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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/174 b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18582 B Finanzplan des Bundes 2008 bis 2012 (Drucksache 16/9901) . . . . . . . . . . . . . . . . Peer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Steffen Kampeter (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Bleser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Edmund Peter Geisen (FDP) . . . . . . . . Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18539 C 18539 D 18552 C 18554 D 18557 B 18559 C 18561 C 18563 C 18565 C 18566 B 18583 D 18584 D 18585 C 18586 A 18586 D 18589 B 18590 B Deutscher B Stenografisch 174. Sitz Berlin, Dienstag, den 1 I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Oskar Lafontaine, Erika Steinbach, Dr. Herta Däubler-Gmelin, Wolfgang Gehrcke, Jürgen Klimke, Michael Müller (Düsseldorf), Dr. Angelica Schwall-Düren, Brunhilde Irber und Maria Eichhorn . . . . . Wahl der Abgeordneten Diana Golze als Schriftführerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2009 (Haushaltsgesetz 2009) (Drucksache 16/9900) . . . . . . . . . . . . . . . . H H W D U G D 18539 A, B 18539 B 18539 B Eduard Oswald (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Bernhard Brinkmann (Hildesheim) (SPD) . . . 18568 B 18569 C undestag er Bericht ung 6. September 2008 t : Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz orst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . altraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . r. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . lrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eorg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . r. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . Georg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . 18571 A 18572 D 18574 C 18576 B 18577 B 18578 C 18580 C 18581 B Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) Dr. Jürgen Gehb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18592 B 18593 C II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 174. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. September 2008 Dr. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Nešković (DIE LINKE) . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ole Schröder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Stünker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniela Raab (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Rudolf Körper (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Luther (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sebastian Edathy (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der United Nations Interim Force in Lebanon (UNIFIL) auf Grundlage der Resolutionen 1701 (2006) und 1832 (2008) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 11. August 2006 bzw. 27. August 2008 (Drucksache 16/10207) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D W W N T a b D M D D O D N A L A Z A w T K 18595 B 18596 B 18598 A 18599 D 18600 C 18601 B 18602 C 18604 C 18605 D 18607 D 18609 A 18610 C 18611 A 18612 A 18613 D 18615 A 18616 A 18617 C 18618 B 18619 B 18620 C 18622 A 18622 B 18623 B r. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . infried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . iels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 3: ) Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der AU/UN-Hybrid- Operation in Darfur (UNAMID) auf Grundlage der Resolution 1769 (2007) des Sicherheitsrates der Vereinten Na- tionen vom 31. Juli 2007 und weiterer Mandatsverlängerungen durch den Si- cherheitsrat der Vereinten Nationen (Drucksache 16/10106) . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung deutscher Streitkräfte an der Friedensmission der Vereinten Nationen im Sudan (UNMIS) auf Grundlage der Resolution 1590 (2005) des Sicherheitsrates der Vereinten Na- tionen vom 24. März 2005 und weiterer Mandatsverlängerungen durch den Si- cherheitsrat der Vereinten Nationen (Drucksache 16/10104) . . . . . . . . . . . . . . r. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arina Schuster (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Norman Paech (DIE LINKE) . . . . . . . . . . mid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Herta Däubler-Gmelin (SPD) . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 u Protokoll gegebene Rede zur Beratung des ntrags: Aktives Wahlalter bei Bundestags- ahlen auf 16 Jahre absenken (172. Sitzung, agesordnungspunkt 30) laus Uwe Benneter (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 18624 C 18625 D 18626 C 18627 C 18628 B 18628 C 18628 D 18629 C 18630 C 18631 C 18632 C 18633 B 18634 C 18635 A 18635 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 174. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. September 2008 18539 (A) ) (B) ) 174. Sitz Berlin, Dienstag, den 1 Beginn: 10.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 174. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. September 2008 18635 (A) ) (B) ) ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union Untersuchungen zu Einstellungen unter 18-Jähriger zu Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates A s t U t w r D t E n A a d s d g i v l t v d f m v p A l W v n e w V b H w z S a D w s d h W g Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bulling-Schröter, Eva DIE LINKE 16.09.2008 Dr. Bunge, Martina DIE LINKE 16.09.2008 Dreibus, Werner DIE LINKE 16.09.2008 Evers-Meyer, Karin SPD 16.09.2008 Golze, Diana DIE LINKE 16.09.2008 Hänsel, Heike DIE LINKE 16.09.2008 Hörster, Joachim CDU/CSU 16.09.2008** Dr. Keskin, Hakki DIE LINKE 16.09.2008* Kramme, Anette SPD 16.09.2008 Kurth (Quedlinburg), Undine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.09.2008 Lenke, Ina FDP 16.09.2008 Lintner, Eduard CDU/CSU 16.09.2008** Nitzsche, Henry fraktionslos 16.09.2008 