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ID1617401400

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/174 b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18582 B Finanzplan des Bundes 2008 bis 2012 (Drucksache 16/9901) . . . . . . . . . . . . . . . . Peer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Steffen Kampeter (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Bleser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Edmund Peter Geisen (FDP) . . . . . . . . Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18539 C 18539 D 18552 C 18554 D 18557 B 18559 C 18561 C 18563 C 18565 C 18566 B 18583 D 18584 D 18585 C 18586 A 18586 D 18589 B 18590 B Deutscher B Stenografisch 174. Sitz Berlin, Dienstag, den 1 I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Oskar Lafontaine, Erika Steinbach, Dr. Herta Däubler-Gmelin, Wolfgang Gehrcke, Jürgen Klimke, Michael Müller (Düsseldorf), Dr. Angelica Schwall-Düren, Brunhilde Irber und Maria Eichhorn . . . . . Wahl der Abgeordneten Diana Golze als Schriftführerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2009 (Haushaltsgesetz 2009) (Drucksache 16/9900) . . . . . . . . . . . . . . . . H H W D U G D 18539 A, B 18539 B 18539 B Eduard Oswald (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Bernhard Brinkmann (Hildesheim) (SPD) . . . 18568 B 18569 C undestag er Bericht ung 6. September 2008 t : Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz orst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . altraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . r. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . lrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eorg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . r. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . Georg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . 18571 A 18572 D 18574 C 18576 B 18577 B 18578 C 18580 C 18581 B Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) Dr. Jürgen Gehb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18592 B 18593 C II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 174. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. September 2008 Dr. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Nešković (DIE LINKE) . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ole Schröder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Stünker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniela Raab (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Rudolf Körper (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Luther (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sebastian Edathy (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der United Nations Interim Force in Lebanon (UNIFIL) auf Grundlage der Resolutionen 1701 (2006) und 1832 (2008) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 11. August 2006 bzw. 27. August 2008 (Drucksache 16/10207) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D W W N T a b D M D D O D N A L A Z A w T K 18595 B 18596 B 18598 A 18599 D 18600 C 18601 B 18602 C 18604 C 18605 D 18607 D 18609 A 18610 C 18611 A 18612 A 18613 D 18615 A 18616 A 18617 C 18618 B 18619 B 18620 C 18622 A 18622 B 18623 B r. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . infried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . iels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 3: ) Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der AU/UN-Hybrid- Operation in Darfur (UNAMID) auf Grundlage der Resolution 1769 (2007) des Sicherheitsrates der Vereinten Na- tionen vom 31. Juli 2007 und weiterer Mandatsverlängerungen durch den Si- cherheitsrat der Vereinten Nationen (Drucksache 16/10106) . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung deutscher Streitkräfte an der Friedensmission der Vereinten Nationen im Sudan (UNMIS) auf Grundlage der Resolution 1590 (2005) des Sicherheitsrates der Vereinten Na- tionen vom 24. März 2005 und weiterer Mandatsverlängerungen durch den Si- cherheitsrat der Vereinten Nationen (Drucksache 16/10104) . . . . . . . . . . . . . . r. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arina Schuster (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Norman Paech (DIE LINKE) . . . . . . . . . . mid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Herta Däubler-Gmelin (SPD) . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 u Protokoll gegebene Rede zur Beratung des ntrags: Aktives Wahlalter bei Bundestags- ahlen auf 16 Jahre absenken (172. Sitzung, agesordnungspunkt 30) laus Uwe Benneter (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 18624 C 18625 D 18626 C 18627 C 18628 B 18628 C 18628 D 18629 C 18630 C 18631 C 18632 C 18633 B 18634 C 18635 A 18635 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 174. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. September 2008 18539 (A) ) (B) ) 174. Sitz Berlin, Dienstag, den 1 Beginn: 10.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 174. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. September 2008 18635 (A) ) (B) ) ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union Untersuchungen zu Einstellungen unter 18-Jähriger zu Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates A s t U t w r D t E n A a d s d g i v l t v d f m v p A l W v n e w V b H w z S a D w s d h W g Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bulling-Schröter, Eva DIE LINKE 16.09.2008 Dr. Bunge, Martina DIE LINKE 16.09.2008 Dreibus, Werner DIE LINKE 16.09.2008 Evers-Meyer, Karin SPD 16.09.2008 Golze, Diana DIE LINKE 16.09.2008 Hänsel, Heike DIE LINKE 16.09.2008 Hörster, Joachim CDU/CSU 16.09.2008** Dr. Keskin, Hakki DIE LINKE 16.09.2008* Kramme, Anette SPD 16.09.2008 Kurth (Quedlinburg), Undine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.09.2008 Lenke, Ina FDP 16.09.2008 Lintner, Eduard CDU/CSU 16.09.2008** Nitzsche, Henry fraktionslos 16.09.2008 Dr. Nüßlein, Georg