Protokoll:
15077

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 77

  • date_rangeDatum: 25. November 2003

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 22:52 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/77 nes Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haus- haltsjahr 2004 (Haushaltsgesetz 2004) (Drucksachen 15/1500, 15/1670) . . . . b) Beschlussempfehlung des Haushalts- ausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2003 bis 2007 (Drucksachen 15/1501, 15/1670, 15/1924) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundes- präsidialamt (Drucksache 15/1921) . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Einzelplan 02 Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2003 (Nachtragshaus- haltsgesetz 2003) (Drucksachen 15/1925, 15/1990) . . . . . . . in Verbindung mit Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dietrich Austermann, Friedrich Merz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Nach- tragshaushalt umgehend vorlegen (Drucksachen 15/1218, 15/1838) . . . . . . . Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 6632 A 6632 A 6632 A 6632 D 6632 D 6633 A Deutscher B Stenografisch 77. Sitz Berlin, Dienstag, den 2 I n h a l Verschiebung der Beratungen zum Einzel- plan 17 und zum Einzelplan 10 auf die Sit- zung am Mittwoch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zur Geschäftsordnung: Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Poß SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Steffen Kampeter CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Anja Hajduk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt I: a) Zweite Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs ei- 3 4 in in 6631 D 6627 B 6628 B 6629 C 6630 C Deutscher Bundestag (Drucksachen 15/1902, 15/1921) . . . . . . . 6632 B undestag er Bericht ung 5. November 2003 t : . Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksachen 15/1903, 15/1921) . . . . . . . . Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen (Drucksachen 15/1908, 15/1921) . . . . . . . Verbindung mit Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksache 15/1921) . . . . . . . . . . . . . . . Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des von der 6632 B 6632 C 6632 C Walter Schöler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Günter Rexrodt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 6636 D 6640 C II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 25. November 2003 Anja Hajduk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans Michelbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . Matthias Wissmann CDU/CSU . . . . . . . . . . . Antje Hermenau BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Meister CDU/CSU . . . . . . . . . . Jörg-Otto Spiller SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . Bernhard Brinkmann (Hildesheim) SPD . . . . Norbert Königshofen CDU/CSU . . . . . . . . . . Klaas Hübner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und Forschung (Drucksachen 15/1918, 15/1921) . . . . . . . Klaus-Peter Willsch CDU/CSU . . . . . . . . . . Carsten Schneider SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Pieper FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Maria Böhmer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christoph Bergner CDU/CSU . . . . . . Katherina Reiche CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Hans-Josef Fell BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 6644 A 6647 C 6649 D 6659 D 6662 C 6664 D 6668 B 6670 B 6671 D 6673 C 6675 A 6676 C 6676 D 6679 B 6682 A 6684 A 6685 C 6688 A 6689 B 6692 C 6695 A 6696 B 6698 C 6699 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 25. November 2003 6627 (A) ) (B) ) 77. Sitz Berlin, Dienstag, den 2 Beginn: 17.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 25. November 2003 6699 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Bindig, Rudolf SPD 25.11.2003* Göppel, Josef CDU/CSU 25.11.2003 Hartnagel, Anke SPD 25.11.2003 Hedrich, Klaus-Jürgen CDU/CSU 25.11.2003 Kasparick, Ulrich SPD 25.11.2003 Kolbe, Manfred CDU/CSU 25.11.2003 Lehn, Waltraud SPD 25.11.2003 Lintner, Eduard CDU/CSU 25.11.2003* Marschewski (Recklinghausen), Erwin CDU/CSU 25.11.2003 Müller (Köln), Kerstin BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 25.11.2003 Nitzsche, Henry CDU/CSU 25.11.2003 Nolte, Claudia CDU/CSU 25.11.2003 Pflug, Johannes SPD 25.11.2003 Rauber, Helmut CDU/CSU 25.11.2003 Dr. Röttgen, Norbert CDU/CSU 25.11.2003 Sauer, Thomas SPD 25.11.2003 Wächter, Gerhard CDU/CSU 25.11.2003 Welt, Jochen SPD 25.11.2003 Dr. Westerwelle, Guido FDP 25.11.2003 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich 77. Sitzung Berlin, Dienstag, den 25. November 2003 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507700000

Guten Abend, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.
Bevor wir in die Tagesordnung eintreten, müssen wir

einen Geschäftsordnungsantrag behandeln. Die Frak-
tion der FDP hat fristgerecht beantragt, die zweite Bera-
tung des Haushaltsgesetzes 2004 sowie die Beratung der
Beschlussempfehlung zum Finanzplan des Bundes 2003
bis 2007 von der heutigen Tagesordnung abzusetzen.

Das Wort hat zunächst Kollege Jürgen Koppelin,
FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1507700100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Warum die FDP-Fraktion die Aussetzung der Beratun-
gen zum Haushalt 2004 beantragt, möchte ich Ihnen an-
hand von acht Punkten darlegen:

Erstens. Mit dem Bundeshaushalt 2004 ist erstmals in
der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ein
Haushalt des Bundes bereits vor der Verabschiedung
nicht beschlussfähig.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dieser Haushalt ist auch nicht beratungsfähig. Er war im

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Entwurf verfassungswidrig und ist es auch noch nach
den Ausschussberatungen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Zweitens. Das Ziel der Konsolidierung wird verfehlt.

Die Höhe der geplanten Neuverschuldung überschreitet
die Höhe der Investitionsausgaben bei weitem. Die Be-
stimmung aus Art. 115 Grundgesetz wird nach den
Jahren 2002 und 2003 nun zum dritten Mal bewusst ver-
letzt.

Drittens. Die Beratungen im Vermittlungsausschuss
können noch haushaltswirksame Veränderungen in Mil-
liardenhöhe ergeben. Es ist nicht abzusehen, welche fi-
nanziellen Auswirkungen durch das Vermittl
nis hinsichtlich des Haushaltsbegleitgese
Gesetzes zur Förderung der Steuerehrlichkeit,
zes zur Gemeindefinanzreform, des Gesetzes

(C (D ung 5. November 2003 0 Uhr teuer und Hartz IV auf den Bundeshaushalt 2004 zuommen können. Allein die Summe, die sich aus den esetzesvorhaben, die sich im Vermittlungsverfahren efinden, ergibt, beträgt 24 Milliarden Euro. Viertens. Mit dem Bundeshaushalt 2004 wird die Po itik des Verstoßes gegen die Maastricht-Kriterien und amit gegen einen völkerrechtlichen Vertrag fortgesetzt, nd dieses Mal mit Vorsatz. er Bundesregierung, aber insbesondere dem Bundesfianzminister, den ich im Plenum übrigens noch verisse, fehlt das Bewusstsein für europäische Verantworung. abei hat Deutschland selbst einmal die dauerhafte Einaltung der Maastricht-Kriterien zur Voraussetzung für ie Teilnahme an der Währungsunion gemacht. Fünftens. Grundvoraussetzung für Währungsstabilität ind Stetigkeit, Berechenbarkeit und Glaubwürdigkeit in er Finanzpolitik. Eine Verletzung der Kriterien schadet er Glaubwürdigkeit und dem Ansehen der deutschen olitik in Europa schwer und gefährdet damit die Funkionsfähigkeit des Stabilitätsund Wachstumspaktes. ext Sechstens. Gestützt auf unrealistische Haushaltsund Finanzplanungsansätze enthält der Bundeshaushalt 2004 Haushaltsrisiken in Milliardenhöhe. Diese betreffen die vorgesehenen Ausgaben für den Arbeitsmarkt, die erhofften Einnahmen aus der Bekämpfung der Schwarzarbeit und dem Gesetz zur Förderung der Steuerehrlichkeit sowie die Einnahmeausfälle durch den verspäteten Beginn der Erhebung der Maut. Hinzu kommen die nicht umgesetzte Kürzung des Bundeszuschusses zur Rentenversicherung in Höhe von 2 Milliarden Euro und das Ausweichen auf das Haushaltsinstrument der globalen Minderausgabe von immerhin 3 Milliarden Euro. Nur mit diesen haushaltspolitischen Tricks konnte der Bun er überhaupt einen Haushaltsentwurf ur Eindämmung der nicht verantwortbang hat die FDP-Bundestagsfraktion in ungsergebtzes, des des Gesetzur Tabak desfinanzminist vorlegen. Siebentens. Z ren Verschuldu Jürgen Koppelin den Haushaltsberatungen Anträge gestellt, die Einsparungen in Höhe von 2,5 Milliarden Euro bewirkt hätten. Diese sind im Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages durch die rot-grüne Koalition mehrheitlich abgelehnt worden. Achtens. Gleichzeitig sind die Steinkohlesubventionen erhöht und bis 2012 verlängert worden, was rund 15,87 Milliarden Euro ausmacht. Zusagen in dieser Höhe sind nicht vertretbar. Dazu werden wir in den Debatten einen Antrag zur namentlichen Abstimmung stellen. Die Grünen, die draußen die Backen aufgepustet haben, können unserem Antrag dann ja zustimmen. Die Bundestagsfraktion der FDP fordert deshalb dazu auf, die Beratung über den Bundeshaushalt 2004 auszusetzen und den Bundeshaushalt 2004 unter Einbeziehung des Ergebnisses des Vermittlungsausschusses zu überarbeiten und nach den Prinzipien von Klarheit, Wahrheit und Vollständigkeit erneut vorzulegen. Der Herr Bundesfinanzminister ist noch immer nicht da. (Finanzminister Eichel betritt den Plenarsaal – Franz Müntefering [SPD]: Doch!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

– Oh.


(Anhaltender Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


– Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Koalition,
ich bin schon etwas länger in diesem Geschäft. Wenn ich
mich richtig erinnere, dann war Oskar Lafontaine der
letzte Finanzminister, der so viel Beifall bekommen hat.
Eine Woche später trat er zurück. Daran erinnere ich
mich sehr gut.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Herr Bundesfinanzminister, mit Blick auf den
Haushalt 2004 und den Stabilitäts- und Wachstumspakt
appelliert die FDP an Sie: Nehmen Sie Vernunft an, set-
zen Sie die Haushaltsberatung aus und kehren Sie zurück
zu einem geordneten Haushalt, der entsprechend den
Haushaltsgrundsätzen aufgestellt worden ist! Hören Sie
endlich auf, vorsätzlich gegen gesetzliche Regelungen
zu verstoßen und sie zu brechen!


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507700200

Ich erteile Kollegen Joachim Poß, SPD-Fraktion, das

Wort.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Joachim Poß (SPD):
Rede ID: ID1507700300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der An-

trag der FDP, dem die Union beitritt, ist ein weiterer

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(C (D ersuch der Opposition im Deutschen Bundestag, eine rdnungsgemäße parlamentarische Beratung des Buneshaushaltes 2004 nd damit die von der Bundesregierung und der Regieungskoalition verabschiedeten wirtschaftsund finanzolitischen Reformen und Maßnahmen zu verhindern. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)


Genauso wie die FDP heute, hat das die CDU/CSU
chon in der Bereinigungssitzung des Haushaltsaus-
chusses am 13. November 2004 versucht. Wir werden
en FDP-Antrag heute genauso zurückweisen wie da-
als den Antrag von CDU/CSU.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie Menschen in Deutschland wollen, dass wir zu Er-
ebnissen kommen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ie sind die taktischen Spielchen und Hängepartien, die
ie veranstalten, leid.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Im Bundeshaushalt, der vom Haushaltsausschuss ver-
bschiedet wurde, ist die Umsetzung aller vom Bundes-
ag beschlossenen Reformgesetze enthalten, er gibt so-
it eine umfassende und vor allem bis ins Detail
onkrete Antwort auf die anstehenden wirtschafts- und
inanzpolitischen Probleme.


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


o sind eigentliche Ihre konkreten Alternativen, meine
amen und Herren von der Opposition?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ihnen geht es in Wahrheit doch gar nicht um den vor-
egenden Bundeshaushalt. Sie wollen vielmehr nicht,
ass SPD und Grüne die vorgelegten dringend notwendi-
en Strukturreformen und -maßnahmen durchsetzen.
us parteitaktischen Gründen wollen Sie offensichtlich
mer noch verhindern, dass Deutschland bereits zum

. Januar des nächsten Jahres, also in wenigen Wochen,
in gutes Stück vorankommt. Das ist Ihr Ziel.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Frau Merkel und Herr Gerhardt, deshalb stelle ich
est: Ihr Verhalten ist politisch und ökonomisch verant-
ortungslos.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Joachim Poß

Ihnen ist es offensichtlich egal, was Sie mit dieser Ver-
weigerungshaltung anrichten. Wollen Sie das vielleicht
sogar?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Auch beim europäischen Stabilitäts- und Wachstums-

pakt agiert die Union gegen die deutschen Interessen.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Was?)


Die heute gefasste Entscheidung des Rates der europäi-
schen Finanzminister ist eine gute Entscheidung für die
wirtschaftliche Entwicklung und die Arbeitsplätze in Eu-
ropa und in Deutschland.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es wäre ökonomisch absolut unsinnig, wie es leider
die Herren Stoiber, Merz und Austermann auch heute
scheinheilig fordern, über die erheblichen Konsolidie-
rungsanstrengungen hinaus, die Bund, Länder und Kom-
munen sowieso schon unternehmen, den sich abzeich-
nenden Aufschwung kaputtzusparen. Auf der anderen
Seite aber verweigern Sie sich jeder Einsparung. Dieses
Doppelspiel muss entlarvt werden!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir alle hier haben dem Bundesfinanzminister Hans
Eichel für das gute Ergebnis der Verhandlungen in Brüs-
sel zu danken.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/ CSU und der FDP – Dr. Norbert Lammert [CDU/CSU]: So viel zum Thema Geschäftsordnung!)


Das Vermittlungsverfahren ist kein Grund, die Beratun-
gen zum Bundeshaushalt auszusetzen. Die dort zu be-
handelnden Gesetze sind gute Gesetze, denen auch
CDU/CSU und FDP zustimmen könnten, wenn sie end-
lich von Parteitaktik, Blockade und Sonthofen-Strategie
ablassen würden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Schämen Sie sich für ihn, Herr Bundeskanzler?)


Das Argument, ein Haushalt dürfe erst dann verab-
schiedet werden, wenn über alles Klarheit bestehe, ist
unsinnig.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Er muss wenigstens stimmen!)


Zu Ende gedacht besteht Klarheit über die Position des
Etats 2004 nämlich erst am 31. Dezember 2004.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Wo ist denn Generalsekretär Scholz?)


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(C (D m Übrigen stellen auch die unionsgeführten Bundesläner ihre Haushaltsberatungen nicht bis zum Ende des ermittlungsverfahrens zurück. Das ist die Wahrheit. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Deswegen appelliere ich an Sie: Hören Sie mit den
erfahrensspielchen auf! Stellen Sie sich endlich der
achdebatte, der Sie sich in den bisherigen Haushaltsbe-
atungen entzogen haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


on daher haben wir jeden Grund, den Antrag der FDP
ie auch alle sonstigen Störversuche der Opposition ab-
ulehnen, so sie denn in dieser Woche noch kommen
ollten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das war eine jämmerliche Nummer! Ich erteile das Wort Kollegen Steffen Kampeter, DU/CSU-Fraktion. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zurufe von der SPD: Oh!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507700400


Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1507700500

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Der heutige Tag ist ein schlimmer Tag für die
ffentlichen Finanzen in Deutschland; denn diese Bun-
esregierung hat offenkundig das Ziel der Konsolidie-
ung des Staatshaushalts endgültig aufgegeben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Schulden statt Konsolidierung lautet die neue finanz-

olitische Leitlinie der rot-grünen Bundesregierung.
enn ich den Redebeitrag des Abgeordneten Poß Revue
assieren lasse, möchte ich ergänzen: Beschimpfung der
pposition als Ersatz für überzeugende Politik, meine
ieben Freunde.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Bei der Beurteilung des Geschäftsordnungsantrages

er FDP-Fraktion lassen wir uns von folgenden Überle-
ungen leiten: Der Haushaltsentwurf 2004 ist ein vor-
ätzlicher Verfassungsbruch, da im Jahre 2004 die Aus-
aben für Investitionen, anders als es das Grundgesetz
erlangt, viel niedriger als die neuen Schulden sind. Ver-
assungsbruch ist kein Kavaliersdelikt. Die Regeln der
erfassung sollen die Bürger vor den Übergriffen durch
en Staat schützen. Dass sich die Bundesregierung nicht
m die Verfassung kümmert bzw. sich über sie hinweg-
etzt, macht aus der Regierungsbank eher eine Anklage-
ank. Der Dank an den Finanzminister ist eine deutliche
ritik an dem umfassenden Versagen seiner Politik für
eutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Steffen Kampeter

Wir müssen weiter berücksichtigen, dass dieser Haus-

haltsentwurf für das Jahr 2004 Deutschland an den Rand
des Staatsbankrotts führt. Die Dämme, die unsere Bürge-
rinnen und Bürger vor überzogener Staatsverschuldung
bewahren sollen, werden niedergerissen. Durch das Auf-
treten des Finanzministers im Ecofin-Rat ist das Verspre-
chen, der Euro werde so stabil sein wie die Mark, un-
glaubwürdiger geworden. An die Konsequenzen dieses
leichtfertigen Verhaltens der Bundesregierung mögen
wir gar nicht denken. Der Vertrag von Maastricht ist kein
unverbindliches Geplauder, sondern die völkerrechtlich
verbindliche Vo-raussetzung für die Einführung einer
gemeinsamen Währung. Die rot-grüne Politik versündigt
sich durch ihre verantwortungslose Haltung am Erbe der
Deutschen Mark.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Der Haushaltsentwurf 2004 basiert weiterhin auf völ-

lig unsicheren Annahmen, da im Vermittlungsausschuss
noch milliardenschwere Veränderungen vorgenommen
werden sollen. Selbst der Wetterbericht ist mittlerweile
zuverlässiger als die Haushaltsplanungen dieser Regie-
rung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

So hat diese Koalition allein in den letzten beiden Wo-
chen der Haushaltsberatungen weitere 6 Milliarden Euro
an Mehrausgaben beschlossen, trotz sinkender Steuer-
einnahmen. Im Vermittlungsausschuss liegen Gesetzge-
bungsvorhaben, die den Umfang dieses Haushaltes um
mehr als 20 Milliarden Euro verändern könnten. Vor die-
sem Hintergrund ist es unsolide und verstößt gegen
Haushaltswahrheit und -klarheit, die Haushaltsberatun-
gen zum gegenwärtigen Zeitpunkt fortzuführen. Sie
müssen ausgesetzt werden, bis wir eine solide rechtliche
und finanzpolitische Grundlage für die Haushaltsbera-
tungen haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der SPD: Polemik!)


Schließlich ist unter Hinweis auf die Geschäftsord-
nung festzustellen, dass die Koalition mit dieser Form
der unsoliden Haushaltsberatungen das Königsrecht des
Parlaments, das Budgetrecht, den politischen Opportuni-
täten einer gescheiterten rot-grünen Regierungspolitik
unterordnet. Der vorliegende Etat ist nicht beschlussreif.
Das werden wir heute durch unser Votum zum Ge-
schäftsordnungsantrag der FDP deutlich machen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Diese Haushaltsberatungen sind ein unglaublicher,

unsolider Vorgang, der in der Geschichte unseres Parla-
mentes seinesgleichen sucht. Dieser Vorgang ist Aus-
weis mangelnder Solidität und finanzpolitischer Charak-
terlosigkeit der Regierung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Widerspruch bei der SPD)


Der Versuch, das Budgetrecht auszuhöhlen, muss von ei-
ner Mehrheit des Parlaments zurückgewiesen werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Wir als CDU/CSU-Bundestagsfraktion lassen uns icht für einen vorsätzlichen Verfassungsbruch und eine olitik, die ich als Weichwährungspolitik charakterisieen möchte, in Anspruch nehmen. Eine solch unseriöse nd verantwortungslose Politik können wir nicht mittraen. Deswegen unterstützen wir den Antrag der FDPundestagsfraktion. Ich erteile das Wort der Kollegin Anja Hajduk, Bünd is 90/Die Grünen. Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her en! Der Antrag der FDP ist drollig. Nun haben Sie sich ll die Monate bemüht, Sie haben den Haushalt richtig urchberaten und Einsparvorschläge gemacht, dazu haen Sie auch Anträge vorgelegt. Sie haben also den voriegenden Haushaltsplan zur Grundlage einer Beratung emacht und jetzt machen Sie einen ganz billigen Nachlapp zur CDU/CSU-Position (Jürgen Koppelin [FDP]: Weil Sie alles abgelehnt haben!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507700600
Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507700700

nd sagen, der Haushalt sei nicht beratungsfähig und
üsse heute von der Tagesordnung genommen werden.
as ist genau die Blockadehaltung, die die Union auch
m Haushaltsausschuss an den Tag legt.


(Zuruf des Abg. Steffen Kampeter [CDU/ CSU])


Herr Kampeter, auf Sie mit Ihren vollen Backen
omme ich gleich noch zu sprechen. –


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


ie machen jetzt also einen billigen Nachklapp, verlas-
en Ihre bisherige konstruktive Verhandlungslinie und
agen, dieser Haushalt sei nicht beratungsfähig. Wahr-
cheinlich haben Sie Angst, dass Sie als kleine Partei
icht wahrgenommen werden,


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


nd müssen daher das große Plenum des Bundestages
ür solch einen wirklich langweiligen Antrag benutzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich will aber auch hervorheben, was an diesem An-
rag nicht nur billig, sondern richtig schlecht und opposi-
onspolitisch schwach ist. Heute ist offensichtlich der
ag, an dem die Union und die Oppositionspolitiker ein
roßes Diskussionsbedürfnis haben und sich kritisch mit
ns darüber auseinander setzen wollen, wie die Finanz-
olitik im Lande mit Blick auf die Maastricht-Kriterien
nd den europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakt
ussieht. Wollen Sie uns hier ernsthaft glauben machen,
ie wollten nicht mit uns darüber reden? Oder haben Sie
o wenig zu sagen, dass Sie das lieber nicht in der Öf-






(A) )



(B) )


Anja Hajduk

fentlichkeit machen wollen? Es ist ein dummer Antrag,
Herr Koppelin. Ich glaube, Sie haben das jetzt schon be-
griffen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wir mussten uns mit dieser Diskussion schon einmal
auseinander setzen, weil die CDU/CSU im Haushalts-
ausschuss am Ende der Beratung einen ähnlichen Antrag
gestellt und geäußert hat, sie wolle sich von der Bera-
tung zurückziehen, weil sie über den Haushalt nicht be-
raten könne. Für mich war das eine Art Arbeitsverweige-
rung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich will etwas zu unserer Rolle und Verantwortung als
Parlamentarier sagen. Herr Kampeter hat gerade das
Budgetrecht als das Königsrecht des Parlaments be-
zeichnet. Ich möchte wissen, wie Sie als Parlamentarier
morgens noch in den Spiegel schauen können, wenn Sie
sagen, Sie wollten das Budgetrecht nicht mehr wahrneh-
men, sondern an den Vermittlungsausschuss abgeben.
Das ist doch lächerlich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Im Vermittlungsausschuss werden mehrere strittige
Gesetze beraten, unter anderem das Haushaltsbegleitge-
setz. Weiterhin wird bis Ende dieser Woche der Haus-
haltsplan beraten. Wir werden Sie dazu drängen, sich mit
uns darüber zu streiten, was an diesem Haushaltsplan
schlecht und was an ihm richtig ist. Deshalb werden wir
den Geschäftsordnungsantrag ablehnen. Ein kleiner Hin-
weis: In keinem Bundesland haben die Union und die
FDP beantragt, die Haushaltsberatungen abzubrechen.
Auch ihre Mitglieder sitzen im Vermittlungsausschuss.
Das ist alles ein Spektakel an einem eher ernsten Tag,
ein ziemlich schlechtes Spektakel. Es findet gleich sein
Ende.


(Dr. Günter Rexrodt [FDP]: An einem schlechten Tag!)


– An einem schwierigen Tag. Ich sehe schon, Herr
Rexrodt will mit uns diskutieren. Er darf wahrscheinlich
gleich reden. Herr Koppelin musste vorher reden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich will noch etwas zu dem Argument sagen, dem
Haushaltsplan fehle die Wahrheit und die Klarheit. Der
Punkt, über den wir nachher noch weiter diskutieren
müssen, betrifft die Klarheit und die Erwartungen, die
man an Haushaltszahlen stellt. Wir sind in einer Situa-
tion in Deutschland – das hat der Kollege Poß sehr deut-
lich gesagt –, in der wir große Veränderungen brauchen.
Ein Beispiel sind die großen Strukturreformvorhaben,
über die wir uns mit Ihnen streiten, ein weiteres betrifft
die Arbeitsmarktpolitik. Bezüglich der Rentenpolitik
sind Sie ja nicht sortiert.


(Joachim Poß [SPD]: Beim Arbeitsmarkt auch nicht!)


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(C (D iese Strukturvorhaben bringen Veränderungen in den aushaltsplan. Es kann in der Tat sein, dass wir noch icht wissen, was am Ende herauskommt. Daraus aber ie Konsequenz zu ziehen, wir seien nicht in der Lage, ntscheidungen zu treffen, die diese Strukturverändeungen ermöglichen, zeugt von einer Blockadehaltung in er Politik. Diese kann unser Land nicht gebrauchen. ir brauchen vielmehr Veränderungen. Diese Blockadealtung lassen wir Ihnen nicht durchgehen. Wir werden ie in dieser Woche zu einer Beratung und einer strittien Diskussion mit uns zwingen. Es tut Not, dass Sie ich mit uns streiten, damit Sie Ihre Verantwortung im ermittlungsausschuss wahrnehmen. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Nicht so martialisch!)


hre Forderungen sind eine Unverschämtheit.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

ie fordern weitere Auflagen für diesen Haushalt und die
egrenzung der Verschuldung. Ihre Auflagen erreichen
ine Größenordnung von bis zu 6 Milliarden Euro. Das
aben Sie gestern für den Haushalt 2004 beantragt.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Ich?)

Herr Kauder, Sie waren nicht dabei, aber Herr Merz
nd die anderen Kollegen im Haushaltsausschuss und im
inanzausschuss. Sie verkünden vor den Mikrofonen, es
üssten weitere Ausgaben gekürzt werden, aber im Ver-
ittlungsausschuss lehnen Sie unsere Einsparvorschläge
b, ohne Alternativen anzubieten. Ich bin eher besorgt
ber das Ergebnis des Vermittlungsausschusses. Deswe-
en sage ich: Wir brauchen diese Debatten, um ernst-
afte Einsparvorschläge von Ihnen zu bekommen. Bei
ns ist die Ernsthaftigkeit schon vorhanden. Wir strengen
ns an und sind für Verbesserungen offen. Eine Blockade-
altung können Sie sich nicht leisten. Wir brauchen diese
age, um Ihnen diese Erkenntnis beizubringen.


(Lebhafter Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507700800

Wir kommen zur Abstimmung. Wer stimmt für den
eschäftsordnungsantrag der Fraktion der FDP? – Wer
timmt dagegen? – Stimmenthaltungen? – Der Ge-
chäftsordnungsantrag ist mit den Stimmen von SPD
nd Bündnis 90/Die Grünen gegen die Stimmen von
DU/CSU und FDP abgelehnt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wegen des späteren Beginns der Plenarsitzung ist in-
erfraktionell vereinbart worden, den für heute vorgese-
enen Einzelplan 17 – Bundesministerium für Familie,
enioren, Frauen und Jugend – sowie den Einzelplan 10 –
undesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung
nd Landwirtschaft – auf Mittwoch im Anschluss an den
inzelplan 23 zu verschieben. Sind Sie damit einverstan-
en? – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist so be-
chlossen.






(A) )



(B) )


Präsident Wolfgang Thierse

Ich rufe den Tagesordnungspunkt I auf:
a) Zweite Beratung des von der Bundesregierung

eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2004

(Haushaltsgesetz 2004)

– Drucksache 15/1500, 15/1670 –

(Erste Beratung 61. Sitzung)


b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haus-
haltsausschusses (8. Ausschuss) zu der Unterrich-
tung durch die Bundesregierung
Finanzplan des Bundes 2003 bis 2007
– Drucksachen 15/1501, 15/1670, 15/1924 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Dietrich Austermann
Walter Schöler
Antje Hermenau
Dr. Günter Rexrodt

Wir kommen zunächst zu den drei Einzelplänen, zu
denen keine Aussprache vorgesehen ist.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt I. 1 auf:
Einzelplan 01
Bundespräsident und Bundespräsidialamt
– Drucksache 15/1921 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Herbert Frankenhauser
Klaas Hübner
Franziska Eichstädt-Bohlig
Jürgen Koppelin

Wer stimmt für den Einzelplan 01 in der Ausschuss-
fassung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der
Einzelplan 01 ist einstimmig angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt I. 2 auf:
Einzelplan 02
Deutscher Bundestag
– Drucksachen 15/1902, 15/1921 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Johannes Kahrs
Norbert Königshofen
Franziska Eichstädt-Bohlig
Jürgen Koppelin

Wer stimmt für den Einzelplan 02 in der Ausschuss-
fassung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der
Einzelplan 02 ist damit einstimmig angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt I. 3 auf:
Einzelplan 03
Bundesrat
– Drucksachen 15/1903, 15/1921 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Petra-Evelyne Merkel

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(C (D Albrecht Feibel Franziska Eichstädt-Bohlig Otto Fricke Wer stimmt für den Einzelplan 03 in der Ausschussassung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der inzelplan 03 ist damit einstimmig angenommen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt I. 4 auf: Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen – Drucksachen 15/1908, 15/1921 – Berichterstattung: Abgeordnete Jochen-Konrad Fromme Bernhard Brinkmann Klaas Hübner Antje Hermenau Dr. Günter Rexrodt Einzelplan 20 Bundesrechnungshof – Drucksache 15/1921 – Berichterstattung: Abgeordnete Anja Hajduk Iris Hoffmann Bernhard Kaster Otto Fricke c)

gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
über die Feststellung eines Nachtrags zum Bun-
deshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2003

(Nachtragshaushaltsgesetz 2003)

– Drucksachen 15/1925, 15/1990 –

(Erste Beratung 72. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Haushalts-
ausschusses (8. Ausschuss)

– Drucksache 15/1926 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Dietrich Austermann
Walter Schöler
Antje Hermenau
Dr. Günter Rexrodt

d) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

zu dem Antrag der Abgeordneten Dietrich
Austermann, Friedrich Merz, Volker Kauder,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
CDU/CSU
Nachtragshaushalt umgehend vorlegen
– Drucksachen 15/1218, 15/1838 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Walter Schöler
Antje Hermenau
Jürgen Koppelin
Steffen Kampeter






(A) )



(B) )


Präsident Wolfgang Thierse

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für

die Aussprache drei Stunden vorgesehen. – Ich höre kei-
nen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen
Dietrich Austermann, CDU/CSU-Fraktion, das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dietrich Austermann (CDU):
Rede ID: ID1507700900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Red-

ner der Koalition haben bei der Geschäftsordnungsde-
batte offenkundig gemacht, dass es einen kollektiven
Realitätsverlust gibt


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Seien Sie aber nicht so streng mit der FDP! – Abgeordnete der SPD verlassen den Saal)


– vielleicht sollten wir erst einmal die Flucht vor der
Wahrheit ermöglichen –,


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


denn wir müssen feststellen, dass wir jetzt die Debatte über
den schlechtesten Bundeshaushalt der Nachkriegszeit eröff-
nen, einen Haushalt, der schon im Ansatz verfassungswid-
rig ist, der gegen EU-Recht verstößt, der Rekordschulden
programmiert und zur niedrigsten Investitionsquote des
Bundes führt. So etwas habe ich in den letzten 21 Jahren
im Bundestag noch nicht erlebt. Dieser Haushalt ist das
Papier nicht wert, auf dem er gedruckt ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Er vermindert die Chancen der Bürger, egal, ob es eine
Steuersenkung geben wird oder nicht. Wenn dieser
Haushalt so beschlossen wird, wie Sie ihn vorgelegt ha-
ben, wird es nachher allen schlechter gehen.

Die rot-grüne Koalition hat in den Beratungen zuge-
lassen, dass das wichtigste Recht des Parlaments, das
Budgetrecht, mit Füßen getreten wurde. Zu diesem Er-
gebnis muss man jedenfalls kommen, wenn man sich an-
sieht, was bei der Beratung vorgelegt wurde und was an-
schließend herausgekommen ist.

Meine Damen und Herren, ich fasse die Beschreibung
der Staatsfinanzen in Deutschland wie folgt zusammen:
Der Finanzminister schwächt die Währungsunion, der
Finanzminister macht Deutschland Jahr für Jahr ärmer,
der Finanzminister redet von Konsolidierung und macht
immer mehr Schulden, der Finanzminister redet von
Nachhaltigkeit und zerstört die wirtschaftliche Basis die-
ses Landes und der Bundeskanzler steht dabei Schmiere.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Herr Kollege Kampeter hat den Stabilitätspakt ange-

sprochen. Wir Deutschen haben mit dem Finanzminister
Theo Waigel den Stabilitätspakt durchgesetzt. Damals
wurde vonseiten der Sozialdemokraten gesagt, das ganze
Vorhaben sei zu wenig rigide, jetzt aber bricht ein SPD-
Minister zum dritten Mal in Folge den europäischen Sta-
bilitätspakt, und zwar nicht nur beim Defizitkriterium,
sondern auch beim Schuldenstand: ein doppelter Rechts-

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(C (D ruch. Er tut dies, weil ihm die Bereitschaft und die Fäigkeit zum Sparen fehlen. Herr Eichel, Sie sind mit dem Hinweis angetreten, Sie ürden sparen, und genau das Gegenteil haben Sie geacht. In diesem Jahr steigen die Ausgaben um 4,5 Proent, im nächsten Jahr werden sie erneut gegenüber dem orjahr steigen. Viele Menschen waren bezüglich des echsels von der D-Mark zum Euro skeptisch. Das Erebnis Ihrer Politik ist, dass Sie aus dem Euro eine weidrittelwährung gemacht und den Stabilitätsund achstumspakt gebrochen haben. Jetzt schicken sich die esetzesbrecher auch noch an, gegen den Gesetzgeber orzugehen. Nein, meine Damen und Herren, hier hat icht der Bundesfinanzminister Eichel gewonnen, hier aben Deutschland und die EU verloren. ieses Ergebnis werden alle spüren, denn das Schlimmste t, dass das strukturelle Defizit weiter zunehmen wird. ie nächste Generation muss auffangen, was Sie in die uft werfen. Jetzt sagt der Bundesfinanzminister, eigentlich gebe s nichts zu klagen, wir könnten weiter Schulden mahen; denn wir hätten eine stabile Währung und die Zinen seien relativ niedrig. Natürlich tut er das. – Er übersieht dabei, dass die ituation, in der wir uns Gott sei Dank noch befinden, as die Höhe der Zinsen und die Stärke des Euro berifft, außerordentlich labil ist und nichts mit der Politik n Deutschland, sondern vor allen Dingen mit externen aktoren zu tun hat. Jeder kann sich vorstellen, dass der ollar ganz schnell wieder in andere Regionen abdriftet. ann werden wir die Zinskeule und weitere Probleme in eutschland spüren. Wenn andere weltwirtschaftliche edingungen herrschen, wird sich diese Politik rächen; ie Folgen werden die Wirtschaft und die Menschen in nserem Land ereilen. Lassen Sie mich zum Haushalt dieses Jahres komen: Herr Kollege Kampeter hat völlig zu Recht bechrieben, dass diese rot-grüne Regierung und ihre ehrheit den Staatsbankrott organisieren. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Widerspruch bei der SPD)


Das ist keine böse Vorahnung, sondern eine sachliche
rognose. Von Jahr zu Jahr sind die Schulden des Bun-
es angestiegen. Wir gehen davon aus, dass die gesamt-
taatliche Verschuldung in diesem Jahr ein Volumen
on 90 Milliarden Euro haben wird; das sind nach
aastricht-Kriterien 4,5 Prozent des Bruttoinlandspro-
ukts. Wir gehen des Weiteren davon aus, dass es im
ächsten Jahr, bedingt durch die falsch gesetzten Rah-
enbedingungen, nicht unwahrscheinlich sein wird, dass
as Defizit allein beim Bund auf 50 Milliarden Euro und
esamtstaatlich, also bei Bund, Ländern und Gemeinden,
ei der gesamten öffentlichen Hand, auf 100 Milliarden
uro anwachsen wird. Die öffentliche Hand ist also
icht in der Lage, ausgeglichene Haushalte vorzulegen.
s werden 100 Milliarden Euro mehr ausgegeben als






(A) )



(B) )


Dietrich Austermann

eingenommen, Tendenz steigend. Es gibt keinen deutli-
cheren Hinweis darauf, dass Sie das Land auf den Weg
zum Staatsbankrott geführt haben; dies muss man so klar
sagen. Unsere Alternative lautet „Schulden runter,
Wachstum rauf“, und nicht, wie das bei Ihnen zurzeit der
Fall ist, „Schulden rauf, Wachstum runter“.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Man muss außerdem darauf hinweisen, dass gerade
die jetzige Bundesregierung und die sie tragenden Koali-
tionsfraktionen, die immer wieder das Wort Reform im
Munde führen, das genaue Gegenteil von dem tun, was
sie ankündigen. Nach dem SPD-Bundesparteitag ist er-
kennbar, welche Wachstums- und welche Wirtschaftspo-
litik Sie tatsächlich meinen. Wenn der Bundeskanzler
sagt, er stehe für den demokratischen Sozialismus,
dann kann man nur bestätigen, dass seine Politik damit
durchaus zu identifizieren ist. Professor Sinn formuliert
das etwas anders: Aus dem Programm der SPD und aus
dem, was zurzeit geplant sei – Ausbildungsplatzabgabe
und höhere Belastungen der Menschen, insbesondere
durch eine höhere Erbschaftsteuer –, folge angesichts ei-
ner Staatsquote von bereits 57,2 Prozent, dass er schon
heute dichter am Kommunismus als an der Marktwirt-
schaft sei. Wenn jemand von demokratischem Sozialis-
mus redet, dann glaube ich, dass man das nicht besser
beschreiben kann.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Der Abschluss der Beratungen hat folgendes Ergebnis
gebracht: Sie haben die Ausgaben um 6,1 Milliarden Euro
gesteigert. Sie haben über 7 Milliarden Euro zusätzliche
heimliche Kredite beschlossen. Sie haben 3,2 Milliarden
Euro an globalen Minderausgaben eingestellt. Für uns
bedeutet das, dass es keinen ordentlich finanzierten
Haushalt gibt.

Lassen Sie mich noch etwas zur Finanzierung des
Vorziehens der dritten Stufe der Steuerreform sagen.
Hier geht es dauernd hin und her. Die Sachverständigen
haben darauf hingewiesen, es werde Zeit, dass wir vom
Steuerchaos hin zu einer geordneten Finanzierung kom-
men. Nach dem Haushaltsentwurf, den Sie jetzt vorge-
legt haben, wird das Vorziehen der dritten Stufe der
Steuerreform zu 100 Prozent durch Schulden finanziert.
Angesichts dieser Sachlage fragt man sich wirklich, ob
es vernünftig ist, einen Weg zu beschreiten, der eine ein-
malige Ausnahme darstellt und der einen zusätzlichen Im-
puls hervorruft, dessen positive Wirkung auf das Wirt-
schaftswachstum im nächsten Jahr geringer ist als die
kalendarische, wohl wissend, dass im Jahr 2005 die Be-
lastungen für Bürger und Betriebe in starkem Maße zu-
nehmen werden.

Auch Ihre Annahme, dass wir vor einem neuen Auf-
schwung stehen, dass er praktisch schon vor der Tür
steht, ist falsch. Bei einem Wachstum von 1 bis 2 Pro-
zent muss man unterstellen, dass die Arbeitslosigkeit im
nächsten Jahr weiter steigen wird und dass die Beschäfti-
gung weiter sinken wird. Wenn beides eintritt, dann wer-
den die Belastungen, die sich für den Bundeshaushalt und

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(C (D ie Sozialkassen ergeben, ganz eindeutig höher sein als in iesem Jahr. Bei einem Wachstum von 1,7 Prozent – das nterstellen Sie – werden Sie die Beschäftigungsschwelle icht knacken. Sie werden davon ausgehen müssen, dass s im nächsten Jahr mehr Arbeitslose geben wird als in iesem Jahr. Auch dies ist ein Hinweis darauf, dass der ufschwung noch längst nicht zu erkennen ist und dass s durch die von Ihnen eingeleiteten Maßnahmen auch einen geben wird. Wir brauchen nicht um Verständnis für unsere Posi ion zu bitten, da sie ordnungspolitisch klar definiert ist. ie können also nicht erwarten, dass wir im Vermittungsausschuss die Hand zu einer falschen Politik reihen. Hier beißen Sie auf Granit. Unser Interesse ist, ass es Deutschland und nicht der Bundesregierung gut eht. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir lehnen es ab, über die inhaltlichen Details des vor-
egenden Haushaltsentwurfs zu diskutieren, solange dessen
rundlagen nicht der Realität entsprechen. Lassen Sie mich
eschreiben, was zurzeit noch offen ist und welche Risiken
er Haushaltsentwurf enthält. Wir definieren die Risiken
ür das kommende Jahr – zusätzlich zu der von Ihnen ange-
ebenen Nettoneuverschuldung in Höhe von 29 Milliarden
uro und einschließlich der heimlichen Krediterhöhung um
eitere 6 Milliarden Euro – auf 20 Milliarden Euro. Das
edeutet, dass sich die Risiken der Kreditfinanzierung auf
sgesamt 50 Milliarden Euro belaufen. Sie haben bereits
ie Auswirkungen des Gesetzes zur Förderung der Steu-
rehrlichkeit im Haushalt berücksichtigt. Dabei sind Sie
ich selber noch nicht einmal einig. Sie haben auch
chon den Wegfall der Eigenheimzulage berücksichtigt.
abei wissen Sie ganz genau, dass Sie das nicht durch-
etzen können. Des Weiteren haben Sie die Kürzung der
ntfernungspauschale und den Subventionsabbau auf
er Grundlage der Vorschläge von Koch und Steinbrück
erücksichtigt. Sie gehen außerdem davon aus, dass die
änder dem Bund Einnahmen aus der Umsatzsteuer in
öhe von 7 Prozentpunkten abtreten werden. Es ist ein
rrwitz, anzunehmen, dass das der Fall sein wird. Zudem
aben Sie niedrigere Arbeitsmarktausgaben, eine glo-
ale Minderausgabe von mehr als 3 Milliarden Euro Pri-
atisierungserlöse und Einnahmen im Zusammenhang
it der LKW-Maut eingestellt.
Ich möchte anhand des Beispiels LKW-Maut deutlich
achen, auf welch tönernen Füßen Ihre Finanzkonstruk-
on steht: Der Haushaltsentwurf enthält einen Einnah-
en- und Ausgabenansatz in Höhe von 2,7 Milliarden
uro. Jeder hier und außerhalb dieses Hauses weiß aber
nzwischen, dass nicht davon auszugehen ist, dass im
ächsten Jahr durch die Maut wesentliche Einnahmen
rzielt werden.


(Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Darum haben wir ja einen Sperrvermerk drin!)


Sie haben einen Sperrvermerk bei den Ausgaben ge-
acht, weil die entsprechenden Einnahmen nicht erzielt
erden. Das ist logisch. Sie müssen den Bürgern aber






(A) )



(B) )


Dietrich Austermann

auch sagen, dass die Verkehrsinvestitionen im nächsten
Jahr um etwa 2,2 Milliarden Euro geringer sein werden.

Herr Stolpe rechnet vor, dass Verkehrsinvestitionen in
Höhe von 1 Milliarde Euro zur Schaffung von 20 000 Ar-
beitsplätzen führen. Das heißt, hier besteht ein Risiko für
40 000 Arbeitsplätze im Tiefbau, weil Sie in Ihre Rech-
nung nicht die weitere Entwicklung der Maut einbezo-
gen haben. Eine einzige Pleite steht gewissermaßen
symbolisch für Ihr gesamtes Haushaltsgebaren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Man muss sich vor Augen halten, dass fast jede Aus-
sage, die Sie zu Reformen machen, mit dem Attribut
„historisch“ versehen wird. Das haben Sie auch bei der
Steuerreform gemacht. Sie wurde dreimal hin und her
verschoben. Am 1. Januar 2004 tritt die zweite Stufe in
Kraft, die eigentlich zum 1. Januar dieses Jahres in Kraft
treten sollte. Sie sprachen von der „größten Arbeits-
marktreform“ und von der „größten Rentenreform“.

Mit Ihrer Rentenreform haben Sie ein sozialpolitisches
„Montagsauto“ abgeliefert, das die meiste Zeit in der Werk-
statt steht. Am Freitag wird beschlossen, dass 2 Milliarden
Euro bei der Rente gekürzt werden; am Sonntag gilt das
nicht mehr. Soll das konsistente Politik sein? Wollen Sie
damit Vertrauen schaffen? Ich glaube, das ist ziemlich
abwegig. Sie können nicht erwarten, dass wir der Route
folgen, die Sie eingeschlagen haben.

Ich habe darauf hingewiesen, dass dieser Haushalt
verfassungswidrig ist. Er ist verfassungswidrig, weil die
Investitionsausgaben deutlich geringer als die neuen
Schulden sind. Die Investitionsquote wird die niedrigste
der Nachkriegszeit sein. Das allein ist ein Grund, den
Haushalt abzulehnen. Es macht deutlich, dass Sie mit
diesem Haushalt die falsche Richtung einschlagen.

Einen Teil dieses Haushalts wollen Sie mit so genann-
ten Platzhaltergeschäften finanzieren: Aktien der Tele-
kom und der Post werden an die KfW verkauft. Damit
die KfW in der Lage ist, diese Aktien zu kaufen, gibt der
Bund der KfW einen Kredit. Dies ist ein merkwürdiges
Gebaren. Es ändert nichts daran, dass die Höhe der
Schulden, die gemacht werden, gegen das Haushalts-
recht verstößt.

Im Ergebnis führt das dazu, dass die Substanz, die aus
dem Postvermögen eigentlich gewonnen werden sollte,
um damit die Pensionen der ehemaligen Postbedienste-
ten zu zahlen, geschmälert wird. Nicht einmal ein Zehn-
tel dessen, was Sie in den nächsten Jahren für Pensionen
aufbringen werden, kommt aus dieser Substanz. So sind
Sie mit dem Geld umgegangen! Das heißt, die Postbe-
diensteten bekommen ihre Pensionen künftig auf Pump
bezahlt. Das ist ein Skandal für diejenigen, die es be-
trifft, aber auch für alle Bürger.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir unterstreichen, dass dieser Haushalt gegen die
Grundsätze der Wahrheit, der Vollständigkeit und der
Ehrlichkeit verstößt. Er verschleiert die tatsächliche Fi-

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(C (D anzlage. Das Thema Maut hat dies zur Genüge deutlich emacht. Es wird immer wieder vom Sparen geredet. Ich kann hnen jetzt nicht ersparen, einige Posten zu nennen, die lein erscheinen, aber deren Gesamtheit vielleicht deutich macht, dass manche den Staat offensichtlich als elbstbedienungsladen verstehen. Man kann es nicht aners bezeichnen. Der ehemalige Regierungssprecher erhält zu Unrecht das sagt der Rechnungshof – eine Pension in Höhe von 0 000 Euro und einen neuen Job. Zahlreiche Genossen rhalten einen einträglichen Job in neuen Gesellschaften, eheime Millionenabfindungen inbegriffen. Der scheinelbstständige Schmidt-Deguelle tingelt für Hunderttauende Euro durch die Ministerien. Ständig werden neue, eure Gesellschaften gegründet, deren Sinn nicht nachollziehbar ist. Ein Beispiel dafür ist die GEBB. Auch eswegen trittt Herr Werner zurück. 100 000 Euro sollen ür eine unsinnige Ausstellung über die RAF – sie gloriiziert die RAF – ausgegeben werden. Dafür soll der teuerzahler aufkommen. Das ist wieder ein Skandal! Ideologische rot-grüne Spielwiesen werden mit Steuer eld gedüngt, allein beim BML mit über 100 Millionen uro. Wenn es darum geht, befreundete Firmen zu untertützen, verzichtet man schon einmal auf den preisdämenden Wettbewerb. Die Werbeagentur der Grünen seit 999 heißt nicht umsonst „Zum goldenen Hirschen“. Ich laube, auch das verdeutlicht, wie die Selbstbedienung röhliche Urständ feiert. Die Anti-AKW-Feier, eine Parteiveranstaltung des undesumweltministers, darf der Steuerzahler ausrichen. Das hat 36 000 Euro gekostet. Das ist die Jahresteuer von zehn Arbeitnehmern in Deutschland. Das ird ausgegeben, nur damit Herr Trittin endlich einmal orte essen kann. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)


1,3 Millionen Euro erhält ein Medienberater der Bun-
esanstalt für Arbeit. Eine ganz einfache Regel: Wer
esonders schlecht ist, braucht besonders viel Werbung.


