Protokoll:
17005

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 5

  • date_rangeDatum: 12. November 2009

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 12:54 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/5 Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der FDP eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Beschleunigung des Wirtschaftswachstums (Wachstumsbe- schleunigungsgesetz) (Drucksache 17/15) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Thomas Gambke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . Frank Schäffler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Leo Dautzenberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . 288 C 289 C 289 D 291 B 305 C 307 A 308 B 309 D 311 A 311 B 311 B 313 B 314 A 315 C 317 A Deutscher B Stenografisch 5. Sitzu Berlin, Donnerstag, den I n h a l Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regierungs- erklärung der Bundeskanzlerin Dr. Philipp Rösler, Bundesminister BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Zöller (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Martina Bunge (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Carola Reimann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Koschorrek (CDU/CSU) . . . . . . . . . Z A N p ( D J C D A D B 273 B 275 B 278 C 280 C 282 C 283 C 284 D 286 C in Verbindung mit undestag er Bericht ng 12. November 2009 t : usatztagesordnungspunkt 5: ntrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- EN: Soziale Gerechtigkeit statt Klientel- olitik Drucksache 17/16) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . oachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . r. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . lexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . ernd Scheelen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291 C 291 C 295 A 296 D 298 C 300 A 301 C 303 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 317 D II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 12. November 2009 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . .319 A 319 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 12. November 2009 273 (A) ) (B) ) 5. Sitzu Berlin, Donnerstag, den Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 12. November 2009 319 (A) (C) (B) (D) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 863. Sitzung am 6. No- vember 2009 der vom Deutschen Bundestag am 27. Ok- tober 2009 beschlossenen Weitergeltung der 1. Gemeinsamen Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages und des Bundesrates für den Ausschuss nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsaus- schuss) vom 5. Mai 1951 (BGBl. II S. 103), zuletzt geändert laut Bekanntmachung vom 30. April 2003 (BGBl. I S. 677), gemäß Artikel 77 Absatz 2 Satz 2 des Grundgesetzes, 2. Geschäftsordnung für den Gemeinsamen Ausschuss vom 23. Juli 1969 (BGBl. I S. 1102), zuletzt geändert laut Bekanntmachung vom 20. Juli 1993 (BGBl. I S. 1500), gemäß Artikel 53 a Absatz 1 Satz 4 des Grundgesetzes und der 3. Geschäftsordnung für das Verfahren nach Arti- kel 115 d des Grundgesetzes vom 23. Juli 1969 (BGBl. I S. 1100) gemäß Artikel 115 d Absatz 2 Satz 4 des Grundgesetzes zugestimmt. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Glos, Michael CDU/CSU 12.11.2009 Dr. Freiherr zu Guttenberg, Karl- Theodor CDU/CSU 12.11.2009 Dr. Schick, Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.11.2009 Vogt, Ute SPD 12.11.2009 Zapf, Uta SPD 12.11.2009 5. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 12. November 2009 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2
Gesamtes Protokol
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1700500000

Ich eröffne die Sitzung.

Ich begrüße Sie sehr herzlich zur Fortsetzung unserer
heutigen Beratungen, bei denen es um die weitere Aus-
sprache zur Regierungserklärung der Bundeskanzle-
rin geht. Ich erinnere daran, dass wir am Dienstag für
heute dreieinhalb Stunden vorgesehen haben.

Wir beginnen mit dem Themenbereich Gesundheit.
Als erstem Redner erteile ich das Wort dem Bundesmi-
nister für Gesundheit Dr. Philipp Rösler.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1700500100

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Gesundheit ist für die Menschen in Deutschland
ein enorm hohes Gut. Die Koalition aus CDU/CSU und
FDP steht dafür, dass jeder, unabhängig von Einkom-
men, Alter, sozialer Herkunft und gesundheitlichen Risi-
ken, den Zugang zu unserem Gesundheitssystem erhal-
ten kann und dass unsere Gesundheitssysteme auch
zukünftig finanzierbar bleiben. Das ist das erklärte Ziel
dieser neuen Regierungskoalition.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


In den letzten 20 Jahren gab es alle zwei bis drei Jahre

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Redet
eine Gesundheitsreform. Allzu häufig hatten die Men-
schen das Gefühl, dass es zwar teurer, aber nicht immer
besser geworden ist. Wir sind angetreten, genau das zu
ändern.

Die meisten Reformen waren der Versuch, die Lohn-
zusatzkosten, die Beitragssätze zu senken oder wenigs-
tens stabil zu halten. Aber angesichts der demografi-
schen Entwicklung und des medizinisch-technischen
Fortschrittes mussten diese Versuche immer wieder in
Kostendämpfungsgesetzen enden.

Wer aber wirklich will, dass die künftigen Kostenstei-
gerungen im Gesundheitssystem nicht automatisch
zulasten des Faktors Arbeit gehen, muss zu
testgehenden Entkopplung von den Kranke
rungskosten und den Lohnzusatzkosten komm
weil wir den Arbeitgebern einen Gefallen tun

(C (D ng 12. November 2009 0 Uhr (Zurufe von der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Nein, nein!)


ondern weil wir Arbeitslosigkeit verhindern müssen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


eswegen ist es richtig, den sogenannten Arbeitgeber-
nteil festzuschreiben. Das schafft nicht nur neue Mög-
ichkeiten im Krankenversicherungssystem,


(Elke Ferner [SPD]: Welche denn?)


ondern sorgt insgesamt für Wachstum und Beschäfti-
ung.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Die Gesundheitsbranche ist mit über 4 Millionen Be-
chäftigten und einem Jahresumsatz von mehr als
50 Milliarden Euro heute schon der größte Arbeitgeber
n Deutschland. Es gibt darüber hinaus erhebliche

achstumspotenziale.


(Elke Ferner [SPD]: Wer zahlt das denn? Die Versicherten!)


er diese Potenziale heben will, der braucht ein wettbe-
erbliches System.

ext

(Caren Marks [SPD]: Wie sieht das mit den Apotheken aus?)


Es gibt in Deutschland kaum ein System, das regulierter
und mit mehr Bürokratie belastet ist als das deutsche Ge-
sundheitssystem. Das gilt es in dieser Legislaturperiode
zu ändern.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir brauchen in der Krankenversicherung ein klares
System der Ordnung, das sich aber nicht anmaßt, alles
ständig lenken zu wollen. Der freie und faire Wettbe-
werb ist auch in der Krankenversicherung der bessere
Weg,

ünast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
t denn wieder jemand die soziale
nktür aufgemacht?)
einer wei-
nversiche-
en. Nicht

wollen,


(Renate K NEN]: Ha Kühlschra Bundesminister Dr. Philipp Rösler besser als der Weg der Einheitskasse und der staatlichen Zwangswirtschaft. Deswegen ist „eine Kultur des Vertrauens“ ein wesentlicher Bestandteil in unserem Koalitionsvertrag. (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es ist eiskalt! – Elke Ferner [SPD]: Was ist mit den Arbeitgebern?)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ich habe angefangen, Medizin zu studieren, weil ich
mit Menschen zu tun haben wollte, die sich auch so be-
nehmen.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Nach meinem Studium musste ich feststellen, dass Qua-
litätssicherungsbögen und Arbeitsdokumentationen of-
fensichtlich wichtiger sind als die Qualität und die Ar-
beit am und mit den Menschen.


(Elke Ferner [SPD]: Können Sie mir sagen, in welchem Gesetz das steht, in welchem Paragrafen? Wo steht das?)


Da habe ich mich entschieden, in die Politik zu gehen,
die Bürokratie zu beenden und endlich mehr Zeit für
Menschen zu schaffen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir vertrauen den Menschen, die Leistung in An-
spruch nehmen, aber wir vertrauen auch den Menschen,
die Leistung erbringen, immerhin mit dem hohen ethi-
schen Ziel, Menschen in Not zu helfen.

Wettbewerb in der Krankenversicherung, im Bereich
der Gesundheit heißt Wahlfreiheit für Patienten und
Versicherte, aber auch für Leistungserbringer.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: So ist es! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe es nicht geglaubt, aber Sie sind wirklich eiskalt! Wettbewerb! Es geht ums Leben!)


Wer Kosten wirklich dämpfen will, der braucht keine
Gesetze, Verordnungen und Vorschriften, sondern sollte
auf den aufgeklärten und mündigen Patienten und auf
den eigenverantwortlich Versicherten setzen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Frau Bundeskanzlerin Merkel hat am Dienstag in der
Regierungserklärung für diese Koalition deutlich auf den
Zusammenhang zwischen Freiheit und Verantwortung
hingewiesen. Verantwortung heißt eben auch, zu erken-
nen, dass es einen Unterschied zwischen einem freien
und wettbewerblichen Gesundheitssystem als Teil eines
sozialen Sicherungssystems auf der einen Seite und ei-
nem beliebigen wettbewerblichen System auf der ande-
ren Seite gibt.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung! Das meinen Sie doch!)


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(C (D er Unterschied lässt sich in einem Begriff zusammenassen: Solidarität. olidarität und Eigenverantwortung sind keine Gegenätze. Ganz im Gegenteil: (Elke Ferner [SPD]: Wenn jeder für sich selber sorgt, ist für alle gesorgt!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


ir setzen auf die Eigenverantwortung. Wir wissen aber,
ass jeder in eine Situation kommen kann, in der er auf
ie Solidarität der anderen angewiesen ist. Solidarität
eißt: Der Starke hilft dem Schwachen; nicht mehr, aber
ben auch nicht weniger. In Bezug auf das Krankenver-
icherungssystem heißt das eben, dass die starken Ge-
unden den schwächeren Kranken helfen müssen. Dieses
usgleichssystem gehört in die gesetzliche Krankenver-

icherung.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Solidarität, ja?)


ber den weiteren Ausgleich, den es dort gibt, den Aus-
leich zwischen Arm und Reich, halten wir in der Ge-
undheitsversicherung für wenig treffsicher und deswe-
en für sozial ungerecht.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Renate Künast [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wie viel Spenden hat denn die FDP von den Privaten gekriegt? Das ist die einzig wichtige Frage!)


Ich möchte hier ausdrücklich festhalten: Es wird in je-
er Gesellschaft einen Ausgleich zwischen Arm und
eich geben müssen, aber eben nicht im Gesundheits-

ystem. Dieser Ausgleich ist besser aufgehoben im
teuer- und Transfersystem; denn im Gesundheitssystem
ibt es einen einheitlichen Beitragssatz von 14,9 Pro-
ent, und die Solidarität endet bei der Beitragsbemes-
ungsgrenze. Im Steuersystem hingegen wird jeder mit
ll seinen Einkünften nach seiner Leistungsfähigkeit be-
teuert,


(Elke Ferner [SPD]: Ihr senkt doch gerade die Steuern!)


nd jeder, übrigens auch die privat Versicherten, wird fi-
anziell für die Gemeinschaft verpflichtet. Für CDU,
SU und FDP enden Solidarität und Gerechtigkeit eben
icht bei einer Beitragsbemessungsgrenze von 3 750 Euro.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Verantwortung heißt aber auch, die Frage zu beant-
orten, wie wir das bestehende System in ein neues
berführen können, ohne dabei die Menschen und die
ozialen Sicherungs- und Transfersysteme zu überlasten.
eder von uns weiß: Das wird nicht von heute auf mor-
en geschehen. Aber trotzdem muss man den Mut ha-
en, in dieser Legislaturperiode zu beginnen. Angesichts
er demografischen Entwicklung stehen wir in der Ver-
ntwortung, für mehr als 80 Millionen Menschen ein ro-
ustes Krankenversicherungssystem auf den Weg zu
ringen. Robust heißt, dass die Menschen die Gewissheit
aben können, dass das Geld, das sie heute einzahlen,






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Philipp Rösler
auch morgen für Vorsorge und Versorgung zur Verfü-
gung steht. Diese Gewissheit ist ein wesentliches Ele-
ment einer erfolgreichen Gesundheitsreform.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ebenso müssen wir unsere Pflegeversicherung refor-
mieren. Nicht jeder von uns hat Kinder, aber jeder von
uns hat Eltern. Genauso wie Verantwortung in der Ge-
sellschaft heißt, dass Eltern für ihre Kinder Verantwor-
tung übernehmen, müssen auch Kinder eines Tages, in
Alter und Pflege, für ihre Eltern Verantwortung überneh-
men. Darauf müssen wir unser Pflegeversicherungssys-
tem ausrichten. Die Einführung der Pflegeversicherung
Mitte der 90er-Jahre hat vielen Menschen geholfen.
Aber jetzt ist es dringend an der Zeit, das Umlageverfah-
ren Pflegeversicherung um eine kapitalgedeckte Zusatz-
versicherung zu ergänzen;


(Thomas Oppermann [SPD]: Die Börsen rufen danach! Die Finanzmärkte rufen danach!)


denn Solidarität in der Pflege heißt, dass die Jungen den
Älteren helfen. Aber wir brauchen nicht nur Solidarität,
sondern auch Gerechtigkeit. Deswegen ist es richtig, die
Pflegeversicherung endlich generationengerechter aus-
zugestalten als bisher.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Die Reformen der Krankenversicherung und der Pfle-
geversicherung werden in dieser Legislaturperiode viel-
leicht nicht die einfachsten Aufgaben für diese Koalition
sein. Aber wenn es einfach wäre, dann hätten ja auch Sie
regieren können.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Der Wähler hat anders entschieden. Das Ziel ist klar. Pa-
cken wir es an.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Anhaltender Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1700500200

Nächste Rednerin ist die Kollegin Elke Ferner für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1700500300

Frau Präsidentin! Liebe Kollegen und Kolleginnen!

Sehr geehrter Herr Rösler, zunächst einmal möchte ich
Sie im Namen der SPD-Bundestagsfraktion zu Ihrer Er-
nennung beglückwünschen. Ich hätte Ihnen auch gern
viel Erfolg für Ihre Arbeit gewünscht, aber Ihre Gesund-
heitspolitik ist so grundlegend falsch, dass man das beim
besten Willen nicht machen kann.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Ich muss sagen: Ich war bei Ihrer Rede schon etwas
erstaunt, dass Sie als Arzt nicht den Patienten und die
Patientin in den Mittelpunkt Ihrer Gesundheitspolitik
stellen,

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(C (D (Volker Kauder [CDU/CSU]: Genau das hat er gemacht! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wettbewerb! Profit! Das war es!)


ondern eine Kopfpauschale, die zu einer Dreiklassen-
edizin führen würde.


(Beifall bei der SPD – Heinz Lanfermann [FDP]: Sie haben nichts verstanden!)


Sie haben eine Koalitionsvereinbarung für den Be-
eich Gesundheit und Pflege gemacht, die eine Aneinan-
erreihung von Formelkompromissen ist. Offenbar wa-
en alle, die da zusammengesessen haben, so berauscht
on ihrem Wahlsieg, dass sie gar nicht gemerkt haben,
as sie da aufgeschrieben und unterschrieben haben.
ann war der Kater über die künftige Gesundheitspolitik

o groß, dass das alles sehr unterschiedlich interpretiert
orden ist.

Ich möchte eine kleine Auswahl vortragen. Markus
öder: „Der Fonds ist Geschichte. Es wird ein neues
ystem etabliert.“ Alexander Dobrindt: „Es steht kein
ystemwechsel an.“ Ronald Pofalla: „Der Fonds bleibt.
r ist der richtige Weg.“ Birgit Homburger: „Der Fonds
ann nicht bleiben. Das ist ganz klar vereinbart. Wir
rauchen einen schnellen Systemwechsel.“ Horst
eehofer: „Ein Gesundheitssystem, in dem die Lasten
olidarisch verteilt sind, gehört zu meinem Marken-
ern. Der steht nicht zur Disposition. Punkt.“ Das ist die
andbreite in dieser Koalition. Herr Schäuble sagt dann
uch noch: „Im Koalitionsvertrag steht, was wir anstre-
en.“ Ich füge hinzu: Aber nicht das, was wir machen
erden. – Das ist die Politik, die Sie hier der Bevölke-

ung bieten.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Sie wollen vor der NRW-Wahl die Katze nicht aus
em Sack lassen. Auch haben Sie keinen Gestaltungs-
illen. Denn diese Koalition stützt auch in der Gesund-
eitspolitik eine Regierung, die die Probleme konse-
uent ausblendet, liegen lässt und sogar noch verschärft.
ie machen Politik gegen die Mehrheit der Menschen in
nserem Land. Das ist das Schlimmste an dem, was in
hrem Koalitionsvertrag steht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wer den Anspruch erhebt, unser Land regieren zu
ollen, muss sich den Aufgaben stellen und die Verant-
ortung für politische Entscheidungen übernehmen, an-

tatt sich hinter Regierungskommissionen und Prüfauf-
rägen zu verstecken. Konkret werden Sie dann, wenn es
m die Begünstigung Ihrer eigenen Klientel geht. In ei-
er Zeit, in der Menschen um ihren Arbeitsplatz bangen,
iele bereits arbeitslos oder in Kurzarbeit sind oder auf
inkommen verzichten, um Arbeitsplätze zu retten, stel-

en Sie Ärzten, Apothekern und Pharmaindustrie zusätz-
iche Einkünfte in Aussicht.

Die Rechnung für diese Wahlgeschenke geht allein an
ie gesetzlich Versicherten; denn die Arbeitgeber sollen
n den Ausgabensteigerungen künftig nicht mehr betei-
igt werden. Sie haben vereinbart – Herr Rösler sagte das
a eben –, den Arbeitgeberbeitrag einzufrieren. Damit
ündigen Sie das bisher tragende Prinzip der paritäti-






(A) )



(B) )


Elke Ferner
schen Finanzierung der gesetzlichen Krankenversiche-
rung auf.


(Beifall bei der SPD)


Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, Rentner und
Rentnerinnen müssen dann deutlich tiefer in die Tasche
greifen. Aber auch die privat Versicherten kommen nicht
ungeschoren davon; denn sie müssen bei den ohnehin
schon ständig überproportional steigenden Versiche-
rungsprämien mehr zahlen, weil auch ihr Arbeitgeberzu-
schuss eingefroren wird. Sie wälzen damit alle künftigen
Kostensteigerungen, ob wegen des demografischen
Wandels oder wegen des medizinischen Fortschritts, al-
leine auf die Versicherten ab. Das bedeutet, dass sich in
Zukunft kaum einer noch eine vernünftige Krankenver-
sicherung wird leisten können.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie entlassen die Arbeitgeber auch aus der Kostenver-
antwortung. Bisher hat die Arbeitgeberseite über die
Verwaltungsräte in den Krankenkassen immer mit darauf
geachtet, dass die Kosten nicht aus dem Ruder laufen.
Das wird künftig anders sein. Das heißt, die Versicherten
werden noch mehr belastet. Das ist alles andere als mehr
Netto vom Brutto. Das ist weniger Netto vom Brutto.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Besser, als Norbert Blüm es am 26. Oktober dieses Jah-
res gesagt hat: „Die Sozialpartnerschaft wird langsam,
aber stetig plattgemacht“, kann auch ich das nicht cha-
rakterisieren.

Sie gehen noch einen zweiten Weg, nämlich den Weg
„Privat vor Staat“. Sie wollen das größte Lebensrisiko,
das Risiko, krank oder pflegebedürftig zu werden,
Schritt für Schritt privatisieren, koste es den oder die
Einzelne, was es wolle, Hauptsache, die eigene Klientel
ist gut versorgt. Bei der FDP kennen wir das nicht an-
ders, das wundert niemanden, aber CDU und CSU ver-
abschieden sich in der Gesundheitspolitik gerade von ih-
rem Status als Volkspartei.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Lachen bei der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das sagen gerade Sie, Frau Ferner? Das ist ja lächerlich!)


Es sollte Ihnen zu denken geben, dass Ihr Koalitions-
vertrag nur von der Arbeitgeberseite, der Ärzteschaft,
der Apothekerschaft und der Pharmaindustrie gelobt
wird, aber nicht von den Krankenkassen, den Gewerk-
schaften, den Sozial- und Patientenschutzverbänden und
den Verbraucherverbänden. Die lassen an Ihrem Koali-
tionsvertrag kein gutes Haar. Sie machen eine Gesund-
heitspolitik gegen mehr als 70 Millionen gesetzlich Ver-
sicherte in unserem Land. Sie wollen das solidarischste
Sozialversicherungssystem, das wir haben, dem Ellenbo-
genprinzip preisgeben.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: So ein Quatsch! Das hat doch schon im Wahlkampf nicht funktioniert, Frau Ferner! Wann lernen Sie endlich, dass Sie auf das falsche Pferd setzen?)


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(C (D Mit dem, was Sie vorhaben, gehen Sie den Weg in die reiklassenmedizin, anstatt die Zweiklassenmedizin zu berwinden. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


as untere Drittel unserer Gesellschaft wird zu Bittstel-
ern, um die von Ihnen geplante unsoziale Kopfprämie
berhaupt bezahlen zu können. Das zweite Drittel – die-
enigen, die noch genug Geld haben und noch gesund
enug sind, um sich zusätzlich zu versichern – kann
ann vielleicht gerade noch am medizinischen Fort-
chritt teilhaben. Und die privat Versicherten nehmen
ach wie vor im Erste-Klasse-Wartezimmer mit schnel-
er Terminvereinbarung Platz. Sie planen nichts anderes
ls den Kahlschlag in unserem Gesundheitssystem


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Langweilig!)


um das uns viele im Ausland beneiden –, nur um Ihre
eoliberale und marktradikale Ideologie durchzusetzen.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN – Zurufe von der CDU/CSU: Oh! Oh! – Was für ein Unsinn! – Jörg van Essen [FDP]: Oh mein Gott! Bei Ihnen hört man ständig die gleiche Leier! Trotzdem kriegen Sie diese Wörter immer noch nicht ohne Versprecher über die Lippen! Das ist wirklich traurig! – Heinz Lanfermann [FDP]: Da haben Sie sich aber einen starken Satz aufgeschrieben, Frau Ferner!)


Die FDP ist wenigstens so ehrlich gewesen, dies vor
er Wahl klipp und klar zu sagen, die CDU hat, ohne es
en Wählern zu sagen, auf ihr Kopfprämienmodell zu-
ückgegriffen, und die CSU, deren Vorsitzender Horst
eehofer immer gegen die Kopfprämie gewesen ist, ist
ach der Wahl umgefallen wie ein nasser Sandsack.


(Otto Fricke [FDP]: Sandsäcke fallen nicht um! Die liegen schon!)


as alles läuft nach dem Motto: Vor der Wahl links blin-
en, nach der Wahl rechts abbiegen. Das haben Sie sich
n Nordrhein-Westfalen abgeguckt. Das werden Ihnen
ie Wählerinnen und Wähler aber nicht durchgehen las-
en.


(Beifall bei der SPD)


Ihre unsoziale Kopfprämie heißt im Klartext, dass die
lleinerziehende Sekretärin in Zukunft genauso viel für
hre Krankenversicherung bezahlt wie der Bankdirektor.
er Unterschied zwischen den beiden ist, dass der Bank-
irektor weniger bezahlt als vorher, durch den ungerech-
en Kinderfreibetrag mehr Familienförderung erhält und
urch Ihre unfinanzierbaren Steuersenkungen auch noch
eutlich stärker entlastet wird als seine alleinerziehende
ekretärin. Mehr Netto vom Brutto für den Bankdirek-

or, weniger Netto vom Brutto für die Sekretärin, das ist
hre Politik.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: So ein Quatsch!)







(A) )



(B) )


Elke Ferner
Sie von der FDP bezeichnen den Gesundheitsfonds
als Bürokratiemonster. Erklären Sie uns doch einmal,
wie Sie dafür sorgen wollen, dass für mehr als
70 Millionen Versicherte Konten bei den Krankenkassen
und bei der Sozialausgleichsbehörde, die Sie einrichten
wollen, verwaltet werden und wie die Anträge von
20 bis 30 Millionen Versicherten auf Gewährung eines
Sozialausgleichs bearbeitet und beschieden und die ent-
sprechenden Widersprüche bearbeitet werden sollen!
Wie wollen Sie das denn machen? Wer den Gesundheits-
fonds, wo 21 Leute arbeiten, um 170 Milliarden Euro zu
verteilen, ein Bürokratiemonster nennt, der kann das,
was Sie hier vorhaben, nur noch als Bürokratiewahnsinn
bezeichnen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dieses Geld brauchen wir dringend für die medizinische
Versorgung der Patientinnen und Patienten, und nicht,
um zusätzliche Bürokratie aufzubauen.

Ich sage Ihnen: Ihre unsoziale Kopfprämie ist so
falsch wie ungerecht. Ich sage Ihnen auch: Sie wird
– das werden wir am Ende der vier Jahre sehen, Herr
Rösler – nicht kommen. Dann sehen wir uns hier wieder,
und dann werden die Wählerinnen und Wähler entschei-
den können, wer die bessere Gesundheitspolitik für sie
macht.

Wir werden die Kopfprämie verhindern. Wir werden
den Weg in die Dreiklassenmedizin nicht mitgehen. Ich
bin mir ganz sicher, dass die Mehrheit der Bevölkerung
da an unserer Seite steht.


(Beifall bei der SPD)


Was der Sozialtransfer, der nötig wird, wenn Sie auf
die Kopfprämie umstellen, kosten würde, ist diese Wo-
che in den Zeitungen eingehend behandelt worden. Sie
brauchten für diesen Sozialausgleich zusätzlich 24 bis
35 Milliarden Euro. Wo Sie dieses Geld herzaubern wol-
len, erst recht, da Sie Steuersenkungen im Umfang von
24 Milliarden Euro vornehmen wollen, bleibt Ihr Ge-
heimnis. Aber Sie können uns im Laufe dieser Wahlpe-
riode darlegen, wie Sie das machen wollen.

Ihre Fantasie ist an dieser Stelle noch nicht erschöpft:
Sie wollen auch noch die Beitragseinnahmen regiona-
lisieren. Das geht, wenn es nach den Vorstellungen der
CSU geht, nach dem Motto: Mein Geld gehört mir. –
Wie das in Bayern so ist: Wenn ich etwas kriegen kann,
dann nehme ich es, und wenn ich etwas geben soll, dann
behalte ich es. – Das ist das, was Sie unter Solidarität
verstehen. Mit gleichen Lebensverhältnissen in Ost und
West, von denen Frau Merkel diese Woche gesprochen
hat, hat das nichts zu tun, auch nicht damit, dass die Star-
ken für die Schwachen einstehen. Das ist eine Politik,
die sich insbesondere gegen die Versicherten in den
neuen Ländern, aber auch gegen die Versicherten in
strukturschwachen Ländern im Westen richtet. Das wer-
den Ihnen die Menschen nicht durchgehen lassen.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


er dann glaubt, eine solche Politik machen zu müssen,
amit sich die Ärzte am Starnberger See auch noch den
rittporsche leisten können


(Zuruf von der FDP: So ein Quatsch! – Jens Spahn [CDU/CSU]: SPD-Parteitag ist erst morgen!)


nd vielleicht die Versicherten in Bayern etwas weniger
eitrag zahlen, der irrt sich; denn wenn in den neuen
ändern oder in strukturschwachen Regionen der alten
änder AOKen in die Knie gehen, muss die AOK Bay-
rn mit haften. Das haben Sie bei den Egoismen, die Sie
mmer bedienen, offenkundig nicht bedacht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Sie wollen den Risikostrukturausgleich zurückführen.
en haben wir erst eingeführt, damit die Kassen, die
iele Kranke und Ältere unter ihren Versicherten haben,
inen gerechten Ausgleich für ihre Ausgaben bekom-
en. Wenn es nach Ihnen geht, sollen die Kassen, die

ie Alten und Kranken versichern, schauen, wie sie zu-
echtkommen, während die Kassen, die die Jungen und
esunden versichern, in Geld schwimmen. Das ist doch
ein Wettbewerb, Herr Rösler. Bei Wettbewerb muss es
och um die beste Versorgung gehen und nicht um die
illigsten Versicherten.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Dann wollen Sie auch noch an den Leistungsumfang
ehen. Was wir davon zu halten haben, werden wir hof-
entlich im Laufe dieser Wahlperiode erfahren. In Ihrem
oalitionsvertrag heißt es:

Die Versicherten sollen auf der Basis des bestehen-
den Leistungskatalogs so weit wie möglich ihren
Krankenversicherungsschutz selbst gestalten kön-
nen.

as soll das heißen? Wollen Sie vielleicht auch noch
en Leistungskatalog einfrieren? Soll man die Versor-
ung mit einem künstlichen Hüftgelenk abwählen kön-
en? Was ist damit gemeint? Dazu steht in Ihrem Koali-
ionsvertrag überhaupt nichts. Sie wollen die Einführung
on Festbeträgen prüfen – das wäre endgültig der Weg in
ie Dreiklassenmedizin –, und sie wollen die Kostener-
tattung einführen.

Bei der PKV bedanken Sie sich umgehend für die
ahlreichen Wahlkampfspenden, die Sie in diesem Jahr
rhalten haben,


(Lachen der Abg. Ulrike Flach [FDP])


ndem Sie ihr die bisher gesetzlich Versicherten schnel-
er zuführen: Schon nach einem Jahr soll der Wechsel

öglich sein. Wer wechselt denn? Es wechseln nicht die
ranken, es wechseln die, die jung und gesund sind und
ut verdienen. Die anderen bleiben allein zurück. Die
usgaben der gesetzlichen Krankenversicherung werden
eshalb nicht geringer. Das ist eine Entsolidarisierung,






(A) )



(B) )


Elke Ferner
eine Schwächung der Finanzbasis der gesetzlichen Kran-
kenversicherung. Das scheint Ihr vorrangiges Ziel zu
sein.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Bei der Pflege wollen Sie eine private Zwangszusatz-
versicherung einführen, um einen Kapitalstock zu bil-
den. Ich weiß nicht, was Sie reitet. In der jetzigen Situa-
tion, wo jeder Cent zur Stärkung der Binnennachfrage
gebraucht wird, Geld aus dem Wirtschaftskreislauf zu
ziehen und in ein privates Versicherungssystem zu lei-
ten, in dem die Abschlusskosten hoch sind und Rendite
für die Aktionäre erwirtschaftet werden muss, ist, ge-
linde gesagt, absurd. Ich sage Ihnen: Auch das wird kei-
nen Erfolg haben.

Wenn man dem Gedanken, einen Kapitalstock aufzu-
bauen, nähertreten wollte, könnte man sagen: Wir ma-
chen das im System. – Aber wenn Sie eine Bürgerver-
sicherung Pflege und Gesundheit einführen, in der
private und gesetzliche Krankenversicherung die Risi-
ken solidarisch ausgleichen, dann brauchen Sie keinen
Kapitalstock, dann können Sie alles finanzieren, auch
das, was an demografischer Entwicklung und an medizi-
nischem Fortschritt auf uns zukommt und die Kosten na-
türlich erhöhen wird.

Sie sind ganz klipp und klar ein Sicherheitsrisiko für
unseren Sozialstaat.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN – Lachen bei der FDP)


– Da Sie hier so aufbegehren, scheine ich genau den
Punkt zu treffen.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Sie sind ein Risiko für die Zukunft! Das ist viel schlimmer!)


Sie entsolidarisieren unsere Gesellschaft und bauen in
unserem Land neue Mauern auf. Sie bürden die Kosten-
steigerungen alleine den Versicherten auf, Sie belasten
die Bezieher unterer Einkommen und entlasten die Be-
zieher höherer Einkommen, und Sie schwächen auch die
wohnortnahen Versorgungsstrukturen. Das Einzige, was
Sie machen, ist, Ihre Klientel zu bedienen.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Sonst noch etwas?)


Eigentlich müssten die Patienten und Patientinnen im
Mittelpunkt Ihrer Politik stehen.


(Jörg van Essen [FDP]: Das tun sie doch!)


Das ist leider nicht der Fall. Das Schlimmste ist: Sie
werden unser Gesundheitssystem ruinieren. Wir werden
das nicht zulassen.

Herr Rösler, ich sage Ihnen: Sie sind schon geschei-
tert, bevor Sie angefangen haben.


(Beifall bei der SPD – Lachen bei der FDP)


Wir werden uns hier regelmäßig wieder sprechen.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Hoffentlich nicht!)


