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ID1617409300

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/174 b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18582 B Finanzplan des Bundes 2008 bis 2012 (Drucksache 16/9901) . . . . . . . . . . . . . . . . Peer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Steffen Kampeter (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Bleser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Edmund Peter Geisen (FDP) . . . . . . . . Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18539 C 18539 D 18552 C 18554 D 18557 B 18559 C 18561 C 18563 C 18565 C 18566 B 18583 D 18584 D 18585 C 18586 A 18586 D 18589 B 18590 B Deutscher B Stenografisch 174. Sitz Berlin, Dienstag, den 1 I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Oskar Lafontaine, Erika Steinbach, Dr. Herta Däubler-Gmelin, Wolfgang Gehrcke, Jürgen Klimke, Michael Müller (Düsseldorf), Dr. Angelica Schwall-Düren, Brunhilde Irber und Maria Eichhorn . . . . . Wahl der Abgeordneten Diana Golze als Schriftführerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2009 (Haushaltsgesetz 2009) (Drucksache 16/9900) . . . . . . . . . . . . . . . . H H W D U G D 18539 A, B 18539 B 18539 B Eduard Oswald (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Bernhard Brinkmann (Hildesheim) (SPD) . . . 18568 B 18569 C undestag er Bericht ung 6. September 2008 t : Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz orst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . altraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . r. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . lrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eorg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . r. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . Georg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . 18571 A 18572 D 18574 C 18576 B 18577 B 18578 C 18580 C 18581 B Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) Dr. Jürgen Gehb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18592 B 18593 C II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 174. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. September 2008 Dr. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Nešković (DIE LINKE) . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ole Schröder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Stünker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniela Raab (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Rudolf Körper (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Luther (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sebastian Edathy (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der United Nations Interim Force in Lebanon (UNIFIL) auf Grundlage der Resolutionen 1701 (2006) und 1832 (2008) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 11. August 2006 bzw. 27. August 2008 (Drucksache 16/10207) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D W W N T a b D M D D O D N A L A Z A w T K 18595 B 18596 B 18598 A 18599 D 18600 C 18601 B 18602 C 18604 C 18605 D 18607 D 18609 A 18610 C 18611 A 18612 A 18613 D 18615 A 18616 A 18617 C 18618 B 18619 B 18620 C 18622 A 18622 B 18623 B r. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . infried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . iels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 3: ) Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der AU/UN-Hybrid- Operation in Darfur (UNAMID) auf Grundlage der Resolution 1769 (2007) des Sicherheitsrates der Vereinten Na- tionen vom 31. Juli 2007 und weiterer Mandatsverlängerungen durch den Si- cherheitsrat der Vereinten Nationen (Drucksache 16/10106) . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung deutscher Streitkräfte an der Friedensmission der Vereinten Nationen im Sudan (UNMIS) auf Grundlage der Resolution 1590 (2005) des Sicherheitsrates der Vereinten Na- tionen vom 24. März 2005 und weiterer Mandatsverlängerungen durch den Si- cherheitsrat der Vereinten Nationen (Drucksache 16/10104) . . . . . . . . . . . . . . r. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arina Schuster (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Norman Paech (DIE LINKE) . . . . . . . . . . mid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Herta Däubler-Gmelin (SPD) . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 u Protokoll gegebene Rede zur Beratung des ntrags: Aktives Wahlalter bei Bundestags- ahlen auf 16 Jahre absenken (172. Sitzung, agesordnungspunkt 30) laus Uwe Benneter (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 18624 C 18625 D 18626 C 18627 C 18628 B 18628 C 18628 D 18629 C 18630 C 18631 C 18632 C 18633 B 18634 C 18635 A 18635 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 174. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. September 2008 18539 (A) ) (B) ) 174. Sitz Berlin, Dienstag, den 1 Beginn: 10.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 174. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. September 2008 18635 (A) ) (B) ) ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union Untersuchungen zu Einstellungen unter 18-Jähriger zu Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates A s t U t w r D t E n A a d s d g i v l t v d f m v p A l W v n e w V b H w z S a D w s d h W g Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bulling-Schröter, Eva DIE LINKE 16.09.2008 Dr. Bunge, Martina DIE LINKE 16.09.2008 Dreibus, Werner DIE LINKE 16.09.2008 Evers-Meyer, Karin SPD 16.09.2008 Golze, Diana DIE LINKE 16.09.2008 Hänsel, Heike DIE LINKE 16.09.2008 Hörster, Joachim CDU/CSU 16.09.2008** Dr. Keskin, Hakki DIE LINKE 16.09.2008* Kramme, Anette SPD 16.09.2008 Kurth (Quedlinburg), Undine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.09.2008 Lenke, Ina FDP 16.09.2008 Lintner, Eduard CDU/CSU 16.09.2008** Nitzsche, Henry fraktionslos 