, was die Prognosen für das Jahr 2011 besagten. as heißt, man kann etwas tun. Es geht darum, dass wir ute Rahmenbedingungen schaffen, damit möglichst iele Menschen ihr Einkommen aus eigener Kraft er)


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1705908500

(Heiterkeit bei der FDP und der CDU/CSU)






Dr. Heinrich L. Kolb


(A) )


)(B)

wirtschaften können. Das ist das Ziel unserer Politik. Sie
kaprizieren sich mit mehr oder weniger großem Erfolg
auf andere Felder. Da unterscheiden wir uns. Dass es
Unterschiede zwischen der Linken und der FDP gibt, ist
auch gut so.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705908600

Katja Kipping hat für die Fraktion Die Linke das

Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Katja Kipping (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705908700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Heute

läuft vor dem Bundestag die Aktion „Das letzte Hemd“
von Campact. Diese Aktion zeigt, dass das Kürzungspa-
ket so manchem wirklich ans letzte Hemd geht. Die Bot-
schaft ist klar: Die Interessen der Atom- und Spekula-
tionslobby sind Schwarz-Gelb wichtiger als das letzte
Hemd der Erwerbslosen und Geringverdienenden.

Der Sozialhaushalt 2011 weist 20,9 Milliarden Euro
für das Arbeitslosengeld II aus. Das sind 3 Milliarden
Euro weniger als in diesem Jahr. Eigentlich kann die Re-
gierung gar nicht wissen, wie viel Geld sie für das
Arbeitslosengeld II braucht; denn – erinnern wir uns – im
Februar hat das Bundesverfassungsgericht die Hartz-IV-
Regelsätze, das Arbeitslosengeld II, als verfassungswid-
rig eingestuft,


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Aber nicht der Höhe nach!)


und wir haben alle den Auftrag bekommen, die Grund-
sicherung verfassungskonform auszugestalten. Angeb-
lich weiß die Bundesregierung noch gar nicht, wie hoch
die Regelsätze ausfallen sollen. Also sollten wir festhal-
ten: Der Titel für das Arbeitslosengeld II im Sozialhaus-
halt ist entweder eine reine Luftbuchung, oder das Ganze
ist das Eingeständnis, dass hier Manipulationen geplant
sind. Beides ist skandalös.


(Beifall bei der LINKEN – Max Straubinger [CDU/CSU]: Wir sind in erster Lesung, Frau Kollegin!)


Der Auftrag des Verfassungsgerichts lautet, die Regel-
sätze nachvollziehbar neu zu berechnen. Die zentrale Kri-
tik des Gerichts war, dass man damals unter Müntefering
bei der Berechnung den Eindruck gewinnen musste, dass
es sich um eine politisch gewollte Punktlandung bei einer
Zahl, die vorher politisch ausgehandelt war, gehandelt
hat. Insofern wäre es richtig gewesen, zunächst die Me-
thode festzulegen und erst danach auf Grundlage der vor-
liegenden Daten nachzurechnen, wie hoch der Betrag ist.

Doch wie agiert das Haus von Frau von der Leyen?
Frau von der Leyen, Sie verweigern uns bisher die He-
rausgabe der Rohdaten. Ich habe diese Herausgabe in ei-
nem Brief angefragt. Sie haben sich geweigert, diese Da-
ten herauszugeben. Sie halten damit das Parlament
bewusst in Unwissenheit. Frau von der Leyen, ich for-

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(C (D ere Sie wirklich auf: Geben Sie die Rohdaten für das arlament frei. Machen Sie Schluss mit dieser Geheimiskrämerei. (Max Straubinger [CDU/CSU]: Hier gibt es keine Geheimniskrämerei!)


iese Daten sind nicht Ihre Privatangelegenheit; sie ge-
en auch den Gesetzgeber an.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wenn Sie mit dieser Geheimniskrämerei so weiterma-
hen, dann muss man wirklich den Eindruck gewinnen,
ass Sie erst dann etwas herausrücken wollen, wenn das
rgebnis vorliegt. Hier wird so agiert, als würde man
eim Pokern die Regeln erst dann festlegen, wenn alle
arten ausgeteilt sind und der Bestimmende weiß, was

ür Karten er hat.

Inzwischen ist aus vertraulichen Quellen in die Me-
ien gelangt, dass das Ergebnis zwar längst vorliegt,
ass es der CDU aber nicht in den Kram passt, weil der
egelsatz – würde man ihn wie bisher berechnen – wohl
ei deutlich über 400 Euro liegen würde. Inzwischen
ibt es – auch das ist herausgekommen – die klare An-
age: Hier muss gerechnet werden, bis der Regelsatz
eutlich unter 400 Euro liegt.

Bisher erfolgte die Berechnung wie folgt – nur zur Er-
äuterung –: Es werden die Ausgaben derjenigen gemes-
en, die zu den ärmsten 20 Prozent der Bevölkerung zäh-
en. Schon damit haben wir Linke Probleme. Wir können
ns im Ausschuss einmal detaillierter über die Methode
er Berechnung unterhalten. Weil jetzt der Regelsatz zu
och erscheint, werden nicht mehr die ärmsten 20 Pro-
ent der Bevölkerung in die Berechnung einbezogen,
ondern nur noch die ärmsten 10 oder 15 Prozent. Das ist

anipulation pur.


(Beifall bei der LINKEN)


rau Ministerin, Sie schlittern mit dieser Methode direkt
n einen Verfassungsbruch. Ich fordere Sie auf: Geben
ie die Rohdaten frei! Machen Sie Schluss mit dieser
anipulation!


(Beifall bei der LINKEN – Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Die Linke manipuliert!)


Die Linke meint: Wir müssen das Urteil des Bundes-
erfassungsgerichtes ernst nehmen. Dazu gehört, dass
ir endlich anerkennen, dass es sich hier um ein Grund-

echt handelt: um das Grundrecht auf soziale und kultu-
elle Teilhabe. Ich höre hier immer, man müsse auf die
chuldenbremse und auf die Kassenlage Rücksicht neh-
en. Bei einem Grundrecht kann man aber nicht nach
ust und Laune oder nach Kassenlage verfahren. Das
äre so, als wenn Sie das Grundrecht auf freie und ge-
eime Wahlen nur dann gewährten, wenn Ihnen die Um-
ragewerte gefielen.


(Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Blödsinn!)


Ich hoffe, ich habe Sie jetzt nicht auf dumme Gedan-
en gebracht. –





Katja Kipping


(A) )


)(B)


(Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/ CSU]: Da gibt es Parteien, die haben in der Historie gezeigt, wie man sich die Ergebnisse so macht, wie man sie braucht! Ich glaube, da gehören Sie dazu!)


Der Regelsatz muss also das soziale und kulturelle Exis-
tenzminimum garantieren. Das muss sich auch im Haus-
halt widerspiegeln.

Zum Ernstnehmen des Urteils gehört es aber auch,
festzustellen, dass die Sanktionen im Hartz-IV-Bereich
endlich abgeschafft werden müssen,


(Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Gilt das auch für Ihre Partei?)


weil das Grundrecht im Grunde nicht verfügbar ist.


(Beifall bei der LINKEN)


Da ein Hilfsbedürftiger bei der Garantie des Grundrech-
tes – das ist jetzt ein Zitat aus dem Urteil – „nicht auf
freiwillige Leistungen … Dritter verwiesen werden“
darf, gehört auch die Bedarfsgemeinschaft auf den Prüf-
stand.


(Beifall bei der LINKEN)


Um es zusammenzufassen: Sollte sich der Posten für
das Arbeitslosengeld II im Haushalt nicht ändern, dann
ist dieser Haushalt ein klares Indiz für einen geplanten
Verfassungsbruch. Ich hoffe, das Parlament lässt sich
nicht entmündigen und geht diesen Weg nicht mit. Ich
hoffe auf eine Allianz gegen den geplanten Verfassungs-
bruch. Ich hoffe auf eine Allianz für das Grundrecht auf
soziale und kulturelle Teilhabe.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705908800

Der Kollege Max Straubinger spricht jetzt für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1705908900

Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!

Ich glaube, die heutige Botschaft muss sein: Die Men-
schen können sich auf unseren Sozialstaat verlassen.
Diese Bundesregierung wird den Sozialstaat stärken,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


insbesondere mit dem Haushalt für das Jahr 2011.


(Elke Ferner [SPD]: Das glaubt doch keiner!)


Heute wurden hier in einer gemeinsamen Front der Op-
positionsfraktionen SPD, Grüne und Linke Zweifel ge-
sät. Dies zeigt sehr deutlich, dass Sie den Sozialstaat
letztendlich nicht stärken, nicht zukunftsfest machen
wollen. Im Klartext: Sie sind nicht bereit, ihn nachhaltig
in die Zukunft zu führen.

Es muss, auch für die Öffentlichkeit, immer wieder
dargestellt werden: Über 50 Prozent des Bundeshaushal-

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(C (D es, das heißt über 150 Milliarden Euro, fast 160 Milliaren Euro, stehen für die sozialen Belange der Bürgerinen und Bürger in Deutschland zur Verfügung. Das zeigt ehr deutlich: Deutschland ist das sozialste Land, das es n Europa und auf der Welt gibt. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Damit die Leistungen aller sozialen Sicherungssys-
eme – Rente, Pflege, Gesundheit, Arbeitslosigkeit, fami-
iäre Unterstützungsleistungen – gewährt werden können,
rauchen wir als Fundament eine tragfähige Wirtschaft.
ie Wirtschaft entwickelt sich gut. Dadurch wird insbe-

ondere die Arbeitslosigkeit bekämpft. Hier sind wir sehr
rfolgreich. Unter Rot-Grün gab es 5 Millionen Arbeits-
ose; dank dieser bürgerlich-liberalen Koalition gibt es in
ukunft 2,8 Millionen Arbeitslose. Das sind 2,8 Millio-
en zu viel; aber wir arbeiten daran, dass diese Zahl
eiter sinkt. Wir verstehen eine konsequente Wirtschafts-
olitik als Grundlage für die Finanzierung unseres So-
ialstaates.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Werte Kolleginnen und Kollegen aus dem linken
pektrum dieses Parlaments, es ist entscheidend, dass wir
uch für Zukunftsinvestitionen, für moderne Technolo-
ien stehen. Wenn die Bundesregierung ein Energiekon-
ept bis zum Jahr 2050 verabschiedet hat, dann gilt es,
ies zu unterstützen und nicht zu bekämpfen, weil mit ei-
em solchen Konzept Arbeitsplätze in unserem Land ge-
ichert werden. Alle Ausstiegsszenarien aus der linken
cke bedeuten für unser Land Arbeitsplatzverluste und
eine Arbeitsplatzgewinne. Das muss deutlich gesagt
erden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Das Gegenteil ist der Fall!)


Das gilt auch für strukturpolitische Entscheidun-
en. Sobald eine strukturpolitische Entscheidung für die
ukunft, etwa beim Bahnhof in Stuttgart,


(Elke Ferner [SPD]: Koste er, was er wolle!)


etroffen wird – dieser Bahnhof soll nach den Vorstel-
ungen der Linken nicht mehr gebaut werden –, zeigt
ich, dass die Fraktionen des linken Spektrums dieses
auses arbeitsplatzfeindlich handeln.


(Beifall des Abg. Axel E. Fischer [KarlsruheLand] [CDU/CSU])


ie alle haben gegen den Flughafenneubau in München
emonstriert. Jetzt ist dieser Flughafen zu einem Jobmo-
or in unserem schönen Bayernland geworden.


(Lachen der Abg. Elke Ferner [SPD] und der Abg. Bettina Hagedorn [SPD])


as ist eine Auszeichnung. Sie sind letztendlich gegen
eden Straßenbau und gegen jeden Schienenausbau.


(Elke Ferner [SPD]: Das stimmt doch überhaupt nicht, Herr Straubinger!)






Max Straubinger


(A) )


)(B)

Früher hat die rot-grüne Stadtregierung in München den
Transrapid bekämpft, jetzt wird gejammert, dass es
keine Schnellbahnverbindung zum Flughafen gibt.


(Elke Ferner [SPD]: Warum hat Herr Stoiber ihn nicht selber bezahlt?)


Das zeigt deutlich, dass sich SPD, Grüne und Linke bei
strukturellen Entscheidungen in unserem Land verwei-
gern und Arbeitsplatzvernichter sind. Damit untergraben
sie die soziale Sicherheit der Menschen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


In unserem Sozialstaat geht es auch darum, dass wir
das Prinzip „Fordern und Fördern“ umsetzen.


(Elke Ferner [SPD]: Die Förderung kürzen Sie doch gerade!)


Die Redebeiträge des Herrn Kollegen Kurth und ver-
schiedener Redner der SPD zeigen, dass Sie die Rückab-
wicklung der Politik, wie sie unter Schröder gemacht
wurde, im Sinn haben. Sie wollen nicht mehr fordern,
sondern nur noch fördern.


(Elke Ferner [SPD]: Sie streichen die Förderung und die Chancen!)


Das zeigt sich bei den jetzigen Haushaltsplanungen in
Nordrhein-Westfalen. Frau Kollegin Hagedorn wirft uns
ständig vor, dass wir die Verschuldung angeblich in zu
geringem Maße abbauen. Was ist mit Nordrhein-Westfa-
len? Dort ist eine Neuverschuldung in Höhe von 6 Mil-
liarden Euro geplant. Das zeigt deutlich, dass Sie eine
unverantwortliche Politik zulasten der nachfolgenden
Generationen betreiben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Taschenspielertricks!)


Bei der SPD tritt das noch stärker in den Vordergrund.
Auf dem Parteitag wird die Rente mit 67 diskutiert.
Letztendlich soll eine Rückabwicklung erfolgen; viel-
leicht unterstützt der Kollege Toni Schaaf das nicht, aber
die anderen schon. Das zeigt sehr deutlich, dass die SPD
keine Verlässlichkeit in der Rentenpolitik gewährleistet.
Sie verfahren wieder nach dem gleichen Schema wie
1998. Norbert Blüm und die christlich-liberale Koalition
hatten zuvor vor dem Hintergrund der schon damals ab-
sehbaren demografischen Entwicklung den demografi-
schen Faktor in die gesetzliche Rentenversicherung ein-
geführt.


(Elke Ferner [SPD]: Über die Sozialversicherung hat die Regierung Kohl alles finanziert!)


Sie haben das aus billigen parteipolitischen Gründen be-
kämpft, sind in den Wahlkampf gezogen und haben an-
gekündigt, dass Sie diesen Faktor aussetzen werden. Sie
haben das hinterher auch getan. Nach zwei, drei Jahren
hat Bundeskanzler Schröder festgestellt: Das war das
Dümmste, was die neue Koalition machen konnte.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Herr Kollege Straubinger, möchten Sie eine Zwi chenfrage des Kollegen Schaaf zulassen? Ja, gerne. Das machen wir sofort. Sie sind auch am Ende Ihrer Redezeit. Lieber Max Straubinger, ich komme auf die Behaup ung zu sprechen, wir würden auf dem Parteitag bechließen, die Rente mit 67 zurückzunehmen. Wir haben n der Großen Koalition gemeinsam ein Gesetz verabchiedet, in dem eine Klausel enthalten ist, die festlegt, ass die Bundesregierung in diesem Jahr einen Bericht azu abgeben muss, wie die arbeitsmarktund sozialpoitische Situation der älteren Arbeitnehmerinnen und Areitnehmer tatsächlich ist und ob vor diesem Hinterrund die Rente mit 67 ab 2012 eingeführt wird. Haben ir das gemeinsam vereinbart? Ist es daher nicht richtig, ass wir diese Überprüfungsklausel, die Teil dieses Geetzes ist – von Ihnen wird das gern ignoriert; aber wir ehmen sie ernst –, inhaltlich gefüllt haben? (Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Das ist jetzt der Ausstieg vom Ausstieg, oder was?)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705909000
Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1705909100
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705909200
Anton Schaaf (SPD):
Rede ID: ID1705909300

Ich finde im vorliegenden Positionspapier keinen ein-
igen Satz dazu, dass ein höheres Renteneintrittsalter in
ukunft unnötig oder falsch ist. Wir haben die Überprü-

ungsklausel inhaltlich gefüllt, im Gegensatz zur Minis-
erin, die, ohne dass eine Überprüfung stattgefunden hat,
esagt hat: Wir können die Rente mit 67 ab 2012 einfüh-
en.


(Beifall bei der SPD)



Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1705909400

Lieber Kollege Schaaf, ich bin sehr dankbar für diese

rage, weil sie mir Gelegenheit gibt, hier etwas klarzu-
tellen:

Erstens. Die Beschäftigungsquote älterer Arbeitneh-
erinnen und Arbeitnehmer steigt.


(Elke Ferner [SPD]: Ist sie hoch genug?)


as zeigen die Zahlen. 1999 waren in der Altersgruppe
er 60- bis 65-Jährigen 32 Prozent sozialversicherungs-
flichtig beschäftigt. Im Jahr 2009 waren es bereits
4 Prozent, die eine Beschäftigung fanden. Das zeigt
ehr deutlich, dass die ältere Generation wieder wesent-
ich stärker am Arbeitsmarkt teilnimmt.

Zweitens. Wenn die SPD in ihrem Parteiprogramm
öglicherweise beschließt, dass eine Rente ab 67 Jahren

ür sie erst dann akzeptabel ist, wenn in der Altersgruppe
er 60- bis 65-Jährigen eine Quote an sozialversiche-
ungspflichtig Beschäftigten von über 50 Prozent zu ver-
eichnen ist – zumindest habe ich es so den Zeitungen
ntnommen –, so möchte ich Sie, verehrte Kolleginnen
nd Kollegen der SPD, darauf hinweisen, dass nach Eu-





Max Straubinger


(A) )


)(B)

rostat die Beschäftigungsquote der 40- bis 60-Jährigen in
Deutschland – wohl gemerkt, es geht um sozialversiche-
rungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse – derzeit bei
gerade einmal 48,6 Prozent liegt. Das zeigt sehr deut-
lich: Die SPD will sich ganz scheinheilig aus der Rente
mit 67 verabschieden,


(Elke Ferner [SPD]: Scheinheilig sind Sie!)


die sie richtigerweise mit Franz Müntefering als damali-
gem Bundesminister für Arbeit und Soziales an der
Spitze mit beschlossen und mit durchgesetzt hat, weil
das Generationengerechtigkeit bedeutet.

Bis zum Jahr 2029 rechnen wir – und das ist schön für
die Menschen – mit einer Steigerung der Lebenserwar-
tung um bis zu drei Jahre. Wir verlängern die Lebens-
arbeitszeit um nur zwei Jahre. Das ist der einzig vernünf-
tige Weg. Die Erhöhung des Beitrages, die Sie vorhin
bereits kritisiert haben,


(Elke Ferner [SPD]: Die zusätzliche Belastung der Rentenversicherung schaffen Sie doch durch Ihre Politik! Sie entziehen der Rentenversicherung jedes Jahr 1,2 Milliarden!)


die Kürzung der Rente und die Verlängerung der Wo-
chenarbeitszeit sind weitere Parameter, an denen man
ansetzen könnte. Das wollen wir aber nicht, und das wer-
den wir auch nicht tun. Diese Bundesregierung steht in
diesem Sinne zum Generationenvertrag und für Genera-
tionengerechtigkeit. Das muss man so sehen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Elke Ferner [SPD]: Oh Gott, oh Gott!)


Man kann nicht populistisch ein Renteneintrittsalter
von 67 Jahren ablehnen, wie SPD und Linke es tun, und
gleichzeitig den jungen Bürgerinnen und Bürgern exor-
bitant hohe Zukunftslasten aufhalsen. Das darf unserer
Gesellschaft nicht zugemutet werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Bettina Hagedorn [SPD]: Das machen Sie doch!)


Wir werden dafür sorgen, dass dieser Sozialstaat auch
in der Zukunft generationengerecht gestaltet ist.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Mehrfache Wiederholung der Unwahrheit macht sie auch nicht zur Wahrheit!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705909500

Die Kollegin Katja Mast hat das Wort für die SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Katja Mast (SPD):
Rede ID: ID1705909600

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Verehrter Kollege Straubinger, als Baden-Württem-
bergerin muss ich kurz etwas zu Stuttgart 21 sagen. Sie
sind doch nur sauer, dass es uns von der SPD mit der Be-

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(C (D eiligung der Bürgerinnen und Bürger in Badenürttemberg ernst ist. (Beifall bei der SPD – Max Straubinger [CDU/ CSU]: 15 Jahre Diskussion ohne Bürger! Das stimmt doch gar nicht!)


ie sind doch nur sauer, weil Sie es nicht hinbekommen
aben, in den letzten Monaten inhaltlich für dieses Pro-
ekt zu kämpfen, weil Sie stattdessen nur die Gegner
autstark haben demonstrieren lassen und weil Ihre Lan-
esregierung, zu der auch die FDP gehört, jetzt – endlich
inmal – kämpfen muss für dieses Projekt. Das ist Ihr
roblem beim Thema Stuttgart 21.


(Beifall bei der SPD – Max Straubinger [CDU/ CSU]: Die SPD macht sich billig aus dem Staub!)


Heute geht es aber nicht um Stuttgart 21. Ich möchte
icht weiter über Themen philosophieren, die nicht den
aushalt für Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik betreffen.
ir geht es um das, was in dem Haushalt, den Ursula

on der Leyen uns als Sozialministerin vorlegt, steckt.
ch sage Ihnen: Darin steckt erstens ein Wortbruch Ihrer
oalition und Ihrer Regierung, zweitens sozialer Kahl-

chlag – das wurde heute schon ausreichend begründet –,
rittens weniger Netto vom Brutto, viertens ist es ein
ildungskürzungsprogramm,


(Bettina Hagedorn [SPD]: Richtig!)


nd fünftens ist es ein Chancenabbauhaushalt.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das wollen Sie uns alles in vier Minuten erklären? Ich bin gespannt!)


Der Wortbruch ist schnell erklärt. Mit Ihrer Erlaubnis,
rau Präsidentin, zitiere ich aus einem Interview mit
ngela Merkel, abgedruckt in der FAZ vom 11. Juni 2010:

Deshalb sparen wir nicht bei Bildung und For-
schung, sondern erhöhen diese Ausgaben …

Die Haushaltskürzungen im Bereich Arbeitsmarkt-
nd Sozialpolitik betreffen ausschließlich fördernde Ar-
eitsmarktpolitik und somit Kürzungen im Bildungsbe-
eich. Damit, Frau von der Leyen, sind Sie Bildungskür-
ungsministerin Nummer eins in Deutschland.


(Beifall bei der SPD)


Bildungskürzungen für zukünftige Generationen
assen wir Ihnen nicht durchgehen. Mein Vorredner
prach von Generationengerechtigkeit. Das, was Sie ma-
hen, ist das Gegenteil von Generationengerechtigkeit.
ildungskürzungen und Chancenabbau im Haushalt las-

en wir Ihnen auch deshalb nicht durchgehen, weil wir
ier über diejenigen diskutieren, die die stärkste Hilfe
nd Unterstützung von uns brauchen. Wir reden über al-
einerziehende Mütter, über Migrantinnen und Migran-
en, die langzeitarbeitslos sind, über Jugendliche, die
hancen brauchen, um in Ausbildung zu kommen, und
ber Menschen mit Behinderungen in Deutschland. Ge-
au denen nehmen Sie die Chancen auf Beteiligung weg.

Ich möchte Ihnen ein Beispiel nennen. In meinem
ahlkreis in Pforzheim besuche ich oft die Förder-





Katja Mast


(A) )


)(B)

schule, die Bohrainschule. Antonio und Katharina wer-
den dieses Jahr diese Schule verlassen, vermutlich nicht
mit einem Hauptschulabschluss. Sie werden ihn auch in
einem Jahr wahrscheinlich nicht haben, obwohl sie sich
anstrengen. Wir haben in der Großen Koalition einge-
führt, dass sie ein Leben lang ein Recht darauf haben,
den Hauptschulabschluss nachzuholen, damit sie Per-
spektiven und Chancen in dieser Gesellschaft haben.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Richtig!)


Sie wollen Pflicht- in Ermessensleistungen umwandeln,
nehmen die entsprechende Haushaltsgrundlage weg,
16 Milliarden Euro in vier Jahren, und sagen Antonio
und Katharina, dass sie keine zweite Chance mehr in
dieser Gesellschaft haben werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Sie betreiben Schuldenabbau zulasten der kommen-
den Generationen und nicht für die kommende Genera-
tion, und Sie begehen Wortbruch, weil Sie Ausgaben für
Bildung kürzen und nicht erhöhen, wie Angela Merkel
das in dem erwähnten Interview gesagt hat. Deshalb
werden wir von den Oppositionsparteien Ihnen eine
Kampfansage zu diesem Haushalt machen, Frau von der
Leyen, nicht nur wegen der Regelsätze, nicht nur wegen
der Kürzungen bei der Rente, nicht nur wegen der Kür-
zungen beim Elterngeld, sondern auch, weil Sie Bil-
dungschancen wegnehmen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Und der Rest bleibt ungehört und ungesagt!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705909700

Der Kollege Axel Fischer hat jetzt das Wort für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Liebe Kollegin Mast, weil Sie Stuttgart 21 angesprochen
haben, einen Satz von mir dazu: Wenn die Menschen vor
Ort erkennen, dass der Verzicht auf Stuttgart 21 das
Gleiche kostet wie die Umsetzung, werden sie, glaube
ich, für Stuttgart 21 sein.

Heute reden wir aber über den Haushalt für Arbeit
und Soziales. Der vorgelegte Haushalt für den Einzel-
plan 11 trägt erstmals die Handschrift der christlich-libe-
ralen Koalition.


(Caren Marks [SPD]: Das merkt man!)


Er hat zwei wesentliche Ziele. Das erste Ziel ist, Men-
schen wieder in Arbeit zu bringen. Das ist eine unserer
Zielsetzungen; sie ist vernünftig und richtig.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Bettina Hagedorn [SPD]: Deshalb kürzen Sie die Mittel!)


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(C (D as zweite Ziel – auch dies ist klar; Frau Hagedorn, Sie prechen gerade von Mittelkürzungen – st die Konsolidierung des Haushaltes. Der Etat im Einelplan liegt – die Frau Ministerin hat darauf hingewieen – 10 Prozent unter dem, was im Finanzplan von inister Peer Steinbrück für 2011 vorgesehen war. Er iegt nicht bei 146,4 Milliarden Euro, sondern bei 31,8 Milliarden Euro. Das sind 11,4 Milliarden Euro eniger als im Etat 2010, und zwar ohne Einschnitte bei er Rente, ohne Einschnitte beim ALG II und ohne Einchnitte bei den Mitteln für Behinderte. Möglich wurde dies, weil wir relativ gut aus der größen Wirtschaftsund Finanzkrise seit dem Zweiten Weltrieg gekommen sind. Es ist völlig klar, dass wir den aushalt an die positiv veränderten Rahmenbedingunen anpassen. Weniger Arbeitslose, eine bessere Wirtchaftsentwicklung und mehr sozialversicherungspflichige Beschäftigte – das wirkt sich positiv auf den undeshaushalt aus. Die Entscheidungen, die wir in der roßen Koalition getroffen haben, um die Krise zu beältigen, waren richtig. Sie waren ja dabei, Frau agedorn. Sie sehen, dass wir diesen Kurs in der christ ich-liberalen Koalition richtungsweisend fortsetzen. enn die Wirtschaft brummt, geht es den Menschen in eutschland besser. Das halten wir fest. Wir haben ganz klar gesagt, dass es wichtig ist, dafür u sorgen, dass die Mittel aus den Eingliederungstiteln esser bei den Menschen ankommen. Im Jahr 2010 soll ie Bundesagentur für Arbeit mit 12,8 Milliarden bezuchusst werden. (Bettina Hagedorn [SPD]: Das glauben Sie doch im Ernst nicht! Das werden viel weniger!)


(Bettina Hagedorn [SPD]: Jawohl!)


(Bettina Hagedorn [SPD]: Das tut ihr ja nicht!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ies ist der Wirtschafts- und Finanzkrise geschuldet. Im
ächsten Jahr geben wir ein Darlehen von etwa
,6 Milliarden Euro. 2012 gehen wir aufgrund weiterer
ositiver Entwicklungen am Arbeitsmarkt von 2,2 Mil-
iarden Euro aus. Ab 2013 kann die BA diese Darlehen
urückzahlen.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Nach der Bundestagswahl, genau! Da wird das alles zurückgezahlt!)


uch das ist positiv für den Bundeshaushalt.

Im Frühjahr dieses Jahres haben wir verabredet, ge-
auer die Frage zu untersuchen, wie Arbeitslose wieder
n den Arbeitsmarkt gebracht werden können und wel-
he Instrumente hierfür erforderlich sind. Wir haben be-
chlossen, eine Evaluation durchzuführen und zu
chauen, welche Instrumente wirkungsvoll und welche
eniger wirkungsvoll sind.

Mein Dank gilt Bundesministerin Dr. von der Leyen
nd dem Ministerium dafür, dass sie dieses Thema vo-
antreiben und eine Instrumentenreform vornehmen





Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land)



(A) )


)(B)

wollen. Mein Dank gilt genauso Herrn Weise sowie den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Bundesagentur
für ihre Arbeit, weil sie sich intensiv um dieses Thema
kümmern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


So können wir ohne große Probleme feststellen: Im
Jahr 2006 – bei 4,5 Millionen Arbeitslosen – belief sich
der Eingliederungstitel auf 8 Milliarden Euro. Für 2014
– bei dann etwa 3 Millionen Arbeitslosen – planen wir
ebenfalls 8 Milliarden Euro ein. Das ist meines Erach-
tens ein gutes Verhältnis, ein gutes Ziel. Wir werden in
diesem Bereich vorankommen. Dass die Konjunktur, un-
sere wirtschaftliche Entwicklung besser ist als erwartet,
ist doch positiv. Genauso positiv ist es, wenn weniger
Mittel gebraucht werden, weil es weniger Bedürftige
gibt.

Sparen heißt in erster Linie: weniger Geld ausgeben.
Wenn der Anteil der Sozialausgaben im Bundeshaushalt
über 50 Prozent beträgt und wir zu Einsparungen in die-
sem Bereich von gut 30 Prozent kommen, dann ist das
nun einmal sozial ausgewogen. In Zeiten knapper Kas-
sen muss man sich auf die Kernaufgaben konzentrieren,
und das tun wir in diesem Bereich.

Meine Damen und Herren, vorhin kam die Diskussion
über das Elterngeld auf: Wer bekommt Elterngeld? Wie
wird das ausgestaltet?


(Bettina Hagedorn [SPD]: Wir haben doch zusammen beschlossen, dass das einkommensunabhängig sein soll!)


Elterngeld bekommt jeder. Es ist aber völlig klar und lo-
gisch, dass wir bei einer Familie, die Arbeitslosengeld II
bezieht und mit der Geburt eines Kindes eine Erhöhung
dieses Satzes bekommt,


(Bettina Hagedorn [SPD]: Fragen Sie doch mal Frau von der Leyen! Sie hat das doch eingeführt als Familienministerin, und zwar einkommensunabhängig!)


weil auch das Kind einen Anspruch hat, dann das Eltern-
geld anrechnen. Das liegt in der Natur der Sache.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Unsere Sozialsysteme sind geschaffen, um Bedürfti-
gen zu helfen, aber nicht, um Luxus zu finanzieren.


(Katja Kipping [DIE LINKE]: Wie können Sie bei 400 Euro von Luxus reden? Was haben Sie für ein Luxusverständnis?)


Wer arbeitet, muss in Deutschland mehr haben als der,
der nicht arbeitet. Das muss unsere Prämisse sein.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Dann reden wir über Mindestlöhne! Dann klappt das!)


Nun zur Diskussion über den Heizkostenzuschuss.
Bei gesunkenen Energiekosten wird der den Wohngeld-
empfängern bei höheren Preisen gewährte Heizkosten-
zuschuss wieder gestrichen. Das ist ein völlig normaler

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(C (D organg und in der Sache völlig richtig. Ich kann Ihre ritik daran nicht nachvollziehen. Sie weisen immer wieder darauf hin, dass in Deutschand starke Schultern mehr tragen sollen als schwache chultern. Dabei haben Sie uns auf Ihrer Seite. Auch wir ind der Auffassung, dass starke Schultern mehr tragen ollen als schwache Schultern. Schauen wir uns dazu inmal die Realität an: Weniger als ein Zehntel der Menchen trägt über die Hälfte der Steuerlast. Starke Schulern tragen also mehr. Die Hälfte der Menschen trägt twa 6 Prozent der Steuerlast. Schwache Schultern traen also weniger. Deshalb ist es wichtig, dass man diese iskussion offen und fair führt. Meine Damen und Herren, mit dem Regierungsenturf haben wir eine gute Vorlage, die wir heute in erster esung und dann in den Ausschüssen beraten. An einien Punkten gibt es für uns noch Diskussionsund Vernderungsbedarf. Wir werden darüber nachdenken, wie ir bei ALG-II-Aufstockern mit der Anrechnung des El erngeldes umgehen. Wir werden das Urteil des Bundeserfassungsgerichts umsetzen. Das heißt, wir werden ine Neuberechnung des Arbeitslosengeldes II vornehen müssen. Wir müssen in diesem Hause dann auch ber Folgendes diskutieren: Gehören zum Arbeitsloseneld II auch Genussmittel wie Alkohol oder Tabak? Geört das mobile Internet dazu? Muss Hundefutter usw. ezahlt werden? Diese Diskussion werden wir offen fühen und dann einen bestimmten Satz festlegen. Außerdem werden wir dafür sorgen, dass die Bilungsleistungen treffsicher bei den Kindern ankomen. Wir stehen dazu, dass wir die Bildungsleistungen ls Sachleistungen gewähren wollen. Ich bin mir sicher, ass die Bundesarbeitsministerin und das Bundesarbeitsinisterium Vorschläge machen werden, wie wir dies ielführend hinbekommen können. Herzlichen Dank. Damit ist die Aussprache zu diesem Einzelplan been et. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 2 a bis d sowie die usatzpunkte 1 a bis 1 i auf – es handelt sich um Übereisungen im vereinfachten Verfahren ohne Debatte –: a)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705909800
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Vor-
schlag für eine Verordnung des Europäischen
Parlaments und des Rates über Finanzbei-
träge der Europäischen Union zum Internatio-
nalen Fonds für Irland (2007 – 2010)


– Drucksache 17/2629 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

b) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Moder-
nisierung der Regelungen über Teilzeit-Wohn-





Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt


(A) )


)(B)

rechteverträge, Verträge über langfristige
Urlaubsprodukte sowie Vermittlungsverträge
und Tauschsystemverträge
– Drucksache 17/2764 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Tourismus

c) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur
Änderung der Wirtschaftsprüferordnung –
Wahlrecht der Wirtschaftsprüferkammer

– Drucksache 17/2628 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Rechtsausschuss
Finanzausschuss

d) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Neunten Gesetzes
zur Änderung des Bundes-Immissionsschutz-
gesetzes

– Drucksache 17/2866 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

ZP 1 a)Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Harald Terpe, Birgitt Bender, Katrin Göring-
Eckardt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Gesundheitliche Risiken des Drogengebrauchs
verringern – Drugchecking ermöglichen
– Drucksache 17/2050 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Winfried
Hermann, Kerstin Andreae, Birgitt Bender, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Sofortiger Baustopp für Stuttgart 21 und die
Neubaustrecke Wendlingen–Ulm

– Drucksache 17/2893 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Tourismus
Haushaltsausschuss

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Tabea
Rößner, Agnes Krumwiede, Ekin Deligöz, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Kultur und Rundfunk nicht durch die Fre-
quenzumstellung schädigen

– Drucksache 17/2920 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)


(C (D Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ausschuss für Kultur und Medien Haushaltsausschuss d)

Kurth, Fritz Kuhn, Ekin Deligöz, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN

Bedarfsgerechte Regelsätze und ein zuverlässi-
ges Hilfesystem für Kinder, Jugendliche und
Erwachsene statt Experimenten

– Drucksache 17/2921 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

e) Beratung des Antrags der Abgeordneten Brigitte
Pothmer, Beate Müller-Gemmeke, Fritz Kuhn,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Kein Sachgrund, keine Befristung – Befristete
Arbeitsverträge begrenzen

– Drucksache 17/2922 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

f) Beratung des Antrags der Abgeordneten Daniela
Wagner, Bettina Herlitzius, Markus Kurth, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Heizkostenkomponente beim Wohngeld erhal-
ten

– Drucksache 17/2923 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Ausschuss für Arbeit und Soziales
Haushaltsausschuss

g) Beratung des Antrags der Abgeordneten Sabine
Leidig, Dr. Dietmar Bartsch, Herbert Behrens,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE

Stuttgart 21, Neubaustrecke Wendlingen–Ulm
und Sparpaket der Bundesregierung

– Drucksache 17/2914 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Haushaltsausschuss

h) Beratung des Antrags der Abgeordneten Katja
Kipping, Matthias W. Birkwald, Diana Golze,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE

Maßnahmen zur Gewährleistung eines men-
schenwürdigen Existenz- und Teilhabemini-
mums

– Drucksache 17/2934 –





Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt


(A) )


)(B)

Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Haushaltsausschuss

i) Beratung des Antrags der Abgeordneten Uwe
Beckmeyer, Rainer Arnold, Sören Bartol, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Kein Weiterbau von Stuttgart 21 bis zur
Volksabstimmung

– Drucksache 17/2933 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Haushaltsausschuss

Die Fraktionen schlagen vor, die Vorlagen an die in
der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse zu überwei-
sen. – Damit sind Sie einverstanden. Dann ist das so be-
schlossen.

Ich rufe jetzt die Tagesordnungspunkt 3 a bis c auf. Es
handelt sich um die Beschlussfassung zu Vorlagen, zu
denen keine Aussprache vorgesehen ist.

Tagesordnungspunkt 3 a:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Bärbel
Kofler, Sören Bartol, Dirk Becker, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion der SPD

Marktanreizprogramm und nationale Kli-
maschutzinitiative fortsetzen

– zu dem Antrag der Abgeordneten Oliver
Krischer, Sven-Christian Kindler, Hans-Josef
Fell, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Aufhebung der Haushaltssperre und Weiter-
führung des Marktanreizprogramms und
der nationalen Klimaschutzinitiative zur
Förderung erneuerbarer Energien

– Drucksachen 17/2119, 17/2007, 17/2477 -

Berichterstattung:
Abgeordnete Bernhard Schulte-Drüggelte
Sören Bartol
Heinz-Peter Haustein
Michael Leutert
Sven-Christian Kindler

Der Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe a seiner
Beschlussempfehlung, den Antrag der Fraktion der SPD
auf Drucksache 17/2119 mit dem Titel „Marktanreizpro-
gramm und nationale Klimaschutzinitiative fortsetzen“
für erledigt zu erklären. Wer stimmt für diese Beschluss-
empfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Das
scheint einstimmig angenommen zu sein.

Unter Buchstabe b empfiehlt der Ausschuss, den An-
trag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksa-
che 17/2007 mit dem Titel „Aufhebung der Haushalts-
sperre und Weiterführung des Marktanreizprogramms
und der nationalen Klimaschutzinitiative zur Förderung

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(C (D rneuerbarer Energien“ ebenfalls für erledigt zu erkläen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Geenstimmen? – Enthaltungen? – Ebenfalls einstimmig ngenommen. Tagesordnungspunkt 3 b: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Präsidenten des Bundesrechnungshofes Rechnung des Bundesrechnungshofes für das Haushaltsjahr 2009 – Einzelplan 20 – – Drucksachen 17/1730, 17/2489 – Berichterstattung: Abgeordnete Rüdiger Kruse Bernhard Brinkmann Dr. Claudia Winterstein Michael Leutert Sven-Christian Kindler Wer stimmt für Nr. 1 der Beschlussempfehlung, die eststellung der Erfüllung der Vorlagepflicht? – Gegentimmen? – Enthaltungen? – Damit ist diese Beschlussmpfehlung angenommen. Wer stimmt für Nr. 2 der Beschlussempfehlung, die rteilung der Entlastung? – Gegenprobe! – Enthaltunen? – Diese Beschlussempfehlung ist ebenfalls einstimig angenommen. Tagesordnungspunkt 3 c: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses – zu dem Antrag des Bundesministeriums der Finanzen Entlastung der Bundesregierung für das Haushaltsjahr 2008 – Vorlage der Haushaltsund Vermögensrechnung des Bundes – – zu der Unterrichtung durch den Bundesrechnungshof Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2009 zur Haushaltsund Wirtschaftsführung des Bundes (einschließlich der Feststellungen zur Jahresrechnung 2008)


(Jahresrechnung 2008)


– zu der Unterrichtung durch den Bundesrech-
nungshof

Bemerkungen des Bundesrechnungshofes
2009 zur Haushalts- und Wirtschaftsfüh-
rung des Bundes – Weitere Prüfungsergeb-
nisse –

– Drucksachen 16/12620, 17/790 Nr. 21, 17/77,
17/317 Nr. 3, 17/1300, 17/1644 Nr. 2, 17/2492 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Michael Luther





Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt


(A) )


)(B)

Unter Nr. 1 seiner Beschlussempfehlung schlägt der
Haushaltsausschuss die Erteilung der Entlastung der
Bundesregierung für das Haushaltsjahr 2008 vor. Wer
stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt
dagegen? – Enthaltungen? – Damit ist die Beschluss-
empfehlung angenommen. Dafür haben CDU/CSU, FDP
und SPD gestimmt. Dagegen hat das Bündnis 90/Die
Grünen gestimmt. Die Fraktion Die Linke hat sich ent-
halten.1)

Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt
der Haushaltsausschuss, die Bundesregierung aufzufor-
dern, a) bei der Aufstellung und Ausführung der
Bundeshaushaltspläne die Feststellungen des Haushalts-
ausschusses zu den Bemerkungen des Bundesrechnungs-
hofes zu befolgen, b) Maßnahmen zur Steigerung der
Wirtschaftlichkeit unter Berücksichtigung der Entschei-
dungen des Ausschusses einzuleiten und fortzuführen
und c) die Berichtspflichten fristgerecht zu erfüllen, da-
mit eine zeitnahe Verwertung der Ergebnisse bei den
Haushaltsberatungen zu gewährleisten ist. Wer stimmt für
diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? –
Wer enthält sich? – Die Beschlussempfehlung ist ange-
nommen. Die Fraktion Die Linke hat sich enthalten, alle
anderen haben zugestimmt.2)

Jetzt kommen wir wieder zu den Haushaltsberatun-
gen. Wir setzen fort mit dem Geschäftsbereich des Bun-
desministeriums für Familie, Senioren, Frauen und
Jugend, Einzelplan 17.

Zur Einbringung gebe ich das Wort der Kollegin
Dr. Kristina Schröder.

Dr. Kristina Schröder, Bundesministerin für Fami-
lie, Senioren, Frauen und Jugend:

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
In vielleicht keinem anderen Politikfeld zeigt sich das
Dilemma eines hochverschuldeten Staates so eindeutig
wie in der Familienpolitik. Einerseits sind wir gerade als
Jugendpolitiker doch verpflichtet, im Sinne der jungen
Generation unseren Beitrag zum Abbau der Staatsver-
schuldung zu leisten; andererseits treffen Sparmaßnah-
men im Familienressort zwangsläufig immer auch Fami-
lien und Kinder.

Dieses Dilemma lässt sich nicht auflösen. Haushalts-
politisch können wir aber die Weichen dafür stellen, dass
die knappen finanziellen Mittel, die wir haben, vor allen
Dingen dort eingesetzt werden, wo sie im Hinblick auf
faire Zukunftschancen von Kindern und Jugendlichen
am meisten bewirken. Dafür habe ich in den vergange-
nen Wochen und Monaten gekämpft.


(Caren Marks [SPD]: Von Kämpfen haben wir nichts gemerkt! Und wenn, dann haben Sie verloren!)


Der Einzelplan 17 im Bundeshaushalt 2011 zeigt: Union
und FDP stellen sich der Verantwortung für die Zukunft
unserer Kinder.

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1) Anlage 2
2) Anlage 3

(C (D (Zuruf von der LINKEN: Das klingt wie eine Drohung!)


Zunächst zu den wichtigsten Zahlen: Der Einzel-
lan 17 im Haushalt 2011 umfasst 6,4 Milliarden Euro.
as sind 106 Millionen Euro weniger als 2010. Insge-

amt beträgt der Sparbeitrag der Bundesregierung im
ahmen meines Ressorts 605 Millionen Euro jährlich ab
011. Damit klar wird, von welcher Größenordnung wir
ier reden: Dieser Sparbeitrag entspricht 0,35 Prozent al-
er ehe- und familienbezogenen Leistungen.

Unangetastet blieb das Kindergeld; das haben wir zu
eginn dieses Jahres deutlich erhöht. Es geht hier also
icht um Haushaltskonsolidierung auf Kosten von Kin-
ern und Jugendlichen, sondern um Haushaltskonsoli-
ierung für Kinder und Jugendliche; denn die größte Ge-
ahr für den künftigen Wohlstand und für die soziale
icherheit von Familien entsteht doch, wenn wir nichts

un, um die Staatsverschuldung in den Griff zu bekom-
en. Deshalb ist es gerade unter familienpolitischen Ge-

ichtspunkten richtig, dass Union und FDP für solide
taatsfinanzen eintreten.

Ich habe als Abgeordnete der Schuldenbremse im
rundgesetz aus voller Überzeugung zugestimmt. Ich
offe, bei der SPD gab es dieselbe volle Überzeugung.


(Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Das sehen wir ja heute!)


eswegen war ich auch von Anfang an bereit, im Rah-
en meines Ressorts einen Beitrag zu den gemeinsa-
en Sparanstrengungen zu leisten. Entscheidend war

ür mich dabei, dass wir nicht dort sparen, wo wir da-
urch Kräfte abgewürgt hätten, die wir für die Zukunfts-
ähigkeit unseres Landes brauchen. Deshalb habe ich
ersprochen: Am Ausbau der Kindertagesbetreuung
ird nicht gerüttelt. Dieses Versprechen habe ich gehal-

en.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Der Bund steht auch in wirtschaftlich schwierigen
eiten zu seiner Zusage, in die frühkindliche Bildung
u investieren und bis 2013 4 Milliarden Euro für den
usbau der Kindertagesbetreuung beizusteuern; denn
ie schlimmste Form von Kinderarmut ist doch Bil-
ungsarmut.


(Caren Marks [SPD]: Damit haben Sie gar nichts zu tun!)


eshalb brauchen wir die Förderung für alle Kinder und
ugendlichen von Anfang an.

Das ist auch der Grund, warum wir allen Sparmaß-
ahmen zum Trotz mehr Geld für den Kinder- und Ju-
endplan zur Verfügung stellen, warum wir, wie ver-
prochen, 5 Millionen Euro mehr für die Programme für
emokratie, Toleranz und Vielfalt zur Verfügung stellen
nd warum wir die Investitionen in frühkindliche Bil-
ung und Förderung deutlich aufstocken. Damit sorgen
ir für faire Chancen für alle Kinder in unserer Gesell-

chaft.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)






Bundesministerin Dr. Kristina Schröder


(A) )


)(B)

Im neuen Haushaltstitel „Qualifizierungsoffensive“ sind
2011 dafür 82 Millionen Euro zusätzlich und bis 2014
insgesamt 488 Millionen Euro vorgesehen.

Dadurch zeigt sich: Sparen und Gestalten schließen
sich nicht aus. Union und FDP konsolidieren den Haus-
halt, und dennoch investieren wir in die Zukunftschan-
cen unserer Kinder.

Ich bin davon überzeugt, dass das der richtige Weg
ist; denn mit der Förderung von Kindern aus bildungs-
fernen Schichten müssen wir viel früher anfangen als
bisher.


(Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Wir reden nicht darüber, wir machen es!)


Wir setzen viel zu sehr auf kompensatorische Maßnah-
men, und wir setzen zu wenig auf vorbeugende Maßnah-
men, und das, wo doch mittlerweile wirklich Einigkeit
darüber besteht, dass die Förderung in den ersten Jahren
entscheidend für alle Bildungs- und Entwicklungschan-
cen ist, die ein Kind hat. Deshalb werde ich die Offen-
sive „Frühe Chancen“ starten. Bis 2014 investieren wir
rund 400 Millionen Euro in bis zu 4 000 Schwerpunkt-
Kitas zur Sprach- und Integrationsförderung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Damit tragen wir insbesondere in sozialen Brennpunkten
dazu bei, faire Chancen für alle Kinder, insbesondere für
Kinder mit Migrationshintergrund, zu schaffen; denn ich
bin – wie wahrscheinlich viele hier – nicht der Meinung,
dass bei der Geburt eines Kindes bereits alle Würfel für
die weitere Entwicklung gefallen sind. Vielmehr hat je-
des Kind Talente und Potenzial. Unsere Aufgabe ist es,
diese Talente zu fördern und dieses Potenzial auszu-
schöpfen. Das ist die richtige Antwort auf die massiven
Integrationsprobleme, die wir in unseren Städten haben
und die wir weder leugnen noch kleinreden sollten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ganz schlechter Scherz! – Caren Marks [SPD]: Das muss eine Parallelwelt sein!)


Meine Damen und Herren, die notwendige Haushalts-
konsolidierung sehe ich auch als eine Gelegenheit, die
Weichen neu zu stellen: weg von Sozialtransfers, die den
Status quo zementieren, hin zu Investitionen in faire Zu-
kunftschancen und in den gesellschaftlichen Wandel.
Das war der Grundgedanke für meine Entscheidung,
welchen Konsolidierungsbeitrag ich im Rahmen des
Sparpakets der Bundesregierung leiste.

Dass beim Elterngeld gekürzt werden musste, war
schon deshalb klar, weil es nun einmal zwei Drittel mei-
nes Etats ausmacht. Aber bei der Frage, wo wir ansetzen,
galt für mich die zentrale Überlegung:


(Caren Marks [SPD]: Wo sind die Schwächsten?)


Wie bekommen wir es hin, beim Elterngeld zu sparen,
ohne dass es seine gesellschaftspolitische Gestaltungs-
kraft verliert, im Hinblick auf die Beteiligung von Män-

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(C (D ern bei Fürsorgeaufgaben und im Hinblick auf den andel in unserer Arbeitswelt? Die Antwortet lautet: in em wir dort sparen, wo Elterngeld bisher häufig dazu eigetragen hat, die Abhängigkeit von Sozialleistungen u verstärken. (Dagmar Ziegler [SPD]: Das kann nicht sein! – Caren Marks [SPD]: Zynikerin!)


Die SGB-II-Leistung deckt ab, was Menschen zum
eben brauchen. Die Anrechnungsfreiheit für das El-

erngeld war deshalb von Anfang an systematisch nicht
ichtig. Wenn ein Paar im Hartz-IV-Bezug ein Kind be-
ommt, dann wird gelegentlich so getan, als gebe es kei-
erlei staatliche Leistungen. Vielmehr ist es aber so, dass
ieses Paar für das Kind selbstverständlich einen eige-
en Bedarfssatz bekommt. Die Zuschüsse für die Woh-
ung werden erhöht. Es gibt eine Erstausstattung für das
ind; auch dafür gibt es noch Extrageld. Wenn es sich
m Alleinerziehende handelt, dann bekommt diese oder
ieser Alleinerziehende monatlich einen Mehrbedarfszu-
chlag. All das leistet der Staat. Zusätzlich zu diesem
xistenzminimum noch Elterngeld zu zahlen, kann auch
ine negative Wirkung entfalten.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Unglaublich!)


chauen Sie sich nur einmal eine vierköpfige Familie an,
ie ausschließlich von Hartz IV lebt und eine durch-
chnittliche Miete zahlt. Diese Familie erhält vom Staat
585 Euro netto.


(Steffen Bockhahn [DIE LINKE]: Reichtum versaut die von Anfang an!)


enn dann noch 300 Euro Elterngeld draufkommen,
ann sind wir bei 1 885 Euro netto. Das ist ein Problem
n Bezug auf das Lohnabstandsgebot.


(Widerspruch von der LINKEN)


ann fragen sich diejenigen Leute, die arbeiten gehen,
ie jeden Tag früh aufstehen und hart arbeiten, warum
ie das überhaupt tun. Das kann nicht in unserem Sinne
ein. Derjenige, der arbeiten geht, muss mehr haben als
er, dessen Auskommen die Gemeinschaft finanziert.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Frau Golze schüttelt den Kopf, sie sieht das anders!)


eshalb unsere Entscheidung, Elterngeld all denjenigen
u gewähren, die vor der Geburt gearbeitet haben,


(Caren Marks [SPD]: Und die nicht gearbeitet haben?)


inschließlich Minijobbern und Aufstockern – gemein-
am mit den Koalitionsfraktionen arbeite ich hierzu an
achgerechten Lösungen –, bei voller Anrechnung des
lterngelds auf Leistungen nach dem SGB II, also dann,
enn Familien ausschließlich von Hartz IV leben.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705909900

Gestatten Sie eine Zwischenfrage, Frau Ministerin?