Ich glaube, Sie sollten Ihren Koalitionsvertrag einfach in
den Müll werfen. Damit wäre dem deutschen Gesund-

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(C (D eitssystem mehr geholfen als mit dem, was Sie vorhaen. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD – Jörg van Essen [FDP]: Dem deutschen Gesundheitssystem ist schon damit geholfen, dass Ulla Schmidt nicht mehr Ministerin ist!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1700500400

Für die CDU/CSU-Fraktion spricht nun der Kollege

olfgang Zöller.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Wolfgang Zöller (CSU):
Rede ID: ID1700500500

Grüß Gott, Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Liebe Kollegin Ferner, Ihre Rede war so ge-
lückt wie die Terminierung des SPD-Parteitages. Er be-
innt am Freitag, dem 13., und endet am Volkstrauertag.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sind Sie Christ, oder hängen Sie dem heidnischen Glauben an?)


Auf Ihren Zwischenruf habe ich schon ganz lange ge-
artet, Frau Künast. – Ich möchte Ihnen nur eines zu be-
enken geben: Menschen, die verunsichert werden, kön-
en krank werden. Wer dies bewusst macht, der ist
rank.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Also Sie, der Redner!)


Jetzt komme ich zu dem, was im Koalitionsvertrag
teht. Bisher war es doch so, dass bei Diskussionen über
as Thema Gesundheit ausgerechnet über die Gruppe,
ie es am meisten betroffen hat, am wenigsten geredet
urde, nämlich über die Patienten. Das wird jetzt er-

reulicherweise drastisch geändert. Lesen Sie, was als
nser Ziel im Koalitionsvertrag steht. Ziel ist, die Patien-
ensouveränität und die Patientenrechte zu stärken. Da-
er haben wir im Koalitionsvertrag ausdrücklich formu-
iert:

Im Mittelpunkt der medizinischen Versorgung steht
das Wohl der Patientinnen und Patienten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Was ist denn der beste Schutz für die Patienten? Der
este Schutz für die Patienten ist nach wie vor ein freies,
luralistisch organisiertes und sozial abgesichertes Ge-
undheitswesen. Das wichtigste Patientenrecht ist der
reie, ungehinderte und zeitnahe Zugang zu medizini-
chen Leistungen, unabhängig von Alter, Geschlecht,
bstammung und Einkommen.


(Elke Ferner [SPD]: Das ändern Sie gerade!)


Wir wollen eben keine Selektion, und wir wollen
uch keine Wartelisten.






(A) )



(B) )


Wolfgang Zöller
Die Patienten brauchen Sicherheit, dass sie bei einer
schweren Krankheit eine rasche und wirksame Behand-
lung erhalten. Die Patienten vertrauen mit Recht auf eine
gewissenhafte und qualitätsorientierte Ausführung der
notwendigen medizinischen Leistungen. Deshalb muss
im Gesundheitswesen in erster Linie die Deckung des
medizinischen Bedarfs berücksichtigt werden.

Die Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen me-
dizinischen Versorgung ist das Leitprinzip des deutschen
Gesundheitswesens, und die finanziellen Mittel müssen
sich am Versorgungsbedarf orientieren und nicht umge-
kehrt. Deshalb wollen wir keine Budgetierung.

Die Beibehaltung von bestehenden Rechten, wie
freier Arztwahl und freier Krankenhauswahl, ist eine
elementare Voraussetzung für eine vertrauensvolle Arzt-
Patienten-Beziehung. Der Staat und die Krankenkassen
dürfen die Patienten bei der Wahl der von ihnen in An-
spruch genommenen Behandler nicht bevormunden.
Deshalb lehnen wir eine Einschränkung der freien Arzt-
wahl und eine Pflicht zur Zuweisung an bestimmte
Krankenhäuser ab.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Damit die Patienten diese Wahlrechte ausüben kön-
nen, brauchen wir ein flächendeckendes Angebot medi-
zinischer Leistungen in Deutschland. Hier sind wir alle
aufgefordert. Wir müssen alle Anstrengungen unterneh-
men, um die drohende und zum Teil schon eingetretene
Unterversorgung besonders in den ländlichen Gebieten
zu verhindern.


(Beifall der Abg. Maria Michalk [CDU/CSU])


Daneben brauchen wir Transparenz über Qualität,
Leistung und Preise. Die Patienten sollen auch über Art
und Ausmaß der bei ihnen erforderlichen medizinischen
Maßnahmen wesentlich mitbestimmen können. Bei die-
sem Entscheidungsprozess werden die Patienten durch
vielfältige Ansprechpartner im Gesundheitswesen unter-
stützt. Wir haben uns vorgenommen, die unabhängige
Beratung von Patientinnen und Patienten auszubauen.


(Mechthild Rawert [SPD]: Und wie wird sie finanziert?)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Patientenrechte
haben in Deutschland durch Gesetze und Rechtspre-
chung einen hohen internationalen Standard. Dennoch
gilt: Wie bei allen guten Systemen gibt es auch bei den
Patientenrechten Verbesserungsmöglichkeiten. Dies be-
trifft insbesondere Rechte bei der Transparenz, der
Mitwirkung an Steuerungsentscheidungen im Gesund-
heitswesen und der Auswahl von unterschiedlichen Ver-
sicherungen und Versicherungsleistungen.


(Mechthild Rawert [SPD]: Per Gesetz?)


Wir wollen die Patientenrechte in einem eigenen
Patientenschutzgesetz bündeln, das wir in Zusammen-
arbeit mit allen Beteiligten am Gesundheitswesen erar-
beiten werden. Ich möchte auf einige Punkte hinweisen,
die in der Diskussion angesprochen werden müssen.

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(C (D Wichtig ist Transparenz. Die Informationsmöglicheiten der Patienten und Versicherten sollen erweitert erden. Denn nur ein informierter Patient ist auch ein ündiger Patient. Nach wie vor werden Patienten oft ie Bittsteller bei Ärzten und Krankenkassen behandelt. s wird Zeit, dass wir dafür sorgen, dass die Patienten ls Partner anerkannt und respektiert werden. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Unser Gesundheitswesen braucht daher sowohl mehr
konomische als auch medizinische Transparenz. Jeder
atient sollte einen einfachen Zugang zu Informationen
arüber erhalten, was seine Behandlung kostet und wel-
he Leistungen zum Beispiel der Arzt oder das Kranken-
aus mit der Krankenkasse abrechnet.

Jeder Patient sollte sich künftig darüber informieren
önnen, welche Qualifikation, Erfahrungen und Behand-
ungsergebnisse ein von ihm aufgesuchter Leistungs-
rbringer aufzuweisen hat. Der jeweilige Leistungs-
rbringer, seine Berufsvertretung oder die Krankenkassen
ollen dann darüber Auskunft erteilen.

Jeder Patient hat auch bei anderen Stellen die Mög-
ichkeit, sich über Untersuchungs- und Behandlungs-
ethoden informieren zu lassen. Dazu sollen Kranken-

assen und anerkannte Patientenselbsthilfegruppen oder
taatliche Organisationen eine Verpflichtung zur Aus-
unft erhalten. Diese Stellen müssen – soweit dies nicht
chon heute der Fall ist – vermehrt als Dienstleister ge-
enüber den Patienten agieren.

Auf der anderen Seite ist der Schutz der Patienten-
aten sicherzustellen. Wir brauchen keinen gläsernen
atienten. Der Schutz der Patientendaten sollte Vorrang
or den Informationsansprüchen mancher Krankenkas-
en haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ein weiterer Punkt sind die Mitwirkungsrechte. Im
ahmen der Selbstverwaltung der Krankenkassen beste-
en schon heute Beteiligungsrechte der Versicherten.
ierbei muss allerdings sichergestellt werden, dass künf-

ig auch einzelne Versicherte oder Versichertenverbände
ei der sogenannten Friedenswahl überhaupt eine
hance haben, in diese Gremien gewählt zu werden.

Ebenso müssen die versicherten Patienten bei der
estlegung des Leistungskatalogs oder bei der Entschei-
ung über die Aufnahme oder Herausnahme bestimmter
edizinischer Maßnahmen in die bzw. aus der Leistungs-

flicht der Krankenkassen mehr Mitwirkungsrechte er-
alten. Hier stellt sich die Frage, ob die Patientenvertreter
m Gemeinsamen Bundesausschuss ausreichend Einfluss
ehmen können oder ob man dies verbessern kann.

Wir lassen den Versicherten mehr Wahlmöglichkei-
en. Die Union hat schon in der letzten Legislaturperiode
erbesserungen erzielt, zum Beispiel die Möglichkeit
er Kostenerstattung oder die Möglichkeit von Selbstbe-
alten. Wenn man aber den Versicherten zubilligt, aus-
eichende sozialpolitische Kompetenz zu haben, und sie
urch eine verbesserte Information und Transparenz






(A) )



(B) )


Wolfgang Zöller
dazu in die Lage versetzt, dann sollte man den Versicher-
ten auch vermehrt Verantwortung übertragen und für sie
mehr Wahlmöglichkeiten erwirken. Hier müssen die
Krankenkassen mehr unterschiedliche Versorgungsange-
bote machen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Lassen Sie mich einen Bereich ansprechen, der unbe-
dingt einer Verbesserung bedarf: die Organspende. Bei
Organspende und Organtransplantation haben wir wirk-
lich dringenden Handlungsbedarf.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Wenn man sieht, dass wir es nach dem letzten Gesetz,
das schon 1997 beschlossen wurde, nicht geschafft ha-
ben, mehr freiwillige Spenden zu akquirieren, dann muss
man sagen, dass es notwendig ist, dass wir eine kritische
Bestandsaufnahme machen. Als erste Maßnahme wäre
wichtig, dass man die organisatorischen und strukturel-
len Rahmenbedingungen im Krankenhaus so gestaltet,
dass man unserem Ziel näherkommen kann.


(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Dann müsst ihr den Ländern einen Schubs geben! In Mecklenburg-Vorpommern gibt es ein Gesetz! Da wird ordentlich gespendet!)


Wir werden zudem mit einer umfassenden Kampagne in
der Bevölkerung weiterhin dafür werben, durch Organ-
spende Leben zu retten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Lassen Sie mich noch einen anderen Punkt anspre-
chen, der uns sehr am Herzen liegt. Es ist uns ein großes
Anliegen, die Diagnose- und Therapiefreiheit wieder-
herzustellen. Listenmedizin und enge Behandlungsricht-
linien werden dem nicht gerecht. So ist zum Beispiel der
Arzneimittelbereich völlig überreguliert. Es muss die
Frage beantwortet werden: Wird mit den Rabattverträgen
das politisch gewollte Ziel erreicht, bei patentgeschützten
Arzneimitteln oder anderen Nichtfestbetragsarzneimit-
teln Wirtschaftlichkeitsreserven zu erschließen? Stehen
die erreichten Einsparungen im richtigen Verhältnis zu
den Problemen, die mit der Umstellung auf Rabattver-
träge bei Patienten und in den Apotheken entstanden
sind? Ich bin fest davon überzeugt – das ist nun einmal
leider eine Tatsache –: Die Verunsicherung der Patienten
darüber, in den Apotheken regelmäßig ein anderes Arz-
neimittel bekommen zu müssen, ist mit ausschlaggebend
für die große Verunsicherung. Wenn wir ganz ehrlich
sind: Letztendlich bestimmt zurzeit die Krankenkasse
per Rabattvertrag, welches Arzneimittel der Versicherte
erhält. Dies ist mit unseren Vorstellungen von Thera-
piefreiheit nicht vereinbar.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Liebe Kollegin Ferner, Sie werden vielleicht anhand
meiner Ausführungen bemerken, dass wir nicht nur über
Patienten reden, sondern dass wir auch schon im Koali-
tionsvertrag richtungsweisende Punkte für die Patienten
festgelegt haben. Wir sollten in diesem Haus gemeinsam
versuchen, unser Gesundheitswesen ideologiefrei zu ge-

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(C (D talten, sodass Versorgungssicherheit für die Patienten, lanungssicherheit für die Leistungserbringer und inanzierungssicherheit unter Berücksichtigung des meizinischen Fortschritts und der demografischen Enticklung langfristig sichergestellt werden können. Vielen Dank. Nächste Rednerin ist die Kollegin Dr. Martina Bunge ür die Fraktion Die Linke. Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle en! Es ist schon eine groteske Situation: Der Reformbearf für die Sicherung einer bedarfsgerechten, wohnortahen, gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung er Bevölkerung ist da. Neue Herausforderungen brauhen eine dauerhafte und gerechte Finanzierungsgrundage. Was geschieht? Die Große Koalition der letzten ier Jahre hat diese Aufgabe nicht gepackt. Der vorlieende Koalitionsvertrag von Schwarz-Gelb wird jeden ag neu interpretiert; Kollegin Ferner hat die entsprehenden Zitate gebracht. Die Meldungen häufen sich, as alles nicht geht. Auch wenn Sie Ihre Vorhaben im Detail noch hinter 6 Prüfaufträgen einer Kommission und einer Arbeitsruppe verstecken, eines ist klipp und klar: Hier ist von chwarz-Gelb ganz offen eine Systemwende angesagt, eoliberalismus pur. Der Verachtung des Staates stellen ie die Vergötterung des Marktes gegenüber. Was Sie achen, ist keine Gesundheitspolitik. Das ist Wirt chaftspolitik. (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Mechthild Rawert [SPD])


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1700500600

(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Martina Bunge (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1700500700

Die Gesundheit aller ist der Linken zu wichtig, als
ass wir auch nur einen Schritt in diese Richtung mitge-
en. Wir werden dafür streiten, das Schlimmste zu ver-
indern. Wir werden Ihrer Marktradikalisierung unsere
olidarische Ausgestaltung als Alternative gegenüber-
tellen.


(Beifall bei der LINKEN)


Ihre Lösung ist die Aufkündigung der Solidarität. Mit
em Einfrieren der Beiträge für die Arbeitgeber entlas-
en Sie diese vollends aus der Solidarität. Durch die
opfpauschale in der gesetzlichen Krankenversicherung
nd durch den Kapitalstock in der Pflegeversicherung
ird die Zeche allein den Versicherten und Patientinnen
nd Patienten aufgebürdet. Das ist ein sozialpolitischer
kandal.


(Beifall bei der LINKEN)


Den Gutverdienenden machen Sie Geschenke. Aber
ie Niedrigverdiener sind künftig keine selbstbewussten
ersicherten mehr, sondern sie werden zu Bittstellern
eim Staat. Herr Minister, das machen Sie ganz bewusst,
as haben Sie gerade bestätigt. Sie geben die Gesund-






(A) )



(B) )


Dr. Martina Bunge
heitspolitik vollends in die Fänge des Finanzministers.
Er hat schon gestöhnt, dass die Gesundheitspolitik sein
größtes „Sorgenkind“ ist. Was dann von einer qualitativ
hochwertigen Gesundheitsversorgung übrig bleibt, liegt
auf der Hand.

Wie könnte es anders sein, gibt es in Ihrem Koali-
tionsvertrag doch ein klares Bekenntnis zur privaten
Krankenversicherung. Für dieses einzigartige Konstrukt
in Europa, neben der gesetzlichen einen eigenständigen
Vollversicherungszweig der privaten Versicherung zu
haben, schaffen Sie wieder erleichternde Bedingungen.
So können sich Gutverdienende weiter aus der Solidari-
tät verabschieden.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir stellen all dem unseren Vorschlag einer solidari-
schen Bürgerinnen- und Bürgerversicherung entge-
gen. Alle zahlen in diese Versicherung ein. Damit wird
die Beitragslast auf mehr Schultern verteilt. Alle Ein-
kommen, also auch Miet-, Pacht- und Kapitalerträge,
werden einbezogen. Das bringt eine breitere Basis.


(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Richtig!)


Die Arbeitgeber sind mit hälftigen Beiträgen auf Lohn
und Gehalt paritätisch dabei. Auf dieser neuen Basis
würde ein Beitragssatz von 10 Prozent, also 5 Prozent
für die Arbeitgeber und 5 Prozent für die Versicherten,
ausreichen, um all das zu bezahlen, was heute bezahlt
wird. Die Zuzahlung und die Praxisgebühr könnten so-
gar abgeschafft werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Sicherlich ist das ein diametral entgegengesetzter An-
satz, aber dieser Ansatz ist gerecht und bildet die gegen-
wärtigen Verhältnisse ab. Dieser Vorschlag knüpft an das
Leistungsvermögen der Versicherten an, an das, wovon
heutzutage gelebt wird, einer der konstituierenden Ge-
danken für die solidarische Sicherung.

Davon wird nicht viel übrig bleiben, wenn Sie, Herr
Minister, in Bälde Ihre Regierungskommission einset-
zen. Schaut man sich den Hintergrund der Namen an, die
da inzwischen den Ticker durchschwirren, dann kann
man nur empört sein. Eng mit der von den Arbeitgebern
finanzierten Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft und
mit Versicherungsunternehmen verquickte Persönlich-
keiten werden geradezu eingeladen, das Schlachtfest der
solidarischen Krankenversicherung auszurichten.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Ach Mann! – Ulrike Flach [FDP]: Ein Schlachtfest?)


Das Geschreibsel dieser Versicherungslobbyisten fin-
det sich im schwarz-gelben Koalitionsvertrag wieder. Es
kommt so nett daher: Es würden mehr Wahl- und Ent-
scheidungsspielräume eingeräumt; auch Sie, Herr Zöller,
haben es gerade gesagt. Man muss sich aber einmal klar-
machen: Wer hat eigentlich die Wahl und wer nicht?
Wenn von „Festzuschüssen“ und „Mehrkostenregelun-
gen“ die Rede ist, dann heißt das doch übersetzt, dass es
für bestimmte Leistungen nur noch eine Grundversor-
gung gibt. Wer eine Versorgung nach dem jeweils aktu-
ellen medizinischen Standard haben will, muss privat

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(C (D uzahlen oder eine private Zusatzversicherung abschlieen. (Jens Spahn [CDU/CSU]: Lesen Sie doch einmal richtig!)


Man kann auch einmal drei Jahre weiter denken. Dann
st die Wirkung so, Herr Spahn.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Seit wann denken Sie denn in die Zukunft? – Gegenrufe von der SPD und der LINKEN: Oh!)


Das werde ich Ihnen gleich darlegen. – Wer eine Ver-
orgung nach dem jeweils aktuellen medizinischen Stan-
ard haben will, muss privat zuzahlen. Das wird klar
erden. Damit wird die Versorgung vom Portemonnaie
er Versicherten abhängig. Der Arme kann sich nur das
ünstigste leisten. Das ist das Ende des freien Zugangs

u Leistungen für alle. Das ist Zwei- oder Dreiklassen-
edizin in Reinkultur. Die Linke lehnt das entschieden

b.


(Beifall bei der LINKEN)


Sicher wird sich die Regierungskommission auch mit
em Gesundheitsfonds beschäftigen, sich ihn vorknöp-
en. Dieser ist nicht per se schlecht, sondern er ist unter-
inanziert und sozial ungerecht, müssen den Zusatzbei-
rag doch allein die Versicherten tragen. Wenn Sie jetzt
m Koalitionsvertrag festhalten, dass es mehr – ich
itiere – „regionale Differenzierungsmöglichkeiten“ im
esundheitsfonds geben muss und Bayerns Gesund-
eitsminister in Ihrer Kommission sein soll, dann weiß
an, wohin die Reise gehen soll. Es wird Hand an den

ogenannten Morbi-RSA gelegt werden, der den Kran-
enversicherungen mit mehr und teuren Kranken mehr
eld brachte. Damit würde aber die gerade erst erreichte
olidarität des reichen und gesünderen Südens Deutsch-

ands mit dem ärmeren und kränkeren Norden aufgekün-
igt. Doch damit stellen Sie die Honorarangleichung für
rztinnen und Ärzte in den neuen Bundesländern wieder

nfrage. Diese hat gerade eine Trendwende in der Bewäl-
igung des Ärztemangels eingeläutet. Wollen Sie wirk-
ich den Osten in eine dramatische medizinische Versor-
ungskrise hineinsteuern? Das kann doch wohl nicht Ihr
rnst sein.


(Beifall bei der LINKEN – Widerspruch bei der CDU/CSU)


Wenn ich mir Ihre Rezepte gegen den Ärztemangel
nschaue, dann ist sichtbar, wie weit weg Sie vom realen
eben sind. Ihre Lösung heißt „Ausbau der Anreize bei
er Niederlassung von Ärztinnen und Ärzten“. Vor Ort
ird aber über neue Versorgungsformen nachgedacht.
aben Sie schon einmal etwas von der Feminisierung
es Arztberufes gehört? Mehr und mehr Absolventinnen
ollen sich nach dem Medizinstudium nicht niederlas-

en, sondern sie streben auch im ambulanten Bereich
ach Möglichkeiten, angestellt zu arbeiten, um damit
eruf und Familie vereinbaren zu können. Aber was ma-
hen Sie? Sie stellen die medizinischen Versorgungszen-
ren infrage. Unseres Erachtens gehört dieser bisherige
nsatz novelliert, aber nicht abgeschafft.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Dr. Martina Bunge
Neue Ideen, für die der Osten ein „Labor“ ist, wie die
Financial Times letzte Woche schrieb, finden in Ihrem
Koalitionsvertrag keine Widerspiegelung. Im Gegenteil:
Ihre Weichenstellung zur Marktradikalisierung, deutlich
in dem Postulat, dass das „allgemeine Wettbewerbsrecht
als Ordnungsrahmen grundsätzlich auch im Bereich der
gesetzlichen Krankenversicherung Anwendung“ finden
soll, steht neuen Versorgungsformen diametral entgegen;
denn diese setzen auf Kooperation. Ihre Vorhaben sind
damit auch fortschrittsfeindlich.


(Beifall bei der LINKEN)


Gesundheitsförderung und Prävention einen ganz
anderen Stellenwert zu geben, wäre auch ein Zukunfts-
vorhaben. Der Begriff der Gesundheitsförderung fehlt
im Koalitionsvertrag völlig. Fremd ist dieser Koalition,
dass Gesundheit mit mehr zusammenhängt als nur mit
Wissen über Ernährung und Sport. Sie verlieren kein
Wort über die unterschiedliche Lebenserwartung von
Armen und Reichen. Die Reichen leben zehn Jahre län-
ger als die Armen. Sie verlieren kein Wort dazu, dass
dies empörend ist und endlich beseitigt werden muss.


(Beifall bei der LINKEN)


Man fragt sich doch wirklich, ob die Regierung die
Debatte um die Gesundheitsförderung und Prävention
der letzten 20 Jahre völlig verschlafen hat. Für die Linke
sind Gesundheitsförderung und Prävention ein Beitrag
zur gesundheitlichen Chancengleichheit. Angesetzt wer-
den muss in den Lebenswelten der Menschen, in Kinder-
gärten, in Schulen, in Stadtteilen und vor allem am Ar-
beitsplatz. Aber von einem Präventionsgesetz will die
Koalition bekanntlich nichts hören. Mit ein paar Schön-
heitsreparaturen wursteln Sie weiter wie bisher. Das ha-
ben die unzähligen Engagierten, die dringend auf ein
Präventionsgesetz warten, nicht verdient.


(Beifall bei der LINKEN)


Auch in der Pflegeversicherung betreibt die neue
Koalition reine Klientelpolitik. Mit dem Kapitalstock,
der allein von den Versicherten zu tragen ist, wird die
Pflegeversicherung den Risiken des Kapitalmarktes aus-
gesetzt. Es ist nicht zu fassen! An die wirklichen Pro-
bleme will Schwarz-Gelb nicht herangehen. Die Pflege-
versicherung leidet an chronischer Unterfinanzierung,
und zwar jetzt. Pflegebedürftige Menschen, ihre Ange-
hörigen und die Pflegekräfte bekommen das täglich zu
spüren. Pflege ist aber mehr als die drei „s“: still, satt
und sauber.


(Beifall bei der LINKEN)


Pflege und Assistenz müssen ein Leben in Würde und
Selbstbestimmung ermöglichen. Dazu brauchen wir end-
lich ein neues Verständnis davon, was Pflege ist. Der
Vorschlag zum neuen Pflegebegriff liegt auf dem Tisch.
Der Beirat hat ihn im Januar 2009 vorgelegt. Was wollen
Sie prüfen? Es muss umgesetzt werden. Der politische
Wille dazu ist notwendig; aber die Union hat schon
durchblicken lassen, dass sie nur eine kostenneutrale
Umsetzung anvisiert. Das ist eigentlich nicht zu machen.
Mehr Leistungen für mehr Menschen erfordern mehr
Geld.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Resümierend muss ich für die Linke feststellen: Ihre läne sind an sozialer Kälte nicht zu überbieten. Im ettbewerb ohne soziale Schranken wird Gesundheit ur Ware. Aber eins kann ich Ihnen versichern: Nicht mit ns! (Beifall bei der LINKEN – Jens Spahn [CDU/ CSU]: Ja, Gott sei Dank!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1700500800

Für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat

un das Wort die Kollegin Birgitt Bender.


Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1700500900

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Schön

chwätzen kann er ja, der neue Gesundheitsminister;
ber er vertritt ein hässliches Politikmodell.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Heinz Lanfermann [FDP]: So was Niveauloses!)


assen Sie mich sagen, warum.

Herr Minister, Sie sprechen vom gleichen Zugang al-
er Menschen zum Gesundheitssystem. Aber wissen Sie,
it der Gleichheit ist das so eine Sache: Die Gleichheit

mfasst sowohl das Recht, unter Brücken zu schlafen,
ls auch, in Palästen zu wohnen. Das heißt, bei Ihnen
uss man sich diese Gleichheit leisten können. Das Ge-

undheitssystem, das Sie anstreben, wird für viele Men-
chen nicht mehr bezahlbar sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Wie ist es denn mit einem Kopfgeldsystem, wie Sie es
nstreben? Das würde für jeden dritten Menschen im
esten dieser Republik bedeuten, dass der Kranken-

ersicherungsschutz teurer wird. Im Osten der Repu-
lik würde das für jeden zweiten Menschen gelten.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das ist falsch!)


elbst wenn Sie den sozialen Ausgleich durch Steuern
rnst meinen, dann würde es immer noch bedeuten, dass
enschen mit geringem Einkommen, die jetzt 7,9 Pro-

ent ihres Einkommens für den Gesundheitsschutz auf-
enden müssen, prozentual mehr zahlen müssten als
enschen, die bisher Höchstbeiträge gezahlt haben; bei

enen wären es dann gerade noch 3,8 Prozent, also nur
twa die Hälfte.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht!)


as ist Umverteilung von unten nach oben. Man kann
uch sagen: Klassenkampf von oben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Dass so etwas in Deutschland nicht wirklich gut an-
ommt, das hat die Kanzlerin schon seit einer Weile ver-






(A) )



(B) )


Birgitt Bender
standen. Sie wollte ein solches Modell seit dem Leip-
ziger Parteitag. Aber für die Union hieß die Parole im
Wahlkampf: Gesundheitspolitik findet bei uns nicht
statt; da legen wir uns in die Ackerfurche. Vielleicht hät-
ten Sie einmal untereinander darüber diskutieren sollen;
jetzt werden Sie es jedenfalls müssen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Herr Minister, Sie gelten als das, was man in Baden-
Württemberg „ein Käpsele“ nennt; das ist jemand, der
besonders schlau ist. Ich will Ihnen das gerne zugeste-
hen. Ich will Ihnen aber auch sagen: Sie können nicht
rechnen, oder Sie wollen nicht rechnen.


(Elke Ferner [SPD]: Die ganze Koalition kann nicht rechnen!)


Sie streben ein System mit Kopfgeld und Steueraus-
gleich an, von dem Ihnen die Experten bereits jetzt sa-
gen, dass es schon bei der Einführung 22 Milliarden
Euro kostet. Gleichzeitig geht die Regierung mit der
höchsten Staatsverschuldung aller Zeiten spazieren. Zu
Beginn senkt sie die Steuern und verspricht weitere
Steuersenkungen. Das Ganze geht nicht auf. Entweder
haben Sie ein Pisa-Problem, weil Sie das nicht begreifen,
oder Sie meinen es mit dem steuerlichen Ausgleich gar
nicht ernst und wollen den Krankenversicherungsschutz
für Millionen von Menschen unbezahlbar machen. So-
wohl das eine wie auch das andere wäre eine schlechte
Nachricht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Im Übrigen habe ich gehört, Herr Minister, Sie streb-
ten Bürokratieabbau an.


(Jörg van Essen [FDP]: Richtig!)


Dazu muss ich erst einmal sagen: Wenn Sie als Stabsarzt
bei der Bundeswehr so viel Bürokratie erfahren haben
und daran jetzt etwas ändern wollen, hätten Sie vielleicht
Verteidigungsminister werden sollen. Aber das nur am
Rande.


(Beifall des Abg. Alexander Ulrich [DIE LINKE] – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bravo!)


Wenn man nun ein solches System anstrebt, sollte
man zuvor einmal in andere Länder schauen, wo es der
Spur nach schon so etwas gibt. Nehmen Sie zum Bei-
spiel die Niederlande. Da gibt es ein System mit Kopf-
pauschale; allerdings gibt es da nicht zusätzlich noch
eine private Krankenversicherung. In diesem System be-
kommen die Menschen steuerlichen Ausgleich. Zurzeit
bekommen 60 Prozent der Menschen in den Niederlan-
den diesen Ausgleich; das heißt, sechs von zehn Men-
schen müssen dort in Kontakt mit Ämtern treten, um ei-
nen Ausgleich zu bekommen. Sie würden demnach
ähnlich viele Menschen mit Anträgen zum Amt schicken
und eine Vielzahl an bürokratischen Bearbeitungsverfah-
ren hervorrufen. Dazu kann ich nur sagen: Um Bürokra-
tieabbau ging es vielleicht gestern in Ihrem Wahlkampf,
aber nicht in Ihrem jetzt vorgelegten Politikmodell.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Seien wir doch einmal ehrlich: Herr Minister Rösler,
ie haben bereits bei einem Vortrag, den Sie letzten
ommer vor niedersächsischen Zahnärzten gehalten ha-
en, gesagt, worauf das Ganze hinauslaufen soll, näm-
ich auf einen Abbau der Leistungen. Sie haben dort da-
on gesprochen, dass man erst einmal 10 Prozent der
erzeitigen Leistungen aus dem Solidarsystem heraus-
ehmen könne. Ich glaube, daran merkt man, wo es
anggehen soll.

Anders gesagt: Ihre Kopfprämie ist eine Abwrackprä-
ie für das Solidarsystem. Dass es dazu kommt, werden
ir nicht zulassen, meine Damen und Herren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1700501000

Nächste Rednerin ist die Kollegin Ulrike Flach für die

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1700501100

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Frau

ender, es ist wirklich erstaunlich, was Sie alles aus
oalitionsverträgen herauslesen.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich kann halt lesen! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind ja nur neidisch!)


nsonsten sagen Sie ja gemeinhin, sie seien so allge-
ein, dass man damit überhaupt nichts anfangen könne.
ine gehörige Portion Fantasie muss man wohl den Grü-
en genauso wie den Linken und den Roten zugestehen.

Liebe Kollegen, die Gesundheitspolitik bedarf wie
aum ein anderes Feld der Verlässlichkeit und des Ver-
rauens der Bürger. Wir brauchen eine Kultur des Ver-
rauens anstelle einer Kultur der ständigen Kontrolle und
er Zwangsmaßnahmen. Das ist genau der Unterschied
u dem, was wir in den letzten Jahren erlebt haben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir müssen unseren Bürgern die Gewissheit geben,
ass im Krankheitsfall alle gut versorgt sind. Dafür ste-
en wir.


(Elke Ferner [SPD]: Sicher nicht!)


as mögen Sie noch so polemisch angehen, das ist die
axime der schwarz-gelben Koalition. Daran werden
ir uns in den nächsten vier Jahren messen lassen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: Da sind Sie schon jetzt durchgefallen!)







(A) )



(B) )


Ulrike Flach
Was auch immer heute hier gesagt und draußen in der
Presse verkündet wird: Diese Koalition wird dafür sor-
gen, dass dieser elementare Grundsatz unserer Gesell-
schaft beibehalten wird. Es ist gelebte Solidarität, liebe
Kollegen, dass jeder Bürger die Möglichkeit haben
muss, über einen bezahlbaren Krankenversicherungs-
schutz zu verfügen. Das bedeutet aber nicht, dass man
den Fehler einer Bürgereinheitszwangsversicherung be-
gehen muss.


