Protokoll:
16174

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 174

  • date_rangeDatum: 16. September 2008

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 18:31 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/174 b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18582 B Finanzplan des Bundes 2008 bis 2012 (Drucksache 16/9901) . . . . . . . . . . . . . . . . Peer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Steffen Kampeter (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Bleser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Edmund Peter Geisen (FDP) . . . . . . . . Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18539 C 18539 D 18552 C 18554 D 18557 B 18559 C 18561 C 18563 C 18565 C 18566 B 18583 D 18584 D 18585 C 18586 A 18586 D 18589 B 18590 B Deutscher B Stenografisch 174. Sitz Berlin, Dienstag, den 1 I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Oskar Lafontaine, Erika Steinbach, Dr. Herta Däubler-Gmelin, Wolfgang Gehrcke, Jürgen Klimke, Michael Müller (Düsseldorf), Dr. Angelica Schwall-Düren, Brunhilde Irber und Maria Eichhorn . . . . . Wahl der Abgeordneten Diana Golze als Schriftführerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2009 (Haushaltsgesetz 2009) (Drucksache 16/9900) . . . . . . . . . . . . . . . . H H W D U G D 18539 A, B 18539 B 18539 B Eduard Oswald (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Bernhard Brinkmann (Hildesheim) (SPD) . . . 18568 B 18569 C undestag er Bericht ung 6. September 2008 t : Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz orst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . altraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . r. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . lrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eorg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . r. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . Georg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . 18571 A 18572 D 18574 C 18576 B 18577 B 18578 C 18580 C 18581 B Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) Dr. Jürgen Gehb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18592 B 18593 C II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 174. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. September 2008 Dr. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Nešković (DIE LINKE) . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ole Schröder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Stünker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniela Raab (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Rudolf Körper (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Luther (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sebastian Edathy (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der United Nations Interim Force in Lebanon (UNIFIL) auf Grundlage der Resolutionen 1701 (2006) und 1832 (2008) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 11. August 2006 bzw. 27. August 2008 (Drucksache 16/10207) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D W W N T a b D M D D O D N A L A Z A w T K 18595 B 18596 B 18598 A 18599 D 18600 C 18601 B 18602 C 18604 C 18605 D 18607 D 18609 A 18610 C 18611 A 18612 A 18613 D 18615 A 18616 A 18617 C 18618 B 18619 B 18620 C 18622 A 18622 B 18623 B r. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . infried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . iels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 3: ) Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der AU/UN-Hybrid- Operation in Darfur (UNAMID) auf Grundlage der Resolution 1769 (2007) des Sicherheitsrates der Vereinten Na- tionen vom 31. Juli 2007 und weiterer Mandatsverlängerungen durch den Si- cherheitsrat der Vereinten Nationen (Drucksache 16/10106) . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung deutscher Streitkräfte an der Friedensmission der Vereinten Nationen im Sudan (UNMIS) auf Grundlage der Resolution 1590 (2005) des Sicherheitsrates der Vereinten Na- tionen vom 24. März 2005 und weiterer Mandatsverlängerungen durch den Si- cherheitsrat der Vereinten Nationen (Drucksache 16/10104) . . . . . . . . . . . . . . r. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arina Schuster (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Norman Paech (DIE LINKE) . . . . . . . . . . mid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Herta Däubler-Gmelin (SPD) . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 u Protokoll gegebene Rede zur Beratung des ntrags: Aktives Wahlalter bei Bundestags- ahlen auf 16 Jahre absenken (172. Sitzung, agesordnungspunkt 30) laus Uwe Benneter (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 18624 C 18625 D 18626 C 18627 C 18628 B 18628 C 18628 D 18629 C 18630 C 18631 C 18632 C 18633 B 18634 C 18635 A 18635 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 174. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. September 2008 18539 (A) ) (B) ) 174. Sitz Berlin, Dienstag, den 1 Beginn: 10.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 174. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. September 2008 18635 (A) ) (B) ) ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union Untersuchungen zu Einstellungen unter 18-Jähriger zu Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates A s t U t w r D t E n A a d s d g i v l t v d f m v p A l W v n e w V b H w z S a D w s d h W g Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bulling-Schröter, Eva DIE LINKE 16.09.2008 Dr. Bunge, Martina DIE LINKE 16.09.2008 Dreibus, Werner DIE LINKE 16.09.2008 Evers-Meyer, Karin SPD 16.09.2008 Golze, Diana DIE LINKE 16.09.2008 Hänsel, Heike DIE LINKE 16.09.2008 Hörster, Joachim CDU/CSU 16.09.2008** Dr. Keskin, Hakki DIE LINKE 16.09.2008* Kramme, Anette SPD 16.09.2008 Kurth (Quedlinburg), Undine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.09.2008 Lenke, Ina FDP 16.09.2008 Lintner, Eduard CDU/CSU 16.09.2008** Nitzsche, Henry fraktionslos 16.09.2008 Dr. Nüßlein, Georg CDU/CSU 16.09.2008 Dr. Schmidt, Frank SPD 16.09.2008 Schultz (Everswinkel), Reinhard SPD 16.09.2008 Staffelt, Grietje BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.09.2008 Steppuhn, Andreas SPD 16.09.2008 Stokar von Neuforn, Silke BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.09.2008 Dr. Tabillion, Rainer SPD 16.09.2008 Zeil, Martin FDP 16.09.2008 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht nlage 2 Zu Protokoll gegebenen Rede zur Beratung des Antrags: Aktives Wahlalter bei Bundestagswahlen auf 16 Jahre absenken (172. Sitzung, Tagesordnungspunkt 30) Klaus Uwe Benneter (SPD): Wir Sozialdemokraten ind immer offen, wenn es darum geht, mehr Demokra- ie zu wagen – in Gesellschaft, Arbeitswelt, Schulen, niversitäten, Politik. Der Antrag, den wir heute disku- ieren, soll in diese Richtung gehen. Deshalb bekunden ir zunächst einmal Sympathie. Das allgemeine Wahl- echt, um das es hier geht, ist in der parlamentarischen emokratie das Hauptinstrument, um die politische Par- izipation der Bürger zu ermöglichen und zu garantieren. s ist in unserem demokratischen Staat das „vor- ehmste“ Recht des Bürgers, ein politisches Grundrecht. b wann die Bürger dieses Wahlrecht haben sollen, ist lso eine Frage von hoher Wichtigkeit. Aufgrund der Be- eutung der Frage ist das Wahlalter deshalb im Grundge- etz geregelt. Das Grundgesetz knüpft in Art. 38 das Wahlalter an ie Volljährigkeit. Das ist ganz sicher ein möglicher und ut vertretbarer Anknüpfungspunkt. Die Volljährigkeit st der Zeitpunkt, ab dem der Mensch zivilrechtlich in ollem Umfang handlungsfähig ist und für seine Wil- enserklärungen von seinen Mitmenschen voll in Haf- ung genommen werden kann. Mit der Volljährigkeit erliert der junge Mensch seine gesetzlichen Vertreter, ie bis zu diesem Zeitpunkt bedeutsame Rechtsgeschäfte ür ihn vorgenommen haben oder aber zumindest geneh- igen mussten. Der Volljährige gewinnt rechtlich seine olle Freiheit und Eigenverantwortung. An diesen Zeit- unkt auch das Wahlrecht anzuknüpfen, ist sinnvoll. ber es ist nicht zwingend. So wurde unter der sozial- iberalen Koalition von Willy Brandt 1970 das aktive ahlrecht erstmals durch eine Grundgesetzänderung on der Volljährigkeit abgekoppelt. Wählen konnte man ach dieser Änderung ab 18 Jahren, obwohl man damals rst mit 21 Jahren volljährig war. Fünf Jahre später urde die Volljährigkeit auf 18 Jahre abgesenkt, sodass olljährigkeit und Wahlrecht wieder zur gleichen Zeit egannen. Der Schritt damals war richtig. Eines der auptargumente damals – daran möchte ich erinnern – ar übrigens die Wehrpflicht. Denn das war nicht über- eugend: Ein junger Mann war zwar zum Dienst in den treitkräften oder zum Ersatzdienst verpflichtet, wurde lso für reif genug angesehen, im Verteidigungsfall für eutschland sein Leben einzusetzen, sollte aber nicht ählen dürfen? Dieser Widerspruch war kaum aufzulö- en. So wurde schließlich die Absenkung des Wahlalters er Vorreiter für die Absenkung der Volljährigkeit. Es gibt nun viele Argumente und Beobachtungen, die erangezogen werden, um eine weitere Absenkung des ahlalters zu begründen. Sie reichen von den Erfahrun- en mit dem kommunalen Wahlrecht ab 16 bis hin zu 18636 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 174. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. September 2008 (A) (C) (B) (D) Demokratie und demokratischem System. Vieles lässt sich wirklich hören. So hat man herausgefunden, dass Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren zufriedener mit der Demokratie sind und mehr über das politische Sys- tem wissen als die meisten anderen Altersgruppen (weil sie es gerade erst in der Schule gelernt haben). Der An- teil der politisch Interessierten in dieser Altersgruppe ist zwar leicht unterdurchschnittlich, liegt aber immer noch höher als 50 Prozent. Sehr interessant ist auch, dass die Wahlbeteiligung der 16- bis 17-jährigen bei den bisheri- gen Kommunalwahlen in den Ländern, in denen ab 16 ge- wählt werden darf, stets deutlich über der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen lag. Dennoch ist mein persönlicher Eindruck, dass die be- stehende Regelung für das Wahlalter bei Bundestags- wahlen von der ganz überwiegenden Mehrheit in der Be- völkerung und auch von der ganz überwiegenden Mehrheit in der betroffenen Altersgruppe als angemes- sen und richtig betrachtet wird. Die bestehende Rege- lung stärkt auch das Bewusstsein, dass das Wahlrecht keine Bagatelle, sondern in einer Demokratie ein Recht von großer Tragweite ist. Die Logik, dass mit Volljährig- keit und Wehrpflicht auch das Wahlrecht beginnt, über- zeugt offenbar die Menschen. Jede Absenkung hätte deshalb nach meiner Meinung den Charakter von Belie- bigkeit. Hier müssen wir aufpassen. Der heutige Antrag möchte die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre, der Deutsche Bundesjugendring fordert die Absenkung des aktiven Wahlalters auf 14 Jahre. Manche fordern das Wahlrecht ab Geburt. Unterhalb der Volljährigkeit kom- men wir leicht in einen willkürlichen Bereich. Schließlich: Politisches Denken und Handeln muss nicht erst mit dem Wahlrecht beginnen. Es beginnt mit Gesprächen und Diskussionen in der Familie, setzt sich fort im politischen Unterricht in der Schule und kann von dort zu ersten politischen Betätigungen in Vereinen, Verbänden oder den Jugendorganisationen unserer Par- teien führen. Von daher kann ich mit der bestehenden Verfassungslage an sich gut leben. Wenn wir mit dem Kommunalwahlrecht ab 16 Jahren, das wir in fünf Bun- desländern ja bereits haben, allerdings auf Dauer gute Erfahrungen machen, sehe ich Chancen, dass sich die Einstellungen ändern. Und zwar sowohl bei den Jugend- lichen selbst als auch bei der „volljährigen“ Bevölke- rung. Wir werden da genau hinschauen. 91, 1 0, T 174. Sitzung Berlin, Dienstag, den 16. September 2008 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617400000

Die Sitzung ist eröffnet.

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
begrüße Sie alle herzlich zur Haushaltswoche des Deut-
schen Bundestages, mit der wir nach der parlamentari-
schen Sommerpause wieder in die Arbeit eintreten.

Der Kollege Oskar Lafontaine begeht heute seinen
65. Geburtstag, wozu ich ihm im Namen des ganzen
Hauses herzlich gratulieren möchte.


(Beifall – Volker Kauder [CDU/CSU]: Wo ist er denn? – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Er verstaatlicht gerade irgendwelche Familienunternehmen!)


Das gilt auch für die Kolleginnen Erika Steinbach und
Dr. Herta Däubler-Gmelin sowie den Kollegen
Wolfgang Gehrcke, die während der parlamentarischen
Sommerpause ihren 65. Geburtstag gefeiert haben. Ihren
60. Geburtstag haben die Kolleginnen und Kollegen
Jürgen Klimke, Michael Müller, Dr. Angelica
Schwall-Düren, Brunhilde Irber und Maria Eichhorn
gefeiert. Ihnen allen übermittele ich auf diesem Wege
nachträglich noch einmal die guten Wünsche des ganzen
Hauses.

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Redet

(Beifall)


Die Fraktion Die Linke hat mitgeteilt, dass die Kolle-
gin Diana Golze von der Kollegin Elke Reinke das Amt
der Schriftführerin übernehmen soll. Sind Sie damit ein-
verstanden?


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Vorstellung!)


– Das scheint trotz einzelner artikulierter Skepsis im
Ganzen mit hinreichender Mehrheit der Fall zu sein. Da-
mit ist die Kollegin Diana Golze zur Schriftführerin ge-
wählt.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 1 a und

a) Erste Beratung des von der Bundesreg
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes

(C (D ung 6. September 2008 0 Uhr Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2009 – Drucksache 16/9900 – Überweisungsvorschlag: Haushaltsausschuss b)

gierung

Finanzplan des Bundes 2008 bis 2012

– Drucksache 16/9901 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind im
ahmen der Haushaltsberatungen für die heutige Aus-

prache im Anschluss an die Einbringung des Haushaltes
ünfeinviertel Stunden, für Mittwoch acht Stunden, für
onnerstag siebeneinhalb Stunden und für Freitag drei
tunden vorgesehen. – Auch dagegen erhebt sich kein
iderspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich erteile das Wort zur Einbringung des Haushalts
em Bundesminister der Finanzen, Peer Steinbrück.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ext

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1617400100

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten

Damen und Herren! Ein Tag im politischen Deutschland –
Überschriften: „Finanzminister im Glück“, „Deutsch-
land schreibt schwarze Zahlen“, „Staat erzielt
6,7 Milliarden Euro Überschuss“, „Spielraum für Steu-
ersenkungen“, „Die deutsche Wirtschaft fällt ins Stim-
mungstief“, „Auf Talfahrt“, „Die Angst ist wieder da“.


(Zurufe: Lauter!)


elüberschriften aus renommierten deut-
ungen, wie sie gegensätzlicher nicht sein
t aber nicht etwa eine Collage aus Presse-
rgangenen fünf, sechs, sieben Monate;
1 b auf:

ierung ein-
über die

Das sind Artik
schen Tageszeit
könnten. Das is
artikeln der ve






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
nein, das ist das Ergebnis der Presseauswertung eines
einzigen Tages, des 27. August 2008.


(Zurufe: Lauter!)


– Ich habe die Justierschraube leider nicht in der Hand.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617400200

Wir haben schon die Anweisung gegeben, die Laut-

stärke elektronisch zu justieren. Vielleicht können wir
uns ja darauf verständigen, dass der Finanzminister in
der Zwischenzeit ein bisschen lauter als üblich spricht
und das Plenum etwas leiser als üblich ist. Dadurch ließe
sich dieses Problem sicher lösen. – Bitte schön, Herr Mi-
nister.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das fängt ja wieder gut an! Disziplinierung!)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1617400300

Herr Präsident, in diesem Saal gibt es manche, die der

Meinung sind, dass ich gelegentlich zu laut spreche. In-
sofern folge ich dieser Aufforderung gerne.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich war bei der Aussage stehen geblieben, dass die
Artikel sehr unterschiedlich sind. Es handelt sich nicht
um eine Collage aus Zeitungsmeldungen der vergange-
nen sechs Monate oder des letzten Jahres, sondern um
Zeitungsmeldungen eines einzigen Tages. Ich will da-
rauf hinaus, dass diese Artikel eines einzigen Tages, die
manchmal schon absurde Züge annehmenden, wirt-
schafts- und finanzpolitischen Diskussionen im politi-
schen Berlin wiedergeben.

Diese Diskussion wird weiter aufgemischt von diver-
sen Chefvolkswirten, vornehmlich aus Unternehmen der
Finanzindustrie, die genau wissen, wie es um die Wirt-
schaft in der Bundesrepublik Deutschland bestellt ist und
was nottut. Wenn ich mir dann allerdings die Finanz-
märkte und die Unternehmen, die sie vertreten, ansehe,
wäre ich gelegentlich dankbar gewesen, wenn diese
Chefvolkswirte ihre Fähigkeiten stärker dem Unterneh-
men hätten zuteil werden lassen als diesen öffentlichen
Verlautbarungen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es finden sich auch diverse Professoren mit einer be-
wundernswerten Prognosefähigkeit. In einer Sonntags-
zeitung konnte ich die Prognosen von acht befragten
Professoren lesen, die haargenau die Wahrscheinlichkeit
einer Rezession voraussagen konnten, schade nur, dass
diese acht verschiedenen Prognosen zwischen 5 bis
50 Prozent lagen. Der Finanzexperte eines Kieler Insti-
tuts bietet sich auch gern und regelmäßig als Kronzeuge
an, sodass dieses Mal, einen Tag vor dem Beginn der
Haushaltsberatungen, eine Wirtschaftszeitung mit der
Behauptung aufmachen konnte: „Steinbrück verfehlt
Etatziel“.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Sehr wahr!)


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(C (D Selbstverständlich wissen einige Oppositionspolitier ganz genau, dass uns aufgrund der absehbaren Konunkturentwicklung, des Konjunktureinbruches der Buneshaushalt um die Ohren fliegen wird. Merkwürdig ist ur, dass ich das fast wortgleich zum vierten Mal höre, eit ich in diesem Amt bin: schon für die Haushalte 006, 2007 und 2008. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Immer war es falsch!)


llerdings haben wir die Erfahrung gemacht, dass am
nde der Jahresabschluss im Ist immer besser gewesen

st als der Sollabschluss.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Wirtschaftskonjunktur dreht in einen Ab-
chwung. Das ist richtig; keiner verharmlost dies. Damit
pringt offenbar die Konjunktur von Untergangsprophe-
en und Krisenpredigern an. Das ist schädlich. Was mei-
en Sie, wie solche Stellungnahmen auf die Bürgerinnen
nd Bürger wirken, insbesondere wenn diese als Exper-
enwissen quasi einen besonderen Ritterschlag bekom-
en? Das heißt, diese rangieren auf der Glaubwürdig-

eitsskala in der Öffentlichkeit wahrscheinlich weit
berhalb aller ohnehin verdächtigen und propagandisti-
chen Stellungnahmen der Politik. Verwirrt und orientie-
ungslos ist wahrscheinlich noch freundlich ausgedrückt.
ie führen sicherlich zu fortschreitender Politikverdros-
enheit, weil unsere politischen Reaktionen den geweck-
en Erwartungen wieder einmal nicht nachkommen wol-
en oder teilweise nicht nachkommen können. Dieser
ielstimmige Chor liefert Belege für Forderungen und
orschläge, die sich Konjunkturprogramme, Antirezes-
ionsprogramme, Entlastungsprogramme oder wie auch
mmer nennen. Jeder ist für Entlastung – ich auch.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Doch die Frage lautet, ob dies mit unserer politischen
ernunft, mit unserer finanzpolitischen Vernunft und mit
nserem realistischen Sachverstand zu rechtfertigen ist
der ob dadurch insbesondere unser politisches Handeln
n der öffentlichen Wahrnehmung an Stringenz und Kon-
equenz verliert. Dies würde in meinen Augen einen viel
efährlicheren Entzug von Vertrauen in die Politik be-
euten als die Weigerung, gelegentlich verständliche
ünsche nicht zu erfüllen.

Da die Steuereinnahmen des Bundes immer noch
icht ausreichen, um schon heute keine neuen Schulden
ehr zu machen, sind – genau wie in den letzten Jahr-

ehnten – flächendeckende Entlastungen über die bereits
rfolgten Entlastungen oder in Vorbereitung befindli-
hen Entlastungen hinaus bis 2011 nur auf Pump mög-
ich. Ich kenne in der Dimension von zweistelligen Mil-
iardenbeträgen aufwärts keine realistischen Vorschläge,
ie über die von der Bundesregierung ohnehin geplanten
ntlastungsmaßnahmen oder zu übernehmende Ver-
flichtungen hinaus – siehe ein Bundesverfassungsge-
ichtsurteil zur steuerlichen Behandlung von Kranken-
ersicherungsbeiträgen – durch Umschichtungen oder
ürzungen finanziert werden könnten. Also läuft es auf
ump hinaus.






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
Steuer- oder Ausgabengeschenke auf Pump engen
aber unseren Handlungsspielraum immer weiter ein.
Konkret heißt das: Schon heute können wir nur fünf von
sechs eingenommenen Steuereuros für die verschiedens-
ten Zwecke, für die verschiedensten staatlichen Leistun-
gen, die ja von uns erwartet werden, an die Menschen
zurückgeben. Jeder sechste Euro geht für Zinszahlungen
an die Banken drauf. Das Geld ist weg, ohne dass damit
ein einziger Euro getilgt worden ist. Jeder Häuslebauer,
jeder Mittelständler weiß, dass diese Situation gefährlich
ist. Steuerentlastungen oder Ausgabenprogramme auf
Pump sind ein sehr vergiftetes Geschenk. Denn am Ende
müssen sie immer bezahlt werden, vor allem von den-
jenigen, die die Grundlast staatlicher Aufgaben finanzie-
ren, also den Mittelschichten und den Mittelständlern,
die mit höheren Steuern morgen zur Kasse gebeten wer-
den.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


Letztlich sind es immer wieder solche nicht nachhaltig
finanzierten Geschenke, die langfristig zu einem Ver-
trauensverlust der Bürger in die Politik führen; denn das
dicke Ende kommt immer, üblicherweise erst nach Jah-
ren. Dann wird von uns selbst und all denjenigen, die
uns kritisch begleiten, die Frage gestellt: Warum konnte
die Politik das nicht verhindern? Ich will damit sagen:
Bevor man sich daran ausrichtet, was ankommt, sollte
man wissen, worauf es ankommt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich habe die politische Erfahrung gemacht: Was die
Menschen von der Politik erwarten, ist nicht Beliebig-
keit, nicht Sprunghaftigkeit und auch nicht ein Verspre-
chen für den kurzen Beifall eines Nachmittags. Sie er-
warten von der Politik Orientierung, erst recht in Zeiten
rasanter Umbrüche und erheblicher Verunsicherungen,
die mit der Globalisierung und der demografischen Ent-
wicklung unausweichlich und in manchen Beziehungen
auch schmerzlich verbunden sind. Den Menschen Orien-
tierung und Selbstvertrauen zu geben, heißt, ein realisti-
sches Bild zu zeichnen und dabei auch das einzuordnen,
was in unserem Land in den letzten Jahren passiert ist
und worauf alle Deutschen stolz sein können.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Durch Reformen hat die Politik in den letzten fünf
Jahren dazu beigetragen, dass die deutsche Wirtschaft
heute wesentlich robuster und wesentlich wettbewerbs-
fähiger aufgestellt ist und dass es deutlich weniger Ar-
beitslose gibt. Ohne die diversen finanz-, haushalts- und
arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen der letzten Jahre
und ohne die Beiträge der Wirtschaft zur Verbesserung
unserer wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit hätte uns
die anhaltende und sehr ernst zu nehmende globale Fi-
nanzmarktkrise aus der Bahn werfen können.

Von vielen Experten der EU-Kommission, des Inter-
nationalen Währungsfonds und der OECD und in vielen
internationale Studien wurde uns bestätigt: Es hat sich
gelohnt, dass wir nach dem tiefen Fall nicht im Stillstand
verharrten, sondern uns auf den Weg gemacht und teil-
weise auch schmerzhafte Veränderungen durchgeführt

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(C (D aben, um die Bundesrepublik Deutschland auf der öhe der Zeit zu halten. Das Erstaunliche ist, dass uns as eher auswärtige und ausländische Beobachter konzeieren als wir uns selbst. Noch ist längst nicht alles geschafft, und noch ist nicht lles gelungen. Aber es gibt heute ein Drittel weniger Areitslose als noch vor zweieinhalb Jahren. Rund ,6 Millionen Menschen haben wieder Arbeit. Das gibt hnen und ihren Familien Zuversicht und eine Perspekive, die sie vorher nicht hatten. Die Zunahme sozialvericherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse hält brigens an. Gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl der soialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse m 600 000 gestiegen. Was besonders erfreulich ist und den Erfolg unserer rbeitsmarktreformen belegt, ist die Tatsache, dass auch iejenigen von der positiven wirtschaftlichen Entwickung profitieren, die früher kaum oder gar nicht davon rofitiert haben, nämlich die Langzeitarbeitslosen, die üngeren und die älteren. ie Langzeitarbeitslosigkeit ist gegenüber dem Vorjahr m 21 Prozent zurückgegangen, noch stärker als die Areitslosigkeit insgesamt. Der Aufschwung hat übrigens auch zu einer Trendende in der Armutsentwicklung beigetragen. Zwi chen 2005 und 2006 konnten 1,2 Millionen Menschen er Armut entfliehen; das konnte im Armutsbericht aufrund alter Daten bisher nicht berücksichtigt werden. Dessen unbenommen stimme ich der Einschätzung on Frank-Walter Steinmeier und vielen anderen zu, ass es unter den Bedingungen der Globalisierung ereblich schwieriger geworden ist, Armut zu bekämpfen. ir alle wissen, dass es zwei Schlüsselgrößen bzw. zwei oraussetzungen gibt, um bei der Armutsbekämpfung in eutschland weiterhin erfolgreich zu sein: noch mehr rbeit und Bildung. Meine Damen und Herren, die Erfolge, von denen ich prach, sind gut für alle, die wieder im Arbeitsprozess ind, und für ihre Familien. Wer hätte einen solchen Erolg vor fünf Jahren erwartet, und das in einem wirtchaftlichen Umfeld, das nicht etwa gleich geblieben ist, ondern sich dynamisch, teilweise sogar massiv veränert hat? Ein Blick nach China, Indien, Brasilien und ussland oder in Richtung vieler anderer Staaten, zum eispiel in der Golfregion, bestätigt dies. Wir haben in Deutschland vieles verbessert. Wir haen wieder Anschluss gefunden, und vieles ist uns geungen. Das sollte allen Menschen in Deutschland für en weiteren Weg Mut machen. Denn das zeigt uns etas, was wir nicht unterschätzen sollten: Auch in Zeiten er Globalisierung und vor dem Hintergrund, dass eutschland eine offene Volkswirtschaft ist, haben wir elbst in der Hand, was aus uns wird. Dazu bedarf es betimmter physischer Voraussetzungen für die Wirtchaftsleistung und die Verbesserung des materiellen ohlstandes in Deutschland; dazu gehören auch die Bundesminister Peer Steinbrück vielzitierten Rahmenbedingungen, die wir politisch setzen. Es bedarf allerdings – das geht meiner Meinung nach in vielen wirtschaftsund finanzpolitischen Debatten zu sehr unter – auch der mentalen Einstellung, Wohlstand nicht nur zu schätzen, als gegeben zu betrachten und ihn sozusagen zu konsumieren, sondern ihn auch aktiv anzustreben. Das ist mehr als Bewahrung und Verteilung, das ist Anstrengung, ein Wort, das uns Politikern mit Blick auf Popularitätskurven nicht so leicht über die Lippen kommt. In diesem Zusammenhang zitiere ich Helmut Schmidt aus seinem jüngsten Buch: Wir stehen vor der Alternative, entweder einen langsam fortschreitenden Verlust unseres Lebensstandards zu ertragen oder aber uns zu Leistungen zu befähigen. – Er fügt hinzu: zu Leistungen zu befähigen, welche einstweilen in Asien noch nicht vollbracht werden konnten. Er unterstreicht das Wort „einstweilen“, das ein Hinweis darauf ist, dass wir immer neu nicht billiger, sondern besser werden müssen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Jetzt sagen einige: Gut, wirtschaftlich hat sich man-
ches ausgezahlt. Es ist auch nicht alles falsch gemacht
worden, auch nicht von dieser Großen Koalition. Wir ha-
ben in den vergangenen Jahren einige Reformschritte ge-
macht. Aber es ist doch alles ziemlich ungerecht, was
damals und seitdem passiert ist.

Diejenigen möchte ich an die ungerechte Situation
erinnern, die sich seit den 90er-Jahren aufgebaut hat.
Jahr für Jahr wurden immer mehr Menschen gegen ihren
Willen in die Arbeitslosigkeit gedrängt. War das nicht
ungerecht? Jahr für Jahr wurden mehr Menschen zum
Teil gegen ihren Willen in die Frühverrentung hineinge-
jagt. War das nicht ungerecht? Jahr für Jahr stieg die So-
zialversicherungsabgabenlast als einzige Antwort da-
rauf, die Sozialsysteme zukunftsfest zu machen. War das
nicht ungerecht?

Menschen, die dringend Hilfe brauchten, um einen
Schul- und Berufsabschluss zu machen, um wieder Ar-
beit zu finden, erhielten keine oder nur unzulängliche
Hilfe. War das nicht ungerecht? Junge Familien mit Kin-
dern erhielten viel zu wenig Unterstützung für Betreu-
ung. Gleichzeitig beklagten damals schon viele die Aus-
wirkungen des demografischen Wandels. War das nicht
ungerecht?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


All diese Ungerechtigkeiten gab es. Gelegentlich er-
innern wir uns daran, dass es seinerzeit hunderttausende
von Sozialhilfeempfängern gegeben hat, die weniger
Geld bekamen, als heute Hartz-IV-Empfänger bekom-
men,


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D ie bei der Arbeitsplatzsuche keineswegs so behandelt orden sind wie heute nach dem Prinzip des Förderns nd Forderns, nämlich mit der klaren Sichtweise, ihnen o schnell wie möglich einen Arbeitsplatz wieder zu bechaffen. War das nicht ungerecht? Auf all diesen Feldern hat sich vieles verbessert, enn auch nicht alles gut genug ist. Wir haben aber einies erreicht, und wir sind auf dem richtigen Weg. Die in en vergangenen Jahren ergriffenen Maßnahmen waren icht nur in wirtschaftlicher Hinsicht richtig, sie haben uch zu mehr Teilhabe und deshalb zu mehr Gerechtigeit in unserer Gesellschaft geführt. Die von einigen – wie ich glaube, vorsätzlich – unterchlagene Frage lautet: Was wäre passiert, wenn nichts assiert wäre? Wir hätten immer neue Negativrekorde zu erzeichnen gehabt bei der Arbeitslosigkeit, bei der Verchuldung und beim Wirtschaftswachstum. Wir wären it dem Gewicht Deutschlands innerhalb der Europäi chen Union nicht auf derselben Höhe, wie wir es heute ind. Wir hätten immer mehr Menschen zurückgelassen. nternational hätten wir den Anschluss verpasst mit Folen für unsere Entwicklungsund Zugangsmöglicheiten und auch für unsere Möglichkeiten, die interationale Debatte zum Beispiel über die Prävention von inanzmarktkrisen zu beeinflussen. Die negativen Artikel über Deutschland Anfang diees Jahrzehnts sind doch noch alle in den tieferen chichten unseres Gedächtnisses abrufbar, die Artikel ber den kranken Mann in der zentraleuropäischen Lage, icht am Bosporus. Wir haben erlebt, dass nach „Ruckack“ und „Kindergarten“ „German Angst“ als das dritte m internationalen Sprachgebrauch übliche deutsche ort eingeführt wurde. Alles vergessen? (Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister: Sauerkraut!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Sauerkraut.


(Heiterkeit)


Wer hat mir den Hinweis gegeben? Herr Kollege
chäuble, gut, es sind vier Begriffe.

Seit Amtsantritt verfolge ich das Leitmotiv einer
estaltenden Finanzpolitik. Seit drei Jahren setzen wir
leichzeitig auf Wirtschaftswachstum und solides Haus-
alten. Wir setzen gleichzeitig auf Zukunftsinvestitionen
nd weniger Schulden. Wir setzen gleichzeitig auf eine
tärkung der Wirtschaft und mehr Teilhabe für mög-

ichst viele.

Daran halte ich fest, unbenommen der Eintrübungen
es wirtschaftlichen Umfeldes. Daran sollten wir alle
zumindest in der Großen Koalition – festhalten.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich habe eingangs schon von den Spekulationen da-
über gesprochen, ob die Rezession kommt, ob sie nicht
ommt oder ob wir uns mitten in ihr befinden. Fakt ist:
it einem Wirtschaftswachstum von 1,3 Prozent im

rsten Quartal ist die deutsche Wirtschaft besser in das






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
laufende Jahr gestartet, als von vielen erwartet und
prognostiziert wurde. Sie alle wissen, dass wir es im
zweiten Quartal mit einem knapp rückläufigen Wirt-
schaftswachstum zu tun haben, und ich kann nicht aus-
schließen, dass das Wachstum auch im dritten Quartal
nicht positiv sein wird. Schon hört man aus allen Ecken
die Rufe des Entsetzens, dass wir in einer Rezession ste-
cken. Diese verbreiteten Sado-Maso-Tendenzen sind mir
ein absolutes Rätsel.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Um das anzumahnen: Uns Deutschen geht offenbar
die Fähigkeit ab, Entwicklungen zu entdramatisieren, sie
mit kühlerem Kopf zu analysieren und vor allen Dingen
Balance im Urteil und im Vorgehen zu wahren, statt so-
fort Worst-case-Szenarien zu entwerfen, die mit schöner
Regelmäßigkeit im günstigsten Fall zum Untergang des
Abendlandes führen.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Nach meiner Einschätzung gibt es keinen Grund da-
für, aufgrund eines unbestrittenen konjunkturellen Ab-
schwungs solche Untergangsszenarien zu malen. Für das
Gesamtjahr 2008 hält die Bundesregierung das von ihr
prognostizierte Wachstum von 1,7 Prozent nach wie vor
für realistisch. Das gilt erkennbar nicht nur für sie, son-
dern auch für die Europäische Kommission, die in ihrer
Einschätzung sogar von einem leicht höheren Wirt-
schaftswachstum von 1,8 Prozent ausgeht. In den Über-
schriften der Meldungen steht aber: Die EU-Kommis-
sion prophezeit eine Rezession in Deutschland. – Nein,
sie rechnete zu Beginn dieses Jahres mit einem höheren
Wachstum als die Bundesregierung selber.

Auch wenn das Wachstum im kommenden Jahr
schwächer ausfallen dürfte, kann von einer Rezession
keine Rede sein. Auf den Punkt gebracht: Wir befinden
uns in einem Abschwung. Aufgrund der internationalen
Entwicklung gibt es Risiken für eine Abwärtstendenz.
Die Stichworte sind Ihnen allen geläufig. Eine Wirt-
schaft mit einer positiven Entwicklung auf dem Arbeits-
markt befindet sich aber nicht in einer Rezession.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Diese positive Entwicklung sollte auch nicht durch
Kassandra-Rufe gestört werden. Es gibt so etwas wie
eine negative Selffullfilling Prophecy.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Richtig, so ist es!)


Alle, die mit Lustgewinn und teilweise auch deshalb, um
ihre Wünsche zu begründen, Entlastungs- und Ausga-
benprogramme aufzulegen, das Gespenst einer Krise an
die Wand malen, sollten sich ihrer Verantwortung in ei-
ner durchaus labilen Lage sehr stark bewusst sein. Fakt
ist und bleibt: Die deutsche Wirtschaft ist wesentlich
wettbewerbsfähiger und robuster als vor fünf Jahren.
Deshalb sollten wir bei der Analyse der aktuellen wirt-
schaftlichen Situation Maß halten.

Dazu gehört auf der Negativseite, dass die global ver-
ursachten Rekordpreise, die es bei der Energie und den
Nahrungsmitteln gab und gibt, natürlich ihre Spuren

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(C (D eim privaten Konsum hinterlassen. Die Inflationsrate ird im Jahresdurchschnitt voraussichtlich 3 Prozent be ragen. Ich gebe zu, dass die Menschen das Gefühl haben ürften, dass es 10 Prozent sind. Das hängt damit zusamen, dass gerade viele Güter des täglichen Bedarfs von reissteigerungen betroffen sind: an der Zapfsäule geauso wie im Supermarkt. Um das deutlich zu sagen: Ich sehe in diesen Preisteigerungen kein Übergangsphänomen, sondern eine eitere Stufe der Globalisierung. Bisher wirkte die lobalisierung preisdämpfend, weil immer mehr Men chen in die Weltwirtschaft integriert wurden und in ändern wie China und Indien und in den Ländern La einamerikas zunächst wenig Geld verdienten. Die niedigen Arbeitskosten konnten sich in niedrigen Preisen iederschlagen. Seitdem die Menschen in den Schwellenländern aber unehmend mehr Geld verdienen, fragen Millionen – um icht von Milliarden zu sprechen – Chinesen, Inder, Brailianer und viele andere heute mehr und auch höherwerige Güter nach. Genau wie wir wollen sie ein Auto, eien Eisschrank und einen größeren Wohnraum. Will hnen jemand vermitteln, dass die Pkw-Dichte bei ihnen er der Insel Föhr entsprechen soll? Können wir es ihnen it einer Art neokolonialistischer Einstellung verwei ern, dass sie nicht die Pkw-Dichte der Bundesrepublik eutschland und auch nicht unseren Anteil an Fernseern und Videorekordern anstreben sowie ihre Wohnunen nicht entsprechend heizen sollten? Gleichzeitig steigen die Arbeitskosten. Aus diesem oppelten Effekt aus höheren Arbeitskosten und der eltweit gestiegenen Nachfrage ergibt sich ein in der lobalisierung bisher nicht bekannter Inflationsdruck, er anhalten wird. Es hat keinen Sinn, zu behaupten, ass die Änderung globaler Nachfrageniveaus und die assive Veränderung globaler Nachfragestrukturen uasi nationalstaatlich bekämpft oder ausgeschlossen erden können, oder zu versprechen, dass die nationale olitik Wirkungskraft dagegen entwickeln kann. Das ann sie nicht. Es ist falsch, das den Menschen in eutschland zu verschweigen oder so zu tun, als ob man agegen mit einem Konjunkturprogramm auf Pump anehen könnte. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Weil mir an diesem Punkt sehr gelegen ist, will ich
arauf noch einige Sätze verwenden, auch auf die Ge-
ahr hin, dass ich langatmig werde.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Noch langatmiger!)


War das, was ich bisher gesagt habe, nicht ernst zu
ehmen, Frau Künast? Das entnehme ich Ihrem Zwi-
chenruf.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch, aber nicht neu!)


enn der Staat Fürsorgebereitschaft erklärt, ohne diese
irklich erfüllen zu können, weil das außerhalb seiner
eichweite oder seiner Möglichkeiten liegt, dann führt






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
das zu unerfüllbaren Kompensationsversprechen.
Diese unerfüllbaren Kompensationsversprechen führen
letztlich zu Enttäuschungen der Bürgerinnen und Bürger.

Ich möchte den Sozialpsychologen Harald Welzer zi-
tieren:

Keine Demokratie der Welt kann dafür einstehen,
wenn Ressourcen knapper und damit teurer werden;
wenn sie

– die Politik –

Vertrauen erhalten will, muss sie paradoxerweise
sagen, dass sie es nicht kann.

Im Übrigen liegt, so schmerzlich das sein mag, in diesem
Preissignal die Lösung. Verhaltensänderung, Produkt-
und Prozessinnovation im Sinne höherer Energieeffi-
zienz, moderne Kraftwerkstechnik, Kraft-Wärme-Kopp-
lung und Gebäudetechnik, also alles, was zu einer größe-
ren Unabhängigkeit von Energieimporten führt, wird
durch diese Preissignale ausgelöst. Das heißt, diese
Signalwirkung des Preismechanismus sollten wir nicht
durch Subventionen aushebeln.

Wie sollten wir auch, wenn der Preis für Rohöl wie
ein Jo-Jo auf- und abgeht? Mal ist er bei fast 150 Dollar
pro Barrel, jetzt liegt er unter 100 Dollar. Hätten wir da-
rauf konkret die Steuer- und Ausgabenpolitik des Bun-
des innerhalb von wenigen Monaten einstellen sollen?


(Dr. Peter Struck [SPD]: Das ist richtig!)


Was würden wir den Menschen an Subventionen ver-
sprechen, wenn der Barrelpreis für Rohöl eines Tages
bei 170, 180 oder 190 Dollar liegt? Die berechtigte
Frage, auf die wir eine Antwort finden müssen, ist, wa-
rum im Abwärtstrend die Benzinpreise nicht ebenso
elastisch sinken, wie sie im Aufwärtstrend für die Ver-
braucher steigen?


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)


Ich will abschließend meine tiefe Skepsis gegenüber
nationalen Konjunkturprogrammen in drei Argumen-
ten schildern.

Erstens. Es ist nicht möglich, eine konjunkturelle Ein-
trübung, deren Ursachen eindeutig in globalen Preis-
schüben und Finanzmarktkrisen liegen, mit einem natio-
nalen Konjunkturprogramm zu bekämpfen. Wer das tut,
verbrennt lediglich Steuergeld.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wofür? Dafür, dass ein Konjunkturprogramm von zum
Beispiel stattlichen 10 Milliarden Euro gerade einmal
0,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der deutschen
Volkswirtschaft entsprechen würde? Das ist viel zu we-
nig, um selbst bei einer unterstellten 100-prozentigen In-
landsnachfrage oder Inlandswirksamkeit einen nachhal-
tigen Konjunktureffekt auszulösen.

Zweitens. Jede Abkehr vom notwendigen Konsolidie-
rungskurs, die mit einem Konjunkturprogramm verbun-
den wäre, würde zwangsläufig zu gegenläufigen Ent-
wicklungen führen. Wir sind schließlich nicht die

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(C (D inzigen Akteure. Es wäre zu erwarten, dass wir die uropäische Geldpolitik der EZB gerade angesichts des erzeitigen Inflationsdrucks zu einer noch restriktiveren eldpolitik veranlassen könnten. Das heißt, je nach Ausaß würde dieses Konjunkturprogramm vielleicht stär er belasten, als es beschleunigend wirken könnte. Dann ätten wir mit Zitronen gehandelt. Drittens. Es wäre falsch, unseren bislang so erfolgreihen wirtschaftsund finanzpolitischen Kurs zu verlasen, um wieder ungebremst in neue Schulden mit einer erletzung der Generationengerechtigkeit zu flüchten. Der konjunkturstabilisierende Gesamteffekt 2008 daran will ich erinnern – aus der Initiative Wachstum, eschäftigung und Familienförderung einschließlich El erngeld und Kinderzuschlag, der Absenkung des Beirags zur Arbeitslosenversicherung von zunächst 4,2 auf ,3 Prozent sowie den Entlastungen der Wirtschaft durch ine Unternehmensteuerreform, beginnend mit dem . Januar dieses Jahres, beläuft sich immerhin schon auf 8 Milliarden Euro. Hinzu kommen Entlastungen für die irtschaft durch den Bürokratieabbau der Bundesregie ung. Mit diesen konjunkturellen Entlastungen von über en Daumen gepeilt 20 Milliarden Euro im laufenden ahr sind wir fast – nicht ganz: 0,8 bzw. 0,85 Prozent – in er Größenordnung dessen, was die Amerikaner gerade ls Konjunkturprogramm vom Stapel gelassen haben. ie Größenordnung von 150 Milliarden US-Dollar ent pricht ungefähr 1 Prozent des US-amerikanischen Brutosozialproduktes. Wichtiger Unterschied ist allerdings: ei uns geht es vornehmlich nicht um einen kurzfristien Konjunkturstimulus, sondern um die dauerhafte tärkung des Wachstums. Genauso wie jeder Privathaushalt kann auch der Staat eden eingenommenen Euro nur einmal ausgeben. Es ommt deshalb auf eine ausgewogene Balance zwischen en drei Zielen Fortsetzung der Haushaltskonsolidieung, Investition in Zukunftsprojekte und gezielt solide, egenfinanzierte Entlastungen für die Bevölkerung an. Mit anderen Worten kommt es auf eine gestaltende inanzpolitik an, die Wirtschaftsförderung und die Veresserung von Teilhabemöglichkeiten mit einer soliden aushaltspolitik verbindet. Wesentliches Markenzeichen er Großen Koalition ist die solide Haushaltsund Fianzpolitik, die mit weniger Schulden auskommt und leichzeitig mehr Investitionen in entscheidende Zuunftsfelder unserer Gesellschaft und Wirtschaft vorimmt. Ich freue mich deshalb, dass der vorliegende Entwurf es Haushalts 2009 und der Finanzplan bis 2012 unsere emeinsame und erfolgreiche Finanzpolitik der letzten ahre seit Gründung der Großen Koalition fortsetzen und iderspiegeln. Das wichtige finanzpolitische Ziel der roßen Koalition, ab 2011 keine neuen Schulden mehr u machen, rückt damit in greifbare Nähe. 2009 sinkt die Nettokreditaufnahme mit 0,5 Milliarden Euro auf den niedrigsten Stand seit der Bundesminister Peer Steinbrück Wiedervereinigung. 2010 wird sie mit 6 Milliarden Euro auf dem niedrigsten Stand seit 1974 liegen. 2011 soll der Haushalt ohne neue Schulden auskommen, und 2012 soll das strukturelle Defizit – das heißt, unter Herausrechnung von Einmaleffekten – auf Null sinken. Der Regierungsentwurf 2009 sieht Ausgaben in Höhe von 288 Milliarden Euro vor. Das ist ein Wachstum von 1,8 Prozent. Dieser – ich sage mit Absicht: geringe – Ausgabenanstieg liegt, das ist eine zentrale Botschaft des Haushaltsentwurfs, deutlich unter dem Anstieg des nominalen Bruttoinlandsproduktes. Das ist die Vergleichszahl. Das heißt, der Staat hält sich – anders, als man es gelegentlich entgegengehalten bekommt – weiter zurück. Die Staatsquote wird auch im nächsten Jahr weiter sinken. Sie liegt bereits in diesem Jahr unter der Staatsquote von Großbritannien, dessen angloamerikanisch ausgerichtetes Ordnungsmodell mir gelegentlich wie eine Monstranz entgegengehalten wird. Das Gerede über die krakenhafte Ausdehnung des Staates in Deutschland ist allein interessegeleitet, abgesehen davon, dass mir noch niemand eine angemessene Staatsquote wissenschaftlich bzw. objektiv definieren konnte. Auch im internationalen Vergleich kann ich keine Analogien erkennen. Es gibt Länder mit einer relativ hohen Staatsquote, die hoch erfolgreich sind, und es gibt Länder mit einer relativ niedrigen Staatsquote, die nicht minder erfolgreich sind. Warum wir alle uns dabei so verkämpfen und gelegentlich fast ideologische Gräben entstehen, ist mir nicht ganz klar. Wichtig ist allerdings, dass sich ein Teil der Ausgabensteigerung aus Sondereffekten ergibt, die direkt gegenfinanziert sind. Sie wissen, dass wir aus dem Zertifikatehandel netto 600 Millionen Euro beziehen, mit denen wir Umweltschutzund Klimaschutzmaßnahmen maßgeblich finanzieren können. Sie wissen auch, dass die Mehreinnahmen aus der Mauterhöhung eins zu eins in Investitionen zur Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur im Einzelplan 12 des Kollegen Tiefensee fließen. Das sind also Maßnahmen, die eins zu eins gegenfinanziert sind. Wenn ich diesen Effekt herausrechnen würde, dann hätten wir es mit einer Ausgabensteigerung von 1,3 Prozent zu tun. Auch im Finanzplanungszeitraum bis 2012 wachsen die Ausgaben im Jahresdurchschnitt nur um nominal 1,5 Prozent. Wir sind, wie ich glaube, auf der sicheren Seite. Das heißt zusammengefasst: Die Große Koalition steht für einen immer effizienteren und immer solider finanzierten Staat, der für seine Aufgabenerfüllung einen immer geringeren Anteil der gesamtwirtschaftlichen Ressourcen – von seinen Steuerbürgerinnen und Steuerbürgern – beansprucht. Besonders freue ich mich, dass es trotz dieses verhältnismäßig geringen Ausgabenanstiegs gelungen ist, zusätzliche Belastungen wegzustecken. Ein Tarifabschluss über 2 Milliarden Euro ist schließlich nicht einfach en passant zu bewältigen. Die Frage, wie wir den jährlich um 1,5 Milliarden Euro steigenden Bundeszuschuss an die gesetzliche Krankenver s l b l s D l d v e d M g o r t r A d f s g r K w S c s t g w Z t I r i s z w f A n 2 u k m z i e g (C (D icherung bewältigen, hat uns in den ersten Jahren ziemich beschäftigt. Inzwischen können wir empirisch elegen, dass uns dies gelingen kann. Ich weiß, dass um die Steuermehreinnahmen der etzten Jahre gerne Legenden gebildet werden, zum Beipiel die, dass der Bundesfinanzminister quasi wie agobert Duck in seinem riesigen Panzerschrank Mil iarden an Golddukaten hortet, in denen er badet, und ass er sehr wohl über die notwendigen Mehreinnahmen erfügt, um damit zusätzliche Verteilungsspielräume zu rschließen. Da werden dem Staat von Politik und Meien gleichermaßen in einem Atemzug gigantische ehreinnahmen und eine bodenlose Abzocke der Bür erinnen und Bürger unterstellt, um Erregungswellen der von mir aus auch eine höhere Auflage zu produzieen. Aber bei genauem Hinsehen entpuppen sich die meisen dieser Berechnungen als ziemliche Milchmädchenechnungen. (Jürgen Koppelin [FDP]: Sie können gut rechnen!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD)


uf drei Beispiele will ich eingehen. Es ist eine Mär,
ass der Staat an den Preissteigerungen bei Kraftstof-
en verdient. Fakt ist: Die Steuerbelastung des Kraft-
toffverbrauchs hat sich seit 2004 trotz der eminent stei-
enden Kraftstoffpreise kaum verändert. Für 2008
echnen wir mit einem Steuermehraufkommen bei den
raftstoffen in Höhe von 300 Millionen Euro. Damit
ären wir auf dem Niveau von 2004. Es ist nicht der
taat, der bei den steigenden Benzinpreisen mit entspre-
hend sprudelnden Steuermehreinnahmen hinlangt. Es
ind vielmehr Energiekonzerne, die die höchsten Quar-
alsgewinne in ihrer Geschichte oder Rekordsteigerun-
en im Jahresvergleich erzielen. Es ginge allen besser,
enn diese Konzerne einen Teil ihrer unglaublich hohen
usatzgewinne über niedrigere Preise an die Konsumen-

en bzw. die Verbraucher zurückgäben.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


ch sage mit Bedacht und mit Blick auf eine Stabilisie-
ung der wirtschaftlichen Entwicklung: Das liegt auch
m Interesse der betreffenden Konzerne.

Ich habe in diesem Zusammenhang allerdings nie ver-
tanden, warum sich die Politik manchmal Schuhe an-
ieht, die gar nicht in ihrem Schrank stehen, und warum
ir uns das anschließend um die Ohren hauen. Ich will

esthalten: Entgegen der landläufigen Meinung ist das
ufkommen aus den Energiesteuern insgesamt, also
icht nur aus den Steuern auf Kraftstoffe und Heizöl,
007 im Vergleich zu 2006 – nun halten Sie sich fest! –
m 2,4 Prozent gesunken. Dieser Trend setzt sich er-
ennbar in den ersten Monaten des Jahres 2008 fort. Da-
it will ich unterstreichen: Die Wahrnehmung, dass es

usätzliche Verteilungs- oder Ausgabenspielräume gibt,
st falsch. Auch jeder Landesfinanzminister müsste das
igentlich wissen.

Genauso maßlos überzogen werden die Auswirkun-
en der sogenannten kalten Progression dargestellt.






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
Zwei Beispiele: Ein Single mit einem zu versteuernden
Einkommen in Höhe von 25 000 Euro wird bei einer in-
flationsgetriebenen Einkommenssteigerung in Höhe von
3 Prozent mit weniger als 10 Euro pro Monat zusätzlich
belastet. Bei einem Ehepaar mit einem zu versteuernden
Einkommen in Höhe von 40 000 Euro sind es knapp
14 Euro pro Monat. Jetzt kommen wir auf den Punkt:
Tatsächlich gibt es ein Begriffswirrwarr. Viele meinen
nicht den inflationsgetriebenen Staubsaugereffekt zulas-
ten der Nettoeinkommen, sondern den tarifbedingten Ef-
fekt. Das heißt, wir haben es im Tarifverlauf mit einer
schnell wachsenden Grenzbesteuerung von mittleren
Einkommen zu tun; das ist so. Aber dann sollten wir ers-
tens in der politischen Aussage präziser werden. Zwei-
tens halte auch ich das für ein Problem, dessen Beseiti-
gung durch den sogenannten Mittelstandsbauch
allerdings nicht unter 22 Milliarden Euro zu haben ist.
Wir müssen diese Dimension deutlich machen, aber
auch, wie das finanziert werden soll. Einen solchen Ein-
nahmeverlust ohne Verwerfungen annähernd zu verkraf-
ten, kann erst Thema werden, wenn wir im Bundeshaus-
halt nicht mehr auf Pump leben, also keine neuen
Schulden machen. Mehr Netto für unsere Kinder, das ist
meine Devise.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ähnliche Verzeichnungen gibt es übrigens bei der
Entfernungspauschale. Sie wirkt sich wegen des Ar-
beitnehmerpauschbetrages in Höhe von 920 Euro für die
Masse der Berufspendler, für alle mit bis zu rund
14 Kilometer Fahrstrecke, rein rechnerisch überhaupt
nicht aus.


(Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Kaum jemand redet darüber. Von einer Wiedereinfüh-
rung der Pendlerpauschale würde lediglich ein Siebtel
der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler profitieren. Zah-
len müssten dafür allerdings alle Steuerzahlerinnen und
Steuerzahler. Das ist der Unterschied.

Worauf ich hinaus will, ist Folgendes: Führen wir uns
selbst und die Bürger – auch in Wahlkämpfen – bitte
nicht hinter die Fichte!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der Löwenanteil der Steuereinnahmen resultiert aus der
verbesserten Situation auf dem Arbeitsmarkt und aus
dem höheren Wirtschaftswachstum. Mehr Beschäftigte
als zuvor können nun Steuern zahlen. Die Unternehmen
machen zudem höhere Gewinne. Das sind die Haupt-
quellen der Mehreinnahmen und nicht eine relativ hö-
here Belastung der Steuerbürgerinnen und Steuerbürger.
Anders ausgedrückt: Der Anteil der Steuern und Abga-
ben am Bruttoeinkommen ist von 1999 bis 2007 – also
in den letzten fast zehn Jahren – nahezu für alle Bürge-
rinnen und Bürger, bezogen auf das gleiche Einkommen,
gesunken. Dass es andere Faktoren gibt, die den Geld-
beutel geschmälert haben, ist mir bewusst. Das erwähne
ich, damit ich nicht für blauäugig gehalten werde. Das

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(C (D telle ich auch nicht in Abrede. Aber hier tut Aufklärung ot, welcher Anteil über Steuern und Abgaben generiert ird und welcher aus anderen Gründen. Möglichst rasch keine neuen Schulden mehr aufnehen zu müssen, das ist das eine Ziel der gestaltenden Fi anzpolitik. Das andere ist der Umbau der öffentlichen usgaben hin zu mehr Zukunftsinvestitionen. Desegen ist es richtig, dass wir nicht nur mit dem Bundesaushalt 2009, sondern auch mit dem Finanzplan und em laufenden Haushalt klare Schwerpunkte setzen. ch will aus Zeitgründen nicht alle erwähnen. Aber es ist ine bewusste Entscheidung der Großen Koalition, mehr ür Forschung und Entwicklung zu tun, nd das Ziel, auf der Basis der Lissabon-Strategie den nteil von Forschungsund Entwicklungsausgaben auf Prozent zu steigern, nehmen wir nach wie vor sehr rnst. Der Bundeshaushalt trägt dazu bei. Es ist wichtig, dass wir unsere internationalen Zusaen bezüglich der Entwicklungshilfe einhalten. o ist es kein Wunder, dass wir zusätzlich zu den Steigeungen, die wir schon in den letzten Haushalten und im aufenden hatten, sage und schreibe 1,25 Milliarden uro mehr allein für diese beiden Gebiete ausgeben. enjenigen, die die Steigerung bei der Entwicklungsilfe eher kritisch sehen, halte ich Folgendes entgegen: enn wir nicht in der Lage sind, die Probleme der be roffenen Länder mit Entwicklungshilfe vor Ort zu löen, dann wandern diese Probleme nach Europa und ach Deutschland. Wenn jemand von der Opposition glaubt, dass all iese Ausgaben – ich könnte das mit denjenigen für Kinerbetreuung und Infrastruktur fortsetzen – nicht notendige, jedenfalls gering zu schätzende Investitionen ind, dann steht er in der Bringschuld einer schlüssigen egründung. Es reicht dann nicht der oppositionelle Re lex, es müsse schneller, radikaler und schneidiger konolidiert werden. Vielmehr muss man sagen, ob man auf ie Unterstützung der wirtschaftlichen und gesellschaftichen Entwicklung in Deutschland durch diese wichtien Zukunftsfelder verzichten will. Diese Begründung üssen Sie dann liefern. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Es ist mir deshalb wichtig, dass wir die doppelte Stra-
egie beibehalten, im Schuldenabbau voranzukommen
nd gleichzeitig in den zentralen Themen wie Bildung,
inderbetreuung, Infrastruktur, Entwicklungshilfe, For-

chung und Entwicklung und – soweit der Bund das mit-
ugestalten hat – berufliche Bildung sowie im Hoch-
chulbereich das zu tun, was Zukunft für dieses Land
rschließt.






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Von den ungefähr 160 Milliarden Euro Steuermehr-
einnahmen, die wir seit Gründung der Großen Koalition
zu verzeichnen haben, sind ungefähr 55 Prozent in die
Absenkung des strukturellen Defizits des Bundeshaus-
haltes geflossen. 12 bis 15 Prozent entfielen auf die
Schwerpunkte, die ich eben genannt habe.

Mir ist durchaus bewusst, dass die zunehmenden
Preissteigerungen trotz höherer Löhne in diesem Jahr
viele Menschen ebenso belasten, wie sie das erfolgreiche
Wirtschaften vieler Mittelständler erschweren. Da helfen
nur solide gegenfinanzierte Entlastungen, aber keine
Versprechen. Deshalb will ich an dieser Stelle darauf
hinweisen, dass weitere gezielte und gegenfinanzierte
oder gegenzufinanzierende Entlastungen im zweistelli-
gen Milliardenbereich auf der Tagesordnung unserer Be-
ratungen stehen.

Erstens die Familienförderung: Mit Blick auf den
kommenden Existenzminimumbericht haben wir haus-
halterische Vorsorge für den Bund in Höhe von
1 Milliarde Euro in unserem Haushaltsplanentwurf ge-
troffen. Das sind, auf den Gesamtstaat bezogen, Entlas-
tungen für die Familien von über 2 Milliarden Euro. Was
allerdings die konzeptionelle Ausrichtung der Familien-
leistungen betrifft, so gibt es aus meiner Sicht noch Be-
ratungsbedarf.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich halte an meiner Auffassung fest – sei es auch, dass
ich in einer kleinen, aber feinen Minderheit bin –, und
die jüngste repräsentative Umfrage, die meinem Minis-
terium vorliegt, bestärkt mich in meiner Grundhaltung.
Mit großem Abstand wünschen sich die Menschen einen
weiteren Ausbau der Betreuungsmöglichkeiten für Kin-
der. Dies ist ihnen wichtiger als Kindergeld.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Hans Peter Thul [CDU/CSU] – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Damals haben Sie noch gesagt: Mehr Netto für Kinder!)


Auf die Frage, ob wir 25 000 zusätzliche Kindergärt-
nerinnenstellen – nach Lage der Dinge weniger Kinder-
gärtnerstellen – finanzieren oder das Kindergeld um
10 Euro erhöhen sollen, antworten 80 Prozent der Be-
völkerung, dass sie für die Einstellung von 25 000 Kin-
dergärtnerinnen sind.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Irrtum! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Mehr Netto für Familien!)


Ich will an dieser Stelle – auch auf die Gefahr hin,
dass sich da Meinungsverschiedenheiten auftun – einen
anderen Punkt nicht verschweigen: So schnell bekom-
men Sie mich nicht da hin, dass es einfach nur um eine
Erhöhung des Kinderfreibetrages geht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D ielmehr bin ich der Auffassung, dass jedes Kind Vater taat gleich viel wert sein muss. Das ist über den Kinerfreibetrag nicht gewährleistet. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Hans Peter Thul [CDU/CSU])


Mein Ministerium hat deshalb die Idee eines Kinder-
rundfreibetrages geprüft, mit dem wir diese Unge-
echtigkeit beseitigen wollen. Denn nicht der Kinderfrei-
etrag, sondern ein Kindergrundfreibetrag stellt sicher,
ass jedes Kind steuerlich gleich viel zählt. Das ist für
ich eine Gerechtigkeitsfrage.


(Beifall bei der SPD)


as heißt, wir haben dort einen Beratungsbedarf, aber
ir sind uns in der Tendenz im Lichte des Existenzmini-
umberichtes über das Ob einig.

Die zweite Entlastungsmaßnahme wird die uns vom
undesverfassungsgericht aufgetragene bessere steuer-

iche Absetzbarkeit von Krankenversicherungsbei-
rägen sein. Diese wird sich natürlich nicht alleine auf
ie Mitglieder der privaten Krankenversicherungen er-
trecken können, weil sonst eine Unwucht darin wäre;
as wird sich vielmehr auch auf die Mitglieder der ge-
etzlichen Krankenversicherungen erstrecken müssen.

ir reden in diesem Zusammenhang immerhin über eine
ntlastungsmaßnahme in Höhe von – halten Sie sich

est! – 8 bis 9 Milliarden Euro. Wir planen, nur einen
ergleichsweise geringen Anteil dieser Entlastungen
urch Belastungen an anderer Stelle gegenzufinanzieren,
eil ich in der Tat verhindern möchte, dass einzelne
ürgerinnen und Bürger, die vielleicht nur eine geringe
ntlastung haben, plötzlich quasi durch die Hintertür an
er Gegenfinanzierung mitbeteiligt sind und belastet
erden.

Drittens steht eine weitere Senkung des Beitragssat-
es zur Arbeitslosenversicherung in Rede. Über die
öhe der weiteren Absenkung wird zu reden sein. Sie
arf in meinen Augen nicht so weit gehen, dass darunter
ie Erfüllung der eigentlichen Aufgabe der Bundesagen-
ur für Arbeit leidet, nämlich Dienstleistungen für Ar-
eitslose zu erbringen und Arbeitslose zu fördern. Ich
öchte auf Dauer die Situation vermeiden, dass der
und je wieder ein Darlehen oder einen Zuschuss an die
undesagentur geben muss.


(Beifall bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Das wollen wir auch!)


ch halte übrigens den klagenden Arbeitgeberorganisa-
ionen vor, dass sie so tun, als ob der jetzige Mechanis-

us zwischen Bundeshaushalt und Bundesagentur des
eufels bzw. verfassungsrechtlich dubios sei. Als der
und eingezahlt hat, war das für die Arbeitgeber nicht
ubios. Da haben sie das Geld gerne mitgenommen.


(Beifall bei der SPD)


ch will daran erinnern, dass der Bund Zuschüsse – lei-
er Gottes waren das keine Darlehen; sonst könnte ich
ie Rede jetzt abbrechen – in Höhe von 40 Milliarden
uro gezahlt hat. Das waren im Jahresdurchschnitt
Milliarden Euro. Das ist eine ungeheuere Summe, und






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
da hat sich kein einziger Arbeitgeber darüber aufgeregt,
dass es einen solchen Beitrag zugunsten der Bundesan-
stalt bzw. der Bundesagentur gegeben hat.

Viertens wird die vom Kabinett bereits beschlossene
Verbesserung der Mitarbeiterkapitalbeteiligung zu
einer Entlastung von 230 Millionen Euro führen.

Fünftens könnte ich mir vorstellen, dass die Erhö-
hung des Wohngeldes vorgezogen wird, um dazu bei-
zutragen, dass die deutlichen Energiepreissteigerungen
gerade von Bedürftigen leichter getragen werden kön-
nen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sechstens laufen bereits Ressortgespräche nicht nur
über eine Vereinfachung, sondern auch über eine weitere
Verbesserung der steuerlichen Absetzbarkeit von
Dienstleistungen in den privaten Haushalten. Das ist
nicht wenig, aber es wird darauf ankommen, dass das so-
lide gegenfinanziert wird.

Zum aktuellen wirtschaftlichen Umfeld gehört auch
die globale Finanzmarktkrise. Ich werde kaum eine
Rede zur Einbringung des Haushalts halten können, die
nicht auf dieses Thema eingeht. Diese Finanzmarktkrise
ist sehr ernst und weitreichend und belastet selbstver-
ständlich auch Deutschland. Um wie viel schwerer aller-
dings die Auswirkungen sein können, zeigt uns ein Blick
in die USA und nach Großbritannien, wo Hypothekenfi-
nanzierer zusammenbrechen und weitere Finanzinstitute
in existenzielle Nöte gekommen sind. Ausgerechnet in
den traditionell marktwirtschaftlich geprägten angel-
sächsischen Ländern wussten sich die Verantwortlichen
nicht anders als mit Verstaatlichung zu helfen.


(Jörg Tauss [SPD]: Interessant!)


Ich habe mir mehrfach vorgestellt, was wohl passiert
wäre, wenn ein sozialdemokratischer Bundesfinanz-
minister in Deutschland für die Verstaatlichung einer
Bank eingetreten wäre.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD)


Im Falle von Northern Rock – das war der erste Fall –,
aber auch mit einer gewissen zeitlichen Abfolge bei Fan-
nie Mae, Freddie Mac und Bear Stearns konnte der Zu-
sammenbruch nur noch durch eine Quasiverstaatlichung
– die Amerikaner nennen das Conservatorship, was ich
recht witzig finde, weil dieser Begriff ganz gut um-
schreibt, was dort stattfindet – abgewendet werden. Da-
durch sind die britischen und die amerikanischen Steuer-
zahler zu 100 Prozent in Haft genommen worden. Ich
bin sehr froh, dass wir das in Deutschland haben verhin-
dern können.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Im Übrigen fällt mir auf, dass in dem einen Fall, nämlich
dem der USA, die milliardenschweren Rettungsaktionen
der Regierung als Beleg für die Tatkraft und Handlungs-
fähigkeit der Regierung gelobt werden, während in dem
anderen Falle, nämlich in Deutschland, vornehmlich von

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(C (D ernichtung von Steuergeldern und dem vollständigen ersagen der Verantwortlichen die Rede ist. lso: Entweder oder. Diese Beliebigkeit, nämlich den ritischen Standpunkt chamäleonhaft zu wechseln, trägt icht zum Erkenntnisgewinn bei. Das US-Budgetdefizit wird auf 4,2 Prozent steigen. ir müssen damit rechnen, dass darüber die globalen ngleichgewichte weiter wachsen. Dabei geht es um ein taatsdefizit der USA von sage und schreibe 600 Mil iarden US-Dollar. Mit Lehman Brothers ist gestern die iertgrößte Bank der USA in die Insolvenz gegangen. ie Rettungsversuche über das Wochenende sind ge cheitert, weil in diesem Fall die amerikanische Regieung nicht mehr bereit gewesen ist, mit öffentlichem eld zu helfen. Weitere Institute in den USA, Banken ie Versicherungen, stehen unter einem erheblichen ruck. Das, was dort im letzten halben Jahr stattgefunen hat, ist unfassbar. Vor einem halben Jahr gab es noch ünf oder sechs große Investmentbanken; heute gibt es ur noch zwei. Obwohl diese Finanzmarktkrise zweifellos das größte onjunkturelle Risiko auch für die deutsche Volksirtschaft darstellt, halte ich die möglichen Auswirkunen auf uns auch nach allen Erkundigungen, insbesonere nach Gesprächen mit dem Bundesbankpräsidenten nd mit der Bankenaufsicht, für begrenzt. Nach den uns orliegenden Informationen bewegen sich die finanzielen Engagements deutscher Kreditinstitute bei der ehman Brothers Holding, die einen Antrag auf Gläubierschutz gestellt hat, in einem überschaubaren Rahmen nd sind verkraftbar. Sie wissen, dass die europäischen entralbanken gestern Mittag sehr schnell mit Liquidität eholfen haben. Zehn große Banken haben einen Liuiditätsschirm von 70 Milliarden Euro gespannt. Die ückmeldungen der deutschen Kreditinstitute lauten, ass der Tag gestern weitgehend stressfrei verlaufen ist. Es gibt keinen Anlass – das sage ich sehr bewusst –, n der Stabilität des deutschen Finanzsystems zu weifeln. Die Widerstandsfähigkeit der deutschen Kreditnstitute ist deutlich besser geworden. Ich füge hinzu: as deutsche Universalbankensystem hat sich als robus er und resistenter herausgestellt als das amerikanische ankensystem. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD)


ort landet man jetzt bei dem Konstrukt von Universal-
anken, das wir längst haben.

In den USA sind die Kreditkonditionen seit Ausbruch
er Krise natürlich deutlich verschärft worden. Das wird
uch in Europa stattfinden, auch in Deutschland. Aber
nsgesamt ist das Kreditwachstum in Europa – das ist
eine schlechte Nachricht – kaum beeinträchtigt. In
eutschland verdanken wir dies nicht zuletzt – darauf
ill ich ein paar Worte verlieren – den Sparkassen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Roland Claus [DIE LINKE])







(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
Die deutschen Sparkassen haben trotz eingetrübter
Konjunktur und Finanzkrise im ersten Halbjahr sogar
wesentlich mehr Kredite an Unternehmen vergeben als
im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die hierdurch er-
zielte Stabilität ist ein Vorzug des häufig gescholtenen
Drei-Säulen-Modells in Deutschland.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Deshalb unterstreiche ich hier noch einmal, dass ich
den öffentlich-rechtlichen Charakter der Sparkasse in
Deutschland für einen Standortvorteil halte – im Sinne
des Wettbewerbs, im Sinne der Mittelstandsfinanzie-
rung, im Sinne der Dienstleistungen für die Bürgerinnen
und Bürger und der Flächenversorgung mit Finanz-
dienstleistungen, die nicht einer Gewinnmaximierungs-
strategie unterliegen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das muss auch für die Landesbanken gelten!)


Die öffentlich-rechtlichen Sparkassen gehören zur
Rechts- und Eigentumsordnung der Bundesrepublik
Deutschland. Sie sind im europäischen Vertragsrecht
und durch zwischenzeitliche Verständigung mit der
Kommission abgesichert. Deshalb sage ich: Auch nur
die indirekte Gefährdung dieses Status wird die Bundes-
regierung nicht hinnehmen können.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich will ich in dieser Passage – einen Zwischenruf
aufgreifend – auch nicht meine Enttäuschung darüber
verhehlen, dass es bisher nicht zu einer weiteren Konso-
lidierung bei den Landesbanken gekommen ist.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Diese Konsolidierung wird ohne die Option, sich auch
für privates Kapital zu öffnen, nicht funktionieren. Des-
halb unterscheide ich hier zwischen den Sparkassen und
den Landesbanken.

