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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/174 b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18582 B Finanzplan des Bundes 2008 bis 2012 (Drucksache 16/9901) . . . . . . . . . . . . . . . . Peer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Steffen Kampeter (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Bleser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Edmund Peter Geisen (FDP) . . . . . . . . Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18539 C 18539 D 18552 C 18554 D 18557 B 18559 C 18561 C 18563 C 18565 C 18566 B 18583 D 18584 D 18585 C 18586 A 18586 D 18589 B 18590 B Deutscher B Stenografisch 174. Sitz Berlin, Dienstag, den 1 I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Oskar Lafontaine, Erika Steinbach, Dr. Herta Däubler-Gmelin, Wolfgang Gehrcke, Jürgen Klimke, Michael Müller (Düsseldorf), Dr. Angelica Schwall-Düren, Brunhilde Irber und Maria Eichhorn . . . . . Wahl der Abgeordneten Diana Golze als Schriftführerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2009 (Haushaltsgesetz 2009) (Drucksache 16/9900) . . . . . . . . . . . . . . . . H H W D U G D 18539 A, B 18539 B 18539 B Eduard Oswald (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Bernhard Brinkmann (Hildesheim) (SPD) . . . 18568 B 18569 C undestag er Bericht ung 6. September 2008 t : Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz orst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . altraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . r. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . lrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eorg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . r. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . Georg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . 18571 A 18572 D 18574 C 18576 B 18577 B 18578 C 18580 C 18581 B Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) Dr. Jürgen Gehb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18592 B 18593 C II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 174. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. September 2008 Dr. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Nešković (DIE LINKE) . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ole Schröder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Stünker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniela Raab (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Rudolf Körper (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Luther (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sebastian Edathy (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der United Nations Interim Force in Lebanon (UNIFIL) auf Grundlage der Resolutionen 1701 (2006) und 1832 (2008) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 11. August 2006 bzw. 27. August 2008 (Drucksache 16/10207) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D W W N T a b D M D D O D N A L A Z A w T K 18595 B 18596 B 18598 A 18599 D 18600 C 18601 B 18602 C 18604 C 18605 D 18607 D 18609 A 18610 C 18611 A 18612 A 18613 D 18615 A 18616 A 18617 C 18618 B 18619 B 18620 C 18622 A 18622 B 18623 B r. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . infried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . iels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 3: ) Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der AU/UN-Hybrid- Operation in Darfur (UNAMID) auf Grundlage der Resolution 1769 (2007) des Sicherheitsrates der Vereinten Na- tionen vom 31. Juli 2007 und weiterer Mandatsverlängerungen durch den Si- cherheitsrat der Vereinten Nationen (Drucksache 16/10106) . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung deutscher Streitkräfte an der Friedensmission der Vereinten Nationen im Sudan (UNMIS) auf Grundlage der Resolution 1590 (2005) des Sicherheitsrates der Vereinten Na- tionen vom 24. März 2005 und weiterer Mandatsverlängerungen durch den Si- cherheitsrat der Vereinten Nationen (Drucksache 16/10104) . . . . . . . . . . . . . . r. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arina Schuster (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Norman Paech (DIE LINKE) . . . . . . . . . . mid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Herta Däubler-Gmelin (SPD) . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 u Protokoll gegebene Rede zur Beratung des ntrags: Aktives Wahlalter bei Bundestags- ahlen auf 16 Jahre absenken (172. Sitzung, agesordnungspunkt 30) laus Uwe Benneter (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 18624 C 18625 D 18626 C 18627 C 18628 B 18628 C 18628 D 18629 C 18630 C 18631 C 18632 C 18633 B 18634 C 18635 A 18635 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 174. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. September 2008 18539 (A) ) (B) ) 174. Sitz Berlin, Dienstag, den 1 Beginn: 10.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 174. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. September 2008 18635 (A) ) (B) ) ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union Untersuchungen zu Einstellungen unter 18-Jähriger zu Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates A s t U t w r D t E n A a d s d g i v l t v d f m v p A l W v n e w V b H w z S a D w s d h W g Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bulling-Schröter, Eva DIE LINKE 16.09.2008 Dr. Bunge, Martina DIE LINKE 16.09.2008 Dreibus, Werner DIE LINKE 16.09.2008 Evers-Meyer, Karin SPD 16.09.2008 Golze, Diana DIE LINKE 16.09.2008 Hänsel, Heike DIE LINKE 16.09.2008 Hörster, Joachim CDU/CSU 16.09.2008** Dr. Keskin, Hakki DIE LINKE 16.09.2008* Kramme, Anette SPD 16.09.2008 Kurth (Quedlinburg), Undine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.09.2008 Lenke, Ina FDP 16.09.2008 Lintner, Eduard CDU/CSU 16.09.2008** Nitzsche, Henry fraktionslos 16.09.2008 Dr. Nüßlein, Georg CDU/CSU 16.09.2008 Dr. Schmidt, Frank SPD 16.09.2008 Schultz (Everswinkel), Reinhard SPD 16.09.2008 Staffelt, Grietje BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.09.2008 Steppuhn, Andreas SPD 16.09.2008 Stokar von Neuforn, Silke BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.09.2008 Dr. Tabillion, Rainer SPD 16.09.2008 Zeil, Martin FDP 16.09.2008 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht nlage 2 Zu Protokoll gegebenen Rede zur Beratung des Antrags: Aktives Wahlalter bei Bundestagswahlen auf 16 Jahre absenken (172. Sitzung, Tagesordnungspunkt 30) Klaus Uwe Benneter (SPD): Wir Sozialdemokraten ind immer offen, wenn es darum geht, mehr Demokra- ie zu wagen – in Gesellschaft, Arbeitswelt, Schulen, niversitäten, Politik. Der Antrag, den wir heute disku- ieren, soll in diese Richtung gehen. Deshalb bekunden ir zunächst einmal Sympathie. Das allgemeine Wahl- echt, um das es hier geht, ist in der parlamentarischen emokratie das Hauptinstrument, um die politische Par- izipation der Bürger zu ermöglichen und zu garantieren. s ist in unserem demokratischen Staat das „vor- ehmste“ Recht des Bürgers, ein politisches Grundrecht. b wann die Bürger dieses Wahlrecht haben sollen, ist lso eine Frage von hoher Wichtigkeit. Aufgrund der Be- eutung der Frage ist das Wahlalter deshalb im Grundge- etz geregelt. Das Grundgesetz knüpft in Art. 38 das Wahlalter an ie Volljährigkeit. Das ist ganz sicher ein möglicher und ut vertretbarer Anknüpfungspunkt. Die Volljährigkeit st der Zeitpunkt, ab dem der Mensch zivilrechtlich in ollem Umfang handlungsfähig ist und für seine Wil- enserklärungen von seinen Mitmenschen voll in Haf- ung genommen werden kann. Mit der Volljährigkeit erliert der junge Mensch seine gesetzlichen Vertreter, ie bis zu diesem Zeitpunkt bedeutsame Rechtsgeschäfte ür ihn vorgenommen haben oder aber zumindest geneh- igen mussten. Der Volljährige gewinnt rechtlich seine olle Freiheit und Eigenverantwortung. An diesen Zeit- unkt auch das Wahlrecht anzuknüpfen, ist sinnvoll. ber es ist nicht zwingend. So wurde unter der sozial- iberalen Koalition von Willy Brandt 1970 das aktive ahlrecht erstmals durch eine Grundgesetzänderung on der Volljährigkeit abgekoppelt. Wählen konnte man ach dieser Änderung ab 18 Jahren, obwohl man damals rst mit 21 Jahren volljährig war. Fünf Jahre später urde die Volljährigkeit auf 18 Jahre abgesenkt, sodass olljährigkeit und Wahlrecht wieder zur gleichen Zeit egannen. Der Schritt damals war richtig. Eines der auptargumente damals – daran möchte ich erinnern – ar übrigens die Wehrpflicht. Denn das war nicht über- eugend: Ein junger Mann war zwar zum Dienst in den treitkräften oder zum Ersatzdienst verpflichtet, wurde lso für reif genug angesehen, im Verteidigungsfall für eutschland sein Leben einzusetzen, sollte aber nicht ählen dürfen? Dieser Widerspruch war kaum aufzulö- en. So wurde schließlich die Absenkung des Wahlalters er Vorreiter für die Absenkung der Volljährigkeit. Es gibt nun viele Argumente und Beobachtungen, die erangezogen werden, um eine weitere Absenkung des ahlalters zu begründen. Sie reichen von den Erfahrun- en mit dem kommunalen Wahlrecht ab 16 bis hin zu 18636 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 174. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. September 2008 (A) (C) (B) (D) Demokratie und demokratischem System. Vieles lässt sich wirklich hören. So hat man herausgefunden, dass Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren zufriedener mit der Demokratie sind und mehr über das politische Sys- tem wissen als die meisten anderen Altersgruppen (weil sie es gerade erst in der Schule gelernt haben). Der An- teil der politisch Interessierten in dieser Altersgruppe ist zwar leicht unterdurchschnittlich, liegt aber immer noch höher als 50 Prozent. Sehr interessant ist auch, dass die Wahlbeteiligung der 16- bis 17-jährigen bei den bisheri- gen Kommunalwahlen in den Ländern, in denen ab 16 ge- wählt werden darf, stets deutlich über der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen lag. Dennoch ist mein persönlicher Eindruck, dass die be- stehende Regelung für das Wahlalter bei Bundestags- wahlen von der ganz überwiegenden Mehrheit in der Be- völkerung und auch von der ganz überwiegenden Mehrheit in der betroffenen Altersgruppe als angemes- sen und richtig betrachtet wird. Die bestehende Rege- lung stärkt auch das Bewusstsein, dass das Wahlrecht keine Bagatelle, sondern in einer Demokratie ein Recht von großer Tragweite ist. Die Logik, dass mit Volljährig- keit und Wehrpflicht auch das Wahlrecht beginnt, über- zeugt offenbar die Menschen. Jede Absenkung hätte deshalb nach meiner Meinung den Charakter von Belie- bigkeit. Hier müssen wir aufpassen. Der heutige Antrag möchte die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre, der Deutsche Bundesjugendring fordert die Absenkung des aktiven Wahlalters auf 14 Jahre. Manche fordern das Wahlrecht ab Geburt. Unterhalb der Volljährigkeit kom- men wir leicht in einen willkürlichen Bereich. Schließlich: Politisches Denken und Handeln muss nicht erst mit dem Wahlrecht beginnen. Es beginnt mit Gesprächen und Diskussionen in der Familie, setzt sich fort im politischen Unterricht in der Schule und kann von dort zu ersten politischen Betätigungen in Vereinen, Verbänden oder den Jugendorganisationen unserer Par- teien führen. Von daher kann ich mit der bestehenden Verfassungslage an sich gut leben. Wenn wir mit dem Kommunalwahlrecht ab 16 Jahren, das wir in fünf Bun- desländern ja bereits haben, allerdings auf Dauer gute Erfahrungen machen, sehe ich Chancen, dass sich die Einstellungen ändern. Und zwar sowohl bei den Jugend- lichen selbst als auch bei der „volljährigen“ Bevölke- rung. Wir werden da genau hinschauen. 91, 1 0, T 174. Sitzung Berlin, Dienstag, den 16. September 2008 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Kirsten Tackmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Verehrte Gäste! Haushaltsberatungen sind im-
    mer auch eine Art Leistungskontrolle oder Zeugnisver-
    gabe. Insofern sollten wir uns aus meiner Sicht auch
    damit befassen, auf welche Situation dieser Haushalts-
    entwurf trifft.

