Protokoll:
15173

insert_drive_file

Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 173

  • date_rangeDatum: 22. April 2005

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 14:58 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/173 einten Nationen vom 24. März 2005 (Drucksachen 15/5265, 15/5343, 15/5367) Brigitte Wimmer (Karlsruhe) (SPD) . . . . . . . Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . . Kerstin Müller, Staatsministerin AA . . . . . . . Ulrich Heinrich (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . Helmut Rauber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . . Dr. Egon Jüttner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Gabriele Frechen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elke Wülfing (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Bernd Scheelen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 19: a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stärkung der gesundheitlichen 16221 B 16221 D 16222 D 16224 A 16225 A 16226 A 16227 A 16228 A 16228 D 16229 D 16246 D 16249 A 16250 C 16251 D 16253 A Deutscher B Stenografisch 173. Sitz Berlin, Freitag, den I n h a l Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Absetzung des Tagesordnungspunktes 23 und des Zusatztagesordnungspunktes 12 . . . . . . . Nachträgliche Ausschussüberweisungen . . . . Tagesordnungspunkt 17: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Beteiligung deut- scher Streitkräfte an der Friedensmis- sion der Vereinten Nationen in Sudan UNMIS (United Nations Mission in Su- dan) auf Grundlage der Resolution 1590 (2005) des Sicherheitsrats der Ver- T B n n H F e ( D H D C P 16221 A 16221 A 16221 A Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16233 D undestag er Bericht ung 22. April 2005 t : agesordnungspunkt 18: eschlussempfehlung und Bericht des Fi- anzausschusses zu dem Antrag der Abgeord- eten Friedrich Merz, Dr. Michael Meister, einz Seiffert, weiterer Abgeordneter und der raktion der CDU/CSU: Ein modernes Steu- rrecht für Deutschland – Konzept 21 Drucksachen 15/2745, 15/5176) . . . . . . . . . . r. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . ans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . r. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . hristine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eter Rzepka (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 16230 A 16230 B 16236 A 16241 B 16243 B 16245 A Prävention (Drucksachen 15/4833, 15/5363, 15/5372, 15/5368) . . . . . . . . . . . . . . . . 16254 C II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 173. Sitzung. Berlin, Freitag, den 22. April 2005 – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Stärkung der gesundheitlichen Prävention (Drucksache 15/5214, 15/5363, 15/5372, 15/5368) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit und Soziale Sicherung – zu dem Antrag der Abgeordneten Detlef Parr, Dr. Dieter Thomae, Dr. Heinrich L. Kolb, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der FDP: Präven- tion und Gesundheitsförderung als individuelle und gesamtgesellschaft- liche Aufgabe – zu dem Antrag der Abgeordneten Annette Widmann-Mauz, Verena Butalikakis, Monika Brüning, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Prävention als gesamtge- sellschaftliche Aufgabe umfassend, innovativ und unbürokratisch ge- stalten (Drucksachen 15/4671, 15/4830, 15/5363, 15/5372) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marion Caspers-Merk, Parl. Staatssekretärin BMGS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verena Butalikakis (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Detlef Parr (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Helga Kühn-Mengel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Annette Widmann-Mauz (CDU/CSU) . . . . . . Götz-Peter Lohmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Barbara Lanzinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ursula Heinen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 20: a) Bericht des Rechtsausschusses gemäß § 62 Abs. 2 der Geschäftsordnung – zu dem Gesetzentwurf der Abgeordne- ten Dr. Norbert Röttgen, Cajus Julius Caesar, Dr. Wolfgang Götzer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbuches – Graffiti-Bekämpfungsgesetz – – zu dem Gesetzentwurf der Abgeordne- ten Jörg van Essen, Rainer Funke, Otto Fricke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Entwurf eines Ge- setzes zum verbesserten Schutz des Eigentums b in Z E W R ti n f ( A D H D J J J J H D G D R Z A D A K ( J D 16254 D 16254 D 16255 A 16256 D 16258 C 16260 A 16261 C 16262 D 16264 B 16266 A 16267 A – zu dem Gesetzentwurf des Bundesra- tes: Entwurf eines … Strafrechtsän- derungsgesetzes – Graffiti-Bekämp- fungsgesetz – (… StrÄndG) (Drucksachen 15/302, 15/63, 15/404, 15/5320) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines … Strafrechtsänderungsgesetzes – §§ 303, 304 StGB (Drucksache 15/5313) . . . . . . . . . . . . . . . Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 11: rste Beratung des von den Abgeordneten olfgang Bosbach, Dr. Jürgen Gehb, Daniela aab, weiteren Abgeordneten und der Frak- on der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs ei- es … Strafrechtsänderungsgesetzes – Graf- iti-Bekämpfungsgesetz – (… StrÄndG) Drucksache 15/5317) . . . . . . . . . . . . . . . . . . lfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Jürgen Gehb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . ans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Jürgen Gehb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . erzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . örg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . örg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Joachim Hacker (SPD) . . . . . . . . . . . . . aniela Raab (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . abriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . r. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . oland Gewalt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 14: ntrag der Abgeordneten Jürgen Koppelin, r. Andreas Pinkwart, Otto Fricke, weiterer bgeordneter und der Fraktion der FDP: eine deutsche Beteiligung an MEADS Drucksache 15/5336) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Hans-Peter Bartels (SPD) . . . . . . . . . . . . 16268 B 16268 C 16268 D 16269 A 16269 D 16271 B 16271 D 16271 D 16273 B 16274 B 16275 A 16275 B 16276 C 16278 A 16279 B 16280 B 16281 D 16282 A 16283 B 16284 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 173. Sitzung. Berlin, Freitag, den 22. April 2005 III Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Ilse Aigner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . . Jürgen Herrmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den Antrag: Beteiligung deutscher Streitkräfte an der Friedensmission der Vereinten Nationen in Sudan UNMIS (United Nations Mission in Sudan) auf Grundlage der Resolution 1590 (2005) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen vom 24. März 2005 (Tagesordnungspunkt 17) Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Verena Wohlleben (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Amtliche Mitteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16284 B 16286 B 16287 C 16287 D 16288 D 16289 C 16290 A 16291 C 16293 A 16293 C 16293 C 16293 D 16294 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 173. Sitzung. Berlin, Freitag, den 22. April 2005 16221 (A) ) (B) ) 173. Sitz Berlin, Freitag, den Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 173. Sitzung. Berlin, Freitag, den 22. April 2005 16293 (A) ) (B) ) trag: Beteiligung deutscher Streitkräfte an der und die durch sie entstehenden relativ geringen Kosten, Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den An- s s b B v s M d B c B n h g u e m d i u c d e d s e s i d d s s h b t R d s a l Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dominke, Vera CDU/CSU 22.04.2005 Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22.04.2005 Grill, Kurt-Dieter CDU/CSU 22.04.2005 Gröhe, Hermann CDU/CSU 22.04.2005 Heller, Uda Carmen Freia CDU/CSU 22.04.2005 Dr. Lippold (Offenbach), Klaus W. CDU/CSU 22.04.2005 Marschewski (Recklinghausen), Erwin CDU/CSU 22.04.2005 Pieper, Cornelia FDP 22.04.2005 Dr. Pinkwart, Andreas FDP 22.04.2005 Dr. Ruck, Christian CDU/CSU 22.04.2005 Rühe, Volker CDU/CSU 22.04.2005 Scharping, Rudolf SPD 22.04.2005 Schlauch, Rezzo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22.04.2005 Schmidbauer, Bernd CDU/CSU 22.04.2005 Straubinger, Max CDU/CSU 22.04.2005 Teuchner, Jella SPD 22.04.2005 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22.04.2005 Vogel, Volkmar Uwe CDU/CSU 22.04.2005 Weiß (Groß-Gerau), Gerald CDU/CSU 22.04.2005 Wicklein, Andrea SPD 22.04.2005 Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 22.04.2005 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht Friedensmission der Vereinten Nationen in Su- dan UNMIS (United Nations Mission in Sudan) auf Grundlage der Resolution 1590 (2005) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen vom 24. März 2005 (Tagesordnungspunkt 17) Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU): Da es ich nach Aussagen der Bundesregierung bei der deut- chen Beteiligung an der UNMIS-Mission um eine un- ewaffnete VN-Beobachtermission handelt und da die undesregierung zugesichert hat, bei der Entsendung on Soldaten in die Bürgerkriegsregion Darfur (West- udan) den Bundestag zu informieren und ein neues andat zu beantragen, stimme ich dem Einsatz unter iesen Voraussetzungen zu. Jürgen Koppelin (FDP): Im Mandatsantrag der undesregierung wird das Mandatsgebiet nur unzurei- hend beschrieben. Eine Ausweitung des Einsatzes von undeswehrangehörigen auf weitere Teile des Sudans, eben dem Südsudan, ist nicht auszuschließen. Weiter- in ist aufgrund der Auftragsbeschreibung davon auszu- ehen, dass die Einsatzdauer nicht benannt werden kann nd der Einsatz deshalb mit hoher Wahrscheinlichkeit rheblich länger als geplant sein wird. Es ist politisch unverantwortlich, dass Bundesaußen- inister Fischer diplomatische Vertretungen der Bun- esrepublik Deutschland in Afrika geschlossen, Afrika n nicht zu verantwortender Weise vernachlässigt hat nd nun dringend deutsche Soldaten nach Afrika schi- ken möchte. Ich verkenne nicht die Gründe, die endlich zum Han- eln in der Republik Sudan zwingen. Allerdings wäre es benso notwendig, dass die europäischen Staaten mit em gleichen Engagement sich dem Problem der Aids- euche in Afrika annehmen, die ebenfalls inzwischen zu inem Massensterben geführt hat. Ich werde dem Antrag der Bundesregierung nicht zu- timmen. Ich treffe diese Entscheidung auch besonders n Verantwortung gegenüber den Angehörigen der Bun- eswehr. Verena Wohlleben (SPD): Ich werde dem Antrag er Bundesregierung heute zustimmen, weil ich den Ein- atz der Bundeswehr im Rahmen der VN-Friedensmis- ion UNMIS als einen wichtigen Beitrag zu einer dauer- aften Stabilisierung der Lage im Sudan grundsätzlich efürworte. Er ist sichtbares Zeichen für das starke poli- ische Engagement Deutschlands für den Frieden in der egion. Ich habe jedoch große Bedenken, dass die einsatzbe- ingten Zusatzausgaben für die Beteiligung an der Mis- ion UNMIS aus dem Etat des Einzelplans 14 und nicht us dem des Einzelplans 60 erwirtschaftet werden sol- en. Dabei geht es mir nicht um diese spezielle Mission 16294 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 173. Sitzung. Berlin, Freitag, den 22. April 2005 (A) (C) (B) (D) sondern grundsätzlich um die Belastung des Einzel- plans 14 mit Zusatzausgaben durch weitere internatio- nale Einsätze. Denn diese Zusatzausgaben sind unter anderem mit dafür verantwortlich, dass die Beschaf- fung von dringend benötigtem Material für den Schutz der Soldatinnen und Soldaten im Einsatz immer häufi- ger verschoben werden muss. So hat sich beispiels- weise die Beschaffung von Allschutz-Transport-Fahr- zeugen DINGO 2 im Rahmen des einsatzbedingten Sofortbedarfs um ein Jahr verzögert, weil keine Mittel zur Verfügung standen. Der Schutz der Soldatinnen und Soldaten und ihre Ausstattung mit dem dazu notwendi- gen Material sollte meines Erachtens jedoch absoluten Vorrang haben. Anlage 3 Amtliche Mitteilung Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 15/4911 Nr. 2.2 Drucksache 15/4911 Nr. 2.3 Drucksache 15/4911 Nr. 2.4 Drucksache 15/4911 Nr. 2.5 Drucksache 15/4911 Nr. 2.6 Drucksache 15/4911 Nr. 2.7 Drucksache 15/4911 Nr. 2.8 Drucksache 15/4911 Nr. 2.13 Drucksache 15/4911 Nr. 2.29 Drucksache 15/4969 Nr. 1.10 Innenausschuss Drucksache 15/4705 Nr. 2.2 Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Drucksache 15/4969 Nr. 1.17 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 15/3546 Nr. 2.11 Drucksache 15/3779 Nr. 1.79 Drucksache 15/3779 Nr. 1.86 Drucksache 15/4213 Nr. 2.23 Drucksache 15/4969 Nr. 1.7 173. Sitzung Berlin, Freitag, den 22. April 2005 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517300000

Die Sitzung ist eröffnet. Ich wünsche Ihnen allen ei-

nen guten Morgen und uns einen erfolgreichen Tag.
Interfraktionell ist vereinbart worden, die heutige

Tagesordnung um die Beratung eines Antrags zu erwei-
tern, nämlich um die Beratung des Antrags der FDP-
Fraktion „Keine deutsche Beteiligung an MEADS“ auf
der Drucksache 15/5336. Dafür soll der Tagesordnungs-
punkt 23 in Verbindung mit Zusatzpunkt 12 abgesetzt
werden.

Außerdem sollen die Anträge betreffend die Nutzung
der Kyritz-Ruppiner Heide auf den Drucksachen 15/4792,
15/4956 und 15/5047 nachträglich dem Ausschuss für
Wirtschaft und Arbeit sowie dem Ausschuss für Ver-
braucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft zur Mit-
beratung überwiesen werden.

Darf ich Ihr Einverständnis mit den gerade vorgetra-
genen Veränderungen feststellen? – Das sieht so aus.
Dann bedanke ich mich dafür herzlich. Es fängt gut an.

Ich rufe nun den Tagesordnungspunkt 17 auf:
a) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-


(3. Ausschuss)

Beteiligung deutscher Streitkräfte an der Frie-
densmission der Vereinten Nationen in Sudan

w

A
d
s

K
W

N
n
R
w
F
j
s

Redet
UNMIS (United Nations Mission in Sudan) auf
Grundlage der Resolution 1590 (2005) des
Sicherheitsrats der Vereinten Nationen vom
24. März 2005
– Drucksachen 15/5265, 15/5343 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Gert Weisskirchen (Wiesloch)

Dr. Andreas Schockenhoff
Fritz Kuhn
Dr. Werner Hoyer

b) Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

gemäß § 96 der Geschäftsordnung
– Drucksache 15/5367 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Alexander Bonde

(C (D ung 22. April 2005 0 Uhr Lothar Mark Herbert Frankenhauser Dietrich Austermann Jürgen Koppelin Über die Beschlussempfehlung zu diesem Antrag erden wir später namentlich abstimmen. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Auch azu erhebt sich kein Widerspruch. Dann ist das so bechlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile zunächst der ollegin Brigitte Wimmer für die SPD-Fraktion das ort. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ach jahrelangen Vermittlungsversuchen der internatioalen Gemeinschaft unterzeichneten die sudanesische egierung und die Südsudanesische Volksbefreiungsbeegung, SPLM/A, am 9. Januar 2005 in Nairobi einen riedensvertrag. Mit diesem Friedensvertrag wurde der ahrzehntelange schreckliche Bürgerkrieg zwischen der udanesischen Regierung und den Rebellen formell be ext endet. Dieser mehr als 20-jährige Krieg hat circa 2 Millionen Menschen das Leben gekostet und 4 Millionen Menschen zu Binnenvertriebenen bzw. Flüchtlingen gemacht. Das Friedensabkommen zwischen sudanesischer Regierung und SPLM/A sieht vor, dass die sudanesischen Streitkräfte innerhalb von zweieinhalb Jahren aus dem Gebiet des Südsudans abziehen. Die SPLM/A hat sich verpflichtet, innerhalb eines Jahres aus den Gebieten der Nubaberge und des Südlichen Blauen Nils abzuziehen. Außerdem müssen die zahlreichen Milizenverbände innerhalb eines Jahres entweder entwaffnet oder in die sudanesische Armee oder in die SPLM/A eingegliedert iner sechsjährigen Übergangsperiode, die ginnen soll, ist für 2011 ein Referendum g des Südsudans über den Verbleib in eian vorgesehen. werden. Nach e im Juli 2005 be der Bevölkerun nem Gesamtsud Brigitte Wimmer Durch den Friedensschluss, für dessen Zustandekom men wir von Bundestag und Bundesregierung uns immer eingesetzt haben, besteht ein Ansatz für eine friedliche Entwicklung im gesamten Sudan und – was auch wichtig ist – für die Rückkehr der Flüchtlinge und Binnenvertriebenen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)

Brigitte Wimmer (SPD):
Rede ID: ID1517300100




(A) )


(B) )


Die Umsetzung des Friedensabkommens wird in ho-
hem Maße davon abhängen, wie die Unterstützung der
internationalen Gemeinschaft gelingt. Von der Präsenz
einer internationalen Friedenstruppe erhoffen wir uns
insbesondere eine positive Wirkung auf die im Sudan
bestehenden anderen Konflikte.

Wir diskutieren heute über die Entsendung deutscher
Soldatinnen und Soldaten in den Südsudan, nicht aber
– das unterstreiche ich ausdrücklich – nach Darfur. Al-
lerdings vergessen wir auch die Menschen in Darfur, die
unter einer schrecklichen Situation, einer schrecklichen
Bedrohung und schrecklicher Gewalt leiden müssen,
heute Morgen nicht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der CDU/CSU)


Von einem erfolgreichen Friedensprozess im Süd-
sudan kann eine positive Wirkung auf den Konflikt in
Darfur ausgehen. Ich erinnere daran, dass die Bundesre-
gierung ihr Engagement im Sudan angesichts der drama-
tischen Situation in Darfur erheblich ausgeweitet hat und
sich immer wieder für eine Beendigung des Darfurkon-
flikts und anderer schwelender Konflikte einsetzt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Insbesondere hat sie die in Darfur tätige Überwachungs-
mission der Afrikanischen Union, AMIS, finanziell,
politisch und materiell sowie im Dezember 2004 durch
einen von der Bundeswehr durchgeführten Transport
gambischer Soldaten nach Darfur unterstützt.

Auch die Aufgabe von UNMIS ist es, Beratungs- und
Unterstützungsleistungen für AMIS zu erbringen, um
die Koordinierung zwischen beiden Missionen zu er-
leichtern. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen
wird mit der Resolution aufgefordert, bis zum 23. April
dieses Jahres zu berichten, auf welche Weise dies ge-
schehen kann. Operative Einsätze von UNMIS in Darfur
sind nicht vorgesehen. Ich halte es für ausgesprochen
klug, dass diese Verbindung durch die Resolution der
Vereinten Nationen und den Antrag der Bundesregierung
hergestellt wird. Das macht einerseits deutlich, dass wir
den Friedensvertrag für den Südsudan unterstützen und
zum Erfolg führen wollen, und andererseits, dass wir im
Rahmen von AMIS die Anstrengungen der Afrikani-
schen Union unterstützen, im Darfurkonflikt selbst Ver-
antwortung zu übernehmen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


t
g
w
S
k
K
W
m
U
F
U
h
i

a
w
t
S
d
s

S
w
f

g
d
S
t
z
2
E
s
H

e
l
l
r

S

H
9
b
z
n

(C (D Liebe Kolleginnen und Kollegen, es ist noch ein weier Weg, bis im Sudan tatsächlich Frieden herrscht. Dort ibt es fast nichts. Der Süden ist noch nie entwickelt orden. Das wenige, das vorhanden war, ist zerstört, die iedlungen ebenso wie Brunnen und Brücken. Es gibt aum sauberes Trinkwasser, keine Schulen und keine liniken. Arbeitsgeräte für die Landwirtschaft fehlen. as es allerdings überreichlich gibt, sind Minen. Nieand weiß ganz genau, wo sie liegen. Daher drängt das N-Hochkommissariat für Flüchtlinge darauf, dass die lüchtlinge langsam zurückkehren. Außerdem hat der NO-Generalsekretär darauf hingewiesen, dass inneralb der nächsten zwei Wochen 2 Millionen Menschen m Südsudan auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen sind. Es ist gut, dass auf der Geberkonferenz in Oslo mehr ls 2 Milliarden Euro für humanitäre Hilfe zugesagt urden. Auch wir beteiligen uns an dieser Hilfe. Ich unerstütze aber ausdrücklich die Aussagen von Frau taatsministerin Müller und von Frau Wieczorek-Zeul, ass wir diese Mittel nicht der Regierung in Khartoum, ondern Hilfsorganisationen zukommen lassen. olange in Khartoum eine solche Politik betrieben wird, ie es gegenwärtig der Fall ist, können wir dorthin keine inanziellen Mittel schicken. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Ja!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, mit unserem heuti-
en Beschluss senden wir bis zu 75 Soldatinnen und Sol-
aten, vor allem als Militärbeobachter, in den Einsatz im
udan. Das tun wir in der Hoffnung, dadurch einen Bei-
rag zu leisten, den Friedensvertrag abzusichern und mit-
uhelfen, dass für die Menschen im Sudan nach
0 Jahren des Bürgerkriegs eine erfahrbare friedliche
ntwicklung möglich wird. Wir wissen, dass diese Ent-
cheidung trotz aller Unterstützung auf dem Prinzip
offnung beruht und nicht ohne Risiko ist.
Ich schließe mit dem herzlichen Wunsch, dass alle zu

ntsendenden Soldatinnen und Soldaten ihre Arbeit so
eisten können, wie es notwendig ist, und dass sie vor al-
em wohlbehalten und gesund wieder zu uns zurückkeh-
en.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517300200

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Andreas

chockenhoff für die CDU/CSU-Fraktion.


Dr. Andreas Schockenhoff (CDU):
Rede ID: ID1517300300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Mit dem Friedensabkommen von Nairobi vom
. Januar dieses Jahres wurde der älteste und einer der
lutigsten Bürgerkriege in Afrika beendet. Der Vertrag
wischen der sudanesischen Regierung und der südsuda-
esischen SPLM/A, der Befreiungsarmee, sieht






(A) )



(B) )


Dr. Andreas Schockenhoff

verschiedene Stufen vor: Wir haben jetzt einen Waffen-
stillstand; der Friedensprozess kann damit erst beginnen.
In der ersten Phase, die bis Juli geht, sollen die Truppen
entflochten werden; die Milizen werden entwaffnet und
teilweise in reguläre Armeeverbände überführt. Wir ha-
ben bis jetzt sehr wenig Überblick darüber, wie weit das
geschehen ist. Es ist aber Voraussetzung, dass dies bis
zum Juli durchgeführt wird, damit in der sechsjährigen
Übergangsphase, die Anfang Juli beginnen soll, eine Re-
gierung der nationalen Einheit gebildet werden kann.
Die SPLM/A-Vertreter gehen in die Zentralregierung in
Khartoum. Nach drei Jahren, also nach der Hälfte der
Übergangszeit, sind Wahlen vorgesehen. Es ist erforder-
lich, sofort mit der Vorbereitung dieser Wahlen zu begin-
nen; denn es wäre ein verheerendes Signal, wenn unter
den Augen einer UN-Mission im Sudan in drei Jahren
Wahlen stattfänden, deren Legitimität ähnlich zweifel-
haft wäre, wie wir es zuletzt in Simbabwe und leider
auch in anderen afrikanischen Staaten erlebt haben.
2011, am Ende der Übergangsfrist – Frau Kollegin
Wimmer hat es gesagt –, soll im Süden darüber abge-
stimmt werden, ob er im Sudan verbleibt oder einen ei-
genen Staat bildet.

Die Vertragspartner des Nairobier Abkommens haben
heute völlig unterschiedliche politische Vorstellungen
darüber, was nach 2011 geschehen soll. Der Chef der
Rebellenorganisation, John Garang, wird Mitglied der
Regierung in Khartoum. Er wird voraussichtlich auch
bei den Wahlen in drei Jahren antreten und könnte sich
vorstellen, Staatspräsident eines integren Gesamtsudans
zu werden. Seine Stellvertreter und die übrige Führungs-
schicht der SPLM/A erklären aber bis zum heutigen
Tage, dass es das ausschließliche Ziel dieser Übergangs-
frist sein kann, am Ende einen unabhängigen Staat zu
haben. Deswegen wird es ganz erheblich darauf ankom-
men, wie dieser Prozess in den nächsten Jahren gestaltet
wird. Es ist ein Präzedenzfall für Gesamtafrika. In dem
Friedensabkommen steht nämlich, dass in dieser Über-
gangszeit die Rebellen im Süden dort die Verantwortung
für die Verwaltung übernehmen. Es kommt jetzt darauf
an, dass diese Zeit genutzt wird, die Lebensbedingungen
der Menschen zu verbessern.

Das Friedensabkommen ist unter dem Druck der in-
ternationalen Gemeinschaft zustande gekommen. Jetzt
muss die internationale Gemeinschaft auch helfen,
dass sich die Standards wesentlich verbessern, dass eine
funktionierende Verwaltung aufgebaut wird, dass eine
funktionierende Justiz entsteht, dass die Infrastruktur
verbessert wird, dass die Lebensmittelversorgung der
Bevölkerung ohne permanente Nothilfe gewährleistet
werden kann. Bei der Geberkonferenz, die kürzlich in
Oslo stattgefunden hat, hat sich die internationale Ge-
meinschaft auf die Instrumente der hergebrachten
Finanzhilfe beschränkt. Das wird nicht ausreichen, um
den politischen Prozess in den nächsten Jahren erfolg-
reich zu begleiten.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Da die neue Regierung für das gesamte Land zustän-

dig ist, ist es logischerweise konsequent, dass sich auch
das Mandat der Vereinten Nationen, mit dem die Umset-

z
a
n
w
d
r
s
r
S
S
e
V
S
E
u
w
l
h
P

b
a
g
s
m
s
e
T
S
a
n
K
m

F
a
S
c
d
e
u
m
E
d
r
p
g
k
p
W
s

m
d

(C (D ung des Friedensabkommens unterstützt werden soll, uf das ganze Land erstreckt. Die neue Regierung der ationalen Einheit muss auch das Problem in Darfur beältigen. Deswegen ist es richtig, dass in dem Mandat er Vereinten Nationen und in dem Antrag der Bundesegierung auch eine Unterstützung für die AMIS-Mision in Darfur explizit genannt wird. Die Bundesregieung hat gesagt, das mandatierte Gebiet sei der gesamte udan und das Einsatzgebiet sei das durch den Nordüd-Konflikt betroffene Territorium. Sie hat uns noch inmal versichert, die Obleute des Auswärtigen und des erteidigungsausschusses vorab zu unterrichten, wenn oldaten außerhalb des Schwerpunktgebietes des UNMISinsatzes tätig werden sollen. Gleichzeitig sichert sie ns zu, dass sie einem solchen Einsatz nicht zustimmen erde, wenn es erhebliche Bedenken im Kreise der Obeute und der Vorsitzenden der Ausschüsse gebe. Wir alten das ausdrücklich für richtig und begrüßen diese rotokollnotiz. Die AMIS-Mission, die wir mandatiert haben, hat isher sehr schwache Ergebnisse gezeigt. Wir haben uns lle gewünscht, dass die Afrikanische Union nicht das leiche Schicksal erleidet wie vorher die OAU und dass ie bei Menschenrechtsverletzungen und schweren huanitären Katastrophen eingreift. Sie ist dazu bisher nur ehr unzulänglich in der Lage. Im Rahmen des von uns rteilten Mandates hat die Bundeswehr bisher einen ransportflug durchgeführt und dabei 196 gambische oldaten transportiert. Es wird in den nächsten Jahren uch darauf ankommen, ob die Gemeinschaft der afrikaischen Staaten in der Lage ist, Konflikte auf ihrem ontinent mit regionalen Mitteln zu lösen. Auch dabei üssen wir sie unterstützen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Wir haben ein humanitäres Interesse daran, dass der
riedensprozess im Sudan friedlich verläuft. Wir haben
ber auch ein Sicherheitsinteresse. Der Sudan liegt am
eeweg zwischen Europa und dem südlichen und östli-
hen Asien, also an einer strategisch ganz entscheiden-
en Verkehrsverbindung. Wenn dort ein zerfallener Staat
ntstünde – ähnlich wie in Somalia –, dann hätte das auf
nsere Versorgungssicherheit, angesichts des Terroris-
usproblems aber auch auf die Gesamtsicherheit der
uropäer erhebliche Auswirkungen. Wir wünschen uns
eshalb, dass es im Sudan künftig nicht nur eine bilate-
ale Entwicklungszusammenarbeit zwischen den euro-
äischen Staaten und der neuen Regierung im Sudan
ibt, sondern dass auch die Europäische Union dort stär-
er sichtbar wird. Der jetzt entstehende europäische di-
lomatische Dienst muss gerade in den Regionen der
elt, in denen es gesamteuropäische Interessen gibt,
tärker operativ tätig und sichtbar werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP])


Angesichts der Laufzeit des Friedensvertrages ist dort
it einem sehr langen Einsatz zu rechnen. Wir stimmen
er Mandatierung des Einsatzes auf zunächst sechs






(A) )



(B) )


Dr. Andreas Schockenhoff

Monate zu und unterstützen die Bundesregierung auch
bei der politischen Begleitung dieser militärischen Mis-
sion.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517300400

Das Wort hat nun die Staatsministerin im Auswärti-

gen Amt, Kerstin Müller.

K
Kerstin Müller (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517300500


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir haben
heute über das Mandat zur Entsendung von Bundes-
wehrsoldaten im Rahmen der Mission der Vereinten Na-
tionen UNMIS zu entscheiden.

Durch UNMIS soll die Einhaltung des am 9. Januar
dieses Jahres in Nairobi beschlossenen Friedensvertra-
ges zwischen Nord- und Südsudan überwacht werden.
Dieser Friedensvertrag ist in der Tat ein historischer
Schritt. Durch ihn wird einer der längsten und blutigsten
Bürgerkriege Afrikas beendet. Ich bin im Februar im
Südsudan gewesen. Man kann nur sagen, dass die Men-
schen dort nach Jahrzehnten des Bürgerkrieges wirklich
bei null anfangen. Es fehlt an allem: Infrastruktur, Schu-
len und Gesundheitsversorgung. Die Menschen hoffen,
dass es gelingt, den Frieden zu sichern. Sie erwarten
nach einem so langen Krieg, den sie durchlitten haben,
die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft.

Wir haben ein Interesse und eine Verantwortung, die-
sen Frieden zu stabilisieren. Dazu ist eben nicht nur der
Wiederaufbau nötig, sondern auch die Überwachung
des Friedensvertrages durch die Vereinten Nationen.
Eine Sicherung des Friedens im Südsudan ist nicht nur
wegen der Menschen im Süden wichtig, die einen der
schlimmsten Bürgerkriege durchlitten haben, sondern sie
ist auch im Hinblick auf die anderen Krisen im Sudan
entscheidend, vor allem in Darfur.

Ich will das einmal erläutern: Dieses umfassende
Friedensabkommen, das viele Bereiche regelt, ist wirk-
lich eine gute Grundlage für eine politische Lösung auch
anderer Krisen im Sudan, vor allen Dingen in Darfur.
Wenn es also gelingt, diesen Frieden zu sichern, wird
dies mit Sicherheit eine Signalwirkung auf die anderen
Krisen im Sudan haben. Das heißt, die Mission der Ver-
einten Nationen spielt damit für die Zukunft dieses Lan-
des insgesamt eine wichtige Rolle.

Trotz dieses wichtigen Schritts wird es einen Frieden
im gesamten Sudan erst dann geben, wenn auch die an-
deren Krisen gelöst sind, allen voran die in Darfur. Dort
wird immer noch gemordet und vertrieben, Frauen und
Mädchen werden vergewaltigt. Die Bundesregierung
setzt sich seit langem auf allen Ebenen der internationa-
len Politik für ein Ende der Gewalt in Darfur ein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


W
b
W
g
d
n
S
s
h
e
A
b

I
w
D

r
ü
m
tr
s
v
G
m
1
D
7
s

s
i
W
t
-
b
K
M
t

A
o
B
d
k
c
E
V
e
t
s
h
t
d
H
s
u
d

(C (D ährend unserer Präsidentschaft im Sicherheitsrat haen wir das Thema Darfur auf die Tagesordnung gesetzt. ir haben seit langem die Verhängung von Sanktionen egen Kriegsverbrecher und ein Ende der Straflosigkeit urch die Überweisung der Verbrecher an den Internatioalen Strafgerichtshof gefordert. Ende März hat nun der icherheitsrat drei Resolutionen verabschiedet, die unere Forderungen aufnehmen. Damit hat sich der Sichereitsrat handlungsfähig gezeigt. Ich hoffe wirklich, dass s so gelingt, dem Frieden in Darfur näher zu kommen. uch dort muss die Gewalt beendet werden. Auch dort rauchen wir eine politische Lösung. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


ch versichere Ihnen noch einmal: Die Bundesregierung
ird weiterhin alles dafür tun, damit der internationale
ruck auf die Konfliktparteien nicht nachlässt.
Die UN-Mission UNMIS soll, wie gesagt, das Nai-

obi-Friedensabkommen zwischen Nord- und Südsudan
berwachen und ist daher eine klassische Beobachter-
ission. Die VN-Beobachter werden durch eine Schutz-
uppe mit Zwangsbefugnissen geschützt. Darüber hinaus
oll die Schutztruppe den Schutz des UN-Personals, der
or Ort tätigen Hilfsorganisationen sowie der direkt von
ewalt bedrohten Zivilbevölkerung sicherstellen. Die
ilitärische Komponente von UNMIS umfasst circa
0 000 Soldaten, einschließlich 750 Militärbeobachtern.
aneben sollen auch zivile Anteile, einschließlich
00 Polizisten, beim Aufbau demokratischer und rechts-
taatlicher Strukturen zum Einsatz kommen.
Der Kabinettsbeschluss vom 13. April dieses Jahres

ieht eine Entsendung von bis zu 75 deutschen Soldaten
n die UN-Mission vor. Die deutschen Soldaten sind im
esentlichen für die Wahrnehmung von Militärbeobach-

eraufgaben und die Verwendung in UNMIS-Stäben und
Hauptquartieren vorgesehen. Das operative Einsatzge-
iet umfasst den Süden des Sudans, die Hauptstadt
hartoum sowie die Region um Kassala im Osten. Das
andat ist zunächst bis zum 24. September 2005 befris-

et.
Ich will sehr deutlich sagen – wir haben das in den
usschüssen ausführlich diskutiert –: UNMIS hat keine
perativen Befugnisse in Darfur, da diese Region nicht
estandteil des Nord-Süd-Friedensabkommens ist. Mit
er Beobachtung der Lage in Darfur wurde die Afri-
anische Union durch die Resolution 1556 des Si-
herheitsrates beauftragt. Im Einzelfall können VN-
xperten von UNMIS zum Zwecke von Beratungs- und
erbindungsaufgaben bei der Darfur-Mission der AU
ingesetzt werden. Das kann auch deutsche Soldaten be-
reffen. Deshalb hat die Bundesregierung in den Aus-
chüssen zugesichert: Sollten deutsche Soldaten außer-
alb des Schwerpunktgebietes des UNMIS-Einsatzes
ätig werden, so wird die Bundesregierung die Obleute
es Verteidigungs- und Auswärtigen Ausschusses dieses
auses vorab unterrichten. Sie wird einem solchen Ein-
atz nicht zustimmen, wenn es im Kreise der Obleute
nd der Vorsitzenden dieser Ausschüsse erhebliche Be-
enken gibt.






(A) )



(B) )


Staatsministerin Kerstin Müller

Die internationale Gemeinschaft muss jetzt mithelfen,

die durch das Friedensabkommen errungenen Fort-
schritte abzusichern. Die Präsenz von UNMIS als neu-
tralem Stabilitätsfaktor ist dabei ein unverzichtbares Ele-
ment. Ich würde mich sehr freuen, wenn der Antrag der
Bundesregierung zur Entsendung deutscher Soldaten im
Rahmen von UNMIS die breite Unterstützung dieses
Hauses finden würde und wir damit unseren Beitrag zu
diesem historischen Prozess leisten könnten.

Vielen Dank, meine Damen und Herren.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517300600

Ich erteile das Wort dem Kollegen Ulrich Heinrich für

die FDP-Fraktion.


Ulrich Heinrich (FDP):
Rede ID: ID1517300700

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Nach über 20-jähriger kriegerischer Auseinan-
dersetzung mit über 2 Millionen Todesopfern und
ebenso vielen Flüchtlingen wurde am 9. Januar 2005 ein
Friedensvertrag zwischen den Rebellen im Süden des
Sudans und der Regierung in Khartoum unterzeichnet.

In unserer heutigen Debatte geht es darum, die Vo-
raussetzungen zu schaffen, diesen Friedensvertrag zu si-
chern, unterstützen und umsetzen zu helfen. Die Resolu-
tion 1590 des UN-Sicherheitsrats vom 24. März dieses
Jahres ist die Grundlage dafür. Dabei wird der Entflech-
tung der sudanesischen Regierungstruppen und der
südsudanesischen Befreiungsbewegung eine besondere
Bedeutung zukommen. Aber vor allem soll die vollstän-
dige Entwaffnung, Demobilisierung und Reintegration
ehemaliger Kämpfer erreicht werden, weil dies die Vo-
raussetzung dafür ist, dass es überhaupt zu der Einhaltung
des Friedensvertrags kommt. Ebenso wird der Aufbau
einer Zivilpolizei eine der Aufgaben der UNMIS sein.

Die Mission soll insgesamt 10 000 Soldaten umfas-
sen. Dabei handelt es sich um einen kombinierten Ein-
satz mit einem Mandat nach Kapitel 6 und Kapitel 7 mit
integrierten Kommandostrukturen aus Beobachter- und
Schutztruppe. In diese Truppe sollen bis zu 75 deutsche
Soldaten als Beobachter integriert werden. Leider um-
fasst das Mandat auch die Möglichkeit – verschiedene
Redner sind schon darauf eingegangen –, UNMIS-Sol-
daten als Beobachter in die Krisenregion Darfur in den
Westen des Sudans zu entsenden, die derzeit unter der
von der Afrikanischen Union geleiteten Mission AMIS
steht. Genau dies kritisieren wir. Dies haben wir auch in
den Ausschüssen kritisiert. Dass es zu dieser Protokoll-
erklärung gekommen ist, Frau Staatsministerin Müller,
ist ganz sicherlich diesem Parlament zu verdanken.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Mir ist sehr wohl bewusst, dass die Bundesregierung
keinen Spielraum hat, das Mandat des UN-Sicherheitsra-
tes unterschiedlich auszulegen. Aus diesem Grund war
für uns, für die FDP-Fraktion, die Protokollnotiz die

G
d
z
t
m
m
e
e
ü
d

d
t
l
s

U
E
b
A

g

d
l
v
s

n
G

n
D

D
d
k
d
s
u

(C (D rundlage und Voraussetzung für eine Zustimmung zu iesem Einsatz. Die FDP unterstützt generell den Antrag ur Entsendung von Bundeswehrsoldaten als Beobacher, spricht sich aber energisch gegen einen Automatisus aus, der, wie von Ihnen, Herr Bundesverteidigungsinister Struck, bereits mehrmals angedeutet wurde, in inen Kampfeinsatz in Darfur münden könnte. AMIS ist ine Mission der Afrikanischen Union. Wir sollten nicht ber diese Hintertür versuchen, mit einer entsprechenen Beteiligung eine UN-Mission daraus zu machen. (Beifall bei der FDP sowie der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Die AMIS-Mission ist die erste derartige Operation,
ie die AU eigenständig mit 3 000 afrikanischen Solda-
en durchführt. Wir sollten der AU die Verantwortung
assen. Sie muss diese Mission auch in Zukunft selbst-
tändig durchführen.
Wir in Deutschland und wir in der Europäischen
nion sollten aber bereit sein, auf ausdrückliches
rsuchen der AU Hilfe in logistischer, beratender und
eobachtender Funktion zu gewähren und so unseren
nteil beizutragen.


(Beifall bei der FDP – Brigitte Wimmer [Karlsruhe] [SPD]: Das geschieht doch schon, Herr Kollege!)


Ich habe bereits früher immer wieder die Bemühun-
en der AU unterstützt,


(Brigitte Wimmer [Karlsruhe] [SPD]: Wir auch!)


ie Probleme Afrikas eigenständig aufzugreifen und zu
ösen, und die Meinung vertreten, dass nur dann Hilfe
on außen gewährt werden sollte, wenn direkte logisti-
che oder beratende Unterstützung benötigt wird,


(Brigitte Wimmer [Karlsruhe] [SPD]: Aber das machen wir doch!)


ach dem Motto: Afrika den Afrikanern. An diesen
rundsatz müssen wir uns hier ganz klar halten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Brigitte Wimmer [Karlsruhe] [SPD]: Nichts anderes tun wir, Herr Kollege!)