Es kann umgekehrt allerdings nicht sein, dass die
Sparkassen als Rückgrat des deutschen Mittelstandes
möglicherweise dafür in Mitleidenschaft gezogen wer-
den, dass es zur rechten Zeit auch aus politischer Kurz-
sichtigkeit nicht zu einer horizontalen Fusion bei den
Landesbanken gekommen ist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Mit etwas mehr politischer Weitsicht hätten wir heute
nicht die Probleme mit der Europäischen Kommission,
auch nicht im Fall der WestLB. Was wir auf den Finanz-
märkten erleben, ist atemberaubend und zerstört bei vie-
len Menschen den Glauben an die Integrität und Stabili-
tät des Finanzsektors. Ich bin darauf und auf die
Notwendigkeit, auf internationaler Ebene eine stärkere
und effektivere Regulierung zu verankern, in einer Re-
gierungserklärung im Februar oder im März eingegan-
gen, sodass ich mir hier weiter gehende Bemerkungen
sparen möchte, obwohl die Wucht und die Komplexität

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(C (D ieses Themas eigentlich eine intensivere Beschäftigung erlangen. Helmut Schmidt benutzte anlässlich seiner Rede zum 0. Geburtstag von Berthold Beitz in der Villa Hügel im ahr 2003 erstmals den Begriff des Raubtierkapitalisus. In der Tat sind Exzesse, Zügellosigkeit und maß ose Übertreibungen festzustellen, die den Finanzienstleistungssektor nachhaltig beschädigen können. as sollte allerdings nicht mit Häme oder mit einem lumpen antikapitalistischen Reflex kommentiert weren, weil dieser Finanzdienstleistungssektor inzwischen icht nur selber ein enormer Wirtschaftsfaktor ist, sonern auch von entscheidender Bedeutung für die große nd starke Realwirtschaft in der Bundesrepublik eutschland ist. Wir haben ein massives Interesse an eiem wettbewerbsfähigen, tüchtigen, gut aufgestellten Fianzsektor. Daran sollte vor dem Hintergrund der Berachtung der jetzigen Krise kein Zweifel auftauchen. Allerdings sind umgekehrt auch die Apologeten einer igiden Marktwirtschaft widerlegt worden. Erkennbar ist er Markt alleine nicht in der Lage und nicht befähigt, pekulative Zügellosigkeit mit einem selbstzerstörerichen Charakter zu verhindern oder einzudämmen. In der Rede auf Berthold Beitz führte Helmut chmidt aus: In den 90er Jahren haben private Habgier und Rücksichtslosigkeit, Machtgier und auch Größenwahn einen allzu großen Einfluss auf das Verhalten mancher Manager ausgeübt – nicht bloß in den USA, sondern auch bei uns. Undurchsichtige Bilanzund Finanzkunststücke und sagenhafte Selbstbereicherung sind leider ziemlich häufig und ziemlich marktgängig geworden. Ich habe dem nichts hinzuzufügen – außer der Tatsahe: Es war diese Bundesregierung, die während unserer -7-Präsidentschaft, während unserer EU-Präsident chaft vor der Finanzmarktkrise, beginnend mit dem ahr 2007, als Erste das Thema einer stärkeren Regulieung, der Einführung von Verhaltenskodexen und andeer Maßnahmen auf die Tagesordnung gesetzt hat. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)


ch kann mich an meine Enttäuschung erinnern, als da-
als der anglo-amerikanische Sektor sowohl anderen
itgliedern des Kabinetts – an der Spitze die Bundes-

anzlerin – wie auch mir gegenüber dem bei den ein-
chlägigen Veranstaltungen gelinde und höflich ausge-
rückt sehr reserviert gegenübergestanden hat.

Ich will auf weitere Vorschläge mit Blick auf das Fi-
ancial Stability Forum und auf die Debatte des jüngsten
inanzministerrats, Ecofin, in Nizza nicht weiter einge-
en; Sie sollten nur wissen: Da sind die ersten Schritte
emacht worden, um in Europa eine Gruppenaufsicht für
renzüberschreitende Banken- und Versicherungsgrup-
en einzuführen. Also: Auch im Bereich der Aufsicht
eht es schrittweise voran. Ich will gar nicht ausschlie-
en, dass am Ende dieser Entwicklung eines Tages eine






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
europäische Aufsichtsbehörde für Wertpapiere, Versi-
cherungen und Banken steht.

Ich wage zu behaupten, dass wir in Deutschland weit
stärker von der Finanzkrise in Mitleidenschaft gezogen
worden wären, wenn wir die Hände in den Schoß gelegt
hätten und die IKB sehenden Auges in die Insolvenz
hätten gehen lassen.


(Beifall bei der SPD)


In den entscheidenden Situationen, wo es darum ging,
darüber zu entscheiden, gab es keine ernstzunehmende
Stimme, die nicht dazu geraten hat, die IKB zu retten,
weil die Risiken für den gesamten deutschen Finanz-
markt zu groß gewesen wären und vor allen Dingen aus-
ländische Akteure auf unseren Märkten nachhaltig ver-
unsichert worden wären.

Die Verstaatlichung wie in Großbritannien oder wie
in den USA kam nicht infrage. Auf der anderen Seite
mussten wir befürchten, dass eine Insolvenz der IKB zu
gefährlichen Dominoeffekten führen würde, nicht zuletzt
wegen der Verbindlichkeiten bei ihr. 25 oder 26 Milliar-
den Einlagen – was wäre denn im Rahmen eines Insol-
venzverfahrens mit denen passiert? Es waren institutio-
nelle Anleger dabei, vielleicht eine Sparkasse aus Ihrem
Wahlkreis, vielleicht eine Raiffeisen-Volksbank aus Ih-
rem Wahlkreis, vielleicht eine gesetzliche Krankenversi-
cherung.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Nicht nur vielleicht!)


– Ich meine: vielleicht in Ihrem Wahlkreis.


(Heiterkeit – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Der Kalb ist ein sehr guter Wahlkreisabgeordneter!)


Das heißt, wir hätten erhebliche Auswirkungen mit
Blick auf diese Verbindlichkeiten, auf die Kreditkondi-
tionen für die Wirtschaft und auf die Refinanzierungsbe-
dingungen für andere Institute auf breiter Front gehabt.
Das alles wäre den Steuerzahler teurer zu stehen gekom-
men als das, was wir gemacht haben. Vor dem Hinter-
grund bin ich froh darüber, dass die KfW die IKB ver-
kaufen konnte. Die beiden beteiligten Häuser, das
Wirtschaftsministerium des Kollegen Glos und mein
Haus, sind gern bereit, den Ausschüssen zu diesem Ver-
kaufsvorgang weiter zu berichten.

Wer das Morgen nicht bedenkt, wird Kummer haben,
bevor das Heute zu Ende geht. – Das ist ein Satz von
Konfuzius, den er den einzelnen Menschen mitgegeben
hat, damit sie auf ihrem Lebensweg edler werden. Für
den Finanz- und Wirtschaftspolitiker bedeutet diese
Weisheit, dass er, wenn er zukunftsfeste Politik für sein
Land machen möchte, gelegentlich über den eigenen
Tellerrand hinausschauen und sich einen Eindruck davon
verschaffen muss, was eigentlich um ihn herum passiert.

Angesichts der beeindruckenden Dynamik, die ich bei
meinen Reisen, übrigens auch unter Begleitung von Ab-
geordneten dieses Hauses, beobachten kann, hat sich
mein Eindruck verstärkt, dass wir Zeugen einer massi-
ven, von der Globalisierung getragenen Neuverteilung

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(C (D es weltweiten Wohlstands sind. Dies sagen wir den enschen in Deutschland zu wenig und zu selten. Die lobalisierung ist irreversibel. Wir müssen sie annehen, allerdings mit dem Anspruch, sie mit zu gestalten. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nicht uns angucken! Gucken Sie ein bisschen mehr nach links!)


Wir können sie umso besser mit gestalten, je größer
as Gewicht Deutschlands sowohl in politischer als auch
n wirtschaftlicher Sicht in der internationalen Szene ist.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich kann mir in diesem Zusammenhang übrigens
chwer vorstellen, dass das Zentralkomitee der chinesi-
chen kommunistischen Partei von der Forderung der
inkspartei sehr beeindruckt wäre, das Rad der Globali-
ierung anzuhalten. Das glaube ich nicht.


(Bodo Ramelow [DIE LINKE]: Das macht doch keiner! Das sagen wir doch nicht!)


Dank der Globalisierung haben inzwischen Milliar-
en von Menschen gerade in den Schwellenländern die
hance, sich zum ersten Mal aus eigener Kraft aus der
rmut zu befreien und sich einen eigenen Wohlstand

ufzubauen. Dadurch wächst der weltwirtschaftliche
uchen. Es geht nicht darum, den bestehenden Kuchen
eu zu verteilen, sondern es geht darum, diesen Kuchen
rößer zu machen. Für uns Deutsche bedeutet dies, dass
ich uns erhebliche Chancen eröffnen. Die Zahlen in die-
em Zusammenhang sind eindrucksvoll: Allein in China
ählen mittlerweile 200 Millionen Menschen zur Mittel-
chicht. Schätzungen gehen davon aus, dass es in den
ächsten zehn Jahren 700 Millionen Menschen sein wer-
en, die eine entsprechende Kaufkraft haben werden.
uch deshalb bin ich der Meinung, dass die mittel- bis

angfristigen Aussichten für die deutsche Wirtschaft
eutlich besser sind, als die Skeptiker dies täglich aus-
eisen.

Für uns bedeuten die globalen Trends eben nicht nur
teigende Preise für Rohstoffe und Energie. Aufgrund
es steigenden Wohlstandes in den Schwellenländern
edeuten sie auch mehr Nachfrage nach Hochtechnolo-
ie und vor allem nach allen Verfahren und Produkten,
ie zu einer Entkopplung von Umwelt- und Ressourcen-
erbrauch auf der einen Seite und Wirtschaftswachstum
uf der anderen Seite beitragen. Wer ist dort gut aufge-
tellt? Deutschland. Also sollten wir diese Chancen nut-
en.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Voraussetzung ist, dass wir uns auf Stärken rückbe-
innen, die wir über Jahrzehnte hatten, in den ostdeut-
chen Ländern ebenso wie in den westdeutschen Län-
ern. Ich meine damit den Willen, etwas aufzubauen,
ründlicher und zuverlässiger zu arbeiten als andere und
arüber auch den Spaß und die Freude an Neuem und an
eränderungen nicht zu verlieren. Das sind Tugenden,
ie uns über Jahrzehnte – wenn nicht über Jahrhunderte –
usgezeichnet haben und die wir aus meiner Sicht heraus
flegen müssen, wenn wir als 80-Millionen-Volk in ei-






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
ner arbeitsteiligen Weltwirtschaft mit mehreren Milliar-
den Menschen nicht nur bestehen, sondern unseren
Wohlstand halten und möglichst steigern wollen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Was angesichts der Globalisierung, der zunehmenden
Alterung unserer Gesellschaft und nach wie vor knapper
öffentlicher Finanzen gewiss kein Zukunftsversprechen
birgt, ist eine Haltung, nach der das Wachstum der Wirt-
schaft etwas Urwüchsiges und Automatisches zu sein
scheint, von dem alle gern profitieren, allerdings ohne
sich über die Voraussetzungen dazu Gedanken zu ma-
chen. Vielleicht sollte man nicht nur auf die Verteilungs-
seite gucken. Vielleicht sollte man auch einmal auf die
Erwirtschaftungsseite schauen.

Das Bild von dem Boot, in dem wir alle sitzen, ist
– wie ich weiß – überstrapaziert, aber nicht falsch. Das
Problem ist, dass unser Boot nicht auf einem stehenden,
ruhigen Gewässer schwimmt, sondern in einer sehr dy-
namischen Strömung. Sobald wir aufhören zu rudern,
werden wir – ob wir es wollen oder nicht – von der Strö-
mung zurückgetrieben. Es ist nicht ausgeschlossen, dass
unser Boot – will sagen: unsere Gesellschaft – dabei
auch Zerreißproben unterworfen werden kann.

Vernünftige Antworten auf die beschriebenen wirt-
schaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen
sind mit Sicherheit nicht im Populismus, in einer Reali-
tätsverweigerung, in einer internationalen Isolierung un-
seres Landes oder in der Flucht in die alten Kategorien
des Nationalstaates zu finden. Ich sehe mir die Politik-
angebote der Linkspartei zu Wirtschaft und Finanzen
– soweit diese überhaupt vorliegen – an. Sie haben ja
kein Programm.


(Widerspruch bei der LINKEN)


– Nein, das haben Sie nicht. Ich kenne kein Programm
der Linkspartei. Wenn ich mir dieses Politikangebot an-
sehe, dann bemerke ich: Die Linke verfolgt eine antike
nationalökonomische Vorstellung als Antwort auf die
Herausforderung der Globalisierung. Ihre protektionisti-
schen Vorstellungen laufen für ein Land wie Deutsch-
land, das sage und schreibe 40 Prozent seiner
Wirtschaftsleistungen in Außenwirtschaftsbeziehungen
generiert, auf den Verlust von Wohlstand hinaus.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


In der Sozialpolitik verfolgt die Linkspartei einen So-
zialstaatskonservatismus, der einerseits Millionen von
Menschen nur als Opfer in einer allumfassenden Ali-
mentation gefangen hält, der andererseits ohne erhebli-
che Belastungen auch und gerade einer noch solidaritäts-
bereiten Mittelschicht nicht zu finanzieren ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Linkspartei hat ein Menschenbild, nach dem es
nur kleine, nur schwache und nur arme Menschen gibt,
denen mit gigantischen Staatsprogrammen in jeder Le-
benslage geholfen werden muss. Dieses Bild nimmt den
Menschen ihre Würde. Dieses Menschenbild macht die

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(C (D enschen zu Bittstellern, zu Abhängigen und zu Verlieern. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die haushalts- und finanzpolitischen Positionen der
inkspartei stehen allen Bemühungen um eine Konsoli-
ierung der Staatsfinanzen – vor allem im Interesse einer
rößeren Generationengerechtigkeit – diametral entge-
en. Die von ihr vorgelegten finanzpolitischen Vor-
chläge führen zu Mehrbelastungen von über 150 Mil-
iarden Euro. Zum Ausgleich soll, glaube ich, mal eben
uch der Rentenversicherungsbeitrag auf 28 Prozent er-
öht werden.


(Widerspruch bei Abgeordneten der LINKEN)


as entspräche 60 Prozent des Gesamtvolumens des
aushaltes, den wir vorlegen. All das geht aus den Vor-

chlägen hervor, die mir von Ihnen bekannt geworden
ind. Selbstredend ließe sich das nicht über eine noch so
onfiskatorische Reichensteuer finanzieren. Nein, das
iefe auf eine auch im internationalen Vergleich leis-
ungsfeindliche Steuer- und Abgabenbelastung selbst für
ie untere Mittelschicht hinaus.

Ich will im Rahmen dieser Rede deutlich unterstrei-
hen, meine Damen und Herren, dass meine Partei, die
PD, nicht linkspopulistischen Vorgestrigen die Deu-

ungshoheit über das überlässt, was zeitgemäße Politik
st.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Diese Passage muss auch der Frau Ypsilanti übermittelt werden!)


ir stehen für eine Politik, die gleichzeitig die wirt-
chaftliche Leistungsfähigkeit Deutschlands und den Zu-
ammenhalt dieser Gesellschaft gewährleistet.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Volker Kauder [CDU/CSU]: Und in Hessen?)


olgendes unterscheidet uns fundamental von der Links-
artei: Wir wollen freie, selbstbewusste und solidarische
ürgerinnen und Bürger unterstützen. Wir sehen die
enschen nicht als Opfer der Globalisierung oder eines

nonymen internationalen Finanzkapitals, sondern wir
ehen die Menschen als Bürger, denen bei der Bewälti-
ung der Veränderungen so geholfen werden muss, dass
ie befähigt werden, mit dem Wandel fertig zu werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Volker Kauder [CDU/CSU]: Sagen Sie das einmal Frau Ypsilanti!)


Die Konsolidierung der Staatsfinanzen über eine so-
ide Haushalts- und Finanzpolitik ist und bleibt das Mar-
enzeichen der Großen Koalition. Niemand kann ernst-
aft bestreiten, dass wir bei diesem Langlauf einen guten
wischenstand erreicht haben. Ich bin überzeugt, dass
ie Bürgerinnen und Bürger von uns erwarten, die bisher
rzielten Konsolidierungserfolge nicht leichtfertig aufs
piel zu setzen; denn die Menschen wissen aus ihrem
rivaten Umfeld und aus ihrer privaten Erfahrung: Nie-
and kann auf Dauer über seine Verhältnisse leben, und






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
niemand kann sich auf Dauer mehr leisten, als er vorher
geleistet hat, und kein Unternehmen kann sich auf Dauer
erfolgreich am Markt behaupten, wenn die finanziellen
Spielräume für notwendige Investitionen durch immer
größere Zinslasten aufgefressen werden.

Es ist uns in den letzten Jahren gelungen, eine Um-
kehr bei der Neuverschuldung zu bewerkstelligen. Aber
wie können wir sicherstellen, dass dieser Weg dauerhaft
eingeschlagen bleibt? Können wir uns allein auf die Ein-
sicht von uns selbst und von der Gesellschaft verlassen?
Ich bin da skeptisch; denn wie illustre Steuerentlastungs-
konzepte der vergangenen Jahre und Jahrzehnte zeigen,
müssen wir immer damit rechnen, dass ein politischer
oder gesellschaftlicher Konsens durch die Mobilisierung
von Partikularinteressen ausgehebelt wird. Deshalb plä-
diere ich dafür, dem Staat eine neue klare grundgesetzli-
che Regelung für seine Kreditaufnahme aufzuerlegen.
Ich plädiere für die Einführung einer Schuldenbremse,
indem der jetzige Art. 115 mit seinen Schwächen in den
Anreiz- und Sanktionsmechanismen ersetzt wird. Ich be-
tone, damit kein Missverständnis, insbesondere vor dem
Hintergrund des Budgetrechtes des Parlamentes, auf-
kommt: Es geht nicht darum, das Budgetrecht des Parla-
mentes zu beschneiden und staatlichen Gestaltungs-
anspruch aufzugeben, sondern es geht im Gegenteil
darum, die Handlungsfähigkeit des Staates und des Par-
lamentes zu steigern.

Ein solches Projekt kann nur eine Große Koalition be-
werkstelligen – niemand sonst. Wir können also, indem
wir unsere Verantwortung für die nachfolgenden Gene-
rationen wahrnehmen, etwas leisten, auf dem diese in
den nächsten Jahrzehnten aufbauen und auf das wir stolz
sein können. Es sollte uns allen eine Verpflichtung sein,
dieses große Projekt im Rahmen der Föderalismus-
reform II in dieser Legislaturperiode zu einem guten Ab-
schluss zu bringen.


(Beifall der Abg. Joachim Poß [SPD] und Carsten Schneider [Erfurt] [SPD])


Meine Damen und Herren, lassen Sie mich zum
Schluss sagen: Eine gestaltende und Zukunft gewin-
nende Finanzpolitik lässt sich natürlich nicht nur nach
Adam Riese gestalten; sie folgt auch politischen Gestal-
tungsansprüchen. Aber kein Rechenwerk, auch nicht
dieser Haushalt, kommt am Ende ohne Adam Riese aus.
Wenn der dicke Strich unter alles gezogen wird, dann
gibt es kein Ausweichen mehr. Dann gilt vielmehr: Soll
oder Haben, Plus oder Minus. Dann wird das Jonglieren
mit ungedeckten Schecks zur Finanzierung von
Wunschlisten ziemlich schnell entzaubert. Dann erklärt
sich die Finanzpolitik auch arithmetisch. Es erfüllt mich
deshalb mit einer gewissen Genugtuung, dass die Bun-
desregierung den Kurs, ab 2011 keine neuen Schulden
mehr aufzunehmen, bestätigt und fortsetzt. Das ist die
einzige Null, auf die wir in dieser Großen Koalition ge-
meinsam stolz sein sollten.


(Lebhafter Beifall bei der SPD – Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält der Kol ege Jürgen Koppelin für die FDP-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es st der letzte Bundeshaushalt in dieser Legislaturperiode, er beraten und auch verabschiedet wird. Insofern erlauen Sie mir, nicht irgendwelche Zeitungsüberschriften u zitieren, sondern in den Koalitionsvertrag – – (Unruhe auf der Regierungsbank – Dirk Niebel [FDP]: Jetzt redet die Opposition, liebe Regierung! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Haben wir noch ein Parlament, oder was? Das ist die Arroganz der Macht!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617400400

(Beifall bei der FDP)

Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1617400500


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617400600

Es wäre ja vielleicht doch ganz schön, wenn wir jetzt

ieder zu einer geordneten Debattenstruktur zurückkeh-
en könnten und wenn die gleiche Aufmerksamkeit, die
ie Regierungsbank dem Finanzminister gewidmet hat,
uch dem ersten Sprecher der Opposition zugute käme.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Bitte schön, Herr Kollege Koppelin.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1617400700

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich will jetzt nicht

eitungsüberschriften zitieren wie der Bundesfinanz-
inister, sondern aus dem Koalitionsvertrag. Dort heißt

s – im November 2005 von den Koalitionsfraktionen
eschlossen; die CSU soll auch dabei gewesen sein –:

Unsere Haushaltspolitik wird konsequent sparsam
sein. … Alle Ausgaben stehen auf dem Prüfstand.
… Wir brauchen einen Neuanfang in der Haushalts-
politik …

chön wäre es ja gewesen.

Der Herr Vizekanzler befindet sich gerade in einem
ntensiven Gespräch; sonst hätte ich ihm noch ein Zitat
us der Regierungserklärung von Gerhard Schröder
999 mit auf den Weg gegeben:

Alle Ausgaben … müssen auf den Prüfstand. Der
Staat muß zielgenauer und … wirtschaftlicher han-
deln.


(Jörg Tauss [SPD]: Was ist falsch daran?)


Sparhaushalte wollte diese Große Koalition vorlegen;
och davon ist weit und breit nichts zu sehen. Sparhaus-
alt ist bei Ihnen, um es einmal sehr deutlich zu sagen:
ie Ausgaben steigen kräftig, und wir nehmen weiter
chulden auf. Das nennen Sie Sparhaushalt. Das ist ge-
au das, womit Sie uns 2009 beglücken wollen. Der
undeshaushalt 2009 sieht weiterhin Schulden vor, und
ie steigern die Ausgaben, und zwar um 5,2 Milliarden
uro; die neuen Schulden betragen 11 Milliarden Euro –
nd das, obwohl Sie beim Bürger ordentlich abkassiert






(A) )



(B) )


Jürgen Koppelin
haben, mit Mehrwertsteuer, Pendlerpauschale usw. Fast
jeder Bürger hat das erleiden müssen. Außerdem haben
Sie durch die gute Konjunktur erhebliche Steuermehr-
einnahmen.

Um es ganz einfach zu sagen – das kann jeder Bürger
nachvollziehen –: Am Ende der Regierungszeit von Rot-
Grün nahm der damalige sozialdemokratische Finanz-
minister 31 Milliarden Euro neue Schulden auf. Inzwi-
schen haben Sie 50 Milliarden Euro Steuermehreinnah-
men pro Jahr. Da müsste doch etwas übrig sein. Aber
nein, Sie nehmen weiter Schulden auf und erhöhen die
Ausgaben. Da stimmt doch irgendetwas nicht; das kann
doch jeder nachrechnen.


(Beifall bei der FDP)


Ihr Fehler, der Fehler dieser Koalition, ist: Sie hätten
sich vielleicht einmal darauf besinnen sollen, zu einem
Staat der Bescheidenheit zurückzukommen und auf der
Ausgabenseite zu streichen; aber das haben Sie nicht ge-
tan, sondern Jahr für Jahr neue Schulden aufgenommen.

Ich will die Zahlen einmal deutlich machen: Allein
für den Bundeshaushalt, 2009 einbegriffen, hat diese
schwarz-rote Koalition 64 Milliarden Euro neue Schul-
den aufgenommen, und Sie wollen auch im nächsten
Jahr noch neue Schulden aufnehmen, ebenso im Jahr
2010. Dem sozialdemokratischen Finanzminister muss
man dann doch ins Stammbuch schreiben, dass die so-
zialdemokratischen Finanzminister Lafontaine, Eichel
und Steinbrück in zehn Jahren 280 Milliarden Euro
Schulden aufgenommen haben.


(Jörg Tauss [SPD]: Gehen wir mal noch weiter zurück!)


Herr Bundesfinanzminister, Sie sind mehrfach darauf
zu sprechen gekommen – teilweise war das ja richtig –,
ob das gerecht oder ungerecht war. Darauf sage ich:
280 Milliarden Schulden, ist das für die kommenden Ge-
nerationen gerecht oder ungerecht? Das ist eine Hypo-
thek, die wir aufgenommen haben. Wir alle sind verant-
wortlich; auch als die FDP in der Koalition war, wurden
Schulden aufgenommen.


(Jörg Tauss [SPD]: Oh ja! Wie waren die Zahlen?)


– Entschuldigung, Herr Kollege, da würde ich nicht so
dazwischengrölen. Das ist eine Riesenhypothek für
kommende Generationen. Nicht Sie werden das abzah-
len, sondern die junge Generation durch hohe Steuern
und Abgaben.


(Beifall bei der FDP)


Das ist das Problem, und das ist unsere Verantwortung.
Das ist eine Hypothek. Deswegen hätten wir von den
vielen Schulden herunterkommen müssen.

Ihnen, Herr Kollege Tauss, ist, wenn Sie nur dazwi-
schenkrakeelen, anscheinend gar nicht bewusst, dass
auch in diesem Bundeshaushalt wieder über 42 Milliar-
den Euro nur für Zinsen vorgesehen sind.


(Jörg Tauss [SPD]: Ja! Ihre Zinsen!)


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(C (D as ist doch Geld, das wir anderweitig verbrauchen könen. Wir brauchen nicht die Fortsetzung des Solis im Beeich Bildung; wir brauchen die Zurückführung der chulden und die Verminderung bei den Zinsen. Dann aben wir Geld für die Bildung, und dann sind wir wieer bei Ihnen. Das Ganze erinnert mich so ein bisschen – das würde ch gern der Kollegin Künast sagen; ich sehe sie gerade icht – an die Sektsteuer. Die Sektsteuer wurde zur Fianzierung der kaiserlichen Marine eingeführt. Inzwichen ist die kaiserliche Marine dreimal abgesoffen; aber ie Sektsteuer haben wir immer noch. So etwas bleibt; an lässt sich immer neue Ideen einfallen, so auch beim oli. Dazu sage ich: Der Soli muss weg. Herr Minister Steinbrück, Sie sagen hier – das hört ich ja nett an –: Ich bin nicht Dagobert Duck, der die olddukaten im Panzerschrank hat. – Die werden Sie uch nicht bekommen. Sie könnten sie bekommen, wenn ie sparsam wären und auf der Ausgabenseite etwas mahen würden. Was machen Sie und Ihre Kabinettskolleen? Sie fassen schon vorher Beschlüsse. Das Geld ist och gar nicht da; da haben Sie es schon zwei-, dreimal usgegeben. Deswegen werden Sie nie Dagobert Duck erden. Das ist Ihr Problem. Herr Finanzminister, Sie haben dankenswerterweise ie IKB angesprochen. Dazu sage ich Ihnen – dieser indruck entsteht doch beim Bürger –: Innerhalb kürzes er Zeit ist dieser Staat in der Lage, eine marode Bank it öffentlichen Geldern in Höhe von über 10 Milliarden uro zu retten. Aber wenn es um Steuersenkungen und entenerhöhungen geht, dann passiert nichts. Dafür hat er Staat anscheinend kein Geld. Das geht nicht. Sie fraen: Was hätte man denn wohl gesagt, wenn ein sozialemokratischer Finanzminister eine Bank verstaatlicht ätte? – Wissen Sie, was ich Ihnen darauf erwidere: Der ozialdemokratische Finanzminister hat die Bank nicht erstaatlicht, sondern öffentliche Gelder hineingeworfen nd sie anschließend verschenkt. Das ist das Problem. enn der Vorgang im Zusammenhang mit Lone Star ist och wie Butterbrot und Ei. Sie haben die Bank verchenkt; darüber wird noch zu reden sein. Dann ist davon gesprochen worden – das steht auch m Koalitionsvertrag –, dass alle Entscheidungen auf den rüfstein sollen und dass es keine großen öffentlichen uschüsse mehr für irgendetwas geben soll. Ich sehe die anzlerin – ich habe das alles noch einmal nachgele en –: Was haben Sie denn zur Finanzierung der Gesundeitsreform, der gesetzlichen Krankenversicherung geagt? Dort soll kein Geld hineinfließen. – Wissen Sie enn, wie viel Sie jetzt in den Gesundheitsfonds hineinulvern, wie hoch die Endsumme sein wird? Milliarden ollen Sie hineinpulvern, ohne dass Sie bis heute eine egenfinanzierung haben. Herr Bundesfinanzminister, ie haben unglaublich hohe Finanzierungslücken für die ommende Zeit, und deswegen habe ich erhebliche Jürgen Koppelin Zweifel, dass Sie mit dieser Form der Politik das Ziel – es ist ja ehrenwert –, im Jahre 2011 einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen zu können, erreichen werden. Ich sage Ihnen allerdings: Mit unserer Politik hätten Sie bereits im letzten Jahr und auch jetzt einen ausgeglichenen Haushalt gehabt. Ich erinnere an unser Sparbuch. Sie loben sich für bestimmte Investitionen und Ausgaben. Ich nenne zum Beispiel den Straßenverkehr. Für den Straßenbau geben Sie 1 Milliarde Euro mehr aus. Aber nur nebenbei – damit man es nicht so genau hört – erwähnen Sie, dass Sie vorher wieder abkassiert haben. Was ist das für eine Finanzpolitik? Ich kassiere erst einmal ab und verteile dann. Ihr Problem ist: Es wird erst einmal bei den Bürgern ordentlich abkassiert; denn der Staat, die Regierung kann scheinbar besser mit dem Geld umgehen als der Bürger selber. Ihr Fehler ist, nicht zu erkennen: Der Bürger kann besser mit dem Geld umgehen. Das ist die entscheidende Botschaft. (Beifall bei der FDP – Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Jeder baut sich seine Straße selbst!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)


Die Bundeskanzlerin sagt in ihren großen Reden im-
mer, der Aufschwung sei bei den Menschen angekom-
men. Ich zitiere einmal:

Es ist nicht nur ein mehrheitliches Gefühl der Be-
völkerung, dass sie vom Aufschwung nicht profi-
tiert. Es ist Realität. Trotz eines gut dreijährigen
Konjunkturaufschwungs ist die reale Einkommens-
situation vieler Haushalte heute schlechter als zuvor


Das ist leider wahr.

Dieses Zitat stammt nicht von der FDP; es stammt aus
einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung. Darum geht es:
Die Politik hat dafür zu sorgen, dass die Menschen wie-
der Geld im Portemonnaie haben und dass nicht abkas-
siert, noch einmal abkassiert und noch einmal abkassiert
wird.

Herr Bundesfinanzminister, Sie sagen – Sie haben es
wieder angedeutet –: Was hat die Opposition denn für
Vorschläge? Die hat ja gar keine Ahnung. – Ich nenne
Ihnen zwei Beispiele aus der Vergangenheit und ein ganz
aktuelles – ich hatte es eben schon erwähnt –: die IKB.
Die Freien Demokraten waren massiv dagegen, dass die
KfW bei der IKB einsteigt. Was sind wir für unsere Ar-
gumente beschimpft und belächelt worden! Jetzt ist die
Pleite da. Sie hätten zumindest einmal in einem kleinen
Schlenker sagen können: Es tut mir leid, die FDP hatte
damals doch recht.


(Beifall bei der FDP)


Ein anderes Beispiel: die Privatisierung der Bundes-
druckerei. Wie oft haben wir gesagt: Es ist Mist, was der
Eichel dort mit der Privatisierung macht. – Was machen
Sie jetzt? Jetzt nimmt der Staat alles zurück und setzt zu-
lasten des Steuerzahlers wahrscheinlich 500 Millio-
nen Euro dafür ein.


(Peer Steinbrück, Bundesminister: Unsinn!)


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(C (D Ich nenne einen dritten Punkt – er ist aktuell –: Herr undesfinanzminister, Sie hätten eigentlich sagen könen: Die Idee meines Kollegen, des Wirtschaftsministers los, dass jeder, der einen Kühlschrank kauft, 150 Euro us der Staatskasse bekommt, hört sich zwar nett an, ist ber – es tut mir leid – Unsinn. Warum sagen Sie nicht: Das ist Unsinn; das können wir aus dem Bundeshausalt nicht bezahlen“? Sie halten den Mund; Sie sagen azu überhaupt nichts. Herr Kollege Koppelin. Ich komme gleich zum Schluss. – Sie haben zwar laue Briefe verschickt, doch nichts ist daraus geworden. ie haben eine Riesensteigerung im Bundeshaushalt. eswegen sage ich Ihnen: Der Bundeshaushalt 2009 ist ekennzeichnet durch fehlenden Ehrgeiz bei der Hausaltskonsolidierung. Sie machen neue Schulden. Alle rognosen, die Sie abgeben, beruhen auf einer guten onjunkturellen Entwicklung. Ich hoffe zwar, dass die ute konjunkturelle Entwicklung anhält, warne aber daor, sich darauf zu verlassen. Ich sage Ihnen Folgendes: in ausgeglichener Haushalt im Jahr 2011 ist bereits ergangenheit, bevor er Gegenwart werden kann. Herzlichen Dank. Dr. Michael Meister ist der nächste Redner für die DU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich laube, es ist ganz gut, noch einmal zum Ausgangspunkt ieser Wahlperiode zurückzugehen. Als wir begonnen aben, war ein Viertel unserer Staatsausgaben nicht urch geordnete Einnahmen finanziert. Das heißt, dieses and war ein Sanierungsfall, es war total unterfinanziert. (Jörg Tauss [SPD]: Ganz so schlimm war es auch nicht!)


(Beifall bei der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617400800
Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1617400900

(Beifall bei der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617401000

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dr. Michael Meister (CDU):
Rede ID: ID1617401100

ir sollten vielleicht einmal ehrlich und ernsthaft einge-
tehen, dass wir über 40 Jahre deutlich über unsere Ver-
ältnisse gelebt haben. Einen Kurs, mit dem dieser Zu-
tand beendet werden soll, sollten wir nicht sofort
ieder durch Begriffe wie „Abkassieren“ und „Abgrei-

en“ diskreditieren.


(Beifall bei der CDU/CSU)


ir sollten uns zu dem Ziel bekennen, endlich keinen
nterfinanzierten Staat mehr haben zu wollen.

Lieber Herr Kollege Koppelin, Ihre Rede schien mir
ine Rede aus der Epoche der vergangenen 40 Jahren zu
ein. Das war keine Rede, die in die heutige Zeit passt, in
er wir ernsthaft darum ringen, dauerhaft strukturell






(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister
ausgeglichene Haushalte in Deutschland zu haben. Da
wollen wir hin. Das wollen wir auf Dauer festhalten.
Wenn wir uns darüber einig sind, dann können wir da-
rüber diskutieren, welche Maßnahmen ergriffen werden
sollten, um dieses Ziel zu erreichen. Dazu hätte ich einen
Beitrag erwartet und nicht einen Beitrag zur Debatte der
vergangenen 40 Jahre.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Ich möchte hier ganz klar und deutlich sagen: Trotz
aller Meldungen, die es geben mag, stehen wir zu dem
Ziel, den Haushalt in 2011 ausgleichen zu wollen. Wenn
Gewitterwolken aufziehen, müssen wir uns eben wetter-
fest machen, um das Ziel trotzdem erreichen zu können.

Sanierung ist für uns kein Selbstzweck. Sanierung ist
für uns Aufgabe einer generationengerechten Politik.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir dürfen nicht heute auf Kosten künftiger Generatio-
nen leben. Wir dürfen künftige Generationen nicht die
Schulden und die Zinsen für das, was wir heute tun, zah-
len lassen. Der Sanierungskurs ist ein Angebot an uns
alle; denn nur wenn wir heute keine Schulden machen,
haben wir als Abgeordnete morgen einen Spielraum für
vernünftige Entscheidungen. Deshalb ist der Sanierungs-
kurs kein Selbstzweck, sondern politisch sinnvoll. Nur
so ist es uns auch in Zukunft möglich, Politik zu gestal-
ten. Deshalb wollen wir sanieren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Sanierung ist auch die Voraussetzung für eine nach-
haltige Entlastung der Menschen in unserem Land, wo-
rüber so viele reden; denn durch Sanierung schaffen wir
Spielräume für Erleichterungen bei Steuern und Abga-
ben. Ich sage eindeutig: Die Union will mittelfristig eine
Entlastung der Menschen, insbesondere der Leistungs-
träger. Deswegen wollen wir jetzt sanieren. Wir wollen
die Voraussetzung für eine nicht schuldenfinanzierte,
sondern haushalterisch solide gestaltete Entlastung
schaffen.

Der Dreiklang unserer Politik lautet: Wir wollen sa-
nieren, wir wollen reformieren, und wir wollen investie-
ren. Mit diesem Haushalt halten wir an diesem Kurs fest.
Wenn wir über diese drei Positionen debattieren, werden
wir immer wieder mit dem Anspruch einer gestaltenden
Finanzpolitik konfrontiert, den auch der Herr Bundesfi-
nanzminister heute Morgen hier formuliert hat. Als Ma-
thematiker bin ich an dieser Stelle etwas bescheidener.
Mir reicht es aus, wenn wir es schaffen, quantitativ und
qualitativ ordentliche Haushalte vorzulegen. Als Finanz-
politiker bin ich dann gerne bereit, auf diesen Gestal-
tungsanspruch zu verzichten. Nach meiner Einschätzung
hat er nämlich dazu geführt, dass wir hinsichtlich der
Konsolidierung noch nicht ganz so weit sind, wie wir
vielleicht hätten sein können, und das vor dem Hinter-
grund einer Eintrübung der konjunkturellen Rahmenbe-
dingungen. Deshalb hätte ich mir gewünscht, dass wir

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(C (D icht den Gestaltungsanspruch, sondern den Konsolidieungsanspruch stärker zum Ausdruck bringen. Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass es heute orgen eine ganze Reihe von Hinweisen auf den ehealigen Bundeskanzler Helmut Schmidt gab. Herr Bun esfinanzminister, mir haben diese Hinweise ausgesprohen gefallen. Ich sage Ihnen für die Unionsfraktion hier u, dass wir nicht nur bei der Aufforderung, die struktuellen Reformen, die wir bewerkstelligt haben, umzuseten, sondern auch bei dem Anspruch, diese strukturellen eformen in den nächsten zwölf Monaten weiter zu be reiben, fest und ganz an Ihrer Seite stehen. Wir hoffen, ass die Koalition insgesamt das, was Sie hier als Anpruch formuliert haben, umsetzt. Denn ich glaube, die trukturellen Rahmenbedingungen haben uns in die Lage ersetzt, dass die Gewitterwolken uns nicht allzu sehr eeindrucken. Deshalb müssen wir bei den strukturellen erbesserungen weiterarbeiten. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wenn ich über Strukturen rede, denke ich an Bürokra-
ieabbau. Da haben wir uns klare Ziele vorgegeben. Wir
ollten uns an diesen klaren Zielen messen lassen. Eine
roße Herausforderung ist nach meiner Einschätzung die
nergiepolitik. Meine Fraktion hat die klare Ansage ge-
acht – Sie haben das heute Morgen beschrieben, Herr
teinbrück –, dass wir keinen Zuwachs an Belastungen

n Form von Steuern auf Energie wollen. Insgesamt wol-
en wir keine staatliche Induzierung von höheren Kosten
ür Energie. Wir wollen, dass der Staat den Bürger bei
en Energiepreisen in Zukunft nicht noch mehr belastet.

Dieser Anspruch geht weit über den Bereich der Steu-
rn hinaus. Wenn wir diesen Anspruch mit unseren kli-
apolitischen Zielen – Ausbau regenerativer Energien,
eduzierung der CO2-Emissionen – ernsthaft verbinden
ollen, dann wird es notwendig sein, dass wir im Sinne
nserer Fraktionsbeschlüsse in Bezug auf die Energie-
reise den Menschen ein Stück weit Entlastung ver-
chaffen, sodass die künftig auftretenden Belastungen
icht in ihrem Geldbeutel zu spüren sind. Dafür haben
ir Vorschläge gemacht. Ich hoffe und wünsche, dass
iese Vorschläge breite Unterstützung finden.


(Beifall bei der CDU/CSU – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es ist Wahlkampf!)


Wir haben im strukturellen Bereich einen weiteren
unkt: die Lohnnebenkosten. Wir haben immer gesagt:
0 Prozent ist aus unserer Sicht ein Ziel, das wir ansteu-
rn wollen. Zu dem Zeitpunkt hat sich die Diskussion
eniger auf die zweite Nachkommastelle bezogen als
ielmehr auf die Größenordnung insgesamt. Denn wir
aren aufgrund der demografischen und anderer Ent-
icklungen 2 oder 3 Prozent von diesem Ziel entfernt,
nd es gab die Tendenz, dass es dort in Zukunft zu wei-
eren Steigerungen hätte kommen können. Wir haben es
n dieser Koalition zunächst einmal geschafft, auf etwa
0 Prozent zu kommen. Die Aufgabe bei den Entschei-
ungen zum Gesundheitswesen und zum Arbeitsmarkt
ird jetzt sein, dafür zu sorgen, bei den 40 Prozent zu






(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister
bleiben und die Weichen langfristig so zu stellen, dass
sich dieser Wert nicht wieder nach oben entwickelt.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Deshalb ist der Anspruch, den wir beim Arbeitslosenver-
sicherungsbeitrag gesetzt haben, richtig: Wir wollen die
Chance nutzen, auf 2,8 Prozent zu gehen, um damit ins-
gesamt mehr Chancen für Arbeit auf dem ersten Arbeits-
markt zu schaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf des Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Deshalb wollen wir uns diesem Ziel stellen.

Lieber Herr Kuhn, wir nehmen die Hinweise, dass
dies ein ehrgeiziges Ziel ist, sehr ernst. Aber wenn es ein
ehrgeiziges Ziel ist, dann sollten wir uns dadurch heraus-
gefordert fühlen, erstens zu sagen, dass wir es wollen,
zweitens Akteure in diesem Bereich dadurch unter einen
gewissen Erfolgsdruck zu setzen und drittens diesen Ak-
teuren Rückhalt aus der Politik zu geben, damit sie durch
Veränderungen in ihrem Bereich vielleicht dazu beitra-
gen, dass diese 2,8 Prozent solide und nachhaltig finan-
ziert sind. Darum werben wir. Deshalb werden wir als
Unionsfraktion dies nicht nur fordern, sondern auch
deutlich machen, dass wir hinter dieser Forderung und
den damit verbundenen Konsequenzen stehen und dies
vertreten.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich will deutlich machen, dass wir alles unterlassen
sollten, was den ersten Arbeitsmarkt stört. Wir können
sehr stolz sein auf das, was dort in den vergangenen Jah-
ren gewachsen ist. Ich denke an den Aufbau sozialversi-
cherungspflichtiger Beschäftigung. Wir müssen jetzt al-
les unterlassen, was dies zerstört. Deshalb bin ich der
Meinung, dass unsere Position richtig ist: kein gesetzlich
verordneter Mindestlohn. Denn dieser würde dazu füh-
ren, dass Beschäftigung im ersten Arbeitsmarkt verloren
geht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Er würde auch dazu führen, dass uns Einnahmen verlo-
ren gehen und Ausgaben aufwachsen. Deshalb ist das
eine wichtige Frage, über die wir an dieser Stelle mitei-
nander reden müssen.


(Iris Gleicke [SPD]: Ich möchte einmal wissen, wo der Aufbau erfolgt ist in Ostdeutschland!)


– Ich glaube, dass der Aufbauerfolg, wenn er nachhaltig
sein soll, liebe Frau Kollegin, auch darin zu sehen ist,
dass die Menschen eine Perspektive im ersten Arbeits-
markt geboten bekommen.


(Iris Gleicke [SPD]: Ja, aber eine, die gut bezahlt ist!)


Ich will daran anknüpfen und darauf hinweisen, dass
wir gerade dabei sind – auch dieses Stichwort ist heute
Morgen gefallen –, zu überlegen, wo noch Potenziale
stecken. Ich glaube, im ersten Arbeitsmarkt stecken noch

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(C (D otenziale im Bereich der Privathaushalte als Arbeitgeer, und zwar sowohl bei der Betreuung von Kindern als uch bei der Versorgung von älteren Menschen, die pfleebedürftig sind, im eigenen Wohnumfeld. Es ist eine enschliche Herausforderung, hier andere Rahmenbe ingungen zu schaffen. Allerdings muss ich auch feststellen, dass es hier sehr iele Arbeitsplätze gibt, die im grauen Bereich anzusieeln sind. Das dürfen wir nicht nur zur Kenntnis nehen. Vielmehr muss unser Anliegen sein, diese Arbeits lätze, die nachgefragt werden, in den legalen bzw. den eißen Bereich zu überführen. In diesem Bereich gibt s, was den Aufwuchs von Arbeitsplätzen betrifft, noch otenzial. Hierfür müssen wir die notwendigen Vorausetzungen schaffen. Dieser Aufgabe sollten wir uns drinend zuwenden. Im Hinblick auf die Familien dürfen wir keinen Geensatz schaffen, wenn es um die Frage geht: Wollen wir ehr Betreuung, oder wollen wir eine bessere finan ielle Ausstattung der Familien? (Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ch denke, das ist die falsche Alternative.


(Beifall bei der CDU/CSU)


ir wollen beides. Im vergangenen Jahr haben wir die
oraussetzungen für den Ausbau der Kinderbetreuungs-
öglichkeiten geschaffen. Jetzt werden wir in gemeinsa-
er Verantwortung mit den Kommunen die notwendigen
oraussetzungen für die Vernetzung der Betreuungsan-
ebote schaffen. Allerdings müssen wir auch unsere
ufgabe wahrnehmen, die Familien finanziell so auszu-

tatten, dass sie die Herausforderungen der Zeit bewälti-
en können. In diesem Zusammenhang lauten die Stich-
orte Kindergrundfreibetrag und Kindergeld.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


iese Maßnahmen wollen wir trotz aller Probleme um-
etzen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich habe bereits gesagt, dass es nicht nur um die
uantität, sondern auch um die Qualität geht. Im Hin-
lick auf die Qualität stellt sich die Frage: Was tun wir,
m in Zukunft ohne Steuererhöhungen Mehreinnahmen
u akquirieren? Um das zu schaffen, müssen wir die Vo-
aussetzungen für mehr Wachstum und Beschäftigung in
nserem Lande verbessern. Es ist richtig – davon bin ich
est überzeugt –, dass wir in diesem Haushalt das Lissa-
on-Ziel, 3 Prozent des BIP für Forschung und Ent-
icklung auszugeben, umsetzen.


(Ulrike Flach [FDP]: Das tun Sie doch überhaupt nicht!)


as hat zwar Mehrausgaben zur Folge, ist aus meiner
icht aber richtig.


(Ulrike Flach [FDP]: Was reden Sie denn da? Das tun Sie doch gar nicht, Herr Meister!)







(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister
– Natürlich tun wir das. Wir haben in diesem Haushalt
rund 11 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung
bereitgestellt. Im kommenden Jahr packen wir noch eine
knappe halbe Milliarde Euro obendrauf.


(Ulrike Flach [FDP]: Bis Sie dieses Ziel erreichen, dauert es aber noch ein bisschen, Herr Kollege! Da fehlen noch ein paar Milliarden Euro!)


Wir steuern dieses Ziel an, und im Jahre 2010 werden
wir es erreichen.


(Ulrike Flach [FDP]: Ja! Sie steuern dieses Ziel an, mehr aber auch nicht!)


– Ja, natürlich. Jetzt geht es um den Haushalt 2009. Im
Jahre 2010 wird der Bund den Anteil, für den er verant-
wortlich ist, zur Verfügung stellen. Um das Ziel von
3,0 Prozent des BIP zu erreichen, brauchen wir natürlich
auch die Länder und die Akteure in der Wirtschaft. Wir
können Forschung nicht staatlich verordnen. Wir können
nur die Voraussetzungen schaffen. Daher brauchen wir
an dieser Stelle die Mitwirkung der privaten Akteure.

Meine letzte Bemerkung. Wir sollten auch die Mittel
für Verkehrsinvestitionen weiter erhöhen; denn Mobili-
tät ist eine zwingende Voraussetzung für mehr Wachs-
tum und Beschäftigung. Es ist richtig, dass wir, obwohl
wir das Ziel der Haushaltssanierung verfolgen, an dieser
Stelle einen Akzent setzen, um mehr Investitionen in die
Verkehrswege zu ermöglichen.

Vielen Dank, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617401200

Das Wort erhält nun die Kollegin Dr. Gesine Lötzsch,

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617401300

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Kurt Beck hatte seiner Partei ein ehrgeiziges Ziel
verordnet: „Nah bei den Menschen“. Doch wie er fest-
stellen musste, befand er sich nicht unter Gleichgesinn-
ten, sondern in einem Wolfsrudel. Wir, die Linke, sind
wirklich nah bei den Menschen.


(Widerspruch bei der SPD)


Wir kennen und unterstützen die Forderungen der Men-
schen.


(Beifall bei der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Neue Frisur, aber alte Parolen! – Otto Fricke [FDP]: Ich sage nur: Sie sind ein Wolf im Schafspelz!)


Herr Steinbrück, natürlich haben wir ein Programm;
das wissen Sie so gut wie wir alle.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben ein Programm? Wo denn? – Z g t e – P w d r g s M n h n D j d 2 H M b z b d n u g m g k W i u t W w k ü e (C (D Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Interessant! Schicken Sie es doch mal vorbei!)


ur allgemeinen Information sage ich: In Deutschland
ibt es ein Parteiengesetz, das vorschreibt, dass eine Par-
ei nur dann als solche zugelassen werden darf, wenn sie
in Programm hat. Das gilt natürlich auch für uns.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist wirklich ein überaus interessantes Programm, das Sie haben! – Jürgen Koppelin [FDP]: Meine Waschmaschine hat sogar verschiedene Programme!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, dass Ihnen unser
rogramm nicht passt, ist ein anderes Thema. Das haben
ir bereits erkannt.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Natürlich waren wir nicht überrascht, von Ihnen wie-
er einmal den billigen Vorwurf des Populismus zu hö-
en. Ich sage Ihnen ganz klar: Von Leuten, die sich mit
roßer Arroganz über den Willen von Millionen Men-
chen hinwegsetzen, die gegen den erklärten Willen der

ehrheit der Bürgerinnen und Bürger Krieg in Afgha-
istan führen und gegen den erklärten Willen der Mehr-
eit die Rente mit 67 eingeführt haben, lasse ich mir kei-
en Populismus vorwerfen.


(Beifall bei der LINKEN – Joachim Poß [SPD]: Sie können doch gar nicht anders! Das ist das Problem!)


ie Linke gibt vielen Menschen wieder eine Stimme, die
ahrelang von den anderen Parteien nicht beachtet wur-
en.

Wenn wir heute den Entwurf des Bundeshaushalts
009 betrachten, müssen wir die Frage stellen, ob dieser
aushaltsentwurf wirklich nahe bei den Problemen der
enschen ist und welchen Beitrag zum Abbau der Ar-

eitslosigkeit er wirklich leistet.

Was Sie hier über die Situation am Arbeitsmarkt er-
ählt haben, Herr Steinbrück, geht am Leben völlig vor-
ei. Über die Verfälschung der Arbeitslosenstatistik wer-
en wir am Donnerstag beim betreffenden Haushalt
och im Detail sprechen. Vielleicht nur eine Position, die
ns alle zum Nachdenken veranlassen sollte: In den ver-
angenen zehn Jahren wurden anderthalb Millionen nor-
ale Arbeitsverhältnisse in Deutschland abgebaut. Im

leichen Zeitraum sind aus zweieinhalb Millionen pre-
ären Arbeitsverhältnissen fast 8 Millionen geworden.
as heißt denn das? Das heißt übersetzt, dass Menschen

n unsicheren Verhältnissen leben, dass sie von Mini-
nd Midijobs leben müssen, dass sie einen Lohn erhal-
en, von dem sie ihr Leben nicht bestreiten können.

enn das Ihre Erfolge auf dem Arbeitsmarkt sind, dann
erden Sie meines Erachtens in der Bevölkerung dafür
eine Unterstützung finden.


(Beifall bei der LINKEN)


In den nächsten Tagen werden wir noch sehr intensiv
ber die Nettoneuverschuldung diskutieren. Jeder hat
ine andere Zahl im Kopf. Der Ehrgeiz wird sein, sie






(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch
einstellig zu bekommen; das haben wir schon erkannt.
Ich sage Ihnen aber ganz klar: Wir müssten heute schon
keine neuen Kredite aufnehmen, wenn Sie nicht in den
vergangenen Jahren Milliarden an Unternehmen und
Wohlhabende verschenkt hätten. Allein durch die letzte
Unternehmensteuerreform fehlen uns etwa 10 Milliarden
Euro in den öffentlichen Kassen.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Rettung der privaten Industrie- und Kreditbank IKB
kostet uns allen zusätzlich 10 Milliarden Euro. Wegen
der Steuergeschenke von Hans Eichel an Unternehmen
und Wohlhabende fehlen uns weitere 50 Milliarden
Euro. Ich könnte diese Aufzählung fortsetzen. Es zeigt
sich: Die Regierung verfährt nach einem ganz simplen
Muster: Sie verteilt von unten nach oben, rechnet sich
arm, um dann zu erklären, dass es an die Bedürftigen
nichts mehr zu verteilen gebe. Das ist eine Politik, die
meines Erachtens verlogen ist. Darüber muss man im-
mer wieder aufklären.


(Beifall bei der LINKEN)


Natürlich ist es sinnvoll, einen Kredit aufzunehmen,
um eine Schule oder eine Universität zu bauen. Verant-
wortungslos ist es allerdings, einen Kredit aufzunehmen,
um in Afghanistan oder anderswo in der Welt Waffen
auszuprobieren.


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der SPD: Ist das billig!)


Kredite, die wir heute aufnehmen, um die Zukunft unse-
rer Kinder und Enkel zu sichern, sind wichtig und not-
wendig. Deshalb fordert die Linke gerade in Zeiten des
konjunkturellen Abschwungs ein Zukunftsinvestitions-
programm.


(Beifall bei der LINKEN)


Kredite, mit denen veraltete Raketen wie die PARS 3
– Stückpreis 1,3 Millionen Euro – finanziert werden,
sind dagegen herausgeschmissenes Geld. Davon werden
unsere Kinder und Enkel nichts haben.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir müssen heute in die Zukunft unserer Kinder inves-
tieren. Wer das nicht versteht, der setzt die Zukunft der
nächsten Generation aufs Spiel.

Ich darf daran erinnern, dass natürlich schon unsere
Vorfahren Kredite aufgenommen haben, zum Beispiel
damit in unserem Land eines der modernsten und leis-
tungsfähigsten Eisenbahnnetze der Welt entstehen konnte.
Das waren Investitionen in die Zukunft, von denen wir
noch heute profitieren. Allerdings konnten unsere Vor-
fahren nicht ahnen, dass CDU/CSU und SPD dieses Ka-
pital eines Tages verscherbeln wollen. Bismarck würde
sich im Grabe umdrehen, wenn er sehen könnte, wie
seine Nachfolger mit der Bahn umgehen.


(Beifall bei der LINKEN – Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Interessant, dass Sie Bismarck zitieren!)


Lieber Herr Kollege Fromme, liebe Kollegen von der
CDU, ich empfehle Ihnen, sich nicht nur mit Adenauer

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(C (D u beschäftigen, sondern auch mit Bismarck. Von ihm önnten Sie auch etwas über die Bedeutung eines guten erhältnisses zwischen Russland und Deutschland leren. och in dieser Frage konsultiert die Kanzlerin lieber eorge Bush und nimmt die Zerschlagung des Verhältisses zwischen Deutschland und Russland billigend in auf. Die „New York Times“ berichtete am 8. Septemer aus dem Wahlkreis von Frau Merkel unter der Überchrift: Es ist die Ökonomie und nicht Russland, was den eutschen Sorgen macht. – Ich denke, das hat diese Zei ung gut beobachtet. Viele Bürger sehen in den Nachichten die Kanzlerin und den Kanzlerkandidaten um die elt reisen und fragen sich: Was wird eigentlich aus ns? In der „Süddeutschen Zeitung“ las ich die Überschrift Gutverdiener schultern den Haushalt“. Das hat Herr teinbrück mit anderen Worten auch gesagt. Damit wird er falsche Eindruck vermittelt, dass der Haushalt auschließlich aus der Lohnund Einkommensteuer gepeist wird. Doch schon durch die Zahlen des Finanzinisteriums wird uns gezeigt, dass weit mehr innahmen aus der Mehrwertsteuer und der Energieteuer als aus der Lohnund Einkommensteuer erwartet erden. Es ist also eine völlig unzulässige Verkürzung, u behaupten, dass die Besserverdienenden den Haushalt ragen; denn Mehrwertund Energiesteuer müssen wir lle zahlen. In diesem Zusammenhang möchte ich noch einmal lle Bürgerinnen und Bürger an die größte Steuererhöung in der Geschichte der Bundesrepublik und den rößten Wahlbetrug erinnern. Die SPD erklärte, sie olle die Mehrwertsteuererhöhung auf keinen Fall mitachen, und die CDU/CSU kündigte eine Erhöhung um Prozent an. Wir alle wissen, dass 3 Prozent herausge ommen sind. Diese Koalition, die die Wähler 2005 so etrogen hat, erklärt, dass sie nach der Bundestagswahl 009 – die Große Koalition ist augenscheinlich auf auer geplant – die Steuern senken will. Wer soll das och glauben? Die EU-Finanzminister haben in den letzten Tagen eien alten Vorschlag der Linken aufgegriffen, nämlich areitsintensive Dienstleistungen wie Reparaturarbeiten, ur mit einem verminderten Mehrwertsteuersatz zu beasten. Herr Steinbrück hat diesen Vorschlag natürlich mgehend zurückgewiesen, weil Steuersenkungen aneblich keine Auswirkungen auf die Preise hätten. Herr teinbrück, erstaunlich ist aber, dass im letzten Jahr der ehrwertsteuersatz für Seilbahnfahrten auf Wunsch der SU reduziert wurde, ohne dass ich lauten Protest von hnen gehört habe. (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Für Seilbahnfahrten?)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Ja, für Seilbahnfahrten. Das sollte sich jeder Bürger
inmal durch den Kopf gehen lassen. – Wir als Linke
ordern den verminderten Mehrwertsteuersatz von 7 Pro-






(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch
zent nicht nur für arbeitsintensive Dienstleistungen, son-
dern auch für Medikamente und Bedarfsartikel für Kin-
der.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich habe schon unterstrichen, dass wir ein Investi-
tionsprogramm fordern, mit dem die Zukunft der nächs-
ten Generation gesichert wird. Es geht aber nicht nur um
die Zukunft, sondern auch um die Gegenwart. Darum
möchte ich an dieser Stelle unsere Forderung nach einem
gesetzlichen Mindestlohn, von dem die Menschen in
Würde leben können, noch einmal ausdrücklich unter-
streichen.


(Beifall bei der LINKEN)


Herr Steinbrück, dieser Mindestlohn hätte auch noch den
schönen Nebeneffekt, dass die öffentlichen Haushalte
entlastet würden. Allein für die Einkommensaufstocker
– das sind Menschen, die von ihren Löhnen nicht leben
können und deshalb staatliche Hilfen benötigen – wur-
den im letzten Jahr 9 Milliarden Euro ausgegeben.
Damit wird der Staat immer mehr zur zentralen Lohn-
auszahlstelle für Unternehmen, die ihre Mitarbeiter mi-
serabel bezahlen. Diese dauerhafte Subventionierung
von Unternehmen hat doch nun wirklich nichts mit
Marktwirtschaft zu tun. Das ist reiner Staatsdirigismus.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir fordern eine Aufstockung des Arbeitslosen-
geldes II, des Mindestelterngeldes und des Kindergeldes.
Die Bundesregierung will jetzt monatlich 10 Euro mehr
Kindergeld bezahlen. Das ist nicht einmal der Inflations-
ausgleich.

Meine Damen und Herren, ich habe Ihnen schon ei-
nige Vorschläge für mehr Steuergerechtigkeit und mehr
Einnahmen benannt. Abschließend kann ich Ihnen noch
Beispiele dafür nennen, wo wir im Haushalt kräftig spa-
ren können. Es ist aus meiner Sicht wirklich erstaunlich,
wie sorgfältig die Koalitionsfraktionen die Wunschliste
der Rüstungslobbyisten abarbeiten.


(Beifall bei der LINKEN – Zurufe von der SPD: Oh!)


Ich will nicht alle nutzlosen Rüstungsprojekte be-
nennen. Doch denken Sie einfach einmal darüber nach:
Großbritannien möchte den Eurofighter nicht mehr; wir
wollen ihn weiter finanzieren.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das stimmt so doch gar nicht! – Jürgen Koppelin [FDP]: Sie wollen in Amerika etwas kaufen, das noch teurer ist!)


Ich glaube, wir sollten uns ab und zu auch einmal bei un-
seren europäischen Nachbarn umschauen.

Mit dem Haushaltsentwurf 2009 sind Sie weit von
den Problemen der Arbeitnehmer, der Arbeitslosen, der
Familien und der Rentner entfernt. Sie sind nicht nahe
bei den Menschen; Sie sind nahe bei den Wirtschafts-
und Rüstungslobbyisten. Der einzige, der mir wirklich
nahe bei den Menschen zu sein scheint, ist Herr
Schäuble – mit seinen Kameras, Mikrofonen, Trojanern

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(C (D nd Spürhunden. Das war mit „nahe bei den Menschen“ ber wohl nicht gemeint. Vielen Dank. Joachim Poß von der SPD-Fraktion ist der nächste edner. Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her en! Wir haben heute Morgen von der Opposition zwei ehr unterschiedliche Reden gehört. Die eine Rede war on Herrn Koppelin, also dem klassischen Vertreter des aubtierkapitalismus. (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sie wollen doch eine Ampel! Das geht so nicht! – Weitere Zurufe von der FDP: Oh!)


(Anhaltender Beifall bei der LINKEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617401400

(Beifall bei der SPD)

Joachim Poß (SPD):
Rede ID: ID1617401500

Herr Koppelin, Sie sind doch stolz darauf, dass Ihre
artei als einzige reinrassig für unbeschränkte Markt-
irtschaft eintritt. Sie haben doch gegen jeden Vorschlag
ewettert, der eine Regulierung der Finanzmärkte oder
ine leistungsgerechte Finanzierung des Gemeinwesens
edeutet. Das ist nun einmal Ihr Profil. Inzwischen müs-
en Sie zur Kenntnis nehmen, dass die Ereignisse über
ie hinweggehen und Sie nicht mehr mitkommen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


nsofern hat der Kollege Meister recht: Über Sie ist die
eit hinweggegangen, Herr Koppelin. Ich habe den Ein-
ruck, das gilt für die ganze FDP. Das zeigt Ihr Beitrag
ur Haushaltsdiskussion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Die andere Rede war von einer Vertreterin der Ideolo-
en der Verstaatlichung, die auch keine zeitgemäßen
ntworten auf die Probleme und Herausforderungen ha-
en, mit denen wir es zu tun haben. Ich finde das sehr in-
ormativ. Ich fürchte die Auseinandersetzung mit Vertre-
ern dieser Geistesrichtung überhaupt nicht; denn sie
ehen an den Realitäten vorbei.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ie spielen in einer virtuellen Realität und können des-
egen den Menschen keine realitätstüchtigen Antworten
eben. Die Menschen in unserem Land können diese
ber verlangen. Die Sozialdemokratie steht dafür, diese
ntworten zu geben.


(Beifall bei der SPD – Jürgen Koppelin [FDP]: Das haben uns die Sozialdemokraten gerade letzte Woche präsentiert!)


Frau Lötzsch, Ihre eigentliche Stärke ist die vorsätzli-
he Täuschung der Öffentlichkeit.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ie bringen nicht einmal Halbwahrheiten. In Deutsch-
and gibt es Probleme, auch mit der Armut. Aber wir le-






(A) )



(B) )


Joachim Poß
ben nicht in einem „Elendsquartier“. Diese Behauptung
ist eine Beleidigung für alle Bürgerinnen und Bürger, die
hier leben und arbeiten.


(Beifall bei der SPD – Widerspruch bei der LINKEN)


Ihre Täuschungen lassen wir Ihnen nicht durchgehen.
Die Wahrheit über die Steuerpolitik der rot-grünen Re-
gierungszeit, die auch von Hans Eichel zu verantworten
ist, ist, dass wir im Wesentlichen fast 60 Milliarden Euro
– das kann zahlenmäßig belegt werden – für die steuerli-
che Entlastung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh-
mern, Familien mit Kindern und den wirtschaftlichen
Mittelstand ausgegeben haben. Die steuerliche Belas-
tung im Jahre 2008 ist für Alleinstehende wie für Fami-
lien mit Kindern wesentlich niedriger als noch im Jahre
1998. Sagen Sie das einmal der Bevölkerung; denn das
sind die Fakten, mit denen wir es zu tun haben.


(Beifall bei der SPD)


Ich sage nicht, dass angesichts sicherlich mancher Belas-
tung, die auf der anderen Seite hinzugetreten ist, an die-
ser Stelle nicht noch mehr getan werden muss. Aber wir
müssen nun einmal von Zahlen und Fakten ausgehen.

Das gilt genauso für die Neuverschuldung. Die
Frage, die heute gestellt worden ist, ist: Haben wir rich-
tig konsolidiert? Hier ist heute der Vorwurf gemacht
worden, wir hätten im Aufschwung nicht richtig konsoli-
diert. Dieser Vorwurf ist falsch. Ein Haushalt besteht im-
mer aus mehr als nur der Nettokreditaufnahme. Wir fi-
nanzieren mit dem Haushalt 2009 zum Beispiel wichtige
gesellschaftspolitische Fortschritte, für die vor allem wir
Sozialdemokraten uns eingesetzt haben;


(Beifall bei der SPD)


das sind keine Wahlgeschenke, wie manche Kommenta-
toren schreiben. Damit meine ich etwa die umfangrei-
chen Verbesserungen beim Wohngeld. Zum ersten Mal
seit 2001 wurde die Höhe des Wohngelds an die gestie-
genen Kosten angepasst. Künftig wird es zudem eine
bessere Berücksichtigung der Heiz- und Energiekosten
geben. Weiter sind im Haushalt Verbesserungen beim
BAföG oder auch die Ausweitung des Kinderzuschlages
vorgesehen. Das sind gesellschaftspolitisch ganz wich-
tige Punkte.


(Beifall bei der SPD)


Wer behauptet, wir würden nicht sparen, der soll sa-
gen, ob er diese Verbesserungen streichen will.


(Ulrike Flach [FDP]: Dann müssen Sie an anderer Stelle sparen!)


Damit richte ich mich an die FDP und die Grünen. Sie
müssen konkret erklären, ob sie die Verbesserungen, die
wir durchgesetzt haben, wieder streichen wollen.


(Ulrike Flach [FDP]: Nein, Sie müssen uns sagen, wo Sie sparen wollen!)


Mehr sparen hieße, auf diese sozialen Verbesserungen zu
verzichten. Angesichts der aktuellen konjunkturellen
Entwicklung wäre das zudem gänzlich kontraproduktiv.

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(C (D Der Bundesfinanzminister hat in einer, wie ich finde, ngewöhnlich informativen Rede über weitere Entlasungen gesprochen. (Lachen bei der FDP und der LINKEN – Jürgen Koppelin [FDP]: Das mag für Sozialdemokraten eine informative Rede gewesen sein!)


Herr Koppelin, ich habe von einer „ungewöhnlich
nformativen Rede“ gesprochen, weil es selten die Gele-
enheit gibt, in etwas mehr als einer Stunde die weltwirt-
chaftlichen Zusammenhänge so darzustellen, wie es
eute Morgen Herr Steinbrück sehr gekonnt gemacht
at. Ich fand das sehr beeindruckend.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen bei der FDP und der LINKEN – Jürgen Koppelin [FDP]: Nur die CSU klatscht! – Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Man könnte auch sagen: Er war der Redner der ersten Stunde!)


Mein Eindruck ist, dass Sie diese Information nötiger
aben als die Kolleginnen und Kollegen meiner Frak-
ion.


(Heiterkeit bei der SPD)


Im Haushalt ist auch zusätzlich 1 Milliarde Euro für
amilien mit Kindern vorgesehen. Nach Vorlage des
xistenzminimumberichts in ein paar Wochen werden
ir in der Koalition entscheiden, wie die Mittel am bes-

en einzusetzen sind.

In diesem Kontext muss auch die Bildung angespro-
hen werden. Der Bund hat im Bildungsbereich nur we-
ige Kompetenzen.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Wer hat sie denn abgegeben? – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Selber schuld! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie haben Sie denn abgestimmt?)


ier sind dem Einsatz von Bundesmitteln Grenzen ge-
etzt. Der Erfolg der Bildungsoffensive, von der zu
echt so oft die Rede ist, steht und fällt daher mit dem

inanziellen Einsatz der Länder. Ich kann deshalb nicht
achvollziehen, warum auch Ländervertreter offensicht-
ich bereit sind, ein Auslaufen der Erbschaftsteuer
009 hinzunehmen oder sogar darauf hinzuarbeiten. Wie
ollen Sie Bildung und Betreuung finanzieren, wenn
en Ländern die derzeit 4 Milliarden Euro aus dem Erb-
chaftsteueraufkommen nicht mehr zur Verfügung ste-
en?


(Beifall bei der SPD – Jürgen Koppelin [FDP]: Sie verkaufen der Oma ihr klein Häuschen!)


ch kann die Vertreter der bayerischen CSU wie auch
errn Rüttgers – den Sozialapostel aus Nordrhein-West-

alen, der für das Auslaufen der Erbschaftsteuer plädiert
at – nicht verstehen, die ohne Rücksicht auf ihre eige-
en Länder ausschließlich im Interesse von Millionen-
nd Milliardenerben agieren. Das ist die Wahrheit. Alle
nderen Erben haben mit der Erbschaftsteuer nicht mehr
iel zu tun.






(A) )



(B) )


Joachim Poß
Die SPD erwartet daher, dass es bei der klaren Zusage
von Frau Merkel und Herrn Kauder bleibt, in der Union
dafür zu sorgen, dass unmittelbar nach der Landstags-
wahl in Bayern die Erbschaftsteuerreform in trockene
Tücher kommt, und zwar verfassungsfest.


(Beifall bei der SPD)


Ein weiteres wichtiges Kriterium zur Beurteilung ei-
nes vorgelegten Bundeshaushaltes ist die Frage, ob er
angemessen auf die aktuelle konjunkturelle Situation
eingestellt ist. Zur konjunkturellen Entwicklung hat Peer
Steinbrück heute, wie ich finde, ausreichend Stellung ge-
nommen. Er hat auch nicht verschwiegen, dass die Ent-
wicklungen im Bankensektor in den USA bedrohlich
sind,


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr informativ!)


und festgestellt, dass die Kombination aus der inzwi-
schen über ein Jahr währenden Krise an den internatio-
nalen Finanzmärkten und den kräftig gestiegenen Roh-
stoff- und Energiepreisen für die Unternehmen wie für
die Menschen weltweit eine große Herausforderung dar-
stellt.

Aber auch wenn in diesem Quartal das Wachstum
noch einmal ein Minus aufweisen sollte und man viel-
leicht technisch von einer Rezession sprechen könnte,
wäre es nicht verantwortungsvoll von der Politik – egal
ob in einer Regierungsfraktion oder der Opposition –,
die Lage schwarzzumalen und sozusagen politisch zu
missbrauchen, indem eine Rezession herbeigeredet wird,
die wir nicht haben – das zeigen auch die Wachstums-
zahlen – und angesichts der Entwicklung auf dem Ar-
beitsmarkt sehr wahrscheinlich auch im nächsten Jahr
nicht haben werden.