(A) )


)(B)

Dr. Kristina Schröder, Bundesministerin für Fami-
lie, Senioren, Frauen und Jugend:

Ja.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705910000

Bitte, Frau Deligöz.


Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705910100

Frau Ministerin, ich bin über Ihre Ausführungen ein

bisschen erstaunt. Sie sagen, dass eine vierköpfige Fami-
lie, also eine Familie mit zwei Kindern, mit einem Be-
trag von 1 585 Euro zu viel bekommen würde,


(Dr. Hermann Kues [CDU/CSU]: Das hat sie gar nicht gesagt!)


daher frage ich Sie, welchen Betrag Sie für diese Familie
zum Leben adäquat finden.


(Zuruf von der CDU/CSU: Schlecht zugehört!)


Dr. Kristina Schröder, Bundesministerin für Fami-
lie, Senioren, Frauen und Jugend:

Ich habe nicht gesagt, dass diese 1 585 Euro zu viel
sind. Ich habe vielmehr gesagt: Wenn weitere 300 Euro
Elterngeld hinzukommen – –


(Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann ist das zu viel?)


– Sie müssen berücksichtigen, dass der Betrag von
1 885 Euro das Nettoeinkommen der Familie wäre, wenn
Sie den Mietzuschuss mit einrechnen. Dafür muss man
erst einmal entsprechend viel brutto verdienen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das Lohnabstandsgebot ist ein entscheidendes Ge-
bot der Gerechtigkeit, nämlich dass derjenige, der arbei-
tet, mehr hat als derjenige, der nicht arbeitet. Sie können
ausrechnen, was man für 1 885 Euro netto brutto verdie-
nen muss. Der Anreiz, arbeiten zu gehen, ist in diesen
Fällen ausgesprochen gering.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir sparen damit 450 Millionen Euro. Betroffen sind
16 Prozent aller Elterngeldbezieher. Familien, die ein
höheres Einkommen beziehen, sind übrigens von den El-
terngeldkürzungen stärker betroffen. Sie bekommen un-
ter anderem deshalb weniger als bisher, weil wir bei den-
jenigen, deren Nettoeinkommen mehr als 1 200 Euro
beträgt, den Prozentsatz für das Elterngeld von 67 Pro-
zent auf 65 Prozent absenken.

Was sich allerdings nicht ändert – das ist der entschei-
dende Punkt –, ist die Grundstruktur des Elterngeldes.
Denn nur dann, wenn es von der Kernidee her seine Wir-
kung als Lohnersatzleistung entfaltet, bleibt das Eltern-
geld auch weiterhin attraktiv für Väter. Nur dann entfal-
tet es auch weiterhin seine Wirkung auf die Kultur in der
Arbeitswelt, vor allem in der Form, dass familiäre Auf-
gaben und private Verpflichtungen ebenfalls eine Rolle
spielen.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Der Einzelpan 17 trägt der Tatsache Rechnung, dass
ich die soziale Gerechtigkeit unserer Gesellschaft nicht
n erster Linie auf der Umverteilungsebene entscheidet.
ie soziale Gerechtigkeit unserer Gesellschaft entschei-
et sich vielmehr dort, wo es um die Verteilung von Chan-
en auf Bildung und Entwicklung von Kindern geht. Wir
ollen eine Gesellschaft, in der jedes Kind eine faire
hance erhält. Wir wollen eine Gesellschaft, in der sich
enschen Zeit für Verantwortung nehmen können: für
inder, Partnerschaft, pflegebedürftige Angehörige und
ngagement.

Wir wollen eine Gesellschaft, die zusammenhält, weil
ich Menschen durch Leistung Aufstiegschancen erar-
eiten können und weil Menschen Verantwortung für-
inander übernehmen. Dafür setzt sich die christlich-
iberale Koalition ein. Das sind die Schwerpunkte, die
ir im Einzelplan 17 unseres Haushaltes setzen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705910200

Nächste Rednerin ist die Kollegin Dagmar Ziegler für

ie SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dagmar Ziegler (SPD):
Rede ID: ID1705910300

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

egen! Frau Ministerin Schröder, Sie haben es nicht ge-
erkt, deshalb muss ich es Ihnen sagen: Durch Deutsch-

and geht ein Riss.


(Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Ein Ruck!)


uf der einen Seite sprudeln die Gewinne der Unterneh-
en wieder, und die Menschen finden wieder Beschäfti-

ung. Das ist gut und auch Folge der SPD-Modernisie-
ungspolitik und der Konjunkturprogramme aus Zeiten
er Großen Koalition. Das haben Sie uns in den letzten
eiden Tagen mehrfach bestätigt.

Auf der anderen Seite wird der Abstand zwischen
ben und unten immer größer; das ist schlimm. Aber
och schlimmer ist, dass unter den Einkommensarmen
mmer mehr sind, die keinerlei Hoffnung haben, aus ei-
ener Anstrengung aus ihrer Situation herauszufinden.
iese Menschen sind nämlich von Teilhabe und Bildung

usgeschlossen, von der Sie gerade so großspurig ge-
prochen haben, Frau Schröder, und geben diesen Aus-
chluss oft an die eigenen Kinder weiter. Das ist der
ern der Armuts- und auch der Integrationsdebatte.
as tun Sie in dieser Situation? Sie legen einen Haushalt

or, mit dem Sie den Keil zwischen die ohnehin ausei-
anderdriftenden Teile unserer Gesellschaft noch tiefer
reiben; denn Sie kürzen ausgerechnet die Mittel für Ju-
endliche, Familien und ältere Menschen und nennen
as Konsolidierungsbeitrag im Sinne der Zukunft genau
ieser Personengruppen. Das ist perfide.





Dagmar Ziegler


(A) )


)(B)


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Sie lassen die Schwächsten unserer Gesellschaft für die
Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise bluten.

Wenn man den Haushaltsentwurf genau anschaut,
muss man sich fragen, ob die Kürzungen der Mittel für
Familien, Jugendliche und Ältere noch schlimmer hätten
ausfallen können, wenn es keine zuständige Bundes-
ministerin Schröder gäbe. Ich glaube nicht.


(Miriam Gruß [FDP]: Welche Jugendlichen?)


– Da Jugendpolitik bei Ihnen nicht stattfindet, ist Ihnen
dieses Wort tatsächlich fremd.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Frau Schröder, waren Sie an der Diskussion über-
haupt beteiligt, oder haben Sie sich da genauso wegge-
duckt wie in der Debatte über Kinderarmut und die Neu-
berechnung der SGB-II-Leistungen? Nirgends hat
man Sie gehört oder gesehen. Wir diskutieren darüber,
wie wir das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zu
den Regelsätzen und der Teilhabe von Kindern bis zum
1. Januar 2011 umsetzen können. Aber Sie haben nichts
Besseres zu tun, als ausgerechnet den Beziehern von
SGB-II-Leistungen und Kinderzuschlag das Elterngeld
zu streichen. Das tun Sie mit dem unanständigen Argu-
ment – das haben Sie heute wiederholt –, Sie wollten Er-
werbsanreize stärken. Schauen Sie doch einmal hin, wer
die Betroffenen sind – ich glaube, Sie verlassen zu selten
Ihr Ministerzimmer, als dass Sie solche Menschen tref-
fen könnten –: Alleinerziehende, kinderreiche Familien,
Kinderzuschlagsempfängerinnen und -empfänger. Diese
Eltern finden oft keine Beschäftigung wegen fehlender
Kinderbetreuung. Oder sie arbeiten Tag für Tag, aber ihr
Lohn reicht nicht für die gesamte Familie, weil Sie und
Ihre Koalition nicht willens sind, einen gesetzlichen
Mindestlohn einzuführen, und deshalb gerade viele Frauen
für einen Hungerlohn arbeiten müssen. Ich finde, Ihre
Argumentation ist so schräg, dass man sich schämen
muss, dass diese hier überhaupt vorgetragen wird.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie sagen, diese Menschen verdienten das Mindest-
elterngeld nicht. Ausgerechnet für diese Menschen sol-
len 300 Euro zu viel sein? Aber was ist mit der nicht er-
werbstätigen Gattin des Notars oder dem nicht erwerbs-
tätigen Gatten der Unternehmerin? Diese dürfen das
Elterngeld behalten. Dann spielt das Lohnabstandsgebot
keine Rolle. Welches Gesellschaftsbild haben Sie eigent-
lich?


(Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Was haben Sie denn für ein Frauenbild? Diese Frauen gibt es nicht!)


Was halten Sie von sozialer Gerechtigkeit? Was halten
Sie vom Leistungsgedanken? Der zählt hier überhaupt
nichts.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


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(C (D ie diskriminieren die Armen und bereichern Menschen, ie es gar nicht nötig haben. Ihre Kürzungsorgie geht weiter, und zwar – diesen Beriff scheinen Sie offenbar gar nicht zu kennen – bei der ugendpolitik. Während Ihre Kollegin von der Leyen on besserer Bildung schwadroniert, kürzen Sie in Ihrem aushalt Leistungen zusammen, die gerade für viele beachteiligte Jugendliche wichtig sind. Dann wundern Sie ich, wenn diese jungen Menschen keinen Platz in der esellschaft finden. Auch das ist unanständig. Schauen ie sich bitte die Bewilligungen an! Es handelt sich auschließlich um Senkungen, ob es sich um die Ansätze für en internationalen Jugendaustausch oder die politische ildung handelt. Schauen Sie sich die Ansätze an! Dann erden Sie sehen, wie alles gesenkt wurde, mit dem Arument: Irgendwo müssen wir sparen. – Aber Sie sparen enau an den falschen Stellen. Ich könnte Ihnen die Liste ollständig vortragen, wenn Sie sie nicht kennen. Es ist chade, dass Sie an einer Haushaltsdebatte teilnehmen! Frau Ministerin, Sie wollen in die Qualität von Kitas nvestieren. Das ist richtig und wichtig. Aber wo bleibt ie Initiative, um den ins Stocken geratenen Kitaausbau ieder anzuschieben? Wo ist die Initiative für mehr gut usgebildete Erzieherinnen und Erzieher? Vielen Komunen steht das Wasser bis zum Hals. Der Kitaausbau roht zu scheitern, und zwar auch – das sieht man schon eute – als Folge Ihrer verfehlten Steuerpolitik. Sie seen das nicht und schauen ruhigen Auges zu. Frau inisterin, machen Sie endlich Ihre Hausaufgaben! Wir rauchen keine Modellprojekte, bei denen am Ende Läner und Kommunen nicht mehr wissen, wie sie sie weier finanzieren sollen. er Ausbau von Kitas und auch der Ausbau von Ganzagsschulen kann nur als gemeinsame nationale Kraftantrengung gelingen. Bund, Länder und Gemeinden müsen an einen Tisch, um gemeinsam das Beste für unsere inder zu bewegen. Laden Sie endlich alle Ebenen zu iner Kinderkonferenz, oder wie Sie das auch immer ennen wollen, ein. Laden Sie sie endlich ein. Nehmen ie die Beteiligten ernst. Die Zeit läuft Ihnen, aber vor llem unseren Kindern davon. Frau Schröder, Sie tragen ls Familienministerin allein die Verantwortung dafür. achen Sie Schluss mit Ihrer Politik nach dem Motto: o tun als ob. Rechtfertigen Sie endlich Ihr Amt! Vielen Dank. Für die FDP-Fraktion spricht nun der Kollege Florian oncar. Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol egen! Ich glaube, gerade am Einzelplan 17 sieht man ehr deutlich, dass wir an der Struktur des Bundeshaus Florian Toncar )


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705910400

(Beifall bei der FDP)

Dr. Florian Toncar (FDP):
Rede ID: ID1705910500




(A) )

halts erhebliche Veränderungen vorgenommen haben
und dass wir ein Stück weit auch den Ansatz in der Fa-
milienpolitik verändern. Es geht – etwa beim Elterngeld –
um Einsparungen, es geht zum Teil aber auch um ganz
neue Schwerpunkte, die es bisher nicht gegeben hat, wie
beispielsweise um das Thema frühkindliche Bildung und
Sprachförderung. Zum Teil geht es auch um ganz ent-
scheidende Strukturveränderungen, über die wir etwa im
Zusammenhang mit dem Zivildienst zu diskutieren ha-
ben.

Zum Elterngeld: Es ist zweifelsohne so, dass hier eine
hohe Summe eingespart wird. Es sind knapp 600 Millio-
nen Euro an Einsparungen, die unterschiedliche Gruppen
treffen, aber natürlich auch sehr stark die Arbeitslosen-
geld-II-Empfängerinnen und -empfänger. Das fällt nie-
mandem leicht. Ich glaube aber, dass es richtig ist, was die
Ministerin zum Thema Lohnabstandsgebot gesagt hat,
und dass das auch ein notwendiger Beitrag zur Haushalts-
konsolidierung ist.

Wir haben im Sozialbereich insgesamt geringere Kür-
zungen vorgenommen, als der Anteil des Sozialbereichs
am gesamten Haushalt vermuten lässt. Es ist anhand von
Zahlen absolut nicht belegbar, dass im Sozialbereich
mehr gespart und mehr gekürzt werde, als es sich pro-
portional nach dem gesamten Volumen des Konsolidie-
rungspaketes ergeben würde. Das Gegenteil ist der Fall,
es wird an dieser Stelle weniger gekürzt.

Ich möchte gerade an die Kolleginnen und Kollegen
von der Opposition die Frage richten: Wo kommen wir
eigentlich her? Ich finde, in der Debatte ist sehr viel Un-
ehrlichkeit. Ich gehe zurück in das Jahr 2005. Frau Kol-
legin Ziegler, da hat ein Bundeskanzler, der den gleichen
Namen trägt wie unsere heutige Familienministerin, im
Kern sehr ähnliche Dinge gesagt wie sie heute, und Ihre
Fraktion hat damals applaudiert.


(Dagmar Ziegler [SPD]: Was?)


Im Übrigen hat auch die Fraktion Bündnis 90/Die Grü-
nen applaudiert. Es ist schon erstaunlich, wer sich hier in
welcher Weise bewegt.


(Dagmar Ziegler [SPD]: Was hat er gesagt?)


– Selbstverständlich hat er das gesagt.

Was war 2005 die Rechtslage? Es gab kein Eltern-
geld, es gab für niemanden Elterngeld, ganz gleich ob er
Arbeitslosengeld II bezogen hat oder nicht.


(Caren Marks [SPD]: Erziehungsgeld gab es aber!)


– Selbstverständlich, aber es gab kein Elterngeld, und
das ist auch von der Größenordnung her im Endeffekt et-
was ganz anderes.


(Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Erst die Hälfte, dann alles weg! Ihr macht das schön scheibchenweise!)


Es war einer der Kerngedanken Ihrer eigenen Reform
und nicht irgendein Randaspekt, dass Sie gesagt und be-
schlossen haben: Jeder Vermögenszufluss wird auf den
Regelsatz angerechnet, egal woher er kommt. Das haben

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(C (D ie beschlossen. Heute stellen Sie dieses Prinzip Ihrer igenen Reform infrage und sagen, man müsse Ausnahen machen. (Dagmar Ziegler [SPD]: Wir haben das Elterngeld beschlossen!)


ch halte es nicht für besonders konsequent, wie Sie hier
rgumentieren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir müssen aber auch deutlich feststellen, dass sich in
ielen wichtigen Bereichen Verbesserungen ergeben.
as Bundesverfassungsgericht hat das zentrale Projekt
er Regierung Schröder/Fischer, die Agenda 2010, an
wei ganz entscheidenden Punkten gekippt. Der eine
unkt war die organisatorische Seite, nämlich die Job-
enter. Das, was Sie da gemacht haben, war verfassungs-
idrig. Der andere Punkt war die Bemessung der Regel-

ätze, insbesondere der Regelsätze für Kinder, weil Sie
ort das Thema Bildung und kulturelle Teilhabe schlicht-
eg nicht mit einbezogen haben. Das sagt das Bundes-
erfassungsgericht. Das wird jetzt korrigiert. Ich glaube,
ass das eine Korrektur ist, bei der wir sehr darauf ach-
en, dass sie auch bei den Kindern ankommt und Wir-
ung zeigt.

Vor allem aber gehen wir an die Ursache von Proble-
en, gerade auch von Integrationsproblemen, heran, in-

em wir dafür sorgen, dass die Kinder anständige Bil-
ungschancen bekommen, die sie ausweislich des
undesverfassungsgerichts nach der bisherigen und von

hnen zu verantwortenden Rechtslage noch nicht hatten.
as werden wir tun, und ich glaube, dass das eine Ver-
esserung für die Betroffenen ist.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Damit komme ich zum zweiten Punkt. Wir haben ei-
en ganz neuen Schwerpunkt in diesem Haushalt, für
en wir im nächsten Jahr einen hohen Geldbetrag anset-
en. Das ist das Thema Qualifizierungsoffensive. Wir
erden als Bundesregierung in vier Jahren 12 Milliarden
uro extra für Bildung und Forschung ausgeben. Ich
laube, schon dadurch wird erkennbar, dass wir eine Re-
ierung sind, die sich darüber Gedanken macht, wie sie
ie Zukunftschancen der Deutschen fördern kann. Einen
eil dieser Bildungsoffensive, nämlich 400 Millionen
uro, bringen wir in den Bereich der frühkindlichen För-
erung und der Sprachförderung ein. Gerade in Gegen-
en, in denen Integrationsprobleme bestehen und wo
andlungsbedarf besteht, tun wir sehr viel.

Ich glaube, dass es gut ist, dass schon im nächsten
ahr 3 000 Kitas durch qualifiziertes Personal geholfen
erden soll. Das ist eine konkrete Maßnahme, die zeigt,
ass wir nicht nur über Integrationsprobleme sprechen,
ondern an die Ursachen der Probleme herangehen. Das
st mir allemal lieber als wohlfeile Rhetorik und das Ab-
ingen von Gesinnungen. Am Ende zählt die Tat. Ich
laube, dass dieser Haushalt sehr deutlich macht, dass
ir gerade für die Integration und die Bildungschancen

unger Kinder sehr viel mehr tun, als es bisher der Fall
ewesen ist.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)






Florian Toncar


(A) )


)(B)

Wir haben darüber hinaus über den Zivildienst zu
sprechen. Bisher rechnen wir im Haushaltsentwurf mit
einem sechsmonatigen Zivildienst. Es zeichnet sich aber
ab, dass durch eine mögliche Aussetzung der Wehr-
pflicht auch beim Zivildienst Handlungsbedarf entsteht.
Letzten Endes muss man feststellen, dass der Zivildienst
verfassungsrechtlich ein Anhängsel der Wehrpflicht ist
und ihr Schicksal teilt. Insofern müssen wir uns gut
überlegen, wie man mit der möglichen Aussetzung der
Wehrpflicht, die wir als FDP begrüßen, umgehen. Dann
müssten Freiwilligendienste in die Bresche springen und
einige der Aufgaben übernehmen, die heute von Zivil-
dienstleistenden übernommen werden. Wir müssen ein
Konzept erarbeiten, in dem wir sehr deutlich machen,
dass ein Freiwilligendienst attraktiv ist. Wenn wir da-
rüber reden, ob das ein freiwilliger Zivildienst oder ein
Freiwilliges Soziales Jahr sein soll und wie das Verhält-
nis dieser beiden Dienste zueinander ist, wird man da-
rauf achten müssen – das werden wir Liberale auch tun –,
dass es nicht zu Verdrängungseffekten kommt und das
Freiwillige Soziale Jahr geschwächt wird. Ich glaube,
dass es dafür Lösungen gibt. Wir wollen nicht, dass Frei-
willige, die für jede Form von möglichen Diensten ak-
quiriert werden sollen, nur bestimmte attraktive Dienste
ableisten und niemand Interesse an weniger attraktiven
Diensten bekundet. Darüber werden wir sprechen. Die
Diskussion ist erst am Anfang. Wir haben noch keine
Klarheit über den Zeitplan, aber das wird sich bis zur ab-
schließenden Beratung des Einzelplans im November
geändert haben. Dann werden wir unser Konzept mit
Zahlen unterlegen können.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705910600

Nächster Redner ist der Kollege Steffen Bockhahn für

die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Steffen Bockhahn (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705910700

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und

Herren! Ich habe im Sommer eine sehr schöne Veranstal-
tung bei mir zu Hause in Rostock besucht, nämlich die
Feier anlässlich des 20. Jahrestages der Gründung des
Frauennetzwerks „Die Beginen“. Frau Ministerin
Schröder, Sie sind die Frauenministerin. Ich glaube, die-
sen Frauen haben Sie heute richtig Kraft gegeben. Was
sagt die Frauenministerin zum Thema Frauen? – Nichts.
Für Gleichstellungspolitik sind in diesem 6,4-Milliar-
den-Euro-Etat ganze 17 Millionen Euro vorhanden.
4,5 Millionen Euro davon sind für die Förderung von
Jungen und Männern mit Programmen wie „MEHR
Männer in Kitas“ und „Neue Wege für Jungs“ vorgese-
hen. Es bleiben also 12,5 Millionen Euro für Gleichstel-
lungspolitik im Sinne von Frauenpolitik.

Machen wir einmal ein Gedankenexperiment. Stellen
wir uns einmal eine Studentin vor, die in Wiesbaden stu-
diert, vier Jahre Studium hinter sich hat, demnächst fer-
tig ist und kurz davor ist, in das Berufsleben einzustei-
gen.

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(C (D (Dorothee Bär [CDU/CSU]: Dafür gibt es 12 Milliarden Euro vom Bundesministerium für Forschung!)


iese Frau schaut sich an, wie die Situation für Frauen
n Deutschland zurzeit aussieht. Sie sieht: Frauen be-
ommen durchschnittlich für die gleiche Arbeit, die
änner leisten, nur drei Viertel des Geldes – bis heute.
as tut die Frauenministerin? –


(Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Eine ganze Menge!)


ichts.

Der ehemalige sächsische Ministerpräsident Kurt
iedenkopf hat als Leiter der Zukunftskommission An-

ang der 90er-Jahre festgestellt, dass die erhöhte Er-
erbsneigung ostdeutscher Frauen eine der Ursachen für
ie großen Probleme am Arbeitsmarkt im Osten ist. Die
rbeitslosigkeit von Frauen ist dort deutlich höher als
ie von Männern. Die Inanspruchnahme von Sozialleis-
ungen durch Frauen ist dort deutlich höher als die von

ännern. Was tut die Ministerin dagegen?


(Zuruf von der SPD: Nichts!)


Nein, nicht nichts. – Sie hat vielmehr eine Steuerungs-
ruppe zum Aktionsprogramm „Perspektive Wiederein-
tieg“ eingerichtet, dazu einen Stufenplan für mehr
rauen in Führungspositionen. Anfang des Jahres haben
ir erfahren, dass die Telekom eine Selbstverpflichtung

ingegangen ist, mehr Frauen in Führungspositionen zu
ringen. Was ist seitdem passiert? Nichts. Es gibt ein
essortgespräch „Entgeltungleichheit“. Super! Was ist
abei herausgekommen? Nichts!


(Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Jetzt wird es langweilig, Steffen!)


Es wird bei dieser Statistik leider langweilig; das ist
öllig richtig, Kollege Mattfeldt. – Das Problem dabei
st, dass wir immer noch auf ein Gleichstellungskonzept
er Bundesregierung warten müssen. Das Einzige, was
ich im Bundeshaushalt tatsächlich zur Gleichstellung
indet, ist die Aussage des Bundesministeriums der Fi-
anzen, dass die Gleichstellungspolitik die Sache der
inzelnen Ressorts sei. Und was macht die Ministerin,
m ihren Auftrag als Frauenministerin insofern zu erfül-
en? –


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nichts!)


ichts! Frau Ministerin, es tut mir leid, Ihnen Folgendes
ttestieren zu müssen: Sie lassen die Frauen alleine.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Frauen sind aber nicht die Einzigen, die von Ih-
en alleingelassen werden. Sie sind auch für den Zivil-
ienst zuständig. Was haben Sie hier heute zum Zivil-
ienst gesagt? In Zeitungen, im Fernsehen, in
esprächen mit vielen Betroffenen höre ich, dass das ein
roßes Thema ist. Was sagen Sie zu dem Thema?
ichts!





Steffen Bockhahn


(A) )


)(B)

Was soll ein 18-jähriger Azubi, der nächstes Jahr fer-
tig wird, heute denken? Worauf soll er sich einstellen?
Er muss sich jetzt darüber im Klaren werden, ob er einen
Arbeitsplatz für die Zeit nach dem Ende der Ausbildung
suchen oder ob er sich um eine Zivildienststelle küm-
mern muss. Er weiß aber gar nicht, ob es den Zivildienst
nach dem 30. Juni 2011 überhaupt noch geben wird.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das ist das Geheimnis von Politik!)


Er weiß auch gar nicht, wo er sich heute noch um eine
Zivildienststelle bewerben kann. Er weiß nicht, ob er ei-
nen Pflichtzivildienst machen muss oder ob er einen frei-
willigen Zivildienst machen muss.


(Dr. Peter Tauber [CDU/CSU]: Einen freiwilligen muss er nicht machen, den kann er machen! – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Er kann ja zum Militär gehen, das bleibt!)


Wie der freiwillige Zivildienst bezahlt wird und was für
ein Dienstverhältnis er dann tatsächlich haben wird,
weiß er heute ebenfalls noch nicht. Auch diesen jungen
Mann, Frau Ministerin, lassen Sie allein.

Fragen wir uns einmal, was die Eltern eines behinder-
ten Kindes denken müssen, das in der Kita von einem
Zivi betreut wird! Fragen wir uns, was mit der 94-jähri-
gen Oma ist, die vom Zivi das Essen auf Rädern be-
kommt und für die der Zivi der einzige Kontakt zur Au-
ßenwelt ist!


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Darum kümmern wir uns!)


Auch sie weiß nicht, was in Zukunft passieren soll.

Was ist mit den Trägern der Zivildienststellen, die
heute nicht wissen, ob sie wieder neue Stellen schaffen
können? Was ist mit den Angestellten in den Einrichtun-
gen, in denen Zivis arbeiten? Wer macht die Arbeit, die
heute der Zivi macht, wenn er weg ist?


(Dr. Peter Tauber [CDU/CSU]: Ist das ein Plädoyer für die Wehrpflicht oder wie?)


– Nur um richtig verstanden zu werden: Die Wehrpflicht
muss weg. Sie darf nicht nur ausgesetzt, sondern muss
abgeschafft werden.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Freiwilligendienste dürfen wir nicht gegeneinan-
der ausspielen. Das gilt auch für einen möglichen frei-
willigen Zivildienst und das Freiwillige Soziale Jahr.
Wir brauchen stattdessen eine Ausweitung des Zivil-
dienstes oder vielmehr der Freiwilligendienste auch auf
16- und 17-Jährige, damit eine berufliche Frühorientie-
rung stattfinden kann. Wenn Sie wollen, dass junge
Menschen nach dem Zivildienst oder dem Freiwilligen-
dienst sich beispielsweise für einen Pflegeberuf ent-
scheiden, dann müssen Sie auch an Haupt- und Real-
schülerinnen und -schüler denken. Diese brauchen
spätestens mit 16 ein Angebot. Wir brauchen eine Kam-
pagne für einen Freiwilligendienst. Wir brauchen eine

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(C (D ute Werbung. Wenn Bundeswehr-Jugendoffiziere in chulen gehen können, dann können dort auch Menchen auftreten, die für Freiwilligendienste werben. or allem aber brauchen wir die Finanzierung gesellchaftlich notwendiger Arbeit – und das zu existenzsihernden und sozialversicherungspflichtigen Einkomen. Ich danke Ihnen. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705910800

Nächste Rednerin ist die Kollegin Katja Dörner für

ie Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Katja Dörner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705910900

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen!

iebe Kollegen! Frau Ministerin, Sie haben Ihre Rede
it dem begonnen, was Sie schon häufiger gesagt ha-

en: Alle müssen sparen. – Dafür haben auch wir durch-
us Sympathien. Nur: Im Verfahren der Haushaltsauf-
tellung haben wir erlebt, dass Sie sich quasi in die erste
eihe gedrängelt haben nach dem Motto: Ich möchte
uch sparen dürfen.


(Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Das zeugt von Verantwortung! – Dagmar Ziegler [SPD]: Das zeugt von „keine Ahnung“! – Gegenruf des Abg. Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Wie Sie Politik gemacht haben, haben wir ja gesehen!)


enn man sich das jetzt anschaut, kommt man ange-
ichts des kleinen Etats, den das Familienministerium
at, zu dem Ergebnis, dass Sie tatsächlich mit am meis-
en sparen müssen. Das, liebe Kolleginnen und Kolle-
en, ist kein Kämpfen für Familie und Kinder in unse-
em Land.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Ich habe mir für die heutige Rede das Beispiel der Fa-
ilie im ALG-II-Bezug, das Sie im Juni über Twitter in

ie Welt gepustet haben, extra noch einmal herausge-
ucht, weil ich finde, dass diese Twitter-Nachricht, diese
ussage für die Politik der Bundesregierung symptoma-

isch ist. Sie ist regelrecht perfide.

Sie machen Folgendes: Sie stellen geringverdienende
ltern gegen Eltern, die gar kein Einkommen haben, und
ie hetzen die Leute, die wenig haben, gegen die auf, die
och weniger haben. Dabei hoffen Sie, dass niemand
itbekommt, dass die großen Fische völlig unbehelligt

leiben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


as ist zutiefst unsozial, und das unterhöhlt den Zusam-
enhalt in unserer Gesellschaft.





Katja Dörner


(A) )


)(B)

Wer bei den armen Familien spart, aber der Atom-
lobby, Hoteliers und Banken Milliardenbeträge hinter-
herschmeißt,


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und der Pharmaindustrie!)


der befördert die soziale Spaltung in unserem Land und
– ich möchte das hier auch sagen – der gefährdet unsere
Demokratie. Das ist ein sehr weitgehender Vorgang.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Nun kommen Sie mal nicht mit dem Argument, wie
wir es eben auch von der Ministerin gehört haben, das
Elterngeld würde jetzt zu einer echten Lohnersatzleis-
tung umgestaltet.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705911000

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Schirmbeck?


Katja Dörner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705911100

Natürlich.


Georg Schirmbeck (CDU):
Rede ID: ID1705911200

Verehrte Frau Kollegin, es gibt ja keinen Einzelplan,

bei dem man nicht die Geschichte erzählt, dass auf der
rechten Seite des Hauses die säßen, die bestochen wür-
den und Schmiergelder bekämen, um bestimmte Gesetze
zu machen.


(Zuruf von der SPD: Davon war doch gar nicht die Rede!)


Das ist ja eigentlich so das Leitmotiv von allem.


Katja Dörner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705911300

Von Schmiergeldern habe ich nicht gesprochen!


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Von Demokratiegefährdung hat sie gesprochen!)



Georg Schirmbeck (CDU):
Rede ID: ID1705911400

Ich möchte Sie fragen, ob Sie die ganze Geschichte

der Kernenergie kennen. Wussten Sie, dass der Kern-
energiekonsens, den Rot-Grün gemacht hat, damit er-
kauft wurde, dass die Anteilseigner der Kernenergie-
werke


(Zuruf von der SPD: Atomkraftwerke! Das geht besser über die Lippen!)


ihre Industriebeteiligungen steuerunschädlich verkaufen
durften? Das hat dazu geführt, dass die Kommunen ne-
gative Körperschaftsteueraufkommen hatten. So ist man
in der Vergangenheit mit der Großindustrie umgegangen.
Die Leute, die damals diesen Kernenergiekonsens einge-
kauft haben, sollen besser sein als diejenigen, denen Sie
jetzt diese Vorwürfe machen? Sie sollten Obacht geben,
dass Sie sich nicht selbst mit dem beschmutzen, was Sie
hier ausführen.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Peinlich!)



Katja Dörner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705911500

Herr Kollege, die Geschichte der Kernenergie und

uch die Geschichte des Protestes gegen die Atomener-
ie kenne ich sehr gut. Ich bin hier seit langem enga-
iert. Was Sie hier gesagt haben, ist reinste Geschichts-
litterung; das ist überhaupt nicht zutreffend. Wir
üssen uns heute damit auseinandersetzen, was Ihre
anzlerin in irgendwelchen Geheimverträgen um
.23 Uhr morgens mit den Chefs der großen Energiekon-
erne zulasten der gesamten Gesellschaft ausbaldowert
at,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Bei Schröder war das morgens um 7 Uhr! – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: RWE-Kanzlerin!)


nd vor allem damit, dass sie den Ausverkauf der Si-
herheit der Anlagen betrieben hat. Das ist die Tatsache,
it der wir uns jetzt auseinandersetzen müssen, und

icht irgendwelche Vorgänge aus dem letzten Jahrhun-
ert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Bei den Schimären, die Sie hier erzählen, sollten Sie bei der Wahrheit bleiben!)


Ich war beim Elterngeld und komme jetzt, nachdem
ie von Schimären gesprochen haben, zu Ihrer nächsten
chimäre, nämlich wie die Ministerin es ausgeführt hat,
ass – – Sie können sich wieder setzen.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Sie haben mich doch gerade angesprochen! Sie haben gesagt: Ihre Schimäre! Frau Kollegin, ich habe gelernt, wie man im Parlament höflich miteinander umgeht! – Gegenrufe von der SPD)


Okay. – Ich fahre mit einer Schimäre fort, genau ge-
ommen einer Schimäre der Ministerin. Es geht jetzt um
ie Frage, ob das Elterngeld tatsächlich zur Lohnersatz-
eistung weiterentwickelt wird. Wir wissen doch alle,
ie es kommen soll: Hausfrauen ohne vorheriges eige-
es Einkommen sollen weiterhin den Sockelbetrag be-
iehen können.


(Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Das erzählen Sie mal meiner Frau!)


as entlarvt sich doch von selbst. Das ist schwarz-gelbe
lientelpolitik pur.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wie steht es eigentlich um das Elterngeld für die Auf-
tocker? Die Ministerin hat dazu nichts gesagt.





Katja Dörner


(A) )


)(B)


(Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Doch! Hat sie!)


Es bleibt im Prinzip so, wie es schon im Haushaltsbe-
gleitgesetz steht: Es gibt einen Prüfauftrag. Mehr wissen
wir nicht.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Doch! Natürlich klären wir das!)


Wir können uns sehr wohl vorstellen, zu welchem Er-
gebnis dieser Prüfauftrag kommen wird.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Nein! Können Sie sich nicht vorstellen!)


Wir müssen vermuten, dass die Ministerin an dem fest-
halten wird, was meine Kollegin Frau Gruß als irrsinnig
bezeichnet hat und was meine Kollegin Frau Bär völlig
zu Recht als unsinnig bezeichnet hat, nämlich dass das
Elterngeld bei den Aufstockern in irgendeiner Art und
Weise angerechnet wird.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Nein! Wird es nicht!)


Das ist wirklich widersinnig. Es wäre gut gewesen, heute
von der Ministerin eine klare Ansage zu bekommen,
dass das nicht der Fall sein wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Dorothee Bär [CDU/CSU]: Ich sage schon noch etwas dazu!)


– Ich freue mich darauf, wenn Frau Bär gleich dazu et-
was sagt.

Die Bilanz der Familienministerin nach einem knap-
pen Jahr Regierungszeit ist wirklich ein Trauerspiel: El-
terngeld gekürzt, Einführung von Teilelterngeld und Er-
höhung der Zahl der Partnermonate verschoben,
wahrscheinlich auf den Sankt-Nimmerleins-Tag; von
Verbesserungen beim Unterhaltsvorschuss, vom Zu-
kunftskonto, von steuerlichen Entlastungen für Alleiner-
ziehende redet auf der Regierungsbank kein Mensch
mehr. All das war im Koalitionsvertrag versprochen
worden. Man kann nur sagen: versprochen – gebrochen.

Umso bizarrer ist es eigentlich, dass sich die Ministe-
rin immer noch nicht von den Plänen zum Betreuungs-
geld verabschiedet hat. Ein solches wäre tatsächlich irr-
sinnig und unsinnig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich sagen, dass
ich es gut finde, dass die Ministerin den vorgesehenen
Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz für unter Dreijäh-
rige verteidigt. Aber auch hier verschließt sie die Augen
vor der Realität: Ob man wirklich davon sprechen kann,
dass der Rechtsanspruch umgesetzt werden kann, wenn
für 35 Prozent der Kinder ein Kitaplatz zur Verfügung
steht, wird zu Recht angezweifelt. Wir brauchen ganz
dringend eine Bedarfsanalyse, die auch über das Jahr
2013 hinausgeht.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Es darf uns nicht nur um die Platzzahlen gehen. Es
uss uns auch um die Qualität der Angebote gehen. Ich

abe häufig den Eindruck, dass dieser Aspekt in der
echtsanspruchsdebatte etwas unter den Tisch fällt, ob-
ohl wir alle wissen, dass eine bessere Vereinbarkeit
on Familie und Beruf eben nur gelingt, wenn die Eltern
in gutes Gefühl haben, wenn sie ihr Kind in die Kita ge-
en. Gute frühpädagogische Maßnahmen und Bildung
önnen nur erfolgreich sein, wenn die Erzieher und Er-
ieherinnen in den Kindertagesstätten tatsächlich die
öglichkeit haben, gute Angebote zu machen.

Im Juli hat die Ministerin den KiföG-Bericht vorge-
tellt. Darin – ich zitiere aus diesem Bericht – hat sie
argelegt, dass in einigen Bundesländern die Personal-
insatzschlüssel in einer Größenordnung liegen, die un-
er fachlichen Gesichtspunkten als bedenklich einzustu-
en sind. Ich denke, hier ist die Bundesregierung ganz
lar gefragt im Konzert mit Ländern und Kommunen;
enn der Kitaausbau ist eine gesamtgesellschaftliche
ufgabe, die für den Bund nicht 2013 endet.

Nun sollen in den nächsten Jahren 100 Millionen
uro in die Sprachförderung in Schwerpunkt-Kitas in-
estiert werden. Dagegen ist im Prinzip nichts zu sagen.
ber auch da kennen wir das Konzept und die Zielver-

inbarung mit den Ländern noch nicht. Deshalb würde
ch sagen: Vorsicht mit Vorschusslorbeeren. Wir müssen
rst einmal schauen, ob die Kitas nicht doch nur Place-
os bekommen.

Die Unklarheit, was überhaupt geplant ist, setzt sich
eim Zivildienst fort. Auch da sind – die Ministerin war
estern bei uns im Ausschuss – viele Fragen unbeant-
ortet geblieben. Ich fand es gut, dass der Herr Kollege
oncar darauf hingewiesen hat, dass es keine zwei Klas-
en bei den künftigen Freiwilligendiensten geben soll.

ir Grünen finden es positiv, dass wir wegkommen von
er Pflicht und hinkommen zur Freiwilligkeit. Aber die
ußerungen der Ministerin konnten uns noch nicht da-
on überzeugen, dass es da tatsächlich ein gutes Konzept
ibt.


(Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Denken Sie einmal darüber nach! Dann wird es besser!)


Ich komme zum Schluss. Als Sachwalterin für die In-
eressen von Kindern, Jugendlichen und Familien haben

inisterin Schröder und auch die komplette Bundes-
egierung bis dato völlig versagt.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Wenn Sie das jetzt nicht gesagt hätten, hätte uns das sehr überrascht!)


s bleibt zu hoffen, dass es einen Herbst der Erkenntnis
ufseiten der Koalition gibt und nicht ein böses Erwa-
hen für alle nach den Haushaltsverhandlungen.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Wenn Sie Ihre Rede zu Protokoll gegeben hätten, hätte uns das Zeit gespart!)







(A) )


)(B)


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705911600

Das Wort hat nun die Kollegin Ingrid Fischbach für

die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Ingrid Fischbach (CDU):
Rede ID: ID1705911700

Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen

und Kollegen! Herr Bockhahn, ich würde Ihnen einmal
empfehlen, in den Ausschuss zu kommen.


(Zuruf von der LINKEN)


– Sie sind da drin? Ich habe Sie da noch nie gesehen.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Er war noch nie da! – Diana Golze [DIE LINKE]: Er ist im Haushaltsausschuss!)


Wahrscheinlich handelt es sich um eine Halluzination.

Sie haben vorhin beklagt, dass die Ministerin zu den
und den Punkten nichts gesagt hätte.


(Iris Gleicke [SPD]: Frau Fischbach, das ist doch billig! – Sönke Rix [SPD]: Die Ministerin ist doch auch selten im Ausschuss!)


– Darauf will ich doch eingehen. Lassen Sie mich einmal
ausreden. Wenn Sie eine Frage haben, stellen Sie sie
bitte. Dann habe ich auch eine längere Redezeit.

Sie haben Punkte aufgeführt, zu denen die Ministerin
nichts gesagt hat. Sie hat über die Punkte gesprochen,
die für den Haushalt relevant sind. Sie hat also genau das
gemacht, was die Kollegin von den Grünen, die im Mo-
ment nicht zuhört, eingefordert hatte. Hätte sich die
Ministerin über Themen wie Konzepte zum Wiederein-
stieg, Entgeltgleichheit, Möglichkeiten zur Anrechnung
der Pflegezeit, Frauen in Führungspositionen und Stu-
fenplan ausgelassen, dann hätte die Kollegin zu Recht
angemerkt: Wir reden heute über den Haushalt und nicht
allgemein über die Aufgaben und Leistungen des Fami-
lienministeriums.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Katja Dörner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Tut sie denn etwas für die Entgeltgleichheit?)


Darauf muss man schon achten. Da läuft eine ganze
Menge. Dazu kann ich Ihnen gleich noch etwas sagen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705911800

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Bockhahn?


Ingrid Fischbach (CDU):
Rede ID: ID1705911900

Ja, vielleicht kann er noch etwas lernen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705912000

Bitte.


Steffen Bockhahn (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705912100

Bildung wird ja großgeschrieben. Insofern bin ich auf

Ihre Antwort sehr gespannt.

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(C (D Sind Sie bereit, zur Kenntnis zu nehmen, dass die eränderungen bzw. die Nichtveränderungen beim Ziildienst definitiv haushaltswirksam sind und sie desween auch ein Thema in einer Haushaltsdebatte sein sollen? Ist Ihnen bekannt, dass es eine Studie gibt, die zeigt, ass die Gleichstellungspolitik auch budgetgerecht darestellt werden könnte? Sind Sie bereit, anzuerkennen, ass das gegenwärtig nicht der Fall ist? Dann müssten ir uns aber über haushaltspolitische Gleichstellungsfraen unterhalten, was im Zweifel auch in eine Haushaltsebatte gehört. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Ingrid Fischbach (CDU):
Rede ID: ID1705912200

Wir reden über den Haushalt 2011. Wenn Sie sich die-

en Haushalt anschauen, dann können Sie feststellen,
ass wir beim Wehretat für 2011 keine Änderungen vor-
enommen haben.


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genauso schlimm!)


as haben Sie doch mitbekommen. Worüber wir jetzt re-
en, sind zukünftige Entscheidungen, die mit folgenden
ragen zu tun haben: Wie gehen wir mit der Wehrpflicht
m? Wird sie ausgesetzt, oder soll sie abgeschafft wer-
en? Dazu gibt es Diskussionen innerhalb der Fraktio-
en und der Parteien. Wenn wir zu einer Entscheidung
ommen, wie wir mit dem Wehrdienst umgehen, dann
üssen wir uns überlegen, welche Auswirkungen dies

uf den Zivildienst hat.

Deswegen fand ich es nicht so prickelnd, dass Sie ge-
ade sagten, Sie sind für die Abschaffung des Wehr-
ienstes, aber den Zivildienst müssen wir erhalten. Das
asst irgendwie nicht.


(Zuruf von der SPD: Das hat er nicht gesagt! – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie kann noch nicht mal zuhören!)


Doch, er hat am Anfang gesagt: Was sage ich heute ei-
em Zivildienstleistenden – O-Ton –, wenn er sich um
ine Stelle bewerben will, sie aber nicht mehr findet? –
ie kommen Sie darauf, dass man keine Zivildienst-

telle mehr findet?


(Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Wenn man nicht zuhört, dann kann man schlecht kritisieren!)


nsere Bewerber finden noch Zivildienststellen; diese
ind noch da.

Sie wollen darauf hinaus, was passiert, wenn es keine
ehrpflicht mehr gibt. – Ich bin noch nicht fertig mit der
ntwort auf Ihre Frage. Deswegen möchte ich Sie bitten,
och stehen zu bleiben. Ich würde das gerne zu Ende
usführen.

Wenn wir über den Wehrdienst entschieden haben,
ommen wir zu den weiteren Auswirkungen, und dann
erden wir darüber informieren. Es macht überhaupt
einen Sinn, jetzt über etwas zu diskutieren, von dem ich





Ingrid Fischbach


(A) )


)(B)

zum Beispiel gar nicht weiß, wie meine Partei damit um-
geht.


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber das Parlament hat mit Mehrheit beschlossen, dass der Wehrdienst auf sechs Monate verkürzt wird! – Sönke Rix [SPD]: Stuttgart 21 ist auch nicht im Haushalt, und die Kanzlerin hat darüber geredet! – Weitere Zurufe von der SPD)


– Aber es ging doch jetzt um die Abschaffung. Er sagte
doch gerade, er will ihn abschaffen.


(Zurufe von der SPD)


– Meine Damen und Herren, ich lasse mich jetzt nicht
auf eine Zwischendiskussion ein. Wenn die Entscheidun-
gen anstehen, werden wir es mitteilen. Dann werden wir
darüber reden und mit Ihnen darüber diskutieren. Wir
werden Vorschläge machen; das ist schon richtig. So ma-
chen wir das. Aber wir werden erst einmal intern bera-
ten, wie wir damit umgehen. So machen wir das in der
CDU und in der CSU. Wie das bei den Linken ist, weiß
ich nicht. Wahrscheinlich ist es da anders.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Da ist alles anders!)


Da wird es bestimmt, und dann ist es so. Wir diskutieren
darüber, wir binden die Basis mit ein. Wenn wir die Ent-
scheidungen haben, dann werden wir auch wissen, wel-
che weiteren Schritte zu gehen sind.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und
Kollegen, wenn ich auf den Beginn der Finanz- und
Wirtschaftskrise zurückblicke, dann sind mir noch sehr
wohl die immensen Zahlen, die im Raum standen, und
die Sorgen der Menschen und Familien in Erinnerung:
Wie gehen wir damit um? Um Gottes willen, was pas-
siert da? Wie können wir jemals die Schulden, die wir
aufnehmen, zurückzahlen? Die konjunkturelle Entwick-
lung ist im Moment positiv. Die Zahl der Arbeitslosen
geht deutlich zurück. Die Wachstumsraten betragen 3 bis
3,5 Prozent.

Die freundliche Aufbruchstimmung darf uns aber
nicht dazu verleiten, uns aus dem Konsolidierungspro-
zess zu verabschieden; vielmehr gibt es weiterhin die
Aufgabe und den klaren Auftrag an die Politik, für eine
Konsolidierung des Haushalts zu sorgen. Das ist ver-
antwortungsvolle Familien- und Jugendpolitik. Das ist
Politik für die nachfolgenden Generationen. Sie muss
nachhaltig sein. Auch unsere Kinder und Enkelkinder
müssen die Chance haben, in diesem Staat zu leben und
noch über Haushalte beraten zu können. Das können sie
nicht, wenn wir uns jetzt aus der Konsolidierung verab-
schieden und weitermachen wie bisher. Deswegen tun
wir es nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU)


George Bernard Shaw hat nicht umsonst gesagt: Was
man „sparen“ nennt, heißt nur, einen Handel für die Zu-
kunft abzuschließen.

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(C (D (Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Der kannte die CDU nicht!)


as tun wir. Das Zukunftspaket der Bundesregierung
acht deutlich, dass wir bis 2014 über 80 Milliarden
uro einsparen wollen. Das ist richtig; das ist wichtig.
ir haben die Schuldenbremse gemeinsam im Grundge-

etz verankert. Deswegen ist es unsere gemeinsame Auf-
abe, hier für eine Konsolidierung zu sorgen. Dazu muss
uch das Familienministerium im Sinne von Generatio-
engerechtigkeit etwas beitragen. Wir müssen uns an
ieser Konsolidierung beteiligen, damit unsere Kinder
uch Perspektiven haben.

Das Elterngeld – die Frau Ministerin hat es gesagt –
acht mit 4,48 Milliarden Euro einen großen Anteil des
aushalts des Familienministeriums aus. Auch hier
parmaßnahmen anzugehen, ohne die Grundstrukturen
u verändern und aufzuheben, halte ich für richtig. Ge-
au das passiert. Wir werden die Quote von 67 auf
5 Prozent absenken, und wir werden die Anrechnungs-
reiheit des Elterngeldes beim Bezug von Leistungen im
ahmen des Arbeitslosengeldes II und der Sozialhilfe
ufheben. Das hat sicherlich einschneidende Auswirkun-
en; das streite ich gar nicht ab. Aber das Elterngeld ist
ls Lohnersatzleistung konzipiert.


(Caren Marks [SPD]: Ist es nicht, das ist falsch!)


Das ist nicht falsch. Sie waren in der Runde, die da-
als das Elterngeld konzipiert hat, gar nicht dabei, Frau
arks. Da war Frau Humme dabei; Sie waren nicht da-

ei.


(Caren Marks [SPD]: Schlechtes Gedächtnis, ich war dabei!)


Sie waren in der Koalitionsrunde nicht dabei, nein.
as ist jetzt auch egal. Ich war jedenfalls die ganze Zeit
abei.


(Sönke Rix [SPD]: Normalerweise wird das im Parlament beschlossen, oder war das hier nicht der Fall?)


In der Koalitionsrunde – darum geht es – war sie nicht
abei. Da haben wir gesagt: Das ist eine reine Lohn-
rsatzleistung. Wir haben die Menschen im Blick ge-
abt, die für Kindererziehung auf ihre Erwerbsarbeit ver-
ichten und zu Hause bleiben. Wir haben das Mindest-
lterngeld gemeinsam beschlossen. Ich kann mich erin-
ern, dass Sie das gar nicht wollten. Sie wollten das El-
erngeld auch nicht für ein Jahr, sondern nur für sechs

onate zahlen; ein Jahr Bezugszeit war Ihnen viel zu
ang. All das ist aber Schnee von gestern. Wir haben ge-

einsam entschieden, dass wir es so machen. Das war
uch gut und richtig so.

Es war aber von Anfang an nicht richtig, dass wir da-
ei gegen die Systematik der Grundsicherung versto-
en haben. Auch Sie erinnern sich: Wir waren damals im
ufschwung und hatten vor Augen, dass wir 2011 keine
eue Kreditaufnahme, keine Neuverschuldung, mehr
rauchen. Da haben wir gesagt: Wenn die Entwicklung
o ist, können wir Elterngeld in dieser Weise zahlen. –





Ingrid Fischbach


(A) )


)(B)

Es war aber schon damals falsch, weil es nicht der Syste-
matik der Grundsicherung entsprach.

Jetzt dürfen Sie nicht mich, uns oder die Frau Minis-
terin dafür verantwortlich machen; denn Sie haben die
Grundsicherung, damit auch die Systematik der Grund-
sicherung, mit verabschiedet. Da haben Sie festgelegt,
dass bei Transferleistungen Einkommen bestimmter Ar-
ten angerechnet werden müssen. Das ist nicht geändert
worden, auch nicht von Ihnen. Insofern tun wir jetzt
nichts anderes, als diese Systematik anzuwenden. Das
fällt an der einen oder anderen Stelle schwer; aber es ent-
spricht der Grundausrichtung, die auch von Ihnen auf
den Weg gebracht wurde. Das möchte ich einmal festhal-
ten.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dagmar Ziegler [SPD]: Und die Ehegatten?)


Frau Dörner, vielleicht haben Sie es vorhin nicht ge-
hört: Wir sehen Änderungsbedarf bei den Aufstockern
und Minijobbern; das hat auch Frau Ministerin gesagt.
Sie wissen aber, dass die Zuständigkeit für Aufstocker
bei einem anderen Ministerium liegt und wir auch hier
Absprachen treffen müssen. Hier sind wir auf einem gu-
ten Weg. Ich kann Ihnen versichern – wir sind hier heute
in der ersten Lesung –, dass wir in den Beratungen da-
rauf eingehen und Lösungen dafür anbieten werden.


(Katja Dörner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: An welcher anderen Stelle wird denn gekürzt? Die Summe steht ja schon fest!)


Das Erfolgsmodell Elterngeld bleibt in der Grund-
struktur erhalten. Das ist richtig so. Wir haben festge-
stellt – Frau Ministerin hat es gesagt –, dass gerade auch
Väter diese Möglichkeit nutzen, sich um die Kinder zu
kümmern. Es könnten ruhig noch mehr Väter diese
Möglichkeit nutzen, auch länger als zwei Monate. Daran
wäre uns gelegen. Deswegen halten wir daran fest.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705912300

Frau Kollegin, Frau Dörner würde gerne eine Zwi-

schenfrage stellen.


Ingrid Fischbach (CDU):
Rede ID: ID1705912400

Ja.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705912500

Bitte.