16.09.2008 Dr. Nüßlein, Georg CDU/CSU 16.09.2008 Dr. Schmidt, Frank SPD 16.09.2008 Schultz (Everswinkel), Reinhard SPD 16.09.2008 Staffelt, Grietje BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.09.2008 Steppuhn, Andreas SPD 16.09.2008 Stokar von Neuforn, Silke BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.09.2008 Dr. Tabillion, Rainer SPD 16.09.2008 Zeil, Martin FDP 16.09.2008 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht nlage 2 Zu Protokoll gegebenen Rede zur Beratung des Antrags: Aktives Wahlalter bei Bundestagswahlen auf 16 Jahre absenken (172. Sitzung, Tagesordnungspunkt 30) Klaus Uwe Benneter (SPD): Wir Sozialdemokraten ind immer offen, wenn es darum geht, mehr Demokra- ie zu wagen – in Gesellschaft, Arbeitswelt, Schulen, niversitäten, Politik. Der Antrag, den wir heute disku- ieren, soll in diese Richtung gehen. Deshalb bekunden ir zunächst einmal Sympathie. Das allgemeine Wahl- echt, um das es hier geht, ist in der parlamentarischen emokratie das Hauptinstrument, um die politische Par- izipation der Bürger zu ermöglichen und zu garantieren. s ist in unserem demokratischen Staat das „vor- ehmste“ Recht des Bürgers, ein politisches Grundrecht. b wann die Bürger dieses Wahlrecht haben sollen, ist lso eine Frage von hoher Wichtigkeit. Aufgrund der Be- eutung der Frage ist das Wahlalter deshalb im Grundge- etz geregelt. Das Grundgesetz knüpft in Art. 38 das Wahlalter an ie Volljährigkeit. Das ist ganz sicher ein möglicher und ut vertretbarer Anknüpfungspunkt. Die Volljährigkeit st der Zeitpunkt, ab dem der Mensch zivilrechtlich in ollem Umfang handlungsfähig ist und für seine Wil- enserklärungen von seinen Mitmenschen voll in Haf- ung genommen werden kann. Mit der Volljährigkeit erliert der junge Mensch seine gesetzlichen Vertreter, ie bis zu diesem Zeitpunkt bedeutsame Rechtsgeschäfte ür ihn vorgenommen haben oder aber zumindest geneh- igen mussten. Der Volljährige gewinnt rechtlich seine olle Freiheit und Eigenverantwortung. An diesen Zeit- unkt auch das Wahlrecht anzuknüpfen, ist sinnvoll. ber es ist nicht zwingend. So wurde unter der sozial- iberalen Koalition von Willy Brandt 1970 das aktive ahlrecht erstmals durch eine Grundgesetzänderung on der Volljährigkeit abgekoppelt. Wählen konnte man ach dieser Änderung ab 18 Jahren, obwohl man damals rst mit 21 Jahren volljährig war. Fünf Jahre später urde die Volljährigkeit auf 18 Jahre abgesenkt, sodass olljährigkeit und Wahlrecht wieder zur gleichen Zeit egannen. Der Schritt damals war richtig. Eines der auptargumente damals – daran möchte ich erinnern – ar übrigens die Wehrpflicht. Denn das war nicht über- eugend: Ein junger Mann war zwar zum Dienst in den treitkräften oder zum Ersatzdienst verpflichtet, wurde lso für reif genug angesehen, im Verteidigungsfall für eutschland sein Leben einzusetzen, sollte aber nicht ählen dürfen? Dieser Widerspruch war kaum aufzulö- en. So wurde schließlich die Absenkung des Wahlalters er Vorreiter für die Absenkung der Volljährigkeit. Es gibt nun viele Argumente und Beobachtungen, die erangezogen werden, um eine weitere Absenkung des ahlalters zu begründen. Sie reichen von den Erfahrun- en mit dem kommunalen Wahlrecht ab 16 bis hin zu 18636 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 174. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. September 2008 (A) (C) (B) (D) Demokratie und demokratischem System. Vieles lässt sich wirklich hören. So hat man herausgefunden, dass Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren zufriedener mit der Demokratie sind und mehr über das politische Sys- tem wissen als die meisten anderen Altersgruppen (weil sie es gerade erst in der Schule gelernt haben). Der An- teil der politisch Interessierten in dieser Altersgruppe ist zwar leicht unterdurchschnittlich, liegt aber immer noch höher als 50 Prozent. Sehr interessant ist auch, dass die Wahlbeteiligung der 16- bis 17-jährigen bei den bisheri- gen Kommunalwahlen in den Ländern, in denen ab 16 ge- wählt werden darf, stets deutlich über der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen lag. Dennoch ist mein persönlicher Eindruck, dass die be- stehende Regelung für das Wahlalter bei Bundestags- wahlen von der ganz überwiegenden Mehrheit in der Be- völkerung und auch von der ganz überwiegenden Mehrheit in der betroffenen Altersgruppe als angemes- sen und richtig betrachtet wird. Die bestehende Rege- lung stärkt auch das Bewusstsein, dass das Wahlrecht keine Bagatelle, sondern in einer Demokratie ein Recht von großer Tragweite ist. Die Logik, dass mit Volljährig- keit und Wehrpflicht auch das Wahlrecht beginnt, über- zeugt offenbar die Menschen. Jede Absenkung hätte deshalb nach meiner Meinung den Charakter von Belie- bigkeit. Hier müssen wir aufpassen. Der heutige Antrag möchte die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre, der Deutsche Bundesjugendring fordert die Absenkung des aktiven Wahlalters auf 14 Jahre. Manche fordern das Wahlrecht ab Geburt. Unterhalb der Volljährigkeit kom- men wir leicht in einen willkürlichen Bereich. Schließlich: Politisches Denken und Handeln muss nicht erst mit dem Wahlrecht beginnen. Es beginnt mit Gesprächen und Diskussionen in der Familie, setzt sich fort im politischen Unterricht in der Schule und kann von dort zu ersten politischen Betätigungen in Vereinen, Verbänden oder den Jugendorganisationen unserer Par- teien führen. Von daher kann ich mit der bestehenden Verfassungslage an sich gut leben. Wenn wir mit dem Kommunalwahlrecht ab 16 Jahren, das wir in fünf Bun- desländern ja bereits haben, allerdings auf Dauer gute Erfahrungen machen, sehe ich Chancen, dass sich die Einstellungen ändern. Und zwar sowohl bei den Jugend- lichen selbst als auch bei der „volljährigen“ Bevölke- rung. Wir werden da genau hinschauen. 91, 1 0, T 174. Sitzung Berlin, Dienstag, den 16. September 2008 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

