Protokoll:
17209

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 209

  • date_rangeDatum: 23. November 2012

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: 09:01 Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 14:01 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/209Inhaltsverzeichnis Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Schnieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Oliver Luksic (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Uwe Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt IV: Dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2013 (Haushaltsge- setz 2013) (Drucksachen 17/10200, 17/10202, 17/10801, 17/10802, 17/10804 bis 17/10809, 17/10811 bis 17/10814, 17/10816, 17/10821, 17/10822, 17/10823, 17/10824, 17/10825) . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Brackmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . 25495 D 25497 C 25500 A 25501 A 25502 C 25504 A 25505 D 25507 D 25509 C 25510 D 25513 A 25519 A 25519 B 25521 A 25523 A 25524 D Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 209. Sitzung Berlin, Freitag, den 23. November 2012 I n h a l t : Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2013 (Haushaltsgesetz 2013) (Drucksachen 17/10200, 17/10202) . . . . . b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2012 bis 2016 (Drucksachen 17/10201, 17/10202, 17/10826) I.18 Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (Drucksachen 17/10812, 17/10823) . . . Jan Mücke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU) . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . I.19 Einzelplan 32 Bundesschuld (Drucksache 17/10821) . . . . . . . . . . . . . I.20 Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung (Drucksache 17/10822) . . . . . . . . . . . . . I.21 Haushaltsgesetz 2013 (Drucksachen 17/10824, 17/10825) . . . 25495 B 25495 B 25495 B 25515 A 25515 D 25517 C 25518 B 25518 B 25518 D Daniela Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . .25514 B 25525 D II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 209. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. November 2012 Tagesordnungspunkt V: Zweite und dritte Beratung des von den Frak- tionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Umset- zung eines Maßnahmenpakets zur Stabili- sierung des Finanzmarktes (Drittes Finanz- marktstabilisierungsgesetz – 3. FMStG) (Drucksachen 17/11138, 17/11586) . . . . . . . . eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2013 (Haushaltsgesetz 2013); hier: Einzel- plan 17 – Geschäftsbereich des Bundesministe- riums für Familie, Senioren, Frauen und Ju- gend (208. Sitzung, Tagesordnungspunkt I.16) Anlage 3 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . .25550 B 25559 C 25559 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . Klaus Hagemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus-Peter Flosbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . Cajus Caesar (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Aumer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . Dr. Florian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Carsten Sieling (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Klaus Brähmig (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Änderungsantrag zu dem Entwurf 25528 A 25529 B 25531 B 25532 D 25534 C 25535 D 25536 D 25538 D 25540 A 25542 A 25544 B 25545 C 25547 C 25548 C 25551 A 25552 A 25553 B 25554 B 25555 A 25556 A 25557 D 25558 D 25559 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 209. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. November 2012 25495 (A) ) )(B) (C (D 209. Sitzung Berlin, Freitag, den 23. November 2012 Beginn: 9.01 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 209. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. November 2012 25559 (A) ) )(B) Anlagen Sondergutachten der Monopolkommission – Post 2011: Dem Wettbewerb Chancen eröffnen – Drucksache 17/8245, 178833 Nr. 1.2 – Nahles, Andrea SPD 23.11.2012 Nietan, Dietmar SPD 23.11.2012 Tätigkeitsbericht 2010/2011 der Bundesnetzagentur – Post mit Dr. Merkel, Angela CDU/CSU 23.11.2012 Merkel (Berlin), Petra SPD 23.11.2012 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Klaus Brähmig (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Ände- rungsantrag zu dem Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2013 (Haushaltsgesetz 2013); hier: Einzelplan 17 – Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (208. Sitzung, Tagesord- nungspunkt I.16) In der Ergebnisliste der namentlichen Abstimmung ist mein Name nicht aufgeführt. Mein Votum lautet: Nein. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie hat mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen ab- sieht: – Unterrichtung durch die Bundesregierung Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Aigner, Ilse CDU/CSU 23.11.2012 Brinkmann (Hildes- heim), Bernhard SPD 23.11.2012 Burkert, Martin SPD 23.11.2012 Fischer (Göttingen), Hartwig CDU/CSU 23.11.2012 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 23.11.2012 Glos, Michael CDU/CSU 23.11.2012 Golze, Diana DIE LINKE 23.11.2012 Granold, Ute CDU/CSU 23.11.2012 Grindel, Reinhard CDU/CSU 23.11.2012 Gröhe, Hermann CDU/CSU 23.11.2012 Groß, Michael SPD 23.11.2012 Hinsken, Ernst CDU/CSU 23.11.2012 Hoff, Elke FDP 23.11.2012 Kammer, Hans- Werner CDU/CSU 23.11.2012 Kekeritz, Uwe BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23.11.2012 Krumwiede, Agnes BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23.11.2012 Lenkert, Ralph DIE LINKE 23.11.2012 Leutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 23.11.2012 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23.11.2012 Nink, Manfred SPD 23.11.2012 Dr. Ratjen-Damerau, Christiane FDP 23.11.2012 Schaaf, Anton SPD 23.11.2012 Dr. Schmidt, Frithjof BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23.11.2012 Senger-Schäfer, Kathrin DIE LINKE 23.11.2012 Dr. Wadephul, Johann CDU/CSU 23.11.2012 Werner, Katrin DIE LINKE 23.11.2012 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 25560 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 209. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. November 2012 (A) ) )(B) V (D sowie Post 2011: Dem Wettbewerb Chancen eröffnen – Drucksachen 17/8246 und 17/8245 – hier: Stellungnahme der Bundesregierung – Drucksache 17/10602, 17/10879 Nr. 2 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 17/10710 Nr. A.4 EuB-BReg 49/2012 Drucksache 17/10710 Nr. A.5 EP P7 TA-PROV(2012)0201 Drucksache 17/10710 Nr. A.6 EP P7 TA-PROV(2012)0248 Drucksache 17/11108 Nr. A.1 EuB-BReg 52/2012 Drucksache 17/11108 Nr. A.2 EuB-BReg 53/2012 Drucksache 17/11108 Nr. A.3 EuB-BReg 58/2012 Drucksache 17/11108 Nr. A.4 Ratsdokument 13039/12 Drucksache 17/10898 Nr. A.4 Ratsdokument 13260/12 Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 17/136 Nr. A.58 Ratsdokument 14230/09 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 17/3791 Nr. A.14 Ratsdokument 14863/10 Drucksache 17/4927 Nr. A.26 Ratsdokument 5869/11 Drucksache 17/6407 Nr. A.22 Ratsdokument 9658/11 Drucksache 17/7260 Nr. A.6 Ratsdokument 13684/11 Drucksache 17/8515 Nr. A.41 Ratsdokument 18450/11 Drucksache 17/8856 Nr. A.17 Ratsdokument 6018/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.57 Ratsdokument 11052/12 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 17/11108 Nr. A.29 Ratsdokument 13788/12 (C– Unterrichtung durch die Bundesregierung Tätigkeitsbericht 2010/2011 der Bundesnetzagentur – Telekommunikation mit Sondergutachten der Monopolkommission – Telekommunikation 2011: Investitionsanreize stärken, Wettbewerb sichern – Drucksache 17/8246, 17/8959 Nr. 1 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Tätigkeitsberichte 2010/2011 der Bundesnetzagentur – Telekommunikation und Post mit den Sondergutachten der Monopolkommission – Telekommunikation 2011: Investitionsanreize stärken, Wettbewerb sichern Innenausschuss Drucksache 17/9647 Nr. A.4 Ratsdokument 8543/12 Drucksache 17/10208 Nr. A.4 Ratsdokument 10223/12 Drucksache 17/10208 Nr. A.5 Ratsdokument 10863/12 Drucksache 17/10208 Nr. A.6 Ratsdokument 10864/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.17 Ratsdokument 11038/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.18 Ratsdokument 11041/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.19 Ratsdokument 11720/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.20 Ratsdokument 11743/12 Drucksache 17/10898 Nr. A.1 Ratsdokument 11841/12 Finanzausschuss ertrieb: Bundesanzeiger Verlagsge 209. Sitzung Inhaltsverzeichnis Epl 12 Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Epl 32 Bundesschuld Epl 60 Finanzen TOP I Haushaltsgesetz 2013Finanzplan 2012 - 2016 TOP IV Haushaltsgesetz 2013 (3. Beratung) TOP V Finanzmarktstabilisierungsgesetz Anlagen
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1720900000

Die Sitzung ist eröffnet. Nehmen Sie bitte Platz.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich begrüße Sie
herzlich zum letzten Tag unserer Haushaltsberatungen.
Da heute nicht einmal Geburtstage zu feiern sind, kön-
nen wir gleich in die Debatte einsteigen.


(Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Oh!)


– Das hättet ihr bei der Terminierung der eigenen Ge-
burtstage früher anders organisieren müssen.


(Iris Gleicke [SPD]: Geburtstag auf Befehl!)


Darauf kann ich jetzt leider nicht mehr in der gewünsch-
ten Weise Bezug nehmen.

Wir setzen die Haushaltsberatungen – Tagesord-
nungspunkt I – fort:

a) Zweite Beratung des von der Bundesregierung
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2013 (Haushaltsgesetz 2013)


– Drucksachen 17/10200, 17/10202 –

b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haus-
haltsausschusses (8. Ausschuss) zu der Unterrich-

Berichterstattung:
Abgeordnete Bartholomäus Kalb
Johannes Kahrs
Dr. Claudia Winterstein
Roland Claus
Sven-Christian Kindler

Zu diesem Einzeletat liegen vier Änderungsanträge
der Fraktion Die Linke vor. Außerdem liegt je ein Ent-
schließungsantrag der Fraktion Die Linke und der Frak-
tion Bündnis 90/Die Grünen vor, über die wir nach der
Schlussabstimmung abstimmen werden.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache 90 Minuten vorgesehen. Gibt es dagegen
Einwände? – Das ist nicht der Fall. Dann haben wir das
so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem
Kollegen Johannes Kahrs. Bitte schön.


(Beifall bei der SPD)



Johannes Kahrs (SPD):
Rede ID: ID1720900100

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Es ist doch immer eine große Freude, als Ers-
ter reden zu dürfen.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Schönen gu tung durch die Bundesregierung Finanzplan des Bundes 2012 bis 2016 – Drucksachen 17/10201, 17/10202, 17/10826 – Berichterstattung: Abgeordnete Norbert Barthle Carsten Schneider Otto Fricke Dr. Gesine Lötzsch Priska Hinz Ich rufe Tagesordnungspunkt I.18 auf: Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung – Drucksachen 17/10812, 17/10823 – ten Morgen, Herr Kollege! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Sind Sie überhaupt schon wach?)


Ich freue mich immer wieder, hier den Minister und
seine Riege an Staatssekretären zu sehen; sie sind fast
komplett angetreten.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Jetzt kommen Sie mal zur Sache!)


Wenn man sie so sieht, könnte man glauben, dass es in
diesem Haus richtig aufwärtsgeht. Wenn man sich mit
der Sache beschäftigt, stellt man fest, dass der erste Ein-
druck, den man hier vielleicht gewinnen kann, täuscht.

Wir alle haben in den letzten drei Jahren den Minister
erlebt. Er ist mit sehr viel Vorschusslorbeeren gestartet.
Ich glaube, am Ende muss man einfach feststellen – das
ist der Etat, mit dem wir ja in den Wahlkampf gehen –,





Johannes Kahrs


(A) )


)(B)


(C (D dass der Minister in den letzten Jahren kein übermäßiges Engagement an den Tag gelegt hat, dass er eher genervt und gelangweilt wirkt, anstatt eine Agenda zu verfolgen, die dieses Land nach vorne bringt. Dieses Haus mit dem größten Investitionsetat hat für unser Land eine große Bedeutung. Wir alle wissen, dass Deutschland als Transitland in der Mitte Europas eine Infrastruktur benötigt, die uns am Ende alle nach vorne bringt. Was wir hier erleben, ist ein Ministerium, das eher lustlos vor sich hinarbeitet. Wir haben eine lange Diskussion darüber geführt, in welchem Zustand unsere Straßen, Eisenbahnen und Wasserstraßen sind. Im Ergebnis wird man feststellen, dass es immer einige Punkte gibt, an denen man nachvollziehen kann, warum es hier nicht läuft. Wir haben zum Beispiel eine Reihe von Staatsverträgen mit vielen uns umgebenden Ländern über alle möglichen Vorhaben, die wir gemeinsam bewegen wollen. Das heißt, man baut in Richtung Deutschland Straßen, Brücken und Eisenbahnen und hofft, dass sie dort, wo sie die deutschen Grenzen erreichen, auf deutscher Seite auf etwas Adäquates treffen. Ich habe mich an das Ministerium gewandt und gesagt: Ich hätte gern einen Sachstand über die Staatsverträge, die wir abgeschlossen haben, und Auskunft dazu, wie der Sachstand zu jedem einzelnen Staatsvertrag ist. Wie sieht es also aus, wenn ein Tunnel, der in der Schweiz gebaut wird, an die deutsche Grenze stößt? Ich habe darum gebeten, alle Staatsverträge individuell aufzulisten und zu gucken, wie die Kosten und Planungsstände auf deutscher Seite und auf der Seite des Vertragspartners sind. – Das kam zwar nicht zu dem Zeitpunkt, wo ich es haben wollte, aber letztendlich – vielen Dank, Herr Staatssekretär Ferlemann – habe ich dann eine Antwort bekommen. Das waren freundliche drei Seiten, auf denen man mir in groben Zügen mitgeteilt hat, dass es Staatsverträge gibt, mir eine Auswahl von einigen dargestellt hat und geschrieben hat, dass man im Kern das Problem hat, den Sachstand nicht in allen Punkten feststellen zu können, weil das BMVBS auf die Planungsstände nur bedingt Einfluss habe, weil auch die Länder als Projektträger mit zu entscheiden hätten und man nicht den genauen Überblick habe. Diese Staatsverträge sind nicht nur für unser Standing in der Welt wichtig, sondern auch für die deutsche Wirtschaft, die Infrastruktur und für uns selber, wenn wir von A nach B kommen wollen. Wenn das zuständige Ministerium nicht in der Lage ist, innerhalb von vier Wochen eine Auflistung aller Staatsverträge vorzulegen, und zwar mit dem genauen Sachstand, weil man sagt, man hat ihn nicht, dann stellt man sich natürlich die Frage, wie es um dieses Ministerium bestellt ist. In dem Brief gibt es keine Aussagen zu Planung und Verträgen mit den Niederlanden, zur Betuwe-Linie, nichts zum Eisernen Rhein oder zum Brenner Basistunnel. Es gibt einfach nichts. Da fragt man sich, wer in diesem Land dieses Ministerium führt. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Wenn Sie mich fragen, sage ich Ihnen, wer das Ministerium führt!)


(Gustav Herzog [SPD]: Das ist ja peinlich!)


– Das Problem ist, Herr Fraktionsvorsitzender, dass Sie
es zwar sagen – Ihr Minister sagt auch viel –, aber Sie
tun nichts. Das hat Sie und Ihre Koalition in den letzten
drei Jahren ausgezeichnet.


(Beifall bei der SPD)


Sie sitzen zwar hier, Herr Kauder, und sagen manchmal
kluge Sachen, aber Sie tun nichts, außer sich zu streiten
oder gegenseitig als Gurkentruppe zu bezeichnen, was
ich wiederum nachvollziehen kann.

Wenn wir das im Einzelfall betrachten, werden wir,
glaube ich, feststellen, dass dieses Haus in dieser Sache
eher schlampt. Wenn man als zuständiger Minister nicht
in der Lage ist, einfache Fragen zu beantworten und
Sachstände zu erfassen, und später sagt, man kann dazu
nichts sagen, weil man die Planungsstände nicht hat,
dann ist das in meinen Augen einfache Schlamperei.

Vier Jahre Aussitzen schaden diesem Land. Wir sind
auf eine vernünftige Infrastruktur angewiesen. Wir ha-
ben Dauerbaustellen mit viel Frust, und wir haben das
Problem, dass die Deutsche Bahn wieder einmal auf ei-
nen Winter zufährt und man wieder nicht genau weiß, ob
sie gerüstet ist. Bei der ersten Schneeflocke stehen wir
vielleicht wieder alle.

Das heißt, die Wasserstraßen haben ein Problem. Die
Bahn hat ein Problem. Die Autobahn hat ein Problem.
Und wir haben einen Minister, der sich jahrelang über
Dinge unterhält, die er wichtig findet. Leider sind das
nicht dieselben, die wir für wichtig halten.


(Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister: Darum seid ihr in der Opposition!)


Wir haben vier Jahre über die Pkw-Maut gestritten,
Herr Minister Ramsauer. Ich glaube, Sie haben jetzt drei
Jahre lang die Pkw-Maut gefordert. Da Sie regieren,
könnte man glauben, dass Sie das, was Sie fordern, auch
in Ihrem eigenen Verein durchsetzen. Das haben Sie aber
nicht. Ich persönlich finde das gut, weil ich glaube, dass
die Pkw-Maut falsch ist. Wenn CDU/CSU und FDP die
Pkw-Maut wollen, dann ist das nichts anderes als ein
Abzocken der deutschen Autofahrer. Im Ergebnis kann
man das alles nicht wollen. Aber wenn man es drei oder
vier Jahre lang fordert, sollte man doch zumindest die
Perspektive haben, das, was man jedes Jahr fordert, ir-
gendwann einfach mal zu bringen. Wenn man die aber
nicht hat, hat man ein Problem.

Auf der anderen Seite haben Sie eine Luftverkehr-
steuer eingeführt; jetzt fordern Sie, diese wieder auszu-
setzen. Auch da fragt man sich, was der zuständige
Minister hier tut. Sie sind am Ende für Ihre Koalition
auch mit verantwortlich und im Wort. Sie können nicht
sagen: Die haben mich zwar gewählt, die stellen hier die
Regierung und stimmen auch immer für mich, aber ich
bin ein Opfer meiner eigenen Abgeordneten. – Das, so
finde ich, wäre etwas billig. So funktioniert das nicht.





Johannes Kahrs


(A) )


)(B)


(C (D Wir haben festgestellt, dass Sie einen Infrastrukturstau hinterlassen, dass viele Projekte nicht vorankommen, dass Ihr Haushalt unterfinanziert ist. Sie müssten mit dem Geld der Steuerzahler vernünftiger umgehen und sich überlegen, wie Sie es effektiver einsetzen. Sie sollten auch nicht immer Nebenkriegsschauplätze aufmachen. Wir als SPD haben vorgeschlagen – durchfinanziert mit einem entsprechenden Finanzierungsprogramm –, Ihren Infrastrukturetat um 2 Milliarden Euro zu erhöhen. Wir haben eine Gegenfinanzierung vorgelegt. Wir glauben, dass das, was Sie machen, nämlich einmalig 1 Milliarde Euro im letzten Jahr und einmalig 750 Millionen Euro in diesem Jahr zur Verfügung zu stellen, im Kern zu weiteren Belastungen führen wird; denn Sie beginnen weitere Vorhaben, die jedoch nicht durchfinanziert sind. Schauen wir uns einmal die Deutsche Verkehrs-Zeitung an. Die listet auf einer Seite auf, was der Rechnungshof zu Ihren Projekten sagt. Er kritisiert, dass Sie laufend Projekte anfangen, aber sie nicht durchfinanzieren. Es sind unendlich viele Projekte in der Republik versprochen worden, die aber nicht kommen. Ihr Staatssekretär Ferlemann reist ja das ganze Jahr durch die Republik und erklärt, was alles kommen soll, aber am Ende stehen die Projekte nicht im Haushalt. So ist das. Das ist unser Problem. Wenn selbst Ihre eigene Fraktion das so sieht, dann werden wir hier nicht weiterkommen. Wir können das einmal durchdeklinieren. Ich muss mich dazu nur in meiner Heimat umschauen. Ich bin Hamburger. Schauen wir uns einmal an, was in und um Hamburg alles nicht funktioniert. Es besteht für die Grundsanierung des Nord-Ostsee-Kanals nach Auskunft Ihres eigenen Hauses ein Finanzierungsbedarf von 1,25 Milliarden Euro. Im letzten Jahr haben wir Sie genötigt, 300 Millionen Euro für die fünfte Schleuse in Brunsbüttel einzustellen. Sie selber sind nicht aus dem Quark gekommen, aber uns kam der Landtagswahlkampf in Schleswig-Holstein zugute, und wir konnten das immerhin durchsetzen. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie haben gar nichts durchgesetzt!)


Jetzt fehlt aber noch der Rest. Das heißt, die restlichen
950 Millionen Euro sind nicht da, und sie kommen auch
nicht. Das, was machbar ist, tun Sie nicht bzw. schieben
es nach hinten. Die Projekte, die jetzt nicht machbar
sind, die kündigen Sie an, damit Sie erst einmal kein
Geld ausgeben müssen. Das ist für das Land Schleswig-
Holstein, für Hamburg, aber auch für Deutschland als
Ganzes – alle brauchen den Nord-Ostsee-Kanal – eine
Katastrophe.


(Beifall bei der SPD)


Ähnliches gilt für den Elbe-Seitenkanal. In das
Schiffshebewerk von Scharnebeck investieren Sie nicht
das Geld, das Sie investieren müssten. Den Finanzbei-
trag für die Seeschifffahrt haben Sie um die Hälfte redu-
ziert. Es ist nur Ihrer eigenen Koalition zu verdanken,
dass das wieder zurückgenommen worden ist, ansonsten
hätten Sie in diesem Bereich überhaupt nichts gemacht.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Wir sind doch gut, oder?)


– Das Problem ist, wenn die Abgeordneten den Minister
retten müssen, weil er gegenüber dem Finanzministe-
rium verloren hat und weil er die Mittel für wichtige
Projekte gekürzt hat. Das ist bei der CO2-Gebäudesanie-
rung passiert, das ist bei wichtigen Infrastrukturprojek-
ten passiert, und deshalb kommen wir nicht weiter.

Herr Minister, Sie haben sich um das Punktesystem in
Flensburg gekümmert, um Autokennzeichen, um die Na-
mensgebung für Autobahnraststätten, um Rastplätze und
Sorgentelefone und vieles andere, aber Sie haben sich
nicht um die Straßen in diesem Land gekümmert, nicht
um die Wasserwege, und Sie haben sich nicht darum ge-
kümmert, dass unser Land die Infrastruktur vernünftig
ausbaut, damit wir nach vorne kommen. Stattdessen zer-
schlagen Sie die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung.
Das geht nicht. Das ist eine schlechte Bilanz. Das tut mir
leid, und das ist nicht gut für dieses Land.

Glück auf!


(Beifall bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1720900200

Bartholomäus Kalb ist der nächste Redner für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Bartholomäus Kalb (CSU):
Rede ID: ID1720900300

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! In der Verantwortung des Bundes liegen
12 000 Kilometer Autobahnen, 40 000 Kilometer Bun-
desstraßen, 37 000 Kilometer Schienenwege und
7 350 Kilometer Wasserstraßen. Das heißt, dass wir
große Verantwortung übernehmen; denn es handelt sich
um die Hauptschlagadern unseres Staates, unserer Wirt-
schaft, unserer Gesellschaft. Deswegen müssen wir mit
besonderem Verantwortungsbewusstsein mit dem hohen
Gut der Verkehrsinfrastruktur umgehen und dafür sor-
gen, dass sie vernünftig ausgebaut und dass der Bestand
gut erhalten wird.

Natürlich sind wir andererseits in die Notwendigkei-
ten der Haushaltskonsolidierung eingebunden, die uns
Grenzen setzen. Deswegen ist es jedes Jahr ein Ringen
und ein Kampf und ein Abwägen: Was können, was
müssen wir für die Verkehrsinfrastruktur, für den weite-
ren Ausbau und den Erhalt ausgeben, und was müssen
wir vielleicht hintanstellen, weil wir die Haushaltskon-
solidierungsziele, wie wir sie in den letzten Tagen be-
sprochen haben, erreichen wollen und müssen?

Die Infrastruktur nicht in gutem Zustand zu erhalten,
wäre ebenfalls eine verdeckte Verschuldung, weil dann
später Probleme umso stärker auf uns zukommen wür-
den. Wir wollen nicht, wie wir es unter der Regierung
Schröder erleben mussten, eine Desinvestition hinneh-
men, sondern wir wollen die Vermögenswerte erhalten
und weiter zum Nutzen für unsere Gesellschaft, für un-
sere Wirtschaft einsetzen können. Gute Verkehrswege
sind eine Voraussetzung für die Befriedigung des Mobi-





Bartholomäus Kalb


(A) )


)(B)


(C (D litätsbedürfnisses der Menschen, vor allen Dingen sind sie eine Voraussetzung für eine gute, moderne, arbeitsteilige Wirtschaft. Unsere Leistungsfähigkeit, unsere Wettbewerbsfähigkeit hängen ganz entscheidend davon ab, ob wir eine gute Verkehrsinfrastruktur haben oder nicht. Im Hinblick auf den demografischen Wandel – er hat in der Rede der Frau Bundeskanzlerin eine besondere Rolle gespielt – müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass bis 2030 rund 5 Millionen Menschen, bis 2040 rund 11 Millionen Menschen aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Das zwingt uns dazu, unsere Produktivität, unsere Leistungsfähigkeit und unsere Wettbewerbsfähigkeit in allen Bereichen zu erhöhen. Ich widerspreche ganz ausdrücklich der da und dort vertretenen Auffassung, dass wir nur in Bildung und Forschung investieren müssten. Gestern hat wieder ein Kollege gesagt, „dass es der richtige Weg ist, in die Köpfe statt in Beton zu investieren.“ Wir brauchen Investitionen in die Zukunft. Das sind Investitionen in Bildung und Forschung und gute Infrastruktur. Dies alles gehört meines Erachtens zusammen. Blicken wir in die USA. Dort gibt es sehr viele Naturereignisse. Viele Naturereignisse dort müssten keine Katastrophen nach sich ziehen, wenn deren Infrastruktur etwas besser wäre. Es sind Untersuchungen bekannt, die deutlich machen – auch Expertenmeinungen haben dies vor kurzem zum Ausdruck gebracht –, dass es dort eine Infrastruktur wie zu Beginn des vorigen Jahrhunderts gibt. Die Stärke Deutschlands und damit ein wichtiger Standortfaktor war immer die gute Verkehrsinfrastruktur. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Heute kommt die Kommunikationsinfrastruktur hinzu.
Darauf sollten wir in besonderer Weise achten.

Das Thema Verkehrsinfrastruktur war immer ein be-
sonderes Anliegen der Koalitionshaushälter. In all den
zurückliegenden Jahren haben wir uns innerhalb der Ar-
beitsgruppe viele Gedanken gemacht und viele Überle-
gungen angestellt, um am Ende notwendige Verbesse-
rungen vornehmen zu können. Im letzten Jahr ist es uns
gelungen, 1 Milliarde Euro mehr zur Verfügung zu stel-
len. In diesem Jahr ist es ähnlich. Insbesondere ist der
Einsatz unserer Fraktionsspitzen zu erwähnen. Ich darf
namentlich die Kollegen Volker Kauder, unseren Frak-
tionsvorsitzenden, Gerda Hasselfeldt und Rainer
Brüderle nennen, die uns sehr dabei geholfen haben,


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


auch in diesem Jahr 750 Millionen Euro mehr für die
Verkehrsinfrastruktur zur Verfügung zu stellen. Ich
denke, wir haben hier eine ganz vernünftige Aufteilung
zustande gebracht. Wir haben gleichzeitig Vorkehrungen
dafür getroffen, dass die leider anfallenden Mehrkosten
für den Flughafen Berlin außerhalb dieser 750 Millionen
Euro noch im Verkehrsetat geschultert werden, in die-
sem Jahr 169 Millionen Euro, der Rest im Jahr 2014. So

ist es jedenfalls vorgesehen. Ich will jetzt gar nicht so
sehr über die Frage der Verantwortlichkeiten reden, wie
die Stellung des Aufsichtsratsvorsitzenden und seine
Wahrnehmung der Aufgaben ist, obwohl man das ma-
chen könnte. Auch der Geschäftsführung könnte man
viele Frage stellen. Daran denke ich jetzt nicht.

Für mich, der am Beispiel München erlebt hat, wel-
che Impulse von einem neuen Flughafen in günstiger
Lage ausgehen können, ist es eine Tragik, dass ein solch
bedeutender Flughafen über Jahre hinweg verzögert
wird und seine positiven Wirkungen für den gesamten
Wirtschaftsraum Berlin und Brandenburg und darüber
hinaus nicht entfalten kann. Auch diese positiven Wir-
kungen könnte man hier sehr gut gebrauchen.


(Iris Gleicke [SPD]: Was sagt denn Herr Bomba dazu? Er sitzt doch im Aufsichtsrat, oder nicht?)


– Er sitzt hier.


(Iris Gleicke [SPD]: Und im Aufsichtsrat auch!)


Er hat uns im Haushaltsausschuss sehr eingehend und
umfassend unterrichtet, soweit er dies nach Aktienrecht
durfte. Meine sehr verehrte Kollegin,


(Iris Gleicke [SPD]: Das kriegen wir schon mit: Er eiert!)


der Vorsitzende des Aufsichtsrates trägt eine besondere
Verantwortung.


(Iris Gleicke [SPD]: Das sehen wir auch so, dass er eine besondere Verantwortung hat!)


Er wird wahrscheinlich auch, wenn es normal zugeht,
vom jeweiligen Sprecher der Geschäftsführung besser
und umfassender unterrichtet als jedes andere Mitglied
eines Aufsichtsrates. Jedenfalls ist es im Normalfall so.

Ich habe vorhin gesagt: Ich bin nicht hier, um nach
Verantwortlichkeiten zu fragen,


(Iris Gleicke [SPD]: Ach!)


sondern um deutlich zu machen, dass es tragisch ist. Es
ist auch kein gutes Aushängeschild für den Hightech-
standort Deutschland, dass wir hier nicht zu Stuhle kom-
men.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Iris Gleicke [SPD]: Ich habe den Eindruck: Das war eine Pirouette!)


Meine Damen und Herren, zu anderen Bereichen.
Trotz aller Nöte und Zwänge bei den Haushaltsberatun-
gen ist es uns gelungen, auch die Städtebauförderung auf
dem Niveau von 455 Millionen Euro


(Sören Bartol [SPD]: Das ist bodenlos!)


zu erhalten.


(Sören Bartol [SPD]: Zu erhalten? Kaputtzusparen!)


Auch damit werden Länder und vor allen Dingen Kom-
munen bei der Modernisierung und dem Umbau der





Bartholomäus Kalb


(A) )


)(B)


(C (D Städte und Gemeinden wieder in bewährter Weise unterstützt. Wir haben es auch geschafft – das hat der Kollege Kahrs angesprochen –, dass wir die Fragen der Hochseeschifffahrt – im Zusammenhang mit einem Gesetz, das verabschiedet worden ist – geregelt haben. Insbesondere der Kollege Rehberg hat sich hier in besonderer Weise verdient gemacht. Das ist im Gesamtgefüge für die Leistungsfähigkeit der deutschen Infrastruktur ganz wichtig. Gestern und bei der Beratung zum Umweltetat ist von der Opposition gefordert worden, dass für die CO2-Gebäudesanierung noch mehr getan werden müsste. Sie wissen, dass dies nicht mehr im Etat steht, (Sören Bartol [SPD]: Das ist ja das Schlimme! Null finanziert!)


sondern aus dem Energie- und Klimafonds finanziert
wird. Wenn Sie hier aber Forderungen stellen, dann
stimmen Sie im Bundesrat


(Sören Bartol [SPD]: Ach hör’ doch auf mit dem Ablenkungsmanöver!)


schlicht und einfach unserem Gesetz zur energetischen
Gebäudesanierung zu. Dann können Sie Impulse setzten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wenn Sie oder Ihre Länder einen Euro in die Hand neh-
men sollen, dann ist es viel zu teuer; von uns dagegen
können Sie gar nicht genug fordern.

Wenn Sie mehr Geld brauchen, stimmen Sie im Bun-
desrat dem Steuerabkommen mit der Schweiz zu!


(Johannes Kahrs [SPD]: Dazu können wir einiges sagen!)


Dann haben Sie ab Januar 5 bis 10 Milliarden Euro zu-
sätzlich in den Kassen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Sören Bartol [SPD]: Das schützt eure Steuerflüchtlinge, eure Kernklientel!)


Wenn man mit Fachleuten von Ihnen unter vier Augen
spricht,


(Johannes Kahrs [SPD]: Das ist doch eine Privilegierung von Steuerflüchtlingen!)


wird klar: Es gibt nur ein einziges Argument – das aber
keines ist –, das gegen das Steuerabkommen mit der
Schweiz spricht, nämlich Frau Kraft.


(Johannes Kahrs [SPD]: Ein Rettungsschirm für Kriminelle!)


Das ist kein Argument, sondern ein politischer Stolper-
stein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Iris Gleicke [SPD]: Das ist Vokaldiarrhö!)


Der Verkehrsetat – ich muss leider zum Schluss kom-
men – mit seinem Volumen von über 26,4 Milliarden
Euro und mit einem Investitionsanteil von über 13 Mil-
liarden Euro ist der Investitionshaushalt des Bundes
überhaupt.

In den Haushaltsberatungen haben wir immer großen
Wert darauf gelegt, dass die Investitionsquote – wo im-
mer möglich – verbessert wird, weil damit zum Aus-
druck gebracht wird, dass wir in die Zukunft und für die
Zukunft investieren.

Zum Schluss möchte ich den Kolleginnen und Kolle-
gen Berichterstattern ganz herzlich danken, dem Haupt-
berichterstatter Kollegen Claus,


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE])


Frau Kollegin Dr. Winterstein, Johannes Kahrs, der für
seine Verhältnisse heute eine mäßig emotionale Rede ge-
halten hat,


(Heiterkeit)


und dem Kollegen Kindler.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1720900400

Sie meinen wahrscheinlich: maßvoll.


Bartholomäus Kalb (CSU):
Rede ID: ID1720900500

Ganz herzlich danken möchte ich natürlich auch dem

Bundesminister, seinen Staatssekretären sowie den Mit-
arbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1720900600

Nun hat der Kollege Roland Claus für die Fraktion

Die Linke das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Roland Claus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1720900700

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Den Dank gebe ich selbstverständlich gern zu-
rück, und zwar auch deshalb, damit das nicht einseitig an
mir hängen bleibt; denn das ist nicht nur karriereför-
dernd.


(Heiterkeit bei der LINKEN und der SPD sowie des Abg. Bartholomäus Kalb [CDU/ CSU])


Meine Damen und Herren, es geht hier um den Infra-
strukturetat des Bundes. Es geht um unser aller Wohnen,
um Mobilität, um Bauen, um das urbane Miteinander
schlechthin, ja mehr noch, um das Gemeinwohl in Städ-
ten und Gemeinden. Frei übersetzt: um den segensrei-
chen Etat urbi et orbi.


(Heiterkeit bei der LINKEN und der SPD)


– Kleiner geht es nicht.

Es geht um sehr viel Geld für unsere Infrastruktur.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1720900800

Herr Kollege Claus, ich hoffe, dass Sie in Ihrem Ma-

nuskript die Quelle korrekt angeben.


(Heiterkeit)







(A) )


)(B)


(C (D Ich bin der Leistung der Stenografen kundig, Herr Präsident. Die schaffen das schon. Es müsste eigentlich eitel Freude sein an diesem Morgen. Stattdessen Ärger, wo man hinschaut: Murks am Bahnhof – Stuttgart 21, Ausbaustrecke Ulm-Wendlingen; eine Blamage am Flughafen – wir haben uns sozusagen global zum Gespött gemacht – Kollege Kalb hat völlig recht, wenn er das „tragisch“ nennt –; eine verkorkste Reform der Wasserstraßenverwaltung; Pfusch am Haushalt und eine oberste Baubehörde, bei der jeder Bau länger dauert und mehr kostet. Kurzum: Dieser Etat beweist erneut: Diese Bundesregierung und dieses Bundesministerium können nicht mit Geld umgehen, schon gar nicht mit viel Geld. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Roland Claus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1720900900

Das sagt Ihnen jemand, der weiß, dass Mangel schwieri-
ger zu verwalten ist als Überfluss.

Eine der ersten Nachrichten in dieser Haushaltswoche
war: Der Bund verkauft über 11 500 Wohnungen an ei-
nen Finanzinvestor, 11 500 Wohnungen, die bisher der
Treuhand Liegenschaftsgesellschaft gehörten. Nun denkt
man, es gibt in diesem Land einen Wohnungsminister.
Was macht der? Er schweigt. Ihre Partei, Herr Ramsauer,
heißt aber „Christlich-Soziale Union“. Die Mieterinnen
und Mieter dieser Wohnungen hätten an dieser Stelle er-
wartet, dass Sie sich für ihr Wohl einsetzen und einem
solchen Verkauf widersprechen. Das wäre an dieser
Stelle Ihre Pflicht gewesen.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Meine Damen und Herren, die Linke steht für eine
Verkehrs-, Bau- und Stadtentwicklungspolitik, die stets
von sozialer Verantwortung und demokratischer Teil-
habe aller an den öffentlichen Gütern ausgeht.


(Beifall bei der LINKEN)


Was alle brauchen, muss öffentlich zugänglich und be-
zahlbar sein.

Im Rahmen der Haushaltsberatungen haben wir be-
kanntlich viele Veränderungsvorschläge eingebracht.
Auf einige will ich eingehen.

Wie im vergangenen Jahr ist dem Bauminister im
Zuge der Haushaltsberatungen erneut ein Geschenk zu-
geflossen: 750 Millionen Euro mehr für Verkehrsinfra-
struktur. Das ist nicht zu bemängeln. Sie wollen
600 Millionen Euro davon allein dem Bereich Straße zur
Verfügung stellen. Das ist nicht ausgewogen, Herr
Minister. Das ist wohl etwas wie eine Wiedergutma-
chung gegenüber dem ADAC, nachdem Sie mehrfach
öffentlich über Maut nachgedacht haben. Ich sage Ihnen:
Die BILD-Zeitung kann Sie nicht für jede Ihrer Kaprio-
len immer wieder raushauen, Herr Minister.


(Beifall bei der LINKEN)


Inzwischen redet keiner mehr über den Börsengang
der Bahn. Das ist eigentlich gut so. Im Einzelplan 60,
also im Einzelplan der allgemeinen Finanzverwaltung
des Bundes, steht aber nach wie vor die Veräußerung des
Bahnvermögens als eine anzustrebende Aufgabe. Des-
halb hätten wir schon erwartet, Herr Bundesminister
– wohl wissend, dass Sie gegen den Börsengang der
Bahn sind und sich die Spitze der DB AG im Grunde
schon von diesem Gedanken verabschiedet hat –, dass
Sie hier Klarheit schaffen und sagen: Schluss mit dieser
unsäglichen Privatisierung! Kein Börsengang der DB AG!


(Beifall bei der LINKEN)


Wir müssen auch darauf aufmerksam machen, dass
erneut das elend lange Mautschiedsverfahren um die ent-
gangenen Einnahmen hier nicht thematisiert wird. Es
geht hier um 3, 4 oder gar 5 Milliarden Euro, die dem
Bund entgangen sind. Jeder Staatssekretär im Ministe-
rium erklärt mir das Gleiche – ich höre es schon seit drei
Jahren –, und nichts bewegt sich. Die staatsnahen Mono-
polisten, die dem Bund das Ganze eingebrockt haben,
werden von Ihnen geschont und nicht zur Kasse gebeten.
Das werden wir nicht hinnehmen.


(Beifall bei der LINKEN)


Erneut haben Sie die Mittel für die Städtebauförde-
rung zurückgefahren; das können Sie hoch- und runter-
rechnen, wie Sie wollen. Ein so erfolgreiches Programm
wie „Altersgerecht Umbauen“, derzeit noch im Bestand,
trägt bei Ihnen leider den Titel „Abwicklung“.


(Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Die Städtebauförderung ist gleich geblieben!)


Dieses Programm haben wir erst vor wenigen Jahren ge-
meinsam installiert. Es ist eines der am besten funktio-
nierenden Programme, und Sie stellen es auf Abwick-
lung, bloß weil Ihnen die FDP das einredet. Das ist doch
purer Unsinn, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Bettina Hagedorn [SPD] und des Abg. SvenChristian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Schließlich muss ich Sie daran erinnern, dass Sie nach
wie vor ein in Berlin und Bonn zweigeteiltes Ministe-
rium haben. Sie wollen jetzt noch eine Zentralbehörde
für die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung in Bonn kon-
struieren. Das kann niemand mehr im Lande verstehen,
im Übrigen auch nicht in Bayern, Herr Minister.


(Jens Ackermann [FDP]: Daran ist Herr Ulbricht schuld, nicht Herr Ramsauer!)


Zum guten Schluss. Als Fraktion der konstruktiven,
kreativen und lustvollen Oppositionsarbeit


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


würden wir herzlich gern einmal einem Infrastruktur-
haushalt zustimmen. Nur: Hier, heute und für diesen Etat
geht das nicht.

Vielen Dank.





Roland Claus


(A) )


)(B)


(C (D (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1720901000

Das Wort erhält nun die Kollegin Claudia Winterstein

für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Claudia Winterstein (FDP):
Rede ID: ID1720901100

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Herr Kahrs, Herr Claus, das Leben ist kein
Wunschkonzert, auch nicht das Leben unseres Ministers.


(Johannes Kahrs [SPD]: Ach, Claudia! – Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist die Dame, die was gegen die „Soziale Stadt“ hat!)


Wir alle wissen, dass er begrenzte finanzielle Mittel hat.


(Johannes Kahrs [SPD]: Dann muss er die wenigstens gut ausgeben!)


Nicht alles, was vielleicht notwendig und richtig ist, ist
zurzeit erfüllbar. – Ich habe immer gedacht, ihr seid
Haushälter und geht mit dem Geld sorgfältig um. Dann
wisst ihr ganz sicher, dass es eben nicht ohne Weiteres
möglich ist, alle Wünsche zu erfüllen.


(Gustav Herzog [SPD]: Koalition und sorgfältig – zwei Welten prallen aufeinander!)


Wir alle wissen natürlich: Eine funktions- und leis-
tungsfähige Verkehrsinfrastruktur ist für den Wirtschafts-
standort Deutschland eine Grundvoraussetzung. Der
Einzelplan 12 als größter Investitionshaushalt leistet ei-
nen wichtigen Beitrag für Wirtschaftswachstum und Ar-
beitsplatzsicherung. Deswegen hat die Koalition be-
schlossen, die Investitionsmittel trotz der angespannten
Haushaltslage im Verkehrsbereich von 10,1 Milliarden
Euro um 750 Millionen Euro zu erhöhen. Im nächsten
Jahr werden davon 600 Millionen Euro fließen. Zur Ver-
fügung stehen 470 Millionen Euro für die Straße,
100 Millionen Euro für die Wasserstraße und 30 Millio-
nen Euro für die Bahn. Im Jahr darauf folgen dann wei-
tere 150 Millionen Euro.

Insbesondere für die Straßen sind Neubauprojekte
notwendig, um die Überlastung der Bundesstraßen zu re-
duzieren. Im vergangenen Jahr wurden allein auf den
Autobahnen 189 000 Staus mit einer Gesamtlänge von
450 000 Kilometern gezählt. Nicht nur, dass uns das alle
ärgert; das ist natürlich auch ein erheblicher volkswirt-
schaftlicher Schaden. Deswegen werden die Mittel vor-
nehmlich für baureife Neubauprojekte im Straßenbe-
reich eingesetzt. Das ist auch richtig so.

Dass die Grünen hingegen für den Stillstand sind, das
zeigt der vorliegende Entschließungsantrag,


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Guter Antrag!)


nämlich der Versuch, den Weiterbau der A 100 hier in
Berlin zu verhindern. Diese Haltung ist allerdings ver-

wunderlich, wenn man bedenkt, dass Frau Künast und
Herr Trittin zu Zeiten von Rot-Grün am Kabinettstisch
saßen, als der Ausbau der A 100 im Bundesverkehrs-
wegeplan 2003 verankert wurde. Der Weiterbau ist
wichtig für Berlin; denn die A 100 zählt zu den Straßen
mit dem höchsten Verkehrsaufkommen in ganz Deutsch-
land. Deswegen werden wir natürlich den Antrag der
Grünen ablehnen.

Abgelehnt haben wir auch Änderungsanträge von SPD
und Grünen zum Verkehrsetat 2013. Die SPD hat Mehr-
ausgaben in Höhe von 1,9 Milliarden Euro gefordert, die
Grünen in Höhe von 3 Milliarden Euro, selbstverständ-
lich alles ohne eine vernünftige Gegenfinanzierung. Rot-
grüne Politik bedeutet letztendlich Steuererhöhung. Wir
hingegen konsolidieren erfolgreich und senken die Net-
tokreditaufnahme schneller, als wir es eigentlich müss-
ten. Das ist unser erstes Ziel: ein entsprechend solider
Haushalt im nächsten Jahr.

Zum Schreckgespenst für den deutschen Steuerzahler
wird auch immer mehr der neue Hauptstadtflughafen;
das ist schon angesprochen worden. Zurzeit vergeht
kaum ein Tag ohne negative Nachrichten. Die Fluglinien,
die Passagiere und die Wirtschaft erwarten nun endlich
die Flughafeneröffnung zum 27. Oktober 2013. Insbe-
sondere die kleinen und mittelständischen Unternehmen,
die sich am Flughafen angesiedelt haben, sind von der
Verschiebung des Eröffnungstermins schwer betroffen,
und sie befürchten eine weitere Verschiebung.

Der Flughafen sollte zunächst 3,1 Milliarden Euro
kosten. Die Flughafengesellschaft hat – bisher jeden-
falls – einen finanziellen Mehrbedarf in Höhe von
1,2 Milliarden Euro berechnet. Der Anteil des Bundes an
der Gesellschaft beträgt 26 Prozent. Das heißt, wir müs-
sen 312 Millionen Euro zusätzlich bereitstellen. Das ha-
ben wir Haushälter für die Jahre 2013 und 2014 getan.
Allerdings haben wir die Mittel gesperrt, weil es hier
noch eine ganze Reihe von offenen Fragen gibt.