Dr. Nüßlein, Georg CDU/CSU 16.09.2008 Dr. Schmidt, Frank SPD 16.09.2008 Schultz (Everswinkel), Reinhard SPD 16.09.2008 Staffelt, Grietje BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.09.2008 Steppuhn, Andreas SPD 16.09.2008 Stokar von Neuforn, Silke BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.09.2008 Dr. Tabillion, Rainer SPD 16.09.2008 Zeil, Martin FDP 16.09.2008 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht nlage 2 Zu Protokoll gegebenen Rede zur Beratung des Antrags: Aktives Wahlalter bei Bundestagswahlen auf 16 Jahre absenken (172. Sitzung, Tagesordnungspunkt 30) Klaus Uwe Benneter (SPD): Wir Sozialdemokraten ind immer offen, wenn es darum geht, mehr Demokra- ie zu wagen – in Gesellschaft, Arbeitswelt, Schulen, niversitäten, Politik. Der Antrag, den wir heute disku- ieren, soll in diese Richtung gehen. Deshalb bekunden ir zunächst einmal Sympathie. Das allgemeine Wahl- echt, um das es hier geht, ist in der parlamentarischen emokratie das Hauptinstrument, um die politische Par- izipation der Bürger zu ermöglichen und zu garantieren. s ist in unserem demokratischen Staat das „vor- ehmste“ Recht des Bürgers, ein politisches Grundrecht. b wann die Bürger dieses Wahlrecht haben sollen, ist lso eine Frage von hoher Wichtigkeit. Aufgrund der Be- eutung der Frage ist das Wahlalter deshalb im Grundge- etz geregelt. Das Grundgesetz knüpft in Art. 38 das Wahlalter an ie Volljährigkeit. Das ist ganz sicher ein möglicher und ut vertretbarer Anknüpfungspunkt. Die Volljährigkeit st der Zeitpunkt, ab dem der Mensch zivilrechtlich in ollem Umfang handlungsfähig ist und für seine Wil- enserklärungen von seinen Mitmenschen voll in Haf- ung genommen werden kann. Mit der Volljährigkeit erliert der junge Mensch seine gesetzlichen Vertreter, ie bis zu diesem Zeitpunkt bedeutsame Rechtsgeschäfte ür ihn vorgenommen haben oder aber zumindest geneh- igen mussten. Der Volljährige gewinnt rechtlich seine olle Freiheit und Eigenverantwortung. An diesen Zeit- unkt auch das Wahlrecht anzuknüpfen, ist sinnvoll. ber es ist nicht zwingend. So wurde unter der sozial- iberalen Koalition von Willy Brandt 1970 das aktive ahlrecht erstmals durch eine Grundgesetzänderung on der Volljährigkeit abgekoppelt. Wählen konnte man ach dieser Änderung ab 18 Jahren, obwohl man damals rst mit 21 Jahren volljährig war. Fünf Jahre später urde die Volljährigkeit auf 18 Jahre abgesenkt, sodass olljährigkeit und Wahlrecht wieder zur gleichen Zeit egannen. Der Schritt damals war richtig. Eines der auptargumente damals – daran möchte ich erinnern – ar übrigens die Wehrpflicht. Denn das war nicht über- eugend: Ein junger Mann war zwar zum Dienst in den treitkräften oder zum Ersatzdienst verpflichtet, wurde lso für reif genug angesehen, im Verteidigungsfall für eutschland sein Leben einzusetzen, sollte aber nicht ählen dürfen? Dieser Widerspruch war kaum aufzulö- en. So wurde schließlich die Absenkung des Wahlalters er Vorreiter für die Absenkung der Volljährigkeit. Es gibt nun viele Argumente und Beobachtungen, die erangezogen werden, um eine weitere Absenkung des ahlalters zu begründen. Sie reichen von den Erfahrun- en mit dem kommunalen Wahlrecht ab 16 bis hin zu 18636 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 174. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. September 2008 (A) (C) (B) (D) Demokratie und demokratischem System. Vieles lässt sich wirklich hören. So hat man herausgefunden, dass Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren zufriedener mit der Demokratie sind und mehr über das politische Sys- tem wissen als die meisten anderen Altersgruppen (weil sie es gerade erst in der Schule gelernt haben). Der An- teil der politisch Interessierten in dieser Altersgruppe ist zwar leicht unterdurchschnittlich, liegt aber immer noch höher als 50 Prozent. Sehr interessant ist auch, dass die Wahlbeteiligung der 16- bis 17-jährigen bei den bisheri- gen Kommunalwahlen in den Ländern, in denen ab 16 ge- wählt werden darf, stets deutlich über der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen lag. Dennoch ist mein persönlicher Eindruck, dass die be- stehende Regelung für das Wahlalter bei Bundestags- wahlen von der ganz überwiegenden Mehrheit in der Be- völkerung und auch von der ganz überwiegenden Mehrheit in der betroffenen Altersgruppe als angemes- sen und richtig betrachtet wird. Die bestehende Rege- lung stärkt auch das Bewusstsein, dass das Wahlrecht keine Bagatelle, sondern in einer Demokratie ein Recht von großer Tragweite ist. Die Logik, dass mit Volljährig- keit und Wehrpflicht auch das Wahlrecht beginnt, über- zeugt offenbar die Menschen. Jede Absenkung hätte deshalb nach meiner Meinung den Charakter von Belie- bigkeit. Hier müssen wir aufpassen. Der heutige Antrag möchte die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre, der Deutsche Bundesjugendring fordert die Absenkung des aktiven Wahlalters auf 14 Jahre. Manche fordern das Wahlrecht ab Geburt. Unterhalb der Volljährigkeit kom- men wir leicht in einen willkürlichen Bereich. Schließlich: Politisches Denken und Handeln muss nicht erst mit dem Wahlrecht beginnen. Es beginnt mit Gesprächen und Diskussionen in der Familie, setzt sich fort im politischen Unterricht in der Schule und kann von dort zu ersten politischen Betätigungen in Vereinen, Verbänden oder den Jugendorganisationen unserer Par- teien führen. Von daher kann ich mit der bestehenden Verfassungslage an sich gut leben. Wenn wir mit dem Kommunalwahlrecht ab 16 Jahren, das wir in fünf Bun- desländern ja bereits haben, allerdings auf Dauer gute Erfahrungen machen, sehe ich Chancen, dass sich die Einstellungen ändern. Und zwar sowohl bei den Jugend- lichen selbst als auch bei der „volljährigen“ Bevölke- rung. Wir werden da genau hinschauen. 91, 1 0, T 174. Sitzung Berlin, Dienstag, den 16. September 2008 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Michael Meister