    Damen und Herren! Sehr geehrte Ministerin Zypries!
    Haushaltspläne sind so aufgebaut, dass sie für einen Res-
    sortbereich die Einnahmen und Ausgaben erkennen las-
    sen. Die Bürger erfahren aber nicht, ob sich der
    Finanzaufwand für die Arbeit dieser Ressortbereiche
    überhaupt gelohnt hat. Immerhin enthalten Haushalts-
    pläne manchmal auch eine konkrete Arbeitsbeschrei-
    bung. Auf Seite 2 des Einzelplans der Justiz können Sie
    nachlesen:

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    (C (D Das Bundesministerium der Justiz ist außerdem „Verfassungsressort“. Gemeinsam mit dem Bundesministerium des Inneren hat es zu gewährleisten, dass gesetzliche Regelungen mit dem Grundgesetz vereinbar sind. Vor dem Hintergrund dieser Arbeitsbeschreibung üssen sich die Steuerzahler ernsthaft fragen, ob die ustizministerin ihr Geld wert ist. Frau Zypries wäre ihr eld wert, wenn sie als Verfassungsministerin den echtsstaat energisch und engagiert schützen würde. as ist jedoch nicht der Fall. Frau Zypries hat sich ledig ich das Image einer Bremserin bei der Demontage des echtsstaats zugelegt. (Daniela Raab [CDU/CSU]: Das ist immer derselbe Textbaustein!)


    „Bremserin“ ist ihr Etikett. So hat der Spiegel jüngst
    uch ein Portrait überschrieben.