Beim Brandschutz sind weiterhin große Probleme zu
lösen. Mit der Genehmigung der Brandschutzanlage
steht und fällt – das wissen wir alle – der Eröffnungster-
min im Oktober nächsten Jahres. Die neuen Probleme
bei der Brandschutzanlage waren der Geschäftsführung
und dem Aufsichtsrat schon vor unserer Haushaltsaus-
schusssitzung am 7. November 2012 bekannt. Wir, die
Mitglieder des Ausschusses, wurden darüber von Herrn
Wowereit jedoch nicht informiert. Insbesondere vom
Aufsichtsratsvorsitzenden, Herrn Wowereit, erwarte ich
hier schon detaillierte und belastbare Informationen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Herr Professor Schwarz, der Geschäftsführer, hat dem
Aufsichtsrat wiederholt wichtige Informationen vorent-
halten. Ich kann nur sagen: Ich habe das Vertrauen in
diesen Geschäftsführer verloren und erwarte personelle
Konsequenzen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP sowie des Abg. Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])






Dr. Claudia Winterstein


(A) )


)(B)


(C (D Aber die Länder Berlin und Brandenburg blockieren bisher die vom Bund geforderten Personalentscheidungen. Man muss sagen: Es ist lobenswert, dass sich der Bund dafür einsetzt, hier klare Verhältnisse zu schaffen. Berlin und Brandenburg blockieren das aber zurzeit. – Wir sind uns darüber im Klaren: Unser allererstes Ziel muss eine zügige Fertigstellung dieses Flughafens sein. Das werden wir in Zukunft entsprechend vorantreiben. Meine Damen und Herren, ich komme nun wieder zu positiven Aspekten des Haushalts. Um dem wachsenden Bedarf im Güterverkehr nachzukommen, schaffen wir zusätzliche Kapazitäten im Schienenverkehr. Wir fördern deshalb ab dem Haushaltsjahr 2013 die nicht bundeseigenen Eisenbahninfrastrukturen erstmalig mit 25 Millionen Euro. So verbessern wir den Güterverkehr in Deutschland. Ein weiteres wichtiges Thema im Einzelplan 12 ist die Städtebauförderung; das wurde schon angesprochen. Wie in diesem Jahr stehen erfreulicherweise neue Programmmittel in Höhe von 455 Millionen Euro bereit; da ist überhaupt nicht gekürzt worden. (Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es ist ja der Hauptehrgeiz der FDP, das Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“ zu ruinieren!)


– Nein, nein, im Gegenteil. – Die Mittel für das Pro-
gramm „Stadtumbau West“ werden sogar auf 83 Millio-
nen Euro erhöht und haben damit nahezu die gleiche
Höhe wie die Mittel für das Programm „Stadtumbau
Ost“. Die Mittel werden dringend benötigt, um die
wachsende Aufgabe der Standortschließungen bei der
Bundeswehr zu bewältigen.

Zum Schluss komme ich zur Erfolgsgeschichte des
Maritimen Bündnisses.


(Lachen der Abg. Dr. Valerie Wilms [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Die Koalition hat den Förderansatz um 29,1 Millionen
Euro angehoben und auf dem Niveau von 57,8 Millionen
Euro verstetigt.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Kaputtsparen!)


Durch die Förderung von Ausbildung und Beschäftigung
deutscher Seeleute auf deutschen Schiffen wird der
Schifffahrtsstandort in Deutschland gestärkt. Die Koali-
tion hat Wort gehalten und bleibt der verlässliche Partner
der maritimen Wirtschaft.

Es wird deutlich: Mit dem Einzelplan 12 hat die
christlich-liberale Koalition die richtigen Investitions-
schwerpunkte gesetzt.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1720901200

Nächste Rednerin für die Fraktion Bündnis 90/Die

Grünen ist die Kollegin Valerie Wilms.


Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1720901300

Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen!

Meine Damen und Herren! Die Verkehrspolitik dieser
Regierung lässt sich am besten vergleichen mit dem Fah-
ren im Nebel. Es wird maximal auf Sicht gefahren, ge-
rade so weit, wie man im Nebel schauen kann. Weiter als
bis zur nächsten Kurve wird nicht gedacht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ob die Straße weitergeht oder der Abgrund kommt, das
interessiert sie nicht mehr. – So funktioniert diese Regie-
rung. Da werden zusätzliche 750 Millionen fast nur für
Neubauten ausgegeben. Wie es danach weitergeht, inte-
ressiert sie nicht. Ein langfristiger Plan? Leider Fehlan-
zeige!


(Bettina Hagedorn [SPD]: Nur Spatenstiche!)


Sie, Herr Minister Ramsauer und Ihre Koalition in
Abwicklung, können die zusätzlichen Mittel für den Ver-
kehr feiern, wie Sie wollen. Die bittere Wahrheit ist: Sie
vergrößern die Probleme damit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Noch schlimmer ist: Sie wollen noch nicht einmal sehen,
dass Sie durch diese Handlungsweise die Probleme ver-
größern.

Auf den ersten Blick könnte man ja denken, Sie hät-
ten etwas gelernt. Im Haushaltsentwurf vom Sommer
verschieben Sie mehr Mittel in den Erhalt und kürzen
beim Neubau. Vom Grundsatz her ist das richtig; denn
wir alle wissen: Wir haben ein riesiges Problem mit dem
Erhalt dessen, was wir schon gebaut haben. Das ist auch
in Amerika so, Herr Kollege Kalb. Es geht nicht unbe-
dingt um Neubau, sondern um den Erhalt dessen, was in
die Welt gesetzt wurde.

Der Haushaltsentwurf sah zunächst einigermaßen
passabel aus. Aber es war eine Mogelpackung, und zwar
aus zwei Gründen. Erstens können die Länder die Mittel
für den Erhalt auch für den Neubau nutzen. Sie wissen,
das ist lange so passiert, weil die Titel untereinander de-
ckungsfähig sind. Zweitens ist dieser Haushaltsentwurf
das Papier, auf dem er geschrieben ist, nicht wert;


(Johannes Kahrs [SPD]: Das ist aber nichts Neues!)


denn Sie fordern umgehend zusätzliche Mittel, um sie
fast komplett in Neubauten zu stecken. Wo bleibt denn
eigentlich die Ehrlichkeit, die Sie im Umgang mit dem
Parlament angekündigt haben?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Drei Viertel der zusätzlichen Mittel landen im Stra-
ßenneubau. Wir werden also im nächsten Jahr wieder ei-
nige blitzblank geputzte Spaten sehen, die pünktlich zu
den Wahlen neue Bauprojekte ankündigen. Im Frühjahr
dieses Jahres haben Sie das in Brunsbüttel an der
Schleuse gemacht. Ihre Mitarbeiter vom Wasser- und
Schifffahrtsamt haben extra neue Spaten gekauft, ganz
frisch, nigelnagelneu. Die haben sie in den Boden ge-





Dr. Valerie Wilms


(A) )


)(B)


(C (D rammt. Aber wo ist der Bagger? Ich habe ihn bislang noch nicht gesehen. (Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Das Ganze tun Sie, obwohl Sie genau wissen, dass die
Probleme größer werden; denn jeder neu gebaute Kilo-
meter bindet Mittel in der Zukunft. Eine verantwor-
tungsvolle Regierung würde sich darüber ernsthaft Ge-
danken machen;


(Bettina Hagedorn [SPD]: Aber das sind die nicht!)


aber Sie stellen sich diesem Problem nicht. Die neuen
Straßen werden nicht durchfinanziert,


(Bettina Hagedorn [SPD]: Ja!)


der Bau wird über Jahrzehnte gestreckt; aber das interes-
siert Sie nicht. Das Einzige, was für Sie zählt, sind ein
paar schöne Bilder und Versprechen für den Wahlkampf.
Das mag Ihnen vielleicht gefallen, aber eine solche
Handlungsweise ist unverantwortlich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Mit Nachhaltigkeit, die für unsere zukünftigen Genera-
tionen wichtig ist, hat das überhaupt nichts zu tun.

Der größte Hammer aber ist: Wenn es nach dieser Re-
gierung geht, soll sich das nicht ändern. Derzeit wird der
nächste Bundesverkehrswegeplan vorbereitet. Aber noch
während Sie überlegen, nach welcher Methodik die Pro-
jekte aufgenommen werden sollen, laden Sie die Länder
herzlich ein – das muss man sich einmal auf der Zunge
zergehen lassen: herzlich –, ihre Wünsche zu äußern. In
den nächsten Monaten werden wir wieder landauf,
landab neue und alte Wünsche hören; das kennen wir ja
schon. IHK, Wahlkreisabgeordnete und Länder werden
sich gegenseitig mit Vorschlägen zu Verkehrsprojekten
überbieten.


(Iris Gleicke [SPD]: Nichts gegen Wahlkreisabgeordnete!)


Das Schöne für die Länder ist, dass der Bund alles be-
zahlt. In der Verkehrspolitik geht es zu wie zu Weihnach-
ten: Man darf sich etwas wünschen, das Spielzeug be-
nutzen und kaputtmachen, wie man will. Hauptsache,
der Bund als Weihnachtsmann bezahlt die ganze Num-
mer.

So kann es nicht weitergehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Johannes Kahrs [SPD]: Das stimmt!)


Wir müssen grundlegend etwas verändern, und wir müs-
sen jetzt damit anfangen.


(Johannes Kahrs [SPD]: Abwählen!)


Beton bedeutet nicht: mehr Fortschritt. Damit betonieren
wir nämlich vor allem die Möglichkeiten für unsere Kin-
der, unsere Enkel und deren Kinder in der Zukunft. Da-

her appelliere ich hier an alle Fraktionen, nicht nur an
die Regierungsfraktionen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Aha!)


Bei der Aufstellung dieses Haushalts wurden wieder
einmal alle Chancen liegen gelassen. Die Koalition zeigt
beim Verkehrsetat, dass sie nicht verantwortungsvoll mit
Geld umgehen kann – jeder Mittelständler rauft sich die
Haare –: Ohne Plan und auf Pump verplempern Sie Geld
für Prestigeprojekte.


(Patrick Döring [FDP]: Quatsch!)


Das ist möglich, weil Sie nicht so vernünftig rechnen,
wie es ein Mittelständler tut. Als Bund leisten wir uns,
wie ein Dinosaurier, weiterhin die kameralistische Haus-
haltsführung. Damit kann niemand nachvollziehen, was
an Werten vorhanden ist. Wir wissen nicht, wie viel wir
eigentlich jährlich zurücklegen müssten, um die Sub-
stanz zu erhalten. Deswegen fahren wir dauernd auf Ver-
schleiß. Kein Mittelständler könnte sich so etwas leisten;
aber die schwarz-gelbe Chaostruppe, die von Wirtschaft
angeblich etwas versteht, fasst dieses Grundsatzproblem
nicht an.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich plädiere deswegen dafür, dass sich zumindest die
Verkehrspolitiker einmal zusammensetzen und über
neue Steuerungsmodelle für den Verkehrsetat nachden-
ken. Hier könnten wir mit doppischer Haushaltsführung
viel klarer die Mittel einteilen, statt sie, wie heute, zu
verstecken. Diese Diskussion müssen wir jetzt beginnen.
Wir brauchen sie für die langfristige Planung.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1720901400

Frau Kollegin Wilms!


Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1720901500

Ich bin gleich so weit, Herr Präsident.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1720901600

Das wäre schön.


Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1720901700

Wir brauchen einen ganz neuen Ansatz.


(Patrick Döring [FDP]: Sie sicher nicht!)


Wir wollen die Mobilität unserer Menschen und der
Wirtschaft in Deutschland sichern. Das sind wir den zu-
künftigen Generationen schuldig. Wir dürfen nicht nur
bis zur nächsten Wahl denken.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1720901800

Das Wort erhält nun der Kollege Patrick Schnieder für

die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )


)(B)


(C (D Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir stehen beim Haushalt insgesamt, aber auch beim Einzelplan 12 vor großen Herausforderungen: Wir haben die Schuldenbremse einzuhalten; gleichzeitig haben wir einen hohen Bedarf, vor allem im Verkehrsetat. Ich glaube, die Koalition wird diesen Herausforderungen mit dem Gesamthaushalt und auch mit dem Einzelplan 12 gerecht. Wir haben die Weichen richtig gestellt. Wir nehmen die Herausforderungen an. Vor allen Dingen ist der Haushalt seriös aufgestellt; er wird den Realitäten gerecht. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Sehr gut!)

Patrick Schnieder (CDU):
Rede ID: ID1720901900

(Johannes Kahrs [SPD]: Am Ende!)


Sie von der Opposition haben hier bisher nur ein Zerr-
bild der Wirklichkeit gezeichnet. Das hat mit seriöser
Haushaltspolitik, mit seriöser Verkehrs- und Baupolitik
nun wirklich nichts zu tun.


(Johannes Kahrs [SPD]: Keine Plattitüden, bitte!)


Um Ihr Bild aufzugreifen, verehrte Kollegin Wilms: Ich
verstehe, dass Sie das Gefühl haben, im Nebel zu fahren.
Das ist kein Wunder bei dem Bild von Verkehrs- und
Baupolitik, das Sie hier präsentiert haben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Gustav Herzog [SPD]: War das alles an Antwort?)


Dass wir die Herausforderungen annehmen, insbeson-
dere im Verkehrsbereich, zeigt sich nicht nur an der ho-
hen Investitionslinie, die wir fortführen, sondern auch
daran, dass der Minister und diese Koalition im Kampf
um zusätzliche Mittel erfolgreich waren. Nach der Mil-
liarde im laufenden Jahr können wir im nächsten Jahr
0,75 Milliarden Euro zusätzlich für den Verkehrsbereich
ausgeben.


(Beifall des Abg. Arnold Vaatz [CDU/CSU] – Johannes Kahrs [SPD]: Immerhin klatscht einer!)


Das sind zusätzliche Mittel. Dabei halten wir die Schul-
denbremse ein.

Herr Kollege Kahrs, wir befinden uns nicht in einem
steuerpolitischen Blindflug wie Sie. Wir wollen keine
Steuererhöhungsorgien starten und blockieren keine
wichtigen steuerpolitischen Vorhaben im Bundesrat,
sondern gestalten die Zukunft auf vernünftige Art und
Weise.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Arnold Vaatz [CDU/CSU]: So ist es! – Johannes Kahrs [SPD]: Aber Sie kämpfen für Steuerflüchtlinge, für Kriminelle!)


Es ist schon eine Chuzpe, meine Damen und Herren
von der Opposition, zu behaupten, dass vor allem die
Bayern Nutznießer der zusätzlichen Investitionen im

Verkehrshaushalt seien und dass das an der bevorstehen-
den Landtagswahl in Bayern liege.


(Johannes Kahrs [SPD]: Wir sprachen eben über das Steuerabkommen mit der Schweiz!)


Sie sollten einmal zur Kenntnis nehmen, was Ihre Lan-
desregierungen im Verkehrsbereich machen. Die blo-
ckieren und schaffen kein Baurecht. Sie wollen das Geld
des Bundes nicht, um zu bauen, und beschweren sich
dann, dass die Länder, die Baurecht geschaffen haben,
bauen können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Johannes Kahrs [SPD]: Das ist doch Unsinn! Sie wissen doch gar nicht, was in Hamburg los ist! – Sören Bartol [SPD]: Die setzen Prioritäten! Die machen das, was nötig ist! Bei Ihnen kommt die Antwort: Es gibt kein Geld!)


– Ich bedanke mich dafür, dass der Kollege Bartol mir
recht gibt. Jawohl, wir setzen die richtigen Prioritäten:


(Sören Bartol [SPD]: Ich habe gesagt: unsere Länder! Besser zuhören!)


Erhalt vor Neubau. Genau das tun wir.
Wir stecken viel Geld in die Unterhaltung der Stra-

ßenverkehrsinfrastruktur.

(Johannes Kahrs [SPD]: Aber das verschieben Sie doch alles in den Neubau! Sie verschieben doch das Geld aus der Instandhaltung in den Neubau!)


Ich nenne als Beispiel das Brückenprogramm. In
Deutschland gibt es etwa 39 000 Brücken, die zwischen
30 und 50 Jahre alt sind. In den letzten zehn Jahren wur-
den hier durchschnittlich 300 Millionen Euro pro Jahr
investiert. Wir werden im neuen Haushalt mehr als das
Doppelte in die Unterhaltung der Brückenbauwerke in-
vestieren.

Ich nenne als weiteres Beispiel die Lärmschutzmaß-
nahmen; dazu haben wir von Ihnen in dieser Woche
Spannendes gehört. Im Straßenbereich werden im nächs-
ten Jahr 50 Millionen Euro für entsprechende Maßnah-
men bereitgestellt. Hinzu kommen die Mittel, die wir für
die Lärmvorsorge bei Neu- und Umbaumaßnahmen ein-
stellen. Das sind noch einmal mehr als 100 Millionen
Euro. Das schließt auch die Schiene ein. Hier fließen zu-
sätzlich 40 Millionen Euro.

Wir arbeiten unser Programm ab.


(Johannes Kahrs [SPD]: Ziemlich erfolglos!)

Wir schaffen den Schienenbonus ab; das haben wir in
dieser Woche im Ausschuss mit der Änderung des Bun-
des-Immissionsschutzgesetzes auf den Weg gebracht.


(Dr. Valerie Wilms [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auf den Sankt-Nimmerleins-Tag, Herr Kollege!)


Wir schaffen das, was Sie in elf Jahren unter SPD-Ver-
kehrsministern nicht auf die Reihe bekommen haben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Sören Bartol [SPD]: Der Fischer war aber immer dabei!)






Patrick Schnieder


(A) )


)(B)


(C (D Wir gehen dort weitere Maßnahmen an. Aber der Kollege Herzog streut im Verein mit dem rheinland-pfälzischen Verkehrsminister Lewentz den Menschen Sand in die Augen. Wir suchen weiter nach Alternativtrassen. Aber tun Sie in Rheinland-Pfalz doch nicht so, als gäbe es schon im nächsten oder übernächsten Jahr eine Lösung. Wir brauchen ein ganzes Bündel an Maßnahmen. Wir müssen den Menschen klar und deutlich sagen: Wenn überhaupt eine Alternativtrasse möglich ist, dann kommt sie nicht in 5 Jahren, sondern in 10, 15 oder sogar erst in 20 Jahren. – Das gebietet die Ehrlichkeit. Ich will einige Schwerpunkte im Baubereich nennen. Ein ganz großes Thema ist für uns die Energiewende und die Klimaschutzpolitik. Das zeichnet sich auch im Bauetat ganz deutlich ab. Es bleibt nach wie vor ein großer Mangel, dass wir die steuerliche Förderung der energetischen Sanierung wegen Ihrer Blockadepolitik im Bundesrat nicht umsetzen können. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Johannes Kahrs [SPD]: Sie müssen den Ländern nur die Ausfälle ersetzen! Seien Sie redlich! Sie schummeln! Das stimmt doch gar nicht!)


(Sören Bartol [SPD]: Da bin ich gespannt!)


Alle warten auf diese Förderung: die Wirtschaft, die
Hauseigentümer und die Mieter. Aber Sie blockieren
das, obwohl hier ein riesiges Potenzial – ich verweise
nur auf den Klimaschutz, die Bedeutung der Investitio-
nen für Handwerk und Mittelstand und Innovationspro-
gramme – besteht.

Herr Kahrs, jetzt kehren wir zur Wahrheit zurück.


(Johannes Kahrs [SPD]: Das heißt, Sie waren gar nicht bei der Wahrheit?)


Natürlich haben die Länder Steuerausfälle zu verkraften.
Aber Sie wissen genauso gut wie ich, dass das Mehrauf-
kommen aus der Umsatzsteuer die Ausfälle überkom-
pensiert. Was Sie machen, ist nichts anderes, als mit der
Wahrheit flexibel umzugehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Sören Bartol [SPD]: Vorher war es eine Märchenstunde? Und jetzt sind wir bei der Wahrheit?)


– Meine sehr geehrten Kollegen von der Opposition, ich
weiß, dass Sie erregt sind, weil hier entlarvt wird, wel-
che falsche Politik Sie machen. Sie machen einfach den
Lafontaine und sonst gar nichts, ohne irgendeinen
Grund.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir setzen unsere Politik im Bereich der energeti-
schen Stadtsanierung – KfW-Förderprogramm und CO2-
Gebäudesanierungsprogramm – fort.


(Johannes Kahrs [SPD]: Und die Mittel für die „Soziale Stadt“ streichen Sie zusammen!)


Lassen Sie mich noch ein letztes Wort zur Städte-
bauförderung sagen.


(Johannes Kahrs [SPD]: Das war aber Ihr letztes Wort!)


Wir befinden uns dort mit 450 Millionen Euro weiterhin
auf einem hohen Niveau. Das sollten Sie schätzen. Sie
legen hier ein Wunschprogramm auf und bleiben der Öf-
fentlichkeit nach wie vor den Nachweis schuldig, wie
Sie das seriös finanzieren wollen.


(Johannes Kahrs [SPD]: Sie streichen bei der „Sozialen Stadt“ einfach alles zusammen!)


– Das tun wir nicht. Wir führen die Städtebauförderung
– das ist wichtig – auf hohem Niveau fort. Dazu stehen
wir, darauf können wir stolz sein. Sie wissen genau, dass
es Länder gibt, deren Führung Ihrer Provenienz ist,


(Johannes Kahrs [SPD]: Zum Beispiel?)


die hinter vorgehaltener Hand sagen: Wir können den Ei-
genanteil gar nicht aufbringen, wenn die Mittel dort
noch verstärkt werden. – Also auch da ist bei Ihnen viel
mehr Ehrlichkeit gefordert.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Johannes Kahrs [SPD]: Das ist doch Unsinn! Sagen Sie doch mal, welche Länder!)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich glaube,
wir sind in der Verkehrs- und Baupolitik dank dieser Ko-
alition auf einem guten Weg.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Johannes Kahrs [SPD]: Mäßige Rede, Herr Kollege!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1720902000

Ich erteile das Wort dem Kollegen Sören Bartol für

die SPD.


(Beifall bei der SPD – Johannes Kahrs [SPD]: Aber jetzt mit Schwung!)



Sören Bartol (SPD):
Rede ID: ID1720902100

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Vielen Dank, Kollege Kahrs, für die Aufforderung. –
Zum dritten Mal legen Sie von der schwarz-gelben Ko-
alition einen Haushaltsentwurf vor, der den Problemen
in unserem Land nicht gerecht wird. Er dokumentiert
einmal mehr das Scheitern des zuständigen Bundesmi-
nisters Dr. Peter Ramsauer und der Regierungskoalition.
Lieber Herr Minister, ich glaube, dass Sie sich vor lauter
Scham ganz bewusst ans Ende der Rednerliste haben set-
zen lassen.


(Beifall bei der SPD – Volker Kauder [CDU/CSU]: Er muss auf euren Unsinn antworten!)


Ich hoffe, Herr Minister Ramsauer, dass dieser Haus-
halt der letzte ist, den Sie gegenüber diesem Parlament
zu vertreten haben.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Die Hoffnung stirbt zuletzt!)






Sören Bartol


(A) )


)(B)


(C (D Die Wählerinnen und Wähler werden in einem Jahr darüber entscheiden. Mit Ihrer Politik zehren Sie an der Substanz unserer Verkehrsinfrastruktur, an der Substanz unserer Städte und Gemeinden. Was Ihnen fehlt, ist ein Konzept für ein zukunftsfähiges Netz von Straßen, Schienen und Wasserstraßen als Lebensadern unserer Wirtschaft und Gesellschaft. Was Ihnen fehlt, ist eine Idee von lebenswerten Städten als Orte gesellschaftlichen Fortschritts. Sehr geehrte Damen und Herren, wir als Sozialdemokraten haben für die Probleme in unserem Land die besseren Antworten. Seit der letzten Bundestagswahl vor drei Jahren haben die Menschen in Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg die CDU und die FDP abgewählt. Die Erklärung dafür ist ganz einfach: Die Menschen wollen Ihre Konzepte von gestern nicht. Sie fordern neue Ideen, auch in der Verkehrs-, Wohnungsund Stadtentwicklungspolitik. (Patrick Döring [FDP]: Ich habe noch keine Idee gehört!)


Nach über drei Jahren Amtszeit beklagt der zustän-
dige Bundesverkehrsminister immer noch, dass die In-
vestitionen in die Verkehrsinfrastruktur unterfinanziert
sind.


(Patrick Döring [FDP]: Wo ist denn deine Idee?)


Dabei nimmt er jedes Jahr über die Zwangsdividende der
Schiene eine halbe Milliarde Euro weg, die im allgemei-
nen Bundeshaushalt versickert.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Ja!)


Außerdem redet er zwar dauernd von der Pkw-Maut,
sorgt aber praktisch für sinkende Lkw-Mauteinnahmen
und damit für weitere Einnahmeausfälle.


(Patrick Döring [FDP]: Wo ist denn nun die Idee der SPD?)


Sie von den Koalitionsfraktionen und Ihr Bundesminis-
ter sind schlechte Verwalter unserer Steuergelder.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Patrick Döring [FDP]: Wieder keine Idee von der SPD!)


Die Sondermilliarde für die Verkehrsinvestitionen er-
weist sich dieses Jahr als zu kurzatmig; sie kommt bei
den Menschen auch nicht an. Sie verpufft. Bis zum
Sommer war das Geld nicht einmal zur Hälfte verbaut.
Auch die zusätzlichen 750 Millionen Euro für das
nächste Jahr werden als schwarz-gelbes Spatenstichpro-
gramm im Landtags- und Bundestagswahljahr enden.
Die Schiene bekommt zum wiederholten Male den ge-
ringsten Anteil.

Im Gegensatz zur Bundesregierung wollen wir klare
Prioritäten beim Aus- und Neubau unserer Verkehrs-
wege setzen. Wie man das macht, zeigen gerade die so-
zialdemokratischen Verkehrsminister in den Ländern.
Gebaut werden muss dort, wo der Verkehr stattfindet.
Der Grundsatz kann nicht immer nur heißen: Bayern zu-
erst.


(Beifall bei der SPD – Patrick Döring [FDP]: Wenn in Schleswig-Holstein keine Straßen baureif sind, können wir doch nichts dafür!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Union, ich
bin froh, dass sich die FDP mit ihren Forderungen nach
einer totalen Privatisierung der Wasser- und Schifffahrts-
verwaltung sowie einem massiven Personalabbau im
Bundeshaushalt 2013 noch nicht durchsetzen konnte.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Aber trotzdem: Es kann doch nicht wahr sein, dass Sie,
Herr Ramsauer, ohne gesetzliche Grundlage in Ihrem
Ministerium bereits anfangen, eine neue, riesige Zentral-
behörde aufzubauen,


(Bettina Hagedorn [SPD]: Genau!)


die wirklich niemand in diesem Land will.


(Beifall bei der SPD)


Gleichzeitig verunsichern Sie alle mit einer absurden
Kategorisierung der Bundeswasserstraßen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Bundesregie-
rung stellt in ihrem Wohnungs- und Immobilienbericht
fest, dass in Großstädten, Ballungszentren, aber auch in
Universitätsstädten die Mieten 2011 um bis zu 10 Pro-
zent gestiegen sind. Das trifft vor allen Dingen Familien,
Alleinerziehende, Rentnerinnen und Rentner sowie Stu-
dierende. Sie finden in den Innenstädten keine bezahlba-
ren Wohnungen mehr. Wenn Haushalte mit einem Ein-
kommen von 1 300 Euro 45 Prozent für Miete und
Nebenkosten aufbringen müssen, dann ist die Belas-
tungsgrenze deutlich überschritten. Was ist die Antwort
der Bundesregierung? Ein Angriff auf das Mietrecht zu-
lasten der Mieterinnen und Mieter!


(Patrick Döring [FDP]: Das ist doch Quatsch!)


Wenn Sie nicht endlich etwas tun, um die Mietpreis-
spirale zu stoppen, wenn Sie nicht endlich etwas tun, um
dem Neubau bezahlbarer Wohnungen Impulse zu geben,


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


wenn Sie nicht endlich die energetische Sanierung ver-
lässlich und ausreichend fördern, um die Heizkostenbe-
lastungen zu senken, ohne dieses peinliche Spiel mit
dem Bundesrat zu veranstalten,


(Patrick Döring [FDP]: Unfassbar!)


dann sind Sie dafür verantwortlich, dass die Menschen
in unserem Land aufgrund steigender Mieten aus ihrem
sozialen Umfeld verdrängt werden.


(Zuruf von der CDU/CSU: Schamlos!)


Mit der Kürzung der Mittel für die Städtebauförde-
rung, besonders der Mittel für das Programm „Soziale
Stadt“, tun Sie ein Übriges, um den sozialen Frieden in
unseren Städten zu gefährden.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Wir kürzen doch bei der „Sozialen Stadt“ nicht! – Gegenruf des Abg. Johannes Kahrs [SPD]: Doch!)






Sören Bartol


(A) )


)(B)


(C (D Für die Betroffenen in Neukölln oder Hamburg-Wilhelmsburg muss es wie Hohn klingen, wenn der Minister und Sie von der Koalition erklären, dass Sie die Städtebauförderung konsolidiert haben. Tatsache ist: Die Mittel für Städtebauförderung belaufen sich auch in diesem Jahr wieder auf 455 Millionen Euro – auf diesen Betrag hatten Sie sie gekürzt –; das sind sage und schreibe 20 Prozent weniger als 2009. Im Vergleich zu 2009 haben Sie allein die Mittel für das Programm „Soziale Stadt“ um über die Hälfte zusammengestrichen. Die Haushälter der Koalition haben – das ist das Schlimme – gegenüber dem Regierungsentwurf nochmals um 10 Millionen Euro gekürzt. Da sieht man die soziale Kälte, vor allen Dingen natürlich wieder die der FDP, durchscheinen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Lachen der Abg. Dr. Claudia Winterstein [FDP] – Ulrike Gottschalck [SPD]: Ideologisch!)


(Bettina Hagedorn [SPD]: So ist es!)


Dass Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von der
Union, das mittragen, finde ich unglaublich. Drei Jahre
Kürzungen gerade in den Stadtbezirken, in denen am
meisten für Integration und sozialen Zusammenhalt ge-
leistet werden muss, sind genug!

Der Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz zeigt seit
seiner Wahl, wie man in der Politik gegen steigende
Mieten vorgehen kann. Er schließt ein Bündnis mit Woh-
nungsunternehmen und Mieterverbänden, fördert den
Bau neuer Wohnungen und entlastet so den Wohnungs-
markt. Auch auf Bundesebene bräuchten wir endlich
solch ein entschlossenes Vorgehen, Herr Minister.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Ja!)


Ich sage: Führen Sie endlich die Heizkostenkompo-
nente beim Wohngeld wieder ein! Dass die Energie-
kosten gesunken sind, das glaubt Ihnen kein Mensch
mehr.


(Bettina Hagedorn [SPD]: So ist es!)


Stoppen Sie die Mietrechtsänderung und tun Sie endlich
etwas gegen die Preisspirale am Wohnungsmarkt! Stop-
pen Sie den Verkauf der bundeseigenen TLG-Wohnun-
gen an einen privaten Investor! Es darf nicht sein, dass
der Bund Wohnungen verkauft und die Mieterinnen und
Mieter in die Hände von Finanzinvestoren fallen!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Fördern Sie den altersgerechten Umbau wieder mit
Zuschüssen aus Bundesmitteln, damit ältere Menschen
möglichst lange – das ist unser aller Ziel – in der eigenen
Wohnung bleiben können!


(Patrick Döring [FDP]: Willy-Brandt-Haus!)


Mit Krediten allein ist vielen älteren Menschen nicht ge-
holfen.

Nehmen Sie die Kürzungen bei der Städtebauförde-
rung zurück und investieren Sie in die Zukunft der
Städte und Gemeinden, statt ihnen, wie Sie es tun, die
Luft abzudrehen!

Stocken Sie die Mittel zur Förderung der CO2-Gebäu-
desanierung auf 2 Milliarden Euro auf und finanzieren
Sie sie verlässlich in Ihrem eigenen Haushalt!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wie unsicher die Einnahmen des Energie- und Klima-
fonds sind, haben mittlerweile hoffentlich alle verstan-
den.

Die Menschen in unserem Land wollen einen starken
Verkehrsminister, der Reformen bei der Finanzierung
unserer Verkehrswege anpackt und sich nicht nur in ei-
ner Reform des Flensburger Punktesystems verheddert.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Genau!)


Ich glaube, dass die Menschen in unserem Land einen
starken Bauminister brauchen, der sich für die sozialen
Rechte der Mieterinnen und Mieter und für bezahlbaren
Wohnraum einsetzt. Sie, Herr Minister Ramsauer, stehen
ganz sicher nicht dafür. Deswegen ist klar: Wir werden
Ihren Haushalt ablehnen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Patrick Döring [FDP]: Was will die SPD? Keiner weiß das! Keine Ideen von der SPD!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1720902200

Oliver Luksic erhält nun das Wort für die FDP-Frak-

tion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Oliver Luksic (FDP):
Rede ID: ID1720902300

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

gen! Wir stehen für zukunftssichere Mobilität und kluge
Infrastrukturpolitik. Der Einzelplan 12 bleibt trotz der
notwendigen Haushaltskonsolidierung der größte Inves-
titionshaushalt.


(Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist keine Leistung!)


Die Opposition stellt es hier so dar, als ob die Koali-
tion nichts tun würde, aber das Gegenteil ist der Fall.
Kollege Kahrs hat die vielen internationalen Verpflich-
tungen angesprochen. Wer hat die denn unterschrieben?


(Johannes Kahrs [SPD]: Aber man muss es fortführen!)


Wer ist die vielen Verpflichtungen eingegangen? Die
meisten sind Herr Stolpe und Herr Tiefensee eingegan-
gen, ohne eine solide Finanzierung zu haben.


(Johannes Kahrs [SPD]: Das ist doch Unsinn!)






Oliver Luksic


(A) )


)(B)


(C (D Den Investitionsstau, den Sie beklagen, haben Sie verursacht, und wir arbeiten ihn jetzt ab, lieber Kollege Kahrs. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Johannes Kahrs [SPD]: Wenn Sie Geld nach Bayern umsteuern, dann wird das eben nichts!)


Wir bekennen uns klipp und klar zur Notwendigkeit,
die Infrastruktur auszubauen.


(Johannes Kahrs [SPD]: Dann tun Sie es doch auch!)


Wir haben den Haushalt um 750 Millionen Euro aufge-
stockt;


(Johannes Kahrs [SPD]: Einmalig! – Sören Bartol [SPD]: Einmaleffekte!)


das ist ein großer Erfolg des Bundesministers Ramsauer
und der Verkehrspolitiker der Koalition.

Lieber Kollege Bartol, über den Verkauf von Woh-
nungen werden hier Märchen erzählt. Auch der Berliner
Senat verkauft doch gerade Wohnungen. Wer regiert
denn da? Es ist die SPD.


(Sören Bartol [SPD]: Wir sind hier aber im Bundestag!)


Insofern ist das doch alles nicht glaubwürdig, was da
von der SPD kommt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir werden von diesen 750 Millionen Euro einen be-
sonders hohen Anteil den Wasserstraßen zur Verfügung
stellen; das ist auch gut und richtig.


(Johannes Kahrs [SPD]: Genau!)


Ich glaube, dass beispielsweise die Moselschleusen drin-
gend Investitionen brauchen.


(Johannes Kahrs [SPD]: Vergessen Sie Scharnebeck nicht! Elbe-Seitenkanal!)


Es gibt hier in der Tat einen großen Unterschied zwi-
schen unserer Politik und Ihrer Politik: Sie fordern auf
der einen Seite immer mehr Ausgaben, und auf der ande-
ren Seite werfen Sie uns, wenn wir mehr investieren,
vor, Wahlgeschenke zu verteilen. Da muss sich die SPD
schon entscheiden: Will sie mehr Investitionen, oder
sind das Wahlgeschenke?


(Johannes Kahrs [SPD]: Sie sollen das mal durchfinanzieren!)


Eines von beidem muss ja richtig sein. Elf Minuten ha-
ben wir Ihnen jetzt zugehört, lieber Kollege Bartol.


(Sören Bartol [SPD]: Und immer noch nichts verstanden! Das ist das Problem!)


Ich habe aber keine einzige Idee von der SPD gehört.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Die Bilanz der Koalition ist gut.


(Johannes Kahrs [SPD]: Schlecht!)


Wir haben unseren Koalitionsvertrag solide abgearbeitet.
Die verschleppte Reform der Wasser- und Schifffahrts-
verwaltung – immer wieder hat der Bundesrechnungshof
darauf hingewiesen – sind wir angegangen.


(Johannes Kahrs [SPD]: Sie zerschlagen die Wasserund Schifffahrtsverwaltung!)


Das maritime Bündnis haben wir wieder zukunftsfest ge-
macht; die Kollegen Rehberg, Winterstein und Staffeldt
haben sich hierfür besonders eingesetzt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Das Eisenbahnregulierungsgesetz haben wir auf den
Weg gebracht und den Wettbewerb auf der Schiene ge-
stärkt. Was den Schienenbonus betrifft, ist unter der Ver-
antwortung der SPD elf Jahre nichts passiert. Wir tun
etwas für den Lärmschutz und sorgen auch für den Ein-
stieg in lärmabhängige Trassenpreise.


(Beifall des Abg. Torsten Staffeldt [FDP] – Uwe Beckmeyer [SPD]: Das Geld ist doch das Problem! – Johannes Kahrs [SPD]: Dafür müssen Sie auch Geld ausgeben! Ohne Geld bringt das alles nichts!)


Wir haben das begleitete Fahren mit 17 nach vorn ge-
bracht, den Finanzierungskreislauf Straße eingeführt und
mit dem Mautmoratorium letzten Endes Verlässlichkeit
für das Gewerbe geschaffen. Jetzt gehen wir die überfäl-
lige Reform des Verkehrszentralregisters an. Wir haben
es geschafft, dafür zu sorgen, dass die Liberalisierung
des Fernbusverkehrs angestoßen wird. Das ist eine Bi-
lanz dieser Koalition, die sich sehen lassen kann, liebe
Kolleginnen und Kollegen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Entscheidend ist doch: Was will die Opposition?


(Johannes Kahrs [SPD]: Ich denke, entscheidend ist, was die Regierung macht! Ich dachte immer, Sie regieren hier, nicht wir! Das müsste man mal ändern!)


Im Haushaltsverfahren fordern Sie immer mehr Geld;
das haben wir ja gerade gehört. Wir sind sehr viele Vor-
haben angegangen. Die Kollegen von SPD und Grünen
haben zum Einzelplan 12 zusammen Mehrausgaben in
Höhe von 6,5 Milliarden Euro vorgeschlagen – nur zum
Einzelplan 12 Mehrausgaben von 6,5 Milliarden Euro! –,
aber keinen einzigen Einsparvorschlag zum Einzel-
plan 12 gemacht.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Johannes Kahrs [SPD]: Das ist doch Unsinn!)


– Das kann man nachrechnen und nachlesen.


(Sören Bartol [SPD]: Ich bin gespannt!)


Sie haben keinen einzigen Einsparvorschlag gemacht.


(Johannes Kahrs [SPD]: Lesen bildet, denken hilft! Die Kombination macht’s!)


Sie fordern die Erhöhung der Kfz-Steuer, die Einführung
einer Logistikabgabe, die Grünen fordern die Einfüh-





Oliver Luksic


(A) )


)(B)


(C (D rung einer Citymaut, und Sie wollen alle möglichen Steuern erhöhen – eine Abzocke sondergleichen! (Johannes Kahrs [SPD]: Wer will denn die Pkw-Maut? Sie wollen doch die Pkw-Maut! Das ist doch die Abzocke!)


Sie wollen immer weiter regulieren, ja sogar überregu-
lieren: Citymaut, Pkw-Maut und andere Punkte, flächen-
deckend Tempo-30-Zonen, Maut für alle. Regularitis,
das ist Ihre Politik.


(Johannes Kahrs [SPD]: Aber die Maut wollen Sie doch!)


Wir stehen für Mobilität. Das ist der Unterschied zu
Ihnen, liebe Freunde.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Johannes Kahrs [SPD]: Sie wollen doch die Pkw-Maut, Herr Kollege! – Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch keine Mobilität, was Sie da organisieren! – Gegenruf des Abg. Volker Kauder [CDU/ CSU]: Nein! Mobilität ist nur das grüne Fahrrad, sonst nichts!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1720902400

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie sollten die Pro-

tokollführer nicht überfordern.


(Heiterkeit – Johannes Kahrs [SPD]: Die sind gut!)


Mehr als 30 Zwischenrufe gleichzeitig werden im Proto-
koll nicht namentlich wiederzufinden sein.


(Heiterkeit)


Herr Kollege, bitte schön.


Oliver Luksic (FDP):
Rede ID: ID1720902500

Ein wichtiger Hinweis an den Kollegen Kahrs. Wir

können die von Ihnen geforderten Mehrausgaben von
6,5 Milliarden Euro nachher gerne einmal zusammen
durchgehen. Es ist leider so: In den Anträgen der Ver-
kehrspolitiker von den Grünen und der SPD werden
Mehrausgaben von 6,5 Milliarden Euro gefordert.


(Johannes Kahrs [SPD]: Aber alle kombiniert! Sie müssen die alle einzeln betrachten!)


Da kommen Sie jetzt nicht raus. Sie wollen doch zusam-
men regieren. Da sind 6,5 Milliarden Euro ein bisschen
viel.


(Johannes Kahrs [SPD]: Sie müssen die einzeln betrachten, nicht zusammen! Die PkwMaut wollen Sie einführen!)


Wir haben die Infrastrukturmittel erhöht, solide ge-
genfinanziert. Wir wollen auch die nichtbundeseigenen
Eisenbahnen stärker fördern; das ist ein wichtiger Punkt
für unsere Koalition. Das ist eben der Unterschied zu Ih-
nen: Sie wollen nur hemmungslos Geld ausgeben, das
Sie nicht haben. Wir betreiben Haushaltskonsolidierung,
sorgen für zukunftssichere Mobilität und machen eine
kluge Infrastrukturpolitik –


(Johannes Kahrs [SPD]: Sie tun nur leider nichts für die Infrastruktur!)


und das solide gegenfinanziert. Das ist der Gegensatz zu
Ihnen. Deswegen regieren wir, und das wird auch so
bleiben.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Johannes Kahrs [SPD]: Netter Kerl, schlechte Rede!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1720902600

Heidrun Bluhm ist die nächste Rednerin für die Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Heidrun Bluhm (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1720902700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vor

allem ein herzliches Willkommen den Gästen aus Meck-
lenburg-Vorpommern, meinem Heimatland!


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Dr. Harald Terpe [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Die Fraktion Die Linke hat sich in ihren Anträgen
zum Haushalt 2013 beim Etat „Bauen und Wohnen“ auf
zwei Schwerpunkte konzentriert, zum Ersten auf den so-
zialen Wohnungsbau und zum Zweiten auf die Altschul-
denhilfe für die ostdeutsche Wohnungswirtschaft. Die
Ereignisse zeigen, dass unsere Schwerpunkte gleichzei-
tig leider auch Brennpunkte sind.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Ach was!)


Am 10. November dieses Jahres hat es in mehreren deut-
schen Städten – in Berlin, Hamburg und Freiburg – wohl
erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik Demon-
strationen von Mieterinnen und Mietern gegeben. Die
Menschen wollen und können die rasant steigenden
Miet- und Wohnkosten nicht mehr länger hinnehmen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das sind vor allem die kommunalen Belastungen! Die Nebenkosten sind höher als die Miete!)


Sie machen die Bundesregierung und deren jahrelange
Fehlleistung in der Wohnungspolitik dafür verantwort-
lich, dass die Wohnkosten überall dramatisch steigen
und mittlerweile einen Großteil des Haushaltseinkom-
mens förmlich auffressen.

Die Demonstrationen hätten ebenso gut in Greifs-
wald, Jena oder München stattfinden können. Das wer-
den sie sicherlich zukünftig auch; denn das wird sich zu
einem Flächenbrand in der Republik entwickeln, und die
Bundesregierung ist immer noch nicht wach.


(Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Ja!)


Sie hat noch nicht akzeptiert, dass Wohnen eine soziale
Frage und eine politische Aufgabe ist.

Durch den Privatisierungswahn in Deutschland steu-
ern wir auf eine neue Wohnungsnot zu. Eine der grundle-
genden Ursachen für den galoppierenden Mangel an be-





Heidrun Bluhm


(A) )


)(B)


(C (D zahlbarem Wohnraum ist der faktische Zusammenbruch des sozialen Wohnungsbaus in den vergangenen Jahren. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Sollen wir uns ein Vorbild an der ehemaligen DDR nehmen? War das super?)


In den letzten zwei Jahrzehnten sind immer mehr
Wohnungen aus der Sozialbindung herausgefallen, allein
in den letzten zehn Jahren 100 000 pro Jahr. Die Pestel-
Studie, die uns allen vorliegt, hat das Ergebnis, dass,
vorsichtig gerechnet, bundesweit insgesamt 5,6 Millio-
nen Sozialwohnungen benötigt werden. Tatsächlich sind
zurzeit nur noch 1,6 Millionen solcher Wohnungen ver-
fügbar, und wir werden zum Jahresende die 1,5-Millio-
nen-Grenze unterschreiten.

