Protokoll:
16066

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 66

  • date_rangeDatum: 22. November 2006

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 19:27 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/66 Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Struck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE) . . . . . . Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eduard Oswald (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Herbert Frankenhauser (CDU/CSU) . . . . . . . Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . Harald Leibrecht (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Eckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gert Weisskirchen (Wiesloch) (SPD) . . . . . . 6509 D 6511 C 6517 D 6523 C 6528 B 6532 B 6536 B 6540 D 6543 A 6543 C 6544 C 6562 C 6563 B 6564 B 6565 C 6567 A 6569 D 6570 C 6572 B 6573 B 6575 A Deutscher B Stenografisch 66. Sitz Berlin, Mittwoch, den 2 I n h a l Tagesordnungspunkt I (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2007 (Haushaltsgesetz 2007) (Drucksachen 16/2300, 16/2302) . . . . . . . b) Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bun- des 2006 bis 2010 (Drucksachen 16/2301, 16/2302, 16/3126) Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt (Drucksachen 16/3104, 16/3123) . . . . . . . H D W P N E D L 6509 A 6509 B 6509 B Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP) . . . . . . Steffen Kampeter (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 6547 A 6547 D undestag er Bericht ung 2. November 2006 t : ans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP) . . . . . . r. Angelica Schwall-Düren (SPD) . . . . . . . . olfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) etra Merkel (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . . . . amentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 16/3105, 16/3123) . . . . . . . r. Werner Hoyer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . othar Mark (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6547 A 6547 C 0000 A6551 C 6553 A 6555 C 6556 A 6558 A 6558 B 6560 B Michael Link (Heilbronn) (FDP) . . . . . . . . . . Ursula Heinen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6576 B 6577 C II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 66. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 22. November 2006 Monika Griefahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 16/3113, 16/3123) . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Karl Addicks (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6579 A 6579 D 6581 A 6612 D 6613 D 6615 A 6615 D Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Susanne Jaffke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Ursula Mogg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Inge Höger-Neuling (DIE LINKE) . . . . . . . . Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernd Siebert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Walter Kolbow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Rolf Kramer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans Raidel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 16/3119, 16/3123) . . . . . . . Hellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Iris Hoffmann (Wismar) (SPD) . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Jochen Borchert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Karl Addicks (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Jochen Borchert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Ute Koczy (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D N A L A E M ü B A E D ü B A E ( z B Ä s A E ( z B Ä ( p 6581 B 6582 D 6584 C 6585 D 6588 D 6589 C 6590 D 6593 A 6594 B 6596 B 6597 C 6599 A 6600 C 6600 D 6601 C 6602 C 6604 A 6605 A 6605 A 6606 B 6607 D 6609 B 6610 D 6611 C 6612 A 6612 C Ute Koczy (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten aria Michalk (CDU/CSU) zur Abstimmung ber den Einzelplan 04 – Bundeskanzlerin und undeskanzleramt (Tagesordnungspunkt I.8) nlage 3 rklärung nach § 31 GO des Abgeordneten r. Ilja Seifert (DIE LINKE) zur Abstimmung ber den Einzelplan 04 – Bundeskanzlerin und undeskanzleramt (Tagesordnungspunkt I.8) nlage 4 rklärung der Abgeordneten Undine Kurth Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) ur Abstimmung über den Einzelplan 14 – undesministerium für Verteidigung, hier: nderungsantrag der Fraktion der FDP (Druck- ache 16/3489) (Tagesordnungspunkt I.10) . . nlage 5 rklärung der Abgeordneten Undine Kurth Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) ur Abstimmung über den Einzelplan 14 – undesministerium für Verteidigung, hier: nderungsantrag der Fraktion DIE LINKE Drucksache 16/3466) (Tagesordnungs- unkt I.10) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6616 A 6617 B 6618 C 6619 A 6619 C 6620 A 6620 C 6620 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 66. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 22. November 2006 6509 (A) ) (B) ) 66. Sitz Berlin, Mittwoch, den 2 Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 66. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 22. November 2006 6619 (A) ) (B) ) und Institutionen nach. Rahmenvereinbarungen die sorbische Sprache und Kul- tur fortzuentwickeln. Dieser Aufgabe kommt die Stif- tung in enger Zusammenarbeit mit allen der Sprache, dem Brauchtum und der Kultur verpflichteten Vereinen Reinhard Schummer, Uwe CDU/CSU 22.11.2006 Spanier, Wolfgang SPD 22.11.2006 Anlage 1 Liste der entschuldigt * A s z v E m V h d d s s a a t m t e p S p m V Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Binder, Karin DIE LINKE 22.11.2006 Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 22.11.2006 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 22.11.2006* Gloser, Günter SPD 22.11.2006 Großmann, Achim SPD 22.11.2006 Hettlich, Peter BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22.11.2006 Hilsberg, Stephan SPD 22.11.2006 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22.11.2006 Hovermann, Eike SPD 22.11.2006 Jelpke, Ulla DIE LINKE 22.11.2006 Königshaus, Hellmut FDP 22.11.2006 Kopp, Gudrun FDP 22.11.2006 Merten, Ulrike SPD 22.11.2006 Mortler, Marlene CDU/CSU 22.11.2006 Nitzsche, Henry CDU/CSU 22.11.2006 Ortel, Holger SPD 22.11.2006 Röspel, René SPD 22.11.2006 Rupprecht (Tuchenbach), Marlene SPD 22.11.2006 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 22.11.2006 Dr. Scheuer, Andreas CDU/CSU 22.11.2006 Schily, Otto SPD 22.11.2006 Schultz (Everswinkel), SPD 22.11.2006 D D W W A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union nlage 2 Erklärung der Abgeordneten Maria Michalk (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Einzelplan 04 – Bun- deskanzlerin und Bundeskanzleramt (Tagesord- nungspunkt I.8) Im kommenden Jahr stehen der Stiftung für das sorbi- che Volk mit 7,6 Millionen Euro nun 50 000 Euro mehr ur Verfügung, als ursprünglich im Regierungsentwurf orgesehen war. Diese nachträgliche Aufstockung des tats durch das Parlament begrüße ich ausdrücklich. So- it kann die Stiftung auf den gleichen Betrag wie im orjahr zurückgreifen. Das ist bereits ein Erfolg. Des- alb stimme ich dem Etat zu. Ich verweise jedoch ausdrücklich auf den Tatbestand, ass neben der allgemeinen Sparquote über die Jahre hin ie Inflationsrate und der Rentensolidarbeitrag erwirt- chaftet werden musste. Durch Umstrukturierungen in orbischen Einrichtungen wurden mehr als 200 Stellen bgebaut. Das Einsparpotenzial ist erschöpft. Das wird uch dadurch deutlich, dass kaum noch Mittel für inves- ive Zwecke eingesetzt werden können. Die Stiftung uss die Substanz einsetzen. Die Entscheidung der Stif- ungsgremien, die finanziellen Mittel vornehmlich dort inzusetzen, wo die sorbische Sprache gelernt und ge- flegt wird, ist richtig und ist fortzusetzen. Der Bund hat sich gemeinsam mit dem Freistaat achsen und Brandenburg auf eine gemeinsame Förder- olitik für die Sorben verständigt. Ausdruck dieser ge- einsamen Politik ist die Stiftung für das sorbische olk. Deren Aufgabe ist es, im Kontext der europäischen r. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22.11.2006 r. Troost, Axel DIE LINKE 22.11.2006 ellenreuther, Ingo CDU/CSU 22.11.2006 olff (Wolmirstedt), Waltraud SPD 22.11.2006 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 6620 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 66. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 22. November 2006 (A) (C) (B) ) Es ist notwendig, im Jahr 2007 ein Finanzierungsab- kommen zu beschließen, das dieser Herausforderung ge- recht wird. Anlage 3 Erklärung des Abgeordneten Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) zur Abstimmung über den Einzelplan 04 – Bun- deskanzlerin und Bundeskanzleramt (Tagesord- nungspunkt I.8) Zum Einzelplan 04 – dem Haushalt der Bundeskanz- lerin – gehört ein Kapitel für den Zuschuss des Bundes an die „Stiftung für das sorbische Volk“. Dank des Engagements der Linksfraktion konnte der Bundestag in den Haushaltberatungen erreichen, dass die von der Bundesregierung beabsichtigte Kürzung der Mittel für die „Stiftung für das sorbische Volk“ um 50 000 Euro zurückgenommen wurde. Das ist gut aber nicht genug. Deswegen werde ich dem Einzelplan 04 nicht zustimmen. Dem Änderungsantrag der Linksfraktion werde ich zustimmen, weil damit ein deutliches Signal gesetzt wird, dass Schluss ist mit der Jahr für Jahr fortgesetzten Kürzung der Mittel für die „Die Stiftung für das sorbi- sche Volk“, die vor wenigen Jahren immerhin noch 8 181 000 Euro betragen hat. Im Übrigen will ich darauf hinweisen, dass der Bund für alle Minderheiten zuständig ist und bleibt. Es wäre gut, wenn sich das in zukünftigen Haushalten auch wi- derspiegelte. Anlage 4 Erklärung der Abgeordneten Undine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstim- mung über den Einzelplan 14, Bundesministe- rium der Verteidigung, hier: Änderungsantrag der Fraktion der FDP (Drucksache 16/3489) (Tagesordnungspunkt I.10) Ich erkläre im Namen der Fraktion des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN, dass unser Votum Ja lautet. Zustimmen werde ich dem Änderungsantrag der Fraktion DIE LINKE, mit dem eine Erhöhung des Zu- schusses um 480 000 Euro auf 8 080 000 Euro gefordert wird. Dem werde ich zustimmen, weil damit der Verpflich- tung aus dem Einigungsvertrag, die Bewahrung und Fortentwicklung der sorbischen Kultur und der sorbi- schen Tradition unbefristet zu gewährleisten, entspro- chen wird. Dem Änderungsantrag werde ich zustimmen, weil ich aus eigenem Erleben als Abgeordneter aus der Oberlau- sitz weiß, wie wichtig und hilfreich diese Mittel für die sorbische Minderheit in unserem Land sind. A S l (D nlage 5 Erklärung der Abgeordneten Undine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstim- mung über den Einzelplan 14, Bundesministe- rium der Verteidigung, hier: Änderungsantrag der Fraktion DIE LINKE (Drucksache 16/3466) (Tagesordnungspunkt I.10) Ich erkläre im Namen der Fraktion des BÜNDNIS- ES 90/DIE GRÜNEN, dass unser Votum Enthaltung autet. 66. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 22. November 2006 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606600000

Die Sitzung ist eröffnet.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich begrüße Sie alle
herzlich.

Wir setzen die Haushaltsdebatte – Tagesordnungs-
punkt I – fort:

a) Zweite Beratung des von der Bundesregierung
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2007 (Haushaltsgesetz 2007)


– Drucksachen 16/2300, 16/2302 –

b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haus-
haltsausschusses (8. Ausschuss) zu der Unterrich-
tung durch die Bundesregierung

Finanzplan des Bundes 2006 bis 2010

– Drucksachen 16/2301, 16/2302, 16/3126 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Steffen Kampeter
Carsten Schneider (Erfurt)

Dr. Gesine Lötzsch

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F

Redet
Anja Hajduk

Ich rufe den Tagesordnungspunkt I.8 auf:

Einzelplan 04
Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt

– Drucksachen 16/3104, 16/3123 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Steffen Kampeter
Petra Merkel (Berlin)

Jürgen Koppelin
Roland Claus
Alexander Bonde
Anna Lührmann

Zu diesem Einzelplan liegen zwei Änderu
der Fraktion Die Linke vor.

(C (D ung 2. November 2006 2 Uhr Ich mache schon jetzt darauf aufmerksam, dass wir ber den Einzelplan später namentlich abstimmen weren. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für ie Aussprache vier Stunden vorgesehen. – Dazu höre ch keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält zunächst er Kollege Rainer Brüderle für die FDP-Fraktion. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Heute ist ie Bundeskanzlerin auf den Tag genau ein Jahr im Amt. (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei der SPD – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist gut so! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ich hätte gern Konfetti!)


(Beifall bei der FDP)

Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1606600100

Die CDU war selten so anspruchslos wie heute.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Wir glauben, dass von Ihnen nichts Besseres mehr kommt!)


rau Merkel, die FDP hat Ihnen damals zu Ihrer Wahl

ext
gratuliert und viel Erfolg gewünscht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Gratulation zum Ende des ersten Regierungsjah-
res fällt leider zurückhaltender aus. Wenn ich Ihrer Re-
gierung heute noch einmal viel Erfolg wünsche, dann
deshalb, weil die Bürger in Deutschland eine gute Politik
verdient haben, von guter Politik bisher aber kaum etwas
erkennbar ist.


(Beifall bei der FDP)


Nach den Aussagen Ihres Regierungssprechers plant
die Koalition keine Feierlichkeiten zum Ende des ersten

-Rot. Dafür gibt es auch keinen Grund.

auder [CDU/CSU]: Das sehen wir
anders!)
ngsanträge

Jahres Schwarz


(Volker K Rainer Brüderle Die Deutschen müssen sich von schwarz-roter Politik behandelt fühlen wie der Martini bei James Bond: geschüttelt, nicht gerührt. (Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Die Rede wird ja immer besser! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


– Sie, meine Damen und Herren von der Union, sind
nicht in der Kulturszene.


(Beifall bei der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Büttenrede!)


Als Erfolg verkauft die Regierung an erster Stelle den
wirtschaftlichen Aufschwung. Wir haben tatsächlich
eine positive wirtschaftliche Entwicklung. Über den
Aufschwung und die besseren Konjunkturzahlen freuen
wir uns. Der Boom der Weltwirtschaft ist jetzt auf die
deutsche Wirtschaft übergesprungen. Der Aufschwung
gehört zum Konjunkturzyklus, dem regelmäßigen Auf
und Ab des Wirtschaftsgeschehens. Aber der Auf-
schwung ist weitgehend kein Erfolg dieser Regierung.

Frau Merkel, ich sage gleich zu Beginn meiner Rede,
weil ich davon ausgehe, dass Sie unmittelbar auf meine
Ausführungen antworten werden:


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: So bitter! Der Aufschwung ist da und die FDP ist nicht dabei!)


Diesen Erfolg dürfen sich die Unternehmen in Deutsch-
land, der Mittelstand, die Arbeitnehmer auf die Fahnen
schreiben. Sie haben unser Land wieder wettbewerbsfä-
hig und fit für die Weltmärkte gemacht.


(Beifall bei der FDP)


Auch moderate Lohnabschlüsse haben dazu beigetragen.
Hier gilt es, den Tarifvertragsparteien Dank zu sagen,
auch den Gewerkschaften.

Hinzu kommen der Einmaleffekt der Weltmeister-
schaft und die vorgezogenen Käufe aufgrund der Mehr-
wertsteuererhöhung. Die Weltmeisterschaft hat einen
Viertelprozentpunkt Wachstum bewirkt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Brüderle der Konjunkturschlechtredner!)


Der Wachstumsbeitrag durch die Vorzieheffekte ist nur
geliehen. Durch die vorgezogenen Käufe haben Sie in
diesem Jahr tatsächlich einen Beitrag zum Wachstum ge-
leistet. Die Menschen wissen, dass im nächsten Jahr die
Steuern kräftig erhöht werden, und kaufen deshalb vieles
schon in diesem Jahr. Das bewirkt für dieses Jahr einen
einmaligen Wachstumseffekt, einen der wenigen, die
von dieser Regierung geleistet wurden.


(Beifall bei der FDP)


Die Bundesregierung ist weder Vater noch Mutter des
Wirtschaftsaufschwungs. Er kommt vom Exportboom,
Klinsmann-Effekt und Jahrhundertsommer.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und Brüderle!)


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(C (D ie können ja mit der FIFA darüber verhandeln, ob wir ielleicht jedes Jahr eine Weltmeisterschaft in Deutschand durchführen können, um das Wirtschaftswachstum u verstetigen. Der Aufschwung verdeckt, was in der bisherigen Reierungszeit von Schwarz-Rot nicht gut gelaufen ist. (Dr. Peter Struck [SPD]: Also verdeckt er gar nichts!)


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Büttenrede!)


lles andere als gerührt sind die Bürger zum Beispiel
on Ihrer Neuauflage des rot-grünen Antidiskriminie-
ungsgesetzes. Damit haben Sie ein Bürokratieaufbau-
rogramm auf den Weg gebracht.


(Beifall bei der FDP)


um Gesetz haben Sie, Frau Merkel, im Mai gesagt:
Ich vertrete das aus vollem Herzen.“ Das ist bemer-
enswert. Menschen zu schützen, die es schwerer haben,
st ehrenwert. Das wollen auch wir. Aber dieses Gesetz
chadet denen, die es schwerer haben, weil sie erst gar
icht zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden. Das
st die Folge Ihres Vorgehens.


(Beifall bei der FDP)


Vor der Wahl hat die Union gesagt, man solle die EU-
ichtlinie maximal eins zu eins umsetzen. Das haben Sie
wie so vieles – nach der Wahl vergessen. Ein bürokra-
isches Monstrum schützt niemanden. Es schreckt viele
b. Das Gesetz ist gerade einmal seit drei Monaten in
raft und schon Arbeitsbeschaffungsprogramm für Fin-
ige und Anwälte. Auf die Gerichte rollt eine Klage-
elle zu.

Beim Bürokratieabbau haben Sie die kleinste Lösung
efunden. Sie haben den Normenkontrollrat geschaf-
en, aber das Ganze so geregelt, dass er nicht für alle Ge-
etze zuständig ist. Das, was Schwarz-Rot über das Par-
ament auf den Weg bringt, muss gar nicht durch den
ormenkontrollrat.

Zu Ihrem Konzept „Mehr Freiheit wagen“: Sie wollen
en Haushalt nachhaltig sanieren,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


as Steuersystem vereinfachen und die sozialen Siche-
ungssysteme zukunftsfähig machen. Auf diesem Gebiet
st bisher so gut wie nichts geschehen. Herr Kampeter,
chämen Sie sich! Sie sind viel zu schlau, um das nicht
u wissen.


(Beifall bei der FDP)


as haben Sie gemacht? Sie haben die größte Steuerer-
öhung aller Zeiten auf den Weg gebracht. Die Unter-
ehmensteuerreform ist nicht der große Wurf. Dabei
ird nichts vereinfacht. Wir befinden uns in einer tollen
ituation: Sie machen die Gesetze so kompliziert, dass
an jetzt sogar für eine Auskunft vom Finanzamt Geld

ahlen muss. Das ist schon eine bemerkenswerte Ent-
icklung.

Gestern hat der Finanzminister an seine SPD-Fraktion
eradezu appelliert, die Unternehmensteuerreform über






(A) )



(B) )


Rainer Brüderle
die Rampe bringen zu helfen. Die SPD hat ja beschlos-
sen, dass es nicht zu nachhaltigen steuerlichen Entlas-
tungen kommen soll. Aber was soll eine Steuerreform
bringen, wenn sie die Unternehmen und die Bürgerinnen
und Bürger nicht entlastet?

Wir nehmen den Menschen zu viel weg. Das muss
sich ändern. Bei diesem Freiheitsthema geht es im Kern
um folgende Frage: In welchem Umfang können wir
selbst über die Verwendung des Geldes entscheiden, das
wir uns hart erarbeitet haben, und in welchem Umfang
entscheiden andere an unserer Stelle, weil sie uns für zu
doof halten, eigenverantwortlich mit unserem Geld um-
zugehen?


(Beifall bei der FDP)


Zu den Themen Föderalismusreform und Reform
der Finanzverfassung kann man nur sagen: Das Kernpro-
blem wurde nicht gelöst.

Allerdings freue ich mich über die Liberalisierung des
Ladenschlusses. Dafür haben wir lange kämpfen müs-
sen. Nur in Bayern klappt es nicht. Herr Stoiber, der
Schutzpatron aller Leichtmatrosen, hat die Zeit verschla-
fen. Als im Bayerischen Landtag über dieses Thema ab-
gestimmt wurde, hat „Wackel-Ede“ die Flucht angetre-
ten, sodass es bei der Abstimmung zu einem Patt kam.
Daher findet in Bayern keine Liberalisierung des Laden-
schlusses statt. Dort dauert ja alles ein bisschen länger.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Wovon träumen Sie nachts? Aber bald sind in Bayern Landtagswahlen. Dann wird die Freiheit auch dort mehr Raum bekommen. Gesundheitsreform: vermurkst. Pflegeversicherung: Fehlanzeige. Auch der Sachverständigenrat hat Ihnen, nachdem er seine wissenschaftliche Arbeit abgeschlossen hatte, ins Stammbuch geschrieben, dass Sie Ihre Chancen vertan haben. Die Bilanz des ersten Jahres Schwarz-Rot lautet: Sie haben Ihre Chancen, angesichts der günstigen Entwicklung der Weltwirtschaft Wachstumspolitik für Deutschland zu betreiben, nicht genutzt. Sie müssen sich leider sagen lassen: Das ist fatal. Alles in allem muss man feststellen: Das erste Regierungsjahr Ihrer Koalition ist weitgehend ein verlorenes Jahr. Frau Kanzlerin, befreien Sie Ihre Regierung vom Mehltau der unteren Mittelmäßigkeit! No Excellence, Lady Chancellor. (Beifall bei der FDP – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Sehr gut! Und sogar auf Englisch! – Joachim Poß [SPD]: Oh! Da weiß aber einer, wovon er redet! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Hoffentlich weiß er es! Das hört sich ja manchmal nicht so an!)


(Beifall bei der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606600200

Das Wort hat nun die Bundeskanzlerin Frau

Dr. Angela Merkel.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Zurufe von der FDP: Jetzt aber! – Jetzt wird es wichtig!)



Dr. Angela Merkel (CDU):
Rede ID: ID1606600300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Vor genau

wölf Monaten hat die Bundesregierung ihre Arbeit für
eutschland aufgenommen.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Das soll Arbeit sein? – Dirk Niebel [FDP]: Genau! Das ist keine Arbeit! Das ist eher Arbeitsverweigerung!)


n diesen zwölf Monaten sind wichtige Weichenstellun-
en erfolgt: von der Rente mit 67 bis zum Elterngeld,
on der Erarbeitung der Eckpunkte der Unternehmens-
esteuerung bis zur Einsetzung des Normenkontrollrats
nd von der Föderalismusreform bis zum Islamgipfel.
ir haben eine historische Entscheidung zum Einsatz

er Bundeswehr im Nahen Osten getroffen. Im Sommer
ieses Jahres haben wir in Deutschland eine wunderbare
ußballweltmeisterschaft erlebt, durch die sich das Bild,
as die Menschen außerhalb Deutschlands von Deutsch-
and haben, zum Positiven gewandelt hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Zwölf Monate sind für die Politik, den Regierungsbe-
rieb und die Medien eine lange Zeit. Um ein Land auf
ie Zukunft vorzubereiten, sind zwölf Monate aber eine
ehr kurze Zeit. Deshalb gilt der Wählerauftrag von vor
inem Jahr unverändert: Es geht für unser Land darum,
eue Arbeitsplätze zu schaffen. Es geht darum, bessere
ildung zu ermöglichen. Es geht darum, dass wir unsere
ukunftschancen nicht verbrauchen; wir müssen lernen,
eniger Schulden und bald gar keine Schulden mehr zu
achen. Es geht darum, das Fundament unseres Wohl-

tands, die soziale Marktwirtschaft, so zu erneuern, dass
ir unseren Wohlstand angesichts der Herausforderun-
en der Globalisierung halten und weiterentwickeln kön-
en.

An diesem Wählerauftrag haben wir uns von Anfang
n orientiert. Wir haben eine nüchterne Analyse vorge-
ommen und uns entschieden, entlang des Dreiklangs
on Sanieren, Reformieren und Investieren zu arbeiten.
ieser Dreiklang hat sich als richtig erwiesen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir wussten, dass wir den Bürgerinnen und Bürgern
n diesem Land etwas zumuten müssen. Es ist verständ-
ich, dass manche unserer Maßnahmen nicht auf sofor-
ige Zustimmung stoßen. Aber wir sind uns einig, dass

an, wenn man verantwortungsvolle Politik macht, ei-
en Weg gehen muss, der Schwierigkeiten überwindet,
tatt einen, der ihnen ausweicht. Entscheidend ist, wie
ir die Frage beantworten können: Steht Deutschland
eute besser da als vor einem Jahr – Ja oder Nein?

Die Fakten besagen Folgendes: Die Wirtschaft wächst
o stark wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr. Nach einem
alben Jahrzehnt ständig steigender Arbeitslosigkeit ha-
en wir in diesem Jahr eine halbe Million Menschen we-
iger, die auf die Suche nach einem Arbeitsplatz gehen






(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
muss. Seit sechs Jahren werden erstmals wieder sozial-
versicherungspflichtige Arbeitsplätze geschaffen, mehr
als 250 000. Weil Wirtschaft und Arbeitsmarkt sich erho-
len, steigen die Steuereinnahmen. Wir haben deshalb be-
schlossen und beschließen können, die Neuverschuldung
weiter zu senken, auf den niedrigsten Stand seit der Wie-
dervereinigung. Ich finde, das sind gute Daten und da-
rüber können wir uns freuen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Dies alles zeigt: Richtige Politik wirkt. Das gilt im
Übrigen nicht nur für das letzte Jahr, sondern das gilt im-
mer dann, wenn Schwierigkeiten überwunden und Re-
formen angepackt werden.

Die Erfolge zeigen ein Zweites: Wenn man überzeugt
ist, dass ein Weg unter den gegebenen Umständen der
bestmögliche ist, muss man ihn auch durchhalten. Ich er-
innere mich an manche Kassandrarufe von vor einem
Jahr, was die politischen Maßnahmen, die wir in der
Koalitionsvereinbarung formuliert haben, alles bewir-
ken werden. Jetzt gerät mancher Rufer ins Stottern. Der
Sachverständigenrat schreibt in seinem Herbstgutachten,
insgesamt starte die deutsche Volkswirtschaft mit einer
guten Ausgangslage sowie bemerkenswertem Schwung
in das neue Jahr. Er schätzt das Wachstum für 2007 auf
knapp unter 2 Prozent. Auch aus den Wirtschaftsverbän-
den heißt es, es seien keinerlei Anzeichen erkennbar, die
eine fühlbare Abschwächung des Wachstums erwarten
ließen, auch nicht durch die Mehrwertsteuererhöhung;
so der Präsident des Deutschen Industrie- und Handels-
kammertages Braun am 17. November. Ähnlich sieht es
der Zentralverband des Deutschen Handwerks.

Die Bundesregierung ist bei ihrer Prognose bewusst
vorsichtiger als zum Beispiel der Sachverständigenrat.
Aber es kann nun wirklich nicht bestritten werden, dass
sich unser Land nach Jahren der Stagnation endlich wie-
der im Aufschwung befindet. Das ist eine gute Nachricht
für die Bürgerinnen und Bürger.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Doch die Jahresbilanz weist auch darauf hin, dass es
noch sehr viel zu tun gibt. Deshalb werden wir die
Hände nicht in den Schoß legen. Der Sanierungskurs
hat erst dann sein Ziel erreicht, wenn wir es schaffen,
den Haushalt eines Tages wieder ausgeglichen zu gestal-
ten. Viele Arbeitsplätze in Deutschland sind weiterhin
von Verlagerung bedroht. BenQ ist leider nur ein Bei-
spiel; für andere gilt Ähnliches. Die Arbeitsplätze in
Deutschland müssen langfristig wieder sicherer werden.
Und mit 4 Millionen Arbeitslosen können wir uns natür-
lich nicht zufrieden geben. Die Unternehmen müssen
spüren, dass sich Neueinstellungen lohnen; sie müssen
noch mehr Mut fassen. Ich möchte an dieser Stelle ein
herzliches Dankeschön an den Mittelstand in Deutsch-
land richten. Er ist der Jobmotor in diesem Jahr gewesen.
Deshalb ist es wichtig, dass wir gerade den Mittelstand
stärken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Der Aufschwung darf nicht bloß eine kurze Erho-
lungsphase werden, sondern er muss nachhaltig gemacht

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(C (D erden. Dass das eine gewaltige Aufgabe ist, die die Poitik nicht alleine schafft, müssen wir immer wieder eutlich machen. Es ist deshalb wichtig, dass wir darüer sprechen, welche Werte, welche Maßstäbe, welche eitbilder uns lenken und welche Prinzipien wir haben, ach denen wir arbeiten und bei deren Umsetzung wir ie Menschen im Lande mitnehmen können. Ich habe or einem Jahr in meiner Regierungserklärung diese rinzipien genannt. Ich habe gesagt, es beginnt damit, ass die Politik nachhaltiger und verlässlicher wird. Ich abe gesagt, wir wollen die Leistung der Menschen esser anerkennen. Wir brauchen mehr Herz und Einsatz ür die wirklich Schwachen in unserer Gesellschaft. Wir ollen ein starker Partner in der Welt werden, verläss ich in unseren Bündnissen und mit einer wertebezogeen Außenund Europapolitik. Um all das zu erreichen, üssen wir vor allem eines: mehr Freiheit wagen. Meine Damen und Herren, schauen wir uns die Dinge och einmal ganz nüchtern an: mehr Freiheit für mehr ebenschancen, mehr Freiheit, damit sich Leistung beser lohnt. Genau aus diesem Grunde haben wir die Saierung des Bundeshaushalts in Angriff genommen. Zuünftige Generationen brauchen wieder mehr Spielraum. n diesem Zusammenhang haben wir natürlich auch aßnahmen getroffen, die nicht ganz einfach waren. In diesem Hause wird darüber geredet, was man noch lles hätte sparen können. Die Vorschläge, die sowieso nseriös sind, lege ich einmal beiseite und ich weise daauf hin, dass wir bei den Bundesbeamten, die für den taat arbeiten, 1 Milliarde Euro einsparen. Sie haben ine 41-Stunden-Woche und ihr Weihnachtsgeld wurde ekürzt. Wir schicken die Soldaten zu schwierigen Einätzen ins Ausland und müssen sie gleichzeitig um Vertändnis dafür bitten, dass das notwendig ist, weil auch as ein Beitrag für ihre Zukunft ist. Das ist nicht ganz infach und man muss einfach auch einmal würdigen, ass die Menschen das mittragen. Dafür kann man keine egeisterung erwarten. Sie tun ihren Dienst trotzdem nd das ist viel. In diesem Jahr halten wir den europäischen Stabiliätspakt wieder ein. Ich erinnere mich noch an unsere rsten Gespräche mit der Europäischen Kommission und aran, mit welch sorgenvollem Gesicht man auf eutschland geschaut hat. Heute ist Deutschland wieder in Land, das für die Europäische Kommission dafür teht, dass der Stabilitätsund Wachstumspakt in diesem ahr und auch in den nächsten Jahren eingehalten weren kann. Das ist ein Riesenerfolg. Mit dem, was wir erreicht haben, geben wir uns nicht ufrieden. Wir haben den Sachverständigenrat gebeten u untersuchen, welche noch wirksameren Schuldenremsen es für Bund und Länder gibt, damit wir weiterachen und uns unter Druck setzen können, um die iele ausgeglichene Haushalte und weniger Verschulung zu erreichen. Dies wird auch bei der zweiten Stufe er Föderalismusreform eine gewichtige Rolle spielen. Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel Meine Damen und Herren, mehr Freiheit wagen heißt natürlich auch, den Menschen Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu geben; denn wir alle wissen: Arbeit schafft Selbstvertrauen und soziale Kontakte. Es geht also um Freiheit für ein selbstbestimmtes Leben. Wir werden die Lohnzusatzkosten senken. (Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wann?)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)





(A) )


(B) )


– Wir werden die Lohnzusatzkosten senken. Selbst dann,
wenn Sie die 0,9 Prozent, die der Arbeitnehmer beim
Krankenkassenbeitrag bezahlt, mitrechnen, bedeutet das
immer noch eine Reduzierung von 42 Prozent auf unge-
fähr 40,6 Prozent. Wer das nicht als Senkung erfassen
kann, der ist in diesem Hause vielleicht falsch. Es geht
runter.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Mit dem Arbeitslosenversicherungsbeitrag von 4,2 Pro-
zent haben wir den niedrigsten Stand seit 20 Jahren er-
reicht. Das ist auch ein Erfolg der Bundesagentur für Ar-
beit. Dass dieser Erfolg eingetreten ist, liegt aber wie-
derum auch an einer politischen Maßnahme, die von der
vergangenen Regierung durchgesetzt und von der CDU/
CSU-Opposition unterstützt wurde. Nun können wir uns
doch freuen, dass das besser läuft und dass die Men-
schen durch die Bundesagentur gleichzeitig auch noch
bessere Ansprechpartner haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir haben gesagt, wir wollen zukunftsfähige Arbeits-
plätze schaffen. Das kann die Politik nicht alleine. Mit
unserem Investitionsprogramm im Umfang von 25 Mil-
liarden Euro haben wir aber die Weichen in die richtige
Richtung gestellt. Dass wir als Bund unseren Beitrag
dazu leisten, dass in Zukunft 3 Prozent des Bruttoin-
landsprodukts für Forschung und Entwicklung ausgege-
ben werden können, und dass wir die Gründerfonds ge-
schaffen und die Exzellenzinitiative durchgesetzt haben,
sind ganz wesentliche Beiträge. All dies deutet darauf
hin, dass wir nicht wollen, dass die besten Köpfe aus
diesem Lande abwandern, sondern dass sie hier eine
Chance haben, weil wir hochwertige Arbeit in diesem
Lande wollen und brauchen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Mehr Freiheit heißt für mich auch, dass die Unterneh-
men Zukunft haben. Wir haben im Kabinett die Eck-
punkte für eine Unternehmensteuerreform und die
Erbschaftsteuerreform verabschiedet. Für den Mittel-
stand haben wir ein ganzes Bündel von Maßnahmen ge-
schnürt: Die Eigenkapitalbildung wird begünstigt und er
wird durch weniger Bürokratie dauerhaft entlastet.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nichts bisher! – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Gesundheitsfonds ist Bürokratie pur!)


– Wir sorgen für weniger Bürokratie: Wir haben ein Mit-
telstandsentlastungsgesetz und das Infrastrukturbe-
schleunigungsgesetz beschlossen. Damit haben wir dem
Mittelstand Anreize geliefert. Wir haben gleichzeitig die

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(C (D egressive Abschreibung verbessert und wir haben Steurerleichterungen geschaffen. Wer gestern Abend beim 65. Geburtstag des Präsidenen des Zentralverbands des Deutschen Handwerks war, er weiß, dass es bei den Menschen draußen ankommt, gal wie viel hier kritisiert wird. Darüber kann man sich reuen. Wir werden im nächsten Jahr weitermachen und durch en Normenkontrollrat das Gesetzeswerk auf den Prüftand stellen, was Kontrollund Statistikpflichten anbeangt, und in einem Jahr um die gleiche Zeit über die Erebnisse berichten können. Mehr Freiheit – das heißt auch starke Regionen in eutschland. eshalb war die Föderalismusreform ein wichtiger chritt. Diese Regierung hat jetzt zweimal die Kommuen in Deutschland durch die Überweisung von Kosten ür die Unterkunft in einem Maße unterstützt, über das an aus Bundessicht auch sagen könnte, wenn es etwas eniger gewesen wäre, wäre es nicht schlimm, damit sie hre Aufgaben – zum Beispiel Kinderbetreuung auch für nter Dreijährige – erfüllen können. (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war doch nicht Ihre Idee!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dies ist ein Beitrag dazu, dass wir uns zum Subsidia-
itätsprinzip bekennen, dass wir sagen: Die kleinen
inheiten sind wichtig da, wo nahe am Menschen ent-
chieden wird. Das ist unser Bild von dieser Gesellschaft
nd deshalb geht es den Kommunen mit dieser Bundes-
egierung gut.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Lachen bei der LINKEN)


Sie müssen nur mal die Oberbürgermeister fragen.


(Widerspruch bei der LINKEN)


enn sie zusammen sind, dann loben sie nie. Wenn Sie
ie aber alleine treffen, dann machen sie einen sehr zu-
riedenen Eindruck. Das alles ist die Wahrheit.

Wir haben auch etwas für diejenigen gemacht, die die
reiheitliche Lebensentfaltung brauchen, nämlich für die
amilien, in denen Werte vermittelt werden. Ich glaube,
ass wir die Tatsache des Elterngeldes gar nicht hoch ge-
ug einschätzen können. Das ist ein Wechsel. Ob es ein
aradigmenwechsel oder ein qualitativer Wechsel ist, sei
ahingestellt. Es ist ein Wechsel, weil wir die Entschei-
ung für Kinder in unserer Gesellschaft anerkennen. Ich
alte dieses Elterngeld für einen wichtigen Schritt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich habe im vergangenen Jahr gesagt: Wir müssen
eistung anerkennen und mehr Freiheit wagen, damit
ir auch den Schwachen in unserer Gesellschaft besser
elfen können. Deshalb haben wir natürlich in diesem
ahr eine Vielzahl von Maßnahmen ergriffen, mit denen
ir gerade denjenigen zu helfen versuchen, die in unse-






(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
rer Gesellschaft Schwierigkeiten haben. Das hat dazu
geführt, dass wir Arbeitsmarktinstrumente überprüft ha-
ben – ganz im Sinne von Fordern und Fördern – und
auch weiter über Anreize nachdenken, wieder in den ers-
ten Arbeitsmarkt zu kommen; das ist unser Hauptziel.
Deshalb reden wir auch über Kombilöhne und Hinzuver-
dienstmöglichkeiten und werden die notwendigen Ent-
scheidungen am Beginn des nächsten Jahres fällen.

Wir haben die Regelsätze zwischen Ost und West an-
geglichen – ein Beitrag, der für die neuen Bundesländer
sehr wichtig war – und wir haben im Sinne von Fordern
und Fördern gesagt: Derjenige, der dreimal ein Ar-
beitsangebot ablehnt, der hat auch das Anrecht verspielt,
von anderen, die für ihre Löhne hart arbeiten, unterhal-
ten zu werden und Transferzahlungen zu bekommen.

Aber diejenigen – das ist mir wichtig –, die keine
Möglichkeit haben, Arbeit aufzunehmen, haben es ver-
dient, dass sie weiter entsprechende Fördermaßnahmen
bekommen. Wir müssen zwischen denen unterscheiden,
die Dinge zu Unrecht in Anspruch nehmen, und denen,
die keine Chance haben. Diejenigen, die keine Chance
haben, müssen weniger werden in unserer Gesellschaft.
Das ist wichtig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir haben in der Bildungsfrage – weil der Bund hier
Kompetenzen hat – –


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die haben Sie ja gerade abgeschafft!)


– Frau Künast, ich erinnere an die Diskussion über
Art. 91 b. Wir diskutieren gerade über den Hochschul-
pakt, falls Ihnen das entgangen sein sollte. Das ist ein
Beitrag des Bundes zu Bildungsfragen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber wir haben auch über Bildung diskutiert! Sie haben sie abgeschafft!)


Wir haben einen Pakt für Ausbildung mit der Wirt-
schaft geschlossen, damit wir uns um Berufsausbildung
kümmern können.


(Lachen bei der LINKEN)


Wir haben die Kinderbetreuungsfragen bei den Kosten
der Unterkunft mit behandelt. Wir kümmern uns im Rah-
men dessen, was in der Kompetenz des Bundes liegt,
ganz bewusst um diejenigen, die mehr Bildung brau-
chen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Auch die Berufsausbildung ist Bildung. An dieser Stelle
tun wir eine ganze Menge.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ich sage aber auch in allem Ernst: Wir stehen immer
wieder vor extrem schwierigen Situationen. Der Amok-
lauf in Emsdetten, der „Fall Kevin“ und der „Fall Ste-
phanie“ haben uns alle zutiefst bekümmert. Wir alle hier

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(C (D m Hause wissen, dass es keine einfachen Lösungen gibt. ber es gibt einen Schutzauftrag und ein Wächteramt er staatlichen Gemeinschaft. Deshalb sollten wir die rage, wie wir solche Fälle verhindern, nicht zu einer arteipolitischen Frage machen, sondern uns wirklich edlich mühen, Eltern in ihrer Erziehungskraft zu stären, den jeweiligen Jugendeinrichtungen die Möglicheit zu geben, ein Maximum an Hilfe zu leisten, und ine Gesellschaft aufzubauen, in der Zivilcourage errscht und man nicht sagt: Sobald die Wohnungstür ugeht, geht mich das nichts mehr an. – All das ist unere gemeinsame Aufgabe. Daran werden wir noch ange zu arbeiten haben. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Wir müssen durch unsere Politik deutlich machen: Es
ibt null Toleranz gegenüber Intoleranz. Ich sage das im
inblick auf den Linksextremismus und insbesondere

m Hinblick auf die gravierend angestiegene Zahl
echtsextremistischer Straftaten. An dieser Stelle müs-
en wir sehr deutlich machen, dass die demokratischen
räfte in diesem Lande vereint dagegen stehen. Wir dür-

en nicht zulassen, dass Extremisten das Bild unseres
andes bestimmen. Hier gehen wir entschieden vor. Das
aben wir deutlich gemacht, indem wir Mittel für ent-
prechende Maßnahmen in den Haushalt eingestellt ha-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Natürlich müssen wir die Kriminalitätsbekämpfung
nd insbesondere die Terrorismusbekämpfung ständig
eiterentwickeln. In diesem Jahr sind dazu wichtige
chritte ermöglicht worden. Ich erinnere nur an die Anti-

errordatei, die aus meiner Sicht ein ganz wesentlicher
unkt ist.

Wir haben uns außerdem – das ist aus meiner Sicht
in Meilenstein in der Arbeit der Regierung – dem
hema Integration zugewandt. Wir sind ein Land mit
iner scharfen demografischen Veränderung. Wir sind
in Land, in dem wir seit Jahrzehnten zulassen, dass die-
enigen, die seit Generationen bei uns leben, nicht die
leichen Chancen haben. Es ist an der Zeit, dass wir den
ungen Menschen, die aus Elternhäusern mit Migrations-
intergrund kommen, die gleichen Möglichkeiten eröff-
en. Das beginnt damit, dass man der deutschen Sprache
ächtig ist. Ansonsten haben Kinder in diesem Lande

eine Chance. Ich bin froh, dass die Diskussion darüber
icht mehr auf parteipolitischer Ebene geführt wird. Wir
ollen miteinander erreichen, dass auch die jungen
enschen mit Migrationshintergrund in diesem Lande

ine Chance haben und sich gut entwickeln. Wenn wir
ehen, wie viele keinen Schul- oder Berufsabschluss ha-
en, dann darf uns das nicht ruhen lassen. Deshalb ist
er Integrationsgipfel eine solch wichtige Maßnahme.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Jeder kann einmal in eine Situation kommen, in der er
uf unsere sozialen Sicherungssysteme angewiesen ist.
eshalb haben wir die Rente auf eine zukunftsfähige
rundlage gestellt und das Programm „50 plus“ zur Ver-
esserung der Chancen älterer Menschen auf dem Ar-
eitsmarkt aufgelegt. Der Bundesarbeitsminister hat dies






(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
sehr bewusst getan; denn wir wissen, dass wir das Ren-
teneintrittsalter erhöhen müssen, um jungen Menschen
eine Chance zu geben, und gleichzeitig die über 50-Jäh-
rigen außerordentlich schlechte Chancen auf dem Ar-
beitsmarkt haben. Aber das darf so nicht bleiben. Damit
darf sich die Politik nicht abfinden. Deshalb ist die Maß-
nahme „50 plus“ genau richtig, um älteren Menschen
wieder eine Chance auf dem Arbeitsmarkt zu geben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir haben eine Gesundheitsreform auf den Weg ge-
bracht.


(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh!)


– Das habe ich mir schon gedacht. Wissen Sie, Gesund-
heitsreformen waren in der Geschichte der Bundesrepu-
blik Deutschland selten von einem großen Lobgesang be-
gleitet. Im Übrigen werden Gesundheitsreformen – das
gilt für diese ganz besonders – meist von denen kommen-
tiert, die Leistungen erbringen, und nur selten von den
Versicherten selbst. Ich sage Ihnen ganz ausdrücklich:
Diese Gesundheitsreform ist eine Reform für die Versi-
cherten und nicht für diejenigen, die die Leistungen er-
bringen. Deshalb setzen wir uns auch in erster Linie mit
den Versicherten auseinander.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wenn man einen Einblick bekommen will, an wel-
chen Stellen in dieser Republik eine Veränderungsunwil-
ligkeit besteht und an welchen Stellen man an Besitz-
ständen hängt – auch wenn ich nicht alle über einen
Kamm scheren will –, muss man Gespräche mit den
Fachleuten aus dem Gesundheitsbereich führen. Wir
wollen, dass es in Deutschland nicht eine Zweiklassen-
medizin gibt, sondern ein Gesundheitssystem für alle
Menschen.


(Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es geht um die Versicherten bei dieser Reform. Deshalb
musste die Gesundheitsreform verwirklicht werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir werden im nächsten Jahr die Reform der Pflege-
versicherung in Angriff nehmen; denn wir wissen, dass
die Pflegeversicherung genauso reformbedürftig ist wie
das Gesundheitswesen. Wir haben aber immer gesagt:
Eines folgt auf das andere.

Wir haben in diesem Jahr eine Vielzahl von nationa-
len Projekten in Angriff genommen. Jeder, der sich an-
schaut, was auf den Weg gebracht wurde, wird sehen,
dass wir dieses Land entschlossen verändern und refor-
mieren und die Bedingungen für die Zukunft nachhaltig
verbessern. Allerdings erleben wir täglich, dass es an
vielen Stellen nicht mehr ausreicht, im nationalen Rah-
men Entscheidungen zum Wohl unseres Landes zu tref-
fen, sondern dass wir dafür Partner brauchen. Deshalb
habe ich schon im vorigen Jahr in meiner Regierungser-
klärung gesagt, dass wir wieder ein starker Partner in
Europa und in der Welt werden wollen und können.
Deutsche Außen- und Europapolitik gründet sich auf

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(C (D erte. Sie ist Interessenpolitik. Eine Politik in deutchem Interesse setzt auf Bündnisse und Kooperationen it unseren Partnern. Wir haben in diesem Jahr für innenpolitische Vorhaen eine Koalitionsvereinbarung getroffen, die ein Proramm vorgibt, das man abarbeiten kann. In der Außenolitik aber sind wir von Ereignissen überrascht worden, ie wir nicht voraussehen konnten. An dieser Stelle öchte ich ein ganz herzliches Dankeschön sagen. Bei ll den Maßnahmen, die getroffen werden mussten, obohl sie nicht in der Koalitionsvereinbarung standen, nd bei all den Ereignissen, die uns vor vollkommen eue Herausforderungen gestellt haben, hat es eine verrauensvolle und intensive Zusammenarbeit innerhalb er Bundesregierung und mit dem Parlament gegeben. afür ein ganz herzliches Dankeschön. Abzusehen war, dass Europa eine finanzielle Vorauschau braucht. Das haben wir in der Europäischen Union eschafft. Dadurch ist die Europäische Union ein Stück andlungsfähiger geworden. Es war abzusehen, dass wir ns mit dem Nuklearprogramm des Iran befassen müsen. Wir können heute noch nicht sagen, dass dieses Prolem gelöst ist. Der Bundesaußenminister und andere üssen weiter daran arbeiten. Es gab darüber hinaus die nerwartete Geiselnahme von zwei sächsischen jungen ännern und wir waren außerordentlich erleichtert, als ir feststellen konnten, dass sie wieder frei waren und ach Hause konnten. Und schließlich haben wir uns für wei Einsätze entschieden, im Kongo und im Libanon, ie nicht vorauszusehen waren. Ich möchte an dieser telle zu dem schrecklichen Mord an Herrn Gemayel im ibanon sagen – ich glaube, für Sie alle –: Wir verurtei en diesen Mord. Wir wollen, dass es einen selbstständien Libanon gibt. Gewalt muss mit aller Kraft unterbunen werden. Dieses war ein feiger Mord, den die eltgemeinschaft insgesamt verurteilen muss. Lassen Sie mich stellvertretend für die internationalen erausforderungen ein Thema nennen, das in den letzten agen sehr intensiv diskutiert worden ist – angesichts er Vorbereitung auf den NATO-Gipfel in Riga ist dies icht unverständlich –, nämlich die Situation in Afghaistan. Wir haben als Bundesregierung ein sehr realistiches Konzept für Afghanistan aufgestellt. Die Bundesegierung hat sich auch in den vergangenen Jahren der ntwicklung Afghanistans in hohem Maße verpflichtet efühlt. Ich erinnere an den Petersbergprozess, an die ahlen in Afghanistan und an vieles andere mehr. Nach nserem – ebenfalls sehr realistischen – Bericht über die age in Afghanistan mussten wir feststellen, dass wir ehr Zeit für die Entwicklung Afghanistans brauchen, ls wir es uns gedacht und gewünscht hätten. Ich sage ber auch: Wir wollen und wir müssen diese Mission in fghanistan mit unseren Verbündeten zusammen zum rfolg führen. Wir brauchen mehr Zeit, aber es gibt berhaupt keinen Grund, an dieser Stelle zu verzagen. Die Frage ist nur: Was brauchen wir? – Wichtig ist, ass wir einen Ansatz haben, der Sicherheit und Wieder Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel aufbau klug und durchdacht miteinander verbindet. Es kann keine rein militärische Lösung geben, aber ohne ein militärisch gesichertes Umfeld kann es auch keinen Aufbau in Afghanistan geben. Deshalb ist Afghanistan eine politische Aufgabe und das werde ich auf dem NATO-Gipfel auch deutlich machen: Hier kann man keine separaten Diskussionen führen. Es ist eine politische Aufgabe, eine militärische Aufgabe, eine Aufgabe der inneren Sicherheit und eine Aufgabe für unsere Entwicklungspolitik. Die Bundesregierung hat sehr früh in einem ganz neuen Ansatz die Gemeinsamkeit der betroffenen Ressorts gesehen. Es gibt eine ganz regelmäßige Zusammenarbeit zwischen dem Entwicklungshilfeministerium, dem Innenministerium, dem Verteidigungsministerium und dem Außenministerium. Dieser Ansatz muss weiterentwickelt und zu einem Standardansatz bei all unseren Aktivitäten werden. Sie können heute nicht mehr zwischen den einzelnen Ressorts unterscheiden. Ich bin sehr froh, dass wir das am Beispiel Afghanistan auch praktizieren. Wir werben für diesen Ansatz – wie ich glaube, erfolgreich. Der auf der Londoner Konferenz zu Afghanistan beschlossene so genannte „Afghan Compact“ von London folgt ebendiesem Ansatz, dass einzelne Nationen für einzelne Aufgaben zuständig sind, Deutschland zum Beispiel für den Aufbau der Polizei in Afghanistan. Diese Aufgabe als Leitnation nehmen wir sehr ernst. Wir haben bislang dort 17 000 Polizisten ausgebildet und sind militärisch mit circa 2 900 Soldatinnen und Soldaten über Jahre hinweg einer der größten Truppensteller. Meine Damen und Herren, wir wissen, dass wir unsere Instrumente der Entwicklungszusammenarbeit noch besser aufeinander abstimmen müssen, auch zwischen den einzelnen Partnern. Wir müssen die Nachbarn des Landes noch stärker in die Verantwortung nehmen. Wir müssen gemeinsam mit den Partnern und Verbündeten natürlich das Nötige tun, um die Sicherheitslage zu verbessern. Es ist richtig: Afghanistan ist der Lackmustest für die Handlungsfähigkeit der NATO. In Riga wird es deshalb darum gehen, das Zusammenwirken ziviler und militärischer Elemente und die Zusammenarbeit zwischen der NATO, den Vereinten Nationen und der EU sowie mit den Nichtregierungsorganisationen zu verbessern. Meine Damen und Herren, die Bundeswehr erfüllt im Rahmen der ISAF-Mission im Norden des Landes eine wichtige und gefährliche Aufgabe. Wir wollen den Erfolg dieser Mission im Norden auf gar keinen Fall infrage stellen. Deshalb sehe ich niemanden, der ernsthaft die relative Stabilität, die wir im Norden erreicht haben, aufs Spiel setzen möchte. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall im ganzen Hause)





(A) )


(B) )


(Dr. Peter Struck [SPD]: Sehr richtig!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Immerhin leben in diesem Gebiet circa 40 Prozent der
afghanischen Bevölkerung. Die Bundeswehr wird dort

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(C (D uch weiterhin im Rahmen ihres Mandats Verantworung tragen. Ich sehe aber kein über dieses Mandat hiausgehendes militärisches Engagement. Auch das will ch hier ganz deutlich sagen. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Deshalb gilt für mich für den NATO-Gipfel in Riga:
as Thema Afghanistan ist zu wichtig, als dass wir es zu

iner militärischen Nord-Süd-Debatte verkümmern las-
en dürfen. In Afghanistan wollen wir als NATO und als
eltgemeinschaft erfolgreich sein. Wir in Deutschland
issen, dass man dafür kämpfen muss, auch militärisch.
ber, meine Damen und Herren, man muss auch kämp-

en um die Herzen der Menschen in Afghanistan. Beides
ehört für mich zusammen und so werden wir diese Mis-
ion verstehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Lassen Sie mich an dieser Stelle auch ein ganz herzli-
hes Dankeschön an unsere Soldatinnen und Soldaten
nd an ihre Familien sagen. Sie tun unter schwierigsten
edingungen ihren Dienst, nicht nur in Afghanistan. Sie
aben unsere Unterstützung verdient!


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben beim Thema Sicherheit in diesem Jahr sehr
iel über die militärische Sicherung ziviler Prozesse ge-
prochen. Sicherheit wird in der Zukunft aber auch – das
at dieses Jahr genauso gezeigt – mit Energiepolitik und
nergiesicherheit zu tun haben. Die Europäische Union
at darüber eingehend diskutiert. Energiepolitik ist in-
wischen zum Teil Energieaußenpolitik: Die Partner fra-
en, ob man sich aufeinander verlassen kann.

Zwei große Herausforderungen werden uns in den
ächsten Jahren intensiv beschäftigen:

Das eine ist die Frage, wie nicht nur wir, sondern die
elt mit bezahlbarer Energie ausreichend versorgt wer-

en können. Angesichts des Bevölkerungswachstums
die Weltbevölkerung wird in den nächsten Jahrzehnten

uf 9 Milliarden Menschen anwachsen –, angesichts der
xtrem hohen Wachstumsraten vieler Länder, wie China
nd Indien, angesichts der Tatsache, dass wir den Men-
chen auf anderen Kontinenten nicht ernsthaft sagen
önnen, dass wir ihre Entwicklung hin zum Wohlstand
icht wollen, wird uns dieses Thema beschäftigen.

Die zweite große Herausforderung – sie hängt mit der
nergieversorgung unmittelbar zusammen – ist die Ver-
nderung unseres Klimas. Ich glaube, viele haben die
imension dieser Herausforderung noch nicht in vollem
mfang verstanden. Die Erwärmung heute liegt bei etwa
,6 Grad. Wir wissen, dass eine Erwärmung über 2 Grad
inaus nicht stattfinden darf. Viele Prozesse sind aller-
ings schon unumkehrbar und auch in Deutschland ist
ie Klimaveränderung spürbar. Nun können Sie sagen:
b die Eiche in der Uckermark eine Zukunft hat, ist
icht so wichtig. – In Portugal und Spanien aber stellt
ich das Ganze schon anders dar, man schaue sich die

üstenbildung an, und in Afrika wird eine weitere Ver-
teppung Grund für Bürgerkriege und Migration sein.






(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
Europa und auch Deutschland werden hier eine ganz
besondere Verantwortung haben. Wir sind uns in der
Bundesregierung einig, dass wir Deutschlands langfris-
tige Energieversorgung unter die Lupe nehmen müssen:
Wir müssen hier planen und Szenarien erstellen. Wir
müssen vor allen Dingen zeigen – ansonsten werden wir
auf der Welt keine Chance haben –, dass es uns gelingt,
wirtschaftliches Wachstum von den Emissionen von
Treibhausgasen zu entkoppeln.

Ein Stück weit haben wir das schon geschafft; aber
wir müssen noch mehr tun. Unser Programm zur energe-
tischen Gebäudesanierung ist nicht nur ein Programm
zur Belebung der Bauwirtschaft, sondern auch ein Pro-
gramm zur Sicherung der Zukunft. Ein Hochtechnolo-
giestandort wie Deutschland sollte sich mit dem Thema
Energieeffizienz ganz stark identifizieren, um eines Ta-
ges sagen zu können: Hier haben wir einen Beitrag für
andere geleistet und gleichzeitig einen Exportschlager
geschaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir haben in der Europäischen Kommission dafür ge-
sorgt – dafür bin ich dem Bundesumweltminister dank-
bar –, dass es Fonds zur Investitionsförderung für effi-
ziente und erneuerbare Energietechnologien gibt. Durch
diesen Fonds können auch in Entwicklungsländern Bei-
träge geleistet werden. Ich glaube, dass uns die Entwick-
lung von CO2-freien, erneuerbaren, aber auch anderen
Energien in den nächsten Jahren sehr beschäftigen sollte.
Heute kommen 19 Prozent aller Umwelttechnologien
aus Deutschland. Es können ruhig noch mehr werden.
An dieser Stelle können wir zulegen. Ich halte dies für
einen wichtigen Punkt.

Meine Damen und Herren, in meiner Regierungser-
klärung vor einem Jahr habe ich gesagt: „Verlässlichkeit
soll das Markenzeichen dieser Regierung sein.“ Verläss-
liche Politik ist sicherlich sehr schwierig, weil wir viele
Entwicklungen nicht voraussehen können; aber wir müs-
sen uns schon an dem messen lassen, was wir uns vorge-
nommen haben. Verlässlichkeit bedeutet für mich, dass
man nicht alles einfach auf eigene Faust macht, sondern
dass man die Menschen für diese Politik gewinnt. Da ha-
ben wir noch ein Stück Arbeit vor uns; das will ich ganz
klar sagen.

Aber ich möchte auch denen danken, die in diesem
Jahr unsere Verbündeten waren. Wir haben einen Ener-
giedialog begonnen, in den sich viele Teilnehmer enga-
giert einbringen. Wir haben eine Allianz für Familien ge-
gründet, bei der die gesellschaftlichen Verbände intensiv
mitmachen. Wir haben eine Initiative „Erfahrung ist Zu-
kunft“ zur Behandlung von Fragen des demografischen
Wandels auf den Weg gebracht. Daran beteiligen sich die
Wirtschaft und die Wohlfahrtsverbände intensiv. Ich
habe dafür Dank zu sagen, dass die Arbeit dieser Bun-
desregierung aus den gesellschaftlichen Bereichen unter-
stützt wird; denn wir können das, was zu tun ist, allein
nicht schaffen.

Ich weiß, dass manche immer noch nach dem einen
großen, befreienden Sprung suchen, obwohl sie wissen,
dass Deutschlands Kraft erst noch wachsen muss. Ich

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(C (D laube, es ist vielmehr so, dass die Freiheit von unten achsen muss. Roman Herzog hat es einmal folgenderaßen beschrieben – ich zitiere –: … den großen Wurf, den unser Volk so gern hat, Dutzende, vielleicht sogar Hunderte kleiner Schritte, die sich im Laufe der Zeit und bei entsprechender Zielstrebigkeit summieren und auszahlen werden … Die Schritte werden aber von Jahr zu Jahr größer werden, und dasselbe wird von den Gestaltungsräumen gelten, die unser politisches System dadurch gewinnt, gerade auch im finanziellen Bereich. ch glaube, Roman Herzog hat Recht. Der Aufschwung n diesem Jahr gibt uns Anlass zum Selbstvertrauen, auf nserem Weg weiterzugehen. Herzlichen Dank. (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU sowie Beifall bei der SPD – Abg. Volker Kauder [CDU/CSU] überreicht Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel einen Blumenstrauß – Zurufe von der FDP: Oh! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Mehr Blumen!)


(gibt es) in dieser Frage nicht … Notwendig sind



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606600400

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Gregor Gysi,

raktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606600500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau Bun-

eskanzlerin, ich bringe Sie nicht in Verlegenheit, indem
uch ich Ihnen jetzt Blumen schenke. Es würde Ihnen si-
herlich schwer fallen, sich dazu zu verhalten.

Ich finde es ungerecht, dass Sie am Anfang Ihrer
ede nur erwähnt haben, dass Sie ein Jahr im Amt sind;
nser Herr Bundestagspräsident ist ja auch ein Jahr im
mt. Wenn schon, dann muss auch ihm gratuliert wer-
en.


(Beifall bei der LINKEN und der FDP – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Länger!)


Ich habe das eigentlich in der Hoffnung gesagt, einmal
eifall von der Union zu bekommen; aber das ist mir
icht vergönnt.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Daran müssen Sie mehr arbeiten!)


Zum einjährigen Jubiläum Ihrer Kanzlerschaft, Frau
erkel, möchte ich zwei würdigende Bemerkungen am
nfang machen:

Erstens. Da Sie sich nicht jeden Tag erklären, müssen
ie sich im Unterschied zu Ihren Vorgängern auch nicht
o oft korrigieren. Das finde ich ganz geschickt.

Zweitens. Es gibt eine kleine Gruppe von leicht arro-
anten CDU-Ministerpräsidenten, die Ihnen das Amt






(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
nicht gönnen. Ich finde, diese haben Sie ganz gut im
Griff. Das muss man auch einmal sagen.


(Beifall bei der LINKEN – Heiterkeit bei der FDP)


Frau Bundeskanzlerin, Sie sind aber auch eine Frau
und stammen aus Ostdeutschland. Sie haben das bisher
wenig gezeigt und diesbezüglich wenig getan. Es ist
ganz typisch, dass in Ihrer Rede nicht ein Wort zur
Gleichstellung der Geschlechter gefallen ist und Sie
auch gar nichts zur Situation in Ostdeutschland gesagt
haben.


(Beifall bei der LINKEN – Zurufe von der SPD: Oh! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Deshalb habt ihr auch eine quotierte Doppelspitze! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Von einer Fraktion mit zwei Kerlen an der Spitze ist das eine gute Analyse!)


– Ja, da haben Sie völlig Recht. Wenn irgendjemand et-
was für Gleichstellung in der Gesellschaft getan hat,
dann waren es vielleicht die Grünen, die SPD und die
Linken, aber ganz bestimmt nicht die Union. Da brau-
chen wir bloß einen Blick in die Geschichte zu werfen.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Fangen wir mit der Außenpolitik an: Sie, Frau Bun-
deskanzlerin, sind aus mir unerklärlichen Gründen ir-
gendwie mit Präsident Bush befreundet. Wir können
aber feststellen, dass dieser gerade eine Quittung für
seine Kriegspolitik bekommen hat. Zwar etwas spät,
aber bei den Wahlen zum Senat und zum Repräsentan-
tenhaus hat die Mehrheit der amerikanischen Bevölke-
rung nun Nein zu seiner Kriegspolitik gesagt.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie haben ja am Schluss Ihrer Rede zu Recht auch über
Umweltfragen gesprochen. Die USA stürzen uns in eine
Klimakatastrophe. Ich möchte gerne wissen, ob Sie ihm
das auch so offen sagen bzw. ob die Europäische Union
ihm gegenübertritt und sagt, dass es so einfach nicht
weitergeht. Die größte Industrienation kann diesbezüg-
lich nicht machen, was sie will, weil sie auf diese Weise
die ganze Menschheit in eine Katastrophe stürzt.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Zurück zur Kriegspolitik: Der Irakkrieg ist doch in
jeder Hinsicht gescheitert. Es ging um die Sicherung von
Erdölvorkommen und um die Bekämpfung des Terroris-
mus. Wie kann man denn mit der Höchstform des Terro-
rismus, nämlich mittels Krieg, Terrorismus bekämpfen?
Man erreicht so doch nur neue Bereitschaft zu Terroris-
mus. Das beweist der Irak täglich.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Selbst der Premierminister Großbritanniens, Tony Blair,
fängt ja jetzt an, selbstkritische Töne von sich zu geben –
leider viel zu spät. Es gab aber auch kluge Politiker auf

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(C (D er Welt, die immer gegen den Irakkrieg waren und imer schon gesagt haben, mittels Krieg lassen sich die robleme und Konflikte nicht lösen, sondern sie verchärfen sich nur. Der Irak ist das beste Beispiel dafür. Sie haben auch Afghanistan angesprochen und über ie relative Ruhe im Norden berichtet. Was nutzt es enn, wenn in einem Teil eines Landes relative Ruhe errscht, sich aber im anderen Teil alles verschärft? Zuleich habe ich gehört, dass Sie gesagt haben, Sie wollen ie Bundeswehr nicht in den Süden schicken. Wir weren Sie beim Wort nehmen, denn es wäre ein großer ehler, wenn wir Soldaten auch noch dorthin schickten. Lassen Sie mich noch ein anderes Thema erwähnen, as in letzter Zeit in Deutschland eine Rolle spielt. 00 000 deutsche Soldaten waren oder sind in Kriegsinsätzen. (Dr. Peter Struck [SPD]: Auslandseinsätze heißt das, nicht Kriegseinsätze!)


Wie Sie das nennen, Herr Struck, ist mir egal; aber es
ind Kriegseinsätze. Wenn Sie einmal nach Afghanistan,
n den Irak usw. schauen, sehen Sie, wo auf dieser Welt
riege stattfinden.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Dr. Peter Struck [SPD]: Dummes Zeug!)


Die Soldaten kommen mit Erlebnissen zurück, und
war mit Erlebnissen, die sie in Deutschland nicht hätten
nd nicht haben. Welch eine Verrohung dort stattfindet,
aben Sie an den Bildern gesehen, die Soldaten mit Lei-
henköpfen zeigen. Darauf, dass die Soldaten psychisch
erändert nach Deutschland zurückkommen, sind wir
berhaupt nicht vorbereitet. Wir haben noch nicht die
rfahrung wie die Sowjetunion mit den Afghanistansol-
aten oder die USA mit den Vietnamsoldaten. Aber wir
üssen uns darauf vorbereiten. 200 000 Soldaten in sol-

hen Einsätzen verändern eine Gesellschaft und Sie wol-
en das nicht einmal zur Kenntnis nehmen, geschweige
enn Mittel dafür zur Verfügung stellen, um dagegen et-
as zu tun.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Sie haben über die Europäische Union gesprochen,
rau Bundeskanzlerin, und auch die Verfassung erwähnt.
ch hätte gerne einmal eine Auskunft von Ihnen: Was
treben Sie in Bezug auf die europäische Verfassung
n? Sie müssen doch das Nein aus Frankreich und den
iederlanden ernst nehmen. Wenn man das Votum ernst
immt, kann man doch nicht nur darüber nachdenken, ob
an das Ding anders nennt oder ob man einen Satz weg-

ässt, sondern muss eine Verfassung für Europa schaffen,
ie die Mehrheit der Bevölkerung in den Ländern akzep-
iert. Das wäre ein Gewinn. Nicht gegen die Bevölke-
ung, sondern mit der Bevölkerung muss eine Verfas-
ung gestaltet werden.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


ir werden dafür konkrete Vorschläge unterbreiten.






(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
Dabei geht es um Freiheitsrechte, aber auch um So-
zialrechte; denn die Menschen in Europa sind heute in
großem Maße sozial verunsichert. Sie wollen kein Eu-
ropa, das so organisiert ist, dass sich mit jedem Beitritt
die soziale Frage neu stellt, und zwar in dem Sinne, dass
alles nach unten geht. So erreicht man keine Begeiste-
rung für Europa; wohl aber erreichen die Rechtsextre-
men eine Begeisterung für den früheren Nationalstaat.

Das erleben wir doch auch in Deutschland. Wenn wir
hier alle die europäische Integration wollen – das ist ja
ein Vorteil dieses Parlaments, dass wir sie alle wollen –,
dann müssen wir auch etwas dafür tun, dass die europäi-
sche Integration wesentlich mehr Akzeptanz in den Be-
völkerungen findet. Dann können wir nicht über die
Bevölkerungen hinweggehen, sondern müssen die Ver-
fassung mit ihnen zusammen gestalten.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Bund, Länder und Kommunen haben Aufgaben, auch
in Deutschland, und die Kassen sind ziemlich leer. Das
hat Folgen. Wenn wir nicht nur das letzte Jahr, sondern
mehrere zurückliegende Jahre betrachten, können wir
feststellen, dass die Ausgaben für Bildung und Kultur,
für Wissenschaft und Forschung sowie für Investitionen
in Infrastruktur gesunken sind.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Alles falsch! – Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Das stimmt doch gar nicht!)


Das gilt auch für die Justiz. Das, was wir jetzt in Sieg-
burg erlebt haben, ist natürlich ein Ausdruck dessen,
dass es zu wenig qualifiziertes Personal gibt. Anders ist
es doch nicht denkbar, dass dort jemand 20 Stunden ge-
foltert wird und niemand das merkt! Das sind Struktur-
schwächen, die wir uns nicht leisten können.

Hinzu kommt, dass wir die Justiz jetzt den Ländern
übergeben. Das heißt, die Länder entscheiden je nach
Kassenlage, wie viel Geld sie für eine Justizvollzugsan-
stalt zur Verfügung stellen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Tun sie ja jetzt schon!)


Mir wird schon jetzt ganz schlecht, wenn ich darüber
nachdenke, wie das dann in den ärmeren Bundesländern
aussehen wird.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Also brauchen wir hier eine andere Herangehensweise.

Sie haben festgestellt, Frau Bundeskanzlerin, Deutsch-
land stehe besser da. Dann müssen wir einmal definieren:
Wer ist Deutschland? Fragen Sie doch einmal einen
Langzeitarbeitslosen, ob er empfindet, dass er besser da-
steht. Fragen Sie einmal einen Jugendlichen, der keinen
Ausbildungsplatz bekommt, ob er findet, dass er besser
dasteht. Verstehen Sie: Man muss das immer konkret un-
tersuchen. Ich weiß, es geht Leuten besser: den Reichen
und den Besserverdienenden; das ist wahr.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D ber den Arbeitslosen geht es nicht besser und den Areitnehmerinnen und Arbeitnehmern auch nicht. Ich werde Ihnen gleich belegen, dass ich Recht habe. Sie haben dafür gesorgt, dass die Kassen im Bund, in en Ländern und in den Kommunen leer sind, indem Sie ie Steuereinnahmen immer weiter gesenkt haben. Sie önnen doch eine Tatsache nicht bestreiten: Deutschland at bei den Steuereinnahmen den vorletzten Platz in der uropäischen Union; nur die Slowakei hat noch gerinere Steuereinnahmen als Deutschland. Es ist für ein irtschaftlich starkes Land geradezu blamabel, was wir ns hier leisten. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


(Zuruf von der SPD: Billiger geht es nicht!)


Die durchschnittliche Quote der Steuern und Abga-
en, also der berühmten so genannten Lohnnebenkos-
en, der Sozialabgaben der Unternehmen, beträgt EU-
eit 40 Prozent und in Deutschland 35 Prozent. Selbst
ort sind wir unterdurchschnittlich. Auch das muss man
agen.


(Beifall bei der LINKEN)


Nun können Steuern sehr verschieden sein. Wir reden
war immer allgemein über Steuern. Aber es gibt bei-
pielsweise einen Unterschied zwischen Unternehmen-
teuern und Mehrwertsteuer. Es ist spannend, sich ein-
al die Anteile der einzelnen Steuerarten anzuschauen.
ie Einkommen- und Unternehmensteuern machen in
eutschland einen Anteil von 9,5 Prozent aus.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Das stimmt nicht!)


as müssen die Bürgerinnen und Bürger wissen; alles
ndere bezahlen sie. Im EU-Durchschnitt liegt der Anteil
ei 13,4 Prozent und in Dänemark bei 29,5 Prozent. Vor
chröder lag der Anteil in Deutschland übrigens bei
1,2 Prozent. Jetzt liegt er, wie gesagt, bei 9,5 Prozent.
as ist die Wahrheit.

Professor Jarass hat errechnet, dass durch die Steuer-
eform von SPD und Grünen seit 2001 jährlich
1 Milliarden Euro weniger eingenommen werden.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Dann müssen die Leute weniger Steuern bezahlen!)


Jetzt setzt die neue Regierung das Ganze verschärft
ort. Ich sage deshalb „verschärft“, weil Sie ab dem Jahr
007 durch die zusätzlichen Belastungen wie Erhöhung
er Mehrwertsteuer, Reduzierung der Pendlerpauschale
nd Halbierung des Sparerfreibetrags sowie durch die
nstehenden Erhöhungen der Renten- und Krankenversi-
herungsbeiträge die Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh-
er, die Rentnerinnen und Rentner sowie die Arbeitslo-

en mit 30 Milliarden Euro jährlich belasten werden.
rotz steigender Steuereinnahmen und eines Überschus-
es der Bundesagentur für Arbeit bitten Sie Arbeitneh-
erinnen und Arbeitnehmer, Rentnerinnen und Rentner

owie Arbeitslose weiter zur Kasse und belasten sie im






(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
nächsten Jahr mit 30 Milliarden Euro. Das ist nicht hin-
nehmbar. Trotzdem machen Sie es.


( Winkelmeier [fraktionslos])


Ich spreche also deswegen davon, dass Sie die Politik
der vorherigen Regierung verschärft fortsetzen, weil es
noch unsozialer wird, indem Sie Konzernen und den
Reichen in unserer Gesellschaft noch mehr Geschenke
machen.


(Beifall bei der LINKEN)


Gleichzeitig planen Sie eine Unternehmensteuerre-
form – dass so etwas immer gleichzeitig geschieht, ist
auffällig –, wonach Sie ab dem Jahr 2008 jährlich
30 Milliarden Euro brutto weniger einnehmen. Netto
macht dies 10 Milliarden Euro aus.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Quatsch!)


Das haben Gewerkschaften und viele andere errechnet.
Der Bundesfinanzminister spricht von 5 Milliarden Euro
und andere, die es genauer gerechnet haben, sprechen,
wie gesagt, von 10 Milliarden Euro.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Quatsch!)


Wir sollten jetzt keinen Streit um die genaue Zahl füh-
ren.

21 Milliarden Euro Steuererleichterungen gab es
durch die Reformen von SPD und Grünen und jetzt kom-
men noch einmal 10 Milliarden Euro durch die Refor-
men der großen Koalition hinzu. Das macht zusammen
etwas über 30 Milliarden Euro. Das heißt, die Konzerne
– die Unternehmensteuerreform wird sich überwiegend
zugunsten der Konzerne und viel weniger zugunsten der
kleinen und mittleren Unternehmen auswirken – bekom-
men, wenn man die Effekte der Steuerreformen der Re-
gierung Schröder und Ihrer Regierung, Frau Merkel, zu-
sammen nimmt, zusätzlich 30 Milliarden Euro. Aber die
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die Rentnerinnen
und Rentner sowie die Arbeitslosen müssen letztlich auf
diese 30 Milliarden Euro verzichten. Das ist eine direkte
Umverteilung von unten nach oben, wie es sie so in der
Geschichte kaum gegeben hat.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Die Mehreinnahmen werden viel zu wenig für Wis-
senschaft, Forschung, Bildung und Kultur genutzt. Ich
muss es immer wieder sagen: Deutschland hat bekannt-
lich kaum Erdöl- und Goldvorkommen. Wir können hier
keine Wirtschaftspolitik wie Bahrain machen. Wir müs-
sen auf andere Dinge setzen. Die Stärke Deutschlands
bestand immer darin, eine sehr gut ausgebildete Bevöl-
kerung zu haben. Auch wenn Sie es nicht gerne hören
wollen, sage ich Ihnen: Die DDR hat ihre Jugendlichen
gut ausgebildet und die Bundesrepublik hat ihre Jugend-
lichen gut ausgebildet. Jetzt sind wir vereint und packen
es nicht mehr. Wir sind unterdurchschnittlich geworden
in Europa. Das ist einfach nicht hinnehmbar.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Die Bildung ist doch unserer eigentliche Stärke.

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(C (D Die Steuereinnahmen des Bundes steigen um 2 Milliarden Euro. Es gibt einen Überschuss bei der undesagentur für Arbeit. Wenn wir die Mehreinnahen von Bund, Ländern und Kommunen zusammen ehmen, haben wir sogar ein Plus von 33 Milliarden uro. Erklären Sie doch einmal einem Pendler, warum er ngesichts eines flexiblen Arbeitsmarkts weniger endlerpauschale bekommt, obwohl der Staat 12 Mil iarden Euro mehr einnimmt. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Weil er immer noch im zweistelligen Milliardenbereich Schulden macht!)


as ist einfach grob ungerecht. Gerade Sie von der
nion plädieren jeden Tag für einen flexiblen Arbeits-
arkt, indem Sie sagen: Man muss sich damit abfinden,

ass man beispielsweise in Hessen ausgebildet wird, in
ordrhein-Westfalen einen Job bekommt und fünf Jahre

päter nach Thüringen wechselt. Die Menschen müssen
lso immer größere Entfernungen in Kauf nehmen.
rotzdem kürzen Sie die Pendlerpauschale. Das ist die
ealität.

Sie sagen dann, die Leute sollten mehr Kinder krie-
en. Aber gleichzeitig gibt es 16 verschiedene Bildungs-
ysteme. Die Menschen wären also total verantwor-
ungslos, wenn sie mit schulpflichtigen Kindern zweimal
n ein anderes Bundesland ziehen würden.


(Beifall bei der LINKEN)


hre Politik hat eben keine Logik. Auch konservative
olitik muss doch zumindest eine Logik haben; aber
iese ist nicht zu erkennen.

Die Körperschaftsteuer möchte ich gesondert er-
ähnen. Sie ist eine typische Steuer für Kapitalgesell-

chaften und hat mit den Inhaberunternehmen gar nichts
u tun. Sie betrug in Deutschland unter Helmut Kohl
daran darf ich die Union erinnern – 45 Prozent. Dann

at Herr Schröder sie auf 25 Prozent gesenkt. Nun will
ie große Koalition sie auf 15 Prozent senken. Ich sage
azu nur eines – damit wir uns das hübsch merken –: In
en USA beträgt die Körperschaftsteuer 35 Prozent, in
rankreich 33 Prozent und in Großbritannien 30 Prozent.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wie sieht das mit der Gewerbesteuer aus? – Zuruf von der SPD: Wie ist das mit der Bemessungsgrundlage?)


lso steht eines fest: Wir machen den anderen Ländern
onkurrenz und nicht die anderen Länder uns. Wir üben
ruck aus, sodass die anderen Länder ihre Körperschaft-

teuer senken müssen, damit es auch dort noch sozial un-
erechter zugeht. Was Sie hier leisten, ist einfach nicht
innehmbar.


(Beifall bei der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie sind ein populistischer Demagoge! – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Das ist einfach Unsinn!)


Was machen die Konzerne? Sie halten Pressekonfe-
enzen ab und verhöhnen die Politik. Vertreter der Deut-






(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
schen Bank, der Allianz usw. sagen: Wunderbar, wir be-
danken uns. Wir haben im letzten Jahr den größten
Gewinn in unserer Geschichte gemacht. Dafür entlassen
wir 8 000 oder 10 000 Leute. Jetzt können wir es uns ja
leisten, Abfindungen zu zahlen. Dann sind wir sie los. –
Das ist das Ergebnis Ihrer Politik. Es gibt, wie wir in den
vergangenen Jahren erlebt haben, nicht mehr Arbeits-
plätze, sondern weniger.


(Beifall bei der LINKEN)


Jetzt komme ich auf die Zahl der Arbeitslosen zu
sprechen. Sie ist zurückgegangen. Das haben Sie er-
wähnt; das hätte ich an Ihrer Stelle auch getan; das ist
normal. Aber ich weise auf zwei Dinge hin: Auf der ei-
nen Seite hat sich die Zahl der Langzeitarbeitslosen
– das haben Sie nicht erwähnt – in derselben Zeit um
55 000 erhöht. Sie haben auch nicht erwähnt, dass die
Zahl der 1-Euro-Jobber zugenommen hat. Diese zählen
ja nicht als Arbeitslose in der Statistik; das muss man
hinzufügen. Sie haben auch nicht erwähnt, dass es noch
mehr geringfügig Beschäftigte gibt. Es sind inzwischen
fast 5 Millionen. Das sind doch fast Arbeitslose. Wenn
man das alles mitberücksichtigt, dann sieht man, dass die
Arbeitslosenzahl ganz anders ausschaut.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Richtig!)


Sie haben auch nicht erwähnt, wie hoch die Arbeitslo-
sigkeit im Osten ist und welche Probleme wir hier ha-
ben. Auf der anderen Seite gibt es eine Zahl, die unwi-
derlegbar ist. Im Vergleich zu 2002 gibt es 1 Million
Menschen weniger in sozialversicherungspflichtiger Be-
schäftigung. Das ist ein Abbau, an dem noch nichts kor-
rigiert worden ist, weil es dafür keine Politik gibt.

Noch eine Bemerkung zu den Arbeitslosen. Jetzt gibt
es ja einen Vorschlag von Herrn Rüttgers. Es ist wirklich
spannend, dass ein CDU-Ministerpräsident vorschlägt,
dass ältere Arbeitslose länger Arbeitslosengeld I be-
kommen sollen. Spannend ist erst einmal der Vorschlag
an sich. Dann schreit aber der SPD-Vorsitzende gleich:
Kommt gar nicht infrage! Jetzt rufen auch die CDU und
viele Ministerpräsidenten: Kommt gar nicht infrage! Das
alles ist absurd. Ich hätte mir vorgestellt, dass alle sagen:
Das ist eine völlig vernünftige Idee. Jetzt müssen wir uns
nur über das Wie unterhalten.

Was Herr Rüttgers vorschlägt, ist allerdings abenteu-
erlich. Zum einen sagt er, ein längeres Arbeitslosengeld
solle man erst nach 40 Versicherungsjahren bekommen.
Ich bitte Sie: 40 ununterbrochene Versicherungsjahre!
Diese Hand voll Leute, auf die das zutreffen würde, kann
er alleine bezahlen; das ist nicht das Problem. Ein Pro-
blem besteht bei denjenigen, die nach 30 oder 35 Jahren
arbeitslos werden. – Aber das ist nur ein Problem.

