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ID1617400200

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    Plenarprotokoll 16/174 b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18582 B Finanzplan des Bundes 2008 bis 2012 (Drucksache 16/9901) . . . . . . . . . . . . . . . . Peer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Steffen Kampeter (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Bleser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Edmund Peter Geisen (FDP) . . . . . . . . Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18539 C 18539 D 18552 C 18554 D 18557 B 18559 C 18561 C 18563 C 18565 C 18566 B 18583 D 18584 D 18585 C 18586 A 18586 D 18589 B 18590 B Deutscher B Stenografisch 174. Sitz Berlin, Dienstag, den 1 I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Oskar Lafontaine, Erika Steinbach, Dr. Herta Däubler-Gmelin, Wolfgang Gehrcke, Jürgen Klimke, Michael Müller (Düsseldorf), Dr. Angelica Schwall-Düren, Brunhilde Irber und Maria Eichhorn . . . . . Wahl der Abgeordneten Diana Golze als Schriftführerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2009 (Haushaltsgesetz 2009) (Drucksache 16/9900) . . . . . . . . . . . . . . . . H H W D U G D 18539 A, B 18539 B 18539 B Eduard Oswald (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Bernhard Brinkmann (Hildesheim) (SPD) . . . 18568 B 18569 C undestag er Bericht ung 6. September 2008 t : Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz orst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . altraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . r. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . lrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eorg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . r. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . Georg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . 18571 A 18572 D 18574 C 18576 B 18577 B 18578 C 18580 C 18581 B Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) Dr. Jürgen Gehb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18592 B 18593 C II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 174. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. September 2008 Dr. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Nešković (DIE LINKE) . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ole Schröder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Stünker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniela Raab (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Rudolf Körper (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Luther (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sebastian Edathy (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der United Nations Interim Force in Lebanon (UNIFIL) auf Grundlage der Resolutionen 1701 (2006) und 1832 (2008) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 11. August 2006 bzw. 27. August 2008 (Drucksache 16/10207) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D W W N T a b D M D D O D N A L A Z A w T K 18595 B 18596 B 18598 A 18599 D 18600 C 18601 B 18602 C 18604 C 18605 D 18607 D 18609 A 18610 C 18611 A 18612 A 18613 D 18615 A 18616 A 18617 C 18618 B 18619 B 18620 C 18622 A 18622 B 18623 B r. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . infried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . iels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 3: ) Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der AU/UN-Hybrid- Operation in Darfur (UNAMID) auf Grundlage der Resolution 1769 (2007) des Sicherheitsrates der Vereinten Na- tionen vom 31. Juli 2007 und weiterer Mandatsverlängerungen durch den Si- cherheitsrat der Vereinten Nationen (Drucksache 16/10106) . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung deutscher Streitkräfte an der Friedensmission der Vereinten Nationen im Sudan (UNMIS) auf Grundlage der Resolution 1590 (2005) des Sicherheitsrates der Vereinten Na- tionen vom 24. März 2005 und weiterer Mandatsverlängerungen durch den Si- cherheitsrat der Vereinten Nationen (Drucksache 16/10104) . . . . . . . . . . . . . . r. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arina Schuster (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Norman Paech (DIE LINKE) . . . . . . . . . . mid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Herta Däubler-Gmelin (SPD) . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 u Protokoll gegebene Rede zur Beratung des ntrags: Aktives Wahlalter bei Bundestags- ahlen auf 16 Jahre absenken (172. Sitzung, agesordnungspunkt 30) laus Uwe Benneter (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 18624 C 18625 D 18626 C 18627 C 18628 B 18628 C 18628 D 18629 C 18630 C 18631 C 18632 C 18633 B 18634 C 18635 A 18635 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 174. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. September 2008 18539 (A) ) (B) ) 174. Sitz Berlin, Dienstag, den 1 Beginn: 10.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 174. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. September 2008 18635 (A) ) (B) ) ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union Untersuchungen zu Einstellungen unter 18-Jähriger zu Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates A s t U t w r D t E n A a d s d g i v l t v d f m v p A l W v n e w V b H w z S a D w s d h W g Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bulling-Schröter, Eva DIE LINKE 16.09.2008 Dr. Bunge, Martina DIE LINKE 16.09.2008 Dreibus, Werner DIE LINKE 16.09.2008 Evers-Meyer, Karin SPD 16.09.2008 Golze, Diana DIE LINKE 16.09.2008 Hänsel, Heike DIE LINKE 16.09.2008 Hörster, Joachim CDU/CSU 16.09.2008** Dr. Keskin, Hakki DIE LINKE 16.09.2008* Kramme, Anette SPD 16.09.2008 Kurth (Quedlinburg), Undine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.09.2008 Lenke, Ina FDP 16.09.2008 Lintner, Eduard CDU/CSU 16.09.2008** Nitzsche, Henry fraktionslos 16.09.2008 Dr. Nüßlein, Georg CDU/CSU 16.09.2008 Dr. Schmidt, Frank SPD 16.09.2008 Schultz (Everswinkel), Reinhard SPD 16.09.2008 Staffelt, Grietje BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.09.2008 Steppuhn, Andreas SPD 16.09.2008 Stokar von Neuforn, Silke BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.09.2008 Dr. Tabillion, Rainer SPD 16.09.2008 Zeil, Martin FDP 16.09.2008 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht nlage 2 Zu Protokoll gegebenen Rede zur Beratung des Antrags: Aktives Wahlalter bei Bundestagswahlen auf 16 Jahre absenken (172. Sitzung, Tagesordnungspunkt 30) Klaus Uwe Benneter (SPD): Wir Sozialdemokraten ind immer offen, wenn es darum geht, mehr Demokra- ie zu wagen – in Gesellschaft, Arbeitswelt, Schulen, niversitäten, Politik. Der Antrag, den wir heute disku- ieren, soll in diese Richtung gehen. Deshalb bekunden ir zunächst einmal Sympathie. Das allgemeine Wahl- echt, um das es hier geht, ist in der parlamentarischen emokratie das Hauptinstrument, um die politische Par- izipation der Bürger zu ermöglichen und zu garantieren. s ist in unserem demokratischen Staat das „vor- ehmste“ Recht des Bürgers, ein politisches Grundrecht. b wann die Bürger dieses Wahlrecht haben sollen, ist lso eine Frage von hoher Wichtigkeit. Aufgrund der Be- eutung der Frage ist das Wahlalter deshalb im Grundge- etz geregelt. Das Grundgesetz knüpft in Art. 38 das Wahlalter an ie Volljährigkeit. Das ist ganz sicher ein möglicher und ut vertretbarer Anknüpfungspunkt. Die Volljährigkeit st der Zeitpunkt, ab dem der Mensch zivilrechtlich in ollem Umfang handlungsfähig ist und für seine Wil- enserklärungen von seinen Mitmenschen voll in Haf- ung genommen werden kann. Mit der Volljährigkeit erliert der junge Mensch seine gesetzlichen Vertreter, ie bis zu diesem Zeitpunkt bedeutsame Rechtsgeschäfte ür ihn vorgenommen haben oder aber zumindest geneh- igen mussten. Der Volljährige gewinnt rechtlich seine olle Freiheit und Eigenverantwortung. An diesen Zeit- unkt auch das Wahlrecht anzuknüpfen, ist sinnvoll. ber es ist nicht zwingend. So wurde unter der sozial- iberalen Koalition von Willy Brandt 1970 das aktive ahlrecht erstmals durch eine Grundgesetzänderung on der Volljährigkeit abgekoppelt. Wählen konnte man ach dieser Änderung ab 18 Jahren, obwohl man damals rst mit 21 Jahren volljährig war. Fünf Jahre später urde die Volljährigkeit auf 18 Jahre abgesenkt, sodass olljährigkeit und Wahlrecht wieder zur gleichen Zeit egannen. Der Schritt damals war richtig. Eines der auptargumente damals – daran möchte ich erinnern – ar übrigens die Wehrpflicht. Denn das war nicht über- eugend: Ein junger Mann war zwar zum Dienst in den treitkräften oder zum Ersatzdienst verpflichtet, wurde lso für reif genug angesehen, im Verteidigungsfall für eutschland sein Leben einzusetzen, sollte aber nicht ählen dürfen? Dieser Widerspruch war kaum aufzulö- en. So wurde schließlich die Absenkung des Wahlalters er Vorreiter für die Absenkung der Volljährigkeit. Es gibt nun viele Argumente und Beobachtungen, die erangezogen werden, um eine weitere Absenkung des ahlalters zu begründen. Sie reichen von den Erfahrun- en mit dem kommunalen Wahlrecht ab 16 bis hin zu 18636 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 174. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. September 2008 (A) (C) (B) (D) Demokratie und demokratischem System. Vieles lässt sich wirklich hören. So hat man herausgefunden, dass Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren zufriedener mit der Demokratie sind und mehr über das politische Sys- tem wissen als die meisten anderen Altersgruppen (weil sie es gerade erst in der Schule gelernt haben). Der An- teil der politisch Interessierten in dieser Altersgruppe ist zwar leicht unterdurchschnittlich, liegt aber immer noch höher als 50 Prozent. Sehr interessant ist auch, dass die Wahlbeteiligung der 16- bis 17-jährigen bei den bisheri- gen Kommunalwahlen in den Ländern, in denen ab 16 ge- wählt werden darf, stets deutlich über der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen lag. Dennoch ist mein persönlicher Eindruck, dass die be- stehende Regelung für das Wahlalter bei Bundestags- wahlen von der ganz überwiegenden Mehrheit in der Be- völkerung und auch von der ganz überwiegenden Mehrheit in der betroffenen Altersgruppe als angemes- sen und richtig betrachtet wird. Die bestehende Rege- lung stärkt auch das Bewusstsein, dass das Wahlrecht keine Bagatelle, sondern in einer Demokratie ein Recht von großer Tragweite ist. Die Logik, dass mit Volljährig- keit und Wehrpflicht auch das Wahlrecht beginnt, über- zeugt offenbar die Menschen. Jede Absenkung hätte deshalb nach meiner Meinung den Charakter von Belie- bigkeit. Hier müssen wir aufpassen. Der heutige Antrag möchte die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre, der Deutsche Bundesjugendring fordert die Absenkung des aktiven Wahlalters auf 14 Jahre. Manche fordern das Wahlrecht ab Geburt. Unterhalb der Volljährigkeit kom- men wir leicht in einen willkürlichen Bereich. Schließlich: Politisches Denken und Handeln muss nicht erst mit dem Wahlrecht beginnen. Es beginnt mit Gesprächen und Diskussionen in der Familie, setzt sich fort im politischen Unterricht in der Schule und kann von dort zu ersten politischen Betätigungen in Vereinen, Verbänden oder den Jugendorganisationen unserer Par- teien führen. Von daher kann ich mit der bestehenden Verfassungslage an sich gut leben. Wenn wir mit dem Kommunalwahlrecht ab 16 Jahren, das wir in fünf Bun- desländern ja bereits haben, allerdings auf Dauer gute Erfahrungen machen, sehe ich Chancen, dass sich die Einstellungen ändern. Und zwar sowohl bei den Jugend- lichen selbst als auch bei der „volljährigen“ Bevölke- rung. Wir werden da genau hinschauen. 91, 1 0, T 174. Sitzung Berlin, Dienstag, den 16. September 2008 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()


    Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten

    Damen und Herren! Ein Tag im politischen Deutschland –
    Überschriften: „Finanzminister im Glück“, „Deutsch-
    land schreibt schwarze Zahlen“, „Staat erzielt
    6,7 Milliarden Euro Überschuss“, „Spielraum für Steu-
    ersenkungen“, „Die deutsche Wirtschaft fällt ins Stim-
    mungstief“, „Auf Talfahrt“, „Die Angst ist wieder da“.