    (Brigitte Zypries, Bundesministerin: Das war aber anders gemeint!)


    as klingt nicht schlecht, wenn es darum geht, den
    echtsstaat vor Herrn Schäuble zu schützen. Insoweit

    cheint zumindest die PR-Abteilung des Justizministe-
    iums ihr Geld wert zu sein.

    Das Bild von der Bremserin ist schon sehr malerisch.
    ch will es einmal überprüfend aufgreifen. In diesem
    ild steuert der Innenminister Wolfgang Schäuble den
    taatskarren mit Vollgas in Richtung Überwachungs-
    taat. Neben dem Innenminister sitzt seine vermeintlich
    esonnene Kabinettskollegin, Frau Zypries. Sie greift
    icht ins Steuer, aber immerhin: Hin und wieder betätigt
    ie die Bremse, wenn die deutsche Öffentlichkeit bei der
    ilden Fahrt des Innenministers entsetzt reagiert.

    Ich möchte nun einige Stationen dieser Reise in Erin-
    erung rufen:

    Im Frühling des Jahres 2007 erklärte Frau Zypries
    em Spiegel gegenüber, die von Herrn Schäuble gefor-
    erte Erweiterung der akustischen Wohnraumüberwa-
    hung sei ganz unnötig. Im Sommer 2008 nahm sie dann
    äh den Fuß von der Bremse und billigte eine Kabinetts-
    orlage zur Änderung des BKA-Gesetzes, wonach sogar
    atunverdächtige Dritte in ihrer Wohnung nicht nur abge-
    ört, sondern sogar gefilmt werden können.

    Im Frühjahr 2007 kritisierte Frau Zypries den Innen-
    inister für seinen Vorschlag, zur Gefahrenabwehr die
    ingerabdrücke aller Bundesbürger in Personaldoku-
    enten zu speichern. Im Juli 2008 ließ sie das Bremsen

    lötzlich sein. Sie fand sich zu einem Handel bereit,
    ach dem der Fingerabdruck freiwillig in die neuen Per-
    onalausweise gelangen sollte. Diese Freiwilligkeit ist
    chlecht getarnter Zwang; denn zukünftig wird es zwei
    rten von Bundesbürgern geben: solche, die sich den Si-

    herheitswahnvorstellungen des Staates beugen, und sol-
    he, die unbeugsam, aber daher bevorzugt verdächtig
    ind.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Doch Frau Zypries versteht sich nicht nur auf das
    remsen. Auf der Reise in den Überwachungsstaat gibt






    (A) )



    (B) )


    Wolfgang NeškoviæWolfgang Nešković
    sie auch selbst gern mal Vollgas. Seit dem 1. Januar
    2008 werden auf der Grundlage eines Gesetzentwurfs
    aus dem Hause Zypries die Kommunikationsprofile von
    Millionen von Menschen auf Vorrat erfasst. Unabhängig
    von einem ganz konkreten Verdacht wird gespeichert,
    wer mit wem wie lange von welchem Ort aus telefoniert
    hat. Die Justizministerin hat damit die Deutschen zu ei-
    nem Volk von Verdächtigen gemacht. Damit stellt sie
    das Grundgesetz auf den Kopf. Die Grundrechte sind
    Abwehrrechte gegen den Staat. Sie sind institutionali-
    siertes Misstrauen gegen eine unvernünftige Obrigkeit.
    Nunmehr wird es genau umgekehrt sein. Hier wird näm-
    lich ein Misstrauen des Staates gegen seine Bürger insti-
    tutionalisiert. Das ist das Gegenteil von dem, was das
    Grundgesetz vorsieht.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Frau Zypries begründet ihr Gasgeben mit einer Richtli-
    nie der Europäischen Union, deren Rechtsgrundlage
    höchst zweifelhaft ist – Frau Leutheusser-Schnarrenberger
    hat das schon gesagt – und gegen die die Republik Irland
    Klage erhoben hat.

    Während der dritten Lesung des Gesetzes am 9. No-
    vember 2007 forderte Frau Zypries mehr Ehrlichkeit in
    der Diskussion. Sie sagte am Ende ihrer Rede, dass es
    möglich sein müsse, bei schwerster Kriminalität auf ge-
    speicherte Telekommunikationsdaten Rückgriff zu
    nehmen. Nicht ganz so ehrlich vergaß sie zu erwähnen,
    dass das neue Recht zum Beispiel schon in bestimmten
    Fällen von Urkundenfälschung zum Abruf von Vorrats-
    daten berechtigt. Sie vergaß auch, ehrlich darauf hinzu-
    weisen, dass ihr Gesetzentwurf über die Umsetzungs-
    pflichten der Richtlinie weit hinausgeht.