Zum anderen sagt er nämlich, den längeren Bezug
sollten andere Arbeitslose bezahlen. Ich muss Ihnen sa-
gen: Das ist völlig indiskutabel.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Bei dem derzeitigen Überschuss bei der Bundesagen-
tur für Arbeit – zudem gibt es höhere Steuereinnah-

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(C (D en – muss man dieses Geld nutzen, um zu sagen: Wir ahlen länger Arbeitslosengeld I an Arbeitslose, die ange in die Versicherung eingezahlt haben. Aber dazu st Rüttgers nicht bereit. Er kommt wirklich nur auf die dee, zu sagen: Andere Arbeitslose sollen das bezahlen. Dieser Vorschlag hat überhaupt nichts mit sozialer erechtigkeit zu tun. Nur die Idee ist richtig, nämlich ass diejenigen, die länger eingezahlt haben, auch länger rbeitslosengeld I beziehen müssen. Dafür streiten wir. eshalb sagen wir noch einmal: Hartz IV muss weg; enn Hartz IV ist Armut per Gesetz. as werden Sie immer wieder hören. 60 Prozent der Betroffenen – das hat die Statistik jetzt rwiesen – geht es schlechter als vorher. 40 Prozent der ozialhilfeempfängerinnen und Sozialhilfeempfänger eht es gleich, im Einzelfall auch einmal besser; dageen sagt keiner etwas. Aber gegen die Schlechterstellung er 60 Prozent sagen wir eine Menge. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


(Beifall bei der LINKEN)


Frau Bundeskanzlerin, wenn wir Arbeitslosigkeit be-
ämpfen wollen, dann müssen wir neue Debatten führen.
ir brauchen eine gerechtere Verteilung der Arbeit.
ir müssen wieder über Arbeitszeitverkürzung nach-

enken. Wir brauchen einen öffentlich geförderten Be-
chäftigungssektor. Es gibt doch nicht zu wenig Arbeit;
s gibt nur zu wenig bezahlte Arbeit. Wir sollten einmal
arüber nachdenken, ob wir vielleicht die Hausfrauen-
der Hausmännertätigkeit und die Betreuung von Kin-
ern nicht anders in unser Bewusstsein aufnehmen, in
er Form, dass das eine wirklich notwendige Tätigkeit
st. Wir müssen über vieles nachdenken, wenn wir die
rbeitslosigkeit überwinden wollen.

In den Bereichen, in denen es keinen privaten Gewinn
u erwirtschaften gibt, müssen wir Arbeit schaffen. Das
abe ich schon einmal gesagt. Wir dürfen dabei nicht
en öffentlichen Dienst ausweiten, sondern wir müssen
ine öffentlich geförderte Wirtschaft aufbauen. Als Bei-
piel nenne ich den Förderunterricht für besonders be-
abte Kinder oder für Kinder, denen es in der Schule be-
onders schwer fällt. Das sind Bereiche, die sich für
rivate Anbieter nicht lohnen, hier entstehen Arbeits-
lätze nicht von selbst. Hier muss die Politik aktiv wer-
en und Arbeitsplätze schaffen.

Ich möchte eine weitere Bemerkung zur Gerechtig-
eit in unserer Gesellschaft machen. Seit 2001 speist
ich die Steigerung des Volkseinkommens zu 85 Prozent
Herr Westerwelle, merken Sie sich das bitte – aus der
teigerung der Unternehmens- und Vermögenseinkom-
en und nur zu 15 Prozent aus der Steigerung des Ein-

ommens der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
as ist eine Riesenungerechtigkeit; denn die Zahl der ei-
en ist viel geringer als die Zahl der anderen. Die einen
ekommen jedoch 85 Prozent, die anderen nur
5 Prozent. Zwischen 2004 und 2005 sind die Löhne und
ehälter erstmals um 6 Milliarden Euro gesunken. Einen

olchen Rückgang hat es bis dahin noch nie gegeben.






(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
Die Unternehmens- und Vermögenseinkommen sind im
gleichen Zeitraum um 22 Milliarden Euro gestiegen. Un-
gerechter kann es überhaupt nicht zugehen!


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Wenn Sie gegen diese Ungerechtigkeit nichts unterneh-
men, dann werden Sie niemals als sozial gelten, und
zwar zu Recht.

Nun haben Sie, Frau Bundeskanzlerin, den Ansatz Ih-
rer Gesundheitsreform beschrieben.


(Joachim Poß [SPD]: Schließen wir die Löhne ab oder machen das die Gewerkschaften?)


– Auch die Gewerkschaften haben ein paar Fehler ge-
macht, aber die offizielle Politik Ihrer Regierung hieß
immer: Lohnsenkung, Lohnsenkung, Lohnsenkung. Das
sei die einzige Chance, um wirtschaftlich stärker zu wer-
den. Sie sind für den jetzigen Zeitgeist verantwortlich.


(Beifall bei der LINKEN – Joachim Poß [SPD]: Erzählen Sie, was sie machen!)


Meine Redezeit ist begrenzt, deshalb kann ich nicht
viel zu Ihrer Gesundheitsreform sagen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Gott sei Dank!)


– Ich wusste, dass ich es schaffen würde, einmal Beifall
von der CDU/CSU zu erhalten, und bin dankbar. Ich
habe das gern.

Zur Gesundheitsreform sage ich Ihnen: Das ist ein
Gemurkse, daraus wird nichts mehr. Es ist doch klar: Sie
wollten die Kopfpauschale, die anderen eine Bürgerin-
nen- und Bürgerversicherung. Dazwischen ist kein Kom-
promiss möglich. Es wäre besser gewesen, Sie hätten es
bleiben lassen, weil es gemeinsam nicht zu packen ist.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie sagen, Sie machen eine Reform für die Versicherten.
Darüber kann man nur lachen, Frau Bundeskanzlerin.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Versicherten werden schon im nächsten Jahr höhere
Beiträge bezahlen. Wenn erst einmal der komische
Fonds gebildet ist, gibt es nur noch eine Richtung: Der
Beitragsanteil der Unternehmen darf nicht erhöht wer-
den, aber die Versicherungen dürfen sich weiterhin an
die Versicherten halten und deren Beiträge erhöhen. Was
soll denn dabei für die Versicherten herausspringen?
Entweder müssen sie mehr bezahlen oder sie erhalten
weniger Leistungen oder beides.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Außer der Pharmaindustrie gibt es niemanden, der Ih-
rer Gesundheitsreform zustimmt. Doch auch die Phar-

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(C (D aindustrie lobt Ihre Reform nicht, sondern schweigt ur dazu. Über diese Tatsache sollten Sie auch einmal achdenken; denn wenn die Pharmaindustrie meckern ürde, dann wäre, so meine ich, an Ihrer Reform etwas ran. Wir haben in letzter Zeit in Deutschland sehr viel über ie Armutsschicht, die Unterschicht genannt wird, disutiert. Es stimmt, es gibt diese Schicht und sie wächst. iese Schicht wählt zu einem kleinen Teil noch die SPD, u einem bestimmten Teil meine Partei, aber zu einem rößer werdenden Teil die NPD. Das muss uns ernsthaft orgen machen. Das heißt nämlich, diese Menschen füh en sich ausgegrenzt. Sie haben keine Beziehungen mehr u unserer Demokratie und glauben nicht daran, dass ir, und zwar wir alle, ihre Probleme lösen können. iele dieser Menschen wählen natürlich gar nicht, auch as weiß ich. Dies ist für eine Gesellschaft ein sehr geährlicher Vorgang. Frau Bundeskanzlerin, ich habe von Ihnen nichts dazu ehört, welche Maßnahmen Sie ergreifen wollen, um die o genannte Unterschicht, die Armutsschicht, Schritt für chritt zu überwinden, damit es in Deutschland keine rmut mehr gibt. Die Überwindung der Armut müsste hr Ziel als Bundeskanzlerin sein. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


(Beifall bei der LINKEN)


Ich sage Ihnen voraus, was passieren wird: Der Unter-
chicht können Sie eines Tages nichts mehr nehmen,
eil sie nichts mehr hat. An die Reichen und die Vermö-
enden trauen Sie sich nicht heran. Die Steuerreform
ird wieder nur die Großaktionäre reicher machen.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Jetzt ist es aber gut!)


Das ist alles, was dabei herauskommen wird. Viel-
eicht wollen Sie an die Reichen auch nicht heran. Sie
erden sich also an die Mittelschicht halten,


(Joachim Poß [SPD]: Quatsch mit Soße!)


ie werden die Normalverdiener immer schlechter stel-
en. Wenn Sie aber die Mittelschicht einer Gesellschaft
chrittweise zerstören


(Joachim Poß [SPD]: Der redet wirklich wie ein Blinder von der Farbe!)


das passiert –, gibt es zwischen oben und unten keine
ommunikation mehr.


(Joachim Poß [SPD]: Von nichts hat er Ahnung!)


ie Mittelschicht kann nach unten und nach oben kom-
unizieren. Sie hat Illusionen, wie sie selber nach oben

ommt, und Angst davor, nach unten zu kommen. Das
lles macht sie für bestimmte Fragen sehr sensibel. Ich
age Ihnen als Linker, dass es falsch ist, die Mittel-
chicht der Gesellschaft zu zerstören, weil das die Kom-
unikation innerhalb der Gesellschaft zerstört.






(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi

(Beifall bei der LINKEN – Joachim Poß [SPD]: Sie sind ein selbst ernannter Linker!)


Lassen Sie mich noch etwas zum Osten sagen.


(Joachim Poß [SPD]: Salonsozialist!)


Wir haben keine Vereinigungspolitik. Wir hatten nur
eine Einheitspolitik. Niemand hat etwas dafür getan,
dass sich Strukturen im Westen etwa durch die Über-
nahme von 5 Prozent der Oststrukturen verändern. Das
wurde immer arrogant abgetan. Es hätte jedoch etwa bei
Kindertagesstätteneinrichtungen Sinn gemacht. Es hätte
Sinn gemacht, an Schulen eine stellvertretende Direkto-
rin oder einen stellvertretenden Direktor für außerunter-
richtliche Tätigkeiten zu haben. Es hätte Sinn gehabt,
sich vielleicht die Strukturen der Polikliniken anzusehen
und darüber nachzudenken, ob man sie im Westen ein-
führt. Ich sage Ihnen auch, warum: Damit die Frau und
der Mann in Passau, die Frau und der Mann in Kiel mit
der Einheit das Erlebnis verbunden hätten, dass sich ihre
Lebensqualität durch die Übernahme von drei, vier oder
fünf Strukturen aus dem Osten erhöht hat. Ein solches
Erlebnis ist niemandem im Westen gegönnt worden.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Das macht deren Einstellung aus, was ich auch verstehen
kann.

Deshalb sage ich: Wir hatten eine Einheit, aber keine
Vereinigung. Gerade von Ihnen, Frau Bundeskanzlerin,
hätte ich erwartet, dass Sie diesbezüglich Zeichen set-
zen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606600600

Herr Kollege, Sie denken an die verbleibende Rede-

zeit in der eigenen Fraktion?


Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606600700

Ich denke nur an meine Fraktion, Herr Präsident, ge-

legentlich auch an etwas anderes. Lassen Sie mich noch
den einen Satz sagen.

Sie müssen einen Fahrplan aufstellen, Frau Bundes-
kanzlerin, und sagen: Ich will die Angleichung der
Löhne. Ich will, dass man für die gleiche Arbeit den
gleichen Lohn erhält und nicht länger arbeitet für weni-
ger Geld, dass man die gleiche Rente für die gleiche Le-
bensleistung erhält.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie müssen Ihre Politik umdrehen. Sie müssen für
Frieden kämpfen, für Steuergerechtigkeit, das heißt,
auch bei den Konzernen und Reichen abkassieren, und
für deutlich mehr soziale Gerechtigkeit. Das hilft dann
auch den kleinen und mittleren Unternehmen, weil Sie
damit die Kaufkraft stärken.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Joachim Poß [SPD]: Quatsch mit Soße!)


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(C (D Das Wort hat nun Dr. Peter Struck für die SPD-Frak ion. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Frau Bundeskanzlerin, ich habe Ihnen keine eienen Blumen überreichen können, weil das der Kollege auder für mich gleich mit gemacht hat. (Heiterkeit bei der CDU/CSU – Zuruf von der FDP: Die waren zu teuer!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606600800

(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. Peter Struck (SPD):
Rede ID: ID1606600900

ie Blumen bezahlen wir gemeinsam. Sie werden aber
estätigen, dass ich Ihnen schon einen ausgegeben habe,
nd ich werde das gerne wiederholen. Auch von mir
erzlichen Glückwunsch zu Ihrer einjährigen Amtszeit!

Es ist das zweite Mal, dass ein Redner der PDS Solda-
en, die im Auslandseinsatz sind, als Soldaten im
riegseinsatz bezeichnet.


(Zuruf von der LINKEN: Ja!)


ch weise diese unverschämte Behauptung mit Nach-
ruck zurück, Herr Gysi. Unsere Soldaten befinden sich
icht im Kriegseinsatz.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


nsere Soldaten befinden sich in einer friedenstiftenden
nd friedenserhaltenden Mission. Sie müssen endlich
inmal dorthin fahren und sich das ansehen und nicht nur
ier im Deutschen Bundestag solche dummen Sprüche
lopfen, die die Soldaten beleidigen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN – Hartmut Koschyk [CDU/ CSU]: Und nicht nur nach Belgrad fahren! – Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: So ein dummes Geschwätz habe ich selten gehört!)


Ich will an dieser Stelle genauso wie die Bundeskanz-
erin und der Verteidigungsminister Dank sagen für die
rbeit, die die Soldatinnen und Soldaten unter Gefahren

ür ihr Leben für unser Land und die Staatengemein-
chaft tun. Meine Damen und Herren, Sie haben eine
olche Bewertung wie die, die von der Linken kommt,
berhaupt nicht verdient. Wir stehen an Ihrer Seite.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Da ich gerade bei der Außenpolitik bin: Das letzte
ahr war wirklich ein schwieriges Jahr für diese Bundes-
egierung und die sie tragenden Fraktionen.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das nächste Jahr wird besser!)


s hätte sich niemand vorstellen können, dass wir Solda-
en in die Gegend von Israel und Palästina schicken.
ass es diese Mission sozusagen im Einvernehmen mit
em Staate Libanon und dem Staate Israel gibt, ist ein
roßer Erfolg. Das zeigt die Einsicht der Beteiligten,
ass man etwas machen muss. Auch in Bezug auf die






(A) )



(B) )


Dr. Peter Struck
Kritik, die manche Kollegen der FDP im Vorfeld und
Nachlauf an Herrn Jung geübt haben, möchte ich deut-
lich sagen: Dieses Mandat ist gut und der Verteidigungs-
minister hat sich gut und richtig verhalten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Beifall bei der CDU/CSU – Jürgen Koppelin [FDP]: Sehr spärlicher Beifall bei der SPD!)


– Ich spreche für die SPD-Fraktion, Herr Koppelin.

Wir haben im Deutschen Bundestag ein Mandat für
den Einsatz im Kongo beschlossen. Wir hoffen – ich
gehe davon aus –, dass die Soldaten bald zurückkommen
werden. Wir verlassen uns auf Solana, der eine Erklä-
rung dazu abgegeben hat. Die Beschlüsse, die die Bun-
desregierung gefasst hat, sind eindeutig. Wir wollen hof-
fen, dass alle gesund und munter aus dem Kongo
wiederkommen. Ihren Auftrag haben sie nach dem, was
ich gesehen habe, gut erfüllt.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat die
Operation Althea in Bosnien-Herzegowina verlängert.
Dazu muss ich – die Verteidigungspolitiker wissen das –
einige Anmerkungen machen. Die Althea-Mission in
Bosnien-Herzegowina – Herr Außenminister, wenn ich
um Ihre Aufmerksamkeit bitten dürfte – ist im Grunde
keine militärische Mission mehr. Der Krieg ist seit elf
Jahren vorbei. Es haben Wahlen stattgefunden. Nach den
Kommunalwahlen gibt es mittlerweile funktionierende
kommunale Gremien. Unsere Soldaten fahren Patrouille,
zum Beispiel um Kinder zu beschützen, die von ihrem
Wohnort, wo sie einer Minderheit angehören, in eine
Schule fahren müssen, die in einem Gebiet liegt, wo ihre
ethnische Gruppe die Mehrheit stellt.

Deshalb bin ich sehr dafür, dass die Anregung von
Verteidigungsminister Jung aufgegriffen wird, die Zahl
der Soldaten langsam zurückzuführen. Die Anzahl von
jetzt 850 Soldaten kann im Zusammenwirken mit den
anderen europäischen Nationen zurückgeführt werden.
Wir sind auf dem richtigen Weg. Ein Mandat muss auch
einmal beendet werden können, wenn klar ist, dass die
Voraussetzungen, unter denen das Mandat erteilt wurde,
nicht mehr gegeben sind.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zu Afghanistan. Die Kanzlerin hat dazu klare Worte
gesprochen. Ich kann die Vorwürfe – von wem auch im-
mer die Debatte begonnen worden ist –, wir würden im
Norden eine ruhige Kugel schieben, während es im Sü-
den gefährlich sei, überhaupt nicht nachvollziehen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben – ich selbst war daran beteiligt – eine klare
Aufgabenverteilung beschlossen, nach der Deutschland
die Verantwortung für den Norden übernimmt. Wir ha-
ben auch ein klares Konzept für die Wahrnehmung die-
ser Verantwortung erstellt. Unser Wiederaufbauteam-
konzept ist anders als das Konzept der Amerikaner, der

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(C (D riten, der Kanadier oder von wem auch immer sonst. nser Konzept – das sage ich ausdrücklich – ist das rich ige. Wir helfen in allen Bereichen beim Wiederaufbau, nd zwar auch zivil: mit NGOs, mit Entwicklungshelern, im Rahmen der Polizeiausbildung. Wir unterstüten die Menschen, die im Norden Afghanistans leben, uf vielfältige Weise. Das ist das richtige Konzept. Das meiner Meinung nach falsche Konzept – es folgt nderen Überlegungen – lautet: Wir gehen nur mit ampftruppen rein. Wir bombardieren nur. Wir verfolen nur. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


amit kann man das Vertrauen der Menschen in Afgha-
istan nicht gewinnen. Dann darf man sich nicht wun-
ern, wenn solche Situationen eintreten, wie wir sie im
üden zu beklagen haben.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Für mich ist klar, dass wir eine Verantwortung im
orden haben, die wir auch wahrnehmen werden. Wir
ollen den Norden den Taliban und der al-Qaida nicht
ieder preisgeben. Deshalb bleiben wir dort. Wir helfen

m Süden, wenn wir darum gebeten werden; unsere Auf-
abe ist aber der Norden und dabei bleibt es. Ich denke,
as wird in Riga bestätigt werden. Dabei unterstütze ich
ie Bundesregierung voll.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich will mich der Innenpolitik zuwenden und zu-
ächst einige grundsätzliche Bemerkungen zur Innenpo-
itik machen. Ich glaube, das war auch deshalb ein er-
olgreiches Jahr für unser Land, weil die sich seit
ahrzehnten politisch bekämpfenden großen Volkspar-
eien miteinander geredet, verhandelt und sich geeinigt
aben. Sie haben gemeinsam wichtige Projekte für das
and beschlossen. Große Koalition heißt große Verant-
ortung. Große Verantwortung bedeutet eine große
hance für unser Land. Große Koalition heißt aber auch,
ass man manchmal große Kompromisse schließen
uss.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Großen Mist machen!)


ir sind von sehr weit voneinander entfernten Punkten
ufeinander zugegangen.

Die Debatte über den Weg, den wir miteinander ge-
en wollen, kann man nicht als Streit bezeichnen. Den
ournalisten, die auf der Tribüne sitzen bzw. die vor dem
ernseher sitzen und gar nicht zur Arbeit im Plenum er-
cheinen – man muss ehrlich sagen: sie arbeiten vom
üro aus –,


(Heiterkeit)


st Streit am liebsten. Ich nehme eine relativ einfache
rage als Beispiel. Wie macht man eine Gesundheitsre-
orm? Jede Partei – wir reden von einer Dreiparteien-






(A) )



(B) )


Dr. Peter Struck
koalition – hat ihre eigenen Vorstellungen gehabt. Die
lagen ziemlich weit auseinander: Bürgerversicherung
hier, Kopfpauschale dort. Wir haben versucht, die Re-
form hinzubekommen. Dass das nicht ohne Debatten
geht, ist nachvollziehbar. Dass alle über den richtigen
Weg streiten, ist auch nachvollziehbar. Aber die Kritik
an dem Ergebnis der Gesundheitsreform kann ich über-
haupt nicht nachvollziehen.

Ich war bei einer Veranstaltung des Gesamtverbandes
der Deutschen Versicherungswirtschaft. Dort hat mir je-
mand, nachdem ich die Gesundheitsreform – zu Recht –
ordentlich gelobt habe, gesagt, das sei Sozialismus pur.
Darauf habe ich geantwortet: Ich kann mir nicht vorstel-
len, dass Angela Merkel und Edmund Stoiber Sozialis-
mus pur mitmachen würden.


(Heiterkeit – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Doch! Das ist es ja!)


– Nein. – Auch die Union ist nicht für Sozialismus pur.
Das ist absurd. Sie glauben doch nicht ernsthaft, die Ge-
sundheitsreform sei Sozialismus pur. Das glaubt doch
kein Mensch. Ich nehme Ihnen nicht ab, dass Sie das
glauben.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Aber ja!)


Wenn man sich ansieht, wie die Kampagne gegen die
Gesundheitsreform läuft, dann muss man sagen, dass
diese Kampagne weit über das Normale hinausgeht.
Wenn Musterschreiben ins Internet gestellt werden – je-
weils für Beamte, für Angestellte und für Arbeiter – und
wenn sich herausstellt, dass die Namen von Versicher-
ten, die gar nicht wissen, dass solche Briefe an uns ge-
richtet werden, missbraucht werden, dann geht das zu
weit. Das kann man nicht akzeptieren.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Natürlich bestehen in verschiedenen Fragen Unter-
schiede zwischen den Koalitionsfraktionen. Aber sie
sind alle überwindbar, wenn das Vertrauensverhältnis
der handelnden Personen untereinander stimmt. Die
Koalitionsfraktionen können sicher sein: Volker Kauder
und ich – auch wenn wir uns nicht immer der gleichen
Meinung verpflichtet fühlen – arbeiten in einem absolu-
ten Vertrauensverhältnis zusammen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die gleiche Frisur habt ihr schon!)


Ich danke Volker Kauder dafür, weil dieses schnell ge-
fundene beiderseitige Vertrauen entscheidend und sub-
stanziell für viele schwierige Entscheidungen war, die
wir in diesem Jahr treffen mussten.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Zuruf von der FDP: Blumen!)


– Wir trinken öfter einen zusammen, als Sie denken.


(Dirk Niebel [FDP]: Das ist auch nötig! Das kann man nüchtern nicht ertragen!)


– Mit Ihnen trinke ich vielleicht auch noch einmal einen
zusammen. – Er weiß, Herr Koppelin, was dann passiert.


(Heiterkeit)


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(C (D Das gleiche Vertrauensverhältnis, das ich mit Volker auder habe, prägt auch die Zusammenarbeit zwischen undeskanzlerin Merkel und ihrem Vizekanzler Franz üntefering. Diese enge Zusammenarbeit ist der Garan ieschein für den Erfolg dieser Regierung. Ich weiß, dass es auf der Ebene der Fraktionsvorsitenden in der Regierung – Volker Kauder, Peter amsauer und ich – ganz gut klappt. Ich weiß auch, dass s auf der Ebene der Fachpolitikerinnen und Fachpolitier manchmal schwierig ist. s wird besser. Das ist mein und auch Volker Kauders indruck. Zum Beispiel haben Wolfgang Schäuble, Franz üntefering und die Koalitionssprecher Fritz Rudolf örper und Wolfgang Bosbach in einer ganz schwierien Frage, die uns jahrelang strittig beschäftigt hat, dem leiberecht für langjährig geduldete Ausländer, eine Eiigung erreicht. Das ist ein großer Erfolg. Das hat damit u tun, dass wir wissen, dass wir einander vertrauen könen, wenn über bestimmte Fragen geredet wird. Ich grauliere denjenigen, die darüber verhandelt haben. Ich laube, sie sind hinsichtlich des Bleiberechts zu einem uten Ergebnis gekommen. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Dirk Niebel [FDP]: Es wurden ja nur sieben Jahre verloren!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Jürgen Koppelin [FDP]: Kampeter!)


Wenn man die Frage stellt, was die Menschen von
ieser großen Koalition erwarten, dann denke ich an ver-
chiedene Dinge. Erstens erwarten sie, dass wir die
ebensrisiken, soweit wir das können, politisch absi-
hern. Ein Lebensrisiko ist, arbeitslos zu werden. Ich
laube, dass uns das, was in diesem Bereich durch den
rbeitsminister bereits unternommen wurde, auf einen
uten Weg gebracht hat. Ich nenne die Initiative
50 plus“ und die Sonderprogramme für jugendliche Ar-
eitslose. Dass wir mit der Zahl von knapp 4 Millionen
rbeitslosen nicht zufrieden sind, davon können Sie aus-
ehen. Aber ich lasse mir nicht ausreden, dass es ein Er-
olg ist, dass wir 450 000 Arbeitslose weniger haben als
m letzten Jahr. Warum sollte ich das verschweigen? Es
ibt keinen Grund, nicht darüber zu reden.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Die Maßnahmen zur Unternehmensteuerreform wer-
en nach meiner Einschätzung mit dazu beitragen – der
inanzminister hat hier völlig Recht –, dass wir dadurch
inen weiteren Impuls für Wachstum mit Auswirkungen
uf den Arbeitsmarkt bekommen. Für mich als Sozialde-
okrat ist wichtig, dass im Zusammenhang mit der Un-

ernehmensteuerreform die Gewerbesteuer garantiert ist
nd sich die Gemeinden darauf verlassen können. Die
ewerbesteuer wird so bleiben wie bisher. Die Gemein-
en sind uns dankbar dafür. Das muss man zu Recht un-
erstreichen.


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Dr. Peter Struck
Das zweite Lebensrisiko, das viele Menschen be-
schäftigt, ist das Thema Krankheit. Dabei geht es um un-
ser Gesundheitssystem; dazu habe ich mich schon ge-
äußert. Aber ich frage mich: Warum sagen wir eigentlich
nicht, dass wir das beste Gesundheitssystem der Welt ha-
ben – dass das der Fall ist, kann man feststellen, wenn
man es mit den Gesundheitssystemen anderer Länder
vergleicht – und dass wir es zu erträglichen Bedingun-
gen erhalten wollen? Diese erträglichen Bedingungen
haben wir im Gesundheitskompromiss, auf den wir uns
verständigt haben, festgelegt. Das war eine große Leis-
tung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Menschen können sich darauf verlassen, dass sie
– egal wie arm oder reich und wie alt oder jung sie sind –
die gesundheitliche Versorgung bekommen, die sie brau-
chen. Diese Garantie können wir den vielen Menschen,
die sich vor diesem Lebensrisiko fürchten, geben. Wir
können mit dem, was wir erreicht haben, wirklich zufrie-
den sein.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Dirk Niebel [FDP]: Das, was er da sagt, kann er unmöglich selbst glauben!)


Das dritte Thema, das viele Menschen beschäftig, ist
die Frage: Was geschieht im Alter, wenn man das Ar-
beitsleben beendet hat? Das Stichwort lautet: Rente.
Dass die Koalition im Zusammenhang mit der Verlänge-
rung der Lebensarbeitszeit einen schwierigen Weg gehen
musste, war ersichtlich; denn niemand arbeitet gern län-
ger. Dass dieser Weg unumgänglich war, ist aber auch
ersichtlich. Durch diese Maßnahme, die der Arbeitsmi-
nister vorgeschlagen hat, haben wir unser Rentensystem
stabilisiert. Es wird auch in Zukunft, in den nächsten
zehn, 20 und 30 Jahren, stabil bleiben.


(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Ja, ja! Von wegen! Und wie ist die Situation jetzt?)


Die Maßnahmen, die wir zur sozialen Abfederung der
Rente mit 67 vereinbart und im Deutschen Bundestag
verabschiedet haben, tragen zur Stabilisierung unserer
sozialen Sicherungssysteme bei. Darum ging es uns.

Nun möchte ich etwas zur Föderalismusreform sa-
gen. Ich erinnere mich noch gut an die Debatten, die wir
im Deutschen Bundestag über das so genannte Koopera-
tionsverbot im Bildungsbereich geführt haben. Diese
Diskussionen waren schwierig. Jeder weiß, dass ich zum
Leidwesen mancher versucht habe, etwas anderes zu er-
reichen als das, was vereinbart wurde. Nachdem inzwi-
schen ein Hochschulpakt ins Leben gerufen worden ist,
für den 1 Milliarde Euro zur Verfügung gestellt wird und
der immerhin 90 000 zusätzliche Studienplätze garantie-
ren soll,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, er soll! Aber er tut es nicht!)


sage ich nun: Es war richtig, das Kooperationsverbot im
Bildungsbereich wegzufegen. Denn das war die Voraus-
setzung dafür, dass der Hochschulpakt überhaupt erst

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(C (D öglich wurde. Wir sind stolz auf das, was wir auf dieem Gebiet erreicht haben. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Los, Union, jetzt müsst ihr klatschen!)


Herr Kollege Kauder, der Beifall der Unionsfraktion
önnte, da es gerade um das Thema Bildung geht, ruhig
twas stärker ausfallen.


(Heiterkeit bei der SPD)


ch nehme an, Frau Schavan ist uns für unser Vorgehen
m Hinblick auf Art. 91 b des Grundgesetzes sehr dank-
ar.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach was! Die sagt doch schon lange nichts mehr!)


Dann sagen doch Sie gleich etwas zu diesem Thema.

Jetzt komme ich auf den zweiten Teil der Föderalis-
usreform zu sprechen. Da Teil eins der Föderalismus-

eform sozusagen abgehakt ist, folgt bald Teil zwei.
eute Nachmittag werden wir im Kreis der Fraktions-
orsitzenden darüber reden, wie wir unser Vorgehen
ufseiten des Bundestages organisieren. Der Kanzler-
mtschef und der Finanzminister haben die Aufgabe, die
otwendige Arbeitsbeschreibung im Hinblick auf die
orbereitung der Föderalismusreform II festzulegen und
it uns darüber zu diskutieren. Ich denke, wir sollten so

orgehen, dass diese Aufgabe noch im Laufe dieser Le-
islaturperiode erledigt werden kann.

Darüber hinaus müssen wir über die Neuverteilung
er Finanzen zwischen Bund und Ländern einerseits und
wischen den verschiedenen Ländern andererseits reden.
abei müssen wir berücksichtigen, dass der Solidarpakt
is zum Jahre 2019 gilt. Die ostdeutschen Länder müs-
en sich darauf verlassen können, dass sich daran nichts
ndert und keine Kürzungen vorgenommen werden. Das
st meine Position.

Ich denke, der Föderalismusreform II wird auch eine
öderalismusreform III folgen müssen. Wenn wir es ge-
chafft haben, die Finanzkraft der Bundesländer in ange-
essener Weise auszugleichen, dann können und müs-

en wir auch über die Neugliederung der Bundesländer
iskutieren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Nun möchte ich mich noch einigen anderen Themen-
ereichen zuwenden. Zunächst zur Familienpolitik.
ie Sie wissen, hat die SPD-Bundestagfraktion großen
nteil an der Einführung des Elterngeldes. Das war ur-

prünglich eine Forderung der SPD, Frau von der Leyen,
ie in den Koalitionsvertrag aufgenommen wurde. Glei-
hes gilt in Bezug auf die Neuregelung zur steuerlichen
bsetzbarkeit der Kinderbetreuungskosten. Für uns So-

ialdemokraten bleibt es das erklärte Ziel unserer Fami-
ienpolitik, dass in Deutschland für jedes Kind ein






(A) )



(B) )


Dr. Peter Struck
kostenfreier Kindergartenplatz zur Verfügung steht. Das
bleibt unser klares Ziel.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


In Deutschland werden jedes Jahr – Steuern, Kinder-
geld, Freibeträge und dergleichen zusammengerechnet –
160 Milliarden Euro für Familienförderung und Kinder-
förderung ausgegeben. Ich kann nicht einsehen, dass es
nicht möglich sein soll, die 8 Milliarden Euro, die wir
brauchen, um den Kindergartenbesuch gebührenfrei zu
machen, aus diesen 160 Milliarden Euro herauszu-
schneiden. Ich hoffe, dass dafür Vorschläge kommen.


(Dirk Niebel [FDP]: Sie regieren doch!)


Wir in der SPD diskutieren das. Ich weiß, auch die
Union denkt über diese Frage nach. Ich halte es für
falsch, zu überlegen, dafür das Kindergeld zu kürzen.
Aber darum geht es überhaupt nicht; es geht darum, wie
wir die vorhandenen Finanzmittel, ohne zusätzliche
schöpfen zu wollen, anders einsetzen, um Kindergarten-
plätze gebührenfrei anbieten zu können. Ich hoffe, dass
wir eine gemeinsame Lösung dafür finden werden. Un-
ser Ziel bleibt es auf jeden Fall, zu machen, was Kurt
Beck in Rheinland-Pfalz begonnen hat. Das soll auch in
anderen Bundesländern Standard werden.


(Beifall bei der SPD)


Ein weiteres Thema ist die Frage des Rechtextremis-
mus. Ich finde es eigenartig, dass wir jedes Mal, wenn
gerade Wahlen stattgefunden haben und Rechtsextreme
in Landtage eingezogen sind, darüber diskutieren, wie
wir mit ihnen politisch umgehen, ob wir sie politisch be-
kämpfen müssen. Natürlich müssen wir sie politisch be-
kämpfen. Doch glauben Sie etwa, dass die Union, die
SPD und die FDP in Mecklenburg-Vorpommern sie
nicht politisch bekämpft haben? Das haben wir gemacht,
bei jeder Veranstaltung. Trotzdem sind sie in den Land-
tag eingezogen. Also müssen wir uns durchaus überle-
gen, wie wir mit ihnen umgehen und wie wir die Ursa-
chen bekämpfen. Das sehe ich alles ein. Aber ich will
noch einmal klipp und klar sagen: Nach meiner Auffas-
sung sind die Wahlergebnisse dieser Partei nur so zu er-
klären, dass das Nazis sind. Das sind keine Neonazis,
das sind Nazis, und wir müssen gegen sie vorgehen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Ich lasse mir die Frage der Prüfung eines NPD-Verbots
nicht ausreden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich weiß, welche rechtlichen Bedingungen es gibt: Ich
habe mir die Entscheidung aus Karlsruhe durchgelesen.
Ich bin selbst Jurist von Beruf und weiß, was man aus
diesem Urteil alles interpretieren kann. Aber die Rechts-
auffassung von Karlsruhe – dass wir keine V-Leute in
diesen Organisationen haben dürfen, wenn das Verfahren
weitergehen soll – ist absurd. Wie sollen wir Erkennt-
nisse über die Verfassungsfeindlichkeit gewinnen, wenn

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(C (D ir in diesen Gremien keine Leute haben dürfen, die ich von sich aus anbieten – die haben wir doch nicht ingekauft, die bieten sich an! –, uns zu informieren? (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Karlsruhe locuta, causa finita!)


ach meiner Einschätzung führt dieser Beschluss aus
arlsruhe letztlich dazu, dass man überhaupt kein Ver-

ahren zum Verbot rechtsextremer Parteien betreiben
ann. Dieses Ergebnis kann ich nicht akzeptieren. Wir
üssen an dieser Stelle weiterarbeiten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich finde es gut, dass die Innenministerkonferenz am
ergangenen Freitag in Nürnberg beschlossen hat, das
inanzgebaren der NPD überprüfen zu lassen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Richtig!)


ch kann mir nicht vorstellen, dass die Schlägerbanden,
ie die NPD durch Deutschland geschickt hat, die Ban-
en, die beim Aufhängen ihrer Plakate unsere herunter-
erissen haben, das alles umsonst gemacht haben. Das
laube ich nicht. Mich interessiert, wer diese Nazipartei
inanziert. Es muss einmal öffentlich diskutiert werden,
es Geistes Kind diejenigen sind, die so etwas unterstüt-

en.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Nach einem Jahr großer Koalition ziehe ich für mich
nd für meine Fraktion das persönliche Fazit: Dieses
ündnis ist weitaus besser, als es von der öffentlichen
einung dargestellt wird. Wenn Zeitungen jetzt Noten

ür Kabinettsmitglieder abgeben, ist das lächerlich. Die-
es Bündnis ist besser als sein Ruf. Ich mache mir natür-
ich Sorgen, genau wie alle, die dieser Koalition angehö-
en, wie die Meinungsumfragen aussehen. Allerdings
uss man auch sagen: Noch eine Woche vor der letzten
undestagswahl war die SPD den Meinungsumfragen
ufolge so im Keller und die CDU so weit oben, dass
iemand von uns auch nur mit einem Stück Brot hätte
eiern wollen. Herr Westerwelle saß schon auf dem Stuhl
eben Frau Merkel.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Nie!)


Innerlich, doch, doch. Sie haben sich schon darauf vor-
ereitet, Herr Westerwelle, geben Sie es zu!


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Der Stuhl kommt erst noch!)


Erstens sage ich Ihnen: Es wird nicht jetzt in Deutsch-
and gewählt. Also muss niemand vor lauter Angst zö-
ern, auch unpopuläre Entscheidungen zu treffen, die
an treffen muss, wenn man regiert.

Zweitens bin ich fest davon überzeugt, dass die Maß-
ahmen, die wir beschlossen haben – Gesundheitsre-
orm, Arbeitsmarktreform, Steuerreform –, rechtzeitig
m Jahre 2009 wirken werden, wenn die nächsten






(A) )



(B) )


Dr. Peter Struck
Wahlen anstehen, sodass die Leute sagen werden, dass
diese große Koalition eine gute Arbeit geleistet hat.

Ich gehöre nicht zu denjenigen, die sagen, dass ihre
Partei bei der nächsten Bundestagswahl nur dann stark
werden kann, wenn sie sich gegen die andere Koalitions-
fraktion, die CDU/CSU, profiliert. Ich bin der festen
Überzeugung, dass meine Partei Erfolg hat, wenn die
Koalition und die Regierung Erfolg haben. Dafür
kämpfe ich.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Man wird mir verzeihen, dass ich zum Abschluss
sage: Ich hoffe bei der nächsten Wahl auf das Ergebnis,
das es auch 1969 nach der großen Koalition gegeben hat.


(Heiterkeit bei der SPD)


Wir haben gut zusammengearbeitet und ein Sozialdemo-
krat wurde Kanzler. Frau Bundeskanzlerin, Sie werden
es mir verzeihen, aber das konnte ich mir nun doch nicht
verkneifen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606601000

Für die Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen hat

nun die Kollegin Renate Künast das Wort.


Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606601100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wenn es

Sie glücklich machen würde, dann könnte ich für die
Vertreterinnen und Vertreter der Koalitionsfraktionen,
für die Bundesregierung und für die Bundeskanzlerin
einfach dreimal rufen: Ja, ja, ja – ja, die Zahlen sind
glänzend, ja, die Nettokreditaufnahme ist niedriger, ja,
die Arbeitslosenzahlen sind gesunken. Wenn es denn
helfen würde.

An dieser Stelle muss ich aber auch Wasser in den
Wein gießen; denn eines ist doch klar: Sie versuchen
hier, auf einer Welle guter Zahlen zu schwimmen, in
Wahrheit streicht diese Koalition aber nur die Reform-
dividende von Rot-Grün ein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


– So ist es. – Frau Merkel, wenn Ihr Vorgänger nicht so
nervenschwach gewesen wäre, dann würde er heute hier
stehen und diese Dividende einstreichen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Steinbrück hatte gestern Recht, als er in seiner
Rede angedeutet hat, dass der Grundstein für diese Re-
formen – zum Beispiel die Arbeitsmarktreformen – unter
der Vorgängerregierung gelegt wurde.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie müssen jetzt erst einmal damit anfangen, anzu-
packen. Unser Kritikpunkt an der jetzigen Situation ist,
dass Sie sie für Deutschland nicht wirklich nutzen.

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(C (D ie müssen die soziale Marktwirtschaft auch ökologisch eiterentwickeln. Sie müssen dafür sorgen, dass in die em Land anders produziert und Mobilität anders ereicht wird und dass die Menschen anders wohnen. iese Bereiche packen Sie aber überhaupt nicht an. Sie orgen nicht dafür, dass in den sieben fetten Jahren für ieben magere Jahre Vorsorge betrieben wird. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Wir haben gerade erst sieben magere Jahre Rot-Grün hinter uns!)


(Joachim Poß [SPD]: Quatsch!)


Sie ruhen sich aus. Herr Raumsauer, wir wären in den
ieben Jahren noch weiter gewesen, wenn Sie nicht
Bayern vorneweg – zu den Blockierern gehört hätten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Die sieben mageren Jahre sind an Ihnen persönlich vorbeigegangen!)


Sie geben an, dieses Land sei weiter. Sie rühmen sich
amit, den Haushalt saniert zu haben. Ich schaue mir
as einmal an und rechne nach Adam Riese: Sie haben
ie Nettokreditaufnahme auf 19,6 Milliarden Euro redu-
iert. Bei Steuermehreinnahmen von 17,9 Milliarden Euro,
rivatisierungserlösen von 9,2 Milliarden Euro und Ein-
ahmen aus der Mehrwertsteuererhöhung ist eine Redu-
ierung der Nettokreditaufnahme um circa 11 Milliarden
uro ein Armutszeugnis.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich sage Ihnen: Wenn wir Ihre Strategie weiter betrei-
en würden, dann wären wir relativ sicher erst 2051 am
iel. Das halte ich für ein bisschen wenig. Man könnte
iel früher einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen.
azu müssten Sie allerdings die Einsparpotenziale
auch bei der Verwaltung – konsequent nutzen. Dann
üssten die Subventionen und die Ausgaben konsequent

esenkt werden. All das packen Sie aber nicht an.

Man kann als Fazit feststellen: Sie nutzen zwar die
indfall Profits, leisten aber wenige Anstrengungen.
ie einzige Anstrengung, die Sie unternommen haben,
esteht darin, eine Unternehmensteuerreform vorzule-
en, die nicht einmal gegenfinanziert ist. Sie entlasten
ie Unternehmen, greifen aber mit der Mehrwertsteuer-
rhöhung wieder dem kleinen Mann in die Tasche.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Merkel, Sie haben versucht, uns eine Lehrstunde
n Sachen Rechnen zu geben, um uns allen zu erklären,
ass bei den Lohnnebenkosten von 40,6 Prozent eine
enkung erfolgt sei; wer das nicht errechnen könne, sei

n diesem Hause fehl am Platz.

Ich rechne mit dem, was Sie damals angekündigt ha-
en. Sie haben eine Erhöhung der Mehrwertsteuer ange-
ündigt und legitimiert, indem Sie gesagt haben, diese
oalition werde die Lohnnebenkosten unter 40 Prozent

enken. Sie haben zwar die Mehrwertsteuererhöhung be-
chlossen, aber die Lohnnebenkosten nicht gesenkt. Ver-
prochen – gebrochen: Das ist das richtige Fazit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Renate Künast
Sie haben das Meisterstück der Koalition – eine
Gesundheitsreform – angekündigt. Sie haben gerade
selbst festgestellt, dass es sich dabei nicht um eine Ge-
sundheitsreform zugunsten der Strukturen und Anbieter,
sondern für die Versicherten handelt. Ich halte Ihnen ent-
gegen: Diese Gesundheitsreform war auch für die priva-
ten Krankenkassen gedacht, die Sie von Anfang an sa-
krosankt gestellt haben. Das ist falsch. Sozial geht
anders, Frau Merkel.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben uns mit der Gesundheitsreform eine Vor-
stellung Ihres monatelangen Herumdokterns und ständi-
gen Aufschiebens gegeben. Erst haben Sie angekündigt,
dass mehr Steuern in das System fließen würden. Dann
wurde das wieder zurückgenommen. Als die Einnahmen
etwas stiegen, wollten Sie das System doch wieder zum
Teil aus Steuermitteln finanzieren. Diese Gesundheitsre-
form und das Herumdoktern in diesem Punkt hat in Sa-
chen Gesundheit in Deutschland nichts Positives be-
wegt; die Menschen, die Ihre Arbeit verfolgt haben, sind
eher krank geworden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Was haben Sie in der Arbeitsmarktpolitik bewirkt?
Sie haben Unruhe gestiftet. Lassen Sie mich nur auf die
Vorschläge von Herr Rüttgers zum ALG I eingehen.
Frau Merkel, Sie haben gesagt, Sie wollten Deutschland
dienen. An dieser Stelle könnten Sie Deutschland einen
Dienst erweisen, indem Sie nicht darauf verweisen, dass
Sie den Punkt nicht angehen könnten, weil die SPD das
nicht will, sondern ganz klar feststellen: Wir wollen die
Vorschläge von Rüttgers nicht umsetzen, weil sie asozial
sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie sind asozial, weil es in Zukunft wenige Menschen
geben wird, die 45 Jahre durchgehend erwerbstätig sind,
weil Rüttgers’ Vorschlag ihnen Sand in die Augen streut
und weil dieser Vorschlag die Situation vieler Menschen
noch verschlechtern würde. Heute reicht es, zwei Jahre
versicherungspflichtig tätig zu sein, um ein Jahr lang
ALG I beziehen zu können. Nach Rüttgers’ Vorschlag
muss jemand zehn Jahre versicherungspflichtig tätig
sein, um ein Jahr ALG zu erhalten.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Wer von den heute 25- bis 30-Jährigen schafft das denn?

Rüttgers’ Vorschlag richtet sich, glaube ich, gegen
mehrere Seiten: zum einen gegen die Kanzlerin, die er
nicht akzeptieren kann, zum anderen gegen die jungen
Menschen, die erst einmal in den Arbeitsmarkt hinein-
kommen müssen, und auch gegen die Frauen, die allein
aufgrund von Erziehungszeiten nicht so leicht auf zehn
Jahre versicherungspflichtiger Tätigkeit kommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Auch dazu kann man nur feststellen: Sozial geht anders.

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(C (D Ich muss mich auch über etwas anderes wundern, rau Merkel. Wenn Sie über mehr Leistungsbereitschaft eden und darüber, dass Sie die Leistungsträger untertützen wollen, dann hören Sie doch auf, ständig über eistungsbeschränkungen, Sanktionen und Missbrauch eim Arbeitslosengeld zu diskutieren! Dann fangen Sie och an, dafür Sorge zu tragen, dass die Mittel zur Förerung von Langzeitarbeitslosen bei der Bundesagentur bfließen, statt wieder über 2 Milliarden Euro liegen zu assen und eine Haushaltssperre für Eingliederungsmittel u verhängen! Sie blinken sozial, aber am Ende ist Ihr urs doch wieder neoliberal. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Was Ihre Leipziger Rede angeht, schaffen Sie zwar
etzt ein bisschen Distanz dazu, aber das, was Sie hier
nbieten, ist immer noch Leipziger Allerlei.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE], an das BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gewandt: Das war ein Gag! Jetzt müsst ihr klatschen! Ihr habt einen Gag verpasst!)


Nach einem Jahr großer Koalition ist festzustellen:
ie machen eine Politik der kleinen Schritte, von der
an heute kaum weiß, wohin sie geht oder gehen soll.
ie verständigen sich auf den kleinsten gemeinsamen
enner. Wenn man genau hinschaut, dann erkennt man,
ass es immer der kleinste gemeinsame Nenner von
DU/CSU, SPD und den Unionsministerpräsidenten ist.
ie haben noch Anfang dieses Jahres den guten Geist
on Genshagen, dem Ort, an dem Sie eine Kabinetts-
lausur abgehalten haben, beschworen. Ich glaube aber,
ass der gute Geist von Genshagen gar nicht mehr exis-
iert, sondern dass er eher zum Monster von Wolfrats-
ausen mutiert ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dirk Niebel [FDP]: Ich will Fischer wieder haben!)


Die Versicherungswirtschaft will Sie nicht wieder ha-
en, Herr Niebel.

Jetzt müsste es eigentlich losgehen. Frau Merkel, Sie
aben sowohl in Ihrer heutigen als auch in Ihrer Rede
uvor klar gesagt: Wir dürfen unsere Zukunft nicht ver-
rauchen. Ich muss Ihnen ehrlich sagen: Mich stört diese
eaktive Grundhaltung. „Wir dürfen unsere Zukunft
icht verbrauchen“ offenbart eine falsche Begrifflich-
eit; denn wir sind mittlerweile in vielen politischen Be-
eichen so weit entwickelt, dass es nicht mehr nur um
eaktion und Nichtverbrauchen geht. Vielmehr müssen
ir an dieser Stelle eine aktive Haltung einnehmen. Wir
üssen uns eine gute Zukunft erst aufbauen. Wir dürfen

ei den zentralen Themen Klima, Gerechtigkeit und
inderförderung nicht nur darauf verweisen, dass wir et-
as nicht verbauen dürfen. Vielmehr müssen wir Mut,
reativität und Kraft haben und uns von alten Lobby-
ruppen lösen, um wirklich etwas aufzubauen. Aber das
un Sie bislang nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Renate Künast
Meine ehrliche Sorge ist, dass Sie Vorbereitungen
treffen, um 2007 zu einem Jahr der roten Teppiche und
der abgeschrittenen Ehrenformationen zu machen und
im nächsten Jahr lauter 50-Jahr-Feiern zu veranstalten.
Wir brauchen aber für die Europäische Union und insbe-
sondere für Deutschland eine neue Zündungsstufe in der
Entwicklung.

Ich nenne das Thema Klima als Beispiel. Eines ver-
wundert sehr: Herr Gabriel ist herumgereist und hat na-
tional und international verkündet, Deutschland wolle
eine Vorreiterrolle in Klimafragen einnehmen. Unter die-
sem Gesichtspunkt war Ihre heutige Rede mehr als ent-
täuschend, Frau Bundeskanzlerin.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der Klimawandel findet längst statt. Er ist von einer
ökologischen zu einer ökonomischen Katastrophe ge-
worden. Nicholas Stern, ehemaliger Chefökonom der
Weltbank, sagt, dass in wenigen Jahren bis zu 20 Prozent
der globalen Wirtschaftsleistung durch den Klimawan-
del aufgefressen werden. Dabei hat er noch nicht einmal
über Hunger, Migrationsströme und Wetterextreme gere-
det, die unsere Wirtschaft schon heute betreffen. Profes-
sor Schellnhuber, der auch Sie berät, Frau Merkel, hat
gesagt: Wenn wir eine Wende beim Klima noch schaffen
wollen, dann ist heute ein kraftvolles politisches Han-
deln notwendig, weil wir noch circa zehn Jahre Zeit ha-
ben. – Unter diesem Aspekt haben Sie heute nichts ange-
boten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Das ist falsch!)


– Das ist nicht falsch, auch wenn Sie etwas anderes be-
haupten. Frau Merkel hat in ihrer Rede zwar das Pro-
blem benannt, hat aber keine einzige Maßnahme be-
schrieben, die sie ergreifen will.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das Jahr 2007 muss ein Jahr des Handelns werden.
Wir brauchen gerade nach Nairobi ein zweigleisiges
Vorgehen für einen erfolgreichen Klimaschutz. Wir kön-
nen nicht immer auf das langsame Völkerrecht warten.
Nairobi hat gezeigt, dass die Welt sozusagen auf Leader-
ship wartet. Die Menschen in Afrika zum Beispiel war-
ten darauf, dass jemand Vorreiter für einen wirtschaftli-
chen Wettbewerb ist, der dazu führt, dass anders
produziert wird und Rücksicht genommen wird. Wir
müssen unsere CO2-Emissionen senken und lernen, wirt-
schaftliche Entwicklung und Mobilität ohne CO2-Emis-
sionen zu denken. Aber dazu haben Sie keinen Vor-
schlag gemacht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wer die Wirtschaft in Deutschland und in Europa
weiterentwickeln will, muss beim Klimaschutz techno-
logisch vorangehen und schneller sein. Wer beim Klima-
schutz anführen will, der muss auch bereit sein, voranzu-
gehen. Das gehört logisch zusammen. Sie müssen
endlich beschließen, dass Deutschland 40 Prozent seiner
CO2-Emissionen bis 2020 senken wird – komme, was
wolle.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dirk Niebel [FDP]: Dann können wir aber die Kernkraftwerke nicht abstellen!)


Es reicht nicht aus, dass Herr Gabriel hin und wieder
enn-dann-Sätze spricht. Also: Wenn die Europäische
nion entscheidet, dass die CO2-Emissionen um
0 Prozent gesenkt werden sollen, dann werden auch
ir … –

Nein, wir brauchen von der zukünftigen Präsident-
chaft der EU und der zukünftigen G-8-Präsidentschaft
ine klare Aussage – quasi eine Morgengabe –, die lau-
et: Deutschland wird die CO2-Emissionen um
0 Prozent reduzieren. Dann lösen Sie Wettbewerb aus
nd dann geben Sie der Wirtschaft einen Schub.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir brauchen mehr als nur rhetorische Verrenkungen.
ch höre Ihre Worte, Herr Gabriel, immer gern; denn sie
aben etwas Dynamisches. Sie weisen in die richtige
ichtung. Uns Grünen aber fehlt, dass den Worten etwas

olgt. Ihre rhetorischen Verrenkungen in den letzten Ta-
en über Ihren NAP II, also die Senkung der CO2-Emis-
ionen, die Sie in Brüssel eingereicht haben, waren
chon beachtlich. Die EU-Umweltagentur hat keine
euen Zahlen gebraucht, um sagen zu können, dass
eutschland beim Klimaschutz kein Vorreiter ist und

eine CO2-Emissionen weiter reduzieren muss. Diese
egierung – an vorderster Stelle die Kanzlerin – ist auf-
efordert, nicht vor der Drohung eines Investitionsboy-
otts durch die Stromindustrie in die Knie zu gehen. Sie
ollten Deutschland dienen. Hier ist der Ort, zu dienen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie müssen viel ehrgeizigere Ziele beim Emissions-
andel festlegen und Sie müssen die Privilegien für
ohlekraftwerke endlich abschaffen, weil Sie ansonsten
as Gegenteil dessen tun, was Ihr Berater, Herr Profes-
or Schellnhuber, rät, der gesagt hat, man müsse in den
ächsten zehn Jahren aktiv sein, weil sonst die Zeit ver-
an sei. Wir brauchen ehrgeizige europäische Maßnah-

en, einen europäischen Pakt für Klimaschutz und Ver-
orgungssicherheit. Wir brauchen verbindliche Ziele.

Wir Grüne sagen: Wir müssen neue Felder beschrei-
en. Da lassen wir uns auch nicht durch Marktanreizpro-
ramme, die Sie auflegen, in die Irre führen. Die größten
illionenzahlungen für Anreizprogramme reichen nicht

us, wenn Sie nicht endlich ein Wärmeeinspeisungsge-
etz auflegen; denn das ändert die Strukturen und kurbelt
ie Wirtschaft an.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Gerade der Mittelstand, der die Arbeitsplätze schafft,
raucht jetzt eine Effizienzstrategie. Wir haben in die-
em Haushalt vorgeschlagen, einen Klimaschutzfonds
ür das Jahr 2007 einzurichten, den wir später zum Bei-
piel durch die Versteigerung der Emissionszertifikate
peisen wollen.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)







(A) )



(B) )


Renate Künast
Wer dieses Land zum Vorreiter machen will, muss die
Möglichkeit nutzen, 10 Prozent der Emissionszertifikate
zu versteigern und die Einnahmen für eine Effizienzstra-
tegie zu verwenden. Daran wird der Mittelstand verdie-
nen und dadurch werden neue Arbeitsplätze entstehen.
Das ist sinnvoller, als über die Abschaffung von Kündi-
gungsschutzregeln zu sprechen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Mir hat in diesem ganzen Bereich gefehlt, dass Sie
Vorschläge machen, wie wir wieder zu den alten Stärken
der deutschen Wirtschaft zurückfinden können. Wenn
man sich überlegt, wo die Stärken der deutschen Wirt-
schaft waren, kommt man sofort auf den Automobilbau.
Wir stellen aber fest, dass im Augenblick die modernsten
Fahrzeuge nicht in Deutschland hergestellt werden. Wer
aber wieder dahin will, dass moderne und hoch angese-
hene Fahrzeuge in Deutschland hergestellt werden, der
muss dem Markt Ziele setzen, die er erreichen soll, und
Regeln geben. Das bedeutet für die Automobilindustrie
eine zeitliche Vorgabe, bis wann der Durchschnittsver-
brauch eines in Deutschland oder in Europa hergestellten
Autos bei 5 Litern oder wann er bei 3 Litern sein muss.
Wer da Bewegung schaffen will, muss dafür Sorge tra-
gen, dass die Kfz-Steuer nach dem CO2-Ausstoß berech-
net wird. So macht man eine gute soziale und ökologi-
sche Marktwirtschaft und nicht, indem man nur Zahlen
benennt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Merkel, Sie haben an dieser Stelle über soziale
Gerechtigkeit geredet. Sie haben Recht: Eine der zentra-
len Gerechtigkeitsfragen betrifft das Thema Bildung.
Aber für die Bildung brauchen wir Durchlässigkeit in
den Strukturen, weil es in Deutschland immer noch so
ist, dass der soziale Aufstieg, der Aufstieg in Führungs-
funktionen, quasi vererbt wird wie im 19. Jahrhundert.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ehrlich gesagt, stört uns die Art und Weise Ihres
Schönheitswettbewerbs um kostenfreie Kitaplätze,
meine Damen und Herren. Von diesen kostenfreien Kita-
plätzen werden die Besserverdienenden profitieren, aber
nicht die Kinder dieser Republik. Sie sind an dieser
Stelle auf dem Irrweg.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich hoffe, dass Sie sich da gegenseitig wieder zurückho-
len werden.

Die Republik braucht auch keine flächendeckende
Pflasterung mit Modellprojekten, Frau von der Leyen,
sondern diese Republik und die Kinder brauchen nach
Ihrem Elterngeld einen durchsetzbaren Rechtsanspruch
auf Kinderbetreuung mit einem guten Bildungsangebot.
Dafür brauchen wir Geld.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir brauchen nicht als Erstes Gebührenfreiheit, sondern
wir müssen die sprachliche Entwicklung der Kinder för-
dern. Es nützt doch keinem Kind, wenn es aus einem

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(C (D ostenlosen Kindergarten mit einem Sprachdefizit in die rundschule kommt. Sie werden sich mit der Finanzierung der Kinderbereuung auseinander setzen müssen. Sie tun so, als könne an beim Kindergeld herumoperieren. Ich habe mir die nalyse des Bundes der Steuerzahler des Berichts der undesregierung zum Existenzminimum angesehen und ann Ihnen sagen, dass Sie ständig mit Rechentricks areiten. Sie tun so, als könnten Sie Kindergartenplätze ostenlos machen, indem Sie das Kindergeld vielleicht icht erhöhen. Zeitgleich hat Ihr Bundesfinanzministeium die Zahlen systematisch so klein gerechnet – erstals wird behauptet, es gebe niedrigere Lebenshaltungs osten in dieser Republik –, dass es bis Ende 2008 berhaupt nicht zu einer Erhöhung des Kindergeldes ommen wird. Verlassen Sie doch endlich Ihr Wolkenkukucksheim! Kümmern Sie sich um die Sorgen der Menchen, die da heißen: Rechtsanspruch auf einen guten indergartenplatz. Voraussetzung dafür ist zum Beispiel eine komplette mstrukturierung unserer Bildungslandschaft. Natürlich üssen die Curricula durch die Länder verändert wer en. Aber auch Sie müssen eine Leistung vollbringen. iese Regierung muss dafür sorgen, dass die Kommunen enug Geld haben, um bei den Kindergartenplätzen überaupt anfangen zu können. Es gibt nur einen Weg: Wenn Sie selber sagen, Sie als roße Koalition seien mutig, dann seien Sie doch so muig und stellen endlich einmal alte Steuerprivilegien inrage. Nach unserer Meinung ist das Ehegattensplitting, as die kinderlose, reiche Ehe privilegiert, nicht mehr zu egitimieren. Das sind genau die Gelder, die wir in unere Kinder investieren müssen. Sie loben sich am Ende der Bildungspyramide, beim hema Hochschulpakt. Ich sage Ihnen aber: Auch der ochschulpakt hält nicht, was Sie heute früh verspro hen haben. Warum? Weil Sie mit dem Hochschulpakt oni an einige Stadtstaaten geben, zum Beispiel auch an erlin, damit existente Hochschulplätze erhalten weren. Sie kürzen die Gelder um mehr als 20 Prozent, soass Sie mit Ihrem Hochschulpakt gar nicht 90 000 neue tudienplätze werden schaffen können. Das ist ein Di emma, weil wir in Wahrheit in den nächsten Jahren och mehr Geld als für diese 90 000 neuen Studienplätze rauchen werden. Wir haben uns in diesem Jahr als konstruktive Oppoition aufgestellt. eshalb will ich an dieser Stelle mit einer Bitte und einer rwartung an die Bundesregierung enden, die sich auf as Thema Außenpolitik bezieht. Frau Merkel, ich habe ositiv aufgenommen, was Sie zum NATO-Gipfel in iga gesagt haben, weil ich glaube, dass es genau darauf nkommt. Ich bin froh, dass Sie jetzt endlich einmal die timme erhoben haben und in Richtung NATO-Gipfel lar sagen, dass die internationalen Sicherheitsprobleme Renate Künast eben nicht allein mit Militär zu lösen sind, sondern dass dazu auch zivile Unterstützung und wirtschaftliche Unterstützung erforderlich sind. Ich hoffe, dass Sie diese Strategie weiterführen, dass Sie laut – auch in Richtung USA – sagen: Das, was im Irak angerichtet worden ist, was unter dem Schild von „Enduring Freedom“ im Süden Afghanistans passiert, ist nicht richtig. Ich hoffe, dass Ihre Erwartungen erfüllt werden. Ich hoffe, dass internationale Sicherheitspolitik anders betrieben wird. Wir haben eine Erwartung in Sachen Nahost – dazu haben Sie heute nichts gesagt –: dass Sie, Frau Bundeskanzlerin, das Nahostquartett wieder beleben. Auch für den Libanoneinsatz gilt: Militär allein wird nicht reichen. Wir brauchen Aktivitäten, die geeignet sind, den Libanon zu stabilisieren. Wir brauchen die Umsetzung der Zweistaatenlösung. Wir müssen Syrien konstruktiv einbeziehen; sonst wird dieses Unternehmen vor Ort scheitern. Kommen Sie bitte zum Schluss. Frau Bundeskanzlerin, mein Fazit Ihres ersten Jahres ist: Ihre Zahlen sind zwar gut; aber es ist in Wahrheit die Reformdividende Ihrer Vorgängerregierung. Mein Ausblick ist: Das Jahr 2007 darf nicht das Jahr der roten Teppiche sein. Sie haben große Aufgaben auf dem Gebiet des Sozialen und des Ökologischen zu lösen, damit dieses Land Vorreiter beim Klimaschutz ist und damit hier neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Wir Grüne erwarten von Ihnen, dass Sie nicht nur über die Fakten reden, sondern diese Dinge wirklich anpacken. (Anhaltender Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)





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(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606601200
Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606601300


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606601400

Das Wort hat jetzt der Vorsitzende der CDU/CSU-

Fraktion, Volker Kauder.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Volker Kauder (CDU):
Rede ID: ID1606601500

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Seit einem
Jahr regiert die große Koalition in Deutschland und wir
können feststellen: Wir bringen unser Land voran.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Dies hat natürlich etwas mit der Arbeit dieser Bundesre-
gierung und dieser Koalition zu tun. Vier Punkte sind
entscheidend dafür, dass in unserem Land ein neuer Op-
timismus entstanden ist.

Erstens. Wir machen den Staat effizienter. Wir haben
die Föderalismusreform durchgebracht und dafür ge-
sorgt, dass in unserem Land wieder klare Aufgabentei-

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(C (D ungen und Aufgabenzuständigkeiten vorherrschen. Wir aben dafür gesorgt, dass der Staat effizienter wird und ass wir in der Haushaltspolitik entscheidend vorankomen. Was waren das für dramatische Jahre, als wir unter er Beobachtung der EU standen. Es wurde immer wieer die Frage gestellt: Kommen wir da voran oder nicht? ch wiederhole: Wir haben den Staat effizienter gemacht. ir haben Kräfte für die Regierungsarbeit dadurch freieschaufelt, dass wir den Haushalt konsolidiert haben. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben etwas gemacht, was viele von uns schon
ar nicht mehr für möglich gehalten haben. In vielen Re-
en haben wir davon gesprochen, dass Bürokratieab-
au sein muss. Jetzt haben wir ein Instrument zum Bü-
okratieabbau gefunden. Ich bitte die Bundesregierung,
ehr darauf zu achten, dass der Normenkontrollrat mit
einer Arbeit vorankommt. Wir erwarten erste Ergeb-
isse im nächsten Jahr. Was die Umsetzung dessen an-
eht, was wir miteinander vereinbart haben, liegen wir
enau im Zeitplan.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Zweitens. Wir stärken den Standort Deutschland
urch eine ganze Reihe von Maßnahmen. Vor allem stär-
en wir den Mittelstand. Die Bundeskanzlerin hat es
esagt: Der Blick in unserem Land fällt immer auf die
AX-Unternehmen und auf die Entwicklung ihrer Mit-

rbeiterzahlen. Aber die große Leistung, Arbeitsplätze
u schaffen, wird nicht von den großen Unternehmen er-
racht, sondern von den vielen kleinen und mittelständi-
chen Betrieben. Ihnen sind wir dafür dankbar. Wir hel-
en ihnen auch durch konkrete gesetzliche Maßnahmen
abei, dass sie ihre Arbeit für unser Land leisten können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch bei der FDP)


Dazu brauchen wir auch die FDP. Ich weiß gar nicht,
arum Sie uns an diesem Punkt so kritisch gegenüber-

tehen. Wir machen genau das, was wir im letzten Jahr
ereinbart haben: eine Unternehmensteuerreform und
ine Erbschaftsteuerreform. Ich lade Sie ein, bei Vorha-
en mitzumachen, die auch Sie, meine lieben Kollegin-
en und Kollegen von der FDP, in Ihrem Wahlprogramm
005 postuliert haben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir haben eine Mittelstandsinitiative und ein Investi-
ionsprogramm auf den Weg gebracht. Das sind alles
ichtige Dinge, mit denen wir den Standort Deutschland
nd insbesondere den Mittelstand stärken. Damit leisten
ir einen entscheidenden Beitrag zur Bekämpfung der
rbeitslosigkeit. Die Zahlen sind genannt worden. Man
ann sie gar nicht oft genug nennen; denn nach fast ei-
em Jahrzehnt ist in diesem Bereich eine Trendwende
rkennbar. Das ist auch für die Menschen ein wirkliches
offnungszeichen. So habe ich in den letzten Tagen eine

unge Frau getroffen,


(Zurufe von der FDP: Oh! – Zurufe von der LINKEN: Aha!)







(A) )



(B) )


Volker Kauder
die seit vielen Jahren in meine Bürgersprechstunde
kommt. In der ganzen Zeit hat sie einen Jobverlust nach
dem anderen erlebt. Sie hat mir nun gesagt: Herr Kauder,
es bewegt sich etwas; zum ersten Mal seit Jahren be-
komme ich wieder Einladungen zu Vorstellungsgesprä-
chen. Das sind Hoffnungszeichen in unserem Land, die
auf unsere Politik zurückgehen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Drittens. Wir fördern den Zusammenhalt in unserer
Gesellschaft. Dafür tun wir zunächst einmal etwas für
unsere Familien. Diese sind die entscheidenden Einrich-
tungen, wo Zusammenhalt in unserer Gesellschaft erleb-
bar wird. Hier gibt es Hilfe und Unterstützung auch in
den Wechselfällen des Lebens. Deswegen bin ich außer-
ordentlich dankbar, dass die Bundesregierung ein Bün-
del von Maßnahmen zugunsten der Familien initiiert hat.

Ganz entscheidend in diesem Zusammenhang ist auch
– Peter Struck hat es angesprochen –, dass Frau von der
Leyen für die Bundesregierung eine Aufstellung darüber
vorlegen wird, was wir insgesamt für die Familien aus-
geben. So wird klar, wie viel wir für Familien tun. Es ist
nämlich nicht so – wie manchmal der Eindruck erweckt
wird –, dass wir kaum etwas für Familien in unserem
Land täten. 150 Milliarden Euro geben wir für familien-
politische Leistungen aus. Das ist eine stolze Förder-
summe. Wir wollen prüfen, wie wir das Geld noch bes-
ser als in der Vergangenheit einsetzen können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Die Förderung des Zusammenhaltes unserer Gesell-
schaft geschieht auch, indem wir uns mit einem ganz
wichtigen Thema befassen, das, wie ich glaube, in der
Vergangenheit nicht mit dem notwendigen Nachdruck
bearbeitet worden ist. Wir fördern nämlich den Zusam-
menhalt, indem wir uns massiv um Integration in unse-
rem Land bemühen. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion
hat von Anfang an darauf verwiesen, dass sich unsere In-
tegrationsbemühungen an all diejenigen wenden, die
nicht in die Gesellschaft unseres Landes integriert sind.
Dabei handelt es sich beispielsweise um Kinder aus Mi-
grantenfamilien, aber auch um Kinder aus deutschen Fa-
milien, die aus ihrem familiären Umfeld keine oder nur
wenig entsprechende Erziehung und Hilfe bekommen.

Der kürzlich stattgefundene Integrationsgipfel, der in
verschiedener Weise seine Fortsetzung findet und im
nächsten Jahr konkrete Ergebnisse bringen wird, zeigt,
wie ernst wir diese Sache nehmen. Wir nehmen die Sa-
che auch deshalb ernst, weil wir von Anfang an gewusst
haben – das haben wir auch immer gesagt –, dass das
Gesäusel von der multikulturellen Gesellschaft Men-
schen nicht in die Gesellschaft integriert, sondern Men-
schen aus der Gesellschaft ausschließt. Deshalb machen
wir nun etwas ganz anderes mit dem von uns eingeschla-
genen Integrationskurs.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Viertens. Wir nehmen innere Sicherheit ernst. Mit-
tels eines ganzen Pakets an gesetzlichen Maßnahmen ha-
ben wir die Terrorismusbekämpfung vorangetrieben.

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(C (D ir sorgen dafür, dass die Polizei ihre Kontrollaufgaben ber entsprechend zur Verfügung gestellte Dateien beser als bisher wahrnehmen kann. Es ist auch völlig klar – das müssen wir den Menchen in unserem Land immer wieder sagen –: Innere Siherheit kann nicht nur durch gesetzliche und polizeilihe Maßnahmen in unserem Land gewährleistet werden, ondern innere Sicherheit hat auch etwas mit äußerer icherheit zu tun. Wir müssen deshalb überall dort, wo ATO bzw. UNO den Eindruck haben, dass eine Befrieung stattfinden muss, unseren Beitrag leisten. Das acht die Bundesregierung auch. Die Bundeswehr hat abei einen schweren Auftrag. Wir alle wissen, dass wir s uns nicht leicht machen mit der Entscheidung, unsere oldatinnen und Soldaten an einen Brennpunkt zu schiken. Aber noch viel schwerer haben es diejenigen, die unere Entscheidung auszuführen haben. Deswegen sind ir ihnen außerordentlich dankbar; ohne ihren Einsatz, en sie draußen in der Welt leisten, könnten wir innere icherheit in unserem Land nicht garantieren. Herzlihen Dank an die Soldatinnen und Soldaten unserer undeswehr! Wenn man sich diese Bilanz nach zwölf Monaten groer Koalition anschaut, muss man sagen: Diese Regieung hat erfolgreiche Arbeit geleistet. Frau Bundeskanzerin, herzlichen Glückwunsch und herzlichen Dank für ie ersten zwölf Monate der großen Koalition! (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Dirk Niebel [FDP]: Noch mehr Blumen!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir werden diesen Erfolgskurs fortsetzen. Wir wer-
en dafür sorgen, dass wir die Ziele, die wir uns gesetzt
aben, auch erreichen; wir werden sie konsequent ver-
olgen.

Das ist zum einen die Haushaltskonsolidierung. Es
ibt kein besseres Beispiel dafür, dass wir es mit der
aushaltskonsolidierung wirklich ernst meinen, als die
eringste Nettokreditaufnahme seit der deutschen Ein-
eit in diesem Haushalt 2007. Das ist fast eine Halbie-
ung der Nettoneuverschuldungen der vergangenen
ahre. Das ist eine großartige gemeinsame Leistung die-
er die Koalition tragenden großen Volksparteien. Ich
age den Haushältern und natürlich auch dem Bundes-
inanzminister herzlichen Dank für diese Arbeit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir werden die Föderalismusreform weiter voran-
ringen. In der Föderalismusreform II müssen die Fi-
anzbeziehungen zwischen Bund und Ländern neu gere-
elt werden. Auch in diesem noch schwierigeren Gebiet
ls bei der Föderalismusreform I muss die große Koali-
ion zeigen, dass sie Kraft hat; denn wenn es ums Geld
eht, hört die Freundschaft ja bekanntlich grundsätzlich
uf.






(A) )



(B) )


Volker Kauder

(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, da fängt die Freundschaft erst an!)


– Frau Künast, Sie können sich daran beteiligen, indem
Sie an der Kommission teilnehmen, die wir einrichten.
Auf Länderebene sind Sie ja überall verschwunden; des-
wegen müssen Sie sich auf Bundesebene an diesem
Thema beteiligen.

Wir verfolgen weiter unsere Ziele. Wir haben gesagt,
wir konsolidieren nicht nur den Haushalt, sondern auch
die sozialen Sicherungssysteme. Da steht vor uns eine
Aufgabe: die Pflegeversicherung. Wir haben miteinan-
der vereinbart, bei der Pflegeversicherung ein deutliches
Zeichen im Sinne der Nachhaltigkeit auch an die junge
Generation zu geben. Es gibt gerade eine Diskussion in
der Fraktion der SPD und auch bei uns, ob das Thema
Nachhaltigkeit stärker verankert werden müsste. Da
kann ich nur sagen: Wenn wir diese Diskussion führen,
dann sollten wir bei der Pflegeversicherung, deren Re-
form wir jetzt miteinander vorantreiben, ein Zeichen da-
für setzen, dass es uns wirklich ernst ist. Das kann nur
heißen: kapitalgedeckte Elemente in der Pflegeversiche-
rung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Guido Westerwelle [FDP])


Wer Nachhaltigkeit will, muss dieses Thema ernst neh-
men. So steht es auch in der Koalitionsvereinbarung.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir haben
gesagt, dass wir das Thema Sicherheit ernst nehmen.
Weil das so ist, wissen wir auch – Peter Struck und die
Bundeskanzlerin haben bereits darauf hingewiesen –,
dass wir Sicherheit nicht allein und ausschließlich mit
militärischen Einsätzen schaffen können. Wir brauchen
ein politisches Konzept. Ich weiß aus meiner Fraktion,
dass es uns leichter fällt, die notwendigen Einsätze der
Bundeswehr und deren Verlängerungen zu beschließen,
wenn wir sehen, dass es über den Einsatz hinaus zu poli-
tischen Aktivitäten mit Perspektiven für das Land
kommt.

Deswegen bin ich Ihnen, Frau Bundeskanzlerin, au-
ßerordentlich dankbar, dass Sie auch beim NATO-Gipfel
in Riga jetzt so vehement auf dieses Thema eingehen.
Ich weiß sehr wohl, dass es eine Diskussion – sie hat
nicht ausschließlich etwas mit den Amerikanern zu tun –
darüber gibt, inwieweit die NATO ein Militärbündnis ist
und inwieweit sie auch politische Aufgaben zu überneh-
men hat. Aber wenn ich sehe, was gerade die Bundes-
wehr – dafür, Franz Josef Jung, herzlichen Dank – neben
den eigentlichen militärischen Aufgaben tut, um das
Land voranzubringen, dann muss ich sagen: Wenn es
stimmt, dass nach einem militärischen Einsatz auch poli-
tische Konsequenzen folgen müssen, dann muss sich die
NATO fragen, ob sie nicht auch dazu einen Beitrag leis-
ten muss. Auf diesem Weg, Frau Bundeskanzlerin, un-
terstützen wir Sie nachhaltig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


All diese Fragen, die wir in der Innenpolitik sowie in
der Außen- und Sicherheitspolitik miteinander bespre-

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(C (D hen, sind wichtig und von zentraler Bedeutung. Aber ie größte Herausforderung, vor der wir stehen – wenn ir sie nicht bestehen, verlieren alle anderen Fragen an edeutung –, ist die Globalisierung in der Welt. Die undesregierung und die große Koalition stellen sich ieser Herausforderung. Wir wissen – so hat es Michael Stürmer vor wenigen agen bei einer Vorstellung seines neuen Buches „Welt hne Weltordnung. Wer wird die Erde erben?“ gesagt –, ass die Globalisierung kein Mitleid hat. Aufstrebende ationen mit einer jungen Altersstruktur drängen nach orne. Deswegen wäre es die völlig falsche Botschaft, enn wir sagen würden – das kann man manchmal von anz links hören –: Wir müssten uns abschotten, wir üssten dichtmachen und schauen, dass wir intern vor nkommen. Diese Defensivstrategie wird uns nicht zum rfolg führen. Deshalb ist es richtig, dass wir in die Of ensive gehen und sagen: Wir haben den Mut, diesen ettbewerb anzunehmen. Wir trauen uns zu, diesen ettbewerb zu gewinnen. Das ist die Botschaft. Wer einen Mut hat und in die Defensive gedrängt wird, der ird diesen Wettbewerb nicht gewinnen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Den Wettbewerb im Rahmen der Globalisierung wer-
en wir natürlich nur dann gewinnen, wenn wir die Men-
chen mitnehmen. Es ist richtig, dass sich Menschen in
nserem Land Sorgen machen, wie es mit ihnen weiter-
eht. Bis weit hinein in den Mittelstand machen sich
enschen Sorgen, ob sie ihren Arbeitsplatz behalten.
nsere Antwort darauf lautet: Wir haben in der Bundes-

epublik Deutschland ein System sozialer Absicherung,
as seinesgleichen in der ganzen Welt sucht. Wir wollen
rotzdem immer wieder neu überlegen, wie wir dieses
ystem noch besser machen können.

An dieser Stelle muss man auch einmal sagen: Fast
0 Milliarden Euro für Hartz IV sind kein Pappenstiel.
a kann niemand sagen, diese Republik sei nicht sozial.
iese Republik tut wirklich vieles, um denjenigen, die

us der Bahn geraten sind, zu helfen. Natürlich kann
an immer mehr machen. Aber mehr machen kann man

rst dann, wenn wieder mehr Geld in der Kasse ist. Des-
egen ist der entscheidende Punkt: Wirklich sozial ist
as, was Arbeit schafft. Denn Arbeit gibt den Menschen
erspektiven.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Herr Vizekanzler, es ist richtig, wie Sie auf diese He-
ausforderungen reagieren. Mit uns zusammen wollen
ie sich die Gruppen von besonders betroffenen Men-
chen anschauen. Beispielsweise haben es die über
0-Jährigen und die unter 25-Jährigen besonders schwer,
rbeit zu bekommen. Ich weiß, dass Sie sich in einer
iskussion über den Kombilohn befinden. Im nächsten

ahr wird es entsprechende Vorschläge geben. Das zeigt,
ie große Koalition lässt die Menschen in unserem Land,
ie Sorgen und Probleme haben, eben nicht allein und
eagiert nicht mit alten Hüten, sondern sie reagiert mit






(A) )



(B) )


Volker Kauder
neuen Instrumenten auf die Herausforderungen, um den
Menschen in unserem Land zu helfen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Globalisierung hat, wie gesagt, kein Mitleid. Des-
wegen müssen wir sie annehmen und den Menschen
auch Mut machen. Denn nur derjenige, der den Men-
schen Mut macht, wird diesen Wettbewerb gewinnen.
Ich will in diesem Zusammenhang auf ein zweites be-
merkenswertes Buch hinweisen. Es handelt sich um ein
Buch von Gabor Steingart, in dem diese Thesen eben-
falls enthalten sind. Es lohnt sich also bei Stürmer und
Steingart einmal nachzulesen.

Wie können wir die Globalisierung gewinnen? Wir
brauchen eine dynamische Gesellschaft. Ob uns dies
angesichts der Demografie in unserem Land gelingen
wird, hängt davon ab, ob wir eine dynamische Jugend
haben. Deswegen ist das, was die Regierungskoalition
macht, völlig richtig. Sie setzt Zeichen, indem sie Aus-
bildungsmöglichkeiten für die junge Generation schafft.
All das, was dank Annette Schavan in der Forschungs-
und Hochschulpolitik passiert, ist das richtige Signal im
Wettbewerb im Rahmen der Globalisierung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Eines der ganz ernsten Themen im Rahmen des Wett-
bewerbs innerhalb der Globalisierung betrifft – darauf
hat die Bundeskanzlerin hingewiesen – die Frage der
Energie. Wir müssen alles daransetzen, hier stärker vo-
ranzukommen. Wir müssen für mehr Unabhängigkeit
von Energie sorgen.


(Zuruf von der FDP: Sehr wahr!)


Deshalb ist es richtig, dass wir Energie sparen und
uns für eine bessere Energieeffizienz einsetzen. Es ist
auch richtig, dass die Wirtschaft darüber nachdenkt, wie
Produktionsverfahren energieeffizienter gestaltet werden
können. Wir sind dafür, dass man die regenerativen
Energien weiter fördert. Gerade vor dem Hintergrund
des Klimagipfels und der klimatischen Probleme müssen
wir im Rahmen der Energieversorgung einen Beitrag
dazu leisten, dass wir weniger CO2 ausstoßen.

Bei allem Sparen, bei allen regenerativen Energien
vom Windrad bis zur Wasserkraft – das alles ist in Ord-
nung und sollte vor allem in der Region eingesetzt wer-
den, wo dies möglich ist – dürfen wir uns selber und
auch den Menschen keinen Sand in die Augen streuen.
Das alles wird nicht ausreichen, um einer großen Indus-
trienation im globalen Wettbewerb eine ausreichende
Energieversorgung sicherzustellen. Ich kann nur sagen:
Wenn wir das Problem des CO2-Ausstoßes ernst neh-
men, dann dürfen wir nicht zulassen, dass bei der Ener-
gieerzeugung immer mehr CO2 ausgestoßen wird.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Meinen Sie die Kernenergie?)