Meine herzliche Bitte ist, dass Sie der Verantwortung
in diesem Land gerecht werden. Ich habe die Ausführun-
gen von Herrn Westerwelle und anderen, die zu diesem
Thema geredet haben, verfolgt. Das ist nicht hinzuneh-
men. Wir sägen damit höchstens den Ast ab, auf dem wir
alle sitzen.

Weil wir so gut aufgestellt sind, haben wir die
Chance, mit dieser Krise fertigzuwerden, vielleicht sogar
besser als mit dem Crash, den wir 2001 erlebt haben.
Wir haben diese Chance auch als Ergebnis der Regie-
rungspolitik. Damit meine ich die Regierungspolitik
nicht nur der Großen Koalition, sondern auch der rot-
grünen Regierungskoalition. Das sollten Sie bei Ihren
Beiträgen, auch wenn Sie sich inzwischen in der Opposi-
tion befinden, Herr Kuhn, nicht ganz vergessen.

Danke schön.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617401600

Alexander Bonde ist der nächste Redner für die Frak-

tion Bündnis 90/Die Grünen.

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(C (D Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir eraten heute mit dem Bundeshaushalt 2009 das letzte achwerk der Großen Koalition, nd wir sprechen mit dem Finanzplan, der heute zur Disussion steht, über ein Versprechen, das der Finanzinister und die Koalition in den Raum stellen, nämlich m Jahr 2011 einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. m Sommer ist der Finanzminister hauptsächlich daurch aufgefallen, dass er erklärt hat, die Lage der SPD ei beunruhigender als die des Haushaltes. Das konnte an zum damaligen Zeitpunkt nachvollziehen. Aber in wischen ist die Konsolidierung der SPD deutlich weiter orangeschritten als die des Bundeshaushaltes, über den ir heute in erster Lesung diskutieren. Sie sind mit großen Chancen und Versprechungen getartet und Sie stehen 2009 vor spannenden Herausfordeungen. Sie kalkulieren 2009 mit zusätzlichen jährlichen teuereinnahmen in Höhe von 58,5 Milliarden Euro im ergleich zu 2005, als Sie die Regierung übernommen aben. Genauso entwickeln sich aber auch die Ausgaen. So kommt es dazu, dass die Nettoneuverschulung trotz 58,5 Milliarden Euro jährlicher Steuermehrinnahmen bei 10,4 Milliarden Euro liegt. Wenn man die rlöse aus den Privatisierungen, also aus dem Veräußern on Vermögen, berücksichtigt, dann stellt man fest, dass as strukturelle Defizit bei 14,8 Milliarden Euro liegt. aran wird sich wenig ändern, selbst wenn die Haushäl er der Koalition im Verfahren die eine oder andere kosetische Korrektur vornehmen und die Nettoneuver chuldung auf unter 10 Milliarden Euro drücken – das erden wir im Herbst erleben –, weil es sich optisch bes er macht. Wenn man sich die Zahlen genau anschaut, dann uss man sagen: Der Kollege Poß hat eben Herrn teinbrück sozusagen zum Volkshochschullehrer der Reublik erklärt. (Jörg Tauss [SPD]: Was haben Sie gegen Volkshochschulen?)

Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617401700

(Widerspruch bei der CDU/CSU und der SPD)


ber auch solche Reden helfen nicht, wenn die Koali-
ion unter Konsolidieren nur Geldausgeben auf allen
benen versteht. Niemand von uns hat ein Interesse da-

an, eine Rezession herbeizureden. Aber das Kernpro-
lem Ihres Haushaltes und Ihrer Finanzplanung ist die
ingeplante Steigerung bei den Steuereinnahmen. Selbst
enn sie nur konstant bleiben, steht Ihr Versprechen,
011 die Nettoneuverschuldung auf null zu drücken, auf
önernen Füßen. Dafür ist also noch nicht einmal eine
rise notwendig. Schon eine normale Entwicklung
immt Ihnen die Chance, dieses Versprechen einzuhal-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Ausgaben im Finanzplan wachsen munter weiter.
ie zusätzlichen Steuereinnahmen dienen nur dazu, die
usgaben direkt wieder zu steigern. Um es den Men-

chen plastisch darzulegen: Wenn eine Familie ein paar
undert Euro Schulden hat, dann setzt man sich an den






(A) )



(B) )


Alexander Bonde
Tisch und überlegt, wo man sparen kann. Stellen wir uns
das einmal bei Familie Merkel vor. Hier ist das Kabinett
die Küche. Man sitzt dort gemeinsam zusammen, be-
schließt trotz Milliardenschulden, dass alle mehr bekom-
men, und versichert sich gegenseitig, dass die Steuerein-
nahmen so stark steigen werden, dass sie irgendwann die
Ausgaben einholen werden. Das ist die tägliche Realität
in dieser Koalition.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ihre Planungen und Ihr Versprechen, einen ausgegli-
chenen Haushalt vorzulegen, basieren auf mutigen
Wachstumsprognosen. Sie prognostizieren für 2009 ein
Wachstum in Höhe von 1,2 Prozent. Das ist nicht nur an-
gesichts dessen, was wir gestern erlebt haben, sondern
auch angesichts der Prognosen der Institute mutig. Wenn
man sich den gesamten Finanzplan anschaut, dann stellt
man fest, dass Sie hier noch mutiger sind. Sie kalkulie-
ren mit einem durchschnittlichen Wachstum in Höhe von
1,5 Prozent. Man muss keine Krise herbeireden, wohl
aber muss man Berufsoptimist sein, um ernsthaft zu
glauben, dass sich die gute konjunkturelle Entwicklung
der letzten Jahre fortsetzen wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Schauen wir uns Ihre anderen kühnen Annahmen an.
Sie haben sich in Ihrer Finanzplanung bis 2011 die gro-
ßen Posten gezielt vorgenommen. Mit dem vorliegenden
Finanzplan des SPD-Finanzministers Steinbrück wird
uns erklärt, dass diese Bundesregierung der Auffassung
ist, man könne bis zum Jahr 2011 2,7 Milliarden Euro
bei Hartz IV einsparen. Das sind über 10 Prozent der
Mittel, die wir für das Arbeitslosengeld II ausgeben. Ich
will von der SPD, aber auch von der Union wissen: Ist
das Zahlenkosmetik, mit der Sie uns hinter die Fichte
führen wollen, oder ist das eine knallharte Ansage an
diejenigen, die darauf angewiesen sind, dass wir ernst-
haft darüber nachdenken, ob man mit den heutigen Sät-
zen vernünftig leben kann?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Man muss trotz einer harten
Ansage und der angestrebten Konsolidierung ernsthaft
über eine Erhöhung der Regelsätze auf 420 Euro – das
fordern die Sozialverbände und wir – sprechen. Diese
Ansage ist richtig und nicht die von Ihnen erweckte Illu-
sion, dass Hartz IV das Sparkästle dieser Koalition ist,
um die Nettoneuverschuldung auf null zu drücken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Aber genau so sieht die Finanzplanung des Finanzminis-
ters aus, die mit Ihren Stimmen beschlossen werden soll,
liebe Kolleginnen und Kollegen von der Koalition.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie blenden noch mehr Risiken aus. Der Arbeitsmi-
nister hat eine globale Minderausgabe von 1 Milliarde
Euro in der Finanzplanung seines Etats, von der keiner
weiß, wo sie herkommen soll. Über die Auswirkungen
der Finanzkrise wissen wir nur, dass sie kommen wer-
den, dass die Einheit „Milliarde“ sein wird, aber auch

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(C (D afür haben Sie keine Vorbereitungen getroffen. Wir erarten das Urteil zur Entfernungspauschale, von dem ie wissen, dass es um mindestens 6 Milliarden Euro indereinnahmen geht. Außerdem haben Sie das Urteil u den Krankenkassenund Pflegeversicherungsbeiträen, das weitere milliardenschwere Risiken birgt. Das lles ist nicht eingepreist in das Versprechen des Ausleichs, das Sie hier mit großen Worten verkündet haen. Ein weiteres Milliardenrisiko dieser Koalition hüpft erade durch Bayern und macht Landtagswahlkampf, ämlich die CSU. s wird da ein Entlastungspaket in Höhe von 0 Milliarden Euro versprochen. Zwar gebärdet sich die SU immer als Wahrerin der Haushaltskonsolidierung, ber kaum geht die Musi los, wird ins Festzelt gerannt nd Freibier versprochen. Das ist die Realität in dieser oalition. Sie müssen, mit Verlaub, schon das Kopfrechnen verieten und die Taschenrechner in ganz Bayern wegchließen, dass die Leute nicht merken, dass ihnen Falches angeboten, lediglich Wahlkampf betrieben wird nd Seriosität in Haushaltsfragen keine Priorität hat. Wir haben diese Auseinandersetzung in den letzten ahren oft geführt. Wir haben Ihnen mit unserem grünen ukunftshaushalt Vorschläge gemacht, wie man die onsolidierung vorantreiben kann, ohne auf notwendige nvestitionen verzichten zu müssen. Wir haben da andere chwerpunkte als Sie; das ist richtig. Es gibt eine Auseiandersetzung mit Ihnen darüber, welche Ausgaben für mwelt und Klima, aber auch für Bildung und soziale eilhabe richtig sind. Aber wir haben Ihnen belegt, dass as, wenn man den Mut hat, die Gegenfinanzierung in ngriff zu nehmen, kein Gegenentwurf zur Konsolidie ung sein muss. Beim Subventionsabbau verspielen Sie jedes Jahr ine doppelte Chance. Eine doppelte Chance deshalb, eil Sie gerade bei ökologisch schädlichen Subventioen nicht bereit sind, diese zu kürzen. Ich meine Subvenionen, die nicht nur dem Haushalt schaden, sondern mit enen außerdem noch ungewolltem, unökologischem erhalten Vorschub geleistet wird. Es ist zwar schön, enn der Umweltminister 400 Millionen Euro in 2008 ür Umweltund Klimaprojekte bekommen hat. Aber enn sie kaum abfließen – wie es der Fall war –, nützen ie nichts. Vor allem aber stehen sie in keinem Verhältnis u den Milliarden für umweltschädliche Subventionen, ie Sie gleichzeitig erhalten und einfach durchwinken. Es ist das Paradoxe der Großen Koalition, dass sie icht in der Lage ist, den Haushalt dem anzupassen, was hre Kanzlerin als große umweltpolitische Klima-Queen uf Konferenzen meint verkünden zu müssen. Es ist das Alexander Bonde Manko dieser Koalition, dass Ankündigungen und Taten überhaupt nichts miteinander zu tun haben. Wenn man den Subventionsbereich einnahmenwie ausgabenseitig durchgeht, stellt man fest, dass 1 Milliarde Euro allein für den Flugverkehr vorgesehen sind. Sagen Sie den Menschen in Bayern doch einmal ehrlich, dass Sie nicht bereit sind, den heimatnahen Tourismus zu fördern, und die Steuergelder von mittelständischen Unternehmen im Tourismusbereich lieber dafür aufbringen, dass der Mallorca-Flug weiterhin weniger als das Taxi zum Flughafen kostet. Das ist doch die Absurdität dieser Koalition. Das geht mit Ökosteuerausnahmen, dem Verschenken von CO2-Zertifikaten, den Kohlesubventionen und vielem anderen genauso weiter. Das Nächste, was CDU und CSU für den Wahlkampf in München entdeckt haben, ist die Fortschreibung der Atomenergie als angebliche Ökoenergie und als angeblicher Entlastungsbringer für die Menschen. Auch da lohnt ein Blick in Ihren Haushalt. Es ist bezeichnend, wie viel für die Atommüllbehandlung ausgegeben wird. Für das Skandallager in Asse trauen Sie sich noch gar nicht, einen Posten in den Haushalt einzustellen. Aber jeder weiß doch, dass dies Milliarden an Bundesgeldern kosten wird, und zwar unabhängig davon, welcher der glorreichen Helden im Kabinett die Federführung haben wird. Das sind die Dinge, bei denen man merkt, dass die Versprechen wenig mit dem konkreten Haushalt zu tun haben. Lassen Sie uns zusammenfassend noch einmal in die Karten dieser Koalition schauen. Sie sind im Grunde mit allen Trümpfen in der Hand gestartet: brummende Konjunktur, explodierende Steuereinnahmen, sinkende Arbeitslosigkeit und eine fette Mehrheit im Bundestag und Bundesrat. Um im Bild zu bleiben: Schauen wir uns die Spielbilanz an. Beim Haushaltsausgleich haben Sie bis heute keinen Stich gemacht, bei der Gesundheitsreform und den Lohnnebenkosten spielen Sie Ramsch, und wenn man sich die Föderalismusreform ansieht, bei der Sie bisher auf Null spielen, dann muss ich ehrlich sagen: Das ist keine Koalition, die man sich für diese Republik wünschen würde. Dass die SPD jetzt Doppelkopf spielt – sei’s drum. Dass man in Bayern an dieser Stelle viel an Schafskopf denken würde, will ich jetzt auch nicht weiter ausbreiten. Ich will Ihnen nur sagen: Sie müssen sich schon für den Haushalt verantworten, den Sie hier vorlegen. Sie müssen sich dafür verantworten, dass Sie das große Versprechen, dass große Koalitionen für große Dinge einstehen müssen, revidieren. Sie sind keine große Koalition, Sie sind höchstens viele, aber das hilft keinem. Herzlichen Dank. K H f ö t w h u m s s w H h B r d d c v H B w h a G d k E l g K n g z f h q g d r A a u t d B (C (D Für die Unionsfraktion hat nun der Kollege Steffen ampeter das Wort. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Mit schonungsloser Offenheit hat der Bundesinanzminister in seiner Einbringungsrede eine Art Erffnungsbilanz der Arbeit der Großen Koalition vorgeragen, wobei er auf die zahlreichen Verwerfungen, die ir im Jahre 2005 in der Bundesrepublik Deutschland atten, hingewiesen hat. Vom kranken Mann Europas nd von der schwierigen Situation in den Sozialsysteen hat er gesprochen. Was die internationale wirt chaftliche Entwicklung betrifft, sei die deutsche Wirtchaft nicht mehr als Lokomotive wahrgenommen orden, sondern, um es in der Diktion von Ernst insken zu sagen, als Träger der roten Laterne. Damit at er, wie auch wir von der Unionsfraktion, eine kluge egründung für die Notwendigkeit der Konsolidieungspolitik der Großen Koalition gegeben: Ein Staat, essen finanzielle Handlungsfähigkeit nicht gegeben ist, essen Finanzen nicht in Ordnung sind, ist ein schwaher Staat. Deswegen war der Konsolidierungskurs der ergangenen Jahre zur Wiederherstellung der staatlichen andlungsfähigkeit im Interesse der Bürgerinnen und ürger dieses Landes notwendig, er war richtig, und er ar gut für unser Land. (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Und erfolgreich!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Dr. Michael Meister [CDU/CSU]: Ihr nicht?)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617401800

(Beifall bei der CDU/CSU)

Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1617401900

Mit der Wiederherstellung staatlicher Handlungsfä-
igkeit haben wir auch die Spielräume für aktuelle, vor
llen Dingen aber für zukünftige Entlastungen in unserer
esellschaft geschaffen; denn eine Begrenzung der Schul-
enlast ist ein generationengerechtes Angebot für die zu-
ünftigen Generationen. Deutlich über 900 Milliarden
uro Schulden allein des Bundes sind eine schwere Alt-

ast für die nachfolgenden Politikergenerationen. Deswe-
en ist es wichtig, dass wir im Jahr 2011 keine neuen
redite aufnehmen und das Verbot, neue Kredite aufzu-
ehmen, im Grundgesetz verankern, damit der ausge-
lichene Haushalt nicht nur für diese, sondern auch für
ukünftige Regierungen der Regelfall im Interesse nach-
olgender Generationen wird.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben konsolidiert, um zu investieren, und wir
aben konsolidiert, um zu reformieren. Dass die Staats-
uote auf das Niveau der Zeit von Gerhard Stoltenberg
esunken ist, macht deutlich, dass ein starker Staat
urchaus auch ein schlanker Staat sein kann. Die Bürge-
innen und Bürger werden weniger durch den Staat in
nspruch genommen, auch wenn manches Mal etwas

nderes hier vorgetragen wurde. Wir haben konsolidiert,
m beispielsweise in Bildung und Forschung zu inves-
ieren; denn wir glauben, dass dieses Land auf Dauer nur
ann wirtschaftlich leistungsfähig bleibt, wenn wir die
esten in unseren Schulen, Hochschulen und im dualen






(A) )



(B) )


Steffen Kampeter
System ausbilden. Das ist eine wichtige Investitionsent-
scheidung gewesen.

Wir haben beispielsweise in die Infrastruktur für die
Betreuung der unter Dreijährigen investiert, weil wir
glauben, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
ein wichtiger Baustein für die Zukunftsfähigkeit unseres
Landes ist. Wir haben auch in die Verkehrsinfrastruktur
investiert und den Trend, dass unter Rot-Grün der Anteil
der Investitionen in unser Verkehrssystem gesunken ist,
gestoppt. Zum ersten Mal seit vielen Jahren haben wir
mehr baureife Bundesfernstraßenprojekte, als wir über-
haupt Mittel haben; da ist noch Steigerungspotenzial.
Das waren wichtige Investitionsentscheidungen und eine
kluge Konsolidierungsrendite.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir waren auch in der Lage, in die innere Sicherheit
zu investieren, Stichwort BOS-Digitalfunk, damit die Si-
cherheitsbehörden vor Ort auch kommunizieren können
und nicht mit archaischen Systemen ausgestattet sind.
Ein Staat, der finanziell nicht handlungsfähig ist – einen
solchen haben wir 2005 vorgefunden –, hätte die innere
Sicherheit vernachlässigt. Wir haben unter Kanzlerin
Angela Merkel in die innere Sicherheit investiert. Das
war eine kluge Investitionsentscheidung.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir haben konsolidiert, um zu reformieren. Ich will
Ihnen nur einige der von uns getroffenen Entscheidun-
gen mit der Überschrift „Mehr Netto, und zwar für alle“
– die entsprechenden Gesetze und Verordnungen treten
in den nächsten Monaten in Kraft – noch einmal vor Au-
gen führen. Das soll deutlich machen, dass die Konsoli-
dierungsrendite bei den Menschen auch tatsächlich an-
kommt. Ich erwähne den Kinderzuschlag: 70 000
Haushalte werden netto bis zu 140 Euro zusätzlich erhal-
ten. Ich erwähne die Ausweitung des BAföGs bei den
Bedarfssätzen und bei den Freibeträgen. Auch hier:
Mehr Netto für die Studierenden. Ich nenne das Wohn-
geld, das durchschnittlich um 50 Euro monatlich ange-
hoben wird. Wir haben die Rentenerhöhung vorgenom-
men. Wir haben das Eigenheimrentengesetz auf den Weg
gebracht. Die Familienförderung werden wir für alle
ausweiten,


(Beifall des Abg. Eduard Oswald [CDU/ CSU])


und zwar nicht nur in Bezug auf Infrastruktur, sondern
so – der Bundesfinanzminister hat es sehr richtig gesagt –,
dass auch die Familien mehr Netto haben.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Wir machen es so, dass es bei den Familien direkt, also
„bar auf Tatze“ ankommt. Das ist unser Vorschlag, den
wir hier in die Debatte mit einbringen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Sehr gut! Netto für die Kinder!)


Wir werden die Absetzbarkeit von Krankenkassenbei-
trägen ausweiten, nicht weil uns jemand zwingt, sondern
weil wir es für richtig empfinden, dass diejenigen, die in

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(C (D ieser Gesellschaft Vorsorge leisten, das auch vom Staat onoriert bekommen. Ich halte das für richtig. Genauso ut ist, dass wir die Arbeitslosenversicherungsbeiträge enken konnten. Wir können den sozialversicherungsflichtig Beschäftigten so mehr als 26 Milliarden Euro urückgeben. Das bedeutet auch für die Fleißigen in dieem Land mehr Netto. Mehr Netto für alle, das ist unsere olitik. Der Bundesfinanzminister hat hier gesagt, dass die esoldungsanpassung im öffentlichen Dienst eine Belas ung ist. Das ist aus Sicht des Haushaltes richtig. Aber ch will auch deutlich machen: Angesichts der teilweise ohen Tarifabschlüsse im gewerblichen Bereich war es ichtig, dass wir einen entsprechenden Tarifabschluss für en Bund übernommen haben. Es bedeutet für die Bechäftigten im öffentlichen Dienst, für die Angestellten benso wie für die Beamten, mehr Netto. Auch zu dieser ntscheidung im Rahmen des Konsolidierungsprozesses tehen wir. Wir unterstützen das. Ich will deutlich machen: Als wir 2005 anfingen, haten wir ein strukturelles Defizit aus Privatisierungserlöen und Nettokreditaufnahme von 55 Milliarden Euro ei 190 Milliarden Euro Steuereinnahmen. Heute haben ir – darauf hat der Redner der Opposition rechnerisch chon hingewiesen – ein strukturelles Defizit von ledigich 15 Milliarden Euro bei 248 Milliarden Euro Steuerinnahmen. Dieses Defizit ist immer noch zu hoch, und s wird auch in den nächsten Jahren weiter abgebaut. Aners ausgedrückt: 40 Milliarden Euro dieser Steuermehrinnahmen haben wir in die Absenkung des strukturellen efizits investiert, und 18 Milliarden Steuermehreinnahen haben wir in die von mir gerade beschriebenen poli ischen Schwerpunkte investiert. Wer heute sagt: „Wir könnten schon heute eine Nullerschuldung haben“, der muss den Menschen sagen, ob r weniger für die Familie ausgeben möchte, ob er beim AföG weniger machen will, ob er die Rentenerhöhung ussetzen will, ob er durch die Aussetzung der Krankenassenzuschüsse die Beiträge der Krankenversicherten xplodieren lassen will oder ob er bei unseren Investiionsprogrammen beim Klimaschutz oder bei der Gebäuesanierung sparen will. Es ist einfach unredlich, die ahlen hier so falsch darzustellen und zu verschweigen, ass diese Bundesregierung, diese Kanzlerin und dieser inanzminister so wichtige Investitionsentscheidungen sie machen ein Drittel aus – getroffen und so wichtige onsolidierungserfolge erzielt haben. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich will deutlich machen: Der Bundesfinanzminister
at hier sehr nüchtern auch die Wolken am konjunktu-
ellen Horizont beschrieben. Aber ich will hervorheben,
ass ich mir nicht so viele Sorgen mache wie Anfang
ieses Jahrtausends, als wir die letzte Wachstumseintrü-
ung hatten. Da war die Zusammenarbeit zwischen dem
amaligen Bundeskanzler und dem damaligen Bundesfi-
anzminister etwas anders. Berichtet worden ist, dass die
onsolidierungsbemühungen im Kabinett mit einem et-






(A) )



(B) )


Steffen Kampeter
was abfälligen „Lass mal, Hans!“ bewertet worden sind.
Heute haben sich sowohl die Frau Bundeskanzlerin als
auch der Bundesfinanzminister eindeutig hinter das Ziel
gestellt, 2011 keine neuen Schulden mehr machen zu
wollen.

Der ausgeglichene Haushalt ist keine Rechenlösung,
die sich aus Wachstumsprognosen ableitet, sondern er
entsteht im Zusammenwirken von wirtschaftlichem
Wachstum, politischen Zielsetzungen und gemeinsamem
Handlungswillen. Die Bundeskanzlerin, der Bundes-
finanzminister und die sie tragenden Koalitionsparteien
und -fraktionen werden das in dem Bemühen, 2011
keine neuen Schulden mehr machen zu wollen, eindeu-
tig, klar und nachdrücklich unterstützen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Ulla Lötzer [DIE LINKE]: Fortsetzung der Großen Koalition bis 2011?)


Ich will allerdings darauf hinweisen, dass wir noch
eine Reihe von Aufgaben vor uns haben, auch Dinge un-
terlassen müssen, beispielsweise den Arbeitsmarkt zu
regulieren. Im Gegenteil, wir müssen im Rahmen der In-
strumentenreform den Wirrwarr der arbeitsmarktpoliti-
schen Instrumente beseitigen. Wir müssen die unterschied-
liche Verwaltungspraxis, die es bei Hartz IV gibt – die
Menschen sind bei Hartz IV eben nicht gleich –, been-
den.

Wir müssen noch anderes unterlassen. Ich glaube
nicht, dass wir regulierend in die Zeitarbeitsbranche ein-
greifen sollten. Wir sollten die grundgesetzlich garan-
tierte Tarifvertragsfreiheit nicht einschränken. Das sind
wichtige Signale. Eine der Erfolgsgeschichten dieser
Großen Koalition ist die Wiederherstellung eines funk-
tionsfähigen Arbeitsmarkts.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben 1,5 Millionen Menschen mehr in Arbeit. Sie
sind aus den sozialen Sicherungssystemen heraus in eine
reguläre Beschäftigung überführt worden. Neben der ei-
gentlichen Haushaltskonsolidierung und den aufgezeig-
ten Reformen ist eine funktionsfähige, marktwirtschaft-
liche Arbeitsmarktpolitik mit ein zentraler Schlüssel zur
Haushaltskonsolidierung.

In diesem Sinne werden wir Kurs halten. Wir werden
den Finanzminister bei seinen Konsolidierungsbemü-
hungen unterstützen. Wir als Haushälter werden auch
dem freundlichen Feuer der wahlkämpfenden Koali-
tionsfraktionen widerstehen und versuchen, die Konsoli-
dierung noch ein Stück weit voranzutreiben und die
Nettokreditaufnahme auf unter 10 Milliarden Euro zu
senken. Wir werden in diesem Sinne auch von vielen
hier im Hause unterstützt. Wir starten heute die Beratun-
gen. Ich glaube, dieser Haushaltsentwurf ist ein guter
Vorschlag. Es ist ein gutes Signal. Es ist eine erfolgrei-
che Politik für die Menschen in unserem Land.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617402000

Für die FDP-Fraktion spricht nun der Kollege Carl-

Ludwig Thiele.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen nd Kollegen! Herr Finanzminister Steinbrück, lassen ie mich drei Punkte vorweg ansprechen: Der erste Punkt. Auf der einen Seite kritisieren Sie ine mangelnde Nachfrage, und auf der anderen Seite uetschen Sie mit Ihren Steuern die Leute aus wie eine itrone. o kann Nachfrage in unserem Land überhaupt nicht ntstehen. Der zweite Punkt: In guten Zeiten haben Sie keine orsorge dafür getroffen, dass der Staat auch in schlech eren Zeiten – solche stehen vor der Tür – handlungsfäig ist. Der dritte Punkt. Er betrifft die IKB, und ich finde das chon ganz beachtlich. Sie erklären hier allen Ernstes, ie hätten alles richtig gemacht. Insgesamt kann man ber nur feststellen: Gut 10 Milliarden Euro öffentlicher elder sind verbrannt worden. Seinerzeit, unter der Reierung von Rot-Grün, zu Zeiten Hans Eichels, ist ein nteil an einer Privatbank erworben worden. Es ist aus DP-Sicht nicht die Aufgabe des Staates, überhaupt An eile an einer Privatbank zu halten. (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Auf ausdrücklichen Wunsch der deutschen Wirtschaft!)

Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1617402100

(Widerspruch bei der SPD)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


ei Regierungsantritt von Schwarz-Rot ist dieser Anteil
icht veräußert worden, und das kritisieren wir. Es ist
ben nicht Aufgabe des Staates, Anteile an privaten Ban-
en zu halten.

Die KfW sagt, mit der IKB habe sie das Ohr am Mit-
elstand haben wollen. Daran kann man sehen, wer für
ieses Ohr tatsächlich bezahlen muss. Das ist Verschleu-
erung von Volksvermögen. Dafür gibt es eine Verant-
ortung, und die Verantwortlichen sind nicht zuletzt in
er Regierung zu suchen.


(Beifall bei der FDP)


Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen, Sie
eden davon, der Bund habe gespart. Das stimmt einfach
icht. Die Ausgaben sollen um über 5 Milliarden Euro
teigen. Wer Ausgaben steigert, spart nicht.


(Beifall bei der FDP)


Ein Bundeshaushalt 2009 ohne Neuverschuldung
äre möglich gewesen. Die Steuereinnahmen des Bun-
es steigen im nächsten Jahr um 10 Milliarden Euro, und
ie Neuverschuldung sinkt nur um 1,4 Milliarden Euro.
ür Ihre gesamte Regierungszeit lässt sich festhalten,
ass der Bund seit Regierungsantritt der Großen Koali-
ion pro Jahr 60 Milliarden Euro mehr Steuern ein-
immt, die Neuverschuldung aber nur um 20 Milliarden
uro gesenkt hat. Der Bund nimmt also dreimal mehr an






(A) )



(B) )


Carl-Ludwig Thiele
Steuern ein, als er an Neuverschuldung abbaut. Deshalb
ist diese Politik keine Politik des Sparens.


(Beifall bei der FDP)


Die Konsolidierung eines Haushaltes muss nach Auffas-
sung der FDP über die Ausgabenseite erfolgen. Das
weiß jeder Bürger. Wenn ein privater Haushalt weniger
Geld zur Verfügung hat, dann spart er, indem er weniger
Geld ausgibt. Die öffentliche Hand und auch die Große
Koalition machen es aber genau anders herum. Die Steu-
ern werden erhöht. Die Einnahmen des Staates werden
erhöht. Deshalb haben Sie die größte Steuererhöhung in
der Geschichte unseres Landes beschlossen. Deshalb ha-
ben Sie in einer Vielzahl von Maßnahmen weitere Steuer-
erhöhungen beschlossen. Deshalb haben Sie die Ein-
kommensteuer nicht gesenkt, denn durch die kalte Pro-
gression erhält der Bund bei höherem Bruttoeinkommen
der Bürger Jahr für Jahr ein Mehr an Steuereinnahmen.

In jedem Jahr hat die FDP Sparsamkeit angemahnt.
Wir haben jedes Jahr konkrete Sparvorschläge in Mil-
liardenhöhe vorgelegt. Diese Sparvorschläge wurden
von Ihnen immer abgetan, als hätten sie nichts zu bedeu-
ten. Schon in diesem Jahr hätten wir die Neuverschul-
dung auf null reduzieren können. Spätestens 2009 müs-
sen wir sie erreichen. Wir als FDP sind der Auffassung,
dass die Bürger nicht die Melkkühe der Nation sein dür-
fen. Wir brauchen eine deutliche und spürbare Entlas-
tung der Bürger. Wer die Ausgaben kürzt, hat dadurch
Geld für die Entlastung der Bürger.

Die Steuern zu senken und den Haushalt zu konsoli-
dieren, sind keine Gegensätze. Wenn der Staat spart,
dann kann er die Neuverschuldung senken und die Bür-
ger entlasten. Deshalb fordern wir von der FDP eine
Senkung der Steuerbelastung der Bürger. Wir fordern
eine durchgreifende Steuerreform, damit der Bürger
überhaupt die Chance hat, unser Steuerrecht zu verste-
hen.

Noch vor der letzten Bundestagswahl war dies auch
die Forderung der Union. Wir werden jetzt und im
nächsten Jahr immer wieder darauf drängen, dass dieses
Thema auf die Tagesordnung kommt. Es beschäftigt und
belastet die Bürger und es hindert die Binnennachfrage,
die wir in unserem Land benötigen. Wir werden die
ganze Zeit über den Finger in die Wunde legen und nicht
eher ruhen, bis dies durchgesetzt ist.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617402200

Für die SPD-Fraktion spricht nun der Kollege Carsten

Schneider.


(Beifall bei der SPD)



Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1617402300

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Herr Thiele, Sie stellen sich hier hin und drän-
gen auf Ausgabenkürzungen. Sie stellen sich hier hin
und fordern Subventionskürzungen. Das finde ich dreist.

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(C (D ls wir die Eigenheimzulage abgeschafft haben, waren ie der härteste Verteidiger dieser Subvention. Ich erinere mich da an Anhörungen zum Haushaltsbegleitgeetz und an andere Äußerungen zu der Zeit, als wir noch ine rot-grüne Regierung hatten. Sie haben dazu beigeragen, der Bausparkassenlobby hier im Bundestag eine timme zu geben. as ist unglaubwürdig. Der Herr Bundesfinanzminister hat heute den Hausalt 2009 vorgelegt. Er wird gelten als der Schlusshausalt dieser Koalition. (Jürgen Koppelin [FDP]: Ich weiß gar nicht, dass wir dem zugestimmt haben!)


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Wieso das denn?)


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Wie bitte?)


(Beifall bei der SPD)


s ist der letzte Haushalt, den wir in dieser Legislaturpe-
iode noch beraten werden. Er folgt dem klaren Ziel und
er klaren Linie, den Haushalt des Bundes auszuglei-
hen und mit dem Geld, das wir an Steuern einnehmen
nd das die Bürgerinnen und Bürger hart erarbeiten,
orgsam umzugehen. Wir alle waren in Regierungsver-
ntwortung und der Politik der vergangenen Jahrzehnte
aran beteiligt, mehr auszugeben, als wir tatsächlich ein-
ahmen. Herr Koppelin, Sie haben den höchsten Anteil
aran, das sei nur nebenbei erwähnt.


(Beifall bei der SPD)


s gilt, damit Schluss zu machen. Deshalb ist dieser
aushalt für uns von besonderer Bedeutung.

Auch in dem zurzeit schwierigen Umfeld hat die Bun-
esregierung Vorsorge getroffen. Die Wachstumspro-
nose, die diesem Haushalt zugrunde liegt, ist niedriger
ls diejenige, die uns beispielsweise die EU-Kommis-
ion für das Jahr 2008 prognostiziert hat.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben 2009!)


ir ernten die Früchte der Grundlagen, Kollege Bonde,
ie wir in der rot-grünen Regierungszeit mit der Moder-
isierungspolitik von Gerhard Schröder im Wirtschafts-
nd Arbeitsmarktbereich gelegt haben. Das ist ganz klar.
n dieser Zeit wurde die Saat gelegt, durch deren Erfolge
wie den Abbau der Arbeitslosigkeit – knapp zwei Mil-
ionen Menschen neue Beschäftigung fanden. Das sind
wei Millionen Menschen mehr, die selbst für ihre Fami-
ien sorgen und nicht mehr auf die Solidarität von ande-
en angewiesen sind. Das sind zwei Millionen Väter und

ütter, die voller Stolz im Arbeitsleben stehen. Dies
ind die Erfolge der Politik der vergangenen Jahre. Wir
aben die Früchte dieser Saat geerntet; das ist ganz klar.

Wir haben – das ist vollkommen richtig; das will ich
ier auch sagen – keine Sparorgien durchgeführt. Ich
ielte ein solches Vorgehen auch für falsch angesichts
er Tatsache, dass wir in vielen Bereichen des Bundes-
aushaltes – ich werde auf einige Punkte noch eingehen –
ichtige Zukunftsprojekte auf den Weg gebracht haben.






(A) )



(B) )


Carsten Schneider (Erfurt)

So erhöhen wir im Sozialbereich das Wohngeld im
Durchschnitt von 90 auf 140 Euro. Diese Anpassung war
längst überfällig. Deshalb fordern wir Sozialdemokraten
aufgrund der Belastung der Bezieher von niedrigen bzw.
geringen Einkünften durch die hohen Energiepreise auch
eine Vorziehung der Novelle.

Wir haben die Chancengerechtigkeit in diesem Land
verbessert. Sie ist zwar noch nicht eins zu eins gegeben
– das ist richtig –, aber durch die BAföG-Novelle erhöhte
sich die Zahl der Schüler und Studenten, die BAföG be-
kommen, von gut einer halben Million auf 1 Million.
Damit ist die Chancengerechtigkeit in diesem Land ein
Stück vorangekommen.


(Beifall bei der SPD)


Wir werden auch mehr im Bereich der Verkehrsin-
frastruktur tun. Natürlich müssen dafür – das ist ganz
klar; auch Herr Koppelin hat das vorhin angesprochen –
entsprechende Einnahmen vorhanden sein, mit denen die
zusätzlichen Investitionen in Höhe von 1 Milliarde Euro
in die Straßeninfrastruktur finanziert werden können.
Diese wollen wir durch eine Erhöhung der Maut finan-
zieren.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Die Leute müssen es selbst bezahlen! Ihr kassiert ab!)


Es ist vollkommen klar, dass die davon betroffenen Fir-
men in Deutschland an anderer Stelle wieder entlastet
werden. Aber es ist doch in Ordnung, dass wir als euro-
päisches Transitland verlangen, dass zum Beispiel Fran-
zosen oder Polen etwas dafür bezahlen, dass sie unsere
Straßen nutzen.


(Beifall bei der SPD – Jürgen Koppelin [FDP]: Ich dachte, wir wären in Europa! Das ist kleinkariert!)


Die Ministerpräsidenten und Sie sollten wissen, dass
– wenn sie dieser Mauterhöhung nicht zustimmen – 1 Mil-
liarde Euro fehlen wird, um Straßen in ihren Wahlkreisen
und Bundesländern zu bauen oder zu erneuern.

Wir sind mittlerweile in der Europäischen Union
– der Bundesfinanzminister hat vorhin in seiner Rede die
Schlagzeile vom „kranken Mann Europas“ vom Anfang
des Jahrzehnts zitiert – der Motor der wirtschaftlichen
Entwicklung.


(Beifall bei der SPD – Jürgen Koppelin [FDP]: Der stottert aber bös, dieser Motor!)


Das durchschnittliche Wachstum in Europa liegt laut
den bisherigen Zahlen vom Januar 2008 bei 1,3 Prozent,
in Deutschland bei 1,8 Prozent. Das Finanzierungsdefi-
zit der Bundesrepublik beträgt null. Gesamtstaatlich ha-
ben wir sogar einen Überschuss. Insbesondere die Kom-
munen bzw. die Gemeinden –


(Beifall bei der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Gewerbesteuer!)


hier zeigen sich ja tagtäglich die Auswirkungen von
Politik – haben durch die Sicherung der Gewerbesteuer,
die wir Sozialdemokraten durchgesetzt haben, einen im-
mer größer werdenden Handlungsspielraum. Im Ver-

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(C (D leich dazu: Frankreich hat ein Defizit von 2,9 Prozent, ie Briten von 3,3 Prozent und die Vereinigten Staaten hne Berücksichtigung der aktuellen Geschehnisse von Prozent. Die Steuereinnahmen im August – ich habe die Zahen vorliegen – liegen noch auf einem sehr guten Niveau. s ist jetzt nicht die Zeit für Kassandrarufe. Die Auswirungen der Finanzmarktkrise in den USA werden sicherich auch in Deutschland zu spüren sein, aber es gibt einen Grund, die wirtschaftliche Entwicklung der Bunesrepublik schlechtzureden. ie Steuereinnahmen liegen im August über der Pronose der Steuerschätzer. Diese Mehreinnahmen wollen ir jetzt aber nicht verteilen, sondern sie dafür nutzen, m die Kreditaufnahme im Jahresverlauf unter dem Erächtigungsrahmen zu halten. Die Schlagzeilen, die einige Wirtschaftsforscher nunehr geliefert haben – man sollte einmal die Glaubwür igkeit einiger Wirtschaftsforscher hinterfragen oder ich zumindest anschauen, wer der Auftraggeber geween ist –, (Joachim Poß [SPD]: Forschungsarbeit auf Bestellung war das!)


(Beifall des Abg. Joachim Poß [SPD])


ringen uns letztendlich nicht weiter. Vielmehr gilt es,
urs zu halten, also zum Beispiel die Ausgabenstruktu-

en durch mehr Investitionen im Bundeshaushalt in Bil-
ung und Forschung zu verbessern.

Ich sehe mit Interesse, dass die Einberufung eines Bil-
ungsgipfels angekündigt worden ist. Ich sage aber
anz klar: Dieser darf nicht zu einer Talkrunde werden
nd in einem präsidialen Stil moderiert werden, weil
an gar keine Kompetenzen hat. Vielmehr müssen dem
und, wenn er sich hier engagiert, auch Kompetenzen
ingeräumt werden.


(Beifall bei der SPD)


s kann nicht sein, dass die Ministerpräsidenten das
eld einkassieren und im Endeffekt nichts passiert.

Ähnliches ist ja leider im Zuge des Hochschulpaktes
u beobachten: Es sollten bis 2010 12 000 zusätzliche
tudienplätze geschaffen werden, bisher sind es 2 500.
as ist ungenügend. Hier muss von den Bundesländern,
on den verantwortlichen Ministerpräsidenten mehr ge-
eistet werden, um Deutschland insgesamt nach vorne zu
ringen.


(Beifall bei der SPD)


ir als Haushälter werden versuchen, die Bereiche Bil-
ung und Forschung zu stärken. Diese Bereiche sind
ichtig. Im Haushaltsentwurf ist vorgesehen, 2,8 Pro-

ent des Bruttoinlandsproduktes für Forschungs- und
ntwicklungsaufgaben zu verwenden. Dort, wo diese
usgaben hinfließen, sollen insbesondere private Mittel
er Wirtschaft mobilisiert werden. Ich finde, das ist noch
icht ausreichend erfolgt. Aber ich bin guter Dinge, dass
ie Ministerin das im Blick hat.






(A) )



(B) )


Carsten Schneider (Erfurt)

Wir werden als Haushälter auch darauf achten müs-
sen, Irrsinniges abzuwenden. Es gibt da einen Vorschlag
aus dem Wirtschaftsministerium. Herr Glos ist ja von der
CSU, und dort ist Wahlkampf; vielleicht wird das auch
wieder fallen gelassen.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: So was Ähnliches gab es auch aus dem Verkehrsministerium!)


Denn auf der einen Seite vom Finanzminister zu verlan-
gen, so schnell wie möglich bei der Neuverschuldung im
Bundeshaushalt eine Null zu haben – da gab es auch
schon eine Meldung, dass das 2010 sein solle –, auf der
anderen Seite aber den Kauf bestimmter Kühlschränke
zu subventionieren – da freuen sich Media-Markt und
Saturn –, das geht nicht.


(Ulrike Flach [FDP]: Aber Ihre Vorschläge sind auch nicht besser!)


Bundesminister Gabriel hat das geprüft und schon im
ersten Paket abgelehnt, weil das letztendlich nur zu Mit-
nahmeeffekten führen würde. Man kann auch nicht noch
ein Konjunkturprogramm in Höhe von 10 Milliar-
den Euro und gleichzeitig Steuersenkungen fordern.

All dies ist unsolide und gefährdet unsere Ziele: einen
ausgeglichenen Haushalt, eine solide Finanzpolitik, ei-
nen sicheren Umgang mit Ihren Steuergeldern und die
Einführung einer Schuldenbremse in der Verfassung.
Eine Schuldenbremse – da möchte ich dem Minister
meine ausdrückliche Unterstützung signalisieren – führt
dazu, dass wir ein gutes Modell dafür haben, wie sich in
der Zukunft wirtschaftliche Entwicklung und solide öf-
fentliche Finanzen miteinander verbinden lassen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617402400

Für die Unionsfraktion spricht nun der Kollege

Eduard Oswald.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1617402500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Kein Zweifel: Deutschland hat seit 2005 beachtliche
Fortschritte gemacht. Wir sind dabei, Deutschland fit für
die Zukunft zu machen. Die Doppelstrategie – Konsoli-
dierung des Haushalts und gleichzeitig gezielte Förde-
rung des wirtschaftlichen Wachstums – ist und war
erfolgreich. Es ist – durch Schaffung der Rahmenbedin-
gungen – eine große Leistung der Bundesregierung und
der sie tragenden Großen Koalition, aber vor allem eine
große Leistung der Arbeitgeber und Tarifpartner, dass in
den vergangenen drei Jahren 1,6 Millionen neue Arbeits-
plätze geschaffen wurden. Damit ist die Zahl der Er-
werbstätigen auf über 40 Millionen angewachsen. Viele
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben neue Chan-
cen zur Teilhabe am beruflichen und gesellschaftlichen
Leben gewonnen.

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(C (D Lassen Sie mich aber angesichts der Meldungen des estrigen und heutigen Tages verstärkt auf die Situation es Finanzmarktes insgesamt eingehen und dieses hema vertieft behandeln. Die Lage an den internationalen Finanzmärkten ist nd bleibt angespannt. Mit zunehmender weltweiter Veretzung ist das Finanzmarktgeschehen auch im nationaen Bereich unübersichtlicher geworden. Das verunsihert nicht nur die Bürgerinnen und Bürger, sondern acht es auch für Politik und Finanzaufsicht schwieri er, Risiken und Fehlanreize rechtzeitig zu erkennen. uch wenn wir uns im Finanzausschuss noch detaillier er über die Hintergründe informieren werden, bin ich avon überzeugt, dass es richtig war, dass das Bundesinanzministerium in enger Zusammenarbeit mit der undesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, der undesbank und den Bankenverbänden die IKB gerettet at, aus volkswirtschaftlicher Sicht, um noch größeren chaden von der deutschen Volkswirtschaft abzuwenen, und vor dem Hintergrund der Einlagen der IKB, twa von Ortskrankenkassen, kleineren Genossenchaftsbanken und Sparkassen. Hätte die IKB vom arkt gehen müssen, wäre ein kaum absehbarer Vertrau nsschaden für den gesamten deutschen Finanzmarkt ntstanden. Für die Frage nach der Wirksamkeit wie auch der eiterentwicklung des deutschen Finanzsystems bietet ie Krise meiner Meinung nach wichtige Einsichten. us einer Vielzahl von Punkten filtere ich nur einen he aus, der mir als wesentliche Ursache erscheint. Es ist ie Tatsache, dass viele Investoren am Markt Aktiva erorben haben, über deren Qualität sie keinerlei eigen tändiges Urteil zu bilden in der Lage waren, (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gut!)


ach dem Motto: Man muss immer wissen, was eigent-
ich drin ist. An die Stelle einer Kreditwürdigkeitsprü-
ung auf der Grundlage eigener Informationen trat allein
as Vertrauen auf die Urteilsfähigkeit der Ratingagentu-
en. Zugleich war für diejenigen, die vor Ort bei einer
nalyse befähigt gewesen wären, überhaupt kein ausrei-

hender Anreiz mehr gegeben, eine sorgfältige Auswahl
er Kreditnehmer vorzunehmen, weil der Kredit ja so-
ort abgestoßen wurde.

Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und
ollegen, natürlich dürfen wir keine nationalen Allein-
änge starten. Vielmehr bedarf es hier eines internatio-
alen Vorgehens, da nur so die Probleme behoben wer-
en können. Hier erscheinen mir fünf Maßnahmen
esonders wichtig zu sein: zum Ersten verbesserte
ransparenzvorschriften,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


um Zweiten die Verbesserung der Zusammenarbeit der
ufsichten in Europa, zum Dritten verbesserte Bilanzie-

ungsregeln für Aktivitäten außerhalb der Bilanz, zum
ierten Verbesserungen bei den Bestimmungen zur Ka-






(A) )



(B) )


Eduard Oswald
pitalausstattung von Kreditinstituten und zum Fünften
die Beseitigung von Interessenkonflikten bei den Rating-
agenturen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ich glaube, wir sind uns darüber einig, dass Geldge-
schäfte viel zu wichtig sind, als dass man sie dem
Finanzsektor unkontrolliert überlassen dürfte. Moderne
Finanzprodukte haben ja die Risiken nicht vermindert,
sondern vielmehr neue geschaffen. Trotzdem gilt: Die
Bewältigung der Finanzmarktkrise ist maßgeblich von
den Marktakteuren selbst in Angriff zu nehmen. Dazu
muss das Vertrauen in den Finanzmarkt gestärkt werden.
Vertrauen ist eine wesentliche Grundlage für einen funk-
tionierenden Finanzmarkt. Gerade diese Krise macht
deutlich, dass eine unzureichende Verlässlichkeit die
Finanzmarktprozesse nachhaltig stört und die Gefahr ne-
gativer Folgen für die Realwirtschaft möglich ist.

Mit einem Anteil von nahezu 5 Prozent an der gesam-
ten nominalen Wertschöpfung ist das Finanzsystem in
Deutschland bereits für sich genommen ein nicht zu ver-
nachlässigender Wirtschaftszweig, dessen Zustand und
Leistungsfähigkeit mit über die Entwicklung der Wirt-
schaftsleistung insgesamt entscheiden. Die Turbulenzen
an den Finanzmärkten machen auch deutlich, dass sich
die volkswirtschaftliche Bedeutung des Finanzsystems
nicht in den Wachstumswirkungen erschöpft, sondern
dass die Stabilität und vor allem ihr Fehlen ebenfalls ei-
nen erheblichen Einfluss auf die Realwirtschaft haben
können. Gerade deswegen müssen wir uns in den Aus-
schüssen – auch wir im Finanzausschuss – verstärkt da-
mit beschäftigen.

Wir wollen unsere Politik des Investierens, des Sanie-
rens und Reformierens fortsetzen.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Auch des Abkassierens?)


Es bleibt unsere Richtschnur, die Wachstumskräfte zu
stärken und den Beschäftigungsaufbau weiter voranzu-
bringen.

In den Mittelpunkt unserer Politik stellen wir diejeni-
gen Bürgerinnen und Bürger, die mit ihrer Arbeit und
Leistung den wirtschaftlichen Erfolg unseres Landes er-
möglichen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ohne ihren täglichen Einsatz wäre kein Sozialstaat fi-
nanzierbar. Darüber hinaus sichert die Leistung gerade
der Mitte unserer Gesellschaft die Wettbewerbsfähigkeit
und damit die Zukunft unseres Landes. Neue und ge-
sicherte Arbeitsplätze schaffen Perspektiven für die Be-
schäftigten und ihre Familien. Wachsende Einnahmen
aus Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen ermögli-
chen eine Entschuldung öffentlicher Kassen. So entste-
hen weitere Spielräume für Wachstumspolitik in Form
von Strukturreformen, Steuer- und Abgabensenkungen
sowie Zukunftsinvestitionen. Genau das ist unsere Auf-
gabe, und daran arbeiten wir auch zukünftig.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617402600

Für die SPD-Fraktion spricht nun der Kollege

ernhard Brinkmann.


Bernhard Brinkmann (SPD):
Rede ID: ID1617402700

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte zu
eginn meiner Rede den Bundesfinanzminister loben.
ollege Poß hat es vorhin schon zum Ausdruck ge-
racht: Peer Steinbrück hat in einer informativen und
uch sehr beeindruckenden Rede deutlich gemacht, wo
ie Schwerpunkte des Bundeshaushaltes 2009 liegen. Er
at auf die Risiken und – das war aufgrund der aktuellen
ituation von besonderer Bedeutung – die Turbulenzen
uf den Finanzmärkten hingewiesen und darauf, was uns
n der nächsten Zeit durchaus noch ereilen und vielleicht
uch belasten kann.

Meine Vorredner haben darauf hingewiesen – ich will
as ausdrücklich bestätigen –, dass es absolut richtig
ar, 2005 den Dreiklang von sanieren, reformieren und

nvestieren


(Jürgen Koppelin [FDP]: Und abkassieren!)


n den Mittelpunkt der Haushalts- und Finanzpolitik zu
tellen. Dieser Dreiklang wird fortgesetzt. Erstmals ha-
en wir eine realistische Chance, in 2011 einen ausgegli-
henen Bundeshaushalt zu erreichen. Lieber Kollege
oppelin, wenn Sie von Abkassieren reden, dann ist das
ergangenheitsbewältigung.


(Beifall des Abg. Carsten Schneider [Erfurt] [SPD])


igentlich ist es müßig, gestatten Sie mir aber dennoch
en Hinweis: Beim Schuldenmachen und beim Abkas-
ieren waren die Freien Demokraten mehrere Jahrzehnte
räftig dabei. Demzufolge sollten Sie sich ein wenig zu-
ücknehmen.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Wann war das denn? – Ulrike Flach [FDP]: Aber ihr seid jetzt schon zehn Jahre dran! Das liegt doch schon Generationen zurück!)


In diesem Zusammenhang möchte ich Folgendes sa-
en: Mit Blick auf 2009 wird schon jetzt einiges über
eue Mehrheiten und neue Koalitionsmöglichkeiten ge-
agt. Herr Kollege Koppelin, ich empfehle Ihnen, sich
en Spiegel genau anzuschauen.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Ich bin nur bis zur Beck-Geschichte gekommen!)


ort wurde eine „Münchhausen-Skala“ erstellt. Der
ollege Westerwelle soll in einem Sommerinterview im
DF gesagt haben – ich habe die Sendung nicht gesehen,
ber es steht so im Spiegel –:

Zehn Jahre lang haben wir jetzt nur Steuererhöhun-
gen gehabt. Das ist genug.






(A) )



(B) )


Bernhard Brinkmann (Hildesheim)

Das Ergebnis des Tests, der vom Spiegel gemacht wor-
den ist, lautet – das Ergebnis sind vier rote Punkte; rot ist
auch in diesem Fall gut –:

Die Steuerentlastungen übertrafen die Erhöhungen
der vergangenen zehn Jahre. Würde heute noch das
Recht von 1998 gelten

– als Sie noch an der Regierung beteiligt waren –,

müssten die Bürger rund 30 Milliarden Euro mehr
an Steuern zahlen.

Auch das gehört zur Wahrheit beim Thema „Abkassie-
ren und Schulden machen“.


(Beifall bei der SPD)


Herr Kollege Koppelin, ich gebe Ihnen das gerne.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Da sind einige Fehler drin! – Gegenruf des Abg. Joachim Poß [SPD]: Ne, ne!)


Bis heute habe ich keine gegenteilige Stellungnahme zu
diesem Spiegel-Artikel vernommen. Wenn in dem Arti-
kel ein Fehler sein sollte, können wir uns darüber gerne
im Rahmen der in der nächsten Woche im Ausschuss be-
ginnenden Haushaltsplanberatungen austauschen.

Die finanzpolitische Ausgangslage hat sich gegen-
über den Vorjahren deutlich verbessert. Die Konsolidie-
rung schreitet konsequent voran. Die Nettokreditauf-
nahme konnte von 31,2 Milliarden Euro in 2005
kontinuierlich und in beträchtlichen Schritten gesenkt
werden. Sie wird, wenn wir am Ende der Haushaltsbera-
tungen für das Haushaltsjahr 2009 sind, bei unter
10 Milliarden Euro liegen. Das ist ein großes, ein hehres
Ziel. Dieser Verantwortung sollten wir uns gemeinsam
stellen. Das ist eine Entwicklung, auf die wir bei allen
Problemen und Risiken, die nach wie vor vorhanden
sind, durchaus ein wenig stolz sein können. Dankbar
sollten wir in diesem Zusammenhang denjenigen Men-
schen in unserem Land sein, die mit ihrer Leistung diese
Erfolge möglich gemacht haben. Diese Leistung, die je-
der Einzelne an seinem Platz erbringt, verdient größten
Respekt, Dank und Anerkennung.

Bei dieser Gelegenheit muss man darauf hinweisen
dürfen, dass unsere Volkswirtschaft im Gegensatz zu an-
deren Volkswirtschaften in Europa und darüber hinaus
erhebliche Milliarden an Sonderaufwendungen für die
deutsche Einheit aufgebracht hat. Auch das ist eine Leis-
tung, auf die unsere Volkswirtschaft, auf die alle Men-
schen in unserem Land stolz sein können.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Zur Schuldenbremse und zur Nettokreditaufnahme,
die künftige Haushalte angeht, sind bereits Ausführun-
gen gemacht worden. Ich will sie an dieser Stelle nicht
wiederholen.

Was die Frage der Ausgaben des Bundes für soziale
Leistungen angeht, könnte man bei manchen Äußerun-
gen den Eindruck gewinnen – das betrifft die linke Seite
dieses Hauses –, wir würden nicht erhebliche Summen
aufwenden. Ich darf darauf hinweisen, dass wir für den
Bereich Soziales im Bundeshaushalt 2009 immerhin

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(C (D und 141,1 Milliarden Euro vorsehen. Das sind 8,9 Prozent der gesamten Ausgaben, also fast die älfte. Wer mehr will – diese Forderung ist ja berechtigt –, uss auch sagen, wie er das gegenfinanzieren will. enn man 150 Milliarden Euro jährlich wiederkehren er Mehrausgaben fordert und keine nachvollziehbare egenfinanzierung auf den Tisch legt – das war mit dem rogramm gemeint, das der Finanzminister heute Vorittag angedeutet hat –, dann ist man unglaubwürdig. inen Beweis für die Finanzierbarkeit ihres Vorschlages st die sogenannte Linke bis heute schuldig geblieben. Wer sich dann auch noch in einer – ich möchte es einal vornehm ausdrücken – peinlichen Art und Weise ie heute Vormittag ans Rednerpult stellt und von einem ölkerrechtswidrigen Krieg in Afghanistan spricht, der iskreditiert die Leistung der Soldatinnen und Soldaten, ie in diesem Land seit vielen Jahren eine gefährliche ission haben und deren Arbeit dazu geführt hat, dass ädchen wieder in die Schule gehen können und Auf auleistungen getätigt werden können. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der SPD)


er sich in dieser Art und Weise hier hinstellt und auch
och auf Geschenke für die oder Kniefälle vor der Rüs-
ungslobby hinweist, geht mit seinen Aussagen an der

ahrheit und Wahrhaftigkeit vorbei.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Der sollte sich schämen!)


Ich sehe, die Uhr am Rednerpult geht Richtung null.


(Heiterkeit bei der SPD)


it der Null hatten wir heute Morgen schon etwas Spaß
ezüglich der Nettoneuverschuldung. Liebe Kolleginnen
nd Kollegen, ich freue mich auf die beginnenden Haus-
altsberatungen im Ausschuss. Ich freue mich auch auf
as Sparbuch der Freien Demokraten.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Jürgen Koppelin [FDP]: Du bekommst eine Extraausgabe!)


offentlich ist in diesem Jahr etwas darauf. Denn ein
parbuch ist letztendlich nur vernünftig und sinnvoll,
enn ein Guthaben darauf ist. Das, was Sie bisher gelie-

ert haben, war kein Guthaben, sondern nicht realisier-
are Einsparmöglichkeiten.


(Ulrike Flach [FDP]: Wenn Sie nur die Hälfte davon machen würden!)


In diesem Sinne herzlichen Dank fürs Zuhören und
eiterhin viel Erfolg bei den Beratungen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617402800

Wir kommen nun zum Geschäftsbereich des Bundes-

inisteriums für Ernährung, Landwirtschaft und
erbraucherschutz, Einzelplan 10.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Petra Pau
Das Wort hat der Bundesminister für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Horst Seehofer.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz:

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-
legen! Der Haushalt 2009 rundet die Wahlperiode ab. Er
setzt die richtigen Akzente. Wenn ich mir die einzelnen
Positionen ansehe, kann ich für die Bereiche der Land-
wirtschaftspolitik und der Verbraucherschutzpolitik sa-
gen, dass die Regierungskoalition in dieser Legislatur
alle Punkte, die wir zu Beginn der Legislatur vereinbart
hatten, auf Punkt und Komma erfüllt hat. Das drückt die-
ser Haushalt aus.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Der Haushalt 2009 enthält wichtige neue Akzente.
Besonders freut mich nach der jahrelangen Kürzung der
Mittel für den ländlichen Raum und der Gemein-
schaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des
Küstenschutzes“ das Aufwachsen dieser Mittel auf
700 Millionen Euro im Jahre 2009. Es waren einmal
über 800 Millionen Euro; sie sind von meiner Vorgänge-
rin kräftig gekürzt worden. Wir sind jetzt wieder bei
700 Millionen Euro mit den Schwerpunkten Küsten-
schutz im Norden unserer Republik und Breitbandverka-
belung im ländlichen Raum in der ganzen Republik. Das
sind wichtige Schwerpunkte, die rechtfertigen, dass wir
diese Mittelaufstockung durchgeführt haben. Ich denke,
die Koalition zeigt, dass wir über die Attraktivität ländli-
cher Gebiete als Wirtschafts- und Lebensräume nicht nur
reden, sondern auch die notwendigen Finanzmittel zur
Verfügung stellen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das ist ein ganz wichtiger Schwerpunkt.

Der zweite wichtige Schwerpunkt ist die landwirt-
schaftliche Sozialpolitik. Ich nehme für diese Regie-
rung in Anspruch, dass seit der deutschen Einheit keine
Regierung im Amt war, die die landwirtschaftliche So-
zialversicherung und die Zuschüsse des Bundes dazu
nicht gekürzt, sondern erhöht hat. Wir als Bund stellen
insgesamt 3,7 Milliarden Euro für die verschiedenen
landwirtschaftlichen Sozialversicherungszweige zur Ver-
fügung. Was die Koalitionsfraktionen bei der Reform der
landwirtschaftlichen Unfallversicherung geleistet haben,


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Mit Hilfe des Ministers!)


ist ein großes positives Beispiel für Reformen in der So-
zialversicherung insgesamt.

Wir alle wissen: Die Bevölkerung hat immer die
Sorge, dass, wenn man von Reformen spricht, es an-
schließend immer etwas schwieriger ist als vorher. Ich
denke, uns ist eine Reform der landwirtschaftlichen Un-
fallversicherung gelungen, die für viele Sozialreformen
in der Zukunft beispielhaft sein kann. Wir sollten auf
diesem Weg weitergehen. Diese Reform hat sich in der

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(C (D raxis als Renner und als Beitragsstabilisator für die andwirtschaft herausgestellt. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Als dritten Schwerpunkt nenne ich die Reform der
essortforschung; sie war ein Kraftakt. Dafür stellen
ir 288 Millionen Euro zur Verfügung. Ich möchte beto-
en, dass die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
n den Ressortforschungseinrichtungen der Republik
ine vorzügliche Arbeit leisten. In Deutschland gibt es
ine Reihe weltweit führender Institute, beispielsweise
as Institut auf der Insel Riems,


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Weltweit Spitze!)


as ich ohne Übertreibung als auf der ganzen Welt füh-
end bezeichnen möchte. Vor diesem Hintergrund bin ich
em Haushaltsausschuss sehr dankbar, dass er erwägt,
ie Investitionskosten, die dort benötigt werden, über
ehrere Jahre verteilt zur Verfügung zu stellen. Auch in

en anderen Bereichen der Ressortforschung sind wir
uf einem guten Weg, in Deutschland Exzellenzfor-
chung zu erreichen, die keinen internationalen Ver-
leich zu scheuen braucht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Mit diesem Teil der Landwirtschaftspolitik bin ich,
ofern er sich in Haushaltszahlen ausdrücken lässt, hoch-
ufrieden. Ich denke, wir haben für die Agrarwirtschaft
ehr verlässliche Investitionsgrundlagen geschaffen.

ichtig ist vor allem, dass wir die deutsche Landwirt-
chaftspolitik wieder zu einer Einheit gemacht haben;
as gilt für die 16 Bundesländer und für den Bund. Viel-
alt in der Landwirtschaft ist gut. Uns ist es allerdings
elungen, das ehemals unselige Gegeneinander von gro-
en und kleinen Betrieben, von Norden, Osten und Sü-
en, von Biolandwirtschaft, konventioneller sowie re-
ionaler Landwirtschaft und dem Weltmarkt in eine
artnerschaft zu gießen. Das Sich-gegenseitig-Ausspie-

en ist nun zu Ende.

Die Agrarwirtschaft in Deutschland hat insgesamt ge-
onnen. Dass sie leistungsstark ist, zeigt sich daran,
ass Deutschland noch nie zuvor neben dem Boom in
er Biolandwirtschaft, der regionalen Bewirtschaftung
nd der regionalen Vermarktung zusätzliche Welt-
arktanteile gewonnen hat. Das spricht für die Qualität

nserer landwirtschaftlichen Produkte. Außerdem waren
nsere Exportanteile in der Agrarwirtschaft noch nie so
och wie im abgelaufenen Wirtschaftsjahr.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich bin froh, dass uns auch der vierte Schwerpunkt,
en wir gesetzt haben, mit Ihrer Unterstützung gut ge-
ungen ist. Wir haben weltweit Verträge geschlossen, zu-
etzt mit China, durch die die Exportmöglichkeiten unse-
er Landwirtschaft deutlich verbessert werden. So viel
u dem einen Standbein unseres Ministeriums.

Nun zum anderen Standbein, dem Verbraucher-
chutz. Meine Damen und Herren, ich möchte Ihnen






(A) )



(B) )


Bundesminister Horst Seehofer
jetzt nicht alle 28 Maßnahmen vortragen, die wir in den
letzten drei Jahren zugunsten der Verbraucher – und
zwar nicht durch verbale Kraftmeierei, sondern durch
ganz konkrete Verbesserungen – durchgeführt haben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Auch wenn wir für den Verbraucherschutz nicht allein
zuständig sind – hier handelt es sich oft um ein Zusam-
menspiel verschiedener Ressorts –,


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Ja! Aber wir schieben an! – Gegenruf des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP]: Da stimmt wohl die Weiche nicht!)


möchte ich stichwortartig einige Erfolge erwähnen, die
wir in den letzten Wochen erzielt haben.

Wir haben die unerlaubte Telefonwerbung einge-
schränkt und die Fahrgastrechte bei der Deutschen Bahn
gestärkt; ich bin sehr glücklich darüber, dass wir den un-
seligen Bedienungszuschlag in Höhe von 2,50 Euro ver-
hindert haben.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Das stimmt!)


Außerdem haben wir die Nährwertkennzeichnung im In-
teresse der Verbraucher deutlich verbessert, das Label
„Ohne Gentechnik“ eingeführt und den Nichtraucher-
schutz in öffentlichen Gebäuden des Bundes auf die
Höhe der Zeit gebracht.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei diesem Thema sind Sie ja wirklich wahnsinnig „erfolgreich“!)


Wir haben den großen Wunsch der Bevölkerung er-
füllt und dafür gesorgt – hier sind wir zumindest auf ei-
nem guten Wege –, dass persönliche Daten nicht ohne
ausdrückliche Zustimmung der Betroffenen gegen Ent-
gelt gewerblich genutzt werden dürfen.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Richtig!)


Darüber hinaus haben wir den sehr erfolgreichen Ak-
tionsplan IN FORM, der in sehr großem Umfang ange-
nommen wird, und einen Aktionsplan gegen Allergien
auf den Weg gebracht.


(Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Pläne alleine reichen aber nicht!)


Das waren nur einige Beispiele für das, was wir in
den letzten Wochen getan haben. Daran wird deutlich,
dass wir auch mit Blick auf unser zweites Standbein er-
folgreich waren. Wir haben den Verbraucherschutz ge-
stärkt. Wir definieren den mündigen Verbraucher in der
Weise, dass wir ihm Informationen, Aufklärung und
Hinweise zukommen lassen und dann die souveräne Ent-
scheidung des Verbrauchers akzeptieren.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, insgesamt möchte ich sa-
gen, dass die deutsche Landwirtschaft sehr gut in Form
ist. Wir haben den Verbraucherschutz gestärkt. Die Ver-
braucher sind jetzt auf der gleichen Augenhöhe wie
große und mächtige Wirtschaftsunternehmen. Wir wer-

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(C (D en auch in Zukunft eine verlässliche Politik betreiben: m Hinblick auf die Gesundheitsüberprüfung der euroäischen Agrarpolitik, die Situation der Milchbauern nd den Abbau der Bürokratie. Ich trete entschieden daür ein, dass die Regierungskoalition weiterhin den Voratz hat, keine neuen Paragrafen mehr zu zimmern, die ür die Betroffenen Belastungen zur Folge haben. eshalb bin ich hochzufrieden mit der Gesamtkonzepion dieser vier Jahre, die sich in diesem Haushaltsntwurf 2009 sozusagen abrundet. Wie gesagt, wir haen all unsere Koalitionsziele erreicht. Alle Prognosen, ass Schluss mit Biobauern sei, wenn ein Schwarzer andwirtschaftsminister ist, waren Schall und Rauch. as Gegenteil ist eingetreten. Wir haben Wort gehalten. Dies war nur durch die Unterstützung der beiden Kolitionsfraktionen möglich. Deshalb möchte ich mich bei eiden Arbeitsgruppen bedanken und natürlich auch bei en Berichterstattern im Haushaltausschuss, die immer autlos dafür gesorgt haben, dass das, was wir uns poliisch vorgenommen haben, auf eine solide finanzielle rundlage gestellt worden ist. Da meine Fraktion immer die Sorge hat, dass ich ihr edezeit wegnehme, wenn ich auftrete, möchte ich nun einer Fraktion eine Minute Redezeit zur Verfügung tellen. (Beifall bei der CDU/CSU – Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er hat nichts mehr zu sagen!)


(Beifall bei der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
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Für die FDP-Fraktion hat nun Herr Kollege Hans-
ichael Goldmann das Wort.


Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1617403000

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Es ist eigentlich richtungweisend, dass Sie bei
hrem frühzeitigen Abgang den meisten Beifall bekom-
en haben.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er hatte nichts mehr zu sagen!)


Herr Minister Seehofer, ich hatte mich schon darauf
ingestellt, dass Sie Ihre Bilanz schönreden.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Was schön ist, muss schön bleiben!)


ass Sie aber derartig aus dem Ruder laufen, das hätte
ch fast nicht für möglich gehalten.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Ich schon!)


ovon reden Sie eigentlich? Von welcher Wahrneh-
ungswelt reden Sie? Muss es sein, dass wir uns zehn
age vor der Wahl in Bayern dieses Agrargesülze von
hnen ohne jede Faktenlage anhören?


(Beifall bei der FDP – Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Peter Bleser [CDU/ CSU]: Herr Goldmann, nicht Ihr Niveau!)







(A) )



(B) )


Hans-Michael Goldmann
Es kann doch nicht Ihr Ernst sein, was Sie hier abziehen.
Das ist doch eine Beleidigung der Landwirte, der Ernäh-
rungswirtschaft und der Verbraucher, die eine Antwort
haben wollen.


(Beifall bei der FDP)


Sie haben sich auf der Grünen Woche und auf der
Agritechnica damit gebrüstet, dass das Konjunktur- und
Investitionsbarometer Agrar nach oben gegangen sei.
Nehmen Sie aber nicht zur Kenntnis, dass im Juni dieses
Jahres dieser Index von 34 Zählern auf 19 Zähler zu-
rückgegangen ist, weil niemand Ihrer Politik mehr ver-
traut, weil die Bürgerinnen und Bürger sowie die Land-
wirte nicht wissen, in welche Richtung dieser Mensch
mit seiner politischen Arbeit marschiert?


(Beifall bei der FDP – Zuruf von der CDU/ CSU: Ey, ey, ey!)


– Das ist nicht „ey, ey, ey“, das ist Fakt. Sie haben dem
Begriff „PPP“ eine völlig neue Dimension gegeben. Was
Sie machen, ist populistisch. Was Sie machen, ist plan-
wirtschaftlich. Vor allen Dingen beklage ich, dass Sie
dem Ganzen einen parteipolitischen Touch geben vor
dem Hintergrund der Wahlen in Bayern.


(Beifall bei der FDP)


Das halte ich für eine Katastrophe für die demokratische
Auseinandersetzung; das will ich einmal sehr deutlich
sagen.

Was bei der Milch passiert ist, ist strikt abzulehnen,
weil Sie vorgegaukelt haben, dass Sie etwas regeln kön-
nen, was aber überhaupt nicht möglich ist. Sie haben den
Bauern 40 Cent versprochen. Das war aber rein populis-
tisch; denn Sie wissen ganz genau, dass das nicht zu er-
zielen ist. Sie führen einen Milchgipfel durch, dessen Er-
gebnisse minimal sind. Nun weigern Sie sich, eine
Lösung auf den Weg zu bringen, weil in Bayern Wahlen
anstehen.