    Die Liste der vor allen Dingen von Herrn Seehofer
    unbewältigten Konfliktfelder im Agrarbereich ist lang.
    Der Milchstreik ist schon genannt worden. Es gab De-
    monstrationen von Imkern, Schweinehaltern, Schäfern
    und der Biokraftstoffbranche. Es gab Feldbesetzungen
    gegen den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen.
    Wir hatten einen weiteren Personalabbau und zusätzli-
    che Standortschließungen im Agrarforschungsbereich zu
    verzeichnen. Die Betriebsmittelkosten und die Boden-
    und Pachtpreise explodieren. Es gibt Fördermittelrück-
    forderungen an Gartenbaubetriebe. Außerdem droht die

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    (C (D ürzung von Direktzahlungen an die Landwirtschaftsberiebe in Höhe von 400 Millionen Euro. Hinzu kommen utzungskonflikte zwischen Lebensmittel-, Futtermit elund Biomasseanbau. Auch die sozialen Probleme in den ländlich geprägten egionen nehmen weiter zu. 41,1 Prozent der Erwerbs ätigen in Ostdeutschland arbeiten unterdessen im Niediglohnbereich. Das betrifft vor allen Dingen Dörfer, leine Städte und die Landwirtschaft, also den Verantortungsbereich von Horst Seehofer. Was tut die Koali ion in dieser Situation? Sie blockiert den gesetzlichen indestlohn und schafft die Pendlerpauschale ab. (Manfred Zöllmer [SPD]: Wo kommen denn auf dem Land die Arbeiter her, Frau Kollegin? – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Die meisten Bauern wohnen auf dem Hof! Die Pendlerpauschale spielt da keine Rolle!)