Dann müssen wir uns überlegen: Was können wir neben
dem Einsatz von regenerativen Energien tun, um bei ei-

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(C (D em geringeren CO2-Ausstoß Energie zu erzeugen? Das ird das entscheidende Thema sein. Herr Kollege Westerwelle, da Sie so platt ein Stichort zugerufen haben, sage ich Ihnen: Das ganz Ent cheidende ist – das wird auch in dieser großen Koalition rnst genommen –, dass wir wieder ohne ideologische orbehalte Energieforschung betreiben. Das geschieht nd das wird unserem Land Zukunft bringen. (Beifall bei der CDU/CSU – Dirk Niebel [FDP]: Jubel bei der SPD!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Lassen Sie mich im Zusammenhang mit der Globali-
ierung einen letzten Punkt ansprechen. Natürlich
ommt es ganz entscheidend darauf an, dass wir zum ei-
en denjenigen in unserem Land helfen, die von der Glo-
alisierung betroffen sind, und zum anderen die vorhan-
enen Mittel einsetzen, um neue Chancen zu schaffen.
lobalisierung heißt, die einen mitzunehmen, den ande-

en aber die Möglichkeit zu geben, etwas zu tun, sich im
ettbewerb zu bewähren. Erst wenn wir das richtig hin-

ekommen und geschafft haben und dann neue Arbeits-
lätze geschaffen werden, werden wir den Wettbewerb
ewinnen. Es wird nicht ausreichen – das können wir gar
icht schaffen –, mit immer mehr Geld nur den sozialen
tatus absichern zu wollen, ohne gleichzeitig darüber
achzudenken, wie wir im Wettbewerb für neue Arbeits-
lätze sorgen. Da brauchen wir mehr Selbstständigkeit,
ehr Freiheit, mehr Kreativität, all das, was die Bundes-

anzlerin in ihrer Regierungserklärung heute Morgen
ngesprochen hat.

Es ist völlig klar, dass man angesichts dieser Heraus-
orderungen eine starke und große Regierungskoalition
raucht. Diese große Koalition kann nach dem ersten
ahr sagen: Wir haben etwas miteinander erreicht. Peter
truck hat es angesprochen: Fast 40 Jahre lang haben
ich die beiden großen Volksparteien in vielen Wahl-
ämpfen politisch bekämpft. Gerade im letzten Wahl-
ampf haben wir uns nichts geschenkt; auch das sollte
an einmal klar sagen. Dann haben wir das Wahlergeb-

is gesehen und uns war völlig klar, dass wir miteinan-
er eine große Verantwortung tragen, dass es nicht mehr
arum geht, ob nun CDU, CSU oder SPD in eine Regie-
ung kommen, sondern darum, diesem Land eine gute
egierung zu stellen.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Ja, das ist wahr!)


a war die Zusammenarbeit zwischen den drei großen
olksparteien CDU, CSU und SPD


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es werden immer mehr und sie werden immer größer!)


hne Alternative.

Jetzt muss ich sagen: Koalitionen brechen in aller Re-
el immer dann – dies ist auch vor dem Hintergrund der
eschichte klar –, wenn die handelnden Personen nicht
ehr miteinander können.

Über Sachfragen kann man reden. Da gibt es auch
unkte, bei denen man sich eingestehen muss, dass man






(A) )



(B) )


Volker Kauder
nicht zusammenfindet. Wir haben jeder für sich in der
großen Koalition unsere persönlichen und politischen
Überzeugungen nicht aufgegeben, aber ich bin im Inter-
esse unseres Landes dankbar, dass es gelungen ist, dass
Peter Ramsauer und ich ein so gutes und vertrauensvol-
les Verhältnis zu Peter Struck haben.


(Beifall des Abg. Dr. Peter Ramsauer [CDU/ CSU])


Manche fragen: Wie ist denn das gelungen, ihr habt
euch doch so bekämpft? Dazu kann ich nur sagen: Das,
was wir vorleben, ist ein Beispiel dafür, wie wir auch in
Zukunft Politik in der großen Koalition gestalten wer-
den: Zuerst kommen die Menschen, dann kommt das
Land, dann kommen die Parteien und ganz zum Schluss
komme ich. Weil wir wissen, dass das so ist, überwinden
wir manches, was uns über 40 Jahre hinweg getrennt hat.
Wir geben unsere Grundüberzeugungen nicht auf, aber
wir haben im Interesse unseres Landes in der Regierung
und in der großen Koalition zusammengefunden. Dafür,
Peter Struck, ein herzliches Dankeschön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Abg. Volker Kauder [CDU/CSU] begibt sich zum Platz des Abg. Dr. Peter Struck [SPD] und dankt ihm persönlich)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606601600

Das Wort hat jetzt der Fraktionsvorsitzende der FDP,

Guido Westerwelle.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1606601700

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Nach der Anzeigenserie, die Sie als Bundesregie-
rung am Montag auf Kosten der Steuerzahler in allen
großen Blättern gestartet haben, war es zu erwarten, dass
Sie den Versuch wagen würden, aus der Haushaltswoche
eine Art Festspielwoche der Koalition zu machen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist doch schön!)


Besonders bemerkenswert hat das der Kollege Kauder
vorgemacht. Ihre Rede, Herr Kollege Kauder, kann man
eigentlich wie folgt zusammenfassen: Erste Abteilung:
Merkel ist die Größte. Zweite Abteilung: Ich mag Peter
Struck.


(Beifall bei der FDP – Dr. Peter Struck [SPD]: Ist doch gut! – Joachim Poß [SPD]: Das sind zumindest Botschaften! Sie haben ja keine Botschaft!)


Deswegen verstehe ich auch die Anmerkung von
Herrn Struck in Ihre Richtung. Dass Sie der Bundes-
kanzlerin Blumen überreicht haben, war heute wichtig
und unverzichtbar. Warum Sie ihm oder er Ihnen keine
Blumen gebracht hat, hat der Kollege Struck folgender-
maßen begründet: Sie schenken sich keine Blumen, son-
dern gehen lieber gemeinsam einen trinken. Das kann
ich verstehen; denn nüchtern ist diese Lobhudelei nicht
zu ertragen.

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(C (D (Heiterkeit und Beifall bei der FDP und der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Herr Westerwelle, Sie verbrauchen Ihre Zeit!)


Diejenigen, die schon etwas länger im Deutschen
undestag dabei sind, haben schon so manches Déjà-vu-
rlebnis gehabt. Die Bundeskanzlerin hat hier genauso
ie in den Zeitungsanzeigen auf Kosten der Steuer-

ahler all das, was es an positiven Ereignissen in diesem
ahr in der Tat gegeben hat – vom Wirtschaftswachstum
is hin zur Fußballweltmeisterschaft –, für sich rekla-
iert. Ich glaube, Frau Bundeskanzlerin, dass der Erfolg

er Fußballweltmeisterschaft völlig ohne Ihr Zutun zu-
tande gekommen ist. Das ist allerdings in den Tagen der
roßen Koalition eine gewagte Behauptung.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich möchte Sie, meine sehr geehrten Damen und Her-
en, daran erinnern, dass wir das alles schon einmal vor
echs Jahren erlebt haben. Sie haben zu Recht darauf
ingewiesen, die jetzigen Daten seien die besten Wirt-
chaftswachstumsdaten seit 2000. In großer Beschei-
enheit haben Sie darauf aufmerksam gemacht, dass das
igentlich Ihr Verdienst sei.

Der Altbundeskanzler, Gerhard Schröder, hat im Mai
000, als er noch regierte und nicht Memoiren schrieb,
n diesem Hohen Haus fast wortgleich dasselbe vorgetra-
en:

Die Arbeitslosenzahlen sind im April dieses Jahres
… um exakt 156 000 zurückgegangen. Wir sind un-
ter der 4-Millionen-Grenze. Wir haben alle Chan-
cen …, am Ende dieser Legislaturperiode weniger
als 3,5 Millionen Arbeitslose zu haben.

nschließend hat er das als zentralen Erfolg seiner Re-
ierung ausgegeben.

Genau das ist die Gefahr, die mit der konjunkturellen
ufhellung verbunden ist. Ich fürchte, Sie glauben da-

an, dass Sie etwas mit dem Wirtschaftswachstum zu tun
aben.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Genau!)


ch fürchte, Sie glauben wirklich daran.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Ja!)


as ist das Tragische in diesem Land; denn Politik be-
innt mit der Wahrnehmung von Wirklichkeit.


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


as Wirtschaftswachstum in Deutschland hat mit vielem
twas zu tun: in der Tat auch mit der Fußballweltmeister-
chaft, vor allem aber mit der Weltwirtschaft und sogar
it dem milden Herbst. Ich sage Ihnen eines: Mit Ihnen,

er Koalition, hat das zuallerletzt etwas zu tun.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN – Hartmut Koschyk [CDU/ CSU]: Aber mit der guten Opposition!)


Deswegen ist das Phänomen, dass man sich mit frem-
en Federn schmückt, zu Recht ein außerordentlich






(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle
gefährliches. Wir wissen ja, wie das mit Schröder wei-
tergegangen ist. Danach waren wir bei mehr als 5 Mil-
lionen Arbeitslosen,


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Das wird nicht so kommen!)


weil Sie damals Ihre Hausaufgaben nicht gemacht ha-
ben. Auch jetzt wiegen Sie sich in der Sicherheit einer
trügerischen Ruhe und schmücken sich mit fremden Fe-
dern.

Dazu hat der griechische Philosoph Äsop einmal ein
wunderschönes Gleichnis aufgeschrieben:

Eine eitle Krähe wollte schöner sein, als sie wirk-
lich war, und zierte sich mit allerlei bunten Federn
von anderen Vögeln … Allein um die Eitelkeit zu
bestrafen …,


(Joachim Poß [SPD]: Dann wissen Sie ja, worüber Sie reden!)


fielen diese über sie her und entrissen ihr nicht nur
die geraubten Federn, sondern auch einen Teil ihrer
eigenen. Armseliger wie vorher, stand sie nun wie-
der da …


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Autobiografisch!)


Die Lehre ist:

Prahle nie mit erborgtem Schimmer, Spott ist sonst
dein Lohn.

Was Schröder passiert ist, wird auch Ihnen passieren,
wenn Sie so weitermachen, Frau Bundeskanzlerin.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Hartmut Koschyk [CDU/ CSU]: Man merkt, wie Westerwelle leidet, dass er nicht dabei ist! Wie gern wäre er in der Regierung!)


Deswegen wollen wir in der Haushaltswoche einmal
den Blick auf die Fakten lenken. Die Haushaltszahlen
sind in dieser Woche der entscheidende Punkt. Man
muss unserer Bevölkerung, unserem Volk eines noch
einmal sehr deutlich machen: Wenn Sie in den Zeitungen
lesen, verehrte Mitbürgerinnen und Mitbürger, die Re-
gierung würde sparen, meint die Regierung Folgendes:
Sie gibt in diesem Jahr 9 Milliarden Euro mehr Geld aus.
So viel Geld wie im nächsten Jahr hat der Bund noch
niemals in der Geschichte der Republik ausgegeben. Von
Jahr zu Jahr mehr Geld auszugeben, ist jedoch das Ge-
genteil von Sparen!


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Joachim Poß [SPD]: Jetzt wird’s dumm!)


Sie erläutern: Ja, aber es seien viele Investitionen ge-
tätigt worden. Von diesen 270 Milliarden Euro – das
Haushaltsbuch ist ja bekanntermaßen das Schicksals-
buch unserer Nation – fließen nach Ihren eigenen Anga-
ben gerade einmal – auch das muss man unserer Bevöl-
kerung, den Mitbürgerinnen und Mitbürgern, sagen –
24 Milliarden Euro, wohlgemerkt: von 270 Milliarden Euro

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(C (D esamtausgaben, in Investitionen. Dann wundern sich iele Bürger darüber, dass es zum Beispiel beim Straenausbau nicht vorangeht, dass die Straßenzustände chlechter werden. Das alles sind Auswirkungen dessen. Die fleißigen Mitglieder des Haushaltsausschusses, ie das viel besser beurteilen können, legen die entsprehenden Zahlen vor. Dann staunt man darüber, dass zum eispiel der Etat für Investitionen in den Autobahnausau zurückgeht. Das finde ich bemerkenswert vor dem intergrund dessen, was die Union in der Zeit, als sie och in der Opposition war, immer über Infrastruktur geagt hat. Mit Verlaub, ich hätte mir niemals vorstellen önnen, dass eine Regierung unter Beteiligung der Grüen mehr Geld für Autobahnen ausgibt als eine CDU-geührte Bundesregierung. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Neben dem niedrigen Investitionsanteil des Haushalts
eläuft sich die Neuverschuldung auf fast 20 Milliar-
en Euro. Dafür wollen Sie dann auch noch gelobt wer-
en. Das ist das Nächste. Sie wollen allen Ernstes dafür
elobt werden, dass Sie das Grundgesetz der Bundesre-
ublik Deutschland in Art. 115 einhalten möchten. Sie
ollen allen Ernstes dafür gelobt werden, dass Sie den
aastrichter Vertrag einhalten.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Von Ihnen nicht!)


enn die Regierung Recht und Gesetz einhält, will sie
afür gelobt werden! Wenn das so weitergeht, werden
ie Bürger demnächst nur, weil sie sich rechtstreu ver-
alten, mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.


(Beifall bei der FDP)


as ist doch eine völlige Realitätsverdrängung.

Dann muss die Bundeskanzlerin allen Ernstes auch
och ihr gestriges Geburtstagserlebnis anführen, das wir
emeinsam gehabt haben. Es war auch sehr schön beim
räsidenten des Zentralverbands des Deutschen Hand-
erks. Sie haben gesagt, man habe den Reden, die ges-

ern Abend auf dem Geburtstagsempfang des ZDH ge-
alten wurden, entnehmen können – im Unterschied zu
en Berichten der Damen und Herren Journalisten –, wie
ie Menschen in diesem Land die Realität sehen. Ich
ersönlich finde diese Realitätsverdrängung bemerkens-
ert; ich fürchte nur, dass das immer so weitergehen
ird. Welche Reaktion erwarten Sie eigentlich vom Prä-

identen des Zentralverbandes des Deutschen Hand-
erks, wenn Sie als Bundeskanzlerin ihm zum 65. Ge-
urtstag gratulieren? Dass er in seinen Dankesworten
ber Sie herzieht?


(Heiterkeit bei Abgeordneten der LINKEN)


as können Sie doch nicht ernsthaft als Realität wahr-
ehmen. Geburtstagsreden werden jetzt schon zu Kron-
eugen Ihrer Politik! Meine Güte, wo seid ihr angekom-
en?


(Beifall bei der FDP und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Übler Stil!)







(A) )



(B)


Dr. Guido Westerwelle
Ich habe das mitbekommen. Ich war dabei und habe das
selbst gehört.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Und Sie sind nicht gelobt worden! Das ist Ihr Problem!)


– Herr Kollege, Sie haben völlig Recht, das ist mein Pro-
blem. Es ist gut, dass Sie mir das noch einmal gesagt ha-
ben. Vielen Dank dafür.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Kommen wir von der Schönfärberei zur Realität zu-
rück. Gesamtstaatlich kommen über 20 Milliarden Euro
mehr in die Kassen. Auf den Bund entfallen 9 Milliar-
den Euro. Statt dass Sie dieses Geld, wie übrigens ange-
kündigt, in den Schuldenabbau stecken,


(Zuruf von der CDU/CSU: Machen wir doch!)


verteilen Sie es auf die verschiedensten Bereiche. Nur
mit einem kleinen Teil, nämlich mit 2,4 Milliarden Euro,
gehen Sie an den Abbau der Neuverschuldung heran.
Mit anderen Worten: Obwohl Sie eine Mehrwertsteuer-
erhöhung um 3 Prozentpunkte beschließen – übrigens
weil die SPD gegenüber ihren Wählern einen Wortbruch
begeht –, obwohl Sie die Bürgerinnen und Bürger an al-
len möglichen Stellen stärker belasten, obwohl sie den
Bürgern immer tiefer in die Tasche greifen und obwohl
die Konjunktur endlich etwas anspringt, tilgen Sie die
Schulden immer noch nicht in ausreichendem Maße, ge-
hen Sie immer noch nicht an das heran, was man das
Eingemachte der Politik nennt. Und warum? Weil die
Politik einer großen Koalition in Wahrheit nur die Politik
des kleinsten gemeinsamen Nenners ist. Weil sie von wi-
derstreitenden Interessen geprägt ist, kann daraus nichts
Großes werden.


(Beifall bei der FDP)


„Mehr Freiheit wagen!“ ist ein fabelhaftes Motto.
Ich freue mich darüber, dass Sie nach den verschiedenen
Mottiwechseln im Laufe des Jahres auf das zurückgrei-
fen – back to the roots –, was Sie in der ersten Regie-
rungserklärung gesagt haben. „Mehr Freiheit wagen!“ ist
ein gutes Motto. Schauen wir aber einmal dahinter. Die
Fakten sehen so aus: Die Subventionen des Bundes lie-
gen auf einem ähnlich hohen Niveau wie im Jahr 2000.
Die Steinkohlesubventionen werden nicht etwa gesenkt,
sondern steigen im Haushalt, und zwar um 260 Millio-
nen Euro. Auch Ihre Werbekampagne kostet Millionen.

In diesem Haushalt sind übrigens auch Sachen zu fin-
den, die man in der Öffentlichkeit gar nicht kennt.

Wenn wir unsere 500 Streichungsvorschläge und Än-
derungsanträge im Bundestag präsentieren – gestern
durften wir sie dankenswerterweise dem Herrn Finanz-
minister übergeben –,


(Jürgen Koppelin [FDP]: Er liest immer noch!)


dann heißt es jedes Mal – das ist der typische Regie-
rungsreflex –, das sei unseriös. Wenn die Opposition et-
was anderes will, ist das immer unseriös. Das geht näm-
lich gar nicht anders, als die Regierenden es den
Menschen einreden wollen.

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(C (D Wollen wir doch einmal in der Bevölkerung fragen, um Beispiel, ob sie der Meinung ist, dass wir in diesem ahr wieder 60 Millionen Euro Entwicklungshilfe an hina zahlen sollen. Das ist das Land, das zur Jahresende Schlagzeilen damit gemacht hat, dass es jetzt den eltraum erobern will. 300 Millionen Euro deutsche teuergelder sind in den letzten drei oder vier Jahren ach China geflossen. Bezogen auf Weltwirtschaft und Globalisierung kann ch nur sagen – das adressiere ich auch an den Kollegen auder –: Wir sitzen längst nicht mehr auf dem hohen oss der Zahler. Wir müssen begreifen, dass das konkur ierende Volkswirtschaften sind. China hat vor zwei ochen mit den afrikanischen Ländern einen Entwick ungshilfegipfel durchgeführt und dort öffentlichkeitsirksam, mit Blick auf die afrikanische Öffentlichkeit, elder verteilt, nimmt aber von uns Entwicklungshilfeelder an. China macht uns beim Transrapid und bei den odernen Technologien in den Bereichen Weltraum und uftfahrt Konkurrenz. Wir sind längst nicht mehr in der ituation, international Zahlemann und Söhne machen u können. Wir müssen begreifen, dass das konkurrieende Volkswirtschaften sind. Jetzt sind diese Länder billiger. Ich sage Ihnen voraus, ass es nicht lange dauern wird, bis sie auch den Wettbeerb um die Qualität aufnehmen. Und dann machen wir ange Gesichter. Wer sich heute vor dem Wettbewerb mit schechien fürchtet, dem kann ich nur sagen: Zieht euch arm an, denn China, Indien und andere Volkswirtschaf en kommen erst noch. Deswegen ist die Verdrängung on Realität für uns auch aus historischer Sicht so geährlich. (Beifall bei der FDP – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Was ist Ihre Botschaft? Angst machen?)


„Mehr Freiheit wagen“, sagen Sie und beschließen
icht nur die größte Steuererhöhung in der Geschichte
er Republik, sondern – das ist übrigens Unfreiheit für
ürger – erhöhen auch die Beiträge für die Renten- und
ie Krankenversicherung. Das wird bei der Gesundheits-
eform noch so weitergehen.

Ich darf, an die Damen und Herren von der Koalition
erichtet, kurz zwei Bemerkungen zur Gesundheitsre-
orm machen. Die erste richte ich an die Adresse der
PD, weil Sie immer meinen, dass es sich, wenn wir die
esundheitsreform kritisieren, quasi nur um den Reflex
er Opposition handelt.


(Olaf Scholz [SPD]: Ja!)


hr ausgeschiedener Bundeskanzler hat den Gesund-
eitsfonds soeben als „bürokratisches Monstrum“ be-
eichnet. Muss ausgerechnet ich in diesem Raum jetzt
chon Schröder zitieren?


(Zuruf von der SPD: Nein!)


ch muss wirklich sagen: Das sind doch Kronzeugen, an
enen Sie nicht vorbeikommen. Herr Struck, das war
inmal Ihr Bundeskanzler. Das letzte Jahr ist aber wohl
chon lange her.
)






(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle

(Dr. Peter Struck [SPD]: Ja, aber so viel Ahnung vom Gesundheitsfonds hat er auch nicht!)


Meine Damen und Herren von der Unionsfraktion,
Sie tun immer so, als müssten Sie das jetzt tun, als sei
das zwangsläufig. Entschuldigen Sie einmal, ich fürchte,
dass viele von Ihnen gar nicht wissen, worüber sie ab-
stimmen werden. Lesen Sie einmal nach, was die Bun-
desgesundheitsministerin dazu sagt. Das ist wirklich au-
ßerordentlich spannend. Die Gesundheitsministerin sagt
jetzt – nicht vor Monaten, sondern in dieser Woche –
über das, was Sie als Regierungskompromiss in der Ge-
sundheitspolitik vereinbart haben, dass es nur der „Zwi-
schenschritt“ zur Bürgerversicherung sei. Sagen wir es
doch gleich: Das ist der Weg in die Zwangskasse. Das ist
das Gegenteil von Wettbewerb und von Freiheit. Höhere
Abgaben und schlechtere Leistungen – das ist Ihre Ge-
sundheitsreform.


(Beifall bei der FDP)


Der Gesundheitsfonds ist doch eine absurde Erfin-
dung. Jetzt sollen zwei Bürokratien Beiträge einziehen
und verwalten. Der Gesundheitsfonds soll Einheitsbei-
träge einziehen und verwalten und auch die Krankenkas-
sen müssen Beiträge einziehen und verwalten. Es wäre
das erste Mal in der Geschichte der Menschheit, dass
zwei Bürokratien preiswerter sind als eine.


(Beifall bei der FDP)


Sie rühmen sich mit dem, was Sie für den Mittel-
stand getan haben. Von den großen Überschüssen bei
der Bundesagentur ist die Rede. Dabei verschweigen Sie
etwas, was in meinen Augen unbedingt erwähnt werden
muss. Sie loben den Mittelstand und verschweigen da-
bei, dass Sie, die Regierungsparteien, in diesem Jahr den
Mittelstand nicht zwölf Mal – so wäre es anständig –,
sondern 13 Mal mit den Sozialversicherungsbeiträgen
belastet haben. Das war ein unverschämtes Abkassieren
des Staates. In Wahrheit fördern Sie nicht den Mittel-
stand, sondern nehmen den Mittelstand als Kreditgeber
für Ihre verfehlte Politik. Das ist nicht anständig.


(Beifall bei der FDP)


Kommen wir zu dem, wie Sie dem Mittelstand wirk-
lich geholfen haben. Ich lasse einmal weg, was bisher
nur Ankündigungen sind. Wenn die Unternehmensteu-
erreform kommt und gut wird, werden wir da mitma-
chen, das ist gar keine Frage.


(Zuruf von der SPD: Das wäre das erste Mal!)


Aber wir werden das Kleingedruckte, insbesondere zur
Gegenfinanzierung, abwarten.

Wenn Sie die Erbschaftsteuer reformieren, werden
wir mitmachen. Aber wir werden erst das Kleinge-
druckte lesen. Denn bisher sagt Ihr Regierungssprecher:
Jedes Jahr muss man etwas weniger an Erbschaftsteuer
zahlen und nach zehn Jahren ist man erbschaftsteuerfrei,
allerdings unter der Voraussetzung, dass die Arbeits-
plätze fortbestehen. Ich kenne keinen Mittelständler, der
in der Lage ist, eine Arbeitsplatzgarantie für seine Be-

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(C (D egschaft für die nächsten zehn Jahre abzugeben. Das ist ar nicht denkbar. (Joachim Poß [SPD]: Darum geht es doch gar nicht! Keine Ahnung!)


Jetzt kommen wir einmal zu dem, was Sie bereits be-
chlossen haben. Das andere sind ja Eckpunkte. Sie wol-
en für Eckpunkte gelobt werden. Bei der Unternehmen-
teuerreform rudert die SPD interessanterweise übrigens
chon wieder zurück.


(Zuruf von der SPD: Können Sie einmal zur Sache kommen?)


u dem, was schon in Kraft gesetzt wurde, ist in den An-
eigen nichts zu finden. Dabei ist das doch Ihre Erfolgs-
ilanz. Zum Beispiel auf das Antidiskriminierungsge-
etz sind Sie doch stolz oder etwa nicht, meine Damen
nd Herren von der Unionsfraktion? Daran habe ich gar
einen Zweifel. Nur: Die, die geschützt werden sollen,
erden in Wahrheit benachteiligt. Denn lassen Sie uns
un jenseits von Geburtstagen über die Realität reden.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sind Sie etwa für Diskriminierung?)


Ach, Herr Kauder, hören Sie doch auf. – Jetzt komme
ch auf das zu sprechen, was von Ihnen beschlossen wor-
en ist; denn das ist die Realität.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Haben Sie eigentlich schon einmal etwas vom Europarecht gehört? – Zuruf von der FDP: Genau! Und das, was beschlossen wurde, ist nur Kraut und Rüben!)


rau Zypries kann stolz auf sich sein; denn sie hat Ge-
chichte geschrieben. An deutschen Universitäten wer-
en mittlerweile Seminararbeiten zum Thema „Kann
ich ein Student einen Seniorenteller einklagen?“ ge-
chrieben.


(Heiterkeit bei der FDP und der LINKEN)


as ist wirklich spannend. Der Vorstandsvorsitzende ei-
es großen deutschen Luftfahrtunternehmens hat neulich
esagt: Da möchte ich eine schöne Flugbegleitung ein-
tellen und lande letztlich bei Herrn Glos.


(Heiterkeit bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Immer noch besser als bei Niebel! – Zuruf von der SPD: Ja! Das ist ein echtes Alltagsproblem!)


Dass Sie von den Grünen sich darüber freuen, ist mir
lar. Dass das mit gesundem Menschenverstand aber
ichts mehr zu tun hat, ist Ihnen leider nicht klar.


(Beifall bei der FDP)


alls Sie meinen, all das, was ich gerade gesagt habe, sei
ealsatire, sage ich Ihnen: Das stimmt.

Da Herr Kauder vorhin von seinen Begegnungen mit
ungen Frauen berichtet hat,






(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Herr Westerwelle, berichten Sie doch auch einmal von solchen Begegnungen! – Heiterkeit)


komme ich jetzt auf einen Brief zu sprechen, der mir von
einem jungen Mann geschrieben worden ist.


(Heiterkeit)


– Auch das macht Freude. – In einer Anzeige, die in die-
ser Woche von zwei Anwälten für Arbeitsrecht im
„Harzkurier“ inseriert wurde,


(Zuruf von der CDU/CSU: Oh! Ich dachte, Sie lesen nur die „Bild“-Zeitung!)


heißt es: Seit dem 18. August 2006 ist das Allgemeine
Gleichbehandlungsgesetz in Kraft. Damit ergeben sich
völlig neue Grundlagen im Hinblick auf Schadensersatz
oder Schmerzensgeld aufgrund von Diskriminierung.
Denn egal, ob erfolglose Bewerbungen, abgelehnte Ge-
haltserhöhungen oder Beförderungen: Die Liste der Kla-
gemöglichkeiten ist schier grenzenlos. – Die Folgen Ih-
rer Politik für den Mittelstand sind mehr Bürokratie
und mehr Unfreiheit. Mit Ihrem Motto „Mehr Freiheit
wagen“ hat das aber nichts zu tun.


(Beifall bei der FDP – Zuruf von der SPD: Ach was! Das ist doch alles Quatsch, was Sie da erzählen!)


Um die Öffentlichkeit über den weiteren Ablauf zu
informieren, weise ich darauf hin, dass wir heute Mittag
eine ausführliche Debatte zur Außenpolitik führen wer-
den. Herr Kollege Steinmeier ist im Augenblick noch
nicht anwesend. Aber damit das klar ist, sage ich: Selbst-
verständlich werden wir in der Bilanz Ihrer Regierungs-
zeit anerkennen, was Sie in Ihrer Außenpolitik Gutes ge-
tan haben. Das werden der Kollege Hoyer und andere,
wenn wir diese Diskussion heute Mittag führen, tun. Da-
her kann ich mich nun auf die Innen- und Wirtschaftspo-
litik konzentrieren. Es wird also noch eine außenpoliti-
sche Debatte folgen, und zwar direkt im Anschluss an
die Diskussion über diesen Einzelplan.

Zur Realität in Deutschland gehört, dass eine Diskus-
sion über angeblich gefährliche Heuschrecken geführt
wird, und dass Kollege Beck eine, wie ich finde, außer-
ordentlich ernst zu nehmende und wichtige Debatte über
die so genannte Unterschicht angestoßen hat. Das Er-
gebnis dieser Debatte ist erschreckend: Wir stecken im-
mer mehr Geld in unseren Sozialstaat und in die Umver-
teilung, aber es kommt immer weniger bei den
Bedürftigen an.


(Beifall bei der FDP)


Die mangelnde Treffsicherheit unseres Sozialstaates
muss unser Thema sein.

Allerdings sollten wir uns auch einem anderen Thema
verstärkt zuwenden. Über Heuschrecken und die so ge-
nannte Unterschicht zu reden, ist das eine. Dabei verges-
sen Sie aber eines: die Mittelschicht. Gerade dazu
müssten Sie sich in diesem Hohen Hause äußern. Die
Regierung kümmert sich um alles Mögliche, aber um
diejenigen, die morgens aufstehen, statt liegen zu blei-
ben, die hart arbeiten und all die Steuermittel erwirt-

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(C (D chaften, über deren Verteilung wir im Deutschen Bunestag diskutieren, kümmert sie sich nicht mehr. Frau Bundeskanzlerin, alles in allem haben Sie und hre Koalition heute nach dem Motto gehandelt: Wenn inen niemand lobt, muss man sich selbst loben. Das ag bei den Kolleginnen und Kollegen in Ihrer Koali ion für gute Stimmung sorgen. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Ja! Und im Land!)


(Beifall bei der FDP)


rau Bundeskanzlerin – ich habe gar keinen Zweifel da-
an, dass Sie Ihren Geburtstag feierlich begehen werden;
lumen haben Sie ja schon bekommen und auch Herr
auder und Herr Struck werden noch ein Getränk zu

ich nehmen –,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wie gut, dass der Karneval schon angefangen hat!)


ie mögen das erste Jahr Ihrer Koalition feiern.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Genau!)


ber den Bürgern ist in Anbetracht von lauter Mehrbe-
astungen nicht zum Feiern zumute.


(Anhaltender Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606601800

Das Wort hat jetzt der Kollege Carsten Schneider von

er SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1606601900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

olleginnen und Kollegen! Herr Westerwelle, wenn man
hre Rede verfolgt hat, musste man den Eindruck gewin-
en, wir befänden uns schon in der Hoch-Zeit des Kar-
evals – dabei stehen wir erst am Beginn.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Na, na! Du hast doch gar keine Ahnung von Karneval!)


ie haben den Mut gehabt, auch auf ein paar Sachpunkte
inzugehen. Dass allerdings wir als große Koalition Lob
on Ihrer Seite bekommen, in dieser Erwartungshaltung
in ich heute Morgen nicht hierher gekommen und ich
in darin auch nicht enttäuscht worden.


(Zuruf von der SPD: Da hätten wir etwas falsch gemacht!)


Wir diskutieren hier nicht nur über ein Jahr große
oalition, sondern auch über ihre Grundlagen. Vorhin
at ein Redner gesagt, dass der Haushalt dafür das
chicksalsbuch ist. Ich glaube, dass diese große Koali-

ion sich sehr viel vorgenommen hat. Gerade im Finanz-
ereich war es am schwersten, waren die Herausforde-
ungen am größten. Allerdings haben sich dort auch die
rfolge am schnellsten eingestellt. Sehen Sie es mir
ach, dass ich das auch in der Kontinuität der Zugehö-
igkeit der SPD zur Regierung begründet sehe und darin,
ass der Bundesfinanzminister immer noch von der SPD
estellt wird und Peer Steinbrück heißt.






(A) )



(B) )


Carsten Schneider (Erfurt)

Es ist uns gelungen, das Ziel, das wir für 2009 hatten
– das strukturelle Defizit zu halbieren –, bereits in die-
sem Jahr zu erreichen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das strukturelle Defizit des Bundes lag bei 60 Milliar-
den Euro. Wir haben nun eine Nettokreditaufnahme, die
bei 19,5 Milliarden Euro liegt. Wenn man die Privatisie-
rungserlöse hinzurechnet, liegen wir etwa bei 30 Milliar-
den Euro. Dies ist ein Erfolg, der so schnell nicht zu er-
warten war und über den ich sehr froh bin. Ich bin der
Meinung, dass wir insbesondere deswegen nicht in Sack
und Asche gehen müssen, sondern stolz darauf sein kön-
nen. Denn eine solide Finanzpolitik ist die Grundlage
allen Handelns: für Vertrauen der Bevölkerung und der
Wirtschaft und dafür, dass wir uns – was mir als Sozial-
demokrat besonders wichtig ist – Chancengerechtigkeit
und sozialen Ausgleich leisten können. Dies wird nur
gehen, wenn wir die enormen Zinszahlungen – in die-
sem Jahr gut 38 Milliarden Euro – senken. Das wird nur
gelingen, wenn wir tatsächlich einmal in eine Phase der
Tilgung einsteigen.

Die Vorschläge, die von der Opposition gekommen
sind, sind dafür nicht geeignet. Mir ist bis heute nicht
klar, Herr Westerwelle: Sind Sie eigentlich gegen die
Mehrwertsteuererhöhung als Ganzes – gegen alle drei
Prozentpunkte – oder nur gegen einen? Gestimmt haben
Sie gegen alle drei Prozentpunkte. Wofür sind Sie nun?
Ein Prozent?


(Zurufe von der FDP: Null Prozent!)


– Gut, null. Aber dann wäre der durchlaufende Posten,
der 2007 zu einer Ausweitung der Ausgaben des Bundes
führt, nämlich die 7 Milliarden Euro zur Senkung des
Beitrags zur Arbeitslosenversicherung, nicht möglich,
wie Sie wissen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die vorgesehene Senkung des Beitrags zur Arbeitslosen-
versicherung auf 4,2 Prozent wäre dann nicht möglich.
Sie ist nur möglich – die Bundeskanzlerin hat das vorhin
vorgetragen – durch die Reformen der Agenda 2010,
durch die bessere konjunkturelle Entwicklung und da-
durch, dass wir die Arbeitslosenversicherung mit einem
Zuschuss von 7 Milliarden Euro aus Steuermitteln unter-
stützen. Dies führt dazu, dass wir ein Ausgabenwachs-
tum haben. Real, bereinigt um diesen Posten, beträgt das
Ausgabenwachstum des Bundeshaushaltes 0,9 Prozent.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Immer noch 3 Milliarden Euro!)


Die Inflationsrate liegt höher. Das heißt, Herr
Westerwelle, real geben wir sogar weniger aus, trotz der
Risiken, die wir zusätzlich abzusichern hatten und zu de-
nen ich noch kommen werde.


(Joachim Poß [SPD]: Das ist zu schwierig für ihn! So weit reicht es nicht!)


Ich kann bei Ihnen keine Linie erkennen. Sie haben
im Haushaltsausschuss Anträge gestellt mit einem Kür-

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(C (D ungsvolumen von 8 Milliarden Euro. Doch wenn an sie genau betrachtet, muss man feststellen, dass iese Anträge keine Substanz haben. Sie haben nämlich ustimmt, dass wir die Kommunen bei den Kosten für ie Unterkunft von ALG-II-Empfängern um 2,3 Milliaren Euro entlasten, um sie in die Lage zu versetzen, Kinertageseinrichtungen zu finanzieren; das ist mehr, als ir ursprünglich geplant haben. Sie haben auch dem ge ingeren Aussteuerungsbetrag – 1,1 Milliarden Euro weiger – zugestimmt. Das muss man von Ihren Vorschläen schon wieder abziehen. Dann noch zu einigen Ihrer Kürzungsvorschläge: Sie chlagen vor, die Steinkohlensubventionen um 600 Milionen Euro zu reduzieren – wohl wissend, dass es echtskräftige Bescheide gibt, dass wir diese Summen ahlen müssen. Außerdem gibt es keine andere Subvenion im Bundeshaushalt, die so stark degressiv angelegt st, die sich in einem solchen Sinkflug befindet wie iese. Und, das finde ich besonders perfide, Sie wollen ie Mittel für die aktive Arbeitsmarktpolitik – um ,5 Milliarden Euro senken, also dort, wo insbesondere enjenigen geholfen werden soll, die es am nötigsten haen, dass wir sie nicht nur fordern, sondern auch fördern; ie haben hier von „Unterschicht“ gesprochen, was ich ir nicht zu Eigen machen will. Das ist übrigens fast die älfte der Mittel für die aktive Arbeitsmarktpolitik. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Steffen Kampeter [CDU/CSU])


ch kann für die Koalition und vor allem für die SPD sa-
en, dass wir eine solche Politik nicht mitmachen. Des-
alb trägt dieser Haushalt auch nicht Ihre, sondern un-
ere Handschrift. Und das ist auch gut so.

Sie haben die Steuermehreinnahmen für den Bund
n Höhe von 8 Milliarden Euro angesprochen. Man muss
as aufklären und kann das nicht so stehen lassen:
Milliarden Euro davon waren im Bundeshaushalt be-

eits eingeplant, also vorweg etatisiert, weil absehbar
ar, dass die Steuerschätzung im November ein besseres
rgebnis als die Steuerschätzung im Mai – der Haushalt
urde erst im Juni beschlossen – bringen würde. Wir

ind darin bestätigt worden. Von diesen 8 Milliar-
en Euro müssen Sie Aufwendungen für die Kosten der
nterkunft und die Mittel des Eingliederungstitels abzie-
en. Somit bleiben genau 2,4 Milliarden Euro übrig. Sie
aben wir genutzt, um die Nettokreditaufnahme auf den
iedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung zu senken.

Ich glaube, das ist ein sehr großer und sehr schöner
rfolg, auf den wir stolz sein können. Nachdem ein
roßteil der Verschuldung in Ihrer Regierungszeit ent-

tanden ist – wir alle sind nicht frei davon, aber Sie ha-
en den größten Teil zu verantworten –, hätte es Ihnen
ut angestanden, wenn Sie von der FDP das einmal aner-
annt hätten. Aber gut, das war nicht zu erwarten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Steffen Kampeter [CDU/CSU])


ch glaube, die große Koalition ist sowohl in der Wirt-
chafts- als auch in der Finanzpolitik auf dem richtigen
eg.






(A) )



(B) )


Carsten Schneider (Erfurt)

Angesichts der guten konjunkturellen Situation sehe
ich die Herausforderung, dass wir im Jahre 2008 nicht
bei einer Neuverschuldung von 19,5 Milliarden Euro
verbleiben können.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Die mittelfristige Finanzplanung, die diesem Haushalt
zugrunde liegt, muss deutlich nach unten korrigiert wer-
den. Das heißt, dass wir gerade die Zeiten eines guten
wirtschaftlichen Wachstums, in denen wir uns gerade be-
finden – die Zahl der Arbeitslosen ist um 500 000 zu-
rückgegangen, eine viertel Million Menschen mehr sind
in sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsver-
hältnissen –, nutzen müssen, um stärker zu konsolidie-
ren. Das ist nicht nur eine Aufgabe für 2007, sondern das
ist eine Aufgabe für die gesamte Regierungsperiode bis
2009. Das ist auch nicht nur eine Aufgabe des Bundesfi-
nanzministers, sondern das ist eine Aufgabe des gesam-
ten Kabinetts.


(Beifall des Abg. Joachim Poß [SPD])


Die Koalition muss sich im Frühjahr damit noch ein-
mal befassen; denn mit dem, was der Planung bisher zu-
grunde liegt, werden wir dem nicht gerecht. Bei den
Kosten der Unterkunft gibt es Mehrausgaben. Das setzt
sich bis 2010 fort.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gesundheitspolitik!)


Daneben gibt es unbeantwortete Fragen in der Gesund-
heitspolitik. Frau Bundeskanzlerin, ich erwarte natür-
lich, dass es eine saubere Gegenfinanzierung für die
Mehrausgaben im Gesundheitsbereich geben wird. Das
Geld darf nicht einfach nur verteilt werden, sodass der
Bundesfinanzminister am Ende schauen muss, wo es
herkommt. Ich glaube, dieses Spiel kann man sich in der
Koalition nicht leisten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich bin mir sicher, dass uns dies gemeinsam gelingen
wird.

Das alles findet natürlich nicht im luftleeren Raum
statt. Man muss sich auch einmal genau anschauen, wo
die durch die Konjunktur bedingten Steuermehreinnah-
men, die wir in diesem Jahr haben, herkommen. Es geht
vor allem um die Körperschaftsteuer, über die Herr
Gysi vorhin hergezogen ist, indem er gesagt hat, sie sei
ja so niedrig. Er ist jetzt nicht mehr da, vielleicht können
Sie ihm das mitteilen: Im Jahre 2005 war der Ertrag hö-
her als im Jahre 2000, also in der Boomphase, obwohl
wir die Nominalsätze in vielen Bereichen gesenkt haben.
Von daher bin ich sehr zuversichtlich, dass uns bei der
Unternehmensteuerreform das Gleiche gelingen wird,
nämlich ein wettbewerbsfähiges Steuersystem zu schaf-
fen, das dazu führt, dass gerechterweise alle Unterneh-
men Steuern zahlen.

Neben der Entlastung für die Bezieher unterer und
mittlerer Einkommen, die von der Senkung des Ein-

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(C (D angssteuersatzes besonders profitiert haben, sehe ich nsbesondere auch bei den Unternehmen des Mittelstanes, die hier heute ebenfalls angesprochen wurden auch von Ihnen, Herr Westerwelle –, eine besondere ntlastung. Die Besteuerung ist von durchschnittlich 5 Prozent auf 19 Prozent heruntergegangen. Das ist ein rfolg dieser Regierung. Schauen Sie sich die Körperschaftsteuerentwicklung n diesem Jahr an und stellen Sie sich die Frage, wo der ufschwung und die Steuermehreinnahmen eigentlich erkommen. Man muss dabei wissen, dass die Isteinänge im Jahre 2006 auf den Steuerbescheiden von 2004 nd 2005 beruhen. Zum einen gab es große Nachzahlunen und zum anderen fanden Anpassungen der Vorausahlungen statt. Von daher kann man durchaus zu Recht feststellen: Es st ein Verdienst der rot-grünen Regierung Schröder, ass uns heute diese Steuereinnahmen zur Verfügung tehen. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Hartmut Koschyk [CDU/CSU])


ch hoffe, dass die konjunkturbedingten Einnahmen von
auer sind. Ich bin mir da nicht so sicher, aber ich hoffe,
ass es in diesem Land wirtschaftlich weiter bergauf
eht.

Sie haben in einem Punkt Recht, Herr Westerwelle:
ir sind nicht allein für diesen Aufschwung verantwort-

ich. Wir sind aber auch nicht ganz schuldlos daran.
rotzdem sind wir auch von der weltwirtschaftlichen
ntwicklung abhängig.

Wir bewegen uns derzeit in einem sehr guten Umfeld:
er Haushalt 2007 geht von einem Wachstum von
,4 Prozent aus. Die Auguren meinen, dass es wahr-
cheinlich noch höher ausfallen wird; sie gehen von
,8 Prozent oder sogar etwas mehr aus. Ich hoffe, dass
ich das bewahrheitet und dass die Entwicklung der
ohölpreise dem nicht entgegensteht, dass die amerika-
ische Wirtschaft eine sanfte Landung schafft und dass
ie Europäische Zentralbank und die amerikanische No-
enbank neben der Geldwertstabilität noch andere
unkte im Blick behalten und somit diesen Kurs unter-
tützen.

Wenn ich das alles Revue passieren lasse, dann meine
ch, dass wir sehr gut mit dem leben können, was die
oalition im ersten Jahr erreicht hat. In dem Etat sind
as Elterngeld und die Ost-West-Angleichung der Re-
elsätze beim ALG II abgebildet. Beides hat die SPD
urchgesetzt. Daneben gibt es auch viele Punkte, die die
nion durchgesetzt hat. Alles in allem ergibt das einen
unten Strauß, der Klarheit und Farbe aufweist und ei-
en Blick auf die Zukunft dieses Landes gestattet. Ich
in zuversichtlich, dass uns auch im nächsten Jahr ein
rfolgreicher Haushalt gelingen wird und wir Ihnen wei-
er zu Ihrer Amtszeit gratulieren können, Frau Bundes-
anzlerin.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606602000

Das Wort hat jetzt die Kollegin Dr. Lukrezia

Jochimsen von der Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606602100

Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Da ich

nur drei Minuten Redezeit habe,


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Hat Ihnen Herr Gysi wieder Redezeit geklaut?)


spare ich mir das Lob für den Kulturstaatsminister zur
Aufstockung seines Etats und auch die Details unserer
Forderungen. Wir wollen nämlich 10 Millionen Euro
mehr für die Produktionsförderung des nationalen Films
und 480 000 Euro mehr für die Stiftung für das sorbische
Volk.

Ich gehe stattdessen gleich grundsätzlich auf den Stel-
lenwert der Kultur nach einem Jahr der neuen Regie-
rung ein. Dabei fällt nämlich ein Widerspruch auf. Wir
hören immer wieder, dass die Kultur ein wichtiges An-
liegen darstellt. Aber wie kommt es dann, dass Kinder
und Jugendliche immer weniger Zugang zu Sprache,
Musik, Malerei, kurz: den Gestaltungsmöglichkeiten in
allen musischen Feldern und vorhandenen Medien ha-
ben, unabhängig vom Geldbeutel ihrer Eltern? Sehen Sie
denn nicht die zunehmende kulturelle Verarmung und
Verrohung unserer Kinder und Jugendlichen? Bedenken
Sie nicht den schrecklich hohen Preis, den wir alle dafür
zahlen?


(Beifall bei der LINKEN)


Um dem Anliegen Kultur gerecht zu werden, müsste
es Kinderkulturhäuser als Anlaufstätten gerade für die
vernachlässigten Heranwachsenden geben. Wir fordern
deshalb 1 Milliarde Euro für ein Programm „Kultur für
Kinder“. Ein solches Programm ist dringend notwendig.
Nach der Föderalismusreform muss neu überlegt wer-
den, wie das Anliegen kultureller Bildung im Zusam-
menwirken von Bund, Ländern und Kommunen geför-
dert werden kann. Das kann nicht unmöglich sein.


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn Kultur wirklich ein Anliegen der Regierung ist,
dann muss sie unseren Kindern endlich wieder vermittelt
werden, zum Beispiel wie in den armen Zeiten nach
Kriegsende, als es um den Aufbau unserer Demokratie
ging. Heute geht es um den Erhalt unserer Demokratie.
Bitte denken Sie in diesem Zusammenhang daran.

Nun weg vom Geld. Das Anliegen Kultur wirft auch
die Frage nach dem Staatsziel Kultur als Signal, Ver-
pflichtung und Appell an unser kulturelles Bewusstsein
in dem Sinne auf, in dem die Bundeskanzlerin davon
sprach, dass wir eine Kulturnation seien.

2005 hat die Enquete-Kommission „Kultur in Deutsch-
land“ die Aufnahme der Kultur als Staatsziel in das
Grundgesetz empfohlen. Seit Anfang 2006 hängt ein
entsprechender Antrag im parlamentarischen Räderwerk
dieses Hauses fest. Nun sollen auf einmal Kultur und
Sport als Staatsziele in der Verfassung verankert werden.

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(C (D ie Erpressung macht die Runde, das eine komme nur usammen mit dem anderen. Sieht so das wichtige Aniegen Kultur der Bundesregierung, die „Kulturnation eutschland“ aus: Sport und Kultur als gefälliger, popu ärer Mix, das heißt, einen Bestandteil der Kultur, der ichtig und spannend sowie kommerziell erfolgreich ist, it dem Unikat einfach zusammenzukoppeln, als ginge ies, als wäre das nicht prinzipiell zweierlei? Anliegen Kultur der Regierung nach einem Jahr: Ich itte Sie! Lassen Sie sich beim Wort nehmen! Staatsziel ultur als Unikat in die Verfassung und ein großes Kul urprogramm für Kinder, das wäre etwas. Das Wort hat jetzt die Kollegin Katrin Göring ckardt vom Bündnis 90/Die Grünen. Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606602200
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

enn ich mir die heutige Debatte anschaue, dann drängt
s mich, etwas zu einem Punkt zu sagen, der im weiteren
inne mit Kultur zu tun hat, nämlich zur demokratischen
ultur. Liebe Kolleginnen und Kollegen von den Koali-

ionsfraktionen, Sie haben gesagt, wir seien gar nicht so
chlecht, wie immer behauptet werde. Das sehen Sie so.
ber wir sehen es anders. Das eigentliche Problem ist
das muss man Ihnen am allermeisten vorwerfen –, dass
ie keine Ideen und Visionen haben, aus denen hervor-
eht, wie dieses Land in zehn, 15 oder 20 Jahren ausse-
en soll, und für die Sie die Menschen begeistern wol-
en. Ich glaube, das ist das eigentliche Versäumnis, über
as geredet werden muss. Es zeigt sich in den Umfragen
etreffend die Zustimmung zur Demokratie. Nicht nur
ie Umfragewerte für die beiden großen Volksparteien
ind gesunken, sondern auch die Zustimmung zur De-
okratie an sich hat drastisch abgenommen. Das macht
ich mindestens genauso unsicher und besorgt im Hin-

lick auf die Zukunft wie die hohen Arbeitslosenzahlen.
ie müssen das ernster nehmen. Gerade wenn wir über
en Rechtsradikalismus reden, dürfen wir nicht verges-
en, dass Programme wie CIVITAS und ENTIMON
ichtig sind. Aber ob wir in der Lage sind, die Men-

chen für die Demokratie zu begeistern, ist mindestens
enauso entscheidend.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie müssen an einer Stelle besonders darauf achten,
orum es geht. Es ist sicherlich richtig, eine Politik zu
achen, bei der man alles im Blick hat und beispiels-
eise solche Gruppen wie die über 50-Jährigen und die
nter 25-Jährigen besonders herausstellt. Die entschei-
ende Frage ist aber, ob man sich um diejenigen am
eisten kümmert, denen es in unserer Gesellschaft am

chlechtesten geht und die es am schwersten haben. Das
st ein Maßstab für eine gute Politik in unserem Land.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Lothar Binding [Heidelberg] [SPD])







(A) )



(B) )


Katrin Göring-Eckardt
Wenn Sie das wollen, dann müssen Sie sich mehr um die
Langzeitarbeitslosen und die Kinder kümmern, die in
Deutschland dauerhaft in Armut leben, und zwar nicht
erst seit gestern. Hier geht es um den Zugang zu Bil-
dung. Damit bin ich wieder bei der Kultur; denn es geht
um die Möglichkeit, die eigenen Talente zu entdecken,
und zwar unabhängig vom Geldbeutel der Eltern und
von ihren Fähigkeiten, die eigenen Kinder zu fördern.

Dem steht ein massiver Kulturabbau an ganz vielen
Stellen entgegen – Thüringen ist hierfür ein Beispiel –,
genauso wie ein Laisser-faire-Umgang mit Kultur, wie
wir ihn gerade in unserer Bundeshauptstadt erleben.
Denken Sie nur daran, wie in Berlin mit den Opernhäu-
sern umgegangen wurde! Ich bin überzeugt, dass der
Rücktritt von Herrn Schindhelm ein Alarmsignal ist.
Aber darum geht es nicht allein. Das ist nur das, was wir
in den bundesweiten Medien sehen. Wenn wir uns im
Land umschauen, sehen wir, dass sehr viele Kulturinsti-
tutionen nur noch deswegen überleben, weil sie mindes-
tens die Hälfte der regulären Jobs, die sie zu vergeben
haben, beispielsweise durch 1-Euro-Jobs ersetzen. Da-
durch verbauen wir unseren Kindern und Jugendlichen
Zugänge und dadurch geraten wir in eine ganz schwie-
rige gesellschaftliche Situation, was auch mit der Kultur
der Demokratie zu tun hat. Es geht nicht allein um das
kulturelle Erbe, sondern es geht um die Zukunft unserer
Kinder.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wenn wir darüber sprechen, müssen wir die soziale
Lage der Künstlerinnen und Künstler in unserem Land
im Blick haben. Das will ich heute nur als Stichwort sa-
gen. Ich hoffe sehr, dass wir in dieser Hinsicht mit den
Koalitionsfraktionen gemeinsam vorankommen; denn
ich habe den Eindruck, dass sich im letzten halben Jahr
bzw. dreiviertel Jahr etwas getan hat, was das Wahrneh-
men der sozialen Situation von Künstlerinnen und
Künstlern angeht. Es dürfen aber nicht immer nur die
Großen sein, sondern es muss um die Kleinen gehen, um
diejenigen, die in den Regionen unseres Landes ganz be-
sonders kreativ sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Markus Meckel [SPD])


Ein Punkt, der mich verunsichert, auch wenn es um
demokratische Kultur geht, muss heute angesprochen
werden. Sie haben ganz am Ende der Haushaltsberatun-
gen 750 000 Euro für das „sichtbare Zeichen“ einge-
stellt, das Sie auch im Koalitionsvertrag verankert ha-
ben. Ich habe das Gefühl, dass das nicht ein sichtbares
Zeichen ist, sondern eher ein seltsames Ding mit sehr
verschwommenen Konturen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Heiterkeit des Abg. Markus Meckel [SPD])


Wir wüssten schon sehr gerne, was Sie eigentlich vorha-
ben und was Sie damit meinen. Ist das jetzt das sichtbare
Zeichen, das sich Frau Steinbach wünscht? Ist es
irgendeine Ausstellung? Ist es etwas ganz anderes?
Wenn Sie, Herr Kulturstaatsminister, die Summe tat-
sächlich in diesem Haushalt einstellen, dann verlangen

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(C (D ir von Ihnen, dass Sie uns mitteilen, worum es dabei igentlich geht. ch glaube, dass wir nicht die Einzigen sind, die das verangen. Wir haben viele Diskussionen mit unseren polnichen Nachbarn und mit anderen Nachbarn über dieses hema gehabt. Ich finde, auch sie haben verdammt noch inmal das Recht, zu wissen, was Deutschland in dieser insicht eigentlich will. Das müssen Sie auf den Tisch egen. Das müssen Sie sagen, schon allein um die Verunicherung, die es international gegeben hat, nicht noch eiter zu erhöhen. Sie tun uns allen damit keinen Gefal en. Vielen Dank. Das Wort hat der Kollege Eduard Oswald von der DU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es st wahr: Richtiges und Wahres muss man immer wieerholen. Man kann es nicht oft genug sagen: Unsere undeskanzlerin Angela Merkel und die von ihr ge ührte Bundesregierung haben in diesem Jahr eine ausezeichnete Arbeit geleistet. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606602300

(Beifall bei der CDU/CSU)

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1606602400

ngela Merkel hat heute eine überzeugende Bilanz mit
uten Daten für Deutschland vorgelegt. Volker Kauder
nd Peter Struck haben in ihren Reden unterstrichen: Die
oalition wird diesen Weg weitergehen und das Not-
endige und Richtige für unser Land tun. Die Arbeit
ar erfolgreich. Die Arbeitslosenzahl hat sich im Ver-
leich zum Vorjahr um nahezu eine halbe Million redu-
iert. Wenn der Einzelne beobachtet, dass sich die Situa-
ion in seinem Umfeld verändert, dass sein Nachbar eine
rbeitsstelle findet oder sein Sohn bei der Lehrstellensu-

he erfolgreich war, dann wird die Stimmung schon bald
ie viel bessere Lage widerspiegeln.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Koalition ist angetreten, um die großen Heraus-
orderungen unserer Zeit anzunehmen: Arbeitslosigkeit,
taatsverschuldung, demografischer Wandel und Verän-
erungsdruck der Globalisierung. Es ist die Chance die-
er Koalition, dies auch zu tun. Wir wissen, dass man auf
em Weg durch das politische Leben nicht immer den
ind im Rücken haben kann. Trotzdem müssen wir
urs halten und im Interesse unseres Landes das Not-
endige tun.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: So ist es!)


ir haben die richtigen Weichenstellungen vorgenom-
en: Wir stärken Familien durch das Elterngeld. Wir
achen die sozialen Systeme stabil. Wir haben die Be-






(A) )



(B) )


Eduard Oswald
dingungen verbessert, um in Sicherheit zu leben. Wir
bauen die Infrastruktur in Deutschland aus. Wir sorgen
für neuen Schwung bei Forschung und Technologie.
Horst Seehofer ordnet die Agrarpolitik neu und gibt den
ländlichen Räumen Perspektive.


(Beifall bei der CDU/CSU – Beifall des Abg. Dirk Niebel [FDP])


Sie werden doch verstehen, dass ich als CSU-Politiker
die CSU-Minister in besonderer Weise lobe und wür-
dige.

Sanieren, investieren und reformieren – die Kanzlerin
hat es angesprochen –: Mit diesem mutigen Dreischritt
wurden gesetzgeberische Maßnahmen verabschiedet.
Mit der Föderalismusreform, der Haushaltssanierung
und der Gesundheitsreform hat diese Koalition schwer-
gewichtige Themen angepackt und zu Lösungen geführt.
Die ersten Erfolge sind für jedermann sichtbar und wei-
tere werden folgen.

Wenn ich als ersten Erfolg das Wirtschaftswachs-
tum nenne, dann gilt natürlich das, was Ludwig Erhard
gesagt hat: Wirtschaft ist nicht alles, aber ohne Wirt-
schaft ist alles nichts.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Konjunkturprognosen sind für das laufende und
auch für das kommende Jahr sehr erfreulich. Auch im
nächsten Jahr bleiben die Wachstumskräfte trotz der not-
wendigen Mehrwertsteuererhöhung intakt. Investoren
und Verbraucher blicken wieder optimistisch in die Zu-
kunft. Die kräftige Zunahme der Investitionen ist doch
Ausdruck des Vertrauens in den Kurs der Koalition, auch
wenn die Opposition das bestreitet.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der zweite Erfolg zeigt sich auf dem Arbeitsmarkt.
Der konjunkturelle Aufschwung hat auch die Binnen-
wirtschaft, also die privaten Investitionen und den Ar-
beitsmarkt, erfasst. Die Arbeitslosenquote sinkt auf den
tiefsten Stand seit vier Jahren und wir liegen endlich
wieder unter 10 Prozent. Natürlich wissen wir: Jeder Ar-
beitslose ist einer zu viel. Wir wollen jedem dabei hel-
fen, dass er wieder Arbeit findet.

Auch die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Be-
schäftigungen nimmt werktäglich um über 1 000 zu. Da-
rum geht es doch. Das ist eine echte Wende und wir wer-
den auch im kommenden Jahr einen weiteren
Aufwärtstrend haben. Der Aufschwung besitzt mittler-
weile – das ist für uns das Wichtige – ein breites Funda-
ment.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir werden den Beitrag für die Arbeitslosenversiche-
rung noch stärker senken, als wir geplant hatten. Damit
sinkt die Abgabenbelastung. Den Arbeitnehmern und
Arbeitgebern stehen im kommenden Jahr 17 Milliarden
Euro mehr zur Verfügung. Die Chancen der Menschen
auf Arbeit werden erhöht. An dieser Stelle danke ich

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(C (D uch den Tarifpartnern für ihr verantwortungsvolles andeln. (Zustimmung des Abg. Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU])


Der dritte Erfolg ist der Bundeshaushalt. Ich sage
och einmal – was gut ist, muss man immer wieder sa-
en –: Mit einer Nettokreditaufnahme von 19,5 Milliar-
en Euro werden wir den Haushalt 2007 beschließen.
ies ist die niedrigste Neuverschuldung seit der Wieder-
ereinigung. Dennoch muss uns allen bewusst sein, dass
ies erst der Einstieg in die Sanierung ist. Weitere
chritte müssen folgen;


(Beifall bei der CDU/CSU)


enn ein konsolidierter Haushalt ist und bleibt eine
ichtige Voraussetzung für einen handlungsfähigen
taat und ist eine moralische Verpflichtung für die Hand-

ungsfreiheit kommender Generationen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Also soll niemand glauben, wir seien bereits über den
erg. Deutschland hat noch 1 500 Milliarden Euro
chulden und wir haben noch nicht einmal mit dem Ab-

ragen dieses Berges begonnen. Er wird jetzt aber lang-
amer höher als bisher. Es muss klar sein: Nur wohlge-
rdnete öffentliche Finanzen ermöglichen eine gute
irtschaftliche Entwicklung.

Wir wissen – ich sage das nachdenklich –, dass die
rwartungen an den Staat in unserem Land enorm sind.
r soll auf der einen Seite nicht nur Garant für Sicherheit
nd Freiheit sein, sondern auch materiellen Wohlstand
rmöglichen, für Nachhaltigkeit und sozialen Ausgleich
orgen und insgesamt Gerechtigkeit schaffen. In dieser
unehmend globalisierten Welt – Volker Kauder hat in
einer Rede sehr intensiv darauf hingewiesen –, in der
renzen unschärfer werden und internationale Heraus-

orderungen zunehmen, wird es aber für den Staat immer
chwieriger, einem umfassenden Steuerungsanspruch
erecht zu werden. Voraussetzung dafür sind also wirk-
ame Ordnungsstrukturen und ein kluger Einsatz der
nappen finanziellen Mittel. Das ist unser Auftrag.

Deswegen haben wir vier wichtige Richtungsent-
cheidungen für einen handlungsfähigen Staat getrof-
en: Das ist erstens die Modernisierung der bundesstaat-
ichen Ordnung, zweitens die Konsolidierung des
undeshaushalts, drittens der Abbau von Bürokratie als
aueraufgabe und viertens eine bessere Zusammenar-
eit von Regierung und Parlament im Bereich der euro-
äischen Integration.

So wie wir die Föderalismusreform erfolgreich durch-
eführt haben, so müssen wir die Finanzbeziehungen
on Bund und Ländern neu ordnen. Das wird nicht ein-
ach werden. Aber wir müssen dies entschlossen ange-
en. Es wäre gut, wenn sich alle Fraktionen auch hieran
eteiligten.

Noch machen manche internationale Unternehmen ei-
en Bogen um Deutschland, wenn es um Neuinvestitio-
en geht. Vor allem die hohen Steuersätze schrecken ab.






(A) )



(B) )


Eduard Oswald
Der Abstand zu Ländern mit niedrigen Steuersätzen ist
noch zu groß, als dass unser Land mit seiner hervorra-
genden Infrastruktur manchen Steuernachteil ausglei-
chen könnte. Deswegen ist die Unternehmensteuerre-
form so wichtig. Es handelt sich – darum geht es – um
einen wichtigen Baustein für mehr Arbeitsplätze und In-
vestitionen in unserem Land. Durch die Unternehmen-
steuerreform wird die Steuerbelastung auf ein internatio-
nal wettbewerbsfähiges Niveau gesenkt. Gleichzeitig
werden Maßnahmen getroffen, durch die die Besteue-
rung in Deutschland erwirtschafteter Gewinne in unse-
rem Land sichergestellt wird.

Wir brauchen auch eine Abgeltungssteuer. Kontroll-
verfahren könnten somit entfallen. Die Ämter würden
entlastet. Bürokratieabbau fände statt und damit würden
den Anlegern attraktive ertragsteuerliche Rahmenbedin-
gungen geboten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Unternehmensteuer und Abgeltungssteuer sind geeig-
net, das vorhandene Potenzial des Finanzplatzes
Deutschland auszubauen und seine Wettbewerbsfähig-
keit zu steigern. Wir müssen mehr über den Finanzplatz
Deutschland reden. Die Gestaltungskraft dieser Koali-
tion ist auch beim Ausbau privater Beteiligungs- und Ri-
sikokapitalfinanzierung gefragt. Wir müssen mit einem
Private-Equity-Gesetz die Voraussetzungen in den deut-
schen Unternehmen verbessern, innovative Produkte
und Dienstleistungen schneller zur Marktreife zu brin-
gen. Ziel muss es sein, Deutschland in einer globalisier-
ten Welt besser zu positionieren und Arbeitsplätze zu
schaffen. Das steht über allem, was wir wollen.

Abgerundet werden die Eckpunkte zur Unternehmen-
steuerreform durch die erbschaftsteuerliche Begünsti-
gung der Unternehmensnachfolge. Die Zahlen spre-
chen für sich: In Deutschland werden Jahr für Jahr mehr
als 46 000 Unternehmen mit rund 444 000 Beschäftigten
aus Altersgründen vererbt, Tendenz steigend. Die dabei
derzeit fällige Erbschaftsteuer kann häufig nicht aus den
vorhandenen liquiden Mitteln gezahlt werden. Die
Folge: Die Erbschaftsteuer ist aus der Substanz zu ent-
richten, sie kann so große Teile des Vermögens vernich-
ten und das Unternehmen samt seinen Arbeitsplätzen in
seiner Existenz bedrohen. Das kann doch nicht in unse-
rem Interesse sein.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Der Mittelstand – wir haben das heute schon gehört –
ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Die rund
3,5 Millionen kleineren und mittleren Unternehmen sind
eine treibende Kraft für Wachstum und Beschäftigung.
Wir müssen alles tun, um dabei zu helfen. Die von uns
beschlossene Mittelstandsinitiative verbessert daher die
Rahmenbedingungen für diese Unternehmen. Dank an
Bundeswirtschaftsminister Michael Glos für seinen Ein-
satz und seine Arbeit für die Wirtschaft in unserem
Lande!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Joachim Poß [SPD])


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(C (D Wir waren auch im Hinblick auf die kommunalen Beange erfolgreich. Die Unternehmensteuerreform sichert ie Steuerkraft und die Finanzierungsbasis der Kommuen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


ie kommunale Finanzkraft ist auch deswegen für den
ufschwung so wichtig, weil 60 Prozent aller öffentli-

hen Investitionen von Kommunen erbracht werden.


(Joachim Poß [SPD]: Sehr wahr!)


Wir werden den Weg für strukturelle Reformen in un-
erem Land konsequent weitergehen. Gleichzeitig wol-
en wir Mut zu Anstrengungen machen und das Ver-
rauen der Menschen in die Zukunftsfähigkeit unseres
andes stärken. Wir preisen nicht Wundermittel und
chüren keine Illusionen, sondern beraten gründlich und
ntscheiden vernünftig. Was ist daran schädlich, dass die
illensbildung in einer großen Koalition mit so großen

artnern etwas zäh verläuft?

Nach mittlerweile einem Jahr der Zusammenarbeit
aben wir uns auch eingespielt.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ist das eine Drohung?)


ie freundschaftlichen Bekundungen der Fraktionsvor-
itzenden sind das eine. Jetzt müssen wir auch auf den
erschiedenen Arbeitsebenen noch mehr dafür sorgen,
ass manches stärker verzahnt wird und dass die
enschlichen Kontakte intensiver werden.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Seid fruchtbar und mehret euch!)


ann soll es an Ergebnissen natürlich nicht mangeln.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Nicht wer zwischendurch bei Meinungsumfragen gut
bschneidet, lieber Herr Westerwelle, sondern wer am
chluss das Vertrauen der Menschen als Ergebnis einer
oliden, zukunftsorientierten Politik erhält, hat den Er-
olg.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606602500

Kommen Sie bitte zum Schluss.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1606602600

Ich komme zum Schluss und zitiere Saint-Exupéry,

er so wunderschön gesagt hat:

Man kann nicht in die Zukunft schauen, aber man
kann den Grund für etwas Zukünftiges legen – denn
Zukunft kann man bauen.

enau das wollen wir weiter tun.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)







(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606602700

Das Wort hat jetzt der Kollege Hans-Joachim Otto

von der FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Wo ist Herr Neumann?)



Hans-Joachim Otto (FDP):
Rede ID: ID1606602800

In großer Finsternis freut man sich bereits über eine

kleine Kerze. In der Finsternis dieser Bundesregierung
ist das Wirken des Kulturstaatsministers immerhin ein
Lichtblick. Was Herr Neumann bei den Haushaltsbera-
tungen erreicht hat, insbesondere bei der Filmförderung,
nötigt uns Respekt ab.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


3,5 Prozent Steigerung ist mehr, als seine drei Vorgänger
erreicht haben. Das sollte man auch als Angehöriger ei-
ner Oppositionspartei hier betonen.


(Jörg Tauss [SPD]: Wie kommen Sie dann auf Finsternis?)


Gerade weil die Haushaltsberatungen für die Kultur
durchaus ein Erfolg waren, verstehe ich nicht, Herr Kol-
lege Kampeter, dass man sich mit kleinen Mätzchen an
vermeintlichen Kritikern schadlos hält. Das Faxverbot
für den Deutschen Kulturrat ist ein Späßchen gewe-
sen. Mit Späßchen sollte man aber in einem sensiblen
Bereich wie diesem, bei dem es um die Autonomie von
Institutionen geht, vorsichtig sein. Deswegen bitte ich
ausdrücklich darum, das Faxverbot, über das sich hier
schon manche Männerwitze ranken, zurückzunehmen
und die erfolgreiche Arbeit des Deutschen Kulturrats
nicht mit solchen Maßnahmen zu schwächen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Die geringe Redezeit, die mir zur Verfügung steht, er-
laubt es mir nicht, hier längere Ausführungen zur Ver-
gangenheit und Gegenwart zu machen; vielmehr möchte
ich mich einer Zukunftsaufgabe zuwenden. Der Regie-
rende Bürgermeister und künftige Kultursenator von
Berlin, Klaus Wowereit, hat uns in seiner grenzenlosen
Güte eine der drei Berliner Opern, und zwar die Staats-
oper Unter den Linden, sozusagen als Weihnachtspräsent
mit der Begründung vor die Füße gelegt, Berlin habe nur
noch das Geld, zwei Opern zu finanzieren. Man muss
Klaus Wowereit daran erinnern, dass es glasklare Zusa-
gen von ihm selbst und von dem von ihm geführten
Senat aus der Zeit, als der Hauptstadtkulturvertrag ab-
geschlossen wurde, gibt. Klaus Wowereit wird wortbrü-
chig, wenn er sich jetzt nicht an diese Zusagen hält.

Es ist aber wohl auch so, dass wir alle hier gesündigt
haben, indem wir dem Hauptstadtkulturvertrag damals
nicht lebhaft widersprochen haben. Es war nämlich ab-
sehbar, dass Berlin mit den vorhandenen Mitteln die
Staatsoper Unter den Linden nicht sanieren kann. Es war
auch absehbar, dass das Konzept nicht tragfähig ist. Des-
wegen möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich sagen:
Auch wenn sich Berlin seiner Verantwortung zu entzie-
hen droht, können wir uns hier nicht einfach zurückleh-
nen und sagen, das sei das Problem Berlins. Die Kultur

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(C (D n Berlin, insbesondere die Staatsoper Unter den Linden, ie dringend saniert werden muss, würde dann unter die äder kommen. Was müssen wir tun? Es müssen sich alle Beteiligten dazu gehören nicht nur der Senat und der Kulturstaatsinister, sondern auch die beiden Parlamente – an einen isch setzen und darüber nachdenken, wie die Haupttadtkulturförderung endlich auf eine solide Grundlage estellt werden kann. Es muss Schluss sein mit einer ulturpolitik nach Haushaltslage. Es muss Schluss dait sein, dass Institutionen nach zufälligen Gesichts unkten verteilt werden: Hauptstadtkulturfonds hierhin, kademie der Künste dahin usw. Es muss nach nachollziehbaren sachlichen Kriterien entschieden werden, er in Berlin was fördert, also was Berlin zu tun hat und as der Bund zu tun hat. Letzte Bemerkung von mir: Es hat sich gerächt, dass ir es zugelassen haben, dass damals die beiden Regie ungen ohne Beteiligung der Parlamente einen Haupttadtkulturvertrag abgeschlossen haben, dessen Wortlaut ir übrigens immer noch nicht kennen. Wir brauchen eien Staatsvertrag zwischen dem Land Berlin und der undesrepublik Deutschland unter Beteiligung der Abeordneten. So würde alles auf eine solide Grundlage estellt. Meine Forderung an Herrn Neumann lautet: Tun ie es jetzt, bevor der Schaden in Berlin noch größer ird! Meine Aufforderung an Herrn Wowereit lautet: tecken Sie den Kopf nicht weiter in den Sand! Sie weren sich Ihrer Verantwortung noch stellen müssen. Vielen Dank. (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606602900

Zu einer Kurzintervention erteile ich dem Kollegen

teffen Kampeter das Wort.


(Jörg Tauss [SPD]: Nehmen Sie das Faxverbot zurück! Dann ist das Thema auch erledigt!)



Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1606603000

Herr Kollege Otto, ich möchte ausdrücklich hervorhe-

en, dass ich es für eine noble Geste halte, dass Sie als
ppositionsvertreter die hervorragende Arbeit von
ernd Neumann als Kulturstaatsminister zu Beginn Ihrer
ede erwähnt und insbesondere sein Wirken im Zusam-
enhang mit der materiellen Ausstattung der Kultur

ositiv bewertet haben. Dies ist angesichts anderer Re-
ebeiträge vonseiten der FDP-Fraktion bezüglich No-
lesse, Großzügigkeit und Geste eine positive Verände-
ung der Debattenbeiträge.


(Dirk Niebel [FDP]: Das können Sie so nicht sagen!)


Sie haben in einem Punkt Kritik geübt, Herr Kollege
tto. Ich möchte der guten Ordnung halber feststellen:
lle von Ihnen kritisierten Beschlüsse sind mit Zustim-
ung der FDP im Haushaltsausschuss erfolgt.


(Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Richtig! Einvernehmlich!)







(A) )



(B) )


Steffen Kampeter
Es ist schon einigermaßen verwunderlich, dass Sie – bei
allen noblen Gesten – jetzt hier als Sprecher Ihrer Frak-
tion bestimmte Beschlüsse, die Sie im Übrigen auch
falsch interpretieren, in dieser Art und Weise kritisieren.
Es sollte kein falscher Eindruck bestehen bleiben: Alle
Beschlüsse, auch die von Ihnen kritisierten, sind mit Zu-
stimmung der FDP-Bundestagsfraktion im Haushalts-
ausschuss erfolgt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606603100

Zur Erwiderung Kollege Otto.


Hans-Joachim Otto (FDP):
Rede ID: ID1606603200

Herr Kollege Kampeter, für die Blumen zum Eingang

Ihrer Kurzintervention bedanke ich mich. Ich sehe mich
aber trotzdem veranlasst, die Dinge hier richtig zu stel-
len.

Sie haben gesagt, ich hätte Beschlüsse falsch interpre-
tiert. Natürlich bin ich darauf vorbereitet. Ich lese einmal
vor, was auf Ihre persönliche Initiative hin als Haushalts-
vermerk aufgenommen worden ist:

Aus dem Ansatz zu …

– gemeint ist der Deutsche Kulturrat –

dürfen vom Zuwendungsempfänger keine Ausga-
ben für den Versand von Faxen geleistet werden.

Das ist Pillepalle, kleinliches Gezänk. Weil Ihnen
Herr Zimmermann und der Deutsche Kulturrat nicht
gefallen, wollen Sie dort das Versenden von Faxen ver-
bieten.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht!)


Für den Deutschen Kulturrat ist das ein Problem, weil er
keine freien Mittel hat, mit denen er das finanzieren
könnte. Ich sage Ihnen: Wenn wir so anfangen – wenn
Herr Staeck von der Akademie der Künste uns nicht ge-
fällt, dann verbieten wir ihm zu telefonieren, und wenn
uns der Herr Knabe in Hohenschönhausen nicht gefällt,
dann verbieten wir ihm den Kauf von Briefmarken –,
dann ist das kein guter Umgang. Nach meiner Kenntnis
hat es einen solchen Vorgang in der Geschichte des deut-
schen Haushaltes noch nicht gegeben. Das ist ein kleinli-
ches Gezänk. Ich fordere Sie auf, das zu unterlassen.

Sie haben eben von Noblesse gesprochen. Lieber Herr
Kampeter, haben Sie die Noblesse und nehmen Sie die-
sen Scherz, der im Grunde auf eine Zäsur hinausläuft,
zurück! Dann sind wir beide in dieser Sache quitt.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Jörg Tauss [SPD] – Jörg Tauss [SPD]: Ausnahmsweise hat Herr Otto Recht!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606603300

Das Wort hat jetzt die Kollegin Angelica Schwall-

Düren von der SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Herr Präsident! Verehrte Damen und Herren! Kom en wir von dem kleinlichen Gezänk wieder zu den ichtigen und großen Fragen zurück. Viele meiner Kol egen und Kolleginnen haben schon darauf hingewiesen, ass wir nach einem Jahr großer Koalition eine positive ilanz ziehen können. Sie werden verstehen, dass auch ch noch einmal betone, dass die Grundlagen für den ufbruch in die Zukunft schon unter der letzten Regie ung mit der Agenda 2010 geschaffen worden sind. Liebe Kolleginnen und Kollegen, das DIW hat in den etzten Tagen festgestellt, dass das positive Wachstum eineswegs auf einem Vorzieheffekt aufgrund der ehrwertsteuererhöhung beruht, sondern auch eine uswirkung der gestiegenen Binnennachfrage und der eltwirtschaftlichen Konjunktur unter positiven Rahenbedingungen in diesem Land ist. Daran ändern auch iesmacher wie Herr Brüderle und Herr Westerwelle ichts; denn die Menschen in unserem Land schauen ieder mit mehr Zuversicht und Vertrauen in die Zuunft. Das ist das Wichtigste. Das positive Wachstum in Deutschland ist auch ein ichtiger Impuls für Europa. (Otto Fricke [FDP]: Das ist meistens so bei Wachstum, dass es positiv ist!)

Dr. Angelica Schwall-Düren (SPD):
Rede ID: ID1606603400

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ber auch Europa hat über Jahrzehnte unser Land rei-
her gemacht. Wir verdanken unseren Wohlstand und
nsere Arbeitsplätze ganz wesentlich der Tatsache, dass
ir unsere Waren in 25 – bald 27 – Mitgliedstaaten ohne
ölle und Grenzbarrieren ausführen können. Der Ex-
ortweltmeister Deutschland liefert fast zwei Drittel sei-
er Exporte in Länder der EU. Nach Angaben des Deut-
chen Industrie- und Handelskammertages sichern die
reien Grenzen für Waren und Produkte in der EU circa
,5 Millionen Arbeitsplätze in Deutschland.

Deutschland und die EU stehen aber im harten inter-
ationalen Wettbewerb globalisierter Ökonomie. Die
ielen Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert
ind, machen den Menschen auch Angst. Junge wie Äl-
ere machen sich zu Recht Sorgen über die Auswirkungen
omplexer Fragestellungen auf ihr persönliches Leben:
lobalisierung, Klimawandel, Altern der Gesellschaften,
edrohung der Sicherheit durch Terrorismus, nicht im-
er gelungene Integration von Migranten sowie sozialer
ruck durch erbarmungslosen Wettbewerb. Dies trifft

nsbesondere einfache Arbeitnehmer in Fertigungsbran-
hen und Menschen mit geringer Qualifizierung.

Wir können und wollen aber nicht auf Basis von nied-
igen Kosten konkurrieren. Wollten wir dies versuchen,
üssten wir die Strukturen der sozialen Sicherheit,

uf denen Europas Gesellschaften aufbauen, dramatisch
eduzieren oder abschaffen. Das kommt für uns über-
aupt nicht infrage.


(Beifall bei der SPD)


s wäre ein Weg in den politischen und ökonomischen
ntergang der EU.






(A) )



(B) )


Dr. Angelica Schwall-Düren
Ich darf an dieser Stelle aus einem Interview mit
Jean-Claude Juncker Anfang dieser Woche in der
„Frankfurter Rundschau“ zitieren:

Es wird der Zeitpunkt kommen, dass sich große
Teile der Arbeitnehmer gegen die systematische
Verunsicherung wehren werden, weil sie sich in
diesem Europa und in ihren nationalen Staaten
nicht mehr aufgehoben fühlen.

Deshalb schlussfolgert Juncker:

Die Europäische Union muss auch eine Sozialunion
werden.

Recht hat er.


(Beifall bei der SPD)


Dabei haben viele Menschen längst akzeptiert, dass
gegen Mikrochips und Internet keine künstlichen
Schutzzäune helfen. Egal ob diese von links oder gar
von rechts gezogen werden: Beides endet im Kreis. Eine
Politik der Insel der Glückseligen entbehrt jeder rationa-
len Analyse. Sie muss scheitern; denn letztlich verzichtet
sie auf aktive und nachhaltige politische Gestaltung. Sie
nimmt die Menschen mit ihren Sorgen nicht wirklich
ernst und verstärkt populistische Grundströmungen.


(Beifall des Abg. Joachim Poß [SPD])


Es ist klar, dass die Globalisierung den weltweiten
Wohlstand vergrößert hat. Um an dieser Entwicklung
aber auf Dauer teilhaben zu können, müssen die richti-
gen Weichen gestellt werden. Die Menschen wissen: Es
braucht Mut zur Veränderung und Mut, die Chancen die-
ser neuen Entwicklung gezielt zu ergreifen. Aufgabe der
Politik ist es, mit diesem Mut und mit voller Schaffens-
kraft voranzugehen, dabei die Menschen zu überzeugen
und mitzunehmen.

Deutschland übernimmt mit der EU-Ratspräsident-
schaft und der Präsidentschaft in der G 8 im kommenden
Jahr besondere Verantwortung für die EU und für die po-
litische Gestaltung der Globalisierung. Unsere gemein-
same Politik ist von dem Willen geprägt, die Vertiefung
und Erweiterung des europäischen Einigungsprozesses
mit Entschlossenheit und Augenmaß voranzutreiben.
Wir sind bereit, uns für eine gerechtere Welt einzusetzen.
Ich nenne hier zwei Stichworte: WTO und Afrika-Strate-
gie.