(Elke Ferner [SPD]: Sie machen eine private Zwangsversicherung in der 4Pflege!)


Wir gehen einen anderen Weg: Wir wollen unseren Bür-
gerinnen und Bürgern mehr Möglichkeiten geben, dass
sie ihren Krankenversicherungsschutz optimal auf die ei-
genen Bedürfnisse hin gestalten können.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das deutsche Krankenversicherungssystem ist durch
die letzten Reformen deutlich in Richtung eines zentra-
listischen, staatsgesteuerten Einheitskassensystems ver-
schoben worden. Genau das, liebe Frau Ferner, werden
wir ändern.


(Beifall bei der FDP)


Wir wollen zudem dafür sorgen, dass die Beiträge auf
eine andere, gerechtere Grundlage gestellt werden. Der
soziale Ausgleich ist viel besser über das Steuer- und
Transfersystem zu organisieren als in einer Versiche-
rung, die dazu da ist, den Ausgleich zwischen Kranken
und Gesunden herzustellen.

Wir sind da in guter Gesellschaft, liebe Frau Bender.
Ich erinnere mich an einen bemerkenswerten Artikel der
hochgeschätzten ehemaligen Kollegin und Gesundheits-
ministerin Frau Fischer – sie ist bekanntlich Mitglied der
Grünen –, die vor wenigen Tagen Folgendes gesagt hat:

Es ist im Prinzip kein falscher Gedanke, mit einer
solchen Prämie für jeden Menschen festzulegen,
welchen Preis er für seine Gesundheit in einem soli-
darischen System aufbringen muss.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Aha!)


Die Umverteilung ist eine sozialpolitische Aufgabe
danach – und getrennt von der Gesundheitspolitik.
Mit diesem für alle gleichen Betrag sollte niemand
überfordert werden, nicht die Einkommensarmen,
nicht die Menschen mit Familie. Das Steuersystem
ist der Ort, an dem die gesamte finanzielle Situation
eines Menschen erfasst


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Jörg van Essen [FDP]: Wunderbar!)


und wo er entsprechend seiner Leistungsfähigkeit
zu Abgaben verpflichtet wird. Eigentlich also ge-
nau das richtige System, um Solidarität konkret
werden zu lassen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Frau Fischer hatte schon recht!)


Das sagt Frau Fischer.

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(C (D Frau Kollegin Flach, würden Sie kurz vor Ende Ihrer ede noch eine Zwischenfrage der Kollegin Bender zuassen? Nein. Ich möchte diesen Gedanken weiter ausführen, onst kommt er zu kurz. Diese Diskussion können wir in en nächsten Wochen noch beliebig oft führen. Das ist der Unterschied zwischen uns und Ihnen. Es cheint in Ihren Kreisen aber inzwischen Comment zu ein, dass man auch so etwas denken kann. Wir werden afür sorgen, dass entsprechende Schritte unternommen erden, nämlich dass die Effizienzpotenziale aktiviert erden, dass Verluste aufgrund von Bürokratie reduziert erden und dass Flexibilität und Wettbewerb ins System ommen. So wie wir die Schuldenbremse vereinbart haben, die ns alle zwingt, in den nächsten Jahren einen Korridor es Schuldenabbaus zu schaffen, so darf auch das Geundheitssystem nicht immer neue Lasten für die Zuunft aufbauen. Deshalb werden wir eine Lösung, die uch die nachfolgende Generation im Blick hat, schnell nd sehr stringent angehen. Die Zeit des Füllhorns ist vorbei. Wir werden eine ürgergerechte, für alle sorgende neue Gesundheitswelt nstoßen. Ich bin froh, dass wir einen Minister haben, er dies persönlich glaubwürdig verdeutlicht. Er hat sich eute klar dazu geäußert. Es wird eine schwierige Aufabe. Aber wir werden sie angehen. Carola Reimann ist die nächste Rednerin für die SPD raktion. Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her en! Gerade einmal gut zwei Wochen steht die neue oalition. Aber in kürzester Zeit ist es CDU, CSU und DP gelungen, auf breiter Front Verunsicherung zu chaffen. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Das schaffen nicht einmal Sie!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1700501200
Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1700501300

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1700501400

(Beifall bei der SPD)

Dr. Carola Reimann (SPD):
Rede ID: ID1700501500

as Sie verklausuliert in Ihrem Koalitionsvertrag zur
esundheit und Pflege hineingeschrieben haben, ist
ichts anderes als die Aufgabe der paritätischen
inanzierung und die Privatisierung gesundheitlicher
isiken.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Dr. Martina Bunge [DIE LINKE])


Die Lasten sollen zukünftig einseitig allein auf die
ersicherten abgewälzt werden in Form von Kopfpau-
chalen, von höheren Zuzahlungen und von privaten Zu-






(A) )



(B) )


Dr. Carola Reimann
satzzwangsversicherungen in der Pflege. Dieser Koali-
tionsvertrag hat ein entsolidarisiertes Gesundheitssystem
zum Ziel. Das wird auf unseren entschiedenen Wider-
stand stoßen.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Das wird durch ständiges Wiederholen nicht richtiger!)


Im Gesundheitsbereich hat sich eine unheilvolle
Allianz zusammengefunden. Die CDU hat kein Konzept
und überlässt ihren Partnern von CSU und FDP das ge-
sundheitspolitische Feld. Das bedeutet: zahlreiche baye-
rische Extrawürste auf Kosten anderer Bundesländer
dank der CSU


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Weißwürste!)


und die Privatisierung gesundheitlicher Risiken auf brei-
ter Front, wie es die FDP seit Jahren und heute Frau
Flach angekündigt haben.

Das alles wird noch getoppt von einer Klientelpoli-
tik, wie wir sie im Gesundheitsbereich noch nie erlebt
haben. Die Lobeshymnen von Pharmaherstellern, Ärzte-
verbänden und privaten Krankenversicherungsunterneh-
men sprechen Bände. Sie können sich wahrlich nicht
beklagen. Bei den Ärzten wird nach zweistelligen Ein-
kommenszuwächsen in diesem Jahr erneut draufgesat-
telt, und unliebsame Konkurrenz durch medizinische
Versorgungszentren wird eingeschränkt. Der privaten
Krankenversicherung wird die Abwerbung von Gutver-
dienern aus der gesetzlichen Krankenversicherung wie-
der erleichtert. Der Basistarif – eingeführt, damit nie-
mand mehr ohne Versicherungsschutz ist – soll geprüft
werden.

Ganz besonders freuen kann sich die Pharmaindustrie.
Unliebsame, weil wirksame Preisregulierungsinstru-
mente wie Rabattverträge, Festbeträge und Höchstbeträge
sollen überprüft werden. Man muss kein Gesundheits-
experte sein, um zu wissen, was das bedeutet: teurere
Arzneimittel und steigende Gewinne für die Unterneh-
men, selbstverständlich auf Kosten der Beitragszahler
und der Versicherten.


(Ulrike Flach [FDP]: Sie wissen mehr als die Koalition!)


Sie geben ein wichtiges Instrument zur Förderung des
Wettbewerbs im Sinne der Versicherten freiwillig aus
der Hand und riskieren dabei, dass die Kostenentwick-
lung im Gesundheitswesen völlig aus dem Ruder läuft.


(Beifall bei der SPD – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Das ist doch Quatsch!)


All diese Geschenke an Ihre Klientel lassen Sie sich
teuer von den Versicherten bezahlen. Süße Medizin für
Ihre Klientel und bittere Pillen für die Patienten – so
sieht Ihr gesundheitspolitischer Neuanfang aus.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich sage Ihnen: Damit werden Sie nicht weit kommen;
denn so viel süße Medizin, wie im Gesundheitswesen
von allen Interessenverbänden gefordert wird, werden
Sie gar nicht aufbringen können. Deshalb ist dieser Neu-
start komplett misslungen.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Diese Kostensteigerungspolitik wird noch dadurch
erschärft, dass der Arbeitgeberbeitrag eingefroren wird
nd somit alle zusätzlichen Kosten – das haben wir heute
chon gehört – auf die Versicherten abgewälzt werden.
ie kündigen damit das bewährte paritätische Prinzip
nd entlassen Wirtschaft und Arbeitgeber aus ihrer Ver-
ntwortung. Und als ob das nicht genug wäre, krönen Sie
ieses Sammelsurium der sozialen Spaltung noch mit
er Kopfpauschale. Egal ob Sekretärin oder Bankdirek-
or, Mechaniker oder Managerin, alle zahlen den glei-
hen Beitrag. Das ist unsozial und ungerecht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dann wird natürlich der Sozialausgleich ins Spiel ge-
racht. Aber abgesehen davon, dass Millionen Versi-
herte plötzlich zu Bittstellern beim Staat werden – in al-
en Staaten, die dies eingeführt haben, sehen wir diese
ntwicklung –, frage ich mich, wo Sie angesichts der
erzeitigen Haushaltslage die von den Experten berech-
eten 22 Milliarden Euro – IGES hat das schon berech-
et – herholen wollen. Gleichzeitig wollen Sie die Steu-
rn senken. Das passt, mit Verlaub, vorne und hinten
icht zusammen. Weil das alles nicht so ganz zusam-
enpassen will und weil die Landtagswahl in Nord-

hein-Westfalen ins Haus steht, schieben Sie das alles in
ine Kommission. Oder soll ich besser sagen: „in eine
egierungskommission“?


(Ulrike Flach [FDP]: Na ja, besser als mit schneller Nadel!)


enn diese Regierungskommission wird von einer CSU-
igenen Kommission begleitet, die diesen Prozess kri-
isch verfolgt.


(Elke Ferner [SPD]: Kommissionskommission!)


ür Herrn Bahr ist das ein ganz normaler Vorgang. Des-
alb schlage ich vor, dass auch die FDP eine FDP-Kom-
ission einberuft,


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Guter Vorschlag!)


amit die Arbeit der CSU-Kommission kritisch begleitet
ird.


(Jörg van Essen [FDP]: Wir wissen schon, was wir wollen! – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Machen Sie sich mal keine Gedanken, Frau Reimann! Sie haben genug mit sich zu tun!)


as ist mal ein zielgerichtetes Vorgehen.


(Zuruf von der LINKEN: Das ist Wettbewerb!)


Man könnte sich ja blendend über dieses Schauspiel
müsieren. Aber es geht hier um nicht weniger als um
ie Zukunft der Gesundheitsversorgung von Millionen
ersicherten. Da hört der Spaß auf. Mit Ihrer „Kommis-
ionitis“, mit Ihren immer neuen Vorschlägen, die dann






(A) )



(B) )


Dr. Carola Reimann
am nächsten Tag vom Koalitionspartner relativiert wer-
den,


(Ulrike Flach [FDP]: Na, na, na!)


und mit immer neuen Interpretationsmöglichkeiten be-
züglich des Koalitionsvertrags verunsichern Sie die Bür-
gerinnen und Bürger und zerstören Vertrauen in ein gut
funktionierendes solidarisches Gesundheitssystem.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Ulrike Flach [FDP]: Sie brauchen Ihre Erfahrungen nicht auf uns zu übertragen!)


Eigentlich wäre es Aufgabe des zuständigen Minis-
ters, Ordnung in dieses gesundheitspolitische Chaos zu
bringen. Aber das Gegenteil ist der Fall: erst das Durch-
einander bei der elektronischen Gesundheitskarte, dann
noch das zögerliche Vorgehen bei der Schweinegrippe.
Angesichts der Infektionszahlen hätte man schon vor
zwei Wochen einen Impfgipfel einberufen müssen, statt
in Interviews, Herr Rösler, den Eindruck zu erwecken,
die Schweinegrippenimpfung sei zweitrangig.


(Ulrike Flach [FDP]: Da war eigentlich noch jemand anderes im Amt! – Heinz Lanfermann [FDP]: September wäre auch eine gute Idee gewesen!)


Als ehemaliger stellvertretender Ministerpräsident in
Niedersachsen hätten Sie wissen müssen, wie schlecht es
um die Vorbereitungen in den Ländern, insbesondere in
Niedersachsen, steht. Souveränes Krisenmanagement
sieht anders aus.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Jörg van Essen [FDP]: Ist Ihr Auftritt peinlich!)


Das, was wir in den vergangenen Wochen von der
neuen Regierung geboten bekommen haben, war tages-
politisch äußerst dürftig, ganz zu schweigen von den In-
terpretationsmöglichkeiten, die die Pläne im Koalitions-
vertrag eröffnen. Die SPD und Ulla Schmidt haben in
den letzten Jahren eine Politik im Sinne der Versicherten
verfolgt, häufig auch gegen den erbitterten Widerstand
der zahlreichen Lobby- und Interessengruppen. Wir ha-
ben dafür gesorgt, dass unser solidarisch finanziertes
Gesundheitssystem auch unter sich verändernden Rah-
menbedingungen funktioniert. Wir setzen mit unseren
Konzepten in der Pflege- und der Gesundheitspolitik
künftig auf solide, solidarisch finanzierte Sicherungssys-
teme. Das heißt, alle zahlen nach ihrer Leistungsfähig-
keit. Niemand wird aus der Verantwortung entlassen,
und alle können sicher sein, dass sie eine gute medizini-
sche Versorgung auf neuestem Stand erhalten. Das ist so-
lidarisch und gerecht.


(Beifall bei der SPD)


Genau das setzt Schwarz-Gelb aufs Spiel. Mit Solida-
rität hat das, was Sie vorgelegt haben, nichts mehr zu
tun. Profiteure Ihrer Klientelpolitik sind Pharmaunter-
nehmen, Ärzteschaft, Apotheker und private Versiche-
rungsunternehmen; bezahlen müssen es die Versicherten
und dank der Kopfpauschale auch noch diejenigen in

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(C (D erstärktem Maße, die ohnehin am wenigsten haben, eispielsweise die Rentner. Wer dies tut, wird die Sozialemokraten als entschiedene Gegner haben. (Beifall bei der SPD – Widerspruch bei der CDU/CSU – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das schreckt uns sehr!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1700501600

Das Wort erhält nun der Kollege Dr. Rolf Koschorrek,

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Zuruf von der CDU/CSU: Ein guter Mann!)



Dr. Rolf Koschorrek (CDU):
Rede ID: ID1700501700

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! So richtig Angst hat uns dieser Angriff der Op-
osition in den letzten Minuten natürlich nicht gemacht.
enn man meint, mit Konzepten, die sich schon in den

0er- und 80er-Jahren als überholt erwiesen haben, unse-
en zukunftsweisenden Weg angreifen zu können,


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welcher Weg ist es denn?)


ann wird es in den nächsten Monaten sicherlich noch
ine sehr spannende Auseinandersetzung geben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Es gibt kaum ein Thema, das die Bürgerinnen und
ürger so interessiert, wie das Thema Gesundheitspoli-

ik. Hier ist, wie alle wissen, jeder betroffen. Gleichzei-
ig wissen wir, dass wir so nicht weitermachen können
ie in den letzten zehn, elf Jahren. Wir brauchen mehr
igenverantwortung und mehr Transparenz im Sys-

em. Aber eines brauchen wir mit Sicherheit nicht: den
mbau des Bundesgesundheitsministeriums zu einem
mt für Volksgesundheit, wie es in den letzten Jahren
orangetrieben worden ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD)


Unsere christlich-liberale Koalition hat die Weichen
nders gestellt. Wir haben uns klar entschieden: gegen
eitere Zentralisierung und für die Stärkung von Eigen-
erantwortung und Transparenz im deutschen Gesund-
eitswesen. Diese Begriffe sind untrennbar miteinander
erbunden. Eigenverantwortlich handeln kann nur, wer
in System durchschaut und es versteht. Die Regelungs-
ichte im SGB V lässt eigenverantwortliches Handeln
aum zu. Ich spreche hier ausdrücklich von Verantwor-
ung, nicht von Egoismus, nicht, wie meine Vorredner
olemisch behaupten, von Selbstbedienungsmentalität
nd schon gar nicht von einer Aufkündigung der Solida-
ität im Sozialsystem.


(Zuruf von der LINKEN: Doch!)


Im Gesundheitswesen haben sich viele in der Intrans-
arenz sehr gut eingerichtet. Kontrollmechanismen und
ürokratische Auswüchse sind bisher oft die einzige
ntwort darauf gewesen. Seit Jahrzehnten befinden wir






(A) )



(B) )


Dr. Rolf Koschorrek
uns in einem Teufelskreis von Regulierung und Bürokra-
tie.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1700501800

Herr Kollege Koschorrek, gestatten Sie – –


Dr. Rolf Koschorrek (CDU):
Rede ID: ID1700501900

Nein.


(Zurufe von der SPD)


Die Koalitionsvereinbarung von CDU/CSU und FDP
weist einen anderen, einen neuen Weg. Wir werden das
System einfacher und verständlicher machen. Die drei
großen Bereiche, die wir in den kommenden Jahren an-
gehen werden, sind: zunächst die Finanzen auf eine si-
chere Basis zu stellen, einen fairen Wettbewerb im Sys-
tem zu stärken sowie überflüssige Bürokratie abzubauen
und Transparenz und Qualität im Gesundheitssystem zu
steigern.

Zum Bereich Finanzen: Für die Union war von An-
fang an klar, dass wir den Gesundheitsfonds, wie es die
Kanzlerin auch vor der Wahl schon eindeutig sagte, in
seiner Grundstruktur erhalten und weiterentwickeln,


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Aha!)


weil er eine gute Basis für die verlässliche Finanzierung
der gesundheitlichen Versorgung in Deutschland ist und
ein beachtliches Gestaltungspotenzial bietet.


(Elke Ferner [SPD]: Wer hat denn jetzt recht, Sie oder die Frau Homburger?)


Er hat dafür gesorgt, dass die Verschuldung der Kran-
kenkassen geordnet abgebaut werden konnte, dass die
Kassen heute wesentlich effektiver kooperieren und
auch fusionieren können. In der Wirtschaftskrise hat der
Fonds einen unkomplizierten und schnellen Ausgleich
von konjunkturbedingten Einnahmedefiziten durch Steu-
ermittel ermöglicht und damit letztendlich auch Beitrags-
erhöhungen erübrigt.

Zukünftig werden wir den bundeseinheitlichen Bei-
tragssatz auflösen, indem die Arbeitgeberbeiträge fest-
geschrieben werden und wir den Kassen wieder eine
wettbewerblich relevante Beitragsgestaltung ermögli-
chen werden. Dazu werden wir eine Kommission aus
politischem und externem Sachverstand einsetzen, die
die Details in den kommenden Monaten erarbeiten wird.

Bei der Weiterentwicklung der Finanzierung der
GKV werden wir sehr sorgsam darauf achten, dass es
nicht zu sozialen Schieflagen kommt.


(Zuruf von der SPD: Wie denn?)


Das hohe Niveau unserer Gesundheitsversorgung wird
auch weiterhin den Bürgerinnen und Bürgern unabhän-
gig von ihrem persönlichen Geldbeutel zugänglich sein.

Wettbewerb im Gesundheitswesen ist kein Selbst-
zweck, sondern dient der bestmöglichen Versorgung.
Unsere Grundposition heißt: Im Mittelpunkt stehen
Patienten und Versicherte, stehen Menschen, die nicht
zur Verschiebemasse egoistischer oder wirtschaftlicher
Interessen werden dürfen.

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(C (D Wettbewerb im System gibt es heute schon; nur sind ie Regeln nicht konsequent, die Bedingungen nicht fair ür alle und vor allem nicht eindeutig. Bestes Beispiel sind die Auswirkungen von Rabatterträgen und Ausschreibungen. Hier erzielen wir zwar n den ersten Tranchen erhebliche Einsparungen, laufen ber große Gefahr, für eine zweite Ausschreibung in eiigen Jahren keinen Wettbewerb mehr zu haben, weil die erlierer von Ausschreibungen sich nicht am Markt hal en können und schlicht und ergreifend vom Markt verchwunden sein werden. Wir werden für die Arzneimittel und Hilfsmittel chnell und durchgängig das Instrumentarium des Wettewerbsrechts, das in unserer sozialen Marktwirtschaft n allen anderen Bereichen sicher und gerecht funktioiert, einführen. Losgrößen und Regionalbezug müssen em Markt entsprechen; Monopole – das wissen wir lle – sind das Ende der sozialen Marktwirtschaft und er sozialen Ausgewogenheit. Wettbewerb ist kein elbstzweck; doch wo er sich zum Nutzen von Patienten nd Versicherten entfalten kann, werden wir ihm eine hance geben. Bürokratieabbau, Transparenz und Qualität sind iele, die uns sehr wichtig sind und die zusammengehö en. Vorschriften sind notwendig, aber auch hier gilt das GB V: Bürokratie darf nur ausreichend sein, darf das aß des Notwendigen nicht überschreiten und muss irtschaftlich vertretbar sein. Hier haben wir einiges zu un. Heute haben wir eindeutig zu viele und durchaus berflüssige Vorschriften. Mit der Reduzierung von Büokratie entlasten wir vor allem die niedergelassenen rzte von Verwaltungsund Büroarbeiten. Wir entlasten ie von Tätigkeiten, die dem Arztberuf fremd sind, soass sie wieder mehr Zeit für die Zuwendung zu ihren atienten haben. Wir müssen dafür sorgen, dass der rust im Bereich der Leistungserbringer zurückgefahren ird. Wir brauchen wieder Ärzte, die Spaß an ihrem Be uf haben. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der SPD: Ja, und am Geldverdienen!)


Bei allen Reformen gilt: Regeln müssen sein, aber wo
ie keinen Sinn mehr ergeben oder sich gar selbst blo-
kieren, müssen sie weg. Transparenz ist dringend erfor-
erlich, nicht zuletzt, um die Qualität besser definieren
u können und deren Einhaltung und Steigerung zu ge-
ährleisten. Wir werden das Zusammenspiel von zentra-

er Rahmengesetzgebung und regionaler Ausgestaltung
eu beleben, sei es in der Bedarfsplanung oder bei Inno-
ationen, bei der Vertragsgestaltung oder der Telemedi-
in. Gerade hier haben wir ein großes Potenzial in der
erbesserung der Versorgung.

Basis der Qualitätssicherung ist eine möglichst gute
enntnis der Versorgungssituation. Hier haben wir aber

n Deutschland erheblichen Nachholbedarf. Der Ausbau
er Versorgungsforschung muss dringend vorangebracht
erden. Es ist eine Querschnittsaufgabe mehrerer betei-

igter Ministerien. Nur auf Basis valider Daten lassen
ich zukunftsfeste Systeme entwickeln, lässt sich Quali-






(A) )



(B) )


Dr. Rolf Koschorrek
tät definieren, und nur auf dieser Basis können wir un-
sere Planungen für die hochwertige medizinische Ver-
sorgung optimal am Bedarf unserer Bevölkerung
ausrichten.

Telematik in der Medizin ist eine Riesenchance. Sie
darf nicht zum Synonym für übertriebene Datensamm-
lung und gläserne Ärzte bzw. Patienten werden. Ohne
Telemedizin werden wir die Herausforderungen aus me-
dizinisch-technischem Fortschritt, veränderter demogra-
fischer Basis und zunehmender Versorgung chronisch
Kranker nicht bestehen können. Wir werden auf diesem
Gebiet ganz besondere Anstrengungen unternehmen, zu-
sammen mit der Industrie und den Leistungserbringern
verlässliche, zukunftsfeste und akzeptierte Lösungen zu
entwickeln.


(Beifall des Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [FDP])


Wir haben uns viel vorgenommen. Unsere gemeinsa-
men Vereinbarungen tragen deutlich über eine Legisla-
turperiode hinaus. Ich freue mich auf die Auseinander-
setzung in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren,
nicht zuletzt mit der Opposition. Da muss man allerdings
sagen: Sicherlich ist, wer lesen kann, klar im Vorteil.


(Mechthild Rawert [SPD]: Das hören wir!)


Den Koalitionsvertrag haben Sie sicherlich auch gele-
sen. Unbedingt dazu gehört aber, dass man das, was man
gelesen hat, auch versteht, und da haben Sie offensicht-
lich ein wenig Nachholbedarf.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD – Zurufe von der LINKEN)


Bisher ist in den Reden der Opposition wenig Erhel-
lendes gesagt worden. Panikmache, substanzlose Schlag-
worte und völlig überholte Konzepte wie der Ladenhüter
Bürgerversicherung


(Widerspruch bei der SPD)


sind nun wirklich nicht das, was die deutsche Öffentlich-
keit braucht und was das deutsche Gesundheitswesen in
den nächsten Jahren nach vorne bringen wird.

Ich freue mich aber vor allem auf die Zusammenar-
beit mit unserem neuen Minister, mit den Staatssekretä-
ren und Staatssekretärinnen im Ministerium sowie mit
den Kolleginnen und Kollegen von FDP, CDU und CSU
in den Arbeitsgruppen. Wir werden gemeinsam dafür
sorgen, unser Gesundheitswesen in den nächsten Wo-
chen und Monaten nachhaltig zu verbessern, für alle Be-
teiligten im System, für alle Bürger und Bürgerinnen in
unserem Lande. Ich freue mich auf die Arbeit. An die
Arbeit!

Ganz herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1700502000

Die Kollegin Elisabeth Scharfenberg hat nun das

Wort für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

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(C (D Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kolle-

en! Sehr geehrter Herr Minister, Schwarz-Gelb setzt
un also auch im Bereich der Pflege den Kurs fort und
ritt wie bei vielem anderen für mehr soziale Ungerech-
igkeit ein. Schwarz-Gelb will den Ausstieg aus dem So-
idarsystem organisieren, und Sie, Herr Minister, haben
eine zehn Minuten gebraucht, um uns das klarzuma-
hen.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Sie haben eine Stoppuhr dabei, oder was?)


Im Koalitionsvertrag heißt es, dass „eine Ergänzung
urch Kapitaldeckung, die verpflichtend, individualisiert
nd generationengerecht ausgestaltet sein muss“, ge-
ährleistet sein muss.


(Zuruf von der CDU/CSU: Richtig!)


Die Kanzlerin selbst hat am Dienstag hier erklärt, das
ei nötig, um die Akzeptanz der Pflegeabsicherung zu
rhalten und für mehr Solidarität zwischen den Genera-
ionen zu sorgen.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Sie hat recht gehabt!)


Die FDP hat in der Rheinischen Post vom 5. No-
ember näher erörtert, wie die Koalition das bewerkstel-
igen will. Man konnte dort lesen:

Es wäre sinnvoll, die kapitalgedeckte Säule der
Pflegeversicherung über eine kleine Prämie pro
Versichertem aufzubauen.

nion und FDP wollen also eine einkommensunabhän-
ige Pauschale einführen, und die Koalition findet das
olidarisch. Wenn Sie, Herr Minister, genauso viel zah-
en wie eine Friseurin, die, wenn es nach Ihnen ginge,
icht einmal einen Mindestlohn bekommen soll, ist das
icht solidarisch.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Die zahlt sie doch gar nicht! So ein Unsinn!)


Die FDP beruhigt uns damit, dass dabei von einstelli-
en Eurobeträgen pro Monat ausgegangen werden kann.
,99 Euro für die Pflege im Sonderangebot wird doch
ohl jeder übrig haben. Leider verschweigen die Libera-

en, dass einstellige Prämien in allen bekannten Model-
en nur möglich sind, wenn Leistungen gekürzt werden.
ll diese Modelle sehen eine Kürzung der stationären
eistungen vor. Sie verschweigen weiter, dass es natür-

ich nicht bei einstelligen Beträgen bleibt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


ie Prämien steigen nämlich in all diesen Modellen jähr-
ich an und sind ruck, zuck zweistellig.

Die Koalition wird alle Versicherten verpflichten, ei-
en individuellen Kapitalstock aufzubauen. Solidarität
eißt bei Schwarz-Gelb also nicht mehr: Starke für
chwache, Jung für Alt und Alt für Jung, sondern nur
och: Jeder für sich. Nicht starke Schultern, sondern
räftige Ellbogen werden zukünftig gefragt sein.






(A) )



(B) )


Elisabeth Scharfenberg

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Wer sich diese Solidarität nicht leisten kann, der darf
beim Finanzamt einen Sozialausgleich aus Steuern be-
antragen. Zugleich will die Koalition Steuern senken.
Ich frage mich: Wie soll das überhaupt zusammenge-
hen?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von der SPD: Das geht ja auch nicht!)


Das ist Solidarität auf Pump. Diese Schuld muss ein-
mal zurückgezahlt werden, und zwar von der jungen Ge-
neration, für die Sie das angeblich alles machen. Es wird
immer deutlicher: Die schwarz-gelbe Solidarität richtet
sich in Wirklichkeit nur an ausgesuchtes, handverlesenes
Publikum.


(Zuruf von der FDP: Das ist eine Frechheit!)


Die Arbeitgeber müssen sich an den steigenden Pflege-
kosten nicht beteiligen. Die Privatversicherungen freuen
sich schon jetzt auf ihr – grotesk genug – staatlich ver-
ordnetes Zusatzgeschäft. Bei denen stoßen Ihre Pläne si-
cherlich auf große Akzeptanz.

Besonders pikant ist, dass das Geld der Versicherten
auf den Kapitalmärkten angelegt wird, die uns derzeit
sehr nachhaltig vorführen, dass sie von nachhaltigem
Wirtschaften überhaupt nichts verstehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


All das ist Klientelpflege. Ansonsten hat das mit Pflege-
politik nichts zu tun.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Herr Minister, reformieren Sie lieber vernünftig das
bestehende System. Denken Sie an die betroffenen Men-
schen. Als Erstes wäre doch jetzt eine Neujustierung des
Pflegebedürftigkeitsbegriffs notwendig. Das ist die Auf-
gabe, die Sie zu erledigen haben, bevor Sie an die Finan-
zierung gehen. Ich glaube, dieser Weg muss eingeschla-
gen werden, damit der zukunftsweisende Weg, den sie
erwähnt haben, Herr Koschorrek, nicht ganz schnell eine
Sackgasse wird und Ihnen, Herr Minister, nicht das La-
chen ganz schnell im Halse steckenbleibt.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Oh weh!)


Die Vorschläge von uns Grünen kennen Sie. Wir wol-
len erstens die solidarische Bürgerversicherung und
zweitens die solidarische Demografiereserve. Das ist
auch eine Form der Kapitaldeckung, aber auf gerechte,
solidarische und nachhaltige Art und Weise.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


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(C (D Letzter Redner zu diesem Themenkomplex ist der ollege Jens Spahn für die CDU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Meine sehr geehrten Kolleginnen und ollegen! Liebe Kolleginnen Bunge, Bender, Ferner, eimann und Scharfenberg, Sie mögen verwundert darüer sein, vielleicht auch entsetzt oder enttäuscht, dass iese Koalition der Mitte nicht das Schreckgespenst ist, as Sie schon im Wahlkampf an die Wand gemalt haben; as würden Sie jetzt wahrscheinlich weiterhin gerne tun. och in unserem Koalitionsvertrag ist die nötige Ausgeogenheit zwischen wirtschaftlicher Vernunft und sozia er Gerechtigkeit enthalten. Diese Enttäuschung ist ja och verständlich. Dass Sie es intellektuell aber nicht chaffen, auf die Ausgewogenheit des Koalitionsvertraes (Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihr kloppt euch doch erst mal!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1700502100

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1700502200

nd die gelungene, weil grundsätzlich tiefgründige und
ie Zukunftsthemen benennende Antrittsrede des Minis-
ers anders zu reagieren als mit linkem Überschriftenge-
eter oder einer Parteitagsbewerbungsrede – etwas ande-
es war das gerade ja wohl nicht, Frau Kollegin Ferner –,
as zeugt von großer Kleinkariertheit und ist ein Ar-
utszeugnis.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch der Abgeordneten Elke Ferner [SPD])


Frau Kollegin Hendricks hat eine Zwischenfrage,
laube ich.


(Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Das sollten Sie dem Präsidenten überlassen! – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenigstens traut sich einer von der Koalition, Fragen zu beantworten!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1700502300

Ich bin gerade dabei, ein geordnetes Verfahren zu Be-

inn der Legislaturperiode einzuüben. Ich stelle fest,
ass die Bereitschaft zur Beantwortung einer Zwischen-
rage besteht. – Sie haben das Wort.


Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1700502400

Herr Kollege Spahn, halten Sie Ihre ersten Sätze für

ntellektuell redlich?


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1700502500

Ja.