    Die Richtlinie sah nur die Speicherung und den Abruf
    von Daten zum Zwecke der Strafverfolgung, also zur
    Repression, vor. Frau Zypries legte dem Deutschen Bun-
    destag einen Entwurf vor, der auch zur Datenabgabe bei
    der Gefahrenabwehr, also bei der Prävention, berech-
    tigte. Die Richtlinie sah die Speicherung und den Abruf
    von Daten zum Zwecke der Verfolgung schwerer Straf-
    taten vor. Frau Zypries unterlief dieses hohe Erfordernis
    und ließ schon erhebliche Straftaten genügen. Die Richt-
    linie sah den Datenabruf lediglich für Strafverfolgungs-
    behörden vor. Frau Zypries hat nunmehr die Vorausset-
    zungen – wohlgemerkt: noch nicht das Ergebnis – dafür
    geschaffen, dass die Daten zukünftig auch an die Ge-
    heimdienste weitergegeben werden können. Wer dann
    – auch das wurde hier erwähnt – wirklich spürbar auf die
    Bremse trat, das war das Bundesverfassungsgericht.
    Wissen Sie, ob Frau Zypries gerade bremst oder nicht,
    ist im Grunde ein völlig überschätztes Thema.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Warum reden Sie dann so lange darüber?)


    Es handelt sich sowieso nur um ein täuschendes Verzö-
    gern. Und auf dem Weg in die falsche Richtung ist das
    Bremsen nur ein Mittel, um langsamer falsch anzukom-
    men. Zur Abwendung eines Überwachungsstaates ist das
    Bremsen daher ein untaugliches Mittel. Das, was wir
    dringend benötigen, ist nicht das Bremsen oder Verzö-
    gern. Vielmehr brauchen wir einen Fahrtrichtungswech-

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    (C (D el. Frau Leutheusser-Schnarrenberger hat das so formuiert: Mit den Grundrechten und mit der unbedingten Bindung der Staatsgewalt an diese Grundrechte wurde das Fundament für den Bestand der freiheitlichen demokratischen Grundordnung gelegt. Die massiven Versuche, dieses Fundament umzubauen, gehören beendet. Die Zeit ist reif zur Umkehr. rau Zypries, eine solche grundsätzliche Haltung fehlt hnen, weil Ihnen der rechtsstaatliche Kompass fehlt. (Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Hört! Hört!)


    ch kann mir nicht vorstellen, dass Sie – wie Frau
    eutheusser-Schnarrenberger damals beim großen
    auschangriff – aus einer rechtspolitischen Grundüber-
    eugung heraus von Ihrem Amt zurücktreten würden.


    (Zurufe von der CDU/CSU)


    m Grunde genommen spiegelt sich in Ihrem politischen
    elbstverständnis das personelle Dilemma der SPD wi-
    er. Sie stehen genauso wie Herr Steinmeier und Herr
    teinbrück für die Generation der Technokraten und
    olitikbeamten in der SPD.


    (Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der CDU/CSU: Wer schreibt Ihnen diese Worte auf?)


    ie alle haben Ihre politischen Karrieren im Gegensatz
    u Herrn Stünker und anderen im Apparat und nicht in
    er Partei und auch nicht im Leben gemacht.


    (Zurufe von der SPD: Oh! – Zuruf von der CDU/CSU: In welcher Fraktion sind denn Stasimitarbeiter?)


    ie funktionieren in beliebigen Funktionen: gestern als
    eferentin in der Niedersächsischen Staatskanzlei, da-
    ach als Staatssekretärin im Innenministerium, heute als
    ustizministerin und vielleicht morgen als Verbraucher-
    chutz- und Landwirtschaftsministerin. Sie haben ei-
    entlich nur gelernt, in dieser Tätigkeit den Anschein er-
    olgreicher Administration zu geben. Ihnen fehlen die
    olitischen Visionen. Vielleicht haben Sie sie im Fami-
    ienrecht. Ihre einzige Vision ist die Vermeidung von
    ehlern, um den Job und die Macht zu erhalten. Sie ste-
    en damit genauso wie die heutige SPD für politische
    eliebigkeit. Sie stehen nicht in der Tradition großer
    PD-Rechtspolitiker wie Adolf Arndt und Martin
    irsch.