Deshalb möchte ich noch einmal ausdrücklich beto-
en, dass ein Kampfeinsatz deutscher Soldaten in
arfur nicht infrage kommt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ies gilt sowohl für den vorliegenden Beschluss 1590
es Sicherheitsrates als auch für einen eventuellen zu-
ünftigen Beschluss, der im Sicherheitsrat gefasst wer-
en könnte. Auch dann sind wir gegen einen Kampfein-
atz deutscher Soldaten. Das möchte ich hier ganz klar
nd deutlich unterstreichen.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517300800

Für die Bundesregierung hat nun der Bundesminister

der Verteidigung, Peter Struck, das Wort.

(Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Wenigstens ein Minister, der selber redet! Wo ist denn eigentlich Joschka?)



Dr. Peter Struck (SPD):
Rede ID: ID1517300900

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Erlauben Sie mir, zunächst zu einem völlig an-
deren Thema etwas zu sagen. Ich war gestern auf einem
der beiden größten Schiffe der Bundeswehr, dem Ein-
satzgruppenversorger „Berlin“, der auf der Fahrt in
seinen Heimathafen Wilhelmshaven ist und heute um
10 Uhr dort anlegen wird. Dieses Schiff war fünf Mo-
nate im Einsatz, davon zwei am Horn von Afrika und
drei vor Banda Aceh. Ich denke, dass ich auch in Ihrem
Namen gesprochen habe, als ich gestern den Soldaten
auf dem Schiff für ihren Einsatz gedankt habe, den sie
für die Bevölkerung in Indonesien geleistet hat. Wir kön-
nen stolz sein auf das, was unsere Soldatinnen und Sol-
daten leisten.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der FDP)


Herr Kollege Heinrich, Sie haben eben davon gespro-
chen, ich hätte Kampfeinsätze in Afrika geplant. Ich
wüsste nicht, wo ich das gesagt hätte. Das ist ja auch Un-
sinn; darüber reden wir überhaupt nicht. Wir reden jetzt
über den UN-Sicherheitsratsbeschluss und den Kabi-
nettsbeschluss. Das Kabinett hat beschlossen, bis zu
75 Soldaten für diese Beobachtermission zur Verfü-
gung zu stellen. Wir gehen davon aus, dass es im We-
sentlichen bis zu 50 sein werden. Aber mit Blick auf
Wechsel müssen wir natürlich eine gewisse Flexibilität
haben; deshalb liegt die Obergrenze bei 75.

Diese Soldaten können bei Bedarf auch als Einzel-
experten für Beratungs- und Verbindungsaufgaben, Herr
Heinrich, im Rahmen der Darfur-Mission der Afrika-
nischen Union eingesetzt werden. Wir werden das auch
tun. Eine derartige Unterstützung ist natürlich auch im
Mandat der Vereinten Nationen vorgesehen. Sollte dieser
Einsatz deutscher Soldaten erforderlich werden, das
heißt, sollten wir in die Region Darfur, zum Beispiel
nach al-Faschir, gehen, um Verbindungsaufgaben mit zu
erfüllen, dann werden wir das nicht tun, bevor wir nicht
die Obleute des Verteidigungsausschusses und des Aus-
wärtigen Ausschusses informiert haben oder wenn es
von Ihrer Seite erhebliche Bedenken gibt. Ich werde das
nicht gegen Ihren Willen tun; das will ich hier deutlich
festhalten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/ CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, das UNMIS-Operations-
konzept entspricht guten Erfahrungen aus anderen Ein-
sätzen der Vereinten Nationen. Die Militärbeobachter
sind unbewaffnet. Das war auch im Verteidigungsaus-
schuss gerade ein Thema. Ihr Schutz wird durch die mit
einem robusten Mandat versehenen Kräfte der Schutz-

t
g
H
l
s

r
L
r
b

A
p
T
D
A
g
p
A
d
a
k
a
Z
z

w
M
A
g
f
s
w

s
w
i
i
v
w
D
n
d
s
i

e
a
s

(C (D ruppe der 10 000 Soldaten aus den anderen Nationen ewährleistet. Die deutschen Soldaten in den Stäben, auptquartieren oder im Experteneinsatz werden natürich – das ist üblich – auch mit entsprechender Selbstchutzausrüstung ausgestattet. Wir haben schon über Darfur gesprochen. Die Vor ednerinnen und Vorredner haben es angesprochen: Die age bleibt dort weiterhin dramatisch. Von daher ist es ichtig, dass die Vereinten Nationen die Koordinierung eider Operationen unterstützen wollen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das Bundestagsmandat zur Unterstützung von
MIS – bei uns stand es bisher konkret für Lufttrans-
ortunterstützung für Truppenverlegung afrikanischer
ruppen nach Darfur – endet am 2. Juni. Wir haben im
ezember 2004 196 gambische Soldaten transportiert.
ndere Staaten der EU haben ebenfalls Transportleistun-
en erbracht. Gegenwärtig gibt es keine weiteren Trans-
ortersuche. Durch einen Ausbau von AMIS durch die
frikanische Union kann sich das jedoch deutlich än-
ern. Die Situation in Darfur – Kollegin Wimmer hat das
usgeführt – gibt Anlass zur Sorge. Die Truppe der Afri-
anischen Union bedarf afrikanischer Verstärkung. Wir
ppellieren an alle afrikanischen Staaten, das angestrebte
iel, über 3 000 Soldaten in Darfur zu stationieren, auch
u erreichen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir hoffen, dass sich die Situation im Sommer ändern
ird, dass es also mehr Transportersuche geben wird. Im
ai werde ich daher eine Verlängerung des Mandats für
MIS, also Lufttransportunterstützung, vorschlagen. Ich
laube, wir sind uns einig, dass wir nicht wegsehen dür-
en, wenn auf diesem ohnehin benachteiligten und ge-
chundenen Kontinent Menschen verfolgt und ermordet
erden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Das Mandat, das der Bundestag heute beschließen
oll, wird für uns, für meine Bundeswehr nicht einfach
erden. Mit sechseinhalb Jahren ist ein langer Zeitraum
ns Auge gefasst worden. Außerdem ist die Entwicklung
m Sudan überhaupt nicht vorhersehbar. Der Friedens-
ertrag kann sich als brüchig erweisen. Dem müssen
ir im Rahmen der Vereinten Nationen entgegenwirken.
ie internationale Gemeinschaft muss jetzt die Chance
utzen, die dieser Friedensvertrag bietet. Ich appelliere
eshalb an viele andere europäische Länder, sich noch
tärker an UNMIS zu beteiligen, als das bisher geplant
st.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Mit bis zu 75 Militärbeobachtern stellen wir von allen
uropäischen Staaten das größte Kontingent. Andere,
uch große Nationen jenseits des Atlantiks beteiligen
ich an diesem Mandat überhaupt nicht. Es ist erforder-






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Peter Struck

lich, dass andere Länder ihre Bereitschaft erklären, in
dem Maße zu helfen, wie wir es tun. Dieses Land, dieser
Kontinent hat das verdient.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zum Schluss bedanke ich mich bei allen Fraktionen
des Deutschen Bundestages für die übereinstimmende
Genehmigung dieses Mandats. Die Soldatinnen und Sol-
daten, die wir schicken werden – im Wesentlichen wer-
den es wohl Soldaten sein –, haben einen Anspruch da-
rauf, zu wissen, dass der Deutsche Bundestag diese
Aufgabe unterstützt. Ich will noch einmal das sagen, was
ich zu jedem Auslandseinsatz sagen muss: Niemand
weiß, ob alle gesund nach Hause kommen. Wir haben
eine große Verantwortung, wenn wir einen solchen Be-
schluss fassen. Deshalb herzlichen Dank an Sie alle, dass
Sie diesen Beschluss mittragen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517301000

Nächster Redner ist der Kollege Helmut Rauber,

CDU/CSU-Fraktion.


Helmut Rauber (CDU):
Rede ID: ID1517301100

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Herr Minister Struck, der Beifall von unserer
Seite hat gezeigt, dass auch wir uns bei den Soldaten be-
danken, die nicht nur im Indischen Ozean, sondern in al-
len Krisenherden der Welt wesentlich auch zu unserer
Sicherheit beitragen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


In den letzten Tagen hörte ich oft die Frage: Was sol-
len unsere Soldaten denn im Sudan? Anders ausge-
drückt: Was geht uns Afrika an, ein Kontinent, auf dem
laut einer Studie der Boston University nur 14 der
53 Länder als demokratisch einzustufen sind, der in Bür-
gerkrieg und Elend zu versinken droht und wo Korrup-
tion und die organisierte Kriminalität blühen.

Das Schicksal Afrikas ist in weiten Teilen auch unser
Schicksal. Zonen der Instabilität und der Ordnungslosig-
keit sind der Nährboden für den internationalen Terro-
rismus und die Gewalt an sich. In Afrika entspringende
Migrationsströme reichen bis tief nach Europa. Deshalb
lautet nicht von ungefähr der Kerngedanke der neuen
NATO-Strategie, Konflikte auf Distanz zu halten.

Genau um dies geht es auch bei dieser UN-Mission,
aber es geht um mehr. Nur ein wirtschaftlich stärkeres
Afrika schafft attraktive Absatzmöglichkeiten für un-
sere Güter und Dienstleistungen. Nur stabile, auf demo-
kratischen Grundsätzen beruhende Regierungen erlau-
ben uns eine vernünftige und auch faire Nutzung der
Rohstoffe. Im Sudan geht es auch um das Öl, mit allen
innerstaatlichen und außerstaatlichen Implikationen.
Auch der für uns so überlebensnotwendige Schutz der

Ö
t

J
e
s
h
n
M
f
D
w
z
s
s
g

s
r
l
h
M

f
4
D
k
M
n
s
t
t

d
7
g
l
f
s
s
z

d
r
g
n
S
e
d

d
i
g
F
h

(C (D kosysteme und der Artenvielfalt lässt sich nur mit poliisch und wirtschaftlich stabilen Nationen erreichen. (Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Trotz all dieser Gründe hat der Westen in den letzten
ahren weggeschaut, wenn sich grausame Völkermorde
reigneten. Der Sudan – das haben mehrere Vorredner
chon betont – ist kein neuer Konfliktherd. Seit 1983
errscht in diesem Land ein Bürgerkrieg, der 2 Millio-
en Menschen das Leben kostete und 4 Millionen
enschen zu Flüchtlingen machte. Ausgehandelte Waf-

enstillstandsabkommen wurden immer wieder als
urchbruch gefeiert und ebenso oft, wie sie geschlossen
urden, auch gebrochen. Die Trennungslinie verläuft
wischen dem christlichen Süden und dem muslimi-
chen Norden bzw. – was Darfur anbelangt – zwischen
chwarzafrikanischen und arabischen Bevölkerungs-
ruppen.
Als der Bürgerkrieg in Somalia 1993 18 amerikani-

che Soldaten das Leben kostete, hat der damalige ame-
ikanische Präsident Bill Clinton der UNO geraten, zu
ernen, Nein zu sagen. Es war diese Kultur der Zurück-
altung der Weltgemeinschaft, die Millionen von
enschen Tod und Elend brachte.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Die Hamburger Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachen-

orschung hat für das letzte Jahr, also für 2004,
2 Kriege und bewaffnete Konflikte aufgelistet. Wir als
eutsche können weder den Weltpolizisten spielen noch
önnen wir den Hunger in der Welt, der 850 Millionen
enschen quält, alleine besiegen. Wir dürfen aber auch
icht wegschauen. Bei AMIS und auch bei dieser Mis-
ion leisten wir Hilfe zur Selbsthilfe. Wir brauchen un-
er dem Dach der UNO regionale Sicherungssysteme un-
er jeweils regionaler Beteiligung.
Wir stellen – das ist auch schon gesagt worden – bei

ieser Mission keine Kampfsoldaten, sondern bis zu
5 Beobachtungssoldaten, die in erster Linie die Auf-
abe haben, die Konfliktparteien zu trennen. Die Haupt-
ast, wie auch bei der vorangegangenen und parallel lau-
enden UN-Mission AMIS, trägt nicht der Westen,
ondern – trotz aller Unzulänglichkeiten – Afrika. Es
ind keine Hurra-Gefühle, mit denen wir diesem Einsatz
ustimmen.
Die CDU/CSU hatte sich mit insgesamt 10 Fragen an

ie Bundesregierung gewandt, wobei der Schutz unse-
er Soldaten und die mögliche medizinische Versor-
ung in Notfällen im Vordergrund standen. Es gibt kei-
en Einsatz, der ungefährlich ist. Der Einsatz aller UN-
oldaten – das können wir bedauern oder auch nicht –
rfolgt unbewaffnet. Deshalb müssen wir auf den Schutz
er UNMIS vertrauen.
Dass unsere Soldaten von militärischen Kräften bei-

er ehemaliger Konfliktparteien begleitet werden, erhöht
hre Sicherheit, wiewohl die Bundesregierung selbst ein-
esteht, dass unsere Beobachter durchaus zwischen die
ronten rivalisierender Gruppen geraten können. Wir ge-
en aber davon aus – darauf vertrauen wir –, dass






(A) )



(B) )


Helmut Rauber

sowohl die militärische wie auch die politische Führung
alles tun, die Risiken zu minimieren und notfalls – wenn
die Gefahr eskaliert – unsere Soldaten bzw. Beobachter
abzuziehen.

Zur Sicherheit zählt auch ein System von flächende-
ckenden Sanitätseinrichtungen und flächendeckenden
Regelungen zur Verwundetenevakuierung. Zudem kön-
nen unsere Beobachter auf minengeschützte Fahrzeuge
zurückgreifen. Unter Berücksichtigung all dieser As-
pekte halten wir diesen Einsatz nicht für ungefährlich,
aber unter dem Schutzaspekt für vertretbar.

Ich komme zu meiner Ausgangsfrage zurück: Was
geht uns Afrika an? Bei Völkermorden mit all ihren
schrecklichen Begleiterscheinungen wegzuschauen
heißt, Partei für die Willkür des Starken zulasten der
Hilflosen zu ergreifen. Dies ist weder eine christliche
noch eine humanistische Grundhaltung. Weil wir nicht
wegschauen, sondern vermutlich 50 Militärbeobachter
in den Sudan senden – wir hoffen, dass sie alle heil zu-
rückkehren –, stimmen wir dem vorliegenden Antrag zu.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517301200

Ich erteile das Wort der Kollegin Dr. Gesine Lötzsch.


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1517301300

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Ich bin Abgeordnete der PDS. – Der Friedensver-
trag vom 9. Januar 2005 zwischen der sudanesischen
Regierung und der südsudanesischen Volksbefreiungs-
bewegung ist ein kleiner Schritt zum Frieden. Nach jahr-
zehntelangem Bürgerkrieg, der 2 Millionen Menschen
das Leben gekostet und 4 Millionen zu Binnenvertriebe-
nen bzw. Flüchtlingen gemacht hat, scheint ein Friede in
Sicht.

Die UNO hat die Bundesregierung gebeten, sich an
der UN-Mission im Sudan durch die Entsendung von
Stabspersonal und Militärbeobachtern zu beteiligen. Die
Bundesregierung will nach Kap. VI der UN-Charta bis
zu 75 deutsche Soldaten im Rahmen der Mission
UNMIS als Beobachter in den Sudan entsenden. Kern-
aufgabe von UNMIS ist es, für zunächst sechs Monate
die Implementierung der Friedensvereinbarung von
Nairobi zu überwachen und das Programm zur Entwaff-
nung, Demobilisierung und Reintegration ehemaliger
Kämpfer sowie UN-Programme in dieser Region zu un-
terstützen.

Wir als PDS haben uns schon im Jahre 2000 auf unse-
rem Parteitag in Münster dafür ausgesprochen, fried-
liche Missionen der UNO nach Kap. VI zu unterstüt-
zen.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Wir haben uns immer gegen UN-mandatierte Militärin-
terventionen unter Berufung auf Kap. VII der UN-
Charta ausgesprochen. Die Menschen im Sudan sehnen
sich nach Frieden und wünschen sich nichts dringlicher

a
g
a
g
a
W
s

h
u
D
d
i
u

D
M

D
d
E
A
s
k
d
a
d

d
D
n

r
d
g
v
S
g
U
t
v
g
w

(C (D ls das Ende des Mordens, Plünderns und Vergewaltiens. Die PDS teilt diesen Wunsch; allerdings sehen wir uch, dass es ganz klare wirtschaftliche Interessen einier Länder und Unternehmen gibt, die den Frieden nur ls Zwischenstation sehen, um dann – um einmal ein ort von Herrn Müntefering zu gebrauchen – wie „Heuchrecken“ über das Land herzufallen. Wir sehen die Auswirkungen des Krieges und wir se en die Auswirkungen dieser Heuschreckenschwärme nd würden uns gern für das kleinere Übel entscheiden. och die Bundesregierung macht eine Zustimmung zu em Mandat für uns unmöglich. Die Bundesregierung ist n ihrer Beschreibung der Aufgaben der Soldaten zu ngenau. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Was soll das denn?)


ie Bundesregierung macht es uns unmöglich, diese
ission zu kontrollieren.


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Vereinten Nationen sind der PDS scheißegal!)


ie Regierung erklärt zum Beispiel, dass sie, wenn Sol-
aten außerhalb des Schwerpunktgebietes des UNMIS-
insatzes tätig werden sollen, vorab die Obleute des
uswärtigen Ausschusses und des Verteidigungsaus-
chusses unterrichten will. Das klingt nach Geheimnis-
rämerei. Die PDS wäre nach diesem Verfahren von je-
er Kontrolle ausgeschlossen. Das können wir nicht
kzeptieren. Die PDS wird sich aus den genannten Grün-
en der Stimme enthalten.
Vielen Dank.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517301400

Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist für

ie CDU/CSU-Fraktion der Kollege Dr. Egon Jüttner.
anach stimmen wir namentlich ab. Ich bitte bis dahin
och um ein bisschen Konzentration.
Bitte schön, Herr Kollege.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dr. Egon Jüttner (CDU):
Rede ID: ID1517301500

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-

en! Jahrzehntelang hat die Bevölkerung des Sudan unter
em längsten und wohl blutigsten Bürgerkrieg Afrikas
elitten. Noch vor einigen Monaten kam es zu Massen-
ertreibungen und Massentötungen im Westen des
udan. Noch immer gibt es Morde und Vergewaltigun-
en. Die Überwachungsmission der Afrikanischen
nion hat dennoch zu einer leichten Beruhigung der Si-
uation geführt. Deutschland hat mit der Durchführung
on Truppentransporten einen wichtigen Beitrag dazu
eleistet. Dafür danken wir den Soldaten der Bundes-
ehr.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Egon Jüttner

Ein Lichtblick für die Menschen im Sudan ist der am

9. Januar dieses Jahres unterzeichnete Friedensvertrag
zwischen der sudanesischen Regierung und der südsuda-
nesischen Volksbefreiungsbewegung. Vertreter der Men-
schenrechts- und Hilfsorganisation „Hoffnungszeichen“,
die erst kürzlich im Südsudan waren, berichten, wie jetzt
die Menschen im Süden des Sudan aufatmen und hoffen,
dass sich durch das Friedensabkommen ihre Lebenslage
verbessert.

22 Jahre Bürgerkrieg haben tiefe Spuren hinterlas-
sen. Schulen und Krankenhäuser sind zerstört, sofern sie
überhaupt vorhanden waren. Es gibt kaum staatliche
Strukturen und nahezu keine Infrastruktur. Gerade jetzt,
zu Beginn der Regenzeit, werden befahrbare Pisten zu
unpassierbaren Schlammrinnen. Es gibt kein Eisenbahn-
netz und kein Gesundheitssystem, das diesen Namen
verdient. Blutiger Durchfall ist die Haupttodesursache
bei Kleinkindern. Frisches Trinkwasser ist Mangelware.
Es gibt keine systematische Schulbildung. Nach Anga-
ben des katholischen Bischofs der Diözese Rumbek,
Caesar Mazzolari, liegt im Südsudan die Analphabeten-
rate der Frauen bei 97 Prozent, die der Männer bei
84 Prozent. Mit Recht haben bereits im vergangenen
Jahr sudanesische Bischöfe bei ihrem Besuch in Berlin
Bundestag und Bundesregierung aufgefordert, dringend
zu helfen.

Die Menschenrechtslage im Sudan ist weiterhin de-
solat. Im Norden weigert sich Präsident Baschir, Men-
schenrechtsverletzer an den Internationalen Strafge-
richtshof auszuliefern. Im Südsudan agieren sich
streitende, von Khartoum mit Waffen versorgte Milizen,
die zum Zwecke persönlicher Bereicherung die Bewe-
gungsfreiheit der Zivilbevölkerung einschränken. Sie er-
pressen Wegezölle und erheben unrechtmäßig Steuern.
Sie gefährden die Sicherheitslage der Zivilbevölkerung
ebenso wie deren Nahrungsmittelselbstversorgung.

Ich fordere deshalb die sudanesische Regierung in
Khartoum auf, nicht erst Anfang 2006, wie im Friedens-
abkommen vorgesehen, sondern schon jetzt die ihr un-
terstehenden Milizen zu entwaffnen und in die regulären
sudanesischen Streitkräfte zu integrieren. Es kann nicht
sein, dass Schusswaffen zur lukrativen Einnahmequelle
werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Die Menschen im Sudan wollen und brauchen Frie-
den. Sie schöpfen erst wieder Hoffnung, wenn sie sicht-
bar und greifbar erleben und erfahren, wie sich ihre Le-
bensbedingungen verbessern. Deshalb muss gleichzeitig
die humanitäre Lage der Flüchtlinge und der Binnen-
flüchtlinge sowohl im Norden als auch im Süden des
Landes verbessert werden. Im Süden muss mit dem Auf-
bau und Wiederaufbau infrastruktureller und administra-
tiver Bereiche begonnen werden. Auch die Defizite bei
der Basisgesundheitsversorgung und im Bildungssektor
müssen abgebaut werden. Deshalb begrüßen wir die an
Bedingungen geknüpften Zusagen, die kürzlich bei der
Geberkonferenz in Oslo gegeben wurden.

d
d
z

N
N
g
D

k
e
M
v
N
A
D
t

e
D
r
d
s
a
l

b
d

S
l
u
d
m

E
s
W
W

1)
2)

(C (D (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Auf keinen Fall darf die internationale Gemeinschaft
ie Versuche der sudanesischen Regierung tolerieren,
ie Stabilisierung und den Wiederaufbau des Südsudans
u verzögern oder gar zu hintertreiben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


icht nachvollziehbar ist, dass die Regierungspartei im
orden die vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen
eforderte Ahndung der Menschenrechtsverbrechen in
arfur als einen Angriff auf den Islam bezeichnet.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir begrüßen, dass gestern die UN-Menschenrechts-
ommission beschlossen hat, einen Sonderbericht-
rstatter für den Sudan einzusetzen, und die schweren
enschenrechtsverletzungen in Darfur, im Westsudan
erurteilt hat. Wir begrüßen die Mission der Vereinten
ationen und wir stimmen zu, dass zur Erfüllung dieses
uftrags bis zu 75 deutsche Soldaten eingesetzt werden.
ie Menschen im Sudan brauchen die Hilfe der interna-
ionalen Gemeinschaft.
Ich danke Ihnen.

(Beifall bei der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517301600

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-

mpfehlung des Auswärtigen Ausschusses auf
rucksache 15/5343 zu dem Antrag der Bundesregie-
ung zur Beteiligung deutscher Streitkräfte an der Frie-
ensmission der Vereinten Nationen in Sudan. Der Aus-
chuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 15/5265
nzunehmen. Hierzu ist namentliche Abstimmung ver-
angt.
Ich bitte um ein Signal, ob alle Plätze an den Urnen

esetzt sind. – Das sieht so aus. Dann eröffne ich hiermit
ie namentliche Abstimmung.
Ist ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine

timme noch nicht abgegeben hat? – Das ist offensicht-
ich nicht der Fall. Dann schließe ich die Abstimmung
nd bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, mit
er Auszählung zu beginnen. Das Ergebnis der Abstim-
ung wird später bekannt gegeben.1)
Ich darf noch darauf hinweisen, dass dem Präsidium

rklärungen zur Abstimmung nach § 31 unserer Ge-
chäftsordnung der Kollegen Jürgen Koppelin und
olfgang Börnsen sowie der Kollegin Verena
ohlleben vorliegen.2)
Wir setzen die Beratungen fort.

Seite 16233 D
Anlage 2






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Norbert Lammert

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 18 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Finanzausschusses (7. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Friedrich Merz,
Dr. Michael Meister, Heinz Seiffert, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion der CDU/CSU
Ein modernes Steuerrecht für Deutschland –
Konzept 21
– Drucksachen 15/2745, 15/5176 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Gabriele Frechen
Peter Rzepka

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache 90 Minuten vorgesehen. – Dazu höre ich
keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich bitte diejenigen Kolleginnen und Kollegen, die
die Debatte über diesen Tagesordnungspunkt nicht mit-
verfolgen können oder wollen, ihre dringenden Staatsge-
spräche außerhalb des Plenarsaals fortzusetzen, damit
wir für die an der Debatte beteiligten Kolleginnen und
Kollegen die nötige Aufmerksamkeit sicherstellen kön-
nen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst

der Kollege Dr. Michael Meister für die CDU/CSU-
Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dr. Michael Meister (CDU):
Rede ID: ID1517301700

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Wir führen diese Debatte über die steuerpoliti-
schen Grundsätze in unserem Land im Einsteinjahr. Ich
darf mit einem Zitat von Albert Einstein beginnen:

Um eine Einkommensteuererklärung abzugeben,
muss man Philosoph sein;


(Bernd Scheelen [SPD]: Oder einen Bierdeckel haben!)


es ist zu schwierig für einen Mathematiker.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

Ich bin Mathematiker. Auch wenn wir einige Jahrzehnte
später leben, kann ich feststellen: Der Schwierigkeits-
grad des Steuerrechts ist leider nicht geringer geworden.
Deshalb geht es vielen Menschen in unserem Land wie
Albert Einstein: Sie plagen sich wegen Aufwand und
Schwierigkeit mir ihrer Steuererklärung herum.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Die Steuerzahler sind die Hauptbetroffenen. Sie sind
kaum noch in der Lage, ihre Einkommensteuererklärung
in angemessener Zeit selbst anzufertigen. Sie verstehen
kaum noch den Sinn der sich zum Teil widersprechenden
Vorschriften. Durch den Vollzug wird die Komplexität
weiter gesteigert. Es gibt eine Vielzahl von Aufzeich-

n
w
b
e
s
k

V
w
e
K
F
W
k

d
g

e
u

ti
V
f
A

d
te
p
F
m

d
m
k
n
B
v

ti
z
E
d
f
d
f
is
S

p
e
D

(C (D ungspflichten. Die Belegsammlungen, die gefordert erden, werden immer dicker. Deshalb muss ein Steuererater herangezogen werden. Leider sind auch die Steurberater wegen der ständigen Rechtsänderungen in unerem Land kaum noch in der Lage, steuerrechtlich orrekte Aussagen zu machen. Die Vielzahl der Änderungen führt zu einer weiteren erkomplizierung und zu weiterer Unsicherheit. Damit erden Leistung und Motivation in unserem Land letztndlich massiv behindert. Ich glaube, wir müssen einen urswechsel einleiten. Wir müssen den Menschen ihre reiheit zurückgeben. Wir müssen Leistung honorieren. ir müssen Vertrauen, Verlässlichkeit und Berechenbareit in der Steuerpolitik schaffen. Schauen wir uns den Kurs der Regierungskoalition er vergangenen Jahre an; ich will auf einige Gesetzebungsmaßnahmen hinweisen. Die so genannte Gesellschafterfremdfinanzierung ist in erstes treffendes Beispiel dafür, wie man Tatbestände nzulänglich regelt. Ein zweites Stichwort: Man spricht von mehr Investi onen und von mehr Leistung in unserem Land, aber die orschläge zur Mindestbesteuerung und zur Verschärung der Abschreibungsregeln sind wahrlich keinerlei nreiz für mehr Investitionen am Standort Deutschland. Ein drittes Beispiel: Durch das Kleinunternehmerför erungsgesetz sollte die Unternehmensgründung erleichrt werden und sollte es einfacher werden, die Starthase zu überwinden. Was ist gekommen? – Ein ormular „Einnahmenüberschussrechnung“, das heißt ehr bürokratischer Aufwand, mehr Formalismus. (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Genauso ist es! – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Wie wahr!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ein weiterer Punkt ist die Umsatzsteuer. Wir haben
ie Wirtschaft und die am Wirtschaftskreislauf Tätigen
it umsatzsteuerlichen Pflichten gesegnet, deren Wir-
ung zweifelhaft ist und die die Finanzverwaltung gar
icht alle kontrollieren kann. Durch Regulierung und
ürokratie bringen wir den Standort Deutschland nicht
oran.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Oder nehmen wir Ihren Vorschlag einer Steueramnes-

e: Sie sollte Menschen dazu bewegen, in die Legalität
urückzukehren, und Ihrer Erwartung nach 5 Milliarden
uro einspielen. Im Ergebnis hat sie nur etwa 20 Prozent
avon eingebracht. Das heißt, diese Maßnahme war er-
olglos. Aber es wurden erhebliche Zweifel geschaffen,
ass der Gesetzgeber tatsächlich dem Legalitätsprinzip
olgt und dass der Ehrliche am Ende nicht der Dumme
t. Wir müssen darüber nachdenken, ob eine solche
teuerpolitik sinnvoll ist.
Ein letztes Beispiel: die neu konzipierte Entfernungs-

auschale. An diese Pauschale haben Sie im Jahr 2001
inen Verwaltungserlass geknüpft, der siebeneinhalb
IN-A5-Seiten umfasst. Ich frage mich schon, ob ein






(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister

normaler Mensch solch umfangreiche Verwaltungsan-
weisungen zu einer einzelnen Bestimmung überhaupt
zur Kenntnis nehmen und verstehen kann. Ich glaube,
das geht in die falsche Richtung. Deshalb müssen wir
dringend eine Umkehr zu einem einfacheren und dann
auch als gerechter empfundenen Steuersystem finden.

Sie, meine Damen und Herren von Rot-Grün, haben
das Steuerrecht in Deutschland komplizierter, unüber-
schaubarer, unsystematischer und ungerechter gemacht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Die Menschen in unserem Land verstehen Ihre Gesetze
nicht mehr. Sie akzeptieren Ihre Gesetze nicht mehr.
Deshalb ist auch das Vertrauen in Ihre Steuerpolitik ver-
loren gegangen. Ständig wird von Ihnen als Gesetzgeber
– wir erleben das aktuell wieder bei der Frage der
Fonds – in Dispositionen, die bereits getroffen sind, im
Nachgang eingegriffen. Das muss ein Ende haben.
Deutschland braucht eine Politik, die verlässlich ist und
Vertrauen schafft. Vertrauen ist die Basis von Investi-
tionen, von Leistungsbereitschaft, von Wachstum und
neuen Arbeitsplätzen.

Vertrauen können wir nur gewinnen, wenn wir in der
Steuerpolitik wieder einem klaren Fahrplan folgen. Der
Weg, den Sie eingeschlagen haben – der Weg der ständi-
gen Reparaturen, des kleinen Karos ohne konzeptionel-
len Entwurf –, führt in die Irre. Man muss einen Neube-
ginn machen. Wir müssen uns entscheiden, endlich
einmal mit den Reparaturen am alten Auto, das schrott-
reif ist, aufzuhören, dieses alte, schrottreife Auto auf den
Abstellplatz zu bringen und uns einen Neuwagen zu be-
schaffen. Wir brauchen in der Steuerpolitik in Deutsch-
land einen neuen Start.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Das ist unser Ansatz, das ist unser Vorschlag.


(Joachim Poß [SPD]: Schrott haben nur Sie überlassen!)


– Lieber Herr Kollege Poß, wir sind uns darüber einig,
dass wir den Menschen zu einfacheren Steuererklärun-
gen verhelfen wollen; aber wir sind uns leider nicht über
den Weg, auf dem das geschehen soll, einig.

Wir sind der Meinung, einfachere Steuererklärungen
werden wir nur erreichen, wenn wir auch die zugrunde
liegenden Gesetze vereinfachen. Es ist ein absoluter Irr-
glaube, dem Sie anhängen, wenn Sie behaupten, man
könne mit einfacheren Steuererklärungen arbeiten, so-
lange die Gesetze kompliziert sind. Nein, wir müssen
tiefer gehen: Wir müssen das Recht deutlich vereinfa-
chen. Herr Poß, Ihnen fehlen der Mut und die Kraft
dazu, die Grundlagen zu reformieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Ich habe doch nur gesagt, dass Sie den Schrott überlassen haben!)


Wir wollen die Einkunftsarten zusammenlegen. Das
ist kein Selbstzweck; denn an die Frage der Einteilung in
sieben Einkunftsarten knüpft sich eine Menge von
Rechtsstreitigkeiten. Ich möchte das an einem Beispiel
deutlich machen: Nehmen Sie einen EDV-Berater und

d
k
s
a
te
ü
g
g
B

te
n
R
r
I
g
u
H
d
r
M
f
m

s
G
e
d
F
m
li


s
ta
R
d
li

D
D
v
D
D
h

S
T
s
r

(C (D ie Frage, ob er nun Einkünfte aus selbstständiger Tätigeit hat oder ob er der Gewerbesteuer unterliegt. An dieer Frage hängt sich eine Menge von Gerichtsverfahren uf. Wir sind der Auffassung: Wenn wir die Einkunftsarn zusammenführen, werden solche Gerichtsprozesse berflüssig. Wir wollen weniger Gerichtsentscheidunen; wir wollen mehr Klarheit. Deshalb sagen wir: wenier Einkunftsarten, weniger Gerichtsverfahren, weniger ürokratie! Wir sind der Auffassung, dass die Abzugsmöglichkein durch Einschränkung und Pauschalierung auf das otwendige Maß zurückgeführt werden sollen. Diese ücknahme der Abzugsmöglichkeiten, die das Steuerecht deutlich vereinfacht, wollen wir im Gegensatz zu hnen erreichen. Ich nenne das Beispiel Steuervergünstiungsabbaugesetz: Sie wollten Ausnahmen streichen nd die Einsparungen einfach als Mehreinnahmen im aushalt verbuchen, sprich: Steuern erhöhen. Wir sind er Meinung, dass wir die Ausnahmeregelungen zuückführen und die Einsparungen über den Tarif an die enschen zurückgeben sollten, um damit zu einem ein acheren Recht mit einer niedrigeren Belastung zu komen. Unser Steuerkonzept ist familienfreundlich. Wir chlagen vor, für jeden Menschen in diesem Land einen rundfreibetrag, ein Existenzminimum, von 8 000 Euro inzuführen. Das heißt, wir wollten nicht in die Lebensisposition der Menschen eingreifen. Eine vierköpfige amilie soll 32 000 Euro im Jahr steuerfrei vereinnahen können. Das ist ein Beitrag zu einer familienfreundchen Steuerpolitik. (Beifall bei der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Gegen die Erhöhung des Kindergeldes haben Sie 1999 gestimmt! Sie reden mit gespaltener Zunge! Bei Ihnen passt doch nichts zusammen!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Lieber Herr Poß, es geht hier nicht um unsystemati-
che Einzelmaßnahmen, sondern es geht darum, dass wir
tsächlich die Basis finden, mit einem einfacheren
echt etwas für die Familienförderung zu tun. Wir sagen
eshalb: im Bereich der Kinderbetreuung Abzugsmög-
chkeiten in vollem Umfang zulassen!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

as ist ein riesiger Schritt voran für die Familien in
eutschland. Das schlägt die Union Ihnen hier und heute
or. Stimmen Sie doch einfach zu, anstatt zu schreien!
ann tun wir gemeinsam etwas für die Familien in
eutschland. Das wäre doch einmal eine Leistung am
eutigen Vormittag.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Aktuell führen wir eine Diskussion über die Frage der

enkung des Körperschaftsteuersatzes. Ich halte die
atsache, dass wir diese Frage der Senkung des Körper-
chaftsteuersatzes mit dem Begriff „Unternehmensteuer-
eform“ etikettieren, für hochgradig anspruchsvoll. Die






(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister

Veränderung eines Steuertarifs ist noch keine Reform.
An dieser Stelle springen wir zu kurz. Wir müssen uns
dringend fragen: Wie kommen wir auch im Bereich der
Unternehmensteuer zu einem einfacheren Recht?


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dafür haben Sie bis heute keinen einzigen Vorschlag gemacht!)


Sie brauchen die Kraft und den Mut, Frau Scheel, um zu
sagen: Wir wollen die Gewerbesteuer in die Einkom-
men- und Körperschaftsteuer integrieren und damit auf
Substanzbesteuerung verzichten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Das steht nicht in Ihrem Konzept!)


Nur so können wir Investitionen begünstigen und Büro-
kratie abbauen. Der Unsinn, dass wir die Einnahmen aus
der einen Steuer mit denen einer anderen Steuer, nämlich
der Einkommensteuer, verrechnen, muss ein Ende ha-
ben. Das, was wir da treiben, ist doch hochgradig unsin-
nig. Solange Sie nicht die Einsicht haben, von diesem
Unsinn Abstand zu nehmen, werden wir es auch nicht
schaffen, zu einem einfachen Steuerrecht in Deutschland
zu kommen. Von diesen Vorschlägen findet sich bei Ih-
nen nichts.

Ich hoffe, dass die Pressemeldungen vom heutigen
Vormittag zutreffen, wonach die Bundesregierung auf
den unanständigen Griff in die kommunalen Kassen
durch eine Anhebung der Gewerbesteuerumlage ver-
zichtet. Herr Bundesfinanzminister, ich würde mich sehr
freuen, wenn Sie dies heute früh klarstellten, und in
diese Richtung an Sie appellieren. Es kann nicht sein,
dass den Kommunen virtuelle Einnahmen zugerechnet
werden, obwohl ihnen real etwas entzogen wird. Das
wäre unanständig. Ich würde mich freuen, wenn wir das
in der Debatte heute Morgen abräumen könnten und die
Debatte darüber dann beendet wäre.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wenn wir über die Unternehmensteuerreform disku-

tieren, dann müssen wir uns endlich auch einmal fragen:
Wie gehen wir mit dem Europarecht um? Wir können
doch nicht immer defensiv bleiben und warten, was der
Europäische Gerichtshof in Luxemburg entscheidet, um
dann kleinere Nachbesserungsmaßnahmen vorzuneh-
men.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auch dazu gibt es keinen einzigen Vorschlag in Ihrem Antrag!)


Wir brauchen endlich Anstrengungen unter Federfüh-
rung unserer Bundesregierung, um zu einer gemeinsa-
men Bemessungsgrundlage in Europa zu kommen und
damit eine strategische, offensive Antwort auf die He-
rausforderungen des europäischen Binnenmarktes zu
finden. An dieser Stelle haben Sie uns als Partner.


(Joachim Poß [SPD]: Das steht alles nicht in Ihrem Papier!)


A
s
k

n
e
i
s
S
w
m
c
d
n
D
8
g
H
U
n

d
h
o
p


e


v
d
a
H
D
o

d
K
u
S
e
d
n

E
n
w
n
r
u
s
n

(C (D ber wir müssen vorangehen. Wir müssen die Diskusion vorantreiben, um den Standort Deutschland zu stären. Ein weiterer Punkt betrifft die Frage der Rechtsform eutralität. Ich möchte auf die aktuelle Debatte dazu ingehen. Ich frage mich: Inwiefern berücksichtigen Sie n Ihrem aktuellen Vorschlag, den Körperschaftsteueratz zu senken, eigentlich die Personengesellschaften? elbstverständlich – das erkennen wir an – soll die Geerbesteuer zu einem höheren Grad mit der Einkomensteuer verrechnet werden können. Dem widersprehe ich nicht, auch wenn, wie ich vorhin gesagt habe, as eigentliche Übel Gewerbesteuer mit dem Vorschlag icht angegangen wird. Ich will aber gleich dazusagen: as ist doch angesichts von 20 Prozent Kapitalund 0 Prozent Personengesellschaften kein adäquater Ausleich, zumal Sie daran denken müssen, dass es vom ebesatz in der einzelnen Kommune abhängt, ob das nternehmen überhaupt einen Vorteil von dieser Maßahme hat. Deshalb verlangen wir nach diesem einen Schritt in ie richtige Richtung – das war ja unsere Anregung; wir aben die Jobgipfel gefordert – noch in dieser Wahlperide weitere Maßnahmen, um unseren Standort besser zu ositionieren. (Zuruf des Abg. Joachim Poß [SPD]: Jetzt sind Sie wieder in den Büschen!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Herr Poß, es ist doch aber wichtig, dass wir nicht nur
inseitig die Kapitalgesellschaften im Blick haben.