    (Zurufe: Lauter!)


    elüberschriften aus renommierten deut-
    ungen, wie sie gegensätzlicher nicht sein
    t aber nicht etwa eine Collage aus Presse-
    rgangenen fünf, sechs, sieben Monate;
    1 b auf:

    ierung ein-
    über die

    Das sind Artik
    schen Tageszeit
    könnten. Das is
    artikeln der ve






    (A) )



    (B) )


    Bundesminister Peer Steinbrück
    nein, das ist das Ergebnis der Presseauswertung eines
    einzigen Tages, des 27. August 2008.


    (Zurufe: Lauter!)


    – Ich habe die Justierschraube leider nicht in der Hand.



Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Wir haben schon die Anweisung gegeben, die Laut-

stärke elektronisch zu justieren. Vielleicht können wir
uns ja darauf verständigen, dass der Finanzminister in
der Zwischenzeit ein bisschen lauter als üblich spricht
und das Plenum etwas leiser als üblich ist. Dadurch ließe
sich dieses Problem sicher lösen. – Bitte schön, Herr Mi-
nister.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das fängt ja wieder gut an! Disziplinierung!)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()


    Herr Präsident, in diesem Saal gibt es manche, die der

    Meinung sind, dass ich gelegentlich zu laut spreche. In-
    sofern folge ich dieser Aufforderung gerne.


    (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Ich war bei der Aussage stehen geblieben, dass die
    Artikel sehr unterschiedlich sind. Es handelt sich nicht
    um eine Collage aus Zeitungsmeldungen der vergange-
    nen sechs Monate oder des letzten Jahres, sondern um
    Zeitungsmeldungen eines einzigen Tages. Ich will da-
    rauf hinaus, dass diese Artikel eines einzigen Tages, die
    manchmal schon absurde Züge annehmenden, wirt-
    schafts- und finanzpolitischen Diskussionen im politi-
    schen Berlin wiedergeben.

    Diese Diskussion wird weiter aufgemischt von diver-
    sen Chefvolkswirten, vornehmlich aus Unternehmen der
    Finanzindustrie, die genau wissen, wie es um die Wirt-
    schaft in der Bundesrepublik Deutschland bestellt ist und
    was nottut. Wenn ich mir dann allerdings die Finanz-
    märkte und die Unternehmen, die sie vertreten, ansehe,
    wäre ich gelegentlich dankbar gewesen, wenn diese
    Chefvolkswirte ihre Fähigkeiten stärker dem Unterneh-
    men hätten zuteil werden lassen als diesen öffentlichen
    Verlautbarungen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Es finden sich auch diverse Professoren mit einer be-
    wundernswerten Prognosefähigkeit. In einer Sonntags-
    zeitung konnte ich die Prognosen von acht befragten
    Professoren lesen, die haargenau die Wahrscheinlichkeit
    einer Rezession voraussagen konnten, schade nur, dass
    diese acht verschiedenen Prognosen zwischen 5 bis
    50 Prozent lagen. Der Finanzexperte eines Kieler Insti-
    tuts bietet sich auch gern und regelmäßig als Kronzeuge
    an, sodass dieses Mal, einen Tag vor dem Beginn der
    Haushaltsberatungen, eine Wirtschaftszeitung mit der
    Behauptung aufmachen konnte: „Steinbrück verfehlt
    Etatziel“.


    (Jürgen Koppelin [FDP]: Sehr wahr!)


    k
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    (C (D Selbstverständlich wissen einige Oppositionspolitier ganz genau, dass uns aufgrund der absehbaren Konunkturentwicklung, des Konjunktureinbruches der Buneshaushalt um die Ohren fliegen wird. Merkwürdig ist ur, dass ich das fast wortgleich zum vierten Mal höre, eit ich in diesem Amt bin: schon für die Haushalte 006, 2007 und 2008. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Immer war es falsch!)


    llerdings haben wir die Erfahrung gemacht, dass am
    nde der Jahresabschluss im Ist immer besser gewesen

    st als der Sollabschluss.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Die Wirtschaftskonjunktur dreht in einen Ab-
    chwung. Das ist richtig; keiner verharmlost dies. Damit
    pringt offenbar die Konjunktur von Untergangsprophe-
    en und Krisenpredigern an. Das ist schädlich. Was mei-
    en Sie, wie solche Stellungnahmen auf die Bürgerinnen
    nd Bürger wirken, insbesondere wenn diese als Exper-
    enwissen quasi einen besonderen Ritterschlag bekom-
    en? Das heißt, diese rangieren auf der Glaubwürdig-

    eitsskala in der Öffentlichkeit wahrscheinlich weit
    berhalb aller ohnehin verdächtigen und propagandisti-
    chen Stellungnahmen der Politik. Verwirrt und orientie-
    ungslos ist wahrscheinlich noch freundlich ausgedrückt.
    ie führen sicherlich zu fortschreitender Politikverdros-
    enheit, weil unsere politischen Reaktionen den geweck-
    en Erwartungen wieder einmal nicht nachkommen wol-
    en oder teilweise nicht nachkommen können. Dieser
    ielstimmige Chor liefert Belege für Forderungen und
    orschläge, die sich Konjunkturprogramme, Antirezes-
    ionsprogramme, Entlastungsprogramme oder wie auch
    mmer nennen. Jeder ist für Entlastung – ich auch.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Doch die Frage lautet, ob dies mit unserer politischen
    ernunft, mit unserer finanzpolitischen Vernunft und mit
    nserem realistischen Sachverstand zu rechtfertigen ist
    der ob dadurch insbesondere unser politisches Handeln
    n der öffentlichen Wahrnehmung an Stringenz und Kon-
    equenz verliert. Dies würde in meinen Augen einen viel
    efährlicheren Entzug von Vertrauen in die Politik be-
    euten als die Weigerung, gelegentlich verständliche
    ünsche nicht zu erfüllen.

    Da die Steuereinnahmen des Bundes immer noch
    icht ausreichen, um schon heute keine neuen Schulden
    ehr zu machen, sind – genau wie in den letzten Jahr-

    ehnten – flächendeckende Entlastungen über die bereits
    rfolgten Entlastungen oder in Vorbereitung befindli-
    hen Entlastungen hinaus bis 2011 nur auf Pump mög-
    ich. Ich kenne in der Dimension von zweistelligen Mil-
    iardenbeträgen aufwärts keine realistischen Vorschläge,
    ie über die von der Bundesregierung ohnehin geplanten
    ntlastungsmaßnahmen oder zu übernehmende Ver-
    flichtungen hinaus – siehe ein Bundesverfassungsge-
    ichtsurteil zur steuerlichen Behandlung von Kranken-
    ersicherungsbeiträgen – durch Umschichtungen oder
    ürzungen finanziert werden könnten. Also läuft es auf
    ump hinaus.






    (A) )



    (B) )


    Bundesminister Peer Steinbrück
    Steuer- oder Ausgabengeschenke auf Pump engen
    aber unseren Handlungsspielraum immer weiter ein.
    Konkret heißt das: Schon heute können wir nur fünf von
    sechs eingenommenen Steuereuros für die verschiedens-
    ten Zwecke, für die verschiedensten staatlichen Leistun-
    gen, die ja von uns erwartet werden, an die Menschen
    zurückgeben. Jeder sechste Euro geht für Zinszahlungen
    an die Banken drauf. Das Geld ist weg, ohne dass damit
    ein einziger Euro getilgt worden ist. Jeder Häuslebauer,
    jeder Mittelständler weiß, dass diese Situation gefährlich
    ist. Steuerentlastungen oder Ausgabenprogramme auf
    Pump sind ein sehr vergiftetes Geschenk. Denn am Ende
    müssen sie immer bezahlt werden, vor allem von den-
    jenigen, die die Grundlast staatlicher Aufgaben finanzie-
    ren, also den Mittelschichten und den Mittelständlern,
    die mit höheren Steuern morgen zur Kasse gebeten wer-
    den.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


    Letztlich sind es immer wieder solche nicht nachhaltig
    finanzierten Geschenke, die langfristig zu einem Ver-
    trauensverlust der Bürger in die Politik führen; denn das
    dicke Ende kommt immer, üblicherweise erst nach Jah-
    ren. Dann wird von uns selbst und all denjenigen, die
    uns kritisch begleiten, die Frage gestellt: Warum konnte
    die Politik das nicht verhindern? Ich will damit sagen:
    Bevor man sich daran ausrichtet, was ankommt, sollte
    man wissen, worauf es ankommt.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ich habe die politische Erfahrung gemacht: Was die
    Menschen von der Politik erwarten, ist nicht Beliebig-
    keit, nicht Sprunghaftigkeit und auch nicht ein Verspre-
    chen für den kurzen Beifall eines Nachmittags. Sie er-
    warten von der Politik Orientierung, erst recht in Zeiten
    rasanter Umbrüche und erheblicher Verunsicherungen,
    die mit der Globalisierung und der demografischen Ent-
    wicklung unausweichlich und in manchen Beziehungen
    auch schmerzlich verbunden sind. Den Menschen Orien-
    tierung und Selbstvertrauen zu geben, heißt, ein realisti-
    sches Bild zu zeichnen und dabei auch das einzuordnen,
    was in unserem Land in den letzten Jahren passiert ist
    und worauf alle Deutschen stolz sein können.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Durch Reformen hat die Politik in den letzten fünf
    Jahren dazu beigetragen, dass die deutsche Wirtschaft
    heute wesentlich robuster und wesentlich wettbewerbs-
    fähiger aufgestellt ist und dass es deutlich weniger Ar-
    beitslose gibt. Ohne die diversen finanz-, haushalts- und
    arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen der letzten Jahre
    und ohne die Beiträge der Wirtschaft zur Verbesserung
    unserer wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit hätte uns
    die anhaltende und sehr ernst zu nehmende globale Fi-
    nanzmarktkrise aus der Bahn werfen können.

    Von vielen Experten der EU-Kommission, des Inter-
    nationalen Währungsfonds und der OECD und in vielen
    internationale Studien wurde uns bestätigt: Es hat sich
    gelohnt, dass wir nach dem tiefen Fall nicht im Stillstand
    verharrten, sondern uns auf den Weg gemacht und teil-
    weise auch schmerzhafte Veränderungen durchgeführt