Katja Dörner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705912600

Frau Fischbach, ich möchte auf das Elterngeld zu-

rückkommen. Zunächst einmal ist es ein positives Zei-
chen, dass Sie den Prüfauftrag, der im Haushaltsbegleit-
gesetz geregelt ist, bei der Frage des Elterngelds für
Aufstocker ernst nehmen. Da die Summe der Einsparun-
gen bezogen auf das Elterngeld schon feststeht und ent-
sprechend im Haushalt verankert ist, möchte ich Sie aber
fragen: An welcher Stelle wollen Sie ansonsten Einspa-
rungen vornehmen?

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(C (D Das klärt sich in genau den Verhandlungen, die anste en und schon auf den Weg gebracht sind. Davon sind nterschiedliche Ministerien betroffen. Wenn man eine emeinsame Lösung haben will, dann muss man sie uch gemeinsam finden. Wir wollen und werden eine ösung finden. Das kann ich Ihnen versichern. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie der Abg. Miriam Gruß [FDP] – Katja Dörner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da können wir ja gespannt sein!)

Ingrid Fischbach (CDU):
Rede ID: ID1705912700

Der Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen
st ein wichtiger Schwerpunkt unserer Familienpolitik,
er Familienpolitik der Frau Ministerin. Sie hat deutlich
emacht, dass es an dieser Stelle zu keinen Einschnitten
ommen wird. Wenn Sie die Ergebnisse des letzten Mo-
itor Familienleben im Kopf haben, dann wissen Sie,
ass flexible – nicht starre – Betreuungsangebote für
inder das A und O sind. Wir müssen die Angebote

chaffen, die Eltern brauchen. Da müssen wir weiter an-
etzen. Die Mittel dafür bleiben erhalten.

Es ist erfreulich, dass die Länder mit ihren Anträgen
achgezogen sind. Das lief etwas schleppend; jetzt läuft
s besser. Wir können deshalb davon ausgehen, dass wir
ine Betreuungsquote von 35 Prozent – wir haben sie ge-
einsam beschlossen – erreichen werden; daran halten
ir erst einmal fest. Dann wird man sehen – Sie wissen,
ass Angebote auch Nachfrage schaffen –, ob später ein
ehrangebot nötig ist. Darüber werden wir mit den bei-

en anderen Verhandlungspartnern diskutieren; es ist
icht die ureigenste Aufgabe des Bundes, die Kinderbe-
reuungsangebote vor Ort zu finanzieren. Wir müssen
as mit den Ländern und den Kommunen absprechen;
as können wir nicht alleine tun. Das wird auch stattfin-
en. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Sie,
rau Schröder, dass Sie daran festgehalten haben. Damit
elfen Sie den jungen Familien, den Eltern, Vätern und
üttern. Das ist gut so.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Miriam Gruß [FDP])


Eine Aufgabe, ein Aspekt Ihrer künftigen Politik
das interessiert vielleicht auch Herrn Bockhahn – ist

ie Sprachoffensive, die anlaufen soll. Sie werden eine
rößere Summe in die Hand nehmen und in Kitas, die
esondere Bedarfe haben, eine Sprachoffensive starten;
enn auch hier stellen wir fest: Wenn wir über Bildung
eden, reden wir über Sprache. Wenn die Kinder der
prache nicht mächtig sind, ist das schlimm. Wir müssen
ür Angebote sorgen, damit sie sprachfähig werden. Lei-
er betrifft das nicht nur Kinder mit Migrationshinter-
rund, auch viele Kinder mit deutschem Hintergrund ha-
en Sprachschwierigkeiten. An dieser Stelle muss man
nsetzen. Wir müssen gezielt in die Brennpunkte hinein-
ehen und für eine Sprachoffensive sorgen. Das halten
ir, die CDU/CSU-Bundestagsfraktion, für eine ver-
ünftige politische Entscheidung. Das ist Politik für die
edürfnisse der Menschen und nicht an den Menschen
orbei.


(Beifall bei der CDU/CSU)






Ingrid Fischbach


(A) )


)(B)

Frau Ministerin, mit der Familienpflegezeit rücken
Sie ein Thema in den Fokus der Öffentlichkeit, das
wichtig ist. In der Erwerbsbiografie gerade von Frauen
ist die Pflegezeit die zweite große Lücke. Oft müssen El-
tern, Schwiegereltern oder kranke Angehörige gepflegt
werden. Es ist gut, dass Sie sich dieses Themas anneh-
men und mit dem Konzept der Pflegezeit eine erste Of-
fensive starten. Das ist ein mutiger Schritt. Machen Sie
weiter so!


(Dagmar Ziegler [SPD]: Das ist eine tolle Ministerin!)


Das ist ein erster Schritt, der ausgebaut werden muss,
und er wird auch ausgebaut werden. Wenn sich die Kon-
junktur weiter so entwickelt wie im Moment, haben wir
gute Chancen. Wenn nicht, müssen wir schauen, dass wir
es anders geregelt bekommen, um den Bedürfnissen der
Frauen und der Menschen gerecht zu werden.

Die Opposition hat eben deutlich gemacht, wie ver-
heerend, schrecklich und furchtbar die Familien-, Frau-
en- und Jugendpolitik der Bundesregierung ist.


(Christel Humme [SPD]: Ja!)


Ich sage Ihnen: Lesen Sie die 16. Shell-Studie, die ge-
rade veröffentlicht wurde. Seit 2006 hat sich der Anteil
junger Menschen, die sich Kinder wünschen, erhöht.


(Zuruf von der SPD: Der Wunsch war immer da!)


Es ist die Familienpolitik der Union, die sich in diesem
Bereich ausgezeichnet hat. Wenn sie so furchtbar wäre,
würden die jungen Menschen keine Kinder bekommen
wollen. Sie wünschen es sich. Wir werden alles dafür
tun, dass der Wunsch nach Kindern und Familie in Erfül-
lung gehen kann. Dafür arbeiten wir. Dafür stehen wir.
Darauf können sich die Menschen in unserem Land ver-
lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705912800

Für die SPD-Fraktion hat das Wort der Kollege Rolf

Schwanitz.


(Beifall bei der SPD)



Rolf Schwanitz (SPD):
Rede ID: ID1705912900

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Familien und Kinder sind die großen Verlierer
des Entwurfs der schwarz-gelben Bundesregierung zum
Bundeshaushalt 2011. Das ist so. Das liegt an den Kür-
zungen beim Elterngeld. Es geht um 600 Millionen Euro
insgesamt, 155 Millionen Euro sind es im Einzelplan 17,
bei der Familienministerin. Nebenbei bemerkt: Welchen
Stellenwert das Thema für Sie hat, sieht man auch an der
Präsenz der Bundesregierung bei dieser Debatte. Das
Kanzleramt hat wenigstens noch einen Aluminiumkoffer
hingestellt.


(Beifall bei der SPD)


Apropos Kanzleramt. Ich fand folgenden Vorgang be-
merkenswert: Die Bundeskanzlerin hat gestern in der

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(C (D eneralaussprache mit keinem einzigen Satz begründet, eshalb sie die vorgesehenen Kürzungen als sozial ge echt empfindet. Das schreiben heute auch einige Zeiungen. Nun begründet die Familienministerin diese ürzungen mit abstrusen und fadenscheinigen Arguenten. Keiner hier im Haus – das behaupte ich – ist der berzeugung, dass es nicht wichtig ist, im Interesse der ünftigen Generationen Schulden abzubauen. ber es kann programmatisch doch nicht sinnvoll sein, ie Kinder von morgen scheinbar zu entlasten, indem ich ie Kinder von heute belaste. Das halte ich für einen zyischen Ansatz. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Florian Toncar [FDP]: Aha!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705913000

Herr Schwanitz, gestatten Sie eine Zwischenfrage?


Rolf Schwanitz (SPD):
Rede ID: ID1705913100

Bitte schön.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705913200

Bitte sehr.


Thomas Jarzombek (CDU):
Rede ID: ID1705913300

Herr Kollege, Sie sind nicht der erste Redner der

PD-Bundestagsfraktion, der sich heute zu diesem
hema äußert und erklärt, wo überall wir nicht sparen
ollen. Wenn mich mein Gedächtnis nicht vollständig
rügt, beruhen die Einsparbemühungen nicht zuletzt
uch auf der gesetzlichen Grundlage der Schulden-
remse, die Ihre Fraktion mit unserer Fraktion beschlos-
en hat. Wie ich der Presse entnehme, wollen Sie auch
och gegen die Brennelementesteuer und den Laufzeit-
ompromiss klagen, sodass weitere Einnahmequellen
egfallen. Ich frage Sie: Wo würden Sie stattdessen spa-

en? Die Beantwortung dieser Frage gehört zur Ehrlich-
eit der Diskussion dazu.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Es muss doch nicht konstruktiv sein!)



Rolf Schwanitz (SPD):
Rede ID: ID1705913400

Ich weiß nicht, ob Sie in der gestrigen Debatte dabei

aren und zugehört haben. Es gab eine ganze Reihe von
orschlägen – übrigens auch zu dem unzulänglichen
orschlag einer Brennelementesteuer, den Sie in die De-
atte eingebracht haben –, beispielsweise das Zurück-
ehmen der Subventionen zugunsten von Hotels und
eichen Erben, die am Anfang Ihrer schwarz-gelben
Traumkoalition“ gestanden haben.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Das macht ungefähr 300 Milliarden! Die verballert der so! Ist ja lächerlich!)


n dieser Woche habe ich sehr intensiv mit Kolleginnen
nd Kollegen aus Ihrer Fraktion darüber gestritten, ob
nd in welchem Umfang wir in dieser Situation im land-





Rolf Schwanitz


(A) )


)(B)

wirtschaftlichen Bereich Subventionen draufsatteln müs-
sen. Ich kenne diese Diskussionen bei Ihnen: Den Be-
griff „Subventionen“ führt man nur dann ein, wenn man
es nicht mag; ansonsten heißt das immer „Hilfe“. Ich
rate zu einer ehrlichen und offenen Debatte über alle
Einzelpläne.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Thomas Jarzombek [CDU/CSU]: Dann können wir bei der Kohlesubvention anfangen! – Dorothee Bär [CDU/CSU]: Ja, wir sind ehrlich! Das ist der Punkt!)


Ich will eine zweite Feststellung machen: Es gibt in
dem Einzelplan 17 eine Verstärkung im Bildungsbereich
in der Größenordnung von 82 Millionen Euro. Das will
ich nicht kritisieren. Die Sozialdemokraten haben mehr-
fach die Stärkung der frühkindlichen Bildung angemahnt
und die Verbesserung der Qualität der Betreuungsange-
bote gefordert. Ich will dazu aber zwei Anmerkungen
machen:

Erste Anmerkung. Wenn Sie, Frau Ministerin, die
82 Millionen Euro, diese große Summe hier so heraus-
streichen, dann muss auch ein Wort dazu gesagt werden,
welche Einsparungen an anderer Stelle im Bundeshaus-
halt stattfinden. Im Einzelplan 30 entfällt der Titel für
das vor- und außerschulische Lernen im Lebenslauf
– das sind die lokalen Bildungsbündnisse für benachtei-
ligte Kinder und Jugendliche –: minus 18 Millionen
Euro. Beispielsweise entfallen die Sprachstandstests für
Kinder im vierten Lebensjahr. Das ist Sprachförderung
im Vorschulalter. Das sind 5 Millionen Euro weniger für
Sprachförderungsprogramme. Ich finde, es gehört dazu,
dass die Ministerin nicht nur ressortegoistisch auf ihren
Einzelplan schaut, sondern auch schaut, was für Kinder
insgesamt dabei herumkommt.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Eben! Eben! Eben! Eben)


Das Prinzip „rechte Tasche – linke Tasche“ verschwei-
gen Sie.

Zweitens möchte ich dazu sagen – meine Vorrednerin
aus meiner Fraktion hat das schon angesprochen –:


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Ziegler heißt sie!)


Die 82 Millionen Euro werden ja aufwachsen. Das ergibt
nach Ihrem Plan irgendwann einmal ein Volumen in der
Größenordnung des gesamten Kinder- und Jugendplans
in einem Haushaltsjahr. Eine solche Summe kann man
natürlich nicht nur mit einem einzelnen Titel ausbringen,
sondern man muss vorsorgen, dass etwas Nachhaltiges
entsteht. Diesbezüglich ist Ihrem Entwurf nichts zu ent-
nehmen. Was wird denn eigentlich, wenn die Modellpro-
jekte, die Sie fördern wollen – 4 000 –, ausgelaufen
sind? Was wird dann eigentlich mit den Elternbeglei-
tern? Werden sie dann kommunale Angestellte, Beschäf-
tigte?

Ich fordere Sie auf: Legen Sie noch vor Abschluss der
Haushaltsberatungen ein Nachhaltigkeitskonzept vor!
Stimmen Sie das mit den Ländern und den kommunalen

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(C (D pitzenverbänden ab, damit nicht nur ein netter Fototerin zustande kommt und ein Strohfeuer entsteht, son ern es zu einer nachhaltigen und dauerhaften Verbesseung der frühkindlichen Bildung in Deutschland kommt! (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich will eine dritte Bemerkung zum Thema Jugendpo-
itik machen. Die Shell-Studie hat ja gerade schon eine
olle gespielt. Die Süddeutsche Zeitung hat getitelt:
Die Ideenlosigkeit einer Ministerin“ und hat reflektiert,
ass die Shell-Studie nicht nur Positives berichtet. Sie
erichtet auch, dass es abgehängte Jugendliche im Alter
wischen 12 und 25 Jahren gibt. Das Motto scheint ja zu
ein: Optimismus kann man nur haben, wenn man ihn
ich leisten kann. Die Studie zeigt also sehr wohl gegen-
äufige Entwicklungen auf.

Deswegen muss man einmal schauen, was in diesem
ntwurf im Bereich Jugendpolitik passiert. Ich muss
agen: Die Kürzungen erstrecken sich in der Tat großflä-
hig auf den Bereich des Kinder- und Jugendplanes.
eim Freiwilligen Sozialen Jahr im Sport haben Sie eine
erstärkung vorgenommen. Das hängt selbstverständlich
it der Wehrrechtsänderung zusammen. Aber diese Er-

öhung wird zu fast 60 Prozent durch Kürzungen im
inder- und Jugendplan finanziert.

Ich will die Dinge einzeln benennen: 9 Prozent weni-
er für soziale und berufliche Integrationsförderung von
ugendlichen. Darin enthalten ist zum Beispiel die För-
erung der Jugendsozialarbeit. Es gibt 24 Prozent Kür-
ungen bei den „Neuen Wegen“ der Kinder- und Jugend-
ilfe, zum Beispiel in den Schulen. Der Bereich der
sonstigen Fördermaßnahmen“ im KJP wird fast hal-
iert.

Ich will nicht verschweigen: Ein absolutes Alarmsig-
al ist, was mit den Verpflichtungsermächtigungen
eim Kinder- und Jugendplan passiert, also wo es darum
eht, Bewilligungen für die folgenden Jahre möglich zu
achen. Diese Verpflichtungsermächtigungen senken
ie um sage und schreibe 23 Millionen Euro ab; das sind
inus 31 Prozent. Die Botschaft ist völlig klar: Langfris-

ige Arbeit über das Haushaltsjahr hinaus wird sukzes-
ive zurückgefahren. Der KJP wird nur noch auf Sicht
efahren, und neue Kürzungen sind vorprogrammiert.
eswegen haben Sie auch eine globale Minderausgabe

ls neuen Titel eingebracht. Da steht zwar noch keine
ahl, aber Sie erwarten, dass die Koalitionäre das im
erfahren ausführen, so, als hätten Sie damit nichts zu

un.

Die Kinder, die Familien und die Jugendlichen erwar-
en von Ihnen nicht, dass Sie die Kürzungspolitik, die im
ause Schäuble ersonnen worden ist, rechtfertigen, son-
ern, dass Sie als echte Anwältin für Kinder, Jugend und
amilie auftreten. Das sind Sie uns schuldig geblieben.

Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )


)(B)


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705913500

Nächste Rednerin die die Kollegin Miriam Gruß für

die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Miriam Gruß (FDP):
Rede ID: ID1705913600

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau Präsi-

dentin! Ich habe mir die Debatte jetzt eine ganze Weile
angehört und muss feststellen: Wir sind bei diesem The-
menfeld auch dafür zuständig, Politikverdrossenheit ab-
zubauen. Wenn ich mir die vielen jungen Menschen an-
schaue, die hier auf den Besuchertribünen sitzen, dann
muss ich an dieser Stelle sagen: Wir haben in der bisheri-
gen Debatte keinen Beitrag dazu geleistet, dass die Poli-
tikverdrossenheit etwas weniger wird. Denn hier wird
nur unehrlich argumentiert, falsche Tatsachen werden
auf den Tisch gelegt, und es findet einfach nur Verdum-
mung statt, statt Tatsachen zu benennen und über sie zu
diskutieren.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Von daher bin ich dafür, dass wir die Debatte jetzt etwas
versachlichen und uns auf die Fakten konzentrieren.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Katja Dörner [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das sind doch nur Sprechblasen von Ihnen!)


Da sich die SPD gerade so aufregt, möchte ich sagen:
Ich habe gestern bei der Debatte sehr wohl zugehört.
Sigmar Gabriel, Ihr Vorsitzender, ist als Erzengel
Gabriel aufgesprungen, letzten Endes aber wie viele von
Ihnen als Wolf im Schafspelz gelandet.


(Widerspruch bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Denn das, was Sie machen, ist nichts anderes, als mit
dem Scheckbuch durch die Lande zu ziehen – schauen
Sie sich doch an, wie Sie es in Nordrhein-Westfalen ma-
chen! – und den jungen Leuten zu sagen: Wir verteilen
jetzt Geld. – Aber dieses Scheckbuch ist nicht gedeckt.
Vielmehr bedeutet es eine Hypothek für die nächsten
Generationen.

Wir machen das Gegenteil. Wir stellen einen Haushalt
auf, der treffsicher ist; das ist wichtig. Wir stellen einen
Haushalt auf, der gegen Umverteilung ist: Wir nehmen
den Leuten nicht erst etwas weg, um es dann wieder
großgönnerhaft auszugeben. Herr Schwanitz, schauen
Sie sich einmal meine Reden zum Thema „linke Tasche/
rechte Tasche“ an; das können viele von Ihren Kollegin-
nen und Kollegen schon fast nicht mehr hören. Das wa-
ren unsere Themen; wir haben das immer wieder gesagt.


(Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir stellen einen Haushalt auf, der generationengerecht
ist.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


as sind die drei wesentlichen Merkmale unserer Regie-
ungsarbeit und der Arbeit unserer Fraktionen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705913700

Frau Kollegin, darf ich Sie unterbrechen? Frau

örner würde gern eine Zwischenfrage stellen.


Miriam Gruß (FDP):
Rede ID: ID1705913800

Nein, ich bin gerade so in Fahrt; tut mir leid.


(Katja Dörner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh! – Sönke Rix [SPD]: Vielen Dank für den fachlichen Beitrag!)


Ja, gerne. – Ich finde es schon wichtig, dass in dieser
ebatte die großen Linien der Politik aufgezeigt werden.


(Zuruf von der SPD: Sie sind ja gerade dabei!)


an nutzt ja die Haushaltswoche dazu, die Daten und
akten auf den Tisch zu legen, aber auch darüber zu re-
en, wo es hingehen soll, was gemacht worden ist und
o die Schwerpunkte in der Zukunft gesetzt werden sol-

en.

Zu den Themen Kinder und Jugend. Beim Thema
inder stehen für uns nach wie vor Schutz und Chancen

n erster Stelle. Zum Thema Kinderschutz werden wir
in Kinderförderungsgesetz auf den Weg bringen. Natür-
ich werden wir auch die Ergebnisse der runden Kinder-
ische präsentieren. Beim Thema Chancen – das hat Herr
oncar schon ausgeführt – stellen wir die Finanzierung
om Kopf auf die Füße und denken zunächst einmal da-
an, das Geld dann zu investieren, wenn es dringend not-
endig ist und wenn wir es auch so investieren können,
ass es sich später mehrfach auszahlt. Ein Beispiel ist
ie Initiative zur frühkindlichen Bildung.

Auch zum Thema Jugendliche sollten Sie sich meine
eden aus den letzten Jahren ansehen. Es war mir immer
anz wichtig, zu sagen, dass wir eine eigenständige Ju-
endpolitik brauchen; Kai Gehring wird das bestätigen.
aran halten wir weiterhin fest. Auch über die Inhalte
es Kinder- und Jugendplans muss im Rahmen der Spar-
aßnahmen diskutiert werden. Da komme ich zum Aus-

angspunkt zurück.


(Zuruf des Abg. Kai Gehring [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


ir wollen treffsicher arbeiten. Deswegen muss man
ich auch in diesem Bereich anschauen, ob etwas funk-
ioniert oder nicht. Aber eine eigenständige Jugendpoli-
ik ist selbstverständlich.

Als FDP-Fraktion und als Koalitionsfraktion werden
ir darauf achten, dass die Partizipation und die Chan-

en von Jugendlichen in Zukunft in den Vordergrund
estellt werden. Im Übrigen – ich bin auch Mitglied im
usschuss für Arbeit und Soziales – muss man einmal

ehen, wo das verankert wird. Chancen von Jugendli-





Miriam Gruß


(A) )


)(B)

chen sind hauptsächlich im Ministerium für Arbeit und
Soziales verankert, aber nicht im Familienministerium.
Dennoch bin ich davon überzeugt, dass es wichtig ist,
dass das Familienministerium und auch wir als Koali-
tionsfraktionen dies entsprechend begleiten.

Zum Thema Familie. Es hat sich nichts daran geän-
dert: Familien brauchen Zeit, Geld und Infrastruktur.
Beim Thema Familienzeit – Frau Fischbach hat schon
darauf hingewiesen – diskutieren wir nicht nur über die
Familienpflegezeit, sondern auch über Zeit für Familien,
für Mütter wie Väter, die sich Zeit nehmen wollen, für
die Familie da zu sein. Ich bin fest davon überzeugt, dass
wir keine Gesetze brauchen, sondern dass wir beispiels-
weise im Rahmen des Audits „Beruf & Familie“ einen
verstärkten Fokus auf die Zeit legen können. Dabei geht
es um die Anerkennung dieses Labels durch die Unter-
nehmen. Das wird im Übrigen schon sehr gut angenom-
men.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705913900

Frau Kollegin, es gibt den Wunsch des Kollegen

Gehrcke nach einer Zwischenfrage.


Miriam Gruß (FDP):
Rede ID: ID1705914000

Nein, jetzt nicht. Ich weiß, dass die Kurzintervention

sowieso kommt. Das ist jetzt auch wurscht.

Zum Thema Geld. Es geht um Geld für Familien. Wir
treten dafür ein, dass Geld nicht erst weggenommen,
dann umverteilt und gönnerhaft ausgegeben werden soll.
Vielmehr sollten wir schauen, wie wir das Geld treffsi-
cher investieren.

Damit komme ich zum Thema Elterngeld. Ich ver-
hehle nicht und stehe nach wie vor dazu, dass ich zum
Thema Elterngeld andere Vorschläge hatte. Meine Vor-
schläge werde ich auch wieder einbringen, und dann
werden wir darüber diskutieren. Wir befinden uns in der
ersten Haushaltsberatung.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Thema Betreuungsgeld!)


Ich mache auch keinen Hehl daraus, dass ich keine Ver-
fechterin des Betreuungsgeldes bin. Das können Sie im
Protokoll der vergangenen Sitzung nachlesen.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie regieren doch jetzt!)


Lesen Sie sich im Übrigen den Koalitionsvertrag einmal
genau durch. Außerdem haben wir jetzt nicht das Jahr
2013, sondern das Jahr 2010, und jetzt beraten wir den
Haushalt für das Jahr 2011. An dieser Stelle sollten Sie
deshalb einfach einmal ruhig sein.

Nun zum Thema Infrastruktur. An dieser Stelle ein
herzliches Dankeschön an Sie, liebe Frau Ministerin, dass
– es ist schon mehrfach gesagt worden, aber noch nicht
von jedem; deswegen sage ich es gern noch einmal – am
Ausbau der Betreuungsplätze nicht gerüttelt wird, und
zwar nicht nur bis 2013. Alles, was da in Gang gesetzt
wird, funktioniert natürlich auch und wird mit Sicherheit
von den Kommunen und den Ländern übernommen. Die
Kommunen und Länder sind jetzt schon sehr viel weiter

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(C (D ls noch vor ein paar Jahren. Deshalb ist es richtig, weiter utig voranzuschreiten. Ein Thema, das in letzter Zeit viel Beachtung gefunen hat, ist das Thema Integration. Ich bin überzeugt, ass wir von familienpolitischer Seite noch einen wichtien Debattenbeitrag jenseits der Paragrafendiskussion eisten können. Ich ermuntere zumindest dazu und freue ich auf anregende Diskussionen in diesem Hause. Vielen Dank. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo war die Sachlichkeit? – Sönke Rix [SPD]: Das ist die neue Sachlichkeit und die neue Einigkeit!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705914100

Die Kollegin Diana Golze von der Fraktion Die Linke

st nun die nächste Rednerin.


(Beifall bei der LINKEN)



Diana Golze (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705914200

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kollegin-

en und Kollegen! Ich muss zunächst einmal etwas zur
uhe kommen. Nach diesem doch sehr selbstkritischen
nd aufrüttelnden Beitrag meiner Kollegin Gruß möchte
ch dieser Debatte etwas Sachliches hinzufügen.


(Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sehr geehrte Frau Ministerin, am 15. September
onnte ich der Märkischen Allgemeinen entnehmen, dass
ie besorgt zur Kenntnis nehmen, „dass die soziale Spal-

ung in der jungen Generation immer weiter zunimmt“.
s ist sicher gut, dass die Familienministerin die Situa-

ion eines viel zu großen Teils der in Deutschland leben-
en Jugendlichen endlich zur Kenntnis nimmt. Es ist
uch gut, dass sie deren Situation besorgt stimmt. Ich be-
weifle aber, dass dies den Jugendlichen in irgendeiner
rt und Weise helfen wird; denn sonst sähe der Haus-
altsentwurf des Familienministeriums grundsätzlich an-
ers aus.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die einzelnen Haushaltstitel sprechen eine deutliche
prache. Frau Ministerin, Sie klopfen sich dafür auf die
chulter, dass der Kinder- und Jugendplan um gut
Millionen Euro aufgestockt wurde. Sie verschweigen

edoch, dass diese 2 Millionen Euro nicht einmal im An-
atz das wiedergutmachen, was in den vergangenen Jah-
en beim Kinder- und Jugendplan weggenommen wurde.
och genau die Folgen dieser Kürzungen sind die Ursa-

he für das, was Ihnen bei der Vorstellung der Shell-Ju-
endstudie die Sorgenfalten auf die Stirn getrieben hat.
s sind die Kürzungen bei der Jugendsozialarbeit, bei
en Hilfen zur Erziehung sowie bei der allgemeinen,
olitischen und kulturellen Bildung. Es sind also Kür-
ungen an den Stellen, durch die die steigende soziale





Diana Golze


(A) )


)(B)

Spaltung in der jungen Generation aufgefangen werden
müsste.

Frau Schröder, wenn Sie etwas zur Kenntnis nehmen
könnten, dann ist es die Tatsache, dass Sie über Ihren Etat
konkret etwas an der Situation der Kinder und Jugendli-
chen verbessern könnten, wenn Sie es denn wollten, so
zum Beispiel, dass man in den Städten und Gemeinden
gut ausgestattete Jugendeinrichtungen vorfindet. Sie
können dafür sorgen, dass Kinder und Jugendliche die um-
fassenden Angebote wie Jugendsozialarbeiter oder Bera-
tungsstellen auch an ihrer Schule und in ihrem Wohnort
vorfinden. Ich weiß, dass Sie die Verantwortung dafür
gerne auf die Kommunen schieben möchten. Ich weiß
auch, dass Sie diese Aufgaben an die Kommunen dele-
giert haben. Jetzt ist es Ihre Aufgabe, diesen Aufgaben
auch die für ihre Erfüllung notwendigen Mittel folgen zu
lassen. Ansonsten ist diese Politik unehrlich.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Caren Marks [SPD])


Nächstes Thema: Kitaausbau. Frau Schröder, Sie las-
sen sich dafür loben, dass Sie sich an Recht und Gesetz
halten.


(Caren Marks [SPD]: Ja!)


Sie lassen sich dafür loben, dass beim Kitaausbau nicht
gespart wird. Das Kinderförderungsgesetz ist in diesem
Hause verabschiedet worden. Das Sondervermögen ist
mit Ländern und Kommunen vereinbart worden. Davon
kann man sich nicht einfach verabschieden. Dafür wol-
len Sie sich auch noch loben lassen? Wenn es bei der
Bundesregierung schon so weit ist, dass man sich dafür
loben lassen muss, dann spricht das eine deutliche Spra-
che.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ebenfalls bei der Lektüre meiner Zeitung habe ich er-
fahren – Sie haben das heute selbst gesagt –, dass Sie für
bestimmte Pilotprojekte mehr Geld in den Haushalt ein-
stellen werden. Sie sprachen von 400 Millionen Euro, die
Sie im Bereich der frühkindlichen Bildung für Schwer-
punktkitas bereitstellen wollen. Da ich selbst kommunale
Abgeordnete bin, weiß ich, dass die Kommunen in diesem
Bereich jeden Cent zusammenkratzen, um die Kinder
möglichst früh zu fördern und Fehlbedarfen möglichst
früh entgegenzuwirken. Die von Ihnen vorgesehenen
400 Millionen Euro sind auf vier Jahre angelegt. Ich kann
mir schon vorstellen: Die Entscheidung, welche Kitas zu
den Glücklichen gehören, welche also zu Modellkitas
werden, geht bestimmt aus wie das Hornberger Schießen.


(Caren Marks [SPD]: Ja!)


Was passiert danach mit diesen Kitas?


(Miriam Gruß [FDP]: Haben Sie hier denn gar keine Zuständigkeit? Sie regieren in den Ländern doch auch!)


– Frau Gruß, was passiert danach mit diesen Kitas? Es
wird so ausgehen wie bei den Mehrgenerationenhäusern.

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(C (D ür einige Jahre gibt es ein paar Euro Trostpflaster, und ann heißt es: Jetzt seht selbst zu, wie es weitergeht. (Miriam Gruß [FDP]: Hier haben wir aber keine Bundeszuständigkeit!)


ann landet auch diese Aufgabe bei den Kommunen.
uch das ist eine unehrliche Haushaltspolitik.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Glauben Sie ernsthaft, dass Sie die Probleme in die-
em Bereich durch solche Modellprojekte lösen können?
lauben Sie ernsthaft, dass Sie dem Mangel an qualifi-

iertem Personal, der auf über 100 000 Stellen beziffert
ird, mit 4 000 Schwerpunktkitas begegnen können? Ich
laube das nicht.


(Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Dann machen Sie also lieber gar nichts?)


ie müssen endlich so handeln, wie es die Linke, andere
raktionen in diesem Hause und viele Sozialverbände
on Ihnen fordern. Sie müssen mehr Geld investieren
nd über das Ziel, 35 Prozent der unter Dreijährigen bis
013 einen Betreuungsplatz anzubieten, nachdenken.
as ist eine Forderung, die auch außerhalb dieses Hau-

es erhoben wird. Ich fordere Sie auf, dieser Forderung
ndlich nachzukommen.


(Beifall bei der LINKEN)


Zum Elterngeld. Es ist heute schon mehrfach ange-
prochen worden: Kinderarmut ist immer auch Familien-
rmut. Aber Sie bekämpfen Familienarmut, indem Sie
rme Familien bekämpfen. Das ist für mich ziemlich un-
gisch. Denn während eine nicht erwerbstätige Hausfrau,

ie Frau eines Spitzenverdieners, 3 600 Euro Mindest-
lterngeld bekommt, werden einer langzeiterwerbslosen
rau 3 600 Euro weggenommen, und das mit der Be-
ründung, dies sei eine Lohnersatzleistung. Na prima!
ie eine Frau will nicht arbeiten, die andere Frau kann
icht arbeiten, aber beide werden ungleich behandelt.
iese Ungleichbehandlung ist zutiefst sozial ungerecht.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Wer bekommt denn zum Beispiel die Erstausstattung bezahlt?)


Die ALG-II-Beziehenden bekamen schon bei der Ein-
ührung des Elterngeldes durch die Halbierung der Be-
ugsdauer die erste massive Kürzung zu spüren. Nun
ehmen Sie diesen Familien auch noch den letzten ver-
liebenen Anspruch. Dafür werden Sie unsere Zustim-
ung auf keinen Fall bekommen.


(Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Das gehört zur Demokratie dazu!)


uch die von Ihnen angekündigten Sonderregelungen
ür Aufstocker liegen immer noch nicht vor; sie sind
eute schon eingefordert worden. Wenn Sie gemeinsam
it Ihrer Kollegin so schnell eine Bildungskarte vor-

chlagen können, dann können Sie uns doch wohl auch
agen, wie Sie sich die geplanten Sonderregelungen vor-





Diana Golze


(A) )


)(B)

stellen: Wollen Sie den Aufstockern das Elterngeld las-
sen oder nicht?


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Das haben wir doch schon gesagt! Hören Sie doch mal zu!)


Wollen Sie fördern, dass die Menschen arbeiten gehen,
oder nicht? Machen Sie hierzu Vorschläge! Hören Sie
auf, nur anzukündigen! Tun Sie endlich etwas!


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Sönke Rix [SPD])


Ich fordere Sie auf: Nehmen Sie die Planungen zum
sogenannten Sparpaket – ich sage viel lieber und treffen-
der: Kürzungspaket – vom Sommer zurück! Lassen Sie
diejenigen die Zeche für die Krise zahlen, die sie verur-
sacht haben, nämlich die Banken und die Spekulanten,
und holen Sie sich das Geld nicht bei denen, die eh
schon nichts mehr haben!

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705914300

Nächste Rednerin ist die Kollegin Monika Lazar für

die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Monika Lazar (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705914400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Mit vielen Förderansätzen im Einzelplan 17 wird das
Anliegen verfolgt, das Zusammenleben unserer Gesell-
schaft zu verbessern. Ein Programm heißt „Maßnahmen
zur Stärkung von Vielfalt, Toleranz und Demokratie“.
29 Millionen Euro will die Bundesregierung ab 2011
jährlich dafür ausgeben.


(Florian Toncar [FDP]: Mehr als bisher!)


Bündnis 90/Die Grünen begrüßen alle Aktivitäten für
mehr Vielfalt, Toleranz und Demokratie. Doch wenn
man sich das Programm im Einzelnen anschaut, sieht
man, dass man sehr kritisch darauf eingehen muss.

Das Programm ist ein Sammeltopf, aus dem Maßnah-
men gegen Extremismen aller Art gefördert werden.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Das ist ja auch gut!)


Das heißt für das Ministerium: Rechtsextremismus,
Linksextremismus und islamischer Extremismus.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Ja, sehr richtig!)


Die Bundesregierung geht davon aus, dass es eine Mitte
der Gesellschaft und als Gegenstück extreme Ränder
gibt, an denen sich Menschen tummeln, die unsere De-
mokratie abschaffen wollen. Wer sich allerdings die Stu-
dien zu diesem Themenbereich anschaut, zum Beispiel
der Professoren Heitmeyer, Brähler und Decker, der
weiß: Diese These hält einer wissenschaftlichen Prüfung
nicht stand.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Die Extremismustheorie hat auch obrigkeitsstaatliche
üge. Überspitzt formuliert: Weil dem Staat eine demo-
ratische Verfassung zugrunde liegt, ist gemäß dieser Lo-
ik auch jedes staatliche Handeln gut. – Kritik am Staat
erät also schnell unter Generalverdacht, extremistisch
u sein, weil die Differenzierung zwischen dem konkre-
en staatlichen Handeln, das nicht zwingend demokra-
isch sein muss, und der zugrunde liegenden demokrati-
chen Verfassung nicht mehr vorgenommen wird.

Ab wann handelt ein Mensch extremistisch? Die Bun-
esregierung antwortete darauf im Rahmen der Antwort
uf eine Kleine Anfrage zu den politischen Dimensio-
en:

Wesentliche Aktionsfelder von Linksextremisten
sind Antirepression, Antimilitarismus und Antifa-
schismus.

enn dies als linksextrem diffamiert wird, dann stellt
ich die Frage: Was ist mit den Initiativen gegen Rechts-
xtremismus? Sie geraten doch schnell unter General-
erdacht.

Bündnis 90/Die Grünen stehen auf der Seite von zi-
ilgesellschaftlichen Initiativen, die sich vor Ort mutig
nd engagiert Rassisten und Antisemiten entgegenstel-
en. Solche Menschen sind für uns keine Störenfriede,
ondern Verteidiger unserer Demokratie.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


ir fordern die Bundesregierung auf, für solche Projekte
inen eigenen Fördertitel mit Mitteln gegen Rassismus,
ntisemitismus und gruppenbezogene Menschenfeind-

ichkeit bereitzustellen – ohne eine Ausweitung auf die
ogenannten weiteren Extremismusformen.

Welche Blüten die Diskussionen um Extremismus
reiben können, haben wir in der letzten Haushaltsde-
atte am Beispiel der sächsischen Kleinstadt Limbach-
berfrohna diskutiert. Der eine oder andere wird sich er-

nnern. Heute nenne ich ein anderes absurdes Beispiel.
n der ebenfalls sächsischen Kleinstadt Delitzsch bean-
ragte der NPD-Stadtrat seine Aufnahme in den örtlichen
rbeitskreis gegen Extremismus mit der Begründung, er

ei auch gegen Extremismus und Gewalt und spreche
ich auch gegen Fremdenfeindlichkeit aus, die es nicht
äbe, wenn nicht Millionen fremder Menschen aus ihrer
eimat gelockt und als entwurzelte Arbeitsnomaden
ach Deutschland geschleust werden würden. – Man
arf den Neonazis mit diesen Begriffen doch kein
odium bieten.

Wichtig ist bei der Programmgestaltung außerdem,
ass die Träger ein solides eigenständiges Antragsrecht
eim Bund erhalten. Das gilt insbesondere für Projekte
us den Regionen, in denen die Kommunen selbst nicht
n einer Auseinandersetzung teilnehmen wollen oder
iese gar ablehnen.





Monika Lazar


(A) )


)
Besonders problematisch und ignorant ist es aber, dass
bei einem auf Extremismus orientierten Förderansatz
gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und ein wach-
sender Rechtspopulismus in Teilen der sogenannten ge-
sellschaftlichen Mitte ausgeblendet werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Caren Marks [SPD])


Wir müssen uns doch fragen, wieso etwa Thilo Sarrazin
mit seinen kruden Thesen so viel Sympathie in der Be-
völkerung erntet.

Aber auch jenseits dieser aufgeheizten Debatte zeigt
sich in verschiedenen Studien seit Jahren Zustimmung
zu rassistischen Aussagen. So werden häufig pauschali-
sierende Thesen in Bezug auf Migranten bejaht. Es ist
zwar zutreffend, dass sich ein geringer Teil der Muslime
in Deutschland der notwendigen Integration verweigert
oder sich schwer damit tut.


(Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Das darf man aber als Grüne nicht sagen! – Gegenruf des Abg. Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das tut sie doch gerade!)


Diesem Problem muss man sich natürlich widmen. Al-
lerdings kann man sich nicht darauf beschränken, das
auf die Religionszugehörigkeit zurückzuführen. Es fehlt
eine fundierte Definition, was die Bundesregierung und
das Ministerium überhaupt unter Islamismus verstehen.
Hier wäre die Frage angebracht, welche politischen, so-
zialen und kulturellen Faktoren es braucht, um aus ei-
nem Menschen einen sogenannten Islamisten zu ma-
chen. Wenn es keine differenzierte Analyse hierzu gibt,
kann die Bundesförderung gegen Islamismus leicht von
neonazistischen Gruppen als Bestätigung für ihre ethno-
pluralistische Ideologie gebraucht werden – ein Beispiel
habe ich vorhin genannt – und so kontraproduktiv wir-
ken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Sie verstehen es wahrscheinlich noch immer nicht.
Wie so häufig kann ich nur sagen: Noch besteht Zeit, die
Bundesprogramme zu ändern. Ich fordere Sie hiermit
nochmals auf: Verbessern Sie die Ausgestaltung der
Bundesprogramme!

Danke.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705914500

Für die CDU/CSU-Fraktion hat nun die Kollegin

Dorothee Bär das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dorothee Mantel (CSU):
Rede ID: ID1705914600

Kommen wir einmal zum Haushalt zurück; denn wie

vielleicht nicht jeder weiß, haben wir heute Haushaltsbe-
ratungen.

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(C (D Liebe Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen nd Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir beraen heute den Einzelplan 17; das haben wir heute schon ehört. Man merkt das Erstaunen in der Opposition; sie ist ufgewacht. – Der Einzelplan 17 umfasst gut 6,4 Miliarden Euro. Damit liegen wir leider Gottes über 00 Millionen Euro unter dem Niveau des Vorjahres. Es st schon mehrfach angesprochen worden – das gehört ur Ehrlichkeit dieser Koalition –, dass dies zwar chmerzlich, aber für uns unvermeidbar ist. (Christine Lambrecht [SPD]: Schmerzlich ist diese Regierung!)


(Sönke Rix [SPD]: Echt?)


atürlich ist es immer schöner, noch eins draufzusatteln.
em gefällt das nicht? Welchem Politiker gefällt es

icht, zu Hause lieber ein Band durchzuschneiden, statt
in „Geschlossen“-Schild hinzuhängen?


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Weil Sie gerade Bayern erwähnen, Herr Kollege: In
ayern legen wir sogar einen ausgeglichenen Haushalt
or.

Da uns die Zukunft so am Herzen liegt, versuchen
ir, einen zukunftsgerichteten Haushalt aufzustellen.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auf Atommüllbergen können auch keine Kinder spielen!)


ür mich wäre es wünschenswert – auch Ihnen sollte das
n Ihrem Alter wünschenswert erscheinen –, dass man
inen Haushalt aufstellt, der keine Schulden auf Kosten
er nachfolgenden Generationen macht. Ich möchte das
icht.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Jeder weiß, wie schwer wir es bei der Wirtschafts-
nd Finanzkrise hatten. Trotzdem ist es uns gelungen,
ie Neuverschuldung um fast 8 Milliarden Euro zu sen-
en. Aber wir stellen uns nicht hin und sagen: Wir spa-
en 8 Milliarden Euro. – Nein, wir sagen: Wir machen
rotzdem noch über 50 Milliarden Euro Schulden. Das
st ein Zustand, der nicht hinzunehmen ist – auch das ge-
ört zur Ehrlichkeit –; denn die Schulden, die wir heute
achen, müssen unsere Kinder und Kindeskinder mit
ins und Zinseszins zurückzahlen. Diese Verantwortung
öchte ich nicht übernehmen. Ich möchte später von
einer jetzt vierjährigen Tochter nicht gefragt werden:

Du warst damals im Bundestag. Warum habt ihr nur
usgegeben, ausgegeben, ausgegeben?“,


(Thomas Jarzombek [CDU/CSU]: Ja, genau! Vollkommen richtig! – Katja Dörner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und Atommüll produziert!)


enn sie einmal alt ist und mich fragt, wie das war.


(Beifall bei der CDU/CSU)


(B)






Dorothee Bär


(A) )


)(B)

Dann werde ich mich nicht dafür rechtfertigen, dass die
Opposition unsinnige Vorschläge ohne Ende gemacht
hat. Wir stehen zu der Haushaltskonsolidierungspolitik.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist mit der Hotellerie?)


Liebe Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausschuss,
ich betrachte unseren Ausschuss nicht nur als Ausschuss
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Man kann es
auch kürzer fassen: Wir sind der Ausschuss für Genera-
tionengerechtigkeit.


(Katja Dörner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das darf aber keine Sprechblase sein!)


Wer das nicht kapiert hat, lernt es hoffentlich noch. An-
sonsten tut es mir sehr leid.

Natürlich tun diese Einschnitte weh. Hier schreit doch
niemand: Juhu, wir dürfen jetzt etwas kürzen. – Es ist
auch eine Unverfrorenheit, das der Ministerin vorzuwer-
fen. Aber es wäre doch verlogen, wenn die jüngste
Ministerin im Kabinett sagen würde, dass bei ihr nicht
gespart werden dürfe. Natürlich muss auch sie ihren Bei-
trag dazu leisten.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Immer bei den Armen! – Katja Dörner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Frau Schavan musste nicht kürzen!)


Wir unterstützen sie dabei.

Wir haben uns vorgenommen, das Elterngeld weiter-
zuentwickeln. Kollegin Gruß und ich haben hervorra-
gende Ideen, um es noch besser an die Bedürfnisse jun-
ger Eltern anzupassen. Wir werden diese Pläne nicht
aufgeben, sondern versuchen, sie aufgrund der Haus-
haltslage zurückzustellen. Wir ducken uns nicht weg,
sondern wir sprechen es offensiv an. Das merken Sie
auch daran, dass sich heute kein Redner der Regierungs-
koalition vor diesem Thema weggeduckt hat, sondern
dass es ganz offen angesprochen wurde.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Für die Zuhörer hier oder außerhalb ist Folgendes
vielleicht ganz interessant: Wenn man sich die Reden an-
hört, dann merkt man ganz klar, wie unterschiedlich un-
ser Menschenbild ist.


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


– Die Wahrheit tut weh. Hören Sie einmal zu! – Wir ha-
ben ein christliches Menschenbild. Wir sagen: Der
Mensch hat eine Selbstverantwortung;


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Super!)


jeder hat erst einmal für sich selbst zu sorgen. Wir müs-
sen uns um diejenigen kümmern, die eine Leistung für
die Gesamtbevölkerung bringen.

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(C (D (Diana Golze [DIE LINKE]: Also auch die Millionärsgattin!)


Frau Präsidentin, ich finde es hervorragend, dass wir
etzt diese großen Bildschirme haben. Vielleicht kann
an sie später nicht nur für unsere Namen nutzen, son-

ern auch einmal an die Wand werfen, wie dieser Haus-
alt ausschaut. Wenn man sich nämlich den Haushalt
nsehen würde – der Sozialstaatssekretär ist gerade an-
esend – dann könnten auch diejenigen, die ihn unsozial
ennen, sehen, wie sozial er ist. Weit über die Hälfte des
aushaltes ist für Sozialausgaben vorgesehen. Davon
rofitieren auch Kinder und Jugendliche.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Weil mehrfach nachgefragt, es aber offensichtlich
icht kapiert wurde, richte ich die nächste Bemerkung an
rau Dörner und Frau Golze – durch ständiges Wieder-
olen verstehen es vielleicht die einen oder anderen doch –:
ch freue mich ganz besonders, dass wir es erreicht ha-
en, dass das Elterngeld für Aufstocker auch künftig
icht gekürzt wird und es für Minijobber bei der bisheri-
en Regelung bleibt.


(Katja Dörner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo steht denn das?)


Ich sage Ihnen das, und auch Frau Gruß hat es Ihnen
esagt. Man kann das zwar in Zweifel ziehen; aber ich
inde, Frau Dörner, zur Politik gehört auch ein bisschen
egenseitiges Vertrauen.


(Zurufe von der SPD und der LINKEN: Oh nein!)


Wenn ich mit Misstrauen darangehe, dann werde ich
ie etwas in der Welt verändern.

Wir haben dafür gekämpft, und wir werden es auch
urchsetzen. Das werden wir nach dieser Debatte sehen,
enn wir zur zweiten und dritten Beratung kommen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705914700

Frau Kollegin, darf ich Sie unterbrechen? Ich habe

wei Wortmeldungen zu einer Zwischenfrage.


Dorothee Mantel (CSU):
Rede ID: ID1705914800

Frau Dörner hat schon gesprochen, aber Herr Gehring

och nicht. Deswegen darf er eine Zwischenfrage stel-
en.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705914900

Herr Gehring wird vorgezogen.


Dorothee Mantel (CSU):
Rede ID: ID1705915000

Nein, er wird nicht vorgezogen. Nur er darf seine

wischenfrage stellen, weil Frau Dörner schon genug
edezeit hatte.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705915100

Ich habe schon verstanden. – Herr Gehring.






(A) )


)(B)


Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705915200

Zu Ihrem absurden Verständnis von Sparen und Ge-

nerationengerechtigkeit möchte ich Sie nichts fragen.
Ich finde, das sprach für sich.

Um zum Thema dieser Debatte zurückzukommen: Es
gibt einen Bereich, in dem Sie frei werdende Mittel um-
verteilen können, nämlich den Umbau des Zivildiens-
tes. Ich hätte gerne an irgendeiner Stelle eine Aussage
der Koalition gehört. Wir sind schließlich als Bundes-
tagsabgeordnete Haushaltsgesetzgeber. Die Ministerin
hat nichts dazu gesagt. Was wird aus den frei werdenden
Zivildienstmitteln? Wie viel davon werden Sie in den
künftigen Haushalten für die längst überfällige Offen-
sive beim Ausbau der Freiwilligendienste nutzen? Das
wäre zum Beispiel ein Thema, das die Menschen interes-
sieren würde, weil die ganze Bundesrepublik darüber
diskutiert, was nach Wehrpflicht und Zivildienst kommt.
Das wäre vielleicht ein Beitrag gegen die Politikverdros-
senheit. Was Sie bisher abgeliefert haben, macht es
schwierig. Bei den Ärmsten zu sparen, verstehe ich nicht
als Generationengerechtigkeit.


Dorothee Mantel (CSU):
Rede ID: ID1705915300

Herr Kollege Gehring, auch das gehört zu unserer

ehrlichen Politik. Herr Toncar hat es bereits angespro-
chen: Wir sind mitten in den Beratungen über Wehr-
pflicht und Zivildienst, und es wäre unehrlich, heute zu
sagen, in welche Richtung die Diskussion laufen wird.
Wir haben doch gerade erst damit begonnen.


(Miriam Gruß [FDP]: So ist es!)


Zur Ehrlichkeit gehört auch, dass wir für den Fall X,
falls die Aussetzung oder Abschaffung der Wehrpflicht
oder was auch immer zustande kommt, gerüstet sind.
Wir hätten auch sagen können: Wir warten erst einmal
ab, bis etwas passiert. Aber das tun wir nicht, sondern
wir beschäftigen uns mit der Frage.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was wollen Sie denn?)


Wie Sie wissen, müssen wir, weil die Freiwilligen-
dienste bei den Ländern angesiedelt sind, gemeinsam
mit den Ländern zu einer Lösung kommen; wir können
nicht alleine auf Bundesebene entscheiden. Deswegen
müssen Bund und Länder gemeinsam klären, ob wir ei-
nen freiwilligen Zivildienst oder mittelfristig einen ein-
zigen Freiwilligendienst bundesweit einführen. Das wird
alles in die Verhandlungen eingebracht werden. Es ist
wieder einmal symptomatisch, dass Sie jetzt schon Geld
ausgeben wollen, obwohl die Mittel noch nicht frei ge-
worden sind.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Umverteilen!)


Das tun wir nicht. Lassen Sie sich überraschen, was wir
noch alles in petto haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist das eine Drohung?)


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(C (D Ich möchte noch auf eine sehr wichtige Zahl eingeen, die man nicht oft genug wiederholen kann. Im Etat es Familienministeriums sind zusätzliche Mittel in öhe von 82 Millionen Euro zur Förderung von Modellrojekten der Sprachund Integrationsförderung einestellt. Auch das hat Frau Golze kritisiert und bemänelt, dass die Mittel nicht ausreichen und auf bestimmte ereiche beschränkt seien. (Diana Golze [DIE LINKE]: Das war schon etwas deutlicher!)


enn wir etwas tun, dann passt Ihnen das nicht; wenn
ichts getan wird, passt es Ihnen auch nicht. Konstruk-
ive Politik sieht meines Erachtens anders aus.


(Diana Golze [DIE LINKE]: Ich habe schon etwas konstruktiver gesprochen!)


Das haben Sie leider nicht. Sie haben eben nicht aner-
annt, dass wir unterstrichen haben, wie wichtig die
prachförderung ist, und zwar in jedem einzelnen Be-
eich.

Ich muss noch einmal auf den Kollegen Toncar zu-
ückkommen, weil man auch diese Zahl nicht oft genug
iederholen kann: Wir investieren mit einem Aufwuchs
on 12 Milliarden Euro in Bildung und Forschung. Ge-
ade die Bildungspolitik, in die so viel Geld fließt, ist
ine aktive Politik für Kinder, Familien und die Zukunft.
ch wünsche mir, dass Sie das alles mehr anerkennen.

Die nachfolgenden Generationen werden uns unsere
hrliche Politik danken. Sie können später die Be-
chwerden Ihrer Kinder und Enkelkinder entgegenneh-
en, weil Sie diejenigen sind, die schon jetzt das Geld

ür ihre Zukunft ausgeben wollten. Wir machen das
icht. Deswegen sind wir zu Recht die Politiker der Ge-
erationengerechtigkeit.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705915400

Für die SPD-Fraktion spricht nun die Kollegin Caren
arks.