Wenn Sie sagen, Sie würden für die gesamte Land-
wirtschaft in Deutschland eine Politik des Ausgleichs
bzw. eine Politik betreiben, die hochzufriedenstellend
sei, dann kann ich dazu nur sagen: Mit dem, was Sie in
der Milchpolitik gemacht haben, ist niemand in Deutsch-
land zufrieden, weder die Bauern in Bayern noch die
Bauern in Norddeutschland.


(Beifall bei der FDP)


Sie haben einen planwirtschaftlichen Eingriff vorgenom-
men. Im Grunde genommen haben Sie einen parteipoliti-
schen Kniefall auf Kosten der Agrarwirtschaft und ins-
besondere auf Kosten der Milchwirtschaft begangen.

Das geht so weiter. Was meinen Sie denn, wenn Sie
sagen, die Leute hätten Planungssicherheit? Sie haben
jetzt eine Modulationsregelung auf den Weg gebracht,
die dazu führt, dass die Direktzahlungen an die Bauern
vor dem Jahr 2013 in einem Maße gekürzt werden, wie
man es nicht erwarten durfte.

Zunächst sagen Sie, es bleibe alles beim Alten. Dann
heißt es, dass Sie die Modulationsmittel einsetzen wol-
len, um einen schleichenden Milchausstieg zu realisie-

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(C (D en. Bei dieser Frage stehen wir nicht nur im völligen iderspruch zur europäischen Ebene, sondern auch in erhalb der Koalition. Die SPD will etwas völlig anderes ls die CDU/CSU. Man muss doch einfach einmal zur enntnis nehmen, dass Sie sich in allen zentralen Punk en überhaupt nicht durchsetzen. ie seichtern in der Gegend herum: hier ein bisschen laern, da ein bisschen labern. Wenn es aber um die Faken geht, stehen Sie nicht zu den Dingen. Stichwort Erbschaftsteuer. Wo ist denn Ihr Einsatz für ie mittelständischen Betriebe im Agrarbereich? Wo ist hr Veto gegen das, was hier von der Koalition, insbeondere von der SPD, auf den Weg gebracht wird? Sie sagen, im Bereich Ernährung hätten Sie Weichen estellt. Im Grunde genommen kann ich mich nur totlahen. Genauso ist das; lieber Manfred Zöllmer, darin sind ir uns einig, also erzähle nichts. – Sie waren auf der nuga. Auf der Anuga wurde erklärt: Die Ampel wäre ine Dummheit; Mittelständler, macht euch freiwillig uf den Weg. Was machen Sie jetzt? Jetzt wollen Sie geau die Ampel durchsetzen, die Sie vor kurzer Zeit noch ls Dummheitsregelung bezeichnet haben. ie erklären, Sie hätten eine Umfrage gemacht, und in er Umfrage hätten die Leute gesagt, dass ein bisschen arbe auf dem Etikett doch nicht verkehrt ist. Plötzlich ommt Herr Seehofer und sagt holterdiepolter: Macht ine Ampel, das ist doch auch ganz hübsch. (Julia Klöckner [CDU/CSU]: So hat er das nicht gesagt! – Mechthild Rawert [SPD]: Das war eine gute Entscheidung von ihm!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Zurufe von der SPD: Oh!)


(Manfred Zöllmer [SPD]: Wir sind lernfähig!)


as ist keine substanzielle Politik. Nein, hier haben Sie
ichts zu bieten.


(Beifall bei der FDP)


Sie sind mit der Milchquote und den Biokraftstoffen
escheitert. Sie wollen eins zu eins umgesetzt haben?
ch lache mich tot. Fragen Sie doch einmal die Bauern,
o Sie eins zu eins umgesetzt haben. Die Modulation ist
escheitert. Die Probleme mit der Biotechnologie wird
rau Happach-Kasan noch ansprechen.

Das schärfste Stück, was es überhaupt gibt, ist die
hne-Gentechnik-Kennzeichnung. Es steht „Ohne
entechnik“ drauf, enthalten sind aber 0,9 Prozent Gen-

echnik. Das sollte man sich einmal in einem anderen
ereich erlauben. Wenn „Ohne Alkohol“ drauf steht und
,9 Prozent Alkohol drin sind, dann würden alle auf-
chreien. Herr Seehofer bringt solche Dinge aber auf den
eg und verkauft sie auch noch als Erfolg.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Hans-Michael Goldmann
Beim Verbraucherschutz möchte ich einmal zwei
Dinge herausgreifen: Die Regelung hinsichtlich der Cold
Calls wurde nun wirklich höchste Zeit. Darin sind wir
uns ja einig.

Liebe Julia Klöckner, wie ist aber die Situation bei
den Fahrgastrechten? Wie war das denn?


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Wir haben gekämpft!)


Was wurde denn hinsichtlich der Fahrgastrechte gefor-
dert, und was wurde erreicht? Es entstand eine europäi-
sche Pseudoregelung, durch die der Bahn im Grunde
genommen die Möglichkeit gegeben wird, über eine
Stunde verspätet zu sein, ohne einen Schadensausgleich
an den Kunden leisten zu müssen.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Sehr bedauerlich!)


Das sollen Fahrgastrechte sein? Das ist eine Fürsorge-
haltung. Das ist ein Kniefall vor einem Monopolisten,
der seinen Kram nicht in den Griff bekommt.


(Beifall bei der FDP)


Hätten Sie sich an das gehalten, was die FDP auf den
Weg gebracht hat, dann wären wir jetzt viel weiter.


(Manfred Zöllmer [SPD]: Was wollt ihr denn? Erzählt doch mal!)


Letzter Punkt – Manfred Zöllmer, du bist sicherlich
wieder einer Meinung mit mir –: Du willst doch nicht
ernsthaft behaupten, dass durch das Verbraucherinfor-
mationsgesetz das erreicht wird, was den Menschen
versprochen wurde. Es ist zu eng gefasst. Derjenige, der
die Regelungen in Anspruch nimmt, muss erst einmal
50 Euro oder mehr auf den Tisch legen, bevor er eine
Auskunft erhält.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht!)


Das ist Ihr Verbraucherinformationsgesetz. In meinen
Augen ist das eine Verbraucherverhohnepipelung, um
hier ein Wort zu benutzen, das auch noch ins Parlament
passt.

Herr Seehofer, Ihre Bilanz ist vernichtend, und die
Antwort darauf geben die Landwirte.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Nein, sie ist ordentlich!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617403100

Herr Kollege Goldmann, der Minister hat die Rede-

zeit seiner Fraktion und nicht der FDP-Fraktion zur Ver-
fügung gestellt.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich möchte Sie nur darauf aufmerksam machen, dass Sie
jetzt auf Kosten Ihrer Kolleginnen und Kollegen spre-
chen.

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(C (D Frau Präsidentin, ich mache Schluss. Das Problem ist, ass der Minister nichts zu sagen hat, während das bei ir ja anders ist. (Beifall bei der FDP – Zurufe von der CDU/ CSU und der SPD: Oh! – Peter Bleser [CDU/ CSU]: Das haben Sie uns aber nicht bewiesen! – Mechthild Rawert [SPD]: Einbildung ist auch eine Bildung!)

Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1617403200


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617403300

Das Wort hat die Kollegin Waltraud Wolff für die

PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Waltraud Wolff (SPD):
Rede ID: ID1617403400

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Meine Damen und Herren! Nach der Rede
on Herrn Kollegen Goldmann möchte ich gerne zur
achlichkeit zurückkommen. Herr Kollege Goldmann,
s hätte mich sehr gefreut, wenn Sie einmal gesagt hät-
en, was die FDP will, und nicht, was Sie alles nicht wol-
en und was alles schlecht gewesen ist.


(Beifall bei der SPD – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das erleben Sie bei jeder Abstimmung im Ausschuss, Frau Kollegin Wolff!)


Kommen wir jetzt aber zur Sachlichkeit zurück.

Wir haben in diesem Haushaltsansatz 5,29 Milliarden
uro bereitgestellt. Ich denke, das ist ein guter Ansatz

ür 2009. Darin ist eine deutliche Aufstockung der Mittel
ür die Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe „Verbesse-
ung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ enthal-
en. Darauf hat Herr Minister Seehofer schon hingewie-
en. Außerdem gibt es auch das Programm zum Ausbau
es Breitbandnetzes, das für die Entwicklung der ländli-
hen Räume ganz wichtig ist. Wir als SPD haben immer
roßen Wert darauf gelegt, und wir sehen diese Mit-
elaufstockung auch als ein positives Signal für die dort
ebenden Menschen.


(Beifall bei der SPD – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das ist doch aber ein Fliegenschiss! Das weißt du doch! Hör doch auf!)


Das Bundesprogramm Ökologischer Landbau soll mit
6 Millionen Euro weitergeführt werden. Hier stehen als
in Schwerpunkt der Förderung Forschung und Entwick-
ung ganz besonders im Mittelpunkt. Auch das ist ein
utes Signal für die Zukunft.

Wir haben im letzten Jahr die Fortsetzung dieses Bun-
esprogramms durchgesetzt, weil wir sehen, dass der
arkt für die Bioprodukte wächst. An dieser Stelle
öchte ich mich bei meinem Kollegen Gustav Herzog

anz herzlich bedanken, der sich mit guten Argumenten
ehement für dieses Bundesprogramm eingesetzt hat.


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Waltraud Wolff (Wolmirstedt)

Unser Ziel ist, dass die Landwirte die Marktchancen,
die sich ihnen bieten, nutzen können. Gleichzeitig ist es
uns wichtig, den ökologischen Landbau als einen Bau-
stein zur Reaktion auf den Klimawandel zu sehen. Ge-
meinsam mit der Entwicklung der ländlichen Räume ist
dies eine Investition in die Zukunft.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – HansMichael Goldmann [FDP]: Du weißt selbst, dass das, was du sagst, nicht stimmt! Traurig ist das!)


Dies ist aber nicht nur eine Investition in die Zukunft der
Landwirtschaft, sondern auch in die Zukunft der gesam-
ten Gesellschaft. Sehr geehrter Herr Minister, lieber Herr
Seehofer, ich freue mich, dass Sie dieses Jahr das Bun-
desprogramm Ökolandbau von sich aus im Haushalt be-
rücksichtigt haben. Wir können hier gemeinsam Schwer-
punkte setzen. Hier sind wir auf einem guten Weg.

Agrarhaushalt klingt für die Menschen im Lande im-
mer nach längst überkommenen Subventionen. Aber bei
genauerer Betrachtung des Haushalts erkennen wir, dass
wir gerade hier in die Zukunft investieren. Wir investie-
ren in eine intakte Umwelt. Wir investieren in lebendige
ländliche Räume, in wettbewerbsfähige Betriebe und in
gesunde Menschen und starke Verbraucherinnen und
Verbraucher. Wenn das nicht zukunftsfähig ist, dann
weiß ich es nicht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Aber wir können all das in diesen Haushaltsberatungen
noch verbessern. Wir als SPD haben gute Ideen. Ich
werbe in den nächsten Wochen dafür, dass Sie uns dabei
helfen, diese zu verwirklichen.

Ich habe die Gemeinschaftsaufgabe angesprochen.
Die EU-Kommission hat zu Recht darauf hingewiesen,
dass der Klimawandel eine der großen Herausforderun-
gen ist und auch der Erhalt der biologischen Vielfalt
ganz entscheidend sein wird. Wir wissen, dass gerade
die Landwirtschaft vom Klimawandel betroffen ist. Des-
halb müssen wir diese Herausforderungen annehmen.

Es gibt einen Sonderrahmenplan für den Küsten-
schutz. Auch das ist ein notwendiger Teil. Notwendig ist
es aber auch, innerhalb des normalen Rahmenplans da-
für zu sorgen, dass die Eindämmung der Klimarisiken,
die Anpassung an den Klimaschutz und auch der Erhalt
der Biodiversität ein spürbares Gewicht erhalten. Die
Agrarpolitik kann die Anpassung der Landwirtschaft an
die Herausforderungen des Klimawandels und natürlich
auch die Verringerung der Risiken unterstützen. Das
wollen wir gerne tun.

Dafür müssen wir aber in der Zukunft noch viel stär-
ker als bisher an den Zielen einer standortangepassten
Landwirtschaft arbeiten. Wir müssen auf eine auf die
Veränderung ausgerichtete Landbewirtschaftung abstel-
len und auch die artgerechte und gesunde Haltung von
Tieren als oberstes Gebot sehen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D iese Richtung können und müssen wir mit den Maßahmen der Gemeinschaftsaufgabe unterstützen. Ich habe vorhin das Breitbandprogramm angesprohen. Bei diesem Signal in die Zukunft steht natürlich ie Entwicklung der ländlichen Räume im Mittelpunkt. aran müssen sich die Programme der Gemeinschafts ufgabe ausrichten. Wir können aber gleichzeitig auch ier die Menschen unterstützen, die sich vor Ort engaieren. Deshalb schlagen wir als SPD eine institutionelle örderung des Bundesverbandes der Regionalverbände or. Hier können wir die Regionalinitiativen stärken und o die Vernetzung für die Entwicklung der ländlichen äume viel effektiver als bisher nutzen. Zu den neuen Herausforderungen, die die EU defiiert hat, gehört natürlich auch der Erhalt der biologichen Vielfalt. Hier sehe ich für die Haushaltsberatunen zwei entscheidende Punkte. Zum einen müssen wir in umfassendes Monitoring der Biodiversität dort aufauen, wo gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut erden, weil wir beobachten müssen, ob dieser Anbau uswirkungen auf unsere Umwelt hat. um anderen müssen wir auf die tiergenetischen Resourcen abstellen und die Nachhaltigkeit nutzen. Das estehende Fachprogramm ist überwiegend auf die wisenschaftliche Begleitforschung ausgerichtet. Der Forchungsschwerpunkt liegt auf der Erhaltungszucht und er Bestandsaufnahme der tiergenetischen Ressourcen. n dieser Stelle kann man Änderungen vornehmen, weil ie bisherigen Förderansätze für aktive Landwirte, die uasi aus Eigeninitiative alte Nutztierrassen halten, fianziell unzureichend ausgestattet sind. Hierauf könnte an auch in der GAK einen entsprechenden Schwer unkt setzen und die Landwirte vor Ort unterstützen. Die vorgesehenen Mittel für den effizienten Energieinsatz in Landwirtschaft und Gartenbau sind ein richtier Schritt. Darüber sind wir uns, glaube ich, fraktionsbergreifend einig. Denn sie sind ein Beitrag zum limaschutz und zur Kostensenkung der Betriebe. Auch in der Fischerei – das ist, glaube ich, das erste al, dass ich in meiner Rede die Fischerei in den Blick ehme – (Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Schade eigentlich! – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das kommt daher, dass du Vegetarierin bist!)


(Beifall bei der SPD)


ibt es Potenziale, den Treibstoffverbrauch zu senken
nd die Fischerei in Zukunft nachhaltiger zu gestalten.
ir müssen prüfen, ob es zum Beispiel im Rahmen der
essortforschung möglich ist, die Fischer zu unterstüt-
en, indem bessere Netze entwickelt werden, die den
chleppwiderstand verringern und eine bessere Tren-
ung des Fanges ermöglichen. Unser Ziel kann und
uss in diesem Zusammenhang eine bestandserhaltende
ewirtschaftung unserer Gewässer sein.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ein anderer Schwerpunkt unseres Haushalts ist die
örderung der nachwachsenden Rohstoffe. Diese Mit-






(A) )



(B) )


Waltraud Wolff (Wolmirstedt)

tel werden insbesondere für die Markteinführung und für
die technischen Verbesserungen ausgegeben. Ein
Schwerpunkt muss aber auch auf der Technikfolgenab-
schätzung liegen. Wir alle haben noch die Diskussionen
der letzten Zeit in Erinnerung. Deshalb schlagen wir vor,
die Technikfolgenabschätzung bei der Nutzung von Bio-
masse in den Blick zu nehmen und dabei den Schwer-
punkt auf die Untersuchung der Auswirkungen der Aus-
bringung von Gärresten auf die Böden zu legen.

Außerdem wissen wir alle um die Flächen- und Nut-
zungskonkurrenzen der stofflichen und energetischen
Verwendung nachwachsender Rohstoffe. Wenn wir ein
Signal für die Zukunft setzen wollen, dann sollten wir
auch die damit verbundenen Möglichkeiten nutzen. Wir
investieren in die Zukunft.

Ich möchte mich beim Verbraucherschutz – dazu wer-
den noch zwei Kollegen aus meiner Fraktion reden – auf
einen Punkt konzentrieren. Wir haben in diesem Jahr
– das hat Herr Minister Seehofer angesprochen – die
Kennzeichnung „Ohne Gentechnik“ beschlossen. Die
Verbraucherinnen und Verbraucher erhalten Wahlfreiheit.
Die Hersteller können ihre Produkte mit der Kennzeich-
nung „Ohne Gentechnik“ bewerben. Unser Vorschlag ist,
diese Kennzeichnung mit einer breit angelegten Infor-
mationskampagne in der Bevölkerung zu unterstützen.


(Beifall bei der SPD)


Finanzminister Peer Steinbrück hat heute Morgen
festgestellt, dass Investitionen in die Zukunft wichtig
sind. Der Bundeshaushalt ist entsprechend aufgestellt.
Unsere Vorschläge machen deutlich, dass wir uns hieran
orientieren. Ich wünsche uns allen gemeinsam konstruk-
tive Haushaltsberatungen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617403500

Für die Fraktion Die Linke spricht nun die Kollegin

Dr. Kirsten Tackmann.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617403600

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Verehrte Gäste! Haushaltsberatungen sind im-
mer auch eine Art Leistungskontrolle oder Zeugnisver-
gabe. Insofern sollten wir uns aus meiner Sicht auch
damit befassen, auf welche Situation dieser Haushalts-
entwurf trifft.

Die Liste der vor allen Dingen von Herrn Seehofer
unbewältigten Konfliktfelder im Agrarbereich ist lang.
Der Milchstreik ist schon genannt worden. Es gab De-
monstrationen von Imkern, Schweinehaltern, Schäfern
und der Biokraftstoffbranche. Es gab Feldbesetzungen
gegen den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen.
Wir hatten einen weiteren Personalabbau und zusätzli-
che Standortschließungen im Agrarforschungsbereich zu
verzeichnen. Die Betriebsmittelkosten und die Boden-
und Pachtpreise explodieren. Es gibt Fördermittelrück-
forderungen an Gartenbaubetriebe. Außerdem droht die

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(C (D ürzung von Direktzahlungen an die Landwirtschaftsberiebe in Höhe von 400 Millionen Euro. Hinzu kommen utzungskonflikte zwischen Lebensmittel-, Futtermit elund Biomasseanbau. Auch die sozialen Probleme in den ländlich geprägten egionen nehmen weiter zu. 41,1 Prozent der Erwerbs ätigen in Ostdeutschland arbeiten unterdessen im Niediglohnbereich. Das betrifft vor allen Dingen Dörfer, leine Städte und die Landwirtschaft, also den Verantortungsbereich von Horst Seehofer. Was tut die Koali ion in dieser Situation? Sie blockiert den gesetzlichen indestlohn und schafft die Pendlerpauschale ab. (Manfred Zöllmer [SPD]: Wo kommen denn auf dem Land die Arbeiter her, Frau Kollegin? – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Die meisten Bauern wohnen auf dem Hof! Die Pendlerpauschale spielt da keine Rolle!)


Die Folgen sind absehbar und stehen im gerade veröf-
entlichten „Raumordnungsbericht Berlin-Brandenburg“.
ür das Jahr 2030 wird ein Bevölkerungsschwund von
5,4 Prozent in den Berlin-fernen Regionen prognosti-
iert. Der Grund ist eine „erhebliche Abwanderung jun-
er Erwerbstätiger“. Konkret: Vor allem junge Frauen
liehen in den Westen oder in Großstädte. Sie wollen dem
rmutsrisiko und den fehlenden Lebensperspektiven ent-

innen; denn es fehlt auf dem Land vieles, was junge
rauen brauchen. Es fehlt an öffentlicher Kinderbetreu-
ng, Bus- und Bahnverbindungen, Arztpraxen, Kultur,
ildung und Dienstleistungen. Es fehlt an sozialer Absi-
herung vor allem für mitarbeitende Familienangehörige.
s fehlt an qualifizierter Arbeit. Gerade einmal 7 Prozent
er Leiter landwirtschaftlicher Betriebe in der Bundesre-
ublik sind Frauen. Damit belegt Deutschland in der EU
er 27 den letzten Platz.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Und was soll Herr Seehofer dagegen machen?)


Es fehlt zudem an gerechter Entlohnung. Laut einer
ktuellen Studie bekommen Frauen selbst bei gleicher
ualifikation 33 Prozent weniger Lohn als Männer, das
eißt 12 statt 18 Euro brutto pro Stunde. Im Osten gilt
as nicht. Dort bekommen auch die Männer weniger.
ie Antwort von Horst Seehofer auf diese spezifischen
robleme besteht in einer Arbeitsgruppe von acht Minis-

erien. Aber ausgerechnet die Familien- und Frauen-
inisterin fehlt. Das ist eine glatte Fehlleistung, auch der
inisterin.


(Beifall bei der LINKEN – Manfred Zöllmer [SPD]: Kommen Sie doch mal zur Sache!)


Blindheit gegenüber Gleichstellungsproblemen auf
em Land zeigt auch der Bundeshaushalt. Die Mittel für
ie Gemeinschaftsaufgabe werden zwar auf 700 Millio-
en Euro aufgestockt. Aber Ansätze für eine geschlech-
ergerechte Verteilung dieser Fördermittel sind nicht
rkennbar. Es fehlt aber nicht nur an Geld. In der Anhö-
ung zur Gemeinschaftsaufgabe haben wir erfahren, wie
chwierig der Zugang zu diesen Mitteln ist. Auch das be-
rifft besonders Frauen. Das ist alles andere als eine Poli-
ik im Interesse der Dörfer und der kleinen Städte.






(A) )



(B) )


Dr. Kirsten Tackmann
Es gibt aber auch andere Großbaustellen. Wenn der
Bund über die BVVG den ehemals volkseigenen Boden
zu Höchstgeboten veräußert, mag zwar die Bundeskasse
klingeln. Aber viele ortsansässige Landwirtschaftsbe-
triebe verlieren dadurch in Ostdeutschland ihre Produk-
tionsgrundlage. Sie können bei den spekulativen Boden-
käufen nicht mithalten. Das ist keine Politik im Interesse
der ortsansässigen Bewirtschafter. Sie trägt stattdessen
zur Konzentration von Bodeneigentum und zur sozialen
Destabilisierung bei.

Im Streit um die flächenabhängige Kürzung der EU-
Direktzahlungen verlieren zuerst die ostdeutschen Land-
wirtschaftsbetriebe, die viele Arbeitsplätze erhalten und
geschaffen haben. Arbeitsplatzabbau und Lohnzurück-
haltung sind die Folge. Das angeblich nur umgeschichtete
Geld wird auch in den Landkreisen nicht ankommen, weil
die dafür notwendigen Kofinanzierungsmittel der Bun-
desländer fehlen. Das ist keine Politik im Interesse der
Landwirtschaftsbetriebe und der Dörfer.


(Beifall bei der LINKEN)


Bei der Agrogentechnik weiß man nicht, wofür Horst
Seehofer und die Koalition stehen – jedenfalls nicht auf
der Seite der gentechnikfreien Landwirtschaft und der
Imkerei. Beim Milchstreit hat sich gezeigt, dass Horst
Seehofer nicht konsequent auf der Seite der Milcherzeu-
gerbetriebe sowie der Verbraucherinnen und Verbrau-
cher steht. Seine starken Worte gegen kartellartige Han-
delstrukturen sind folgenlos verhallt. So bekommen wir
das nicht hin, weder eine flächendeckende einheimische
Milchproduktion noch kostendeckende Erzeugerpreise,
die wir im Laden noch bezahlen können.

Insofern stellt sich die Frage: Wessen Interessen ver-
treten der Minister und die Koalition eigentlich? Aus
meiner Sicht wird der Agrarhaushaltsentwurf 2009 vie-
len Problemen im ländlichen Raum nicht gerecht.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617403700

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat nun die

Kollegin Ulrike Höfken das Wort.


Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617403800

Herr Minister Seehofer! Liebe Kolleginnen und Kol-

legen! Wenn Sie ernsthaft glauben, dass Sie Ihre Aufga-
ben und Ziele mit diesem Haushalt erfüllt haben, dann
sollten Sie jetzt konsequenterweise gehen. Aber auch in
Bayern bleibt dem Wahlvolk der Jubel ja im Halse ste-
cken.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Abwarten!)


Ich will nur ein wichtiges Beispiel nennen, nämlich
das der armen Menschen in diesem Land. Ich habe ge-
rade eine Tour zum Thema Armut und Ernährung ge-
macht. Hunderttausende von Menschen sind mittlerweile
Kunden der sogenannten Tafeln. Sehr viele Freiwillige,
deren Arbeit äußerst bewundernswert ist,

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


ersorgen diese Menschen mit den notwendigen Lebens-
itteln. Aber keiner sagt, dass diese Arbeit allein von

iesen Freiwilligen erledigt werden kann. Vielmehr ist
anz klar, dass diese Probleme nicht von den Tafeln ge-
öst werden können. Das sind Probleme der Gesellschaft
owie der Politik, und von Letzterer sind sie auch zu lö-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Peter Bleser [CDU/CSU]: Was schlagen Sie vor, Frau Höfken? – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)


Genau.

Die schwarz-rote Bundesregierung hat seit 2005 etwa
0 Milliarden Euro Steuermehreinnahmen zu verbuchen.
as entspricht einem Fünftel mehr an Haushaltsmitteln,

ls wir unter Rot-Grün hatten. Die Mehrwertsteuer be-
astet die Menschen; sie stöhnen unter den steigenden
ebenshaltungskosten. Aber wenn wir in den Haushalt
chauen, lautet der Befund: Fehlanzeige beim sozialen
usgleich.

Das Forschungsinstitut für Kinderernährung in Dort-
und hat schon vor Monaten darauf hingewiesen, dass

ie Hartz-IV-Sätze für Kinder und Jugendliche nicht
usreichen. Aber im Haushalt ist kein entsprechender
usgleich zu finden. Trotz der alarmierenden Zahlen
on Millionen von fehlernährten Kindern und 800 000
chwerkranken adipösen Kindern


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Hungern die?)


indet sich im Haushalt kein adäquates Aktionspro-
ramm Ernährung, das diesem Problem auch nur annä-
ernd gerecht wird. Ohne ordentliche Essensversorgung
das wissen wir doch alle – ist jede Bildungsanstren-
ung zum Scheitern verurteilt. Immer mehr Kinder sind
rank und leiden an Diabetes, Skeletterkrankungen und
erz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Aktionsprogramme

ind zahnlose Papiertiger, und das Geld wird im Kompe-
enzgerangel zwischen Bund und Ländern verschwen-
et.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Daran ist diese Regierung nicht schuldlos. Ein biss-
hen Schulmilch und Pilotprojekte für die Umsetzung
on Qualitätsstandards sind ganz gut, aber nicht im Min-
esten ausreichend. Wir brauchen für alle Kinder eine
ostenlose bzw. bezahlbare Versorgung in Kitas und
chulen, und zwar eine gute. Außerdem brauchen wir
ine Föderalismusreform, die diesen Anforderungen tat-
ächlich gerecht wird und mit der eine Korrektur bei den
uständigkeiten im Bildungsbereich, einschließlich die-
es Falles, vorgenommen wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


ir brauchen die überfällige Aufstockung der Hartz-IV-
ätze, und wir brauchen ernsthafte Förderprogramme,
ie sicherstellen, dass Kinder und Jugendliche nicht in-






(A) )



(B) )


Ulrike Höfken
folge der Armut weiter unter enormen Gesundheitspro-
blemen und mangelnder Unterstützung leiden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zu der Bilanz von Herrn Seehofer gehört auch, dass
die Ampelkennzeichnung immer noch nicht durchge-
setzt wurde. Deswegen sind 70 Milliarden Euro an er-
nährungsbedingten Krankheitskosten zu verbuchen, die
ebenfalls in die Bilanz des ehemaligen Gesundheits-
ministers gehören.

Bei der Landwirtschaft erinnern wir uns an die
Bauernbefreiung, zu der Bauernverbandspräsident
Sonnleitner die Bauern gegen Ministerin Künast auf-
hetzte.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Mit gutem Recht!)


Aber wir sehen, dass heute mehr Bauern auf Demonstra-
tionen gegen Seehofer gehen, als es in der Geschichte
dieses Landes je der Fall war.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Exportanteile nützen nichts, wenn dahinter keine
Wertschöpfung steht. Aber das ist die Erfahrung, die die
Leute machen. Von der Bundesregierung wird totge-
schwiegen – meine Vorredner haben es erwähnt –, dass
wir eine enorme Ausräuberung der Förderung der ländli-
chen Räume haben. Dank Ihrer, dank der Finanzpolitik
von Frau Merkel fehlen in Deutschland seit dem
1. Januar 2007 mehr als 300 Millionen Euro jährlich aus
Brüssel. Mit den Kofinanzierungsmitteln sind es min-
destens zwischen 400 Millionen und 500 Millionen Euro
jährlich weniger. Daneben nimmt sich die Aufstockung
der Gemeinschaftsaufgabe doch wirklich lächerlich aus.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Jedenfalls haben wir unter Rot-Grün sie zusammengestrichen!)


Die Mittel für Ökolandbau, Umweltprogramme, tier-
gerechte Erzeugung und Qualitätsprogramme wurden
gestrichen. Natürlich wurden damit auch die Arbeits-
plätze im ländlichen Raum in Gefahr gebracht. Allein in
Bayern fehlen 40 Prozent der Förderung.

Die Milchbauern fordern zu Recht eine zukunftsfä-
hige Milchpolitik, weg von der Massen- und Über-
schusserzeugung. Die Abstimmung über entsprechende
Anträge wurde im Bundesrat auf die Zeit nach der Wahl
in Bayern verschoben.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617403900

Kollegin Höfken, beachten Sie bitte die Zeit.


Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617404000

Ich komme zum Schluss.

Damit drücken Sie sich ganz klar vor der Verantwor-
tung.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Das glaubt doch keiner!)


So werden wir nicht weiterkommen.

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(C (D Am Sonntag haben die Imker in Bonn demonstriert. uf einem Wagen stand: Wer als Imker CSU wählt, der ann sein Kreuzchen gleich bei Monsanto machen. Dem st wohl nichts hinzuzufügen. Danke schön. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU: Oh! – Julia Klöckner [CDU/CSU]: Die Erde ist eine Scheibe!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617404100

Für die Unionsfraktion spricht nun der Kollege Georg

chirmbeck.


(Beifall bei der CDU/CSU – Julia Klöckner [CDU/ CSU]: Das ist einer, der Ahnung hat!)



Georg Schirmbeck (CDU):
Rede ID: ID1617404200

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Ich hatte die Ehre, einen Augenblick auf dem
tuhl des Fraktionsvorsitzenden zu sitzen.


(Zurufe von der SPD: Oh!)


ach dem, was die Oppositionspolitiker eben erzählt ha-
en, meine ich, dass das gerechtfertigt war; denn eigent-
ich ist unser Einzelplan der zentrale Einzelplan, und alle
robleme dieser Republik müssen im Rahmen unseres
inzelplans gelöst werden. Das ist mein Eindruck gewe-
en. Hier sind bis hin zur Pendlerpauschale alle Pro-
leme aufgezählt worden, die wir zu lösen haben.


(Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Für den ländlichen Raum! – Julia Klöckner [CDU/ CSU]: Und das Klima! Und schlechte Laune!)


Kennen Sie eigentlich einen Bauern persönlich? Der
ormale Bauer wohnt auf seinem Hof. Wollen Sie jetzt
ie Pendlerpauschale für denjenigen einführen, der auf
ein Feld fährt?


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Für die Arbeitnehmer in der Landwirtschaft!)


as Elend der ganzen Welt wird hier thematisiert.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Wir sind hier bei Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, nicht nur bei den Bauern!)


Frau Höfken, ich will Ihnen ein Geheimnis erzählen.
enn man in Deutschland unterwegs ist, mit Bauern

pricht und die Veranstaltungen abends ruhig verlaufen,
an aber Stimmung erzeugen will, dann braucht man

ur von Dosenmaut und verdeckter Feldbeobachtung zu
prechen und die Namen Trittin und Künast zu erwäh-
en. Dann hat man Stimmung im Saal.


(Beifall bei der CDU/CSU)


ie Bauern wollen Sie überhaupt nicht wiederhaben. Es
ützt auch nichts, wenn Sie bestellte Plakate anführen.
ie Bauern wollen in die Zukunft schauen, sie wollen

ine unternehmerische Landwirtschaft. Sie wollen keine
lmosen oder etwas Ähnliches.






(A) )



(B) )


Georg Schirmbeck
Sie können hier eine Menge erzählen. Es gibt Punkte,
über die sich CDU/CSU und SPD nicht einig sind. Aber
das, was wir in den letzten drei Jahren gemeinsam auf
den Weg gebracht haben, und das, was wir im nächsten
Jahr auf den Weg bringen werden, ist wirklich vorzeig-
bar. Darauf sind wir stolz.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Michael Goldmann und ich sind uns meistens bis auf
Punkt und Komma einig. Das hört sich hier manchmal
ein bisschen anders an; das hat aber etwas mit der Rolle
zu tun, die wir hier zu spielen haben. Wir beide kommen
aus einer landwirtschaftlich geprägten Region, die
boomt. Osnabrück-Emsland, Südoldenburg, das sind er-
folgreiche Regionen. Wir sind Abgeordnete in dieser Re-
gion. Dass wir beide unterschiedliche Schwerpunkte set-
zen müssen, das nehmen wir so hin.

Michael, bei aller Kritik, die du an der einen oder an-
deren Stelle vorbringen darfst und musst, könntest du
natürlich auch sagen, dass wir mit der Ressortfor-
schung ein gigantisches Werk auf den Weg gebracht ha-
ben. Es müssen Hunderte von Menschen umziehen und
ihren Arbeitsplatz wechseln. Das birgt ein hohes Kon-
fliktpotenzial, ganz abgesehen von den Sachfragen. Dass
wir das ohne große Aufwallung und Kritik hinbekom-
men, ist eine gigantische Leistung. Alle, die später ein-
mal in diesem Hohen Hause sind, sollten dankbar sein,
dass wir diese schwierige Arbeit auf den Weg gebracht
haben. So etwas kann vielleicht nur eine große Koali-
tion. Darauf sind wir ein bisschen stolz.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Frau Höfken, jetzt sollten Sie einmal zuhören. Was
Sie jetzt hören, sollten Sie erzählen, wenn Sie wieder zu
Hause sind. Wissen Sie, was mich im landwirtschaftli-
chen Bereich furchtbar stört – da ich aus der Szene
komme, erlaube ich mir, das ganz offen zu sagen –: Wir
nehmen zweimal 200 Millionen Euro zur langfristigen
Sanierung der landwirtschaftlichen Unfallversicherung
in die Hand. Kennen Sie eine einzige Verbandszeitung,
in der steht, danke, Deutscher Bundestag, dass du diese
400 Millionen Euro in die Hand genommen hast?


(Beifall der Abg. Julia Klöckner [CDU/CSU])


Auf der Grünen Woche hat einer Ihnen für Ihre heroi-
sche Leistung gedankt; dabei haben Sie bei jeder Ab-
stimmung dagegen gestimmt. Ich war ganz durcheinan-
der, weil ich die personellen Zusammenhänge nicht
kannte.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich kann Ihnen nur sagen: Wir bringen 400 Millionen
Euro in unserem Einzelplan auf den Weg, um die land-
wirtschaftliche Berufsgenossenschaft langfristig auf si-
chere Füße zu stellen. Das ist eine gigantische Leistung,
wenn Sie sehen, welchen Handlungsspielraum wir in
diesem Zusammenhang haben.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist eine heikle Geschichte! Das müssen Sie den Leuten erzählen, wenn sie alt sind!)




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(C (D Das ist keine alte Geschichte. (Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das müssen Sie den Leuten erzählen, wenn sie alt sind!)


Die nächsten 200 Millionen Euro müssen in dem
aushalt, über den wir reden, zur Verfügung gestellt
erden. Der Unterschied zwischen mir und Ihnen ist,
ass ich über den Haushalt 2009 spreche, Sie aber Mär-
hen erzählt haben. Das hat doch mit der Realität unse-
es Haushalts nichts zu tun.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Geschlampt haben wir in der Vergangenheit beim
üstenschutz. Jetzt kann man natürlich sagen: Das hat
it Klimaveränderung und all dem, was damit zusam-
enhängt, zu tun. In Wirklichkeit ist dafür in den 90er-

ahren und auch Anfang dieses Jahrhunderts zu wenig
etan worden. Die Mittel, die dafür im Bundeshaushalt
ur Verfügung standen, sind teilweise gar nicht abgeru-
en worden, und jetzt kommen die Ministerpräsidenten
er norddeutschen Länder und sagen: Der Bund muss
ehr tun. Ich sage: Ihr müsst die Mittel abrufen, ihr
üsst die Mittel gegenfinanzieren. Wir haben die Mittel

ur Verfügung gestellt. Bundesminister Seehofer hat
ittlerweile mit unserer Unterstützung dafür gesorgt,

ass 25 Millionen Euro in einem Sonderplan zur Verfü-
ung stehen. Wir als Bund stehen also zu unserer Ver-
flichtung. Aber wenn die, die vor Ort wirklich zustän-
ig sind, ihren Verpflichtungen nicht nachkommen, dann
önnen wir natürlich auch nicht helfen. Wir sind nicht
ür alles Elend zuständig. Manche sind für das Elend,
as sie beklagen, selber zuständig.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Gemeinschaftsaufgabe „Küstenschutz“: Jeder Abge-
rdnete im ländlichen Raum hat doch unwahrscheinliche
deen, was man alles machen kann. Wenn wir noch
00 Millionen Euro hätten, könnten wir diese 300 Mil-
ionen Euro doch sehr schnell ausgeben. Man kann mit
eringfügigen Mitteln wirklich viele gesellschaftliche
rojekte auf den Weg bringen; das ist überhaupt keine
rage. Aber das muss auch insgesamt darzustellen sein.
enn der Bundeshaushalt insgesamt eine Steigerung um

,8 Prozent erfährt, dann können wir doch nicht erwar-
en, dass in diesen Bereich 20 Prozent mehr fließt. Das
önnen wir zwar erzählen, das glaubt aber kein Mensch,
nd es hilft auch draußen niemandem, dem wir wirklich
elfen wollen. Aber die Trendwende, die wir bei dieser
AK zu verzeichnen haben – 700 Millionen Euro stehen

ur Verfügung –, das ist doch eine Hausnummer. Wir
ollten hier keine unrealistischen Erwartungen wecken,
ondern zeigen, was wir in diesem Zusammenhang ge-
einschaftlich auf den Weg bringen!

Ein ganz wichtiger Punkt ist soziale Sicherheit im
ändlichen Raum. Wir stellen fest, dass das eine oder
ndere Alterssicherungsprogramm jetzt abschmilzt, weil
ie Klientel ganz einfach wegstirbt; so brutal ist die Welt
ben. Wir stellen aber fest, dass es einen Bereich gibt, in
em es einen Aufwuchs gibt: in der landwirtschaftlichen
rankenversicherung. Das hat natürlich etwas mit der






(A) )



(B) )


Georg Schirmbeck
allgemeinen Gesundheitspolitik zu tun. Wir können den
Menschen im ländlichen Raum sagen, dass wir zu unse-
rer Verantwortung stehen und dass die Mittel entspre-
chend aufwachsen. Wir haben dafür gesorgt, dass die
Kinder der Bauern so behandelt werden wie alle Kinder
in der Republik. Das ist eine Leistung. Das darf man hier
doch einmal positiv herausstellen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


In der Großen Koalition gibt es einen Punkt, über den
wir diskutieren – Ernst Bahr und ich versuchen immer,
diese Diskussionen vorzubereiten –: den wirtschaftli-
chen Verbraucherschutz. Es gibt unterschiedliche An-
sätze.


(Zuruf von der CDU/CSU: Richtig!)


Ich sage uns einmal voraus: Wir führen ein Bericht-
erstattergespräch. Frau Drobinski-Weiß ist immer ängst-
lich, wenn der wilde Schirmbeck da so zu Werke geht.
Aber am Ende der Gespräche werden wir uns geeinigt
und sachlich Gutes auf den Weg gebracht haben.

Hier wurde gesagt: Es wird überhaupt nichts gegen die
Fehlernährung, gegen die Unterernährung von Menschen
und anderes getan. Wir müssen einmal zur Kenntnis neh-
men, dass Minister Seehofer eine große Kampagne für
gesunde Ernährung in den Schulen durchgeführt hat.
Sie nehmen gar nicht zur Kenntnis, wie viel Positives in
dieser Republik stattfindet. Nur wenn Sie das endlich
einmal zur Kenntnis nähmen, könnten Sie die Kraft ha-
ben, sich zukünftig um die Probleme zu kümmern, die
wir noch nicht gelöst haben. Ich weiß gar nicht, wie Sie
morgens aufstehen. Es muss Ihnen doch schon morgens
Kopfschmerzen bereiten, wie grau der Tag wird, wenn
Sie sich nicht über das freuen können, was Sie abends
geleistet haben.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Lassen Sie mich schließlich und endlich eines sagen:
Wir können uns hier über vieles unterhalten. Ich glaube
aber, wenn man einmal mit offenen Augen durch die
Welt fährt, dann stellt man fest: Es gibt einen riesigen
Hunger nach gesunder, ausreichender Ernährung und
nach Energie. Angesichts dessen sollten wir uns viel-
leicht einmal gemeinsam fragen, wie wir unsere sämtli-
chen gemeinsam gepflegten ideologischen Vorbehalte
abbauen und die Kraft finden können, um zu sagen:
Beim nächsten Mal nehmen wir einen Sonderplan
„Grüne Gentechnik“ in Angriff.


(Beifall der Abg. Dr. Christel Happach-Kasan [FDP])


– Ich will gar keinen Beifall dafür haben. Ich möchte
nur einmal anregen, darüber nachzudenken, ob das
nicht zur Verantwortung eines Hochtechnologielandes
wie Deutschland gehört. Wenn wir nicht den Mut ha-
ben, uns da einzubringen, wer dann soll die Probleme
in dieser Welt lösen?

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(C (D (Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihren Vorschlag würde ich jetzt einmal nach Bayern schicken!)


Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617404300

Für die FDP-Fraktion spricht nun die Kollegin

r. Christel Happach-Kasan.


Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1617404400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

err Kollege Schirmbeck, selbstverständlich bedanke
ch mich bei Ihnen für diesen sehr versöhnlichen und
onstruktiven Beitrag. Ich fürchte allerdings, Minister
eehofer wird nicht in der Lage sein, ihn umzusetzen. Er
at deutlich gemacht, dass bei ihm Willkür und Unwis-
enschaftlichkeit das Handeln prägen.

Überhaupt, Herr Minister, bin ich ein bisschen ent-
äuscht von Ihrer Rede, weil Sie die Wirklichkeit in
eutschland ausblenden.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


ngesichts eines Milchlieferboykotts, wie wir ihn in die-
er Republik noch nie gehabt haben, angesichts der Nöte
on Milchbauern von der Einheit der Landwirtschaft zu
prechen, das ist für mich ein Ausblenden der Wirklich-
eit, wie ich es von einem Landwirtschaftsminister nicht
rwartet hätte.


(Beifall bei der FDP – Peter Bleser [CDU/ CSU]: Fragen Sie mal die Bauern!)


Ich frage die Bauern. Ich bin auf der Versammlung in
chleswig-Holstein gewesen, wo der Präsident Schwarz
ehr deutlich für eine Politik geworben hat, wie auch wir
ls FDP-Bundestagsfraktion sie vertreten – Herr Kollege
leser, Sie könnten ruhig einmal zuhören: wie auch wir

ie hier vertreten –, nämlich für eine unternehmerische
andwirtschaft. Diese unternehmerische Landwirt-

chaft braucht sichere Rahmenbedingungen.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Das machen wir!)


o sind diese sicheren Rahmenbedingungen?


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Das werden wir Ihnen gleich erzählen!)


Erinnern wir uns doch einfach einmal an den Milch-
ipfel! Viel wurde versprochen, und anschließend war
er Milchpreis niedriger als vorher. Das ist das Handeln
ieses Ministers. Gestaltet er so die Zukunft?


(Beifall bei der FDP)


Der Minister ist stolz darauf, dass er alle Punkte des
oalitionsvertrags erfüllt habe. Kann er wirklich stolz
arauf sein, die gesamte Biodieselbranche in den Dutt
efahren zu haben?


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Na, na, na!)







(A) )



(B) )


Dr. Christel Happach-Kasan
Genau das hat er gemacht! Mit der Erfüllung des Koali-
tionsvertrags hat er dafür gesorgt, dass die gesamte Bio-
kraftstoffbranche am Boden liegt. Dass man darauf stolz
ist, kann ich nicht verstehen.


(Beifall bei der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Rekordproduktion im letzten Monat!)


– Sie kommen auch noch dran, Herr Kelber.

Wir wissen im Übrigen: Die Hälfte der Menschen in
Deutschland lebt in den ländlichen Regionen. Aber die
Breitbandverkabelung ist dem Minister gerade mal
10 Millionen Euro wert. Wie weit soll das eigentlich rei-
chen? Das reicht noch nicht einmal für einen einzigen
Landkreis. – So viel dazu.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Das ist aber ein Anfang!)


Die Ressortforschung wurde als Ruhmestat benannt.
Kollege Schirmbeck, da muss ich Ihnen leider wider-
sprechen. Ressortforschung hat die Aufgabe, den Land-
wirtschaftsminister zu beraten, und dazu muss man
entsprechende Forschung betreiben. Das muss dort ge-
schehen, wo es am besten möglich ist. Warum eigentlich
zerschlägt man in Kiel eine hervorragend funktionie-
rende Milchforschung, die auf die Zukunft ausgerichtet
ist?


(Elvira Drobinski-Weiß [SPD]: Das ist der Wahlkreis von Frau Happach-Kasan!)


Das ist für mich nicht nachvollziehbar. Dies nach Karls-
ruhe zu verlagern, wo die anderen Einrichtungen nicht
vorhanden sind – ob es um Tierhaltung oder sonst etwas
geht –, ist meines Erachtens ein absolutes Armutszeug-
nis.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617404500

Kollegin Happach-Kasan, gestatten Sie eine Zwi-

schenfrage des Kollegen Schirmbeck?


Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1617404600

Aber gern, Herr Kollege Schirmbeck.


Georg Schirmbeck (CDU):
Rede ID: ID1617404700

Verehrte Frau Happach-Kasan, über diese Sache mit

dem Milchinstitut haben wir in unterschiedlichen Ge-
sprächsrunden wiederholt diskutiert. Glauben Sie nicht,
dass die Beurteilung der gesamten Ressortforschung und
der Neuorganisation glaubwürdiger wäre, wenn diesen
Punkt nicht eine Abgeordnete aus Schleswig-Holstein
kritisiert hätte? Wenn die Meinung besteht, dass alles
nicht so gelaufen ist, wie es hätte laufen sollen, dann hät-
ten Sie doch etwas aus Niedersachsen oder Baden-
Württemberg oder Nordrhein-Westfalen nehmen kön-
nen. Klingt das, was Sie jetzt vorgetragen haben, nicht
nach Kirchturmspolitik?


Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1617404800

Nein. Einmal ist der Kirchturm in Kiel ein bedeuten-

der Kirchturm. Zum anderen muss man feststellen – das
kann man im Vergleich der einzelnen Institute sehr deut-
lich machen –, dass die Milchforschung in Kiel mit Stär-

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(C (D ung der Universität, die vom Wissenschaftsrat besoners positiv beurteilt worden ist, eine hervorragende truktur gewesen ist – ingebunden in eine Wissenschaftslandschaft, (Hans-Michael Goldmann [FDP]: In eine Milchproduktionsregion!)


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Eben!)


ingebunden in eine Unternehmensstruktur, die dort her-
orragende Arbeit geleistet hat. In bestimmten Berei-
hen kann diese Arbeit in Karlsruhe schlicht nicht fort-
eführt werden,


(Beifall bei der FDP)


eil es dort zum Beispiel die Tierhaltung von
chaedtbek nicht gibt, weil es dort zum Beispiel das
iabetesprogramm mit der Universitätsklinik nicht gibt.
eswegen habe ich mich für Kiel eingesetzt. Ich glaube,

s muss auch einer schleswig-holsteinischen Abgeordne-
en erlaubt sein, für einen Standort in Schleswig-Hol-
tein zu werben. Wer in dem bayerisch geführten Minis-
erium tut das denn sonst?


(Beifall bei der FDP)


nsofern ist dieser Beitrag voll gerechtfertigt. – Vielen
ank für die Frage.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Wir schätzen die Schleswig-Holsteiner! Das ist überhaupt kein Zweifel! – Gegenruf des Abg. Jürgen Koppelin [FDP]: Stell doch noch eine Frage!)


Danke, Kollege Koppelin. Ich hätte gern noch eine
weite Frage.

Ich möchte auf einen anderen Punkt kommen; er ist
chon angesprochen worden. Auf landwirtschaftlichen
lächen wird für die Ernährung produziert. Das ist eine
ochwichtige Produktion. Aber wir haben auch eine
nergieproduktion. Wir sind uns in diesem Hause ei-
ig: Wir wollen bis 2020 einen Anteil der erneuerbaren
nergien von 20 Prozent. Gegenwärtig sind wir bei ei-
em Stand von 7,3 Prozent. Wir wissen, dass 75 Prozent
er erneuerbaren Energien aus Biomasse gewonnen wer-
en. Vor diesem Hintergrund, Herr Minister, will ich et-
as Lobendes sagen. Das Gutachten des Wissenschaftli-

hen Beirats zur energetischen Nutzung von Biomasse
st ein gutes Gutachten. Aber was nützen uns Gutachten,
enn sie nicht umgesetzt werden? Warum hat man bei
er Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes nicht
uf diese Daten zurückgegriffen? Das Gutachten besagt
indeutig, dass die Produktion von Biomasse in Agro-
orstsystemen besonders positiv ist. Wir haben dazu drei
nträge von der FDP, von den Grünen und von den Lin-
en vorliegen. Die Oppositionsfraktionen machen dazu
ine Anhörung.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Die FDP macht mit den Grünen einen Antrag?)


arum bringen Sie nicht endlich die Änderung des Bun-
eswaldgesetzes auf den Weg, damit wir diese Art der
roduktion von Biomasse endlich naturverträglich und






(A) )



(B) )


Dr. Christel Happach-Kasan
für die Verbraucher kostengünstig auf den Weg bringen
können? Ich sehe da von Ihrer Seite überhaupt keine
Handlung. Das ist Murks.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Gehen wir zum nächsten Thema, dem Pflanzen-
schutz. Sie haben keine Unterstützung geleistet. Sie ha-
ben nicht auf den Weg gebracht, dass wir in der EU eine
Pflanzenschutzgesetzgebung bekommen, die auch den
Anforderungen von Verbrauchern und Landwirten ent-
spricht. Bei Rechtsverstößen duckt sich diese Bundes-
regierung weg. Das zeigt sich beim Einsatz von nicht
zugelassenen Pflanzenschutzmitteln. Die Antwort der
Bundesregierung auf meine Frage war nichtssagend. Das
zeigt sich beispielsweise genauso beim Versenken von
Felsblöcken im FFH-Gebiet vor Sylt. Auch das ist ille-
gal. Diese Bundesregierung hat ein gestörtes Verhältnis
zum Rechtsstaat.


(Beifall bei der FDP – Widerspruch bei der SPD)


– Ich habe die Beispiele genannt. Das Beispiel von Sylt
zeigt dies ebenso wie die nicht zugelassenen Pflanzen-
schutzmittel. Gleiches gilt für das Positionieren gegen-
über den Zerstörern von Freisetzungsversuchen. Auch
diese werden nicht so behandelt, wie sie es verdienen.


(Widerspruch bei der SPD – Ulrich Kelber [SPD]: Das wussten wir, dass das als letztes Beispiel kommt! Sie sind so berechenbar! – Gegenruf von der FDP: Das sollten Politiker auch sein!)


Herr Minister, Sie müssen Vertrauen in eine solche Tech-
nologie schaffen. Sie haben in dieser Beziehung total
versagt.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP – Zurufe von der SPD: Peinlich! Nie was Neues!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617404900

Für die SPD-Fraktion hat nun der Kollege Manfred

Zöllmer das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Manfred Zöllmer (SPD):
Rede ID: ID1617405000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Liebe Kollegin Happach-Kasan, das war der typisch an-
aerobe Vortrag, den wir mit den immer gleichen Themen
von Ihnen gehört haben.


(Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: So?)


Die ehemalige Verbraucherschutzministerin Renate
Künast hat Ende August der Saarbrücker Zeitung in die
Feder diktiert, sie vermisse den roten Faden bei der FDP.
Da hatte sie sicherlich noch nicht die Rede der Kollegin
Höfken gehört. Liebe Kollegin Höfken, ich habe mich
wirklich gefragt, zu welchem Haushalt Sie hier eigent-
lich geredet haben.

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(C (D (Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist der Haushalt der Bundesregierung, Herr Kollege!)


ir haben in dieser Regierung insgesamt viel bewegt; in
er letzten Legislaturperiode gemeinsam mit den Grü-
en, jetzt mit der CDU/CSU. Als Sozialdemokraten ha-
en wir auch manches Unsinnige verhindert. Viele der
ragen, die die Bürgerinnen und Bürger tagtäglich be-
chäftigen, sind aktuelle Themen der Verbraucherpolitik:
teigende – bzw. im Moment nicht sinkende – Energie-
reise, die Kennzeichnung von Lebensmitteln, Werbe-
nrufe, krimineller Datenklau, der ganz aktuell ist, oder
ie Abzocke im Internet. Manch einer versucht die Ab-
ocke auch an den Bahnschaltern. Es gibt missachtete
ahrgastrechte. An vielen Punkten gibt der Haushalts-
ntwurf 2009 die richtigen Antworten auf diese Pro-
leme.

So sollen die Mittel für den Nationalen Aktionsplan
esunde Ernährung und Bewegung um zwei Millio-

en Euro auf fünf Millionen Euro aufgestockt werden.
as ist gut und richtig, denn wir müssen die 37 Millio-
en übergewichtigen oder adipösen Erwachsenen und
wei Millionen Kinder zu einem gesünderen Ernäh-
ungs- und Bewegungsverhalten veranlassen und da-
urch die Verbreitung von Übergewicht mit allen negati-
en gesundheitlichen und sozialen Folgen deutlich
erringern.

Das Thema gesunde Ernährung wird in vielen ver-
chiedenen Titeln im Haushalt direkt oder mittelbar ge-
ördert. Ich nenne hier den Zuschuss an die Deutsche
esellschaft für Ernährung, die Förderung des aid, den
itgliedsbeitrag zur Plattform Ernährung, die Förderung

es vzbv und das Projekt „Besser essen. Mehr bewe-
en.“ Es ist allerdings fraglich, ob hier nicht einiges pa-
allel läuft. Wir meinen, die Bundesregierung sollte
auch mit Bezug auf den Nationalen Aktionsplan – eine
estandsaufnahme und ein koordiniertes Konzept für
ie Zukunft vorlegen. Dies sollte auch die Institute und
hre Arbeit mit einbeziehen. Wir machen sehr viel, aber
ie Koordination und Bündelung der vielfältigen Aktivi-
äten ist aus unserer Sicht noch verbesserungsbedürftig.


(Beifall bei der SPD)


Ein weiteres Thema, auf das der Haushalt auch ein-
eht, bleibt die Breitbandversorgung im ländlichen
aum. Die Kollegin hat bereits darauf hingewiesen.
rotz der immer besseren Verbreitung von Breitband-
nschlüssen besteht in Deutschland eine digitale Kluft
wischen ländlichen Räumen und Großstädten bzw. Bal-
ungszentren. Diese digitale Spaltung können und wol-
en wir nicht hinnehmen. Diese Herausforderung wird
m Haushaltsplan aktiv angenommen. Ausgaben in Höhe
on mindestens 10 Millionen Euro dienen der Förderung
er Breitbandversorgung im ländlichen Raum. Dies ist
ichtig zur Sicherung von Arbeitsplätzen und der Teil-
abe der Menschen im ländlichen Raum, gerade ange-
ichts der zu erwartenden demografischen Entwicklung.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Datenschutz ist ak-
iver Verbraucherschutz. Das zeigen die Skandale der
etzten Zeit sehr deutlich. Unser Datenschutzrecht muss






(A) )



(B) )


Manfred Zöllmer
endlich der digitalen Realität angepasst werden. Ich be-
grüße es auf das Schärfste, dass unser Koalitionspartner
endlich aus dem Bremserhäuschen herausgekommen ist.


(Beifall bei der SPD – Julia Klöckner [CDU/ CSU]: Auf das Schärfste begrüßen?)


Herr Minister Schäuble hat ein Eckpunktepapier zum
Datenschutzaudit vorgelegt.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Da waren wir die Ersten!)


– Beim Bremsen! – Darin finden sich eine ganze Reihe
an Vorschlägen, denen auch wir zustimmen können, zum
Beispiel zu einem generellen Opt-in in diesem Bereich,
zu einem Kopplungsverbot mit Diensten, zu einer Erhö-
hung der Bußgelder, zu einem stärkeren betrieblichen
Datenschutz, zu einem Datenschutzaudit und zu einer
Verbesserung des Datenschutzes beim Scoring. Daneben
werden auch noch verbesserte Möglichkeiten zur Ab-
schöpfung von Unrechtsgewinnen erwähnt. Wenn wir
wirklich wollen, dass die Abschöpfung von Unrechtsge-
winnen zu einem Tiger mit Zähnen wird –


(Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Beißt er dann auch? Zähne allein genügen nicht!)


dieses Problem gibt es ja nicht nur im Datenschutzbe-
reich –, dann müssen wir die Voraussetzungen, um Un-
rechtsgewinne abschöpfen zu können, deutlich verbes-
sern, also im Gesetz nicht nur „Vorsatz“, sondern
zumindest auch „grobe Fahrlässigkeit“ vorsehen.

Es ist ein Gebot der Gerechtigkeit, zu Unrecht er-
langte Gewinne nicht bei den Unternehmen zu belassen.
Dazu gehört aber auch, die Verbraucherverbände in die
Lage zu versetzen, bei Datenverstößen mit einer Ver-
bandsklage reagieren zu können. Dazu muss das Unter-
lassungsklagegesetz geändert werden. Nur so kann ge-
währleistet werden, dass auch bei datenrechtlichen
Bagatellschäden eine Forderung verfolgt werden kann.
Wegen geringer Schadenssummen wird nämlich kaum
jemand bereit sein, privatrechtlich zu klagen.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo steht das im Haushalt?)


– Dies ist ein Gesamtpaket, liebe Kollegin, und hat etwas
mit Verbraucherschutzpolitik zu tun. Vielleicht als klei-
ner Hinweis: Dies sollten Sie noch einmal nachlesen.

Wir werden für diesen Bereich und für den Bereich
Scoring in Kürze Gesetzentwürfe vorlegen. Scoring darf
nicht länger eine Blackbox für die Konsumenten blei-
ben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir brauchen Transparenz und Nichtdiskriminierung bei
der Kreditvergabe. Ich bin der Auffassung, dass das
Scoring auf kreditorische Verträge beschränkt sein
sollte. Im Bereich der Wohnungswirtschaft und bei Ener-
gielieferungen besteht nämlich ansonsten die Gefahr,
dass bestimmte soziale Gruppen ausgegrenzt werden.
Das lehnen wir Sozialdemokraten ab.

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(C (D In Kürze werden wir in erster Lesung über den vom undesministerium der Justiz vorgelegten Entwurf zur ekämpfung unerlaubter Telefonanrufe debattieren. Der esetzentwurf ist nicht zuletzt das Ergebnis unserer nitiative. (Julia Klöckner [CDU/CSU]: Der der CDU/ CSU!)


(Beifall bei der SPD)


amit werden wir dafür sorgen, dass die Zahl uner-
ünschter Telefonanrufe deutlich reduziert wird.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Julia Klöckner [CDU/CSU]: Nur die Bremser wart ihr!)


n diesen Themenkomplex passt auch meine Initiative,
n der ich das aktuelle Verfahren zur privaten Handy-Or-
ung kritisiert habe. Ich bin froh, dass nun auch das uni-
nsgeführte Wirtschaftsministerium der Auffassung ist,
ass wir die aktuelle TKG-Novellierung dazu nutzen
ollten, die missbräuchliche Ortung auszuschließen. Das
etzte, was wir in Deutschland brauchen, sind private
espitzelungen nach Stasimanier.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie sehen, wir stellen uns den Problemen und suchen
ach Lösungen, die weder bevormunden noch die Wirt-
chaft bürokratisch strangulieren. Wir handeln. Wir ver-
rauen nicht naiv darauf, dass es der Markt schon richten
erde, wie es ansonsten die FDP immer propagiert.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617405100

Kollege Zöllmer, achten Sie bitte auf die Zeit.


Manfred Zöllmer (SPD):
Rede ID: ID1617405200

Ja. – Vielleicht zum Schluss: Liebe Kolleginnen und

ollegen von den Grünen, Theseus hat aus dem Laby-
inth des Minotaurus mit einem roten Faden herausge-
unden. Von Grün war da nie die Rede.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617405300

Für die Fraktion Die Linke hat nun die Kollegin Karin

inder das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Karin Binder (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617405400

Frau Präsidentin! Sehr verehrte Kolleginnen und Kol-

egen! Meine Damen und Herren! Vor drei Monaten hat
er Bundesverband der Verbraucherzentralen den jüngs-
en Verbraucherschutzindex veröffentlicht. Das Ergeb-
is dieser repräsentativen Verbraucherbefragung war
iederschmetternd. Hier nur drei Erkenntnisse:

Erstens. Über die Hälfte der Befragten war der Mei-
ung, dass die Bundesregierung sich nicht wirkungsvoll
ür Verbraucherinnen und Verbraucher engagiert.






(A) )



(B) )


Karin Binder
Zweitens. Vor allem bei Familien und einkommens-
schwachen Haushalten ist die Unzufriedenheit sehr groß.

Drittens. Die Menschen in Deutschland fühlen sich
von der Politik im Stich gelassen. Sie werfen der Bun-
desregierung vor, dass sie ihre Interessen gegenüber der
Wirtschaft nicht vertritt und durchsetzt.

Die Fakten: Die Kosten für Strom und Gas wuchern
unkontrolliert. Der Handel mit Adressen und Kundenda-
ten blüht. Viele Menschen werden nach wie vor durch
unerwünschte Telefonwerbung belästigt. Im Bereich der
Finanzdienstleistungen werden Verbraucherinnen und
Verbraucher von Banken und Versicherungen nach wie
vor oft unzureichend beraten. Das Recht auf Verbraucher-
information kann leider nur sehr beschränkt wahrgenom-
men werden. Die Pläne zur Umsetzung der Nährwert-
kennzeichnung entsprechen in vollem Umfang den Vor-
stellungen der Lebensmittelindustrie.

Sie, Herr Minister Seehofer, reden davon, dass die
Verbraucherinnen und Verbraucher mit großen Wirt-
schaftsunternehmen auf Augenhöhe seien. In welcher
Höhe befindet sich denn hier die Augenhöhe? Gürtel-
schnalle?


(Beifall bei der LINKEN)


Werte Kolleginnen und Kollegen, die Menschen er-
warten von der Bundesregierung zu Recht, dass sie im
Sinne der Bürgerinnen und Bürger handelt. Und sie er-
warten auch, dass der Staat da eingreift, wo Verbrauche-
rinnen und Verbraucher sonst getäuscht, belogen oder
betrogen werden.

In den bekanntgewordenen Fällen von illegalem Da-
tenhandel den Verbraucherinnen und Verbrauchern über
die Presse zu empfehlen, dass sie ihre Daten halt nicht
angeben sollen, ist im Zeitalter von Internet- und Ver-
sandhandel eine Lachnummer, Herr Seehofer.


(Beifall bei der LINKEN)


Auch Datenschutz ist ein wichtiger Bestandteil von Ver-
braucherschutz. Das gilt nicht nur für den Handel mit
Adressen und Kundendaten; das gilt auch für die vom
Bundesinnenminister angestrengte Initiative zur heimli-
chen Onlinedurchsuchung von Privatcomputern. Ich er-
warte vom obersten Verbraucherschützer in Deutsch-
land, dass er die berechtigte Kritik von zahlreichen
Verfassungsrechtlern aufnimmt und gegen die All-
machtsgelüste seines Kollegen Innenminister Schäuble
Stellung bezieht.


(Beifall bei der LINKEN)


Wirtschaftlicher, finanzieller und digitaler Verbrau-
cherschutz spielt in diesem Haushaltsentwurf so gut wie
keine Rolle, obwohl genau in diesen Bereichen die Ver-
braucherinnen und Verbraucher am meisten abgezockt
werden. Wenn der Herr Minister Seehofer bei jeder sich
bietenden Gelegenheit meint, den einzelnen Verbraucher
oder die Verbraucherin auf seine bzw. ihre Eigenverant-
wortung hinweisen zu müssen, dann muss er sich zumin-
dest fragen lassen, warum sein Ministerium nichts für
die Verbraucherbildung in Deutschland tut. Denn auch
dazu lässt sich im Haushaltsplan bisher wenig finden.

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(C (D Wie schon im letzten Jahr liegt der vermeintliche chwerpunkt dieses Haushalts auf Maßnahmen im Erährungsbereich. Hier lauert die nächste Nullnummer, ie Nährwertkennzeichnung. Ich bin leider nicht so ptimistisch wie Sie, Herr Goldmann, dass die Ampel chon kommt, es sei denn, Herr Seehofer führt das hier o aus. Aber im Augenblick sieht es nicht so aus, dass er ewillt wäre, hier tatsächlich ein einheitliches, verständiches und verbindliches System einzuführen, das dem er Ampel entspräche – vor lauter Angst vor der Lebensittelindustrie. Meine Damen und Herren, dieser Haushaltsplan acht deutlich, was wir verbraucherpolitisch von der oalition auch in ihrem letzten Regierungsjahr zu erwar en haben: herzlich wenig. Es gibt bis heute kein schlüsiges Gesamtkonzept, wie die Bundesregierung die orher beschriebenen verbraucherpolitischen Herausforerungen angehen will. Es wird auch weiterhin beim tückwerk und beim Kompetenzgerangel zwischen verchiedenen Ministerien bleiben. Die Verbraucherinnen nd Verbraucher zahlen die Zeche. Ich bedanke mich. Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen spricht nun ie Kollegin Cornelia Behm. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! err Minister, wir alle erinnern uns noch sehr gut daran, ie Sie bei Ihrem Amtsantritt vollmundig verkündet haen, jetzt gehe es um Handwerk statt Mundwerk. Nicht twa, dass wir die gleiche Einschätzung hatten; nein, uner Renate Künast war schließlich die Agrarwende eineleitet worden. Aber alle waren ziemlich gespannt daauf, was da nun kommen würde. Sie haben sich als Mann vieler Worte – mitunter sogar ehr launiger –, aber in der Regel wenig klarer Aussagen rwiesen. So hört man heute auf Landesbauernversammungen hier und da tuscheln: Renate Künast war doch die essere Ministerin. Da wusste man, woran man war. Bei Ihnen, Herr Minister, weiß man das meist nicht. eder die Bilanz Ihrer Agrarpolitik nach drei Vierteln er Legislaturperiode noch die Zukunft sehen hoffungsvoll aus. Schaut man sich den Haushalt an, dann tellt man fest, dass da zum Teil höhere Zahlen als im orjahr stehen. Sie brüsten sich mit der Aufstockung eiiger Titel. Aber werden Sie damit den Herausforderunen der Zukunft gerecht? Ich meine, nein. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Julia Klöckner [CDU/CSU]: Achtung vor den Fakten!)


(Beifall bei der LINKEN)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617405500
Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617405600

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Für die GAK gibt es zwar 40 Millionen Euro mehr.
ber wofür werden sie ausgegeben? 25 Millionen Euro

ür klimabedingten Küstenschutz, 0 Millionen Euro für






(A) )



(B) )


Cornelia Behm
den Klimaschutz. Wenn diese 25 Millionen wenigstens
der Umwandlung von Acker- in Grünland dienen wür-
den! Aber ich fürchte, es wird wieder nur auf höhere
Deiche hinauslaufen.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Die Menschen hungern auf der Welt! – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Die halbe Menschheit schmachtet!)


Ich erinnere an den Breitbandanschluss im ländlichen
Raum. Ich stimme zu: Die Anschubfinanzierung in 2007
war vielleicht richtig und wichtig. Aber jetzt ist Minister
Glos an der Reihe, nicht der Agrarhaushalt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Was bleibt für die ländliche Entwicklung? Wann wer-
den die zahlreichen Anregungen aus den schönen Minis-
teriumsveranstaltungen aufgegriffen? Wann endlich wer-
den die Maßnahmen zur Verbesserung der ländlichen
Wertschöpfung umgesetzt? Und was ist mit dem Öko-
landbau? Sie ignorieren weiterhin die Marktentwicklung
im Biosegment und die Wettbewerbsverzerrungen durch
die Bioenergieförderung.


(Gustav Herzog [SPD]: Das stimmt aber nicht, Frau Kollegin!)


Die Schere zwischen der Kundennachfrage und dem An-
gebot an deutschen Bioprodukten geht immer weiter
auseinander. Diese Schere können Sie nur schließen,
wenn Sie die Umstellungsanreize erhöhen.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Gar nicht wahr!)


Dafür braucht die GAK mehr Geld.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Auch beim Bundesprogramm Ökolandbau bleiben
Sie sparsam, obwohl gerade die Ökolandbauforschung
Antworten auf die Fragen gibt, wie die Landwirtschaft
Energie sparen kann, wie sie umweltverträglicher wirt-
schaften kann und wie klimaschädliche Emissionen ver-
mindert werden können. Wir Grüne fordern, das Bun-
desprogramm Ökolandbau zu einem gut ausgestatteten
permanenten Forschungsbudget umzustrukturieren, mit
dem auch Grundlagenforschung finanziert werden kann.
Die Mittel dafür können Sie übrigens bequem bei der
Agrogentechnik einsparen. Diese Technologie ohne Ak-
zeptanz muss wahrlich nicht noch mit Steuermitteln ge-
fördert werden, Herr Kollege Schirmbeck.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Selbst bei der Ressortforschung hören wir keine kla-
ren Worte: Eine unendliche Geschichte droht die Errich-
tung des Standortes Ost des Julius-Kühn-Institutes zu
werden. Bereits im März 2005 hatte Renate Künast ent-
schieden, die Institutsteile aus Berlin-Dahlem und Klein-
machnow zusammenzuführen. Aber die Errichtung des
Gebäudes kommt unter Minister Seehofer nicht voran.
Sein Haus hat es in drei Jahren noch nicht einmal hinbe-
kommen, eine haushaltsseitige Anerkennung des Be-
darfs für dieses Institutsgebäude durch das BMF zu er-
wirken.