Spürbar sind die großen Erwartungen, die unsere
Partner mit der deutschen Präsidentschaft verbinden.
Dabei beziehe ich mich nicht ausschließlich auf die Er-
wartungen hinsichtlich des Verfassungsvertrages, auf
den wir in der Europäischen Union so dringend angewie-
sen sind. Ich will hier auch einen Aspekt ansprechen, der
mit Innovation zu tun hat, nämlich die europäische
Energiestrategie. Es kommt hier nicht darauf an – darin
unterscheide ich mich sicher von Herrn Kauder –,


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Ihr sollt aber das Gemeinsame herausarbeiten und nicht das Trennende!)


dass es in der Europäischen Union eine Festlegung der
Nationalstaaten auf einen Energiemix gibt; denn die in

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(C (D eutschland durch Atomkraftwerke erzeugte Energie önnte mittelfristig durch technologische Innovationen rsetzt werden. Wir brauchen nur die Energieerzeugung us Kraft-Wärme-Kopplung zu verdoppeln und schon ätten wir einen Ersatz geschaffen. Es kommt aber sehr wohl darauf an, dass wir uns in er Europäischen Union auf Innovationsstrategien vertändigen und dafür sorgen, dass unsere Energielieferanen in langfristige, sichere Beziehungen zu uns treten. eswegen ist der Gipfel am Freitag dieser Woche so ichtig. Ich möchte die Bundesregierung ermutigen, da ür einzutreten, dass die Sorgen Polens so ausgeräumt erden, dass das Veto für das Verhandlungsmandat aufehoben wird. Da wir in nächster Zeit, im Dezember, ausführlich ber die EU-Ratspräsidentschaft beraten, möchte ich ich heute auf einige wenige Aspekte beschränken, die it unserer innerstaatlichen Agenda verknüpft sind. iermit meine ich ganz besonders das europäische esellschaftsmodell, das wir praktizieren, um einen so ialen Ausgleich in unserer Wettbewerbsgesellschaft zu rzielen. Dieses Modell umfasst solidarisch finanzierte ysteme der sozialen Sicherung gegen die persönlichen ebensrisiken. Es hat Elemente der Wirtschaftsdemokra ie durch Sozialpartnerschaft und Mitbestimmung. Es arantiert den Zugang für alle Bürger zu bezahlbaren ienstleistungen von hoher Qualität und die Bereitstel ung öffentlicher Güter. Den Herausforderungen, vor denen unser Gesellchaftsmodell steht, müssen wir mit konkreter innovatier und nachhaltiger Politikgestaltung begegnen. Dazu rauchen wir einerseits wirtschaftliche Dynamik und achstum und andererseits eine Ausweitung unseres egriffs und unserer Praxis von sozialer Gerechtigkeit. eides geht nicht ohne oder gegen die EU; beides geht ur mit der EU. Wir werden deshalb den nationalen, europäischen und nternationalen Herausforderungen auch weiterhin durch ohärentes politisches Handeln auf den unterschiedlihen Ebenen begegnen. Dabei sind die Lissabonstrategie er Europäischen Union und das nationale Reformproramm die europäische bzw. deutsche Antwort. Heute ist schon von unserer Politik für den Mitteltand und die Familien, von unserer Politik für Forchung und Innovationen sowie von unserer koordinieren Wachstumspolitik mit sozialem Gesicht gesprochen orden. Für die EU als globalen Akteur dürfen dabei die enschen nicht zum Objekt des Geschehens werden, ondern müssen durch Befähigung zur Teilhabe und eilnahme zum Subjekt werden. Bildung ist die Grundoraussetzung und muss stets auf der Höhe der Zeit sein. Die Bildungsinhalte selbst müssen die Bürger zu einer ufgeschlossenen und mutigen Haltung gegenüber Innoationen anspornen. Das Wissen unserer Bürger ist entcheidend für unseren Erfolg. Aber von ebenso großer edeutung ist eine Haltung, die von Aktivität und elbstbewusstsein geprägt ist; das sage ich gerade vor em Hintergrund des Gewaltaktes in Emsdetten. Bil Dr. Angelica Schwall-Düren dung muss ganzheitlich verstanden werden. Wir müssen für Wissen, soziale und kulturelle Kompetenz sowie psychische Gesundheit eintreten. Wirtschaft braucht gute Rahmenbedingungen für Innovationen. Wir haben uns im Koalitionsvertrag darauf verständigt, uns mit weiteren eigenen Deregulierungsvorschlägen und Beiträgen in die Arbeit an einer besseren EU-Rechtsetzung einzubringen. Unsere Leitlinie ist, bei überflüssiger Bürokratie einzugreifen. Wir gehen nicht nach dem neoliberalen Motto „Der Markt wird alles regeln“ vor, vielmehr wollen wir den gesellschaftlich gebotenen ordnungspolitischen Bedarf als Ausgangspunkt nehmen. Der Markt regelt viel, aber nicht die sozialen Beziehungen von Menschen. Deutschland ist in den vergangenen Jahrzehnten auch deshalb so erfolgreich gewesen, weil der soziale Zusammenhalt als entscheidender Produktionsfaktor akzeptiert wurde. Sozialer Zusammenhalt und ökonomische Stärke sind zwei Seiten einer Medaille. Nicht allein wirtschaftliche Interessen bestimmen, wo es lang geht; sie müssen gegen soziale, umweltpolitische und kulturelle Interessen abgewogen werden. Wir unterstützen das Europäische Parlament und Kommissar Günter Verheugen in der Forderung, hier besser und schneller voranzukommen. Für uns Sozialdemokraten ist besonders wichtig, schon im Vorgriff auf die Gesetzgebung ihre sozialen Folgen sichtbar zu machen. Eine entsprechende Regelung könnte auch helfen, den sozialen Akzent eines Verfassungsvertrags sichtbarer zu machen. Die weitere Öffnung der europäischen Märkte hat logischerweise Folgen für den europäischen Arbeitsmarkt. Es reicht uns nicht, mithilfe der Lissabonstrategie in erster Linie den Unternehmen besser zu helfen; denn wir haben berechtigte Zweifel an der Grundidee, dass es den Arbeitnehmern gut geht, sobald es den Unternehmen gut geht. Arbeitnehmer sind keine frei verfügbare Masse. Wer solchen Ideen das Wort redet, untergräbt europäische Grundwerte und riskiert die Destabilisierung der Gesellschaften. Dieser Ansatz, der von Teilen der Kommission und einigen Mitgliedstaaten verfolgt wird, orientiert sich wohl eher am neoliberalen Wirtschaftsverständnis. Als Parlamentarier halten wir auch hier am Primat der Politik fest. Politik muss Mechanismen schaffen und Instrumente entwickeln, damit die Gestaltungskraft der Politik die Globalisierung in die richtigen Bahnen lenkt. J g S „ u n d e t s a h z s s g D t k w R e E D l s m D d s f m z l s ä r r r b n E u t V d g (C (D Auf der europäischen Ebene wird es im kommenden ahr eine Reihe von legislativen Initiativen geben, die anz konkret in das Leben der Menschen eingreifen und icherheit mit Wandel – bekannt unter dem Stichwort Flexicurity“ – verbinden wollen. Darum müssen wir ns intensiv kümmern, wie wir das bereits im vergangeen Jahr getan haben. Ich will, um ein Beispiel zu nennen, noch einmal auf ie Dienstleistungsrichtlinie zu sprechen kommen. In ntwickelten Volkswirtschaften erlangt der Dienstleisungsbereich ein immer stärkeres Gewicht. Die Europäiche Union wird ihr Wachstumspotenzial nur dann usschöpfen können und dauerhaft ihre Wettbewerbsfäigkeit erhalten, wenn sie dieses Potenzial nutzt. Gleicheitig darf dies aber nicht dazu führen, dass Europa sein oziales Gesellschaftsmodell und damit seinen strategichen Vorteil gegenüber anderen Volkswirtschaften aufibt. araus ergibt sich ein Spannungsverhältnis, das poliisch gestaltet werden muss. Die breite öffentliche Disussion zur Dienstleistungsrichtlinie ist deshalb nicht, ie von einigen behauptet, ein Zeichen der mangelnden eformbereitschaft in der Europäischen Union, sondern in Zeichen der Vertiefung und Demokratisierung der U. Dem Europäischen Parlament ist es gelungen, die ienstleistungsrichtlinie vom Kopf auf die Füße zu stel en und einen Rahmen für den Interessenausgleich zwichen dem notwendigen Wettbewerb und einem angeessenen sozialen Schutz zu schaffen. ieser Rahmen muss nun von den nationalen Entscheiungsträgern ausgefüllt werden. So bleibt es den Mitgliedtaaten aufgegeben, Lohndumping durch Mindestlöhne, die ür inländische und ausländische Arbeitnehmer gleicheraßen gelten, zu verhindern. Kurz gesagt: Wenn wir um Beispiel die Löhne der von ausländischen Diensteistungserbringern entsandten Arbeitnehmer in deutchen Schlachthöfen kritisieren, liegt es an uns, dies zu ndern, indem wir über Allgemeinverbindlichkeitserkläungen von Tarifverträgen, die Umsetzung der Entsendeichtlinie oder über gesetzliche Mindestlöhne für ein faies Miteinander der europäischen Arbeitnehmer sorgen. Wir haben damit angefangen, indem wir für den Geäudereinigerbereich die Entsenderichtlinie endlich in ationales Recht umgesetzt haben. Auf europäischer bene müssen wir dafür sorgen, dass die nicht gewollte nd unsoziale Deregulierung nicht wieder durch die Hinertür auf die Tagesordnung kommt, zum Beispiel zur erhinderung von Kontrollen im Entsenderecht. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU])


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Die Tatsache, dass sich die Europäische Union mit
en Sozial- und Gesundheitsdienstleistungen beschäfti-
en wird, deutet darauf hin, dass durch die wirtschaftli-






(A) )



(B) )


Dr. Angelica Schwall-Düren
che Integration in der Europäischen Union der Bereich
der Daseinsvorsorge immer stärker europäischen Ein-
flüssen unterliegt. Wir müssen diesen Prozess in Europa
politisch gestalten. Nur so können zum einen die Wachs-
tumspotenziale des Binnenmarktes bei den Dienstleis-
tungen erschlossen werden, nur so kann zum anderen der
Zugang aller Bürger und Unternehmen zu hochwertigen
Dienstleistungen der öffentlichen Daseinsvorsorge in
hoher Qualität und zu angemessenen Preisen auch künf-
tig gewährleistet werden. Der Diskussionsprozess in
Europa hierzu muss fortgesetzt werden. Wir müssen ihn
politisch gestalten und dürfen uns nicht auf reine Ab-
wehrschlachten unter dem lauten Ruf nach Subsidiarität
zurückziehen.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])


Sonst besteht die Gefahr einer schleichenden Deregulie-
rung.

Vor diesem Hintergrund begrüße ich die Arbeiten im
Europäischen Parlament zur künftigen Gestaltung der
Dienstleistungen von allgemeinem Interesse ausdrück-
lich.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Diese Debatte müssen wir auch auf der nationalen Ebene
führen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wodurch sind wir
motiviert? Menschen brauchen Arbeit – in Deutschland,
Europa und anderswo. Nur sie sichert langfristig den Le-
bensunterhalt. Wir brauchen mehr Arbeit und qualifi-
zierte Arbeit zu fairen Bedingungen und zu fairen Löh-
nen.


(Jörg Tauss [SPD]: Sehr richtig!)


Jeder funktionierende Markt braucht freie und verant-
wortliche Akteure. Das sichert Effizienz und Dynamik.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Mitbestimmung und Rechte für Arbeitnehmer sind Teil
hoch moderner Politik.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Es ist gelungen, den Mitbestimmungsgedanken in
Europa zu festigen. Die Regelung zur Europäischen Ge-
sellschaft zeigt das. Der dort gefundene Kompromiss
sollte bei weiteren Gesetzesvorhaben wie der anstehen-
den Revision der Richtlinie über Europäische Betriebs-
räte und der Regelung über die grenzüberschreitende Fu-
sion von Unternehmen berücksichtigt werden.

Unsere gemeinsame Politik hält fest am Ziel des
Wohlstandes für alle. Wir wollen, dass Menschen sicher
und gut leben können. Deshalb organisieren wir Solida-
rität und Sozialstaat.

Wir Sozialdemokraten arbeiten in der großen Koali-
tion mit Energie und Leidenschaft an den nötigen Vo-
raussetzungen in Deutschland und in der Europäischen
Union.

Vielen Dank.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606603500

Das Wort hat jetzt der Kollege Wolfgang Börnsen von

er CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Wolfgang Börnsen (CDU):
Rede ID: ID1606603600

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

ach Europa noch ein kurzer Blick auf die Kultur.


(Gitta Connemann [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


er fair und unvoreingenommen urteilt, der stellt auch
ür die Kulturpolitik der Bundesrepublik fest: Es geht
oran in unserem Land.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


ie großen Kulturverbände und Kulturinstitutionen zol-
en dem Wirken des Staatsministers bereits nach einem
ahr nicht nur Wohlwollen, sondern auch Anerkennung
nd Respekt. Und diese Honorigkeit gilt einem Schwar-
en, einem Profi der Politik, einem Parlamentarier aus
berzeugung: Bernd Neumann, unserem Kollegen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Viele der Kulturschaffenden, die heute applaudieren,
aben noch vor einem Jahr vor Entsetzen die Hände über
em Kopf zusammengeschlagen:


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ie kann ein ausgewiesener Parteipolitiker die blaue
lume Kultur überhaupt schützen, stärken und in ihrer
inmaligkeit sichern? Er kann es!


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Erfolgreiche Kulturpolitik setzt einen Koordinator
oraus, der in einem Klima der Freiheit für belastbare
ahmenbedingungen sorgt und der die Kulturschaffen-
en wie die Kulturerlebenden begeistern kann. Auch das
ann er!


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Bereits zum zweiten Mal ist es dem Staatsminister ge-
ungen, die Haushaltsmittel für die Kultur aufzustocken.
n Zeiten verantwortungsbewusster Sparpolitik ist das
ahrlich ein besonderer Erfolg. Das gilt auch für die
eibehaltung des ermäßigten Umsatzsteuersatzes von
Prozent in 2007.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Petra Pau)


In diesem und in anderen Kulturfeldern erfährt der
taatsminister der Union die Zustimmung der Opposi-

ion. Das ist nicht selbstverständlich. Herr Kollege Otto,
afür möchte ich Ihnen und den anderen ausdrücklich
anken.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Wolfgang Börnsen (Bönstrup)

Der von Bernd Neumann praktizierte kollegiale Poli-
tikstil schafft einen breiten Konsens, der der Kultur ins-
gesamt gut tut. Kultur ist das Fundament unserer Gesell-
schaft. Kultur ist das Kapital unseres Landes. Kultur ist
ein exzellenter Standortfaktor. Kultur schließlich gibt
den Menschen in unserem Land Orientierung, Lebensin-
halt und Sinnerfüllung. Kultur ist der Bodensatz der
Identitätsbildung, ist Voraussetzung, um sich als selbst-
bewusste Nation begreifen zu können.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Der Schlüsselsatz für die Kulturpolitik der Bundesre-
gierung ist in der ersten Regierungserklärung von Bun-
deskanzlerin Angela Merkel enthalten: Kulturförderung
ist keine Subvention, sondern eine Investition in die Zu-
kunft. Daran orientiert, wurde konsequent und konkret
gehandelt.

Erstens. Der Kunststandort Deutschland wurde ge-
stärkt.


(Beifall der Abg. Gitta Connemann [CDU/ CSU])


Durch das Folgerecht im Kunsthandel wurden für Künst-
ler in der Bundesrepublik endlich EU-weit vergleichbare
Bedingungen geschaffen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Mit der Umsetzung des UNESCO-Übereinkommens
zum Kulturgüterschutz wurde für den Kunsthandel bei
uns und international eine verlässliche Grundlage ge-
schaffen. 36 Jahre lang hatte man sich dieser Regelung
verweigert. Die große Koalition brauchte vier Monate,
um den Schutz von Kulturgütern zu sichern. Das nenne
ich eine Politik der Entschlossenheit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Zweitens. Der Filmstandort Deutschland wurde ge-
stärkt. Ab 2007 stehen den Filmschaffenden neben den
FFA- und Ländermitteln jährlich weitere 60 Millio-
nen Euro zur Verfügung. Das stärkt den Aufwärtstrend
des deutschen Films nachhaltig, das stabilisiert ihn, das
macht ihn in einem Jahr großer Rekorde noch stärker.
Fast 30 Prozent aller Kinoproduktionen kommen aus
dem eigenen Land. Das ist ein Rekord. In diesem Jahr
gibt es fast 150 Premieren von Filmen aus Deutschland.
Das ist eine noch nie da gewesene Leistung der Film-
schaffenden in unserem Land. Herzlichen Dank dafür!


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Es gibt ja auch noch mehr!)


Drittens. Der Musikstandort Deutschland wurde
durch zusätzliche Mittel für „Initiative Musik“ gestärkt.
Unser Land kennzeichnet eine in der Vielzahl einmalige
und in der Qualität erstklassige lebendige Musikkultur
mit fast 50 000 Chören, 1,3 Millionen Sängerinnen und
Sängern, 30 000 Orchestern und über 700 000 Instru-
mentalisten. An dieser Stelle möchte ich stellvertretend
für alle Aktiven in der Breitenkultur den ehren- und
hauptamtlichen Chorleitern, den Vorständen, Musiker-

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(C (D iehern und Lehrern danken; denn ohne deren Elan und nthusiasmus, ohne deren Inspiration und Initiative gäbe s diese blühende Musiklandschaft Deutschland nicht. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE])


ass auch der renommierte Bach-Chor in meiner Hei-
atstadt Flensburg dazugehört,


(Zurufe von der CDU/CSU: Ah!)

em ich an dieser Stelle zu seinem 100-jährigen Jubi-
äum gratulieren möchte, darf ich am Rande bemerken.


(Beifall des Abg. Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP])



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606603700

Kollege Börnsen, das musste unbedingt noch gesagt

erden. Ich bitte Sie aber, jetzt zum Schluss zu kommen.


Wolfgang Börnsen (CDU):
Rede ID: ID1606603800

Gut. – Ich möchte noch darauf aufmerksam machen

auch das gehört zum breiten Erfolg des Kulturstaats-
inisters dieser Bundesregierung –, dass wir mit dem
ode-Museum, mit dem Deutschen Historischen Mu-

eum und vielen weiteren Einrichtungen eine exzellente
eue und ausgebaute Museumslandschaft in Deutsch-
and bekommen haben. Insgesamt haben wir nicht nur
ine vitale, engagierte, aktive und kreative Hauptstadt
erlin mit viel Kultur, sondern wir haben auch viele an-
ere blühende Kulturstandorte in Deutschland, in un-
erem föderalen System. Ich glaube, darauf sollten wir
tolz sein und das sollte uns mutig machen für die Zu-
unft. Die Kulturpolitik ist auf einem Erfolgskurs.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606603900

Das war ein wunderbarer Schlusssatz.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das muss man ein bisschen aufzählen!)



Wolfgang Börnsen (CDU):
Rede ID: ID1606604000

Sie braucht Verbündete, nämlich Sie, die Abgeordne-

en.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Wir hätten noch lange zuhören können!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606604100

Liebe Kolleginnen und Kollegen, bevor ich der Kolle-

in Petra Merkel für die SPD-Fraktion das Wort gebe,
itte ich Sie darum, auch ihr noch die angemessene Auf-
erksamkeit zukommen zu lassen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


s ist schön, dass Sie schon so zahlreich zur Abstim-
ung erschienen sind. Ich denke, Ihre Gespräche kön-

en bis zur Abstimmung aufgeschoben werden.
Das Wort hat die Kollegin Merkel.






(A) )



(B) )


Petra Merkel (SPD):
Rede ID: ID1606604200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Sehr geehrte Damen und Herren! Mir wurde empfohlen,
meine Rede vorzusingen.


(Beifall des Abg. Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP])


Das will ich Ihnen lieber ersparen. Herr Otto, ich glaube,
das wäre nicht gut.

Ich habe den Eindruck, dass unser Kulturstaatsminis-
ter Neumann in einer guten Kontinuität steht. Vieles,
was Herr Börnsen gerade gesagt hat, war sorgfältig vor-
bereitet. Ich will die Verdienste von Herrn Neumann
überhaupt nicht schmälern. Ich glaube, Sie haben sich
wirklich wacker geschlagen und viel für den Kulturbe-
reich herausgeholt. Schon im Regierungsentwurf war
eine erhebliche Steigerung der Mittel zu verzeichnen.
Ich will auch darauf hinweisen, dass Herr Kampeter und
ich als Vertreter der großen Koalition für diesen Bereich
noch einiges dazugelegt haben. Insofern sind wir im Be-
reich Kultur alle sehr erfolgreich.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Ihr bejubelt euch selber!)


Herr Gysi, zu Ihnen: Es ist das zweite Mal gelungen,
den Kulturetat zu steigern. Sowohl im Jahr 2006 als auch
für das Haushaltsjahr 2007 gibt es Steigerungen, die Sie
nicht wahrgenommen haben.


(Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE]: Aber im Vergleich zu den vorhergehenden Jahren! Wir haben dem Kulturhaushalt im Rahmen des Haushalts des Sanierens, Reformierens und Investierens allerdings nichts schenken können. Im Kulturhaushalt war für das Jahr 2007 eine pauschale Minderausgabe in Höhe von 17 Millionen Euro veranschlagt, die auf Wunsch der Haushälter der großen Koalition reduziert wurde, nämlich um 7 Millionen Euro. 10 Millionen Euro sind also im Laufe des Haushaltsjahres zu erwirtschaften. Das ist realistischerweise zu schaffen. Erfreulich ist, wie gesagt, dass der Kulturetat steigt, sowohl 2006 als auch 2007. Wir setzen mit diesem Etat sowohl im Bereich Film als auch im Bereich Musik neue Impulse. Die Filmund die Musikbranche sind eng mit der Wirtschaft verbunden. Insofern sind die eingestellten Mittel auch eine Spritze für die Wirtschaft. Wir fördern die Filmproduktion im kommenden Jahr mit insgesamt 60 Million Euro zusätzlich. Das bietet eine gute Chance zur Stärkung des Produktionsstandortes Deutschland und zur Sicherung von Arbeitsplätzen in einer Branche, die häufig ein Bild von Deutschland exportiert. Auch die „Initiative Musik“ soll einen Impuls setzen. Im Haushalt 2007 wird sie mit 1 Millionen Euro ausgestattet. Sie soll die Rahmenbedingungen für Musik und Musikwirtschaft verbessern. Diese Initiative soll mindestens drei Säulen umfassen: Nachwuchsförderung, Migration und Pädagogik sowie – auch hier wieder – Ex p s k T v w A z d W A a s D D u I g d w m R s d D k A g m g K a A a t F n u (C (D ort, nämlich Export von Musik. Die Mittel sind geperrt, damit das Konzept entwickelt und beraten werden ann. Dazu wird Gelegenheit sein. Gestern war Welttag des Fernsehens. Ich komme zum hema Deutsche Welle. Sie ist im Haushalt 2007 nicht on Kürzungen betroffen. In den vergangenen Jahren urden von Intendanten Bettermann mit erheblichen nstrengungen neue Strukturen geschaffen, die Wirkung eigen. Ich möchte eine neue Perspektive hervorheben: ie Kooperation von ARD und ZDF mit der Deutschen elle. Die Deutsche Welle kann sich dadurch zu einem uslandsfernsehen mit frischen Programmplanungen usbauen. Neben den bewährten Produktionen der Deutchen Welle können dadurch mehr Informationen über eutschland in alle Welt gesendet werden. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


as nützt dem Bild unseres Landes und der Vermittlung
nserer Kultur.


(Unruhe – Glocke der Präsidentin)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606604300

Kollegin Merkel, ich habe Ihre Redezeit angehalten.

ch hatte die Kolleginnen und Kollegen schon vor Be-
inn Ihrer Rede darum gebeten, ihre Gespräche entwe-
er draußen zu führen oder sie einzustellen. Ich finde,
ir sollten uns, bevor wir zu dieser wichtigen Abstim-
ung kommen, auch noch die Argumente der letzten
ednerin in dieser Debatte anhören.


(Beifall im ganzen Hause)



Petra Merkel (SPD):
Rede ID: ID1606604400

Da ich weiß, wie schwer das ist, wenn man zur Ab-

timmung in den Plenarsaal kommt, versuche ich, gegen
ie Unruhe anzureden.

Im Haushalt 2007 konnten wir die Mittel für die
eutsche Welle nicht aufstocken. Aber immerhin sind
eine Kürzungen erfolgt. Die Kooperation zwischen
RD, ZDF und Deutscher Welle kann schrittweise auf-
ebaut und in verschiedenen Sendegebieten aufgenom-
en werden.

Die Deutsche Welle ist ein wichtiger Bestandteil des
esamten deutschen Engagements in der auswärtigen
ultur- und Bildungspolitik. Ebenso wichtig sind aber

uch die Mittlerorganisationen wie das Goethe-Institut.
uch wenn diese im Haushalt des Auswärtigen Amtes

ngesiedelt sind, möchte ich die große kulturelle Bedeu-
ung ihrer Arbeit deutlich machen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


ür ihre Arbeit stellen wir im Jahr 2007 13,5 Millio-
en Euro mehr zur Verfügung.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Die Bereiche Film und Musik, die Deutsche Welle
nd das Goethe-Institut sind nur wenige Beispiele, die






(A) )



(B) )


Petra Merkel (Berlin)

verdeutlichen, welche Schwerpunkte wir im Rahmen der
Beratungen des Haushalts für das Jahr 2007 gesetzt ha-
ben. Diese Schwerpunkte werden ausstrahlen. Auch auf-
grund der deutschen EU-Ratspräsidentschaft wird unser
Land im Jahre 2007 ganz besonders im Mittelpunkt ste-
hen.

Die vom Bundesbeauftragten für Kultur und Medien
geförderten Institutionen und Projekte geben einen
Überblick über die deutsche Geschichte. Denkmäler und
symbolträchtige Orte ermöglichen Erinnerung, indem
sie Geschichte erlebbar und spürbar machen. Viele sol-
cher Orte sind in Deutschland zu finden. Eine besonders
hohe Dichte gibt es in Berlin, der Hauptstadt der Bun-
desrepublik.

Die Mauer war ein Symbol dieser Stadt. Sie war das
Symbol für die Teilung Deutschlands. Ich freue mich
über das Ergebnis der Haushaltsberatungen, dass für die
Gedenkstätte an der Bernauer Straße im Jahre 2008
3 Millionen Euro zusätzlich bereitgestellt werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


Auch dies ist ein Zeichen dafür, dass die Konzeption des
Mauergedenkens, die vom Berliner Senat in Abstim-
mung mit den Kolleginnen und Kollegen aus dem Kul-
turausschuss des Bundestages und dem BKM erarbeitet
worden ist, nun auch auf der Bundesebene in Angriff ge-
nommen werden kann.

Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas steht
für die schlimmste deutsche Vergangenheit. Damit die
Stiftung ihre gute Arbeit fortführen kann, haben wir die
Mittel, die wir für die Stiftung zur Verfügung stellen, um
355 000 Euro erhöht. So können wir sicherstellen, dass
die auch aufgrund der hohen Besucherzahlen wachsen-
den Anforderungen an die Stiftung bewerkstelligt wer-
den können.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Daran, dass viele Menschen dieses Denkmal besuchen,
wird deutlich, dass die Entscheidung für ein solches
Denkmal richtig war. In Anbetracht der vielen interna-
tionalen Besucher zeigt dieses Denkmal die europäische
Aufgabe, aus der Vergangenheit für eine gemeinsame
Zukunft zu lernen.

Nun komme ich auf das sichtbare Zeichen gegen
Flucht und Vertreibung zu sprechen. Flucht und Ver-
treibung sind Teil der deutschen Geschichte. Auch dieser
Teil unserer Vergangenheit ist im europäischen Zusam-
menhang zu sehen. Für dieses Zeichen haben wir im
Rahmen des parlamentarischen Verfahrens für das
Jahr 2007 750 000 Euro zusätzlich in den Haushalt ein-
gestellt, Frau Göring-Eckardt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Im Koalitionsvertrag heißt es:

Wir wollen im Geiste der Versöhnung auch in Ber-
lin ein sichtbares Zeichen setzen, um – in Verbin-
dung mit dem Europäischen Netzwerk Erinnerung

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(C (D und Solidarität über die bisher beteiligten Länder Polen, Ungarn und Slowakei hinaus – an das Unrecht von Vertreibungen zu erinnern und Vertreibung für immer zu ächten. ie Umsetzung dieses im Koalitionsvertrag gefundenen ompromisses soll durch die Bereitstellung der zusätzli hen Mittel ermöglicht werden. Kern dieses sichtbaren Zeichens soll die Ausstellung Flucht, Vertreibung, Integration“ des Hauses der Gechichte in Bonn sein, wie Kulturstaatsminister Bernd eumann bei der Eröffnung der Ausstellung im Deut chen Historischen Museum Berlin angekündigt hat. Das st die Grundlage dieser Initiative. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall der Abg. Monika Griefahn [SPD])


Im Haushaltsausschuss haben wir beschlossen, dass
ich der Bund an der Sanierung der Staatsoper Unter
en Linden beteiligen wird;


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr gut!)


as ist richtig. Die Sanierung der Staatsoper Berlin wird
om Bund mit 50 Millionen Euro unterstützt. Durch den
eschluss des Haushaltsausschusses tritt der Bund in
orleistung. Damit zeigt er seine Bereitschaft – ich zi-

iere –,

für die Erhaltung eines national bedeutenden, ein-
zigartigen Kulturdenkmals Verantwortung zu über-
nehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


ieses Zitat stammt aus der Presseerklärung von Steffen
ampeter, der an dieser Stelle ins Schwärmen geraten

st.

Die Finanzierung soll aufgeteilt werden: 50 Millio-
en Euro soll der Bund übernehmen, 50 Millionen Euro
as Land Berlin und 30 Millionen Euro sollen von priva-
en Sponsoren aufgebracht werden. Wie es im Moment
ussieht, wird darüber mit dem Berliner Senat verhan-
elt werden müssen. Herr Otto, im Hauptstadtkulturver-
rag ist allerdings keine Festlegung in Bezug auf die Sa-
ierung des Gebäudes erfolgt. So viel steht fest.

Ich komme zur Museumsinsel. Ich freue mich beson-
ers, dass es gelungen ist, den Beginn der Arbeiten im
uge der Errichtung des Eingangsgebäudes für die
useumsinsel auf 2009 vorzuziehen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


s soll dazu dienen, die schon jetzt anwachsenden Besu-
herströme ab 2015 auf der Insel zu verteilen. Die
useumsinsel entwickelt sich zu einem Magneten für
esucherinnen und Besucher aus allen deutschen Bun-
esländern und aus dem Ausland; Sie haben miterlebt,
as sich seit der Eröffnung des Bode-Museums dort ab-

pielt. Der Bund unterstützt den Bau des Eingangsge-
äudes mit insgesamt 73 Millionen Euro, die ab 2009
ließen. Bis 2015 soll die Umsetzung erfolgen.






(A) (C)



(B) )


Petra Merkel (Berlin)


Mir sei noch eine Bemerkung gestattet: Ich hoffe sehr,
dass über die Form des Eingangsgebäudes noch disku-
tiert wird. Ich bin sicher, dass durch die Einstellung der
entsprechenden Mittel ab 2009 jetzt die Auseinanderset-
zung darüber im Kulturausschuss beginnen kann. Über
Geschmack lässt sich streiten. Liebe Kolleginnen und


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606604500

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Einzel-

Kollegen im Kulturausschuss, bitte tun Sie es!


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Der Bund investiert viel in Berlin, wenn auch nicht
über die Haushaltskasse des Landes. Ich nenne die Sa-
nierungsmaßnahmen auf der Museumsinsel, das Ein-
gangsgebäude, das sind Bundesmittel für die Stiftung
„Preußischer Kulturbesitz“, an der Bundesländer und der
Bund beteiligt sind. Vieles, was in Berlin zu sehen ist, ist
eben von nationaler Bedeutung. Ich möchte darauf hin-
weisen, dass wir im Rahmen der Föderalismusreform im
Sommer dieses Jahres neben anderen, umfangreichen
Grundgesetzänderungen einen Art. 22 aufgenommen ha-
ben:

Die Repräsentation des Gesamtstaates in der Haupt-
stadt ist Aufgabe des Bundes. Das Nähere wird
durch Bundesgesetz geregelt.

Ich plädiere dafür, dass ein solches Berlin-Gesetz unter
anderem den Hauptstadtkulturvertrag und den Haupt-
stadtkulturfonds ablösen sollte. Als Auftraggeber, als
diejenigen, die das Grundgesetz geändert haben, müssen
wir die Diskussion darüber führen, was der Bund für die
Hauptstadt tun muss. Als Berlinerinnen und Berliner
müssen wir die Diskussion führen, was die Hauptstadt
den Bundesländern bietet. Als Bürger der Bundesrepu-
blik müssen wir schließlich darüber diskutieren, welche
Erwartungen an die Hauptstadt es gibt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Während der Fußballweltmeisterschaft in diesem
Sommer haben viele Menschen erlebt, was diese welt-
offene Hauptstadt Berlin unbezahlbar, selbstverständlich
leisten kann – und das mit Freude tut.

Zum Schluss möchte ich darauf verweisen, dass das
Bundespresseamt, dessen Etat zum Einzelplan des
Bundeskanzleramts gehört, eine hervorragende Bro-
schüre herausgegeben hat, die den Besucherinnen und
Besuchern, die wir aus den Wahlkreisen nach Berlin ein-
laden, überreicht wird: „Das politische Berlin – ein
Stadtrundgang“. Das ist die gelungene Umsetzung einer
Idee, die ich an das Bundespresseamt herangetragen
habe. Ich glaube, dies dient genau dazu zu diskutieren,
was die Hauptstadt ermöglicht und was wir erwarten.
Diesen Diskussionsprozess brauchen wir.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und be-
danke mich bei allen Kolleginnen und Kollegen, bei dem
Herrn Staatsminister und den Vertretern der Ministerien.

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(D lan 04, Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt, in der usschussfassung. Hierzu liegen zwei Änderungs nträge der Fraktion Die Linke vor, über die wir zuerst bstimmen. Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Druckache 16/3464? – Wer stimmt dagegen? – Gibt es Entaltungen? – Das ist nicht der Fall. Damit ist der Ändeungsantrag der Fraktion Die Linke mit den Stimmen der brigen Fraktionen des Hauses abgelehnt. Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Druckache 16/3465? – Wer stimmt dagegen? – Gibt es Entaltungen? – Der Änderungsantrag ist abgelehnt mit den timmen der Union und der SPD bei Enthaltung der raktionen der FDP und der Grünen. Wir nehmen zwei Erklärungen zur Abstimmung zu rotokoll, nämlich der Kollegin Maria Michalk und des ollegen Dr. Ilja Seifert1)

entlichen Abstimmung über den Einzelplan 04 in der
usschussfassung. Ich bitte die Schriftführerinnen und
chriftführer, die vorgesehenen Plätze einzunehmen.
ind alle Schriftführerinnen und Schriftführer an ihrem
latz? – Ich eröffne die Abstimmung.

Ist ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
timme noch nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der
all. Ich schließe die Abstimmung und bitte die Schrift-
ührerinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zu
eginnen.

Bis zum Vorliegen des Ergebnisses der namentlichen
bstimmung unterbreche ich die Sitzung.


(Unterbrechung von 13.23 bis 13.30 Uhr)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606604600

Die unterbrochene Sitzung ist wiedereröffnet.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bitte Sie, Ihre
lätze wieder einzunehmen. – Ich gebe das von den
chriftführerinnen und Schriftführern ermittelte Ergeb-
is der namentlichen Abstimmung über den Einzel-
lan 04, Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt, in der
usschussfassung bekannt – das betraf die Drucksachen
6/3104 und 16/3123 –: Abgegebene Stimmen 569. Mit
a haben 419 Kolleginnen und Kollegen gestimmt, mit
ein haben 150 Kolleginnen und Kollegen gestimmt. Es
ab keine Enthaltung. Damit ist der Einzelplan 04 ange-
ommen.

Anlagen 2 und 3






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Petra Pau
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 569;
davon

ja: 419
nein: 150

Ja

CDU/CSU

Ulrich Adam
Ilse Aigner
Peter Albach
Peter Altmaier
Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Norbert Barthle
Dr. Wolf Bauer
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck


(Reutlingen)

Veronika Bellmann
Dr. Christoph Bergner
Otto Bernhardt
Clemens Binninger
Carl-Eduard von Bismarck
Renate Blank
Peter Bleser
Antje Blumenthal
Dr. Maria Böhmer
Jochen Borchert
Wolfgang Börnsen


(Bönstrup)

Klaus Brähmig
Michael Brand
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Monika Brüning
Georg Brunnhuber
Gitta Connemann
Leo Dautzenberg
Hubert Deittert
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Maria Eichhorn
Georg Fahrenschon
Ilse Falk
Dr. Hans Georg Faust
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Hartwig Fischer (Göttingen)

Dirk Fischer (Hamburg)

Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich


(Hof)

Erich G. Fritz
Jochen-Konrad Fromme
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Dr. Peter Gauweiler
Dr. Jürgen Gehb
Norbert Geis
Eberhard Gienger
Michael Glos
Ralf Göbel

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r. Reinhard Göhner
osef Göppel
eter Götz
r. Wolfgang Götzer
te Granold
einhard Grindel
ermann Gröhe
ichael Grosse-Brömer
arkus Grübel
anfred Grund
onika Grütters
arl-Theodor Freiherr zu
Guttenberg
lav Gutting
olger Haibach
erda Hasselfeldt
rsula Heinen
da Carmen Freia Heller
ichael Hennrich

ürgen Herrmann
ernd Heynemann
rnst Hinsken
obert Hochbaum
laus Hofbauer
ranz-Josef Holzenkamp
oachim Hörster
nette Hübinger
ubert Hüppe
usanne Jaffke
r. Peter Jahr
r. Hans-Heinrich Jordan
ndreas Jung (Konstanz)

r. Franz Josef Jung
artholomäus Kalb
ans-Werner Kammer
teffen Kampeter
lois Karl
ernhard Kaster

(VillingenSchwenningen)


olker Kauder
ckart von Klaeden
ürgen Klimke
ulia Klöckner
ens Koeppen
ristina Köhler (Wiesbaden)

anfred Kolbe
orbert Königshofen
r. Rolf Koschorrek
artmut Koschyk
homas Kossendey
unther Krichbaum
r. Günter Krings
r. Martina Krogmann

ohann-Henrich
Krummacher
r. Hermann Kues
r. Karl Lamers (Heidelberg)

ndreas G. Lämmel
r. Norbert Lammert
atharina Landgraf
r. Max Lehmer
aul Lehrieder
gbert Liebing
duard Lintner
r. Klaus W. Lippold
atricia Lips
r. Michael Luther

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tephan Mayer (Altötting)

olfgang Meckelburg
r. Michael Meister
r. Angela Merkel
riedrich Merz
aurenz Meyer (Hamm)

aria Michalk
ans Michelbach
hilipp Mißfelder
r. Eva Möllring
arsten Müller

(Braunschweig)


tefan Müller (Erlangen)

ernward Müller (Gera)

r. Gerd Müller
ildegard Müller
ernd Neumann (Bremen)

ichaela Noll
r. Georg Nüßlein
ranz Obermeier
duard Oswald
enning Otte
ita Pawelski
r. Peter Paziorek
lrich Petzold
r. Joachim Pfeiffer
ibylle Pfeiffer
r. Friedbert Pflüger
eatrix Philipp
onald Pofalla
uprecht Polenz
aniela Raab
homas Rachel
ans Raidel
r. Peter Ramsauer
eter Rauen
ckhardt Rehberg
atherina Reiche (Potsdam)

laus Riegert
ranz Romer
ohannes Röring
urt J. Rossmanith
r. Norbert Röttgen
r. Christian Ruck
lbert Rupprecht (Weiden)

eter Rzepka
nita Schäfer (Saalstadt)

ermann-Josef Scharf
artmut Schauerte
r. Annette Schavan
arl Schiewerling
orbert Schindler
eorg Schirmbeck
ernd Schmidbauer
hristian Schmidt (Fürth)

ndreas Schmidt (Mülheim)


ngo Schmitt (Berlin)

r. Andreas Schockenhoff
r. Ole Schröder
ernhard Schulte-Drüggelte
ilhelm Josef Sebastian
orst Seehofer
urt Segner
ernd Siebert
homas Silberhorn
ohannes Singhammer
ens Spahn
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Herta Däubler-Gmelin arl Diller Vizepräsidentin Petra Pau Martin Dörmann Dr. Carl-Christian Dressel Elvira Drobinski-Weiß Garrelt Duin Detlef Dzembritzki Sebastian Edathy Siegmund Ehrmann Hans Eichel Gernot Erler Petra Ernstberger Annette Faße Elke Ferner Gabriele Fograscher Rainer Fornahl Gabriele Frechen Dagmar Freitag Peter Friedrich Sigmar Gabriel Martin Gerster Iris Gleicke Renate Gradistanac Angelika Graf Dieter Grasedieck Monika Griefahn Kerstin Griese Gabriele Groneberg Wolfgang Grotthaus Wolfgang Gunkel Hans-Joachim Hacker Bettina Hagedorn Klaus Hagemann Alfred Hartenbach Michael Hartmann Nina Hauer Hubertus Heil Reinhold Hemker Rolf Hempelmann Dr. Barbara Hendricks Gustav Herzog Petra Heß Gabriele Hiller-Ohm Petra Hinz Gerd Höfer Iris Hoffmann Frank Hofmann Klaas Hübner Christel Humme Lothar Ibrügger Brunhilde Irber Johannes Jung Josip Juratovic Johannes Kahrs Ulrich Kasparick Dr. h. c. Susanne Kastner Ulrich Kelber Christian Kleiminger Hans-Ulrich Klose Astrid Klug Dr. Bärbel Kofler Walter Kolbow Fritz Rudolf Körper Karin Kortmann Rolf Kramer Anette Kramme Ernst Kranz Nicolette Kressl Volker Kröning A D U C C D W H G D L C K H M P D U M D M G F D A T H J J C D F D M S M G D C W S D K M O A A B D M U S R D H C O O S E F D D R D J D ngelika Krüger-Leißner r. Hans-Ulrich Krüger te Kumpf hristine Lambrecht hristian Lange r. Karl Lauterbach altraud Lehn elga Lopez abriele Lösekrug-Möller irk Manzewski othar Mark aren Marks atja Mast ilde Mattheis arkus Meckel etra Merkel r. Matthias Miersch rsula Mogg arko Mühlstein etlef Müller ichael Müller esine Multhaupt ranz Müntefering r. Rolf Mützenich ndrea Nahles homas Oppermann einz Paula ohannes Pflug oachim Poß hristoph Pries r. Wilhelm Priesmeier lorian Pronold r. Sascha Raabe echthild Rawert teffen Reiche aik Reichel erold Reichenbach r. Carola Reimann hristel RiemannHanewinckel alter Riester önke Rix r. Ernst Dieter Rossmann arin Roth ichael Roth rtwin Runde nton Schaaf xel Schäfer ernd Scheelen r. Hermann Scheer arianne Schieder lla Schmidt ilvia Schmidt enate Schmidt r. Frank Schmidt einz Schmitt arsten Schneider laf Scholz ttmar Schreiner wen Schulz wald Schurer rank Schwabe r. Angelica Schwall-Düren r. Martin Schwanholz ita Schwarzelühr-Sutter r. Margrit Spielmann örg-Otto Spiller r. Ditmar Staffelt A L R C D J D J J D J F H R S J D H A P G G D L D A H D E D H U M B N F J D C D U R A E P M J U O P H D D H M J D H E B D M D J H ndreas Steppuhn udwig Stiegler olf Stöckel hristoph Strässer r. Peter Struck oachim Stünker r. Rainer Tabillion örg Tauss ella Teuchner r. h. c. Wolfgang Thierse örn Thießen ranz Thönnes ans-Jürgen Uhl üdiger Veit imone Violka örg Vogelsänger r. Marlies Volkmer edi Wegener ndreas Weigel etra Weis unter Weißgerber ert Weisskirchen r. Rainer Wend ydia Westrich r. Margrit Wetzel ndrea Wicklein eidemarie Wieczorek-Zeul r. Dieter Wiefelspütz ngelbert Wistuba r. Wolfgang Wodarg eidi Wright ta Zapf anfred Zöllmer rigitte Zypries ein DP ens Ackermann r. Karl Addicks hristian Ahrendt aniel Bahr we Barth ainer Brüderle ngelika Brunkhorst rnst Burgbacher atrick Döring echthild Dyckmans örg van Essen lrike Flach tto Fricke aul K. Friedhoff orst Friedrich r. Edmund Peter Geisen r. Wolfgang Gerhardt ans-Michael Goldmann iriam Gruß oachim Günther r. Christel Happach-Kasan einz-Peter Haustein lke Hoff irgit Homburger r. Werner Hoyer ichael Kauch r. Heinrich L. Kolb ürgen Koppelin einz Lanfermann H In S M H J B D H D C G J F D D D D C F C D D D H M D H D D H E D R S D W D K W D D H L H C In D D D K M J K O M U D U D K K W D (C (D arald Leibrecht a Lenke abine LeutheusserSchnarrenberger arkus Löning orst Meierhofer an Mücke urkhardt Müller-Sönksen irk Niebel ans-Joachim Otto etlef Parr ornelia Pieper isela Piltz örg Rohde rank Schäffler r. Konrad Schily r. Hermann Otto Solms r. Max Stadler r. Rainer Stinner arl-Ludwig Thiele lorian Toncar hristoph Waitz r. Guido Westerwelle r. Claudia Winterstein r. Volker Wissing artfrid Wolff artin Zeil IE LINKE üseyin-Kenan Aydin r. Dietmar Bartsch r. Lothar Bisky eidrun Bluhm va Bulling-Schröter r. Martina Bunge oland Claus evim Dagdelen r. Diether Dehm erner Dreibus r. Dagmar Enkelmann laus Ernst olfgang Gehrcke iana Golze r. Gregor Gysi eike Hänsel utz Heilmann ans-Kurt Hill ornelia Hirsch ge Höger-Neuling r. Barbara Höll r. Lukrezia Jochimsen r. Hakki Keskin atja Kipping onika Knoche an Korte atrin Kunert skar Lafontaine ichael Leutert lla Lötzer r. Gesine Lötzsch lrich Maurer orothée Menzner ornelia Möller ersten Naumann olfgang Nešković r. Norman Paech Vizepräsidentin Petra Pau ren zu gehen. Im Irak stehen unsere amerikanischen Freunde vor der größten Niederlage seit Vietnam. Niemand hat Veranlassung, darüber Schadenfreude zu emp unsere Kräfte bündeln, und zwar gemeinsam mit denjenigen, die wie wir, die meisten anderen Europäer und die Amerikaner auf Toleranz, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, finden, auch nicht diejenigen, d berale – diesen Krieg immer f Die Radikalisierung der islam dem Westen schreitet voran. I haft Zulauf. Mit Nordkorea ist auf den Plan getreten, währen dem Iran über die Aufgabe sein ner Sackgasse stecken und das breitungsvertrages unausweich ben zudem eine Entrechtlich Beziehungen und eine deutlich naler Organisationen. Bei all diesen bedrückenden schen – wie ich befürchte: nich ie – genauso wie wir Liür falsch gehalten haben. ischen Welt gegenüber slamisten haben massen eine weitere Atommacht d die Verhandlungen mit es Atomprogramms in ei Scheitern des Nichtverlich erscheint. Wir erleung der internationalen e Schwächung internatio Themen haben die Ment ganz zu Unrecht – den D W s a R p p h l emokratie und Menschenwür (Beifall bei der FDP sowi der CDU/CSU un Da gleich noch über die NA ir sind gut beraten, den gew chritt der zweiten Hälfte des l ufs Spiel zu setzen, der in ein enationalisierung der Sicherh olitik besteht. Die NATO – die Verteidigu olitische Organisation, der wi aben und zu der wir zu Recht iefern – ist in einer schwierigen de setzen. e bei Abgeordneten d der SPD)


(Hildesheim)





(A) )


(B) )


(Wackernheim)


(Wiesloch)


(Frankfurt)





(A) )


(B) )


TO zu reden sein wird:
altigen historischen Fort-
etzten Jahrhunderts nicht
er klaren Absage an jede
eits- und Verteidigungs-

ngsorganisation und die
r sehr viel zu verdanken
ständig Bekenntnisse ab-
Situation. Wir bekennen
Petra Pau
Bodo Ramelow
Elke Reinke
Paul Schäfer (Köln)

Volker Schneider


(Saarbrücken)

Dr. Herbert Schui
Dr. Ilja Seifert
Dr. Petra Sitte
Frank Spieth
Dr. Kirsten Tackmann
Alexander Ulrich
Jörn Wunderlich
Sabine Zimmermann

BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN

Kerstin Andreae
Marieluise Beck (Bremen)

Volker Beck (Köln)

Cornelia Behm
Birgitt Bender
Matthias Berninger
Grietje Bettin
Alexander Bonde
Ekin Deligöz
Dr. Thea Dückert
Hans Josef Fell
Kai Gehring
Katrin Göring-Eckardt

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Ich rufe den Tagesordnungspunkt I.9 auf:

Einzelplan 05
Auswärtiges Amt

– Drucksachen 16/3105, 16/3123 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Jürgen Koppelin
Herbert Frankenhauser
Lothar Mark
Michael Leutert
Alexander Bonde

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache zwei Stunden vorgesehen. – Ich höre
dazu keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Als erster Redner in dieser Debatte hat der Kollege
Dr. Werner Hoyer für die FDP-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1606604700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die Außenpolitik, insbesondere die internationale Poli-
tik, hat Hochkonjunktur. Scherbenhaufen allerorten: Af-
ghanistan droht der internationalen Gemeinschaft verlo-

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(C (D nja Hajduk ritta Haßelmann infried Hermann riska Hinz lrike Höfken r. Anton Hofreiter te Koczy ylvia Kotting-Uhl ritz Kuhn enate Künast ndine Kurth arkus Kurth onika Lazar r. Reinhard Loske nna Lührmann erzy Montag Kerstin Müller Winfried Nachtwei Omid Nouripour Brigitte Pothmer Claudia Roth Krista Sager Christine Scheel Irmingard Schewe-Gerigk Dr. Gerhard Schick Rainder Steenblock Silke Stokar von Neuforn Hans-Christian Ströbele Jürgen Trittin Wolfgang Wieland Josef Philip Winkler Margareta Wolf indruck, dass etwas völlig schief läuft und dass der esten bei allen diesen Themen auf der Verliererstraße st. aben die Terroristen in den letzten Jahren nicht schon inen riesengroßen Erfolg errungen, wenn viele Menchen aus Angst vor möglichen Attentaten ihre Verhalensweisen, beispielsweise ihre Reisepläne, ändern? Haen die Terroristen nicht vielleicht einen noch größeren rfolg errungen, wenn wir beginnen, im Kampf gegen en Terrorismus Eckpfeiler unserer gesellschaftlichen rdnung, die auf Freiheit, Toleranz, Rechtsstaatlichkeit nd Menschenwürde basiert, anzukratzen oder sogar mzuwerfen? Gelingt es uns denn überhaupt noch – die undeskanzlerin hat das heute angesprochen –, die öpfe und vor allem die Herzen zum Beispiel derjenigen u erreichen, denen wir mit unserem militärischen Enagement Hilfe leisten wollen? Ein Scheitern des Westens, also der Staaten, die ihre urzeln in der Aufklärung verorten, können wir uns icht leisten. Wenn wir uns als Europäer und insbesonere als Deutsche im Globalisierungsprozess erfolgreich ehaupten wollen, müssen wir unsere Interessen abstimen, uns auf unsere gemeinsamen Werte besinnen und Dr. Werner Hoyer uns in der Tat zu ihr. Wir brauchen sie auch in Zukunft dringend. Aber welche NATO eigentlich? Unglücklicherweise steht in dem Weißbuch zur Sicherheitspolitik, das nicht nur das Weißbuch des Verteidigungsministers, sondern das der Bundesregierung ist, zur Zukunft und zur Qualität der NATO nichts. Die Bundeskanzlerin hat zu Recht in München wie ihr Vorgänger gesagt, dass die NATO wieder der zentrale Ort der strategischen Debatte werden müsse. Das ist richtig. Aber dann müssen wir die entscheidenden Fragen diskutieren, auch im Zusammenhang mit Weißbüchern und auch hier im Deutschen Bundestag. Dann müssen wir darüber diskutieren, wie denn Deutschland zu den neuen NATO-Partnerschaften steht. Wir müssen darüber diskutieren, wie die deutsche Bundesregierung sich zu der Frage einlässt, ob, wie das mancher in Washington glaubt, die NATO bestenfalls noch ein Werkzeugkasten ist, aus dem man sich je nach Auftrag die entsprechende Koalition derer, die mitmachen wollen, zusammenstellt. Die NATO muss mehr als ein Werkzeugkasten sein. Wir dürfen an der tiefen Integration dieses politischen und Sicherheitsbündnisses keinen Zweifel aufkommen lassen. Es darf sich der Fehler der Amerikaner nach dem 11. September 2001 nicht wiederholen, als der Bündnisfall festgestellt worden ist und die NATO anschließend unmittelbar keine Funktion mehr bei der Auseinandersetzung mit dem Terrorismus erfüllen konnte. Deswegen müssen wir offene Gespräche führen. In diese offenen Gespräche im Bündnis gehören auch die Fakten über Afghanistan. Ich finde, die Bundesregierung lässt viel zu sehr zu, dass sie, aber auch unsere Kolleginnen und Kollegen in der Parlamentarischen Versammlung der NATO unter Druck geraten. Wir müssten in die Offensive gehen. Wenn wir das täten, würden wir nämlich feststellen, dass wir in der Tat nicht immer dieselbe Sprache sprechen. Einige scheinen, geprägt von ihren Kampferfahrungen im Irak, ihren militärischen Auftrag mehr oder weniger eins zu eins in Afghanistan fortsetzen zu wollen. Das kann für Deutschland nicht die Linie sein. Für uns war es immer Aufbauarbeit mit der erforderlichen militärischen Absicherung. So war es abgesprochen. Das ist auch das, was uns Bundeskanzler Schröder hier unmittelbar nach dem 11. September in seiner Rede im Deutschen Bundestag vor der Vertrauensabstimmung gesagt hat. Es ist klar definiert worden, was Deutschland leisten soll und was nicht. Mangel an Solidarität nach der Geschichte der NATO der letzten 50 Jahre braucht sich Deutschland von niemandem vorwerfen zu lassen. (Beifall bei der FDP und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Wir haben im Übrigen auch in Afghanistan unsere
Verpflichtungen punkt- und kommagenau erfüllt. Indes-
sen stellen wir fest, dass im Süden zwei angeküdigte
PRTs fehlen. Eines fehlt im Osten und die Quick Reac-

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(C (D ion Force Süd sehe ich auch nirgendwo, es sei denn, an nähme die aus Kabul verlagerte Komponente als ntsprechenden Ersatz. Aber da wird doch nur ein Loch ufgerissen, um irgendwo ein anderes zu stopfen. iejenigen, die sich nicht beteiligt haben oder ihre Leisung nicht wie angekündigt und versprochen erbracht haen, müssen sich an die Nase fassen, bevor sie Deutschand vorführen. (Beifall bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Markus Meckel [SPD])


(Beifall der Abg. Birgit Homburger [FDP])


Wir müssen auch die Frage stellen, ob alles richtig ge-
acht worden ist. Diejenigen, die mehr von militäri-

chen Operationen verstehen als wir hier im Deutschen
undestag, pfeifen es doch von den Dächern, wenn sie

ragen, ob es verantwortungsbewusst ist, so große Ope-
ationen wie „Medusa“ ohne hinreichende Reserven an-
ugehen. Und: Ist es denn gerechtfertigt, eine so große
erantwortung wie die ISAF-Führungsrolle im Süden zu
bernehmen, wenn dafür nicht die notwendigen militäri-
chen Kräfte zur Verfügung stehen? Das mag jetzt alles
ehr technisch klingen. Aber die Politik, die die Verant-
ortung für diese Einsätze trägt, muss diese Fragen be-

ntworten können.

Es kann doch nicht sein, dass wir sagen: Nicht nur ist
ie NATO wichtig für Afghanistan, sondern umgekehrt:
fghanistan ist heutzutage ungeheuer wichtig für die
ATO. Ich sehe die Gefahren für das Bündnis, wenn wir

n Afghanistan scheitern. Aber es kann nicht sein, dass
ie Raison d’Être der NATO nur noch in dem Einsatz in
fghanistan gesehen wird. Ich halte das für einen ganz
efährlichen Ansatz.


(Beifall bei der FDP)


Meine Damen und Herren, wir sind in einer schwieri-
en Situation, weil wir selber im Norden natürlich auch
icht nur Erfolgsstorys verbreiten können. Das haben
ir in der ISAF-Debatte hier auch besprochen. Die Ver-
etzung der Entwicklungspolitik, der Politik auf dem
ebiet der inneren Sicherheit, der Verteidigungspolitik
nd der Außenpolitik ist bei weitem noch nicht so er-
olgreich, wie wir uns das wünschen. Da nickt der Au-
enminister und lächelt wissend. Also können wir selber
ei diesem Thema, das im Weißbuch der Bundesregie-
ung eine wichtige Rolle spielt, noch einiges nachlegen.

Wir müssen das Primat des Politischen vor dem Mili-
ärischen einfordern. Wir müssen das militärisch und po-
itisch Wünschbare mit dem militärisch Machbaren
bereinbringen und wir müssen vorher immer wissen,
ie man wieder herauskommt. Das ist Clausewitz pur
nd gilt heute wie früher.


(Beifall bei der FDP)


Meine Damen und Herren, die FDP hat den meisten
uslandseinsätzen zugestimmt, dem im Libanon nicht.
ir sind leider kurz nach dem Beschluss in unserer Mei-

ung bestätigt worden, nicht zugestimmt zu haben.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Quatsch!)







(A) )



(B) )


Dr. Werner Hoyer
Aber das ist jetzt nicht das Thema. Entscheidend ist
doch, dass möglicherweise – das war das Ziel – der
UNIFIL-Einsatz Zeit kauft für den Ansatz für eine politi-
sche Lösung. Da frage ich mich natürlich: Wo ist denn
etwas zu erkennen, was die politische Lösung zumindest
am Horizont erscheinen lässt?


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wo sind die entsprechenden Aktivitäten? Hier ist auch
die Bundesregierung gefordert. Ich denke, es wird Zeit
– möglicherweise nach den amerikanischen Wahlen jetzt
auch mit mehr Aussicht auf Erfolg –, diesen Prozess
wieder anzugehen. Seit dem Abgang von Bill Clinton ist
viel zu viel Zeit verloren gegangen.

Schließlich komme ich zum Thema Abrüstungspoli-
tik. Hier erwarten wir, Herr Minister – wir haben es hier
mehrfach angemahnt –, eine Initiative Deutschlands;
denn das Abrüstungsregime scheint am Ende, die Abrüs-
tungspolitik scheint einzuschlafen, mit unabsehbaren
Konsequenzen für die Machtverhältnisse und die Gefah-
ren in dieser Welt.

Frau Bundeskanzlerin, Sie gehen in eine G-8- und in
eine EU-Präsidentschaft. Herr Kollege Link wird zum
Thema Europapolitik nachher noch einiges sagen. Wir
wünschen Ihnen aus vollem Herzen und aus voller Über-
zeugung viel Erfolg bei dieser schwierigen Aufgabe.
Diese EU-Präsidentschaft muss ein Erfolg werden. Set-
zen Sie Ihre Ziele nicht zu unambitioniert. Sie haben
eine große Herausforderung zu bestehen. Die Erwartun-
gen der europäischen Freunde sind enorm groß. Wir, die
Liberalen, wünschen Ihnen auf diesem Weg großen Er-
folg.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606604800

Das Wort hat der Kollege Lothar Mark für die SPD-

Fraktion.


Lothar Mark (SPD):
Rede ID: ID1606604900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

gen! Die aufgeworfenen und aktuellen Fragen werden si-
cherlich vom Außenminister und von Professor Gert
Weisskirchen auf unserer Seite mit in die Überlegungen
einbezogen werden. Ich werde als Haushälter für den
Bereich des Auswärtigen Amtes versuchen, einiges über
das Zahlenwerk des Auswärtigen Amtes zu sagen.

Der Haushalt des Auswärtigen Amtes umfasst nach
den Veränderungen, die wir im parlamentarischen Ver-
fahren erreicht haben, 2,51 Milliarden Euro. Das ist eine
Steigerung von insgesamt 120 Millionen Euro gegen-
über dem letzten Jahr. Andererseits muss man allerdings
feststellen, dass der Haushalt nur 0,93 Prozent des Ge-
samthaushaltes ausmacht. Meines Erachtens ist diese
Zahl etwas zu niedrig. Wir müssten anstreben, in abseh-
barer Zeit auf mindestens 1 Prozent zu kommen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Durch die Pflichtbeiträge, die wir an die Vereinten ationen abführen, sieht sich unser Haushalt immer wieer im Wachstum begriffen. Allerdings hat das Auswärige Amt von diesem Wachstum im Grunde genommen ichts, da die Gelder wieder abgeführt werden müssen. Im Vergleich dazu steigen der Haushalt für wirtschaftiche Zusammenarbeit und Entwicklung gegenüber dem orjahr um 324 Millionen Euro auf knapp 4,5 Milliaren Euro und der Verteidigungshaushalt um eine halbe illiarde auf 28,4 Milliarden Euro. Man muss auch iese Zahlen einmal nennen, um die Dimensionen zu erennen. Angesichts einer zunehmenden Anzahl an – ich sage ewusst: militärischen – Friedensmissionen sollten wir ünftig verstärkt über eine bessere nachhaltige Krisenräventionspolitik weltweit nachdenken. Dies verlangt: Erstens. Außen-, Sicherheits-, Entwicklungs-, Wirtchafts-, Finanz-, Umwelt-, Sozial-, Kulturund Gleichtellungspolitik müssen systematisch aufeinander abgetimmt werden. Wird unser Handeln dieser Prämisse mmer gerecht? Zweitens. Die Herausbildung einer globalen Rechtsrdnung, die auf der Charta der Vereinten Nationen und er Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte aufbaut, uss sowohl in bilateralen als auch in multilateralen erhandlungen zur Agenda gehören. Internationale Konentionen und Regelwerke müssen ausgebaut, die Handungsfähigkeit internationaler und supranationaler Instiutionen muss verbessert und die internationale erichtsbarkeit weiterentwickelt werden. Auch Superächte sollten sich danach richten. Entspricht unser andeln diesen Intentionen? Drittens. Präventionspolitik verlangt schließlich die örderung eines wirksamen Multilateralismus und eine ooperative Stabilitätsordnung. Diese klaren Prävenionskriterien werden in Krisensituationen wegen des kuten Handlungsbedarfs oft nicht in aller Konsequenz mgesetzt. Prävention national und international ist aber llemal auf Dauer humaner und effizienter als Schadensekämpfung. Bezogen auf den Bundeshaushalt würde dies bedeuen, dass eine politische Priorisierungsund Werteebatte geführt werden muss. In diese Richtung weist, dass wir den Titel „Demoratisierungsund Ausstattungshilfe, humanitäres Mienräumen und Förderung der Menschenrechte“ um ,45 Millionen Euro auf 9,81 Millionen Euro aufgetockt haben. (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


amit reagieren wir auf die Tatsache, dass trotz der Er-
olge beim humanitären Minenräumen in den letzten
ahren jährlich immer noch 15 000 bis 20 000 Erwach-
ene und Kinder von Minen und Blindgängern getötet
der verstümmelt werden. Menschen in über 80 Ländern
ind durch Minen akut bedroht. Die Befreiung der Bö-
en von Minen und Blindgängern ist Bedingung für






(A) )



(B) )


Lothar Mark
einen Wiederaufbau in Kriegsgebieten und für ein Leben
ohne Angst.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Der Titel „Unterstützung von internationalen Maß-
nahmen auf den Gebieten der Krisenpräventionen, Frie-
denserhaltung und Konfliktbewältigung“ wurde schon
im Regierungsentwurf angehoben. Der Ansatz von
12,6 Millionen Euro dient unter anderem dazu, den im
Koalitionsvertrag aufgegriffenen Aktionsplan „Zivile
Krisenprävention, Konfliktlösung und Friedenskonsoli-
dierung“ zu konkretisieren. Die erwähnten Mittel sind
beim Auswärtigen Amt ebenso ODA-fähig wie humani-
täre Hilfe, die mit 50 Millionen Euro jährlich verstetigt
wurde, einige Projekte und Einrichtungen der auswärti-
gen Kultur- und Bildungspolitik und schließlich einige
Anteile von Beiträgen für internationale Organisationen.

Die ODA-Quote ist von 1982 bis 1998 von
0,42 Prozent auf 0,26 Prozent gesunken. Seit 1999
wächst sie wieder. Im Jahr 2006 liegt sie bei rund
0,36 Prozent. Im Haushalt 2007 wird der Anteil aller Vo-
raussicht nach bei 0,37 Prozent liegen.

Das hört sich sehr einfach an, ist aber äußerst schwie-
rig zu erfüllen. Pro 0,01 Prozent Erhöhung benötigen wir
nach aktueller Haushaltsbasis 225 Millionen Euro ODA-
anerkannter Projekte. Ein Anteil von 0,7 Prozent, wie
angestrebt, würde derzeit ein Mehr von 7,65 Milliarden
Euro im Bundeshaushalt bedeuten.

Zu den 0,37 Prozent ODA-Quote trägt das Bundesmi-
nisterium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent-
wicklung circa 63 Prozent bei. 15 Prozent werden aus
unseren Mitteln an die EU anerkannt, circa 10 Prozent
steuern die Bundesländer bei. Das Auswärtige Amt ist
mit circa 5 Prozent beteiligt. Dieser Anteil muss künftig
erhöht werden.

Wenn Deutschland im ersten Halbjahr 2007 die EU-
Ratspräsidentschaft und den G-8-Vorsitz übernimmt,
werden die außenpolitischen Erwartungen an uns weiter
steigen.

Schon jetzt gilt Deutschland weltweit als Friedens-
macht und verlässlicher Partner. Der Haushalt 2007 des
Auswärtigen Amtes steht deshalb auch im Zeichen die-
ser neuen Herausforderungen. Im Auswärtigen Amt
wurden dafür 15 neue Stellen sowie eine auf zwei Jahre
befristete Anhebung des Aushilfskräftetitels vorgesehen.
Insgesamt stehen für den gesamten Aufgabenkomplex
EU- und G-8-Vorsitz 58,8 Millionen Euro zur Verfü-
gung.

Ein weiterer Schwerpunkt des auswärtigen Haushalts
liegt 2007 auf den Bemühungen, die personelle und ma-
terielle Ausstattung der Visastellen an den Auslands-
vertretungen zu verbessern


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Sehr gut!)


und diese auf die Einführung der Erfassung biometri-
scher Daten vorzubereiten. Damit einher geht dann auch
eine Verbesserung der inneren Sicherheit. So konnten er-

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(C (D reulicherweise 35 neue Stellen ausgebracht und zusätziche Mittel für Ortskräfte sowie ITund Umbaumaßnahen veranschlagt werden. Die Visastellen gehören mit en Rechtsund Konsularabteilungen zu den Aushängechildern Deutschlands im Ausland. Wir sollten ihnen eshalb auch als Parlamentarier größere Aufmerksameit und Unterstützung zukommen lassen. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


Die auswärtige Kultur- und Bildungspolitik als
ritte Säule der Außenpolitik wird in der Tat immer
ichtiger. Im parlamentarischen Verfahren konnten wir,

um Teil einstimmig, Erhöhungen der Mittelzuweisun-
en um insgesamt mehr als 20 Millionen Euro vorneh-
en. Damit konnten die Kürzungen der vergangenen

ahre kompensiert werden. Trotzdem muss man sagen,
ass wir insgesamt für die auswärtige Kultur- und Bil-
ungspolitik pro Kopf und pro Jahr weniger als 7 Euro
usgeben. Ich bringe in diesem Zusammenhang immer
as Beispiel, dass man dafür noch nicht einmal eine Ki-
okarte kaufen kann. Wir müssen also stärker in den aus-
ärtigen Kultur- und Bildungsbereich investieren, um

ine nachhaltige und rentierliche Politik zu erreichen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ein besonderes Augenmerk hatten wir auf das
oethe-Institut gerichtet. Es ist bereits erwähnt wor-

en: Wir haben 13,5 Millionen Euro zusätzlich bewilligt,
odass dem Goethe-Institut circa 120 Millionen Euro zur
erfügung stehen. Nun muss aber das Goethe-Institut
uch die Reformkonzepte, die gemeinsam mit dem Aus-
ärtigen Amt und dem Parlament ausgearbeitet wurden,
msetzen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)


azu gehört, dass die neuen Steuerungselemente und
ielvereinbarungen strikt eingehalten werden. Zudem
ollte meines Erachtens mit dem Finanzministerium
uch ein modernes Liegenschaftsmanagement ausgehan-
elt werden, damit den Goethe-Instituten vor Ort mehr
lexibilität ermöglicht wird.

Meines Erachtens sollten alle anderen Kulturmittler,
ie Zuwendungen aus dem Haushalt des Auswärtigen
mtes erhalten, ab 2007 darauf vorbereitet werden, dass
udgetierung und Controlling ab 2008 einzuführen sind.
ur so kann deren Arbeit auf Dauer finanziell abgesi-

hert werden.

Im Sinne von Haushaltswahrheit und -klarheit spre-
he ich mich zusammen mit meinem Berichterstatterkol-
egen Frankenhauser und den anderen Kollegen dafür
us, dass wir wie zum Beispiel beim Deutschen Archäo-
ogischen Institut Titelzusammenfassungen in einem
apitel herbeiführen und die Streulage der jeweiligen
inrichtungen innerhalb des Einzelplans beenden, um so
ehr Transparenz herzustellen.






(A) )



(B) )


Lothar Mark
Das Goethe-Institut muss allein schon von seiner
Aufgabenstellung her in der Zuständigkeit des Auswärti-
gen Amtes bleiben. Andere Überlegungen, die Zustän-
digkeit in Richtung Bundeskanzleramt zu verlagern, wie
jüngst gefordert, sollten nicht weiter verfolgt werden.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Sehr richtig!)


Es handelt sich für mich dabei um eine Gummibärchen-
diskussion, die letztendlich nur hinderlich ist.


(Beifall der Abg. Monika Griefahn [SPD])


Die deutschen Botschaften vor Ort sind aufgefordert,
dafür zu sorgen, dass die deutschen Mittlerorganisatio-
nen und sonstigen Institutionen und Organisationen – ich
nenne hier die deutschen Auslandsschulen, den Deut-
schen Akademischen Austauschdienst, die Alexander-
von-Humboldt-Stiftung, das Deutsche Archäologische
Institut; man könnte auch die politischen Stiftungen, die
Deutsche Welle usw. einbeziehen – nicht nur bei Raum-
fragen, sondern auch programmatisch verstärkt zusam-
menarbeiten, weil so wesentliche Synergieeffekte erzielt
werden können. In diesem Bereich sollte aber auch die
Zusammenarbeit mit Mittlerorganisationen anderer eu-
ropäischer Staaten voranschreiten.

Die Ansätze für die deutschen Auslandsschulen, zur
Förderung der deutschen Sprache im Ausland, für Aus-
tauschmaßnahmen und Beihilfen für Nachwuchswissen-
schaftler, Studierende und Hochschulpraktikanten aus
dem Ausland sind jeweils um 1 Million Euro erhöht
worden,


(Beifall des Abg. Herbert Frankenhauser [CDU/CSU] – Zustimmung des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])


was meines Erachtens sehr wichtige Maßnahmen sind.
Außerdem wurde der Ansatz für gesellschaftspolitische
Maßnahmen der politischen Stiftungen um 1,7 Millio-
nen Euro und der Ansatz für die Öffentlichkeitsarbeit
zur Auslandsberichterstattung über Deutschland um
750 000 Euro erhöht. Das Deutsche Archäologische Ins-
titut erhielt im parlamentarischen Verfahren zusätzliche
500 000 Euro.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606605000

Kollege Mark, Sie müssen bitte zum Schluss kom-

men. Ich fürchte, Sie bekommen sonst Ärger mit den
Kollegen Weisskirchen und Griefahn.


(Heiterkeit bei der SPD und der CDU/CSU – Jürgen Koppelin [FDP]: Rede weiter!)



Lothar Mark (SPD):
Rede ID: ID1606605100

Ja, ich komme zum Schluss. – Ich danke allen Be-

richterstattern, die mit mir in diesem Rahmen zusam-
mengearbeitet haben. Es war immer eine sehr verständ-
nisvolle Arbeit. Ich danke auch dem Außenminister ganz
herzlich für die offenen und fairen Gespräche und die
vertrauensvolle Arbeit. Ebenso danke ich den Mitarbei-
terinnen und Mitarbeitern im Auswärtigen Amt für ihre
aufopferungsvolle Arbeit in oft äußerst schwieriger Mis-
sion.

Vielen Dank.

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(C (D (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606605200

Das Wort hat der Kollege Michael Leutert für die

raktion Die Linke.

(Beifall bei der LINKEN)



Michael Leutert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606605300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

enn im Bundestag über Außenpolitik gesprochen wird,
st sehr oft von Frieden und gestiegener internationaler
erantwortung Deutschlands die Rede. Auch im Koali-

ionsvertrag steht in dem Kapitel zur Außenpolitik als
rster Satz:

Deutsche Außen-, Europa- und Entwicklungspolitik
dient dem Frieden in der Welt.

ies ist ein Kernsatz, den wir natürlich unterstützen kön-
en. Aber ich denke, wir als Opposition werden die Re-
ierung nicht bloß an solchen Lippenbekenntnissen, son-
ern auch an den Realitäten messen müssen und messen.

Der Haushalt ist sozusagen die materielle Unterfütte-
ung dieser Ziele. Ansonsten sind die Ziele das Papier
icht wert, auf dem sie stehen. Wir sprechen heute über
en Etat des Auswärtigen Amtes. Er umfasst – das
urde schon erwähnt – 2,5 Milliarden Euro. Das ist
icht einmal 1 Prozent des Gesamtetats.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Unglaublich!)


ies ist die zivile Komponente der Außenpolitik. Dage-
en steht ein Verteidigungsetat von über 28 Milliarden
uro, der damit der zweitgrößte Einzeletat im Bundes-
aushalt ist. Er umfasst weit über 10 Prozent des Gesamt-
tats. Das ist die militärische Komponente der Außen-
olitik.

Der Wahrheit halber muss man dazusagen, dass von
iesen 2,5 Milliarden Euro beim Auswärtigen Amt noch
ngefähr 600 Millionen Euro abgezogen werden müs-
en, nämlich Beiträge an die UN für friedenserhaltende
aßnahmen, also Militäreinsätze, die unter UN-Mandat

tattfinden, für die Deutschland als Mitglied der UN
ahlt.

Zu guter Letzt gibt es vom Auswärtigen Amt zum
erteidigungsministerium eine Quersubventionierung,
ber die hier eigentlich nie gesprochen wird. Nimmt
ämlich Deutschland an UN-Missionen teil, bekommt es
afür von der UN Aufwandsentschädigungen. Diese um-
assten in den Jahren 2003 bis 2005 immerhin
4 Millionen Euro. Sie fließen allerdings nicht in den
opf, aus dem sie finanziert wurden, sondern natürlich in
en Topf des Verteidigungsministeriums. Wenn man sich
llerdings die Größenverhältnisse anschaut – weniger als
Prozent zivile Außenpolitik, mehr als 10 Prozent mili-

ärische Außenpolitik –, dann müsste man eigentlich zu
em Schluss kommen, dass diese 74 Millionen Euro we-
entlich besser beim Auswärtigen Amt aufgehoben wä-
en.


(Beifall bei der LINKEN)







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(B) )


Michael Leutert
Wir debattieren jedes Jahr im Haushaltsausschuss bei-
spielsweise darüber, ob wir 11 Millionen oder 12 Milli-
onen Euro für zivile Aufgaben wie das Minenräumen
bereitstellen können und ob wir den Mehrbedarf der
Goethe-Institute in Höhe von 16 Millionen Euro mit
13 Millionen oder 14 Millionen Euro decken können.
Man kann also sagen: Diese 74 Millionen Euro könnten
uns bei der Finanzierung der zivilen Komponenten der
Außenpolitik weiterhelfen.


(Beifall bei der LINKEN)


Schon aus diesem Grunde kann meine Fraktion die-
sem Haushalt nicht zustimmen. Ich möchte ein Beispiel
nennen, wie „ernsthaft“ es derzeit die Regierung mit der
zivilen Komponente der Außenpolitik meint. Es gibt ein
so genanntes Aktionsprogramm „Zivile Krisenpräven-
tion“. Es wurde von der Vorgängerregierung beschlossen
und soll nun gemäß der jetzigen Koalitionsvereinbarung
durchgeführt werden. In diesem Aktionsplan „Zivile
Krisenprävention“ ist ein Beauftragter im Range eines
Botschafters beim Auswärtigen Amt vorgesehen.

Ich war in der letzten Legislaturperiode noch nicht
Mitglied dieses Parlaments. Daher habe ich heute Mor-
gen im Auswärtigen Amt angerufen, um einmal mit die-
sem Beauftragten zu sprechen oder zumindest zu erfah-
ren, wer dies eigentlich ist. Ich habe bis jetzt noch keine
Auskunft über diesen Mitarbeiter im Range eines Bot-
schafters bekommen. So ernst nimmt die Bundesregie-
rung die zivile Komponente der Außenpolitik.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Wenn man erst heute anruft, zeigt das, wie ernst man es nimmt!)


Meine Fraktion hat schon immer gefordert, dass der
zivilen Komponente unbedingt Vorrang einzuräumen ist.
Allerdings sieht das die Mehrheit des Parlamentes nicht
so. Wir haben allein im September innerhalb von einer
Woche drei Militäreinsätze im Sudan, in Afghanistan
und im Libanon mit einem Umfang von über
650 Millionen Euro beschlossen. Das ist ein Viertel des
Etats des Auswärtigen Amtes. Wir haben Gegenstrate-
gien aufgezeigt. Unser Vorschlag ist, dass die Bundes-
regierung im Libanon nach dem Vorbild KSZE aktiv
werden sollte und daran mitwirken sollte, eine Nahost-
konferenz einzuberufen. Zumindest sollte ein entspre-
chender Vorschlag unterbreitet werden. Die Bundesre-
gierung ist aber auf diesem Gebiet bisher untätig
geblieben.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606605400

Kollege Leutert, gestatten Sie eine Zwischenfrage?


Michael Leutert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606605500

Ja, natürlich.


Holger Haibach (CDU):
Rede ID: ID1606605600

Sehr geehrter Herr Kollege Leutert, ich wollte Sie fra-

gen, ob Sie bereit sind, dazuzulernen, was die Frage
nach dem Beauftragten für Zivile Krisenprävention an-
geht. Wären Sie also bereit, zur Kenntnis zu nehmen,
dass dieser Beauftragte der Botschafter Dr. Däuble ist?

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Michael Leutert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606605700

Herr Haibach, Sie wissen doch aus dem Ausschuss,

ass ich sehr wohl bereit bin, dazuzulernen. Wir können
ächste Woche also gerne ein Gespräch mit diesem Be-
uftragten führen.

Wir hatten, wie schon gesagt, den Vorschlag gemacht,
ine Nahostkonferenz abzuhalten, anstatt diesen Militär-
insatz durchzuführen. Jetzt haben Italien, Spanien und
rankreich die Initiative ergriffen und haben diesen Vor-
chlag, eine Nahostkonferenz zu installieren, vorgelegt.
ie Bundesregierung hat jetzt noch die Möglichkeit, auf
er nächsten Konferenz der Staats- und Regierungschefs
er EU diesen Vorschlägen zuzustimmen. Ich fordere
ie auf, dies zu tun.

Ich möchte Ihnen noch ein Argument nennen, warum
er zivilen Komponente der Außenpolitik eindeutig der
orrang gegenüber der militärischen Komponente einge-

äumt werden sollte. Es liegt in der Natur der Sache,
ass sich Militär, insbesondere Militär im Einsatz – die
undeswehr wird im Übrigen im Koalitionsvertrag als
ine Armee im Einsatz beschrieben –, der demokrati-
chen Kontrolle entzieht. Das wird durch folgendes Bei-
piel deutlich. Ich habe eine einfache Frage an die Bun-
esregierung gestellt:

Wie viele „Body bags“ werden die deutschen Streit-
kräfte bei der VN-Mission UNIFIL vor der libane-
sischen Küste mitführen?

Body bags“ sind Leichensäcke. Die Antwort lautete:

Die im Rahmen der UN-Mission UNIFIL einge-
setzten deutschen Kräfte führen die gemäß allge-
meinem Ausstattungssoll vorgesehene Ausrüstung
mit. „Body bags“ sind Bestandteil dieses Ausstat-
tungssolls.

Große Klasse! Das habe ich gewusst. Um das zu er-
ahren, hätte ich die Frage nicht stellen müssen. Wenn
ch frage, wie viel, dann möchte ich natürlich als Ant-
ort eine Zahl bekommen.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Zynische Frage ist das!)


Es besteht natürlich die Angst, dass in der Öffentlich-
eit bekannt wird, mit wie vielen Opfern gerechnet wird.


(Beifall bei der LINKEN – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Völliger Unsinn! Das ist so etwas von unseriös! Wie bei der Recherche nach dem Beauftragten im Auswärtigen Amt!)


Wenn wir Parlamentarier nicht einmal wissen dürfen,
ie hoch die Risiken sind, wie sollen wir dann über sol-

he Einsätze beschließen? Diese Dinge entziehen sich
er demokratischen Kontrolle. Wenn die Regierung
icht einmal in der Lage ist, solche einfachen Fragen zu
eantworten, dann frage ich mich natürlich, was das Ge-
ede der Bundeskanzlerin im September sollte, als sie
nkündigte – dies war in verschiedenen Zeitungen nach-






(A) )



(B) )


Michael Leutert
zulesen –, dass der Militäretat aufgrund der gestiegenen
internationalen Verantwortung in den nächsten Jahren
natürlich weiter erhöht wird.