(Joachim Poß [SPD]: Machen wir ja nicht!)

Ich weiß nicht, ob Sie sich einmal mit Ihrem Fraktions-
orsitzenden abgesprochen haben, der scheint – nach
em, was ich den letzten Tagen gehört habe – eine ganz
ndere Auffassung zu vertreten. Der eine spricht von
euschrecken, der andere will die Heuschrecken füttern.
as irritiert mich etwas und ich kann es nicht ganz zu-
rdnen.
Aber ich will einmal sagen: Unsere Forderung ist,

ass wir zu einer Gleichbehandlung der Personen- und
apitalgesellschaften kommen. Deshalb fordern wir in
nserem Reformentwurf die Rechtsformneutralität des
teuerrechts. Zur aktuellen Frage sagen wir: Wenn wir
ine Entlastung der Kapitalgesellschaften durchführen,
ann muss es eine entsprechende Leistung für die Perso-
engesellschaften geben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir wollen auch eine entsprechende Regelung im
rbschaftsteuerrecht. Wir sagen: Wenn Familienunter-
ehmen ihr Unternehmen in der nächsten Generation
eiterführen, dann soll die Erbschaftsteuerschuld zu-
ächst einmal gestundet werden. Im Falle der Fortfüh-
ung des Unternehmens, des Erhalts der Arbeitsplätze
nd der Weiterführung der wirtschaftlichen Aktivitäten
oll die Erbschaftsteuerschuld abgearbeitet werden kön-
en und letztendlich nach zehn Jahren ganz entfallen.






(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Leider wahr!) (Joachim Poß [SPD]: Kein Satz ist wahrhaf-


schäftigungsverhältnissen geführt? Wir verlieren jeden
Werktag 1 500 davon. – Deshalb sage ich: Was Sie bis-
her als Reform bezeichnen, war nicht das, was wir brau-
chen. Wir brauchen einen Neuanfang mit Struktur und
klarem Fahrplan.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Eine letzte Bemerkung, und zwar zur Gegenfinanzie-

rung, weil Herr Poß diesen Punkt mit Sicherheit anspre-
chen wird. Solange Sie nur mit Einzelmaßnahmen arbei-
ten, Herr Poß, wobei keine Verzahnung der Steuerpolitik
mit Arbeitsmarkt, Bildung, Innovation, Entbürokratisie-
rung und Sozialsystemen stattfindet und wobei auch in-
nerhalb des Steuersystems nur Einzelmaßnahmen be-
trachtet werden, bekommen Sie keine wirtschaftliche
Dynamik am Standort und müssen seriös und voll ge-
genfinanzieren. Wenn Sie aber einmal einen großen Ent-
wurf präsentieren würden, der psychologische Wirkung
entfaltet und dafür sorgt, dass im Lande Aufbruchstim-
mung und Hoffnung generiert werden, dann würden sich

u

T
d
E
s
A
S
n
h
h
m

Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 565;
davon

ja: 552
nein: 3
enthalten: 10

Ja
SPD
Dr. Lale Akgün
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Ernst Bahr (Neuruppin)

Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Eckhardt Barthel (Berlin)


Klaus Barthel (Starnberg)

Sören Bartol
Sabine Bätzing
Uwe Beckmeyer
Klaus Uwe Benneter
Dr. Axel Berg
Ute Berg
Hans-Werner Bertl
Petra Bierwirth
Rudolf Bindig
Lothar Binding (Heidelberg)

Kurt Bodewig
Gerd Friedrich Bollmann
Klaus Brandner
Willi Brase
Bernhard Brinkmann

(Hildesheim)


Hans-Günter Bruckmann
Edelgard Bulmahn

M
U
D
H
M
D
D
K
M
P
E
D
S
H
M
M
G
P
K

(D nd halten Sie sich mit Polemik etwas mehr zurück! Vielen Dank. (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Unwahrhaftigkeit in Person!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517301800

Bevor wir die Debatte fortsetzen, kommen wir zum

agesordnungspunkt 17 zurück. Ich gebe Ihnen das von
en Schriftführerinnen und Schriftführern ermittelte
rgebnis der namentlichen Abstimmung über die Be-
chlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zum
ntrag der Bundesregierung zur Beteiligung deutscher
treitkräfte an der Friedensmission der Vereinten Natio-
en in Sudan bekannt. Abgegebene Stimmen 565. Mit Ja
aben gestimmt 552, mit Nein haben gestimmt 3, Ent-
altungen gab es 10. Die Beschlussempfehlung und da-
it der Antrag der Bundesregierung sind angenommen.

arco Bülow
lla Burchardt
r. Michael Bürsch
ans Martin Bury
arion Caspers-Merk
r. Peter Danckert
r. Herta Däubler-Gmelin
arl Diller
artin Dörmann
eter Dreßen
lvira Drobinski-Weiß
etlef Dzembritzki
iegmund Ehrmann
ans Eichel
artina Eickhoff
arga Elser
ernot Erler
etra Ernstberger
arin Evers-Meyer

Annette Faße
Elke Ferner
Gabriele Fograscher
Rainer Fornahl
Gabriele Frechen
Dagmar Freitag
Lilo Friedrich (Mettmann)

Iris Gleicke
Günter Gloser
Uwe Göllner
Renate Gradistanac
Angelika Graf (Rosenheim)

Dieter Grasedieck
Monika Griefahn
Kerstin Griese
Gabriele Groneberg
Achim Großmann
Wolfgang Grotthaus
Haben sie zu mehr sozialversicherungspflichtigen Be- tig!)
Wenn wir dies gemeinsam ve
sind wir dazu bereit. Herr P
Hand. Machen wir das gemei
sächlich etwas für den Stando
Beschäftigung und für mehr Wa


(Beifall bei der CDU/C Ich möchte mich am Ende m zwei weiteren Argumenten aus nen geht es mir um die Frage: sen, was Sie bisher als Steuerre tun immerzu so, als seien die Standort Deutschland schon e Reformen denn zu weniger 6,5 Millionen sind bei der Bun meldet. Haben sie zu weniger U geführt? Wir haben jährlich mensinsolvenzen. reinbaren können, dann oß, ergreifen Sie unsere nsam! Dann tun wir tatrt Deutschland, für mehr chstum. SU und der FDP)

einer Rede noch kurz mit
einander setzen. Zum ei-
Was ist das Ergebnis des-
form verkauft haben? Sie
gesamten Reformen am
rledigt. Aber haben Ihre
Arbeitslosen geführt?
desagentur für Arbeit ge-
nternehmensinsolvenzen
knapp 40 000 Unterneh-

W
a

u
S
u
s
b
i
g
s
h

G
w
achstumskräfte entwickeln un
uf einen gewissen Selbstfinanz
Deshalb werbe ich dafür, das

nsere Parteivorsitzenden Ang
toiber im Kanzleramt angebo
mfassenden Reformentwurf m
chiedenen Feldern, um den S
esser zu positionieren, und n
solierten Einzelmaßnahmen de
eben, hier werde etwas getan
ie am Ende aufwachen und fe
olfen.
Wir brauchen mehr. Ihnen fe

(Joachim Poß [SPD]: Unre nichtmeh eben Sie sich einen Ruck! Fa ickeln Sie mehr Kraft! Beweg (Cd dann könnten Sie auch ierungseffekt vertrauen. s wir das aufgreifen, was ela Merkel und Edmund ten haben, nämlich einen it 32 Punkten zu den vertandort Deutschland jetzt icht mit einigen wenigen n Menschen den Glauben , mit dem Ergebnis, dass ststellen: Es hat nicht ge hlt die Kraft zu mehr. dlich bis zum Gehtr!)

ssen Sie mehr Mut! Ent-
en Sie sich nach vorn






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Norbert Lammert

Karl Hermann Haack

(Extertal)


Hans-Joachim Hacker
Bettina Hagedorn
Klaus Hagemann
Alfred Hartenbach
Michael Hartmann

(Wackernheim)


Nina Hauer
Hubertus Heil
Reinhold Hemker
Rolf Hempelmann
Dr. Barbara Hendricks
Gustav Herzog
Petra Heß
Monika Heubaum
Gisela Hilbrecht
Gabriele Hiller-Ohm
Stephan Hilsberg
Gerd Höfer
Jelena Hoffmann (Chemnitz)

Iris Hoffmann (Wismar)

Frank Hofmann (Volkach)

Eike Hovermann
Klaas Hübner
Christel Humme
Lothar Ibrügger
Brunhilde Irber
Renate Jäger
Klaus-Werner Jonas
Johannes Kahrs
Ulrich Kasparick
Dr. h.c. Susanne Kastner
Ulrich Kelber
Hans-Peter Kemper
Klaus Kirschner
Lars Klingbeil
Hans-Ulrich Klose
Astrid Klug
Dr. Bärbel Kofler
Dr. Heinz Köhler
Walter Kolbow
Fritz Rudolf Körper
Karin Kortmann
Rolf Kramer
Anette Kramme
Ernst Kranz
Nicolette Kressl
Volker Kröning
Dr. Hans-Ulrich Krüger
Angelika Krüger-Leißner
Horst Kubatschka
Helga Kühn-Mengel
Ute Kumpf
Dr. Uwe Küster
Christine Lambrecht
Christian Lange (Backnang)

Christine Lehder
Waltraud Lehn
Dr. Elke Leonhard
Eckhart Lewering
Götz-Peter Lohmann
Gabriele Lösekrug-Möller
Erika Lotz
Dr. Christine Lucyga
Dirk Manzewski
Tobias Marhold
Lothar Mark
Caren Marks

H
M
U
P
U
A
U
M
C
G
F
D
V
D
D
H
H
J
J
D
F
D
K
G
D
C
W
R
R
D
K
M
G
O
M
T
A
A
G
B
D
S
H
O
H
U
S
D
W
H
C
W
O
K
F
W
O
G
B
R
S
D
D
R
E
ilde Mattheis
arkus Meckel
lrike Mehl
etra-Evelyne Merkel
lrike Merten
ngelika Mertens
rsula Mogg
ichael Müller (Düsseldorf)

hristian Müller (Zittau)

esine Multhaupt
ranz Müntefering
r. Rolf Mützenich
olker Neumann (Bramsche)

ietmar Nietan
r. Erika Ober
olger Ortel
einz Paula
ohannes Pflug
oachim Poß
r. Wilhelm Priesmeier
lorian Pronold
r. Sascha Raabe
arin Rehbock-Zureich
erold Reichenbach
r. Carola Reimann
hristel Riemann-
Hanewinckel
alter Riester
einhold Robbe
ené Röspel
r. Ernst Dieter Rossmann
arin Roth (Esslingen)

ichael Roth (Heringen)

erhard Rübenkönig
rtwin Runde
arlene Rupprecht

(Tuchenbach)

homas Sauer
nton Schaaf
xel Schäfer (Bochum)

udrun Schaich-Walch
ernd Scheelen
r. Hermann Scheer
iegfried Scheffler
orst Schild
tto Schily
orst Schmidbauer

(Nürnberg)

lla Schmidt (Aachen)

ilvia Schmidt (Eisleben)

agmar Schmidt (Meschede)

ilhelm Schmidt (Salzgitter)

einz Schmitt (Landau)

arsten Schneider
alter Schöler
laf Scholz
arsten Schönfeld
ritz Schösser
ilfried Schreck
ttmar Schreiner
erhard Schröder
rigitte Schulte (Hameln)

einhard Schultz

(Everswinkel)

wen Schulz (Spandau)

r. Angelica Schwall-Düren
r. Martin Schwanholz
olf Schwanitz
rika Simm

D
W
D
J
D
L
R
C
R
D
J
J
D
W
F
H
R
S
J
U
D
H
H
A
P
R
G
G
D
D
H
L
I
D
J
H
D
B
E
B
D
V
W
H
U
M
D
C
U
I
P
A
D
N
D
G
E
V
D
O
D
C
R
r. Sigrid Skarpelis-Sperk
olfgang Spanier
r. Margrit Spielmann
örg-Otto Spiller
r. Ditmar Staffelt
udwig Stiegler
olf Stöckel
hristoph Strässer
ita Streb-Hesse
r. Peter Struck
oachim Stünker
örg Tauss
r. Gerald Thalheim
olfgang Thierse
ranz Thönnes
ans-Jürgen Uhl
üdiger Veit
imone Violka
örg Vogelsänger
te Vogt (Pforzheim)

r. Marlies Volkmer
ans Georg Wagner
edi Wegener
ndreas Weigel
etra Weis (Stendal)

einhard Weis
unter Weißgerber
ert Weisskirchen

(Wiesloch)

r. Ernst Ulrich von
Weizsäcker
r. Rainer Wend
ildegard Wester
ydia Westrich
nge Wettig-Danielmeier
r. Margrit Wetzel
ürgen Wieczorek (Böhlen)

eidemarie Wieczorek-Zeul
r. Dieter Wiefelspütz
rigitte Wimmer (Karlsruhe)

ngelbert Wistuba
arbara Wittig
r. Wolfgang Wodarg
erena Wohlleben
altraud Wolff

(Wolmirstedt)

eidi Wright
ta Zapf
anfred Helmut Zöllmer
r. Christoph Zöpel
DU/CSU
lrich Adam
lse Aigner
eter Altmaier
rtur Auernhammer
ietrich Austermann
orbert Barthle
r. Wolf Bauer
ünter Baumann
rnst-Reinhard Beck

(Reutlingen)

eronika Bellmann
r. Christoph Bergner
tto Bernhardt
r. Rolf Bietmann
lemens Binninger
enate Blank

P
A
D
J
W
W
D
K
D
H
M
G
V
H
C
G
L
H
A
T
M
M
R
A
G
Il
A
E
In
H
D
A
D
K
D
E
J
D
H
D
N
R
E
G
M
R
D
J
P
D
U
M
M
M
K
O
H
G
K
H
U
S
M

(C (D eter Bleser ntje Blumenthal r. Maria Böhmer ochen Borchert olfgang Börnsen olfgang Bosbach r. Wolfgang Bötsch laus Brähmig r. Ralf Brauksiepe elge Braun onika Brüning eorg Brunnhuber erena Butalikakis artmut Büttner ajus Julius Caesar itta Connemann eo Dautzenberg ubert Deittert lexander Dobrindt homas Dörflinger arie-Luise Dött aria Eichhorn ainer Eppelmann nke Eymer eorg Fahrenschon se Falk lbrecht Feibel nak Ferlemann grid Fischbach artwig Fischer irk Fischer xel E. Fischer (KarlsruheLand)


(Bönstrup)


(Schönebeck)

r. Maria Flachsbarth
laus-Peter Flosbach
r. Hans-Peter Friedrich

(Hof)

rich G. Fritz
ochen-Konrad Fromme
r. Michael Fuchs
ans-Joachim Fuchtel
r. Jürgen Gehb
orbert Geis
oland Gewalt
berhard Gienger
eorg Girisch
ichael Glos
alf Göbel
r. Reinhard Göhner
osef Göppel
eter Götz
r. Wolfgang Götzer
te Granold
ichael Grosse-Brömer
arkus Grübel
anfred Grund
arl-Theodor Freiherr von
und zu Guttenberg
lav Gutting
olger Haibach
erda Hasselfeldt
laus-Jürgen Hedrich
elmut Heiderich
rsula Heinen
iegfried Helias
ichael Hennrich






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Norbert Lammert

Jürgen Herrmann
Bernd Heynemann
Ernst Hinsken
Peter Hintze
Robert Hochbaum
Klaus Hofbauer
Joachim Hörster
Hubert Hüppe
Dr. Peter Jahr
Dr. Egon Jüttner
Bartholomäus Kalb
Steffen Kampeter
Irmgard Karwatzki
Bernhard Kaster

(Bad Dürrheim)



(VillingenSchwenningen)


Gerlinde Kaupa
Eckart von Klaeden
Jürgen Klimke
Julia Klöckner
Kristina Köhler (Wiesbaden)

Manfred Kolbe
Norbert Königshofen
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Rudolf Kraus
Michael Kretschmer
Günther Krichbaum
Günter Krings
Dr. Martina Krogmann
Dr. Hermann Kues
Werner Kuhn (Zingst)

Dr. Karl A. Lamers

(Heidelberg)


Dr. Norbert Lammert
Helmut Lamp
Barbara Lanzinger
Karl-Josef Laumann
Vera Lengsfeld
Werner Lensing
Peter Letzgus
Ursula Lietz
Walter Link (Diepholz)

Eduard Lintner
Patricia Lips
Dr. Michael Luther
Dorothee Mantel
Stephan Mayer (Altötting)

Dr. Conny Mayer (Freiburg)

Dr. Martin Mayer

(Siegertsbrunn)


Wolfgang Meckelburg
Dr. Michael Meister
Dr. Angela Merkel
Laurenz Meyer (Hamm)

Doris Meyer (Tapfheim)

Maria Michalk
Hans Michelbach
Klaus Minkel
Marlene Mortler
Dr. Gerd Müller
Stefan Müller (Erlangen)

Bernward Müller (Gera)

Hildegard Müller
Bernd Neumann (Bremen)

Henry Nitzsche
Michaela Noll

C
G
D
F
E
M
R
D
U
D
S
D
B
R
R
D
T
H
D
H
P
C
K
H
K
D
H
F
D
K
D
A
P
A
D
H
D
N
G
A
C
A
D
D
B
U
K
M
M
H
B
T
J
J
C
G
A
M
L
M
A
E
D
A
V
A
G
M
P
laudia Nolte
ünter Nooke
r. Georg Nüßlein
ranz Obermeier
duard Oswald
elanie Oßwald
ita Pawelski
r. Peter Paziorek
lrich Petzold
r. Joachim Pfeiffer
ibylle Pfeiffer
r. Friedbert Pflüger
eatrix Philipp
onald Pofalla
uprecht Polenz
aniela Raab
homas Rachel
ans Raidel
r. Peter Ramsauer
elmut Rauber
eter Rauen
hrista Reichard (Dresden)

atherina Reiche
ans-Peter Repnik
laus Riegert
r. Heinz Riesenhuber
annelore Roedel
ranz-Xaver Romer
r. Klaus Rose
urt J. Rossmanith
r. Norbert Röttgen
lbert Rupprecht (Weiden)

eter Rzepka
nita Schäfer (Saalstadt)

r. Wolfgang Schäuble
artmut Schauerte
r. Andreas Scheuer
orbert Schindler
eorg Schirmbeck
ngela Schmid
hristian Schmidt (Fürth)

ndreas Schmidt (Mülheim)

r. Andreas Schockenhoff
r. Ole Schröder
ernhard Schulte-Drüggelte
we Schummer
urt Segner
atthias Sehling
arion Seib
einz Seiffert
ernd Siebert
homas Silberhorn
ohannes Singhammer
ens Spahn
hristian von Stetten
ero Storjohann
ndreas Storm
atthäus Strebl
ena Strothmann
ichael Stübgen
ntje Tillmann
deltraut Töpfer
r. Hans-Peter Uhl
rnold Vaatz
olkmar Uwe Vogel
ndrea Astrid Voßhoff
erhard Wächter
arko Wanderwitz
eter Weiß (Emmendingen)


I
A
K
M
W
D
E
W
W
W
B
D
K
M
V
C
B
M
G
A
E
D
J
F
H
J
K
A
W
P
U
T
M
J
F
R
M
U
M
D
A
J
K
W
C
F
S
C
K
C
I
A
W
P
U
R
S
H
M
D
D
D
J
M
F
D
ngo Wellenreuther
nnette Widmann-Mauz
laus-Peter Willsch
atthias Wissmann
erner Wittlich
agmar Wöhrl
lke Wülfing
olfgang Zeitlmann
olfgang Zöller
illi Zylajew
ÜNDNIS 90/
IE GRÜNEN
erstin Andreae
arieluise Beck (Bremen)

olker Beck (Köln)

ornelia Behm
irgitt Bender
atthias Berninger
rietje Bettin
lexander Bonde
kin Deligöz
r. Thea Dückert
utta Dümpe-Krüger
ranziska Eichstädt-Bohlig
ans-Josef Fell
oseph Fischer (Frankfurt)

atrin Göring-Eckardt
nja Hajduk
infried Hermann
eter Hettlich
lrike Höfken
hilo Hoppe
ichaele Hustedt
utta Krüger-Jacob
ritz Kuhn
enate Künast
arkus Kurth
ndine Kurth (Quedlinburg)

onika Lazar
r. Reinhard Loske
nna Lührmann
erzy Montag
erstin Müller (Köln)

infried Nachtwei
hrista Nickels
riedrich Ostendorff
imone Probst
laudia Roth (Augsburg)

rista Sager
hristine Scheel
rmingard Schewe-Gerigk
lbert Schmidt (Ingolstadt)

erner Schulz (Berlin)

etra Selg
rsula Sowa
ainder Steenblock
ilke Stokar von Neuforn
ans-Christian Ströbele
arianne Tritz
r. Antje Vogel-Sperl
r. Antje Vollmer
r. Ludger Volmer
osef Philip Winkler
argareta Wolf (Frankfurt)

DP
r. Karl Addicks

D
R
A
E
H
J
U
O
R
D
H
D
D
U
B
D
H
S
H
In
S
M
D
G
H
E
D
G
D
D
C
D
J
D
D
F
M

N
F
J
K
J

E
C
M
H
S
F
H
M
D
G
D
F
D
P

(C (D aniel Bahr ainer Brüderle ngelika Brunkhorst rnst Burgbacher elga Daub örg van Essen lrike Flach tto Fricke ainer Funke r. Wolfgang Gerhardt ans-Michael Goldmann r. Karlheinz Guttmacher r. Christel Happach-Kasan lrich Heinrich irgit Homburger r. Werner Hoyer ellmut Königshaus ibylle Laurischk arald Leibrecht a Lenke abine LeutheusserSchnarrenberger arkus Löning irk Niebel ünther Friedrich Nolting ans-Joachim Otto berhard Otto etlef Parr isela Piltz r. Max Stadler r. Rainer Stinner arl-Ludwig Thiele r. Dieter Thomae ürgen Türk r. Guido Westerwelle r. Volker Wissing raktionslose Abgeordnete artin Hohmann ein DP oachim Günther laus Haupt ürgen Koppelin nthalten DU/CSU anfred Carstens erbert Frankenhauser usanne Jaffke DP orst Friedrich ichael Kauch r. Heinrich L. Kolb udrun Kopp r. Hermann Otto Solms raktionslose Abgeordnete r. Gesine Lötzsch etra Pau Vizepräsident Dr. Norbert Lammert Das Wort hat nun für die Bundesregierung der Bun desfinanzminister Hans Eichel. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Meister, positiv finde ich den unpolemischen Ton, den Sie gewählt haben – das will ich ausdrücklich anmerken –; das unterscheidet Ihren Beitrag ein Stück von dem, was vielleicht Herr Merz an dieser Stelle gesagt hätte. (Elke Wülfing [CDU/CSU]: Und Müntefering!)


(Frankfurt)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD)

Hans Eichel (SPD):
Rede ID: ID1517301900

Ich will in der Sache entsprechend reagieren.

(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Wunderbar!)


Sie haben allerdings nur ein paar Grundsätze gesagt
und über das Konzept 21 zum Steuerrecht, das der De-
batte heute zugrunde liegt, so gut wie kein Wort verlo-
ren.


(Beifall bei der SPD)

Das hat auch seinen Sinn, glaube ich, verehrter Herr
Meister; denn das Konzept 21 ist der Verschnitt aus
merzschem intellektuellem Radikalismus – übrigens mit
gewaltigen Kollateralschäden –


(Joachim Poß [SPD]: So ist es!)

und bayerischem Pragmatismus von Herrn Faltlhauser.
Heraus kommt dabei Flickschusterei.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Insofern darf man über dieses Konzept nicht allzu deut-
lich reden.

Vereinfachung, Herr Meister, ist eine wunderbare
Sache – welcher Finanzminister wäre nicht dafür? –,
schon um Gestaltungsmöglichkeiten auszuschließen,
schon um den Vollzug wesentlich einfacher zu machen;
alles richtig. Aber wenn Vereinfachung mit einer we-
sentlich verschärften Ungerechtigkeit bei der Steuerbe-
lastung bezahlt wird – deswegen der Hinweis auf die
Kollateralschäden –, was wir bei all den Grundsatzkon-
zepten feststellen mussten, was auch die Finanzminister
der Länder einvernehmlich festgestellt haben, dann ist
sie nicht in Ordnung. Also: Man muss das zusammen be-
trachten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn Vereinfachung sozusagen mit Unfinanzierbar-
keit bezahlt wird, weil weitere riesige Einnahmeausfälle
entstehen, dann ist das ebenfalls ein nicht hinnehmbarer
Kollateralschaden und dann taugt das ganze Konzept
nichts.

Die Wahrheit ist – darüber müssen wir uns klar sein;
das haben einige der Radikalreformer vielleicht überse-
hen –: Wir machen Umbau unter Betriebsbedingungen.
Man kann im Elfenbeinturm ein völlig neues Konzept

e
g
D
D
a
te
b
te
S

W
v
D
e
je

J
S
je
c
d
h
S

n
s
u
L

F
a
n

Z

D
J

a

E
V
z

(C (D ntwickeln. Man könnte bei einer Staatsneugründung anz von vorn anfangen. Ich habe dafür viel Sympathie. as ist aber nicht die Situation, in der wir uns befinden. as konnte in den Ländern Osteuropas gemacht werden, ls dort ein vollständiger Umschwung stattfand. Sie solln ganz vorsichtig sein, weil Sie an der Unüberschauarkeit, die Herr Meister beklagt hat, einen riesigen Anil haben; denn Sie waren diejenigen, die für viele teuersubventionen gekämpft haben. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich weiß, wovon ich rede.

(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Das sehen wir!)


enn ich den Versuch unternommen habe, Steuersub-
entionen abzubauen, habe ich Ihre Reaktionen gesehen.
er wesentliche Grund für die Komplizierung des Steu-
rrechts liegt in den vielen Ausnahmetatbeständen für
de kleine Gruppe.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Was ist denn an der Eigenheimzulage so kompliziert? Das ist doch ganz einfach!)


ede Lobby setzt sich durch, wenn man versucht, diese
ubventionen abzubauen. Ich sage ganz allgemein: Die
weilige Opposition stellt sich immer vor die entspre-
hende Lobby und sagt: Da machen wir nicht mit. Wenn
ie Opposition dann noch eine Mehrheit im Bundesrat
at, verhindert sie jede konsequente Vereinfachung des
teuerrechts; das ist leider wahr.
Herr Dr. Meister, diese Erfahrung ist wohl allgemei-

er Natur: Jeder Finanzminister hat den Versuch, Steuer-
ubventionen abzubauen, mit seiner jeweiligen Mehrheit
nternommen. Dann hat man festgestellt, wie stark die
obby ist.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Das ist allenfalls eine zusätzliche Belastung! – Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Haben Sie Petersberg vergessen?)


ür die Opposition – das will ich gar nicht einfach
btun – ist es eine besondere Versuchung, der Lobby
achzugeben.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Haben Sie Petersberg total vergessen?)


urzeit geschieht das ganz massiv.

(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Der größte Lobbyist ist der Kanzler!)

ieses Vorhaben blockieren Sie jetzt schon seit vielen
ahren über den Bundesrat.
Ihr Konzept, Herr Dr. Meister, kann in der Tat nicht

kzeptiert werden.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

s stellt gegenüber all den Vorschlägen, die Sie in der
ergangenheit auf den Tisch gelegt haben, eine Kompli-
ierung dar und ist noch immer ungerecht. Die Absen-






(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

kung des Eingangssteuersatzes auf 12 Prozent und des
Spitzensteuersatzes auf 36 Prozent macht die ganze so-
ziale Schieflage deutlich. Sie selbst sagen, Ihr Konzept
führe – das bestätige ich – zu einem Einnahmeausfall in
Höhe von 10 Milliarden Euro,


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Ach, Herr Eichel!)


in den ersten beiden Jahren sogar zu einem Einnah-
meausfall von 15 bis 16 Milliarden Euro.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Wer zahlt denn die veranlagte Einkommensteuer? Die Unternehmen!)


Hinzu kommt Ihr Kindergeld-Versprechen, das weitere
17,5 Milliarden Euro kostet.


(Joachim Poß [SPD]: Das haben sie alles nicht mit eingerechnet!)


Wir haben es hier also mit einem Konzept zu tun, das
nachhaltig 27,5 Milliarden Euro kostet. Meine Damen
und Herren, Ihre Vorschläge sind nicht von dieser Welt.


(Beifall bei der SPD)

Dass in Ihrem Gesamtkonzept eine Finanzierungs-

lücke in Höhe von 100 Milliarden Euro besteht, hat Ih-
nen Horst Seehofer vorgerechnet. Mit anderen Worten:
Ihr Konzept, das hier auf dem Tisch liegt, ist nicht wirk-
lichkeitstauglich. Deswegen haben Sie Ihre Vorschläge
auch nicht im Einzelnen angesprochen.

Um es wirklichkeitstauglich zu gestalten, muss man
zu allererst fragen: Wie sieht der Finanzrahmen aus?
Denn die Finanzminister haben festgestellt: Wenn ein
Konzept nicht finanzierbar ist, ist es nicht tauglich. Was
heißt das? Ich sage, damit das klar ist, ganz freimütig: Es
kann nicht so weitergehen, dass wir den Bundeshaushalt
nur dadurch verfassungsgemäß gestalten können, dass
wir in großem Umfang Privatisierungserlöse einsetzen.
Das wollte ich nicht tun.


(Dr. Michael Meister [CDU/CSU]: Sie machen es aber seit vielen Jahren!)


Ich wollte sie zum Abbau alter Schulden, nicht aber zur
Finanzierung laufender Ausgaben verwenden.

Inzwischen gibt es fünf Länder in Deutschland, die,
anders als der Bund, bereits in der Vorlage verfassungs-
widrige Haushalte haben.


(Zuruf des Abg. Hans Michelbach [CDU/ CSU])


– Auf Bayern komme ich noch zu sprechen, Herr
Michelbach. – Im reichen Land Hessen,


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Wer war denn da Ministerpräsident?)


in Niedersachsen und im Saarland wurden verfassungs-
widrige Haushalte vorgelegt; es müsste Ihnen übrigens
auffallen, dass in all diesen Länder Ministerpräsidenten
von der CDU regieren.


(Zurufe von der CDU/CSU: Ja, ja!)


H
z
8
r
H

B
w
n
L
s
H

B
K
V
a
g
n
e

w


t
m
a

d
u
D
d
D
U
d
i
h
e
a
F

S
m
h
k
s
S
S
B
1
S

(C (D inzu kommen die Länder Bremen und Berlin. Hessen um Beispiel veräußert allein in diesem Jahr für 50 Millionen Euro Verwaltungsgebäude und Ministeien und mietet sie zurück. Trotzdem ist der hessische aushalt nicht verfassungsgemäß. (Dr. Michael Meister [CDU/CSU]: Ihrer auch nicht!)


aden-Württemberg ist haarscharf an der Verfassungs-
idrigkeit vorbeigeschrammt. Dort werden die Zinsein-
ahmen bis zum Jahr 2017 für die stille Einlage in der
andesbank auf die Jahre 2005 und 2006 vorgezogen,
odass man gerade noch einen verfassungsgemäßen
aushalt vorlegen kann.


(Dr. Michael Meister [CDU/CSU]: Ihre Genossen dort fordern doch, mehr Geld auszugeben!)


ayern behauptet, nächstes Jahr einen Haushalt ohne
redite vorzulegen. Die Wahrheit ist, dass dies durch die
erwendung von Privatisierungserlösen und Entnahmen
us alten Rücklagen, die aus alten Kreditermächtigungen
ebildet worden sind, realisiert wird. Das ist allerdings
icht gemeint, wenn in der bayerischen Verfassung von
inem ausgeglichenen Haushalt die Rede ist.
Das ist die Lage, in der wir uns in Deutschland gegen-
ärtig befinden.


(Zuruf des Abg. Dr. Michael Meister [CDU/ CSU])


Seien Sie ganz vorsichtig, Herr Meister; denn hier un-
erliegen auch Sie einem Irrtum. In meinen Gesprächen
it den CDU-Finanzministern hört sich das schon ganz
nders an.
Unsere Steuerquote ist die zweitniedrigste innerhalb

er Europäischen Union. Sie liegt ungefähr 3 Prozent
nter dem langjährigen Mittel der Bundesrepublik
eutschland. Unsere Abgabenquote liegt auf der Höhe
er Abgabenquote Großbritanniens und unterhalb des
urchschnitts der Mitgliedstaaten der Europäischen
nion. In der gegenwärtigen Situation können wir weder
en Abbau der Finanzhilfen und die Einschränkungen
m konsumtiven Bereich, die wir massiv vorgenommen
aben, noch den Abbau von Steuervergünstigungen für
inzelne Gruppen, die dadurch etwas verlieren, durch
llgemeine Steuersenkungen gegenfinanzieren, weil die
inanzlage der öffentlichen Haushalte das nicht zulässt.
Das ist die Wirklichkeit, Herr Dr. Meister.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie macht alles zur Makulatur, was Sie bisher program-
atisch an Versprechungen in diesem Bereich gemacht
aben. Deswegen sind Ihre Vorschläge nicht wirklich-
eitstauglich. Ich kann Ihnen diesen Vorwurf nicht er-
paren. Denn gleichzeitig stellen Sie, insbesondere Herr
toiber, sich wieder hin und fordern den Abbau von
chulden und die Einhaltung der Maastricht-Kriterien.
eide Forderungen sind natürlich richtig. Doch
7,5 Milliarden Euro von den 26 Milliarden Euro an
teuervergünstigungen, die ich seit 2002 zum Abbau






(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

vorgeschlagen habe, sind im Blockadegestrüpp des Bun-
desrates hängen geblieben. Im vorigen Jahr – das kann
man den Statistiken entnehmen – hätten wir, wenn Sie
nicht blockiert hätten oder wenn wir dieses Volumen
durch andere Maßnahmen mit gleicher fiskalischer Wir-
kung ersetzt hätten, die 3-Prozent-Grenze bereits einge-
halten und wir hätten uns manche Debatte sparen kön-
nen. Also, meine Damen und Herren: Was hier
genehmigt ist und im Bundesrat hängen bleibt, liegt in
Ihrer Verantwortung und nicht in unserer; das muss klar
zugewiesen werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Er macht sich selbst was vor!)


Vorgeschlagen habe ich ja jede Menge. Das Problem
ist – darauf komme ich gleich noch zurück –, wie Sie auf
so etwas reagieren.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Ihr seid halt gut!)

Das wird so nicht weitergehen. Herr Dr. Meister, das
Problem mit dem von Ihnen vorgelegten Konzept ist
– Sie wissen es selbst; der Sachverständigenrates hat das
richtig gesagt; ich zitiere nur den einen Satz aus seinem
Gutachten –:

Alles in allem sind die von CDU/CSU und FDP
vorgelegten Konzepte in der derzeitigen Fassung
als Grundlage einer Unternehmenssteuerreform
nicht geeignet.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Das ist die zentrale Botschaft.

Eine Einkommensteuerreform haben wir gemacht,
mit ganz massiven Einschnitten. Auch eine Unterneh-
mensteuerreform haben wir eingeleitet. Deren erste
Stufe war das Halbeinkünfteverfahren. Dazu kann ich
nur sagen: Ein Glück, dass wir das gemacht haben!


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Das ist eine Katastrophe!)


Denn wenn das Manninen-Urteil des Europäischen Ge-
richtshofs jetzt noch auf uns durchschlagen würde, dann
müssten wir bluten ohne Ende.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! Zweistellig!)


Bin ich froh, dass ich auf Herrn Merz nicht gehört habe,
als wir die Unternehmensteuerreform im Jahr 2000
durchgebracht haben! Und Sie müssen auch froh darüber
sein.

Wir haben für die Personengesellschaften, wie für alle
privaten Haushalte, die Einkommensteuer massiv ge-
senkt: Eingangssteuersatz von 25,9 auf 15 Prozent, Spit-
zensteuersatz von 53 auf 42 Prozent und – ganz zentral;
was die Personengesellschaften immer gefordert haben,
was der Mittelstand immer gefordert hat – die Gewerbe-
steuer als Kostenfaktor durch die Anrechnung de facto
beseitigt.

D
w
W
u
w
b

r

u
e
ja
s

D
m
e
d
W

g
w
m
e

A
r
m
d
g
ü
w
k
b
s
u
n
le

U
je
s
m

I
c
A
a

(C (D (Elke Wülfing [CDU/CSU]: Erst die Steuer erheben und sie dann wieder nicht erheben! Das ist sinnvoll!)


arauf komme ich gleich noch einmal zu sprechen,
enn ich auf die Vereinbarung des Jobgipfels eingehe.
ir haben zudem die Körperschaftsteuersätze gesenkt
nd auf ein zu dem Zeitpunkt – das ist inzwischen schon
ieder eine Kleinigkeit anders – international vergleich-
ares Niveau gebracht.
Deswegen, meine Damen und Herren: Wer jetzt ein

ichtiges Konzept will, der muss darauf aufsetzen

(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Noch ver schlimmbessern oder wie?)

nd dann den Zusammenhang mit der Unternehmensteu-
rreform herstellen. Denn der Sachverständigenrat hat
zu Recht betont, dass wir nur bei der Einkommen-
teuer viel gemacht haben. Für weitere Vereinfachungen
wenn ich sie denn durch den Bundesrat bekäme, Herr
r. Meister – bin ich jederzeit sofort offen, allerdings
it dem Hinweis: Es darf keine soziale Schieflage dabei
ntstehen und es muss finanzierbar sein. Wann immer
iese beiden Bedingungen erfüllt sind, gehe ich den
eg – wenn wir ihn denn gemeinsam gehen können.
Im Zentrum steht jetzt – das sagt der Sachverständi-

enrat zu Recht –, um unsere internationale Wettbe-
erbsfähigkeit zu wahren, die Fortsetzung der Unterneh-
ensteuerreform. Dafür gibt es bei der Bundesregierung
inen ganz klaren Fahrplan:


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Sie tun so, als ob es nur in Deutschland Aktiengesellschaften gäbe! Dabei sind es nur 14 Prozent!)


m Anfang muss eine rechtsformneutrale und finanzie-
ungsneutrale Unternehmensbesteuerung stehen. Da
uss man ein bisschen genauer hinsehen, was Sie in
em Zusammenhang vorschlagen. Der Sachverständi-
enrat kritisiert ja zu Recht: Die Aussagen kommen aber
ber einige allgemeine Aussagen kaum hinaus. Gesagt
ird lediglich, dass der Dualismus von progressiver Ein-
ommensteuer und Körperschaftsteuer grundsätzlich
eibehalten wird und beide Seiten mit dem Ziel der Be-
teuerungs-, Rechtsform- und Finanzierungsneutralität
nter Berücksichtigung der europäischen und internatio-
alen Entwicklung aufeinander abgestimmt werden sol-
n. Dies lässt eigentlich alle Fragen offen.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! Genau so ist es!)


nd das ist auch so, meine Damen und Herren! Sie sind
tzt, auch mit dem Optionsmodell, genau bei dem Vor-
chlag angekommen, den ich vor fünfeinhalb Jahren ge-
acht habe und den Sie damals abgelehnt haben.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Sie haben schon viele Vorschläge gemacht!)


n Wirklichkeit werden wir uns etwas anderes klar ma-
hen müssen: Das reicht gar nicht mehr. Wir sind mit der
rt, wie wir in Deutschland die Unternehmen besteuern,
uf europäischer Ebene ein Ausnahmefall.






(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

Das heißt: Wir werden die Rechtsformneutralität nur
dann erreichen, wenn wir alle Unternehmen unter das
gleiche Steuerregime stellen, nämlich das Körperschaft-
steuerregime. Das ist die europäische Übung und da-
rüber werden wir reden müssen.

Über den Punkt, den Sie damals noch heftig attackiert
haben, werden wir Einigkeit erzielen müssen, wenn wir
bei der Unternehmensbesteuerung wirklich vorankom-
men wollen. Das wirft eine Reihe von Fragen auf, auch
hinsichtlich der Gewerbesteuer. Ich will in Richtung
FDP ausdrücklich sagen: Unser Modell sieht nicht eine
kommunale Selbstverwaltung vor, die allein von Zuwei-
sungen abhängig ist. Wir wollen eine kommunale Selbst-
verwaltung mit eigenem Steuerrecht und eigenem He-
besatzrecht. Das wird man sich bei dieser Gelegenheit
wieder sehr genau ansehen müssen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Elke Wülfing [CDU/CSU]: Wir auch!)