In Metropolregionen, Groß- und Universitätsstädten
zeigt sich die Wohnungsnot schlicht in fehlendem
Wohnraum; dort kann alles, egal in welchem Zustand,
vermietet werden – und das zu Mondpreisen. Die Folge
ist: Nicht nur Transferempfänger werden aus städtischen
Quartieren ausquartiert, auch Berufstätige mit geringe-
rem Einkommen oder durchschnittlichem Einkommen
können es sich einfach nicht mehr leisten, in angemesse-
ner Entfernung zu ihrer Arbeitsstätte zu wohnen. Der
Wohnungsmarkt ist für sie faktisch geschlossen. Not-
wendig sind dringend mehr Sozialwohnungen.

Im ländlichen Raum, in kleineren Städten, abseits der
Boomtowns, gibt es zwar kein Wohnungsproblem, das
sich in fehlenden Quadratmetern ausdrücken ließe. Hier
zeigt sich die Wohnungsnot allerdings in einem Mangel
an energetisch sanierten und altersgerechten Wohnun-
gen.


(Beifall bei der LINKEN)


Trotz stabiler Kaltmieten treiben die Mietnebenkosten
die Preise für das Wohnen steil nach oben. Wer heute im
Niedriglohnsektor arbeitet oder Hartz IV bezieht, wird
später von Altersarmut betroffen sein und das Wohnen
überhaupt nicht mehr bezahlen können. Wohnen wird
überall in unserer Republik zu einem existenziellen Pro-
blem.

Neben dem Umstand, dass immer mehr Wohnungen
aus der Mietpreisbindung herausfallen, werden einfach
zu wenige Wohnungen mit Preisbindung oder Bele-
gungsbindung gebaut. Neu gebaut werden aktuell noch
10 000 solcher Wohnungen im Jahr. Gebraucht würden
fünfmal so viele.

Wir fordern deshalb nicht nur, dass die Kompensa-
tionszahlungen des Bundes beibehalten werden, sondern
wir wollen, dass sie auf 700 Millionen Euro angehoben
und auf diesem Niveau verstetigt werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Dies muss begleitet werden von verbindlichen Vereinba-
rungen mit Ländern und Kommunen, damit diese Mittel
tatsächlich restlos zweckgebunden eingesetzt werden.

Nun noch ein Satz zu den Altschulden. Wir fordern,
dass die noch verfügbaren Mittel der Altschuldenhilfe
auch über das Jahr 2013 hinaus für die ostdeutschen
Wohnungsunternehmen verfügbar gehalten werden;

denn wenn diese Mittel – circa 75 Millionen Euro – bis
Ende 2013 nicht abgerufen werden sollten, dann nicht
deshalb, weil sie nicht gebraucht würden, sondern des-
halb, weil es gerade den kleineren Wohnungsunternehmen
in ländlichen Bereichen an Wirtschaftskraft mangelt, um
die Mittel der Altschuldenhilfe formal fristgerecht einzu-
setzen. Das sagt auch der GdW. Also kassieren Sie diese
Millionen nicht wieder ein! Denn damit verhindern Sie
den Abriss von 20 000 leerstehenden Wohnungen im Os-
ten.


(Beifall bei der LINKEN)


Herr Minister, ein letztes Wort: Sie sagen, man könne
die Städtebauförderung mit einem Tanker vergleichen.
Das sage ich auch öfter, und das ist auch richtig. Aber
der Unterschied zwischen einem Tanker und der Woh-
nungspolitik der Bundesregierung ist, dass ein Tanker
am Start mit ausreichend Treibstoff und mit einem Navi-
gator ausgestattet ist. Nehmen Sie unsere Anträge als
Navigator


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Dann würden wir aber bald am nächsten Riff auflaufen!)


und die Fördermittel als Treibstoff! Dann kommen Sie
gemeinsam mit den Mieterinnen und Mietern in
Deutschland und mit uns ins Ziel.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Sören Bartol [SPD] und Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1720902800

Das Wort hat nun der Bundesminister Peter

Ramsauer.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Johannes Kahrs [SPD]: Spät, aber doch! – Dr. Valerie Wilms [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er traut sich noch!)


Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister für Verkehr,
Bau und Stadtentwicklung:

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Dieser Etat ist ein exzellenter, ein guter Etat.


(Lachen bei der LINKEN – Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Wenn andere nicht loben, muss man es selber machen!)


Alle, die etwas auf gute Verkehrsinfrastruktur, auf gute
Mobilität, auf guten Städtebau, auf gutes Bauen und auf
gutes Wohnen in unserem Land halten, können froh über
diesen Haushaltsentwurf sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Große Worte!)


Einige Bemerkungen zum Thema Bauen. Dabei
greife ich Anmerkungen aus der Opposition gerne auf.

Der Bund ist und bleibt ein zuverlässiger Partner von
Städten und Gemeinden in der Städtebauförderung;


(Bettina Hagedorn [SPD]: Na ja!)






Bundesminister Dr. Peter Ramsauer


(A) )


)(B)


(C (D denn wir wissen, dass die Gemeinden und Städte ihre Strukturprobleme, für die sie oft nichts können, ohne Städtebauförderungsprogramme nicht alleine bewältigen können. Wir haben die Ausgaben für die Städtebauförderung daher (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gekürzt!)


verstetigt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stimmt doch gar nicht!)


Es ist uns gelungen, die Energiewende, für die mein
Ministerium ein hohes Maß an Verantwortung mitträgt,


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja das Schlimme!)


durch das KfW-Programm „Energetische Stadtsanie-
rung“, für das wir die Mittel von in diesem Jahr 92 Mil-
lionen Euro auf 100 Millionen Euro im kommenden Jahr
erhöhen wollen,


(Bettina Hagedorn [SPD]: Ach, das ist aber viel! – Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann tun Sie es doch in die Städtebauförderung!)


mit der Städtebauförderung zu verzahnen.

Nun ein Wort zur energetischen Gebäudesanierung.
Dazu, dass hier von Rot und Grün giftige Anmerkungen
kommen,


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben wir recht gehabt!)


kann ich nur sagen: Da reden die Richtigen.


(Gustav Herzog [SPD]: Ein klarer Fall von Selbstüberschätzung!)


Wir, diese Koalition, haben vor eineinviertel Jahren
das Gesetz zur steuerlichen Abschreibungsförderung fer-
tiggestellt, das eine hervorragende Ergänzung zu unserer
Unterstützung der energetischen Gebäudesanierung ist,
die wir aus der Kreditanstalt für Wiederaufbau heraus
ohnehin leisten. Unser Ziel ist eine Sanierungsquote von
jährlich 2 bis 3 Prozent im Gebäude- und Wohnungsbe-
stand. Dafür ist die Förderung durch die Kreditanstalt für
Wiederaufbau ein wichtiger Baustein.


(Gustav Herzog [SPD]: Die Sie gerade ausdünnen!)


Dies muss aber durch die steuerliche Abschreibungs-
förderung ergänzt werden, die dieser Regierung durch
die Länder, die rot und grün regiert sind, im Bundesrat
verwehrt wird.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Machen Sie doch mal ein faires Angebot!)


Alle, die ihre Gebäude durch eine Abschreibung auf die-
ser Basis sanieren wollen, können sich bei Ihnen von der
Opposition dafür bedanken, dass sie es noch nicht kön-
nen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Johannes Kahrs [SPD]: Sie müssen einmal die Länder entlasten!)


Zum Thema Wohnungsbau. Ich bin froh und freue
mich darüber, dass der Wohnungsbau in den letzten zwei
Jahren wieder deutlich angezogen hat.


(Johannes Kahrs [SPD]: Aber nicht Ihretwegen!)


Gegenüber dem Jahr 2010 gab es im Jahr 2011 ein Plus
an Baugenehmigungen von 22 Prozent. Dieses Plus an
Baugenehmigungen setzt sich in diesem Jahr ganz klar
fort. Ich setze darauf, dass sich dieser Trend auch in den
kommenden Jahren fortsetzen wird, weil auch wieder
bessere Renditen erwirtschaftet werden können.

Sie haben das Thema „Soziale Wohnraumförderung“
angesprochen. Wer hat denn die Änderung der Zustän-
digkeit für die soziale Wohnraumförderung in der vor-
letzten Legislaturperiode mit beschlossen? Das war auch
die Opposition, die hier sitzt.


(Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Nicht alle! Wir nicht!)


Sie müssten eigentlich wissen, dass die alleinige gesetz-
liche Zuständigkeit für die soziale Wohnraumförderung
seit dem Jahr 2007 bei den Ländern liegt.


(Sören Bartol [SPD]: Es gibt aber andere Möglichkeiten!)


Ich halte aber wenig davon, dass man mit dem Finger
auf andere zeigt,


(Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Tun Sie doch laufend! Sie erklären ständig, die Länder müssten das machen!)


und versucht, mit den Ländern gute Wege zu finden.

Der Bund gibt den Ländern jedes Jahr gut 518 Millio-
nen Euro, die sie für die soziale Wohnraumförderung
verwenden sollen. Das tun die Länder aber nicht immer
ganz so, wie wir uns das vorstellen.


(Daniela Ludwig [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Dazu, dass die Länder das Geld über das Jahr 2013 hi-
naus zwar weiter haben wollen, gleichzeitig aber for-
dern, dass sie mit dem Geld tun und lassen können, was
sie wollen, muss ich sagen: Da hört der Spaß auf.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Uwe Beckmeyer [SPD]: Sagen Sie mal was zur Pkw-Maut!)


Ich trete dafür ein, dass dieses Geld weiter fließt, aber
mit einer ganz klaren Zweckbindung.


(Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben Sie doch in der Hand! Das ist doch Quatsch!)


Die Länder müssen das Geld für Investitionen in die so-
ziale Wohnraumförderung verwenden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)






Bundesminister Dr. Peter Ramsauer


(A) )


)(B)


(C (D Nun zum Bereich Verkehr. Ihr Kanzlerkandidat, mit dem Sie offensichtlich viel Spaß haben, der Kollege Steinbrück, hat am Mittwoch in seiner Rede gesagt: „Deutschland steht … besser da.“ (Johannes Kahrs [SPD]: Aber nicht Ihretwegen, Herr Ramsauer, wegen Kanzler Schröder!)


(Johannes Kahrs [SPD]: Bester Mann!)


Jawohl, damit hat er recht.

Dann hat er die Frage gestellt: Welche Initiativen hat
diese Bundesregierung zu diesem Erfolg ergriffen? Ich
möchte einige wichtige Initiativen klar herausstellen:
Wir stellen durch eine strukturelle, intensive Verstärkung
der Investitionsmittel in die Verkehrsinfrastruktur sicher
– dreimalig; ich komme darauf zu sprechen –,


(Johannes Kahrs [SPD]: Einmalig! – Bettina Hagedorn [SPD]: Das war doch immer nur einmalig!)


dass diese wichtige Basis unserer volkswirtschaftlichen
Wertschöpfung weiter ausgebaut wird, liebe Kolleginnen
und Kollegen. Unsere Verkehrsinfrastruktur ist die Basis
unserer volkswirtschaftlichen Wertschöpfung, die Basis
für Wohlstand in unserem Land, die Basis für Arbeits-
plätze in unserem Land, die Basis für Eigentumsbildung
in unserem Land, die Basis für eine gute, verlässliche
Altersvorsorge und die Basis für einen Sozialstaat, der in
der Welt seinesgleichen sucht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Für diese Aufstockung – dreimalig! – möchte ich mich
bei der Bundeskanzlerin und beim Bundesfinanzminister
ganz persönlich und als Bundesminister für Verkehr be-
danken; denn sie sehen, wo die strukturellen langfristi-
gen Erfordernisse in unserem Land liegen.

In den letzten zwei Jahren floss 1 Milliarde Euro zu-
sätzlich in den Finanzierungskreislauf Schiene. Das zu-
sätzliche Geld fließt in zusätzliche Eisenbahninvestitio-
nen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Lachen des Abg. Sören Bartol [SPD])


Eine weitere Milliarde Euro stellen wir für dieses Jahr
und in das nächste Jahr hinein für die Verkehrsinfra-
struktur insgesamt zur Verfügung. Für das kommende
Jahr beschließen wir eine zusätzliche Dreiviertelmil-
liarde für die Verkehrsinfrastruktur.


(Sören Bartol [SPD]: Jetzt müssen Sie aber rot werden! – Gustav Herzog [SPD]: Das hätten Sie auch schon im Kabinett beschließen können!)


Mit dem, was früher in der Planung war, investieren wir
zusätzlich zwei Dreiviertelmilliarden in die Verkehrs-
infrastruktur.


(Johannes Kahrs [SPD]: Warum haben Sie es dann nicht gemacht?)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich kann feststellen:
Wir investieren in allen Bereichen auf Rekordniveau:


(Lachen bei Abgeordneten der SPD – Bettina Hagedorn [SPD]: Was?)


bei der Straße, bei der Schiene und bei der Wasserstraße.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Liebe Kollegin Wilms, wenn Sie bei der Schleuse
Brunsbüttel noch keinen Bagger gesehen haben, dann
kann das nur daran liegen, dass Sie nie mehr dort waren.


(Lachen bei der SPD – Dr. Valerie Wilms [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich war gerade da, Herr Kollege! – Gustav Herzog [SPD]: Peinlich! Wissen Sie überhaupt, was ein Bagger ist?)


Wir investieren auf Rekordniveau. Das heißt aber na-
türlich auch, dass wir eine Rekordzahl von Baustellen
haben, weil wir eben in die Instandhaltung hineingehen
und maßvoll Ausbau- und Neubaumaßnahmen durch-
führen.


(Zuruf von der SPD: In Bayern!)


Als Bundesbauminister sage ich ganz ehrlich: Ich be-
kenne mich zu jeder Baustelle in der deutschen Ver-
kehrsinfrastruktur; denn nur durch Bauen wird etwas
besser, und nur Bauen sichert die Zukunft.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Oh Gott, oh Gott!)


Wir haben in Deutschland so viele Baustellen auf
sechsstreifig geführten Autobahnen wie noch nie zuvor.
Wir haben so viele Ganztagesbaustellen, Nachtbaustel-
len und Wochenendbaustellen auf Deutschlands Auto-
bahnen und Bundesstraßen wie noch nie zuvor. Ich
finde, es ist heute eine gute Gelegenheit, dass ich als
Bundesverkehrs- und -bauminister mich einmal bei al-
len, die auf diesen nicht gerade angenehmen Baustellen
zu jeder Tag- und Nachtzeit in schwierigen klimatischen
Verhältnissen beschäftigt sind und hart arbeiten, für ih-
ren Einsatz ganz herzlich bedanke. Das ist ein großarti-
ger Einsatz auf unseren Baustellen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Auf diesen Moment habe ich gewartet! Ich war ge-
spannt, wer hier applaudiert. Die alte sozialistische Ar-
beiter- und Bauernpartei sitzt hier und rührt keine Hand!
Dazu zähle ich auch Sie ein bisschen.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD)


Was ist das für eine Sozialdemokratie, die, wenn es um
Arbeitnehmerinteressen geht, nicht einmal eine Hand
rührt? Aber so sind Sie eben.

Die Prinzipien sind: zuallererst Instandhaltung sowie
maßvoller Ausbau und Neubau. Aber wir brauchen na-
türlich dringend auch neue Projekte.


(Johannes Kahrs [SPD]: Herr Ramsauer, jetzt wird es aber peinlich!)






Bundesminister Dr. Peter Ramsauer


(A) )


)(B)


(C (D Ich bin viel im Land unterwegs und erlebe dabei vieles. Herr Minister, lassen Sie eine Zwischenfrage des Kol legen Beckmeyer zu? Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung: Das gibt mir mehr Zeit. – Aber die SPD sollte derzeit mit Zwischenfragen vorsichtig sein, weil es dann nämlich eine Möglichkeit gibt, auf die „gute“ Presse des verkehrspolitischen Sprechers Pronold hinzuweisen, die er in dieser Woche schon hatte. (Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Oh mein Gott!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1720902900


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1720903000

Bitte schön, Herr Beckmeyer.


Uwe Beckmeyer (SPD):
Rede ID: ID1720903100

Herr Minister, Sie haben eben in Ihrer Rede ausge-

führt, dass Sie sehr stolz auf den – ich sage mal – Zu-
wachs an Investitionsmitteln seien, die Sie im Rahmen
der Haushaltsberatungen bereitgestellt bekommen. Aus-
weislich der mittelfristigen Finanzplanung des Bundes
für 2012 bis 2016 sinkt die Investitionsquote von 8,6 auf
8,0 Prozent.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das sagt gar nichts!)


Ich frage Sie: Können Sie dafür eine Erklärung geben?
Welche Auswirkungen hat das auf Ihren Haushalt?

Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister für Verkehr,
Bau und Stadtentwicklung:

Diese Frage können Sie nachher in der dritten Bera-
tung stellen. Jedenfalls trägt die Aufstockung um
750 Millionen Euro Jahr erheblich dazu bei, dass wir im
kommenden Jahr eine Investitionsquote im gesamten
Bundeshaushalt von knapp 9 Prozent aufrechterhalten
können.


(Zuruf von der SPD: 8,6 Prozent!)


Deswegen liefern wir mit diesem Haushalt einen Beitrag
zur Stabilisierung der gesamten Investitionstätigkeit des
Bundes.

Allerdings – ich bin mit meiner Antwort noch nicht
ganz fertig, bitte bleiben Sie stehen – will ich, wenn so
investiert wird, dass die Länder diese Investitionen da tä-
tigen, wo wir Erfordernisse sehen. Ich nenne ein Bei-
spiel, weil ich gerade den Kollegen Ingo Wellenreuther
sehe. Wenn der Bund will, dass in der Stadt Karlsruhe
eine dringend erforderliche zusätzliche Rheinbrücke ge-
baut wird


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Ist das noch Antwort?)


– Herr Beckmeyer, ich bin noch nicht fertig;


(Lachen bei Abgeordneten der SPD – Iris Gleicke [SPD]: So nicht! – Uwe Beckmeyer [SPD]: Antworten Sie denn jetzt?)


Sie wollten eine Antwort, bitte bleiben Sie stehen! –,
dann tragen Sie, Herr Beckmeyer, auch dafür Sorge, dass
Baden-Württemberg als grün-rot regiertes Bundesland,


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Soll ich die Frage noch mal stellen?)


das von Ihrer Partei mit regiert wird, dafür Sorge trägt,
dass das Baugenehmigungsverfahren für das Projekt, das
der Bund dringend will, nämlich diese neue zusätzliche
Rheinbrücke bei Karlsruhe an der B 10


(Bettina Hagedorn [SPD]: Das war nicht die Frage, Herr Minister! – Abg. Uwe Beckmeyer [SPD] will wieder Platz nehmen)


– nein, ich bin mit der Antwort nicht fertig;


(Iris Gleicke [SPD]: Das ist doch lächerlich! Jetzt ist Schluss! – Sören Bartol [SPD]: Das ist doch eines Ministers unwürdig!)


wer eine Frage stellt, muss sie sich auch beantworten
lassen, auch wenn es peinlich wird –,


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Iris Gleicke [SPD]: Ja, nur zu! – Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Kunst besteht in der Beantwortung nicht gestellter Fragen!)


nicht boykottiert wird.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Wir sind in der Haushaltsberatung!)


Aber Sie selbst haben in den Koalitionsvertrag in
Stuttgart geschrieben – ich zitiere –:

Beim Ausbau der Bundesfernstraßen werden wir

– also die rot-grüne Landesregierung –


(Dr. Valerie Wilms [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Grün-rot!)


gegenüber dem Bund einfordern, dass vor Beginn
von neuen zunächst alle im Bau befindlichen Vor-
haben fertig zu stellen sind.


(Beifall der Abg. Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Dr. Valerie Wilms [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist sinnvoll!)


Sie wollen überhaupt keine Neubauten. Das ist die trau-
rige Wahrheit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Damit ist die Frage beantwortet.


(Iris Gleicke [SPD]: Bis zur Anstandsgrenze! – Sören Bartol [SPD]: Es sprach der Landesvorsitzende der CSU!)


Ich habe gerade vernommen, dass sich Kollege
Pronold zu Wort gemeldet hat. Passen Sie auf, dass Ih-





Bundesminister Dr. Peter Ramsauer


(A) )


)(B)


(C (D nen nicht Ihre „gute“ Presse von dieser Woche vorgehalten wird, nämlich Adams Abrechnung mit Ihnen. (Gustav Herzog [SPD]: Etwas Besseres fällt Ihnen nicht ein! – Sören Bartol [SPD]: Das ist so was von niveaulos! – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist das peinlich!)


Wenn ich lesen muss, dass Sie inzwischen von den eige-
nen Genossen in Bayern als Ballast für die Landtagswahl
und vieles mehr empfunden werden, dann können wir
uns alle auf diese zweiminütige Rede freuen.


(Iris Gleicke [SPD]: Untermaßig!)


Danke an alle, die zu diesem starken Haushalt beige-
tragen haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Sören Bartol [SPD]: Das ist so niveaulos, Herr Minister! Niveaulos! – Johannes Kahrs [SPD]: Peinlicher Minister! Schlechte Rede! Eines Ministers unwürdig! – Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Eines Ministers unwürdig! – Iris Gleicke [SPD]: Wenn man keine Ahnung hat, kann man nur so! Entschuldigung!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1720903200

Daniela Wagner erhält nun das Wort für die Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen.


Daniela Wagner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1720903300

Verehrter Herr Minister, man merkt schon, dass Sie

sich doch am liebsten mit Autokennzeichen, Autobah-
nen und Punktekatalogen beschäftigen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Iris Gleicke [SPD]: Zu mehr reicht es auch nicht!)


Anschließend kommt nur noch Nebel.

Derweil explodieren in Deutschland die Mieten, sogar
nicht mehr nur in Ballungsräumen, sondern auch bis in
den ländlichen Raum hinein, und unser Minister


(Bettina Hagedorn [SPD]: Ich glaube, unser Minister ist das nicht!)


stellt sich hier hin und erklärt: Mit bezahlbarem Wohn-
raum haben wir nichts zu tun; das müssen die Länder
machen; sie sollen gefälligst das Geld, das sie von uns
bekommen, für Wohnungen ausgeben. – Richtig, Herr
Ramsauer. Dann sorgen Sie dafür! Verlangen Sie doch
das Geld von den Ländern zurück! Lassen Sie sich nicht
reinlegen. Wenn das wirklich so ist, dann unternehmen
Sie etwas dagegen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es hat keinen Sinn, nur auf andere zu schielen. Es hat
weiterhin auch keinen Sinn, sich nicht dazu zu äußern,
dass jedes Jahr 100 000 Wohnungen aus der Bindung
fallen, und sich nicht dazu zu äußern, wie man mit den

518 Millionen Euro Entflechtungsmitteln aus dem sozia-
len Wohnungsbau künftig umzugehen gedenkt. Geben
Sie doch den Ländern das Geld über 2013 hinaus!


(Zurufe von der SPD: So ist es!)


Machen Sie das zum Bestandteil eines Kompromisspa-
ketes in der Frage der steuerlichen Förderung! Aber
nichts von alledem bringen Sie voran.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Stattdessen schieben Sie der energetischen Gebäudesa-
nierung auch noch die Mitverantwortung für den Mie-
tenanstieg zu und schauen dabei zu, wie Ihre Justiz-
ministerin im Zuge der energetischen Gebäudesanierung
sogar noch Mieterrechte abbaut. Man hat drei Monate
kein Mietminderungsrecht im Falle einer energetischen
Gebäudesanierung.


(Sören Bartol [SPD]: Ja! Das ist eine Schweinerei!)


Herr Minister Ramsauer, das Mietrecht ist kein Instru-
ment, um die energetische Gebäudesanierung voranzu-
bringen. Das einzige Instrument ist eine verlässliche
Förderung, und zwar aus dem Bundeshaushalt, in Höhe
von mindestens 2 Milliarden Euro jährlich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das ist das einzig wirkungsvolle Instrument. Alles an-
dere ist Unsinn.

Es gibt natürlich Gründe für die steigenden Mieten:
steigende Einwohnerzahlen in den Ballungsräumen, die
Finanzmarktkrise und Großanleger und Kleinanleger auf
globaler Ebene, die im Wohnungskauf Sicherheit su-
chen. Sogar der Bund verscherbelt seine eigenen Woh-
nungen, nämlich den TLG-Wohnungsbestand, mittler-
weile an einen Investor, von dem wir nicht wissen, was
er anschließend damit vorhat.

Wir alle kennen die leuchtenden Beispiele von An-
nington.


(Abg. Jan Mücke [FDP] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


– Sie brauchen mir jetzt nicht mit Dresden zu kommen.


(Jan Mücke [FDP]: Ich komme nicht mit Dresden!)


Ich habe mich inzwischen erkundigt. Das ist am Ende
erst durch ein Gerichtsurteil korrigiert worden; aber las-
sen Sie mich fortfahren. – Wir reden neben Annington
von GAGFAH, von Fortress und von verzweifelten Mie-
tern. Regelmäßig hören wir all diese Dinge. Nichts da-
von ist beim Wohnungsbauminister angekommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Roland Claus [DIE LINKE])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1720903400

Frau Kollegin, lassen Sie Zwischenfragen zu?






(A) )


)(B)


(C (D Ja. Frau Kollegin Wagner, ich bin gerne bereit, über das Thema Wohnungsprivatisierung ernsthaft zu diskutieren. (Johannes Kahrs [SPD]: Du hast die Seiten gewechselt!)

Daniela Wagner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1720903500
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1720903600

Aber wenn Sie dieser Bundesregierung vorwerfen, dass
sie 11 000 Wohnungen privatisiert – Sie haben ja gerade
gesagt, dass Sie das für etwas ganz Schlimmes halten –,
dann stellt sich für mich die Frage: Wie beurteilen Sie
als Mitglied der grünen Fraktion das Handeln der rot-
grünen Bundesregierung in Ihrer Amtszeit, die über
200 000 Eisenbahnwohnungen des Bundes verkauft hat?


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das sehen wir genauso kritisch!)



Daniela Wagner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1720903700

Ich halte grundsätzlich nichts davon, große Woh-

nungsbestände als große Pakete an Investoren zu verkau-
fen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Ich halte sehr wohl etwas davon, Mieterprivatisierung
vorzunehmen. Ich halte auch etwas davon, einzelne Pa-
kete zu schnüren und sie an kommunale Wohnungsbau-
unternehmen oder an kommunale Verbünde, die sich bil-
den, zu verkaufen. Davon halte ich etwas. Ich halte
etwas davon, überschaubare Einheiten zu belassen, da-
mit der Mieter vor Ort weiß, mit wem er es zu tun hat


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


und nicht monatelang Briefe und E-Mails schreiben und
telefonieren muss, ohne dass das irgendjemanden inte-
ressiert, weil der Chef irgendwo in England oder in
Amerika sitzt. Dafür habe ich kein Verständnis.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Zuruf des Abg. Oliver Luksic [FDP])


Herr Ramsauer sagt, er sei ein verlässlicher Partner
der Kommunen. Ja, was ist denn nun? Sie tun nichts in
Richtung einer Änderung des BImA-Gesetzes, damit die
BImA endlich aufhört, den Kommunen nur zu Höchst-
preisen Kasernenareale zum Kauf anzubieten, mit der
Folge, dass diese Areale in manchen Städten und Ge-
meinden jahrelang brachliegen, weil niemand den gefor-
derten Preis bezahlen kann


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


bzw., wenn doch, niemand den Wohnraum, der dort dann
entsteht, bezahlen kann.

Sie leisten sich einmal mehr Kürzungen beim Pro-
gramm „Soziale Stadt“.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die einseitige Deckungsfähigkeit, die die Kollegin von
der FDP so gerne mag, damit das Bund-Länder-Pro-
gramm bloß nicht von den anderen Städtebauförderungs-
programmen profitieren kann, ist ein Unding. In den
Stadtteilen, die in diesem Bund-Länder-Programm sind,
wird die höchste Integrationsleistung erbracht, die über-
haupt in der Republik geleistet werden kann. Dort gibt es
Schulen, an denen mehr als 70 Prozent der Kinder einen
Migrationshintergrund haben. All diese Integrationsleis-
tungen müssen honoriert werden, und zwar insgesamt
aus dem Bundeshaushalt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Weitere Stichworte sind die Städtebauförderung und
das Baugesetzbuch. Sie nutzen die Möglichkeiten, die
das Baugesetzbuch bietet, nicht, um zum Beispiel Miet-
preisobergrenzen festzulegen. Diese könnten quartiers-
bezogen festgelegt werden und die Stadtteile umfassen,
in denen die Gentrifizierung mittlerweile zur Vertrei-
bung von Mietern geführt hat. Sie lassen alles treiben
und schauen zu, wie selbst Mittelstandsfamilien an die
Stadtränder gedrängt werden, während in den Stadtker-
nen die Gehwege und die Türklinken vergoldet werden.
Gegen all das tun Sie nichts.

Deswegen kann ich Ihnen sagen: Sie haben als Ver-
kehrsminister, zumindest als Bundesbauminister, kom-
plett versagt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben nichts, aber auch gar nichts in den vergange-
nen drei Jahren vorangebracht. Das Ergebnis Ihrer Re-
gentschaft als Minister ist, dass es viele Baustellen auf
den Straßen gibt, zugegebenermaßen, aber es gibt keinen
preiswerten Wohnraum mehr, die Städtebauförderung
wird zurückgefahren, das Bund-Länder-Programm „So-
ziale Stadt“ ist im Prinzip zahnlos geworden, weil
nichtinvestive Maßnahmen nicht mehr möglich sind.
Das ist ein komplettes Versagen. Sie haben Ihre Aufgabe
als Bundesbauminister überhaupt nicht begriffen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1720903800

Nächster Redner ist der Kollege Dirk Fischer für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dirk Fischer (CDU):
Rede ID: ID1720903900

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Die bisherige Bilanz der Haushaltspolitik der Koalition
aus CDU/CSU und FDP kann sich sehen lassen. Das ist
zu Recht heute schon mehrfach betont worden.


(Gustav Herzog [SPD]: Aber auch kritisiert worden! – Johannes Kahrs [SPD]: Das macht es nicht besser!)


Unser Ziel, schon 2014 einen Haushalt ohne struktu-
relle Neuverschuldung aufzustellen, rückt in greifbare
Nähe. Die nach der Schuldenbremse mögliche struktu-
relle Nettokreditaufnahme von 0,35 Prozent des Brutto-





Dirk Fischer (Hamburg)



(A) )


)(B)


(C (D inlandsprodukts halten wir bereits im nächsten Jahr ein, drei Jahre früher, als das Grundgesetz es vorsehen würde. Das ist ein wesentlicher Meilenstein auf dem Weg der Haushaltskonsolidierung, der gerade im Sinne der nächsten Generation – Stichwort „Generationengerechtigkeit“ – eine große Bedeutung zukommt. Aber Investitionen dürfen dabei nicht vernachlässigt werden. Es muss eine Politik des Stop and Go gemacht werden. Deshalb sanieren wir, diese Koalition, den Bundeshaushalt wachstumsfreundlich. Anders die Opposition: Da wird mit dem Geld nur so um sich geworfen, als fiele dieses tagtäglich vom Himmel – und natürlich alles ohne Gegenfinanzierung. Das ist unseriös hoch drei. Wir dagegen stärken den Haushalt und den Standort Deutschland im Herzen Europas. Dazu gehört ganz entscheidend eine leistungsfähige Infrastruktur als Voraussetzung von individueller Mobilität und erfolgreicher Wirtschaftsund damit Arbeitsmarktpolitik. Dank und Anerkennung an unseren Bundesminister Peter Ramsauer und alle anderen, die mit großem Einsatz 750 Millionen Euro zusätzlich für die Verkehrsinfrastruktur erkämpft und bereitgestellt haben. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Gustav Herzog [SPD]: Kollege Fischer, warum hat er das nicht schon im Kabinett hinbekommen?)


Diese Mittel sind eine ganz wichtige Verstärkung, um
unsere Verkehrswege zu erhalten und weiter auszu-
bauen. Laufende Baumaßnahmen werden beschleunigt,
dringende neue Projekte werden begonnen, Instandhal-
tungsdefizite werden beseitigt, die im Übrigen bei den
Brückenbauwerken in Deutschland eine Hinterlassen-
schaft von elf Jahren SPD-Verkehrsministern sind.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Johannes Kahrs [SPD]: Elf gute Jahre! In der Großen Koalition warst du dabei! – Zuruf von der SPD)


– Sie wissen, Kollege Beckmeyer, dass ich in der Gro-
ßen Koalition im Koalitionsgespräch bei Herrn
Tiefensee gesagt habe: Bei mir hört da der Spaß auf.
Wenn es um die Brückensicherheit geht, müssen wir das
Notwendige tun. Alles andere könnte irgendwann einmal
einen immensen Vertrauensschaden auslösen, den wir
nie wieder ausgleichen können. – Das ist nach meiner
Überzeugung historisch festzuhalten.

Neue Radwege werden gebaut, Schleusen und Brü-
cken werden saniert. Insgesamt fließen 517 Millionen
Euro der Extramillionen in Straßen. Die Mittel für den
Lärmschutz an Schienenwegen werden nochmals an-
gehoben, und zwar um 40 Millionen Euro. Dies ist ein
positives Signal für Anwohner von Bahnlinien. Die
Abschaffung des Bonus von 5 Dezibel (A) bei den
Lärmwerten des Schienenverkehrs wird dieses noch ein-
mal verstärken.


(Dr. Valerie Wilms [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wann denn? 2020, Herr Kollege?)


Das zeigt, dass diese Koalition das Problem der Lärmbe-
lastung für unsere Bürger sehr ernst nimmt und auch
handelt in dem Sinne.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Gustav Herzog [SPD]: Sie handeln für das Jahr 2020!)


Im Übrigen will ich bei dieser Gelegenheit einmal da-
rauf hinweisen, dass der Lkw- und Pkw-Verkehr in
Deutschland im Jahr 53 Milliarden Euro an Mineral-
ölsteuer, darauf liegender Umsatzsteuer, Kraftfahrzeug-
steuer und Lkw-Maut zahlt.


(Johannes Kahrs [SPD]: Und Sie wollen noch die Pkw-Maut drauflegen!)


53 Milliarden! Davon fließen nur etwas mehr als 10 Pro-
zent in die Straße zurück. Es muss Schluss gemacht wer-
den mit dem Ammenmärchen, die Autofahrer müssten
endlich einmal für die Straßen bezahlen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch der Abg. Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] und Dr. Valerie Wilms [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Dies ist richtig dummes Zeug.

Die Zunahme des Güterverkehrs erfordert stetige Ver-
besserungen. Zum Beispiel werden wir im Bundeshaus-
halt 2013 erstmals Mittel für nichtbundeseigene Schie-
nenwege bereitstellen, insoweit sie Teil des öffentlichen
Schienengüternetzes sind. Insgesamt geht es hier um
25 Millionen Euro als Einstieg in die Finanzierung. Wir
erwarten, dass die Länder ihre Mittel für die Kofinanzie-
rung bereitstellen. Hier müssen die Länder konstruktiv
mitwirken.

Das Gleiche gilt – das ist heute schon angesprochen
worden – bei dem so wichtigen Thema der CO2-Gebäu-
desanierung. Die steuerliche Förderung der energeti-
schen Gebäudesanierung wird seit über einem Jahr von
den SPD- und grüngeführten Ländern im Bundesrat blo-
ckiert. Dabei wissen wir doch, dass in der energetischen
Gebäudesanierung mit über 40 Prozent die größten CO2-
Einspar- und Klimaschutzpotenziale vorhanden sind.


(Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn Sie dafür das Steuerabkommen mit der Schweiz wollen, dann wird das nie was!)


Wer dies als grüne Politikerin, Frau Kollegin Wagner,
nicht ernst nimmt, der muss seinen Wählern endlich ein-
mal eingestehen, dass er es mit CO2-Minderung und Kli-
maschutz eigentlich gar nicht so ernst nimmt, sondern
das für ein Element politischer Taktiererei hält.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dies ist der Lackmustest für Ihre Glaubwürdigkeit. Wir
werden es Ihnen in den nächsten Monaten bis zur Wahl
2013 und darüber hinaus nicht ersparen, Sie in dieser
Frage einem Glaubwürdigkeitstest zu unterwerfen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ Dirk Fischer )





(A) )

(C


(D NEN]: Wenn Sie dafür das Steuerabkommen mit der Schweiz wollen, werden Sie es nicht hinkriegen! Sie bauen ja immer neue Hürden auf!)


Hinzu kommt, dass diese Maßnahme ein großes wirt-
schaftliches, finanzielles Potenzial beinhaltet. Denn je-
der Euro an Förderung löst das Acht- bis Neunfache an
privaten Investitionen aus, mit allen positiven Folgen:
mehr Beschäftigung im Handwerk, steigende Steuerein-
nahmen bei Bund, Ländern und Gemeinden und höhere
Sozialbeiträge.

Insbesondere Eigenheimbesitzer sollen durch die
steuerliche Förderung der Gebäudesanierung zu mehr
Investitionen angeregt werden. Viele Eigenheime in
Deutschland sind noch nicht energieeffizient ausgebaut.
Nur wenn wir so viele Wohnungs- und Hauseigentümer
wie möglich ins Boot holen, können wir die ehrgeizigen
Klimaschutzziele erreichen. Wirken Sie also schnells-
tens auf die von Ihnen geführten Bundesländer ein, um
diese Blockadehaltung endlich zu beenden. Dann hätten
Sie sich um der Sache willen ein großes Verdienst erwor-
ben.

Wer Nein zur steuerlichen Förderung der energeti-
schen Gebäudesanierung sagt, der sagt Nein zu Investi-
tionen und Klimaschutz. Wer heute im Übrigen Nein
zum Haushalt sagt, der sagt Nein zu einer besseren Ver-
kehrsinfrastruktur, der sagt Nein zu besserem Lärm-
schutz, der sagt Nein zu neuen Radwegen,


(Johannes Kahrs [SPD]: Ihr habt bei Radwegen gekürzt! Ihr seid von 100 Millionen auf 60 Millionen Euro heruntergegangen! Das ist glatt gelogen!)


der sagt Nein zur Sanierung von Schleusen und Brücken,
der sagt Nein zur Verlagerung des Verkehrs auf die
Schiene usw.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wer heute Nein sagt, sagt insgesamt Nein zu Haus-
haltskonsolidierung und Wachstumsimpulsen.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Der sagt Nein zu Ramsauer!)


Dabei ist genau dieses so wichtig, weil es Deutschland
hilft, in der schwierigen Lage Europas auch in der Zu-
kunft der Fels in der Brandung zu bleiben.


(Zurufe von Abgeordneten der SPD: Oh!)


Nun höre ich – der Minister hat es schon angespro-
chen –, dass der Kollege Bartol dem Kollegen Pronold
zwei Minuten Redezeit abgetreten hat. Damit soll wohl
der verzweifelte Versuch unternommen werden, für die
SPD hier noch etwas herauszureißen.


(Lachen des Abg. Sören Bartol [SPD])


Ich will dem Kollegen Pronold den gutgemeinten Rat-
schlag aus der Bürgschaft von Schiller geben:

Zurück! du rettest den Freund nicht mehr,
So rette das eigene Leben!


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Iris Gleicke [SPD]: Ja, ist denn Karneval?)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1720904000

Ich hoffe, dass ich für den nun folgenden Kurzbeitrag

des Kollegen Pronold nicht die Parlamentsärztin zu Hilfe
holen muss.


(Heiterkeit)


Jedenfalls erhält er jetzt als letzter Redner der Debatte
das Wort. Bitte schön.


(Beifall bei der SPD)



Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1720904100

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Wenn der Herr Minister und der Herr Kollege
Fischer sich so gründlich auf den Haushalt vorbereitet
hätten wie auf meine Person, dann wären hier andere Re-
den gehalten worden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das, was wir hier erlebt haben, sind Nebelkerzen, Ne-
belkerzen über die echte Bilanz der schwarz-gelben Ver-
kehrs- und Baupolitik der letzten drei Jahre.


(Johannes Kahrs [SPD]: So ist das!)


Die Wahrheit ist, dass es keinen Fortschritt gegeben hat.
Im Bereich des Verkehrs hat diese Regierung jedes Jahr
1,5 Milliarden Euro eingesammelt, die nicht in die Infra-
struktur zurückgeflossen sind. Sie hat auf ganzer Linie
versagt. Das ist die Wahrheit, und darüber ist hier ge-
schwiegen worden.


(Beifall bei der SPD)


Der Herr Minister hat selber gesagt, dass die Sonder-
milliarde nur Luftschnappen ist und hinten und vorne
nicht ausreicht. Was macht er heute? Eine Voodoobe-
rechnung von irgendwelchen zusätzlichen 2,5 Milliarden
Euro, die sich im Haushalt zwar nirgends finden, die er
aber irgendwo entdeckt zu haben glaubt. Auf die Frage
des Kollegen Beckmeyer, warum die Investitionsquote
sinkt, stammelt er und hat keine Antwort.


(Sören Bartol [SPD]: Ja! – Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Kunst ist, Fragen zu beantworten, die nicht gestellt wurden!)


Die Wahrheit ist, dass Sie versagt haben bei der struktu-
rellen Verbesserung der Infrastruktur. Die Wahrheit ist,
dass weniger für Klimasanierung zur Verfügung steht als
unter jeder anderen Bundesregierung. Sie können sich
nicht mit dem Bundesrat herausreden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)






Florian Pronold


(A) )


)(B)


(C (D Lieber Kollege Ramsauer, wenn man ein Fazit über Ihre Arbeit von über drei Jahren zieht, dann lernt man so wie ich, dass Sie nicht nur bei der Pkw-Maut versagt haben, sondern auch mit ihrem Bußgeldkatalog große Probleme haben. Das schaffen Sie vielleicht noch in dieser Legislaturperiode. Bitte nehmen Sie einen Passus für Irrfahrten von Verkehrsministern auf, dann würden Sie allein mit diesem Bußgeld den Haushalt sanieren und mehr Geld für die Infrastruktur zur Verfügung haben. Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Abstimmung über den Einzelplan 12 des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung in der Ausschussfassung. Hierzu liegen vier Änderungsanträge der Fraktion Die Linke vor, über die wir zunächst abstimmen. Wir kommen zum Änderungsantrag auf Drucksache 17/11557. Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Änderungsantrag ist mehrheitlich abgelehnt. Wir kommen zum Änderungsantrag auf Drucksache 17/11558. Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Auch für diesen Änderungsantrag hat es keine Mehrheit gegeben. Wir kommen zum Änderungsantrag auf Drucksache 17/11559. Wer stimmt dafür? – Wer ist dagegen? – Wer enthält sich? – Dieser Änderungsantrag ist ebenfalls abgelehnt. Wir kommen zum Änderungsantrag auf Drucksache 17/11560. Wer will diesem Änderungsantrag zustimmen? – Das wird wieder nicht reichen. Wer ist dagegen? – Wer enthält sich? – Auch dieser Änderungsantrag hat keine Mehrheit gefunden. Wir kommen nun zum Einzelplan 12 in der Ausschussfassung. Wer stimmt diesem Einzelplan zu? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Damit ist der Einzelplan 12 mit den Stimmen der Koalition gegen die Stimmen der Opposition angenommen. Ich rufe Tagesordnungspunkt I.19 auf: Einzelplan 32 Bundesschuld – Drucksache 17/10821 – Berichterstattung: Abgeordnete Norbert Barthle Carsten Schneider Otto Fricke Dr. Gesine Lötzsch Priska Hinz Eine Aussprache ist hierzu nicht vorgesehen. Wir kommen daher gleich zur Abstimmung über den Einzelplan in der Ausschussfassung. Wer stimmt diesem Einzelplan 32 zu? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Damit ist der Einzelplan 32 mit den Stimmen der Koalition gegen die Stimmen der Opposition angenommen. Ich rufe Tagesordnungspunkt I.20 auf: Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung – Drucksache 17/10822 – Berichterstattung: Abgeordnete Norbert Barthle Norbert Brackmann Carsten Schneider Otto Fricke Dr. Gesine Lötzsch Priska Hinz Dr. Tobias Lindner Sven-Christian Kindler Zum Einzelplan 60 liegen ein Änderungsantrag der Fraktion Die Linke sowie ein Änderungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vor. Auch hierzu ist keine Aussprache vorgesehen. Wir kommen zur Abstimmung über den Einzelplan 60 in der Ausschussfassung. Wir beginnen mit der Abstimmung über den Änderungsantrag der Fraktion Die Linke auf der Drucksache 17/11561. Wer will diesem Änderungsantrag zustimmen? – Wer stimmt dagegen? – (Iris Gleicke [SPD]: Ich muss erst nachschauen!)


(Beifall bei der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1720904200

Wer enthält sich? – Auch wenn nicht alle abgestimmt ha-
ben,


(Zuruf von der FDP: Nicht regierungsfähig!)


ist jedenfalls erkennbar, dass der Änderungsantrag mehr-
heitlich abgelehnt worden ist.

Wir kommen zur Abstimmung über den Änderungs-
antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Druck-
sache 17/11562. Wer stimmt diesem Änderungsantrag
zu? – Wer ist dagegen? – Wer enthält sich? – Auch die-
ser Änderungsantrag ist mehrheitlich abgelehnt.

Wir kommen nun zur Abstimmung über den Einzel-
plan 60 – Allgemeine Finanzverwaltung – in der Aus-
schussfassung. Wer stimmt zu? – Wer stimmt dagegen? –
Wer enthält sich? – Der Einzelplan 60 ist mit den Stim-
men der Koalition gegen die Stimmen der Opposition
angenommen.

Ich rufe nun Tagesordnungspunkt I.21 auf:

Haushaltsgesetz 2013

– Drucksachen 17/10824, 17/10825 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Norbert Barthle
Carsten Schneider (Erfurt)

Otto Fricke
Dr. Gesine Lötzsch
Priska Hinz (Herborn)


Zu dem Haushaltsgesetz 2013 liegt ein Änderungs-
antrag der Fraktion Die Linke vor.