(Abg. Dr. Rainer Stinner [FDP] meldet sich zu einer Zwischenfrage)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606605800

Kollege Leutert, gestatten Sie eine weitere Zwischen-

frage?


Michael Leutert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606605900

Nein, jetzt nicht.

Herr Außenminister, ich habe den Eindruck, dass das
Auswärtige Amt, wenn diese Entwicklung so weitergeht,
ein nachgeordnetes Amt des Bundesverteidigungsminis-
teriums wird.


(Zurufe von der SPD: Oh!)


Wenn Sie allerdings dagegen ankämpfen möchten, dann
haben Sie uns auf Ihrer Seite. Wir wollen einen starken
Außenminister für eine friedliche und zivile Außenpoli-
tik und keinen starken Kriegsminister.

Ich danke.


(Beifall bei der LINKEN – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Mannomann!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606606000

Das Wort hat der Kollege Herbert Frankenhauser für

die Unionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Herbert Frankenhauser (CSU):
Rede ID: ID1606606100

Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! In der

Demokratie wird man leidensfähig,


(Heiterkeit bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


wie man wieder deutlich an dem vorangegangenen Bei-
spiel gesehen hat. Aber es gibt auch Erfreuliches, so zum
Beispiel die glückliche Fügung, dass mein hoch ge-
schätzter Kollege Lothar Mark in Haushaltsdebatten im-
mer vor mir spricht; denn nicht einmal ich selbst hätte
den Einzelplan 05 so gut erläutern können, wie er das
gemacht hat. Dies gibt mir einen gewissen Freiraum, zu
ein paar grundsätzlichen und besonderen Dingen Stel-
lung zu nehmen. Dies zeugt auch von der Harmonie, die
nicht nur zwischen uns beiden, sondern auch in der gro-
ßen Koalition besteht und die sich darin ausdrückt, dass
zwischen uns praktisch kein Buchstabe passt.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der SPD – Dr. Werner Hoyer [FDP]: Ihr seid wirklich nicht mehr zu unterscheiden!)


– Es ist so.

Ich darf mit Nachdruck seine Forderung unterstützen,
dass Regierung und Parlament ständig überprüfen soll-
ten, ob der Anteil des Einzelplans 05 am Gesamtbudget

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(C (D en Aufgaben, die dem Auswärtigen Amt gestellt sind, ngemessen ist. (Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP] – Dr. Werner Hoyer [FDP]: Natürlich nicht! Dann hättet ihr noch mehr drauflegen müssen!)


Lieber Kollege, du weißt doch, wie schwierig das ist.
ber wir bemühen uns. – Im nächsten Haushalt ist wie-
er ein anteilsmäßiger Aufwuchs zur Erhöhung der Mit-
el für die Umsetzung der ODA-Quote vorgesehen. Wir
ollen auch sonst versuchen, bereits im Aufstellungs-
erfahren eine bessere Dotierung des Einzelplanes zu er-
eichen,


(Beifall des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])


n dem sich unter anderem ein Juwel der deutschen aus-
ärtigen Kulturpolitik verbirgt, das ich hier einmal be-
ennen muss: das Deutsche Archäologische Institut, das
m Ausland exzellente Arbeit für Deutschland leistet,


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


o zum Beispiel in Ländern wie dem Iran, zu denen wir
us verständlichen Gründen einen etwas schwierigen
ugang haben.

Gestern Abend sind die Verhandlungen zum EU-
aushalt verschoben worden, weil man sich nicht ver-

tändigen konnte. Da will das Parlament mehr als die
ommission. Bei uns ist es zumindest jetzt umgekehrt
ewesen. Das gibt mir Anlass, auf Folgendes hinzuwei-
en, sehr geehrter Herr Außenminister: Die EU-Rats-
räsidentschaft steht bevor. Man will auch unter deut-
cher Ratspräsidentschaft für mehr Vertrauen werben.

an will sogar einen erneuten Anlauf für eine EU-Ver-
assung starten. Ich denke, das kann nur gelingen, wenn
as Vertrauen der Bürger in die doch etwas weit ent-
ückte Institution „Europäische Union“ wieder verfestigt
ird.

Das hängt stark damit zusammen, dass die Bürger die
este Überzeugung haben müssen, dass ihr Geld ord-
ungsgemäß und sinnvoll verwandt wird und man sich
icht, wie dies ein sozialdemokratischer Haushälter im
uropäischen Parlament getan hat – der Vorteil einer
roßen Koalition ist, dass ein CSUler auch einen Sozi zi-
ieren kann –, fragen muss: Sind unsere Regeln zu kom-
liziert oder finanzieren wir lauter Betrüger?


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


as will ich doch nicht hoffen.

Aber was ist in jüngster Zeit wieder passiert? Dazu
öchte ich drei Beispiele nennen.

Es gibt große Probleme bei der Ernährungslage der
evölkerung im Senegal, insbesondere an der Küste.
as liegt daran, dass die dortigen Fischer ihre Hauptnah-

ung kaum mehr fangen können. Ursache dafür ist, dass
ie Europäische Union die Fischereirechte an der Küste
ufgekauft hat. Ebenfalls werden der Bau, die Ausrüs-
ung und der Treibstoff der Riesenschiffe, die das Haupt-
ahrungsmittel der Küstenbewohner des Senegals abfi-






(A) )



(B) )


Herbert Frankenhauser
schen, von der EU subventioniert. Ich kann mir nicht
vorstellen, dass so eine vernünftige europäische Politik
aussehen kann.

In Burkina Faso, einem der ärmsten Länder dieser
Erde, ist Milchpulver aus der Bundesrepublik Deutsch-
land um mehr als die Hälfte billiger als die Milch, die
von den dortigen Milchbauern angeboten wird. Das liegt
daran, dass die Milch in Europa so stark subventioniert
wird. Sie kann daher preiswerter verkauft werden, was
dazu führt, dass den Milchbauern in Burkina Faso die
Existenzgrundlage entzogen wird. So sollten unsere
Steuergelder auf EU-Ebene nicht verwendet werden.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Es ist kaum zu glauben: Der Europäische Rechnungs-
hof hat beispielsweise festgestellt, dass bei der For-
schungsförderung der Europäischen Union die Kosten
und Aufwendungen bei drei Viertel aller geprüften Vor-
gänge schlichtweg doppelt abgerechnet wurden.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Das ist unglaublich!)


Hier muss es sich offensichtlich um eine konzertierte
Betrugsaktion handeln. Wir sollten mit einem besseren
Beispiel vorangehen. Ich denke dabei an die Fremdver-
wendung der Mittel aus dem Stabilitätspakt durch Berlin
und andere Bundesländer. Ich möchte herzlich darum
bitten, Herr Bundesaußenminister, die Gelegenheit der
EU-Ratspräsidentschaft zu nutzen, um den Bemühun-
gen, die aus dem Europäischen Parlament kommen, eine
sorgfältigere Prüfung der Mittelverwendung durchzu-
setzen, durch geeignete Mittel zu unterstützen. Meines
Erachtens sollte es unter allen Umständen durchgesetzt
werden, dass fehlgeleitete Mittel oder überwiegend
durch Betrug erschlichene Fördermittel der EU von den
jeweiligen EU-Mitgliedsländern wieder zurückgeführt
werden. Wenn das nicht geschehen sollte, muss ein sol-
ches Vorgehen mit entsprechenden Sanktionen belegt
werden. Ich will ein Beispiel nennen: In Spanien wurden
lediglich 4,9 Prozent der offenkundig fehlgeleiteten eu-
ropäischen Mittel zurückgezahlt. Das kann nicht mit ei-
ner ordnungsgemäßen Haushaltsführung in Einklang ge-
bracht werden. Ich bitte Sie, soweit als möglich auch auf
die sinnvolle Mittelverwendung durch die EU-Kommis-
sion selbst, nicht nur durch die Empfängerländer oder
die Empfänger in den Ländern zu sorgen. Hier hat der
Europäische Rechnungshof eindeutige Verstöße inner-
halb der Europäischen Kommission festgestellt.

Zumindest sind wir der europäischen Biersteuer ent-
kommen. Bei der Kennzeichnungspflicht – nun schließt
sich der Kreis zur von mir in anderem Zusammenhang
zitierten Schwarzwälder Kirschtorte – sind wir noch
nicht so weit, aber es könnte durchaus sein, dass wir,
wenn die EU-Kommission so weiter macht, für die
Kommissare demnächst eine Kennzeichnungspflicht
einführen müssen: Achtung! Kommissare!

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Für die Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen hat ie Kollegin Kerstin Müller das Wort. Kerstin Müller EN)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606606200
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir alle

ier in diesem Hause unterstützen einen starken Multila-
eralismus. Wer aber einen starken und effektiven Multi-
ateralismus will, der muss auch selber bereit sein, mehr
nternationale Verantwortung zu tragen, gerade auch im
ahmen der anstehenden deutschen EU- und G-8-Präsi-
entschaften. Das tun wir bereits auf dem Balkan, in Af-
hanistan, im Nahen Osten und im Kongo. Allerdings
üssen wir die deutsche Öffentlichkeit darauf vorberei-

en, dass es dabei angesichts der gestiegenen Anforde-
ungen und neuen Herausforderungen in der Zukunft
icht bleiben wird. Ein Beispiel ist Darfur. Ich meine,
ier muss die Bundesregierung endlich deutlich initiativ
erden, um eine internationale Schutztruppe durchzu-

etzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Auch die Debatte um ein stärkeres deutsches Engage-
ent im Süden Afghanistans kommt genau von diesen

estiegenen Erwartungen. Für uns sind der Wiederauf-
au und die Stabilisierung dieses Landes von zentraler
edeutung. Es liegt auch in unserem Interesse, auch
enn wir überwiegend im Norden sind, dass die Taliban
nd die anderen islamistisch-militanten Kräfte im Süden
fghanistans mit allen Mitteln, das heißt auch militä-

isch, bekämpft werden.

Dennoch geht meines Erachtens die Kritik der USA
nd Großbritanniens in Bezug auf mangelnde Unterstüt-
ung durch Deutschland fehl. Die Art und Weise, wie im
üdosten der Kampf gegen die Taliban und andere
eführt wird, und zwar ohne dass diese militärischen
aßnahmen von sichtbaren Aufbauprojekten begleitet
erden, bringt die Bevölkerung eher gegen die interna-

ionale Gemeinschaft auf, statt sie für diesen Aufbaupro-
ess zu gewinnen.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Leider wahr!)


enau das muss endlich beim NATO-Gipfel in Riga auf
en Tisch. Ich habe heute Morgen die entsprechende An-
ündigung, von Ihnen, Frau Merkel, gehört. Man darf
espannt sein auf die Debatte und darauf, was Sie dort
ei den Partnern erreichen können.

Es geht auch um unterschiedliche Befriedungskon-
epte. Die müssen wir mit den Partnern offensiv disku-
eren. Im Norden ist das – ich nenne das jetzt einfach so –
ensible zivilmilitärische Konzept, an dem nicht nur die
eutschen, sondern auch Norweger, Schweden, Dänen,
schechen und viele andere beteiligt sind, in einer
chwierigen Region – was wir damals auch festgestellt
aben –, immerhin Drogenanbaugebiet, mit verhältnis-
äßig wenig Soldaten recht erfolgreich.

Wenn wir den Kampf gewinnen wollen, geht es eben
icht nur um mehr Soldaten, sondern darum – ich






(A) )



(B) )


Kerstin Müller (Köln)

möchte dazu die „Süddeutsche Zeitung“ von gestern zi-
tieren –, für ganz Afghanistan

das Zivile und das Militärische so zusammenzubin-
den, dass die Afghanen wirkliche Hoffnung schöp-
fen können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wenn das nicht gelingt, könnte Afghanistan zum Irak der
NATO werden. Das müssen wir alle gemeinsam verhin-
dern!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wichtig ist – vielleicht können Sie etwas dazu sagen,
Herr Außenminister –, dass sich die Bundesregierung
dafür auch im Süden entwicklungspolitisch und mit zivi-
len Projekten engagiert. Auch beim Polizeiaufbau müs-
sen die Anstrengungen in ganz Afghanistan verstärkt
werden. 40 Ausbilder und 12 Millionen Euro waren ein
guter Anfang, sind aber offensichtlich zu wenig. Geld
und Personal müssen verdoppelt, wenn nicht verdrei-
facht werden.


(Beifall bei der FDP – Dr. Werner Hoyer [FDP]: Und nachhaltig eingesetzt werden!)


– Und nachhaltig eingesetzt werden.

Fest steht: Afghanistan muss auch politisch stabili-
siert werden. Allein militärisch ist diese Auseinanderset-
zung nicht zu gewinnen. Genau das müssen wir in Riga
mit den Partnern diskutieren.

Meine Damen und Herren, die gestrige Ermordung
des libanesischen Industrieministers Pierre Gemayel ist
ein großer Schock für uns alle. Eine erneute Destabilisie-
rung des Libanon ist zu befürchten. Damit sind auch der
Erfolg der UNIFIL-Mission und der regionale Frieden
gefährdet. Deswegen brauchen wir jetzt und unter deut-
scher EU-Ratspräsidentschaft neue politische Initiativen
für einen umfassenden Fahrplan für Nahost. Dazu gehö-
ren Initiativen zur Stabilisierung des Libanons und Ge-
spräche mit Syrien. Ich sage das trotz der Vorfälle: Sy-
rien muss endlich die libanesische Souveränität achten,
seine Unterstützung für die Hisbollah einstellen. Wir
müssen versuchen, Syrien aus der Achse mit Iran he-
rauszubrechen. Das ist sicher nicht einfach. Das wäre
aber ein echter strategischer Erfolg, der das Fenster zu
Fortschritten im Nahen Osten öffnen könnte.

Die politische und humanitäre Lage in den palästinen-
sischen Gebieten ist mehr als kritisch: Eine handlungsfä-
hige Regierung der nationalen Einheit ist immer noch
nicht gebildet. Die Hamas schießt weiterhin Raketen auf
Israel und Israel reagiert mit fatalen Militärschlägen.
Auch hierzu erwarten wir unter deutscher Ratspräsident-
schaft neue Initiativen. Das Nahost-Quartett muss end-
lich wieder belebt werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Im Irak erleben wir erneut eine Spirale der Gewalt.
Bei den Midterm-Elections hat US-Präsident Bush die
Quittung für eine verfehlte unilaterale Irakpolitik erhal-

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(C (D en. Frau Bundeskanzlerin, Sie müssen diese Situation utzen, um in Washington vehement für multilaterale olitische Lösungen im Nahen und Mittleren Osten zu erben. Uns allen sollte nämlich klar sein, dass es ohne ie amerikanischen Partner ganz schwer ist, im Nahen sten zu wirklichen Erfolgen bzw. Ergebnissen zu komen. Eine multilaterale Einigung unter Einbeziehung der SA ist vor allem bezogen auf das iranische Atomproramm sehr wichtig. Ich möchte sagen: Das iranische tomprogramm ist nach dem unilateralen Irakkrieg ein ntscheidender Testlauf für die Zukunft multilateraler risenbewältigung. Ein unilateraler Militärschlag, wie r zurzeit in bestimmten Kreisen offensichtlich diskutiert ird, wäre für den regionalen und den internationalen rieden katastrophal. ir müssen wirklich alles daran setzen, dass wir zu einer erhandlungslösung kommen. Ein Verhandlungsangebot iegt auf dem Tisch. Jetzt ist es an der iranischen Fühung, Verhandlungswillen zu zeigen und einem Komproiss bei der Urananreicherung zuzustimmen. Weil isher keine Signale kamen, beraten die UN-Sicherheitsatsmitglieder zu Recht erstmalig über die Verhängung on Sanktionen. Es geht auch um die Glaubwürdigkeit er internationalen Gemeinschaft und die Autorität des icherheitsrates. Für mich ist Folgendes klar: Sanktionen dürfen nicht ie Bevölkerung treffen, sie dürfen nicht das Regime tärken und die Tür für Verhandlungen muss jederzeit ffen bleiben. Bis zum Ende des Jahres und anschlieend, während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft, erden entscheidende Weichenstellungen anstehen. Am onflikt über das Atomprogramm lässt sich die gewach ene Verantwortung Deutschlands im Rahmen eines efektiven Multilateralismus beispielhaft aufzeigen. Ein weiteres positives Beispiel ist meines Erachtens er Kongoeinsatz. Einige Sätze dazu: Die Wahlen sind air und friedlich verlaufen. EUFOR hat sich bisher als icherheitsgarant bewährt. Allerdings befinden wir uns rst jetzt in der schwierigsten Phase des gesamten Proesses. Nächste Woche wird das Endergebnis verkündet. er unterlegene Kandidat Bemba hat leider angekünigt, dass er das Ergebnis nicht akzeptieren will. Seine nhänger haben gestern das Haus des Obersten Ge ichtshofs in Brand gesetzt. Von hier aus richte ich einen deutlichen Appell an lle: Bemba muss – auch seinen Leuten – signalisieren, ass er dieses demokratische Ergebnis akzeptiert, damit ie Bevölkerung im Kongo, die die Demokratie will, ndlich zu ihrem Recht kommt. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Eckart von Klaeden [CDU/CSU])


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich finde es fahrlässig, dass die Bundesregierung sich
chon jetzt darauf festgelegt hat, dass der endgültige Ab-
ug Ende November erfolgen soll. Die Situation könnte






(A) )



(B) )


Kerstin Müller (Köln)

noch eskalieren. Wir hoffen zwar, dass das nicht passiert,
meines Erachtens muss der Abzug aber von der Lage vor
Ort abhängig gemacht werden. Am 10. Dezember wird
die Regierung eingesetzt. In der Zwischenzeit darf auf
keinen Fall ein Sicherheitsvakuum entstehen. Andern-
falls waren die hehren Worte über unsere Verantwortung
gegenüber Afrika nichts wert. Wir wollen, dass dieser
Einsatz erfolgreich bleibt.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606606300

Das Wort hat der Bundesminister des Auswärtigen,

Dr. Frank-Walter Steinmeier.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister des
Auswärtigen:

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten
Damen und Herren Abgeordneten! Wir haben jetzt noch
gut einen Monat Zeit, um letzte Vorbereitungen für ein
unter außen- und europapolitischen Gesichtspunkten in
der Tat außergewöhnliches Jahr zu treffen. Vor uns liegt
ein Jahr – einige, zum Beispiel Herr Hoyer, haben es an-
gedeutet –, in dem uns sowohl innerhalb der Europäi-
schen Union wie auch innerhalb des G-8-Rahmens große
internationale Verantwortung auferlegt wird und in dem
uns große Erwartungen entgegengetragen werden. Sie
erwarten sowohl von der Kanzlerin als auch von mir zu
Recht, dass uns das Datum 1. Januar 2007 und die nach-
folgenden sechs Monate bzw. für die G 8-Präsident-
schaft das ganze Jahr besonders umtreiben. Sie werden
vielleicht durch diese Einleitungssätze verstehen, warum
die diesjährigen Haushaltsverhandlungen für mich ganz
besonders wichtig waren; denn wir stehen in diesem
Punkt unter internationaler Beobachtung.

Nachdem wir miteinander gestritten und verhandelt
haben und zu Ergebnissen gekommen sind, ist dies der
Ort und Zeitpunkt des Dankes. Ich möchte all denjeni-
gen danken, die uns bei unseren Bemühungen unterstützt
haben, eine immerhin leicht bessere Ressourcenausstat-
tung der auswärtigen Politik sicherzustellen. Ich habe
mich über die Unterstützung gefreut, die uns hier im
Plenum und auch in den Ausschüssen, dem Auswärtigen
Ausschuss und dem Haushaltsausschuss, widerfahren
ist. Mein besonderer Dank gilt den Berichterstattern:
dem Hauptberichterstatter Herrn Koppelin, der die Ver-
handlungen wie immer souverän und pragmatisch ge-
führt hat, Herbert Frankenhauser und Lothar Mark, die
– das sei hervorgehoben – uns gerade bei der Mittelaus-
stattung für die auswärtige Kultur- und Bildungspolitik
sehr unterstützt haben, auch Michael Leutert, selbst
wenn wir gleich in einigen Punkten aneinander geraten
werden. Alexander Bonde darf ich sagen: Sie haben die
Verhandlungen kritisch begleitet, aber an den entschei-
denden Punkten in der inhaltlichen Debatte unterstützt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Deshalb vorab dieser Dank.

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(C (D Sie erwarten es ja gar nicht anders: Diesen Dank muss ch mit einer kleinen Bitte verbinden, nämlich der, dass ie in dieser Unterstützung nicht nachlassen. leiben Sie uns gewogen! Denn wir haben im kommenen Jahr nicht nur erneut schwierige Haushaltsgespräche or uns, sondern ich brauche Ihre Unterstützung auch eshalb, weil – viele haben eben in ihren Reden darauf ingewiesen – leider alles danach aussieht, dass wir im ommenden Jahr eher mehr als weniger Außenpolitik rauchen. All das, was ich am 6. September dieses Jahres an ieser Stelle schon einmal gesagt habe, gilt noch heute. ie Welt scheint kleiner geworden, aber nicht die Proleme. Das, was in ferneren Regionen passiert, betrifft ns in Deutschland mittlerweile ganz unmittelbar. Wir aben im zurückliegenden Jahr über die Bürgerkriege n Afrika gesprochen, die Migration auslösen, deren olgen uns berühren. Wir haben über Terrorismus geprochen und über Klimawandel, der letztlich – die anzlerin hat es heute Morgen gesagt – die natürlichen ebensgrundlagen bei uns verändert und unsicher acht. Wir können jedenfalls von einem ganz sicher ausgeen: Anforderungen an unsere Außenpolitik, an unser ußenpolitisches Engagement werden in den nächsten ahren eher zunehmen als abnehmen. Das wird uns viel bverlangen: Arbeit, Beharrlichkeit, Kreativität, Mut nd vor allem eines, von dem ich zugebe, dass es mir rst in diesem laufendem Jahr richtig klar geworden ist, ämlich Präsenz. Ich darf es einmal so sagen: Bescheidenheit ist sicherich eine Zier kluger Diplomatie. Aber ich halte es rücklickend – das muss ich ganz offen sagen – für einen ehler, dass wir heute gegenüber dem Stand von 1993 6 Länder mehr betreuen bei insgesamt 10 Prozent weiger Personal. Ich frage rückblickend, ob der Schritt in zu einigen Laptopbotschaften eher ein kreativer Umang mit dem Mangel war als eine kluge und effektive dee, sich in diesen Regionen zu halten. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


Mit selbstbewusster Präsenz hat das jedenfalls aus
einer Sicht nichts zu tun. Wir müssen uns immer ein

isschen mit denen vergleichen, mit denen wir uns auch
ergleichen können. Ich weise deshalb auf Folgendes
in: Der diplomatische Dienst der Franzosen hat
0 000 Personen mehr, der der Briten 6 000 mehr. Ich
ede dabei gar nicht von der massiven kulturellen Prä-
enz dieser beiden Nachbarstaaten, denen wir auf Schritt
nd Tritt immer wieder in den Regionen begegnen.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Das muss der Steinbrück sich einmal anhören!)


Deshalb bitte ich Sie, diesen Haushalt zu unterstüt-
en, einen Haushalt, der aus meiner Sicht durchaus erste
nsätze für eine Verbesserung der Situation enthält und

nsbesondere bei der auswärtigen Kultur- und Bildungs-






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
politik Zeichen setzt. Für diesen Politikbereich habe ich
mich auch hier im Parlament im letzten Jahr mehrere
Male eingesetzt, um auf diesem Gebiet so etwas wie eine
kleine Trendwende einzuleiten.

Vielleicht mussten wir erst alle miteinander lernen,
wie wichtig die auswärtige Kultur- und Bildungspolitik
ist. Vielleicht haben wir das auch zu spät gelernt. Ich je-
denfalls bin der Meinung, dass wir diese dritte Säule der
deutschen Außenpolitik in der Vergangenheit nicht ge-
nug geschätzt haben. Entweder haben wir ihren Wert
nicht erkannt oder wir sind davon ausgegangen, dass es
sich dabei um eine Art Luxusannex der deutschen Au-
ßenpolitik handelt.

Gerade in diesem Jahr, einem Jahr, in dem es zu gro-
ßen Irritationen, vielen Missverständnissen und sogar zu
handfesten Konflikten zwischen Europa bzw. der westli-
chen Welt und Teilen der arabisch-islamischen Welt ge-
kommen ist, ist eines klar geworden – lassen Sie mich
das als Antwort auf viele Redebeiträge, die ich hier ge-
hört habe, sagen –: Wenn wir in Zukunft nicht noch häu-
figer über das Verhältnis von zivilen und militärischen
Engagements im Rahmen der Missionen, an denen wir
uns beteiligen, reden wollen, und wenn wir nicht noch
häufiger über die Höhe des Haushaltsansatzes für zivile
Wiederaufbauleistungen, die bekanntlich immer zu ge-
ring ist, streiten wollen, dann müssen wir die Elemente
ziviler und präventiver Sicherheit ausbauen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordenten der LINKEN)


Das bedeutet aber: Wir müssen uns auch in den Re-
gionen, in denen es uns schwer fällt, verständlich ma-
chen; wir müssen erklären, worauf es uns ankommt, und
wir müssen alle Beteiligten davon überzeugen, dass es
am besten ist, Lösungen möglichst gemeinsam anzuge-
hen. Das verlangt mehr als nur eine Botschaft und einen
Botschafter. Das bedarf der Ebene menschlicher Begeg-
nungen und der Schaffung eines dichten Netzwerkes
kultureller Beziehungen. Darüber hinaus sollten wir, was
unsere Auslandsschulen und den wissenschaftlichen
Austausch betrifft, ehrgeiziger sein.

Das sollten wir uns für die nächsten Jahre vornehmen
und es auch in unseren Haushaltsberatungen berücksich-
tigen. Diese Auffassung vertrete ich, obwohl ich mich
offen gesagt sehr darüber freue, dass im Hinblick auf das
Flaggschiff unserer auswärtigen Kultur- und Bildungs-
politik, das Goethe-Institut, eine Trendwende eingelei-
tet werden konnte und wir nun auf dem Wege der Stabi-
lisierung und der Verbesserung unserer Präsenz nach
außen sind.

Um das, was ich zur auswärtigen Kulturpolitik gesagt
habe, müssen wir uns kümmern. Seien Sie sich aber si-
cher: Mir ist natürlich klar, dass der Schwerpunkt meiner
und Ihrer Arbeit im nächsten Jahr woanders liegen wird.
Die Agenda wird von Stichworten beherrscht sein, die
wir alle kennen: von der Situation im Nahen Osten, in
Afghanistan, im Kongo und im Iran und von der Status-
lösung im Kosovo, die heute noch gar keine Rolle ge-
spielt hat.

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(C (D (Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das kommt noch!)


ll das wird uns in enormem Maße beschäftigen.

Zwei dieser Stichworte möchte ich herausgreifen. Zu-
ächst zur Situation in Afghanistan. Die Frau Bundes-
anzlerin hat heute Morgen die gemeinsame Haltung der
undesregierung dargelegt. Ihre Ausführungen möchte

ch nicht wiederholen. Ich finde, dass es gute Gründe da-
ür gibt, unser Engagement im Norden Afghanistans
icht aufzugeben und es auch nicht einzuschränken. Ich
ünschte mir aber, Herr Hoyer – hier bin ich viel näher
ei Ihnen, als Sie möglicherweise vermuten –, dass wir
as, was wir tun, in der deutschen und in der internatio-
alen Öffentlichkeit mit etwas mehr Selbstbewusstsein
ertreten würden.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Nachdem ich dies vorausgeschickt habe, sage ich Ih-
en nun: Natürlich weiß ich, dass sich die Sicherheits-
age in Afghanistan ausgesprochen schwierig entwickelt.
atürlich weiß ich auch, dass wir dort, wo wir zuständig

ind, noch lange nicht am Ziel sind. Aber wir sollten die-
es Thema auch einmal in entgegengesetzter Richtung
ngehen: Wenn die Stabilisierung überhaupt irgendwo in
fghanistan gelungen ist, wenn überhaupt irgendwo in
fghanistan in ganz bescheidenem Maße und viel zu
enig sichtbar etwas für den Wiederaufbau getan wor-
en ist – viele von Ihnen waren ja vor Ort, haben Schu-
en und Krankenstationen besucht und sich über die

asserversorgung informiert –, wenn also irgendwo
berhaupt etwas gelungen ist, dann ist das im Norden
fghanistans der Fall. Somit sollten wir auch die umge-
ehrte Frage stellen: Ob es für eine andere Region
fghanistans von Vorteil wäre, wenn wir in unserem Be-
ühen, im Norden des Landes für Stabilisierung zu sor-

en und Wiederaufbauhilfe zu leisten, nachlassen wür-
en.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Im Gegenteil: Vieles spricht dafür, dass wir unsere
nstrengungen dort sogar verstärken müssen, sowohl
ei der Schaffung von Einkommensmöglichkeiten für
ie afghanische Bevölkerung als auch bei der Ausbil-
ung der Polizei. Ich bemühe mich, auch im europäi-
chen Rahmen mehr Sensibilität und Ehrgeiz dafür zu
ecken; solche Maßnahmen müssen nicht auf bilaterale
nstrengungen Deutschlands beschränkt bleiben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Selbstbewusst dürfen wir in dieser Diskussion auch
eshalb sein, weil sich unsere Philosophie, unser Ansatz
ines zivil-militärischen Zusammenwirkens, langsam
ichtbar durchsetzt, nicht nur bei den PRTs, auch inner-
alb der NATO. Herr Hoyer, Sie dürfen gewiss sein, dort
ird nicht kleinmütig geredet von deutscher Seite. Wenn
ir es der internationalen Staatengemeinschaft und den






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
NATO-Partnern so leicht machten, stände es um die in-
ternationale Diskussion schon länger anders. Wir treten
dort sehr selbstbewusst auf mit dem, was wir tun. Wir
haben erst jüngst gemeinsam mit unseren norwegischen
Freunden dafür gesorgt, dass mit Blick auf den NATO-
Gipfel in Riga überlegt wird, diese zivile Komponente
zu einem unauflöslichen Bestandteil des Engagements
aller NATO-Partner in Afghanistan zu machen. Ich
glaube, das ist der richtige Weg.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Nach den Agenturmeldungen von heute Morgen wird
jetzt überlegt, im Süden Afghanistans, einer Region mit
einer schwierigen Sicherheitslage – ganz ohne Zweifel –,
so genannte Sicherheitsinseln zu schaffen. Das ist letzt-
lich nichts anderes als ein etwas anders gearteter
– notwendigerweise anders gearteter – Versuch, dort zi-
vil-militärische Zusammenarbeit zu präsentieren, um
auch der Bevölkerung im Süden, indem man ihr sicht-
bare Wiederaufbauerfolge vor Augen führt, deutlich zu
machen, dass es sich lohnt, nicht mit den Taliban zusam-
menzuarbeiten.

Ich habe schon vor einigen Wochen an dieser Stelle
gesagt – mit Blick auf Katastrophenberichte, die es
schon damals gab und die aktuell verstärkt kommen –:
Afghanistan ist aus meiner Sicht nur verloren, wenn wir
es aufgeben. Es gibt viele Gründe, es nicht aufzugeben:
Die Lage der afghanischen Bevölkerung ist der eine
Grund, die anderen Gründe sind heute Morgen genannt
worden. Die internationale Staatengemeinschaft, von der
wir ein Teil sind, darf dort nicht scheitern.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Noch größere Anstrengungen werden uns im Nahen
Osten abverlangt. Der Mord an dem libyschen Minister
Gemayel, den ich noch im Sommer bei zwei Begegnun-
gen kennen gelernt habe, zeugt davon, dass der Kreislauf
von Gewalt, der Sabotage wirklich jedes Ansatzes von
Stabilität, durchbrochen werden muss. Deshalb kommt
es für unsere Politik mit Blick auf das kommende Jahr
darauf an, die Zahl der Vetospieler entscheidend zu ver-
ringern. Daran arbeiten wir mit Ehrgeiz, Herr Leutert,
auch wenn das nicht jeden Tag in der Zeitung steht. Ich
kann Ihnen versichern, Frau Müller, dass wir während
unserer europäischen Ratspräsidentschaft mit diesem
Ehrgeiz auch an Initiativen arbeiten werden, die von Eu-
ropa ausgehen. Nur, Herr Leutert, von einem werden Sie
mich am Ende nie überzeugen: Ihnen hier im Parlament
oder der deutschen Öffentlichkeit Vorschläge und Initia-
tiven zu unterbreiten, die gerade einmal die Titelzeile der
Zeitungen vom nächsten Tag erreichen. So etwas ist un-
seriös und daran werde ich mich nicht beteiligen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Werner Hoyer [FDP]: So viel zu Fischer! – Heiterkeit bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


– Das war nicht gemeint; das wissen Sie auch.

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(C (D Wir können in einer Haushaltsrede nicht alle Konliktregionen behandeln. Aber wie ich an anderer Stelle chon gesagt habe: Wir müssen uns um die Konfliktreionen kümmern; das liegt auf der Hand. Aber vorauschauende Außenpolitik muss noch ein breiteres Spekrum erfassen. Deshalb bin ich vor wenigen Tagen – einige von Ihen waren dabei – in Zentralasien und in der vergangeen Woche in den Maghrebstaaten gewesen. Auch enn unser Blick auf die aktuellen Konflikte gerichtet leibt, glaube ich, dass wir in der Tat gut daran tun, geleentlich auch das Jahr 2025 in unsere Perspektive zu ehmen, um zu sehen, wie sich die Gewichte verändern, er die neuen Player sind und in welchen Regionen wir chon präsent sein sollten, bevor sich prognostizierbare ntwicklungen zeigen. Ich glaube, wir haben gut daran getan, uns in diesen egionen zu zeigen. Wir haben junge Generationen von olitikern kennen gelernt, die ihre Augen auf Europa ichten. Ich freue mich darauf, dass wir während der euopäischen Ratspräsidentschaft die Möglichkeit haben erden, an Angeboten zu arbeiten, um Europa attraktiv u halten. Ich meine damit nicht, dass wir aus lauter ächstenliebe nur diesen Regionen etwas Gutes tun soll en. Ich glaube, allen Begleitern der Delegation ist klar eworden, dass wir weiß Gott nicht nur wegen der Enerie einen Blick auf Zentralasien werfen. Wir müssen der egion helfen, dass sie nicht von allen Instabilitäten der üdlichen Nachbarschaft infiziert wird. Wir haben ein nteresse daran, dass diese Region stabil bleibt, auch enn uns die Herrschaften an der Spitze die Gespräche um gegenwärtigen Zeitpunkt schwer machen. Trotzdem üssen wir den Mut haben, diesen Weg zu gehen, und ie können davon ausgehen, dass wir ihn auch in Zuunft weiter gehen werden. Ich danke Ihnen für Ihre Unterstützung. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606606400

Für die FDP-Fraktion hat nun der Kollege Harald

eibrecht das Wort.


(Beifall bei der FDP)



Harald Leibrecht (FDP):
Rede ID: ID1606606500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

err Außenminister, ich danke Ihnen, dass Sie einen be-
rächtlichen Teil Ihrer Rede hier im Plenum für die aus-
ärtige Kultur- und Bildungspolitik aufgewendet ha-
en.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


n der Tat können gerade durch diesen Teil der Politik
ort Türen geöffnet werden, wo die konventionelle Di-
lomatie oftmals nicht richtig weiterkommt. Ich glaube,
s ist wichtig, dass dort die auswärtige Kultur- und Bil-
ungspolitik zum Tragen kommt.

Um die wichtige Aufgabe der Konfliktprävention
urch die auswärtige Kultur- und Bildungspolitik






(A) )



(B) )


Harald Leibrecht
gewährleisten zu können, bedarf es aber auch eines an-
gemessenen Budgets. Ich bin natürlich sehr froh darüber,
dass für die auswärtige Kultur- und Bildungspolitik in
den einzelnen Posten des Haushalts etwas mehr Geld zur
Verfügung gestellt werden soll.

Natürlich kann mit diesen Geldern aber erst dann er-
folgreich gearbeitet werden, wenn sie richtig eingesetzt
werden. Sie haben die Goethe-Institute erwähnt. Auch
wir sind der Meinung, dass das wichtige Einrichtungen
sind. In der Tat sind hier aber große Sparmaßnahmen
möglich. Es geht nicht, ihnen einfach nur mehr Gelder
zu geben, sondern sie müssen in ihren eigenen Struktu-
ren sparen. Ich denke hier vor allem an Sparmaßnahmen
in der Verwaltung.


(Monika Griefahn [SPD]: Das wird gemacht!)


Das Auswärtige Amt, der Hauptgeldgeber der Goe-
the-Institute, muss für eine zügige Umstellung der Bud-
getierung hinsichtlich der Goethe-Institute sorgen. Nur
so können die Gelder flexibel eingesetzt und eventuelle
Einsparmaßnahmen durchgeführt werden, um Geld für
andere wichtige Projekte der Goethe-Institute zur Verfü-
gung zu haben.

Weitere wichtige Schwerpunkte der deutschen Kul-
turpolitik sind natürlich die deutschen Auslandsschu-
len. Diese Schulen fördern in den entsprechenden Län-
dern die kulturelle Vielfalt und vermitteln sowohl ein
positives Bild von Deutschland als auch ein Verständnis
für die Meinungsfreiheit, die Rechtsstaatlichkeit und die
Demokratie. Über 90 Prozent der Schüler an diesen
Schulen, die sich in freier Trägerschaft befinden, kom-
men übrigens aus den Gastgeberländern. Sie sind also
keine Deutschen, aber sie haben einen direkten Kontakt
zu Deutschen und zur deutschen Kultur. Viele der Absol-
venten dieser Schulen haben später wichtige – auch poli-
tische – Ämter inne. Deshalb glaube ich, dass sich diese
Investition im Ausland durchaus lohnt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ein weiterer wichtiger Bereich ist natürlich auch die
Humboldt-Stiftung. 40 ehemalige Humboldt-Stipendia-
ten sind inzwischen Nobelpreisträger. Auch daran erken-
nen wir, dass sich die auswärtige Kulturarbeit für uns
lohnt.

Wir müssen, was die auswärtige Politik betrifft, über
den Tellerrand hinausschauen. Ich bin deshalb froh, dass
wir in Zentralasien waren. Denn dort ist deutlich ge-
worden, dass es wichtig wäre, bei der internationalen
Kulturpolitik anzusetzen. Das wäre ein wichtiger Beitrag
zur politischen Entwicklung in diesen Staaten. Wir müs-
sen ein Verständnis von Rechtsstaatlichkeit und Mei-
nungsfreiheit vermitteln. Dafür können wir gerade un-
sere Kultureinrichtungen nutzen.

Ich glaube, wir sind auf einem guten Weg. Ich bin
froh, dass es mehr Geld für diese Einrichtungen gibt.
Wir, die FDP, möchten die Bemühungen dieser Einrich-
tungen auch weiterhin unterstützen. Wir werden sie aber
auch sehr kritisch begleiten.

Danke schön.

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(C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606606600

Das Wort hat der Kollege Eckart von Klaeden für die

nionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1606606700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Kolle-

en! Ein intensives und aufregendes Jahr in der Außen-
nd Sicherheitspolitik liegt hinter der großen Koalition.
iese Außen- und Sicherheitspolitik ist von Kontinuität
nd Wandel geprägt. Kontinuität gibt es zum Beispiel in
er Balkanpolitik. Der Kosovoeinsatz der Bundeswehr
urde unter Rot-Grün begonnen und wird von uns fort-
esetzt.

Die Kontinuität zeigt sich auch in der Afghanistan-
olitik. Der Einsatz in Afghanistan wurde von Rot-Grün
egonnen und wird von der großen Koalition fortgesetzt.
as nicht nur national, sondern auch international ge-

obte PRT-Konzept ist von Rot-Grün mit unserer Unter-
tützung entwickelt worden. Es wird von uns fortgesetzt
nd von anderen übernommen.

Es gibt aber auch Beispiele für einen Wandel in der
ußen- und Sicherheitspolitik von Rot-Grün zur großen
oalition. Das Verhältnis zu den Vereinigten Staaten ist
ieder auf eine vertrauensvolle Grundlage gestellt wor-
en. Das hat die Möglichkeit eröffnet, kritische Fragen
ie den Fall Kurnaz oder Guantanamo in den Vereinig-

en Staaten anzusprechen, was Ihr Vorgänger, Herr
teinmeier, sorgfältig vermieden hat.


(Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das Verhältnis zu Russland ist wieder vernünftig ein-
eordnet worden. Es geht nicht allein um die wirtschaft-
ichen Beziehungen, sondern bei der Betrachtung Russ-
ands werden die innenpolitische Entwicklung und das
erhältnis zu den Nachbarstaaten stärker als bisher mit
inbezogen. Es wird Russland gegenüber deutlich ge-
acht, dass die Frage, wie sich Russland seinen Nach-

arn gegenüber verhält und ob bzw. wie es die Prinzi-
ien, zu denen es sich im Europarat selber verpflichtet
at, innenpolitisch umsetzt, ein Gradmesser für das Ver-
rauen ist, das wir zu Russland haben können.

Das verbesserte, auf Vertrauen fußende Verhältnis zu
en Vereinigten Staaten hat es der Kanzlerin bei ihren
merikabesuchen ermöglicht, deutlich zu machen, dass
ir Europäer kein Interesse an einer Russlandpolitik ha-
en, die auf Abschottung und Isolierung Russlands ge-
ichtet ist, sondern daran, dass Russland Europa gegen-
ber offen bleibt und sich in unsere Richtung entwickelt.

Das Verhältnis zu unseren Nachbarstaaten in der
uropäischen Union ist auf eine neue Grundlage ge-

tellt worden. Die Kanzlerin hat sich vor ihrer Regie-
ungsübernahme zu einer Stop-over-Politik zum Beispiel
olen gegenüber verpflichtet. Vieles, was wir heute im
eutsch-polnischen Verhältnis als Ressentiments erle-






(A) )



(B) )


Eckart von Klaeden
ben, sind Überbleibsel falscher Ansätze unter Rot-Grün.
Man muss den Polen allerdings auch sagen, dass, wenn
sie von uns die Stop-over-Politik einfordern, der Flugha-
fen in Warschau nicht wegen Magenverstimmung ge-
schlossen sein darf.

Schließlich hält die große Koalition auch den
Maastrichtvertrag ein. Gerade wenn wir darauf Wert le-
gen, dass internationales Recht beachtet wird, dann müs-
sen wir selber mit gutem Beispiel vorangehen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Vor uns liegen die Präsidentschaften in der Euro-
päischen Union und der G 8. Bei der G 8 geht es vor
allem darum, den bestehenden und weiter wachsenden
weltwirtschaftlichen Ungleichgewichten entgegenzuwir-
ken und die Schattenseiten der Globalisierung, wie sie
sich vor allem in Afrika zeigen, zu bekämpfen. In
Europa müssen wir uns darum kümmern, dass die Le-
thargie, die insbesondere durch das vorläufige Scheitern
des Verfassungsvertrags in Frankreich und den Nieder-
landen begründet ist, zu überwinden und dafür zu sor-
gen, dass Europa wieder eine Perspektive gewinnt.

Dabei spielen auch die Fragen im Zusammenhang mit
der Erweiterung, insbesondere die Frage nach dem Bei-
tritt der Türkei, eine wichtige Rolle. Wir haben uns
dazu verpflichtet, die Verhandlungen mit der Türkei er-
gebnisoffen und mit dem Ziel des Beitritts zu führen.
Die Türkei muss aber einsehen, dass sie ihre enorme
geostrategische Bedeutung für Europa nicht missbrau-
chen kann, um Bedingungen, denen sie selber in den
Verhandlungen zugestimmt hat, nicht zu erfüllen. Wir
brauchen von der Türkei einen konstruktiveren Ansatz,
damit die Verhandlungen weitergehen und dann zu dem
von der Türkei gewünschten Ergebnis führen können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Vor uns liegt der NATO-Gipfel. Die NATO wird sich
stärker als bisher mit den internationalen Herausforde-
rungen des transnationalen Terrorismus und des islami-
schen Fundamentalismus, der Verbreitung von Massen-
vernichtungswaffen, zerfallenden Staaten sowie dem
Einsatz von Energie und Rohstoffen als strategische
Waffen auseinander setzen müssen. Aber wir müssen
auch darauf achten, dass dieser Gipfel nicht zu einem so
genannten Caveats-Gipfel wird, also zu einem Gipfel,
bei dem in erster Linie über die Vorbehalte bezüglich des
Afghanistaneinsatzes gesprochen wird. Wir alle haben
ein Interesse daran, dass die Mission in Afghanistan ge-
lingt. Mit einem Schwarzen-Peter-Spiel ist niemandem
gedient, weder den Mitgliedstaaten noch der NATO und
erst recht nicht Afghanistan.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ich möchte dazu drei Bemerkungen machen. Erste
Bemerkung. Es ist richtig, dass nationale Vorbehalte,
so genannte Caveats, die ausschließen, dass bestimmte
Truppen zur Unterstützung der Verbündeten eingesetzt
werden, nicht akzeptabel sind, insbesondere dann nicht,
wenn sie geheim sind. Wir müssen aber deutlich ma-

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(C (D hen, dass solche Vorbehalte auf deutscher Seite nicht xistieren; denn im Rahmen des OEF-Mandats sind unere Soldaten in ganz Afghanistan einsetzbar, nd im Rahmen des ISAF-Mandats ist es selbstverständich möglich, im Notfall unseren Verbündeten zur Seite u stehen. Man darf allerdings die Frage nach nationalen aveats nicht mit der Frage nach der nationalen Verantortung verwechseln. Meine zweite Bemerkung betrifft die Frage nach den tandards. Wir müssen uns gerade im Hinblick auf geeinsame militärische Operationen auf einheitliche tandards einigen, die festlegen, wie zum Beispiel mit riegsgefangenen oder „unlawful combatants“ umgeangen wird. Wenn bestimmte Verbündete Verfahren anenden, die von anderen Staaten als rechtswidrig ange ehen werden, dann ist das geeignet, die Solidarität in en Bündnisstaaten zu unterminieren und das gemeiname Ziel, die Stabilisierung Afghanistans, aus den Auen zu verlieren. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Aha!)


Dritte Bemerkung. Wir alle, auch wir Deutsche, be-
lagen Opfer, beklagen gefallene Soldaten in Afghanis-
an. Ich finde, es ist der richtige Zeitpunkt, an diese Sol-
aten und ihre Familien zu erinnern. Es ist aber zynisch,
u glauben, dass man die Gefallenen des einen Landes
egen die Gefallenen des anderen Landes aufrechnen
ann. Das hat mit Bündnissolidarität nichts zu tun.


(Monika Knoche [DIE LINKE]: Tut das jemand?)


Wenn Sie Zeitung lesen würden, Frau Kollegin, wüss-
en Sie, wovon ich spreche.


(Monika Knoche [DIE LINKE]: Das war jetzt frech!)


Das ist nicht frech. Ich kann Ihnen gerne die Artikel
ukommen lassen, in denen das der Fall ist.

Wenn solche Debatten geführt werden, besteht die
efahr, dass die Solidarität in den jeweiligen Bündnis-

taaten abnimmt; denn in der Öffentlichkeit entsteht
ann der Eindruck, dass es darum geht, Verluste für an-
ere zu übernehmen. Tatsächlich geht es aber darum, ge-
einsam dafür zu sorgen, dass die Mission in Afghanis-

an Erfolg hat.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Nationale Vorbehalte dürfen nicht – darauf habe ich
ereits hingewiesen – mit nationalen Verantwortungsbe-
eichen verwechselt werden. Es ist richtig, dass sich die
ationen sowohl geografisch als auch sachlich be-

timmte Aufgaben vorgenommen haben; denn wenn je-
er für alles zuständig ist, ist leider damit zu rechnen,
ass sich niemand verantwortlich fühlt.

Ich finde, wir können auf das, was wir bisher in Af-
hanistan geleistet haben, wirklich stolz sein. Wir sind
ie Ersten gewesen, die im Rahmen von ISAF Kabul






(A) )



(B) )


Eckart von Klaeden
verlassen und in einer Region die Verantwortung für Sta-
bilisierung und Wiederaufbau übernommen haben. Auf
den Erfolg des PRT-Konzepts habe ich schon hingewie-
sen. Wir haben im Rahmen des Aufbaus und der Ausbil-
dung der Polizei mittlerweile über 17 000 Polizisten aus-
gebildet. Das reicht nicht und es muss weitergehen. Aber
wichtig ist auch, dass wir uns den anderen Elementen,
die zum Aufbau der Administration in Afghanistan er-
forderlich sind, zum Beispiel die Bekämpfung des Dro-
genanbaus, die Bekämpfung der Korruption und der
Aufbau der afghanischen Armee, mit ähnlicher Intensität
wie dem Aufbau der Polizei widmen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dabei kommt der Bekämpfung des Drogenanbaus
eine besondere Bedeutung zu. Ich will aber den Schwer-
punkt auf den Aufbau der afghanischen Armee legen;
denn ISAF bedeutet Internationale Sicherheitsunterstüt-
zungstruppe in Afghanistan. Je mehr afghanische Solda-
ten Schulter an Schulter mit ihren Kameraden in der
NATO für die Stabilisierung des eigenen Landes kämp-
fen, umso weniger kann bei der Bevölkerung der Ein-
druck entstehen, dass die NATO dort eine Okkupations-
aufgabe innehat.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Deswegen sind gerade der Aufbau und die Integration
der afghanischen Armee in das gemeinsame Projekt
auch unter dem Stichwort „Afghan Ownership“ von be-
sonderer Bedeutung.

Mir fehlt jetzt leider die Zeit, um auf weitere Punkte
einzugehen, zum Beispiel auf die Entwicklung im Sudan
und auf die Entwicklung im Kongo. Ich glaube, dass
beide Stichworte deutlich machen, dass wir im Rahmen
der internationalen Gemeinschaft unsere diplomatischen
Beziehungen auch zu aufstrebenden Mächten wie China
und Indien intensivieren müssen; denn China kommt
eine besondere Bedeutung gerade auf dem afrikanischen
Kontinent zu. Unser Interesse ist es, China mehr als bis-
her in die Verantwortung für die Entwicklungen dort ein-
zubeziehen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606606800

Das Wort hat der Kollege Alexander Ulrich für die

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Alexander Ulrich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606606900

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! In die deutsche Ratspräsidentschaft und in den
Vorsitz Deutschlands beim G-8-Gipfel werden große Er-
wartungen gesetzt. Das wird vonseiten der Europäischen
Kommission immer wieder betont, wie letzte Woche im
Auswärtigen Amt geschehen. Aber viele Regierungen
der EU-Länder glauben an eine nicht vorhandene Pro-
blemlösungskompetenz dieser Regierung. Auch die
Linke im Bundestag bittet die europäischen Bürgerinnen
und Bürger, ihre Erwartungen zurückzuschrauben. Wer

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(C (D m eigenen Land gegen die Interessen der Mehrheit der evölkerung regiert, wie wir heute Morgen mehrmals ören konnten, ist nicht geeignet, für positive europäiche Lösungen zu sorgen. Die deutsche Ratspräsidentschaft und der G-8-Gipfel erden den Steuerzahler – wir befinden uns in einer aushaltsdebatte – weit über 100 Millionen Euro kosten. an sollte mit diesem Geld verantwortungsvoll umge en und einen grundsätzlichen europäischen Politikechsel einleiten. Die bekannten Initiativen der Bundes egierung lassen erkennen: Außenpolitisch dominiert die orstellung von militärischer Stärke statt der Suche nach lobalen Antworten für eine friedliche Zukunft. Der rieg gegen den Terror in Afghanistan und im Irak ist ilitärisch eine Sackgasse. Die Linke fordert seit lan em die sofortige Beendigung der Afghanistaneinsätze er Bundeswehr. Fakt ist: Die Gefahr von terroristischen Anschlägen uch in Deutschland ist nicht gesunken, sondern gestieen. Die Weiterverbreitung von Massenvernichtungsaffen wurde nicht gestoppt, sondern vorangetrieben. (Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


er Krieg gegen den Terror hat nicht zu mehr Demokra-
ie, sondern auch in demokratischen Staaten zum Abbau
emokratischer Rechte geführt. Es geht bei den Militär-
insätzen ohnehin um andere Gründe, nämlich um Roh-
toffe, Handelswege und geostrategische Vorherrschaft.

ir brauchen eine andere Ausrichtung der Nahostpoli-
ik. Sowohl die deutsche Ratspräsidentschaft als auch
er G-8-Vorsitz bieten eine gute Gelegenheit, die
oraussetzung für eine ständige internationale Nahost-
onferenz zu schaffen. Ebenso muss der Barcelonapro-
ess so umgestaltet werden, dass er zur wirtschaftlichen
nd sozialen Stabilisierung der Region beiträgt. Deshalb
ordern wir die Bundesregierung auf, sich insbesondere
m ersten Halbjahr 2007 intensiver mit eigenen Initia-
iven in die Lösung des israelisch-palästinensischen
onfliktes einzubringen.


(Beifall bei der LINKEN)


azu gehört auch, Syrien ohne Bedingungen aktiv in
en Friedensprozess einzubeziehen.

Den Menschen in Palästina, insbesondere im Gaza-
treifen, muss rasch geholfen werden. Materielle Hilfen
urch die EU für die palästinensischen Autonomiege-
iete müssen ohne Einschränkungen sofort wieder auf-
enommen werden.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


ie EU muss den in der demokratischen Wahl vom Fe-
ruar dieses Jahres erklärten Willen des palästinensi-
chen Volkes anerkennen.

Europa muss einen zivilen Ansatz in der Krisen- und
onfliktbewältigung verfolgen. Unser Ausgangspunkt

ür eine Neubestimmung der deutschen und der europäi-






(A) )



(B) )


Alexander Ulrich
schen Außen- und Sicherheitspolitik ist daher: keine Be-
teiligung an völkerrechtswidrigen Angriffskriegen, we-
der unmittelbar noch mittelbar.


(Beifall bei der LINKEN)


Dass wir auch am Irakkrieg beteiligt sind, kann ich Ih-
nen versichern, Herr Außenminister. Ich wohne fünf Ki-
lometer von der US-Airbase Ramstein entfernt. „Von
deutschem Boden soll nie wieder Krieg ausgehen“, sagte
einmal Willy Brandt. Ich versichere Ihnen: Ramstein
liegt in Rheinland-Pfalz, also in Deutschland, und von
dort geht völkerrechtswidriger Krieg aus.


(Beifall bei der LINKEN)


Daher unterstützen wir, Die Linke, den Ramsteiner Ap-
pell, der von vielen Bürgerinitiativen und der Friedens-
bewegung getragen wird und der lautet: Angriffskriege
sind verfassungswidrig. Von deutschem Boden darf kein
Krieg ausgehen.

Im Irankonflikt muss weiter verhandelt werden. Da-
bei müssen auch die Sicherheitsinteressen des Iran be-
achtet werden. Ganz nebenbei: Eine glaubwürdige Iran-
politik kann nur der vertreten, der auch selber bereit ist,
für nukleare Abrüstung zu sorgen. Kein Land der Welt
hat das Recht, über Massenvernichtungswaffen zu verfü-
gen – nicht der Iran, aber auch kein anderes Land der
Welt, Herr Außenminister.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich komme zur EU-Erweiterungspolitik. In der Frage
der Beitrittsverhandlungen mit der Türkei werden
klare Aussagen vermieden. Die Gleichbehandlung der
Türkei mit anderen EU-Beitrittsländern als Bestandteil
der EU-Verhandlungen muss Gegenstand der deutschen
Bemühungen sein. Deutschland muss sich aktiv um eine
die Interessen aller Verhandlungspartner berücksichti-
gende Lösung der Türkei-Zypern-Frage bemühen. Klar
ist: Die Türkei muss Zypern als EU-Land voll akzeptie-
ren. Ultimaten, wie sie von der finnischen Ratspräsident-
schaft gestellt werden, bergen aber die Gefahr eines
Scheiterns der bisherigen EU-Perspektive der Türkei.

Oder – das ist die Frage – kommt der Bundesregie-
rung, insbesondere der Kanzlerin, die Zypernproblema-
tik gerade recht, um einen Grund zu haben, für ihr Mo-
dell einer privilegierten Partnerschaft zu werben? Wir
werden wahrscheinlich demnächst die doppelte Bundes-
kanzlerin erleben, die morgens auf dem roten Teppich
für die EU-Beitrittsverhandlungen und abends bei CDU-
Veranstaltungen für die privilegierte Partnerschaft wer-
ben wird. Dieses Verhalten kann sich Deutschland wäh-
rend der Ratspräsidentschaft nicht leisten. Die Kanzlerin
muss sich entscheiden; sonst ist die Glaubwürdigkeit
dieses Landes in dieser Frage mehr als in Gefahr.


(Beifall bei der LINKEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, eine Politik der
Bundesregierung für ein soziales und Frieden stiftendes
Europa ist nicht zu erkennen, weder für das erste Halb-
jahr 2007 noch für die Zeit danach. Ökonomisch wird
Europa als Ort der Deregulierung, Privatisierung und
neoliberalen Entstaatlichung begriffen. Die Menschen

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(C (D erbinden mit den Begriffen wie Europäisierung und lobalisierung zumeist Sorgen und Ängste. Die Frustra ion der Menschen in Europa ist groß. Die Lissabonstrategie ist gescheitert. Wirtschaftsachstum und Produktivitätsentwicklung blieben weit inter der Zielmarke. Eine höhere Beschäftigungsquote ei weiblichen und älteren Arbeitnehmerinnen und Areitnehmern und durchschlagende Erfolge im Kampf geen Arbeitslosigkeit blieben weitgehend aus. Die Areitslosigkeit verharrt in Europa bei über 18 Millionen nd die soziale Spaltung nimmt zu. In nahezu allen EUändern ist eine Prekarisierung der Arbeit zu beobach en. Bei der Bekämpfung von Massenarbeitslosigkeit nd sozialer Ausgrenzung sind Europa und auch eutschland kaum vorangekommen. Das belegt deutlich ie neue Unterschichtendiskussion auch in unserem and. Herausragendes Beispiel für den Verrat am sozialen uropa ist die vom Europäischen Parlament angenomene Dienstleistungsrichtlinie. Massenproteste der Geerkschaften und der sozialen Bewegungen wurden eitgehend ignoriert. Luxemburgs Premier Juncker forerte am Montag in der Presse, die Europäische Union üsse eine Sozialunion werden. Dieser Forderung chließen wir uns klar und deutlich an. Die soziale Diension Europas muss gestärkt werden. Ich komme zum Ende. Die Linke unterstützt nochals das Nein in Frankreich und in den Niederlanden. urch diese Ablehnung der europäischen Verfassung be teht die Chance auf ein sozialeres und friedlicheres Euopa. Wir sollten auch die deutsche Ratspräsidentschaft utzen, um für einen alternativen Verfassungsvertrag zu erben. Herr Kollege, Sie haben versprochen, zum Schluss zu ommen. Ich komme zum Schluss. Noch sagt die Mehrheit der europäischen Bevölkeung Ja zu Europa. Wir müssen diese Zustimmung nuten und einen Politikwechsel einleiten. Vielen Dank. Das Wort hat die Kollegin Marieluise Beck, ündnis 90/Die Grünen. Marieluise Beck RÜNEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606607000
Alexander Ulrich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606607100

(Beifall bei der LINKEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606607200

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Sehr geehrter Herr Außenminister, Sie haben
ben angemerkt, dass noch nicht über den Kosovo






(A) )



(B) )


Marieluise Beck (Bremen)

gesprochen worden sei. Ihnen kann geholfen werden. Ich
werde dem sofort nachkommen.

Neben den vielen Projekten, die der deutschen Rats-
präsidentschaft und der Bundesregierung jetzt auf den
Tisch gelegt werden – mir würde, wenn ich in Ihrer
Rolle wäre, etwas bange, weil diese Projekte eher einen
Fünfjahreszeitraum zu beanspruchen scheinen –, wird
eines unabdingbar sein: die Entscheidung über die Sta-
tusfrage des Kosovo. Jeder, der sich mit dem Kosovo
länger befasst hat, weiß, dass die Kosovo-Albaner nie-
mals wieder unter das Dach des serbischen Staates zu-
rückzukehren bereit sind. Die Herauslösung eines Lan-
desteils aus einem Staat ist heikel und das sollte niemand
schönreden.

Natürlich wird auch versucht werden, das Kosovo
zum Präzedenzfall zu machen. Das Kosovo ist aber ein
einzigartiger Fall. Das gilt vor allen Dingen, nachdem
die UNO das Kosovo zum Protektorat erklärt hat und mit
der Resolution 1244 den Auftrag erteilt hat, in Verhand-
lungen eine substanzielle Autonomie herzustellen. Der
UNO-Sicherheitsrat wird also für die Letztentscheidung
zuständig sein. Die Europäische Union – das wird das
Entscheidende sein – wird vor allen Dingen die Verant-
wortung für die Entwicklung dieses Gebietes in ökono-
mischer, ziviler und staatlicher Hinsicht übernehmen
müssen.

Die Zeit ist reif, Entscheidungen zu fällen und den
Schwebezustand zu beenden, damit die Menschen im
Kosovo endlich Perspektiven haben. Übrigens brauchen
auch die Menschen in Serbien Klarheit. Diese Klarheit
muss mit einer Perspektive verbunden sein: Das ist die
Europäische Union.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es ist klar: Die Perspektive für die Länder des westli-
chen Balkans nach diesem schmerzhaften Zerfall des
großen Staates Jugoslawien muss letztlich ein Wiederzu-
sammentreffen unter dem Dach der Europäischen Union
sein.

Wir müssen bei den schwierigen Verhandlungen über
den Status des Kosovo auch darauf bedacht sein, dass es
gelingt, Serbien so weit wie möglich mitzunehmen und
zu stabilisieren. Serbien sollte nicht gedemütigt werden.
Das ist wichtig; denn Demütigungen sind gefährlich. Es
ist erschreckend, wie wenig weite Teile Serbiens nach
wie vor bereit sind, sich mit der historischen Last des
Milošević-Erbes auseinander zu setzen. Das gilt auch für
die Nichtzusammenarbeit mit dem Haager Tribunal.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ein weiteres Projekt ist die Neuformulierung der Poli-
tik nach Osten. Es ist kein Geheimnis, dass wir Grüne die
Einschätzung, Putin sei ein lupenreiner Demokrat, nicht
geteilt haben und weiterhin nicht teilen. Natürlich ist
klar, dass wir gute Beziehungen zu Russland brauchen.
Russland und die Europäische Union sind aufeinander
angewiesen, und zwar nicht nur wegen Rohstoffen und
Ressourcen, sondern auch aus politischen Gründen. Wir
haben schwerwiegende Krisen zu meistern – ich erinnere

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(C (D n Nordkorea und den Iran – und das wird ohne russiches Mitwirken nicht möglich sein. Ich wünsche mir, von der Regierung einmal genauer u hören, was strategische Partnerschaft, die auf gemeinamen Werten beruht, eigentlich heißen soll. In der dereitigen Situation traut sich niemand wirklich eine Einchätzung zu, mit wem wir es in Russland zu tun haben. an fragt sich: Wie sind die Machtverhältnisse, wer teht hinter Putin und welche Rolle spielen der FSB und ie Oligarchen? Ist Putin die treibende Kraft oder wird er etrieben? Es gibt sehr viel Unsicherheit. Die Kremlstrologie erlebt leider eine neue Blüte. Das ist eine chwere Hypothek für gute Beziehungen, die auf Transarenz, Demokratie und gegenseitigem Verständnis baieren. Wir pflegen nicht nur deshalb gute Beziehungen zu ussland, weil es ein wichtiger Energielieferant ist, sonern auch, weil Russland ein wichtiger Teil Europas ist nd Stabilität in diesem Land in unserem Interesse liegt. ür Stabilität darf aber nicht jeder Preis bezahlt werden. o darf es kein Leisetreten geben. Sorgen macht mir, dass die Menschenrechtsverletzunen in Tschetschenien, obwohl es scheinbar beruhigt ist, ramatische Ausmaße angenommen haben, dass wir ngst haben müssen um die Menschenrechtler, die sich erzeit in der Zivilgesellschaft engagieren – so hat der od von Anna Politkowskaja uns alle erschüttert –, und ass die russisch-tschetschenische Freundschaftsgesellchaft liquidiert wurde, während wir im Petersburger ialog saßen. All diese Punkte müssen sehr deutlich geenüber dem Partner in Russland angesprochen werden. Noch ein Wort zur Energiepolitik: Beim EU-Russand-Gipfel am Freitag muss eine Lösung gefunden weren, die den Weg für eine auf Gleichberechtigung – das öchte ich betonen – beruhende Energiepartnerschaft bnet. Gleichberechtigung heißt, dass es um einen zweieitigen Prozess geht, nicht um einen einseitigen. Auch enn keine Energiecharta zustande kommt, muss das bkommen dennoch im größeren Rahmen des Partner chaftsund Kooperationsabkommens mit Russland steen. Das ist existenziell wichtig. Noch ein Gedanke, Frau Präsidentin: Die Regierung nd die Koalitionsfraktionen – ich nenne insbesondere errn Pofalla und Frau Zapf – haben sich mit uns allen usammen hinter Belarus gestellt. Die Erwartungen dort ind enorm. Wir dürfen in unseren Bemühungen für elarus nicht nachlassen. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Noch etwas Weiteres möchte ich im Hinblick auf die
uropäische Union sagen: Öffnen Sie Deutschland für
ll die jungen Menschen aus den Transformationslän-
ern im Osten, damit sie reisen und sehen können, was
emokratie ist.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606607300

Frau Kollegin!






(A) )


)
Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN):

Das ist eine unverzichtbare und notwendige Investi-
tion in unsere Zukunft.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606607400

Das Wort hat der Kollege Gert Weisskirchen, SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1606607500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

In einem haben Sie, Frau Kollegin Beck, völlig Recht:
Stabilität der Gesellschaften definiert sich nicht über die
militärische Stärke eines Staates nach außen, sondern
Stabilität, besonders von sich modernisierenden Gesell-
schaften, erkennt man an der Stärke ihrer Demokratien.
Das ist genau der entscheidende Punkt, warum die Au-
ßenpolitik der Bundesrepublik Deutschland darauf ge-
richtet ist, dazu beizutragen, dass es überall auf der Erde
starke Demokratien und Zivilgesellschaften gibt, die
über ihre Freiheit selbst bestimmen. Nur so können näm-
lich von innen starke Staaten aufgebaut werden, die we-
der von Problemen wie sozialen Konflikten noch von
Feinden der Demokratie umgeworfen werden. Das ist
der Auftrag der Außenpolitik, der insbesondere von der
auswärtigen Kulturpolitik wahrgenommen wird.

Vielen Dank, Herr Außenminister, dass Sie dazu bei-
getragen haben, dass die auswärtige Kulturpolitik end-
lich eine Trendwende vollzogen hat.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Gestern wurde Pierre Gemayel erschossen. Aber wo-
rauf zielten diese Schüsse? Sie zielten – das ist ganz
deutlich – darauf, eine stabile innere Entwicklung des
Libanon unmöglich zu machen. Pierre Gemayel war ein
engagierter Parlamentarier. Er steht für den Mut der Ze-
dernrevolution.

Einer der Gründe für die klare und deutliche Mehrheit
für das UNIFIL-Mandat im Deutschen Bundestag ist,
dass dieses Mandat auf das politische Ziel gerichtet ist,
die Souveränität des Libanon zu festigen und zu stärken.
Denn nur wenn es ein souveränes Libanon gibt, besteht
auch eine Chance, dass der Nahostfriedensprozess neu in
Gang kommt. Die Schüsse, die Pierre Gemayel getötet
haben, zielten darauf, diese Möglichkeit zu zerstören.
Al-Hariri hat gestern sehr deutlich gesagt, er befürchte,
dass dabei diejenigen als Drahtzieher ihre Hände mit im
Spiel hätten, die schon seinen Vater erschossen hätten.
Er hat gesagt: Die Freiheit der Politiker in diesem Land
soll erschossen werden.

Ein Zeichen für die mutige Veränderung in diesem
Land war die Zedernrevolution. Unser UNIFIL-Mandat
ist ein Zeichen dafür, dass wir mithelfen wollen, die De-
mokratie im Libanon zu stärken, liebe Kolleginnen und
Kollegen.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Auch hier zeigen sich deutlich die Ziele der deutschen
ußenpolitik. Gemeinsam mit anderen wollen wir dazu
eitragen, Explosionen von Gewalt zu verhindern, Ge-
altbereitschaft einzudämmen und die zivile Arbeit bei
er Bewältigung von Konflikten zu fördern. Deshalb be-
eiligen wir uns so intensiv und engagiert an den Missio-
en und Mandaten der Vereinten Nationen; denn sie
chaffen die Möglichkeit, die Konflikte dieser Erde in
ultilateralem Handeln so weit es geht zu bändigen.

Das ist das Ziel unserer Außenpolitik. Es geht nicht
arum – wie Sie ständig unterstellen –, die Außenpolitik
u militarisieren, sondern darum, dafür zu sorgen, dass
as Militär mit eingesetzt wird, um zivile und demokra-
ische Prozesse zu unterstützen. Das können Sie überall
ehen, wo wir, die Bundesrepublik Deutschland, uns im
ahmen multilateraler Entscheidungen beteiligen, sei es

n Afghanistan, sei es im Nahen Osten. Das bestimmt die
ualität der deutschen Außenpolitik. Für diese Qualität
er deutschen Außenpolitik steht der Außenminister
rank-Walter Steinmeier. Sie haben unsere Unterstüt-
ung, die Unterstützung der SPD-Bundestagsfraktion.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich will auf etwas aufmerksam machen, was uns in
en nächsten Jahren vermutlich noch sehr viel mehr be-
chäftigen und sehr viel dramatischere Züge annehmen
ird – das betrifft übrigens alle demokratischen Gesell-

chaften und alle Nationalstaaten –: Wir stehen vor ei-
em Wandel, vor einem Prozess der inneren Verände-
ung. Überall befinden sich Gesellschaften, die sich
odernisieren, in einem ungeheuren inneren Beschleu-
igungsprozess, ob in Frankreich – wenn Sie an das
enken, was vor einem Jahr in den Banlieues geschehen
st – oder auch in manchen Städten Großbritanniens. Sie
rauchen auch nur nach Kreuzberg zu schauen. In den
SA ist das ebenso ein Thema. Robert Putnam, einer der
ichtigsten Soziologen der USA, hat gerade eine Studie
eröffentlicht – ich empfehle ihre Lektüre sehr –, in der
r klar beschreibt, wie in Kalifornien – also einem Land
n den USA, von dem man erwartet, dass es Integrations-
räfte mobilisiert, damit es nicht zu inneren Brüchen
ommt – das Vertrauen in den Kommunen in solchen
egionen, die sehr stark von Einwanderung geprägt

ind, dramatisch zusammenbricht. Das ist ein Zeichen
afür, dass wir das, worum es zukünftig gehen wird, sehr
rnst nehmen müssen.

Ein anderer kluger – diesmal deutscher – Soziologe,
eorg Simmel, hat schon zu Beginn des letzten Jahrhun-
erts gesagt: „Der Fremde ist der, der heute kommt und
orgen bleibt.“ Wir müssen also von einem homogenen
erständnis des Nationalstaats Abschied nehmen und die
eterogenität nicht nur annehmen, sondern sie als eine
hance der inneren Bereicherung und – wenn es denn

ein muss – als Ausgangspunkt eines inneren Konfliktes
kzeptieren.

(B)







(A) )



(B) )


Gert Weisskirchen (Wiesloch)

Heute wird in den Niederlanden gewählt. Was mich
wundert, ist, dass im niederländischen Wahlkampf der
Mord an Theo van Gogh keine Rolle mehr gespielt hat.
Selbst in diesem Land, das von sich selber sagt, es sei of-
fen und in ihm werde hart über die inneren Konflikte
diskutiert, zeigen sich Verdrängungsprozesse.

Wir dürfen die Verdrängungsprozesse bei uns nicht
akzeptieren, sondern wir müssen ganz bewusst auf die
Integrationsdefizite aufmerksam machen. Das ist ein
Prozess, der alle – ich wiederhole es: alle – sich moder-
nisierenden Nationalstaaten überall in der Welt vordring-
lich mit Integrationsaufgaben konfrontieren wird. Ich
glaube, dass das, was augenblicklich in der auswärtigen
Kulturpolitik geschieht, sozusagen das Modell dafür ist,
wie wir mit diesem Problem umgehen müssen.

Ich erinnere daran: Das Goethe-Institut – das Ihnen,
Herr Außenminister, anlässlich der Konferenz Ende Ok-
tober in einigen Papieren dargestellt hat, wie wir mit sol-
chen Themen umgehen sollten – hat sehr plastisch
herausgearbeitet, dass der kulturelle Dialog keine Veran-
staltung ist, in dem es nur um fruchtbare Begegnungen
geht. Vielmehr sind mit diesem Dialog Konflikte ver-
bunden. Konflikte sind aber das Markenzeichen von sich
modernisierenden demokratischen Gesellschaften. Kon-
flikte darf man nicht aus Angst sozusagen wegdrücken.
Man muss sie vielmehr annehmen und unter dem Aspekt
unterschiedlicher Lebensentwürfe – dazu gehört der Is-
lam – so verarbeiten, dass es zu einem Integrationspro-
zess kommt.

Wir müssen deutlich machen, dass Demokratie und
Freiheit die Moderne repräsentieren. Alle, die sich die-
sen Wert der Freiheit zu Eigen machen, haben bei uns ih-
ren Platz. Das deutlich zu machen, ist eine Aufgabe, die
sich bei der auswärtigen Kulturpolitik sehr plastisch
zeigt.

Ich danke den Haushältern, dass sie mitgeholfen ha-
ben, dass sich das Goethe-Institut modernisiert, Budge-
tierungen einführt und mit seiner Arbeit dafür sorgt, dass
dieses Modell der auswärtigen Kulturpolitik auch bei
uns im Land seinen Platz finden kann.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606607600

Nächster Redner ist der Kollege Michael Link, FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Michael Link (FDP):
Rede ID: ID1606607700

Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! Es ist

eine gute Tradition, dass wir im Rahmen des
Einzelplans 05 auch auf den EU-Haushalt eingehen.
Herr Frankenhauser hat es bereits getan. Leider war er
bisher der Einzige. Ich will daher für die FDP-Fraktion
einige Worte hinzufügen.


(Herbert Frankenhauser [CDU/CSU]: Das ist gut!)


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(C (D In der Tat ist es so, dass wir während der deutschen räsidentschaft nicht nur über die EU-Verfassung sprehen, Herr Bundesaußenminister. Die Verfassung ist ichtig. Wir alle, auch die FDP, wünschen uns, dass wir it Blick auf diese Verfassung zum Erfolg kommen. Aber ich will auch auf einen anderen Prozess auferksam machen, der seine Schatten vorauswirft. Es andelt sich um den auf dem Dezember-Gipfel beschlosenen Prozess, der mit der Revisionsklausel des EUaushalts verbunden ist. Eine entsprechende Prüfung ird es bereits 2008/2009 geben. Wir wünschen uns, ass unter der deutschen Präsidentschaft ein Fahrplan ufgestellt wird, wie es mit der Verfassung weitergeht. ir werden diesbezüglich 2008 bzw. 2009 zu einem Er ebnis kommen. Aber just zu diesem Zeitpunkt greift die evisionsklausel. (Dr. Werner Hoyer [FDP]: Da wird es gefährlich!)


Juristisch sind die beiden Themen nicht verbunden,
olitisch sehr wohl. Die Gefahr, dass hier Gegenge-
chäfte stattfinden, die am Schluss nicht zu einem euro-
äischen Mehrwert, sondern wieder zu falschen Kom-
romissen führen, ist groß. Deshalb: Passen wir
emeinsam auf! Das ist eine Aufgabe des ganzen Parla-
ents.

Eigentlich bräuchten wir mehr parlamentarische Kon-
rolle dessen, was wir an die EU zahlen. Gemessen an
em, was wir heute an die EU zahlen – das sind deutlich
ehr als 20 Milliarden Euro pro Jahr –, gehen wir im
undestag mit diesem ganzen Bereich äußerst nachläs-

ig um.


(Beifall bei der FDP)


ie parlamentarische Beratung des EU-Haushalts im
eutschen Bundestag könnte völlig zu einer Farce ver-
ommen, würden wir nicht endlich einmal zu einer Ver-
ahrensweise kommen, bei der die Zahlungen an die EU
o wichtig, so ernst und so konsequent behandelt wür-
en, wie dies bei den Einzelplänen der Fall ist, die wir in
erichterstattergesprächen usw. sehr genau behandeln.

Beim Bereich der EU läuft das oft außen vor. Das
erhandlungsergebnis des Rates wird oft mehr oder we-
iger nur durchgewinkt. Wieso wird es durchgewinkt?
eil wir es zur endgültigen Ratifizierung erst dann be-

ommen, wenn es, zeitlich gesehen, bereits in Kraft ge-
reten ist. Die jetzige Finanzielle Vorausschau 2007 bis
013 werden wir irgendwann im Laufe des nächsten Jah-
es zur Entscheidung bekommen. Dann ist der Zug aber
bgefahren.

Deshalb fordern wir von der FDP – das ist eine Forde-
ung an das ganze Parlament; es ist eine Frage unserer
arlamentarischen Selbstachtung –: Lassen Sie uns zu
iner Behandlung dieses Bereiches kommen, die den
erfahren bei den anderen Einzelplänen entspricht! Das

st außerordentlich wichtig. Dies wäre vor allem deshalb
ngeraten, weil wir hier über mehr als 20 Milliarden
uro sprechen.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Michael Link (Heilbronn)

Dieser Bereich entspricht, vergleicht man ihn mit den
Einzelplänen, dem fünfgrößten Einzelplan. 14 Einzel-
pläne sind kleiner und vier größer; das sollte man sich
einmal deutlich machen.

Trotz allem wird dieses Thema nur im Einzelplan 60
unter „Allgemeine Finanzverwaltung“ unter „ferner lie-
fen“ abgehakt, und zwar, technisch gesprochen, als ne-
gative Einnahmen. Technisch ist das zwar richtig. Aber
wollen wir Europa nur technisch behandeln? Ich möchte
sagen: Es ist politisch falsch, die Zahlungen an die EU
nur dort zu behandeln. Wir müssen sie quasi wie einen
eigenen Einzelplan behandeln. Es entspricht auch nicht
der Haushaltsklarheit und Haushaltswahrheit, wenn wir
diesen Posten mehr oder weniger nur grosso modo
durchwinken. Das Königsrecht des Parlaments, die Kon-
trolle des Haushalts, wird auf diese Art und Weise weder
auf der Einnahmeseite noch auf der Ausgabenseite nach-
drücklich ausgeübt.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Sehr wahr!)


Wie wichtig mehr Kontrolle wäre, machen die Worte
des Präsidenten des Europäischen Rechnungshofes deut-
lich. Er hat letzte Woche vor dem Europäischen Parla-
ment Folgendes gesagt:

Der Hof kann – insbesondere für die Ausgabenbe-
reiche Landwirtschaft …; Strukturmaßnahmen; in-
terne … und externe Politikbereiche – … keinen …
Bestätigungsvermerk erteilen.

Er stellt in weiten Bereichen „überhöhte Ausgabenerklä-
rungen“ – das ist ein freundliches Wort für Trickserei;
selbst dieses Wort ist noch freundlich – und „doppelte
Abrechnung von Kosten“ fest.

Ich frage mich also: Ist das, wofür wir unser Geld in
der EU ausgeben – über 80 Prozent fließen ja in den
Agrarfonds und in die Strukturpolitik –, vielleicht nicht
zu betrugsanfällig? Abgesehen davon, dass es politisch
überhaupt nicht sinnvoll ist, fast die gesamten Mittel nur
in jene Bereiche zu stecken, die keinen europäischen
Mehrwert bringen.

Es gibt also genügend Stoff für die Revisionsklausel
2008/2009. Die deutsche Bundesregierung hat vor dem
Hintergrund ihrer Ratspräsidentschaft jetzt die Chance,
erste Weichen zu stellen. Denn selbstverständlich begin-
nen die Verhandlungen und die Vorgespräche zu diesem
Thema bereits jetzt.

Wir würden uns wünschen, dass die deutsche Bundes-
re
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1606607800
„Giving national
parliaments scrutiny over EU funds“.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606607900

Herr Kollege, würden Sie bitte einmal auf die Uhr vor

sich schauen?


Michael Link (FDP):
Rede ID: ID1606608000

Jawohl.



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(C (D (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Aber übersetzen muss er das noch! – Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)


Genau.

Den nationalen Parlamenten soll also ein Mitsprache-
echt gegeben werden. Das sollte auch bei uns im Hause
o sein. Dies sollte mit Respekt vor dem Geld der Steu-
rzahler dringend eingeführt werden.

Danke schön.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606608100

Das Wort hat die Kollegin Ursula Heinen, CDU/CSU-

raktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1606608200

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol-

egen! Kollege Link, gestatten Sie mir eingangs nur ein
ort zu Ihrer Forderung, auch unser Parlament müsse

ich stärker mit dem EU-Haushalt befassen. Ich denke,
ir als Deutscher Bundestag müssen dem Europäischen
arlament Vertrauen entgegenbringen; denn das origi-
äre Recht, den europäischen Haushalt zu kontrollieren,
iegt natürlich beim Europäischen Parlament. Nicht von
ngefähr haben wir viele deutsche Europaabgeordnete
ach Brüssel geschickt – Ihre Fraktion ist dort relativ
tark vertreten –, um dort Kontrollfunktionen wahr-
unehmen. Ich glaube daher, dass wir uns mit unseren
uropäischen Kollegen intensiver austauschen müssen.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Diese Position bekommen Sie in Ihrer eigenen Fraktion nicht durch!)


Ich möchte eine zweite Anmerkung machen. In den
achausschüssen wird sehr wohl über den EU-Haushalt
esprochen. Ich kann das auf jeden Fall für den Land-
irtschaftsausschuss bestätigen, für den es geradezu es-

enziell ist, wie mit den europäischen Geldern umgegan-
en wird. Ich glaube, dass wir da auf dem richtigen Weg
ind.