(Joachim Poß [SPD]: Das ist doch eine gute Gesellschaft! Der Rexrodt ist doch darin!)


Dass für Leistung Geld gefordert wird, ist nicht das
roblem. Das Problem besteht darin, dass die Bundesan-
talt Steuergelder dafür ausgibt. Das bedeutet, dass
00 Arbeitnehmer ihre Beiträge nur dafür zahlen, dass
err Gerster eine Imagekampagne machen kann.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist unglaublich!)


Gespart wird nicht. Geld wird verschleudert. Konsum
ird zulasten der Investitionen ausgeweitet. Wenn Sie
urch die Straßen gehen oder die Zeitung aufschlagen,
ehen Sie, dass für Vorhaben geworben wird, die noch
icht einmal beschlossen sind. „Steuern runter“ heißt es






(A) )



(B) )


Dietrich Austermann

zum Beispiel. Öffentlichkeitsarbeit: plus 12 Prozent oder
10 Millionen Euro.

Die Verfügungsmittel steigen. Die Flugbereitschaft
der Bundeswehr wird von Bonusmeilennutzern sinnlos
durch die Luft gejagt: 27 000 Euro. Stellenkürzungen
auf dem Papier werden durch Aushilfs-, Honorar- und
Werkverträge kompensiert. Die Zahl der Mitarbeiter
wird ständig ausgeweitet. Im nächsten Jahr wird es
2 500 Mitarbeiter im Bundesdienst zusätzlich geben.
Auch das spricht nicht gerade dafür, dass gespart wird.
Zudem kritisiert der Rechnungshof die Kreditaufnahme
der Bundesregierung als unwirtschaftlich.

Jetzt kommt der eigentliche Hammer, eine Ge-
schichte, die meines Erachtens nicht nur die Grünen auf
die Palme bringen sollte. Im Rahmen einer Nacht-und-
Nebel-Aktion wird beschlossen, zusätzlich 15,8 Milliar-
den Euro – nicht Millionen! – Subventionen für die
Kohle bereitzustellen. Da wird über Subventionsabbau
geredet. Da machen Koch und Steinbrück mit uns
zusammen – wir schließen uns dem ja an – Vorschläge
für den Subventionsabbau und dann geht man her und
stellt für die Kohle 15,8 Milliarden Euro zusätzlich aus
dem Bundeshaushalt bereit. Das ist wirklich ein Skandal.
Erzählen Sie niemandem in Deutschland mehr, Sie wür-
den sparen!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Jetzt zu der Frage, was wir denn anders gemacht hät-

ten, wenn wir in den letzten Jahren an der Regierung ge-
wesen wären. Ich will Ihnen ein paar konkrete Dinge
nennen. Dabei geht es auch um Einnahmen. Sie haben
Scheinprivatisierungen und Privatisierungen mit der
Brechstange vorgenommen, die vermeidbar gewesen
wären. Was haben Sie aus der Bundesdruckerei ge-
macht? Über neue Steuern wird ständig diskutiert. Jahr
für Jahr wurden Steuern erhöht. Weitere Erhöhungen
sind für das Jahr 2004 beschlossen. Aber die Steuerre-
form 2000 hat die Kapitalgesellschaften zwei Jahre von
Steuern freigestellt. 23 Milliarden Euro Einnahmen sind
Bund, Ländern und Gemeinden in den Jahren 2001 und
2002 jeweils verloren gegangen, zusammen also 46 Mil-
liarden Euro. Die Rückkehr von im Ausland gebunker-
tem Geld wird durch Vertrauen hemmende Maßnahmen
blockiert. Die Bekämpfung des Umsatzsteuerbetrugs un-
terbleibt. Zweistellige Milliardenbeträge hätten einge-
nommen werden können, sagt der Rechnungshof.

Die Bundesregierung hat durch eine falsche Steuerpo-
litik auf Einnahmen in erheblichem Maß verzichtet. Sie
hat – jetzt komme ich zu dem, was ich vorhin zu dem
ideologischen Ansatz, zu dem demokratischen Sozialis-
mus gesagt habe – Kapitalgesellschaften, Versicherun-
gen, Umsatzsteuerbetrüger geschont; Rentner und Ar-
beitslose werden jetzt getroffen. So viel zum Thema
soziale Gerechtigkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Widerspruch bei der SPD)


Wir brauchen einen Politikwechsel für Deutschland.
Umfassende Reformen des Arbeitsmarkts, Neubegrün-
dung der sozialen Sicherungssysteme, eine umfassende
Vereinfachung des Steuersystems und eine tief greifende
Entbürokratisierung sind Kernpunkte eines Politikwech-

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(C (D els. Die Marktwirtschaft als erfolgreichste Wirtschaftsrdnung auf deutschem Boden muss für die Chancen der lobalisierung fit gemacht werden. Im Rahmen dieser Kurskorrektur muss nach unserer uffassung mehr für die Verkehrsinfrastruktur und die ochschulen getan werden. Bedenken Sie, dass heute lle Bundesländer darüber nachdenken, was sie im ächsten Jahr und in den folgenden Jahren mit ihren ochschulen machen, dass Studienplätze abgebaut weren, dass Fachhochschulen geschlossen werden, dass es roße Einschränkungen im Bereich von Forschung und echnologie gibt! Das muss man meines Erachtens auch n einen Zusammenhang mit Ihrer Schuldenpolitik stelen. Es kann nicht angehen, dass wir den jungen Menchen, die mit Recht demonstrieren, die Zukunft verweiern. ie verweigern mit Ihrer falschen Politik einer ganzen eneration die Zukunftschancen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Jörg Tauss [SPD]: Bayern!)


Zum Vorziehen der Steuerreform habe ich bereits
tellung genommen.
Ich möchte abschließend Folgendes sagen: Die Uni-

nsfraktionen werden im Vermittlungsausschuss, aber
icht nur dort, darauf drängen, dass wir wieder zu einer
olitik zurückkehren, der die Menschen vertrauen kön-
en.


(Beifall des Abg. Michael Glos [CDU/CSU])

us jeder demoskopischen Erhebung ergibt sich ja, dass
ie Menschen in Deutschland vor allem beklagen, dass
ie nicht mehr wissen, was die Regierung will – sie se-
en nur, was sie Schädliches anrichtet –, weil sich an je-
em Tag in einer Woche die Pläne ändern. Es gibt keine
eständigkeit mehr, aber Beständigkeit braucht man
dabei ist es egal, ob nun die Steuerreform vorgezogen
ird oder nicht –, wenn man will, dass investiert und
onsumiert wird. Sie erzeugen genau das Gegenteil:
ngstsparen und Investitionsblockade.
Deswegen kann es nur darum gehen, diese Politik so

chnell wie möglich zu stoppen. Die Schulden müssen
unter, das Wachstum muss rauf, damit es wieder besser
äuft in unserem Land.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507701000

Ich erteile das Wort Kollegen Walter Schöler, SPD-

raktion.

Walter Schöler (SPD):
Rede ID: ID1507701100

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Eine so heillos zerstrittene Opposition wie die der
nion


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch bei der CDU/CSU – Volker Kauder [CDU/CSU]: Wir wollen Herrn Scholz sehen!)







(A) )



(B) )


Walter Schöler

– Sie können hier so viel schreien, wie Sie wollen – hat
unser Land wirklich nicht verdient, das muss man ein-
mal feststellen. Frau Merkel will, dass die Vorschläge
der von Altbundespräsident Herzog geleiteten Kommis-
sion umgesetzt werden, Ministerpräsident Stoiber lehnt
dies ab. Der CDU-Generalsekretär Meyer wirft Herrn
Seehofer unerträgliches Geschwafel vor. Die Steuerre-
form vom Herrn Merz wird in den eigenen Reihen zer-
pflückt; das haben wir alle miterlebt. Stoiber giftet Koch
an, er solle sein Land Hessen in Ordnung bringen.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])

Koch pfeift Stratthaus zurück, der der vorgesehenen Fi-
nanzierung für das Steuerreformpaket III zustimmen
möchte. Sie befassen sich mit den unsäglichen Äußerun-
gen von Herrn Hohmann – wahrscheinlich zu Recht –,
aber machen tagelang überhaupt keine Sachpolitik mehr
und beteiligen sich nicht an den Haushaltsberatungen. In
der Union findet jetzt anstelle einer Debatte über die Zu-
kunft Deutschlands eine Diskussion über Patriotismus
statt. Machen Sie nur weiter so! Zu diesem Gerangel
passt die Rede des Kollegen Austermann übrigens ge-
nau: pure Schwarzmalerei.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich fand es übrigens interessant, wie Sie, Herr Kollege
Austermann, den Kollegen Rexrodt gerade zwischen den
Zeilen angegangen sind.

Diese schrille Vielstimmigkeit und Konzeptlosigkeit
könnten wir ja kopfschüttelnd und leicht belustigt zur
Kenntnis nehmen, wenn die Lage nicht viel zu ernst
wäre. Wir müssen nämlich nach dem Einspruch des
Bundesrates gegen unsere Reformgesetze zu Kompro-
missen mit dieser zerstrittenen Union im Vermittlungs-
ausschuss kommen.


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist eine Strafe!)

Fest steht: Wir wollen den Kompromiss, wenn auch
nicht um jeden Preis. Es ist meine große Sorge, dass die
Union wegen ihrer inneren Zerstrittenheit nicht kompro-
missfähig ist und deshalb in einer Blockadehaltung ver-
harren wird.

Dabei braucht Deutschland dringend die Umsetzung
unserer Reformgesetze. Das Land braucht sie, um Ge-
sellschafts- und Wirtschaftsstrukturen besser für den
globalen Wettbewerb zu rüsten. Das Land braucht sie
auch, um aus der Stagnation herauszukommen. Das
Land braucht sie schließlich, um den beklemmend vielen
Menschen, die Arbeit suchen, auch wieder Arbeitsmög-
lichkeiten und Zukunftsperspektiven zu verschaffen.
Deshalb, meine Damen und Herren, fordern wir Union
und FDP auf, sich an der Suche nach einem fairen Kom-
promiss im Vermittlungsverfahren zu beteiligen.

Meine Damen und Herren von der Opposition, wie
halten Sie es denn mit dem Vorziehen der Steuerentlas-
tungen von 2005 auf 2004? Sagen Sie der Öffentlich-
keit, was Sie wollen.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Nicht durch Schulden!)


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(C (D ei Ihnen ist doch nach wie vor keine klare Linie zu seen. Im Vergleich zu Ihrem Meinungswirrwarr wäre ja in Baumlabyrinth noch eine klare und gerade Baumllee. Tragen Sie jetzt dazu bei, dass wir zu einer einheitchen Linie kommen und Steuerentlastungen beschlieen. Sind Sie dazu bereit, diesen Entlastungen in einer öhe von über 22 Milliarden zuzustimmen? Diese Frage aben Sie heute wieder nicht beantwortet. Aber Sie weren sie beantworten müssen. Ich bin davon überzeugt, ass Sie sie auch beantworten werden, denn die Bevölerung und die Wirtschaft verlangen es. Diese Entlastung um über 22 Milliarden wird die onjunktur beleben. Das sagen namhafte Sachverstänige und führende Wirtschaftsvertreter. Die Bürger und uch die mittelständische Wirtschaft brauchen diese Entstung. Gerade heute hat das Ifo-Institut dargelegt: Die nsicherheit der Verbraucher über das Vorziehen der teuerreform verhindere Klimaverbesserungen im Einelhandel. Das heißt, durch Ihre fehlende Zusage schüen Sie Unsicherheit. Sagen Sie also endlich Ja zur Steurentlastung, damit auch im Handel die Konjunktur ieder belebt wird. Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir brauchen den ufschwung, um von den hohen Arbeitslosenzahlen heunterzukommen, wir brauchen den Aufschwung, um ie öffentlichen Haushalte weiter konsolidieren zu könen, und wir brauchen ihn, um wieder mehr in die Zuunft investieren zu können. Aber Aufschwung wird es ur dann geben, wenn Bürger und Unternehmer Verauen in die Zukunft haben. Das Wackeln und Zappeln, or allem in der Union, wie wir es gerade bei dem Kolleen Austermann wieder erlebt haben, dieses Wackeln nd Zappeln auch in der Frage der Steuerentlastungen efährdet die sich jetzt ankündigende positive Grundtimmung für einen konjunkturellen Aufschwung. Immer mehr Indikatoren belegen die positive Enticklung, im Übrigen nicht nur an der Börse. Das Brutinlandsprodukt ist im dritten Quartal dieses Jahres icht gestiegen und das DIW rechnet auch für das vierte uartal mit weiterem Zuwachs. Der heute vom Ifo-Instit veröffentlichte Geschäftsklimaindex ist zum siebten al in Folge gestiegen, besonders stark beim Teilindex er aktuellen Geschäftslage. Dieses Institut stellt fest, ass sich die konjunkturelle Auftriebstendenz festigt. Die deutsche Wirtschaft hat den konjunkturellen Tief unkt hinter sich gelassen. Jetzt gilt es, die Belebung, die Moment noch ein zartes Pflänzchen ist, mit allen Mitln zu stützen. Dazu gehört eben auch das Vorziehen der teuerreform, das Sie bisher verweigern. Es ist kein Geheimnis: Unsere Planungen einer chnellen Haushaltskonsolidierung sind durch die nunehr drei Jahre andauernde Stagnation zurückgeworfen orden. Dadurch haben sich auch unsere Zielmarken für ie Beschäftigungsentwicklung verschoben. Für das ahr 2003 hat die Koalition deshalb den heute ebenfalls ur abschließenden Beratung anstehenden Nachtragsaushalt vorlegen müssen. In diesem ist aufgrund der Walter Schöler durch die Stagnation aufgerissenen gewaltigen Finanzlücken eine höhere Kreditaufnahme, als zunächst geplant war, vorgesehen. Zur Schließung dieser Finanzlücken konnte nur eine Kreditfinanzierung infrage kommen. Steuererhöhungen oder massive Ausgabenkürzungen wären keine Alternative; denn sie würden prozyklisch und kontraktiv wirken. Wir brauchen aber eine Stärkung und keine Schwächung der Inlandsnachfrage. Außerdem brauchen wir eine Stärkung der sich abzeichnenden konjunkturellen Erholung. Die in diesem Nachtragshaushalt geplante Erhöhung der Neuverschuldung liegt zwar deutlich über dem Investitionsvolumen; aber sie ist – im Gegensatz zu Ihrer Auffassung – nach den Ausnahmeregelungen des Art. 115 des Grundgesetzes zulässig, da das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht gestört ist, wie die Stagnation und die Arbeitslosigkeit belegen. Die automatischen Stabilisatoren sind ein geeignetes Instrument, um der Störung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts entgegenzuwirken. Zusammen mit den konjunkturbedingten und weitgehend ebenfalls kreditfinanzierten Haushaltsbelastungen von Ländern und Gemeinden macht das Volumen dieser automatischen Stabilisatoren über 30 Milliarden Euro aus. Stellen Sie sich die konjunkturelle Wirkung vor, wenn diese über 30 Milliarden Euro jetzt nicht kreditfinanziert würden, sondern durch kontraktive Politik, wie Sie es wollen, aus dem Wirtschaftskreislauf genommen würden! Das hätte jede Aussicht auf einen Aufschwung zunichte gemacht. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD)


Meine Damen und Herren, den Vorwurf der Opposi-
tion, wir hätten den Nachtragshaushalt zu spät vorgelegt,
weise ich nochmals entschieden zurück. Ich habe Ihnen
schon in der ersten Lesung im November dargelegt, dass
es rechtlich zulässig und politisch geboten war, zunächst
die Entwicklung der relevanten Rahmendaten abzuwar-
ten. Wir wollten den Nachtragshaushalt auf einer ver-
lässlichen Datenbasis aufbauen. Diese liegt jetzt mit der
Novembersteuerschätzung sowie dem Herbstgutachten
der Forschungsinstitute und den neuen gesamtwirt-
schaftlichen Eckwerten der Bundesregierung vor.

Der Bundeshaushalt 2004, auf den ich jetzt zurück-
komme und der im Übrigen – damit nicht falsche Agen-
turmeldungen um die Welt gehen – eine bedeutend
niedrigere Nettokreditaufnahme aufweist als der Nach-
tragshaushalt 2003, über den ich gerade gesprochen
habe, ist im doppelten Sinne ein Kraftakt, auf den die
Koalition stolz sein kann und auch stolz ist; denn die-
ser Haushalt ist zum einen ein Konsolidierungs-
kraftakt, wie Sie ihn in Ihrer 16-jährigen Regierungs-
zeit nie geschafft haben.


(Beifall bei der SPD – Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Oh mein Gott!)


Wir haben ein Einsparpotenzial von rund 14 Milliar-
den Euro mobilisiert.

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(C (D Zum anderen ist dieser Haushalt auch das in Zahlen egossene Ergebnis unseres Reformkraftaktes. Dabei ist s der Koalition in den Beratungen im Haushaltsauschuss gelungen, die in den letzten Wochen beschlosseen Reformprojekte noch unter das Dach des Haushalts u bekommen, ohne dieses Dach anheben zu müssen. amit will ich sagen, dass wir die Neuverschuldung egenüber dem Regierungsentwurf trotz dieser gewaligen Umbauarbeiten nicht erhöhen mussten. Mit 9,3 Milliarden Euro Nettokreditaufnahme sind wir soar um 1,5 Milliarden Euro unter dem Entwurfsansatz eblieben. Bei diesem doppelten Kraftakt haben Sie von der nion sich – im Gegensatz zur FDP, die sich an den Beatungen und Entscheidungen beteiligt hat – völlig von er politischen Bildfläche verabschiedet. Sie haben sich n den Haushaltsberatungen im Ausschuss zwar verbal eteiligt, aber keine einzige Entscheidung mit getragen. amit haben Sie Ihre Mitverantwortung als Opposition insichtlich des parlamentarischen Budgetrechts freiwilig an der Garderobe abgegeben. Ich habe dafür überaupt kein Verständnis. Heute behaupten Sie, dieser Entwurf sei nicht bera ungsfähig. Wir haben das Gegenteil bewiesen. Wir haen die Beratungen alleine – zusammen mit der FDP – estemmt. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Mal gucken, wie lange der Entwurf hält! Fünf Tage?)


(Beifall bei der SPD)


ir haben die Reformprojekte haushälterisch umgesetzt.
ie sind mit Ihrer Verweigerungsstrategie gescheitert.


(Beifall bei der SPD)

eine Damen und Herren, in völliger Fehleinschätzung
nserer Kraft haben Sie geglaubt,


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)

amit die Beratungen torpedieren zu können. Dabei hat-
en die Unionshaushälter – das muss man sich einmal an-
ören – Anfang September noch angekündigt, knallharte
parvorschläge vorzulegen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wie war das mit den dicken Backen?)


as ist gekommen? Nichts. Und dann haben Sie für die
ereinigungssitzung 309 angebliche Anträge vorgelegt,
hne Substanz, weil sie keine Änderungsvorschläge ent-
ielten. Zigtausende von Seiten Papierverschwendung,
utzlos vertane nächtliche Arbeitszeit für diejenigen, die
em Haushaltsausschuss zuarbeiten müssen – das war
hre ganze Leistung. Ihre Pseudoanträge haben Sie dann
orgens wieder einkassiert. Welche Blamage für diese
nion als Opposition!


(Beifall bei der SPD)

Meine Damen und Herren der Union, wie hätten Sie

enn wohl getönt, wenn wir Ihrer Taktik auf den Leim
egangen wären und die abschließenden Beratungen im
usschuss, in der Bereinigungssitzung und auch in die-
er Woche im Parlament verschoben hätten bis zur Vor-
age eines Vermittlungsergebnisses? Hohn und Spott






(A) )



(B) )


Walter Schöler

wäre Ihre Antwort gewesen; Sie hätten gefragt: Was
wollen Sie eigentlich? – Wir zeigen Ihnen mit diesem
Haushalt, was wir wollen, nämlich auch die haushalts-
mäßige Abstützung des gesamten Reformpaketes, das
wir in den letzten Wochen und Monaten durch das Parla-
ment gebracht haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Etatrecht ist Parlamentsrecht, nicht das Recht des
Bundesrates, nicht das Recht des Vermittlungsausschus-
ses. Die Union wollte es den Herren Stoiber und Koch
im Vermittlungsausschuss überlassen. Herr Merz hat das
nicht einmal den Herren Stoiber und Koch zugetraut,
denn er hat ja gestern noch in der gemeinsamen Sitzung
der Ausschüsse beantragt, es der Europäischen Union zu
überlassen. Ich kann Ihnen nur attestieren: Sie haben auf
ganzer Linie versagt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Im Übrigen, Herr Kollege Austermann, ist der heute

zu beratende Haushalt verfassungsfest. Der Basishaus-
halt, also ohne das Vorziehen der Steuerentlastungs-
stufe 3, hält die Verschuldungsregel gemäß Art. 115
Grundgesetz ein. Die Neuverschuldung liegt unterhalb
des Investitionsvolumens. Rechnet man das Vorziehen
der dritten Stufe der Steuerreform ein, dann liegt die
Neuverschuldung bei 29,3 Milliarden Euro. Sie liegt
dann zwar über dem Investitionsvolumen, aber sie steht
immer noch im Einklang mit der Verfassung. Dieses
Überschreiten dient nämlich dem Abwenden einer dro-
henden Störung des gesamtwirtschaftlichen Gleichge-
wichts.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Na ja!)

Drei Jahre dieser Stagnation haben allen öffentlichen

Haushalten die Luft abgeschnürt. Was wir jetzt brau-
chen, sind deutliche Wachstumsimpulse, nicht dieses
Zusatzsparen, das Sie seit gestern noch als letzten Ver-
such, diese Haushaltsberatung zu verhindern, eingesetzt
haben. Wir setzen diese Wachstumsimpulse mit dem
Haushalt 2004.

Niemand von uns stellt im Übrigen das Recht der EU-
Kommission infrage, die Verletzung der Defizitgrenze
von 3 Prozent zu rügen. Aber die von ihr damit zugleich
für 2004 geforderten zusätzlichen Einsparungen von
4 bis 6 Milliarden Euro wären gerade in der gegenwärti-
gen Situation kontraproduktiv.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Wachstum ist die Voraussetzung für dauerhafte Konsoli-
dierung. Eine auf die schematische Einhaltung von Defi-
zitgrenzen ausgerichtete Politik würde prozyklisch wir-
ken und die sich abzeichnende Belebung gefährden.
Dieser Auffassung hat sich heute die deutliche Mehrheit
der Finanzminister der EU-Länder angeschlossen. Ich
möchte Herrn Finanzminister Hans Eichel ganz aus-
drücklich dafür danken, dass er mit großem Einsatz und
mit viel Überzeugungsarbeit Schaden von unserem Land
abgewendet hat.


(Beifall bei der SPD – Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Oh!)


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(C (D ie Sparvorstellungen der Kommission hätten unserem and geschadet. Wenn die Union diese Vorstellungen nterstützt, dann schadet auch sie unserem Land. An den öffentlichen Auftritten des Herrn Merz vor nd nach der gestrigen gemeinsamen Ausschusssitzung erkt man schon: Das Vorgehen der EU-Kommission äre der Union bei den Gesprächen im Vermittlungsverahren zupass gekommen, um sich aus der Verantworung zu stehlen. Das hat nicht geklappt; es wird Ihnen icht gelingen. Der Finanzminister und der Ministerrat aben dies aus guten Gründen vereitelt. Jetzt gibt es für Sie nur noch eine Zeithürde für die inigung im Vermittlungsausschuss, nämlich Ihr CDUundesparteitag am 1. Dezember. Dort können Sie Ihre rbeitsteilung fortsetzen: Herr Merz für die Entsozialdeokratisierung der CDU und Frau Merkel für den Pariotismus. Das ist Ihr Beitrag zur Diskussion über die ukunft Deutschlands. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Was Sie sagen, reicht noch nicht einmal für einen Ortsverein!)


Wir halten an dem europäischen Stabilitäts- und
achstumspakt fest. Wir kümmern uns um ein wirt-
chaftlich starkes Deutschland. Das – und nicht Ihre
törversuche, die Sie starten – dient der europäischen
inigung. Der Pakt steht für Stabilität und Wachstum.
eides bedingt einander.
Auch an unserer Rolle als Hauptfinanzier der EU
ird sich nichts ändern. Deutschland war bisher immer
im Übrigen auch während Ihrer Regierungszeit – für
ine Sonderleistung oder eine Sonderzahlung gut. Aber
s muss doch einmal möglich sein, öffentlich und gegen-
ber der EU festzustellen, in welcher Höhe uns die fi-
anziellen Folgen der deutschen Einheit im Haushalt
elasten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

ein anderer europäischer Staat hat solche Lasten wie
eutschland zu tragen.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Ach nein!)

hne diese Verpflichtungen würde unser Haushalt bei-
pielhaft dastehen. Das weiß die EU-Kommission; das
eiß auch die Opposition. Das sollten Sie von der Oppo-
ition einmal einräumen und nicht der Bundesregierung
uf europäischer Ebene mit öffentlichen Verhandlungs-
atschlägen in den Rücken fallen.
Was Herr Glos heute erklärt hat, ist übelste Polemik.

r spricht beispielsweise von Leichenfledderei, von
rabräubern und von Totengräbern des europäischen
tabilitätspaktes.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Sehr gut! Sehr zutreffend!)


ie wollen der Öffentlichkeit weismachen, dass es so sei.
ch sage Ihnen dazu: Sie haben mit Herrn Glos jemanden
n Ihren Reihen, der nicht nur eine üble Sprache spricht,






(A) )



(B) )


Walter Schöler

sondern der auch die Mehrzahl der europäischen Finanz-
minister mit seinen Äußerungen beleidigt.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Der Bundeshaushalt ist nicht nur Ausdruck eines
Konsolidierungskraftaktes. Trotz aller Sparzwänge wur-
den Positionen ausgebaut, die mehr Zukunftschancen für
Deutschland schaffen. Ich nenne die Bereiche Bildung
und Forschung – darüber diskutieren wir heute Abend
noch –, den Investitionsbereich und die Familienförde-
rung. Die Beiträge der Koalitionsredner in der folgenden
Debatte werden dies sicherlich eindrucksvoll belegen.


(Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Das mit dem „eindrucksvoll“ sei dahingestellt!)


Im Gegensatz zu Ihrer Auffassung, Kollege
Austermann, haben wir es für richtig gehalten, die kon-
junkturbedingten Steuermindereinnahmen – das waren
fast 5 Milliarden Euro – nicht durch Ausgabenkürzun-
gen, sondern durch zusätzliche Privatisierungseinnah-
men aufzufangen. Entgegen der ursprünglichen Absicht
haben wir deshalb die Ausgaben für die Postpensionen
nochmals aus dem Bereich der Postnachfolgeunterneh-
men finanziert. Das ist übrigens – im Gegensatz zu Ihrer
Darstellung – völlig legitim, da dies im Gesetz für die
Finanzierung der Pensionszahlungen so vorgesehen war.

Sollte die Regierung zur Privatisierung wieder das In-
strument der Platzhalterverträge mit der KfW nutzen,
würden wir dies ausdrücklich begrüßen. Denn durch
diese Zwischenlagerung ist ein erheblich flexibleres He-
ranführen an die Börse möglich. Das hat im Übrigen
noch im Sommer die vom Markt äußerst positiv aufge-
nommene Telekom-Wandelanleihe gezeigt. Platzhalter-
verträge haben auf der Zeitachse wegen ihrer flexiblen
Handhabung erhebliche Vorteile, auch wenn der Rech-
nungshof das anders gesehen hat.


(Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Aha!)

Sie sind deshalb bei längerfristiger Betrachtung für den
Bund finanziell vorteilhaft.

Der Bundeshaushalt verbindet die Notwendigkeit von
strukturellen Reformen und Konsolidierung. Er setzt
darüber hinaus dringend erforderliche Wachstumsim-
pulse, unter anderem durch das Vorziehen der dritten
Stufe der Steuerreform. Jetzt kommt es darauf an, dass
Koalition und Opposition im Vermittlungsverfahren
aufeinander zugehen, um die notwendigen Reformen zu
vereinbaren. Die ökonomische und die politische Ver-
nunft gebietet dies. Wir sind es, die diese notwendigen
Reformen eingeleitet haben. Damit wird die Koalition
ihrer Verantwortung gerecht.

Jetzt kommt für Sie die Stunde der Wahrheit; jetzt ha-
ben Sie Ihre Vorstellungen auf den Tisch zu legen. Sie
können das im Bundesrat tun; Sie können das Reformpa-
ket mittragen; Sie können auch diesen Bundeshaushalt
mittragen. Unser Land, Bund, Länder und Gemeinden,
braucht diese Reformen, und zwar jetzt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Meine Damen und Herren, gestatten Sie mir, abchließend all denjenigen zu danken, die sich an der Beatung des Haushaltes beteiligt haben, und all denjenien, die gut zugearbeitet haben. Ich danke Ihnen sehr für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507701200

Ich erteile das Wort Kollegen Günter Rexrodt, FDP-

raktion.

(Zurufe von der SPD: Oje! – Volker Kauder [CDU/CSU], an die SPD-Fraktion gewandt: Na, na! Beherrscht euch mal!)



Dr. Günter Rexrodt (FDP):
Rede ID: ID1507701300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das uns

orgelegte Zahlenwerk ist unfertig und realitätsfern.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


as Zahlenwerk leidet unter einem strukturellen Pro-
lem. Dieses strukturelle Problem ist so groß, dass es
ns jeden Freiraum, in diesem Lande eine gestalterische
olitik zu machen, nehmen wird, wenn wir das Ruder
icht herumwerfen.
Man kann mit wenigen Worten und Zahlen umreißen

und dies im Übrigen abseits parteipolitischer
olemik –, um was es geht: Die Gesamtausgaben des
undes stiegen zwischen 1998 und 2004 um 24 Milliar-
en Euro bzw. um 11 Prozent. Das ist zwar zu viel; aber
as lasse ich einmal dahingestellt. Entscheidend ist, dass
n ebendiesen fünf Jahren, bezogen auf den Gesamthaus-
alt, der Anteil der Arbeitsmarktausgaben um 2,5 Pro-
ent und der Anteil der Zuweisungen an die Rentenkas-
en um sage und schreibe 8,1 Prozent gestiegen ist und
ass der Anteil der Sozialausgaben jetzt nicht mehr bei
9, sondern bei 49 Prozent liegt.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


ies konnte nicht durch die äußerst kritische Reduzie-
ung der Investitionsquote von 12 auf 10 Prozent und
uch nicht durch die Kürzung der auf die Bundeswehr
ntfallenden Quote aufgefangen werden.
Den Ausweg aus diesem Dilemma hat die rot-grüne
oalition in der Ausweitung der Verschuldung gesucht.
tatt des „close to balance“, des ausgeglichenen Haus-
alts, im Jahre 2004 wurden im Jahre 2003 43,9 Milliar-
en Euro neue Schulden gemacht. Im nächsten Jahr
erden es zwischen 40 und 50 Milliarden Euro sein. Das
st der Ausweg, den die Koalition gegangen ist. Den
ann niemand akzeptieren.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das ist ein Desaster. Das ist ohne jede Übertreibung
it einem Scheitern rot-grüner Politik im Ganzen
leichzusetzen. Das ist eine Täuschung der jüngeren Ge-
eration. Das geht mit der Verletzung völkerrechtlicher






(A) )



(B) )


Dr. Günter Rexrodt

Verträge einher und hat eine nachhaltige Schädigung des
Vertrauens in die Politik in diesem Lande zur Folge.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Auf die Folgen im Zusammenhang mit dem
Maastricht-Vertrag werde ich noch zu sprechen kom-
men. Zunächst gilt es aber, sich mit dem auseinander zu
setzen, was die Bundesregierung zur Erklärung oder
auch zur Entschuldigung dieses Desasters vorgetragen
hat. Das läuft mehr oder weniger auf die Aussage hi-
naus: Wenn die wirtschaftliche Situation in unserem
Lande nicht so schlecht gewesen wäre, dann wäre das al-
les nicht passiert. Meine Damen und Herren, Sie werden
es mir nicht glauben; aber diese Aussage ist im Kern
richtig. Wenn die wirtschaftliche Lage nicht so schlecht
gewesen wäre, dann wäre das nicht passiert. Hinzu
kommt, dass die demographische Katastrophe ihre
Schatten vorauswirft. Das Letztere kann Ihnen niemand
vorwerfen, aber die schlechte Wirtschaftslage, die Sie
als Entschuldigung heranziehen, kann man Ihnen in ganz
entscheidendem Maße zurechnen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zweifellos ist es um die weltwirtschaftliche Lage
nicht zum Besten bestellt.


(Zurufe von der SPD: Ach!)

Wer sich allerdings die Entwicklung der Außenwirt-
schaftszahlen anschaut, kann nicht übersehen, dass von
der Weltwirtschaft eher expansive Impulse auf die deut-
sche Wirtschaft ausgegangen sind. Das belegen unsere
Exportzahlen.

Es mangelt vielmehr im Lande selbst an Investitionen
und an der Bereitschaft zum Konsum. Deutschland be-
wegt sich beim Wirtschaftswachstum am Ende des euro-
päischen Geleitzuges. Das ist ein Novum in der Ge-
schichte dieses Landes. Diese Tatsache, dass wir uns am
Ende des Geleitzuges befinden, und die damit verbun-
dene Krise sind hausgemacht. Diese wirtschaftliche
Krise ist Ausdruck der Krise des Vertrauens in die deut-
sche Politik. Das gilt insbesondere für das Vertrauen der
mittelständischen Wirtschaft in die Reformfähigkeit die-
ses Landes.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Aus einem Land, das noch vor fünf Jahren eine wirt-

schaftliche Orientierungsfunktion wahrgenommen hatte,
aus einem Land, das zukunftsorientiert gewesen war, ist
ein Land geworden, das mit sich selbst nicht im Reinen
ist und in dem Zögerlichkeit und Zukunftsangst weit ver-
breitet sind.

Ich will der Koalition zugute halten, dass es objektiv
schwierig ist, erfolgsverwöhnte Konsensgesellschaften
zu reformieren. Dass Sie aber wichtige Reformen der
90er-Jahre blockiert haben, so zum Beispiel im Steuer-
bereich,


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Genau so war es! Wider besseres Wissen!)


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(C (D nd nach der Regierungsübernahme ebenso wichtige orrekturen im Arbeitsrecht sofort rückgängig gemacht aben, war nach Ihrer eigenen Aussage ein gravierender ehler. Genau das war es auch. Es war abenteuerlich. or allem aber haben Sie vier lange Jahre lang eine Polik – und das war Kern Ihrer Politik – der Bündnisse emacht; Bündnisse, die nichts anderes waren als ein orbeilavieren an den wichtigen, einschneidenden Reormen. Sie dachten, man setzt sich an einen runden isch – das macht man ja so gern – und dann bekommt an die Dinge in den Griff und alle stimmen zu. Das jeoch hat nicht funktioniert. Mit Ihrem Vorbeilavieren aben Sie vier Jahre verspielt. Vor diesem Hintergrund muss jeder Versuch, das kastrophale Budgetdefizit des Jahres 2004 gewissermaen als gottgegeben abzutun, zurückgewiesen werden. Es gab angeblich einmal Ihren Aufschwung. Jetzt ist s Ihr Abschwung, Ihre Talfahrt. Herr Eichel, das ist etzt auch ganz allein Ihre Nettoneuverschuldung. as muss denen gesagt werden, die es betrifft: Ihnen und er rot-grünen Koalition. Mit dem zweiten Versuch, von Ihrer Verantwortung bzulenken, muss ebenso aufgeräumt werden, nämlich it der gern verwendeten Formel, eine bürgerliche Reierung hätte keine Alternative zur Erhöhung der taatsschuld gehabt. n diesem Zusammenhang wird versucht, zum Wahreitsbeweis auf die zweifellos kräftig gestiegene Nettoeuverschuldung nach der Wiedervereinigung zu vereisen. Faktum ist allerdings – keiner kann daran vorbei –, ass die Konsolidierung des Haushalts nicht mit Herrn ichel begonnen hat, (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Geendet hat!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Jörg Tauss [SPD]: Und Ihre!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Peter Dreßen [SPD]: So ist es!)


ondern bereits im Jahre 1995. Schauen Sie sich die Zah-
en an. In der Zeit zwischen 1995 und 1998 sind die Aus-
aben um 20 Milliarden Euro reduziert worden. Dazu
am ein konsequenter Privatisierungskurs, der vom da-
aligen hessischen Ministerpräsidenten entschieden be-
ämpft wurde und der allein in den Jahren 1999 und
000 etwa 10,2 Milliarden Euro in die Kassen des Herrn
undesministers Eichel gespült hat. Das sind die Fakten.
n denen kann keiner vorbei.
Sie, Herr Eichel, haben die Ausgaben nicht weiter zu-

ückgefahren, und zwar aus den Gründen, die ich Ihnen
ls prinzipielles Fehlverhalten vorwerfen muss: Vier
ahre fehlende oder weitgehend verpatzte Reformversu-
he, vier Jahre Handeln nach dem Motto „linke Tasche,
echte Tasche“. Es gab auf der einen Seite eine Entlas-
ng bei den Ertragsteuern und auf der anderen Seite mit-
lstandsfeindliche Erhöhungen bei den Energiesteuern,






(A) )



(B) )


Dr. Günter Rexrodt

der Tabaksteuer und den Versicherungsteuern. War es
so? Oder war es so nicht? Ich sage Ihnen: Es war so.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Einer bürgerlichen Regierung wäre das nicht eingefallen.
Wer in diesem Land eine Steuerpolitik betreibt, die den
Mittelstand, vor allem die Betriebe, die das Rad drehen,
vergrätzt, der muss sich nicht wundern, wenn das Ver-
trauen in diese Regierung verloren geht.

Noch die Diskussionen der letzten Monate sind be-
redte Beispiele dafür, wie man nicht vorgehen sollte. Hö-
ren Sie von der SPD endlich auf, immer wieder die Ver-
mögensteuer in die Diskussion zu bringen!


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Jeder weiß, dass private und die betriebliche Vermögen-
steuer nicht zu trennen sind. Eine solche Steuer bringt
nichts. Das müssen auch endlich die Ideologen in Ihren
Reihen begreifen.

Ähnliches gilt für die Erbschaftsteuer. Auch bei der
Erbschaftsteuer verunsichern Sie die Menschen. Ich
habe keinerlei Sympathie für Herrn Müller von Müller-
milch. Aber Kapital ist ein flüchtiges Reh. Niemand
kann die Grenzen schließen, auch Sie nicht. Die Erb-
schaftsteuer muss kalkulierbarer gemacht und verein-
facht werden. Sie muss überschaubarer werden. Sie darf
nicht so gestaltet werden, dass die Menschen die Flucht
ergreifen. Den Haushalt damit sanieren zu wollen ist oh-
nehin Unsinn.

Der Strategie der Verunsicherung wird mit der von
der SPD gewollten Einführung der Ausbildungsplatz-
abgabe die Krone aufgesetzt. Eine Ausbildungsplatzab-
gabe ist das verkehrteste Instrument, um die Ausbil-
dungsbereitschaft in unserem Lande zu erhöhen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Verdrossenheit wird weiter wachsen. Die unterneh-
merische Wirtschaft, die davon betroffen ist, opponiert.
Eine unglaubliche Bürokratie steht ins Haus. Am Ende
wird das duale System, einer der wenigen wirtschaftspo-
litischen Standortvorteile, die dieses Land noch hat, da-
ran kaputtgehen. Sie richten das duale System zugrunde,
indem Sie die Ausbildungsplatzabgabe einführen. Die
Politik, die Sie betreiben, ist nicht nachvollziehbar. Wie
kann man sich selbst nur so demontieren wie bei der
Ausbildungsplatzabgabe! Auf der einen Seite bewegen
Sie sich unter riesigen Schmerzen und Diskussionen
zwischen den Reformern und den Linken ein Stück in
die richtige Richtung; auf der anderen Seite kommen Sie
mit einer Erhöhung der Vermögensteuer und der Erb-
schaftsteuer sowie der Erhebung einer Ausbildungs-
platzabgabe an. Diese Logik müssen Sie den Menschen
erklären.


(Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Auch die Wirtschaft muss in die richtige Richtung bewegt werden!)


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(C (D Kommen wir nun zur Steuerpolitik. Im vorigen Jahr aben Sie die zweite Stufe der Steuerreform auf das ahr 2004 verschoben, weil sie, wie Sie gesagt haben, icht zu finanzieren gewesen sein soll. Jetzt soll die ritte Stufe der Steuerreform ebenfalls auf das Jahr 2004 orgezogen werden. Das ist gut. Aber so, wie Sie, Herr ichel, das bisher angelegt haben – ich denke nur an das ahlenwerk und an die Vorschläge, die Sie gemacht haen –, ist das wieder nicht zu finanzieren. Wenn die Kolition Steuervergünstigungen abbauen will, die den Entastungseffekt im Zeitablauf übersteigen, und die erschuldung weiter erhöhen will, dann ist das alles anere als akzeptabel. So läuft das nicht. Nicht mit uns! Warum haben die Koalitionsfraktionen die Einspar orschläge der FDP in Höhe von 2,5 Milliarden Euro das ist von Kollegen Koppelin schon angesprochen orden – mechanisch, fast roboterhaft abgelehnt? Sie aben sich nicht an der Sache orientiert, sondern wollten ur Ihr Prestige wahren und Macht ausspielen. So löst an die Probleme dieses Landes nicht. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die FDP hält das Vorziehen der dritten Stufe der Steu-
rreform prinzipiell für richtig. Dem werden wir zustim-
en, allerdings nur, wenn davon ein Signal ausgehen
ann. Dies geht nur, wenn Sie ein vertretbares Finanzie-
ungskonzept vorlegen und sich in Bezug auf den Ar-
eitsmarkt und ein weiteres, wirtschaftspolitisch enorm
ichtiges Gebiet, nämlich das Arbeitsrecht bewegen.
ort muss es Bewegung geben;


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


enn der Entlastungseffekt kann nur dann eintreten,
enn der Arbeitsmarkt nicht so rigide bleibt, wie er ist.
as muss verändert werden. Dann können wir über vie-
es reden.
Viel wirkungsvoller als das Herumbasteln im System

er Steuervergünstigungen und Finanzhilfen, das wir
lle in den letzten Jahrzehnten haben sprießen lassen,
äre eine generelle Durchforstung. Am Ende werden ra-
ikale Einschnitte unvermeidlich sein. Dazu hat meine
artei am 13. Oktober 2003 unter anderem einen Geset-
esentwurf vorgestellt, in dem wir unabhängig davon, ob
ie als steuerliche Vorteile oder als Finanzhilfen gewährt
erden, eine zeitliche Begrenzung und degressive Aus-
estaltung aller Subventionen vorsehen. Das Gesetz soll
unächst für neue Subventionen gelten. Für bestehende
ubventionen ist eine Überprüfung im Laufe von zehn
ahren anzustreben. Für den Fall, dass auch in Zukunft
ich sage: ausnahmsweise – Finanzhilfen gewährt wer-
en müssen, fallen diese automatisch unter das Gebot
er zeitlichen Befristung und der Degression.
Ein solches Gesetz wäre geeignet, um der öffentli-

hen Hand die Finanzierungsinstrumente in die Hand zu
eben, die sie benötigt, um endlich eine große Steuerre-
orm durchzuführen, eine Steuerreform, wie sie von mei-
er Partei seit zehn Jahren vorgeschlagen und detailliert
orgestellt wird.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Günter Rexrodt

Neuerdings wird sie auch von der CDU, von Herrn
Merz, vorgestellt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Eine bessere!)


Im Übrigen ist in der Politik – anders als in der Schule –
das Abschreiben erlaubt. Deshalb sind wir froh und ma-
chen weiter so.


(Beifall bei der FDP – Peter Dreßen [SPD]: Herr Merz ist ein Abschreiber!)


Jetzt sage ich einmal etwas Freundliches zur SPD: In
diesem Zusammenhang begrüße ich die Bemühungen
von Koch und Steinbrück ausdrücklich, die durch ihre
Vorschläge eine wichtige Durchforstung des Subven-
tionssystems eingeleitet haben. Die gewählte Systematik
und die Bewertungsansätze sind nicht falsch. Das gilt
aber nicht für das Ausmaß der vorgeschlagenen Kürzun-
gen: Jeweils 4 Prozent in den nächsten drei Jahren sind
bei einem Gesamtvolumen von 80 Milliarden Euro, das
zur Debatte steht, viel zu wenig; das ist zu zaghaft. Wir
wollen mehr. Ich glaube auch, dass die von Koch und
Steinbrück vorgelegte Liste der nicht zur Disposition
stehenden Subventionen nicht zum Tabu werden darf.


(Beifall der Abg. Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


In dem Zusammenhang ist es nun kein besonders hilf-
reicher und ermutigender Akt in der Subventionsdis-
kussion, dass der Herr Bundeskanzler und der sonst so
forsche Herr Bundeswirtschaftsminister die Steinkohle-
beihilfen – gewissermaßen die Inkarnation einer über-
lebten Erhaltungssubvention – über das Jahr 2006 hinaus
bis 2012 verlängern wollen. In diesen Wirtschaftszweig
sollen noch einmal sage und schreibe 15,7 Milliarden
Euro gepumpt werden. Herr Eichel, wenn Sie das nicht
täten, hätten Sie in Brüssel sehr viel geringere Probleme.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP sowie des Abg. Dietrich Austermann [CDU/CSU])


Das ist keine in sich konsistente Politik. Das wissen Sie
auch genau.


(Zurufe von der SPD)

– Das alles wissen Sie. Sie haben ein schlechtes Gewis-
sen. Das kam alles vor Ihrem Parteitag. Sie mussten ein
paar Leuten aus einer bestimmten Region und Richtung
noch etwas geben. Wir wissen das alles doch. Sie betrei-
ben hier keine gute Politik.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich komme nun zu der Tatsache, dass Sie die Stabili-
tätskriterien von Maastricht vor den Augen unserer
Nachbarn und Partner überall in der Welt ganz vorsätz-
lich verletzen. Hier bin ich immer wieder fassungslos.
Der Stabilitätspakt ist von der Bundesrepublik Deutsch-
land vorgeschlagen und letztlich auch durchgesetzt wor-
den.

Wir wollten in diesem Lande die über Jahrzehnte ge-
wachsene Stabilitätskultur zum Maßstab europäischen

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(C (D andelns und europäischer Haushaltsund Finanzpolitik achen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist richtig!)


ir wussten, dass die Europäische Zentralbank nicht die
igiden Instrumente besitzen kann, wie sie beispiels-
eise die Deutsche Bundesbank hatte.
Ich kann als Zeitzeuge – es sei mir nachgesehen – un-
ittelbar aus den Gesprächen und Verhandlungen be-
ichten, wie der Kollege Waigel und an vielen Stellen
uch der Bundeswirtschaftsminister darum gerungen ha-
en, dass der Stabilitätspakt kein zahnloser Tiger bleibt.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: So war es!)

ie Sanktionsmechanismen mussten elementarer Be-
tandteil dieses Vertrages sein. Andernfalls – dessen wa-
en wir uns voll bewusst – ist der Pakt am Ende nicht das
apier wert, auf dem er gedruckt wird.
Die von Deutschland und Frankreich betriebene De-
ontage der europäischen Stabilitätskultur hat in der
ergangenen Nacht in Brüssel einen neuen Tiefpunkt er-
eicht, Herr Eichel.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


nstatt die von der Kommission verlangten Auflagen
nd Sanktionen zu akzeptieren, mobilisieren die beiden
rößten Staaten eine Abwehrfront, um vom Scheitern
er verfehlten Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik ab-
ulenken. Damit wird nicht, wie Sie behaupten, Frei-
aum für antizyklische Politik geschaffen. Im Gegenteil:
ntscheidungsspielräume gibt es bis zur Freigrenze von
Prozent. Wenn man darunter liegt, kann man überle-
en, was man macht und wie man es macht. Wenn man
ber über dieser Grenze liegt, dann ist aktives Handeln
efordert. So haben wir das gewollt.


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])

azu gehört die Androhung und, wenn notwendig, auch
as Verhängen von Sanktionen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Beschlüsse des Ecofin-Rates sind geeignet, das
ertrauen in die Stabilität des Euros zu untergraben. Wer
vestiert in einem Land, das Verträge nicht ernst nimmt
nd von Prinzipien Abschied nimmt, die dieses Land so
tark gemacht haben? Dies alles beim Namen zu nennen
t unvermeidbar.
Lassen Sie mich zum Schluss sagen: Es bleibt die
offnung, dass es angesichts des Desasters, in dem wir
ns befinden, mit Vernunft und einem Stück Gemein-
amkeit doch noch gelingen mag, einen Ausweg zu fin-
en. Dies ist den Menschen zu wünschen, die wieder in
inem Land leben möchten, das optimistisch sein kann
nd an seine Ziele glaubt.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507701400

Ich erteile das Wort Kollegin Anja Hajduk, Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen.

Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507701500

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Ich möchte mit dem Thema beginnen, das Herr
Dr. Rexrodt zum Schluss angesprochen hat, dem europäi-
schen Stabilitätspakt. Herr Minister Eichel, Sie können
uns in Ihrem Beitrag sicherlich schildern, wie die Situa-
tion einzuschätzen ist. Mich erfüllt es nämlich durchaus
mit Sorge und ich bedauere es, dass nicht das gelungen
ist, was Sie selbst gestern im Ausschuss – wenn ich Sie
richtig verstanden habe – als Ziel genannt haben, näm-
lich eine Lösung im Einvernehmen zu finden. Die jet-
zige Situation kann, was die Dimension und die Aus-
strahlung des Stabilitäts- und Wachstumspaktes angeht,
nicht zufrieden stellen; das möchte ich jedenfalls für
mich festhalten.

Der erreichte Kompromiss ist leider ohne Einverneh-
men der Kommission zustande gekommen. Dies sage
ich auch in Richtung der Opposition.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das klingt mehr nach Erpressung, was dort stattgefunden hat!)


– Ich glaube, die Situation war schon verdammt kompli-
ziert, Herr Kampeter. Die Konsolidierungsziele für die
Jahre 2004 und 2005, die wir uns setzen, sind – das hat
der Minister gestern noch einmal beschrieben – wirklich
sehr ehrgeizig. Damit meine ich, dass es für uns sehr
schwierig sein wird, dieses Ziel zu erreichen. Wir haben
schon oft darüber gesprochen, dass wir dafür auch das
Einvernehmen von Ihrer Seite brauchen.

Ich stimme Ihnen aus vollem Herzen zu, Herr Eichel:
Es wird sehr anstrengend sein, die uns gestellten Vorga-
ben zu erfüllen. Sicher war es Ihr Ziel, eine realistische
Basis zu finden, auf der wir aufbauen können. Dass das
die Mehrheit Ihrer Finanzministerkollegen im Rat gefun-
den hat, kann ich akzeptieren.

Allerdings will ich ganz deutlich sagen: Ich bin davon
überzeugt, dass wir den Stabilitäts- und Wachstumspakt
brauchen und seine mäßigende Wirkung auf alle Finanz-
akteure in Europa – wir wissen, wie leicht unverantwort-
liche Wahlversprechen in der Politik kursieren können –
anerkennen sollten.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das sieht man doch hier!)


Der Pakt ist in der Tat Basis für das Vertrauen in die ge-
meinsame Währung. Er ist auch ein Versprechen an die
Bürgerinnen und Bürger, dass wir eine solide Haushalts-
politik machen und dass wir eine Grundlage für mehr
Wachstum und Beschäftigung schaffen wollen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Unterstützen Sie den Finanzminister oder kritisieren Sie ihn? – Zuruf des Abg. Dr. Günter Rexrodt [FDP])



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(C (D Ich bin auch froh, dass sich der Finanzminister noch azu äußern wird. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Passage in Ihrer Rede war gut!)


Es ist ja auch gut, wenn wir einmal Einvernehmen ha-
en; dann kommen wir einen Schritt weiter.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir schon, aber nicht mit Ihnen!)


ch habe vorhin schon gesagt, Sie stehen zu viel auf der
remse.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ein wichtiger Punkt ist deswegen, dass wir im Nach-
lang zu dem offenkundigen Dissens mit der Kommis-
ion in Deutschland Einvernehmen darüber haben, dass
ir den Pakt weiterhin für wichtig halten und dass wir
ns nicht in einen Wettbewerb des Zerredens begeben
ollen. Auch da haben wir alle eine Verantwortung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Angesichts der Probleme, die wir haben – dass wir
robleme haben, ist ja offenkundig; das leugnen wir
uch nicht –, stellt sich die Frage: Was brauchen wir
enn, um den Stabilitätspakt einhalten zu können? Es ist
lar, dass wir eine ganze Menge an Einsparungen brau-
hen und dass wir unsere Haushalte konsolidieren müs-
en. Dazu braucht man in einer Demokratie eigentlich
uch den Ideenwettbewerb mit der Opposition.
Jetzt komme ich zu Ihnen, meine Damen und Herren

on der Union.

(Volker Kauder [CDU/CSU]: Oje!)


ie verweigern sich diesem Ideenwettbewerb.

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das stimmt nicht!)

ie geben keine Antwort auf die Frage, welche Einspa-
ungen wir in Deutschland brauchen. Sie haben sich die-
em Ideenwettbewerb im Haushaltsausschuss formal
erweigert und Sie haben sich ihm auch inhaltlich ver-
eigert.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir haben an jeder Diskussion teilgenommen! Das wissen Sie!)


as ist schon bemerkenswert – bemerkenswert in einem
ehr, sehr negativen Sinne für eine große Oppositions-
raktion, die eigentlich eine Alternative darstellen
öchte.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Die 6 Milliarden Euro, über die am Schluss der Sitzung geredet wurde, fanden Sie kreativ, Frau Hajduk? Das war doch peinlich!)


Ich will ein Beispiel nennen, das die Ausgabenseite
etrifft – Sie sagen ja, dass wir nicht immer nur mit der
innnahmeseite und mit dem steuerlichen Subventions-






(A) )



(B) )


Anja Hajduk

abbau kommen sollen –: Wir haben Einvernehmen da-
rüber, dass die Alterssicherung im Bundeshaushalt zu-
sammen mit der Vorsorge – nicht nur die Rente – mit
100 Milliarden von 250 Milliarden Euro einen drama-
tisch hohen Anteil hat. Im Zusammenhang mit der Sta-
bilisierung des Rentenbeitragssatzes haben wir vor ei-
nigen Wochen ein Paket vorgelegt und Ihr Kommentar
dazu ist, dass Sie bei der Lösung kurzfristiger Probleme
nicht mitmachen werden. Sie blockieren damit einen
großen Anteil des Bereichs, in dem man Einsparungen
und Begrenzungen vollziehen kann.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wo waren Sie eigentlich, als 1997/98 die Rentenreform diskutiert wurde? Ich verstehe nicht, dass Sie hier einerseits das Einhalten des EU-Stabilitätspakts predigen, andererseits aber bei ganz konkreten Ausgabenbegrenzungen wie bei der Rente, die politisch schwierig durchzustehen sind, abtauchen und lediglich in Sachen Arbeitsmarktreform mitmachen wollen. Das ist unredlich. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dem von mir geschätzten Kollegen Austermann muss
ich sagen:


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

Es zeichnet Sie nicht gerade aus, wenn Sie in den Mittel-
punkt Ihrer Haushaltsrede nicht etwa die großen Fragen
der Haushaltskonsolidierung stellen – die Aufgaben bei
der Alterssicherung habe ich gerade angesprochen –,
sondern irgendwelche kleinen angeblichen Skandale zur
Öffentlichkeitsarbeit, über die die Zeitungen berichten.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Viel klein macht auch viel!)


Die Presse ist frei und kann das machen; aber wenn Sie
klein-klein das in den Mittelpunkt Ihrer Rede stellen, ist
das bezeichnend für Ihr Niveau, vor allem wenn man
sieht, wie groß unsere Probleme sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Für diese Verschwendung muss man lange arbeiten!)


– Ich stelle ja nur fest, dass Sie sich an die kleinen Fra-
gen gerade eben herantrauen, ansonsten aber die Bera-
tung verweigern. Wenn es um die großen Fragen und um
die Perspektive bei der Rentenversicherung geht, blo-
ckieren Sie kurzfristig und sind langfristig richtig orien-
tierungslos.
Aber das kann ja noch werden. Ich bin felsenfest davon
überzeugt, dass Sie die Entscheidungen, die wir zur
Rente treffen und getroffen haben, gar nicht durchge-
standen hätten. Sie trauen sich gar nicht so viel zu.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das haben wir 1998 schon gemacht! Da lagen Sie noch in den Windeln!)


– Nein, Herr Kauder, das ist ein Irrtum. Sie glauben
heute noch, Sie würden mit dem demographischen

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(C (D aktor, den Sie 1998 einführen wollten, unsere Hausaltsprobleme bei den Renten lösen können. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Nicht die Haushaltsprobleme! – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Das ist kein Haushaltsproblem, das ist eine konzeptionelle Fehlleistung der Regierung!)


a sind bei Ihnen richtiggehend sachliche Irrtümer vor-
anden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


enn Sie uns einen Vorschlag zur Rente vorlegen, der
ine wirkliche Alternative ist – wir kommen darauf im
ächsten Frühjahr zurück –, dann sind wir gerne bereit,
rgumentativ mit Ihnen zu streiten. Im Moment versagen
ie sich auf der sachlichen Ebene, weil Sie Angst haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Den Raub bei den Renten machen wir nicht mit! – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Arme Leute ausplündern! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Rechtsbruch!)


Wir sind damit noch nicht am Ende, was Ihre Fanta-
ielosigkeit angeht. Ich will ein Beispiel geben. Es ist
erade wortreich die Kohlefinanzierung angesprochen
orden. Jetzt stellen Sie sich hin und prangern an, dass
rst ein Tag vor Abschluss der Beratungen das Thema
teinkohle auf den Tisch gekommen ist. Sie haben sich
iner detaillierten Auseinandersetzung mit diesem
hema – auch im Haushaltsausschuss – nicht gestellt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wo waren Sie eigentlich, als die Demonstranten in Bonn waren?)


Ich weiß jetzt nicht, welche Demo Sie meinen.
Sie kümmern sich nicht um die Details, Sie diskutie-

en auch bei der Kohlefinanzierung die Probleme nicht
urch. Deswegen finde ich Ihr Vorgehen höchst fragwür-
ig. Sie machen es sich wirklich zu einfach.

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Einfach machen Sie es sich, Frau Kollegin, bei allem Respekt!)


nstatt in einen Wettstreit mit uns darüber einzutreten, in
elchem Ausmaß wir die Steinkohlesubventionierung
eduzieren können – Sie wissen, dass wir die mit einem
perrvermerk versehen haben –, sagen Sie einfach: Das
st ein großer Fehler! – Dies ist wirklich zu billig. Wir
ommen nicht so schnell aus der Steinkohlesubventio-
ierung heraus, wie wir es uns wünschen, aber wir unter-
ehmen wenigstens Schritte in diese Richtung. Das ist
nser Ehrgeiz. Ich leugne nicht, dass SPD und Grüne da-
über harte Auseinandersetzungen führen. Sie dagegen
tellen sich dieser Auseinandersetzung erst gar nicht. Ich
ache Ihnen zum Vorwurf, dass Sie sich im Haushalts-
usschuss einer intensiven Beratung über diesen Punkt
erweigert haben. Dafür ist dieses Thema viel zu schwie-
ig und wird uns noch viel zu lang beschäftigen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/ Anja Hajduk CSU]: Sie haben in einer halben Stunde 16 Milliarden Euro ausgegeben und behaupten, das sei eine solide Beratung!)





(A) )


(B) )


– Wir haben in dieser halben Stunde das Geld noch nicht
ausgegeben.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Doch!)

Die Mittel sind von 2006 bis 2008 mit einem Sperrver-
merk eingestellt. Sie haben doch kaum mitbekommen,
was wir gemacht haben, weil Sie nämlich nicht mitbera-
ten haben. Das ist Ihr Problem.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich möchte noch ein bisschen näher darauf eingehen,
was wir brauchen. Wir brauchen


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Eine andere Regierung! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Einen anderen Finanzminister!)


einen Ideenwettbewerb, was die Einsparmöglichkeiten
bei den Ausgaben angeht, und Mut beim Subventions-
abbau.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Gerade haben Sie 16 Milliarden zusätzliche Subventionen beschlossen!)


Ich komme noch einmal auf die Union zu sprechen;
das kann ich Ihnen nicht ersparen. Sie machen es sich
wieder zu einfach, wenn Sie sich jetzt konsequent hinter
Herrn Koch und Herrn Steinbrück verstecken.


(Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Frau Hajduk, reden Sie doch einmal über Ihren Haushalt!)


– Damit hat das ganz viel zu tun. Über einen entschiede-
nen Subventionsabbau lassen sich Perspektiven für die
Konsolidierung des Haushalts eröffnen. Ich weiß, Herr
Rexrodt, dass Sie viel stärker als die Union bereit sind,
daran mitzuwirken. Deshalb wende ich mich jetzt wieder
an die Union.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie haben Koch/Steinbrück in einer halben Stunde zwei Mal kaputt gemacht!)


Sie können sich nicht allen Ernstes hinter Koch/
Steinbrück verstecken. Wenn wir auf Dauer nur in 4-Pro-
zent-Schritten vorgehen, werden wir – denken Sie nur
wieder an die Steinkohlesubventionen – nicht in der
Weise innovationsfähig, wie es meiner Meinung nach auf
lange Sicht erforderlich ist. Auch bei Entfernungspau-
schale und Eigenheimzulage ist es nicht damit getan, in
4-Prozent-Schritten kürzen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Die Unionsfraktion im Bundestag sagt, dass Subven-

tionsabbau an bestimmten Stellen mit ihr nicht zu ma-
chen sei; die Ländervertreter von der Union haben eine
andere Linie. Selbst im Vermittlungsausschuss – am
liebsten würden Sie den Haushalt ja ausschließlich dort
beraten – haben Sie keine einheitliche Linie. Sie haben
keine einheitliche Linie und keine Strategie, den Haus-
halt zu konsolidieren. Ich finde es allerhand, dass Sie
weiterhin Gegenfinanzierungen für diesen schwierigen

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(C (D aushalt 2004 ablehnen, aber auf der anderen Seite von er Problematik der Verschuldung reden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


enn Sie sich tatsächlich entschließen werden, das Vor-
iehen der nächsten Stufe der Steuerreform mitzutragen,
ann werden Sie diesen Widerspruch zu lösen haben und
hr Vorgehen erklären müssen. Ich hoffe, dass Sie einen
eitrag dazu leisten, die weitere Verschuldung dieses
andes zu begrenzen. Denn eine Neuverschuldung in ei-
em hohen Maße wird leider notwendig sein.
Es reicht nicht, meine Damen und Herren von der
nion, wenn Sie sich in Sonntagsreden für Veränderun-
en stark machen und radikale Schnitte in diesem Land
infordern. Wir haben in Sachen Subventionsabbau
irklich etwas auf den Tisch gelegt.


(Zuruf von der CDU/CSU)

Hinsichtlich dieser Vorschläge bin ich mit den Kolle-
en auf der Regierungsseite einig.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Bei weiten Passagen Ihrer Rede glaube ich das nicht!)


Mit Ausnahme der Kohle; das habe ich auch zugege-
en. Das macht doch nichts.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Und den Stabilitätspakt!)


Sie sind aufgefordert, diese Chance zu ergreifen und
nseren Weg mitzugehen. Denn wenn Sie eine zusätzli-
he Neuverschuldung im nächsten Jahr verantworten
üssen, werden wir darüber zu reden haben. Das wür-
en wir Ihnen nicht durchgehen lassen. Dessen können
ie sicher sein.
Ich möchte nun noch auf die Perspektiven zu sprechen

ommen, die wir zu meistern haben. Dieser Haushalt ist
das gebe ich zu – mit größeren Risiken behaftet, als es
ünschenswert wäre; die globale Minderausgabe ist viel
u groß.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr! Dabei sind Sie angetreten, sie abzusenken!)


as liegt aber auch an den Vorschlägen, über die sich die
erren Koch und Steinbrück geeinigt haben; diese müs-
en noch in den Haushalt eingearbeitet werden. Ich gebe
u, dass damit noch eine schwere Arbeit vor uns liegt.
eswegen wird der Haushalt 2004 nach der abschließen-
en Beratung im Parlament in dieser Woche nicht acht-
os beiseite gelegt werden. Vielmehr werden wir schon
m Januar über die mindestens 600 Millionen Euro zu re-
en haben, die nach Koch/Steinbrück noch auf der Auf-
abenseite zu erbringen sein werden.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Da wäre es doch besser, wir würden den Haushalt heute gar nicht beraten und verabschieden!)


Nein, wir dürfen uns dem nicht entziehen, nur weil al-
es so schwierig ist,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist unglaublich, was Sie hier vortragen! Ihr watscht Anja Hajduk euch mit jedem Satz ab! Wir warten, dass ihr endlich mal aufwacht!)





(A) )


(B) )


sondern müssen mit den Strukturreformen fortfahren.
Das ist notwendig, weil die bisher vorgenommenen
Strukturreformen im Rentensystem und auf dem Ar-
beitsmarkt noch nicht ausreichen.

Ich bin davon überzeugt – darin schließe ich mich den
Ausführungen von Herrn Rexrodt an –, dass wir immer
noch zu sehr im Status quo verharren. Wir brauchen
mehr Freiraum für Investitionen und Bildung.


(Beifall des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP] – Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Auch in diesem Haushalt!)


– Auch in diesem Haushalt! Aber die früheren Haushalte
unter Ihnen waren noch schrecklicher.

Ich möchte abschließend noch auf die Frage eingehen,
welche Maßnahmen notwendig sind, um einen Schritt
weiterzukommen. Ich will in diesem Zusammenhang auf
ein großes Thema eingehen, das gegenwärtig von allge-
meinem Interesse ist, nämlich die Steuerpolitik. Zurzeit
besteht eine große Chance, in der Steuerpolitik einen
Schritt voranzukommen, und zwar wahrscheinlich über
das Vorziehen der nächsten Stufe der Steuerreform 2005
hinaus. Die große Chance liegt meiner Ansicht nach nicht
in dem Wettbewerb um den niedrigsten Spitzensteuersatz
– darüber kann man reden –, sondern darin, dass es mög-
lich ist, einen großen Schritt zu tun in Richtung eines ein-
facheren, transparenteren und gerechteren Steuersys-
tems.

Ich betone ausdrücklich – auch mit Blick auf Diskus-
sionen in meiner Partei –: Ich halte nichts davon, in
Steuerfragen eine Symbolpolitik in den Vordergrund zu
stellen, mit der – zum Beispiel in der Diskussion um eine
Vermögensteuer – möglicherweise wieder sehr kompli-
zierte Verfahren eingeführt werden. Wir sollten vielmehr
im nächsten Jahr mit einer Steuerreform einen weiteren
Schritt hin zur Vereinfachung und Transparenz tun, aber
auch zu einer gerechten Besteuerung von Kapitalerträ-
gen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ich weiß, dass Sie sich dazu durchringen wollen. Der

Vorschlag von Herrn Merz geht in Teilen weiter, als es
gegenwärtig der Fall ist. Das werden wir von Rot-Grün
aufgreifen. Wir wollen in der Steuerfrage keinen Wettbe-
werb nach unten und werden keinen Wettlauf um die
Nettoentlastung zulassen; dafür stellen die Sozialrefor-
men an uns viel zu wichtige Aufgaben. Aber ein gerech-
teres und transparenteres System halte ich für wün-
schenswert.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507701600

Kollegin Hajduk, Sie müssen bitte zum Ende kom-

men.

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wenn sie weiter die SPD kritisiert, kann sie ruhig weiterreden!)


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(C (D Ich komme zum Schluss, Herr Präsident. Ich bin sicher, dass die Bürgerinnen und Bürger von ns nicht nur erwarten, mehr Gerechtigkeit zu schaffen, ondern auch, mehr Perspektiven zu eröffnen. Insofern ind weniger Investitionen in den Status quo notwendig ls vielmehr in Chancen, vor allem in Bildungschancen. ann gewinnen wir das nötige Vertrauen. Wir werden in einigen Punkten Ihre Mitarbeit brau hen. Deshalb rufe ich Ihnen noch einmal zu: Blockierer ekommen kein Vertrauen! Lassen Sie uns gemeinsam von mir aus auch im Wettbewerb – an einer besseren rundlage für die Zukunft arbeiten! ch bleibe dabei: Vertrauen gewinnt man, indem man urch gute Alternativen Chancen bietet. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)

Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507701700

(Dr. Angela Merkel [CDU/CSU]: Ende!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507701800

Ich erteile Hans Michelbach, CDU/CSU-Fraktion,

as Wort.

Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1507701900

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-

en! In gewisser Weise kann sich Deutschland nicht da-
über beschweren, dass Herr Eichel keine verlässliche
olitik vertrete. Verlässlichkeit ist gegeben: stets ein
öchstmaß an Staatsverschuldung, an Steuererhöhungen
nd an Wachstumsvernichtung. Das wird kontinuierlich
ingehalten; darauf ist seit vielen Jahren wirklich Ver-
ass.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist so, richtig!)


elbst Frau Hajduk hat in ihrer Rede Herrn Eichel deut-
ich kritisiert. Frau Hajduk, dies kam allerdings sehr
pät, nämlich erst, als Sie alles abgenickt hatten, was
ier an Falschem eingebracht worden war.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Sie gibt den Metzger!)


Systematisch haben Sie, Herr Eichel, die finanzpoliti-
chen Grundlagen von Bund, Ländern und Kommunen
erstört. Heute steckt Deutschland in einer Wachstums-,
eschäftigungs- und Haushaltsfalle. Sie haben die Bür-
er, die Wirtschaft, die deutsche Öffentlichkeit und jetzt
eider auch noch die EU-Kommission mit Ihren unsägli-
hen Durchhalteparolen geradezu vorgeführt. Immer
ieder formulieren Sie vollmundig große Ziele, die aber
on Ihnen nie eingehalten werden. Ich bin sicher, dass
ie sich auch heute wieder treu bleiben und uns erneut
iele Zielmarken vorstellen werden, die dann aber wie-
erum nur Schall und Rauch sein werden.
Meine Damen und Herren, das nennt man Glaubwür-

igkeits- und Vertrauensverlust auf allen Ebenen. Dieser
ertrauensverlust ist die Ursache unserer wirtschaftlich






(A) )



(B) )


Hans Michelbach

schlechten Entwicklung und unserer Konjunkturpro-
bleme: Niemand investiert in Deutschland, weil die Men-
schen zu dieser Bundesregierung kein Vertrauen haben
können.


(Beifall bei der CDU/CSU – Peter Dreßen [SPD]: Aber zu Ihnen haben sie Vertrauen, ja?)


Sehen wir uns die Entwicklung der Finanzpolitik ein-
mal an: Die Grundsätze einer soliden, generationenge-
rechten und nachhaltigen Finanzpolitik werden völlig
außer Kraft gesetzt. Der Haushalt ist verfassungswidrig,
die Neuverschuldung übersteigt die Investitionsausga-
ben, der Haushalt ist europarechtswidrig und verstößt
vorsätzlich gegen den europäischen Stabilitäts- und
Wachstumspakt. Der Haushalt gibt keine genügenden
Wachstumsimpulse und weist zugleich Risiken von über
20 Milliarden Euro auf. Er sieht mit dem Haushaltsbe-
gleitgesetz neue Steuerbelastungen und gleichzeitig ei-
nen Rückgang der Investitionen der öffentlichen Hand
vor. Woher sollen dann in unserem Land Impulse für ein
wirtschaftliches Wachstum kommen?


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dieser Haushalt ist ohne jegliche Zukunftsperspektive,
meine Damen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Was sagt der Bundesfinanzminister zu diesem Desas-

ter? Herr Eichel, Sie haben in dieser Woche in der Aus-
schusssitzung, von der Sie die Öffentlichkeit ausge-
schlossen haben, erklärt, die böse Opposition sei schuld,
weil sie das Steuervergünstigungsabbaugesetz nicht ak-
zeptiert habe. Das ist der blanke ökonomische Wahn-
sinn: Bei diesem Steuervergünstigungsabbaugesetz han-
delt es sich doch um nichts anderes als um weitere
Steuererhöhungen, die uns noch mehr in die Wachstums-
und Haushaltsfalle führen.


(Walter Schöler [SPD]: Was denn nun? Herr Koch hat das übernommen!)


Zu Recht haben wir, meine Damen und Herren, gesagt,
dies sei keine Wachstumspolitik und insofern nicht ziel-
führend, dabei könnten wir nicht mitmachen. Aber öko-
nomische Vernunft ist bei Ihnen scheinbar ein Fremd-
wort.

Jahr für Jahr hat es bei Ihnen Steuermehrbelastun-
gen gegeben, die sich auf 40 Milliarden Euro summiert
haben. Damit wurden Wachstum und Beschäftigung ge-
radezu systematisch vernichtet. Man muss sich also
nicht wundern, dass die Konjunktur so schlecht ist.

Nun sollen in Verbindung mit dem Haushalt 2004
neue Steuererhöhungen vorgenommen werden. Darüber
müssen wir reden. Die Frage, die unsere Bürger und Be-
triebe interessiert, lautet nämlich: Wie sieht es aus mit
der Mindestbesteuerung, mit der Substanzbesteuerung
im Rahmen der Gewerbesteuer, mit der Tabaksteuerer-
höhung, mit der Abschaffung der Eigenheimzulage, mit
der Einschränkung der Entfernungspauschale, mit der
Verschlechterung der Abschreibungsbedingungen und
mit der Erhöhung des Steuersatzes auf Agrardiesel?

Das alles ist nichts anderes als ein neues Steuerer-
höhungspaket. Das ist für die Bürger und die Betriebe,

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(C (D sbesondere für die landwirtschaftlichen, ein neues elastungsund Wachstumsvernichtungsprogramm in iner Größenordnung von 12 Milliarden bis 15 Milliaren Euro pro Jahr und wird Wachstum und Beschäftiung in Deutschland vernichten. Dem steht nur eine inmalentlastung durch das Vorziehen der dritten Stufe er Steuerreform auf 2004 gegenüber. Das wäre nur ein chuldenfinanziertes Strohfeuer, erzielte aber keine daurhafte Wachstumsstärkung. Gleichzeitig kündigt die PD mit einer unsäglichen Ausbildungsplatzabgabe und iner Erhöhung der Erbschaftsteuer neue Steuererhöhunen an. Können Sie denn überhaupt keine Vernunft anehmen? Dass Sie immer nur eines kennen: Steuermehrelastungen! uch bei den notwendigen Strukturreformen der genda 2010 bleibt man halbherzig und widersprüchich. Wer die Lage in Deutschland zum Besseren lenken ill, der muss die Wahrheit über den Zustand Deutschnds zum Ausgangspunkt aller politischen Anstrengunen machen. Die Wahrheit ist – das wollen Sie nicht zur enntnis nehmen –, dass wir beim Wachstum Schlusscht in Europa sind und dass wir 600 000 Erwerbstätige ls Steuerund Abgabenzahler in nur einem Jahr verloen haben. Die Wahrheit ist, dass die Zahl der Unternehensinsolvenzen alle Rekorde sprengt. Die Wahrheit ist, ass die Zinsbelastungsquote bei 19,1 Prozent liegt, dass lso fast 20 Prozent der gesamten Steuereinnahmen von ornherein für Zinszahlungen verplant sind – 37,7 Milarden Euro pro Jahr! 100 Millionen Euro pro Tag muss er Bund für Zinsen zahlen. In diese Haushaltsund teuerfalle haben Sie uns geführt. Die Reihe der Indikatoren, die den Wachstumsein ruch, den wirtschaftlichen Niedergang und die Ursahen für das Haushaltsdesaster anzeigen, ließe sich – leier – beliebig fortsetzen. Ein schlüssiges Reform-, achstumsund Konsolidierungsprogramm fehlt der undesregierung. Von dem Ziel, einen ausgeglichenen aushalt vorzulegen, haben Sie sich leider verabschieet. Herr Eichel, Sie unternehmen anscheinend nur noch ntaugliche Anstrengungen. Sie packen alles in Watte nd reden es schön, bekämpfen die Einsparauflagen er EU-Kommission und ignorieren bzw. boykottieren en Geist des Stabilitätsund Wachstumspaktes. Der Höhepunkt der deutschen Haushaltsmisere ist der tzige Verstoß gegen den europäischen Stabilitätsund achstumspakt und vor allem der eingeschlagene Kon liktkurs gegenüber der EU-Kommission. Diesen Kurs erden Sie noch bitter bereuen. Dafür wird Deutschland och zahlen müssen. Das ist ein wesentlicher Fehler und in Anschlag auf die Interessen unseres Landes; darin in ich mir ganz sicher. Deutschland trägt den Geist des uropäischen Stabilitätsund Wachstumspaktes zu rabe und blamiert gleichzeitig die EU-Kommission als üterin der Verträge. Herr Eichel, wie können Sie nur hne Einvernehmen im Ecofin-Rat diesen völkerrechtlihen Vertrag vernichten? Das, was Sie gemacht haben, t für mich eine Beerdigung erster Klasse. Die Trauernzeige könnte lauten: Die Bundesrepublik trauert um Hans Michelbach den europäischen Stabilitätsund Wachstumspakt, der auf der Sitzung des Ecofin-Rates am 25. November 2003 durch den Bundesminister der Finanzen, Hans Eichel, aus dem Leben schied. – Geist und Inhalt des Stabilitätsund Wachstumspaktes werden uns in Zukunft noch sehr fehlen, Herr Eichel. Herr Eichel, ich kann Ihnen dazu nur sagen: Dies wird letzten Endes weiter gehende Folgen für uns alle haben. Diese Traueranzeige ist berechtigt. Sie müssen sie sich hinter den Spiegel stecken; denn letzten Endes tragen Sie und niemand anders in Deutschland dafür die Verantwortung. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Walter Schöler [SPD]: Schon wieder Papierverschwendung!)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Diese Entwicklung ist wirklich ein Debakel für Europa
und den Euro; es handelt sich um eine Verständigung ge-
gen das Erbe der Deutschen Mark.

Durch das Zurechtbiegen des Paktes tut sich, was die
Höchstverschuldung in Europa angeht, für die Zukunft
ein offenes Scheunentor auf. Die Haushaltspolitiken der
Mitgliedstaaten werden immer weiter auseinander drif-
ten. Die höheren Defizite werden zum allerersten
Wachstumsvernichter in Europa werden, und zwar mit
allen Folgen für den Binnenmarkt.


(Lothar Mark [SPD]: Bisher kein einziger konstruktiver Vorschlag!)


Die Verschuldungspolitik wird langfristig erhebliche
Auswirkungen auf das Zinsniveau und die Währungssta-
bilität haben. All diese Folgen haben Sie zu verantwor-
ten.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer)

So etwas gegen den einstimmigen Willen der EU-

Kommission durchzudrücken kann nur ein Pyrrhussieg
sein. Herr Eichel, Ihnen fällt nicht einmal die Wider-
sprüchlichkeit Ihrer Argumentation auf: In Deutschland
sagen Sie, die Sparvorgaben der EU würden den begin-
nenden Aufschwung abbremsen; in Brüssel sagen Sie,
die Sparvorgaben müssten zurückgewiesen werden, weil
es in Deutschland Stagnation gebe. Was denn nun, Herr
Eichel: Aufschwung oder Stagnation? Wahrscheinlich
wissen Sie selbst nicht, was Sache ist. Sie reden in Brüs-
sel und in Berlin unterschiedlich. Man kann zwischen
Brüssel und Berlin schnell sein Hemd wechseln, aber
nicht seine Meinung ändern. Ihre Haltung ist wider-
sprüchlich und sie wird zu einem weiteren Vertrauens-
verlust führen.

Notwendig wäre, die EU-Einsparvorschläge in Demut
anzunehmen und wirklich zu sparen. Es ist doch eine
Tatsache, dass Sie im Jahre 2003 4 Milliarden Euro
mehr für Subventionen als 2002 ausgeben. Wo bleibt der
konkrete Subventionsabbau – Wo bleibt die Kürzung
der Verwaltungsausgaben des Bundes? Sie sehen zu,
wenn der Kanzler eine neue Steinkohlenförderung von
16 Milliarden Euro verspricht.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Unglaublich! Unglaublich!)


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(C (D ie sehen zu, wie Herr Gerster für kommunikative chönheitspflege 1,3 Millionen Euro verschleudert usw. sf. Wir brauchen einen Neuanfang und Nachhaltigkeit in er Finanzpolitik. Es braucht eine klare Ordnungspolitik it einer angebotsorientierten Wirtschaftspolitik, also ngebotsorientierte Rahmenbedingungen für die Volksirtschaft in Deutschland. Wir brauchen keine neokeyesianischen Strohfeuermaßnahmen. Für mich ist Herr afontaine als Vertreter der neokeynesianischen Finanzolitik ins Finanzministerium zurückgekehrt – in der erson von Hans Eichel. Diese Finanzpolitik hat schon inmal ins Abseits geführt. Diese Politik kann nicht der eg in die Zukunft sein. Wir müssen deutlich machen, ass letzten Endes nur eine Steuerentlastungspolitik als esamtsteuerreform, wie sie Friedrich Merz vorgeschlaen hat, das Wachstum in diesem Land voranbringt. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Abg. Hans Michelbach [CDU/CSU] überreicht Bundesminister Hans Eichel die Traueranzeige – Walter Schöler [SPD]: Steuererhöhungen sind das! – Weitere Zurufe von der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507702000

Das Wort hat jetzt der Herr Bundesminister der Finan-

en, Hans Eichel.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Hans Eichel (SPD):
Rede ID: ID1507702100

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Ich will zunächst über den Ausgang und über
ämtliche Ergebnisse des Defizitverfahrens im Ecofin
erichten. Auf die Diskussion in der Eurogroup will ich
m Einzelnen nicht eingehen, weil dort Vertraulichkeit
ereinbart ist.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist auch besser so! Die sollen Sie ziemlich fertig gemacht haben!)


aran halte ich mich selbstverständlich.
Ich sage ausdrücklich: Gestern und heute haben wir

m Ecofin im Hinblick auf ein Defizitverfahren gegen
rankreich und Deutschland eine vernünftige Lösung
efunden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


iese Lösung ist vernünftig, weil wir das Thema Konso-
dierung und das Thema Wachstum sehr ausgewogen
ehandelt haben. Wer sich in der Welt umsieht, der stellt
est: In allen Weltregionen ist das Wachstum höher als in
uropa.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nein, höher als in Deutschland!)


Als in Europa, aber auch als in Deutschland, Herr
ampeter; das ist völlig richtig.






(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

Deswegen ist die Frage zu stellen – sie wird uns bei

den Tagungen von G 7 und G 20 sowie des Internationa-
len Währungsfonds auch gestellt –: Was ist eigentlich
euer europäischer Beitrag? – Deswegen gibt es die Lis-
sabon-Strategie. Deswegen müssen wir auch darauf ach-
ten, dass wir in einer Phase der Stagnation nicht eine Po-
litik betreiben, die geeignet ist, die Stagnation zu
verlängern, etwa eine kontraktive Finanzpolitik.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Bei 50 Prozent Staatsquote von „kontraktiv“ zu reden ist doch lächerlich! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Ich lach mich tot!)


Das heißt im Umkehrschluss, dass in Zeiten, in denen es
Wachstum gibt, in denen es einen Aufschwung gibt,
umso härter konsolidiert werden muss, was Sie gerade
nicht gemacht haben. Das sind nämlich die richtigen
Zeiten für ein intensives Zurückführen von Neuverschul-
dung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Ich lebe länger, als Sie glauben, Herr Bundesminister!)


Ich sage also ausdrücklich: Wir haben ein ausgewoge-
nes Verhältnis von Konsolidierung und Wachstum er-
reicht.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist ja unglaublich! Was sagt der Solbes dazu?)


Das heißt, der Stabilitätspakt funktioniert in seinem In-
halt.

Er funktioniert auch in den Gremien. Das zuständige
Gremium ist der Ecofin. Der Ecofin hat eine Entschei-
dung getroffen, und zwar mit großer Mehrheit, mit
Zweidrittelmehrheit.

In diesem Zusammenhang will ich gleich eine Bemer-
kung zur Kommission machen. Die Kommission hat das
getan, was sie für richtig hielt – das will ich auch über-
haupt nicht kritisieren, obwohl ich eine andere Meinung
zu dem Inhalt habe –;


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das wäre ja noch schöner! – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Unglaublich! – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Totengräber des Stabilitätspakts! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ein schwarzer Anzug wäre heute angemessen gewesen!)


die Kommission hat Empfehlungen beschlossen, die in
ihrer Wirkung eher kontraktiv wären und im Übrigen
von Deutschland hinsichtlich des Defizitverfahrens nicht
akzeptiert werden könnten, weil sie juristisch fragwürdig
sind.


(Beifall bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Alle machen Fehler, nur Eichel nicht!)


Die Kommission hatte nun so entschieden. Ich sage
ausdrücklich: Nachdem sie wusste, dass sie mit ihren

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(C (D mpfehlungen keine zureichende Mehrheit im Rat finen würde, (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist eine Sündergemeinschaft geworden! Sie haben eine Sündergemeinschaft daraus gemacht!)


ätte sie während der letzten vier Wochen eigentlich eine
eue Empfehlung vorlegen müssen, mit der sie eine
hance haben würde – das war ja auch die Bitte des
cofin an die Kommission –, im Rat eine Mehrheit, und
war möglichst eine große Mehrheit, zu finden.
Ich habe gestern im Ausschuss gesagt: Meine Zielset-

ung ist, zu einer gemeinsamen Lösung von Ecofin und
ommission zu kommen. Das setzt aber voraus, dass die
ommission, wenn sie weiß, dass sie für ihren Vorschlag
icht die notwendige Mehrheit hat – sie wusste es –, das
ur Kenntnis nimmt und dann bereit ist, einen neuen
orschlag vorzulegen, mit dem sie eine Mehrheit im
cofin finden kann. Das war nicht so. Das bedauere ich
usdrücklich;


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Die Kommission kann nicht dem Ecofin folgen! – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist Verfassungsbruch! – Steffen Kampeter Der Delinquent urteilt über den Richter!)


enn hier mangelt es an der notwendigen Führungskraft
nd an der notwendigen Kompromissbereitschaft. Der
cofin dagegen war sehr wohl bereit und in der Lage,
iese zu zeigen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Rechtsbrecher sind Sie! Ein Skandal ist das! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie sind eine Zumutung, Herr Minister!)


Wir wollen Folgendes festhalten: Die Wirtschafts-
nd Finanzpolitik liegt nach der Verfassung, wie sie in
er Europäischen Union heute gilt, in der Zuständigkeit
er Nationalstaaten. Das heißt, in diesem Haus hier und
m Parlament eines jeden Mitgliedstaates fallen die Ent-
cheidungen,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Unglaublich, was Sie sich hier leisten! – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Sie sind eine Zumutung! – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Wohin führen Sie Deutschland?)


ber sie werden im Ecofin koordiniert; denn der Ecofin
ls der Rat der Wirtschafts- und Finanzminister der Mit-
liedstaaten ist das zuständige Gremium. Die Kommis-
ion macht dazu Vorschläge. So ist die Rechtslage.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Sie zerschlagen den europäischen Einigungsprozess wegen 0,2 Prozent Bruttoinlandsprodukt! – Zuruf: Der EuGH wird es richten!)







(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

Um das genau festzuhalten: Die Kommission ist mit-

nichten gezwungen, einem bestimmten Verfahren zu fol-
gen, das mechanistisch von Stufe zu Stufe läuft, und es
ist falsch, dass sie keine Entscheidungsfreiheit hat. Ich
kritisiere nicht, dass die Kommission einen solchen Weg
– ich halte ihn für falsch – gegangen hat,


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Gegangen ist! Er beherrscht nicht mal die deutsche Sprache!)


aber ich kritisiere, dass sie behauptet, er sei der einzige
Weg. Der juristische Dienst des Rates hat in der Analyse
der vorhandenen Verträge etwas ganz anderes dargelegt,


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Es geht doch um die Ökonomie!)


nämlich dass die Kommission Entscheidungsfreiheit hat.

(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Nein, hat sie nicht!)

Von der Entscheidungsfreiheit hätte sie auch Gebrauch
machen sollen. Das jedenfalls war die Bitte der großen
Mehrheit des Ecofin.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Die Verfassung gilt für jeden, auch für Sie! Rechtsbrecher! – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Es geht nicht um juristische Rechthaberei! – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Sie sind ein Rechtsbrecher!)


So ist es dann passiert, dass die Kommission mit ih-
rem Vorschlag, auf den ich gleich im Einzelnen zu spre-
chen komme – wir müssen wissen, was er für Deutsch-
land bedeutet, und Sie müssen sich entscheiden, wie Sie
mit den Interessen unseres Landes umgehen –,


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


bei einer weitaus größeren Gruppe von Ländern als ur-
sprünglich erwartet auf Ablehnung gestoßen ist. Da kann
ich Ihnen nur sagen: Seien Sie ganz vorsichtig, wenn Sie
den deutschen Finanzminister angreifen. Das können Sie
zwar machen, aber Sie müssen dann auch wissen, wen
Sie noch alles treffen.


(Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Mehrheiten haben aber nicht automatisch Recht!)


Das sind fast ausschließlich Finanzminister Ihrer Cou-
leur.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU)


Nehmen Sie die Finanzminister aus Frankreich, Italien

(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Die Lira lässt grüßen!)

oder Luxemburg.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Was sagt der von Österreich oder der von Finnland?)



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(C (D Stellen Sie heute Abend einmal das Fernsehen an, statt en Mund aufzureißen, verehrter Herr Kampeter, und chauen Sie sich bitte einmal an, was der Kollege uncker zu diesem Thema sagt. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das macht die Sache doch nicht besser!)


r sagt exakt das Gleiche, was auch ich dazu sage. Sie
önnen ihn ja zu Ihrem Parteitag einladen.
Als Gewährsleute können Sie auch die Finanzminis-

erin von Portugal oder den Finanzminister von Irland
ehmen. Sie gehören alle zum liberal-konservativen
pektrum und vertreten doch dieselbe Position wie der
eutsche Finanzminister. Sie müssen sich also schon
berlegen, mit wem Sie sich anlegen. Es stimmt nämlich
icht, dass Sie mit Ihren Angriffen nur den deutschen Fi-
anzminister treffen.


(Beifall bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Sie sind ein währungspolitischer Geisterfahrer! – Weitere Zurufe von der CDU/ CSU)


Ich bedauere, dass die Kommission, nachdem sie zur
enntnis nehmen musste, dass es keine Mehrheit für
hre Empfehlung gibt – das wusste sie auch schon lange
orher –, keine andere vorgelegt hat.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Jetzt ist die Kommission an Ihrem Defizit schuld?)


eil sie es nicht getan hat, blieb dem Ecofin nichts an-
eres übrig, als selber zu handeln. Es kann doch nicht
ein, dass die europäischen Gremien, nachdem ein Kom-
issionsvorschlag abgelehnt wird, handlungsunfähig
erden. Der Ecofin hat dann eine Empfehlung erarbei-
et,


(Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Die war Grundlage!)


ie mit Zweidrittelmehrheit beschlossen wurde und au-
erordentlich vernünftig ist.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Viertes falsche Versprechen!)


Darauf komme ich gleich. – Ich kann der Kommission
ur raten, so schnell wie möglich aus der Schmollecke,
n die sie sich zurückgezogen hat, wohin sie aber nicht
ätte gehen müssen, wieder herauszukommen, weil wir
in funktionierendes Zusammenwirken von Kommission
nd Rat brauchen


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie brechen die Verfassung!)


nd auch die Übereinstimmung mit der Kommission su-
hen. Das sage ich ganz ausdrücklich.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

Deswegen, meine Damen und Herren, halte ich fest:

Der Pakt hat in einer vernünftigen Weise in dieser Phase
funktioniert. Er ist


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Gebrochen worden! Sie haben ihn gebrochen!)


den Notwendigkeiten gerecht geworden, die Europa in
der gegenwärtigen weltwirtschaftlichen Situation
braucht.

Lassen Sie mich einmal jemanden zitieren – ich sage
Ihnen noch nicht, wen, aber das werden Sie schon noch
merken –:

Die Substanz des Pakts ist und muss bleiben, dass
der einheitlichen Geldpolitik in Europa ein Koordi-
nierungs- und Disziplinierungsrahmen für die de-
zentralen Finanzpolitiken

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Über Ihre Anwürfe gegen die Europäische Zentralbank haben wir hier gar nicht geredet! – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Was sagt die Bundesbank?)


– ich merke, das beunruhigt Sie –
gegenübersteht. … Andererseits will ich auch gern
mitteilen, dass ich mir als Unterhändler zum
Maastrichter Vertrag 1991 keine konkrete Vorstel-
lung über die wirtschaftspolitische Problemkonstel-
lation von heute gemacht habe: nämlich Stagnation
über drei Jahre bei gleichzeitig massiven Ungleich-
gewichten in der Weltwirtschaft. Als Geschäftsfüh-
render

– nun können Sie ihn identifizieren –
Direktor des IWF

(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Der will Vertragsverlängerung haben!)

rate ich deshalb dazu, die Drei-Prozent-Grenze in
der jetzigen Situation nicht zu verabsolutieren und
die Substanz des Pakts vor allem durch kraftvolle,
mittelfristig angelegte Strukturreformen

(Volker Kauder [CDU/CSU]: Eben! – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wo sind sie denn?)

unter Beweis zu stellen.

So Horst Köhler,

(Beifall bei der SPD)


der Geschäftsführende Direktor des Internationalen
Währungsfonds, einer der Väter des Maastrichter Vertra-
ges und einer derjenigen, die Sie gelegentlich einmal zu
Rate ziehen sollten, meine sehr verehrten Damen und
Herren. Recht hat er.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ein Rechtsbrecher!)


Genau die von ihm eingeforderten Strukturreformen lie-
gen nämlich hier auf dem Tisch. Genau diese bezeichnet
Horst Köhler als eine außerordentlich mutige Tat. Dem

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(C (D önnten Sie doch wenigstens folgen. Wenn Sie uns nicht olgen, folgen Sie doch Horst Köhler. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ging voll in die Hose! Wo sind denn die Strukturreformen?)


Da Sie sich nun zu Wächtern des Stabilitäts- und
achstumspaktes aufspielen, möchte ich Sie zuerst
inmal fragen, ob denn Ihre Versprechungen vor der
etzten Bundestagswahl damit vereinbar gewesen wären.
ichts dergleichen hat es von unserer Seite gegeben.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Der Wahlbetrug ist Ihr Ding! – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Glauben Sie wirklich, was Sie sagen?)


hnen, meine sehr verehrten Damen und Herren, die Sie
eute behaupten, ich oder die Regierung oder wer auch
mmer seien die Totengräber des Stabilitätspaktes,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie waren doch der Angeklagte!)


alte ich etwas anderes vor. In einer heutigen Nachricht
eißt es:


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Ein Untersuchungsausschuss musste eingesetzt werden!)


Sie sind aber sehr beunruhigt. –

(Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Sie waren der An geklagte!)

Nach Ansicht von Ex-Bundesfinanzminister Theo
Waigel (CSU) behält der EU-Stabilitätspakt weiter-
hin seine Geltung. „Der Pakt ist natürlich nicht tot“,

(Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN]: Hört! Hört!)

sagte Waigel der Münchner Zeitung „tz“ … Es
bleibe der Druck, Stabilität herbeizuführen.
Waigel warnte aber vor einer unguten Stimmung in
Europa, wenn die großen EU-Länder sich in einer
unheiligen Allianz zusammenschlössen

(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

und die kleinen Länder sich um die Früchte ihrer
Konsolidierung geprellt fühlten.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Diese Arbeit machen Sie doch kaputt!)


Meine Damen und Herren, Recht hat er! Das trifft al-
erdings nicht auf den letzten Teil seiner Äußerung zu:
ie Mehrheit der kleinen Länder – angeführt vom luxem-
urgischen Ministerpräsidenten Jean-Claude Juncker –,
ehr verehrter Herr Austermann, war heute bei der Ent-
cheidung im Ecofin auf der Seite der Großen. Also:
eine Konfrontation zwischen Groß und Klein.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/ Bundesminister Hans Eichel CSU]: Es ist doch nun einmal so, dass die Schwächeren nachgeben!)





(A) )


(B) )


Eine solche wollen auch wir ausdrücklich nicht. Der
Hinweis von Theo Waigel ist völlig richtig: Man muss
immer darauf achten, dass die Regeln für alle gelten; das
kann überhaupt nicht streitig sein. Genau das haben wir
sehr sorgfältig beachtet.

Die nächste Mär: Das, was wir entschieden haben, ge-
fährde die Stabilität des Euro. Wie war es denn, als die
Defizite in Europa 2000 und 2001 niedrig waren, als wir
in Deutschland – darauf komme ich gleich noch zu spre-
chen – das niedrigste Defizit seit der Wiedervereinigung
hatten? – Das war im Übrigen nicht in Ihrer Amtszeit. –
Wenn ich mich richtig erinnere, war zu dieser Zeit der
Außenwert des Euro am niedrigsten. Was haben Sie da-
mals gezetert!

Im Moment haben wir in Europa, und zwar überall,
hohe, viel zu hohe Staatsdefizite – einverstanden –, aber
der Außenwert des Euro ist so hoch, wie er noch nie war.


(Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Das ist die Schwäche des Dollars! – Lachen auf der Regierungsbank)


– Richtig, Herr Rexrodt. Jawohl: Der Euro hat im Ver-
hältnis zum Dollar gewaltig gewonnen, weil der Dollar
nicht mehr so ernst genommen wird.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie haben ja keine Ahnung von Währungspolitik! Das ist ja erschreckend!)


Ich will das gar nicht weiter ausführen, weil ich weitere
Verunsicherung an dieser Stelle überhaupt nicht will.
Also dazu kein Wort mehr; das betrifft den Außenwert
des Euro.