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    ir sollten vielleicht einmal ehrlich und ernsthaft einge-
    tehen, dass wir über 40 Jahre deutlich über unsere Ver-
    ältnisse gelebt haben. Einen Kurs, mit dem dieser Zu-
    tand beendet werden soll, sollten wir nicht sofort
    ieder durch Begriffe wie „Abkassieren“ und „Abgrei-

    en“ diskreditieren.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    ir sollten uns zu dem Ziel bekennen, endlich keinen
    nterfinanzierten Staat mehr haben zu wollen.

    Lieber Herr Kollege Koppelin, Ihre Rede schien mir
    ine Rede aus der Epoche der vergangenen 40 Jahren zu
    ein. Das war keine Rede, die in die heutige Zeit passt, in
    er wir ernsthaft darum ringen, dauerhaft strukturell






    (A) )



    (B) )


    Dr. Michael Meister
    ausgeglichene Haushalte in Deutschland zu haben. Da
    wollen wir hin. Das wollen wir auf Dauer festhalten.
    Wenn wir uns darüber einig sind, dann können wir da-
    rüber diskutieren, welche Maßnahmen ergriffen werden
    sollten, um dieses Ziel zu erreichen. Dazu hätte ich einen
    Beitrag erwartet und nicht einen Beitrag zur Debatte der
    vergangenen 40 Jahre.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


    Ich möchte hier ganz klar und deutlich sagen: Trotz
    aller Meldungen, die es geben mag, stehen wir zu dem
    Ziel, den Haushalt in 2011 ausgleichen zu wollen. Wenn
    Gewitterwolken aufziehen, müssen wir uns eben wetter-
    fest machen, um das Ziel trotzdem erreichen zu können.

    Sanierung ist für uns kein Selbstzweck. Sanierung ist
    für uns Aufgabe einer generationengerechten Politik.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir dürfen nicht heute auf Kosten künftiger Generatio-
    nen leben. Wir dürfen künftige Generationen nicht die
    Schulden und die Zinsen für das, was wir heute tun, zah-
    len lassen. Der Sanierungskurs ist ein Angebot an uns
    alle; denn nur wenn wir heute keine Schulden machen,
    haben wir als Abgeordnete morgen einen Spielraum für
    vernünftige Entscheidungen. Deshalb ist der Sanierungs-
    kurs kein Selbstzweck, sondern politisch sinnvoll. Nur
    so ist es uns auch in Zukunft möglich, Politik zu gestal-
    ten. Deshalb wollen wir sanieren.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Sanierung ist auch die Voraussetzung für eine nach-
    haltige Entlastung der Menschen in unserem Land, wo-
    rüber so viele reden; denn durch Sanierung schaffen wir
    Spielräume für Erleichterungen bei Steuern und Abga-
    ben. Ich sage eindeutig: Die Union will mittelfristig eine
    Entlastung der Menschen, insbesondere der Leistungs-
    träger. Deswegen wollen wir jetzt sanieren. Wir wollen
    die Voraussetzung für eine nicht schuldenfinanzierte,
    sondern haushalterisch solide gestaltete Entlastung
    schaffen.

    Der Dreiklang unserer Politik lautet: Wir wollen sa-
    nieren, wir wollen reformieren, und wir wollen investie-
    ren. Mit diesem Haushalt halten wir an diesem Kurs fest.
    Wenn wir über diese drei Positionen debattieren, werden
    wir immer wieder mit dem Anspruch einer gestaltenden
    Finanzpolitik konfrontiert, den auch der Herr Bundesfi-
    nanzminister heute Morgen hier formuliert hat. Als Ma-
    thematiker bin ich an dieser Stelle etwas bescheidener.
    Mir reicht es aus, wenn wir es schaffen, quantitativ und
    qualitativ ordentliche Haushalte vorzulegen. Als Finanz-
    politiker bin ich dann gerne bereit, auf diesen Gestal-
    tungsanspruch zu verzichten. Nach meiner Einschätzung
    hat er nämlich dazu geführt, dass wir hinsichtlich der
    Konsolidierung noch nicht ganz so weit sind, wie wir
    vielleicht hätten sein können, und das vor dem Hinter-
    grund einer Eintrübung der konjunkturellen Rahmenbe-
    dingungen. Deshalb hätte ich mir gewünscht, dass wir