CDU/CSU 16.09.2008 Dr. Schmidt, Frank SPD 16.09.2008 Schultz (Everswinkel), Reinhard SPD 16.09.2008 Staffelt, Grietje BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.09.2008 Steppuhn, Andreas SPD 16.09.2008 Stokar von Neuforn, Silke BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.09.2008 Dr. Tabillion, Rainer SPD 16.09.2008 Zeil, Martin FDP 16.09.2008 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht nlage 2 Zu Protokoll gegebenen Rede zur Beratung des Antrags: Aktives Wahlalter bei Bundestagswahlen auf 16 Jahre absenken (172. Sitzung, Tagesordnungspunkt 30) Klaus Uwe Benneter (SPD): Wir Sozialdemokraten ind immer offen, wenn es darum geht, mehr Demokra- ie zu wagen – in Gesellschaft, Arbeitswelt, Schulen, niversitäten, Politik. Der Antrag, den wir heute disku- ieren, soll in diese Richtung gehen. Deshalb bekunden ir zunächst einmal Sympathie. Das allgemeine Wahl- echt, um das es hier geht, ist in der parlamentarischen emokratie das Hauptinstrument, um die politische Par- izipation der Bürger zu ermöglichen und zu garantieren. s ist in unserem demokratischen Staat das „vor- ehmste“ Recht des Bürgers, ein politisches Grundrecht. b wann die Bürger dieses Wahlrecht haben sollen, ist lso eine Frage von hoher Wichtigkeit. Aufgrund der Be- eutung der Frage ist das Wahlalter deshalb im Grundge- etz geregelt. Das Grundgesetz knüpft in Art. 38 das Wahlalter an ie Volljährigkeit. Das ist ganz sicher ein möglicher und ut vertretbarer Anknüpfungspunkt. Die Volljährigkeit st der Zeitpunkt, ab dem der Mensch zivilrechtlich in ollem Umfang handlungsfähig ist und für seine Wil- enserklärungen von seinen Mitmenschen voll in Haf- ung genommen werden kann. Mit der Volljährigkeit erliert der junge Mensch seine gesetzlichen Vertreter, ie bis zu diesem Zeitpunkt bedeutsame Rechtsgeschäfte ür ihn vorgenommen haben oder aber zumindest geneh- igen mussten. Der Volljährige gewinnt rechtlich seine olle Freiheit und Eigenverantwortung. An diesen Zeit- unkt auch das Wahlrecht anzuknüpfen, ist sinnvoll. ber es ist nicht zwingend. So wurde unter der sozial- iberalen Koalition von Willy Brandt 1970 das aktive ahlrecht erstmals durch eine Grundgesetzänderung on der Volljährigkeit abgekoppelt. Wählen konnte man ach dieser Änderung ab 18 Jahren, obwohl man damals rst mit 21 Jahren volljährig war. Fünf Jahre später urde die Volljährigkeit auf 18 Jahre abgesenkt, sodass olljährigkeit und Wahlrecht wieder zur gleichen Zeit egannen. Der Schritt damals war richtig. Eines der auptargumente damals – daran möchte ich erinnern – ar übrigens die Wehrpflicht. Denn das war nicht über- eugend: Ein junger Mann war zwar zum Dienst in den treitkräften oder zum Ersatzdienst verpflichtet, wurde lso für reif genug angesehen, im Verteidigungsfall für eutschland sein Leben einzusetzen, sollte aber nicht ählen dürfen? Dieser Widerspruch war kaum aufzulö- en. So wurde schließlich die Absenkung des Wahlalters er Vorreiter für die Absenkung der Volljährigkeit. Es gibt nun viele Argumente und Beobachtungen, die erangezogen werden, um eine weitere Absenkung des ahlalters zu begründen. Sie reichen von den Erfahrun- en mit dem kommunalen Wahlrecht ab 16 bis hin zu 18636 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 174. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. September 2008 (A) (C) (B) (D) Demokratie und demokratischem System. Vieles lässt sich wirklich hören. So hat man herausgefunden, dass Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren zufriedener mit der Demokratie sind und mehr über das politische Sys- tem wissen als die meisten anderen Altersgruppen (weil sie es gerade erst in der Schule gelernt haben). Der An- teil der politisch Interessierten in dieser Altersgruppe ist zwar leicht unterdurchschnittlich, liegt aber immer noch höher als 50 Prozent. Sehr interessant ist auch, dass die Wahlbeteiligung der 16- bis 17-jährigen bei den bisheri- gen Kommunalwahlen in den Ländern, in denen ab 16 ge- wählt werden darf, stets deutlich über der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen lag. Dennoch ist mein persönlicher Eindruck, dass die be- stehende Regelung für das Wahlalter bei Bundestags- wahlen von der ganz überwiegenden Mehrheit in der Be- völkerung und auch von der ganz überwiegenden Mehrheit in der betroffenen Altersgruppe als angemes- sen und richtig betrachtet wird. Die bestehende Rege- lung stärkt auch das Bewusstsein, dass das Wahlrecht keine Bagatelle, sondern in einer Demokratie ein Recht von großer Tragweite ist. Die Logik, dass mit Volljährig- keit und Wehrpflicht auch das Wahlrecht beginnt, über- zeugt offenbar die Menschen. Jede Absenkung hätte deshalb nach meiner Meinung den Charakter von Belie- bigkeit. Hier müssen wir aufpassen. Der heutige Antrag möchte die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre, der Deutsche Bundesjugendring fordert die Absenkung des aktiven Wahlalters auf 14 Jahre. Manche fordern das Wahlrecht ab Geburt. Unterhalb der Volljährigkeit kom- men wir leicht in einen willkürlichen Bereich. Schließlich: Politisches Denken und Handeln muss nicht erst mit dem Wahlrecht beginnen. Es beginnt mit Gesprächen und Diskussionen in der Familie, setzt sich fort im politischen Unterricht in der Schule und kann von dort zu ersten politischen Betätigungen in Vereinen, Verbänden oder den Jugendorganisationen unserer Par- teien führen. Von daher kann ich mit der bestehenden Verfassungslage an sich gut leben. Wenn wir mit dem Kommunalwahlrecht ab 16 Jahren, das wir in fünf Bun- desländern ja bereits haben, allerdings auf Dauer gute Erfahrungen machen, sehe ich Chancen, dass sich die Einstellungen ändern. Und zwar sowohl bei den Jugend- lichen selbst als auch bei der „volljährigen“ Bevölke- rung. Wir werden da genau hinschauen. 91, 1 0, T 174. Sitzung Berlin, Dienstag, den 16. September 2008 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gesine Lötzsch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