Mit der Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft
tehen uns in der Tat sehr wichtige Monate bevor. Es ist
in besonderes Ereignis, weil es uns die Möglichkeit
röffnet, in Europa Themen anzusprechen und voranzu-
ringen, die uns ganz besonders wichtig sind. Der Kol-
ege Hoyer hatte Recht, als er in seinem ersten Redebei-
rag sagte, dass die Regierung durchaus ambitioniert an
ie nächsten Monate herangehen und sich hohe Ziele
tecken soll.

Für uns steht dabei der Verfassungsprozess an aller-
rster Stelle. Das besondere Merkmal der Europäischen
nion ist, dass sie eine politische Union ist. Im Gegen-

atz zu anderen Formen von Zusammenschlüssen in
reihandelszonen oder sonstigen Wirtschaftsvereinigun-
en soll die Europäische Union mehr sein, sie soll ihren
olitischen Charakter wahren. Wenn sich die EU weiter






(A) )



(B) )


Ursula Heinen
vergrößert, weil sie neue Mitglieder aufnimmt, darf ihr
Charakter als politische Union nicht verloren gehen.
Dazu brauchen wir den europäischen Verfassungsver-
trag.

Frau Bundeskanzlerin und Herr Außenminister, die
Bundesregierung muss wirklich den Verfassungsprozess
wieder in Gang bringen. Der Europäische Rat hat im
vergangenen Juni einen Zeitplan vorgeschlagen, der im
ersten Halbjahr des nächsten Jahres präzisiert und kon-
kretisiert werden soll. Am 25. März 2007, dem 50. Jah-
restag der Römischen Verträge, soll es eine Berliner Er-
klärung der Staats- und Regierungschefs der EU geben,
die vor allen Dingen die Werte, die Aufgaben und
Grundlagen der Europäischen Union darstellen soll. Je-
der ist aufgefordert und aufgerufen, sich tatsächlich an
dieser Diskussion zu beteiligen.

Es werden immer wieder Rufe laut, insbesondere aus
den ganz linken Reihen, dass der Verfassungsvertrag so
nicht umgesetzt werden muss. Ich möchte daher daran
erinnern, dass in 15 Ländern die Parlamente den Verfas-
sungsvertrag bislang ratifiziert haben.


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Und in Volksabstimmungen!)


– In Irland gab es beispielsweise eine Volksabstimmung. –
Viele Menschen haben dem Verfassungsvertrag zuge-
stimmt. Diese Tatsache müssen wir in den nächsten Mo-
naten berücksichtigen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606608300

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Ulrich?


Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1606608400

Nein.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Er hat es nicht verdient!)


Lassen Sie mich zu einem weiteren zentralen Thema
kommen, zur Erweiterung der Europäischen Union.
Der Bundestag hat mit großer Mehrheit dem Beitritt
Rumäniens und Bulgariens in die EU zugestimmt,
auch wenn es noch Defizite im Transformationsprozess
gibt, etwa in den Bereichen Lebensmittelsicherheit und
Hygienestandards, ordnungsgemäße Kontrolle der EU-
Fördermittel, Herr Link, sowie Innen- und Justizpolitik.
Diese Defizite müssen selbstverständlich weiter über-
prüft und behoben werden.

Die Europäische Union wird ab dem kommenden
Jahr 27 Mitglieder zählen. Es sind beinahe – wir haben
uns die Zahl gerade noch einmal zugerufen – eine halbe
Milliarde Menschen in der Europäischen Union. Ab ei-
nem gewissen Punkt müssen wir in der Tat verantwort-
lich darüber nachdenken, wie groß die Europäische
Union eigentlich werden kann, ohne ihren Charakter als
politische Union zu verlieren und – das hatte ich ein-

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(C (D angs bereits erwähnt – zu einer bloßen Freihandelszone egradiert zu werden. Deshalb muss es für eine Reihe von Drittstaaten, die ine Grenze zur EU haben, eine Nachbarschaftspolitik anstelle eines EU-Beitritts – geben, die auf gemeinamen Werten und einer gemeinsamen Teilhabe an Siherheit und Wohlstand beruht. Es geht also durchaus m privilegierte Partnerschaften. Wir führen jetzt ergebnisoffene – ich betone das Wort ergebnisoffen“ – Beitrittsverhandlungen mit der ürkei. Sie zeigen uns, wie schwierig dieser Prozess ist. ines muss klar sein: Ein EU-Beitritt ist an klare Krite ien geknüpft. Der Fortschrittsbericht der vergangenen oche hat zutage gebracht, was viele befürchteten, näm ich dass der Reformprozess in der Türkei ins Stocken eraten ist. So hält sich die Türkei bei der Umsetzung es Ankaraprotokolls nicht an die Standards. Es ist richig, dass die Europäische Union der Türkei ein Ultimaum gesetzt hat, die bestehende Zollunion auf alle neuen itgliedstaaten, also eben auch auf Zypern auszudehen. Bis Anfang Dezember müssen zypriotische Schiffe nd Flugzeuge türkische Häfen und Flughäfen ungehinert anlaufen bzw. anfliegen können. Seit 1987 blockiert die Türkei alle Schiffe unter zyriotischer Flagge. Das hat mittlerweile durchaus erhebiche Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung n Zypern. So war die zypriotische Handelsflotte einmal ie viertgrößte Handelsflotte der Welt. Mittlerweile ist ie – nicht nur, aber auch durch den schwierigen Prozess it der Türkei – auf den zehnten Platz gerutscht. Ich inde, wir dürfen in der heutigen Zeit in Europa nicht ehr zulassen, dass es solche Entwicklungen gibt. Lassen Sie mich noch kurz auf einen weiteren Aspekt er Frage des Beitritts der Türkei zur Europäischen nion eingehen, der in der öffentlichen Diskussion oft in wenig zurückgespielt wird bzw. unter dem allgemeien Titel „Menschenrechte“ zur Sprache kommt, nämich die Situation der Frauen und der Frauenrechte in er Türkei. In den letzten Jahren hat die Türkei zahlreihe Gesetze zur Stärkung der Rechte von Frauen verabchiedet. Eine besonders wertvolle Arbeit hat der Auschuss über Ehrenmorde geleistet. Er hat auch viel rfolg gehabt, nämlich in der Änderung des Strafgesetzuches, wo Ehrenmorde endlich als Morde in besonders chwerem Fall gelten. Das ist ein Riesenfortschritt für ie Türkei, der sich allerdings noch nicht bis in die tatächliche Justiz herumgesprochen hat; im Fortschrittsbeicht wurde nämlich gezeigt, dass Ehrenmorde immer och nicht als schwere Delikte geahndet werden. Auch ies sollte geändert werden. Ein weiteres Thema, das uns auch hier in Deutschland etrifft, ist die Zwangsverheiratung. So wird das auenund europapolitische Thema Türkei natürlich auch in innerdeutsches, ein innenpolitisches Thema. In der ürkei werden 58 Prozent der Ehen nicht freiwillig gechlossen, um es so zu formulieren. Es sind nicht immer wangsverheiratungen, aber es sind Ehen, die unter ruck zustande kommen. Die Zahlen hierzu sind offi Ursula Heinen zielle Zahlen. Die offizielle Seite in der Türkei verneint aber bisher, dass es solche Zwangsverheiratungen gibt. Ich denke, dass wir uns damit auch hier, auch in der Europapolitik, wenn es um die Frage des Beitritts geht, intensiver auseinander setzen müssen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Ich freue mich, dass die Europapolitik der Bundesre-
gierung auf einem wirklich guten Weg ist, und hoffe,
dass die Beitrittsverhandlungen und die Gespräche mit
unseren europäischen Nachbarn weiter zu guten Ergeb-
nissen führen.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606608500

Das Wort hat die Kollegin Monika Griefahn, SPD-

Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Monika Griefahn (SPD):
Rede ID: ID1606608600

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

legen! Ich möchte an dieser Stelle als erstes unserem Au-
ßenminister danken. Seit er im Amt ist, hat er klar ge-
macht, dass Kulturpolitik innerhalb der auswärtigen
Politik nicht nur irgendein Aspekt ist, sondern ein zen-
trales Standbein. Ich finde, er hat das hier heute aus-
drücklich demonstriert. Herzlichen Dank dafür!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Seine Initiative ist besonders für die zahlreichen Mitt-
lerorganisationen ein wichtiges Zeichen; denn wir haben
in Deutschland immer noch das Problem, dass unser kul-
turelles Engagement im Ausland und seine Bedeutung
für Deutschland hier im Land zu wenig wahrgenommen
wird. Es wird zu wenig gesehen als etwas, das uns direkt
nützt, nämlich in der Anbindung der Länder und der
Menschen untereinander, derjenigen, die unsere Institu-
tionen besuchen – seien es die Schulen, sei es über den
Wissenschaftsaustausch, sei es das Goethe-Institut. Un-
ser kulturelles Engagement hat etwas damit zu tun, was
für eine Beziehung diese Menschen später zu Deutsch-
land haben; sie können selber Botschafter für Deutsch-
land werden, können mit uns Geschäfte machen und
können, wenn sie in politische Verantwortung kommen,
einen regen Kontakt mit uns haben und unsere demokra-
tischen Ideen mit vertreten. Ich glaube, das müssen wir
deutlich machen. Sie, Herr Minister, haben das sehr
deutlich gemacht, und auch dafür danke ich Ihnen.

Was mit dem zusätzlichen Geld für die Goethe-Insti-
tute geschieht, war in der heutigen Debatte ein Thema.
Herr Leibrecht, ich möchte darauf aufmerksam machen,
dass in einem sehr mühevollen Prozess ein neues Kon-
zept erarbeitet worden ist. Auch vom Goethe-Institut sel-
ber werden große Umstrukturierungen vorgesehen. Das
möchte ich hier ausdrücklich anerkennen. Ich finde es
gut, dass man in der Zentrale sparen will, dass man dort
Personal freisetzen will – das ist Teil des Konzeptes –,

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(C (D m in neue Institute in Osteuropa, in Zentralasien oder in nderen Ländern, wo die Goethe-Institute zurzeit wenig räsent sind, investieren zu können, damit die Anbinung besser wird. Diese Leistung will ich an dieser telle würdigen. Es gab eine Debatte darüber, dass man Institute in Euopa schließen könnte; sie seien nicht mehr so wichtig, eil wir in Europa ohnehin schon miteinander verbunen seien. Wir sehen, wie notwendig es ist, dass es die uropäischen Kontakte noch gibt. Deswegen bin ich froh arüber, dass in dem Konzept vorgesehen ist, dass die uropäischen Institute bestehen bleiben, sie vielleicht in ine andere Präsenzform gegossen werden, wir in uropa aber auf jeden Fall weiterhin zusammenarbeiten. ch glaube, auch das ist ein wichtiges Zeichen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben heute einen Antrag, der dieses Konzept be-
leitet, eingebracht, über den wir in den nächsten Wo-
hen diskutieren werden. Ich hoffe auf eine rege Debatte
ber diesen Antrag. Ich hoffe, dass wir ihn anschließend
uch hier im Plenum diskutieren können.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606608700

Das Wort hat der Kollege Thomas Silberhorn, CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Thomas Silberhorn (CSU):
Rede ID: ID1606608800

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Wie die außenpolitische Debatte heute gezeigt
at, wird das Jahr 2007 ein spannendes Jahr für die deut-
che Außenpolitik. Die Ratspräsidentschaft in der Euro-
äischen Union und die G-8-Präsidentschaft werden uns
ie Chance geben, in der internationalen Gemeinschaft
ach unseren Maßstäben einer interessenorientierten und
ertegebundenen Außenpolitik eigene Akzente zu set-

en. Lassen Sie mich einige Aspekte dazu ausführen.

Die Risiken für unsere Sicherheit sind nicht gerin-
er geworden. Die Situation im Nahen Osten, die Lage
n Afghanistan oder geplante Terroranschläge in
eutschland zeigen das. Für mich ist wichtig, festzustel-

en, dass die NATO als unser wichtigstes militärisches
ündnis der Anker für unsere Sicherheit ist und bleibt.
llerdings sehen wir auch, dass wir unsere Sicherheit in
er Europäischen Union immer weniger von der NATO
orgen können, sondern immer mehr gehalten sind,
elbst Aufgaben der Friedenssicherung wahrzunehmen.

Die Europäische Union hat in den vergangenen Jah-
en gelernt, in der Außen- und Sicherheitspolitik neue
erantwortung zu tragen. Wir sichern den Frieden in
osnien und Herzegowina, im Kosovo und in Mazedo-
ien. Dabei setzen wir auf eine enge Kooperation zwi-
chen NATO und Europäischer Union. Beim NATO-
ipfel Ende November werden wir mit unseren Partnern
ber die Rollenverteilung zwischen NATO und EU






(A) )



(B) )


Thomas Silberhorn
sowie über die Ausrichtung und Ausdehnung der NATO
diskutieren können.

Wir müssen uns aber auch innerhalb der Europäi-
schen Union noch enger abstimmen. Dazu gibt es nach
meiner Auffassung keine Alternative. Wir müssen uns
darauf verlassen können, dass Europa mit einer Stimme
spricht und gemeinsam handelt, wenn es ernst wird. Des-
wegen braucht die Europäische Union eine starke
Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik.

In Afghanistan leisten unsere Soldaten und Diploma-
ten eine herausragende Arbeit. Ich glaube, wir müssen
immer wieder deutlich machen, weshalb wir diesen Ein-
satz in Afghanistan erbringen: Wir sind nicht aus purer
Nächstenliebe dort. Wir engagieren uns in Afghanistan,
weil dort Terroristen ausgebildet worden sind, die uns
noch heute bedrohen. Deswegen haben wir ein eigenes
Interesse daran, dass dieses Land nicht erneut zum Aus-
bildungscamp für Terroristen wird. Deswegen engagie-
ren wir uns in Kabul und in den Provinzen beim Wieder-
aufbau und bei der Stabilisierung dieses Landes. Wir
bemühen uns um Sicherheit für uns und für das afghani-
sche Volk.

Wenn nun gefordert wird, dass die militärischen
Kräfte in Afghanistan insbesondere im Süden verstärkt
werden sollen, scheint mir der Akzent der öffentlichen
Debatte nicht ganz exakt gesetzt zu sein. Ich habe den
Eindruck, dass wir die Probleme im Süden Afghanistans
nicht mit zusätzlichen Soldaten lösen können. Soldaten
können nur ein Zeitfenster öffnen, das wir für eine politi-
sche Lösung nutzen müssen. Wir sollten deshalb alles
daran setzen, eine solche politische Lösung zu finden.

Wir müssen, um Afghanistan zu stabilisieren, dafür
sorgen, dass die Menschen wieder Hoffnung schöpfen
können. Das wird nur der Fall sein, wenn sie die interna-
tionale Präsenz als Unterstützung für sich selbst verste-
hen und erfahren können, und wenn beispielsweise bei
der Errichtung von Schulen und Krankenhäusern sicht-
bar wird, dass es Fortschritte gibt und dass es Alternati-
ven zum Drogenanbau gibt. Die Wiederaufbauhilfe, die
wir leisten, wird nur dann bei den Menschen ankommen
und nur dann eine gute Investition in die Zukunft des
Landes darstellen, wenn wir für Sicherheit in diesem
Land sorgen können. Ich denke, dass unser deutscher
Beitrag gerade im Hinblick auf die afghanische Polizei
und Armee deshalb von ganz besonderer Bedeutung ist.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Kongomission steht vor der Beendigung. Wir
können von hier aus den Präsidentschaftskandidaten
Bemba nur aufrufen, die Ergebnisse der Wahl, die von
einer unabhängigen Kommission festgestellt worden
sind, zu akzeptieren. Es ist nicht überzeugend, eine
Überprüfung dieses Ergebnisses bei Gericht zu beantra-
gen und dann zuzusehen, wie eigene Leute exakt dieses
Gericht angreifen und damit die selbst beantragte Über-
prüfung unmöglich machen. Wir müssen darauf drän-
gen, dass dieses Wahlergebnis akzeptiert wird. Alles
Weitere wird die Mission der Vereinten Nationen im
Kongo übernehmen können.

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(C (D Ich möchte hier nochmals mein Petitum anbringen, ass wir politische Leitlinien für die Auslandseinsätze er Bundeswehr entwickeln müssen, die Antworten geen auf die Frage, was wir politisch wollen, auf die rage, was militärisch erreichbar ist, und auf die Frage, as mit unseren Ressourcen leistbar ist. Dazu gehört um Beispiel, dass wir militärische Einsätze in ein politiches Gesamtkonzept einbetten, das auch diplomatische emühungen, humanitäre Maßnahmen, polizeiliche Un erstützung und entwicklungspolitische Projekte beinhalet. Wir müssen Ziel, Umfang und Dauer eines Einsatzes inschließlich einer Exit-Strategie definieren. Wir müsen auch die Kapazitäten an Personal, Material und Fianzen konkretisieren. Mir geht es dabei darum, dass wir keine Sicherheitsolitik betreiben, die nur auf internationale Entwicklunen reagiert, sondern dass wir uns im Vorfeld konzeptioell überlegen, wie wir Sicherheitspolitik gestalten ollen. Deswegen ist meine Forderung nach Leitlinien ür Auslandseinsätze der Bundeswehr Bestandteil einer räventiven Sicherheitsstrategie. Ich glaube, das müsen wir auf der Grundlage des Weißbuches in den nächsen Monaten leisten, und zwar mit dem Ziel, selbst laubwürdiger und berechenbarer – sowohl für unsere artner als auch für die Bevölkerung in Deutschland – zu erden. Lassen Sie mich hinsichtlich der Europäischen Union as Thema Türkei ansprechen. Wir stehen vor der Situaion, dass die Türkei ihre klare Verpflichtung, das Ankaaprotokoll zu ratifizieren und damit die gemeinsame ollunion auf Zypern auszudehnen, bis heute nicht er üllt. Wir in der CSU waren der Meinung – und wir sind is heute dieser Meinung –, dass es verfrüht war, Beirittsverhandlungen mit der Türkei zu beginnen. Wir aben uns jedoch im Koalitionsvertrag darauf verstänigt, dass diese Verhandlungen ergebnisoffen geführt erden können. Nun ist die Frage, wie man damit umgeht, dass die rundlage dieser Verhandlungen nach wie vor nicht er üllt wird. Denn die Ratifizierung des Ankaraprotokolls ar eine Vorbedingung dafür, dass die Aufnahme von eitrittsverhandlungen beschlossen wurde. Deswegen lädiere ich dafür, dass wir Konsequenzen ziehen, wenn as Ankaraprotokoll nicht unterzeichnet wird und die ürkei sich weiterhin weigert, ihre Häfen und Flughäfen ür zypriotische Schiffe und Flugzeuge zu öffnen. Es muss endlich jemand den Mut haben, der Türkei ie Wahrheit zu sagen. Dazu gehört, dass wir einen anauernden Vertragsbruch nicht hinnehmen, so nicht weiermachen und nicht zur Tagesordnung übergehen könen. Wir müssen darauf drängen, dass die Bedingungen ür die Aufnahme von Verhandlungen, auf die wir uns m Vorhinein verständigt haben, erfüllt werden. Dazu geört, jetzt Konsequenzen zu ziehen und – so lautet unser orschlag – im Rahmen dieses Verfahrens keine neuen erhandlungskapitel zu öffnen. (Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der CDU/ CSU: Ein guter Mann, der Silberhorn!)


(Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)







(A) )



(B) )


Thomas Silberhorn
Ich will allerdings auch darauf hinweisen, dass die
Türkei für uns ein wichtiger Nachbar und ein strategi-
scher Partner bleibt und dass wir der Bedeutung dieser
Nachbarschaft durch die Entwicklung eines maßge-
schneiderten Konzepts der Zusammenarbeit zwischen
der Türkei und der Europäischen Union Rechnung tra-
gen müssen.

Ich bin dafür, einen praktischen und realistischen An-
satz zu wählen, um aus der Sackgasse eines alles oder
nichts herauszukommen. Stattdessen sollten wir auch
Formen der Kooperation unterhalb der Vollmitglied-
schaft in der Europäischen Union entwickeln.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606608900

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen nun zur Abstimmung über den
Einzelplan 05 – Auswärtiges Amt – in der Ausschussfas-
sung. Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Ent-
haltungen? – Der Einzelplan 05 ist mit den Stimmen der
Koalition bei Gegenstimmen der Opposition angenom-
men.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt I.10 auf:

Einzelplan 14
Bundesministerium der Verteidigung

– Drucksachen 16/3113, 16/3123 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Johannes Kahrs
Susanne Jaffke
Bartholomäus Kalb
Jürgen Koppelin
Dr. Gesine Lötzsch
Alexander Bonde

Zum Einzelplan 14 liegt je ein Änderungsantrag der
Fraktion der FDP sowie der Fraktion Die Linke vor. Au-
ßerdem liegt ein Entschließungsantrag der Fraktion der
FDP vor, über den wir am Freitag nach der Schlussab-
stimmung abstimmen werden.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache zwei Stunden vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Kolle-
gin Elke Hoff, FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Elke Hoff (FDP):
Rede ID: ID1606609000

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen!

Verehrte Kollegen! Ich kann mich nicht daran erinnern,
dass die Bundeswehr in ihrer 50-jährigen Geschichte
schon einmal derart in der Öffentlichkeit gestanden hat,
wie es in den letzten Monaten der Fall war. Ob dadurch
jedoch in unserer Gesellschaft oder aufseiten der Bun-
desregierung das „freundliche Desinteresse“ gegenüber

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(C (D er Bundeswehr, wie Bundespräsident Köhler es formuiert hat, schwindet, bleibt dahingestellt. Die Bundeswehr wird zunehmend als ein außenund nnenpolitisches Allheilmittel zur Bewältigung von icherheitspolitischen Bedrohungen in Anspruch geommen. Man kann dem früheren Außenminister Gencher nur zustimmen, der darauf hingewiesen hat: „Miliäreinsatz darf nicht zum beliebigen Mittel der ersten ahl werden.“ Der rasante Zuwachs der Bedeutung der Bundeswehr eht schon seit Jahren nicht mehr mit einer adäquaten ateriellen, finanziellen und personellen Ausstattung inher. Das hat im Hinblick auf die zukünftige Ausrüsung der Bundeswehr fatale Konsequenzen. Denn diese ücken können nur durch eine weitere Runde Streichen, trecken, Kürzen und Verschieben geschlossen werden; as dann allerdings noch von den Grundsätzen der aushaltswahrheit und -klarheit übrig bleibt, kann man etrost vergessen. Anders wird es Ihnen aber nicht gelinen, die zusätzlichen Auslandseinsätze, die Sie selbst bechlossen haben, zu finanzieren. Die Fachpolitiker der großen Koalition werden auch eute beteuern, wie wichtig es ist, dass unsere Soldatinen und Soldaten mit dem besten Gerät ausgestattet in en Einsatz gehen. Das sind viele leere Worte. Die FDPundestagsfraktion hat im Verteidigungsausschuss bean ragt, unverzüglich den Bedarf für eine Grundbefähiung mit geschützten Fahrzeugen zu beschaffen, ein efektives und am Markt verfügbares Schutzsystem gegen prengfallen anzuschaffen und so schnell wie möglich en Feldlagerschutz umfassend zu verbessern. All dies aben Sie nolens volens abgelehnt. Nur einen Tag, nachdem Sie unsere Anträge abgeehnt hatten, verkündete ein Kollege – ich zitiere ihn örtlich, auch wenn mich dies meine Redezeit kostet – ier im Plenum: Die Bundeswehr hat den Anspruch, dass wir bei Ausrüstung und Ausbildung alles tun, damit sie immer das Notwendige, also das, was auf dem Markt verfügbar ist, bekommt. Wenn wir das der Bundeswehr nicht geben und uns hinter mangelndem Geld verstecken, wenn wir die Leute in einen Einsatz schicken, bei dem sie zu Schaden oder sogar zu Tode kommen können, nur weil wir die notwendige Ausrüstung nicht zur Verfügung gestellt haben, dann handeln dieses Parlament, der Verteidigungsausschuss und der Haushaltsausschuss, dann handeln also wir insgesamt unmoralisch. Unmoralisch“ ist ein starkes Wort, und es kommt aus hren eigenen Reihen. Statt dem Rechnung zu tragen und endlich eine sacherechte Priorisierung der Beschaffungsvorhaben orzunehmen, kleben Sie bei den Beschaffungsvorhaben eiterhin an den Strukturen des Kalten Krieges. Elke Hoff Es werden zwar wünschenswerte Investitionsprogramme über zusätzliche 2 Milliarden Euro in der Presse lanciert, aber letztendlich nicht durchgesetzt. Wiederholt und überwiegend kam es in Afghanistan zu Personenschäden durch Sprengfallen. Fast alle hätten verhindert werden können, wenn das technische Abwehrmaterial beschafft worden wäre, das notwendig und auf dem Markt verfügbar ist. Sie verweigern sich der Realität im Einsatz und tragen in diesem Verteidigungshaushalt unter anderem mit, dass die notwendige Beschaffung von 149 Dingo 2 bis 2011 gestreckt wird – statt, wie technisch möglich, sie bis 2008 zu beschaffen. Dies sind drei verlorene Jahre, die über die Sicherheit unserer Soldatinnen und Soldaten entscheiden. Die FDP hat mit ihrem Antrag, die Stückzahlen des Eurofighter und des A400M zu reduzieren und die Beteiligung an der Entwicklung des Raketenabwehrsystems MEADS zu beenden, den Versuch gemacht, eine einsatzorientierte Priorisierung auf den Weg zu bringen. Nur durch eine solche Schwerpunktverlagerung sind überhaupt Spielräume im Verteidigungsetat zu erzielen. Wenn Sie die Ankündigung der Bundeskanzlerin, die Finanzausstattung zu verbessern, in Angriff nehmen – hoffentlich bald –, werden Sie schon einen ordentlichen Schluck aus der Pulle nehmen müssen. Denn allein die ursprünglich im Einzelplan 33 angesiedelten Versorgungsausgaben schlagen jährlich mit 100 Millionen Euro zu Buche, Tendenz steigend. Die Belastung durch die völlig unsinnige Mehrwertsteuererhöhung, die Belastung durch die Auslandseinsätze sowie Preisfortschreibungen bei zulaufenden Beschaffungsvorhaben werden ihr Übriges tun. Herr Minister, das Fazit Ihres ersten Amtsjahres ist, freundlich ausgedrückt, durchwachsen. Vom „Minister im Praktikum“ war die Rede, vom „Minister unter Dauerfeuer“, von „Minister Tapsig“, vom „Mann ohne Marschrichtung“. Schade eigentlich; denn Sie sind wirklich ein netter Mensch. (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)


Leider ist es bis heute noch nicht klar, welche Krite-
rien in den nächsten Jahren für bestehende und zukünf-
tige Auslandseinsätze der Bundeswehr gelten sollen.
Das eine Mal mahnen Sie zur Zurückhaltung – die Gren-
zen seien erreicht – und bringen in diesem Zusammen-
hang unabgestimmt eine Rückführung der Soldaten aus
Bosnien ins Gespräch. Dann wieder bringen Sie die
Bundeswehr ins Spiel, ohne dass deutsche Interessen er-
kennbar betroffen wären. Mit in der Ressortabstimmung
weichgespülten Formulierungen bleibt das Weißbuch
hinter den vorsichtigen Definitionen Ihres Vorgängers
zurück.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Ihr abwehrender Hinweis, es könne keine Checkliste für
Auslandseinsätze geben, zeugt nach meiner Auffassung
von einer erheblichen politischen Oberflächlichkeit in
einem der wichtigsten Bereiche, die staatliches Handeln
zu erfüllen hat.

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(C (D An dieser Stelle möchte ich mir eine kurze persönlihe Bemerkung zu Afghanistan erlauben. Wenn der aßstab für die zivilisatorische Entwicklung dieses seit ahrzehnten geschundenen Landes auf ein „die NATO arf nicht scheitern“ reduziert wird, wenn es nur noch arum geht, einen Waffengang erfolgreich – was immer an darunter verstehen mag – zu beenden, wenn der indruck entsteht, dass sich Bündnissolidarität nach der nzahl der Opfer bemisst, dann haben wir alle etwas alsch gemacht. Solange es den westlichen Verbündeten icht gelingt, den Menschen vor Ort eine bessere Leensperspektive zu bieten, als es die Taliban tun, und geeinsam mit Afghanistan und Pakistan ein tragfähiges onzept zur Rückführung der Tausenden Kriegsflücht inge und ihrer Familien von jenseits der Grenzen zu errbeiten, die wegen des völligen Fehlens einer Lebenserspektive ein unerschöpfliches Rekrutierungsreservoir ür die Taliban bilden, wird das sinnlose Sterben auf beien Seiten weitergehen. Wenn die NATO wirklich eine olitische Gemeinschaft sein will, muss sie endlich hier nsetzen und beweisen, dass sie lernfähig ist – anstatt ass sich die Partner gegenseitig in Misskredit bringen. ch bin jedenfalls stolz auf die Leistungen unserer Soldainnen und Soldaten im Einsatz. Vielleicht gibt es ja auch andfeste Gründe dafür, dass der Norden Afghanistans tabiler ist als andere Regionen, und vielleicht können ja uch andere davon lernen. Die Bundeswehrangehörigen und ihre Familien beürfen in den nächsten Jahren unserer besonderen Auferksamkeit. Das Mindeste, was wir als Parlament dazu eitragen können, ist die Schaffung größtmöglicher Siherheit und bester Ausbildung – an der Wirklichkeit rientiert, nicht an der Vergangenheit. Mit dem vorlieenden Haushalt tragen Sie diesem Anspruch jedenfalls icht Rechnung. Danke für die Aufmerksamkeit. Nächste Rednerin ist die Kollegin Susanne Jaffke, DU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! evor ich auf das nackte Zahlenwerk des Hausalts 2007 des Bundesministeriums der Verteidigung zu prechen komme, möchte ich den circa 8 000 Soldatinen und Soldaten danken, welche im Rahmen von interationalen Einsätzen ihren Dienst unter zunehmend chwierigen und gefährlichen Bedingungen leisten. uch wenn es kaum wahrgenommen wird: Die Bundesehr leistet durch ihre Auslandseinsätze einen beträcht ichen Beitrag für die innere Sicherheit Deutschlands. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606609100

(Beifall bei der CDU/CSU)

Susanne Jaffke (CDU):
Rede ID: ID1606609200

hnen gebührt parteiübergreifend Respekt und Hochach-
ung für die Erfüllung ihres Auftrages.






(A) )



(B) )


Susanne Jaffke
In diesem Zusammenhang möchte ich eine Anmer-
kung zur Diskussion der vergangenen Tage über einen
eventuellen Einsatz der Bundeswehr im Süden von
Afghanistan machen. Obwohl durch das Mandat, wel-
ches wir hier mehrheitlich beschlossen haben, die Mög-
lichkeit eines zeitlich begrenzten Antiterroreinsatzes
auch deutscher Spezialkräfte außerhalb unseres zuge-
wiesenen Gebietes zugelassen wird, hat es bisher ein of-
fizielles Ersuchen der NATO dafür nicht gegeben. Ich
danke an dieser Stelle ganz besonders der Bundeskanzle-
rin dafür, dass sie heute Morgen klar und eindeutig Stel-
lung dafür bezogen hat, auch auf dem bevorstehenden
NATO-Gipfel in Riga die restriktiven Einsatzregeln
– die Rules of Engagement – für die deutschen Truppen
weiterhin zu begründen und ganz besonders für das er-
folgreiche Einsatzkonzept der zivil-militärischen Zu-
sammenarbeit Deutschlands im Norden Afghanistans zu
werben. Wir sollten es also vermeiden, unsere Bundes-
wehrsoldaten zu verunsichern.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es zeigt sich, dass der Einsatz der Bundeswehr bei der
Zivilbevölkerung auf Anerkennung stößt. Die Wieder-
aufbau- und Stabilisierungsarbeit der Bundeswehr wird
nicht nur vor Ort, sondern auch von den anderen Trup-
penstellern hoch anerkannt. Dieser Aspekt kommt mir in
der veröffentlichten Wahrnehmung wesentlich zu kurz.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Nun einige Anmerkungen zum Etat. Nachdem im
Einzelplan 14 des Haushaltes über Jahre hinweg Kür-
zungen hingenommen wurden, hatten wir bereits mit
dem Haushalt 2006 eine Verstetigung des Ansatzes er-
reicht und damit eine Wende eingeleitet. Nach Jahren er-
fährt der Etat des BMVg jetzt einen Aufwuchs. Inklusive
der Versorgungsausgaben in Höhe von 4,037 Milliarden
Euro weist der Gesamtetat des Bundesministeriums der
Verteidigung 28,389 Milliarden Euro aus, was einem
Gesamtplus von circa 517 Millionen Euro entspricht.
Ohne die Versorgungsausgaben steigt der Ansatz um
472 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr. Wenn
man die erhöhte Mehrwertsteuer abzieht, die sich im
Jahr mit ungefähr 100 Millionen Euro pro Prozentpunkt
zusätzlich niederschlagen wird, dann bleibt unter dem
Strich ein zwar bescheidener, aber immerhin ein Auf-
wuchs in Höhe von 172 Millionen Euro stehen.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Viel zu wenig!)


Das entspricht der mittelfristigen Finanzplanung.

Dieses Plus wird im Wesentlichen für die Verstärkung
der verteidigungsinvestiven Ausgaben, für die Mate-
rialerhaltung sowie für die Deckung der gestiegenen
Kosten der Betriebsstoffe verwendet. Die große Koali-
tion wird damit den geänderten Rahmenbedingungen
durch die Transformation der Bundeswehr zu einer Ar-
mee im Einsatz und der Zunahme der Einsatzanforde-
rungen im Rahmen internationaler Einsätze gerecht. Ziel
der Regierung ist es, Auftrag, Ausrüstung und hierfür
zur Verfügung stehende Mittel in Einklang zu bringen.

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(C (D Nun einige Bemerkungen zu den Personalausgaben. as BMVg hat seit der Wiedervereinigung mehr Persoal abgebaut als alle anderen Ressorts zusammen. Dieser eg wird von Verteidigungsminister Jung konsequent eitergegangen. Parallel zum sozialverträglichen Persoalabbau sind im Haushalt 2007 aber auch circa 3 000 eförderungsmöglichkeiten im Rahmen des beschlosseen Attraktivitätsprogramms ausgewiesen. Darüber hiausgehende Stellenhebungen sind durch die Koalition iesmal nicht vorgesehen. Das ist vielleicht unattraktiv, eil es eine gut eingeführte Sitte war, im parlamentari chen Verfahren Stellenhebungen mit zu beschließen. ber meiner Meinung nach geht es darum, dass das biserige Attraktivitätsprogramm an die neue Zielstruktur ngepasst werden muss. Dabei muss vor allen Dingen ie Laufbahnverordnung überarbeitet und angepasst erden. Ich denke, das ist eine dankbare Aufgabe für die ollegen im Fachausschuss. Ich glaube, in einer Gesamtkonzeption wird es zu eier gerechteren Würdigung der Leistungen unserer Solaten und der zivilen Beschäftigten kommen. Was die ivilen Beschäftigten der Bundeswehr betrifft, so hatte ie Regierungskoalition zwar die Zusage des Hauses, bis nde 2006 das Konzept der Zielstruktur vorgelegt zu beommen, aber zu meinem Bedauern konnte diese Zuage nicht eingehalten werden. Das Personalkonzept soll un Ende Februar 2007 stehen. Die Koalition wird mit achdruck auf die Einhaltung des Zeitplans drängen. uch die zivilen Beschäftigten der Bundeswehr haben in Anrecht darauf zu erfahren, in welcher Struktur sie ünftig tätig sein werden. Lassen Sie mich einige Bemerkungen zu den Umchichtungen machen, die wir im Haushalt vorgenomen haben. Einen Schwerpunkt hierbei bildet das hema Materialerhaltung. Bereits im Regierungsenturf zum Haushalt 2006 war ein kleiner Aufwuchs zu erzeichnen. Der Regierungsentwurf zum Haushalt 2007 ah einen Aufwuchs von circa 48 Millionen Euro vor. ieser resultierte zwar primär aus dem Zulauf neuer affensysteme, aber zusätzlich zu diesem Mehrbedarf at die Regierungskoalition weitere 45 Millionen Euro ur Materialerhaltung umgeschichtet. Wir wollen damit en gestiegenen Anforderungen hinsichtlich der Ausstatung durch die Zunahme von Mandaten gerecht werden. ir sind der Überzeugung, dass durch die vermehrten uslandseinsätze der Bundeswehr die Materialerhaltung zw. Instandsetzung nicht immer in vollem Umfang urchgeführt werden konnten. Dieser Umstand und die erpflichtung, unsere Soldaten mit dem unabdingbaren edarf auszustatten, sind die Gründe für die Aufstokung der Mittel um insgesamt 93 Millionen Euro. Einen weiteren Schwerpunkt stellt der „Geschützte ransportraum“ dar, der durch die zunehmende Gefährungslage an Bedeutung zugenommen hat. Nach der Zuahme von Anschlägen hatte Minister Jung die Weisung egeben, dass Bewegungen außerhalb von Lagern nur och in geschützten Fahrzeugen stattfinden sollen. Im inne der Sicherheit und des Schutzes der Soldaten ist as sinnvoll und notwendig. Die Haushälter haben das MVg in diesem Zusammenhang aufgefordert, gemein am mit der deutschen Landsystemindustrie nach Susanne Jaffke Möglichkeiten eines Vorziehens von beschlossenen Beschaffungsvorhaben zu suchen. Zurzeit laufen dazu Verhandlungen zwischen dem BMVg und der Industrie. Im zahlenmäßigen Vergleich zwischen geschützten Fahrzeugen und ungeschützten Fahrzeugen ergibt sich, bezogen auf das ISAF-Mandat, ein Verhältnis von zwei zu eins. Insgesamt befinden sich circa 500 geschützte Fahrzeuge im Einsatz. Die Verlegung zusätzlicher geschützter Fahrzeuge ist geplant. Damit befindet sich der Großteil dieses Gerätes im Einsatz und das ist auch richtig so. Ich hatte bereits zu Beginn meiner Ausführungen auf die Wiederaufbauund Stabilisierungsarbeit der Bundeswehr in den Einsatzgebieten hingewiesen. Um diese Arbeit der Bundeswehr mit der Arbeit ziviler Hilfsorganisationen bzw. NGOs sowie mit der staatlicher Projektträger besser abzustimmen, hat die Regierungskoalition eine Neuausrichtung der Schwerpunkte vorgenommen. Die große Koalition hat dazu den noch unter Rot-Grün neu aufgenommenen Haushaltstitel – strukturelle Krisenvorsorge – nunmehr an eine Zweckbindung gekoppelt. Zukünftig sollen aus diesem Titel nur noch Projekte bezahlt werden, die an den Einsatzorten der Bundeswehr durchgeführt werden. Damit wird ein direkter Zusammenhang zwischen militärischer und ziviler Friedensmission sichergestellt. Es ist erwiesen, dass die schwierigen und gefährlichen Einsätze der Bundeswehr in Afghanistan nur dann erfolgreich sind, wenn im Rahmen der zivilen Krisenprävention den militärischen Maßnahmen auch zivile flankierend zur Seite gestellt werden. Das wird mit dem Beschluss der Koalition verstärkt. Dabei haben wir nicht nur den Baransatz qualifiziert gesperrt, sondern wir verlangen auch von der Regierung, dass sie eine belastbare Planung vorlegt, wie die Mittel verwendet werden sollen. Gestatten Sie mir noch zu erwähnen, dass wir als Regierungskoalitionsberichterstatter zu den Einzelplänen 14 und 23 eine abgestimmte Konzeption zur verbesserten Kooperation und Koordination zwischen zivilen Organisationen und der Bundeswehr bei Auslandseinsätzen erbeten haben. Wir wollen damit sicherstellen, dass es bei den Projekten zu einer effizienteren Mittelverwendung kommt. Der kleine Aufwuchs, den der Haushalt des Verteidigungsministers erfährt, wird auch zur Stabilisierung der Auslandseinsätze der deutschen Soldaten beitragen. Ich bitte um Zustimmung zu diesem Etat. Gestatten Sie mir zum Schluss, – Ungern, Frau Kollegin, weil Sie Ihre Redezeit deut lich überschritten haben. – den Mitarbeitern nicht nur der Haushaltsabteilung des BMVg, sondern auch der Haushaltsabteilung des BMF sowie vor allen Dingen unserem Hauptberichterstatter, dem Kollegen Johannes Kahrs, Dank auszusprechen. Wir werden auch in der Vorbereitung kleiner Sitzungen zunehmend besser. Daran wollen wir weiterarbeiten. L H K R D l w p P t n a Z s ß f g D F z s k a d d w t k S i i W t d t h h g k a n f l (C (D Danke. Nächste Rednerin ist die Kollegin Dr. Gesine ötzsch, Fraktion Die Linke. Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und erren! Wir haben im Laufe der Debatte gesehen: Die oalition ist sichtlich begeistert – ich erinnere nur an die ede des Vorsitzenden der Unionsfraktion –, dass eutschland im nächsten Jahr wahrscheinlich den Stabi itätspakt einhalten wird. Die Nettoneuverschuldung ird unter den Investitionen liegen. Da Sie Stabilitätsakte so gut finden, schlage ich Ihnen einen weiteren akt vor. Ich möchte Ihnen folgendes Angebot unterbrei en: Wie Sie wissen, wird die Bundesregierung im ächsten Jahr 28 Milliarden Euro für die Verteidigung usgeben. Für zivile Investitionen sollen in der gleichen eit allerdings nur 24 Milliarden Euro zur Verfügung tehen. Ich denke, es wäre sinnvoll, einen Pakt zu schlieen, der festlegt, dass in Friedenszeiten die Ausgaben ür das Militär die zivilen Investitionen nicht übersteien dürfen. as wäre nicht nur ein Stabilitätspakt, sondern auch ein riedenspakt. Wir, die Linke, haben ausreichend Kürungsvorschläge eingebracht, sodass der Bundestag chon im Jahr 2007 diesen Friedenspakt einhalten önnte. (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Abschaffung der Bundeswehr!)





(A) )


(B) )

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606609300
Susanne Jaffke (CDU):
Rede ID: ID1606609400

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606609500

(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606609600

(Beifall bei der LINKEN)


An dieser Stelle will ich mich mit einer Behauptung
useinander setzen, die von mehreren Kollegen im Laufe
er Debatte aufgestellt wurde. Uns, die wir vorschlagen,
ie Mittel für die Bundeswehr zu kürzen, wird vorge-
orfen, wir gefährdeten die Sicherheit deutscher Solda-

en im Ausland. Diese Denunziation – als Argument
ann man das nicht bezeichnen – will ich mit aller
chärfe zurückweisen. Der entscheidende Punkt ist – das

st bekannt –: Wir sind dagegen, dass deutsche Soldaten
n Kriegseinsätze ins Ausland gehen.


(Beifall bei der LINKEN)


enn aber eine Mehrheit dieses Hauses deutsche Solda-
en ins Ausland schickt, dann sind wir der Auffassung,
ass alles für ihre Sicherheit getan werden muss. Wir un-
erstützen jeden, der der Meinung ist, dass bei den Haus-
altspositionen, die dazu dienen, die persönliche Sicher-
eit der Soldatinnen und Soldaten zu stärken, nicht
ekürzt werden darf. Gerade wir haben immer wieder
ritisch angemerkt, dass Soldatinnen und Soldaten keine
ngemessene Ausrüstung und Kleidung haben. Ich erin-
ere nur daran, dass sie sich Ferngläser bei Tchibo kau-
en mussten. So viel zur Wahrheitsfindung und zur Rea-
ität.






(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch

(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Das ist tausendfach widerlegter Unfug!)


– Lieber Kollege Rossmanith, bitte regen Sie sich nicht
auf! Das schadet Ihrer Gesundheit.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Ich bin ganz ruhig!)


Ich will Ihnen darlegen, wo wir Einsparmöglichkeiten
im Verteidigungshaushalt, Einzelplan 14, sehen. Die
Kollegin Hoff von der FDP ist darauf dankenswerter-
weise schon eingegangen. Es gibt eine Reihe großer
Beschaffungsprojekte der Bundeswehr, die gar nichts
mit der von der Regierung beschriebenen Bedrohungssi-
tuation zu tun haben. Die Mittel für diese Projekte kann
man guten Gewissens einsparen. Ich möchte Ihnen ein
Beispiel nennen. Die Geschichte des Lenkflugkörpers
PARS 3 begann im Jahre 1982, also vor einem Viertel-
jahrhundert. Um es einmal zu illustrieren: Das jüngste
Mitglied des Bundestages, die Kollegin Lührmann von
den Grünen, war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht ge-
boren.

Damals gab es noch die Sowjetunion und den War-
schauer Pakt, die über reichlich Panzer verfügten. Diese
Rakete war nur auf die Bekämpfung von Panzern spezia-
lisiert. Die Entwicklungspartner – hören Sie gut zu,
meine Damen und Herren! – Großbritannien und Frank-
reich sind in den Jahren 1998 und 1999 aus diesem ver-
alteten Projekt ausgestiegen. Richtig so. Sie hatten näm-
lich zehn Jahre nach dem Mauerfall erkannt, dass es für
solche Raketen keinen Bedarf mehr gibt. Übrigens ist
sehr bemerkenswert, dass die Engländer und die Franzo-
sen aussteigen konnten. Immer wenn wir als Linke den
Ausstieg aus Beschaffungsprojekten wie zum Beispiel
beim Eurofighter fordern, dann werden internationale
Verträge angeführt, die den Ausstieg für uns angeblich
unmöglich machen. Ich frage Sie, Herr Minister: Warum
können die anderen aussteigen und wir nicht?


(Beifall bei der LINKEN)


Hängt das vielleicht damit zusammen, dass die Bundes-
regierung in den Verträgen Austrittsklauseln ausschließt
oder so teuer macht, damit der Bundestag in seiner Sou-
veränität eingeschränkt wird? Ich finde, meine Damen
und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen Abgeord-
nete, dieser Frage sollten wir gemeinsam genauer nach-
gehen.

Zurück zu PARS 3. Ich will auch für die Zuschauer il-
lustrieren, welche enormen Summen ausgegeben wer-
den. Die Gesamtkosten für die Entwicklung und den Bau
dieser Rakete betragen rund 490 Millionen Euro. Nach
bisherigen Plänen soll die Auslieferung der Rakete im
Jahr 2010 beginnen und 2014 abgeschlossen sein. Ein
einziger Schuss einer derartigen Rakete würde den Steu-
erzahler 1,3 Millionen Euro kosten. Stellen Sie sich ein-
mal vor, wie viele Kindergärten oder Schulen Sie in
Ihrer Kommune sanieren könnten, wenn Sie den Gegen-
wert von zwei oder drei Schüssen zur Verfügung hätten!
Übrigens – darum verstehe ich auch die Erregung des
Kollegen Rossmanith von vorhin sehr gut; die war näm-
lich schon proaktiv – ist der Hauptauftragnehmer ein
süddeutsches Unternehmen, das den Firmen EADS und

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(C (D iehl gehört. Das heißt, alle Steuerzahlerinnen und Steurzahler finanzieren museumsreife Technologien, (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Wir sind dem ganzen deutschen Volk verpflichtet, Frau Kollegin!)


ie weder die Sicherheit unseres Landes noch die Sicher-
eit unserer Museen erhöhen. Das kann man wirklich
einem Steuerzahler erklären.


(Beifall bei der LINKEN)


ier werden die Rüstungslobbyisten auf Kosten der
teuerzahler reichlich bedient. Ich schlage vor, dass
iese Art der Subventionierung der süddeutschen Länder
bgeschafft wird


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Das ist wirklich zu primitiv, um das zu kommentieren!)


der, wenn wir dafür keine Mehrheit bekommen sollten,
ass wenigstens diese üppige Quersubventionierung für
iese Bundesländer in den Länderfinanzausgleich einbe-
ogen wird. Dann würde sich so manches im Verhältnis
er Länder etwas anders darstellen.


(Beifall bei der LINKEN)


och eine kleine pikante Ergänzung: Der Hauptauftrag-
ehmer der PARS-3-Raketen wurde für einen Preisnach-
ass von 1,25 Prozent von allen Mängelansprüchen frei-
estellt. Herr Jung, würden Sie zu Hause auf ein solches
ngebot Ihres Klempners eingehen, Preisnachlass von
,25 Prozent und dafür keine Garantieansprüche?


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dem Jung trauen wir das zu!)


ch glaube, da bekämen Sie sicher heftigen Ärger mit Ih-
er häuslichen Generalität.

Wir als Linke fordern in unserem Entschließungsan-
rag Einsparungen im Verteidigungshaushalt von 2 Mil-
iarden Euro. Das sind nicht einmal 10 Prozent dieses
aushaltes. Das können wir gerade so und die Bundes-
ehr sehr gut verkraften. Wir sind für friedliche Kon-

liktlösungen und wir denken, die Mittel des Verteidi-
ungshaushaltes sollten im Laufe der Jahre alle in
ntwicklungshilfe und Maßnahmen zur zivilen Konflikt-
ereinigung umgelenkt werden.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606609700

Das Wort hat der Kollege Johannes Kahrs, SPD-Frak-

ion.


Johannes Kahrs (SPD):
Rede ID: ID1606609800

Sehr geschätzte Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen

nd Kollegen! Da es hier gute Sitte ist, möchte ich mich
m Anfang bei den Kolleginnen und Kollegen Mitbe-
ichterstattern ganz herzlich für die gute Zusammen-
rbeit bedanken. Wir haben heute schon einige gehört.
b es die Kollegin Jaffke, die Kollegen Kalb, Koppelin,






(A) )



(B) )


Johannes Kahrs
Bonde oder auch die Kollegin Lötzsch sind, wir alle ar-
beiten im Kern in der Sache dafür, dass wir die deut-
schen Soldaten vernünftig ausstatten, damit sie, wenn sie
im Ausland sind, eine Ausrüstung haben, die es ihnen er-
möglicht, dort klarzukommen. Wir als Parlament, wir als
Berichterstatter und wir als Ausschuss kennen unsere
Verantwortung und nehmen sie auch wahr.

Zum Verteidigungshaushalt 2007 wurde in den Bera-
tungen im Haushaltsausschuss entsprechend dem Ansatz
des Regierungsentwurfs mit einem Ausgabevolumen in
Höhe von insgesamt 28,4 Milliarden Euro ein nach mei-
ner Meinung vernünftiger Beschluss gefasst. Der Ansatz
bedeutet im Vergleich zum Haushalt 2006 eine Verbesse-
rung um rund eine halbe Milliarde Euro. In diesem
Haushalt von 28,4 Milliarden Euro sind jetzt auch die
Versorgungsausgaben für ehemalige Beamtinnen und
Beamte sowie Berufssoldatinnen und Berufssoldaten in
Höhe von knapp 4 Milliarden Euro enthalten. Diese
Ausgaben waren bis zum letzten Jahr zentral im
Einzelplan 33 veranschlagt. Sie sind für den Verteidi-
gungsetat auf Dauer gesehen ein ziemliches Risiko. Die
Steigerung in diesem Bereich wird, weil der Verteidi-
gungshaushalt anders strukturiert ist als viele andere
Haushalte, weil wir viele Zeitsoldaten haben, die auch
wieder ausscheiden, zu anderen Belastungen führen. Ich
bitte den Herrn Minister ganz herzlich, auf diese Beson-
derheit zu achten, weil das in den nächsten Jahren im
Haushalt zu überdurchschnittlichen Steigerungen von
jährlich einigen hundert Millionen führen kann. Ich
glaube, man muss vernünftige Regelungen finden, damit
der Verteidigungshaushalt nicht schlechter behandelt
wird als andere Haushalte. Gleichzeitig muss man sagen,
dass diese Steigerung – das ist das Gute am Verteidi-
gungsetat – ungefähr dem entspricht, was in den letzten
Jahren festgelegt und unter Peter Struck beschlossen
wurde.

Die Betriebsausgaben in Höhe von 17,4 Milliarden
Euro bleiben nahezu konstant. Die Personalausgaben
sind rückläufig und liegen deutlich unter 11,7 Milliarden
Euro. Das bedeutet, dass wir für Personal weniger ausge-
ben. Bei einem Personalkostenanteil von knapp 50 Pro-
zent müssen wir auf diese Ausgaben ganz genau
schauen.

Wir haben einen deutlichen Mehrbedarf bei der Mate-
rialerhaltung in Höhe von rund 1,9 Milliarden Euro und
beim sonstigen Betrieb in Höhe von 3,7 Milliarden Euro.
Hier belasten insbesondere die erhöhten Treibstoffkosten
diesen Haushalt.

Die Ausgaben im Bereich der Betreiberlösungen sin-
ken geringfügig und betragen in 2007 635 Millionen
Euro. Die verteidigungsinvestiven Ausgaben steigen im
Vergleich zu 2006 um 350 Millionen Euro. Für militäri-
sche Beschaffung sind 140 Millionen Euro mehr vorge-
sehen.

Deutliche Anstrengungen sind auch bei den militäri-
schen Anlagen, also bei Kasernenanlagen und Unter-
bringung, zu erkennen. Das war uns allen ein ganz be-
sonderes Anliegen. Hier wollen wir 130 Millionen Euro
mehr ausgeben als im letzten Jahr. An dieser Stelle sei
mir eine persönliche Bemerkung gestattet zu einigen Ka-

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(C (D ernenanlagen, insbesondere in Westdeutschland, in deen in den letzten zehn Jahren nicht so viel gemacht urde. Ich glaube, wir können es uns nicht leisten, un ere Soldatinnen und Soldaten in Unterkünften – das age ich ganz bewusst – hausen zu lassen, die ich perönlich niemandem empfehlen möchte und die nicht zur ttraktivität der Streitkräfte beitragen. Ich möchte Sie, eine werten Kolleginnen und Kollegen, einfach auffor ern: Besuchen Sie Ihre Standorte! Gucken Sie sich dort ie Sanitärbereiche, die Unterkunftsbereiche oder die üchen an! Die Zustände sind teilweise grenzwertig. as haben sowohl der Fachausschuss als auch der Hausaltsausschuss erkannt und deswegen haben wir umgechichtet und geben mehr Geld aus. Für einige, die die ituation nicht kennen, mag es sich befremdlich anhöen, aber wenn zum Beispiel Nasszellen für ein halbes der dreiviertel Jahr gesperrt sind, gibt es durchaus Proleme. Wenn wir dieses Problem gemeinschaftlich angeen, steht es uns allen sehr gut an, dient auch der Attrakivität der Truppe und ist gleichzeitig für uns alle ein chter Gewinn. Gestatten Sie mir aus aktuellem Anlass zwei Anmerungen zum Einsatz der Bundeswehr im Kongo und in osnien. Zum einen möchte ich meine Freude darüber um Ausdruck bringen, dass der Parlamentsbeschluss um Einsatz im Kongo wirklich eingehalten wird. Ich abe ein bisschen daran gezweifelt, muss ich zugeben. ch war einer derjenigen, die diesen Einsatz nicht so berüßt haben, wie es die Mehrheit meiner Fraktion getan at. Ich hatte Zweifel, ob er wirklich nach vier Monaten u Ende ist, und freue mich, dass die Befürchtungen icht eingetreten sind. Ich hoffe, dass das auch so bleibt nd dass wir die Soldatinnen und Soldaten rechtzeitig um Weihnachtsfest wieder in Deutschland haben. Das abe ich mir nicht vorstellen können. Ich bin eines Beseren belehrt worden. Ich möchte mich bei all denjenien, die dazu beigetragen haben, ganz herzlich bedanen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Susanne Jaffke [CDU/CSU]: Und das ist auch gut so!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Das hat ein anderer gesagt, der Bürgermeister einer
tadt, Frau Kollegin.

Ebenso begrüße ich die Initiative unseres Verteidi-
ungsministers in Sachen Bosnien-Herzegowina. Die
eduzierung der Bundeswehrtruppen in Bosnien kann
einer Meinung nach mittlerweile ins Auge gefasst wer-

en. Gerhard Schröder hat einmal gesagt: Wer irgendwo
eingeht, muss auch wissen, wie er wieder rauskommt. –
ch glaube, das ist richtig. Wenn man sich die dortige Si-
herheitslage anschaut, dann erkennt man, dass es dort
nsgesamt ruhig und stabil ist.


(Zurufe von der SPD und der CDU/CSU)


Ich begrüße die Zustimmung zu dieser Aussage von
erhard Schröder durch Abgeordnete der Koalition.

Ich wiederhole: Eine Reduzierung der Truppen
cheint mir sinnvoll zu sein. Wir müssen darauf achten,
ass das dort Erreichte bei einem stufenweisen Truppen-






(A) )



(B) )


Johannes Kahrs
abzug nicht gefährdet wird, dass er der Lage angepasst
wird und dass es für die Bundeswehr eine Planungssi-
cherheit gibt.

Was den Auslandseinsatz in Afghanistan angeht,
möchte ich, genau wie meine Kollegin Jaffke und an-
dere, unterstreichen, dass der Auftrag, den die Bundes-
wehr im Norden Afghanistans ausführt, wichtig ist. Sie
tut dies gut, verlässlich und vernünftig.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich habe bei der Truppe gelernt, dass es nicht sinnvoll
ist, eingesetzte Soldaten mit einem festen Auftrag je
nach aktueller Lage aus einem Auftrag herauszunehmen
und zu verlegen. Wenn man sich das genau anschaut,
dann erkennt man, dass eigentlich der alte militärische
Grundsatz gilt: Jeder Führer hat jederzeit und in jeder
Lage Reserven zu bilden, die er einsetzen muss, wenn er
Probleme hat. Es bringt überhaupt nichts, Soldaten, da-
mit sie woanders eine andere Aufgabe erfüllen, heraus-
zunehmen aus Aufträgen, die schwieriger sind, in die
man sich langfristig einarbeiten muss, in denen man die
Lage vor Ort kennen muss und in denen man Kontakte
zur Bevölkerung knüpft.

Ich halte es für richtig und wichtig, dass wir Deut-
schen darauf dringen, dass man sich über das Gesamt-
konzept unterhält. Es kann natürlich nicht sein, dass die-
jenigen, die im Süden Afghanistans eingesetzt sind,
gänzlich allein dastehen. Auch da muss es eine vernünf-
tige Lösung geben. Das kann aber nicht bedeuten, dass
man Soldaten einfach quer durch das Land schickt, weil
Soldaten aus militärischen Gründen woanders gebraucht
werden. Unser Einsatz dort ist mehr als rein militärischer
Art.


(Walter Kolbow [SPD]: Herr Major!)


– Jawohl, Herr stellvertretender Fraktionsvorsitzender!

Das deutsche Engagement ist insbesondere im Hin-
blick auf die deutschen Provincial Reconstruction
Teams, die PRTs, in Kunduz und Faizabad in Afghanis-
tan zu begrüßen. Ich glaube, dass sich die Grundphiloso-
phie des deutschen Konzeptes dort ganz besonders klar
widerspiegelt. Eine zivile und eine militärische Kom-
ponente arbeiten dort integriert und gleichrangig zu-
sammen. Das Personal kommt dabei aus dem Verteidi-
gungsministerium, aus dem Auswärtigen Amt, aus dem
Innenministerium und aus dem BMZ. Dieses Personal
soll ressortübergreifend zusammenarbeiten. Ich glaube,
dass dies für die Stabilisierung der Sicherheitslage und
für den Wiederaufbau Afghanistans wichtig ist.

Es könnte auch die zukünftige Arbeit in Postkonflikt-
situationen und die Beziehungen von Militär und zivilen
Kräften fundamental ändern. Das Afghanistankonzept
der Bundesregierung vom September dieses Jahres
wurde von allen genannten Ministerien erarbeitet. Im
vorgesehenen PRT-Konzept manifestiert sich die Er-
kenntnis, dass militärische Lösungen allein in komple-
xen Situationen nicht zielführend sind. Das haben die
Amerikaner im Irak übrigens ganz deutlich gemerkt:
Man kann zwar militärisch gewinnen, hat aber den Frie-
den noch lange nicht gewonnen. Ich glaube, das sollte

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(C (D ns allen eine Lehre sein und da sollten wir alle genau inschauen. Da kann man viel lernen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Natürlich gibt es neben diesen positiven Erfahrungen
uch Probleme. So üben zum Beispiel Hilfsorganisatio-
en heftige Kritik am PRT-Konzept, weil es auf eine
ermeintliche Vermischung von humanitären und militä-
ischen Aktivitäten ausgerichtet ist. Darin sehen sie ein
roblem, insbesondere weil sie glauben, dass ihre Neu-

ralität berührt wird.

Schaut man sich das Ergebnis an, wird meiner Mei-
ung nach anders herum ein Schuh daraus: Die Zusam-
enarbeit zwischen diesen Kräften führt zu einer besse-

en Akzeptanz von beiden Gruppen, insbesondere bei
er afghanischen Bevölkerung. Man muss die Vorbe-
alte gegen das zivil-militärische Zusammengehen auf-
eben. Ich würde es begrüßen, wenn das BMZ die volle
ntegration in die PRTs mit umsetzt. Nur so werden wir
s gemeinsam zustande bringen können. Wir müssen die
wie auch immer bestehende – Distanz zwischen Ent-
icklungspolitik und Sicherheitspolitik überwinden. Wir
üssen hier – anders als in der Vergangenheit – zusam-
enarbeiten.

Angesichts des Gesamtengagements dieses Hohen
auses greift man, wie ich glaube, zu kurz, wenn man
ur über den Einsatz der Bundeswehr im Ausland disku-
iert. Wir beschließen hier ja immer darüber, ob die Bun-
eswehr in einem bestimmten Einsatzgebiet eingesetzt
erden darf. Ich glaube aber, dass es nicht reicht, ein-

ach nur den Einsatz der Bundeswehr zu beschließen,
ber nicht auch über die Arbeit der anderen Ressorts auf
iesen Gebieten zu beraten. Wir sollten vielmehr über
as Gesamtengagement der Bundesrepublik Deutsch-
and in einem bestimmten Einsatzland beschließen. Na-
ürlich möchte ich nicht die Position aufgeben, dass die
undeswehr eine Parlamentsarmee ist; wesentliche Ele-
ente sind hierbei das Amt des Wehrbeauftragten, der

eine Arbeit sehr gut macht, und das Engagement der
olleginnen und Kollegen, die der Bundeswehr verbun-
en sind. Aber es wäre besser, ein Gesamtkonzept zu er-
rbeiten, bevor die Bundeswehr eingesetzt wird. Dieses
esamtkonzept des Einsatzes sollte im Kanzleramt in

nger Abstimmung mit den betroffenen vier Ministerien
rstellt werden. Dabei müssten die Ministerien sagen,
elche Schwerpunkte sie setzen und wie sie das bezah-

en wollen. Dann sollten wir im Parlament darüber infor-
iert werden, wie man sich den Einsatz vorstellt.

Die Bundeswehr alleine kann die Erwartungen, die
ir mit diesen Einsätzen verbinden – ich würde es etwas

alopp als das Heilsversprechen von Nation-Building be-
eichnen –, gar nicht erfüllen. Wenn wir sowieso wollen,
ass dieses Ziel in enger Kooperation verfolgt wird,
ann wäre es doch viel besser, vorher entsprechende Pla-
ungen im Kanzleramt unter Beteiligung der vier Minis-
erien zu erarbeiten, diese als Vorlage einzubringen und
ann hier über die Gesamtsituation, und nicht nur über
en Bundeswehreinsatz, zu diskutieren.






(A) )



(B) )


Johannes Kahrs
So könnte sich auch der Haushaltsausschuss intensi-
ver damit beschäftigen. Vom Verteidigungsministerium
gibt es derzeit allwöchentlich eine Unterrichtung des
Parlaments über die Auslandseinsätze der Bundeswehr
– ein jeder kennt diese wöchentlichen Berichte –,


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Die sind vertraulich!)


in der die Lage der Bundeswehr und die Situation im
Einsatzland dargestellt werden. Wenn man sich das ein-
mal genau überlegt, wäre es doch viel besser, wir bekä-
men einen Bericht,


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Guter Vorschlag!)


der zusammengefasst die koordinierten Anstrengungen
aller Ministerien in den jeweiligen Einsatzländern dar-
legt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das wäre ein Konzept für die Zukunft, das uns alle viel
weiter bringen würde.

Lassen Sie mich einmal darstellen, welche Umstruk-
turierungen bei der Bundeswehr seit 1998 vorgenom-
men wurden, inwieweit sie sich – das nennt man Trans-
formation – für die Auslandseinsätze neu aufgestellt hat:
Die Anzahl der Schützenpanzer „Marder“ ist von
2 097 auf 536 heruntergefahren worden. Sie dürfen mir
glauben, dass einem alten Panzergrenadier wie mir es
nicht ganz leicht fällt, das zu akzeptieren, aber von der
Sache her ist es vernünftig. Die Anzahl der Kampfpan-
zer „Leopard“ haben wir im selben Zeitraum von
2 123 auf 410 heruntergefahren. Man muss sich einfach
einmal klar machen, welche Umstrukturierungen hin-
sichtlich finanzieller Ausstattung, Ressourcen, Ausbil-
dungsformen und Personalplanung innerhalb der Bun-
deswehr stattgefunden haben. Ich glaube, dass das eine
der großen Errungenschaften der letzten Jahre ist.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber nicht nur des letzten Jahres!)


Wenn es sich aber nun so verhält, dass das Verteidi-
gungsressort nicht das einzige Ressort ist, das mit der
Bundeswehr für das Gelingen eines solchen Auslands-
einsatzes einen wesentlichen Beitrag leistet, dann muss
man hier auch legitimerweise darüber diskutieren, wa-
rum in anderen Ressorts keine entsprechenden Umstruk-
turierungen in diesem Ausmaß stattfinden. Damit will
ich keineswegs geschätzte Parteifreunde oder Koali-
tionspartner kritisieren; Sie alle kennen mich und wis-
sen, dass mir das nicht zusteht.


(Beifall bei der FDP)


Ich halte es aber für wichtig, dass wir uns im Parlament
und in den Arbeitsgruppen der Fraktionen darüber unter-
halten, ob es ausreicht, wenn etwa das Bundesinnenmi-
nisterium für den Aufbau der Polizei im Einsatzgebiet
– das soll ja ein Schwerpunkt deutscher Politik sein –
nur einen zweistelligen Millionenbetrag zur Verfügung
stellt, von dem 41 Polizisten bezahlt werden können,

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(C (D ährend die Amerikaner deutlich mehr Geld – vielleicht 00, 700 oder 800 Millionen – (Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 1,6 Milliarden!)


ur Verfügung stellen, um uns zu unterstützen, weil wir
n diesem Bereich keine ernsthaft überzeugenden Er-
olge vorweisen können. Um in Afghanistan Erfolg zu
aben, reicht es eben nicht aus, dass allein die Bundes-
ehr dort gute Arbeit macht. Es ist genauso wichtig,
ass der Aufbau der Polizei dort vorankommt. Wir wer-
en nämlich die Bundeswehr dort erst dann wieder ab-
iehen können, wenn dort eine starke Zentralregierung
uf eine funktionierende Polizei zurückgreifen kann.

Werfen wir einmal einen Blick auf den Bereich des
undesministeriums für wirtschaftliche Zusammen-
rbeit und Entwicklung. Auch hier finden wir Etat-
nsätze für die eine oder andere Maßnahme in Afghanis-
an. Das finde ich auch richtig und gut. Aber die Frage
st, ob die Anstrengungen der Verteidiger bei der Trans-
ormation, der Umstellung der Schwerpunktsetzung auf
ie Einsätze, im gleichen Ausmaß in der Entwicklungs-
ilfe wiederzufinden sind, ob die Mittel schwerpunkt-
äßig genau da eingesetzt werden, wo wir uns als Bun-

esrepublik Deutschland engagieren. Denn wenn wir
ilitärisch für Ruhe sorgen – –


(Abg. Dr. Rainer Stinner [FDP] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Herr Kollege Stinner, ich würde das jetzt gerne ausfüh-
en. Sie sind ja noch dran.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606609900

Herr Kollege Kahrs, ob Zwischenfragen gestellt wer-

en dürfen, fragt die Präsidentin. – Lassen Sie diese
wischenfrage zu?


Johannes Kahrs (SPD):
Rede ID: ID1606610000

Selbstverständlich, da das meine Redezeit verlängert.


Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1606610100

Kollege Kahrs, da Sie heute die längste Redezeit in

hrer Fraktion haben, gehe ich davon aus, dass Sie
urchaus die Position Ihrer Fraktion darstellen. Deshalb
undere ich mich, dass Sie alles in Frageform kleiden.
ann ich davon ausgehen, dass sich das, was Sie hier

ichtigerweise bemerken – ich bin erstaunt, wie ich Ih-
en zustimmen kann –, auch im Haushalt wiederfindet,
ämlich in Form einer Erhöhung der Mittel für den Poli-
eieinsatz und für die wirtschaftliche Zusammenarbeit?
ir haben ja eine Haushaltsdebatte. Ich gehe davon aus,

ass Sie hier eine abgestimmte Rede halten und dass sich
as, was Sie zu Recht fordern, auch im Haushalt wieder-
indet.


Johannes Kahrs (SPD):
Rede ID: ID1606610200

Herr Kollege, Sie wissen, dass wir im Parlament zum

inen das darstellen, was wir im Haushalt niedergelegt
aben. Das habe ich am Anfang meiner beachtenswerten
ede getan;


(Heiterkeit)







(A) )



(B) )


Johannes Kahrs
ich habe Ausführungen zu Umschichtungen insbeson-
dere im Bereich der militärischen Unterkünfte, Treib-
stoffen und anderen Dingen gemacht. Sie wissen aber
auch, dass zum anderen Politik von Zielen lebt, die man
anstrebt. Wir diskutieren zum Beispiel zurzeit unter den
Haushaltspolitikern der Koalition, insbesondere unter
denen der vier Ressorts, ob man verstärkt die Haushalte
entsprechend ausrichtet.

Die Kollegin Jaffke hat dankenswerterweise Ausfüh-
rungen zu einem Bereich, in dem wir selber tätig sein
können, gemacht: Wir haben die Mittel, die in der Ver-
gangenheit für das Einsammeln von Waffen und Muni-
tion weltweit bereitgestellt wurden, nun anders einge-
stellt, nämlich für das Einsammeln von Waffen und
Munition in den Einsatzgebieten deutscher Soldaten.
Das heißt, wir haben Umschichtungen in diesem kleinen
Bereich vorgenommen.

Ansonsten kleiden wir unsere Anliegen als Abgeord-
nete natürlich in eine Forderung, die wir an unsere Exe-
kutive richten. Ich finde, dass wir, die wir die Kamera-
den gewählt haben, von diesen verlangen können, dass
sie dann, wenn wir zu anderen Erkenntnissen kommen,
diese umsetzen. Dafür bezahlen wir sie ja.

Wir stellen hier also zum einen dar, was wir getan ha-
ben, und zum anderen das, was wir erreichen wollen.
Politik ist nicht immer nur die Darstellung des Erreich-
ten, auch nicht in einer Haushaltsdebatte, sondern soll
auch aufzeigen, wo man hinwill. Das muss ja nicht
gleich eine Vision sein, aber zumindest eine grobe Idee,
was die Politik in dieser Legislaturperiode erreichen
will.

Es freut mich aber uneingeschränkt, dass die FDP
dem schon jetzt zustimmen kann. Deswegen danke ich
Ihnen ganz herzlich für Ihre Zwischenfrage.


(Susanne Jaffke [CDU/CSU]: Und für die Zustimmung zu künftigen Haushalten!)


Ich komme dann wieder zum Thema. Wir werden na-
türlich die noch zu behandelnden Punkte, zum Beispiel
im Bereich Entwicklungshilfe, im Haushaltsausschuss
diskutieren. Ich glaube, dass das wichtig ist. Das soll
keinen Gegensatz dokumentieren, sondern deutlich ma-
chen, dass wir hier ein Miteinander erreichen müssen.
Die Haushälter für Verteidigung müssen mit den Haus-
hältern für Entwicklungshilfe von innen, aber auch von
außen enger zusammenarbeiten, als wir das in der Ver-
gangenheit getan haben. Das Gleiche tun die Ministerien
inzwischen auf Staatssekretärsebene. Die PRTs stehen ja
erst am Ende einer Veranstaltung. Der Anfang muss in
Deutschland stattfinden, dann, wenn man ein Konzept
hat. Das würde ich für wichtig und zielführend halten.

Ich glaube, dass wir alle gut daran täten, das in den
nächsten Wochen und Monaten gemeinsam anzugehen;
denn der Einsatz der Bundeswehr ist letztendlich nur
zielführend, wenn er von allen betroffenen Ministerien
unterstützt wird. Dann ist es kein Einsatz allein der Bun-
deswehr. Dann ist es nicht nur das Ministerium für zivile
Zusammenarbeit oder für Entwicklungshilfe, das vor Ort
tätig ist.

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(C (D Wenn Sie einem afghanischen Bauern den Mohnnbau verbieten und die Felder, von wem auch immer, bgebrannt werden, sodass er seinen Lebensunterhalt icht mehr bestreiten kann, dann gibt es zwei Möglicheiten: Entweder Sie helfen dem Bauern über die GTZ it Entwicklungshilfe und geben ihm eine Möglichkeit, eine Familie zu ernähren, oder er lässt seine Missbilliung über diesen Vorgang und Ihr Verhalten spürbar erden, indem er nach einer Waffe greift. Letzteres ist icht in unserem Sinne, weil es keine Lösung dieses onfliktes ist. Das heißt, das Zusammenwirken der genannten Beeiche kann uns eher zu einem Ergebnis führen als eine eine Fixierung auf das Militärische. Dafür plädiere ich. ch würde mich freuen, wenn Sie mich in diesem Punkt nterstützten. Ich wünsche uns allen viel Erfolg dabei. Glück auf! Das Wort hat der Kollege Alexander Bonde, Bünd is 90/Die Grünen. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ie Debatte über den Haushalt nach einem Jahr großer oalition markiert einen Zeitpunkt, zu dem man eine Bi anz der verschiedenen Ministerien ziehen muss. Die Bianz des Verteidigungsministers übertrifft, was Pleiten, ech und Pannen angeht, die insgesamt schlechte Bilanz er großen Koalition bei weitem. Von einem Minister, er immer mit einem Fuß in dem nächstgelegenen Fettapf steht und Interviews gibt, an deren Richtigstellung as halbe Ministerium beteiligt ist, kann man natürlich chwerlich erwarten, dass er einen vernünftigen Einzellan vorlegt und gleichzeitig die Struktur seiner Truppe erbessert. Der Einzelplan, den wir heute beraten, zeigt deutlich: as der Kollege Kahrs gerade als Erfolg der Transforation geschildert hat, wurde nicht im zurückliegenden ahr auf den Weg gebracht. Dieser Prozess ist eher trotz es Ministers als wegen des Ministers in Gang gehalten orden. Wenn wir uns die Modernisierungsprojekte der undeswehr im Bereich der Kooperation mit der Wirt chaft anschauen, dann muss man sagen, dass inzwichen Sendepause herrscht. Wir hoffen, dass der Miniser nicht auch noch das Projekt Herkules erfolgreich erhindert, wie dies bei den vorhergehenden Projekten n diesem Bereich der Fall war. Wenn man sich die Frage tellt, wie mit dem Haushalt umgegangen wird, dann tößt man auf viele Fehlinvestitionen und auch auf den inen oder anderen Versuch offensichtlicher Trickserei. Wir haben in der Bereinigungssitzung des Haushaltsusschusses erfahren müssen, wie die Koalition an den rundsätzen der Haushaltswahrheit und -klarheit vorei zusätzliche Mittel für diesen Einzelplan mobilisiert. Alexander Bonde Dies geschah im Rahmen einer Operation, die haushaltstechnisch kompliziert ist, die die Öffentlichkeit aber einmal erfahren muss. Es gibt bei Materialverkäufen der Bundeswehr sichere Einnahmen in Höhe von mindestens 40 Millionen Euro. Der Ansatz für diese Position wurde auf Null gesetzt. So haben Sie die Möglichkeit geschaffen, dass unerwartete Einnahmen – dazu gehören die Einnahmen aus den Materialverkäufen in Höhe von 40 Millionen Euro – der Bundeswehr zugute kommen. Eine ähnliche Operation haben Sie an anderer Stelle durchgeführt. Auf diese Weise haben Sie den Bundeswehretat um 100 Millionen Euro aufgestockt, ohne dass dies der Öffentlichkeit im Haushaltsplan ersichtlich wird. Herr Minister, ich weiß, dass Sie eine Vorgeschichte in diesen Dingen haben; siehe Hessen. Das sollte Sie aber nicht dazu verleiten, hinsichtlich des Verteidigungsetats die Rechte des Parlaments und die Grundsätze der Haushaltswahrheit und -klarheit, auf deren Einhaltung die Öffentlichkeit einen Anspruch hat, zu verletzen. Mit diesem Einzelplan werden wichtige Strukturfragen hinsichtlich der Bundeswehr nicht berücksichtigt. Sie legen uns in den nächsten Wochen – noch vor Weihnachten – eine milliardenschwere Weihnachtswunschliste Ihres Hauses vor. Man kann den Eindruck gewinnen, dass es weniger darum geht, die Struktur der Bundeswehr zu verbessern, als darum, noch vorhandenes Geld in Rüstungsaufträge zu stecken. Seien diese Aufträge in ihrer sicherheitspolitischen Wirkung auch noch so fragwürdig: Solange Sie sich industriepolitisch etwas davon versprechen, wird investiert. Beim Zweitflugkörper IRIS-T für die Luftverteidigung handelt es sich zum Beispiel um einen nationalen Alleingang innerhalb eines internationalen Systems. Die Partnernationen greifen sich an den Kopf und fragen sich, weshalb Deutschland einen dreistelligen Millionenbetrag für ein veraltetes Konzept ausgibt und dadurch ein internationales Projekt komplizierter macht. Sie gehen nationale Sonderwege, während hier immer das Hohelied der internationalen Kooperation und der Interoperabilität gesungen wird. Das passt vorne und hinten nicht zusammen. Die gleiche Situation erleben wir überall dort, wo die geplanten Beschaffungen heute darüber entscheiden, wie morgen die Betriebskosten aussehen. Die Koalition hat dargestellt, wie dramatisch die Betriebskosten bei der Bundeswehr ansteigen und wie wichtig es ist, sie in den Griff zu bekommen. Aber gleichzeitig stoßen wir bei jeder neuen Investition darauf, dass neue Strukturen geschaffen werden, die unnötige Betriebskosten nach sich ziehen. Ich will auch dafür ein Beispiel nennen. Sie wollen die Fregatte F 125 beschaffen. Bei der Bewaffnung setzen Sie auf Landgerät, auf Elemente der Panzerhaubitze 2000 und des Raketenwerfers MLRS, die mit Kalibern operieren, die in der Schifffahrt unüb l g s V t b h S I g b k l h d g T S s B d a s B t f u n u f s S k z w h R K d D g H D e d d s s (C (D ich sind. Das heißt, im Ergebnis schaffen Sie eine Freatte, die zwar im internationalen Verbund operieren oll, der aber wegen der Munition immer ein deutscher ersorger hinterhergeschickt werden muss, weil die in ernational standardisierte Munition auf dem Schiff nicht enutzt werden kann. Wir wissen, wer diese Gerätschaft erstellt. Sie betreiben Politik für die deutsche Industrie. ie rüsten die Bundeswehr systematisch nach nationalen ndustrieinteressen aus und nicht aufgrund der Bedinungen, die in internationalen Stabilisierungseinsätzen estehen. Jammern Sie hinterher nicht über die Betriebsosten! Diese Betriebskosten haben einen Namen, nämich Ihren, Herr Minister. Die Liste der Milliardengräber, die in diesem Hausalt zu finden sind, lässt sich fortsetzen. Sie haben nicht ie Kraft, an die Überarbeitung der Beschaffungen zu ehen. Sie führen im Hinblick auf die Struktur der ruppe nur das aus, was Ihr Vorgänger beschlossen hat. elbst da regiert eher die Bremse als das mutige Voranchreiten. Ich halte das für eine richtige Belastung der undeswehr. Denken Sie in diesem Zusammenhang an ie beschriebenen Herausforderungen, denen wir uns lle stellen. Im Rahmen der Entscheidungen über Einätze sorgen wir alle sehr verantwortlich dafür, dass die undeswehr die Aufgaben, die wir ihr übertragen, auch atsächlich leisten kann. Ihr Vorgehen schadet. Sie verolgen eine Politik, die mutlos keine Strukturfragen stellt nd die Steuergelder nach Interessen anlegt, die nicht jeen der Soldatinnen und Soldaten sowie der Bürgerinnen nd Bürger entsprechen. Hier werden vielmehr sachremde Interessen eingeführt. Insofern ist dieser Haushalt kein Beitrag zu einer konequenten Sicherheitspolitik. Er verfestigt vielmehr die trukturen, die das eigentliche Problem sind. Deshalb önnen Sie, Herr Minister, nicht mit unserer Unterstütung rechnen. Ich hoffe, dass Sie irgendwann einmal so eit sind, diese Probleme tatsächlich zu erkennen. Sie aben sich im letzten Jahr ja nicht gerade als Star dieser egierung profiliert. Die Rolle des Reformers in dieser oalition ist immer noch offen. Vielleicht werden Sie och noch ein Heeresreformer. Genug zu tun gäbe es. Das Wort hat der Bundesminister der Verteidigung, r. Franz Josef Jung. Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister der Verteidiung: Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Mit diesem Haushalt, den wir im Rahmen dieser ebatte verabschieden wollen, und dem Finanzplan ist ine tragfähige und gute Grundlage geschaffen worden, en Anpassungsund Modernisierungsprozess der Buneswehr voranzutreiben. Frau Kollegin Hoff, lassen Sie mich gleich zu Anfang agen: Wir tragen die Verantwortung dafür, dass wir uneren Soldatinnen und Soldaten, die sich in riskanten Bundesminister Dr. Franz Josef Jung Auslandseinsätzen befinden, eine optimale Ausbildung gewähren und eine optimale Ausrüstung mitgeben. Das ist der Sachverhalt; das machen wir auch so. Die Situation, die Sie geschildert haben, entspricht nicht der Realität. Unsere Soldaten haben im Einsatz die Ausrüstung, die sie im Hinblick auf einen optimalen Schutz brauchen. Ich möchte die Gelegenheit wahrnehmen, den Mitgliedern des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages herzlich zu danken, allen voran den Berichterstattern der Regierungskoalition, dem Kollegen Kahrs, Frau Kollegin Jaffke und dem Kollegen Kalb, die den Haushalt unterstützen. Die Beratungen sind kompetent durchgeführt worden. Zudem will ich den Kollegen Koppelin und die Frau Kollegin Lötzsch erwähnen. Herr Kollege Bonde, im Gegensatz zu Ihrem Beitrag hier war Ihr Vorgehen im Ausschuss von anderer Qualität. Ich will in diesem Zusammenhang einen zweiten Punkt ansprechen. Es ist besonders wichtig, dass wir mit diesem Haushalt die Chance haben, einige Akzente im Hinblick auf die soziale Entwicklung in der Struktur der Bundeswehr zu setzen; denn ich glaube schon, dass wir von unseren Soldatinnen und Soldaten viel verlangen. Die Bundeskanzlerin hat heute Morgen angesprochen, welche Auswirkungen die Einsparungen in Höhe von 1 Milliarde Euro im öffentlichen Dienst beispielsweise auch auf die Soldaten haben. Angesichts dieser Einsparungen finde ich es gut, dass wir in diesem Haushalt die Möglichkeit haben, Planstellenverbesserungen durchzuführen, beispielsweise rund 3 400 zusätzliche Beförderungsmöglichkeiten für Unteroffiziere und 750 für Mannschaften. Ich finde es auch gut, dass das Bundeskabinett entschieden hat, eine Einmalzahlung für die Jahre 2005, 2006 und 2007 in Höhe von 300 Euro zu gewährleisten, sodass für die soziale Perspektive der Soldatinnen und Soldaten ein positiver Akzent gesetzt wird. Ich erachte es als notwendig und wichtig, den Soldatinnen und Soldaten Möglichkeiten der Beförderung und der sozialen Absicherung zu eröffnen. Schließlich erwarten wir große Leistungen von ihnen. (Beifall des Abg. Kurt J. Rossmanith [CDU/ CSU])


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606610300
Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606610400

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606610500




(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Lassen Sie mich einen weiteren Aspekt ansprechen.
Ich denke, die Struktur und die Tendenz des Verteidi-
gungshaushalts stimmen. Im Gegensatz zu dem, was hier
gerade vom Kollegen Bonde vorgetragen wurde, redu-
zieren wir die Betriebskosten in erheblichem Umfang,
während wir gleichzeitig die Ausgaben für Investitionen
steigern. Die entsprechenden Zahlen haben wir mit dem
Haushalt vorgelegt. Ich sage hier in aller Ruhe und Ge-
lassenheit: Die Anstrengungen, die jetzt unternommen
werden, um die Zahl der zivilen Bediensteten von rund
110 000 auf 75 000 im Jahr 2010 zu reduzieren, sind
enorm. Diesen großen Beitrag, den die Bundeswehr leis-
tet, sollte man entsprechend würdigen. Aufgrund der
Tatsache, dass die Betriebskosten gesenkt werden, wer-
den Steigerungen im Bereich der Investitionen möglich.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Das Haushaltsvolumen steigt zum ersten Mal seit Jahen um rund 500 Millionen Euro, sodass wir in der Lage ind, auf die neuen Herausforderungen finanziell zu reaieren. Die Herausforderungen der Bundeswehr sind norm. Bevor wir die Regierungsverantwortung überommen haben, hätte niemand in diesem Haus gedacht, ass wir innerhalb dieses Jahres einen europäischen Einatz im Kongo und einen UN-Einsatz im Libanon beerkstelligen müssen. Diese Einsätze waren in den aushaltsberatungen nicht vorgesehen. Deshalb, Herr ollege Bonde, hat der Haushalt nichts mit Trickserei zu un. Ich bin dem Finanzminister und den Mitgliedern des aushaltsausschusses sehr dankbar, dass sie eine Lösung efunden haben, um die Einsätze, die nicht eingeplant aren, finanziell abzusichern, ohne die Substanz des inzelplans 14 zu belasten. Das ist wichtig und richtig; enn wenn unvorhergesehene Zusatzkosten entstehen, uss deren Finanzierung sichergestellt werden. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann weisen Sie das offen aus! Machen Sie keine Geheimoperationen!)