Aber der ist ja gar nicht gemeint, wenn wir von der
Stabilität unserer Währung reden,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie sind ja noch nicht einmal ein Hobby-Ökonom!)


sondern gemeint ist die Kaufkraft unserer Währung, ge-
meint ist die Preisstabilität. Da ist Deutschland der Sta-
bilitätsanker in der Europäischen Union,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie führen doch die Inflation wieder ein!)


bei den Preisen genauso wie bei der Lohnentwicklung.
Das ist die schlichte Wahrheit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Bei den Staatsschulden haben wir große Probleme.
Das bestreite ich gar nicht.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das ist eine Büttenrede! – Weitere Zurufe von der CDU/ CSU)


– Sind Sie vielleicht unruhig! Das passt Ihnen nicht, das
kann ich ja verstehen.


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(C (D (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wenn die Verfassung gebrochen wird, muss man unruhig werden!)


Ganz vorsichtig, Herr Austermann! Erstens gibt es da
einen Verfassungsbruch,


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Doch, die europäische Verfassung wird gebrochen! – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Ein völkerrechtlich verbindlicher Vertrag!)


weitens will ich Ihnen einmal Folgendes sagen: Wer hier
arüber redet – das ist hier ungefähr der Sachverhalt –, dass
ir in den Jahren 1999 bis 2003 rund 140 Milliarden Euro
chulden gemacht haben – das ist zu viel; ich habe dabei
ie UMTS-Milliarden außen vor gelassen –, der sollte eher
arüber nachdenken, dass von den 800 Milliarden Euro
chulden, die wir bei unserer Regierungsübernahme
orgefunden haben, alleine 650 Milliarden Euro aus Ih-
er Regierungszeit stammten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Die kommen auch noch von Honecker! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Rechnen Sie doch einmal die Honecker-Schulden raus, Herr Eichel! – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Er hat die Wiedervereinigung nie gewollt!)


ie müssen wir noch lange abzahlen, noch sehr lange.
Deswegen sage ich Ihnen nur: So vergesslich sind die
enschen in diesem Lande nicht, dass Sie glauben
önnten, Sie könnten über dieses Thema so reden, wie
ie das gegenwärtig tun.
Aus diesem Grunde wollen wir mit aller Klarheit sa-

en: Die Grundposition – raus aus der Schuldenfalle –
leibt und ist auch völlig richtig.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Witzbold! Sie sind wirklich ein Witzbold!)


Wissen Sie was? Es ist ein provinzielles Theater, das
ie hier veranstalten!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Ja, genau! Der Hanswurst steht am Pult! Der Oberdilettant ist der Minister! – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sie sollten die Theater in der Provinz nicht beschimpfen! – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Drei Jahre Stagnation hat der Weihnachtsmann gebracht!)


as Einzige, was vielleicht tröstet, ist, dass jeder Finanz-
inister sagt – ich sage das ohne Anspielung auf die par-
eipolitische Couleur –: Bei mir zu Hause ist die Opposi-
ion genauso.


(Peter Rauen [CDU/CSU]: Sie sind ein Buchhalter, nicht ein Finanzminister! Sie waren noch nie ein Finanzminister!)


Wir haben seit drei Jahren Stagnation. Schauen Sie
uch nicht ausschließlich die europäischen Haushalte an!
chauen Sie ein bisschen weiter, dann werden Sie






(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

feststellen: Es ist auch eine Wirkung des Stabilitätspak-
tes, dass die Schulden in Europa nicht so explodiert sind


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wie in Deutschland!)


wie in anderen Weltregionen, vor allem bei einer großen
Macht, bei der wir die Wechselkursrelationen mit Sorge
betrachten. Deswegen ist klar: Wir müssen aus der
Schuldenfalle raus. Deswegen gibt es auch überhaupt
keinen Streit – da kann ich Frau Hajduk beruhigen –:


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Hajduk hat Sie heute ganz schön abgewatscht!)


Der Stabilitäts- und Wachstumspakt muss so bleiben,
wie er ist. Das ist überhaupt keine Frage. Aber die ent-
scheidende Frage ist – damit komme ich zu den Empfeh-
lungen der Kommission an uns –, wie wir denn genau in
welcher Situation mit dem Stabilitätspakt umgehen und
welche Wirkung wir damit erreichen.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das war falsch!)


Deswegen sage ich Ihnen – ich habe das schon ges-
tern vorgetragen –: Die Vorschläge, die die Kommission
zu diesem Punkt gemacht hat, waren inhaltlich und pro-
zedural so nicht akzeptabel. Da darf man übrigens,
denke ich, auf der gemeinsamen Basis des Stabilitäts-
und Wachstumspaktes auch zu einer unterschiedlichen
Auffassung darüber kommen, was die gegenwärtig ange-
messene Politik und die gegenwärtig angemessenen Pro-
zeduren sind.

Deswegen sage ich mit Nachdruck: Eines ist nicht
okay, ich nehme das nicht hin und ich rate auch nieman-
dem, das zu tun. Der gesamte Ecofin, alle Finanzminister
Europas, stehen gemeinsam auf der Basis des Stabilitäts-
und Wachstumspaktes und haben auch ein Rieseninte-
resse daran.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ihnen glauben wir das nicht mehr!)


Aber es gibt unterschiedliche Meinungen zu der Frage,
ob ich in einer Schwächephase ersatzlos Geld aus dem
Kreislauf herausnehme sollte oder ob es nicht richtiger
ist, das in einer Wachstumsphase zu tun.


(Dr. Günter Rexrodt [FDP]: 40 Milliarden Schulden!)


In der Schwächephase mache ich keine kontraktive Fi-
nanzpolitik. – Da gibt es Unterschiede.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das sind exakt die Unterschiede, meine Damen und Her-
ren, die sich zum Beispiel auch in dem widerspiegeln,
was der Internationale Währungsfonds in seiner Verant-
wortung für die Weltwirtschaft sagt und was er dazu
sagt, wie sich Europa in die Weltwirtschaft einpasst.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist Ihre verlotterte Finanzpolitik! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Pfui für diese Leistung!)


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(C (D Deswegen sage ich zuallererst: Diese Regierung – darüer gibt es übrigens in Europa überhaupt keinen Streit – mit rer sehr ambitionierten Strukturreform – – (Dr. Angela Merkel [CDU/CSU]: Welche Strukturreform denn?)


Wer war es denn – ich glaube, es war der Kollege
ichelbach –, der eben gesagt hat, bei den Reformen
eien wir auf halber Strecke stehen geblieben? Reden
ir doch einmal über die Gesundheitsreform. Warum
ind denn auf der Anbieterseite so wenig Maßnahmen
etroffen worden, Herr Michelbach?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


eil Sie auf der rechten Seite des Hauses sich schützend
or Ihre Klientel gestellt und die notwendigen Struktur-
eformen nicht gemacht haben. Das ist doch die Wahr-
eit. Das ist auch bemerkt worden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Wo steht denn die Regierung? – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Reden Sie mal vom Arbeitsmarkt!)


Wie Sie es fertig bringen, sich als Marktwirtschaftler
u gerieren, selber aber im Gesundheitswesen über Jahr-
ehnte ein System staatlicher Planwirtschaft zu verant-
orten, das müssen Sie schon selber erklären.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wer hat denn die Reform beschlossen? Das ist ja unglaublich!)


Ja, das ist unglaublich. Da haben Sie Recht. Wir woll-
en weiter; das ist der Unterschied zu Ihnen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Das ist heuchlerisch!)


Meine Damen und Herren, das Erste sind ambitionierte
trukturreformen, das Zweite ist Haushaltskonsolidierung,
nd zwar eingeleitet 1999, als mir Herr Rexrodt – ich er-
nere das wie heute – erzählt hat: Die 30 Milliarden DM
riegen Sie doch nie; da sind doch höchstens 15 Milliar-
en zu holen. – Es waren dann – sehr verehrter Herr
exrodt, es mag sein, dass Sie das jetzt nicht gerne hören –
7 Milliarden DM. Das schreibt sich fort und erhöht sich
nd wir hätten allein in diesem Jahr 20 Milliarden Euro
öhere Schulden, wenn wir damals den Konsolidie-
ungskurs nicht eingeleitet hätten.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: 43 reichen ja auch schon!)


ir toppen das im nächsten Jahr mit zusätzlichen bein-
arten Haushaltskonsolidierungen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist elendig, was der vorträgt! – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wer trägt eigentlich die Verantwortung?)


an darf schon fragen, ob man – in der Kombination
on Strukturreformen und Haushaltskonsolidierung – in






(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

dieser Phase die ohnehin vorgesehene Steuersenkung
von 2005 auf das Jahr 2004 und damit die dritte Stufe
der Steuerreformen nicht doch vorziehen sollte, damit
wir endlich aus der Wachstumsschwäche herauskom-
men, ein Jahr, in das wir sehr schwach starten werden
und in dem wir nicht noch eine kontraktive Finanzpolitik
machen sollten.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Hoffentlich ist die Redezeit gleich zu Ende! Der gefährdet ja die Stabilität jede Minute mehr!)


Das ist hochvernünftig und das wird auch von den meis-
ten genauso gesehen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507702200

Herr Minister, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Thiele?

Hans Eichel (SPD):
Rede ID: ID1507702300

Am Schluss gern. Ich will erst einmal diesen Gedan-

kengang zu Ende bringen.

(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: So gut war der auch nicht! – Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Welchen Gedankengang?)


Meine Damen und Herren, in dieser Situation ist die
Frage: Sind die Auflagen der Kommission berechtigt,
wenn wir hier solche Anstrengungen bis an die Grenze


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wo denn?)


der Belastungsfähigkeit unserer Menschen und bis an
den Punkt unternehmen, an dem ein Regierungschef sein
Amt damit verbindet, dass er diese Reformen durch-
setzt?


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: „Ich mache euch fertig“, hat er gesagt!)


Ist es dann noch hilfreich, wenn eine Kommission meint,
an dieser Stelle müsse sie jetzt mit einem zusätzlichen
Knüppel kommen? Ich glaube nicht, dass das die rich-
tige Antwort ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das ist auch ökonomisch nicht richtig. Genau das ha-
ben die Finanzminister mit großer Mehrheit heute so ent-
schieden. Ich denke, das ist richtig. Sie können sich ja
alle selber überlegen, wie Sie das halten.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Die Kommission ist doch nicht in ökonomischen Wahnsinn verfallen!)


Hinzu kommt eine weitere Frage, meine sehr verehrten
Damen und Herren: Ist Deutschland in ein Sanktionierungs-
verfahren, ein Verfahren nahe an die Sanktionen heran,
einzubeziehen, ja oder nein? Die Antwort ist aus meiner
Sicht klar und jeder muss die Interessen seines Landes
auf der Basis geltenden europäischen Rechts wahren.

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(C (D (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Stimmt! – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Schulden sind doch keine Vorteile!)


ir haben alle Empfehlungen, die uns die Kommission
nd die der Ecofin im Januar dieses Jahres gegeben ha-
en, erfüllt. Dies hat die Kommission am 21. Mai aus ei-
enem Antrieb detailliert begründet festgestellt.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht!)


Das Problem ist – das können Sie sich selbst überle-
en –, dass die Ergebnisse am Jahresende und für das
ächste Jahr nicht so sind, wie wir – also Kommission,
at und die Bundesregierung – uns das vorgestellt ha-
en. Warum? Weil das Wirtschaftswachstum nicht so
st, wie es von der Kommission, vom Rat und von uns
rwartet wurde.


(Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Wer hat dies zu verantworten?)


Lieber Herr Rexrodt, dies ist doch nicht nur bei uns der
all. Sie müssen einmal zur Kenntnis nehmen, dass ei-
ige andere Länder in einer schwierigeren Lage sind.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ein bisschen Selbstkritik würde Ihnen ganz gut stehen, Herr Minister!)


chauen Sie einmal ein wenig über den eigenen Garten-
aun!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Was Sie vortragen, ist sozialdemokratischer Provinzialismus!)


Ich sage ausdrücklich: Deutschland hat die Empfeh-
ungen umgesetzt.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Nein!)

ber die erwartete Erholung ist nicht eingetreten, weil es
as dazu notwendige Wirtschaftswachstum nicht gab. Es
esteht daher kein Grund, Deutschland in ein Verfahren,
as in Richtung Sanktionen führt, einzubeziehen. Das ist
icht nur die Position der Bundesregierung und unseres
uristischen Dienstes, sondern auch die Position des ju-
istischen Dienstes des Rates. Genau so sieht es die
ehrheit der europäischen Finanzminister.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Für jeden Quatsch gibt es einen Beleg!)


Ich würde meinen Amtseid verletzen, wenn ich vor
em Hintergrund, dass wir alles getan haben, wozu wir
ufgefordert wurden, zulasse, dass Deutschland in ein
erfahren einbezogen wird, das mit Sanktionen enden
ann.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


enn wenn sich die Interpretation der Kommission
urchsetzt, dass es nicht darauf ankommt, die Empfeh-
ungen umzusetzen, sondern darauf, am Schluss die an-
estrebte Zahl zu erreichen, dann sind wir völlig in der
and der Weltwirtschaft. Dann wäre nämlich die Lage






(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

der Weltwirtschaft entscheidend dafür, ob wir mit Sank-
tionen belegt werden oder nicht. Dies ist nicht die Inter-
pretation der Mehrheit der europäischen Finanzminister
in Bezug auf diesen Vertrag. Nach meiner Meinung ha-
ben sie Recht, dass dies nicht die geltende Interpretation
sein kann.

Sie müssen sich überlegen, wie man in einer solchen
Situation deutsche Interessen vertritt. Unsere Position
bedeutet kein Abweichen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Was denn sonst? Sie flüchten vor der Strafe, die Ihnen zusteht!)


Sie bedeutet etwas ganz anderes. Alle fürchten sich da-
vor, auch nur annähernd in die Gefahr zu kommen, mit
Sanktionen belegt zu werden. Das mindert doch nicht
die Wirkung des Vertrages.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Doch! Aber genau!)


Ganz im Gegenteil: Die Franzosen tun endlich eine
ganze Menge. Auch das ist eine Folge des Vertrages und
das Ergebnis unserer Zusammenarbeit. Ich kann das nur
begrüßen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Im Übrigen ist nicht nur die Haushaltsautonomie
des Bundes, sondern auch – das muss man wissen – die
der Länder in Gefahr. Die Veranstaltung kann doch nicht
so laufen, dass bei einem Defizit von Bund, Ländern,
Gemeinden und der sozialen Sicherungssysteme alle im-
mer nur auf den Bundesfinanzminister zeigen. Die Län-
derfinanzminister und die Länderparlamente sind ge-
nauso betroffen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Der Kanzler ist auch noch da!)


Wir nähern uns langsam der Verantwortung des Organs
– Sie merken das schon –, in dem Sie die Mehrheit ha-
ben.

Wenn ich lese, dass Herr Merz uns auffordert, wir
sollten die Sparauflage von 5 bis 6 Milliarden Euro ak-
zeptieren, dann muss ich dazu sagen: Wir haben uns ver-
pflichtet, das strukturelle Defizit nächstes Jahr um
0,6 Prozentpunkte und im Jahr darauf um 0,5 Prozent-
punkte abzubauen. Im Jahre 2005 wollen wir unter der
Grenze von 3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes lie-
gen. Das wird uns mit 2,7 Prozent im Jahr 2005 gelin-
gen, wenn die Wachstumsannahmen der Kommission,
die niedriger sind als unsere, eintreten.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: „Wenn“! Wieder konditioniert! Das nächste gebrochene Versprechen!)


Es wäre doch wunderschön, wenn das, was wir in
Brüssel verabredet haben und wofür ich gekämpft habe,
die gemeinsame Linie wird und die entsprechenden
Maßnahmen umgesetzt werden.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Dreimal versprochen, dreimal gebrochen!)


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(C (D evor Sie wieder laut schreien, Herr Austermann, sage ch Ihnen: Sie müssen sehr viel mehr beschließen, damit er Umfang dessen herauskommt, was wir vorgeschlaen haben – plus die Liste von Koch/Steinbrück – und orüber wir in Brüssel gestern verhandelt haben. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: 16 Milliarden Euro für die Kohle!)


Sie sind nicht in der Lage, auch nur zu einem einzigen
irklichen Sparvorschlag halbwegs verbindlich Ja zu sa-
en.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: 16 Milliarden Euro für die Kohle!)


ei allem, wo es richtig zur Sache geht, höre ich von Ih-
en immer: Es geht nicht.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Warum schauen Sie dem Umsatzsteuerbetrug tatenlos zu?)


ei Herrn Michelbach war das eben wieder die alte
eier. Sehr verehrter Herr Michelbach, diese Rede hätten
ie vor einem Jahr halten können, aber doch nicht ange-
ichts der Vorschläge von Koch/Steinbrück.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es gibt im Übrigen einen bemerkenswerten Riss zwi-
chen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und den CDU-
inisterpräsidenten, die das auch zugeben. Sie werden
it Ihrer Linie nicht durchkommen, weil auch den Län-
ern das Wasser bis zum Halse steht. Die Länder und
icht die CDU/CSU-Bundestagsfraktion werden sich mit
hren Interessen durchsetzen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Ich kann nicht erkennen, dass Sie sich auf unsere Vor-

chläge halbwegs einlassen – ich hoffe, bei der FDP ist
as anders – und dass Sie diesen Subventionsabbau mit-
ragen. Sie können doch nicht einerseits eine Einsparung
on 5 bis 6 Milliarden Euro fordern und andererseits
orschläge schuldig bleiben, die notwendig sind, um ei-
en Beitrag zum Schuldenabbau zu leisten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Nun zum Haushalt 2004; damit komme ich zum
unkt. Wir senken die Nettokreditaufnahme,


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Was? Wo denn? – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: 6 Milliarden Euro Mehrausgaben! Das ist doch die Wahrheit!)


nd zwar vor Vorziehen der Steuerreform, unter die
öhe der Ausgaben für Investitionen. Hiervor kann sich
einer drücken:


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das sind doch Taschenspielertricks!)


ur wenn die Steuerreform vorgezogen wird, wird Art. 115
es Grundgesetzes gezogen.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: 20 Milliarden Risiken!)







(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

Das ist die Maßnahme, mit der wir fiskalisch gegen die
Störung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts
vorgehen; andere Maßnahmen sind Strukturreformen
und die Haushaltskonsolidierung.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie sagen nicht im Ansatz die Wahrheit!)


Dies gilt nur für diesen Fall; das muss jeder wissen. Sich
vorbeizudrücken


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das haben Sie doch in Brüssel gemacht!)


nach dem Motto „Der Bund zieht Art. 115“, aber in Be-
zug auf die Haushaltskonsolidierung nicht die Hausauf-
gaben zu machen und die Steuerreform nicht vorzuzie-
hen wird im Vermittlungsausschuss nicht gehen. Das
muss klar sein.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wenn wir aber die Steuerreform vorziehen, ist dies rich-
tig und dann muss man es auch tun.

Damit sind wir übrigens wieder beim selben Punkt.
Ich habe mich amüsiert: Es gab im Wochenrhythmus
Vorschläge zur Gegenfinanzierung. Sie haben gemerkt,
dass Sie damit nicht weiterkommen. Ihr letzter Vor-
schlag war, bei ABM zu kürzen. Da sind Ihnen sofort die
Ostministerpräsidenten Ihrer Couleur in den Arm gefal-
len. Sie haben gemerkt: Es war wieder Essig. Das hätte
man zwar in Bayern tun können, aber nicht in Branden-
burg, Sachsen oder in Sachsen-Anhalt – das wissen Sie
ganz genau –, obwohl wir in diesem Bereich ein ganzes
Stück abgebaut haben.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das haben wir doch gar nicht gefordert! Erzählen Sie doch keinen Quatsch!)


Sie sind ausgewichen; das halten Sie nicht durch. Sie
verbinden das Vorziehen der Steuerreform völlig sach-
widrig mit Maßnahmen beim Kündigungsschutz oder
im Tarifvertragsrecht.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das muss gerade ein Rechtsbrecher sagen!)


Das halten Sie nicht durch; darauf gebe ich Ihnen Brief
und Siegel.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Öffentlichkeit bzw. die Bürger dieses Landes und
die Wirtschaft dieses Landes nehmen Ihnen das nicht ab.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Fassungslos macht einen das! – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das sieht man an den Umfragen: wer wem glaubt!)


Je schneller Sie begreifen, dass es wirtschaftlich geboten
ist


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Wachstum ist Wachstum!)


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(C (D nd sogar in Ihrem parteipolitischen Interesse liegt, den enschen Klarheit darüber zu geben, dass die Steuerre orm vorgezogen wird, umso besser nicht nur für dieses and, sondern auch für Sie! (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Sie machen das Land kaputt mit Ihrer Politik!)


ie sollten an diesem Abend noch einmal ein bisschen
arüber nachdenken.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist keine souveräne Rede!)


Nun zur Ausgabenseite. Herr Rexrodt, es ist wunder-
chön, dass Sie gesagt haben, es sei in den Jahren 1995
is 1998 – nein, das war nicht Herr Rexrodt –


(Zurufe von der SPD: Doch!)

n Höhe von 20 Milliarden Euro konsolidiert worden.
issen Sie, was damals passiert ist? Sie haben das Kin-
ergeld nicht auf der Ausgabenseite, sondern auf der
innahmeseite als Einnahmeausfall gebucht. Das war
hre Haushaltskonsolidierung.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das war einfach nur doof, was Sie da eben erzählt haben! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie verstehen nichts vom Haushalt! – Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Das stimmt überhaupt nicht!)


Wir haben Folgendes getan – das können Sie nach-
ollziehen –: Der Haushalt hat heute ein Ausgabevolu-
en, das, bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt, um
Prozent niedriger liegt, als es zu der Zeit war, als wir
ie Regierung übernommen haben. Das ist eine ausga-
enseitige Konsolidierung, übrigens auch bei den Fi-
anzhilfen.


(Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Da hat er wieder einmal nicht zugehört!)


Herr Rexrodt, als Sie den Kohlekompromiss unter-
eichnet haben – Sie waren ja damals Wirtschaftsminis-
er –, ging es um 5 Milliarden Euro.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Fischer hat Demo gemacht! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU und der FDP, zur Bundesregierung gewandt – Bundesminister Joseph Fischer: Frau Präsidentin! – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Fischer war Sponti auf der Straße! – Glocke der Präsidentin)


err Rexrodt, es amüsiert mich. Das sollte Sie beunruhi-
en. Eine Förderung von 5 Milliarden Euro haben Sie
nterschrieben. Wissen Sie, wo wir jetzt sind? – Bei
twa 2,5 Milliarden Euro Hilfen vom Bund.


(Dr. Günter Rexrodt [FDP]: 5 Milliarden haben Sie unterschrieben! – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Sie haben null gemacht!)


as haben wir ein ganzes Stück heruntergedrückt. Der
undeskanzler hat über eine weitere Degression der






(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

Kohlehilfe verhandelt. Das ist hier passiert. Wenn Sie
nur ansatzweise jemals etwas Ähnliches bei den Agrar-
ausgaben zuwege gebracht hätten, ginge es diesem
Lande finanziell weitaus besser.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Gegen den Widerstand von Fischer habe ich das unterschrieben! – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Fischer war auf der Straße!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507702400

Herr Minister, darf ich Sie einmal kurz unterbrechen?

– Herr Kollege Rexrodt, wenn Sie etwas zuzurufen haben,
dann sollten Sie das in Richtung des Redners tun. Diskus-
sionen mit der Regierungsbank sind nicht erlaubt und die
Regierung darf auch nicht antworten; das wissen Sie.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Fischer schämt sich überhaupt nicht für sein früheres Leben!)



Hans Eichel (SPD):
Rede ID: ID1507702500

Herr Austermann, es wurde gesagt, die Zahl der Mit-

arbeiter sei ständig ausgeweitet worden. Im Jahre 1992
wurde die Höchstzahl von etwas mehr als 380 000 Mit-
arbeitern beim Bund erreicht. Jetzt haben wir eine Zahl
von knapp unter 290 000. Sie ist also um circa ein Vier-
tel gesunken. Das ist heute im wiedervereinigten
Deutschland weniger als in der alten, kleineren west-
deutschen Bundesrepublik im Jahre 1970. Das sage ich,
damit auch dieser Sachverhalt klar wird.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Na und?)

Sehen Sie sich auch einmal die Einschnitte bei der Be-
zahlung an.

Übrigens, Herr Austermann, was Sie den Versiche-
rungsunternehmen erzählen, halte ich für ziemlich
dreist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Vorsicht! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: „Dreist“ fällt mir nur bei Ihnen ein!)


Der Sachverhalt ist nämlich Folgender: Bei den erhebli-
chen Schwierigkeiten, die viele Unternehmen haben,
handelt es sich – ich will das ganz vorsichtig sagen – um
ein Branchenproblem


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Aufgrund welcher Steuerreform?)


– hören Sie mal – aufgrund der Tatsache, dass die Unter-
nehmen die von uns angebotene Steuerregelung nicht
gewollt haben.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Aufgrund Ihrer Steuerreform haben die Unternehmen ein Problem!)


Das ist die Situation des Jahres 2000.

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir haben Sie gewarnt!)


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(C (D inzu kommt, dass sie auf einem hohem Ross saßen und edacht haben, dass ihre Aktienkurse immer auf dem hoen Niveau bleiben. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nein, es ging um das Halbeinkünfteverfahren!)


un lösen wir das Problem, weil es anderenfalls nicht
ei einem Problem lediglich einzelner Unternehmen
leibt. Mehr will ich gar nicht sagen.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Sie haben die Lebensversicherungen in die Krise geführt! – Gegenruf des Abg. Joachim Poß [SPD]: Dummes Zeug!)


Wir doch nicht! Das ist ja abenteuerlich.
Und was passiert, verehrter Herr Austermann? Die B-

änder – ich bitte Sie, ganz genau hinzusehen – sagen:
ie Reform reicht uns nicht. Wir wollen das nicht nur
ür das Jahr 2003, sondern auch rückwirkend für die
ahre 2002 und 2001, damit die Unternehmen, die da-
als noch nicht wirklich Probleme hatten, ihre Bilanzen
ückwirkend schönen können. Sie müssen schauen, was
ie B-Länder machen, oder haben Sie teil an der Kumpa-
ei? Das ist die Frage, die sich stellt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Sie haben vergessen, das bei der Steuerschätzung zu berechnen!)


Also: Ich sage Ja zum Abbau von Subventionen und
um Abbau von Finanzhilfen. Ich begrüße, dass Sie,
err Merz, dazu einen radikalen Vorschlag gemacht ha-
en. Das ist in Ordnung. Wenn er wirklich gelten würde,
üssten wir nicht mehr lange über den Wegfall der Ei-
enheimzulage, über die Einschränkung der Pendlerpau-
chale und anderes reden.


(Friedrich Merz [CDU/CSU]: Von wegen! – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Aber bei welchen Steuersätzen?)


Sehen Sie, Herr Merz, da kommt der komplette Wider-
pruch:


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ür die Feuilletons – so sage ich fast – den Visionär spie-
n, aber dann, wenn es konkret wird, das genaue Gegen-
il tun. So kommen Sie nicht mehr durch. Diesen Win-
r nicht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Entscheidungen sind jetzt zu treffen. Das Ge-
amtpaket liegt auf dem Tisch. Alles, was der Bundes-
anzler am 14. März dieses Jahres in diesem Hause an-
ekündigt hat, liegt auf dem Tisch:


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Davon ist kaum etwas übrig geblieben!)


eschlossen von der Bundesregierung und beschlossen
om Deutschen Bundestag ist es jetzt im Vermittlungs-






(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

verfahren. Spätestens jetzt können Sie sich nicht mehr
drücken.

Der Haushalt muss verabschiedet werden.

(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Nein, muss er nicht!)

Das hat einen guten Grund: Wenn im Vermittlungsver-
fahren etwas anderes herauskommt, muss klar werden,
wer gemauert hat und wer für welche Etatlücke zustän-
dig ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


So läuft es nicht weiter, dass Sie alles dem Bundesfi-
nanzminister anhängen,


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Der Biedermann als Brandstifter!)


obwohl Sie klammheimlich überall blockiert haben. So
läuft es nicht. Diese Doppelzüngigkeit ist zu Ende.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Genau! Warum reden Sie dann weiter?)


Da wir hier über Haushalte reden: Gehen Sie einmal
nach Hessen. Im Haushalt des Landes Hessen stehen
Einnahmen in Höhe von 390 Millionen Euro aufgrund
von Änderungen in Bundessteuergesetzen in diesem
Jahr.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Schulden!)


Die Herren Koch und Steinbrück kommen mit ihren Vor-
schlägen auf nicht einmal 5 Prozent davon.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Fischer und Eichel waren das in Hessen!)


Sie können sich ausrechnen, was der Herr Koch in Wirk-
lichkeit im Vermittlungsausschuss machen muss, damit
er seinen Haushalt in Ordnung kriegt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sponti und Dilettanti waren das in Hessen!)


Und das ist das Gegenteil dessen, was Herr Meister, der
auch aus Hessen kommt, erzählt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das Ende der Doppelzüngigkeit ist angesagt.

(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Dann fang an!)

Sie halten das nicht mehr durch. Sie sind jetzt an der
Stelle, an der Sie entscheiden müssen


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Hans Doppelzunge fordert Ende der Doppelzüngigkeit!)


und an der Sie bei Ihren Entscheidungen auch entspre-
chend erwischt werden. Da kommen Sie nicht mehr raus.

Ich habe aufgrund vieler Gespräche die große Hoff-
nung,

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(C (D (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wenn wir Sie reden hören, dann haben wir keine Hoffnung mehr!)


ass wir im Vermittlungsverfahren zu einem vernünfti-
en Ergebnis kommen. Das setzt aber eine ganz andere
altung als die voraus, die zum Beispiel Herr Meister
ben an diesem Pult an den Tag gelegt hat.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Er hat noch gar nicht gesprochen! – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Die Meisterrede ist noch gar nicht gehalten worden!)


Wir haben in dem Dreiklang von Strukturreformen,
aushaltskonsolidierung und Vorziehen der Steuerre-
orm in einer Phase, in der jetzt die Signale – ich sage
as bewusst vorsichtig – auf Aufschwung stehen,


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das hören wir seit drei Jahren! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Signale stehen auf Abwahl!)


ir aber noch einiges dazu tun müssen, damit es wirk-
ch dazu kommt, eine Chance, aus der Talsohle heraus-
ukommen. Die Verantwortung dafür, dass das gelingt,
iegt genauso bei Ihnen wie bei uns. Tragen Sie Ihren
eil!


(Anhaltender Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Verfassung gebrochen!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507702600

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Matthias
issmann.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Matthias Wissmann (CDU):
Rede ID: ID1507702700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Als Herr

ichel vor einigen Jahren von Herrn Lafontaine das Amt
es Bundesfinanzministers übernommen hat, waren wir
m Anfang überrascht, dass es in Sachen Konsolidierung
inige richtige neue Töne in einer sozialdemokratisch
eführten Regierung zu geben schien.


(Antje Hermenau [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Keinen Dünkel!)


pätestens mit dem heutigen Tag merkt jeder – hinter
orgehaltener Hand sagt einem das auch jeder Sozialde-
okrat und jeder Grüne –: Herr Eichel, Sie sind zu einer
ragischen Figur dieser Regierung geworden. Aller Bei-
all kann das nicht beiseite wischen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

ie haben mit Ihrer Politik die Finanzen Deutschlands
n die schwerste Krise der Nachkriegszeit geführt. Wir
aben eine Rekordverschuldung. Sie werden das dritte
al den Stabilitätspakt verletzen und dessen Kriterien
icht erfüllen. Sie haben mit der Entscheidung in der






(A) )



(B) )


Matthias Wissmann

Eurogroup der Finanzminister auch die europäische
Währungsunion in eine schwere Krise geführt.

Aus den Fehlern von vor zwei Jahren haben Sie nichts
gelernt. Damals haben Sie mit allen Tricks und Finessen
mit demselben Bündnispartner wie heute den Blauen
Brief aus Brüssel abgewehrt. Damit haben Sie zu dem
Zeitpunkt vielleicht machtpolitisch und taktisch gepunk-
tet, haben aber einen schwerwiegenden strategischen
Fehler gemacht, der langfristig wirkt: Anstatt die Stabili-
tätshüter Europas zu Ihren Bündnisgenossen zu machen
und sie als Unterstützung für die Durchsetzung der
schwierigen Konsolidierungsaufgabe im Inland zu nut-
zen, haben Sie sich diese zu Gegnern gemacht. Damals
haben Sie begonnen, die Schleuse für mehr Neuver-
schuldung zu öffnen. Wir alle, die Bürger, die Steuer-
zahler, zahlen angesichts der Rekordverschuldung, der
höchsten Neuverschuldung der Nachkriegszeit jetzt die
Zeche. Damals haben Sie falsch gehandelt und handeln
auch heute noch falsch.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Bei staatlichen Gesamtausgaben aller Ebenen von

1 000 Milliarden Euro traut sich diese Regierung nicht
zu, entsprechend dem Vorschlag der Kommission 5 bis
6 Milliarden Euro an zusätzlicher Sparleistung zu erbrin-
gen.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Vorschläge! – Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber Sie!)


Es fehlt jeder Wille zur Stabilisierung der Staatsfinan-
zen. Es mangelt darüber hinaus an jeglicher Verantwor-
tung für Europa. Herr Eichel, tief in Ihrem Herzen wis-
sen Sie: In der Sache haben Sie bereits aufgegeben.
Meine Vermutung ist: Sie werden bald auch persönlich
aufgeben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

So kann es mit Deutschlands Finanzen nicht weiterge-

hen. Das fragwürdige wirtschaftspolitische Argument
– es ist ein Scheinargument –, man handele mit zusätzli-
chen Sparmaßnahmen kontraktiv, hat Ihnen spätestens
der Sachverständigenrat aus der Hand geschlagen. Das
Gegenteil ist wahr: Eine vernünftige Fortsetzung der
Konsolidierung stärkt Vertrauen. Vertrauen ist das Gut,
das uns in Deutschland zurzeit am meisten fehlt:


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Diejenigen Bürger, die Geld zur Verfügung haben, kon-
sumieren nicht, weil ihnen Vertrauen fehlt. Auch die
Unternehmer, die investieren könnten, investieren nicht,
weil ihnen Vertrauen fehlt. Dieses leider verloren gegan-
gene Gut Vertrauen entsteht erst wieder, indem man kon-
solidiert, und nicht, indem man auf Schulden setzt. Inso-
fern hat der Sachverständigenrat Recht: Eine sinnvolle
Konsolidierungspolitik stärkt Wachstumskräfte und
schwächt sie nicht. Diesen Eindruck versuchen Sie aber
zu erwecken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Sehen wir uns einmal in Europa um.


(Jörg-Otto Spiller [SPD]: Vorschläge!)


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(C (D s gibt leider nicht sehr viele Beispiele für eine gute ombination der Konsolidierungsund Wachstumspolik. Einer der Mahner von heute kommt aus Spanien. panien betreibt seit sechs Jahren eine eiserne und konequente Sparpolitik. (Zuruf von der SPD: Mithilfe von 6 Milliarden Euro!)


eitdem hat Spanien das höchste Wirtschaftswachstum
ller großen Flächenländer Europas.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das schafft es mit unserem Geld! Unglaublich!)


mgekehrt, also anders als in Ihrer Argumentation, wird
in Schuh daraus: Nicht derjenige, der auf Schulden
etzt, schafft Wachstum, sondern derjenige, der eine ver-
ünftige und mit Augenmaß betriebene Konsolidie-
ungspolitik durchsetzt. 6 Milliarden Euro im Verhältnis
u den Gesamtausgaben von 1 000 Milliarden Euro sind
eine Überforderung für eine vernünftige Finanzpolitik
n Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Vorschläge!)


Klar ist – das kann man offen aussprechen –: Die bei-
en größten Sünder in der Finanzpolitik in Europa, näm-
ich Frankreich und Deutschland, haben sich zusammen-
etan. Sie spielen sich die Bälle zu.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Jetzt kommt „Bild“-Zeitung!)


ch sage Ihnen ganz offen: Dabei interessieren mich Par-
eifarben überhaupt nicht.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

ich interessiert die Frage, was für ein Umgang das mit
nseren Finanzen und mit Europa ist. Sie stellen den Hü-
er der Stabilität, die Kommission, infrage und führen
it ihr einen solchen Streit.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507702800

Herr Kollege, ich möchte Sie fragen, ob Sie eine Zwi-

chenfrage der Abgeordneten Künast zulassen.


Matthias Wissmann (CDU):
Rede ID: ID1507702900

Ich möchte den Gedanken gerne im Zusammenhang

usführen. Später gerne.

(Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Schade, Sie hätten etwas lernen können!)


Meine Damen und Herren, man muss kein christlicher
emokrat sein, um so zu formulieren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

estern hat die „Süddeutsche Zeitung“ zu Recht gesagt:

Dieser überflüssige Streit
gemeint war der mit der Kommission –






(A) )



(B) )


Matthias Wissmann

droht die Stabilitätskultur wegzuspülen, die das
Fundament für Europas fragile Gemeinschaftswäh-
rung bildet.

Warum lassen Sie sich auf diesen Streit ein? Warum
versuchen Sie, im Ecofin-Rat in einem Teppichhandel
ohnegleichen eine Mehrheit zusammenzuzimmern?


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Das ist eben klargestellt worden!)


Ich gehe noch einen Schritt weiter: Warum haben Sie
kürzlich mitgemacht, als der Ecofin-Rat – wiederum mit
einer Mehrheit – Vorschläge mit zwei fragwürdigen ent-
scheidenden Punkten erarbeitet hat? Erstens. Die Kom-
mission soll in ihrer Rolle als Hüterin des Stabilitäts-
pakts weiter geschwächt werden.


(Hans Eichel, Bundesminister: So ein Quatsch!)


Zweitens – das sage ich jetzt auch den sozialdemokrati-
schen und grünen Kollegen – macht der Ecofin-Rat den
Vorschlag, die ohnehin schon geringen Budgetrechte des
Europäischen Parlaments weiter einzuschränken.

Welche Vorstellung von Stabilität und von Europa
steckt eigentlich hinter Ihren Überlegungen und Ihrem
Handeln? Man muss es offen sagen: Frankreich und
Deutschland haben sich in der vergangenen Nacht in
Brüssel nicht als Motoren der EU, sondern als Brems-
klötze der europäischen Stabilitätspolitik erwiesen. Si-
cherlich hatten Sie am Ende ein paar der kleineren Län-
der auf Ihrer Seite.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Wegen überzeugender Argumente!)


Aber denken Sie einmal an die Positionen Finnlands,
Österreichs, Spaniens und einiger anderer. Sie haben Ih-
nen ins Stammbuch geschrieben, was man von Ihrer Sta-
bilitätspolitik in Europa heute halten muss. Hören Sie
doch auf die europäischen Stimmen aus allen Lagern,
aus Wirtschaft und Gesellschaft und von den Kapital-
märkten.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Ganz genau!)

Im Interesse einer langfristigen Stabilität von Währung
und Preisen kann diesen Anschlag auf den europäischen
Stabilitätspakt niemand für gut befinden.

Sie haben einen gefährlichen Weg eingeschlagen.
Wenn die Starken ohne Ende sündigen können, dann ist
das ein schlechtes Beispiel für die Schwächeren. Die Eu-
ropäische Union nimmt bald zehn neue Länder auf. Was
ist das für ein Signal?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Frankreich und Deutschland machen munter weiter, die
Währung wird langfristig geschwächt und die Preisstei-
gerungsrate wird bei Fortsetzung einer solchen Politik
auf Dauer nach oben gehen. Schlechte Beispiele ziehen
Nachahmer nach sich.

Als sich die Kollegin von den Grünen vorhin deutlich
distanziert und die Frage gestellt hat, warum Sie eigent-

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(C (D ich keinen Weg gemeinsam mit der Kommission geucht haben, habe ich sehr genau zugehört. (Jörg Tauss [SPD]: Das habe ich nicht gemerkt!)


ch frage auch die Grünen und den Bundesaußenminis-
er: Was halten Sie von einer „Sparpolitik“,


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Das interessiert ihn überhaupt nicht!)


ei der der Bundeskanzler auf dem Steinkohletag mit-
eilt, dass bis zum Jahr 2012 15,8 Milliarden Euro an
teinkohlesubventionen zur Verfügung gestellt wer-
en?


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wer soll denn da fertig gemacht werden?)


edeutet das, dass sich der Kanzler als Kumpel der
umpel mit Blick auf die nordrhein-westfälischen Wah-
en profilieren will? Wenn er irgendwann einmal einen
rdnungspolitischen Grundsatz gehabt hat,


(Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Hat er nie gehabt! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nicht zu viel erwarten!)


ann hätte er auch diesen über Bord geworfen.
Was müssen eigentlich die Grünen davon halten? Ich

ese in der gestrigen Entschließung des Arbeitskreises
mwelt und Energie den Satz: Es ist angesichts der feh-
enden Mittel in den Bereichen Bildung und Forschung
icht zu rechtfertigen, einen dauerhaften Steinkohleso-
kel zu finanzieren.
Die nordrhein-westfälische CDU war – anders als an-

ere – so mutig,

(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Als die sonstige CDU!)

orzuschlagen, dass man bereits 2010 die Förderung auf
3 Millionen Tonnen reduzieren solle. Der Bundeskanz-
er hingegen spricht für 2012 noch von einer Förderung
on 16 Millionen Tonnen. Wir reden hier über
Milliarden Euro Unterschied in der Unterstützung des
bbaus der Kohleförderung. Aber müssen sich die Grü-
en nicht vorgeführt vorkommen, wenn der Bundes-
anzler ohne Absprache eine solche Subventionssumme
n den Raum stellt? Wie können Sie, Herr Eichel, hier
och von Subventionsabbau reden, wenn Sie diese Ent-
cheidung des Bundeskanzlers querzeichnen? Das ist das
egenteil von Sparpolitik. Das ist keine vernünftige und
ukunftsorientierte Stabilitätspolitik.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Sie sagen zu Recht ein paar freundliche Worte in
ichtung der weit gehenden Vorschläge der CDU/CSU-
undestagsfraktion bzw. des Kollegen Friedrich Merz
ur Steuerreform und zur Steuervereinfachung. Aber
isher tun Sie doch nichts Konkretes, um einen solchen
eg zu befördern. Wie dringend notwendig er ist, weiß

eder hier in diesem Haus, der irgendwann einmal ein
ittelständisches Unternehmen von innen gesehen hat.






(A) )



(B) )


Matthias Wissmann

Ich will Ihnen von einem Beispiel aus diesen Tagen

berichten. Es geht um einen großen mittelständischen
Maschinenbauer mit Betrieben in der Schweiz und der
Zentrale – Gott sei Dank in Baden-Württemberg – in
Deutschland. Dieser sagte mir: Das Steuerrecht in
Deutschland ist inzwischen so kompliziert, dass die
Steuerprüfung in der Konzernzentrale in Deutschland
ein Jahr und drei Monate, die Steuerprüfung in seinen
ebenfalls sehr großen Betrieben in der Schweiz wenige
Stunden gedauert hat.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


Das Steuerrecht in Deutschland umfasst
95 000 Verwaltungsvorschriften und 100 Gesetze. Der
einzig mögliche Weg für jemanden, der das Wort Re-
form zu Recht im Munde führt, ist der große Befreiungs-
schlag. Sagen Sie doch Ja zu den Vorschlägen von
Friedrich Merz und taktieren Sie nicht weiter herum!
Das ist der einzige Weg für einen stärkeren Wachstums-
impuls und ein neues Steuerrecht in Deutschland in der
Zukunft.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Nehmen Sie doch unsere Vorschläge zur Arbeits-
marktreform auf. Sie liegen als Gesetzentwurf vor. Be-
kennen Sie sich zu der Gestaltungsfreiheit betrieblicher
Bündnisse für Arbeit. Bekennen Sie sich zu einer Flexi-
bilisierung im Kündigungsschutz. Solche wirtschaftspo-
litischen Reformen sind dringend geboten.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Jetzt lassen Sie die Katze aus dem Sack!)


Bekennen Sie sich auch zu einer Flexibilisierung der
Arbeitszeiten, was Veränderungen im Tarifvertragsrecht
bedeutet.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Das sind doch olle Kamellen!)


Schauen wir uns doch in Europa um, wie die Jahresar-
beitszeiten in den Betrieben aussehen. Gehen Sie in ei-
nen mittelständischen Betrieb und vergleichen Sie zwei
sozial entwickelte Länder wie die Schweiz und Deutsch-
land.


(Jörg Tauss [SPD]: Nichts begriffen!)

Die durchschnittliche Jahresarbeitszeit in der Schweiz
liegt heute bei 1 800 bis 1 850 Stunden, in Deutschland
bei 1 500 bis 1 550 Stunden.


(Ute Kumpf [SPD]: Und welche Produktivität haben wir?)


Ich sage nicht, dass der Durchschnitt in allen Ländern
gleich hoch sein muss. Aber eines muss doch jeder ka-
pieren, der ökonomischen Verstand hat: Ohne mehr Fle-
xibilität, die auch Mehrarbeit ermöglicht und die auch
etwas weniger Urlaub ermöglicht, kommen wir nicht auf
einen grünen Zweig. Solche Reformen sind dringend nö-
tig, wenn wir in Deutschland wirtschaftspolitisch voran-
kommen und wieder Wachstum schaffen wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Herr Eichel, Sie werden vielleicht noch eine Weile ang vor sich hin taktieren können; aber der Schaden für nser Land und, wie wir heute auch gesehen haben, für uropa ist verhängnisvoll. (Joachim Stünker [SPD]: Wo sind nun Ihre Vorschläge?)


eswegen prognostiziere ich Ihnen eines: Sie werden im
ahre 2004 genauso bittere Wahlniederlagen erleben wie
m Jahre 2003, weil den Bürgern nichts mehr vorge-
acht werden kann. Der Rekordverschuldungsminister
teht für die Politik der ganzen Regierung. Dieser Minis-
er Eichel, der die europäische Stabilitätskultur verletzt,
teht – leider – für die europaskeptische Politik auch des
undeskanzlers. Beides hat keine Zukunft. Ändern Sie
twas, solange Sie noch Zeit haben!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507703000

Das Wort hat jetzt die Kollegin Antje Hermenau,
ündnis 90/Die Grünen.

Antje Hermenau (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507703100

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Kolle-

en! Herr Wissmann, mit der Frage der Steuerreform
aben Sie ein gutes Thema aufgerissen. Sie hätten eine
chte Steuerreform haben können. Eine Steuervereinfa-
hung besteht zum Beispiel darin, dass man bestimmte
ergünstigungen streicht. Die Debatte darüber haben wir
m Januar dieses Jahres angestrengt. Wir haben ein gan-
es Jahr verloren, bis Herr Merz Ihren Fehler wieder
usgebügelt hat, indem er selber einen Vorschlag unter-
reitet hat, Steuervergünstigungen abzubauen – und
war restlos. Wenn Sie selber sagen, Steuervereinfa-
hung wäre das Wichtigste, was jetzt geschehen soll,
ann hätten Sie, die CDU/CSU, uns im Januar unterstüt-
en können. Diese Möglichkeit hatten Sie; Sie haben sie
erstreichen lassen.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wo denn?)


it den Vorschlägen von Koch und Steinbrück haben
ie statt des Rasenmähers jetzt die Nagelschere im
schungel der Subventionen angeboten. Sie haben jede
inzelne Subvention stehen lassen – die Subventionen
üllen einen dicken Hefter – und nehmen von jeder Sub-
ention 4 Prozent herunter. Das bringt Sie natürlich auch
icht voran, wenn Sie wirklich Steuervereinfachung zum
iel haben.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Aber Kohle! Sag mal was zur Kohle!)


teuervereinfachung haben Sie aber offensichtlich
icht zum Ziel, sonst hätten Sie ganz andere Vorschläge
emacht. Aber wir haben ja im Vermittlungsausschuss
och Möglichkeit und Zeit, über diese Fragen zu disku-
ieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Eine Frage ist heute ganz wichtig – sie ist mit der
aushaltsdebatte schicksalhaft verbunden, da gebe ich






(A) )



(B) )


Antje Hermenau

zum Beispiel Herrn Rexrodt Recht –: Was haben wir
bzw. was hat Herr Eichel eigentlich gestern und heute er-
reicht, auch für Deutschland? Diese Frage versuchen wir
hier gemeinsam zu bewerten und zu beantworten. Ich
teile die Auffassung, dass wir vielleicht einen hohen
Preis zahlen müssen – da soll man sich nicht vertun. Der
hohe Preis wird sein, dass in den nächsten Jahren – un-
abhängig davon, ob irgendwelche Wahlen stattfinden
oder nicht – weitere Reformpakete und Sparpakete ge-
schnürt werden müssen;


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Aber die habt Ihr doch verweigert!)


denn es ist ganz offensichtlich, dass der Reformprozess
inzwischen unumkehrbar geworden ist. Wäre dem nicht
so, dann hätten es die anderen europäischen Finanzmi-
nister Herrn Eichel und Herrn Francis Mer nicht durch-
gehen lassen, zu sagen: Gebt uns noch einmal einen Auf-
schub. Mehr als ein Aufschub ist es nicht. In einem
halben Jahr kann neu entschieden werden; das weiß auch
jeder. Wir haben die Möglichkeit, unseren Reformen
eine Chance zu geben. Das sollten Sie ernst nehmen.
Wenn Finanzminister aus anderen Ländern, die ihre ei-
genen Erfahrungen damit haben, wie Reformen funktio-
nieren oder nicht funktionieren, mehrheitlich der Mei-
nung sind, dass man den Reformen der Bundesrepublik
Deutschland eine Chance geben sollte, weil sie wahr-
scheinlich zielführend sind, dann sollten Sie sich hier
nicht als die Hüter einer theoretischen Idee aufführen.
Sie sollten vielmehr versuchen, den Praxistest mit uns
gemeinsam zu bestehen. Auch dazu haben Sie im Ver-
mittlungsverfahren die Möglichkeit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Es ist interessant, dass in den Ecofin-Vorlagen steht – das
kann man nachlesen –, dass das größte Haushaltsrisiko
darin besteht, dass man das Ergebnis des Vermittlungs-
verfahrens noch nicht einschätzen könne, da es noch in
der Diskussion sei und noch vom Bundesrat abhänge.
Sie müssten zumindest dem Volumen – wenn Sie mit
einzelnen Maßnahmen nicht einverstanden sind, können
Sie andere Vorschläge bringen – des Reform- und Spar-
pakets der Bundesregierung zustimmen. Das ist das
Mindeste, was kommen muss. Aber Sie wollen eigent-
lich gar nicht, dass wir mit dem Bundeshaushalt unsere
Vorschläge im Detail öffentlich bekannt machen. Sie
wollen gleich in das Vermittlungsverfahren abtauchen
und alles klammheimlich hinter verschlossenen Türen
beraten, damit am Ende keiner als derjenige dingfest ge-
macht werden kann, der für einen bestimmten Vorschlag
steht, der im Kompromiss zutage tritt. Es ist klar, dass
Sie nicht erwischt werden wollen, wenn Ihre Vorschläge
zum Beispiel darin bestehen, alle ABM zu streichen.


(Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Feigheit vor dem Bürger!)


Das kann ich gut verstehen, aber Abtauchen gilt nicht.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Wie Lieschen Müller!)


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(C (D Das ist genau der Punkt, den Herr Eichel klargestellt at, als er sagte, dass Art. 104 Abs. 9 des EG-Vertrages icht heißt, Brüssel die Haushaltshoheit zu übertragen. amit wir in diesem Punkt Klarheit haben. Es wäre für anchen Ministerpräsidenten schön gewesen, zu sagen, rüssel habe Auflagen gemacht, Hans Eichel sei schuld, eshalb müssten die Auflagen erfüllt werden und es tue nen Leid, den Menschen wehtun zu müssen, aber die ntscheidung träfen nicht sie. Wie kann man denn als inisterpräsident haushaltspolitische Entscheidungen an rüssel delegieren und der Meinung sein, so könne man olitik gestalten? Sie haben im Bundesrat so viel Macht. utzen Sie sie doch endlich! (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Machen wir auch!)


Das werden wir sehen.
Ich gehe davon aus, dass Sie in den letzten

4 Stunden einen Strategiewechsel vollzogen haben.
ie haben bis gestern einen Konfrontationskurs verfolgt,
eil Sie darauf hofften, dass Brüssel der Koalition bei
iesem Bundeshaushalt gravierende Steine in den Weg
gen würde.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist doch absoluter Quatsch! Wir sind doch gerade in Verhandlungen! Wir haben doch Arbeitsgruppen!)


iese Strategie ist gestern geplatzt. Jetzt kommt Plan B.
etzt werden diejenigen in der CDU/CSU nach vorne tre-
n, die schon immer gesagt haben, die Union müsse ein
isschen mehr kooperieren. Genau das wird ab morgen
eginnen. Wir werden die Elefantenrunde erleben, wir
erden weitere Ergebnisse im Vermittlungsausschuss
ehen und dann müssen Sie doch die Eigenheimzulage
anz opfern. Wahrscheinlich wird das so sein.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Was wir müssen, entscheiden Sie nicht!)


Sie können sich doch nicht als Hüter des Stabilitäts-
aktes aufspielen,


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wer denn sonst?)


ind aber nicht einmal in der Lage, Vorschläge zu ma-
hen, die dieselbe Summe ergeben, die unsere Vor-
chläge erbracht haben. Wenn Sie das nicht können,
ann sollten Sie den Mund nicht so weit aufsperren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist meine Sache, nicht Ihre!)


Inzwischen haben wir in Deutschland die Phase er-
eicht, in der die konkreten Vorschläge auf den Tisch ge-
gt werden müssen, weil die Lernprozesse in den Par-
ien stattgefunden haben. Wenn ein solcher Lernprozess
ei Ihnen nicht stattgefunden hat und das Ihre taktische
nruhe begründet, dann ist das Ihr Problem. Wenn er
och stattgefunden hat, dann ist es an der Zeit, dass Sie
orschläge liefern. Ihre Taktik ist nicht aufgegangen.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Sie stehen doch mit dem Rücken zur Wand!)







(A) )



(B) )


Antje Hermenau

Schauen Sie sich doch Europa an. Jean-Claude

Juncker steht wirklich nicht in Verdacht, Rot-Grün nach
dem Munde zu reden. Dasselbe gilt für die französische
Regierung. Auch die gehört nicht zum rot-grünen Mi-
lieu. Das wissen wir alles. Herr von Weizsäcker, der zu-
mindest theoretisch Ihrer Partei angehört, hat heute deut-
lich im Fernsehen gesagt, es wäre ihm wichtig, dass ganz
mutige Entscheidungen für Reformschritte getroffen
werden. Machen Sie doch endlich einmal! Wollen Sie im
Prinzip Recht behalten oder wollen Sie in der Sache er-
folgreich sein?


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Dann müssen Sie zurücktreten!)


Die Börse war heute unbeeindruckt, der Eurokurs hat
auch nicht großartig nachgegeben. Das Einzige, was mit
einem gewissen nationalen Tremolo in der Stimme über
das Fernsehen waberte, waren irgendwelche Unionspoli-
tiker, die meinten, das Abendland gehe zugrunde. Offen-
sichtlich hat das die Börse nicht gehört. Herr Tremonti,
der Finanzminister Italiens, ist jetzt mit seinem, wie ich
finde, irrwitzigen Versuch unterwegs, den Investitions-
begriff neu zu definieren, einige Sachen herauszurech-
nen und damit eine kreative Haushaltsführung zu ma-
chen.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das ist doch der Freund im Geiste von Herrn Eichel!)


Es ist ein Erfolg von Hans Eichel, dass er es geschafft
hat, Francis Mer, den französischen Finanzminister, da-
von zu überzeugen, das Verfahren jetzt nur einzufrieren
und nicht zu versuchen, an den Regeln herumzufum-
meln. Ich halte das für einen Erfolg. Die Gefahr lag doch
ganz woanders.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Woher kommt die denn? – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sie wollen die Lira wiederhaben!)


Heute ist schon einmal Herr Köhler vom Internationa-
len Währungsfonds bemüht worden. Man sollte sich der
Debatte stellen, ob man wirklich nur rein quantitativ
konsolidieren, also nur die Summen reduzieren will,
oder ob man nicht qualitativ konsolidieren, also Struktu-
ren verändern will. Die beste Garantie, dass es auf Dauer
ein Abschmelzen der Ausgaben gibt, ist der Subven-
tionsabbau, weil die Wirkungen über Jahre hinweg ein-
treten,


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Hervorragend! Bei der Kohle!)


und zwar mit jedem Jahr stärker. Das hat wirklich nach-
haltige Effekte. Sie sind herzlich eingeladen, sich am
Subventionsabbau stärker als bisher zu beteiligen. Über
die Nagelschere aus dem Koch/Steinbrück-Konzept
habe ich mich schon ausgelassen. Es ist nach unserer
Auffassung wirklich zu wenig, was dort vorgeschlagen
worden ist.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Jawohl, die Sozis haben wieder eins auf die Birne gekriegt!)


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(C (D ir haben verstärkt immer wieder auf diesen Punkt hinewiesen. Man kann natürlich behaupten, der Stabilitätsund achstumspakt sei in Gefahr. Wer sich aber ein bisschen it der Materie auskennt, dem ist klar: Solange nicht die eisten bzw. fast alle Mitgliedstaaten der Europäischen nion ausbalancierte Budgets aufweisen, wird es keine ehrheit für eine gravierende Änderung des Stabilitätsnd Wachstumspakts geben. Das halte ich auch für richg. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist kaputtgemacht worden!)


eswegen ist einer gewissen Ratlosigkeit in der Frage,
as aus der Situation der vergangenen zwei Jahre für das
irtschaftswachstum der Europäischen Union zu lernen

st, für einige Monate ein Abwarten gefolgt, um zu er-
ennen, ob die für Deutschland vorgeschlagenen Refor-
en Hand und Fuß haben. Ich gehe davon aus, dass das
er Fall ist. Denn es hat durchaus ein Sinneswandel statt-
efunden.
Die Akzeptanz der Strukturreformen als vernünftiges

nstrument der Haushaltskonsolidierung, das über Jahre
inweg funktioniert, ist im rot-grünen Milieu vorhanden.
nderenfalls wäre es nicht zu den Entscheidungen ge-
ommen, die in den vergangenen Wochen mit rot-grüner
ehrheit getroffen worden sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


as heißt für mich, das Hans Eichel Recht hatte, sich
icht dem Defizitverfahren und dem Zwang aus Brüssel
u unterwerfen, sondern dafür zu sorgen, dass jede Partei
n diesem Land zu ihrer Verantwortung steht.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das hat Frau Hajduk ganz anders gesehen!)


An der Begrenzung der Risiken müssen wir gemein-
am arbeiten, Herr Austermann. Aber dazu werden Sie
icherlich irgendwann einmal die von Ihnen schon so
ange versprochenen knallharten Sparvorschläge vorle-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507703200

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Dr. Michael
eister.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Michael Meister (CDU):
Rede ID: ID1507703300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich darf

us dem Gutachten der fünf Weisen zitieren:
Im Bereich der Steuerpolitik bestehen gegenwärtig
erhebliche Defizite.

Zurzeit regiert nicht die Union! –
Das deutsche Einkommensteuerrecht wird zuneh-
mend als chaotisch wahrgenommen.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ja!)







(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister

Steuerpolitische Einzelmaßnahmen fügen sich nicht
in eine erkennbare Systematik ein.

Frau Hermenau, das ist die Antwort auf die von Ihnen
gestellte Frage. Sie haben zu Jahresbeginn ein Steuerver-
günstigungsabbaugesetz vorgelegt, das keinerlei steuer-
systematischen Ansatz aufgewiesen


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig!)

und ein reines Chaos produziert hat.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Dass es in Deutschland kein Wachstum gibt, liegt
doch daran, dass sich kein Investor in Deutschland auf
verlässliche Rahmenbedingungen verlassen kann.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Genau!)

Wenn Sie heute in Deutschland einen potenziellen Inves-
tor fragen, welche Rahmenbedingungen im Jahr 2004
gelten werden, dann stellen Sie fest, dass Ihnen das bis
hin zum Bundesfinanzminister kein Mensch beantwor-
ten kann.


(Joachim Poß [SPD]: Weil Sie blockieren und die Steuerreform nicht vorziehen wollen!)


– Nein, nicht weil wir blockieren, sondern weil der Bun-
desfinanzminister über kein steuerpolitisches Leitbild
verfügt. Er hat jeden Tag eine neue Idee, verfolgt jeden
Tag einen neuen Ansatz und erzeugt damit ein völliges
Chaos.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Walter Schöler [SPD]: Dummes Zeug!)


– Lieber Herr Schöler, das ist der Unterschied, den Sie
ansprechen. Was die von Ihnen eingeforderten Vor-
schläge angeht,


(Walter Schöler [SPD]: Jetzt kommen Ihre Vorschläge!)


kann ich Ihnen versichern: Wir haben entsprechende
Vorschläge und wir haben ein Leitbild.


(Zurufe von der SPD: Wo?)

Vor kurzem hat der Kollege Merz zehn Thesen zur

Steuerpolitik vorgelegt, die deutlich machen, wie ein
modernes Einkommensteuerrecht einfach, transparent
und verlässlich gestaltet werden kann.


(Walter Schöler [SPD]: Reine Steuererhöhung!)


Mit einem solchen Konzept können wir am Standort
Deutschland wieder Vertrauen und Investitionssicherheit
schaffen.

Sie können gerne nach dem Konzept verlangen. Es
liegt bereits vor. Ich biete Ihnen an, dieses Konzept an-
zunehmen. Machen Sie mit und realisieren Sie es! Dann
gibt es in der deutschen Steuerpolitik endlich wieder
eine Orientierung!


(Beifall bei der CDU/CSU)

Die Tragik des Bundesfinanzministers, die der Kol-

lege Wissmann eben angesprochen hat, liegt nicht darin,

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(C (D ass ihm die Opposition nicht folgt, wie Sie es in Ihrem wischenruf festgestellt haben. Sie liegt vielmehr darin, ass seine Koalition und sein Kabinett ihm nicht folgen. ehmen wir das Beispiel Tabaksteuer. Wer hat denn den esetzentwurf diktiert? – Das war Frau Ministerin chmidt. Nach meiner Kenntnis ist sie aber nicht Fianzministerin, sondern Gesundheitsministerin. Nehmen wir das Beispiel Gemeindefinanzen. Dazu at der Bundesfinanzminister einen Entwurf in das Parament eingebracht, den Sie als Koalitionsfraktionen icht mitgetragen haben. Etwas so Abstruses, dass eine egierung einen Gesetzentwurf einbringt, der von den oalitionsfraktionen nicht unterstützt wird, haben wir och nie erlebt. Das heißt, nicht die Opposition verhinert Ihre Vorhaben, sondern Sie gewähren Ihrem Finanzinister nicht das notwendige Vertrauen. Die Tatsache, dass die Koalition kein Vertrauen zu ih em Finanzminister hat, führt dazu, dass die Finanzpoliik sprunghaft und unsystematisch ist und an Glaubwürigkeit einbüßt. Meine Damen und Herren, gehen wir einen Schritt eiter: Sie reden von Wachstum. Ich stimme dem ausrücklich zu. Wachstum ist die notwendige Voraussetung zur Konsolidierung unserer Haushalte. Aber zu iesem Wachstum gehören erstens ein klares System, lso eine klare Zielvorstellung, zweitens Vertrauen der enschen, sodass sie bereit sind, zu konsumieren und zu nvestieren, und drittens die Schaffung von Rahmenbeingungen, unter denen auch gern in diesem Land invesiert und gearbeitet wird. Schauen Sie sich bitte einmal n, welche Rahmenbedingungen Sie für Arbeitsplätze nd Unternehmen schaffen. Erstens. Die von Ihnen vorgeschlagene Mindeststeuer tellt für jeden ausländischen Investor ein Stoppsignal ar, das für ihn bedeutet, nicht mehr in Deutschland zu nvestieren. Mit einer Mindeststeuer bekommen Sie och keinen ausländischen Investor an diesen Standort. Zweitens. Bei der Gemeindefinanzreform gehen Sie n eine Substanzbesteuerung hinein. Jedem Mittelständer, der jetzt dringend Kapital benötigt, um den anstehenen Wirtschaftsaufschwung, von dem Sie reden, zu inanzieren, nehmen Sie von diesem dringend notwendien Kapital ertragsunabhängig etwas weg. Das ist ein ollkommen falsches Signal. Es wäre fatal, wenn der teuergesetzgeber denen in die Kasse griffe, die jetzt apital brauchen. Drittens. Auf jedes Problem, das in Deutschland auf aucht, antworten Sie mit einer neuen Abgabe oder teuer: (Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie haben gar keine Antwort! Das ist viel schlimmer!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ls Beispiele nenne ich das Dosenpfand und die Ausbil-
ungsplatzabgabe, Frau Eichstädt-Bohlig. Oder die Koa-
ition schlägt vor, Steuern und Abgaben zu erhöhen; als






(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister

Beispiele nenne ich hier die Versicherungsteuer und die
Tabaksteuer. Mit einem solchen Ansatz bekommen Sie
bei uns kein fundiertes Wachstum zustande.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Es zerstört Wachstum, wenn die Menschen wissen, dass
sie, egal was sie tun, höher besteuert und mit höheren
Abgaben belastet werden.


(Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Dann stimmen Sie doch der Steuerreform zu!)


Im Gutachten der fünf Wirtschaftsweisen können Sie
auf Seite 477 lesen:

Tatsache ist, dass der Standort Deutschland steuer-
lich im Jahr 2003 unattraktiver ist als 2001.

Zwischen 2001 und 2003 war Herr Eichel Bundesfinanz-
minister; er hat mit seiner Politik dafür gesorgt, dass der
Standort Deutschland unattraktiver geworden ist.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich habe eben die Gemeindefinanzreform angespro-

chen; dazu mache ich noch einige weitere Bemerkungen.
Realisierten wir Ihre glorreichen Gesetze, die jetzt im
Vermittlungsausschuss beraten werden, dann hätten die
Gemeinden – so wird angekündigt – im nächsten Jahr
2 Milliarden Euro mehr in der Kasse. Wenn sie aber ein-
mal durchrechnen, was tatsächlich herauskäme, wenn all
diese Gesetze realisiert würden, dann werden die
Gemeinden feststellen, dass sie im Januar 2004
2,2 Milliarden Euro weniger in der Kasse hätten. Auch
dies ist ein Kennzeichen Ihrer Politik: Die Etikette der
Pakete, die Sie verschicken, stimmen nicht mit dem In-
halt überein.


(Walter Schöler [SPD]: Auf der Briefmarke sind Kohl und Waigel abgebildet!)


– Herr Schöler, deshalb glaubt Ihnen niemand mehr und
es ist kein Vertrauen vorhanden. – Wenn Sie den Ge-
meinden weiter in die Kasse greifen und ihnen im nächs-
ten Jahr noch einmal 2 Milliarden Euro wegnehmen,
dann wird auch dort nichts in die kommunale Infrastruk-
tur investiert. Dafür tragen Sie mit Ihrer Politik Verant-
wortung. Sie entziehen den Kommunen das Geld, das sie
zur Finanzierung der notwendigen Infrastrukturmaßnah-
men brauchen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Meine Damen und Herren, wir haben einen Ansatz

aufgezeigt, der nicht nur – Sie haben es angesprochen –
den Weg über die Verbesserung der Einnahmenseite
geht.


(Jörg Tauss [SPD]: Wer ist wir?)

– Die Union, Herr Kollege Tauss. Hören Sie zu, Sie wer-
den schlau dabei!


(Lachen bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Das hat der auch dringend nötig!)


In unserem Sofortprogramm haben wir angeboten,
auch die Ausgabenseite zu betrachten. Deswegen führen

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(C (D ir auch nicht nur die Worte Konsolidierung und Wachsm, sondern auch den Begriff Staatsquote im Mund. nser Sofortprogramm beinhaltet vier Vorschläge, die uf der Ausgabenseite wirksam werden: Jugendhilfe, ingliederungshilfe, Grundsicherung und die Zusamenführung von Sozialund Arbeitslosenhilfe. All diese aßnahmen werden auf der Ausgabenseite wirksam. Sie ber haben nicht den Mut, an die Ausgabenseite heranugehen. Da der Bundesfinanzminister vorhin den hessischen der den niedersächsischen Ministerpräsidenten genannt at, weise ich darauf hin, dass sie Mut haben und bereit ind, auf der Ausgabenseite zu sparen. Sie jedoch führen ie Menschen an, die gegen die Ausgabensenkungen deonstrieren. Eine solche Doppelzüngigkeit legen Sie an en Tag. Frau Kollegin Hajduk, die jetzt leider nicht mehr anesend ist, hat vorhin gesagt, der Bundeshaushalt sei in chieflage, weil ein großer Teil des Bundeshaushalts in ie Rentenversicherung gehe. Diese Beschreibung ist utreffend. Aber er ist so groß, weil 1999 eine Ökosteuer ingeführt worden ist, die massiv Geld in den Bundesaushalt leitet, das zum Teil an die Rentenversicherung eitergegeben wird. Dies führt zu der jetzigen Schiefage im Bundeshaushalt; denn es fließt zu viel Geld aus em Bundeshaushalt in die Rentenversicherung. Hätten ie den Unsinn mit der Ökosteuer gelassen, dann hätten ie heute keine Schieflage im Bundeshaushalt. (Beifall bei der CDU/CSU – Franziska EichstädtBohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann hätten wir heute einen höheren Beitragssatz!)


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Richtig!)


(Jörg Tauss [SPD]: Oje!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Sie loben sich ständig für Ihre Konsolidierungsbemü-
ungen. Aber Sie blenden dabei aus, dass es zwischen
hrer Regierungsübernahme und dem Amtsantritt von
ans Eichel noch eine kleine Zeitdifferenz gab. In die-
em Zeitraum wurden die Ausgaben des Bundeshaushal-
es um 25 Milliarden DM angehoben, und zwar nicht
inmalig, sondern Jahr für Jahr. Die Probleme, mit denen
ir heute kämpfen, hat Rot-Grün also nicht erst unter
ans Eichel, sondern schon unter Lafontaine verursacht.
arunter leiden wir heute, wenn es um Konsolidierung
eht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Nun reden Sie über Subventionsabbau. Auch wir tun

as. Wir wollen, wie gesagt, mit dem Koch/Steinbrück-
onzept konstruktiv umgehen. Aber wir werden nicht
um Ziel kommen, wenn wir in Deutschland schneller
eue Subventionstatbestände schaffen, als wir alte ab-
auen. Der Bundeskanzler hat zugesagt – dieses Thema
st schon erörtert worden –, für die Steinkohlesubventio-
ierung 5 Milliarden Euro zur Verfügung zu stellen. Wie
chwer ist es, Subventionen in einer Größenordnung von
Milliarden Euro abzubauen, die hier mit einem einzi-
en Federstrich zugestanden worden sind! Ein weiteres






(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister

Beispiel ist die Förderung der erneuerbaren Energien,
über die gerade diskutiert wird. Die entsprechenden Mit-
tel sind zwar nicht im Bundeshaushalt eingestellt. Aber
den Menschen in unserem Land wird eine Förderung
über Subventionen zugemutet. All das verkaufen Sie
aber als Subventionsabbau. Wo sind wir denn? Ziehen
Sie sich lieber zu Beratungen zurück und denken Sie
darüber nach, was Sie tun wollen. Dann können wir wei-
ter diskutieren.

Ich komme noch einmal zurück auf das Thema Stein-
kohlesubventionen. Herr Finanzminister, Sie haben vor-
hin gelobt, dass die Steinkohlesubventionen zurückge-
führt werden. Aber warum werden die Subventionen
zurückgeführt? Sie werden zurückgeführt, weil es unter
der Regierung Kohl einen Kompromiss gab, der die De-
gression der Steinkohlesubventionen festgelegt hat. Da-
von profitieren Sie noch heute. Übrigens, der damalige
Vorsitzende der SPD, Oskar Lafontaine, hat die Kumpel
auf die Straße geführt, um gegen den Steinkohlesubven-
tionsabbau zu demonstrieren. 200 000 Kumpel waren
damals in Bonn, um gegen eine Politik zu demonstrie-
ren, für die Sie sich nun loben lassen. Wir haben diesen
Kompromiss durchgesetzt und Sie wollen das Lob dafür
einheimsen, obwohl Sie damals versucht haben, das Zu-
standekommen dieses Kompromisses zu verhindern.


(Beifall bei der CDU/CSU – Walter Schöler [SPD]: „Pöbel der Straße“ hat Herr Kohl die Kumpel genannt!)


– Lieber Herr Schöler, ich habe bei den damaligen De-
monstrationen in Bonn selber erlebt, wie Herr Lafontaine
aus rein parteipolitischem Interesse die Kumpel ange-
heizt und Stimmung gegen das Ziel gemacht hat, den
Staatshaushalt durch den Abbau von Subventionen zu
konsolidieren. Dass der Subventionsabbau gelungen ist,
können Sie nicht als Erfolg für sich in Anspruch neh-
men.

Ich möchte noch eine Bemerkung zum Maastrichter
Vertrag machen. Ich hätte mich gefreut, wenn der Bun-
desfinanzminister heute gesagt hätte: Ich habe in Brüssel
glaubwürdig vermittelt, dass wir die Auflagen der EU-
Kommission erfüllen werden, und wir sollten im Rah-
men der Beratungen über den Haushaltsentwurf 2004
darüber nachdenken, wie wir die zusätzlichen Sparmaß-
nahmen im Bundeshaushalt realisieren können. Das wä-
ren zwei Botschaften gewesen – Akzeptanz der Sparauf-
lagen aus Brüssel und des Maastricht-Vertrages sowie
eine gemeinsame Anstrengung, um den Auflagen ge-
recht zu werden –, über die ich mich gefreut hätte.


(Beifall des Abg. Hans Michelbach [CDU/ CSU])


Leider ist es so nicht gekommen. Wir haben einen
enttäuschenden Bericht aus Brüssel bekommen. Ich
möchte nur daran erinnern, dass Herr Eichel bei seinem
Amtsantritt einen ausgeglichenen Haushalt für 2004
angekündigt hat. Nun wird stattdessen die Diskussion
darüber begonnen, dass eine Nettoneuverschuldung von
3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts nicht ausreicht. Wie
gesagt, eigentlich hätte Herr Eichel dafür sorgen müssen,
dass das Defizit 2004 bei null liegt, und zwar nicht nach

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(C (D nserer, sondern nach seiner eigenen Vorgabe. Das ist ie Latte, mit der wir messen. Wir haben auch ein Angeot gemacht, damit die Vorgabe eingehalten werden ann. Wir haben Ihnen im April 2003 gesagt, dass wir inen Nachtragshaushalt wollen und dass wir bereit sind, m Rahmen eines Haushaltssicherungsgesetzes Sparaßnahmen einzuleiten. Wer sich verweigert hat, war icht die Opposition, sondern waren die Koalitionsfrakionen, die dies im Haushaltsund im Finanzausschuss bgelehnt haben. Das ist die Wahrheit. Ich möchte das betonen, was der Kollege Wissmann orhin gesagt hat. Wenn Sie im Frühjahr 2002 den lauen Brief aus Brüssel und jetzt die Sparauflagen der U-Kommission akzeptiert hätten, dann wäre Ihre Posiion als Bundesfinanzminister, Herr Eichel, viel stärker. ber Sie haben versucht, den blauen Brief abzuwehren nd die Sparauflagen der EU-Kommission zurückzuweien. Sie sollten tatsächlich versuchen, Partner für eine onsolidierung im richtigen Sinne zu finden, und Sie ollten nicht versuchen, diese Konsolidierung zu beämpfen. Herr Eichel hat hier vorhin sehr interessant vorgetra en. r hat uns einerseits erklärt, Herr Tauss, dass es im Jahr 004 einen Aufschwung gibt. Die Bundesregierung geht on einem Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent aus. Richtig. – In derselben Rede hat er uns andererseits geagt, er wolle auf Art. 115 des Grundgesetzes – Störung es gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts – zurückreifen. Was gilt denn nun? Ist das gesamtwirtschaftliche leichgewicht gestört oder tritt das von Ihnen prognostiierte Wirtschaftswachstum ein? Welche der beiden Anahmen trifft zu? Sind etwa beide nicht zutreffend? Herr Eichel, Sie fahren nach Brüssel und legen Ihren ollegen einen Brief vor – Sie haben ihn uns gestern im usschuss dankenswerterweise vorgelegt –, in dem Sie en Aufschwung infrage stellen und behaupten, in eutschland herrsche noch Stagnation. Auch hierbei uss man sich die Frage stellen: Vertreten Sie in Brüssel ndere Positionen als im Inland? Das müssen Sie drinend klären, damit wir wissen, was überhaupt Ihre Posiion ist. Herr Bundesfinanzminister, Sie können nicht in iner Rede zwei Positionen gleichzeitig vertreten. Es bereitet mir Sorgen, dass Sie mit dem, was Sie im rühjahr letzten Jahres und zuletzt geleistet haben, das undament unserer Währung dauerhaft zerstören. Das rbe der D-Mark – wir wollten, dass der Euro so stabil ie die D-Mark ist – wird von Ihnen mit vollem Beusstsein und mit voller Absicht zerstört. Völkerrechtlihe Verträge werden gebrochen. Sie verstoßen bewusst egen den Geist des Vertrages von Maastricht. Mit jurisischen Winkelzügen und advokatischen Überlegungen ersuchen Sie, sich aus der Affäre zu ziehen. Herr Dr. Michael Meister Eichel, Sie sind nicht der Spitzenjurist, für den Sie sich hier am Rednerpult ausgegeben haben. Sie sollten versuchen, den Geist des Vertrages von Maastricht zu bewahren. Darauf haben Sie Ihren Amtseid abgelegt und dafür wurden Sie gewählt. (Beifall bei der CDU/CSU – Walter Schöler [SPD]: Sie haben nicht zugehört, Herr Meister!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist wahr!)


(Jörg Tauss [SPD]: Hoffen wir es!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Frau Hermenau hat gefragt, warum wir im Vermittlungs-
ausschuss bei der Konsolidierung in solch einer Zeitnot
sind. Frau Hermenau, ich will Ihnen darauf eine Antwort
geben: Nach der Bundestagswahl im letzten Jahr haben
wir erlebt, dass die Bundesregierung neun Monate lang
nichts getan hat. Sie mussten erst einmal Ihre Positionen
klären und den Parteitag der SPD im Juni sowie den Par-
teitag der Grünen im Juni abwarten, weil Sie vorher
nicht handlungsfähig waren.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: So war es!)

Deswegen sind bis September dieses Jahres überhaupt
keine Reforminitiativen auf den Tisch gekommen. Wir
reden erst seit zwei Monaten über Reforminitiativen. Es
ist Ihr Versäumnis, dass Sie neun Monate nichts getan
haben. Sie können diesen Fehler jetzt nicht der Opposi-
tion anlasten. Diesen Schuh müssen Sie sich anziehen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Eine Legende, Herr Kollege Meister!)


Ich hoffe, dass in dieser Debatte ein bisschen zuge-
hört wird, dass Sie die eine oder andere Äußerung zum
Nachdenken bringt und dass wir vielleicht doch noch das
Ziel erreichen, das, was schon beschädigt worden ist, zu
reparieren. Wir müssen zum Geist von Maastricht zu-
rückkehren und die Wertigkeit unserer Verfassung in Zu-
kunft vielleicht doch etwas mehr in den Vordergrund
stellen, als es gegenwärtig der Fall ist.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Ich glaube, die haben wirklich keine Vorschläge! Das verdichtet sich jetzt!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507703400

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Jörg-Otto Spiller.

Jörg-Otto Spiller (SPD):
Rede ID: ID1507703500

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Der Europäische Ministerrat hat heute eine
sachgerechte, ökonomisch vernünftige und vertragskon-
forme Entscheidung getroffen.


(Beifall bei der SPD – Zurufe von der CDU/CSU: Nein!)


Herr Minister Eichel, ich möchte Ihnen dafür danken;
denn Sie haben einen großen Anteil an dieser guten Ent-
scheidung.

Einige Kollegen aus der Unionsfraktion hielten es für
angemessen, das Budgetrecht des Deutschen Bundestags
durch öffentliche Erklärungen von gestern und heute um
einer billigen Schlagzeile willen einzuschränken. Das

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(C (D ar nicht in Ordnung. Ich rate Ihnen: Wenn Sie nun chon darauf verzichten wollen, auf Ihrem Bundesparteig eine Patriotismusdebatte zu führen, dann reden Sie arüber wenigstens einmal in Ihrem Fraktionsvorstand. (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Nehmen Sie denn das Budgetrecht überhaupt wahr?)


Warum war diese Entscheidung des Ministerrats sach-
emäß und vertragskonform? Art. 104 des EG-Vertrages
erpflichtet den Rat, nach Prüfung der Gesamtlage zu
ntscheiden. Das hat er getan. Prüfung der Gesamtlage
eißt: Der Rat muss das ökonomische Gesamtbild, den
intergrund, würdigen.
Dabei muss man als Erstes feststellen: Der Euro ist

ine Erfolgswährung.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

er Euro ist eine der härtesten Währungen überhaupt in
ieser Welt.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Noch!)

ie durchschnittliche Preissteigerungsrate aller Mit-
liedsländer der Europäischen Währungsunion liegt bei
Prozent. Die niedrigste Preissteigerungsrate überhaupt
at Deutschland mit 1 Prozent.


(Zurufe von der SPD: Hört! Hört!)

er Außenwert des Euro, Herr Rexrodt, ist nicht nur gegen-
ber dem Dollar hoch, weil der Dollar derzeit schwach ist;
er Euro – das muss man genauso sehen – ist auch gegen-
ber dem britischen Pfund und dem Schweizer Franken
tabil.
Hier wurde über Inflationsgefahren im Zusammen-

ang mit dem Euro und mit der Entscheidung des EU-
inisterrats gesprochen, eben zum Beispiel von Herrn
r. Meister. Das ist unsachgemäß, unverantwortlich und
nredlich. Sie wissen es besser, Herr Dr. Meister; Sie re-
en wider besseres Wissen.


(Beifall bei der SPD – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Nun mal Vorsicht!)


ie Währung ist stabil. Die Stabilität ist nicht gefährdet.
Wenn es in Deutschland und in Europa insgesamt ein
anko gibt, dann ist das


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Die rotgrüne Regierung!)


ie Wachstumsschwäche, die wir in Deutschland

(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Zu verant worten haben!)

eit zehn Jahren zu beklagen haben, Herr Rexrodt.


(Widerspruch bei der CDU/CSU)

eit 1993 ist die Wachstumsrate in Deutschland im unte-
en Drittel der Wachstumsraten in der Europäischen Ge-
einschaft.


(Zuruf von der CDU/CSU: Schlusslicht!)







(A) )



(B) )


Jörg-Otto Spiller

Ich sage ja nicht, dass das damit zusammenhängt, dass
Sie 1993 Bundeswirtschaftsminister geworden sind.


(Zuruf von der SPD: Doch! – Joachim Poß [SPD]: Ich würde sagen: Auch!)


Das war nicht Ihnen anzulasten.

(Dr. Günter Rexrodt [FDP]: 1998 hatten wir 2,7 Prozent!)

Es ist eine strukturelle Schwäche, die wir überwinden
müssen. Wir gehen daran, und zwar mit den Entschei-
dungen, die der Deutsche Bundestag bereits zur Agenda
2010 getroffen hat: Abbau von Verkrustungen, Reduzie-
rung insbesondere der Lohnnebenkosten, mehr Dynamik
für unsere Volkswirtschaft.

Wir täten uns und auch unseren Nachbarn in Europa
keinen Gefallen, wenn wir den keimenden Aufschwung
mit einer Haushaltspolitik kaputtsparen wollten, die ein
Übermaß von Restriktion zum Inhalt hat. Es mag ja sein,
dass der eine oder andere von Ihnen den Aufschwung
nicht will, weil er Ihnen politisch nicht passt – leider hat
man den Eindruck –,


(Beifall bei der SPD)

aber wir sind in der Verantwortung, wir werben dafür
und werden unsere Kraft dafür einsetzen, dass die deut-
sche Volkswirtschaft wieder zu Dynamik und Vollbe-
schäftigung zurückfindet.


(Beifall bei der SPD)

Es entspricht im Übrigen auch dem nationalen Recht,

dass wir die Haushaltspolitik von Bund und Ländern am
gesamten magischen Viereck und nicht ausschließlich an
dem zurzeit überhaupt nicht gefährdeten Ziel der Preis-
stabilität ausrichten.

Bund und Länder sind gefordert. Bund und Länder sind
übrigens auch gegenüber Europa gefordert. Die Orientie-
rung „nicht mehr als 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts
als Defizit der öffentlichen Haushalte“ bezieht sich auf den
Gesamtstaat, nicht allein auf den Bund. 3 Prozent sind bei
einem Bruttoinlandsprodukt in Deutschland von rund
2 100 Milliarden Euro gut 60 Milliarden Euro. Der Bund
hat in diesem Jahr – leider – ein Haushaltsdefizit von rund
43 Milliarden Euro. Das ist viel; wir beklagen das.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist Rekord!)


Das sind 2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

(Otto Fricke [FDP]: Wollen Sie bundesweit noch mehr machen?)

Die Länder haben bisher – Stand: September – ein De-

fizit von 26 Milliarden Euro. Es ist so gut wie sicher, dass
sie am Ende dieses Jahres ein Gesamtdefizit von mehr als
30 Milliarden Euro haben werden. Das sind 1,5 Prozent
vom Bruttoinlandsprodukt. Reden Sie also nicht nur
über den Bund, sondern reden Sie über den Gesamtstaat!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Was war denn vereinbart? Welcher Anteil war denn vereinbart, Herr D i s W w r l w d S g W s D k E d m B L E v w g 1 E J d s m m d s (C (D Spiller? Was steht denn im nationalen Stabilitätspakt?)


azu gehören auch die Länder. Die dürfen sich nicht aus
hrer Verantwortung stehlen. Gefragt ist hier der Ge-
amtstaat, unser föderatives Gemeinwesen.


(Zuruf von der SPD: Richtig!)

Wir entfachen kein Strohfeuer.

(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Nein, wirklich nicht! Da glimmt nicht mal was! – Otto Fricke [FDP]: Noch nicht mal das!)


ir gehen an die strukturellen Ursachen heran, aber wir
erden nicht in den keimenden Aufschwung hinein eine
estriktive Haushaltspolitik betreiben.


(Zuruf des Abg. Hans Michelbach [CDU/ CSU])


Es wäre natürlich viel logischer gewesen, Herr Kol-
ege Michelbach, wenn Sie im Laufe der letzten Monate
enigstens ab und an einen Beitrag zur Konsolidierung
es Haushalts mitgetragen hätten, beispielsweise indem
ie sich am Abbau von Subventionen und Steuerver-
ünstigungen beteiligt hätten.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Bei der Kohle?)


ir, Bund, Länder und Gemeinden, könnten heute bes-
er dastehen. Sie haben sich dem verweigert.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Schon die Formulierungen haben Sie uns verweigert!)


er Kollege Merz arbeitet jetzt mit irgendwelchen An-
ündigungen, aber es geht nicht darum, irgendwann eine
ntlastung für die Bürgerinnen und Bürger dieses Lan-
es und die mittelständischen Unternehmen vorzuneh-
en, sondern sie muss jetzt kommen.
Das Kernstück des Haushaltsbegleitgesetzes, das der
undestag schon verabschiedet hat, ist die Senkung des
ohn- und Einkommensteuertarifs ab 1. Januar 2004.
in lediger Arbeitnehmer mit einem Jahreseinkommen
on 30 000 Euro brutto


(Otto Fricke [FDP]: Der Pendler ist und im nächsten Jahr ein Haus bauen will!)


ird nach diesem Tarif im nächsten Jahr 650 Euro weni-
er Steuern zahlen als in diesem Jahr und sogar
300 Euro weniger als 1998. Eine Familie mit einem
inkommen von 37 000 Euro brutto wird im nächsten
ahr überhaupt keine Steuern mehr zahlen, wenn man
as Kindergeld mit einbezieht. Das ist übrigens viel bes-
er als das, was Herr Merz Ihnen ankündigt. Besagte Fa-
ilie würde schlechter dastehen, wenn Herr Merz sich
it seinen Vorschlägen durchsetzen könnte.


(Beifall bei der SPD)

Ich erinnere daran: Als Sie noch regiert haben, betrug

er Spitzensteuersatz 53 Prozent und der Eingangssteuer-
atz 26 Prozent.


(Otto Fricke [FDP]: Und Sie wollen es nicht ändern!)







(A) )



(B) )


Jörg-Otto Spiller

Der Eingangssteuersatz wird im nächsten Jahr 15 Prozent
und der Spitzensteuersatz 42 Prozent betragen.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Mit Petersberg haben wir es probiert!)


Das heißt, auch die mittelständische Unternehmerschaft
hat Kraft zu Investitionen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Letzte Bemerkung: Herr Michelbach, ich muss Ihnen

dennoch ein Kompliment machen.

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507703600

Aber Herr Kollege, Ihre Redezeit ist schon überschrit-

ten. Ein Satz noch.


Jörg-Otto Spiller (SPD):
Rede ID: ID1507703700

Der letzte Satz richtet sich an Herrn Michelbach: Sie

haben in Ihrem Beitrag das Kunststück fertig gebracht,
eine Kampfrede sowohl gegen Herrn Merz als auch ge-
gen Herrn Koch und Herrn Stoiber zu halten, obwohl
doch jeder dieser drei Herren etwas anderes erzählt.
Herzlichen Glückwunsch!


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507703800

Herr Kollege!


Jörg-Otto Spiller (SPD):
Rede ID: ID1507703900

Ich wünsche mir trotzdem, dass die Union noch zu ei-

ner Linie findet, deren kleinster gemeinsamer Nenner
nicht bloß Blockade lautet.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Der schläft ja schon im Stehen!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507704000

Das Wort hat die Abgeordnete Gesine Lötzsch.


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1507704100

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich bin

Abgeordnete der PDS – auf diesen Satz warten Sie ja
immer, also soll er auch heute nicht fehlen.

Ich möchte Finanzminister Eichel in Schutz nehmen.

(Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Oh! – Pfui!)

– Abwarten.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das passt!)


Er hat sich einem ökonomisch fragwürdigen Pakt wider-
setzt, und das war richtig. Dass sich Herr Waigel, CSU,
als Finanzminister der Regierung Kohl diese starren Re-
geln hatte einfallen lassen, sagt ja schon viel über seinen
unzureichenden ökonomischen Sachverstand aus.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Ich bin schon erstaunt, dass ich als Sozialistin Ihnen die
Marktwirtschaft erklären muss.

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(C (D (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Keynsianerin!)


ieser Pakt war nämlich nicht Ergebnis ökonomischen
achverstandes, sondern Ausdruck von Arroganz und
berheblichkeit der CDU/CSU-FDP-Regierung, die
ngst hatte, die starke D-Mark gegen einen weichen
uro einzutauschen. In all Ihren Reden haben Sie ja
eute fast in Form einer stehenden Redewendung das
rbe der D-Mark beschworen.
Nun müssen Sie sich, meine Damen und Herren von

er CDU/CSU, schon die Mühe machen, den Bürgern zu
rklären, warum Ihre alte Argumentation – hohe Ver-
chuldung gleich schwacher Euro – offensichtlich nicht
timmt.


(Zuruf von der CDU/CSU: Weil die Wirtschaft daniederliegt!)


ch glaube, es ist klar geworden, dass der Stabilitätspakt
n der Form, in der er bestand, tot ist und dass über einen
euen Pakt verhandelt werden muss. Das 3-Prozent-Kri-
erium – das wissen Sie alle – war ja willkürlich gegrif-
en. Es hätte genauso ein 2,5-Prozent- oder ein 4,5-Pro-
ent-Kriterium geben können.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Meine Damen und Herren, ich will das Lob für Herrn

ichel nicht übertreiben

(Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Machen Sie ruhig eines! Das ist gut!)


nd möchte Ihnen begründen, warum wir den Haushalt
004 ablehnen. Das wichtigste Argument lautet: Der
aushalt der rot-grünen Regierung ist sozial ungerecht.
ie, meine Damen und Herren von Rot-Grün, wollen die
teuern für die Reichen senken und sich die Steueraus-
älle über Sparmaßnahmen bei den Arbeitslosen und
ozialhilfeempfängern wieder hereinholen.


(Otto Fricke [FDP]: Sie haben die Pendler vergessen!)


Danke schön, Kollege Fricke, auch das gehört dazu,
benso die Rentensenkung.
Die Kürzungen beim Arbeitslosengeld und die Zu-

ammenlegung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe
ollen etwa 4,5 Milliarden Euro einbringen. Das ent-
pricht in etwa dem Betrag, der den öffentlichen Haus-
alten durch die Senkung des Spitzensteuersatzes verlo-
en geht. Die Arbeitslosen sollen also – um das noch
inmal klar zu formulieren – die Senkung des Spitzen-
teuersatzes bezahlen, und das unter Rot-Grün.
Meine Damen und Herren, der zweite Ablehnungs-

rund ist für uns der Umgang der Bundesregierung und
er Regierungskoalition mit Ostdeutschland. Der
aushalt 2004 ist auch ein Dokument zum Stand der
eutschen Einheit. Ich darf Sie nur an die Kürzung der
ittel für die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der

egionalen Wirtschaftsstruktur“ erinnern. In einer Nacht-
nd-Nebel-Aktion wurden den ostdeutschen Ländern im






(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch

Haushaltsausschuss 100 Millionen Euro für die Gemein-
schaftsaufgabe gestrichen


(Zuruf von der SPD: Stimmt ja nicht!)

und es war kein Protest der Ostabgeordneten von CDU,
SPD, FDP und Grünen zu hören.


(Zuruf der SPD: Von Ihnen auch nicht! – Joachim Poß [SPD]: Eine dumme Spalter-Debatte!)


Wir haben, wie Sie wissen, im Osten die erschre-
ckende Situation, dass die Länder gar nicht mehr in der
Lage sind, die Kofinanzierung für die Gemeinschafts-
aufgabe aufzubringen.


(Walter Schöler [SPD]: Und jetzt sagen Sie noch etwas zur Altschuldenhilfe!)


Die Hilfe des Bundes kann gar nicht mehr ausgeschöpft
werden, weil die neuen Länder finanziell ausgeblutet
sind. Das heißt, nicht einmal die Hilfe zur Selbsthilfe
funktioniert noch.

Noch schlimmer trifft den Osten die Kürzung von
3 Milliarden Euro für Arbeitsbeschaffungsmaßnah-
men durch die Bundesanstalt für Arbeit. Herr Gerster ist
der Meinung, dass es keinen Sinn mache, einer „verlore-
nen Generation“ das Geld hinterherzuwerfen. Mit „ver-
lorener Generation“ meint er die jetzt über 50-jährigen
Ostdeutschen. Das ist ein himmelschreiender Zynismus,
der hier gegeißelt gehört.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Wie wir nun erfahren haben, ist Herr Gerster aber

sehr gern bereit, das Geld einem Medienberater hinter-
herzuwerfen, Herrn Schiphorst. Ich kenne Herrn
Schiphorst schon als Medienbeauftragten von Herrn
Diepgen, CDU, damals Regierender Bürgermeister von
Berlin. Nach Diepgens Abgang war er leider eine Zeit
lang auch noch Medienbeauftragter von Herrn Wowe-
reit.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ihr Koalitionspartner!)


Er arbeitete in Berlin als One-Dollar-Man. Es war nicht
einfach, ihn loszuwerden, aber letztendlich hatte man es
geschafft, Herr Austermann. Ich habe mir damals im
Medienausschuss des Abgeordnetenhauses sehr genau
die so genannte Konzeption von Herrn Schiphorst ange-
hört und war sofort der Auffassung, dass diese Konzep-
tion wirklich keinen Dollar und auch keinen Euro wert
ist. Wie man hört, ist die Konzeption, die er für die Bun-
desanstalt für Arbeit vorgelegt hat, ähnlich.

Jetzt ist also Herr Schiphorst bei Herrn Gerster gelan-
det und kassiert richtig viel Geld. Ich erwarte, dass Herr
Gerster den Vertrag mit Herrn Schiphorst im Haushalts-
ausschuss offen legt und uns die Konzeption vorstellt,
die über 1 Million Euro wert sein soll. Der Wirtschafts-
ausschuss scheint dafür aus nun bekannt gewordenen
Gründen nicht geeignet, war doch der Vorsitzende, Herr
Rainer Wend von der SPD, bis heute – heute ist er zu-
rückgetreten – im Aufsichtsrat der WMPAG, der Firma,
die Herrn Schiphorst angeheuert hat.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Er kommt als Zeuge in den Untersuchungsausschuss!)


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(C (D uf jeden Fall dürfte es eine gemütliche Ausschusssitung werden. Herr Müntefering hat gestern geäußert, dass solche erträge in Millionenhöhe heute üblich sind. (Joachim Poß [SPD]: Aus Fairnessgründen sollten Sie auch noch Herrn Rexrodt nennen! Der ist da auch drin!)


Natürlich, da haben Sie Recht, auch Herr Rexrodt ist
a drin. Das ist alles ein Filz quer durch die Fraktionen
es Hauses. Das war ein guter Einwurf von Ihnen. Daran
ann man sehen, dass Sie alle sich da nicht viel nehmen.


(Otto Fricke [FDP]: Sehr gut, Herr Poß! Wer in der Scheiße sitzt, soll immer mit Dreck schmeißen!)