    ren! Kurt Beck hatte seiner Partei ein ehrgeiziges Ziel
    verordnet: „Nah bei den Menschen“. Doch wie er fest-
    stellen musste, befand er sich nicht unter Gleichgesinn-
    ten, sondern in einem Wolfsrudel. Wir, die Linke, sind
    wirklich nah bei den Menschen.


    (Widerspruch bei der SPD)


    Wir kennen und unterstützen die Forderungen der Men-
    schen.


    (Beifall bei der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Neue Frisur, aber alte Parolen! – Otto Fricke [FDP]: Ich sage nur: Sie sind ein Wolf im Schafspelz!)


    Herr Steinbrück, natürlich haben wir ein Programm;
    das wissen Sie so gut wie wir alle.


    (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben ein Programm? Wo denn? – Z g t e – P w d r g s M n h n D j d 2 H M b z b d n u g m g k W i u t W w k ü e (C (D Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Interessant! Schicken Sie es doch mal vorbei!)


    ur allgemeinen Information sage ich: In Deutschland
    ibt es ein Parteiengesetz, das vorschreibt, dass eine Par-
    ei nur dann als solche zugelassen werden darf, wenn sie
    in Programm hat. Das gilt natürlich auch für uns.


    (Beifall bei der LINKEN – Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist wirklich ein überaus interessantes Programm, das Sie haben! – Jürgen Koppelin [FDP]: Meine Waschmaschine hat sogar verschiedene Programme!)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, dass Ihnen unser
    rogramm nicht passt, ist ein anderes Thema. Das haben
    ir bereits erkannt.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Natürlich waren wir nicht überrascht, von Ihnen wie-
    er einmal den billigen Vorwurf des Populismus zu hö-
    en. Ich sage Ihnen ganz klar: Von Leuten, die sich mit
    roßer Arroganz über den Willen von Millionen Men-
    chen hinwegsetzen, die gegen den erklärten Willen der

    ehrheit der Bürgerinnen und Bürger Krieg in Afgha-
    istan führen und gegen den erklärten Willen der Mehr-
    eit die Rente mit 67 eingeführt haben, lasse ich mir kei-
    en Populismus vorwerfen.


    (Beifall bei der LINKEN – Joachim Poß [SPD]: Sie können doch gar nicht anders! Das ist das Problem!)


    ie Linke gibt vielen Menschen wieder eine Stimme, die
    ahrelang von den anderen Parteien nicht beachtet wur-
    en.