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    (C (D icht den Gestaltungsanspruch, sondern den Konsolidieungsanspruch stärker zum Ausdruck bringen. Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass es heute orgen eine ganze Reihe von Hinweisen auf den ehealigen Bundeskanzler Helmut Schmidt gab. Herr Bun esfinanzminister, mir haben diese Hinweise ausgesprohen gefallen. Ich sage Ihnen für die Unionsfraktion hier u, dass wir nicht nur bei der Aufforderung, die struktuellen Reformen, die wir bewerkstelligt haben, umzuseten, sondern auch bei dem Anspruch, diese strukturellen eformen in den nächsten zwölf Monaten weiter zu be reiben, fest und ganz an Ihrer Seite stehen. Wir hoffen, ass die Koalition insgesamt das, was Sie hier als Anpruch formuliert haben, umsetzt. Denn ich glaube, die trukturellen Rahmenbedingungen haben uns in die Lage ersetzt, dass die Gewitterwolken uns nicht allzu sehr eeindrucken. Deshalb müssen wir bei den strukturellen erbesserungen weiterarbeiten. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wenn ich über Strukturen rede, denke ich an Bürokra-
    ieabbau. Da haben wir uns klare Ziele vorgegeben. Wir
    ollten uns an diesen klaren Zielen messen lassen. Eine
    roße Herausforderung ist nach meiner Einschätzung die
    nergiepolitik. Meine Fraktion hat die klare Ansage ge-
    acht – Sie haben das heute Morgen beschrieben, Herr
    teinbrück –, dass wir keinen Zuwachs an Belastungen

    n Form von Steuern auf Energie wollen. Insgesamt wol-
    en wir keine staatliche Induzierung von höheren Kosten
    ür Energie. Wir wollen, dass der Staat den Bürger bei
    en Energiepreisen in Zukunft nicht noch mehr belastet.

    Dieser Anspruch geht weit über den Bereich der Steu-
    rn hinaus. Wenn wir diesen Anspruch mit unseren kli-
    apolitischen Zielen – Ausbau regenerativer Energien,
    eduzierung der CO2-Emissionen – ernsthaft verbinden
    ollen, dann wird es notwendig sein, dass wir im Sinne
    nserer Fraktionsbeschlüsse in Bezug auf die Energie-
    reise den Menschen ein Stück weit Entlastung ver-
    chaffen, sodass die künftig auftretenden Belastungen
    icht in ihrem Geldbeutel zu spüren sind. Dafür haben
    ir Vorschläge gemacht. Ich hoffe und wünsche, dass
    iese Vorschläge breite Unterstützung finden.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es ist Wahlkampf!)


    Wir haben im strukturellen Bereich einen weiteren
    unkt: die Lohnnebenkosten. Wir haben immer gesagt:
    0 Prozent ist aus unserer Sicht ein Ziel, das wir ansteu-
    rn wollen. Zu dem Zeitpunkt hat sich die Diskussion
    eniger auf die zweite Nachkommastelle bezogen als
    ielmehr auf die Größenordnung insgesamt. Denn wir
    aren aufgrund der demografischen und anderer Ent-
    icklungen 2 oder 3 Prozent von diesem Ziel entfernt,
    nd es gab die Tendenz, dass es dort in Zukunft zu wei-
    eren Steigerungen hätte kommen können. Wir haben es
    n dieser Koalition zunächst einmal geschafft, auf etwa
    0 Prozent zu kommen. Die Aufgabe bei den Entschei-
    ungen zum Gesundheitswesen und zum Arbeitsmarkt
    ird jetzt sein, dafür zu sorgen, bei den 40 Prozent zu






    (A) )



    (B) )


    Dr. Michael Meister
    bleiben und die Weichen langfristig so zu stellen, dass
    sich dieser Wert nicht wieder nach oben entwickelt.


    (Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


    Deshalb ist der Anspruch, den wir beim Arbeitslosenver-
    sicherungsbeitrag gesetzt haben, richtig: Wir wollen die
    Chance nutzen, auf 2,8 Prozent zu gehen, um damit ins-
    gesamt mehr Chancen für Arbeit auf dem ersten Arbeits-
    markt zu schaffen.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf des Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Deshalb wollen wir uns diesem Ziel stellen.

    Lieber Herr Kuhn, wir nehmen die Hinweise, dass
    dies ein ehrgeiziges Ziel ist, sehr ernst. Aber wenn es ein
    ehrgeiziges Ziel ist, dann sollten wir uns dadurch heraus-
    gefordert fühlen, erstens zu sagen, dass wir es wollen,
    zweitens Akteure in diesem Bereich dadurch unter einen
    gewissen Erfolgsdruck zu setzen und drittens diesen Ak-
    teuren Rückhalt aus der Politik zu geben, damit sie durch
    Veränderungen in ihrem Bereich vielleicht dazu beitra-
    gen, dass diese 2,8 Prozent solide und nachhaltig finan-
    ziert sind. Darum werben wir. Deshalb werden wir als
    Unionsfraktion dies nicht nur fordern, sondern auch
    deutlich machen, dass wir hinter dieser Forderung und
    den damit verbundenen Konsequenzen stehen und dies
    vertreten.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Ich will deutlich machen, dass wir alles unterlassen
    sollten, was den ersten Arbeitsmarkt stört. Wir können
    sehr stolz sein auf das, was dort in den vergangenen Jah-
    ren gewachsen ist. Ich denke an den Aufbau sozialversi-
    cherungspflichtiger Beschäftigung. Wir müssen jetzt al-
    les unterlassen, was dies zerstört. Deshalb bin ich der
    Meinung, dass unsere Position richtig ist: kein gesetzlich
    verordneter Mindestlohn. Denn dieser würde dazu füh-
    ren, dass Beschäftigung im ersten Arbeitsmarkt verloren
    geht.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Er würde auch dazu führen, dass uns Einnahmen verlo-
    ren gehen und Ausgaben aufwachsen. Deshalb ist das
    eine wichtige Frage, über die wir an dieser Stelle mitei-
    nander reden müssen.