(Beifall bei der SPD)



Caren Marks (SPD):
Rede ID: ID1705915500

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

iebe Kolleginnen und Kollegen! Das Jahr 2010 ist das
uropäische Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozia-

er Ausgrenzung. Der von Ihnen vorgelegte Haushalts-
ntwurf, Frau Ministerin, ist allerdings das genaue Ge-
enteil. Seine Maßnahmen sind auf Ausgrenzung
erichtet. Er wird vor allem – das haben wir heute schon
ehrfach gehört – für Familien zusätzliche Armut be-

euten.

Hört man Ihnen und den anderen Kolleginnen und
ollegen von Union und FDP zu, dann wird einem sehr
eutlich: Sie leben in einer Parallelwelt. Das schwarz-
elbe Kürzungspaket – dreisterweise von einigen auch
ukunftspaket genannt – verheißt Familien in Deutsch-

and alles andere als eine gute Zukunft. Haben Sie, Frau





Caren Marks


(A) )


)(B)

Schröder, anfangs noch vollmundig angekündigt, das
Elterngeld auszuweiten, soll es nun ganz anders kom-
men. In vorauseilendem Gehorsam haben Sie dem Fi-
nanzminister Kürzungsvorschläge unterbreitet.


(Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Das zeugt von großer Verantwortung!)


Brav, wird der Minister wahrscheinlich zu Ihnen gesagt
haben. Die Verbesserungsvorschläge zum Elterngeld?
Schnee von gestern, passé, stattdessen massive Kürzun-
gen! Familien im Hartz-IV-Bezug streichen Sie künftig
das komplette Mindestelterngeld in Höhe von 300 Euro
im Monat. Ob Sie das anrechnen oder streichen, ist egal.
Das ist nichts anderes als eine perfide Differenzierung.
Die Betroffenen werden jedenfalls keinen Euro bekom-
men. Ihre Begründung, Arbeitsanreize müssten erhalten
bleiben – und das in einer Familienphase, bei der es sich
nach unserer gemeinsamen Auffassung um eine Erzie-
hungsphase handelt, in der es um die Kleinsten geht –,
ist mehr als zynisch. Das ist arrogant und lebensfremd,
Frau Ministerin.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Rund 130 000 Familien werden von dieser Streichung
des Elterngeldes – um nichts anderes handelt es sich –
betroffen sein, darunter 47 000 Alleinerziehende; das
sind vor allem Frauen. Sie und Ihre Frau Kollegin Ar-
beits- und Sozialministerin reden zwar immer großspu-
rig davon, dass Alleinerziehende besonders unterstützt
werden. Man merkt es aber nicht. Außerdem soll das El-
terngeld beim Kinderzuschlag vollständig als Einkom-
men angerechnet werden. Die betroffenen Familien zah-
len die Zeche für die Krise, die sie definitiv nicht
verursacht haben.


(Beifall bei der SPD)


Für die SPD ist es eine Frage der sozialen Gerechtig-
keit, dass der Staat mit dem Elterngeld die Erziehungs-
leistung aller Eltern anerkennt. Wir wollen Eltern bei der
Erziehung unterstützen, und wir wollen, dass alle Kinder
gleich gute Startchancen haben.


(Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Sie haben das Erziehungsgeld abgeschafft! So ein Blödsinn!)


Frau Fischbach, Familien mit kleinen Kindern haben be-
sondere Anforderungen zu meistern, und zwar alle Fa-
milien. Wenn noch niedriges Einkommen oder sogar
Erwerbslosigkeit hinzukommen, dann geraten diese Fa-
milien schnell an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Unge-
achtet dessen kürzen Sie von Union und FDP bei denen,
die definitiv ohnehin am wenigsten haben. Viele Kinder
werden deshalb künftig von Geburt an zusätzlich be-
nachteiligt sein. Das ist alles andere als sozial ausgewo-
gen und angemessen.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Doch damit nicht genug. Das sozialdemokratische
Projekt Elterngeld wird weiter rasiert. So soll die Lohn-

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(C (D rsatzrate beim Elterngeldbezug von 67 auf 65 Prozent esenkt werden. Bei einem Nettoeinkommen in Höhe on 1 500 Euro führen die Kürzungen immerhin zu Einußen in Höhe von circa 360 Euro pro Jahr. Falls das für ie, Frau Ministerin, Peanuts sind: Das sind die Kosten um Beispiel für Kinderwagen und die Erstlingsausstatung für ein Baby. Für Hausfrauen mit gut verdienendem artner hingegen – darauf wurde schon hingewiesen – leibt das Mindestelterngeld erhalten. Genauso bleibt er Höchstsatz von 1 800 Euro für Gutverdienende unngetastet. Ich sage dazu: Das ist ein sehr merkwürdiges erständnis von sozialer Ausgewogenheit. Frau chröder, Sie müssen sich die Frage stellen lassen: Waum vertreten Sie als Familienministerin eigentlich nicht ie Interessen aller Familien, sondern ausschließlich der amilien, denen es ohnehin am besten geht? Die SPD lehnt diese Kürzungen beim Elterngeld ab. ie sind gesellschaftspolitisch falsch. Falsch ist auch, ass Sie sich immer noch nicht vom unsinnigen Betreungsgeld verabschiedet haben, das Kinder von Bildung ern hält. Das ist ein Indiz dafür, dass Sie es mit der Interation, die am besten bei den Kleinsten gelingt, nicht irklich ernst meinen. Frau Ministerin, auch beim Betreuungsausbau von rippenplätzen sollten Sie endlich in der Realität der amilien ankommen. Der Betreuungsausbau muss chneller vorankommen. Eltern haben ein Recht auf gute ngebote für ihre Kinder, damit die Vereinbarkeit von eruf und Familie besser gelingt. Werden Sie endlich tä ig, und zwar gemeinsam mit Ländern und Kommunen. ereits beschlossenes Geld nicht infrage zu stellen und ich dafür feiern zu lassen, das ist definitiv ein bisschen u wenig. Und: Kinder haben ein Recht auf Bildung und Teilabe. Wir warten auf den Vorschlag zur Umsetzung des undesverfassungsgerichtsurteils zu den Regelsätzen. isher ist die Diskussion zum Chipkartenvorschlag nur in Ablenkungsmanöver von der Leyens. Von Ihnen hört an auch dazu sehr wenig. Hören konnten wir aller ings, dass Sie die gute Arbeit der Mehrgenerationenäuser ins Leere laufen lassen. Sie haben es versäumt, emeinsam mit Ländern, Kommunen und Trägern nach iner tragfähigen Finanzierung zu suchen. Auch Generaionensolidarität ist für Sie nur ein Schlagwort. Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen von der nion, Sie führen das Wort „christlich“ im Namen Ihrer artei. Frau Bär hat es noch einmal betont. In Ihren onntagsreden und Grußworten betonen Sie die Bedeu ung von Familie und die Notwendigkeit ihres Schutzes. (Dorothee Bär [CDU/CSU]: Das ist auch richtig!)


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


hre reale Politik spricht dagegen eine ganz andere Spra-
he.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Nein!)


kay, von der FDP war nichts anderes zu erwarten. Gern
prechen Union und FDP immer wieder davon, dass
inder unsere Zukunft sind. Ja, das sind sie auch. Liebe





Caren Marks


(A) )


)(B)

Kolleginnen und Kollegen, erst einmal sind Kinder aber
unsere Gegenwart. Sie brauchen jetzt, hier und heute, in
der Gegenwart unsere Unterstützung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Darum haben die Kinder – und zwar alle – eine bessere
Regierung und eine Ministerin verdient, die ihr Amt
ernst nimmt, um für Kinder und für Familien zu streiten.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705915600

Nächster Redner ist der Kollege Andreas Mattfeldt

für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Andreas Mattfeldt (CDU):
Rede ID: ID1705915700

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau

Ministerin! Sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen und
vor allen Dingen sehr verehrte Gäste hier im Reichstag!
Wir hören es in jeder Rede: Die Haushaltsberatungen
stehen unter dem besonderen Diktat der Einhaltung der
von allen beschlossenen Schuldenbremse. Genau des-
halb ist es wichtig, dass wir jetzt, in Zeiten guter wirt-
schaftlicher Entwicklung, entscheidungswillig sind, um
unseren Haushalt zu sanieren.

Meine Damen und Herren, es war in der Krise völlig
richtig, mehr neue Schulden zu machen, als uns eigent-
lich lieb war. Damit haben wir Deutschland gestärkt aus
der Wirtschafts- und Finanzkrise herausgeführt. Aber
jetzt, da sich auch dank richtiger politischer Entschei-
dungen die Arbeitsmarkt- und die Wirtschaftsdaten posi-
tiv entwickeln und das Ausland vom deutschen Wunder
spricht, müssen wir beginnen, den Haushalt zu konsoli-
dieren. Jedes Ministerium muss hierzu seinen Beitrag
leisten, auch das Familienministerium, über dessen Etat
wir gerade sprechen.

Unser früherer Bundespräsident Theodor Heuss hat
seinerzeit zum Thema Sparen gesagt, Sparen sei die
richtige Mitte zwischen Geiz und Verschwendung. Ich
meine, genau hiernach müssen wir handeln. Wir müssen
schauen, wo Geld verschwendet wird und wo Haushalts-
mittel für Maßnahmen ausgegeben werden, die die Men-
schen nicht erreichen. Wir müssen uns aber genauso fra-
gen, in welchen Bereichen Geiz unangebracht ist und wo
wir mehr Geld in die Bildung unserer Kinder investieren
müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Der Regierungsentwurf zum Etat des Familienminis-
teriums schafft eine gute Balance zwischen Verschwen-
dung und Geiz. An einigen Stellen wird gespart, an an-
deren Stellen wird mehr Geld ausgegeben. In diesem
Haushaltsentwurf der Regierung ist vorgesehen, insge-
samt 6,4 Milliarden Euro für den Einzelplan auszuge-
ben, das sind 106 Millionen Euro weniger als im laufen-
den Haushalt für das Jahr 2010. Diese Einsparung ergibt

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(C (D ich eben nicht – jetzt kommen wir zur Legendenbildung – us Kürzungen im Familienbereich, sondern zum Großeil aus der Verkürzung des Zivildienstes sowie aus Anassungen, die wir beim Elterngeld richtigerweise vorehmen. Wir geben damit immer noch mehr Geld für amilien aus, als es die rot-grüne Koalition in ihrer Reierungszeit je getan hat. Das zeugt von großer Klugheit ier im Hause. Lassen Sie mich zu den Änderungen beim Elterngeld ommen, gerade um der Legendenbildung vorzubeugen. rbeitende Eltern, die für die Kindererziehung ihren Job nd damit ihr Einkommen aufgeben, bekommen als Eratzleistung das Elterngeld. Hartz-IV-Empfänger hingeen erhalten, wenn sie ein Kind bekommen, wie bisher n voller Höhe ihre durch den Steuerzahler erarbeitete artz-IV-Leistung, sprich: ihr Einkommen. Natürlich erden auch Neugeborene bei den Sozialleistungen be ücksichtigt. Bislang hat dieser Personenkreis – hier lag in großer Fehler im System – zusätzlich zu den Hartz-IVeistungen, dem Einkommen, noch als Bonbon das El erngeld obendrauf bekommen. (Caren Marks [SPD]: Was heißt „als Bonbon“? – Bettina Hagedorn [SPD]: „Bonbon“? – Weitere Zurufe von der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


eshalb ist es richtig, dass das Elterngeld zukünftig auf
en Regelsatz angerechnet wird. Die bisherige Praxis
da können Sie ruhig schreien – führte dazu, dass ein
artz-IV-Paar mit zwei Kindern, das für ein Kind Eltern-
eld bezog, über ein Nettoeinkommen von insgesamt
885 Euro verfügt. Auf solch eine Summe muss ein

ormaler Arbeitnehmer erst einmal kommen. Wenn Sie
on der Opposition meinen, immer von Gerechtigkeit
prechen zu müssen,


(Diana Golze [DIE LINKE]: Sie machen es ja nicht!)


ann frage ich Sie: Was ist daran gerecht, dass diejeni-
en, die dafür gesorgt haben, dass durch ihre Steuern So-
ialleistungen gezahlt werden können, weniger als die
evölkerungsschichten bekommen, die diese Leistung
ielfach schon lange in Anspruch nehmen? Die Haltung,
ie Sie vertreten, ist ungerecht gegenüber den Arbeiten-
en dieser Bevölkerung. Das sage ich ganz deutlich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Doch kommen wir nun zu dem Bereich, in den wir
it gutem Grund erheblich mehr Geld investieren und

er wohl die bedeutendste Neuerung im Einzelplan 17
arstellt. Wir werden 2011 bis 2014 insgesamt 400 Mil-
ionen Euro in die Verbesserung frühkindlicher Bil-
ung investieren. Allein für 2011 sind hierfür 82 Millio-
en Euro vorgesehen. Gerade vor dem Hintergrund der
ktuellen Integrationsdebatte halte ich es für einen äu-
erst sinnvollen Schritt, Kinder ausländischer Herkunft,
ber auch deutsche Kinder mit Sprachschwierigkeiten zu
ördern. Sprache ist die Basis, um Kinder zu integrieren
nd ihnen einen guten Start in den gesamten Bildungs-
eg zu ermöglichen. Ich habe als Bürgermeister mit

inem Sprachförderprogramm ausschließlich positive Er-





Andreas Mattfeldt


(A) )


)(B)

fahrungen gemacht. Dieses Sprachförderprogramm – das
haben mir Erzieherinnen und Eltern gleichermaßen be-
stätigt – hat Erfolg gebracht. Deshalb unterstütze ich un-
sere Familienministerin Kristina Schröder bei der Um-
setzung ihrer Idee, Sprachförderung bundesweit in
Kindergärten mit großem Förderbedarf einzuführen.
Hiermit setzt die Familienministerin neue Maßstäbe;
denn dieses Programm erreicht die Kinder direkt, es
setzt frühzeitig an und bietet damit Zukunft und Perspek-
tive.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Damit wir aber auch zukünftig solche sinnvollen Pro-
jekte, die auch wirklich die Menschen erreichen, finan-
zieren können, werde ich als zuständiger Haushälter jede
einzelne Ausgabe dieses Etats auf den Prüfstand stellen
und vor allem auf seine Wirksamkeit überprüfen. Es
kann einfach nicht sein, dass wir in diesem Land Pro-
jekte fördern, von denen die Familien noch nie etwas ge-
hört haben. Es gibt in dem Einzelplan 17 unzählige Pro-
gramme, Projekte und Institute, die die Familienpolitik
gerade in den Kommunen unterstützen sollen. Ich sage
Ihnen ganz ehrlich: Ich habe von vielen Projekten und
Instituten – zahlreichen ehemaligen Bürgermeisterkolle-
ginnen und -kollegen geht es ähnlich – noch nie gehört,
sie sind mir noch nie begegnet. Deshalb müssen wir uns
wirklich fragen, ob die Finanzierung dieser zahllosen
Ausgabepositionen sinnvoll und zielführend ist oder ob
es sich in der ein oder anderen Position nur um eine
Selbstbedienung – das sage ich jetzt ganz provokant –
gewisser Berufsgruppen aus dem Bundeshaushalt han-
delt.

Ich freue mich auf die vor uns stehenden Haushalts-
beratungen. Ich lade Sie herzlich ein, sachlich daran mit-
zuwirken. Ich bin sicher, dass wir am Ende der Beratun-
gen ein gutes Ergebnis vorlegen werden.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705915800

Das Wort hat nun für die SPD-Fraktion der Kollege

Sönke Rix.


(Beifall bei der SPD)



Sönke Rix (SPD):
Rede ID: ID1705915900

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Auch auf die Gefahr hin, dass ich mir von Frau
Fischbach anhören muss, nicht ganz konkret nur zu die-
sem Haushalt zu sprechen, sondern generell zur Familien-
und Jugendpolitik – ich hoffe, das ist mir gestattet –,
möchte ich auf ein Thema eingehen, das vonseiten der
Oppositionskollegen schon öfter angemahnt wurde; von
der anderen Seite des Hauses haben wir dazu bis jetzt
aber noch nichts gehört. Es geht um die große Debatte,
die wir im Moment führen: Was passiert eigentlich mit
dem Zivildienst? Dazu gibt es ein paar Gesprächskreise,
ein paar Ideen, aber die Unsicherheit, die Sie bis jetzt
verbreitet haben, ist damit längst noch nicht ausgeräumt.
Diese Unsicherheit gilt es zu bekämpfen. Wir haben zu-
nächst die Verkürzung auf sechs Monate hinnehmen

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(C (D üssen, haben dann die Anschlusslösung mit einem freiilligen Zivildienst erlebt, und jetzt geht es um den egfall des Zivildienstes, auch wenn die ersten Ideen och dahin gehen: Wir wollen ihn doch noch irgendwie ufrechterhalten, zumindest als freiwilliges Element. Wir sind uns alle einig, dass es zu Nachfolgelösungen ür den Zivildienst kommen muss. Ich glaube, jeder von ns hat die Einsicht gewonnen, was es bedeutet, wenn ie Zivildienststellen in den sozialen Einrichtungen wegrechen. Wir haben allerdings unterschiedliche Auffasungen zur Lösung des Problems. Die einen sagen: Es muss jetzt staatlich organisiert erden, dass in den sozialen Einrichtungen junge Men chen ihren Dienst tun können. – Wir sagen: Es muss ürgerschaftlich organisiert werden, dass junge Menchen dort ihren Dienst tun können; denn die Freiwilligeit ist dabei eines der wichtigsten Elemente. eshalb lautet mein Appell an Sie für die kommenden espräche und Verhandlungen: Setzen Sie in dieser Sa he möglichst wenig auf Staatlichkeit und möglichst viel uf gesellschaftliches Engagement! Es wird von dem sogenannten freiwilligen Zivildienst uf der einen Seite und den Jugendfreiwilligendiensten uf der anderen Seite gesprochen. Suggeriert wird: Wir rauchen den freiwilligen Zivildienst; denn es sei nicht erfassungsgemäß, wie wir im Moment mit den Jugendreiwilligendiensten umgingen. – Solche Dienste hat es ber die letzten Jahre durchaus gegeben, und ich hoffe icht, dass wir uns im rechtsfreien Raum bewegt haben der immer noch bewegen. Man hört immer wieder, uch heute hier: Wir müssen parallel in Jugendfreiwilliendienste investieren. – Wenn wir das weiterhin könen, dann sollten wir dieses Modell als Grundlage für ine Nachfolgeregelung für den Zivildienst nehmen. Gestern wurde uns im Ausschuss kurz berichtet: Wir ind verteidigungspolitisch von Freunden umzingelt, nd deshalb organisiert sich die Bundeswehr neu. – Das st auch richtig; das sehen die Sozialdemokraten ebenso. uch die Freiwilligendienste sind von Freunden umzinelt. In jeder Rede und Sonntagsrede wird gesagt, dass ir sie stärken und weiter ausbauen wollen. Deshalb eht mein Appell dahin, die freiwerdenden Mittel zum roßen Teil in die Freiwilligendienste zu investieren und icht künstlich einen staatlichen Dienst aufrechtzuerhalen. Nur so fördern wir Engagement. „Engagement“ heißt uch: Engagement für Demokratie. Da ist die Frage das ist von der Kollegin Lazar, aber wiederum nicht on der Jugendministerin angesprochen worden –: Wie ehen wir mit Demokratiefeindlichkeit um? Wir haben n unserem Haushalt mehrere Millionen Euro zur Verfüung, und das ist auch richtig so. Das haben wir unter ot-Grün eingeführt. In der Großen Koalition haben wir ls Sozialdemokraten für den Erhalt gekämpft, und auch ie tasten das nicht an. Wir haben aber eine Bitte. Die Sönke Rix )


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)





(A) )

unterschiedlichen Arten von Extremismus brauchen un-
terschiedliche Programme. Schmeißen Sie das nicht in
einen Topf, und schmeißen Sie das nicht in einen Haus-
halt!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Erlauben Sie mir zum Abschluss noch eine Bemer-
kung. Wer die gesamte Debatte verfolgt hat, kommt auf
die Idee, dass es in der einen oder anderen Sache viel-
leicht Uneinigkeit bei Schwarz-Gelb gibt, etwa was das
Betreuungsgeld oder das Elterngeld angeht. Es wurde
immer wieder erwähnt, dass wir unterschiedliche Gesell-
schafts- und Familienbilder haben. Ich überlege immer,
welches Familienbild Schwarz-Gelb antreibt


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Freiheit! Wahlmöglichkeit! Wahlfreiheit!)


oder welches Familienbild Sie antreibt, Frau Ministerin.
Da gibt es die Idee der Pflegezeit. Es wird darauf geach-
tet, dass man möglichst zu Hause bleiben kann, um äl-
tere Angehörige zu pflegen. Dann soll es das Betreu-
ungsgeld geben. Damit wird gefördert, dass Mütter oder
Väter zu Hause bleiben können, um zu Hause zu erzie-
hen oder frühkindliche Bildung zu vermitteln. Für mich
steckt zum Teil folgendes Gesellschaftsbild dahinter:
Die Frauen sollen zu Hause bleiben. Denen werden aber
dann entsprechende Jahre der Erwerbstätigkeit fehlen.
Es ist verkehrt, solche Modelle zu entwickeln, anstatt in
die frühkindliche Bildung und in die Ausbildung von Er-
zieherinnen und Erziehern sowie von Pflegekräften zu
investieren.


(Beifall bei der SPD)


Uns fehlen männliche Erzieher. Das betrifft auch
mich; denn ich habe diesen Beruf einmal gelernt. Ich
könnte diesen Job gerne auch irgendwann wieder ma-
chen, aber jetzt im Moment möchte ich mich politisch
damit beschäftigen. Angesichts Ihrer, Frau Ministerin, in
einem Interview getätigten Äußerung, Sie fänden es gut,
wenn man Arbeitslose umschule, damit sie in Kindergär-
ten arbeiten können, frage ich mich: Welches Bild haben
Sie eigentlich von dem, was die Erzieherinnen und Er-
zieher im Kindergarten leisten? Es ist doch nicht so, dass
man einmal eben jemanden umschulen und damit eine
vier- bis fünfjährige Ausbildung nachholen kann, damit
jemand in der Lage ist, Kinder zu betreuen. Es geht eben
nicht nur um das Aufpassen auf Kinder, sondern es geht
auch darum, dass frühkindliche Bildung stattfindet.
Dazu braucht es eine richtige Ausbildung. Hier müssen
Sie noch beträchtlich nachholen.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ganz zum Schluss: Dass das Elterngeld aus Reihen
der Union als „Bonbon“ bezeichnet wird, ist wirklich
entlarvend


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


und zeigt uns, dass weder von allen das System verstan-
den wurde noch von allen so gewollt ist. Das ist das

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(C (D ahre Problem, das Sie unter Schwarz-Gelb erst einmal ösen müssen. (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705916000

Zu diesem Einzelplan liegen keine weiteren Wortmel-

ungen mehr vor.

Damit kommen wir zum Geschäftsbereich des Bun-
esministeriums der Justiz, Einzelplan 07.

Ich erteile als erster Rednerin das Wort der Bundes-
ustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger.


(Beifall bei der FDP)


Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundes-
inisterin der Justiz:
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol-

egen! Der Justizetat ist auch in diesem Jahr wieder das
ushängeschild des Bundeshaushalts. Wir geben weniger
eld aus – minus 0,5 Prozent –, wir nehmen mehr Geld

in – plus 1,2 Prozent –, und wir steigern damit unsere
eckungsquote auf ein neues Rekordhoch von 85 Pro-

ent. Wenn man diese Zahlen zugrunde legt, dann kostet
ie Bundesjustiz den Bürger jährlich lediglich 89 Cent.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Bundesjustiz!)


Natürlich nur die Bundesjustiz. Die Kosten der Län-
erjustiz habe ich in diesen Betrag nicht eingerechnet.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die ist teurer!)


Diese einmalige Haushaltsbilanz spiegelt sich aber
uch in den bisher gefundenen Ergebnissen und unter-
reiteten Vorschlägen wider, die schon im Kabinett be-
chlossen worden sind. In dem knappen Jahr seit Beginn
ieser Legislaturperiode ist eine Fülle von Vorhaben
uf den Weg gebracht worden. Lassen Sie mich einige
esetzesvorhaben, weil es wichtige sind, hier kurz be-
ennen:

Das Vertrauensverhältnis zu den Anwälten wird bes-
er geschützt.

Die Pressefreiheit wird gestärkt, indem wir die Bei-
ilfe zur Verletzung eines Dienstgeheimnisses nicht
ehr unter Strafe stellen und damit das Einfallstor für

trafrechtliche Ermittlungen geschlossen wird. Das ist
war keine Verpflichtung aus dem Cicero-Urteil, aber
ir wollten das tun.

Wir haben, noch die schrecklichen Bilder aus dem
all Kevin vor Augen, eine Änderung des Vormund-
chaftsrechts dahin gehend beschlossen, dass ein Vor-
und in Jugendämtern und anderen Einrichtungen nur

0 Kinder betreuen soll, weil von einem Vormund, der
30 Kinder zu betreuen hat, wie es im Fall Kevin war,
eine ausreichende Fürsorge geleistet werden kann.

Wir haben jetzt auch für die Restrukturierung der
anken – das war schon in der letzten Legislaturperiode
in Thema, ohne dass das in einen Gesetzentwurf mün-





Bundesministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger


(A) )


)(B)

dete – in gemeinsamer Federführung mit dem Finanz-
ministerium Regelungen für ein Insolvenzverfahren un-
ter Einbeziehung der Gläubiger vorgeschlagen, damit
Fälle, wie wir sie jetzt noch immer im Zuge der Altlast
HRE aus der letzten Legislaturperiode haben, künftig
möglichst verhindert werden.

Wir haben natürlich auch die Insolvenzrechtsreform
auf unserer Agenda, liebe Kolleginnen und Kollegen,
mit der wir das Ziel verfolgen, die Planverfahren zu ver-
bessern und die Eigenverwaltung zu stärken. Der Ge-
setzentwurf befindet sich in der Abstimmung.

Wir beraten hier auch das Haushaltsbegleitgesetz.
Deshalb bin froh, dass erreicht werden konnte, dass es
das sogenannte Fiskusprivileg und die pauschale Bevor-
zugung der Sozialkassen nicht geben wird.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Aber es sind Ersatzmöglichkeiten im Haushaltsbegleit-
gesetz vorgesehen, die gewisse Interessen des Staates
berücksichtigen. Ich denke dabei an § 55, „Sonstige
Masseverbindlichkeiten“, und § 14 der Insolvenzord-
nung, die im Vorschlag zu einer grundlegenden Insol-
venzrechtsreform enthalten sind. Wir haben bestimmt
noch ausreichend Gelegenheit, über bestimmte Punkte in
den Ausschüssen zu beraten. Wir müssen abwarten, zu
welchen Ergebnissen der Rechtsausschuss und das Par-
lament hierbei kommen. Zu anderen Punkten wie Mus-
terbelehrungen bei Verbraucherdarlehen will ich keine
weiteren Ausführungen machen.

Ich möchte lediglich noch den Gesetzentwurf zum
Schutz vor überlangen Gerichtsverfahren erwähnen.
Hierzu liegt ein Kabinettsbeschluss vor. Es ist ein Vorha-
ben, das schon viele Regierungen in den letzten zehn
Jahren beschäftigt hat. Wir müssen hier etwas tun, weil
uns der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte
schon seit Jahren dazu auffordert. In einer Entscheidung
in einem jüngeren Verfahren hat er vor kurzem aus-
drücklich begrüßt, dass die Bundesregierung gehandelt
hat. Es gibt die Möglichkeit einer Verfahrensrüge, mög-
licherweise verbunden mit einer zu zahlenden Entschä-
digung. Das ist mit den Ländern, den obersten Gerichten
und auch dem Bundesverfassungsgericht im Vorfeld ab-
gestimmt. Die unternommenen Anläufe zeigen: Der Re-
gierung ist es gelungen, hier zu einem Erfolg zu kom-
men. Sie haben jetzt die Möglichkeit zu einer intensiven
Beratung im Rechtsausschuss.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Beim Vorgehen gegen Kinderpornografie im Internet
verfolgen wir den Grundsatz „löschen statt sperren“. Wir
sehen deutlich, dass es eine schrittweise Zunahme der
Erfolge gibt. Unsere Anstrengungen sollen mit aller
Macht intensiviert werden. Nach unserer Überzeugung
ist es natürlich das Allerwichtigste, dass diese widerli-
chen Inhalte tatsächlich aus dem Netz verschwinden.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Auch Überlegungen, wie man an die Täter herankommt,
stehen ganz klar in unserem Fokus. Wir müssen prüfen,
ob es da an irgendeiner Stelle noch Verbesserungsmög-
lichkeiten gibt.

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(C (D Einen Gesetzentwurf zur Vorratsdatenspeicherung erden Sie in dieser Zwischenbilanz nicht finden. Es ab ein Urteil, in dem ein Gesetz aus der letzten Legislaurperiode für verfassungswidrig erklärt wurde. Zurzeit ird die EU-Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung eva uiert. Die zuständigen Kommissarinnen sehen selbst die otwendigkeit, sich intensiv mit dieser Richtlinie zu be assen. Unser Handeln als Bundesgesetzgeber wird sich trikt an die Ergebnisse der Prüfung durch die Europäiche Kommission anlehnen. Frau Ministerin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des ollegen Ströbele? Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesinisterin der Justiz: Ja, bitte. Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705916100
Frau Ministerin, ich habe eine Frage zur Vorratsdaten-

peicherung. Ihr Ministerium soll ein Gutachten in Auf-
rag gegeben haben – ich glaube, an das Max-Planck-In-
titut –, das Sie aber zurückgegeben haben, weil Sie mit
em Inhalt nicht einverstanden waren. Meine Fragen:
ibt es ein solches Gutachten? Haben Sie ein solches
utachten in Auftrag gegeben? Können Sie über den In-
alt und über Ihre Kritik an dem Inhalt etwas sagen?

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundes-
inisterin der Justiz:
Herr Ströbele, erstens. Jawohl, es ist ein Gutachten

ei Professor Albrecht vom Max-Planck-Institut in Auf-
rag gegeben worden. Zweitens. Es geht überhaupt nicht
arum, ob mir der Inhalt passt oder nicht. Drittens. Wenn
ir Gelder für ein Gutachten ausgeben, habe ich darauf

u achten, dass der Auftrag vollständig erfüllt wird. Nur
arum geht es. Die Ergebnisse werden dann natürlich
ier vorgetragen und insgesamt bewertet werden.

Lassen Sie mich einen wichtigen weiteren Punkt er-
ähnen, ein Thema, das gerade in der Sommerpause
icht wenige intensiv beschäftigt hat, und zwar die Siche-
ungsverwahrung. In der Koalitionsvereinbarung haben
ir uns auf eine Neuordnung der Sicherungsverwahrung
erständigt, und zwar unabhängig davon, wie die – dann
echtskräftig gewordene – Entscheidung des Europäi-
chen Gerichtshofs für Menschenrechte ausgefallen ist;
enn wir sehen angesichts zahlreicher einzelner Gesetz-
ebungen in den letzten elf Jahren die dringende Notwen-
igkeit, hier ein in sich möglichst widerspruchsfreies
onzept für die Zukunft zu erstellen. Sicherungsverwah-

ung heißt ja, auf der einen Seite das zu tun, was rechts-
taatlich verantwortbar ist, um die Allgemeinheit vor ge-
ährlichen verurteilten Tätern auch nach Haftverbüßung
u schützen, und auf der anderen Seite natürlich alles zu
un, um die rechtsstaatlichen Grundsätze zu beachten.

Wenn jemand seine Strafe verbüßt hat, gilt zunächst
er Grundsatz, dass er dann auch entlassen wird, sodass
ie Möglichkeit, jemanden dann weiter in Verwahrung





Bundesministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger


(A) )


)(B)

zu nehmen – natürlich immer mit Überprüfung und mit
Begutachtung –, ganz strikter Vorgaben bedarf. Deshalb
wollen wir für die Zukunft – die Eckpunkte sind vom
Kabinett beschlossen worden – ganz klar die primäre
und vorbehaltene Sicherungsverwahrung stärken, und
wir wollen die Sicherungsverwahrung generell auf Ge-
waltdelikte konzentrieren; denn genau da liegen dann
auch die Probleme und Gefährdungen für die Allgemein-
heit, für das Wohl des Einzelnen.

Zum Zweiten – das hat die Debatte natürlich bewegt –
haben wir uns darauf verständigt, im Rahmen dessen, was
auf Bundesebene nach der Entscheidung des Bundesver-
fassungsgerichts 2004 überhaupt kompetenzrechtlich
möglich ist, auf der Grundlage von Artikel 5 e der Euro-
päischen Menschenrechtskonvention in einem rechts-
staatlichen Konzept die Unterbringung von psychisch
Gestörten in schwerwiegenden Fällen zu ermöglichen.
An der Umsetzung arbeiten wir derzeit. Ich denke, es ist
mit den Maßnahmen zur Führungsaufsicht ein Gesamt-
konzept, das der rechtsstaatlichen Verantwortung, aber
auch unserem Auftrag Rechnung trägt.

Ich bedanke mich für die Geduld.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705916200

Nächste Rednerin ist die Kollegin Christine Lambrecht

für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Christine Lambrecht (SPD):
Rede ID: ID1705916300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Verehrte Frau Ministerin, ich
kann genau da weitermachen, wo Sie aufgehört haben.
Ich glaube, das Thema „Zukunft der Sicherungsverwah-
rung“ muss mit noch mehr Inhalt gefüllt werden, als Sie
es gerade getan haben. Aber ich möchte gleich sagen:
Als in diesem Sommer deutlich wurde, dass hier so lang-
sam etwas getan wird, nachdem das Urteil bereits letztes
Jahr im Dezember gefasst worden ist, hat Ihnen die
SPD-Fraktion frühzeitig eine konstruktive Zusammenar-
beit angeboten, damit wir in diesem Bereich zu einem
Ergebnis kommen, das dann auch sachgerecht umgesetzt
werden kann.

Ich kann an dieser Stelle auch sagen: Wir begrüßen
ausdrücklich, dass nach den Eckpunkten, die Sie angespro-
chen haben, die Sicherungsverwahrung auf Gewalt- und
auf Sexualverbrechen begrenzt sein soll. Darauf sollte es
dann auch beschränkt bleiben. Die Bevölkerung hat kein
Interesse daran, vor Betrügern oder vor Dieben durch Si-
cherungsverwahrung geschützt zu werden; durch allge-
meines Strafrecht natürlich schon, damit nicht ein fal-
scher Eindruck entsteht. Die Sicherungsverwahrung ist in
diesen Bereichen, glaube ich, der absolut falsche Weg.
Deswegen begrüße ich ausdrücklich, dass Sie das auf
diese Bereiche beschränken wollen. Das wird ebenso un-
sere Unterstützung erfahren wie die Abschaffung der
nachträglichen Sicherungsverwahrung, um stattdessen
die vorbehaltene Sicherungsverwahrung auszubauen.

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(C (D Doch ich habe mittlerweile Zweifel daran, dass dieses us unserer Sicht vernünftige Konzept zumindest in dieem Bereich tatsächlich mit Leben erfüllt wird. Auch der rsprüngliche Entwurf sah – außer dem Vorschlag, eine ußfessel einzuführen – noch keine Regel bezüglich der ltfälle vor. Das ist eigentlich keine Fessel, sondern eine öglichkeit, Straftäter zu orten. Auch da war es so, wie an es aus den Reihen der Koalition kennt – man ist es chon gewohnt, dass es in dem Moment, in dem endlich twas vorliegt, munter losgeht –: Einerseits gab es von rau Voßhoff Zustimmung zu dem Vorschlag; nach ihrer einung macht eine Fußfessel Sinn; andererseits hält es err Bosbach für Unsinn. Die Positionen gingen da uerbeet durcheinander. Es gab weitere Vorschläge, wie man mit Altfällen umehen sollte, also mit Menschen, die jetzt zum Teil entassen werden müssen. Beispielsweise gab es den Vorchlag des bayerischen Innenministers Herrmann von er CSU, einen Internetpranger einzuführen. Die Kolegen Geis und Grindel hielten das zumindest für diskusionswürdig; andere fanden es völlig absurd. Ich will dait nur aufzeigen, was für ein Chaos bei solch einem ichtigen Thema ausgebrochen ist, bei dem die Bürgerinen und Bürger ein sehr hohes Sicherheitsbedürfnis haen. Deswegen bin ich sehr zurückhaltend bei der Frage, b das, was Sie jetzt vorgestellt haben, tatsächlich von rfolg gekrönt sein wird. Ich habe meine Bedenken nicht nur, weil ich Ihnen on der Koalition momentan – aus Ihrer Sicht wahrcheinlich völlig unbegründet, aus unserer schon beründet – kaum zutraue, dass Sie zu einem Ergebnis ommen, sondern auch wegen einiger sachlicher Punkte, ie ich einmal beleuchten möchte. Frau Ministerin, Sie haben angesprochen, dass Sie für sychisch gestörte Täter eine Art der Unterbringung ach der Strafhaft schaffen wollen. Unser Strafrecht ennt den Begriff des psychisch Kranken. Wenn jemand sychisch krank ist, kommt er schon heute nicht in Strafaft, sondern sofort in die Psychiatrie; das regelt schon eute das StGB. Jetzt kreieren Sie einen neuen Begriff: sychisch gestört. Damit wollen Sie ein bisschen das mgehen, was Ihnen vom Europäischen Gerichtshof für enschenrechte vorgegeben wurde. Uns fehlt da die lare Ansage: Was ist denn bitte mit „psychisch gestört“ emeint? Jetzt kann man es natürlich so verstehen: Jeder, er ein grausames Gewaltverbrechen begeht, muss irgendie gestört, also nicht normal sein. Ich glaube aber, das äre ein bisschen zu weit gegriffen. Ich kann nur sagen: ir erwarten eine deutlichere Ansage dazu, was konkret it dem Begriff gemeint ist, damit wir mitreden können. Ich möchte einen weiteren Punkt ansprechen, bei dem ir dringend mehr Informationen brauchen: Wie soll die nterbringung ausgestaltet sein? Das ist genau der unkt, der uns vor die Füße gefallen ist: In der Regel ing es für diejenigen, die in Sicherungsverwahrung unergebracht wurden, quasi mit der Haft weiter; für sie aren keine neuen Umstände gegeben. Da kann ich Ihen nur raten: Schauen Sie sich einmal an, was beispielseise Rheinland-Pfalz hier unternimmt. Das Land – mit em Ministerpräsidenten Kurt Beck und dem zuständi Christine Lambrecht )





(A) )

gen Justizminister Bamberger – ist da schon einen
Schritt weiter: Es plant gerade den Bau einer entspre-
chenden Unterkunft in Diez. Da wird schon jetzt – quasi
vorauseilend – versucht, entsprechende Möglichkeiten
der Unterbringung zu schaffen. Vielleicht ist das einmal
eine Reise wert; ich kann Ihnen das nur empfehlen.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Anscheinend wie beim Nürburgring!)


– Was dem Kollegen dazu einfällt, lassen wir jetzt ein-
mal weg.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich sage es Ihnen
noch einmal: Hier geht es um ein ganz wichtiges Thema.
Ich kann Ihnen im Namen der SPD-Fraktion bei all den
Fragestellungen, die sich ergeben, den Bedenken, ob das
Ganze verfassungs- und europarechtlich konform ausge-
staltet werden kann, eine konstruktive Zusammenarbeit
anbieten. Das ist kein Persilschein; uns ist nicht egal,
was Sie uns vorlegen. Wir werden aber konstruktiv mit-
arbeiten. Das kann ich Ihnen zusagen. Dafür brauchen
wir jetzt endlich einen Gesetzesentwurf, nicht nur Eck-
punkte und Diskussionsentwürfe. Es eilt: Wir brauchen
eine Regelung, bevor alle Alttäter entlassen sind.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich möchte einen weiteren Punkt ansprechen: die
Frage des Sorgerechts. Auch hier gibt es ein Urteil aus
Europa und vom Bundesverfassungsgericht. Wir müssen
die elterliche Sorge bei nichtehelichen Eltern neu regeln.
Es kann nicht weiterhin so sein, dass Vätern das gemein-
same Sorgerecht versagt wird und die Mutter allein da-
rüber entscheidet. Auch da möchte ich Sie dringend bit-
ten: Legen Sie etwas vor! Das, was da momentan wabert
– ob es eine Regellösung oder eine Antragslösung gibt –,
ist nicht sonderlich konkret und nicht geeignet, um sich
damit zu beschäftigen.


(Beifall bei der SPD)


Ich kann für uns sagen: Wir favorisieren eine An-
tragslösung. Wir glauben nämlich, es wäre sachgerecht,
dass ein Vater, der sich um sein Kind kümmert, Unter-
halt zahlt und tatsächlich ein Umgangsrecht wahrnimmt
– also das umsetzt, was man unter elterlicher Sorge ver-
steht –, ein Recht darauf hat, die gemeinsame elterliche
Sorge übertragen zu bekommen. Insofern gibt es eine
klare Ansage von uns: Wir favorisieren eine Antragslö-
sung. Wir werden auch hier sehr konstruktiv mit Ihnen
zusammenarbeiten.


(Beifall bei der SPD)


Aber auch hier fehlt es an einem konkreten Vorschlag.

Lassen Sie mich einen weiteren Punkt ansprechen, bei
dem etwas fehlt. Sie haben in der Koalitionsvereinba-
rung angekündigt, dass Sie etwas gegen Mietnomaden
tun wollen. Der erste Vorschlag, der gemacht wurde,
war: Wir verändern die Kündigungsfristen. Als ob das
gegen Mietnomaden auch nur im Geringsten etwas nüt-
zen würde! Der Vorschlag ist offensichtlich vom Tisch.
Sie haben in der Deutschen Richterzeitung erklärt, dass
Sie das nicht infrage stellen wollten. Einige aus der Ko-
alition sahen das anders. Gegen die Mietnomaden an

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(C (D ich haben Sie bis heute nichts vorgelegt. Sie haben es roßmütig angekündigt, aber bis heute liegt nichts vor. enn Sie ernsthaft an das Problem herangehen wollen, ann ich Sie nur auffordern: Machen Sie Vorschläge! ir werden bereit sein, konstruktiv mitzuarbeiten. Nur: un Sie endlich was! Ich habe den Eindruck, Sie sind gar nicht gewillt, etas zu tun. Das muss ich ehrlich sagen. (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Der ist falsch, eindeutig falsch!)


(Beifall bei der SPD)


eswegen möchte ich zum Schluss ein Thema anspre-
hen, bei dem man auf den ersten Blick den Eindruck
aben könnte, dass es gar nichts mit der Haushaltsde-
atte zum Bereich Justiz zu tun hat, aber nur auf den ers-
en Blick. Es geht um die Vereinbarung zum Atomaus-
tieg, den sogenannten Geheimvertrag, der so geheim
icht mehr ist.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Was? Das hat wirklich nichts mit Justiz zu tun!)


Ja, darauf komme ich gleich zu sprechen. Auch Sie
erden es verstehen, wenn ich ein paar Sätze dazu ge-

agt habe, Herr Grosse-Brömer.

In einem Geheimvertrag zwischen Vertretern von
nergieversorgungsunternehmen und einem Vertreter
er Bundesregierung – der zuständige Minister ist es
icht, sondern es ist ein Staatssekretär – morgens um
.30 Uhr –


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Sie haben früher angefangen!)


as ist in deutscher Gründlichkeit auf diesem Vertrag so-
ar vermerkt – wurde vereinbart, dass Laufzeiten für
tomkraftwerke verlängert werden und dass auf Steuer-

ahlungen verzichtet wird, wenn die Betreiber die ge-
etzlich auferlegte Pflicht, Sicherheitsstandards einzu-
alten, erfüllen und die Kosten die Steuerlast über-
teigen. Ich frage Sie in Ihrer Funktion als Rechtspoliti-
er, als Juristen, als Parlamentarier: Lassen Sie sich so
twas allen Ernstes gefallen? Ich kenne Sie eigentlich
anz anders. Bei Ihnen können selbst die letzten Hinter-
änkler vor Kraft manchmal nicht mehr laufen.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Die gibt es nicht!)


wischenrufe werden einfach so hereingeblökt, aber in
iner solchen Frage sitzen Sie stumm da, genau wie jetzt,


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Sollen wir dazwischenrufen oder nicht? Was jetzt?)


nd lassen sich einfach von der Regierung Ihr höchstes
echt nehmen. Sie lassen sich kastrieren und sitzen da
ie die Lämmer.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Vorsicht!)


ch kann Ihnen nur sagen: Wachen Sie endlich auf und
ehmen Sie Ihre Verantwortung wahr!





Christine Lambrecht


(A) )


)(B)


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Gerade wir als Rechtspolitiker – der Vorsitzende des
Rechtsausschusses ist anwesend – haben die Pflicht, alle
Gesetze auf Rechtmäßigkeit und Verfassungsgemäßheit
zu überprüfen.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Genau!)


Diese Möglichkeit wird uns dadurch genommen, dass
der Verzicht auf Steuern am Parlament vorbei vereinbart
wurde. Wo leben wir denn?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Überprüfung ist unsere herausragende Pflicht als
Parlament. Es kann doch nicht wahr sein, dass man sich
so etwas entziehen lässt. Wachen Sie endlich auf, wer-
den Sie wieder zu den selbstbewussten Parlamentariern,
die Sie eigentlich sind.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: RotGrün hat auch einen Vertrag geschlossen! Wo ist da der Unterschied?)


Lassen Sie sich nicht rasieren. Sie werden sonst viel Zeit
vor Gerichten verbringen müssen, um solche Vereinba-
rungen zu vertreten. Das ist sicherlich nicht im Sinne ei-
ner sinnvollen Haushaltsführung.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705916400

Die Kollegin Andrea Voßhoff hat jetzt das Wort für

die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Andrea Astrid Voßhoff (CDU):
Rede ID: ID1705916500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Kolle-

gen! Frau Lambrecht, Sie haben eingangs zum Thema
Sicherungsverwahrung unter anderem gesagt, dass die
Koalition unterschiedliche Vorschläge gemacht habe. Ich
habe im Zuge der Diskussion irgendwo gelesen, dass
Herr Montag gesagt habe, man habe 2004 der nachträgli-
chen Sicherungsverwahrung nur zugestimmt, weil sonst
die Koalition geplatzt wäre. Also, so ganz unstreitig
dürfte das unter Rot-Grün auch nicht gewesen sein.


(Christine Lambrecht [SPD]: Bei Ihnen ist es die eigene Partei!)


Zu dem Thema, das Sie zum Schluss angesprochen
haben. Die Koalition ist mehr als wach. Nach meinem
Kenntnisstand gab es auch bei Ihnen damals Nebenver-
einbarungen. Wenn Sie die jetzt kritisierten Nebenver-
einbarungen rechtsförmlich zu beanstanden haben, dann
können Sie das jederzeit gerne tun.


(Beifall bei der CDU/CSU – Christine Lambrecht [SPD]: Da gab es ein Gesetz!)


Meine Damen und Herren, mit der ersten Lesung zum
Einzeletat Justiz steht auch das erste Jahr der christlich-

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(C (D iberalen Rechtspolitik zur Debatte. Im Koalitionsverrag haben wir die Überschrift für unsere Themenfelder enannt: Freiheit und Sicherheit durch Bürgerrechte und tarken Staat. Ich finde, das ist für die Themen der echtspolitik eine sehr gute Überschrift. Dass nach eiem Jahr – um mit der Sprache der Haushälter zu sprehen – Soll und Haben in diesem Bereich noch nicht usgeglichen ist, erwarten Sie auch nicht; das ist gar eine Frage. Wir haben aber schon einiges auf den Weg ebracht, einiges auch schon verabschiedet – die Miniserin hat einiges davon genannt –: EU-Geldgesetz, Diergenzvorlage. Das wissen Sie. Auch wenn das nicht unbedingt ein typisches rechtsolitisches Thema ist, möchte ich hier doch erwähnen, ass sich der Gesetzentwurf zur SED-Opfer-Pension in er parlamentarischen Beratung befindet. Die wird bald bgeschlossen sein. Ich sagte bereits, dass das kein typiches rechtspolitisches Thema ist. Es ist uns zur Federührung zugewiesen worden. Ich finde aber schon, dass an das im Jahr 20 nach der Wiedervereinigung hier erähnen darf. Es geht dabei um die Verbesserung der ED-Opfer-Bezüge. Daran arbeiten wir. Wir treffen uns n einer großen Berichterstatterrunde des Rechtsauschusses. Ich hoffe dabei auf Ihre aktive und intensive ithilfe. Ich denke, im Jahr 20 nach der Wende darf man uch beim Thema Rechtspolitik erwähnen, dass dies ein utes und sinnvolles Unterfangen ist. Zu den umfangreicheren rechtspolitischen Gesetzesorhaben gehört – die Ministerin hat es erwähnt – die eform des Insolvenzrechts. Schon vor der Sommerause wurde ein Diskussionsentwurf des BMJ dazu verandt. Unabhängig von den Detailproblemen, auf die die inisterin hingewiesen hat, wurde er in der Fachwelt urchaus sehr positiv bewertet. Wir wollen damit die hancen für die Sanierung von Unternehmen in der rise verbessern. Die Bundeskanzlerin hat formuliert: ir wollen, dass Deutschland stärker aus der schwersten inanzund Wirtschaftskrise seit 80 Jahren herausommt, als es vorher war. Die christlich-liberalen echtspolitiker werden mit der Reform des Insolvenz echts dazu einen guten Beitrag leisten. In diesem Zusammenhang muss man selbstverständich auch das vom Kabinett beschlossene Bankenretrukturierungsgesetz nennen. Wir wollen sicherstelen, dass Bankinstitute weit unterhalb der Schwelle der nteignung in einem geordneten Verfahren frühzeitig saiert werden können. Hier werden Finanzund Rechtsolitiker der Koalition sehr intensiv zusammenarbeiten. uch das ist eine rechtsund finanzpolitische Antwort er christlich-liberalen Koalition auf die Bankenund inanzkrise. Frau Kollegin Lambrecht, Sie erwähnten die Neureelung des Sorgerechts für nichteheliche Kinder. Es ist ichtig, dass der EGMR, kürzlich aber auch das Bundeserfassungsgericht uns dazu aufgefordert haben, die echte der Väter auf den Erwerb der gemeinschaftlichen orge zu stärken. Das werden wir auch tun. Es ist rich ig, dass unterschiedliche Modelle in der Diskussion ind. Auch Sie wissen, dass die Diskussion darüber nicht Andrea Astrid Voßhoff )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





)(B)

einfach ist. Sie können aber sicher sein, dass wir in ab-
sehbarer Zeit einen guten Vorschlag vorlegen werden,
über den wir dann gemeinsam diskutieren können. Viel-
leicht können wir dann auch Sie davon überzeugen.

Ein sehr wichtiges Unterfangen, der Gesetzentwurf
bezüglich der Entschädigung bei überlangen Gerichts-
verfahren, ist von der Ministerin schon genannt worden.

Wir werden in Kürze aber auch eine Verschärfung der
Strafbarkeitsvorschriften in Bezug auf Gewalt gegen
Polizeibeamte auf den Weg bringen. Polizeibeamte,
aber auch Rettungskräfte sehen sich bei ihrer Arbeit im-
mer dreisteren Angriffen Dritter ausgesetzt, auf die eine
angemessene Reaktion des Staates erforderlich ist. Die
Union steht hier an der Seite der Polizeibeamten, die tag-
täglich ihre Gesundheit für uns alle riskieren, und wird
dafür sorgen, dass der Staat einen angemessenen Schutz
bereitstellt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Zwei weitere Punkte hat die Ministerin genannt: Stär-
kung des Vertrauensverhältnisses zu Rechtsanwälten und
den Gesetzentwurf zur Stärkung der Pressefreiheit im
Straf- und Strafprozessrecht. Auch das muss man nen-
nen.

Dann kommen wir zu dem Thema, das die Debatte
heute logischerweise beherrschen muss – das ist gar
keine Frage –, weil es eines der schwierigsten rechtspoli-
tischen Themen überhaupt ist, zur Frage der Neuord-
nung der Sicherungsverwahrung. Es ist überhaupt
keine Frage, dass das bei uns oben auf der Tagesordnung
steht. Wir wissen, dass wir durch die Entscheidung des
EGMR zum Handeln gezwungen sind. Ich habe es ein-
gangs gesagt: Rot-Grün hat die nachträgliche Siche-
rungsverwahrung eingeführt, die heute zur Diskussion
und zur Disposition steht. Heute ist schon deutlich ge-
worden, dass mit dem Lösungsansatz, mit den Eckpunk-
ten, die seitens des BMJ und des BMI erarbeitet wurden
– Konzentration der primären, Ausbau der vorbehalte-
nen, aber auch der im Detail sicherlich noch zu diskutie-
rende Vorschläge zur Regelung der sogenannten Alt- oder
Parallelfälle –, eine gute Regelung auf den Weg gebracht
wurde. Ich hoffe – das ist wichtig und notwendig –, dass
der Gesetzentwurf möglichst bald vorliegt. Dann können
wir im Detail darüber diskutieren, was erforderlich ist
und was nicht.