    (Christine Lambrecht [SPD]: Sie aber auch nicht! Sie erst recht nicht!)


    er SPD sind auch deswegen der sozialstaatliche und
    uch der rechtstaatliche Kompass abhanden gekommen,
    eil sie in Spitzenpositionen zunehmend den Typus des
    olitikbeamten und Technokraten gestellt hat.


    (Beifall bei der LINKEN – Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Ja, Herr Richter am Bundesgerichtshof!)







    (A) )



    (B) )


    Wolfgang NeškoviæWolfgang Nešković
    Der politisch-inhaltliche Kompass, der in die Rich-
    tung des Sozialstaates und des Rechtstaates weist, liegt
    bei uns, er liegt bei der Linken. Wir werden Kurs halten,
    wenn es darum geht, den Sozialstaat und den Rechtstaat
    zu schützen.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der LINKEN – Lachen bei der CDU/CSU und der SPD – Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Hört! Hört! Das ist das Gegenteil von Qualität in der Rechtspflege! – Christine Lambrecht [SPD]: Jetzt geht es aber los! – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Das war eine arrogante Rede!)




Rede von Dr. h.c. Susanne Kastner
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Ich gebe das Wort dem Kollegen Jerzy Montag,

Bündnis 90/Die Grünen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Jerzy Montag


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Sehr geehrte Frau Bundesministerin Zypries, ich versu-
    che es einmal auf eine andere Art und Weise, ohne per-
    sönliche Beleidigungen.


    (Beifall des Abg. Swen Schulz [Spandau] [SPD] – Daniela Raab [CDU/CSU]: Das ist wohltuend! – Wolfgang Nešković (DIE LINKE)

    eins!)

    Es ist die siebte, achte oder neunte Rede, die ich zum
    Haushalt halte. Immer wieder fange ich mit den gleichen
    Zahlen an. Dieses Mal haben wir einen Zuwachs der
    Einnahmen von 10 Prozent auf 383 Millionen Euro. Al-
    lerdings haben wir einen Ausgabenzuwachs um 7 Pro-
    zent auf 500 Millionen Euro. Der Deckungsgrad des
    Haushalts des BMJ ist von 70 auf 73 Prozent geklettert.
    Die Zahlen lassen sich also wahrlich wenig diskutieren.

    Deshalb will ich anders anfangen und Sie, liebe Kol-
    leginnen und Kollegen, fragen: Was kann man nicht kau-
    fen, und was gibt es trotzdem nicht umsonst? Herr Kol-
    lege Gehb denkt noch nach. Ich sage es Ihnen: Es ist eine
    unabhängige, nur dem Recht und dem Gesetz verpflich-
    tete Justiz.


    (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Darauf wäre ich nicht gekommen!)


    – Darum sage ich es Ihnen. – Es ist ein gelebter Rechts-
    staat mit niedrigschwelligem Zugang zum Recht für
    Arme wie Reiche, Schwache wie Starke. Es ist eine Jus-
    tiz, die als modernes, effizientes staatliches Unterneh-
    men die Aufgabe hat, die Grund- und Bürgerrechte aller
    Bürgerinnen und Bürger zu schützen und jeder bzw. je-
    dem zeitnah und gerecht zu ihrem bzw. seinem Recht zu
    verhelfen. So etwas kostet Geld, braucht motivierte, gut
    ausgebildete und bezahlte Menschen und eine moderne
    und leistungsfähige Ausstattung. Dies fordern wir in je-
    der Haushaltsrede von neuem.

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    (C (D Wir fordern sichtbare und vernehmbare Anstrengunen, auch von der Bundesseite, mit den Ländern, und war nicht im stillen Kämmerlein – das tun Sie, Frau inisterin, vielleicht schon lange; das glaube ich Ihnen ogar –, sondern in der Öffentlichkeit vernehmbar, diees Ziel zu erreichen. Laden Sie doch einmal zu einem risengipfel Rechtsstaat ein! Reden wir doch einmal in ller Öffentlichkeit über die jämmerlichen Zustände bei usstattung und Bezahlung der Justiz in den Länern. Statt einer solchen rechtspolitischen Offensive zur tärkung der Rechtsstaatlichkeit erreichen uns vonseiten es Bundesrates ausschließlich Vorschläge, wie man den echtsstaat stutzen und die dafür vorgesehenen Ausgaen kürzen kann. Ich will nur ein Beispiel anführen: em Vorschlag zur Einschränkung der Prozesskostenilfe folgte jetzt der Vorschlag zur Einschränkung der eratungshilfe. So kommt man von einem Punkt zum nderen, und der Rechtsstaat bzw. die Justiz bleibt dabei uf der Strecke. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das schlechteste Beispiel! Es gibt viele gute!)