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(C (D Zum Schluss noch ein Thema, das mir besonders am erzen liegt: die nachwachsenden Rohstoffe. Hier ollen Sie, Herr Minister, kürzen. Offenbar haben Sie uch da die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Denn es sind ach wie vor eher stärkere finanzielle Anstrengungen ötig, zum Beispiel für die Entwicklung von Nachhaltigeitskriterien für den Anbau nachwachsender Rohstoffe nd den Aufbau entsprechender Zertifizierungssysteme. Zukunft, Herr Minister, ist nicht für schöne Worte zu aben. Zukunft gewinnt, wer die Prioritäten richtig setzt. Kollegin Behm, achten Sie bitte auf die Zeit. Mit diesem Agrarhaushalt tut es die Bundesregierung icht. Für die Unionsfraktion hat nun der Kollege Peter leser das Wort. (Beifall bei der CDU/CSU – Julia Klöckner [CDU/CSU]: Jetzt wieder Sachpolitik!)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617405700
Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617405800

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617405900


Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1617406000

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich habe

en Rednern aus der FDP-Fraktion mit großer Verwun-
erung gelauscht. Ich habe die Forderung nach mehr
SL-Förderung notiert. An anderer Stelle wurde gefor-
ert, Agrardiesel zu verbilligen.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die haben Sie nicht gestellt? War das nicht eine CDU-Forderung? – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Wir haben Planungssicherheit gefordert!)


s wurde gesagt, dass Sie sich für Biotreibstoffe einset-
en wollen. Ich habe mich gefragt, wie Ihre Position sein
ird, wenn wir, so der Herrgott will, im nächsten Jahr zu
oalitionsverhandlungen zusammentreffen. Wenn Sie
ns bei diesen Themen dann so entgegenkommen, werde
ch vor Ihnen niederknien und eine Kerze anzünden.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU – Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Ich schenke dir eine zu Weihnachten!)


Man muss immer berücksichtigen, dass man auch ein
ahr, nachdem man Position zu einem Thema bezogen
at, nach seinen Äußerungen gefragt werden kann. Das
ilt auch dann, wenn man in der Opposition ist. Ich
eiß, wovon ich rede.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Kollege Schirmbeck hat die Ausgabeposition beschrieben!)


Herr Goldmann, Sie haben gesagt, dass das Stim-
ungsbarometer gesunken ist. Das stimmt. Es ist leicht

efallen. Aber es ist immer noch deutlich im Plusbe-






(A) )



(B) )


Peter Bleser
reich. Fragen Sie doch einmal die Landwirte, wie groß
ihre Investitionsbereitschaft ist.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Eben!)


Sie bekommen heute doch keine Landmaschinen mit
kürzeren Lieferzeiten als acht, neun Monaten.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Weil sie ins Ausland gehen!)


So viel zur Bereitschaft, in die Zukunft zu investieren.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617406100

Kollege Bleser, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Geisen?


Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1617406200

Ja, bitte.


Dr. Edmund Peter Geisen (FDP):
Rede ID: ID1617406300

Vielen Dank, Frau Präsidentin! – Lieber Kollege

Peter Bleser, ist dir bekannt, dass die CSU vor wenigen
Wochen eine Harmonisierung der Agrardieselbesteue-
rung gefordert hat, das Ministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie das Minis-
terium der Finanzen auf meine Anfrage hin aber eine
Debatte über Agrardieselbesteuerung ganz klar abge-
lehnt haben, obwohl darüber zurzeit in Österreich und
Frankreich debattiert wird?


Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1617406400

Lieber Kollege Edmund Geisen, für diese Frage bin

ich Ihnen sehr dankbar, weil Sie uns damit in unserer
Forderung nach einer Harmonisierung der Dieselbesteue-
rung in Europa im Bereich der Landwirtschaft unterstüt-
zen. Wir hoffen, dass wir hier etwas tun können, sobald
die Finanzen in Ordnung sind. Wir wären die Letzten,
die sich einer solchen Entwicklung verschließen würden.
Wir müssen aber das Primat unserer übergeordneten po-
litischen Ziele im Auge behalten. Dazu werde ich gleich
noch etwas sagen.

Ich will aber zunächst einige Worte an Kollegin
Höfken richten. Frau Höfken, Sie wissen, wie sehr die
Landwirtschaft unter Frau Künast gelitten hat.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war aber nichts im Vergleich zum Leiden heute!)


Nach dem Regierungswechsel, der Bauernbefreiung
– das war ein echtes Gefühl –, gab es einen Aufschrei
der Erleichterung. Stichworte wie „verdeckte Feldbeob-
achtung“ und die Gängelung in allen Bereichen sind al-
len noch in guter Erinnerung. Deshalb ist es gut, dass wir
jetzt diese Regierungskonstellation haben. Natürlich
müssen wir mit unserem Koalitionspartner unterschiedli-
che Positionen ausfechten. Das gehört zum Geschäft.
Das machen wir gerne.


(Ulrich Kelber [SPD]: Wir verhindern nur Klientelpolitik!)


Ich will etwas zur allgemeinen Situation sagen: Wenn
wir standhaft bleiben, werden wir 2011 keine neuen

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(C (D chulden mehr machen müssen. Unter diesem Primat üssen wir alle anderen Dinge sehen. Wenn es uns ge ingt, dieses Ziel zu erreichen, werden wir von den 2 Milliarden Euro Zinsausgaben, die wir aus dem Buneshaushalt finanzieren müssen, herunterkommen. Daurch werden wir Spielräume schaffen. Ich denke, das st ein Ziel, das wir mit aller Konsequenz verfolgen müsen, obwohl jeder von uns in seinem Bereich irgendwelhe Forderungen hat, die er gerne erfüllt hätte. Trotz dieser Sparsamkeit ist es uns gelungen, im aushalt die richtigen Schwerpunkte zu setzen. n dieser Stelle darf man auch einmal zurückschauen: ir haben es in den letzten drei Jahren erreicht, dass die inkommen der Bäuerinnen und Bauern gestiegen ind. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Aber doch nicht über den Haushalt!)


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Wo denn?)


ir haben es erreicht, dass der Verbraucherschutz, und
war unionsgetrieben, einen neuen Stellenwert in der
eutschen Politik gefunden hat.


(Beifall bei der CDU/CSU – Mechthild Rawert [SPD]: Na, na, na!)


ir haben dafür gesorgt, dass eine Politik für eine ge-
ündere Ernährung und mehr Bewegung greifen konnte
nd entsprechende Programme auf den Weg gebracht.


(Mechthild Rawert [SPD]: Auch unionsgetrieben? – Julia Klöckner [CDU/CSU]: Unionsgetrieben!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617406500

Herr Kollege Bleser, gestatten Sie eine Zwischenfrage

er Kollegin Höfken?


Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1617406600

Natürlich.


Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617406700

Es tut mir leid, die Debatte zu verlängern, aber ange-

ichts seiner Ausführungen möchte ich den Kollegen
leser fragen, ob er etwas davon gehört hat oder in der
eitung darüber gelesen hat, dass es einen Bundesver-
and Deutscher Milchviehhalter gibt und vor den Mol-
ereien und den Ministerien zahllose Demonstrationen
tattfinden.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Die fünf Leute sind doch keine Demonstration!)


ch möchte ihn fragen, ob er weiß, dass die Imker mit
eit mehr als fünf Leuten, wie links von mir gerade ge-

agt wurde, demonstrieren. Ich möchte ihn fragen, ob er
eiß, dass der Bundesverband Deutscher Milchviehhal-

er, der fast die Mehrheit der Bauern in dem wichtigsten
weig der deutschen Landwirtschaft umfasst, massiv ge-
en die Milchpolitik dieser Bundesregierung und der
oalition demonstriert. Ich möchte ihn fragen, ob er






(A) )



(B) )


Ulrike Höfken
weiß, dass sich die Bauern heftig gegen die Einführung
der Agrogentechnik wehren, und zwar ebenfalls mit gro-
ßen Demonstrationen.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Was ist denn das? Frage!)


Das führt so weit, dass Minister Seehofer schon behaup-
tet, eigentlich habe Frau Künast die Agrogentechnik ein-
geführt und nicht etwa er persönlich. Wissen Sie von all
diesen Aktivitäten, Demonstrationen und Widerständen
nichts?


Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1617406800

Meine liebe verehrte Kollegin Höfken,


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Woher sollst du das wissen? – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Aber die Frage war nicht so lieb!)


als Milcherzeuger habe ich nicht nur darüber gelesen,
sondern kann aus eigener Erfahrung in diesem Sektor
berichten. Da bestehen schon die ersten Unterschiede
zwischen uns beiden. Dass man sich im Berufsstand Sor-
gen über die Milchpreisentwicklung macht, ist unbe-
streitbar. Aber dass man diese Sorgen für sich politisch
instrumentalisieren will, ist unschön und schäbig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich würde mir nie anmaßen, so etwas zu tun. Sie werden
erleben, dass gerade bezüglich der Milch in den nächsten
Wochen Sachlichkeit in die Politik einkehren wird.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ja!)


Es ist ein großes Verdienst unseres Ministers,


(Zurufe von der FDP: Oh!)


dass die Spaltung, die im Berufsstand entstanden war,
aufgehoben wurde. Durch unterschiedliche Positionen
kam es zu Feindschaften zwischen Freunden, zwischen
Bauern im Dorf. Diese gehen jetzt wieder aufeinander zu
und orientieren sich gemeinsam auf die Zukunft. Das ist
ein ganz schwieriger Prozess. Diesen sensibel zu beglei-
ten, ist Aufgabe eines Bundesministers. In dieser Bezie-
hung hat er sehr gute Arbeit geleistet.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich will noch einen Satz zur Gentechnik sagen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie werden so rot wie Ihre Krawatte!)


Frau Höfken, könnten Sie der Höflichkeit halber wieder
aufstehen? Sonst gehen meine Ausführungen von meiner
Redezeit ab.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617406900

Herr Kollege, es geht jetzt von Ihrer Redezeit ab.


Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1617407000

Wir hatten ein Gentechnikgesetz vorgefunden, das

wir verbessert haben. Wir haben die gute fachliche Pra-
xis definiert. Wir haben Abstandsregelungen eingeführt.

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(C (D ir haben die Möglichkeit geschaffen, die Kennzeichung „ohne Gentechnik“ zu verwenden. (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben den Mais zugelassen!)


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Genau!)


as alles schafft Wahlfreiheit für Verbraucher und An-
auer einer solchen Pflanze.


(Beifall der Abg. Julia Klöckner [CDU/CSU])


as ist das Verdienst der Unionsfraktion zusammen mit
em Koalitionspartner. Die Bezeichnung „ohne Gen-
echnik“ wird zwar von fast niemandem verwendet, aber
ie Möglichkeit dazu ist geschaffen.


(Mechthild Rawert [SPD]: Noch nicht! Das kommt noch!)


ir werden abwarten, inwieweit sie aufgegriffen wird
der nicht.


(Beifall der Abg. Julia Klöckner [CDU/CSU])



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617407100

Herr Kollege, gestatten Sie eine weitere Zwischen-

rage der Kollegin Höfken?


Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1617407200

Ja, ich habe ja Zeit.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Aber sie sollte dann keine Oppositionserklärung abgeben!)



Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617407300

Lieber Kollege Bleser, ist es richtig, dass Minister

eehofer den gentechnisch veränderten Mais als Sorten-
ulassung gestattet hat


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Was der Minister macht, ist immer richtig!)


nd damit den kommerziellen Anbau des Maises ermög-
icht hat? Ist es auch richtig, dass die Verordnung über
ie gute fachliche Praxis bei der Erzeugung gentech-
isch veränderter Pflanzen im Bundesrat bis dahin nicht
kzeptiert, aber auch nicht notwendig gewesen ist, weil
s ja keinen kommerziellen Anbau gegeben hat?


Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1617407400

Verehrte Frau Kollegin Höfken, an der Haarspalterei,

er an welcher Stelle die Unterschrift geleistet hat, be-
eilige ich mich nicht mehr.


(Mechthild Rawert [SPD]: Soll ich Ihnen einen Stift geben?)


ier gibt es eine geltende Rechtsgrundlage, nach der
ine entsprechende Zulassung zu erteilen ist, wenn die
issenschaftlichen Voraussetzungen erfüllt sind. Punkt
nd aus.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Also Seehofer!)







(A) )



(B) )


Peter Bleser
Ich möchte jetzt in meinen Ausführungen fortfahren
und feststellen, dass wir uns auf den Erfolgen, die wir in
allen drei Zuständigkeitsbereichen erzielt haben, nicht
ausruhen wollen. Hier ist von mehreren Rednern unserer
Fraktion schon ausgeführt worden, welche Ergebnisse
und Erfolge bezüglich der Gemeinschaftsaufgabe „Ver-
besserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“,
der landwirtschaftlichen Unfallversicherung und der
landwirtschaftlichen Krankenversicherung erreicht wur-
den. Das alles ist schon gesagt worden.

Ich wollte auf noch etwas anderes hinweisen. Wir ha-
ben in den letzten Monaten von einer Welternährungs-
krise gesprochen. Wir haben gesehen, wie schnell sich
das Blatt wenden kann: von Überversorgung und Über-
schussproduktion zu Mangelsituation. Nicht wenige for-
dern heute: Wir müssen auch in der Ernährung Sicher-
heit haben. Es war deshalb vernünftig, dass wir die
Landwirtschaft in den letzten Jahren dabei unterstützt
haben, in der Produktion zu bleiben. Wir werden auch in
den nächsten Jahren dafür sorgen, dass die Wettbewerbs-
fähigkeit unserer deutschen Landwirtschaft verbessert
wird. Herr Seehofer hat es schon angesprochen: Diese
Wettbewerbsfähigkeit hat dazu geführt, dass der Anteil
am Export im letzten Jahr immerhin um 18,5 Prozent an-
gestiegen ist.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Weil Verträge gemacht worden sind!)


Diese 18,5 Prozent sind zum Teil preisbedingt, zum Teil
auch mengenbedingt. Das ist ein Erfolg. Dieser Erfolg
schafft in Deutschland Wertschöpfung und sichert Ar-
beitsplätze und Einkommen in unserer Land- und Forst-
wirtschaft.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, diese Erfolge haben einen
Namen – darauf weise ich in jeder Debatte hin: Gerd
Müller. Unser Staatssekretär ist permanent auf diesem
Gebiet aktiv und öffnet Türen; das finde ich toll.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das ist jahrelang versäumt worden.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das stimmt!)


Zum Verbraucherschutz. Ich habe bereits gesagt,
dass wir in diesem Bereich in den meisten Fällen diejeni-
gen waren, die angeschoben haben.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Peter, vergiss jetzt bloß nicht Ulla!)


Beispielhaft seien das Verbraucherinformationsgesetz,


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Peter, jetzt musst du auch etwas zu Ulla sagen!)


das Verbot des Verkaufs unter Einstandspreis und unsere
Vorschläge zur Stärkung der Fahrgastrechte zu nennen.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Ja!)


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(C (D ir hätten in dieser Frage gerne noch rigider agiert; aber nser Koalitionspartner hat sich dazu anders aufgestellt. an muss nun einmal Kompromisse machen. (Beifall der Abg. Julia Klöckner [CDU/CSU] – Mechthild Rawert [SPD]: Gut so! – HansMichael Goldmann [FDP]: Wer ist hier eigentlich der Lobbyist, Herr Kelber? – Gegenruf der Abg. Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Kompromissfähigkeit ist leider nicht allen Menschen gegeben, Herr Kollege!)


Meine Damen und Herren, zum Thema Bahn möchte
ch sagen: Wir dürfen unsere Fürsorge nicht zu schnell
ntziehen. In Anbetracht der Tatsache, dass die Bahn ei-
en Bedienungszuschlag in Höhe von 2,50 Euro einfüh-
en wollte, fragt man sich wirklich, was für ein verkom-
ener Servicegedanke in diesem Unternehmen Platz

egriffen hat;


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


as kann ich mir nicht erklären. Hierzu hat unser Minis-
er sehr frühzeitig und klar Position bezogen


(Mechthild Rawert [SPD]: Da haben auch viele andere interveniert, Herr Kollege! Wir haben übrigens auch einen Minister, der das getan hat!)


nd gemeinsam mit Herrn Tiefensee


(Mechthild Rawert [SPD]: Danke!)


das darf man nicht verkennen – ein Einlenken der
ahn erreicht.

Meine Damen und Herren, aktuell sind wir mit der
ekämpfung des Missbrauchs von Daten beschäftigt.
azu will ich nicht viel sagen. Eines kann ich Ihnen al-

erdings versprechen:


(Mechthild Rawert [SPD]: Jetzt wird es lang!)


ir werden dem Verbraucher die Selbstbestimmung
ber seine persönlichen Daten zurückgeben. Das ist die
ichtigste Botschaft, die in diesem Hause zu diesem
hema verbreitet werden muss.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wie ich sehe, blinkt bereits die rote Lampe. Ich
öchte allerdings noch etwas zum Thema Ernährung

agen.


(Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Du hast eigentlich schon genug gesagt!)


ei diesem Thema verfolgen wir eine langfristige Strate-
ie. Deshalb bin ich sehr dankbar, dass unser Minister ge-
einsam mit Frau Schmidt – das möchte ich betonen –


(Mechthild Rawert [SPD]: Genau! Das darf man nicht verhehlen! Die zahlt nämlich die Hälfte!)


in wichtiges Projekt für mehr Bewegung und bessere
rnährung, das über einen langen Zeitraum angelegt ist,
uf den Weg gebracht hat.






(A) )



(B) )


Peter Bleser
Frau Klöckner und Frau Staatssekretärin Heinen,
auch in der Ernährungspolitik haben wir wichtige Zei-
chen gesetzt. Ich erinnere nur an das Schulmilchprojekt
in Nordrhein-Westfalen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617407500

Herr Kollege Bleser!


Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1617407600

Ja, Frau Präsidentin. – Es ist beispielhaft, was dort ge-

leistet wurde. Das wird in den nächsten Jahren in allen
Bundesländern Platz greifen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zum Schluss will ich sagen: Wir haben mit unserer
Politik die Ziele verfolgt, unseren Bäuerinnen und Bau-
ern zu mehr Einkommen zu verhelfen und die Situation
der Verbraucher hin zu selbstbestimmten und selbstbe-
wussten Verbrauchern zu verbessern.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU – Julia Klöckner [CDU/CSU]: Das war eine sehr kompetente Rede!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617407700

Für die SPD-Fraktion gebe ich der Kollegin

Mechthild Rawert das Wort.


Mechthild Rawert (SPD):
Rede ID: ID1617407800

Herr Bleser, es wäre verführerisch, den Garten der

Vielfalt aufzutun und deutlich zu machen, wie dankbar
wir sind, von der Union getrieben zu werden. Würden
Sie, wenn es um das Label „Ohne Gentechnik“, die Am-
pelkennzeichnung und ähnliche Themen geht, einmal Ih-
rem eigenen Schwung nachgeben, dann käme dabei viel-
leicht etwas Gescheites heraus.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Peter Bleser [CDU/CSU]: Das haben wir doch gemacht!)


Die SPD steht für eine aktive Verbraucherpolitik, und
zwar als Teil einer ökologischen und sozialen Marktwirt-
schaft. Verbraucherinnen und Verbraucher sollen auf
Augenhöhe mit den Anbietern agieren. Noch sind wir
nicht so weit. Daher werden wir viele Themen in diesem
Bereich auch in Zukunft kraftvoll anschieben. Transpa-
renz, Wahlfreiheit und Informationszugang sind
notwendige Voraussetzungen, um die Position der Ver-
braucherinnen und Verbraucher zu stärken. Denn selbst-
verständlich wollen sie bewusst und selbstbestimmt aus-
wählen und somit über fairen Handel und Nachhaltigkeit
mitentscheiden.

Wir brauchen eine Aufklärung der Verbraucherinnen
und Verbraucher. Selbstverständlich wollen wir, dass
dieses Anliegen auch im Haushalt unterfüttert ist. Zur
Verbraucheraufklärung gehört auch der Bereich des
wirtschaftlichen Verbraucherschutzes. Im Jahr 2009
werden wir die Maßnahmen der Verbraucherzentralen

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(C (D m Hinblick auf den Komplex des wirtschaftlichen Verraucherschutzes erneut mit 2,5 Millionen Euro fördern. Um es gleich vorweg zu sagen: Das ist keine instituonelle Förderung. Denn diese Aufgabe fällt den Bundesndern zu; das haben wir bereits 2007 deutlich gemacht. ber die Ergebnisse verschiedener Umfragen – auch der mfrage, die von Herrn Seehofer im Sommer in Auftrag egeben wurde – und der Verbraucherindex haben geeigt, dass das Bewusstsein hierfür in den Ländern zuimmt. Diesen Prozess wollen wir natürlich unterstüten. Wir sehen natürlich auch den Bund in der Pflicht; enn wenn unter den Bedingungen des Europäischen innenmarktes, aufgrund globalisierter Wirtschaftsbeiehungen und aufgrund neuer Technologien sich das räfteverhältnis am Markt zunehmend zuungunsten von erbraucherinnen und Verbraucher verschiebt, dann uss der Bund einen wirtschaftlichen Verbraucherschutz orcieren und auch in diesen investieren. Das ist der rund, weshalb der Bund einspringt. um aktiven Verbraucherschutz gehört natürlich auch ine angemessene Ausstattung unserer Verbraucherrganisationen. Das sind die Stiftung Warentest, die erbraucherzentrale Bundesverband und der Verbrauherrat des DIN. Ich bin stolz, dass viele von ihnen in erlin ansässig sind. Für uns als SPD ist es wichtig, dass iese Trias des Verbraucherschutzes weiterhin auf hoem Niveau finanziell ausgestattet ist. Produkte und ienstleistungen beeinflussen das tägliche Leben. Alle rei Institutionen setzen sich mit lauter Stimme für Verraucherinnen und Verbraucher ein. Ich komme zu einem anderen Punkt. Die SPD steht ür Tierschutz. Daher ist Tierschutz ebenfalls ein geichtiger Schwerpunkt im Bundeshaushaltsenturf 2009. Wir wollen den Ausbau der Forschung im ereich Tierschutz. Deshalb fordern wir ein Bundesproramm Tierschutzforschung, das mit 3 Millionen Euro usgestattet werden soll. (Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo ist es denn?)


(Beifall bei der SPD)


In diesem Bundesprogramm sollen die bestehenden
aushaltsansätze gebündelt, Innovationsprojekte ange-

toßen und dem sich aus den gesetzlichen Vorgaben ge-
ebenen Aufgabenzuwachs im Bereich der Tierfor-
chung Rechnung getragen werden.

Ein zweiter Schwerpunkt. Tierschutz bedeutet für uns
uch immer tier- und artgerechte Haltung. Das gilt für
ie Haltung von Nutztieren in landwirtschaftlichen Ein-
ichtungen ebenso wie für Wildtiere in Tierparks und für
elfine in Delfinarien.

Als Berichterstatterin initiiere ich die Aktualisierung
es zwölf Jahre alten Säugetiergutachtens. Dieses Gut-
chten formuliert Mindestanforderungen an die Haltung
on Wildtieren in Zoos. Dieses Gutachten wird bundes-
eit von den Ländern bei den Kontrollen ihrer Zoos als
rundlage zur Bewertung der Tiergehege verwendet.
as Gutachten regelt unter anderem den Raumbedarf der






(A) )



(B) )


Mechthild Rawert
jeweiligen Tiere, die klimatischen Bedingungen, das Ge-
hege, die Gehegeeinrichtungen, das Sozialgefüge, die
Ernährung, den Fang und den Transport.

Wir alle waren schon einmal im Zoo. Schauen Sie
doch einfach einmal unter diesen Gesichtspunkten auf
die Tierhaltung. Nach Einschätzung zahlreicher Exper-
tinnen und Experten enthält das aktuelle Gutachten nur
unzureichende Minimalanforderungen an die Tierhal-
tung und vernachlässigt neueste wissenschaftliche Er-
kenntnisse. Viele Zoos legen daher schon von sich aus
höhere Maßstäbe an. Wir wollen die Haltungsbedingun-
gen von Wildtieren in Zoos verbessern. Daher soll das
Säugetiergutachten im kommenden Jahr überarbeitet
und den aktuellen wissenschaftlichen Standards ange-
passt werden.

Zusammenfassend möchte ich sagen, dass die SPD
ihre Schwerpunkte im Bundeshaushalt finanziell veran-
kert hat.

Die SPD stärkt den Verbraucherschutz durch eine so-
lide und gute finanzielle Ausstattung der Verbraucherbe-
ratung und der Verbraucherschutzinstitutionen und den
Tierschutz durch die Einrichtung eines Bundespro-
gramms „Tierschutzforschung“. Wir laden unseren Ko-
alitionspartner ein, mit unserem Schwung weiterhin ak-
tiv zu sein.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617407900

Weitere Wortmeldungen zu diesem Einzelplan liegen

nicht vor.

Wir kommen nun zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums der Justiz, Einzelplan 07.

Das Wort hat Bundesjustizministerin Brigitte Zypris.


Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1617408000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

gen! Wenn die Regierung in einer Haushaltswoche vor
das Parlament tritt, dann will sie vor allem eines, näm-
lich Geld. Das will auch ich. Deswegen stehe ich hier.
Ich will aber auch Dank für den Haushalt sagen, den Sie
uns für dieses laufende Jahr bewilligt haben.

Sie wissen ja, dass der Haushalt des Bundesministeri-
ums der Justiz fast ausschließlich durch Personalausga-
ben geprägt ist und dass die Personalausstattung für die
Arbeitsfähigkeit des Ressorts als solchem – aber natür-
lich auch des ganzen Bereichs, der dazugehört – ganz
besonders wichtig ist. Das betrifft insbesondere eine Be-
hörde, die zu meinem Geschäftsbereich gehört, nämlich
das Deutsche Patent- und Markenamt.

Das DPMA – das wissen Sie alle – hat eine enorme
Bedeutung für den Schutz geistigen Eigentums und da-
mit für die Innovationskraft unserer Wirtschaft. Außer-
dem ist das DPMA eine wichtige Einnahmequelle für
unseren Haushalt. Bei der ersten Lesung des letzten
Haushalts habe ich deutlich gemacht, in welchem Ver-
hältnis die Zahl der Prüfer zu den Einnahmen steht. Ich
danke dafür, dass wir das letzte Mal 35 zusätzliche Stel-
len schaffen konnten, die dazu geführt haben, dass die

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(C (D innahmesituation beim DPMA besser geworden ist, die or allen Dingen aber auch dazu geführt haben, dass die earbeitung der Anmeldungen und der Verlängerungen eiter beschleunigt werden konnte. In dem Entwurf des Haushalts für 2009 ist beim Bunesministerium der Justiz ein Einnahmeplus von gut 0 Prozent zu verzeichnen. Davon entfallen ,5 Millionen Euro auf das Deutsche Patentund Marenamt, die wir dort aufgrund der Stellen, die Sie bewiligt haben, mehr einnehmen werden. Deshalb danke ich hnen herzlich für Ihre Unterstützung, die Sie uns im etzten Jahr gewährt haben. Im Vorgriff danke ich Ihnen uch schon einmal herzlich für die Unterstützung, die ie uns hoffentlich auch dieses Jahr wieder geben weren. Wir haben nämlich vorgesehen, weitere 7 Patentprüfer einzustellen. Ich wäre Ihnen verbunden nd denke, dass es vor allen Dingen im Interesse der Sahe und des Wirtschaftsstandorts Deutschland wäre, enn diese 27 Stellen auch genehmigt werden könnten. Vor gut zehn Tagen haben wir das zehnjährige Jubiäum des Deutschen Patentund Markenamtes in Jena efeiert. Ich will Ihnen damit sagen, dass durch die Stelen, die Sie hier beschließen, auch ein Stück weit Strukurförderung in Ostdeutschland betrieben wird. Vor ehn Jahren wurde beschlossen, dass die Behörde von erlin nach Jena umzieht. In dieser Zeit sind dort mehr ls 220 neue Stellen geschaffen worden, von denen über 0 Prozent aus der Region besetzt sind. Ich habe mich bei meinem jetzigen Besuch in Jena avon überzeugen können, dass es dort aufgrund dieser trukturentscheidung in der Tat zu einer Stärkung des nnovationsund Forschungsstandortes gekommen ist. s gibt eine exzellente Zusammenarbeit zwischen der ienststelle Jena, der Universität Jena und den großen ndustrien, die dort angesiedelt sind. Insgesamt kann an sagen, dass das eine ausgezeichnete Förderung des tandortes und des Schutzes geistigen Eigentums ist. Durch die Erfolgsgeschichte des Deutschen Patentnd Markenamtes wird also nicht nur gezeigt, was eine oderne öffentliche Verwaltung leisten kann, sondern adurch wird auch ganz deutlich, dass wir in Deutschand keine weiteren Privatisierungen hinsichtlich öfentlicher Aufgaben brauchen – und schon gar nicht in er Justiz –; denn wir können das selbst. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)


Die Vorstellung, alles gehe schneller, billiger und gar
esser, wenn es nur Private erledigen, hat sich in vielen
ällen als blanke Ideologie und leider auch als kostspie-

ige Fehlentscheidung für den Staat erwiesen. In Hessen
st die teilweise Privatisierung eines Gefängnisses bei-
pielsweise vollständig gescheitert. Mein hessischer
ollege musste erst vor wenigen Monaten einräumen,
ass die privaten Haftplätze zum Teil deutlich teurer als
ie staatlichen sind.


(Otto Fricke [FDP]: Fast wie bei der Bundesbehörde!)







(A) )



(B) )


Bundesministerin Brigitte Zypries
Trotzdem werden manche Kollegen nicht müde, weitere
Privatisierungen zu fordern, zum Beispiel bei den Ge-
richtsvollziehern, den Rechtspflegern und den sozialen
Diensten der Justiz.

Nun bin ich die Letzte, die nicht bereit wäre, darüber
nachzudenken, wie man im öffentlichen Dienst Aufga-
ben besser machen und effizienter organisieren kann.
Das Problem ist nur: Bei diesen Forderungen nach Priva-
tisierung geht es in der Regel nicht um Qualität. Es geht
schlicht und ergreifend um zwei Aspekte: Der eine As-
pekt ist die Kürzung öffentlicher Aufgaben, der andere
Aspekt ist die Maximierung privater Gewinne.


(Mechthild Dyckmans [FDP]: Es geht um Geschwindigkeit!)


– Nein, es geht nicht um Geschwindigkeit.


(Mechthild Dyckmans [FDP]: Es geht um einen besseren Vollzug! – Gegenruf des Abg. Joachim Stünker [SPD]: Woher wissen Sie das, Frau Dyckmans?)


– Wir müssen über Qualität reden, Frau Dyckmans.
Wenn das der Fall ist, dann können wir auch über Ge-
schwindigkeit reden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dann kommen wir ganz schnell dahin, dass wir keine
Privatisierung brauchen, um die Sachen schneller oder
kostengünstiger zu machen.

Wir müssen klären, welche Aufgaben der Staat über-
nehmen muss. Als erstes Beispiel nenne ich die Aus-
übung des Grundbuch- und Registerrechts, was ein ganz
wichtiger Baustein einer erfolgreichen Wirtschaftsord-
nung sind. Diese Aufgabe ist bei unseren Rechtspflegern
in den besten Händen.


(Beifall bei der SPD)


Ich jedenfalls meine: Wer die Aufgaben der Rechtspfle-
ger privatisieren will, gefährdet einen wesentlichen
Standortvorteil unseres Landes.

Zweites Beispiel. Gerichtsvollzieher besitzen weitrei-
chende Zwangsbefugnisse. Sie sind nicht nur Dienstleis-
ter ihrer Auftraggeber, sondern sie achten auch auf die
Rechte der Schuldner. Das ist keine überflüssige Sozial-
arbeit, wie manche meinen, sondern Ausdruck des sozia-
len Rechtsstaats. Ich bin deshalb davon überzeugt: Auch
Gerichtsvollzieher müssen weiterhin und auch in Zu-
kunft dem öffentlichen Dienst angehören.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Drittes Beispiel sind die sozialen Dienste der Justiz.
Jeder von uns weiß, wie wichtig die Bewährungshilfe
und eine gute Entlassungsvorbereitung für Gefangene
ist. Im Übrigen ist beides für eine gute Vorbeugung von
Straftaten sehr viel wichtiger als die immer wiederkeh-
rende Debatte, ob die Jugendhöchststrafe zehn oder
15 Jahre betragen soll.

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(C (D Ich bedauere es deshalb, dass Länder zunehmend darber nachdenken, die sozialen Dienste der Justiz zu priatisieren, und es teilweise sogar schon getan haben. enn man einmal eine solche Aufgabe aus der öffentli hen Hand gegeben hat, dann kann man sehr viel leichter en Rotstift ansetzen und sparen und damit das genau alsche Signal senden. ir dürfen deshalb nicht zulassen – auch davon bin ich berzeugt –, dass Privatisierungen zu einem Sicherheitsisiko werden. Innerhalb der Koalition sind wir uns in einem wesentichen Punkt einig: Bei den Kernaufgaben der Justiz ollen wir keine Privatisierungen. Allerdings wäre es chön, wenn diese Erkenntnis vonseiten des Bundesrates icht immer torpediert würde. Einige Länder bringen ort einen Privatisierungsantrag nach dem nächsten ein. s wäre gut, wenn dieser politische Schlingerkurs, der in er Öffentlichkeit und auch in der geneigten Fachöffentichkeit wahrgenommen wird, einmal ein Ende hätte. ie Bediensteten in der Justiz haben einen Anspruch arauf, ganz klar zu wissen, wofür die Parteien tatsächich stehen. Ein starker Rechtsstaat und eine leistungsfähige Justiz ind auch ein Gebot der Gerechtigkeit. Wir haben in en vergangenen Monaten haarsträubende Fälle von irtschaftsund Steuerkriminalität gesehen. Wir müs en einen Konsens darüber erzielen, dass die Justiz in er Lage bleibt – das ist Teil unseres Rechtsstaates –, olche Fälle zu verfolgen, aufzuklären, die betreffenden ersonen anzuklagen und zu verurteilen. Wir müssen die erichte so ausstatten, dass sie auch in Zukunft in der age sind, komplexe Wirtschaftsstrafverfahren zu beareiten. Es ist eine Frage der Gerechtigkeit, die Rechtsreue in allen Teilen der Gesellschaft durchsetzen zu önnen. Nun kann ich das als Bundesministerin leicht sagen, eil ich weiß, dass die Länder für das Personal zustänig sind. Trotzdem mache ich das immer wieder gerne, eil ich glaube, dass wir zwischen Bund und Ländern nnerhalb der Justiz einen Konsens darüber brauchen, ass dies eine wichtige justizielle Aufgabe ist. Dass wir ls Bund bei der Verfolgung dieser Straftaten nicht beieitestehen, möchte ich durch unseren Vorschlag deutich machen, die Verjährungsfrist für Steuerstraftaten auf ehn Jahre zu verlängern. Das Gesetzgebungsverfahren äuft bereits. Wir werden im nächsten Monat dem Kabinett vorchlagen, einen Gesetzentwurf einzubringen, mit dem ie derzeitige Höchstgrenze für Geldstrafen aufgehoen wird, damit sichergestellt wird, dass auch diejenien, die mehr als 5 000 Euro pro Tag verdienen, künftig erecht bestraft werden können. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Bundesministerin Brigitte Zypries
Allein dieses Vorhaben macht deutlich, dass wir in
den kommenden Monaten in der Rechtspolitik noch ge-
nug zu tun haben. Es liegt eine Menge Arbeit vor uns,
und wir müssen noch eine ganze Reihe von Projekten
abschließen. Wir werden über die gesetzliche Veranke-
rung der Patientenverfügung diskutieren, und wir wollen
die Reform des Erbrechts beraten und verabschieden.
Mit beiden Projekten wollen wir mehr Selbstbestim-
mung und Autonomie für die Menschen erreichen.

Schon in der nächsten Woche wird der Deutsche Bun-
destag über die Modernisierung des Bilanzrechts disku-
tieren. Mit diesem Gesetzesvorhaben soll der Mittel-
stand weiter entlastet werden.

Durch die Strukturreform beim Versorgungsausgleich
und beim Zugewinnausgleich wollen wir der Moderni-
sierung des Familienrechts einen weiteren Baustein hin-
zufügen, damit es bei den Scheidungsfolgen gerecht zu-
geht und der schwächere Ehepartner geschützt wird.

Wichtige Vorhaben verfolgen wir auch im Verbrau-
cherschutz. Das wurde schon im Zusammenhang mit
dem Einzelplan 10 des Verbraucherschutzministeriums
angesprochen. Die rechtliche Kompetenz liegt allerdings
bei uns. Dabei geht es um den besseren Schutz vor uner-
laubter Telefonwerbung und um die Stärkung der Ver-
braucherrechte beim Fahren und beim Fliegen. Diese
Themen werden uns sicherlich noch einige Diskussionen
bescheren. Wir sollten uns darum bemühen, noch in die-
ser Legislaturperiode zu Entscheidungen zu kommen.
Ich bin aber davon überzeugt, dass uns das gelingen
wird.

Die Liste der Gesetzgebungsprojekte, zu denen
schon eine Anhörung beschlossen oder zu erwarten ist,
ist lang. Es sind insgesamt 20. Das ist viel, wenn man
bedenkt, dass wir nur noch 17 Sitzungswochen bis zum
Ende der Legislaturperiode haben. Das heißt, die Rechts-
politiker dieses Hauses haben ein sehr beträchtliches
Programm. Deshalb ist es, glaube ich, wichtig, dass wir
unsere Arbeit zügig und konstruktiv fortsetzen. Die Ko-
alition hat zumindest in der Rechtspolitik noch eine
Menge zu tun. Insofern möchte ich den Kollegen Diller
zitieren, der eben zu mir sagte: „Sag doch einfach: Der
Haushalt ist gut. Verändern Sie nichts.“


(Heiterkeit bei der SPD)


Das sind fromme Worte, denen nichts hinzuzufügen ist.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617408100

Ich gebe das Wort der Kollegin Sabine Leutheusser-

Schnarrenberger, FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP):
Rede ID: ID1617408200

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol-

legen! Wir führen die erste Beratung des wohl letzten
Entwurfs eines Justizhaushalts in dieser Legislatur-
periode durch, der aller Voraussicht nach in Kraft treten
wird. Drei Viertel der Legislaturperiode sind vorbei. In-

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(C (D ofern ist es notwendig, eine Bilanz der Rechtspolitik zu iehen. An Arbeit hat es dem Rechtsausschuss nicht gemanelt. Wir haben schon sehr viele Anhörungen durchgeührt. Im Obleutegespräch heute Morgen hatten wir vier nhörungen vor Augen, die noch vor uns liegen. Insge amt haben wir schon etwa 15 bis 20 Anhörungen zu iner Vielzahl umfangreicher Gesetzgebungsvorhaben urchgeführt. Im Familienrecht wurden wegweisende eformen auf den Weg gebracht. Die FDP-Bundestagsfraktion hat sich als Oppositionsraktion immer an dem Maßstab orientiert, Gesetzgeungsvorhaben konstruktiv zu begleiten und Änderungen inzubringen. Deshalb haben wir auch dem Gesetzenturf zum Unterhaltsrecht zugestimmt, nachdem grund egende Änderungen an dem ursprünglich vorgelegten ntwurf erfolgt sind. Auch die Reform der freiwilligen erichtsbarkeit haben wir letzten Endes unterstützt. Auch beim Urheberrecht wurde nach einer ziemlich rundlegenden Überarbeitung im Bundestag mit dem Zweiten Korb“ ein Entwurf vorgelegt, den wir untertützen konnten. Das zeigt, dass wir uns als Oppositionsraktion sehr wohl für konkrete Änderungen einsetzen. ir sehen auch noch weiteren Änderungsbedarf, auch m Urheberrecht. Ich nenne als Stichworte zum Beispiel ie Kabelweitersendung in Hotels, die Durchsetzung on Urheberrechten im Internet und Modelle in anderen ändern, die Vorund Nachteile aufweisen. Wir hoffen, ass noch in dieser Legislaturperiode Weichenstellungen orgenommen werden. Frau Ministerin, Privatisierung war eigentlich nicht as Streitthema im Rechtsausschuss. Niemand will, so laube ich, das Gerichtsvollzieherwesen privatisieren jedenfalls nicht die FDP-Fraktion –, weil das mit dem rundgesetz nicht vereinbar wäre. Dass die Gerichtsollzieher selbst grundlegende Änderungen wollen, dass eformvorschläge mit dem Ziel der Qualitätsverbesse ung gemacht wurden und dass es hier Licht und Schaten, Vorund Nachteile gibt, ist selbstverständlich. Das ollten wir nicht mit Privatisierung abtun. Das bringt die ebatte auf eine schiefe Ebene, weil der Begriff hier icht passt. In diese Legislaturperiode fiel die EU-Ratspräsientschaft der Bundesregierung. Die Bilanz ist eher ünn und dürftig ausgefallen. Die immer stärkere gegeneitige Anerkennung justizieller Entscheidungen, die an unter den derzeitigen Vorzeichen sehr kritisch sehen uss, zwingt dazu, endlich einheitliche europäische tandards in Strafverfahren zu schaffen. ier verschieben sich die Gewichte eindeutig. Obwohl s nur um Mindeststandards geht, hat sich seit der schon änger zurückliegenden deutschen EU-Ratspräsidentchaft nichts in der Europäischen Union bewegt. Andere inge gehen sehr viel schneller. Ich erinnere an die EUichtlinie zur Speicherung der Telekommunikationserbindungsdaten. Nachdem der Rahmenbeschluss Sabine Leutheusser-Schnarrenberger nicht durchkam, wurde die Richtlinie verabschiedet. Man muss nicht Hellseher sein, um vorherzusagen, dass wahrscheinlich noch in diesem Jahr diese Richtlinie mit Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs als nicht rechtskonform erachtet wird, weil ihr die Ermächtigungsgrundlage fehlt. Der enge Zusammenhang mit dem Urteil zur Fluggastdatenweitergabe ist offensichtlich. Die Begründung ist identisch. Das hier verabschiedete Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung wurde in Teilen durch eine einstweilige Anordnung des Bundesverfassungsgerichts nicht zur Anwendung empfohlen. Wie Sie wissen, geschieht so etwas selten. Das zeigt, dass dahinter mehr als nur eine Prüfung durch das Bundesverfassungsgericht steckt. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


Im Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung – egal was der
EuGH macht, das Bundesverfassungsgericht wird das
letzte Wort haben – wurde auch die Telefonüberwachung
neu geregelt. Es gibt in § 160 a StPO eine Schutzvor-
schrift, die für Berufsgeheimnisträger bei staatlichen
Überwachungsmaßnahmen eine einheitliche Grundlage
schafft. Das Vorhaben, eine einheitliche Bestimmung zu
schaffen, haben wir unterstützt. Aber die Ausgestaltung
muss man nach wie vor kritisieren; denn die Unterschei-
dung zwischen Geistlichen, Strafverteidigern und Abge-
ordneten auf der einen Seite und Rechtsanwälten, Jour-
nalisten und Ärzten auf der anderen Seite führt zu einem
Zweiklassenrecht. Das ist keine gute Entwicklung.


(Beifall bei der FDP)


Das hat bereits Spuren hinterlassen, und zwar im Zoll-
fahndungsdienstgesetz und im Gesetzentwurf zum
BKA-Gesetz. Nehmen wir doch den ehemaligen Vize-
präsidenten des Bundesverfassungsgerichts, Herrn Pro-
fessor Dr. Hassemer, beim Wort:

Wer die Anwaltschaft unter dem Maßstab des Ge-
heimnisschutzes in zwei Lager teilt, legt die Axt
ans Hausgut der Rechtsanwälte. Der Anwalt hat ja
nicht nur ein Recht, er hat auch eine Pflicht, die ihm
anvertrauten Geheimnisse zu wahren …; ein
Rechtsanwalt, der sich auf diese Garantie nicht
mehr verlassen kann, ist von den überkommenen
Garantien seiner Profession verlassen worden, er ist
normativ und praktisch verarmt.

Wir, die FPD-Fraktion, haben in der Sommerpause den
Entwurf eines Gesetzes erarbeitet, das diese Fehlent-
wicklung in § 160 a korrigieren soll. Da es inzwischen
viele fundierte Ausführungen dazu gibt, hoffe ich sehr,
dass der Bundestag gemeinsam die Kraft findet, eine
Korrektur vorzunehmen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme zum Ende. Es gibt offene Baustellen, be-
sonders im Insolvenzrecht. Frau Ministerin, Sie haben
die anstehenden Reformen genannt, die wir wie immer
mit unserem Selbstverständnis begleiten werden; denn
es geht um eine Reaktion auf veränderte gesellschaftli-
che Rahmenbedingungen. Zur unerlaubten Telefonwer-

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(C (D ung liegt ein Antrag von uns vor. Da müssen wir drinend handeln. Ich mache wie immer das Angebot: Klare ritik da, wo sie angebracht ist, aber Unterstützung da, o wir Ihren Weg teilen! Vielen Dank. Ich gebe das Wort dem Kollegen Dr. Jürgen Gehb, DU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Haus altsdebatten sind Generaldebatten. Landläufiger Meiung nach ist das die Stunde der Opposition, die mit der egierung abrechnet. (Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie haben doch die Opposition in Ihren eigenen Reihen!)


(Beifall bei der FDP)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617408300

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dr. Jürgen Gehb (CDU):
Rede ID: ID1617408400

un ist die Opposition – jedenfalls in der Rechtspolitik –
aum wahrnehmbar, mit der Folge, dass wir als Koali-
ionsparteien diese Aufgabe auch noch zu erledigen ha-
en.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das macht ihr durch gegenseitige Blockade!)


er Rechtsausschuss hat sich mit der höchsten Anzahl
on Einzelgesetzen auseinanderzusetzen, sodass wir
anchmal vor lauter Wald die Bäume nicht mehr sehen.
eswegen ist eine solche Debatte zum Haushalt auch

ine Gelegenheit, einmal über den Tellerrand hinaus zu
chauen.

Die beiden Koalitionsfraktionen haben den Hand-
ungsbedarf in der Rechtspolitik sehr schnell entdeckt
nd die schweren Brocken in die Koalitionsvereinbarung
ufgenommen. Aber wir haben den Handlungsbedarf
icht nur entdeckt – das hat manch anderer auch schon –,
ondern wir haben die Gesetze mit Handlungswillen und
andlungsstärke auch verabschiedet.

Nun will ich nicht wie ein Buchhalter alles kleinka-
iert bilanzieren. Aber ein paar Dinge will ich vielleicht
och nennen. Kurz vor der Sommerpause haben wir die
ohl größte GmbH-Reform seit 100 Jahren verabschie-
et. Ich erinnere zudem an die FGG-Reform. Ich könnte
ußerdem das Familien- und Unterhaltsrecht, die Vater-
chaftsfeststellung und Vaterschaftsanfechtung nennen.
uf dem Gebiet des Strafrechts haben wir die Siche-

ungsverwahrung für nach Jugendstrafrecht Verurteilte
owie für andere böse Buben, bei denen bisher Sicher-
eitslücken bestanden, geregelt. Schließlich haben wir
it dem Rechtsdienstleistungsgesetz und der Regelung

u den Erfolgshonoraren das Berufsrecht der Anwälte
eu gestaltet. Alles das sind große Projekte und nicht
twa nur Petitessen.

Gott sei Dank besteht die Welt nicht nur aus Becks
nd Ypsilantis; jedenfalls tummeln sie sich nicht in der






(A) )



(B) )


Dr. Jürgen Gehb
Rechtspolitik. Ich habe an dieser Stelle Dank zu sagen
der Ministerin, dem Parlamentarischen Staatssekretär,
meinem Counterpart, Herrn Stünker, sowie allen anderen
Ausschussmitgliedern, meinen eigenen Kollegen in der
Arbeitsgruppe Recht sowie den Ministerialbeamten, die
alle dazu beigetragen haben, dass wir jedenfalls in der
Rechtspolitik keinen Anlass dazu haben, nach fremden
Bräuten zu schauen.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dazu soll sich die SPD einmal äußern!)


Man könnte es folgendermaßen zusammenfassen: Re-
gierung gut, Koalition prima, Opposition Fehlanzeige!


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


In den letzten Tagen hat man, wenn man nicht blind
war, gesehen, dass schon ein bisschen mit den Hufen ge-
scharrt wird, weil die Performance nicht überall so gut
ist. Jetzt kommen die Wahlkämpfe: Bundestagswahl-
kampf, Europawahlkampf und mehrere Landtagswahl-
kämpfe. Da wird an den geeigneten Stellen, zum Bei-
spiel auf den Kreisparteitagen, sicherlich auch mit
unserem jetzigen Koalitionspartner hart ins Gericht ge-
gangen werden. Aber eines kann ich Ihnen versprechen:
Wir werden uns zum Wohle des Volkes ähnlich wie in
der Vergangenheit auch in Zukunft bemühen, alles mit
der Akkuratesse eines Schweizer Uhrwerks abzuarbei-
ten, denn dafür sind wir als Volksvertreter gewählt.

Manchmal dürften wir uns zum Wohle des Volkes
auch nicht nur an der Vielzahl der verabschiedeten Ge-
setze messen lassen, sondern müssten uns auf die Fah-
nen schreiben, bestimmte Gesetze zu verhindern.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt! Da haben wir ein paar Vorschläge! – Zurufe von der FDP: Ja, das BKA-Gesetz!)


Ich zitiere Montesquieu: Wenn es nicht nötig ist, ein
Gesetz zu erlassen, dann ist es nötig, keines zu erlassen. –
Was schon für die einfachen Gesetze gilt, gilt erst recht
für das Grundgesetz. Ich beobachte die bedenkliche
Tendenz, immer mehr sicherlich hehre und für sich be-
trachtet wünschenswerte Anliegen als Staatszielbestim-
mung in das Grundgesetz aufzunehmen. Nach der Erb-
sünde, die wir mit der Aufnahme des Tierschutzes in das
Grundgesetz begangen haben, sollten wir jetzt nicht
auch noch Kultur, Sport, Kinder, Datenschutz und den
Atomausstieg in das Grundgesetz aufnehmen,


(Beifall des Abg. Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU] – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie haben es nicht verstanden!)


wenn wir aus unserem Grundgesetz keinen Necker-
mann-Katalog werden lassen wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das Grundgesetz besticht durch seine Kargheit, durch
seine Schlichtheit, durch seine Einfachheit und durch
seine Exklusivität, und so wollen wir es belassen. Darum
sage ich: Finger weg vom Grundgesetz!

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(C (D Wir führen die heutige Debatte wenige Tage nach em siebten Jahrestag von 9/11. Damals sind nicht nur ie Twin Towers eingestürzt, sondern der Anschlag hat ns auch gezeigt, dass sich die gesamte westlich-ziviliierte Welt im Fadenkreuz von Terroristen befindet. ir als Rechtspolitiker können zumindest einen kleinen eil, ein Scherflein dazu beitragen, dass dieses Risiko etas minimiert bzw. reduziert wird. Es geht nicht darum, en Leuten absolute Sicherheit vorzugaukeln und Begehrchkeiten zu wecken, die man hinterher nicht erfüllen ann. Aber was höre ich auch heute wieder im Zusamenhang mit den Sicherheitsgesetzen? Am 20. August ese ich einen Artikel im Tagesspiegel – Autorin: Frau eutheusser-Schnarrenberger – mit dem Titel: „Freiheit n Gefahr“. Die Zwischenüberschrift lautet: „Es gibt ein Grundrecht auf Freiheit.“ (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gibt kein Grundrecht auf Sicherheit!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Auf Sicherheit; gut aufgepasst. – Es gibt so wenig ein
rundrecht auf Sicherheit, wie es ein Grundrecht auf

nformationelle Selbstbestimmung gibt, jedenfalls wenn
an den Verfassungstext liest. Aber ähnlich wie das
undesverfassungsgericht das Recht auf informationelle
elbstbestimmung in seinem viel zitierten Volkszäh-

ungsurteil aus einer Zusammenschau mehrerer Normen
ntwickelt hat, hat das Bundesverfassungsgericht natür-
ich auch eine verfassungsrechtlich verbürgte Schutz-
flicht des Staates begründet.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber kein Grundrecht!)


rau Leutheusser-Schnarrenberger, ich empfehle Ihnen
ie Lektüre der amtlichen Entscheidungssammlung des
undesverfassungsgerichts, 107. Band, Seite 299 ff.


(Sabine Leutheusser-Schnarrenberger [FDP]: Das habe ich gelesen!)


ie einschlägige Passage finden Sie auf Seite 316. Wenn
ie noch weiter in die Geschichte gehen wollen – schon
ugustinus hat gesagt: „Tolle lege!“ – Nimm und lies! –,
ann können Sie auch in den 80. Band schauen, Seite 367
nd 375 ff. Eine Entscheidung ist aus dem Jahr 1989, die
ndere aus dem Jahr 2003. Wenn Sie schon solche Arti-
el in der Zeitung schreiben, dann empfiehlt es sich, sich
orher rechtskundig zu machen.


(Sabine Leutheusser-Schnarrenberger [FDP]: Ich habe das geschrieben, weil ich rechtskundig bin! Sie haben es falsch verstanden! – Mechthild Dyckmans [FDP]: Wir lesen die Bundesverfassungsgerichtsentscheidungen nicht nur, wir verstehen sie auch!)


onst müssen Sie sich den Vorwurf gefallen lassen, ent-
eder nicht rechtskundig zu sein oder den Leuten wider
esseres Wissen etwas vorzugaukeln. Bei der Gelegen-
eit haben Sie, wie Sie es immer bei jeder passenden und
npassenden Gelegenheit machen – auch Herr Stadler
acht das immer –, eine ganze Litanei von Entscheidun-






(A) )



(B) )


Dr. Jürgen Gehb
gen des Bundesverfassungsgerichts zitiert, mit denen
Gesetze der Koalition aufgehoben worden sein sollen.


(Jörg van Essen [FDP]: Es ist peinlich, dass es so ist!)


– Nun, Herr van Essen, ich belehre Sie ungern, aber Sie
fordern es förmlich heraus. – Wir haben die Anfrage ge-
stellt, wie viele Entscheidungen des Bundesverfassungs-
gerichts es diesbezüglich seit dem 19. Oktober 2005
gibt. Das war der Beginn der schwarz-roten Koalition.


(Abg. Dr. Max Stadler [FDP] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


– Frau Präsidentin, Herr Stadler kann es kaum noch hal-
ten. Das Wasser schon, aber seine Frage nicht.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617408500

Sie waren so im Redefluss, Herr Kollege Gehb. Da

wollte ich Sie nicht unterbrechen.


Dr. Jürgen Gehb (CDU):
Rede ID: ID1617408600

Ja, aber wenn Sie darauf warten wollten, käme nie je-

mand zu einer Zwischenfrage.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617408700

Gut, gestatten Sie die Zwischenfrage des Kollegen

Stadler?


Dr. Jürgen Gehb (CDU):
Rede ID: ID1617408800

Ja.


(Otto Fricke [FDP]: Wenn er jetzt Nein gesagt hätte! – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Aber der Herr van Essen muss noch belehrt werden!)



Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1617408900

Herr Kollege Gehb, da Sie gerade vortragen wollen,

dass keine Gesetze der Großen Koalition in Karlsruhe
aufgehoben worden seien, wären Sie bereit, hier dem
Hohen Haus mitzuteilen, welche Gesetze der Vorgänger-
regierung während der Regierungszeit der Großen
Koalition durch das Parlament korrigiert worden sind
und ob Sie damit jeweils auf eine entsprechende Ent-
scheidung des Bundesverfassungsgerichts gewartet ha-
ben?

Zum Zweiten: Sie tragen hier vor, man solle sich erst
einmal rechtskundig machen. Stimmen Sie mit mir über-
ein, dass Frau Leutheusser-Schnarrenberger sich über
ein angebliches Grundrecht auf Sicherheit ausgelassen
hat, das es nämlich nicht gibt, während Sie am Ende da-
von gesprochen haben, es gebe eine Grundpflicht des
Staates, Sicherheit zu gewährleisten, was völlig unstrit-
tig ist. Mit anderen Worten: Sie haben Frau Leutheusser-
Schnarrenberger einen Vorwurf gemacht und versucht,
sie mit einem anderen Begriff zu widerlegen, obwohl die
beiden Dinge gar nichts miteinander zu tun haben, son-
dern allenfalls korrespondieren.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)


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(C (D timmen Sie mir zu, dass unter Rechtskundigen der Unerschied zwischen einem Grundrecht und einer rundpflicht klar sein sollte? Angesichts Ihrer Ausfüh ungen habe ich nämlich Zweifel, ob Ihnen dieser fundaentale Unterschied bekannt ist. Das ist ja wirklich eine gute Gelegenheit, einen Rund mschlag zu machen. Fangen wir mit der ersten Alternativfrage an. Selbsterständlich hat die schwarz-rote Koalition Gesetze korigiert, die Rot-Grün erlassen hat. Das ist aber etwas anz anderes, als sich den Vorwurf gefallen lassen zu üssen, in der eigenen Regierungszeit verfassungswid ige Gesetze erlassen zu haben. Die Korrektur verfasungsfeindlicher, verfassungswidriger Gesetze würde ns ja allenfalls adeln. Dass man gerade auf dem Spannungsfeld zwischen reiheitsrechten auf der einen Seite und Sicherheitsechten auf der anderen Seite natürlich ein vermintes elände und ein grundrechtsrelevantes Gebiet betritt, as ist doch selbstverständlich, Herr Stadler. Selbst die iehhandelhauptmängelverordnung oder das Gesetz ber die Reform hufbeschlagrechtlicher Regelungen ist is nach Karlsruhe gejubelt worden. Das ist doch ganz lar, und deswegen bewegen wir uns hier immer auf kriischem Gebiet. Ein Nächstes. Es grenzt geradezu an Sophistik, zu saen: Es ist ein Unterschied, ob es ein Grundrecht auf reiheit gibt. Ich antworte und sage: Es gibt eine grund echtlich verbürgte Schutzpflicht des Staates. Begeben ie sich einmal in die Niederungen von Mommsen und arenz‘ Methodenlehre und lesen Sie, was in § 194 BGB teht: Anspruch ist das Recht, von jemandem ein Tun der ein Lassen zu verlangen. – Selbstverständlich korespondiert mit jeder Pflicht des Pflichtigen das Recht es Berechtigten. Herr Stadler, dass ich Ihnen das heute rklären muss, ist wirklich ganz traurig. (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

Dr. Jürgen Gehb (CDU):
Rede ID: ID1617409000

ber damit ist natürlich das, was der Herr van Essen da-
wischengerufen hat, gleichzeitig erledigt, ohne dass es
uf mein Redezeitkontingent geht. Ich danke ganz herz-
ich für die Gelegenheit, Ihnen eine kleine Nachhilfe
ber Verfassungsrecht, Schutzpflichten und Schutz-
echte im Einzelnen zu geben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Nun muss ich sagen: Diese Geschichte mit den
rundrechten „Freiheit“ und „Sicherheit“ aus der Oppo-

ition wird nur noch getoppt vom Grundrechtsverständ-
is der Linken; Sie kommen auch nicht ungeschoren da-
on. Gestern musste ich lesen, dass Herr Lafontaine die
igentumsverhältnisse unseres Grundgesetzes infrage

tellte, indem er sagte, das Familienvermögen der
chaefflers müsse enteignet werden. Meine Damen und
erren, er sagte dies mit der Begründung, so ein Vermö-
en könne man auf verfassungsgemäße Art und Weise






(A) )



(B) )


Dr. Jürgen Gehb
nie erlangen; deshalb gehe es nur um die Rückübereig-
nung von der Enteignung der Beschäftigten. Meine Da-
men und Herren, heute sind es die Schaefflers, morgen
ist es irgendein größerer Handwerker und übermorgen
müsste sich der Herr Lafontaine selber einmal fragen
lassen, woher er sein palastartiges Anwesen hat.

Wir haben gerade gehört, was alles zum Wohle des
Landes gehört. Weil ich den Blick über den Tellerrand
angesprochen habe, will ich auf einen Beitrag unseres
früheren Bundespräsidenten, auch bekannt als Bundesver-
fassungsgerichtspräsident und berühmter Verfassungs-
rechtler, Roman Herzog, in der FAZ vom 8. September
letzten Jahres „Stoppt den Europäischen Gerichtshof“
eingehen. Meine Damen und Herren, zum Wohle des
Landes gehört es auch, dass wir hoffentlich bald einmal
von immer unerträglicher werdenden europäischen
rechtlichen Vorgaben verschont bleiben. Ich denke dabei
nur schon wieder an die Draufsattelung der Antidiskri-
minierungsrichtlinie


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da haben Sie blaue Briefe gekriegt, gell?)


und daran, dass wir von der immer ernüchternderen
Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs ver-
schont bleiben. Insofern warte ich auf den von Roman
Herzog angekündigten Showdown zwischen dem Euro-
päischen Gerichtshof und dem Bundesverfassungsge-
richt. Wir kennen ja die „Solange I/II/III“-Entscheidun-
gen. Meine Damen und Herren, wir als Mitglieder des
Rechtsausschusses und als Rechtspolitiker sollten uns
auch einmal mit diesem Phänomen und dem Verhältnis
von supranationalem Recht und nationalem Recht be-
schäftigen, damit wir fürderhin nicht nur die Vollstre-
ckungsgehilfen der Europäer sind und in einer Ratifizie-
rungsfalle sitzen, sondern voller Selbstbewusstsein als
nationale Parlamentarier unsere nationalen Angelegen-
heiten auch durch nationale Gesetze regeln können.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo leben Sie denn eigentlich?)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617409100

Nächster Redner ist der Kollege Wolfgang Nešković,

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1617409200

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Sehr geehrte Ministerin Zypries!
Haushaltspläne sind so aufgebaut, dass sie für einen Res-
sortbereich die Einnahmen und Ausgaben erkennen las-
sen. Die Bürger erfahren aber nicht, ob sich der
Finanzaufwand für die Arbeit dieser Ressortbereiche
überhaupt gelohnt hat. Immerhin enthalten Haushalts-
pläne manchmal auch eine konkrete Arbeitsbeschrei-
bung. Auf Seite 2 des Einzelplans der Justiz können Sie
nachlesen:

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(C (D Das Bundesministerium der Justiz ist außerdem „Verfassungsressort“. Gemeinsam mit dem Bundesministerium des Inneren hat es zu gewährleisten, dass gesetzliche Regelungen mit dem Grundgesetz vereinbar sind. Vor dem Hintergrund dieser Arbeitsbeschreibung üssen sich die Steuerzahler ernsthaft fragen, ob die ustizministerin ihr Geld wert ist. Frau Zypries wäre ihr eld wert, wenn sie als Verfassungsministerin den echtsstaat energisch und engagiert schützen würde. as ist jedoch nicht der Fall. Frau Zypries hat sich ledig ich das Image einer Bremserin bei der Demontage des echtsstaats zugelegt. (Daniela Raab [CDU/CSU]: Das ist immer derselbe Textbaustein!)


„Bremserin“ ist ihr Etikett. So hat der Spiegel jüngst
uch ein Portrait überschrieben.


(Brigitte Zypries, Bundesministerin: Das war aber anders gemeint!)


as klingt nicht schlecht, wenn es darum geht, den
echtsstaat vor Herrn Schäuble zu schützen. Insoweit

cheint zumindest die PR-Abteilung des Justizministe-
iums ihr Geld wert zu sein.

Das Bild von der Bremserin ist schon sehr malerisch.
ch will es einmal überprüfend aufgreifen. In diesem
ild steuert der Innenminister Wolfgang Schäuble den
taatskarren mit Vollgas in Richtung Überwachungs-
taat. Neben dem Innenminister sitzt seine vermeintlich
esonnene Kabinettskollegin, Frau Zypries. Sie greift
icht ins Steuer, aber immerhin: Hin und wieder betätigt
ie die Bremse, wenn die deutsche Öffentlichkeit bei der
ilden Fahrt des Innenministers entsetzt reagiert.

Ich möchte nun einige Stationen dieser Reise in Erin-
erung rufen:

Im Frühling des Jahres 2007 erklärte Frau Zypries
em Spiegel gegenüber, die von Herrn Schäuble gefor-
erte Erweiterung der akustischen Wohnraumüberwa-
hung sei ganz unnötig. Im Sommer 2008 nahm sie dann
äh den Fuß von der Bremse und billigte eine Kabinetts-
orlage zur Änderung des BKA-Gesetzes, wonach sogar
atunverdächtige Dritte in ihrer Wohnung nicht nur abge-
ört, sondern sogar gefilmt werden können.

Im Frühjahr 2007 kritisierte Frau Zypries den Innen-
inister für seinen Vorschlag, zur Gefahrenabwehr die
ingerabdrücke aller Bundesbürger in Personaldoku-
enten zu speichern. Im Juli 2008 ließ sie das Bremsen

lötzlich sein. Sie fand sich zu einem Handel bereit,
ach dem der Fingerabdruck freiwillig in die neuen Per-
onalausweise gelangen sollte. Diese Freiwilligkeit ist
chlecht getarnter Zwang; denn zukünftig wird es zwei
rten von Bundesbürgern geben: solche, die sich den Si-

herheitswahnvorstellungen des Staates beugen, und sol-
he, die unbeugsam, aber daher bevorzugt verdächtig
ind.


(Beifall bei der LINKEN)


Doch Frau Zypries versteht sich nicht nur auf das
remsen. Auf der Reise in den Überwachungsstaat gibt






(A) )



(B) )


Wolfgang NeškoviæWolfgang Nešković
sie auch selbst gern mal Vollgas. Seit dem 1. Januar
2008 werden auf der Grundlage eines Gesetzentwurfs
aus dem Hause Zypries die Kommunikationsprofile von
Millionen von Menschen auf Vorrat erfasst. Unabhängig
von einem ganz konkreten Verdacht wird gespeichert,
wer mit wem wie lange von welchem Ort aus telefoniert
hat. Die Justizministerin hat damit die Deutschen zu ei-
nem Volk von Verdächtigen gemacht. Damit stellt sie
das Grundgesetz auf den Kopf. Die Grundrechte sind
Abwehrrechte gegen den Staat. Sie sind institutionali-
siertes Misstrauen gegen eine unvernünftige Obrigkeit.
Nunmehr wird es genau umgekehrt sein. Hier wird näm-
lich ein Misstrauen des Staates gegen seine Bürger insti-
tutionalisiert. Das ist das Gegenteil von dem, was das
Grundgesetz vorsieht.


(Beifall bei der LINKEN)


Frau Zypries begründet ihr Gasgeben mit einer Richtli-
nie der Europäischen Union, deren Rechtsgrundlage
höchst zweifelhaft ist – Frau Leutheusser-Schnarrenberger
hat das schon gesagt – und gegen die die Republik Irland
Klage erhoben hat.

Während der dritten Lesung des Gesetzes am 9. No-
vember 2007 forderte Frau Zypries mehr Ehrlichkeit in
der Diskussion. Sie sagte am Ende ihrer Rede, dass es
möglich sein müsse, bei schwerster Kriminalität auf ge-
speicherte Telekommunikationsdaten Rückgriff zu
nehmen. Nicht ganz so ehrlich vergaß sie zu erwähnen,
dass das neue Recht zum Beispiel schon in bestimmten
Fällen von Urkundenfälschung zum Abruf von Vorrats-
daten berechtigt. Sie vergaß auch, ehrlich darauf hinzu-
weisen, dass ihr Gesetzentwurf über die Umsetzungs-
pflichten der Richtlinie weit hinausgeht.

Die Richtlinie sah nur die Speicherung und den Abruf
von Daten zum Zwecke der Strafverfolgung, also zur
Repression, vor. Frau Zypries legte dem Deutschen Bun-
destag einen Entwurf vor, der auch zur Datenabgabe bei
der Gefahrenabwehr, also bei der Prävention, berech-
tigte. Die Richtlinie sah die Speicherung und den Abruf
von Daten zum Zwecke der Verfolgung schwerer Straf-
taten vor. Frau Zypries unterlief dieses hohe Erfordernis
und ließ schon erhebliche Straftaten genügen. Die Richt-
linie sah den Datenabruf lediglich für Strafverfolgungs-
behörden vor. Frau Zypries hat nunmehr die Vorausset-
zungen – wohlgemerkt: noch nicht das Ergebnis – dafür
geschaffen, dass die Daten zukünftig auch an die Ge-
heimdienste weitergegeben werden können. Wer dann
– auch das wurde hier erwähnt – wirklich spürbar auf die
Bremse trat, das war das Bundesverfassungsgericht.
Wissen Sie, ob Frau Zypries gerade bremst oder nicht,
ist im Grunde ein völlig überschätztes Thema.


(Zuruf von der CDU/CSU: Warum reden Sie dann so lange darüber?)


Es handelt sich sowieso nur um ein täuschendes Verzö-
gern. Und auf dem Weg in die falsche Richtung ist das
Bremsen nur ein Mittel, um langsamer falsch anzukom-
men. Zur Abwendung eines Überwachungsstaates ist das
Bremsen daher ein untaugliches Mittel. Das, was wir
dringend benötigen, ist nicht das Bremsen oder Verzö-
gern. Vielmehr brauchen wir einen Fahrtrichtungswech-

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(C (D el. Frau Leutheusser-Schnarrenberger hat das so formuiert: Mit den Grundrechten und mit der unbedingten Bindung der Staatsgewalt an diese Grundrechte wurde das Fundament für den Bestand der freiheitlichen demokratischen Grundordnung gelegt. Die massiven Versuche, dieses Fundament umzubauen, gehören beendet. Die Zeit ist reif zur Umkehr. rau Zypries, eine solche grundsätzliche Haltung fehlt hnen, weil Ihnen der rechtsstaatliche Kompass fehlt. (Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Hört! Hört!)


ch kann mir nicht vorstellen, dass Sie – wie Frau
eutheusser-Schnarrenberger damals beim großen
auschangriff – aus einer rechtspolitischen Grundüber-
eugung heraus von Ihrem Amt zurücktreten würden.


(Zurufe von der CDU/CSU)


m Grunde genommen spiegelt sich in Ihrem politischen
elbstverständnis das personelle Dilemma der SPD wi-
er. Sie stehen genauso wie Herr Steinmeier und Herr
teinbrück für die Generation der Technokraten und
olitikbeamten in der SPD.


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der CDU/CSU: Wer schreibt Ihnen diese Worte auf?)


ie alle haben Ihre politischen Karrieren im Gegensatz
u Herrn Stünker und anderen im Apparat und nicht in
er Partei und auch nicht im Leben gemacht.


(Zurufe von der SPD: Oh! – Zuruf von der CDU/CSU: In welcher Fraktion sind denn Stasimitarbeiter?)


ie funktionieren in beliebigen Funktionen: gestern als
eferentin in der Niedersächsischen Staatskanzlei, da-
ach als Staatssekretärin im Innenministerium, heute als
ustizministerin und vielleicht morgen als Verbraucher-
chutz- und Landwirtschaftsministerin. Sie haben ei-
entlich nur gelernt, in dieser Tätigkeit den Anschein er-
olgreicher Administration zu geben. Ihnen fehlen die
olitischen Visionen. Vielleicht haben Sie sie im Fami-
ienrecht. Ihre einzige Vision ist die Vermeidung von
ehlern, um den Job und die Macht zu erhalten. Sie ste-
en damit genauso wie die heutige SPD für politische
eliebigkeit. Sie stehen nicht in der Tradition großer
PD-Rechtspolitiker wie Adolf Arndt und Martin
irsch.


(Christine Lambrecht [SPD]: Sie aber auch nicht! Sie erst recht nicht!)


er SPD sind auch deswegen der sozialstaatliche und
uch der rechtstaatliche Kompass abhanden gekommen,
eil sie in Spitzenpositionen zunehmend den Typus des
olitikbeamten und Technokraten gestellt hat.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Ja, Herr Richter am Bundesgerichtshof!)







(A) )



(B) )


Wolfgang NeškoviæWolfgang Nešković
Der politisch-inhaltliche Kompass, der in die Rich-
tung des Sozialstaates und des Rechtstaates weist, liegt
bei uns, er liegt bei der Linken. Wir werden Kurs halten,
wenn es darum geht, den Sozialstaat und den Rechtstaat
zu schützen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN – Lachen bei der CDU/CSU und der SPD – Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Hört! Hört! Das ist das Gegenteil von Qualität in der Rechtspflege! – Christine Lambrecht [SPD]: Jetzt geht es aber los! – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Das war eine arrogante Rede!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617409300

Ich gebe das Wort dem Kollegen Jerzy Montag,

Bündnis 90/Die Grünen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617409400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Sehr geehrte Frau Bundesministerin Zypries, ich versu-
che es einmal auf eine andere Art und Weise, ohne per-
sönliche Beleidigungen.