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    (C (D aben, um die Bundesrepublik Deutschland auf der öhe der Zeit zu halten. Das Erstaunliche ist, dass uns as eher auswärtige und ausländische Beobachter konzeieren als wir uns selbst. Noch ist längst nicht alles geschafft, und noch ist nicht lles gelungen. Aber es gibt heute ein Drittel weniger Areitslose als noch vor zweieinhalb Jahren. Rund ,6 Millionen Menschen haben wieder Arbeit. Das gibt hnen und ihren Familien Zuversicht und eine Perspekive, die sie vorher nicht hatten. Die Zunahme sozialvericherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse hält brigens an. Gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl der soialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse m 600 000 gestiegen. Was besonders erfreulich ist und den Erfolg unserer rbeitsmarktreformen belegt, ist die Tatsache, dass auch iejenigen von der positiven wirtschaftlichen Entwickung profitieren, die früher kaum oder gar nicht davon rofitiert haben, nämlich die Langzeitarbeitslosen, die üngeren und die älteren. ie Langzeitarbeitslosigkeit ist gegenüber dem Vorjahr m 21 Prozent zurückgegangen, noch stärker als die Areitslosigkeit insgesamt. Der Aufschwung hat übrigens auch zu einer Trendende in der Armutsentwicklung beigetragen. Zwi chen 2005 und 2006 konnten 1,2 Millionen Menschen er Armut entfliehen; das konnte im Armutsbericht aufrund alter Daten bisher nicht berücksichtigt werden. Dessen unbenommen stimme ich der Einschätzung on Frank-Walter Steinmeier und vielen anderen zu, ass es unter den Bedingungen der Globalisierung ereblich schwieriger geworden ist, Armut zu bekämpfen. ir alle wissen, dass es zwei Schlüsselgrößen bzw. zwei oraussetzungen gibt, um bei der Armutsbekämpfung in eutschland weiterhin erfolgreich zu sein: noch mehr rbeit und Bildung. Meine Damen und Herren, die Erfolge, von denen ich prach, sind gut für alle, die wieder im Arbeitsprozess ind, und für ihre Familien. Wer hätte einen solchen Erolg vor fünf Jahren erwartet, und das in einem wirtchaftlichen Umfeld, das nicht etwa gleich geblieben ist, ondern sich dynamisch, teilweise sogar massiv veränert hat? Ein Blick nach China, Indien, Brasilien und ussland oder in Richtung vieler anderer Staaten, zum eispiel in der Golfregion, bestätigt dies. Wir haben in Deutschland vieles verbessert. Wir haen wieder Anschluss gefunden, und vieles ist uns geungen. Das sollte allen Menschen in Deutschland für en weiteren Weg Mut machen. Denn das zeigt uns etas, was wir nicht unterschätzen sollten: Auch in Zeiten er Globalisierung und vor dem Hintergrund, dass eutschland eine offene Volkswirtschaft ist, haben wir elbst in der Hand, was aus uns wird. Dazu bedarf es betimmter physischer Voraussetzungen für die Wirtchaftsleistung und die Verbesserung des materiellen ohlstandes in Deutschland; dazu gehören auch die Bundesminister Peer Steinbrück vielzitierten Rahmenbedingungen, die wir politisch setzen. Es bedarf allerdings – das geht meiner Meinung nach in vielen wirtschaftsund finanzpolitischen Debatten zu sehr unter – auch der mentalen Einstellung, Wohlstand nicht nur zu schätzen, als gegeben zu betrachten und ihn sozusagen zu konsumieren, sondern ihn auch aktiv anzustreben. Das ist mehr als Bewahrung und Verteilung, das ist Anstrengung, ein Wort, das uns Politikern mit Blick auf Popularitätskurven nicht so leicht über die Lippen kommt. In diesem Zusammenhang zitiere ich Helmut Schmidt aus seinem jüngsten Buch: Wir stehen vor der Alternative, entweder einen langsam fortschreitenden Verlust unseres Lebensstandards zu ertragen oder aber uns zu Leistungen zu befähigen. – Er fügt hinzu: zu Leistungen zu befähigen, welche einstweilen in Asien noch nicht vollbracht werden konnten. Er unterstreicht das Wort „einstweilen“, das ein Hinweis darauf ist, dass wir immer neu nicht billiger, sondern besser werden müssen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)





    (A) )


    (B) )


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Jetzt sagen einige: Gut, wirtschaftlich hat sich man-
    ches ausgezahlt. Es ist auch nicht alles falsch gemacht
    worden, auch nicht von dieser Großen Koalition. Wir ha-
    ben in den vergangenen Jahren einige Reformschritte ge-
    macht. Aber es ist doch alles ziemlich ungerecht, was
    damals und seitdem passiert ist.

    Diejenigen möchte ich an die ungerechte Situation
    erinnern, die sich seit den 90er-Jahren aufgebaut hat.
    Jahr für Jahr wurden immer mehr Menschen gegen ihren
    Willen in die Arbeitslosigkeit gedrängt. War das nicht
    ungerecht? Jahr für Jahr wurden mehr Menschen zum
    Teil gegen ihren Willen in die Frühverrentung hineinge-
    jagt. War das nicht ungerecht? Jahr für Jahr stieg die So-
    zialversicherungsabgabenlast als einzige Antwort da-
    rauf, die Sozialsysteme zukunftsfest zu machen. War das
    nicht ungerecht?

    Menschen, die dringend Hilfe brauchten, um einen
    Schul- und Berufsabschluss zu machen, um wieder Ar-
    beit zu finden, erhielten keine oder nur unzulängliche
    Hilfe. War das nicht ungerecht? Junge Familien mit Kin-
    dern erhielten viel zu wenig Unterstützung für Betreu-
    ung. Gleichzeitig beklagten damals schon viele die Aus-
    wirkungen des demografischen Wandels. War das nicht
    ungerecht?


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    All diese Ungerechtigkeiten gab es. Gelegentlich er-
    innern wir uns daran, dass es seinerzeit hunderttausende
    von Sozialhilfeempfängern gegeben hat, die weniger
    Geld bekamen, als heute Hartz-IV-Empfänger bekom-
    men,


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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    (C (D ie bei der Arbeitsplatzsuche keineswegs so behandelt orden sind wie heute nach dem Prinzip des Förderns nd Forderns, nämlich mit der klaren Sichtweise, ihnen o schnell wie möglich einen Arbeitsplatz wieder zu bechaffen. War das nicht ungerecht? Auf all diesen Feldern hat sich vieles verbessert, enn auch nicht alles gut genug ist. Wir haben aber einies erreicht, und wir sind auf dem richtigen Weg. Die in en vergangenen Jahren ergriffenen Maßnahmen waren icht nur in wirtschaftlicher Hinsicht richtig, sie haben uch zu mehr Teilhabe und deshalb zu mehr Gerechtigeit in unserer Gesellschaft geführt. Die von einigen – wie ich glaube, vorsätzlich – unterchlagene Frage lautet: Was wäre passiert, wenn nichts assiert wäre? Wir hätten immer neue Negativrekorde zu erzeichnen gehabt bei der Arbeitslosigkeit, bei der Verchuldung und beim Wirtschaftswachstum. Wir wären it dem Gewicht Deutschlands innerhalb der Europäi chen Union nicht auf derselben Höhe, wie wir es heute ind. Wir hätten immer mehr Menschen zurückgelassen. nternational hätten wir den Anschluss verpasst mit Folen für unsere Entwicklungsund Zugangsmöglicheiten und auch für unsere Möglichkeiten, die interationale Debatte zum Beispiel über die Prävention von inanzmarktkrisen zu beeinflussen. Die negativen Artikel über Deutschland Anfang diees Jahrzehnts sind doch noch alle in den tieferen chichten unseres Gedächtnisses abrufbar, die Artikel ber den kranken Mann in der zentraleuropäischen Lage, icht am Bosporus. Wir haben erlebt, dass nach „Ruckack“ und „Kindergarten“ „German Angst“ als das dritte m internationalen Sprachgebrauch übliche deutsche ort eingeführt wurde. Alles vergessen? (Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister: Sauerkraut!)


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Sauerkraut.


    (Heiterkeit)


    Wer hat mir den Hinweis gegeben? Herr Kollege
    chäuble, gut, es sind vier Begriffe.

    Seit Amtsantritt verfolge ich das Leitmotiv einer
    estaltenden Finanzpolitik. Seit drei Jahren setzen wir
    leichzeitig auf Wirtschaftswachstum und solides Haus-
    alten. Wir setzen gleichzeitig auf Zukunftsinvestitionen
    nd weniger Schulden. Wir setzen gleichzeitig auf eine
    tärkung der Wirtschaft und mehr Teilhabe für mög-

    ichst viele.

    Daran halte ich fest, unbenommen der Eintrübungen
    es wirtschaftlichen Umfeldes. Daran sollten wir alle
    zumindest in der Großen Koalition – festhalten.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Ich habe eingangs schon von den Spekulationen da-
    über gesprochen, ob die Rezession kommt, ob sie nicht
    ommt oder ob wir uns mitten in ihr befinden. Fakt ist:
    it einem Wirtschaftswachstum von 1,3 Prozent im

    rsten Quartal ist die deutsche Wirtschaft besser in das






    (A) )



    (B) )


    Bundesminister Peer Steinbrück
    laufende Jahr gestartet, als von vielen erwartet und
    prognostiziert wurde. Sie alle wissen, dass wir es im
    zweiten Quartal mit einem knapp rückläufigen Wirt-
    schaftswachstum zu tun haben, und ich kann nicht aus-
    schließen, dass das Wachstum auch im dritten Quartal
    nicht positiv sein wird. Schon hört man aus allen Ecken
    die Rufe des Entsetzens, dass wir in einer Rezession ste-
    cken. Diese verbreiteten Sado-Maso-Tendenzen sind mir
    ein absolutes Rätsel.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Um das anzumahnen: Uns Deutschen geht offenbar
    die Fähigkeit ab, Entwicklungen zu entdramatisieren, sie
    mit kühlerem Kopf zu analysieren und vor allen Dingen
    Balance im Urteil und im Vorgehen zu wahren, statt so-
    fort Worst-case-Szenarien zu entwerfen, die mit schöner
    Regelmäßigkeit im günstigsten Fall zum Untergang des
    Abendlandes führen.


    (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


    Nach meiner Einschätzung gibt es keinen Grund da-
    für, aufgrund eines unbestrittenen konjunkturellen Ab-
    schwungs solche Untergangsszenarien zu malen. Für das
    Gesamtjahr 2008 hält die Bundesregierung das von ihr
    prognostizierte Wachstum von 1,7 Prozent nach wie vor
    für realistisch. Das gilt erkennbar nicht nur für sie, son-
    dern auch für die Europäische Kommission, die in ihrer
    Einschätzung sogar von einem leicht höheren Wirt-
    schaftswachstum von 1,8 Prozent ausgeht. In den Über-
    schriften der Meldungen steht aber: Die EU-Kommis-
    sion prophezeit eine Rezession in Deutschland. – Nein,
    sie rechnete zu Beginn dieses Jahres mit einem höheren
    Wachstum als die Bundesregierung selber.

    Auch wenn das Wachstum im kommenden Jahr
    schwächer ausfallen dürfte, kann von einer Rezession
    keine Rede sein. Auf den Punkt gebracht: Wir befinden
    uns in einem Abschwung. Aufgrund der internationalen
    Entwicklung gibt es Risiken für eine Abwärtstendenz.
    Die Stichworte sind Ihnen allen geläufig. Eine Wirt-
    schaft mit einer positiven Entwicklung auf dem Arbeits-
    markt befindet sich aber nicht in einer Rezession.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Diese positive Entwicklung sollte auch nicht durch
    Kassandra-Rufe gestört werden. Es gibt so etwas wie
    eine negative Selffullfilling Prophecy.


    (Dr. Peter Struck [SPD]: Richtig, so ist es!)


    Alle, die mit Lustgewinn und teilweise auch deshalb, um
    ihre Wünsche zu begründen, Entlastungs- und Ausga-
    benprogramme aufzulegen, das Gespenst einer Krise an
    die Wand malen, sollten sich ihrer Verantwortung in ei-
    ner durchaus labilen Lage sehr stark bewusst sein. Fakt
    ist und bleibt: Die deutsche Wirtschaft ist wesentlich
    wettbewerbsfähiger und robuster als vor fünf Jahren.
    Deshalb sollten wir bei der Analyse der aktuellen wirt-
    schaftlichen Situation Maß halten.