    (Iris Gleicke [SPD]: Ich möchte einmal wissen, wo der Aufbau erfolgt ist in Ostdeutschland!)


    – Ich glaube, dass der Aufbauerfolg, wenn er nachhaltig
    sein soll, liebe Frau Kollegin, auch darin zu sehen ist,
    dass die Menschen eine Perspektive im ersten Arbeits-
    markt geboten bekommen.


    (Iris Gleicke [SPD]: Ja, aber eine, die gut bezahlt ist!)


    Ich will daran anknüpfen und darauf hinweisen, dass
    wir gerade dabei sind – auch dieses Stichwort ist heute
    Morgen gefallen –, zu überlegen, wo noch Potenziale
    stecken. Ich glaube, im ersten Arbeitsmarkt stecken noch

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    (C (D otenziale im Bereich der Privathaushalte als Arbeitgeer, und zwar sowohl bei der Betreuung von Kindern als uch bei der Versorgung von älteren Menschen, die pfleebedürftig sind, im eigenen Wohnumfeld. Es ist eine enschliche Herausforderung, hier andere Rahmenbe ingungen zu schaffen. Allerdings muss ich auch feststellen, dass es hier sehr iele Arbeitsplätze gibt, die im grauen Bereich anzusieeln sind. Das dürfen wir nicht nur zur Kenntnis nehen. Vielmehr muss unser Anliegen sein, diese Arbeits lätze, die nachgefragt werden, in den legalen bzw. den eißen Bereich zu überführen. In diesem Bereich gibt s, was den Aufwuchs von Arbeitsplätzen betrifft, noch otenzial. Hierfür müssen wir die notwendigen Vorausetzungen schaffen. Dieser Aufgabe sollten wir uns drinend zuwenden. Im Hinblick auf die Familien dürfen wir keinen Geensatz schaffen, wenn es um die Frage geht: Wollen wir ehr Betreuung, oder wollen wir eine bessere finan ielle Ausstattung der Familien? (Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    ch denke, das ist die falsche Alternative.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    ir wollen beides. Im vergangenen Jahr haben wir die
    oraussetzungen für den Ausbau der Kinderbetreuungs-
    öglichkeiten geschaffen. Jetzt werden wir in gemeinsa-
    er Verantwortung mit den Kommunen die notwendigen
    oraussetzungen für die Vernetzung der Betreuungsan-
    ebote schaffen. Allerdings müssen wir auch unsere
    ufgabe wahrnehmen, die Familien finanziell so auszu-

    tatten, dass sie die Herausforderungen der Zeit bewälti-
    en können. In diesem Zusammenhang lauten die Stich-
    orte Kindergrundfreibetrag und Kindergeld.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


    iese Maßnahmen wollen wir trotz aller Probleme um-
    etzen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Ich habe bereits gesagt, dass es nicht nur um die
    uantität, sondern auch um die Qualität geht. Im Hin-
    lick auf die Qualität stellt sich die Frage: Was tun wir,
    m in Zukunft ohne Steuererhöhungen Mehreinnahmen
    u akquirieren? Um das zu schaffen, müssen wir die Vo-
    aussetzungen für mehr Wachstum und Beschäftigung in
    nserem Lande verbessern. Es ist richtig – davon bin ich
    est überzeugt –, dass wir in diesem Haushalt das Lissa-
    on-Ziel, 3 Prozent des BIP für Forschung und Ent-
    icklung auszugeben, umsetzen.


    (Ulrike Flach [FDP]: Das tun Sie doch überhaupt nicht!)


    as hat zwar Mehrausgaben zur Folge, ist aus meiner
    icht aber richtig.


    (Ulrike Flach [FDP]: Was reden Sie denn da? Das tun Sie doch gar nicht, Herr Meister!)







    (A) )



    (B) )


    Dr. Michael Meister
    – Natürlich tun wir das. Wir haben in diesem Haushalt
    rund 11 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung
    bereitgestellt. Im kommenden Jahr packen wir noch eine
    knappe halbe Milliarde Euro obendrauf.


    (Ulrike Flach [FDP]: Bis Sie dieses Ziel erreichen, dauert es aber noch ein bisschen, Herr Kollege! Da fehlen noch ein paar Milliarden Euro!)


    Wir steuern dieses Ziel an, und im Jahre 2010 werden
    wir es erreichen.


    (Ulrike Flach [FDP]: Ja! Sie steuern dieses Ziel an, mehr aber auch nicht!)