(Beifall des Abg. Swen Schulz [Spandau] [SPD] – Daniela Raab [CDU/CSU]: Das ist wohltuend! – Wolfgang Nešković (DIE LINKE)

eins!)

Es ist die siebte, achte oder neunte Rede, die ich zum
Haushalt halte. Immer wieder fange ich mit den gleichen
Zahlen an. Dieses Mal haben wir einen Zuwachs der
Einnahmen von 10 Prozent auf 383 Millionen Euro. Al-
lerdings haben wir einen Ausgabenzuwachs um 7 Pro-
zent auf 500 Millionen Euro. Der Deckungsgrad des
Haushalts des BMJ ist von 70 auf 73 Prozent geklettert.
Die Zahlen lassen sich also wahrlich wenig diskutieren.

Deshalb will ich anders anfangen und Sie, liebe Kol-
leginnen und Kollegen, fragen: Was kann man nicht kau-
fen, und was gibt es trotzdem nicht umsonst? Herr Kol-
lege Gehb denkt noch nach. Ich sage es Ihnen: Es ist eine
unabhängige, nur dem Recht und dem Gesetz verpflich-
tete Justiz.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Darauf wäre ich nicht gekommen!)


– Darum sage ich es Ihnen. – Es ist ein gelebter Rechts-
staat mit niedrigschwelligem Zugang zum Recht für
Arme wie Reiche, Schwache wie Starke. Es ist eine Jus-
tiz, die als modernes, effizientes staatliches Unterneh-
men die Aufgabe hat, die Grund- und Bürgerrechte aller
Bürgerinnen und Bürger zu schützen und jeder bzw. je-
dem zeitnah und gerecht zu ihrem bzw. seinem Recht zu
verhelfen. So etwas kostet Geld, braucht motivierte, gut
ausgebildete und bezahlte Menschen und eine moderne
und leistungsfähige Ausstattung. Dies fordern wir in je-
der Haushaltsrede von neuem.

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(C (D Wir fordern sichtbare und vernehmbare Anstrengunen, auch von der Bundesseite, mit den Ländern, und war nicht im stillen Kämmerlein – das tun Sie, Frau inisterin, vielleicht schon lange; das glaube ich Ihnen ogar –, sondern in der Öffentlichkeit vernehmbar, diees Ziel zu erreichen. Laden Sie doch einmal zu einem risengipfel Rechtsstaat ein! Reden wir doch einmal in ller Öffentlichkeit über die jämmerlichen Zustände bei usstattung und Bezahlung der Justiz in den Länern. Statt einer solchen rechtspolitischen Offensive zur tärkung der Rechtsstaatlichkeit erreichen uns vonseiten es Bundesrates ausschließlich Vorschläge, wie man den echtsstaat stutzen und die dafür vorgesehenen Ausgaen kürzen kann. Ich will nur ein Beispiel anführen: em Vorschlag zur Einschränkung der Prozesskostenilfe folgte jetzt der Vorschlag zur Einschränkung der eratungshilfe. So kommt man von einem Punkt zum nderen, und der Rechtsstaat bzw. die Justiz bleibt dabei uf der Strecke. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das schlechteste Beispiel! Es gibt viele gute!)


Zurück zum Bundeshaushalt. Auch hier gibt es, Frau
ypries, die Möglichkeit, guten Willen zu zeigen, indem
an nämlich vermeintliche Kleinigkeiten ändert. Ich
ill ein Beispiel dafür benennen: Im Haushaltsentwurf
es Bundesjustizministeriums gibt es eine Rubrik, in der
elder für Entschädigungen für unschuldig erlittene
trafverfolgungsmaßnahmen eingestellt werden kön-
en. Die von den Ländern gezahlte Entschädigung be-
rägt seit 22 Jahren 11 Euro pro Tag. Unser Nachbar Ös-
erreich zahlt im Übrigen im Schnitt 100 Euro pro Tag
ür unschuldig erlittene Untersuchungshaft. Es wird seit
angem darüber diskutiert, ob man diesen Satz anheben
oll. Auch Sie haben sich dafür stark gemacht. Ein Ge-
etzentwurf liegt aber nicht vor. Es gibt auch keine kon-
reten Aktivitäten. Dabei bräuchten wir auch auf Bun-
esebene Gelder, um Entschädigungen für unschuldig
rlittene Strafverfolgungsmaßnahmen zahlen zu können.
as sieht aber Ihr Haushaltsansatz hier vor? Eine

chlichte Null. Ich meine, hier sollten Sie nachbessern
nd Gelder einstellen. Nachdem durch BGH-Entschei-
ungen in diesem und im letzten Jahr Maßnahmen der
eneralbundesanwältin ein Ende gesetzt wurde, werden

uf Sie Kosten zukommen. Sie sollten das im Haushalt
erücksichtigen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Schließlich habe ich im Haushalt noch Ansätze ge-
unden, die mich etwas stutzig gemacht haben. Sowohl
m Haushalt des Bundesverfassungsgerichts als auch des
undesjustizministeriums gibt es wahrhaftig die Titel
Militärische Beschaffungen, Anlagen usw.“. Ich finde,
ass Sie den Titel „Militärische Beschaffungen, Anlagen
sw.“ aus den Haushalten des Bundesverfassungsge-
ichts und auch des Bundesjustizministeriums streichen
ollten. Für diese Titel sind zwar keine Gelder vorgese-
en, aber sie erwecken angesichts der Tatsache, dass
err Schäuble davon redet, dass innere und äußere Si-

herheit das Gleiche seien, und Einsätze der Bundes-
ehr im Innern in Betracht zieht, die Befürchtung, dass






(A) )



(B) )


Jerzy Montag
es sich hierbei um Leerstellen für Fantasien des Bundes-
innenministeriums handelt. Streichen Sie diese bitte.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Mein Resümee zur Rechtspolitik nach Ablauf von
drei Viertel der Legislaturperiode fällt zwiespältig aus.
Es gibt natürlich auch eine positive Seite. Diese möchte
ich nicht unerwähnt lassen, obwohl meine Zeit knapp ist:


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Gute Seite muss sein!)


Unterhaltsrechtsreform gelungen; FGG-Reform gelun-
gen; GmbH-Reform gelungen, auch wenn man sie noch
besser hätte machen können; Schutz vor Kreditverkäu-
fen überstürzt, nur halbherzig. Wir haben dazu konkrete
weitergehende Vorschläge gemacht; es ist schade, dass
Sie auf die nicht eingegangen sind.

Aber in Bürgerrechtsfragen, bei der Verteidigung
der Grund- und Bürgerrechte, bei der Verteidigung der
Freiheit, gibt es ein ganz erhebliches Sündenregister.
Ich will mich nicht wiederholen; Frau Leutheusser-
Schnarrenberger hat das erwähnt, ebenso Kollege
Nešković. Zur Vorratsdatenspeicherung will ich nur ei-
nen einzigen Satz sagen: Wir haben unter den 20 Anhö-
rungen im Rechtsausschuss auch eine – im März dieses
Jahres – zu den durch Vorratsdatenspeicherung verur-
sachten Kosten gehabt. Die Kritik an dem Gesetzent-
wurf, den es eigens dazu gibt, war vernichtend. Seitdem
ist dieser Gesetzentwurf verschwunden. Die Koalition
fasst ihn nicht mehr an. Auch das muss noch einmal auf
den Tisch.

Die Sicherungsverwahrung, lieber Kollege Gehb, ist
ein Armutszeugnis und kein Ruhmesblatt für Sie.


(Sabine Leutheusser-Schnarrenberger [FDP]: Ja!)


Die Kronzeugenregelung liegt vor, und auch die Terror-
strafvorschriften sind Vorschriften, die unter rechtsstaat-
lichen Gesichtspunkten äußerst bedenklich sind.

Fast alle diese Sünden haben – so die Diagnose des
Bundesverfassungsrichters Di Fabio – mit einer ganz be-
stimmten Lust zu tun, nämlich mit der Lust am antizi-
pierten Ausnahmezustand. So hat er das genannt, ein
Bundesverfassungsrichter, nicht ich. Was dabei in der
Zeit der Großen Koalition bisher herausgekommen ist,
ist eine schier endlose Aneinanderreihung von Akten der
Überwachung und der Repression, größtenteils aus der
Innenpolitik, aber allzu oft von der Rechtspolitik zu we-
nig aufgehalten, zu wenig abgebremst und manchmal
auch willig mitgemacht.

Deswegen, Frau Zypries: Das Bild der auferstandenen
Jeanne d’Arc der Rechtsstaatlichkeit, das von Ihnen ge-
zeichnet wird und das Sie gerne von sich zeichnen las-
sen, entspricht nicht ganz der Realität.

Ich will zum Datenschutz noch einiges sagen, und
zwar deswegen – da schaue ich insbesondere auf die
rechte Seite des Hauses –, weil jahrelang immer dann,
wenn wir Grüne von Datenschutz geredet haben, Sie da-
zwischengeschrien haben: Datenschutz ist Täterschutz!

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(C (D (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: So einfach haben wir es uns nicht gemacht!)


as war Ihr Credo. Inzwischen reden auch Sie davon,
ass man Datenschutz bräuchte. Welch eine Umkeh-
ung! Aber alle Maßnahmen, die beschlossen und viel-
eicht auch umgesetzt werden, brauchen ein Fundament.
as hat mit Staatszielen nichts zu tun, Herr Kollege
ehb, sondern es handelt sich dabei um konkrete Grund-

echte der Bürgerinnen und Bürger. Das Fundament, auf
em der Datenschutz fußt, sind die Grundrechte, die das
undesverfassungsgericht entwickelt hat, und wir sind

ehr wohl dafür, dass man diese Grundrechte auch ins
rundgesetz hineinschreibt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das steht doch alles schon drin!)


Da Ihnen immer so an Fundstellen gelegen ist, wäre
ch Ihnen verbunden, wenn Sie mir im Grundrechtekata-
og zwischen Art. 1 und 19 zeigen könnten, wo das steht,
amit die Bürgerinnen und Bürger draußen das auch le-
en können. Nein, es ist nicht drin.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Doch!)


s ist mehr oder minder zwanghaft abgeleitet aus Art. 2
nd Art. 1. Es wäre schön, wenn man als Bürger dieses
andes im Grundgesetz lesen könnte – ebenso wie man

esen kann, dass seine Wohnung unverletzlich ist oder
ass man Religionsfreiheit und Glaubensfreiheit hat –,
ass das Grundgesetz jeder Bürgerin und jedem Bürger
en Schutz seiner Daten gewährt. Dies ist eine Aufgabe
rsten Ranges für die Rechtspolitik. Ich fordere Sie alle
m Hause auf, den Vorschlag, den wir gemacht haben,
onstruktiv zu diskutieren und uns im Jahre 2009 trotz
es Wahlkampfs darüber zu verständigen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja das Jahr des Grundgesetzes! 60 Jahre Grundgesetz, da kann man das mal reinschreiben!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617409500

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Ole Schröder,

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1617409600

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Die Einzelpläne des Bundesministeriums der
ustiz und des Bundesverfassungsgerichts sind, gemes-
en am Ausgabevolumen, sehr klein. Sie umfassen nicht
inmal 0,18 Prozent des Gesamthaushaltes. Aber natür-
ich spiegeln die Ausgaben nicht die Bedeutung dieser
inzelpläne wider. 500 Millionen Euro sind, gemessen
n der Bedeutung dieser Institutionen, wirklich nicht viel
eld.

Das Justizministerium hat zwei wichtige Aufgaben:
um einen die Gesetzgebung und die Gesetzesanwen-
ung im Bereich der Justiz mit den obersten Gerichten
nd Behörden, zum anderen aber auch eine Querschnitts-






(A) )



(B) )


Dr. Ole Schröder
aufgabe für die gesamte Bundesregierung: Das Bundes-
ministerium der Justiz ist dafür verantwortlich, die
gesetzgeberischen Aktivitäten auf nationaler und inter-
nationaler Ebene zu ordnen.

Gestern fand die Anhörung zum BKA-Gesetz statt.
Durch das BKA-Gesetz werden die Befugnisse des Bun-
deskriminalamtes ausgeweitet. Das Bundeskriminalamt
ist in den letzten Jahren personell gestärkt worden. Dies
ist auch erforderlich, um die Bevölkerung wirksam vor
Terroristen zu schützen.

Aber in einem Rechtsstaat führt immer noch die
Staatsanwaltschaft die Ermittlungen.


(Jörg van Essen [FDP]: So ist es!)


Die Ermittlungen werden nicht von den Polizeien ge-
führt. Die Staatsanwaltschaft ist Herrin des Verfahrens.
Die Justizpolitik hat die Aufgabe, die Staatsanwaltschaft
so auszustatten, dass diese strengen Maßstäbe auch voll
gewahrt werden.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deswegen kommt sie im BKA-Gesetz auch gar nicht vor, wenn Sie mal hineingucken! Sie waren ja gestern leider nicht da! – Gegenruf des Abg. Jörg van Essen [FDP]: Deswegen sind die Ausführungen des Kollegen Schröder ja auch so richtig!)


Die Generalbundesanwältin beim Bundesgerichtshof
agiert als Anwalt des Bundes und bekommt es dabei mit
immer aufwendigeren Ermittlungsverfahren zu tun. Al-
lein das sogenannte Sauerland-Verfahren gegen drei An-
hänger der islamistischen Dschihad-Bewegung hat fünf
Staatsanwälte dauerhaft gebunden. Hunderte von richter-
lichen Beschlüssen mussten eingeholt werden. Bei dem
Gerichtsverfahren gegen die sogenannten Kofferbomber,
die Anschläge auf zwei Regionalzüge geplant hatten,
wurden ebenfalls viele Ressourcen gebunden. Viele die-
ser Verfahren ziehen sich dann vor Gericht über Jahre
hin, vor allem dann, wenn Konfliktverteidiger das Ver-
fahren bewusst in die Länge ziehen. Derzeit werden von
der Generalbundesanwaltschaft über hundert laufende
Verfahren allein gegen ausländische Vereinigungen bear-
beitet. Der Übersetzungsaufwand ist enorm.

All diese Aufgaben müssen geschultert werden, ohne
dass dabei die rechtsstaatliche Sorgfalt auf der Strecke
bleibt. Es wäre fatal, wenn die Staatsanwaltschaft am
Ende wegen Überbelastung nicht mehr in der Lage wäre,
von der Polizei überführte Straftäter der Justiz zuzufüh-
ren. Deshalb ist es zu begrüßen, dass bereits im Entwurf
der Bundesregierung 21 neue Stellen geschaffen wurden,
um dieser rechtsstaatlichen Pflicht Rechnung zu tragen.

Herr Montag, Sie haben angesprochen, dass der An-
satz der Mittel für Entschädigungen nicht hoch genug
ist. Als Haushälter haben wir im Rahmen von entspre-
chenden haushaltsrechtlichen Vermerken und Flexibili-
sierungen immer darauf geachtet, dass am Ende jede
Entschädigung gezahlt werden kann. Wir werden auch
zukünftig darauf achten.

Meines Wissens ist der Titel „Militärische Beschaf-
fungen“ in allen Einzelplänen vorhanden. Ich weiß nicht,

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(C (D b das nun wirklich der Kern der haushaltspolitischen useinandersetzung sein sollte. Bisher hat sich noch nieand an diesem Leertitel gestört. Wir können in den Be ichterstattergesprächen gerne noch einmal darüber sprehen. Herr Kollege Schröder, gestatten Sie eine Zwischen rage des Kollegen Montag? Bitte. Herr Kollege Schröder, ich danke Ihnen für die An ündigung, dass Sie sich mit unseren Vorschlägen befasen wollen. Ich wollte Sie fragen, ob Sie uns hier bestätigen könen, dass gerade bei dem Posten „Entschädigungen in iederaufnahmeverfahren und für unschuldig erlittene ntersuchungshaft“ keine Flexibilisierungsmöglichkeit esteht. Es gibt leider speziell bei diesem Posten keine öglichkeit, auf einen verwandten Posten, wie zum Bei piel „Härteleistungen für Opfer rechtsextremistischer bergriffe“, zurückzugreifen, sodass Sie, wenn Sie dort icht zumindest einen Betrag von 5 000 oder 10 000 Euro insetzen, keine Möglichkeit haben, einem Menschen ine Entschädigung zu zahlen, wenn er unschuldig in aft gesessen hat. Herr Montag, wir haben seit 20 Jahren keinen An endungsfall gehabt. Das ist meine Information. Ich bin ir sicher, dass wir im Haushaltsausschuss uns alle einig ind: Wenn wir einen entsprechenden Anwendungsfall aben, wird eine Entschädigung, die gerechtfertigt ist, uch gezahlt. Von einem nicht vorhandenen Flexibilisieungsvermerk würden wir uns nicht stoppen lassen. Das ürden wir unbürokratisch mit einer entsprechenden berplanmäßigen Ausgabe regeln. Ich denke, dass Ihre efürchtung völlig unberechtigt ist. Wir würden uns par eiübergreifend im Haushaltsausschuss sofort einig weren. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Otto Fricke [FDP])

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617409700
Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1617409800
Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617409900
Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1617410000

Lassen Sie mich auf einen anderen Bereich zu spre-
hen kommen. Neben der rechtsstaatlichen Bedeutung,
ie das Ministerium der Justiz hat, ist der Einzelplan 07
or allen Dingen für unseren Wirtschaftsstandort
ichtig. Die Justizministerin hat das bereits angespro-

hen. Ich finde es gut, dass das Deutsche Patent- und
arkenamt jetzt faktisch aus der linearen Stelleneinspa-

ung herausgenommen wurde und wir 27 neue Stellen
ür Patentprüfer geschaffen haben. Damit stärken wir
en Wirtschaftsstandort Deutschland.

Das Justizministerium setzt sich auch auf internatio-
aler Ebene für Rechtsstaatlichkeit ein. Das ist wichtig,
m anderen Ländern auf ihrem Weg zu Demokratie und
ei der Durchsetzung von Menschenrechten zu helfen.






(A) )



(B) )


Dr. Ole Schröder
Gerade wir als Exportnation sind auf Rechtssicherheit in
anderen Ländern angewiesen. Viele EU-Nachbarländer
orientieren sich an unserem Rechtssystem beim Aufbau
einer Rechtsordnung. Ich bin der Meinung, dass wir das
unterstützen sollten. Ich finde es sehr gut, dass die Deut-
sche Stiftung für internationale rechtliche Zusammenar-
beit, die eine hervorragende Arbeit leistet, mit diesem
Entwurf gestärkt wird. Wir erreichen dadurch viel im
Bereich der Handelsbeziehungen, aber auch für Rechts-
staatlichkeit und Sicherung des Friedens in Europa und
darüber hinaus. Es ist zu begrüßen, dass der Mittelansatz
erhöht und das Fortbestehen dieser Stiftung über das
Jahr 2011 hinaus gesichert werden konnte.

Es kommt nicht nur darauf an, was wir in Gesetze
schreiben, sondern genauso darauf, wie wir Gesetze for-
mulieren. Eine wichtige Querschnittsaufgabe des Bun-
desministeriums der Justiz ist die Rechtsförmlichkeits-
prüfung. Innerhalb dieser Rechtsförmlichkeitsprüfung
ist es Aufgabe des Justizministeriums, für verständliche
Gesetze zu sorgen. Unverständliche Gesetze braucht
kein Mensch. In der Rechtsanwendung entstehen Bür-
gern, aber auch Rechtsexperten dadurch hohe Kosten.
Hier können wir in der Rechtssetzung mit relativ gerin-
gem Aufwand große Effizienzpotenziale freisetzen.

Auf Regierungsebene wurde im Januar 2007 eine von
der Gesellschaft für deutsche Sprache eingerichtete Ar-
beitsgruppe eingesetzt, die die Möglichkeiten erprobt.
Bisher wurden fünf Gesetze sprachlich überarbeitet,
unter anderem zur Strukturreform des Versorgungsaus-
gleichs und das Gesetz zur Neuregelung des Wohngeld-
rechts. Die Arbeit dieser Sprachexperten ist ausgespro-
chen erfolgreich. Alle Beteiligten bestätigen, dass die
erarbeiteten Texte besser lesbar sind und der Gesetzge-
bungsprozess aufgrund einer größeren Akzeptanz des
Entwurfs schneller und einfacher vonstatten geht. Nicht
zuletzt die sprachliche Qualität wird dafür sorgen, dass
die Akzeptanz unserer Gesetze und Institutionen und das
Vertrauen der Bürger in unsere Gesetze und Institutionen
gestärkt werden.

Frau Zypries, Sie haben sich sehr kritisch zur Privati-
sierung geäußert. Die Frage, was von Dritten gemacht
werden soll und was im Haus gemacht werden soll, müs-
sen wir uns auch stellen, wenn es darum geht, wie wir
diese wichtige Sprachprüfung institutionalisieren und
dauerhaft gestalten können.

Schönen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617410100

Für die FDP-Fraktion gebe ich das Wort dem Kolle-

gen Otto Fricke.


(Beifall bei der FDP)



Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1617410200

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

legen! Der Justizhaushalt ist klein, aber – mit Grüßen an
Herrn Schäuble – er ist keine Kleinigkeit. Bei der Frage
der Grundrechte ist Justiz immer sehr wichtig. Ich will

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(C (D ich als Haushälter heute mehr mit dem Standortfaktor ustiz beschäftigen und dabei weniger mit der Rechtsicherheit. Ich glaube, es ist schon oft darüber gesprohen worden, wie sehr Rechtssicherheit ein Standortaktor für die Bundesrepublik Deutschland ist. Ich onzentriere mich jetzt vielmehr auf die Kosteneffizienz. Rechtsstaat ist Sache des Staates und nicht der Unterehmen – das stimmt, Frau Ministerin, Sie haben recht. ber das Komische ist: Sie haben in den letzten Jahren it Ihrer Koalition und auch schon davor in der rot-grü en Koalition immer wieder Unternehmen herangezoen, die Aufgaben des Rechtsstaates wahrzunehmen. (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das stimmt! – Joachim Stünker [SPD]: Wo denn?)


as Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz kostet circa
0 Euro pro Arbeitnehmer, der in einem sozialversiche-
ungspflichtigen Arbeitsverhältnis arbeitet.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Woher haben Sie diese Zahlen? Blödsinn!)


der nehmen wir, damit sich die Grünen nicht so aufre-
en, die Vorratsdatenspeicherung.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Können Sie einmal erklären, wie Sie darauf kommen?)


ie bewirkt erhebliche Investitions- und Dienstleistungs-
osten in einem Bereich, über den der Rechtsstaat sagt,
a müsse etwas getan werden. Ob das richtig oder falsch
st, ist eine andere Frage. Aber wen lassen Sie das Ganze
achen? Wer entwickelt die Technik? Wer bezahlt? Es

ind die Privaten. Über Privatisierung und darüber, wie
chlecht sie im Bereich der inneren Sicherheit umgesetzt
ird, könnte man stundenlang anhand des Beispieles
undesdruckerei, ein wunderschönes Kind der Grünen
nd Roten, reden und darstellen, wie „toll“ die dortige
rivatisierung verlief. Privatisierung muss klug gemacht
erden, und sie muss dort gemacht werden, wo der Staat

s nicht so gut kann. Da, wo es um den Rechtsstaat geht,
arf es nur der Staat machen. Das jedenfalls ist aus Sicht
er Liberalen der essenzielle Unterschied zwischen Staat
m Privatbereich und Staat im Bereich Rechtsstaat.


(Beifall bei der FDP)


Schauen wir uns den Haushalt an. Übrigens freundli-
he Grüße an die Grünen: Es gibt keinen einzigen Titel
m Haushalt des Justizministeriums und im Bereich des
erfassungsgerichtes, der sich mit Militärausgaben be-

asst. Das betrifft schlichtweg die tabellarische Zusam-
enfassung; das gibt es beispielsweise auch zum Haus-

alt des Bundestages und des Bundespräsidenten. Es
ibt keinen Titel. Ich glaube, das sollte man an dieser
telle noch einmal klarstellen, bevor falsche Interpreta-

ionen gemacht werden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich will noch kurz etwas zum EHUG und zum elek-
ronischen Unternehmensregister sagen. Ich glaube, dass
ir da wieder ein Trauerspiel erleben. Ich war selber






(A) )



(B) )


Otto Fricke
sehr überrascht, wie wenig die Unternehmen darauf rea-
gieren, dass sie ihre Pflichtangaben machen. Ich muss
dazu aber auch sagen: Wenn ich in den Unterlagen lese,
dass das Register auch deswegen so schlecht funktio-
niert, weil die Daten, die man hatte, teilweise noch vier-
stellige Postleitzahlen enthalten, dann frage ich mich
schon, wie weit es im Moment in der Planung beim Jus-
tizministerium und an anderer Stelle gekommen ist.

Zu den 19 Stellen bei der Generalbundesanwaltschaft
muss ich sagen: Es müsste in diesem oder im nächsten
Jahr noch etwas passieren, das diese 19 Stellen notwen-
dig macht, oder wir hatten in der Vergangenheit zu we-
nig Stellen. Ich habe eher das Gefühl, dass wir jetzt
erkennen müssen, dass wir unsere gesamte Sicherheits-
struktur auch bei der Generalbundesanwaltschaft voll-
kommen anders personell ausrichten müssen. Dann
müssten Sie das aber auch begründen.

Ich will noch auf einen Punkt kommen, der mir bei
Justizdebatten – es ist nun im Rahmen von Haushaltsbe-
ratungen meine 13. Justizdebatte – immer mehr auffällt.
Das ist die Komplexität. Leider ist Kollege Benneter in
zweiter Reihe gerade mit Markieren beschäftigt; Kollege
Wieland schaut mich an und weiß schon, worum es geht,
Kollege Gehb auch.


(Christine Lambrecht [SPD]: Das spricht nicht für Ihren Redebeitrag! – Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Reden Sie einfach besser!)


Es fällt doch auf, liebe Kolleginnen und Kollegen: Un-
sere Gesetzgebung wird immer komplexer. Sie wird so-
gar so komplex, dass selbst die Koalitionsparteien sagen:
Das stimmt überhaupt nicht, das haben wir so nicht be-
schlossen. – Nachher müssen sie zugeben, dass es doch
so von Ihnen beschlossen worden ist. Komplexität ist
eine der größten Gefahren für einen Rechtsstaat. Denn
gerade wir als Gesetzgeber überblicken manchmal gar
nicht mehr, was wir dem Staat, der Exekutive, an Rech-
ten geben. Wir müssen auch ehrlich zugeben: Wenn wir
die Vorschriften nicht mehr beherrschen, dann herrschen
irgendwann in diesem Lande die Vorschriften. Das kann
nicht in unserem Interesse sein.


(Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Noch weitaus schlimmer: In diesem Land herrscht die FDP! – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wie lösen wir das jetzt?)


– Das lösen wir, Kollege Wieland, indem wir schlicht-
weg weit weniger Gesetze machen und indem wir auch
einmal ehrlich zugeben: An dieser oder jener Stelle eine
neue Detailregelung zu machen, ist falsch.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schlagen Sie die erste vor!)


Ferner lösen wir dies – das sage ich in Richtung des
Kollegen Gehb – , indem wir nicht immer überlegen, ob
es nicht noch neue Grundrechte auf Sicherheit gibt – es
gibt sie nicht – , sondern lieber schauen, wie man beste-
hende ausfüllen kann. Außerdem sollten wir uns fragen:
An welcher Stelle sollte sich der Rechtsstaat wirklich zu-
rückhalten?



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(C (D (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Dass ich einmal erleben durfte, ein Lob von Ihnen zu bekommen, finde ich schön!)


Lob, das lernt, ist gut.

Ich komme zum Schluss, bevor ich Ärger mit der
rau Vizepräsidentin bekomme.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sie ist gnädig!)


ir haben inzwischen bei vielen Gesetzen das Problem,
ass niemand sie mehr versteht. Kollege Schröder hat
as richtig gesagt. Aber ich habe auch das Gefühl, dass
as manchmal ganz beliebt ist. Der Innenminister folgt
a inzwischen dem Motto: Sollte ich mich klar ausge-
rückt haben, dann müssen Sie mich missverstanden ha-
en. – Das jedenfalls kann aus Sicht der FDP nicht die
oraussetzungen für einen Rechtsstaat sein.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617410300

Nächster Redner ist der Kollege Joachim Stünker,

PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Joachim Stünker (SPD):
Rede ID: ID1617410400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ie heutige Debatte war bis jetzt sehr farbenreich und
mfassend. Ich möchte auf die Kärrnerarbeit des Rechts-
usschusses zu sprechen kommen, um zu verdeutlichen,
as wir geleistet haben.

Am 11. September 2007 konnte ich Ihnen nach zwei
ahren Große Koalition zusammen mit Frau Ministerin
ypries eine, wie ich glaube, sehr überzeugende Bilanz
orlegen. Seitdem ist ein Jahr vergangen. Einige wich-
ige Themen, um die es in der Zwischenzeit ging, wur-
en bereits erwähnt. Dennoch möchte ich sie noch ein-
al nennen, um zu verdeutlichen, was Rechtspolitik für

ie Menschen in der Sache bedeutet, nicht hinsichtlich
ines theoretischen Überbaus, von dem Herr Kollege
ešković wieder einmal gesprochen hat.

Lassen Sie mich einige Beispiele nennen: Wir haben
as Rechtsberatungsgesetz, das noch aus den 30er-Jah-
en stammte, novelliert. Die Telekommunikationsüber-
achung haben wir auf der Grundlage umfassender Un-

ersuchungen rechtsstaatssicherer gestaltet.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber nicht sicher genug!)


m Unterhaltsrecht haben wir den Vorrang für Kinder
estgeschrieben und die Gleichstellung nichtehelicher
inder mit ehelichen Kindern und vor allen Dingen
ichtehelicher Mütter mit ehelichen Müttern durchge-
etzt. Was die gesellschaftlich hochumstrittene Frage der
nfechtung von Vaterschaftstests betrifft, haben wir eine
euregelung verabschiedet. Außerdem haben wir fa-
iliengerichtliche Maßnahmen veranlasst, um insbe-

ondere zur Bekämpfung von Kindesmisshandlungen
chneller eingreifen zu können. Zur Stärkung des Wirt-






(A) )



(B) )


Joachim Stünker
schaftsstandortes Deutschland haben wir mit Blick auf
das Recht auf geistiges Eigentum die Enforcement-
Richtlinie verabschiedet. Diese Maßnahme war genauso
wichtig wie die Modernisierung des GmbH-Rechts, auf
die schon hingewiesen wurde. Darüber hinaus haben wir
Vorschriften zur Bekämpfung von Kinderpornografie
und Kinderprostitution auf den Weg gebracht. Kurz vor
der Sommerpause haben wir eine große Reform des Ver-
fahrens der freiwilligen Gerichtsbarkeit und des Verfah-
rens in Familiensachen verabschiedet. Das ist die Kärr-
nerarbeit der Rechtspolitik, derer Sie sich entziehen,
Herr Kollege Nešković.


(Wolfgang Nešković [DIE LINKE]: Wie kommen Sie darauf, so etwas zu behaupten?)


Diese Arbeit ist für die Freiheitsrechte der Menschen in
diesem Land und für ihren Alltag allerdings sehr wich-
tig.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Herr Kollege Nešković, an Ihrer Rede wurde wieder
einmal deutlich, dass Konvertiten wenig Bezug zur Rea-
lität haben.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Ich muss Ihnen sagen: Sie sollten einmal über Ihre Ver-
balinjurien gegenüber der Frau Ministerin nachdenken.
Ich glaube, sie waren dem Hohen Hause und der Arbeit,
die wir leisten, nicht angemessen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, in den letzten
17 Sitzungswochen dieser Legislaturperiode müssen wir
im Bereich der Rechtspolitik noch ein weitgefächertes
Programm abarbeiten; die Frau Ministerin hat darauf be-
reits hingewiesen. Ich will die einzelnen Projekte, die
wir noch vor uns haben, nicht mehr nennen. Ich bin mir
allerdings sicher, dass die Koalition am Ende dieser Le-
gislaturperiode eine sehr erfolgreiche Bilanz in der
Rechtspolitik vorweisen kann.

Ich denke, durch die vielen Einzelmaßnahmen, die in
die verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen hinein-
wirken, werden wir mehr bewegt und gesellschaftlich
gestaltet haben als andere, die in diesem Hohen Hause
viele große Reden gehalten haben, die für die Menschen
aber nicht viel bringen. Wir werden für den Alltag der
Menschen größere Freiheit und mehr Gestaltungsmög-
lichkeiten geschaffen haben. Außerdem können wir den
Schutz der inneren Sicherheit und der individuellen Si-
cherheit der Menschen in diesem Land garantieren. Es
gibt keine Freiheit ohne Sicherheit; dafür stehen wir So-
zialdemokraten. Das eine bedingt das andere. Auf die-
sem Gebiet muss das Notwendige getan werden.

Ich bin sehr dankbar, dass Frau Ministerin Zypries in
ihrer Rede eine Qualitätsdebatte im Rahmen der Aufga-
benbestimmung der Justiz eingefordert hat; das wurde
offensichtlich noch nicht von allen verstanden.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind der einzige Sozialdemokrat, D r R F t c h d w c I B n U o V M h b d n t M s u a l ü A g t a 1 P i H m d i I t a W a g d w d d (C (D der mit der Großen Koalition rundum zufrieden ist! Faszinierend!)


ie Frau Ministerin hat zu Recht auf die Privatisie-
ungstendenzen hingewiesen. Darüber haben wir im
echtsausschuss noch nicht diskutiert; das ist richtig,
rau Kollegin Leutheusser-Schnarrenberger. In den letz-

en drei Jahren haben uns aber immer wieder entspre-
hende Gesetzesvorhaben des Bundesrates erreicht. Das
at die Frau Ministerin gemeint.

Es geht um Privatisierungstendenzen, die im Bereich
er ordentlichen Gerichtsbarkeit insbesondere die frei-
illige Gerichtsbarkeit, Nachlasssachen, Grundbuchsa-

hen, Registersachen und Betreuungssachen betreffen.
n den Ländern gibt es nach wie vor Tendenzen, diese
ereiche outsourcen zu wollen. Bei den Mitarbeiterin-
en und Mitarbeitern der Gerichte vor Ort herrscht große
nsicherheit; das gilt insbesondere für den Bereich der
rdentlichen Gerichtsbarkeit. Hier müssen wir für klare
erhältnisse sorgen. Der Gesetzgeber, der für solche
aßnahmen zuständig ist, sitzt hier in Berlin.

Solange wir Sozialdemokraten noch etwas zu sagen
aben, wird es die gewünschten Veränderungen nicht ge-
en. Das sage ich ganz deutlich.


(Beifall bei der SPD)


Lassen Sie mich einen weiteren Punkt ansprechen,
er uns in diesem Hohen Hause in den nächsten Wochen
och beschäftigen wird. Ich meine, dass wir die Quali-
ätsdebatte darüber hinaus führen müssen. Herr Kollege

ontag hat in seinem Beitrag bereits darauf hingewie-
en; ich sehe das genauso.

Im Hinblick auf den heutigen Zustand der Justiz in
nserem Land muss ich feststellen, dass sich die Sach-
usstattung in den vergangenen drei Jahrzehnten wesent-
ich, wenn nicht fast revolutionär verbessert hat. Vor
ber 30 Jahren habe ich am Landgericht Verden an der
ller meine Tätigkeit begonnen und danach viele Amts-
erichte gesehen. Im Vergleich zu früher ist die Ausstat-
ung heute wesentlich besser. Damit einhergegangen ist
llerdings – insbesondere im Verlauf der vergangenen
5 bis 18 Jahre – ein drastischer, teilweise dramatischer
ersonalabbau. Ich meine, dass dieser Personalabbau

m Ergebnis unvertretbar ist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


In diesen Tagen hat der Deutsche Richterbund das
andbuch der Justiz 2008/2009 übersandt. Was macht
an im Rückblick auf alte Zeiten? Ich habe mir einmal

ie Gerichte in Niederachsen angesehen, an denen ich
m Verlauf meines Lebens als Richter tätig gewesen bin.
ch kann Ihnen sagen, dass heute an allen diesen Gerich-
en weniger Richterinnen und Richter beschäftigt sind
ls zu dem Zeitpunkt, als ich dort gearbeitet habe. Dieses
eniger an Personal wird durch eine verbesserte Sach-

usstattung im Ergebnis nicht aufgefangen; denn eine
ute Rechtsprechung braucht Menschen, gut ausgebil-
ete und motivierte Richterinnen und Richter, Staatsan-
ältinnen und Staatsanwälte. Die Personalreduzierung,
ie wir dort gegenwärtig erleben, geht in eine Richtung,
ie nach meiner Überzeugung bedenklich ist.






(A) )



(B) )


Joachim Stünker

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir werden uns demnächst darüber zu unterhalten ha-
ben, ob wir die Möglichkeit der Besetzungsreduktionen
bei den Großen Strafkammern verlängern, wonach die
Strafkammern nur mit zwei Berufsrichtern und zwei
Schöffen besetzt sind. Diese Regelung ist im Jahr 1993
vor dem Hintergrund des Bestrebens geschaffen worden,
beim Aufbau der Justiz in den neuen Bundesländern Fle-
xibilität zu haben. Diese Regelung ist immer wieder fort-
geschrieben worden. Nun steht zum Jahresende wieder
an, hier zu einem Ergebnis zu kommen. Wir werden das
gemeinsam diskutieren müssen, liebe Kolleginnen und
Kollegen.


(Wolfgang Nešković [DIE LINKE]: Schaffen Sie sie ab!)


Ich denke, wir werden diese Regelung noch einmal
verlängern müssen. Wir sollten in der Debatte im
Rechtsausschuss gemeinsam sehr genau hinsehen. Es
gibt einige Entscheidungen von Strafsenaten des Bun-
desgerichtshofs, die darauf hinweisen, dass in den ver-
gangenen Jahren im Bereich der Strafjustiz die Qualität
der Rechtsprechung in bestimmten Bereichen gelitten
hat. Einige Senate haben sehr deutliche Aussagen hierzu
gemacht. Ich denke, diese Fragen werden wir diskutieren
müssen, wenn wir uns diesem Thema demnächst zu nä-
hern haben.

Im Ergebnis darf ich sagen: Es hilft uns nichts, wenn
wir heiße Debatten über Onlinedurchsuchungen und
über die Novellierung des BKA-Gesetzes führen und ir-
gendwann zu Ergebnissen kommen, wenn wir nicht
gleichzeitig die dritte Säule der Gewaltenteilung, näm-
lich die Justiz, genauso stärken. Dieses Korrektiv der
dritten Säule der Gewaltenteilung ist genauso notwendig
wie die erforderlichen Maßnahmen, um die Menschen in
diesem Land zu schützen.

Beim Generalbundesanwalt werden aufgrund der
neuen Herausforderungen 20 oder 21 Stellen neu ge-
schaffen. Ich frage mich, wo sich die vergleichbaren
Steigerungen bei den Staatsschutzsenaten bei den Ober-
landesgerichten, wo sich die vergleichbaren Steigerun-
gen bei den OK-Kammern der Landgerichte usw. finden.
Genau das sind die Fragen, die etwas mit Freiheit, mit
Gerechtigkeit und mit dem Zugang zu Recht zu tun ha-
ben, denen wir uns im Rechtsausschuss bis zum Ende
der Legislaturperiode noch stellen wollen.

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Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1617410500
Haushalt gut, Rechtspolitik gut, Ministerin
gut, Abgeordnete gut – wir machen gute Arbeit.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617410600

Ich gebe das Wort der Kollegin Daniela Raab, CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ls letzte Rednerin beißen einen vielleicht nicht zwinend die Hunde, wie es so schön heißt, aber man tut sich atürlich ausgesprochen schwer, noch neue Akzente zu etzen. Ich denke, aus dieser Debatte und auch aus den Ausührungen von Herrn Stünker ging ausgesprochen klar ervor, dass die Rechtspolitik bei weitem nicht in diese heoretische Ecke gehört, unter der sich kein Bürger etas vorstellen kann, sondern dass die Rechtspolitik in en Lebensbereich eines jeden Einzelnen hineinstrahlt, nd dass wir bei weitem nicht nur Theoretiker und Semiaristen sind, als die wir oft eingeschätzt werden, sonern dass wir uns beim Schreiben unserer Gesetze ganz ah an der Lebensrealität orientieren. Ich möchte jetzt nicht in die Vergangenheit schauen nd das schildern, was uns vor der Sommerpause in, wie ch finde, einigen großen Würfen gelungen ist, sondern uf das blicken, was noch vor uns liegt und was auch die rau Ministerin angesprochen hat. Die Justizpolitik ist uerschnittsaufgabe zwischen vielen Politikfeldern. Wir aben hier die hohe Verantwortung, zum einen auf die iel zitierte Rechtsstaatlichkeit zu schauen und zum aneren den Interessen der Bürgerinnen und Bürger geecht zu werden. Es ist schon angesprochen worden: Vor uns liegt die eratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung der nerlaubten Telefonwerbung. Im ersten Moment öchte man sagen: Moment mal, warum brauchen wir ierfür ein neues Gesetz? Die unerlaubte Telefonwerung ist ja bereits verboten. – Wir alle kennen die Situaion, die uns von Bürgerinnen und Bürgern in fast jeder prechstunde geschildert wird. Teilweise erhalten die aren Rentner 20 bis 30 Anrufe täglich. Sie stürzen immer ieder zum Telefon, schauen auf das Display, wenn ihr elefon eines hat, und erkennen, dass die Rufnummer nterdrückt ist. Sie nehmen ab, und am anderen Ende erönt eine schnarrende Stimme, die ihnen entweder einen ollen Gewinn verspricht oder ihnen einen wie auch im er gearteten Vertrag andrehen will und so lange auf die rme Frau oder den armen Mann einredet, bis dieoder erjenige sich nicht mehr anders zu helfen weiß, als eien entsprechenden Vertrag abzuschließen. Für diese eute – für ganz normale Verbraucher wie du und ich – st es so gut wie unmöglich, aus diesem Vertrag wieder erauszukommen. Das heißt für uns, dass das bisher bestehende Verbot icht geholfen hat. Deswegen ist gesetzgeberisches Haneln erforderlich. Wir haben lange darüber geredet. Ich laube, jeder von uns kennt Fälle von Betroffenen. Mit em Entwurf, der nunmehr auf dem Tisch liegt und den ir sicherlich noch in diesem Herbst hier im Hohen ause beraten werden, haben wir, so denke ich, einen ehr guten Weg gefunden: keine Rufnummerunterdrükung mehr, eine Erhöhung der Strafe auf das bereits betehende Verbot und ein Widerrufsrecht für am Telefon bgeschlossene Verträge, insbesondere bei Zeitungslieerungen, aber auch bei Lottound Wettdienstleistungen, as es bisher noch nicht gab. Neu ist auch, dass der Ver Daniela Raab braucher die Verträge nun fristgerecht widerrufen kann, wenn er – erst dann muss er das tun – die Belehrung in Textform erhalten hat. Ich glaube, das ist sehr wichtig. Hier betreiben wir Rechtspolitik ganz nahe am Menschen. Ich glaube, es ist Sinn einer Haushaltsdebatte, auch so etwas herauszustellen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Daniela Raab (CSU):
Rede ID: ID1617410700




(A) )


(B) )


Das zweite Thema, das zumindest kurz angesprochen
wurde, ist das Thema Datenhandel. Auch bei diesem
Thema müssen wir als Rechtspolitiker uns mit anderen
Ministerien und Fachbereichen austauschen und auf Ent-
wicklungen reagieren, die gerade in den letzten Monaten
und Jahren höchst kriminelle, fast schon mafiöse Struk-
turen angenommen haben. Wir alle kennen die Fälle von
Datenhändlern, die Zigtausend Daten zum Verkauf an-
bieten, die sie illegal erworben haben.

Jeder kennt die Fälle aus der Sprechstunde oder hat es
vielleicht selber erlebt: Man fährt im Kaufhaus die Roll-
treppe hoch, hat die ersten Artikel dabei, die man ein-
kaufen will, und befindet sich auf dem Weg zur Kasse.
Es kann dann sein, dass Ihnen ein freundliches Männ-
chen entgegenspringt, ein Formular mit Kleingedruck-
tem entgegenhält und sagt: Bevor Sie zahlen, müssen Sie
auf jeden Fall unsere Kundenkarte bestellen, weil Sie
dann Punkte und dergleichen mehr erhalten. – Wenn
man nicht ganz fit ist und sich das Ganze bis zur aller-
letzten Zeile durchliest, wo steht, dass man das entspre-
chende Kästchen ankreuzen soll, wenn man mit der Wei-
tergabe seiner persönlichen Daten nicht einverstanden
ist, dann sitzt man sozusagen in der Datenfalle und kann
sich gegen die Weitergabe seiner Daten nicht mehr weh-
ren.

Ich bin sehr froh, dass wir Anfang September mit den
beteiligten Ministerien ausgesprochen schnell eine Re-
gelung gefunden haben, die dieses Prinzip umdreht. Das
heißt, jetzt muss ausdrücklich das Einverständnis zur
Weitergabe der Daten erklärt werden, nicht umgekehrt.
Das ist ausgesprochen wichtig.

Wir dürfen aber auch nicht verhehlen, dass viele
schnell dabei sind, nach dem Staat zu rufen und zu erklä-
ren, er mache uns erst zu den gläsernen Bürgern, die wir
angeblich alle sind. Ich sage – da muss sich jeder an die
eigene Nase fassen –: Der Umgang mit den persönlichen
Daten hat bei jedem Einzelnen eine Fahrlässigkeitsstufe
erreicht, die wir zwar nicht anprangern wollen, aber an-
sprechen müssen. Jedem muss klar sein: Wenn er sich im
Internet bewegt und Verkäufe tätigt, dann wird er ein
Stück weit gläserner. Das müssen wir als Politiker sagen.
Aber da, wo es ganz offenkundig Missstände gibt, soll-
ten wir definitiv eingreifen.

Das soll aber nicht so weit gehen – damit bin ich beim
Thema Staatsziel, um das abzurunden –, dass gleich wie-
der nach dem Allheilmittel Grundgesetz gerufen wird.
Viele meinen, sobald etwas im Grundgesetz stehe, hätten
sie den ganz besonderen Schutz und ihnen könne nichts
mehr passieren. Ich gehöre zu denjenigen, die sagen:
Unser Grundgesetz ist ganz bewusst relativ karg, aber
auch relativ klar ausformuliert. Ich muss nicht krampf-

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(C (D aft alles unter etwas subsumieren, sondern ich kann eientlich aus den meisten Grundgesetzartikeln klar heauslesen, was meine Rechte und meine Pflichten sind. ir sollten den Menschen nicht vormachen, dass zusätziche Grundrechte oder zusätzliche Staatsziele ein Mehr n Rechten oder an Schutz bringen. Mir sind solche Regelungen, wie sie auf dem Datenchutzgipfel gefunden wurden, oder konkrete Lösungen ie bei der unerlaubten Telefonwerbung – irgendwo reffen sich beide Komplexe wieder; denn aus einer unrlaubten Telefonwerbung kann schnell ein Datenhandel erden – für den Alltag der Menschen wesentlich lieber ls ein aufgeblähtes und damit auch ein Stück weit entertetes Grundgesetz. (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das schließt sich doch nicht aus!)


avon haben die Menschen mehr. Das sollte unsere Prä-
isse bei unserer täglichen Arbeit sein.

Lieber Herr Kollege Stünker, ich möchte mich Ihnen
erne anschließen. Meine Prognose zumindest für die
echtspolitik dieser Großen Koalition ist recht gut. Wir
aben schon bewiesen, dass wir gut zusammenarbeiten
önnen. In diesem Sinne sollten wir weitermachen.

Vielen herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617410800

Weitere Wortmeldungen zu diesem Einzelplan liegen

icht vor.

Wir kommen schließlich zu dem Geschäftsbereich
es Bundesministeriums des Innern, Einzelplan 06.

Das Wort hat der Bundesinnenminister, Dr. Wolfgang
chäuble.

Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister des In-
ern:

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! In den Agenturmeldungen mit einer Übersicht
ber die Zahlen des Entwurfs für den Bundeshaushalt
009 ist der Geschäftsbereich des Bundesinnenministers
it einer Steigerungsrate von 10,5 Prozent ausgewiesen.


(Zuruf von der SPD: Unglaublich!)


as ist natürlich ungeheuer erfreulich. Aber um diese ei-
igermaßen befriedigende Ausstattung über die Haus-
altsverhandlungen zu retten, will ich darauf hinweisen,
ass diese Steigerungsrate zu einem wesentlichen Teil
amit zu tun hat, dass der Haushalt des Bundesinnen-
inisteriums in einem starken Maße durch Personal-

usgaben geprägt ist. Die Hälfte dieser Steigerungsrate
st durch die Auswirkungen der Tarif- und Besoldungs-
unde und durch die endgültige Einführung des einheitli-
hen Liegenschaftsmanagements verursacht. Hinzu
ommt die erhöhte Hauptstadtfinanzierung in Sicher-
eitsfragen. Einer der großen Erfolge, den wir nach jah-
elangen Auseinandersetzungen nun doch auf den Weg
ebracht haben, ist die Einführung des Digitalfunks für
ie Behörden der öffentlichen Sicherheit, die im Haus-






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble
haltsentwurf für das kommende Jahr mit rund 400 Mil-
lionen Euro zu Buche schlägt.

Das, was nach diesen Zahlen verbleibt, die man bei
der Würdigung des Haushaltsentwurfs berücksichtigen
muss, ist Ausdruck dafür, dass diese Bundesregierung
die Aufgabe ernst nimmt, die freiheitliche Ordnung die-
ses Landes und die Freiheitsrechte der Bürgerinnen und
Bürger in dem notwendigen und angemessenen Maße zu
sichern. Freiheit sicher zu machen, ist die eigentliche
Aufgabe.

Ich will ein Beispiel dazu nennen, das übrigens den
Haushalt 2008 und 2009 in entscheidendem Maße prägt.
Alles, was gut läuft, findet in der Öffentlichkeit nicht
allzu viel Aufmerksamkeit.


(Fritz Rudolf Körper [SPD]: Das ist das Problem!)


Ich hatte im Vorhinein mehr Sorgen, als sich dann ver-
wirklicht haben, ob es gelingen würde, die Abschaffung
der Grenzkontrollen an den östlichen Grenzen unseres Va-
terlandes in Erweiterung des Schengener Abkommens
so zu bewerkstelligen, dass sie nicht zur Beunruhigung
der Bevölkerung und zu einem Verlust an Sicherheit führt.
Das ist dank einer hervorragenden Zusammenarbeit mit
den Polizeien der Länder wie mit den Polizeien der be-
troffenen Nachbarländer Polen und der Tschechischen
Republik in einem hervorragenden Maße gelungen. Das
zeigt, dass wir mehr Freiheit in Europa ermöglichen. In
einem Europa ohne Grenzen und ohne Kontrollen an
Binnengrenzen von Lissabon bis Helsinki reisen zu kön-
nen, ist ein großer Freiheitsgewinn. Und dies in Sicher-
heit zu ermöglichen, zeigt, dass wir eine verantwor-
tungsvolle Politik machen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie des Abg. Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Das ist notwendigerweise mit einer grundlegenden
Reform der Bundespolizei verbunden – auch das ist
keine einfache Aufgabe und nach den vielen Neuorgani-
sationen, die der Bundespolizei bzw. dem damaligen
Bundesgrenzschutz und den Polizeibeamtinnen und
Polizeibeamten in den Jahren seit dem Ende des Kalten
Krieges zugemutet werden mussten, auch keine Kleinig-
keit –, die auf einem guten Weg ist und Schritt für Schritt
vorankommt und die auch in dieser Zeit des Übergangs
nicht zu einer Beeinträchtigung der Leistungs- und Ein-
satzfähigkeit der Bundespolizei geführt hat.

Ich will die Gelegenheit nutzen, allen, die dafür auch
persönliche Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen müs-
sen, und auch allen Personalvertretungen, die daran mit-
wirken, meinen Dank und meinen Respekt auszudrü-
cken. Es zeigt das verantwortungsbewusste und starke
Engagement jedes einzelnen Polizeibeamten für die Si-
cherheit unseres Landes und für die Bürgerinnen und
Bürger. Das gilt auch für die Polizeien der Länder.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Das bringt mich zu einer Bemerkung, die immer wie-
der notwendig ist: Die föderale Ordnung unseres Landes

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(C (D it der vorrangigen und überwiegenden Zuständigkeit er Länder für diese Aufgaben ist gut und bewährt. Desegen ist die vertrauensvolle Zusammenarbeit aller für ie innere Sicherheit Verantwortlichen – Länder und und – eine notwendige Voraussetzung. Ich glaube übriens, dass wir mit der Entscheidung der Föderalismuseform I, dem Bundeskriminalamt entgegen der bisherigen ystematik der Sicherheitsarchitektur unseres Grundgeetzes eine Präventivbefugnis für die Abwehr der Gefahen des internationalen Terrorismus zu übertragen, ine richtige Entscheidung getroffen haben. Wir sind geade dabei, sie in der Gesetzgebung umzusetzen. Gestern at dazu eine Anhörung stattgefunden. Ich hoffe zuverichtlich, dass wir mit der notwendigen gründlichen Beatung zu einer zügigen Verabschiedung des Gesetzenturfs kommen. Wir haben im Haushaltsentwurf mit achund Personalmitteln Vorsorge dafür getroffen, ass das Bundeskriminalamt in der Lage ist, diese Aufaben wahrzunehmen und zu erfüllen, wenn das Gesetz n Kraft tritt. Ich hoffe auf eine zügige Beratung des Geetzentwurfs. Ich will hinzufügen, dass die Bedrohung durch den nternationalen, insbesondere islamistischen Terrorismus icht abgenommen hat. Nach dem Bericht von Europol ind allein im vergangenen Jahr über 200 islamistische errorverdächtige in Europa verhaftet worden. Wir müsen die Bedrohung ernst nehmen. Deswegen ist es richig, dass wir ohne überzogene Aufregung, aber konseuent und Schritt für Schritt das Mögliche tun, um die icherheit unserer Bürgerinnen und Bürger und das unktionieren unserer Freiheitsordnung auch für die Zuunft zu gewährleisten. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir alle haben in den vergangenen Monaten gelernt
auch das gehört zu einem Überblick über die Aufgaben

nnerhalb des Geschäftsbereichs des Einzelplans 06 –,
ass das, was wir schon immer gesagt haben, zutrifft:
ie Freiheitsrechte – auch das Grundrecht auf informa-

ionelle Selbstbestimmung der Bürgerinnen und Bürger
er Bundesrepublik Deutschland – werden nicht durch
en Staat und seine staatlichen Organisationen, auch
icht durch die Polizeien, gefährdet. Vielmehr müssen
ir dafür sorgen, dass auch die Grundrechte auf Daten-

chutz und informationelle Selbstbestimmung im
ichtöffentlichen Bereich durch leistungsfähige Verwal-
ungen gewährleistet werden.

Wir haben unsere Erfahrungen gemacht. Aus den Er-
ahrungen, die etwa die Telekom in ihrem Bereich ma-
hen musste, haben wir die richtigen Konsequenzen ge-
ogen. Wir haben in den vergangenen Wochen mit den
erantwortlichen für den Vollzug des Datenschutzgeset-
es in den Bundesländern – das ist sehr unterschiedlich
onstruiert – und den Datenschutzbeauftragten darüber
esprochen, welche Schlussfolgerungen wir ziehen. Wir
aben innerhalb der Bundesregierung verabredet, dass
ir die Koalitionsvereinbarung mit dem Entwurf eines
esetzes für ein freiwilliges Datenschutzaudit umsetzen,
it dem wir im Sinne eines Benchmarking weiterge-

ende Fortschritte und Erkenntnisse Schritt für Schritt






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble
zuerst freiwillig umsetzen und dann verpflichtend Rege-
lungen erlassen können. So können wir angesichts der
rasanten Entwicklung in einem ständigen Prozess von
Trial and Error bleiben. Wir haben zugleich verabredet,
einen Gesetzentwurf in den Bundestag einzubringen, der
vorsieht, dass in Zukunft die Nutzung und Übermittlung
personenbezogener Daten zum Zweck des Adresshan-
dels nur mit ausdrücklicher Zustimmung der Betroffenen
zulässig sein sollen. Wir wollen ein Kopplungsverbot für
marktbeherrschende Unternehmen, die sich unabhängig
von einem Abschluss daran halten müssen, sowie eine
Erweiterung der Bußgeldtatbestände und gegebenenfalls
erweiterte Möglichkeiten der Gewinnabschöpfung vor-
schlagen. Das hat die Zustimmung aller Datenschutzbe-
auftragten gefunden. Ich werbe dafür, auf diesem Weg
voranzugehen.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weil es Ihre uralte Forderung ist!)


Wichtig ist aber auch: Nur ein funktionierender und leis-
tungsfähiger Rechtsstaat ist in der Lage, den Daten-
schutz zu gewährleisten. Auch das gehört zur ganzen
Wahrheit. Deswegen können wir vielleicht in der Zu-
kunft manche Debatten etwas weniger voreingenommen
führen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich will in der gebotenen Kürze noch eine Bemerkung
dazu machen, dass wir für den Fall, dass alle Vorkehrun-
gen nicht funktionieren – es passieren immer Unglücke –,
die Zusammenarbeit der Verantwortlichen von Bund und
Ländern im Bereich des Bevölkerungsschutzes leis-
tungsfähig erhalten müssen. Deswegen haben wir das
Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophen-
hilfe mit über 100 Millionen Euro im vorliegenden
Haushaltsentwurf angemessen ausgestattet. Gleiches gilt
für das Technische Hilfswerk, das übrigens im Inland
wie im Ausland zunehmend zu einem Gütezeichen für
die Bundesrepublik Deutschland wird. Ich möchte mich
bei den Helferinnen und Helfern sowie bei der großen
Zahl der ehrenamtlich Tätigen ausdrücklich bedanken.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Wir sind auf einem guten Weg, im Einvernehmen mit
den Bundesländern die Fragen nach Steuerung und
Koordinierung so zu regeln, dass wir die vorhandenen
Kapazitäten von Bund und Ländern im Zivil- und
Bevölkerungsschutz optimieren. Wir müssen dazu in
dieser Legislaturperiode noch einen Gesetzentwurf vor-
legen; dafür werbe ich. Aber ich rate auch hier dazu, an
der grundsätzlichen Zuständigkeit der Bundesländer
nicht zu zweifeln und angesichts der Debatten über eine
Zentralisierung des Katastrophenschutzes auf europäi-
scher Ebene vorsichtig darauf hinzuweisen, dass ein
ortsnaher, dezentraler und ehrenamtlicher Bevölkerungs-
und Katastrophenschutz die bessere Lösung ist und mehr
Sicherheit für die Bürgerinnen und Bürger bedeutet.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


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(C (D arüber müssen wir bei anderer Gelegenheit vertieft disutieren. Genauso wichtig wie alles, worüber ich bislang geprochen habe, sind aus Sicht des Innenministers die ragen: Was hält eine freiheitliche Gesellschaft eigent ich zusammen? Wie sichern wir Toleranz, ein friedlihes Miteinander und Offenheit? Deswegen ist alles, as wir auf dem Feld der Integration und im Dialog mit enschen unterschiedlicher Religionen machen, von entraler Bedeutung für die Nachhaltigkeit unserer huanitären Freiheitsordnung. Für die Motivation unserer esellschaft ist es auch von großer Bedeutung, dass wir ungen Menschen die Möglichkeit bieten, im internatioalen Wettbewerb mit der Spitze – auch im Sport – chritt zu halten. Das heißt, die Sportförderung ist auch twas, das unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit nserer Freiheitsordnung wichtig ist. Wir müssen wettewerbsfähig und leistungsorientiert sein. Wir dürfen icht kommandieren. Wir wollen keine Staatsorganisaion. Aber wir müssen zeigen, dass wir im Wettbewerb it staatlichen Systemen wettbewerbsfähig sind. Desegen werbe ich dafür, die Sportförderung auf einem ohen Niveau fortzuschreiben. Es gibt großen Handungsbedarf, wenn es um die Sportorganisationen geht. ir werden mit den zuständigen Kollegen darüber reen. Wir sollten uns von der Medaillenstatistik der lympischen Sommerspiele nicht täuschen lassen. Nicht n allen Bereichen ist die Entwicklung gut. Ich erwarte m Sinne der Subsidiarität schon, dass die Verantwortlihen im autonomen Sportbereich das Optimale tun, soass wir die Sportförderung der Spitzensportler mit öfentlichen Mitteln weiterhin rechtfertigen können. Verehrte Kolleginnen und Kollegen, ich bedanke ich für die Unterstützung der Arbeit. Ich werbe dafür, dass in den Haushaltsberatungen die otwendigen Prioritäten im Einzelplan 06 auch durch as Parlament entsprechend unterstützt werden. Herzlichen Dank. Ich gebe das Wort der Kollegin Gisela Piltz, FDP raktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! icherheitspolitisch, so jedenfalls ist unser Eindruck, hat ie Große Koalition mittlerweile das Ende der Fahnentange erreicht. Mit dem Kraftakt BKA-Gesetz – wir haen ja gestern und heute verfolgen können, wie schwer s Ihnen fällt, dieses zusammen zu verabschieden – haen Sie jede weitere große Maßnahme ad acta gelegt. ur so, Herr Minister, kann ich Ihre Ankündigung ver tehen, dass zum Beispiel mit der Vorlage eines Seeicherheitsgesetzes nicht mehr zu rechnen ist. Gisela Piltz So wenig, wie materiell im Bereich der Sicherheit geschehen wird, so wenig wird auch fiskalisch geschehen, abgesehen davon, dass Sie ein Jahr vor der Wahl Geld an die Bürgerinnen und Bürger verteilen. Eine Verbesserung der Sicherheit sieht aus unserer Sicht wirklich anders aus. Wenn Sie die Ausgaben für die neuen Befugnisse des Bundeskriminalamtes aufgrund des BKAGesetzes abziehen, wird klar, dass Sie den traurigen Trend der letzten Haushaltsjahre fortsetzen. Am Ende des Haushaltsjahres wird beim BKA – bei Ihrer Leitbehörde, der Sie die innere Sicherheit so stark anvertrauen – weniger Geld bleiben als jedes Jahr zuvor. Wer im Haushalt genau nachsieht, erkennt, dass es für das BKA nicht mehr, sondern weniger Geld gibt. Das habe ich nicht wirklich verstanden. Der Aufwuchs beruht, wie gesagt, einzig und allein auf dem neuen BKA-Gesetz. Wer gestern dabei war, weiß, dass die Anhörung nicht wirklich eine Werbung für Ihr neues Gesetz war. (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wahrlich!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617410900

(Beifall bei der FDP)

Gisela Piltz (FDP):
Rede ID: ID1617411000




(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)


Handwerkliche Mängel nach einem Jahr Arbeit an dem
Gesetzentwurf halte ich für sehr erstaunlich. Aus meiner
Sicht können Sie nur eines tun, nämlich das Gesetz zu-
rückziehen und überarbeiten.


(Beifall der Abg. Ulla Jelpke [DIE LINKE])


Für die geltend gemachten handwerklichen Mängel ist
der Haushaltsausschuss am Ende des Tages nicht zustän-
dig, sondern Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von
der Großen Koalition. Ich fordere Sie auf, das zu verbes-
sern. Ein solches BKA-Gesetz brauchen wir nicht.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Kein Geheimnis hingegen ist es für uns, was die
Reform der Bundespolizei für den normalen Bundes-
polizisten bedeutet. Sie haben diese Reform angespro-
chen, Herr Schäuble. Unsicherheit über ihre persönliche
Zukunft ist vor allen Dingen bei den Polizistinnen und
Polizisten angekommen. Da nützt es auch nichts, wenn
Sie ungefähr 5 Prozent der Bundespolizistinnen und
Bundespolizisten mit Aufstiegsmöglichkeiten helfen
wollen, die über die bisherigen hinausgehen. Das Gros
der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist einfach verunsi-
chert. Wenn man mit den Kollegen spricht, erfährt man
das. Vielleicht tun Sie das nicht, wir aber schon. Ent-
spricht es Ihrer Vorstellung von Sicherheit in Deutsch-
land, wenn 12 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
Bundespolizei unsicher und unmotiviert durch das Land
laufen? Meine Vorstellung von Sicherheit ist das nicht.

Nach wie vor ist völlig unklar, welche Kosten durch
den Neubau oder die Verlagerung des Bundespolizeiprä-
sidiums noch auf den Bundeshaushalt zukommen. Wenn
der Haushaltsausschuss nicht so viel Druck gemacht hätte
– dafür bin ich meinen Kollegen wirklich dankbar –, dann
würden Sie noch nicht einmal darüber nachdenken, eine
Liegenschaft anzumieten, sondern hätten gleich einen
Neubau gefordert. So kann man mit dem Geld von Bür-

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(C (D erinnen und Bürgern nicht umgehen. Das ist keine Sparamkeit, sondern das genaue Gegenteil davon. Damit Sie mich nicht missverstehen: Ich habe nicht rundsätzlich etwas gegen Neuerungen und Neubauten. eues ist an sich nichts Schlechtes. Manchmal wäre eues wirklich besser, siehe BOS-Digitalfunk. Das ist ittlerweile wirklich ein Trauerspiel. Wir warten schon iel zu lange darauf, dass diese neue Technik eingeführt ird. Allerdings möchte ich Sie da ausdrücklich in chutz nehmen, Herr Minister. Es ist nicht nur Ihrer eistung oder Nichtleistung geschuldet, dass sie noch icht eingeführt ist. Stattdessen haben wir jetzt – denn ir sind in Deutschland – eine Behörde mit 140 Mitareiterinnen und Mitarbeitern, aber noch immer so gut ie kein Gerät für die Polizistinnen und Polizisten. Das at mit Sicherheit aus meiner Sicht nichts zu tun. Was ist denn aus Ihrer Sicht, liebe Kolleginnen und ollegen, eigentlich der Unterschied zwischen dem Bunesdatenschutzbeauftragten und einem elektronischen ersonalausweis? Der elektronische Personalausweis ist hnen im Bundeshaushalt mindestens zehnmal mehr wert. as ist eine Gleichung, die ich nicht ganz nachvollzieen kann. Für eine Hauspostwurfsendung zur Einfühung des neuen elektronischen Personalausweises sind m Haushalt 240 000 Euro neu eingestellt, für die Kosensteigerung im Bereich des Bundesdatenschutzbeaufragten gerade einmal 22 000 Euro. as geschieht nach all den Skandalen und dem, was wir um Bundesdatenschutzbeauftragten und dessen Bereich lles gehört haben. Man kann sich nicht damit herausreen, dass der Haushalt schon im Sommer aufgestellt orden sei. Die ersten Skandale hat es schon lange vor em Sommer gegeben. Das zeigt aus meiner Sicht, dass ie Große Koalition ihren Koalitionsvertrag vor allen ingen in einem Punkt ernst nimmt. Der Datenschutz teht im Koalitionsvertrag nämlich nur in zwei Zusamenhängen: Er erleichtert den Terroristen das Handerk, oder er führt zu unnötiger Bürokratie. Diese Linie etzen Sie leider konsequent fort. Wir als FDP-Fraktion erden uns auch in diesem Jahr dafür einsetzen, dass der atenschutzbeauftragte mehr Mittel erhält, um alles urchzusetzen, was Sie hier fordern. Es wird sich schnell eigen, ob die Ankündigungen der Bundesregierung nur eiße – im Übrigen auch unbezahlte – Luft sind oder ob ie Bundesregierung es wirklich ernst meint. Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir brauchen Siherheitsbehörden, die gut ausgestattet sind, wir brauhen Sicherheitsbeamte, die motiviert sind, und wir rauchen einen Haushalt, der das garantiert. So versteen wir Liberale vernünftige Sicherheitspolitik. Wir hofen auf die Vernunft des Hauses. Herzlichen Dank. Das Wort hat der Kollege Fritz Rudolf Körper von der SPD-Fraktion. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Bun desinnenminister ist schon auf die erhebliche Steigerung des Einzelplans 06 eingegangen, und ich hoffe, dass der Einzelplan auch mit dieser Steigerung beschlossen wird; denn das ist ein guter Entwurf. Es stecken hohe Personalkosten in diesem Entwurf; denn wir haben in diesem Haushalt die Ergebnisse der Besoldungsund Tarifrunde umgesetzt. Wir halten es für gut, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der allgemeinen Einkommensentwicklung teilnehmen. Deswegen war es auch gut, dass wir eine zeitund inhaltsgleiche Übertragung des Tarifvertrags auf die Besoldung der Beamtinnen und Beamten vorgenommen haben. Ich glaube, sie haben es verdient. Es trägt ganz wesentlich zur Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei, wenn hier ein deutliches Signal gesetzt wird. Die Motivation bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, ob sie bei der Bundespolizei oder etwa beim THW sind, ist sehr wichtig. Ich will jetzt nicht alle Bereiche aufzählen. Die Gefahr, dass man jemanden vergisst, ist unheimlich groß. Die Motivation ist ganz entscheidend; denn die Arbeit, die für den Standort Deutschland geleistet wird, ist sehr verdienstvoll. Die Beschäftigung mit dem öffentlichen Dienst bringt mich zu einem sehr persönlichen Urteil, das ich aber doch hier kundtun will. Das, was in der Föderalismuskommission I entschieden worden ist, hat dazu geführt, dass wir mittlerweile 17 Dienstrechte in Deutschland haben. Das ist für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst nicht von Vorteil. (Beifall bei der SPD – Irmingard ScheweGerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben wir Ihnen schon vorher gesagt!)


(Beifall bei der FDP)


(Zurufe von der FDP: Oh!)


(Dr. Max Stadler [FDP]: Das sagt alles!)


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


(Beifall bei der FDP)





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Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
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(Beifall bei der SPD)

Fritz Rudolf Körper (SPD):
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(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


– Das ist ja wunderbar, dass Sie das vorhergesagt haben.
Es gibt manche, die gleich alles besser wissen.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Öfter früher als Sie!)


Ich will ganz offen eingestehen: Ich halte es für keine
schlechte Eigenschaft, in der Lage zu sein, durch Erfah-
rungen dazuzulernen und zu Ergebnissen zu kommen.
Ich glaube, dass es in der Politik legitim ist, noch einmal
nachzudenken und dann vielleicht zu anderen Ergebnis-
sen zu kommen.

Es ist wichtig, das Thema Dienstrechtsneuord-
nungsgesetz in Bälde abschließend zu behandeln; denn
der Gesetzentwurf liegt vor. Frau Piltz, ich bin sicher,
dass diese Koalition gerade im Bereich der Innenpolitik
das Arbeiten nicht einstellen wird. Wir werden noch eine
Menge auf den Weg bringen, vielleicht mehr, als Ihnen
lieb ist. Im Rahmen der Beratungen des Dienstrechts-

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(C (D euordnungsgesetzes gibt es vielleicht noch zwei Theen, bei denen wir gemeinsam nachdenken müssen: Es ind die Themen „Übernahme von Versorgung“ und „beondere Altersgrenzen in bestimmten Berufen mit chichtdienst“. Ich halte es für legitim, dass man unter nderem eine solche Belastung berücksichtigt. Mit dieer Fragestellung werden wir das Dienstrechtsneuordungsgesetz hoffentlich bald gemeinsam verabschieden. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Die Föderalismusreform ist angesprochen worden.
ir müssen in der Tat immer die Fähigkeit entwickeln,

u erkennen, welche neuen Herausforderungen es ei-
entlich gibt, die unsere Väter und Mütter, die das
rundgesetz aufgeschrieben haben, noch nicht kannten.
a haben wir im Moment eine sehr spannende Frage,
ämlich die des gesamten IT-Bereichs. IT gab es nicht,
ls das Grundgesetz aufgeschrieben worden ist. Das ist
in Bereich innerhalb des föderalen Systems, der eine
bergreifende Kooperation zwischen Bund und Ländern
otwendig macht. Ich finde, wir müssen auch die Kraft
nd die Fähigkeit haben, hier wegweisende Entschei-
ungen zu treffen und Organisationsformen zu finden,
odass wir auch da zukunftsfähig bleiben bzw. werden.