    Dazu gehört auf der Negativseite, dass die global ver-
    ursachten Rekordpreise, die es bei der Energie und den
    Nahrungsmitteln gab und gibt, natürlich ihre Spuren

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    (C (D eim privaten Konsum hinterlassen. Die Inflationsrate ird im Jahresdurchschnitt voraussichtlich 3 Prozent be ragen. Ich gebe zu, dass die Menschen das Gefühl haben ürften, dass es 10 Prozent sind. Das hängt damit zusamen, dass gerade viele Güter des täglichen Bedarfs von reissteigerungen betroffen sind: an der Zapfsäule geauso wie im Supermarkt. Um das deutlich zu sagen: Ich sehe in diesen Preisteigerungen kein Übergangsphänomen, sondern eine eitere Stufe der Globalisierung. Bisher wirkte die lobalisierung preisdämpfend, weil immer mehr Men chen in die Weltwirtschaft integriert wurden und in ändern wie China und Indien und in den Ländern La einamerikas zunächst wenig Geld verdienten. Die niedigen Arbeitskosten konnten sich in niedrigen Preisen iederschlagen. Seitdem die Menschen in den Schwellenländern aber unehmend mehr Geld verdienen, fragen Millionen – um icht von Milliarden zu sprechen – Chinesen, Inder, Brailianer und viele andere heute mehr und auch höherwerige Güter nach. Genau wie wir wollen sie ein Auto, eien Eisschrank und einen größeren Wohnraum. Will hnen jemand vermitteln, dass die Pkw-Dichte bei ihnen er der Insel Föhr entsprechen soll? Können wir es ihnen it einer Art neokolonialistischer Einstellung verwei ern, dass sie nicht die Pkw-Dichte der Bundesrepublik eutschland und auch nicht unseren Anteil an Fernseern und Videorekordern anstreben sowie ihre Wohnunen nicht entsprechend heizen sollten? Gleichzeitig steigen die Arbeitskosten. Aus diesem oppelten Effekt aus höheren Arbeitskosten und der eltweit gestiegenen Nachfrage ergibt sich ein in der lobalisierung bisher nicht bekannter Inflationsdruck, er anhalten wird. Es hat keinen Sinn, zu behaupten, ass die Änderung globaler Nachfrageniveaus und die assive Veränderung globaler Nachfragestrukturen uasi nationalstaatlich bekämpft oder ausgeschlossen erden können, oder zu versprechen, dass die nationale olitik Wirkungskraft dagegen entwickeln kann. Das ann sie nicht. Es ist falsch, das den Menschen in eutschland zu verschweigen oder so zu tun, als ob man agegen mit einem Konjunkturprogramm auf Pump anehen könnte. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Weil mir an diesem Punkt sehr gelegen ist, will ich
    arauf noch einige Sätze verwenden, auch auf die Ge-
    ahr hin, dass ich langatmig werde.


    (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Noch langatmiger!)


    War das, was ich bisher gesagt habe, nicht ernst zu
    ehmen, Frau Künast? Das entnehme ich Ihrem Zwi-
    chenruf.


    (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch, aber nicht neu!)


    enn der Staat Fürsorgebereitschaft erklärt, ohne diese
    irklich erfüllen zu können, weil das außerhalb seiner
    eichweite oder seiner Möglichkeiten liegt, dann führt






    (A) )



    (B) )


    Bundesminister Peer Steinbrück
    das zu unerfüllbaren Kompensationsversprechen.
    Diese unerfüllbaren Kompensationsversprechen führen
    letztlich zu Enttäuschungen der Bürgerinnen und Bürger.

    Ich möchte den Sozialpsychologen Harald Welzer zi-
    tieren:

    Keine Demokratie der Welt kann dafür einstehen,
    wenn Ressourcen knapper und damit teurer werden;
    wenn sie

    – die Politik –

    Vertrauen erhalten will, muss sie paradoxerweise
    sagen, dass sie es nicht kann.

    Im Übrigen liegt, so schmerzlich das sein mag, in diesem
    Preissignal die Lösung. Verhaltensänderung, Produkt-
    und Prozessinnovation im Sinne höherer Energieeffi-
    zienz, moderne Kraftwerkstechnik, Kraft-Wärme-Kopp-
    lung und Gebäudetechnik, also alles, was zu einer größe-
    ren Unabhängigkeit von Energieimporten führt, wird
    durch diese Preissignale ausgelöst. Das heißt, diese
    Signalwirkung des Preismechanismus sollten wir nicht
    durch Subventionen aushebeln.

    Wie sollten wir auch, wenn der Preis für Rohöl wie
    ein Jo-Jo auf- und abgeht? Mal ist er bei fast 150 Dollar
    pro Barrel, jetzt liegt er unter 100 Dollar. Hätten wir da-
    rauf konkret die Steuer- und Ausgabenpolitik des Bun-
    des innerhalb von wenigen Monaten einstellen sollen?


    (Dr. Peter Struck [SPD]: Das ist richtig!)


    Was würden wir den Menschen an Subventionen ver-
    sprechen, wenn der Barrelpreis für Rohöl eines Tages
    bei 170, 180 oder 190 Dollar liegt? Die berechtigte
    Frage, auf die wir eine Antwort finden müssen, ist, wa-
    rum im Abwärtstrend die Benzinpreise nicht ebenso
    elastisch sinken, wie sie im Aufwärtstrend für die Ver-
    braucher steigen?


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)


    Ich will abschließend meine tiefe Skepsis gegenüber
    nationalen Konjunkturprogrammen in drei Argumen-
    ten schildern.

    Erstens. Es ist nicht möglich, eine konjunkturelle Ein-
    trübung, deren Ursachen eindeutig in globalen Preis-
    schüben und Finanzmarktkrisen liegen, mit einem natio-
    nalen Konjunkturprogramm zu bekämpfen. Wer das tut,
    verbrennt lediglich Steuergeld.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Wofür? Dafür, dass ein Konjunkturprogramm von zum
    Beispiel stattlichen 10 Milliarden Euro gerade einmal
    0,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der deutschen
    Volkswirtschaft entsprechen würde? Das ist viel zu we-
    nig, um selbst bei einer unterstellten 100-prozentigen In-
    landsnachfrage oder Inlandswirksamkeit einen nachhal-
    tigen Konjunktureffekt auszulösen.

    Zweitens. Jede Abkehr vom notwendigen Konsolidie-
    rungskurs, die mit einem Konjunkturprogramm verbun-
    den wäre, würde zwangsläufig zu gegenläufigen Ent-
    wicklungen führen. Wir sind schließlich nicht die

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    (C (D inzigen Akteure. Es wäre zu erwarten, dass wir die uropäische Geldpolitik der EZB gerade angesichts des erzeitigen Inflationsdrucks zu einer noch restriktiveren eldpolitik veranlassen könnten. Das heißt, je nach Ausaß würde dieses Konjunkturprogramm vielleicht stär er belasten, als es beschleunigend wirken könnte. Dann ätten wir mit Zitronen gehandelt. Drittens. Es wäre falsch, unseren bislang so erfolgreihen wirtschaftsund finanzpolitischen Kurs zu verlasen, um wieder ungebremst in neue Schulden mit einer erletzung der Generationengerechtigkeit zu flüchten. Der konjunkturstabilisierende Gesamteffekt 2008 daran will ich erinnern – aus der Initiative Wachstum, eschäftigung und Familienförderung einschließlich El erngeld und Kinderzuschlag, der Absenkung des Beirags zur Arbeitslosenversicherung von zunächst 4,2 auf ,3 Prozent sowie den Entlastungen der Wirtschaft durch ine Unternehmensteuerreform, beginnend mit dem . Januar dieses Jahres, beläuft sich immerhin schon auf 8 Milliarden Euro. Hinzu kommen Entlastungen für die irtschaft durch den Bürokratieabbau der Bundesregie ung. Mit diesen konjunkturellen Entlastungen von über en Daumen gepeilt 20 Milliarden Euro im laufenden ahr sind wir fast – nicht ganz: 0,8 bzw. 0,85 Prozent – in er Größenordnung dessen, was die Amerikaner gerade ls Konjunkturprogramm vom Stapel gelassen haben. ie Größenordnung von 150 Milliarden US-Dollar ent pricht ungefähr 1 Prozent des US-amerikanischen Brutosozialproduktes. Wichtiger Unterschied ist allerdings: ei uns geht es vornehmlich nicht um einen kurzfristien Konjunkturstimulus, sondern um die dauerhafte tärkung des Wachstums. Genauso wie jeder Privathaushalt kann auch der Staat eden eingenommenen Euro nur einmal ausgeben. Es ommt deshalb auf eine ausgewogene Balance zwischen en drei Zielen Fortsetzung der Haushaltskonsolidieung, Investition in Zukunftsprojekte und gezielt solide, egenfinanzierte Entlastungen für die Bevölkerung an. Mit anderen Worten kommt es auf eine gestaltende inanzpolitik an, die Wirtschaftsförderung und die Veresserung von Teilhabemöglichkeiten mit einer soliden aushaltspolitik verbindet. Wesentliches Markenzeichen er Großen Koalition ist die solide Haushaltsund Fianzpolitik, die mit weniger Schulden auskommt und leichzeitig mehr Investitionen in entscheidende Zuunftsfelder unserer Gesellschaft und Wirtschaft vorimmt. Ich freue mich deshalb, dass der vorliegende Entwurf es Haushalts 2009 und der Finanzplan bis 2012 unsere emeinsame und erfolgreiche Finanzpolitik der letzten ahre seit Gründung der Großen Koalition fortsetzen und iderspiegeln. Das wichtige finanzpolitische Ziel der roßen Koalition, ab 2011 keine neuen Schulden mehr u machen, rückt damit in greifbare Nähe. 2009 sinkt die Nettokreditaufnahme mit 0,5 Milliarden Euro auf den niedrigsten Stand seit der Bundesminister Peer Steinbrück Wiedervereinigung. 2010 wird sie mit 6 Milliarden Euro auf dem niedrigsten Stand seit 1974 liegen. 2011 soll der Haushalt ohne neue Schulden auskommen, und 2012 soll das strukturelle Defizit – das heißt, unter Herausrechnung von Einmaleffekten – auf Null sinken. Der Regierungsentwurf 2009 sieht Ausgaben in Höhe von 288 Milliarden Euro vor. Das ist ein Wachstum von 1,8 Prozent. Dieser – ich sage mit Absicht: geringe – Ausgabenanstieg liegt, das ist eine zentrale Botschaft des Haushaltsentwurfs, deutlich unter dem Anstieg des nominalen Bruttoinlandsproduktes. Das ist die Vergleichszahl. Das heißt, der Staat hält sich – anders, als man es gelegentlich entgegengehalten bekommt – weiter zurück. Die Staatsquote wird auch im nächsten Jahr weiter sinken. Sie liegt bereits in diesem Jahr unter der Staatsquote von Großbritannien, dessen angloamerikanisch ausgerichtetes Ordnungsmodell mir gelegentlich wie eine Monstranz entgegengehalten wird. Das Gerede über die krakenhafte Ausdehnung des Staates in Deutschland ist allein interessegeleitet, abgesehen davon, dass mir noch niemand eine angemessene Staatsquote wissenschaftlich bzw. objektiv definieren konnte. Auch im internationalen Vergleich kann ich keine Analogien erkennen. Es gibt Länder mit einer relativ hohen Staatsquote, die hoch erfolgreich sind, und es gibt Länder mit einer relativ niedrigen Staatsquote, die nicht minder erfolgreich sind. Warum wir alle uns dabei so verkämpfen und gelegentlich fast ideologische Gräben entstehen, ist mir nicht ganz klar. Wichtig ist allerdings, dass sich ein Teil der Ausgabensteigerung aus Sondereffekten ergibt, die direkt gegenfinanziert sind. Sie wissen, dass wir aus dem Zertifikatehandel netto 600 Millionen Euro beziehen, mit denen wir Umweltschutzund Klimaschutzmaßnahmen maßgeblich finanzieren können. Sie wissen auch, dass die Mehreinnahmen aus der Mauterhöhung eins zu eins in Investitionen zur Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur im Einzelplan 12 des Kollegen Tiefensee fließen. Das sind also Maßnahmen, die eins zu eins gegenfinanziert sind. Wenn ich diesen Effekt herausrechnen würde, dann hätten wir es mit einer Ausgabensteigerung von 1,3 Prozent zu tun. Auch im Finanzplanungszeitraum bis 2012 wachsen die Ausgaben im Jahresdurchschnitt nur um nominal 1,5 Prozent. Wir sind, wie ich glaube, auf der sicheren Seite. Das heißt zusammengefasst: Die Große Koalition steht für einen immer effizienteren und immer solider finanzierten Staat, der für seine Aufgabenerfüllung einen immer geringeren Anteil der gesamtwirtschaftlichen Ressourcen – von seinen Steuerbürgerinnen und Steuerbürgern – beansprucht. Besonders freue ich mich, dass es trotz dieses verhältnismäßig geringen Ausgabenanstiegs gelungen ist, zusätzliche Belastungen wegzustecken. Ein Tarifabschluss über 2 Milliarden Euro ist schließlich nicht einfach en passant zu bewältigen. Die Frage, wie wir den jährlich um 1,5 Milliarden Euro steigenden Bundeszuschuss an die gesetzliche Krankenver s l b l s D l d v e d M g o r t r A d f s g r K w S c s t g w Z t I r i s z w f A n 2 u k m z i e g (C (D icherung bewältigen, hat uns in den ersten Jahren ziemich beschäftigt. Inzwischen können wir empirisch elegen, dass uns dies gelingen kann. Ich weiß, dass um die Steuermehreinnahmen der etzten Jahre gerne Legenden gebildet werden, zum Beipiel die, dass der Bundesfinanzminister quasi wie agobert Duck in seinem riesigen Panzerschrank Mil iarden an Golddukaten hortet, in denen er badet, und ass er sehr wohl über die notwendigen Mehreinnahmen erfügt, um damit zusätzliche Verteilungsspielräume zu rschließen. Da werden dem Staat von Politik und Meien gleichermaßen in einem Atemzug gigantische ehreinnahmen und eine bodenlose Abzocke der Bür erinnen und Bürger unterstellt, um Erregungswellen der von mir aus auch eine höhere Auflage zu produzieen. Aber bei genauem Hinsehen entpuppen sich die meisen dieser Berechnungen als ziemliche Milchmädchenechnungen. (Jürgen Koppelin [FDP]: Sie können gut rechnen!)