    Zurück zum Bundeshaushalt. Auch hier gibt es, Frau
    ypries, die Möglichkeit, guten Willen zu zeigen, indem
    an nämlich vermeintliche Kleinigkeiten ändert. Ich
    ill ein Beispiel dafür benennen: Im Haushaltsentwurf
    es Bundesjustizministeriums gibt es eine Rubrik, in der
    elder für Entschädigungen für unschuldig erlittene
    trafverfolgungsmaßnahmen eingestellt werden kön-
    en. Die von den Ländern gezahlte Entschädigung be-
    rägt seit 22 Jahren 11 Euro pro Tag. Unser Nachbar Ös-
    erreich zahlt im Übrigen im Schnitt 100 Euro pro Tag
    ür unschuldig erlittene Untersuchungshaft. Es wird seit
    angem darüber diskutiert, ob man diesen Satz anheben
    oll. Auch Sie haben sich dafür stark gemacht. Ein Ge-
    etzentwurf liegt aber nicht vor. Es gibt auch keine kon-
    reten Aktivitäten. Dabei bräuchten wir auch auf Bun-
    esebene Gelder, um Entschädigungen für unschuldig
    rlittene Strafverfolgungsmaßnahmen zahlen zu können.
    as sieht aber Ihr Haushaltsansatz hier vor? Eine

    chlichte Null. Ich meine, hier sollten Sie nachbessern
    nd Gelder einstellen. Nachdem durch BGH-Entschei-
    ungen in diesem und im letzten Jahr Maßnahmen der
    eneralbundesanwältin ein Ende gesetzt wurde, werden

    uf Sie Kosten zukommen. Sie sollten das im Haushalt
    erücksichtigen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Schließlich habe ich im Haushalt noch Ansätze ge-
    unden, die mich etwas stutzig gemacht haben. Sowohl
    m Haushalt des Bundesverfassungsgerichts als auch des
    undesjustizministeriums gibt es wahrhaftig die Titel
    Militärische Beschaffungen, Anlagen usw.“. Ich finde,
    ass Sie den Titel „Militärische Beschaffungen, Anlagen
    sw.“ aus den Haushalten des Bundesverfassungsge-
    ichts und auch des Bundesjustizministeriums streichen
    ollten. Für diese Titel sind zwar keine Gelder vorgese-
    en, aber sie erwecken angesichts der Tatsache, dass
    err Schäuble davon redet, dass innere und äußere Si-

    herheit das Gleiche seien, und Einsätze der Bundes-
    ehr im Innern in Betracht zieht, die Befürchtung, dass






    (A) )



    (B) )


    Jerzy Montag
    es sich hierbei um Leerstellen für Fantasien des Bundes-
    innenministeriums handelt. Streichen Sie diese bitte.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Mein Resümee zur Rechtspolitik nach Ablauf von
    drei Viertel der Legislaturperiode fällt zwiespältig aus.
    Es gibt natürlich auch eine positive Seite. Diese möchte
    ich nicht unerwähnt lassen, obwohl meine Zeit knapp ist:


    (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Gute Seite muss sein!)


    Unterhaltsrechtsreform gelungen; FGG-Reform gelun-
    gen; GmbH-Reform gelungen, auch wenn man sie noch
    besser hätte machen können; Schutz vor Kreditverkäu-
    fen überstürzt, nur halbherzig. Wir haben dazu konkrete
    weitergehende Vorschläge gemacht; es ist schade, dass
    Sie auf die nicht eingegangen sind.