Präsident Dr. Norbert Lammert


(A) )


)(B)


(C (D Eine Aussprache in der zweiten Beratung ist nicht vorgesehen. Wir kommen jetzt in zweiter Lesung zur Abstimmung über das Haushaltsgesetz 2013 in der Ausschussfassung. Zunächst kommen wir zum Änderungsantrag der Fraktion Die Linke auf Drucksache 17/11563. Wer stimmt diesem Änderungsantrag zu? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Damit ist der Änderungsantrag abgelehnt. Jetzt kommen wir zur Abstimmung über das Haushaltsgesetz 2013 in der Ausschussfassung. Wer stimmt dem zu? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Das Haushaltsgesetz 2013 ist in zweiter Beratung mit den Stimmen der Koalition gegen die Stimmen der Opposition angenommen. Wir kommen nun zum Finanzplan des Bundes 2012 bis 2016 auf den Drucksachen 17/10201 und 17/10202. Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf der Drucksache 17/10826, den Finanzplan zur Kenntnis zu nehmen. Möchte jemand gegen diese Beschlussempfehlung stimmen oder sich der Stimme enthalten? – Dann hat der Deutsche Bundestag den Finanzplan einvernehmlich zur Kenntnis genommen. Ich rufe nun Tagesordnungspunkt IV auf: Dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2013 – Drucksachen 17/10200, 17/10202, 17/10801, 17/10802, 17/10804 bis 17/10809, 17/10811 bis 17/10814, 17/10816, 17/10821, 17/10822, 17/10823, 17/10824, 17/10825 – Berichterstattung: Abgeordnete Norbert Barthle Carsten Schneider Otto Fricke Dr. Gesine Lötzsch Priska Hinz Es wurden insgesamt 14 Entschließungsanträge eingebracht, über die wir nach der Schlussabstimmung abstimmen werden. Über das Haushaltsgesetz werden wir zum Schluss dieser Debatte namentlich abstimmen. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für die Aussprache zwei Stunden vorgesehen. Gibt es hier andere Vorstellungen? – Das ist nicht der Fall, jedenfalls werden sie nicht vorgetragen. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zunächst dem Kollegen Johannes Kahrs für die SPD-Fraktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir diskutieren jetzt abschließend einen Haushalt, der ein Zeugnis des Versagens dieser Bundesregierung ist. (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Ha, ha! – Zuruf des Abg. Georg Schirmbeck [CDU/CSU])


(Beifall bei der SPD)

Johannes Kahrs (SPD):
Rede ID: ID1720904300

Wir haben in dieser Woche die Einzelpläne diskutiert.
Wir haben in dieser Woche von Peer Steinbrück gehört,
mit welcher Fülle diese Bundesregierung eigentlich ge-
segnet ist,


(Zuruf des Abg. Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU])


wie viele Steuermehreinnahmen es gibt, wie viel man an
Zinsgewinnen bei der Staatsschuld mitnimmt. Trotz die-
ser Steuermehreinnahmen und trotz dieser Geschenke,
die sich über den Finanzminister ergossen haben, wird
die Neuverschuldung, die im Haushalt 2012 bei
18,3 Milliarden Euro gelegen hat, im Haushalt 2013 bei
17,1 Milliarden Euro liegen.

Das heißt, trotz hervorragender wirtschaftlicher Lage,
trotz Steuermehreinnahmen und trotz Zinsgewinnen ist
es dieser Bundesregierung nicht gelungen, die Neuver-
schuldung zu senken. Es werden in diesem Jahr Schul-
den gemacht. Es werden im nächsten Jahr Schulden
gemacht. Das heißt, diese Bundesregierung, dieser
Finanzminister haben es nicht geschafft, die guten Zei-
ten zu nutzen, um für die schlechten Zeiten Vorsorge zu
treffen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Jörn Wunderlich [DIE LINKE] – Dr. Michael Meister [CDU/CSU]: Die SPD hätte noch mehr Schulden gemacht!)


Man kann es ja aus den Reihen der Koalition hören:
Dass es überhaupt zu diesen Steuermehreinnahmen ge-
kommen ist – das zu sagen, sei mir erlaubt –, ist nicht ein
Verdienst dieser Bundesregierung und ihrer Politik,


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das hat der Willy Brandt bewirkt!)


sondern das ist ein Verdienst der Reformen der rot-grü-
nen Regierung von Gerhard Schröder.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Das sind die Reformen, die jetzt wirken. Diese Fakten
muss man mit einbeziehen, wenn man diesen Haushalt
betrachtet. Sie profitieren von dem, was Rot-Grün und
Gerhard Schröder gemacht haben. Sie selber haben
Mehreinnahmen, die Sie jedoch verspielen.

Betrachten wir einmal, womit Sie sich aufhalten: Das
ist zum Beispiel das heute auch schon von der Koalition
angesprochene Steuerabkommen mit der Schweiz – hie-
rüber haben wir schon interessante Gespräche geführt –,
das der Bundesrat abschließend abgelehnt hat. Das ist
gut für den braven, ehrlichen Steuerzahler in diesem
Land, das ist gut für die ehrlichen Menschen;


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Stefan Liebich [DIE LINKE])






Johannes Kahrs


(A) )


)(B)


(C (D denn Steuerhinterziehung lohnt sich nicht und Steuerhinterzieher werden nicht privilegiert werden, so wie Sie das vorhatten. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Jetzt macht er sich zum Anwalt!)


Betrachten wir das Ganze einmal etwas genauer. Das
Problem kann man insbesondere an der Europakrise fest-
machen. Hierzu gibt es eine Zusammenfassung im Spie-
gel, die man sich einmal durchlesen sollte. Dort stehen
unter der Überschrift „Merkel und Schäuble in der Euro-
Krise – Die Schönredner“ die schönen Worte:

Beschönigen, Beruhigen, Beteuern – damit tun sich
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Finanzminis-
ter Wolfgang Schäuble in der Euro-Krise hervor.
Doch ihre Versicherungen erweisen sich in der Re-
gel bald als Fehlinformationen oder Fehleinschät-
zungen.

Dann wird seitenlang aufgezählt, was alles nicht funktio-
niert hat, was alles nicht geklappt hat. Schließlich heißt
es:

Das Fazit: Ob Merkel und Schäuble seit Anfang
2010 in Sachen Euro-Krise wiederholt die Unwahr-
heit gesagt haben oder ob sie es einfach nicht besser
wussten, bleibt dahingestellt. Ebenso die Frage,
was aus Sicht der Wähler hier eigentlich das Be-
denklichere wäre: dass Politiker einer Partei, die

(und seien es Notlügen)

ker in Sachen Euro so naiv sind, dass sie glaubten,
was sie sagten.

Urteil: Die Aussagen der Bundeskanzlerin und ih-
res Finanzministers in Sachen Euro-Krise sind über
die Jahre immer wieder völlig falsch. Note: eine
klare Sechs.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


So der Spiegel. So nachzulesen auf insgesamt sechs Sei-
ten das Versagen der Bundesregierung in Sachen
Europa.

Gleichzeitig wissen wir, dass es in Sachen Griechen-
land zur Belastung des Bundeshaushalts kommen wird.
Wir wissen auch, dass diese Belastung direkt vor der Tür
steht. Ab Montag wird darüber verhandelt. Wir alle wis-
sen, dass es Nachtragshaushalte geben muss, dass das
uns allen entweder in diesem Haushalt oder im nächsten
Jahr deutlich zur Last fallen wird. So hat Peer Steinbrück
in seiner Rede darauf hingewiesen, dass in dem Haus-
halt, den wir jetzt für 2013 verabschieden wollen, die
Griechenland-Hilfen, über die jetzt beraten wird, nicht
enthalten sein werden. Das bedeutet, dass wir hier einen
Haushalt für das nächste Jahr beschließen und schon
jetzt wissen, dass es am Ende nicht so kommen wird,
wie wir es beschließen.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Unglaublich! – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Der Kollege weiß mal wieder alles!)


Darum hat Peer Steinbrück darum gebeten, dass wir
diesen Haushalt heute nicht so beschließen, sondern dass
wir ihn schieben, sodass wir die Möglichkeit haben, die
Risiken im Hinblick auf die möglichen Kosten im nächs-
ten Jahr mit einzupreisen, damit der Haushalt nicht
schon gleich in der Sekunde, in der Sie ihn verabschiedet
haben werden, wieder Makulatur ist.

Wo wir alle das doch wissen, wäre es ein Akt der
Redlichkeit, die Blamagen, die wir uns im Rahmen der
Euro-Krise bereits erlaubt haben, nicht fortzusetzen. Das
geschähe aber, wenn wir jetzt einen Haushalt beschlie-
ßen, von dem wir alle wissen, dass er in der Sekunde, in
der er beschlossen wird, schon Makulatur ist.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: So ein Quatsch! – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Quatsch!)


Deswegen sollte man die Bitte von Peer Steinbrück nicht
nur ernsthaft erwägen, sondern Sie sollten sich auch
selbst einmal ans Revers fassen und aus dem Sumpf zie-
hen, die Bitte der Opposition aufgreifen und mit uns ge-
meinsam darüber reden.

Schauen Sie sich einmal die Bilanz Ihres Handelns
an: Wir haben hier über EFSF und ESM verhandelt, wir
haben gehebelt, wir haben alle möglichen Dinge getan,
die sich nach Monaten als Fehlschläge herausgestellt ha-
ben. Das Einzige, das Sie, Herr Schäuble, und Ihre Re-
gierung zurzeit rettet, ist die Europäische Zentralbank.
Dort wird zurzeit das Geld gedruckt, von dort wird auf
den Sekundärmärkten aufgekauft. Das hätten Sie übri-
gens schon am Anfang dieser Krise haben können, wenn
Sie nicht zweieinhalb Jahre lang von Gipfel zu Gipfel
gerannt wären, die Krise nicht immer schlimmer gewor-
den wäre, Sie nicht Sachen zugesagt und versprochen
hätten, die drei oder vier Monate später nicht mehr wahr
sein sollten. Dann hätte man vielleicht das Vertrauen der
Märkte gewinnen können.

Man kann fragen: Was wäre die Alternative gewesen?
Wir haben über die Alternativen geredet. Ich sage es ein-
mal so: Man kann über das, was die Europäische Zen-
tralbank jetzt macht und was Sie begrüßt haben, und da-
rüber, ob das später zu einer Inflation führt, denken, was
man will. Aber eines ist doch sicher: Hätte man dies am
Anfang der Krise gemacht, dann wäre die Krise nicht so
schlimm gekommen, wie sie gekommen ist.


(Joachim Poß [SPD]: Wahrscheinlich!)


Man muss am Anfang einer Krise energisch auftreten, so
wie wir es in der Großen Koalition gemeinsam geschafft
haben.


(Beifall des Abg. Joachim Poß [SPD])


Damals haben wir am Anfang der Krise alle notwendi-
gen Maßnahmen beschlossen und die Krise relativ
schnell in den Griff bekommen. Sie haben hier aber über
Jahre nur Gipfelhopping betrieben und keine Ergebnisse
vorgelegt. Die Krise wurde immer schlimmer. Die Men-
schen, die abhängig Beschäftigten, die Rentner, die Bür-
ger in Griechenland, Spanien und Portugal müssen es
ausbaden. Wir Steuerzahler in Deutschland müssen es
ausbaden; wir müssen es in diesem Bundeshaushalt aus-
baden. Wenn man am Anfang richtig gehandelt hätte,





Johannes Kahrs


(A) )


)(B)


(C (D dann hätte sich der Spiegel die sechs Seiten über das Scheitern einer Bundesregierung sparen können. Tun Sie uns, tun Sie sich, tun Sie diesem Land den Gefallen: Halten Sie inne! Verschieben Sie die Verabschiedung dieses Haushalts! Machen Sie sich ehrlich! Dann kommen wir gemeinsam klar. Wenn Sie einen vernünftigen Weg wählen, ist die Opposition bereit, Sie zu unterstützen. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD – Norbert Barthle [CDU/ CSU]: Sie hätten sich die Rede sparen können! Verschieben!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1720904400

Das Wort hat jetzt der Kollege Norbert Brackmann

von der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Norbert Brackmann (CDU):
Rede ID: ID1720904500

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Wer seine Rede so aufbaut, dass er einerseits
frühe Entscheidungen fordert und andererseits appelliert,
die heute anstehende Verabschiedung des Haushalts zu
verschieben, der strahlt wirklich eine besondere Tatkraft
aus.


(Johannes Kahrs [SPD]: Herr Brackmann, da haben Sie nicht zugehört!)


Darüber kann auch noch so große Kampfrhetorik nicht
hinwegtäuschen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Sie müssen auch nicht ständig Ihren Kanzlerkandida-
ten zitieren. Die Zeitungen berichten: Erst hat die SPD
kein Glück, dann kommt auch noch Peer dazu.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Echt jetzt?)


Sie unterstützen das auch noch. Das ist doch jener Peer
Steinbrück, der hier mit einem Haushaltsentwurf geendet
ist, in dem er 86,1 Milliarden Euro Nettoneuverschul-
dung vorsah. Heute sind wir bei 17,1 Milliarden Euro
Nettoneuverschuldung im Haushalt 2013


(Johannes Kahrs [SPD]: Warten Sie doch erst mal die Wahl ab!)


und haben damit die Nettoneuverschuldung so weit zu-
rückgeführt, wie sie in Deutschland noch nie innerhalb
einer Legislaturperiode zurückgeführt worden ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Johannes Kahrs [SPD]: Und trotzdem legen Sie so einen peinlichen Haushalt vor!)


Das ist aber nicht die einzige Einmaligkeit. In dieser
Legislaturperiode haben wir mit einem Haushaltsvolu-
men von 303,7 Milliarden Euro im Jahr 2010 angefan-
gen. Jetzt legen wir einen Haushalt mit einem Volumen

von 302 Milliarden Euro vor. Auch das hat es in der Ge-
schichte Deutschlands noch nicht gegeben, dass das
Haushaltsvolumen am Ende einer Legislaturperiode ge-
ringer war als am Anfang.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Genauso wahr ist, dass wir drei Jahre früher, als es
unser Grundgesetz vorschreibt, die Schuldenbremse ein-
halten. Wir dürfen ab 2016 eine Nettoneuverschuldung
gemessen am BIP von maximal 0,35 Prozent erreichen.
Schon 2013 erreichen wir 0,34 Prozent. Auch dies zeigt
deutlich, dass wir uns auf einem Konsolidierungspfad
ohnegleichen befinden.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir haben
diese Woche immer wieder ähnliche Vorwürfe der Op-
position zur Kenntnis genommen. Der eine Vorwurf ist,
dass im Bereich Arbeit und Soziales gespart werde.
Klar: Wir geben hier weniger aus; das ist so. Aber wa-
rum ist es so? Weil wir es geschafft haben, die Menschen
wieder in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungs-
verhältnisse zu bringen, und weniger Arbeitslosigkeit fi-
nanzieren müssen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Das stimmt nun gerade nicht!)


2005 hatten wir 38,8 Millionen sozialversicherungs-
pflichtig Beschäftigte, 2010 waren es 40,5 Millionen
und im September 2012 41,85 Millionen. Das ist der
höchste Stand in der Geschichte der Bundesrepublik
Deutschland. Auch das ist ein Erfolg dieser christlich-
liberalen Koalition.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Sie werfen uns vor – auch der Kollege Kahrs eben

wieder –, wir hätten den höchsten Stand an Steuerein-
nahmen in der Geschichte der Bundesrepublik.


(Johannes Kahrs [SPD]: Und nichts daraus gemacht! – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das werfen wir Ihnen nicht vor! Sie nutzen es nicht!)


Ja, das ist richtig.

(Johannes Kahrs [SPD]: Das ist peinlich!)


Die Frage ist: Was folgt daraus?

(Johannes Kahrs [SPD]: Dass Sie sparen!)


Sie sagen: „nichts daraus gemacht“. Was machen Sie
denn daraus?


(Johannes Kahrs [SPD]: Wir sind Opposition!)

Sie wollen trotz des höchsten Stands an Steuereinnah-
men noch mehr Steuereinnahmen generieren –


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist alles konjunkturell!)


durch die Erhöhung des Spitzensteuersatzes, durch eine
höhere Erbschaftsteuer und durch die Einführung einer
Vermögensteuer. Das würde eine weitere Belastung der
Wirtschaft nach sich ziehen.


(Johannes Kahrs [SPD]: Wir ahnen, was Sie uns hinterlassen!)






Norbert Brackmann


(A) )


)(B)


(C (D Sie haben im Haushaltsausschuss des Bundestages Mehrausgaben von 6,3 Milliarden Euro beantragt und blähen damit den Ausgabensektor weiter auf. (Bettina Hagedorn [SPD]: Die sind solide gegenfinanziert! Das wissen Sie genau!)


Haushalt hat etwas mit Haushalten zu tun,


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr gut! – Johannes Kahrs [SPD]: Und das können Sie nicht!)


das heißt, man muss sich selbst beschränken. Diejeni-
gen, die in Deutschland Steuern zahlen, haben einen An-
spruch darauf, dass wir vernünftig haushalten und unsere
Ausgaben begrenzen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Frage, was wir mit den Steuereinnahmen gemacht
haben, ist natürlich berechtigt.


(Manfred Zöllmer [SPD]: Ja, das ist eine gute Frage!)


Wir haben damit Maßnahmen für die Zukunftssicherung
Deutschlands angeschoben und weiter verstärkt.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ach so!)


Als ein Land, das nicht auf Rohstoffe bauen kann, muss
Deutschland weiter in Bildung und Forschung investie-
ren. Der Etat für 2013 ist mit 13,7 Milliarden Euro der
Etat, der sich durch den höchsten Mitteleinsatz für Bil-
dung und Forschung in der Geschichte der Bundesrepu-
blik auszeichnet. Damit schaffen wir eine zukunftsfähige
Struktur.


(Johannes Kahrs [SPD]: Da klatscht ja nicht mal die CDU!)


Beim letzten Tagesordnungspunkt wurde es im Zu-
sammenhang mit der Verkehrsinfrastruktur schon ange-
sprochen: Wir geben 750 Millionen Euro mehr für die
Infrastruktur aus. Zudem zeichnet diese Koalition aus,
dass wir unsere Kommunen weiter stärken.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Johannes Kahrs [SPD]: Aber warum merken das die Kommunen nicht?)


Noch nie hat eine Koalition so viel für die finanzielle
Ausstattung der Kommunen getan, wie wir das getan ha-
ben. Allein die Erhöhung des Bundesanteils an der
Grundsicherung auf 75 Prozent würde die Kommunen
enorm entlasten – wenn nicht Ihre Länder diejenigen wä-
ren, die sich mit ihren klebrigen Fingern einen Teil da-
von in die eigene Tasche stecken.


(Widerspruch bei der SPD – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Dabei plündern Ihre schwarzgelben Freunde die Kommunen!)


– Fragen Sie Ihren Kollegen Albig, der sich die Hälfte
der Mittel in die Tasche steckt und damit den Kommu-
nen Geld wegnimmt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr richtig! Ge nau das ist das Thema! – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Reden Sie mal über Niedersachsen! – Weiterer Zuruf von der SPD: Das ist doch unfassbar!)


Der Überschuss an Steuereinnahmen geht mit einer
wirtschaftlich günstigen Entwicklung einher. Die Kom-
munen haben in 2012 insgesamt – das heißt jetzt nicht,
dass es allen Kommunen gut geht – einen Überschuss von
2,3 Milliarden Euro erwirtschaftet. Das BMF schätzt,
dass wir 2016 in der kommunalen Familie 5,3 Milliarden
Euro Überschuss haben werden.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Alles super!)


Diese Erfolgszahlen muss man nicht verstecken, sondern
man muss sie den Menschen mitteilen. Was tun Sie? Sie
blockieren genau diese Weiterentwicklung hin zu einer
Verbesserung der Steuereinnahmen für die Länder und
Kommunen.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Was?)


Das Steuerabkommen zwischen Deutschland und der
Schweiz wurde schon angesprochen. Das haben Sie so-
eben im Bundesrat mit Ihrer Mehrheit blockiert.


(Johannes Kahrs [SPD]: Sehr gut! Das ist die Privilegierung von Steuerhinterziehern!)


Sie, Herr Kahrs, begründen Ihre Ablehnung hier damit,
dass dadurch Steuerhinterziehung möglich gemacht
wird.


(Johannes Kahrs [SPD]: Nein! Sie privilegieren das doch! Jeder normale Steuerzahler müsste doch rot vor Wut werden!)


Sie machen mit Ihrer Blockade Steuerhinterziehung
möglich; denn die ersten Hinterziehungen verjähren auf-
grund Ihrer Blockade, und es ist dadurch nicht mehr
möglich, die hinterzogenen Steuern für Deutschland ein-
zutreiben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Heinz-Peter Haustein [FDP])


Mit Ihrer Hilfe sichern sich ausgerechnet diejenigen,
die ihr Vermögen in die Schweiz schaffen können – und
das ist nicht die breite Masse der Bevölkerung –, ihre
Vorteile aus der Steuerhinterziehung. Sie verhindern mit
Ihrer Blockade, dass rund 10 Milliarden Euro in die
Haushalte der Länder und Kommunen fließen.


(Bettina Hagedorn [SPD]: So ein Quatsch! Das sind doch Milchmädchenrechnungen!)


Sie verhindern damit, dass die finanzielle Situation der
Länder und Kommunen verbessert wird. Das ist für sich
genommen schon schlimm genug. Dann müssen wir uns
aber auch noch von Ihrem Kollegen Steinbrück anhören,
wir müssten Steuerschlupflöcher in Griechenland stop-
fen. Griechenland verhandelt aber gerade auf der Basis
des Abkommens, das wir mit der Schweiz verhandelt ha-
ben, ein solches Abkommen. Im nächsten Jahr werden
wir vor der Situation stehen, dass Griechenland dieses
Schlupfloch durch ein Steuerabkommen mit der Schweiz
geschlossen hat, während wir Deutsche hinterherhinken,
weil wir das nicht schaffen.





Norbert Brackmann


(A) )


)(B)


(C (D (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das ist eine krude Argumentation!)


Dann tragen Sie die Verantwortung dafür, dass wir als
Deutsche nicht in der Lage sind, Steuern so einzutreiben,
wie Griechenland das kann.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Johannes Kahrs [SPD]: Sie privilegieren Steuerhinterzieher! Und das als christliche Partei! Sie sollten sich was schämen!)


Wer soziale Verantwortung spürt,


(Johannes Kahrs [SPD]: Sollte normale Steuerhinterzieher nicht so diskriminieren!)


wer mit dem Herzen bei den real existierenden Men-
schen ist und in die Zukunft Deutschlands investieren
will, der muss diesem Haushalt 2013 zustimmen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1720904600

Für die Fraktion Die Linke hat jetzt die Kollegin

Dr. Gesine Lötzsch das Wort.


(Beifall bei der LINKEN – Johannes Kahrs [SPD]: Gesine, gib‘s ihm!)



Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1720904700

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Liebe Gäste auf den Zuschauertribünen! Die Bun-
deskanzlerin Angela Merkel hatte einmal ein Vorbild:
die schwäbische Hausfrau. Die Sparsamkeit der schwä-
bischen Hausfrau durfte in keiner Rede fehlen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das heißt „schwäbische“, nicht „schwebische“!)


Daran sollten sich die Menschen ein Beispiel nehmen.
Jetzt muss ich Ihnen aber sagen: Die schwäbische Haus-
frau ist tot. Die Koalition hat sie auf dem Gewissen;
denn Sparsamkeit an der richtigen Stelle ist für diese
Bundesregierung ein Fremdwort. Das sollten sich alle
merken.


(Beifall bei der LINKEN – Norbert Barthle [CDU/ CSU]: Sie strahlt in neuem Glanz!)


Wir haben gerade vor einer knappen halben Stunde
Herrn Ramsauer hier erlebt. Herr Ramsauer hat für sei-
nen Wahlkampf in Bayern außer der Reihe, zwei Wo-
chen vor Verabschiedung des Haushalts, 750 Millio-
nen Euro bekommen.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das ist eine Frechheit!)


Horst Seehofer hat sein unsinniges Betreuungsgeld
durch den Bundestag peitschen können, obwohl er gar
nicht mehr Mitglied des Bundestages ist. Diese Maßnah-
men kosten alle Steuerzahler ab 2014 1,2 Milliar-
den Euro im Jahr. Die Koalition hat sich also einen
Wahlkampfhaushalt gestrickt. Das hat mit seriöser Haus-
haltspolitik nichts zu tun. Ich nenne das illegale Partei-
enfinanzierung.


(Beifall bei der LINKEN – Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU – Heinz-Peter Haustein [FDP]: Blödsinn!)


Wir als Linke haben viele Sparvorschläge unterbrei-
tet. Besonders im Rüstungsbereich lassen sich Milliar-
den einsparen. Ich nenne hier nur einmal exemplarisch
die Auslandseinsätze der Bundeswehr.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Sie kosten schon jetzt 1 Milliarde Euro im Jahr. Diese
gefährlichen und kostspieligen Kriegseinsätze sind noch
gar nicht beendet, da will die Bundesregierung mit Pa-
triot-Raketen in den Syrien-Konflikt eingreifen. Das ist
brandgefährlich. Das dürfen wir nicht zulassen.


(Beifall bei der LINKEN)


Leider wurden alle unsere Vorschläge zur Reduzie-
rung der Kriegskosten von der Koalition abgelehnt.
Wenn man darüber nachdenkt, merkt man, dass das ei-
gentlich gar nicht so verwunderlich ist; denn wenn es
keine Kriege gäbe, dann würden ja auch die deutschen
Waffenexporte nicht so florieren. In diesem Sinne ist die
FDP-Außenpolitik eng mit der FDP-Wirtschaftspolitik
verbunden. Das ist wirklich Politik für Rüstungslobbyis-
ten aus einem Guss. Wir fordern: Keine Rüstungsexporte
in Krisengebiete! Das muss sofort beendet werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Meine Damen und Herren, wenn es um Sparen geht,
dann muss man auch sagen: Die Bundesregierung ist
nicht bereit, ungerechtfertigte Subventionen für Unter-
nehmen abzubauen. Dem Bundeshaushalt gehen durch
die Energiesteuersubvention für die Industrie 3,3 Mil-
liarden Euro pro Jahr verloren. Nun werden viele sagen:
Ja, wir wollen, dass Industriearbeitsplätze erhalten blei-
ben. Richtig. Aber was wird da alles subventioniert?
Selbst Golfplätze erhalten jetzt Energiesubventionen.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das stimmt doch nicht!)


In Deutschland wird immer mehr Menschen der Strom
abgeschaltet, weil sie ihre Stromrechnung nicht bezahlen
können. Und was machen Sie? Sie übernehmen die
Stromrechnungen für Ihre Golfplätze. Besser kann man
die Spaltung dieser Gesellschaft nicht beschreiben. Das
ist ein Verdienst dieser Koalition. Die Gewinne der
Stromkonzerne und der Golfklubs müssen nicht in den
Himmel wachsen, aber die Strompreise – das ist unsere
Forderung – müssen endlich wieder staatlich kontrolliert
werden. Wir brauchen dringend eine Strompreisbremse.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir haben es die ganze Woche gesehen: Die Koali-
tion hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Selbst die
Deutsche Bank geht in ihrem aktuellen Konjunkturbe-
richt von einem Stillstand der Wirtschaft im Winterhalb-
jahr aus. Wir fordern, dass im Haushalt Vorsorge zu tref-
fen ist. Eine vorausschauende Politik muss zumindest
den Zuschuss an die Bundesagentur für Arbeit wieder
einführen, damit ausreichend Geld da ist, um in einer
Krise Kurzarbeitergeld zu zahlen. Wir haben eine Ver-
antwortung für die arbeitenden Menschen in diesem





Dr. Gesine Lötzsch


(A) )


)(B)


(C (D Land. Die müssen Sie von der Koalition auch wahrnehmen. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Eine vorausschauende Politik muss ein finanzielles Pols-
ter anlegen. Wir fordern eine Vermögensteuer in Form
einer Millionärsteuer, eine Finanztransaktionsteuer und
einen höheren Spitzensteuersatz auf sehr hohe Einkom-
men.

Wir als Linke haben zahlreiche Änderungsanträge
eingebracht, die alle ein Ziel verfolgen: Wir wollen ei-
nen Rettungsschirm für Arbeitnehmer, Familien, Rent-
ner und Arbeitslose aufspannen. Mit unseren Steuervor-
schlägen könnten wir 61 Milliarden Euro pro Jahr mehr
einnehmen. Dieses Geld brauchen wir dringend, um auf
die kommende Krise vorbereitet zu sein.


(Beifall bei der LINKEN)


An einer Stelle allerdings will ich diese Koalition
auch einmal loben. Die Abschaffung der Praxisgebühr
war richtig.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Was lange währt, wird gut!)


Wir sehen das auch als Erfolg der Linken an. Wir hatten
schon bei der Einführung der Praxisgebühr durch SPD,
CDU/CSU und Grüne gewarnt. Allerdings – das muss
ich Ihnen auch sagen – können wir es uns in unserer
schnelllebigen Zeit wirklich nicht leisten, dass offen-
sichtliche Fehler erst nach neun Jahren korrigiert wer-
den, und die Bundesregierung macht genügend Fehler,
die schnellstens korrigiert gehören.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich möchte unsere Kritik an dem Haushalt 2013 noch
einmal in drei Punkten zusammenfassen: Erstens. Dieser
Haushalt ist kein Schutzschirm für die Menschen in un-
serem Land. Die Regierung lässt die Bürger im Regen
stehen.

Zweitens. Die Bundesregierung unternimmt nichts,
aber auch gar nichts, um die soziale Spaltung in unserem
Land zu überwinden. Im Gegenteil: Sie verschärft die
Spaltung und gefährdet damit den Zusammenhalt der
Gesellschaft.

Drittens. Die Bundesregierung verschwendet Steuer-
mittel für den Wahlkampf. Uns wurde ein Wahlkampf-
haushalt vorgelegt und keiner, der sich auf die nächste
Krise einstellt.

Meine Damen und Herren, dieser kritische Nachruf
auf die schwäbische Hausfrau zeigt, dass sie gar nicht so
sparsam war wie von der Kanzlerin immer behauptet.
Wenn es um Kürzungen im Sozialbereich ging, war die
Sparsamkeit legendär. Wenn es aber um Rüstungsauf-
träge oder Wahlgeschenke für Unternehmen ging, neigte
die schwäbische Hausfrau zur Verschwendung.

Aber dieser Nachruf gilt nicht nur der schwäbischen
Hausfrau. Es ist auch ein Nachruf auf diese Bundesre-
gierung. Wir haben in unendlich langen Sitzungen im

Haushaltsausschuss und in anderen Ausschüssen über
den Haushalt 2013 immer wieder diskutiert. Aber schon
jetzt ist klar, dass es vergeudete Lebenszeit war; denn
wenn der Schuldenschnitt für Griechenland kommt
– und wir alle gehen davon aus, dass er kommt –, dann
ist dieser Haushalt nur noch Makulatur. Die Koalition
hat sich bei den Haushaltsberatungen wie ein kleines
Kind die Hände vor die Augen gehalten und die Euro-
Krise einfach ausgeblendet. Wir alle wissen: Wir werden
wahrscheinlich bereits am Anfang des nächsten Jahres
hier über einen Nachtragshaushalt diskutieren. Dieses
Ignorieren, dieses Augenzuhalten wird sich in den
nächsten Monaten bitter rächen. Aber leider hat die Bun-
desregierung die Gewohnheit, die Bürgerinnen und Bür-
ger zahlen zu lassen, anstatt selber zu zahlen.

Die Linke wird diesen Haushalt ablehnen. Da wir so-
wieso bald über einen Nachtragshaushalt beraten müs-
sen, haben Sie alle Chancen, unsere Vorschläge und An-
regungen im Sinne der Menschen für dieses Land
aufzunehmen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1720904800

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. h. c. Jürgen

Koppelin von der FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1720904900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Lassen Sie mich zu Beginn Dank sagen an die Mitarbei-
terinnen und Mitarbeiter des Haushaltsausschusses.


(Beifall im ganzen Hause)


Wenn Sie erlauben, möchte ich auch Dank sagen an die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unseren Abgeordne-
tenbüros für die sehr gute Zuarbeit. Es ist auch für diese
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diesen Tagen nicht
leicht gewesen.


(Beifall im ganzen Hause)


Die Koalition ist mit dem Bundeshaushalt 2013 dem
Ziel, ohne Neuverschuldung auszukommen, ein Stück
nähergekommen.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Ach ja!)


Wir könnten sogar einen Überschuss von etwa 2,1 Mil-
liarden Euro verzeichnen,


(Johannes Kahrs [SPD]: Wenn Sie bei Niebel mehr wegnehmen würden!)


wären da nicht die Ausgaben für den Europäischen Sta-
bilitätsmechanismus von etwa 8,7 Milliarden Euro und
die zusätzlichen Zugeständnisse an die Bundesländer im
Umfang von 10,5 Milliarden Euro.

Carsten Schneider macht schon jetzt laufend Zurufe;
deshalb komme ich direkt auf ihn zu sprechen.


(Heiterkeit)






Dr. h. c. Jürgen Koppelin


(A) )


)(B)


(C (D Zu Beginn der Haushaltsdebatte sprach der haushaltspolitische Sprecher der SPD, Carsten Schneider, von – ich zitiere – „Chaos, Verantwortungslosigkeit, Blindheit für die großen Aufgaben“. (Beifall bei der SPD – Johannes Kahrs [SPD]: Guter Mann!)


Als er das sagte, habe ich gedacht: Jetzt spricht er vom
Flughafen Berlin-Brandenburg.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Weit gefehlt: Keiner der Redner der Sozialdemokraten
ist auf das Versagen der Herren Wowereit und Platzeck
eingegangen. Auch das schlägt im Bundeshaushalt mit
dreistelligen Millionenbeträgen zu Buche; auch das
muss der deutsche Steuerzahler bezahlen.


(Johannes Kahrs [SPD]: Ramsauer! – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben das Geld doch ausgegeben! Sie haben unseren Antrag niedergeschmettert!)


– Herr Trittin, Sie sind doch gar nicht dran. Melden Sie
sich doch einfach! Sonst ist das nicht so gut für Sie und
Ihren Blutdruck.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch, ist gut!)


Dann sprach die Opposition, zuletzt die Kollegin
Lötzsch, auch noch von einem „Wahlkampfhaushalt“.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Recht hat sie!)


Ach, wenn doch Wahlkampfhaushalte immer so aus-
sehen würden!

Die Koalition hat in den Haushaltsberatungen die
Nettokreditaufnahme noch einmal erheblich gesenkt.
Darauf sind wir stolz.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Ach ja?)


Bereits drei Jahre früher als vorgesehen, kann jetzt im
Sinne der Schuldenbremse ein ausgeglichener Haushalt
erreicht werden. Darauf sind wir stolz.

Die Ausgaben im Jahre 2013 liegen unter denen der
vorherigen Haushalte. Die Koalition hat Ausgabendiszi-
plin gewahrt.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Betreuungsgeld!)


Darauf sind wir stolz.

Der Personalbestand des Bundes ist weiter reduziert
worden, im Vergleich zu 2010 um 11 340 Stellen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Vor allen Dingen bei Herrn Niebel!)


Darauf sind wir stolz.

Trotz der Ausgabensenkungen im Bundeshaushalt
2013 steigen die Investitionen des Bundes um 470 Mil-
lionen Euro. Das sichert Arbeitsplätze. Darauf sind wir
stolz.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dem gegenüber stehen die von den Sozialdemokraten
geforderten 7 Milliarden Euro Mehrausgaben, die durch
Steuererhöhungen bezahlt werden sollen. Eine Reichen-
steuer muss her, damit der Wunschzettel der SPD erfüllt
werden kann.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Wir müssen ja Vorsorge treffen, weil ihr die Sozialkassen geplündert habt!)


Selbst Peer Steinbrück spricht plötzlich davon, dass der
Spitzensteuersatz erhöht werden müsse. Vielleicht soll-
ten die Sozialdemokraten – allerdings auch Peer
Steinbrück – einmal nachlesen, was Steinbrück als Fi-
nanzminister hier wörtlich im Bundestag gesagt hat:

25 Prozent der Steuerzahler, also diejenigen mit ei-
nem Einkommen im oberen Bereich, zahlen über
80 Prozent der Steuern in Deutschland.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Das ist aber falsch! – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Einkommensteuer!)


Irgendwann

– so Steinbrück damals als Finanzminister –

muss es Ihnen doch einmal auffallen, dass es diese
Statistik gibt.

Das sollte man sich doch merken bei den Sozialdemo-
kraten. Herr Steinbrück hat allerdings auch das verges-
sen. Er hat vieles an der Garderobe abgegeben, was er
vielleicht hätte in Erinnerung haben müssen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Garderobe ist doch schon mit lauter Mänteln von der FDP voll! Wer soll da noch etwas abgeben?)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1720905000

Herr Kollege Koppelin, würden Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Hoppe von den Grünen zulassen?


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1720905100

Selbstverständlich, das verlängert ja meine Redezeit.

Und Frau Künast kann sich dann wieder beruhigen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe niedrigen Blutdruck!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1720905200

Bitte schön, Herr Hoppe.


Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1720905300

Herr Kollege Koppelin, Sie zählen gerade auf, auf

was alles Sie stolz sind. Ich möchte fragen, ob Sie auch
stolz darauf sind, dass erstmals der Entwicklungsetat auf
Ihr Betreiben hin gekürzt wurde.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Jürgen, bekenne dich!)






Thilo Hoppe


(A) )


)(B)


(C (D Wie gehen Sie mit der Kritik Ihres Parteifreundes, des Entwicklungsministers Niebel, um, der sehr verärgert darauf reagiert hat und gesagt hat, damit verabschiede sich das Parlament vom 0,7-Prozent-Ziel? Diese Debatte, Herr Kollege, haben wir in dieser Wo che schon geführt; aber ich will trotzdem darauf antworten. Ich kenne den einen oder anderen Minister, der leicht verärgert ist, weil wir seinen Etat etwas verändert haben. Das ist bei den Haushaltsberatungen nun einmal so. Ich wiederhole mich, ich weiß nicht, zum wievielten Mal: Die Grünen haben diesem Antrag, den die Koalition damals im Haushaltsausschuss gestellt hat, mit den entsprechenden Kürzungen zugestimmt. (Otto Fricke [FDP], an BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gewandt: So seid ihr!)

Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1720905400

Deshalb weise ich diese Aufregung zurück.

Herr Steinbrück beklagte in dieser Woche, wir hätten
zu wenig Gesetzesinitiativen zur Förderung von Wachs-
tum und Beschäftigung gehabt. Dazu sage ich Ihnen:
Nicht laufend neue Gesetze helfen bei der Förderung
von Wachstum und Beschäftigung; Gesetze haben wir
nämlich genug. Er hat – als Bundesfinanzminister übri-
gens – vergessen, dass der Bundeshaushalt auch ein Ge-
setz ist. Hier machen wir etwas für Wachstum und Be-
schäftigung. Das sieht man auch bei diesem Haushalt
2013, den wir beschließen wollen.

Weiter kritisieren Herr Steinbrück und auch die SPD,
dass wir 1 Milliarde Euro von der KfW in den Bundes-
haushalt fließen lassen.


(Johannes Kahrs [SPD]: Schande! – Weitere Zurufe von der SPD)


– Hört doch einfach einmal zu! Ich weiß gar nicht, wa-
rum ihr euch so aufregt.


(Zuruf von der SPD: Weil das eine Sauerei ist!)


Steinbrück sagte wörtlich, das sei „eine Neuauflage der
Panzerknackerbande“.


(Johannes Kahrs [SPD]: Guter Mann! – Beifall bei der SPD)


Das Protokoll verzeichnete „Heiterkeit bei der SPD“.
Erstens ahne ich, warum die SPD gelacht hat; das sage
ich Ihnen aber später. Er sprach von einer „Neuauflage“.
Er ist nämlich Ehrenmitglied in der Panzerknacker-
bande, weil er früher als Bundesfinanzminister von den
ERP-Mitteln schon einmal 2 Milliarden Euro wegge-
nommen hat, um sie in den Bundeshaushalt fließen zu
lassen. Sie haben gelacht, weil wir nur so wenig wegge-
nommen haben. Sie hätten nämlich viel mehr wegge-
nommen. Da haben Sie über uns gelacht.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Johannes Kahrs [SPD]: Das ist unglaublich!)


Das müssen Sie doch nach den Auftritten Ihres Kanz-
lerkandidaten hier zugeben. Diese Auftritte und über-

haupt der Start Ihres Kanzlerkandidaten waren mehr als
rumpelig.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Machen Sie sich doch mal über Ihren Parteivorsitzenden Gedanken und nicht über unseren Kanzlerkandidaten!)


– Ja, natürlich; wir müssen uns aber doch mit Ihrem
Kanzlerkandidaten auseinandersetzen, lieber Herr Kol-
lege, und der Start war mehr als rumpelig.


(Thomas Oppermann [SPD]: Schattenparteivorsitzender!)


Ich zitiere nur, was Frau Nahles gesagt hat: Steinbrücks
Start war rumpelig. – Diese Aussage ist nicht von mir.
Damit müssen Sie sich beschäftigen.


(Johannes Kahrs [SPD]: Hat er jetzt Rösler drauf oder Brüderle?)


Diesen Kanzlerkandidaten also lassen Sie hier reden.
Dabei hat er seinen Blödsinnsvergleich – sage ich einmal
ganz offen – mit der Frittenbude gebracht; den möchte
ich gar nicht wiederholen. Soll ich Ihnen was sagen?
Jede Frittenbude hat ein besseres Personalmanagement
als die SPD und Herr Steinbrück in diesen Tagen. Das
kann man auch lesen.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Johannes Kahrs [SPD]: Als FDP-Mann müssten Sie bei Personal ganz ruhig sein!)


Natürlich wissen wir, dass der Bundeshaushalt nicht
unabhängig von äußeren Einflüssen ist. Die Stichworte
sind Griechenland, Portugal und Spanien.


(Johannes Kahrs [SPD]: Wer ist denn jetzt gerade Parteivorsitzender?)


– Herr Präsident, darf ich einmal fragen, ob nicht ein
bisschen Ruhe bei der SPD eintreten kann?


(Lachen bei der SPD – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Sensibelchen!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1720905500

Herr Kahrs, Sie hatten ja bereits Gelegenheit, hier zu

sprechen. Wenn Sie wünschen, weitere Äußerungen zu
machen, dann können Sie sich zu einer Kurzintervention
melden.


(Johannes Kahrs [SPD]: Ich schätze den Kollegen Koppelin halt so!)



Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1720905600

Das weiß ich.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1720905700

Jetzt hat der Kollege Koppelin das Wort.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1720905800

Ganz herzlichen Dank, Herr Präsident. – In dieser

Woche ist zu Recht darauf hingewiesen worden, wie
wichtig auch für uns die Haushalts- und Wirtschaftsda-





Dr. h. c. Jürgen Koppelin


(A) )


)(B)


(C (D ten unseres französischen Partners sind. Deutschland und Frankreich müssen enge Partner sein, damit Europa stabil bleibt. Es überrascht schon, dass die SPD bei diesen Haushaltsdebatten Frankreich und den sozialistischen Präsidenten überhaupt nicht mehr erwähnt. (Rainer Brüderle [FDP], an die SPD gewandt: Schämen Sie sich!)


Noch Ende Mai hieß es in einer Presseerklärung aus der
SPD-Bundestagsfraktion: „Europa braucht mehr
Hollande und weniger Merkel“.

Die Jugendarbeitslosigkeit in Frankreich liegt bei
23 Prozent, die Haushalts- und Wirtschaftsdaten sind ka-
tastrophal. Nach sechs Monaten Amtszeit des Sozialis-
ten Hollande befindet sich Frankreich im Abwärtsstru-
del. Darüber können wir uns als Deutsche nicht freuen;
ich stelle das einfach nur fest. Ich will nicht mehr
Hollande, ich will mehr Merkel. Das ist das Entschei-
dende.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir können auf unsere Politik stolz sein.


(Johannes Kahrs [SPD]: Na ja!)


Mit dieser Koalition ist die Jugendarbeitslosigkeit zu-
rückgegangen. Mit dieser Koalition sind die Arbeitslo-
senzahlen zurückgegangen, und wir haben erfreulicher-
weise immer noch eine sehr gute Konjunktur.


(Johannes Kahrs [SPD]: Wegen Gerhard Schröder!)


Das alles kann sich sehen lassen. Die Sozialdemokraten
haben uns dabei nicht geholfen, die Grünen, die jetzt
noch einmal 8 Milliarden Euro Mehrausgaben fordern,
übrigens auch nicht. Wenn wir die auf Ihrem Bundespar-
teitag beschlossene Hartz-IV-Erhöhung von 50 Euro um-
setzen würden, würde das den Haushalt mit 7,4 Milliar-
den Euro mehr belasten. Woher wollen Sie das Geld
denn nehmen?


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Fragen Sie einmal Ihre Ministerin!)


Das können Sie doch nur durch Steuererhöhungen schaf-
fen. All das, was Sie hier fordern, ist doch unrealistisch.

Grüne Parteitage – Herr Trittin winkt ab – sind so-
wieso etwas Besonderes. Ich erinnere mich: Sie haben
einmal in Kiel, also in meinem Heimatland Schleswig-
Holstein, einen Bundesparteitag abgehalten. Kleine
Rückblende: Da forderte der Parteivorsitzende Özdemir,
dass Schuldenländer wie Griechenland nicht fallengelas-
sen werden dürfen; darüber können wir uns unterhalten.
Dann sprach der Festredner, der ehemalige griechische
Ministerpräsident Papandreou, der wie die Grünen eine
Vergemeinschaftung der Schulden durch Euro-Bonds
forderte. Da kann ich nur sagen: Gut, dass Rot und Grün
jetzt nicht regieren. – Papandreou reist übrigens inzwi-
schen laut Medienberichten auf Luxustouren um die
Welt. Das ist das Vorbild der Grünen. Das kann ich gut
verstehen.