Von den Grünen ist augenscheinlich keiner in diesem
ufsichtsrat.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was heißt „augenscheinlich“? – Zuruf von der CDU/CSU: Kommt noch! – Zuruf des Abg. Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Hier wird gerufen: „kommt noch“; aber – Herr
tröbele, ich nehme Ihren Zuruf gerne auf – Sie möchten
diesem einen Fall Ihre Hände gern in Unschuld wa-
chen. Was den Aufsichtsrat betrifft, haben Sie vielleicht
echt; aber auch Sie haben nicht verhindert, dass derar-
ge Verträge abgeschlossen werden können.
Meine Damen und Herren, es ist nicht hinnehmbar,

ass in diesem Haushalt auf der einen Seite bei den Ar-
en weiter gekürzt wird, aber auf der anderen Seite das
eld mit vollen Händen hinausgeschmissen wird. Auch
it Ihren Zwischenrufen hier haben Sie wenig Einsicht
ezeigt. Deshalb werden wir diesen Haushalt ablehnen.
Vielen Dank.

(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos] – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ein bisschen mehr Begeisterung da hinten in der Ecke! – Heiterkeit)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507704200

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Bernhard
rinkmann.


(Beifall bei der SPD)


Bernhard Brinkmann (SPD):
Rede ID: ID1507704300

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen!


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Jetzt kommt eine Sternstunde!)


Herr Austermann, Ihre Sternstunde ist schon lange
orbei. Und wenn man zum Schluss der heutigen De-
atte drankommt, kann man das eine oder andere weg-
assen oder das eine oder andere noch abräumen.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Weglassen ist ein gutes Stichwort!)







(A) )



(B) )


Bernhard Brinkmann (Hildesheim)


Ich will einmal meine Aussage aus einem Debattenbei-
trag im Frühjahr dieses Jahres wiederholen: Wer als
haushaltspolitischer und finanzpolitischer Berater des
Spitzenkandidaten Steffel so wie Sie hier in Berlin ge-
scheitert ist, sollte den Mund in der Frage nicht so voll
nehmen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Wer sich mit der PDS ins Bett legt, hat allen Grund, sich aufzuregen!)


Wenn man so wie Sie vorgeht, dann muss man auch da-
mit leben, dass das ab und zu, wie man im Tennis sagt,
retourniert wird.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wenn man mehr nicht hat, muss man halt darauf hinweisen!)


Leider ist der Kollege Rexrodt nicht mehr da. Er hat
in seinem Redebeitrag von diesem Platz aus wiederholt
ausgeführt: „ein finanzpolitisches Desaster“. Ich habe
während dieser Rede aufmerksam zugehört und darüber
nachgedacht, dass ja zumindest die Frage erlaubt sein
muss: Wann ist der Grundstein für dieses finanzpoliti-
sche Desaster gelegt worden?


(Otto Fricke [FDP]: Wie lange noch? – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Immer die alte Leier! Ich kenne eine Frau, die ist viel dicker! – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Der arme Helmut Schmidt!)


Ich glaube, dass zumindest der Kollege Rexrodt oder die
FDP – das Wort „Sie“ also klein und groß geschrieben –
über Jahrzehnte hinweg eigentlich immer dabei war, als
der Grundstein für dieses finanzpolitische Desaster ge-
legt wurde.


(Otto Fricke [FDP]: Und ihr im Bundesrat!)

Man darf bei der gesamten Debatte auch eines nicht

vergessen: Die von Ihnen zu verantwortende falsche
Finanzierung der Kosten der deutschen Einheit hat
dazu geführt, dass wir bei Regierungsantritt im Jahre
1998 eine Rekordverschuldung von 1,5 Billionen DM
übernommen haben, für die wir auch heute noch die ent-
sprechenden Zins- und Tilgungslasten zu tragen haben.


(Otto Fricke [FDP]: Wenn es wenigstens Tilgung wäre!)


Wenn der Kollege Michelbach von Steuererhöhungen
spricht – das hat er auch im Frühjahr bei der Debatte
über den Haushalt 2003 getan –, dann muss er sich schon
entscheiden, ob er für den Abbau von Steuervergünsti-
gungen und letztendlich auch für das Streichen von
Subventionen ist,


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Kohle!)

wie das auch Herr Merz vorgeschlagen hat und wie das
auch Herr Koch gemeinsam mit dem Ministerpräsiden-
tenkollegen Steinbrück vorgeschlagen hat. Es stellt sich
die Frage, ob er diese Rede nicht, wie es der Finanzmi-
nister gesagt hat, vor einem Jahr hätte halten sollen.

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(C (D (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sagen Sie doch mal was zu Herrn Gerster!)


ie müssen sich schon entscheiden, ob Sie mit dabei sein
ollen, wenn es konkret wird. Hier im Deutschen Bun-
estag haben Sie das jedenfalls nicht ausgeführt.


(Beifall bei der SPD)

ch bin gespannt auf das Ergebnis der Verhandlungen im
ermittlungsausschuss.
Ich will nun nicht all die Steuererhöhungen wiederho-

en, die Sie während Ihrer Regierungszeit auf die Reise
eschickt haben,


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das ist lange her! – Otto Fricke [FDP]: Wer hat im Bundesrat zugestimmt?!)


eil Sie nämlich mit Ihren Versprechungen, die deutsche
inheit aus der Portokasse zu finanzieren, wirklich ein
esaster angerichtet hatten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Otto Fricke [FDP]: Und wer hat dem im Bundesrat zugestimmt?)


ch nenne nur 50 Pfennig Mineralölsteuer, ohne dass et-
as über gesunkene Rentenversicherungsbeiträge zu-
ückgeflossen ist.


(Otto Fricke [FDP]: Zustimmung im Bundesrat! Ihr habt mitgemacht!)


Richtig. Dann machen Sie doch jetzt auch einmal mit
ei dem Subventionsabbau, den wir vorgeschlagen ha-
en. Machen Sie doch auch einmal mit und sagen Sie,
as Sie denn gern möchten.


(Beifall bei der SPD)

ann haben Sie uns ganz dicht an Ihrer Seite. Sie neh-
en, Herr Kollege Feibel, an den Beratungen im Haus-
altsausschuss einfach nicht teil, Sie ziehen sich ins
chneckenhaus zurück und irgendwann präsentieren Sie
ann in einer Bereinigungssitzung über Nacht etwa
00 Anträge ohne jeglichen finanzpolitischen Hinter-
rund, nur mit der Formulierung „Erörterungsbedarf“,
ie auf jedem Blatt deutlich ausgedruckt ist. Die Mög-
ichkeit zur Erörterung hatten Sie über mehrere Wochen
n den Sitzungen des Haushaltsausschusses, Sie haben
ie als Opposition nicht wahrgenommen.


(Zuruf des Abg. Otto Fricke [FDP])

Die FDP, Herr Kollege Fricke, nehme ich dabei ganz
ewusst aus. Vielen Dank für den Zwischenruf. Ich hätte
ber auch noch gesagt, dass Sie konkrete Einsparvor-
chläge in den Haushaltsberatungen unterbreitet haben.


(Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Aber relativ willkürlich!)


Übrigens will ich in aller Deutlichkeit noch etwas
um Versicherungssteuersatz sagen: Geerbt haben Sie
982 einen Satz von 5 Prozent, hinterlassen haben Sie
er neuen Bundesregierung einen Satz von 15 Prozent.
er Satz wurde also verdreifacht. Auch das war eine






(A) )



(B) )


Bernhard Brinkmann (Hildesheim)


massive Steuererhöhung, die Sie vornehmen mussten,
um die Kosten der deutschen Einheit zu finanzieren.


(Albrecht Feibel [CDU/CSU]: Das habt ihr alles rückgängig gemacht, als ihr drangekommen seid! Das war eine tolle Leistung!)


Über die Höhe des Eingangssteuersatzes und des Spit-
zensteuersatzes, Herr Kollege Feibel, hat mein Kollege
Spiller bereits entsprechende Ausführungen gemacht.


(Otto Fricke [FDP]: Der ist jetzt aber weg! – Gegenruf von der SPD: Wie Rexrodt!)


Ich will auch noch einmal zurückkommen auf die
Verhandlungen der letzten Nacht in Brüssel. Dass Ihnen
das Ergebnis nicht schmeckt, weil Sie mit einer anderen
Schlagzeile gerechnet haben, ähnlich wie seinerzeit bei
anderen Reformen, wo man sich dann zumindest bei Ge-
sundheit in einer großen Koalition auf entsprechende
Entscheidungen und schmerzliche Eingriffe verständigt
hat, das verstehe ich ja. Ich bin aber unserem Finanzmi-
nister dankbar, dass er dieses Ergebnis erzielt hat. Es
führt nämlich dazu, dass sich der leise beginnende Auf-
schwung fortsetzen kann. Dazu ist aber auch zwingend
erforderlich, dass Sie dem Vorziehen der Steuerreform
zustimmen.

Herr Kollege Austermann, wer so wie Sie am Schluss
Ihrer Rede bemängelt, dass Stellen ausgeweitet worden
sind – ich beziehe mich auf den Einzelplan 08 des Bun-
deshaushalts –, der sollte auch darauf hinweisen, warum
es diese Stellenausweitung geben muss. Es geht dabei
nämlich um die aktive Bekämpfung der Schwarzarbeit
in Deutschland. Ich glaube, wir sind uns darin einig, dass
das sinnvoll ist. Wenn Sie Tag für Tag landauf, landab in
der Öffentlichkeit für dieses Ziel eintreten, dann sollten
Sie hier diese Stellenausweitung nicht dazu missbrau-
chen, davon abzulenken, dass Sie bis heute keinen kon-
kreten Vorschlag zum Sparen vorgelegt haben.


(Joachim Poß [SPD]: Der Herr Austermann arbeitet doch sein Leben lang politisch schwarz! Ein politischer Schwarzarbeiter!)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, die De-
batte, die heute zum Einzelplan 08 „Finanzen“ und darü-
ber hinaus zur Finanzpolitik insgesamt geführt worden
ist, macht deutlich, dass der Ball in Ihrem Spielfeld liegt.
Sie müssen nun konkrete Vorschläge unterbreiten re-
spektive das unterstützen und mitbeschließen, was wir
Ihnen vorgeschlagen haben. Ich fordere Sie auf, das zu
tun. Stimmen Sie diesem Haushalt zu! Dann wäre es ein
guter Abend für Deutschland.

Schönen Dank.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507704400

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Norbert

Königshofen.

(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! eine Damen und Herren! Am Ende der heutigen Deatte muss man noch einmal in Erinnerung rufen, dass aut Emnid nur noch 16 Prozent der Bürger der Finanzolitik der Regierung vertrauen. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Immer noch so viel?)

Norbert Königshofen (CDU):
Rede ID: ID1507704500

err Eichel, die überwältigende Mehrheit hält Ihre
aushalts-, Finanz- und Steuerpolitik für unseriös.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Mit Recht!)


as hat zwei Gründe. Zum einen haben die Bürger Ihr
nvermögen erkannt. Ihre Haushalts- und Finanzpolitik
esteht für sie nur noch aus dem notdürftigen Stopfen
erade auftretender Finanzlöcher. Eine durchdachte Stra-
egie zur Lösung der Haushaltskrise kann man nicht
rkennen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

um anderen glauben die Menschen Ihren leeren Ver-
prechungen nicht mehr.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das stimmt!)

Zum dritten Mal in Folge – das ist hier schon mehr-

ach angeklungen – wird Deutschland das Defizitkrite-
ium des europäischen Stabilitäts- und Wachstumspak-
es nicht einhalten. Noch im Finanzbericht 2003 hat Herr
ichel den Bürgern versprochen, 2006 einen ausgegli-
henen Haushalt zu präsentieren. Davon muss er be-
anntlich Abschied nehmen. Jetzt ist Herr Eichel stolz,
enn er für 2004 mit seiner Nettokreditaufnahme
napp unter 30 Milliarden Euro bleibt.
Herr Bundesfinanzminister, ich habe mir vorhin Ihren
uftritt angeschaut. Eigentlich müssten Sie in Sack und
sche gehen,


(Beifall bei der CDU/CSU)

nstatt Ihre marode Politik in dieser dreisten Form zu
erteidigen. Mich jedenfalls wundert es nicht, dass der
egierung niemand mehr glaubt, wie überhaupt das Ver-
rauen in die Regierung Schröder weiter zurückgeht. Die
PD als größte Regierungspartei liegt bei 25 Prozent,
endenz weiter fallend.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: So viel noch? Projekt 18!)


Es geht aber nicht nur um das Ansehen der Regierung
chröder in Deutschland. Es geht auch um das Ansehen
eutschlands in Europa und der Welt.


(Zuruf des Abg. Joachim Poß [SPD])

is 1998, Herr Poß, galt Deutschland international als ver-
sslicher Partner. Deutschland wurde gerade wegen seiner
eriösen Haushalts- und Finanzpolitik im Ausland bewun-
ert. Wir Deutsche waren es, die bei den Verhandlungen
um europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakt auf
trenge Kriterien gedrängt haben.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ja!)







(A) )



(B) )


Norbert Königshofen

Wir wussten: Nur mit Haushaltsdisziplin kann man auf
Dauer Wachstum sichern. Damals wollten wir uns vor
allem vor der laschen Haushaltspolitik unserer südeuro-
päischen Partnerländer schützen.

Mittlerweile sind die Verhältnisse umgekehrt. Heute
sind wir diejenigen, die die Kriterien verletzen. Heute
müssen wir uns von unseren Partnern und der Europäi-
schen Kommission mahnen lassen. Es gelingt nur mit
großen Tricks, Schlimmeres abzuwenden. Rot-Grün hat
es innerhalb von fünf Jahren geschafft, Deutschland vom
ersten auf den letzten Platz in Europa zu führen, sozusa-
gen von der Tabellenspitze in die Abstiegszone.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen bei der SPD – Zurufe von der CDU/ CSU)


– So ist es. – Das ist nicht nur für Deutschland eine
schlimme Sache. Als die größte und wichtigste Volks-
wirtschaft in Europa tragen wir über Deutschland hinaus
Verantwortung. Da hilft auch kein Verweis auf Frank-
reich. Wer soll sich denn in Zukunft an die Vorgaben des
europäischen Stabilitäts- und Wachstumspaktes halten,
wenn wir es nicht tun?


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist die Frage!)

Ich kann daher nur unterstreichen, was die Wirt-

schaftsweisen in ihrem Gutachten 2003 zum Stabilitäts-
pakt festgestellt haben – ich hoffe, dass Sie zumindest
diesen Herren glauben –:

Wenn die Staaten des Euroraumes verkennen, dass
ein solides Haushaltsgebaren nach den Regeln des
Paktes im gegenseitigen Interesse aller Beteiligten
liegt, dann wird er

– das heißt, der Pakt –
langfristig nicht überleben, mit bedenklichen Fol-
gen für die Stabilität der gemeinsamen Währung.

Sie verweisen im Augenblick auf den stabilen Euro.
Dazu sage ich: Wir werden in ein oder zwei Jahren wie-
der über dieses Thema sprechen, wenn Sie Ihre Politik
nicht ändern.

Nun wird in dieser Debatte von Ihnen immer behaup-
tet, dass wir keine Einsparungsvorschläge machen. Sie
und ich wissen, dass das nicht stimmt. Abgesehen davon
verkennen Sie, dass uns die Wähler verschiedene Aufga-
ben zugewiesen haben. Sie haben bei der Bundestags-
wahl 2002 erneut den Regierungsauftrag erhalten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Joachim Poß [SPD]: Gott sei Dank!)


Das ist sehr bedauerlich; aber es ist nun einmal so. Das
heißt, dass Sie einen ordentlichen Haushalt vorlegen
müssen. Das heißt, dass Sie entsprechende Sparvor-
schläge machen müssen.


(Zuruf von der SPD: Haben wir doch ständig gemacht!)


Wenn Sie dazu nicht in der Lage sind und wenn Sie
keine Mehrheit dafür finden, dann sollten Sie nicht laut-

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(C (D als nach der Opposition rufen. Das Beste wäre, Sie träen einfach zurück. ine Regierung, die ihre Politik nicht durchsetzen kann, uss zurücktreten. Das ist das Normalste der Welt. Im Übrigen, noch so gut gemeinte Sparvorschläge on uns können doch Ihre Versäumnisse und Fehlleisungen gar nicht wettmachen. (Zuruf von der SPD: Sie haben doch gar keine gemacht!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


s ist schon darauf hingewiesen worden, dass Bundes-
anzler Schröder vor 14 Tagen auf dem Steinkohletag
al soeben eine Förderung in Höhe von 16 Milliarden
uro versprochen hat. Durch Ihr politisches Missma-
agement fehlen uns im nächsten Jahr, wenn man nur die
rsten sechs Monate heranzieht, Mauteinnahmen in
öhe von mindestens 1 Milliarde Euro. Das haben Sie
u vertreten, doch nicht die Opposition.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

uch in diesem Jahr fehlen schon 624 Millionen Euro;
arüber wird immer sehr leicht hinweggegangen. Sie
ollten einmal zusammenrechnen; das sind mehr als
,5 Milliarden Euro. Herr Poß, in Gelsenkirchen würde
an sagen: Da muss eine alte Frau lange für stricken.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)

ngesichts solcher Tatsachen ist es schon dreist, uns
ufzufordern, die von Ihnen verursachten Haushaltslö-
her zu stopfen. Sie wollen damit – das ist der tatsächli-
he Grund – doch nur von Ihrem Versagen ablenken.


(Joachim Poß [SPD]: Sie sollten sich einmal auf Ihre christlichen Wurzeln besinnen! Sie sollten die Öffentlichkeit nicht so täuschen, wie Sie das hier machen!)


Das Kernproblem aber ist, dass Sie es nicht schaffen,
ür ein ausreichendes Wirtschaftswachstum zu sorgen.
ie schaffen es auch 2004 nicht, die Wirtschaft anzukur-
eln. In Deutschland werden wieder rund 4 Millionen
enschen arbeitslos sein. Sie wissen doch: Nur 100 000
eschäftigte mehr bringen in Bezug auf Steuern und So-
ialversicherungsbeiträge Mehreinnahmen in Höhe von
und 2 Milliarden Euro; ganz zu schweigen von den Ein-
parungen beim Arbeitslosengeld und bei der Arbeitslo-
enhilfe. Machen Sie also eine vernünftige Wirtschafts-
olitik! Dann wird sich ein Großteil Ihrer Sorgen von
elbst erledigen. Ohne vernünftige Wirtschaftspolitik
ind keine soliden Staatsfinanzen zu garantieren. Ich habe
en Eindruck, es gelingt Ihnen nicht. Sie können es nicht.
eswegen bleibt auch Ihr Haushaltsentwurf Makulatur.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP])



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507704600

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Klaas Hübner.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wir wollen Willsch hören!)







(A) )



(B) )



Klaas Hübner (SPD):
Rede ID: ID1507704700

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! In schwierigen Zeiten – und wer wollte ange-
sichts von drei Jahren Stagnation und der anhaltenden
demographischen Probleme unseres Landes leugnen,
dass es schwierige Zeiten sind – zeigt sich normaler-
weise der wahre Charakter von handelnden Personen.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sie müssen sehr kritisch sein!)


Vor diesem Hintergrund möchte ich das Prozedere der
Haushaltsberatungen nachzeichnen. Jeder Einzelplan,
also jedes einzelne Budget, wird im Vorfeld der Haus-
haltswoche ausführlichst im Haushaltsausschuss bera-
ten. Dies sind der Ort und der Zeitpunkt, seine eigenen
Änderungsvorschläge, seine Verbesserungsvorschläge
einzubringen, zu debattieren und abschließend abzustim-
men.


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Sehr richtig!)


Die Koalitionsfraktionen und auch die FDP haben
dieses Königsrecht des Parlamentes im Ausschuss ent-
sprechend in Anspruch genommen, nicht dagegen die
CDU/CSU-Fraktion. Sie haben nicht einen einzigen An-
trag eingebracht, was schon allein für eine gewisse Fan-
tasielosigkeit spricht. Sie haben es nicht einmal ge-
schafft, sich im Rahmen der Abstimmungen über die
von uns und der FDP eingebrachten Anträge ein eigenes
Votum zu bilden. Im weiteren Verlauf des Verfahrens ha-
ben Sie jedoch in Aussicht gestellt, in der Bereinigungs-
sitzung mit großen, massiven Sparvorschlägen aufzu-
warten.

In der Tat haben Sie am Vorabend der Bereinigungs-
sitzung 300 so genannte Änderungsanträge einge-
bracht. Wir waren sehr gespannt. Kein einziger Antrag
war dann mit Zahlen hinterlegt. Ich habe einmal wahl-
los vier Anträge herausgegriffen, um das öffentlich zu
belegen. Sie haben zum Beispiel Erörterungsbedarf zum
Einzelplan 01, Geschäftsbereich des Bundespräsiden-
ten und des Bundespräsidialamtes, zum Titel „Einnah-
men aus Sponsoring, Spenden und ähnlichen freiwilli-
gen Geldleistungen“ angemeldet. Wir haben diesen
Titel mit Null eingestellt, was ich auch für angemessen
halte. Wollen Sie ernsthaft den Bundespräsidenten mit
dem Hut in der Hand durch die Gegend schicken, da-
mit er Geld einsammelt?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Des Weiteren haben Sie in einigen Anträgen völlig
darauf verzichtet, Einzeltitel zu nennen. Auf den Druck-
sachen 15/1456 und 15/1149 haben Sie zur Bundeswert-
papierverwaltung und zum Bundessozialgericht ganz all-
gemein Erörterungsbedarf angemeldet. Sie können doch
nicht ernsthaft diese Institutionen allgemein einem Erör-
terungsbedarf unterziehen. Das ist keine solide Haus-
haltspolitik. Sie haben wahllos Anträge zusammenge-
schustert, um einen Tätigkeitsnachweis für sich und
andere zu erbringen.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das kann nicht sein!)


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(C (D ie haben all diese Anträge dann richtigerweise am Moren der Bereinigungssitzung wieder zurückgezogen und as 300-seitige Antragspaket damit erst recht als ein Doument der geballten Ratlosigkeit entlarvt. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Lothar Mark [SPD]: Aber für diese Anträge mussten zwei Bäume gefällt werden!)


Dass Sie sich angesichts dieser Kraftanstrengung be-
üglich der Anträge nicht mehr in der Lage sahen, we-
igstens bei den Abstimmungen Ihr Votum abzugeben,
st nur noch eine Petitesse. Hier zeigt sich – damit
omme ich zurück auf meine Eingangsbemerkung – die
ilflosigkeit der CDU/CSU in Haushaltsangelegenhei-
en. Sie haben damit dem Parlamentarismus insgesamt
inen Bärendienst erwiesen.
Wir haben uns in Oppositionszeiten immer als eine
egierung im Wartestand verstanden. Angesichts dieser
aushaltsberatungen muss man sagen: Sie sind eine Op-
osition in einem lethargischen Ruhestand.


(Beifall bei der SPD)

Der Bundeshaushalt 2004 muss zwei großen Anfor-

erungen gerecht werden.

(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Was ist jetzt Ihre Sachaussage?)

r muss auf der einen Seite die Konsolidierung fortset-
en, er muss auf der anderen Seite aber auch alles dafür
un, Konjunktur und Wachstum wieder in Gang zu
ringen. Insbesondere das Vorziehen der Steuerreform
oll den aufkeimenden Aufschwung stabilisieren und
lle Bürger unseres Landes und insbesondere die Fami-
ien nennenswert entlasten.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


Selbst Sie bestreiten nicht, dass das Vorziehen der
teuerreform einen positiven konjunkturellen Effekt
ätte. Sie halten ihn nur für relativ gering.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist nicht finanziert!)


ber wann denn, wenn nicht jetzt, bei all den Anzeichen
ines aufkeimenden Aufschwungs, sollen wir Maßnah-
en ergreifen, die dazu dienen, diesen Aufschwung zu
tabilisieren? Geben Sie in den Verhandlungen im Ver-
ittlungsausschuss Ihrem Herzen einen Stoß und stim-
en Sie dem Vorziehen der Steuerreform zu.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben bei der Aufstellung des Haushalts natürlich
ie im Rahmen der Agenda 2010 geplanten Gesetzesvor-
aben berücksichtigt. Wir haben so gehandelt wie jeder
olide Unternehmer, der bei einer Vorausschau sein Un-
ernehmen betreffend die Maßnahmen, die er eingeleitet
at, um bessere Ergebnisse zu erzielen, in seine Zahlen
it einfließen lässt. Im Etat 2004 wird daher deutlich,
ass mit der Durchsetzung der Strukturreformen der






(A) )



(B) )


Klaas Hübner

Agenda 2010 bis zum Jahresende insbesondere die Be-
reiche Bildung, Innovation und Familie in den Mittel-
punkt unseres politischen Handelns treten.

Als Beispiele einige wenige Fakten: Wir haben dafür ge-
sorgt, dass wir keine Abstriche beim Investitionsprogramm
zum Ausbau der Ganztagsschulbetreuung machen.
Das ist ein ganz wesentlicher Aspekt in der Familienpo-
litik.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben eine Erhöhung der Mittel für die großen For-
schungseinrichtungen in Höhe von drei Prozent vorgese-
hen.


(Joachim Poß [SPD]: Sehr gut!)

Wir haben die Erfolgsgeschichte der BAföG-Reform
und des Meister-BAföGs durch eine entsprechende An-
satzerhöhung von 61 Millionen Euro im Haushalt trotz
schwieriger Haushaltslage abgerundet.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507704800

Herr Kollege, denken Sie bitte an Ihre Redezeit.


Klaas Hübner (SPD):
Rede ID: ID1507704900

Ja, Herr Präsident. – Wir haben durch das Vorziehen

der Steuerreform für eine nennenswerte steuerliche Ent-
lastung gerade auch der Familien gesorgt.

Das Fazit der Haushaltsberatungen kann daher nur
lauten: Wir von der Regierungsseite wollen und können
gestalten. Die CDU/CSU dagegen will nicht gestalten.
Daher ist es gut, dass Sie, da Sie im Bundestag keine
Mehrheit haben, auch nicht gestalten können.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507705000

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zu den Abstimmungen, und zwar zu-

nächst zur Abstimmung über den Einzelplan 08 – Bun-
desministerium der Finanzen – in der Ausschussfassung.
Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält
sich? – Der Einzelplan 08 ist mit den Stimmen der Koa-
litionsfraktionen gegen die Stimmen von CDU/CSU und
FDP angenommen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Abstimmung über den Einzelplan 20 – Bundesrechnungs-
hof – in der Ausschussfassung. Wer stimmt dafür? – Wer
stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Einzelplan
20 ist einstimmig angenommen.

Abstimmung über den von der Bundesregierung ein-
gebrachten Gesetzentwurf über die Feststellung eines
Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushalts-
jahr 2003, Drucksachen 15/1925 und 15/1990. Der
Haushaltsausschuss empfiehlt auf Drucksache 15/1926,

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(C (D en Gesetzentwurf anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die em Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzeihen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzntwurf ist damit in zweiter Beratung mit den Stimmen er Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen von CDU/ SU und FDP angenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem Geetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Gegentimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist mit leichem Stimmenverhältnis angenommen. Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses auf rucksache 15/1838 zu dem Antrag der Fraktion der DU/CSU mit dem Titel: „Nachtragshaushalt umgehend orlegen“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf rucksache 15/1218 abzulehnen. Wer stimmt für diese eschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Entaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen von DU/CSU und FDP angenommen. Ich rufe Tagesordnungspunkt I. 5 auf: Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und Forschung – Drucksachen 15/1918, 15/1921 – Berichterstattung: Abgeordnete Carsten Schneider Klaus-Peter Willsch Ilse Aigner Alexander Bonde Dr. Günter Rexrodt Es liegt ein Änderungsantrag der Abgeordneten Dr. esine Lötzsch und Petra Pau vor. Weiterhin liegt ein Entschließungsantrag der Fraktion er CDU/CSU vor, über den wir am Freitag nach der chlussabstimmung abstimmen werden. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für ie Aussprache eineinhalb Stunden vorgesehen. – Ich öre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Als erster Redner hat der Kollege Klaus-Peter Willsch on der CDU/CSU-Fraktion das Wort. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Frau Ministerin Bulmahn, den Stabilitätspaktseseitigungsminister Eichel wollte ich auch noch begrüen, aber er hat das Feld schon geräumt. Mit den Stimen der Regierungskoalition hat der Bundestag gerade en Offenbarungseid rot-grüner Regierungspolitik verbschiedet. (Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Wir haben eine gute Mehrheit!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Klaus-Peter Willsch (CDU):
Rede ID: ID1507705100






(A) )



(B) )


Klaus-Peter Willsch

Nichts anderes ist der Nachtragshaushalt für 2003: eine
Demonstration und der Beweis, dass die Bundesregie-
rung es einfach nicht kann. Falsche Signale, falsche Wei-
chenstellungen, falsche Schlüsse und falsche Entschei-
dungen – dies prägt die rot-grüne Politik.

Damit haben Sie unser Land in die schwerste haushalts-
politische Krise seit dem 2. Weltkrieg geführt. Man kann
es auf eine einfache Formel bringen: Rot-grünes Durch-
einander plus ein total überforderter Bundesschuldenmi-
nister Eichel ergibt den Nachtragshaushalt 2003. Oder
wie wollen Sie eine Steigerung von 130 Prozent, also – in
Zahlen – von 18,9 auf 43,4 Milliarden Euro, sonst nen-
nen?


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ja, genau!)


Wenn Sie aus Ihren Fehlern wenigstens lernen wür-
den. Aber auch für den Haushalt 2004 gilt: Wunschvor-
stellungen als Schätzgrundlage, Gesundbeten statt präzi-
ser Diagnose und anschließend richtiger Therapie,
Ausblenden der Wirklichkeit und Beschimpfung der Op-
position. Das ist alles, was Rot-Grün einfällt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Mit Parteitagsbeschlüssen, die Sie fassen lassen, um

Mehrheiten für Ihren Bundesgeschäftsführer und Ihren
Generalsekretär zu sichern und den linken Flügel ein we-
nig zu befriedigen, verunsichern Sie zusätzlich. Sie erhö-
hen die Erbschaftsteuer, Sie beschließen die Bürgerver-
sicherung und eine Ausbildungsplatzabgabe und Sie
verunsichern diejenigen systematisch, die in unserem
Land investieren könnten, wodurch Sie die Lage in die-
sem Land noch weiter verschlechtern.

Aufgrund Ihrer hartnäckigen Weigerung, die Wirklich-
keit in unserem Lande wahrzunehmen, und aufgrund des
von Ihnen vorgelegten Märchenbuches – ein solches ist der
von Ihnen vorgelegte Haushaltsplanentwurf 2004 – würde
es sich eigentlich verbieten, ihn zu beraten. Sie beharren
darauf. Deshalb müssen wir uns dem natürlich auch stel-
len.


(Walter Schöler [SPD]: Der Bundestag beharrt darauf!)


Wir werden uns zu diesem Thema in Kürze aber wieder-
sehen, dann nämlich, wenn der Vermittlungsausschuss
seine Ergebnisse vorlegt. Es ist ja nun nicht so, wie es
Herr Poß heute gesagt hat, dass dort nur über ein paar
Petitessen geredet würde. Wir reden über 10 Prozent des
Haushaltsvolumens.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ja!)

Das sind keine Kleinigkeiten, das ist eine fundamentale
Größe für diesen Haushalt. Es wäre der richtige Weg ge-
wesen, das Ergebnis abzuwarten und das Verfahren so-
lange auszusetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Cornelia Pieper [FDP] – Lothar Mark [SPD]: Wie heißt der Einzelplan, über den wir reden? – Jörg Tauss [SPD]: Er wiederholt die schon gehaltenen Reden!)


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(C (D Sie kennen die einzelnen Punkte. Es schmerzt Sie, enn man diese aufzählt, weil sie das Versagen Ihrer Poitik immer wieder deutlich machen. Wir rechnen mit nsgesamt gut 20 Milliarden Euro, die offen und heute icht abschließend beratbar sind. In Ihrem Haushaltsplanntwurf befinden sich Risiken, die heute noch nicht abchätzbar sind. Sie rechnen es schön, schätzen zu positiv nd werden mit diesem Haushaltsplan erneut eine auchlandung hinlegen. Ich kann meinen Sprecher, Dietrich Austermann, nur itieren, der bei der Einbringung hier gesagt hat: Die rot-grünen Beschlüsse zum Haushalt 2004 steigern die Unseriosität der eichelschen Haushaltspolitik ins Groteske. Dieser Haushalt hat keine zusätzlichen Perspektiven für Wachstum und Beschäftigung und führt ins nächste Krisenjahr. Wenn es bei den von Rot-Grün vorgeschlagenen Änderungen bleibt, haben wir im nächsten Jahr bereits im Soll einen verfassungswidrigen Haushalt und im Ist wird die Neuverschuldung auf ein historisches Höchstmaß steigen. em ist bei der Betrachtung des Gesamthaushaltes ichts hinzuzufügen. Frau Minister, kommen wir nun zum Einzelplan 30. iesem Einzelplan liegen natürlich die gleichen falschen oraussetzungen wie den Gesamtwerten zugrunde. Auch m Fachressort ist festzustellen: falsche Signale, falsche eichenstellungen, falsche Schlüsse und falsche Entcheidungen. Was für die gesamte rot-grüne Politik gilt, ilt auch für das Bildungsressort. Frau Bulmahn, unser Eindruck ist inzwischen: Sie önnen es nicht. ie bringen nicht den Mut auf, für Ihr Ressort zu kämpen. Sie gefallen sich in der Öffentlichkeit in der Rolle er großen Vorkämpferin für Bildung und Forschung, m Kabinettstisch aber kuschen Sie, wenn der Kanzler ur die Augenbraue hochzieht. (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: So sieht sie aus!)


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ja!)


(Jörg Tauss [SPD]: Der ist falsch!)


Sie wissen das wahrscheinlich noch besser als ich, ich
ermute es nur.
Sie tricksen herum und reden das kümmerliche Werk,

as Sie vorlegen, noch schön. Sie täuschen ein Wachsen
es Haushaltsansatzes vor, indem Sie die Mittel für die
inrichtung von Ganztagsschulen, die eine vorüberge-
ende Finanzhilfe für die Länder darstellen, systemwid-
ig einrechnen. Sie sind im Einzelplan 60 veranschlagt.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist eine gute Finanzierung! Sie hätten sie nie geschafft!)


ie wissen genau, dass das Budget für Bildung und For-
chung in Ihrem Entwurf sinkt, wenn Sie diese Kompo-
enten nicht einrechnen. Um Ihren Einzelplan in der






(A) )



(B) )


Klaus-Peter Willsch

weiteren Argumentation historisch schönzurechnen, be-
rücksichtigen Sie die Sondereffekte aus den UMTS-Er-
lösen nicht, damit nicht deutlich wird, dass die Mittel
nicht mehr, sondern weniger werden.

Frau Bulmahn, Sie machen mit dieser Blenderei dem
Kanzler Konkurrenz. Wenn wir redlich miteinander diskutie-
ren, werden Sie zugeben müssen, dass die Projektförde-
rung um circa 8 Prozent gekürzt wird. Da der Kanzler
nicht zweimal hintereinander sein Wort brechen wollte,
hat die institutionelle Förderung in diesem Jahr den zu-
gesagten Aufwuchs erhalten. Sie wissen aber, dass es
nicht gut ist, wenn sich das Verhältnis zwischen Projekt-
förderung, deren Mittel prozentual gekürzt werden, und
der institutionellen Förderung, deren Mittelansatz erhöht
wird, verschiebt. Die Mittel müssen in beiden Bereichen
aufgestockt werden.

Sie rechnen Ihren Einzelplan mit den 4 Milliarden Euro
für die Ganztagsbetreuung schön. Nun sehen wir, wie
begeistert dieses Programm im Lande aufgenommen
wird.


(Jörg Tauss [SPD]: Begeistert! Sie haben Recht!)


Obwohl alles in trockenen Tüchern ist, legen Sie große
PR-Programme auf. Mit den Ländern ist besprochen,
wie die Mittel eingesetzt werden sollen. Es ist zwar
schön, wenn Betreuungsmöglichkeiten an Schulen ge-
schaffen werden, aber das ist nicht Ihre Aufgabe, dafür
sind Sie nicht zuständig. Das erklärt Ihren Kunstgriff
mit dem Einzelplan 60, weil diese Mittel in Ihrem Etat
überhaupt nichts verloren haben. Gleichwohl rechnen
Sie sie immer mit ein, um nachzuweisen, wie sehr Sie
sich in diesem Lande um Bildung und Forschung bemü-
hen. Sie sind Forschungsministerin, nicht Suppenkü-
chenministerin in Deutschland, das muss endlich wieder
deutlich werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Als Haushälter kann ich nur anmerken: Die nächste

Sperre kommt bestimmt. Unzählige Risiken kommen
gerade mit diesem Makulaturhaushalt auf uns zu. Diese
sind bei Ihnen schon System geworden; denn durch den
Eingriff in den Haushaltsvollzug korrigieren Sie das,
was zunächst wegen mangelndem Sachverstand oder
wegen Schönfärberei bewusst falsch veranschlagt
wurde. Sie treten damit das Budgetrecht dieses Parla-
ments mit Füßen. Was hat denn eine Beratung im Haus-
haltsausschuss oder im Parlament noch für einen Wert,


(Nicolette Kressl [SPD]: Haben Sie ihn mitberaten?)


wenn Sie im Anschluss nach Gutdünken all das zusammen-
wursteln, was Sie sich zusammenphantasiert haben – es
wird jedoch wie ein Kartenhaus zusammenbrechen –, das
kündigen wir Ihnen schon heute an –, nur um am Ende
mit irgendeiner Zahl aufzuwarten? Sie wissen, dass das
nicht gut ist. Sie wissen, dass dies eine Missachtung des
Parlaments ist. Aber Sie gehen diesen Weg weiter.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Ob sie das weiß? – Lothar Mark [SPD]: Neue Erkenntnisse gab es noch keine!)


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(C (D Kommen wir – Herr Carsten Schneider hat nachher och Gelegenheit, darauf zu erwidern – zur globalen inderausgabe. Dort ist es genau das Gleiche: Sie issachten das Parlament. Mit 145 Millionen Euro ist ie globale Minderausgabe viel zu hoch veranschlagt. Prozent der Projektfördermittel mag angehen, aber Sie iegen deutlich darüber. Das ist einmal mehr der Veruch, all das, was im parlamentarischen Verfahren nicht urchgesetzt werden kann, durch die kalte Küche durch rwirtschaftung der globalen Minderausgabe zu korriieren. Ich wundere mich, meine sehr verehrten Kolleinnen und Kollegen von der SPD und den Grünen, dass ie sich das gefallen lassen. Das ist ein Umgang, den an sich auch als Mehrheitsfraktion von der Regierung icht gefallen lassen sollte. Nehmen Sie den Hochschulbau. Die drastische Kür ung um 135 Millionen Euro bedeutet das Aus für zuünftige Maßnahmen und gefährdet laufende Maßnahen. Es ist für die Länder nicht leicht, ihren itfinanzierungsanteil zu erbringen, weil die Steuereinahmen – wegen der miesen Politik, die Sie machen – eggebrochen sind. Natürlich ist das so. Schauen Sie sich einmal die Situaion in Ihren Ländern an. – Sie bringen damit Wissenchaftsund Forschungsfortschritt in diesem Land zum rliegen. Kommen wir zum BAföG. Nun haben Sie beim AföG im Bereinigungsgespräch nachgelegt. Sie rühen das, obwohl das nur der Vollzug einer gesetzlich estgelegten Geldzahlung ist. Sie haben einfach nachgeechnet. Jetzt rühmen Sie sich, Sie hätten den Bildungsnd Forschungshaushalt hochgefahren. Warum werden ie Zahlen beim BAföG denn höher? – Weil in immer ehr Familien der Haushaltsvorstand arbeitslos am isch sitzt und die Kinder in die BAföG-Berechtigung ineinkommen. (Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Abenteuerlich!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Widerspruch bei der SPD)


ie Kinder bekommen wegen Ihrer miesen Politik kei-
en Ausbildungsplatz und drehen noch eine Runde in
er Schule. Deshalb gehen die Zahlen so nach oben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen bei der SPD)


Frau Bulmahn, auf der anderen Seite kürzen Sie den
tat für das Sonderprogramm zur Schaffung zusätzli-
her Ausbildungsplätze in den neuen Ländern, weil die
ituation dort so rosig ist, um 6 Millionen Euro. Auch
as verstehe, wer will. Ich glaube, Sie müssen sich wirk-
ich ernsthaft mit den Themen beschäftigen, die auf der
and liegen. Wir wollen von Ihnen als Bundesfor-
chungsministerin wissen: Womit werden wir denn in
eutschland in zehn oder zwanzig Jahren unser Geld
erdienen? Sie sollten daher entsprechende Projekte för-
ern.


(Jörg Tauss [SPD]: Biotechnologie, Nanotechnologie – was wollen Sie denn noch alles?)







(A) )



(B) )


Klaus-Peter Willsch

Wir wollen von Ihnen wissen, ob wir in zehn oder in 20
Jahren im Schlagschatten von Windmühlen im Kreis
laufen und Weltmeister im Gender Mainstreaming sind
oder ob wir neue Verfahren und neue Produkte entwi-
ckeln, die wir auf den Markt bringen und mit denen wir
in Deutschland Geld verdienen können.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich zitiere aus der „Welt“: „Europa drängt stärker ins

All“. Wie wollen Sie denn mithalten, Frau Ministerin,
wenn im Ministerrat besprochen wird, dass man sich in
dem Bereich stärker engagieren will? Sie haben für das
nationale Programm jetzt eine Dotierung vorgesehen, die
Jahr für Jahr abgeschmolzen wird. Sie wissen genau,
dass durch zurückgehende Förderung in diesem Bereich
Arbeitsplätze zerschlagen werden. Jeder Euro, den Sie
nicht investieren, kostet bei uns unmittelbar Arbeits-
plätze, weil es keinen anderen Auftraggeber in diesem
Bereich gibt. Auf der anderen Seite legen Sie „Brain-
drain-Programme“ auf, mit denen Sie versuchen, junge
Menschen, die hier keine Perspektive mehr sehen – weil
Sie so handeln, wie Sie handeln –, mühsam wieder aus
dem Ausland zurückzuholen. Das passt nicht zusammen,
wie alles in der rot-grünen Politik.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Das ist von vorne bis hinten ein Krampf.

Sie könnten diesem Land – ich sehe, dass es hier
blinkt und ich langsam aufhören müsste – einen großen
Gefallen tun, wenn Sie – nach dem, was wir heute erlebt
haben und was Herr Eichel mit dem Stabilitätspakt ange-
richtet hat – –


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507705200

Herr Kollege, Sie haben selbst gesagt, dass Sie sehen,

dass es blinkt. Kommen Sie also bitte auch zum Schluss.

Klaus-Peter Willsch (CDU):
Rede ID: ID1507705300

Wenn ich sehe, was Sie mit der Forschungslandschaft

in Deutschland anrichten, dann stelle ich fest, dass es ein
Segen für dieses Land wäre, wenn Sie endlich abtreten
würden.


(Walter Schöler [SPD]: Das tut jetzt der Kollege Willsch!)


Ein besseres Beschäftigungsprogramm für Deutschland
gäbe es nicht.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507705400

Das Wort hat der Kollege Carsten Schneider von der

SPD.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1507705500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege Willsch hat ja

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(C (D nsatzweise auch über den Haushalt des Ministeriums ür Bildung und Forschung gesprochen. Das, was er azu sagte, hat sich in das Gesamtbild eingeordnet, das ie CDU/CSU während der Haushaltsberatungen geboen hat: Es war substanzlos und ohne jeden Hoffnungschimmer – den man als Regierungsfraktion noch hat –, ielleicht etwas daraus lernen und seine eigene Entscheiung überprüfen zu können. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das wäre aber nötig!)


ie haben sich groß und breit über die Generalpolitik
usgelassen, die Sie durch Ihre Politik im Bundesrat lei-
er mit zu verantworten haben und die sich im Bundes-
aushalt niederschlägt.
Deswegen will ich ganz kurz einige grundsätzliche
emerkungen zu dem machen, was Sie angesprochen
aben. Auch der Haushalt für Bildung und Forschung ist
n die Konsolidierungsbemühungen des Bundes einge-
unden. Auch wir sind in der Verantwortung, nicht nur
inen soliden Haushalt aufzustellen, sondern auch
achstumsimpulse zu geben, die wir dringend benöti-
en und ohne die es – das haben die letzten drei Jahre
ezeigt – keine dauerhafte Konsolidierung gibt. Diese
rkenntnis haben der Rat der europäischen Wirtschafts-
nd Finanzminister, der IWF, die Bundesregierung und
ie sie tragenden Fraktionen. Wer sie nicht hat, ist die
pposition.
Was Sie machen, ist töricht. Sie werfen dem Finanz-
inister auf der einen Seite vor, nicht ausreichend zu
paren, sind aber auf der anderen Seite diejenigen, die
as Sparen verhindern.


(Zuruf von der SPD: Das ist CDU-Logik!)

ch erinnere mich an das Steuervergünstigungsabbauge-
etz. Sie haben damals das Scheitern dieses Gesetzes als
hren Erfolg verkauft, merken aber jetzt, wie negativ
ich das auf die Konsolidierungsbemühungen der Lan-
eshaushalte und des Bundeshaushalts auswirkt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie haben auch im Vermittlungsausschuss eine große
erantwortung. Ich kann nur hoffen, dass Sie dieser Ver-
ntwortung gerecht werden, denn eine Ablehnung der
eformgesetze im Vermittlungsausschuss würde die
nion als eine Partei erscheinen lassen, die über Patrio-
ismus diskutieren muss, weil sie nicht mehr weiß, was
atriotismus ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Axel E. Fischer [KarlsruheLand] [CDU/CSU]: Als ob du das wüsstest!)


arum sonst stellen Sie sich nicht Ihrer Verantwortung,
erade wenn es um die Staatsfinanzen geht? Das müsste
och Ihnen als staatstragender Partei ein Grundanliegen
ein. Nein, Sie betreiben Blockadepolitik und Ableh-
ung.
Ich komme zum Haushalt für Bildung und Forschung.

(Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/CSU]: Ich dachte, du kommst zum Schluss!)







(A) )



(B) )


Carsten Schneider

Ich wiederhole mich an dieser Stelle nur ungern. Ich
habe in der ersten Lesung gesagt, dass der Haushalt für
Bildung und Forschung im Jahr 2004 wieder ein
Rekordhaushalt sein wird. Das ist so.


(Beifall bei der SPD – Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Wo denn?)


Die Koalitionsfraktionen haben den Haushalt noch ein-
mal gesteigert. Insgesamt stehen 9,7 Milliarden Euro für
Bildung und Forschung zur Verfügung. Das ist ein Plus
von 6,6 Prozent gegenüber 2003. Es ist fast ein Drittel
mehr als 1998,


(Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/ CSU]: Was redest du denn da?)


und das unter den schwierigen haushaltspolitischen Be-
dingungen.


(Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Mit den Suppenküchen!)


Wahr ist, dass zu diesem Aufwuchs zum großen Teil das
Ganztagsschulprogramm beigetragen hat, dessen An-
satz im Jahr 2003 von 300 Millionen Euro auf jetzt
1 Milliarde Euro gestiegen ist.

Ich erinnere mich an die Debatten, die wir hier im
Frühsommer vorigen Jahres geführt haben. Waren es
nicht gerade Sie gewesen, die die Notwendigkeit für
mehr Investitionen in Bildung und schulische Ausbil-
dung immer wieder in den Vordergrund gerückt haben?
Waren es nicht Sie, die die Verantwortung auch des Bun-
des eingefordert haben? Wer ist es denn, der die natio-
nale Bildungsplanung in der Kultusministerkonferenz
abgelehnt hat? Das sind die unionsregierten Länder ge-
wesen. Es gibt eine Anstrengung des Bundes. Wir geben
1 Milliarde Euro mehr für Ganztagsschulen, die sehr gut
im Lande ankommen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Selbst in Thüringen – das ist kein sozialdemokratisch re-
giertes Land – nehmen alle Städte und Kommunen, alle
Träger der Schulen das Geld sehr gern an und bemühen
sich mit der Elternschaft sehr aktiv, gemeinsame Kon-
zepte zu entwickeln. Das ist ein großer Erfolg.


(Nicolette Kressl [SPD]: In Hessen fehlt die Kreativität!)


Sie haben das Bild vom Haushaltsvorstand gebracht.
Das scheint aus dem vorigen Jahrhundert zu stammen.
Ich hoffe, dass es auch für die Kinder in Hessen nicht
ganz so schlimm ist und Sie sich aktiv an dieser Politik
beteiligen werden.

Dass so ein Kraftakt nicht ohne Einsparungen mög-
lich ist, dürfte auch Ihnen klar sein. Aus diesem Grund
konnte auch der Haushalt für Bildung und Forschung
nicht gänzlich von Einsparungen verschont bleiben.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist Zukunftspolitik!)