Wir haben Untersuchungen dazu eingeleitet, ob wir
den Weg von der Rechtsformneutralität hin zu einer glei-
chen Besteuerung aller Arten von Kapitalerträgen gehen
und das von den Arbeitseinkommen trennen sollten. Das
ist die Dual Income Tax; das ist der Vorschlag des
Sachverständigenrates. Ich will dies heute nur als Frage
formulieren, weil ich bei der Beurteilung, ob wir diesen
Weg gehen sollten, vorsichtig bin. Wir haben Untersu-
chungen dazu begonnen. Diese Lösung finden wir in
Skandinavien. Ich will das jetzt nicht im Einzelnen beur-
teilen. Das ist ein kompliziertes Thema. Ich will nur da-
rauf hinweisen, dass es ein Pro und ein Kontra gibt. Das
Kontra ist die Frage, ob das alles als gerecht empfunden
wird. Ich sage: Da es die Schweden können, hätte ich da-
mit keine sehr großen Probleme.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)

Das Pro könnte darin liegen, dass es uns im europäi-
schen Wettbewerb unter Umständen hilft. Die syntheti-
sche Einkommensteuer ist mit einem großen Problem
verbunden. Am Ende hat man nämlich sehr niedrige
Spitzensteuersätze mit hohen Einnahmeausfällen und
Ungerechtigkeiten, was niemand im Ernst wollen kann.
Ich glaube, das würde auch der deutschen Tradition der
Besteuerung nach der Leistungsfähigkeit, wie dies im
Grundgesetz steht, widersprechen. Nicht, dass Sie mich
falsch verstehen: Ich sage nicht, dass das verfassungs-
widrig wäre, aber es würde nicht unserem Verständnis
entsprechen. Darüber werden wir reden müssen. Alle
Vorbereitungen, die notwendig sind, um die Debatte sau-
ber führen zu können, werden vom Sachverständigenrat
so getroffen, dass wir Ende des Jahres alle Argumente
– Pro und Kontra – auf dem Tisch haben.

Zum Zeitablauf. Eine solche große neue Stufe der
Unternehmensteuerreform ist bei der notwendigen
Sorgfalt nicht in dieser Legislaturperiode zu erreichen.
Die Finanzminister der Länder haben einstimmig gesagt,
dass man bei den jetzt gegebenen Grundlagen in dieser
Wahlperiode keine neue große Steuerreform machen
kann. Der Sachverständigenrat sagt zu Recht, dass eine
sorgfältigere Erarbeitung nötig ist, um das tun zu kön-

n
a
d
s
b

D
s
t
f
g
a
I
o
E
D
s
s
m
r
m
s
S
m
s
h
m
d
d
u
m
w

d
V
s
b
v
S
w
t
z
n
U
s
D
g
G
r
s

g
A
i
r
r
m
u
o

(C (D en. Das muss möglichst schnell und ohne jeden Verzug, ber sorgfältig geschehen, weil es natürlich richtig ist, ass man bei den Regelungen im Steuerrecht vorsichtig ein muss. Das gilt für alle Beteiligten. Die Zeit dafür raucht man also. Das bedeutet aber keinen Reformstillstand. Herr r. Meister, Sie haben zu Recht auf Europa hingewieen. Das heißt übrigens auch nicht, dass wir darauf waren, dass etwas kommt. Im Gegenteil: Vor inzwischen ast einem Jahr haben wir die gemeinsame Bemessungsrundlage für die Unternehmensbesteuerung in Europa uf die Tagesordnung gesetzt. Ich mache mir aber keine llusionen. Das ist keine Sache, die man in einem Jahr der zwei Jahren erreichen kann. Wie Sie wissen, ist in uropa beim Steuerrecht Einstimmigkeit erforderlich. as haben wir nicht gewollt. Wir wollten in die Verfasung den Übergang zur qualifizierten Mehrheit hineinchreiben. Nun ist das aber anders. Zunächst einmal uss ich zur Kenntnis nehmen, dass mindestens vier euopäische Staaten keine Bereitschaft zeigen, dort mitzuachen. Es handelt sich um Großbritannien, Irland – es ind also nicht nur neue Mitgliedstaaten –, Malta und die lowakei. Diese haben ganz unterschiedliche Arguente. Möglicherweise werden wir uns auf eine vertärkte Zusammenarbeit einigen; das kann sein. Ich offe aber, dass wir uns doch noch mit unserem Arguent durchsetzen können, das besagt, dass es insbesonere für die kleinen und mittelständischen Unternehmen, ie in mehreren Ländern Europas tätig sein wollen, ein nerträglicher Zustand ist, dass sie von Land zu Land it völlig unterschiedlichen Steuersystemen konfrontiert erden. Ich will noch weitergehen. Ich bin nicht nur für Min eststeuersätze. Ein Element der Begründung unserer orschläge beim Jobgipfel war, dass es durch die unterchiedlichen Steuersätze in Europa zu Gewinnverschieungen kommt, ohne dass wir sie wirklich nennenswert eroder behindern können. Wenn ein Unternehmen tandorte in mehreren Ländern hat, verschiebt es die Geinne in das Land, in dem die Besteuerung am niedrigsen ist. Ich glaube, das ist gesamteuropäisch nicht hinunehmen. Es wäre gesamteuropäisch vernünftig, nicht ur eine gemeinsame Bemessungsgrundlage bei der nternehmensbesteuerung, sondern auch eine gemeiname Unternehmensbesteuerung zu haben, wie das in eutschland der Fall ist. Zusätzlich könnte es lokale, reionale bzw. kommunale Steuern geben, was in einigen ebieten auch der Fall ist. Die grundlegende Besteueung der Unternehmen in Europa sollte aber einheitlich ein. Aus der Rechtsprechung des EuGH ergeben sich eine anze Menge Probleme; ich habe darauf hingewiesen. nders ausgedrückt: Der Europäische Gerichtshof hebt m Prinzip alle Besonderheiten, die beim Außensteuerecht Grenzen ziehen, etwa bei der Wegzugsbesteueung, auf. Er hat festgelegt: Der gemeinsame Binnenarkt bedeutet, dass man nicht mehr zwischen dem nterscheiden kann, was in Deutschland, Frankreich der Belgien gilt. Das ist auch logisch. Bundesminister Hans Eichel Das Problem ist, dass dies rückwirkend gilt, sodass wir als Finanzminister – ich hoffe, dies geschieht im Einvernehmen mit der Kommission – versuchen, in dieser Situation zweierlei zu erreichen. Auf der einen Seite müssen wir selber sehr viel stärker als bisher unser System daraufhin überprüfen, ob es europatauglich ist. Das war ein wesentlicher Grund für den Übergang vom Vollanrechnungsverfahren zum Halbeinkünfteverfahren. Das war richtig so. Auf der anderen Seite müssen wir auf Folgendes hinarbeiten – das Bundesverfassungsgericht hat sich ähnlich geäußert –: Grundlage unser Rechtsprechung ist, dass die Kalkulierbarkeit der öffentlichen Haushalte erhalten bleiben muss. Wenn wir Glück haben, haben wir für die Umsetzung einige Jahre Zeit. Man wird dann entweder eine nationale Anpassung vornehmen oder, wenn wir gut sind, eine europäische Regelung erreichen. Das wäre die richtige Antwort. Auch eine Reihe anderer Dinge wie die Verlustverrechnung stehen auf der Tagesordnung. Dies spricht übrigens für die Absenkung des Körperschaftsteuersatzes, damit wir in diesem Zusammenhang unsere Risiken – ich erinnere hier an den Fall Marks & Spencer – verringern. Das ist eine wesentliche Abwehrstrategie. Nun komme ich zu dem, was auf dem Jobgipfel verabredet worden ist. Lassen Sie mich eines vorneweg sagen: Was ich nicht gut finde, ist, dass ich nicht weiß, wer der Verhandlungsführer ist. Herr Faltlhauser hat mir erklärt, er habe dafür kein Mandat. Der Bundeskanzler hat es aber anders verstanden. Dann höre ich wieder, er habe vielleicht doch ein Mandat. Ich weiß nicht, wie ich so verhandeln soll. Darüber hinaus weiß ich nicht, was Sie inhaltlich wollen. (Elke Wülfing [CDU/CSU]: Wissen Sie denn, was Sie wollen?)





(A) )


(B) )


Ich komme als Beispiel auf das schöne Thema Erb-
schaftsteuer zu sprechen. Wir sind uns doch einig, Herr
Meister. Aber das, was mir an Unterlagen übergeben
worden ist, ist ein Arbeitsentwurf, der nicht einmal das
bayerische Kabinett passiert hat. Daher frage ich: Ist das
nun die Position der B-Länder? Was ist eigentlich mit
der Gegenfinanzierung?


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Dafür muss man Sie fragen! – Elke Wülfing [CDU/CSU]: Wer macht denn die Gesetze?)


Dazu steht da nämlich nichts. Für die Einbringung muss
ich doch wenigstens wissen, ob die Bayerische Staatsre-
gierung dahinter steht oder ob das nur ein Referentenent-
wurf ist. Wird das von den B-Ländern unterstützt? Was
ist mit der Gegenfinanzierung? Diese Fragen müssen ge-
klärt werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Was mich auch gewaltig ärgert – das ist nicht in Ord-
nung –, ist, dass von Unseriosität die Rede war. Es be-
stand Einvernehmen darüber, dass wir wenigstens auf
technischer Ebene zusammenarbeiten. Das ist gesche-
hen. Das Fazit war, dass aufgrund von Berechnungen der

b
d
s
m
d
g
i
R

m
s
r
a
a
b
z
m
s
u
w

s

M
h
s
w
m
n

s
V
m
e
B
w
a
w

w
S
d
h
n
s
S
W
s
D

D
S
d
i

(C (D ayerischen Seite gesagt worden ist, meine Kalkulation er Einnahmeausfälle bei der Senkung der Körperchaftsteuer von 25 auf 19 Prozent sei zu pessimistisch, an müsse nicht von Einnahmeausfällen von 6,2, sonern von 5,2 Milliarden ausgehen. Ich habe mir das anesehen und gesagt, dass auch diese Annahme möglich st. Aber ich lasse mir dann nicht vorwerfen, meine echnung sei unseriös. Ein anderer Punkt ist – das lässt sich sehr schwer festachen –, dass mit der Absenkung des Körperschaftteuersatzes auf ein Niveau, das in der Gesamtbesteueung unter dem unserer westlichen Nachbarn und damit uch unter dem Österreichs liegt, auch Auswirkungen uf das Steuersubstrat verbunden sind. Wissenschaftler estätigen uns, dass dies zusammenhängt. Aber ich gebe u, dass es schwierig ist, hier Schätzungen vorzunehen. Wir werden uns einigen müssen; denn wir alle wisen, dass, wenn wir über Steuerrechtsänderungen reden nd uns fragen, was sie kosten und was sie uns bringen erden, wir es in Wirklichkeit nicht mit Mathematik um auf Einstein zu kommen –, sondern mit Sozialwisenschaften zu tun haben. (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Wir haben es mit Sozialdemokraten zu tun!)


it jeder Steuerrechtsänderung wird zugleich eine Ver-
altensänderung der Steuerbürger bewirkt, die einge-
chätzt werden muss. Wenn wir hier vernünftig vorgehen
ollen, werden wir also miteinander reden müssen. Ich
uss dafür aber wissen: Wer ist der Verhandlungspart-
er? Wie ist seine Position?


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sie müssen Gesetze machen!)


Ich habe vorgeschlagen, jetzt in das Verfahren einzu-
teigen, damit wir vor dem Sommer fertig werden. Ein
ermittlungsverfahren sollten wir daher vermeiden. Von
einer Seite wird jede Art von Gespräch akzeptiert, sei
s in der Arbeitsgruppe, die jedenfalls aus Sicht des
undeskanzler und des Vizekanzlers damals vereinbart
ar – offenbar sieht das Ihre Seite anders –, sei es jeder
ndere Weg im Rahmen des Verfahrens. Dann können
ir zu einer Lösung kommen.
Ich habe – das ist mir sehr schwer gefallen – die Ge-
erbesteuerumlage herausgenommen. Das hat meine
eite dieses Hauses nicht gewollt und das hat Ihre Seite
ieses Hauses nicht gewollt. Ich will Sie aber auf eines
inweisen: Das Tableau zeigt, dass die einzigen Gewin-
er der harten Steuerrechtsänderung die Kommunen
ind. Nun will ich Ihnen sagen, worüber ich mich ärgere.
chauen Sie sich einmal an, was in Deutschland passiert.
ir haben in diesem Hause Entscheidungen zur Verbes-
erung der kommunalen Finanzausstattung getroffen.
as haben wir gewollt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


as stand auch im Zusammenhang mit Hartz IV.
chauen Sie sich einmal an, was gegenwärtig in den
eutschen Ländern passiert. Baden-Württemberg – das
st nur der gröbste Fall – kürzt vor diesem Hintergrund






(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

den kommunalen Finanzausgleich mit der Begründung,
den Kommunen gehe es so gut und dem Land gehe es so
schlecht. Deshalb hole sich das Land das Geld wieder
zurück. Das sollten wir alle uns als Bundestagsabgeord-
nete nicht gefallen lassen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Da Sie, verehrter Herr Dr. Meister, so unpolemisch
gesprochen haben, habe ich das auch gemacht.


(Lachen bei der CDU/CSU)

– Dann können Sie nicht zuhören. – Das ändert aber
nichts daran, dass es noch Meinungsdifferenzen gibt.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: 25 Minuten reden und nichts sagen!)


Wir sollten vielleicht den Versuch unternehmen, uns zu
einigen. Dann muss ich allerdings wissen, wer verhan-
delt. Ich muss auch Ihre Position kennen. Es geht nicht,
nur Nein zu sagen. Sie, die Sie die Mehrheit im Bundes-
rat haben, müssen auch sagen, was Sie stattdessen wol-
len. Das ist der Weg nach vorne, den wir gehen müssen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hans Michelbach [CDU/ CSU]: Sie haben ein besonderes Verhältnis zur Polemik!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517302000

Wie gut, dass einzelne Meinungsverschiedenheiten

bleiben, sonst brauchten wir die Debatten nicht.
Nun hat das Wort der Kollege Dr. Hermann Otto

Solms für die FDP-Fraktion.

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517302100

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Anlass der
Debatte ist heute das „Konzept 21“ der CDU/CSU-Frak-
tion und nicht die Auswirkungen des Jobgipfels, auf die
ich aber anschließend eingehen will. Die FDP-Fraktion
hatte vor über einem Jahr, im Januar, dem Deutschen
Bundestag einen Gesetzentwurf für eine neue Einkom-
mensteuer vorgelegt, weil wir eine grundsätzliche Steu-
erreform noch in dieser Legislaturperiode ermöglichen
wollten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Leider haben die Regierungsfraktionen dieses Angebot
nicht angenommen. Bei aller Unterschiedlichkeit in Ein-
zelheiten hätte man sehr wohl zu einem gemeinsamen
Konzept kommen können und hätte dann nicht wie-
derum zwei bis drei Jahre verloren. Ich bedauere außer-
ordentlich, dass es diese Bereitschaft nicht gegeben hat.


(Beifall bei der FDP)

Das Konzept war sehr weitreichend, zumal wenn Sie

bedenken, dass sich das Einkommensteuergesetz heute
in der Beck’schen Textsammlung auf über 303 Seiten er-
streckt, während unser neues Einkommensteuergesetz
nur 25 Seiten umfasst. Das zeigt ganz deutlich, wie stark

m
u
B
a
v
u
ü

D
t
r
b
m
D
d
Z
f

r
w
e
v
d
z
s
S
s
n
z
t
e
n
H
w
B
E

e
W
l
m
s
N

N
d
S
U
r
v
b
u
D
I

o

(C (D an ein solch kompliziertes Recht vereinfachen kann nd wie stark wir es vereinfachen müssen, damit uns die ürger folgen können und wieder Vertrauen in den Staat, uch in den Steuerstaat, fassen. Heute fühlen sie sich om Staat übervorteilt und bevormundet. Sie fühlen sich nfähig, diese Vorschriften zu befolgen, weil sie sie berhaupt nicht mehr verstehen können. (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Heinz Seiffert [CDU/CSU])


as ist auch kein Wunder, wenn sogar die Finanzverwal-
ung sie nicht mehr anwenden kann, wenn die Steuerbe-
ater nicht mehr fähig sind, alle Vorschriften richtig zu
eurteilen, und wenn selbst die Finanzgerichte nicht
ehr in der Lage sind, ein endgültiges Urteil zu fällen.
ieses Steuerrecht ist obsolet und es muss beseitigt wer-
en. Wir stimmen mit der CDU/CSU-Fraktion in der
ielsetzung völlig überein, dass wir ein drastisch verein-
achtes Steuerrecht brauchen.
Nun haben wir – das muss man hier erklären – unse-

en Entwurf im Finanzausschuss zurückgezogen, weil
ir Änderungsbedarf hatten; denn wir wollten ihn mit
inem Entwurf zu einer Reform der Unternehmensteuer
erbinden. Der internationale Wettbewerb genauso wie
ie Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs
wingen uns dazu, eine Reform der Unternehmensbe-
teuerung durchzuführen. Deswegen wollten wir die
chnittstellen zwischen Einkommensteuer und Körper-
chaftsteuer neu formulieren. Die Zeit dafür wurde uns
icht zugestanden. Deshalb haben wir unseren Entwurf
um Einkommensteuergesetz zurückgezogen. Wir bera-
en jetzt auf unserem Bundesparteitag ein Konzept für
ine Unternehmensteuerreform. Wir werden dies in ei-
em Gesetzestext formulieren, eine Abstimmung und
armonisierung vornehmen und dann einen Gesamtent-
urf für eine Reform der direkten Steuern im Deutschen
undestag noch in dieser Legislaturperiode – ich hoffe,
nde dieses Jahres – vorlegen.


(Beifall bei der FDP)

Das sage ich nur, um Ihnen zu zeigen, dass wir es

rnst meinen, und zwar nicht parteipolitisch einseitig.
ir sehen die objektive Notwendigkeit einer grundsätz-

ichen Reform der Steuern. Dabei sind der Tarif und da-
it der Streit um den Tarif in Wirklichkeit das Unwe-
entlichste. Das Entscheidende ist die systematische
eugestaltung des Steuerrechts.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ur so werden wir, zumindest im europäischen Raum,
ie Wettbewerbsfähigkeit zurückgewinnen. Es ist eine
elbstverständlichkeit, dass wir bei der Reform der
nternehmensteuern darauf achten müssen, dass der eu-
opäische Binnenmarkt endlich auch im Steuerrecht
ollzogen wird. Dadurch sind wir gezwungen, die Wett-
ewerbssituation in Europa zu berücksichtigen und die
nterschiedlichen Steuerhöhen so umzugestalten, dass
eutschland die Wettbewerbsfähigkeit wiedererlangt.
ch habe das in einer Grafik abgetragen, auf der Sie
auch wenn es für Sie jetzt schwer sichtbar ist – an der
beren schwarzen Linie erkennen können, dass






(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms

Deutschland die Unternehmen, egal welcher Rechts-
form, am weitaus höchsten besteuert.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: So ist es!)

Die Argumentation mit der Steuerquote oder der

durchschnittlichen Besteuerung, Herr Eichel, die immer
wieder vorgetragen und immer wieder widerlegt wird,
führt an der Realität doch völlig vorbei. Ein Investor, der
überlegt, ob er in Österreich oder in Deutschland inves-
tieren soll, der fragt doch nicht nach der Höhe der Steu-
erquote, sondern nur danach, wie hoch er besteuert wird,
wenn er Gewinne erzielt, und ob er seine Verluste mit
den Gewinnen verrechnen kann. Wenn er in Deutschland
von der Mindeststeuer erfährt – die, ohne Mitwirkung
der FDP, leider von beiden Seiten des Hauses eingeführt
worden ist –, sagt er: Nein, einen solchen Unsinn mache
ich nicht mit; wenn ich nicht einmal meine Verluste der
Anlaufphase sofort mit den dann entstehenden Gewin-
nen verrechnen kann, dann werde ich in Deutschland
nicht investieren.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In anderen Ländern gibt es keine Verlustvorträge!)


Wenn die Besteuerung – egal ob sie bei 42 Prozent
einschließlich Soli oder bei 39,5 Prozent durch Körper-
schaftsteuer plus Gewerbesteuer liegt – deutlich höher
ist als in den anderen Ländern – ich nehme als Maßstab
wieder Österreich mit 25 Prozent –, dann sagen die Un-
ternehmer: Es macht keinen Sinn, dort zu arbeiten und
zu investieren. Deswegen müssen wir die Steuerbelas-
tung für die Unternehmen auf ein in Europa wettbe-
werbsfähiges Niveau bringen. Das heißt, wir müssen auf
unter 30 Prozent – wohin auch immer, aber auf jeden
Fall unter 30 Prozent – kommen. Das bedeutet, wir brau-
chen eine direkte Absenkung.


(Beifall bei der FDP)

Herr Eichel, wenn jetzt, wie beim Jobgipfel verein-

bart, ein Schritt in die richtige Richtung gemacht wird
– Senkung der Körperschaftsteuer um 6 Prozent –, dann
unterstützen wir das als FDP. Das heißt allerdings, dass
Sie eine adäquate Entlastung zwingend auch für die Per-
sonengesellschaften und Einzelkaufleute brauchen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Es macht überhaupt keinen Sinn, dass Herr Müntefering
gegen die großen Unternehmen polemisiert und gleich-
zeitig nur die großen Unternehmen entlastet werden.
Was ist das für ein Widerspruch?


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – CarlLudwig Thiele [FDP]: Das ist Unsinn!)


Die Masse der mittelständischen Unternehmen, die ja
hier die große Zahl der Arbeitsplätze sichert und anbie-
tet, wird hingegen schlechter behandelt. Das kann nicht
Ergebnis eines solchen Schrittes sein.

Wir sind für die Absenkung der Körperschaftsteuer
um 6 Prozentpunkte. Wir sind auch für den Reforman-
satz bei der Erbschaftsteuer, den wir in unserem Pro-
gramm seit zehn Jahren haben und den auch die CDU/
CSU in ihrem „Konzept 21“ hat. Wir sind ebenfalls da-

f
w
s
S

b
g
n
s
r
W

u
S
e
c
s
d
u
c

E
s
n
o
l
a
z
g
F

g
p
d
a
V
b
B
b
g

l
h
z
e

(C (D ür, dass Maßnahmen zur Gegenfinanzierung getroffen erden. Aber diese dürfen natürlich nicht wieder auschließlich die Unternehmen treffen; denn dann nützt die teuerentlastung nichts. (Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und wer soll das dann bezahlen? – Gegenruf des Abg. Leo Dautzenberg [CDU/ CSU]: Die Grünen!)


Dass die Verlustzuweisungsfonds schlechter gestellt
zw. deren Vorteile beseitigt werden, wird von uns
rundsätzlich unterstützt. Wir wollen das Konzept dann
atürlich im Detail sehen; das muss man sich genau an-
chauen. Aber eine Verschärfung der Mindestbesteue-
ung wird von uns grundsätzlich abgelehnt, weil das ein
eg in die falsche Richtung ist.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Im Übrigen haben wir im Bereich der Subventionen
nd der finanziellen Zuwendungen einen riesigen
pielraum zur Entlastung. Unsere Haushälter haben ja
in „Sparbuch“ mit über 400 Einzelvorschlägen entwi-
kelt und im Haushaltsausschuss vorgelegt; es sieht Ein-
parungen mit einem Gesamtvolumen von 12,5 Milliar-
en Euro vor. Ich trage Ihnen das hier noch einmal vor,
m Ihnen und auch der Öffentlichkeit deutlich zu ma-
hen: Sparen ist möglich.


(Beifall bei der FDP – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es wäre schön, wenn Sie immer dabei gewesen wären mit Ihren Vorschlägen!)


s muss gemacht werden; wir müssen mehr sparen. In-
ofern unterstützen wir den Bundesfinanzminister in sei-
er Sorge um den Haushalt. Wir wollen einen stabilitäts-
rientierten Haushalt. Wir wollen unseren Beitrag dazu
eisten. Wenn die Regierungsseite von den im Haushalts-
usschuss beratenen über 400 Anträgen aber keinen ein-
igen für unterstützenswert hält, dann scheint schon die
rundsätzliche Bereitschaft zu fehlen, eine vernünftige
inanzpolitik gestalten zu wollen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Ute Kumpf [SPD]: Vielleicht liegt es aber an den Anträgen!)


Herr Bundesminister Eichel, die Steuerreform ist
rundsätzlich unverzichtbar. Das hat auch der Bundes-
räsident in seiner vorzüglichen Rede vor den Vertretern
er Arbeitgeberverbände gesagt. Wir brauchen sie. Sie
llein wird Deutschland nicht nach vorn bringen. Die
erbindung mit anderen Reformen, solchen auf dem Ar-
eitsmarkt, bei den sozialen Sicherungssystemen und im
ildungsbereich, ist notwendig. Sie ist aber unverzicht-
ar. Wir müssen uns gemeinsam an diese riesige Auf-
abe machen, weil einer allein sie gar nicht lösen kann.
Sich aber immer wieder mit dem Argument der feh-

enden Gegenfinanzierung – Sie behaupten, die Haus-
alte könnten das nicht tragen – um das Thema herum-
umogeln, das geht so nicht weiter. Deswegen fand ich
s interessant, dass Sie in Ihren Vorschlägen beim






(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms

Jobgipfel von einem Selbstfinanzierungseffekt gespro-
chen haben.


(Hans Eichel, Bundesminister: Falsch! Das hat nichts mit Selbstfinanzierung zu tun!)


– In den Zeitungen ist das aber so dargestellt worden. Ich
habe schon gedacht, allmählich komme die SPD zur Ver-
nunft.

Steuern sind natürlich ein dynamisches Element in
den wirtschaftlichen Zusammenhängen. Eine Selbstfi-
nanzierung kann nach und nach entstehen, wenn man
eine gute Steuerreform macht. Das haben Sie immer
wieder verneint. Es ist aber so. Die ganze ökonomische
Wissenschaft bestätigt das. Damit wären wir auf einem
richtigen Weg.

Schritte in die richtige Richtung werden von uns un-
terstützt. Das heißt aber nicht, dass wir uns um die Ge-
samtreform herummogeln können. Wir brauchen zwin-
gend eine grundsätzliche Reform der Steuern und
Finanzen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517302200

Ich erteile das Wort der Kollegin Christine Scheel,

Bündnis 90/Die Grünen.

(Zuruf von der CDU/CSU: Jetzt kommt die Heuschrecke! – Hans Michelbach [CDU/ CSU]: Sie hat schon die Heuschreckenkleidung an!)



Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517302300

Nur kein Neid, Herr Michelbach. – Herr Präsident!

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Startschuss war
der Bierdeckel. Ich weiß noch, wie – jetzt hätte ich bei-
nahe Herrn Solms genannt; er war bei den Vereinfachun-
gen auch dabei – Herr Merz im Zusammenhang mit dem
Bierdeckel in den Zeitungen gefeiert wurde.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Aber nicht mit dem Bierdeckel!)


Wenn man sich nun den Entwurf anschaut, über den wir
heute reden, stellt man fest: Der Bierdeckel ist weg und
Herr Merz ist auch weg.


(Zurufe von der CDU/CSU)

Mit einem riesigen Theaterdonner wurde uns ein ein-

faches und transparentes Steuerkonzept angekündigt,
das, wie gesagt, auf einen Bierdeckel passt.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das sind Taten und kein Theater!)


Wir wurden mit einem völlig unausgegorenen, unge-
rechten und nicht finanzierten Antrag der CDU/CSU-
Fraktion konfrontiert, der am Ende 27,5 Milliarden Euro
neue Schulden bedeuten würde.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das ist alles nicht richtig!)


D
f

d
w
J
2
e
m
m

r
ß
l

D
s
P
p
d
b
p

i
d
m

W
s
z
n

W
m
d
u
r
g
n

W
e
G
d
V

(C (D eswegen glaube ich, dass Sie in Wirklichkeit selbst roh sind, wenn wir Ihren Antrag heute ablehnen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Elke Wülfing [CDU/CSU]: Wer hat Ihnen denn das erzählt?)


Mir wäre es natürlich recht, wenn wir heute darüber
iskutieren könnten, was auf dem Jobgipfel vereinbart
urde. Wir haben vorgeschlagen – das wurde auf dem
obgipfel vereinbart –, die Körperschaftsteuersätze von
5 auf 19 Prozent zu senken. Die bessere Gewerbesteu-
ranrechnung bedeutet, dass in Zukunft alle klein- und
ittelständischen Unternehmen, die Personenunterneh-
en sind, bis zu einem Hebesatz von 380


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Nein, 360!)

eal nicht mehr mit Gewerbesteuer belastet werden. Au-
erdem soll der Betriebsübergang im Mittelstand er-
eichtert werden. Das ist die getroffene Vereinbarung.
Es wäre gut und wichtig, wenn wir für den Standort
eutschland ein klares Signal geben könnten. Wir müs-
en schnell Klarheit schaffen, damit die Unternehmen
lanungssicherheit haben. Sie müssen wissen, dass der
ositive Effekt für Wachstum und Beschäftigung und die
amit verbundenen Arbeitsplätze kommt. Diese Verein-
arung darf nicht – das ist das derzeitige Problem – im
arteipolitischen Gezerre versanden.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Wer zerrt denn? Ihr zerrt doch untereinander!)


Die Union hat, unverdrossen wie sie in dieser Frage
st, gesagt, dass die Steuersätze gesenkt werden müssten,
ass aber für die Finanzierungsvorschläge der Finanz-
inister zuständig sei.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Ist doch wahr! Ist der etwa nicht mehr im Amt?)


enn uns das nicht gefalle, solle er auf andere Vor-
chläge ausweichen. An der Diskussion um die Finan-
ierung würden Sie sich nicht beteiligen. – So geht es
icht!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


enn man gemeinsame Absprachen vereinbart, dann hat
an sich gefälligst daran zu halten. Man kann nicht auf
er einen Seite die positiven Punkte für sich reklamieren
nd sich auf der anderen Seite – wenn es um die schwie-
igen Finanzierungsfragen geht – in die Büsche schla-
en. Das ist nicht in Ordnung und dient letztendlich
icht unserem Land.
Frau Merkel hat eine Gegenfinanzierung eingefordert.
ir können aber nur feststellen, dass es bisher keinen
inzigen Finanzierungsvorschlag seitens der Union gibt.
estern konnte man unter anderem in der „Welt“ lesen,
ass Herr Michael Meister gesagt hat: Wir werden keine
orschläge machen.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Na toll!)







(A) )



(B) )


Christine Scheel

Ich sage noch einmal: Wer andere Finanzierungsvor-
schläge kritisiert, der muss, wenn er seriös sein will,
auch eigene Vorschläge vorlegen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Joachim Poß [SPD]: So ist es! Sie sind aber nicht seriös! Ein unseriöser Haufen!)


Ich kann Sie nur auffordern, sich nicht länger einer in-
haltlichen Auseinandersetzung zu verschließen. Denn es
ist notwendig, dass das Geplänkel aufhört, dass kon-
struktiv an einer Einigung gearbeitet wird und dass wir
uns unserer gemeinsamen Verantwortung für den Stand-
ort Deutschland bewusst sind.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Da sind wir mal gespannt, was Sie hier vorlegen!)


Nun zu Ihrem Antrag. Sie fordern dort ein einfache-
res, gerechteres und leistungsfreundlicheres Steuerrecht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Das können wir alles unterschreiben, Frau Wülfing.
Dem kann ich ebenfalls zustimmen.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: 97 hättet ihr es schon haben können!)


Sie sagen aber leider nicht, wie Sie zu diesem neuen
Steuerrecht kommen wollen. Das ist genau das Grund-
problem Ihres Antrages.

Sie stellen Eckpunkte auf – so gehen Sie immer vor –,
die völlig unklar sind. Dann sagen Sie, die rot-grüne Re-
gierung bzw. die sie tragenden Fraktionen sollten diese
Unklarheiten beseitigen, und fordern uns auf, wir sollten
unsere Hausaufgaben machen.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Nein! So ist es doch gar nicht!)


Das heißt, Sie überlassen uns die Aufgabe, Ihre nebulö-
sen Eckpunkte zu konkretisieren und Ihre Vorschläge in
ein Gesetz zu gießen. Aber sobald von uns ein Vorschlag
kommt, springen Sie wieder ins Gebüsch.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Die Sachverständigen fanden das gut!)


Es ist kein Wunder, dass Sie nur ein Eckpunktepapier in
Form eines Antrags und eben keinen Gesetzentwurf vor-
gelegt haben. Damit beweisen Sie nicht ihre Regierungs-
fähigkeit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Joachim Poß [SPD]: Nur nicht konkret werden!)


Das „Konzept 21“ soll Zukunftsfähigkeit suggerieren.
Ich habe schon gesagt, dass es sehr unklar ist. Ich mache
das an ein paar Beispielen fest.

Alle Welt redet über die Reform der Unternehmens-
besteuerung, nur fast die gesamte Union nicht.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Stimmt doch nicht!)


H
w
w
w
e
n
d
tr
e
z
K
w
v
g
g

D
D

B
E
F
h
k
u
tr
w
te
in
D

D
d
I
h
h
le

im
r
s
s

d
S
is

(C (D err Meister hat ein paar Luftblasen abgelassen. Nach ie vor fehlen konkrete Aussagen zur Systematik. Aber as noch viel schlimmer ist: Für die Unternehmen ürde die Realisierung der Vorschläge Ihres Antrages ine Steuersatzerhöhung bedeuten. Denn laut Stellungahme der Professoren Rürup, Wiegard und Spengel in er Sachverständigenanhörung, die wir zu diesem Anag durchgeführt haben, würden die Unternehmenssteursätze zusammengerechnet auf nominell etwa 42 Proent steigen. Derzeit liegen sie unter 40 Prozent. Die onsequenz wäre: Mit diesen Vorschlägen würde das, as die Bundesregierung auf diesem Gebiet zum Positien für die Unternehmen verändert hat, wieder rückgänig gemacht werden. Das nennen Sie ein zukunftsfähies Steuerkonzept. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


ieses ist völliger Unsinn und ökonomisch nicht haltbar.
as kann doch wirklich nicht Ihr Ernst sein.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Herr Eichel hat eben gesagt, wir wären bei 36 Prozent und das wäre alles unsozial! Da stimmt doch etwas nicht! – Gegenruf des Abg. Joachim Poß [SPD]: Das ist der Spitzensteuersatz!)


Es geht ferner um das Thema EU-Recht-konforme
esteuerung, das mit der aktuellen Rechtsprechung des
uropäischen Gerichtshofs natürlich zunehmend in den
okus der Steuerpolitik kommt. Der Minister hat darauf
ingewiesen, dass wir Gott sei Dank nicht dem nachge-
ommen sind, was Sie damals gefordert haben, als wir
nsere Entscheidung für das Halbeinkünfteverfahren ge-
offen haben. Da haben Sie nicht mitgemacht. Hätten
ir diese Entscheidung damals nicht getroffen, dann hät-
n wir heute aufgrund der EuGH-Urteile Steuerausfälle
zweistelliger Milliardenhöhe in der Bundesrepublik
eutschland.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Die haben wir doch! Wir haben doch kaum noch ein Körperschaftsteueraufkommen in 2002 gehabt!)


a sehen Sie, zu welchem Schaden Ihre Positionen für
ieses Land führen und welche Probleme Sie uns durch
hre milliardenschweren Risiken vor die Füße gekippt
ätten, und zwar nicht nur im Hinblick auf den Bundes-
aushalt, sondern auch im Hinblick auf die Länder und
tztendlich auch die Kommunen.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


Auch ist klar zu sagen, dass Ihre Vorschläge zu einer
mensen Lücke in Höhe von 27,5 Milliarden Euro füh-

en. Ihr Konzept ist unfinanzierbar. Sie widersprechen
ich selbst, wenn Sie einerseits immer wieder sagen, wir
ollten die Maastricht-Kriterien einhalten,


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Von welchem Antrag reden Sie denn?)


ann aber andererseits Vorschläge machen, die zu mehr
chulden in Höhe von 27,5 Milliarden Euro führen. Das
t unsolide. Dazu kann man nur sagen: Seien Sie froh,






(A) )



(B) )


Christine Scheel

dass Sie nicht in die Situation kommen, dieses Konzept
wirklich umsetzen zu müssen!

Ich fasse zusammen: Der Antrag der Union lässt mehr
Fragen offen, als er beantwortet: Unternehmensbesteue-
rung – Fehlmeldung! EU-Rechtskonformität – keine
Vorschläge! Aufkommensneutralität: nicht erreicht! Gott
sei Dank können wir den Vorschlag, den Sie gemacht ha-
ben, heute ablehnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517302400

Nächster Redner ist der Kollege Peter Rzepka, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf von der CDU/CSU: Jetzt erklär denen das mal! – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Aber das ist schwer! Die haben eine geringe Auffassungsgabe! – Gegenrufe von der SPD: Oh!)



Peter Rzepka (CDU):
Rede ID: ID1517302500

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Nach sechs Jahren rot-grüner Bundesregierung
befindet sich die deutsche Volkswirtschaft in einer
schweren strukturellen Wachstums- und Beschäftigungs-
krise. Zunehmende Armut und zunehmende Arbeitslo-
sigkeit in Deutschland sind das Resultat einer Politik,
der es nicht gelingt, die Rahmenbedingungen unserer
dem verstärkten internationalen Wettbewerb ausgesetz-
ten Volkswirtschaft zu verbessern.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Die Menschen in unserem Land erkennen diesen Zu-

sammenhang. Das Vertrauen in die rot-grüne Politik
sinkt. Im Regierungslager breitet sich Panik aus: Kapita-
lismuskritik, klassenkämpferisches Getöse, Boykottauf-
rufe gegen deutsche Unternehmen aus der Parteizentrale
der SPD und Vorschläge zur Senkung der Unternehmen-
steuern aus dem Kanzleramt. Während sich der Bundes-
kanzler über eine mangelnde Investitionsbereitschaft be-
klagt, redet die stellvertretende SPD-Vorsitzende
Arbeitsplätze kaputt. Ein schlüssiges Konzept sieht an-
ders aus.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das ist das Endzeitchaos!)