Weil Sie es vorhin erwähnt haben, darf ich in diesem
Zusammenhang sagen, dass die Ausgestaltung natürlich
schwierig ist: Aber um was geht es dabei? Sie, meine
Damen und Herren von der SPD und den Grünen, haben
die nachträgliche Sicherungsverwahrung damals be-
schlossen, weil vier oder fünf Straftäter, bei denen nach-
weislich klar war, dass sie nicht auf freien Fuß gesetzt
werden durften, drohten freizukommen. Das war das
Motiv, warum Sie das damals gemacht haben. Im Zuge
der EGMR-Entscheidung – das wissen Sie – steht theo-
retisch in über 70 Fällen die Freilassung an. Deshalb war
es gerade für uns als Union in der Diskussion in der
Sommerpause wichtig, zu fragen: Was können wir an
dieser Stelle tun, um dem Schutz der Bevölkerung ge-
recht zu werden? Der Rechtsstaat verliert an Akzeptanz;

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(C (D enn die Bürger auf der Straße fragen uns. Sie verstehen icht, was das soll, dass jemand, der nach wie vor als geährlich gilt, rund um die Uhr von 20 Polizisten überacht werden muss. (Christine Lambrecht [SPD]: Dann tun Sie etwas! Was?)


Ja, natürlich, wir sind dabei; das haben Sie vorhin mit-
ekommen. – Der Bürger verliert das Vertrauen in den
echtsstaat, wenn wir nicht zumindest versuchen, eine
ntwort zu finden. Die Union kämpft da um jeden Milli-
eter.


(Christine Lambrecht [SPD]: Nur die Union?)


Deshalb haben wir – lassen Sie mich doch ausreden –
icht nur diese Diskussion innerhalb der Koalition ge-
ührt, sondern wir haben auch – da danke ich ganz aus-
rücklich nicht nur dem Innenminister de Maizière, der
orhin da war, sondern auch der Justizministerin – einen
ompromiss gefunden, der diesem Anspruch gerecht
erden kann. Mit dem Entwurf eines Gesetzes zur The-

apierung und Unterbringung psychisch gestörter Ge-
alttäter möchten wir das Problem, das ich vorhin ge-
annt habe, in den Griff bekommen. Das ist eine gute
eratungsgrundlage. Ich sagte es: Das Gesetzgebungs-
erfahren muss jetzt laufen; der Gesetzentwurf muss ein-
ebracht werden. Wir müssen sehen, dass wir ihn zügig
ich hoffe, noch in diesem Jahr – verabschieden. Ich
enke, das Thema wird uns hier in diesem Hause noch
äufiger beschäftigen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich möchte noch zwei Punkte ansprechen; die Minis-
erin hat sie genannt. Dies muss man hier ansprechen
ürfen. Für uns als Union – ich denke, wir werden in der
oalition einen Weg finden, auch wenn er vielleicht
icht ganz einfach ist – ist es wichtig, dass das Thema
orratsdatenspeicherung sobald als möglich wieder
uf die Tagesordnung kommt. Wir wissen, dass es auf
er europäischen Ebene einen Evaluierungsbericht ge-
en soll. Gleichwohl ist das für uns von Bedeutung. Die
rage muss angegangen werden. Nach dem Urteil des
undesverfassungsgerichts ist dieses wichtige Ermitt-

ungsinstrument in Deutschland nicht mehr verfügbar.
as Verfassungsgericht hat klar gesagt, dass eine Spei-

herung von Verbindungsdaten nicht per se verfassungs-
idrig ist. Das wissen Sie; wir haben die Diskussion da-

über schon häufig geführt. Außerdem müssen wir die
U-Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung umsetzen,
nd zwar schon seit September 2007 bzw. für die Inter-
etdaten seit März 2009.

In diesem Zusammenhang – auch das ist vorhin ange-
prochen worden – möchte ich betonen, dass die Fragen
m Zusammenhang mit dem Zugangserschwerungsge-
etz geklärt werden müssen, Stichwort „Darstellung kin-
erpornografischer Abbildungen im Internet – Löschen
tatt Sperren“. Ja, wir haben in der Koalitionsvereinba-
ung eine Regelung getroffen. Auf dieser Grundlage
erden wir hoffentlich gemeinsam eine Lösung finden.

(A)






Andrea Astrid Voßhoff


(A) )


)(B)

Frau Ministerin, Sie haben vorhin auf die Daten hinge-
wiesen. Ich kenne unterschiedliche Daten und Informa-
tionen, zum Beispiel einen Artikel aus der Frankfurter
Allgemeinen Zeitung vom 3. September 2010, in dem steht,
dass die Internetwirtschaft sich korrigieren muss, weil es
mit dem Löschen nicht so funktioniert wie gedacht. Das
Kriminalwissenschaftliche Institut der Leibniz-Universi-
tät Hannover hat veröffentlicht, dass 170 000 bis 180 000
sicher zugeordnete kinderpornografische Bilder in der
Datenbank des BKA vorhanden sind. Die Dunkelziffer
dessen, was im Internet ersichtlich ist, ist enorm groß.

Ich denke, dass wir an dieser Stelle zu einer Lösung
kommen müssen. Wir dürfen uns, wie ich meine, dem
Thema Sperren nicht in Gänze verschließen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir werden aber in dieser Frage weiter miteinander ver-
handeln. Wir haben einen Koalitionsvertrag. Uns Rechts-
politikern ist das ein Anliegen, weil es unerträglich ist,
diesen Schund im Internet sehen zu müssen. Wir sollten
im Interesse unserer Kinder alles daransetzen, etwas da-
gegen zu tun. Je eher wir löschen können, umso besser.
Aber wenn es technische Probleme gibt, kann man schon
einmal sozusagen den Vorhang zuziehen, bis gelöscht
werden kann. Deshalb ist es der Union ein Anliegen – wir
sind dabei, auch wenn es nicht ganz einfach ist –, dass wir
dort gemeinsam einen Weg finden.

In diesem Zusammenhang stehen viele Themen an.
Ich hätte noch einige nennen können, zum Beispiel das
Mietrecht; die Kollegin Lambrecht hat es angesprochen.
Seien Sie gewiss, dass Sie demnächst von uns einen gu-
ten Vorschlag auch zum Thema Mietnomaden bekom-
men. Wir werden im Rechtsausschuss viel zu debattieren
und zu diskutieren haben. Ich fordere Sie als Opposition
auf, sich daran aktiv zu beteiligen – ich weiß, Sie werden
es tun –, und wenn es auch noch konstruktiv erfolgt,
würde uns das als Rechtspolitiker der christlich-liberalen
Koalition sehr freuen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705916600

Das Wort zu einer Kurzintervention gebe ich dem

Kollegen Kauder, der vorhin nicht zum Zuge kam, weil
Frau Lambrecht so schnell weg war und gar nicht mehr
hören konnte, dass ich sie nach der Frage fragen wollte.

Siegfried Kauder (Villingen-Schwenningen) (CDU/
CSU):

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Frau Kollegin
Lambrecht, Sie haben im Zusammenhang mit der beab-
sichtigten Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraft-
werken das Hohe Haus attackiert. Sie haben erklärt, dass
Sie nicht verstünden, dass sich die Mitglieder des deut-
schen Parlaments nicht dagegen wehren würden, dass
ein Teil in Geheimverträgen geregelt würde.


(Christine Lambrecht [SPD]: Der Koalition! Wir wehren uns ja!)


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(C (D abei haben Sie einen Teil der Mitglieder dieses Hohen auses als Hinterbänkler bezeichnet. Ich halte diesen egriff für unparlamentarisch und bitte Sie, ihn zurückunehmen. Frau Lambrecht, bitte. Ich glaube, wir alle sind uns einig, dass nicht jeder in er ersten Reihe Platz nehmen kann. Ansonsten müssten ir diese ziemlich verlängern. Zunächst einmal halte ich den Begriff „Hinterbänker“ nicht für eine Beleidigung. Ich glaube, dabei bin ich it vielen Kolleginnen und Kollegen aus den hinteren eihen einer Meinung, weil natürlich auch diejenigen, ie nicht in der ersten Reihe sitzen oder stehen, wertolle Arbeit leisten. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705916700
Christine Lambrecht (SPD):
Rede ID: ID1705916800

Herr Kauder, im Allgemeinen bin ich es von Ihnen
ewohnt, dass Sie zuhören. Das haben Sie in diesem Fall
ffensichtlich aber nicht getan. Das liegt vielleicht da-
an, dass der Vorwurf so saß. Ich habe ausdrücklich ge-
agt: Ich kenne Kolleginnen und Kollegen – auch als
interbänkler –, die ansonsten vor Kraft nicht laufen
önnen. – Ich bitte, ganz genau zuzuhören und erst dann
ritik zu üben. So viel zu den Hinterbänklern.

Offensichtlich hat die Aussage richtig gesessen, dass
ie als Regierungskoalition, dass Sie als Parlamentarier
iese Umgehung nicht stoppen und sich gegen diese
mgehung auch nicht wehren, sondern wie die Lämmer

usehen, wie am Parlament vorbei Vereinbarungen zu-
asten der Bevölkerung getroffen werden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD – Zuruf von der CDU/ CSU: Die billigen Plätze sind nicht die hinteren, sondern die auf den Oppositionsbänken!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705916900

Die Kollegin Halina Wawzyniak hat jetzt das Wort für

ie Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Halina Wawzyniak (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705917000

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kollegin-

en und Kollegen! Sehr geehrte Frau Ministerin! Man
oll in der Opposition nicht immer nur kritisieren. Des-
alb möchte ich zunächst zwei Gesetzentwürfe aus Ih-
em Ministerium lobend erwähnen. Dies ist zum einen
er Gesetzentwurf zum Schutz vor überlangen Verfahren
nd zum anderen der Gesetzentwurf zur Stärkung der
ressefreiheit. Ich hätte mir gewünscht, dass Sie unseren
esetzentwurf aus der vergangenen Wahlperiode kom-
lett übernommen hätten.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oder unseren!)






Halina Wawzyniak


(A) )


)(B)

Dann müssten wir nicht nur von „ein bisschen Stärkung
der Pressefreiheit“ reden, aber na gut.

Wir alle wissen, wie intellektuell arm ein Land ist, in
dem es keine umfassende Pressefreiheit gibt. Deshalb ist
es zu begrüßen, dass Journalistinnen und Journalisten
künftig zumindest nicht wegen Beihilfe zum Geheimnis-
verrat angeklagt werden können.

Doch damit ist es – bedauerlicherweise – genug des
Lobes. Angesichts Ihrer persönlichen Geschichte bzw.
Ihrer Biografie habe ich kein Verständnis für den Kom-
promiss bei der Sicherungsverwahrung und dem Einsatz
der elektronischen Fußfessel. Hierbei sind Sie leider im
Sommer gegenüber den Sicherheitsfanatikern der Union
in Ihrer liberalen Haltung eingeknickt.

Mir ist klar, dass man in einer Koalition Kompro-
misse schließen muss, insbesondere als Juniorpartner
und mit nicht sonderlich erbaulichen Umfragewerten.
Dass aber die CDU/CSU ihr vermeintlich verloren ge-
gangenes konservatives Profil ausgerechnet im sensiblen
Bereich des Jugendstrafrechts und des Strafrechts schär-
fen darf, finde ich nicht hinnehmbar.


(Beifall bei der LINKEN)


Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, die Linke
lehnt die Sicherungsverwahrung ab. Die Sicherungs-
verwahrung ist verfassungswidrig, europarechtlich be-
denklich und hält rechtsstaatlichen Prinzipien nicht stand.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unsinn!)


Vielleicht sagen Ihnen folgende Stichworte etwas:
Verbot der Doppelbestrafung, Schuldprinzip. Wenn ja,
dann wüssten Sie selbst, warum die Sicherungsverwah-
rung rechtsstaatlich bedenklich ist. Bei der Sicherungs-
verwahrung handelt es sich um eine Inhaftierung für
noch nicht begangene Straftaten, um eine präventive Si-
cherungshaft, und das ist mit dem deutschen Strafrecht
nicht vereinbar.


(Burkhard Lischka [SPD]: Da haben Sie manches missverstanden!)


Auch der zwangsweise Einsatz der sogenannten elek-
tronischen Fußfessel begegnet erheblichen Bedenken.
Dies stellt eine Totalüberwachung der Betroffenen dar,
welche in einer freien Gesellschaft nicht toleriert werden
darf. Sie wirkt stigmatisierend und behindert die Reso-
zialisierung der ehemaligen Gefangenen. Die Wiederein-
gliederung wird erheblich erschwert, wenn der Betrof-
fene die ganze Zeit das Gefühl haben muss, beobachtet
zu werden.

Bisher war es in der bundesrepublikanischen Rechts-
wissenschaft und Rechtspolitik Konsens, dass tragende
Säulen des Strafrechts und des Jugendstrafrechts die Re-
sozialisierung und der Erziehungsgedanke sind. Dieser
Konsens wird mit dem Gesetz zur Neuordnung des
Rechts der Sicherungsverwahrung und zur Stärkung der
Führungsaufsicht aufgelöst.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der FDP, sehr
geehrte Frau Ministerin, am vergangenen Samstag fand
die Demonstration „Freiheit statt Angst“ statt. Der Info-

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(C (D tand Ihrer Partei, mit schicken gelben T-Shirts, war diekt neben dem der Linken aufgebaut. Nunmehr fordert hr Koalitionspartner in Form von Herrn Bosbach von hnen eine Neuregelung der Vorratsdatenspeicherung nd der Internetsperren. Ich habe eine Bitte an Sie: assen Sie die Union einfach rechts liegen – da, wo sie ingehört –, und verlassen Sie sich an dieser Stelle auf ot-Rot-Grün! Denn soweit ich weiß, teilen wir hier im rundsatz Ihre Positionen, und wir sind bereit, diese ositionen mit Ihnen gemeinsam gegen die Union zu erteidigen. (Beifall bei der LINKEN – Michael GrosseBrömer [CDU/CSU], an die LINKE gewandt: Was? Da klatscht ihr auch noch?)


Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, Politik hat
ie Pflicht, aufzuklären. Ich habe mir drei Punkte aus
em Haushalt dieses Bundesministeriums herausge-
ucht, an denen man exemplarisch zeigen kann, dass die
oalition leider kein Interesse an Aufklärung und Sach-
olitik hat.

Da wären die Zuschüsse an die Kriminologische Zen-
ralstelle in Wiesbaden, die Deutsche Bewährungshilfe
nd das Präventionsprojekt Dunkelfeld der Humboldt-
niversität. Diese Zuschüsse seitens des Justizministeri-
ms sind seit Jahren äußerst gering. Obwohl die Einnah-
en im Haushalt im Jahr 2011 insgesamt um circa
Millionen Euro steigen, sinken die Ausgaben um

,5 Millionen Euro – Geld, welches die drei Institute gut
ebrauchen könnten. Aber vielleicht besteht ja gar kein
nteresse an einer seriösen rechtswissenschaftlichen For-
chung. Denn diese würde den Law-and-Order-Wün-
chen der konservativen Politik die empirischen Grund-
agen entziehen.

Die Deutsche Bewährungshilfe beispielsweise hat die
euordnung des Rechts der Sicherungsverwahrung kriti-

iert. Die Kriminologische Zentralstelle in Wiesbaden
eröffentlicht regelmäßig Forschungsergebnisse, Studien
nd Aufsätze. Diese stellen der vor allem im Strafrecht
nd Jugendstrafrecht stammtischorientierten Rechtspoli-
ik kein gutes Zeugnis aus.

Schließlich möchte ich auf das sehr bemerkenswerte
räventionsprojekt Dunkelfeld an der Berliner Charité
ufmerksam machen. In diesem Präventionsprojekt wer-
en kostenlos Therapieplätze angeboten für Nutzer von
inderpornografie mit auf Kinder oder Jugendliche ge-

ichteten sexuellen Fantasien und Wünschen, die ihren
onsum einstellen wollen und deswegen therapeutische
ilfe suchen. Aber leider gibt es bundesweit neben Ber-

in nur noch in Kiel ein vergleichbares Angebot. Genau
olche Projekte brauchen aber in viel größerer Zahl Un-
erstützung.

Eine rationale Rechtspolitik ist auf seriöse empirische
aten angewiesen. Es ist Aufgabe des Staates, diese, be-
or er zu restriktiven und einschneidenden Maßnahmen
reift, in Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten
u erheben, auszuwerten und entsprechende Schlussfol-
erungen für die Politik daraus zu ziehen.


(Beifall bei der LINKEN)






Halina Wawzyniak


(A) )


)(B)

Dies erfordert aber eine Diskussion, in der man sich
auch einmal den einfachen Wahrheiten der konservati-
ven Stammtischpolitik entgegenstellen muss. Bei der
Union ist da Hopfen und Malz verloren. Ich hoffe, Sie,
Frau Justizministerin, haben mehr Standvermögen.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705917100

Für Bündnis 90/Die Grünen hat die Kollegin Ingrid

Hönlinger das Wort.


Ingrid Hönlinger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705917200

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Sehr geehrte Frau Ministerin! Ein zentrales
Anliegen unserer Diskussionen im Rechtsausschuss und
im Plenum ist die Frage: Wie ermöglichen wir den Bür-
gerinnen und Bürgern den gleichen Zugang zum Recht?
Hierzu möchte ich auf fünf zentrale Punkte eingehen.

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat
die Bundesrepublik in 54 Fällen wegen überlanger Ver-
fahren gerügt. Sicher sind das Einzelfälle. Dennoch gibt
es bei uns im Lande zu viele Gerichtsverfahren, die zu
lange dauern.

Bürgerinnen und Bürger haben nur dann Vertrauen in
die Gerichtsbarkeit, wenn sie innerhalb absehbarer Zeit
auch ein gut begründetes Urteil erhalten. Um dies zu ge-
währleisten, brauchen wir strukturelle Verbesserungen in
den Verfahren, die Länder müssen sich die Frage nach
der Personalausstattung stellen lassen, und wir brauchen
ein effektives Verfahren. Da reicht uns der Entwurf, der
vorgelegt wurde, nicht aus. Eine Untätigkeitsbeschwerde
könnte hier zusätzlich Abhilfe schaffen.

Insgesamt 18 Jahre dauerte ein Rechtsstreit um eine
Hinterbliebenenrente. Das ist eine unzumutbare Heraus-
forderung für den Rechtsuchenden, aber auch für An-
wälte und Gerichte. Ein solcher Fall darf sich nicht wie-
derholen. Dafür müssen wir hier sorgen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Eine weitere Ohrfeige aus Straßburg hat diese Bun-
desregierung beim Thema Sorgerecht erhalten; das
wurde schon gesagt.


(Florian Toncar [FDP]: Uralt! – Christian Ahrendt [FDP]: Uralt!)


Es wurde festgestellt, dass nichteheliche Väter durch das
Sorgerecht, wie es jetzt geregelt ist, diskriminiert wer-
den. Wir alle kennen aber Paare, bei denen sich sowohl
die Mutter als auch der Vater bestens um die Kinder
kümmern. Wir meinen: Bei einer Neuregelung des Sor-
gerechts muss das Kindeswohl im Vordergrund stehen,
und wir müssen die Rechte und Pflichten für verheiratete
und nicht verheiratete Väter möglichst weitgehend an-
gleichen. Bis heute hat es die Regierung leider nicht ge-
schafft, eine brauchbare Vorlage zu liefern. Wir Grünen
werden uns jedenfalls energisch für eine Neuregelung
des Sorgerechts einsetzen – im Sinne eines Antragsver-
fahrens.

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(C (D Das Stichwort Mediation ist bisher noch nicht gefalen. Wir müssen die EU-Richtlinie zur Mediation hier im undestag bis Mai 2011 umsetzen. Auch hierfür liegt ein ntwurf vor, der einige positive Aspekte enthält. Es feh en aber einige wichtige Punkte: Zum Beispiel ist die Ausund Fortbildung ein wichtier Bestandteil der Qualitätssicherung der Mediation, nd die Ausund Fortbildung muss fortlaufend gesichert erden. Das Gleiche gilt für die Antwort auf die Frage, wie ir einkommensschwachen Schichten den Zugang zur ediation gewähren. Wir meinen, dafür brauchen wir in Mediationskostenhilfeverfahren in Anlehnung an die rozesskostenhilfe. Wir reden jetzt gerade über den aushalt. Natürlich kostet so etwas Geld, aber aufgrund er spürbaren Entlastung der Gerichte können wir auch ieder Geld einsparen. Unsere Nachbarländer haben es ns schon vorgemacht. In den Niederlanden, in Frankeich und in Norwegen gibt es eine Mediationskostenilfe. Die Mediation ist ein demokratisches Verfahren, urch das die Selbstbestimmung und auch die Mitwirung gestärkt werden. Ich meine, es lohnt sich, auf dieem Weg weiterzugehen, und wir Grünen werden uns afür nachhaltig einsetzen. Zugang zum Recht bedeutet auch, dass alle Menschen ugang zum Recht erhalten, unabhängig von der Größe hres Geldbeutels. Es liegt jetzt ein Gesetzentwurf des undesrates zur Beratungshilfe vor. Die Beratungshilfe oll eingeschränkt werden, obwohl die Kosten für die eratungshilfe in den letzten Jahren zweimal hinterinander gesunken sind. Das haben wir aus einem akuellen Bericht aus dem Bundesamt für Justiz erfahren. ie Kosten sind um insgesamt 2,7 Millionen Euro ge unken. Dennoch soll die Beratungshilfe weiter eingechränkt werden. Frau Ministerin, Sie haben sich zu dem Bundesratsntwurf kritisch geäußert. Ich kann Sie darin nur bestären und hoffe, dass Sie diese kritische Einschätzung eiterhin aufrechterhalten. Zum Insolvenzrecht. Mit drei Änderungen im Hausaltsbegleitgesetz wollen Sie den Fiskus gegenüber aneren Gläubigern besserstellen. Das soll dem Fiskus ährlich 390 Millionen Euro einbringen. Meine Damen nd Herren von der Regierungsbank, damit zeigen Sie eider zum wiederholten Male, dass Ihnen kurzfristige ewinne wichtiger als langfristige wirtschaftspolitische onzeptionen sind. Sie wollen kurzfristig staatliche Einahmen erzielen, vergessen aber völlig, dass Sie damit angfristig einen wirtschaftlichen Schaden anrichten, der m ein Vielfaches größer sein wird. Ihre Pläne führen zu inem Liquiditätsabfluss bei den Unternehmen. Dadurch ird eine Sanierung der betroffenen Unternehmen imer schwieriger, und es besteht die Gefahr, dass Sie die Ingrid Hönlinger )


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )

Betriebe und damit auch die Gläubiger direkt von der In-
solvenz in den Ruin treiben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir Grünen wollen Betriebe retten, damit diese Be-
triebe auch morgen wieder Beschäftigung schaffen und
Steuern zahlen können. Das ist für uns die Konzeption
der Zukunft. Aus diesem Grund können wir uns dieser
Strohfeuerfinanzpolitik nicht anschließen.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Da muss sie selber lachen!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705917300

Jetzt hat der Kollege Florian Toncar für die FDP-

Fraktion das Wort.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Florian Toncar (FDP):
Rede ID: ID1705917400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die Ministerin hat anhand vieler Vorhaben, die sie hier
vorgetragen hat, sehr deutlich gemacht, was diese Bun-
desregierung unter einer modernen Rechtspolitik und
unter Rechtsstaatlichkeit versteht, nämlich dass sie die
Bürgerrechte stärken möchte, dass sie selbstverständlich
für Sicherheit sorgen möchte, aber dass sie Sicherheit
immer als Beitrag zur Verwirklichung unserer freiheitli-
chen Gesellschafts- und Rechtsordnung und nicht als
Gegensatz sieht. Das begrüßt die FDP-Bundestagsfrak-
tion nachhaltig.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich möchte neben dem, was die Ministerin an Vorha-
ben und Erfolgen vorgetragen hat, noch eines heraus-
greifen, weil dieser Prozess sehr lange gedauert hat, und
zwar die Rücknahme des Vorbehalts zur Kinder-
rechtskonvention, die Deutschland in diesem Jahr er-
klärt hat. Wir setzen damit ein deutliches Zeichen, dass
wir für Kinderrechte sind und dass wir auch bereit sind,
internationale Standards in diesem Bereich durchzuset-
zen und offensiv zu vertreten. Die FDP-Fraktion als Teil
dieser Regierungskoalition ist stolz darauf, dass es die-
ses Jahr endlich gelungen ist, diesen Vorbehalt zurück-
zunehmen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf des Abg. Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


– Ich glaube, dass das wirklich ein Anlass zur Freude ist,
Kollegen.

Bevor wir zum Haushalt selbst kommen, möchte ich
noch kurz etwas zum Thema Sorgerecht sagen. Frau
Kollegin, es ist vielleicht ein bisschen übertrieben, zu sa-
gen, das sei eine Ohrfeige für diese Bundesregierung.
Dieser Zustand währt schon sehr lange. Ich würde Ihnen

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(C (D ttestieren, dass die Gnade der späten Wahl Sie zu fast llem berechtigt, was Sie hier kritisieren oder vortragen. ber ich glaube, es hätte auch schon in vorherigen Wahlerioden Gelegenheit gegeben, das zu korrigieren, im brigen auch für das Bundesverfassungsgericht. Das ird jetzt gemacht – die Ministerin hat es in ihrer heutien Rede sogar angesprochen – und in absehbarer Zeit ealität werden. (Marianne Schieder [Schwandorf] [SPD]: „In kürzester Zeit“, – demnächst! –, nicht „in absehbarer Zeit“!)


Wir haben über den Haushalt zu sprechen. Der Haus-
alt hat eine ganz besondere Struktur. Diese Struktur er-
lärt sich aus dem hohen Anteil an Personalkosten in
iesem Haushalt. Das Personal, vor allem in Gestalt von
ichtern und Beamten, aber auch Angestellten, ist im
urchschnitt älter als in anderen Bereichen – ein Bei-

piel sind unsere Bundesrichter – und oft auch hoch qua-
ifiziert. Hier, insbesondere bei den Pensionierungen,
chlagen sich auch die Auswirkungen des demografi-
chen Wandels sehr viel stärker nieder, als es in anderen
ebieten der Fall ist.

Gleichwohl hat das Justizministerium immer gesagt:
ir akzeptieren, dass auch in einem solch personalkos-

enlastigen Haushalt, in dem es vielleicht weniger Verän-
erungsspielräume gibt als in anderen Haushalten, ge-
part wird. – Das sind im Ansatz 7 Millionen Euro
eniger, als der Finanzplan ursprünglich vorgesehen hat.
as ist selbstverständlich nur ein kleiner Beitrag zur
aushaltskonsolidierung. Aber ich denke, die Einstel-

ung stimmt, dass man wie alle anderen Bereiche einen
eitrag zur Konsolidierung leistet.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Trotz aller Einsparbemühungen und Einsparvorgaben
ibt es im Haushalt Schwerpunkte. Sie finden im Ent-
urf einen neuen Titel, nämlich den Titel „Stiftungsver-
ögen zur Errichtung der Magnus-Hirschfeld-Stif-

ung“. Sie greift etwas auf, was der Bundestag bereits
or über zehn Jahren einstimmig beschlossen hat.


(Christine Lambrecht [SPD]: Der Bundesrat hat es verhindert!)


as soll jetzt Realität werden. Zu diesem Ziel bekennen
ir uns. Wir möchten im nächsten Jahr den Einstieg in
ie Arbeit dieser Stiftung schaffen. Was soll sie machen?
ie soll einmal das Unrecht aufarbeiten, das Homo-
exuellen während der Nazizeit widerfahren ist. Sie soll
ber nicht nur Klarheit über das schaffen, was in der Ver-
angenheit passiert ist, sondern sie soll sich auch mit
essentiments oder Vorurteilen befassen, die es in der
egenwart gibt, und einen Beitrag dazu leisten, dass un-

ere Gesellschaft in diesem Bereich zu Toleranz und
uch zu Akzeptanz kommt. Dazu wollen wir mit diesem
aushalt einen Einstieg schaffen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Darüber hinaus haben wir im letzten Jahr, also im lau-
enden Haushalt, die Mittel für die internationale





Florian Toncar


(A) )


)(B)

rechtliche Zusammenarbeit aufgestockt. Das ist mir
persönlich sehr wichtig. Hier sollen Rechtsberatung ge-
leistet und Dialoge auch mit anderen Ländern geführt
werden. Das liegt in unserem wohlverstandenen Eigen-
interesse. Denn einerseits wollen sich andere Länder
vielleicht einmal anschauen, wie Dinge im deutschen
Recht gelöst werden, andererseits gibt es große Gemein-
samkeiten mit ihnen. Das ist für unsere Gesellschaft und
auch für unsere Wirtschaft ein großer Vorteil.

Ich möchte einen letzten Punkt ansprechen, der im
Haushalt etatisiert ist, und zwar eine neue Aufgabe, das
sogenannte Europäische Geldsanktionsgesetz. Im
Kern geht es darum, dass Ordnungswidrigkeiten im Ver-
kehrsbereich, die Deutsche im Ausland begehen – auf
gut Deutsch: wenn jemand im Urlaub im europäischen
Ausland zu schnell fährt –, zukünftig auch in Deutsch-
land vollstreckt werden, jedenfalls ab einer Summe von
70 Euro. Das erfordert gehörige neue Ressourcen, die
wir an dieser Stelle bereitstellen.

Nichtsdestotrotz – deswegen möchte ich es hier an-
sprechen – möchte und erwarte ich nach einem Anschub,
dass die Lücke zwischen dem, was dort eingenommen
und ausgegeben wird, nicht so groß wird. Ich denke, es
ist nicht vermittelbar, wenn am Ende der deutsche Steu-
erzahler möglicherweise noch draufzahlen muss, wenn
Landsleute im Ausland zu schnell fahren. Wir als Haus-
hälter werden sehr genau darauf achten, dass das nicht
passiert.

Es gibt also trotz einer schwierigen Haushaltslage,
was die Konsolidierungszwänge angeht, im Haushalt ei-
nige Bereiche, in denen wir Schwerpunkte setzen kön-
nen. In der Rechtspolitik gibt es klare Akzente zuguns-
ten der Stärkung der Bürgerrechte. Diesen Weg wollen
wir weitergehen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705917500

Der Kollege Burkhard Lischka hat jetzt das Wort für

die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Burkhard Lischka (SPD):
Rede ID: ID1705917600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir de-

battieren auch den Justizhaushalt 2011 noch unter den
Auswirkungen der größten Finanz- und Wirtschaftskrise
der letzten Jahrzehnte. Diesem Auseinanderfallen von
Finanz- und Realwirtschaft mit seinen immensen Schä-
den, das wir erlebt haben, müssen wir klare Regeln ent-
gegensetzen. Das ist die Kernbotschaft der letzten zwei
Jahre.

Das ist aber nicht nur die Aufgabe der Finanz- und
Wirtschaftspolitik, Frau Ministerin. Es ist eigentlich das
ureigene Feld der Justiz, klare Regeln zu setzen. Ich
habe aber den Eindruck, dass Ihnen dazu teilweise der
Mut fehlt. Sie glänzen dabei geradezu durch Tatenlosig-
keit.

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(C (D Was folgt daraus beispielsweise? Obwohl Vorstände nd Aufsichtsräte in der Vergangenheit unkontrollierare Risiken eingegangen sind und riesige Schäden verrsacht haben, ist bis heute kaum jemand dafür haftbar emacht worden. Besteht hier nicht eigentlich gesetzgeerischer Handlungsbedarf? Was folgt aus der nach wie vor engen Verflechtung on Vorständen und Aufsichtsräten in einigen börsennoierten Unternehmen? Macht das nicht eine effektive ontrolle unmöglich? Müssen wir nicht für bessere Auf ichtsstrukturen in unserem Aktienrecht sorgen? Müssen ir nicht zuletzt auch die Vergütung und Verantwortung m Aktienrecht noch viel stärker miteinander verzahnen, ls es in der Vergangenheit der Fall gewesen ist? Als vor etwa eineinhalb Jahren die Wellen hochschluen, die Aktienkurse abschmierten, einige Banken auf er Kippe standen und nur mit Staatsgeld gerettet weren konnten und damals die Frage aufkam, wer die Zehe für all das bezahlen soll, hieß es, es werde keine ozialkürzungen geben. Spätestens seit diesem Hausalt wissen wir: Das ist unwahr. Diese Bundesregierung edient sich bei den Schwächsten. Sie verschont gleicheitig die Reichen und Vermögenden. Sie versuchen nicht mit der notwendigen Ernsthaftigeit, derartige Krisen im Keim zu ersticken bzw. Vororge dagegen zu treffen. Dabei steht doch fest: Wir rauchen bessere Regelungen in unserem Aktienrecht, m Führungsund Kontrollfunktionen in unseren Unterehmen glasklar voneinander abzugrenzen. Wir brauchen bessere Regelungen in unserem Aktienecht, damit sich Pflichtverstöße auch unmittelbar auf aftung und Vergütung auswirken. Wir brauchen einen echtsrahmen, der in allen Unternehmensbereichen eine achhaltige Unternehmenspolitik festschreibt. Weil wir zu alledem keinerlei Aktivitäten von Ihrer eite erkennen können, Frau Ministerin, und Sie auch in hrer Rede nichts dazu gesagt haben, werden wir als PD-Bundestagsfraktion in den kommenden Wochen eien Antrag in den Deutschen Bundestag einbringen, wie ir unser Aktienrecht so weiterentwickeln können, dass ich derartige Krisen nicht wiederholen. Das sind wir icht zuletzt denjenigen schuldig, die derzeit die Zeche ieser Krise zu zahlen haben. Ich will noch ein zweites Thema ansprechen, nämlich as Fiskusprivileg. Sie haben gesagt, dass das nicht eineführt wird. Das ist auch kein Wunder, weil Schwarzelb in den letzten Wochen von allen Experten und achverständigen massiver Gegenwind frontal ins Geicht geblasen ist bei Ihrem Plan, dass sich bei der Insolenz eines Unternehmens der Staat vor allen anderen läubigern, ob Handwerker oder Lieferanten, an der In olvenzmasse bedienen kann. Aber das, was Sie jetzt präsentieren, ist eine Mogelackung. Burkhard Lischka )


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)





(A) )

(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN]: Richtig! So ist es!)

Sie erklären einfach Steuerschulden zu Masseverbind-
lichkeiten mit der Folge, dass diese dann vorab befrie-
digt werden müssen. Den betroffenen Handwerkern und
Lieferanten ist es relativ egal,


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum er sein Geld nicht bekommt!)


auf welchem Weg sich der Staat bei insolventen Unter-
nehmen bedient. Entscheidend ist doch, dass Betriebs-
fortführung und erfolgreiche Sanierung nicht mehr mög-
lich sind, wenn kein Geld mehr im Unternehmen
vorhanden ist, weil Sie es vorher weggeschafft haben,
und die Handwerker und Lieferanten auf ihren Rechnun-
gen sitzen bleiben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das alles wird Arbeitsplätze vernichten. Das alles
fügt unserer Volkswirtschaft Schaden zu. Sie missbrau-
chen das Insolvenzrecht als Steinbruch, um Geld für Ih-
ren Haushalt lockerzumachen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wieder einmal lernen wir: Es trifft die Schwächsten. Es
trifft diesmal diejenigen, die dann ihre Arbeitsplätze ver-
lieren. Es trifft diejenigen, die auf unbezahlten Rechnun-
gen sitzen bleiben und so selber in den Ruin getrieben
werden. Das alles folgt dem alten Strickmuster:
Schwarz-Gelb will sparen, und die Schwächsten sollen
die Zeche dafür zahlen. – Diesmal macht auch noch das
Justizministerium kräftig mit. Das habe ich mir bei Ih-
rem Amtsantritt, Frau Ministerin, etwas anders ge-
wünscht. Dafür werden Sie unsere Unterstützung nicht
bekommen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705917700

Michael Grosse-Brömer hat jetzt das Wort für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Michael Grosse-Brömer (CDU):
Rede ID: ID1705917800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich habe vorhin mit großem Interesse zugehört, Frau
Wawzyniak, und erfahren, dass meine Fraktion für Law
and Order zuständig ist und dass wir alle Sicherheitsfa-
natiker sind. Da ich zu diesem Thema ohnehin etwas sa-
gen wollte – ich gehe auf einzelne Mitglieder Ihrer Frak-
tion gleich noch ein –:


(Jan Korte [DIE LINKE]: Das trifft sich gut!)


Wir wollen uns nicht damit abfinden, dass zum Beispiel
in Berlin und Hamburg regelmäßig Autos brennen. Wir
wollen uns nicht damit abfinden, dass es am 1. Mai Kra-
walle gibt.


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(C (D (Jan Korte [DIE LINKE]: Das ist so plattes Zeug!)


Anscheinend langweilt Sie das. Ich werde Ihnen gleich
rklären, warum Mitglieder Ihrer Fraktion das teilweise
ogar toll finden. Ich sage Ihnen ganz klar: In diesen
unkten sind wir Sicherheitsfanatiker, und das ist auch
ut so.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jan Korte [DIE LINKE]: In Hamburg regieren Sie doch wohl, oder nicht? Das ist so platt!)


Oh, da scheine ich mit diesem Thema einen Punkt ge-
roffen zu haben, der Sie stört. Das ist ja richtig schön.


(Jan Korte [DIE LINKE]: Populisten!)


Wir mögen es nicht, wenn Polizisten angepöbelt wer-
en; wir finden es einfach nicht gut. Die Zahl der An-
riffe auf Polizisten hat sich seit 1998 allein in Nord-
hein-Westfalen verdoppelt.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich dachte, seit dem Regierungsantritt!)


llein die Zahl der linken Gewalttaten hat sich seit 2009
m rund 60 Prozent erhöht. Die Zahl der Brandstiftun-
en hat sich verdoppelt. Die Zahl der Körperverletzun-
en stieg um 40 Prozent. 6 600 Personen aus dem links-
xtremistischen Spektrum werden nun als gewaltbereit
ingestuft. Ja, wir sind gerne Sicherheitsfanatiker. Wir
ollen uns mit diesem Zustand nicht abfinden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Jan Korte [DIE LINKE]: Hat Frau Wawzyniak etwas dazu gesagt?)


Hören Sie weiter zu!


(Jan Korte [DIE LINKE]: Oh!)


Die Empörung müsste eigentlich groß sein. Das
ürde man jedenfalls annehmen. Aber Politiker und
timmen aus dem linken Lager zeigen sogar Verständnis
ür die vermeintlich gerechten Motive: Da geht es doch
m soziale Gerechtigkeit; da geht es doch um Antifa-
chismus; da muss man doch nicht so genau hinschauen.


(Jan Korte [DIE LINKE]: Wer sagt das?)


ein, in diesem Punkt sind wir gerne Sicherheitsfanati-
er. Da gibt es keinen Unterschied zwischen rechter und
inker Gewalt. Wir sind gegen jede Form von Gewalt.
s wäre schön, wenn das auch bei Ihnen so wäre.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jan Korte [DIE LINKE]: Das ist so daneben!)


Ich nenne Ihnen Beispiele. Ich will mit den Grünen
nfangen. Die Grünen sind vom Bezirksbürgermeister in
eukölln hinausgeworfen worden, weil sie sich gewei-
ert haben, eine Resolution gegen linke Gewalt zu unter-
chreiben.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist falsch!)


as hat mich ein bisschen verwundert; denn Sie sind
och aus dem Milieu schon weg. Ein anderes Beispiel:
lla Jelpke, Inge Höger und Sevim Dağdelen, alle drei





Michael Grosse-Brömer


(A) )


)(B)

MdBs von der Linken, unterzeichnen Solidaritätserklä-
rungen für Mitglieder der Militanten Gruppe, die we-
gen Brandanschlägen gegen Polizei, Feuerwehr und
Bundeswehr zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt wur-
den. Das ist Ihre Art von Sicherheitsfanatismus: lockere
Solidaritätsbekundungen für Straftäter, die zu mehrjähri-
gen Haftstrafen verurteilt wurden.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hä? – Jan Korte [DIE LINKE]: Wer denn?)


Die militante Antifaschistische Linke Berlin, die schon
auf verschiedene Weise verdeutlich hat, dass es sie be-
sonders freut, dass die Bullen ab und zu so richtig etwas
abbekommen,


(Jan Korte [DIE LINKE]: Mann, Mann, Mann!)


ist mit der Homepage Ihrer Jugendorganisation verlinkt.
Wenn Sie das stört, sollten Sie sich einmal darum küm-
mern.

Eine überregionale Berliner Zeitung titelte jüngst:
Brandanschläge sind wieder hipp.


(Jan Korte [DIE LINKE]: Kümmern Sie sich um Ihre burschenschaftlichen Truppen am rechten Rand!)


– Sie haben überhaupt keine Vorurteile, oder?


(Jan Korte [DIE LINKE]: Doch, doch!)


Schlagen Sie nach, ob ich in der Burschenschaft war!
Immer locker bleiben! Ihnen gehen die Argumente aus,
und jetzt werden Sie polemisch. Das brauchen wir doch
gar nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der LINKEN)


Schon die Anschaffung großer Autos wird in der
linksextremen Szene als Provokation empfunden. – Frau
Dağdelen, Sie können widersprechen, wenn ich unrecht
habe.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705917900

Frau Dağdelen möchte Ihnen gerne eine Zwischen-

frage stellen.


Michael Grosse-Brömer (CDU):
Rede ID: ID1705918000

Selbstverständlich. Wenn Sie meine Zeit anhalten,

gern.


(Jan Korte [DIE LINKE]: Die Zeit ist bei Ihnen stehen geblieben; das stimmt!)



Sevim Dağdelen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705918100

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Lieber Herr Kollege,

Sie haben eben gesagt, dass Sie Sicherheitsfanatiker
sind, und zwar gerne.

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(C (D Nein, ich habe gesagt, dass Sie Solidarität mit Straftä ern üben, die zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt urden. Nein, Sie haben gesagt, dass Sie gegen jede Form von ewalt sind, und haben so getan, als ob wir nicht gegen ewalt wären. Dem ist aber nicht so. Deshalb frage ich ie: Wenn Sie gegen Gewalt sind, wie erklären Sie dann, ass Sie hier im Bundestag jedes Mal für Kriegseinsätze timmen, bei denen Menschen ums Leben kommen? eim Kunduz-Bombardement im letzten Jahr sind über 42 Menschen gestorben. Aber nicht nur in Afghanistan, ondern auch in vielen anderen Ländern der Welt werden enschen getötet. Wie können Sie das mit Ihrem Gewis en vereinbaren, wenn Sie doch gegen Gewalt sind? Erlären Sie uns das einmal. Das will ich gern tun. Im Übrigen scheint mir Ihr chweigen zu Ihrer Solidaritätsbekundung eine Bestätiung dessen zu sein, was ich vorhin gesagt habe. Das ist ut zu wissen. Zu Ihrer konkreten Frage. Ich will Ihnen sagen: Diese us Ihrer Sicht sogenannten Kriegseinsätze sind internaional abgestimmt und rechtlich unterlegt. Im Übrigen ind nach meiner Kenntnis – wenn Sie Afghanistan einen – die Deutschen nicht allein dort, sondern 42 eitere Nationen. Fragen Sie in puncto Gewalt einmal ie Frauen, die nicht mehr gesteinigt werden und nicht ehr zu Hause eingeschlossen werden, wie sie diese ermeintlichen Kriegseinsätze sehen, die Sie gerade als olche bezeichnen. Fragen Sie einmal diejenigen, die eine Angst mehr haben, umgebracht zu werden, nur eil sie eine andere Auffassung haben oder unter Um tänden Frauen sind. (Jan Korte [DIE LINKE]: Dann sollte man im Iran auch einmarschieren!)

Michael Grosse-Brömer (CDU):
Rede ID: ID1705918200
Sevim Dağdelen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705918300

(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)

Michael Grosse-Brömer (CDU):
Rede ID: ID1705918400

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ragen Sie doch einmal, ob deren Auffassung von Ge-
alt so eingeschränkt ist wie Ihre.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir kommen hier in Schwung, und das finde ich gut.
ch will Ihnen ganz konkret sagen: Es gibt die Verfas-
ungsschutzchefin Claudia Schmid aus Berlin. Sie hat
in Interview gegeben. Weil ich sogar verschiedene Mit-
lieder Ihrer Fraktion genannt habe, wollen wir jetzt ein-
al jemanden zu Wort kommen lassen, der wahrschein-

ich mehr Ahnung davon hat als wir alle zusammen.
rau Schmid sagt:

Zumindest sollten Parteien und Organisationen
links von der Mitte, die sich auf die Bündnis-Politik
von Linksextremisten einlassen, eine strikte Ab-
grenzung zu Gewalt vertreten. Es ist verheerend,
wenn Politiker das nicht tun oder sogar Gewalt
rechtfertigen, wie das bei der Militanten Gruppe die





Michael Grosse-Brömer


(A) )


)(B)

Bundestagsabgeordnete der Linken, Inge Höger,
getan hat.

So viel zu Ihrem Gewaltbegriff. Ich würde noch einmal
darüber nachdenken, ob Sie hier auf dem richtigen Weg
sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Sind wir!)


Wie ich es vorhin erwähnte, sind wir nach wie vor
nicht bereit, die zunehmende Gewalt gegen Polizisten
zu akzeptieren. Deshalb arbeiten wir als CDU/CSU da-
ran, ein Stück weit den Konsens zu schaffen, den wir,
wie ich finde, sinnvollerweise und übereinstimmend bei
politisch rechts motivierter Gewalt geschafft haben. Der
Konsens lautet nämlich, dass wir grundsätzlich nicht be-
reit sind, Gewalt zu akzeptieren, und schon gar nicht,
Gewalt zu motivieren oder zu unterstützen. Es muss
vielmehr unser aller Ziel sein, auch einen demokrati-
schen Konsens in der Abgrenzung links motivierter Ge-
walt herzustellen. Ich halte das gerade angesichts der
derzeitigen Entwicklung, die wir allerorten verzeichnen
müssen, für einen wichtigen Punkt.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zur Rechtsoder zur Innenpolitik?)


– Herr Ströbele, das ist relativ einfach erklärt. Sie sind
doch so lange dabei. Sie kennen § 113 Strafgesetzbuch.
Wir halten den für verbesserungswürdig.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat mit linker und rechter Gewalt nichts zu tun!)


– Nein, aber erst einmal mit Gewalt gegen Polizei. Die
Gewalt gegen Polizei ist in ganz erheblichem Maße auch
von linker Gewalt gekennzeichnet.


(Zurufe von der LINKEN)


– Es muss doch erlaubt sein, auch wenn es emotional
oder psychisch schwer fällt, in dieser Debatte darauf zu
reagieren und solche Sachen anzusprechen.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welche Änderung schlagen Sie jetzt vor? Was wollen Sie ändern?)


Ich habe mir die Entwicklung, die ich aufgezeigt
habe, nicht ausgedacht. Das sind gesellschaftliche Ent-
wicklungen, die mir ein Stück weit Sorge machen.


(Zuruf von der SPD: Wie sieht Ihr Vorschlag aus?)


Deshalb denke ich, wir müssen den Straftatbestand des
§ 113 Strafgesetzbuch ändern. Wir müssen hier ein Stück
weit besser werden.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Werden Sie konkret!)


– Man kann zum Beispiel darüber nachdenken, ob man
weiterhin von einer Privilegierung des Widerstandes ge-
gen Vollstreckungsbeamte ausgehen kann oder vielmehr

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(C (D en Schutz der Polizisten einmal in den Vordergrund tellen muss. ir arbeiten gerade daran, und Sie werden zur gegebeen Zeit, und zwar rechtzeitig, darüber informiert, was m Gesetz konkret geändert werden soll. Herr Kollege, der Kollege von Notz würde Ihnen gern ine Zwischenfrage stellen. Möchten Sie die zulassen? Ja. Wir sind zwar noch nicht bei der Vorratsdatenspei herung, zu der ich auch noch kommen wollte, aber Sie önnen auch jetzt schon eine Zwischenfrage stellen. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)


(Zuruf von der LINKEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705918500
Michael Grosse-Brömer (CDU):
Rede ID: ID1705918600
Herr Kollege, dazu muss ich keine Zwischenfrage

tellen, dazu darf ich nachher selbst reden. Zu der Straf-
erschärfung, die Sie ansprechen: Es würde mich inte-
essieren, ob Sie hier kurz aus dem Stand einen relevan-
en Sachverhalt formulieren könnten, der heutzutage
icht adäquat bestraft werden kann und den Sie mit Ihrer
trafverschärfung härter bestrafen wollen. Nennen Sie
infach einen schlichten Sachverhalt, der heute vom
tGB nicht erfasst ist.


Michael Grosse-Brömer (CDU):
Rede ID: ID1705918700

Wenn Sie diese Debatte intensiv verfolgt haben, dann

issen Sie vielleicht, dass es nicht allein darum geht, ob
an den bestrafen kann. Die Frage ist doch, wie man

en bestraft. Wir sind der Auffassung, dass eine höhere
estrafung vielleicht auch eine höhere Abschreckungs-
irkung hat und dass deshalb eine Änderung notwendig

st.


(Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Law and Order! – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo hat die Höchststrafe nicht ausgereicht? – Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nennen Sie mir bitte einen Fall, wo es nicht ausgereicht hat!)


Das habe ich gerade.

Ich habe Ihnen gesagt, was wir als gesetzgeberische
aßnahme vorhaben.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! – Zuruf des Abg. Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Herr Ströbele, überlassen Sie es mir, zu entscheiden,
b ich Fragen ausreichend beantwortet habe oder nicht.
ie wissen zwar fast alles besser, aber in diesem Fall
itte ich Sie um etwas Zurückhaltung.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das weiß ich viel besser als Sie!)


Viele werden einwenden, das alles sei nicht genug.
ielleicht war das der Hintergrund der Frage. Ich finde





Michael Grosse-Brömer


(A) )


)(B)

es im Übrigen richtig, dass wir das ergänzen. Unsere Fa-
milienministerin Kristina Schröder hat angekündigt, ein
Modellprojekt gegen Linksextremismus einzurichten.
Ich halte eine solche Begleitung und dass man nicht nur
bestraft, für klug. Man sollte aber – das ist unsere Auf-
fassung – schärfer bestrafen, damit diese Entwicklung,
die wir alle nicht wollen, nicht so weitergeht.

Wir haben eben über Personen gesprochen, die ein
noch besseres Hintergrundwissen als wir haben. Kirsten
Heisig, die leider kürzlich verstorbene Jugendrichterin,
hat ein Buch geschrieben, das ich gelesen habe. Das zu
lesen, lohnt sich mehr als manch anderes Buch. Sie
schreibt,

… dass sich am linken Rand der Gesellschaft in
Großstädten wie Hamburg oder Berlin ein hohes
Aggressionspotenzial entwickelt, das meiner Ein-
schätzung nach in den nächsten Jahren völlig ent-
gleisen wird, wenn nicht bei den „Linken“ genauso
konsequent reagiert wird wie bei den „Rechten“.

Das ist unsere Politik. Dahinter stehen wir, und es war
mein Anliegen, das deutlich zu machen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jan Korte [DIE LINKE]: Wobei Sie bei den Rechten sehr konsequent reagiert haben!)


Wir kümmern uns übrigens auch um den Opfer-
schutz. Es war überhaupt nicht hinnehmbar, dass Opfer
linker Gewalt und Opfer rechter Gewalt völlig unter-
schiedlich behandelt wurden. Unter Rot-Grün wurde das
damals damit begründet, dass man Zeichen setzen
müsse. Die Zeiten, um Zeichen allein gegen rechte Ge-
walt zu setzen, sind vorbei. Wir müssen Zeichen gegen
jede Form von Gewalt in Deutschland setzen. Deswegen
ist es richtig, dass es keinen Unterschied mehr macht, ob
Opfer von Gewalttaten von einem Kampfstiefel eines
Linksextremisten oder eines Rechtsextremisten getrof-
fen wurden. Das ist eine wichtige Änderung, die wir um-
setzen konnten.


(Jan Korte [DIE LINKE]: Wie viele sind denn von Linken und von Rechten umgebracht worden? Sagen Sie das einmal! Wie viele Tote gab es denn?)


– Ja, ich weiß, das passt Ihnen nicht. Setzen Sie sich
doch einmal damit auseinander.

Über Kinderpornografie hat schon Frau Kollegin
Voßhoff gesprochen. Zurzeit läuft ein riesiger Prozess in
Darmstadt. Wir sind nach wie vor der Auffassung, dass
das Löschen von Seiten nicht ausreicht. Wir sind dafür,
dies zu tun, wo wir es tun können. Das ist auch wichtig,
aber wir treten weiterhin für das Sperren von Internetsei-
ten mit kinderpornografischem Inhalt ein.


(Zuruf von der SPD: Wer ist wir? Die Koalition?)