Sie müssen aber auch sehen, dass die Mittel für das
Zukunftsinvestitionsprogramm – Sie hätten die Ein-

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(C (D ahmen aus der Vergabe der UMTS-Lizenzen am liebsen den Ländern gegeben – ausgelaufen sind. Wir haben rotzdem 150 Millionen Euro von ursprünglich 300 Milionen Euro fortgeschrieben und damit den Haushalt eröht. Dass deshalb in diesem Haushalt im Einzelplan 30 ine geringfügige Kürzung in Höhe von 1,23 Prozent erolgt, (Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/ CSU]: Eine geringe Kürzung? Aha!)


st meines Erachtens vertretbar; denn es kann für jeden
aushälter durchaus eine Zier sein, sparsam mit den
itteln umzugehen. Werfen Sie einen Blick in den Be-

icht des Bundesrechnungshofes! Der Präsident des Bun-
esrechnungshofes hat einige Punkte angesprochen, in
enen wir alle in der Verantwortung sind, noch sparsa-
er mit den Mitteln umzugehen. Das kann sehr wohl
uch den Haushalt für Bildung und Forschung und die
inrichtungen in diesem Bereich betreffen.


(Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/ CSU]: Der Gerster schmeißt das Geld der Leute zum Fenster hinaus!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Union, ich
abe das Gefühl, Sie wollen sich waschen, ohne sich
ass zu machen. Wie sonst ist es zu verstehen, dass Sie
uf der einen Seite den Abbau von Steuervergünstigun-
en und Subventionen blockieren, auf der anderen Seite
ber Mehrausgaben verlangen? Glauben Sie mir: Man
uss kein großer Prophet sein, um deutlich zu machen,
ass das nicht funktioniert. Das ist einer großen Opposi-
ion meines Erachtens nicht würdig. Sie bekommen als
pposition im Bundestag einen Sonderzuschlag von
5 Prozent – das sind jährlich 2,2 Millionen Euro und er-
öglicht Ihnen eine bessere personelle Ausstattung – für
hre Fraktionsarbeit. Das habe ich bisher auch immer für
erechtfertigt gehalten.


(Cornelia Pieper [FDP]: Was hat das denn mit Bildung zu tun?)


In den Beratungen im Haushaltsausschuss haben Sie
icht einen einzigen Vorschlag gemacht. Frau Reiche,
ie haben kritisiert, dass die Mittel für die Gemein-
chaftsaufgabe Hochschulbau zu niedrig seien. Erkundi-
en Sie sich bei Ihren Kollegen: Sie haben nicht einmal
inen Antrag zur Erhöhung der Mittel vorgelegt. Wie
oll ich Sie ernst nehmen? Ein sinnvoller Sparvorschlag
hrerseits – ich nehme die FDP davon aus – wäre die
treichung der Zulage in Höhe von 2,2 Millionen Euro
ewesen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Lassen Sie mich noch auf einige Details aus den
eratungen der Einzelpläne zu sprechen kommen. Ich
abe mit meinem Kollegen Bonde das Ressort sehr in-
ensiv durchforstet und wir haben Schwerpunkte gesetzt.
as Wichtigste vorweg: Das Budget für den
inzelplan 30 wird gegenüber dem Regierungsentwurf
m 52 Millionen Euro erhöht.


(Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Nur wegen BAföG!)







(A) )



(B) )


Carsten Schneider

– Natürlich wegen des BAföGs, Herr Kollege Willsch.
Es ist doch ein Erfolg unserer Politik, dass in den ver-
gangenen zwei Jahren 100 000 junge Menschen – Schü-
lerinnen, Schüler und Studierende – wieder mehr BAföG
bekommen haben.


(Beifall bei der SPD – Cornelia Pieper [FDP]: Und was ist mit den globalen Minderausgaben? Wie finanzieren Sie die?)


Ich kann Ihre Kritik nicht verstehen. Chancengleich-
heit hat bei Rot-Grün wieder Vorrang bekommen


(Katherina Reiche [CDU/CSU]: Es reicht trotzdem nicht!)


und die Studierenden haben unabhängig davon, wie es
im Geldbeutel ihrer Eltern aussieht, die Chance, ein Stu-
dium aufzunehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Gleichzeitig ist es uns gelungen, das Versprechen des
Bundeskanzlers aus der Agenda 2010 umzusetzen: Das
Budget der Forschungseinrichtungen wird um 3 Prozent
erhöht. Das ist in Zeiten knapper Kassen besonders zu
würdigen. Wir haben die Ansätze der Forschungsorgani-
sationen seit 1998 um 18 Prozent gesteigert.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Sie wollten sie verdoppeln!)


Das ist eine Politik für Innovation und Wachstum, die
Deutschland voranbringt!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme jetzt zum Hochschulbau. Ich gehe davon
aus, dass er auch in Ihren nachfolgenden Beiträgen noch
eine Rolle spielen wird. Der Ansatz für den Hochschul-
bau liegt bei 925 Millionen Euro.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wie viel gekürzt? – Thomas Rachel [CDU/CSU]: Raubbau ist das!)


Das sind immer noch 5 Millionen Euro mehr, als Sie
1998 eingestellt haben. Angesichts der Politik Ihrer Lan-
despolitiker – der Bildungs- und Finanzminister – im
Hochschulbereich bin ich der Ansicht, dass dieser An-
satz durchaus gerechtfertigt ist.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Erzählen Sie das mal den Studenten in Berlin!)


Denn nur der Hochschulbau ist eine gemeinsame Auf-
gabe von Bund und Ländern. Die Hochschulplanung und
-ausstattung liegt in der Zuständigkeit der Länder.

Ein Blick auf die Länder zeigt aber, dass am
3. November in Bayern 30 000 und in Niedersachsen
20 000 Studierende demonstriert haben. Die größte Stu-
dentendemonstration kam in Sachsen-Anhalt zustande.
Ferner kam es zu Streiks in Baden-Württemberg. Das
sind doch Ihre Länder! Wenn in diesen Ländern unter Ih-
rer Verantwortung die Studienplätze reduziert werden,
weil immer weniger Professoren zur Verfügung stehen
und die Ausfallzeiten zunehmen, dann müssen wir die

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(C (D usgaben im Hochschulbau auf dem derzeitigen Niveau eibehalten. Wenn in Bayern 30 000 Studierende skanieren „Stoiber, du Räuber!“, dann werden sie wohl echt haben. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wie viel Prozent hattet ihr in Bayern? Das war das Projekt 18!)


Etwas geringer als 2003 ist der Ansatz für das Natio-
ale Weltraumprogramm mit 145 Millionen Euro. Wir
aben diesen Ansatz so belassen, wie er im Regierungs-
ntwurf vorgesehen war. Wir haben aber der Frau Minis-
erin einen Entschließungsantrag mit auf den Weg gege-
en, in dem zum Ausdruck gebracht wird, dass wir bis
um Sommer des nächsten Jahres die Schwerpunktset-
ung bei der Weltraumforschung unter die Lupe nehmen
erden, weshalb 20 Millionen Euro qualifiziert gesperrt
urden.
Der Frau Ministerin ist dafür zu danken, dass über die

SA Aufträge in Höhe von 100 Millionen Euro nach
eutschland geholt werden konnten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


a in der EU über eine halbe Milliarde Euro auf diesem
ebiet investiert werden, müssen wir die deutsche
aumfahrtpolitik daraufhin überprüfen, in welchen Be-
eichen wir exzellent sein wollen, und diese Bereiche
uch schwerpunktmäßig fördern. Dies muss mit dem ge-
ade erschienenen Weißbuch der Europäischen Kommis-
ion übereinstimmen. Insofern bin ich darauf gespannt,
ie die Beratungen im Ausschuss verlaufen werden.
Ich habe den Bericht des Bundesrechnungshofs von

eute schon angesprochen. In ihm kommt auch das
obert-Koch-Institut vor, das für 750 000 Euro umge-
aut wird. Nach meiner Auffassung müssen wir die ge-
amte Ressortforschung in Deutschland auf neue Füße
tellen. Aus diesem Grunde hat der Haushaltsausschuss
en Wissenschaftsrat beauftragt, die Ressortforschung
ufgabenkritisch zu überprüfen. Wir wollen nicht wie Sie
ur eine Evaluierung in den nächsten vier, fünf Jahren
nstreben, sondern in den nächsten ein, zwei Jahren Fak-
en schaffen. Die Ressortforschung, für die fast 2,5 Mil-
iarden Euro ausgegeben werden, ließe sich viel besser
ündeln, wenn wir wettbewerbliche Strukturen einführ-
en und sie aus der institutionellen Förderung befreiten.
enn sie auf diese Weise besser würde – selbstverständ-

ich gibt es schon heute sehr gute Einrichtungen –, könn-
en wir ihr auch die nötige Anerkennung zukommen las-
en. Zusammen mit meinen Kollegen Tauss und
eimann werde ich in den nächsten Wochen einen flan-
ierenden Antrag im Bundestag einbringen. Hier ist nicht
ie Forderung nach mehr Geld das Allheilmittel; viel-
ehr muss man die Strukturen im Hochschulwesen und
m Forschungsbereich überprüfen.
Meine Damen und Herren, unter dem Strich lässt sich

eststellen, dass Bildung und Forschung mit diesem
aushalt auf Wachstumskurs bleiben. 33 Prozent mehr
usgaben – mit diesem Pfund lässt sich wuchern. Aus






(A) )



(B) )


Carsten Schneider

diesem Grunde fällt es mir sehr leicht, Sie zu bitten, dem
Einzelplan 30 in der Ausschussfassung zuzustimmen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Nein, mit Sicherheit nicht!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507705600

Das Wort hat jetzt die Kollegin Cornelia Pieper von

der FDP-Fraktion.

Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1507705700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr

Schneider, da Sie von Wachstumsimpulsen sprachen, die
von Bildung und Forschung ausgehen, schreibe ich Ih-
nen ein Zitat vom Kieler Institut für Weltwirtschaft


(Jörg Tauss [SPD]: Oh nein!)

ins Stammbuch:

Der höchste Wachstumsbeitrag geht von der Quali-
tät des Bildungssystems aus. Daher stellt eine quali-
tätsorientierte Bildungspolitik gleichzeitig Wachs-
tums-, Beschäftigungs- und Standortpolitik dar.

Das ist eine richtige These. Allerdings ist das, was Sie,
meine Damen und Herren von der Regierungskoalition,
uns mit dem Haushalt vorgelegt haben, eine Mogelpa-
ckung.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Das ist keine Wachstumspolitik, da Sie in diesem Haus-
halt eine vollkommen falsche Prioritätensetzung vor-
genommen haben. Ich stelle dies ganz kurz unter Be-
weis:

Im Grunde genommen haben Sie in den Bereichen
Bildung, Wissenschaft und Forschung Kürzungen be-
schlossen. Fakt ist, dass Ihr Haushalt im Vergleich zum
Vorjahr nicht wächst, sondern um 29 Millionen Euro
sinkt, wenn man einmal von Ihrem Ganztagsschulpro-
gramm absieht, das nicht in diesen Haushaltsplan, son-
dern in den Einzelplan 60 eingestellt ist. Fakt ist auch,
dass Rot-Grün und insbesondere Frau Bundesministerin
Bulmahn mit der Erklärung angetreten sind, sie wollten
die Zukunftsinvestitionen in Bildung und Forschung ver-
doppeln und diese Bereiche von den Konsolidierungs-
maßnahmen ausnehmen. Dies aber gelingt Ihnen im
Haushalt für 2004 nicht, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Zur ganzen Wahrheit gehört auch, Herr Schneider,

dass Sie einfach die globalen Minderausgaben um wei-
tere 84 Millionen Euro auf sage und schreibe 229 Millio-
nen Euro erhöhen. Das bedeutet, dass Sie weitere Ein-
sparungen im Bildungs- und Forschungshaushalt
erbringen müssen. Das Ende der Fahnenstange ist also
noch gar nicht erreicht.

Herr Schneider, wenn Sie die Steigerung der BAföG-
Mittel loben, dann kann ich nur sagen: Wenn Sie
28 Millionen Euro mehr für das Schüler- und 28 Millio-
nen Euro mehr für das Studenten-BAföG aufbringen,

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(C (D ann kommen Sie lediglich einer gesetzlichen Verpflichung nach. Ich erinnere daran, dass wir, die FDP-Frakion, bereits während der Haushaltsberatungen im usschuss einen entsprechenden Änderungsantrag einebracht haben und dass wir davor gewarnt haben, dass ngesichts der hohen Arbeitslosenquote und der hohen nzahl der Sozialhilfeempfänger – diese ist unter Ihrer egierung gestiegen – auch die Zahl der BAföG-Berechigten steigen wird. err Professor Dr. Wolf Lepenies vom Wissenschaftsolleg Berlin erklärte bereits im September vergangenen ahres: Diese Regierung sichert auf Kosten der Bildungsausgaben erhebliche Sozialbudgetleistungen mit geringem Zukunftsprofil. Frau Bulmahn, Sie müssen auch noch mit 4 Millionen Euro aus Ihrem Bildungsund Forschungsaushalt den Bundeszuschuss zur Rentenversicherung it finanzieren. Für die umlagefinanzierte Pflegeversiherung wird in Deutschland ungefähr so viel Geld ausegeben wie für die steuerfinanzierten Hochschulen. as ist eine Schieflage im Bundeshaushalt. Das ist doch eine Prioritätensetzung zugunsten von Zukunftsinvestiionen! (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


2004 – das wurde schon erwähnt – werden die Mittel
ür den Hochschulbau um 12 Prozent, um 135 Millio-
en Euro gekürzt. Das ist erschreckend, wenn man weiß,
ass die Studentenzahl – erfreulicherweise – gestiegen
st. Die Hochschulen platzen aus allen Nähten, meine
amen und Herren von der Koalition. Daher darf hier
icht gekürzt werden, sondern müssen Prioritäten zu-
unsten des Hochschulbaus gesetzt werden. Der Haus-
altsansatz weist 925 Millionen Euro aus. Gebraucht
ürden aber allein im nächsten Jahr 1,4 Milliarden Euro.
ur noch 63 Prozent der notwendigen Ausgaben werden
lso vom Haushalt gedeckt. Das ist eine falsche Wei-
henstellung für die Zukunft Deutschlands.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Als wir über die Verwendung der UMTS-Erlöse bera-
en haben, haben wir Sie daran erinnert, dass wir ein
ochschul- und ein Bibliothekensonderprogramm brau-
hen, und aufgefordert, mit den Erlösen aus der Verstei-
erung der UMTS-Lizenzen diese Programme auf den
eg zu bringen. Sie haben unseren damaligen Anträgen
icht zugestimmt. Heute erweist sich aber, dass es rich-
ig gewesen wäre, wenn wir diesen Weg gegangen wä-
en.


(Beifall bei der FDP)

Die Prognos AG Basel hat in ihrem neuesten Gutach-

en „Bildung neu denken“, das sie im Auftrag der bayeri-
chen Wirtschaft erstellt hat, völlig zu Recht eine „kurz-
ristige Sicherung der Hochschulfinanzierung auf
nternationalem Niveau durch eine radikale Prioritäten-






(A) )



(B) )


Cornelia Pieper

setzung bei den öffentlichen Mitteln“ gefordert. Die
Bundesregierung macht das Gegenteil. Sie kürzt die
Hochschulausgaben und die Forschungsausgaben, und
zwar nicht nur im Einzelplan 30, sondern auch in der
Ressortforschung. Dafür schreiben Sie, meine Damen
und Herren von der Koalition, die unsinnigen Steinkoh-
lesubventionen in Höhe von fast 16 Milliarden Euro
fort. Inzwischen wird ein Arbeitsplatz im Steinkohle-
bergbau jährlich mit 90 000 Euro durch den Steuerzahler
subventioniert. Sie investieren lieber in die Vergangen-
heit als in die Köpfe junger Menschen und damit in die
Zukunft unseres Landes. Das ist eine falsche Weichen-
stellung.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie des Abg. Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


– Herr Fell, gut, dass Sie klatschen; denn ich wollte Sie
gerade zitieren.

Das löst selbst in der eigenen Koalition ein Grum-
meln aus. Ich habe heute in einer bekannten Tageszei-
tung gelesen, dass die Grünen aus dem Arbeitskreis 2 ein
Positionspapier vorgelegt haben, in dem es heißt: Es ist
angesichts der fehlenden Mittel in den Bereichen Bil-
dung, Forschung und Innovation nicht zu rechtfertigen,
einen Steinkohlesockel dauerhaft zu finanzieren. Hier
stimmen wir eigentlich überein. Aber Sie kürzen die
Steinkohlesubventionen nicht.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Wir sind gespannt!)

Im Grunde genommen stimmen Sie so der falschen Bil-
dungs- und Forschungspolitik zu.


(Beifall bei der FDP – Horst Kubatschka [SPD]: Sie haben keine Ahnung! – René Röspel [SPD]: Das hat doch selbst Herr Kohl erkannt!)


Bei der Berufsausbildung machen die Bundesregie-
rung und insbesondere Sie, Frau Ministerin, ebenfalls
eine Rolle rückwärts. Spätestens seit dem Bundespartei-
tag ist klar: Die Regierung wird im nächsten Jahr nicht
für mehr, sondern für weniger Ausbildungsplätze sorgen.
Sie droht nach jahrelangen Erhöhungen der Steuern für
den Mittelstand mit einer weiteren Steuer, nämlich mit
einer komplizierten Ausbildungsabgabe.


(Ute Berg [SPD]: Wie bitte? – Zuruf des Abg. Jörg Tauss [SPD])


Bereits heute, Herr Tauss, werden die kleinen und
mittleren Unternehmen mit 37 Prozent Ausbildungskos-
ten belastet. Eine Abgabe führt – die Entwicklung bei
den Behindertenarbeitsplätzen war ähnlich – zu einem
Freikauf von Ausbildungsplätzen und nicht zu mehr
Ausbildungsplätzen.


(Jörg Tauss [SPD]: Nein!)

Diese Erfahrung haben wir doch mittlerweile schon ge-
macht.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Frau Ministerin, wir erwarten von Ihnen, dass Sie sich m Interesse der jungen Arbeitslosen für flexiblere Ausildungsvergütungen einsetzen. Wir erwarten von Ihen, dass Sie mit einer Reform des Berufsbildungsgesetes nun endlich durchstarten, indem Sie praktisch rientierten Jugendlichen Teilqualifikationen und durchängig eine zweijährige Grundausbildung in allen Beruen ermöglichen. Rund 14 Prozent der jungen Menschen n Deutschland haben gar keinen Berufsabschluss. Die nzahl der Migrantenkinder ohne Berufsabschluss ist ogar noch höher. Geben Sie ihnen doch eine Chance, in en Arbeitsmarkt einzusteigen, bevor sie in die Sozialilfe absteigen! (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Meine sehr verehrten Damen und Herren von der Ko-
lition, Deutschland hält nun auch in der Forschung in-
ernational nicht mehr Schritt. Ob wir es wollen oder
icht: Deutschland steht im unmittelbaren Wettbewerb
it den USA und mit den europäischen Nachbarn. Der
lick in den Bericht der Deutschen Bundesbank zu
en technologischen Dienstleistungen zeigt uns, wie
ravierend sich der Saldo Deutschlands in der Zahlungs-
ilanz seit der Regierungsübernahme von Rot-Grün im
ahr 1998 entwickelt hat: Wir geben heute wesentlich
ehr für den Kauf von Patenten und Lizenzen, für Er-
ebnisse aus Forschung und Entwicklung, für EDV-
eistungen und Ingenieurleistungen aus, als wir an das
usland verkaufen. Der Negativsaldo betrug 1998 noch
und 2,5 Milliarden Euro. Im Jahr 2001 betrug das Defi-
it bereits fast 7,5 Milliarden Euro. Das ist die Bilanz Ih-
er Forschungspolitik, meine Damen und Herren von der
egierungskoalition.


(Beifall bei der FDP)

Frau Ministerin, Sie rühmen sich, dass Sie bei den

ußeruniversitären Forschungseinrichtungen Zu-
ächse in Höhe von 3 Prozent erreichen können. Be-
errscht man das Einmaleins nach Adam Riese, so stellt
an fest: Der Umfang sämtlicher Kürzungen durch dras-
ische Einschnitte in die programmorientierte Forschung
st größer als die Zuwächse in Höhe von 3 Prozent. Sie
ürzen bei der Mikrosystemtechnik, bei der Nanoelektro-
ik, bei den Nanomaterialien und bei den neuen Werk-
toffen. Herr Schneider, die von Ihnen hier beschriebenen
uwächse finden sich im Forschungsbereich dieses
aushalts nicht wieder.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507705800

Frau Pieper, kommen Sie bitte zum Schluss.


Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1507705900

Leider bleibt der oppositionellen FDP-Fraktion im-
er zu wenig Zeit,


(Jörg Tauss [SPD]: Sie haben die Zeit nicht genutzt!)


m darzustellen, was notwendig ist, um die im Hinblick
uf Zukunftsinvestitionen in Deutschland wirklich weg-
eisenden Konzepte vorzustellen.






(A) )



(B) )


Cornelia Pieper

Lassen Sie mich zum Schluss sagen: Sie sind auf dem

falschen Weg! Deutschland sitzt in vielen Bereichen der
Bildung und der Forschung längst nicht mehr in der Lo-
komotive, sondern im Schlafwagen. Wachen Sie endlich
auf!


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Sie haben den Zug verpasst!)


– Wir sitzen im ICE.

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507706000

Als nächstem Redner gebe ich dem Kollegen

Alexander Bonde vom Bündnis 90/Die Grünen das
Wort.


(Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Jetzt wird der Ausstieg aus der Steinkohle erklärt!)



Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507706100

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Was

den Bereich Bildung angeht, konnte man heute in der
Zeitung zumindest eine positive Nachricht lesen: Die
Abgeordneten des Bundestages sind überdurchschnitt-
lich gebildet. Ich muss Ihnen allerdings sagen: Nicht
jede der heutigen Reden hat diesen Befund belegt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – KlausPeter Willsch [CDU/CSU]: Das ist dem Schneider gegenüber unfair!)


Ich möchte der von Ihnen hier im Bereich Bildung
und Forschung praktizierten Schwarzseherei und vor al-
lem Schwarzmalerei einfach die nackten Zahlen entge-
genstellen: Im Jahr 2004 fließen in die Bereiche Bildung
und Forschung – dazu gehören BAföG und Ganztags-
schulprogramme –, Einzelplan 30, 9 706 000 000 Euro.
Gegenüber dem Jahr 2003 bedeutet das einen Aufwuchs
um 6,7 Prozent. Im Vergleich zu 1998 fließen dorthin
2,5 Milliarden Euro mehr. Das entspricht einem Auf-
wuchs um 25 Prozent. Das ist die Zahlenbasis, über die
wir hier diskutieren.

Wir diskutieren in einer schwierigen Haushaltslage
darüber. Wir haben heute eine lange Diskussion geführt.
Sie von der CDU/CSU haben sich hier als große Konso-
lidierer gebärdet. Unsere tatsächliche Erfahrung im Aus-
schuss ist eine andere. Bildungspolitisch diskutieren wir
bundesweit im Moment über die Frage: Wie gehen wir
mit Schulschwänzern und mit Schulverweigerern um?
Hier im Bundestag müssen wir angesichts dessen, was
uns die CDU/CSU das letzte halbe Jahr im Haushalts-
ausschuss geboten hat, über die Frage diskutieren: Wie
gehen wir mit Beratungsschwänzern und mit Arbeitsver-
weigerern um?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Jawohl, es ist eine schwierige Haushaltslage und da
kann auch der Bereich Bildung und Forschung nicht un-
geschoren bleiben.


(Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Ich denke, er ist gewachsen!)


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(C (D er Rentenkompromiss, die maßvolle Belastung der entnerinnen und Rentner – etliche Ihrer Kolleginnen nd Kollegen, Kollege Willsch, sind ja durch die Lande ezogen, haben dagegen agiert und die Rentnerinnen nd Rentner verunsichert –, (Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Das war gar nicht nötig!)


at natürlich dazu geführt, dass die restlichen Einzel-
läne belastet werden, um die Lücke bei der Rentenver-
icherung zu füllen. Das hat den Bereich Bildung und
orschung mit einer zusätzlichen globalen Minderaus-
abe von 84 Millionen Euro getroffen. Das schmeckt
ns nicht, aber es geht ja darum, den Haushalt im Ge-
amtzusammenhang zu betrachten. Natürlich haben
trukturelle Schwierigkeiten, an deren Zustandekommen
lle in diesem Hause beteiligt sind, Auswirkungen auf
ie Spielräume für Bildung und Forschung. Es schmeckt
ns nicht, wie gesagt, dass der Bereich Bildung und For-
chung mit 84 Millionen Euro betroffen wurde,


(Cornelia Pieper [FDP]: Zusätzlich!)

ber wir als Koalition haben es geschafft, beim BAföG
6 Millionen Euro obendrauf zu legen. Was an Ge-
amtaufwuchs vorhanden ist, habe ich bereits genannt
nd hat auch der Kollege Schneider genannt.


(Cornelia Pieper [FDP]: Das sind Rechtsverpflichtungen!)


iese Zahlen zu hören werden wir Ihnen auch im Rest
er Debatte nicht ersparen.
Wenn wir darüber reden, wohin die Reise bei Bildung

nd Forschung geht, dann müssen wir über das reden,
ber das wir heute Morgen hätten sprechen sollen und
eute Nachmittag gesprochen haben, nämlich die Frage
er Strukturreformen und die Frage des Subventions-
bbaus. Sie müssen uns erklären, warum Sie genau da
mmer auf die Bremse treten und blockieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Cornelia Pieper [FDP]: Was ist mit den Steinkohlesubventionen?)


ir als Koalition haben unter anderem mit der Agenda
010 sehr schmerzhafte Reformprozesse in Gang gesetzt
nd dabei wurden wir durch die Opposition nicht unter-
tützt,


(Cornelia Pieper [FDP]: Wir wollten in die Zukunft und nicht die Vergangenheit investieren!)


bwohl Sie von der Opposition das Schaffen von großen
pielräumen für Bildung und Forschung fordern. Ohne
trukturreformen, ohne Subventionsabbau können wir
ber keine Spielräume für zukünftige Generationen
chaffen.
Wir haben Vorschläge vorgelegt. Die CDU/CSU-

raktion hat während des gesamten Haushaltsverfahrens
icht einen Vorschlag vorgelegt, weder zur Schwer-
unktsetzung in Bildung und Forschung noch zu der
rage, woher die Masse dessen kommen soll, womit wir
ukunftschancen ermöglichen wollen. Hier stellt sich






(A) )



(B) )


Alexander Bonde

schon die Frage: Wer kämpft für die Spielräume für zu-
künftige Generationen?


(Cornelia Pieper [FDP]: Die FDP!)

Welche Forderung nach Konsolidierung und welche For-
derung nach einer fortschrittlichen Bildungs- und Zu-
kunftspolitik sind in dieser Debatte glaubwürdig?


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Union kann das nicht!)


Auch innerhalb des Einzelplans haben wir Prioritä-
ten gesetzt – der Kollege Schneider hat bereits darauf
verwiesen –, mehr im Kleinen und nicht ganz so, wie wir
es uns gewünscht hätten, aber im Rahmen dessen, was
uns an Spielräumen zur Verfügung stand. Wir haben zu-
gunsten der Erforschung erneuerbarer Energien draufge-
sattelt.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Windräder, die sich nicht drehen!)


Wir stärken die Erforschung neuer Antriebstechnolo-
gien. Wir setzen einen Akzent in der Friedensforschung.
Wir unterstützen die Erforschung von Alternativen zu
Tierversuchen. Auch in vielen weiteren kleinen Punkten
haben wir in der Bildungs- und Forschungspolitik deut-
lich Profil gezeigt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wir müssen damit aufhören, finde ich, in dieser Repu-
blik alles schlecht zu reden. Wir müssen klar sagen, wo
politische Prioritäten gesetzt werden können und welche
Rot-Grün gesetzt hat.


(Cornelia Pieper [FDP]: Wir dürfen aber auch nicht alles durch die rosarote Brille sehen!)


Wenn Sie größere Prioritäten setzen wollen, dann tun Sie
es! Werden Sie Ihrer Verantwortung gerecht! Der Ver-
mittlungsausschuss wird in der Frage, ob wir in den
nächsten Jahren und Jahrzehnten Spielräume für die zu-
künftigen Generationen haben, eine entscheidende Rolle
spielen.


(Cornelia Pieper [FDP]: Da kommt es auf Sie an!)


Die Verweigerungshaltung der Opposition und die Unei-
nigkeit der Opposition bringt genau diese Spielräume in
Gefahr. Ich kann Sie also nur bitten: Lassen Sie Ihren
Reden im Vermittlungsausschuss auch Taten folgen! Ich
bin gespannt.

Herzlichen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507706200

Das Wort hat jetzt die Kollegin Professor Maria

Böhmer von der CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! err Kollege Bonde hat eben die Frage gestellt, wohin ie Reise geht. Ich kann es Ihnen sagen: Wenn man den aushalt betrachtet – sowohl den Gesamthaushalt als uch den Einzelhaushalt –, stellt man fest, dass der von hrer Politik eingeschlagene Weg nach unten führt. Das st eine Katastrophe für unser Land. ie Ergebnisse sind hohe Arbeitslosigkeit und Menchen, die sich fragen, wie es weitergehen soll. Die Antorten, die Sie uns geben, geben keine Hoffnung. Ich habe vor wenigen Tagen gelesen: Das Land muss icher manche Ausgabe kürzen, bei der Bildung wäre ies töricht. (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darum legen wir ja drauf!)

Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1507706300

(Beifall bei der CDU/CSU)


as sehe ich? Wir sind mit globalen Minderausgaben
on 84 Millionen Euro konfrontiert, nachdem der For-
chungshaushalt vorher bereits drastische Kürzungen er-
ahren hat. In Hochglanzanzeigen behauptet die SPD, es
ürden keine Kürzungen stattfinden, weil das töricht sei.
ch halte es für unerhört,


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Betrug ist das!)

ie man versucht, den Bürgerinnen und Bürgern Sand in
ie Augen zu streuen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe von der SPD)


Die Bürgerinnen und Bürger wissen sehr wohl, was
ier geschieht. Wenn Sie als Motto propagieren: „Das
ichtige tun“, dann kann ich Ihnen darauf, Frau
ulmahn, nur antworten: Sie tun nicht das Wichtige, Sie
un auch leider nicht das Richtige. Sie tun das Falsche.
as ist das Schlimme an Ihrer Politik.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wenn Sie bei der Debatte am 7. November erklären,

ie müssten jetzt kürzen, um damit einen Beitrag zur
icherung der sozialen Sicherungssysteme zu leisten,
o heißt das im Klartext: Die Wissenschaft zahlt einen
ohen Preis für eine verfehlte Rentenpolitik dieser Bun-
esregierung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


as kann nicht sein. Wir müssen „Vergangenheitssubven-
ionen in Zukunftsinvestitionen umschichten“ – das sagt
er Bundeskanzler. Sie aber tun genau das Gegenteil.

Bildung, glaube ich, ist die soziale Frage des
21. Jahrhunderts. Bildung ist nicht nur ein Gebot
der Chancengerechtigkeit, sondern – wenn denn
Pathos erwünscht ist – buchstäblich eine Überle-
bensfrage unserer Gesellschaft …

o auch wieder der Bundeskanzler. Was aber geschieht?
tatt diese Maxime zu befolgen, kürzen Sie die Mittel
ür Bildung und Forschung.






(A) )



(B) )


Dr. Maria Böhmer


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Zuruf von der SPD: So ein Quatsch!)


Ich will Ihnen noch einmal in aller Deutlichkeit sa-
gen, dass die immer wiederkehrenden Verweise auf das
Jahr 1998 – in keiner Ihrer Reden übergehen Sie diesen
Bezug –


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist halt die Ausgangslage! Das tut weh! Das ist wahr! – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wahrheit ist manchmal schwer!)


nach fünf Jahren als Argument nicht mehr tragen. Mit
diesen Ausflüchten können Sie hier nicht punkten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Aber vergleichen darf man!)


Vielmehr müssen Sie sich an Ihren eigenen Versprechen
und Zielen sowie den Anforderungen von Gegenwart
und Zukunft messen lassen.

Versprochen haben Sie, Mittel für Forschung und Ent-
wicklung in Höhe von 3 Prozent des Bruttoinlandspro-
duktes sicherzustellen.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bis 2010!)


Sie liegen deutlich darunter. Wenn Sie die 3-Prozent-
Marke bis zum Jahr 2010 noch erreichen wollen, bräuch-
ten Sie ab 2005 Steigerungsraten von 7 bis 8 Prozent.
Das halte ich angesichts Ihrer desaströsen Wirtschafts-
und Finanzpolitik schlichtweg für utopisch.


(Beifall bei der CDU/CSU)

In einer Volkswirtschaft wie unserer, in der es nur
um Innovation geht, darf es keinen Einbruch bei der
Forschung geben.

So hat sich vor wenigen Tagen Professor Winnacker im
„Handelsblatt“ geäußert.


(Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/ CSU]: Sehr richtig!)


Es gab erneut einen Brandbrief der Wissenschaftsorga-
nisationen an den Bundeskanzler.

Wenn Sie jetzt verkünden, Sie hätten die Ausgaben
um 3 Prozent erhöht, dann müssen Sie aber auch dazu
sagen, dass Sie sie im letzten Jahr abrupt gekürzt haben
und die Wissenschaftsorganisationen damit vor eine Si-
tuation gestellt haben, die kaum zu bewältigen war.


(Jörg Tauss [SPD]: Das war eine Nullrunde!)

– Ja, Herr Tauss, Sie umschreiben das immer so freund-
lich mit Nullrunde. Jetzt überspielen Sie doch nicht das,
was Sie hier tun. Sie fügen der Forschung und der Wis-
senschaft in diesem Land großen Schaden zu.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Sie entziehen zugleich Projektmittel in Höhe von
80 Millionen Euro. Damit haben Sie im Wissenschafts-

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(C (D ereich einen Flurschaden angerichtet, der kaum noch zu ompensieren ist. (Beifall bei der CDU/CSU – Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/CSU]: Unbeschreiblich ist der!)


Herr Tauss, Sie sagen doch selbst, das wäre das völlig
alsche Signal zur falschen Zeit. Sigmar Gabriel aus Nie-
ersachsen erklärt: „Wir können nicht beim Parteitag die
nnovationsförderung hochhalten, sie im Alltag klein
ürzen.“ Das ist richtig. Handeln Sie danach.
Ich nehme einmal den Bereich des Hochschulbaus.
uch dieser ist von massiven Kürzungen betroffen. Die
olgen sind nicht nur, dass vielleicht an einer Stelle et-
as Farbe und an einer anderen ein Sack Zement fehlt.
ein, Hochschulbauförderung bedeutet auch Förde-
ung von Forschung; denn darunter fallen auch die Groß-
eräte, die anzuschaffen sind. Wenn die Mittel für neue
roßgeräte, die man bräuchte, um aktuell und innovativ
u forschen, nicht zur Verfügung stehen, dann stagniert
ie Forschung, dann werden wissenschaftliche Einrich-
ungen zu Museen für alte Geräte.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich nenne Ihnen ein anderes Beispiel: In Baden-
ürttemberg, in Biberach, an einem der hervorragenden
tandorte für Biotechnologie in unserem Land


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist ein gutes Beispiel! Sehr schönes Beispiel!)


Herr Tauss, Sie freuen sich schon darauf –

(Jörg Tauss [SPD]: Aber Vorsicht! Da gibt es eine Steilvorlage!)

da warten wir einmal ab –,


(Jörg Tauss [SPD]: Mal abwarten!)

ollte ein neuer Studiengang an der Fachhochschule
ntstehen. Was passiert? Mangels Beteiligung seitens
es Bundes droht hier ein einmaliges innovatives Aus-
ildungskonzept infrage zu stehen. Wir brauchen aber
achkräfte in unserem Land. Dafür muss der enge Zu-
ammenhang zwischen Hochschulbauförderung und
orschungsförderung beachtet werden. Sie aber kündi-
en die Förderung einseitig auf. Das werden wir nicht
itmachen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich will den Punkt Fachkräftemangel kurz vertiefen.
ir sind immer wieder – das ist schier ein Dauerthema
diesem Haus – mit der Abwanderung von wissen-
chaftlichem Nachwuchs und Spitzenwissenschaftlern
onfrontiert. Da muss man die Frage stellen: Warum ei-
entlich? Weil die Arbeitsbedingungen hier nicht so at-
aktiv sind wie etwa in den USA.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: So ist es!)

ir brauchen internationalen Austausch, wir brauchen
ternationale Erfahrung,


(Jörg Tauss [SPD]: Dann sehen Sie mal ins Ausländergesetz!)







(A) )



(B) )


Dr. Maria Böhmer

gerade in der Zeit der Globalisierung. Aber wir brauchen
vor allen Dingen eine Schubumkehr in der Form, dass
diejenigen, die unser Land verlassen haben, um wissen-
schaftliche Erfahrungen zu sammeln, wieder zurückkeh-
ren. Dafür müssen sie einen Forschungs- und Hoch-
schulstandort Deutschland vorfinden, an dem es für sie
attraktiv ist, zu forschen und zu arbeiten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Was könnte Forscher dazu bewegen, wieder hierher

zu kommen? Wir müssen in unserem Land mehr Mut zur
Förderung von Eliten haben. Wir müssen Exzellenz
fördern. Dabei müssen wir vier Punkte berücksichtigen:
Erstens. Wir brauchen eine schärfere Profilbildung an
den Hochschulen. Zweitens. Wir brauchen mehr Wettbe-
werb durch Evaluation und Hochschulranking. Drittens.
Wir müssen Bürokratie abbauen und für mehr Autono-
mie sorgen. Viertens. Wir brauchen eine flexiblere Ver-
wendung von Forschungsgeldern und Anreize für das
Einwerben von Forschungsmitteln. In der Debatte am
7. November haben wir einen Antrag eingebracht – der
Kollege Kretschmer hat ihn begründet –, in dem wir eine
Forschungsprämie vorgeschlagen haben. Das sind die
Wege, die man gehen muss. Unsere Konzepte und Vor-
schläge liegen auf dem Tisch. Greifen Sie sie auf; das
hilft unserem Standort!


(Beifall bei der CDU/CSU)

Deutschland ist aber auch zu wenig attraktiv für aus-

ländische Studierende und Wissenschaftler. Das muss
uns umtreiben.


(Jörg Tauss [SPD]: Kennen Sie die Steigerungsraten?)


– Herr Tauss, im Vergleich mit den USA können Sie un-
sere Steigerungsraten vergessen. In den USA stammt die
Hälfte der ausländischen Studierenden aus Asien, bei
uns ist es nur gut ein Viertel. Das heißt, zukünftig wer-
den auch die Wirtschaftskontakte eher zwischen Asien
und den USA und weniger zwischen uns und Asien be-
fördert. Bereits in den Hochschulen werden die Gewich-
tungen entschieden. Deshalb ist es ein eklatanter Man-
gel, wenn unser Land für ausländische Studierende nicht
genügend attraktiv ist. Das muss dringend geändert wer-
den.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Das haben wir geändert! – Carsten Schneider [SPD]: Dann hetzen Sie doch nicht so!)


In diesem Zusammenhang ist ein weiterer Punkt von
Bedeutung, nämlich der Braindrain nach innen – nicht
nur nach außen –, das heißt innere Emigration. Wenn
Forscher feststellen, dass sie eingeengt, eingeschnürt
werden, dass sie keine Freiheiten in ihrem Denken und
kreativen Handeln mehr haben, dann ziehen sie sich zu-
rück.

Deshalb sage ich: Wir müssen Hochschule und Wis-
senschaft wieder mehr Freiheit geben.


(Jörg Tauss [SPD]: Haben wir gemacht!)


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(C (D eginnen Sie damit: Wir brauchen im Hochschulbereich ie Freiheit für die Auswahl der Studierenden und wir rauchen endlich die Abschaffung dieses unseligen Verots von Studiengebühren. (Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Jetzt kommt die Platte!)


as Verbot muss aufgehoben werden, damit Hochschu-
en wieder autonom handeln können, damit sie über fi-
anzielle Mittel verfügen, damit die Motivation von Stu-
ierenden befördert wird.
Sie behaupten immer, damit würden sozial Schwache

ehindert, an den Hochschulen zu studieren.

(Jörg Tauss [SPD]: Das ist wahr!)


as eigentlich unsozial ist und was Sie Tag für Tag und
acht für Nacht umtreiben müsste, ist, dass die Verkäu-
erin heute das Studium der Arzttochter finanziert. Das
enne ich unsozial und das muss geändert werden.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Das ist der Sozialneid!)


as können Studiengebühren bewirken? In Baden-
ürttemberg sind Langzeitstudiengebühren eingeführt
orden. Ich will Ihnen drei Vorteile nennen.


(Jörg Tauss [SPD]: Nichts ist bei den Hochschulen angekommen!)


er erste Vorteil ist, Herr Tauss, dass endlich die Zahl
er Langzeitstudierenden zurückgegangen ist. Sie ist
eutlich auf etwa 40 Prozent des früheren Niveaus ge-
unken. Das heißt, diejenigen, die gar keinen Abschluss
achen und nur soziale Vergünstigungen haben wollten,
ind aus der Hochschule ausgeschieden. Die Zahl der
rüfungen und der Absolventen ist sprunghaft gestiegen.
s hat keine negativen Auswirkungen gegeben, denn die
ahl der Erstimmatrikulierten ist angestiegen.
Der zweite Punkt: Die Einnahmen kommen den
ochschulen zugute.


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist doch nicht wahr!)

as wollen wir. Das muss so sein. Anders machen Stu-
iengebühren auch keinen Sinn.
Zum dritten Punkt sage ich Ihnen etwas aus eigener

rfahrung, denn ich lehre nach wie vor:

(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN]: Nebenjob!)

tudiengebühren können das Verhältnis von Professoren
nd Studierenden deutlich verbessern. Die Erfahrungen
us Großbritannien und in den USA zeigen: Es stellt sich
in tragfähigeres, ein verantwortungsvolles Verhältnis
wischen Studierenden und Professoren ein. Wir müssen
ei Studiengebühren von der reinen Finanzdiskussion
egkommen. Wir müssen die Vorteile für eine bessere
otivation und höhere Verantwortung im Hochschulbe-

eich bedenken.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507706400

Kommen Sie bitte zum Schluss, Frau Kollegin.






(A) )



(B) )



Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1507706500

Es gilt umzusteuern: Die Sozialausgaben in unserem

Land sind sechsmal höher als die Bildungsausgaben.
Damit wird nicht der dringend notwendigen Zukunfts-
orientierung und der Forschung Rechnung getragen.
Vielmehr haben wir es hier mit einer eklatanten Gerech-
tigkeitslücke zu tun. Was wir jetzt brauchen, ist klare
Vorfahrt für Forschung und Innovation.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507706600

Das Wort hat jetzt die Bundesministerin Edelgard

Bulmahn.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung

und Forschung:
Meine sehr geehrten Herren und Damen! Sehr geehr-

ter Herr Präsident! Wir reden hier und jetzt über die Ge-
staltung der Zukunft.


(Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/CSU]: Dann gestalten Sie doch mal und schwätzen Sie nicht nur darüber!)


Auch wenn ich offen sagen muss: Bei den Rednern der
Opposition war nicht viel davon zu spüren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir reden über die Gestaltung der Zukunft. Wir reden
über die Weichen, die wir heute stellen müssen, um mor-
gen im internationalen Kompetenzwettbewerb die Nase
vorn zu haben. Bildung und Forschung sind genau dafür
die zentralen Triebfedern. Sie sind die zentralen Triebfe-
dern für wirtschaftliche Entwicklung genauso wie für
gesellschaftliche Entwicklung. Nur mit Investitionen in
Wissen und in Kompetenzen schaffen wir auch Wachs-
tum und Beschäftigung und nur dann können wir eben
auch den Wohlstand, die Teilhabe und die soziale Ge-
rechtigkeit in unserem Land erhalten.

Genau diese Ziele stehen im Mittelpunkt der Agenda
2010. Wir stabilisieren mit dieser Politik, mit der wir
ganz klar auf Innovation, auf Bildung und Forschung
setzen, die Grundpfeiler unseres Sozialstaates und wir
stabilisieren gleichzeitig das Fundament für unsere Zu-
kunft.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir schaffen damit drittens die notwendigen Spielräume
– auch die notwendigen finanziellen Spielräume –, um
das konsequent fortzusetzen, was wir 1998 begonnen ha-
ben, nämlich eine ganz klare Politik für Bildung und
Forschung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Klaus-Peter Willsch [CDU/ CSU]: Suppenküchen!)


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(C (D Mit diesem klaren Kurs für Bildung und Forschung st es uns, unbeirrt von konjunkturellen Zyklen, gelunen, ein weit verbreitetes Bewusstsein für die Bedeutung on Zukunftsinvestitionen zu schaffen. (Thomas Rachel [CDU/CSU]: Eine langweilige Rede!)


er Anteil am Bruttoinlandsprodukt, der für Forschung und
ntwicklung aufgewendet wird, liegt jetzt bei 2,5 Prozent.
uch wenn es Sie schmerzt, Frau Böhmer, muss ich Sie
aran erinnern: 1998 lag er gerade einmal bei 2,29 Pro-
ent.


(Jörg Tauss [SPD]: Nach ständigen Kürzungen! – Cornelia Pieper [FDP]: Sie wollten eine Verdoppelung!)


Ich muss Sie außerdem daran erinnern, dass unter Ih-
er Regierungsverantwortung der Haushalt um rund
00 Millionen Euro gekürzt worden ist. Wenn ich mir
inmal die Entwicklung dieses Haushaltes genau an-
chaue – ich gehe davon aus, dass die Mitglieder des
eutschen Bundestages rechnen können, zumindest bis
u bestimmten Größenordnungen –,


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Ja, Frau Lehrerin!)


ann stelle ich fest, dass der Haushalt seit 1998 jedes
ahr gestiegen ist.


(Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/ CSU]: Da mussten Sie einige Verrenkungen machen, um das herauszufinden!)


m Einzelplan 30 wenden wir für Bildung und For-
chung 8,2 Milliarden Euro auf. Parallel dazu investieren
ir 1 Milliarde Euro in Bildung.


(Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Suppenküchen!)


Herr Willsch, lassen Sie mich eines sagen: Wenn Sie
icht begreifen, dass es ein gesellschaftspolitischer
kandal ist, dass in unserem Land 25 Prozent der Kinder
ie Schule verlassen, ohne dass sie Grundkenntnisse in
echnen und Schreiben haben,


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Das hat er doch gar nicht behauptet! – Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/CSU]: Woran liegt denn das? Jetzt sind wir beim Thema! Was machen Sie dagegen?)


enn Sie nicht begreifen, dass es ein gesellschaftspoliti-
cher Skandal ist, dass in unserem Land wie in keinem
nderen europäischen Land die Bildungschancen von
er sozialen Herkunft abhängen,


(Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/ CSU]: Das hat mit der sozialen Herkunft nichts zu tun! Das ist doch ein Witz!)


ann stellen Sie sich ein Armutszeugnis sondergleichen
us.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Bundesministerin Edelgard Bulmahn

Das allein sagt viel über die Art und Weise aus, wie Sie
denken.

Da allerdings unterscheidet sich diese Bundesregie-
rung von Ihnen: Uns ist es nicht egal, welche Chancen
Kinder und Jugendliche in fünf, zehn oder 20 Jahren ha-
ben. Deshalb haben wir diese Entscheidung getroffen.


(Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/ CSU]: Nichts machen Sie! Legen Sie ein Konzept auf den Tisch, über das wir diskutieren können! – Gegenruf der Abg. Nicolette Kressl [SPD]: Jetzt reicht es aber wirklich!)


Das ist meinen Kolleginnen und Kollegen und den Parla-
mentariern nicht leicht gefallen. Aber weil uns die Bil-
dungschancen der Kinder und Jugendlichen nicht egal
sind, setzen wir 4 Milliarden Euro für die Verbesserung
von Bildungschancen ein.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wenn Sie Ihre Verantwortung ernst nehmen und nicht
so in verächtlicher Weise über Bildungschancen reden
würden,


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Entstauben Sie einmal Ihre Feindbilder! – Nicolette Kressl [SPD], zur CDU/CSU-Fraktion gewandt: Das Herumpöbeln ist unerträglich! Unter Niveau!)


dann würden Sie in Ihren Ländern alles dafür tun, dass
diese 4 Milliarden Euro im Interesse der Kinder sachge-
recht eingesetzt werden. Das erwarte ich auch von den
Kolleginnen und Kollegen der Opposition.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Cornelia Pieper [FDP]: Die beste Kinderbetreuung hat Sachsen-Anhalt!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507706700

Frau Ministerin, erlauben Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Bergner?
Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung

und Forschung:
Ja.

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507706800

Bitte schön, Herr Bergner.

Dr. Christoph Bergner (CDU):
Rede ID: ID1507706900

Frau Minister, da Sie mit so viel Nachdruck und mit

so viel Engagement die Ganztagsschulen und den Ein-
griff des Bundesministeriums in Länderzuständigkeiten,
der mit diesem Programm verbunden ist, verteidigen,


(Nicolette Kressl [SPD]: Aha!)

möchte ich folgende Frage stellen: Können Sie bestäti-
gen, was Sie im Ausschuss einmal gesagt haben, dass es
für die Wirkung der Ganztagsschulen auf die Bildung im
Grunde genommen Belege weder durch Schulversuche
noch durch irgendwelche Forschungsergebnisse gibt?