Deutschland braucht eine tief greifende Modernisie-
rung der sozialen Marktwirtschaft, die den Regeln des
Marktes wieder neue Geltung verschafft: Staatshaushalte
sanieren, den Arbeitsmarkt deregulieren, Sozialsysteme
an die veränderte Entwicklung anpassen, die Staatsquote
und die Steuern senken sowie die Bürokratie abbauen.
Viele unserer europäischen Nachbarn – übrigens auch
Sozialdemokraten – sind diesen Weg gegangen und ha-
ben neue Beschäftigung und soziale Sicherheit bewirkt.
Nur große Teile der deutschen Sozialdemokratie haben
offenbar immer noch nicht die wohlstandsfördernde

K
k

tr
m
tu
s
ti
w

m
d
z
A
a
M
h
h
e
4
e
v
je

u
li
s
R
r
E

d
-
f
e
te
s

V
t
e
n
r
g
f

g
U
e
S
s
n
z
w

b

(C (D raft von Marktwirtschaft und Eigenverantwortung erannt. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Unionsfraktion schlägt mit dem vorliegenden An-
ag eine grundlegende Reform der Steuerstruktur vor,
it der das Steuersystem einfacher, gerechter und leis-
ngsfreundlicher werden soll. Die Steuersätze sollen ge-
enkt werden. Im Gegenzug müssen allerdings Subven-
onen und Steuervergünstigungen weitgehend abgebaut
erden.
Das gegenwärtig nicht mehr reformfähige Einkom-
ensteuergesetz ist aufzuheben und durch ein vollstän-
ig neu formuliertes Einkommensteuergesetz zu erset-
en. Die bestehenden Steuerbefreiungen, Freibeträge,
bzugsbeträge und Ermäßigungen werden weitgehend
ufgehoben. Jede Person – auch die Kinder; Kollege
eister hat schon darauf hingewiesen – erhält einen ein-
eitlichen Grundfreibetrag von 8 000 Euro. Die darüber
inausgehenden Einkünfte werden einem Stufentarif mit
inem Eingangssteuersatz von 12 Prozent und einem ab
5 000 Euro Jahreseinkommen greifenden Spitzensteu-
rsatz von 39 Prozent unterworfen. Tarifhöhe und Tarif-
erlauf werden zur Vermeidung einer kalten Progression
des zweite Jahr inflationsbereinigt.
Der Dualismus von progressiver Einkommensteuer

nd proportionaler Körperschaftsteuer wird grundsätz-
ch beibehalten. Einkommensteuer- und Körperschaft-
teuerrecht werden mit dem grundsätzlichen Ziel der
echtsform- und der Finanzierungsneutralität unter Be-
ücksichtigung der europäischen und der internationalen
ntwicklung aufeinander abgestimmt.
Steuererklärung und Steuerveranlagung werden durch

en Ausbau der elektronischen Datenverarbeitung und
übermittlung sowie den Ausbau des Quellenabzugsver-
ahrens radikal vereinfacht. Die Gewerbesteuer wird in
nger Abstimmung mit den Kommunen durch eine Be-
iligung an der Einkommen-, Körperschaft- und Um-
atzsteuer ersetzt.
Schließlich fordern wir die förmliche Aufhebung des

ermögensteuergesetzes und die Erleichterung der Un-
ernehmensnachfolge bei der Erbschaftsteuer, die ganz
ntfallen soll, wenn der Betrieb mindestens zehn Jahre
ach Übergabe fortgeführt wird. Die schnell realisierba-
en Teile des neu zu formulierenden Einkommensteuer-
esetzes sollen im Rahmen eines steuerpolitischen So-
ortprogramms vorweggenommen werden.
Wir sind zudem bereit, zusammen mit der Bundesre-

ierung in einem ersten Schritt eine Reduzierung der
nternehmensteuerbelastung auf unter 35 Prozent
inschließlich der Gewerbesteuer umzusetzen. Von einer
teuersenkung dürfen allerdings nicht nur die Kapitalge-
ellschaften profitieren. Auch die vielen Personenunter-
ehmen insbesondere im mittelständischen Bereich sind
ur Stärkung ihrer Eigenkapitalbasis und ihrer Wettbe-
erbsfähigkeit auf Entlastungen angewiesen.
Einen ersten Erfolg haben wir mit unserem Antrag

ereits erreicht: Auch die Bundesregierung hat nunmehr






(A) )



(B) )


Peter Rzepka

Handlungsbedarf bei der Unternehmensbesteuerung er-
kannt und Vorschläge dazu vorgelegt. Bei der Prüfung
der Vorschläge werden wir uns von den Zielen der Steu-
ervereinfachung und der Verlässlichkeit steuerpoli-
tischen Handelns leiten lassen. Außerdem wollen wir
keine neuen Staatsschulden zulassen.


(Lachen bei der SPD – Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das passt jetzt aber nicht zusammen!)


Herr Finanzminister Eichel, in diesem Punkt war Ihr
Konzept von Anfang an unseriös; denn Sie gehen dabei
von 3,3 Milliarden Euro aus, die aus der Senkung des
Körperschaftsteuersatzes durch die Verlagerung von Ge-
winnen nach Deutschland zusätzliche Steuereinnahmen
in unserem Lande generieren. Wir halten diese Größen-
ordnung für völlig inakzeptabel.

Heute haben Sie uns mitgeteilt, dass Sie – das ist si-
cherlich auch richtig – die Gewerbesteuerumlage nicht
erhöhen wollen. Damit fällt eine weitere Gegenfinanzie-
rungsmaßnahme weg.


(Joachim Poß [SPD]: Die war nie gegenfinanziert! Das hat was mit den Ebenen zu tun!)


– Für den Bund ist das mit Sicherheit eine Gegenfinan-
zierungsmaßnahme.

Insofern sind Sie mit dem Torso Ihres Konzepts heute
letzten Endes auf dem Rückzug. Wir werden sehen, wie
Sie die Finanzierungslücken auffangen wollen.

Frau Kollegin Scheel, auch Sie haben in der Öffent-
lichkeit mit Ihrer Fraktion die Gegenfinanzierung durch
den Bundesfinanzminister kritisiert, wenn ich das richtig
verstanden habe. Aber wir hätten heute erwartet, dass
Sie im Bundestag vorschlagen, wie aus Ihrer Sicht die
Gegenfinanzierung aussehen soll.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Sie machen in der Öffentlichkeit bzw. in der Presse Vor-
schläge, von denen wir alle wissen, dass sie mit dem Eu-
roparecht nicht vereinbar und deshalb nicht umsetzbar
sind. Aber in der Diskussion im Plenum des Bundestags
stellen Sie sich diesen Fragen offensichtlich nicht. Denn
Ihnen ist bewusst, dass Sie bisher keine umsetzbaren
Vorschläge zur Gegenfinanzierung vorgelegt haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Der als Steuerchaos bezeichnete Zustand des Steuer-

rechts ist für alle von ihm Betroffenen unerträglich
geworden. Er ist Ursache für Politik- und Demokratie-
verdrossenheit; zudem behindert er das Wirtschafts-
wachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen, weil es
an Vertrauen und Rechtssicherheit fehlt. Vertrauen und
Rechtssicherheit sind aber Grundlagen für Investitionen
und Konsum.

Die Bundesregierung hat das Vertrauen in die Bestän-
digkeit staatlichen Handelns schwer erschüttert. Allein
in den letzten zwei Jahren hat es 23 Gesetzesänderungen
im steuerlichen Bereich gegeben, die zusätzliche Kom-
plizierungen mit sich gebracht und zum Teil kurz vorher

e
w

s
l

A
l
t
u
i
E
H

n
r
b
B
t
m
V
f
s
b
d
u
d
K

E
n
f
d
i
B
G

F

W
T
d
M
d
d

(C (D rlassene Gesetze und Urteile des Bundesfinanzhofs ieder korrigiert haben. Der Bundesregierung fehlt es an einem steuerpoliti chen Leitbild. Das zeigen Ihre Gesetze und Erlasse der etzten Jahre. uch die gegenwärtige Diskussion innerhalb der SPD ässt keine konstruktive Lösung von Ihrer Seite erwaren. Die Vorschläge unserer Fraktion für ein einfaches nd gerechtes Steuerrecht liegen auf dem Tisch. Sie sind n der Anhörung des Finanzausschusses von vielen xperten positiv bewertet worden. Es liegt nun an Ihnen, err Bundesfinanzminister, zu handeln. Ich möchte noch einmal darauf hinweisen: Sie erken en offenbar nicht, dass vor allem im Einkommensteuerecht ein wirklicher Neuanfang erforderlich ist. Sie haen verschwiegen, dass wir mit den Petersberger eschlüssen, die wir vor Jahren im Deutschen Bundesag gefasst haben, schon viel weiter waren und dass Sie it Ihrer Blockadepolitik diese Fortschritte hin zu einer ereinfachung des Steuerrechts und zu einer Leistungsörderung verhindert haben. Sie haben des Weiteren verchwiegen, dass die Sachverständigen uns bestätigt haen, dass unsere Vorschläge verteilungsgerecht sind und ass die Steuerausfälle wesentlich geringer sind, als Sie nd Frau Kollegin Scheel behaupten. Sie haben offenbar ie Ergebnisse der Expertenanhörung nicht richtig zur enntnis genommen. Herr Kollege, denken Sie bitte an Ihre Redezeit. Dass die Abschaffung der Gewerbesteuer von vielen xperten als richtiger Ansatz für die Reform der Unterehmensbesteuerung angesehen wird, haben Sie ebenalls verschwiegen. Lassen Sie uns in diesem Punkt haneln; denn die Abschaffung der Gewerbesteuer durch hre Integration in die Ertragsteuern wäre ebenfalls ein eitrag zur Vereinfachung des Steuerrechts und zu mehr erechtigkeit. Ich danke Ihnen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517302600
Peter Rzepka (CDU):
Rede ID: ID1517302700

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517302800

Das Wort hat die Kollegin Gabriele Frechen, SPD-

raktion.

(Beifall bei der SPD)



Gabriele Frechen (SPD):
Rede ID: ID1517302900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ir beraten heute über einen Antrag, der vor wenigen
agen Geburtstag hatte. Ein Jahr lang sind die Kollegen
er CDU/CSU-Fraktion durch das Land gezogen, um die
enschen glauben zu machen, dass ihr Steuerkonzept
ie große Reform und die große Weisheit ist. Der Vater
es Gedankens ist Ihr ehemaliger Finanzexperte






(A) )



(B) )


Gabriele Frechen

Friedrich Merz. Das Ganze hieß ursprünglich „Steuerer-
klärung auf dem Bierdeckel“. Nun wissen auch die Kol-
legen von CDU und CSU, dass ein Bierdeckel eigentlich
an den Stammtisch und nicht in den Deutschen Bundes-
tag gehört. So haben sie den Bierdeckel zu einem Kon-
zept weiterverarbeitet. Viel geholfen hat es aber nicht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Anhörung hat ganz deutlich gezeigt, dass erhebliche
Mängel in Ihrem Konzept versteckt sind. Der „Spiegel“
titelt – nicht zu Unrecht – „Bierdeckels Tod“.

Trotzdem gibt es Gemeinsamkeiten. Gemeinsam ist
uns die Erkenntnis, dass das Steuerrecht vereinfacht
werden muss. Wir müssen Ausnahmetatbestände strei-
chen sowie Steuerschlupflöcher und Gesetzeslücken
schließen. So viel zur Theorie. Doch leider hört bei der
Umsetzung die Gemeinsamkeit weitestgehend auf. Ich
erinnere nur an das Steuervergünstigungsabbaugesetz,
die Abschaffung der Eigenheimzulage und – zuletzt – an
das EU-Richtlinien-Umsetzungsgesetz. Möglichkeiten
hatten Sie genug. Aber Sie haben keine genutzt. Immer
wenn es konkret wird, tauchen Sie ab.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Gleichzeitig legen Sie ein Konzept vor, das den An-
spruch erhebt, einfach und gerecht zu sein. Geht das
denn überhaupt? Kann ein Steuergesetz einfach und
gleichzeitig gerecht sein? Ich sage: Objektiv geht das
nicht. Jede Vereinfachung ignoriert Lebenssachverhalte.
Jede Pauschalierung führt zum Verlust von Gerechtig-
keit. Deshalb müssen wir uns immer fragen, wie viel
Vereinfachung wir uns erlauben können, damit unser
Gerechtigkeitsanspruch nicht pervertiert wird. Subjektiv
– darin stimme ich Ihnen zu – ist es durchaus möglich,
dass eine Vereinfachung zu einem Gefühl von Gerech-
tigkeit beiträgt. Die Komplexität der Materie und die
vielen Ausnahmen, die oft nur diejenigen nutzen kön-
nen, die sich professioneller Hilfe bedienen, führen zu
einer gefühlten Ungerechtigkeit. Steuerpflichtige wissen
nicht, ob sie alle Möglichkeiten in Anspruch genommen
haben, und kommen – meistens zu Unrecht, manchmal
aber auch zu Recht – zu dem Ergebnis, dass die Materie
sie aufgrund ihrer Kompliziertheit benachteiligt. Wir
stimmen überein, dass es Einzelfallgerechtigkeit im
Steuerrecht nicht geben kann.

Durch das von Ihnen vorgelegte Konzept wird aber
die soziale Balance in erhebliche Schieflage gebracht.
Machen Sie es sich nicht zu einfach, wenn Sie alles ab-
schaffen und niemandem sagen, was eigentlich abge-
schafft wird?


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Frau Scheel hat gesagt, dass die Steuern erhöht werden!)


– Frau Wülfing, Sie werden ja gleich noch reden. Wenn
Sie etwas zu sagen haben, dann sollten Sie das von die-
sem Rednerpult aus tun.

Die Steuerfreiheit bei den Sonn- und Feiertagszu-
schlägen wollen Sie ja ganz besonders gern streichen.
Und was ist, wenn sie gestrichen wird? Es gibt nur zwei

M
B
w
a
e
h
le
w
W
S

H
M
S
p
B
s
P
E
f
z
d
g
in
d

H
f
e
C
n

n
s
s
r
r
s
S
e

tu
I
r
d
e
k
k

(C (D öglichkeiten: Entweder haben die Menschen, die die elastung durch die Schichtarbeit zu tragen haben, netto eniger in der Tasche oder die Bruttoentgelte müssen ngehoben werden. Haben Sie bei Ihren Innenministern inmal gefragt, was das nur die Polizei und die Krankenäuser kostet? Gehen Sie einmal zu Ihrem Mittelständr, der einen Schichtbetrieb führt, und fragen Sie ihn, as für eine Lohnkostenerhöhung und was für einen ettbewerbsverlust das für ihn bedeutet. Bisher haben ie das nicht getan, aber ich. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Dr. Meister, Sie haben von Familie gesprochen.
aben Sie den Familien auch gesagt, dass künftig das
utterschaftsgeld besteuert werden soll? Sie sehen die
treichung dieser Ausnahme vor. Haben Sie den Kum-
els in Nordrhein-Westfalen gesagt, dass für Sie die
ergmannsprämie und die Abfindungen Subventionen
ind, die gestrichen werden müssen? Haben Sie den
endlern aus der Pfalz, aus dem Sauerland und aus der
ifel, die jeden Tag in die Ballungszentren zur Arbeit
ahren, gesagt, dass jede Entfernung über 50 Kilometer
um Privatvergnügen degradiert werden soll? Haben Sie
en Studenten gesagt, dass sie künftig nicht nur Studien-
ebühren bezahlen sollen? Übrigens, das lehnen die SPD
Nordrhein-Westfalen und auch unser Ministerpräsi-
ent Peer Steinbrück zu Recht strikt ab.


(Beifall bei der SPD)

aben Sie den Studenten auch gesagt, dass die Steuer-
reiheit von Stipendien abgeschafft werden soll, da sie
ine Subvention darstellt? Ist das Ihre Vorstellung von
hancengleichheit und sozialer Gerechtigkeit? Meine
icht!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


In Ihrem Konzept regen Sie an, die neuen Medien zu
utzen. Darauf hat gerade auch Herr Rzepka hingewie-
en. Das ist eine Bombenidee; sie kommt nur reichlich
pät. Vielleicht würde Ihnen ein Besuch in einem nord-
hein-westfälischen Finanzamt einmal gut tun: Dort, im
oten NRW, könnten Sie sehen, dass nicht nur Elster,
ondern auch die vereinfachte Steuererklärung vom
PD-Landesfinanzminister Jochen Dieckmann bereits
rfolgreich umgesetzt werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Selbst Bayern hat es jetzt übernommen!)


Alle 16 Länderfinanzminister kommen in der Bewer-
ng des Konzeptes einstimmig zu dem Ergebnis, dass
hr Modell nicht finanzierbar ist. Wir streiten uns in un-
egelmäßigen Abständen über das 3-Prozent-Kriterium,
as Sie wie eine Monstranz vor sich hertragen. Wie passt
in Haushaltsloch von 10 Milliarden Euro in diese Dis-
ussion? Rechnet man noch das Kopfgeld in der Kran-
enversicherung und andere utopische Wahlversprechen






(A) )



(B) )


Gabriele Frechen

hinzu, bedeutet das laut Herrn Seehofer ein 100-Milliar-
den-Euro-Haushaltsloch.

Von einer Gegenfinanzierung gibt es weit und breit
keine Spur.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das ist durchgerechnet!)


Von uns verlangen Sie, dass die Änderungen in der Kör-
perschaftsteuer bis auf den letzten Cent gegenfinanziert
werden. Das mag daran liegen, dass Sie an uns deutlich
höhere Ansprüche als an sich selbst stellen. Es kann aber
auch daran liegen, dass Sie wieder einmal überhaupt
nicht wissen, wo Sie stehen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Michael Glos hat in der „Financial Times Deutsch-
land“ gesagt:

Wir müssen bei der Senkung der Unternehmens-
steuern zumindest zu einer Teil-Gegenfinanzierung
kommen.

Man müsse das Finanzierungskonzept aber „nicht bis zur
letzten Mark“ ausrechnen. Hingegen sagt Volker
Kauder:

Wir unterstützen eine Unternehmenssteuerreform,
aber nur bei hundertprozentiger Gegenfinanzierung.

Was wollen Sie denn eigentlich?

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Allein für die Kommunen würde Ihr Modell einen

Rückgang der Einnahmen um 1,5 Milliarden Euro be-
deuten. Sie haben schon einmal probiert, die Kommunen
zum Anhängsel des Bundes zu machen. Damals hat Ih-
nen die CDU-Oberbürgermeisterin Petra Roth gesagt:
Was bei der Reform der Gewerbesteuer auf einem gutem
Weg war, haben die Länder zu Fall gebracht. Ergänzend
füge ich hinzu: Es waren nicht die SPD-geführten Län-
der, die es zu Fall gebracht haben.

Beim Thema Erbschaftsteuer ist bei Ihnen ebenfalls
ein klarer Ja-aber-vielleicht-doch-nicht-Kurs zu erken-
nen. Der bayerische Finanzminister schlägt Änderungen
bei der Erbschaftsteuer zur Erleichterung der Unterneh-
mensnachfolge vor. Diese kopieren Sie dann eins zu eins
in Ihr Konzept. Als es an die Umsetzung ging, war im
„Handelsblatt“ zu lesen:

Auch die aus Bayern stammende Erbschaftssteuer-
änderung trifft auf Widerstand in einigen
CDU-Ländern.

Ist das Taktik oder Unvermögen?
Eigentlich sollte diese Lesung bereits in der letzten

Woche stattfinden. Sie wurde verschoben, um die Ergeb-
nisse aus der Finanzministerkonferenz zur Unterneh-
mensbesteuerung abzuwarten. Aber einmal ganz im
Ernst: Was hat Ihr Konzept mit Unternehmensbesteue-
rung zu tun? Doch überhaupt nichts!

I
P
e
e
s
S
la
b
s

n
a
e
c
g


S

I
c
Z

S
R

v
S
d

S
s
f


g

(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


n der Anhörung wurde ganz deutlich, dass gerade dieser
unkt fehlt. Die FDP war schlauer. Sie hat ihren Gesetz-
ntwurf zurückgezogen und gesagt: Wir machen es noch
inmal, wenn wir mit der Unternehmensteuer so weit
ind. – Sie aber hatten gehofft, Ihren Antrag bis zum
ankt-Nimmerleins-Tag in der Schublade verschwinden
ssen zu können oder ihn einfach in der aktuellen De-
atte mit zu verbraten, ohne dass noch einer darüber
pricht. Den Gefallen tue ich Ihnen nicht.
Bei Ihnen passen schlüssiges Handeln und Reden

icht zusammen. Sie ziehen über die Dörfer und tun so,
ls ob Sie den Stein der Weisen gefunden hätten. Wenn
s dann darum geht, sich der Diskussion zu stellen, tau-
hen Sie ab und suchen Nebenkriegsschauplätze. Das
eht nicht.


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Was ist jetzt mit dem Vorschlag zur Erbschaftsteuer?)


Herr von Stetten, ich habe noch ein schönes Zitat für
ie aus einem Kommentar des Deutschlandfunks:

Oder Angela Merkel und Edmund Stoiber hatten
einfach nicht damit gerechnet, vom Bundeskanzler
beim Wort genommen zu werden. Sollte das der
Fall sein, muss freilich der Eindruck entstehen, dass
da ein alter Fahrensmann gleich zwei Leichtmatro-
sen vorführte. Und damit dürften die Probleme für
die Union im Allgemeinen und Angela Merkel im
Besonderen erst beginnen.

(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Schiff ahoi!)


ch sage: zu Recht. Denn die Menschen wollen verlässli-
he Politikerinnen und Politiker, die auch in schweren
eiten meinen, was sie sagen, und sagen, was sie tun.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hartmut Schauerte [CDU/ CSU]: Deswegen sehnen sich die Menschen so sehr nach der SPD!)


ie wollen keine Leichtmatrosen und sie wollen keine
ückwärtsroller, auch nicht in NRW.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sie wollen kein Rot-Grün!)


Das einzige Konzept, das Sie haben, ist, Konzepte
on anderen einzufordern. Das ist eindeutig zu wenig.
ie sind nämlich in die Opposition gewählt und nicht in
en vorzeitigen Ruhestand versetzt worden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ie wollen im Wartehäuschen die auf dem Jobgipfel be-
chlossenen Änderungen bis zum 22. Mai aussitzen. Das
unktioniert nicht. Das werden wir Ihnen vorhalten.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Kennen Sie Ihre Wählerumfragen?)


Ja, nehmen wir die heute veröffentlichte: 1 Prozent Zu-
ewinn bei den Grünen, 1 Prozent Rückgang bei der






(A) )



(B) )


Gabriele Frechen

CDU. Mühsam nährt sich das Eichhörnchen. – Sie be-
kommen Ihre Quittung am 22. Mai in Nordrhein-Westfa-
len. Rückwärtsroller und Leichtmatrosen wollen die
Menschen da nicht haben.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hartmut Schauerte [CDU/ CSU]: Schiff ahoi!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517303000

Das Wort hat der Kollege Hans Michelbach, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1517303100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und

Herren! Die politische Lage ist doch eindeutig.

(Florian Pronold [SPD]: Leichtmatrose!)


Die rot-grüne Bundesregierung hat das Vertrauen der
Bürger und der Wirtschaft durch mangelnde Stetigkeit
und Berechenbarkeit, durch permanente Nadelstiche ein-
fach verspielt. Sie hat vor allem durch eine Steuerpolitik
der Irrungen und Wirrungen jedes Vertrauen, insbeson-
dere beim Mittelstand, verspielt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Meine Damen und Herren, wir müssen doch eine

neue Vertrauensbasis für den Standort Deutschland her-
stellen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Es ist eine Tatsache, dass Rot-Grün ökonomisch ge-
scheitert ist und nicht mehr die Kraft hat, eine Erfolg
versprechende Gesamtkonzeption für Wachstum und
Beschäftigung einzubringen. Insbesondere in der Steuer-
politik, Herr Eichel, ist Ihr Stückwerk wirklich offen-
sichtlich. Sie haben keine ordnungspolitische Linie. Sie
haben kein Gesamtkonzept für eine zielführende Steuer-
systematik.


(Ortwin Runde [SPD]: Was?)

Es ist doch eine Tatsache: Die deutsche Steuersystema-
tik ist immer noch leistungsfeindlich, intransparent und
vor allem durch einen undurchdringlichen Paragra-
phendschungel belastet. Sie haben in fünf Jahren
40 Steuergesetze gemacht und damit das deutsche Steuer-
recht immer mehr verwüstet, Herr Bundesfinanzminister.


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Sie reden über das CDU-Konzept, wenn ich es richtig verstehe!)


Sie haben insbesondere bei jeder Tarifsenkung Gegen-
finanzierungsmaßnahmen durchgeführt, die einer Sub-
stanzbesteuerung gleichkamen. Damit haben Sie letzten
Endes kontraproduktiv gehandelt. Ihre Maßnahmen ha-
ben somit eher zu Be- statt zu Entlastungen geführt.

Meine Damen und Herren, das alles macht deutlich,
dass Steuerchaos, Steuerwirrwarr und Reformstillstand
aufgebrochen werden müssen und wir klare ordnungs-

p
b
t
D
S
d

K
g
w
z
g
A

R
s
g
B
G
d
w
s

w
g
v
D
t

D
2
S
n

j
B
p
e


d
g
v
g

g
S

(C (D olitisch fundierte Gesamtkonzepte in der Steuerpolitik rauchen, damit es wieder mehr Wachstum und Beschäfigung in Deutschland gibt. Wir brauchen jetzt in eutschland einen ganzheitlichen Neubeginn in der teuerpolitik, einen steuerpolitischen Aufbruch. Das ist ie Frage der Zeit. (Beifall des Abg. Hartmut Schauerte [CDU/ CSU])


Wir geben mit dem Konzept 21 eine Antwort. Das
onzept 21, das wir heute zur Schlussabstimmung brin-
en, ist ein modernes Steuerrecht für Deutschland, ein
irklicher Befreiungsschlag und eine zielführende Kon-
eption für mehr Wachstum und Beschäftigung. Darum
eht es. Es ist in Deutschland notwendig, Vorfahrt für
rbeit zu erreichen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)

Im Vordergrund des Konzepts 21 stehen ganzheitliche
eformen für die Einkommen-, Gewerbe- und Erb-
chaftsteuer. Damit wird das Steuerrecht einfacher und
erechter und Leistung lohnt sich wieder mehr. Unseren
etrieben wird mit dem Erlass der Erbschaftsteuer eine
enerationenbrücke ermöglicht. Die Steuersätze werden
eutlich gesenkt, damit Investitionen wieder angereizt
erden. Diese Ziele müssen für einen neuen Auf-
chwung in Deutschland vorrangig erreicht werden.
Den Einwand, Herr Eichel, der hier immer wieder
iederholt wurde, Deutschland könne sich keine Steuer-
esamtreform leisten, lasse ich nicht gelten. Wenn Sie
on Rot-Grün so weitermachen, dann können wir uns in
eutschland bald gar nichts mehr leisten. Das ist die Si-
uation. Wir brauchen hier einen gewissen Freiraum.


(Beifall bei der CDU/CSU)

ieser Freiraum ist beim Konzept 21 eingeplant. Nicht
7 Milliarden Euro, wie Sie sagen, sondern es sind als
ofortmaßnahme 10 Milliarden Euro vorgesehen, die fi-
anziert werden müssen.


(Gabriele Frechen [SPD]: Das ist das Kindergeld!)


Aber man kann doch nicht so vorgehen, dass man sich
etzt wie Frau Frechen jede einzelne Verbreiterung der
emessungsgrundlage vornimmt; das hat Verhetzungs-
otenzial. Dann kommen wir nie zu einer richtigen Steu-
rvereinfachung. Das ist die Situation.


(Beifall bei der CDU/CSU – Gabriele Frechen [SPD]: Das ist nicht so einfach! – Lachen des Bundesministers Hans Eichel)


Ja, Sie lachen, Herr Eichel. Es ist doch das Paradoxe
er SPD: Links die Konzerne mit Herrn Müntefering
eißeln, rechts die Konzerne mit Steuernachlässen be-
orteilen. Das ist Ihre Politik. Das muss man deutlich sa-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Sie selbst haben doch in Ihrem Vorschlag beim Job-

ipfel eine Selbstfinanzierung genannt. Bei uns wollen
ie das nicht sehen. Das ist quasi so etwas wie eine






(A) )



(B) )


Hans Michelbach

Selbstanzeige, die Sie hier vornehmen. Die Vorschläge,
die Sie machen, sind in jedem Falle unsolide.

Die Sache mit dem Bierdeckel hat natürlich einen
Vorlauf: die Petersberger Beschlüsse. Ich darf noch ein-
mal deutlich daran erinnern. Wenn Sie sie nicht blockiert
hätten, Herr Eichel, dann hätten wir schon jetzt eine bes-
sere Steuersystematik, eine Vereinfachung und eine er-
heblich bessere Situation.


(Beifall bei der CDU/CSU – Elke Wülfing [CDU/CSU]: Seit 1996!)


Höchste Priorität im Konzept 21 hat für uns hinsicht-
lich des Arbeitsmarktes die Generationenbrücke mit der
Erbschaftsteuerreform für die Betriebe, weil damit Ar-
beitsplätze gesichert werden. Die Erbschaftsteuer für
Betriebsvermögen muss bei Fortführung des Unterneh-
mens durch die Erben stufenweise reduziert und nach
zehn Jahren vollständig erlassen werden. Dieses Degres-
sionsmodell ist der richtige Weg für die Sicherung von
Arbeitsplätzen.

Wir haben aber auch für die Unternehmensbesteue-
rung grundsätzliche Forderungen genannt; Sie müssen
das nur sehen. Wir haben fünf Punkte, die die Notwen-
digkeit und die Konzeption einer Unternehmensbesteu-
erung wesentlich ergänzen, zum Konzept 21 entwickeln
lassen. Diese beinhalten den Grundsatz, dass Sie die Ge-
werbesteuer anpacken müssen. Wenn Sie die Gewerbe-
steuer nicht anpacken, dann erreichen Sie in Deutsch-
land nie eine Steuervereinfachung und nie eine richtige
Unternehmensbesteuerung. Davor drücken Sie sich,
Herr Eichel. Sie müssen bei der Gewerbesteuer handeln
und eine kommunale Finanzreform anpacken.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich sage abschließend noch einmal deutlich: Wir ste-

hen zu den auf dem Jobgipfel beschlossenen Steuerver-
besserungen. Wir von der CDU/CSU wollen die Sen-
kung der Körperschaftsteuer von 25 auf 19 Prozent. Wir
wollen insbesondere das Erbschaftsteuerbetriebserhal-
tungsmodell, das hier beschlossen wurde. Wir brauchen
in Deutschland jetzt diese ersten, kurzfristigen Maßnah-
men. Das ist notwendig.

Ich darf Sie bitten, nicht wieder Gegenfinanzierungen
vorzuschlagen, die unseriös sind, die wirklichkeitsfremd
sind und die letzten Endes zu einer Verschärfung der
Verlustverrechnung durch eine Mindestbesteuerung füh-
ren und damit Liquidität für Investitionen vernichten.
Das ist die Situation, die es nicht geben darf, weil die
Betriebe dann eher belastet als entlastet werden. Das ist
die Situation, die wir nicht gebrauchen können.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517303200

Herr Kollege, Sie müssen zum Ende kommen.


Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1517303300

Vielen Dank für den Hinweis, Frau Präsidentin.
Ich möchte abschließend Folgendes sagen: Die Union

bleibt in der Steuerpolitik für die Bürger reformbereit.

W
W
e
t
t
w
t

B

M
e
F
k
d
d
D
s
F
q
Z
a

g

u
m
d
v
w
S
z
s

d
g

v
d
n
k

(C (D ir unterstützen die Unternehmen aktiv im Wettbewerb. ir kämpfen dafür, dass die Rahmenbedingungen dank iner vertrauenswürdigen und berechenbaren Steuerpoliik wieder stimmen. Stimmen Sie deshalb unserem Anrag zum Konzept 21 zu! Wenn Sie das tun, dann haben ir einen ordentlichen Neubeginn in der Steuersystemaik und darauf kommt es an. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Hermann Otto Solms [FDP] – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Die größte Drohung wäre, dass wir sagen: Wir stimmen zu! Das würde euch Angst machen ohne Ende!)


(Peter Dreßen [SPD]: Bla, bla, bla!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517303400

Nächste Rednerin ist die Kollegin Kerstin Andreae,
ündnis 90/Die Grünen.

Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517303500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr
ichelbach, ich fand in Ihrer Rede eine Stelle wirklich
ntlarvend, nämlich die, an der Sie auf die Rede von
rau Frechen eingegangen sind und gesagt haben: Man
ann sich das doch jetzt nicht alles im Detail anschauen;
a käme man gar nicht weiter. Natürlich muss man sich
ie Konsequenzen eines solchen Vorschlags anschauen.
ie Konsequenzen für Einzelfälle, für einzelne Lebens-
ituationen, etwa von Studentinnen und Studenten, hat
rau Frechen deutlich beschrieben. Aber die Konse-
uenzen, die es für die Kommunen hätte, wenn wir ein
uschlagsmodell beschließen und die Gewerbesteuer
bschaffen würden, sind noch nicht beschrieben worden.
So wie Sie nicht müde werden, immer wieder zu sa-

en, man müsse die Gewerbesteuer abschaffen

(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig!)


nd durch einen Zuschlag ersetzen, werden wir nicht
üde werden, zu sagen: Schauen Sie sich die Ergebnisse
er Kommission zur Gemeindefinanzreform an! Da ist
on allen deutlich gesagt worden, dass die Verteilungs-
irkungen – auf der einen Seite die Verteilung zwischen
tadt und Land und auf der anderen Seite die Verteilung
wischen Bürgerschaft und Wirtschaft – derart negativ
ind,


(Zuruf von der CDU/CSU: Sie haben doch nur zwei Modelle geprüft!)


ass das Modell nicht gewollt wird, schon gar nicht übri-
ens von Ihren Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Sie kapitulieren vor der Schwierigkeit der Aufgabe!)


Ich bin mir ziemlich sicher, dass es auch unter Ihnen
iele gibt, die sagen müssten: Durch ein Zuschlagsmo-
ell schaffen wir keine gute Situation für die Kommu-
en. Wir halten Ihren Vorschlag jedenfalls für erkennbar
ommunalfeindlich und weisen ihn zurück.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Hartmut Schauerte [CDU/ CSU]: Seien Sie ein bisschen kreativ und machen Sie mit!)







(A) )



(B) )


Kerstin Andreae

Die Aufgaben, die die Kommunen haben, sind sehr

vielfältig. In Deutschland gibt es ein System ausgereifter
kommunaler Selbstverwaltung. Das ist gut. Das wollen
wir. Das werden wir auch stärken. Aber richtig ist auch,
dass diese kommunale Selbstverwaltung ausreichend fi-
nanziert werden muss, und zwar nicht am Gängelband,
nicht nur über Zuschüsse, sondern durch eine auf die ei-
gene Wirtschaftskraft bezogene Steuer mit Hebesatz-
recht.

Eines noch, weil das Ganze unter der Überschrift
Steuervereinfachung steht: Sie wissen genau, dass ge-
rade dieses Modell mit dem Zuschlagsrecht eine ganz
schlechte Bewertung bekommen hat, was die Vereinfa-
chung angeht, weil sie nicht administrierbar ist. Was
macht man bei einem Handwerksbetrieb mit 30 Ange-
stellten, die in unterschiedlichen Kommunen wohnen
und für die es unterschiedliche Zuschläge geben müsste?
Wer soll das machen? Das ist ein hoher bürokratischer
Aufwand.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Nein!)

Das hat mit Vereinfachung überhaupt nichts zu tun.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Die Finanzministerkonferenz – das ist schon zwei-
oder dreimal angesprochen worden – hat Ihnen ins
Stammbuch geschrieben, dass dieses Modell gar nicht fi-
nanzierbar ist. Da hat man sich alle Folgen, die Vorteile
und die Nachteile, angeschaut und festgestellt, dass es
nicht finanzierbar ist. Wir haben auch Anhörungen
durchgeführt. Wir haben sehr darauf gedrängt – das weiß
ich noch gut –, dass die Anhörung zu diesen Steuermo-
dellen am gleichen Tag stattfindet wie die Anhörung zu
den Maastricht-Kriterien und zu der Debatte über den
Stabilitäts- und Wachstumspakt. An dem Tag ist deutlich
geworden: Man kann nicht am Vormittag erklären, es sei
total wichtig und auf alle Fälle das allein Entscheidende,
dass die 3-Prozent-Grenze eingehalten werde – das wol-
len wir im Übrigen auch; wir werden immer wieder da-
für kämpfen, diese Defizitgrenze einzuhalten –,


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Tun Sie aber nicht! – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Schon zum vierten Mal gerissen!)


und am Nachmittag über Steuermodelle diskutieren, die
eben mal so mindestens 10 Milliarden Euro – nach
Schätzungen sind es sogar bis zu 27 oder 30 Milliarden
Euro – kosten.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Wieder nicht verstanden!)


Das passt nicht zusammen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Noch ein anderer Punkt. Natürlich machen wir mit,

wenn Steuervereinfachungen durchgeführt werden, die
auch im Bundesrat verabschiedet werden. Auch ich sehe
ein – der Bundesfinanzminister hat es vorhin gesagt –,
dass hier Handlungsbedarf besteht. Ich teile die Ein-
schätzung, dass heutzutage viele Leute das Wochenende,

a
m
l

r
r
o
S
w
z

n

A
S
D
a

F

K
t
w

E
w
h
B

D
g
L
t

M
s

v
n

(C (D n dem sie planen, ihre Einkommensteuererklärung zu achen, am liebsten ausfallen ließen; denn das ist ziemich aufwendig und sehr kompliziert. Dazu kommen permanente Änderungen im Steuer echt. Ich bin mir sicher: Ihr Modell würde solche Ändeungen notwendig machen und viele Durchführungsverrdnungen und Anwendungserlasse provozieren, weil ie sehr stark in die bestehenden Regelungen eingreifen ürden. Es würde zu ständigen Änderungen und Ergänungen führen. Frau Kollegin, ich muss Sie an Ihre Redezeit erin ern. Ich komme zum Schluss. Einfache Konstruktionen lassen nun einmal Raum für uslegungen. Deswegen sollten wir den Umbau unseres teuersystems zwar zügig, aber sehr sorgfältig angehen. abei machen wir mit. Aber das Konzept 21 lehnen wir b. Vielen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517303600
Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517303700


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517303800

Das Wort hat die Kollegin Elke Wülfing, CDU/CSU-

raktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Elke Wülfing (CDU):
Rede ID: ID1517303900

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
ollegen! Sehr geehrter Herr Finanzminister! Wir soll-
en uns in dieser Debatte wieder einmal darüber klar
erden, in welcher Situation sich Deutschland befindet.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Ja!)

s geht hier nicht um Klein-Klein, sondern darum, dass
ir in einer schweren strukturellen Krise stecken. Wir
aben die höchste Arbeitslosigkeit seit Gründung der
undesrepublik Deutschland.


(Bernd Scheelen [SPD]: Das stimmt überhaupt nicht!)


ie Anzahl der versicherungspflichtigen Beschäfti-
ungsverhältnisse ist gering und geht sehr stark zurück.
eider nimmt auch die Anzahl der produzierenden Be-
riebe immer weiter ab.


(Peter Dreßen [SPD]: Lesen Sie mal in der Statistik nach!)


anche Leute sprechen bereits von einer Deindustriali-
ierung Deutschlands.
Vor diesem Hintergrund ist diese Debatte, wie sie

om Finanzminister und von Rot-Grün geführt wird,
icht gerade zielführend.






(A) )



(B) )


Elke Wülfing


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Man kann sagen: extrem kleinkariert!)


Das, was man von Herrn Eichel gehört hat, ist kräftigst
zu kritisieren.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Das ist wohl wahr!)


Er findet, dass all das, was er unternommen hat, in Ord-
nung ist; nur, die Opposition legt leider keine Gesetzent-
würfe vor.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Ich frage mich immer: Wer regiert eigentlich? Wenn Sie
nicht regieren wollen, dann lassen Sie es!


(Beifall bei der CDU/CSU – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Vom Können gar nicht zu reden!)


Ich finde, dass viele Bereiche, nicht nur der Steuerbe-
reich, reformbedürftig sind. Was wir brauchen, ist eine
Abkopplung der sozialen Sicherungssysteme vom Ar-
beitsplatz. Was wir brauchen, ist die Senkung der Staats-
quote. Was wir brauchen, ist ein neues Arbeitsrecht. Was
wir brauchen, ist weniger Bürokratie. Und was wir auch
brauchen, ist ein einfacheres Steuerrecht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf von der CDU/CSU: Und wir brauchen eine andere Regierung!)


Dabei müssen wir das Ziel verfolgen, die Steuersätze zu
senken und die Bemessungsgrundlage zu verbreitern.

Das steht nicht nur in unserem Steuerkonzept. Ver-
mutlich haben Sie alle die hervorragende Rede unseres
Bundespräsidenten Köhler gelesen, der sehr deutlich ge-
sagt hat:

Um Wachstum und Beschäftigung nachhaltig zu
stärken, brauchen wir auch eine umfassende Steuer-
reform. … Unser Staat hat europaweit … die höchs-
ten Unternehmensteuersätze. Zugleich erzielt
Deutschland mit diesen Unternehmensteuersätzen
im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt europa-
weit mit die niedrigsten Steuereinnahmen.

Wo er Recht hat, hat er Recht. Das war eine gute
Rede. Wir sollten uns am Bundespräsidenten orientieren
und ihm folgen.

Wir wissen – Herr Eichel, das wissen auch Sie und Ihr
Herr Bundeskanzler –, dass es in Deutschland nicht nur
Körperschaften gibt. Ich meine die bösen Kapitalisten,
von denen Herr Müntefering gesprochen hat und deren
Steuersätze Sie jetzt erneut senken; irgendwie passt Ihre
Politik nicht zusammen.