    – Ja, natürlich. Jetzt geht es um den Haushalt 2009. Im
    Jahre 2010 wird der Bund den Anteil, für den er verant-
    wortlich ist, zur Verfügung stellen. Um das Ziel von
    3,0 Prozent des BIP zu erreichen, brauchen wir natürlich
    auch die Länder und die Akteure in der Wirtschaft. Wir
    können Forschung nicht staatlich verordnen. Wir können
    nur die Voraussetzungen schaffen. Daher brauchen wir
    an dieser Stelle die Mitwirkung der privaten Akteure.

    Meine letzte Bemerkung. Wir sollten auch die Mittel
    für Verkehrsinvestitionen weiter erhöhen; denn Mobili-
    tät ist eine zwingende Voraussetzung für mehr Wachs-
    tum und Beschäftigung. Es ist richtig, dass wir, obwohl
    wir das Ziel der Haushaltssanierung verfolgen, an dieser
    Stelle einen Akzent setzen, um mehr Investitionen in die
    Verkehrswege zu ermöglichen.

    Vielen Dank, meine Damen und Herren.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Das Wort erhält nun die Kollegin Dr. Gesine Lötzsch,

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gesine Lötzsch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

    ren! Kurt Beck hatte seiner Partei ein ehrgeiziges Ziel
    verordnet: „Nah bei den Menschen“. Doch wie er fest-
    stellen musste, befand er sich nicht unter Gleichgesinn-
    ten, sondern in einem Wolfsrudel. Wir, die Linke, sind
    wirklich nah bei den Menschen.


    (Widerspruch bei der SPD)


    Wir kennen und unterstützen die Forderungen der Men-
    schen.


    (Beifall bei der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Neue Frisur, aber alte Parolen! – Otto Fricke [FDP]: Ich sage nur: Sie sind ein Wolf im Schafspelz!)


    Herr Steinbrück, natürlich haben wir ein Programm;
    das wissen Sie so gut wie wir alle.


    (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben ein Programm? Wo denn? – Z g t e – P w d r g s M n h n D j d 2 H M b z b d n u g m g k W i u t W w k ü e (C (D Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Interessant! Schicken Sie es doch mal vorbei!)


    ur allgemeinen Information sage ich: In Deutschland
    ibt es ein Parteiengesetz, das vorschreibt, dass eine Par-
    ei nur dann als solche zugelassen werden darf, wenn sie
    in Programm hat. Das gilt natürlich auch für uns.


    (Beifall bei der LINKEN – Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist wirklich ein überaus interessantes Programm, das Sie haben! – Jürgen Koppelin [FDP]: Meine Waschmaschine hat sogar verschiedene Programme!)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, dass Ihnen unser
    rogramm nicht passt, ist ein anderes Thema. Das haben
    ir bereits erkannt.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Natürlich waren wir nicht überrascht, von Ihnen wie-
    er einmal den billigen Vorwurf des Populismus zu hö-
    en. Ich sage Ihnen ganz klar: Von Leuten, die sich mit
    roßer Arroganz über den Willen von Millionen Men-
    chen hinwegsetzen, die gegen den erklärten Willen der

    ehrheit der Bürgerinnen und Bürger Krieg in Afgha-
    istan führen und gegen den erklärten Willen der Mehr-
    eit die Rente mit 67 eingeführt haben, lasse ich mir kei-
    en Populismus vorwerfen.


    (Beifall bei der LINKEN – Joachim Poß [SPD]: Sie können doch gar nicht anders! Das ist das Problem!)


    ie Linke gibt vielen Menschen wieder eine Stimme, die
    ahrelang von den anderen Parteien nicht beachtet wur-
    en.

    Wenn wir heute den Entwurf des Bundeshaushalts
    009 betrachten, müssen wir die Frage stellen, ob dieser
    aushaltsentwurf wirklich nahe bei den Problemen der
    enschen ist und welchen Beitrag zum Abbau der Ar-

    eitslosigkeit er wirklich leistet.

    Was Sie hier über die Situation am Arbeitsmarkt er-
    ählt haben, Herr Steinbrück, geht am Leben völlig vor-
    ei. Über die Verfälschung der Arbeitslosenstatistik wer-
    en wir am Donnerstag beim betreffenden Haushalt
    och im Detail sprechen. Vielleicht nur eine Position, die
    ns alle zum Nachdenken veranlassen sollte: In den ver-
    angenen zehn Jahren wurden anderthalb Millionen nor-
    ale Arbeitsverhältnisse in Deutschland abgebaut. Im

    leichen Zeitraum sind aus zweieinhalb Millionen pre-
    ären Arbeitsverhältnissen fast 8 Millionen geworden.
    as heißt denn das? Das heißt übersetzt, dass Menschen

    n unsicheren Verhältnissen leben, dass sie von Mini-
    nd Midijobs leben müssen, dass sie einen Lohn erhal-
    en, von dem sie ihr Leben nicht bestreiten können.

    enn das Ihre Erfolge auf dem Arbeitsmarkt sind, dann
    erden Sie meines Erachtens in der Bevölkerung dafür
    eine Unterstützung finden.