Herr von Notz, ich will Ihnen etwas sagen, weil Sie das
beim letzten Mal in Zweifel gezogen haben. Das Bei-
spiel Norwegen zeigt, dass auch das Sperren wirksam
ist, nicht nur das Löschen. – Sie winken ab, aber Sie soll-
ten die Süddeutsche Zeitung vom 15. Januar 2009 nach-

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(C (D chlagen. Dort steht – das ist mit Sicherheit ordentlich echerchiert –, dass die Zugangssperren in Norwegen äglich 18 000 Zugriffe auf solche widerlichen Seiten erhindern. Hochgerechnet auf Deutschland würde das edeuten, dass 350 000 Zugriffe auf Internetseiten mit inderpornografischem Inhalt verhindert würden. Das ist s uns wert, nicht nur zu löschen, sondern auch zu speren. (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Fragen Sie einmal Ihren Koalitionspartner dazu!)


Wir haben rechtspolitisch schon viel erreicht. Wir ar-
eiten gut zusammen. Das Insolvenzrecht ist schon an-
esprochen worden. Die Reform wird die Kollegin
inkelmeier-Becker mit dem Kollegen Ahrendt bear-

eiten. Es gibt Fortschritte in diesem Bereich. Mir war es
ichtig, heute einen speziellen Teil anzusprechen, der in
ieser Gesellschaft aus unserer Sicht, aus Sicht von Si-
herheitsfanatikern, schiefläuft. Ich hoffe, Sie sind sensi-
ilisiert worden und demnächst dabei, wenn es darum
eht, Gewalt auch rechtspolitisch zu bekämpfen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705918800

Der Kollege Raju Sharma hat jetzt das Wort für die

raktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Raju Sharma (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705918900

Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! Frau
inisterin! Im Verhältnis von FDP und Linken gibt es

unkte, die uns trennen, und solche, die uns verbinden,


(Zuruf von der FDP: Wir sitzen beide im Bundestag!)


s gibt Politikfelder, in denen wir möglicherweise grö-
ere Schnittmengen haben als die derzeitigen Partner in
er Regierungskoalition. Die Rechtspolitik ist tenden-
iell eines dieser Politikfelder. Deshalb haben wir Linke
mmer gesagt, dass wir bereit sind, die FDP in ihren Be-

ühungen um eine freiheitliche Rechtspolitik auch ge-
en ihren Koalitionspartner zu unterstützen. Wie not-
endig das ist, hat meine Fraktionskollegin vorhin sehr

nschaulich aufgezeigt. Tatsache ist auch, dass die Bun-
esjustizministerin in ihren Bemühungen um eine frei-
eitliche Rechtspolitik bisher oft genug den Kürzeren
egen Sicherheitsfanatiker wie Grosse-Brömer und all
ie anderen Law-and-Order-Politiker und die schwarzen
heriffs von der Union gezogen hat.

Leider gilt das auch für den Justizhaushalt. Seit Jah-
en können wir einen ständigen Aufgabenzuwachs und
ine immer stärkere Arbeitsbelastung der Beschäftig-
en im Justizressort beobachten. Der Bundesjustizminis-
erin ist es dennoch nicht gelungen, diesen Aufgabenzu-
achs mit einem angemessenen Personalzuwachs zu
egleiten. Das ist den ohnehin stark belasteten Beschäf-





Raju Sharma


(A) )


)(B)

tigten in der Justiz nicht zuzumuten, und es tut auf Dauer
auch der Aufgabenerledigung nicht gut.

Ein Bereich, in dem der Haushaltsplan einen Perso-
nalzuwachs vorsieht, ist das Bundesjustizamt. Hier sol-
len 99 neue Stellen für Mitarbeiter geschaffen werden,
die sich um die Beitreibung von im europäischen Aus-
land verhängten Bußgeldern kümmern sollen. Dass so
etwas jetzt überhaupt möglich wird, ist sicher ärgerlich
für manchen Urlaubsraser, der bisher ungeschoren da-
vongekommen ist. Im Hinblick auf die notorisch klam-
men öffentlichen Kassen ist es aber vielleicht nicht
falsch.


(Zuruf des Abg. Florian Toncar [FDP])


– Darauf komme ich gleich zu sprechen.

Doch während es in jeder Kommune eine Selbstver-
ständlichkeit ist, dass die eingetriebenen Bußgelder zu-
nächst genutzt werden, um die Kosten für die zu diesem
Zweck eingesetzten Ordnungshüter und Politessen zu fi-
nanzieren, gilt das für den Bundeshaushalt erstaunlicher-
weise nicht.


(Christine Lambrecht [SPD]: Das stimmt auch für den Kommunalhaushalt nicht!)


Was jeder schwäbischen Hausfrau einleuchtet, gilt beim
Umgang mit dem schwäbischen Chefhaushälter offenbar
nicht. Frau Leutheusser-Schnarrenberger bezahlt das
Personal, und Herr Schäuble kassiert die Einnahmen.

Herr Kollege Toncar, dass ausgerechnet Sie die Ein-
sparung im Justizhaushalt vorhin als positiv hervorgeho-
ben haben, finde ich tatsächlich bemerkenswert. Bisher
bin ich davon ausgegangen: Wir müssen Ihre Justiz-
ministerin vor den Kollegen der CDU/CSU schützen.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Nein!)


Jetzt merke ich, dass man sie vielleicht auch vor ihren ei-
genen Parteifreunden in Schutz nehmen muss.


(Beifall bei der LINKEN – Florian Toncar [FDP]: Sie haben da etwas falsch verstanden!)


Wenn wir heute über den Haushalt reden, können Sie
von der Opposition mit Recht erwarten, dass wir nicht
nur die Regierung kritisieren – dazu gibt es ja, wie wir
alle gesehen haben, reichlich Grund –, sondern dass wir
auch konstruktive Vorschläge für mögliche Einsparun-
gen machen. Da ich nicht nur Mitglied des Rechtsaus-
schusses, sondern auch religionspolitischer Sprecher
meiner Fraktion bin, bietet es sich an, dass ich Ihnen ei-
nen Einsparvorschlag unterbreite, der gleich beide Be-
reiche betrifft.

Sparen Sie eine Norm im Strafgesetzbuch ein! Strei-
chen Sie den „Gotteslästerungsparagrafen“ 166 StGB
und ersparen Sie uns eine unnötig lange Debatte da-
rüber! Nach den Aussagen der meisten Fraktionen vor
einigen Monaten müsste in diesem Haus eigentlich ein
breiter Konsens darüber bestehen, dass dieser Paragraf
nicht nur veraltet und überflüssig ist, sondern in seiner
praktischen, höchst einseitigen Handhabung das Zusam-
menleben der verschiedenen Religionen unnötig belas-
tet.

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(C (D ir werden Ihnen in den nächsten Wochen einen entprechenden Gesetzentwurf vorlegen. Dann können Sie lle Farbe bekennen und zeigen, wie ernst Sie es mit den erten „Toleranz“, „Meinungsfreiheit“ und „Gleichbe andlung der Religionsgemeinschaften“ meinen. Wenn wir schon einmal dabei sind, könnten wir auch leich über das Thema Staatsleistung reden. Dafür gibt s in einer gesonderten Debatte aber vielleicht mehr eit; denn dabei geht es um wesentlich mehr als nur ums eld, nämlich darum, wie es in unserem Land um eine onsequente Trennung von Staat und Religion bestellt t. Offensichtlich fällt es der Bundesregierung ohnehin chwer, staatliche von eindeutig nichtstaatlichen Aufgaen zu trennen. Anders lässt sich jedenfalls nicht erkläen, warum die Banken und die Versicherungswirtschaft ei der Akquise neuer Märkte mit knapp 4 Millionen uro Steuergeldern unterstützt werden sollen. Auch da um geht es der Deutschen Stiftung für internationale echtliche Zusammenarbeit, die von der Regierung so roßzügig bedacht wird. Zweck des Vereins ist laut Satung insbesondere die Unterstützung ausländischer Staaen beim Übergang von der Planwirtschaft in die soziale arktwirtschaft. (Florian Toncar [FDP]: Ja, genau das machen wir!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


ein Wunder, dass sich unter den Stiftungsmitgliedern
ie Bundesverbände der deutschen Banken, der deut-
chen Industrie und der deutschen Versicherungswirt-
chaft finden! Deren Interesse in allen Ehren, aber was
aben Mittel für diesen Verein im Bundeshaushalt zu su-
hen?

Ich finde auch in diesem Punkt den missionarischen
ifer der Bundesregierung völlig unangemessen. Nie-
and bestreitet Ihnen das Recht, an die Vorzüge eines

estimmten Wirtschaftssystems zu glauben – glauben
ie, was Sie wollen –; aber verschonen Sie bitte den Rest
er Welt mit Ihren ideologischen Beglückungsversu-
hen!

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705919000

Jerzy Montag hat das Wort für Bündnis 90/

ie Grünen.


Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705919100

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Sehr ge-

hrte Frau Ministerin, gestern jährte sich ein Datum, das
ür die Rechtspolitik in Deutschland von einer ganz
berragenden Bedeutung ist: Gestern vor 75 Jahren sind
ie Nürnberger Gesetze erlassen worden. Ich finde, dass
eutsche Rechtspolitik heute und auch in Zukunft dies
ls Mahnung und Auftrag begreifen soll: dass Gesetze in
inem demokratischen Gemeinwesen nicht schon dann





Jerzy Montag


(A) )


)(B)

Recht sind, wenn sie auf formal korrektem Weg zustande
gekommen sind – das ist notwendig –; vielmehr müssen
Gesetze auch die Menschenrechte, die Grundrechte ach-
ten, und sie müssen dem Grundsatz der Menschenwürde
jedes einzelnen Menschen verpflichtet sein.


(Beifall im ganzen Hause)


Ich wollte deswegen darauf hinweisen, weil ich über
die Sicherungsverwahrung reden will, die ja die Natio-
nalsozialisten ins deutsche Recht im Jahre 1933 einge-
führt haben.


(Steffen Bockhahn [DIE LINKE]: Hört! Hört!)


Heute stehen wir in einer Debatte, in der ich für meine
Fraktion sagen kann und muss: Wir brauchen die Siche-
rungsverwahrung. Es gibt leider einige wenige Men-
schen, die für andere eine so aktuelle und große Gefahr
sind, dass wir potenzielle Opfer nicht anders schützen
können als dadurch, dass diesen Menschen die Freiheit
entzogen wird. Aber wenn wir das tun und uns grund-
sätzlich dazu bekennen, dann müssen wir ganz beson-
ders prüfen, ob die Regelungen zur Sicherungsverwah-
rung an den Grundsätzen der Menschenrechte, der
Grundrechte und der Menschenwürde ausgerichtet sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Den Vollzug der Sicherungsverwahrung in Deutsch-
land hat der Europarat bereits Ende 2005 als einen Ver-
stoß gegen die Europäische Menschenrechtskonven-
tion gerügt. In den Ländern hat sich jedoch beim
Vollzug nichts geändert. Dann hat im Dezember des Jah-
res 2009 der Europäische Gerichtshof für Menschen-
rechte eine ganz bestimmte, konkrete Ausgestaltung der
Sicherungsverwahrung – die Einzelheiten kennen die
Fachleute hier im Kreise – als einen Verstoß gegen die
Menschenrechte erachtet; das betraf übrigens eine Rege-
lung, die Schwarz-Gelb im Januar 1998 eingeführt hat.

Was hören wir nun – das halte ich für unglaublich –
aus den Reihen der Rechtspolitiker der Union? Der
rechtspolitische Sprecher erklärt in der ZRP, dieses Ur-
teil sei ein Anschlag auf das demokratisch legitimierte
Strafrechtssystem der Bundesrepublik Deutschland. Der
Kollege Dr. Uhl fordert öffentlich dazu auf, das Urteil
nicht zu beachten. Meine Damen und Herren, so geht es
nicht!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir sind Signatarstaaten der Europäischen Menschen-
rechtskonvention. Wir sind stolz darauf, 60 Jahre dabei
zu sein. Wir sind stolz darauf, dass wir beim Kampf um
Menschenrechte immer in der ersten Reihe gestanden
haben.

Wenn uns der Europäische Gerichtshof für Men-
schenrechte sagt, eine bestimmte Regelung sei men-
schenrechtswidrig, dann ist es unsere Pflicht, darauf zu
reagieren. Wie sollten wir darauf reagieren? Indem wir
diesen Missstand, der ja ein gesetzlicher ist, auch gesetz-
lich beheben! Darauf warten wir jetzt seit einem Jahr.
Ich sage Ihnen, meine Damen und Herren von der

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(C (D nion, von der FDP, von der Koalition und von der Bunesregierung: Mit der Verabschiedung von Eckpunkten om 7. Juni, vom 9. Juni, vom 27. August und wiederum om 1. September kommen wir nicht weiter. eit einem Jahr haben wir dieses Problem. Spätestens eit Sommer dieses Jahres verhudeln Sie die Zeit. Sie haen noch nicht einmal einen Entwurf vorgelegt, wie Sie iesen menschenrechtswidrigen Zustand in Deutschland eenden wollen. Das halte ich für einen Skandal. Ich fordere Sie auf, statt neue Regelungen zum Umang mit sogenannten psychisch gestörten Tätern zu erassen, endlich dem Hohen Hause eine gesetzliche Regeung vorzulegen, durch die die Übergangsbestimmungen on 1998, die Sie, Schwarz-Gelb, damals erlassen haen, endlich im Sinne der Europäischen Menschenechtskonvention nachgebessert werden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Die Grünen wollen alle entlassen! Klare Aussage!)


(Zurufe von der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705919200

Der Kollege Stephan Mayer hat jetzt das Wort für die

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Stephan Mayer (CSU):
Rede ID: ID1705919300

Sehr verehrte Frau Präsidentin! Sehr verehrte Kolle-

innen und Kollegen! Rechtspolitik ist immer auch Ge-
ellschaftspolitik; denn sie wird von der gesamten Ge-
ellschaft wahrgenommen und betrifft die gesamte
esellschaft. Es gibt wahrscheinlich keinen Bereich in-
erhalb der Justizpolitik, der so im Zentrum der öffentli-
hen Wahrnehmung steht wie die Strafrechtspolitik. Ich
öchte auf Aspekte eingehen, die meines Erachtens

öchste Priorität haben.

Ein Aspekt ist die schon eben erwähnte Sicherungs-
erwahrung. Kollege Montag, ich bin Ihnen dankbar,
ass Sie zum Ausdruck gebracht haben, dass Sie das In-
titut der Sicherungsverwahrung für richtig halten und
aran festhalten wollen. Sie können sich sicher sein: Wir
erden nicht nur Konzepte und Eckpunktepapiere vorle-
en; die christlich-liberale Koalition wird alsbald auch
in fundiertes Gesetzespaket vorlegen, um so den Be-
eich der Sicherungsverwahrung effektiv und vor allem
erfassungsgemäß zu regeln. Ziel muss es sein, dass
iese Regelung verfassungsgemäß und auch menschen-
echtskonform ist. Ich sage Ihnen aber auch: Das darf
icht das einzige Ziel sein.

Ein weiteres Ziel muss sein – dafür sind wir als Abge-
rdnete des Deutschen Bundestages verantwortlich –,
ass eine Regelung geschaffen wird, die absolut gewähr-
eistet, dass höchst gefährliche Gewaltstraftäter und
exualstraftäter keine Gefahr mehr für die öffentliche
icherheit darstellen, dass sie keinen Schaden mehr an-
ichten, dass sie beispielsweise keine Mädchen mehr





Stephan Mayer (Altötting)



(A) )


)(B)

vergewaltigen können. Ich bin mir sicher, dass die
Grundlage, die mittlerweile durch das gemeinsame Pa-
pier des Bundesinnenministers und der Bundesjustizmi-
nisterin geschaffen wurde, die richtige Basis für die wei-
teren Verhandlungen sein wird.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705919400

Herr Kollege, möchten Sie die Frage von Herrn

Montag zulassen?


Stephan Mayer (CSU):
Rede ID: ID1705919500

Selbstverständlich. Sehr gerne.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705919600

Bitte schön.


Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705919700

Herzlichen Dank, Herr Kollege Mayer, für Ihre Aus-

führungen. – Jetzt habe ich auch von Ihnen gehört, dass
Sie bei der generellen Reform die Sicherungsverwah-
rung auf schwerste Gewaltdelikte und schwere Sexual-
straftaten begrenzen wollen. Dies hat die Ministerin in
ihrer Eingangsrede heute ebenfalls gesagt. Sie ist vonsei-
ten der SPD dafür gelobt worden.

Der Diskussionsentwurf des Bundesjustizministeri-
ums soll die Grundlage dieser generellen Reform wer-
den.


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Dann gibt es also doch einen Entwurf!)


– Aber nicht zu den Altfällen, Herr Kollege; zu den Alt-
fällen gibt es nichts. – In diesem Diskussionsentwurf ist
die Sicherungsverwahrung entgegen den Aussagen von
heute nicht auf Gewaltstraftaten und auf schwere Sexu-
alstraftaten begrenzt, sondern umfasst auch andere Straf-
taten. Stimmen Sie meiner Einschätzung zu, oder bedeu-
tet Ihr Beitrag von heute, dass der Diskussionsentwurf in
diesem Punkt geändert wird?


Stephan Mayer (CSU):
Rede ID: ID1705919800

Lieber Herr Kollege Montag, ich sage Ihnen in aller

Deutlichkeit, dass mein Fokus auf dem Bereich der Ge-
waltstraftäter und vor allem der Sexualstraftäter liegt.
Wir haben in Deutschland derzeit ungefähr 500 Perso-
nen, größtenteils Männer – diese Zahl nenne ich zur Ver-
deutlichung –, die in Sicherungsverwahrung sind. 100
davon sind nach dem Urteil des Europäischen Gerichts-
hofs für Menschenrechte vom 17. Dezember letzten Jah-
res von der sogenannten Altfallregelung betroffen. Zual-
lererst auf diesen Personenkreis muss unser Augenmerk
gerichtet sein.

Wir brauchen eine verlässliche, verfassungs- und
menschenrechtskonforme Regelung, mit der dauerhaft
gewährleistet ist, dass von diesem Täterkreis in Zukunft
keine Gefahren mehr ausgehen können. Was die Siche-
rungsverwahrung angeht, muss der Fokus auf Sexual-
straftätern und nicht auf Serienbetrügern und ähnlichen
Kriminellen liegen. Ich glaube, das sind wir den Bürge-
rinnen und Bürgern in Deutschland schuldig.

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(C (D Was den Bereich der Sicherungsverwahrung anbeangt, gibt es auf Basis des Grundlagenpapiers aus dem MI und dem BMJ durchaus noch Diskussionsbedarf. an kann beim Thema „Notwendigkeit der nachträgli hen Sicherungsverwahrung“ unterschiedlicher Meinung ein. Da die Anzahl derjenigen, die sich in nachträglicher icherungsverwahrung befinden, verschwindend gering st, glaube ich, dass der Ausbau der vorbehaltenen Sicheungsverwahrung grundsätzlich der richtige Schritt ist. Ich möchte trotzdem die Frage stellen, ob es neben er primären Sicherungsverwahrung und neben dem usbau der vorbeugenden Sicherungsverwahrung nicht och erforderlich wäre, im Instrumentenkasten die nachrägliche Sicherungsverwahrung zumindest vorzuhalen. Diese Frage muss erlaubt sein. Sie wird im weiteren ang des Verfahrens mit Sicherheit erörtert werden. Ich möchte in aller Deutlichkeit auch ansprechen, ass meines Erachtens eine Verlängerung der Rückfallerjährungsfrist unabdingbar erforderlich ist. Fünf Jahre ind deutlich zu wenig. Es sei dahingestellt, ob man die rist auf 20 Jahre verlängern muss. Zumindest eine Veroppelung der Rückfallverjährungsfrist ist aus meiner icht unerlässlich. Der zweite Aspekt, der in der Strafrechtspolitik derzeit rößte Beachtung finden sollte, ist die rasant ansteigende ahl der Straftaten im Internet und mittels des Interets. Es ist höchst besorgniserregend, dass sich die Anahl solcher Straftaten von 2008 bis 2009 um immerhin 0 Prozent erhöht hat. Im Jahr 2009 wurden in Deutschand insgesamt 200 000 Straftaten im und über das Interet begangen. Die Kriminalität mittels der Informationsnd Kommunikationstechnologie im engeren Sinn ist soar um etwa 33 Prozent gestiegen. Ich glaube, dass diese ntwicklung uns nicht ruhig lassen darf. Sie stellt eine chte Bedrohung für das digitale Zeitalter dar und veruracht außerdem einen immensen wirtschaftlichen Schaen. Laut einer Prognose der BITKOM wird der Schaden, er in Deutschland in diesem Jahr im Internet angerichtet ird, aller Voraussicht nach um die 17 Millionen Euro etragen. Es geht nicht nur darum, dass dadurch möglichereise ein rasant steigender wirtschaftlicher Schaden ein ritt. Wir sollten uns vielmehr auch der Frage zuwenden, b die Wahrnehmung von wichtigen Freiheitsrechten angfristig nicht dadurch eingeschränkt wird, dass immer ehr Menschen persönlich Schaden nehmen, wenn sie ich im Internet aufhalten, um zum Beispiel Überweiungen vorzunehmen oder Bestellungen zu tätigen. Es ibt immer mehr gebrannte Kinder. Auf die Dauer wird adurch ein immer größerer Anteil unserer Bevölkerung ieber die Finger vom Internet lassen, also beispielsweise ein Onlinebanking mehr betreiben oder Bestellungen ort vornehmen. Wenn wir dem tatenlos zusehen, wird s sogar zu einer Einschränkung der Freiheitsrechte ommen. Der Kreditkartenbetrug nimmt immer mehr zu. Auch er Betrug mittels des Missbrauchs von Bankverbindunen nimmt immer mehr zu. Um hier keinem Trugschluss ufzusitzen: Es ist nicht so, dass halbwüchsige Internetreaks von 16 oder 17 Jahren in einem Kellerverließ sit Stephan Mayer )





(A) )

zen und Kreditkartenbetrug betreiben. Der Präsident des
BKA hat im Rahmen seiner Pressekonferenz vom
6. September 2010 deutlich gemacht, dass es sich mitt-
lerweile um ein hochprofessionelles Geschäft handelt.
Es gibt außerhalb Deutschlands hochprofessionelle und
hochkriminelle Banden, die den Kreditkartenbetrug und
den Missbrauch von Benutzernamen, Passwörtern und
Bankverbindungen gewerbsmäßig betreiben. Dem müs-
sen wir uns zuwenden.

Besorgniserregend ist nicht nur der Anstieg der Zahl
der Straftaten im Internet, sondern auch, dass es immer
schwieriger wird, diese Straftaten aufzuklären. Vor dem
Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Thema Vorrats-
datenspeicherung war es noch möglich, 800 von 1 000
Verdächtigen zu ermitteln. Nach diesem Urteil – das ist
nicht meine Aussage, sondern die von Herrn Ziercke vom
6. September 2010 – ist es nur noch möglich, etwa 7 von
1 000 Verdächtigen zu ermitteln. Es muss jedem ein-
leuchten, dass wir hier effektive Regelungen brauchen.

Wir brauchen eine Verbindungsdatenspeicherung. Diese
Forderung bezieht sich nicht nur auf Kinderpornografie
im Internet, sondern auch darauf, dass es einen galoppie-
renden Anstieg der Zahl der Straftaten im Internet gibt.
Diese Straftaten können nur ermittelt werden, wenn das
BKA und die Ermittlungsbehörden auf die Verbindungs-
daten zurückgreifen können. Ich appelliere deshalb an
alle in diesem Hause, dieser wichtigen Regelung schnell
näher zu treten.

Ich danke ganz herzlich für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705919900

Die Kollegin Dr. Eva Högl hat jetzt das Wort für die

SPD.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Eva Högl (SPD):
Rede ID: ID1705920000

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Frau Ministerin, es ist jetzt an der Zeit, die
Bürgerrechte stärker in den Blick zu nehmen. Damit
möchte ich beginnen. Herr Kollege Grosse-Brömer, wir
brauchen weniger Sicherheitsfanatiker. Wir brauchen
überhaupt weniger Fanatismus in dieser ganzen Debatte.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Was wir stattdessen brauchen, ist eine vernünftige Ba-
lance zwischen Sicherheit und Freiheit. Darum geht es.
Da haben wir jetzt eine echte Chance.

Ich will ein Beispiel nennen, das vielleicht ein biss-
chen ungewöhnlich ist; aber ich sehe es so. Wir haben
bei der Debatte um das SWIFT-Abkommen gesehen,
dass es möglich ist, die Bürgerrechte stärker zu veran-
kern, als viele zu Beginn der Verhandlungen gedacht
hätten, und dass man sogar mit den USA – wenn ich das
so sagen darf – über Datenschutz verhandeln und Ver-
besserungen erreichen kann.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die waren sehr hartleibig!)


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(C (D uch wenn wir mit dem Endergebnis nicht zufrieden ind, so haben wir, wenn wir es mit dem vergleichen, as am Anfang gewesen ist, eine ganze Menge erreicht. Frau Ministerin, dazu brauchen wir aber – Sie wissen s auch aus den Verhandlungen – Mut, Entschlossenheit, eharrlichkeit und politische Gestaltungskraft. Wenn ich as so offen sagen darf: Da kann an der einen oder andeen Stelle noch eine Schippe draufgelegt werden. Da wir gleich über die Innenpolitik diskutieren und ie neben Ihrem Kollegen, dem Innenminister, sitzen, age ich Ihnen in Bezug auf die Balance von Sicherheit, reiheit und Bürgerrechten ganz offen: Überlassen Sie itte die Rechtspolitik nicht dem Innenministerium! Seten Sie sich durch! Nehmen Sie Ihre Aufgabe als Anältin der Bürgerrechte war! Darum möchte ich Sie in tändig bitten. Der Kollege Mayer hat eben den Datenschutz angeprochen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie sind in er Position, hier etwas vorzulegen. Wir aber warten. Ich age Ihnen ganz offen: Entweder verschläft die Koalition ichtige Themen, oder sie ist nicht handlungsfähig, weil ie sich nicht einigen kann; das gilt insbesondere für die ereiche Inneres und Justiz. Wir brauchen zum Beispiel ringend mehr Datenschutz für Beschäftigte. Da hat uch das Justizministerium eine Aufgabe. Ich frage ich, warum die Bundesregierung über Monate untätig lieb, obwohl wir schlimme Skandale hatten und der andlungsbedarf mehr als deutlich erkennbar wurde. Frau Ministerin, ich lege Ihnen deswegen ans Herz: etzen Sie sich für den Datenschutz ein, insbesondere ür den dringend erforderlichen Datenschutz der Bechäftigten! Wir von der SPD haben etwas vorgelegt. ir haben die Interessen von Beschäftigten und Arbeitebern in ein richtiges Verhältnis gebracht. Wir haben lar gesagt, was erlaubt und was verboten sein soll. Hier st dringender Handlungsbedarf. Ich will ein anderes Thema ansprechen: Google treet View. Wir haben intensiv darüber diskutiert. uch hier haben wir gesehen, dass die Koalition nicht in er Lage ist, rechtzeitig Rahmenbedingungen zu formuieren. Sie konnten sich nicht einigen, ob es gut oder chlecht ist, Google Street View zu haben. Sie hatten eine Vorstellung davon, welches Vorgehen richtig ist. uch hier hören wir wieder – nicht nur in dieser Debatte, ondern schon den ganzen Tag –: „Demnächst“, „irgendann“, „bald“ der, wie meine Kollegin sagt, „in Kürze“ werde irgendtwas vorgelegt. Das Beispiel Google Street View zeigt, ass wir eines auf keinen Fall zulassen dürfen: Politik arf nicht handlungsunfähig und hilflos dastehen. Das ar hier aber der Fall. Ich fordere deswegen von der undesregierung, hier tätig zu werden. Zwei Sätze zur Vorratsdatenspeicherung. Frau inisterin, Sie haben es selbst angesprochen: Es reicht icht, die europäische Entwicklung, die Überarbeitung er Richtlinie, abzuwarten. Auch wir erwarten von Ihnen Dr. Eva Högl )


(Beifall bei der SPD)


(Christine Lambrecht [SPD]: „In Kürze“!)





(A) )

eigene Akzente und eine klare Vorstellung davon, was
die Koalition in diesem Bereich zu tun gedenkt.

Damit komme ich zum Stichwort „Europa“. Ich will
kurz ansprechen, dass wir mit der Grundrechte-Charta
und dem Stockholmer Programm jetzt gute Grundlagen
für mehr Bürgerrechte in ganz Europa haben. Auch hier
müssen wir engagiert auftreten. Frau Ministerin, ich will
kurz sagen, dass wir es mit einer sehr engagierten Vize-
präsidentin der Europäischen Kommission zu tun haben
– wir werden sie morgen in Berlin treffen –, die sich
nicht die Butter vom Brot nehmen lässt, sondern klare
Initiativen anstößt, deutliches Engagement zeigt und
sehr durchsetzungsstark ist. Ich wünsche mir auch von
unserer Bundesjustizministerin, dass sie so kämpferisch
auftritt. Frau Leutheusser-Schnarrenberger, ich habe die
dringende Bitte, dass Sie in Europa gestalten und sich
einbringen. Treten Sie nicht auf die Bremse! Setzen Sie
nicht nur das durch, was nach deutschem Recht ohnehin
möglich ist!

Frau Ministerin, in den verbleibenden Sekunden
möchte ich noch ein Thema ansprechen, das mir sehr am
Herzen liegt: Menschenhandel. Dabei handelt es sich
um das abscheulichste Verbrechen, das man sich vorstel-
len kann. Wir haben hier im Großen und Ganzen gute
Rechtsgrundlagen; aber ich habe zwei Bitten:

Erstens. Ratifizieren Sie endlich die Konvention des
Europarates zum Menschenhandel! Das ist dringend er-
forderlich; hier haben wir Handlungsbedarf. Wir müssen
uns engagiert in die Diskussion um die neue Richtlinie
einbringen, die die Kommission vorgelegt hat. Wir müs-
sen sie noch verbessern.

Zweitens. Ich möchte Ihr Augenmerk auf § 233 Straf-
gesetzbuch richten, den wir 2005 eingeführt haben. Es
muss genau untersucht werden, ob er tatsächlich dabei
hilft, Menschenhandel zum Zweck der Ausbeutung der
Arbeitskraft zu bekämpfen, oder ob er zu überarbeiten
ist. Ich bitte Sie inständig, sich dieses wichtigen Themas
gestaltend anzunehmen.

Ich fordere Sie auf: Seien Sie mutig! Setzen Sie sich
gegen Ihren Kollegen durch! Gestalten Sie Europa und
Deutschland in der Rechtspolitik! Dann haben Sie auch
unsere Unterstützung.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705920100

Alexander Funk hat jetzt das Wort für die CDU/CSU-

Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Alexander Funk (CDU):
Rede ID: ID1705920200

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen

und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Justiz-
etat hat mit Ausgaben in Höhe von rund 486 Millionen
Euro einen relativ geringen Anteil am Gesamthaushalt
des Bundes. Trotzdem hat er eine enorme Bedeutung für
unsere Demokratie und für eine sichere Rechtsstaatlich-

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(C (D eit, auf die wir stolz sein können. Natürlich will auch ieser Einzelplan seinen Beitrag zum Zukunftspaket der undesregierung leisten. Auch in diesem Einzelplan wird gespart. Schon die usgaben im aktuellen Plan für das Jahr 2010 sind um ,2 Prozent gesunken. 2011 sollen die Ausgaben noch inmal um 0,5 Prozent sinken. Das ist für diesen Verwalungshaushalt angesichts der Tatsache, dass 77 Prozent em Personalhaushalt zuzurechnen sind, eine enorme eistung. Dafür gebührt dem Ministerium unser Dank. Ein weiteres Indiz dafür, dass das Ministerium mit den orhandenen Mitteln sparsam umgeht, sind die Hausaltsreste. Als Haushälter bin ich geteilter Meinung: Auf er einen Seite freue ich mich, wenn nicht alle veranchlagten Mittel am Ende des Jahres ausgegeben wurden. uf der anderen Seite gehören zu einem Haushalt auch ahrheit und Klarheit. Die Titelansätze sollten so veran chlagt werden, dass man das, was man benötigt, auch usgibt. Mittlerweile beläuft sich die Höhe der Haushaltseste auf über 62 Millionen Euro, weshalb durchaus weifel bestehen, ob in der Vergangenheit immer richtig ehaushaltet wurde. Wir fordern deshalb, die Haushaltseste abzubauen. Viele Ausgaben sind durch gesetzliche Vorgaben geunden. Dort müssen wir ansetzen, wenn wir den Hausalt konsolidieren wollen. Das Einsparpotenzial im Veraltungshaushalt, aber auch im Personalbereich neigt ich dem Ende zu. Wir sind alle aufgefordert, Vorschläge u machen. Ein Vorschlag war in dieser Woche erneut in der Disussion – ich schließe mich dem sehr gerne an –, nämich der Berlin-Umzug. Es gibt sicherlich gute Gründe, omplett von Bonn nach Berlin umzuziehen, umal Bonn hohe Kompensationszahlungen erhalten at. Ich kann an dieser Stelle nur für das Justizministeium sprechen. Es gibt noch drei Referate in Bonn und wei Referate – „Kriminalprävention“ und „Täter-Opferusgleich“ –, die sowohl in Bonn als auch in Berlin beeimatet sind. Ich bin der Überzeugung, dass diese Dopelstrukturen beendet werden können. Auch das wäre in Beitrag zur Haushaltskonsolidierung. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP])


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir müssen intelligent sparen. Deshalb werden wir in
en Haushaltsberatungen alle Sparvorschläge exakt prü-
en. Dazu gehören auch Stelleneinsparungen beim Deut-
chen Patent- und Markenamt. Es stellt sich die Frage,
b diese Einsparungen wirklich sinnvoll sind. Die Be-
eutung des Deutschen Patent- und Markenamtes wird
äufig unterschätzt. Die Bundesrepublik Deutschland ist
in rohstoffarmes Land. Es ist ein Land der Ideen. Un-
ere wichtigste Ressource ist die Kreativität der Men-
chen. Hierfür ist das Deutsche Patent- und Markenamt
in Spiegelbild. Trotz der Krise wurden im vergangenen
ahr rund 60 000 Erfindungen zum Patent angemeldet.
ie rund 2 700 Mitarbeiter sorgen für Einnahmen in
öhe von 293 Millionen Euro. Nach dem jetzigen Haus-





Alexander Funk


(A) )


)(B)

haltsentwurf ist auch dieses Amt von Stelleneinsparun-
gen betroffen. Das werden wir in den Haushaltsberatun-
gen kritisch durchleuchten; denn dort gibt es einen
Bearbeitungsstau. Wir wissen alle, dass schnelle Verfah-
ren für unsere Wirtschaft wichtig sind.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Trotz aller Spardiskussionen wollen wir dort, wo es
sinnvoll ist, Schwerpunkte setzen. Ich komme zum
Thema „Dunkelfeld“, das heute in der Debatte bereits
angesprochen wurde, allerdings in unangemessener, po-
lemischer Wahlkampfrhetorik. „Dunkelfeld“ ist deutsch-
landweit die erste Initiative, die auf den Umgang mit
pädophilen sexuellen Störungen ausgerichtet ist. Diese
Initiative setzt auf Prävention. Sie bietet Menschen Hilfe
an, die sich selbst als Gefahr wahrnehmen und sich zum
Schutz der Kinder um eine Therapie bemühen. Das Ziel
ist, die Nutzung von Kinderpornografie einzudämmen,
um sexuellem Missbrauch vorzubeugen. Wir halten das
für ein sehr sinnvolles und sehr wichtiges Projekt. Im
Jahr 2007 hat die damalige Justizministerin Zypries das
Projekt vor dem Aus gerettet. Ich bin sowohl ihr als auch
der jetzigen Justizministerin dankbar, dass sie hinter die-
sem Projekt stehen und sich klar zu diesem Projekt be-
kennen. Die Justizministerin möchte das Projekt aus-
bauen und eine zentrale Koordinierungsstelle einrichten,
die dafür sorgen soll, dass das Projekt bundesweit etab-
liert wird.

Die Mittel, die jetzt im Haushaltsentwurf stehen, rei-
chen aus, um die Therapie fortsetzen zu können. Die
Mittel für die Koordinierungsstelle müssen in den Haus-
haltsberatungen noch sichergestellt werden. Dafür sage
ich meine Unterstützung zu. Ich gehe sogar noch einen
Schritt weiter. Leider läuft die Forschungsförderung
Ende 2010 aus. Damit würde die wissenschaftliche Be-
gleitung der Therapie wegfallen, was misslich ist, weil
die Einblicke in das Dunkelfeld mittlerweile auf einer
weltweit einmaligen Stichprobengröße basieren. Gerade
diese Daten liefern praxisrelevante Erkenntnisse für die
Prävention gegen sexuellen Missbrauch, wie mir Pro-
fessor Beier ausführlich dargelegt hat. Insofern sollten
wir nach Möglichkeiten suchen, die Forschungsförde-
rung zu verlängern. Jeder Euro, der dazu beiträgt, dass
ein Kind nicht Opfer sexueller Gewalt wird, ist ein gut
investierter Euro.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Uns stehen sicherlich spannende Haushaltsberatun-
gen bevor. Ich bitte alle um konstruktive Mitarbeit.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705920300

Damit ist die Aussprache zu diesem Einzelplan been-

det.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums des Innern, Einzelplan 06.

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(C (D Das Wort erteile ich dem Bundesminister Thomas de aizière. Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister des Inern: Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kolegen! Der Einzelplan des Bundesministeriums des nnern hat im Haushaltsentwurf des Jahres 2011 ein Voumen von 5,4 Milliarden Euro. Das sind 105 Millionen uro weniger als im Soll des Jahres 2010. ür einen kleinen und vergleichsweise personalintensien Haushalt ist das ein respektabler, spürbarer Beitrag ur Sanierung des Bundeshaushalts. Er ist notwendig, ber nicht in allen Politikfeldern leicht umzusetzen. Lassen Sie mich zu einigen wenigen inhaltlichen chwerpunkten des Geschäftsbereichs ein paar Worte agen. Dabei geht es wahrlich darum – ich weiß nicht, b die Abgeordnete Högl noch anwesend ist –, wer sich nnerhalb der Bundesregierung gegen wen durchsetzt, ondern darum, wie die Justizministerin und der Inneninister gemeinsam für mehr Freiheit und Sicherheit in nserem Land sorgen. Das ist unsere Aufgabe, und der tellen wir uns. Zu Migration und Integration. Darüber haben wir in en vergangenen Wochen in verschiedenen Foren inteniv diskutiert. Das ist sicher eine der Kernfragen unserer eit. Ja, es gibt heute Defizite. Ja, es gab in der Verganenheit Fehler. Da wurde so manche Chance verpasst. ber seit einigen Jahren arbeiten wir entschlossen an ösungen, und das lassen wir uns auch nicht nehmen. Migration und Integration sind untrennbar miteinaner verbunden. Wir müssen sachlich, fair und wahrhaftig iskutieren und an Lösungen arbeiten. Wir müssen auch lar differenzieren: Wir fördern die ganz große Mehrheit er integrationsbereiten Ausländer und Migranten durch ine Fülle von Angeboten. Von der kleinen Minderheit er Integrationsunwilligen fordern wir mehr Anstrenungen. Diese Forderungen müssen wir notfalls auch it Sanktionen durchsetzen. Wer eine neue Heimat gefunden hat, der muss auch eimisch werden wollen. Wer heimisch wird, muss seine erkunft nicht verleugnen. Im Gegenteil; gerade darin iegt ja auch die kulturelle Bereicherung. Aber es gelten ie Regeln der neuen Heimat und nicht mehr die Regeln er Herkunft. Die Integrationskurse sind das wichtigste integraionspolitische Förderinstrument des Bundes. Die Teilahme daran ist teilweise verpflichtend. Deutschkenntisse sind die Grundvoraussetzung für jede Form von ntegration. Viele Migranten nehmen erfolgreich an den ursen teil. Diese Integrationskurse umfassen nicht nur inen Deutschkurs im Umfang von rund 600 Stunden, Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister des Innern )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Wolfgang Gunkel [SPD]: Schade!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


Bundesminister Dr. Thomas de Maizière
sondern auch einen Orientierungskurs über Geschichte,
Recht und Kultur in Deutschland.

Der Haushaltsentwurf 2011 sieht – trotz der sonst
zum Teil unvermeidlichen Haushaltskürzungen – für
diese Integrationskurse den gleichen Ansatz in Höhe von
218 Millionen Euro vor wie der Haushalt für dieses Jahr.
Dies wurde auch durch eine Hilfe aus dem Bildungsbe-
reich von Frau Kollegin Schavan möglich, wofür ich
dankbar bin.

Rund 30 Prozent der Verpflichteten nehmen an diesen
Kursen nicht über die gesamte Dauer oder gar nicht teil.
Darüber müssen wir in Deutschland offen reden. Wir ha-
ben Sanktionen. Sie reichen von der Verhängung eines
Bußgelds über die Kürzung des SGB-II-Satzes bis hin zu
der Möglichkeit der Veränderung des Aufenthaltsstatus
und Ausweisung.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, eben!)


Wir haben hier überwiegend kein Gesetzesproblem, son-
dern ein Vollzugsproblem.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eben!)


– Herr Wieland, ich freue mich, wenn wir uns darüber
einig sind.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! – Gegenruf der Abg. Gisela Piltz [FDP]: Was ist denn mit dir in der Sommerpause passiert?)


Die Anwendung obliegt im Wesentlichen den
600 Ausländerbehörden in Deutschland. Die Frage, ob,
in welchem Umfang und warum nicht von solchen Sank-
tionsmöglichkeiten Gebrauch gemacht worden ist,
werde ich versuchen zu beantworten. Ich werde dies bei
der nächsten Innenministerkonferenz im Gespräch mit
meinen Kollegen zum Gegenstand machen und dann
gerne die Öffentlichkeit darüber unterrichten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Zum Thema der öffentlichen Sicherheit. Deutsch-
land bleibt eines der sichersten Länder der Welt. Die
polizeilich registrierte Kriminalität ist und bleibt rück-
läufig. Dennoch gibt es eine Reihe von Entwicklungen,
die mir Sorgen machen. Wir können sie aus Zeitgründen
hier jetzt nicht im Einzelnen und umfänglich bereden.
Über das Thema Gewalt war eben schon gesprochen
worden. Ich nenne die Themen organisierte Kriminalität,
Terrorismus und Internetkriminalität.

Bezüglich des Terrorismus bestätigen auch jüngere
Beobachtungen unserer Sicherheitsbehörden: Der inter-
nationale Terrorismus stellt nach wie vor eine ernst zu
nehmende Bedrohung für die Sicherheit unseres Landes
und das Leben unserer Bürgerinnen und Bürger dar. Im
Fokus unserer Sicherheitsbehörden befinden sich knapp
über 1 000 Personen, über die sicherheitsrelevante Hin-
weise und Erkenntnisse vorliegen. 130 Personen davon
werden als sogenannte Gefährder eingestuft, knapp
280 als sogenannte relevante Personen. Dass sich nähere
öffentliche Informationen darüber verbieten, liegt in der

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(C (D atur der Sache. Aber niemand soll daraus, dass nicht iel darüber geredet wird, schließen, dass nicht Tag und acht daran gearbeitet wird. Erfolgreich ist das im brigen nur – das sage ich der Opposition mit Blick auf inen anderen Kontext der letzten Wochen –, wenn alle icherheitsbehörden, selbstverständlich im Rahmen iher Zuständigkeiten, sehr eng zusammenarbeiten. Zu den zwei Guantánamo-Häftlingen möchte ich nur wei Worte sagen. Erstens. Ja, sie sind da. Zweitens. Ich ichte an alle die Bitte, sie in Ruhe zu lassen. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Besondere Sorge bereitet mir die Entwicklung im Zu-
ammenhang mit der Internetkriminalität. Im Jahr
009 haben wir im Bereich der engeren IuK-Kriminalität
Herr Mayer hat darauf hingewiesen – einen Anstieg
on rund einem Drittel zu verzeichnen. Kinderpornogra-
ie, Bot-Netze und Wirtschaftskriminalität sind da Stich-
orte. Eines ist jedoch klar: Ohne die notwendigen

echtlichen Befugnisse machen wir den Ermittlern ihre
rbeit teilweise fast unmöglich.


(Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


eswegen halte ich es für zwingend erforderlich, dass
ir uns rasch auf eine Neuregelung der Mindestspei-

herungsfristen für Telekommunikationsverbindungs-
aten einigen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


enn man einen neuen Begriff findet, ist das vielleicht
in Weg zu einem neuen Denken.


(Zuruf von der SPD: Mit wem einigen Sie sich?)


Mit wem wir uns einigen, können Sie sich doch den-
en.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber wann denn?)


ber dass wir alle Debatten, die wir zu führen haben – es
st auch kein Geheimnis, dass wir sie führen –, in Anwe-
enheit der Öffentlichkeit vor dem Deutschen Bundestag
ühren, das werden Sie jedenfalls bei mir nicht erleben.

Freiheit und Sicherheit sind elementare Werte unseres
usammenlebens, auch im Internet. Wir müssen diese
erte auch im Internet sicherstellen. Das Internet ist

ine kritische Infrastruktur wie die Strom- und Was-
erversorgung. Das hat erhebliche Folgen. Kritische In-
rastrukturen müssen zuverlässig zur Verfügung stehen.
ies ist auch eine Aufgabe der Daseinsvorsorge der öf-

entlichen Hand. Was das im Einzelnen bedeutet, wird
ns in den nächsten Jahren noch intensiv beschäftigen.
aran arbeiten wir: sichere Regierungsnetze, europäi-

che Zusammenarbeit, Abwehr von Angriffen auf das
egierungsnetz und andere Angriffe, die Bot-Netz-Ini-

iative, der neue Personalausweis, das De-Mail-Gesetz.

Das Internet ist ein sehr freiheitliches Medium. Diese
reiheit müssen wir bewahren und schützen, und zwar
or einzelnen Unternehmen, die ihre Marktmacht aus-





Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister des Innern


(A) )


)(B)


Bundesminister Dr. Thomas de Maizière
spielen wollen, ebenso wie vor dem individuellen Miss-
brauch durch Kriminelle. Es gibt eine breite Debatte um
die zentralen Zukunftsfragen unserer Informationsge-
sellschaft.

Meine Damen und Herren, Google Street View ist nur
ein Wimpernschlag im Internetzeitalter. Es geht nicht
nur um Fassaden und öffentliche Plätze. Es werden neue
Dienste entwickelt und Verknüpfungen hergestellt, die
eine weit größere Auswirkung auf das Leben des Einzel-
nen haben als die reine Abbildung von Häuserfassaden.
Gefragt sind Nüchternheit und Klarheit beim Blick auf
die Chancen und auf die Risiken.

Wir müssen darauf achten, dass wir mit einer gesetz-
geberischen Reaktion nicht die Maßstäbe verrücken.
Alles, was wir tun, muss vor dem Hintergrund der inter-
nationalen Entwicklungen auch durchsetzbar sein. Wir
brauchen deswegen eine angemessene Balance zwischen
Offenheit für Informationen, für Innovationen, für das
offensichtliche Informationsinteresse der Bürger, aber
auch für den Schutz der Privatsphäre und legitimer Si-
cherheitsinteressen.

Am kommenden Montag werden wir bei einem von
mir initiierten Treffen Eckpunkte für künftige Regelun-
gen beraten, welche alle Geodaten und vor allem ihre
Verknüpfung im Internet in den Blick nehmen.

Vorhin war vom Beschäftigtendatenschutz die Rede.
Die Regierung hat einen Gesetzentwurf zur Regelung
des Beschäftigtendatenschutzes beschlossen. Damit ist
dieser Bundesregierung etwas gelungen, was vielen
Bundesregierungen zuvor nicht gelungen ist.


(Jan Korte [DIE LINKE]: Das stimmt!)


Der Gesetzentwurf schafft einen angemessenen Aus-
gleich zwischen den berechtigten Interessen der Arbeit-
nehmer und den berechtigten Interessen der Arbeitgeber.
Er dient auch einem effektiven Betriebsablauf und der
Korruptionsbekämpfung. Wir werden diesen Gesetzent-
wurf hier noch beraten und dann Gelegenheit haben,
ausführlich darüber zu diskutieren.

Meine Damen und Herren, im nächsten Jahr bietet die
Frauenfußballweltmeisterschaft unserem Land wieder
die Gelegenheit, sich als guter Gastgeber zu präsentie-
ren, und unsere Frauen sind ganz gut drauf.

Genau dasselbe wünsche ich mir für die Olympischen
Winterspiele 2018 – möglichst in München. Die Bewer-
bung Münchens um die Ausrichtung der Spiele findet
unsere volle Unterstützung. Katarina Witt ist ein Glücks-
fall für diese Bewerbung. Ich bitte den Deutschen Bun-
destag, wie bisher die Bundesregierung, die Stadt Mün-
chen und den Freistaat Bayern bei der Bewerbung um
diese Olympischen Winterspiele zu unterstützen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Christian Lange [Backnang] [SPD])


In diesem Jahr feiern wir den 20. Geburtstag der deut-
schen Einheit. Demnächst werden wir im Kabinett den
Jahresbericht zum Stand der Deutschen Einheit be-
schließen und der Öffentlichkeit vorstellen. Dann wird

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(C (D icher auch Gelegenheit sein, im Deutschen Bundestag arüber zu diskutieren. (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber leider nicht alle!)


Warum nicht alle? Warum können wir nicht alle da-
über diskutieren?


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich war noch bei München! – Gegenruf von der CDU/CSU: Aufpassen, Herr Kollege!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705920400

Es dürfen alle Abgeordneten kommen, wenn wir den

ericht zur deutschen Einheit diskutieren.

Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister des In-
ern:

Das wäre schön. Darin sind die Präsidentin und ich
ns vollkommen einig. Wenn wir bei dieser Diskussion
in volles Haus hätten, wäre das schön.

Ich will jetzt keine Einzelheiten zu dem Bericht und
u der Entwicklung der vergangenen 20 Jahre nennen.
ch will nur zwei Punkte zum Schluss sagen. Bei allen
urbulenzen und Debatten, die wir haben, sollten wir im
olitischen Tagesgeschäft hin und wieder auch – und
azu boten die vergangenen Tage einen Anlass – an den
ut und die Tatkraft von Menschen wie Bärbel Bohley

enken. Dann können wir vielleicht, wenn wir uns zag-
aft und schüchtern fühlen, manches zurückstellen und
ns vornehmen, schwierige Dinge gemeinsam anzupa-
ken.

Das Zweite. Unsere Nationalhymne hat einen sehr
chönen Eingangsvers: „Einigkeit und Recht und Frei-
eit“. Das betrifft nicht nur die deutsche Einheit, sondern
st für die Bundesregierung, für den Bundesminister des
nnern und hoffentlich für uns alle auch ein konkreter
andlungsauftrag, über den Haushalt hinaus.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Wolfgang Gunkel [SPD])



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705920500

Der Kollege Olaf Scholz hat jetzt das Wort für die

PD-Fraktion.


Olaf Scholz (SPD):
Rede ID: ID1705920600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es gibt

ragen, die von den beiden Verfassungsressorts, dem
ustiz- und dem Innenministerium, gemeinsam bewältigt
erden müssen. Über ein solches Thema haben wir eben
esprochen: darüber, wie wir bei der Sicherungsver-
ahrung eine neue Regelung zustande bekommen. Ich

age ausdrücklich, dass die Dauer des Diskussionspro-
esses zwischen den beiden Ressorts mittlerweile die er-
rägliche Zeitschwelle überschritten hat.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)






Olaf Scholz


(A) )


)(B)

Es hätte längst ein Gesetzentwurf vorgelegt werden
müssen, den wir dann im Bundestag hätten beraten kön-
nen. Aber der Prozess dauert zu lange, obwohl wir genau
wissen, dass hier etwas getan werden muss. Deshalb ha-
ben wir als sozialdemokratische Fraktion der Regierung
angeboten, bei der Erarbeitung der Regelungen, die not-
wendig sind, schnell zu helfen. An einer Stelle haben wir
unsere Bereitschaft, uns zu beteiligen, gemeinsam mit
vielen anderen schon bewiesen, indem wir nämlich die
Divergenzvorlage ermöglicht haben, mit der vermieden
werden soll, dass all diese Straftäter aufgrund sehr unter-
schiedlicher Praktiken aus den Gefängnissen entlassen
werden.

Uns geht es um das gesamte Vorhaben. Das gilt
selbstverständlich für die Vorschläge zu einer Neurege-
lung, die eingangs von der Justizministerin gemacht
worden sind und die vom Kabinett getragen werden. Es
gilt aber auch für die Frage: Wie gehen wir mit dem Pro-
blem der sogenannten Altfälle um?