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)





    (A) )


    (B) )


    (Beifall bei der SPD)


    uf drei Beispiele will ich eingehen. Es ist eine Mär,
    ass der Staat an den Preissteigerungen bei Kraftstof-
    en verdient. Fakt ist: Die Steuerbelastung des Kraft-
    toffverbrauchs hat sich seit 2004 trotz der eminent stei-
    enden Kraftstoffpreise kaum verändert. Für 2008
    echnen wir mit einem Steuermehraufkommen bei den
    raftstoffen in Höhe von 300 Millionen Euro. Damit
    ären wir auf dem Niveau von 2004. Es ist nicht der
    taat, der bei den steigenden Benzinpreisen mit entspre-
    hend sprudelnden Steuermehreinnahmen hinlangt. Es
    ind vielmehr Energiekonzerne, die die höchsten Quar-
    alsgewinne in ihrer Geschichte oder Rekordsteigerun-
    en im Jahresvergleich erzielen. Es ginge allen besser,
    enn diese Konzerne einen Teil ihrer unglaublich hohen
    usatzgewinne über niedrigere Preise an die Konsumen-

    en bzw. die Verbraucher zurückgäben.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    ch sage mit Bedacht und mit Blick auf eine Stabilisie-
    ung der wirtschaftlichen Entwicklung: Das liegt auch
    m Interesse der betreffenden Konzerne.

    Ich habe in diesem Zusammenhang allerdings nie ver-
    tanden, warum sich die Politik manchmal Schuhe an-
    ieht, die gar nicht in ihrem Schrank stehen, und warum
    ir uns das anschließend um die Ohren hauen. Ich will

    esthalten: Entgegen der landläufigen Meinung ist das
    ufkommen aus den Energiesteuern insgesamt, also
    icht nur aus den Steuern auf Kraftstoffe und Heizöl,
    007 im Vergleich zu 2006 – nun halten Sie sich fest! –
    m 2,4 Prozent gesunken. Dieser Trend setzt sich er-
    ennbar in den ersten Monaten des Jahres 2008 fort. Da-
    it will ich unterstreichen: Die Wahrnehmung, dass es

    usätzliche Verteilungs- oder Ausgabenspielräume gibt,
    st falsch. Auch jeder Landesfinanzminister müsste das
    igentlich wissen.

    Genauso maßlos überzogen werden die Auswirkun-
    en der sogenannten kalten Progression dargestellt.






    (A) )



    (B) )


    Bundesminister Peer Steinbrück
    Zwei Beispiele: Ein Single mit einem zu versteuernden
    Einkommen in Höhe von 25 000 Euro wird bei einer in-
    flationsgetriebenen Einkommenssteigerung in Höhe von
    3 Prozent mit weniger als 10 Euro pro Monat zusätzlich
    belastet. Bei einem Ehepaar mit einem zu versteuernden
    Einkommen in Höhe von 40 000 Euro sind es knapp
    14 Euro pro Monat. Jetzt kommen wir auf den Punkt:
    Tatsächlich gibt es ein Begriffswirrwarr. Viele meinen
    nicht den inflationsgetriebenen Staubsaugereffekt zulas-
    ten der Nettoeinkommen, sondern den tarifbedingten Ef-
    fekt. Das heißt, wir haben es im Tarifverlauf mit einer
    schnell wachsenden Grenzbesteuerung von mittleren
    Einkommen zu tun; das ist so. Aber dann sollten wir ers-
    tens in der politischen Aussage präziser werden. Zwei-
    tens halte auch ich das für ein Problem, dessen Beseiti-
    gung durch den sogenannten Mittelstandsbauch
    allerdings nicht unter 22 Milliarden Euro zu haben ist.
    Wir müssen diese Dimension deutlich machen, aber
    auch, wie das finanziert werden soll. Einen solchen Ein-
    nahmeverlust ohne Verwerfungen annähernd zu verkraf-
    ten, kann erst Thema werden, wenn wir im Bundeshaus-
    halt nicht mehr auf Pump leben, also keine neuen
    Schulden machen. Mehr Netto für unsere Kinder, das ist
    meine Devise.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ähnliche Verzeichnungen gibt es übrigens bei der
    Entfernungspauschale. Sie wirkt sich wegen des Ar-
    beitnehmerpauschbetrages in Höhe von 920 Euro für die
    Masse der Berufspendler, für alle mit bis zu rund
    14 Kilometer Fahrstrecke, rein rechnerisch überhaupt
    nicht aus.


    (Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Kaum jemand redet darüber. Von einer Wiedereinfüh-
    rung der Pendlerpauschale würde lediglich ein Siebtel
    der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler profitieren. Zah-
    len müssten dafür allerdings alle Steuerzahlerinnen und
    Steuerzahler. Das ist der Unterschied.

    Worauf ich hinaus will, ist Folgendes: Führen wir uns
    selbst und die Bürger – auch in Wahlkämpfen – bitte
    nicht hinter die Fichte!


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Der Löwenanteil der Steuereinnahmen resultiert aus der
    verbesserten Situation auf dem Arbeitsmarkt und aus
    dem höheren Wirtschaftswachstum. Mehr Beschäftigte
    als zuvor können nun Steuern zahlen. Die Unternehmen
    machen zudem höhere Gewinne. Das sind die Haupt-
    quellen der Mehreinnahmen und nicht eine relativ hö-
    here Belastung der Steuerbürgerinnen und Steuerbürger.
    Anders ausgedrückt: Der Anteil der Steuern und Abga-
    ben am Bruttoeinkommen ist von 1999 bis 2007 – also
    in den letzten fast zehn Jahren – nahezu für alle Bürge-
    rinnen und Bürger, bezogen auf das gleiche Einkommen,
    gesunken. Dass es andere Faktoren gibt, die den Geld-
    beutel geschmälert haben, ist mir bewusst. Das erwähne
    ich, damit ich nicht für blauäugig gehalten werde. Das

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    (C (D telle ich auch nicht in Abrede. Aber hier tut Aufklärung ot, welcher Anteil über Steuern und Abgaben generiert ird und welcher aus anderen Gründen. Möglichst rasch keine neuen Schulden mehr aufnehen zu müssen, das ist das eine Ziel der gestaltenden Fi anzpolitik. Das andere ist der Umbau der öffentlichen usgaben hin zu mehr Zukunftsinvestitionen. Desegen ist es richtig, dass wir nicht nur mit dem Bundesaushalt 2009, sondern auch mit dem Finanzplan und em laufenden Haushalt klare Schwerpunkte setzen. ch will aus Zeitgründen nicht alle erwähnen. Aber es ist ine bewusste Entscheidung der Großen Koalition, mehr ür Forschung und Entwicklung zu tun, nd das Ziel, auf der Basis der Lissabon-Strategie den nteil von Forschungsund Entwicklungsausgaben auf Prozent zu steigern, nehmen wir nach wie vor sehr rnst. Der Bundeshaushalt trägt dazu bei. Es ist wichtig, dass wir unsere internationalen Zusaen bezüglich der Entwicklungshilfe einhalten. o ist es kein Wunder, dass wir zusätzlich zu den Steigeungen, die wir schon in den letzten Haushalten und im aufenden hatten, sage und schreibe 1,25 Milliarden uro mehr allein für diese beiden Gebiete ausgeben. enjenigen, die die Steigerung bei der Entwicklungsilfe eher kritisch sehen, halte ich Folgendes entgegen: enn wir nicht in der Lage sind, die Probleme der be roffenen Länder mit Entwicklungshilfe vor Ort zu löen, dann wandern diese Probleme nach Europa und ach Deutschland. Wenn jemand von der Opposition glaubt, dass all iese Ausgaben – ich könnte das mit denjenigen für Kinerbetreuung und Infrastruktur fortsetzen – nicht notendige, jedenfalls gering zu schätzende Investitionen ind, dann steht er in der Bringschuld einer schlüssigen egründung. Es reicht dann nicht der oppositionelle Re lex, es müsse schneller, radikaler und schneidiger konolidiert werden. Vielmehr muss man sagen, ob man auf ie Unterstützung der wirtschaftlichen und gesellschaftichen Entwicklung in Deutschland durch diese wichtien Zukunftsfelder verzichten will. Diese Begründung üssen Sie dann liefern. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Es ist mir deshalb wichtig, dass wir die doppelte Stra-
    egie beibehalten, im Schuldenabbau voranzukommen
    nd gleichzeitig in den zentralen Themen wie Bildung,
    inderbetreuung, Infrastruktur, Entwicklungshilfe, For-

    chung und Entwicklung und – soweit der Bund das mit-
    ugestalten hat – berufliche Bildung sowie im Hoch-
    chulbereich das zu tun, was Zukunft für dieses Land
    rschließt.






    (A) )



    (B) )


    Bundesminister Peer Steinbrück

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Von den ungefähr 160 Milliarden Euro Steuermehr-
    einnahmen, die wir seit Gründung der Großen Koalition
    zu verzeichnen haben, sind ungefähr 55 Prozent in die
    Absenkung des strukturellen Defizits des Bundeshaus-
    haltes geflossen. 12 bis 15 Prozent entfielen auf die
    Schwerpunkte, die ich eben genannt habe.

    Mir ist durchaus bewusst, dass die zunehmenden
    Preissteigerungen trotz höherer Löhne in diesem Jahr
    viele Menschen ebenso belasten, wie sie das erfolgreiche
    Wirtschaften vieler Mittelständler erschweren. Da helfen
    nur solide gegenfinanzierte Entlastungen, aber keine
    Versprechen. Deshalb will ich an dieser Stelle darauf
    hinweisen, dass weitere gezielte und gegenfinanzierte
    oder gegenzufinanzierende Entlastungen im zweistelli-
    gen Milliardenbereich auf der Tagesordnung unserer Be-
    ratungen stehen.