    Die Folgen sind absehbar und stehen im gerade veröf-
    entlichten „Raumordnungsbericht Berlin-Brandenburg“.
    ür das Jahr 2030 wird ein Bevölkerungsschwund von
    5,4 Prozent in den Berlin-fernen Regionen prognosti-
    iert. Der Grund ist eine „erhebliche Abwanderung jun-
    er Erwerbstätiger“. Konkret: Vor allem junge Frauen
    liehen in den Westen oder in Großstädte. Sie wollen dem
    rmutsrisiko und den fehlenden Lebensperspektiven ent-

    innen; denn es fehlt auf dem Land vieles, was junge
    rauen brauchen. Es fehlt an öffentlicher Kinderbetreu-
    ng, Bus- und Bahnverbindungen, Arztpraxen, Kultur,
    ildung und Dienstleistungen. Es fehlt an sozialer Absi-
    herung vor allem für mitarbeitende Familienangehörige.
    s fehlt an qualifizierter Arbeit. Gerade einmal 7 Prozent
    er Leiter landwirtschaftlicher Betriebe in der Bundesre-
    ublik sind Frauen. Damit belegt Deutschland in der EU
    er 27 den letzten Platz.


    (Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Und was soll Herr Seehofer dagegen machen?)


    Es fehlt zudem an gerechter Entlohnung. Laut einer
    ktuellen Studie bekommen Frauen selbst bei gleicher
    ualifikation 33 Prozent weniger Lohn als Männer, das
    eißt 12 statt 18 Euro brutto pro Stunde. Im Osten gilt
    as nicht. Dort bekommen auch die Männer weniger.
    ie Antwort von Horst Seehofer auf diese spezifischen
    robleme besteht in einer Arbeitsgruppe von acht Minis-

    erien. Aber ausgerechnet die Familien- und Frauen-
    inisterin fehlt. Das ist eine glatte Fehlleistung, auch der
    inisterin.


    (Beifall bei der LINKEN – Manfred Zöllmer [SPD]: Kommen Sie doch mal zur Sache!)


    Blindheit gegenüber Gleichstellungsproblemen auf
    em Land zeigt auch der Bundeshaushalt. Die Mittel für
    ie Gemeinschaftsaufgabe werden zwar auf 700 Millio-
    en Euro aufgestockt. Aber Ansätze für eine geschlech-
    ergerechte Verteilung dieser Fördermittel sind nicht
    rkennbar. Es fehlt aber nicht nur an Geld. In der Anhö-
    ung zur Gemeinschaftsaufgabe haben wir erfahren, wie
    chwierig der Zugang zu diesen Mitteln ist. Auch das be-
    rifft besonders Frauen. Das ist alles andere als eine Poli-
    ik im Interesse der Dörfer und der kleinen Städte.






    (A) )



    (B) )


    Dr. Kirsten Tackmann
    Es gibt aber auch andere Großbaustellen. Wenn der
    Bund über die BVVG den ehemals volkseigenen Boden
    zu Höchstgeboten veräußert, mag zwar die Bundeskasse
    klingeln. Aber viele ortsansässige Landwirtschaftsbe-
    triebe verlieren dadurch in Ostdeutschland ihre Produk-
    tionsgrundlage. Sie können bei den spekulativen Boden-
    käufen nicht mithalten. Das ist keine Politik im Interesse
    der ortsansässigen Bewirtschafter. Sie trägt stattdessen
    zur Konzentration von Bodeneigentum und zur sozialen
    Destabilisierung bei.