Wenn ich einmal die Reden der Sozialdemokraten Re-
vue passieren lasse, merke ich, dass es einen roten Faden
gab: das ständige Zitieren aus der Frankfurter Rund-
schau. Ich würde einmal sagen: Diese kostenlosen Wer-
beeinblendungen für die Frankfurter Rundschau werden
dieser SPD-nahen Zeitung, die Insolvenz angemeldet
hat, nicht helfen.

Zum Schluss noch eine Meldung, die ich Ihnen nicht
ersparen kann. Die SPD besitzt eine Reisefirma namens
Ambiente. Diese betreibt ein Kreuzfahrtschiff.


(Johannes Kahrs [SPD]: Reden Sie über den Haushalt?)


– Ja.


(Johannes Kahrs [SPD]: 2013?)


– Wir reden über Einnahmen. Den Zusammenhang wer-
den Sie gleich sehen.


(Johannes Kahrs [SPD]: Den Bundeshaushalt?)


– Er kann wirklich nicht ruhig zuhören, Herr Präsident.


(Lachen bei der SPD)


Die SPD betreibt also ein Kreuzfahrtschiff. Es musste
in Griechenland aufgrund von Schulden der Reederei
zwangsweise vor Anker gehen. Die Passagiere wurden
nach Deutschland ausgeflogen. Die Schatzmeisterin der
SPD, unsere Kollegin Hendricks, erklärte dazu: Wir sind
interessiert, die Schiffsreisen fortzusetzen; denn mit die-
sem touristischen Angebot will die SPD neue Einnahme-
quellen erschließen. Prominente Mitreisende sollen den
Verkauf fördern. – Das wäre doch etwas für Peer
Steinbrück als Prominenter. Er könnte dort als Redner
auftreten.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der FDP – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Der kostet doch nur!)


Denn ich befürchte, mit der Kanzlerschaft wird es nichts
für Steinbrück. Wie soll ich es anders formulieren? Er
muss, wenn es so weitergeht, aufpassen, dass er über-
haupt euer Kanzlerkandidat bleibt.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Bundeshaushalt
2013 zeichnet sich durch solide Staatsfinanzen aus.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)


Er zeichnet sich dadurch aus, dass die schwarz-gelbe
Koalition dafür gesorgt hat, dass Deutschland auch 2013
finanz- und haushaltspolitisch Stabilitätsanker ist. Die
FDP wird diesem Haushalt zustimmen. Die Opposition
sollte wegen Alternativlosigkeit ebenfalls zustimmen.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1720905900

Für Bündnis 90/Die Grünen hat jetzt das Wort der

Kollege Dr. Tobias Lindner.






(A) )


)(B)


(C (D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-
ren! Während wir heute diesen Haushaltsentwurf ab-
schließend beraten, ist Angela Merkel in Brüssel wohl
gerade dabei, die Scherben der vergangenen Nacht zu-
sammenzukehren. Die Bundeskanzlerin tritt ja in Europa
als diejenige auf, die den nächsten EU-Haushalt, die
nächsten Haushalte gern kürzen würde. Genauso wenig
wie man zur politischen Mitte in diesem Land gehört,
nur weil man zwischen Rainer Brüderle und Horst
Seehofer sitzt, genauso wenig ist man eine engagierte
Europäerin, nur weil man weniger Kürzungen möchte
als David Cameron, meine Damen und Herren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir beraten heute einen Etatentwurf – der Kollege
Johannes Kahrs hat es schon erwähnt –, der in wenigen
Tagen bereits überholt sein könnte. Sagen Sie den Men-
schen in diesem Land endlich die Wahrheit: Die Rettung
Griechenlands, der Verbleib Griechenlands in der Euro-
Zone wird den deutschen Steuerzahler Geld kosten, auch
im Bundeshaushalt. Sprechen Sie diese Wahrheit endlich
aus!

Ich bin froh, dass man sich jetzt politisch dazu ent-
schieden hat – zumindest nehme ich die Äußerungen von
Horst Seehofer und Angela Merkel so wahr –, dass Grie-
chenland in der Euro-Zone verbleiben soll. Aber es ist
schon sinnbildlich für Ihre Koalition, dass man auch an-
dere Töne hört. Es ist schon sinnbildlich, wenn der Vize-
kanzler im Sommer Sätze sagt wie: Ein Austritt Grie-
chenlands hat den Schrecken verloren. – Was für ein
Schrecken, meine Damen und Herren, ist das für die
Menschen in Griechenland, die unter harten Sparbemü-
hungen leiden müssen? Was für ein Bild von Deutsch-
land zeichnet das?

Ich präsentiere Ihnen noch etwas. Die dpa meldete um
10.16 Uhr heute Morgen: „Söder schließt Euro-Aus für
Griechenland weiter nicht aus.“ Zitat:

Der Austritt des Landes aus dem Euro müsse eine
Option bleiben, forderte Bayerns Finanzminister
Markus Söder …


(Beifall des Abg. Klaus-Peter Willsch [CDU/ CSU] – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist denn mit dem Söder los?)


Ich bin gespannt, ob Herr Söder das auch mit bayeri-
schen Unternehmen wie BMW, Audi oder Siemens be-
sprochen hat. Mich würde interessieren, was die ihm
dazu gesagt hätten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Heiterkeit des Abg. Johannes Kahrs [SPD])


Nein, meine Damen und Herren, diese Bundesregie-
rung und ihr Schlingerkurs sind alles andere als ein Vor-
bild in Europa. Ihre Haushaltspolitik und das, was Sie in
Brüssel erzählen, ist alles andere als konsistent. Sie tra-
gen die Haushaltskonsolidierung auf der europäischen
Ebene ja gern wie eine Monstranz vor sich her


(Johannes Kahrs [SPD]: Sie tun es aber nicht!)


und nennen Deutschland als Vorbild. Sie tun aber das
Gegenteil. Schwarz-Gelb konsolidiert diesen Bundes-
haushalt nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich will Ihnen ein paar Beispiele nennen. Über den
Regierungsentwurf hat meine Kollegin Priska Hinz be-
reits in der ersten Lesung, in der allgemeinen Finanzde-
batte, einiges gesagt, beispielsweise dass es im nächsten
Jahr konjunkturelle Verbesserungen geben wird – durch
Steuermehreinnahmen, durch geringere Zinskosten,
durch geringere Zuschüsse an die Sozialkassen –, und
zwar in Höhe von etwa 16 Milliarden Euro. Die Netto-
kreditaufnahme sinkt aber – ich beziehe mich jetzt auf
den Regierungsentwurf – um nur 13,3 Milliarden Euro.
Mit anderen Worten: Schon im Entwurf hätte die Netto-
kreditaufnahme um 2,7 Milliarden Euro niedriger sein
können, wenn Sie es mit der Konsolidierung ernst mei-
nen würden.

In Bereinigungssitzungen passieren ja manchmal
ganz seltsame Dinge. Da haben Sie unter anderem Steu-
ermehreinnahmen eingestellt, Privatisierungserlöse im
Jahr 2013 verbucht, Zinsausgaben gesenkt usw. usf.
Wenn man das alles zusammenzählt, dann hätte die Neu-
verschuldung um weit mehr – um 1 Milliarde Euro mehr –
als um die 1,7 Milliarden Euro, um die Sie in der Berei-
nigungssitzung bei der Neuverschuldung heruntergegan-
gen sind, sinken können. Nein, das ist alles andere als
das Zeichen für eine Haushaltspolitik, bei der man wirk-
lich Prioritäten setzt und überflüssige Ausgaben kürzt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Nicht zuletzt: Sie plündern nicht nur die Sozialkassen,
sondern Sie bedienen sich jetzt auch noch am Gewinn
der KfW, am Gewinn einer Förderbank. Gerade eine
Förderbank, die in schwierigen Zeiten Investitionskapi-
tal bereitstellen soll, gerade eine Förderbank, die auch
einmal höhere Risiken eingehen können muss, braucht
Rücklagen. Die Gewinnentnahme, die Sie planen, wird
dazu führen, dass es entweder weniger Investitionen ge-
ben wird oder die KfW ein hohes Risiko eingehen muss.
Beides lehnen wir ab.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


In diesen Tagen ist viel über Energie- und Klimapoli-
tik geredet worden. Sie haben immer noch diesen Schat-
tenhaushalt EKF. Stellen Sie die Energiewende endlich
auf sichere, kalkulierbare und finanziell tragfähige Füße!
Geben Sie Deutschland, geben Sie den Menschen, die an
der Energiewende mitarbeiten wollen, endlich Planungs-
sicherheit! Beenden Sie den Eiertanz beim EEG, den Sie
in den letzten Monaten aufgeführt haben!

Wir Grüne haben uns in diesen Haushaltsberatungen
einiges anhören müssen. Wann immer Einzelpläne bera-
ten wurden, bei denen wir mehr Geld ausgeben würden,
haben Sie uns im Plenum entgegengehalten: Wie wollt
ihr das denn gegenfinanzieren, wo konsolidiert ihr dann?
– Das will ich Ihnen sagen – addieren wir die Einzel-





Dr. Tobias Lindner


(A) )


)(B)


(C (D pläne einmal zusammen –: Wir Grünen würden zum Beispiel Ausnahmen bei der Ökosteuer abschaffen – das bringt 1 Milliarde Euro –, wir würden im Etat des Wirtschaftsministeriums Subventionen streichen – 200 Millionen Euro –, wir würden die Verteidigungsausgaben um 2 Milliarden Euro senken. Dafür würden wir neue Schwerpunkte setzen, beispielsweise in der Entwicklungszusammenarbeit, beispielsweise bei Bildung und Forschung. Meine Damen und Herren von der Koalition, wenn Sie in den Haushaltsberatungen unseren Anträgen gefolgt wären, dann wäre die Nettokreditaufnahme alles in allem um 4,6 Milliarden Euro niedriger als nach Ihrem Haushaltsentwurf. Ich komme zum Schluss. Am Mittwoch hat die Bundeskanzlerin diese Regierung als die „erfolgreichste Bundesregierung seit der Wiedervereinigung“ bezeichnet. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich weiß nicht, ob sie zuvor mit Helmut Kohl darüber
gesprochen hat und wie Helmut Kohl darüber denken
mag; aber eines haben Angela Merkel und Helmut Kohl
gemeinsam: Sie sitzen die Dinge gerne aus. Während
das bei Herrn Kohl vielleicht politische Strategie war
und man sich daran abarbeiten konnte, ist das bei der Re-
gierung Merkel ein Ausdruck von Hilflosigkeit. Diese
Regierung regiert nicht. Sie ertragen die meisten Dinge
passiv. Ihr Problem, Herr Koppelin, ist gerade, dass Sie
auf diesen Entwurf stolz sind. Dabei ist dieser Entwurf
unambitioniert, ebenso wie Ihre Politik. Statt Orientie-
rung bildet Konzeptlosigkeit Ihre programmatische
Grundlage. Dieser Haushalt ist leider ein papiergeworde-
nes Zeugnis Ihrer politischen Ermüdung.

Wir haben mit unseren Anträgen gezeigt: Eine niedri-
gere Neuverschuldung ist möglich. Eine bessere Politik
ist möglich. Eine bessere Politik ist grün.

Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1720906000

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Hans Michelbach

von der CDU/CSU.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1720906100

Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Die Haus-

haltsberatungen dieser Woche waren für unsere Koali-
tion ein voller Erfolg.


(Beifall des Abg. Rainer Brüderle [FDP])


Die Forderung von Herrn Steinbrück, die Verabschie-
dung des Haushalts zu verschieben, hat sich als Windei
erwiesen, nach dem Fehlstart sozusagen ein fehlerhafter
Neustart.

Für die Menschen in unserem Land ist die Verab-
schiedung des Haushalts eine sehr gute Nachricht. Mit
ihm setzen wir die wirtschafts-, arbeitsmarkt- und fi-
nanzpolitischen Erfolge unseres Landes in dieser Legis-
laturperiode fort. Kein Land hat die Wirtschafts- und Fi-
nanzkrise der vergangenen Jahre so gut gemeistert wie
Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dieser Haushalt ist ein weiterer Meilenstein für eine er-
folgreiche Zukunft.

Wir erleben in diesen Tagen deutlich, dass es sehr
wohl einen Unterschied macht, wer ein Land regiert.
Spätestens mit der europäischen Staatsschuldenkrise
muss man erkennen, dass der Weg einer Schuldenpolitik,
einer Politik auf Pump, wie sie in den rot-grün regierten
Bundesländern nach wie vor geradezu hemmungslos be-
trieben wird – ich denke an Nordrhein-Westfalen, aber
auch an Baden-Württemberg –, volkswirtschaftlich völ-
lig falsch ist. Freiräume, Konsolidierung und geordnete
Finanzen: Damit haben wir letzten Endes den Schlüssel
für Wachstum und Beschäftigung in unserem Land bzw.
unserer Volkswirtschaft in der Hand.

Ich möchte einen Unterschied zwischen den Bundes-
ländern, in denen Rot-Grün oder Grün-Rot regiert, und
Bayern deutlich machen. Es ist eine Tatsache: Wir haben
im achten Jahr hintereinander keine Nettoneuverschul-
dung.


(Harald Weinberg [DIE LINKE]: Landesbank!)


2030 werden wir keine Schulden mehr vorweisen kön-
nen. Das ist ein Erfolg! Das ist eine Politik für die Zu-
kunft!


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Das ist eine Politik für die junge Generation!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Rot-Grün hat Deutschland mit Verstößen gegen den
Stabilitätspakt zuerst zum Schuldensünder in Europa ge-
macht.


(Thomas Oppermann [SPD]: Ihr verstoßt doch seit drei Jahren laufend gegen den Stabilitätspakt!)


Wir haben die Trendwende geschafft. Deutschland ist
vom Defizitsünder zum Stabilitätsanker und zur Wachs-
tumslokomotive in Europa geworden.


(Johannes Kahrs [SPD]: Wegen Gerhard Schröder, aber nicht wegen Ihnen!)


Das kann uns niemand absprechen.


(Johannes Kahrs [SPD]: Wegen der rot-grünen Reformen!)


Das sind die Tatsachen, die wir heute bilanzieren kön-
nen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)






Dr. h. c. Hans Michelbach


(A) )


)(B)


(C (D Wir eröffnen den zukünftigen Generationen mit diesem Haushalt neue Chancen. Wir haben die Staatsquote auf beachtliche 45 Prozent gesenkt. Das ist ein wirklicher Erfolg: die Staatsquote gesenkt, die freien Kräfte, insbesondere der Menschen und der Wirtschaft, gestärkt. Das ist der Erfolg, den wir brauchten, damit wir weiter vorankommen. Wir stehen also für eine wachstumsfreundliche Konsolidierung und erfüllen die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse schon drei Jahre früher als vorgeschrieben. Das ist gelebte Generationengerechtigkeit. Geordnete Finanzen sind eben der Schlüssel zu Wachstum und Wohlstand. (Johannes Kahrs [SPD]: Dann machen Sie die mal!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dagegen fällt Rot-Grün zum Abbau der Staatsschulden
leider immer wieder nur ein Wort ein: Steuererhöhun-
gen, Steuererhöhungen, Steuererhöhungen!


(Johannes Kahrs [SPD]: Und Sie schützen Steuerhinterzieher!)


Das ist Ihr Credo für die Menschen: die Menschen mehr
belasten, ihnen mehr Geld abnehmen, die Betriebe durch
eine Substanzbesteuerung belasten. Das ist die Wahrheit
und der Unterschied zu unserer Politik.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Thomas Oppermann [SPD]: Das, was Sie da gerade sagen, ist die Unwahrheit! – Johannes Kahrs [SPD]: Und Sie privilegieren Steuerhinterzieher!)


Sie verstehen einfach nicht, dass Einkommensteuerer-
höhungen das Realeinkommen unserer Bürger verrin-
gern, wodurch die wichtige Binnenkonjunktur geschmä-
lert wird, dass diese Steuererhöhungen über höhere
Lohnstückkosten schädlich für die Wettbewerbsfähigkeit
der Unternehmen sind und dass eine Erhöhung der Steu-
ern auf die Betriebssubstanz, dass eine Erhöhung der
Erbschaftsteuer und die Wiedereinführung der Vermö-
gensteuer investitionsfeindlich, wirtschaftsfeindlich und
arbeitsplatzfeindlich sind und den Staat letzten Endes
auch weniger Steuern einnehmen lassen. Das ist der Un-
terschied!

Das alles sind für die Opposition anscheinend sehr
komplizierte makro- und mikroökomische Zusammen-
hänge, die Sie nicht verstehen wollen und ausblenden.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Sagen Sie doch einmal etwas zur Investitionsquote!)


Ihre Ideologie lässt das nicht zu. Ich frage Sie nur: Wa-
rum hat es in der Großen Koalition denn gemeinsame
Steuerentlastungen für eine stärkere Wirtschaft und mehr
Investitionen gegeben?

All das wollen Sie heute nicht mehr wissen. Damals
haben Sie das für gut befunden, heute sprechen Sie nur
von Steuererhöhungen. Das ist der Unterschied!


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Johannes Kahrs [SPD]: Wir haben im Gegensatz zu Ihnen eine gute Politik gemacht!)


Unsere Haushaltspolitik


(Johannes Kahrs [SPD]: Ist schlecht!)


lautet: konstante Ausgabenreduzierung bei steigenden
Einnahmen durch Wachstum. Das ist das Erfolgsmodell,
das mit diesem Haushalt zum Ausdruck kommt.

Wir könnten in diesem Land noch mehr Wachstum
und Einnahmen erzielen,


(Johannes Kahrs [SPD]: Dann tun Sie es!)


wenn die Opposition derzeit nicht Entlastungen für die
Bürger, die sich auf etwa 20 Milliarden Euro belaufen
könnten, aus ideologischen und parteitaktischen Grün-
den über den Bundesrat einfach blockieren würde. Ich
meine zum Beispiel die Blockade unseres Gesetzes zum
Abbau der kalten Progression, das Steuerabkommen mit
der Schweiz, die Förderung der energetischen Gebäude-
sanierung, das Jahressteuergesetz mit Entbürokratisie-
rung durch eine Verkürzung der Aufbewahrungsfristen
für Buchhaltungsunterlagen und das Unternehmensteu-
ergesetz mit Liquiditätshilfe durch Verlustrücktrag.
Meine Damen und Herren, diese Blockadepolitik der
Opposition schadet unserem Land. Sie schadet unseren
Mitbürgern, sie schadet der Wirtschaft, und sie schadet
den Kommunen. Das, was Sie hier aus parteitaktischen
Gründen vollziehen, ist unverzeihlich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Thomas Oppermann [SPD]: Ihre Regierung schadet unserem Land!)


Es ist für mich nahezu Untreue gegenüber den deut-
schen Steuerzahlern, insbesondere auch gegenüber unse-
ren Kommunen, wenn Rot-Grün das deutsch-schweize-
rische Steuerabkommen einfach verweigert.


(Johannes Kahrs [SPD]: Sie privilegieren Steuerhinterzieher!)


Mit Ablauf der Verjährungsfristen nehmen Sie aus rein
parteitaktischen Gründen den Verlust von mehreren Mil-
liarden Euro an Steuereinnahmen in Kauf. Das ist die
Wahrheit.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Demgegenüber befürworten wir, dass nun endlich jede
Anlage, egal ob in Deutschland oder in der Schweiz,
gleich besteuert wird.


(Johannes Kahrs [SPD]: Das ist doch unredlich!)


Das ist Steuergerechtigkeit: gleiche Besteuerung sowohl
in Deutschland als auch in der Schweiz. Deswegen: Ver-
weigern Sie sich diesem Steuerabkommen nicht!


(Johannes Kahrs [SPD]: Sie privilegieren Steuerhinterzieher! Sie sollten sich was schämen!)


Große Differenzen gibt es auch bei der Lösung des
Problems der Staatsschuldenkrise insbesondere mit





Dr. h. c. Hans Michelbach


(A) )


)(B)


(C (D Griechenland und auch bei der Frage der Finanzmarktregulierung. (Johannes Kahrs [SPD]: Jeder Steuerzahler muss doch rot anlaufen bei Ihrer Rede!)


Bei allen diesen Themen unterscheiden wir uns wesent-
lich: Wir machen die Finanzmarktregulierung, um die Ex-
zesse auf dem Finanzmarkt einzudämmen. Wir schauen,
dass wir Lösungen für die Staatsschuldenkrise bekom-
men, und zwar letzten Endes nicht durch einen Schulden-
schnitt, wie Sie es machen wollen. Sie haben noch gar
nicht verstanden, dass man finanzverfassungsrechtlich
nicht einen Schuldenschnitt machen und gleichzeitig hel-
fen kann. Das verbietet sich. Das ist finanzverfassungs-
rechtlich gar nicht möglich. Deswegen sollten Sie einmal
in die Finanzverfassung schauen, um weiterzukommen.

Wir haben großes Vertrauen in die Verhandlungen der
Bundeskanzlerin und unseres Bundesfinanzministers.


(Johannes Kahrs [SPD]: Das hat aber drei Jahre lang nichts gebracht!)


Wir danken insbesondere Wolfgang Schäuble für seinen
enormen Einsatz in dieser Frage.

Wir stimmen dem Haushalt zu. Wolfgang Schäuble
und die Bundeskanzlerin


(Johannes Kahrs [SPD]: Beide gescheitert!)


verteidigen die deutschen Interessen nach bestem Wis-
sen und Gewissen. Das muss auch für die Zukunft so
bleiben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Johannes Kahrs [SPD]: Schlechte Rede!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1720906200

Für die Sozialdemokraten spricht jetzt der Kollege

Klaus Hagemann.


(Beifall bei der SPD)



Klaus Hagemann (SPD):
Rede ID: ID1720906300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Wenn man einen roten Faden durch die Debatte
zieht, die wir diese Woche hatten, und insbesondere
durch die Rede, die wir gerade gehört haben, dann stellt
man eines fest: Die Koalition, insbesondere die CSU, be-
weihräuchert sich selbst, lobt sich selbst und diffamiert
die anderen, und das ohne jegliche Substanz, Kollege
Michelbach. Das muss hier einmal herausgestellt wer-
den.


(Beifall bei der SPD – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sie verwechseln Ursache und Wirkung!)


Dieser Haushalt – ich denke, mein Kollege Schneider
wird nachher noch einmal darauf eingehen – ist ein
Haushalt, der gerade auf die großen Herausforderungen,
die im nächsten Jahr anstehen und die sich schon in die-
sem Jahr abzeichnen, keine klaren Antworten gibt. Er
gibt keine klaren Antworten auf das, was uns in Grie-
chenland erwartet, auf das, was eventuell in Italien oder

in Spanien kommen wird. Es wird über diesen Termin
hinaus verhandelt.

Die Bevölkerung wartet auf Antworten der Bundesre-
gierung. Sie wartet auf Antworten der Koalition. Aber es
geschieht nichts, meine sehr verehrten Damen und Her-
ren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn Sie hier von Konsolidierung sprechen – Herr
Kollege Lindner hat schon darauf aufmerksam ge-
macht –, dann muss man natürlich auch einmal schauen,
wie es mit der Verschuldung in diesem und im nächsten
Jahr aussieht. Sie machen im Haushalt 2013 eine Neuver-
schuldung von 17 Milliarden Euro. Wenn diese Legisla-
turperiode von Schwarz-Gelb abgelaufen sein wird, wer-
den es fast 115 Milliarden Euro Nettokreditaufnahme
obendrauf sein. Das hat natürlich Auswirkungen auf die
kommenden Zinszahlungen. Der Kollege Schneider hat
schon deutlich gemacht: Der Bund hat täglich 6 Millio-
nen Euro mehr an Zinsen zu bezahlen.

Kollege Michelbach, Sie haben die Verschuldung der
deutschen Ebenen, also Bund, Länder und Gemeinden,
angesprochen. Da schauen wir uns doch einmal die
Höhe der Gesamtverschuldung an, als Gerhard Schröder
2005 abgewählt wurde: 68,5 Prozent des Bruttoinlands-
produktes. Nachdem Peer Steinbrück das Amt des Fi-
nanzministers innegehabt hatte und die schwarz-gelbe
Koalition die Verantwortung übernommen hat, lag die
Verschuldung bei 74,5 Prozent. Schauen wir uns die ak-
tuelle Zahl an: Sie liegt bei fast 82 Prozent.

So viel zu der von Ihnen vorgetragenen Konsolidie-
rung, meine sehr verehrten Damen und Herren. Das ist
eine Schimäre. Das ist eine Monstranz, die Sie vor sich
hertragen. Das ist Weihrauch, den Sie sich selbst dar-
bringen. Das muss man immer wieder deutlich sagen
und nach außen tragen und gegenüber den Menschen he-
rausstellen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich darf auf das Bezug nehmen, was der Kollege
Brackmann in einem ruhigen und sachlichen Ton gesagt
hat. Vielen Dank für den ruhigen Ton, Kollege
Brackmann. Aber ich muss auch einiges von dem, was
Sie ausgeführt haben, richtigstellen. Sie haben die Ver-
schuldung im Jahr 2009 angesprochen. Ja, sie war hoch.
Nebenbei darf ich erwähnen, dass zu diesem Zeitpunkt –
ich weiß nicht, ob Sie damals schon Mitglied des Bun-
destags waren – eine Große Koalition regierte und Ihre
Fraktion, die CDU/CSU, mit uns gemeinsam diese Neu-
verschuldung beschlossen hat.

Aber wir müssen auch sehen, warum wir das gemacht
haben. Wegen der Bankenkrise, nicht wegen der Staats-
schuldenkrise, haben wir bei den Schulden kräftig
draufgelegt. Wir haben zusammen die Konjunkturpro-
gramme I und II aufgelegt, deren Auswirkungen sich
noch heute deutlich in den Kommunen feststellen lassen.
Ich weiß, allein in meinem Landkreis – Alzey-Worms
mit 125 000 Einwohnern – haben wir Mittel in Höhe von





Klaus Hagemann


(A) )


)(B)


(C (D 30 Millionen Euro bekommen, um Schulen, Kindergärten und Schwimmbäder zu sanieren. Das war eine gute Entscheidung, die wir gemeinsam getroffen haben, die aber natürlich zur Verschuldung beigetragen hat. Ich weiß auch, dass davon sehr viele kleine Unternehmen profitiert haben, dass dadurch Arbeitsplätze gesichert worden sind und dass Sie bis zum heutigen Tag davon profitieren, dass diese Konjunkturprogramme aufgelegt worden sind, und zwar durch die Erfolge und die positiven Auswirkungen, die wir in den Ländern mit Blick auf die Arbeitsplätze feststellen. Ich möchte deutlich machen, dass durch die durchgeführten Sanierungen die Kommunen Mittel einsparen konnten. Gott sei Dank ist das so. Ich darf auch daran erinnern, dass wir auch die Regelung zum verlängerten Bezug des Kurzarbeitergeldes finanzieren mussten. Diese von uns gefundene Lösung hat geholfen, die Krise leichter zu überwinden, als das in anderen Staaten, die Mitglied der Europäischen Union bzw. des Euro-Raumes sind, geschehen ist. Bei der Regelung zum Kurzarbeitergeld haben wir gesagt: Wenn es notwendig ist, zahlen wir das zwei Jahre lang. Ich weiß, dass viele Firmen – ich besuche, wie sicherlich auch Sie alle, die Firmen und Betriebe vor Ort regelmäßig –, gerade die, die in der Automobilindustrie oder in der Zulieferindustrie tätig sind, wie bei mir im Wahlkreis, sagen: Hoffentlich kehren wir bald wieder zu dieser Regelung zurück; denn wir wissen nicht, wie die Konjunktur im nächsten Jahr laufen wird. – Dazu findet sich in diesem Haushalt nichts wieder. Das ist eine unbeantwortete Frage, Herr Bundesfinanzminister, auf die Sie noch eingehen müssen. Kollege Brackmann, ein anderer Punkt, den Sie angesprochen haben, ist die Behauptung, Sie hätten die Kommunen stark entlastet. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Michael Meister [CDU/CSU]: Sie haben Sie belastet! Sie haben denen in die Tasche gegriffen!)


(Beifall bei der SPD)


– Klatschen Sie nicht zu früh, da können wir höchstens
gemeinsam klatschen. Wir, die Sozialdemokratie und die
rot und grün geführten Länder, haben die Leistungen, die
den Kommunen zukommen – Grundsicherung ist hier
das Stichwort – zusammen ausgehandelt, damit für diese
Regelung die dafür nötige Zweidrittelmehrheit zustande
kam,


(Dr. Michael Meister [CDU/CSU]: Sie haben den Kommunen in die Tasche gegriffen! Dieser Fehler wird jetzt korrigiert!)


um den Fiskalpakt im Zusammenhang mit dem Europäi-
schen Stabilitätsmechanismus durchzusetzen. Das müs-
sen wir doch sehen.


(Beifall bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Erpressung!)


– Hier wird „Erpressung“ gerufen. Auf der anderen Seite
heißt es dann, das sei eine große Leistung dieser Koali-

tion. Was ist es denn nun? Ist es nun Erpressung oder
Hilfe und Unterstützung für die Kommunen? Kollege
Fricke, Sie müssen dies deutlich machen und hier für
Klarheit sorgen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Kollege Brackmann, Sie haben gesagt, bei den Kom-
munen sei alles so toll. Schauen Sie sich das einmal an;
ich glaube, Sie sind selbst Kommunalpolitiker. Dann
wissen Sie, wie die Realität aussieht. Es ist nämlich bei
den meisten Kommunen nicht so, dass sie auf einem gol-
denen Sessel sitzen und alle Probleme lösen können, im
Gegenteil. Zurzeit werden in den Kommunen die Haus-
haltsreden gehalten. Ich gehöre auch dem Kreistag Al-
zey-Worms an. Dort ist es der Unionskollege, der am
häufigsten darauf hinweist, welche Probleme auftreten.
Es stimmt nämlich nicht: Es ist zwar eine kleine Verbes-
serung erreicht worden, aber den Kommunen geht es
nicht gut,


(Otto Fricke [FDP]: Nein? Das sind Milliardenbeträge!)


um das noch einmal deutlich herauszustellen, meine Da-
men und Herren.

In diesem Zusammenhang fällt mir auch das Pro-
gramm „Soziale Stadt“ ein, bei dem Sie deutliche Kür-
zungen vornehmen. Auch bei der Gebäudesanierung sol-
len deutliche Kürzungen vorgenommen werden, sodass
gute Programme nicht mehr weitergeführt werden kön-
nen. Deswegen muss man das zurückführen. Das sind
keine Entlastungen der Kommunen, um das deutlich zu
sagen.


(Beifall bei der SPD)


Meine Redezeit geht zu Ende. Sie haben einen Haus-
haltsentwurf vorgelegt. Wir haben die höchsten Steuer-
einnahmen. Das ist gut so. Die Gründe habe ich auch
dargelegt. Wir haben die niedrigsten Zinsen, wer weiß,
wie lange. In Ihrer mittelfristigen Finanzplanung ma-
chen Sie sogar deutlich, dass wir mit steigenden Zinsen
rechnen müssen, und zwar mit 10 Milliarden Euro mehr.
Ich frage mich, wie Sie das alles finanzieren wollen, was
Sie hier ankündigen.

Sie machen trotz der tollen Situation mehr Schulden.
Sie greifen in die Sozialkassen. Sie greifen bei der Kre-
ditanstalt für Wiederaufbau zu. Das kann man nicht gut-
heißen. Vieles ist unsicher. Deswegen werden wir den
Haushalt ablehnen.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1720906400

Für die FDP-Fraktion hat jetzt das Wort der Kollege

Otto Fricke.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1720906500

Geschätzter Herr Vizepräsident! Meine Damen und

Herren! Neben dem Dank an das Haushaltssekretariat
möchte ich, sicherlich auch im Namen aller Haushälter,
der Haushaltsausschussvorsitzenden von der SPD, Petra





Otto Fricke


(A) )


)(B)


(C (D Merkel, gute Besserung wünschen. Sie hat gute Arbeit geleistet und wie wir alle hart gearbeitet. Es ist schade, dass sie heute nicht dabei sein kann. Liebe Petra, von hier aus gute Besserung! (Beifall – Thomas Oppermann [SPD]: Das war der beste Teil der Rede!)


Das kriegen wir hin, liebe Petra, und wenn du in den
nächsten vier Jahren einen guten Kollegen bei der SPD
findest, der wieder dem Haushaltsausschuss vorsitzen
kann – Anmerkung: Das macht immer die Opposition –,
dann würden wir uns freuen.


(Beifall bei der FDP)

Meine Damen und Herren, die Kollegin Lötzsch hat

in, wie ich fand, diskriminierender Weise gesagt: Die
schwäbische Hausfrau ist tot. –


(Widerspruch bei der LINKEN)

Das Bild der Hausfrau hat sich doch in unserer Gesell-
schaft überlebt. Das muss man ganz klar festhalten. Da-
bei sind wir als Liberale und Christliche wahrscheinlich
etwas weiter als Sie.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Lachen bei der SPD und der LINKEN)


Deswegen kann ich Ihnen an dieser Stelle nur sagen:
Dieser Haushalt zeigt: Die schwäbische Haushaltsge-
meinschaft der Koalition lebt, wächst und gedeiht.


(Lachen bei der LINKEN)

Das ist das, was Sie stört.

In dieser Woche merkt man immer wieder, dass man
mit der Opposition nur eines machen kann, nämlich
Achterbahn fahren. Das hat der Kollege Hagemann eben
auch wieder gemacht. Erst wird gesagt: „Ihr spart nicht
genug“, zwei Sätze später heißt es: Da müsst ihr mehr
ausgeben, da gebt ihr zu wenig aus, da tut ihr zu wenig.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Das ist Haushaltsgestaltung!)


Liebe Bürger, wenn Ihnen ein Politiker sagt: „Die ei-
nen sparen nicht genug, aber sie müssen da mehr ausge-
ben“, dann sagt er damit auch: Das Geld holen wir uns
nachher von euch wieder.

Liebe SPD, es ist wie mit der Achterbahn: Man fährt
erst einmal schön hoch, und erst wenn man oben ist,
sieht man, was passiert und was für Volten man fährt.
Was Sie mit Ihrem Spitzenkandidaten Steinbrück ma-
chen, ist bemerkenswert. Dass Herr Steinbrück ein gro-
ßer Philosoph ist, wäre zu viel gesagt, aber er hält sich
gerne an starke Worte. Er hat wohl Dürrenmatt gelesen.
Dieser hat einmal gesagt: „Je öfter sich ein Politiker wi-
derspricht, desto größer ist er.“ Mir ist jetzt klar, warum
Herr Steinbrück so ist, wie er ist, nachdem ich das gele-
sen habe.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Thomas Oppermann [SPD]: Dann müssten Sie der Größte sein!)


Meine Damen und Herren, was kann man nach dieser
Woche feststellen? Wir halten die Verschuldungsgrenze
in der Verfassung drei Jahre früher ein als gefordert.


(Thomas Oppermann [SPD]: Ihr sollt den Haushalt ausgleichen!)


Wir bauen die Neuverschuldung gegenüber 86 Milliar-
den Euro von Herrn Steinbrück um 70 Milliarden Euro
ab. Das hat keine Koalition bisher geschafft. Wir sind die
einzige Koalition in der Geschichte, die es geschafft hat,
am Ende der Legislaturperiode niedrigere Ausgaben zu
haben als am Anfang.

Wir sind dabei in der Lage, die Sozialquote auf einem
Niveau zu halten, wie es von Rot-Grün nie erreicht wor-
den ist. Wir sind in der Lage, mit der niedrigsten Ar-
beitslosigkeit seit der Wiedervereinigung zu glänzen.
Wir sind in der Lage, am Ende der Legislaturperiode die
größten Puffer in den Sozialkassen aufzuweisen.


(Zuruf von der SPD: Ihr verbraucht das, was andere erarbeitet haben!)


All das sind Fakten, über die Sie nicht hinwegkom-
men und die Sie ärgern. Deswegen versuchen Sie, ir-
gendwelche Nebenkriegsschauplätze zu eröffnen. Solch
einen Haushalt hätte niemand von der Koalition erwar-
tet, außer diese Koalition selbst, die weiß, wie viel Kraft
und Fähigkeit zur Einigung in ihr stecken. Das ist es,
was Ihnen so sehr wehtut.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Im Übrigen will ich noch einen kleinen Hinweis ge-
ben. Herr Kollege Hagemann, wir dürfen doch im Zu-
sammenhang mit den Kommunen darauf hinweisen,
dass Ihre Darstellung, die rot-grünen Länder hätten dafür
gesorgt, dass die Kommunen mehr Geld für die Grund-
sicherung im Alter erhalten, etwas verdreht ist. Sie von
Rot-Grün haben seinerzeit die Kommunen belastet.


(Bettina Hagedorn [SPD]: So ein Quatsch! Wir haben die Grundsicherung doch erst eingeführt!)


Wir als Koalition haben von uns aus den Kommunen an-
geboten, sie im Bereich der Grundsicherung zu unter-
stützen. Danach gab es die Entscheidung zum Fiskal-
pakt. Ihre Verdrehungen, Herr Kollege Hagemann,
helfen nicht weiter.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Sie wollten doch die Gewerbesteuer abschaffen!)


Diese Koalition wusste und weiß, dass die Kommunen
als Basis unseres sozialen Zusammenlebens nicht immer
nur mit Aufgaben belastet werden dürfen,


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: „Soziales Zusammenleben“ bei der FDP! Das ist ganz was Neues!)


sondern auch bei der Finanzierung dieser Aufgaben ent-
lastet werden müssen. Das hat die Koalition getan, und
zwar in Milliardenhöhe. Das ist nicht wenig, Herr
Hagemann, sondern eine Entlastung in Milliardenhöhe
ist nach meiner Meinung viel.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)






Otto Fricke


(A) )


)(B)


(C (D Ich will mich kurz mit der Opposition beschäftigen, die gar kein Gegenmodell vorgestellt hat, sondern die – wenn man sich ihre Anträge anschaut, sieht man das – verschämt, aber doch ehrlich zugibt, dass es eigentlich keine Steuer gibt, die sie nicht erhöhen will: Erbschaftsteuer kann man erhöhen, nicht wahr? – Klar. Vermögensteuer kann man erhöhen. Einkommensteuer kann man erhöhen. – Klar. Kapitalertragsteuer kann man erhöhen. – Klar. Mehrwertsteuer kann man erhöhen. – Moment. Die Mehrwertsteuer wollen Sie nicht erhöhen? Gut, dann sind wir beruhigt. Dann haben wir als Koalition in Sachen Mehrwertsteuer die richtigen Entscheidungen getroffen. Herzlichen Dank! (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Mövenpick! Klientelpolitik!)


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Doch!)


(Zurufe von der SPD und der LINKEN: Ja!)


(Zurufe von der SPD und der LINKEN: Ja!)


(Zurufe von der SPD und der LINKEN: Ja!)


(Zurufe von der SPD und der LINKEN: Ja!)


(Zurufe von der SPD und der LINKEN: Nein!)


Dahinter steckt die übliche Methode. Sie wollen den
Leuten das Geld wegnehmen, damit Sie es nachher wie-
der verteilen und Sie Ihren Wünschen nach Mehrausga-
ben nachgeben können.


(Widerspruch bei der SPD)


Der Kollege Hoppe hat sich vorhin gemeldet und den
Redner gefragt, wie er es denn finde, dass gekürzt
werde. Dazu sage ich: Keiner findet eine Kürzung in sei-
nem Bereich schön. Niemand nimmt gerne jemandem
etwas weg. Aber nur der, der Verantwortung übernimmt,
ist auch bereit, dazu zu stehen und den Leuten zu sagen:
Ich verstehe eure Gründe, ich bin emotional auf eurer
Seite, aber ihr müsst auch verstehen, dass wir einen lang-
fristigen Plan haben, wie wir handeln. – Das hat die Ko-
alition sowohl in finanziellen Dingen getan als auch
– auch den Hinweis darf ich noch geben – im Bereich
Personal.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1720906600

Herr Kollege Fricke, jetzt muss ich Sie doch einmal

kurz unterbrechen. Der Kollege Koppelin würde Ihnen
gerne eine Zwischenfrage stellen.


Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1720906700

Sehr gerne. Ich hoffe, ich kann sie ihm beantworten.


(Thomas Oppermann [SPD]: War das bestellt? – Zuruf von der SPD: Können Sie das nicht in Ihrer Fraktion klären?)



Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1720906800

Lieber Otto, du bist leider viel zu schnell in deiner

Rede. – Ich habe eine Frage an dich. Als du eben die
Steuererhöhungen aufgezählt hast, die die Opposition
beabsichtigt, ist mir aufgefallen, dass die Sozialdemo-
kraten bei Nennung der Mehrwertsteuer, wie üblich vor
Wahlen, Nein gesagt haben. Könntest du bitte sagen, was
immer nach den Wahlen bei den Sozialdemokraten ge-
schieht?


(Heiterkeit bei der FDP und der CDU/CSU)



Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1720906900

Ich werde der Opposition jetzt nicht anbieten, die

Mehrwertsteuer um 2 Prozentpunkte zu erhöhen, damit
sie später diese Steuer um 3 Prozentpunkte erhöht. Das
werde ich mit Sicherheit nicht tun, auch wenn die Mehr-
wertsteuer in allen anderen Ländern, in denen Sozialde-
mokraten an der Regierung sind, in der letzten Zeit er-
höht worden ist.


(Thomas Oppermann [SPD]: Mövenpick!)


Wenn ihnen nichts anderes einfällt, erhöhen sie die
Mehrwertsteuer.

Nächster Punkt. Ich will eines für die Bürger festhal-
ten. Es wird immer gesagt, der Apparat werde aufge-
bläht. Liebe Bürgerinnen und Bürger im Lande, wir
haben im Jahr 2010 11 340 Stellen im Bereich des Bun-
deshaushalts mehr gehabt, als wir am Ende des Jah-
res 2013 haben werden. Auch dort wird gespart.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Vor allem bei Herrn Niebel!)


Dazu noch ein Hinweis: Das Personal für Gesamt-
deutschland ist weniger, als Westdeutschland vor der
Wiedervereinigung hatte. Auch diese Zahl kann sich se-
hen lassen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich will einen weiteren Punkt ansprechen, der mehr
mit dem Bereich Steuern und Finanzen zu tun hat. Die
Opposition macht immer so lockere Gegenfinanzie-
rungsvorschläge und verweist dabei auf das Ehegatten-
splitting. Auf den ersten Blick hören sich die Argumente
toll an. Nehmen wir aber einmal als Beispiel ein Durch-
schnittspaar – Otto Normalverbraucher –, wobei sie
40 000 Euro und er 20 000 Euro verdient. Dieses Paar
hat Kinder erzogen, arbeitet jetzt auch noch in einem et-
was höheren Alter, nimmt weiter Verantwortung gegen-
seitig wahr und der eine kümmert sich um den jeweils
anderen. Was würde die Abschaffung des Ehegatten-
splittings für dieses Paar bedeuten, wenn es einem von
beiden schlechter ginge oder einer von beiden einen Un-
fall hätte?


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Sagen Sie mal!)


Das bedeutet für dieses Paar schlicht 500 Euro weniger.
Das ist viel Geld für diese Leute. Und Sie sagen, diese
500 Euro hätten diese Leute nicht verdient. Sie sollten
ehrlich sagen, dass jemand, der solche Beträge verdient,
Ihnen diese 500 Euro nicht wert ist.





Otto Fricke


(A) )


)(B)


(C (D Uns sind die Menschen das wert, und deshalb halten wir das, was Sie beabsichtigen, für unsozial, für unfair und für ein Zeichen dafür, dass Sie die Lebensleistung, die dieses Ehepaar in meinem Beispiel erbracht hat, nicht anerkennen. Sie sollten sich sehr genau überlegen, ob Sie so argumentieren, weil die Zahlen gegen Ihre Argumente sprechen. (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Übrigens, Sie hätten diesen Menschen am liebsten
auch noch gesagt: Ihr müsst mehr Rentenbeiträge zah-
len. Die Grünen sind da ganz toll. Wenn zum Beispiel
die Frau aus meinem Beispiel im Außendienst arbeiten
würde und einen Dienstwagen hätte, dann hätten sie ihr
gesagt: Nein, den damit verbundenen steuerlichen Vor-
teil gewähren wir Ihnen nicht. – Auch diese zusätzliche
Belastung würden Sie den einfachen, normalen Leuten
gern mit auf die Tasche legen. Das ist Ihre Vorstellung
davon, wie man mit Otto Normalverbraucher umgeht.
Wir haben eine andere Vorstellung; denn wir sind
schlichtweg näher an demjenigen dran, der etwas leistet,
der sich kümmert und der Verantwortung trägt. So, wie
Sie es vorschlagen, kann man keinen Haushalt gegen-
finanzieren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Zum Schluss möchte ich noch etwas zum Thema
Europa sagen. Der Kollege Lindner hat hier gesagt, dass
die Koalition die Scherben aufkehren müsse.


(Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich meine die in Brüssel von letzter Nacht!)


Das stimmt. Ich kann Ihnen sogar sagen, welche Farben
die Scherben haben: Rot und Grün. Diese Koalition
kehrt gerade rot-grüne Scherben auf, die dadurch ent-
standen sind, dass ein Land in die Euro-Zone aufgenom-
men worden ist, das man nicht hätte aufnehmen dürfen,
das man jetzt aber nicht hinauswerfen kann und auch
nicht hinauswerfen sollte, weil uns Europa viel zu wich-
tig ist.


(Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Meint das Herr Rösler auch?)


Sie haben rot-grüne Scherben hinterlassen, weil Sie das
Maastrichter 3-Prozent-Defizit-Kriterium nicht erfüllt
haben. Sie sind es, die dafür sorgen, dass wir den Besen
holen und gleichzeitig uns darum kümmern müssen,
dass Europa so stabilisiert wird, dass das, was an Europa
doch so toll ist, endlich wieder zur Geltung kommen
kann.