    (Beifall bei der LINKEN)


    In den nächsten Tagen werden wir noch sehr intensiv
    ber die Nettoneuverschuldung diskutieren. Jeder hat
    ine andere Zahl im Kopf. Der Ehrgeiz wird sein, sie






    (A) )



    (B) )


    Dr. Gesine Lötzsch
    einstellig zu bekommen; das haben wir schon erkannt.
    Ich sage Ihnen aber ganz klar: Wir müssten heute schon
    keine neuen Kredite aufnehmen, wenn Sie nicht in den
    vergangenen Jahren Milliarden an Unternehmen und
    Wohlhabende verschenkt hätten. Allein durch die letzte
    Unternehmensteuerreform fehlen uns etwa 10 Milliarden
    Euro in den öffentlichen Kassen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die Rettung der privaten Industrie- und Kreditbank IKB
    kostet uns allen zusätzlich 10 Milliarden Euro. Wegen
    der Steuergeschenke von Hans Eichel an Unternehmen
    und Wohlhabende fehlen uns weitere 50 Milliarden
    Euro. Ich könnte diese Aufzählung fortsetzen. Es zeigt
    sich: Die Regierung verfährt nach einem ganz simplen
    Muster: Sie verteilt von unten nach oben, rechnet sich
    arm, um dann zu erklären, dass es an die Bedürftigen
    nichts mehr zu verteilen gebe. Das ist eine Politik, die
    meines Erachtens verlogen ist. Darüber muss man im-
    mer wieder aufklären.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Natürlich ist es sinnvoll, einen Kredit aufzunehmen,
    um eine Schule oder eine Universität zu bauen. Verant-
    wortungslos ist es allerdings, einen Kredit aufzunehmen,
    um in Afghanistan oder anderswo in der Welt Waffen
    auszuprobieren.


    (Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der SPD: Ist das billig!)


    Kredite, die wir heute aufnehmen, um die Zukunft unse-
    rer Kinder und Enkel zu sichern, sind wichtig und not-
    wendig. Deshalb fordert die Linke gerade in Zeiten des
    konjunkturellen Abschwungs ein Zukunftsinvestitions-
    programm.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Kredite, mit denen veraltete Raketen wie die PARS 3
    – Stückpreis 1,3 Millionen Euro – finanziert werden,
    sind dagegen herausgeschmissenes Geld. Davon werden
    unsere Kinder und Enkel nichts haben.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir müssen heute in die Zukunft unserer Kinder inves-
    tieren. Wer das nicht versteht, der setzt die Zukunft der
    nächsten Generation aufs Spiel.

    Ich darf daran erinnern, dass natürlich schon unsere
    Vorfahren Kredite aufgenommen haben, zum Beispiel
    damit in unserem Land eines der modernsten und leis-
    tungsfähigsten Eisenbahnnetze der Welt entstehen konnte.
    Das waren Investitionen in die Zukunft, von denen wir
    noch heute profitieren. Allerdings konnten unsere Vor-
    fahren nicht ahnen, dass CDU/CSU und SPD dieses Ka-
    pital eines Tages verscherbeln wollen. Bismarck würde
    sich im Grabe umdrehen, wenn er sehen könnte, wie
    seine Nachfolger mit der Bahn umgehen.


    (Beifall bei der LINKEN – Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Interessant, dass Sie Bismarck zitieren!)


    Lieber Herr Kollege Fromme, liebe Kollegen von der
    CDU, ich empfehle Ihnen, sich nicht nur mit Adenauer

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    (C (D u beschäftigen, sondern auch mit Bismarck. Von ihm önnten Sie auch etwas über die Bedeutung eines guten erhältnisses zwischen Russland und Deutschland leren. och in dieser Frage konsultiert die Kanzlerin lieber eorge Bush und nimmt die Zerschlagung des Verhältisses zwischen Deutschland und Russland billigend in auf. Die „New York Times“ berichtete am 8. Septemer aus dem Wahlkreis von Frau Merkel unter der Überchrift: Es ist die Ökonomie und nicht Russland, was den eutschen Sorgen macht. – Ich denke, das hat diese Zei ung gut beobachtet. Viele Bürger sehen in den Nachichten die Kanzlerin und den Kanzlerkandidaten um die elt reisen und fragen sich: Was wird eigentlich aus ns? In der „Süddeutschen Zeitung“ las ich die Überschrift Gutverdiener schultern den Haushalt“. Das hat Herr teinbrück mit anderen Worten auch gesagt. Damit wird er falsche Eindruck vermittelt, dass der Haushalt auschließlich aus der Lohnund Einkommensteuer gepeist wird. Doch schon durch die Zahlen des Finanzinisteriums wird uns gezeigt, dass weit mehr innahmen aus der Mehrwertsteuer und der Energieteuer als aus der Lohnund Einkommensteuer erwartet erden. Es ist also eine völlig unzulässige Verkürzung, u behaupten, dass die Besserverdienenden den Haushalt ragen; denn Mehrwertund Energiesteuer müssen wir lle zahlen. In diesem Zusammenhang möchte ich noch einmal lle Bürgerinnen und Bürger an die größte Steuererhöung in der Geschichte der Bundesrepublik und den rößten Wahlbetrug erinnern. Die SPD erklärte, sie olle die Mehrwertsteuererhöhung auf keinen Fall mitachen, und die CDU/CSU kündigte eine Erhöhung um Prozent an. Wir alle wissen, dass 3 Prozent herausge ommen sind. Diese Koalition, die die Wähler 2005 so etrogen hat, erklärt, dass sie nach der Bundestagswahl 009 – die Große Koalition ist augenscheinlich auf auer geplant – die Steuern senken will. Wer soll das och glauben? Die EU-Finanzminister haben in den letzten Tagen eien alten Vorschlag der Linken aufgegriffen, nämlich areitsintensive Dienstleistungen wie Reparaturarbeiten, ur mit einem verminderten Mehrwertsteuersatz zu beasten. Herr Steinbrück hat diesen Vorschlag natürlich mgehend zurückgewiesen, weil Steuersenkungen aneblich keine Auswirkungen auf die Preise hätten. Herr teinbrück, erstaunlich ist aber, dass im letzten Jahr der ehrwertsteuersatz für Seilbahnfahrten auf Wunsch der SU reduziert wurde, ohne dass ich lauten Protest von hnen gehört habe. (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Für Seilbahnfahrten?)