    Wenn wir heute den Entwurf des Bundeshaushalts
    009 betrachten, müssen wir die Frage stellen, ob dieser
    aushaltsentwurf wirklich nahe bei den Problemen der
    enschen ist und welchen Beitrag zum Abbau der Ar-

    eitslosigkeit er wirklich leistet.

    Was Sie hier über die Situation am Arbeitsmarkt er-
    ählt haben, Herr Steinbrück, geht am Leben völlig vor-
    ei. Über die Verfälschung der Arbeitslosenstatistik wer-
    en wir am Donnerstag beim betreffenden Haushalt
    och im Detail sprechen. Vielleicht nur eine Position, die
    ns alle zum Nachdenken veranlassen sollte: In den ver-
    angenen zehn Jahren wurden anderthalb Millionen nor-
    ale Arbeitsverhältnisse in Deutschland abgebaut. Im

    leichen Zeitraum sind aus zweieinhalb Millionen pre-
    ären Arbeitsverhältnissen fast 8 Millionen geworden.
    as heißt denn das? Das heißt übersetzt, dass Menschen

    n unsicheren Verhältnissen leben, dass sie von Mini-
    nd Midijobs leben müssen, dass sie einen Lohn erhal-
    en, von dem sie ihr Leben nicht bestreiten können.

    enn das Ihre Erfolge auf dem Arbeitsmarkt sind, dann
    erden Sie meines Erachtens in der Bevölkerung dafür
    eine Unterstützung finden.


    (Beifall bei der LINKEN)


    In den nächsten Tagen werden wir noch sehr intensiv
    ber die Nettoneuverschuldung diskutieren. Jeder hat
    ine andere Zahl im Kopf. Der Ehrgeiz wird sein, sie






    (A) )



    (B) )


    Dr. Gesine Lötzsch
    einstellig zu bekommen; das haben wir schon erkannt.
    Ich sage Ihnen aber ganz klar: Wir müssten heute schon
    keine neuen Kredite aufnehmen, wenn Sie nicht in den
    vergangenen Jahren Milliarden an Unternehmen und
    Wohlhabende verschenkt hätten. Allein durch die letzte
    Unternehmensteuerreform fehlen uns etwa 10 Milliarden
    Euro in den öffentlichen Kassen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die Rettung der privaten Industrie- und Kreditbank IKB
    kostet uns allen zusätzlich 10 Milliarden Euro. Wegen
    der Steuergeschenke von Hans Eichel an Unternehmen
    und Wohlhabende fehlen uns weitere 50 Milliarden
    Euro. Ich könnte diese Aufzählung fortsetzen. Es zeigt
    sich: Die Regierung verfährt nach einem ganz simplen
    Muster: Sie verteilt von unten nach oben, rechnet sich
    arm, um dann zu erklären, dass es an die Bedürftigen
    nichts mehr zu verteilen gebe. Das ist eine Politik, die
    meines Erachtens verlogen ist. Darüber muss man im-
    mer wieder aufklären.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Natürlich ist es sinnvoll, einen Kredit aufzunehmen,
    um eine Schule oder eine Universität zu bauen. Verant-
    wortungslos ist es allerdings, einen Kredit aufzunehmen,
    um in Afghanistan oder anderswo in der Welt Waffen
    auszuprobieren.


    (Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der SPD: Ist das billig!)


    Kredite, die wir heute aufnehmen, um die Zukunft unse-
    rer Kinder und Enkel zu sichern, sind wichtig und not-
    wendig. Deshalb fordert die Linke gerade in Zeiten des
    konjunkturellen Abschwungs ein Zukunftsinvestitions-
    programm.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Kredite, mit denen veraltete Raketen wie die PARS 3
    – Stückpreis 1,3 Millionen Euro – finanziert werden,
    sind dagegen herausgeschmissenes Geld. Davon werden
    unsere Kinder und Enkel nichts haben.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir müssen heute in die Zukunft unserer Kinder inves-
    tieren. Wer das nicht versteht, der setzt die Zukunft der
    nächsten Generation aufs Spiel.

    Ich darf daran erinnern, dass natürlich schon unsere
    Vorfahren Kredite aufgenommen haben, zum Beispiel
    damit in unserem Land eines der modernsten und leis-
    tungsfähigsten Eisenbahnnetze der Welt entstehen konnte.
    Das waren Investitionen in die Zukunft, von denen wir
    noch heute profitieren. Allerdings konnten unsere Vor-
    fahren nicht ahnen, dass CDU/CSU und SPD dieses Ka-
    pital eines Tages verscherbeln wollen. Bismarck würde
    sich im Grabe umdrehen, wenn er sehen könnte, wie
    seine Nachfolger mit der Bahn umgehen.


    (Beifall bei der LINKEN – Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Interessant, dass Sie Bismarck zitieren!)