Sie wissen ganz genau, dass 86 Prozent der Unterneh-
men in Deutschland Personengesellschaften und Einzel-
unternehmer sind, die Einkommensteuer zahlen.
Schauen Sie sich unser Steuerkonzept doch bitte darauf-
hin einmal an! Wer schafft denn die Arbeitsplätze in
Deutschland? Das ist doch der Mittelstand, wie Herr
Michelbach es eben beschrieben hat und wie ich es jetzt

a
f
b
p

u
t
l
D
t

m
d
h
b
d
d
w
s
T
d



r
n
S
d
h
g
n
I
G
o
s
m

w
g
S
w
G
d
w

W
b
w
d
D
b
z
s

(C (D uch wieder tue. Machen Sie doch einmal wirklich etwas ür die! Machen Sie nicht, was Sie jetzt wieder vorhaen: Zum hunderttausendsten Mal wollen Sie die Körerschaftsteuersätze senken (Bundesminister Hans Eichel: Wir haben doch beim Jobgipfel etwas verabredet!)


nd die Verlustverrechung für alle wieder verschlech-
ern, was vor allem den Mittelstand trifft. Ich will zu al-
em anderen nicht viel sagen, aber dazu sage ich Ihnen:
ie Verlustverrechnung für den Mittelstand verschlech-
ern, das werden wir auf gar keinen Fall mitmachen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Und was machen Sie jetzt?)


Man sollte vielleicht noch einmal betrachten, was Sie
it der Erhöhung der Gewerbesteuerumlage vorhatten;
as ist ja schon eine tolle Sache. Sie denken – nein: Sie
offen; es ist ja viel Hoffnung bei Ihrem Konzept und
ei dem, was Sie in den Jobgipfel eingebracht haben –,
ass sich trotz der Senkung des Körperschaftsteuersatzes
adurch, dass Gewinne, die jetzt im Ausland versteuert
erden, möglicherweise im Inland bleiben, das Körper-
chaftsteueraufkommen erhöht. Auch wir haben zum
eil diese Hoffnung. Aber selbst wenn das eintritt, haben
ie Kommunen davon überhaupt nichts.


(Bernd Scheelen [SPD]: Ach nein?)

Nein.
Ich habe eben die Verschlechterung der Verlustver-

echnung angesprochen. Damit bekommen die Kommu-
en zwar eine bessere Grundlage bei der Gewerbesteuer.
ie rechnen sogar mit 1 Milliarde Mehreinnahmen für
en Bund; es könnte also sein, dass da ein bisschen mehr
ereinkommt. Aber das wollen Sie den Kommunen
leich wieder wegnehmen. Beim Jobgipfel haben Sie
och das eine oder andere angekündigt, zum Beispiel ein
nvestitionsprogramm für die Kommunen. Also erst die
ewerbesteuerumlage abschöpfen, um sie dann von
ben wieder herunterregnen lassen – und auf das Danke-
chön warten. Danke schön sagen wir dazu nicht; wir
achen das nicht mit.
Ich bin sehr froh, dass Sie eben gesagt haben, Sie
ollten darüber noch einmal nachdenken. Aber ich
laube erst, dass Sie daran etwas ändern wollen, wenn
ie tatsächlich einen Gesetzentwurf vorlegen; darauf
arten wir immer noch. Nicht die Opposition macht die
esetze, sondern die Regierung ist es, die regiert. Wenn
ie Regierung wirklich eine Vorlage auf den Tisch legt,
erden wir das betrachten und beurteilen.
Aber ich glaube nicht, dass diese Maßnahme einen
achstumsimpuls bringen wird. Denn was wir wirklich
rauchen, ist selbstverständlich ein Gesamtkonzept so-
ohl für den Sozialversicherungsbereich als auch für
en Einkommensteuer- und Unternehmensteuerbereich.
as ist das Einzige, was wirklich den Wachstumsimpuls
ringen würde, den wir unbedingt brauchen. Denn wie
u Anfang gesagt: Deutschland befindet sich in einer
trukturellen Krise; Strukturen müssen aufgebrochen






(A) )



(B) )


Elke Wülfing

werden. Ich hoffe, dass das jeder in diesem Hause ein-
sieht, nicht nur die FDP und die CDU/CSU.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517304000

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege

Bernd Scheelen, SPD-Fraktion.

(Beifall bei der SPD)



Bernd Scheelen (SPD):
Rede ID: ID1517304100

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

legen! Frau Wülfing, der einfache Dreisatz reicht eigent-
lich aus, um nachzurechnen, dass, wenn die Unterneh-
men mehr im Inland versteuern, auch die Gemeinden
etwas davon haben. Das sollen sie auch; das finden wir
gut.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Stellen Sie sich einmal vor, die Unternehmen machen gar keine Gewinne! Was machen die Gemeinden dann?)


Mit uns wird es eine Erhöhung der Umlage nicht geben,
um das ganz deutlich zu sagen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Herr Michelbach und andere Kollegen pflegen ein bis-
schen die Legende vom Petersberg: Sie behaupten, hätten
wir Ihren Petersberger Beschlüssen damals mit unserer
Bundesratsmehrheit zugestimmt, ginge es Deutschland
besser. Dazu will ich ein deutliches Wort sagen: Genau
das Gegenteil wäre der Fall. Wir haben damals verhin-
dert, dass Sie eine Steuersenkung für die Bezieher höhe-
rer Einkommen durch eine Steuererhöhung für die Bezie-
her unterer Einkommen finanzieren. Wir sind nach wie
vor stolz darauf, das verhindert zu haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Großer Blödsinn!)


Der Antrag der Union trägt den Titel „Ein modernes
Steuerrecht für Deutschland“ – Bindestrich; die Span-
nung steigt –, „Konzept 21“. Ich muss sagen, Ihre Wort-
kosmetiker haben da ganze Arbeit geleistet, sie waren
wirklich gut. Da ist ein Spannungsbogen drin. Wenn
man sich allerdings die 16 Seiten, die Sie uns vorgelegt
haben, anschaut, dann findet man eine zentrale Aussage
darin.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Sagen Sie doch mal, was Sie uns vorschlagen wollen!)


Die zentrale Aussage lautet: Die Bundesregierung wird
aufgefordert, ein Konzept vorzulegen. Ihre Vorstellung
eines Konzepts ist, dass die Bundesregierung ein Kon-
zept vorlegen soll. Das ist toll, ganz große Klasse.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Christine Scheel [BÜND s W a g M S W d E u u p F s d D C R D e d d m f n W u m h A s t b u (C (D NIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Spannungsbogen reißt schnell ab!)


Sie geben der Bundesregierung ganz generös ein paar
o genannte Gedanken, wie Sie das nennen, mit auf den
eg. Ich will mich nur mit einem beschäftigen. Unter
nderem sagen Sie: Das Steuerrecht muss einfach und
erecht sein. Das klingt super.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Ist es auch!)

it „einfach“ und „gerecht“ kann man Bier- bzw.
tammtischreden halten. Was ist aber die Wahrheit? Die
ahrheit ist, dass das gar nicht geht, weil das die Qua-
ratur des Kreises wäre. Einfach und gerecht geht nicht.
s geht entweder einfach oder gerecht oder kompliziert
nd gerecht. Das eine geht nur ohne das andere. Einfach
nd gerecht funktioniert nicht.
Ich will Ihnen ein Beispiel nennen, die Kopf-

auschale.

(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Wenn Sie doch nur einmal über Ihren Gartenzaun schauen würden!)


rau Wülfing, Ihr vermeintliches Highlight in der Ge-
undheitspolitik ist die Kopfpauschale. Sie ist einfach;
enn jeder zahlt 169 Euro – super.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Ist doch gar nicht wahr!)


as ist zwar ganz einfach, aber völlig ungerecht, da der
hefarzt dasselbe wie die Sekretärin zahlt und auch die
entner 169 Euro zahlen. Finden Sie das gerecht?


(Beifall bei der SPD)

Sie haben erkannt, dass das so natürlich nicht geht.
eshalb fangen Sie an, über das Steuersystem mühsam
inen sozialen Ausgleich herzustellen, der dazu führt,
ass 80 Prozent derjenigen, die das zu zahlen haben,
emnächst Anträge auf einen sozialen Ausgleich stellen
üssen. Das, was Sie vorschlagen, ist wirklich sehr ein-
ach. Sie bestätigen damit: Einfach und gerecht funktio-
iert nicht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Elke Wülfing [CDU/CSU]: Das behaupten Sie!)


ir brauchen Änderungen im bestehenden Steuerrecht,
m Vereinfachungen zu erreichen. Dies muss aber im-
er unter Berücksichtigung der Gerechtigkeit gesche-
en.


(Zuruf von der CDU/CSU: Ich denke, das geht nicht!)


Zur Gewerbesteuer will ich einen Satz sagen.

(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sagen Sie was zur Steuerprogression!)

uch das wird in Ihrem vermeintlichen Konzept ange-
prochen. Allerdings gehen Sie dort noch ein Stück wei-
er. Sie geben zu, dass Sie überhaupt kein Konzept ha-
en; denn in Ihren gemeinsamen Grundsätzen von CDU
nd CSU schreiben Sie, dass Sie den kommunalen






(A) )



(B) )


Bernd Scheelen

Gebietskörperschaften anbieten, gemeinsam einen Er-
satz für die überholte Gewerbesteuer zu erarbeiten. Wo
ist denn das Konzept? Wann haben Sie das erarbeitet?
Sie haben unter Helmut Kohl 16 Jahre lang Zeit gehabt,
das zu tun, aber Sie haben das nicht getan.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sie haben es blockiert!)


Nun sind Sie seit fast sieben Jahren in der Opposition, in
denen Sie auch Zeit gehabt hätten, gemeinsam mit den
kommunalen Spitzenverbänden etwas zu erarbeiten.
Auch das haben Sie nicht getan. Sie haben Ihre Hausauf-
gaben in dieser Frage nicht gemacht.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sie haben es blockiert!)


Ganz im Gegenteil: Dadurch, dass Sie mit Ihrer Bundes-
ratsmehrheit das Ergebnis der Kommission, das auf dem
Tisch lag und das die Kommunen – es hatte die Zustim-
mung aller 14 000 Gemeinden – und die kommunalen
Spitzenverbände wollten, blockiert haben, haben Sie
verhindert, dass eine anständige Gemeindefinanzreform
in Kraft tritt. Den Kommunen, den Städten und den
Kreisen in Deutschland ginge es deutlich besser, wenn
Sie diese Gemeindefinanzreform im Bundesrat nicht
blockiert hätten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Herr Rzepka, Sie haben vorhin gesagt, in der Anhö-
rung hätten Ihnen viele Experten zugestimmt.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Das ist wahr!)

Ich erinnere mich, dass die Anhörung speziell in diesem
Punkt ein Desaster für Sie war.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Überhaupt nicht! – Elke Wülfing [CDU/CSU]: Gar nicht wahr!)


Ich brauche Ihnen nur kurz aus der Stellungnahme der
kommunalen Spitzenverbände zu Ihrem Vorschlag vor-
zulesen, der so ähnlich wie der BDI-Vorschlag – „Weg
mit der Gewerbesteuer“; stattdessen soll es Zuschläge zu
anderen Steuerarten geben – lautet. Die kommunalen
Spitzenverbände sagen, ohne eine bessere Alternative
stehen sie fest zur Gewerbesteuer. Gleichzeitig sagen sie,
dass Ihre Vorschläge eben keine Alternative sind. Es gibt
zurzeit kein Konzept, durch das die Gewerbesteuer in ir-
gendeiner Form ersetzt werden könnte. Deswegen sind
wir froh und stolz darauf, dass wir die Gewerbesteuer


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Noch komplizierter machen!)


vor Ihrem Zugriff haben retten können.
Sie haben gemerkt, dass die Gewerbesteuereinnah-

men im letzten und in diesem Jahr deutlich gestiegen
sind. Das ist der Erfolg des Kompromisses, den wir mit
Ihnen eingehen mussten. Wir haben noch wesentlich
mehr gewollt, aber wir sind schon froh, dass sich die Ge-
werbesteuereinnahmen im Moment gut entwickeln. Wir
hoffen, dass die Kommunen die Aussicht darauf haben,
auch mit Ihrer Zustimmung endlich ein anständiges Re-
formkonzept zu erhalten.

I
s

f
z

z
D
B
g
d
F

(C (D Deswegen lautet meine Aufforderung: Nehmen Sie hre Verantwortung im Bundesrat endlich wahr und timmen Sie guten Konzepten zu! Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517304200

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über die Beschlussemp-

ehlung des Finanzausschusses auf Drucksache 15/5176
u dem Antrag der Fraktion der CDU/CSU mit dem Titel
Ein modernes Steuerrecht für Deutschland – Kon-
ept 21“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf
rucksache 15/2745 abzulehnen. Wer stimmt für diese
eschlussempfehlung? – Gegenprobe! – Enthaltun-
en? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen
er Koalition bei Gegenstimmen der CDU/CSU und der
DP angenommen.
Ich rufe die Tagesordnungspunkte 19 a und 19 b auf:
a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio-

nen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Geset-
zes zur Stärkung der gesundheitlichen Präven-
tion
– Drucksache 15/4833 –

(Erste Beratung 158. Sitzung)


– Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Stärkung der gesundheitlichen Prävention
– Drucksache 15/5214 –

(Erste Beratung 169. Sitzung)

aa) Beschlussempfehlung und Bericht des Aus-

schusses für Gesundheit und Soziale Siche-
rung (13. Ausschuss)

– Drucksachen 15/5363, 15/5372 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Detlef Parr


(8. Ausschuss)

– Drucksache 15/5368 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Waltraud Lehn
Dr. Michael Luther
Anna Lührmann
Otto Fricke

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Gesundheit und So-
ziale Sicherung (13. Ausschuss)

– zu dem Antrag der Abgeordneten Detlef Parr,
Dr. Dieter Thomae, Dr. Heinrich L. Kolb, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion der FDP






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

Prävention und Gesundheitsförderung als
individuelle und gesamtgesellschaftliche
Aufgabe

– zu dem Antrag der Abgeordneten Annette
Widmann-Mauz, Verena Butalikakis, Monika
Brüning, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der CDU/CSU
Prävention als gesamtgesellschaftliche Auf-
gabe umfassend, innovativ und unbürokra-
tisch gestalten
– Drucksachen 15/4671, 15/4830, 15/5363,
15/5372 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Detlef Parr

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache eineinviertel Stunden vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Parla-
mentarische Staatssekretärin Marion Caspers-Merk.

M
Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1517304300


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Prävention und Gesundheitsförderung werden mit dem
vorliegenden Gesetzentwurf in unserer Gesellschaft fest
verankert.


(Detlef Parr [FDP]: Das ist ein Trugschluss!)

Über das Ziel herrscht Einigkeit. Doch wie so oft, wenn
es ums Geld geht und wenn es konkret wird, enden dann
die Gemeinsamkeiten.

In den Beratungen und Anhörungen zum Gesetzent-
wurf der Bundesregierung und der Fraktionen wurde im-
mer wieder kritisiert, die geplante Stiftung Prävention
und Gesundheitsförderung sei zu bürokratisch.


(Detlef Parr [FDP]: Zu Recht!)

Dieser Vorwurf – Herr Kollege Parr, wie könnte es an-
ders sein: wenn man genau hinschaut und sich sachkun-
dig macht, kommt man zu einem anderen Ergebnis – ist
falsch.


(Detlef Parr [FDP]: Dann haben Sie das Konstrukt noch nicht durchschaut!)


Die Stiftung wird nur einen kleinen Arbeitsstab, einen
hauptamtlichen Geschäftsführer und einen ehrenamtli-
chen Vorstand haben. Ihre Arbeit soll ausdrücklich auf
den vorhandenen Strukturen in den Ländern aufbauen.
Sie agiert mit klaren Vorgaben. Von einem Übermaß an
Bürokratie also keine Spur.

Der zweite Kritikpunkt war, der Entwurf sei nicht
verfassungsgemäß. Dieser Vorwurf, auch wenn er stän-
dig wiederholt wird, wird dadurch nicht richtiger. Hier
hat ein Gutachten der beiden Verfassungsressorts – da-
rüber bin ich sehr froh – für Sicherheit gesorgt. Klar ist,
dass die Zweckbindung der Beiträge der Versicherten
vollständig gewahrt wird. Die Sozialversicherungen ha-
ben in der Stiftung eine strukturelle Mehrheit und kön-

n
a
i
b
m

n
i
r
s
f
B
r
c
h
j
h
h
a
g
m
n
W
d
n

S
h
i
u
D
p
s

G
v
w
E
r
g
K
t
w
b
s
ü

S
a
z
k
c

(C (D en deswegen eigenverantwortlich über ihre Mittel und uch über ihre Präventionsziele selbst entscheiden. Das st von uns so gewollt, weil derjenige, der die Mittel aufringt, auch über die Verwendung der Mittel entscheiden uss. Als Drittes wurde bemängelt, dass die Prävention icht allein Aufgabe der Sozialversicherungen sei. Dies st richtig; diese Auffassung teile ich. Aber ich bitte daum, zur Kenntnis zu nehmen, was vom Bund inzwichen alles an Präventionsmaßnahmen finanziert und geördert wird. Das ist nicht wenig. Allein im Haushalt des undesministeriums für Gesundheit und Soziale Sicheung wurden 2004 mehr als 40 Millionen Euro für Zweke der Prävention im engeren Sinne ausgegeben, das eißt für gesundheitliche Aufklärung, Präventionsproekte, Präventionsforschung und für einzelne Modellvoraben. Rechnet man die Aktivitäten anderer Ressorts inzu, dann verdoppelt sich diese Summe des Bundes, lso 80 Millionen Euro allein für die Prävention im eneren Sinne. Darin sind die Mittel der Länder und Komunen noch gar nicht eingerechnet. Ich frage: Ist das ichts? Warum wird darüber nicht öffentlich geredet? arum tun wir so, als seien dies ausschließlich Mittel er Sozialversicherungen? In diese Bereiche fließen icht unerhebliche Mengen an Steuermitteln. (Detlef Parr [FDP]: Das hat aber mit dem Gesetz gar nichts zu tun!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich denke, dass mit diesem Gesetz eine sinnvolle
chnittstelle geschaffen wird. In diesem Gesetz – es er-
öht die Urteilskraft, wenn man sich sachkundig macht –
st das erste Mal die Aufgabenbeschreibung der BZgA
nd ihre Abgrenzung von der neuen Stiftung gelungen.
amit wird es zu Synergieeffekten kommen und Dop-
elarbeit wird vermieden. Das war überfällig. Das findet
ich in dem Gesetz wieder.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es ist aber notwendig, zu sagen: Wir geben nicht nur
eld aus, sondern wir wollen mit diesem Gesetz die Prä-
ention als eigenständige vierte Säule im Gesundheits-
esen verankern. Deshalb verändern wir die Strukturen.
s wird zum Beispiel in Zukunft eine eigene Evaluie-
ung und Berichterstattung beim Robert Koch-Institut
eben. Die Bundesministerien haben sich auf der letzten
abinettssitzung zu einer gemeinsamen Präventionsstra-
egie der Bundesregierung verständigt, in der dargelegt
urde, welches Ministerium in Zukunft welche Aufga-
en erfüllt. Das heißt, Prävention wird zu einem Quer-
chnittsthema, das alle Ministerien umfasst. Dies ist
berfällig.


(Erika Lotz [SPD]: Und das ist gut so!)

Wir zeigen auch deshalb Flagge, um gegenüber den

ozialversicherungen deutlich zu machen, dass es nicht
llein ihre Aufgabe ist und wir uns nicht aus der Finan-
ierung zurückziehen. Wir bekennen uns im Gegenteil
lar zur Aufgabe der Prävention. Aber die Sozialversi-
herungen müssen dies auch tun. Ich habe wenig






(A) )



(B)


Parl. Staatssekretärin Marion Caspers-Merk

Verständnis für die Diskussion, die in der Öffentlichkeit
stattfindet. Wenn man sich überlegt, dass die gesetz-
lichen Krankenversicherungen 140 Milliarden Euro für
die Bereiche kurative Medizin, Rehabilitation, Pflege
und alles, was damit verbunden ist, ausgeben und jetzt
diskutiert wird, ob die geforderten 180 Millionen Euro
eigentlich zu viel seien, dann muss man zu dem Schluss
kommen, dass die Debatte in eine völlig falsche Rich-
tung geht.

Es ist überfällig, dass wir umsteuern und dass die
Mittel für die Prävention ausgeschöpft werden. Wenn
die Kassen das alleine getan hätten und es Synergien ge-
geben hätte, wäre es gut gewesen. Aber wir wissen doch
alle, dass die Mittel in der Vergangenheit nicht ausge-
schöpft wurden. Wir wissen auch, dass dort, wo die Prä-
vention besonders wichtig wäre, nämlich in den sozialen
Brennpunkten, bei Kindern und Jugendlichen, bei älte-
ren Arbeitnehmern und älteren Menschen allgemein, die
Individualprävention gar nicht ankam. Sie wurde viel-
mehr überwiegend von Frauen zwischen 35 und 50 Jah-
ren aus der Mittelschicht genutzt. Es ist gut so, dass die
mitmachen, aber das kann es doch nicht alleine sein. Die
Prävention muss dort angeboten werden, wo die Men-
schen die Prävention wirklich brauchen.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich glaube, dass wir aus diesem Grunde die Verant-
wortung der Sozialversicherungsträger einfordern müs-
sen. Ich glaube auch, dass es richtig ist, mit einem ersten
wichtigen Schritt zu beginnen. Es ist aber wie immer in
der Bundesrepublik Deutschland: Alle sind sich über das
Ziel einig, aber dann kommt die ganze Reihe der Be-
denkenträger, der Verhinderer und der Blockierer. Jeder
sagt, warum es so nicht geht, warum es jetzt nicht geht,
dass die Mittel zu hoch sind und dass das Ganze organi-
satorisch in eine falsche Richtung geht.


(Erika Lotz [SPD]: Wir sagen, wie es geht!)

Ich will an der Stelle ausdrücklich sagen, dass diejeni-

gen, die sich jetzt zu Wort melden, einbezogen waren,
und zwar sowohl die Sozialversicherungsträger als auch
die Länder. Es wäre sehr schön, wenn man bei dem ein-
mal Verabredeten bliebe, auch wenn das im Moment
nicht in die politische Strategie passt. Ich hoffe sehr, dass
sich die Fachminister in dem Punkte durchsetzen und
nicht die Ministerpräsidenten, die im Moment nur eine
Blockadepolitik gegen diese Bundesregierung betreiben


(Erika Lotz [SPD]: Nur Wahlkampf!)

und die Zustimmung zu den wirklich wichtigen Maßnah-
men verweigern. Deswegen müssen wir die Einhaltung
des Verabredeten deutlich einfordern.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Für uns besteht der entscheidende Gewinn der Stif-
tung darin, dass wir endlich grundlegende Präventions-
ziele für die Bundesrepublik Deutschland haben werden.
Wir werden Dachkampagnen haben und wir werden
Qualitätsstandards entwickeln. Es soll nicht nur etwas
gemacht werden, sondern auch überprüft werden, ob die

Z
d
n
e
s
l
ü

D
i
S
Ö
t
d

m
B
n
s
t
s
d
i
g
A

C


O
F
h
s
ü
K

E
E
d
g
n
h
b
F
K
G
G
E
v
i
v

(C (D iele erreicht werden. Wir werden auch dafür sorgen, ass die vielen guten Projekte, die es bereits gibt, zu eiem Ganzen zusammengefügt werden. Wir haben viele inzelne Projekte, aber die haben wir nicht koordiniert, ie sind nicht unter einem Dach und sie werden vor alem nicht systematisch evaluiert. Deswegen ist dies berfällig. Ein Blick über die Grenzen der Bundesrepublik eutschland zeigt, dass andere Länder mit der Stiftungsdee gut zurande kommen. Es gibt eine Stiftung in der chweiz und es gibt eine Stiftung für Prävention in sterreich. Beide Länder machen mit dieser Organisaionsform derzeit sehr gute Erfahrungen. Wir haben iese Erfahrungen in der Gesetzgebung berücksichtigt. Wenn man es mit der Prävention ernst meint, dann uss jetzt gehandelt werden. Stellen Sie deswegen Ihre edenken ein Stück weit zurück! Lassen Sie uns beginen! Jeder weiß, dass wir uns mehr Mittel und mehr Intitutionen wünschen, die mitmachen, ob das die privaen Versicherer oder andere öffentliche Einrichtungen ind oder auch private Zustiftungen, die das Gesetz ausrücklich ermöglicht. Der Startschuss für die Prävention n einer älter werdenden Gesellschaft muss jetzt erfolen. Deswegen bitte ich Sie darum, sich dieser wichtigen ufgabe nicht weiterhin zu verweigern. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517304400

Das Wort hat die Kollegin Verena Butalikakis, CDU/
SU-Fraktion.


Verena Butalikakis (CDU):
Rede ID: ID1517304500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Dem Krümelmonster in der ‚Sesamstraße‘ wird eine
bstdiät verordnet.“ So lautete die Ankündigung im
ernsehen vor ungefähr drei Tagen, die ich zufällig
örte. „Na endlich!“, dachte ich in Erinnerung an die an-
trengenden Erklärungsversuche meinen Kindern gegen-
ber, dass wirklich nur das Krümelmonster so viele
ekse in sich hineinstopfen darf.
Hintergrund dieser Meldung war dann tatsächlich die

rklärung, dass das Krümelmonster durch das viele
ssen – oder Fressen – von Obst in dieser Bildungssen-
ung für kleine Kinder ein Vorbildverhalten für
esunde Ernährung bieten soll. Richtig, kann man da
ur sagen. Ich glaube, wir sind uns über die Fraktionen
inweg einig: je früher Gesundheitserziehung, desto
esser. Wenn das Kind dann nicht nur in der beliebten
ernsehsendung, sondern auch in der Familie und in der
ita erfährt, wie man sich richtig ernährt, wenn das
elernte in der Schule verstärkt wird, dann ist der
rundstein für ein gesundheitsbewusstes Verhalten im
rwachsenenalter gelegt und Prävention kann in Eigen-
erantwortung wahrgenommen werden. Das Verhalten
st gelernt worden – die Wunschzielvorstellung von Prä-
ention.
)






(A) )



(B) )


Verena Butalikakis

Bei den Erwachsenen sieht das Lernen heute aller-

dings anders aus. Die Aussage „Krankheiten vorzubeu-
gen und zu verhindern ist besser, als Krankheiten zu hei-
len“ erhält in Umfragen hundertprozentige Zustimmung.
Auf die Frage: „Was ist wichtig für die Gesundheit?“
stehen laut einer Umfrage von Allensbach die Antworten
„Bewegung, Sport“, „Ernährung“ und „Vorsorgeunter-
suchungen“ weit oben in der Rangfolge.

Doch obwohl der Präventionsgedanke in den letzten
anderthalb Jahrzehnten erfreulicherweise mehr Raum
gewonnen hat und auch das Angebot an Präventions-
maßnahmen unterschiedlichster Art stark angewachsen
ist, die Diskrepanz zwischen dem Kennen und Benen-
nen von Schlagworten, dem Wissen, auf der einen Seite
ist und dem Handeln für die eigene Gesundheit auf der
anderen Seite nach wie vor zu groß. Nur 25 Prozent der
Befragten in der oben genannten Untersuchung erklären,
dass sie gesundheitsbewusst leben und ihre Ernährung
und Lebensweise darauf ausrichten, gesund und fit zu
bleiben.

Das ist der Sachstand zum Thema Prävention. Wir ha-
ben ein Umsetzungsproblem. Dabei sind sich Wissen-
schaftler und Gesundheitspolitiker aller Parteien seit vie-
len Jahren einig: Für eine wirkliche Stärkung muss ein
neuer Ansatz umgesetzt werden. Prävention wird die
vierte Säule des Gesundheitswesens; wir haben es ge-
rade gehört: ein Paradigmenwechsel. Prävention wird
eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Prävention
braucht eine gesicherte Finanzierungsgrundlage.

Inhaltlich gehören dazu: eine Begrifflichkeit für Prä-
vention, eine abgestimmte Strukturgebung, gemeinsame
Präventionsziele und Kontrollen für die Zielerreichung.
Außerdem brauchen wir für diesen neuen Ansatz eine
gesetzliche Grundlage.

Die Vorteile einer gestärkten Prävention auf einer gu-
ten, neuen gesetzlichen Grundlage liegen angesichts der
demographischen Entwicklung und absehbarer Kosten-
steigerungen auf der Hand. Wenn mehr Menschen sich
bewusst gesundheitsbewusst verhalten, wird die Lebens-
qualität des Einzelnen gesteigert und längerfristig erge-
ben sich Einsparungen in den sozialen Sicherungssyste-
men.

Ich gehe davon aus, dass über die von mir umrissene
Zielbeschreibung Einigkeit im Haus herrscht. Ich will
sie für die CDU/CSU-Fraktion noch einmal ausdrücklich
bestätigen. Was wir noch brauchen, ist ein Gesetz, das
diese Anforderungen auch umsetzt. Im Rahmen des
Gesundheitskompromisses 2003 wurde die Vorlage ei-
nes Präventionsgesetzes, die dann ein Jahr zu spät kam,
verabredet. Dieser Gesetzentwurf erfüllt den – zugege-
benermaßen sehr hohen – Anspruch nicht. Ich sage aus-
drücklich: leider nicht.

Die CDU/CSU-Fraktion hatte deshalb parallel zu dem
Gesetzentwurf einen Antrag eingebracht, der im Einzel-
nen den notwendigen Änderungsbedarf belegte und eine
grundlegende Überarbeitung einforderte. Ich will kurz
die Einzelpunkte nennen:

Prävention als gesamtgesellschaftliche Aufgabe muss
auch eine gemeinsame Finanzierung haben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


E
r
r
z
b

B
d
S

w
a
s
g
k

s
v
a
l
v
b
s
G
d



t

I
w
v
f

H

(C (D s kann nicht sein, dass – die Staatssekretärin hat es geade noch einmal wiederholt – nur einige Sozialversicheungsträger zur Zahlung verpflichtet werden, andere Soialversicherungsträger sowie Bund und Länder nicht eteiligt sind. (Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie das mal dem Herrn Hundt!)


eim Einsatz von Beitragsmitteln der Versicherten ist
ie Verfügungs- und Entscheidungshoheit des jeweiligen
ozialversicherungsträgers unabdingbar.
Prävention als neue, vierte Säule im Gesundheits-
esen umfasst für uns nicht nur die Primär-, sondern
uch die Sekundär- und Tertiärprävention. Notwendig
ind transparente Organisationsstrukturen, die gerin-
en bürokratischen Aufwand und geringe Verwaltungs-
osten garantieren.
Bei der ersten Lesung im Bundestag im Februar die-

es Jahres wurden unsere Einwände und Forderungen
on Ihnen, Frau Ministerin – Sie sind anwesend, haben
ber nicht geredet, was uns etwas verwundert hat; viel-
eicht empfinden Sie nach dem ganzen Gesetzgebungs-
erfahren keine große Liebe mehr für dieses Gesetz –,
eiseite gewischt mit den Worten: „Machen Sie mit, an-
tatt mies zu machen.“ Voll des Lobes für den eigenen
esetzentwurf gipfelten Ihre Aussagen dann in folgen-
en Worten:

Angesichts der zahlreichen Partner, die an den Be-
ratungen beteiligt waren,

die CDU/CSU-Fraktion war es nicht –
ist der vorliegende Gesetzentwurf das, was wir mo-
mentan mit Zustimmung aller – der Sozialversiche-
rungsträger, aber auch der Länder – auf den Weg
bringen können.

Wollen wir diese Aussage, am besten anhand von Zi-
aten, einmal überprüfen.
Mit der Zustimmung der Sozialversicherungsträger?

n der Anhörung am 9. März stellte sich die Sachlage et-
as anders dar. Für den Verband der Deutschen Renten-
ersicherungsträger stellte Dr. Reimann unter anderem
est – ich zitiere –:

An diesen beiden Punkten – Finanzierung und Zu-
ständigkeiten – sehen wir erheblichen Nachbesse-
rungsbedarf an dem vorliegenden Gesetz.

Für die gesetzliche Krankenversicherung äußerte sich
err Stuppardt von der IKK wie folgt:
Wir haben
… bezogen auf diesen Gesetzentwurf eine umfas-
sende Stellungnahme in Richtung Klarstellungs-
und Ergänzungsbedarf abgegeben … Es kann auch
einiges in diesem Gesetz gestrichen werden, weil es
letztendlich verfassungsrechtlich nicht trägt. Dafür
haben wir das Gutachten in Auftrag gegeben. Wir
brauchen eine gründliche Überarbeitung …

(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Hört! Hört!)







(A) )



(B) )


Verena Butalikakis

Der Bundesrat tagte am 18. März. Mit der Zustim-

mung der Länder? Ich zitiere aus der Bundesratsdrucksa-
che 97/05:

Der Gesetzentwurf weist Überregulierungen auf,
die nicht mit dem Ziel des Bürokratieabbaus über-
einstimmen.
Der Bundesrat ist der Auffassung, dass der Gesetz-
entwurf einer Überarbeitung bedarf, um im Sinne
der vorgenannten Ausführungen einfachere und
transparentere Organisationsstrukturen auf Bundes-
ebene zu schaffen, die den bürokratischen Aufwand
verringern.

Frau Ministerin, ich stelle fest, der vorliegende Ge-
setzentwurf hat weder die Zustimmung der Sozialversi-
cherungen noch die der Länder.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Das heißt, Ihre Aussage in der ersten Lesung war
schlichtweg falsch.

Darüber hinaus haben in der Anhörung alle 39 Sach-
verständigen weiteren Änderungsbedarf sehr deutlich
gemacht. Hauptkritikpunkte waren die Finanzierung, die
Organisationsstrukturen und der hohe Bürokratieauf-
wand. Das sind genau die Kritikpunkte, die wir von der
CDU/CSU-Fraktion auch vorgetragen haben. Alles
Miesmacher? Nein, wahrscheinlich zeigt das nur, dass
Teile dieses Gesetzes einfach „mies“ sind.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Welche Schlussfolgerungen hat die rot-grüne Regie-

rungskoalition aus all den Änderungsanforderungen und
Überarbeitungswünschen gezogen? – Gar keine! Wie
sagte der Kollege Lohmann im Ausschuss, als er die
neuen Änderungsanträge der Regierungskoalition vor-
stellte? – „Das sind alles redaktionelle Änderungen.“ So-
mit steht das Gesetz heute inhaltlich unverändert zur Ab-
stimmung.


(Erika Lotz [SPD]: Klarstellungen!)

Auch das vorliegende Gutachten zu verfassungsrecht-

lichen Fragen, von der gesetzlichen Krankenversiche-
rung in Auftrag gegeben, ist mit einer Kurzstellung-
nahme aus dem Bundesministerium des Innern für
entkräftet erklärt worden.

Meine Damen und Herren, die CDU/CSU-Fraktion
wird den Gesetzentwurf ablehnen.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1517304600
Lassen
Sie uns anfangen, und weil ich genau weiß, dass gleich
– wie in der ersten Lesung – die Sätze folgen werden:
Wir müssen den ersten Schritt in die richtige Richtung
machen, möchte ich zum Abschluss kurz etwas bemer-
ken: Zur Stärkung von Prävention kennen wir nicht nur
die Richtung, wir kennen das Ziel. Ich habe das eingangs
ausgeführt. Wir sind uns einig über die grundlegenden
Punkte – über die Wissenschaftler und Gesundheitspoli-
tiker sich seit vielen Jahren einig sind. Und wir haben
auch gar nicht mehr die Zeit, nur einen kleinen ersten
Schritt zu tun. Wir brauchen einen großen Schritt, um
das angestrebte Ziel zu erreichen. Dieses große Ziel ist
das richtige Gesetz, und das fehlt leider.

D

l

E
i
e
a
a
i
t
G
g
a

A
w

s
m
a
A
j
ü
v
g

S
E
ti
g
u
u
la
b

d
G

u

d
te

(C (D Ich danke Ihnen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Detlef Parr [FDP] – Erika Lotz [SPD]: Das sind doch Ausreden, die Sie gebrauchen!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517304700

Das Wort hat die Kollegin Birgitt Bender, Bündnis 90/
ie Grünen.

Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517304800

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Eigent-

ich sind sich alle einig.

(Detlef Parr [FDP]: So ist es!)


igentlich finden alle, dass Prävention gut und wichtig
st. Eigentlich finden alle, dass wir für die Prävention
ine rechtliche Grundlage brauchen. Eigentlich finden
lle – Sie, Frau Butalikakis, haben sich vorhin das Motto
usdrücklich zu Eigen gemacht –, dass Vorbeugen besser
st als Heilen. Eigentlich wissen alle, dass in der Präven-
ion eine der größten Wirtschaftlichkeitsreserven unseres
esundheitswesens schlummert. Das könnte ja genü-
end Gemeinsamkeit sein, um ein Gesetz gemeinsam
uf den Weg zu bringen.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Leider nicht!)


ber auch bei diesem Gesetz ist es so: Wenn es konkret
ird, fliegen plötzlich die Fetzen.
Woran liegt das eigentlich? Wenn es wirklich unter-

chiedliche fachliche Perspektiven wären, dann könnte
an darüber diskutieren. Aber ich fürchte, es liegt vor
llem an den unterschiedlichen Interessen der beteiligten
kteure, die allzu oft mit dem konkreten Gesetzespro-
ekt gar nichts zu tun haben. In der aktuellen Diskussion
ber das Präventionsgesetz reden zu viele pro domo,
erfolgen ihre eigenen Interessen und lediglich ihre urei-
ensten Anliegen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wie ist die Situation? Die Krankenkassen rufen den
ystembruch aus, weil von den rund 130 Milliarden
uro, die sie im Jahr in medizinische Leistungen inves-
eren, künftig rund 100 Millionen Euro – das ist weni-
er als 1 Promille – in eine Bundespräventionsstiftung
nd in Präventionsmaßnahmen in Kindergärten, Schulen
nd Nachbarschaften fließen sollen. Durch diese Auf-
ge fühlen sie sich in ihrer Selbstverwaltungsautonomie
eschnitten und unerträglich bevormundet.
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung und die Bun-

esärztekammer monieren, dass die Ärzteschaft in dem
esetz nicht hinreichend berücksichtigt werde


(Detlef Parr [FDP]: Das ist doch richtig so!)

nd übersehen dabei, lieber Kollege Parr,


(Detlef Parr [FDP]: Jetzt bin ich gespannt!)

ass Primärprävention keine alleinige Domäne der Ärz-
schaft ist. Hier geht es um die Zusammenarbeit






(A) )



(B) )


Birgitt Bender

verschiedener Berufsgruppen. Im Zentrum stehen aber
vor allem die Bürgerinnen und Bürger.

Es sind die Länder – genauer die unionsdominierte
Mehrheit im Bundesrat –, deren Verhalten man sich ganz
besonders genau anschauen muss. Ich bin der Meinung,
sie haben einen Preis verdient. Ich werde noch sagen,
welchen.

Die Länder haben zunächst in monatelangen Ver-
handlungen diesen Gesetzentwurf mit der Bundesregie-
rung ausgearbeitet. Jetzt sind sie dagegen. Dieselben
Länder hatten vor Beginn der Verhandlungen noch den
Aufbau von 16 Landespräventionsstiftungen gefordert.
Jetzt plötzlich monieren sie den Aufbau einer einzigen
Stiftung und bezeichnen ihn als unerträglichen Ausdruck
des allerschlimmsten Bürokratismus. Das hat offensicht-
lich nichts mit der Sache zu tun. Ich würde sagen, die
Bundesländer haben den Präventionspreis in Blech ver-
dient.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Der vorliegende Gesetzentwurf ist wichtig. Es wäre
wünschenswert, dass wir ihn gemeinsam verabschieden;
denn damit schaffen wir das Fundament einer modernen
und bedarfsgerechten Präventionspolitik. Er beendet die
Zersplitterung, die bisher die Organisations- und Finan-
zierungsstrukturen der Prävention kennzeichnet. Die
drei Hauptträger der Prävention, die Krankenkassen, die
Unfallkassen und die Rentenkassen, bestehen aus meh-
reren Hundert Einzelorganisationen. Wir wissen alle,
dass heute jede der vielen Krankenkassen, Berufsgenos-
senschaften und Rentenversicherungsanstalten für sich
entscheidet, welche Finanzmittel sie an welchem Ort in
welches Präventionsprojekt steckt. Es gibt eben keine
Gemeinsamkeit. Damit wird Wirksamkeit verschenkt.