    Im Streit um die flächenabhängige Kürzung der EU-
    Direktzahlungen verlieren zuerst die ostdeutschen Land-
    wirtschaftsbetriebe, die viele Arbeitsplätze erhalten und
    geschaffen haben. Arbeitsplatzabbau und Lohnzurück-
    haltung sind die Folge. Das angeblich nur umgeschichtete
    Geld wird auch in den Landkreisen nicht ankommen, weil
    die dafür notwendigen Kofinanzierungsmittel der Bun-
    desländer fehlen. Das ist keine Politik im Interesse der
    Landwirtschaftsbetriebe und der Dörfer.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Bei der Agrogentechnik weiß man nicht, wofür Horst
    Seehofer und die Koalition stehen – jedenfalls nicht auf
    der Seite der gentechnikfreien Landwirtschaft und der
    Imkerei. Beim Milchstreit hat sich gezeigt, dass Horst
    Seehofer nicht konsequent auf der Seite der Milcherzeu-
    gerbetriebe sowie der Verbraucherinnen und Verbrau-
    cher steht. Seine starken Worte gegen kartellartige Han-
    delstrukturen sind folgenlos verhallt. So bekommen wir
    das nicht hin, weder eine flächendeckende einheimische
    Milchproduktion noch kostendeckende Erzeugerpreise,
    die wir im Laden noch bezahlen können.

    Insofern stellt sich die Frage: Wessen Interessen ver-
    treten der Minister und die Koalition eigentlich? Aus
    meiner Sicht wird der Agrarhaushaltsentwurf 2009 vie-
    len Problemen im ländlichen Raum nicht gerecht.

    Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat nun die

Kollegin Ulrike Höfken das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ulrike Höfken-Deipenbrock


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Minister Seehofer! Liebe Kolleginnen und Kol-

    legen! Wenn Sie ernsthaft glauben, dass Sie Ihre Aufga-
    ben und Ziele mit diesem Haushalt erfüllt haben, dann
    sollten Sie jetzt konsequenterweise gehen. Aber auch in
    Bayern bleibt dem Wahlvolk der Jubel ja im Halse ste-
    cken.


    (Peter Bleser [CDU/CSU]: Abwarten!)


    Ich will nur ein wichtiges Beispiel nennen, nämlich
    das der armen Menschen in diesem Land. Ich habe ge-
    rade eine Tour zum Thema Armut und Ernährung ge-
    macht. Hunderttausende von Menschen sind mittlerweile
    Kunden der sogenannten Tafeln. Sehr viele Freiwillige,
    deren Arbeit äußerst bewundernswert ist,

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    (C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


    ersorgen diese Menschen mit den notwendigen Lebens-
    itteln. Aber keiner sagt, dass diese Arbeit allein von

    iesen Freiwilligen erledigt werden kann. Vielmehr ist
    anz klar, dass diese Probleme nicht von den Tafeln ge-
    öst werden können. Das sind Probleme der Gesellschaft
    owie der Politik, und von Letzterer sind sie auch zu lö-
    en.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Peter Bleser [CDU/CSU]: Was schlagen Sie vor, Frau Höfken? – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)


    Genau.

    Die schwarz-rote Bundesregierung hat seit 2005 etwa
    0 Milliarden Euro Steuermehreinnahmen zu verbuchen.
    as entspricht einem Fünftel mehr an Haushaltsmitteln,

    ls wir unter Rot-Grün hatten. Die Mehrwertsteuer be-
    astet die Menschen; sie stöhnen unter den steigenden
    ebenshaltungskosten. Aber wenn wir in den Haushalt
    chauen, lautet der Befund: Fehlanzeige beim sozialen
    usgleich.