    Aber in Bürgerrechtsfragen, bei der Verteidigung
    der Grund- und Bürgerrechte, bei der Verteidigung der
    Freiheit, gibt es ein ganz erhebliches Sündenregister.
    Ich will mich nicht wiederholen; Frau Leutheusser-
    Schnarrenberger hat das erwähnt, ebenso Kollege
    Nešković. Zur Vorratsdatenspeicherung will ich nur ei-
    nen einzigen Satz sagen: Wir haben unter den 20 Anhö-
    rungen im Rechtsausschuss auch eine – im März dieses
    Jahres – zu den durch Vorratsdatenspeicherung verur-
    sachten Kosten gehabt. Die Kritik an dem Gesetzent-
    wurf, den es eigens dazu gibt, war vernichtend. Seitdem
    ist dieser Gesetzentwurf verschwunden. Die Koalition
    fasst ihn nicht mehr an. Auch das muss noch einmal auf
    den Tisch.

    Die Sicherungsverwahrung, lieber Kollege Gehb, ist
    ein Armutszeugnis und kein Ruhmesblatt für Sie.


    (Sabine Leutheusser-Schnarrenberger [FDP]: Ja!)


    Die Kronzeugenregelung liegt vor, und auch die Terror-
    strafvorschriften sind Vorschriften, die unter rechtsstaat-
    lichen Gesichtspunkten äußerst bedenklich sind.

    Fast alle diese Sünden haben – so die Diagnose des
    Bundesverfassungsrichters Di Fabio – mit einer ganz be-
    stimmten Lust zu tun, nämlich mit der Lust am antizi-
    pierten Ausnahmezustand. So hat er das genannt, ein
    Bundesverfassungsrichter, nicht ich. Was dabei in der
    Zeit der Großen Koalition bisher herausgekommen ist,
    ist eine schier endlose Aneinanderreihung von Akten der
    Überwachung und der Repression, größtenteils aus der
    Innenpolitik, aber allzu oft von der Rechtspolitik zu we-
    nig aufgehalten, zu wenig abgebremst und manchmal
    auch willig mitgemacht.

    Deswegen, Frau Zypries: Das Bild der auferstandenen
    Jeanne d’Arc der Rechtsstaatlichkeit, das von Ihnen ge-
    zeichnet wird und das Sie gerne von sich zeichnen las-
    sen, entspricht nicht ganz der Realität.

    Ich will zum Datenschutz noch einiges sagen, und
    zwar deswegen – da schaue ich insbesondere auf die
    rechte Seite des Hauses –, weil jahrelang immer dann,
    wenn wir Grüne von Datenschutz geredet haben, Sie da-
    zwischengeschrien haben: Datenschutz ist Täterschutz!

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    (C (D (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: So einfach haben wir es uns nicht gemacht!)


    as war Ihr Credo. Inzwischen reden auch Sie davon,
    ass man Datenschutz bräuchte. Welch eine Umkeh-
    ung! Aber alle Maßnahmen, die beschlossen und viel-
    eicht auch umgesetzt werden, brauchen ein Fundament.
    as hat mit Staatszielen nichts zu tun, Herr Kollege
    ehb, sondern es handelt sich dabei um konkrete Grund-

    echte der Bürgerinnen und Bürger. Das Fundament, auf
    em der Datenschutz fußt, sind die Grundrechte, die das
    undesverfassungsgericht entwickelt hat, und wir sind

    ehr wohl dafür, dass man diese Grundrechte auch ins
    rundgesetz hineinschreibt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das steht doch alles schon drin!)


    Da Ihnen immer so an Fundstellen gelegen ist, wäre
    ch Ihnen verbunden, wenn Sie mir im Grundrechtekata-
    og zwischen Art. 1 und 19 zeigen könnten, wo das steht,
    amit die Bürgerinnen und Bürger draußen das auch le-
    en können. Nein, es ist nicht drin.


    (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Doch!)


    s ist mehr oder minder zwanghaft abgeleitet aus Art. 2
    nd Art. 1. Es wäre schön, wenn man als Bürger dieses
    andes im Grundgesetz lesen könnte – ebenso wie man

    esen kann, dass seine Wohnung unverletzlich ist oder
    ass man Religionsfreiheit und Glaubensfreiheit hat –,
    ass das Grundgesetz jeder Bürgerin und jedem Bürger
    en Schutz seiner Daten gewährt. Dies ist eine Aufgabe
    rsten Ranges für die Rechtspolitik. Ich fordere Sie alle
    m Hause auf, den Vorschlag, den wir gemacht haben,
    onstruktiv zu diskutieren und uns im Jahre 2009 trotz
    es Wahlkampfs darüber zu verständigen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja das Jahr des Grundgesetzes! 60 Jahre Grundgesetz, da kann man das mal reinschreiben!)