Die finanziellen Rahmenbedingungen für die Bundes-
ehr werden in Zukunft eng bleiben. Ich glaube aber,
ass wir mit diesem Haushalt den richtigen Weg be-
chritten haben. Ich will es noch einmal unterstreichen:

ir passen die Ausrüstung und Ausstattung den Ein-
atzerfordernissen an. Die Zuspitzung der Situation in
fghanistan war natürlich eine besondere Herausforde-

ung. Wir können jetzt nur noch in geschützten Fahrzeu-
en fahren. Inzwischen gibt es Fahrzeuge in ausreichen-
er Zahl vor Ort, sodass die Sicherheit der Soldatinnen
nd Soldaten gewährleistet ist. Es ist wichtig, dass wir
ie Voraussetzungen dafür schaffen, dass unsere Solda-
innen und Soldaten eine optimale Ausrüstung besitzen,
m ihren Auftrag in gefährlichen Situationen zu erfüllen.

Wenn man Bilanz zieht, kann man in aller Gelassen-
eit feststellen: Der Einsatz im Kongo ist mit einer zeit-
ich klaren Perspektive – dankenswerterweise hat der
ollege Kahrs das unterstrichen; auch ich weiß, was vor
iesem Einsatz alles gesagt worden ist – verantwor-
ungsvoll und optimal durchgeführt worden. Wir haben
n der Zeit vom 20. bis 22. August einen Bürgerkrieg im
ongo verhindert und ich hoffe und wünsche, dass die
age so stabil bleibt, dass wir am 30. November fristge-

echt unseren Auftrag als abgeschlossen ansehen kön-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


er Einsatz im Kongo war für uns nicht ganz einfach,
eil es die erste Operation war, die die Europäische
nion in dieser Art und Weise in Afrika umgesetzt hat.

Es gab auch bezüglich des Libanonmandats Diskus-
ionen mit den Vereinten Nationen, bis die Rules of En-
agement so klar waren, wie wir sie gebraucht haben.
ir haben jetzt ein klares, effektives Mandat, dem der
eutsche Bundestag zugestimmt hat. Dieses effektive
andat wird in guter Kooperation mit der libanesischen
arine umgesetzt: Es wird Seesicherheit hergestellt,






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Franz Josef Jung
Waffenschmuggel unterbunden und es werden somit die
Voraussetzungen für die Umsetzung der UN-Resolution
geschaffen. Ich finde, auch diese Mission, die die Bun-
deswehr dort leistet, ist eine erfolgreiche Mission.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Natürlich kann man, wenn wir über Bosnien-Herze-
gowina diskutieren, nicht von Überforderung sprechen;
das hat auch niemand getan. Die Wahrheit ist, dass wir
gesagt hatten, dass wir vor den Wahlen keine falschen
Akzente setzen wollen. Die Wahlen sind am 1. Oktober
durchgeführt worden. Wir haben dort eine stabile, eine
friedliche Entwicklung, die uns jetzt – zu Recht, wie ich
finde – in die Lage versetzt, einen Stufenplan im Hin-
blick auf eine Exit-Strategie zu diskutieren und mög-
lichst noch im Dezember zu verabschieden. Wenn wir ei-
nen Auftrag wahrnehmen, dann müssen wir ihn auch
entsprechend erfüllen und eine Planung für den Über-
gang in zivile Sicherheitsstrukturen entwickeln, den wir
stufenweise vollziehen. Nur so können wir einen Auf-
trag erfolgreich beenden. Deshalb ist es richtig, wenn
wir diese erste Stufe jetzt im Hinblick auf Bosnien-Her-
zegowina in Angriff nehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Dasselbe gilt für den Kosovo. Ich hoffe und wünsche,
dass sich die Lage dort so stabilisiert – auch nach den
Statusverhandlungen –, dass der Prozess mit einer euro-
päischen Perspektive friedlich und stabil fortgesetzt wer-
den kann.

Lassen Sie mich noch einige Bemerkungen zum
Thema Afghanistan machen. Heute ist von der Bundes-
kanzlerin bereits zu Recht auf die Gesamtsituation in Af-
ghanistan hingewiesen worden. Ich will es noch einmal
unterstreichen: Ich bin der felsenfesten Überzeugung,
dass wir die NATO-geführte Operation in Afghanistan
nur erfolgreich fortführen und zu Ende führen können,
wenn wir eine Strategie der zivil-militärischen Zusam-
menarbeit für Gesamtafghanistan umsetzen, womit wir
im Norden begonnen haben und damit auch erfolgreich
sind. Wir haben dort bereits mehr als 520 Projekte in
Angriff genommen: von der Wasserversorgung über
Schulen und Krankenhäuser bis hin zur Infrastruktur. Ich
glaube, wir werden die Probleme in Afghanistan nicht
lösen, indem wir immer nur nach mehr Militär rufen.
Wir werden die Operation in Afghanistan nur dann zu ei-
nem Erfolg führen, wenn wir die Herzen der Menschen
gewinnen und den Wiederaufbau in einem sicheren Um-
feld vorantreiben. Das muss aus meiner Sicht das Kon-
zept für den NATO-Gipfel in Riga sein; darüber müssen
wir diskutieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich will in diesem Zusammenhang auch darauf hin-
weisen, dass wir der zweitstärkste Truppensteller in
NATO-geführten Operationen sind. Deutschland leistet
seinen Beitrag im Hinblick auf internationale Friedens-
missionen. Ich war schon etwas betroffen, als ich die
eine oder andere Behauptung gehört und gelesen habe,
dass sich unsere Soldatinnen und Soldaten mehr mit an-
deren Dingen beschäftigen würden als damit, Sicherheit
herzustellen; ich will das vor diesem Hohen Haus nicht

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(C (D iederholen. Man muss auch einmal sehen, dass im ahmen dieser Auslandseinsätze bereits 64 Soldatinnen nd Soldaten ihr Leben verloren haben. Es ist nicht so, ls wären die Soldaten der Bundesrepublik Deutschland icht auch in riskanten Situationen engagiert. Deshalb alte ich es für völlig falsch, wenn hier der eine oder anere versucht, den Finger zu erheben und eine falsche iskussion zu führen. Unsere Soldatinnen und Soldaten eisten ihren Einsatz verantwortlich, leistungsfähig und ut; im Rahmen dieser Einsätze – das habe ich immer ieder festgestellt – mehren sie das Ansehen der Bunesrepublik Deutschland. Deshalb bin ich dankbar für as Engagement, das unsere Soldaten dort leisten. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Zu dieser Erfolgsbilanz gehört natürlich auch, dass es
ieser großen Koalition nach zwölf Jahren gelungen ist,
ass ein Weißbuch zur Standortbestimmung, zur Sicher-
eitspolitik der Bundesrepublik Deutschland und zur Zu-
unftsperspektive der Bundeswehr im Bundeskabinett
erabschiedet wurde. Überall, wo ich hinkomme, werde
h – auch und gerade von unseren europäischen und un-

eren NATO-Partnern – für dieses Weißbuch gelobt. Ich
inde, wir haben ein Konzept auf den Tisch gelegt und
m Bundeskabinett verabschiedet, das sich sehen lassen
ann. Das lasse ich mir von dem einen oder anderen aus
er Opposition nicht zerreden. Das ist ein gutes Werk,
as zur Erfolgsbilanz dieser Bundesregierung gehört.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich will darauf hinweisen, dass wir mit dem Einsatz
er Bundeswehr natürlich auch den Schutz Deutsch-
ands gewährleisten. Das geht in den Debatten über
uslandseinsätze oft unter. Die Bundeswehr hat in die-

em Jahr zahlreiche Beiträge zum Schutz Deutschlands
eleistet: Vom Einsatz bei der Schneekatastrophe in
ayern über den Einsatz bei der Vogelgrippe auf Rügen
nd den Hochwasserschutz an der Elbe bis hin zu den
inzelnen Maßnahmen zur Sicherstellung der Fußball-
eltmeisterschaft; bei jedem Spiel waren 2 000 Solda-

innen und Soldaten im Einsatz und 5 000 in Reserve.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Katrin GöringEckardt)


as ist ein wichtiger Punkt, den man in einer solchen
ebatte nicht vergessen darf.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich denke, dass wir den Prozess der Transformation
er Bundeswehr auf Grundlage dieses Haushaltes fort-
etzen können. Wir richten alles darauf aus, diesen Pro-
ess zu einem positiven Ergebnis zu führen.

Wir verlangen von unseren Soldaten und zivilen Mit-
rbeitern viel. Sie leisten, wie ich finde, Hervorragendes.
eshalb haben sie unseren Dank und unseren Rückhalt
erdient. Der Einsatz lohnt sich; denn es geht um nicht
eniger als um die Sicherheit Deutschlands. Es geht um

inen friedensstiftenden Auftrag, den unsere Soldatinnen
nd Soldaten im Interesse der Sicherheit unserer Bürge-
innen und Bürger, im Interesse von Frieden und Freiheit






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Franz Josef Jung
erfüllen. Deshalb bin ich für die Unterstützung dieser
Politik dankbar. Wir werden sie konsequent fortsetzen.

Besten Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606610600

Das Wort für die FDP-Fraktion hat Birgit Homburger.


(Beifall bei der FDP)



Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1606610700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Minister, ich möchte zunächst einmal einige Be-
merkungen zu dem machen, was Sie zur Ausstattung
der Bundeswehr gesagt haben. Sie haben großen Wert
darauf gelegt zu betonen, dass Sie alles tun, um die Bun-
deswehr, um die Soldatinnen und Soldaten im Einsatz,
gut und richtig auszustatten. Sie haben meine Kollegin
Hoff angesprochen, die zuvor ein Zitat gebracht hat, in
dem das Wort „unmoralisch“ vorkam. Ich kann Ihnen
nur dringend empfehlen, in Ihrer eigenen Fraktion über
dieses Zitat zu sprechen. Dieses Wort wurde nicht von
der Kollegin Hoff in den Raum gestellt. Sie hat vielmehr
einen Abgeordneten aus Ihrer Fraktion zitiert, Herr Mi-
nister.


(Beifall bei der FDP)


Wir sprechen hier über ein Jahr Koalition aus CDU/
CSU und SPD. Die Verteidigungspolitik war in diesem
Jahr von zusätzlichen Auslandseinsätzen geprägt. Das
ist natürlich haushaltsrelevant, und zwar vor allem des-
halb, weil Sie in diesem Jahr keine zusätzlichen Mittel
erhalten haben, sondern vieles aus dem bestehenden
Einzelplan 14 heraus erwirtschaftet werden musste. So
viel zum Thema Haushaltsklarheit und Haushaltswahr-
heit. Das ist – der Kollege Bonde hat das schon ange-
sprochen – eine Art und Weise, die nicht länger akzep-
tiert werden darf. Deswegen hat die FDP entsprechende
Anträge gestellt.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Bei den Auslandseinsätzen mussten wir feststellen,
dass die lange gültige „Kultur der Zurückhaltung“ für
die Bundesregierung keine große Bedeutung mehr hat.
Vielfach handelte es sich eher um eine Militärangebots-
politik.


(Zurufe von der SPD: Oh!)


Ich denke zum Beispiel an den Einsatz im Kongo oder
an die frühe Festlegung auf den Einsatz im Nahen Osten.
Dazu kann ich nur sagen: Das kann kein Ersatz für poli-
tische Initiativen sein. Ich sage sehr deutlich: Wer Solda-
tinnen und Soldaten in einen Einsatz schickt, der hat
auch und vor allen Dingen die Verantwortung, politische
Initiativen zur Stabilisierung der Region zu ergreifen.
Das habe ich bei der Bundesregierung ziemlich durch-
gängig vermisst.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Ein Beispiel – Sie, Herr Minister, haben es angesprohen – ist das Thema Kongo. Nach der Mandatserteiung hat es hier keine große Rolle mehr gespielt. Ich uss sagen, dass ich über Ihre Intonierung gerade höchst rstaunt war. Sie haben hier gesagt, sie hoffen, dass man en Einsatz am 30. November dieses Jahres abschließen ann. Bisher haben Sie nach draußen immer deutlich geagt, dass der Einsatz dann abgeschlossen sein wird. Ofensichtlich merken Sie – auch aufgrund der Ausschreiungen, die es gestern in der Demokratischen Republik ongo gegeben hat –, dass man die Situation dort mitichten abschließend beurteilen kann, dass die kritische ituation erst noch kommt, und zwar dann, wenn das ndgültige Wahlergebnis bekannt gegeben wird. Ich sage sehr deutlich: Es ist nicht gut, dass wir nach ie vor kein Konzept für eine politische Stabilisierung er Demokratischen Republik Kongo nach den Wahlen aben. Es ist ein Versäumnis aller EUFOR-Staaten, aber uch ein Versäumnis der Bundesregierung, hier nicht die nitiative ergriffen zu haben. Das ist uns zu wenig. Ich enke, dass die Soldatinnen und Soldaten im Einsatz, ber auch das Parlament und die Steuerzahler dieser Reublik Anspruch darauf haben, dass solche Einsätze sauer vorbereitet und vor allen Dingen so durchgeführt erden, dass sie den erwünschten Effekt erzielen. Herr Minister, es war ein Jahr der Mauschelei, der eheimniskrämerei und der durchgestochenen Dokuente, beispielsweise im Zusammenhang mit dem eißbuch. Ich möchte sehr deutlich sagen, dass das, was ie in Bezug auf die Einstufung von Dokumenten achen, nicht in Ordnung ist. Beispielsweise mit dem rotokoll zwischen der UNO und dem Libanon, den so enannten „Minutes“. Es ist in Deutschland unter S-Vertraulich eingestuft. Abgeordnete des Deutschen undestages müssen in eine Geheimschutzstelle gehen, m es einzusehen, während es in Pressekreisen frei kuriert und im Übrigen von der UNO nicht so eingestuft st, Herr Minister. as ist eine Geheimniskrämerei, die der Sache nicht geecht wird. Auch den Einsatz im Rahmen des ISAF-Mandates auerhalb des Kerngebiets haben Sie erst zugegeben, als es ine öffentliche Diskussion darüber gab. Dasselbe pasierte im Zusammenhang mit den KSK-Einsätzen. Sie un sich keinen Gefallen damit und erweisen mit diesem erhalten der Geheimniskrämerei der Bundeswehr einen ärendienst. Etwas mehr Transparenz und Information, err Minister, würde manche Diskussion entschärfen nd der Situation im Parlament gut tun. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich möchte als Letztes das Thema aufgreifen, das
uch Sie erwähnt haben und das sich seit heute Morgen
eun Uhr durch alle Debatten zieht. Die Bundes-
anzlerin, Ihr Kollege Außenminister und auch die






(A) )



(B) )


Birgit Homburger
Fraktionsvorsitzenden haben sich zum Thema Afghanis-
tan und die immer wieder an Deutschland herangetrage-
nen Forderungen geäußert, dass wir stärker in den Süden
Afghanistans gehen müssten. Ich bin Ihnen dankbar,
dass Sie hier sehr deutlich gemacht haben, dass das nicht
infrage kommt. Ich bin Ihnen auch dankbar, dass Sie hier
sehr deutlich dargestellt haben, welche Leistungen
Deutschland bringt.

Die ganze Debatte des heutigen Tages ist Ausdruck
einer weiteren verpassten Chance, in die Offensive zu
gehen. Ich erwarte, dass unseren Partnern in der NATO
vor dem NATO-Gipfel deutlich gesagt wird, dass auch
andere Fehler gemacht haben und dass wir über diese
Fehler sprechen müssen. Wenn wir nicht zu einem ge-
meinsamen Konzept kommen, dann droht der ganze Ein-
satz zu scheitern. Deshalb sage ich sehr deutlich, dass es
notwendig ist, offen hierüber zu sprechen. Der Deutsche
Bundestag hat sowohl das Mandat der ISAF als auch das
der Operation „Enduring Freedom“ um ein Jahr verlän-
gert.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606610800

Frau Homburger, Sie müssen bitte zum Ende Ihrer

Rede kommen.


Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1606610900

Ich komme zum Ende, Frau Präsidentin.

Herr Minister, in diesem Jahr müssen Fortschritte er-
reicht werden, sonst wird es schwer, Argumente zu fin-
den, warum man dort weiter bleiben soll. Wir erwarten
Initiativen und klare Worte. Unser Angebot lautet, dass
wir Sie gerne dabei unterstützen. Wir wünschen Ihnen
für den NATO-Gipfel viel Erfolg, damit den verpassten
Chancen, die es in diesem Jahr gab, nicht noch eine wei-
tere verpasste Chance mit Blick auf Afghanistan hinzu-
gefügt wird.


(Beifall bei der FDP – Rainer Arnold [SPD]: Weltmacht FDP!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606611000

Ursula Mogg spricht für die SPD-Fraktion.


Ursula Mogg (SPD):
Rede ID: ID1606611100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Die Redner haben allseits darauf hingewiesen,
dass die Mitglieder des Verteidigungsausschusses, die
Verteidigungspolitiker ein sehr arbeitsreiches Jahr hinter
sich haben. Es sieht auch nicht so aus, als würden wir im
nächsten Jahr weniger Arbeit bekommen, sondern eher
mehr. An dieser Stelle möchte ich Ihren Vorwurf, Frau
Homburger, wir würden vonseiten der Bundesregierung
eine Angebotspolitik hinsichtlich des Einsatzes der Bun-
deswehr machen, ausdrücklich zurückweisen. Sie wissen
genau, dass es Ende des letzten Jahres eine Anfrage aus
New York in Richtung Brüssel gegeben hat, und Sie ken-
nen die Situation, in der wir waren, als wir über den
Libanoneinsatz diskutiert und entschieden haben. Von
Angebotspolitik kann in diesem Zusammenhang mit Si-
cherheit keine Rede sein.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Im Mittelpunkt meiner Ausführungen steht das
hema Afghanistan. Die Situation in Afghanistan ist in
ller Munde. Wir alle – viele Kolleginnen und Kollegen,
ber auch ich selbst – stehen noch unter dem Eindruck
er Debatten, die wir auf der NATO-Parlamentarierver-
ammlung in Québec erlebt haben. Die Diskussionen
urden vonseiten der Bündnispartner zum Teil sehr

motional geführt. Das ist auch nachvollziehbar; das
öchte ich an dieser Stelle ausdrücklich betonen. Aber

ei diesen Diskussionen darf es nicht um Stimmungen
nd Emotionen gehen. Im Vordergrund muss eine ehrli-
he und klare Analyse stehen. Wir dürfen in unseren An-
trengungen nicht nachlassen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es gilt der Satz von Tom Koenigs, dass die NATO in
fghanistan nicht verlieren darf. Gegenseitige Schuld-

uweisungen innerhalb des Bündnisses helfen überhaupt
icht weiter. Frau Homburger, ich würde mich an dieser
telle sehr zurückhalten und gegenseitige Vorwürfe ver-
eiden. Denn das freut nur den Gegner, den wir be-

ämpfen wollen, es gefährdet den Einsatz und es verun-
ichert die demokratischen Kräfte in Afghanistan.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Herr Minister, in diesem Zusammenhang fühle ich
ich sehr stark an unseren Besuch in Afghanistan vom
ommer dieses Jahres und an unsere dortige Pressekon-
erenz erinnert. Die meistgestellte Frage der afghani-
chen Journalisten war die nach unserer Beständigkeit
nd Zuverlässigkeit im Hinblick auf diesen Einsatz. Das
at natürlich etwas mit der Situation im Land zu tun.
eshalb würde ich dringend davon abraten, eine Diskus-

ion über Schuldzuweisungen zu führen. Schließlich
ollen wir den gemeinsamen Erfolg.

Mein nächster Punkt. Die Diskussion über die natio-
alen Vorbehalte, die so genannten Caviats, ist aus mei-
er Sicht absolut nicht zielführend. Alle Staaten haben,
enn es um die Beteiligung an Einsätzen geht, nationale
orbehalte. Das war immer so und daran wird sich auch
ichts ändern. Zudem hat die Bundesrepublik Deutsch-
and ihre Vorbehalte im Laufe der diversen Einsätze wei-
erentwickelt und ihre Anzahl reduziert. Es ist also all-
eits bekannt, dass deutsche Kräfte auch im Süden
fghanistans zum Einsatz kommen können und dort

uch schon zum Einsatz gekommen sind.

Viel wichtiger ist es unserer Meinung nach, eine Dis-
ussion über das Gesamtbild der Lage in Afghanistan zu
ühren. Alles andere hätte nämlich eine Militarisierung
ieser Debatte, des Konflikts und vor allen Dingen unse-
es Denkens und damit zwangsläufig Legendenbildung
ur Folge. Das wird im Übrigen auch von militärischer
eite so beurteilt. So traf Walter Laqueur die Feststel-

ung, dass Afghanistan militärisch nicht zu gewinnen ist.
ch frage mich: Wie ist Afghanistan dann zu gewinnen?
ewinnen kann man dort ganz sicher nur, wenn man die






(A) )



(B) )


Ursula Mogg
Ansätze verfolgt, die auch in dieser Debatte schon dar-
gestellt wurden.

Aufgrund der Aufarbeitung der Märzunruhen im
Kosovo wissen wir, dass die Diskussion über nationale
Vorbehalte nicht weiterführt. Im Mittelpunkt muss die
Diskussion über das Gesamtbild der Situation stehen. Im
Rahmen der Debatte, die in Québec über den spannen-
den Ausdruck „to remove“ geführt wurde, ist vernach-
lässigt worden, dass der dort vorgelegte Antrag zu Af-
ghanistan viele wichtige Punkte enthielt, in denen die
Versammlung absolut einer Meinung war.

In diesem Antrag heißt es: Es geht darum, eine Politik
zu entwickeln, die den Reformprozess in Afghanistan
beschleunigt und die Probleme der Unterentwicklung
und der Korruption angeht. – Diese Aussage kann man
nur nachdrücklich unterstreichen. Es geht darum – auch
das wissen wir alle –, die Herzen und den Verstand der
Bevölkerung in Afghanistan zu gewinnen. Deutsche Sol-
datinnen und Soldaten leisten dazu in ihrem Einsatz ei-
nen wichtigen Beitrag. Sie pflegen unter schwierigsten
Bedingungen eine Kultur des Friedens und grenzen sich
dadurch von einer Kultur des Krieges ab.

Auf dem NATO-Gipfel in Riga, der in der kommen-
den Woche stattfindet, erwarten wir eine lebhafte De-
batte zum Thema Afghanistan. Wir dürfen sehr zuver-
sichtlich sein, dass am Ende und als Ergebnis dieser
Diskussion ein fortentwickeltes Afghanistankonzept des
Bündnisses vorliegen wird. Sein Schwerpunkt – das ist
klar – muss die Verbesserung der Gewährleistung der Si-
cherheit in Afghanistan sein. Darüber hinaus muss eine
Antwort auf die Kritik der Afghanen selbst gegeben wer-
den, nach der die Allianz dem militärischen Bereich zu
großes Gewicht beimesse. Es geht nicht nur um Militär-
präsenz, zitiert die „Frankfurter Rundschau“ heute die
neue afghanische Botschafterin. Sie lobt – das sollte er-
wähnt werden – den deutschen Beitrag sehr.

Im Afghanistankonzept 2003 der Bundesregierung
wurde festgestellt,

dass der Petersberger Prozess die Gefahr zahlrei-
cher Rückschläge in sich birgt und der Überprüfung
und Anpassung bedarf.

Genau darüber unterhalten wir uns im Moment, genau
das werden wir tun. Das Ziel bleibt klar: Es geht um eine
sich selbst tragende demokratische Entwicklung in Af-
ghanistan. Um diese zu erreichen, braucht die Staatenge-
meinschaft einen langen Atem – auch das sollte nicht un-
erwähnt bleiben – und die Unterstützung unserer bzw.
der jeweiligen Bevölkerung. Das ist im Übrigen unsere
Aufgabe als Abgeordnete: immer wieder neu dafür zu
werben, worüber wir da zu entscheiden haben und was
wir da tun wollen.

Ich habe dem Kollegen Kahrs bei seinen Ausführun-
gen zu seinem Herzensanliegen – der Vernetzung der
verschiedenen Aufgabenbereiche – genau zugehört. Er
hat auf den Afghanistanbericht hingewiesen und sehr
viel Gutes und Kluges dazu gesagt. Ich will hier einen
Gedanken hinzufügen: Wir haben eine Taskforce
„Afghanistan“ auf den Weg gebracht. Das ist ein erster
Schritt hin zu einem ganzheitlichen Ansatz, der viel-

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(C (D eicht so etwas wie ein deutsches Exportprodukt für inernationale Einsätze werden könnte. Wenn man verolgt, was heute in der Presse über die Vorbereitung des ATO-Gipfels zu lesen ist, stellt man fest: Da geht es m die Schaffung von Sicherheitszonen und um die Bilung zusätzlicher PRTs. Es gibt im Bündnis allerdings nterschiedliche Denkweisen, wie die Debatte in uébec gezeigt hat; das sollten wir zur Kenntnis nehen. Nun stehen wir wenige Wochen vor der EU-Ratspräidentschaft der Bundesrepublik Deutschland. Wir haten die EU-Ratspräsidentschaft schon einmal in einer auenund sicherheitspolitisch sehr schwierigen Situation nne, nämlich 1999; ich erinnere an den Gipfel in Köln. ir haben damals den Stabilitätspakt entwickelt. Diesen tabilitätspakt haben wir sozusagen als Blaupause geommen und daraus für Afghanistan den Petersbergproess entwickelt. An dieser Stelle ein paar kurze Anmerkungen zum alkan, zu Südosteuropa: Es sollte nicht unerwähnt leiben, dass wir einiges erreicht haben. Aber es gibt och viel zu tun. Der Bosnieneinsatz stand im Interesse er Öffentlichkeit. Wir sind eine weite Strecke geganen. Ich denke, dass wir Verteidigungspolitiker auch den eg, den wir noch zu gehen haben, verantwortungsvoll ehen werden. Wir wissen, an manchen Stellen sind eher olizeieinsätze gefragt. Aber es gibt auch für die Buneswehr, für die militärischen Kräfte noch einiges zu eisten. Die Verhandlungen über den Status des Kosovo beinden sich in einer sehr spannenden, aber nach wie vor ehr schwierigen Phase; das haben wir schon in der Deatte über den Etat des Auswärtigen Amtes gehört. Es ist ns bewusst, dass wir, wie auch immer diese Statusverandlungen ausgehen, dort noch lange militärisch präent sein werden; das gehört zur Wahrheit. Schließlich ein kurzes Fazit zum Kongoeinsatz, den ir in diesem Jahr beschlossen und durchgeführt haben: irkliche Überraschungen haben wir nicht erleben müs en, weder politisch noch militärisch. Der Einsatz läuft lanmäßig und wir werden ihn auch planmäßig abschlieen können. Frau Homburger, Sie haben die Berichte ber die gestrigen Angriffe erwähnt. Es ist wichtig, sich u vergegenwärtigen, dass MONUC in den vergangenen onaten eine herausragende Rolle gespielt hat. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Birgit Homburger [FDP]: Ich habe heute mit der Botschafterin telefoniert!)


as ist eine positive Erfahrung.

Im Rahmen der Debatten über den Einsatz im Kongo
aben wir zum ersten Mal auch intensiv über die deut-
chen Interessen diskutiert.


(Elke Hoff [FDP]: Da war ich aber nicht dabei! – Birgit Homburger [FDP]: Was sind denn die deutschen Interessen im Kongo?)


er Minister hat auf das Weißbuch hingewiesen. Aus
einer Sicht war die dann folgende Debatte über die






(A) )



(B) )


Ursula Mogg
Interessen im Libanon ein Rückschritt in diesen Diskus-
sionen. Darin können wir also noch besser werden.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606611200

Frau Kollegin, Sie müssen zum Ende kommen.


Ursula Mogg (SPD):
Rede ID: ID1606611300

Ja, ich weiß, ich bin auch so gut wie fertig. – Bezüg-

lich des Kongo wollen wir noch einmal genauer auf das
Battlegroup-Concept schauen. Das gehört sicher auch
zur Evaluierung eines solchen Einsatzes.

Last, not least, will ich natürlich nicht versäumen,
mich bei allen zu bedanken, die in diesem Jahr gemein-
sam dafür gestanden haben, dass die deutsche Außen-
und Sicherheitspolitik erfolgreich sein konnte, nämlich
bei den Soldatinnen und Soldaten im Einsatz, bei den
Kolleginnen und Kollegen im Verteidigungsausschuss – –


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606611400

Frau Kollegin, Sie müssen zum Schluss kommen.

Vielleicht bedanken Sie sich einfach kollektiv bei allen.


Ursula Mogg (SPD):
Rede ID: ID1606611500

Einen Satz erlauben Sie mir bitte noch.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606611600

Nein.


Ursula Mogg (SPD):
Rede ID: ID1606611700

Weihnachten 2005 haben wir nicht gewusst, dass wir

in den Kongo gehen. Vor den Sommerferien haben wir
nicht gewusst, dass wir in den Libanon gehen. Deshalb
freuen wir uns, dass die Bundeskanzlerin uns Verteidi-
gungspolitikerinnen und Verteidigungspolitikern in Aus-
sicht gestellt hat, dass wir mittelfristig mit mehr Geld
rechnen dürfen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606611800

Das Wort für die Linke hat die Kollegin Inge Höger-

Neuling.


(Beifall bei der LINKEN)



Inge Höger-Neuling (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606611900

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Längst

ist die Bundeswehr vorne mit dabei, wenn es um Militär-
einsätze und Kriege überall auf der Welt geht. Circa
10 000 deutsche Soldatinnen und Soldaten sind zurzeit
im Ausland im Einsatz. Auch wenn es manchen von Ih-
nen mit der Enttabuisierung des Militärischen offenbar
nicht schnell genug geht, ist sie bereits weit vorange-
schritten. Eben war ja schon von einem Exportschlager
die Rede.

Die Vielzahl von Rüstungsprojekten, die durch diesen
Haushalt finanziert werden, ist allein deswegen nötig,
weil sich die Ausrichtung der deutschen Verteidigungs-
politik grundsätzlich verändert hat. Von einer Armee, die

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(C (D llein für die territoriale Verteidigung zuständig war, urde die Bundeswehr zu einer Interventionsarmee mgewandelt, die überall auf der Welt einsetzbar ist. och diese neue aggressive Politik entspricht nicht dem illen der Bevölkerung. (Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der CDU/CSU: Was?)


elbst das Sozialwissenschaftliche Institut der Bundes-
ehr kam zu dem Ergebnis:

Immer mehr Bundesbürger sind der Ansicht,
Deutschland sollte sich aus den Krisen und Kon-
flikten anderer Länder möglichst heraushalten und
sich stärker auf die Bewältigung der Probleme im
eigenen Land konzentrieren.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Heiliger Sankt Florian, verschon’ mein Haus, zünd’ andere an!)


ier zeigt sich wieder einmal: Die große Koalition re-
iert gegen die Mehrheit der Bevölkerung.

Es ist ein Hohn, die Auslandseinsätze als Export von
emokratie und Menschenrechten zu verkaufen. Die ge-
lanten Ausgaben für Entwicklungshilfe betragen gerade
inmal 17 Prozent des Wehretats, wobei nur ein kleiner
eil davon tatsächlich für die Armutsbekämpfung da ist.
ine deutliche Mehrheit der Bevölkerung lehnt die Aus-
age ab, dass unter bestimmten Bedingungen Krieg nötig
ei, um Gerechtigkeit durchzusetzen. Die Herstellung
on Gerechtigkeit und die Förderung von Demokratie
ind politische Aufgaben. Verantwortung kann man
icht mit Waffen übernehmen.


(Beifall bei der LINKEN)


Mit einer anderen Wirtschaftspolitik und mit einer an-
eren Umwelt- und Klimapolitik kann Deutschland dazu
eitragen, dass es nicht zu immer noch mehr Armut und
atastrophen auf dieser Welt kommt. Bundeswehrsolda-

en können die Probleme in den Einsatzregionen nicht
ösen. Früher oder später werden sie Teil des Problems.


(Beifall bei der LINKEN)


In einer Woche treffen sich in Riga die Repräsentan-
en der NATO-Mitgliedstaaten. Sie werden dort die so
enannte NATO-Transformation fortsetzen. Unter der
berschrift „Ausbau militärischer Fähigkeiten“ werden

ie weitere kostspielige Rüstungsprojekte beschließen.
ie werden die Vereinbarungen für das milliarden-
chwere Raketenabwehrprogramm der NATO konkreti-
ieren und sich darüber freuen, dass der Aufbau der
chnellen Eingreiftruppe der NATO nun abgeschlossen
st. Diese neue NATO-Truppe ist keine Friedenstruppe.
ie wird zum Kämpfen und zum Töten ausgebildet und
usgerüstet. Die NATO-Kampftruppen und die EU-
attlegroups sind Ausdruck einer aggressiven und rück-

ichtslosen Außenpolitik.


(Birgit Homburger [FDP]: Das ist doch Unsinn!)


eutschland stellt mit 6 700 Soldaten mehr als ein Vier-
el der Soldaten in der NATO-Elitetruppe. Auch an den
U-Schlachttruppen ist die Bundeswehr maßgeblich be-

eiligt.






(A) )



(B) )


Inge Höger-Neuling
Um es klar zu sagen: Es geht hier nicht mehr um ter-
ritoriale Verteidigung im Sinne von Art. 115 a des
Grundgesetzes. Weder die NATO- noch die EU-Spezial-
einheiten üben für den Verteidigungsfall. Geübt werden
offensive Szenarien, also Angriffe. Solche globalen
Machtprojektionen verstoßen gegen das Grundgesetz.
Deshalb fordern wir den Ausstieg der Bundeswehr aus
diesen Kampftruppen und beantragen die Streichung der
Mittel für entsprechende Übungen.


(Beifall bei der LINKEN)


Viele NATO-Partner – allen voran die USA – fordern
zurzeit ein größeres Engagement Deutschlands in den
Kampfeinsätzen im Süden Afghanistans. Sie rennen da-
bei eine Tür ein, die die Autoren des Weißbuches weit
aufgerissen haben. Das Weißbuch wünscht sich eine
„strikt einsatzorientierte Ausrichtung der Bundeswehr“.
So genannte Stabilisierungseinsätze wie in Afghanistan
sollen laut Weißbuch künftig häufiger durchgeführt wer-
den. Es muss sich also niemand wundern, wenn nun eine
stärkere Beteiligung eingefordert wird. Wer Soldaten in
Krisenregionen schickt, in der Hoffnung, sich dort die
Hände nicht schmutzig zu machen, ist ohnehin naiv. Zu-
dem zeigt sich auch, wie ernst Sie es mit der Parlaments-
armee meinen: Von geheimen KSK-Missionen erfahren
wir nur per Zufall.

Die Linke fordert deswegen den Ausstieg aus den
Auslandseinsätzen der Bundeswehr.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir lehnen auch die generelle Ausrichtung des Weißbu-
ches ab. Es geht dabei in den meisten Fällen knallhart
um strategische Interessen. Der Zugang zu Rohstoffen,
der Schutz von Handelswegen und die Energiesicherheit
sind für uns keine Interessen, für die wir Soldaten in den
Krieg schicken.

Die NATO trägt durch ihre Militärpolitik mit dazu
bei, dass Völkerrecht durch Faustrecht ersetzt wird. Die
offensive deutsche Militärpolitik stützt sich allerdings
nicht allein auf die NATO; auch die Sicherheitspolitik
der Europäischen Union wird maßgeblich von Deutsch-
land aus mitgeprägt und mitfinanziert.

Ein erweiterter Sicherheitsbegriff bedeutet für uns
nicht, das Deutschland am Hindukusch verteidigt wer-
den soll und kann. Sicherheit ist für uns zuerst und vor
allem soziale Sicherheit. Wer deutsche Soldaten in im-
mer neue Kriege schickt, der muss sich auch überlegen,
wen er dorthin schickt. Immer mehr junge Menschen ge-
hen zur Bundeswehr, weil sie sonst kaum eine Möglich-
keit sehen, Ausbildung und Arbeit zu finden.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Richtig!)


Wer vor der Bundeswehr arbeitslos war, entscheidet sich
auffallend häufig für eine längere Verpflichtungszeit. Es
sind deswegen besonders häufig Jugendliche aus Ost-
deutschland – aus Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit –,
die sich länger verpflichten. Besonders bitter ist dabei,
dass diejenigen, die aufgrund fehlender Alternativen zur
Bundeswehr kamen, dort nochmals benachteiligt wer-
den. Die Anpassung des Ostsoldes auf das Westniveau
wurde auf 2009 verschoben. Die Linke beantragt deswe-

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(C (D en die Ost-West-Angleichung bereits im Jahr 2007 soie die Auszahlung des Weihnachtsgelds in voller Höhe ür alle Soldatinnen und Soldaten. Sparen Sie sich die teuren Rüstungsprojekte und Ausandseinsätze! Holen Sie die Soldatinnen und Soldaten ach Hause! Nehmen Sie endlich sinnvolle Konverionsprojekte in Angriff! Investieren Sie in den globalen ampf gegen Armut, in soziale Sicherheit und zivile Areitsplätze! Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Winfried Nachtwei hat das Wort für die Fraktion des ündnisses 90/Die Grünen. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ch möchte auf zwei Bereiche eingehen, und zwar ersens auf die Einsätze in Afghanistan und zweitens auf nsere Fähigkeiten. Die Bundeskanzlerin hat heute Moren zur Frage des weiteren Afghanistaneinsatzes die eutliche Position bezogen, dass es bei dem bisherigen ngagement bleiben soll und muss und dass dieses ngagement nicht erweitert wird. Das ist – das sage ich usdrücklich – die richtige Positionierung. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606612000
Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606612100

Auf der NATO-Parlamentarierversammlung vor einer
oche – das haben die Kollegin Mogg und andere be-

eits angesprochen – haben wir als deutsche Parlamenta-
ier zu spüren bekommen, welche Stimmung sich inzwi-
chen in dieser Frage aufgebaut hat. Ich glaube, in
iesem Zusammenhang muss etwas klargestellt werden:
erade diejenigen, die am lautesten waren und geäußert
aben, die einen seien Tee- und Biertrinker und die an-
eren riskierten ihr Leben, haben zu denen gehört – ich
abe das im Internet überprüft –, die den Irakkrieg deut-
ich mit unterstützt haben und damit Mitverantwortung
afür tragen, dass der Stabilisierungsprozess in Afgha-
istan erheblich zurückgeworfen worden ist. Das ist der
intergrund.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Allerdings ist der ISAF-Einsatz – das wurde schon
ehrfach richtigerweise festgestellt – unter „anders

chwierigen“ Bedingungen ein ausgesprochen kluger
nd relativ wirksamer Einsatz einschließlich des Um-
angs mit den auch dort vorhandenen Risiken und Be-
rohungen. Die Obleute, die vor kurzem dort waren, ha-
en selber erlebt, dass es immer wieder zu Überfällen
eispielsweise mit Panzerfäusten kommt. Man kann nur
on Glück sagen, dass die dort nicht so gut zielen; aber
iskant ist es trotzdem.

Falsch ist auf jeden Fall die Fixierung auf die Erwar-
ung, dass die Probleme in Afghanistan vor allem mit zu-
ehmend mehr Soldaten zu lösen seien. Es sei daran






(A) )



(B) )


Winfried Nachtwei
erinnert, dass die Sowjets am Ende 120 000 Soldaten in
Afghanistan stehen hatten und trotzdem verloren haben.
Es kommt also vor allem auf andere, politische Haupt-
aufgaben an. Ich nenne einige.

Erstens. Die akute Hungerkrise vor allem im Süden
Afghanistans muss schnell überwunden werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zweitens. Es muss eine Wende bei der Drogenbekämp-
fung geben. Sie muss einheitlich erfolgen und langfristig
angelegt sein. Hier herrscht zurzeit ein ziemliches
Durcheinander in der Realität. Drittens. Beim Aufbau
von Polizei und Justiz muss es einen Push geben. Beim
Justizausbau sieht es bislang ziemlich mager aus.

Schließlich muss es – darüber haben wir bereits vor
14 Tagen gesprochen; allerdings sind wir zu unter-
schiedlichen Ergebnissen gekommen – eine Kurskorrek-
tur bei der Antiterroroperation „Enduring Freedom“ und
– nicht unwichtig im Hinblick auf den NATO-Gipfel –
eine Zusammenarbeit zwischen NATO und Europäischer
Union geben. Außenstehende können gar nicht glauben,
dass solche wichtigen, sicherheitspolitisch relevanten In-
stitutionen in der Realität eher aneinander vorbei arbei-
ten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Hier muss angepackt werden und – das muss man deut-
lich sagen – muss die Bundesregierung einiges nachle-
gen. Selbstbewusstsein ist zwar richtig, aber zur Selbst-
beweihräucherung – diese Tendenz habe ich in der
heutigen Diskussion deutlich gespürt – haben wir keine
Veranlassung. Auch mit der richtigen Position – diese
hat die Bundeskanzlerin heute Morgen formuliert – wer-
den wir dem wachsenden Druck nur standhalten können,
wenn wir unsere Hausaufgaben nachholen und beim Po-
lizeiaufbau quantitativ enorm nachlegen. Gute Qualität
allein reicht auf keinen Fall.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Afghanistan, der Balkan und Nahost sind schlagende
Beweise für die Notwendigkeit umfassender und vor-
beugender Sicherheit. Herr Minister, Sie betonen seit
Monaten in diesem Zusammenhang den Begriff der ver-
netzten Sicherheit. Das Gebot des Zusammenwirkens
bei Krisenbewältigung und Friedenskonsolidierung liegt
auf der Hand. Aber wie sieht es damit in der Wirklich-
keit aus? Die Wirklichkeit steht in sehr großem Gegen-
satz zu dem, was alle für selbstverständlich halten. Was
ist hier zu tun, damit man weiterkommt?

Erstens. Es muss Klarheit darüber geschaffen werden,
was Militär, Polizei, Diplomaten und zivile Experten je-
weils am besten leisten können, wenn es um bestimmte
Bedrohungen, Risiken und Chancen geht. Mit dem
Weißbuch ist die Chance vertan worden, hier Klarheit zu
schaffen.

Zweitens. Insgesamt ist – entschuldigen Sie den um-
ständlichen Begriff; aber mir ist noch kein besserer ein-
gefallen – ein fähigkeiten- und ressortübergreifender
Ansatz notwendig. Wir sollten als Erstes mit der Ausbil-
dung der entsprechenden Kräfte beginnen. Wir haben

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(C (D ereits gute Ansätze: Zentrum für Internationale Frieenseinsätze, Bundesakademie für Sicherheitspolitik soie das UNO-Ausbildungszentrum der Bundeswehr. iese Ansätze müssen ausgebaut werden. Kollege ahrs, Sie haben schon angesprochen, dass es wahrhaf ig nicht nur um Auslandseinsätze, sondern um Krisenngagements geht; das ist das Entscheidende. Daher uss von Anfang an eine entsprechende Planung und rganisation vorhanden sein. Es reicht nicht, wenn man ich erst mit der Zeit zusammenrauft! Drittens schließlich – das ist ganz entscheidend – bearf es ausgewogener Fähigkeiten in den verschiedenen ereichen. Es darf nicht so sein, dass die Polizei und die ivilen Experten dem Militär, das einen natürlichen tartvorteil hat – dort gibt es natürlich eine schnelle peronelle, finanzielle und materielle Verfügbarkeit –, hinerherhoppeln. Eine solche Verfügbarkeit erreicht man, ie im militärischen Bereich, nur mit Planzielen: Was ollen wir im nächsten und im übernächsten Jahr haben, as bis zum Jahr 2010 erreichen? Auf der EU-Ebene ibt es das schon. Das ist von ganz entscheidender Beeutung und eine Hausaufgabe für das AA, für das BMZ nd für das BMI. Darüber hinaus muss die Ressourcenausstattung ausewogener werden – auch hier sind die zivilen Bereiche m Rückstand – und ist eine Transformation der sichereitspolitischen Strukturen insgesamt notwendig. Das anzleramt ist aufseiten der Exekutive viel stärker ge ordert; die Ressorts sind, wie wir seit Jahrzehnten wisen, mit der Einigung untereinander überfordert. Auch wir im Parlament müssen uns gehörig anstrenen. Es fragt sich, ob sich diese Notwendigkeiten in eier zureichenden Haushaltsausstattung niederschlagen. Jetzt gibt es die Notwendigkeit, dass Sie zum Ende ommen. Dann überschlage ich das und sage den Kolleginnen nd Kollegen aus dem Haushaltsausschuss persönlich, elche Chance bei der strukturellen Krisenvorbeugung ertan worden ist. Noch ein letzter Gedanke und damit komme ich zum chluss: Aus den Auslandseinsätzen mussten wir lernen, ass wir Zeit und Geduld brauchen. In Afghanistan erahren wir aber zugleich, dass in der Vergangenheit chon viel Zeit verloren wurde und die Zeit jetzt drängt. s ist höchste Zeit! Das stimmt. Die Zeit drängt und Sie müssen wirklich um Schluss kommen. Das langsame Lernen, das wir uns hier im Inland an ewöhnt haben, können wir uns bei solchen Auslandsinsätzen nicht mehr erlauben. Wir brauchen nicht nur Winfried Nachtwei einen langen Atem, sondern inzwischen auch eine konstruktive Ungeduld. Danke schön. Das war jetzt eine echte Probe für meine konstruktive Ungeduld. Das Wort hat der Kollege Bernd Siebert von der CDU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zuallererst möchte ich mich bedanken, aber nicht deswegen, weil es üblich ist, sondern weil es mir ein ganz besonderes Anliegen ist. Ich möchte mich bei allen Soldatinnen und Soldaten und bei allen zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bedanken, die unter zum Teil gefährlichen Umständen ihre Aufgabe im Einsatz erfüllen und damit auch das Ansehen unseres Landes, unserer Heimat international erhöht haben. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606612200
Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606612300
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606612400

(Heiterkeit)

Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606612500




(A) )


(B) )


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606612600

(Beifall bei der CDU/CSU)

Bernd Siebert (CDU):
Rede ID: ID1606612700

Ich denke, es ist nicht nur eine Pflicht, sondern muss ein
inneres Bedürfnis sein, diesen Dank zu formulieren. Wir
dürfen dabei nicht vergessen, dass dieser Dank auch den
Soldatinnen und Soldaten gebührt, die in der Heimat ih-
ren Kameraden den Rücken frei halten und durch die Er-
füllung ihrer Aufgaben zum Schutz der Heimat beitra-
gen.

Gerade weil die Entwicklung im Einzelplan 14 unmit-
telbare Auswirkungen auf die Sicherheit unserer Solda-
tinnen und Soldaten im Einsatz hat, müssen wir den Ver-
teidigungshaushalt mit besonderer Sorgfalt prüfen und
gestalten. Die Soldatinnen und Soldaten und ihre Fami-
lien haben ein Anrecht darauf, dass sie die Politik mit
dem bestmöglichen Material zu ihrem Schutz ausstattet.
Diese Verpflichtung und besondere Verantwortung hat
jeder Einzelne von uns übernommen, zumindest aber
die, die den Einsätzen der Bundeswehr zugestimmt ha-
ben.

Mit dem Entwurf des Verteidigungshaushaltes 2007
stehen der Bundeswehr insgesamt 28,4 Milliarden Euro
zur Verfügung. Wenn man von der Erhöhung die zukünf-
tigen Leistungen für Pensionen abzieht, bleiben dem
Verteidigungsminister leider nur zusätzliche 500 Millio-
nen Euro für das Jahr 2007 übrig. Das ist in Anbetracht
unserer Aufgaben sicherlich nicht zu viel und nicht zu
großzügig. Diese Entwicklung im Einzelplan 14 liegt
zwar auf der Finanzlinie des 40. Finanzplanes. Wenn
man aber die Herausforderungen betrachtet, denen sich
die Bundeswehr gegenübersieht, kann die finanzielle
Ausstattung nur als knapp ausreichend bezeichnet wer-
den. Ein „Weiter so!“ wird der Auftragslage der Bundes-
wehr zukünftig nicht mehr gerecht werden.

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(C (D Aber auch wenn das finanzielle Korsett weiterhin eng leibt, sind mit dem vorliegenden Regierungsentwurf ie Weichen dennoch richtig gestellt. Der investive Aneil steigt, die Eindämmung der Ausgaben für Materialrhaltung und Instandsetzung hilft, die Preissteigerungen m kommenden Jahr zumindest abfedern zu können. Das Erreichen dieser Etappenziele ist insbesondere or dem Hintergrund der Einsatzrealität der Bundeswehr ichtig und richtig. Es kommt letztendlich darauf an, ass wir eine Bundeswehr haben, die im gesamten denkaren Einsatzspektrum als verlässliches Instrument unerer Sicherheitsund Außenpolitik agieren kann. Dazu enötigen wir eine ausgewogene Ausstattung aller Kräfekategorien. Gerade in Afghanistan haben wir in den letzten Moaten gesehen, wie schnell sich die Lage verschlechtern ann, wie rasch eine relativ kalkulierbare Stabilisieungsoperation eskalieren kann und wie ebenso schnell ie Ausrüstung unserer Soldaten und Soldatinnen angeasst werden muss. Franz Josef Jung und sein Ministeium haben diese Herausforderungen bewältigt. Es ist etzt sichergestellt, dass alle Soldatinnen und Soldaten hren Einsatz unter Schutz erfüllen können. Vor dem Hintergrund der weiterhin knappen Mittel ird es auch zukünftig nicht immer möglich sein, schnell it dem nötigen Material zu reagieren. Deshalb ist mir n dieser Stelle der Hinweis auf das neue Weißbuch beonders wichtig. Im Weißbuch wird darauf hingewiesen, ass für die Verwendung der begrenzten finanziellen essourcen künftig bei Beschaffungen alternative Fianzierungsmöglichkeiten geprüft werden sollen. Ich in dankbar, dass Minister Jung hier einen wirklich zuunftsweisenden Ansatz aufgezeigt hat, und sage meine neingeschränkte Unterstützung bei der Ausgestaltung ieser Idee zu. Vielleicht gelingt es uns auch durch dieen innovativen Ansatz, die langjährige Praxis des Schieens und Streckens zu durchbrechen und die aufgetürmte ugwelle der Ausrüstungsdefizite in der Bundeswehr enigstens in Teilen schnell schrumpfen zu lassen. An dieser Stelle möchte ich auf den Kollegen Bonde urz eingehen, der sich vorhin kritisch mit unserer Beaffnung auseinander gesetzt hat. Ja, es geht bei der ntscheidung über Investitionen auch darum, die Kern ähigkeit unserer wehrtechnischen Industrie zu erhalten. s geht uns bei diesen Entscheidungen auch um Arbeitslätze in unserem Land, lieber Herr Kollege Bonde. Ein weiteres nicht zu vernachlässigendes Problem im erteidigungshaushalt stellt die Finanzierung der Einätze dar. Neue Einsätze wie zum Beispiel im Kongo nd im Libanon können bei der Haushaltsaufstellung icht vorausgesehen werden. Da die Haushaltsmittel chnell benötigt werden, wird der Einzelplan 14 auch zuünftig in Vorleistung treten müssen. Um jedoch den pielraum des Verteidigungsministers nicht noch weiter inzuschränken, muss aus meiner Sicht der Einzellan 14 grundsätzlich von den Kosten der Einsätze entunden werden. Schließlich liegt der Einsatz der Buneswehr im Gesamtinteresse unseres Staates und damit Bernd Siebert in der Verantwortung der gesamten Bundesregierung. Darum habe ich auch mit Freude zur Kenntnis genommen, dass mit dem Finanzminister eine einvernehmliche Regelung zur Finanzierung des Libanoneinsatzes getroffen werden konnte. Auch hier wurden die Weichen richtig gestellt. Ich bin deshalb davon überzeugt, dass mit dem vorliegenden Haushaltsentwurf der Bundesregierung der richtige Weg hin zu einer soliden Finanzierung der Bundeswehr eingeschlagen wurde. Konzeptionell ist die Finanzierung des Verteidigungshaushaltes stimmig. Wesentlich bleibt die Anpassung der Finanzlinie an die Anforderungen der Bundeswehr. Dies sollte vor dem Hintergrund der erfreulichen positiven Konsolidierung des Bundeshaushaltes in naher Zukunft sicherlich auch möglich sein. Entsprechende Hinweise gibt es jedenfalls. Die alternative Finanzierung kann dort, wo es sinnvoll ist, ebenfalls zur Entlastung des Einzelplans 14 beitragen. Bei gleichzeitiger Entlastung von den Kosten der Einsätze ergibt sich jedenfalls der finanzielle Spielraum, der notwendig ist, damit wir unsere Aufgaben in Zukunft vollständig erfüllen können. Der aufgezeigte Dreiklang schafft eine solide finanzielle Basis für den Erwerb von Ausrüstungen und damit für die Attraktivität der Bundeswehr als Arbeitgeber. Lassen Sie mich zum Schluss noch ein paar Worte des Dankes vortragen. Ich danke unserem Minister Franz Josef Jung, der die Bundeswehr in seinem ersten Amtsjahr entscheidend vorangebracht hat. Mit dem bereits erwähnten Weißbuch ist es endlich gelungen, der Transformation das notwendige, von der Bundesregierung mitgetragene konzeptionelle Fundament zu geben. Gleichzeitig hat der Minister durch die Einsätze im Kongo und im Libanon dazu beigetragen, das sicherheitspolitische Profil Deutschlands weiter zu schärfen und der Stimme Deutschlands in der internationalen Gemeinschaft ein angemessenes Gewicht zu verleihen. Für das vergangene Jahr möchte ich ihm meine Anerkennung aussprechen. Ich wünsche mir, dass er auch die zukünftige Arbeit mit Mut und Fortune gestaltet. Herr Kollege, kommen Sie bitte zum Schluss. Letzte Bemerkung, Frau Präsidentin. – Ich möchte von diesem Pult nicht gehen, ohne die gute Zusammenarbeit zu erwähnen, die es zwischen der Arbeitsgruppe Sicherheitsfragen der SPD-Fraktion und der Arbeitsgruppe Verteidigung der CDU/CSU-Fraktion gibt. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606612800
Bernd Siebert (CDU):
Rede ID: ID1606612900

Unsere gemeinsame gute Arbeit des letzten Jahres war
die Basis dafür, dass wir eine erfolgreiche Sicherheits-
und Verteidigungspolitik organisieren konnten. Mein
ganz persönlicher Dank gilt meinem Kollegen Arnold
als Vorsitzenden der Arbeitsgruppe Sicherheitsfragen
der SPD-Fraktion.

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(C (D Herzlichen Dank und Glückauf! Ich erteile das Wort dem Kollegen Rainer Stinner, DP-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol egen! Ohne jeden Zweifel: Vor der NATO-Sitzung in iga befinden wir uns in der Defensive. Mit „wir“ meine ch sowohl uns Abgeordnete – das haben wir letzte Wohe bei der NATO-Parlamentarierversammlung in Quéec deutlich gemerkt –, aber auch die Bundesregierung. ch frage mich und Sie alle, auch Sie, Herr Kolbow: Wie ommt es eigentlich, dass wir Deutsche in der NATO in er Defensive stehen, obwohl wir unseren Beitrag insgeamt als gewichtig, richtig und wertvoll ansehen? Wenn man diese Frage beantworten will, dann muss an natürlich, Herr Minister Jung, auf Ihre Verantwor ung rekurrieren. Es ist in der Tat die Aufgabe der Bunesregierung, die Leistungen, die wir hier einvernehmich erbringen – unter uns besteht eine große Einigkeit –, ntsprechend zu vermarkten. Dazu kann ich nur sagen: as Marketing der Bundesregierung innerhalb der ATO scheint in den letzten Jahren offensichtlich ex rem schlecht gewesen zu sein. Frau Präsidentin, der Abgeordnete Arnold möchte ine Zwischenfrage stellen, die ich sehr gerne beantorte. Wenn Sie das gerne möchten, dann bitte schön. Ja, eine Frage des Kollegen Arnold beantworte ich mmer sehr gerne. Vielleicht hängt das mit Ihrer Redezeit zusammen. Herr Arnold, bitte. Herr Kollege Dr. Stinner, ich bin der Meinung, dass ir überhaupt keinen Grund haben, uns in der Defensive u fühlen. Könnte die Wahrnehmung mancher Personen, ass wir in der Defensive sind, etwas damit zu tun haen, dass gerade Sie auf der Parlamentarierversammlung er NATO den Zuruf eines britischen Kollegen, der für ie britische Regierung nicht unbedingt repräsentativ ist, o nach Deutschland gemeldet haben, dass es in eutschland völlig missverständlich angekommen ist nd der britische Kollege sogar eine korrigierende Stelungnahme abgeben musste? Vielleicht sind Sie ein Rainer Arnold Stück mitverantwortlich. Haben Sie darüber einmal nachgedacht? (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606613000

(Beifall bei der FDP)

Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1606613100

(Heiterkeit bei der FDP)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606613200
Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1606613300
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606613400
Rainer Arnold (SPD):
Rede ID: ID1606613500




(A) )


(B) )



Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1606613600

Lieber Kollege Arnold, ich bedanke mich für diese

Zwischenfrage sehr herzlich. Glücklicherweise sind die
Verhandlungen in Québec aufgezeichnet worden. Ich
werde Ihnen in wenigen Minuten, lieber Herr Kollege
Arnold, das Videoband dieser langen Sitzung überspie-
len lassen. Ich empfehle allen Kollegen, sich die Sitzung
von vorne bis hinten anzuschauen. Das ist sehr auf-
schlussreich. Damit Sie, Herr Kollege Arnold, schneller
zu Potte kommen und sich schneller bei mir entschuldi-
gen können, empfehle ich Ihnen, das Band auf Minute
48 vorlaufen zu lassen: Dort wird die Wortmeldung des
ersten englischen Kollegen gezeigt. Außerdem empfehle
ich Ihnen, das Band auf eine Stunde und zehn Minuten
vorlaufen zu lassen: Dort wird die Wortmeldung eines
weiteren englischen Kollegen gezeigt. Dazwischen ha-
ben einige andere englische Kollegen gesprochen, die et-
was Interessantes gesagt haben, zum Beispiel über nicht
genannte deutsche Minister, die irgendwo mit Freundin-
nen badeten.

Spulen Sie also auf Minute 48 und auf eine Stunde
zehn Minuten vor. Anschließend bitte ich Sie, Herr Kol-
lege Arnold, sich bei mir zu entschuldigen. Falls Sie
dazu dann nicht bereit sein sollten, schlage ich vor, dass
wir uns gemeinsam im Fernsehen vor der deutschen Öf-
fentlichkeit anschauen, was dort gesagt worden ist. Ich
bedanke mich ganz herzlich für Ihre Mithilfe.


(Beifall bei der FDP – Rainer Arnold [SPD]: Die Briten haben es korrigiert!)


– Ja, das werden wir sehen. Ich verweise auf Minute 48
des Bandes. Das können Sie sich alle besorgen und dann
genau anschauen.

Ich empfehle Ihnen, Herr Kollege Arnold, und auch
der Bundesregierung, sich außerdem die Stelle bei einer
Stunde 16 Minuten auf dem Band anzuschauen, wo der
Kollege Koenders uns sehr intelligent begründet hat,
weshalb die üblichen Bedingungen, die die Holländer
für einen NATO-Einsatz stellen, uns als Caveats ausge-
legt werden. Insofern befinden wir uns in der Defensive;
daran muss die Bundesregierung arbeiten. Ich bin Ihnen,
Herr Arnold, sehr dankbar, dass Sie diese Frage gestellt
haben. Wir werden darauf noch zurückkommen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606613700

Möchten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen

Kolbow zulassen?


Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1606613800

Ja, ich würde sie sehr gerne zulassen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606613900

Bitte schön, Herr Kollege Kolbow.

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(C (D Herr Kollege Stinner, wie beurteilen Sie die Tatsache, ass weder der Generalsekretär der NATO, de Hoop cheffer, bei seinem Vortrag vor der Deutschen Atlantichen Gesellschaft während seines Besuches in der Bunesrepublik noch der Oberbefehlshaber der NATO im ahmen der Veranstaltung „Impulse 21“ und abends ährend seiner verdienstvollen Verabschiedung im endler-Block anlässlich des Zapfenstreichs Worte der ritik an der politischen Position Deutschlands bezüg ich des Einsatzes seiner Soldatinnen und Soldaten in fghanistan geäußert haben? Herr Kollege Kolbow, das beurteile ich sehr positiv. ch begrüße es, dass der Generalsekretär der NATO diesezüglich offensichtlich einen realistischen Blick auf die inge hat. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass as, was in den letzten Tagen in der Presse zu lesen war, nd zwar ohne Einflussnahme meinerseits – ich habe un wirklich keinen Einfluss auf den englischen Preierminister oder die amerikanische Presse, jedenfalls och nicht –, die Aussage, dass wir uns in der Defensive efinden, mehr als rechtfertigt. Das werden Sie, Herr olbow, ja wohl nicht bestreiten wollen. Es ist nun wirklich nicht so, lieber Kollege Arnold, ass ich das entsprechende Stichwort gegeben hätte. em ist nun wirklich nicht so. Ich könnte Ihnen noch on ganz anderen Dingen berichten, die abends in Quéec geäußert wurden. Ich bedanke mich, dass Sie mir die Gelegenheit gegeen haben, die Fragen so ausführlich zu beantworten, nd komme jetzt auf mein Thema zurück. Ich stellte fest, ass wir uns in der Defensive befinden, und sagte, dass s Aufgabe der Bundesregierung ist, unsere Leistungen, ber die ja Einvernehmen herrscht, zu vermarkten. Es tellt sich in der Tat die Frage, warum die Bundeskanzlein angesichts der Themen, die im Raum stehen, nicht ersönlich die Gelegenheit wahrgenommen hat, auf inernationaler Ebene, also nicht nur hier in Deutschland, eutlich zu machen, welche Leistungen wir erbringen. as wäre eigentlich angemessen gewesen. Wir sollten ns generell angewöhnen, über den deutschen Tellerrand inauszuschauen und auf internationaler Ebene unsere nteressen besser zu vertreten, als das bisher der Fall ar. In Québec ging es hauptsächlich um zwei Themen. um einen ging es darum, wer welche Verpflichtungen ingeht. Wir sind uns alle einig, dass wir uns da nichts orzuwerfen haben. Das muss aber auch sehr deutlich esagt werden. Zum anderen ging es darum, welche ationalen Caveats es gibt. Es findet meines Erachtens ine unvertretbare Ausuferung bei der Verwendung des egriffs „nationale Caveats“ statt. Bei nationalen aveats handelt es sich eigentlich um Einschränkungen er Rules of Engagement. Wenn wir aber gewisse rundbedingungen stellen, bevor wir unsere Soldaten in en Einsatz schicken, werden diese uns als nationale Dr. Rainer Stinner Caveats ausgelegt, während solch ein Vorgehen bei anderen Ländern als selbstverständlich erachtet wird. Ein weiterer Punkt ist, meine Damen und Herren, dass die NATO entsprechend politischer werden muss. Wir alle wissen das und sagen das auch; die Kanzlerin hat es in München, aber auch hier gesagt. Die Frage ist natürlich, welche diesbezüglichen Initiativen die Bundesregierung nach der Rede der Bundeskanzlerin in München im Februar dieses Jahres ergriffen hat. Selbst bei den NATO-Mitgliedstaaten gibt es ja – das haben wir letzte Woche in Québec gemerkt – völlig unterschiedliche Auffassungen darüber, was die NATO sein soll. Parlamentskollegen anderer Länder haben dort zum Beispiel gesagt, sie sehen die NATO als eine im engeren Sinne militärische Organisation an. Alle Fraktionen hier – die Linke will ich einmal ausnehmen – haben jedoch ein andere Auffassung davon, was die NATO sein soll. Hier muss die Bundesregierung unsere Position offensiver vertreten, auch gegenüber unserem Freund Frankreich, (Beifall des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Walter Kolbow (SPD):
Rede ID: ID1606614000
Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1606614100

(Rainer Arnold [SPD]: Stichwortgeber!)





(A) )


(B) )


der sich ja beispielsweise weigert, in diesem Rahmen
über Energiepolitik zu sprechen. Diese Meinungsunter-
schiede müssen innerhalb der NATO ausgetragen wer-
den. Da müssen wir entsprechend unseren Beitrag leis-
ten.

Es gibt einen letzten Punkt, den ich hier ansprechen
möchte. Wir müssen uns angesichts der Diskussion, die
wir jetzt haben, Konzepte für unsere internationale Be-
teiligung, und zwar sowohl an der NATO Response
Force als auch an den EU-Battlegroups, überlegen. Jetzt
stellen Sie sich angesichts der momentanen Diskussion
über Aufgabenverteilung im Bündnis einmal vor, dass
ein neuer Auftrag kommt und nur holländische, engli-
sche oder norwegische Soldaten angefordert werden.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606614200

Herr Kollege, Sie müssen bitte zum Ende kommen.


Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1606614300

Vielen Dank, Frau Präsidentin; aber Sie haben doch

sicher die Zeit für die Beantwortung der Zwischenfragen
berücksichtigt.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606614400

Die habe ich definitiv mehr als berücksichtigt. Sie

sind dennoch jetzt über die Zeit.


Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1606614500

Das ist aber erstaunlich – ich meine, interessant. Vie-

len Dank.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606614600

Sie müssen da vielleicht mit Ihrer Fraktion verhan-

deln.

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(C (D Ich will nur noch sagen: Wir müssen die Konzepte für ie Einsätze im Rahmen der NATO Response Force und er EU Battle Groups angesichts der gegenwärtigen Disussion überdenken. Es gibt viel Arbeit für die Bundesegierung – vor dem Gipfel und auf dem Gipfel. Wir ürden uns wünschen, dass Sie die deutschen Interessen ffensiver vertreten als bisher. Vielen Dank. Rolf Kramer spricht für die SPD-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Siebert, ie haben am Ende Ihrer Rede auf die gute Zusammenrbeit zwischen unseren beiden Fraktionen im Verteidiungsausschuss hingewiesen. Auch ich möchte gleich zu eginn darauf hinweisen. Ich kann das bestätigen. Schon n der Vergangenheit haben wir alle im Verteidigungsusschuss sehr kollegial zusammengearbeitet. Dass sich iese Zusammenarbeit im letzten Jahr noch verbessert at, wissen wir zu würdigen. Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Bundesehr befindet sich noch mitten in der Phase ihres größ en Umbruchs in ihrer über 50-jährigen Geschichte. Der eute zu beratende Haushalt spiegelt diesen Umbruch ider. Ich möchte in meinem Beitrag auf zwei Punkte zum mbau der Bundeswehr besonders eingehen, zunächst inmal auf die Frage der zukünftigen Einsatzbreite der undeswehr. Schon im Vorfeld der Vorlage des Weißbuhes wurde wieder über einen Einsatz der Bundeswehr m Innern diskutiert. Ich möchte für meine Fraktion beonen, dass die im Weißbuch genannten Vorschläge sich it den Forderungen der SPD decken. Eine darüber hiausgehende Regelung ist nach unserer Überzeugung icht notwendig und mit uns auch nicht umzusetzen. Die Bundeswehr leistet schon seit Jahrzehnten einen eutlichen Beitrag zur inneren Sicherheit. Die Beispiele ennen wir alle, ob es das ICE-Unglück bei Eschede in iedersachsen war, die Hochwassereinsätze oder Ein ätze bei Schneekatastrophen. Man könnte die Reihe der eispiele weiter fortsetzen. Das Grundgesetz erlaubt erartige Unterstützungsleistungen bei schweren Unlücksfällen und Naturkatastrophen. Auch die Absicheung beispielsweise einer Absturzstelle bei einem Flugeugunglück ist erlaubt. Für all diese Fälle ist eine nderung des Grundgesetzes nicht notwendig. Eine Modifizierung ist nach unserer festen Überzeuung nur in einem engen Bereich der Luftund Seeicherheit erforderlich, wenn die Mittel der Polizei nicht usreichen sollten. Das Bundesverfassungsgericht hat eutlich gemacht, dass eine Ergänzung bzw. Klarstelung notwendig ist. Hier besteht also Änderungsbedarf. ir sind im Rahmen des Art. 35 des Grundgesetzs dazu ereit. Rolf Kramer Darüber hinausgehende Einsätze der Bundeswehr im Innern, wie zum Beispiel zur Bewachung von zivilen Einrichtungen, von Bahnhöfen oder Flugplätzen, wird es mit meiner Fraktion nicht geben. Das sind Kernaufgaben der Polizei; sie ist dafür ausgebildet. Die Bundeswehr ist keine Hilfspolizei. Wer zulasten der Bundeswehr die Polizeikräfte auf Länderebene reduzieren will, um Kosten zu sparen, benötigt eine grundlegende Änderung des Grundgesetzes und verändert damit auch das Gesicht dieser Republik. Das ist mit uns nicht zu machen. Meine sehr verehrten Damen und Herren, ein zweiter Punkt, den ich heute ansprechen möchte, ist die Personalsituation bei der Bundeswehr. Wir haben als Bundestag in den letzten 16 Jahren unseren Soldatinnen und Soldaten sowie den zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern viel abverlangt, nicht nur bei den Einsätzen im Ausland, sondern auch mit dem Umbau der Bundeswehr und ihrer schrittweisen Anpassung an die neuen sicherheitspolitischen Aufgaben. Der Haushaltsentwurf für 2007 geht insgesamt von einer Veranlagungsstärke von 249 500 Soldatinnen und Soldaten aus. Dabei ist für die Bereiche der Grundwehrdienstleistenden und der freiwillig Wehrdienstleistenden mit 55 000 und der Reservisten mit 2 500 die vorgegebene Zielstruktur für 2010 schon erreicht. Bei den Berufssoldatinnen und -soldaten sowie den Soldaten auf Zeit fehlen zurzeit noch 3 000 Planstellen an der Zielstruktur von insgesamt etwa 195 000. Damit sind wir im militärischen Bereich auf einem guten – ich möchte sagen: auf einem sehr guten – Weg. Es ist schon angesprochen worden, dass die Situation bei den Unteroffizieren und bei den Mannschaftsdienstgraden, was die Besoldung angeht, sich gebessert hat. Wir von der Koalition hätten uns gewünscht, dass dieser Weg noch weiter hätte beschritten werden können. Wir haben auch entsprechende Anträge gestellt. Frau Jaffke, eigentlich hat der Verteidigungsausschuss seine Arbeit gemacht. Leider konnte der Haushaltsausschuss unseren Vorschlägen nicht folgen. Auch auf der zivilen Seite erfolgt eine Reduzierung des Personals. Hier beträgt die Zielzahl für das Jahr 2010 75 000. Im Haushaltsplanentwurf für 2007 sind noch 100 000 Stellen vorgesehen. Wir haben also noch einen enormen Abbau bei den zivilen Stellen in Höhe von etwa 40 Prozent vor uns. Wir sind überzeugt, dass der existierende Tarifvertrag das geeignete Instrumentarium bietet, um diese Umgestaltung durchzuführen. Für Beamtinnen und Beamte sind dies die gesetzlichen Regelungen zur Altersteilzeit. Wir sind auch hier auf einem guten Weg, auch wenn wir sozusagen der militärischen Seite hinterherhinken. An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Angehörigen der Bundeswehr bedanken, dass sie diesen Umstrukturierungsprozess trotz mancherlei Schwierigkeiten und nicht zu verschweigender Probleme mittragen und gleichzeitig die ihnen von der Politik übertragenen Aufgaben aus meiner Sicht vorbildlich erfüllen. E H e d t D S K U A S s d d u m E W d s f 2 l l i e t a w g g e k B z m t A p s d h d ä l d z g v (C (D Ich möchte noch ein sehr ernstes Thema ansprechen. s geht um die Anschuldigungen des Bremer Bürgers errn Kurnaz. Ich bin überzeugt, wir sind uns alle darin inig, dass die jahrelange Inhaftierung in Guantanamo urch die USA eindeutig rechtswidrig war und zu verureilen ist. (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1606614700

(Beifall bei der FDP)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606614800
Rolf Kramer (SPD):
Rede ID: ID1606614900




(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


ie Anschuldigungen, die Herr Kurnaz gegen deutsche
oldaten wegen Vorkommnissen während seiner Haft in
andahar vorbringt, sind richtigerweise Gegenstand der
ntersuchungen des Verteidigungsausschusses. Nach
bschluss der Untersuchung sind die entsprechenden
chlussfolgerungen zu ziehen. Aber eines kann jetzt
chon gesagt werden: Die Information über den Einsatz
er KSK muss in Zukunft wesentlich transparenter wer-
en.


(Beifall bei der LINKEN)


Das verständliche Schutzbedürfnis für die Soldaten
nd das selbstverständliche Informationsrecht des Parla-
ents müssen und können in besserer Weise als bisher in
inklang gebracht werden. Auch die in den vergangenen
ochen bekannt gewordenen Fotos von deutschen Sol-

aten mit Gebeinen von Verstorbenen in Afghanistan
ind kein Ruhmesblatt für Deutschland – schon gar nicht
ür die Bundeswehr. Damit wird der gute Ruf der fast
00 000 Soldatinnen und Soldaten, die bisher im Aus-
andseinsatz waren, durch das Verhalten einiger weniger
ädiert. Aber auch hier gilt der Grundsatz, dass alles bis
ns Detail aufgeklärt werden muss. Die Bundeswehr hat
in geeignetes Instrumentarium, um Aufklärung zu leis-
en. Die Wehrdienstordnung ist hier anzuwenden. Nach
llem, was uns im Verteidigungsausschuss bekannt ge-
orden ist, hat die Bundeswehr ihre Sache bisher sehr
ut gemacht.


(Beifall bei der SPD)


Ich will ganz deutlich sagen, dass die Vorgesetzten
erade auch während der Einsätze gefordert sind und für
in korrektes Verhalten Sorge tragen müssen.

Erlauben Sie mir zum Abschluss noch einige Anmer-
ungen zu dem in der letzten Woche vorgelegten
ericht des Bundesrechnungshofes. Die Bemerkungen
um Einzelplan 14 haben aus meiner Sicht deutlich ge-
acht, dass es im Bereich des BMVg noch weiteres Op-

imierungspotenzial gibt, das ausgenutzt werden muss.
llerdings möchte ich hier aus Sicht der Verteidigungs-
olitiker davor warnen, das Allheilmittel in einer Privati-
ierung von Aufgaben zu sehen. Es ist richtig, dass sich
ie Bundeswehr auf ihre Kernaufgaben zu beschränken
at. Allerdings sind dabei die Organisationsabläufe bei
er Bundeswehr gerade vor dem Hintergrund einer ver-
nderten und sich weiter verändernden Aufgabenstel-
ung zu berücksichtigen. Vor diesem Hintergrund wer-
en wir uns mit den Anmerkungen intensiv auseinander
u setzen haben.

Mit dem Etat 2007 sind wir aus Sicht der Verteidi-
ungspolitik auf einem guten Weg. Die ursprünglich
orgegebene Finanzplanlinie für den Einzelplan 14 wird






(A) )



(B) )


Rolf Kramer
weiter verfolgt. Aus Sicht meiner Fraktion und aus Sicht
der Koalition bedeutet dies ein Stück Stetigkeit. Diese
Linie muss sich allerdings auch in den kommenden Jah-
ren fortsetzen, um den Umbau der Bundeswehr erfolg-
reich abschließen zu können.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606615000

Zum Schluss dieser Debatte hat der Kollege Hans

Raidel das Wort für die CDU/CSU-Fraktion.


Hans Raidel (CSU):
Rede ID: ID1606615100

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Lassen Sie mich zum Schluss einige ganz we-
nige Anmerkungen machen. Erstens. Mit dem Haushalt
2007 sind wir auf dem richtigen Weg. Insgesamt haben
wir eine aufsteigende Finanzlinie zu verzeichnen. Wenn
wir dafür sorgen, dass sich diese verstetigt, dann werden
wir die gemeinsamen Aufgaben in Bezug auf Ausbil-
dung, Ausrüstung, Personal und Attraktivität der Bun-
deswehr entsprechend erfüllen können. Auch werden
wir die Fragen der Rüstungswirtschaft entsprechend ein-
binden können. Die Nagelprobe insgesamt ist nicht der
Haushalt 2007. Die Nagelprobe kommt erst 2008. Dabei
müssen wir an unserer Zielsetzung festhalten.

Zweitens. Ich wünsche mir, dass wir im Ausschuss
alle Fragen der Transformation neu zur Debatte stellen,
dass wir die Einzelfragen betrachten und zu neuen Per-
spektiven kommen, indem wir feststellen: Wo stehen
wir? Wohin wollen wir? Wo sind Einzelfragen zu klä-
ren? Wo sind Schrauben neu zu justieren? Damit bekom-
men wir wieder ein ausgewogenes Tableau im Hinblick
auf die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr insgesamt. Wie
gesagt, die Ausgangsbasis ist gut. Ich glaube, dass wir
das in einer entsprechenden Perspektive gut leisten kön-
nen.

Das schließt alle Auslandseinsätze mit ein, insbeson-
dere den Einsatz in Afghanistan. Es stimmt, was hier in
etwa gesagt worden ist: Viele beteiligte Partner haben
eine eigene Sichtweise auf die Vereinbarungen. Auf dem
Gipfel in Riga – es ist richtig, Herr Kollege Stinner, dies
steht auf dem Tableau – muss über diese Fragen in aller
Deutlichkeit, ganz objektiv und offen diskutiert werden,
um wieder zu gemeinsamen Befähigungen bei der Lö-
sung dieser schwierigen Aufgaben zu kommen.

Der Herr Minister hat darauf hingewiesen, dass ein
wesentliches Dokument das Weißbuch ist. Ich wünsche
mir – sicherlich gemeinsam mit Ihnen –, dass wir im
Rahmen des Weißbuches über die Notwendigkeiten und
die gemeinsamen deutschen Interessen in der Außen-
und Sicherheitspolitik diskutieren und eine öffentliche
Debatte darüber, wie Sie selbst formuliert haben, provo-
zieren und in Gang setzen. Denn wir brauchen sie als Le-
gitimation für unsere eigene Handlungsweise hier im
Parlament.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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2)

(C (D Persönlich bin ich für die vielen kritischen Beiträge ur Außenund Sicherheitspolitik sehr dankbar; denn ur dann, wenn es viele kritische Beiträge gibt, werden ögliche Defizite offenkundig. Sie kennen meinen pruch: Wo alle dasselbe denken, wird zu wenig geacht. Ich darf also durchaus dazu auffordern – wir sollen uns nicht beschimpfen, wie das hier manchmal pasiert –, (Ute Kumpf [SPD]: Wir tun so etwas nicht! So etwas Unanständiges tun wir nicht!)


eden kritischen Beitrag als wichtig und wertvoll anzuse-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Zum Abschluss: Ich meine, dass wir mit unserer ge-
einsamen Außen- und Sicherheitspolitik sowie der
erteidigungspolitik gut aufgestellt sind. Sie ist ein aus-
ezeichnetes Aushängeschild, ein Markenzeichen und
ine tragende Säule für unser gemeinsames Handeln.
nsere Bundeswehr ist ein Vertrauensfaktor in Bezug

uf unsere Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit.