(Beifall bei der SPD)


Es ist gerade heute notwendig, dass wir vieles, was
ns in der Innenpolitik berührt, dahin gehend abklopfen,
ie es sich auf unsere föderalen Strukturen auswirkt. Ich
ill hier ein Wort zu dem Thema Bundeskriminalamt-
esetz sagen. Dieses BKA-Gesetz und die Idee dazu
ind durch die Bedrohung durch den internationalen Ter-
orismus, aber auch innerhalb der Föderalismuskom-
ission I entstanden. Man hatte nämlich festgestellt,

ass man ein Bedrohungsszenario wie das, das vom in-
ernationalen Terrorismus ausgeht, in der Vergangenheit
icht vorgefunden hatte. Man ist zu dem Ergebnis ge-
ommen, dass das Bundeskriminalamt mit einer soge-
annten Präventivkompetenz ausschließlich im Kampf
egen den internationalen Terrorismus ausgestattet wer-
en muss. Ich glaube, das ist eine richtige Schlussfolge-
ung, zu der man kommt, wenn man eine entsprechende
nalyse zieht.

Wir haben die Aufgabe, in dieser Frage darüber nach-
udenken: Wie ist dies auszugestalten? Wir haben
6 Polizeigesetze in Deutschland.


(Dr. Max Stadler [FDP]: So ist es!)


err Stadler, wir hatten die Herausforderung, der wir
urch den international agierenden Terrorismus gegen-
berstehen, in der Zeit, in der diese Polizeigesetze ent-
tanden sind, noch nicht in dieser Form zu bewältigen;
lle Polizeigesetze sind viel älter. Deswegen glaube ich,
ass es notwendig ist, dass wir hier, an dieser Stelle,
iese Zuständigkeit schaffen und das Bundeskriminal-
mt bei seiner Arbeit unterstützen. Ich halte das für drin-
end notwendig und geboten.


(Beifall bei der SPD)


Ich rede von Herausforderungen. Ich stelle fest, dass
s immer wieder Stellen gibt, an denen Herausforderun-






(A) )



(B) )


Fritz Rudolf Körper
gen auftreten, die man vorher so vielleicht nicht einge-
schätzt hätte. Ich will zugeben, dass das Thema Daten-
schutz in der Vergangenheit nicht unbedingt an der
vordersten Stelle der politischen Diskussion gestanden
hat.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist nett gesagt! Was habt ihr jetzt gemacht?)


– Das sage ich hier ganz offen, Herr Wieland. Das ist
überhaupt keine Schande; das kann man doch zugeben.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, zugeben ist gut! Aber warum war es so?)


Ich sage einmal so: Das hat ein bisschen ein Schatten-
dasein geführt. Es ist aber doch nicht schlimm,


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch, das ist schlimm!)


wenn man das zugibt und nicht die falschen Schlüsse
daraus zieht. Das Thema Datenschutz muss auf die poli-
tische Agenda.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Seit zehn Jahren!)


Aus dem, was wir beispielsweise aus den – so sage ich
jetzt einmal – Datenschutzskandalen in den letzten Wo-
chen gelernt haben, müssen wir Schlussfolgerungen zie-
hen. Ich bin sicher: Wir werden auch da Gemeinsames
zustande bringen können.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Clemens Binninger [CDU/CSU])


Ich verstehe das einfach nicht. Es gibt hier offensicht-
lich Leute, die alles besser wissen. Ich weiß, dass die
Kolleginnen und Kollegen von der Grünen-Fraktion ein-
mal mit uns gemeinsam regiert haben.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da waren Sie taub beim Datenschutz!)


Ich kann mich aber nicht daran erinnern, dass das Thema
Datenschutz jeden Tag sozusagen eingefordert worden
ist.


(Zuruf des Abg. Dr. Max Stadler [FDP])


– Herr Stadler, Sie kennen mich ein bisschen. Ich sage
immer, wie es ist, und nehme auch kein Blatt vor den
Mund. Ich halte das für richtig, wenn man beispielsweise
Geschichte bewältigen will.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617411300

Herr Kollege Körper, erlauben Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Ströbele?


Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1617411400

Ja, bitte.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617411500

Bitte schön, Herr Ströbele.

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(C (D Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Herr Kollege Körper, können Sie mir bestätigen, dass

ereits im ersten Jahr der rot-grünen Koalition, 1999,
em Koalitionspartner Grüne die feste Zusage gemacht
orden ist,


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Wir sind jetzt nicht in der Selbsterfahrungsgruppe! – Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU]: Jetzt kommt Vergangenheitsbewältigung!)


ass es eine umfassende Datenschutznovelle, ein neues
atenschutzgesetz geben soll, dass diese Zusage aber
eder in der ersten Legislaturperiode von Rot-Grün
och in der zweiten Legislaturperiode von Rot-Grün ein-
elöst worden ist, weil die SPD sich dem verweigert hat?


Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1617411600

Herr Ströbele, wenn ich Ihre Fraktion mit dem Thema

atenschutz in Verbindung bringe, dann fällt mir eines
in: Sie hatten ein großes Interesse beim Datenschutz,
ämlich dass das Amt des Datenschutzbeauftragten
us Ihren Reihen besetzt wird.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war eine gute Besetzung!)


as war eine Forderung, die mit Vehemenz vorgetragen
orden ist.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Jetzt kommt es raus! Nur Posten!)


ir sind ihr sogar nachgekommen. Der Datenschutzbe-
uftragte ist auch heute noch im Amt. Ich bin der Auf-
assung: Er macht seine Sache gut.


(Beifall bei der SPD – Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/ CSU]: Pensionsberechtigung für Grüne!)


Lieber Herr Uhl, man sollte allen ihre Pensionsberech-
igung gönnen.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Auch Herrn Ströbele!)


a sollten wir uns zurückhalten. – Ich bin auch der Auf-
assung, dass dieser Datenschutzbeauftragte seine Arbeit
ehr ordentlich erledigt.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Die einen sagen so, die anderen sagen so!)


as sollte man der Fairness halber sagen und da keine
ebelkerzen werfen.

Beim Thema Datenschutz sind zwei Punkte ganz
ichtig, einmal die Datenweitergabe nur nach aktiver
inverständniserklärung der Betroffenen. Das ist die
mkehr der bisherigen Praxis und kann viel helfen. Was

in Datenschutzaudit anbelangt, scheint mir sehr wichtig
u sein, über die Frage zu diskutieren, ob freiwillig, nur
reiwillig oder inwieweit verpflichtend. Es gibt jetzt
uch das Eckpunktepapier. Ich bin sicher: Wir werden
us diesen Vorstellungen heraus eine gute Entscheidung
reffen. Der Innenminister hat ein ehrgeiziges Ziel. Es
ird von uns ausdrücklich unterstützt. Er will eine Vor-






(A) )



(B) )


Fritz Rudolf Körper
lage bis Ende November kabinettsreif machen. Wir von-
seiten der SPD werden unsere Unterstützung leisten;
denn der Datenschutz ist eine wichtige Aufgabe. Ihr
müssen wir nachkommen, für die Bürgerinnen und Bür-
ger.


(Dr. Max Stadler [FDP]: Darf ich Sie damit zitieren?)


Die Menschen haben es verdient.

In diesem Sinne herzlichen Dank für die Aufmerk-
samkeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617411700

Das Wort hat jetzt die Kollegin Ulla Jelpke von der

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Ulla Jelpke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617411800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr In-

nenminister, ich denke, Freiheit stirbt auch durch immer
mehr Sicherheit. Selbst wenn Sie sich heute an die
Spitze der Bewegung für den Datenschutz stellen, so
muss man doch eindeutig sagen: Sie haben in den letzten
Jahren erheblich dazu beigetragen, dass der Datenschutz
und Grundrechte abgebaut wurden.


(Beifall der LINKEN)


Auch der vorliegende Haushaltsentwurf der Bundesre-
gierung zeigt, dass Sie Ihren Weg eindeutig fortsetzen,
wenn es darum geht, Grundrechte von Bürgerinnen und
Bürgern abzubauen.

Die Bundesregierung forciert die Überwachung jedes
Einzelnen im Namen des angeblichen Antiterrorkamp-
fes, aber sie vernachlässigt gleichzeitig die Gefahr, die
vor allen Dingen von rechtsextremistischen Gewalttätern
droht.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Wo bleiben die linken?)


Die Linke wird deshalb auch diesen Haushaltsplan
ablehnen, weil er nicht nur falsche Signale setzt, sondern
weil er regelrecht unverantwortlich ist.


(Beifall bei der LINKEN)


Das Budget, das hier angesprochen wurde, steigt in
der Tat um eine halbe Milliarde Euro. Man sollte glau-
ben, dass dabei einige Milliönchen übrig wären, um end-
lich das umzusetzen, was der Bundestag schon vor sie-
ben Jahren beschlossen hat, nämlich die Einrichtung
einer unabhängigen Stelle zur Beobachtung von
Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus.
Wie gesagt, das war vor sieben Jahren. Die Grünen, die
SPD, aber auch die Union haben es bisher nicht für nötig
gehalten, diesen Beschluss umzusetzen. Ich meine, das
ist sehr beschämend für diesen Bundestag. Eine solche
Beobachtungsstelle würde beispielsweise zeigen, was
NGOs recherchiert haben: Inzwischen gibt es 141 Men-
schen, die durch rassistische Gewalttäter ums Leben ge-

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(C (D ommen sind. In Ihrer Statistik sind nur ein Drittel dieer Menschen wiederzufinden. Deshalb brauchen wir iese Stelle. Ich möchte daran erinnern, dass gerade in en letzten Wochen in Berlin, in Templin, in Magdeburg nd in Bernburg solche Morde verübt worden sind. Daer müssen durch den Haushalt mehr Signale in diese ichtung gegeben werden. (Zuruf von der CDU/CSU: Wer regiert denn in Berlin?)


err Schäuble, realisieren Sie endlich, dass in dieser
ntwicklung eine ganz zentrale Herausforderung liegt,
enn inzwischen haben wir die Situation, dass diese
azischläger in die Kommunalparlamente und in die
andtage eingezogen sind und dort entsprechend wirken
önnen.

Noch immer müssen Projekte darum kämpfen, aus
em Haushalt Gelder zu bekommen. Die beantragten
elder für diese Projekte übersteigen die zugebilligten
elder bei weitem. Die Bundesprogramme werden bei-

pielsweise vor allen Dingen umorganisiert. Sie werden
ür ihre Arbeit immer ineffektiver ausgestattet. Deshalb
ordert die Linke auch ein Sofortprogramm für den
ampf gegen Rechtsextremismus.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Beratungs- und Beobachtungsstelle habe ich be-
eits genannt. Vor allen Dingen aber wollen wir die Stär-
ung lokaler Aktionsteams und eine Verbesserung der
undeszentrale für politische Bildung erreichen. Wir
ollen, dass die Bekämpfung des Rechtsextremismus
riorität erhält. Diese muss sich auch im Haushalt nie-
erschlagen.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich sagte es schon, die Bundesregierung finanziert
ber lieber, dass Grundrechte abgebaut werden. Hierzu
enne ich einige Beispiele: 18,5 Millionen Euro sollen
usätzlich für den Verfassungsschutz ausgegeben wer-
en. Ich frage Sie: Wofür? Dafür, dass Sie sinnlose Dos-
iers über die Linke anlegen, dafür, dass Sie die V-Leute,
ie in der NPD arbeiten, nicht abziehen und dadurch ein
erbot nicht zum Erfolg gebracht werden kann? Sie ver-
iteln dieses Verbotsverfahren im Grunde, wenn die
-Leute weiter dort bleiben. Fragen Sie Ihre Innenminis-

er, die wissen das auch.

Genauso überflüssig sind die Mehrausgaben beim
undeskriminalamt. Fast 25 Millionen Euro sind für
ersonal und Technik vorgesehen, die man künftig für
nlinedurchsuchungen, Lauschangriffe, Videoüberwa-

hungen und Wohnungsüberwachungen zu brauchen
laubt. Ich sagte es schon: Diese Angriffe auf die Grund-
echte werden von uns entschieden abgelehnt.


(Beifall bei der LINKEN)


Zum Schluss will ich noch ein Wort zu den Migran-
innen und Migranten sagen: Auch hier haben wir immer
ieder kritisiert, dass die Gelder für sogenannte Inte-
rationsmaßnahmen nicht ausreichen. Nach wie vor
erden Menschen aus diesen Kursen ausgegrenzt, es
erden nur die Neueinwanderinnen und Neueinwande-






(A) )



(B) )


Ulla Jelpke
rer berücksichtigt. Wir halten an unseren Forderungen
fest und werden auch hierzu wieder einen Antrag ein-
bringen. Ich kann nur sagen: Der Bundestag wird ganze
7 Millionen Euro ausgeben, um im nächsten Jahr das
Staatsjubiläum der Verfassung zu feiern. Das feiert man
eigentlich nicht mit einer Regierung, die Grundrechte
abbaut. Deshalb kann ich Herrn Schäuble nur auffor-
dern, endlich damit aufzuhören, damit man auch wirk-
lich etwas zu feiern hat.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617411900

Das Wort hat der Kollege Wolfgang Wieland vom

Bündnis 90/Die Grünen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617412000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir erin-

nern uns:


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Sie erinnern sich?)


Noch vor einem Jahr bat der Bundespräsident in seinem
Sommerinterview fast flehentlich darum, doch einmal
eine Atempause bei den aus dem Hause Schäuble vorge-
tragenen Vorschlägen einzulegen, die damals nur so pur-
zelten: Flugzeuge abschießen, Kriegsrecht einführen
usw. usf. Demgegenüber war es diesen Sommer relativ
ruhig. Ich will nun nicht spekulieren, ob es die Ruhe vor
dem Sturm war, der jetzt im Herbst kommen wird.

Ich stelle nur fest – ich bin selber etwas verwundert
darüber –, dass bei einem Komplex aus dem Hause
Schäuble fast gar nichts kam. Ich hätte aber gerne mehr
zu dieser Kette von Datenschutzpannen, Datenschutz-
skandalen und zu der Bespitzelungsaffäre gehört. Ich
nenne die Stichworte Lidl, Telekom, Callcenter. Als
Kommentar zu all diesen Geschehnissen aus den letzten
Monaten gebrauchte der Innenminister Worte, die er
sonst scheut wie der Teufel das Weihwasser, nämlich:
Die bestehenden Gesetze reichten aus, und man könne
nicht alles verhindern. Da war ein Flächenbrand, und der
für die Löscharbeiten Zuständige erklärte sich zunächst
einmal für nicht berührt. Das hat sich nun geändert. Es
gab einen Datenschutzgipfel. Ich habe heute das erste
Mal Herrn Schäuble in seiner Eigenschaft als Daten-
schützer hier reden hören. Ich sage frank und frei: Über
Spätbekehrte freut man sich immer ganz besonders.

Aber zu dieser Geschichtsklitterung, dass wir alle von
den Ereignissen überrascht worden wären, kann ich nur
sagen: Ach du meine Güte! Jahrelang wurde von meiner
Kollegin Stokar und von Frau Philipp im Innenausschuss
danach gefragt, wo das Datenschutzaudit bleibt. Jahre-
lang wurde gefragt, wo die generelle Überarbeitung des
Bundesdatenschutzgesetzes bleibt, und zwar in toto. Das
Datenschutzrecht, das wir haben, stammt ja noch aus der
Karteikartenzeit. Doch zu keinem Zeitpunkt hat die
Große Koalition etwas unternommen. Hätte es diesen
Flächenbrand nicht gegeben, hätten Sie das Thema ver-
schlafen. Es wäre vertagt worden, es wäre nichts gesche-

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(C (D en, vielmehr wäre es bei der Doppelnulllösung geblieen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Last, but not least muss man auch einmal sagen – auch
ie Kollegin Jelpke hat es schon gesagt –: Solange der
taat selber mit Vorratsdatenspeicherung, mit Computer-
acking, mit biometrischen Identifikationspapieren hier
nd da seine Datengier gegenüber dem Bürger und ge-
enüber der Bürgerin zeigt, solange er selber der größte
atenstaubsauger ist, kommt er aus der Rolle des Die-
es, der ruft: „Haltet den Dieb!“, nicht heraus, so lange
st er nicht glaubwürdig gegenüber Industrie und Wirt-
chaft und gibt selber ein schlechtes Beispiel. Das muss
ufhören.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der FDP und der LINKEN – Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Quatsch!)


Nein, genau so ist es. Sie sind der größte Datendealer.
as ist das Problem, Herr Kollege Wiefelspütz. Die
irtschaft bekommt vom Staat schlechte Beispiele ge-

iefert.

Wir haben darüber gestern bei den Beratungen im
usschuss zum BKA-Gesetz gesprochen. Die Gutachter
aben ihre Bedenken dazu geäußert. Wir haben das
bkommen mit den USA über die Weitergabe von Da-

en vorliegen. Es muss zwar noch ratifiziert werden, aber
s stellt sich schon die Frage, was da vereinbart werden
oll. Gemäß diesem Abkommen sollen sogar Daten wie
ewerkschaftszugehörigkeit oder sexuelle Vorlieben
icht etwa nicht übermittelt werden, sondern dürfen un-
er bestimmten Voraussetzungen übermittelt werden.
as Schlimme ist doch, dass unsere Daten sozusagen
eltweit zum Floaten gebracht werden, dass es keinerlei
inschränkungen gibt. Der Staat gibt hier – ich wieder-
ole mich – ein ganz schlechtes Vorbild beim Umgang
it Daten ab. Die Durchsetzung des Grundsatzes

Meine Daten gehören mir“ ist bei dieser Bundesregie-
ung also in ganz schlechten Händen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der FDP und der LINKEN)


Auch zur Integrationspolitik muss man leider eini-
es Kritisches sagen. Auf dem Papier lesen sich Begriffe
ie Selbstverpflichtungen oder die im Integrationsplan

nthaltenen Lobeshymnen darauf, was das Bundesinnen-
inisterium alles vorhat, immer sehr gut. Der Haushalt

piegelt das aber nicht wider. Für die Migrationserstbe-
atung – wie gesagt, ein Grundpfeiler der Integrationspo-
itik – werden keine Mittel bewilligt. In drei Jahren sind
,4 Millionen Euro weggefallen. Auch dieses Jahr
ommt kein Ersatz dafür. Das Angebot wird schlicht
usgehungert. Für Kurse für ausländische Frauen sind
och ganze 1,2 Millionen Euro im Haushalt übrig.


(Sebastian Edathy [SPD]: Was?)


eld ist bei der Integration wirklich nicht alles; das wis-
en wir. Allerdings kann es nicht sein, dass man in der
hrase groß ist, aber klein in der Finanzierung. Das über-
eugt nicht; aber das ist Ihre Politik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Wolfgang Wieland
Offenbar gilt das Motto: Wenn schon wenig Geld,
dann wenigstens viele Fragen beim Einbürgerungstest.
Mit diesem Test blamieren sich doch nicht die Kandida-
tinnen und Kandidaten; mit diesem Test blamiert sich die
Bundesregierung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Wir haben beantragt, ihn vorher im Innenausschuss vor-
zulegen. Da wurde gesagt: Das ist rein exekutives Han-
deln; das geht euch nichts an. – Jetzt lacht die ganze Re-
publik über Fragen, die falsch gestellt sind. Kollege
Edathy hat sie alle aufgelistet, Fragen, die gar nicht be-
antwortet werden können. Da sagt die Regierung: Das
haben Wissenschaftler von einem unabhängigen Institut
gemacht; was haben wir damit zu tun? – So stiehlt sie
sich aus der Verantwortung. Dieser Test mag angemes-
sen ridikül sein bei Beckmann, wenn man ein neues
Spiel kreiert: „Deutschland sucht den Superstaatsbür-
ger“. Aber er ist doch gegenüber den Integrationswilli-
gen ein völlig falsches Signal, ein weiteres Nichtwill-
kommenssignal. Deswegen ist er schädlich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Natürlich, Herr Kollege Brandt: Bei der Anhörung
zum BKA-Gesetz hat wieder einmal jeder seine Sach-
verständigen und seine Wirklichkeit gehört. Dennoch
liste ich noch einmal kurz auf, was hier im Argen ist.
Nach wie vor nicht geklärt ist die Zusammenarbeit zwi-
schen Ländern und Bund; sie agieren nebeneinander her.
Das Benehmen ist zu wenig. Der Generalbundesanwalt
ist draußen vor der Tür. Das hätte der Kollege Schröder,
der vorhin so schön zum Verhältnis von Staatsanwalt-
schaft und Polizei geredet hat, sich einmal anhören sol-
len. Der Generalbundesanwalt wird nicht einmal mehr
informiert. Dazu kommt, dass der Begriff des internatio-
nalen Terrorismus nicht definiert ist, sodass wir befürch-
ten müssen, dass selbst Globalisierungskritiker darunter
fallen werden.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Das ist richtig falsch! Das wissen Sie!)


Es findet ein nachgerade unverschämter Angriff auf die
Berufsgeheimnisträger statt; selbst die besonders privile-
gierten Gruppen, nämlich Seelsorger, Parlamentarier und
Strafverteidiger, sollen auskunftspflichtig werden. So
steht es noch in dem Entwurf. Das ist nicht richtig
falsch; vielmehr ist das, was ich hier schildere, leider die
Realität.

Kurzum: Natürlich soll das geschehen, was der BKA-
Präsident Ziercke hier immer abstreitet, nämlich dass ein
deutsches FBI geschaffen wird, und zwar mit vollen ge-
heimdienstlichen Zuständigkeiten. Dazu sagen wir nach
wie vor: Das brauchen wir nicht, das wollen wir nicht,
das ist schädlich für unseren Rechtsstaat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der FDP und der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


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(C (D Und was bleibt von der Trennung zwischen Polizei nd Geheimdiensten? Wir haben das gemeinsame Abörzentrum jetzt auch auf dem Verwaltungswege beommen. Polizei und Nachrichtendienste – zunächst erfassungsschutz, BND soll später dazukommen, benso die Bundesländer – sollen gemeinsam abhören, as gemeinsame Ohr für die Sicherheit. Den gemeinsaen Aktenschrank haben wir schon in der Frage Anti errordatei bekommen, auch zwischen Polizei und Nachichtendiensten. (Sebastian Edathy [SPD]: Das ist so nicht richtig, Herr Kollege!)


uf diese Weise wird die Trennung immer mehr ausge-
öhlt. Sie stirbt nicht zentimeterweise; es geht leider viel
chneller. Am Ende wird hier nur noch eine leere Hülse
brig bleiben.

Wir erkennen an, Herr Kollege Edathy, dass Sie sich
b und an bemühen, gegenzusteuern; Stichwort „Freiwil-
igkeit“.


(Sebastian Edathy [SPD]: Wir bemühen uns, mitzusteuern, Herr Kollege!)


Sie bemühen sich, mitzuregieren.

(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der FDP)

as werden wir einmal in Ihr Zeugnis schreiben: Edathy
at sich stets bemüht. Aber wir müssen hinzufügen: Es
ar selten erfolgreich. Denn die Innenpolitik wird maß-
eblich von dem Mann bestimmt, der immer noch Mili-
äreinsätze im Inneren will, der immer noch von der Ver-
ischung der Grenze zwischen innerer und äußerer
icherheit redet, der in kriegsrechtlichen Kategorien
enkt, der sich im asymmetrischen Krieg fühlt. Wenn
ie, wie Tucholsky, fragen: „Wo bleibt das Positive?“:
ür uns ist das Positive, dass wir die Hoffnung haben,
ass dies der letzte Haushalt gewesen ist, den Wolfgang
chäuble zu verantworten hat.


(Helmut Brandt [CDU/CSU]: Die Hoffnung stirbt zuletzt!)


Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617412100

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Michael Luther

on der CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Michael Luther (CDU):
Rede ID: ID1617412200

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Herr Wieland, ich finde, Sie haben eine sehr
nteressante Rede gehalten. Am Anfang Ihrer Rede kam
s mir allerdings so vor, als ob Sie es tief bedauerten,
ass sich Herr Schäuble nicht zu den Dingen, zu denen
r sich aus Ihrer Sicht am liebsten hätte äußern sollen,
amit Sie dagegenhalten können, geäußert hat.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist mir unheimlich, ja!)


as hat mich schon ein bisschen gewundert.






(A) )



(B) )


Dr. Michael Luther
Nun zum Bundeshaushalt. Herr Schäuble, Sie hatten
es schon gesagt: Der Einzelplan umfasst 5,6 Milliarden
Euro. Das sind 10,5 Prozent mehr als 2008. Wenn man
das oberflächlich betrachtet, dann hat man nicht das Ge-
fühl, dass es sich hier um besondere Sparsamkeit han-
delt. Aber ich denke, der Haushalt ist wohlbegründet.
Ich will in meinem Redebeitrag im Einzelnen darauf ein-
gehen.

Es ist richtig: Der größte Zuwachs betrifft die Perso-
nalkosten. Immerhin sind im Bundesministerium des
Innern mit seinen einzelnen Behörden – auch das muss
man einmal sagen – über 50 000 Personen beschäftigt,
ungefähr 40 000 allein in der Bundespolizei. Daher ist es
natürlich nicht verwunderlich, wenn die Besoldungs-
und Tarifsteigerungen gerade im Bundesinnenministe-
rium zu einem höheren Ausgabenvolumen führen, was
nicht sehr einfach zu handhaben ist.

Ich will an dieser Stelle nicht die Besoldungs- und Ta-
rifsteigerungen kritisieren. Ich denke, sie sind richtig
und die Verhandlungen sind zu Recht abgeschlossen
worden. Aber als Haushälter muss man sich natürlich
damit befassen und auch damit, wie man das im Haus-
halt im Einzelnen darstellen kann. Ein Teil der für die
Tarifsteigerungen erforderlichen Mittel ist aus dem Ge-
samthaushalt gekommen, ein Teil der Mittel konnte
durch Auflösung einzelner Titel im Haushalt ausgegli-
chen werden. Ein weiterer Teil, nämlich 40 Millionen
Euro, findet sich leider als globale Minderausgabe wie-
der. Sie werden verstehen, dass wir als Haushälter, die
wir uns in den letzten Jahren bemüht haben, die hohe
globale Minderausgabe auf null zu befördern, um Haus-
haltswahrheit und -klarheit zu erreichen, von dieser Ent-
wicklung nicht allzu sehr begeistert sind. Wir werden
uns mit großer Sicherheit in den Haushaltsberatungen
mit dieser Frage beschäftigen.

Ein zweiter wichtiger Punkt ist – auch wenn das nach
außen vielleicht nicht sehr dramatisch klingt; es ist aber
ein für die Zukunft wichtiges Thema –, dass sich das
Bundesinnenministerium vorbildlich darum bemüht hat,
seine Immobilien der Bundesanstalt für Immobilienauf-
gaben zu übergeben. Damit zahlt das Bundesinnenminis-
terium Miete an den Bundesfinanzminister. Das Ganze
ist zu Beginn haushaltsneutral. Aber wir versprechen uns
natürlich davon über die Zeit positive Effekte; denn das
Ministerium und die Behörden werden in Zukunft, wenn
sie ihre Haushalte aufstellen, darauf achten, ob sie Geld
für Immobilien benötigen oder nicht, und entsprechend
sparsam mit den Mitteln umgehen. Ich denke, das ist ein
wichtiger Schritt und zeigt, dass wir als Große Koalition
es mit der sparsamen Haushaltsführung ernst nehmen.
An dieser Stelle ist das BMI Vorreiter.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Dafür meinen herzlichen Dank.

Der BOS-Digitalfunk kostet viel Geld. Wir sind hier
– das darf man an dieser Stelle schon einmal sagen – im
Vergleich zu anderen Ländern eher Entwicklungsländer.
Ich habe die Entwicklung seit Beginn dieser Legislatur-
periode sehr intensiv verfolgt. Dank Herrn Schäuble und
nicht zuletzt dank uns Haushältern ist es gelungen, dass

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(C (D s jetzt endlich zu einem Durchbruch gekommen ist. 007 ist der Startschuss erfolgt. Jetzt beginnt sich das in er Fläche auszubreiten. 400 Millionen Euro für 2009 ind viel Geld. Es tut einem als Haushälter immer weh, enn Geld ausgegeben wird. Aber an dieser Stelle ist es, laube ich, gut ausgegebenes Geld. Im Zuge der Hausaltsberatungen sage ich aber auch: Wo viel Geld ausgeeben wird, kann man auch viel falsch machen. Wir aushälter haben uns vorgenommen, dort, wo viel Geld usgegeben wird und wo viele Fehler gemacht werden önnen, genau hinzuschauen. Wir werden uns in den aushaltsberatungen damit beschäftigen. Die Bundespolizei ist naturgemäß der größte Einzelosten innerhalb des gesamten Haushaltes. Wir haben it dem letzten Haushalt und damit dieses Jahr begin end die Bundespolizeireform auf den Weg gebracht. amit haben die Beschäftigten der Bundespolizei Si herheit; denn sie wissen, wo die Zukunft der Bundesolizei sein wird. Dass es gerade vor dem Hintergrund es Wegfalls der Schengen-Grenze Veränderungen geen muss, ist allen klar. Die Polizeireform ist auf jeden all haushaltswirksam. Ich denke an Umzugsund Trenungsgeld, aber auch an die Errichtung eines neuen Bunespolizeipräsidiums. All das sind Dinge, die man in iesem Jahr als Haushälter begleiten muss. Ich will ein weiteres Thema benennen: Die Sichereitslage an der ehemaligen Schengen-Außengrenze ollte uns nicht egal sein. Wir müssen die Menschen mitehmen, die mit der neuen Situation zurechtkommen üssen und sich darauf einstellen müssen. Da gibt es ngste. Der Bund muss einen klaren Beitrag dazu leis en, dass sich auch die Menschen an der Grenze zu schechien und Polen sicher fühlen. Die Menschen fühlen sich in Deutschland sicher. Das st, glaube ich, ein Erfolg der Sicherheitsbehörden in eutschland. Die Sicherheitsbehörde des Bundes ist das undesinnenministerium. Damit sich die Menschen uch in Zukunft sicher fühlen können, müssen wir uns en Herausforderungen der Zukunft rechtzeitig stellen. akt ist: Die Bedrohung durch den internationalen Terroismus bleibt unverändert bestehen und bedarf unserer esonderen Aufmerksamkeit. Deshalb ist es richtig, dass ir mit dem Haushalt 2009 Vorsorge für das sogenannte KA-Gesetz treffen, das kommen soll. Frau Piltz, Ihre Kritik zu diesem Punkt wundert mich. ie haben gesagt, dass das BKA zu wenig Geld hat. enn ich mir die Bibel der FDP anschaue – sie wird verutlich auch in diesem Jahr wieder eine vorlegen –, (Gisela Piltz [FDP]: Dass Sie das „Bibel“ nennen! Das ist eigentlich nur ein Sparbuch! Aber den Unterschied müssen Sie nicht kennen!)


uss ich aber feststellen, dass die FDP vorschlägt, beim
KA Mittel zu streichen. Das zeigt, dass das, was Sie sa-
en, nicht glaubwürdig ist.

Eine letzte Bemerkung: Die größte Freiwilligenorga-
isation des Bundes ist das THW. Ich verspreche, dass
ir auch in diesem Jahr sehr darauf achten werden, dass
iese Freiwilligen angemessen ausgestattet bleiben.






(A) )



(B) )


Dr. Michael Luther

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das sind die blauen Engel!)


Sicherheit kostet Geld. Ich glaube, wir werden das be-
antragte Geld brauchen. Im Rahmen der Haushaltsbera-
tungen werden wir aber trotzdem jeden einzelnen Titel
kritisch hinterleuchten und fragen, ob die Ausgabe wirk-
lich notwendig ist. Ich wünsche uns eine gute Haushalts-
beratung.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617412300

Das Wort hat der Kollege Dr. Max Stadler von der

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1617412400

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! In den haushalts- und sonstigen innenpolitischen
Debatten haben wir immer wieder die FDP-Kernthese
zur inneren Sicherheit vorgetragen. Wir meinen, ver-
antwortungsvolle Politik für innere Sicherheit bedeutet:
Man muss Defizite beim Vollzug der bestehenden Ge-
setze beseitigen, aber nicht ständig unnötige Gesetzes-
verschärfungen beschließen. Leider machen Sie oft das
Gegenteil.


(Beifall bei der FDP)


Ich darf dies anhand von einigen Beispielen belegen.

Aus aktuellem Anlass kennen wir die Anzahl der
Polizeiplanstellen in vielen Bundesländern, speziell in
Bayern, weil sie zurzeit in der Diskussion stehen. Die
Gewerkschaften haben errechnet, dass bei den Polizei-
dienststellen in Bayern 1 100 Stellen abgebaut wurden.
Im ganzen Bundesgebiet sind es seit dem 11. September
2001 erstaunlicherweise 10 000 Planstellen. Dieser Vor-
wurf trifft nicht Sie, Herr Bundesinnenminister. Es ist
aber bemerkenswert, dass dadurch beispielsweise in
Bayern viele Polizeidienststellen nur noch zu 75 Prozent
einsatzfähig sind.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Das ist eine Sauerei!)


Das wird nicht etwa nur von der Polizeigewerkschaft
vorgetragen, sondern auch vom Arbeitskreis Polizei der
CSU. Dazu sage ich: Herr Beckstein sitzt im Glashaus
und sollte nicht mit Steinen auf die FDP werfen, wenn es
um die innere Sicherheit geht.


(Beifall bei der FDP)


Das ist ein Beispiel dafür, dass man mit zu wenig Perso-
nal Vollzugsdefizite nicht in den Griff bekommen kann.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und Sie wollen koalieren?)


Sie liefern aber hier im Bundestag gerade ein Beispiel
für den zweiten Ansatz, was man gerade nicht machen

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(C (D ollte – den habe ich Ihnen genannt –, nämlich überflüsige Gesetzesverschärfungen. Dazu hat gestern die Anörung zum Entwurf des Bundeskriminalamtsgesetzes olgendes erbracht: Dieses Gesetz ist nicht erforderlich, andwerklich schlecht gemacht und in vielen Bestimungen grundgesetzwidrig. (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Günter Baumann [CDU/CSU]: Wer hat das gesagt?)


enn Sie die Darlegungen von namhaften Verfassungs-
echtlern von gestern ernst nehmen, dann dürfen Sie als
roße Koalition diesen missglückten Gesetzentwurf kei-
esfalls im Oktober im Eiltempo hier durch das Parla-
ent bringen. Gisela Piltz hat zu Recht gesagt: Dieser
ntwurf für ein verfassungswidriges BKA-Gesetz muss
urückgezogen werden. Dann muss sorgfältig neu bera-
en werden.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Ulla Jelpke [DIE LINKE] – Günter Baumann [CDU/ CSU]: Das ist ein guter Entwurf!)


ch hoffe, liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD,
ie haben einmal den Mut und das Rückgrat, dass Sie
iese unsere Forderung erfüllen, wenn Sie schon den
nspruch erheben, mitzuregieren, Herr Edathy.


(Sebastian Edathy [SPD]: Wir wollen den vorliegenden Entwurf überarbeiten, Herr Kollege!)


Manchmal gibt es sowohl Vollzugsdefizite als auch
in Gesetzgebungsdefizit. Das ist beim Datenschutz
indeutig der Fall. Ein Vollzugsdefizit besteht, weil die-
enigen, die über unsere Daten zu wachen haben, perso-
ell total unterbesetzt sind. Das gilt für den Bundesda-
enschutzbeauftragten. In Bayern sind es ganze sechs
ersonen, die den Datenschutz für einen so großen Flä-
henstaat gewährleisten sollen.


(Fritz Rudolf Körper [SPD]: Das betrifft nicht den Bundesdatenschutzbeauftragten!)


as ist völlig unzureichend.

Wir brauchen über eine bessere Personalausstattung
inaus natürlich ein neues Datenschutzgesetz. Denn das
etzige stammt sozusagen aus der Postkutschenzeit. Wir
rauchen eine Bewusstseinsänderung. Es muss wieder
lar sein, dass der Schutz unserer Privatsphäre ein vor-
ringliches Anliegen einer vernünftigen Innenpolitik ist.
ch kann Ihnen folgenden Hinweis nicht ersparen. Wie
ft haben wir im Innenausschuss erlebt, wenn wir ver-
angt haben, dass der Bundesdatenschutzbeauftragte zu
esetzesvorhaben von Ihnen sachverständig gehört
ird, dass Sie gesagt haben: „Das ist überflüssig, das ist
eitverschwendung, und auf den hören wir sowieso
icht.“?


(Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht! Das ist nicht wahr!)


ie christliche Nächstenliebe verbietet es mir, mitzutei-
en, wer vor allem diese Auffassung im Innenausschuss






(A) )



(B) )


Dr. Max Stadler
vertreten hat. Da müssen Sie Ihr Bewusstsein ändern, so
wie sich in der Bevölkerung das Bewusstsein mehr in
Richtung einer größeren Bedeutung des Datenschutzes
entwickelt.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich komme zu dem Fazit: Da, wo Ihr Regierungshan-
deln gefragt wäre, beispielsweise beim Datenschutz, ha-
ben Sie jahrelang nichts gemacht. Das Gutachten aus
dem Bundesinnenministerium hierzu aus dem Jahre
2002 blieb völlig ohne Konsequenzen. Also, da, wo Sie
gefragt gewesen wären, haben Sie nichts gemacht. Da,
wo Sie handeln, gehen Sie in die falsche Richtung und
machen immer mehr Einschnitte in die Grundrechte und
Bürgerrechte. Eine solche Politik tragen wir als FDP
selbstverständlich nicht mit.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617412500

Das Wort hat jetzt die Kollegin Gabriele Fograscher

von der SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Gabriele Fograscher (SPD):
Rede ID: ID1617412600

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Herr Stadler, wir können gern den bayerischen Land-
tagswahlkampf jetzt hier in den Berliner Bundestag le-
gen.


(Dr. Max Stadler [FDP]: Ich wäre gespannt, was Sie dazu zu sagen hätten!)


In der Tat: Aus den Bundesländern und gerade aus Bay-
ern kommen immer wieder Anforderungen im Bereich
der Innenpolitik an den Bund. Sie sind wenig glaubwür-
dig, wenn im Gegenzug eine völlig verfehlte Polizeire-
form in Bayern und Einsparungen beim Personal bei der
Polizei durchgeführt werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der FDP sowie des Abg. Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Der Einzelplan 06 hat einen Zuwachs; das ist jetzt
schon mehrfach erwähnt worden. Dass die Hälfte für die
Tarif- und Besoldungserhöhungen ausgegeben wird,
ist gut. Denn das zeigt, dass neben neuen Gesetzen,
neuen Befugnissen, angepassten Instrumenten und mo-
derner Ausstattung für die Sicherheitsbehörden vor allen
Dingen qualifiziertes und motiviertes Personal notwen-
dig ist, um den Herausforderungen der Innenpolitik ge-
recht zu werden.

Trotz des Zuwachses beträgt der Anteil des Einzelpla-
nes 06 am Gesamthaushalt gerade einmal 2 Prozent. Mit
diesen 2 Prozent muss man ein breites Aufgabenspek-
trum abdecken. Es reicht von der inneren Sicherheit über
die Extremismusbekämpfung und den Datenschutz, den
Bevölkerungs- und Katastrophenschutz und die Integra-
tion bis hin zum Sport. Der Haushaltsentwurf 2009 steht
in der Kontinuität der Vorjahre und folgt der Schwer-
punktsetzung der rot-grünen Bundesregierung.

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(C (D Der Bereich der inneren Sicherheit bildet mit 8 Prozent einen Schwerpunkt. Innerhalb dieses Aufgaenfeldes wurde der Ansatz für die Bundespolizei um 08 Millionen Euro und der für das BKA um 5,5 Millionen Euro erhöht. Ob dies allerdings dem elbst gesetzten Ziel des Bundesinnenministers, durch ie Reform der Bundespolizei zu Einsparungen und ehr Effizienz zu kommen, und dem gerade zur Bera ung anstehenden BKA-Gesetz gerecht wird, werden wir n den kommenden Haushaltsberatungen kritisch hinterragen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, in diesen Tagen ernnern wir uns wieder an die furchtbaren Anschläge vom 1. September 2001. Die Bedrohung durch den internaionalen Terrorismus ist immer noch real, auch in eutschland. Gott sei Dank ist es unseren Sicherheitsbeörden bisher erfolgreich gelungen, terroristische Anchläge zu verhindern. Deutschland gehört zu den sihersten Ländern der Welt. Wir Sozialdemokratinnen nd Sozialdemokraten werden dafür sorgen, dass das so leibt. Die Gewährleistung der inneren Sicherheit und die ahrung der Bürgerrechte stehen immer in einem geissen Spannungsverhältnis. Sie stehen aber nicht im egensatz zueinander. Maßnahmen zum Schutz der ineren Sicherheit dürfen die Freiheitsrechte der Menchen nur so viel wie nötig und müssen sie so wenig wie öglich einschränken. Sicherheit und Bürgerrechte dür en nicht, wie Sie, Herr Wieland, es immer tun, gegeninander ausgespielt werden. (Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wie bitte? Wer macht denn so etwas?)


Die Sicherheit wird aber nicht nur durch die Gefahr
erroristischer Anschläge bedroht. Viele Menschen sind
uch über die Zunahme rechtsextremistischer und extre-
istischer Gewalt in unserem Land beunruhigt. De-
onstrationen, angedrohte Immobilienkäufe, Musikver-

nstaltungen und gewalttätige Übergriffe von rechts
eunruhigen die Menschen in zunehmendem Maße. Im
ahre 2007 wurden 17 176 Straftaten mit extremisti-
chem Hintergrund aus dem Bereich „Politisch moti-
ierte Kriminalität – rechts“ begangen. Damit dürfen wir
ns nicht abfinden. Es ist gut, dass die Ansätze der Mit-
el für die Bundeszentrale für politische Bildung und das
Bündnis für Demokratie und Toleranz – gegen Extre-
ismus und Gewalt“ fortgeschrieben werden. Dafür ha-

en wir uns in den letzten Haushaltsberatungen erfolg-
eich eingesetzt.


(Beifall bei der SPD)


Die Förderung von Demokratie und Toleranz braucht
tetigkeit und nachhaltige Finanzierungsgrundlagen.
iele gute Projekte, in denen engagierte und kompetente
enschen hauptamtlich, in der Mehrzahl aber ehrenamt-

ich arbeiten, stehen immer wieder vor dem finanziellen
us. Gegenwärtig suchen wir zum Beispiel nach Lösun-
en, wie wir das Aussteigerprogramm EXIT weiter fi-
anzieren können. Könnte man hier verlässliche Finan-
ierungsmöglichkeiten entwickeln, wäre das auch ein






(A) )



(B) )


Gabriele Fograscher
Beitrag zu mehr innerer Sicherheit und zur Stärkung un-
serer Demokratie. In diesem Zusammenhang muss auch
das Verbot weiterer rechtsextremer Vereine und Grup-
pierungen, zum Beispiel der Heimattreuen Deutschen
Jugend, geprüft und gegebenenfalls ausgesprochen wer-
den.


(Beifall bei der SPD)


Was den Bevölkerungsschutz betrifft, wurden im
Haushalt für die Ausstattung der Hilfsorganisationen
und Feuerwehren rund 68 Millionen Euro bereitgestellt;
das ist mit den Ländern vereinbart worden. Ich sichere
den überwiegend ehrenamtlichen Helferinnen und Hel-
fern zu, dass wir sie im Hinblick auf die Weigerung der
Länder, eine verfassungsmäßige Grundlage für die Neu-
ausrichtung des Bevölkerungsschutzes zu schaffen, nicht
in Haftung nehmen werden.

Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen ehren- und
hauptamtlichen Helferinnen und Helfern der Hilfsorga-
nisationen, der Feuerwehren und des THW für ihren un-
ermüdlichen und oft gefahrvollen Einsatz im Interesse
der Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger bedan-
ken.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Zum Sport. Wir begrüßen, dass sich die Unterstüt-
zung des Kampfes gegen das Doping wieder in den
Haushaltszahlen abbildet. Die konsequente Bekämpfung
des Dopings ist für die Zukunft des Sports, sowohl des
Breiten- als auch des Spitzensports, von grundsätzlicher
Bedeutung. Daran, dass der Zuschuss für Maßnahmen
zur Dopingbekämpfung im vorliegenden Entwurf des
Bundeshaushalts abermals erhöht und das Stiftungskapi-
tal der Nationalen Anti-Doping-Agentur wie im Vorjahr
aus Bundesmitteln um 1 Million Euro aufgestockt wer-
den, wird deutlich, dass wir dieses Problemfeld als zen-
trale Aufgabe der Sportpolitik erachten. Es bleibt zu hof-
fen, dass alle anderen Partner – Sportorganisationen,
Sponsoren und Medien – ihrer Verantwortung ebenfalls
gerecht werden.

Wir wollen uns in den parlamentarischen Beratungen
für eine Stärkung der sportwissenschaftlichen Forschung
– nicht nur im Bereich der Dopingbekämpfung – einset-
zen. Neue sportwissenschaftliche Erkenntnisse können
einerseits zu einer sauberen Leistungsverbesserung bei-
tragen und andererseits helfen, verbotene Maßnahmen
zur Leistungssteigerung zu entdecken.

Die Stiftung Deutsche Sporthilfe gehört zu den wich-
tigsten Institutionen zur Förderung des Spitzensports in
Deutschland. 98 Prozent der in Peking gestarteten Sport-
lerinnen und Sportler waren irgendwann in ihrer Kar-
riere auf die Sporthilfeförderung angewiesen. Deshalb
ist es wichtig, dass auch in diesem Jahr 1 Million Euro
zur Unterstützung der Stiftung Deutsche Sporthilfe in
den Einzelplan 06 eingestellt wird.

Haushaltsrecht ist Parlamentsrecht. Deshalb wünsche
ich mir konstruktive Beratungen. Ich bin mir sicher, dass

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(C (D ir im Haushalt an der einen oder anderen Stelle weitere otwendige Akzente setzen werden. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617412700

Das Wort hat die Kollegin Petra Pau von der Fraktion

ie Linke.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617412800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es

urde schon erwähnt, dass Bundesinnenminister
chäuble am 4. September Datenschützer und weitere
inister zu einem Datenschutzgipfel geladen hatte. Da-

ach gab es eine Pressekonferenz und ein bemerkens-
ertes Bild. Bundesinnenminister Schäuble und der
undesbeauftragte für den Datenschutz und die Informa-

ionsfreiheit Schaar lobten sich wechselseitig – ein selte-
es Bild. Ich gönne es Ihnen, Herr Bundesinnenminister.

Dieses Bild täuscht aber über allzu viele Probleme
inweg. Es ist richtig, dass der Gipfel Wichtiges verein-
art hat, um die persönlichen Daten der Bürgerinnen und
ürger besser zu schützen. So dürfen ihre Daten ohne
usdrückliche Zustimmung künftig nicht mehr gehandelt
erden. Dieser und weiteren Vereinbarungen wird die
inke im Bundestag natürlich zustimmen.

Zudem wird die Linke ein Sonderprogramm Daten-
chutz beantragen. Damit soll der Bereich des Bundes-
atenschutzbeauftragten personell und technisch auf das
rforderliche Niveau gebracht werden;


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


enn man kann nicht verbal den Datenschutz stark reden
nd de facto den Datenschutzbeauftragten sowie seine
itarbeiterinnen und Mitarbeiter schwach halten.

Zurück zum Gipfel. Dieser drehte sich ausnahmslos
m die Privatwirtschaft. Ein ganz großer Datenstaubsau-
er aber ist der Staat selbst. Ich erinnere nur an die Vor-
atsdatenspeicherung aller Telekommunikationsdaten.
agegen läuft eine Sammelklage beim Bundesverfas-

ungsgericht. Ich wiederhole für die Linke: Die Vorrats-
atenspeicherung muss weg.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Hinzu kommt, dass immer mehr sensible Daten von
taats wegen EU-weit gestreut oder in die USA ver-
chickt werden, also ins Datenschutznirwana. Auch das
pielte auf dem sogenannten Datenschutzgipfel keine
olle. Bundesinnenminister Schäuble hatte schon vorher

orsch behauptet, das Übel sei privat, der Staat sei sau-
er. Das sieht die Linke ganz anders.

Nehmen wir ein aktuelles Beispiel: die Bundes-
ruckerei. Bei der Bundesdruckerei häufen sich persön-

iche Daten aller Bürgerinnen und Bürger, auch biomet-
ische. Es ist also ein höchst sensibler Betrieb. Trotzdem
urde die Bundesdruckerei im Jahr 2000 von der SPD






(A) )



(B) )


Petra Pau
und von den Grünen entgegen allen Mahnungen und
Protesten privatisiert; auch ich war dagegen.

Nun lese ich, dass die Bundesdruckerei aus Sicher-
heitsgründen wieder verstaatlicht werden soll. Ich be-
grüße das ausdrücklich. Ich frage aber zugleich: Wie un-
sicher waren die Daten von 80 Millionen Bürgerinnen
und Bürgern in den acht Jahren dazwischen? Auch die-
ses Beispiel zeigt: Der Staat ist mitnichten sauber. Er ist
vielmehr ein Datenrisiko ersten Ranges.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Sebastian Edathy [SPD]: Der Staat ist doch kein Datenrisiko, Frau Kollegin!)


Deshalb sage ich auch: Das schöne und seltene Bild
vom Datenschutzgipfel war ein Trugbild. Es war kein
Gipfel, sondern es war bestenfalls ein Hügelchen; denn
das weitergehende Problem harrt noch immer einer Lö-
sung. Wir brauchen endlich ein Datenschutzrecht, das
dem 21. Jahrhundert gerecht wird. Davon sind wir noch
meilenweit entfernt.

Der Kollege Wieland hat schon das Bild der Kartei-
kartenzeit bemüht. Ich denke, nicht nur die Lösung die-
ses Problems muss angegangen werden. Auch die
Probleme auf dem großen Feld des Arbeitnehmerdaten-
schutzes harren längst einer Lösung. Ich höre aber, dass
man im zuständigen Ministerium in dieser Legislaturpe-
riode überhaupt nicht mehr tätig werden will.


(Ulla Jelpke [DIE LINKE]: Hört! Hört! – Gisela Piltz [FDP]: Das macht jetzt Herr Scholz!)


Eigentlich müsste es doch alle Fraktionen des Bun-
destages beschämen, dass das Bundesverfassungsgericht
die Daten der Bürgerinnen und Bürger immer wieder ge-
gen Regierungsgelüste schützen muss. Leider ist es aber
so. Das ehrwürdige Bundesverfassungsgericht ist längst
im Internetzeitalter angekommen, die Große Koalition
aber immer noch nicht.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617412900

Das Wort hat der Kollege Dr. Hans-Peter Uhl von der

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Sag doch mal, was die früher alles gesammelt haben!)



Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1617413000

Herr Präsident! Meine verehrten Kolleginnen und Kol-

legen! Nachdem der eine oder andere Kollege gemeint
hat, aufgrund des bayerischen Landtagswahlkampfs An-
merkungen zur dortigen Sicherheitslage machen zu müs-
sen, kann ich es mir als Münchener Abgeordneter und
früherer Kreisverwaltungsreferent nicht verkneifen, drei-
erlei dazu zu sagen


(Fritz Rudolf Körper [SPD]: Was waren Sie? Kreisverwaltungsreferent?)



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(C (D Kreisverwaltungsreferent heißt das; in Berlin heißt das nnensenator –: (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU – Fritz Rudolf Körper [SPD]: Was war das für eine Besoldungsgruppe?)


Die höchste Aufklärungsquote ist immer noch in Bay-
rn zu verzeichnen, die niedrigste Kriminalitätsrate auf
00 000 Einwohner ist immer noch in Bayern zu ver-
eichnen, und denjenigen, die sich über den Stand der
lanstellen bei der bayerischen Polizei Sorgen machen,
ei gesagt, dass das bayerische Kabinett in der vergange-
en Woche beschlossen hat, 200 neue Stellen zu schaf-
en. So viel zu Bayern und zum Wahlkampf.


(Beifall bei der CDU/CSU – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Auch das musste einmal gesagt werden! – Sebastian Edathy [SPD]: Zwei Wochen vor der Wahl! – Dr. Max Stadler [FDP]: Das reicht überhaupt nicht! 500 sind erforderlich! Das ist noch zu wenig! Wahlkampf!)


Meine Damen und Herren, auch diese Legislaturpe-
iode war und ist noch vom Kampf gegen den internatio-
alen Terrorismus geprägt. Deswegen haben wir bereits
m Jahre 2006 das Antiterrordateigesetz beschlossen.


(Gerold Reichenbach [SPD]: Das rettet den Huber jetzt auch nicht!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617413100

Herr Kollege Uhl, erlauben Sie eine Zwischenfrage

es Kollegen Benneter?


Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1617413200

Nein, das bringt uns nicht weiter, Herr Kollege, bei

ller Liebe.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)


as führt zu einem Vergleich der Sicherheitslage in Ihrer
tadt Berlin mit der in München. Das bringt uns wirklich
icht weiter.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Das will er uns nicht antun! – Fritz Rudolf Körper [SPD]: Herr Kreisverwaltungsreferent, das könnten Sie doch einmal tun!)


Wir sprechen nach meiner Rede miteinander.

Lassen Sie mich zum Thema Antiterrorkampf zu-
ückkommen und, weil der Kollege Wieland hier ganz
emerkenswerte Dinge gesagt hat, feststellen:


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das tut er immer! – Gisela Piltz [FDP]: Das stimmt!)


eit wir das Antiterrordateigesetz anwenden – im Zu-
ammenhang mit diesem Gesetz haben Sie in Ihrer un-
achahmlichen Art diffamierend von einem gemeinsa-
en Aktenschrank der Nachrichtendienste und Polizeien

esprochen –, wissen die Polizeien und Sicherheitsor-
ane in Deutschland – des Bundes und der Länder – so-
ie die Nachrichtendienste vom jeweils anderen, was
iese über terroristische Vorbereitungsmaßnahmen bzw.






(A) )



(B) )


Dr. Hans-Peter Uhl
-handlungen wissen, weil alles auf einen Tisch gelegt
wird.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eben! – Gisela Piltz [FDP]: Warum gibt es das nicht schon seit Jahren?)


Das heißt, wir haben aus dem 9/11 in Amerika ge-
lernt, als man sehr viel wusste, dies aber nicht zusam-
mengetragen hat, sodass auf diese Art und Weise der An-
schlag nicht verhindert werden konnte.


(Gisela Piltz [FDP]: Wir hätten das schon fünf Jahre vorher haben können!)


Wir haben daraus gelernt, und Sie stellen sich hierhin
und sagen, dass man es brandmarken muss, dass die
Nachrichtendienste und die Polizeikräfte des Bundes
und der Länder alles über Terroranschläge austauschen.
Sind Sie denn von allen guten Geistern verlassen, Herr
Wieland?


(Beifall bei der CDU/CSU – Gisela Piltz [FDP]: Sagen Sie das einmal Ihrem Innenminister in Bayern! – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber keinen gemeinsamen Aktenund Datenbestand!)


Wir wollen diese Zusammenarbeit.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir auch! Darum geht es doch gar nicht! – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wir wollen aber keinen gemeinsamen Aktenschrank!)


Wenn Sie sie nicht wollen, dann machen Sie sich letzt-
lich zum Schutzpatron des Terrorismus, Herr Wieland,
ob Sie das wollen oder nicht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Üble Verleumdung! – Weitere Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617413300

Herr Kollege Uhl, gestatten Sie eine Zwischenfrage

des Kollegen Montag?


Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1617413400

Herr Montag, ja bitte.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617413500

Bitte schön.


Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617413600

Ich danke Ihnen, Herr Kollege Uhl, für die bayerische

Solidarität.

Ich frage Sie, ob Sie bereit sind, in diesem Hohen
Hause zur Kenntnis zu nehmen und zu bestätigen, dass
wir Grüne selbstverständlich zu keinem Zeitpunkt dage-
gen waren, dass die Sicherheitsbehörden – seien es die
Geheimdienste, sei es die Polizei – im Kampf gegen den
Terrorismus ihre Informationen austauschen. Wir waren

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(C (D ediglich strikt dagegen – wir sind es bis heute –, dass as eine Amt in den Aktenbestand des anderen hineinchauen kann, dass also – Kollege Wieland hat das völlig ichtig ausgedrückt – die Informationen in einem einzien, gemeinsamen Aktenschrank gesammelt werden. ir wollten eine Referenzdatei; Sie wollen einen vollen inblick aller Beteiligten in alle Aktenbestände. Sind Sie ereit, zuzugestehen, dass wir immer auf diese Differenz ingewiesen haben? Herr Kollege Montag, selbstverständlich bin ich nicht ereit, Ihnen das zuzugestehen. ie müssen sich die Mühe machen – Sie sind ja ein fleiiger Jurist –, noch einmal in das Antiterrordateigesetz ineinzuschauen und sich genau anzuschauen, was zu en in diesem Gesetz festgelegten Grunddaten gehört, ie in eine gemeinsame Datei eingegeben werden sollen. iese Grunddaten müssen alle Sicherheitsbehörden kenen. Dieser Staat darf sich gegenüber dem Terror nicht ünstlich blind und taub machen. Der Staat muss wissen, o Mordanschläge vorbereitet werden; jede Sicherheitsehörde, jeder Nachrichtendienst in jedem Bundesland nd der Bundesnachrichtendienst müssen diese Grundaten kennen. enau dies und nichts anderes haben wir festgelegt. (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist der gemeinsame Aktenschrank, von dem ich geredet habe!)

Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1617413700

(Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir haben im Rahmen der Föderalismusreform die
erfassung geändert und festgelegt: Für den Fall eines
rohenden Terroranschlags muss das Bundeskriminal-
mt eine eigene Zuständigkeit bekommen. Das heißt,
ir müssen die nachrichtendienstliche Tätigkeit verstär-
en und das Bundeskriminalamt von dem, was vorberei-
et wird, in Kenntnis setzen. Das Bundeskriminalamt
uss eigene Zuständigkeiten bekommen.

Herr Kollege Stadler, die gestrige Anhörung hat aus
nserer Sicht ergeben, dass das Bundeskriminalamtge-
etz in großen Zügen verfassungsgemäß ist.


(Gisela Piltz [FDP]: Stimmt, Sie sind früher gegangen!)


atürlich haben Sie mit selektivem Wahrnehmungsver-
ögen etwas anderes herausgehört als wir. Ich möchte

ur ein wörtliches Zitat eines Professors anführen; auch
ie haben Professoren angesprochen, aber nicht zitiert.
rofessor Gusy – er wurde nicht von uns, sondern von
er SPD-Fraktion vorgeschlagen – sagte:

Der vorgelegte Entwurf enthält keine grundsätzli-
che Verschiebung des Koordinatensystems von
Freiheit und Sicherheit zulasten der Freiheit.

Das heißt, das Bundeskriminalamtgesetz ist im
runde in Ordnung. Deswegen werden wir es beschlie-
en.






(A) )



(B) )


Dr. Hans-Peter Uhl

(Beifall bei der CDU/CSU – Gisela Piltz [FDP]: Die Frage ist doch, ob es verfassungsgemäß ist oder nicht!)


Die Informations- und Wissensgesellschaft ist stärker
denn je von der störungsfreien Funktion informa-
tionstechnischer Systeme abhängig. Deswegen lassen
Sie mich auf ein Amt zu sprechen kommen, das nur un-
ter Fachleuten bekannt ist: das Bundesamt für Sicher-
heit in der Informationstechnik. Es lohnt sich, dieses
Amt zu besuchen und sich mit dem zu befassen, wovor
es uns in diesem Staat schützt. Das Thema Internet
– Schutz vor Missbrauch des Internets, Kampf gegen or-
ganisierte Kriminalität – wird immer wichtiger. Dieses
Amt führt zu Unrecht ein Schattendasein. Es ist gut, dass
wir die Mittel für dieses Amt auf 64 Millionen Euro er-
höht haben. Wir werden noch viel von ihm hören.

Einige Bemerkungen zum Thema Datenschutz. Die
FDP hat gefragt, wie man überhaupt als Unionspolitiker
im Bereich der Sicherheitspolitik im Kreise der Großen
Koalition arbeiten könne. Herr Körper, wenn man es mit
den Kollegen aus der Opposition vergleicht – mit dem,
was von den Linken, den Grünen, zum Teil aber auch
von der FDP angesprochen wurde –, kann man sich im
Kreise der Großen Koalition wieder einigermaßen wohl-
fühlen. – Das sollte ein Lob für Sie sein.


(Beifall des Abg. Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD] – Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darauf sind wir stolz! – Sebastian Edathy [SPD]: Mit wem wollen Sie denn künftig in Bayern koalieren?)


Die Datenmissbräuche des Sommers haben doch ei-
nes gezeigt: 90 Prozent der Milliarden schutzwürdiger
Personendaten werden im privaten Sektor zwischen
Konsumenten und Wirtschaft ausgetauscht. Das heißt,
die Herausforderung stellt sich ganz anders dar, als wir
bisher angenommen haben.


(Gisela Piltz [FDP]: Ja, weil Sie auf dem Auge blind waren!)


Es geht nicht in erster Linie um einen übermächtigen
Staat, der den Bürgern Daten abnimmt und sie miss-
bräuchlich verwendet. Es geht vielmehr auf der Ebene
von Bürger zu Bürger darum, dass der Bürger grob fahr-
lässig seine Daten preisgibt, mit denen Wirtschaftsunter-
nehmen und andere auf rechtswidrige Weise Geld ver-
dienen. Um diese Herausforderung geht es, und diesem
Thema widmen wir uns.

Ich bitte Sie, sich parteiübergreifend mit dem Daten-
missbrauch zu befassen und sich dabei von der starren
Vorstellung von Bürger und Staat zu verabschieden. Weil
der Datenmissbrauch größtenteils von Bürger zu Bürger
erfolgt – etwa 90 Prozent der Milliarden personenbezo-
genen Daten entfallen auf diesen Bereich –, bitte ich Sie,
sich diesem Thema stärker zu widmen.

Ich möchte noch zwei Punkte ansprechen. Die Visa-
warndatei wird kommen. Wir haben uns heute noch ein-
mal auf die Einrichtung einer solchen Datei verständigt.
Das ist gut; denn wir wollen zwar die grenzüberschrei-
tende Mobilität fördern und den Reiseverkehr erleich-

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(C (D ern, aber die Zunahme der organisierten Kriminalität it Drogenhandel, Menschenhandel und Schleusertrup en vermeiden. Dieses Massengeschäft kann nur mit eier intelligenten Steuerung durch eine Visawarndatei beältigt werden. Auch der elektronische Personalausweis wird komen. Er wird hochinnovativ sein. Das heißt – damit komme ich zum Schluss, Herr Präident –, wir werden im sicherheitspolitischen Bereich ines Tages auf die vier Jahre der Großen Koalition als ruchtbare und gute Jahre zurückblicken, die uns weiterebracht haben. Freiheit ist nicht denkbar ohne Sichereit. Sicherheit kann aber nur mit den notwendigen fianziellen Mitteln gewährleistet werden. Dafür, dass Sie mmer die angemessene Balance zwischen Freiheit und icherheit gefunden haben, danken wir Ihnen, Herr Miister Schäuble, und Ihren fleißigen und sachkundigen itarbeitern im Innenministerium ebenso wie den Be ichterstattern, die sich ganzjährig mit dem Haushalt bechäftigen. Als letztem Redner zu diesem Tagesordnungspunkt rteile ich das Wort dem Kollegen Sebastian Edathy von er SPD-Fraktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! Die Handschrift der Großen Koalition im Beeich der Innenpolitik ist eindeutig. Wir gewährleisten emeinsam Freiheit und Sicherheit, und wir achten daauf, dass eines klar ist: Sicherheit ist, zumal im demoratischen Rechtsstaat, kein Selbstzweck, sondern hat egenüber der Freiheit eine dienende Funktion. eshalb muss immer sehr genau darauf geachtet werden, ie wir die Sicherheitsinteressen des Staates effektiv ahrnehmen können, ohne die Bürgerrechte der Men chen in Deutschland einzuschränken. Es gibt eine Fülle von Projekten, bei denen diese Phiosophie deutlich wird und festgestellt werden kann, err Kollege Wieland, dass sich die SPD nicht nur beüht, sondern erfolgreich durchgesetzt und der Innenpo itik ihren Stempel aufgedrückt hat. (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt hören wir genau zu!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617413800
Sebastian Edathy (SPD):
Rede ID: ID1617413900

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ch nenne in diesem Zusammenhang das schon ange-
prochene Gemeinsame-Dateien-Gesetz, mit dem wir
erade nicht, wie behauptet wurde, die Grenzen zwi-
chen den Zuständigkeiten der Polizeien und Nachrich-
endienste verwischt haben.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch!)


ch nenne zum Beispiel den elektronischen Fingerab-
ruck im Reisepass oder im Personalausweis. Bei Letz-

erem haben wir durchgesetzt, dass dies nur auf Wunsch






(A) )



(B) )


Sebastian Edathy
erfolgt, und bei Ersterem gilt wie auch bei den neuen
Personalausweisen, dass die Merkmale nicht bei den Be-
hörden gespeichert werden – dort haben sie nichts zu su-
chen –, sondern ausschließlich auf den Dokumenten sel-
ber, um im Live-Abgleich sicherzustellen, dass einer
Person, die einen Ausweis mit sich führt, dieser rechtmä-
ßig gehört. Das ist ein Beitrag zu mehr Sicherheit ohne
eine Einschränkung von Rechten der Bürgerinnen und
Bürger.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Dieses Bemühen, eine vernünftige Balance zu finden,
wird auch bei der Beratung des BKA-Gesetzentwurfs
im Innenausschuss und später im Plenum deutlich wer-
den. Wenn wir die gestrige Sachverständigenanhörung
ernst nehmen, dann kommt ein bloßes Durchwinken des
Gesetzentwurfs nicht infrage.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und des Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Dann müssen wir noch einmal sehr genau in die Details
einsteigen. Bei aller Polemik, derer sich die Opposition
in nicht ungewöhnlicher Weise befleißigt, kann es nur
völlig unstrittig sein, dass wir ein solches Gesetz brau-
chen, um die Verfassungsänderung vor zwei Jahren
rechtlich umzusetzen.


(Fritz Rudolf Körper [SPD]: Genau!)


Es gilt aber auch der Grundsatz, dass Kohle und Dia-
manten aus demselben Stoff bestehen. Mit dem Gesetz-
entwurf versuchen wir, aus einem Stück Kohle einen ge-
schliffenen Diamanten zu machen. Unsere Aufgabe als
Parlament besteht nicht darin, abzunicken, was vom
Bundeskabinett kommt, sondern die Änderungen vorzu-
nehmen, die wir für notwendig und verantwortbar hal-
ten. Das werden wir auch machen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir leben – darauf sollte man gelegentlich hinweisen –
nicht nur in einem der sichersten Länder dieses Planeten,
sondern auch in einem der sozial intaktesten Länder.
Zum Funktionieren unserer Gesellschaft gehören nicht
nur das Gewährleisten der Freiheit – auch durch Sicher-
heit –, sondern auch eine gute Integrationspolitik. Wir
sind gut beraten, in den Haushaltsberatungen in den
Ausschüssen des Bundestages sehr genau darauf zu ach-
ten, ob der Entwurf ausreichend ausgestaltet ist. Ich höre
aus den Reihen der Bundesregierung, dass es für das lau-
fende Jahr – weil die Integrations- und Sprachkurse so
gut angenommen und zunehmend vernünftig ausgestal-
tet werden – einen Nachtragshaushalt mit einem Volu-
men von 14,6 Millionen Euro geben soll. Trotzdem
haben die Bundesregierung und insbesondere der Bun-
desinnenminister im Haushaltsentwurf 2009 die alte,
niedrige Summe eingestellt, obwohl generell betrachtet
der Bedarf 2009 nicht geringer sein dürfte als 2008. Das
heißt, wir bräuchten in diesem Bereich eine Aufsto-
ckung. Ich rate dazu, das auch zu machen, wenn wir die
Integrationskurse weiter verbessern wollen. Wir sollten
bei kleineren Kursen höhere Sätze zahlen, um motivier-
tes und qualifiziertes Lehrpersonal zu bekommen.

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(C (D Es ist sicherlich sinnvoll, im Bereich der Migrationsrstberatung mehr zu tun. Der Präsident des Bundesmtes für Migration und Flüchtlinge hat in der Vorbeeitung der Haushaltsaufstellung deutlich auf einen ehrbedarf in Höhe von knapp 7 Millionen Euro hingeiesen. Dies ist aber im Haushaltsentwurf nicht aufgeriffen worden. Es ist nicht ausreichend, Integrationsgipel zu veranstalten und nur am Sonntag davon zu reden, ass wir mehr für Integration tun müssen, dann aber von ontag bis Samstag die Hände in die Taschen zu ste ken. Wir müssen auch von Montag bis Samstag im Allag und im Haushaltsvollzug darauf achten, dass das anze materiell unterlegt wird. Der Bedarf ist jedenfalls a. (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der SPD)


nvestitionen in Integration sind Investitionen in den Zu-
ammenhalt und die Zukunftsfähigkeit unserer Gesell-
chaft.

Lassen Sie mich Folgendes am Rande anmerken – das
at im engeren Sinn nichts mit dem Haushalt zu tun,
ohl aber viel mit Integration –: Wir müssen uns bei der

ntegration immer des Grundgedankens gewahr sein,
ass es für eine Demokratie lebensnotwendig ist, dass
öglichst alle, die dauerhaft in einem Land leben, als
ürger auf Augenhöhe zusammenleben. Das heißt, wir
üssen uns mehr Gedanken als in der Vergangenheit

arüber machen, wie wir aus Staatsbewohnern ohne
eutsche Staatsangehörigkeit Staatsbürgerinnen und
taatsbürger machen können. Das muss sich auch in der
usgestaltung eines grundsätzlich begrüßenswerten
ingliederungstests niederschlagen. Wenn der Test aber

o ausgestaltet wird, dass er zum bloßen Auswendig-
ernen einlädt und nicht dem Abfragen von Basiswissen
ber Geschichte, Kultur und demokratische Struktur in
eutschland dient, dann setzt er Fehlanreize. Man kann

war sagen, dass Auswendiglernen etwas typisch Deut-
ches sei. Das kann aber nicht Sinn eines solchen Tests
ein. Er darf nicht abschrecken, sondern sollte zum
chritt der Einbürgerung in Deutschland ermuntern.


(Beifall bei der SPD – Ulla Jelpke [DIE LINKE]: Warum überhaupt einen Test?)