    Lieber Herr Kollege Fromme, liebe Kollegen von der
    CDU, ich empfehle Ihnen, sich nicht nur mit Adenauer

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    (C (D u beschäftigen, sondern auch mit Bismarck. Von ihm önnten Sie auch etwas über die Bedeutung eines guten erhältnisses zwischen Russland und Deutschland leren. och in dieser Frage konsultiert die Kanzlerin lieber eorge Bush und nimmt die Zerschlagung des Verhältisses zwischen Deutschland und Russland billigend in auf. Die „New York Times“ berichtete am 8. Septemer aus dem Wahlkreis von Frau Merkel unter der Überchrift: Es ist die Ökonomie und nicht Russland, was den eutschen Sorgen macht. – Ich denke, das hat diese Zei ung gut beobachtet. Viele Bürger sehen in den Nachichten die Kanzlerin und den Kanzlerkandidaten um die elt reisen und fragen sich: Was wird eigentlich aus ns? In der „Süddeutschen Zeitung“ las ich die Überschrift Gutverdiener schultern den Haushalt“. Das hat Herr teinbrück mit anderen Worten auch gesagt. Damit wird er falsche Eindruck vermittelt, dass der Haushalt auschließlich aus der Lohnund Einkommensteuer gepeist wird. Doch schon durch die Zahlen des Finanzinisteriums wird uns gezeigt, dass weit mehr innahmen aus der Mehrwertsteuer und der Energieteuer als aus der Lohnund Einkommensteuer erwartet erden. Es ist also eine völlig unzulässige Verkürzung, u behaupten, dass die Besserverdienenden den Haushalt ragen; denn Mehrwertund Energiesteuer müssen wir lle zahlen. In diesem Zusammenhang möchte ich noch einmal lle Bürgerinnen und Bürger an die größte Steuererhöung in der Geschichte der Bundesrepublik und den rößten Wahlbetrug erinnern. Die SPD erklärte, sie olle die Mehrwertsteuererhöhung auf keinen Fall mitachen, und die CDU/CSU kündigte eine Erhöhung um Prozent an. Wir alle wissen, dass 3 Prozent herausge ommen sind. Diese Koalition, die die Wähler 2005 so etrogen hat, erklärt, dass sie nach der Bundestagswahl 009 – die Große Koalition ist augenscheinlich auf auer geplant – die Steuern senken will. Wer soll das och glauben? Die EU-Finanzminister haben in den letzten Tagen eien alten Vorschlag der Linken aufgegriffen, nämlich areitsintensive Dienstleistungen wie Reparaturarbeiten, ur mit einem verminderten Mehrwertsteuersatz zu beasten. Herr Steinbrück hat diesen Vorschlag natürlich mgehend zurückgewiesen, weil Steuersenkungen aneblich keine Auswirkungen auf die Preise hätten. Herr teinbrück, erstaunlich ist aber, dass im letzten Jahr der ehrwertsteuersatz für Seilbahnfahrten auf Wunsch der SU reduziert wurde, ohne dass ich lauten Protest von hnen gehört habe. (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Für Seilbahnfahrten?)


    (Beifall bei der LINKEN)


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ja, für Seilbahnfahrten. Das sollte sich jeder Bürger
    inmal durch den Kopf gehen lassen. – Wir als Linke
    ordern den verminderten Mehrwertsteuersatz von 7 Pro-






    (A) )



    (B) )


    Dr. Gesine Lötzsch
    zent nicht nur für arbeitsintensive Dienstleistungen, son-
    dern auch für Medikamente und Bedarfsartikel für Kin-
    der.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich habe schon unterstrichen, dass wir ein Investi-
    tionsprogramm fordern, mit dem die Zukunft der nächs-
    ten Generation gesichert wird. Es geht aber nicht nur um
    die Zukunft, sondern auch um die Gegenwart. Darum
    möchte ich an dieser Stelle unsere Forderung nach einem
    gesetzlichen Mindestlohn, von dem die Menschen in
    Würde leben können, noch einmal ausdrücklich unter-
    streichen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Herr Steinbrück, dieser Mindestlohn hätte auch noch den
    schönen Nebeneffekt, dass die öffentlichen Haushalte
    entlastet würden. Allein für die Einkommensaufstocker
    – das sind Menschen, die von ihren Löhnen nicht leben
    können und deshalb staatliche Hilfen benötigen – wur-
    den im letzten Jahr 9 Milliarden Euro ausgegeben.
    Damit wird der Staat immer mehr zur zentralen Lohn-
    auszahlstelle für Unternehmen, die ihre Mitarbeiter mi-
    serabel bezahlen. Diese dauerhafte Subventionierung
    von Unternehmen hat doch nun wirklich nichts mit
    Marktwirtschaft zu tun. Das ist reiner Staatsdirigismus.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir fordern eine Aufstockung des Arbeitslosen-
    geldes II, des Mindestelterngeldes und des Kindergeldes.
    Die Bundesregierung will jetzt monatlich 10 Euro mehr
    Kindergeld bezahlen. Das ist nicht einmal der Inflations-
    ausgleich.