    Erstens die Familienförderung: Mit Blick auf den
    kommenden Existenzminimumbericht haben wir haus-
    halterische Vorsorge für den Bund in Höhe von
    1 Milliarde Euro in unserem Haushaltsplanentwurf ge-
    troffen. Das sind, auf den Gesamtstaat bezogen, Entlas-
    tungen für die Familien von über 2 Milliarden Euro. Was
    allerdings die konzeptionelle Ausrichtung der Familien-
    leistungen betrifft, so gibt es aus meiner Sicht noch Be-
    ratungsbedarf.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Ich halte an meiner Auffassung fest – sei es auch, dass
    ich in einer kleinen, aber feinen Minderheit bin –, und
    die jüngste repräsentative Umfrage, die meinem Minis-
    terium vorliegt, bestärkt mich in meiner Grundhaltung.
    Mit großem Abstand wünschen sich die Menschen einen
    weiteren Ausbau der Betreuungsmöglichkeiten für Kin-
    der. Dies ist ihnen wichtiger als Kindergeld.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Hans Peter Thul [CDU/CSU] – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Damals haben Sie noch gesagt: Mehr Netto für Kinder!)


    Auf die Frage, ob wir 25 000 zusätzliche Kindergärt-
    nerinnenstellen – nach Lage der Dinge weniger Kinder-
    gärtnerstellen – finanzieren oder das Kindergeld um
    10 Euro erhöhen sollen, antworten 80 Prozent der Be-
    völkerung, dass sie für die Einstellung von 25 000 Kin-
    dergärtnerinnen sind.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Irrtum! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Mehr Netto für Familien!)


    Ich will an dieser Stelle – auch auf die Gefahr hin,
    dass sich da Meinungsverschiedenheiten auftun – einen
    anderen Punkt nicht verschweigen: So schnell bekom-
    men Sie mich nicht da hin, dass es einfach nur um eine
    Erhöhung des Kinderfreibetrages geht.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


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    (C (D ielmehr bin ich der Auffassung, dass jedes Kind Vater taat gleich viel wert sein muss. Das ist über den Kinerfreibetrag nicht gewährleistet. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Hans Peter Thul [CDU/CSU])


    Mein Ministerium hat deshalb die Idee eines Kinder-
    rundfreibetrages geprüft, mit dem wir diese Unge-
    echtigkeit beseitigen wollen. Denn nicht der Kinderfrei-
    etrag, sondern ein Kindergrundfreibetrag stellt sicher,
    ass jedes Kind steuerlich gleich viel zählt. Das ist für
    ich eine Gerechtigkeitsfrage.


    (Beifall bei der SPD)


    as heißt, wir haben dort einen Beratungsbedarf, aber
    ir sind uns in der Tendenz im Lichte des Existenzmini-
    umberichtes über das Ob einig.

    Die zweite Entlastungsmaßnahme wird die uns vom
    undesverfassungsgericht aufgetragene bessere steuer-

    iche Absetzbarkeit von Krankenversicherungsbei-
    rägen sein. Diese wird sich natürlich nicht alleine auf
    ie Mitglieder der privaten Krankenversicherungen er-
    trecken können, weil sonst eine Unwucht darin wäre;
    as wird sich vielmehr auch auf die Mitglieder der ge-
    etzlichen Krankenversicherungen erstrecken müssen.

    ir reden in diesem Zusammenhang immerhin über eine
    ntlastungsmaßnahme in Höhe von – halten Sie sich

    est! – 8 bis 9 Milliarden Euro. Wir planen, nur einen
    ergleichsweise geringen Anteil dieser Entlastungen
    urch Belastungen an anderer Stelle gegenzufinanzieren,
    eil ich in der Tat verhindern möchte, dass einzelne
    ürgerinnen und Bürger, die vielleicht nur eine geringe
    ntlastung haben, plötzlich quasi durch die Hintertür an
    er Gegenfinanzierung mitbeteiligt sind und belastet
    erden.

    Drittens steht eine weitere Senkung des Beitragssat-
    es zur Arbeitslosenversicherung in Rede. Über die
    öhe der weiteren Absenkung wird zu reden sein. Sie
    arf in meinen Augen nicht so weit gehen, dass darunter
    ie Erfüllung der eigentlichen Aufgabe der Bundesagen-
    ur für Arbeit leidet, nämlich Dienstleistungen für Ar-
    eitslose zu erbringen und Arbeitslose zu fördern. Ich
    öchte auf Dauer die Situation vermeiden, dass der
    und je wieder ein Darlehen oder einen Zuschuss an die
    undesagentur geben muss.


    (Beifall bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Das wollen wir auch!)


    ch halte übrigens den klagenden Arbeitgeberorganisa-
    ionen vor, dass sie so tun, als ob der jetzige Mechanis-

    us zwischen Bundeshaushalt und Bundesagentur des
    eufels bzw. verfassungsrechtlich dubios sei. Als der
    und eingezahlt hat, war das für die Arbeitgeber nicht
    ubios. Da haben sie das Geld gerne mitgenommen.


    (Beifall bei der SPD)


    ch will daran erinnern, dass der Bund Zuschüsse – lei-
    er Gottes waren das keine Darlehen; sonst könnte ich
    ie Rede jetzt abbrechen – in Höhe von 40 Milliarden
    uro gezahlt hat. Das waren im Jahresdurchschnitt
    Milliarden Euro. Das ist eine ungeheuere Summe, und






    (A) )



    (B) )


    Bundesminister Peer Steinbrück
    da hat sich kein einziger Arbeitgeber darüber aufgeregt,
    dass es einen solchen Beitrag zugunsten der Bundesan-
    stalt bzw. der Bundesagentur gegeben hat.

    Viertens wird die vom Kabinett bereits beschlossene
    Verbesserung der Mitarbeiterkapitalbeteiligung zu
    einer Entlastung von 230 Millionen Euro führen.

    Fünftens könnte ich mir vorstellen, dass die Erhö-
    hung des Wohngeldes vorgezogen wird, um dazu bei-
    zutragen, dass die deutlichen Energiepreissteigerungen
    gerade von Bedürftigen leichter getragen werden kön-
    nen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Sechstens laufen bereits Ressortgespräche nicht nur
    über eine Vereinfachung, sondern auch über eine weitere
    Verbesserung der steuerlichen Absetzbarkeit von
    Dienstleistungen in den privaten Haushalten. Das ist
    nicht wenig, aber es wird darauf ankommen, dass das so-
    lide gegenfinanziert wird.

    Zum aktuellen wirtschaftlichen Umfeld gehört auch
    die globale Finanzmarktkrise. Ich werde kaum eine
    Rede zur Einbringung des Haushalts halten können, die
    nicht auf dieses Thema eingeht. Diese Finanzmarktkrise
    ist sehr ernst und weitreichend und belastet selbstver-
    ständlich auch Deutschland. Um wie viel schwerer aller-
    dings die Auswirkungen sein können, zeigt uns ein Blick
    in die USA und nach Großbritannien, wo Hypothekenfi-
    nanzierer zusammenbrechen und weitere Finanzinstitute
    in existenzielle Nöte gekommen sind. Ausgerechnet in
    den traditionell marktwirtschaftlich geprägten angel-
    sächsischen Ländern wussten sich die Verantwortlichen
    nicht anders als mit Verstaatlichung zu helfen.


    (Jörg Tauss [SPD]: Interessant!)


    Ich habe mir mehrfach vorgestellt, was wohl passiert
    wäre, wenn ein sozialdemokratischer Bundesfinanz-
    minister in Deutschland für die Verstaatlichung einer
    Bank eingetreten wäre.


    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD)


    Im Falle von Northern Rock – das war der erste Fall –,
    aber auch mit einer gewissen zeitlichen Abfolge bei Fan-
    nie Mae, Freddie Mac und Bear Stearns konnte der Zu-
    sammenbruch nur noch durch eine Quasiverstaatlichung
    – die Amerikaner nennen das Conservatorship, was ich
    recht witzig finde, weil dieser Begriff ganz gut um-
    schreibt, was dort stattfindet – abgewendet werden. Da-
    durch sind die britischen und die amerikanischen Steuer-
    zahler zu 100 Prozent in Haft genommen worden. Ich
    bin sehr froh, dass wir das in Deutschland haben verhin-
    dern können.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Im Übrigen fällt mir auf, dass in dem einen Fall, nämlich
    dem der USA, die milliardenschweren Rettungsaktionen
    der Regierung als Beleg für die Tatkraft und Handlungs-
    fähigkeit der Regierung gelobt werden, während in dem
    anderen Falle, nämlich in Deutschland, vornehmlich von

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    (C (D ernichtung von Steuergeldern und dem vollständigen ersagen der Verantwortlichen die Rede ist. lso: Entweder oder. Diese Beliebigkeit, nämlich den ritischen Standpunkt chamäleonhaft zu wechseln, trägt icht zum Erkenntnisgewinn bei. Das US-Budgetdefizit wird auf 4,2 Prozent steigen. ir müssen damit rechnen, dass darüber die globalen ngleichgewichte weiter wachsen. Dabei geht es um ein taatsdefizit der USA von sage und schreibe 600 Mil iarden US-Dollar. Mit Lehman Brothers ist gestern die iertgrößte Bank der USA in die Insolvenz gegangen. ie Rettungsversuche über das Wochenende sind ge cheitert, weil in diesem Fall die amerikanische Regieung nicht mehr bereit gewesen ist, mit öffentlichem eld zu helfen. Weitere Institute in den USA, Banken ie Versicherungen, stehen unter einem erheblichen ruck. Das, was dort im letzten halben Jahr stattgefunen hat, ist unfassbar. Vor einem halben Jahr gab es noch ünf oder sechs große Investmentbanken; heute gibt es ur noch zwei. Obwohl diese Finanzmarktkrise zweifellos das größte onjunkturelle Risiko auch für die deutsche Volksirtschaft darstellt, halte ich die möglichen Auswirkunen auf uns auch nach allen Erkundigungen, insbesonere nach Gesprächen mit dem Bundesbankpräsidenten nd mit der Bankenaufsicht, für begrenzt. Nach den uns orliegenden Informationen bewegen sich die finanzielen Engagements deutscher Kreditinstitute bei der ehman Brothers Holding, die einen Antrag auf Gläubierschutz gestellt hat, in einem überschaubaren Rahmen nd sind verkraftbar. Sie wissen, dass die europäischen entralbanken gestern Mittag sehr schnell mit Liquidität eholfen haben. Zehn große Banken haben einen Liuiditätsschirm von 70 Milliarden Euro gespannt. Die ückmeldungen der deutschen Kreditinstitute lauten, ass der Tag gestern weitgehend stressfrei verlaufen ist. Es gibt keinen Anlass – das sage ich sehr bewusst –, n der Stabilität des deutschen Finanzsystems zu weifeln. Die Widerstandsfähigkeit der deutschen Kreditnstitute ist deutlich besser geworden. Ich füge hinzu: as deutsche Universalbankensystem hat sich als robus er und resistenter herausgestellt als das amerikanische ankensystem. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD)


    ort landet man jetzt bei dem Konstrukt von Universal-
    anken, das wir längst haben.