Deswegen brauchen wir stabile und transparente
Finanzierungsstrukturen sowie einen trägerübergrei-
fenden Ansatz. Das leistet dieser Gesetzentwurf; denn
durch ihn werden die Sozialversicherungsträger, der
Bund und die Länder verpflichtet, eng miteinander zu-
sammenzuarbeiten, und die notwendigen Kooperations-
strukturen geschaffen. Vor allem gibt der Gesetzentwurf
– auch das ist wichtig – den Präventionsanstrengungen
eine Richtung, weil nationale Ziele festgelegt werden
und sich alle Anstrengungen an diesen Zielen zu orien-
tieren haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Nicht zu vergessen: Die soziale Lage ist der entschei-
dende Risikofaktor für ein Mehr an Gesundheit oder ein
Mehr an Krankheit. Menschen am unteren Ende der Ein-
kommensleiter haben ein doppelt so hohes Risiko zu er-
kranken und eine um sieben Jahre kürzere Lebenserwar-
tung als Menschen an ihrem obersten Ende. Kurz gesagt:
Armut macht krank.

Wir haben deswegen bereits bei der Gesundheitsre-
form 2000 den Krankenkassen die Verpflichtung aufer-
legt, bei präventiven Anstrengungen auch etwas zum
Abbau der sozialen Ungleichheit zu tun. Mit dem Prä-

v
S
m
K
b
a
P
P
v
f
B

w
s

E
h

E
B
t
K
t
d

K
g
H
d
h
k
z
l

s
a
h
i

A
v
d
s
a
a

s
d
F
t
v
r
d
g

(C (D entionsgesetz nehmen wir diesen Faden wieder auf. Ein chwerpunkt wird auf die Förderung von Präventionsaßnahmen gelegt, die in Wohnquartieren, Schulen, indergärten und in anderen Bereichen des Alltagsleens ansetzen. Mit diesem Lebensweltbezug können wir uch Menschen erreichen, die sich ansonsten nicht an räventionsmaßnahmen beteiligen würden. Das heißt, rävention und Gesundheitsförderung werden aus der ielfach kritisierten Mittelschichtorientierung herausgeührt und tatsächlich zu einem Angebot für die ganze evölkerung. Es gibt einzelne Regelungen in diesem Gesetzenturf, mit denen auch wir nicht vollständig einverstanden ind. (Verena Butalikakis [CDU/CSU]: Ach! Hört! Hört!)


s gibt Dinge, die fehlen, und es gibt Dinge, die man
ätte besser machen können.


(Verena Butalikakis [CDU/CSU]: Jetzt kommt der berühmte erste Schritt!)


s fehlt, Frau Kollegin Butalikakis, die Aufnahme der
undesagentur für Arbeit in den Kreis der Präventions-
räger. Ich bedauere das sehr; aber wir müssen zur
enntnis nehmen, dass dies am Widerstand des Verwal-
ungsrats der BA gescheitert ist. Sie wissen ja, wer dort
ie handelnden Personen sind.
Auch ärgern wir uns darüber, dass zwar die private
rankenversicherung von den Präventionsanstrengun-
en der Sozialversicherungsträger und der öffentlichen
and profitiert, sich aber selber geweigert hat, sich an
er vorgesehenen Stiftung zu beteiligen. Wir müssen se-
en, dass es verfassungsrechtliche Grenzen gibt. Wir
önnen die PKV leider nicht dazu verpflichten, hier mit-
umachen, und werden insofern mit dieser Lücke vor-
äufig leben müssen.
Auch die gesetzlichen Vorkehrungen, die verhindern

ollen, dass die Länder ihre Präventionsanstrengungen
uf Kosten der Sozialversicherungsträger zurückfahren,
ätten wir gerne durchaus etwas strikter gefasst; das will
ch deutlich sagen.


(Verena Butalikakis [CDU/CSU]: Ja, das hätten Sie machen können!)


ber, Frau Kollegin Butalikakis, auch hier stoßen wir an
erfassungsrechtliche Grenzen dessen, was der Bund
en Ländern vorschreiben darf. Dieses Phänomen – ich
age nur: Föderalismusdiskussion – dürfte Ihnen durch-
us nicht unbekannt sein. Ich nehme an, Sie wollen das
uch gar nicht ändern.
Aber trotz aller Einwände, die ich im Rahmen der Ge-

amtbewertung dieses Gesetzentwurfs genannt habe, fin-
en wir: Er schafft eine verlässliche und transparente
inanzierung. Er schafft dringend notwendige Koopera-
ionsstrukturen zwischen den Trägern. Er sorgt mit Prä-
entionszielen, Qualitätssicherung und regelmäßiger Be-
ichterstattung für eine neue Qualität der Prävention. Mit
er vorgesehenen Stiftung wird der Prävention ein Ort
egeben, von dem aus sich das alles entfalten kann. Das






(A) )



(B) )


Birgitt Bender

heißt, der vorliegende Entwurf leistet alles Notwendige.
Jetzt bräuchten wir nur noch Akteure,


(Detlef Parr [FDP]: Handeln ist angesagt!)

die mehr im Auge haben als ihre eigenen Interessen.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517304900

Das Wort hat der Kollege Detlef Parr, FDP-Fraktion.


Detlef Parr (FDP):
Rede ID: ID1517305000

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Unüber-

hörbar kritische Stimmen bei der Anhörung, mahnende
Zuschriften der Krankenkassen, juristische Äußerungen
zur Verfassungswidrigkeit, die Ablehnung des Gesetz-
entwurfs durch den Bundesrat, der Diskussionsverlauf
im Fachausschuss mit Bedenken aus den eigenen
Reihen – all das hält die Bundesregierung und Rot-Grün
in diesem Hause nicht davon ab, heute ihren Entwurf
eines Präventionsgesetzes durchzupeitschen. „Augen zu
und durch“ ist aber ein schlechtes Motto auf dem Weg zu
einem richtigen Ziel.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir alle wollen die Prävention in den Köpfen mög-
lichst vieler Menschen verankern. Wir wollen beste-
hende Programme verbessern und neue entwickeln, um
die Gesundheit zu fördern und chronischen Krankheiten
vorzubeugen. Das alles wollen wir so effizient wie mög-
lich gestalten.

Das Thema müsste eigentlich ein Selbstläufer sein. Es
vereint eine große Zahl von Befürwortern. Ich kenne
keinen, der sich nicht verbal zur Prävention bekennt. Es
ist deshalb nicht nachvollziehbar, wie die rot-grüne Bun-
desregierung den heute abschließend zu beratenden Ge-
setzentwurf so ins Abseits manövrieren kann.

Schon der Verlauf der Vorbereitungen war merk-
würdig. Nach der Gesundheitsreform geschah zunächst
außer großen Ankündigungen monatelang nichts. Dann
einigte sich eine Bund/Länder-Arbeitsgruppe auf Eck-
punkte, die schon erahnen ließen, in welche Richtung ein
groß angelegtes Präventionsgesetz gehen würde, näm-
lich in Richtung Bürokratie, Überreglementierung und
vor allen Dingen Geldverteilung. Schließlich war schon
der Kompromiss mit den Ländern mit Blick auf die Ent-
lastung knapper Kassen mit anderer Leute Geld erkauft
worden. Gut, dass der Bundesrat – bis jetzt zumindest –
nicht käuflich ist!

Die Vorlage des Gesetzentwurfs zog sich dann mona-
telang hin, weil die Ressortabstimmung alles andere als
reibungslos verlief und es nicht versäumt wurde, der Öf-
fentlichkeit deutlich zu machen, dass sich der eine oder
andere gerne von dem Entwurf distanziert hätte. Ich bin
gespannt, wie Ministerin Künast in diesem Zusammen-
hang überzeugt werden kann.

g
G

S
F
b
v
B
t
k

u
F
w
t
t

2
t
d
g

h
d
o
M
z
d
t
b
z

s
f
E
d
k
n

d
v
d
B

(C (D Die Kommentierung des Gesetzes durch den ehemalien Staatssekretär Karl Jung in der Anhörung zu dem esetzentwurf sagt viel. Ich zitiere: Die Zielsetzung und die Absicht des Gesetzgebers – Stärkung der Prävention, Entwicklung einer vierten Säule der gesundheitlichen Versorgung, Paradigmenwechsel in der Gesundheitspolitik – sind zu begrüßen, aber leider werden diese höheren Ziele mit dem Gesetzentwurf nicht erreicht. Der Gesetzentwurf ist nicht in der Lage, das, was im Vorfeld in den Eckpunktepapieren zum Teil theoretisch entwickelt worden war ... sachgerecht und wirksam umzusetzen. (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)

Wir stehen bei diesem wichtigen Thema vor einem

cherbenhaufen. Auch wenn das Gesetz – in welcher
orm auch immer – tatsächlich in Kraft treten sollte,
leibe ich bei meiner Aussage: Der geringe Output, der
on dem Präventionsgesetz für die Bürgerinnen und
ürger zu erwarten ist, rechtfertigt nicht den hohen Mit-
eleinsatz. Das ist staatlich verordnete Unwirtschaftlich-
eit.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Ursula Heinen [CDU/CSU])


Was sind die Gründe dafür? Erstens leidet die Stiftung
nter Bürokratie und Gigantomanie – auch wenn uns die
rau Staatssekretärin etwas anderes glauben machen
ill –; dieser Manie ist mancher ministerielle Schreib-
ischtäter verfallen. Viele Eigeninitiativen von Präven-
ionsträgern werden dieser Krankheit zum Opfer fallen.
Zweitens haben schon viele Kassen die gesamten

,56 Euro pro Versicherten in Präventionsprojekte inves-
iert. Wenn ihnen jetzt, wie geplant, Geld entzogen wird,
rohen bestehende Präventionsangebote nicht mehr fort-
eführt zu werden.
Drittens werden die Länder – Frau Kollegin Bender

at schon darauf hingewiesen, dass der Gesetzentwurf in
iesem Punkt eine Schwachstelle aufweist – über kurz
der lang die bisher aus dem Haushalt aufgewandten
ittel durch Mittel aus den Sozialversicherungen erset-
en. Die Bundespsychotherapeutenkammer hat dies in
er Anhörung für den Bereich Gewalt- und Suchtpräven-
ion in Schulen und Kindergärten sehr gut herausgear-
eitet. Sie befürchtet zu Recht, dass sich die Kommunen
ulasten der Sozialversicherungen zurückziehen werden.
Was dem Gesetzentwurf fehlt – sofern ein solches Ge-

etz überhaupt notwendig ist –, sind klare Zielvorgaben
ür erfolgreiche und notwendige Präventionsaktivitäten.
s fehlt eine klare Abgrenzung, inwieweit Prävention in
ie Eigenverantwortung der Menschen gestellt werden
ann und wann unterstützende Maßnahmen durch Dritte
otwendig werden.
Des Weiteren fehlt eine klare Zuweisung von Zustän-

igkeiten und Kompetenzen in allen Bereichen der Prä-
ention – nicht nur der Primär-, sondern auch der Sekun-
är- und Tertiärprävention. Deswegen, Frau Kollegin
ender, hat die FDP kein Verständnis dafür, dass zum






(A) )



(B) )


Detlef Parr

Beispiel die Ärzteschaft mit ihren Kompetenzen und ih-
rer zentralen Rolle als direkter Ansprechpartner für die
Patienten so gut wie keine gestaltende Rolle spielt.

Es fehlt auch die Zielvorgabe, wann Prävention eine
gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist und wann sie von
den Sozialversicherungen zu übernehmen ist. Zudem
fehlen die Beschreibung von konkreten Handlungsfel-
dern und die Ausformung von Leistungsansprüchen.
Last, but not least fehlt ein klares Bekenntnis dazu, ge-
gen die Impfmüdigkeit vorzugehen, die in unserer Ge-
sellschaft ein Problem darstellt.

Wir führen diese Diskussion nicht zur Stunde null.
Wir wissen heute schon viel über Prävention und deren
Chancen für unsere Gesellschaft. Wir wissen um den
Handlungsbedarf und die strukturellen Defizite sowie
um die Notwendigkeit einer klareren Zielführung, einer
besseren Evaluierung und einer Bündelung aller Kräfte.
Es wäre schön gewesen, wenn ein Gesetz dies und einen
konkreten Weg für die Realisierung aufgezeigt hätte.
Nun werden der mühsame Aufbau einer Stiftung und der
Beginn ihrer komplizierten Arbeit abgewartet. So wird
weiter wertvolle Zeit vertan.

Nehmen wir den Kinder- und Jugendbereich als
Beispiel. Ob falsche Ernährung, mangelnde Bewegung,
Sucht und Drogen, unsere Kinder und Jugendlichen sind
heute einer Vielzahl von Gefahren ausgesetzt. Präven-
tive Maßnahmen in den so genannten Lebenswelten
Schule, Sportvereine und Wohnumfeld sind zentrale
Zielbereiche, die heute schon als Handlungsfelder kon-
kret benennbar sind. Warum tut man es nicht? Warum
wird hier nicht schneller gehandelt?

Schulen brauchen Rahmenbedingungen, um sich in
ihrer Gesamtheit präventiv auszurichten, ja Prävention
vielleicht sogar zum besonderen Schulprofil zu machen,
was die Infrastruktur anbelangt: die verwendeten Mate-
rialien, die Bewegungsmöglichkeiten, die Verantwor-
tung für gesunde Ernährung und für die Früherkennung
gesundheitlicher Störungen, die Lehrer als Vorbilder, die
inhaltliche Ausgestaltung des Schulunterrichts und die
Einbeziehung der Eltern. Doch wir befinden uns weiter-
hin in der Situation, dass beim Schulsport – statt ihn zu
stärken – gekürzt wird, die Zahl der Nichtschwimmer
unter den Kindern bedenklich hoch ist und die Qualität
des Sportunterrichts im Elementarbereich zu wünschen
übrig lässt. Ein Gesetz – das gilt erst recht für den vorlie-
genden Entwurf – wird daran nichts ändern. Vielmehr
müssen auf der Landesebene und vor allem auf der kom-
munalen Ebene in Zusammenarbeit mit den Krankenkas-
sen und anderen Institutionen aus eigener Kraft neue An-
stöße zu gesundheitsbewusster Lebensführung gegeben
werden.

Dazu trägt dieser Gesetzentwurf viel zu wenig bei.
Deshalb lehnen wir ihn ab.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517305100

Das Wort hat die Kollegin Helga Kühn-Mengel, SPD-

Fraktion.

l
r
s
g
r
S

W
r

r
f
v
w
t
R
d
b


b
w
v

G
d
u
s
d
v
h
Ä
S
s
m

1
l
v
d
A
d
s

s
R
f
B
g

(C (D Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol egen! Frau Kollegin Butalikakis, es war durchaus inteessant, Ihnen zuzuhören. Sie haben die Ministerin kritiiert, weil sie hier nicht gesprochen hat. Wir wollen aber anz deutlich festhalten: Wenn eine Gesundheitsministein die Prävention befördert hat, dann ist es Frau Ulla chmidt. enn sie den gesamten Prozess mit der Implementie ung des runden Tisches und mit der Errichtung des Deutschen Forums Prävention und Gesundheitsfördeung“ nicht so gut gestaltet hätte, wenn nicht ein Forum ür Kommunikation und Information in diesem Bereich on ihr installiert worden wäre, dann wären wir nicht so eit. Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Opposiion, Sie blicken doch auf eine verhältnismäßig lange egierungszeit zurück. Ich kann mich nicht erinnern, ass Sie ein großes Präventionsgesetz auf den Weg geracht haben. Ich komme darauf zu sprechen. – Im Gegenteil: Sie haen das bisschen Prävention, das es gab, gekappt. Erst ir haben nach unserem Regierungsantritt 1998 die Präention wieder gestärkt und in der Folgezeit ausgebaut. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Helga Kühn-Mengel (SPD):
Rede ID: ID1517305200

(Beifall bei der SPD)


(Peter Dreßen [SPD]: Abgeschafft!)


Ich war dabei, als der von Ihnen angesprochene
esundheitskompromiss beschlossen wurde. Ich hatte
ie Ehre, diesen Bereich ein Stück weit mitzugestalten
nd zu betreuen. Ich weiß daher, dass große Überein-
timmung darüber bestand, ein Präventionsgesetz auf
en Weg zu bringen. Das hat sich aber im Laufe der Zeit
erändert. Meine Hypothese ist, dass das mehr mit anste-
enden Wahlen und Blockaden zu tun hat als mit einer
nderung der sachlichen Inhalte. Die Gesundheits- und
ozialminister und -ministerinnen der Länder haben ein
olches Gesetz unterstützt. Das wissen alle Gutinfor-
ierten, die hier sitzen.
Ich möchte noch einen Blick zurückwerfen. Zwischen

997 und 2000 hatten die Krankenkassen keine Mög-
ichkeit mehr, eigenständige Maßnahmen der Primärprä-
ention und der betrieblichen Gesundheitsförderung
urchzuführen. Wie ich schon sagte, haben wir nach
mtsantritt diese falsche Weichenstellung korrigiert und
en Krankenkassen die Möglichkeit gegeben, auf die-
em Gebiet aktiv zu werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Außerdem haben wir die Selbsthilfeförderung ge-

etzlich verankert. Das ist erstmals geschehen. Sie haben
echt: Bei der Umsetzung ist vieles nicht optimal gelau-
en. Aber es war richtig, die Weichen in Richtung mehr
eteiligung – das ist ein wichtiges Glied in der Versor-
ungskette – und in Richtung Stärkung der Prävention






(A) )



(B) )


Helga Kühn-Mengel

zu stellen. Diese Politik wird mit der Verabschiedung
dieses Gesetzes fortgesetzt.

Es ist richtig: Heute findet hier ein Perspektivwech-
sel statt. Wir rücken mit diesem Gesetz die Gesundheit
und weniger die Krankheiten unserer Bürger und Bürge-
rinnen ins Blickfeld. Wir sorgen mit diesem Gesetz da-
für, dass die Menschen zukünftig mehr für den Erhalt
und für die Verbesserung ihrer Gesundheit tun können.
Sie erhalten Unterstützung im unmittelbaren Lebensum-
feld. Die Qualität der Gesundheitsförderung und der Prä-
ventionsangebote wird gestärkt. Es ist ganz wichtig, dass
es Wirksamkeitsnachweise gibt. Die Pflicht, solche
Nachweise zu erbringen, verankern wir in immer mehr
Gesetzen. Die Art und Weise, wie behandelt, und das,
was gefördert wird, müssen einer Evaluation unterzogen
werden.

Dieses Gesetz verpflichtet zu einer Gesundheitsbe-
richterstattung. Das ist wichtig; denn eine Gesund-
heitsberichterstattung gibt darüber Auskunft, um welche
Zielgruppen wir uns zu kümmern haben. Außerdem trägt
sie zur Bewertbarkeit von Vorgängen bei. Auch dies ist
ganz wichtig.

Durch die Möglichkeit von Zustiftungen an die neu
zu gründende Bundesstiftung erleichtern wir es privaten
Kooperationspartnern, sich an Prävention und Gesund-
heitsförderung aktiv zu beteiligen. Das ist ebenfalls ein
ganz wichtiger Gesichtspunkt.

Wir tun vor allem etwas für die Menschen. Sie sind in
Ihren Reden vergleichsweise wenig erwähnt worden. Sie
haben von den Sozialsystemen und von Strukturmängeln
gesprochen. Worauf es aber vor allem ankommt, ist, dass
wir die Menschen erreichen. Deswegen werden in die-
sem Gesetz die Lebenswelten, der Settingansatz, die
Arbeit in Kindergärten, in Schulen, im Stadtteil und am
Arbeitsplatz betont. Das ist ein bedeutsamer Baustein in
diesem neuen Präventionsprogramm.

Vor diesem Hintergrund kann man nur sagen, dass die
Vorteile dieses Gesetzes auf der Hand liegen: Wir haben
die Menschen im Blick; wir holen sie dort ab, wo sie le-
ben. Wir kümmern uns mit diesem Gesetz zum ersten
Mal verstärkt um diejenigen, die am unteren Ende der
Gesundheitsskala leben. Das untere Fünftel macht uns
nämlich große Sorgen. Wie schon gesagt wurde, werden
diese Menschen von den häufig mittelschichtorientierten
Präventionsprogrammen nicht erreicht. Der in diesem
Gesetz enthaltene Settingansatz, also der lebensweltori-
entierte Ansatz, gibt die Gelegenheit, an diesem Punkt
anzuknüpfen.

Die Menschen am unteren Ende der Gesundheitsskala
leben nach dem statistischen Durchschnitt fünf bis sieben
Jahre kürzer als andere; diese Zahl ist schon seit den
80er-Jahren, also schon lange, bekannt. Mit diesem Ge-
setz tragen wir dieser Erkenntnis Rechnung. Das gilt im
Übrigen auch für unser Gesundheitsmodernisierungs-
gesetz, das viele entsprechende Bausteine wie die Patien-
tenbeteiligung und die Verbesserung von Qualität – den-
ken Sie nur an die strukturierten Behandlungsprogramme
und an die Leitlinienarbeit – enthält.

g
s
s
s
e
J
s
e
b
k
w
g

z
r
u
w
r
h
P
l
d

d
d
d
P
k

C

g
m
f


g

h
b

(C (D (Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Die Begeisterung schlägt um sich!)


Vieles von dem, was wir heute machen, ist seit lan-
em bekannt. Diese Regierung hat Prävention und Ge-
undheitsförderung kontinuierlich gestärkt. Wie ich
chon erwähnt habe, hat die Ministerin mit dem Deut-
chen Forum Prävention und Gesundheitsförderung
ine wichtige Plattform für Erkenntnisse geschaffen.
etzt geht es an die Umsetzung dieses Gesetzes. Dass
ich durch die von uns heute getätigten Investitionen in
inigen Jahren der allgemeine Gesundheitszustand ver-
essert haben wird, müssen wir als Chance sehen. Ich
ann nur auf das verweisen, was die Ministerin immer
ieder sagt: Das ist eine Antwort auf die mit der demo-
raphischen Entwicklung verbundenen Fragen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Stärken dieses Gesetzes sind, dass Präventions-
iele auf die unmittelbare Umgebung der Menschen he-
untergebrochen werden, dass geschlechtsspezifische
nd lebenslagenspezifische Aspekte ausdrücklich betont
erden und dass nicht nur die Träger der Sozialversiche-
ungssysteme im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit ste-
en, sondern dass auch wichtige andere Partner und
artnerinnen bei der Umsetzung des Gesetzes helfen sol-
en: Wohlfahrtsverbände, Selbsthilfeorganisationen und
er öffentliche Gesundheitsdienst.
Geben Sie vor diesem Hintergrund mit Ihrer Stimme

iesem Gesetz eine Chance, mit Leben gefüllt zu wer-
en. Durch die Inanspruchnahme der Kenntnisse derer,
ie bereits auf diesem Feld arbeiten, kann es gelingen,
rävention und Gesundheitsförderung stärker zu veran-
ern.
Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517305300

Das Wort hat die Kollegin Annette Widmann-Mauz,
DU/CSU-Fraktion.


Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1517305400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

en! Bei der Debatte heute Morgen habe ich fast Mitleid
it den Kolleginnen und Kollegen aus den Koalitions-
raktionen bekommen.


(Peter Dreßen [SPD]: Ach Gott! – Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wollen wir nicht!)


Wirklich. – Jegliche Kritik an der Ministerin, die vor-
etragen wird, wird als Majestätsbeleidigung aufgefasst.
Es ist erstaunlich, mit welcher Unschuldsmiene Sie

eute Morgen den Ländern wirklich unmoralische Ange-
ote gemacht haben.


(Detlef Parr [FDP]: So ist es!)







(A) )



(B) )


Annette Widmann-Mauz

Sie haben so getan, als ob Sie kein Wässerchen trüben
könnten. In Wirklichkeit haben Sie jedoch mit dem
Geldbeutel gelockt und den Ländern einen Vertrag zulas-
ten Dritter aufzwingen wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Gott sei Dank ist von den Ländern bemerkt worden, dass
ein gutes Ziel noch nicht jedes Mittel heiligt. Gut ge-
meint ist eben, wie immer bei Ihnen, nicht gut gemacht.
Eine zukunftsweisende Idee ist ein weiteres Mal von die-
ser Regierung miserabel umgesetzt worden.


(Zuruf von der SPD: Wie hätten Sie es denn gerne?)


Wir haben ja gemeinsam eine Anhörung durchge-
führt. Ich habe schon viele Anhörungen in meiner Parla-
mentszeit hinter mich gebracht, aber ich habe noch nie
erlebt, dass ein Gesetzentwurf so vernichtend von den
Expertinnen und Experten, von den Sachverständigen,
beurteilt wurde.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Ob die Spitzenverbände der Krankenkassen, die Renten-
versicherungsträger, die Arbeitgeberverbände, die Ge-
werkschaften, ja sogar die Sozialverbände – sie alle ha-
ben ihn einhellig abgelehnt. Selbst Kollegen aus der
SPD-Fraktion mussten im Ausschuss schon ihre grund-
sätzlichen und ausdrücklichen Bedenken zu Protokoll
geben, nur damit sie sich noch einigermaßen im Spiegel
anschauen konnten. Ich sage Ihnen ganz bewusst: Selbst
aus der politischen Leitung des Bundesministeriums für
Gesundheit und Soziale Sicherung hört man solche Sätze
wie: Das Beste, was zu diesem Gesetzentwurf zu sagen
ist, ist, einfach nichts zu sagen.


(Beifall der Abg. Ursula Heinen [CDU/CSU])

Meine Damen, meine Herren, warum ist das so? Die-

ses Gesetz hat schwerste Konstruktionsfehler. Eine ge-
samtgesellschaftliche Aufgabe – das ist Prävention un-
bestrittenermaßen – kann eben nicht nur von einem Teil
der Gesellschaft finanziert werden. Wieder einmal ma-
chen Sie einen Vorschlag, bei dem der Lastesel der Na-
tion die Beitragszahler in der Krankenversicherung, der
Rentenversicherung, der sozialen Pflegeversicherung
und der Unfallversicherung sind. Diese dürfen bei Ihnen
wieder einmal allein die Zeche bezahlen. Obwohl die
Krankenkassenbeiträge bisher nur marginal gesunken
sind, belasten Sie wiederum diese Gruppe. Die Rentne-
rinnen und Rentner in unserem Land bekommen wieder
einmal eine Nullrunde verpasst und werden sogar weni-
ger in den Taschen haben. Dennoch werden die Beitrags-
zahler belastet. Auch die Pflegebedürftigen, die weiter
auf eine Dynamisierung der Leistungen warten, und die
Demenzkranken, die überhaupt auf eine Berücksichti-
gung warten, belasten Sie wieder.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was Sie sagen, ist unerträglich!)


Obwohl Prävention alle angeht und nach dem Willen
von Rot-Grün alle aus der Bevölkerung Leistungen er-
halten sollen, beteiligen sich Bund und Länder an der Fi-

n
k

w
z
d

A
t
s
v
D
s
d

k
I
s
N
b
k
i
d
g
a

a
R
g

w
s
h
z
S
A
t
v
s
k
L

k
r
M
f
s
E
n
b

n
s
d
h

(C (D anzierung der Stiftung wieder einmal nicht. Sie zahlen einen einzigen Euro. Sie sagen – das hat die Staatssekretärin heute Morgen ieder gemacht –: Wir machen ja so viel, die Bundesentrale für gesundheitliche Aufklärung im Bund und er öffentliche Gesundheitsdienst in den Ländern. ber wenn wir Sie fragen, ob Sie bereit sind, diese Mitel festzuschreiben, zu benennen, wie viel es ist, und diees Geld dann auch gegenüber Angriffen zu sichern, ist on Ihnen nichts zu hören. Dazu sind Sie nicht bereit. eshalb ist das Argument berechtigt, dass die Gefahr beteht, dass Sie hier Ihre öffentlichen Haushalte zulasten er Beitragszahler sanieren wollen. Ein gibt ein weiteres Argument, weshalb die Auswir ungen dieses Gesetzes überhaupt nicht bedacht sind. ch will nur einmal darauf hinweisen, dass die Arbeitsloenversicherung hier überhaupt nicht beteiligt ist. Auf achfrage hieß es, dieses Versicherungssystem sei so elastet, dass man ihm das auf keinen Fall zumuten önne. Wenn ich die neuesten Prognosen – heute wieder n der „Süddeutschen Zeitung“ – lese, komme ich zu em Schluss, dass die Rentenversicherung mindestens enauso belastet ist. Aber was beim einen gilt, ist beim nderen nicht von Relevanz. Schauen wir uns aber einmal die Rentenversicherung n. Es besteht die große Gefahr, dass die medizinische ehabilitation in der Rentenversicherung nicht mehr esichert ist, (Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stimmt doch gar nicht!)


(Peter Dreßen [SPD]: Das stimmt doch auch!)


eil die Mittel für die Primärprävention herhalten müs-
en. Sie muss aus Reha-Geldern bestritten werden. Des-
alb stehen diese Mittel der Tertiärprävention nicht mehr
ur Verfügung. Was behauptet die Frau Staatssekretärin?
ie sagt: Die Mittel sind gar nicht abgerufen worden.
lso können wir noch locker Geld für die Primärpräven-
ion aufbringen. – Aber alle Experten auch der Renten-
ersicherungsträger sagen Ihnen, dass der Bedarf an-
teigt. Die Anträge sind nur wegen der aktuellen
onjunkturellen und wirtschaftspolitisch schwierigen
age zurückgestellt. Sie sind nur aufgeschoben.
Durch die Hartzreformen und den neuen Empfänger-

reis von Arbeitslosengeld II gibt es neue Anspruchsbe-
echtigte auf Reha-Maßnahmen. 100 Millionen Euro
ehrbedarf für medizinische Rehabilitation wird allein

ür diese Gruppe erwartet. Wie können Sie dann an die-
er Stelle eine solche Regelung vorschlagen? Wir sagen:
rnährungsberatung für Kinder ist gut, aber sie darf
icht zulasten der medizinischen Rehabilitation von Ar-
eitnehmerinnen und Arbeitnehmern gehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass die funktio-

ierende und bewährte Präventionsinfrastruktur in un-
erem Land zerschlagen wird; denn es bleibt nicht dabei,
ass diejenigen, die bereits heute gute Arbeit geleistet
aben, in Zukunft dafür honoriert werden. Warum ist das






(A) )



(B) )


Annette Widmann-Mauz

so? 2,70 Euro pro Versicherten für Primärprävention
sind per Gesetz vorgeschrieben. Es gibt Krankenkassen
– das ist unbestritten –, die dieses Geld für Primärprä-
vention nicht ausgeben. Aber es gibt andere Kassen, die
sogar mehr zahlen als die geforderten 2,70 Euro. Doch
jetzt wird gesagt, dass nur noch 40 Prozent des Geldes
zur Verfügung stehen und damit die gleiche Infrastruktur
finanziert werden soll. Das funktioniert nicht. Sie bestra-
fen so diejenigen, die schon seit langem Engagement
zeigen. Das kann doch nicht gewollt sein.


(Beifall von der CDU/CSU – Detlef Parr [FDP]: Das versteht man sogar, wenn man Mengenlehre gelernt hat!)


Lassen Sie mich zum Abschluss noch etwas zu dem
Gefälligkeitsgutachten, das Sie sich jetzt noch vom Jus-
tiz- und vom Innenministerium haben anfertigen lassen,


(Peter Dreßen [SPD]: Was ist das den für eine Wortwahl?)


weil die Argumente derart bedrückend waren, sagen.
Hier sind wichtige Aspekte überhaupt nicht behandelt
worden. Der Grundsatz der Zweckbindung, der Beitrags-
mittel bleibt weiterhin verletzt. Es gäbe noch vieles zu
sagen.

Dieser Gesetzentwurf ist nicht umfassend, weil die
Störung der Primärprävention ausschließliches Ziel ist.
Er ist nicht sachgerecht, weil bestehende Maßnahmen
und Strukturen gefährdet sind. Er ist ungerecht, weil sich
nur Beitragszahler – nicht die gesamte Gesellschaft – be-
teiligen. Er ist viel zu bürokratisch, weil eine Vielzahl
neuer Gremien geschaffen wird. Zudem ist er verfas-
sungsrechtlich höchst fragwürdig.

Meine Damen, meine Herren, wir haben heute die
Chance, ein weiteres schlechtes Gesetz zu verhindern.


(Peter Dreßen [SPD]: Das ist eine Unterstellung!)


Nutzen Sie diese Chance! Ein schlechtes Gesetz weniger
hilft unserem Land und nutzt auch der Prävention.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517305500

Nächster Redner ist der Kollege Götz-Peter

Lohmann, SPD-Fraktion.

(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Birgitt Bender [BÜNDNISS/90 DIE GRÜNEN])



Götz-Peter Lohmann (SPD):
Rede ID: ID1517305600

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol-

legen! Ich hatte eigentlich doch noch die Hoffnung, dass
es heute zu einer ähnlichen Abstimmung kommt, wie es
sie zum Beispiel – ich sehe gerade den Kollegen
Riegert – im Sportausschuss gegeben hat. Damit will ich
nicht sagen, dass wir dort die klügeren oder faireren Ab-
geordneten sind. Da war das Abstimmungsverhalten je-
denfalls wie folgt: Die Kolleginnen und Kollegen der
CDU/CSU-Fraktion haben sich enthalten und es gab nur

e
g

s
S
a

z
d
a
h
a

w
k
r
m
D
is
le
g
E
e
c

J
R
c
n
d
n

W
d

o
n
f
v
n
l
K
v
A

w
b
b

(C (D ine Gegenstimme, zu der ich nichts mehr sagen will. Es ab also eine klare Mehrheit für diesen Gesetzentwurf. Kollegin Widmann-Mauz, Sie haben natürlich, wie chon öfter – das ist Ihr gutes Recht –, die kritischen timmen aus der Anhörung angeführt. Es gab aber auch ndere Stimmen, (Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Sehr wenige!)


um Beispiel die der Vertreter des Sports, aber nicht nur
ie. Ich könnte noch ein paar andere Namen nennen;
ber gut. Ich hatte, wie gesagt, die Hoffnung, dass es
eute zu einem anderen Abstimmungsverhalten kommt
ls dem, das sich jetzt andeutet.
Ich möchte einen Aspekt etwas vertiefen. Wir alle
issen – darüber herrscht, glaube ich, auch Einmütig-
eit –: Gesundheit muss ständig erworben und aktiv auf-
echterhalten werden. Manchmal wird der Eindruck ver-
ittelt, das Gesundheitsmodell in der Bundesrepublik
eutschland sei einfach nicht mehr leistungsfähig. Das
t nicht so. Unser Gesundheitsmodell ist nach wie vor
istungsfähig und auch erfolgreich. Nur – ich habe das,
laube ich, in der ersten Lesung schon einmal gesagt –:
s hat eben seine Grenzen. Eine dieser Grenzen ist, dass
s in Sachen Prävention zurzeit einfach nicht ausrei-
hend ist.
Brauchen wir ein Präventionsgesetz?


(Erika Lotz [SPD]: Aber ja!)

a, wir brauchen ein Präventionsgesetz. Bislang sind die
egelungen zur Prävention in mehreren Sozialgesetzbü-
hern verstreut. Durch die vorgesehene Bündelung in ei-
em Gesetz – das ist ein wesentlicher Vorteil – gewinnt
ie Prävention endlich einen Stellenwert, den sie bislang
icht hatte.


(Detlef Parr [FDP]: Wenn es dabei geblieben wäre, wäre es gut!)


ir brauchen also ein Präventionsgesetz. Das ist auch
er Hauptgrund dafür, dass man dafür stimmen müsste.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Kann gesundheitsförderndes Leben von oben ver-
rdnet werden? Ich habe vor kurzem ein Interview mei-
es geschätzten Kollegen Zöller gelesen, in dem er ge-
ragt wurde: Möchten Sie, dass der Präventionsgedanke
on oben verordnet wird? – Wenn ich mich richtig erin-
ere, hat er darauf geantwortet – ich zitiere jetzt viel-
eicht nicht wortgetreu, aber inhaltlich wird es stimmen,
ollege Zöller –: Ich möchte Prävention für mich nicht
erordnet haben. – Darin stimme ich mit Ihnen überein.
uch ich möchte Prävention nicht verordnet haben.
Aber es gibt einen Unterschied. Nicht nur deshalb,
eil wir früher aktive Leichtathleten waren, wissen wir
eide, was zu einer gesunden Lebensführung gehört. Wir
ewegen uns ein bisschen, wir ernähren uns vernünftig.


(Unruhe)







(A) )



(B) )


Götz-Peter Lohmann

– Man sieht an unserer Statur, dass wir unterschiedliche
Disziplinen betrieben haben, aber aktiv waren wir
beide. – Das Problem ist, Kollege Zöller: Die meisten
Menschen sind nicht von sich aus daran interessiert, wie
wir, gesund zu leben. Viele Mitmenschen muss man ge-
legentlich zu ihrem Glück zwingen, indem man ihnen
Prävention verordnet.

Ich möchte als Vergleich anführen – ich weiß, Ver-
gleiche hinken immer – die Pflicht, sich im Auto anzu-
gurten. Sie wissen, welch unsägliche Diskussionen es
darüber gegeben hat. Dann hat man bemerkt, dass viele
schwerwiegende Unfallfolgen vermieden werden. So
richtig meckert jetzt niemand mehr. Obwohl es also hef-
tige Widerstände gab, hat man erkannt, dass diese ver-
ordnete Prävention, nämlich um schwere Unfallfolgen
zu verhindern, durchaus etwas Wertvolles ist. So ähnlich
sehe ich das auch bei dem Gedanken der Prävention im
Gesundheitsbereich.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Noch ein Gedanke vorab. Viele Kolleginnen und Kol-
legen haben betont, dass bei den Krankenkassen schon
jetzt viel gute Arbeit geleistet wird, das sehe ich
genauso. Das ist aber regional sehr unterschiedlich.
Manche Kassen arbeiten vorbildlich, manche nicht. In
manchen Bundesländern gibt es schon etwas Institu-
tionalisiertes, einen Präventionsrat oder etwas Ähnli-
ches. Dafür gibt es sehr gute Beispiele, sowohl auf Län-
derebene als auch auf kommunaler Ebene. Deswegen ist
der Vorwurf, dass da erst alles neu geschaffen werden
muss, absurd.

Wie gesagt, die Krankenkassen erreichen heutzutage
– die Wissenschaftler streiten sich darüber – im Bereich
der Präventation 1, 2, maximal 3 Prozent ihrer Versi-
cherten. Frau Kollegin, Sie haben gesagt, dass es
1,6 Prozent sind.


(Verena Butalikakis [CDU/CSU]: 2,6 Prozent!)


– Gut. Ich habe gesagt: 1 bis 3 Prozent. – Ich frage mich:
Machen die Krankenkassen etwas falsch – wir sind uns
ja einig, dass dieser Prozentsatz relativ gering ist – oder
muss man daraus den Schluss ziehen, dass Prävention
die meisten Menschen nicht interessiert?

Ich denke, es gibt einfach zu wenige Angebote, die
die Risikogruppen direkt ansprechen. Daher sollten wir
– Kollegin Kühn-Mengel hat darauf hingewiesen – auf
die Personen, die Gesundheitsförderung dringend benö-
tigen, zugehen. Dazu möchte ich etwas sagen. Ich habe
vor kurzem gelesen, dass es im Moment viele so ge-
nannte Komm-Angebote gibt: So werden zum Beispiel
Aushänge oder Flyer gemacht. Entweder kommen die
Leute oder sie kommen nicht. Meist nehmen nur die Ge-
sundheitsbewussten und die Gesunden das Angebot
wahr; das wurde an dieser Stelle schon mehrfach er-
wähnt. Die Zielgruppen, die wir eigentlich ansprechen
wollen, erreichen wir nicht. Dies muss durch andere Me-
thoden geschehen.