Zum Schluss darf ich den Angehörigen der Bundes-
ehr – in Zivil, aber insbesondere auch in Uniform – für

hre Leistungen daheim, an der Heimatfront, und drau-
en, an den Brennpunkten in der Welt, herzlich danken.


(Beifall bei der CDU/CSU)


ir wissen, was sie leisten. Insofern bitte ich herzlich
m Zustimmung zum Verteidigungsetat 2007. Wir sind
emeinsam auf dem richtigen Weg.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606615200

Wir kommen zur Abstimmung über den Einzelplan 14,

undesministerium der Verteidigung, in der Ausschuss-
assung. Hierzu liegen uns zwei Änderungsanträge vor,
ber die wir zuerst abstimmen.

Wer stimmt dem Änderungsantrag der FDP auf
rucksache 16/3489 zu? – Wer stimmt dagegen? – Ent-
altungen? – Der Änderungsantrag ist gegen die Stim-
en der FDP-Fraktion und der Fraktion Die Linke mit

en Stimmen des übrigen Hauses abgelehnt.1)

Wer stimmt für den Änderungsantrag der Fraktion
ie Linke auf Drucksache 16/3466? – Gegenstimmen? –
nthaltungen? – Die Linke hat dafür gestimmt, die übri-
en Abgeordneten haben dagegen gestimmt. Damit ist
uch dieser Änderungsantrag abgelehnt.2)

Wer stimmt für den Einzelplan 14 in der Ausschuss-
assung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Damit ist
er Einzelplan mit den Stimmen der Koalition gegen die
timmen der Opposition angenommen.

Anlage 4
Anlage 5






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
Ich rufe Tagesordnungspunkt I.11 auf:

Einzelplan 23
Bundesministerium für wirtschaftliche Zu-
sammenarbeit und Entwicklung

– Drucksachen 16/3119, 16/3123 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Alexander Bonde
Jochen Borchert
Iris Hoffmann (Wismar)

Jürgen Koppelin
Michael Leutert

Zum Einzelplan 23 liegt ein Entschließungsantrag der
Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen vor, über den
wir am Freitag nach der Schlussabstimmung abstimmen
werden. Zwischen den Fraktionen wurde vereinbart, für
diesen Einzelplan eine Debatte von einer Stunde vorzu-
sehen. – Dazu höre ich keinen Widerspruch. Dann ist so
beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen
Hellmut Königshaus von der FDP-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der FDP)



Hellmut Königshaus (FDP):
Rede ID: ID1606615300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich kann

unmittelbar an das, was wir gerade behandelt haben, an-
schließen: Afghanistan und den unbestritten erkennba-
ren Zusammenhang zwischen Sicherheit auf der einen
und Entwicklung auf der anderen Seite. Sicherheit und
Entwicklung sind zwei Seiten einer Medaille. Gerade in
unterentwickelten Ländern – Afghanistan gehört sicher
dazu – ist es erforderlich, dass man militärische Inter-
ventionen mit zivilen Komponenten begleitet.

Heute Morgen, aber auch schon am Volkstrauertag
hat die Bundeskanzlerin auf diesen Punkt ausdrücklich
hingewiesen. Sie hat dabei angemahnt, dass der deutsche
Beitrag, den wir in Afghanistan leisten, nicht auf den mi-
litärischen Sektor begrenzt werden darf, sondern gerade
auch die entwicklungspolitische Komponente angemes-
sen gewürdigt werden muss. Damit hat sie natürlich völ-
lig Recht, und zwar aus den Gründen, die wir alle ken-
nen. Wir Entwicklungspolitiker wissen das schon lange.

Aber, Frau Ministerin, wo findet sich in diesem Haus-
halt diese Schwerpunktsetzung zugunsten Afghanistans
wieder? Sind die Worte der Kanzlerin einfach nur warme
Luft? Ich hätte eigentlich erwartet, dass Sie, die Kanzle-
rin oder jemand anderes sagt: Endlich haben wir begrif-
fen, dass wir in Afghanistan mehr tun müssen; wir stel-
len den Haushalt um und stecken mehr Geld rein. Das ist
aber nicht der Fall. Stattdessen fand ich heute nach mei-
ner Rückkehr eine Presseerklärung von Ihnen, in der es
heißt, was wir bisher leisteten, sei schon beträchtlich.
Das können Sie so sehen. Sie sehen hier aber einen wirk-
lich mickrigen Aufwuchs der Mittel für Afghanistan vor.
Wenn ich die Höhe der Mittel mit denen für andere Neh-
merländer vergleiche, erkenne ich: Es ist geradezu be-
schämend, gerade im Hinblick auf den Anspruch, neben
dem militärischen einen entwicklungspolitischen Ansatz
zu verfolgen.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Wer ist das größte Nehmerland? Afghanistan? Pakisan? Nein, immer noch China! Ausgerechnet China, Frau inisterin, das Land mit den größten Devisenreserven eltweit, (Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mit den meisten Armen weltweit!)


as selbst jährlich 1,5 Milliarden Euro an Entwicklungs-
ilfe zahlt, das einen generösen Schuldenerlass von
0,5 Milliarden Euro für einzelne Länder, die ihm ener-
iepolitisch dienlich zu sein scheinen oder von denen es
as hofft, beabsichtigt, wo die Küstenregionen boomen
nd wo wir ein Wirtschaftswachstum beobachten kön-
en, von dem wir nur träumen können. Das ist doch ein
and, das sich selbst helfen kann. Hier hätten wir mit
eutlich verringerten Mitteln herangehen und zugunsten
on Afghanistan und anderen Ländern am Hindukusch
mschichten können.


(Beifall bei der FDP)


Nichts davon können wir hier feststellen. Wir haben
m Ausschuss beantragt, dass hier durch Umschichtung
ugunsten Afghanistans um 30 Millionen Euro aufge-
tockt wird. Das ist kommentarlos von der Mehrheit ab-
elehnt worden, und zwar quer durch alle die, die hier
eute große Reden zur zivilen Dimension in Afghanistan
ehalten haben. Sie haben diesen Antrag einfach kom-
entarlos abgelehnt.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Unglaublich!)


iehen Sie doch endlich die Konsequenz aus dem, was
ie sagen, wenn Sie das alles ernst meinen. Herr Minis-

er, wenn Sie und die Kanzlerin in Riga einen Aufwuchs
m knapp 5 Millionen Euro für Afghanistan groß ver-
ünden und denken, das sei dann der große Beitrag und
eswegen müssten wir militärisch nicht in die Pflicht ge-
en, dann werden Sie sich blamieren; das wird nicht
unktionieren. Die Richtlinienkompetenz der Kanzlerin
das ist ganz eindeutig – reicht jedenfalls nicht bis an
en Schreibtisch der Entwicklungsministerin,


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der steht ja auch in Bonn, Herr Königshaus!)


ie in dieser Richtung ja auch nichts getan hat. Die
anzlerin hat die Erkenntnis, die Sie uns mitgeteilt hat,

icherlich nicht erst heute Morgen gewonnen.


(Beifall bei der FDP)


Frau Ministerin, Sie sind ja gerade wegen Ihrer Un-
eugsamkeit persönlich sehr sympathisch. Aber gerade
n diesem Punkt wäre ein bisschen Flexibilität zugunsten
er wirklich richtigen Auffassung der Kanzlerin ange-
essen gewesen. Stattdessen fließen die Mittel wieder

nvermindert nach China und in die anderen Schwellen-
änder; wir haben das schon besprochen. Davon müssen
ir weg. Das ist doch keine vernünftige Schwerpunkt-

etzung, schon gar nicht vor dem Hintergrund dessen,
as wir hier heute Morgen gehört haben.

Der Haushalt wird wachsen, das ist wohl unvermeid-
ar; denn Sie werden mit Ihrer fetten Mehrheit natürlich
lles, was wir hier beantragen, einfach niederdrücken.






(A) )



(B) )


Hellmut Königshaus
Sie können das auch machen. Aber dieses Geld müsste
dann wenigstens in die Richtung gelenkt werden, wo es
wirklich gebraucht wird, vor allem wenn Sie auch selbst
Ansprüche erheben, dass Sie dort Schwerpunkte setzen.
Dann tun Sie es doch endlich!

Ich weiß, Sie hören das nicht gerne, aber ich will hier
dennoch – ich habe das schon oft ausgeführt – auf die
großen multilateralen Fonds verweisen. Wir haben
zwar auch gestern darüber gesprochen und haben ein
bisschen mehr Klarheit geschaffen, haben aber nicht un-
sere Auffassung zu diesem Thema geändert. Ich will das
hier aber nicht weiter vertiefen, weil ich sonst mein Zeit-
budget überziehe. Ich will einfach nur darauf hinweisen:
Auch dort gibt es noch erhebliches Potenzial zur Um-
schichtung zugunsten dessen, was ich eben angespro-
chen habe.

Im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung hatten wir keine echten Haushaltsbera-
tungen, wenn ich das einmal so sagen darf. Vielmehr
wurde einfach kommentarlos alles an Kürzungserwä-
gungen – selbst, wenn sie von den eigenen Haushältern
kamen – abgetan. Stattdessen wurde einstimmig und
weitestgehend ohne große Diskussion jeder Erhöhungs-
antrag einfach durchgewinkt. Meine Damen und Herren,
das ist nicht das, was wir unter einer wirksamen Haus-
haltspolitik im Entwicklungsbereich verstehen. Mein
Kollege Addicks wird hierzu noch einiges weiter ausfüh-
ren.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606615400

Kommen Sie bitte zum Schluss.


Hellmut Königshaus (FDP):
Rede ID: ID1606615500

Ich danke Ihnen, Frau Präsidentin, für Ihre Geduld

und Ihnen, meine Damen und Herren, für Ihre Aufmerk-
samkeit.


(Beifall bei der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606615600

Für die SPD-Fraktion spricht die Kollegin Iris

Hoffmann.


Iris Hoffmann (SPD):
Rede ID: ID1606615700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Nach Abschluss der Beratungen zum Einzelplan Wirt-
schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gilt zu-
nächst mein Dank allen Beteiligten: der Ministerin, dem
Haus, unserem Koalitionspartner, aber auch den Kolle-
gen von der Opposition. Wir haben in der Sache teils
hart verhandelt, aber letztlich immer konstruktiv.

Alle am Haushalt dieses Bundesministeriums Betei-
ligten einte das gemeinsame Ziel, die deutsche Entwick-
lungszusammenarbeit zu stärken und voranzubringen.
Das ist uns in diesem vorliegenden Haushaltsentwurf für
2007 auch wieder gelungen. Mit einer Steigerung von
weit über 300 Millionen Euro ist dieser Haushalt einer
der am stärksten aufwachsenden Einzelpläne im Bundes-
haushalt insgesamt.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Im Bereich der multilateralen Entwicklungszusamenarbeit werden insbesondere die Beiträge an interna ionale Organisationen angehoben. Die Titel, unter deen die Zahlungen an die Weltbank und die Vereinten ationen, die Beiträge zu den Europäischen Entwick ungsfonds und Hilfen im Rahmen internationaler Verinbarungen zum weltweiten Umweltschutz gefasst sind, achsen zum Teil deutlich stärker auf als der Einzelplan nsgesamt. Diese zusätzlichen Mittel sind wichtig, damit eutschland sein erfolgreiches Streben nach mehr Ein luss in den multilateralen Organisationen letztlich auch inanziell unterstreichen kann. Im Titel „Beitrag an die Vereinten Nationen“ wurden er Baransatz und der Ansatz bei den Verpflichtungserächtigungen maßvoll abgesenkt. Das dient der Gegen inanzierung von Erhöhungen bei verschiedenen Titeln m bilateralen Bereich. Die verbleibenden Ansätze er öglichen es der Bundesregierung dennoch, ihre Aktiviäten im Bereich der Vereinten Nationen auszubauen. er Baransatz steigt gegenüber dem Soll 2006 um rund 6 Prozent, also etwa doppelt so stark wie das Prorammkapitel des Einzelplans. Mit der beschlossenen erpflichtungsermächtigung wird es auch in den komenden Haushaltsjahren möglich sein, diesen Titel signi ikant zu steigern. Weil es eine Herzensangelegenheit von mir ist, öchte ich besonders erwähnen, dass sich der Bund ab em nächsten Jahr über den Titel „Beitrag an die Vereinen Nationen“ an der Finanzierung der GAVI Alliance eteiligen wird. Die GAVI ist eine PPP-Initiative von Inustrieund Entwicklungsländern, UNICEF, der WHO, er Weltbank, der Bill-&-Melinda-Gates-Stiftung, von ichtregierungsorganisationen sowie von Impfstoffher tellern aus Industrieund Entwicklungsländern. GAVI st die international größte Allianz zur Kinderimmunisieung. Sie trägt maßgeblich zur Reduzierung der Kinderterblichkeit bei. In den ersten fünf Jahren ihres Besteens konnten durch GAVI weltweit weit mehr als 00 Millionen Kinder zusätzlich immunisiert und damit or potenziell tödlichen Krankheiten geschützt werden. adurch hat die GAVI-Alliance Schätzungen zufolge al ein bis Ende 2005 1,7 Millionen vorzeitige Todesfälle erhindert. Ich unterstütze den nachhaltigen Ansatz der AVI und begrüße es sehr, dass die Zusage vom Gipfel n Gleneagles umgesetzt wird. Im Bereich der institutionellen bilateralen Entwickungszusammenarbeit sind die Baransätze für die techische und die finanzielle Zusammenarbeit erhöht woren, was sowohl für die GTZ als auch für die KfWntwicklungsbank neue Handlungsspielräume eröffnet. ichtiger als die Steigerung der Baransätze ist jedoch ie deutliche Steigerung bei den Verpflichtungsermächigungen: bei der finanziellen Zusammenarbeit um 0 Prozent und bei der technischen Zusammenarbeit um 5 Prozent. Dadurch wird sichergestellt, dass beide Oranisationen auch in den kommenden Jahren mit einem ittelzuwachs rechnen können und so ihre Arbeit er olgreich fortsetzen können. Eine weitere wichtige Änderung im Bereich der fianziellen Zusammenarbeit ist die Verdoppelung der Iris Hoffmann Plafonds für Treuhandmittel auf rund 50 Millionen Euro. Treuhandmittel werden in der finanziellen Zusammenarbeit speziell für die Finanzierung von Vorhaben privater Träger in den Entwicklungsländern in dem besonders förderungswürdigen Bereich der Mikrofinanzierung eingesetzt. Gerade angesichts der vom Bund ins Leben gerufenen Mikrofinanzierungsinitiative für SubSahara-Afrika war diese Aufstockung der Mittel durchaus sinnvoll. Sie erhöht den Gestaltungsspielraum in diesem Bereich enorm. Bei aller gebotenen Konzentration auf die großen multiund bilateralen Organisationen dürfen die kleineren Programme und die zivilgesellschaftliche Entwicklungszusammenarbeit nicht vernachlässigt werden. Darum möchte ich Ihren Blick hierauf lenken. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Ein Schwerpunkt unserer parlamentarischen Beratungen
lag darauf, es auch diesen Organisationen zu ermögli-
chen, angemessen an der positiven Entwicklung dieses
Einzelplanes zu partizipieren.

Lassen Sie mich einige Beispiele herausgreifen. Ne-
ben den politischen Stiftungen und den Kirchen, deren
Mittelansätze auch in diesem Haushaltsjahr eine Steige-
rung erfahren haben, möchte ich noch einmal den Titel
„Förderung entwicklungswichtiger Vorhaben privater
deutscher Träger“ erwähnen. Hieraus werden basisnahe
Projekte vieler ehrenamtlich tätiger Vereine und Nichtre-
gierungsorganisationen gefördert. Diese Projekte wirken
in den Partnerländern ganz unmittelbar an der Basis. Sie
erreichen vor allem die ärmsten Bevölkerungsgruppen
und tragen direkt zur Verbesserung ihrer Lebensbedin-
gungen bei.

Ein weiter Schwerpunkt, den wir in diesen Haushalts-
beratungen gesetzt haben, ist auf die Verstärkung des
Kampfes gegen HIV/Aids gelegt. Dazu gehört auch die
Aufstockung des deutschen Beitrages zum Globalen
Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Ma-
laria um gut 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gerade noch geschafft!)


– Das ist auch gut.

Gleichzeitig wurden durch die Zweckbindung eines
Teils der zusätzlichen Mittel die bilateralen Programme
zur Bekämpfung von Aids und HIV gestärkt. Denn bi-
und multilaterale Programme arbeiten nicht nebeneinan-
der, sondern ergänzen sich. Genau das wollen wir errei-
chen. Am Beispiel der Arbeit des Globalen Fonds wird
das deutlich. Er finanziert bislang hauptsächlich Medi-
kamente und Verhütungsmittel, unterhält jedoch keine
Außenstrukturen und Büros und ist daher von den Struk-
turen in den Partnerländern vor Ort stark abhängig.
Genau hier greifen die deutsche finanzielle Zusammen-
arbeit und die technische Zusammenarbeit ein und unter-
stützen in verschiedenen Ländern den Aufbau von Um-
setzungsstrukturen und -verfahren.

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(C (D So erhalten beispielsweise in Uganda und Sierra eone Social-Marketing-Organisationen Kondome, die urch Mittel des Global Fonds beschafft werden. Dass iese Kondome aber auch effektiv verbreitet werden önnen, ist das Verdienst der finanziellen Zusammenareit. Sie hat Gutscheinsysteme eingeführt und die urchführung von Informationskampagnen sowie das egleitende Monitoring finanziert. Erst durch diese ombination der Maßnahmen und das Zusammenwiren mit der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit ommen sie richtig zum Tragen. Diese Synergien und omparativen Vorteile von biund multilateralem Mitteeinsatz bei der Aidsbekämpfung gilt es nun und auch in ukunft zu stärken. (Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! So ist es!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, abschließend hätte
ch gerne noch einige grundlegende Ausführungen zu
en im Moment diskutierten Umstrukturierungen der
urchführungsorganisationen der deutschen Entwick-

ungszusammenarbeit gemacht. Meine Redezeit ist je-
och abgelaufen. Ich hoffe, dass dieses Thema in dieser
ebatte noch aufgegriffen wird.

Ich wünsche mir, dass wir hier Anfang des Jahres ge-
einsam eine gute Lösung finden, durch die wir die

eutsche Entwicklungszusammenarbeit und insbeson-
ere auch die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit
tärken und mit der multilateralen Entwicklungszusam-
enarbeit verknüpfen.

Vielen Dank.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606615800

Für Die Linke spricht die Kollegin Heike Hänsel.


(Beifall bei der LINKEN)



Heike Hänsel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606615900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

m Rahmen der Haushaltsdebatte ziehen wir heute auch
ilanz über ein Jahr große Koalition. Wie sieht es da in
er Entwicklungspolitik aus? Mein bleibendster Ein-
ruck ist – ich bin neu im Parlament –, dass wir im Ent-
icklungsausschuss sehr häufig über die Beteiligung an
ilitäreinsätzen als Beitrag zur Entwicklung abstim-
en mussten. Vor ein paar Jahren wäre das noch un-

enkbar gewesen. Insofern hat die Enttabuisierung des
ilitärischen, wie es Gerhard Schröder formuliert hat,
irklich gegriffen. Sie ist vollzogen und wird von der
roßen Koalition konsequent weiter betrieben. Das neue
auberwort dabei heißt „zivil-militärische Zusammen-
rbeit“.

Herr Struck hat sich heute Morgen über die Bemer-
ung von Gregor Gysi empört, deutsche Soldaten seien
n Kriegseinsätzen. Er hat gesagt, das sei falsch, die Sol-
aten seien in Friedensmissionen und würden Aufbau-
nd Entwicklungshilfe leisten.


(Zuruf von der CDU/CSU: Richtig!)


ch muss sagen: Das ist eine recht plumpe Manipulation
er öffentlichen Meinung.






(A) )



(B) )


Heike Hänsel

(Beifall bei der LINKEN – Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Unglaublich!)


Ich möchte den Satz wiederholen, den ich hier bereits
vor einem Jahr gesagt habe: Soldaten sind keine Ent-
wicklungshelfer.


(Beifall bei der LINKEN)


Das gilt nach wie vor. Was macht zum Beispiel das
Kommando Spezialkräfte in Afghanistan? Wir sind nicht
darüber informiert, was dort gemacht wird und ob diese
Spezialtruppe zurzeit in Afghanistan ist oder nicht, und
zwar deswegen, weil sie einen Kampfauftrag hat, weil
sie im Kriegseinsatz ist und es zu gefährlich wäre, uns
darüber zu informieren. Soldaten sind zuallererst dazu
ausgebildet, Menschen zu töten.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Das ist doch dummes Zeug! Unglaublich!)


Sie können auch getötet werden. Wer im Bundestag die
Hand dafür hebt, Soldaten ins Ausland zu schicken,
nimmt dies in Kauf.


(Beifall bei der LINKEN)


Dies muss man im Zusammenhang mit der Diskus-
sion, ob deutsche Soldaten in den Süden Afghanistans
gehen sollen oder nicht, klar sagen. Wer Ja zum Einsatz
von Soldaten im Ausland sagt, kann sich nicht vor den
Konsequenzen drücken, die das nach sich zieht. Genau
deshalb halte ich die Vermischung von Militäreinsätzen
mit Aufbau- und Entwicklungshilfe für fatal. Die Solda-
ten in Afghanistan sind in unseren Augen nicht Teil der
Lösung, sondern Teil des Problems.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Deshalb fordern wir den sofortigen Abzug der Soldaten
aus Afghanistan.


(Beifall bei der LINKEN)


Das Land gehört noch immer zu einem der ärmsten
der Erde. Es wurde berechnet, dass der Westen für die-
sen Militäreinsatz in den letzten Jahren insgesamt mehr
als 82 Milliarden Euro ausgegeben hat, während für die
zivile Entwicklung und für den Aufbau des Landes ge-
rade einmal 7 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt
wurden.

Die zivil-militärische Zusammenarbeit ist eine Illu-
sion; denn das Zivile muss immer auf Kosten des Militä-
rischen zurückstecken.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Je mehr Geld man in den militärischen Bereich inves-
tiert, desto weniger bleibt für die zivile Entwicklung
übrig. Das ist eine logische Folgerung. So können die
Herzen der Menschen in Afghanistan nicht gewonnen
werden, die ohne Strom, Wasser und Gesundheitsversor-
gung leben und keine Arbeit haben, aber tagtäglich gut
ausgerüsteten und rundum versorgten Soldaten begeg-
nen.

Deshalb haben wir uns für den Abzug der Soldaten
aus Afghanistan eingesetzt. Die dadurch frei werdenden

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(C (D aushaltsmittel wollen wir umwidmen und sie in den ziilen Aufbau des Landes investieren. as ist die beste Form von Sicherheitspolitik, Herr önigshaus. Unser Antrag geht am weitesten; denn wir treben eine grundsätzlich andere Ausrichtung der deutchen Außenpolitik an. Frau Merkel hat heute Vormittag das Modell der zivililitärischen Zusammenarbeit angesprochen. Die Mi itär-, die Außen-, die Wirtschaftsund die Entwickungspolitik sollen das zukünftige Standardmodell für uslandseinsätze darstellen. Auch Herr Steinmeier hat ich in letzter Zeit vermehrt dafür ausgesprochen. Im runde ist das aber nichts anderes als eine moderne orm von Militäreinsätzen bzw. eine Art Interventionisus light. Denn es handelt sich nach wie vor um Militär insätze, mit denen die deutschen Interessen verfolgt erden sollen. Im Weißbuch, in dem neuen strategischen onzept der Bundeswehr, ist sogar die Sicherung des ugangs zu Rohstoffen bzw. zu Energie insgesamt als itales Interesse der Bundesrepublik Deutschland defiiert. (Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Wie lange sprechen Sie eigentlich noch?)


(Beifall bei der LINKEN)


Die Entwicklungspolitik verkommt dabei in zuneh-
endem Maße zum strategischen Anhängsel der Sicher-

eitspolitik. Wir lehnen solche integrierten Militärein-
ätze, die in Zukunft vermehrt im Rahmen der EU
tattfinden sollen, ab. Stattdessen setzen wir uns dafür
in, eine aktive zivile Friedenspolitik zu betreiben, die
ehr als nur Sicherheitspolitik ist.


(Beifall bei der LINKEN – Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Erzählen Sie das mal den vergewaltigten Frauen in Afrika!)


Zu diesem Zweck müssen in unseren Augen auch im
aushalt die richtigen Weichen gestellt werden, sowohl
as die Ausweitung des zivilen Friedensdienstes angeht,

ls auch was die Finanzierung der UN-Organisationen
etrifft, die sich um Entwicklung, humanitäre Hilfe und
ivilen Aufbau bemühen. Dazu haben wir zahlreiche
nträge gestellt. Insofern muss ich sagen: Es ist für mich
olitisch nicht nachvollziehbar, warum die im Haus-
alt 2007 ursprünglich vorgesehene Erhöhung der Bei-
räge, die an die Vereinten Nationen und an den Global
und gezahlt werden sollten, von den Haushaltspoliti-
ern zurückgenommen wurde.


(Beifall bei der LINKEN)


Als ich vor kurzem gemeinsam mit einer Delegation
ie Vereinten Nationen besucht habe, wurden wir über-
ll gefragt, warum Deutschland im Verhältnis zu seiner
irtschaftskraft nur so geringe Beiträge an die Vereinten
ationen zahlt. Es gibt zum Beispiel einen neu einge-

ichteten Nothilfefonds, an dem sich 60 Länder, darunter
iele Entwicklungsländer, beteiligen. Deutschland zahlt
n diesen Fonds keinen einzigen Cent. Das ist ein Skan-
al. Meiner Meinung nach wäre es viel besser, wenn
eutschland seine internationale Verantwortung im






(A) )



(B) )


Heike Hänsel
zivilen Bereich wahrnehmen würde, statt Soldaten in
alle Welt zu schicken. Genau das fordern wir auch ein.


(Beifall bei der LINKEN)


Im Zusammenhang mit der Erhöhung der Mittel des
Einzelplans 23 und angesichts der steigenden ODA-
Quote möchte ich darauf hinweisen – auch das habe ich
bereits mehrfach kritisiert –, dass die Entschuldung bei
der Berechnung der ODA-Quote nach wie vor angerech-
net wird. Das ist nicht zulässig. Die OECD hat berech-
net, dass die ODA-Quote deutlich niedriger wäre, wenn
die Entschuldung nicht angerechnet würde. Dieses Vor-
gehen ist nicht legitim. Wir setzen uns dafür ein, dass die
Mittel im Verteidigungshaushalt umgeschichtet werden
und mehr Geld für die Entwicklungspolitik zur Verfü-
gung gestellt wird. Hier gibt es verschiedene Möglich-
keiten. Wir haben dazu viele Vorschläge erarbeitet. Aber
es ist nicht legitim, die Entschuldung bei der Berech-
nung der ODA-Quote anzurechnen.

Zum Schluss möchte ich noch kurz auf die auch in
den heutigen Debatten mehrfach erwähnte G-8-Präsi-
dentschaft und auf die EU-Ratspräsidentschaft
Deutschlands eingehen. Im Etat des Einzelplans 23
wurden mehr als 4 Milliarden Euro für Konferenzen und
Kongresse angesetzt. In meinen Augen wäre es die beste
entwicklungs- und friedenspolitische Initiative, dieses
Geld für Kongresse zu streichen und es umzuwidmen für
die Erreichung der Millenniumsziele, für die Bekämp-
fung von Armut und Hunger und den Klimaschutz. Den
G-8-Gipfel können wir uns sparen.


(Beifall bei der LINKEN)


Er ist nur die Zusammenkunft der reichen und mächtigen
Staaten, die ohne jegliche Legitimation weit reichende
Entscheidungen bezüglich Weltwirtschaft und neuer Mi-
litäreinsätze treffen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606616000

Frau Kollegin, kommen Sie bitte zum Ende.


Heike Hänsel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606616100

Ich komme zum Schluss. – Wir brauchen ernsthafte

Initiativen für weltweite Abrüstung und einen umfassen-
den Klimaschutz. Dafür haben wir viele Vorschläge ge-
macht. Viele Menschen vernetzen sich weltweit in die-
sem Zusammenhang. Ich sage Ihnen: Viele Menschen
werden nächstes Jahr beim G-8-Gipfel dafür auf die
Straße gehen. Wir werden dabei sein.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606616200

Das Wort für die CDU/CSU-Fraktion hat der Kollege

Jochen Borchert.


Jochen Borchert (CDU):
Rede ID: ID1606616300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Der vorliegende Bundeshaushalt 2007 ist ein deutliches
Zeichen dafür, dass die Bundesregierung ihre internatio-
nale Verantwortung wahrnimmt und dieser Verantwor-

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(C (D ung gerecht wird, einer Verantwortung, über die wir im usammenhang mit dem vorherigen Einzelplan intensiv iskutiert haben. Mit einer deutlichen Steigerung der ittel für den Einzelplan 23, den Etat des Ministeriums ür wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, eigen wir, dass wir die globale Herausforderung ernst ehmen. Herr Kollege Königshaus, Sie haben mich enttäuscht: ie haben von den FDP-Klassikern nur die Abschaffung er Entwicklungshilfe für China gefordert. Da ist Ihr ollege Koppelin wesentlich konsequenter: Er fordert in eder Debatte die Auflösung des BMZ, verbunden mit iner Angliederung an das Auswärtige Amt. ch weiß also nicht, ob es einen ersten Sinneswandel bei er FDP gibt; aber ich würde ihn begrüßen. (Hellmut Königshaus [FDP]: Nein, gibt es nicht!)


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


Wir konnten den Etat wechselkursbereinigt um gut
37 Millionen Euro steigern. Das entspricht einem Plus
on gut 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Wir haben bei den parlamentarischen Beratungen den
chwerpunkt auf drei Bereiche gelegt:

Erstens haben wir deutlich gemacht, dass wir die Ar-
eit unserer bilateralen Partner weiter stärken.

Zweitens haben wir mit der Erhöhung der Mittel für
ie Bekämpfung von HIV/Aids um 15 Millionen Euro
egenüber dem Regierungsentwurf deutlich gemacht,
ass wir die Ankündigung der Bundesregierung, die
ittel für die Bekämpfung von HIV/Aids zu erhöhen,

ktiv unterstützen.

Drittens konnten wir die Wirksamkeit der deutschen
inanziellen Zusammenarbeit durch etatneutrale Verän-
erungen im Haushalt deutlich stärken. Auf diese drei
chwerpunkte will ich jetzt eingehen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Deutschlands Möglichkeiten in der Entwicklungszu-
ammenarbeit sind ausgesprochen vielseitig. Wir verfü-
en über effiziente, international anerkannte bilaterale
rganisationen der staatlichen EZ. Wir verfügen über

ine facettenreiche Landschaft der Nichtregierungsorga-
isationen, die sich engagiert für die wirtschaftliche Zu-
ammenarbeit und Entwicklung einsetzen. In der parla-
entarischen Beratung haben wir zugunsten der

ilateralen EZ 40 Millionen Euro umgeschichtet. Damit
tärken wir die Arbeit unserer bilateralen Entwicklungs-
rganisationen. Die Diskussion über eine Stärkung der
eutschen bilateralen EZ beschränkt sich aber nicht nur
uf die reinen Etatberatungen, sondern die Diskussion
mfasst auch die Struktur der staatlichen Entwicklungs-
usammenarbeit. Ich begrüße es, dass auch im Koali-
ionsvertrag ausdrücklich die Verbesserung der Struktu-
en und eine Steigerung der Effizienz der Organisationen
er Entwicklungszusammenarbeit gefordert werden.
eshalb diskutieren wir zurzeit lebhaft darüber, wie wir






(A) )



(B) )


Jochen Borchert
unsere beiden Durchführungsorganisationen KfW und
GTZ noch besser miteinander verknüpfen können.

Der Haushaltsausschuss hat den Bundesrechnungshof
beauftragt, Möglichkeiten einer Verbesserung der Zu-
sammenarbeit zu überprüfen, die ein positives Kosten-
Nutzen-Verhältnis aufweisen. Denn Effizienz bedeutet
auch hier, gewissenhaft zu prüfen, welche Veränderun-
gen tatsächlich eine Verbesserung der Zusammenarbeit
bringen. Ich will aber eines betonen: Bei allen Verände-
rungen ist es erforderlich, dass die komparativen Vor-
teile und das markante Profil der deutschen EZ nicht ver-
loren gehen. Ich denke, wir tragen die Verantwortung für
eine nachhaltige Stärkung der deutschen EZ.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie der Abg. Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Bundesregie-
rung hat ihr Engagement für die globale Bekämpfung
von Aids, Malaria, Tuberkulose und anderen Infektions-
krankheiten in den letzten Jahren stetig erhöht. Ich
denke, dies ist ein großer persönlicher Erfolg für Sie,
Frau Ministerin Wieczorek-Zeul. Die deutsche Entwick-
lungspolitik ist im Bereich HIV/Aids jetzt bilateral in
fast 50 Ländern mit international anerkannten innovati-
ven Ansätzen aktiv. Besonders im Bereich der HIV/
Aids-Bekämpfung hat sich gezeigt – darauf ist meine
Kollegin Iris Hoffmann schon eingegangen –, wie wich-
tig die komplementäre Arbeitsteilung zwischen den bila-
teralen Entwicklungsorganisationen und den multilatera-
len Gebern ist. So können die bilateralen Geber in den
Partnerländern ohne aufwendige Bürokratie und ohne
lange Abstimmungsverfahren schnell und effizient Un-
terstützung leisten.

Der Fonds GFATM verfügt über keine eigene Außen-
struktur und ist daher ohne bilaterale Partner häufig nicht
in der Lage, die betroffenen Länder beim Aus- und Auf-
bau der nötigen Umsetzungsstrukturen und -verfahren zu
unterstützen. Ich denke, dies verdeutlicht die Notwen-
digkeit einer komplementären Zusammenarbeit und die
Notwendigkeit, sowohl bilaterale als auch multilaterale
Unterstützung zu bieten.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, in einer Pressemit-
teilung des Aktionsbündnisses gegen Aids wird das Par-
lament aufgefordert, gegen den Einzelplan 23 zu stim-
men, weil die Mittel zur Bekämpfung von HIV/Aids
gekürzt worden und die Beiträge an die Vereinten Natio-
nen abgestürzt seien. Ich setze mich gerne mit jedem
Einwand auseinander, in dem die Zahlen auch nur eini-
germaßen stimmen. Die Zahlen, mit denen das Aktions-
bündnis gegen Aids argumentiert, haben mit der Haus-
haltswirklichkeit aber überhaupt nichts zu tun.

So wird behauptet, die Baransätze im Titel 687 01
– Beiträge an die Vereinten Nationen – lägen unter den
Ansätzen von 2004. Die tatsächlichen Zahlen sind: 2004
wurden im Haushalt dafür 155,2 Millionen Euro einge-
setzt. In dem Entwurf für 2007, über den wir jetzt disku-
tieren, haben wir 199,3 Millionen dafür eingesetzt. Im
Vergleich von 2007 zu 2004 bedeutet das eine Steige-
rung um 44,1 Millionen Euro oder 28 Prozent.


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(C (D (Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber weniger, als im Haushaltsentwurf selbst stand! – Heike Hänsel [DIE LINKE]: Ja, genau, das ist weniger, als dort stand!)


In der Presseerklärung werden die Zahlen von 2004
nd 2007 miteinander verglichen. Es sind 2007 nun ein-
al 44,1 Millionen Euro mehr. Wenn Sie die Zahlen ge-

iefert haben, dann sollten Sie sie noch einmal überprü-
en.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe den Haushaltsentwurf gemeint! Darauf können wir uns beziehen!)


Auch die Mittel zur Bekämpfung von HIV/Aids
ind nicht gekürzt worden, sondern im Haushalt 2007
erden für den GFATM, den Fonds zur Bekämpfung
on Aids, Tuberkulose und Malaria, 15 Millionen Euro
ehr als in diesem Jahr eingesetzt. Im Zuge der parla-
entarischen Beratung haben wir die Mittel zur Be-

ämpfung von Aids für die bilateralen Organisationen
m 20 Millionen Euro erhöht. Das heißt, im Vergleich zu
006 werden 2007 im Einzelplan 23 mindestens 35 Mil-
ionen Euro mehr zur Bekämpfung von Aids zur Verfü-
ung gestellt. Das ist alles andere als eine Senkung der
ittel.


(Abg. Dr. Karl Addicks [FDP] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Frau Präsidentin, der Kollege Addicks möchte gerne
ine Zwischenfrage stellen.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606616400

Möchten Sie sie gerne zulassen?


Jochen Borchert (CDU):
Rede ID: ID1606616500

Mit großem Vergnügen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606616600

Bitte schön.


Dr. Karl Addicks (FDP):
Rede ID: ID1606616700

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Kollege, abge-

ehen von den absoluten Zahlen: Könnten Sie uns bitte
uch sagen, an welcher Stelle wir im internationalen
ontext mit unseren Beiträgen zum Global Fund stehen?


Jochen Borchert (CDU):
Rede ID: ID1606616800

Ich denke, es geht jetzt nicht darum, an welcher Stelle

ir stehen; aber ich will zu dem Global Fund gleich
och einige Zahlen nennen, damit dies deutlich wird.

Ich habe eben ja nur die Erhöhung von 2006 auf 2007
ngesprochen. Wenn Sie sich die Zahlen der vergange-
en Jahre ansehen, dann erkennen Sie, dass wir 2003
2,5 Millionen Euro in den Global Fund eingezahlt ha-
en, während wir im nächsten Jahr 87 Millionen Euro
inzahlen werden. Ich glaube, es gibt kaum ein anderes






(A) )



(B) )


Jochen Borchert
Land, das in diesen Jahren eine so imposante Steigerung
wie die Bundesrepublik Deutschland aufweist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es wäre schön gewesen, wenn Sie, Herr Addicks, zu-
gehört hätten; denn jetzt stellen Sie das nächste Mal viel-
leicht wieder diese Frage. Ich beantworte sie dann aber
gerne noch einmal.


(Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Im nächsten Jahr ist es wieder anders!)


Ich denke, wer hier von Kürzungen spricht – vielleicht
machen Sie das gleich –, der weiß offensichtlich nicht,
wovon er spricht.

Die Mittelansätze zur Bekämpfung von HIV/Aids
steigen deutlich. So haben wir sichergestellt, dass so-
wohl die multilaterale Gebergemeinschaft als auch die
bilaterale Hilfe mit ausreichenden Finanzmitteln ausge-
stattet sind, dass die Menschen unmittelbar von dieser
Hilfe profitieren und wir ein System aufbauen, das zur
Eigenhilfe befähigt. Ich denke, das sollte das Ziel unse-
rer Politik sein. So haben wir sichergestellt, dass unsere
Mittel effizient und nachhaltig eingesetzt werden.

Neben den Baransätzen haben wir die Effizienzsteige-
rung auch durch wichtige Änderungen im Bereich der
finanziellen Zusammenarbeit erreicht, die wir be-
schlossen haben. Frau Hoffmann hat bereits darauf hin-
gewiesen, dass wir die Mittel für den Treuhandfonds von
25 Millionen auf 50 Millionen Euro verdoppelt haben.
Die Darlehen können flexibler und in größerem Umfang
eingesetzt werden. Die Bundesregierung wird durch die
Erweiterung des Treuhandfonds auf 50 Millionen Euro
in die Lage versetzt, über die KfW ihr Engagement bei
Mikrobanken und Mikrofinanzierungsinstituten auszu-
weiten.

Mikrokredite helfen den Menschen vor Ort, sich eine
eigene, von Hilfe unabhängige wirtschaftliche Existenz
aufzubauen. Aber nicht nur die Mikrofinanzierung profi-
tiert von der Verdoppelung des Treuhandfonds, sondern
auch der Bereich der erneuerbaren Energien. Die Finan-
zierung von Maßnahmen in diesem Bereich – die so
genannten 4-E-Fazilitäten – sind ein entscheidender Er-
folgsfaktor, um die Ziele der deutschen Entwicklungszu-
sammenarbeit auch im Hinblick auf den Klimaschutz
voranzutreiben.

Wir haben gleichzeitig auch die Möglichkeiten für die
Ausdehnung der Vergabe zinsverbilligter Darlehen deut-
lich erhöht. Dadurch können wir eine erhöhte Wirksam-
keit der Mittel erreichen. Zum einen stehen mehr Mittel
für dieses Instrument zur Verfügung und zum anderen
kann ein weiterer Nachfragekreis bedient werden.

Bei den Weichenstellungen für die nächsten Haus-
haltsjahre geht es um eine weitere Stärkung der Entwick-
lungszusammenarbeit. Dafür haben wir die Verpflich-
tungsermächtigungen bei der TZ und FZ erhöht. Wir
haben aber auch die Stellung der Stiftungen der Kirchen
im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit mit einer
Erhöhung der VE unterstrichen.

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(C (D Ich möchte mich zum Schluss sehr herzlich bei meier Kollegin Iris Hoffmann für die gute Zusammenarbeit edanken. Ich denke, wir haben intensiv beraten. Wir haen immer sachund fachgerechte Lösungen im Sinne er Entwicklungspolitik gefunden. Dafür sage ich herzlihen Dank. Ich bedanke mich aber auch bei den Berichterstattern er anderen Fraktionen für die gute Diskussion und die onstruktive Zusammenarbeit. Dies gilt auch für die inisterin und ihr Haus, bei denen ich mich ausdrück ich für die gute Zusammenarbeit bei den diesjährigen aushaltsberatungen bedanke. Ich denke, wir legen eute einen Einzelplan 23 vor, dem man mit voller Übereugung zustimmen kann. Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit. Zu einer Kurzintervention erteile ich das Wort dem ollegen Jürgen Koppelin. Da der Kollege Borchert mich persönlich angespro hen hat, will ich zwei Bemerkungen machen. Erstens geht es um unsere Vorstellungen als FDP hinichtlich der Auflösung des Ministeriums. Darüber ann man sich durchaus streiten. Ich muss aber immer ieder feststellen – ich bin auch für den Etat des Ausärtigen Amtes zuständig –, dass es erhebliche Reiungsverluste zwischen dem Auswärtigen Amt und dem MZ gibt. Es gibt immer wieder Probleme in der Plaung und insgesamt Probleme in der Zusammenarbeit. ch finde, dass sich zumindest diese beiden Ministerien usammentun sollten, um zu überlegen, wie sie diese eibungsverluste beenden könnten. So kann es nämlich icht weitergehen. Es gibt seit längerer Zeit immer wieer erhebliche Probleme. Der Staatssekretär im Auswärigen Amt hat im Haushaltsausschuss eindeutig und klar argelegt, wo die Probleme in der Zusammenarbeit lieen und zu welchen Verlusten das gerade für die Politik es Auswärtigen Amtes führt. Zweitens. Was die Zusammenarbeit zwischen KfW nd GTZ und die Konzentration der Entwicklungshilfe ngeht, ist eines festzustellen, Kollege Borchert – ich inde, das haben Sie in Ihrer Darstellung ein bisschen eichgezeichnet –: Es ist doch sehr merkwürdig, dass an ein Wirtschaftsprüfungsunternehmen mit einem utachten beauftragt, das gleichzeitig Wirtschaftsprüfer owohl der KfW als auch – das gebe ich zu – der GTZ st. Wie wäre es denn gewesen, wenn man neutrale Wirtchaftsprüfer beauftragt hätte? So hat man einen Auftrag m Wert von 160 000 Euro vergeben und aus meiner icht fast ein Gefälligkeitsgutachten bekommen; denn ie Konsequenzen einer Zusammenlegung von GTZ und fW kommen gar nicht vor. Eine Zusammenlegung ürde bedeuten, dass wir zum Beispiel bestimmte Auf räge der GTZ europaweit ausschreiben müssten. Das ann doch nicht in unserem Sinne sein. Wie kommen wir igentlich dazu, ein Wirtschaftsprüfungsunternehmen, as sowohl die GTZ als auch die KfW prüft, mit einem Jürgen Koppelin solchen Gutachten zu beauftragen, ohne dass übrigens der Aufsichtsrat der GTZ jemals darüber informiert wurde? Bis heute hat der Aufsichtsrat der GTZ nicht über das Gutachten diskutieren dürfen. Der Skandal ist aber, dass die Ministerin in der Presse verkündet, bis Ende Dezember sei der Vorgang abgeschlossen. Deswegen hat meine Fraktion den Antrag gestellt – diesem haben sich viele angeschlossen –, dass erst einmal der Bundesrechnungshof das Gutachten überprüfen soll. Ich glaube, dass der eine oder andere noch staunen wird. Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch Folgendes sagen: Wir haben der Ministerin Gott sei Dank einiges an Geld weggenommen, für das sie keine Pläne hatte. Deswegen konnten wir die Mittel an der einen oder anderen Stelle aufstocken. Das ist erfreulich und zeugt von einer wunderbaren Zusammenarbeit. Dafür bedanke ich mich ganz herzlich. (Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Da war viel Falsches dabei!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606616900
Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1606617000




(A) )


(B) )



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606617100

Zur Erwiderung hat der Kollege Königshaus das

Wort.


(Zurufe: Herr Borchert!)



Jochen Borchert (CDU):
Rede ID: ID1606617200

Lieber Herr Kollege Koppelin, ich habe erstens mit

großem Interesse vernommen, dass Sie nicht mehr die
Auflösung des BMZ fordern, sondern verlangen, dass
sich die beiden Ministerien zusammensetzen mit dem
Ziel, die Reibungsverluste zu verringern. Ausgehend
von Ihrer bisherigen Position ist das, finde ich, ein gutes
Rückzugsgefecht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Zweitens, zu den Anmerkungen über eine bessere Zu-
sammenarbeit von GTZ und KfW. Ich habe keine Veran-
lassung, daran zu zweifeln, dass die KPMG das Gutach-
ten neutral erstellt hat. Es gibt zwar offene Fragen in
dem Gutachten. Aber darüber haben wir bereits intensiv
diskutiert. Um die offenen Fragen zu klären, haben wir
– wie ich finde: zu Recht – den Bundesrechnungshof be-
auftragt. Wir werden dann im Ausschuss über dieses
Gutachten mit aller Intensität diskutieren.

Unser Ziel muss es sein, die Zusammenarbeit zu ver-
bessern und dort, wo es möglich ist, zu Kostenersparnis-
sen aufgrund einer verbesserten Zusammenarbeit zu
kommen. Ich bleibe aber bei meiner Aussage, dass dabei
die jetzigen Vorteile der durchaus spezialisierten Durch-
führungsorganisationen, die das spezifische Profil der
deutschen Entwicklungspolitik ausmachen, auch in Zu-
kunft erhalten bleiben. Ich sehe mit Interesse den Ergeb-
nissen entgegen, zu denen wir in den Beratungen im
Haushaltsausschuss kommen werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606617300

Herr Kollege Borchert, ich entschuldige mich herz-

lich. Der Herr Kollege Königshaus hat seinem Kollegen

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(C (D o heftig zugenickt, dass sich sein Name in meinem opf vorgedrängt hat. Ich erteile jetzt das Wort der Kollegin Ute Koczy für ündnis 90/Die Grünen. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und ollegen! Als Erstes möchte ich meinem kranken Kolleen Thilo Hoppe gute Besserung wünschen. Er wollte igentlich hier sprechen. Aber seine Genesung dauert etas länger. Ich wünsche ihm von hier aus alles Gute und eduld mit seiner Krankheit. Als Zweites möchte ich der Ministerin Heidemarie ieczorek-Zeul nachträglich zu ihrem gestrigen Ge urtstag gratulieren. Das darf man sicherlich in einer aushaltswoche. Als Drittes möchte ich auf Ihre Kurzintervention regieren, Herr Koppelin. Die Qualität der deutschen Enticklungszusammenarbeit entsteht durch ihr eigenes rofil. Das, was Sie sich wünschen, nämlich weniger eibungsverluste, würde bedeuten, dass wir ein Quali ätsmerkmal in der deutschen Außenpolitik vermissen ürden. Sie verachten damit ein bisschen die Armutsbeämpfung und sehen außerdem die Eigenständigkeit icht. Sie sind auf einem vollkommen falschen Weg. eswegen bin ich strikt gegen Ihre Position. Ich halte es ür falsch, in diese Richtung zu agieren. Es wäre vielehr notwendig, andere Wege einzuschlagen. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)


(Zurufe von der CDU/CSU: Telepathie!)

Ute Koczy (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606617400

(Beifall)


(Beifall)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606617500

Frau Koczy, möchten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Koppelin zulassen?


Ute Koczy (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606617600

Ja, bitte, wenn es nicht von meiner Redezeit abgeht.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606617700

Bitte, Herr Koppelin.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1606617800

Frau Kollegin, sind Sie bereit, zur Kenntnis zu neh-

en, dass der frühere Bundesaußenminister Joseph
ischer die gleiche Haltung wie ich vertreten hat, näm-

ich dass eigentlich das BMZ in das Auswärtige Amt
ingegliedert werden sollte?


Ute Koczy (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606617900

Herr Koppelin, sind Sie bereit, zur Kenntnis zu neh-

en, dass ich nicht Joschka Fischer bin und dass ich eine
ndere Auffassung habe?


(Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD Ute Koczy und der LINKEN – Jürgen Koppelin [FDP]: Das war nicht zu übersehen!)





(A) )


(B) )


Wir verabschieden heute den entwicklungspolitischen
Haushalt für das Jahr 2007. Das ist ein spannendes Jahr,
ein Jahr, das der Bundesregierung Gestaltungsspielraum
wie selten in der internationalen Politik gibt. Mit der EU-
Ratspräsidentschaft und dem Vorsitz des G-8-Gipfels
hat die Bundesregierung eine große Chance. Sie kann
den Rahmen für eine menschliche, soziale und ökolo-
gisch verträgliche Globalisierung mitgestalten. Sie kann
auch angesichts der Klimakatastrophe in dieser unserer
einen Welt den Fuß auf die Bremse setzen. Sie kann so-
gar, wenn sie denn fit genug und willens wäre, jetzt Füh-
rungsqualitäten zeigen und sich an die Spitze der Gipfel
stellen. Diese vielleicht ungewohnte Rolle ist Kanzlerin
Merkel nicht nur vonseiten der britischen Außenministe-
rin Beckett nahe gelegt worden.

Aus entwicklungspolitischer Sicht begrüßen wir die
stärkere Hinwendung zu Afrika. Immerhin ist der Bun-
desregierung gerade noch rechtzeitig aufgegangen, dass
man diesen Kontinent nicht ignorieren sollte. China ist
uns da mit dem China-Afrika-Gipfel meilenweit voraus.
Die deutschen Vorstellungen, was unter der Präsident-
schaft laufen soll, sind noch etwas nebulös. Hoffentlich
wird das nicht auch noch peinlich, weil sich die afrikani-
schen Staaten nicht mehr mit einer Appel-und-Ei-Politik
abspeisen lassen werden. Liebe Bundesregierung, Sie
hatten offenbar vor, zu kleckern, aber Sie werden nicht
umhinkommen, in diesem Zusammenhang zu klotzen.

Ähnliches gilt für den Haushalt. Die wichtigste Frage,
die heute eigentlich diskutiert werden müsste, ist die,
wie viel Geld Deutschland in Zukunft analog zu seiner
Leistungsfähigkeit tatsächlich in eine globale Entwick-
lungspartnerschaft einbringen will. Der Haushalt 2007
und das Konzept, das die Bundesregierung für den G-8-
Vorsitz vorgelegt hat, machen vor allem eines klar: Sie
hat keinen Plan. Sie hat keinen Plan, wie der EU-Stufen-
plan umgesetzt werden soll, sie hat keinen Plan, wie
multilaterale Politik gestärkt werden soll, und sie hat
keinen Plan, wie neue Finanzierungsinstrumente Um-
weltschutz und Entwicklung befördern sollen.

Verehrte Ministerin Wieczorek-Zeul, mit Plan meine
ich nicht, dass man mathematisch aufzeigt, wie sich die
Steigerungen ergeben sollen. Mit Plan meine ich, dass
man konzeptionell und strategisch aufzeigen muss, wie
man im Einzelplan 23 von den jetzigen 4,5 Milliarden
Euro auf einen echten Mittelzuwachs kommen will. Die
Zahl von 4,9 Milliarden Euro, die in der mittelfristigen
Finanzplanung steht, ist nämlich lächerlich. Selbst wenn
das Ganze nur einen Teil der ODA-Quote ausmacht, er-
reichen Sie damit 2015 nie und nimmer die anvisierte
ODA-Quote von 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkom-
mens. Eigentlich müsste pro Jahr 1 Milliarde Euro drauf-
gesattelt werden. So sehr wir die Steigerung von
324 Millionen Euro im Haushaltsentwurf 2007 lobend
begrüßen, bleiben die Zahlen doch klar hinter den Erfor-
dernissen von 1 Milliarde Euro zurück.

Sie können sich auch nicht auf die Schuldenerlasse
verlassen. Noch segeln Sie im Wind der Nigeria- und
Irakentschuldungen und verlassen sich darauf, dass da-

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(C (D urch die ODA-Zahlen beschönigt werden. Doch das ird 2008 nachlassen. Dann werden Sie feststellen, dass er Effekt verpufft ist und Sie in dieser Flaute auf einmal icht mehr vom Fleck kommen. Darauf haben gerade uch die Hilfswerke zu Recht in ihrem Bericht „Die irklichkeit der Entwicklungszusammenarbeit“ hingeiesen. Also aufgepasst: Das Erreichen von 0,7 Prozent is 2015 ist bisher nur Ankündigung. Die Frage der onkretisierung bleibt der Knackpunkt. Die Bundesregierung legt es darauf an, mit einer G-8genda zu brechen, die bis Gleneagles sehr stark die itverantwortung der reichen Länder für die Bewälti ung der Entwicklungsprobleme im Süden betont hat. araus sind eine ganze Menge konkreter Entscheidunen entstanden. Statt diese Vorarbeiten zu nutzen und etzt auch dafür zu werben, lassen Sie die europäischen achbarländer, gerade was die innovativen Finanzie ungsinstrumente angeht, alleine stehen. Die Bundesreierung hat Angst vor einer Steuerdiskussion, aber ancheinend nur dort, wo „Bild“-Zeitung und Lobbyisten ie die aus der Flugindustrie ihr diese Angst einjagen. Frau Kollegin, Sie müssen zum Ende kommen. Dann sage ich meinen letzten Satz, Frau Präsidentin. Ich bin der Meinung: Das ist zu wenig. Sie müssen ehr tun. Das mickrige Ergebnis aus diesem Haushalt, it dem Sie die EUund die G-8-Präsidentschaft über ehmen, reicht leider nicht aus. Wir werden Sie daran ernnern, wenn Sie in Geldnöten sind. Ich danke Ihnen. Das Wort hat die Bundesministerin Heidemarie ieczorek-Zeul. Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin für irtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ie können ganz sicher sein, Frau Koczy: Wir werden en ODA-Stufenplan einlösen. Dafür stehe ich politisch nd dafür steht die Koalition. Wir haben uns das – so teht es in unserer Koalitionsvereinbarung – vorgenomen und werden es entsprechend umsetzen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ute Koczy [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wir warten schon darauf!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606618000
Ute Koczy (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606618100

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606618200

Lassen Sie mich an der Stelle – Herr Borchert hat es
chon angesprochen – in unser aller Namen einem Mann
on hier aus unseren herzlichen Dank und unsere Glück-
ünsche übermitteln: Muhammad Yunus, der zu Recht

ür sein Engagement für Mikrokredite und für die
rameen-Bank mit dem Friedensnobelpreis belohnt
ird. Das ist eine wunderbare Leistung.


(Beifall im ganzen Hause)







(A) )



(B) )


Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul
Die Mikrokredite sind aus unserer Sicht seit vielen
Jahren ein Instrument gegen Armut; sie dienen aber auch
der Prävention vor Krisen und der Friedenssicherung.
Gerade weil wir mit Kleinkrediten Armutsbekämpfung
und Friedensförderung verbinden, haben wir das Instru-
ment schon seit langem in die politische Arbeit des Ent-
wicklungsministeriums einbezogen.

Manchmal ist es gut, wenn man einmal ausrechnet,
was Entwicklungszusammenarbeit für Menschen tat-
sächlich bedeutet. Allein die deutsche Entwicklungszu-
sammenarbeit erreicht mit ihren verschiedensten Mikro-
finanzinstrumenten derzeit über 14 Millionen Menschen.
Mit deren Familien profitieren davon 50 Millionen Men-
schen, die dadurch aus der Armut herauskommen. Das
ist eine tolle Leistung. Das finde ich wunderbar.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das muss verallgemeinert werden. Das muss noch stär-
ker aufgegriffen werden. Wir haben jedenfalls im Haus-
halt die Mittel dafür deutlich gesteigert.

Während einer Reise nach Marokko – einige Kolle-
ginnen und Kollegen waren dabei – habe ich die dortige
Unternehmerin des Jahres getroffen. Es handelt sich um
eine Frau, die vor ein paar Jahren mithilfe eines Mikro-
kredits von 150 Euro aus der deutschen Entwicklungszu-
sammenarbeit ihre Firma gegründet hat. Heute hat sie
20 Beschäftigte und ist Unternehmerin des Jahres in Ma-
rokko. Das ein wirklich tolles Ergebnis im Interesse der
Menschen, insbesondere der Frauen.

Lassen Sie mich als zweiten Punkt auf den Klima-
schutz eingehen, den Frau Koczy auch schon angespro-
chen hat. Ich kann es nur sehr kurz machen. Eines ist
klar: Klimaschutz kostet nicht Geld, sondern er spart
dauerhaft Geld. Für unser Ministerium steht die Förde-
rung von erneuerbaren Energien und von Energieeffi-
zienz seit Jahren auf der Tagesordnung. Wir werden im
Jahr 2007 rund 400 Millionen Euro für diese beiden Be-
reiche einsetzen. Das sind die großen Renner der Ent-
wicklungszusammenarbeit. Damit eröffnen wir den Ent-
wicklungsländern Chancen für eine Entwicklung weg
vom Öl und wir unterstützen sie in der Armutsbekämp-
fung.

Ich möchte gern einen weiteren Punkt ansprechen, der
für mich wirklich nur schwer erträglich ist. Der zweit-
größte Emittent von CO2 ist China und deshalb erwähne
ich in diesem Kontext auch China. Wir wollen durch
Kredite im Rahmen unserer wirtschaftlichen Zusammen-
arbeit und durch Beratung mit dazu beizutragen, den
Energiepfad Chinas zu verändern. Das liegt nicht nur in
unserem ureigenen Interesse, sondern im globalen Kli-
mainteresse. Das ist keine Entwicklungshilfe. Das ist
eine Investition in eine zukunftsfähige Entwicklung un-
seres Globus, auch für uns selbst.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wer verlangt, dieses Vorgehen zu stoppen, der hat die
ganze Argumentation nicht verstanden und wird in die-
sen Fragen nicht weiterkommen.


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(C (D (Jürgen Koppelin [FDP]: Eine Bahn in Saigon wäre auch sehr hilfreich!)


Das sind die Richtigen: Sie kritisieren vorher, dass es
iese Hilfe gibt, und wenn es nachher um bestimmte Ex-
ortinteressen geht, dann stehen sie bei mir auf der
atte. Das habe ich wirklich gern.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Was erneuerbare Energien und mehr Energieeffizienz
ngeht, ist es richtig, dass deutsche Firmen Riesenchan-
en haben. Diese Chancen sollten sie nutzen. Das ist
uch entwicklungspolitisch vernünftig.

Im Übrigen geht es doch auch darum, China in ent-
prechende Dialoge einzubeziehen. Schließlich wollen
ir verhindern, dass China Afrika dauerhaft als einen
ontinent betrachtet, den man neokolonial – nur der
ohstoffsicherung wegen – ausbeutet. Wir wollen dazu
eitragen, dass dieser Energiepfad nicht weiter beschrit-
en wird.

Zum Schluss möchte ich auf Afghanistan zu spre-
hen kommen; diese Frage ist mehrfach angesprochen
orden. Ich finde, man sollte unsere wirklich guten
eistungen aus parteitaktischen Gründen nicht schlecht-

eden. Wir haben mein Versprechen eingelöst: Seit 2002
ilft Deutschland Afghanistan jedes Jahr mit 80 Millio-
en Euro. Das ist der höchste Betrag für ein Entwick-
ungsland, den wir überhaupt zahlen. Wir haben Hilfen
n dieser Höhe bis 2010 zugesagt und dem werden wir
uch nachkommen. Wie Sie alle wissen, bin ich immer
afür, dass unsere Mittel erhöht werden.

Doch gerade was Afghanistan anbelangt, können
eutsche Schultern nicht alles tragen. Der Wiederaufbau
fghanistans ist eine große Gemeinschaftsaufgabe, die
ie verantwortliche afghanische Regierung und die Ge-
amtzahl der Geber erfüllen. Wir sind bereits seit Jahren
n zehn Provinzen Afghanistans tätig, vorwiegend im
orden. Wir leisten aber auch für den Süden Unterstüt-

ung. Mancher, der sich zu Afghanistan äußert, tut dies
o, als wenn ein Blinder von Farbe spricht. Wir unter-
tützen den afghanischen Wiederaufbaufonds mit
0 Millionen Euro. Dadurch werden insbesondere im
üden Leistungen für die Infrastruktur, auch für die so-
iale Infrastruktur, erbracht.

Ich möchte heute ausdrücklich hinzufügen: Wir
öchten im gesamten Jahr 2007 zusätzlich in zwei Re-

ionen des Südostens entwicklungsorientierte Nothilfe
eisten. Vorgesehen ist die Unterstützung durch lokale
rganisationen, die auf den Gebieten Infrastruktur und

oziale Grunddienste aktiv sind.

In der ganzen bisherigen Debatte hat mir etwas ge-
ehlt, worauf ich jetzt eingehen möchte. Die Entwick-
ungshelfer in Afghanistan haben kein Gewehr bei
ich, um sich verteidigen zu können. Auch sie müssen
chwierige Situationen durchmachen. Ihnen will ich
anken. Das, was sie leisten, ist keine ungefährliche Ar-
eit. Wer etwas anderes sagt, der missachtet die Leistun-
en dieser Entwicklungshelfer. Ich danke ihnen außeror-
entlich und herzlich.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul

(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE])



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606618300

Das Wort hat der Kollege Dr. Karl Addicks für die

FDP-Fraktion.


Dr. Karl Addicks (FDP):
Rede ID: ID1606618400

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Ministe-
rin, Sie haben gerade gesagt, dass diese Bundesregierung
die ODA-Zusagen bis 2015 einhalten wird. Ich kann nur
meiner Hoffnung Ausdruck geben, dass diese Regierung
2015 nicht mehr im Amt sein wird. Ich bin mir sicher,
dass sie so lange nicht halten wird.


(Ute Kumpf [SPD]: Aber Sie werden auch nicht an der Regierung sein!)


Im Übrigen bin ich geneigt, hier unsere Haushälter zu
loben. Ich danke ihnen dafür, dass sie den Etat ganz be-
trächtlich aufgestockt haben, auch wenn dieser Haushalt
wieder ein Schuldenhaushalt ist; denn zu den bereits vor-
handenen Schulden kommen weitere 20 Milliarden Euro
hinzu. Immerhin ist die Tendenz bei der Neuverschul-
dung fallend.

Als Entwicklungspolitiker bin ich da immer ein biss-
chen in der Bredouille. Ich tue mich nämlich schwer, das
zu kritisieren, weil wir uns nun tatsächlich der ODA-
Quote, wenn auch auf Kosten einer höheren Schulden-
aufnahme, langsam annähern. Mittlerweile haben wir
eine Quote von 0,35 Prozent erreicht; das stellt schon
eine deutliche Verbesserung zu früher dar. Schade ist es
nur für das Land und unsere Bürger, die letztlich höhere
Steuern zahlen müssen, zum Beispiel in Form der von
Ihnen beschlossenen Erhöhung der Mehrwertsteuer um
3 Prozentpunkte. Ich weiß nun wirklich nicht, ob das der
richtige Weg ist. Letztlich konnten wir an diesem Haus-
halt nichts ändern. Im Ausschuss haben Sie alle unsere
Änderungsvorschläge großzügig abgeschmettert.

Ins Gewissen möchten wir Ihnen an dieser Stelle doch
noch einmal reden und fragen, wie diese sauer erwirt-
schafteten Mittel von Ihnen verwendet werden, also an
wen und wofür wie viel gegeben wird. Das ist ja eine un-
serer Aufgaben.

Einige meiner Fragen wurden schon angesprochen.
Ich komme zunächst einmal auf China zu sprechen,
Frau Ministerin. Dass wir China aus dem Entwick-
lungsetat Kredite geben, stellt für mich dann kein Pro-
blem dar, wenn diese Kredite zurückzuzahlen sind.


(Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin: Werden sie!)


Auf diese Weise können wir nämlich Einfluss darauf
nehmen, was in China gemacht wird. Entwicklungshilfe
an China kommt für mich aber überhaupt nicht infrage,
wenn die Chinesen mit unserem Geld ihre Entwick-
lungszusammenarbeit mit Afrika finanzieren. Einen sol-
chen Luxus können wir uns angesichts unseres Schul-

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(C (D enberges nicht mehr leisten. Machen Sie also Schluss amit. (Beifall bei der FDP – Widerspruch der Abg. Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


uch die Zusammenarbeit mit anderen Schwellenlän-
ern sollten wir in diesem Rahmen noch einmal überprü-
en.

Auf ein anderes Land möchte ich zu sprechen kom-
en, nämlich Angola. Angola hat zwar hohe Einnahmen

us Ölverkäufen, kann aber nicht als Schwellenland be-
eichnet werden. So hoffe ich, dass Angola auf der Län-
erliste bleibt. Wir haben ja bei unserer Delegationsreise
esehen, was dort zu tun ist und welche Chancen die
ntwicklungszusammenarbeit für dieses Land bietet.

Im Zusammenhang mit der Frage, wofür wir unsere
ntwicklungsgelder verwenden, fällt mir im Rahmen der

inanziellen Zusammenarbeit die Budgethilfe ein. In
006 wurden dafür bisher 280 Millionen zugesagt, mit
teigender Tendenz. Wir stehen einer finanziellen Zu-
ammenarbeit in Form der Budgethilfe sehr skeptisch
egenüber. Für einige handverlesene Länder geht das in
rdnung; ich denke an Ruanda und Marokko. Bei diesen
ändern haben wir auf unserer Reise den Eindruck ge-
onnen, dass dort wirklich solide gewirtschaftet wird.
evor wir unser Geld aber anderen Ländern in dieser
eise anvertrauen, sollten wir uns diese ganz genau an-

chauen.

Frau Ministerin, Sie haben auch die Mikrokredite er-
ähnt. Ich kann Ihnen nur beipflichten: Diese Art der
ntwicklungszusammenarbeit können wir uneinge-
chränkt unterstützen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606618500

Sie müssen jetzt zum Schluss kommen, Herr Kollege.


Dr. Karl Addicks (FDP):
Rede ID: ID1606618600

Im Übrigen merke ich, dass drei Minuten doch

chneller vergehen, als man denkt.


(Heiterkeit im ganzen Hause)


Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und wün-
che Ihnen einen schönen Abend.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606618700

Sibylle Pfeiffer spricht für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU – Hellmut Königshaus [FDP]: Auch sieben Minuten vergehen schneller, als man denkt!)



Sibylle Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1606618800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

iebe Kollegin Koczy, wenn ich mich recht erinnere
obwohl ich das gerne verdrängen würde –, waren die
rünen sieben Jahre in der Regierungsverantwortung.


(Hellmut Königshaus [FDP]: Was bedauerlich genug war!)







(A) )



(B) )


Sibylle Pfeiffer
– Was bedauerlich genug war, genau.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Das wird sie jetzt auch dementieren!)


Während dieser sieben Jahre wurde jedes Jahr aufs Neue
angekündigt, dass die Ansätze im Einzelplan 23 erhöht
würden. Jedes Jahr stellten wir bei der Haushaltsdebatte
fest, dass nichts passiert ist. Deshalb wundert es mich
schon ein bisschen, wie Sie hier auftreten. Wir sind je-
denfalls ungeheuer stolz darauf, dass uns das dieses Jahr
gelungen ist. Wir sind vor allem auch deshalb stolz da-
rauf, Frau Ministerin, weil wir eine gute Bundeskanzle-
rin haben, die genau das unterstützt hat.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Als Vorletzte ist es immer ganz schwierig, in einer
solchen Debatte zu reden.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606618900

Möchten Sie eine Zwischenfrage der Kollegin Koczy

zulassen?


Sibylle Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1606619000

Dabei habe ich jetzt gerade so gut angefangen.


Ute Koczy (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606619100

Liebe Kollegin Pfeiffer, liebe Sibylle, nur eine kleine

Erinnerung, zur Kenntnisnahme oder auch zum Merken.
Mein Kollege Hoppe war derjenige, der daran gearbeitet
hat, dass unter Rot-Grün das 0,7-Prozent-Ziel als politi-
sches Ziel verankert wird. Ist Ihnen das bekannt?


(Jochen Borchert [CDU/CSU]: Und was ist daraus geworden?)



Sibylle Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1606619200

Ich habe eben schon gesagt: Ziele formulieren ist das

eine; mit einer guten Bundeskanzlerin Unterstützung für
deren Umsetzung zu haben, ist das andere.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Damit haben wir angefangen!)


Wir haben hier eine Debatte, in der wir uns im
Grunde ziemlich einig sind. Wir wissen um die
Schwachpunkte, die Probleme, wir wissen, was wir ei-
gentlich wollen, wo wir hinwollten, wenn wir könnten,
mit wie viel Geld wir ausgestattet werden wollen, wir
wissen um Hunger und Armut und Ähnliches. Aber,
liebe Kolleginnen und Kollegen, ich muss Sie alle ein-
mal fragen: Haben Sie in Ihrem Wahlkreis schon einmal
ausschließlich mit dem Thema wirtschaftliche Zusam-
menarbeit und Entwicklung Wahlkampf gemacht? Das
haben Sie natürlich alle nicht; denn dann hätten Sie Ihren
Wahlkreis, so Sie ihn gewonnen haben, mit Sicherheit
nicht gewonnen.


(Dr. Ditmar Staffelt [SPD]: Mein ganzer Wahlkreis braucht wirtschaftliche Entwicklung! – Heiterkeit im ganzen Hause)


– Dass wir Wahlkreise haben, die wirtschaftliche Ent-
wicklungshilfe brauchen, ist uns klar, lieber Kollege

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(C (D taffelt. – In diesem Zusammenhang haben wir Entwickungspolitiker doch wirklich ein Problem. Warum ist das igentlich so? Warum gelingt es uns nicht, den Bürgern u vermitteln, dass es in ihrem ureigenen Interesse ist, ass wir wirtschaftliche Zusammenarbeit und Enticklung betreiben? Ich versuche den Bürgern in meinem Wahlkreis imer zu erklären, dass wir die Friedensund Sicherheits olitiker sind. Frieden und Sicherheit sind allgemeine egriffe. Sie umfassen die Gefahrenprävention und die efahrenabwehr, aber auch die Herstellung von Frieden nd Sicherheit. Das bezieht sich im Übrigen nicht nur uf die Entwicklungsländer, sondern auch auf Deutschand. Natürlich fallen darunter auch – liebe Kollegin änsel, hören Sie mir gut zu – die friedenssichernden issionen der Bundeswehr, die mit ihrem Einsatz in den risenregionen weltweit einen unschätzbaren Dienst uch zur nachhaltigen Entwicklung und damit zu unserer icherheit leistet. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


enn ohne Frieden, liebe Kollegin Hänsel, haben wir
eine Sicherheit und ohne Sicherheit haben wir keine
ntwicklung. Das ist ganz normal. Wenn Sie hier mit Ih-

en propagandistischen Reden, mit Ihren Ideen von anno
unnemal kommen, mit Formulierungen, die wir in den
0er-Jahren vom Spartakus gehört haben, dann kommen
ir nicht weit.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Ich will Ihnen noch etwas sagen: Ich bin heilfroh,
ass Sie nicht in der Regierungsverantwortung sind und
um Glück auch nie hineinkommen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Wenn ich den Bürgern vor Ort das Thema Sicherheit
nd Frieden als unsere ureigene Politik nahe gebracht
abe, dann versuche ich, ihnen zu erläutern, dass auch
er Terrorismus unser Thema ist, weil dieser zum Bei-
piel auf dem Nährboden der Armut wächst. Armut ist
enschliches Leid. Da müssen wir helfen, und zwar

urch Hilfe zur Selbsthilfe, damit sich die Menschen
ort, wo sie sind, ernähren können, damit sie dort blei-
en können, wo ihre Familien sind, und nicht in die Mi-
ration müssen. Uns allen sind die Schiffe aus Afrika auf
en Kanaren bestens bekannt.

Ich erläutere den Bürgern, dass es einen direkten Zu-
ammenhang zwischen den Themen Umwelt, Klima,
ohstoffökonomie, Bildung und Ausbildung – im Übri-
en vor allem für Mädchen und Frauen –, Desertifika-
ion, Wasserknappheit, Gesundheit und hier besonders
IV/Aids gibt. Ich sage jedem Bürger, dass ich fest da-
on überzeugt bin, dass Prävention immer besser ist als
eparaturarbeiten – besser, günstiger und letztendlich
uch einfacher. Wir müssen mit den Steuergeldern unse-
er Bürger sorgfältig umgehen. Auch das ist unsere Ver-
ntwortung.






(A) )



(B) )


Sibylle Pfeiffer
Wenn ich den Bürgern diese Zusammenhänge klar
mache, ernte ich immer ein verständnisvolles Kopf-
nicken, weil es ein jeder versteht. Danach herrscht ein
Moment Ruhe. Aber was passiert dann? Die betreffen-
den Bürger sagen mir, dass sie zehn Euro Praxisgebühr
zahlen müssen. Dann bin selbst ich fast am Ende.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Ja!)


Aber ich bin natürlich noch nicht ganz am Ende.


(Hellmut Königshaus [FDP]: Das hätte uns auch gewundert!)


Da meine Redezeit schon fast vorbei ist, möchte ich
nur noch eine kurze Bemerkung machen. Ich bedaure
sehr, dass wir diese Debatte nicht dann führen können
– das Gegenteil hätte mich gefreut –, wenn das Fernse-
hen noch zugeschaltet ist. Heute debattieren wir wieder
unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Ich will mich nicht
über die Medien beschweren. Denn wir haben das
Thema Entwicklungspolitik schon des Öfteren in den
Medien gehabt. Wir bekommen von dieser Seite auch
Unterstützung. Nichtsdestotrotz müssen wir daran arbei-
ten, dieses wichtige Politikfeld auch in der Zukunft in
der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Es liegt im Interesse unseres Landes und unserer Bür-
ger, dass Deutschland an der Entwicklung in den Ent-
wicklungsländern beteiligt ist. Es ist unsere Verantwor-
tung, dafür zu sorgen, dass es den Menschen vor Ort gut
geht. Dann haben auch wir etwas davon.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606619300

Zum Abschluss der Debatte hat der Kollege Sascha

Raabe für die SPD-Fraktion das Wort.


(Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er hat auch nur fünf Minuten!)



Dr. Sascha Raabe (SPD):
Rede ID: ID1606619400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wir verabschieden in diesem Jahr schon den zweiten
Haushalt. Es ist für die Opposition daher schwer, die Tat-
sache kommentieren zu müssen, dass ein Etat innerhalb
eines Jahres zweimal um über 300 Millionen Euro – das
sind zweimal 8 Prozent – aufwächst. Daran Kritik zu
üben, ist wirklich schwierig. Ich denke, das hat man
heute gemerkt.

Es wurde heute zwar viel geredet, aber weniger über
den Haushalt selbst. Dass wir es geschafft haben, mehr
Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit zur Verfü-
gung zu stellen, muss eigentlich auch von der Opposi-
tion anerkannt werden.


(Dr. Karl Addicks [FDP]: Das haben wir doch getan!)


Es kann auch nicht angehen, dass man versucht, den
Einsatz der Mittel, die aufgrund der Steigerung der ODA-
Quote zur Verfügung stehen und die zum Beispiel für die

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(C (D ntschuldung aufgewendet werden, zu kritisieren. Letztndlich ist es so, dass die Länder mehr Spielräume für ildung und Gesundheit haben, wenn sie entschuldet ind. In Tansania und Uganda gehen mittlerweile dopelt so viele Kinder zur Schule wie früher. Es ist also ichtig, dass wir die Mittel so einsetzen, dass sie eine ositive Wirkung entfalten können. Die Probleme auf dieser Welt sind nicht allein durch eld zu lösen. Dies ist heute schon mehrfach gesagt orden. Deshalb möchte ich während meiner verbleienden Redezeit – ich habe unserem Geburtstagskind tatt Blumen zwei Minuten meiner Redezeit geschenkt – och zwei Punkte ansprechen, die noch nicht erwähnt urden. Geld ist der eine Punkt. Aber wir brauchen zum Beipiel auch Bedingungen innerhalb der Weltwirtschaft, it denen die Entwicklungsländer in die Lage versetzt erden, aufgrund einer besseren Infrastruktur und besse er Bildungsmöglichkeiten produktiv zu sein und am airen Welthandel teilzunehmen. Ich glaube, um das zu rreichen, brauchen wir bei der Doha-Runde der WTO, ie gerade gestoppt wurde, einen neuen Anlauf. Es muss uch in den Verhandlungen mit den afrikanischen, kariischen und pazifischen Staaten noch einen großen chub geben. Es reicht eben nicht aus, den Fischern nur in Netz zur Verfügung zu stellen. Sie müssen auch die öglichkeit haben, ihren Fisch zu fairen Preisen zu ver aufen. Es freut mich, dass auf der Konferenz „Globalisieung fair gestalten“, an der auch der Bundesarbeitsminiser und die Bundeskanzlerin teilgenommen haben, das hema der fairen und sozial gerechten Gestaltung der lobalisierung angesprochen wird. Die Kanzlerin hat eute das gesagt, was wir als SPD-Fraktion schon in den undestag eingebracht haben, nämlich dass auch Kernrbeitsnormen und Sozialstandards im Welthandelssysem auf WTO-Ebene verankert werden müssen. Denn ir wollen allen Menschen eine faire Teilhabe am wirt chaftlichen Aufschwung ermöglichen. (Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da kriegen Sie Beifall von der Opposition!)


Jawohl. – In diesem Sinne geht es auch in den kom-
enden Jahren nicht nur darum, die Mittel zur Erfüllung

er ODA-Quote zu steigern – da sind wir mit großen
chritten vorangekommen –, sondern auch darum, im
irtschaftlichen Bereich die richtigen Rahmenbedingun-
en zu schaffen.

Ein letzter Satz zu den Attacken auf unsere Auslands-
insätze. Denken Sie an den Einsatz im Kongo, zu dem
ie Linkspartei gesagt hat: Dort dürfen keine deutschen
oldaten eingesetzt werden. Nach der vor kurzem ge-

roffenen Wahlentscheidung gab es auch gestern wieder
ine kritische Situation vor dem Gerichtsgebäude. Auch
ank deutscher UN-Soldaten vor Ort wurde erreicht, die
ituation zu befrieden. Das sind Beispiele dafür, dass
as Zusammenspiel funktioniert. Wir helfen im Kongo
uf zivile Weise mit Entwicklungspolitik. Sie sollten un-
ere Soldaten nicht in der Weise diffamieren, dass Sie sa-
en, sie seien nicht Teil der Lösung, sondern Teil des






(A) (C)



(B) (D)


Dr. Sascha Raabe

Problems. Im Kongo sind in den letzten Jahrzehnten
3,5 Millionen Menschen gemeuchelt worden. Es gab nur
eine UN-Friedenstruppe mit Soldaten aus Entwicklungs-
ländern, zum Beispiel aus Bangladesch. Sie lassen dort
seit Jahren ihr Leben. Dass Sie, Frau Hänsel, sagen, wir
sollten uns an einem solchen Einsatz nicht beteiligen, ist
schäbig.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das sollten Sie einmal Herrn Gysi ausrichten.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606619500

Herr Kollege, Sie müssen bitte zum Schluss kommen.


Dr. Sascha Raabe (SPD):
Rede ID: ID1606619600

Wir lassen uns nicht gegeneinander ausspielen, son-

dern sagen: Wir wollen Menschen helfen und präventiv
tätig sein. Wir können nicht tatenlos zusehen, wie Men-
schen abgeschlachtet und gemeuchelt werden.

Deswegen gilt unser Dank den Entwicklungshelfern,
die sich in Krisenregionen engagieren, und ebenso unse-
ren Soldaten. Wir sollten alle zusammen auch in Zukunft
für Frieden, Sicherheit und Entwicklung sorgen. Das al-
les gehört zusammen. Man darf dies nicht gegeneinander
ausspielen; das eine bedingt das andere.

In diesem Sinne bedanke ich mich für die Aufmerk-
samkeit und dafür, dass ich nun doch fast fünf Minuten
reden durfte.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606619700

Nachdem Sie so großartig ein Geschenk angekündigt

haben, sage ich Ihnen: Bei uns hieß das geschenkt ist ge-
schenkt, wieder holen ist gestohlen.

Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den
Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung, in der Ausschussfas-
sung. Wer stimmt dafür? – Gegenstimmen? – Enthaltun-
gen? – Damit ist der Einzelplan 23 mit den Stimmen der
Koalition gegen die Stimmen der Opposition angenom-
men.

Damit sind wir am Schluss der heutigen Tagesord-
nung.

Die nächste Sitzung berufe ich für morgen, den
23. November 2006, 9 Uhr, ein.

Genießen Sie den restlichen Abend und die gewonne-
nen Einsichten.

Die Sitzung ist geschlossen.