    In den USA sind die Kreditkonditionen seit Ausbruch
    er Krise natürlich deutlich verschärft worden. Das wird
    uch in Europa stattfinden, auch in Deutschland. Aber
    nsgesamt ist das Kreditwachstum in Europa – das ist
    eine schlechte Nachricht – kaum beeinträchtigt. In
    eutschland verdanken wir dies nicht zuletzt – darauf
    ill ich ein paar Worte verlieren – den Sparkassen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Roland Claus [DIE LINKE])







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    Bundesminister Peer Steinbrück
    Die deutschen Sparkassen haben trotz eingetrübter
    Konjunktur und Finanzkrise im ersten Halbjahr sogar
    wesentlich mehr Kredite an Unternehmen vergeben als
    im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die hierdurch er-
    zielte Stabilität ist ein Vorzug des häufig gescholtenen
    Drei-Säulen-Modells in Deutschland.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Deshalb unterstreiche ich hier noch einmal, dass ich
    den öffentlich-rechtlichen Charakter der Sparkasse in
    Deutschland für einen Standortvorteil halte – im Sinne
    des Wettbewerbs, im Sinne der Mittelstandsfinanzie-
    rung, im Sinne der Dienstleistungen für die Bürgerinnen
    und Bürger und der Flächenversorgung mit Finanz-
    dienstleistungen, die nicht einer Gewinnmaximierungs-
    strategie unterliegen.


    (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das muss auch für die Landesbanken gelten!)


    Die öffentlich-rechtlichen Sparkassen gehören zur
    Rechts- und Eigentumsordnung der Bundesrepublik
    Deutschland. Sie sind im europäischen Vertragsrecht
    und durch zwischenzeitliche Verständigung mit der
    Kommission abgesichert. Deshalb sage ich: Auch nur
    die indirekte Gefährdung dieses Status wird die Bundes-
    regierung nicht hinnehmen können.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ich will ich in dieser Passage – einen Zwischenruf
    aufgreifend – auch nicht meine Enttäuschung darüber
    verhehlen, dass es bisher nicht zu einer weiteren Konso-
    lidierung bei den Landesbanken gekommen ist.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


    Diese Konsolidierung wird ohne die Option, sich auch
    für privates Kapital zu öffnen, nicht funktionieren. Des-
    halb unterscheide ich hier zwischen den Sparkassen und
    den Landesbanken.

    Es kann umgekehrt allerdings nicht sein, dass die
    Sparkassen als Rückgrat des deutschen Mittelstandes
    möglicherweise dafür in Mitleidenschaft gezogen wer-
    den, dass es zur rechten Zeit auch aus politischer Kurz-
    sichtigkeit nicht zu einer horizontalen Fusion bei den
    Landesbanken gekommen ist.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Mit etwas mehr politischer Weitsicht hätten wir heute
    nicht die Probleme mit der Europäischen Kommission,
    auch nicht im Fall der WestLB. Was wir auf den Finanz-
    märkten erleben, ist atemberaubend und zerstört bei vie-
    len Menschen den Glauben an die Integrität und Stabili-
    tät des Finanzsektors. Ich bin darauf und auf die
    Notwendigkeit, auf internationaler Ebene eine stärkere
    und effektivere Regulierung zu verankern, in einer Re-
    gierungserklärung im Februar oder im März eingegan-
    gen, sodass ich mir hier weiter gehende Bemerkungen
    sparen möchte, obwohl die Wucht und die Komplexität

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    (C (D ieses Themas eigentlich eine intensivere Beschäftigung erlangen. Helmut Schmidt benutzte anlässlich seiner Rede zum 0. Geburtstag von Berthold Beitz in der Villa Hügel im ahr 2003 erstmals den Begriff des Raubtierkapitalisus. In der Tat sind Exzesse, Zügellosigkeit und maß ose Übertreibungen festzustellen, die den Finanzienstleistungssektor nachhaltig beschädigen können. as sollte allerdings nicht mit Häme oder mit einem lumpen antikapitalistischen Reflex kommentiert weren, weil dieser Finanzdienstleistungssektor inzwischen icht nur selber ein enormer Wirtschaftsfaktor ist, sonern auch von entscheidender Bedeutung für die große nd starke Realwirtschaft in der Bundesrepublik eutschland ist. Wir haben ein massives Interesse an eiem wettbewerbsfähigen, tüchtigen, gut aufgestellten Fianzsektor. Daran sollte vor dem Hintergrund der Berachtung der jetzigen Krise kein Zweifel auftauchen. Allerdings sind umgekehrt auch die Apologeten einer igiden Marktwirtschaft widerlegt worden. Erkennbar ist er Markt alleine nicht in der Lage und nicht befähigt, pekulative Zügellosigkeit mit einem selbstzerstörerichen Charakter zu verhindern oder einzudämmen. In der Rede auf Berthold Beitz führte Helmut chmidt aus: In den 90er Jahren haben private Habgier und Rücksichtslosigkeit, Machtgier und auch Größenwahn einen allzu großen Einfluss auf das Verhalten mancher Manager ausgeübt – nicht bloß in den USA, sondern auch bei uns. Undurchsichtige Bilanzund Finanzkunststücke und sagenhafte Selbstbereicherung sind leider ziemlich häufig und ziemlich marktgängig geworden. Ich habe dem nichts hinzuzufügen – außer der Tatsahe: Es war diese Bundesregierung, die während unserer -7-Präsidentschaft, während unserer EU-Präsident chaft vor der Finanzmarktkrise, beginnend mit dem ahr 2007, als Erste das Thema einer stärkeren Regulieung, der Einführung von Verhaltenskodexen und andeer Maßnahmen auf die Tagesordnung gesetzt hat. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    (Beifall bei der SPD)


    ch kann mich an meine Enttäuschung erinnern, als da-
    als der anglo-amerikanische Sektor sowohl anderen
    itgliedern des Kabinetts – an der Spitze die Bundes-

    anzlerin – wie auch mir gegenüber dem bei den ein-
    chlägigen Veranstaltungen gelinde und höflich ausge-
    rückt sehr reserviert gegenübergestanden hat.

    Ich will auf weitere Vorschläge mit Blick auf das Fi-
    ancial Stability Forum und auf die Debatte des jüngsten
    inanzministerrats, Ecofin, in Nizza nicht weiter einge-
    en; Sie sollten nur wissen: Da sind die ersten Schritte
    emacht worden, um in Europa eine Gruppenaufsicht für
    renzüberschreitende Banken- und Versicherungsgrup-
    en einzuführen. Also: Auch im Bereich der Aufsicht
    eht es schrittweise voran. Ich will gar nicht ausschlie-
    en, dass am Ende dieser Entwicklung eines Tages eine






    (A) )



    (B) )


    Bundesminister Peer Steinbrück
    europäische Aufsichtsbehörde für Wertpapiere, Versi-
    cherungen und Banken steht.

    Ich wage zu behaupten, dass wir in Deutschland weit
    stärker von der Finanzkrise in Mitleidenschaft gezogen
    worden wären, wenn wir die Hände in den Schoß gelegt
    hätten und die IKB sehenden Auges in die Insolvenz
    hätten gehen lassen.


    (Beifall bei der SPD)


    In den entscheidenden Situationen, wo es darum ging,
    darüber zu entscheiden, gab es keine ernstzunehmende
    Stimme, die nicht dazu geraten hat, die IKB zu retten,
    weil die Risiken für den gesamten deutschen Finanz-
    markt zu groß gewesen wären und vor allen Dingen aus-
    ländische Akteure auf unseren Märkten nachhaltig ver-
    unsichert worden wären.

    Die Verstaatlichung wie in Großbritannien oder wie
    in den USA kam nicht infrage. Auf der anderen Seite
    mussten wir befürchten, dass eine Insolvenz der IKB zu
    gefährlichen Dominoeffekten führen würde, nicht zuletzt
    wegen der Verbindlichkeiten bei ihr. 25 oder 26 Milliar-
    den Einlagen – was wäre denn im Rahmen eines Insol-
    venzverfahrens mit denen passiert? Es waren institutio-
    nelle Anleger dabei, vielleicht eine Sparkasse aus Ihrem
    Wahlkreis, vielleicht eine Raiffeisen-Volksbank aus Ih-
    rem Wahlkreis, vielleicht eine gesetzliche Krankenversi-
    cherung.


    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Nicht nur vielleicht!)


    – Ich meine: vielleicht in Ihrem Wahlkreis.


    (Heiterkeit – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Der Kalb ist ein sehr guter Wahlkreisabgeordneter!)


    Das heißt, wir hätten erhebliche Auswirkungen mit
    Blick auf diese Verbindlichkeiten, auf die Kreditkondi-
    tionen für die Wirtschaft und auf die Refinanzierungsbe-
    dingungen für andere Institute auf breiter Front gehabt.
    Das alles wäre den Steuerzahler teurer zu stehen gekom-
    men als das, was wir gemacht haben. Vor dem Hinter-
    grund bin ich froh darüber, dass die KfW die IKB ver-
    kaufen konnte. Die beiden beteiligten Häuser, das
    Wirtschaftsministerium des Kollegen Glos und mein
    Haus, sind gern bereit, den Ausschüssen zu diesem Ver-
    kaufsvorgang weiter zu berichten.

    Wer das Morgen nicht bedenkt, wird Kummer haben,
    bevor das Heute zu Ende geht. – Das ist ein Satz von
    Konfuzius, den er den einzelnen Menschen mitgegeben
    hat, damit sie auf ihrem Lebensweg edler werden. Für
    den Finanz- und Wirtschaftspolitiker bedeutet diese
    Weisheit, dass er, wenn er zukunftsfeste Politik für sein
    Land machen möchte, gelegentlich über den eigenen
    Tellerrand hinausschauen und sich einen Eindruck davon
    verschaffen muss, was eigentlich um ihn herum passiert.

    Angesichts der beeindruckenden Dynamik, die ich bei
    meinen Reisen, übrigens auch unter Begleitung von Ab-
    geordneten dieses Hauses, beobachten kann, hat sich
    mein Eindruck verstärkt, dass wir Zeugen einer massi-
    ven, von der Globalisierung getragenen Neuverteilung

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    (C (D es weltweiten Wohlstands sind. Dies sagen wir den enschen in Deutschland zu wenig und zu selten. Die lobalisierung ist irreversibel. Wir müssen sie annehen, allerdings mit dem Anspruch, sie mit zu gestalten. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nicht uns angucken! Gucken Sie ein bisschen mehr nach links!)


    Wir können sie umso besser mit gestalten, je größer
    as Gewicht Deutschlands sowohl in politischer als auch
    n wirtschaftlicher Sicht in der internationalen Szene ist.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Ich kann mir in diesem Zusammenhang übrigens
    chwer vorstellen, dass das Zentralkomitee der chinesi-
    chen kommunistischen Partei von der Forderung der
    inkspartei sehr beeindruckt wäre, das Rad der Globali-
    ierung anzuhalten. Das glaube ich nicht.


    (Bodo Ramelow [DIE LINKE]: Das macht doch keiner! Das sagen wir doch nicht!)


    Dank der Globalisierung haben inzwischen Milliar-
    en von Menschen gerade in den Schwellenländern die
    hance, sich zum ersten Mal aus eigener Kraft aus der
    rmut zu befreien und sich einen eigenen Wohlstand

    ufzubauen. Dadurch wächst der weltwirtschaftliche
    uchen. Es geht nicht darum, den bestehenden Kuchen
    eu zu verteilen, sondern es geht darum, diesen Kuchen
    rößer zu machen. Für uns Deutsche bedeutet dies, dass
    ich uns erhebliche Chancen eröffnen. Die Zahlen in die-
    em Zusammenhang sind eindrucksvoll: Allein in China
    ählen mittlerweile 200 Millionen Menschen zur Mittel-
    chicht. Schätzungen gehen davon aus, dass es in den
    ächsten zehn Jahren 700 Millionen Menschen sein wer-
    en, die eine entsprechende Kaufkraft haben werden.
    uch deshalb bin ich der Meinung, dass die mittel- bis

    angfristigen Aussichten für die deutsche Wirtschaft
    eutlich besser sind, als die Skeptiker dies täglich aus-
    eisen.