(Lachen bei der SPD)


Ich könnte die Beantwortung eigentlich damit been-
en: Ja, dafür halte ich sie. Das Einzige, was wir heute
orgen gemerkt haben, ist, dass Sie Ihre Reden ge-






(A) )



(B) )


Jens Spahn
schrieben haben, lange bevor Sie dem Minister zugehört
und den Koalitionsvertrag gelesen haben. Das Einzige,
was wir gehört haben, waren linke Überschriften mit we-
nig Substanz.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD)


Frau Kollegin Bunge, ich kann Ihnen folgende Be-
merkung nicht ersparen: Ich weiß, wie die Zustände bei
der Dialyseversorgung in der ehemaligen DDR waren,
wie es in den Altenpflegeeinrichtungen ausgesehen hat
und wie die Versorgung chronisch kranker Menschen
war.


(Zuruf von der CDU/CSU: Genau!)


Ich weiß auch, dass für die Nomenklatura der SED
heimlich Arzneimittel aus Westdeutschland und West-
europa importiert worden sind. Ich lasse mir von Vertre-
tern einer Partei, die etwa in Brandenburg jetzt genau
dieser Nomenklatura und den Mittuern dieses Systems
wieder in Ämter und Funktionen hilft, nicht Zweiklas-
senmedizin vorwerfen, nicht heute und auch morgen
nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zurufe von der SPD und der LINKEN)


In unserem Koalitionsvertrag haben wir – der Minis-
ter hat darauf hingewiesen – drei entscheidende Zu-
kunftsfelder benannt, die wir in den nächsten vier Jahren
angehen wollen:

Der erste wichtige Punkt – der war in den letzten vier
Jahren mit Ihnen leider nicht zu regeln – ist der Einstieg
in die ergänzende Kapitaldeckung in der Pflegeversi-
cherung.


(Elke Ferner [SPD]: Das ist ein Renditeprogramm für die Privatversicherung!)


In einer Gesellschaft, in der auch der Anteil der Pflege-
bedürftigen in den nächsten 10, 20, 30 Jahren enorm
steigen wird, haben wir die Verantwortung – eigentlich
stehen wir gemeinsam davor, aber Sie wollen ja nicht
mitmachen –, das System auf diese Entwicklung vorzu-
bereiten und zukunftsfest zu machen.


(Elke Ferner [SPD]: Das kann man auch anders machen!)


Das ist nicht nur gerecht gegenüber den nachfolgenden
Generationen, sondern auch vorausschauend und zeugt
davon, dass wir für diejenigen, die in 30 oder 40 Jahren
pflegebedürftig sein werden, mitdenken.


(Elke Ferner [SPD]: Wie viele Jahre haben Sie denn in die Sozialversicherung eingezahlt, Herr Spahn?)


Auch diese Menschen haben nämlich einen Anspruch
darauf, dass wir uns schon heute Gedanken darüber ma-
chen, wie wir die Pflege in 20 oder 30 Jahren finanzieren
wollen. Deswegen ist dieser Schritt wichtig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Der zweite wichtige Paradigmenwechsel ist der Eintieg in eine lohnunabhängige Finanzierung des Geundheitswesens. Das ist kein Selbstzweck. Das ist auch kein Fetisch. ir wollen den Einstieg in eine lohnunabhängige Finanierung, weil diese Branche – es ist schon darauf hingeiesen worden, dass das Gesundheitswesen mit ,2 Millionen Beschäftigten die größte Wirtschaftsbranhe in diesem Land ist und im Übrigen ein Bereich, den ie nicht nach Schanghai oder Peking auslagern können, eil es Dienstleistungen direkt am Menschen sind – in en letzten 20, 30 Jahren immer wieder Kostendämpungsgesetze ertragen musste, da alle Reformen schwerunktmäßig ein Ziel hatten, nämlich den Beitragssatz zu tabilisieren. Aus dieser Zielfixierung müssen wir heauskommen und die Dynamik, die in diesem Bereich teckt, freisetzen. Deswegen wollen wir eine lohnunabängige Finanzierung. Wenn man sie mit Steuermitteln ozial gerecht ausgleicht, ist das die zukunftsfestere inanzierung dieses Systems. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der LINKEN – Elke Ferner [SPD]: Wie viel Arbeitnehmerbeitrag wollen Sie denn dann?)


(Zuruf von der SPD: Aha!)


(Elke Ferner [SPD]: Natürlich!)


Es ist interessant, zu sehen, wie Sie immer wieder
leich in reflexartiges Gezeter verfallen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Gezeter, genau! – Gegenruf der Abg. Elke Ferner [SPD]: Jetzt nicht sexistisch werden, Herr Kauder!)


ch kann mich noch daran erinnern, dass wir 2004/2005,
brigens gemeinsam, die 0,9 Prozent vom Beitragssatz
llein in die Verantwortung der Arbeitnehmer gestellt
aben. Frau Ministerin Schmidt, Sozialdemokratin,
enn ich mich richtig erinnere, hat den Schritt, die Ar-
eitskosten in Deutschland zu entlasten, befürwortet;

ch habe ein Spiegel-Interview mit Ministerin Schmidt
us dem Jahr 2005 vorliegen. Darin hat sie das als richtig
eschrieben. Sie hat gesagt, dass es sozial gerecht ist, bei
en Arbeitskosten eine Grenze einzuziehen und eine
eränderung beim Beitragssatz von 0,9 Prozentpunkten
orzunehmen, weil das Arbeitsplätze in Deutschland si-
hert und schafft. Am Ende ist das, was wir tun wollen,
eswegen sozial gerecht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der SPD: Sie lügen jetzt, ohne rot zu werden!)


Ein dritter Paradigmenwechsel besteht in der Rheto-
ik – auch das war wohltuend beim neuen Minister –:

ir haben ein klares Bekenntnis und wollen – nicht als
elbstzweck – diejenigen klar unterstützen, die unter
roßem Einsatz im Gesundheitswesen tätig sind: die
rztinnen und Ärzte, die Pflegerinnen und Pfleger, die
potheker, die Physiotherapeuten und viele mehr. Denn

uch Sie wissen aus vielen Gesprächen in den Wahlkrei-
en und den Diskussionsrunden: Uns droht, dass diese






(A) )



(B) )


Jens Spahn
Menschen, die tagtäglich ihren Dienst am Patienten und
für die Versicherten leisten, die Lust und Freude am Be-
ruf verlieren,


(Elke Ferner [SPD]: Weil es zu schlecht bezahlt wird!)


unter anderem weil es zu viel Bürokratie gibt. Wir müs-
sen in der Bezahlung – wir haben da schon erste richtige
Schritte gemeinsam gemacht – Neuerungen einführen.


(Elke Ferner [SPD]: Mal sehen, wie lange das noch hält!)


Um die Bürokratie zu verringern, ist es wichtig, die Be-
deutung der Freiberuflichkeit und der nötigen Unabhän-
gigkeit,


(Elke Ferner [SPD]: Freiberuflichkeit mit garantiertem Einkommen!)


die im Übrigen das Leitmotiv dieser Koalition „Freiheit
in Verantwortung“ sehr passgenau beschreibt, in den
Mittelpunkt zu stellen und diesen Berufsgruppen nicht
weiterhin Vorwürfe zu machen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der SPD: Ihre Rede hat Schweinegrippe!)


Deswegen bin ich für die nächsten vier Jahre sehr zu-
versichtlich. Ich biete Ihnen, Herr Minister Rösler – ich
denke, auch im Namen der Unionsfraktion –, für die
nächsten vier Jahre eine gute Zusammenarbeit an. Wir
wollen die von Ihnen aufgezeigten Zukunftsthemen in
den nächsten vier Jahren aufgreifen und angehen. Vor al-
lem wollen wir Ihr Denken in linken Überschriften der
80er-Jahre widerlegen, indem wir deutlich machen, dass
das, was wir aufgeschrieben haben, zum Wohle der Ver-
sicherten, zum Wohle der Patienten in der Praxis tatsäch-
lich funktioniert.

Ich freue mich jedenfalls auf diese Arbeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Sind Sie eigentlich schon bei der FDP angestellt?)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1700502600

Weitere Wortmeldungen zu diesem Themenbereich

liegen nicht vor.

Ich rufe nun die Themenbereiche Finanzen und
Steuern und im gleichen Zusammenhang Tagesord-
nungspunkt 2 sowie Zusatzpunkt 5 auf:

2 Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/
CSU und der FDP eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Beschleunigung des Wirt-

(Wachstumsbeschleunigungsgesetz)


– Drucksache 17/15 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

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(C (D Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Ausschuss für Tourismus Haushaltsausschuss P 5 Beratung des Antrags der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Soziale Gerechtigkeit statt Klientelpolitik – Drucksache 17/16 – Überweisungsvorschlag: Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Ausschuss für Tourismus Haushaltsausschuss Vielleicht können wir, bevor ich dem Bundesfinanzinister das Wort erteile, den Schichtwechsel hier eini ermaßen zügig organisieren. Das Wort hat der Bundesminister der Finanzen, olfgang Schäuble. Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finanen: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die inanzpolitik bewegt sich in einem konjunkturellen Umeld, in dem die Mehrzahl aller Experten national, euroäisch und global die konjunkturelle Talsohle zur Jahresitte 2009 für durchschritten hält. Die Herbstprognose er EU-Kommission sieht die deutsche Wachstumsrate m kommenden Jahr deutlich und im Jahr 2011 leicht ber dem Durchschnitt der Eurozone. Aber wir haben national, europäisch und weltweit uch erhebliche Unsicherheiten bezüglich der Tragähigkeit und der Nachhaltigkeit der wirtschaftlichen Erolung. Diese wird nach wie vor überall massiv von taatlichen Konjunkturprogrammen und expansiver eldpolitik getragen. Deshalb ist es noch kein selbsttraender Aufschwung. Ein Risikofaktor für die wirtschaftliche Erholung ist m Wesentlichen der deutliche Anstieg der Arbeitslosigeit, mit dem wir im nächsten Jahr rechnen müssen. Wir ürfen uns nicht darüber täuschen, dass die relativ limpfliche Entwicklung der Arbeitslosenzahl nicht koreliert mit einem stärkeren Rückgang von Beschäftiung, der durch die Kurzarbeit richtigerweise aufgefanen wird. Das schafft im nächsten Jahr zusätzliche isiken. Es droht – darüber ist gestern hier gesprochen orden – immer noch eine Kreditverknappung oder eine reditklemme. Wir müssen auch mit dem Risiko der ückwirkungen zunehmender Unternehmensinsolvenen auf die Bankbilanzen rechnen. Im Übrigen bleibt die globale Exportnachfrage, auch enn sich die Weltkonjunktur ein Stück weit erholt, im ergleich zu früheren Zeiten nach wie vor schwach. Die beginnende wirtschaftliche Erholung, die wir lücklicherweise zu verzeichnen haben und die sich im uartalsverlauf deutlicher zeigt, bedeutet noch nicht, ass wir automatisch eine größere finanzpolitische Ma Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble növriermasse haben. Das ist auch das Signal der neuen Steuerschätzung, und das zeigt auch die Prognose zur Entwicklung des Schuldenstandes des deutschen Gesamtstaates. Von gut 73 Prozent des BIP im laufenden Jahr wird er auf annähernd 80 Prozent des BIP im Jahr 2011 steigen. Vor diesem Hintergrund ist das Hauptziel der finanzpolitischen Strategie der Bundesregierung, mittels Wachstumsstärkung schneller durch die Krise zu kommen und alles für einen selbsttragenden Aufschwung zu tun. Dabei muss eine wachstumsorientierte Steuerpolitik eine entscheidende Rolle spielen, eine Steuerpolitik, die durch zielgerichtete steuerliche Entlastungen die produktiven Kräfte in der Gesellschaft stärkt und diesen zusätzliche finanzielle Spielräume eröffnet. Deshalb werden wir Bürger und Wirtschaft zum 1. Januar 2010 – das ist der Sinn des Wachstumsbeschleunigungsgesetzes, dessen Entwurf wir in dieser Debatte in erster Lesung behandeln – um mehr als 20 Milliarden Euro entlasten: durch die Umsetzung der schon in der letzten Legislaturperiode beschlossenen Steuerentlastungen und durch das Wachstumsbeschleunigungsgesetz. Die wichtigsten Maßnahmen dieses Gesetzes sind: Zur steuerlichen Entlastung und Förderung von Familien mit Kindern und zur Berücksichtigung der Betreuungsaufwendungen werden die Kinderfreibeträge ab dem Veranlagungszeitraum 2010 von insgesamt 6 024 Euro auf 7 008 Euro angehoben. (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was zu noch größerer sozialer Ungleichheit führt!)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Gleichzeitig wird das Kindergeld ab dem 1. Januar 2010
für jedes Kind um 20 Euro erhöht. Das ist wirklich eine
sozial ausgewogene Maßnahme, die auch der Stärkung
der privaten Nachfrage dient.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Nur nicht für Hartz-IV-Kinder! Die kriegen nämlich nichts!)


Ich habe in den Debatten der letzten Jahre eigentlich
nie gehört, dass irgendjemand in diesem Hause bezwei-
felt, dass Verbesserungen beim Familienleistungsaus-
gleich sozial angemessen und im Übrigen auch die pri-
vate Nachfrage stärkend seien.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Zweitens werden wir es den Unternehmen durch ge-
zielte, in ihren haushaltsmäßigen Auswirkungen noch
begrenzte, aber dringend notwendige Korrekturen im
Bereich der Unternehmensbesteuerung erleichtern, die
zum Zeitpunkt der Unternehmensteuerreform und übri-
gens auch zum Zeitpunkt der Erbschaftsteuerreform so
nicht voraussehbare dramatische Wirtschaftskrise bes-
ser zu überstehen. Deswegen sind diese Korrekturen in
dieser Krise notwendig.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Um nur einige Stichworte zu nennen: Der Abzug von erlusten bei bestimmten konzerninternen Umgliederunen muss zugelassen werden, um Wachstumshemmnisse ür Unternehmen zu beseitigen. Bei der Zinsschranke ird dauerhaft eine höhere Freigrenze von 3 Millionen uro eingeführt, um die kleinen und mittleren Unternehen, den Mittelstand, von der Zinsabzugsbeschränkung uszunehmen (Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: So ein Quatsch! Das betrifft die überhaupt nicht!)


nd sie in konjunkturell schwierigen Zeiten zu entlasten
nd zu stärken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ein weiteres Beispiel ist die Regelung zur Sofortab-
chreibung von geringwertigen Wirtschaftsgütern bis zu
10 Euro,


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Jawohl! Endlich!)


ie übrigens auch ein Stück weit Bürokratieentlastung
nd Steuervereinfachung ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


adurch, dass wir das Wahlrecht zur Bildung eines Sam-
elpostens für alle Wirtschaftsgüter zwischen 150 und
000 Euro zulassen,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


rhalten die Unternehmen bei der Wahl zwischen den
bschreibungsmodalitäten mehr Flexibilität; das kann

edes Unternehmen für sich am besten entscheiden.


(Beifall des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP])


Zur Erbschaft- und Schenkungsteuer: Wer sich die
ntwicklung der Lohnsummen in diesem Jahr anschaut,
ird nicht ernsthaft bestreiten können, dass bei den Re-
elungen, die wir insbesondere zur Ermöglichung der
nternehmensnachfolge im Bereich der Erbschaftsteuer
eschlossen haben, Korrekturbedarf besteht. Deswegen
laube ich, dass das angemessen ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


s ist übrigens auch im Hinblick auf Art. 6 des Grundge-
etzes richtig, den Fehler der Erbschaftsteuerreform, Ge-
chwistern und Geschwisterkindern keinen ermäßigten
teuersatz zuzugestehen, mit dem Wachstumsbeschleu-
igungsgesetz zu korrigieren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Um es offen zu sagen: Natürlich war die Frage des er-
äßigten Mehrwertsteuersatzes für Beherbergungsleis-

ungen im Hotel- und Gastronomiebereich auch inner-
alb der Koalitionsfraktionen streitig und ist intensiv
iskutiert worden. Das gehört zu Volksparteien. Warum
uch nicht? Aber im Ernst: Man kann nicht bestreiten,
ass die Gastronomie und der Beherbergungsbereich im
ettbewerb mit Anbietern überall in Europa und da-

über hinaus stehen, für die geringere Mehrwertsteuer-
ätze gelten. Deswegen ist die Senkung des Umsatzsteu-






(A) )



(B)


Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble
ersatzes bei Beherbergungsleistungen im Hotel- und
Gastronomiebereich eine Maßnahme, die unter Wettbe-
werbsgesichtspunkten vertretbar ist und die richtig und
angemessen ist. Deswegen schlagen wir das vor.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich bitte für das Gesetz, das wir heute in erster Lesung
beraten, um zügige Beratung, damit es vor Weihnachten
verabschiedet und im Bundesgesetzblatt verkündet wer-
den kann und dann zum 1. Januar 2010 in Kraft treten
kann. Wir werden in dieser Legislaturperiode, wie es in
unserem Koalitionsvertrag vereinbart ist, im Steuersys-
tem weitere strukturelle Vereinfachungen und Verbesse-
rungen vornehmen. Darüber werden wir im nächsten
Jahr zu reden haben. Heute geht es darum, in einem ers-
ten Schritt das zu beraten, was zum 1. Januar 2010 in
Kraft gesetzt werden muss.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, für diese Regierung steht
steuerliche Wachstumspolitik nicht in Widerspruch zu
der genauso notwendigen Konsolidierungspolitik. Wir
müssen beides hinbekommen.


(Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Na, da bin ich aber gespannt!)


– Klar, Frau Hendricks: Das ist schwierig – das wissen
Sie, das wissen wir –;


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Man kann es sich auch schwer machen!)


aber beides ist notwendig. Auf Dauer werden wir nur
dann erfolgreich konsolidieren können, wenn wir die
Bedingungen für robustes Wirtschaftswachstum in die-
sem Land schaffen. Deswegen ist das kein Gegensatz.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie mal was Realistischeres!)


Kein Land ist mit dem Rest der Welt wirtschaftlich so
eng verflochten wie die Bundesrepublik Deutschland.
Deswegen sind wir gerade bei der Durchführung und
Formulierung unserer Finanzpolitik auf internationale
Abstimmung angewiesen. Finanzpolitischer Handlungs-
rahmen ist für uns nicht nur Deutschland, sondern der
gesamte europäische Binnenmarkt. Dabei müssen politi-
sche Maßnahmen – in Verwirklichung des Subsidiari-
tätsprinzips – in der Sache und auf den Zeitpunkt bezo-
gen der länderspezifischen Situation angepasst werden.
Wir müssen immer wissen: Die Exportnation Deutsch-
land ist essenziell auf offene Märkte und funktionieren-
den Welthandel mit klaren Regeln angewiesen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Deswegen schaden protektionistische Tendenzen der
Weltgemeinschaft insgesamt.

Ich hatte am Freitag/Samstag der vergangenen Woche
beim G-20-Finanzministertreffen und am Montag/
Dienstag bei der Eurogruppe und der Ecofin-Gruppe in

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(C (D rüssel die Chance, meine Kollegen in Europa und in en wichtigsten anderen Industrieländern der Welt kenenzulernen. Ich war von der Offenheit und Ernsthaftigeit des Meinungsaustauschs und vom Grad der Abstimung der europäischen und internationalen Politik eeindruckt. Die Einschätzung der weltwirtschaftlichen Lage, auch er Situation an den Finanzmärkten, war bei diesen Trefen ganz eindeutig: Es gibt insgesamt Zeichen für eine tabilisierung der globalen Wirtschaft; aber der wirtchaftliche Aufschwung ist weiterhin gestützt durch assive Maßnahmen der Fiskalund Geldpolitik und der inanzmarktstabilisierung. Die Bedingungen an den inanzmärkten haben sich verbessert; von Normalität ind wir aber noch weit entfernt. Der Internationale Währungsfonds hat seine globale erlustprognose Anfang Oktober von 4 000 Milliarden S-Dollar auf 3 400 Milliarden US-Dollar gesenkt. 400 Milliarden US-Dollar, das ist – damit man weiß, ovon man redet – ungefähr die Größenordnung unseres ruttoinlandsprodukts pro Jahr. Er hat zugleich festge tellt, dass im Bankensektor global noch mehr als die älfte der Wertberichtigungen vor uns liegt. Also ist ab ehbar, dass die Banken weiteren Kapitalbedarf haben erden. Dieser Bedarf muss, soweit irgend möglich, urch private Quellen gedeckt werden. Die Instrumente es Finanzmarktstabilisierungsgesetzes – Garantien, apitalisierung, Bad-Bank-Lösungen – bleiben bei Bearf – so ist die Gesetzeslage auch bei uns, und sie ist ichtig – bis Ende des kommenden Jahres nutzbar. Ich füge übrigens hinzu: Wir werden die Vergütungsegelungen, die beim G-20-Finanzministertreffen verinbart worden sind, im nächsten Jahr untergesetzlich msetzen und, soweit erforderlich, die entsprechenden esetzesinitiativen einbringen, für die wir um Zustimung bitten. Ich appelliere aber schon heute an alle eteiligten im Finanzsektor, diese Regelungen, die im -20-Rahmen beschlossen worden sind, bereits bei ih en Jahresabschlüssen für 2009 freiwillig anzuwenden nd zugrundezulegen. Wir haben ein starkes Interesse daran, das Finanzsysem und die Banken so stark zu machen, dass sie ihre ienende Funktion für die gesamte Volkswirtschaft, also ie Bereitstellung von Finanzierungsmitteln, auch wahrehmen können. Deshalb wird die Bundesregierung die ntwicklung an den Kreditmärkten in den kommenden onaten sorgsam beobachten und gegebenenfalls beste ende Instrumentarien der Unternehmensfinanzierung auch der Kollege Brüderle hat das gestern angespro hen –, also insbesondere den Deutschlandfonds, entprechend anpassen. Es herrscht im Übrigen internationaler Konsens, dass ie Krise nicht vorüber ist – ich wiederhole das, weil das uch für die steuerpolitischen und wirtschaftspolitischen iskussionen in unserem Land wichtig ist – und dass es eswegen heute zu früh wäre, expansive wirtschaftspoliische Maßnahmen zurückzufahren. Es ist aber dennoch er Zeitpunkt gekommen – auch darüber besteht Einig)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble
keit –, einen koordinierten Ausstieg, also eine Exitstra-
tegie, vorzubereiten; denn je besser das koordiniert wird,
umso geringer sind die wettbewerbsverzerrenden Wir-
kungen, wie sie bei einem nichtkoordinierten Ausstieg
auftreten.

Die momentanen expansiven Schritte waren unver-
meidlich; aber sie sind auf Dauer – auch das muss man
klar sagen – nicht durchhaltbar, und sie sind auch nicht
nachhaltig, weil sonst die Geldwertstabilität und die
Tragfähigkeit der öffentlichen Haushalte gefährdet wä-
ren, um es vorsichtig zu formulieren – im Übrigen mit
dann unvermeidlichen Konsequenzen für die Zinspolitik
der Zentralbanken. Das Risiko, jetzt die Basis für künf-
tige Blasenbildung auf den Finanzmärkten zu legen, dür-
fen wir im Sinne der Krisenprävention ebenfalls nicht
aus den Augen verlieren. Die Chance ist gut, dass sich
nicht wiederholen wird, was sich vor zwei Jahren ereig-
net hat; aber ganz ausgeschlossen ist die Gefahr noch
nicht.

Vor diesem Hintergrund habe ich meinen Kollegen in
Brüssel am Montag und Dienstag etwas zugesagt, was
für Deutschland selbstverständlich ist und was übrigens
auch in unserem Koalitionsvertrag ganz ausdrücklich
formuliert ist, dass wir nämlich den Stabilitäts- und
Wachstumspakt einhalten werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wenn Deutschland ihn nicht einhalten und verteidigen
würde – das habe ich den Kollegen in Europa gesagt –,
dann würden wir die Grundbedingung, die wir bei der
Schaffung der Währungsunion festgelegt haben, miss-
achten. Das ist eine Weile her; aber wir mussten den
Menschen in Deutschland erklären, dass eine europäi-
sche Währung so stabil sein wird, wie die D-Mark war.
Die Grundvoraussetzung ist die Einhaltung des Stabili-
täts- und Wachstumspaktes.

Also werden wir, wie von der EU-Kommission emp-
fohlen, 2011 mit der Konsolidierung beginnen, wenn ein
selbsttragender Aufschwung bis dahin eingetreten ist,
wovon wir heute ausgehen können. Damit werden wir
das Defizitkriterium von 3 Prozent des Bruttoinlands-
produkts bis 2013 wieder unterschreiten. Das bedeutet
dann auch, dass alle weiteren wachstumspolitischen
Maßnahmen – das steht auch so in unserer Koalitions-
vereinbarung – unter Vorbehalt der Vereinbarkeit mit eu-
ropäischen und nationalen Haushaltsregeln stehen. Im
Übrigen muss dieser Koalition niemand sagen, dass das
Grundgesetz in allen seinen Teilen gilt. Das, was wir in
der Föderalismuskommission II umgesetzt haben, war
richtig und notwendig und wird eingehalten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Glaube, Liebe, Hoffnung!)


Verehrte Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie mich
zum Abschluss noch einen kurzen Blick auf Folgendes
werfen: Es gibt Untersuchungen – diese möchte ich in die-
sem Zusammenhang wenigstens angesprochen haben –
zum Beispiel der EU-Kommission, die darauf hindeuten,
dass unser Potenzialwachstum durch die Krise sinkt.
Also sind Strukturreformen notwendig, um das Poten-

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(C (D ialwachstum zu steigern, zumal die grundsätzlichen rends, wie demografischer Wandel oder Klimawandel, n der öffentlichen Wahrnehmung durch die Krise zwar eitweilig überlagert, aber in der Substanz weder beseitigt och verdrängt worden sind. Wir müssen sie für eine länerfristige Politik bedenken. Deswegen sind die notwendigen Strukturreformen, ie wir in diesem Land gemeinsam ergreifen müssen, icht etwas, wovor sich die Menschen fürchten müssen, ondern sie sind eine Chance für alle Menschen in dieem Lande, dass wir die Herausforderungen bestehen nd die Chancen, die diese rasch verändernde Welt im 1. Jahrhundert allen Menschen bietet, auch wirklich utzen. Deswegen werden auch in den kommenden Jahren ie Auswirkungen der Finanzund Wirtschaftskrise uner finanzpolitisches Handeln bestimmen. Wir werden eringere Steuereinnahmen und höhere Schulden haben, nd diese schwächen den ohnehin engen finanzpolitichen Handlungsspielraum. Soweit wir ihn durch Strukurreformen und Wachstum erweitern können, wird es esser. Deswegen ist das eine kein Gegensatz zum andeen. Es ist eine gemeinsame Aufgabe dieses Hohen Haues, ein vernünftiges Maß zu finden. (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Mathematik kennt kein „eigentlich“!)


Ich schicke Ihnen meine Schulzeugnisse mit den Ma-
hematiknoten, Herr Bonde. Seien Sie vorsichtig! Ich
ann ziemlich gut rechnen. Ich habe es nicht verlernt.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ob da „eigentlich“ vorkommt?)


Wissen Sie, ich habe gelegentlich zu Ihrem Parteivor-
itzenden, dem ich auch persönlich verbunden bin, ge-
agt: Wenn zwei plus zwei gleich vierzig wären, dann
önnte man mit Lafontaine Finanzpolitik machen. Zwei
lus zwei ist aber vier.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Den haben Sie sich jetzt in der Koalition zum Vorbild genommen, Herr Minister!)


Zu Beginn der Legislaturperiode wird unsere gemein-
ame Aufgabe sein, im demokratischen Streit ein ver-
ünftiges Maß zu finden.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Aber er kennt die Zahl 1,6 Billionen!)


Ja, ja, Sie hören nicht gerne etwas über Aufgaben; Sie
ollen nur Versprechen machen, von denen Sie hoffen,
ass Sie sie nicht selber realisieren müssen. Ich spreche
ieber von unserer gemeinsamen Aufgabe.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


iese Aufgabe wird sein, ein vernünftiges Maß zu finden,
as sowohl den berechtigten Wünschen der gesellschaft-
ichen und politischen Akteure und den Bedürfnissen zu-
ünftiger Generationen als auch den Notwendigkeiten
es Europäischen Stabilitäts- und Wachstumspaktes und






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble
unseres Grundgesetzes Rechnung trägt. Dazu zähle ich
auf Ihrer aller Unterstützung.

Herzlichen Dank.


(Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1700502700

Für die SPD-Fraktion erhält nun der Kollege Joachim

Poß das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Joachim Poß (SPD):
Rede ID: ID1700502800

Guten Morgen, Herr Präsident! Meine Damen und

Herren! Herr Bundesfinanzminister, lieber Herr Schäuble,
ich wünsche Ihnen für Ihre schwierige Aufgabe eine
glückliche Hand. Sie haben vorhin schon eine Kost-
probe dafür geliefert, was wir in den nächsten Wochen
und Jahren erwarten dürfen und wie Sie versuchen, die
Gratwanderung zwischen Frau Merkel und Herrn
Westerwelle zu bewältigen.

Sie haben gerade aber auch bewiesen, dass Sie in der
Lage sind, ökonomisch unnötige Steuergeschenke wort-
reich zu begründen. Diese Fähigkeit wird, denke ich, bei
Ihrer Schuldenpolitik an Grenzen stoßen.

Ihr ernst gemeintes Bekenntnis zu Europa auch in der
Finanz- und Stabilitätspolitik relativiert sich durch Ihre
konkreten Absichten oder durch das, was Sie noch nicht
aussprechen. Denn diese Bekenntnisse sind nicht durch
konkrete Politik unterlegt, ganz im Gegenteil: Alles, was
Sie – insbesondere bei Ihrer Steuersenkungspolitik –
verkünden, steht im Gegensatz zu diesen Bekenntnissen.
In der Regierungserklärung von Frau Merkel war das of-
fenkundig. Das werden wir Ihnen bei aller Kooperation,
die nötig ist, nicht durchgehen lassen.


(Beifall bei der SPD)


Wir verstehen unsere neue Rolle sicherlich nicht so, dass
wir blindwütige Angriffe gegen Sie unternehmen. Sie
selber sollten allerdings möglichst versuchen, die Linie
dessen, was in der Großen Koalition gemeinsam erreicht
wurde, um Wachstum und Stabilität anzustreben, auch
fortzusetzen.

Sie sind ganz klar dabei, diese Linie zu verlassen. Der
Gesetzentwurf, den wir heute beraten, ist ein eindeutiger
Beleg dafür, dass es Ihnen nicht nur um Steuersenkun-
gen zur Wachstumsbelebung geht, sondern dass Sie of-
fenkundig auch Gefangener der Steuersenkungsverspre-
chen Ihrer Partei und insbesondere der von Herrn
Westerwelle geworden sind. Das ist keine komfortable
Lage für eine solide Politik, Herr Schäuble, selbst wenn
Sie beabsichtigen sollten, eine solche zu betreiben. Man
muss bei Ihnen sehr genau hinhören.