    Meine Damen und Herren, ich habe Ihnen schon ei-
    nige Vorschläge für mehr Steuergerechtigkeit und mehr
    Einnahmen benannt. Abschließend kann ich Ihnen noch
    Beispiele dafür nennen, wo wir im Haushalt kräftig spa-
    ren können. Es ist aus meiner Sicht wirklich erstaunlich,
    wie sorgfältig die Koalitionsfraktionen die Wunschliste
    der Rüstungslobbyisten abarbeiten.


    (Beifall bei der LINKEN – Zurufe von der SPD: Oh!)


    Ich will nicht alle nutzlosen Rüstungsprojekte be-
    nennen. Doch denken Sie einfach einmal darüber nach:
    Großbritannien möchte den Eurofighter nicht mehr; wir
    wollen ihn weiter finanzieren.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das stimmt so doch gar nicht! – Jürgen Koppelin [FDP]: Sie wollen in Amerika etwas kaufen, das noch teurer ist!)


    Ich glaube, wir sollten uns ab und zu auch einmal bei un-
    seren europäischen Nachbarn umschauen.

    Mit dem Haushaltsentwurf 2009 sind Sie weit von
    den Problemen der Arbeitnehmer, der Arbeitslosen, der
    Familien und der Rentner entfernt. Sie sind nicht nahe
    bei den Menschen; Sie sind nahe bei den Wirtschafts-
    und Rüstungslobbyisten. Der einzige, der mir wirklich
    nahe bei den Menschen zu sein scheint, ist Herr
    Schäuble – mit seinen Kameras, Mikrofonen, Trojanern

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    (C (D nd Spürhunden. Das war mit „nahe bei den Menschen“ ber wohl nicht gemeint. Vielen Dank. Joachim Poß von der SPD-Fraktion ist der nächste edner. Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her en! Wir haben heute Morgen von der Opposition zwei ehr unterschiedliche Reden gehört. Die eine Rede war on Herrn Koppelin, also dem klassischen Vertreter des aubtierkapitalismus. (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sie wollen doch eine Ampel! Das geht so nicht! – Weitere Zurufe von der FDP: Oh!)


    (Anhaltender Beifall bei der LINKEN)


Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

(Beifall bei der SPD)

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Joachim Poß


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Koppelin, Sie sind doch stolz darauf, dass Ihre
    artei als einzige reinrassig für unbeschränkte Markt-
    irtschaft eintritt. Sie haben doch gegen jeden Vorschlag
    ewettert, der eine Regulierung der Finanzmärkte oder
    ine leistungsgerechte Finanzierung des Gemeinwesens
    edeutet. Das ist nun einmal Ihr Profil. Inzwischen müs-
    en Sie zur Kenntnis nehmen, dass die Ereignisse über
    ie hinweggehen und Sie nicht mehr mitkommen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    nsofern hat der Kollege Meister recht: Über Sie ist die
    eit hinweggegangen, Herr Koppelin. Ich habe den Ein-
    ruck, das gilt für die ganze FDP. Das zeigt Ihr Beitrag
    ur Haushaltsdiskussion.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Die andere Rede war von einer Vertreterin der Ideolo-
    en der Verstaatlichung, die auch keine zeitgemäßen
    ntworten auf die Probleme und Herausforderungen ha-
    en, mit denen wir es zu tun haben. Ich finde das sehr in-
    ormativ. Ich fürchte die Auseinandersetzung mit Vertre-
    ern dieser Geistesrichtung überhaupt nicht; denn sie
    ehen an den Realitäten vorbei.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    ie spielen in einer virtuellen Realität und können des-
    egen den Menschen keine realitätstüchtigen Antworten
    eben. Die Menschen in unserem Land können diese
    ber verlangen. Die Sozialdemokratie steht dafür, diese
    ntworten zu geben.


    (Beifall bei der SPD – Jürgen Koppelin [FDP]: Das haben uns die Sozialdemokraten gerade letzte Woche präsentiert!)


    Frau Lötzsch, Ihre eigentliche Stärke ist die vorsätzli-
    he Täuschung der Öffentlichkeit.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    ie bringen nicht einmal Halbwahrheiten. In Deutsch-
    and gibt es Probleme, auch mit der Armut. Aber wir le-






    (A) )



    (B) )


    Joachim Poß
    ben nicht in einem „Elendsquartier“. Diese Behauptung
    ist eine Beleidigung für alle Bürgerinnen und Bürger, die
    hier leben und arbeiten.