Ernsthaftigkeit ist auch beim Datenschutz gefordert.
ir müssen darüber reden, ob eine Anhebung des Etats

es Bundesdatenschutzbeauftragten um – man höre und
taune – 22 000 Euro ausreichend ist. Ich jedenfalls habe
aran erhebliche Zweifel. Wir müssen darüber diskutie-
en, wie sich die Möglichkeiten des Datenschutzbeauf-
ragten und seines Amtes verbessern lassen. Ich begrüße
s als Vorsitzender des Innenausschusses sehr, dass der
undesinnenminister die Initiative ergriffen hat, das
undesdatenschutzrecht auf den Prüfstand zu stellen,
nd Vorschläge für seine Weiterentwicklung gemacht
at. Wir dürfen diese Debatte aber nicht allein der Exe-
utive und den Datenschutzbeauftragten überlassen,
ondern müssen sie auch im Parlament führen. Wir ha-
en gleich um 17.30 Uhr ein Gespräch der Parlamenta-






(A) )



(B) )


Sebastian Edathy
rier aus dem Innenausschuss zum Thema Datenschutz.
Leider hat die Union gestern Nachmittag ihre Teilnahme
abgesagt.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unglaublich!)


Aber das wird sicherlich nicht das einzige Gespräch
sein.

Die Bürger erwarten zu Recht, dass wir, die Parla-
mentarier, uns dieses Themas annehmen und nicht nur
auf Vorschläge der Regierung warten, sondern selber Ini-
tiativen ergreifen. Die Bürgerinnen und Bürger erwarten
zu Recht den Staat nicht vor ihrer Nase, sondern an ihrer
Seite, gerade wenn es um Bürgerrechte geht, zu denen
zweifellos auch das Recht auf informationelle Selbstbe-
stimmung gehört.

Ich freue mich auf spannende Beratungen in den Aus-
schüssen und auf gute Resultate.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617414000

Weitere Wortmeldungen zu diesem Einzelplan liegen

nicht vor.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 2 auf:

Beratung des Antrags der Bundesregierung

Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deut-
scher Streitkräfte an der United Nations Inte-
rim Force in Lebanon (UNIFIL) auf Grundlage
der Resolutionen 1701 (2006) und 1832 (2008)
des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen
vom 11. August 2006 bzw. 27. August 2008

– Drucksache 16/10207 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Rechtsausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. Gibt es Wi-
derspruch dagegen? – Das ist nicht der Fall. Dann ist das
so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
ner dem Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
das Wort.


(Beifall bei der SPD)


Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister des
Auswärtigen:

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren Abgeordneten! Sie erinnern sich wie ich an den
unruhigen Sommer 2006, als Menschen im Nahen Osten
in den bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Is-
rael und der Hisbollah starben und als wir Wochen, am

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(C (D nde Tage und Stunden darum gerungen haben, dass die affen schweigen. Und Sie erinnern sich wie ich, dass es uns in diesem ohen Haus nicht ganz leichtgefallen ist, zu beschlieen, dass wir mit deutschen Soldatinnen und Soldaten aran teilhaben, diesen mühsam errungenen Waffenstilltand abzusichern und für den Wiederaufbau im Libanon u sorgen. Das ist keinem leichtgefallen; ich weiß das nd habe es in guter Erinnerung. Aber wir haben uns ehr bewusst zu einer aktiven deutschen Rolle in dieser ür uns Europäer so wichtigen Nachbarregion entschlosen. Ich glaube, ich kann heute nach zwei Jahren rückblikend feststellen: Auch wenn die Entscheidung schwer ar, war es eine richtige Entscheidung. Ich darf wohl sagen, dass die UNIFIL ihren schwierien Auftrag erfolgreich erfüllt hat. Das gilt gerade auch ür die maritime Komponente, die bis Ende Februar uner deutscher Führung stattfand. Der Waffenschmuggel ber See konnte verhindert werden. UNIFIL hat mehr ls 18 000 Anfragen durchgeführt, mehr als 160 Schiffe urden von den libanesischen Behörden überprüft. Ich laube, ich darf auch sagen, dass UNIFIL einen ganz esentlichen Beitrag zur Stabilisierung des Libanon und ur Stabilisierung der gesamten Region hat leisten könen. Ministerpräsident Siniora und Ministerpräsident lmert haben das in mehreren öffentlichen Reden unabängig voneinander bestätigt. Wir können politisch stolz sein auf diese Entscheiung. Aber vor allen Dingen haben wir den Soldatinnen nd Soldaten zu danken, die bei UNIFIL ihren Dienst un. Das muss in diesem Hohen Hause auch gesagt sein. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)


Zwei Ziele haben wir von Anfang an verfolgt. Erstes
iel war die Unterbindung des Waffenschmuggels; das
agte ich bereits. Zweitens galt es, bilaterale Hilfe zu
eisten und den Libanon nach und nach zu befähigen, die
erantwortung für die seeseitige Sicherung der Landes-
renzen zu übernehmen. Inzwischen konnte das Küs-
enradarsystem etabliert, Personal dafür ausgebildet
erden. Das ist ein ganz wichtiger Schritt – der Verteidi-
ungsminister wird das, denke ich, gleich bestätigen –,
eil der Libanon damit zum ersten Mal über ein eigenes
agebild von der Küste vor dem Libanon verfügt. Wir
nterstützen damit den Libanon bei der Verbesserung
nd Etablierung eines eigenen Grenzschutzes zur See-
eite hin.

Wir tun das Gleiche mithilfe von Zoll und Bundes-
olizei in einem Projekt an der Grenze zwischen Liba-
on und Syrien. Ohne Bundespolizei und Zoll wäre die-
es Projekt nicht gelungen. Herzlichen Dank also auch
n Zoll und Bundespolizei.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
Die innenpolitische Lage im Libanon hier in wenigen
Minuten zu umschreiben, ist nicht ganz einfach. Sie ist
nach wie vor hoch komplex. Aber wir haben in der letz-
ten Zeit doch einige hoffnungsvolle Zeichen gesehen.
Mit der Wahl des Präsidenten Suleiman ist einiges in
Gang gekommen, was in der Tat Hoffnung macht. Es
gibt eine neue Regierung, und die Verfassungsinstitutio-
nen werden wieder handlungsfähig. Heute, am 16. Sep-
tember, beginnt der im Kompromiss von Doha verein-
barte Nationale Dialog, in dem die Rolle der Hisbollah
thematisiert wird und in dem gleichzeitig das Gewaltmo-
nopol des Staates zwischen den unterschiedlichen politi-
schen Kräften im Libanon definiert werden soll. Wir
können nur hoffen, dass das gelingt.

Da ich bei der Situation im Libanon bin, ein Wort
zum regionalen Kontext, in dem diese vorsichtige Stabi-
lisierung im Libanon stattfindet. Wir haben auch gese-
hen, dass es einige konstruktive Signale in den letzten
Monaten von Syrien aus in Richtung Libanon gab. Wir
wollen nicht zu früh jubeln, aber nach den letzten Ge-
sprächen, die stattgefunden haben, rücken jetzt doch die
Eröffnung diplomatischer Beziehungen und der Aus-
tausch von Botschaftern zwischen Libanon und Syrien in
greifbare Nähe. Zu diesen hoffnungsvollen Anzeichen
gehört auch, dass immerhin indirekte Gespräche zwi-
schen Syrien und Israel stattgefunden haben – wie Sie
wissen, auf türkische Vermittlung hin.

Auch wenn es diese positiven Anzeichen gibt – damit
komme ich zum Schluss –, bleibt die UNIFIL-Mission
dennoch von entscheidender Bedeutung. Das ist nicht al-
lein unsere Sicht der Dinge, sondern Sie haben gesehen,
dass der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen das Man-
dat um ein weiteres Jahr verlängert hat. Die Mission
bleibt unentbehrlich, aber auch die deutsche Beteiligung
daran. Das erwarten auch die Menschen in der Region,
insbesondere die im Libanon. Deshalb darf ich Sie ganz
herzlich um die Zustimmung zu dem vorliegenden An-
trag der Bundesregierung bitten. Ich weise zusätzlich
darauf hin, dass das Mandat bis zum 15. Dezember
nächsten Jahres befristet ist, um dann dem neuen Bun-
destag die Möglichkeit zu geben, über die Zukunft unse-
res Engagements in der Region und bei UNIFIL zu dis-
kutieren.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617414100

Das Wort hat die Kollegin Elke Hoff von der FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Elke Hoff (FDP):
Rede ID: ID1617414200

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!
Herr Minister Steinmeier, ich bin sehr dankbar, dass Sie
darauf hingewiesen haben, wie schwierig es ist, in fünf
Minuten die sehr komplexe Lage im Libanon zu erör-
tern. Insofern teilen wir beide heute das gleiche Schick-

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(C (D al. Auch wir haben leider nur fünf Minuten zur Verfüung. (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist bei Ihrer Position kurz! Das stimmt!)


Auch bin ich froh, dass Sie noch einmal darauf hinge-
iesen haben, wie schwierig die Entscheidungsfindung

einerzeit war, als das UNIFIL-Mandat auf den Weg ge-
racht worden ist. Ich denke, dass auch die FDP-Frak-
ion respektable Gründe dafür vorgetragen hat, warum
ir seinerzeit einer Beteiligung der Bundeswehr an
NIFIL nicht haben zustimmen können. Ich möchte

uch jetzt darauf hinweisen, dass sich unsere Haltung in
er Frage nicht geändert hat.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh!)


Die FDP hat den letzten beiden Anträgen auf Ertei-
ung eines Mandats mehrheitlich nicht zugestimmt, weil
ir der Auffassung waren, dass ein Einsatz der Bundes-
ehr ohne einen umfassenden politischen Prozess unter
eteiligung aller Konfliktparteien wenig Sinn ergibt.
ie deutsche Marine hatte durch Mandatierung von
NIFIL darüber hinaus einen Auftrag erhalten, dessen
irksamkeit zu Beginn durch eine Reihe von restrikti-

en Rahmenbedingungen begrenzt war. Die Einsatzbe-
ugnisse hingen und hängen weitestgehend von der Ko-
perationsbereitschaft der libanesischen Regierung ab.

Trotz unserer Ablehnung des Bundeswehreinsatzes
elbst möchten wir genauso wie Herr Minister
teinmeier den Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten an
ieser Stelle unseren Dank dafür aussprechen, dass sie
iese Aufgabe selbstverständlich in einer sehr professio-
ellen und sehr engagierten Art erledigt haben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Die innenpolitische Situation im Libanon macht es je-
och weiterhin nahezu unmöglich, die Resolution 1701
er Vereinten Nationen tatsächlich mit Leben zu erfül-
en. Trotz der militärischen Präsenz sind die wesentli-
hen Ziele der VN-Resolution in keiner Weise erreicht
orden; denn alleine die Beendigung der Seeblockade

ls eine Dauerrechtfertigung des Einsatzes zu proklamie-
en, genügt nach unserer Auffassung nicht.

In welchem Umfang hat denn die libanesische Regie-
ung bisher tatsächlich dafür sorgen können, dass die
isbollah entwaffnet wird? Sie ist bis heute nicht in der
age dazu, weil ihr die notwendigen und die funktionie-

enden Machtmittel fehlen. Die Hisbollah hat sich insbe-
ondere in den libanesischen Schiitenregionen als sozia-
er und gesellschaftlicher Faktor etabliert und betreibt
rotz Anwesenheit von UNIFIL ein effektives politisches
egime eben auch in Fragen der Sicherheit. Da sich die

andseitige Grenzsicherung bis heute nicht wesentlich
erbessert hat, findet nach wie vor Waffenschmuggel in
roßem Umfang statt.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Elke Hoff
Es sollte uns wirklich zu denken geben, wenn sich die
Hisbollah heute damit brüstet, dass sie über mehr und
bessere Waffen und Ausrüstung verfügt, als es im Krieg
im Sommer 2006 der Fall war.

Die innenpolitische Lage im Libanon hat sich nur ge-
ringfügig stabilisiert. Die Lage an der Blauen Linie ist
weiterhin angespannt. Die Besetzung des Grenzdorfes
Ghajjar und der Schabaa-Farm durch Israel bestehen
weiter. Auf der anderen Seite finden weiterhin in großem
Umfang Überflüge der israelischen Luftwaffe über liba-
nesischem Territorium statt. Selbst UN-Generalsekretär
Ban Ki-moon spricht von einem Rekord von Überflug-
aktivitäten. Solange der massive Waffenschmuggel über
die syrisch-libanesische Grenze und die Aufrüstung der
Hisbollah kein Ende finden, wird die internationale Ge-
meinschaft Israel von diesen Überflügen auch nur sehr
schwer abhalten können.

Auch der Umstand, dass die israelische Regierung
UNIFIL angewiesen hat, abgeschossene israelische Pilo-
ten nicht, wie in den Verfahrensregeln von Resolution
1701 vorgesehen, an die libanesische Armee, sondern an
die israelische Seite zu übergeben, zeigt, wie angespannt
die Situation zwischen den Konfliktparteien nach wie
vor ist. Daher sind die Vorbehalte, die die FDP-Bundes-
tagsfraktion gegenüber dem UNIFIL-Einsatz bereits in
den letzten beiden Jahren geäußert hat, nicht ausge-
räumt. Wir haben immer wieder deutlich gemacht, dass
diplomatische Bemühungen in Nahost ein geeigneterer
deutscher Beitrag wären als eine militärische Präsenz.


(Beifall bei der FDP)


Daher begrüßen wir ausdrücklich die internationalen Be-
mühungen auf diplomatischer Ebene, die zu einer Annä-
herung zwischen Syrien und dem Libanon, aber auch
zwischen Israel und Syrien geführt haben. Wir hoffen
sehr, dass Deutschland innerhalb dieser diplomatischen
Verhandlungen in der Zukunft eine größere Rolle als bis-
her spielen wird und die Verhandlungsergebnisse dann
auch wirklich Bestand haben werden.

Einen ersten Schritt zum Ausstieg aus der UNIFIL-
Mission hat die Bundesregierung mit der Absenkung des
personellen und finanziellen Ansatzes bereits getan. Ich
erlaube mir, auch an dieser Stelle die Frage zu stellen, ob
wir im nächsten Jahr hier tatsächlich noch einmal über
eine weitere Verlängerung des UNIFIL-Mandates bera-
ten werden. Die libanesische Regierung muss mit Nach-
druck in die Lage versetzt werden – das hat auch der Mi-
nister mit Recht vorgetragen –, selbst die eigene Küste
und die territorialen Gewässer zu überwachen. Deshalb
sind die Maßnahmen, die Deutschland im Rahmen der
Ausbildungs- und Ausrüstungsunterstützung der libane-
sischen Marine leistet, sinnvoll und notwendig.

Wir sind trotzdem der Auffassung, dass es auch durch
massive Forderungen der Bundesregierung dazu kom-
men muss, eine weitere Nahostkonferenz in dieser sen-
siblen Region durchzuführen, je eher, desto besser. Herr
Minister, ich hoffe, dass in Ihrem Hause die entsprechen-
den Anstrengungen unternommen werden. Denn besser
als jegliche militärische Dauerpräsenz vor Ort ist es, zu
zeigen, dass die internationale Gemeinschaft nicht nur

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(C (D in Interesse daran hat, durch das Entsenden von Trupen einen Beitrag zu leisten, sondern auch daran, diese risenregion nachhaltig zu stabilisieren und eine politi che Lösung zu finden. Da werden Sie die Unterstützung er FDP-Fraktion erhalten. Wir werden aber nach wie vor ine Beteiligung der Bundeswehr an der UNIFIL-Mission n der vorgelegten Form ablehnen. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. Das Wort hat jetzt der Bundesminister Dr. Franz Josef ung. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Volker Kröning [SPD])


(Beifall bei der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617414300

Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister der Verteidi-
ung:

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Die Bundesregierung bittet den Deutschen Bun-
estag um Zustimmung zur Verlängerung der Teilnahme
er Bundeswehr an der UNIFIL-Mission der Vereinten
ationen vor der Küste des Libanon. Frau Kollegin
off, ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie es war,

ls wir am Beginn der Debatte standen. Der Kollege
teinmeier hat gerade darauf hingewiesen, was alles an
ritischen Punkten, was an Bedenken dort vorgetragen
orden ist. Wenn wir heute sehen, wie erfolgreich diese
ission durchgeführt worden ist, dann, finde ich, kön-

en wir unseren Soldatinnen und Soldaten für die Ge-
ährleistung der Seesicherheit und entscheidend auch

ür die Umsetzung des Waffenstillstands nur dankbar
ein. Ich würde mir wünschen, Frau Kollegin Hoff, dass
ie FDP heute die Kraft hätte, das einzusehen und dem
andat zuzustimmen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Die können noch mal eine Nacht drüber schlafen!)


Wir haben zu Beginn dieses Einsatzes die Führung
er Maritime Task Force übernommen. Ich bitte Sie, sich
n die kriegerischen Auseinandersetzungen zu erinnern.
hne die Resolution der Vereinten Nationen, ohne den
insatz von UNIFIL hätten die Waffen nicht geschwie-
en.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ch kann deshalb nicht davon reden, dass man zunächst
ie diplomatischen Bemühungen fortsetzen musste. Ich
erde diplomatisch nur dann einen Erfolg erreichen,
enn ich vorher gewährleiste, dass die Waffen schwei-
en. Das war die Grundvoraussetzung für den Einsatz
on UNIFIL. Das ist ein sehr erfolgreicher Einsatz der
undeswehr.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir hatten und haben den Auftrag, Seesicherheit her-
ustellen. Die Zahlen muss man sich in Ruhe noch ein-






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Franz Josef Jung
mal vergegenwärtigen – Kollege Steinmeier hat es auch
angesprochen –: Es sind 18 324 Schiffe – so die exakte
Zahl – abgefragt worden.


(Elke Hoff [FDP]: Wie viele Waffen sind gefunden worden?)


Es sind fast 160 Schiffe in die Häfen gebracht und ent-
sprechend durchsucht worden. Meine sehr verehrten
Kolleginnen und Kollegen, liebe Frau Hoff, der Waffen-
schmuggel über See ist unterbunden worden.


(Elke Hoff [FDP]: Wie viele Waffen haben Sie denn gefunden?)


Wir können deutlich sagen, dass keine Waffen über See
geschmuggelt werden. Das ist auch ein Punkt, der letzt-
lich Seesicherheit gewährleistet. Das war unser Auftrag,
und diesen Auftrag haben wir, wie ich finde, in hervorra-
gender Art und Weise erfüllt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es gab natürlich einen zweiten Aspekt. Die israeli-
sche Seeblockade ist aufgehoben worden. Dass sie auf-
gehoben worden ist, hat auch etwas mit einer Perspek-
tive im Hinblick auf die Souveränität des Libanon zu
tun. Auch das gehört zu dem Thema.

In Israel hat damals eine Befragung dazu stattgefun-
den, ob die Bundeswehr zum ersten Mal bei einem sol-
chen Einsatz mitwirken soll. 73 Prozent der israelischen
Bevölkerung haben gesagt, dass sie den Einsatz der Bun-
deswehr im Rahmen eines solchen Mandats befürwor-
ten. Das zeigt aus meiner Sicht, welches Vertrauen die
Bundeswehr im Hinblick auf solche friedenserhaltenden
Einsätze in der Welt mittlerweile erworben hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Sowohl Israel als auch der Libanon schätzen unseren
Einsatz. Das ist mit eine Voraussetzung dafür, dass es
eine Perspektive gibt, auch und gerade für diplomatische
Bemühungen, um im Nahen Osten zu einer friedlichen
Entwicklung zu kommen.

Derzeit sind konkret zwei Minensuchboote und ein
Versorgungsschiff im Einsatz. Der Sicherheitsrat der
Vereinten Nationen hat, wie Sie wissen, das Mandat ver-
längert. Es stellt sich die Frage, wie wir weiterhin daran
mitwirken, dass die Souveränität des Libanon gestärkt
wird und der Libanon auch in die Lage versetzt wird,
selbst für die Sicherheit, gerade im Bereich der Küsten,
zu sorgen.

Dazu gehört, dass wir dort sechs Küstenradarstatio-
nen aufgebaut haben. Dazu gehört, dass wir dem Liba-
non drei Boote überlassen haben, die auch in der Lage
sind, dort entsprechende Einsätze zu fahren, und dass
wir in der Ausbildung Fortschritte erzielt haben. Ich
hatte Gelegenheit, mich mit dem heutigen Präsidenten
– damals war er noch Generalstabschef – davon zu über-
zeugen, in welcher Art und Weise die Ausbildung dort
erfolgt. Ich denke, dass wir dabei einen entscheidenden
Schritt nach vorn gekommen sind. Der Libanon ist zwi-
schenzeitlich in der Lage, beispielsweise Seenotrettung
durchzuführen. Er ist in der Lage, teilweise Überwa-

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(C (D hung oder Kontrolle des Seeverkehrs vorzunehmen. ie Fähigkeiten reichen noch nicht aus, um letztlich al es aus eigener Kraft zu gewährleisten, aber ich denke, ir sind im Zusammenhang mit diesem Mandat auf eiem richtigen Weg. Da wir hier ein Stück vorangekommen sind, ist es aus nserer Sicht auch möglich, die Mandatsobergrenze von erzeit 1 400 Soldaten auf 1 200 Soldaten abzusenken. ch finde auch, dass es richtig ist, dass wir die Klärung er Frage eines neuen Mandats im nächsten Jahr nicht nmittelbar in die Zeit der Bundestagswahl legen. Vielehr soll der neue Bundestag die Chance haben, die Fra en einer Mandatsverlängerung – ob und inwiefern – aus igener Kompetenz zu entscheiden. Deshalb halte ich es ür richtig, dass wir das Mandat bis zum 15. Dezember 009 verlängern. Ich denke, es ist richtig, die Verlängerung in dieser rt und Weise umzusetzen. Ich bitte Sie um Ihre Zustimung. Möge es eine breite Zustimmung zur Verlänge ung des Mandats, zur Gewährleistung einer friedlichen ntwicklung im Nahen Osten, zur Gewährleistung der ouveränität des Libanon und damit auch zur Gewähr eistung unserer eigenen Sicherheit sein. Besten Dank. Das Wort hat der Kollege Wolfgang Gehrcke von der raktion Die Linke. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zu eginn möchte ich noch einmal klarstellen, dass die raktion Die Linke damals nicht gegen die UNIFIL-Mision gestimmt hat. Die haben wir immer für notwendig ehalten, weil ein Waffenstillstand ohne die UNIFILission ebenso unmöglich gewesen wäre wie eine Auf ebung der Seeblockade. Das war völlig klar. Wir haben ns dagegen ausgesprochen, und ich trage Ihnen noch inmal unsere Bedenken dagegen vor, dass die Bundesehr sich in dieser Art und Weise an der Mission betei igt. Ich muss ehrlich sagen, ich finde die Art und Weise, n der mit der Kollegin Hoff von der FDP umgesprungen urde, bedenklich. Man prüft Bedenken nicht nach. an prüft nicht, ob da etwas dran ist. Man sagt, der Beeis ist erbracht, es ist nichts passiert. Das erinnert mich n den blöden Witz, bei dem jemand aus dem 20. Stockerk fällt. Als er am 15. Stockwerk vorbei fällt, sagt er, is hierher ist gar nichts passiert. Man kann über die inge auch etwas tiefer nachdenken. Unsere Bedenken gegen den Einsatz der Bundeswehr n dieser Mission liegen darin, dass wir der Auffassung ind, dass vor allem neutrale Staaten diese Konfliktlinie berwachen sollen. Das ist auch der Geist der UNO-Reolution. Zusätzlich wäre es uns immer lieber gewesen, Wolfgang Gehrcke wenn die Kontrollen auf beiden Seiten der Grenze stattgefunden hätten, nicht nur im Libanon selbst. Deutschland konnte in diesem Konflikt nicht neutral sein, und es ist nicht neutral. Das war das generelle Problem, und das hat die Bundeskanzlerin auch in Reden deutlich gemacht. Wenn Sie den Text der Resolution der Vereinten Nationen lesen, dann sehen Sie, dass dort nicht steht, dieser Einsatz ist ein Einsatz zur Solidarität mit Israel. So ist der Einsatz aber von der Bundeskanzlerin immer dargestellt worden. Das war unser erstes Argument. Dieses Argument ist nicht aus der Welt. Herr Außenminister, Sie wissen es genauso gut, wie ich es ahne: Für uns war es die rote Linie, dass auch die Bundeswehr im Nahen Osten eingesetzt wird. Wenn man darüber nachdenkt, was für Veränderungen und Vereinbarungen im Nahen Osten möglicherweise auf uns zukommen, dann wird die Forderung nach internationalen Militäreinsätzen immer wieder auf den Tisch kommen. Wenn Sie erst einmal einen Präzedenzfall geschaffen haben, dann haben Sie wenige Argumente, um zu begründen, warum die Bundeswehr nicht auch in anderen Bereichen eingesetzt werden soll. Das war unser zweites Argument. Beide Argumente bestehen fort. Drittens hätte ich erwartet, dass der Herr Außenminister und Kanzlerkandidat einen Satz zu dem Folgenden sagt: Der Libanon ist in einer gewissen Art und Weise an die Entwicklungen im Iran gekoppelt. Wir haben immer die Sorge gehabt, dass die schlimme Bemerkung, dass alle Optionen – auch die militärischen gegen den Iran – auf dem Tisch bleiben, in diesen Konflikt einfließt. Herr Steinmeier, ich wäre sehr froh gewesen, wenn Sie hier für die Bundesregierung deutlich gesagt hätten: Für die Regierung der Bundesrepublik Deutschland kommt ein militärisches Vorgehen gegen den Iran nicht infrage. Solche Debatten können doch ein Stück Klarheit bringen. Ein letztes Argument: Der Libanon selbst stand mehrfach am Rande eines Bürgerkriegs, und die Gefahr ist leider bis heute nicht endgültig gebannt. Auf der Plusseite würde ich die Wahl des Präsidenten einordnen. Diese war notwendig und schwierig genug. Auf der Plusseite würde ich auch einrangieren, dass zwischen Syrien und dem Libanon diplomatische Beziehungen aufgenommen worden sind. Ich verhehle hier überhaupt nicht, dass die deutsche Politik daran einen Anteil hat. Ich möchte, dass die Bundesregierung couragiert, auch gegen die USA, weiter an ihrer Auffassung festhält, dass Syrien eng in den Friedensprozess einbezogen werden muss. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617414400

(Beifall bei der LINKEN)

Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617414500




(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


Auch Syrien wird sehen, dass es sich lohnt. Wenn Syrien
wieder abgestraft wird, wenn sich bezüglich der Frage
der Golanhöhen nichts verändert und Syrien nicht weiter
in den Friedensprozess einbezogen wird, wird es keine
Stabilisierung geben. Ich benutze nun ein Argument, das
auch schon Kollegin Hoff benutzt hat: Letztlich muss
der politische Prozess im Nahen Osten im Zentrum ste-

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(C (D en. Der muss befördert werden. Darüber werden wir ja ei der Schlussrunde noch ein wenig diskutieren können. Ich wollte Ihnen nur deutlich machen: Es gibt genüend Argumente dafür, die auch heute noch aufrechtzurhalten sind, dass eine Beteiligung der Bundeswehr an ieser Mission nicht besonders sinnvoll gewesen ist. Herzlichen Dank. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617414600

Das Wort hat jetzt der Kollege Winfried Nachtwei

on Bündnis 90/Die Grünen.


Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617414700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vor

wei Jahren beschloss der UN-Sicherheitsrat die Stär-
ung der schon bestehenden Libanon-Mission UNIFIL.
ieses war damals unbedingt notwendig, um den Waf-

enstillstand abzusichern und die israelische See- und
uftblockade aufzuheben. Damals gab es – daran wurde
eute auch schon von einigen erinnert – erhebliche Be-
enken. Heute können wir feststellen – das hat sich im
etzten Jahr schon angebahnt –:

Erstens. Die Libanon-Mission UNIFIL hat ihren Auf-
rag der Waffenstillstandsabsicherung voll erfüllt.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


uf der Seeseite hat sie ebenfalls ihren Auftrag erfüllt:
eit einiger Zeit können wieder Seeverkehr und Seehan-
el wie vor dem Krieg stattfinden. Die Bedenken, die es
amals gegeben hat, haben sich nicht bewahrheitet; das
ann man überprüfen. Deutschland hat sich nämlich sehr
ohl als neutraler Beteiligter dieser UN-Mission erwie-

en. Die Reaktionen von allen Konfliktparteien belegen
as eindeutig.

Zweitens. Provokative Überflüge seitens der israeli-
chen Luftwaffe, die es anfangs immer wieder gegeben
at, sind seit vorigem Jahr auf der Seeseite nicht mehr
orgekommen. Die entsprechenden Waffenstillstands-
rüche auf Landseite gibt es allerdings weiterhin.

Drittens. Die Einsatzregeln, mit denen sich Kollegin
omburger damals ja sehr intensiv vom Feldherrnhügel
es Parlaments aus beschäftigt hat, haben sich eindeutig
ewährt. Sie waren richtig für den Ansatz der Unterstüt-
ung, den wir verfolgten. Es handelte sich ja nicht um ei-
en Protektoratseinsatz.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Viertens. Bezüglich der Befürchtungen in Richtung
ran, die auch bei uns im Hintergrund standen, kann man
indeutig festhalten: Es gab keinen militärischen Flanken-
chutz für irgendwelche Drohgebärden oder Aufmärsche
egen den Iran. Im Gegenteil: Wir können feststellen,
ass im Laufe dieser zwei Jahre eine schrittweise Redu-
ierung unseres Marinekontingentes möglich wurde.






(A) )



(B) )


Winfried Nachtwei
Zugleich ist die zweite Aufgabe, die in der Öffentlich-
keit kaum wahrgenommen wird, nämlich die Ausbil-
dungs- und Ausrüstungshilfe, um die Libanesen selbst in
die Lage zu versetzen, ihre Territorialgewässer zu schüt-
zen, sehr gut gelaufen. Diese Aufgabe spielte für unsere
Marineeinheiten bei der UNIFIL-Mission eine so große
Rolle wie bei noch keinem anderen Einsatz bisher. Das
heißt, solche Maßnahmen haben dazu beigetragen, dass
es hier tatsächlich eine reale Exit-Perspektive gibt.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Die UNIFIL-Beteiligung ist notwendig, verantwort-
bar und erfolgreich, aber selbstverständlich nicht hinrei-
chend zur Stärkung des gesamten Friedensprozesses und
selbstverständlich auch nicht hinreichend zur kompletten
Absicherung des Waffenstillstandes. Dazu würde gehö-
ren, den Waffenschmuggel ganz unter Kontrolle zu
bekommen. Die Bundesregierung hat hierbei vor zwei
Jahren eine wichtige Aufgabe übernommen, indem sie
verantwortlich beim Grenzmanagement mitwirkt. Leider
muss ich in der FAZ vom 5. Juni dieses Jahres lesen, dass
es mit diesem Ansatz vor Ort äußerst trübe aussieht und
dass dieser wichtige Anteil vom Scheitern bedroht ist.
Mich erinnert das sehr an die europäische Polizeimission
in Kabul.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Hier, meine Herren Minister – da ist natürlich der Au-
ßenminister gefragt oder vielleicht einmal der Innen-
minister –, wären von Ihnen klare Worte zu der jetzigen
Situation gefragt und dazu, wie man aus dem Schlamas-
sel herauskommen will.

Ich habe sehr deutlich in Erinnerung, dass die FDP
und die Linke sehr für die Stärkung der Vereinten Natio-
nen sind; die anderen Fraktionen auch, aber Sie haben
das immer betont.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Wir besonders!)


Vor dem Hintergrund kann ich nicht verstehen, wie Sie
einer deutschen Beteiligung an einer von den Vereinten
Nationen geführten Mission mit einer sehr bunten Zu-
sammensetzung – Chinesen sind dabei, Indonesier usw. –
die rote Karte zeigen können,


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


wo doch diese Mission für das weitere Einhalten des
Waffenstillstandes offenkundig dringend notwendig,
verantwortbar und erfolgreich ist. Das haben Sie übri-
gens in Ihren Reden heute in keiner Weise zeigen kön-
nen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617414800

Als letztem Redner zu diesem Tagesordnungspunkt

erteile ich das Wort dem Kollegen Niels Annen von der
SPD-Fraktion.

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(C (D Vielen Dank, Herr Präsident! – Meine Damen und erren! Ich finde diese Debatte sachlich und angemesen. Trotzdem eine Bemerkung, Herr Kollege Gehrcke: enn die Wahrnehmung der Konfliktparteien tatsächlich ie gewesen wäre, dass wir uns sozusagen an einer mariimen militärischen Solidaritätsaktion für Israel beteiligt ätten, dann ließe sich daraus nicht erklären, dass nicht ur der libanesische Ministerpräsident das deutsche ngagement begrüßt hat, sondern dass auch das dama ige libanesische Kabinett, dem, wie Sie sich erinnern erden, zu diesem Zeitpunkt auch die Hisbollah angeört hat, dieses Engagement unterstützt hat. Dass das bis um heutigen Tage ein erfolgreiches Engagement geween ist, ist, glaube ich, auch aus der Debatte deutlich georden. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Niels Annen (SPD):
Rede ID: ID1617414900

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich glaube,
ass es sich in der Tat lohnt, einmal zurückzuschauen
nd sich zu erinnern, wo wir vor zwölf Monaten standen.
einerzeit ist gesagt worden, dass sich die schwierige in-
enpolitische Konstellation nicht aufgelöst hat – das ist
ier aber auch gar nicht die These gewesen – und dass
ich die unterschiedlichen politischen Parteien, Fraktio-
en, Sekten, Kräfte nicht einmal auf einen einigermaßen
onsensualen Prozess einigen konnten, um einen libane-
ischen Präsidenten zu nominieren.

Das hat sich inzwischen glücklicherweise anders dar-
estellt. Wenn wir uns daran erinnern, wie viele Opfer
ir zu beklagen hatten, sowohl auf israelischer als auch

uf libanesischer Seite, dann, finde ich, gibt es ein relativ
imples, aber überzeugendes Argument dafür, dass die
amalige Entscheidung des Deutschen Bundestages,
em Antrag der Bundesregierung zuzustimmen, richtig
ewesen ist: Wir konnten fundamental dazu beitragen,
ass der Waffenstillstand zustande kam und dass er bis
eute hält.

Ich bin wenige Tage nach dem Waffenstillstand in
eirut gewesen und durch die zerstörten Stadtviertel ge-
angen.


(Zuruf von der FDP: Wir auch!)


ch glaube, dass es sich allemal gelohnt hat, die in der
at schwierige Entscheidung zu treffen, deutsche Trup-
en in eine solche Region zu entsenden. Wir sollten den
oldatinnen und Soldaten dankbar sein für den Beitrag,
en sie an dieser Stelle geleistet haben und immer noch
eisten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ein Zweites ist doch richtig, Herr Kollege Gehrcke:
ir haben hier niemals gesagt, dass wir allein mit militä-

ischen Mitteln in der Lage sein könnten, zu einer dauer-
aften Konfliktlösung beizutragen. Ich habe viele Reden






(A) )



(B) )


Niels Annen
von Vertretern Ihrer Fraktion im Kopf, die immer gesagt
haben: Mit Militär allein kann man keine Probleme lö-
sen. – Jetzt sage ich Ihnen: Das ist doch nun wirklich das
Paradebeispiel dafür, dass wir versucht haben, mit unter-
schiedlichen Instrumenten, vor allem mit dem Instru-
ment der Diplomatie und auch mit dem Instrument des
Militärs sowie – das sage ich an dieser Stelle mit einem
Dank – mit dem Instrument, das das Bundesministerium
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung an
dieser Stelle beigesteuert hat, dazu beizutragen, dass es
heute sogar eine Anbahnung zwischen Syrien und dem
Libanon gibt, dass wir kurz vor der Aufnahme diploma-
tischer Beziehungen stehen und dass es auch einen Dia-
log gibt, in dem das schwierige Land Syrien eine Rolle
spielt. Denken Sie einmal an die Mittelmeerkonferenz,
wo Herr Sarkozy nicht zuletzt von der schwierigen und
mühsamen Arbeit im Hintergrund profitiert hat, die der
Bundesaußenminister in den zurückliegenden zwölf Mo-
naten geleistet hat.


(Beifall bei der SPD)


Meine Damen und Herren, was wir angesichts der
Lage im Libanon und der regionalen Situation brauchen,
sind Zeit und Raum für den weiterhin notwendigen poli-
tischen Prozess. Ich bin ganz optimistisch, dass wir die-
sen Einsatz im nächsten Jahr möglicherweise nicht ver-
längern müssen. Aber welchen Sinn macht denn jetzt
eine Festlegung angesichts dessen, dass wir gar nicht
wissen, ob die Stabilität, die wir mühsam erreichen
konnten, angesichts der vielen Ungewissheiten und
schwierigen Herausforderungen in der Region überhaupt
hält?

Ich bitte Sie, dem Antrag der Bundesregierung, dieses
Engagement fortzusetzen, heute stattzugeben. Ich
glaube, wir alle können uns sicher sein, dass die Bundes-
regierung mit dem Außenminister, dem Verteidigungs-
minister und den Kräften, die in der Region gewirkt ha-
ben und wirken, zu dieser Stabilisierung beiträgt. Dass
das nicht immer eine große Showveranstaltung sein
muss, wie das der eine oder andere auf der europäischen
Bühne in den letzten Monaten ein wenig hat anklingen
lassen, und dass wir uns der mühsamen Arbeit stellen,
das ist, glaube ich, deutlich geworden. Diese Aufgabe ist
aller Mühe wert.

Ich danke für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617415000

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/10207 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 3 a und 3 b auf:

a) Beratung des Antrags der Bundesregierung

Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deut-
scher Streitkräfte an der AU/UN-Hybrid-Ope-

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(C (D ration in Darfur der Resolution 1769 tes der Vereinten Nationen vom 31. Juli 2007 und weiterer Mandatsverlängerungen durch den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen – Drucksache 16/10106 – Überweisungsvorschlag: Auswärtiger Ausschuss Rechtsausschuss Verteidigungsausschuss Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO b)


Fortsetzung der Beteiligung deutscher Streit-
kräfte an der Friedensmission der Vereinten
Nationen im Sudan (UNMIS) auf Grundlage
der Resolution 1590 (2005) des Sicherheitsra-
tes der Vereinten Nationen vom 24. März 2005
und weiterer Mandatsverlängerungen durch
den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen

– Drucksache 16/10104 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Rechtsausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache wiederum eine halbe Stunde vorgesehen.
indet das Ihr Einverständnis? – Das ist der Fall. Dann

st das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile wiederum das
ort dem Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier.


(Beifall bei der SPD)


Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister des
uswärtigen:
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren Abgeordneten! Die humanitäre Lage in Darfur ist
nverändert dramatisch. Seit Beginn der bewaffneten Aus-
inandersetzungen 2003 sind mindestens 200 000 Men-
chen ums Leben gekommen. 2,2 Millionen Menschen
ind auf der Flucht; mindestens 200 000 von ihnen sind
m Tschad.

Sie wissen, trotz vielfältiger Bemühungen von vielen
eiten konnten die Kämpfe nicht beendet werden. Ab-
prachen werden, soweit sie überhaupt getroffen werden
onnten, von allen Seiten gebrochen. Dabei wissen wir
lle: Eine politische Lösung ist unabdingbar. Die suda-
esische Regierung wie die Rebellenorganisationen blei-
en natürlich dringlichst aufgerufen, die Gewalt zu
eenden und zum Verhandlungstisch zurückzukehren.
nsere Unterstützung gilt den neuen Verhandlungsbe-
ühungen des AU-Sondergesandten Bassolé, der gerade

n diesen Tagen in der Region unterwegs ist.






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
Nach all dem bleiben diese Friedensbemühungen und
die Unterstützung durch UNAMID weiterhin erforder-
lich – durch Stabilisierung der Lage vor Ort, wo immer
das geht, und, wo nötig, durch den Schutz von Zivilisten
und humanitären Helfern. UNAMID bleibt – Sie wissen
das – auf die Unterstützung von Staaten angewiesen. Ge-
genwärtig verfügt die UNAMID-Mission über 10 000 von
insgesamt vorgesehenen 26 000 Soldaten, die ganz über-
wiegend von afrikanischen Staaten gestellt werden sol-
len. Wir engagieren uns von deutscher Seite aus mit Sol-
datinnen und Soldaten durchaus in Schlüsselfunktionen,
etwa in der Transportunterstützung. Wir haben strategi-
schen Lufttransport angeboten. Das begründet auch die
Größenordnung des Mandates. Wenn angefordert, müs-
sen wir kurzzeitig hochfahren. Deshalb benötigen wir
ein Mandat in der Größenordnung von 250 Soldatinnen
und Soldaten.

Da der frühere Generalsekretär der Vereinten Natio-
nen am vergangenen Freitag und Samstag in Berlin war
und auf der Botschafterkonferenz gesprochen hat, will
ich es nicht versäumen, hinzuzufügen, dass wir jenseits
der Beteiligung an der Mission auch Ausbildungsaufga-
ben im Kofi-Annan-International-Peacekeeping-Training-
Center in Accra/Ghana übernehmen. Wir sind gerade da-
bei, ein senegalesisches Polizeikontingent für den Ein-
satz im Sudan auszustatten.

Wir sind auch mit humanitärer Hilfe präsent; Sie
wissen das. Dieses Jahr haben wir humanitäre Hilfsmaß-
nahmen in der Konfliktregion mit über 9,5 Mil-
lionen Euro unterstützt. Darfur und der Tschad sind die
wichtigsten Zielregionen unseres humanitären Engage-
ments in Afrika und werden es, soweit ich das sehe, für
geraume Zeit auch bleiben.

Wir sehen zwar nicht täglich Bilder von der humani-
tären Katastrophe im Südsudan, dennoch wissen wir,
dass auch dort die Lage alles andere als stabil ist. Wir
mussten auch in diesem Jahr deutliche Rückschläge bei
der Implementierung des sogenannten umfassenden
Friedensabkommens hinnehmen. Sie haben die Bericht-
erstattung über die Krise in der Region Abyei verfolgt.
Wir bewegen uns jetzt auf Wahlen zu, die im Jahr 2009
im Südsudan stattfinden sollen. Im Jahr 2011 wird ein
Referendum stattfinden, das über den zukünftigen Status
des Südsudan entscheiden soll. Wenn dieser Gesamtpro-
zess einigermaßen in der Spur bleiben soll, dann ist der
UNMIS-Einsatz weiterhin erforderlich.

Lassen Sie mich an dieser Stelle den deutschen Solda-
ten und Polizisten, den Militärbeobachtern und den
Stabsoffizieren danken, die in diesen Missionen ihren
Dienst tun. Ebenso danke ich natürlich den Mitarbeite-
rinnen und Mitarbeitern der Hilfsorganisationen, die im
Sudan unter schwierigsten Bedingungen ihre Aufgabe
erfüllen.


(Beifall bei der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir gehen davon aus, dass der VN-Sicherheitsrat die
Mandate von UNAMID und UNMIS turnusgemäß ver-

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(C (D ängern wird. Ich darf Sie abschließend um breite Zutimmung zu den Anträgen der Bundesregierung bitten. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617415100

Das Wort hat die Kollegin Marina Schuster von der

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Marina Schuster (FDP):
Rede ID: ID1617415200

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Fast ein Jahr ist die letzte Debatte über den
eutschen Beitrag im Sudan her. Die erschreckende
ahrheit ist, dass wir heute vor genau den gleichen Pro-

lemen stehen wie damals. Das bedeutet, dass sich viele
offnungen, die wir an die Mandate geknüpft haben,
icht erfüllt haben.

Auch die Umsetzung des Nord-Süd-Friedensver-
rages – der Herr Außenminister hat ihn angesprochen –
teht auf wackeligen Beinen. Die heftigen Kämpfe in der
renzregion um Abyei haben uns klargemacht, wie brü-

hig die Sicherheit vor Ort ist. Weder der Süden noch
er Norden sind bereit, auf Einnahmen aus dem Ölge-
chäft zu verzichten. Wie genau der Ölreichtum aufge-
eilt wird, bleibt eine kritische Frage. Das ist ein Pulver-
ass für den ganzen Nord-Süd-Friedensvertrag.

UNMIS steht also nach wie vor vor großen Heraus-
orderungen, gerade was den Zeitplan betrifft. Herr Au-
enminister, Sie haben das Referendum angesprochen.
as ist eine kritische Frage, die geklärt werden muss. Es

eigt sich aber: Die Blauhelme sind ein wichtiger Stabi-
itätsanker in der Region. Auch ich möchte den Soldaten,
ie dort ihren Dienst leisten, ganz herzlich danken und
hnen meine Anerkennung aussprechen. Ich habe die
oldaten im Einsatz besucht. Wer die Situation vor Ort
ennt, der weiß, wie schwierig dieser Einsatz ist.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Gleichwohl mache ich mir sehr große Sorgen. Ich
ürchte, dass die Krise in Darfur den ganzen Friedens-
rozess überschatten und gefährden kann. Denn eines ist
lar: In Darfur sind wir vom Frieden weiter entfernt als
e zuvor. Wir sehen blutige Gefechte in Flüchtlings-
amps, Angriffe auf Hilfsorganisationen und eine hilf-
ose UNAMID-Truppe. Die Gewalt hat gerade in den
etzten Monaten stark zugenommen. Wie schlimm die
ewalt ist, zeigt sich auch daran, dass Hilfsorganisatio-
en ihr Personal zurückziehen müssen, weil sie die Si-
herheit vor Ort nicht mehr gewährleisten können. Die
elthungerhilfe hat die Nahrungsmittellieferungen

ussetzen müssen. 2 Millionen Menschen in Darfur ste-
en nun ohne diese Hilfe dar. Das Leid wird täglich grö-
er.

Ein Jahr nach der Entsendung ist UNAMID in vieler-
ei Hinsicht immer noch hoffnungslos unterversorgt.






(A) )



(B) )


Marina Schuster
Noch nicht einmal die Hälfte der geplanten 26 000 Blau-
helme und Polizisten ist vor Ort. Material- und Trans-
portkapazitäten werden händeringend gebraucht, beson-
ders die Transporthubschrauber. Die Hilflosigkeit der
Truppen zeigte sich im Juli dieses Jahres ganz besonders
deutlich, nämlich als die Blauhelme selbst zum Angriffs-
ziel wurden. Sieben Soldaten kamen dabei ums Leben.
Vor einem Jahr noch galt UNAMID als das ehrgeizigste
Projekt der Afrikanischen Union und der Vereinten Na-
tionen. Heute sehen wir, dass sich große Ernüchterung
breitgemacht hat. Aber eines darf nicht passieren: dass
sich neben der Ernüchterung auch noch Gleichgültigkeit
breitmacht.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Der Außenminister hat bereits vor der Entsendung
des UNAMID-Einsatzes sehr richtig festgestellt: Vor al-
lem war es nicht nur eine gefährliche, sondern auch arro-
gante Illusion, dass manch einer glaubte, nur VN-Solda-
ten können das schaffen, was afrikanische Truppen
bisher nicht geschafft haben. Wenn er das schon damals
erkannt hat, dann frage ich mich, warum sich Deutsch-
land nicht noch stärker in den politischen Prozess ein-
gebracht hat.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Dr. Norman Paech [DIE LINKE])


Denn genau das ist der kritische Punkt. Es ist umso
erforderlicher, dass wir jetzt mit einer Stimme sprechen
und dass wir unseren politischen Einfluss geltend ma-
chen, auch auf China. Der Druck auf China ist nach wie
vor dringend notwendig, gerade wenn wir an Zoll- und
Einreisebestimmungen denken. Auch Russland muss im
Sicherheitsrat weiter eingebunden werden. Ich möchte
im Auswärtigen Ausschuss morgen erfahren, welche Ini-
tiativen es von der Bundesregierung gibt. Diese interna-
tionale Präsenz ist weiter notwendig. Aber wenn wir kei-
nen politischen Friedensprozess sehen oder der
vorhandene zum Erliegen kommt, müssen wir uns die
Frage stellen, welche weiteren Anstrengungen wir unter-
nehmen können, um UNAMID tragfähiger zu machen
und um den Prozess zum Laufen zu bringen.

Die Bundesregierung setzt viele Hoffnungen in diese
Mission. Das sieht man auch am Antrag. Dort heißt es,
dass UNAMID ein stabilisierendes Element und zum
Schutz der Bevölkerung unverzichtbar ist. Aber die Lage
vor Ort sieht anders aus. Die Ausstattung ist so
schlecht, dass die UNAMID-Soldaten mit ihrem eigenen
Schutz beschäftigt sind. Ich habe bereits bei der ersten
Mandatierung vor einem Waterloo der Vereinten Natio-
nen gewarnt. Ich habe auch vor den äußerst schwierigen
Bedingungen gewarnt. Heute fehlen nach wie vor
18 Transporthubschrauber. Ich denke, das muss der in-
ternationalen Gemeinschaft wirklich große Sorgen berei-
ten. Denn wenn sich beim politischen Prozess nicht bald
etwas ändert, wenn sich die internationale Gemeinschaft
nicht breiter engagiert, dann wird dieser Einsatz zum Ar-
mutszeugnis der Vereinten Nationen.

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(C (D Ich fordere die Bundesregierung auf, ihre Verantworung wahrzunehmen und ihr Einflusspotenzial zu nutzen. enn dieser Einsatz darf vor allem eines nicht werden: ine Luftnummer in der Geschichte, wie es Salim Salim ormuliert hat. Dafür tragen wir alle Verantwortung und afür müssen wir uns einsetzen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617415300

Das Wort hat der Bundesminister Dr. Franz Josef

ung.

Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister der Verteidi-
ung:

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Die Beteiligung der Bundeswehr an der Frie-
ensmission der Vereinten Nationen im Sudan, UNMIS,
nd an der Hybridmission von Afrikanischer Union und
ereinten Nationen in Darfur, UNAMID, sind wichtige
estandteile der Gesamtanstrengungen der Bundesregie-

ung zur Friedenkonsolidierung im Sudan.

In dieser Krisenregion legen wir zurzeit den militäri-
chen Schwerpunkt unseres Engagements auf dem Bo-
en Afrikas. Auch wenn der Charakter und die räumli-
he Dislozierung der beiden Missionen unterschiedlich
ind, so stehen die beiden Missionen inhaltlich in einem
ngen Zusammenhang. Aufgrund ihrer Wechselwirkung
st es, denke ich, richtig, dass wir jetzt gemeinsam darü-
er beraten.

Was die Situation bei UNMIS, also im Sudan, angeht,
o gestaltet sich die Umsetzung des Nord-Süd-Frie-
ensabkommens weiterhin als sehr schwierig. Wir müs-
en uns stets vor Augen führen: Der im Jahre 2005 durch
as Comprehensive Peace Agreement eingeleitete Frie-
ensprozess ist noch nicht unumkehrbar. Dies haben die
ewaltausbrüche in der Grenzregion Abyei im Mai des

ahres 2008 gezeigt. Darauf hat auch gerade – aus mei-
er Sicht zu Recht – Kollegin Schuster hingewiesen.

Damit bleibt UNMIS bis auf Weiteres als stabilisie-
endes Element unverzichtbar. Derzeit leisten
8 Soldaten der Bundeswehr unter anspruchsvollen Be-
ingungen einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der
tabilität in dieser Region. Dieser Beitrag wird medial
ft nicht in der Art und Weise wahrgenommen wie ähnli-
he Beiträge in anderen Regionen der Welt. Nichtsdesto-
rotz sind unsere Soldaten unter schwierigsten Bedin-
ungen im Einsatz. Deshalb möchte ich den Soldatinnen
nd Soldaten an dieser Stelle für ihren Beitrag zur Stabi-
isierung dieser Region danken.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, im
ahre 2009 gilt es, wichtige Meilensteine für UNMIS auf
em Weg zum Frieden in dieser Region zu erreichen.
enn es um die endgültige Festlegung des Grenzver-

aufs zwischen Nord- und Südsudan und die erfolgreiche
urchführung der Wahlen geht, wird sich zeigen, ob
ie Konfliktparteien weiterhin gewillt sind, eine der






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Franz Josef Jung
längsten und blutigsten Auseinandersetzungen auf dem
afrikanischen Kontinent endgültig zu beenden.

Mit unseren Soldaten, die im Rahmen von UNMIS
zum Einsatz kommen, wollen wir dazu beitragen, dass
dies gelingt. Die erfolgreiche Umsetzung des Nord-Süd-
Friedensvertrages wird, wie ich denke, unmittelbare
Auswirkungen auf die Lage in Darfur haben.

Ohne Frage steht die Hybridmission von Afrikani-
scher Union und Vereinten Nationen in diesen Tagen vor
großen Herausforderungen; das ist bereits erwähnt wor-
den. Ursprünglich hatten wir, was ihre Entwicklung an-
geht, andere Vorstellungen; das kann man überhaupt
nicht bestreiten. Der Aufwuchs im Rahmen von
UNAMID – derzeit umfasst diese Mission rund
10 000 Angehörige – entspricht aber noch lange nicht
der angestrebten Zielgröße. Ich kann nur hoffen und
wünschen, dass die weitere Entwicklung positiv verlau-
fen wird.

Sie wissen, um was es geht: um das Verhalten und die
Zustimmung der sudanesischen Regierung, aber auch
um die Entwicklungen in den afrikanischen Nationen.
Durch Lufttransporte haben wir beispielsweise dafür ge-
sorgt, dass Kräfte aus Ghana und Senegal UNAMID un-
terstützen können. Ich hoffe, dass das Vorgehen jetzt ef-
fektiver ist.

Ich muss betonen: Es gibt derzeit keine Alternative zu
UNAMID. Deshalb müssen wir uns auch auf politischer
Ebene weiterhin bemühen, dass im Rahmen des Frie-
densprozesses zwischen den Aufständischen und der su-
danesischen Regierung Fortschritte erzielt werden. Auch
in den Gesprächen mit meinem chinesischen Amtskolle-
gen habe ich darauf hingewiesen, dass es sinnvoll wäre,
wenn China unsere Anstrengungen noch intensiver un-
terstützen würde. Das wäre für die Weiterentwicklung
dieses Prozesses von großer Bedeutung, und zwar im
Hinblick auf den UNAMID-Aufwuchs und das Verhal-
ten der sudanesischen Regierung.

Nur dann, wenn beide Seiten einen aktiven Beitrag
zum Frieden leisten, kann es UNAMID gelingen, das
menschliche Leid in Darfur zu mindern und eine politi-
sche Lösung des Konflikts zu erreichen. Daher halte ich
es für richtig, dass UNAMID weitestgehend ein afrikani-
sches Gesicht trägt. Ich glaube, zu Beginn unserer De-
batte war das Prinzip der sogenannten African Owner-
ship der Auslöser dafür, zu sagen, dass ein afrikanisches
Gesicht für die Umsetzung dieser Friedensmission letzt-
lich erfolgreicher ist. Ich bin der Meinung, dass die
Akzeptanz der Friedenstruppe für alle Konfliktpar-
teien ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg ist.

Die Bundeswehr konzentriert sich im Rahmen ihres
Beitrags auf den logistischen Bereich und ausgewählte
Stabsfunktionen; auf die Transportflüge habe ich bereits
hingewiesen. Außerdem bedienen wir die Bereiche, die
von den Vereinten Nationen nachgefragt werden.

Durch eine Beteiligung der Bundeswehr an UNAMID
leistet Deutschland im Rahmen der internationalen Ge-
meinschaft einen wichtigen und sichtbaren Beitrag zur
hoffentlich dauerhaften Befriedung des Gesamtsudans.
Vor diesem Hintergrund bitte ich Sie trotz der nicht ein-

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(C (D achen Situation um Ihre Zustimmung zur Verlängerung es UNMIS-Mandats mit einer Obergrenze von 5 Soldatinnen und Soldaten und um Ihre Zustimmung ur Verlängerung des UNAMID-Mandats mit einer bergrenze von 250 Soldatinnen und Soldaten. Ich enke, die Soldatinnen und Soldaten haben eine breite nterstützung auch des Deutschen Bundestages in dieser chwierigen Mission verdient. Besten Dank. Das Wort hat Herr Kollege Dr. Norman Paech, Frak ion Die Linke. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ibt Debatten, die zur Routine werden, obwohl sich der egenstand und die Natur der Konflikte, um die es dabei eht, dazu eigentlich gar nicht eignen. Dies sind alljährich die Debatten um die Auslandseinsätze der Bundesehr. Sie enden immer mit dem gleichen Ergebnis, näm ich mit der Verlängerung des Mandats. (Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie reden immer die gleiche Rede!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617415400
Dr. Norman Paech (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617415500

Warum ist das eigentlich so? Sie fangen an mit den
olitischen Problemen und der Forderung nach politi-
chen Lösungen, aber sie enden immer mit dem Militär,
eil Sie offensichtlich der Meinung sind, dass in den

chwierigsten Konflikten die Hilfe letzten Endes doch
ur vom Militär kommen kann. Das ist aber vollkommen
alsch. Alle Militäreinsätze rund um die Welt haben ge-
eigt, dass dies vollkommen falsch ist.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


ehmen wir den Südsudan.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Besonders im Südsudan!)


m Südsudan haben die 8 000 Soldaten der UNMIS nicht
erhindern können, dass im Mai dieses Jahres wieder
eftige Auseinandersetzungen militärischer Art zwi-
chen den Regierungstruppen und der SPLA ausgebro-
hen sind und die Stadt Abyei in Schutt und Asche ge-
egt haben. Über 50 000 Menschen sind auf der Flucht.
n Abyei wird um den Grenzverlauf zwischen Nord und
üd gestritten, also darüber, wer die größten bekannten
lvorkommen dieses Landes im Jahr 2011 erhalten
ird, wenn sich der Süden vom Norden trennen wird.

Gegenwärtig bohren die Chinesen dort. Im Sudan ist
s jedoch ein offenes Geheimnis, dass die US-Firmen an
ieselben Quellen wollen. So, wie die Chinesen derzeit
ie sudanesische Regierung ausrüsten, so rüsten die
SA die SPLA mit Waffen auf.

Wir müssen erkennen, dass dies schon lange nicht
ehr bloß ein interner Konflikt ist, sondern ein Stellver-

reterkrieg um die Ressourcen dieses Landes.






(A) )



(B) )


Dr. Norman Paech

(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Also nichts wie weg!)


Der vorliegende Antrag berücksichtigt aber weder diese
Dimension des Konflikts noch enthält er überhaupt eine
einzige Maßnahme zur politischen Unterstützung des
Friedensprozesses. Er beschränkt sich lediglich auf die
Verlängerung des Mandats des Militäreinsatzes. Das ist
vollkommen unzureichend. Deshalb wird er auch nicht
die Zustimmung der Linken erhalten.

Auch der Antrag zur Verlängerung der Militärmission
UNAMID in Darfur kommt ohne jedes politisches Kon-
zept daher. Aber gerade in Darfur – das haben Sie alle
gesagt – ist nichts dringender als eine politische Lösung.
Bereits die Afrikanische Union ist mit ihrem Militärein-
satz AMIS gescheitert; denn das Friedensabkommen
vom 5. Mai 2006 hat schon lange keinen Bestand mehr.
Es ist aber immer noch die Grundlage auch für UNA-
MID.

Eine Wiederaufnahme der Friedensverhandlungen ist
überhaupt nicht in Sicht. Das räumt die Bundesregierung
in ihrem Antrag auch ein. Sie setzt aber nichts dagegen.

UNAMID – wenn wir aufrichtig sind – bewegt sich in
einem politischen Vakuum und ist nur eine Fortsetzung
der gescheiterten AMIS-Mission, dieses Mal unter dem
gemeinsamen Dach von UNO und Afrikanischer Union.

Es ist diesen Truppen weder gelungen, die Menschen
in Darfur zu schützen noch eine Abkehr von der Gewalt
zu bewirken und eine Rückkehr an den Verhandlungs-
tisch zu erreichen. Stattdessen hat sich die Situation in
Darfur weiter kontinuierlich verschlechtert. Das hat Frau
Schuster ebenfalls gesagt. Mittlerweile ist der Konflikt
so atomisiert, dass selbst eine verhandlungsbereite Re-
gierung nicht wüsste, mit wem sie eigentlich an den Ver-
handlungstisch treten sollte, um ein Friedensabkommen
abzuschließen.

Die Truppen der UNAMID sind inzwischen selbst
Ziele der Angriffe geworden, und zwar nicht zuletzt des-
halb, weil beide Konfliktparteien kein Vertrauen in diese
Truppen mehr haben.

Ich sage Ihnen: Den Menschen in Darfur und auch
den Tausenden, die in den Tschad geflohen sind, wird
UNAMID nicht helfen. Nur eine Wiederaufnahme von
Friedensverhandlungen kann dem Land eine sichere
Zukunft geben.

Meine Fraktion fordert die Bundesregierung auf, sich
im Rahmen der UNO für diesen Friedensprozess zu en-
gagieren. Immer mehr Militär ist keine Lösung. Deswe-
gen lehnen wir diesen Antrag auch ab.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber nicht alle bei Ihnen, Herr Kollege! Das wissen Sie doch! Da gibt es noch ein paar Vernünftige, die sich enthalten werden!)


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(C (D Das Wort hat jetzt der Kollege Omid Nouripour vom ündnis 90/Die Grünen. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir bera en heute in erster Lesung über die Verlängerung der undeswehrmandate für UNMIS und UNAMID. 300 000 Tote, über 2,2 Millionen Vertriebene, masenhafte systematische Vergewaltigungen und kriegsbeingte Hungersnöte in Darfur sprechen eine brutale und lare Sprache. Der Erfolg dieser Missionen ist wortwörtich lebenswichtig. Die beiden Mandate sind wichtige eile dieser Bemühungen. Deshalb steht meine Fraktion, ündnis 90/Die Grünen, auch zu diesen Missionen. Herr Kollege Paech, erlauben Sie mir als einem, der elbst im Krieg aufgewachsen ist, doch etwas Persönlihes zu sagen: Ich bekomme angesichts der Situation vor rt und angesichts dieser humanitären Katastrophe eine änsehaut, wenn ich Ihren kalten Unilateralismus höre, omit hoffentlich Naivität vermischt ist. Die Selbstbeerrschung fällt mir wirklich unheimlich schwer. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617415600
Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617415700

ch hoffe, dass sich in Ihrer Fraktion genug Menschen
inden, die in dieser Situation nicht über die antikapita-
istische Weltrevolution philosophieren, sondern einse-
en, dass es dort eine humanitäre Katastrophe gibt, ge-
en die man etwas tun muss.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Bundesregierung hat im letzten Jahr das Mandat
on uns erhalten, 75 Soldatinnen und Soldaten für
NMIS und 250 Soldatinnen und Soldaten für
NAMID bereitzustellen. Fakt ist: Heute sind
9 Soldaten und fünf Polizisten für UNMIS sowie sechs
olizisten und, wenn ich mich nicht irre, gar kein Soldat
ür UNAMID entsandt.


(Marina Schuster [FDP]: Korrekt!)


iese Situation ist, nüchtern gesagt, nicht befriedigend,
eil diese Kräfte eigentlich gebraucht werden.

Beispiel UNAMID. Durch UNAMID sollen die Men-
chen geschützt werden. Das kann aber nicht erreicht
erden, wenn nicht einmal ein Drittel des angestrebten
ersonals vor Ort ist – Herr Minister, das haben Sie ge-

ade auch gesagt –, wenn es nicht einmal sieben Polizei-
inheiten gibt, die die Flüchtlingslager schützen, wenn
icht genug Material und Sicherheitskapazitäten vorhan-
en sind und wenn es nicht einmal genug Hubschrauber
ibt, mit denen Lebensmittel in die Flüchtlingslager ge-
iefert werden. Deshalb sind wir gespannt, welche politi-
che Perspektive uns die Bundesregierung in den Aus-
chussberatungen darstellt und ob für UNAMID und
NMIS jetzt endlich die Ausrüstung bereitgestellt wird,
ie gebraucht wird.






(A) )



(B) )


Omid Nouripour

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Marina Schuster [FDP])


Wir wissen allerdings auch, dass diese beiden Missio-
nen nur Teile eines politischen Prozesses sein können.
Ohne einen politischen Prozess kann es keinen dauerhaf-
ten Frieden im Sudan geben. Deshalb brauchen wir ei-
nen umfassenden politischen Ansatz – das ist mehrfach
gesagt worden –, mit dem verstärkt polizeiliche, humani-
täre und entwicklungspolitische Elemente vereint wer-
den. Darum fordern wir beispielsweise, dass der Sudan
im Aktionsplan „Zivile Krisenprävention“ zum Schwer-
punktland wird und dass in einem Mandat zukünftig
nicht nur die militärischen, sondern auch die polizeili-
chen und entwicklungspolitischen Beiträge der Bundes-
republik aufgeführt und beschlossen werden.

In dem Zusammenhang habe ich eine Anmerkung zur
FDP. Frau Schuster, Sie haben völlig zu Recht bemän-
gelt, dass es diesen politischen Prozess nicht gibt. In der
Debatte vorher hat Ihre Kollegin Frau Hoff aber genau
mit dieser Aussage, dass es diesen politischen Begleit-
prozess nicht gibt, begründet, warum die FDP den Ein-
satz von UNIFIL im Libanon ablehnt. Das ist ein wenig
kontraproduktiv. Vielleicht sollten Sie sich einmal da-
rüber unterhalten, was ein fehlender politischer Prozess
für Ihr Abstimmungsverhalten bedeutet.

Wir wünschen uns von der Bundesregierung, dass sie
mehr tut, dass sie mehr Anstrengungen dafür unter-
nimmt, dass die Hilfen, die wir hier beschließen, bei den
notleidenden Menschen vor Ort auch ankommen. Wir
wünschen uns, dass sie mehr Flexibilität zeigt, damit die
Engpässe vor Ort, die es derzeit gibt, behoben werden
können.

Wir wünschen uns, dass es mehr politische und zivile
Bemühungen im Sudan gibt. Wir haben keine Zeit mehr;
je länger wir warten, bis wir handeln, desto mehr Men-
schen verlieren ihr Leben.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617415800

Als letzte Rednerin zu diesem Tagesordnungspunkt

hat das Wort die Kollegin Dr. Herta Däubler-Gmelin.


Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD):
Rede ID: ID1617415900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

halten den Antrag, die deutsche Beteiligung an UNMIS
und UNAMID um ein Jahr zu verlängern, für richtig.
Herr Außenminister, Sie haben darum gebeten, dass wir
ihm hier im Bundestag eine möglichst breite Unterstüt-
zung zusichern. Wer die Debatte verfolgt hat, erkennt,
dass es in vielen Punkten in der Tat große Einigkeit gibt.

Wir alle wissen, dass die deutsche Beteiligung sowohl
an UNMIS als auch an UNAMID relativ gering ist. Las-
sen Sie mich hinzufügen: Sie ist dennoch wichtig. Wer
das nicht glaubt, sollte gelegentlich in den Sudan fahren

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(C (D nd dort mit den verschiedenen Gruppierungen reden. ann wird er erkennen: Die Deutschen, die sich dort be eiligen, haben einen guten Ruf und sind dort außerorentlich angesehen. Sie sind dort so beliebt, dass gerade n die Bundesrepublik die große Bitte gerichtet wird, ich stärker in den verschiedenen komplexen Konflikten u engagieren. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Manfred Grund [CDU/CSU])


Wir alle wissen, dass sowohl der Nord-Süd-Konflikt
m Sudan als auch die Lage in Darfur außerordentlich
omplex sind. Wir alle wissen deshalb auch: Schon
egen der Größe des Landes und der Komplexität der
robleme kann man mit Militär allein – auch mit der
eutschen Beteiligung an Militärmissionen – keine ent-
cheidenden Durchbrüche erreichen. Ich glaube aber,
ass es darum allein gar nicht geht. Die Begriffe Stabili-
ierung, Beteiligung und Beitrag sind hier genutzt wor-
en; genau darum geht es. Es geht darum, den Menschen
n Darfur endlich die Gewissheit zu geben, dass sich et-
as bewegt, zu ihren Gunsten.

Ich würde mich freuen, wenn Sie sich einmal in die
age von Millionen Menschen – so viele sind es, wenn
an die Flüchtlinge und die IDPs im Tschad einrechnet –

ineinversetzten: Diese Menschen leben zum Teil schon
eit sechs Jahren unter menschenunwürdigen Bedingun-
en in Lagern. Ihnen stehen nur wenige Hilfsangebote
ur Verfügung. Überlegen Sie sich einmal, was es heißt,
ei einer Hitze, die für uns unvorstellbar ist, in Lagern
u leben, wo es selbst ein Problem ist, nur das Lebens-
otwendigste zu bekommen, wo man – das betrifft
auptsächlich die Frauen –, wenn sie Wasser oder Feuer-
olz holen, unmittelbar die Sicherheitsprobleme zu spü-
en bekommt. Massenvergewaltigungen durch Regie-
ungssoldaten und von Milizen der Rebellen sind hier an
er Tagesordnung.

Da kann man einfach nicht so tun, als könnten Solda-
en, wenn sie entsprechend ausgerüstet sind, den Men-
chen dort nicht helfen. Das geht einfach nicht!
NAMID mit Beteiligung der Bundesrepublik kann und

oll einen Beitrag dazu leisten, die Sicherheitsprobleme
u lösen.

Wir alle wissen – ich unterstreiche das –, dass sich die
undesregierung und die Europäische Union bemühen,

owohl im Nord-Süd-Konflikt als auch im Darfur-Kon-
likt zu einer politischen Lösung zu kommen. Ohne die
eteiligung von UNMIS und UNAMID sind die Chan-
en auf eine solche Lösung noch geringer, als sie so-
ieso sind.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


s ist wichtig, das zu unterstreichen.

Im politischen Bereich geht es jetzt um den Versuch,
lle streitenden Parteien – die Rebellengruppen, die ver-
chiedenen Milizen, die unterschiedlichen von der
hartoum-Regierung unterstützten Gruppen – an einen
isch zu bringen. Ich denke, dass auch die Bundesregie-
ung und die Europäische Union mit ihrer Hilfe für UN






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Dr. Herta Däubler-Gmelin

und AU auf diesem Wege einen guten Schritt vorankom-
men können. Die UNAMID-Vertreter sagen uns sehr
deutlich, woran es bei ihnen jetzt noch krankt: Nicht das
geschriebene Mandat von UN und AU mache ihnen Pro-
bleme, sondern der nicht vollständig umgesetzte Wille
sowohl in New York als auch in der Afrikanischen
Union. Herr Außenminister und Herr Verteidigungs-
minister, hier muss man für mehr politische Unterstüt-
zung sorgen. Ich glaube, das ist ein außerordentlich
wichtiger Punkt.

Lassen Sie mich abschließend gerade auch für die
Menschen sowohl im Tschad als auch in Darfur eine
Bitte anschließen. Ich bin sehr dankbar für die humani-
täre Hilfe, die das AA in den Flüchtlingslagern und in
den IDP-Camps leistet. Aber wenn Sie berücksichtigen,
dass dort Menschen seit mehr als sechs Jahren leben,
kann es, glaube ich, nicht nur um die Versorgung mit
dem Lebensnotwendigsten gehen, sondern der Blick
muss auch, bis eine politische Lösung umgesetzt ist, in
die Zukunft gerichtet werden. Deshalb reicht die unmit-
telbare humanitäre Hilfe nicht aus.

Ich bitte die Bundesregierung deshalb auch darum, da-
ran zu denken, dass die Hunderttausende Kinder in den
Flüchtlingslagern in die Schule gehen müssen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Deswegen ist es wichtig, Konzepte für eine an die hu-
manitäre Hilfe anschließende Hilfe zu finden, um die-
sen Kindern, die ja furchtbar geschädigt aufwachsen
müssen, auf diese Weise vielleicht noch die eine oder an-
dere Chance für ihr Leben zu bieten.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617416000

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
den Drucksachen 16/10106 und 16/10104 an die in der
Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.
Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann
sind die Überweisungen so beschlossen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung. Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen
Bundestages auf morgen, Mittwoch, den 17. September
2008, 9 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.