Ich will für meine Fraktion eines deutlich sagen:


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Und für unsere?)


Wir sollten aufhören, immer nur zu sagen: Europa bringt
euch den Himmel, Europa bringt euch das Paradies.


(Thomas Oppermann [SPD]: So einen Unsinn erzählt doch keiner! Was bauen Sie da für einen Popanz auf?)


Aber wir müssen uns in diesem Lande doch über eines
klar sein: Ohne Europa ist dieses Land deutlich weiter
entfernt vom Himmel und deutlich näher an der Hölle. –
Deswegen sind wir an dieser Stelle so vorsichtig. Des-
wegen machen wir es Schritt für Schritt.

Es gibt keine einfachen Lösungen; auch das will ich
noch einmal deutlich sagen. Es geht nicht an, den Bür-
gern zu erzählen, es gebe in Sachen Europa einen Licht-
schalter, den man drückt und alles ist geregelt. Wenn Sie
im Prozess des Umbaus Europas weg von verschuldeten
Staaten hin zu einer Situation der allgemeinen Stabilisie-
rung auch nur ein einziges Mal die Versprechung ma-
chen, alle Probleme würden gelöst werden, wie können
Sie dann erwarten, dass die Bürger bereit sind, anzuer-
kennen, dass sie noch etwas tun müssen, dass es weitere
Reformen geben muss und dass die Lage erst am Ende
der Reform besser sein wird?


(Johannes Kahrs [SPD]: Aber schlechte Politik muss nicht sein!)


Wir sind in Europa mit diesem Haushalt sicherlich
keine Musterschüler – das stimmt –;


(Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hört! Hört!)


aber wir sind ein Vorbild. Man kann nur eines sagen:
Hätte jedes Land in Europa unsere Haushaltszahlen,


(Johannes Kahrs [SPD]: Das hat nur mit Ihnen nichts zu tun!)


dann würden wir beim Thema Europa über ganz andere
Dinge reden als über das Aufkehren von rot-grünen
Scherben. Wir sprächen dann wahrscheinlich von einer
schönen gelben Sonne am blauen Himmel.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1720907000

Das Wort hat jetzt der Kollege Roland Claus von der

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Roland Claus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1720907100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Bun-

desfinanzminister Wolfgang Schäuble hat am Dienstag
diese Haushaltsberatungen mit einer sehr bemerkens-
werten Aufforderung eröffnet. Er hat gesagt: Wir Abge-
ordneten sollten uns um die Sorgen der Leute kümmern
und nicht so sehr um die bevorstehenden Bundestags-
wahlen. Da will ich Ihnen sagen, Herr Bundesfinanz-
minister: Für diese Aussage haben Sie auch meine volle
Zustimmung.

Kümmern bedeutet angesichts dieses Haushaltes of-
fenbar Kürzungen bei der aktiven Arbeitsmarktförde-
rung. Sie feiern sozusagen volle Sozialkassen ab. Das
geschieht doch nur deshalb, weil faktisch keine Arbeits-
marktförderung mehr betrieben wird. Das wirkt sich na-
türlich vor allem im Osten aus. So ein Kümmern nenne
ich zynisch.


(Beifall bei der LINKEN)






Roland Claus


(A) )


)(B)


(C (D Kümmern heißt bei Ihnen: mehr Geld für das Militär. Dazu gehört eine – man muss sich das einmal vorstellen – ganz neue Übungsstadt nördlich von Magdeburg. Dort sollen Auslandseinsätze trainiert werden. Zur Verfügung gestellt werden dafür über 100 Millionen Euro. (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Unglaublich!)


Kümmern heißt bei Ihnen: weniger Wirtschaftsförde-
rung im Osten. Kümmern bedeutet bei Ihnen auch, dass
am gleichen Tag, an dem Sie diese Aussage hier ge-
macht haben, mitgeteilt wurde, dass der Bund über
11 000 Wohnungen im Osten, die ihm gehören, an einen
Finanzinvestor verkaufen will. Damit treiben Sie Zehn-
tausende Mieterinnen und Mieter in eine unsoziale Zu-
kunft. Ein solches Kümmern wollen wir nicht.


(Beifall bei der LINKEN)


Da heute wiederholt die Formel „Das ist alles alterna-
tivlos“ zu hören war, will ich hier noch einmal ganz
deutlich sagen: Politik ist immer Menschenwerk, und
was Menschenwerk ist, geht immer auch anders und ist
nie alternativlos.


(Beifall bei der LINKEN)


Der Bundeshaushalt 2013 taugt nicht für eine sozial
gerechte und zukunftsfähige Politik. Sie führen immer
gerne die Größe Ihres Sozialetats als Beweis dafür an,
wie viel Sozialstaatlichkeit hier herrscht. Gerade haben
wir den Kollegen Otto Fricke, alias Otto Normalverbrau-
cher, dabei erlebt, wie er sein Herz für Geringverdiener
entdeckt. Es ist doch Fakt in diesem Lande, dass dieser
Etat nur so gewaltig, so gigantisch ist, weil Sie vorher
mit einer verfehlten Wirtschafts- und Sozialpolitik die
Gesellschaft so gespalten haben, dass Sie hinterher wie-
der so viel Geld aufwenden müssen.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Es ist bedrückend – auch Sie werden das kennen –,
wenn man in öffentlichen Begegnungen auf Menschen
Anfang 50 trifft, die einem sagen: Herr Abgeordneter,
ich wünschte mir, ich wäre schon 10, 15 Jahre älter und
hätte manche Probleme nicht mehr. Das kann doch nicht
unser Bild von einer zukunftsfähigen Gesellschaft sein.

Es geht aber auch noch weiter. Selten habe ich in ei-
ner Haushaltsdebatte so viel Länderschelte in einer sol-
chen Schärfe wahrgenommen wie in dieser. Da fehlte
nur noch der Satz: Der Hauptfeind sind die 16 Länder. –
Ich dachte bisher, nur ich hätte ein etwas mangelhaftes
Verständnis von Föderalismus. Aber dann kommt die
FDP und wettert den Föderalismus regelrecht kaputt. Da
kann man die Regierung nur fragen: Wäre es nicht bes-
ser, die Regierung löste die Länder auf und wählte sich
16 neue?


(Beifall bei der LINKEN – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist zustimmungspflichtig, Herr Kollege!)


Dieser Haushalt ist nicht gut für den Osten. Ich will
Ihnen ein Beispiel nennen. Ich gehörte 1990 der Volks-

kammer an, die über den Einigungsvertrag verhandelt
hat. Ich hielt es für widersinnig und abenteuerlich, die
ostdeutschen Wohnungsunternehmen mit sogenannten
Altschulden, die fiktiv waren, zu belasten. Diese Alt-
schulden haben dazu geführt, dass Mieterinnen und Mie-
ter diese Last über Jahrzehnte mit sich trugen. Ich hatte
jede Menge Fantasie, damals 1990. Dass ich aber noch
22 Jahre später im Deutschen Bundestag über dieses
Problem reden muss, dass ich erleben muss, dass An-
träge zur Aufhebung dieser Situation abgelehnt werden,
hätte ich wirklich nicht für möglich gehalten.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Carsten Schneider [Erfurt] [SPD])


Wir haben in dieser Woche auch erlebt, dass mit die-
sem Haushalt erneut eine Kapitulation vor der Über-
macht der Finanzmärkte in Kauf genommen wurde. Es
ist schon darauf hingewiesen worden: Sie hatten früher
Einnahmen aus der Finanztransaktionsteuer in der mit-
telfristigen Finanzplanung. Nichts davon steht mehr im
Haushalt. Frau Merkel spricht inzwischen von einer
finanzmarktkonformen Politik. Wir erfahren, dass soge-
nannte Schattenbanken im Jahre 2012 einen Umsatz von
über 50 000 Milliarden Euro machen werden.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Absurd!)


Das ist doch nicht mehr eine staatseigene Bank, sondern
ein bankeigener Staat.

Die Haushaltswoche geht zu Ende. Wir sollten nicht
zu schnell vom letzten Bundeshaushalt dieser Koalition
reden. Es sind – darüber ist gesprochen worden – so
viele Fragen offen, dass es nach einem Nachtragshaus-
halt aussieht. Auch deshalb handelt eine Opposition
nicht etwa verantwortungslos, sondern durchaus in vol-
ler Verantwortung vor den Wählerinnen und Wählern,
wenn sie zu diesem Haushalt Nein sagt. Alternativen
sind nötig, meine Damen und Herren. Alternativen sind
möglich, und das alles mit links.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1720907200

Das Wort hat jetzt der Bundesfinanzminister

Dr. Wolfgang Schäuble.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finan-
zen:

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Haushaltsberatungen sind anstrengende Arbeit
über Monate hinweg. Deswegen möchte ich gegen Ende
der Haushaltsdebatte zunächst einmal den Kolleginnen
und Kollegen des Haushaltsausschusses für die intensive
Arbeit danken. In diesen Dank schließe ich ausdrücklich
die erkrankte Vorsitzende mit ein und schließe mich den
Genesungswünschen an.


(Beifall)


Ich möchte mich auch bei den Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern des Parlaments und, wenn Sie erlauben, bei
den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Ministerien





Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


(A) )


)(B)


(C (D und nicht zuletzt der Haushaltsabteilung des Bundesfinanzministeriums bedanken. Auch da ist viel Arbeit geleistet worden. Herr Kollege Claus, ich will der Versuchung widerstehen, zum Ende der Haushaltsdebatte mit Ihnen über das Jahr 1990 zu diskutieren, obwohl ich natürlich viel Freude daran hätte, Ihnen die Situation damals zu erklären. Sie sprachen von der Wohnungssituation in der ehemaligen DDR. Ich weiß noch, wie diese Situation vor der Wiedervereinigung war und was daraus geworden ist. Darüber könnte man eine lange Debatte führen. Das wollen wir heute aber nicht tun. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Aber warum reden Sie dazu nicht? – Weitere Zurufe von der LINKEN)


(Beifall)


– Es ist klar, dass Sie gleich zu Beginn laut werden. Of-
fensichtlich gibt es noch etwas, was Sie bisher nur ver-
drängt und noch nicht verarbeitet haben.


(Sabine Leidig [DIE LINKE]: Ich habe immer in Frankfurt gewohnt!)


– Ich habe auf die Ausführungen des Herrn Kollegen
Claus geantwortet.

Sie haben über die Arbeitslosigkeit gesprochen.
Meine Damen und Herren, natürlich ist jeder Arbeitslose
ein Arbeitsloser zu viel. Die Wahrheit ist aber, dass wir
den niedrigsten Stand der Arbeitslosigkeit seit der Wie-
dervereinigung haben. Die Wahrheit ist auch, dass wir
den höchsten Beschäftigungsstand in Deutschland über-
haupt erreicht haben. Das ist ein Erfolg für die Men-
schen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Mit Niedriglöhnen, befristeten Arbeitsverhältnissen und Leiharbeit!)


Wenn Sie die Sorgen und Nöte von Menschen nicht
missbrauchen wollen, dann müssen Sie auch sagen, dass
die Arbeitslosigkeit vor allem in den neuen Ländern si-
gnifikant zurückgegangen ist und dass vor allen Dingen
auch die Langzeitarbeitslosigkeit in den neuen Bundes-
ländern zurückgeht. Das ist ein Erfolg und Ergebnis ei-
ner insgesamt guten Entwicklung, die wir in den letzten
Jahren vorangebracht haben.


(Johannes Kahrs [SPD]: Das hat mit Ihrer Regierung aber überhaupt nichts zu tun! Eher mit Gerhard Schröder!)


Herr Kollege Hagemann, ich habe schon zu Beginn
der Haushaltsdebatte gesagt, dass der erste Haushaltsent-
wurf dieser Legislaturperiode eine Neuverschuldung im
Jahr 2010 von 86 Milliarden Euro vorsah. Dieser erste
Entwurf ist von Peer Steinbrück unterschrieben worden
und der zweite von mir als Finanzminister. Diese Neu-
verschuldung war die Folge davon, dass wir die starken
Auswirkungen der Krise in den Jahren 2008 und 2009
im Haushalt 2010 bekämpfen mussten.

Herr Kollege Hagemann, weil dies so ist, sollten Sie
nicht sagen, wir hätten in dieser Legislaturperiode die
Nettokreditaufnahme auf – ich habe es mir aufgeschrie-
ben – insgesamt 117 Milliarden Euro erhöht. 86 Milliar-
den Euro davon waren schon für das Jahr 2010 vorgese-
hen. Sie erkennen daran, wie widersprüchlich Ihre
eigene Argumentation ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wahr ist, wir haben gemeinsam eine Krise gut über-
wunden. Wahr ist, dass wir kontinuierlich die damals
notwendige, aber dauerhaft zu hohe Verschuldung zu-
rückgeführt haben. Wahr ist, dass wir diesen Weg konse-
quent fortsetzen. Wir bewegen uns deutlich im Bereich
der Einhaltung der Schuldenbremse des Grundgesetzes,
und das ist der richtige Weg.

Zudem führen wir diese Haushaltsberatungen heute in
einer Lage, in der wir alle miteinander mit einem Ohr
mehr in Brüssel als im Deutschen Bundestag sind; denn
die Verhandlungen über die mittelfristige Finanzplanung
sind für die Europäische Union von großer Bedeutung.
Dadurch wird natürlich wie in einem Brennglas deutlich,
wie schwierig die Lage in Europa insgesamt ist. Am
Montag wird die Euro-Gruppe wieder tagen. Am Mitt-
woch hatte ich die Freude, alle Fraktionen des Deut-
schen Bundestages kurz über den erreichten vorläufigen
Stand der Beratungen in der Euro-Gruppe zu informie-
ren.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, weil dies so wichtig
ist, müssen wir unsere Haushaltspolitik einbinden in das
– ich sage es erneut –, was wir europäisch und interna-
tional miteinander besprochen haben. Auf europäischer
und internationaler Ebene gibt es die klare Verabredung,
dass wir alle unsere viel zu hoch verschuldeten Haus-
halte konsolidieren und die Verschuldung zurückführen.
Wir führen die Verschuldung aber so zurück, dass wir
gleichzeitig unserer Verantwortung für nachhaltiges
Wachstum in jedem Land und in Europa insgesamt ge-
recht werden. Bei der Zurückführung der Verschuldung
achten wir darauf, dass die Ungleichgewichte innerhalb
des gemeinsamen Währungsraums nicht größer, sondern
kleiner werden. Deshalb erfüllen wir mit unserer Finanz-
und Wirtschaftspolitik unsere europäischen Verpflich-
tungen.

Sie können doch nicht in einer Rede zunächst sagen,
wir sollten viel mehr für Europa tun, und anschließend
kritisieren, dass wir Ihrer Meinung nach viel zu viel für
Europa tun würden. Das macht doch keinen Sinn.

Unsere nationale Finanz-, Haushalts-, Wirtschafts-
und Sozialpolitik bindet sich ein in unsere europäischen
und globalen Verpflichtungen. Das wird uns im Übrigen
von allen internationalen Institutionen und auch von der
Europäischen Kommission bestätigt. Das ist ein wichti-
ges Argument gegen den Vorwurf, wir hätten die Defi-
zite schneller reduzieren können. Dann wären wir aber
auf der anderen Seite unserer Verantwortung, die wir in
Europa haben und übernommen haben, nicht gerecht ge-
worden.

Nun zu einem anderen Punkt, den Beratungen in Eu-
ropa. Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir müssen die-





Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


(A) )


)(B)


(C (D sen Weg gehen, wie ihn die Bundeskanzlerin am Mittwoch in der Haushaltsdebatte beschrieben hat, dass wir nämlich Schritt für Schritt die Probleme lösen, weil wir nicht in dem einen großen Schritt die europäischen Probleme gelöst bekommen. Das ist so hoffnungslos wie nur irgendetwas. Wir müssen die Dinge Schritt für Schritt voranbringen. Wir müssen die Ursachen der Krise, der Vertrauenskrise in unsere gemeinsame Währung, dadurch beseitigen, dass alle Länder ihre Aufgaben machen. Und das tun sie auch Schritt für Schritt. Sie tun es im Übrigen auch nur, wenn die Solidarität jeweils mit Auflagen verbunden ist und das Ganze im entsprechenden Zeitraum überprüft wird. Wir wissen doch alle, dass Parlamente immer dazu neigen, die weniger schwierigen Entscheidungen leichter zu treffen als die, die unbedingt notwendig sind. Deswegen ist der Weg der schrittweisen Lösungen dieser Krise der richtige. Wir sind auf diesem Weg gut vorangekommen. Die Defizite in der Euro-Zone sind in den letzten drei Jahren halbiert worden. Wir haben einen Fiskalvertrag erreicht. Jeder im Deutschen Bundestag hätte gelacht, wenn man vor zwei Jahren vorhergesagt hätte, dass auch die anderen Länder sich verpflichten, eine Regelung einzuführen, die der Schuldenbremse unseres Grundgesetzes entspricht. Nur so kann es gehen. Deswegen ist es falsch, wenn es immer heißt: Jetzt muss endlich einmal gesagt werden, was das Ganze am Ende insgesamt kostet. Diese Argumentationsweise ist unrichtig. Der Kollege Brüderle hat in dieser Woche sehr klar gesagt, dass sich niemand darin täuschen soll: Wir müssen in unsere gemeinsame europäische Zukunft investieren. Das tun wir auch. Aber wir tun es natürlich nicht, um anderen einfach das Geld zu geben, sondern wir tun es, weil wir wissen, es ist zum Besten für die deutschen Interessen. Wir haben nur dann eine gute Zukunft, wenn wir unsere Möglichkeiten in dieser enger zusammenwachsenden Welt gemeinsam wahrnehmen. Deswegen ist Europa nur dann stark, wenn wir insgesamt stark sind. Wenn ein Teil schwach ist, dann werden wir alle den Schaden davontragen. Diejenigen, denen es am besten geht – das sind zurzeit unter anderem wir –, haben übrigens auch mehr zu verlieren. Deswegen ist eine europäische Verantwortung so wichtig, und deswegen wäre es falsch, anderen nicht wieder und wieder zu sagen: Wir tun unseren Teil, aber erfüllt ihr bitte eure Verpflichtungen ebenfalls. – Wir erfüllen mit diesem Haushalt unsere europäischen Verpflichtungen – nicht mehr und nicht weniger. Wir haben mit dieser Politik – zu der die Finanzpolitik beiträgt, wenn auch nicht alleine – erreicht, dass wir viel weiter sind, als wir es am Anfang dieser Legislaturperiode für möglich gehalten hatten. Damals haben wir gesagt: Wenn wir am Ende der Legislaturperiode wieder so weit sind, wie wir vor der Lehman-Brothers-Krise waren, dann wäre es gut. Heute sind wir viel weiter. Damals haben Sie gesagt, eine Marke von 3 Millionen Arbeitslosen sei gar nicht zu schaffen. Wir liegen inzwischen deutlich darunter. Ich sage es noch einmal: Es sind nicht alle Probleme gelöst. Wir werden auch in den kommenden Jahren Anstrengungen unternehmen müssen. Es wird noch Auseinandersetzungen im Konkreten und über die Details geben. Das Allgemeine ist immer schön; das Ganze dann aber konkret in Zahlen umzusetzen, ist schwierig. Ich glaube aber, dass wir insgesamt mit den Entscheidungen hinsichtlich dieses Bundeshaushalts die richtigen Maßnahmen getroffen haben. Niemand kann mit Sicherheit vorhersagen, was uns in den nächsten Monaten noch erwarten wird. Niemand kann mit Sicherheit vorhersagen, was in Europa noch möglich ist. Wenn Sie also immer erwarten, es müsse jetzt für alle Zukunft gesagt werden, wo es langgeht, damit man die spätere Entwicklung mit dem vergleichen kann, was wir beispielsweise drei Jahre zuvor gesagt haben, dann ist das falsch. Die Wahrheit ist: Wir fahren ein Stück weit auf Sicht. Die Wahrheit ist: Wir werden unserer Verantwortung gerecht. Die Wahrheit ist: Wir haben damit bisher für die Deutschen, für unser Land und für die Menschen in unserem Land das Beste erreicht. Das kann jeder überprüfen. Deswegen bitte ich Sie um Zustimmung zu diesem Bundeshaushalt. Herzlichen Dank. Für Bündnis 90/Die Grünen hat jetzt das Wort die Kollegin Priska Hinz. (Otto Fricke [FDP]: Die wievielte Rede ist das eigentlich?)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Zuruf der Abg. Bettina Hagedorn [SPD])


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1720907300

Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Wieso hast du nicht mitgezählt? – Herr Präsident!
Meine Damen und Herren! Herr Finanzminister, ich
finde, dass Sie mit Ihrer Rede zum Haushaltsentwurf
2013 hier in der Abschlussrunde eine Chance vergeben
haben.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine? – Johannes Kahrs [SPD]: Er hätte etwas zum Haushalt sagen können!)


– Ja, er hätte konkreter etwas zum Haushalt sagen müs-
sen.

Wenn Sie schon davon reden, dass wir bei unserem
Haushalt die europäische Situation im Blick haben müs-
sen, dass wir überlegen müssen, was die Situation in Eu-
ropa eigentlich für die Konjunktur und die Wirtschaft in
Deutschland und für unseren Haushalt bedeutet, dann
hätten Sie heute auch Klartext reden und über das spre-
chen müssen, was an Vorsorge in Ihrem Haushalt fehlt
und notwendig gewesen wäre.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)






Priska Hinz (Herborn)



(A) )


)(B)


(C (D Über das blamable Schauspiel, was den europäischen Finanzrahmen angeht, will ich hier gar nicht lange reden. Aber es ist für die Bundeskanzlerin schon blamabel, dass sie es nicht schafft, sich erfolgreich dafür einzusetzen, dass über den europäischen Haushalt Investitionen in Bildung, Forschung, Energie und Netzinfrastruktur getätigt werden; denn sie muss ein Interesse daran haben, dass in den Krisenländern gerade in diesen Bereichen investiert wird. Ich finde, Sie sollten hier nicht mehr so viel über Europa reden, wenn Sie es nicht schaffen, da ein deutliches Signal zu setzen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Sie haben auch die Chance vertan, über die Rettung
Griechenlands zu sprechen, über die wir in der nächsten
Woche hier im Bundestag entscheiden werden, und
heute schon deutlich zu machen, dass die Rettung Grie-
chenlands im bundesdeutschen Haushalt ankommen
wird. Sie können sich nicht mehr darum herumdrücken.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Woher wissen Sie, dass es ankommt?)


– Natürlich wird es im deutschen Haushalt ankommen.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Wo denn? – Otto Fricke [FDP]: Wie viel?)


Erstens wollen Sie es nur noch nicht wahrhaben, Herr
Barthle. Zweitens wollen Sie es vor der Wahl nicht sa-
gen. Aber die Rettung Griechenlands wird im Haushalt
ankommen.

Zurzeit kommen Sie noch ein bisschen darum herum,
sich damit zu beschäftigen, weil der Bundesfinanzminis-
ter sogenannte T-Bills in Aussicht gestellt hat.


(Otto Fricke [FDP]: Was? Das kann doch nur die EZB!)


– Ja, genau, das kann die EZB. – Was aber sind Treasury
Bills? Über Geschäftsbanken in Griechenland, die dann
auch wieder an der Rettung Griechenlands verdienen,
werden Staatsanleihen bei der EZB hinterlegt. Das ist
tatsächlich Staatsfinanzierung über die EZB.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Sie von der Union können schon jetzt den Antrag für Ih-
ren Bundesparteitag in die Tonne kloppen; denn darin
sagen Sie, dass Sie keine Staatsfinanzierung über die
Notenpresse wollen.


(Johannes Kahrs [SPD]: Aber sie machen es!)


Der Bundesfinanzminister verteidigt dieses Vorgehen
aber offensiv, anstatt für klare Regelungen einzutreten,
die im Endeffekt günstiger wären, nämlich tatsächlich
einen Altschuldentilgungsfonds einzurichten und ein
drittes Rettungsprogramm aufzulegen, um allen Men-
schen in Deutschland reinen Wein einzuschenken. Wenn
man Griechenland in der Euro-Zone halten will – das ist
wirtschaftlich und sozial vernünftig –, dann kostet uns
das auch Geld, meine Damen und Herren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Wie viel?)


Der Haushalt ist insofern eigentlich schon wieder nach-
tragsbedürftig; das werden wir in den nächsten Wochen
erleben.

Herr Bundesfinanzminister, ich finde es auch bedau-
erlich, dass Sie zur Krisenvorsorge in Deutschland
nichts weiter gesagt haben. Die Wachstumsprognose ist
von 1,5 auf 1 Prozent gesenkt worden. Die prognosti-
zierte Zahl der Arbeitslosen steigt schon wieder um
140 000 an, ohne dass die zusätzlichen Krisenszenarien
eintreten, die die Firmen an die Wand malen, weil sie
nicht mehr genügend verkaufen. Wegen des Anstiegs der
prognostizierten Zahl der Arbeitslosen rechnet die Bun-
desagentur für Arbeit mit zusätzlichen Ausgaben von
700 Millionen Euro. Damit schrumpft ihr Puffer; er
wächst nicht auf, sondern er schrumpft. Wenn er
schrumpft, bedeutet das: Wir müssen demnächst wieder
zuzahlen.

Aber der Haushalt 2013 baut zurzeit doch darauf auf,
dass Sie 5,5 Milliarden Euro aus den Sozialversicherun-
gen herausnehmen. Ihre Nettokreditaufnahme sinkt nur,
weil Sie die Taschen der Beitragszahler entleeren. Das
ist keine vernünftige Krisenvorsorge.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Worin ist die Koalition eigentlich gut?


(Johannes Kahrs [SPD]: Tricksen! Schummeln!)


Sie ist gut bei der Plünderung der Sozialversicherung,
sie ist gut im Aufbau von Schulden,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hört! Hört!)


über 100 Milliarden Euro in vier Jahren. Sie ist gut,
wenn es um Steuersenkungen für Hoteliers und das Be-
lasten der Länder- und Kommunalhaushalte geht. Sie ist
gut, wenn es darum geht, Großunternehmen von der
Stromsteuer auszunehmen, und sie ist gut darin, die
Steuerlast auf Privathaushalte umzulegen.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sollen wir alle in Konkurs treiben?)


Sie ist gut, wenn es darum geht, bei den Arbeitslosen zu
sparen. Sie ist gut darin, den Entwicklungsetat zu kür-
zen, anstatt ihn – wie wir das wollen – um 1,2 Milliarden
aufzustocken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Sie ist gut darin, Niedriglöhnern den Mindestlohn zu
verweigern. Aber sie ist leider schlecht darin, Vorsorge
zu betreiben, so wie wir das tun wollen.

Wir wollen Steuergerechtigkeit durch Steuermehrein-
nahmen. Wir wollen aber auch den Grundfreibetrag er-





Priska Hinz (Herborn)



(A) )


)(B)


(C (D höhen, das heißt, wir wollen die Gutverdienenden belasten (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Und die Reichen sind an allem schuld!)


und denen, die wenig verdienen, wollen wir zusätzliche
Einnahmen ermöglichen. Wir wollen ökologisch-schäd-
liche Subventionen reduzieren bzw. abschaffen. Wir
wollen im Bundeshaushalt zusätzlich 3 Milliarden Euro
einsparen. Trotzdem wollen wir in Bildungsgerechtig-
keit, in die Sozialpolitik und die Energiewende investie-
ren. Ich sage Ihnen noch einmal klar und deutlich – auch
wenn Sie es nicht hören wollen –: Grün kann es besser!

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1720907400

Das Wort hat jetzt der Kollege Klaus-Peter Flosbach

von der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Klaus-Peter Flosbach (CDU):
Rede ID: ID1720907500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

grüne Fraktion hat gestern sehr stark gejubelt, als der
Kollege Brüderle die Steuererhöhungsorgie der Grünen
dargestellt hat: Einkommensteuer, Vermögensteuer, Ver-
mögensabgabe, Erbschaftsteuer, Unternehmensteuer.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das schaffen Sie nicht wie Herr Brüderle! Der ist besser! Der hat Büttenerfahrung!)


Es glaubt doch keiner in diesem Hause, dass wir die
Krise von 2009 durch diese Maßnahmen behoben hätten.
Das Gegenteil ist richtig. Glauben Sie, Sie würden durch
eine Vermögensabgabe trotz Freibeträge mehr Arbeits-
plätze in Deutschland schaffen? Die Vermögensabgabe
trotz Freibeträge trifft vor allem die großen und mittel-
ständischen Unternehmen.


(Johannes Kahrs [SPD]: Reden Sie doch einmal über Ihren Haushalt!)


Der Mittelstandsbetrieb ist doch nicht der Biobauernhof.
In meinem Wahlkreis gibt es Betriebe mit 100, 500 oder
1 000 Beschäftigten. Da wird investiert, das sind die ver-
steckten Champions, die Hidden Champions, da entste-
hen Arbeitsplätze, und genau die greifen Sie mit Ihrer
Vermögensabgabe an.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hidden Champions? Dazu gehören Sie nicht! Weder hidden, noch Champion!)


Es war gestern sehr interessant, die Presse zu lesen.
Dort wurde über eine Studie der Weltbank und der Wirt-
schaftsprüfungsgesellschaft PwC berichtet. Die Über-
schrift lautet – bitte lesen Sie es nach –: „Wachstum
durch kluge Steuerpolitik“. In dem Bericht geht es übri-
gens nicht um Steuersenkung, sondern es wird darauf

hingewiesen, welche Kaufkraft Arbeitsplätze in Deutsch-
land schaffen und welche Nachfrage wir damals mit un-
serem Wachstumsbeschleunigungsgesetz – 4,6 Milliar-
den Euro für die Familien – geschaffen haben. Das war
ein erfolgreicher Weg. Das ist die Basis für den Erfolg
dieser Koalition, und um den Erfolg Deutschlands benei-
den uns alle.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Heute erleben wir im Bundesrat, dass all die Maßnah-
men, die wir durchführen wollen, von den Oppositions-
parteien dieses Haus blockiert werden. Dies betrifft den
unternehmerischen Bereich. Hier wollen wir Änderun-
gen in Bezug auf den Ergebnisabführungsvertrag. Für
die mittelständischen Betriebe sehen wir Verbesserungen
beim Verlustrücktrag und für alle Arbeitnehmer bei den
Reisekosten vor. Vor allem aber geht es um die Anhe-
bung des Grundfreibetrags und die Aufhebung der kalten
Steuerprogression für die Bezieher unterer Einkommen.
Diese Blockade im Bundesrat ist ein Angriff auf den Er-
folg dieses Landes. Sie wollen uns in das Jahr 2002 zu-
rückführen, als Deutschland das Schlusslicht in Europa
war. Heute sind wir an der Spitze.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Herr Trittin hat während der Debatte zum Etat des
Bundeskanzleramtes deutlich gemacht, dass 83 Prozent
der Maßnahmen im Einkommensteuerbereich der oberen
Hälfte der Einkommensbezieher zugutekämen. Da hat er
recht. Denn 40 Prozent in Deutschland zahlen gar keine
Einkommensteuer. 10 Prozent kämen 17 Prozent zugute,
und der Rest geht an die Bezieher von oberen Einkom-
men, an diejenigen, die 30 000, 40 000, 50 000 oder
60 000 Euro zu versteuern haben. Wir haben ja nicht den
Spitzensteuersatz einbezogen, sondern wir haben den
normalen Arbeitnehmer erfasst. Das mag Herr Trittin
nicht so genau wissen.

Es war aber eine Dreistigkeit von Herrn Trittin, dass
er die Frau Bundeskanzlerin vorgestern angegriffen hat,
indem er gesagt hat – ich will das einmal zitieren –:

Gleichzeitig haben Sie in diesem Zeitraum

– in den sieben Jahren –

die gesamtstaatliche Verschuldung von 63 Prozent
– damit waren die Maastricht-Kriterien fast einge-
halten –


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Direkt überschritten!)


auf im nächsten Jahr über 84 Prozent gesteigert.
Wenn auch nicht viel von Ihrer Kanzlerschaft
bleibt: Dieser Haufen Schulden bleibt für kom-
mende Generationen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 500 Milliarden!)


Das ist erstens falsch, weil das am Anfang der Regie-
rungszeit der Großen Koalition, im Jahr 2005, nicht
63 Prozent waren, Herr angehender, gern beliebter, gern
gewählter Möchtegernfinanzminister,





Klaus-Peter Flosbach


(A) )


)(B)


(C (D (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Angehender!)


sondern 68 Prozent, genau genommen 68,5 Prozent. Das
entspricht 122 Milliarden Euro, die Sie uns unterschie-
ben wollen. Das ist eine Sauerei, Herr Trittin!


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 500 Milliarden!)


Die zweite falsche Behauptung ist, dass Sie die Maas-
tricht-Kriterien fast eingehalten hätten. Sie haben doch
die Maastricht-Kriterien gebrochen. Warum haben wir
denn heute diese Probleme? Sie haben in der Zeit der
rot-grünen Koalition die Maastricht-Kriterien gebro-
chen. Dadurch haben wir diese Probleme in Europa.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Johannes Kahrs [SPD]: Reden Sie doch mal über Ihren Haushalt!)


Drittens möchte ich Ihnen sagen – Sie wollen doch
Finanzminister werden; Sie können im Finanzministerium
anrufen –: Sie geben für das Jahr 2013 die Prognose ab,
dass die gesamtstaatliche Verschuldung 84 Prozent betra-
gen wird. Diese Prognose ist falsch.


(Johannes Kahrs [SPD]: Sie haben keine Ahnung!)


Es sind eigentlich 82 Prozent. Das entspricht 50 Milliar-
den Euro weniger, aber für Sie ist das ja keine Größen-
ordnung.


(Johannes Kahrs [SPD]: Reden wir über Ihren Haushalt 2013? Alles Ablenkung!)


Das Wichtigste ist, dass von diesen 82 Prozent Staatsver-
schuldung, bezogen auf die wirtschaftliche Leistung,
12 Prozent nichts anderes als eine Sicherung für die so-
genannten Bad Banks sind.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha! Deswegen sind Sie gegen die Vermögensabgaben! Interessant!)


Wir sind für die Vermögenswerte der beiden Bad Banks
– das sind 300 Milliarden Euro – zuständig. Vermögens-
werte der Bad Banks werden übrigens jeden Tag ver-
kauft und abgebaut. Es gibt Prognosen, nach denen al-
lein aus diesem Grund die Staatsverschuldung in den
nächsten fünf Jahren um 7 Prozent zurückgehen wird.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie begründen gerade unsere Vermögensabgabe! Danke!)


Sie wollen das für sich vereinnahmen. Wir aber haben
die Basis für Solidität geschaffen. Wir führen die Staats-
verschuldung auch in den nächsten Jahren zurück. Das
ist ein Erfolg dieser Bundesregierung.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Bad Banks sind Ihr Erfolg?)


Als Finanzpolitiker weiß ich, dass die Finanzmarkt-
regulierung eine große Rolle für die Stabilität spielt. Ich
möchte ein Zitat vorbringen:

Anders als manche Oppositionspolitiker behaupten,
lässt sich belegen, was uns in diesen letzten zwölf
Monaten an Regulierungsmaßnahmen und der Um-
setzung des Prinzips, dass kein Finanzmarktteilneh-
mer, kein Finanzmarktprodukt, kein einzelner
Finanzmarkt ohne Aufsicht und ohne Regelung sein
soll, gelungen ist.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Johannes Kahrs [SPD]: Das ist glatt gelogen!)


– Stopp, das ist ein Zitat vom 8. September 2009. Das
war die letzte Rede von Steinbrück vor der Wahl 2009 in
diesem Hause.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Johannes Kahrs [SPD]: Aber Sie haben dazu nichts beigetragen!)


Er hat vor drei Jahren behauptet, er habe alle Finanz-
marktteilnehmer und alle Finanzmarktprodukte im Griff.


(Johannes Kahrs [SPD]: Sie haben nichts beigetragen!)


Vor drei Jahren hatten wir aber eine völlig andere Si-
tuation. Seitdem ist in diesem Land vieles passiert: Wir
haben die Eigenkapitalanforderungen dramatisch ver-
schärft. Wir haben das Restrukturierungsgesetz einge-
führt, sodass wir Banken sanieren, aber auch zerschlagen
können. Wir haben die Bankenabgabe eingeführt – Stich-
wort: Schuld der Banken –; ich nenne auch die Stich-
worte Verbriefungen und Vergütungsregelungen. Wir
haben Spekulationsgeschäfte, die sogenannten Leerver-
käufe, untersagt. Wir haben das Anlegerschutzgesetz
verbessert. In der nächsten Woche geht es um die Regu-
lierung der außerbörslichen Derivate und des Hochge-
schwindigkeitshandels. Wir haben die Honorarberatung
und die Regulierung von Hedgefonds in Bearbeitung.
Wir reden nicht, wir handeln – im Gegensatz zu Ihrem
Kanzlerkandidaten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Johannes Kahrs [SPD]: Sagen Sie etwas zum Haushalt!)


Leider geht meine Redezeit zu Ende.


(Johannes Kahrs [SPD]: Das ist auch gut so!)


Ich denke, es war wichtig, noch einmal zu sagen, welche
Ansprüche vom Kanzlerkandidaten und vom designier-
ten Finanzminister erhoben werden. Die größte Gefahr
für die Entwicklung in diesem Staat besteht, wenn Rot-
Grün an die Regierung kommt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Gegenüber der Steuerschätzung aus dem Jahr 2008
haben wir 200 Milliarden Euro weniger Steuern einge-
nommen.


(Johannes Kahrs [SPD]: Reden wir jetzt über 2013?)






Klaus-Peter Flosbach


(A) )


)(B)


(C (D Das heißt, wenn wir die Wirtschaft ruinieren oder sie mit Belastungen belegen, dann kommen wir womöglich wieder in eine Situation wie in den Jahren 2008, 2009 und 2010. (Johannes Kahrs [SPD]: Das ist doch vollkommener Unsinn! Das wissen Sie doch!)


Deswegen sage ich: Nur diese Koalition steht für Sta-
bilität, für Wirtschaftswachstum, für Arbeitsplätze und
für eine gute Zukunft in Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1720907600

Jetzt hat das Wort der Kollege Carsten Schneider von

der SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1720907700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Nach dieser Portion Autosuggestion ein Blick auf den
Haushalt. Herr Minister, so wie Sie eben den Haushalt in
der Schlussrunde verteidigt haben, nämlich fast gar nicht
– das war mehr eine allgemeine Plauderstunde, aber
keine Rechtfertigung für 17 Milliarden Euro neue Schul-
den, die Sie machen –, führen Sie vermutlich nicht nur
Ihr Haus, sondern auch die gesamten Verhandlungen mit
den Fachressorts. Anders ist es nicht erklärbar, dass es
Ihnen nicht gelungen ist, trotz bester Lage in Deutsch-
land, was die Steuereinnahmen, aber auch die Arbeitslo-
senzahlen und die Zinsleistungen, die zu erbringen sind
– sie sind aufgrund des Zinsniveaus so gering wie seit
langem nicht mehr –, betrifft, einen ausgeglichenen
Haushalt vorzulegen. Das wäre Ihre zentrale Aufgabe
hier in Deutschland gewesen. Sie sind daran gescheitert,
Herr Schäuble.


(Beifall bei der SPD – Johannes Kahrs [SPD]: Der hört gar nicht zu!)


Die Koalition hat gesagt, dass wir von der SPD auf
der einen Seite Mehrausgaben in Höhe von – hier gab es
unterschiedliche Angaben – 6 Milliarden bis 8 Milliar-
den Euro verlangen und auf der anderen Seite teuflische
Steuererhöhungen vornehmen wollten. Um zur Sache zu
kommen: Deutschland ist, gemessen am staatlichen Ka-
pitalstock, in den letzten 20 Jahren verarmt. Der Verlust
an staatlichem Eigenkapital beträgt 800 Milliarden Euro.
Das private Vermögen ist in diesem Zeitraum von
4,5 Billionen auf 10 Billionen Euro gestiegen. Das sind
keine Propagandazahlen der SPD, sondern ist dem Ar-
muts- und Reichtumsbericht dieser Bundesregierung zu
entnehmen.


(Bettina Hagedorn [SPD]: So ist es!)


Wenn wir dieser Entkernung des Staates insbesondere
bei der Infrastruktur – das ist einer der Hauptpunkte –,
aber auch bei den kommunalen Finanzen und der extrem
hohen Verschuldung, die sich von fast 60 auf 80 Prozent
der jährlichen Wirtschaftsleistung erhöht hat, etwas ent-
gegensetzen wollen, dann geht dies nur, wenn wir den
von der SPD vorgeschlagenen Weg einschlagen: erstens
Abbau von Subventionen, insbesondere von Steuersub-

ventionen, und zweitens Veränderung der ungerechten
Verteilung von Einkommen und Vermögen in Deutsch-
land – ich glaube, das können selbst Sie nicht wegdisku-
tieren – mittels Steuerpolitik. Genau das schlagen wir
vor.


(Beifall bei der SPD)


Dadurch wollen wir im ersten Jahr 15 Milliarden
Euro mehr einnehmen. Subventionsabbau kommt bei Ih-
nen gar nicht vor. Es hat mich im Übrigen verwundert,
dass Sie auf unsere exakten Vorschläge nicht eingegan-
gen sind. Wahrscheinlich haben Sie das deswegen nicht
getan, weil Sie dann hätten deutlich machen müssen,
dass bei Ihnen das Gegenteil passiert ist. Sie haben Sub-
ventionen aufgebaut und nicht abgebaut. Ich nenne als
Beispiel nur das Hotelsteuerprivileg bei der Mehrwert-
steuer. Damit hat die Legislaturperiode angefangen, und
mit einer neuen Subvention, dem Betreuungsgeld, hört
sie auf. Das ist keine solide, gerechte Finanzpolitik.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben die Steuermehreinnahmen von 3 Milliarden
Euro für 2013 nicht genutzt, um – das wäre Ihre Aufgabe
als Haushälter gewesen; normalerweise kürzt der Haus-
haltsausschuss die Mittelansätze im Regierungsentwurf
noch ein bisschen – die Nettokreditaufnahme zu reduzie-
ren. Das haben Sie nicht getan, im Gegenteil. Sie senken
die Nettokreditaufnahme von geplant 18,8 Milliarden
auf 17,1 Milliarden Euro, um irgendwie unter die Netto-
kreditaufnahme von 2011 zu kommen. Es sähe auch ko-
misch aus, wenn man Mehreinnahmen im Jahr 2013 hat
und trotzdem eine höhere Verschuldung als 2011 hätte.

Herr Minister, Sie haben vorhin gesagt, Sie hätten den
kontinuierlichen Abbau der Neuverschuldung geplant.
Vielleicht haben Sie ihn geplant, aber gemacht haben Sie
ihn nicht.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Genau!)


Im Jahr 2011 hatten Sie eine Nettokreditaufnahme von
17 Milliarden Euro. Für das Jahr 2012 hatten Sie 32 Mil-
liarden Euro geplant. Es werden nun 28 Milliarden Euro.
Es geht also im Vergleich eindeutig nach oben. Im Jahr
2013 soll die Nettokreditaufnahme wieder auf rund
17 Milliarden Euro sinken.


(Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister: ESM!)


– Für den ESM sind 8 Milliarden Euro vorgesehen.
Wenn Sie diese Summe von den 28 Milliarden Euro
Neuverschuldung in diesem Jahr subtrahieren, dann stel-
len Sie fest, dass es 20 Milliarden Euro sind.

Unter dem Strich handelt es sich nicht um eine Sen-
kung, sondern um eine Steigerung. Der Bruch kam, als
Sie als Finanzminister die Arbeit im Innern aufgegeben
haben. Ich habe Sie gar nicht mehr wahrgenommen. Es
gab keine Chefgespräche; es gab auch keinen Streit. Das
ist immer schlecht.

Wissen Sie, warum? Es musste natürlich einen Streit
um die Ressourcen geben. Sie haben mehr oder weniger
allen Begehrlichkeiten stattgegeben. Der Höhepunkt war





Carsten Schneider (Erfurt)



(A) )


)(B)


(C (D der Koalitionsausschuss im November. Da sind Sie lieber nach Mexiko gefahren, um Vorträge zu halten, als zu sehen, dass der Haushalt hier in Ordnung gebracht wird. Das war, Herr Minister Schäuble, Ihre Politik im Innern. (Beifall bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Herr Schneider, das war bösartig!)


Wir als SPD setzen dem zwei Punkte entgegen. Den
ersten Punkt, den Subventionsabbau, habe ich schon an-
gesprochen. Die größte Einzelsubvention, die es gibt, ist
der nichtexistierende Mindestlohn. Die Forderung nach
Einführung eines Mindestlohns findet sich nirgendwo
bei Ihnen. Diesen gibt es in fast allen europäischen Län-
dern, in Deutschland nicht. Die Mehrausgaben für den
Gesamtstaat aufgrund eines fehlenden Mindestlohns ma-
chen in etwa, wenn Sie die Steuermehreinnahmen mit
einbeziehen, 8 Milliarden Euro aus; für den Bund ist es
etwa die Hälfte, ein bisschen mehr. Diese 8 Milliarden
Euro könnten wir einsparen. Damit könnten wir den
Menschen letzten Endes wieder ein Stückchen Würde
zurückgeben, damit sie, wenn sie arbeiten, nicht noch
danach aufs Amt gehen müssen. Stattdessen sollten sie
von ihrer Arbeit – zumindest wenn sie alleinstehend sind
und keine Familie haben – auch halbwegs leben können.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Das machen Sie nicht, diese Subvention bauen Sie nicht
ab. Andere, wo es um Ihre Klientel geht, bauen Sie auf.