(Beifall bei der SPD)


In den Debatten der letzten Tage ist zu Recht die man-
gelnde Klarheit der Koalitionsvereinbarung kritisiert
worden. Fast alle wichtigen Themen werden in Kommis-
sionen oder Arbeitsgruppen verschoben, auf jeden Fall
aber hinter das Datum der Landtagswahl in Nordrhein-

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(C (D estfalen. Die Steuerschätzung im Mai ist keine hinreihende Begründung dafür, nicht sofort mit den notwenigen Vorarbeiten zu einer Steuersenkung zu beginnen, ondern vielmehr Alibi dafür, die Diskussion zwischen en Koalitionspartnern darüber – eine turbulente Debatte urften wir schon in den letzten Tagen erleben – auf inen Termin nach der Landtagswahl in Nordrheinestfalen zu verschieben. Das ist der wahre Grund, wa um Sie die entsprechende Kommission erst nach dieser andtagswahl einsetzen wollen. ie angekündigte – richtigerweise müsste man „angerohte“ sagen – Gemeindefinanzreform wird in eine ommission verschoben. Ebenfalls wurde eine systema ische Änderung der Umsatzsteuer angekündigt, aber nur ur Prüfung. Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Ganz konkret sind die Neukoalitionäre nur zweimal eworden: einmal bei der bizarren Idee, für die Finanzieung all ihrer unsoliden Versprechungen einen riesigen chuldentopf neben den Bundeshaushalt zu schaffen. us dem sollte dann beliebig verteilt werden, und zwar hne lästige Rücksichtnahme auf die gerade neu gechaffenen Regeln zur Begrenzung der öffentlichen Verchuldung. Dieser offenkundige Betrugsversuch ist Gott ei Dank erst einmal vom Tisch genommen und wird, err Minister Schäuble, hoffentlich auch mit dem nächs en Haushalt nicht noch einmal serviert. Sie wissen, woum es dabei geht. Herr de Maizière hat das, glaube ich, ehr intim miterlebt. Als intimer Kenner der Sache. Er ist schließlich ein guer Jurist. Ebenfalls konkret und bereits vom neuen Kabinett eschlossen sind die kurzfristigen steuerlichen Maßnahen des Wachstumsbeschleunigungsgesetzes. Hier be reiben Sie gleich in mehrfacher Hinsicht Etikettenchwindel. Schwindel Nummer eins: Der größte Teil des ntlastungsvolumens dieses Gesetzes geht auf die Kon unkturpakete bzw. die Gesetzesvorhaben der Großen oalition zurück, nämlich 14 Milliarden Euro. Das sind und zwei Drittel des gesamten Entlastungsvolumens. inzu kommen 8,5 Milliarden Euro. Das sind sozusagen ie Zückerli für eine ganz bestimmte Klientel. Es hanelt sich also um fremde Federn, it denen sich insbesondere die FDP, Herr Kollege ricke, schmücken will. it Wachstumsbeschleunigung hat das alles nichts zu un. Das ist Teil einer abenteuerlichen Finanzpolitik. Schwindel Nummer zwei: Die meisten Maßnahmen ienen offensichtlich nicht primär der Wachstumsfördeung, sondern der Bedienung der eigenen Klientel. Die teuergeschenke für die Unternehmenserben – ich hatte estern Abend Gelegenheit, mit einem Praktiker aus der Joachim Poß Steuerverwaltung zu sprechen, der durchaus über ökonomische Kenntnisse verfügt – das mache ich auch öfter – ebenso wie die Änderungen der Unternehmensbesteuerung oder die isolierte Herabsetzung des Mehrwertsteuersatzes für Beherbergungen haben mit Wachstumsförderung – das wissen Sie auch, Herr Schäuble – nichts zu tun, ganz im Gegenteil. Wie zu lesen ist – damit werden wir uns noch ausführlich befassen –, wird die Maßnahme zugunsten der Beherbergungsgewerbe nicht wie angekündigt 1 Milliarde Euro kosten. Es gibt – möglicherweise auch unionsgeführte – Länder, die einen Steuerausfall in Höhe von 3 bis 4 Milliarden Euro befürchten. In einer Umfrage des einschlägigen Verbandes ist zu lesen, dass sich die Senkung des Mehrwertsteuersatzes nicht in den Preisen für die Kunden niederschlagen wird, wenn überhaupt, dann höchstens zu 10 oder 20 Prozent. Das hat mit der ursprünglichen Begründung der Maßnahme überhaupt nichts zu tun. Etikettenschwindel, wohin man blickt! (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)


(Otto Fricke [FDP]: Intim?)


(Otto Fricke [FDP]: Aber sie sind richtig!)


(Otto Fricke [FDP]: Aber sie sind richtig!)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


(Zuruf von der FDP)


Viel wichtiger wäre es dagegen gewesen, sich Gedan-
ken zur Stabilisierung des Arbeitsmarktes zu machen
und durch weitere Maßnahmen die Nachfrageseite unse-
rer Wirtschaft zu stärken. Wir fordern zu diesem Zweck
die Verlängerung der geförderten Altersteilzeit um fünf
Jahre und werden beantragen, den Entwurf des Wachs-
tumsbeschleunigungsgesetzes um unseren diesbezügli-
chen Gesetzentwurf zu ergänzen.


(Beifall bei der SPD)


Ich komme zu Schwindel Nummer 3: Auf der Ebene
der Länder und Gemeinden, also genau dort, wo die un-
mittelbar vor Ort beschäftigungswirksamen öffentlichen
Investitionen getätigt werden, werden die Wachstums-
kräfte durch die Regelungen Ihres Gesetzentwurfs nicht
nur nicht gestärkt. Sie werden geschwächt und konter-
kariert. Es ist doch absurd: Während sich Städte und
Gemeinden auf der einen Seite auch im kommenden Jahr
noch aus dem kommunalen Investitionsfonds des Kon-
junkturpaketes II bedienen können, werden ihnen auf der
anderen Seite von der neuen Bundesregierung gleichzei-
tig Steuereinnahmen in Milliardenhöhe entzogen. Das ist
Wachstumsverhinderung, nicht Wachstumsbeschleuni-
gung.


(Beifall bei der SPD)


Die Zahlen der Steuerschätzung, Herr Schäuble, sind
gut eine Woche alt. Selbst ohne die neuerlichen Maßnah-
men fehlen den Ländern in 2010 gegenüber 2008 gut
20 Milliarden Euro und den Städten gut 10 Milliarden
Euro. Jeder Euro weniger an Steuereinnahmen heißt ei-
nen Euro weniger Investitionen oder einen Euro mehr
Schulden. Wer Ländern und Kommunen nur die Wahl
zwischen Investitionskürzung und noch mehr Schulden
lässt, der gestaltet Zukunft nicht – diesen Anspruch ha-
ben Sie in Ihrer Regierungserklärung deutlich gemacht,
Frau Merkel –, sondern verhindert sie. Das ist doch ge-
nau die Art von Steuer- und Finanzpolitik, die unser

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(C (D and am Ende der letzten schwarz-gelben Regierungseit in den 90er-Jahren in die völlige Bewegungsunfäigkeit getrieben hat. (Beifall bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: War das nicht ein gewisser Herr Lafontaine?)


etzt fangen Sie das gleiche Spiel wieder an. Deswegen
tehen Sie nicht in der Kontinuität einer auf Solidität und
achstum angelegten Politik der Großen Koalition.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Oh doch!)


Nun mag der Bund in der Lage sein, in 2010 mit den
hnehin vorgesehenen 86 Milliarden Euro neuen Schul-
en auch seinen Anteil an den zusätzlichen Steuersen-
ungen zu finanzieren. Aber nun ein Wort zum Stabili-
äts- und Wachstumspakt in Europa und zur zukünftigen
olitik, Herr Schäuble: Auch beim Bund erhöhen die zu-
ätzlichen Einnahmeausfälle das strukturelle Defizit,
as nach den Regeln der Schuldenbremse bis 2016 abge-
aut werden muss. Das heißt, allen Bürgerinnen und
ürgern, die jetzt mit Entlastungen beglückt werden,
ird die Rechnung dafür noch präsentiert werden, und

war in Form höherer Steuern oder – das ist wahrschein-
icher – in Form von Leistungskürzungen. Das ist eine

ogelpackung. Das wird die heute scheinbar Begünstig-
en, die sich freuen, noch teuer zu stehen kommen.


(Beifall bei der SPD)


Dabei geht es nicht darum, dass wir den Familien mit
indern nicht ein höheres Kindergeld wünschen, wenn

s denn solide finanziert würde. Aber was ist denn das
itte schön für eine Entlastung für Familien, mit der, al-
en Bekenntnissen hier zum Trotz, sehenden Auges den
indern selbst die vollen Kosten zuzüglich Zins und
inseszins aufgebürdet werden? Das kann doch nicht
nser Weg in die Zukunft sein. Kehren Sie um, Frau
erkel und Herr Schäuble, bevor es zu spät ist.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1700502900

Das Wort hat jetzt der Kollege Carl-Ludwig Thiele

on der FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1700503000

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine verehrten Kolle-

innen und Kollegen! Finanzminister Schäuble, zu-
ächst möchte ich Ihnen in dem neuen Amt viel Erfolg
ünschen. Ich habe es begrüßt, dass Sie in Brüssel wa-

en.

Wir, CDU, CSU und FDP, haben damals gemeinsam
en Euro eingeführt. Wir haben uns gemeinsam für den
ertrag von Maastricht mit seinen Kriterien eingesetzt.
ir wollten unsere Währung stabil halten und sind froh,

ass es uns gelungen ist, das international zu implemen-
ieren. Wenn es derzeit Schwierigkeiten gibt, in unserem
and wie auch in anderen europäischen Ländern, dann
esteht unser Weg, anders als das unter rot-grüner Regie-






(A) )



(B) )


Carl-Ludwig Thiele
rungszeit der Fall war, nicht darin, die Kriterien zu ver-
ändern, sondern er besteht darin, zu den Kriterien zu ste-
hen und in diesen schwierigen Zeiten gleichwohl dafür
einzutreten, dass diese Kriterien Bestand haben. Das
sind wir den Bürgern und der Wirtschaft unseres Landes
schuldig.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich freue mich natürlich auch darüber, dass die FDP
nach elf Jahren die Zukunft unseres Landes wieder mit-
gestalten darf. Ich gestehe allerdings ganz freimütig,
dass ich mir wirtschaftlich schönere Zeiten gewünscht
hätte, als wir sie derzeit haben. Aber das ist eine Heraus-
forderung mehr. Wir erleben allerdings auch gerade in
der Koalition eine Premiere in der Geschichte unseres
Landes. Frau Merkel ist die erste Bundeskanzlerin unse-
res Landes, die in einer neuen Koalition Kanzlerin
bleibt. Das hat es in der Geschichte unseres Landes noch
nicht gegeben, auch nicht bei Beendigung der Großen
Koalition 1969. Diese Tatsache hat Auswirkungen:
Weite Teile der Union sehen sich weiterhin in der Konti-
nuität des bisherigen Regierungshandelns,


(Otto Fricke [FDP]: Sehr wahr!)


die FDP will aber einen politischen Neuanfang, und
den brauchen wir in unserem Land, sowohl in der Sache
als auch bei den Personen. Wir sind froh, dass unsere
Personen neu in das Kabinett eingezogen sind.


(Beifall bei der FDP)


Aber – auch das sage ich ganz klar – ich bekenne mich
zu dieser Koalition. Wir wollen gemeinsam in dieser
Koalition in schwierigen Zeiten jetzt Politik neu gestal-
ten. Das ist die Aufgabe, die wir haben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Anfang des Jahres wurde noch mit einem Wirtschafts-
einbruch von 6 Prozent gerechnet. Wir haben derzeit
Voraussagen, dass es 3,9 Prozent sind. Das ist immer
noch der stärkste Wirtschaftseinbruch in der Geschichte
unseres Landes. Durch diesen Wirtschaftseinbruch ha-
ben viele Menschen ihre Arbeitsplätze verloren, viele
sind in Kurzarbeit, und viele Bürger haben Angst um ih-
ren Arbeitsplatz. Ziel liberaler Politik und der Politik
dieser Koalition ist es daher, die Rahmenbedingungen
für Wachstum zu verbessern, damit die bestehenden Ar-
beitsplätze sicherer und Voraussetzungen dafür geschaf-
fen werden, dass neue Arbeitsplätze in unserem Lande
entstehen können.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Bürger hatten bei der Bundestagswahl die Wahl
zwischen Parteien, die in der Krise die Steuern erhöhen
wollten, und zwischen Parteien, die die Steuern senken
wollten. Die Bürger haben sich klar für die Parteien ent-
schieden, die die Steuern senken wollen. Damit die Bür-
ger aber auch sehen, dass Union und FDP nicht nur von
Wachstum und „mehr Netto vom Brutto“ sprechen, son-
dern auch wirklich entsprechend handeln, freue ich

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(C (D ich, dass heute während der Debatte über die Regieungserklärung der Bundeskanzlerin die erste Lesung es Wachstumsbeschleunigungsgesetzes durchgeführt ird, damit wir dieses Gesetz in diesem Jahr noch zum bschluss bringen. Die erste Lesung haben wir heute soar vor der Konstituierung der Ausschüsse. Aber das ist ichtig, es soll sich jeder darauf einrichten können, die pposition auf das Verfahren, aber auch die Bürger auf ie steuerlichen Entlastungen. Wir wollen mit diesem Gesetz ein ganz klares Zeihen setzen. Die Familien in unserem Land sollen spürar entlastet werden. Das Kindergeld wird um 20 Euro rhöht, der Kinderfreibetrag auf 7 000 Euro. Mir ist daei unbegreiflich, wie die Opposition angesichts dieser aßnahmen gegenüber der Koalition erklären kann, sie etreibe soziale Kälte oder Klientelpolitik. Ich möchte ines an dieser Stelle klarstellen: Wenn der Einsatz für ie Familie in unserem Lande von Ihnen als Klientelolitik bezeichnet wird, dann bekennen wir uns ausrücklich zu dieser Art der Klientelpolitik; denn die Failien sind die Wurzeln unserer Gesellschaft, und wenn ir dort ansetzen, die Wurzeln zu stärken, tun wir Gutes ür unser Land. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Außer für die Familien mit Hartz IV! Die sind Ihnen egal!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Außerdem werden wir Fehler bei der Unternehmen-
teuerreform korrigieren, die für die Betriebe krisenver-
chärfend wirken und Arbeitsplätze gefährden, wie zum
eispiel die steuerpolitisch völlig verfehlte Heranzie-
ung von Kosten als Bemessungsgrundlage für die Erhe-
ung von Steuern. Wir werden ferner im Bereich der
rbschaftsteuer zwei Maßnahmen der Großen Koali-

ion direkt korrigieren. Geschwister wurden durch die
rbschaftsteuerreform der Großen Koalition steuerlich
ie völlig Fremde behandelt. Dazu wurde ein neuer Be-
riff eingeführt, nämlich der Begriff der sogenannten
ernfamilie. Zur Kernfamilie sollten nur noch Eltern,
inder, Großeltern und Enkel zählen. Welches gesell-

chaftspolitische Bild steckt hinter einer solchen Fami-
iendefinition? Geschwister sind diejenigen Personen,
ie uns die längste Zeit durch das Leben begleiten. Diese
ersonen zählten für die FDP schon immer zur Familie.
ch freue mich darüber, dass mit unserer Forderung einer
esserstellung der Geschwister bei der Union – trotz

inanzieller Auswirkungen – offene Türen eingerannt
urden; denn auch dort hat es vielen überhaupt nicht ge-

chmeckt, welcher Unfug mit der Erbschaftsteuer auf
en Weg gebracht worden war.


(Beifall bei der FDP – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie entsteht dadurch Wachstum? Können Sie das erklären?)


Ferner werden wir im Bereich der Erbschaftsteuer
ine erste Entlastung von Erben mittelständischer Be-
riebe durch eine deutliche Erleichterung der Fortfüh-
ungsklausel beschließen. Die Benachteiligung der mit-
elständischen Betriebe gegenüber börsennotierten






(A) )



(B) )


Carl-Ludwig Thiele
Kapitalgesellschaften bei der Erbschaftsteuer muss aller-
dings weiter abgebaut werden.

Wir wollen die Wachstumsbedingungen dadurch
verbessern, dass geringwertige Wirtschaftsgüter wieder
abgeschrieben werden können. Das erspart Bürokratie
und hilft gerade den kleinen Betrieben.

Auch über das Beherbergungsgewerbe – Minister
Schäuble hat es angesprochen – gab es eine Diskussion.
Ich glaube, es ist richtig, dass wir versuchen, diesen Teil
unserer Wirtschaft international gleichzustellen. Deshalb
haben wir diese Regelung in den Gesetzentwurf aufge-
nommen.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Lächerlich!)


Nun kritisiert die Opposition den Entwurf des Wachs-
tumsbeschleunigungsgesetzes und unsere weiteren steu-
erpolitischen Vorhaben als Steuersenkung auf Pump.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es! Sprechen Sie die Wahrheit aus, Herr Thiele!)


Sie wollen dadurch anscheinend suggerieren, Sie hätten
in Ihrer Regierungszeit – das betrifft auch die Regie-
rungszeit von Rot-Grün, Herr Trittin – Steuersenkungen
nur beschlossen, wenn der Staat Überschüsse erwirt-
schaftet hat. Das hat er aber nicht.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Das heißt, auch Ihre Steuersenkungen gingen mit einer
Neuverschuldung der öffentlichen Haushalte einher. Das
muss man an dieser Stelle sehen.

Schauen wir uns die letzten Jahre an: Zuletzt wurden
zwei Konjunkturprogramme in einer Größenordnung
von mehr als 80 Milliarden Euro aufgelegt. Diese Kon-
junkturprogramme wurden ausschließlich – das sage ich
ganz deutlich an die Adresse der SPD – durch eine Erhö-
hung der Neuverschuldung finanziert. Das ist der Grund,
warum Finanzminister Steinbrück im Sommer dieses
Jahres einen Haushaltsentwurf für das Jahr 2010 einge-
bracht hat, in dem sämtliche Schuldenrekorde unseres
Landes gebrochen werden; das nächste Jahr sollte mit
einer Neuverschuldung von 86,1 Milliarden Euro ange-
gangen werden.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das toppen Sie jetzt!)


Dass wir in der Krise etwas für die Konjunktur tun
müssen, ist vollkommen richtig. Aber wir wollen konso-
lidieren, und wir wollen Wachstum fördern. Das gehört
für uns zusammen. Das sind zwei Seiten derselben Me-
daille, und dafür werden wir uns einsetzen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


In den letzten vier Jahren hat die Große Koalition
über die Verhältnisse unseres Landes gelebt.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Na, na!)


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(C (D ie jährlichen Ausgaben des Bundeshaushaltes, Herr ollege Kauder, sind um 4 Prozent gestiegen, und die olkswirtschaft ist nur um 1,4 Prozent gewachsen. Ich reue mich, dass es gelungen ist, in der Koalitionsvereinarung festzulegen, dass wir mit dem Wachstum der öfentlichen Ausgaben unterhalb des Wachstums der olkswirtschaft bleiben wollen. Unser Ziel ist ein chlanker und ein starker Staat. Dazu bekennen wir uns. afür werden wir uns weiter einsetzen. Dieses Gesetz ist in erster Schritt in die richtige Richtung. Herzlichen Dank. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1700503100

Das Wort hat die Kollegin Dr. Gesine Lötzsch von der

raktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1700503200

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten

amen und Herren! Herr Schäuble, Sie haben gemeint,
ier über die Rechenkünste von Herrn Lafontaine spre-
hen zu müssen. Ihn muss ich nicht verteidigen; das
ann er selber ganz gut.

Aber an Ihre Rechenkünste möchte ich gerne erin-
ern. Sie und Ihr Freund, Helmut Kohl, haben vor
0 Jahren geglaubt, die deutsche Einheit könne aus der
ortokasse bezahlt werden. Da haben Sie bewiesen, wie
chlecht Sie rechnen können.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Lisa Paus [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Die Kanzlerin hat von der schwersten Krise in der
eschichte der Bundesrepublik gesprochen. Da hat sie

echt. Die Bürger haben zu Recht erwartet, dass sich die
anzlerin gleich nach der Vereidigung an sie wendet,
m Sofortmaßnahmen zur Bekämpfung der Krise vor-
ustellen. Nötig wären die sofortige Einführung einer
örsenumsatzsteuer, die sofortige Rücknahme der De-

egulierungsgesetze für den deutschen Finanzmarkt, die
ofortige direkte Kreditvergabe an kleine und mittlere
nternehmen durch den Staat und die sofortige Erhö-
ung der Hartz-IV-Sätze für Kinder. Das alles ist nicht
eschehen, und das ist verheerend.


(Beifall bei der LINKEN)


Stattdessen flog die Kanzlerin lieber über den Großen
eich, um erst einmal alles mit dem Großen Bruder in
merika abzusprechen. Gerade im Osten sah ich da ein
chmunzeln in den Gesichtern vieler Menschen, die sag-

en: Na, das kennen wir doch. Erich Honecker musste
uch erst in Moskau erscheinen, um den Bürgern dann
itteilen zu können, wie es im Lande weitergeht.


(Beifall bei der LINKEN – Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war ja ein fieser Vergleich! – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Völlig von der Rolle!)







(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch
– Die Reflexe funktionieren – ich sehe das – sehr gut.

Weil wir ja nun seit einem Jahr den Mauerfall feiern
und jetzt ein weiteres Jahr die Deutsche Einheit, will ich
noch kurz etwas zu diesem Thema sagen: Die Ostdeut-
schen hatten in der letzten Zeit viel zu schmunzeln.


(Zuruf von der CDU/CSU: Honecker wäre gern in die USA gereist, aber der konnte nicht! Da war die Mauer!)


Überhaupt: Ich kenne keine Jammerossis, ich kenne vor
allem Schmunzelossis. „Das kennen wir doch!“, sagen
die schmunzelnden Ostdeutschen.

Die Kanzlerin hat vor der Wahl nicht gesagt, wer die
Kosten der Krise bezahlen soll, und sie hat es auch in der
Regierungserklärung nicht gesagt. Die Menschen kön-
nen mit der Wahrheit umgehen, und sie können auch mit
schlechten Nachrichten umgehen, sie können es aber
nicht ertragen, wenn die Regierung sie belügt.


(Beifall bei der LINKEN)


Schon die Koalitionsverhandlungen machten deutlich,
welche Schwierigkeiten die Regierung mit der Wahrheit
hat. In einem Schattenhaushalt sollten die Wahlge-
schenke an die Unternehmen und an die Erben großer
Vermögen versteckt werden.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Niemand hat die Absicht, einen Schattenhaushalt zu errichten!)


Aber die Proteste gegen diese Klientel- und Verschleie-
rungspolitik waren so groß, dass der Schattenhaushalt
erst einmal zurückgezogen werden musste. Das Ergebnis
allerdings ist: Der gesamte Bundeshaushalt ist jetzt ein
einziger großer Schattenhaushalt. Alles, was die Bundes-
regierung im Schattenhaushalt verstecken wollte, wird
sie im nächsten Bundeshaushalt verstecken. Da frage ich
mich: Ist Herr Schäuble vielleicht nur ein Schattenminis-
ter?

Die Kanzlerin verteidigte in ihrer Rede noch einmal
die Steuersenkungen auf Pump. Sie wolle die Arbeitneh-
mer in der Krise nicht zusätzlich belasten. Auch das ist
eine Lüge. Es ist eine Lüge, weil Sie von der Koalition
die Beiträge zur Arbeitslosen- und Krankenversicherung
erhöhen werden. Sagen Sie den Menschen doch wenigs-
tens die Wahrheit!


(Beifall bei der LINKEN)


Wir als Linke sagen: Es gibt eine andere Möglichkeit,
die die Kanzlerin allerdings verschwiegen hat: die Anhe-
bung der Steuern auf große Vermögen, Dividenden, Boni
und unanständig hohe Gehälter. Mit diesen Mehreinnah-
men hätte die Bundesregierung die Kosten der Krise fi-
nanzieren können. Der vorliegende Entwurf eines Wachs-
tumsbeschleunigungsgesetzes ist in Wirklichkeit der
Entwurf eines Umverteilungsbeschleunigungsgesetzes.
Meine Damen und Herren, Sie bedienen Ihre Klientel wie
schon in der letzten Legislaturperiode, bloß dass Sie jetzt
noch dreister und schneller von unten nach oben umver-
teilen wollen. Dem stellen wir uns entgegen.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Herr Schäuble, Sie haben erklärt, dass der aushalt 2010 auf Sicht gefahren werden soll. Ich sage hnen: Da kann einem nur angst und bange werden. chon der Kapitän der „Titanic“ fuhr nur auf Sicht. (Otto Fricke [FDP]: Eben gerade nicht! – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eben nicht!)


ir wissen, wie diese Sache ausgegangen ist. Auch in
er Krise braucht eine Regierung wenigstens eine mittel-
ristige Strategie; es reicht kein Hüpfen von Jahr zu Jahr.

Meine Damen und Herren, zu der von Herrn Schäuble
iederum aufgestellten Behauptung, dass die Finanz-
ärkte nur international reguliert werden können, ist zu

agen: Das ist eine weitere Lüge. Natürlich brauchen wir
nternationale Regeln, aber Sie müssen doch einsehen,
ass ein Teil der Finanzkrise hausgemacht ist. Wir brau-
hen also nicht zu warten, bis alles international geregelt
st. Wir müssen heute schon in unserem eigenen Haus
ieder Ordnung schaffen.


(Beifall bei der LINKEN)


Der Finanzminister – Sie haben das gesagt, Herr
chäuble – muss im nächsten Jahr 86 Milliarden Euro an
euen Schulden aufnehmen, um die dramatischen Aus-
irkungen der Krise in den Griff zu bekommen. Aber
leichzeitig entlasten Sie Manager, Erben und Bankdi-
ektoren, die für diese Krise mit die Verantwortung tra-
en. Und Sie wälzen in unverantwortlicher Weise die
asten auf die Länder und Kommunen ab. Ich nenne Ih-
en nur einmal ein Beispiel: Meine Heimatstadt, das
undesland Berlin, wird durch Ihre Steuerpolitik
00 Millionen Euro weniger haben. Das entspricht ei-
em Gegenwert von 100 000 Kita-Plätzen. Da reden Sie
ier von Familienfreundlichkeit? Das ist doch ein Wi-
erspruch.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, ab 2011, so haben wir ge-
esen, soll wieder gespart werden. Dazu gibt es schon
ine Menge an Vorschlägen von sogenannten Experten
ie Herrn Sinn, der den Hartz-IV-Satz regionalisieren,

lso wieder eine Mauer zwischen Ost- und Westdeutsch-
and aufbauen will. Wir sagen Ihnen: Dieser Vorschlag
st nicht nur unsinnig, er ist auch juristisch nicht haltbar,
r ist unsozial und spalterisch – und das angesichts der
0-Jahr-Feiern, die wir gerade erleben. So geht das
icht.


(Beifall bei der LINKEN)


Eine wirkliche finanzpolitische Linie ist weder im
oalitionsvertrag noch in den Reden der Regierungsmit-
lieder zu erkennen. Nur wenn man zwischen den Zeilen
iest, was wir ja gelernt haben, findet man heraus, dass
iese Regierung nicht das Wohl der Menschen in diesem
and im Auge hat, sondern ausschließlich das Wohl von
euten wie Herrn Ackermann, mit denen sie auch gerne

m Kanzleramt Geburtstagspartys feiert.


(Beifall bei der LINKEN – Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Oh!)







(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch
Wir als Linke werden in dieser Legislaturperiode den
Bundeshaushalt gut ausleuchten und die Bürger über die
Schattenspiele der Regierung ausführlich informieren.
Darauf können Sie sich verlassen.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1700503300

Das Wort hat jetzt der Kollege Alexander Bonde vom

Bündnis 90/Die Grünen.


Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1700503400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Finanzminister Schäuble, als Mitglied der Opposi-
tion will ich Ihnen zu Ihrem neuen Amt gratulieren und
Ihnen viel Glück in diesem schwierigen Amt, das Sie
übernommen haben, wünschen. Denn Glück werden Sie
angesichts der Widersprüche, die Sie in der Finanz- und
Haushaltspolitik von Ihrem Koalitionspartner in einer
wirtschaftlich schwierigen Zeit ins Gepäck gelegt be-
kommen haben, brauchen.

Diese Koalitionsverhandlungen waren ein denkwür-
diges Ereignis. Man muss sich einmal daran erinnern:
Einen Kassensturz hat die neue Koalition nicht vorge-
nommen. Sie alle sagen: Wir fahren jetzt auf Sicht. Aber
jeder in diesem Haus weiß, wo eine Strategie „Auf Sicht
fahren und die Augen zumachen“ endet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Mit einem faulen Trick haben Sie versucht, die wirklich
schwierige Situation unter den Teppich zu kehren. Ein
riesiger Schattenhaushalt war Ihre Antwort, um sich
aus der Verantwortung zu stehlen.

Man kann sich einmal eine Auswahl der öffentlichen
Meinung anschauen: Die Frankfurter Rundschau schrieb
am 6. November „An den Jungen bleibt es hängen“. Die
Financial Times Deutschland schrieb am 20. Oktober
„Schwarz-Gelb spendiert auf Pump“, und die FAZ
schrieb am 2. November „Mit Vollgas in den finanzpoli-
tischen Nebel“. Diese Liste ließe sich beliebig weiter-
führen. Finanz- und haushaltspolitische Solidität sieht
anders aus als das, was Sie hier an wochenlangem Haus-
haltschaos inszeniert haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Liste der Zitate über Ihr Unvermögen ließe sich,
wie schon gesagt, beliebig fortsetzen. Schwarz-gelbe
Landesminister – ich denke an Herrn Linssen in NRW –,
schwarze Oberbürgermeisterinnen – ich denke an Frau
Roth aus Frankfurt –, Ministerpräsidenten – ich denke an
Herrn Tillich aus Sachsen – und viele mehr haben be-
griffen, dass Sie einen Rest an Solidität nur durch das
Verschieben der Lasten auf andere Ebenen bewahren
wollen: verschieben zulasten der Länder und der Kom-
munen, also dorthin, wo wirklich Investitionstätigkeit
der öffentlichen Hand stattfindet. Sie schieben den
Schwarzen Peter also den Ländern und Kommunen zu.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Strategie der Schattenhaushalte ist erst einmal
grandios gescheitert. In Ihrem Koalitionsvertrag ist die-

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(C (D er Punkt aber noch enthalten. Wir werden genau aufpasen, dass das Comeback der großen Lüge nicht kommt. Die absurde Linie geht aber weiter. Denn Ihr neues redo lautet, dass Steuersenkungen auf Pump einen achstumseffekt hätten. Das Gegenteil ist der Fall, wie ir wissen. Lassen Sie mich an dieser Stelle sagen, dass in dieser ebatte die FDP eine besonders peinliche Figur macht. (Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Allerdings!)


is kurz vor Ende der Legislaturperiode gab es die
öderalismuskommission II. Ich kann mich an unsere
itzungen noch gut erinnern. Besonders gut kann ich
ich an die Vertreter der FDP in diesem Gremium erin-

ern, die jedes Mal lautstark ein Schuldenverbot gefor-
ert haben. Ich präzisiere: ein vollständiges Verbot von
erschuldung.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hört! Hört!)


err Burgbacher war einer der Fürsprecher eines Schul-
enverbots. Er ist heute Staatssekretär beim Wirtschafts-
inister Brüderle. Der Minister hat uns gestern an dieser
telle erklärt, es gebe nichts Besseres für das Wachstum
ls Steuersenkungen auf Pump, es gebe nur eine Chance,
achstum zu erreichen, nämlich durch Verschuldung. Je
ehr Verschuldung, desto besser sei dies für das Wachs-

um.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Widerspruch bei der FDP)


iesen Spagat, liebe Kolleginnen und Kollegen von der
DP, sollten Sie uns einmal erklären. Ich verstehe, dass
ie Angst davor haben, dass die Leute begreifen, was da
assiert ist. – Da Sie sich so aufregen, Herr Thiele: Ich
abe daheim zwei kleine Kinder. Ich weiß, wie einer
ussieht, der die Hose voll hat. Das sehe ich genau.


(Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Lassen Sie mich auf die Kanzlerin zu sprechen kom-
en. Hier gibt es ja ähnliche Fragestellungen. Vor der
ahl haben Sie uns erklärt, die Defizite der Bundes-

gentur für Arbeit seien kein Problem; das sei ein Dar-
ehen. Jetzt geben Sie zu: Dies ist kein Darlehen. Nach
er Wahl ist klar: Das führt zu einer zusätzlichen jährli-
hen Verschuldung im Rahmen des Bundeshaushaltes.
ie wissen, das führt jährlich zu einer massiven Milliar-
enlücke. Sie addiert sich bis 2013 auf 40 Milliarden
uro.

Deshalb ein Merksatz an die FDP zum Mitschreiben:
ür einen Steuerzuschuss brauche ich Steuereinnahmen.
as ist mathematisch zu erklären.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


enn ich Steuereinnahmen brauche, kann ich die Steu-
rn nicht senken. Ihre Refinanzierungskurven werden
m Ende dazu führen, dass die Handlungsfähigkeit des
taates abnehmen wird.