Das, was die Regierung jetzt vorgeschlagen hat, ist
– ich glaube, das wissen auch die Beteiligten – ein Ritt
auf Messers Schneide. Es ist gefährlich und kann auch
misslingen. Trotzdem hat Ihnen unsere Fraktion zuge-
sagt: Wir wollen, wenn es geht, gerne helfen und diesen
Weg mit Ihnen gemeinsam gehen. Aber wir brauchen ei-
nen Gesetzentwurf, den wir prüfen können. Denn es
kann sein, dass man zwar einen guten Einfall hatte, die-
ser am Ende, wenn man ihn in gesetzgeberische Worte
fassen muss, aber nicht funktioniert.

Es kann nicht angehen, dass es noch länger dauert, bis
Sie einen Gesetzentwurf vorlegen. Jetzt hieß es, es dau-
ert noch bis Dezember oder sogar länger. Es muss jetzt
ein Gesetzentwurf her. Wir versprechen Ihnen, alles zu
tun, was dazu beiträgt, dass in diesem Haus und im Bun-
desrat eine schnelle Beratung erfolgen kann. Wir brau-
chen nämlich schnell ein neues Gesetz, das endlich die
alten ersetzt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es gibt ein zweites Vorhaben, bei dem beide Verfas-
sungsressorts gefragt sind, bei dem sie allerdings nicht
aufgepasst haben. Jedenfalls kann ich mir nicht vorstel-
len, dass der Vertrag, den die Regierung mit der Atom-
wirtschaft geschlossen hat, die Billigung beider Verfas-
sungsressorts gefunden hat. Es gibt zu viele Fragen, die
mit diesem Vertrag verbunden sind, die seine verfas-
sungsrechtliche Zulässigkeit thematisieren.

Dabei geht es um solch einfache Fragen wie: Wird
das Kopplungsverbot missachtet? Sind hier nicht Rege-
lungen, die nur durch Gesetz oder hoheitliches Handeln
getroffen werden dürfen, in einen Vertrag gegossen und
mit Gegenleistungen versehen worden, die man als de-
mokratischer Staat nicht hätte geben dürfen? Außerdem
geht es um das Prinzip der Wesentlichkeit: Kann man
wirklich akzeptieren, dass solche Regelungen nicht vom
Parlament, sondern in einem Vertrag getroffen werden?


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Meinen Sie jetzt Ihren alten Vertrag oder den aktuellen? – I m d w m r f r D b s d s B f J n I g ä j N a d s d g w l u t s r z w i e w (C (D Lachen des Abg. Dr. Günter Krings [CDU/ CSU])


st es nicht notwendig, dass man die Regelungen, die
an will, in einem Gesetz trifft? Bei diesen Fragen re-

en Sie sich zu leicht und übrigens auch zu irre lachend,
enn ich das dazusagen darf,


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


it dem Hinweis auf den alten Vertrag heraus. Denn da-
in waren nur Regelungen getroffen, die als Begleitung
ür die gesetzlich geregelten Umstände zu verstehen wa-
en.


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Und was war mit der Wesentlichkeit?)


as, was wir heute vorfinden, hat es damals nicht gege-
en.


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Ja! Weil Sie sich gar nicht gekümmert haben! Die Sicherheit war bei Ihnen doch kein Thema!)


Wir müssen uns wirklich fragen, ob das so geht. Sie
ollten nicht den Respekt der Bevölkerung unseres Lan-
es vor der Verfassung riskieren, weil Sie etwas be-
chließen, das offensichtlich kurze Zeit später vor dem
undesverfassungsgericht scheitern wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Vergessen Sie auch nicht, dass die Atomenergie ge-
ährlich ist, wie auch immer man das politisch bewertet.
edenfalls gibt es eine Schutzpflicht des Staates, die
icht einfach durch einen Vertrag geregelt werden kann.
ch habe große Zweifel an der Zulässigkeit dieses Vertra-
es, und ich bitte die Verfassungsressorts, sich dazu zu
ußern.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Meine Damen und Herren, das Thema Integration ist
etzt in aller Munde, und das ist fast schon das Problem.
atürlich ist es richtig, dass darüber gesprochen wird;

ber viel wichtiger, als dass wir reden, ist, dass wir han-
eln. Wenn man das mitbekommt, was hier gegenwärtig
tattfindet, dann hat man in vielen Fällen den Eindruck,
ass zwar geredet wird, dass das aber mit den Handlun-
en, die hinterher stattfinden, nichts zu tun hat. Dann
ird man sehr schnell unehrlich. Zudem ist es gefähr-

ich, wenn Reformvorschläge, die eigentlich vernünftig
nd richtig sind, nur gemacht werden, damit die Ressen-
iments, die man in Wahrheit vortragen möchte, einen
ozialadäquaten Rahmen bekommen.

Deshalb sage ich: Ich bin mit dem, was wir hier hö-
en, nicht einverstanden. Überall wird gesagt: „Deutsch
u lernen, ist wichtig“, was richtig ist; aber gleichzeitig
ird die Möglichkeit, die deutsche Sprache zu erlernen,

n allen Verantwortungsbereichen der Bundesregierung
rschwert und nicht verbessert. Das ist das, was gegen-
ärtig stattfindet.





Olaf Scholz


(A) )


)(B)


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben vor kurzem die Mitteilung bekommen,
dass es nicht mehr möglich ist, dass alle, die sich freiwil-
lig melden, an Integrationskursen teilnehmen können.
Das ist aber das, was wir eigentlich wollen: dass nicht
nur diejenigen, die neu hierhin kommen, sondern auch
diejenigen, die bereits hier sind und Sprachprobleme ha-
ben, gefördert werden.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eben!)


Das wird ihnen aber verweigert, und darüber hinaus wird
gesagt, man müsse monatelang auf solche Kurse warten.
Während wir also über mehr Deutschkurse reden, wer-
den die Deutschkurse nicht in dem nachgefragten und er-
forderlichen Maße angeboten. Das ist unehrlich, unse-
riös und bei einem so wichtigen Thema auch nicht in
Ordnung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es geht hier möglicherweise um 20 000 Menschen, die
freiwillig teilnehmen würden, dies aber aufgrund der fal-
schen Haltung der Bundesregierung nicht können.

Man vergesse auch nicht die Verknüpfung mit ande-
ren Ressorts. Wir stellen fest, dass es Integrationsver-
weigerer gibt, die aufgrund ihrer Möglichkeiten nicht
auf dem Arbeitsmarkt klarkommen oder den Zugang
vielleicht auch nicht suchen. Viel entscheidender ist
aber, dass man Angebote macht. Wie kann man die Mit-
tel für die aktive Arbeitsmarktpolitik um Milliarden kür-
zen, wie es diese Regierung will, und sich hinterher
trauen, eine Rede darüber zu halten, dass man mehr tun
muss, um die Leute aus der Situation von Unterbeschäf-
tigung bzw. Nichtbeschäftigung zu befreien? Das ist un-
ehrlich und unseriös, und dadurch wird Politikverdros-
senheit gefördert.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Sie richten alles mit Steuergeldern!)


Genau das alles tun Sie heute, und das ist ein sehr gro-
ßes Problem, weil Sie dadurch dazu beitragen, dass wir
nicht vorankommen. Wenn wir etwas wollen, dann müs-
sen wir auch handeln.


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Geld ausgeben!)


Das gilt übrigens auch für manch andere Dinge, die bei
der Integrationspolitik eine zentrale Rolle spielen. Wir
beklagen die Situation mancher Frauen in Ehen, die hier
nach erfolgter Migration geschlossen worden sind.
Gleichzeitig kommen wir bei der Verbesserung des
Rückkehrrechts von Frauen, die Opfer von Zwangsehen
gewesen sind, nicht voran. Das ist unehrlich;


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D enn nur, wenn man diese Frauen beschützt, macht man ie auch mutig dafür, dass sie sich jetzt und hierzulande egen das wehren, was sie nicht in Ordnung finden. Das Gleiche gilt hinsichtlich der Antwort auf die rage, was wir eigentlich mit denjenigen machen, die sich nstrengen. Die Botschaft unseres Landes muss doch ein, dass sich Anstrengung lohnt. Wir haben den Vorchlag gemacht, dass zum Beispiel ein junger Mensch, er geduldet ist und in einer Familie lebt, die geduldet ist, einen Aufenthaltsstatus in Deutschland mit dem Schulbschluss verbessern kann. Das wäre doch einmal eine otschaft, wenn man sagen würde: Wenn ihr das tut, (Beifall des Abg. Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD])


as wir hier ständig fordern, dann hat das auch eine gute
onsequenz für euren Aufenthalt hier. – Es wäre richtig,
as zu tun.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Daneben gibt es noch die leidige Geschichte der An-
rkennung im Ausland erworbener Abschlüsse. Auch
arüber ist schon viel geredet worden. Was man machen
uss, ist der Bundesregierung auch von dem früheren
rbeitsminister schon einmal vorgeschlagen worden.
as haben die damals verantwortlichen Ressortminister
nd -ministerinnen – es sind immer noch die gleichen –
amals nicht gewollt. Danach stand es so ähnlich im Ko-
litionsvertrag, aber jetzt, nach einem Jahr, gibt es dieses
esetz, das schon seit weit über einem Jahr fertig sein
önnte, immer noch nicht. Wir brauchen ein Anerken-
ungsgesetz, um deutlich zu machen, dass diejenigen,
ie sich anstrengen, hierzulande auch eine gute berufli-
he Chance haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ir brauchen also Taten – die durchaus anstrengend sein
önnen.

Folgendes möchte ich noch anmerken: Wenn man
agt, es müsse auch Sanktionen geben, während man
leichzeitig alles dafür tut, dass man niemanden sanktio-
ieren kann, dann ist das die doppelte Verstärkung von
nseriösen Argumentationen. Wer Sprachkurse nicht in
usreichendem Maße anbietet, kann niemanden sanktio-
ieren, weil er nicht teilnimmt, und wer die Arbeitsmarkt-
örderung nicht so gestaltet, wie es notwendig ist, der
ann das ebenfalls nicht. Das ist also auch etwas, was
an hinterfragen muss: Wird das nur gesagt, damit es ge-

agt worden ist oder damit wir das Land und unser Zu-
ammenleben verbessern?

Meine Damen und Herren, ich möchte noch eine
etzte Bemerkung machen zur Frage der Internetnutzung
nd zu der Frage, wie wir damit umgehen wollen. Nicht
lles, was wir in den letzten Wochen und Monaten in der
ebatte zum Beispiel über Google Street View gehört
aben, ist wirklich zu Ende gedacht. Ich glaube, dass
an klug handelt, wenn man dort nicht jeder Aufregung

achgibt. Auch die Panoramafreiheit gehört zu den Din-
en, die in unserem Land eine große Rolle spielen. Es





Olaf Scholz


(A) )


)(B)

kann nicht sein, dass etwas, was wir uns schon immer er-
laubt haben, plötzlich verboten ist, nur weil es im Inter-
net stattfindet.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Wenn man sich auf diese Dinge konzentriert, dann ge-
schieht es ganz schnell, dass man die eigentlich wichti-
gen Dinge vergisst; denn die große Gefahr ist doch die
Verknüpfung von Daten, die Möglichkeit, dass nicht nur
das Bild da ist, sondern dass wir auch noch herausfinden
können, wer da wohnt und welche Lebensgewohnheiten
er hat, und dass das alles ungefragt und ungewünscht ge-
schieht. Das müssen wir verhindern, und darum müssen
wir uns kümmern, aber nicht darum, ob ein Bild im In-
ternet ist oder nicht. Das ist nicht die entscheidende
Frage; vielmehr ist die Verknüpfung von Daten ein wich-
tiges Thema, bei dem wir gesetzgeberische Fortschritte
brauchen, und zwar ziemlich schnell.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705920700

Das Wort geht an den Kollegen Hartfrid Wolff für die

Fraktion der FDP.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP):
Dank der öffentlichen Debatte um die Ausführungen

eines bekannten Sozialdemokraten ist die Integrations-
politik derzeit wieder in aller Munde. Manchmal wird
leider weniger über die Integration als über den Sozial-
demokraten diskutiert.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ah, das fehlte!)


Wir wollen die Chancen der Zuwanderung in den Mittel-
punkt rücken, statt ständig über die Probleme zu spre-
chen. Die Koalition hat sich auf eine konsequente Steue-
rung der Zuwanderung nach Deutschland und eine
aktive Integrationspolitik geeinigt. Dabei muss der Zu-
sammenhalt der durch Zuwanderer bereicherten zukünf-
tigen deutschen Gesellschaft im Mittelpunkt stehen. Aus
Sicht der FDP müssen gerade die Betroffenen selbst be-
reit sein, sich den Herausforderungen der Integration zu
stellen. Wer dauerhaft hier leben möchte, muss die ei-
gene Integration aktiv voranbringen und die Chancen er-
greifen.


(Aydan Özoğuz [SPD]: Das macht keiner!)


Wir halten es nicht für unzumutbar, Deutsch zu lernen
und das Rechtssystem zu kennen. Wir halten Zuwande-
rer nicht für bemitleidenswerte und unfähige Menschen,
denen nur mit Nachsicht oder Sozialhilfe begegnet wer-
den kann.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Statt der Unkultur eines auf Dauer erniedrigenden Mit-
leids und des Verzichts auf Integrationsforderungen, wie

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(C (D ies die rot-rot-grüne Opposition propagiert, muss eutschland in der Integrationspolitik endlich positiv enken. (Memet Kilic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ein Quatsch!)


ir brauchen eine Kultur der Anerkennung für diejeni-
en, die es geschafft haben. Wir halten integrierte Zu-
anderer mit ihren Erfahrungen und ihrer Kultur für

ine große Bereicherung unserer Gesellschaft.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ir wollen noch weiter gehen, um Integrationsleistun-
en zu unterstützen und zu honorieren. Dabei gehören
ördern und Fordern zusammen.

Wir haben trotz des allgemeinen Spardrucks – der
inister hat darauf hingewiesen – die Mittel für die Inte-

rationskurse aufgestockt


(Memet Kilic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unzureichend!)


nd werden sie auch in Zukunft halten. In besonders he-
ausragenden Fällen, bei denen Integration ausgezeich-
et verläuft, wollen wir die Einbürgerung beschleunigen.
inbürgerung ist für uns das Ziel und der Abschluss des

ntegrationsprozesses.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „Wir“ heißt in dem Fall: nur die FDP!)


ine Einbürgerungsregelung allerdings, die von weiten
eilen der Bevölkerung nicht akzeptiert wird, stärkt kei-
esfalls die Akzeptanz von Migranten.

Nach Auffassung von Rot-Rot-Grün sollen die Be-
reffenden durch eine Doppelstaatsangehörigkeit gene-
ell privilegiert werden. Die Abschaffung des Options-
odells jetzt zu fordern, ist unverständlich, da wir noch

eine verwertbaren Daten zur Verwendung des Gesetzes
aben.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind mir ein schöner Liberaler!)


ir werden die Erfahrungsberichte auswerten und da-
ach die rechtlichen Fragen prüfen. So ist es im Koali-
ionsvertrag vereinbart; so werden wir es tun.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht hier aber um Menschen!)


Aber einen Punkt möchte ich den Freunden der dop-
elten Staatsangehörigkeit schon jetzt zu bedenken ge-
en: Die Einführung des Optionsmodells vor einigen
ahren wurde zu Recht als Einstieg in das Jus soli und
ls Abkehr vom Jus sanguinis gefeiert. Wer die Doppel-
taatsangehörigkeit fordert, stoppt die Hinwendung zum
us soli; denn die Beibehaltung der Herkunftsstaatsange-
örigkeit bedeutet die Beibehaltung des Abstammungs-
echts.





Hartfrid Wolff (Rems-Murr)



(A) )


)(B)


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben da etwas missverstanden! Die CDU soll konservatives Profil zeigen, nicht Sie, Herr Kollege Wolff)


– Herr Wieland, denken Sie einfach in Ruhe darüber
nach! Lesen Sie es nachher noch einmal durch und den-
ken Sie in aller Ruhe darüber nach!

Alles, was in unserer freiheitlich-aufgeklärten Gesell-
schaft als reaktionär gilt, wird bei Rot-Rot-Grün wieder
hoffähig, wenn man ihm nur das Mäntelchen „Migra-
tionshintergrund“ umhängt. Da muss man plötzlich frauen-
feindliche Bekleidungssitten hinnehmen, Verständnis für
orientalische Machokultur aufbringen oder Vorstellun-
gen zur Familienehre tolerieren, die in einer fortschrittli-
chen Gesellschaft nur Unverständnis hervorrufen.

Ich würde mir wünschen, dass die Rot-Rot-Grünen
statt Multikulti und Nachgiebigkeit ihre sonst so de-
monstrativ zur Schau gestellte Fortschrittlichkeit gerade
in puncto Integration nachdrücklich einforderten.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Das bedeutet dann auch, dass für diejenigen, die sich der
Integration dauerhaft verschließen, die bestehenden
Sanktionsmöglichkeiten konsequenter als bisher ange-
wandt werden. Dazu gehört, dass ethnisch-kulturelle Ab-
sonderung nicht hingenommen wird. Dazu gehört, dass
Eltern in Verantwortung genommen werden, die die Bil-
dung und Ausbildung ihrer Kinder schleifen lassen. Die
Durchsetzung der Schulpflicht auch mit Bußgeldern ge-
gen Eltern von Schulverweigerern ist bereits jetzt recht-
lich möglich und muss auch konsequent durchgesetzt
werden.


(Zuruf von der CDU/CSU: Richtig!)


Toleranz gegenüber Tätern etwa bei der Zwangsheirat
ist fehl am Platz. Ein eigenständiger Straftatbestand zur
Bekämpfung der Zwangsheirat muss eingeführt werden.
Es müssen aber nicht nur die Täter bestraft, sondern
auch die Opfer unterstützt werden, etwa beim Rückkehr-
recht für Zwangsverheiratete. Das werden wir auch tun.

Wir wollen Mitbürgerinnen und Mitbürgern aus Zu-
wandererfamilien alle Chancen eines weltoffenen Lan-
des eröffnen und ihre gesellschaftliche, wirtschaftliche
und kulturelle Teilhabe ermöglichen – mit allen Rechten
und Pflichten. So wird der Zusammenhalt der gesamten,
durch Zuwanderung bereicherten deutschen Gesellschaft
gestärkt.

Deutschland verändert sich. Die Bundesregierung aus
Union und FDP wird diese Veränderung gestalten.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705920800

Das Wort hat jetzt der Kollege Steffen Bockhahn von

der Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten amen und Herren! Bei der letzten Beratung des Buneshaushaltes zum Einzelplan 06 im Frühjahr dieses ahres habe ich versucht, der Verlagerung der Zuständigeit für den Osten der Republik etwas Positives abzuewinnen. Leider bin ich schwer enttäuscht worden – ich atte es aber fast vermutet –; denn es ist absolut dürftig, as die Bundesregierung in diesem Bereich unternimmt. Ich nenne einige Beispiele. Beim ersten Beispiel muss ch den Minister ein bisschen in Schutz nehmen; er ollte etwas anderes: Der Goldene Plan Ost zur Sanie ung der Sportstätten für den Breitensport wurde gestrihen. Die Förderung von Forschungsnetzwerken im Osten er Republik wird zurückgefahren. Der Titel zur Fördeung Ostdeutschlands insgesamt wird ebenfalls abgechmolzen. Wie sieht es 20 Jahre nach dem Beitritt der neu gebileten Bundesländer am 3. Oktober 1990 in den neuen ändern aus? Die Arbeitslosenquote ist mit 11,5 Prozent m Durchschnitt fast doppelt so hoch wie im Westen mit ,5 Prozent. 14,4 Prozent aller erwerbsfähigen Ostdeutchen leben von Hartz IV. Dazu kommen die Kinder und iele andere Menschen, die von Grundsicherung leben üssen. Ich bin 1978 im Osten der Republik geboren, in der chönsten Stadt der Welt: Rostock. Ich kann Ihnen verichern, dass ich völlig frei davon bin, in irgendeiner orm nostalgisch zu sein. Keineswegs, ich genieße die reiheiten, die ich in diesem System habe. Ich wünsche ir mehr Freiheiten auch in diesem System. Ich bin frei avon, mir die DDR zurückzuwünschen. Aber sagen Sie mir bitte, wie sich jemand, der seit 0 Jahren zu Hause sitzt, keine Arbeit mehr findet oder ich von einer Hartz-IV-Maßnahme in den nächsten -Euro-Job gedrängelt hat, über die Situation heute reuen soll. Wir hören immer nur, dass alles toll ist, und war von fast allen. Der Minister – das muss ich sagen – st konsequent und verspricht im Gegensatz zu vielen einer Vorgänger jetzt nicht mehr die schnelle Herbeiührung gleichwertiger Lebensverhältnisse. Ich hoffe ber, dass er trotzdem intensivst daran arbeitet. Denn als erfassungsminister weiß er, dass die Herstellung leichwertiger Lebensverhältnisse in allen Teilen der epublik ein Auftrag des Grundgesetzes ist. (Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Ach was, wo steht das denn?)

Steffen Bockhahn (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705920900

(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Dann müsste er allerdings beim sogenannten Sparpa-
et der Bundesregierung aufbegehren. Denn gerade in
egionen mit vielen sozial Benachteiligten schlägt die-

es sogenannte Sparpaket durch. Die Kürzungen beim
ohngeld und bei den Heizkosten für Hartz-IV-Empfän-

er und die Streichung des Elterngeldes für diese Klien-
el führen nämlich zu einem weiteren Kaufkraftverlust
nd damit zu einer weiteren Schwächung des Wirt-
chaftsstandortes. Als Ostminister müsste der Innen-





Steffen Bockhahn


(A) )


)(B)

minister wissen, dass dies nicht nur einige Regionen im
Westen betrifft, sondern vor allem den gesamten Osten
der Republik. Schon deshalb müsste er dem Sparpaket
widersprechen.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie fordern immer wieder und auch völlig zu Recht
Einsparvorschläge von der Opposition. Sie behaupten,
alle müssten in diesem Bundeshaushalt etwas dazu bei-
tragen, dass Geld gespart werde könne. Bereits im Früh-
jahr haben wir Ihnen einen Vorschlag gemacht; den
möchte ich gerne wiederholen. Wir schlagen Ihnen vor,
die Mittel für den sogenannten Bund der Vertriebenen
zu streichen.


(Beifall bei der LINKEN – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das ist ja ein innovativer Vorschlag!)


In den letzten Tagen ist eindeutig klar geworden, wie
richtig diese Forderung ist. Die Präsidentin dieses Ver-
bandes erweckt den Eindruck, Polen sei am Zweiten
Weltkrieg mitschuldig. Für den Stiftungsbeirat werden
Leute vorgeschlagen, die meinen, Staaten wie Polen und
Tschechien hätten den Zweiten Weltkrieg genutzt, um
die Deutschen loszuwerden. Dieser sogenannte Bund der
Vertriebenen bekommt auch in diesem Jahr
2,013 Millionen Euro, ohne jede Kürzung. „Maßnah-
men, die geeignet sind, die Verständigung und Aussöh-
nung mit unseren östlichen Nachbarn zu fördern“, so
heißt dieser Haushaltstitel. Was die Debattenbeiträge
von Vertreterinnen und Vertretern des sogenannten Bun-
des der Vertriebenen in den letzten Tagen mit diesem
Ziel zu tun haben, erschließt sich mir in dieser Haus-
haltsberatung noch nicht.


(Beifall bei der LINKEN)


Der Bund der Vertriebenen hat einen Auftrag zur Aufar-
beitung der eigenen Geschichte und dafür auch Geld aus
dem Haushalt bekommen. Diesen Auftrag hat er bis
heute nicht zufriedenstellend abgearbeitet. Im Normal-
fall führt so etwas zu Sanktionen. Im Normalfall, aber
nicht beim Bund der Vertriebenen!

Ein weiterer Punkt, über den man in Haushaltsbera-
tungen immer sprechen sollte, ist der Anspruch, dass ein
Haushalt Klarheit und Wahrheit widerspiegelt. Um
das kurz zu erklären: Das bedeutet, dass jeder, der sich
den Haushaltsentwurf anschaut, versteht, welches Geld
an welcher Stelle wofür ausgegeben wird. Es muss auch
deutlich werden, woher das Geld kommt. Damit komme
ich zu einem spannenden Punkt, dem E-Perso, also dem
elektronischen Personalausweis, der nun eingeführt wer-
den soll. Wir haben gerade gelernt, dass 24 Millionen
Euro ausgegeben werden, um entsprechende Lesegeräte
anzuschaffen. Diese haben bei freundlicher Betrachtung
zumindest leichte Defizite im Bereich der IT-Sicherheit.
Aber es gibt nun eine Kampagne des Ministers, um die
IT-Sicherheit zu erhöhen. Ich hoffe, dass auch die Lese-
geräte davon betroffen sind. Diese Lesegeräte werden je-
denfalls nicht mit den klassischen Mitteln des Bundes-
haushalts, also des Einzelplans 06, sondern im Rahmen
der Investitionsprogramme des Konjunkturpaketes ange-
schafft. Ich weiß nicht, ob diese Lesegeräte besonders

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(C (D O2-freundlich sind und deswegen diese Komponente um Tragen kommt. Fakt ist aber: Wenn ein elektronicher Personalausweis eingeführt wird und dafür Leseeräte gebraucht werden, dann gehört das in den „noralen“ Haushalt des Innenministeriums und nicht rgendwo anders hin. Das ist ein Beispiel dafür, dass uch dieser Haushalt leider nicht besonders transparent st. Es gibt noch andere Beispiele. Wie wir gehört haben, erden die Kosten beim Digitalfunk aufgeteilt. Wie dies m Detail aussieht, wird nicht richtig klar. Auch hier ist s wieder intransparent. Geheimhaltung gehört zweifelsfrei zum Innenminiserium. Aber zum Haushalt des Innenministeriums sollte ie nicht gehören. Das Wort hat der Kollege Wolfgang Wieland von ündnis 90/Die Grünen. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr de aizière, Ihr Schlussappell betreffend Einigkeit und echt und Freiheit hat mir gefallen. Einigkeit kann na ürlich nicht bedeuten, dass wir alle hier immer einer einung sind. Wir sind aber d’accord, wenn es um Ei igkeit in den Grundfragen geht. Ich habe zudem festgetellt, dass die Rolle des konservativen Hardliners an den ollegen Wolff von der FDP outgesourct wurde. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Heiterkeit bei der CDU/ CSU und der FDP – Dr. Günter Krings [CDU/ CSU]: Ich habe noch nicht geredet! Meine Rede kennt er noch nicht!)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705921000
Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705921100

an erlebt Erstaunliches. Alle fragen, wo das konserva-
ive Profil der CDU bleibt. Nun ist es schon bei Herrn

olff. Bei ihm war es auch gut aufgehoben.

Da es mir noch immer schwerfällt, etwas Positives
ber die Tonalität des Innenministers zu sagen, lese ich
olgende Stelle aus dem in Berlin erscheinenden Tages-
piegel aus der vergangenen Woche vor:

Der Christdemokrat bevorzugt die leisen Töne. Es
ist äußerst unwahrscheinlich, dass sich de Maizière
zu einer Äußerung hinreißen ließe, wie sie Otto
Schily im Juni 2004 von sich gab: Wenn ihr den
Tod so liebt, dann könnt ihr ihn haben, schleuderte
Schily den militanten Islamisten entgegen. Das
klang nach High Noon und nicht nach Rechtsstaat.

eiter heißt es:

In konservativen Milieus wird de Maizière als
Wohlfühlminister abgetan. Der Eindruck ist offen-
sichtlich falsch.

as sehen wir auch so. Der Eindruck ist falsch, die To-
alität ist angenehmer. Sie gefällt uns durch den Verzicht
uf großes Brimborium besser. Meine lieben Freundin-
en und Freunde von den Liberalen, aber die Melodie ist
ie gleiche geblieben.





Wolfgang Wieland


(A) )


)(B)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Gott sei Dank!)


Sie waren es, die uns nach dem Sicherheitsmarsch der
Vorgänger so etwas wie einen Freiheitsblues verspro-
chen hatten. Auf den warten wir seit nunmehr beinahe
einem Jahr vergeblich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf des Abg. Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP])


Keines der Sicherheitsgesetze wurde auch nur modi-
fiziert. Das BKA-Gesetz soll so bleiben, wie es ist. Das
Bundesverfassungsgericht hat einen sehr interessanten
Fragenkatalog versandt. Wir sind insbesondere auf die
Antworten aus dem Haus Leutheusser-Schnarrenberger
gespannt. Wir sind auch gespannt, ob Sie wieder diese
Doppelrollen spielen werden: als Kläger und Beklagter,
als Held und als Schurke, als Mörder und als Ermordeter.
Wir sind wirklich gespannt.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Das ist die Vergesslichkeit von Rot-Grün!)


Politisch machen Sie das im Moment. Sie ermorden
sich selbst, da brauchen wir gar nicht viel zu tun. Das
schaffen Sie als FDP im Moment ganz allein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Fazit ist, was vom Kollegen Scholz und von anderen
schon erwähnt wurde: Der E-Personalausweis sollte am
1. November eingeführt werden. Niemand hat so richtig
und so zutreffend davor gewarnt wie Sie, liebe Frau Kol-
legin Piltz. Sie haben noch nach der Entscheidung zu
den Vorratsdaten gesagt: Da müssen wir jetzt ran.
Gleichzeitig haben wir erlebt, dass eine konservativ-li-
berale Regierung in Großbritannien gesagt hat: Raus aus
der Biometrie, wir haben in Großbritannien zu viel
Überwachung. Hier passiert gar nichts. Hier haben wir
auf zwei Feldern einen einjährigen Waffenstillstand,
mehr ist das nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wer eben zugehört hat, der hat zu dem Stichwort In-
ternetsperren von überall her aus der CDU-Fraktion ge-
hört: Wir wollen wieder sperren. Bei der Vorratsdaten-
speicherung ist das ganz genauso. Herr Kollege Uhl, Sie
schreiben herzerweichende Briefe darüber, welche Si-
cherheitslücke hier besteht.


(Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU]: Ich habe Ihnen noch nie einen Brief geschrieben, werde ich auch nicht tun!)


Der Kollege Bosbach spricht heute in der Osna-
brücker Zeitung davon, welche große Sicherheitslücke
hier besteht. Sie sitzen da und sagen: Das ist aber eine
schöne große Sicherheitslücke. Aber Sie tun nichts. Wir
sehen beim Fehlen der Vorratsdatenspeicherung weniger
eine Sicherheitslücke, wir sehen eine Glaubwürdigkeits-
lücke bei Ihnen als Innenpolitiker der CDU/CSU.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Wenn Sie meinen, die Lücke, die wir nicht sehen, sei a, dann können Sie nicht einfach sagen: Warten wir och ab, wann bei unserem Koalitionspartner ein Stimungsumschwung kommt. Zur Frage Migration und Integration hat der Kolege Scholz einiges gesagt. Hinzuzufügen wäre eigentich nur noch die Frage der Bezahlung der Kursleiter. 0 Prozent der Kursleiter arbeiten auf Honorarbasis und hne Sozialversicherung. Sie sind nach einem Gutachten us Ihrem Haus viel schlechter bezahlt als alle vergleichar Tätigen. Dass der Haushaltsansatz, den Sie hier loend herausgestellt haben, gleichgeblieben ist, reicht ben nicht, weil wir die sogenannten Bestandsausländer chon jetzt nicht in die Kurse hineinbekommen haben. Wenn man diese leidige Sarrazin-Debatte führt, dann uss man auch zu Ergebnissen kommen. Wir werden als olitiker nicht dafür gewählt, dass wir jammern und klaen, sondern wir werden dafür gewählt, dass wir Lösunen suchen und finden. Daher muss ich in einem Hausalt auch eine Lösung anbieten. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


ch muss die Kurse verbessern, und ich muss sie auch für
iejenigen verbessern, die schon länger hier sind.

Fazit: Die Kanzlerin hat einen Herbst der Entschei-
ungen angekündigt. Ich fürchte mit Blick auf diesen
aushaltstitel, dass es ein Herbst der Fehlentscheidun-
en wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705921200

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Günter Krings von

er CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1705921300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Der Blick in den Haushalt des Bundesinnen-
inisters zeigt: Die innere Sicherheit ist bei der christ-

ich-liberalen Koalition und vor allem bei ihrem Innen-
inister Thomas de Maizière in guten Händen. Ich hatte

hrlich gesagt bei keinem der Redebeiträge der Opposi-
ion die Befürchtung, dass uns jemand den Rang in die-
er Beziehung ablaufen könnte. Für die Sicherheit unse-
er Bürger und den Rechtsfrieden in unserem Land zu
orgen, stellt – den Hinweis auf diese Grundlage ließen
inige Beiträge vermissen – eine Kernaufgabe unseres
taates dar, ja, sie bildet seine Existenz- und Legitima-

ionsgrundlage. Nur solange der Staat in der Lage und
illens ist, die Sicherheit seiner Bürger mit allen rechts-

taatlich möglichen Mitteln zu verteidigen, kann er er-
arten, dass diese Bürger seine Gesetze befolgen und
ünktlich ihre Steuern zahlen. Vor diesem Hintergrund
ind die 6 Milliarden Euro, die für den Justiz- und Innen-
aushalt zusammen veranschlagt werden, gut angelegtes
eld für den Rechtsfrieden und die Sicherheit unserer
ürger.





Dr. Günter Krings


(A) )


)(B)

Trotz der Bedeutung der Innenpolitik war es unver-
meidlich und richtig, dass auch das Innenressort seinen
Beitrag zum Sparen und damit seinen Beitrag zur Gene-
rationengerechtigkeit in diesem Bundeshaushalt er-
bringt. Es ist dem Minister zu verdanken, dass er die
100 Millionen Euro, die im Haushalt einzusparen waren,
klug erwirtschaftet hat. So hat er zum Beispiel die be-
sonders personalintensiven Bereiche des BKA, des Ver-
fassungsschutzes und der Bundespolizei, die besonders
sicherheitsrelevant sind, von Kürzungen ausgenommen.

In einem ganz wichtigen Bereich ist ebenfalls keine
Einsparung erfolgt – wenn wir das in längerer Perspektive
sehen, so stellen wir fest, dass wir in den letzten Jahren
die Mittel erheblich ausgeweitet haben –: Es ist der große
Bereich der Integration. Integrationskurse sind inzwi-
schen so weit finanziert, dass bereits über 600 000 Zu-
wanderer entsprechende Integrationskurse begonnen ha-
ben. Es ist nicht richtig, wie hier darzustellen versucht
wurde, dass in dieser Hinsicht nicht genug getan worden
ist. Keine Bundesregierung hat so viel für die Integration
getan wie die aktuelle. Immer mehr Zuwanderer kom-
men in den Genuss solcher Kurse. Wir haben gerade
durch solche Kurse, die vor allem die deutsche Sprache
vermitteln, einigen Erfolg gehabt, gerade bei den
4 Millionen muslimischen Zuwanderern in Deutschland.
Wir sind damit in puncto Fördern Spitze in Europa, ja,
Spitze nahezu weltweit. Wir bieten Kurse an, auf die an-
dere Staaten gar nicht kämen.

Herr Scholz, es ist bezeichnend, dass Sie den Staat in
der alleinigen Verantwortung sehen. In vielen anderen
Ländern ist es üblich, dass jemand, der die Sprache des
Gastlands erwerben möchte, das auf eigene Rechnung
tut und sich selbst darum bemüht. Auch das muss für un-
seren Staat eine Option sein. Integration hat mit Fördern,
aber auch mit Fordern zu tun. Wir müssen von denen,
die wir fördern, auch etwas fordern können. Daher ist es
vollkommen richtig, dass wir darauf fokussieren, dass
diejenigen, die zu uns kommen, sich integrieren wollen,
die Motivation dazu haben und das eigene persönliche
Engagement mitbringen. Fördern ist der kleinere Teil.
Das Wichtigere ist, dass die Menschen Integration auch
wollen. Sie müssen unsere Rechtsordnung anerkennen,
unsere kulturellen Werte respektieren und insbesondere
unsere Sprache erlernen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wenn wir zu Recht unsere Hand zur Integration weit
ausstrecken, müssen wir auch deutlich machen, was mit
denjenigen passiert, die diese Hand ausschlagen. Wer
diesen Staat ablehnt, wer Integration ablehnt, darf nicht
auf finanzielle Unterstützung von ebendiesem Staat hof-
fen. Wer nicht bereit ist, unsere Sprache zu erlernen und
unsere Werte aufzunehmen, gehört nicht in unser Land.
Wer hier erhebliche Straftaten begeht, hat das Gastrecht
in unserem Land ein für allemal verwirkt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben mit unserem Koalitionspartner, der FDP,
eine große Übereinstimmung. Ich habe das aktuelle Inte-
grationspapier der FDP sehr positiv aufgenommen. Es

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(C (D ibt den einen oder anderen Punkt, über den wir noch iskutieren müssen, aber ich bin sehr zuversichtlich, ass wir mit den Kollegen von der FDP, mit Gisela Piltz nd Hartfrid Wolff, sehr erfolgreich daran arbeiten weren, eine wertegebundene Integrationspolitik voranzuringen. Für eine erfolgreiche Integration ist das entcheidende und erste Kriterium – ich habe es bereits rwähnt – das Erlernen der Sprache des Gastlandes. hne das sind alle weiteren Integrationsschritte von ornherein zum Scheitern verurteilt. Aus dem Grund ist s richtig, dass wir daran festhalten, und zwar auch geen den Widerstand aus den Fraktionen der Grünen und er SPD, dass beispielsweise nachziehende Ehegatten rst Grundkenntnisse der deutschen Sprache erwerben, evor sie nach Deutschland kommen. Wer das ablehnt, (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lehnen wir ab!)


er sagt: „Das brauchen wir nicht“, der tut denjenigen,
ie nach Deutschland kommen und sich hier integrieren
ollen, in Wahrheit einen Tort an. Er behindert Integra-
on, betreibt das Gegenteil von Integrationsförderung.
ir werden weiter fordern: Diejenigen, die nach Deutsch-
nd kommen, müssen Grundkenntnisse der deutschen
prache haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


An diesem letzten Beispiel wird auch deutlich, dass
PD und Grüne der aktuellen Integrationsdebatte, die
ber sie gekommen ist, offenbar weniger denn je ge-
achsen sind.


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Über Sie ist die Debatte gekommen!)


ie können gut philosophieren, Sie können gut von Mul-
ikulti, von sogenannten Gesellschaftsverträgen spre-
hen,


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie regieren doch seit sechs Jahren!)


ber wenn es um hilfreiche Ideen geht, um den Mut,
uch problematische Entscheidungen zu treffen, herrscht
ei Ihnen weitgehend Fehlanzeige.


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja lächerlich!)


Es ist doch schon eine Art Realsatire, wenn der SPD-
arteivorsitzende und der Erste Parlamentarische Ge-
chäftsführer der SPD-Fraktion in ihrer Verzweiflung
etzt auf den Neuköllner Bezirksbürgermeister Heinz
uschkowsky als Kronzeugen für SPD-Politik rekurrie-

en. In der Tat, das ist einer der wenigen in der SPD, der
ie Probleme noch beim Namen nennt, der Klartext
pricht. Aber weder der rot-rote Senat in Berlin noch die
PD im Bund wollten jemals auf ihn hören.


(Beifall des Abg. Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP])






Dr. Günter Krings


(A) )


)(B)

Noch vor wenigen Tagen klagte Herr Buschkowsky
in der Berliner Morgenpost über seine eigene Partei
– ich zitiere –:

Ich bin nicht Teil von Arbeitsgruppen der SPD zur
Integration oder Migration. Meine Position ist dort
nicht gewünscht. Der größte Feind einer vernünfti-
gen Integrationspolitik ist die Ignoranz.

Ignoranz, meine Damen und Herren, scheint ohnehin
zum Markenzeichen der Politik der SPD in diesen Fra-
gen zu werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ignoranz ist auch ein schlechter Ratgeber, wenn es
um die Bekämpfung des Extremismus geht. Wir haben
in der Rechtsdebatte schon einiges dazu gehört. Wir
müssen Extremisten in unserem Land genau beobachten,
gerade auch durch den Verfassungsschutz beobachten
lassen. Ich kann Ihnen dazu sozusagen aus erster Hand
aus meinem Wahlkreis berichten. Dort gründet sich eine
neue Salafistengruppe, eine extremistische Gruppe aus
dem religiösen Umfeld. Wir müssen nicht nur alles un-
ternehmen, um die genauestens zu beobachten, sondern
auch dafür sorgen, dass wir uns abgrenzen, dass wir
Grenzen ziehen, dass wir solche Gruppen nicht als nor-
malen Bestandteil des religiösen oder gesellschaftlichen
Lebens in unserem Land akzeptieren. Wir wissen, dass
solche extremistischen Gruppen, auch aus dem religiö-
sen Bereich, Nährboden für Terrorismus darstellen kön-
nen. Dem müssen wir mit aller Entschlossenheit entge-
gentreten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir als CDU und CSU kämpfen in gleicher Ent-
schlossenheit gegen jedwede Form des Extremismus, ob
er von rechts oder von links kommt oder ob es sich um
religiös motivierten Extremismus handelt. Aktuell ist
nach wie vor das rasante Anwachsen der Zahl von Ge-
walttaten aus dem linksextremen Milieu besorgniserre-
gend. Linksextreme Gewalt hat rechtsextreme Gewalt
inzwischen sogar überflügelt. Besonders besorgniserre-
gend ist, dass es immer noch Parteien und Abgeordnete
in diesem Haus gibt, die linksextreme Gewalt verharm-
losen, verniedlichen


(Zuruf von der SPD: Keine Ahnung!)


und damit indirekt fördern.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Wer denn? – Weitere Zurufe)


– Diejenigen haben sich gerade eindrucksvoll gemeldet.
Vielen Dank für diese Bestätigung.

Nicht nur aus diesem linksextremen Milieu – Ihre
Partei ist offenbar nicht bereit, sich davon eindeutig ab-
zugrenzen –,


(Jan Korte [DIE LINKE]: Sagen Sie was zu Frau Steinbach!)


aber eben auch daraus gibt es immer mehr Gewalt gegen
Polizisten. Es ist nicht hinnehmbar, dass diese brutalen

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(C (D ewalttaten weiter an Intensität zunehmen. Die Polizisinnen und Polizisten halten im wahrsten Sinne des Wores Tag für Tag ihren Kopf für uns hin, damit wir sicher nd frei leben können. Es mögen Abgeordnete, auch exponierte Abgeordnete n diesem Hause, ihren Beitrag darin sehen, die Arbeit on Polizisten noch zu erschweren, indem sie beispielseise an illegalen Sitzblockaden teilnehmen, ir jedenfalls als Koalition sehen unsere Aufgabe darin, uch den Schutz von Polizisten in Deutschland zu veressern – er muss sich auch im Strafrecht widerspiegeln –, nd daran werden wir arbeiten. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme gern zum Schluss und will noch ein paar
orte zu der grassierenden Internetkriminalität sagen.
ieser Bereich wird von einigen Fraktionen in diesem
ause nicht ausreichend ernst genommen. Es ist heute
öglich, Kreditkartendaten in einem vollautomatisierten

nternetshop ähnlich denen von Amazon und iTunes im
ehnerpack oder Hunderterpack zu erwerben. Das lässt
in deutliches Anwachsen dieser Kriminalität befürch-
en. Wir müssen die Infrastrukturverantwortung des
taates, wie es der Minister gesagt hat, gerade in dem
ereich ernst nehmen. Wir sind bereit, uns dieser He-

ausforderung zu stellen. Dazu gehören natürlich auch
indestspeicherfristen im Netz. Das ist ein wichtiger
ereich, um dieses Medium, diese Infrastruktur sicher
nd funktionsfähig zu halten.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705921400

Herr Kollege Krings!


Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1705921500

Genug Aufgaben haben wir. Diesen Aufgaben wollen

ir uns unter anderem in den Haushaltsberatungen stel-
en. Ich freue mich auf diese Beratungen. Vielleicht
ommt ja auch von der Opposition noch etwas Kon-
truktives.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705921600

Das Wort hat die Kollegin Gabriele Fograscher von

er SPD.


(Beifall bei der SPD)



Gabriele Fograscher (SPD):
Rede ID: ID1705921700

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

ie geplanten Kürzungen und Einsparungen, Herr
rings, sind kein Beitrag zur Generationengerechtigkeit;

ie sind vor allen Dingen und zuallererst die Folge Ihrer
inseitigen Steuergeschenke


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


nd Ihrer Unfähigkeit und Unwilligkeit,





Gabriele Fograscher


(A) )


)(B)


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Ganz üble Finanzpolitik in den letzten elf Jahren! Steinbrück, Eichel, Lafontaine!)


die Verursacher der Finanz- und Wirtschaftskrise zur Be-
wältigung der Folgen zur Kasse zu bitten.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Für den Innenhaushalt gilt, Herr Krings: Markige
Worte und Vorwürfe an alle möglichen Seiten helfen
nicht weiter. Deutliche Schwerpunktsetzung im Einzel-
plan 06 für mehr Integration, für mehr Demokratieförde-
rung und Extremismusbekämpfung, für mehr öffentliche
Sicherheit: Fehlanzeige! Ich will das mit Beispielen be-
legen.

Erstes Beispiel: Bundespolizei. Ziel der 2008 be-
schlossenen Bundespolizeireform war, mehr Präsenz in
der Fläche und mehr Sicherheit an Bahnhöfen, Flughä-
fen und Grenzen zu schaffen. Zusätzlich sollte die Bun-
despolizei auch noch schwierige und gefährliche Aus-
landseinsätze bewältigen können. Diese Ziele sind nicht
erreicht worden. Das haben die Sachverständigen in der
Anhörung im Innenausschuss im Juli dieses Jahres dras-
tisch dargestellt. Ich zitiere Rainer Wendt, den Vorsitzen-
den der Deutschen Polizeigewerkschaft:

Wenn Sie geglaubt haben, mit einer Neuorganisa-
tion aus zu wenig Personal ausreichend Personal
machen zu können, dann haben Sie sich getäuscht.
Das wird nicht funktionieren. Zu wenig Personal
heißt zu wenig Personal. Da können Sie organisie-
ren, was sie wollen.

Anstatt dieses Problem anzugehen, planen Sie, Herr
Bundesinnenminister, in Ihrem Haushalt bis 2014 rund
weitere 1 000 Stellen bei der Bundespolizei zu streichen.


(Zuruf von der SPD: Aha!)


So steht es zumindest in dem Schwerpunktepapier Ihres
Hauses für den Einzelplan 06. Wie das zu einer spürba-
ren Entlastung, mehr Präsenz in der Fläche und mehr öf-
fentlicher Sicherheit führen soll, bleibt Ihr Geheimnis.

Ich will ein zweites Beispiel anführen: Demokratie-
förderung und Extremismusbekämpfung. Der Haus-
haltstitel, in dem die Mittel für die Bekämpfung des Ex-
tremismus enthalten sind, wird trotz steigender Zahlen
bei politisch motivierten Gewalt- und Straftaten redu-
ziert. Zwar erhält das Bündnis für Demokratie und Tole-
ranz weiterhin 1 Million Euro, weitere Aktivitäten auf
diesem Gebiet sind wegen nicht eingestellter Haushalts-
mittel offensichtlich nicht geplant.

Auch die Bundeszentrale für politische Bildung wird
durch den vorliegenden Haushalt geschwächt. In diesem
Jahr sind Kürzungen in Höhe von 1,5 Millionen Euro ge-
plant, in den Folgejahren sogar von bis zu 5 Millionen
Euro. Politische Bildung aber ist Voraussetzung für Teil-
habe und Teilnahme der Bürgerinnen und Bürger am de-
mokratischen Gemeinwesen. Kürzungen gehen zulasten
von Information, Aufklärung und demokratischer Kul-
tur.

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(C (D Drittes Beispiel: Datenschutz, insbesondere Beschäfigtendatenschutz. Ihr Urteil, Herr Bundesinnenminister, ass der in den Ressortabstimmungen weichgespülte ntwurf Arbeitnehmerund Arbeitgeberinteressen ausleicht, teilen wir nicht. Wir kritisieren, dass es einen lankoscheck für die Videoüberwachung gibt, dass sie inen unverhältnismäßigen Eingriff in die Privatsphäre arstellt und (Gisela Piltz [FDP]: Hatten wir nicht die heimliche Videoüberwachung verboten?)


ass die Sanktionierung der zweckfremden Datenver-
endung lückenhaft ist. Dieser Entwurf stellt somit kei-
en fairen Ausgleich zwischen den Interessen der Ar-
eitgeber und den Schutzbedürfnissen der Arbeitnehmer
ar. Das BMI muss hier noch nachbessern.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Viertes Beispiel: Technisches Hilfswerk.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Gute Einrichtung! Sehr hervorragend!)


eim THW sollen in den nächsten vier Jahren 80 haupt-
mtliche Stellen, also 10 Prozent der Stellen, wegfallen.
amit gefährden Sie die erfolgreiche Organisations-

truktur des THW. Die vielfach unter Beweis gestellte
ähigkeit des THW, erfolgreich und effektiv im In- und
usland Hilfe leisten zu können, liegt in dem Verhältnis
nd dem Zusammenwirken von haupt- und ehrenamtli-
hen Kräften. Derzeit stehen 800 hauptamtliche Mitar-
eiter 80 000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern
egenüber. Wenn Sie die Zahl der hauptamtlichen Mitar-
eiter um 10 Prozent reduzieren, dann wird das auch
uswirkungen auf den Einsatz der Helferinnen und Hel-

er haben. Diese Auswirkungen werden nicht nur wir in
eutschland spüren, sondern auch die Menschen in den
ändern, in denen das THW hilft, wie zurzeit in Pakis-

an. Die neuen Herausforderungen, die das THW in Zu-
unft bewältigen muss, zum Beispiel die Gewinnung
reiwilliger, wenn Sie – wie geplant – die Wehrpflicht
ussetzen, lassen sich so nur schwerlich meistern.

Über die Integration – zu diesem Beispiel will ich
etzt noch etwas sagen – ist schon viel gesprochen wor-
en. Es ist ein Megathema. Sie sprechen von Sanktionen
egen integrationsunwillige Migrantinnen und Migran-
en, können aber mit den jetzt eingestellten Mitteln noch
icht einmal all denen, die sich freiwillig zu einem
prachkurs melden, ein Angebot machen.


(Gisela Piltz [FDP]: Es gibt aber mehr Geld als bei Ihnen!)


hre Ministerkolleginnen und -kollegen Schavan, von
er Leyen, Ramsauer und Schröder kürzen und streichen
ort, wo Integration stattfindet oder stattfinden muss. Zu
elingender Integration gehören neben qualifizierenden
prachkursen auch die schnelle Anerkennung ausländi-
cher Bildungsabschlüsse, die Stärkung der interkultu-
ellen Bildung, das Programm „Soziale Stadt“, die Ver-
esserung der Nachqualifizierung, eine aktive Arbeits-
arktpolitik, zielgerichtete Sozialleistungen und früh-

indliche Förderung in Kitas und Schulen.





Gabriele Fograscher


(A) )


)(B)

Die FDP, Herr Wolff, hat sich wohl von einer libera-
len Ausländerpolitik – so muss man es nach Ihrer Rede
hier feststellen – in dieser Regierung verabschiedet.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Sie haben nicht zugehört!)


Im Haushalt des BMI sollen 100 Millionen Euro ein-
gespart werden. Das ist zwar weniger, als andere Res-
sorts einsparen müssen. Aber diese Kürzungen sind be-
sonders schmerzhaft, weil sie zulasten der öffentlichen
Sicherheit und zulasten der Integration gehen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705921800

Das Wort hat die Kollegin Gisela Piltz von der FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Gisela Piltz (FDP):
Rede ID: ID1705921900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

möchte heute mit einem Zitat beginnen:

Wenn es etwas gibt, wovon Sie nicht wollen, dass
es irgendjemand erfährt, sollten Sie es vielleicht oh-
nehin nicht tun.


(Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU]: Das sagt Schmidt von Google!)


– Herr Kollege, Sie haben es verraten. – Der eine oder
andere glaubt vielleicht, dieser Satz stamme von einem
ehemaligen Innenminister oder von CDU-Kollegen.
Nein, das ist nicht richtig. Es ist der Chef von Google.
Ich finde es besorgniserregend, wie mit unserer Privat-
sphäre umgegangen wird.


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Das stimmt!)


Grundsätzlich muss es jedem Menschen möglich sein,
selbst zu entscheiden, wer mit seinen Daten umgehen
darf und wie sie verknüpft werden. Die Informationsge-
sellschaft macht aus unserer Sicht Privatheit nicht über-
flüssig, im Gegenteil: Je mehr solche Daten verfügbar
sind und sozusagen mit einem Mausklick um die Welt
transportiert werden können, umso wichtiger ist der Da-
tenschutz bei der Erhebung dieser Daten.

Schon lange ist der Datenschutz im nichtöffentli-
chen Bereich – das wissen Sie alle – mein persönliches
Anliegen und das Anliegen meiner Fraktion. Umso mehr
freue ich mich, dass das ein zentrales Thema dieser
christlich-liberalen Koalition geworden ist.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Man muss aber was tun! Gut gebrüllt, Löwin! Was tun Sie jetzt?)