Ich komme zum zweiten Punkt. Sie sagen immer, Ihre
Ausgaben seien stabil. Dabei geht es – Pi mal Daumen –
um 300 Milliarden Euro. 2010 gab es einen Krisenhaus-
halt mit einem Konjunkturprogramm und mit höheren
Sozialausgaben. Wenn Sie davon hätten herunterkom-
men wollen – das muss ein ganz natürlicher Prozess
sein; wenn der Staat einigermaßen steuert, muss er, wenn
es besser läuft, die Ausgaben senken –, hätten Sie eine
Zahl erreichen müssen, die viel geringer wäre als die von
2010. Da sind Sie aber nicht. Sie haben die Minderaus-
gaben in diesem Bereich nicht genutzt, um deutlich her-
unterzukommen. Im Gegenteil: Sie haben das Geld, das
durch die Steuereinnahmen hereingekommen ist, mehr
oder weniger verprasst.

Was die Zinsausgaben angeht, hatten Sie in der Fi-
nanzplanung für 2013 11 Milliarden Euro mehr vorgese-
hen. Die fließen da natürlich hinein. Auch hier gibt es
eine Entlastung. Sie machen sich also etwas vor, indem
Sie uns hier vorgaukeln, Sie würden mit den Ausgaben
halbwegs hinkommen. Das ist nicht der Fall. Wenn Sie
die Zahlen real bereinigen, haben Sie durch Aufwüchse
oder Subventionsaufbau bzw. –ausbau sogar Minderein-
nahmen.

Meine Damen und Herren, das alles führt dazu, dass
wir sagen: Dieser Haushalt ist nicht solide. Er hat im so-
zialen Bereich eine Schlagseite. Hohe Vermögen werden
viel zu wenig herangezogen. Sie wollten dadurch, dass
Sie das Steuerabkommen mit der Schweiz geschlossen
haben – gut, dass der Bundesrat dagegen gestimmt hat –,
nicht nur auf europäischer Ebene die Zinsrichtlinie – das
ist gemeinsame Politik – unterminieren bzw. verhindern,
sondern Sie wollten diejenigen, die über Jahrzehnte Geld

hinterzogen und schwarz in die Schweiz gebracht haben,
noch denjenigen gegenüber privilegieren, die sauber ihre
Steuern zahlen.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das ist – dies ist ganz klar – mit der SPD nicht zu ma-
chen. Deswegen bin ich froh, dass der Bundesrat ent-
sprechend entschieden hat.

Sie haben keinerlei Vorsorge für Griechenland getrof-
fen. Herr Minister, Sie waren bei uns in der Fraktion und
auch bei den anderen Fraktionen. Ich habe Respekt vor
den körperlichen Belastungen, die Sie dadurch hatten.
Ich meine, dass es für Europa und auch für alle anderen
Minister, die da nächtelang herumsitzen, besser wäre,
wenn Sie den Leuten hier in Deutschland endlich die
Wahrheit sagen würden, dass nämlich die Rettung Grie-
chenlands und die Stabilisierung des Euro nicht umsonst
zu haben sind. Sie und Ihre Fraktion haben sich einge-
mauert: Sie wollen Griechenland unbedingt in der Euro-
Zone halten; aber es darf nichts kosten. Das geht nicht
auf, die Quadratur des Kreises funktioniert nicht.

Ich komme auf das Signal zu sprechen, das vom
Dienstag dieser Woche ausgegangen ist. Da haben Sie
bis halb fünf bzw. fünf Uhr nachts getagt. Die Griechen
haben alles geliefert, was sie sollten. Die Strategie ist nur
gescheitert: Mit reiner Spar- und Austeritätspolitik
wurde ihre Wirtschaft letztendlich abgewürgt. Das ist
auch eines Ihrer „Verdienste“. Wir haben das von An-
fang an gesagt.

Die Strategie ist hinsichtlich eines zweiten Punktes
gescheitert. Im Jahr 2010 haben Sie die Privatgläubiger
Griechenlands laufen lassen. Sie haben sie letztendlich
mit Steuergeld herausgekauft. Das sagt Ihnen auch der
neue Wirtschaftsweise heute im Interview im Handels-
blatt. Wir haben damals gesagt, dass wir sofort eine Fi-
nanztransaktionsteuer einführen und eine Beteiligung
der privaten Gläubiger wollen. Jetzt haben wir die
Schuldenlast zu tragen. Über kurz oder lang werden wir
– das ist klar – nicht um eine stärkere Entlastung Grie-
chenlands herumkommen. Das müsste hier in diesem
Bundeshaushalt abgebildet sein, ist es aber nicht.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Im Gegenteil, wenn von dieser Bundesregierung et-
was in Erinnerung bleibt, dann, dass sie die Unabhängig-
keit der Europäischen Zentralbank geopfert hat. Sie wird
mehr und mehr zu einem politischen Spieler. Wenn Sie
ernsthaft in Erwägung ziehen – und dies am Montag in
der Euro-Gruppe verabreden wollen –, dass die Europäi-
sche Zentralbank über einen Dispokredit – so kann man
die T-Bills auch bezeichnen – mehr oder weniger dauer-
haft in die Staatsfinanzierung Griechenlands involviert
wird, dann sollten Sie nie wieder über Inflationsbekämp-
fung, Stabilitätspolitik und unabhängige Geldpolitik re-
den.


(Beifall bei der SPD)






Carsten Schneider (Erfurt)



(A) )


)(B)


(C (D Sie haben, weil Sie politisch dazu nicht in der Lage waren, hier im Hohen Haus, in Ihrer Koalition und auch im Land keine Mehrheit für Maßnahmen von Staat zu Staat – Stichwort ESM –, bei denen wir anderen Ländern Kredite gewähren und sie uns diese dann dank guter Wirtschaftpolitik irgendwann zurückzahlen. Weil Sie sich nicht einigen können, schieben Sie die Europäische Zentralbank vors Loch und zwingen sie mehr oder weniger dazu, politisch zu agieren. Das ist, glaube ich, das, was von dieser Koalition langfristig übrig bleiben wird: eine Veränderung des Mandats der EZB. In diesem Zusammenhang gab es einen ungewöhnlichen Vorgang, der in Europa einzigartig war: Der Präsident der Zentralbank, in unserem Fall der Bundesbank, Herr Weidmann – Sie haben ihn ernannt –, hat Ihnen und dieser Politik öffentlich widersprochen. Sie, die Bundeskanzlerin und der Herr Finanzminister, haben sich dann ausdrücklich auf die Seite von Herrn Draghi gestellt. Ich finde, das ist ein bemerkenswerter Vorgang. Dazu sollten Sie auch hier im Deutschen Bundestag einmal Stellung nehmen. Mit der Plünderung der Reserven der Sozialkassen, mit dem Versäumnis, Vorsorge für mögliche bzw. wahrscheinliche Ausfälle Griechenlands zu treffen, mit dem Blick nur auf den Termin der Bundestagswahl, über den Sie irgendwie noch kommen wollen, und mit dem Verschieben aller Lasten in die nächste Legislaturperiode ist dieser Bundeshaushalt nicht nur Makulatur, sondern er ist auch Dokument Ihres Scheiterns, des Scheiterns von Schwarz-Gelb. Deswegen lehnen wir ihn ab. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1720907800

Für die CDU/CSU-Fraktion hat jetzt das Wort der

Kollege Cajus Caesar.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Cajus Julius Caesar (CDU):
Rede ID: ID1720907900

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Solide Finan-
zen, mehr Mittel für Bildung, Forschung und Infrastruk-
tur, weniger Arbeitslose und mehr Beschäftigung – das
sind die Erfolge dieser unionsgeführten Bundesregie-
rung.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Johannes Kahrs [SPD]: Nur nicht im Haushalt 2013!)


Ich danke an dieser Stelle ausdrücklich unserem Frak-
tionsvorsitzenden, Volker Kauder, und unserem haus-
haltspolitischen Sprecher, Norbert Barthle, dass dieser
Haushaltsentwurf in dieser Form möglich war. Sie haben
durch Ihre Initiativen, durch Ihre Ideen wesentlich dazu
beigetragen. Herzlichen Dank dafür!

Die Schuldenbremse werden wir drei Jahre eher als
geplant einhalten. Viele auch hier im Haus hätten davon
nicht zu träumen gewagt. Ich denke, das ist Ausdruck
des Erfolgs dieser Regierung, dieser christlich-liberalen
Koalition.


(Johannes Kahrs [SPD]: Da klatscht keiner!)


Schauen wir zurück, können wir feststellen: Gerhard
Schröder hat seinerzeit das Maastricht-Kriterium von
3 Prozent mit 4,2 Prozent gerissen. Die Neuverschul-
dung unter Steinbrück war mit 86 Milliarden Euro die
höchste Deutschlands. Diese Bundesregierung mit dem
klug agierenden Finanzminister Wolfgang Schäuble hat
es geschafft, Ihnen heute einen solchen Haushaltsent-
wurf vorzulegen. Ich denke, das ist der Weg in die rich-
tige Richtung.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Johannes Kahrs [SPD]: Das glauben doch nicht einmal Sie selber!)


Wir handeln anders als Sie,


(Johannes Kahrs [SPD]: Sie handeln gar nicht!)


indem wir schauen, wie der Bürger mit seinem Geld um-
geht; er muss nämlich auskömmlich damit umgehen.


(Johannes Kahrs [SPD]: Sie nicht!)


Das wollen auch wir. Wir machen das. Sie sind nicht auf
dem richtigen Weg. Diese Bundesregierung hat Erfolg.
Das ist gut für die fleißigen Menschen in unserem Land
und für die innovativen Betriebe. Wir setzen die richti-
gen politischen Rahmenbedingungen und treffen die
richtigen Entscheidungen. Diese Unionsmehrheit im
Deutschen Bundestag garantiert, dass wir auf dem richti-
gen Weg sind.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wir stehen für solide Finanzen. Wir stehen dafür, dass
das Vermögen unserer Bürger geschützt wird. Wir – mit
unserer Kanzlerin an der Spitze – wollen, dass Schulden
nicht vergemeinschaftet werden. Wir wollen, dass die
Spareinlagen unserer Bürger sicher sind. Dafür danken
wir an erster Stelle unserer Kanzlerin Angela Merkel.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben die Rahmenbedingungen für Finanzge-
schäfte richtig gesetzt. Wir wollen nicht, dass manche
über alle Maßen verdienen und dafür andere bluten müs-
sen. Wir wollen die Bankenaufsicht stärken. Wir wollen
die Erhöhung des Eigenkapitals der Banken. Wir wollen
einen verbesserten Anlegerschutz. Wir wollen klare Re-
gelungen, die gewährleisten, dass das Vermögen unserer
Bürger und Betriebe sicher und geschützt ist.

Wir wollen vor allem nicht mehr Steuerbelastungen.
Peer Steinbrück hat ja angekündigt, dass er, wenn man
alles addiert, Mehrbelastungen für Bürger und Betriebe
in Höhe von rund 30 Milliarden Euro will. Wir wollen
keine Erhöhung der Abgeltungsteuer von 25 auf 32 Pro-
zent. Wir wollen keine Erhöhung der Erbschaftsteuer.
Wir halten das für falsch, Sie halten das für richtig. Wir





Cajus Caesar


(A) )


)(B)


(C (D glauben, wir sind auf dem richtigen Weg: für unsere Bürger und für unsere Betriebe. Wir wollen auch den kommunalen Bereich entlasten. Wir tun das, und zwar durch die Entlastung der Kommunen bei der Grundsicherung. Hier übernimmt der Bund zukünftig 100 Prozent – anders als zu Zeiten von Rot-Grün. Wir wollen, dass die Grundsicherung zu 100 Prozent vom Bund übernommen wird. Das bedeutet bis 2020 eine Entlastung von 50 Milliarden Euro für unsere Kommunen. Für meinen Wahlkreis beispielsweise macht das alleine im Jahre 2014 eine Entlastung um 7,3 Millionen Euro aus. Das ist eine bürgerfreundliche, eine kommunal orientierte Politik dieser Bundesregierung. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


(Roland Claus [DIE LINKE]: Wo?)


Wir wollen das Ehrenamt fördern; deshalb haben wir
auch dort angesetzt. Wir haben die steuerfreie Übungs-
leiterpauschale von 2 100 auf 2 400 Euro erhöht. Wir ha-
ben den Freibetrag für ehrenamtliche Tätigkeiten von
500 auf 720 Euro erhöht. Wir haben die Begünstigung
zweckgebundener Vereine bei der Umsatzsteuer von
35 000 auf 45 000 Euro erhöht. Das sind zugegebener-
maßen kleine Beiträge; aber es sind Beiträge. Wir wollen
das Ehrenamt nämlich fördern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Schauen wir uns die U-3-Betreuung an. Das ist eine
Landesaufgabe. Der Bund hat dafür – obwohl dies nicht
in seine Verantwortung und seinen Zuständigkeitsbe-
reich fällt – 4 Milliarden Euro bereitgestellt. Wir haben
diesen Betrag jetzt um weitere 580 Millionen Euro er-
höht; ich denke, das sollten Sie anerkennen. Das ist übri-
gens anders als in Nordrhein-Westfalen, wo man bei der
U-3-Betreuung die rote Laterne hält und wo in 2013 eine
zusätzliche Neuverschuldung in Höhe von 3,2 Milliar-
den Euro und in 2014 in Höhe von 3,5 Milliarden Euro
angedacht ist. Das ist keine auf die Zukunft ausgerich-
tete Politik. Das ist rot-grüne Politik. Wir sehen das an-
ders. Wir setzen uns ein für die zukünftigen Generatio-
nen, für Bildung, Kinder, Jugend und für die
Bevölkerung insgesamt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie blockieren, dass die verdienenden Bürger, die Ar-
beitnehmer in unserem Land, durch Milderung der kal-
ten Progression entlastet werden. Das können wir so
nicht hinnehmen. Wir wollen die Infrastruktur stärken.
Dafür stellen wir 750 Millionen Euro zusätzlich zur Ver-
fügung.

Sozial ist, was Arbeit schafft. Alle 60 Sekunden ent-
steht in Deutschland ein neuer Job. 92 Prozent der jun-
gen Menschen in unserem Land haben einen Arbeits-
platz. Das ist sozial, und das ist gerecht. Wir danken
unserer Kanzlerin, die dieses Land durch Kompetenz,
Menschlichkeit und Führungsstärke voranbringt. Diese
Politik der Union ist Zukunftspolitik.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1720908000

Als letztem Redner in dieser Haushaltsdebatte erteile

ich das Wort dem Kollegen Norbert Barthle von der
CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1720908100

Vielen Dank. – Herr Präsident! Liebe Kolleginnen

und Kollegen! Meine Damen und Herren! Am Ende ei-
ner langen Woche darf auch ich zunächst einen ganz
herzlichen Dank aussprechen – ich tue das auch im Na-
men unserer Ausschussvorsitzenden Petra Merkel, der
ich ebenfalls gute Besserung wünsche –, insbesondere
den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Haushaltsse-
kretariats unter Führung von Frau Dr. Hasenjäger; da
hinten sitzt sie, noch etwas ermattet, aber schon wieder
frisch. Wir hatten allein in den Haushaltsberatungen
– die Sondersitzungen zur Euro-Stabilisierung nicht mit-
gezählt – 57 Sitzungsstunden zu absolvieren. Wir haben
957 Änderungsanträge vorbereitet und bearbeitet, über
sie abgestimmt, argumentiert und dokumentiert.

Deshalb auch an die Mitarbeiter in den einzelnen Ar-
beitsgruppen ein ganz herzliches Dankeschön!


(Beifall im ganzen Hause)


Ich beziehe in diesen Dank das BMF ein – den Herrn
Bundesfinanzminister, die Staatssekretäre Kampeter und
Gatzer und den Haushaltsdirektor Mießen –, aber auch
die Kollegen und Kolleginnen. Ich will mich dafür be-
danken, dass wir in den langen, anstrengenden Beratun-
gen ein – das will ich betonen – gutes Miteinander, ein
kollegiales Klima hatten.

Erlauben Sie mir am Ende dieser Woche zwei, drei
kritische Anmerkungen zu dieser Debattenwoche. Ich
glaube, wenn man die ganze Woche Revue passieren
lässt, kann man eines feststellen: Die Koalition ist nach
wie vor dabei, durch harte, fleißige, akribische Arbeit ei-
nen Haushalt aufzustellen, der zum Ausdruck bringt, wo
wir stehen und wohin wir wollen, während sich die Op-
position erkennbar bereits im Wahlkampfmodus befin-
det. Das ließ sich bei den einzelnen Debattenbeiträgen
immer wieder heraushören.


(Klaus Hagemann [SPD]: Das ist ja eine sehr objektive Feststellung!)


Ich finde: Wenn der Kanzlerkandidat der SPD die Re-
gierung als „Panzerknackerbande“ bezeichnet, dann ist
das schon grenzwertig. Das kann man machen, wenn
man vor den Bochumer Stadtwerken redet; aber hier ist
das grenzwertig.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wenn Herr Trittin meint, er müsse den Ministerpräsi-
denten des erfolgreichsten Bundeslandes – Bayern – als
„Crazy Horst“ bezeichnen, dann finde ich auch das
grenzwertig. Das kann man machen, wenn man vor der
Grünen Jugend redet, aber nicht hier.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Johannes Kahrs [SPD]: Das sagt ihr doch selber! Ihr sagt doch selber „Gurkentruppe“!)






Norbert Barthle


(A) )


)(B)


(C (D Kommen wir noch einmal zum Haushalt zurück. Wir haben jetzt in der Schlussdebatte wieder erleben dürfen, dass die Opposition uns vorwirft, wir würden zu wenig sparen und wir würden nicht kontinuierlich sparen; Kollege Schneider hat es gerade eben vorgetragen. Nochmals zum Mitschreiben, meine sehr verehrten Damen und Herren: Diese Koalition reduziert konsequent, Jahr für Jahr, das strukturelle Defizit im Bundeshaushalt. Wir haben im Jahr 2010 bei weit über 30 Milliarden Euro angefangen. 2011 waren es 20 Milliarden Euro. 2012 sind es 15 Milliarden Euro. 2013 werden es 8,8 Milliarden Euro sein. Das ist, Herr Kollege Schneider, eine kontinuierlich absinkende Linie, die das klare Ziel belegt, 2014 einen strukturell ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. Mit dem 2013er-Haushalt erreichen wir das Ziel für 2016 bereits drei Jahre früher. Das ist eine Riesenleistung dieser Koalition, die Sie anerkennen sollten. Herr Steinbrück hat gesagt – die Opposition sagt das permanent –: Nie zuvor war die … Ausgangslage für … eine … Rückführung der Neuverschuldung … so günstig wie heute. Da hat er recht. Ich bedanke mich für dieses großartige Kompliment an die Bundesregierung. Die Ausgangslage ist tatsächlich gut. Das hat aber etwas mit Regierungsarbeit zu tun. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Lachen des Abg. Klaus Hagemann [SPD])


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Situation im Lande wird in der Regel von der Regie-
rung geprägt, nicht von der Opposition. Das ist eine Bin-
senweisheit, und das wissen die Menschen da draußen
auch. Also Danke für dieses Kompliment!

Dann heißt es immer, wir hätten nur Glück gehabt,
wegen der guten Steuereinnahmen. Meine Damen und
Herren, wenn das stimmt, dann gilt das auch für die
Bundesländer; denn die Hälfte der Steuereinnahmen lan-
det bei den Bundesländern. Eigenartigerweise macht das
Glück aber vor den Ländern halt, in denen – wie in Ba-
den-Württemberg – die Grünen regieren oder – wie in
Nordrhein-Westfalen – die SPD. Die machen Schulden
wie die Schweinstreiber.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wenn ich daraus lernen darf, dass das Glück nur bei den
Regierungen ankommt, die von der CDU oder von der
CSU geführt werden, dann ist das eine schöne Botschaft
an die Wählerinnen und Wähler; dann wissen sie, was
sie im kommenden Jahr zu tun haben. Herzlichen Dank
auch dafür!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dann wurde argumentiert mit den Schulden, die sich
im Laufe dieser Legislaturperiode addiert haben.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1720908200

Kollege Barthle, gestatten Sie eine Zwischenfrage?


Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1720908300

In dieser letzten Rede nicht mehr. Es war jetzt lange

genug, eine ganze Woche lang, Gelegenheit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich erinnere nochmals an die Ausgangslage: Nach dem
Steinbrück-Etat waren 86 Milliarden Euro neue Schul-
den vorgesehen. Wer beobachten will, wie engagiert die
SPD ans Sparen geht, der muss sich die mittelfristige Fi-
nanzplanung des Herrn Steinbrück anschauen: Was sah
er für 2013 vor? 46 Milliarden Euro Schulden.

Wir machen nicht 46 Milliarden Euro, sondern
17,1 Milliarden Euro neue Schulden. Auch hier liegen
wir fast 30 Milliarden Euro unter Steinbrücks Planung,
unter der Planung der SPD. Wir sind deutlich engagierter,
stringenter und konsequenter, wenn es darum geht,
Schulden zurückzuführen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dabei kommt hinzu, dass von der Opposition ganz
lässig permanent nicht zur Kenntnis genommen wird,
dass wir in diesem und im kommenden Jahr rund
20 Milliarden Euro in die Kapitalstöcke des Europäi-
schen Stabilitätsmechanismus und der Europäischen In-
vestitionsbank abführen. Das sind Transfers auf andere
Konten. Das Geld liegt dort als Guthaben und erbringt
im Übrigen auch Zinsen. Wir sprechen hier von insge-
samt 20 Milliarden Euro! Wenn Sie diese Zahlungen von
unserer Nettoneuverschuldung in 2013 abziehen wür-
den, dann sähen Sie, dass unsere Nettokreditaufnahme
viel geringer wäre.

Daneben wird auch nicht zur Kenntnis genommen,
dass wir die Kommunen in den nächsten Jahren deutlich
entlasten, und zwar um insgesamt 60 Milliarden Euro.
Das ist eine Leistung dieser Koalition! Das haben Sie so
nie hinbekommen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich will noch einmal die Vorschläge, die die Opposi-
tion permanent macht, zusammenfassen:

Auf die Steuererhöhungen wurde schon hingewiesen.
Die Parteitagsbeschlüsse der Grünen sprechen eine deut-
liche Sprache. Die FAZ hat geschrieben: Die Grünen be-
finden sich „im Sozialrausch“. Manchmal hat man den
Eindruck, Sie müssten Ihre Farbe wechseln und ein biss-
chen mehr Rot in das Grün mischen. Das würde der Sa-
che gerechter.

Während wir hier in der Schlussberatung zum Haus-
halt sind, wurde im Bundesrat das Steuerabkommen mit
der Schweiz auf Betreiben der SPD behindert.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dafür sollten Sie sich eigentlich schämen. Das war reine
Parteistrategie.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)






Norbert Barthle


(A) )


)(B)


(C (D Ich hätte erwartet, dass der designierte Kanzlerkandidat der SPD seiner staatsmännischen Verantwortung gerecht wird und die Ministerpräsidenten zur Vernunft bringt. Nein, das hat er nicht getan. Ich vermute, er hat sich mit seiner Kavallerie etwas vergaloppiert und ist von dem Gaul nicht mehr heruntergekommen. Das wird wahrscheinlich der Hintergrund sein. (Johannes Kahrs [SPD]: Willst du jetzt Wahlkampf machen?)


(Otto Fricke [FDP]: Wo ist er denn?)


(Johannes Kahrs [SPD]: Das ist doch Unsinn!)


In dieser Woche hätte Herr Steinbrück die Chance ge-
habt, zum Goldenen Reiter der SPD aufzusteigen. Nein,
die Chance hat er verpasst. Er macht sich zum Don
Quichotte der SPD, und der Herr Gabriel darf den
Sancho Pansa machen. Das ist doch peinlich.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Kommen wir zu dem weiteren Vorwurf der Opposi-
tion, nämlich: Wir würden durch einen Griff in die So-
zialkassen einen sozialen Kahlschlag betreiben.


(Johannes Kahrs [SPD]: So ist das!)


Liebe Bürgerinnen und Bürger draußen, es ist tatsächlich
wahr: Wenn wir wollten, könnten wir die Nettokreditauf-
nahme unter Hintanstellung aller Vernunft auf nahezu
null senken.


(Johannes Kahrs [SPD]: Tut ihr aber nicht!)


Dafür bräuchten wir nur alle Rücklagen der Sozialkassen
abzugreifen. Das tun wir nicht. Wir lassen die Rücklagen
im Gesundheitsfonds, in den Krankenkassen und in der
Rentenversicherung ein Stück weit stehen.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Zig Milliarden nehmt ihr heraus! – Johannes Kahrs [SPD]: Unglaublich! Das ist glatt gelogen!)


– Sie würden das anders machen. Eher legt sich ein
Hund einen Wurstvorrat an, als dass Sozialdemokraten
irgendwo Rücklagen stehen lassen würden. Wir lassen
sie stehen. – Das ist Vorsorge für die Zukunft. Deshalb
ist das an dieser Stelle auch richtig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Gleichzeitig investieren wir mehr: in Verkehr, in Bil-
dung, in Forschung, in die Bereiche, die unsere Zukunft
garantieren.


(Johannes Kahrs [SPD]: Ihr habt doch den Gesundheitsfonds ausgeräumt!)


Deshalb ist diese Koalition gut für die Zukunft dieses
Landes und gut für Europa,


(Johannes Kahrs [SPD]: Unglaublich!)


und deshalb werden wir auch im kommenden Jahr diese
Arbeit kontinuierlich und fleißig fortsetzen.


(Johannes Kahrs [SPD]: Billiger Wahlkampf!)


Danke.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Johannes Kahrs [SPD]: Nur zum Haushalt hast du nichts gesagt!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1720908400

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Schlussabstimmung über das Haus-
haltsgesetz 2013. Es geht um die Drucksachen 17/10200,
17/10202, 17/10801, 17/10802, 17/10804 bis 17/10809,
17/10811 bis 17/10814, 17/10816, 17/10821 bis 17/10825.

Es ist namentliche Abstimmung verlangt. Ich möchte
Sie daran erinnern, dass nach der namentlichen Abstim-
mung einfache Abstimmungen über Entschließungsan-
träge folgen werden.

Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, ihre
Plätze einzunehmen. – Sind jetzt alle Abstimmungs-
plätze mit Schriftführern besetzt? – Das ist der Fall. Ich
eröffne die Abstimmung.

Ist ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
Stimme noch nicht abgeben konnte? – Das ist nicht der
Fall. Ich schließe die Abstimmung und bitte die Schrift-
führerinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zu
beginnen. Das Ergebnis der Abstimmung wird Ihnen
später bekannt gegeben.1)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, damit wir die Ab-
stimmungen fortsetzen können und das Präsidium zwei-
felsfrei die Abstimmungsergebnisse feststellen kann,
bitte ich Sie, Platz zu nehmen.

Wer setzen jetzt die Abstimmungen fort und kommen
zu den Entschließungsanträgen.

Wir beginnen mit der Abstimmung über den Ent-
schließungsantrag der Fraktion der SPD auf Drucksache
17/11601. Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? –
Wer enthält sich? – Der Entschließungsantrag ist abge-
lehnt.

Wir stimmen nun über die acht Entschließungsanträge
der Fraktion Die Linke ab.

Entschließungsantrag auf Drucksache 17/11564. Wer
stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält
sich? – Der Entschließungsantrag ist abgelehnt.

Entschließungsantrag auf Drucksache 17/11566. Wer
stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält
sich? – Der Entschließungsantrag ist abgelehnt.

Wir kommen zum Entschließungsantrag auf Druck-
sache 17/11567. Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dage-
gen? – Wer enthält sich? – Auch dieser Entschließungs-
antrag ist abgelehnt.

Wir kommen zum Entschließungsantrag auf Druck-
sache 17/11569. Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dage-
gen? – Wer enthält sich? – Der Entschließungsantrag ist
abgelehnt.

1) Ergebnis Seite 25548 C





Vizepräsidentin Petra Pau


(A) )


)(B)

Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 569;
davon

ja: 311
nein: 258

Ja

CDU/CSU

Peter Altmaier
Peter Aumer
Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Norbert Barthle
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck


(Reutlingen)

Manfred Behrens (Börde)

Veronika Bellmann
Dr. Christoph Bergner
Peter Beyer
Steffen Bilger
Clemens Binninger
Peter Bleser
Dr. Maria Böhmer
Wolfgang Börnsen


(Bönstrup)

Wolfgang Bosbach
Norbert Brackmann
Klaus Brähmig

Michael Brand
Dr. Reinhard Brandl
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Dr. Helge Braun
Heike Brehmer
Ralph Brinkhaus
Cajus Caesar
Gitta Connemann
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Dr. Thomas Feist
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Dirk Fischer (Hamburg)


(Karlsruhe Land)

Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich


(Hof)

Michael Frieser
Erich G. Fritz
Hans-Joachim Fuchtel
Alexander Funk
Ingo Gädechens
Dr. Peter Gauweiler
Dr. Thomas Gebhart
Norbert Geis

Alois Gerig
Eberhard Gienger
Josef Göppel
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Reinhard Grindel
Michael Grosse-Brömer
Markus Grübel
Manfred Grund
Monika Grütters
Olav Gutting
Florian Hahn
Dr. Stephan Harbarth
Jürgen Hardt
Gerda Hasselfeldt
Dr. Matthias Heider
Helmut Heiderich
Mechthild Heil
Frank Heinrich
Rudolf Henke
Michael Hennrich
Ansgar Heveling
Peter Hintze
Christian Hirte
Robert Hochbaum
Karl Holmeier
Franz-Josef Holzenkamp
Joachim Hörster
Anette Hübinger
Hubert Hüppe
Thomas Jarzombek

Dieter Jasper
Dr. Franz Josef Jung
Andreas Jung (Konstanz)

Bartholomäus Kalb
Steffen Kampeter
Alois Karl
Bernhard Kaster

(Villingen Schwenningen)

Volker Kauder
Dr. Stefan Kaufmann
Roderich Kiesewetter
Eckart von Klaeden
Ewa Klamt
Volkmar Klein
Jürgen Klimke
Axel Knoerig
Jens Koeppen
Manfred Kolbe
Dr. Rolf Koschorrek
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Rüdiger Kruse
Bettina Kudla
Dr. Hermann Kues
Günter Lach
Dr. Karl A. Lamers


(Heidelberg)


(C (D Entschließungsantrag auf Drucksache 17/11572. Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Entschließungsantrag ist abgelehnt. Wir kommen zum Entschließungsantrag auf Drucksache 17/11573. Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Entschließungsantrag ist abgelehnt. Wir kommen zum Entschließungsantrag auf Drucksache 17/11602. Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Auch dieser Entschließungsantrag ist abgelehnt. Entschließungsantrag auf Drucksache 17/11603. Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Entschließungsantrag ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen, der SPD-Fraktion und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen gegen die Stimmen der Fraktion Die Linke abgelehnt. Schließlich kommen wir zur Abstimmung über fünf Entschließungsanträge der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Entschließungsantrag auf Drucksache 17/11565. Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Entschließungsantrag ist abgelehnt. Entschließungsantrag auf Drucksache 17/11568. Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Entschließungsantrag ist abgelehnt. Entschließungsantrag auf Drucksache 17/11570. Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Entschließungsantrag ist abgelehnt. Entschließungsantrag auf Drucksache 17/11571. Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Entschließungsantrag ist abgelehnt. Entschließungsantrag auf Drucksache 17/11604. Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Auch dieser Entschließungsantrag ist abgelehnt. Bis zum Vorliegen des Ergebnisses der namentlichen Abstimmung unterbreche ich die Sitzung. Die unterbrochene Sitzung ist wieder eröffnet. Ich bitte, die notwendige Aufmerksamkeit für das Ergebnis der Schlussabstimmung über den Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2013 herzustellen. Ich gebe das von den Schriftführerinnen und Schriftführern ermittelte Ergebnis der namentlichen Abstimmung bekannt: abgegebene Stimmen 570. Mit Ja haben 312 Kolleginnen und Kollegen gestimmt, mit Nein haben 258 Kolleginnen und Kollegen gestimmt. Kein Kollege und keine Kollegin haben sich enthalten. Der Gesetzentwurf ist angenommen. Vizepräsidentin Petra Pau )


(Unterbrechung von 13.18 bis 13.19 Uhr)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1720908500




(A) )

(C


(D Andreas G. Lämmel Dr. Norbert Lammert Katharina Landgraf Ulrich Lange Dr. Max Lehmer Paul Lehrieder Dr. Ursula von der Leyen Ingbert Liebing Matthias Lietz Dr. Carsten Linnemann Patricia Lips Dr. Jan-Marco Luczak Daniela Ludwig Dr. Michael Luther Karin Maag Dr. Thomas de Maizière Hans-Georg von der Marwitz Andreas Mattfeldt Stephan Mayer Dr. Michael Meister Maria Michalk Dr. h. c. Hans Michelbach Dr. Mathias Middelberg Philipp Mißfelder Dietrich Monstadt Marlene Mortler Dr. Gerd Müller Stefan Müller Dr. Philipp Murmann Bernd Neumann Michaela Noll Dr. Georg Nüßlein Franz Obermeier Eduard Oswald Henning Otte Dr. Michael Paul Rita Pawelski Ulrich Petzold Dr. Joachim Pfeiffer Sibylle Pfeiffer Beatrix Philipp Ronald Pofalla Christoph Poland Ruprecht Polenz Eckhard Pols Thomas Rachel Dr. Peter Ramsauer Eckhardt Rehberg Katherina Reiche Lothar Riebsamen Josef Rief Klaus Riegert Dr. Heinz Riesenhuber Johannes Röring Dr. Norbert Röttgen Dr. Christian Ruck Erwin Rüddel Albert Rupprecht Anita Schäfer Dr. Wolfgang Schäuble Dr. Annette Schavan Dr. Andreas Scheuer Karl Schiewerling Norbert Schindler Tankred Schipanski Georg Schirmbeck Christian Schmidt Patrick Schnieder Dr. Andreas Schockenhoff Nadine Schön Dr. Kristina Schröder Dr. Ole Schröder Bernhard Schulte-Drüggelte Uwe Schummer Armin Schuster (Weil am Rhein)


(Wiesbaden)

Detlef Seif
Johannes Selle
Reinhold Sendker
Dr. Patrick Sensburg
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Jens Spahn
Carola Stauche
Dr. Frank Steffel
Erika Steinbach
Christian Freiherr von Stetten
Dieter Stier
Gero Storjohann
Stephan Stracke
Max Straubinger
Karin Strenz
Thomas Strobl (Heilbronn)

Lena Strothmann
Michael Stübgen
Dr. Peter Tauber
Antje Tillmann
Dr. Hans-Peter Uhl
Arnold Vaatz
Volkmar Vogel (Kleinsaara)

Stefanie Vogelsang
Andrea Astrid Voßhoff
Marco Wanderwitz
Kai Wegner
Marcus Weinberg (Hamburg)

Peter Weiß (Emmendingen)

Sabine Weiss (Wesel I)

Ingo Wellenreuther
Karl-Georg Wellmann
Peter Wichtel
Annette Widmann-Mauz
Klaus-Peter Willsch
Elisabeth Winkelmeier-

Becker
Dagmar G. Wöhrl
Dr. Matthias Zimmer
Wolfgang Zöller
Willi Zylajew

FDP

Jens Ackermann
Christian Ahrendt
Christine Aschenberg-

Dugnus
Daniel Bahr (Münster)

Sebastian Blumenthal
Claudia Bögel
Nicole Bracht-Bendt
Rainer Brüderle
Angelika Brunkhorst
Ernst Burgbacher
Marco Buschmann
Sylvia Canel
Helga Daub

Reiner Deutschmann
Bijan Djir-Sarai
Patrick Döring
Mechthild Dyckmans
Hans-Werner Ehrenberg
Rainer Erdel
Jörg van Essen
Ulrike Flach
Otto Fricke
Dr. Edmund Peter Geisen
Dr. Wolfgang Gerhardt
Hans-Michael Goldmann
Heinz Golombeck
Miriam Gruß
Joachim Günther (Plauen)

Heinz-Peter Haustein
Manuel Höferlin
Birgit Homburger
Heiner Kamp
Michael Kauch
Dr. Lutz Knopek
Pascal Kober
Dr. Heinrich L. Kolb
Gudrun Kopp
Dr. h. c. Jürgen Koppelin
Sebastian Körber
Holger Krestel
Patrick Kurth (Kyffhäuser)

Heinz Lanfermann
Sibylle Laurischk
Harald Leibrecht
Lars Lindemann
Dr. Martin Lindner (Berlin)

Michael Link (Heilbronn)

Dr. Erwin Lotter
Oliver Luksic
Horst Meierhofer
Patrick Meinhardt
Gabriele Molitor
Jan Mücke
Burkhardt Müller-Sönksen
Dr. Martin Neumann


(Lausitz)

Dirk Niebel
Hans-Joachim Otto


(Frankfurt)

Cornelia Pieper
Gisela Piltz
Jörg von Polheim
Dr. Birgit Reinemund
Dr. Peter Röhlinger
Dr. Stefan Ruppert
Björn Sänger
Frank Schäffler
Christoph Schnurr
Jimmy Schulz
Marina Schuster
Dr. Erik Schweickert
Werner Simmling
Judith Skudelny
Dr. Hermann Otto Solms
Joachim Spatz
Dr. Max Stadler
Torsten Staffeldt
Dr. Rainer Stinner
Stephan Thomae
Manfred Todtenhausen
Dr. Florian Toncar
Serkan Tören

Johannes Vogel

(Lüdenscheid)


Dr. Daniel Volk
Dr. Guido Westerwelle
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Volker Wissing
Hartfrid Wolff (Rems-Murr)


Nein

SPD

Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Heinz-Joachim Barchmann
Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Klaus Barthel
Sören Bartol
Bärbel Bas
Sabine Bätzing-Lichtenthäler
Dirk Becker
Uwe Beckmeyer
Lothar Binding (Heidelberg)

Gerd Bollmann
Klaus Brandner
Willi Brase
Edelgard Bulmahn
Marco Bülow
Ulla Burchardt
Petra Crone
Dr. Peter Danckert
Martin Dörmann
Elvira Drobinski-Weiß
Sebastian Edathy
Ingo Egloff
Siegmund Ehrmann
Petra Ernstberger
Karin Evers-Meyer
Elke Ferner
Gabriele Fograscher
Dr. Edgar Franke
Dagmar Freitag
Sigmar Gabriel
Michael Gerdes
Martin Gerster
Iris Gleicke
Günter Gloser
Ulrike Gottschalck
Angelika Graf (Rosenheim)

Kerstin Griese
Gabriele Groneberg
Wolfgang Gunkel
Hans-Joachim Hacker
Bettina Hagedorn
Klaus Hagemann
Michael Hartmann


(Wackernheim)

Hubertus Heil (Peine)

Wolfgang Hellmich
Rolf Hempelmann
Dr. Barbara Hendricks
Gustav Herzog
Gabriele Hiller-Ohm
Petra Hinz (Essen)

Dr. Eva Högl
Christel Humme
Oliver Kaczmarek
Johannes Kahrs
Dr. h. c. Susanne Kastner





Vizepräsidentin Petra Pau


(A) )


)(B)


(D Katja Mast Hilde Mattheis Ullrich Meßmer Dr. Matthias Miersch Franz Müntefering Dr. Rolf Mützenich Thomas Oppermann Holger Ortel Aydan Özoğuz Heinz Paula Johannes Pflug Joachim Poß Dr. Wilhelm Priesmeier Florian Pronold Dr. Sascha Raabe Mechthild Rawert Stefan Rebmann Gerold Reichenbach Dr. Carola Reimann Sönke Rix René Röspel Dr. Ernst Dieter Rossmann Karin Roth Michael Roth Marlene Rupprecht Annette Sawade Axel Schäfer Bernd Scheelen Marianne Schieder Werner Schieder Ulla Schmidt Carsten Schneider Ottmar Schreiner Swen Schulz Ewald Schurer Dr. Marlies Volkmer Andrea Wicklein Heidemarie Wieczorek-Zeul Dr. Dieter Wiefelspütz Waltraud Wolff Uta Zapf Dagmar Ziegler Manfred Zöllmer Brigitte Zypries DIE LINKE Jan van Aken Agnes Alpers Dr. Dietmar Bartsch Herbert Behrens Karin Binder Matthias W. Birkwald Heidrun Bluhm Steffen Bockhahn Christine Buchholz Eva Bulling-Schröter Dr. Martina Bunge Roland Claus Sevim Dağdelen Dr. Diether Dehm Heidrun Dittrich Werner Dreibus Dr. Dagmar Enkelmann Klaus Ernst Wolfgang Gehrcke Nicole Gohlke Annette Groth Dr. Gregor Gysi Heike Hänsel Dr. Rosemarie Hein Dorothée Menzner Kornelia Möller Niema Movassat Wolfgang Nešković Thomas Nord Petra Pau Jens Petermann Richard Pitterle Yvonne Ploetz Ingrid Remmers Paul Schäfer Michael Schlecht Dr. Ilja Seifert Kathrin Senger-Schäfer Raju Sharma Dr. Petra Sitte Sabine Stüber Alexander Süßmair Dr. Kirsten Tackmann Frank Tempel Alexander Ulrich Kathrin Vogler Johanna Voß Halina Wawzyniak Harald Weinberg Jörn Wunderlich Sabine Zimmermann BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Kerstin Andreae Marieluise Beck Volker Beck Cornelia Behm Birgitt Bender Agnes Brugger Ute Koczy Tom Koenigs Sylvia Kotting-Uhl Oliver Krischer Fritz Kuhn Renate Künast Markus Kurth Undine Kurth Monika Lazar Dr. Tobias Lindner Nicole Maisch Jerzy Montag Kerstin Müller Beate Müller-Gemmeke Omid Nouripour Friedrich Ostendorff Dr. Hermann E. Ott Lisa Paus Brigitte Pothmer Claudia Roth Krista Sager Manuel Sarrazin Elisabeth Scharfenberg Dr. Gerhard Schick Ulrich Schneider Dorothea Steiner Dr. Wolfgang Strengmann Kuhn Hans-Christian Ströbele Dr. Harald Terpe Markus Tressel Jürgen Trittin Daniela Wagner Beate Walter-Rosenheimer Arfst Wagner Wolfgang Wieland Josef Philip Winkler Ich rufe auf den Tagesordnungspunkt V: Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Umsetzung eines Maßnahmenpakets zur Stabilisierung des Finanzmarktes (Drittes Finanzmarktstabilisierungsgesetz – 3. FMStG)


(Tuchenbach)


(Schwandorf)


(Wolmirstedt)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


– Drucksache 17/11138 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Haushalts-
ausschusses (8. Ausschuss)


– Drucksache 17/11586 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Norbert Barthle
Carsten Schneider (Erfurt)

Dr. Florian Toncar
Dr. Gesine Lötzsch
Priska Hinz (Herborn)


(CUlrich Kelber Lars Klingbeil Hans-Ulrich Klose Daniela Kolbe Fritz Rudolf Körper Anette Kramme Angelika Krüger-Leißner Ute Kumpf Christine Lambrecht Christian Lange Dr. Karl Lauterbach Steffen-Claudio Lemme Burkhard Lischka Gabriele Lösekrug-Möller Kirsten Lühmann Caren Marks Frank Schwabe Dr. Martin Schwanholz Rolf Schwanitz Stefan Schwartze Rita Schwarzelühr-Sutter Dr. Carsten Sieling Sonja Steffen Peer Steinbrück Dr. Frank-Walter Steinmeier Christoph Strässer Kerstin Tack Dr. h. c. Wolfgang Thierse Franz Thönnes Wolfgang Tiefensee Rüdiger Veit Ute Vogt Inge Höger Dr. Barbara Höll Andrej Hunko Ulla Jelpke Dr. Lukrezia Jochimsen Harald Koch Jan Korte Jutta Krellmann Katrin Kunert Sabine Leidig Michael Leutert Stefan Liebich Ulla Lötzer Dr. Gesine Lötzsch Thomas Lutze Ulrich Maurer Viola von Cramon-Taubadel Katja Dörner Harald Ebner Hans-Josef Fell Dr. Thomas Gambke Kai Gehring Katrin Göring-Eckardt Britta Haßelmann Priska Hinz Dr. Anton Hofreiter Bärbel Höhn Ingrid Hönlinger Thilo Hoppe Katja Keul Memet Kilic Maria Klein-Schmeinka Vizepräsidentin Petra Pau )





(A) )

(C


(D Zu dem Gesetzentwurf liegen ein Änderungsantrag und ein Entschließungsantrag der Fraktion der SPD vor. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Abweichend von der verteilten Redeliste hat als Erster der Kollege Peter Aumer für die Unionsfraktion das Wort. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Peter Aumer (CSU):
Rede ID: ID1720908600

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

Damen und Herren! Wir leisten heute einen wesentli-
chen Beitrag, zwei Prinzipien unserer sozialen Markt-
wirtschaft wieder näher zusammenzuführen, und zwar
Risiko und Verantwortung. Nicht der Staat, sondern die
Verursacher der Finanzkrise müssen für die verursachten
Kosten ihren Anteil tragen.

Nach den Verwerfungen auf den internationalen und
nationalen Finanzmärkten haben wir durch die Finanz-
marktstabilisierungsgesetze innerhalb kürzester Zeit ver-
lässliche Regelungen des Schutzes gegen systemische
Bankenrisiken eingeführt. Damit haben wir unmittelbar
und zielgerichtet nach dem Einsetzen der Finanzmarkt-
krise reagiert. Diese Politik hat wesentlich zur Stabilisie-
rung der Finanzmärkte in den letzten Jahren beigetragen.