(A) )



(B) )


Alexander Bonde

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie argumentieren immer damit, dass uns Wachstum
retten wird. Sie müssen aber absurd hohe Wachstums-
raten generieren, um das hinzubekommen, was Sie hier
immer behaupten. Wenn Sie an Ihre Steuersenkungs-
pläne denken und gleichzeitig Ihr Bekenntnis zu den
Maastricht-Kriterien ernst nehmen – das bedeutet zum
Beispiel, dass Sie, was die Staatsverschuldung angeht,
60 Prozent des BIP nicht überschreiten –, dann bräuch-
ten Sie bis ins Jahr 2030 ein jährliches Wirtschafts-
wachstum von 4,2 Prozent, um Ihre Pläne und die
Maastricht-Kriterien unter einen Hut zu bekommen. Da
muss man wirklich fragen: Wo leben Sie denn eigent-
lich?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Das sind keine Zahlen, die wir erfunden haben, son-
dern die hat UniCredit berechnet, die nicht als volkswirt-
schaftliche Unterabteilung der grünen Parteizentrale be-
kannt ist. Das, was Sie hier machen, ist Traumtänzerei.
Das Wachstum, das Sie zur Umsetzung Ihrer Pläne brau-
chen, muss das Doppelte bis Dreifache des deutschen
Potenzialwachstums sein. Die Gefahren, die darin beste-
hen, hat der Bundesminister ausgeführt, nämlich das
eher zu erwartende Sinken des Potenzialwachstums. Was
Sie hier versprechen, passt hinten und vorne nicht zu-
sammen.

Die Entlastung bei den Beherbergungsleistungen ist
ein teures Wahlgeschenk. Es kostet Ihrer Meinung nach
1 Milliarde Euro. Die von Ihrer Partei regierten Länder
sprechen von 3 bis 4 Milliarden Euro; dies wurde schon
ausreichend kommentiert. Der Wachstumsimpuls ist
null.

Ungerecht ist, was Sie bei den Familien planen. Zu-
künftige Generationen sollen es bezahlen. Die Eltern be-
kommen jetzt 20 Euro pro Kind mehr im Monat. 1,8 Mil-
lionen Kinder bekommen überhaupt nichts, weil Ihnen
arme Kinder nichts wert sind. So viele Kinder leben in
Hartz-IV-Familien. Und da wird das Kindergeld kom-
plett angerechnet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ähnlich ungerecht gehen Sie bei den Kommunen vor.

Wenn Sie schon auf uns von der Opposition nicht hö-
ren, dann hören Sie zumindest auf die Notenbanken, die
inzwischen laut vor Ihrem Kurs warnen. Luxemburgs
Premierminister Jean-Claude Juncker sagt zu Recht: Der
Stabilitätspakt gilt. Er lässt Flexibilität zu, lässt aber Ver-
antwortungslosigkeit nicht zu.

Sehr geehrte Koalition, er lässt Verantwortungslosig-
keit nicht zu. Nehmen Sie deshalb endlich eine verant-
wortungsbewusste Position ein! Stampfen Sie den Ent-
wurf Ihres Wahlgeschenkebeschleunigungsgesetzes, den
Sie heute einbringen, ein! Hören Sie auf, eine Haushalts-
politik auf Pump zu machen, die die soziale Spaltung
dieses Landes vorantreibt und die Investitionsfähigkeit,
die wir gerade in dieser Krisensituation brauchen, be-
schädigt! Drehen Sie um! Sie haben heute keine Antwort
auf die wirklichen Fragen der Finanz- und Haushaltspo-

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(C (D itik geliefert. Sie wollen jetzt nur Ihre Wahlversprechen, ie damals unsolide waren, in Regierungsversprechen mmünzen, von denen Sie wissen: Nicht eines davon erden Sie halten können. Lassen Sie uns es gleich ehr ich machen! Alles andere nimmt Ihnen sowieso keiner b. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1700503500

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Michael Meister

on der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Michael Meister (CDU):
Rede ID: ID1700503600

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen

nd Kollegen! Wir führen diese finanzpolitische Grund-
atzdebatte über die neue Wahlperiode mitten in der Fi-
anz- und Wirtschaftskrise. Wir sollten uns als Erstes
larmachen, dass eine positive Antwort auf die Frage, ob
s uns gelingt, ein Fundament für die neue Wahlperiode
u legen, indem wir Vertrauen auf dem Finanzsektor
chaffen und dafür sorgen, dass sich ein Ereignis wie die
nsolvenz von Lehman Brothers vor gut einem Jahr nicht
iederholen kann, die Basis für alle Überlegungen in der
inanzpolitik ist. Wenn uns ein Lehman II passiert, dann
ind alle Debatten, die ich heute Morgen gehört habe,
egenstandslos. Deshalb betrifft die Frage, die als erste
ngegangen werden muss, die Konsolidierung der inter-
ationalen Finanzmärkte, Stabilisierung und Vertrauens-
ildung. Darauf werden wir Wert legen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich glaube nicht, dass die internationalen Finanz-
ärkte bereits stabil sind. Die Gesundung geht langsam

oran. Es ist nach wie vor Labilität zu erkennen. Deshalb
üssen wir mit den Instrumenten, die wir in der Großen
oalition beschlossen haben und die nach wie vor gültig

ind, an dieser Stabilisierung und Vertrauensbildung ar-
eiten und die Finanzmärkte als öffentliches Gut si-
hern, aber für die Zeit nach der Krise – dies hat Herr
chäuble aus meiner Sicht richtig beschrieben – sollten
ir über eine intelligente Exitstrategie verfügen, mit
er wir uns von dem Eingriff des Staates, der notwendig
ar, um Vertrauen zu bilden, zurückziehen und die so-

iale Marktwirtschaft auch im Bereich der Finanzmärkte
ieder wirksam werden lassen. Das ist die Aufgabe, vor
er wir stehen. Das heißt, wir müssen darüber diskutie-
en: Wie sieht diese intelligente Exitstrategie nach der
rise aus?


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir haben in der Krise die Notwendigkeit erkannt
das ist der mittel- und langfristige Auftrag, der im Rah-
en von G 20 und EU, aber auch national diskutiert
erden muss –, eine bessere Ordnung für die Märkte zu
ekommen. Es geht nicht darum, Märkte aufzuheben; es
eht auch nicht darum, Ordnung zu beseitigen. Vielmehr






(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister
diskutieren wir über die Frage: Wie können wir eine bes-
sere Finanzmarktverfassung bekommen?

Dabei geht es für uns zum Ersten um mehr Informa-
tion, um mehr Transparenz für die Verbraucher, weil wir
als Koalition vom mündigen Bürger ausgehen und des-
halb Verbraucherschutz für einen mündigen Bürger or-
ganisieren wollen. Zum Zweiten geht es um die Frage,
wie wir Defizite in der internationalen Finanzmarkt-
regulierung beseitigen können, damit früher solche
Phänomene erkannt werden können, die zu dieser Krise
geführt haben, sodass sie sich nicht wiederholen kann.
Zum Dritten müssen wir überlegen, wie wir nach der
Krise die Eigenkapitalanforderungen an die Finanzinsti-
tutionen erhöhen können. Aus meiner Sicht ist dies alles
dringend notwendig. Erst dann können wir über unsere
Aufgaben in der Haushaltspolitik und der Steuerpolitik
diskutieren. Deshalb möchte ich die Bundesregierung er-
mutigen, die internationalen Aufgaben, aber auch die na-
tionalen Hausaufgaben mutig anzupacken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wenn wir aus der Krise herauswollen, dann darf die
Schlussfolgerung nicht sein, dass wir in Zukunft die Fi-
nanzmärkte überregulieren. Wir brauchen mehr Unter-
nehmensgründungen und mehr Wachstumskapital in
Deutschland. Deshalb müssen wir die Finanzmärkte so
organisieren, dass Gründungskapital und Wachstumska-
pital zur Verfügung gestellt werden kann, dass kleine
und mittelständische Unternehmen sich entwickeln und
wachsen können.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ferner müssen wir im Zusammenhang mit dem Pro-
blem der Kapitalknappheit bei mittelständischen Unter-
nehmen überlegen, wie wir hohe qualitative Standards
festschreiben können, sodass Verbriefungen wieder
möglich sind: Ich meine nicht Verbriefungen von Schrott-
papieren, sondern Verbriefungen von hochwertigen Mit-
telstandskrediten aus Deutschland. Unter Zugrundele-
gung von hohen Qualitätsstandards müsste dies möglich
sein, um so die Finanzknappheit im deutschen Mittel-
stand dauerhaft zu überwinden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, ich danke dem Bundes-
finanzminister ausdrücklich dafür, dass er in Brüssel ein
klares Signal an alle Partner in der EU gegeben


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Sehr gut!)


und deutlich gemacht hat: Die Bundesrepublik Deutsch-
land bekennt sich zum Maastricht-Vertrag.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das ist ein klares Signal an die anderen Mitgliedstaaten,
die damit bei dieser Debatte einen Anker haben. Es ist
aber auch ein klares Signal im Hinblick auf die Geld-
wertstabilität unserer gemeinsamen Währung. An dieser
Stelle möchte ich sagen: Es wird ja sehr oft ein Wider-
spruch zwischen Haushalts- und Sozialpolitik gesehen.
Meine Einschätzung ist: Geldwertstabilität ist das Fun-
dament jeder Sozialpolitik. Wer Inflation befördert, han-
delt in hohem Grad unsozial. Dies wollen wir nicht.

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(C (D In diesem Sinne werden wir eine Politik der Geldertstabilität und des Nichtzulassens von Inflation ausrücklich mittragen. Dies erkläre ich Herrn Schäuble für nsere Fraktion, aber auch, wie ich glaube, für die Koaliion insgesamt. Ich weiß, dass wir uns hiermit einer masiven Anstrengung unterziehen; denn dies bedeutet: Wir üssen die Konsolidierung nach der Krise in Angriff ehmen. Dazu sollten wir uns gemeinsam bekennen. Jetzt will ich die Debatte aufgreifen: Brauchen wir ehr oder brauchen wir weniger Schulden? Das ist die alsche Debatte. Es wäre absolut verrückt, in der Krise u sparen. Da müssen wir die automatischen Stabilisatoen wirken lassen und über die von uns beschlossenen onjunkturprogramme versuchen, die wirtschaftliche ktivität zu befördern. In dem Moment aber, in dem die Krise überwunden st, müssen wir den Staat ein Stück weit zurücknehmen nd die Konsolidierung einleiten. Die Kunst wird sein, en richtigen Zeitpunkt zu erkennen. Wir haben und rauchen also keine Debatte über die Frage „Brauchen ir mehr oder brauchen wir weniger Schulden?“, sonern wir müssen ganz klar sagen: Während der Krise lasen wir die automatischen Stabilisatoren wirken, und ach der Krise fahren wir eine entschlossene und konseuente Konsolidierungspolitik. Das ist die Strategie, mit er wir an die Aufgabe herangehen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Jetzt wird zu Recht gesagt, dass zu einer Konsolidie-
ungsstrategie Sparen gehört. Ich bin immer für eine
parsame Haushaltsführung,


(Otto Fricke [FDP]: Aha!)


nd ich bin auch der Meinung, dass zu einer Konsolidie-
ungsstrategie gehört, dass wir schauen, wo wir die Steu-
rgelder unserer Bürger effizienter einsetzen können.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


a werden wir uns die Strukturen unseres Staates an-
chauen müssen, nicht die einzelnen Haushaltstitel.


(Otto Fricke [FDP]: Aber die auch!)


ir müssen sehen, ob wir Strukturen schaffen können,
ie effizienter funktionieren, als es heute der Fall ist. Das
st die Aufgabe, die vor uns liegt.

Wer jetzt sagt, wir sollten einfach nur sparen, greift zu
urz. Ich erinnere an das Platzen der Dotcom-Blase zu
eginn dieses Jahrzehnts. Damals gab es eine Bundesre-
ierung, die ausschließlich mit Sparen darauf reagiert
at. Die Folgen waren mehrere Jahre Nullwachstum,
teigende Arbeitslosigkeit und steigende Haushaltsde-
izite. Deshalb ist aus meiner Sicht Sparen zwar zwin-
end notwendig, aber es reicht zur Lösung des Problems
icht aus; es ist notwendig, aber nicht hinreichend.

Wir sind der Meinung, dass Sparen durch Investitio-
en, Arbeitsplatzpolitik und Wachstumspolitik flankiert
erden muss. Erst mit diesem Gesamtkonzept sind wir

n der Lage, die öffentlichen Haushalte zu konsolidieren.






(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister
Deshalb sind wir für Sparen, für Wachstum und für Ar-
beit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich unterstreiche ausdrücklich: Wir sind auch der
Meinung, dass eine Politik für mehr Wachstum und Ar-
beit nicht im Widerspruch zur Haushaltskonsolidierung
steht, sondern sie unterstützt. Deshalb bringt unsere
Fraktion heute das Wachstumsbeschleunigungsgesetz
mit ein; denn damit wollen wir einen Beitrag zur Haus-
haltskonsolidierung leisten und vermeiden helfen, dass
Haushaltslücken vergrößert werden.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das macht ihr aber!)


– Nein, das machen wir nicht. Herr Schäuble hat deutlich
angekündigt, dass es noch vor Weihnachten einen Haus-
haltsentwurf des neuen Kabinetts geben wird.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Milliardenlöcher reißt ihr!)


Wenn ich es richtig vernommen habe, hat er angekün-
digt, dass in diesem Haushaltsentwurf für 2010 die Net-
tokreditaufnahme nicht höher liegen soll als im Kabi-
nettsentwurf für 2010 vom Juli dieses Jahres. Das heißt,
wir tun etwas für Wachstumsbeschleunigung und für
mehr Arbeit, ohne die Nettokreditaufnahme zu steigern.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo kommt es denn her? Sagt das doch mal!)


Das ist die richtige Politik, und damit sind wir auf dem
richtigen Weg.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und die Gegenfinanzierung bringt dann das Christkind, oder was?)


Das ist doch keine Umkehr. Wenn ein Unternehmen
in der Krise in die Situation geraten ist, dass die Erträge
sinken und Finanzierungslasten wachsen, kann man das
bei den Themen Verlustbesteuerung oder Zinsschranke
nicht einfach ignorieren. Das wirkt sich doch unter den
Rahmenbedingungen geringerer Erträge und höherer Fi-
nanzierungskosten anders aus als in normalen Zeiten.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


Deshalb ist es richtig, dass wir die Wachstumsbremsen,
die Arbeitsplätze kosten und das Wachstum behindern,
entfernen, und zwar nicht irgendwann, sondern sehr zeit-
nah, um damit an die Wirtschaft das Signal zu geben,
dass die Mitarbeiter in den Unternehmen gehalten und
nicht bei der Bundesagentur für Arbeit auf die Payroll
gesetzt werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich komme zum Punkt Erbschaftsteuer. Da haben
wir dieselbe Situation. Wir alle wollen den Unternehmen
die Möglichkeit geben, den Weg in die nächste Genera-
tion zu schaffen, sodass Arbeitsplätze erhalten werden.
Wir haben im Zusammenhang mit dem Generationen-

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(C (D bergang das riesige Problem, dass wir deutlich machen üssen, warum hier eine Privilegierung stattfindet. Das achen wir über die Lohnsummenregel. Ich glaube, ge ade beim Thema Kurzarbeit – wir haben dieses Instruent gemeinsam eingeführt, weil es den Arbeitsmarkt tabilisiert – muss man bedenken: Wir können es einem nternehmen im Zusammenhang mit dem Betriebsüberang an die nächste Generation nicht anlasten, dass es ie Bestimmungen zur Kurzarbeit in Anspruch nimmt. Ich glaube, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir erden im Verfahren versuchen, trotz Zeitknappheit eine rdentliche Beratung hinzubekommen. Ich lade alle Koleginnen und Kollegen in diesem Haus, nicht nur die ollegen der Koalition, zu diesen Beratungen ein und itte Sie, etwas für das Land zu tun und nicht immer nur n die eigene Partei und die eigene politische Gruppieung zu denken. Ich freue mich auf die Wahlperiode. Vielen Dank. Das Wort hat der Kollege Bernd Scheelen von der PD-Fraktion. Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle en! Herr Minister Schäuble, auch ich möchte Ihnen zur bernahme dieser schweren Aufgabe gratulieren. Im amen der SPD-Fraktion biete ich Ihnen eine konstruk ive Zusammenarbeit an. Sie sind der vierte Minister, en ich im Finanzausschuss erlebe. Nicht alle gehörten er SPD an. Sie haben eine sehr schwere Aufgabe vor ich. Sie werden der Minister sein, der im nächsten Jahr en Haushalt mitzuverantworten hat, der die höchste euverschuldung in der Nachkriegsgeschichte auswei en wird. Das ist kein persönlicher Vorwurf an Sie, das äre jedem anderen Minister auch so gegangen. Aber die Frage ist: Wie geht man mit dieser Erkenntis vor der Wahl und nach der Wahl um? Dass die Situaion so ist, wie ich sie beschrieben habe, war vor der ahl klar. Da haben Sie, Union und FDP, Schwarz und elb, wissend, dass sich der Haushalt in einer dramati chen Schieflage befindet, den Wählern vorgegaukelt, an könne noch etwas oben draufpacken, man könne teuersenkungen durchführen, das über Schulden finanieren – und das alles noch auf die 86 Milliarden Euro bendrauf. Sie schlagen den falschen Weg ein, und das ritisieren wir. Wir werden uns das Recht nehmen, den Finger in die unde zu legen. Wir werden Sie damit konfrontieren. enn das, was Sie tun, nämlich Steuersenkungen auf ump zu versprechen, treibt die Verschuldung weiter ach oben. Das ist unverantwortlich. Ich finde, das kann an nicht akzeptieren. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1700503700

(Beifall bei der SPD)

Bernd Scheelen (SPD):
Rede ID: ID1700503800






(A) )



(B) )


Bernd Scheelen
Ich will noch etwas zu einem Thema sagen, das in der
Regierungserklärung der Bundeskanzlerin nicht vorge-
kommen ist, nämlich zu der Lage der Kommunen. Die
Bundeskanzlerin hat uns vorgestern eine Stunde lang
ihre Regierungserklärung vorgetragen. Darin kam das
Wort „Kommunen“ ein einziges Mal vor, und zwar in ei-
ner Aufzählung, wie schlimm die Krise für die Haus-
halte von Bund, Ländern und Kommunen sei. Das war
die einzige Aussage zur Lage der Kommunen. Es gab in
der Regierungserklärung keine Hinweise darauf, wo die
Bundesregierung Wege aus der Krise für die Kommunen
sieht. Stattdessen gibt es eine Vielzahl von Hinweisen
darauf, wie Sie die Krise für die Kommunen noch ver-
schärfen wollen. Das werden wir kritisieren.

Das bezieht sich im Wesentlichen auf das Problem der
Mittel. Die Steuersenkung, die ich eben angesprochen
habe, spielt beispielsweise eine Rolle. Das, was Sie mit
Ihrem „Wachstumsverhinderungsgesetz“ vorlegen, be-
lastet Kommunen mit 1,5 Milliarden Euro pro Jahr zu-
sätzlich und belastet die Länder mit 2,2 Milliarden Euro
zusätzlich. Wer weiß, wie die Länder mit den Kommu-
nen umgehen, der weiß auch, dass es für die Kommunen
nicht bei den minus 1,5 Milliarden Euro bleiben wird.
Sie werden vielmehr auch durch verminderte Zuweisun-
gen und Ähnliches mehr unter dieser Finanzpolitik lei-
den. Das werden wir deutlich machen. Wir sind an der
Seite der Kommunen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hoffentlich! – Otto Fricke [FDP]: Wer wäre das nicht?)


– Ihr nicht, Otto. Ihr seid nicht an der Seite der Kommu-
nen, um es ganz deutlich zu sagen. Also die FDP schon
mal nicht; das steht auf alle Fälle fest.


(Zurufe von der FDP: Doch! Doch!)


Das wesentliche Thema ist die Gewerbesteuer.


(Otto Fricke [FDP]: Genau!)


Diese Einnahmequelle macht für viele Kommunen fast
die Hälfte ihres Haushaltes aus. Sie ist also wichtig für
die Kommunen, wenn es darum geht, die Erledigung von
Aufgaben für den Bürger zu finanzieren. Die Kommu-
nen verlassen sich auf das, was die Bundeskanzlerin am
13. Mai vor dem Städtetag in Bochum gesagt hat. Sie hat
wörtlich gesagt: Die Gewerbesteuer bleibt unangetastet. –
Dem könnten wir zustimmen, wenn es denn so bliebe.

Was Sie heute jedoch vorlegen, ist der erste Wort-
bruch. Das werden wir kritisieren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Diesen ersten Wortbruch begehen Sie, indem Sie die
Hinzurechnung bei den Mieten von 65 auf 50 Prozent
absenken. Das heißt, die Gewerbesteuer bleibt schon bei
diesem ersten Zugriff nicht unangetastet.

Der zweite Wortbruch in diesem Zusammenhang liegt
in dem Hinweis auf die Einrichtung einer Kommission.
Wer sagt: „Die Gewerbesteuer bleibt unangetastet“, der

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(C (D raucht keine Kommission. Im Übrigen hat es mehrere ommissionen zu diesem Thema gegeben. 2002/2003 st die ganze Thematik unter Beteiligung dieses Hohen auses und aller Verbände, die daran ein Interesse haen, mehrfach diskutiert worden. Man ist auch zu einem rgebnis gekommen. Das Ergebnis von 2003 lautete: Es leibt bei der Gewerbesteuer, und sie muss gestärkt weren. Danach haben wir in der Großen Koalition in den etzten vier Jahren noch stärker, als wir es in der rot-grüen Koalition konnten, gehandelt. Wir sind Ihnen noch eute dankbar dafür, dass das ging. Die Gewerbesteuer st in den letzten vier Jahren gestärkt worden. Aber jetzt achen Sie eine Kehrtwendung um 180 Grad und wol en die Gewerbesteuer abschaffen. Das ist Wortbruch, nd den lassen wir Ihnen nicht durchgehen. Zur Frage, wie in der Zukunft die Lasten verschoben erden: Sie gaukeln den Menschen etwas vor, wenn Sie hnen sagen, dass ihnen demnächst mehr Geld in der Tache verbleibt; mehr Netto vom Brutto, behaupten Sie. as Gegenteil wird der Fall sein: Die Menschen werden eststellen, dass sie weniger Netto vom Brutto haben; enn das, was sie möglicherweise weniger an Steuern ahlen, dürfen sie im nächsten Jahr an Abgaben für die ozialen Sicherungssysteme und an kommunalen Abgaen mehr bezahlen. Ihre Koalition empfiehlt, darüber nachzudenken, ob ommunen, die jetzt im Rahmen der Daseinsvorsorge on der Mehrwertsteuer befreit sind, zukünftig den atz zahlen sollten, den private Unternehmen zahlen üssen. Das würde zum Beispiel bei den Abgaben für üllabfuhr und Abwasser 19 Prozent Mehrwertsteuer edeuten. Die Bürgerinnen und Bürger werden anhand es Gebührenbescheides möglicherweise feststellen, ass sie zwar 10 Euro weniger Steuern zahlen, dafür ber 50 Euro mehr Abgaben. Das ist der falsche Weg. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das stimmt aber nicht, was Sie da sagen! Sie können gerne einmal kommen! Ich kann Ihnen das zeigen!)


(Beifall bei der SPD)


Sie müssen den Koalitionsvertrag einmal lesen.


(Otto Fricke [FDP]: Wer ihn geschrieben hat, muss ihn nicht so häufig lesen wie der, der ihn nicht geschrieben hat!)


Ihre Aussagen sind sehr widersprüchlich. Auf der ei-
en Seite sagen Sie, dass Sie die Daseinsvorsorge nicht
teuerlich belasten wollen. Auf der anderen Seite sagen
ie aber, dass das zum Beispiel im Abfallbereich nicht
elten solle. Was ist denn Daseinsvorsorge, wenn nicht
er Abfallbereich? Was soll denn dann noch Daseinsvor-
orge sein? Das ist ein klassisches Feld der Daseinsvor-
orge. Da wollen Sie die Bürger belasten, und das ma-
hen wir nicht mit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Auch zur U-3-Betreuung gibt es im Koalitionsver-
rag keinen wirklich verwertbaren Hinweis. Sie sagen






(A) )



(B) )


Bernd Scheelen
nebulös, dass Sie die Qualität der Ausbildung der Erzie-
herinnen und Erzieher verbessern wollen. Wenn Sie dazu
konkrete Schritte vorschlagen, werden Sie uns an Ihrer
Seite haben. Zur Erhöhung der Quantität sagen Sie aber
nichts. Auch das ist eine Kehrtwende um 180 Grad und
ein Wortbruch; denn wir waren uns eigentlich einig, dass
die Betreuung der unter Dreijährigen, die wir gemein-
sam auf die Schiene gesetzt haben, nur ein Anfang sein
sollte. Das sollte ausgebaut werden. Dazu findet sich in
Ihrer Vereinbarung nichts.

Frau von der Leyen ist gerade leider nicht anwesend.


(Otto Fricke [FDP]: Sie ist da! In liberalen Reihen!)


– Hallo, Frau von der Leyen! Sie haben in den letzten
vier Jahren – das muss man neidlos anerkennen – eine
sehr gute Familienpolitik gemacht.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ja, die hat sie gemacht. Aber sie konnte diese Familien-
politik nur mit uns machen. Das ging nur mit der SPD.


(Beifall bei der SPD)


Sie hat 100 Prozent unserer Familienpolitik umgesetzt.
Sie hat geschaut, was in den Schubladen von Renate
Schmidt übrig geblieben ist. Wir haben es sehr begrüßt,
dass Sie das getan haben. Manchmal haben wir das auch
etwas kritisch beäugt, weil Sie das medial sehr gut rüber-
gebracht haben.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Neidhammel!)


Aber jetzt schweigen Sie. Sie machen eine Kehrt-
wende um 180 Grad. Über die U-3-Betreuung wird nicht
mehr geredet. Stattdessen kommt jetzt das Betreuungs-
geld, das Sie selbst als Katastrophe bezeichnet haben.
Ich hätte von Ihnen ein klares Wort erwartet, dass es der
falsche Weg ist, dass es vielmehr Eltern dazu verleitet,
ihre Kinder nicht in Einrichtungen zu bringen, und sie
dafür belohnt, dass ihre Kinder nicht mit anderen ge-
meinsam lernen. Das ist der falsche Weg.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wenn Sie uns das nicht glauben, empfehle ich Ihnen
einen Blick in die Zeitungen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Denen glauben wir auch nicht!)


In der Financial Times Deutschland, die nicht gerade im
Verdacht steht, uns besonders nahezustehen, liest man:
„Zusätzliches Kindergeld verfehlt Kinder“. Oder: „Gol-
dene Zeiten für reiche Eltern“. Das ist die Klientelpoli-
tik, die Sie betreiben, und die werden wir nicht mitma-
chen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1700503900

Das Wort hat jetzt der Kollege Otto Fricke von der

FDP-Fraktion.

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(C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1700504000

Geschätzter Vizepräsident! Meine lieben Kolleginnen

nd Kollegen! Zu Ihrer Pauschalkritik in den letzten Ta-
en sage ich: Wenn Sie intelligente Kritik anbringen
ürden, wäre es ja gut. Aber bei Ihnen ist das doch so:
elbst wenn die Kanzlerin und der Vizekanzler über
asser laufen könnten, dann würde Ihnen nur einfallen:
uckt mal, die können nicht schwimmen. So ungefähr

st inzwischen Ihre Kritik an dieser neuen Koalition.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Billiger Scherz!)


Eine Analyse der Lage betreiben Sie gar nicht. Das
ätte ich von Rot-Grün und auch von den Linken ein we-
ig erwartet; von den Linken natürlich weniger. Wie
ieht denn die Analyse der Lage aus? Die Verschuldung
es Bundes wird dieses Jahr über 1 Billion Euro hinaus-
ehen, und zwar nicht deswegen, weil das die neue
oalition so gemacht hätte, sondern weil es insbeson-
ere eine Hinterlassenschaft von elf Jahren SPD-Regie-
ung ist. Das darf man doch auch noch einmal deutlich
agen.


(Beifall bei der FDP – Widerspruch bei der SPD – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das habt ihr schon im Kopf gehabt, da waren die Koalitionsverhandlungen noch nicht fertig!)


50 Milliarden Euro Neuverschuldung gab es unter der
egierung der SPD. Die Grünen haben kräftig mitge-
acht.

Schauen wir uns noch an, welche Verschuldung Sie
ns für die nächsten Jahre mitgegeben haben. Herr Kol-
ege Scheelen, Sie haben es richtig gesagt: Das hätte je-
en getroffen, der als Nächster Finanzminister geworden
äre. Aber schauen wir uns die von der SPD mitbe-

chlossene Finanzierungslücke für den Finanzplan der
ächsten Jahre an. Das sind noch einmal 300 Milliarden
uro, mit denen Sie diese neue Koalition belasten.


(Joachim Poß [SPD]: Das ist eine brennende Anklage gegen Ihren Koalitionspartner!)


usammen sind das 650 Milliarden Euro, für die die
PD nach gegenwärtigem Stand Verantwortung trägt
nd gegen die wir arbeiten müssen.


(Beifall bei der FDP – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das habt ihr vor dem Koalitionsvertrag nicht gewusst, oder was?)


Woran liegt denn das? Was ist denn das eigentliche
roblem? Jetzt tun hier alle auf einmal so, als sei das ei-
entliche Problem die Steuersenkungen.


(Zuruf von der LINKEN: Ja, ist doch so!)







(A) )



(B) )


Otto Fricke
Das Problem ist die Verschuldung der Vergangenheit,
die man uns hinterlassen hat. Das Problem sind die
Schulden der Vergangenheit.


(Beifall des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


Die Steuersenkungen dagegen, meine lieben Kollegin-
nen und Kollegen von der Opposition, sind ein Teil der
Lösung. Das einzusehen, sind Sie aber nicht bereit.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Was müssen wir tun? Wir müssen auf Wachstum set-
zen. Wir müssen uns über die Qualität des Wachstums
unterhalten; das ist gar keine Frage. Wir dürfen nicht an
Wachstum alleine glauben, aber ohne Wachstum werden
wir es nicht schaffen. Nun komme ich zum Unterschied
zwischen Ihrem Denken und unserem Denken. Wir set-
zen beim Wachstum auf den Bürger, auf den Unterneh-
mer und damit auf den Markt und nicht auf den Staat,
der vorgibt, wie Wachstum entstehen soll. Denn das
– das hat die Vergangenheit gezeigt – funktioniert nicht.


(Beifall bei der FDP)


Ich will Ihnen zur Erklärung der aktuellen Situation
noch ein Bild nennen, auch um das für die Zuschauer ein
bisschen zu verdeutlichen.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Okay, wir sind schuld! Was macht ihr?)


Dieses Land steht vor einem Graben, der durch eine
Finanz- und Wirtschaftskrise entstanden ist. Was ma-
chen Sie, wenn Sie vor dem Graben stehen? Die Linken
sagen erst einmal: Den Graben gibt es gar nicht, das ist
alles Quatsch, und dahinter fließen Milch und Honig. –
Die Grünen diskutieren erst einmal über die Frage, ob ir-
gendetwas Schützenswertes in dem Graben ist. Die SPD
geht einfach einen Schritt vorwärts und fällt hinein.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP)


Was macht die Koalition? Die Koalition sagt: Wenn man
vor einem Graben steht, dann muss man erst zwei Schritte
zurückgehen und Anlauf nehmen, um darüber zu kom-
men. Dies ist nur durch Entlastung der Bürger und der
Unternehmen möglich. Auch deswegen wollen wir diese
Entlastung.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Noch ein weiterer Punkt: Was ist unsere Aufgabe im
Rahmen der Finanz- und Wirtschaftspolitik in Europa?
Sie erinnern sich doch bestimmt noch daran, wie von
Deutschland gesprochen wurde: Wir seien der kranke
Mann, wir seien der große Tanker, den man mitschlep-
pen müsse. Das haben wir geändert; das sage ich auch
anerkennend in Richtung SPD.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Wann denn?)


Durch Reformen auf dem Arbeitsmarkt, durch Einbrin-
gung von Ansätzen einer Kapitaldeckung im Bereich der
Altersvorsorge und durch vieles andere mehr haben Sie
mit dafür gesorgt – das wird sicherlich einmal in den Ge-

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(C (D chichtsbüchern stehen –, dass dieser kranke Mann voangekommen ist. etzt fallen Sie wieder in die alten Regeln zurück und saen: Wir sollten nichts verändern, den Finanzplan hinehmen und einfach mal schauen, ob es irgendwie geht. abei wissen Sie doch ganz genau: Wir werden nur vo ankommen, wenn wir Reformen durchführen. Wir müsen der Eisbrecher für Europa sein, der dafür sorgt, dass ir durch diese Krise kommen. Dafür brauchen wir eine teuerreform. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Zurufe von der SPD: Oh!)