    Für uns bedeuten die globalen Trends eben nicht nur
    teigende Preise für Rohstoffe und Energie. Aufgrund
    es steigenden Wohlstandes in den Schwellenländern
    edeuten sie auch mehr Nachfrage nach Hochtechnolo-
    ie und vor allem nach allen Verfahren und Produkten,
    ie zu einer Entkopplung von Umwelt- und Ressourcen-
    erbrauch auf der einen Seite und Wirtschaftswachstum
    uf der anderen Seite beitragen. Wer ist dort gut aufge-
    tellt? Deutschland. Also sollten wir diese Chancen nut-
    en.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Voraussetzung ist, dass wir uns auf Stärken rückbe-
    innen, die wir über Jahrzehnte hatten, in den ostdeut-
    chen Ländern ebenso wie in den westdeutschen Län-
    ern. Ich meine damit den Willen, etwas aufzubauen,
    ründlicher und zuverlässiger zu arbeiten als andere und
    arüber auch den Spaß und die Freude an Neuem und an
    eränderungen nicht zu verlieren. Das sind Tugenden,
    ie uns über Jahrzehnte – wenn nicht über Jahrhunderte –
    usgezeichnet haben und die wir aus meiner Sicht heraus
    flegen müssen, wenn wir als 80-Millionen-Volk in ei-






    (A) )



    (B) )


    Bundesminister Peer Steinbrück
    ner arbeitsteiligen Weltwirtschaft mit mehreren Milliar-
    den Menschen nicht nur bestehen, sondern unseren
    Wohlstand halten und möglichst steigern wollen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Was angesichts der Globalisierung, der zunehmenden
    Alterung unserer Gesellschaft und nach wie vor knapper
    öffentlicher Finanzen gewiss kein Zukunftsversprechen
    birgt, ist eine Haltung, nach der das Wachstum der Wirt-
    schaft etwas Urwüchsiges und Automatisches zu sein
    scheint, von dem alle gern profitieren, allerdings ohne
    sich über die Voraussetzungen dazu Gedanken zu ma-
    chen. Vielleicht sollte man nicht nur auf die Verteilungs-
    seite gucken. Vielleicht sollte man auch einmal auf die
    Erwirtschaftungsseite schauen.

    Das Bild von dem Boot, in dem wir alle sitzen, ist
    – wie ich weiß – überstrapaziert, aber nicht falsch. Das
    Problem ist, dass unser Boot nicht auf einem stehenden,
    ruhigen Gewässer schwimmt, sondern in einer sehr dy-
    namischen Strömung. Sobald wir aufhören zu rudern,
    werden wir – ob wir es wollen oder nicht – von der Strö-
    mung zurückgetrieben. Es ist nicht ausgeschlossen, dass
    unser Boot – will sagen: unsere Gesellschaft – dabei
    auch Zerreißproben unterworfen werden kann.

    Vernünftige Antworten auf die beschriebenen wirt-
    schaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen
    sind mit Sicherheit nicht im Populismus, in einer Reali-
    tätsverweigerung, in einer internationalen Isolierung un-
    seres Landes oder in der Flucht in die alten Kategorien
    des Nationalstaates zu finden. Ich sehe mir die Politik-
    angebote der Linkspartei zu Wirtschaft und Finanzen
    – soweit diese überhaupt vorliegen – an. Sie haben ja
    kein Programm.


    (Widerspruch bei der LINKEN)


    – Nein, das haben Sie nicht. Ich kenne kein Programm
    der Linkspartei. Wenn ich mir dieses Politikangebot an-
    sehe, dann bemerke ich: Die Linke verfolgt eine antike
    nationalökonomische Vorstellung als Antwort auf die
    Herausforderung der Globalisierung. Ihre protektionisti-
    schen Vorstellungen laufen für ein Land wie Deutsch-
    land, das sage und schreibe 40 Prozent seiner
    Wirtschaftsleistungen in Außenwirtschaftsbeziehungen
    generiert, auf den Verlust von Wohlstand hinaus.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    In der Sozialpolitik verfolgt die Linkspartei einen So-
    zialstaatskonservatismus, der einerseits Millionen von
    Menschen nur als Opfer in einer allumfassenden Ali-
    mentation gefangen hält, der andererseits ohne erhebli-
    che Belastungen auch und gerade einer noch solidaritäts-
    bereiten Mittelschicht nicht zu finanzieren ist.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Die Linkspartei hat ein Menschenbild, nach dem es
    nur kleine, nur schwache und nur arme Menschen gibt,
    denen mit gigantischen Staatsprogrammen in jeder Le-
    benslage geholfen werden muss. Dieses Bild nimmt den
    Menschen ihre Würde. Dieses Menschenbild macht die

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    (C (D enschen zu Bittstellern, zu Abhängigen und zu Verlieern. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Die haushalts- und finanzpolitischen Positionen der
    inkspartei stehen allen Bemühungen um eine Konsoli-
    ierung der Staatsfinanzen – vor allem im Interesse einer
    rößeren Generationengerechtigkeit – diametral entge-
    en. Die von ihr vorgelegten finanzpolitischen Vor-
    chläge führen zu Mehrbelastungen von über 150 Mil-
    iarden Euro. Zum Ausgleich soll, glaube ich, mal eben
    uch der Rentenversicherungsbeitrag auf 28 Prozent er-
    öht werden.


    (Widerspruch bei Abgeordneten der LINKEN)


    as entspräche 60 Prozent des Gesamtvolumens des
    aushaltes, den wir vorlegen. All das geht aus den Vor-

    chlägen hervor, die mir von Ihnen bekannt geworden
    ind. Selbstredend ließe sich das nicht über eine noch so
    onfiskatorische Reichensteuer finanzieren. Nein, das
    iefe auf eine auch im internationalen Vergleich leis-
    ungsfeindliche Steuer- und Abgabenbelastung selbst für
    ie untere Mittelschicht hinaus.

    Ich will im Rahmen dieser Rede deutlich unterstrei-
    hen, meine Damen und Herren, dass meine Partei, die
    PD, nicht linkspopulistischen Vorgestrigen die Deu-

    ungshoheit über das überlässt, was zeitgemäße Politik
    st.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Diese Passage muss auch der Frau Ypsilanti übermittelt werden!)


    ir stehen für eine Politik, die gleichzeitig die wirt-
    chaftliche Leistungsfähigkeit Deutschlands und den Zu-
    ammenhalt dieser Gesellschaft gewährleistet.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Volker Kauder [CDU/CSU]: Und in Hessen?)


    olgendes unterscheidet uns fundamental von der Links-
    artei: Wir wollen freie, selbstbewusste und solidarische
    ürgerinnen und Bürger unterstützen. Wir sehen die
    enschen nicht als Opfer der Globalisierung oder eines

    nonymen internationalen Finanzkapitals, sondern wir
    ehen die Menschen als Bürger, denen bei der Bewälti-
    ung der Veränderungen so geholfen werden muss, dass
    ie befähigt werden, mit dem Wandel fertig zu werden.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Volker Kauder [CDU/CSU]: Sagen Sie das einmal Frau Ypsilanti!)


    Die Konsolidierung der Staatsfinanzen über eine so-
    ide Haushalts- und Finanzpolitik ist und bleibt das Mar-
    enzeichen der Großen Koalition. Niemand kann ernst-
    aft bestreiten, dass wir bei diesem Langlauf einen guten
    wischenstand erreicht haben. Ich bin überzeugt, dass
    ie Bürgerinnen und Bürger von uns erwarten, die bisher
    rzielten Konsolidierungserfolge nicht leichtfertig aufs
    piel zu setzen; denn die Menschen wissen aus ihrem
    rivaten Umfeld und aus ihrer privaten Erfahrung: Nie-
    and kann auf Dauer über seine Verhältnisse leben, und






    (A) )



    (B) )


    Bundesminister Peer Steinbrück
    niemand kann sich auf Dauer mehr leisten, als er vorher
    geleistet hat, und kein Unternehmen kann sich auf Dauer
    erfolgreich am Markt behaupten, wenn die finanziellen
    Spielräume für notwendige Investitionen durch immer
    größere Zinslasten aufgefressen werden.

    Es ist uns in den letzten Jahren gelungen, eine Um-
    kehr bei der Neuverschuldung zu bewerkstelligen. Aber
    wie können wir sicherstellen, dass dieser Weg dauerhaft
    eingeschlagen bleibt? Können wir uns allein auf die Ein-
    sicht von uns selbst und von der Gesellschaft verlassen?
    Ich bin da skeptisch; denn wie illustre Steuerentlastungs-
    konzepte der vergangenen Jahre und Jahrzehnte zeigen,
    müssen wir immer damit rechnen, dass ein politischer
    oder gesellschaftlicher Konsens durch die Mobilisierung
    von Partikularinteressen ausgehebelt wird. Deshalb plä-
    diere ich dafür, dem Staat eine neue klare grundgesetzli-
    che Regelung für seine Kreditaufnahme aufzuerlegen.
    Ich plädiere für die Einführung einer Schuldenbremse,
    indem der jetzige Art. 115 mit seinen Schwächen in den
    Anreiz- und Sanktionsmechanismen ersetzt wird. Ich be-
    tone, damit kein Missverständnis, insbesondere vor dem
    Hintergrund des Budgetrechtes des Parlamentes, auf-
    kommt: Es geht nicht darum, das Budgetrecht des Parla-
    mentes zu beschneiden und staatlichen Gestaltungs-
    anspruch aufzugeben, sondern es geht im Gegenteil
    darum, die Handlungsfähigkeit des Staates und des Par-
    lamentes zu steigern.

    Ein solches Projekt kann nur eine Große Koalition be-
    werkstelligen – niemand sonst. Wir können also, indem
    wir unsere Verantwortung für die nachfolgenden Gene-
    rationen wahrnehmen, etwas leisten, auf dem diese in
    den nächsten Jahrzehnten aufbauen und auf das wir stolz
    sein können. Es sollte uns allen eine Verpflichtung sein,
    dieses große Projekt im Rahmen der Föderalismus-
    reform II in dieser Legislaturperiode zu einem guten Ab-
    schluss zu bringen.


    (Beifall der Abg. Joachim Poß [SPD] und Carsten Schneider [Erfurt] [SPD])


    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich zum
    Schluss sagen: Eine gestaltende und Zukunft gewin-
    nende Finanzpolitik lässt sich natürlich nicht nur nach
    Adam Riese gestalten; sie folgt auch politischen Gestal-
    tungsansprüchen. Aber kein Rechenwerk, auch nicht
    dieser Haushalt, kommt am Ende ohne Adam Riese aus.
    Wenn der dicke Strich unter alles gezogen wird, dann
    gibt es kein Ausweichen mehr. Dann gilt vielmehr: Soll
    oder Haben, Plus oder Minus. Dann wird das Jonglieren
    mit ungedeckten Schecks zur Finanzierung von
    Wunschlisten ziemlich schnell entzaubert. Dann erklärt
    sich die Finanzpolitik auch arithmetisch. Es erfüllt mich
    deshalb mit einer gewissen Genugtuung, dass die Bun-
    desregierung den Kurs, ab 2011 keine neuen Schulden
    mehr aufzunehmen, bestätigt und fortsetzt. Das ist die
    einzige Null, auf die wir in dieser Großen Koalition ge-
    meinsam stolz sein sollten.


    (Lebhafter Beifall bei der SPD – Beifall bei der CDU/CSU)


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    (C (D Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält der Kol ege Jürgen Koppelin für die FDP-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es st der letzte Bundeshaushalt in dieser Legislaturperiode, er beraten und auch verabschiedet wird. Insofern erlauen Sie mir, nicht irgendwelche Zeitungsüberschriften u zitieren, sondern in den Koalitionsvertrag – – (Unruhe auf der Regierungsbank – Dirk Niebel [FDP]: Jetzt redet die Opposition, liebe Regierung! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Haben wir noch ein Parlament, oder was? Das ist die Arroganz der Macht!)