    (Beifall bei der SPD – Widerspruch bei der LINKEN)


    Ihre Täuschungen lassen wir Ihnen nicht durchgehen.
    Die Wahrheit über die Steuerpolitik der rot-grünen Re-
    gierungszeit, die auch von Hans Eichel zu verantworten
    ist, ist, dass wir im Wesentlichen fast 60 Milliarden Euro
    – das kann zahlenmäßig belegt werden – für die steuerli-
    che Entlastung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh-
    mern, Familien mit Kindern und den wirtschaftlichen
    Mittelstand ausgegeben haben. Die steuerliche Belas-
    tung im Jahre 2008 ist für Alleinstehende wie für Fami-
    lien mit Kindern wesentlich niedriger als noch im Jahre
    1998. Sagen Sie das einmal der Bevölkerung; denn das
    sind die Fakten, mit denen wir es zu tun haben.


    (Beifall bei der SPD)


    Ich sage nicht, dass angesichts sicherlich mancher Belas-
    tung, die auf der anderen Seite hinzugetreten ist, an die-
    ser Stelle nicht noch mehr getan werden muss. Aber wir
    müssen nun einmal von Zahlen und Fakten ausgehen.

    Das gilt genauso für die Neuverschuldung. Die
    Frage, die heute gestellt worden ist, ist: Haben wir rich-
    tig konsolidiert? Hier ist heute der Vorwurf gemacht
    worden, wir hätten im Aufschwung nicht richtig konsoli-
    diert. Dieser Vorwurf ist falsch. Ein Haushalt besteht im-
    mer aus mehr als nur der Nettokreditaufnahme. Wir fi-
    nanzieren mit dem Haushalt 2009 zum Beispiel wichtige
    gesellschaftspolitische Fortschritte, für die vor allem wir
    Sozialdemokraten uns eingesetzt haben;


    (Beifall bei der SPD)


    das sind keine Wahlgeschenke, wie manche Kommenta-
    toren schreiben. Damit meine ich etwa die umfangrei-
    chen Verbesserungen beim Wohngeld. Zum ersten Mal
    seit 2001 wurde die Höhe des Wohngelds an die gestie-
    genen Kosten angepasst. Künftig wird es zudem eine
    bessere Berücksichtigung der Heiz- und Energiekosten
    geben. Weiter sind im Haushalt Verbesserungen beim
    BAföG oder auch die Ausweitung des Kinderzuschlages
    vorgesehen. Das sind gesellschaftspolitisch ganz wich-
    tige Punkte.


    (Beifall bei der SPD)


    Wer behauptet, wir würden nicht sparen, der soll sa-
    gen, ob er diese Verbesserungen streichen will.


    (Ulrike Flach [FDP]: Dann müssen Sie an anderer Stelle sparen!)


    Damit richte ich mich an die FDP und die Grünen. Sie
    müssen konkret erklären, ob sie die Verbesserungen, die
    wir durchgesetzt haben, wieder streichen wollen.


    (Ulrike Flach [FDP]: Nein, Sie müssen uns sagen, wo Sie sparen wollen!)


    Mehr sparen hieße, auf diese sozialen Verbesserungen zu
    verzichten. Angesichts der aktuellen konjunkturellen
    Entwicklung wäre das zudem gänzlich kontraproduktiv.

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    (C (D Der Bundesfinanzminister hat in einer, wie ich finde, ngewöhnlich informativen Rede über weitere Entlasungen gesprochen. (Lachen bei der FDP und der LINKEN – Jürgen Koppelin [FDP]: Das mag für Sozialdemokraten eine informative Rede gewesen sein!)


    Herr Koppelin, ich habe von einer „ungewöhnlich
    nformativen Rede“ gesprochen, weil es selten die Gele-
    enheit gibt, in etwas mehr als einer Stunde die weltwirt-
    chaftlichen Zusammenhänge so darzustellen, wie es
    eute Morgen Herr Steinbrück sehr gekonnt gemacht
    at. Ich fand das sehr beeindruckend.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen bei der FDP und der LINKEN – Jürgen Koppelin [FDP]: Nur die CSU klatscht! – Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Man könnte auch sagen: Er war der Redner der ersten Stunde!)


    Mein Eindruck ist, dass Sie diese Information nötiger
    aben als die Kolleginnen und Kollegen meiner Frak-
    ion.


    (Heiterkeit bei der SPD)


    Im Haushalt ist auch zusätzlich 1 Milliarde Euro für
    amilien mit Kindern vorgesehen. Nach Vorlage des
    xistenzminimumberichts in ein paar Wochen werden
    ir in der Koalition entscheiden, wie die Mittel am bes-

    en einzusetzen sind.