Herr Minister Schäuble, auch ich beglückwünsche Sie
n dem Maße, in dem ein Haushälter einen Finanzminis-
er zu einem solchen Amt beglückwünschen kann, zu al-
edem, was da noch kommen wird. Sie haben bei Ihrer
mtseinführung – ich habe Ihren Worten sehr wohl ge-

auscht – sehr klar und präzise gesagt: Ich bringe den
itarbeitern des Finanzministeriums Vertrauen entgegen

is zum Beweis des Gegenteils. – Für die FDP-Fraktion
ilt im Verhältnis zu unserem Finanzminister genau das
leiche.


(Bernd Scheelen [SPD]: Das ist nur vergiftet! Ein „tolles“ Klima in der Koalition! – Weitere Zurufe von der SPD: Oh! Oh!)


ch bin mir sicher, dass das Gegenteil niemals eintreten
ird.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zum Schluss zum Steuersystem. Herr Minister
chäuble, Sie haben gesagt – das ist heute in der Rheini-
chen Post zu lesen –, ein grundlegend neues Steuersys-
em sei nicht Teil der Vereinbarung. Natürlich können
ir in semantischer Hinsicht über das Wort „grundle-
end“ streiten. Wenn aber in der Koalitionsvereinbarung
teht, ohne Bedingung und ohne Konjunktiv, dass wir
en Umbau des Steuersystems hin zu einem Stufentarif
ornehmen werden,


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie und Ihr Stufentarif! Was für eine Geschichte!)


nd wenn die Kanzlerin sagt, dass wir ein einfacheres,
iedrigeres und gerechteres Steuersystem wollen, dann
st das, jedenfalls für die FDP-Fraktion, ein grundlegend
eues Steuersystem. Darauf freuen wir uns.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1700504100

Das Wort hat jetzt die Kollegin Dr. Barbara Höll von

er Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN – Eduard Oswald [CDU/ CSU]: Jetzt kommt Klassenkampf!)







(A) )



(B) )


Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1700504200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Fricke, Sie beklagen als Erstes das Erbe von
Schwarz-Rot: die hohen Schulden. Was aber ist Ihre
erste Gesetzesinitiative? Sie treiben die Schulden weiter
nach oben.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Das Ganze nennen Sie dann Wachstumsbeschleuni-
gungsgesetz und Konjunkturpaket III. So verkaufen Sie
Ihre eiligst zusammengeschusterte erste Initiative. Das
ist von vorn bis hinten Etikettenschwindel.


(Beifall bei der LINKEN)


Konjunkturpolitisch ist dieses Gesetz nahezu wir-
kungslos. Führende Wirtschaftsinstitute, zum Beispiel
das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsfor-
schung, sehen keinerlei Anlass, ihre Konjunkturprogno-
sen für 2010 deswegen zu korrigieren. Ich zitiere ferner
Joachim Scheide, den Konjunkturchef des Kieler Insti-
tuts für Weltwirtschaft. Er sagt:

Die von der Bundesregierung beschlossenen Maß-
nahmen sind vor allem Sozialtransfers und Subven-
tionen. Das ist nicht das, was wir Ökonomen als
Wachstumspolitik bezeichnen.

Der Gipfel der Dreistigkeit ist, dass die Sozialtrans-
fers und Subventionen zum allergrößten Teil an Reiche,
Vermögende und große Unternehmen gehen werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Die große Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger und der
kleinen und mittleren Unternehmen wird tatsächlich mit
Almosen abgespeist oder geht gänzlich leer aus. Statt
Wachstum beschleunigen Sie damit nur die Spaltung
zwischen Arm und Reich.


(Beifall bei der LINKEN)


Skandalös ist, wie eilig Sie es mit dieser Umvertei-
lung von unten nach oben haben. Reiche, Vermögende
und große Unternehmen schlagen sich angesichts dieses
Eifers der schwarz-gelben Koalition auf die Schenkel.
Zudem bekannte sich die Bundeskanzlerin am Dienstag
dieser Woche auch noch ausdrücklich zur Einführung ei-
nes Stufentarifs bei der Einkommensteuer.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Ja! Darüber hat sich die FDP sehr gefreut!)


Wie auch immer er gestaltet ist, die Besserverdienenden
dürften schon heute Eurozeichen in den Augen haben.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Was ist mit der Gegenfinanzierung? Herr Solms, mit
Verlaub: Gestern verwiesen Sie hier allen Ernstes auf die
sogenannte Laffer-Kurve. Ich glaube, Sie sind mittler-
weile der Letzte, der noch glaubt, dass sich Steuersen-
kungen im Zeitablauf selber finanzieren. Das ist so über-
holt, dass sogar im Gabler Wirtschaftslexikon, dem
deutschsprachigen Standard-Wirtschaftslexikon, steht
– ich zitiere –: „Die Realität hat dies widerlegt.“

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(C (D (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Den Skandal, dass dem Staat nicht alle Kinder gleich
iel wert sind, gehen Sie überhaupt nicht an, sondern
erschärfen ihn sogar noch. Das Kindergeld erhöhen
ie um nur 20 Euro pro Monat. Wer aufgrund seines ho-
en Einkommens den Kinderfreibetrag ausnutzen
ann, wird von Ihnen weitaus großzügiger bedacht.
napp 37 Euro pro Monat sind für die Bezieher entspre-

hend hoher Einkommen drin, fast doppelt so viel wie
ür einen Kindergeldempfänger.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Auch Sie müssten es doch irgendwann einmal begriffen haben!)


ie große Mehrheit der Kinder erhält allerdings nur Kin-
ergeld; laut der Einkommensteuerstatistik 2001 waren
s 86 Prozent. Wer gar Hartz IV oder Sozialhilfe bezieht,
eht völlig leer aus.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Skandal!)


as ist ein riesengroßer Skandal.

Herr Schäuble, ich sage Ihnen ganz deutlich: Sie er-
öhen das Kindergeld für die Kinder von Millionären
m 37 Euro pro Monat, Sie erhöhen das Kindergeld zum
eispiel für die Kinder einer Lehrerin um 20 Euro pro
onat, aber eine arbeitslose alleinerziehende Mutter be-

ommt null Komma nichts. Das haben Sie eben „sozial
usgewogene Politik“ genannt. Wo leben Sie denn? Was
aben Sie denn für christliche Vorstellungen?


(Beifall bei der LINKEN)


Die großen Unternehmen dagegen werden durch Ih-
en Gesetzentwurf mit Steuergeschenken in Höhe von
,4 Milliarden Euro bedacht. Damit knüpfen Sie nahtlos
n die Politik von Rot-Grün und der Großen Koalition
n. Große Unternehmen werden seit zehn Jahren immer
ehr aus der Steuerpflicht entlassen. Allein die Senkung

er Körperschaftsteuer im Rahmen der Unternehmen-
teuerreform 2008 entlastete die großen Unternehmen
m über 10 Milliarden Euro. Nun werden selbst die we-
igen Maßnahmen, die zur Gegenfinanzierung dieser
nternehmensteuerreform verabschiedet wurden, von

hnen aufgeweicht oder abgeschafft. So werden die Ver-
ust- und Zinsabzugsbeschränkungen entschärft, was
u Steuervermeidung und Steuerhinterziehung geradezu
inlädt. Zur Erinnerung: Die Zinsschranke sollte verhin-
ern, dass Konzerne zwecks Steuerersparnis die Verluste
m Inland geltend machen und die Gewinne ins Ausland
ransferieren.

Die Höhe der alten Zinsschranke beträgt 1 Million
uro. Laut Schätzung des DIW waren von den 3,5 Mil-

ionen Unternehmen in der Bundesrepublik Deutschland
ur etwa 1 000 – das sind nicht einmal 0,03 Prozent –
on der Zinsschranke betroffen. Jetzt soll die Zins-
chranke bei 3 Millionen Euro dauerhaft bleiben. Dann
ind noch viel weniger Unternehmen von der Zins-
chranke betroffen. Und das nennen Sie Entlastung für
leine und mittelständische Unternehmen? Das ist ab-






(A) )



(B) )


Dr. Barbara Höll
surd; diese Unternehmen haben doch überhaupt nichts
davon.


(Beifall bei der LINKEN)


Zudem sollen die großen Unternehmen jetzt auch noch
die Möglichkeit bekommen, Zinsaufwendungen über
fünf Jahre so zu verrechnen, dass sie noch weniger Steu-
ern zahlen.

Die Erbschaftsteuer höhlen Sie weiter aus. Dabei
wäre gerade die Erbschaftsteuer ein zentrales Instrument
für steuerliche Mehreinnahmen und für mehr Gerechtig-
keit. Auf diesem Wege könnte man erreichen, dass auch
die Vermögenden ihren Beitrag zur Bezahlung der Zeche
für die Krise leisten. Doch das wollen Sie nicht, da
trauen Sie sich nicht ran. Wenn wir eine hohe Verschul-
dung haben, brauchen wir doch Instrumente, um das
Steueraufkommen zielgerichtet wieder zu steigern. Ver-
mögensteuer als Millionärsteuer, Börsenumsatzsteuer,
Erbschaftsteuerreform – von all dem lassen Sie die Fin-
ger, weil Sie sich da in Ihrer Klientelpolitik nicht heran-
trauen.


(Beifall bei der LINKEN)


Alles in allem muss man sagen: Schwarz-Gelb bleibt
seinem Ruf treu. Die Reichen sollen ungestört reicher
werden, der Rest zählt nicht; soll er doch sehen, wo er
bleibt. Ich sage Ihnen: Mit uns nicht.

Herr Schäuble, Sie treiben die Staatsverschuldung in
schwindelerregende Höhen – auf Kosten der Länder, der
Kommunen und der Mehrheit der Bevölkerung. Wir
werden Ihnen weiter aufzeigen, wo und wie Sie Geld
einnehmen können, um mehr soziale Gerechtigkeit zu
erzielen. Wir lassen Sie da nicht in Ruhe; das verspreche
ich Ihnen von dieser Stelle aus. Was es mit Ihrer Auffas-
sung von sozial ausgewogen auf sich hat, werden wir
hier weiter entlarven.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1700504300

Als nächster Redner hat das Wort der Kollege

Dr. Thomas Gambke von Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten
Damen und Herren! Dies ist meine erste Rede vor die-
sem Hohen Haus. Bitte gestatten Sie mir deshalb, gleich-
sam als eine kurze Vorstellung, mit einer persönlichen
Bemerkung anzufangen: Ich bin vor vier Jahren in die
Politik gegangen, nach mehr als 20 Jahren Tätigkeit für
einen internationalen Technologiekonzern. 15 Jahre da-
von habe ich ein internationales Geschäft aufgebaut.
Eine Erfahrung habe ich dabei gemacht, die immer wie-
der bestätigt worden ist: Wer ein erfolgreiches Geschäft
aufbauen will, der muss die Märkte kennen und zielge-
richtet die in diesen Märkten nachgefragten Produkte
entwickeln, produzieren und vertreiben.

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(C (D Herr Bundesminister Norbert Röttgen hat gestern leich zu Beginn seiner Ausführungen deutlich gemacht, ass Wirtschaftskrise und ökologische Krise in einer enen Verbindung stehen. Er hat einen sehr richtigen Satz esagt: Nur mit Innovationen und Nachhaltigkeit können ir die neuen Märkte entwickeln, können wir die Krise berwinden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Bis hierhin stimmen wir überein!)


Jetzt hören Sie einmal zu! – Innovation und Nachhal-
igkeit: Finden wir hierfür wirklich Substanz in Ihrem
oalitionsvertrag?


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Von der ersten bis zur letzten Seite! – Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nichts!)


irkt so das Wachstumsbeschleunigungsgesetz? Das
redo des Bundeswirtschaftsministers in seinem überaus
urzen und nicht gerade von Inhaltsschwere gekenn-
eichneten Vortrag war,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


er Schlüssel zum Wachstum liege in der Steuerpolitik.
chauen wir uns doch einmal Ihre steuerpolitischen De-

ails anhand einiger Beispiele an.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Okay!)


Abmilderung der Zinsschranke: Im Prinzip ist das
ine richtige Entscheidung.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Eben! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr gut!)


erade in Zeiten mit zusätzlichem Fremdkapitalbedarf
üssen wir weg von einer Substanzbesteuerung. Aber

hne Gegenfinanzierung entziehen Sie den Kommunen
amit das Geld, das gerade die Kommunen für eine
achhaltige Bildungspolitik und für die energetische Sa-
ierung kommunaler Gebäude so dringend brauchen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich bin Stadtrat in Landshut. Am Dienstag fand die
rste Verhandlung über den nächsten Haushalt statt.


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Hatten Sie Zeit für die Sitzung, Herr Kollege?)


er Kämmerer hat seinen Offenbarungseid für die Jahre
011 und 2012 schon angekündigt.

Die Zahlen in der Bundesrepublik sind schon erschre-
kend. Den deutschen Kommunen fehlen bei der Gewer-
esteuer in diesem Jahr voraussichtlich 7,4 Milliarden
uro – das sind 18 Prozent von den bisherigen 41 Mil-

iarden Euro –, und da kommen Sie mit Gesetzentwür-
en, durch die die Kommunen noch einmal erheblich be-
astet werden! Damit werden Sie Ihrer Verantwortung
ür das gesamte Gemeinwesen dieser Republik in keins-
er Weise gerecht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Dr. Thomas Gambke
Ermäßigter Mehrwertsteuersatz für Übernachtun-
gen: Wachstumsimpuls? – Fehlanzeige! Soziale oder
ökologische Lenkungswirkung? – Fehlanzeige! Steuer-
vereinfachung? – Fehlanzeige! Im Gegenteil: Das Steu-
ersystem wird komplizierter. Ich bin gespannt auf die
Darstellung des zusätzlichen Bürokratieaufwandes bei
der Abrechnung der Reise- und Bewirtungsrechnungen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Steuerung der Konjunktur durch die Mehrwertsteuer
ist schlicht Unsinn. Dieser Gesetzentwurf ist nicht nach-
haltig, er hat keine konjunkturelle Wirkung, und er ist
ordnungspolitisch kontraproduktiv.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


In Ihrem Koalitionsvertrag beschreiben Sie richtiger-
weise Handlungsbedarf beim ermäßigten Mehrwertsteu-
ersatz. Wenn Sie da herangehen wollen, brauchen Sie
aber klare Grundsätze; sonst landen Sie da, wo Sie heute
schon sind und wo Sie mit der vorgeschlagenen Rege-
lung noch tiefer hineinkommen: in einem Wirrwarr von
Regelungen, das von einzelnen Lobbygruppen bestimmt
wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zum Schluss eine Bemerkung zum Stufentarif. Sie
haben uns jetzt ja einen ganz bunten Strauß an Vorge-
hensweisen vorgestellt. Die FDP sagt, er komme. In dem
Koalitionsvertrag steht ganz präzise, er solle möglichst
zum 1. Januar 2011 in Kraft treten. Der Finanzminister
sagt: Er kommt nicht in der nächsten Legislaturperio-
de. – Frau Merkel sagt in ihrer Regierungserklärung,
dass er kommt, schweigt sich aber über die Details aus.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Selektive Wahrnehmung, Herr Kollege!)


Ich kann nur eines sagen: Wenn Sie sich des Problems
der kalten Progression wirklich annehmen wollen, dann
verbauen Sie sich gerade mit dem vorgelegten Wachs-
tumsbeschleunigungsgesetz und den daraus resultieren-
den Belastungen für die Haushalte die Möglichkeit,
irgendetwas in Richtung einer gerechteren Einkommen-
steuer zu tun. Sie werden so nichts erreichen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Übrigens sehe ich in Ihrem Wachstumsbeschleuni-
gungsgesetz durchaus schon einen Stufentarif, nur in ei-
ner vollkommen falschen und unsozialen Art. Ich meine
die soziale Schieflage bei der vorgeschlagenen Anhe-
bung des Kinderfreibetrages und des Kindergeldes.
1,8 Millionen Kinder, die in Bedarfsgemeinschaften le-
ben, erhalten nichts. Kinder in Familien mit mittlerem
Einkommen erhalten monatlich zusätzlich 20 Euro, und
mit der Anhebung des Kindergeldfreibetrages erhalten
Kinder in wohlhabenden Familien zusätzlich rund
40 Euro im Monat.


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Sie erhalten gar nichts! Sie müssen weniger zahlen!)


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(C (D etzt wissen wir, wie sich Schwarz-Gelb einen Stufentaif vorstellt. Dieser ist aber alles andere als gerecht und einesfalls sozial. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Meine Damen und Herren, wir fordern die Bundesre-
ierung auf, das Wachstumsbeschleunigungsgesetz mit
er Klientelpolitik und den ordnungspolitisch unsinni-
en Steuerregelungen schnellstmöglich zurückzuziehen.
tattdessen wollen wir das Kindergeld für Kinder, die in
edarfsgemeinschaften leben, um 20 Euro erhöhen.
ies wäre unmittelbar wirksam für die Konjunktur. Es
ürde die Haushalte weit weniger belasten als die teuren
teuergeschenke, die Sie vorhaben, und es wäre vor al-

em ein Schritt in Richtung von mehr sozialer Gerechtig-
eit.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1700504400

Herr Kollege Gambke, ich darf Ihnen im Namen des

anzen Hauses zur Ihrer ersten Rede im Deutschen Bun-
estag gratulieren. Herzlichen Glückwunsch!


(Beifall)


Nächster Redner ist der Kollege Bartholomäus Kalb
on der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Bartholomäus Kalb (CSU):
Rede ID: ID1700504500

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Die Haushalts-, Finanz- und Steuerpolitik wird
weifellos das zentrale Themenfeld der Politik in dieser
egislaturperiode sein. Schon in den letzten 15 Monaten
at uns die Haushalts- und Finanzpolitik in besonderer
eise beschäftigt. Ich denke dabei an die Maßnahmen

ur Finanzmarktstabilisierung, zur Stützung der Kon-
unktur und zur Abwendung der schlimmen Folgen der

irtschaftskrise. Hier haben Regierung und Parlament
uch in den zurückliegenden Monaten ein Höchstmaß an
erantwortungsbewusstsein an den Tag gelegt und ent-
prechend gehandelt. Man würde sich wünschen, dass so
anche Akteure auf dem Finanzmarktsektor zumindest

etzt Konsequenzen zögen und in ähnlicher Weise bereit
ären, verantwortungsbewusst zu handeln, um Gefahren
nd solche Ereignisse, wie wir sie erlebt haben, für die
ukunft abzuwehren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie der Abg. Miriam Gruß [FDP])


Jetzt geht es darum, dass die erkennbaren wirtschaftli-
hen Erholungstendenzen gestützt werden und dass wir
ie Wachstumskräfte, die sich zeigen, stärken. Wir müs-
en jetzt alles daransetzen, dass die Kriterien des euro-
äischen Stabilitätspaktes und die Vorschriften unseres
rundgesetzes zur Schuldenbegrenzung so bald wie






(A) )



(B) )


Bartholomäus Kalb
möglich eingehalten werden. Deswegen sind wir Bun-
desminister Schäuble sehr dankbar, dass er in Brüssel
deutlich gemacht hat, dass spätestens ab 2013 die Krite-
rien des Europäischen Stabilitäts- und Wachstums-
paktes eingehalten werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie mal was dazu, wie!)


Ich denke, das steht auch uns Deutschen in besonderer
Weise gut an; denn wir waren es, oder, genauer gesagt,
der damalige deutsche Finanzminister Theo Waigel war
es, der den Stabilitäts- und Wachstumspakt in Europa
konzipiert hat.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er war der Rekordhalter der Verschuldung! Das verdoppelt ihr jetzt!)


Ich füge hinzu: Die Bürger erwarten von uns zuallererst
– noch vor der Frage der Steuersenkungen und der Leis-
tungsausweitungen –, dass wir alles tun, um Inflations-
gefahren abzuwehren und sicherzustellen, dass unsere
Währung stabil bleibt.

Wir haben jetzt eine total veränderte Situation. Die
demografische Entwicklung, die voranschreitende Glo-
balisierung, die weltweit arbeitsteilige Wirtschaft und
die Folgen der Wirtschafts- und Finanzkrise werden uns
vor völlig neue Herausforderungen stellen. Dadurch
wird sich auch die Frage der Wettbewerbsfähigkeit der
Bundesrepublik Deutschland neu stellen. Es ist wichtig,
zu erkennen, dass unter dem Begriff Wettbewerbsfähig-
keit nicht mehr nur die Wettbewerbsfähigkeit der Pro-
dukte gesehen werden muss, sondern dass es auch einen
Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter geben wird.
Deshalb kommt der Haushalts-, Finanz- und Steuerpoli-
tik eine immer größere Bedeutung im Hinblick auf die
dauerhafte Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit Deutsch-
lands zu. Haushalts-, Finanz- und Steuerpolitik werden
zum zentralen Schlüssel für die Sicherung von Wettbe-
werbsfähigkeit und Wohlstand für die Menschen in un-
serem Land.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Mit dem Wachstumsbeschleunigungsgesetz setzen
wir das um, was wir zugesagt und worauf wir uns in der
Koalition verständigt haben. Wir senden ein klares Zei-
chen an Wirtschaft und Bürger, damit sie wissen, woran
sie sind, worauf sie sich einstellen müssen und worauf
sie sich verlassen können. Es handelt sich also um ein
Zeichen der Verlässlichkeit, das Vertrauen schafft.

Der größte Posten ist – darauf wurde vorhin abgezielt –
die Erhöhung des Kindergeldes und des Kinderfrei-
betrages. Ich gebe offen zu, dass man als Haushälter
zweimal durchatmet, wenn man die finanzielle Dimen-
sion sieht. Aber die Koalition wollte hier bewusst ein fa-
milienpolitisches Zeichen zur Stärkung der Familien set-
zen. Die Bedeutung der Familien ist vorhin zum
Ausdruck gebracht worden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


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(C (D ier geht es um die Sicherung der Zukunft unseres Lanes und aller Generationen. Ich finde es ganz schlimm, dass Sie, sehr verehrter err Kollege Scheelen, genauso wie andere Kollegen owie die Financial Times sofort die Dinge auf den Kopf tellen und unterstellt wird, das Geld komme nicht bei en Familien und insbesondere bei den Kindern an. Ich ehre mich dagegen, immer nur die Problemfälle und icht die ganz normalen Familien und Eltern im Blick zu aben, (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ab wie viel Einkommen ist man bei Ihnen normal?)


ie jeden Tag versuchen, ihrer Verantwortung gerecht zu
erden und mit dem Geld, das sie einnehmen, auszu-
ommen, die arbeiten und solide wirtschaften und ihrem
rziehungsauftrag gerecht werden.


(Beifall bei der CDU/CSU – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das musste einmal gesagt werden!)


atürlich weiß ich als Kommunalpolitiker, dass es auch
roblemfälle gibt. Auf diese müssen wir achten. Aber
ir dürfen nicht die ganz große Mehrheit der Eltern und
er Familien entmutigen, entmündigen, sie der Verant-
ortung berauben und bevormunden. Wir müssen ihnen
ei der Erfüllung ihrer Aufgaben Mut machen. Unsere
olitik leistet einen Beitrag dazu.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 1,8 Millionen Kinder kriegen gar nichts bei Ihnen!)


Da viel Falsches zum Kindergeld und zum Kinder-
reibetrag gesagt wurde, will ich daran erinnern, dass das
undesverfassungsgericht in den 90er-Jahren zu Recht
ntschieden hat, dass nicht jener Anteil des Einkommens
esteuert werden darf, den andere, die nur von Transfer-
inkommen leben, steuerfrei bekommen, und dass die
esteuerung erst ab der Grenze des Existenzminimums
insetzen darf. Das ist der Hintergrund für die Anhebung
es Steuerfreibetrages.

Natürlich fragt man sich, wenn man Kinder hat, ob
an selber dem Erziehungsauftrag gerecht wird. Ich

alte es hier mit dem Grundgesetz. In Art. 6 Abs. 2 des
rundgesetzes steht:

Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürli-
che Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen ob-
liegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die
staatliche Gemeinschaft.

o ist es, und nicht umgekehrt.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1700504600

Herr Kollege Kalb, bitte kommen Sie zum Schluss.


(Abg. Dr. Barbara Hendricks [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)







(A) )



(B) )


Bartholomäus Kalb (CSU):
Rede ID: ID1700504700

Es tut mir leid, Frau Kollegin. Ich hätte Ihre Zwi-

schenfrage gern noch zugelassen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1700504800

Herr Kollege Kalb, Ihre Redezeit ist abgelaufen.


Bartholomäus Kalb (CSU):
Rede ID: ID1700504900

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Die Legislaturperiode ist noch lang!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1700505000

Frau Kollegin Hendricks zur Kurzintervention, bitte

schön.


Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1700505100

Herr Kollege Kalb, ich möchte Sie und das Hohe

Haus darauf aufmerksam machen, dass die Begründung
für die Anhebung des Kinderfreibetrages nicht das Exis-
tenzminimum ist. Es gibt nämlich keinen neuen Exis-
tenzminimumsbericht. Wenn Ihre Begründung tatsächlich
zuträfe, müssten Sie unmittelbar die Transferleistungs-
sätze für Kinder erhöhen; denn dann wäre das Existenz-
minimum für die Betreffenden nicht mehr abgedeckt.
Ihre Begründung ist einfach falsch und nicht zutreffend.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1700505200

Wollen Sie erwidern, Herr Kollege Kalb? – Bitte

schön.


Bartholomäus Kalb (CSU):
Rede ID: ID1700505300

Frau Kollegin Hendricks, das trifft momentan zu. Ich

habe aber gesagt, dass diese Koalition bewusst einen fa-
milienpolitischen Akzent setzen will. Unabhängig davon
habe ich den Hintergrund für die Existenz des Kinder-
freibetrages dargelegt, nämlich die Entscheidung des
Bundesverfassungsgerichtes.


(Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Aber nicht in der Höhe!)


Nicht mehr und nicht weniger habe ich gesagt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Genau so hat er es gesagt!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1700505400

Das Wort hat jetzt der Kollege Carsten Schneider von

der SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1700505500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

sind hier in der neuen Legislaturperiode in der Debatte im
Anschluss an die Regierungserklärung. Herr Bundesmi-

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(C (D ister Schäuble, ich hätte mir gewünscht, Sie hätten für in bisschen mehr Klarheit gesorgt und gesagt, worüber ir hier überhaupt reden. Sie haben keinerlei Zahlen geannt oder erklärt, vor welchen Aufgaben unser Land teht. Wir haben erlebt, dass Herr Fricke die Schuld für ie ganze Last, die Sie nun als Koalition zu tragen haben, er SPD aufbürden will. Sei es drum, lieber Otto. Du bist abei ja noch nicht einmal rot geworden. (Otto Fricke [FDP]: Ich bleibe blau-gelb! – Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Jetzt wird er aber rot!)


Wir befinden uns in der Situation, dass die öffentli-
hen Haushalte extrem angespannt sind. Wir haben vom
inanzminister ein Bekenntnis zur europäischen Verfas-
ung, zu den Stabilitätskriterien und zum Grundgesetz
ehört. Es wäre ja noch schöner, wenn Sie das nicht ge-
acht hätten. Sie haben aber keinen Ton dazu gesagt,
ie Sie das Finanzierungsdefizit zurückführen wollen.
azu kam kein Vorschlag, keine Ankündigung.

Ich will Ihnen einmal die Zahlen nennen. Neben dem,
as in der mittelfristigen Finanzplanung schon beschlos-

en wurde, was also die Vorgabe für die Kreditaufnahme
st, ist im Finanzplanungszeitraum noch eine Globale

inderausgabe von insgesamt 40 Milliarden Euro ein-
eplant. Dieses Geld müssen Sie aufbringen. Sie haben
n Ihren Koalitionsverhandlungen nicht beschlossen, wie
ie diese Lücke decken. Sie haben vielmehr beschlos-
en, diese Lücke zu vergrößern, nämlich um noch einmal
8 Milliarden Euro. Das macht zusammen etwa 80 Mil-
iarden Euro in vier Jahren. Nicht schlecht! Ich frage

ich nur: Wie wollen Sie dies abtragen?

Wie kann man sich dieser Notwendigkeit zu Beginn
iner Koalition nicht stellen und stattdessen mit Schat-
enhaushalten arbeiten, obwohl doch alles auf den Tisch
ehört? In der FAZ war richtigerweise von „Schwarz-
eld“ die Rede. Von diesem Schwarzgeld hört man zwar
ichts mehr, aber das steht immer noch im Koalitions-
ertrag. Jetzt ist es an der Zeit, die Fakten auf den Tisch
u legen, Maßnahmen zu besprechen, sie durchzusetzen
nd der Bevölkerung zu erklären. All das tun Sie nicht.
ch wünsche Ihnen viel Erfolg in Ihrem Amt. Ich glaube
ber, dass Sie Ihrer Aufgabe auf dieser Grundlage nicht
ewachsen sein werden.


(Beifall bei der SPD)


Die Frage ist: Wer wird die Zeche bezahlen? Alles,
as Sie bisher vorlegen, führt zu neuen Schulden. Ich
ill Ihnen nicht den Titel des Schuldenkönigs anhängen.
eue Schulden hätte es so oder so gegeben. Die FDP
ar ja immer für ein Verbot von Schulden. Ich frage
ich, wie Sie das hätten durchsetzen wollen. Sie haben

mmer viel gefordert und jedes Jahr ein Buch mit Ein-
parvorschlägen vorgelegt, das Liberale Sparbuch.


(Otto Fricke [FDP]: Macht ihr das jetzt?)


err de Maizière hat im Fernsehen während der Koali-
ionsverhandlungen gesagt: Die FDP hat diese Vor-
chläge in die Verhandlungen noch nicht einmal einge-
racht.


(Joachim Poß [SPD]: Hört! Hört!)







(A) )



(B) )


Carsten Schneider (Erfurt)

Ich habe einmal in dieses Buch hineingeschaut, um zu
sehen, was drinsteht.


(Bernd Scheelen [SPD]: Das war ein Telefonbuch! Da war gar nichts drin!)


Da steht, dass Sie die Zahl der beamteten Staatssekretäre
verringern wollen. In Ihren Ressorts finden sich acht sol-
cher Stellen. Sie haben sie alle besetzt. Herr Westerwelle
hat darüber hinaus den dritten Posten eines Staatssekre-
tärs im Auswärtigen Amt zur Koordinierung der Minis-
ter geschaffen.


(Otto Fricke [FDP]: Der stammt von Herrn Steinmeier!)


– Natürlich, das gebe ich zu. Aber was war die Forde-
rung? Abschaffen! Weg damit! Das brauchen wir nicht! –
Was macht Herr Westerwelle? Er besetzt diesen Posten
mit seinem FDP-Büroleiter. So viel ist von Ihren Einspa-
rungen übrig geblieben. Herzlichen Glückwunsch!


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Darüber hinaus wollten Sie immer das Entwick-
lungshilfeministerium abschaffen. Ich gebe zu, für
diese Forderung hatte ich sogar Sympathie. Sie wollten
die Aufgaben dieses Ministeriums ins Auswärtigen Amt
integrieren. Jetzt sind Sie mit an der Regierung. Was ma-
chen Sie? Es bleibt dabei: Es gibt einen neuen Minister.
Herr Niebel wird entsorgt. Herzlichen Glückwunsch,
liebe FDP.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Miriam Gruß [FDP]: Wir entsorgen niemanden! – Otto Fricke [FDP]: Wir würden nie Menschen entsorgen!)


Und wie wollen Sie aus der Krise herauskommen?
Außer Sonntagsreden, in denen Sie zusagen, keine neuen
Schulden zu machen und die Zukunft der Kinder nicht
zu belasten, kommt nichts. Herr Fricke, Sie haben immer
gesagt: Kinder können auf Schuldentürmen nicht spie-
len.


(Otto Fricke [FDP]: Schuldenberge!)


– Schuldenberge. – Das hat eine gewisse Logik. Jetzt be-
schließen Sie die Erhöhung des Steuerfreibetrages für
Kinder. Man kann im Einzelnen darüber reden. Aber wo
ist die Gegenfinanzierung? Wächst dadurch die Kredit-
aufnahme des Bundes, oder sinkt sie? Sie wächst.