(Jörg Tauss [SPD]: Das haben Sie schon einmal behauptet und es ist falsch!)


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(C (D Wenn Sie über die sachgerechte Verwendung von itteln reden, dann müssen Sie auch zugeben, dass es Bereich der Schulforschung bis zum gegenwärtigen eitpunkt noch keine hinreichenden Belege dafür gibt, ass dieses Programm, das letztendlich nur ein Bauproramm ist, den Missstand, den auch ich beklage, tatsächich beseitigen kann. (Beifall bei der CDU/CSU – Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/CSU]: Jetzt bin ich gespannt! Das hat sie im Ausschuss tatsächlich gesagt!)


Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung
nd Forschung:
In Deutschland gibt es völlig unzureichende wissen-

chaftliche Kenntnisse über den Erfolg von und über die
ildung in Ganztagsschulen. In anderen Ländern gibt es
ehr wohl wissenschaftliche Kenntnisse darüber.


(Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/ CSU]: Welche denn und wo?)


Es gibt wissenschaftliche Erkenntnisse über skandina-
ische Ganztagsschulen, aber auch über Ganztagsschu-
en und Ganztagsbetreuung in Großbritannien und
rankreich. – Deshalb sage ich: Es gibt zwar wissen-
chaftliche Erkenntnisse, aber viel zu wenige über die
ituation in Deutschland.
Daher, Herr Bergner, habe ich angekündigt, dass wir

in Begleitprogramm durchführen. Dies ist auf Ihrer
eite auf große Kritik gestoßen. Wir verfolgen dabei
wei Zielsetzungen. Wir wollen durch wissenschaftliche
egleitung und Unterstützung auf der einen Seite eine
ualitativ gute Bildung in Ganztagsschulen sicherstellen.
enn ich sage immer: Bildung benötigt gute Qualität.
enau das bieten Ganztagsschulen. Sie bieten mehr
reiräume und eine bessere Qualität des Unterrichts. Sie
rmöglichen mehr Zeit für ein gemeinsames Lernen und
afür, dass sich die Lehrerinnen und Lehrer wirklich um
ie Schülerinnen und Schüler kümmern können. – Das
st die eine Zielsetzung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Zum anderen wollen wir damit sicherstellen, dass die
änder endlich ihre Verantwortung wahrnehmen


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

nd dafür Sorge tragen, dass für die Ganztagsschule ein
utes pädagogisches Konzept vorliegt. Das ist von Ihrer
eite als Eingriff in die Kompetenzen der Länder dis-
reditiert worden. Jetzt fragen Sie: Wie sollen sie denn
afür Sorge tragen?


(Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/ CSU]: Das hat er doch gar nicht gesagt! – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Perplexität nennt man das, wenn zwei Aussagen nicht zusammenpassen!)


ie sollten sich entscheiden, was Sie wollen.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Edelgard Bulmahn

Mir war es wichtig, in der entsprechenden Vereinba-

rung klipp und klar festzulegen – deshalb steht dies dort
auch –, dass die Länder die Verantwortung dafür über-
nehmen, dass ein gutes pädagogisches Konzept für den
Ganztagsschulbetrieb erarbeitet und natürlich auch ange-
wandt wird. Deshalb meine Bitte – ich freue mich, wenn
Sie genauso wie ich die Notwendigkeit sehen, unsere
Bildungseinrichtungen und Schulen wirklich zu verbes-
sern –,


(Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/ CSU]: Soll das noch eine Antwort sein? Das ist doch keine Antwort mehr! Das hat doch nichts mehr mit der Frage zu tun!)


dass Sie das Ihrige dafür tun, damit die Ganztagsschulen
in Ihrem Land genau diesen Ansprüchen genügen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Deutschland ist heute der zweitgrößte Technologieex-
porteur der Welt. 14 Prozent unseres Bruttoinlandspro-
duktes erwirtschaften wir mit forschungsintensiven
Technologiegütern. Auf zentralen Technologiefeldern
wie in der Bio- und der Nanotechnologie nehmen wir
heute eine internationale Spitzenposition ein. Gerade
diese Querschnittstechnologien stärken als branchen-
übergreifende Motoren des technologischen Wandels die
Innovationskraft unserer gesamten Wirtschaft. Diesen
Weg, der für die Entwicklung unseres Landes höchste
Bedeutung hat, gehen wir entschlossen weiter.

Dafür haben wir klare Ziele. Wir setzen auf die Krea-
tivität und die Leistungsfähigkeit unserer Menschen. Wir
schaffen innovationsfreundliche Rahmenbedingungen
und verhelfen den Zukunftstechnologien zum Durch-
bruch. Dafür werden im nächsten Jahr im Haushalt für
Bildung und Forschung insgesamt rund 9,7 Milliarden
Euro zur Verfügung gestellt. Damit liegen wir um
2,4 Milliarden Euro bzw. um rund 34 Prozent über dem
Haushaltsansatz des Jahres 1998 – und das trotz der allen
bekannten schwierigen Haushaltslage.

Projektförderung schafft Wettbewerb unter den For-
schern und kurbelt die Leistungsfähigkeit an. Sie
schweißt Wissenschaft und Wirtschaft zusammen und si-
chert so den Kompetenzvorsprung der deutschen Wirt-
schaft. Wir haben deshalb seit 1998 die Projektförder-
mittel um 32 Prozent erhöht und dort konzentriert, wo
einerseits die größte Hebelwirkung auf das wirtschaftli-
che Wachstum und damit auch auf die Beschäftigung zu
erwarten ist und andererseits dringender gesellschaftli-
cher Handlungsbedarf besteht.

Die Ergebnisse dieser Politik sprechen im Übrigen
eine deutliche Sprache. In der Nanotechnologie haben
wir die Projektförderung seit 1998 vervierfacht. Damit
haben wir im internationalen Vergleich Weltspitze er-
reicht. Deutschland ist in der Weltspitze präsent. Wir
sind in der Nanotechnologie weltweit mit führend. Wir
wollen den Kompetenzvorsprung, den wir haben, aus-
bauen. Ich werde in Kürze ein neues Rahmenkonzept zur
Nanotechnologie vorlegen, mit dem wir unsere nationa-
len Aktivitäten in diesem Bereich bündeln und strate-
gisch ausrichten.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Katherina Reiche [CDU/CSU]: Starker Beifall!)


Der Gesundheitsmarkt ist einer der größten Zu-
unftsmärkte. Leider haben Sie durch Ihre halbherzige
olitik verhindert, dass wir in dem Gesundheitsmarkt
ine noch bessere Qualität und mehr Wettbewerb, als wir
etzt vereinbart haben, sicherstellen konnten. Trotzdem
st der Gesundheitsmarkt einer der größten Zukunfts-
ärkte. Die modernen Lebenswissenschaften sind des-
alb ein zentraler Innovationsmotor des 21. Jahrhun-
erts. Wir haben die Projektförderung in diesem Bereich
eit 1998 um 50 Prozent erhöht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

esultat: Deutschland steht trotz der aktuellen Konsoli-
ierungsphase mit 360 Biotechnologiefirmen auf Platz
ins in Europa.


(Jörg Tauss [SPD]: Ach!)

Mit dem Nationalen Genomforschungsnetz verfügen
ir über ein weltweit einzigartiges Programm, in dem
issenschaft und Wirtschaft interdisziplinär an der Auf-
lärung und Bekämpfung der wichtigsten Volkskrank-
eiten arbeiten. Es geht mit 135 Millionen Euro in eine
weite Förderphase.
Mit dem Programm „BioChancePLUS“ setzen wir

erade für innovative kleine und mittlere Unternehmen
ie notwendigen Impulse, die über dieses Programm mit
nsgesamt 100 Millionen Euro unterstützt werden.
Unsere Förderung der Informations- und Kommu-

ikationstechnologien zahlt sich aus. Deutschland zählt
nzwischen zu den modernsten IT-Standorten der Welt.
as zieht hochkarätige Investoren in unser Land.


(Katherina Reiche [CDU/CSU]: Sie sagen aber nichts zur technologischen Leistungsfähigkeit!)


o hat sich der US-Halbleiterkonzern AMD entschieden,
och einmal 2,4 Milliarden Euro am bereits heute größ-
en Elektronikstandort Europas zu investieren. Erst in
er letzten Woche war ich in Dresden. Wir haben dort
en Grundstein für eine hochmoderne 300-mm-Fabrik
elegt.


(Katherina Reiche [CDU/CSU]: Damit haben Sie nichts zu tun!)


amit entstehen zusätzlich weit über 1 000 Arbeits-
lätze für hoch qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitar-
eiter. Dresden hat sich damit gegen eine sehr harte
onkurrenz aus dem Staate New York durchgesetzt. Das
ar kein Selbstläufer, sondern das ist das Ergebnis unse-
er gezielten Forschungs- und Innovationspolitik.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ir haben hierüber seit Jahren verhandelt und haben un-
ere Forschungspolitik strategisch so ausgerichtet, dass
iese Fabrik jetzt dort gebaut wird.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Edelgard Bulmahn

Ich möchte an dieser Stelle noch einmal unterstrei-

chen: Die Projektförderung ist für uns ein zentrales In-
strument für flexible und leistungsfähige Forschungsför-
derung. Dass die Mittel dafür im Vergleich zum Vorjahr
sinken, ist eine Folge des Auslaufens der UMTS-Gelder.
Alle Kolleginnen und Kollegen wissen, dass ich immer
darauf hinweise und klar und deutlich sage, dass wir in
den kommenden Jahren hier wieder Zuwächse haben
müssen, um diese Zielsetzungen sicher erreichen zu kön-
nen.


(Beifall des Abg. Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wir haben unseren Kurs mit dem Zuwachs um
34 Prozent seit 1998 durchgesetzt und wir werden diesen
Kurs fortsetzen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben die Fortführung besonders erfolgreicher Pro-
jekte sichergestellt und dabei in wichtigen Bereichen die
notwendigen Schwerpunkte gesetzt.


(Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Gender Mainstreaming!)


Einen weiteren Schwerpunkt nenne ich am Beispiel
der neuen Länder: Führende Wirtschaftsinstitute haben
bestätigt, dass unsere Strategie richtig, erfolgreich und
weiter notwendig ist. Daher investieren wir im kommen-
den Jahr 98 Millionen Euro in die Inno-Regio-Förder-
programme. Das ist mehr als doppelt so viel wie vor
zwei Jahren. 1998 war hier noch Fehlanzeige. Ein sol-
ches, speziell für die neuen Bundesländer eingesetztes
Förderinstrument gab es überhaupt nicht.


(Katherina Reiche [CDU/CSU]: Da ging es den neuen Ländern auch noch besser!)


Auch daran zeigt sich: Wir hatten und haben Erfolg.
Von den 23 Regionen sei hier stellvertretend das

Netzwerk „MAHREG-Automotive“ genannt, der Inno-
Regio-Verbund der Automobilzulieferer in Sachsen-An-
halt. Hier sind seit 1999 neun neue Unternehmen und
über 3 000 zusätzliche Arbeitsplätze entstanden. Insge-
samt stehen rund 50 Unternehmensgründungen aus den
Inno-Regios zu Buche. Gerade in wirtschaftlich schwie-
rigen Zeiten zählen derartige Erfolge doppelt.

Innovationen brauchen eine exzellente Forschungsba-
sis. Deshalb haben wir die Etats der großen Forschungs-
organisationen in 2004 wieder um 3 Prozent erhöht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Gleichzeitig stärken wir die Forschung, indem wir
Strukturen erneuern und unsere Forschungseinrichtun-
gen noch durchlässiger, flexibler und wettbewerbsfähi-
ger gestalten.

Diese Bundesregierung

(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Tritt jetzt ab!)


hat nicht nur darüber geredet, sondern sie hat es getan:
Wir haben die Forschungsförderung der Helmholtz-Ge-
meinschaft aus der institutionellen Form herausgelöst

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(C (D nd in ein wettbewerbliches Verfahren überführt, und war mit einem sehr großen Erfolg. Sie ist international och anerkannt. Das ist eben der Unterschied: Sie haben zehn Jahre ang darüber diskutiert, beginnend Ende der 80er-Jahre. is 1998 war noch immer nichts geschehen. Wir dageen sind tätig geworden und praktizieren die neue Regeung bereits seit zwei Jahren erfolgreich. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie Mittel für die DFG sind in unserer Regierungszeit
m 32,9 Prozent gestiegen, und zwar konkret von
62 Millionen Euro auf 747 Millionen Euro. Mit diesen
ahlen möchte ich deutlich machen, wie die For-
chungsorganisationen in ihren Handlungs- und For-
chungsmöglichkeiten durch diese Regierung gestärkt
orden sind.
Auch Technologieausgründungen – das ist ein weite-

es Stichwort – sind für uns wichtig. Forschungsergeb-
isse können schließlich nur dann Wirkung entfalten,
enn sie angewendet werden. In diesem Zusammenhang
pielen dann Technologieausgründungen und Existenz-
ründungen eine große Rolle. Deshalb stellen wir mit
em neuen Dachfonds für Wagniskapital gemeinsam
it privaten Beteiligungsgebern in den nächsten Jahren
is zu 1,7 Milliarden Euro für innovative Firmen zur
erfügung. So unterstützen wir den Transfer von For-
chungsergebnissen in Produktion und Dienstleistungen
nd tragen damit auch dazu bei, dass zusätzliche Ar-
eitsplätze entstehen.
Parallel arbeiten wir daran, dass Hochschulerfindun-

en noch professioneller verwertet werden. Dazu haben
ir bereits vor zwei Jahren die Reform des Arbeitneh-
ererfindungsgesetzes durchgeführt und haben eine Pa-
entierungs- und Verwertungsoffensive gestartet. Wir un-
erstützen Hochschulen dabei, dass sie in den nächsten
ahren das notwendige Know-how dafür schaffen.


(Katherina Reiche [CDU/CSU]: Das ist gründlich schief gelaufen!)


Für die Entwicklung von Innovationen brauchen wir
or allen Dingen gut ausgebildete, kreative und moti-
ierte Menschen; denn Innovationen entstehen in den
öpfen. Gute Bildung ist also nicht nur ein Gebot der
hancengleichheit, sondern buchstäblich eine Überle-
ensfrage unserer Gesellschaft. Deshalb unterstützen wir
it unserem so wichtigen Ganztagsschulprogramm die
änder dabei, dass sie die schulische Bildung verbes-
ern. Gleichzeitig haben wir die Bedingungen für die
ochschulen deutlich verbessert. Wenn man genau hin-
ieht, zeigt sich, dass diese Bundesregierung die Gelder
ür die Hochschulen in den letzten Jahren um 23 Prozent
rhöht hat,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

ie Länder im gleichen Zeitrum dagegen leider nur um
2,5 Prozent. Wir geben den jungen Menschen eine
hance. Das ist eines unserer wichtigen Anliegen, dieses






(A) )



(B) )


Bundesministerin Edelgard Bulmahn

Ziel verfolgen wir mit allen Kräften. Eine gute Ausbil-
dung gehört dazu und ist eine wichtige Voraussetzung.

Es besteht zwischen den Oppositions- und den Regie-
rungsparteien ein wesentlicher Unterschied:


(Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Gott sei Dank!)


Wir wollen nicht, dass ein junger Mensch auf das Stu-
dium verzichten muss, weil er es sich nicht leisten kann.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Katherina Reiche [CDU/ CSU]: Das sieht Ihr Staatssekretär aber ganz anders, Frau Bulmahn! – Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Das ist doch ideologischer Quatsch! Sie reden wie im Studentenparlament!)


Aus diesem Grund haben wir das BAföG reformiert,
weswegen wir nun auch mehr Mittel dafür einsetzen
müssen. Aber das wollen wir auch. Wir haben im Gesetz
abgesichert, dass das Erststudium gebührenfrei bleibt.


(Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Und wenn es 40 Semester dauert!)


Frau Böhmer, ich sage Ihnen ausdrücklich: Sie haben
zum Thema der Langzeitstudierenden gesprochen. In
diesem Punkt gibt es keinen Dissens. Es steht seit zwei
Jahren im Gesetz, dass von Langzeitstudierenden Ge-
bühren erhoben werden können. In der Zeit hätten Sie
das schon mitbekommen können.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507707000

Frau Ministerin, ich muss Sie für einen Moment un-

terbrechen. Sie dürfen als Mitglied der Bundesregierung
natürlich weiterreden. Das geht aber auf Kosten der Re-
dezeit Ihres Kollegen Jörg Tauss. Darauf muss ich Sie
hinweisen.


(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Können Sie noch einmal von vorne anfangen? Sie waren so gut in Fahrt, Frau Ministerin! – Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/CSU]: Bitte weiterreden! – Klaus-Peter Willsch [CDU/ CSU]: Was für ein Glück! Lasst sie reden!)


Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung
und Forschung:

Das will ich natürlich nicht. Deshalb komme ich nun
zum Schluss und sage kurz und knapp: Wir haben die Fi-
nanzierung für die Hochschulen in den letzten Jahren
deutlich verbessert und werden diesen Kurs in den kom-
menden Jahren fortsetzen.


(Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/ CSU]: Erklären Sie einmal, wie Sie das tun wollen!)


Gleichzeitig tragen wir dafür Sorge, dass kein Ju-
gendlicher, der von der Schule kommt, in die Arbeitslo-

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(C (D igkeit gerät. Deswegen haben wir auch im Bereich der eruflichen Bildung bereits die notwendigen Maßnahen ergriffen und werden auch hier weitere Schritte tun. (Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/ CSU]: Wie denn?)


Wir wollen, dass Kinder und Jugendliche eine Zu-
unftschance haben. Nur so hat auch dieses Land eine
ukunftschance. Wir wollen eine Situation schaffen,
ass Innovationen in unserem Land wirklich möglich
erden.


(Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/ CSU]: Und wie soll das gehen? Erklären Sie uns mal, wie das funktionieren soll! Sie bleiben uns die Antwort schuldig!)


afür brauchen wir auch weiterhin diese Bundesregie-
ung. Das hat die Debatte deutlich gezeigt.
Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Klaus-Peter Willsch [CDU/ CSU]: Erleichterter Schlussapplaus!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507707100

Das Wort hat jetzt die Kollegin Katherina Reiche von

er CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1507707200

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en!
Das Land muss sich anstrengen. Wir haben große
Defizite bei der technologischen Innovation, bei
Bildung und Qualifizierung. Wir bilden viel zu we-
nig Naturwissenschaftler, Ingenieure und Mathe-
matiker aus. Uns fehlen schon heute 70 000 Inge-
nieure. … Wenn wir so weitermachen, ist Deutsch-
land nicht zukunftsfähig.

(Zuruf von der SPD: Das ist doch die Rede von neulich!)

Sie müssen mich dafür nicht abstrafen. Das hat Ihr
raktionschef Franz Müntefering am 6. September 2003
er „Berliner Zeitung“ gesagt.


(Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/ CSU]: Da hat er Recht!)


as ist eine richtige Erkenntnis. Die Verantwortung da-
ür trägt die Bundesregierung selbst.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Zentralismus, Bevormundung, Pessimismus und Bü-

okratie sind die roten Fäden der rot-grünen Bildungs-
nd Forschungspolitik.


(Zuruf von SPD: Völliger Quatsch!)

ie pflegen Skepsis und Krisenszenarien. Forschungs-
ptimismus, Forschungsfreiheit und Selbstbewusstsein
all das war aus Ihrer Rede nicht herauszuhören. Für
004 gibt es keine Initialzündung, keinen neuen Impuls,






(A) )



(B) )


Katherina Reiche

durch den der Bildungs- und Forschungsstandort wieder
an Fahrt gewinnen könnte.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Besonders optimistisch ist die Rede nicht!)


In diesem Herbst ist die Lage hier in Deutschland sehr
ernst. Nicht nur der diesjährige Bericht zur technologi-
schen Leistungsfähigkeit, sondern auch unsere Anhö-
rung zu Schlüsseltechnologien hat ein eindeutiges Er-
gebnis gebracht: Im internationalen Vergleich fällt
Deutschland in der Attraktivität ab. Nur noch in der
Grob- und höherwertigen Technologie sind wir gut. Wir
bauen zwar noch hervorragende Autos, aber das reicht
für die Zukunft nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Cornelia Pieper [FDP])


In den zukunftsweisenden Branchen Informations-
und Telekommunikationstechnologie spielt die Musik
woanders. Die deutschen Biotech-Unternehmen sind in
einer Krise. In Großbritannien erwirtschaften weniger
Firmen den vierfachen Umsatz. Ingenieure und Natur-
wissenschaftler fehlen und der Braindrain hält an. Als
Antwort kürzt Rot-Grün nun bei den Basistechnologien
und den Anwendungen für IuK um 3 Millionen Euro
und bei der Softwaretechnik um weitere 3 Millionen
Euro. Bereits im laufenden Jahr 2003 gibt es für die Bio-
technologie 5 Millionen Euro weniger.

Frau Bulmahn, andere Länder tun sehr viel mehr.
Schweden hat seine Ausgaben für die Forschung inner-
halb von zwei Jahren um 30 Prozent erhöht. Kanada
wird in den nächsten fünf Jahren 2 000 zusätzliche Lehr-
stühle einrichten. Sogar China hat uns überholt. Von den
USA ganz zu schweigen: Dort werden neue Forschungs-
zentren aufgebaut, die sich zu internationalen Anzie-
hungspunkten entwickeln. Allein Harvard investiert der-
zeit 3 Milliarden Dollar. Das ist mehr als das Doppelte
eines Haushaltes der Max-Planck-Gesellschaft hier in
Deutschland.

Bildung und Forschung müssen wieder Priorität er-
halten. Dazu reicht kein Plädoyer auf dem SPD-Partei-
tag. Wer Wachstum will, der braucht Innovationsfelder
und wer jungen Menschen eine Chance geben will, der
muss sich auf Zukunftsweisendes konzentrieren.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wissenschaft braucht langfristiges Denken. Das können
Sie nicht. Sie entfachen kurzfristige Strohfeuer und be-
treiben Propaganda.

Die „Zeit“ schreibt:
Die Bundesregierung dreht einen ganz neuen Spin:
Gerhard Schröder, der Innovationskanzler.

Das Jahr 2004 soll nun gar zum Jahr der Technik ausge-
rufen werden. Schon seit Monaten propagieren Sie einen
Hightechmasterplan. Nichts kommt.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das Jahr des Farbfernsehers!)


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(C (D as Spiel ist gefährlich und das Kalkül geht nicht auf. un mahnt gar Sigmar Gabriel, der sonst für Pop zustänig ist: Wir können nicht beim Parteitag die Innovationsförderung hochhalten und sie im Alltag kleinkürzen. u Recht titelt beispielsweise der „Spiegel“: „Die Innoationslüge“. Die „VDI-Nachrichten“ titeln: „Die Innoationsblase“. Das ist Politikersatz, aber keine Politik. Durch den Einzelplan 30 wird deutlich: Es fehlt nicht ur das Geld, sondern es gibt auch keine Konzepte, Prioitäten oder Strategien. Sie haben ganz stolz verkündet, ass Sie nunmehr Geld erhalten, nämlich 52 Millionen uro. Das ist aber Augenwischerei. Dieses Geld ist leiglich zur Erfüllung der Rechtsansprüche von BAföGmpfängern notwendig. Schon jetzt liegt der Etat wieerum unter dem, was Sie eigentlich brauchten. Das war uch 2003 schon so. (Nicolette Kressl [SPD]: Um dies zu vermeiden, haben Sie beim BAföG nie etwas verbessert!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die bittere Wahrheit ist: Der Haushalt schrumpft um
00 Millionen Euro und das Risikovolumen beträgt
chon jetzt 150 Millionen Euro.
Zusätzlich füllen Sie nun die Rentenkasse aus For-

chungsmitteln. Das ist programmierter Stillstand. Über
0 Millionen Euro sollen im Einzelplan 30 „erwirtschaf-
et“ werden. Sie sägen an dem Ast, auf dem wir sitzen.
s war schon ein Stück aus dem Tollhaus, als Sie uns am
. November dieses Jahres erklärten, dass die Plünde-
ung Ihres Haushaltes Zukunftsinvestitionen schaffen
ürde. Wie das zu schaffen ist, bleibt wohl Ihr Geheim-
is.
Ich fordere Sie auf: Setzen Sie sich durch – für For-

chung und für die Zukunft unseres Landes. Sie müssen
ich auf Ihre Kernkompetenzen konzentrieren. Die
ernkompetenzen sind berufliche Bildung, Hochschulen
nd Forschung.


(Beifall bei der CDU/CSU)

ie fischen in fremden Gewässern, zum Beispiel bei der
chulpolitik. Von den 300 Millionen Euro, die 2003 für
hr Ganztagsschulprogramm zur Verfügung standen,
ind derzeit 10 Prozent abgeflossen.


(Elke Ferner [SPD]: An wem liegt das denn?)

ie wollten 10 000 Ganztagsschulen bauen. Intern heißt
s jetzt, von dieser Zahl hätten Sie sich verabschiedet,
ie würde nicht mehr kommuniziert. Ich kann Ihnen nur
agen: Ihre Wahlkampfseifenblase ist geplatzt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Erstens. Gestalten Sie dort, wo es nötig ist, zum Bei-

piel bei der beruflichen Bildung. Die Lehrstellenlücke
m September war ein trauriger Nachkriegsrekord, den
ie zu verantworten haben.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: So ist es!)







(A) )



(B) )


Katherina Reiche

Schuld haben natürlich die Unternehmer, so findet je-
denfalls Rot-Grün, nicht etwa eine desaströse Wirt-
schafts- und Finanzpolitik. Nun bekommt die Linke das,
was sie sich seit 20 Jahren wünscht, nämlich eine
Zwangsabgabe. Ich kann Ihnen nur raten: Lassen Sie die
Finger davon. Novellieren Sie das Berufsbildungsgesetz.
Stärken Sie die Berufsausbildung durch modulare Be-
rufsbilder! Wir haben detaillierte Eckpunkte vorgelegt.
Sie brauchen sie nur noch umzusetzen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Zweitens. Stecken Sie das Geld in die Hochschulen.

Dafür sind Sie zuständig. Sie kürzen in diesem Jahr
135 Millionen Euro beim Hochschulbau. Damit grei-
fen Sie in unzulässiger Weise der Föderalismusreform
vor.


(Jörg Tauss [SPD]: Wer hat denn gekündigt?)

Ich sage Ihnen: Wer an den Hochschulen spart, der spart
an der Zukunft dieses Landes. Damit treffen Sie vor al-
l
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1507707300
Der Aufholprozess in den
neuen Ländern ist noch längst nicht abgeschlossen. Ins-
besondere die Hochschulen tragen eine große Verant-
wortung.

Würgen Sie diesen Prozess doch nicht ab! Es klingt
wie Hohn, dass Sie 40 Prozent eines Abiturjahrganges
an die Hochschulen schicken wollen. Ich frage mich, ob
diese in zugigen Rohbauten studieren sollen. Lassen Sie
die Hochschulen von Ihrer Gängelrute, zum Beispiel
durch die Selbstauswahl der Studenten. Aber auf dem
Ohr Eigenverantwortung, Wettbewerb, Freiheit von For-
schung und Lehre hört Frau Bulmahn schwer. Geben Sie
Ihre Denkblockade auf. Verschlanken Sie das Hoch-
schulrahmenrecht!


(Beifall bei der CDU/CSU)

Auch Studienbeiträge haben Sie zum Tabu erklärt,

weil nicht sein kann, was nicht in Ihr Weltbild passt.
Vielleicht sollten Sie einmal Ihren Staatssekretär dazu
befragen. Auch Tony Blair führt in England Studienge-
bühren ein und begründet dies mit sozialen Gesichts-
punkten. Sie lernen doch sonst so gerne vom britischen
Premier. Warum nicht auch hier?


(Beifall bei der CDU/CSU)

Drittens. Stecken Sie das Geld in die Forschung;

denn Forschung ist und bleibt die beste Zukunftsinvesti-
tion. Hans-Jürgen Klockner vom VCI mahnt: Die Gefahr
wächst, dass sich bei der Grundlagenforschung die
Schere zwischen den USA und Deutschland immer wei-
ter öffnet. Deutschland wird immer weniger wettbe-
werbsfähig.


(Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/ CSU]: Das Ergebnis rot-grüner Politik! Traurig, traurig!)


Als Bundeskanzler Schröder im März den For-
schungsorganisationen für dieses Jahr einen dreiprozen-
tigen Aufwuchs offerierte, hätten sich diese wohl nicht
träumen lassen, dass sie dies mit der Mittelkürzung in

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(C (D er Projektförderung bezahlen müssen, die um ,1 Prozent sinkt. Gekürzt wird gerade bei Zukunftstechologien wie den optischen Technologien, dem nationaen Genund Forschungsprojekt oder den Nanowissenchaften. Wir brauchen Aufbruchstimmung und wir brauchen ine Strategie. Strategie heißt, zu wissen, wohin man ill. Aber in Ihrer Regierung weiß das keiner. (Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/ CSU]: So ist es!)


rau Künast will Richtung Pusteblume und der Kanzler
n Richtung Technik. Beides passt nicht zusammen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war aber jetzt gemein!)


ie Anwendung der grünen Gentechnik wird mit al-
en Mitteln blockiert, obwohl man weiß, dass im
ahr 2020 die Hälfte aller Innovationen ohne biotechno-
ogische Verfahren nicht möglich sein werden. Wir brau-
hen eine nationale Biotechnologiestrategie. Sie kündi-
en sie gelegentlich an. Wir aber haben eine, Sie
rauchen sie nur noch umzusetzen.
Die Gentechnik ist symptomatisch für das, was sich
ot-Grün unter Forschungsfreiheit vorstellt, nämlich
en Plan zu verwirklichen, dass irgendwann alle großen
orschungsorganisationen in die Alleinzuständigkeit des
undes geraten. Nur in einem Klima von Freiheit und
igenverantwortung kann Wissenschaft gedeihen. Es
eht nicht nur um die Weitergabe von bestehendem Wis-
en, es geht um die Freiheit der Suche nach Neuem, nach
nbekanntem und Faszinierendem. Die akademische
nd die Forschungsfreiheit ist ein Beweis des Vertrauens
er Gesellschaft gegenüber einer geistigen Elite. Wir ha-
en sowohl an den Hochschulen als auch in den For-
chungseinrichtungen zu viele Reglementierungen. Ih-
en fehlt der Mut, tatsächlich Wettbewerb zuzulassen.
ie sind zögerlich gegenüber neuen Erkenntnissen in
issenschaft und Forschung. Sie sehen lieber die Risi-
en als die Chancen.


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist albern! Das wird nicht besser durch Wiederholung!)


Lieber Herr Bonde, Sie beantworten nicht die Frage,
omit Sie in Zukunft Geld verdienen wollen. Ich sage
hnen: Mit der Friedens- und Konfliktforschung werden
ie kein Geld verdienen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Pfui! Unterste Schublade!)


Frau Bulmahn, es ist Ihre Aufgabe, hier Antworten zu
inden. Ergreifen Sie endlich die Initiative. Wir haben
hnen Konzepte auf den Tisch gelegt. Nehmen Sie Ihre
erantwortung endlich wahr und machen Sie Ihre Haus-
ufgaben!
Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507707400

Das Wort hat jetzt der Kollege Hans-Josef Fell von

Bündnis 90/Die Grünen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507707500

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen

und Kollegen! Die Konzepte, die Sie auf den Tisch ge-
legt haben, Frau Reiche, hätten wir gerne in den Aus-
schussberatungen gesehen, um darüber befinden zu kön-
nen, ob sie gut sind. Alle Redner hier haben fast
einmütig erzählt, dass Sie gar keine Konzepte auf den
Tisch gelegt haben. Wo sind Ihre Konzepte? Wir warten
noch darauf.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Fakt ist, dass Rot-Grün auch im Jahr 2004 Bildung
und Forschung einen hohen Stellenwert beimessen. Ins-
gesamt stehen für Bildung und Forschung 9,7 Milliarden
Euro zur Verfügung – ein erfreuliches Rekordergebnis,
das die Bundesrepublik Deutschland so noch nie gese-
hen hat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dazu einige Details. In letzter Zeit wurde gelegentlich
verbreitet, die Bundesländer riefen die Mittel für Ganz-
tagsschulen nur zögerlich ab. Das ist falsch. Wir halten
es für ein gutes Zeichen für unsere Schülerinnen und
Schüler, dass bereits acht Bundesländer Vorhaben ange-
meldet haben. Das beweist den großen Bedarf.

Ein schöner Erfolg ist auch, dass wir nicht nur im
BAföG, sondern auch im so genannten Meister-BAföG
großen Zuspruch sehen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Fast 90 000 Menschen haben im letzten Jahr gezeigt,
dass sie bereit sind, in ihre berufliche Weiterbildung zu
investieren.

Einige kleine, aber wichtige Schritte im Sinne der
nachhaltigen Verbesserung von Forschungsbedingungen
sehen wir zum Beispiel in der Stärkung der Forschung
zu Ersatzmethoden zum Tierversuch, in der Erhöhung
des Vernetzungsfonds Erneuerbare Energien oder in der
Aufstockung der Mittel für die Friedensforschung.


(Zuruf von der CDU/CSU: Damit werden wir in zwanzig Jahren unser Geld verdienen!)


Was uns auch freut, sind die 3 Prozent Zuwachs für
die Forschungsgemeinschaften. Wir wissen allerdings,
dass die gesamte Forschungslandschaft diesen Zuwachs
mit einem weinenden Auge sieht; denn diese Mittel feh-
len an anderer Stelle, zum Beispiel bei den wichtigen
Projektforschungsmitteln oder im Hochschulbau.

Die Haushaltszwänge machen uns schwer zu schaf-
fen. Sie belasten vor allem die Projektmittel. Dies trifft
nicht nur den hier zur Abstimmung stehenden Haushalt
des BMBF, sondern auch die anderen Einzelpläne. Auch

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(C (D ie Verringerung der Hochschulbaumittel gehorcht der inanziellen Not. (Cornelia Pieper [FDP]: Und was ist mit den Steinkohlesubventionen?)


ir wissen, dass wir die Infrastruktur für Lehre und
orschung in unserem Land verbessern müssen. Ihr
rotest, meine Damen und Herren von Union und FDP,
äre aber glaubwürdiger, wenn Sie in den Ländern, in
enen Sie die Verantwortung tragen, Bildung und For-
chung den Stellenwert geben würden, den Sie hier ein-
ordern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Bildung und Forschung haben Priorität. Das ist partei-
bergreifend Konsens, aber nicht parteiübergreifend
ealität. Die Realität lautet: Kürzungen. Ich gebe zu,
ass dies teilweise auch auf Bundesebene so ist, zum
eispiel bei der erwähnten Projektforschungsförderung.
as heißt aber auch: drastische Kürzungen bei den Wis-
enschaftsmitteln in den schwarz-gelb regierten Län-
ern, zum Beispiel 10 Prozent Kürzungen nach der Ra-
enmähermethode in Bayern. Erst letzte Woche gingen
ehntausende wütende Studenten und Professoren in
ayern auf die Straße. Das ist Ihre Forschungs- und Bil-
ungspolitik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


as sehen wir auch in anderen Ländern. Hessen kürzt so-
ar bei renommierten außeruniversitären Instituten wie
em Institut für solare Energietechnik an der Universität
assel, und das um gleich 20 Prozent. Wir Forschungs-
olitiker stehen in Bund und Ländern fraktionsübergrei-
end vor einem Dilemma. Unsere Überzeugungsarbeit hat
n allen Papieren und Sonntagsreden gefruchtet. Alle wol-
n das Ziel erreichen, bis 2010 den Anteil der Forschungs-
nd Entwicklungsmittel auf 3 Prozent anzuheben.


(Cornelia Pieper [FDP]: Schaffen Sie nie!)

ber wenn es dann um Prioritätensetzung geht, sehen
ich die Forschungspolitiker plötzlich alleine den Inte-
essen der anderen Fachpolitiker, der Haushaltspolitiker
nd der anderen Ministerien gegenüber. Frau Böhmer,
uch in den von der Union regierten Bundesländern ist
as so.
Klar ist: Mehr Mittel für Forschung und Bildung be-

eutet bei leeren Kassen weniger für andere Ausgaben
nd das heißt tatsächlich Schwerpunktsetzung. Wo,
enn nicht hier, macht das Wort von der Prioritätenset-
ung Sinn? Wir müssen neue Prioritäten setzen. So gibt
ie Bundesregierung zum Beispiel für Kohlesubventio-
en mehr aus, als das Bundesministerium für Bildung
nd Forschung für seine gesamte Projektförderung zur
erfügung hat.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

ie Kohlesubventionen sind nicht zeitgemäß und rauben
ildung und Forschung die dringend benötigten Mittel.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Elke Ferner [SPD]: Absoluter Blödsinn, was Sie da erzählen!)







(A) )



(B) )


Hans-Josef Fell

Das heißt, die Schlüsseltechnologien zur Lösung unserer
Probleme werden vernachlässigt. Stattdessen geben wir
Geld für fragwürdige Zukunftstechnologien aus. Der
Transrapid kostet die öffentliche Hand mehr als die ge-
samte Forschungsförderung im Bereich der Nanotechno-
logie, deren Potenzial uns das Büro für Technikfolgen-
abschätzung kürzlich erst wieder vor Augen führte.

Über dem Einzelplan 30 schwebt die Sparvorgabe der
globalen Minderausgabe von 84 Millionen Euro. Ren-
tensubventionen aus dem Haushalt für Bildung und For-
schung bedeuten, dass Mittel wohl doch nicht für die Zu-
kunft, sondern für die Alten ausgegeben werden.


(Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Sehr richtig! – Erika Lotz [SPD]: Das ist doch nicht wahr!)


Ich bin überzeugt, dass das auf Dauer niemandem hilft.
Für die Bildung gilt: Wir müssen uns intelligente Wege
der Bildungsfinanzierung überlegen, die wir zum Bei-
spiel mit der Altersvorsorge verknüpfen können. Für die
Forschung gilt: Wir von Bündnis 90/Die Grünen sehen,
dass die Wirtschaft für das Erreichen des 3-Prozent-Ziels
Hilfe braucht, und werden das angehen, indem wir neue
Schwerpunkte in der Förderpolitik setzen, zum Beispiel
auch die steuerlichen Rahmenbedingungen verbessern
und unter anderem die vom BDI vorgeschlagene For-
schungsprämie prüfen.

Es bleibt festzuhalten: Das Problem ist erkannt. Aber
das reicht nicht. Erst dann, wenn wir beim Bund und in
den Ländern gemeinsam die Priorität für Forschung und
Bildung zur Realität machen, hat dieses Land wieder
eine Chance auf Zukunft. Falls nicht, bleiben wir alle Pa-
piertiger und die Zukunft gehört anderen Staaten.

Ich danke Ihnen für das Zuhören.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507707600

Als letztem Redner zu diesem Tagesordnungspunkt

erteile ich dem Kollegen Jörg Tauss von der SPD-Frak-
tion das Wort.


(Beifall bei der SPD – Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Höchststrafe!)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1507707700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!

Es ist nicht so furchtbar schlimm, dass ich ein bisschen
Zeit verloren habe, Frau Ministerin. Ich wollte heute
Abend auf Argumente eingehen, aber da wir keine ge-
hört haben, kann ich mir die Zeit sparen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Was wir gehört haben, waren Diffamierungen und fal-
sche Behauptungen. Das Schlimmste war, was Sie, Frau
Reiche, zur Friedensforschung gesagt haben. Ich halte
diesen Satz für unerträglich.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D ich hierhin zu stellen und zu sagen, mit Frieden lasse ich kein Geld verdienen, zeugt von einem Höchstmaß n Verkommenheit in einer Debatte über Forschungspoitik. Das müssen Sie sich hier bestätigen lassen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ielleicht informieren Sie sich einmal bei Ihrem Kolle-
en Beck, einem anständigen Konservativen, der im
tiftungsrat der Deutschen Stiftung Friedensforschung
itzt, über die Arbeit, die dort geleistet wird, wenn Sie
eine Ahnung haben. Ich halte es für unerträglich, was
ie hier vorgetragen haben. Das will ich an dieser Stelle
agen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Noch einige andere Dinge waren schwer erträglich:
rstens Ihre Behauptungen, die sich auf den Bund bezo-
en haben. Wir tun uns im Moment – Herr Kollege Fell
at es angesprochen – als Bildungs- und Forschungspoli-
iker bundesweit schwer. Aber ich hätte schon die Bitte,
ass Sie sich einige Länder anschauen, die von Ihnen re-
iert werden. Dann sehen Sie, wie dort unmittelbar nach
iner Landtagswahl mit Bildung und Forschung umge-
angen wird.


(Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Niedersachsen!)


hre Kritik, die Sie am Bund geübt haben, wäre dort an
er richtigen Adresse.
Es waren schon putzige Beispiele, liebe Frau Böhmer,

ie Sie gebracht haben. Sie erzählen, dass die Fachhoch-
chule in Biberach verspätet gebaut wird. In Niedersach-
en werden Fachhochschulen geschlossen.


(Dr. Maria Böhmer [CDU/CSU]: Aber warum?)


er Kollege Fischer – leider beehrt er uns jetzt nicht
ehr – war dabei, als sein Vater, der Rektor der Fach-
ochschule in Karlsruhe, gesagt hat, dass den Fachhoch-
chulen in Baden-Württemberg das finanzielle Funda-
ent entzogen werde.
Der Vertreter der Landesregierung hat ausgeführt, im
ereich Bildung und Forschung müsse nach der Rasen-
ähermethode gekürzt werden. Das sei notwendig, weil
uch in diesem Bereich ein Strukturwandel erforderlich
ei. Entschuldigung, aber man muss schon einen gewis-
en Wirklichkeitsverlust erlitten haben, um so vorzuge-
en.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich kann Ihnen die Zahlen nennen: In Niedersachsen
ird der Hochschuletat 2004 um 50 Millionen Euro ge-
ürzt. In Hessen betragen die Kürzungen 43,42 Millio-
en Euro. In Bayern werden Einsparungen in Höhe von
0 Prozent angestrebt.


(Katherina Reiche [CDU/CSU]: Berlin!)







(A) )



(B) )


Jörg Tauss

– In Berlin sieht es nicht viel besser aus. Die Kürzungen
ziehen sich bundesweit durch das Land. Aus diesem
Grunde ist es doch so fatal, dass Sie Ihre Schwarzer-
Peter-Spielchen treiben.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Wer ist denn hier der schwarze Peter?)


Sie versuchen, die Schuldzuweisungen in eine Rich-
tung zu lenken und konzentrieren sich dabei ausgerech-
net auf denjenigen, der noch am meisten unternimmt. In
den vergangenen Jahren war das der Bund. Das will ich
in diesem Zusammenhang festhalten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie reden über Studiengebühren. Ich bin zwar bereit,
über die Finanzierung von Bildung zu sprechen, aber sie
darf nicht auf Kosten derjenigen gehen, denen wir aufer-
legen, als nächste Generation die Rentenprobleme und die
ökologischen Probleme zu tragen und auszubaden, was
wir an Schulden – das sind vor allem Ihre Schulden – hin-
terlassen. Auch darüber sollten wir diskutieren.

Außerdem: Von den Gebühren für Langzeitstudie-
rende, die in Baden-Württemberg erhoben wurden
– Frau Böhmer ist leider nicht mehr anwesend –,


(Widerspruch bei der CDU/CSU – Ernst Burgbacher [FDP]: Wie heißt Ihre Vorsitzende dort? Ute Vogt!)


ist kein Cent bei den Fachhochschulen und nur ein gerin-
ger Betrag bei den Universitäten angekommen. Ähnlich
ist es mit den Verwaltungsgebühren. Über diesen Punkt
müssen wir diskutieren: Studiengebühren haben zum ge-
genwärtigen Zeitpunkt zur Folge, dass sie an den klebri-
gen Fingern der Finanzminister hängenbleiben, statt den
Hochschulen zugute zu kommen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Aus diesem Grund sind die Debatten, die in diesem
Lande geführt werden, albern.

In den USA wird zurzeit ein Gesetz vorbereitet, das
eine Begrenzung der Studiengebühren vorsieht, weil im-
mer weniger Menschen aus sozial schwachen Familien
und aus Mittelstandsfamilien studieren können und weil
diejenigen, die studiert haben, unglaublich hoch ver-
schuldet sind. Deswegen ist die Akademikerverschul-
dung in den USA zurzeit ein Thema. Ich habe insofern
die herzliche Bitte, Frau Reiche: Wenn Sie schon in die
USA blicken, dann nehmen Sie auch dies zur Kenntnis!


(Katherina Reiche [CDU/CSU]: Ich habe nach Großbritannien geblickt, Herr Tauss!)


Erst kürzlich ist uns in der Anhörung doch bestätigt
worden: In den USA bemüht man sich, die weltweit bes-
ten Köpfe anzuwerben. Das ist zwar in der Tat proble-
matisch – und zwar auch für die Länder, in denen ange-
worben wird –, aber entscheidend ist: Wir könnten das
gar nicht, weil der Versuch, ausländische Wissenschaft-
lerinnen und Wissenschaftler für Deutschland zu gewin-
nen, durch Ihre Blockade des Zuwanderungsgesetzes im
Bundesrat zum Scheitern verurteilt ist. Sie wollen offen-

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(C (D ichtlich verhindern, dass die besten Köpfe zu uns komen, und deswegen gehen diese in die USA. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Im Übrigen ist es schon interessant, dass der CDU/
SU zum Thema Schule nichts anderes als „Suppenkü-
he“ einfällt. Das mag an Ihrer Figur liegen, lieber Kol-
ege Willsch; wir unterscheiden uns da nicht sehr. Aber
enn ich über Bildung rede, dann geht es nicht nur um
uppe.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Ich bitte insofern darum, die Kirche im Dorf zu lassen

nd die Kinder nicht mit dem Bade auszuschütten. Ers-
ens können wir die Kinder, die eine Ganztagsschule be-
uchen, nicht verhungern lassen. Ich hoffe, wir sind uns
arin einig, dass sie auch tagsüber etwas zu essen be-
ommen müssen. Zweitens entscheiden über diese In-
estitionen die Länder. Wenn Sie in den von Ihnen re-
ierten Ländern keine Suppenküchen einrichten,
ondern Computer an die Schulen bringen wollen, dann
achen Sie das ruhig. Aber trotzdem stellt sich irgend-
ann die Frage nach der Suppe. Die Kinder können ja
chlecht vom Computer abbeißen oder die Maus essen.


(Heiterkeit bei der SPD)

Ich könnte noch viele Punkte ansprechen. Was mir

urzeit Sorgen macht, ist die Föderalismusdebatte. Sie
ergießen Krokodilstränen über die Finanzierung des
ochschulbaus. Es waren doch die 16 Ministerpräsiden-
innen und Ministerpräsidenten – traurigerweise wurde
ie Mehrheit von Ihnen gestellt; das wird sich sicherlich
ieder umkehren, wenn die Leute merken, wohin Ihre
olitik führt –, die nicht mehr wollten, dass sich der
und um die Hochschulbaufinanzierung kümmert. Jetzt
undern Sie sich darüber, dass der Finanzminister darin
in Einsparpotenzial sieht.
Herr Präsident, Sie leuchten auf.

(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Lachen bei der CDU/CSU und der FDP – Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Im Gegensatz zu Ihnen, Herr Tauss!)


ch hätte gern noch etwas zur Ausbildungsplatzumlage
usgeführt. Auch das ist ein Punkt, zu dem Sie nur pole-
isieren. Uns interessiert die Abgabe nicht. Wir wollen
eine Abgabe; wir wollen vielmehr eine Umlage, um
en anständigen Betrieben, die Ausbildung betreiben, et-
as zugute kommen zu lassen.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Gute Nacht, Herr Tauss!)


as werden Sie auch noch verstehen. Wir erläutern es
hnen. Wenn der Gesetzentwurf vorliegt, dann haben wir
och Gelegenheit zu diskutieren.
Ich wünsche einen angenehmen Abend und danke Ih-

en.

(Lebhafter Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) (C)



(B) (D)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507707800

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den Einzelplan 30

– Bundesministerium für Bildung und Forschung – in der
Ausschussfassung.

Es liegt ein Änderungsantrag der Abgeordneten
Dr. Gesine Lötzsch und Petra Pau vor, über den wir zu-
erst abstimmen.


(Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo sind die denn?)


– Wir müssen unabhängig davon abstimmen, ob sie an-
wesend sind oder nicht.

Wer stimmt für den Änderungsantrag auf
Drucksache 15/2076? – Offenkundig niemand. – Wer

stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Keine. Der Ände-
rungsantrag ist damit einstimmig abgelehnt.

Wir stimmen jetzt über den Einzelplan 30 in der Aus-
schussfassung ab. Wer stimmt dafür? – Wer stimmt da-
gegen? – Wer enthält sich? – Der Einzelplan 30 ist mit
den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stim-
men von CDU/CSU und FDP angenommen.

Wir sind damit am Schluss der heutigen Tagesord-
nung. Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen
Bundestages auf morgen, Mittwoch, den 26. November
2003, 9 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.