    Das Forschungsinstitut für Kinderernährung in Dort-
    und hat schon vor Monaten darauf hingewiesen, dass

    ie Hartz-IV-Sätze für Kinder und Jugendliche nicht
    usreichen. Aber im Haushalt ist kein entsprechender
    usgleich zu finden. Trotz der alarmierenden Zahlen
    on Millionen von fehlernährten Kindern und 800 000
    chwerkranken adipösen Kindern


    (Peter Bleser [CDU/CSU]: Hungern die?)


    indet sich im Haushalt kein adäquates Aktionspro-
    ramm Ernährung, das diesem Problem auch nur annä-
    ernd gerecht wird. Ohne ordentliche Essensversorgung
    das wissen wir doch alle – ist jede Bildungsanstren-
    ung zum Scheitern verurteilt. Immer mehr Kinder sind
    rank und leiden an Diabetes, Skeletterkrankungen und
    erz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Aktionsprogramme

    ind zahnlose Papiertiger, und das Geld wird im Kompe-
    enzgerangel zwischen Bund und Ländern verschwen-
    et.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Daran ist diese Regierung nicht schuldlos. Ein biss-
    hen Schulmilch und Pilotprojekte für die Umsetzung
    on Qualitätsstandards sind ganz gut, aber nicht im Min-
    esten ausreichend. Wir brauchen für alle Kinder eine
    ostenlose bzw. bezahlbare Versorgung in Kitas und
    chulen, und zwar eine gute. Außerdem brauchen wir
    ine Föderalismusreform, die diesen Anforderungen tat-
    ächlich gerecht wird und mit der eine Korrektur bei den
    uständigkeiten im Bildungsbereich, einschließlich die-
    es Falles, vorgenommen wird.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


    ir brauchen die überfällige Aufstockung der Hartz-IV-
    ätze, und wir brauchen ernsthafte Förderprogramme,
    ie sicherstellen, dass Kinder und Jugendliche nicht in-






    (A) )



    (B) )


    Ulrike Höfken
    folge der Armut weiter unter enormen Gesundheitspro-
    blemen und mangelnder Unterstützung leiden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Zu der Bilanz von Herrn Seehofer gehört auch, dass
    die Ampelkennzeichnung immer noch nicht durchge-
    setzt wurde. Deswegen sind 70 Milliarden Euro an er-
    nährungsbedingten Krankheitskosten zu verbuchen, die
    ebenfalls in die Bilanz des ehemaligen Gesundheits-
    ministers gehören.

    Bei der Landwirtschaft erinnern wir uns an die
    Bauernbefreiung, zu der Bauernverbandspräsident
    Sonnleitner die Bauern gegen Ministerin Künast auf-
    hetzte.


    (Peter Bleser [CDU/CSU]: Mit gutem Recht!)


    Aber wir sehen, dass heute mehr Bauern auf Demonstra-
    tionen gegen Seehofer gehen, als es in der Geschichte
    dieses Landes je der Fall war.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Exportanteile nützen nichts, wenn dahinter keine
    Wertschöpfung steht. Aber das ist die Erfahrung, die die
    Leute machen. Von der Bundesregierung wird totge-
    schwiegen – meine Vorredner haben es erwähnt –, dass
    wir eine enorme Ausräuberung der Förderung der ländli-
    chen Räume haben. Dank Ihrer, dank der Finanzpolitik
    von Frau Merkel fehlen in Deutschland seit dem
    1. Januar 2007 mehr als 300 Millionen Euro jährlich aus
    Brüssel. Mit den Kofinanzierungsmitteln sind es min-
    destens zwischen 400 Millionen und 500 Millionen Euro
    jährlich weniger. Daneben nimmt sich die Aufstockung
    der Gemeinschaftsaufgabe doch wirklich lächerlich aus.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Jedenfalls haben wir unter Rot-Grün sie zusammengestrichen!)


    Die Mittel für Ökolandbau, Umweltprogramme, tier-
    gerechte Erzeugung und Qualitätsprogramme wurden
    gestrichen. Natürlich wurden damit auch die Arbeits-
    plätze im ländlichen Raum in Gefahr gebracht. Allein in
    Bayern fehlen 40 Prozent der Förderung.

    Die Milchbauern fordern zu Recht eine zukunftsfä-
    hige Milchpolitik, weg von der Massen- und Über-
    schusserzeugung. Die Abstimmung über entsprechende
    Anträge wurde im Bundesrat auf die Zeit nach der Wahl
    in Bayern verschoben.