(Otto Fricke [FDP]: Erst einmal ja!)


Nichts von dem, was Sie in der Opposition angekündigt
haben, haben Sie umgesetzt. Das ist ein Dokument des
Versagens, liebe FDP.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dann zur Steuerreform und zum Stufentarif. Der soll
Wachstum bringen; darüber kann man im Einzelnen re-
den. Ich habe bisher noch nicht gehört, wo das Wachs-
tum sonst herkommen soll. Bei der Finanzplanung haben
Sie ein Wachstum von 2 Prozent unterstellt, und selbst

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(C (D ei dieser Annahme kommen Sie noch auf eine Kreditufnahme von über 300 Milliarden Euro. Heute Morgen aben wir gehört, dass das Potenzialwachstum sinkt. ie hoch ist denn das Potenzialwachstum in Deutsch and derzeit? Es liegt unter 2 Prozent, und es sinkt noch, ie Herr Schäuble gesagt hat. Wie wollen Sie eine achstumswirkung erreichen, wenn Sie auf Steuerein ahmen aus rein ideologischen Gründen verzichten? Sie konterkarieren die Konjunkturmaßnahmen, die ir mit dem Programm zur Stärkung der Infrastruktur in en Städten und Gemeinden ergriffen haben. Sie entzieen ihnen jetzt durch den ermäßigten Mehrwertsteueratz für Hotels das Geld. Die Länder sprechen von Milliarden Euro. Das hat Herr Schäuble auch noch be ründen wollen. Er hätte besser dazu geschwiegen. Er prach von Wettbewerb. Der ermäßigte Mehrwertsteueratz gilt für die Bereiche Kultur und Soziales und schafft inen Ausgleich. Das ist auch in Ordnung. Aber damit otelbetriebe im internationalen Maßstab wieder wettewerbsfähiger werden? Meine Damen und Herren, das st lächerlich, das ist grotesk. Streichen Sie das! (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Schauen Sie auf die Homepage der Bundeskanzlerin.
a steht – Zitat –: Steuerermäßigungen führen nicht au-

omatisch zu Preissenkungen. – Das wäre ein Argument;
ber nicht einmal das fordern Sie von den Hotelketten
nd deren Investoren. Dies ist einfach nur ein Wahlge-
chenk, das mit 4 Milliarden Euro dauerhaften Minder-
innahmen bezahlt wird.


(Ute Kumpf [SPD]: Wie viele Freinächte sind dafür gewährt worden?)


ch fordere Sie auf: Zahlen Sie wenigstens die Zinskos-
en an den Bund aus Ihren Parteikassen zurück! Es scha-
et nichts, wenn Sie ein paar Blättchen weniger drucken.


(Beifall bei der SPD)


Wir werden eine Haushaltspolitik machen, die Sub-
tanz hat und auf Konsolidierung abzielt. Wir werden
eine Voodoo-Ökonomie betreiben, sondern für uns gilt:
ie öffentlichen Haushalte müssen stark bleiben. Wir
rauchen einen Staat, der finanzkräftig ist und der nicht
hrer puren Ideologie des schwachen Staates anheimfällt.

Es wird sich die Frage stellen, wer wirklich die Zeche
ahlt. Ich vermute, Ihre politische Strategie ist, irgend-
ie über die NRW-Wahl zu kommen, weil die wichtig

st, und mit dem Haushalt 2011 beginnen Sie dann. Die
rage ist: Wer zahlt es dann? Steuererhöhungen haben
ie ausgeschlossen. Wir haben hohe Defizite in den So-
ialversicherungssystemen, angefangen von der Bun-
esagentur für Arbeit bis hin zur Rentenversicherung.
ch vermute, dass Sie, da aus dem Darlehen an die Bun-
esagentur für Arbeit ein Zuschuss wird – das war die
inzige Sparmaßnahme, die wir noch drin hatten –, an
ie Sozialversicherungsbeiträge gehen werden. Wie ist
ie ökonomische Wirkung, wenn Sie die Sozialversiche-
ungsbeiträge erhöhen? Diejenigen, die wenig verdie-
en, zahlen am meisten, weil es bei der Sozialversiche-
ung eine Beitragsbemessungsgrenze gibt.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)







(A) )



(B) )


Carsten Schneider (Erfurt)

Das heißt, es werden vorwiegend diejenigen belastet, die
ab dem ersten Euro Sozialversicherungsbeiträge zahlen.
Sie senken die Steuern für diejenigen, die viel zahlen.
Wer viel Steuern zahlt, wer leistungsfähig ist, zahlt bei
einer Entlastung natürlich weniger. Das ist logisch.

Das heißt, es kommt zu einer Umverteilung von Arm
nach Reich, und es kommt zu einer ökonomischen Wir-
kung, die vollkommen unsinnig ist; denn wer ohnehin
viel hat, der spart und legt vielleicht noch bei Lehman
an, möglicherweise verliert er dabei etwas, aber er wird
jedenfalls nicht dafür sorgen, dass die Binnennachfrage
gestärkt wird. Daran hat es in den letzten Jahren ge-
krankt, daran hat es unserem Land gefehlt. Die Stärkung
der Binnennachfrage konterkarieren Sie. Dies ist kein
Auftakt für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes, dies
ist bisher ein Zeichen der Mutlosigkeit, der Verzagtheit
und der Zerstrittenheit. Sie werden sehen, dass Sie mit
dieser Politik, die Sie hier eingeschlagen haben, nicht
durchkommen werden. Das prophezeie ich Ihnen.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1700505600

Das Wort hat jetzt der Kollege Frank Schäffler von

der FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der hat das Sparbuch auch nicht dabei!)



Frank Schäffler (FDP):
Rede ID: ID1700505700

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Herr Schneider, Sie haben hier über Ihren Ord-
nungsrahmen gesprochen. Ich glaube, Sie haben, was so-
ziale Marktwirtschaft betrifft, Heinz Erhardt mit Ludwig
Erhard verwechselt. Das ist nicht die Art, wie wir die
Probleme künftig lösen wollen. Ich glaube, wir müssen,
wenn wir über den Ordnungsrahmen und über das reden,
was wir jetzt auf den Finanzmärkten tatsächlich errei-
chen wollen, die richtigen Weichen stellen.

Das macht dieser Koalitionsvertrag. Er macht es zum
Beispiel, was die Bankenaufsicht betrifft. Wir ziehen die
Lehren aus der Finanzkrise in Deutschland. Die zweige-
teilte Bankenaufsicht, die wir in Deutschland erlebt ha-
ben, hat in verschiedenen Bereichen versagt. Deshalb ha-
ben wir gesagt: Wir müssen wieder eine konsistente
Bankenaufsicht in Deutschland bei der unabhängigen
Bundesbank haben. Das macht nicht nur im Hinblick auf
die Solvenz der Institute Sinn, sondern auch aus geldpo-
litischer Sicht; denn die Bundesbank ist nach wie vor ei-
ner der Spieler, wenn es um die geldpolitischen Weichen-
stellungen in Europa geht.

Erstens. Die weltweite Krise, die wir bisher erlebt ha-
ben, ist letztendlich eine Vermögensgüter-Preisinflation.
Es ist richtig, dass diejenigen, die über eine Vermögens-
güter-Preisinflation wachen müssen, künftig auch die
Banken beaufsichtigen müssen. Entscheidend ist, dass
wir die Bankenaufsicht ausschließlich bei der unabhän-
gigen Bundesbank in Frankfurt ansiedeln.

Zweitens. Wir benötigen im Bankenbereich ein kon-
sistentes Insolvenzrecht. Dafür zu sorgen, ist etwas, was

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(C (D ie alte Koalition nicht geschafft hat. Eine Lehre aus der rise ist, dass wir es nicht geschafft haben, Eigentum nd Verantwortung im Bankenbereich vernünftig in Einlang zu bringen. Man muss zweierlei feststellen: Wir üssen erreichen, dass die Sparguthaben der Sparer ge ichert werden und dass gleichzeitig die Verantwortlihen in den Banken für ihre Fehlleistungen haften. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Otto Fricke [FDP]: Das gilt auch für die Landesbanken! – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das muss auch für Koalitionen gelten!)


Angesichts der drohenden Kreditkrise – sie wird
wangsläufig eintreten, weil die Banken eigenkapital-
chwach sind – müssen die Eigenfinanzierungskräfte in
er deutschen Wirtschaft gestärkt werden. Es ist gut,
ass wir die Instrumente der Förderpolitik nutzen und
leichzeitig die Wachstumskräfte hinsichtlich der Eigen-
inanzierung stärken. Dazu gehört, dass wir das Beteili-
ungskapital in Deutschland ausbauen und die Substanz-
teuer entsprechend dem Koalitionsvertrag mildern; dies
eschieht mit der Verabschiedung dieses Gesetzent-
urfs. Ein ganz entscheidender Punkt in dieser Phase ist,
ass wir die Eigenfinanzierungskräfte der Unternehmen
tärken.

Drittens. Wir brauchen ein konsistentes Finanz-
arktrecht. Durch die Schieflage eines letztendlich in
eutschland beheimateten Hedgefonds, K1, wird uns
lar, dass die Marktanbieter Ausweichmöglichkeiten ha-
en; denn wir haben kein einheitliches Versicherungs-
echt, kein einheitliches Bankenrecht, kein einheitliches
echt in Bezug auf Zertifikate und den grauen Kapital-
arkt. Deshalb ist es wichtig, dass wir hier ein einheitli-

hes Regelwerk schaffen.


(Beifall bei der FDP)


Entscheidend ist auch, dass wir dem kleinen Sparer in
eutschland in dieser Krise keine zusätzlichen Lasten

ufs Auge drücken.


(Miriam Gruß [FDP]: Sehr richtig!)


as, was in der politischen Linken, aber teilweise auch
ei Konservativen diskutiert wird – Finanztransaktions-
teuer, Börsenumsatzsteuer, Tobin-Steuer; wie immer
an es nennt –, ist im Kern der völlig falsche Ansatz;

enn letztendlich muss diese Steuer der kleine Sparer,
er Lebensversicherungssparer, der Riester-Sparer, der
ondssparer, zahlen.


(Dr. Thomas Gambke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Kirchhof sagt aber etwas anderes!)


Herr Fahrenschon, der bayerische Finanzminister, hat
argestellt, dass der durchschnittliche Riester-Sparer al-
ein 5 000 Euro für eine solche Finanztransaktionssteuer
ahlen müsste. Diese Steuer bezahlten am Ende also
icht diejenigen, die sie eigentlich treffen soll, sondern
er kleine Sparer.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bis jetzt war es nur peinlich! Aber jetzt Frank Schäffler wird es absurd! – Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Wer? Aber nicht der durchschnittliche Sparer!)





(A) )


(B) )


Das halten wir für ein falsches Konzept.

Wir wollen den Rahmen für ein konsistentes Finanz-
dienstleistungsrecht in Deutschland schaffen.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Jetzt haben Sie sich verraten!)


Wir wollen keine zusätzlichen Steuern für die Bürger,
sondern wir wollen sie von Steuern entlasten.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1700505800

Das Wort hat jetzt der Kollege Leo Dautzenberg von

der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Leo Dautzenberg (CDU):
Rede ID: ID1700505900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Wir haben es heute zum ei-
nen mit der Einbringung des Wachstumsbeschleuni-
gungsgesetzes zu tun, zum anderen steht aber auch die
allgemeine Aussprache zu den Bereichen Finanzmarkt,
Finanzen, Steuern und Haushalt auf der Tagesordnung.

Die Sofortmaßnahmen, die wir nun gemäß Koali-
tionsvertrag im steuerlichen Bereich ergreifen, sind die
konsequente Umsetzung von dem, was wir kurzfristig
für erforderlich halten. Es ist schon, verehrte Kollegen
von der SPD, erstaunlich, dass Sie die Ergänzung des-
sen, was wir in der alten Koalition auch mit Wirkung
zum 1. Januar 2010 auf den Weg gebracht haben,


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


nun nicht mehr für sinnvoll halten. Es muss mir mal je-
mand erklären, warum das jetzt so sein soll.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig! – Otto Fricke [FDP]: Da fehlt die Farbe!)


Die Bereiche, Herr Kollege Poß, die wir jetzt im Un-
ternehmensrecht angehen – –


(Joachim Poß [SPD]: Weil das eine ein Bürgerentlastungsgesetz ist, das andere ein Zückerli!)


– Was haben wir denn gemacht? Wir haben doch schon
eine Abflachung des sogenannten Mittelstandsbauches
erreicht, indem wir die Rechtsverschiebung, wie es so
schön heißt, innerhalb der Proportionalzone vorgenom-
men haben.


(Joachim Poß [SPD]: Das ist doch unbestritten!)


– Das ist schon einmal ein erster Ansatz. – So können
doch die entlastenden Maßnahmen, die wir jetzt zusätz-
lich noch vorsehen, nicht falsch sein.

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(C (D (Joachim Poß [SPD]: Nein, das ist doch nur Klientelpolitik!)


Zu dem, was wir jetzt im Bereich Unternehmensteu-
rn – ein weiterer Bereich – machen, ist vom Grundsatz
er zu sagen, dass das für uns von der Unionsfraktion
icht auf neuen Erkenntnissen beruht: Wir versuchen
ur, die Folgen der Krise, die sich jetzt immer weiter
erschärft, abzumildern. All dieses kannte ich schon aus
rüheren Diskussionen, aber diese Maßnahmen waren
it Ihnen nicht umsetzbar.


(Joachim Poß [SPD]: Zu Recht!)


eshalb müssen hier jetzt einige Punkte dringend korri-
iert werden, damit sie nicht noch weiter krisenverschär-
end wirken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf des Abg. Joachim Poß [SPD])


Wir haben also keinen neuen Erkenntnisstand. Diese
rkenntnisse gab es damals schon. Nur war damals alles
er fiskalischen Zielsetzung unterworfen, dass eine Ent-
astung um maximal 5 Milliarden Euro vorgenommen
ird.


(Joachim Poß [SPD]: Jetzt haben wir keine fiskalischen Ziele mehr?)


Auch jetzt haben wir fiskalische Ziele, Herr Kollege
oß. Sie haben sie eben gehört, von Herrn Meister und
nderen.


(Zurufe von der SPD: Ja, welche?)


Wir dürfen doch, wenn sich gewisse Dinge krisenver-
chärfend auswirken, nicht einfach zusehen, sondern wir
üssen das korrigieren und abmildern. Deshalb sind die
aßnahmen, die wir im Bereich der Unternehmensteu-

rn treffen, der richtige Weg.


(Dr. Thomas Gambke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da müssen wir uns fragen, wer das zahlt! – Joachim Poß [SPD]: Hatten wir doch befristet ausgesetzt!)


Meine Damen und Herren, da es hier ja auch um die
llgemeine Aussprache über den Finanzbereich geht,
öchte ich mich noch auf einige Finanzmarktaspekte

onzentrieren.

Ich möchte zunächst feststellen, dass wir auch inter-
ational überzeugend für unser Modell der sozialen
arktwirtschaft eintreten müssen. Mit diesem ist näm-

ich auch ein Ordnungsrahmen für internationale Finanz-
ärkte verbunden. Herr Minister, wir werden Sie und

hre Regierung unterstützen, dass die Absichtserklärun-
en, die bisher im Rahmen von G 20 und anderen Tref-
en abgegeben wurden, in konkrete Maßnahmen mün-
en. Wir müssen das Zeitfenster nutzen, denn der
ngelsächsische Raum ist jetzt noch offen für Maßnah-
en zu mehr und besserer Regulierung. Wenn der an-

elsächsische Raum das demnächst nicht mehr sein
ollte und sich dieses Zeitfenster wieder schließen sollte,
erden wir es nicht mehr schaffen, all die vernünftigen
bsichtserklärungen, die in die richtige Richtung gehen,

n konkrete Maßnahmen münden zu lassen. Dann kann






(A) )



(B) )


Leo Dautzenberg
es sogar passieren, dass sich das in einer Art und Weise
krisenverschärfend auswirkt, wie wir es bisher über-
haupt nicht erwarten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Deshalb gilt es, dieses Zeitfenster jetzt zu nutzen.

Wir von deutscher Seite müssen zugleich bereit sein, in
einzelnen Fragen – ich denke da zum Beispiel im Banken-
bereich an die Frage der Eigenkapitalunterlegung und
der Qualität des Eigenkapitals – nationale Interessen über
die europäische Ebene gegenüber dem angelsächsischen
Raum durchzusetzen. Es darf nämlich nicht dazu kom-
men – erste Ergebnisse der Basel-Verhandlungen deuten
allerdings darauf hin –, dass die Qualität des Eigenkapi-
tals, das Banken zur Unterlegung ihres Geschäftes auf-
bringen müssen, sogar für den deutschen und europäi-
schen Bereich gesenkt wird.


(Otto Fricke [FDP]: Ja!)


Das Mezzanine-Kapital und stille Beteiligungen, die in
unserem Bankensektor eine dominierende Größe haben,
sollen zukünftig nicht mehr als sogenanntes Kernkapital
berücksichtigt werden. Das dürfen wir nicht akzeptieren,
sonst ist der deutsche und europäische Bankenbereich
gegenüber dem angelsächsischen Bereich benachteiligt.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Wir haben zukünftig noch weitere Anforderungen, was
die Unterlegung mit Eigenkapital angeht. Deshalb darf
es für unsere Banken in diesem Bereich keine Nachteile
geben.

Der zweite wichtige Bereich: Regulierung, Aufsicht.
Es ist schon gesagt worden, dass wir von der Union ge-
meinsam mit dem Koalitionspartner die Bankenaufsicht
bei der Bundesbank ansiedeln wollen. Man muss sich
darüber unterhalten, in welcher Organisationsform die
Aufsicht erfolgen soll. Man kann vorschnelle Vorschläge
des Bundesbankvorstandes, die kurzfristig erarbeitet
worden sind, nicht eins zu eins übernehmen. Wir müssen
sorgfältig beraten, wie wir hier vorgehen.


(Otto Fricke [FDP]: Hier ist der Gesetzgeber!)


Wir müssen schauen, wie die Eingriffsverwaltung bei
der Bundesbank erfolgen kann.

Wir müssen zu einer qualifizierten und differenzierten
Aufsicht kommen. Es ist ein Unterschied, ob eine Spar-
kasse, eine Genossenschaftsbank, die in der Fläche tätig
ist, oder ob eine systemische Bank beaufsichtigt werden
soll.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wenn eine systemische Bank beaufsichtigt werden soll,
dann müssen andere Kriterien gelten. Die Aufsicht muss
durchaus Anmerkungen zur Geschäftspolitik und zu Ge-
schäftsmodellen machen können, wenn die Gefahr be-
steht, dass Märkte nachhaltig gestört werden. Deshalb
muss die Aufsicht die Frage prüfen: Muss ein risikorei-
cheres Geschäft nicht mit einem wesentlich höheren Ei-
genkapital unterlegt werden, als das bei Geschäften einer
normalen Bank, die regional verankert ist, der Fall ist?

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(C (D amit soll sichergestellt sein, dass das, was jetzt gescheen ist, in Zukunft nicht mehr passiert. Der dritte Bereich. Wir müssen den Verbriefungsarkt stärken. Wir müssen von politischer Seite klar tellen, dass Verbriefung nicht gleich Verbriefung ist. ir müssen unsere Expertise, die wir im Rahmen der SI-Initiative im Pfandbriefbereich gewonnen haben, och ausbauen. Es gilt die Aussage des Wirtschaftsmiisters, dass es auch Verbriefungsformen für den Mitteltandskredit geben soll. Aber was nicht akzeptiert weren kann, ist, dass die Banken diesen Markt teilweise ittels Garantien anschieben wollen. Nein, diese Ver riefungen müssen von der Qualität her so gut sein, dass eine Garantien benötigt werden. Wenn der Markt Verrauen hat, dann brauchen wir keine staatlichen Garanien. Sie sehen, dass unsere Aufgaben ein breites Feld umassen. Wir werden den Finanzminister, gerade was iese internationalen Aufgaben anbelangt, unterstützen. ch lade die Opposition ein, konstruktiv mitzuarbeiten. Vielen Dank. Das Wort hat jetzt der Kollege Norbert Barthle von er CDU/CSU-Fraktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! Auch ich will zuallererst dem neuen Bundesinanzminister zu dieser sicherlich nicht einfachen, aber ochinteressanten Aufgabe gratulieren. Es ist ein gutes Signal an die Öffentlichkeit, dass iese Debatte, die am Dienstagmorgen von der Bundesanzlerin eröffnet wurde, nun vom Bundesfinanzminiser heute sozusagen abgerundet wurde Das entspricht uch seiner herausgehobenen Stellung im Kabinett. iese herausgehobene Stellung wurde im Koalitionsver rag nochmals fest verankert. Denn darin heißt es ausrücklich, dass sämtliche Maßnahmen unter Finanzieungsvorbehalt stehen. Dass der Finanzminister zudem och aus dem für seine Sparsamkeit und für seine ausgelichenen Haushalte bekannten Baden-Württemberg ommt, ist sicherlich auch keine schlechte Empfehlung. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1700506000
Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1700506100

Es ist auch ein wichtiges Signal nach draußen, dass in
ieser Debatte ein Haushälter das letzte Wort haben darf.
ch will an dieser Stelle erinnern, dass das Hohe Haus
as Königsrecht des Parlaments ausübt, nämlich das
aushaltsrecht. Das ist keine Kleinigkeit; denn wer eine
emokratische Staatsform auf ihre Qualität hin überprü-
en will, muss zuallererst schauen, wie es um das Bud-
etrecht bestellt ist.


(Otto Fricke [FDP]: Sehr wahr!)


Lassen Sie mich an dieser Stelle daran erinnern, dass
ereits 1849 die Mitglieder der Nationalversammlung in






(A) )



(B) )


Norbert Barthle
der Frankfurter Paulskirche das Budgetrecht in der Ver-
fassung verankert haben – das war ein wichtiger Schritt –


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr gut!)


und dass nicht durch Zufall die Nazis 1933 dies dem
Parlament wieder genommen haben. An dieser Stelle
wird also deutlich, wie wichtig dieses Budgetrecht für
uns alle, für das Parlament ist.

Lassen Sie mich die Gelegenheit nutzen, auf einige
grundsätzliche Zusammenhänge hinzuweisen; denn in
dieser Woche wurde sehr viel von Wachstum gespro-
chen. Das hat sich wie ein roter Faden durch alle Debat-
ten gezogen.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die rote Zahl hat sich hindurchgezogen!)


Die Bundeskanzlerin hat deutlich darauf hingewiesen,
dass ohne Wachstum keine Investitionen, keine Schaf-
fung neuer Arbeitsplätze, keine Bereitstellung von Mit-
teln für Bildung und keine Hilfen für die Schwachen
möglich sind. Wachstum schafft die Voraussetzung für
die notwendigen Spielräume in der Politik.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wachstum ist für uns kein Selbstzweck, sondern der ein-
zige Schlüssel, aus dieser Krise herauszukommen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Gleichzeitig ist immer von Sparen die Rede. Lassen
Sie mich deshalb die Ausgabenseite unserer Haushalte
im Hinblick auf eine mögliche Haushaltskonsolidierung
kurz beleuchten. Der Mann auf der Straße sagt immer
zuerst: Spart einfach mal! Nun lernt man als Haushälter
relativ schnell, dass sehr große Bereiche unseres Haus-
halts – 300 Milliarden Euro – festgeschrieben sind. Das
ist kein großer Haufen Geld, in den man beliebig hinein-
greifen kann, sondern da gibt es zum Beispiel laufende
Zuweisungen und Zuschüsse insbesondere zur Sozial-
versicherung bzw. zur Rentenversicherung. In diesem
Jahr sind dadurch rund 175 Milliarden Euro sofort ge-
bunden. Rechnet man dann die Zinsausgaben und die
Personalausgaben – das sind noch einmal rund 70 Mil-
liarden Euro – hinzu, so kommt man zu dem Ergebnis,
dass ein relativ großer Teil des Bundeshaushalts festge-
schrieben ist. Das heißt, die verfügbare Masse umfasst
vielleicht noch etwa 20 Prozent. Dazu gehören Mittel für
die Bildung sowie Investitionen in den Verkehr und in
die Infrastruktur. Gerade dort wollen wir nicht sparen.
Im Gegenteil, das wäre schädlich für jede konjunkturelle
Entwicklung. Nichtsdestotrotz werden wir im kommen-
den Bundeshaushalt jede Ausgabenposition sorgfältig
dahin gehend überprüfen,


(Joachim Poß [SPD]: Da werden Sie sich aber kräftig verbiegen müssen, Kollege!)


ob es noch Einsparmöglichkeiten gibt; das ist gar keine
Frage.

Wenden wir uns jetzt der Einnahmeseite zu. Bei den
Einnahmeverbesserungen gibt es grundsätzlich drei

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(C (D öglichkeiten: Erstens. Man könnte Steuern und Abgaen erhöhen. Zweitens. Man könnte sich weiter verchulden. Drittens. Man kann Wachstum generieren. Das Erstere – neue Steuern – haben wir, die christich-liberale Koalition, vor der Wahl deutlich ausgechlossen. Dabei bleibt es. (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Tosender Applaus!)


Der kommt schon.

Das Zweite – höhere Schulden – ist nur begrenzt
öglich. Wir wollen die Verschuldung zurückführen;

as haben wir uns selbst auferlegt.


(Ute Kumpf [SPD]: Das glauben Sie doch selber nicht, was Sie da erzählen!)


ie Schuldenbremse steht unverrückbar im Grundge-
etz. Diese Schuldenbremse ist – erlauben Sie mir diese
nmerkung –, historisch betrachtet, wahrscheinlich die
rößte Leistung der vergangenen Koalition.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt kommt der dritte Schritt zur Quadratur des Kreises!)


ir haben nun die Aufgabe, eine mit dieser Schulden-
remse zu vereinbarende Lösung für die im kommenden
ahr sicherlich exorbitant hohe Neuverschuldung zu fin-
en, um wieder auf den Pfad der Tugend zurückzukeh-
en. Das wird nur möglich sein, wenn wir um den Kri-
enherd herum sozusagen eine Umgehungsstraße bauen.
afür braucht es die Kreativität von uns Haushältern ge-
auso wie die des Finanzministers.


(Joachim Poß [SPD]: Das ist aber eine Lösung!)


Nun komme ich zur dritten und letzten Möglichkeit,
um Wachstum.


(Dr. Thomas Gambke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt gilt: 2 mal 2 gleich 40!)


ie ersten zwei Wege sind uns ja nahezu versperrt. Des-
alb lautet die Faustformel: Wachstum generieren. Das
undesfinanzministerium sagt uns immer: 1 Prozent
achstum erzeugt mindestens 1 Prozent höhere Steuer-

innahmen.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Das ist falsch! – Joachim Poß [SPD]: Was ist das denn? In Deutschland ist das ein Fünftel! – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist die chinesische Faustformel! Die gilt hier nicht!)


chaut man sich das gute Wachstumsjahr 2006 an, so
tellt man fest: Da war das sogar deutlich mehr.

Lieber Herr Kollege Bonde, Sie haben in Ihrer Rede
arauf hingewiesen, dass wir absurd hohe Wachstums-
aten bräuchten. Erinnern Sie sich bitte an das Jahr 2006.
a hat uns das Wachstum Steuermehreinnahmen in
öhe von fast 40 Milliarden Euro beschert. Das waren
m 2,5 Prozent höhere Steuereinnahmen pro Prozent-






(A) )



(B) )


Norbert Barthle
punkt des Wachstums: eine wunderschöne Rate, die zu
höheren Steuereinnahmen geführt hat. Das Schöne ist:
Wachstum wird auch auf der Ausgabenseite wirksam,
weil wir weniger Geld zur Finanzierung der Arbeitslo-
sigkeit und der sozialen Sicherungssysteme benötigen.
Wachstum ist also der Schlüssel zum Erfolg.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 4,2 Prozent bis 2030! Da gilt ein Sonderjahr nichts!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1700506200

Herr Kollege Barthle, erlauben Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Schneider?


Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1700506300

Aber immer.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1700506400

Bitte schön, Herr Schneider.


Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1700506500

Herr Kollege Barthle, Sie haben eben gesagt,

1 Prozent Wachstum führe zu 1 Prozent Steuermehrein-
nahmen. Die Quelle dieser Angaben im Finanzministe-
rium ist mir bisher verborgen geblieben. Ich möchte es
ökonomisch betrachten: 1 Prozent Wachstum bedeutet,
dass das Bruttoinlandsprodukt insgesamt um etwa
25 Milliarden Euro steigt. Die Steuerquote liegt bei etwa
25 Prozent, also etwa bei einem Viertel. Wie kommen
Sie dann darauf, dass die Selbstfinanzierung höher aus-
fallen soll? Mir ist das jedenfalls nicht bekannt. Bisher
wurde das von keinem Ökonomen in irgendeiner Art und
Weise bestätigt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ist es richtig, dass der Finanzplan, den die Große
Koalition mit der Kanzlerin an der Spitze beschlossen
hat, von einer realen Wachstumsquote von 2 Prozent
ausgeht, das Potenzialwachstum aber darunter liegt? Wie
wollen Sie dann die Steuermehreinnahmen darstellen?


Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1700506600

Herr Kollege Schneider, wenn Sie sich beim BMF

oder bei den einschlägigen Wirtschaftsforschungsinstitu-
ten kundig machen, werden Ihnen alle sagen, dass die
Faustformel gilt: 1 Prozent Wachstum erzeugt etwa
1 Prozent Steuermehreinnahmen. Genau dies habe ich
dargelegt; so finden Sie es in allen Unterlagen wieder.


(Ute Kumpf [SPD]: Die Aussagen der Institute haben in der Vergangenheit nie zugetroffen!)


Ich habe dargelegt, dass diese Quote im Jahr 2006 mit
seinem Ausnahmewachstum sogar höher war: In diesem
Jahr gab es ein Wachstum von 3 Prozent, aber Steuer-
mehreinnahmen von annähernd 40 Milliarden Euro. Da-
mit hat 1 Prozent Wachstum in diesem Jahr 2,5 Prozent
Steuermehreinnahmen erzeugt. Das war eine Ausnahme-

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(C (D ituation; aber auch eine solche Quote ist möglich. Geau das habe ich eben dargestellt. Es ist also unser Bestreben, möglichst hohe Wachsumsraten zu erzielen. Wenn wir im kommenden Jahr ine Wachstumsrate zwischen 1 und 2 Prozent erzielen, ann führt dies zu entsprechend höheren Steuereinnahen. Die Größenordnung der Mehreinnahmen ist zwar icht vorhersehbar, aber möglicherweise erreichen wir ieder die Quote aus dem Jahr 2006, als 1 Prozent achstum zu 12 Milliarden Euro Steuermehreinnahmen eführt hat. (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was deutlich weniger ist!)


enn wir im kommenden Jahr 2 Prozent Wachstum er-
eichen, können wir etwa 24 Milliarden Euro Steuer-
ehreinnahmen erzielen; das wäre eine tolle Sache.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Bernd Scheelen [SPD]: Dann ist 2 mal 2 nicht 40, sondern 100!)


Lassen Sie mich zur Frage eines nachhaltigen, verant-
ortlichen Wachstums zurückkommen. Ein solches
achstum kennt nur Gewinner: uns, die Menschen in

iesem Lande. Ich komme zum Wachstumsbeschleuni-
ungsgesetz zurück, das hinsichtlich des Wachstums als
reibsatz wirken wird. Dieses Gesetz entlastet insbeson-
ere die Familien. Wer sich das Finanztableau anschaut,
er sieht sehr schnell, dass der größte Teil des Geldes,
as wir in die Hand nehmen, bei den Familien landet.


(Nicolette Kressl [SPD]: Bei welchen Familien?)


ie Entlastungen werden also bei den Menschen in die-
em Lande wirksam und führen zu einem größeren
achstum.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1700506700

Weitere Wortmeldungen zu diesem Themenbereich

iegen nicht vor. Ich schließe deshalb die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
en Drucksachen 17/15 und 17/16 an die in der Tages-
rdnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind
ie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann sind
ie Überweisungen so beschlossen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
rdnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf Mittwoch, den 25. November 2009, 13 Uhr,
in.

Die Sitzung ist geschlossen.