    (Beifall bei der LINKEN)


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ja, für Seilbahnfahrten. Das sollte sich jeder Bürger
    inmal durch den Kopf gehen lassen. – Wir als Linke
    ordern den verminderten Mehrwertsteuersatz von 7 Pro-






    (A) )



    (B) )


    Dr. Gesine Lötzsch
    zent nicht nur für arbeitsintensive Dienstleistungen, son-
    dern auch für Medikamente und Bedarfsartikel für Kin-
    der.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich habe schon unterstrichen, dass wir ein Investi-
    tionsprogramm fordern, mit dem die Zukunft der nächs-
    ten Generation gesichert wird. Es geht aber nicht nur um
    die Zukunft, sondern auch um die Gegenwart. Darum
    möchte ich an dieser Stelle unsere Forderung nach einem
    gesetzlichen Mindestlohn, von dem die Menschen in
    Würde leben können, noch einmal ausdrücklich unter-
    streichen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Herr Steinbrück, dieser Mindestlohn hätte auch noch den
    schönen Nebeneffekt, dass die öffentlichen Haushalte
    entlastet würden. Allein für die Einkommensaufstocker
    – das sind Menschen, die von ihren Löhnen nicht leben
    können und deshalb staatliche Hilfen benötigen – wur-
    den im letzten Jahr 9 Milliarden Euro ausgegeben.
    Damit wird der Staat immer mehr zur zentralen Lohn-
    auszahlstelle für Unternehmen, die ihre Mitarbeiter mi-
    serabel bezahlen. Diese dauerhafte Subventionierung
    von Unternehmen hat doch nun wirklich nichts mit
    Marktwirtschaft zu tun. Das ist reiner Staatsdirigismus.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir fordern eine Aufstockung des Arbeitslosen-
    geldes II, des Mindestelterngeldes und des Kindergeldes.
    Die Bundesregierung will jetzt monatlich 10 Euro mehr
    Kindergeld bezahlen. Das ist nicht einmal der Inflations-
    ausgleich.

    Meine Damen und Herren, ich habe Ihnen schon ei-
    nige Vorschläge für mehr Steuergerechtigkeit und mehr
    Einnahmen benannt. Abschließend kann ich Ihnen noch
    Beispiele dafür nennen, wo wir im Haushalt kräftig spa-
    ren können. Es ist aus meiner Sicht wirklich erstaunlich,
    wie sorgfältig die Koalitionsfraktionen die Wunschliste
    der Rüstungslobbyisten abarbeiten.


    (Beifall bei der LINKEN – Zurufe von der SPD: Oh!)


    Ich will nicht alle nutzlosen Rüstungsprojekte be-
    nennen. Doch denken Sie einfach einmal darüber nach:
    Großbritannien möchte den Eurofighter nicht mehr; wir
    wollen ihn weiter finanzieren.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das stimmt so doch gar nicht! – Jürgen Koppelin [FDP]: Sie wollen in Amerika etwas kaufen, das noch teurer ist!)


    Ich glaube, wir sollten uns ab und zu auch einmal bei un-
    seren europäischen Nachbarn umschauen.

    Mit dem Haushaltsentwurf 2009 sind Sie weit von
    den Problemen der Arbeitnehmer, der Arbeitslosen, der
    Familien und der Rentner entfernt. Sie sind nicht nahe
    bei den Menschen; Sie sind nahe bei den Wirtschafts-
    und Rüstungslobbyisten. Der einzige, der mir wirklich
    nahe bei den Menschen zu sein scheint, ist Herr
    Schäuble – mit seinen Kameras, Mikrofonen, Trojanern

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    (C (D nd Spürhunden. Das war mit „nahe bei den Menschen“ ber wohl nicht gemeint. Vielen Dank. Joachim Poß von der SPD-Fraktion ist der nächste edner. Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her en! Wir haben heute Morgen von der Opposition zwei ehr unterschiedliche Reden gehört. Die eine Rede war on Herrn Koppelin, also dem klassischen Vertreter des aubtierkapitalismus. (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sie wollen doch eine Ampel! Das geht so nicht! – Weitere Zurufe von der FDP: Oh!)


    (Anhaltender Beifall bei der LINKEN)