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(C (D Wir tun etwas im Haushalt. Es gibt trotz Konsolidieungsbemühungen für den Datenschutz 1,8 Millionen uro mehr als im vergangenen Haushalt. (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wird Google nun erschüttern!)


ch finde, das ist aller Ehren wert. Ein Vorschlag zum
rbeitnehmerdatenschutz, eine Stiftung Datenschutz,
ie nächstes Jahr aus der Taufe gehoben wird, und ein
odernes Datenschutzrecht: Das ist mehr als Sie, Rot-
ot-Grün, gemeinsam oder anderweitig in den letzten

ahren auf den Weg gebracht haben.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir hatten noch nicht das Vergnügen!)


arauf sind wir sehr stolz.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich bin froh darüber, dass wir das als christlich-libe-
ale Koalition auf den Weg gebracht haben. Herr Minis-
er, ich bin mir sicher, dass wir auch für die Vorratsda-
enspeicherung eine Lösung finden.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705922000

Frau Kollegin Piltz, darf ich Sie kurz unterbrechen? –

rlauben Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Korte
on den Linken?


Gisela Piltz (FDP):
Rede ID: ID1705922100

Ja, ich habe schon darauf gewartet.


Jan Korte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705922200

Frau Kollegin Piltz, Rot-Rot-Grün hat ja noch gar

icht regiert. Wir versuchen, das 2013 hinzubekommen.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Aha!)


ber das ist jetzt nicht das Thema.

Ich habe eine ernst gemeinte Frage. Wir haben heute
on der Justizministerin etwas zur Vorratsdatenspeiche-
ung gehört. Dagegen haben wir in der letzten Legisla-
urperiode durchaus zusammen gekämpft. Wir wollen
ns praktisch einbringen. Meine Frage richtet sich des-
alb an die Vertreterin der FDP, die auf der Demonstra-
ion eindrucksvoll vertreten war: Was können wir tun,
amit Sie sich gegen die CDU durchsetzen können


(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)


nd die Bundesregierung auf der europäischen Ebene
egen die neue Richtlinie vorgehen kann?


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Welche neue Richtlinie? Sie haben ja keine Ahnung!)


ir wären Ihnen dabei behilflich. Was gedenken Sie zu
un?


Gisela Piltz (FDP):
Rede ID: ID1705922300

Herr Korte, ich habe nicht nur demonstriert, sondern

abe gemeinsam mit anderen erfolgreich geklagt. Aus
iesem Grund glaube ich, dass ein neuer Name allein
iesem Problem nicht gerecht wird.





Gisela Piltz


(A) )


)(B)


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie bei Hartz IV!)


Sie können Folgendes tun: Beobachten Sie es, und haben
Sie Spaß daran.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bisher war es aber nicht sehr lustig!)


Ich bin mir sicher, dass sich die christlich-liberale Koali-
tion auch in diesem Punkt einigt. Aber das machen wir
schon selber. Dazu brauchen wir die Hilfe der Linken
nicht. Aber herzlichen Dank für Ihr freundliches Ange-
bot.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie am letzten Wochenende auch demonstriert?)


Wir sprechen im Rahmen dieses Haushalts auch über
den Sport. Ein aktuelles Ereignis hat uns beschäftigt, und
zwar die Entscheidung des EuGH zum Glücksspiel-
staatsvertrag. Aufgrund der Aktualität möchte ich dazu
Folgendes sagen – auch wenn der Bund dafür nicht klas-
sischerweise zuständig ist –: Das Urteil des Europäi-
schen Gerichtshofs aus der vergangenen Woche hat für
Deutschland doch erhebliche wirtschaftliche und damit
auch haushalterische Bedeutung. Im Sportwettenmarkt
werden jedes Jahr ungefähr 8 Milliarden Euro umge-
setzt. Wenn auch die Musik zunächst formal in den Län-
dern spielt, bin ich doch der Auffassung, dass auch wir
auf der Bundesebene gehalten sind, die Einführung eines
durchdachten Konzessionsmodells endlich voranzutrei-
ben. Ich hoffe, dass wir hier eine gute Lösung finden.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Der Haushaltsansatz für das Jahr 2011 steht insgesamt
unter dem Ziel der Konsolidierung. Das ist aber nicht so
einfach. Das können Sie nicht einfach so von der Hand
weisen. Denn ganz ehrlich: Auf Schuldenbergen können
Kinder nicht spielen. Das gilt übrigens auch für die
Sammlung von Daten – dieses Thema möchte ich noch
einmal ansprechen –: Auf Datenbergen kann keine Pri-
vatsphäre wachsen.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Richtig!)


Wenn ich mir anschaue, was Ihre rot-grüne Minderheits-
regierung in Nordrhein-Westfalen macht: Sie steigert ge-
rade die Nettoneuverschuldung um 35 Prozent.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Hört, hört! Aber wie!)


Besser kann man den Unterschied zwischen einer christ-
lich-liberalen Koalition und einer rot-grünen Minder-
heitsregierung in Nordrhein-Westfalen nicht aufzeigen.
Wir senken die Nettoneuverschuldung; Sie erhöhen sie.
Das ist der Unterschied. Sie machen Politik zulasten un-
serer Kinder. Das ist nicht in Ordnung.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Unterschied ist, dass ihr abgewählt worden seid!)


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(C (D Wir werden in den nächsten Monaten an der Reform er Bundespolizei arbeiten. Dazu werden wir Vorschläge inbringen. Denn klar ist – das hat auch die Anhörung rgeben –, dass es so nicht weitergehen kann. Wir müsen dringend Maßnahmen ergreifen. Das haben wir beeits vereinbart. Wir werden auch an anderen Themen ie zum Beispiel der Sicherheitsarchitektur arbeiten. Ich bin zuversichtlich, dass es ein Herbst der Entcheidungen und nicht der Fehlentscheidungen wird. ehlentscheidungen hatten wir in den letzten Jahren un er Ihrer Ägide genug. Herzlichen Dank. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Peter Danckert [SPD]: Warten wir mal ab!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705922400

Das Wort hat der Kollege Frank Tempel von der Frak-

ion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Frank Tempel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705922500

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen

nd Herren! Zum Haushaltsentwurf gibt es relativ viel
u sagen. Deswegen ist es auch problematisch, sich in
ünf Minuten zu äußern. Ich will versuchen, wenigstens
rei Themen anzureißen.

s heißt: Wer sich an Schwächeren vergreift, ist ein
eigling. Die derzeitige Bundesregierung greift ständig
enen in die Tasche, die sich am wenigsten dagegen
ehren können. Ist es nun Feigheit oder Klientelpolitik,
ie das Verursacherprinzip in Ihrer Finanzpolitik außer
raft setzen? Beim jetzigen Aufschwung werden viel-

ach Lohnsteigerungen gefordert. Bei den Beamten, also
en Beschäftigten im eigenen Verantwortungsbereich,
ill die Regierungskoalition aber genau das Gegenteil.
ie auf fünf Jahre befristete Kürzung der Sonderzah-

ung in der Beamtenbesoldung – das ehemalige Weih-
achtsgeld und Urlaubsgeld – sollte Ende 2010 auslau-
en. So war es vereinbart. Hier geht es übrigens um
mmerhin 2,5 Prozent des Jahresgehalts. Jetzt soll das
arifergebnis für die Beamten in das Bundesbesoldungs-
npassungsgesetz übernommen werden. Die Regie-
ungskoalition brachte aber dazu einen Änderungsantrag
in, der unter anderem die Fortsetzung dieser Kürzung
einhaltet. Zugleich kommen Sie im Innenausschuss mit
inem mündlichen Antrag, der genau diese Kürzung
ieder zurücknimmt, um dann wiederum diesen Ände-

ungsantrag zum eigenen Änderungsantrag zurückzu-
ehmen.


(Wolfgang Gunkel [SPD]: Verschleierung!)


ei dem Thema herrscht also entweder komplettes
haos, oder Sie haben ein schlechtes Gewissen; denn
olizeibeamte stehen Ihnen offensichtlich sehr nahe.
ielleicht denken Sie auch bei diesem Thema einmal an
ie Polizeibeamten; denn auch sie betrifft das.


(Beifall bei der LINKEN)






Frank Tempel


(A) )


)(B)

So etwas nennt man jedenfalls Vertrauensbruch. Ich
muss Ihnen ganz ehrlich sagen: Wer soll denn dieser Re-
gierung noch vertrauen, wenn selbst die Beamten und
Beamtinnen das Vertrauen in ihren eigenen Dienstherren
verlieren! Bei den Beamten ist hier sehr stark die Rede
von Vertrauensbruch und Vertrauensmissbrauch. Viele
von ihnen haben mir geschrieben. Ein Beamter schrieb
mir dazu:


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Der muss aber sehr verzweifelt sein!)


Die Beamten haben jeweils in den letzten fünf Jah-
ren auf Zahlungen zwischen 3 000 und 6 500 Euro
verzichten müssen, und so habe auch ich einen An-
teil zur Sanierung des Bundeshaushaltes geleistet.
Jedoch habe ich weder die HRE vor den Baum ge-
fahren noch die Commerzbank ruiniert.

Wie schrieb der Beamte weiter? „Ein funktionierender
Staatsdienst“ – das sollten Sie sich merken – „ist für das
Bestehen der Bundesrepublik genauso systemrelevant
wie das Überleben wichtiger Banken!“


(Beifall bei der LINKEN)


Sie haben bereits die Demotivation durch fortlau-
fende Stellenstreichungen angesprochen. Hier steht der
Staatsdienst übrigens vor einer riesigen demografischen
Herausforderung. 70 000 Beschäftigte gehen in den
nächsten zehn Jahren in den Ruhestand. Wo bitte haben
Sie haushalterisch auf die seit Jahren bekannten Pro-
bleme hingearbeitet? Es ist nichts zu finden.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Das stimmt aber nicht!)


Man könnte über dieses Thema sicherlich eine eigene
Debatte führen.

Zum nächsten Thema. Das Thema Integration ist in
aller Munde und auch heute eines der Hauptthemen. Ich
kann aber im Haushalt keine verstärkten Bemühungen
erkennen.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Was? Lesen haben Sie aber gelernt, oder?)


Ich erinnere: Kürzung der Gelder für Migrationsbera-
tung um 2 Millionen Euro. Das nennen Sie „verstärkte
Bemühungen“. Im letzten Jahr hatte das Ministerium
noch eine Aufstockung der Mittel um 8,5 Millionen
Euro gefordert. Genau das fordert die Linke.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Damit nicht genug: Sie brüsten sich offensichtlich da-
mit, dass der Ansatz für Integrationskurse in Höhe von
218 Millionen Euro trotz Sparvorgaben unberührt bleibt.
Haben Sie eventuell vergessen, dass die Mittel bereits in
diesem Jahr um 15 Millionen aufgestockt werden muss-
ten? Das Geld reicht offensichtlich nicht.

Es kommt noch mehr hinzu: Wir fordern seit langem
massiv angemessene Arbeitsbedingungen und Bezah-
lung für Lehrkräfte bei Integrationskursen. Lehrkräfte
leisten unter schwierigsten Bedingungen weit mehr als
bloß Sprachvermittlung. Das ist wichtig. Ich muss kon-
statieren: Die Bundesregierung ist offensichtlich weder

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(C (D n der Verbesserung der Arbeitsbedingungen noch an er Verbesserung der Qualität der Integrationskurse inteessiert. ine solche Integrationspolitik nach Kassenlage können ir uns im Interesse der Menschen und der Gesellschaft chlicht nicht leisten. Kollege Bockhahn hat es zwar schon kurz angesprohen; aber die Bedeutung dieses Themas ist gerade für ie neuen Bundesländer sehr hoch. In den Jahren 1999 is 2009 erhielten die neuen Bundesländer aus dem Sonerförderprogramm „Goldener Plan Ost“ insgesamt 1 Millionen Euro für die Sanierung und den Neubau on Sportstätten für den Breitensport. Der Breitensport st wichtig, auch wenn es um Sicherheit geht: Er trägt ur Kriminalprävention bei; das sollten Sie bedenken. Bereits ab 2004 wurden die Mittel massiv heruntergeahren. 2010 erfolgte die Streichung der Mittel. Wir haen aber folgende Problemlage: Im Jahr 2008 waren 0 Prozent der Sportstätten im Osten und 40 Prozent der nlagen im Westen sanierungsbedürftig. Aufgrund der inanzlage der Kommunen sind mittlerweile immer ehr Anlagen auch im Westen schwer sanierungsbe ürftig. Die Linke fordert deswegen dringend die Wieeraufnahme des Goldenen Plans und eine Ausweitung uf strukturschwache Regionen im Westen. Wir werden uch dazu einen entsprechenden Antrag einbringen. Ich stelle fest: Der Einzelplan 06 des Haushaltsenturfs ist ebenfalls ein Beweis dafür, dass die Regierung eine Politik im Sinne der Bürgerinnen und Bürger acht, sondern weiterhin am falschen Ende spart – Spa en ist eigentlich gut – und dabei langfristige Folgen auslammert. Danke schön. Das Wort hat der Kollege Dr. Konstantin von Notz on Bündnis 90/Die Grünen. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705922600
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Liebe Kollegin Piltz, Ihr Streben um bürger-
echtliche Anerkennung in dieser Debatte hat durchaus
twas Putziges. In Wahrheit ist es doch so: Trunken von
em Wahlergebnis nach der letzten Bundestagswahl und
n Vorbereitung auf die Traumhochzeit mit Ihrem Koali-
ionspartner Union, haben Sie sich in drei Wochen Ko-
litionsverhandlungen im Bereich Bürgerrechte völlig
ber den Tisch ziehen lassen.


(Lachen des Abg. Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP] – Gisela Piltz [FDP]: Nein, nein!)


un sind Sie außerstande, den Bereich der Bürgerrechts-
olitik aktiv zu gestalten. Vor lauter Prüfaufträgen fehlt
hnen jede Linie. Sie sind in einen aussichtslosen Ab-





Dr. Konstantin von Notz


(A) )


)(B)

wehrkampf gegen den eigenen Koalitionspartner ver-
strickt.


(Gisela Piltz [FDP]: Den Abwehrkampf gegen den eigenen Koalitionspartner kennen Sie gut!)


Er ist so aussichtslos, dass sich Herr Wolff gar nicht
mehr mit der Bürgerrechtspolitik beschäftigt, sondern ir-
gendeinen anderen Acker bestellt. Dafür empfinde ich
keine Anerkennung, sondern bestenfalls Mitleid.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Gisela Piltz [FDP]: Sie kennen den Brecht-Spruch „Mitleid ist die schlimmste Form der Verachtung“?)


Herr Bundesinnenminister, wahr ist auch, dass Sie
Hoffnungen enttäuscht haben. Bei der Vorratsdaten-
speicherung haben wir von Anfang an auf die Verfas-
sungswidrigkeit hingewiesen. Sie mussten erst vom
Bundesverfassungsgericht gestoppt werden. Heute in der
Debatte forderten Sie wieder die Vorratsdatenspeiche-
rung, als ob nichts gewesen wäre. Mir ist ein Wider-
spruch aufgefallen. In Ihren jüngsten Interviews spre-
chen Sie häufig davon, dass man Private vor Privaten
schützen soll. Der Staat soll also das Individuum nicht
nur vor seinen eigenen bösen Überwachungsfantasien
schützen, sondern auch vor großen Konzernen. Es ist ein
Widerspruch, wenn man dann die Vorratsdatenspeiche-
rung fordert und damit die Unternehmen verpflichtet,
mehr Daten länger zu speichern. Das ist nicht nur wider-
sprüchlich, das ist geradezu schizophren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Auch im Hinblick auf ELENA haben Sie sich ver-
weigert, aus dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts
zur Vorratsdatenspeicherung zu lernen. Im Februar ha-
ben wir Sie in einem Antrag aufgefordert, das Bürokra-
tie- und Datenmonster ELENA auszusetzen und zu über-
arbeiten. Frau Piltz, Sie haben daraufhin medienwirksam
angekündigt, ELENA zu stoppen.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Das passt doch auch!)


Dann haben Sie ELENA gegen unseren Antrag im In-
nenausschuss durchgewunken. Vor der Sommerpause
haben selbst die Bundeskanzlerin und der Bundeswirt-
schaftsminister ein Moratorium gefordert.


(Gisela Piltz [FDP]: Da können Sie einmal sehen, was ich erreichen kann!)


Ein Moratorium bedeutet den sofortigen Stopp. Es ist
Monate her. Wir diskutieren hier über ELENA, und die
Daten werden weiterhin übertragen. Eines wird deutlich:
Sie versagen in der Bürgerrechtspolitik bei den einfachs-
ten Fragestellungen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Gisela Piltz [FDP]: Wie gut, dass die Grünen das früher so toll gemacht haben!)


Beim Thema Netzsperren haben Sie, Herr Innen-
minister, immerhin den Dialog mit der Netzgemeinde
gesucht. Alle überzeugenden und guten Argumente sind

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(C (D uch bei Ihnen im Ministerium von Angesicht zu Angeicht ausgetauscht worden. Die interessante Frage ist: as folgt daraus? Gar nichts! Sie wollen weiterhin Netz perren, ohne Abstriche. Gegen das Problem der Darstellung von Kindesmissrauch im Internet ist im zurückliegenden Jahr effektiv ichts passiert. Alle drei Oppositionsfraktionen haben in er Vergangenheit immer wieder Anträge und Gesetzntwürfe mit Vorschlägen vorgelegt. Von Ihnen kamen eine neuen Ansätze und keine Idee. Sie lassen sich vom KA treiben und sind beim Thema Netzsperren in einer inalen Sackgasse angekommen. Einen Dialog zu führen den Sie ja gesucht haben –, heißt auch, dazuzulernen. enn man das nicht tut, dann ist es nur PR. Bei Facebook haben Sie noch nicht einmal PR geacht. Frau Aigner hat sich wortreich abgemeldet und Millionen Nutzerinnen und Nutzer im Regen stehen assen. Von Ihnen, Herr de Maizière, kam in der Debatte ein konstruktives Wort. Ein Gesetzgeber, der Einzeloykotte von Ministerinnen inszeniert, statt Gesetze zu achen, offenbart nichts anderes als Handlungsunfähig eit. Als Abgeordneter aus dem Wahlkreis, in dem sich beauerlicherweise der Pannenreaktor Krümmel befindet, ann ich Ihnen in der heutigen Debatte folgende Ausfühung nicht ersparen: Herr de Maizière, Sie sind auch Verassungsminister. Insofern tragen Sie Mitverantwortung ür das Verfahren und Ergebnis der Atomverhandlunen der letzten Wochen. Im Zuge des Verfahrens hat an am Parlament vorbei Geheimverträge ausgehandelt, as Haushaltsrecht und das Demokratiegebot nach Art. 20 rundgesetz verletzend, den Versuch unternehmend, auch ukünftige Regierungen an diesen schmutzigen Lobbyeal zu binden. Von Ihnen, Herr Bundesinnenminister, ab es – ganz im Gegensatz zum Bundestagspräsidenten – eder ein Veto noch Widerspruch. Sie, werte Kolleginen und Kollegen von der FDP, haben als vermeintliche zw. ehemalige Bürgerrechtspartei noch nicht einmal gechwiegen. Sie haben diesen unwürdigen Prozess als reibende Kraft mitbestimmt. Ich sage Ihnen: Das wird ie noch einholen. Herzlichen Dank. Das Wort hat der Kollege Dr. Hans-Peter Uhl von der DU/CSU-Fraktion. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705922700


Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1705922800

Herr Präsident! Meine verehrten Kolleginnen und

ollegen! Bei Haushaltsberatungen ist es vielleicht nicht
chlecht, wenn man daran erinnert, wie die finanzielle
usgangslage ist. Wir müssen sparen. Das heißt, auch
ie Haushaltsmittel des Innenministeriums müssen ge-





Dr. Hans-Peter Uhl


(A) )


)(B)

kürzt werden, und zwar um 2 Prozent. Wir haben also
nicht mehr Geld zu verteilen, Herr Wieland, sondern we-
niger. Ich meine, dass wir die Sorgen und Ängste der
Bürger ernst nehmen müssen und trotz weniger Geld für
Sicherheit sorgen müssen und auch sorgen können.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eben! Sparen und Gestalten haben Sie versprochen!)


Beispiel Sicherungsverwahrung. Das Gesetz zur Si-
cherungsverwahrung, dessen Entwurf wir Ihnen in aller-
nächster Zeit vorlegen werden, wird in dem ganz sensi-
blen Bereich der Täter, die einschlägig vorbestraft sind
und nach Verbüßen ihrer Strafhaft entlassen werden
müssen, obwohl von ihnen da und dort noch erkennbar
eine Gefahr ausgeht, ein Mehr an Sicherheit bringen.
Wir können es uns nicht leisten, Tag und Nacht solche
potenziellen Schwerkriminellen mit einer Unzahl von
Polizeibeamten zu bewachen. Es muss eine Möglichkeit
zur Sicherungsverwahrung geben.


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da schüttelt Ihre Justizministerin den Kopf! – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die gibt es leider nicht, Herr Uhl! Die wollen wir einmal sehen!)


Das wird kommen. Der Gesetzentwurf ist in Vorberei-
tung, wie Sie wissen.

Zweites Thema: Vorratsdatenspeicherung. Gehen
Sie bitte zum Bundeskriminalamt nach Wiesbaden – wir
haben das getan, ebenso die FDP-Fraktion –, und lassen
Sie sich von den Fachleuten erklären, wie es um die Si-
cherheit im Internet und um die Sicherheit beim Online-
banking und wie es um die Sicherheit bestellt ist, wenn
es darum geht, Kriminelle bei der Vorbereitung ihrer
Straftaten via Internet, via Skype zu überwachen. Es ist
hochdramatisch, dass sich im Internet ein ermittlungs-
freier, ein fast rechtsfreier Raum entwickelt. Dabei geht
es, wie bei Google, nicht nur um Fassaden, sondern um
ganz andere Dinge, von denen eine ganz massive Ge-
fährdung der Bürger in unserem Land ausgeht. Wir müs-
sen das Bundeskriminalamt und die anderen Sicherheits-
behörden endlich in die Lage versetzen, auf die
Vorratsdaten zurückzugreifen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Welt des Internets beherrscht die reale Welt im-
mer mehr. Die Menschen haben blindes Vertrauen in die-
ses Medium, obwohl das Medium hoch unsicher ist. Mit
dem De-Mail-Gesetz tun wir alles, um wenigstens
Rechtsgeschäfte und bestimmte Kommunikationsmög-
lichkeiten sicherer zu organisieren. Dieser Gesetzent-
wurf wird demnächst in den Bundestag kommen.

Wir versuchen, mit dem neuen elektronischen Perso-
nalausweis, der am 1. November 2010 eingeführt wird,
für mehr Sicherheit zu sorgen.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Er ist ein Unsicherheitsfaktor!)


– Lassen Sie sich von allerlei Fernsehsendungen nicht ir-
remachen, in denen immer wieder versucht wird, darzu-

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(C (D tellen, dass er unsicher sei. Zugegeben, Herr Wieland: otale, hundertprozentige Sicherheit wird es niemals geen, wenn es um Dinge von Menschenhand geht. (Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er ist aber unsicherer als der alte! Das ist das Problem!)


ber egal, wer Deutschland regiert, es geht darum, ein
öchstmaß an Sicherheit herzustellen, und das wird mit
iesem elektronischen Personalausweis erreicht.


(Beifall bei der CDU/CSU – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gerade nicht!)


as heißt, dass Kriminelle lange Zeit brauchen werden
nd hohe Hürden nehmen müssen, um dieses System zu
berwinden. So ist es bei diesem Personalausweis.

Im Bereich des Datenschutzes werden wir sehr viel zu
un haben. Das ist ein langer Prozess, der in dieser Le-
islaturperiode nicht zu bewältigen sein wird. Es ist si-
her richtig, dass die Fassaden von Häusern kein Persön-
ichkeitsrecht haben, das zu schützen ist. Aber es ist
enauso richtig, dass man mit den Fassadenbildern an-
ere, hochsensible Daten verknüpfen kann.


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann los!)


er Staat muss auf solche Verknüpfungen achten, damit
r die Menschen schützen kann. Wir sind dabei. Die
ussage dieses Herrn aus Amerika, der zurzeit Google

eitet, ist unsäglich. Er war ja letzte Woche in Berlin und
at Audienz gehalten. Ich bin nicht hingegangen. Sol-
hen Leuten muss man heimleuchten, um es einmal et-
as salopp zu formulieren. Das geht natürlich nicht.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wären Sie mal hingegangen und hätten dem den Bayerischen Defiliermarsch geblasen!)


Nein, das muss man nicht tun. – Wir machen Gesetze,
nd er wird die Gesetze auch in Amerika nachlesen kön-
en.

Wir verzeichnen – ich möchte das letzte Thema noch
urz ansprechen – glücklicherweise bei einer großen
ahl von ausländischen Menschen erfolgreiche Inte-
rationsprozesse; das ist zu begrüßen. Die Menschen ha-
en sich in diesem Land integriert. Aber es gibt eben
uch eine Minderheit, über die man reden muss. Es ist
nsere Aufgabe als Gesetzgeber, zu überlegen, wie wir
it dieser Minderheit umgehen. Jetzt kommen Sie mit

en Integrationskursen, Herr Wieland.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


ir geben auch im nächsten Jahr 218 Millionen Euro für
ntegrationskurse aus; das ist genauso viel wie im Jahr
uvor. Das ist sehr viel Geld. Wenn wir mehr zu vertei-
en hätten, würden wir da noch mehr Geld ausgeben.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Man muss jedes Mal aufstocken!)






Dr. Hans-Peter Uhl


(A) )


)(B)

Aber wir haben nicht mehr, sondern weniger zu vertei-
len.


(Sevim Dağdelen [DIE LINKE]: Fragen Sie mal die Atomlobby!)


Als wir mit dieser millionenschweren Aufgabe be-
gonnen haben, haben Sie bei den Grünen noch von Mul-
tikulti geschwafelt.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach, wer hat diese Kurse denn eingeführt? Sie waren gegen diese Kurse!)


Da haben wir schon Sprachkurse finanziert. Das unter-
scheidet Sie von uns.


(Beifall bei der CDU/CSU – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben immer nur gesagt, wir sind kein Einwanderungsland! – Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben jahrzehntelang nichts getan!)


Wir wollen Ernst machen mit Integration. Das habe
ich schon vor 20 Jahren gesagt. Da bin ich von den Grü-
nen im Münchener Rathaus ausgebuht worden. Was
heißt denn Integration in Deutschland? Das heißt,
Deutsch, Deutsch und nochmals Deutsch lernen. Da hieß
es: Zwangsgermanisierer. „Administrativer Rassismus“
und ähnlichen Unflat musste ich mir anhören. Jetzt sagt
sogar ein grüner Ströbele: Ja, man muss in Deutschland
Deutsch lernen. Das heißt, Sie haben dazugelernt. Res-
pekt, aber es kommt sehr spät.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei Ihnen darf man heute noch nicht „Einwanderungsland“ sagen! – Zuruf des Abg. Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Jetzt haben wir mit den Spätfolgen Ihrer völlig ver-
korksten Multikultipolitik zu kämpfen, und das tun wir.


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben jahrzehntelang regiert!)


Wir werden mit 218 Millionen Euro versuchen, dieses
Problem Jahr für Jahr weiter zu lösen. Wer nicht zum
Sprachkurs geht, wird dazu gezwungen werden, notfalls
durch Kürzung von Hartz IV.

Ich darf mich beim Minister und seinem Haus bedan-
ken. Es wurde schon gesagt, dass er der Minister der lei-
sen, der sanften Töne ist. Das ist nicht entscheidend.
Entscheidend ist die Sicherheit in Deutschland. Dafür
kämpft er wie kein anderer und wir mit ihm an seiner
Seite: die CDU, die CSU und die FDP. Sie werden se-
hen, die nächsten Gesetze kommen bestimmt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ha!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705922900

Das Wort hat der Kollege Dr. Peter Danckert von der

SPD-Fraktion.

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(C (D Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Im Mo ent sind noch die beiden für das Problem Zuständigen nwesend, das ich jetzt kurz ansprechen will, die Frau ustizministerin und der Herr Innenminister. Ende dieses onats jährt sich zum 30. Mal der Tag, an dem in Mün hen am Rande des Oktoberfestes das schrecklichste Atentat in der Nachkriegsgeschichte Deutschlands passiert st. Es gab 13 Tote und über 200 zum Teil sehr schwer erletzte. Der Vorgang ist meines Erachtens noch nicht genüend aufgeklärt. Es gibt inzwischen zusätzliches Mateial. Ich verstehe nicht, warum die Justizministerin, die eneralbundesanwältin oder, besser gesagt, ihre Beörde, das BKA und der Innenminister hier nicht entcheidende Impulse setzen. Wir können nicht immer nur ber den Kampf gegen Rechtsextremismus reden, wähend wir hier nichts machen, obwohl dort grausame ordtaten geschehen sind. Ich appelliere an Sie und das Parlament, endlich mit em nötigen Nachdruck dafür zu sorgen, dass die Erittlungen wieder aufgenommen werden. Wir haben enügend neues Material. An diesem Jahrestag ist es anezeigt, dass Sie sich dazu bekennen und die entsprehenden öffentlichen Erklärungen abgeben. Darum bitte ch Sie. Ich bitte auch die Kolleginnen und Kollegen im arlament, sich mit dieser Materie zu beschäftigen. Der 0. Jahrestag des schlimmen Oktoberfestattentats ist a, Gott sei Dank, in diesen Tagen auch in der Presse etas stärker beachtet worden. Meine herzliche Bitte an ie Mitglieder des Parlaments und der Bundesregierung st, hier etwas zu tun. Zum Haushalt. Herr Minister, es ist schon gelobt woren – dem kann ich mich anschließen –: Das war eine ede der sanften, der leisen Töne, die aber insgesamt, enn Sie mir diese Bemerkung gestatten, etwas sehr olkig war. Sie haben sich an keiner Stelle richtig zu en Problemen geäußert. In der kurzen verbleibenden Zeit kann ich noch ein aar Stichworte nennen, unabhängig von der Frage, wie ich die Kürzungen auswirken; das will ich nicht beeuchten. Für die Bundespolizei ist im Zusammenhang mit der eform eine Studie erstellt worden, wonach 25 Prozent er Angehörigen der Bundespolizei an einem Burn-outyndrom leiden. Das ist eine Erkrankung, die man ernst ehmen muss. Entweder das stimmt, und man muss etas dagegen tun und sich dazu äußern, oder man sagt öf entlich: Diese Studie ist falsch. Außerdem will ich mich noch zum Thema Digitalunk äußern. Auch das ist ein leidiges Thema. Wir haen Mittel freigegeben, und man hat den Eindruck, dass ich an dieser Stelle fast gar nichts tut. Seit August verangenen Jahres wissen wir, dass die besonderen Sichereitsnetze des Bundes, der Länder und der Dienste nicht m vorgesehenen Regelbetrieb betrieben werden können. s ist eine ganz beschränkte Ausschreibung gelaufen. eit über einem Jahr ist noch keine Entscheidung getrofen worden. Ich weiß gar nicht, was in diesem Hause ge Dr. Peter Danckert )

Dr. Peter Danckert (SPD):
Rede ID: ID1705923000




(A) )

schieht. Da muss doch einmal einer richtig Druck ma-
chen. Entweder wir brauchen diese Netze – dann muss
beschleunigt daran gearbeitet werden –, oder wir brau-
chen sie nicht, und dann müssen wir nicht Milliarden da-
für ausgeben.

Zu den Kosten. Das Problem ist nicht nur, dass der
Anteil des Bundes von ursprünglich 2,6 Milliarden Euro
auf 3,6 Milliarden Euro angestiegen ist. Den Anteil der
Länder, der sich auf etwa die gleiche Höhe belaufen soll,
kennen wir gar nicht. Ich verstehe nicht, warum das so
intransparent ist. – Ich bitte Sie, sich mit dem nötigen
Nachdruck dafür einzusetzen, dass dieses Thema endlich
wirklich befördert wird. Ich hätte auch nichts dagegen,
wenn es hier und da zu Personalentscheidungen kommt,
damit es endlich vorangeht.

Wir haben heute in ganzer Breite die Frage der Inte-
grationskurse besprochen. Das ist richtig und wichtig.
Angefangen von Rot-Grün über Schwarz-Rot bis hin zur
jetzigen Koalition haben alle daran mitgewirkt; das ist gar
keine Frage. Die Zahlen sind auch interessant. Insgesamt
haben wir seit Beginn dieser Maßnahme 945 Millionen
Euro hierfür ausgegeben. Rund 700 000 Menschen haben
– Gott sei Dank in den meisten Fällen erfolgreich – an den
Integrationskursen teilgenommen und davon profitiert.
Das ist ein ganz wichtiger Beitrag.

Heute gehören aber immer noch 1,4 Millionen Men-
schen diesem Personenkreis an und brauchen diese Maß-
nahmen. Ich weiß gar nicht, wann wir das abarbeiten wol-
len. Neulich habe ich einen Bericht des Bundesamtes
gelesen, wonach das noch etwa zehn Jahre dauern soll.
Das ist natürlich überhaupt nicht zu vertreten. Wenn diese
Menschen integriert werden und deutsch sprechen kön-
nen, was man wirklich erwarten kann – da gebe ich Peter
Uhl recht –, dann können sie viel schneller in den Arbeits-
prozess eingegliedert werden. Dann sparen wir an dieser
Stelle Geld. Wir müssen also zusehen, dass das etwas um-
fassender behandelt wird.

Nun zu den Zahlen. Bereits in der vergangenen Haus-
haltsrede habe ich gesagt, dass diese 218 Millionen Euro
ein wichtiger Beitrag gewesen sind. Wir wussten aber
bereits Anfang des Jahres, dass diese Mittel nicht ausrei-
chen würden. Fakt ist auch – der Kollege Tempel hat es
gesagt –, dass wir in diesem Jahr die 218 Millionen Euro
noch um 15 Millionen Euro aus Haushaltsmitteln ergän-
zen mussten. Diese Mittel waren übrigens nicht für die
laufenden Kurse erforderlich. Wenn ich richtig infor-
miert bin, waren diese Mittel erforderlich für noch of-
fene Posten aus dem vergangenen Jahr. An dieser Stelle
ist also ein ehrlicher Umgang geboten.

Noch ein letztes Wort zur politischen Bildung. Wir
sind uns alle einig, dass Bildung ein wichtiges Thema
ist. Wenn aber die Haushaltsmittel für die Bundeszen-
trale für politische Bildung im nächsten Haushaltsjahr
um 1,4 Millionen Euro, dann um 4,2 Millionen Euro und
dann um 4,4 Millionen Euro gekürzt werden sollen,
dann verstehe ich nicht, was die Kürzung an dieser Stelle
soll. Sie haben gesagt, man müsse die 18 Millionen Euro
hinzurechnen, die aus einem anderen Haushalt kommen.
Das kann man machen. Wenn wir das aber bilanzieren,

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(C (D eigt sich kein besonders erfreulicher Saldo. Wir erweken den Eindruck, dass 18 Millionen Euro hinzukomen. Tatsächlich wird der Haushalt der Bundeszentrale ber um 10 Millionen Euro gekürzt. Auch das ist sehr idersprüchlich. Wenn wir über das Thema Bildung disutieren, das das wichtigste Thema dieser Regierung nd dieses Parlaments ist, dann sollten wir ehrlich sein nd nicht die Mittel für die Einrichtung kürzen, die jahrehntelang erfolgreich gearbeitet hat. Herr Kollege! Ich halte das für nicht vertretbar. Ich bitte Sie, in den aushaltsberatungen darüber noch einmal vernünftig zu eden. Ich glaube, bei dieser Frage werden wir sehr chnell Einigkeit zwischen Koalition und Opposition ereichen. Vielen Dank. Es ist bedauerlich, dass in keiner der Reden ein Wort um Sport gesagt worden ist, Klaus Riegert. (Gisela Piltz [FDP]: Dann haben Sie bei mir nicht zugehört!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705923100
Dr. Peter Danckert (SPD):
Rede ID: ID1705923200

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


pielt der eigentlich keine Rolle?


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705923300

Herr Kollege Danckert!


Dr. Peter Danckert (SPD):
Rede ID: ID1705923400

Der Minister hat etwas zu den Olympischen Spielen

nd zur Frauenfußballweltmeisterschaft gesagt, aber
ichts zu dem laufenden Etat. Da wird nämlich überpro-
ortional gekürzt.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705923500

Herr Kollege Danckert!


Dr. Peter Danckert (SPD):
Rede ID: ID1705923600

Vielen Dank.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705923700

Ihre Redezeit ist vorbei. Die Chance, für den Sport zu

eden, ist nicht mehr gegeben.


Dr. Peter Danckert (SPD):
Rede ID: ID1705923800

Sie waren sehr großzügig.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705923900

Jetzt hat das Wort der Kollege Florian Toncar von der

DP-Fraktion.






(A) )


)(B)


Dr. Florian Toncar (FDP):
Rede ID: ID1705924000

Vielen Dank. – Herr Präsident! Meine Damen und

Herren! Der Einzelplan 06, der Haushalt des Bundesin-
nenministeriums, steht wie alle Einzelpläne ganz klar
unter dem Vorzeichen der Konsolidierung. Ich will aus-
drücklich sagen: Wir begrüßen sehr, dass Ihr Haus, Herr
Minister, immer und von vornherein akzeptiert hat, dass
gespart werden muss. Das war eine vorbildliche Einstel-
lung, die den Haushaltspolitikern natürlich gefallen hat.

Frau Kollegin Fograscher, natürlich haben wir in die-
sem Etat gespart, aber nicht, wie Sie sagen, bei Sicherheit
und Integration. Im Übrigen finde ich es bemerkenswert,
dass die Sozialdemokraten bei jedem Einzelplan – die
Haushaltsdebatte dauert mittlerweile ja schon ein paar
Tage – sagen: Auch wir sehen ein, dass gespart werden
muss. Aber hier haben wir ganz besondere Pflichten. Hier
darf nun wirklich nicht gespart werden. – Das passt aller-
dings gut ins Bild und zu dem, was Sie in NRW machen,
wo Sie die Verschuldung deutlich nach oben treiben.


(Manuel Höferlin [FDP]: Ja, genau!)


Sie können eben nicht sparen. Das bringen Sie in dieser
Debatte zum Ausdruck, und das zeigen Sie dort, wo Sie
regieren, in aller Deutlichkeit.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Aufgrund der finanziellen Rahmenbedingungen ha-
ben wir die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Leistun-
gen, die der Staat erbringt, effizient erbracht werden,
dass man eher auf Qualität als auf Quantität, auf schiere
Geldbeträge, achtet. Das wollen wir tun.

In diesem Sinne haben wir in der Innenpolitik natür-
lich auch die Aufgabe, sicherzustellen, dass die Gesetze
vollzogen werden. Wir haben nicht den Ansatz, gerade
wir Liberalen nicht, immer neue Gesetze zu erfinden,
sondern wir wollen gewährleisten – auch das ist eine
Haushaltsfrage –, dass die Gesetze, die es gibt, zur An-
wendung kommen. Dafür sorgen wir, unter anderem in-
dem wir im Haushaltsgesetz festlegen, dass im gesamten
Sicherheitsbereich keine Stellenkürzungen vorgenom-
men werden – was Sie wissen sollten, weil das immer so
war, liebe Kollegin.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wenn wir über die Wirksamkeit von Gesetzen disku-
tieren, müssen wir eines zur Kenntnis nehmen: Im Hin-
blick auf die Bekämpfung der Kriminalität im Internet
bestehen große Zweifel daran, ob die Sperre einer Seite
ein wirksames Instrument ist. Dies wird fachlich weitge-
hend bestritten. Ich glaube, in dieser Diskussion wird oft
unterschätzt, dass diese Gefahr nicht nur auf das Thema
Kinderpornografie beschränkt ist. Der eigentliche Ein-
wand gegen dieses Vorgehen ist, dass man dadurch ein
ineffektives Mittel schafft, allerdings mit der Folge, dass
plötzlich eine Stelle existiert, die darüber entscheidet,
was sichtbar sein darf und was nicht. Das ist die ganze
Dimension dieses Problems.


(Beifall bei der FDP)


Ich glaube, dadurch ist auch der Rahmen abgesteckt, in
dem wir diese schreckliche Form der Kriminalität wirk-

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(C (D am bekämpfen können. Wir sind der Auffassung, dass ie Löschung und die Strafverfolgung, also die Durchetzung der Gesetze, der effektivste Weg sind. Wir wollen außerdem, dass unsere Sicherheitsorgane andlungsfähig bleiben. Ich möchte noch einen weiteren Bestandteil dieses inzelplans ansprechen, der unsere besondere Aufmerkamkeit verdient: das THW, das Technische Hilfswerk. atürlich sind viele Bereiche wichtig. Aber hier besteht ie besondere Situation, dass beim THW neben dem auptamtlichen ein ganz hohes Maß an ehrenamtlichem ngagement zu verzeichnen ist. Dessen ist sich diese oalition bewusst. Wir werden in den Haushaltsberatunen, wenn es um die Haushaltsansätze und den Stellenlan geht, sicherstellen, dass das THW, trotz gestiegener nforderungen und Belastungen, weiterhin so hervorraende Arbeit leisten kann wie bisher. Damit werden wir ns genau befassen. Darüber hinaus werden wir uns mit folgenden Fragen eschäftigen: Wo sind primär Bundesaufgaben betrofen? Wo sind im Hinblick auf den Bundeshaushalt vieleicht auch Aufgaben anderer staatlicher Ebenen betrofen? Es ist in Anbetracht der jetzigen Haushaltslage icht zwangsläufig so, dass man alles, was man einmal ür andere Ebenen bezahlt hat, noch leisten muss. Dies ird im Rahmen der Detailarbeit zu klären sein. Ich öchte allerdings ankündigen, dass man auch diesen unkt beachten muss. Weil der Kollege Danckert den Sport vermisst hat, öchte ich nicht zuletzt zum Ausdruck bringen, dass ich die FDP-Fraktion sehr wünscht, dass die Olympiaewerbung von München erfolgreich ist. Ich glaube, das äre ein Aushängeschild für unser Land. Natürlich gibt s, was das Konzept betrifft, immer Gesprächsbedarf. ber ich glaube, man darf ein Konzept nicht mit Einänden zerreden, sondern wir müssen aufpassen, dass eutschland eine Gesellschaft bleibt, die auch größere erausforderungen stemmen kann. Das Thema Olympia st nur ein Aspekt in dieser Diskussion. Wir sollten keine agegen-Republik werden. Man kann das Konzept na ürlich noch verbessern. Aber wir wollen Olympia, und as sollten wir auch deutlich sagen. ie FDP-Fraktion und diese Koalition jedenfalls tun das. Als letztem Redner zu diesem Einzelplan erteile ich as Wort dem Kollegen Jürgen Herrmann von der CDU/ SU-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! erehrte Damen und Herren! Die ersten Berichterstatterespräche zum Haushalt des Jahres 2011 und zum Jürgen Herrmann )


(Manuel Höferlin [FDP]: So ist es!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU]: Sehr gut!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705924100
Jürgen Herrmann (CDU):
Rede ID: ID1705924200




(A) )

Einzelplan 06 sind bereits gelaufen, und ich darf an die-
ser Stelle noch einmal feststellen – das ist mir auch im
letzten Haushaltsjahr aufgefallen –, dass unter den Be-
richterstattern ein sehr gutes Klima herrscht. Das hätte
ich damals nicht erwartet.


(Steffen Bockhahn [DIE LINKE]: Stimmt!)


Nichtsdestotrotz gibt es unterschiedliche Meinungen.
Wir haben sehr kontrovers, aber auch zielgerichtet dis-
kutiert. Das sollte im Vordergrund stehen; das haben wir,
glaube ich, auch geschafft.

Herr Minister, auch an Sie und Ihr Haus ein herzlicher
Dank für die Vorbereitung des Haushalts! Wenn Mittel
gestrichen werden, ist das nicht ganz einfach. Wir wer-
den darüber diskutieren; aber ich glaube, Sie haben es
geschafft, die grundlegenden Dinge zu vermitteln. Also
noch einmal: Herzlichen Dank auch an Ihre Mitarbeiter!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Dr. Peter Danckert [SPD])


Die Ausgangssituation beim Einzelplan 06 ist auf-
grund von 18 Behörden sicherlich anders als in anderen
Ressorts. Hier geht es um sehr personalintensive Behör-
den. Bei acht der 18 Behörden betragen die Personalaus-
gaben über 60 Prozent der Gesamtausgaben. 52 Prozent
der Ausgaben für die Bundespolizei sind Personalausga-
ben. Das verdeutlicht schon, wie schwierig es ist, hier ein-
zusparen. Trotz alledem – Kollege Toncar hat es ange-
sprochen – verlangt die Haushaltskonsolidierung auch
ein entsprechendes Vorgehen beim Einzelplan 06. Auf-
grund der Schuldenbremse im Grundgesetz und der
Maastricht-Kriterien sind auch wir verpflichtet, unseren
Beitrag zu leisten. Wir tun dies mit einer Beschneidung
unseres Haushalts in Höhe von circa 105 Millionen Euro.
Das führt natürlich zu Diskussionen – gar keine Frage –;
aber wir sind ja auch angetreten, um diese Dinge aufzu-
arbeiten.

Wenn ich mir die Haushaltsentwicklung der letzten Jahre
ansehe, dann erkenne ich natürlich, dass es einen Aufwuchs
gegeben hat. 2007 hatten wir ein Budget von 4,5 Milliarden
Euro; im Jahr 2011 werden wir bei circa 5,4 Milliarden
Euro landen. Mehr als zwei Drittel dieses Geldes wird
weiterhin für die innere Sicherheit ausgegeben. Ich
glaube, das ist ein klares Zeichen der Koalition in die
richtige Richtung. Denjenigen, die sich darüber beschwe-
ren, dass an den verschiedenen Stellen gespart wird, halte
ich entgegen, dass aus den Konjunkturmitteln schon er-
hebliche Anschaffungen getätigt worden sind – das gilt
insbesondere hinsichtlich der Sachbeschaffung –, wes-
halb der Schmerz sicher nicht allzu groß sein dürfte. Inte-
ressant ist, dass Sie, Herr Minister, dafür gesorgt haben
– das finde ich auch richtig –, dass alle Bereiche Ihres
Hauses sparen müssen. Es ist also sehr darauf geachtet
worden, dass es gerecht zugeht. Alle Bereiche müssen
sparen; ich glaube, diese Botschaft ist auch angekommen.

Es ist natürlich wichtig, dass wir in den Berichterstat-
tergesprächen viele Dinge aufgreifen. Am vergangenen
Montag haben wir mit dem Hauptpersonalrat des Innen-
ministeriums gesprochen. Zwei Dinge sind uns dabei ge-
sagt worden, die von den Kollegen bereits angesprochen
worden sind.

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(C (D Sicherlich ist es nicht schön, wenn es um Stellenabau geht. Es ist aber bemerkenswert, dass wir in diesem ereich den niedrigsten Beschäftigtenstand seit der Wieervereinigung haben. Es geht allerdings auch – Herr Tempel, vielleicht höen Sie noch einen Moment zu – um die Weiterbeschäfigung der Auszubildenden. Wenn die Auszubildenden hre Lehre beendet haben, bleiben sie meist noch ein der zwei Jahre in den Behörden, je nachdem, wie sie ie Lehre abgeschlossen haben. Hier muss sicherlich die emografische Entwicklung mitberücksichtigt werden; onst laufen wir in ein Tal. Das haben wir aber aufgeommen; wir werden uns hierüber entsprechende Geanken machen. Man sollte vielleicht auch nicht mehr ur in Richtung Stellenpläne denken, sondern über Peronalbudgets nachdenken, sodass man auch Leute weierbeschäftigen kann, ohne ihnen eine Stelle zuweisen zu üssen. Frau Fograscher, auch der Stellenabbau beim THW ar Thema. Wir haben es ja in den letzten Jahren ge chafft – das muss man immer wieder sagen –, den THW eitestgehend zu verschonen, allerdings mit der Auflage, ass diese Stelleneinsparungen dann in den anderen Beörden zusätzlich erbracht werden mussten. Wir sind daei – ich habe eben noch ein Gespräch mit dem Minister eführt –, diese Aufgabe zu bewältigen; denn es kann icht richtig sein, dass wir dort trotz mehr als 80 000 ehenamtlichen und über 800 hauptamtlichen Mitarbeitern och weitere Stellen aufbauen – insbesondere, weil dort ezentral geführt wird. Ich glaube, wir werden hier, Peter anckert, mit den Berichterstattern zu einer gemeinsaen Lösung kommen. Integration war heute das große Thema in dieser unde. Ich halte auch für wichtig, dass wir darüber disutieren, nicht nur nachdem sich Sarrazin in vielen Beeichen so unflätig geäußert hat. Das ist ein Thema, das ns als Abgeordnete in den Wahlkreisen betrifft. Ich erebe tagtäglich, dass darüber gesprochen wird – positiv nd negativ. Da findet sich letztlich die Diskussion der etzten Wochen wieder. Ich bin dankbar, dass der Miniser dieses Thema offen angesprochen hat. Kollege Wolff nd Kollege Krings, Sie haben sehr deutliche Worte geunden. Ich persönlich glaube, dass wir, wenn wir Teilabe und Chancengleichheit in unserem Land wollen, erpflichtet sind, Integrationskurse durchzuführen. Integrationskurse und Alphabetisierungskurse sind in wichtiger Aspekt. Ich sage an dieser Stelle noch einal: In diesem Bereich gibt es keine Einsparungen. Herr inister, ich lobe Sie ausdrücklich dafür, dass Sie, als in iesem Haushaltsjahr Probleme bei der Finanzierung uftraten, 15 Millionen Euro obendrauf gelegt haben. as ist ein deutliches Zeichen dafür, dass wir in dieser ichtung vernünftig arbeiten wollen und auch in Zuunft arbeiten werden. Die Mittel sind in 2009 und 2010 um 44 Millionen uro aus dem Bildungsfonds aufgestockt worden. Aber amit nicht genug: In den Jahren 2012 und 2013 werden ir zusätzlich 50 Millionen Euro bekommen. )





(A) (C)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705924300

Herr Kollege Herrmann, erlauben Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Danckert?


Jürgen Herrmann (CDU):
Rede ID: ID1705924400

Sehr gerne.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705924500

Bitte schön, Herr Danckert.


Dr. Peter Danckert (SPD):
Rede ID: ID1705924600

Herr Kollege Herrmann, auch Ihnen ist in diesem Zu-

sammenhang das Problem der Fahrtkosten bekannt. In
2009 waren es 21,6 Millionen Euro. Derzeit sind es et-
wa 22 Millionen Euro. Ende des Jahres werden wir
30 Millionen Euro für Fahrtkosten aufzubringen haben,
die aus diesem Etat bezahlt werden. Teilen Sie meine
Auffassung, dass wir für dieses Sonderproblem eine Lö-
sung finden müssen, damit das Geld für Integrations-
kurse und nicht für Fahrten ausgegeben wird?


Jürgen Herrmann (CDU):
Rede ID: ID1705924700

Ich gebe Ihnen recht, Herr Danckert. Da kommt ein

Riesenproblem auf uns zu. Wir müssen hier eine Lösung

werden, dann stellt man fest, dass sie im Vergleich zum
täglichen Leben überproportional hoch sind. Hier stellt
sich die Frage, ob man eine Kinderbetreuung nicht in-
nerhalb der Familie organisieren kann. Ich glaube, das
ist der richtige Weg. Hier finden wir wahrscheinlich eine
Lösung; wir haben das in den Berichterstattergesprächen
schon angesprochen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Meine Damen und Herren, wir werden in den nächs-
ten Wochen intensiv über diesen Haushalt sprechen. Si-
cherlich werden wir die eine oder andere kontroverse
Diskussion führen. Das ist richtig, und das ist auch gut.
Das belebt nicht nur das Geschäft, sondern auch die De-
mokratie. Ich freue mich auf die Gespräche, weil ich
glaube, dass uns das deutlich voranbringt. Die letzte Be-
ratung hat gezeigt, dass man auch mit den Kollegen der
Opposition in vielen Bereichen vernünftig Politik ma-
chen kann. Sie sollten sich auf jeden Fall anhören, was
wir Ihnen zu bieten haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705924800

über das Fördern sprechen, dann müssen wir auch über
das Fordern reden. Jeder Kilometer wird genau abge-
rechnet. Für mich stellt sich die Frage, ob jemand, der
die zwei Kilometer zum Integrationskurs vielleicht zu
Fuß zurücklegen kann, dies finanziell abrechnen können
muss. Diese Frage muss man einmal stellen.

Im Übrigen kommen nicht nur im Bereich der Fahrt-
kosten Probleme auf uns zu. Auch Kinderbetreuungs-
kosten sind ein solches Thema. Wenn man sich einmal
die Mittel anschaut, die für diesen Bereich ausgegeben

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9
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icht vor.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
rdnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf morgen, Freitag, den 17. September 2010,
Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.