    In diesem Kontext muss auch die Bildung angespro-
    hen werden. Der Bund hat im Bildungsbereich nur we-
    ige Kompetenzen.


    (Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Wer hat sie denn abgegeben? – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Selber schuld! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie haben Sie denn abgestimmt?)


    ier sind dem Einsatz von Bundesmitteln Grenzen ge-
    etzt. Der Erfolg der Bildungsoffensive, von der zu
    echt so oft die Rede ist, steht und fällt daher mit dem

    inanziellen Einsatz der Länder. Ich kann deshalb nicht
    achvollziehen, warum auch Ländervertreter offensicht-
    ich bereit sind, ein Auslaufen der Erbschaftsteuer
    009 hinzunehmen oder sogar darauf hinzuarbeiten. Wie
    ollen Sie Bildung und Betreuung finanzieren, wenn
    en Ländern die derzeit 4 Milliarden Euro aus dem Erb-
    chaftsteueraufkommen nicht mehr zur Verfügung ste-
    en?


    (Beifall bei der SPD – Jürgen Koppelin [FDP]: Sie verkaufen der Oma ihr klein Häuschen!)


    ch kann die Vertreter der bayerischen CSU wie auch
    errn Rüttgers – den Sozialapostel aus Nordrhein-West-

    alen, der für das Auslaufen der Erbschaftsteuer plädiert
    at – nicht verstehen, die ohne Rücksicht auf ihre eige-
    en Länder ausschließlich im Interesse von Millionen-
    nd Milliardenerben agieren. Das ist die Wahrheit. Alle
    nderen Erben haben mit der Erbschaftsteuer nicht mehr
    iel zu tun.






    (A) )



    (B) )


    Joachim Poß
    Die SPD erwartet daher, dass es bei der klaren Zusage
    von Frau Merkel und Herrn Kauder bleibt, in der Union
    dafür zu sorgen, dass unmittelbar nach der Landstags-
    wahl in Bayern die Erbschaftsteuerreform in trockene
    Tücher kommt, und zwar verfassungsfest.


    (Beifall bei der SPD)


    Ein weiteres wichtiges Kriterium zur Beurteilung ei-
    nes vorgelegten Bundeshaushaltes ist die Frage, ob er
    angemessen auf die aktuelle konjunkturelle Situation
    eingestellt ist. Zur konjunkturellen Entwicklung hat Peer
    Steinbrück heute, wie ich finde, ausreichend Stellung ge-
    nommen. Er hat auch nicht verschwiegen, dass die Ent-
    wicklungen im Bankensektor in den USA bedrohlich
    sind,


    (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr informativ!)


    und festgestellt, dass die Kombination aus der inzwi-
    schen über ein Jahr währenden Krise an den internatio-
    nalen Finanzmärkten und den kräftig gestiegenen Roh-
    stoff- und Energiepreisen für die Unternehmen wie für
    die Menschen weltweit eine große Herausforderung dar-
    stellt.

    Aber auch wenn in diesem Quartal das Wachstum
    noch einmal ein Minus aufweisen sollte und man viel-
    leicht technisch von einer Rezession sprechen könnte,
    wäre es nicht verantwortungsvoll von der Politik – egal
    ob in einer Regierungsfraktion oder der Opposition –,
    die Lage schwarzzumalen und sozusagen politisch zu
    missbrauchen, indem eine Rezession herbeigeredet wird,
    die wir nicht haben – das zeigen auch die Wachstums-
    zahlen – und angesichts der Entwicklung auf dem Ar-
    beitsmarkt sehr wahrscheinlich auch im nächsten Jahr
    nicht haben werden.

    Meine herzliche Bitte ist, dass Sie der Verantwortung
    in diesem Land gerecht werden. Ich habe die Ausführun-
    gen von Herrn Westerwelle und anderen, die zu diesem
    Thema geredet haben, verfolgt. Das ist nicht hinzuneh-
    men. Wir sägen damit höchstens den Ast ab, auf dem wir
    alle sitzen.

    Weil wir so gut aufgestellt sind, haben wir die
    Chance, mit dieser Krise fertigzuwerden, vielleicht sogar
    besser als mit dem Crash, den wir 2001 erlebt haben.
    Wir haben diese Chance auch als Ergebnis der Regie-
    rungspolitik. Damit meine ich die Regierungspolitik
    nicht nur der Großen Koalition, sondern auch der rot-
    grünen Regierungskoalition. Das sollten Sie bei Ihren
    Beiträgen, auch wenn Sie sich inzwischen in der Opposi-
    tion befinden, Herr Kuhn, nicht ganz vergessen.

    Danke schön.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)