Durch das Dritte Finanzmarktstabilisierungsgesetz,
das wir heute beschließen werden, wird die Möglichkeit
verlängert werden, Stabilisierungsmaßnahmen über den
Finanzmarktstabilisierungsfonds zu erhalten, und zwar
bis zum Inkrafttreten der einheitlichen europäischen
Restrukturierungsvorgaben. Mit der Umsetzung des Ent-
wurfs der Richtlinie zur Festlegung eines Rahmens für
die Sanierung und Abwicklung von Kreditinstituten und
Wertpapierfirmen ist erst im Jahr 2015 zu rechnen.

Mit dem heute zu beschließenden Gesetzentwurf ver-
folgen wir zwei Kernziele: Zum einen sichern wir durch
die Ausweitung der Laufzeit des Soffin bis Ende 2014
unsere Handlungsmöglichkeiten, im Falle einer systemi-
schen Krise schnell und angemessen reagieren zu kön-
nen, um Verwerfungen auf den Finanzmärkten zu ver-
hindern.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Zum anderen wollen wir Belastungen durch mögliche
Bankenrettungen für die öffentlichen Haushalte und da-
mit eine Belastung für jeden Bürger und jede Bürgerin
möglichst vermeiden.

Finanzmarktstabilisierungsfonds und Restrukturie-
rungsfonds werden enger miteinander verknüpft. Für
Verluste aus Rettungsmaßnahmen werden in Zukunft
auch Beiträge aus der Bankenabgabe verwendet. Das
entspricht aus unserer Sicht dem Verursacherprinzip und
ist im deutlichen Interesse der Bürgerinnen und Bürger.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Neue Erkenntnis!)


– Das ist keine neue Erkenntnis, sondern eine Erkennt-
nis, die wir umgesetzt haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Liebe Kollegen der SPD – das passt gerade schön –,
wenn ich den Entschließungsantrag lese, den Sie heute
in die Debatte einbringen, dann frage ich mich, in wel-
cher Welt Sie leben. Was das Eigenlob angeht, das Sie in
der allgemeinen Begründung bringen: Die SPD sollte
nicht die eigenen Vorhaben, die man in Regierungsver-
antwortung nicht umsetzen konnte, jetzt in den Himmel
loben. Das ist, glaube ich, Ihrer Arbeit nicht angemes-
sen, meine sehr geehrten Damen und Herren von der
SPD, und entspricht auch nicht dem, was Sie in der Zeit
Ihrer Regierungsverantwortung hätten umsetzen müs-
sen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wir waren es, meine sehr geehrten Damen und Her-
ren der Opposition, die verantwortungsvolle Finanzpoli-
tik und Regulierungsmaßnahmen auf den Weg gebracht
haben. Die drei Restrukturierungsgesetze – heute wer-
den wir das dritte verabschieden – sind unter Federfüh-
rung der Regierung Merkel auf den Weg gebracht wor-
den.

Ihr Kanzlerkandidat Steinbrück, über den in letzter
Zeit viel diskutiert wird, hat vor kurzem ein Papier mit
seinen finanzmarktpolitischen Vorstellungen, seinen Re-
gulierungsvorschlägen und seinen Programmen vorge-
stellt, die er gern auf den Weg bringen möchte. Er hat
viel Wind gemacht, aber Substanzielles war nicht dabei.
Er hat keine Neuerungen vorgeschlagen. All das, was
wir im Bundestag bereits verabschiedet haben, hat er
wieder aufgewärmt, all das, was auf europäischer Ebene
schon in Arbeit ist, verkauft er als große Neuerung. Viel
Lärm um nichts, meine sehr geehrten Damen und Herren
der SPD. Das gilt auch für den Antrag, den Sie heute
eingebracht haben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir wollen – das ist der Auftrag, den wir von den
Bürgerinnen und Bürgern bekommen haben – verlässli-
che Politik machen, auch was die Finanzmärkte betrifft.
Wir wollen dem Grundprinzip der sozialen Marktwirt-
schaft wieder Geltung verschaffen. Der große Ludwig
Erhard, der einer der Väter der sozialen Marktwirtschaft
war, hat einmal einen Satz gesagt, der zu dem vorliegen-
den Gesetzentwurf passt:

Der tiefe Sinn der Sozialen Marktwirtschaft liegt
darin, das Prinzip der Freiheit auf dem Markt mit
dem des sozialen Ausgleichs und der sittlichen Ver-
antwortung jedes Einzelnen dem Ganzen gegenüber
zu verbinden.

Diesem Prinzip verhelfen wir mit dem vorliegenden
Gesetzentwurf zur Geltung. Es war sicherlich nicht ein-
fach, in dieser schwierigen Zeit verlässliche Entschei-
dungen zu treffen. Die christlich-liberale Koalition hat
das gemacht. Unser Finanzminister Wolfgang Schäuble
verhandelt sehr klug auf europäischer Ebene über die





Peter Aumer


(A) )


)(B)


(C (D Einführung einer Finanztransaktionsteuer. Er ist derjenige, der dieses Thema auf den Weg bringt – nicht Sie, die Sie hohle Forderungen aufstellen, von denen Sie genau wissen, dass sie nicht umgesetzt werden können. Wir stellen uns unserer Verantwortung und setzen unsere Konzepte um. (Dr. Carsten Sieling [SPD]: Ohne uns hätten Sie nie darüber gesprochen!)


Das tun wir in der verlässlichen Art und Weise, die
man von einer christlich-liberalen Koalition erwartet.

Deswegen bitte ich Sie, meine sehr geehrten Damen
und Herren, um Zustimmung zu diesem Gesetzentwurf.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1720908700

Das Wort hat der Kollege Carsten Schneider für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1720908800

Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! Das ist

eine für Deutschland teure Lernkurve, die CDU/CSU
und FDP hier gemacht haben. Warum?


(Ralph Brinkhaus [CDU/CSU]: Ja, warum?)


Dieses Gesetz bringt die zweite Verlängerung und ist da-
mit das Dritte Finanzmarktstabilisierungsgesetz. Wir re-
den hier über mehr Geld, als der Bundeshaushalt um-
fasst, den wir eben verabschiedet haben. Es geht darum,
bis zum Ende, in zwei Jahren, dem Soffin die Möglich-
keit zu geben, Bürgschaften in Höhe von 400 Milliarden
Euro oder Rekapitalisierungshilfe für die Banken in
Höhe von 80 Milliarden Euro zur Verfügung zu stellen.

Im Jahr 2008, beim ersten Gesetz dazu, haben wir als
Sozialdemokraten gesagt: Es ist entscheidend, dass der
Sektor – der Bankensektor, der Finanzsektor –, der von
der Stabilisierung profitiert, auch für die Kosten auf-
kommt, Stichwort: Bankenabgabe. Damals haben Sie
das verhindert.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Eingeführt!)


Die Kosten unter dem Strich betragen Pi mal Daumen
– wir wissen es noch nicht genau; das werden wir in
20 Jahren wissen – zwischen 20 Milliarden und 30 Mil-
liarden Euro. Ich glaube, das ist eine reale Schätzung.
Ich kann Ihnen noch genau die Beteiligten nennen, die
damals dagegen waren. Jetzt ändern Sie Ihre Meinung
und führen die Bankenabgabe ein. Das ist in Ordnung.
Es ist eine teure Lernkurve, aber immerhin.

Herr Kollege Aumer hat gerade gesagt: Der Steuer-
zahler soll nie wieder für die Verluste der Banken haf-
ten. – Tritt das mit der von Ihnen konzipierten Banken-
abgabe aber ein? Ich weiß nicht, welche Vorstellungen
Sie von Banken haben. Meinen Sie Sparkassen oder
Volks- und Raiffeisenbanken? Die Deutsche Bank jeden-
falls werden wir mit dem avisierten Geld nicht abwi-
ckeln können. Das ist doch vollkommen klar.

Wie hoch ist das Volumen der Bankenabgabe? Das
hängt natürlich von der Konjunktur und auch der Ge-
winnsituation der Banken ab. Bis heute haben wir in
zwei Jahren 1,1 Milliarden Euro oder 1,2 Milliarden
Euro eingenommen.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: 1,3!)


– 1,3 Milliarden Euro, vielen Dank. – Das ist nicht so
viel. Ich möchte Ihnen die Situation einmal veranschau-
lichen. Wenn eine mittelgroße Bank so große Verluste
macht, dass sie pleite geht, dann müssten wir bei einem
Volumen von 20 Milliarden Euro bei diesem Tempo
40 Jahre ansparen, um diese Bank abzusichern. Es ist
eine Schimäre.


(Beifall bei der SPD)


Um Ihnen den Weg zu ebnen, haben wir einen Ände-
rungsantrag eingebracht. Wir wollen, dass deutlich mehr
Einnahmen erzielt werden. Wir als SPD-Fraktion schla-
gen eine Verdoppelung der Bankenabgabe vor.


(Ralph Brinkhaus [CDU/CSU]: Haben Sie das eigentlich mal durchgerechnet? – Zuruf des Abg. Dr. Volker Wissing [FDP])


– Das reicht natürlich nicht für die Deutsche Bank, Herr
Wissing. Das ist doch klar. Dafür müssten Sie bei der
Regulierung viel stärker ansetzen. Die Deutsche Bank ist
von ihrem Bilanzvolumen her größer als die deutsche
Volkswirtschaft. „Eigentlich sollte das anders sein“, hat
die Kanzlerin einmal gesagt. Was haben Sie regulato-
risch eigentlich dagegen getan, dass die Deutsche Bank
noch größer geworden ist, als sie es vor der Finanzkrise
war? Dass wir als Steuerzahler, als Staat das Risiko tra-
gen, sie bei einer Pleite letztendlich auffangen zu müs-
sen, dass ihr die Staatshaftung garantiert wird und sie
deswegen immense Zinsvorteile von fast 2,5 Milliarden
Euro hat, für die wir keinen Cent Entgelt bekommen, da-
gegen haben Sie nichts getan. Daran sieht man, auf wel-
cher Seite die Bankenlobby sitzt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Viel wichtiger als dieses Gesetz ist aber die Verhand-
lungslinie auf europäischer Ebene. Mein Kollege hat das
eben angesprochen, was Bankenaufsicht und Restruktu-
rierung anbetrifft. Ich meine – da haben wir einen Kon-
sens –, das muss man in Ruhe entscheiden. Dass auf die-
ser Sache so ein Druck lastet, hängt ja damit zusammen,
dass die Bundeskanzlerin im Juni dieses Jahres zugesagt
hat, ausländische Banken über den Europäischen Stabili-
tätsmechanismus, also auch über deutsche Steuergelder,
direkt zu rekapitalisieren. Natürlich wollen alle den di-
rekten Zugriff; dem ist jetzt nur die Bankenaufsicht vor-
geschaltet.

Ich halte es eigentlich für einen Fehler – daher bin ich
skeptisch –, die Europäische Zentralbank mit einem wei-
teren Thema, für das sie eigentlich nicht zuständig ist, zu
überfrachten.


(Ralph Brinkhaus [CDU/CSU]: Ist das die Meinung der SPD?)






Carsten Schneider (Erfurt)



(A) )


)(B)


(C (D – Warten Sie! – Außerdem will gut Ding Weile haben. Wenn Sie eine Aufsicht auf europäischer Ebene schaffen, braucht es zwingend ein Abwicklungsregime. (Ralph Brinkhaus [CDU/CSU]: Wo ist da der Widerspruch bei uns?)


Es macht keinen Sinn, eine Aufsicht zu haben, aber im
Endeffekt nicht eingreifen und eine Bank nicht abwi-
ckeln zu können. Das Europäische Parlament hat dazu
Vorschläge gemacht, die Sie nicht aufgegriffen haben.
Ich wüsste gern einmal: Was ist eigentlich die Strategie
der Bundesregierung, außer den Beschluss von Juni wie-
der zu kassieren? Ich kann keine Strategie erkennen. Mit
einer reinen Verhinderungspolitik auf europäischer
Ebene werden wir jedenfalls keine Ordnung und kein eu-
ropäisches Abwicklungsregime bekommen.


(Ralph Brinkhaus [CDU/CSU]: Wer verhindert denn was?)


Vielmehr bekommen wir durch Ihre Zustimmung „Euro-
Bonds light“, indem Banken direkt über den ESM reka-
pitalisiert werden. Deswegen lehnen wir diesen Gesetz-
entwurf ab.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1720908900

Das Wort hat der Kollege Dr. Florian Toncar für die

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Florian Toncar (FDP):
Rede ID: ID1720909000

Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen!

Liebe Kollegen! Allein die Zeit, zu der wir diese Debatte
heute führen, zeigt, wie weit wir seit 2008 vorangeschrit-
ten sind. Führe ich mir die dramatischen Umstände, un-
ter denen wir damals debattiert haben, vor Augen und
ziehe ich einen Vergleich zu den heutigen Umständen,
dann zeigt das, dass die Finanzmarktstabilisierung in
Deutschland in den letzten Jahren im großen Ganzen
erfolgreich gewesen ist. Wir sollten auch einmal den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Finanzmarktstabi-
lisierungsanstalt Dank sagen, die jeden Tag ihre neue,
auch schwierige Aufgabe erledigen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir müssen natürlich auch feststellen, dass es in den
Anfangszeiten Probleme gegeben hat. Ich darf insbeson-
dere an die ausgesprochen schwierigen Umstände und
auch an die hohen Kosten erinnern, zu denen die Hypo
Real Estate verstaatlicht worden ist, nicht zuletzt auf Be-
treiben des damaligen Finanzministers Peer Steinbrück.
Die Folgen dieser Verstaatlichung trägt heute eine soge-
nannte Bad Bank, die FMS Wertmanagement. Sie wird
uns in der Tat noch einiges an Geld kosten. Ich darf auch
an den Einstieg des Bundes bei der Commerzbank erin-
nern. Er ist unter anderem für 6 Euro pro Aktie im Jahr
2009 über die Bühne gegangen. Wer ein bisschen ver-
folgt, wo der Aktienkurs heute steht, der kann nur fest-

stellen: Da hat sich wohl jemand getäuscht. Dieser Je-
mand saß damals im Bundesfinanzministerium und heißt
ebenfalls Peer Steinbrück. – Am Anfang sind Fehlent-
wicklungen passiert und Fehler gemacht worden, über
die man auch heute sprechen muss.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Unsere Koalition hat darauf 2010 reagiert. Wir haben
mit dem Restrukturierungsgesetz ein eigenes Banken-
insolvenzrecht geschaffen. Hätte es zuvor bestanden,
hätte es den Bund beispielsweise im Fall der Hypo Real
Estate natürlich in eine ganz andere Situation versetzt.
Man kann durch die neue Rechtslage mit solchen Fällen
wesentlich besser umgehen. Man kann eine Bank, die
vor dem Zusammenbruch steht, kontrolliert vom Markt
nehmen und abschirmen. Das ist neu. Unsere Koalition
hat dies 2010 eingeführt.

Jetzt wird der Bankenrettungsfonds, der Soffin, noch
weiter fortgeführt. Es gibt dazu keinen akuten Anlass. Es
ist eine Vorsorgemaßnahme. Wir wollen, dass die Instru-
mente, die wir besser gemacht haben, als sie 2008 wa-
ren, vorbeugend weiterhin zur Verfügung stehen. Das
bedeutet aber nicht, dass unser Restrukturierungsgesetz
damit außer Kraft gesetzt wäre, ganz im Gegenteil. Wir
haben noch einmal klargemacht, auch mit den Änderun-
gen, die wir im Ausschuss beschlossen haben, dass für
uns immer noch und auch in Zukunft gilt: Wenn eine
Bank kein Geschäftsmodell hat, muss sie vom Markt
verschwinden. Dann muss dafür gesorgt werden, dass sie
sich konsolidiert, dass der Sektor sich konsolidiert, dass
sie abgewickelt werden kann, und zwar ohne dass die
Kosten dafür – anders als es in der Vergangenheit bei Ih-
nen der Fall war – bei der Allgemeinheit abgeladen wer-
den.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben in diesem Gesetzentwurf eine weitere Än-
derung vorgenommen. Sollte ein solcher Stabilisierungs-
fall auf den Fonds zukommen, dann gilt klipp und klar
– das ist jetzt ausdrücklich so geregelt –: zuerst die Ei-
gentümer. Erst wenn das nicht mehr möglich ist, kommt
der Fonds als Geldgeber in Betracht. Das ist eine Verbes-
serung; denn dies stellt klar: Wer ein Unternehmen be-
treibt, der muss auch dafür geradestehen, wenn etwas
schiefgelaufen ist.


(Beifall bei der FDP)


Ich glaube, dass wir aufgrund dieser Änderungen das
Gesetz beschließen können.

Ich will auf die Änderungsvorschläge, die die SPD-
Fraktion gemacht hat, eingehen. Die Vorschläge, die
zum Thema Bankenabgabe gemacht werden, zeigen eher
Ihr schlechtes Gewissen, als dass es uns in der Sache
weiterführt. Sie haben damals den Fonds, über dessen
Fortführung wir heute beschließen, ohne Bankenabgabe
eingeführt. Es war vorgesehen, dass der Steuerzahler die
Rechnung bezahlen muss. So ist es letzten Endes ja auch
durch Ihre Entscheidungen gekommen. Dass gerade die,
die es damals anders gemacht haben, heute beklagen, die





Dr. Florian Toncar


(A) )


)(B)


(C (D Koalition habe beim Thema Bankenabgabe nicht gehandelt, ist ein Stück aus dem Tollhaus. Das kann nur mit schlechtem Gewissen erklärt werden, lieber Kollege Schneider. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Ihr habt damals aber auch zugestimmt!)


Ich suche im Übrigen immer noch den Protest, von
dem Sie reden. Sie haben ja gesagt, die SPD sei schon
im Jahr 2008 für eine Bankenabgabe gewesen. Liefern
Sie mir einmal einen Beleg dafür! Ich bin seit Wochen
nicht fündig geworden. Ich vermute, dass er, wenn er
denn stattgefunden hat, sehr unauffällig war und wahr-
scheinlich nie schriftlich niedergelegt worden ist.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Da gibt es ja Protokolle zu! Das habe ich ja alles zu Protokoll gegeben!)


Ein letzter Punkt zur Bankenabgabe. Man muss noch
einmal darauf hinweisen: Große Banken zahlen mehr
Bankenabgabe. Das ist ein progressiver Tarif.


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und bis wo geht die Progression?)


Sie sagten gerade, die großen Banken kämen besser da-
von. Genau das Gegenteil ist der Fall. Schauen Sie sich
einmal an, wie sie berechnet wird! Mit steigender
Bilanzsumme, mit steigender Größe der Banken wird ein
höherer Satz fällig. Es ist auch völlig richtig, dass große
Banken, die ein größeres systemisches Risiko darstellen,
mehr Bankenabgabe zahlen müssen als die kleinen und
mittleren. Hier haben wir genau aufgepasst. Es ist letzten
Endes eine ausgesprochen überzeugende Konstruktion,
und deshalb erbitte ich Ihre Zustimmung.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1720909100

Das Wort hat der Kollege Roland Claus für die Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Roland Claus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1720909200

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Die vor drei Wochen vorgetragene Kritik meiner
Fraktion an diesem Gesetzentwurf müssen wir leider
aufrechterhalten. Es ist eben nicht so, wie der Kollege
Aumer hier gesagt hat, dass wirklich die Verursacher he-
rangezogen werden. Wir reden im Übrigen nicht von ei-
ner Bankenkrise, die in der Vergangenheit stattgefunden
hat, sondern von einer, die uns nach wie vor belastet.
Das wird mit diesem Gesetz nicht besser.


(Beifall bei der LINKEN)


Staatssekretär Kampeter hat hier vor drei Wochen zur
Begründung dieses Gesetzes gesprochen. Ich hatte seine
Rede danach als kapitalismuskritisch eingestuft und
musste sie deshalb nachlesen. Ich trage Ihnen jetzt das
folgende Zitat von Kampeter vor:

Wir wollen weg vom regellosen Kapitalismus, und
wir wollen für die Finanzindustrie die Prinzipien
der sozialen Marktwirtschaft durchsetzen.

Wenn man das liest, reibt man sich die Augen.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Das heißt doch im direkten – nicht einmal im dialekti-
schen – Umkehrschluss: Erstens. Wir leben zurzeit im
regellosen Kapitalismus. Zweitens. Die Finanzindustrie
bewegt sich außerhalb der sozialen Marktwirtschaft. –
Da muss sich Steffen doch mit meiner Kollegin Sahra
Wagenknecht verabredet haben. Herzlich willkommen
im Klub!


(Beifall bei der LINKEN)


Es geht hier um die Fortsetzung der staatlichen Risi-
kovorsorge für große deutsche Banken. Die Regierung
sagt uns jetzt, das koste nichts. Der Hintergrund ihrer
Überlegungen ist die, wie wir finden, falsche politöko-
nomische These, wonach sich Staaten finanzmarktkon-
form verhalten müssten. Wir halten das für grundfalsch.
Wir wollen eine Rückgewinnung des Politischen gegen-
über den Finanzmärkten und keine Dominanz der Fi-
nanzmärkte gegenüber Regierungen, auch nicht gegen-
über der Wirtschaft.


(Beifall bei der LINKEN)


Eines passt aber ins Bild, meine Damen und Herren:
Zur Sitzung des Finanzausschusses in der nächsten Wo-
che haben Sie den Chef der Deutschen Bank eingeladen.
Dieser sagt Ihnen aber kurzerhand: Für euch habe ich
keine Zeit. Ich komme nicht. Ich schicke einen Vertreter. –
So ist die gegenwärtige Lage. Ich bin sehr gespannt, was
jetzt passiert, ob sich unser Parlament so etwas gefallen
lässt. Wir werden uns nächste Woche wieder sprechen.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir müssen natürlich wissen, dass die Banken der
Konkurrenz der sogenannten Schattenbanken ausgesetzt
sind, also der Hedgefonds und der nicht beaufsichtigten
Zweckgesellschaften, die im Jahr 2012 einen giganti-
schen Umsatz von mehr als 50 Billionen Euro erreichen
sollen. Dies entspricht in etwa dem Volumen von
170 Bundeshaushalten. Wir sagen Ihnen: Das ist staat-
lich begünstigter Wahnsinn.


(Beifall bei der LINKEN)


Nun erklärte uns am Mittwoch Frau Merkel, die G-20-
Staaten beabsichtigten, die Schattenbanken erst zu
beaufsichtigen und dann zu regulieren. Ich denke, Schat-
tenbanken kann man weder beaufsichtigen noch regu-
lieren. Diese gehören abgeschaltet und crash-arm abge-
wickelt.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie begründen dieses Gesetz auch damit, mit der Ban-
kenabgabe werde das alles bezahlt. Da kann ich nur wie-
derholen: Das ist organisierter Selbstbetrug und Täu-
schung der Öffentlichkeit. Bisher haben Sie damit nicht
einmal 5 Prozent des realen Verlustes angespart. Ich
habe die Bundesregierung einmal gefragt, ob sie es denn
beziffern könne, wenn sie schon eine Vorhersage treffe.





Roland Claus


(A) )


)(B)


(C (D Ich habe gefragt, welche Entwicklung der Bankenabgabe bzw. des Restrukturierungsfonds die Bundesregierung in den nächsten zehn Jahren erwartet. Die Antwort der Bundesregierung hieß: Das kann man nicht seriös beziffern. – Sie können aber hier aussagen, dass die Mittel reichen. Diesen Widerspruch können wir Ihnen nicht schenken, meine Damen und Herren. (Beifall bei der LINKEN – Otto Fricke [FDP]: Sagst du auch noch etwas zu Brunsbüttel?)


Über die Rettung deutscher Banken redet diese Bundes-
regierung schon seit Monaten nicht mehr.

Sie werden diesem Gesetzentwurf heute offenbar zu-
stimmen. Wenn Sie das schon tun, dann fordere ich Sie
auf, die Leute in der Öffentlichkeit wenigstens nicht hin-
ter die Fichte zu führen, sondern ihnen reinen Wein ein-
zuschenken und die Wahrheit darüber zu sagen, was hier
alles abgeht.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1720909300

Für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat

der Kollege Dr. Gerhard Schick das Wort.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Das Finanzmarktstabilisierungsgesetz ist ein
Notgesetz. So kam es 2008 zustande, nämlich sehr
schnell und in großer Bedrängnis, und zwar aus zwei
Gründen: Der eine Grund ist, dass sich unser Banken-
sektor über Jahre hinweg falsch entwickelt hat, riskante
Geschäfte aufgetürmt hat und dann in Schwierigkeiten
geriet, als die Blase platzte. Der andere Grund ist, dass
keine Auffangmechanismen zur Verfügung standen und
keine Möglichkeit zur Abwicklung von Instituten gege-
ben war. – Diese beiden Gründe sind entscheidend dafür,
dass ein solches Gesetz notwendig wurde und wir
– Carsten Schneider hat schon darauf hingewiesen – mit
einem gigantischen Volumen von 480 Milliarden Euro
den Steuerzahler ins Risiko nehmen.

Jetzt muss man sich fragen, warum die Geltungsdauer
dieses Gesetzes um weitere zwei Jahre verlängert wer-
den muss. In dieser Woche haben wir von den Rednerin-
nen und Rednern der Koalition immer gehört, wie toll
die Lage überall sei. Man muss leider sagen, dass bei
beiden Gründen noch nicht Entwarnung gegeben werden
kann. Das hat auch etwas mit Ihrer Politik zu tun.


(Ralph Brinkhaus [CDU/CSU]: Da sind wir jetzt gespannt!)


So sagt der Sachverständige Professor Siekmann,


(Ralph Brinkhaus [CDU/CSU]: Wer ist das?)


der eine Stellungnahme zu diesem Gesetzentwurf abge-
geben hat:

Die erneute Verlängerung … um weitere zwei Jahre
spiegelt die immer noch andauernde strukturelle

Schwäche des Bankensektors wider. Diese Schwä-
che hätte durch die zahlreichen … Reformbemü-
hungen sowie die umfangreiche finanzielle Unter-
stützung durch den Steuerzahler … längst beseitigt
sein sollen.

In der Tat. Sie haben die gute Zeit, in der die Bankge-
winne groß waren – 2010 und 2011 –, nicht genutzt, um
den Bankensektor stabil zu machen. Deswegen müssen
wir uns jetzt immer noch Sorgen um die Banken ma-
chen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Bezogen auf den zweiten von mir angeführten Grund
stellt sich die Frage, warum immer noch nicht die Me-
chanismen zur Verfügung stehen, um Banken abwickeln
zu können. Sie bedauern zwar, dass es einen solchen Ab-
wicklungsfonds auf europäischer Ebene noch nicht gibt.
Das hat aber damit zu tun, dass genau diese Bundesre-
gierung bisher auf der Bremse stand und nach wie vor
auf der Bremse steht.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Skandal!)


Das genau ist die Ursache, warum wir jetzt den deut-
schen Steuerzahler noch einmal mit diesen Garantien be-
lasten müssen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ja, diese Maßnahme ist notwendig. Aber so, wie Sie
es machen, muss man es nicht tun. Sie nehmen zwar
marginale Korrekturen vor; aber es ist doch nicht so, wie
Sie sagen, dass der Bankensektor die Lasten übernimmt.
Da machen Sie den Leuten doch etwas vor. Es liegen be-
reits 22 Milliarden Euro im „Schattenhaushalt Finanz-
marktfonds“ in Frankfurt statt im Bundeshaushalt. Sie
sagen jetzt, die Lastenübernahme erfolge über die Ban-
kenabgabe, die ein paar Hundert Millionen Euro ein-
spielt. Die Größenordnungen passen doch überhaupt
nicht zusammen.

Die großen Progressionswirkungen, von denen Sie re-
den, enden bei den mittelgroßen Banken. Bei den richtig
großen Banken wird der Vorteil, den sie haben, gar nicht
abgeschöpft. Wir haben vorgeschlagen, die Progression
weiterzuziehen, damit richtig große Banken auch deut-
lich mehr zahlen als kleine und mittlere Banken. Das ha-
ben Sie aber abgelehnt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Die Zeit ist knapp; aber ich muss kurz noch etwas
dazu sagen, wie die Kontrolle funktioniert. Es gibt doch
jeden Freitag ein Ringen um die Informationen vom ge-
heim tagenden Finanzmarktgremium, bis wir überhaupt
die Informationen erhalten, um eine effektive Kontrolle
ausüben zu können. Was die Öffentlichkeit anbetrifft:
Wenn denn alles so erfolgreich sein soll, warum werden
uns dann viele Informationen nur unter Geheim gegeben
und nicht veröffentlicht? Warum wird der Öffentlichkeit





Dr. Gerhard Schick


(A) )


)(B)


(C (D nicht ein klarer Jahresabschluss zur Verfügung gestellt? Warum werden viele Fragen zur Bankenrettung nicht beantwortet, und wenn, dann höchstens in der Geheimschutzstelle? (Ralph Brinkhaus [CDU/CSU]: Weil sie sonst beim Handelsblatt landen, Herr Schick! Das haben wir doch schon mal gehabt!)


Wenn das, was in den letzten Jahren gelaufen ist, alles so
toll wäre, dann könnten Sie die Öffentlichkeit auch an-
ständig informieren. Einen ganz großen Teil dessen, was
wir unter Geheim diskutieren, könnte man auch öffent-
lich diskutieren. Wir Grünen werden hier weiter für
mehr Transparenz streiten.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1720909400

Das Wort hat der Kollege Ralph Brinkhaus für die

Unionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Ralph Brinkhaus (CDU):
Rede ID: ID1720909500

Meine Damen und Herren! Um gleich einmal auf

meinen Vorredner einzugehen: Diese Verschwörungs-
theorien, dass wir der Öffentlichkeit irgendwelche In-
formationen vorenthalten und dass man von einem Ge-
heimgremium nicht genügend informiert wird, sind
hanebüchen. Im Übrigen halte ich es auch für eine Un-
verschämtheit. Beschweren Sie sich da, wo Sie sich be-
schweren müssen, und versuchen Sie nicht, hier Sachen
zu vermischen! Das ist ein Geheimgremium; über die In-
formationen darf nicht berichtet werden, auch nicht im
Deutschen Bundestag.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die zweite Frechheit, Herr Schick – das muss ich Ih-
nen auch sagen –:


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist denn daran frech? Das ist eine Feststellung!)


Wenn Sie hier behaupten, die Bundesregierung hätte
durch irgendwelche Maßnahmen dazu beitragen können,
dass die weltweite Bankenkrise, unter der wir leiden, in
den Griff zu bekommen wäre, und suggerieren, dass Sie
das geschafft hätten, dann muss ich sagen: Das ist eine
Selbstüberschätzung, die ich selbst Ihnen nicht zugetraut
hätte.


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe 2010 gesagt: „Es muss stärker kapitalisiert werden“! Die Koalition hat das abgelehnt! Jetzt mal hier nicht die Dinge verdrehen!)


Meine Damen und Herren, eigentlich reden wir hier
über ein richtig gutes Gesetz. Das Finanzmarktstabilisie-
rungsgesetz ist im Jahr 2008 unter schwierigen Umstän-
den eingeführt worden; das musste damals sehr schnell

gehen. Es ist – das können wir uns, glaube ich, alle auf
die Fahne schreiben – eine Meisterleistung des Parla-
mentarismus, dass das in dem Konsens in dieser kurzen
Zeit so gut geklappt hat.

Das Gesetz ist so schlecht nicht.


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So schlecht nicht!)


Wir haben es geschafft, mit diesem Gesetz einen Banken-
sektor zu stabilisieren, und zwar nicht nur in Deutschland,
sondern auch über Deutschland hinaus in Europa. Es hat
sich gezeigt, dass die Mechanismen, die in diesem Gesetz
angelegt sind, wirken. Diese Mechanismen waren so gut,
dass sie dann ins Restrukturierungsgesetz übernommen
worden sind. Dieses Restrukturierungsgesetz wird die
Blaupause sein für entsprechende Restrukturierungsge-
setze in Europa.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Insofern muss man meinen Vorgängern – ich war damals
nicht dabei – hohen Respekt für dieses Gesetz zollen.

Jetzt kann man sich fragen: Wir haben ein Restruktu-
rierungsgesetz, und wir haben ein Finanzmarktstabilisie-
rungsgesetz. Warum brauchen wir beides? – Ich habe das
vor einem Jahr, als wir eine ähnliche Debatte geführt ha-
ben, so zusammengefasst: Wir arbeiten mit Hosenträger
und Gürtel. Das ist in dieser Zeit auch gut so. Denn es ist
richtig: Wir befinden uns im Bereich der Finanzmärkte
nicht in einem Normalzustand. Wir befinden uns auch
nicht in einer „normalen“ Krise, wie sie hin und wieder
vorkommt, sondern wir befinden uns immer noch in ei-
ner tiefen Systemkrise im Bereich der Finanzdienstleis-
tungen, und zwar weltweit. Unsere Antwort darauf lau-
tet, dass wir neben dem Restrukturierungsgesetz, das für
den Normalzustand, für normale Krisen gilt, das Finanz-
marktstabilisierungsgesetz eingeführt haben.

Dieses Finanzmarktstabilisierungsgesetz ist aus ei-
nem weiteren Grund notwendig. Es ist notwendig – das
wurde schon gesagt –, weil wir auf europäischer Ebene
noch keinen Mechanismus in Kraft gesetzt haben, der
eine länderübergreifende Bankenrestrukturierung er-
möglicht. Wir brauchen dieses Gesetz für die Zeit bis
Anfang 2015, also bis zu dem Zeitpunkt, für den wir das
Inkrafttreten des länderübergreifenden Mechanismus er-
warten. Wir müssen also weitere zwei Jahre mit Hosen-
träger und Gürtel arbeiten.

Nichtsdestotrotz ist es richtig, dass wir das Gesetz je-
weils befristet haben, dass wir uns im Jahr 2008 nicht
hingestellt und gesagt haben: Wir machen ein Gesetz für
den Zeitraum bis 2020. – Es ist auch richtig, dass wir
Anfang des Jahres gesagt haben: Wir verlängern diese
Regelung nur um ein Jahr. Denn dieses Gesetz soll und
darf nicht zum Normalzustand werden.

Es darf sich niemand darauf verlassen, über das Fi-
nanzmarktstabilisierungsgesetz gerettet zu werden. Des-
wegen haben wir das Dritte Finanzmarktstabilisierungs-
gesetz gegenüber dem zweiten modifiziert. Wir haben
nämlich das Zusammenwirken von Restrukturierungs-
gesetz und Finanzmarktstabilisierungsgesetz geregelt,
und zwar so, dass ganz klar ist, dass zuerst die Eigen-





Ralph Brinkhaus


(A) )


)(B)


(C (D tümer dran sind, dann die Gläubiger und erst dann der Staat eintritt. Das ist meines Erachtens sehr richtig und gut. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Jetzt versucht die SPD, sich an diesem Gesetz abzuar-
beiten, und zwar mit einem Entschließungsantrag und
einem Änderungsantrag. Das ist ganz erstaunlich. Erst
einmal wird dort, wie das bei SPD-Anträgen zum Fi-
nanzmarkt leider oft der Fall ist, ein bisschen weinerlich
formuliert: Eigentlich waren wir die Urheber des Re-
strukturierungsgesetzes; Ruhm und Ehre gebühren Frau
Zypries und Herrn Steinbrück. – Geschenkt!


(Dr. Carsten Sieling [SPD]: Das ist die Wahrheit!)


Sie können sich das gerne zuschreiben. Ich glaube, den
Menschen in diesem Land geht es nicht darum, wer ir-
gendwann einmal welche Idee hatte, sondern darum, wer
sie umsetzt, und das haben wir gemacht. Es ist auch gut,
dass das umgesetzt worden ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Bankenabgabe spielt im Dritten Finanzmarktsta-
bilisierungsgesetz eine große Rolle, weil wir über den
mit Mitteln aus der Bankenabgabe gefütterten Restruktu-
rierungsfonds die Verluste aufgrund des Finanzmarktsta-
bilisierungsgesetzes ausgleichen wollen. Sie sagen nun:
Über die Bankenabgabe kommt zu wenig Geld zusam-
men. – Dann kommen Sie auf die großartige Idee, einen
Antrag zu stellen: Liebe Bundesregierung, legt mal ein
Konzept dafür vor, wie die Banken so richtig an den
Kosten der Krise beteiligt werden können. – Da habe ich
gedacht: Okay, jetzt kommt das eigene Konzept der
SPD. – Pustekuchen! In diesem Entschließungsantrag
stand nicht viel drin.

Sie haben deswegen einen Änderungsantrag nachge-
reicht. Carsten Schneider hat gesagt: Ich habe die Königs-
idee. – Sie haben überall in der Presse herumgekräht und
gesagt: Dadurch, dass wir die Obergrenze, den maxima-
len Anteil am Gewinn, der über die Bankenabgabe ab-
geführt werden muss, von 20 Prozent auf 25 Prozent an-
heben, kommt ein richtig großer Schlag obendrauf. –
Herr Schneider, ich gehe einmal davon aus, dass Sie es
sich vom Finanzministerium haben durchrechnen lassen,
ob dadurch die Einnahmen aus der Bankenabgabe tat-
sächlich verdoppelt werden. Wir haben es jedenfalls
durchrechnen lassen: Es ist nicht der Fall. Das heißt, die
Erhöhung der Obergrenze auf 25 Prozent, für die Sie in
der Öffentlichkeit werben, ist – wie haben Sie sich eben
ausgedrückt? – eine Schimäre.

Jetzt kommen wir zu den weiteren SPD-Vorschlägen.
Es wird behauptet: Ja, es ist so; am Ende des Tages wer-
den die Großen geschont, und die Kleinen müssen blu-
ten. – Wir haben die kleinen Banken von der Regelung
zur Bankenabgabe ausgenommen. Es sind die großen
Banken, die zahlen, und das ist auch gut so. Wir haben
das bewusst so gemacht. Dementsprechend ist an dieser
Stelle keine Kritik vorzubringen.

Meine Damen und Herren, insgesamt könnte ich
wahrscheinlich noch eine Stunde davon erzählen, was an
diesen Anträgen Quatsch ist.


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es reicht jetzt aber!)


Diese Zeit habe ich nicht mehr; die Kollegen wollen
nach Hause. Deswegen höre ich an dieser Stelle damit
auf.

Ich sage aber noch – da sind wir uns, glaube ich, alle
einig –: Wir brauchen einen europäischen Restrukturie-
rungsmechanismus. Wir alle müssen daran arbeiten. Es
hilft nicht, zu sagen, wer wann irgendwo irgendetwas
verhindert hat. Ich glaube, diese Bundesregierung hat
daran so hart gearbeitet wie keine andere; denn sie hat
das Restrukturierungsgesetz vorgelegt und damit die
Blaupause für europäische Regelungen geliefert.

Darüber hinaus müssen wir uns mit einigen anderen
Themen beschäftigen, zum Beispiel mit der Frage: Wie
geht es mit den Landesbanken weiter?


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und mit Brunsbüttel!)


Das können SPD und Union nur zusammen machen,
weil es eine föderale Angelegenheit ist. Da müssen wir
uns hier einig sein; da muss man sich auf Länderebene
einig sein.

Meine Damen und Herren, wir müssen uns auch ei-
nem Bereich zuwenden, in dem, wie wir in den letzten
Wochen gesehen haben, dringender Handlungsbedarf
besteht und der vom Restrukturierungsgesetz und vom
Finanzmarktstabilisierungsgesetz nicht oder nur unvoll-
kommen abgedeckt ist: dem Versicherungsbereich. Ich
glaube, da haben wir noch viel Arbeit vor uns.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1720909600

Das Wort hat der Kollege Dr. Carsten Sieling für die

SPD-Fraktion.

(Beifall bei der SPD)



Dr. Carsten Sieling (SPD):
Rede ID: ID1720909700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Als letzter Redner habe ich jetzt die Möglichkeit, das
Thema abschließend zusammenzufassen.


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Aber nicht in vier Minuten!)


– In vier Minuten.
Ich will einige Punkte geraderücken. Es war 2008

richtig, das Finanzmarktstabilisierungsgesetz auf den
Weg zu bringen. Einer meiner Vorredner hat von „Ge-
wissen“ gesprochen. Ich kann für uns sagen: Wir haben
ein gutes Gewissen dabei, weil es eine Entscheidung
war, die zur Stabilisierung beigetragen hat. Das hat hier
auch breite Zustimmung gefunden. An dieser Stelle soll-
ten wir alle etwas vorsichtiger argumentieren.


(Beifall bei der SPD)






Dr. Carsten Sieling


(A) )


)(B)


(C (D Seitdem ist einige Zeit vergangen. Mein Kollege Schneider hat richtigerweise darauf hingewiesen, dass wir schon damals gesagt haben, dass die mit der Bankenrettung verbundenen Kosten nicht dem Steuerzahler alleine überlassen werden dürfen, sondern dass wir eine Beteiligung des Finanzsektors brauchen. Sie haben im Zuge der Beratung zum ersten Gesetzentwurf die Einführung einer Bankenabgabe blockiert. Übrigens haben Sie damals und über die Jahre hinweg auch die Einführung einer Finanztransaktionsteuer verzögert. Heute sind Sie einsichtig geworden. Aber jetzt ist es zu spät. Die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler in unserem Lande werden wegen Ihrer falschen Politik zu stark bei den Kosten herangezogen. Die Zeit verging, und man hätte das korrigieren können. Die Koalition hat das in der Tat gemacht, indem sie eine Bankenabgabe eingeführt hat. Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang die Proportionen etwas zurechtrücken. Die Bankenabgabe ist in diesem Hause im Zusammenhang mit dem Restrukturierungsgesetz beschlossen worden. Damals hatte die Koalition eine Zielgröße vereinbart. Es hieß: Damit wir die Kosten dieser Krise und auch zukünftiger Krisen abdecken können, brauchen wir durch die Bankenabgabe ein Volumen von 70 Milliarden Euro. – Da haben wir gestaunt. Wir haben das damals nachrechnen lassen – in der Tat, Kollege Brinkhaus – und festgestellt: Das dauert 70 Jahre. Die Wahrheit ist brutaler. Heute müssen Sie eingestehen, dass Sie auf diese Weise 700 Millionen Euro pro Jahr einnehmen. Man brauchte also 100 Jahre, um das von Ihnen angestrebte Volumen zu erreichen. Darum sagen wir: Die Bankenabgabe muss besser, sie muss wirksamer gestaltet werden. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der SPD)


Man kann unsere Vorschläge geißeln und sagen: Damit
kommen wir auch nicht so schnell zum Ziel. – Das ist
völlig richtig. Auch unser Vorschlag wird nicht dazu
führen, dass wir in drei oder vier Jahren die notwendige
Summe zusammenhaben.

Zur Erhöhung der Zumutbarkeitsgrenze. Wir haben
dafür geworben, dass man beispielsweise die Förderban-
ken in Deutschland aus der Pflicht zur Bankenabgabe
herausnimmt. Das führt dazu, dass man die kleinen Ban-
ken verschont. Mit der bisherigen Begrenzung auf nur
20 Prozent des Gewinns verschont man aber insbeson-
dere die ganz großen Banken, zum Beispiel die Deutsche
Bank. Deshalb schlagen wir eine Abgabe in Höhe von
25 Prozent vor. Das macht die Sache besser und gerech-
ter, weil die großen Banken stärker beteiligt werden.


(Beifall bei der SPD – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und die Bank in Brunsbüttel auch!)


Der Vorschlag, die Bankenabgabe zu erhöhen, ist richtig.
Damit wird dieses Gesetz, dessen Verlängerung der Gel-
tungsdauer wir völlig richtig finden, zu einem stärkeren
Instrument.

Lassen Sie mich zum Schluss Folgendes sagen. Sie
preisen immer, Sie hätten durch Ihre Maßnahmen die
Auswirkungen der Krise wesentlich begrenzt und be-
kämpft. Ich will darauf hinweisen, dass die Bilanzen der
Banken in unserem Land immer noch wachsen und die
Einnahmen explodieren, vor allem im Verhältnis zum
Bruttoinlandsprodukt. Die von Ihnen ergriffenen Maß-
nahmen haben offensichtlich nicht dazu geführt, dass die
notwendigen Regulierungen stattgefunden haben. Ihre
Politik reicht nicht, und dieses Gesetz reicht nicht. Des-
halb werden wir heute diesen Gesetzentwurf ablehnen.

Vielen Dank, liebe Kolleginnen und Kollegen, und
ein schönes Wochenende.


(Beifall bei der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1720909800

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den von den
Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Ent-
wurf eines Dritten Finanzmarktstabilisierungsgesetzes.
Der Haushaltsausschuss empfiehlt in seiner Beschluss-
empfehlung auf Drucksache 17/11586, den Gesetzent-
wurf der Fraktionen der CDU/CSU und FDP auf Druck-
sache 17/11138 in der Ausschussfassung anzunehmen.

Hierzu liegt ein Änderungsantrag der Fraktion der
SPD auf Drucksache 17/11605 vor. Wer stimmt dafür? –
Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Ände-
rungsantrag ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktio-
nen und der Fraktion Die Linke gegen die Stimmen der
SPD-Fraktion bei Enthaltung der Fraktion Bündnis 90/
Die Grünen abgelehnt.

Ich bitte nun diejenigen, die dem Gesetzentwurf in
der Ausschussfassung zustimmen wollen, um das Hand-
zeichen. – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? –
Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Lesung durch die
Unionsfraktion und die FDP-Fraktion gegen die Stim-
men der SPD-Fraktion, der Fraktion Die Linke und der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen angenommen.

Dritte Beratung

und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Gesetz-
entwurf ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen
gegen die Stimmen der Oppositionsfraktionen angenom-
men.

Zuletzt stimmen wir über den Entschließungsantrag
der Fraktion der SPD auf Drucksache 17/11606 ab. Wer
stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält
sich? – Der Entschließungsantrag ist abgelehnt.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sind damit am
Schluss unserer heutigen Tagesordnung. Ich berufe die
nächste Sitzung des Deutschen Bundestages auf Mitt-
woch, den 28. November 2012, 13 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen. Ich wünsche Ihnen, so-
weit möglich, etwas Erholung am Wochenende.