D
z
t
l
ü
s

I
u
k
p
z

b
z
s
i
v

m
g
v
h
d
l
L

n
E
M
t
t
w
c
U
z
a

g
h
s
w
h
w

s
I
Ü

d
k
k

ü
A
d
s

(C (D Wir alle wissen, dass in reichen Ländern wie eutschland die Gesundheit der Bevölkerung von drei iemlich stabilen Megatrends abhängt: Erstens. Das heuige Krankheitsund Sterbegeschehen wird in industriaisierten Ländern zu circa drei Vierteln von chronischen, berwiegend degenerativ verlaufenden Krankheiten betimmt. Zweitens. Heute sterben die meisten Menschen in den ndustriegesellschaften an Herz-Kreislauf-Krankheiten nd Krebserkrankungen. Zum Tragen kommen dabei omplexe Faktoren wie Stress und Lebensstil. Vor allem sychosomatische Erkrankungen nehmen an Bedeutung u. Drittens. Im Bevölkerungsdurchschnitt nimmt die Le enserwartung pro Jahrzehnt um etwas mehr als ein Jahr u. Die älter werdende Population wird dabei im Durchchnitt immer gesünder älter. Die heute 75-Jährigen sind m Durchschnitt etwa so gesund wie die 70-Jährigen von or circa zehn Jahren. Nun komme ich auf einen Aspekt zu sprechen, der ir sehr wichtig ist und der für mich persönlich den eientlichen Kern des Präventionsgesetzes darstellt: Diese on mir erwähnten kontinuierlich anfallenden Gesundeitsgewinne sind stabil ungleich verteilt. Die sozial beingte Ungleichheit der Gesundheitschancen, die geegentlich schon erwähnt wurde, ist auch in reichen ändern groß und nimmt zu. Wenn man zum Beispiel die deutsche Bevölkerung ach den Merkmalen Ausbildung, Stellung im Beruf und inkommen in fünf Gruppen unterteilt, zeigt sich, dass enschen aus dem untersten Quintil in jedem Lebensal er im Durchschnitt ein ungefähr doppelt so hohes Risiko ragen, ernsthaft zu erkranken oder vorzeitig zu sterben, ie Menschen aus dem obersten Fünftel. Das entspricht irca sieben Jahren. Etwas Ähnliches hinsichtlich des nterschieds in der durchschnittlichen Lebenserwartung wischen dem obersten und dem untersten Fünftel hat uch die Kollegin Kühn-Mengel erwähnt. Hieraus lassen sich zwei Jahrhundertherausforderun en ableiten. Damit meine ich nicht, dass wir ein Jahrundert Zeit haben, um sie zu bewältigen, sondern, dass ie in kürzester Zeit erledigt werden müssen; andernfalls erden wir in diesem Jahrhundert ein echtes Problem aben. Wenn wir dieses Problem in den Griff bekommen ollen, müssen wir zwei Aspekte berücksichtigen. Erstens. Die integrierte Versorgung muss durchge etzt werden, wobei alle Gesundheitspolitiker wissen: m Kern geht es um den evidenzbasierten Abbau von ber-, Unterund Fehlversorgung. Zweitens. Die zweite Jahrhundertherausforderung ist er Ausbau der primären Prävention, also des bevölerungsbezogenen Managements von Gesundheitsrisien vor ihrem Eintritt. Die Gesundheitspolitiker der Koalition sind davon berzeugt, dass es notwendig ist, damit nun zu beginnen. uch wenn dieser Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung er Prävention nicht gerade ein Jahrhundertvorbildgeetz ist, überwiegen die positiven Aspekte. Wir müssen Götz-Peter Lohmann endlich ein Bundesgesetz verabschieden. Es geht um mehr als um die Summe der Einzelmaßnahmen. Endlich können die Risikogruppen erreicht werden. Es geht um den Einsatz im Lebensumfeld, in den so genannten Lebenswelten. Allein dieser Gedanke berechtigt dazu, zu sagen: Wir müssen beginnen. Lasst uns diesen Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung der Prävention auf Bundesebene in die Praxis umsetzen! Ich denke, das ist sehr wichtig und in unser aller Interesse. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517305700

Nächste Rednerin ist die Kollegin Barbara Lanzinger,

CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Barbara Lanzinger (CSU):
Rede ID: ID1517305800

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kollegin-

nen und Kollegen! Rot-Grün und die CDU/CSU-Frak-
tion sind sich wahrscheinlich beim Inhalt dieses Gesetz-
entwurfs einig, keinesfalls aber bei der Umsetzung
dieses Inhaltes. Der Entwurf eines Gesetzes zur Stär-
kung der gesundheitlichen Prävention ist mitnichten der
große Wurf. Er reiht sich leider ein in eine Vielzahl von
rot-grünen Gesetzen: kompliziert, praxisfern, bürokra-
tisch und realitätsfern.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Detlef Parr [FDP]: Gut beschrieben! – Erika Lotz [SPD]: Jetzt übertreiben Sie aber!)


Der Gesetzentwurf ist so nicht brauchbar, um Prävention
nachhaltig zu stärken. Der Gesetzentwurf ist so nicht
brauchbar, um mehr Gesundheitsbewusstsein in den
Köpfen der Menschen zu verankern, um die Bürgerinnen
und Bürger für mehr Eigenverantwortung zu sensibili-
sieren, was Sie ja auch beschrieben haben. Er ist nicht
brauchbar für ein Mehr an Umdenken in Richtung be-
wusstes Leben, gesunde Ernährung, körperliche und
geistige Aktivitäten und das Achten auf ein seelisches
Gleichgewicht, sprich: ein Lernen, im Gleichklang zu le-
ben.

Die Menschen draußen wollen ganz einfache und
klare Regelungen, einfache, klare Hilfestellungen und
Angebote. Prävention wird mit diesem Gesetzentwurf
weiterhin ein Stiefkind in Deutschland bleiben. Wenn
wir Prävention und Gesundheitsförderung politisch
wirklich ernst nehmen und tatsächlich etwas erreichen
wollen – ich rate nur, das sollten wir tun –, dann müssen
wir die Menschen abholen und da erreichen, wo sie ste-
hen. Das Überstülpen eines Regelwerks, eines bürokrati-
schen Etwas, das Schaffen neuer, teilweise unnützer
Strukturen, wird keinen Erfolg haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Erika Lotz [SPD]: Rauchverbot an Schulen!)


Sie glauben doch nicht im Ernst, dass die Menschen
zu mehr Vorsorgeuntersuchungen gehen und freiwillig
mehr für ihre Gesundheit tun werden, nur weil Sie eine

z
s
b
w
d
v

D
w
s
t
d
n
s
s
g
n
v
n

m
u
k
E
d
s
w
b
s
s

A
f
G
t
N
l
A
z
d

E
r
g
h
v
R
m
d

E
n
s

(C (D weifelhafte Beitragsfinanzierung schaffen, Gelder verchieben und eine Stiftung errichten. Die Menschen haen es – ich sage es ganz deutlich – schlichtweg satt, ieder ein neues Gesetz zu bekommen, welches nicht as bringt, was sie und wir wollen, nämlich mehr Präention und mehr Eigenverantwortung. ie Menschen haben es satt, dass mit diesem Gesetz eitere Hürden und ein weiteres Mehr an Bürokratie auf ie zukommen – ohne ein erkennbares Mehr an Prävenion, ohne eine stärkere und wirksamere Gesundheitsförerung. Alle wollen ein Gesetz, welches erkennbar und achweislich der breiten Masse der Bevölkerung Geundheitsförderung und Vorsorge ermöglicht, ein Geetz, welches in den Lebenswelten der Bevölkerung reift, vor allem in der Familie, um das Üben, das Traiieren von individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten on klein auf zu erlernen. Das geht mit diesem Gesetz icht. (Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wenn ein Präventionsgesetz Erfolg haben soll, dann
uss es so gestrickt sein, dass Gesundheitsförderung
nd Prävention gelebt, erlebt und umgesetzt werden
önnen. Wir brauchen klare, saubere, durchschaubare
ntscheidungen. Die Menschen wollen klare, saubere,
urchschaubare Antworten vom Gesetzgeber. Die Kas-
en, die Leistungserbringer, die Länder, die Kommunen
ollen klare, saubere, durchschaubare und durchführ-
are Regelungen, keine komplexen Gebilde und Ver-
chlimmerungen; die Kollegin Widmann-Mauz hat es ja
chon erklärt.


(Ursula Heinen [CDU/CSU]: Perfekt sogar!)

Wissen Sie, der Gesundheitsausschuss lädt zu einer
nhörung ein. Verbände und Institutionen werden be-
ragt, wir wollen deren Stellungnahmen zum rot-grünen
esetzentwurf hören. Bis heute hagelt es von allen Sei-
en vernichtende Kritik. Was aber macht Rot-Grün?
ichts. Sie legen einen Gesetzentwurf – ohne nachweis-
iche Veränderungen vor. Das kann doch nicht sein. Die
blehnung dieses Gesetzentwurfs hat nichts mit Wahlen
u tun, sondern nur mit der vernichtenden Kritik, die in
er Anhörung deutlich wurde.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Ersparen wir uns in Zukunft also diese Anhörungen.

s sind doch offensichtlich Schauveranstaltungen für die
ot-grüne Regierungskoalition, da an dem Gesetz nichts
eändert und an dem komplizierten Regelwerk festge-
alten werden soll, in welchem Gelder lediglich sinnlos
erschoben werden. Ich habe schon bei meiner letzten
ede gesagt: Schiebst du das Geld zu oft hin und her,
acht es dir die Taschen leer. Das ist ein alter Spruch,
er nach wie vor gilt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

s drängt sich der Eindruck auf, dass der Gesetzesinhalt
icht so wichtig ist. Wichtig sind für Rot-Grün die Über-
chriften. Sie wollen punkten und das Thema besetzen.






(A) )



(B) )


Barbara Lanzinger

Prävention ist aber viel zu wichtig, um mit dem vor-

liegenden Gesetzentwurf verheizt zu werden. Wir ma-
chen da nicht mit. Dafür sind der CDU/CSU-Fraktion
die Themen Prävention und Gesundheitsvorsorge zu
wichtig. Prävention darf nicht das Verschieben von Kas-
sen- und Sozialversicherungsgeldern in ein Regelwerk
bedeuten, mit dem die Gefahr eines Kappens bisheriger
Maßnahmen verbunden wäre.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Prävention ist und darf auch nicht allein eine Frage der
Geldverteilung sein. Es muss eine gesamtgesellschaftli-
che Aufgabe sein und darf nicht allein auf die gesetzli-
chen Krankenkassen und Sozialversicherungssysteme
dezimiert werden.

Kolleginnen und Kollegen, Prävention bedeutet einen
Bewusstseinswandel, eine Änderung der Lebenseinstel-
lung, ein Wachrütteln. Es wird höchste Zeit. Fangen Sie
an, aber bitte nicht mit diesem Gesetz!

Danke schön.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517305900

Als letzte Rednerin zu diesem Tagesordnungspunkt

hat die Kollegin Ursula Heinen von der CDU/CSU-Frak-
tion das Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1517306000

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn man sich das
vorliegende Gesetz, das wir heute abschließend beraten,
anschaut, dann stellt man fest: Es kreißt der Berg und
heraus kommt eine Maus, eine klitzekleine Maus


(Detlef Parr [FDP]: Mäuschen!)

– ein Mäuschen.

Es ist schon enttäuschend, wie Sie mit diesem wirk-
lich wichtigen Thema Prävention umgehen. Wir alle hier
sind uns doch einig, dass Prävention ein wichtiges
Thema ist. Wir sind sehr verwundert und enttäuscht da-
rüber, dass Sie unsere zentrale Forderung, einen ganz-
heitlichen Ansatz zu verfolgen, nicht aufgenommen ha-
ben.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Sie wissen doch selbst, worum es geht. Sie definieren in
Ihrem Gesetz ja sogar, dass es primäre, sekundäre und
tertiäre Prävention gibt. Wenn Sie sogar wissen, dass es
das gibt, warum verfolgen Sie diese Ziele dann nicht ins-
gesamt? Warum konzentrieren Sie sich nur auf die pri-
märe Prävention und machen nicht mehr? Wir meinen,
dass Sie hier noch erheblich nachbessern müssen.

Die Absprache zwischen den einzelnen Ministerien
zu diesem Thema macht mich ein wenig stutzig. Wenn
die Ministerin noch da wäre, würde ich sie fragen, aber
ich kann natürlich auch Frau Caspers-Merk als Staatsse-
kretärin fragen: Wie ist Ihr Verhältnis zu Frau Künast

u
u

I
d
s

k
t
r
t
e
V
h
I
S
m
C

m
w
D
t
f
P
d
n
r
S
P
T
v
u
g

u
b
w
e
L
s

I
t
n
d

(C (D nd zum Ministerium für Verbraucherschutz, Ernährung nd Landwirtschaft? (Detlef Parr [FDP]: Sehr gute Frage! Absolut unerbaulich! – Dr. Peter Ramsauer [CDU/ CSU]: Legitime Frage!)


ch glaube, dass dieses Verhältnis nicht allzu gut ist oder
ass Sie dazu neigen, Doppelstrukturen aufzubauen bzw.
ich in ziemlich vielen Bereichen herumzutummeln.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Das darf ich am Beispiel des Themas Ernährung

urz aufschlüsseln. Allein das Verbraucherschutzminis-
erium hat im letzten Jahr mit einer Plattform für Ernäh-
ung und Bewegung – PR-wirksam und teuer vermark-
et – 9 Millionen Euro für Ernährungsaufklärung und für
inen Wettbewerb zur Prävention von Übergewicht zur
erfügung gestellt. Das Bundesgesundheitsministerium
at noch mal 1,6 Millionen Euro draufgesattelt. Gemäß
hrem Änderungsantrag sollen nun auch Leistungen der
tressbewältigung und Ernährung in den Lebenswelten
it aufgenommen werden. Das macht für mich das
haos in diesem kleinen Bereich Ernährung fast perfekt.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wie die Verzahnung mit den künastschen Program-
en aussehen soll, haben Sie bisher noch nicht erläutert;
ir haben von Ihnen überhaupt noch nichts dazu gehört.
urch mangelnde Koordination entstehen Doppelstruk-
uren. Wer tummelt sich denn alles auf diesem Themen-
eld? Ich nenne zum Beispiel das Deutsche Forum für
rävention und Gesundheitsförderung, das von Ihnen fe-
erführend begleitet wird. Wir haben die „Plattform Er-
ährung und Bewegung“ von Frau Künast. Wir haben
unde Tische vom Bundesministerium für Familie,
enioren, Frauen und Jugend. Wir haben neuerdings das
rojekt „Qualitätssicherung in Beratung und ambulanter
herapie von Frauen und Mädchen mit Essstörungen“
om Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen
nd Jugend. Ich frage noch einmal: Wer ist in dieser Re-
ierung für welches Thema zuständig?


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Detlef Parr [FDP] – Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Alle und keiner!)


Wir meinen, es wird allerhöchste Zeit, dass Sie sich
ntereinander darüber klar werden, wie Sie Ihre Aufga-
enverteilung sehen, wer welches Thema behandelt und
er wie viel Geld für welches Thema ausgibt. Mir bleibt
in fahler Nachgeschmack – auch meine Kollegin
anzinger hat es eben erwähnt –: Sie lieben die Über-
chriften und die PR-wirksamen Aktivitäten.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: So ist es! Und das sollen die Beitragszahler bezahlen!)


ch bin enttäuscht, dass nun auch die Gesundheitsminis-
erin diesen Ansatz von Frau Künast übernommen hat,
ämlich nur PR ohne Wirkung und Effekt zum Schaden
er Menschen.
Recht herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517306100

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den von den

Fraktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen
eingebrachten Gesetzentwurf zur Stärkung der gesund-
heitlichen Prävention auf Drucksache 15/4833. Der Aus-
schuss für Gesundheit und Soziale Sicherung empfiehlt
unter Nr. 1 seiner Beschlussempfehlung auf Druck-
sache 15/5363, den Gesetzentwurf in der Ausschussfas-
sung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetz-
entwurf in der Ausschussfassung zustimmen wollen, um
das Handzeichen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? –
Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung mit den
Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen
von CDU/CSU- und FDP-Fraktion angenommen.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf
ist mit dem gleichen Stimmergebnis angenommen.

Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Aus-
schusses für Gesundheit und Soziale Sicherung zu dem
von der Bundesregierung eingebrachten Gesetzentwurf
auf Drucksache 15/5214 zur Stärkung der gesundheitli-
chen Prävention. Der Ausschuss empfiehlt unter Nr. 2
seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 15/5363,
den Gesetzentwurf für erledigt zu erklären. Wer stimmt
für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? –
Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist einstim-
mig angenommen.

Wir setzen die Abstimmung zu den Beschlussempfeh-
lungen des Ausschusses für Gesundheit und Soziale Si-
cherung auf Drucksache 15/5363 fort. Der Ausschuss
empfiehlt unter Nr. 3 seiner Beschlussempfehlung die
Ablehnung des Antrags der Fraktion der FDP auf
Drucksache 15/4671 mit dem Titel „Prävention und Ge-
sundheitsförderung als individuelle und gesamtgesell-
schaftliche Aufgabe“. Wer stimmt für diese Beschluss-
empfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die
Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koali-
tionsfraktionen bei Enthaltung der CDU/CSU-Fraktion
und Gegenstimmen der FDP-Fraktion angenommen.

Unter Nr. 4 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt
der Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Fraktion
der CDU/CSU auf Drucksache 15/4830 mit dem Titel
„Prävention als gesamtgesellschaftliche Aufgabe umfas-
send, innovativ und unbürokratisch gestalten“. Wer
stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstim-
men? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist
mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die
Stimmen der CDU/CSU-Fraktion bei Enthaltung der
FDP-Fraktion angenommen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 20 a und 20 b so-
wie Zusatzpunkt 11 auf:
20 a) Beratung des Berichts des Rechtsausschusses


(6. Ausschuss) gemäß § 62 Abs. 2 der Geschäfts-

ordnung

Z

A
h

t
F
t

n
A

(C (D – zu dem Gesetzentwurf der Abgeordneten Dr. Norbert Röttgen, Cajus Julius Caesar, Dr. Wolfgang Götzer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbuches – Graffiti-Bekämpfungsgesetz – – zu dem Gesetzentwurf der Abgeordneten Jörg van Essen, Rainer Funke, Otto Fricke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Entwurf eines Gesetzes zum verbesserten Schutz des Eigentums – zu dem Gesetzentwurf des Bundesrates Entwurf eines … Strafrechtsänderungsgesetzes – Graffiti-Bekämpfungsgesetz – – Drucksachen 15/302, 15/63, 15/404, 15/5320 – Berichterstattung: Abgeordneter Andreas Schmidt b)


(… StrÄndG)

und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN einge-
brachten Entwurfs eines … Strafrechtsände-
rungsgesetzes – §§ 303, 304 StGB
– Drucksache 15/5313 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen

P 11 Erste Beratung des von den Abgeordneten
Wolfgang Bosbach, Dr. Jürgen Gehb, Daniela
Raab, weiteren Abgeordneten und der Fraktion
der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines …
Strafrechtsänderungsgesetzes – Graffiti-
Bekämpfungsgesetz – (… StrÄndG)

– Drucksache 15/5317 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
öre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.
Ich bitte die Kollegen, die an der Aussprache nicht

eilnehmen wollen, den Saal zu verlassen. Aber da es
reitagnachmittag ist und viele nach Hause wollen, soll-
en wir bald anfangen.
Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-

er das Wort dem Parlamentarischen Staatssekretär
lfred Hartenbach.






(A) )



(B) )


Al
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1517306200

Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrtes Präsidium!

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Angesichts des gesell-
schaftlichen Geschreis über die Graffiti in den letzten
Jahren und auch noch Wochen bin ich erstaunt über das
riesige Interesse,


(Otto Fricke [FDP]: Auf der Regierungsbank!)

das hier im Deutschen Bundestag herrscht,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

vor allen Dingen bei denen, die den Mund am weitesten
aufgerissen haben.


(Beifall des Abg. Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Dabei sind Graffiti kein Kavaliersdelikt.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es ist wirklich wichtig, dass wir mit allen zu Gebote ste-
henden Mitteln dagegen vorgehen. Allerdings muss man
auch wissen, dass das Strafrecht nur ein Baustein ist.


(Zuruf von der FDP: Sehr richtig, aber ein wichtiger!)


Der Entwurf der Koalition schließt eine, wie ich glaube,
nur vermeintlich minimale Lücke in diesem Strafrecht.

Wir haben uns dazu aus vier Gründen entschlossen:
Erstens. Wir möchten, dass die Menschen, die sich über
die Graffitischmierereien aufregen, sehen, dass etwas
geschieht. Zweitens. Wir möchten, dass die Justiz Ver-
fahren zügiger erledigen kann und nicht durch breit
angelegte Gutachten erst feststellen muss, ob eine
Substanzverletzung vorliegt. Drittens. Wir möchten,
dass unbedarfte Gemüter, die aufgrund der mannigfalti-
gen Chöre, insbesondere aus dem Lager der CDU, den
Eindruck gewonnen haben, es passiere ihnen gar nichts,
weil die CDU/CSU immer sagt, dass nichts geschehe,


(Helga Daub [FDP]: So war es auch!)

weil die Justiz nicht in der Lage sei, etwas zu machen,
wissen, dass dem nicht so ist. Ich weiß aus Gesprächen
mit jungen Leuten, dass diesen nicht bewusst war, dass
das Anbringen von Graffiti strafbar ist. Wir müssen aber
deutlich machen, dass das in der Tat strafbar ist. Nun
hoffe ich, Herr Dr. Gehb, dass Sie, auch nach der Presse-
erklärung, die Sie herausgegeben haben, mitmachen und
deutlich machen, dass das strafbar ist.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Danke für den Hinweis! Das war mir bisher nicht klar!)


Wir nehmen im Gegensatz zu anderen eine gewisse
Einschränkung vor; denn wir möchten viertens, dass die
wirklich üblen Graffitischmierer erwischt werden, aber
nicht alle Handlungen, durch die das äußere Erschei-
nungsbild erheblich verändert wird, strafbar sind. Des-
wegen nehmen wir die vorübergehenden Beeinträchti-
gungen heraus. Um vorübergehende Beeinträchtigungen
kann es sich zum Beispiel handeln, wenn Wäsche auf ei-
nem Balkon großflächig aufgehängt wird oder wenn je-
mand ein Plakat anklebt. Das ist nur vorübergehend.

H
d
n
d
g

d
H
d
d
w
a
A

d
m
t
L
z
s
u
k

g
m
E
d
t
d
m
Z
t

t
h
ü
d
d
e
t
s
l
d
n

d

S
m
z
a

(C (D err Kollege Ströbele, ich kann mir nicht vorstellen, ass die Plakatankleber mit Industriekleber arbeiten, der icht mehr abgeht. Wir möchten auch, dass zum Beispiel ie Sternsinger ihre Kreidezeichen an Häusern anbrinen können, auch wenn die Besitzer nicht zu Hause sind. Der Unionsentwurf verfehlt dies. Wir möchten, dass ie wirklichen Graffitischmierer, also diejenigen, die die äuser verunstalten, bestraft werden. Allerdings muss ie Bevölkerung auch wissen – ich sagte es bereits –, ass es sich hierbei nur um einen Baustein handelt. Das, as wir jetzt brauchen, ist mehr. Wir brauchen jetzt vor llen Dingen Präventionsmaßnahmen. Dazu hat der ntigraffitikongress, der hier in Berlin stattgefunden hat ich gehe davon aus, dass Sie alle da gewesen sind –, eutliche Hinweise gegeben. Die Vertreter aus Däneark, Norwegen und Finnland sowie aus den Vereinigen Staaten haben über gute Erfolge berichtet. Diese änder fangen aber bereits in den Schulen an, deutlich u machen, dass Graffiti nicht nur ein Späßchen sind, ondern dass sie strafbar sind und dass bereits auf Kinder nd Jugendliche Schadenersatzforderungen zukommen önnen. Es ist auch deutlich geworden, dass dort, wo Anti raffitieinheiten der Polizei funktionieren und wo es Erittlungsgruppen gibt, Graffiti weniger geworden sind. s ist auch deutlich geworden, dass da, wo die Gemeinen dafür sorgen, dass Graffiti möglichst schnell beseiigt werden, weniger Graffiti sind, weil damit der Erfolg, en ein Graffitisprayer will, nämlich die öffentliche Auferksamkeit, ausbleibt. Es kommt auch auf eine enge usammenarbeit zwischen Polizei, kommunaler Verwalung und auch den Hauseigentümern an. All dies, meine Damen und Herren von der Opposi ion, ist Aufgabe der Gemeinden und der Länder. Wir aben das Unsere getan, um deutlich zu machen: Wir bernehmen unseren Teil der Verantwortung, nämlich en strafrechtlichen. Ich bin sehr gespannt, ob die Bunesländer, vor allem die, die hier einen eigenen Entwurf ingebracht haben, nun auch bereit sind, das Ihre dazu zu un. Ich werde künftig, wenn das nicht funktionieren ollte, sagen, auf welchem Spielfeld der Ball liegt, nämich bei den Bundesländern. Ich gehe davon aus, dass wir enen nunmehr sehr deutlich zeigen können, dass sie och einiges zu tun haben. Danke schön. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517306300

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Jürgen Gehb von

er CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Jürgen Gehb (CDU):
Rede ID: ID1517306400

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Otto

chily ist in die Luft gegangen – aber nicht tatsächlich,
it einem Hubschrauber, um Graffitischmierer dingfest
u machen, was nach der gegenwärtigen Gesetzeslage
uch nicht viel nützen würde, weil das ja in vielen Fällen






(A) )



(B) )


Dr. Jürgen Gehb

gar nicht strafbar ist, sondern wohl eher im übertragenen
Sinne, wie das berühmte HB-Männchen aus der Wer-
bung. Wahrscheinlich kann er nicht mehr ertragen, dass
nahezu sämtliche Gesetze aus dem Bereich von Recht
und Ordnung wie auch die zum Thema Graffiti von sei-
nen eigenen Koalitionären torpediert werden.

Sie brauchen sich nicht zu wundern, Herr Hartenbach,
dass der Saal nicht mehr voll ist. Ich glaube, wir sind,
was die Zahl der Gesetzentwürfe und Befassungen mit
diesem Thema betrifft, inzwischen im zweistelligen Be-
reich angelangt. Es ist schon bezeichnend, dass wir das
Thema zum zweiten Mal nur über das Vehikel des § 62
Abs. 2 der Geschäftsordnung haben auf die Tagesord-
nung setzen lassen können.


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Wir kommen mit einem Gesetzentwurf, Herr Gehb!)


– Ja, nun kommen Sie heute mit einem eigenen Gesetz-
entwurf.

Man muss sich nach dem, was Sie, Herr Hartenbach,
eben gesagt haben, nicht wundern. Herr Ströbele fehlt
heute.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was? Hier bin ich!)


– Da ist er ja! Herr Ströbele, Sie haben sich ja immer als
Schutzpatron der Schmierfinken aufgespielt.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Solange Graffiti von einflussreichen Politikern der Ko-
alition als Kavaliersdelikt angesehen werden und jeder,
der sich darüber aufregt, als Saubermann belächelt wird,
darf man sich nicht wundern, dass jegliches Handeln der
Union torpediert worden ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Zu dem Gesetzentwurf von Rot-Grün: Betrachtet man
die Äußerungen rot-grüner Vertreter in den Jahren der
Blockade genauer, so kann man über diese geradezu bis
zur Selbstverleugnung reichende Wandlungsfähigkeit
nur staunen. Ich will einmal ein paar Kostproben geben:

Praktisch alle einen oft erheblichen Schaden her-
vorrufenden Graffitisprühereien, die die Öffentlich-
keit zu Recht verärgern, sind schon heute durch den
Sachbeschädigungstatbestand des Strafgesetzbu-
ches erfasst. ... Ich halte also fest: Die derzeitige
Fassung des § 303 des Strafgesetzbuches ist ausrei-
chend und angemessen.

So Kollege Bachmaier in der Plenardebatte vom
23. März 2000. Jetzt haben wir 2005.

Insofern gibt es keine wirkliche Regelungslücke,
die jetzt geschlossen werden muss.

So Kollege Olaf Scholz. Und so geht das immer weiter.
Demgegenüber heißt es in dem heute für die erste Le-

sung vorgelegten Gesetzentwurf von SPD und Grünen:

r
g
w

E

m
U
c
o
S
f

k
r
n
h
P
3
r
d
s
G
K
a
B
a

g
in
g
s
e
t
m
R

E
d
n

s
b
B
d
m

(C (D Der Entwurf sieht vor, die Vorschriften der §§ 303 und 304 StGB jeweils um eine weitere Tathandlung zu ergänzen ... Mein Blick fällt gerade auf Sie, Herr Montag: Sie waen es, der vor kurzem im „Tagesspiegel“ gesagt hat, es ebe in der Rechtsprechung eine Grauzone, die beseitigt erden müsse. (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)


s ist schön, dass Ihnen das nach fünf Jahren einfällt.
Wie sieht denn jetzt die Überlegung aus? Sie kommen
it einer fundamentalen Differenzierung gegenüber dem
nionsentwurf, in dem wir sagen: „nicht nur unerhebli-
hen Veränderung ... gegen den Willen des Eigentümers
der sonst Berechtigten“. Das ersetzen Sie – dafür haben
ie fünf Jahre gebraucht – durch das Synonym „unbe-
ugt“. Was für ein Erkenntnisgewinn!
Meine Damen und Herren, das ist der inzwischen

lassische Fall, bei dem Sie nach jahrelangem Torpedie-
en plötzlich unsere Ideen übernehmen, semantisch ei-
en kleinen Unterschied hineinbringen und sich hinter-
er den Erfolg an den Hut heften. Das ist vielleicht ein
R-Gag. Wissen Sie noch, Herr Ströbele, dass Sie am
1. Januar 2003, als ich schon einmal zu dem Thema ge-
edet habe – das war übrigens die siebte Runde; da stan-
en wir vor den Landtagswahlen in Hessen und Nieder-
achsen –, gesagt haben: Das Einbringen dieses
esetzentwurfes ist doch sicherlich ein PR-Gag. – Herr
ollege Hartenbach, befinden wir uns jetzt vielleicht
uch wieder in der Zeit vor einer Wahl in irgendeinem
undesland? Ist das der Grund, warum Sie jetzt plötzlich
ll das machen wollen?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hans-Joachim Hacker [SPD]: Wir sind immer vor Wahlen!)


Das reiht sich lückenlos in die Phalanx Ihres bisheri-
en Verhaltens ein. Im Jahre 2001 hat der Bundeskanzler
einer berühmten Boulevardzeitung Beifall heischend
esagt: Wer kleine Mädchen umbringt, muss wegge-
perrt werden, und zwar für immer. Daraufhin haben wir
inen Antrag zur Einführung der so genannten nach-
räglichen Sicherungsverwahrung eingebracht. Was
ussten wir uns alles anhören, insbesondere vom
echtsgelehrten Beck.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Der ist doch gar nicht Rechtsgelehrter!)


r hat gesagt, das verstoße gegen die Verfassung, gegen
as Rückwirkungsverbot und gegen was weiß ich sonst
och alles.
Das Bundesverfassungsgericht hat bestätigt, dass un-

ere Auffassung – wie so häufig – richtig ist. Flugs ha-
en Sie die nachträgliche Sicherungsverwahrung in das
undesgesetzblatt gebracht. Heute tingeln Sie damit
urch die Lande, gehen damit hausieren, kokettieren da-
it und hoffen, dass es Ihnen an den Hut gesteckt wird.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Kollege, zum Thema!)







(A) )



(B) )


Dr. Jürgen Gehb

– Das ist zum Thema. Es geht um das Grundmuster, wie
Sie mit Gesetzentwürfen der Union umgehen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Sie springen spät auf das Schiff auf und sagen dann: Wir
sind es gewesen.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Gesetz ist vom gleichen Tag!)


Das können wir Ihnen wahrlich nicht durchgehen lassen.
Uns liegen fünf Entwürfe und zwei Berichte nach

§ 62 Abs. 2 der Geschäftsordnung vor. Heute, nach meh-
reren Jahren, sind Sie zu der Erkenntnis gekommen, dass
die Verwendung des Begriffs „unbefugt“ gegenüber der
Formulierung „gegen den Willen“ eine Revolution des
Tatbestandes der Sachbeschädigung bedeutet. Darüber
könnte man eigentlich nur schmunzeln, wenn es nicht so
traurig wäre.

Sie lehnen die Gesetzentwürfe der Opposition – da-
rauf muss ich noch hinweisen – geradezu reflexartig ab,
um nach Monaten oder Jahren doch einzulenken und
womöglich sogar den Eindruck zu erwecken, dass Sie
das Thema selbst entdeckt hätten. Vorausschauende
Rechtspolitik und an den Sicherheitsinteressen der Be-
völkerung orientierte Verbrechensbekämpfung sieht an-
ders aus. Das muss ich Ihnen an einem Freitagnachmit-
tag mit ins Wochenende geben.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517306500

Zu einer Kurzintervention erteile ich das Wort dem

Kollegen Ströbele.

(Zuruf von der CDU/CSU: Schutzpatron!)



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Kollege Gehb, Sie haben mich angesprochen
und zum Schutzpatron gemacht. Das ist zu viel Ehre.
Das stimmt nicht. Ich kann nur feststellen, dass nach der
Hysterie, die während und nach dem „Nofitti“-Kongress
in Berlin verbreitet wurde – Sie persönlich und Ihre
Freunde aus der Union haben sie kräftig geschürt –, und
dem nächtlichen, stundenlangen Hubschraubereinsatz in
Berlin


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das ist ja auch richtig!)


so viele neue Graffiti gesprayt wurden, wie noch nie zu-
vor.


(Dr. Christoph Bergner [CDU/CSU]: Das zeigt doch die kriminelle Energie, die dahintersteht!)


Das heißt: Mit Ihren immer neuen Anträgen, mit Ih-
ren Redebeiträgen und der Verbreitung von Hysterie hei-
zen Sie zum Graffitisprayen geradezu an.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)


D
v

I
s
d
i

d
m
B
k
i
m
n
w
s
b
t
w
b
A
h

M
d
g
s
g
n
n

D
H
a

n

s

(C (D amit erreichen Sie das Gegenteil von dem, was Sie orgeben, erreichen zu wollen. (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist ja unglaublich! Was für ein Rechtsverständnis haben Sie?)


ch habe Ihnen das in meinen Reden immer wieder ge-
agt. Ich halte auch jetzt sowohl Ihre Initiative als auch
ie der Koalition für ein falsches Signal an die Szene. Es
st ein falsches Signal zum falschen Zeitpunkt.
Herr Parlamentarischer Staatssekretär, ich glaube,

ass dieses Gesetz es den Gerichten nicht einfacher
acht. Vielleicht geben Sie den Gerichten Steine statt
rot. Die Entscheidung, gerade im Bereich des Plakat-
lebens, ist jetzt häufig sehr schwierig. Deshalb wende
ch mich nach wie vor dagegen. Ich betone jedoch im-
er wieder: Die Grünen und auch ich waren nicht gegen
eue Gesetze, weil wir es gut finden, wenn zerstört wird,
enn in U-Bahnen, S-Bahnen, Eisenbahnen und Häu-
ern Zerstörungen angerichtet werden, sondern weil wir
isher immer Bedenken hatten, ob das das richtige Mit-
el ist. Das richtige Mittel ist es auch nicht dadurch ge-
orden, indem Sie dieses Thema immer wieder aufge-
racht haben und heute mit einer gewissen Süffisanz die
nzahl Ihrer Interventionen – es waren sieben – beziffert
aben.


(Jörg van Essen [FDP]: Drei Minuten sind überschritten!)


Ich bin nach wie vor der Meinung, dass mit dieser
aßnahme das Graffitiunwesen nicht beseitigt wird und
ass sich die vorliegenden Gesetze nicht gegen die so
enannten harten Sprayer – deren Taten sind heute schon
trafbar –, sondern gegen die Verursacher von ver-
leichsweise harmlosen Veränderungen des Erschei-
ungsbildes richten. Deshalb kann ich Ihre Vorschläge
icht billigen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517306600

Zur Erwiderung, Herr Kollege Gehb.


Dr. Jürgen Gehb (CDU):
Rede ID: ID1517306700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ies ist ein etwas seltener Moment: Der Beitrag des
errn Ströbele macht nicht nur mich, sondern auch fast
lle anderen sprachlos. Er hat für sich selbst gesprochen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517306800

Das Wort hat der Kollege Jerzy Montag vom Bünd-

is 90/ Die Grünen.

(Jörg van Essen [FDP]: Jetzt bin ich einmal gespannt, was die Meinung der Grünen ist! – Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Jetzt kommt die pharisäerhafte Variante!)



Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517306900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist er-

taunlich: Wir haben schon viele Male im Plenum über






(A) )



(B) )


Jerzy Montag

dieses Thema geredet. Dieses Thema verdient eine sach-
liche, ruhige und angemessene Behandlung.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Dann hat sich Herr Ströbele gemeldet!)


Trotzdem können es alle Beteiligten offensichtlich nicht
lassen, die ganze Debatte unglaublich zu überzeichnen
und zu emotionalisieren. Es wäre sicherlich interessant,
einmal darüber nachzudenken, was eigentlich dahinter-
steckt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – HansJoachim Hacker [SPD]: So ist es!)


Ich will Ihnen Folgendes sagen: Ich fände es gut,
wenn wir am heutigen Tag zu einer Versachlichung der
Debatte über dieses Thema kommen könnten.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)


Dazu gehört aus meiner Sicht, erst einmal Folgendes
festzustellen: Am 21. April 2005 hat die Presse berich-
tet, dass bei einem Polizeieinsatz zur Verfolgung von
Graffitisprayern ein Mensch zu Tode gekommen ist. Ich
kenne die Umstände dieses Vorfalls nicht. Sie werden
von den Berliner Behörden aufgeklärt werden müssen.
Aber auch hier muss gelten: Jeder Tote ist einer zu viel.
Graffitischmierereien gehörten bisher und werden auch
in Zukunft zur Kleinkriminalität gehören.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das ist ein Beitrag zur „Versachlichung“! Diese Hysterie!)


Ich glaube, dass es angebracht ist, mit Blick auf den
Grundsatz der Verhältnismäßigkeit darüber zu reden,
ob Einsätze sinnvoll sind, die dazu führen, dass Men-
schen bei der Aufdeckung von Sachbeschädigung zu
Tode kommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] – Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das ist ja gar nicht so gewesen!)


Das Gleiche – lassen Sie mich auch das bitte sagen –
trifft zu für den Einsatz von Bundesgrenzschutzhub-
schraubern und Wärmelichtkameras.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] – Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Schily!)


Den Einsatz dieser Mittel zur Bekämpfung, zur Verfol-
gung und zur Aufdeckung von Kleinkriminalität wie
Sachbeschädigung finde ich nicht verhältnismäßig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Das zeigt mir auch, in welcher gesellschaftlichen Situa-
tion des gegenseitigen Aufschaukelns wir uns befinden.

K
m
D
s
k
e
n
d
l
D
w
g
l
r
u
d
d
k
m
i
G

ü
M
l
Ü
3
d
L


B

u
b
v
s

B
g

d
z
k
u
A
e
e
li

(C (D (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Wer schaukelt denn das Beispiel mit dem Toten auf? Schaukel-Schorsch!)


Die eine Seite veranstaltet einen großen „Nofitti“-
ongress in Berlin. Die Sprühergemeinde glaubt, sie
üsse darauf mit einer großen Sprühaktion antworten.
er BGS weiß nichts Besseres, als Hubschrauber auf-
teigen zu lassen und stundenlang über Wohnviertel zu
reisen, als sei die gesamte Hauptstadt unseres Landes
in einziges Bahngelände, um zum Schluss einige Fest-
ahmen von Menschen zu machen, die der Sachbeschä-
igung verdächtigt werden. Ich bitte alle Seiten – viel-
eicht können wir heute damit beginnen –, die
iskussion in sachlicher Weise auf das zu begrenzen,
as wirklich notwendig ist und was wir als Bundes-
esetzgeber tun können. Ich will auf eine Rede des Kol-
egen Olaf Scholz vom 1. Juli 2004 hier im Plenum zu-
ückkommen. Auch da ging es um Sachbeschädigung
nd Graffitibekämpfung. Seinerzeit hat er ausgeführt,
ass es im Strafrecht – besser gesagt: in der Auslegung
er Strafrechtsnormen – nur in ganz wenigen Fällen eine
leine Lücke gibt, die es zu schließen gilt. Ich habe
ich – dankenswerterweise haben Sie meine Äußerung
m „Tagesspiegel“ dazu schon zitiert, Herr Kollege
ehb – dem angeschlossen.
Es ist so: Die allermeisten Graffitisprüher werden

berhaupt nicht erwischt. Mir liegen dazu Zahlen aus
ünchen, wo es sogar eine Sondereinsatzgruppe der Po-

izei dazu gibt, vor: Die Aufklärungsquote – nicht die
berführungs- oder Verurteilungsquote – liegt bei
0 Prozent. Das ist sehr niedrig. Da können wir als Bun-
esgesetzgeber sowieso nichts tun. Es ist Aufgabe der
änder, sich um diese Sache zu kümmern.


(Dr. Christoph Bergner [CDU/CSU]: Sie dürfen nicht die Arbeit der Polizei diffamieren, wie Sie es vorhin getan haben!)


Das Polizeirecht ist immer noch Ländersache und nicht
undessache.
Der Gesetzentwurf, den wir jetzt eingebracht haben,

nd alle Ihre Vorentwürfe werden nicht zur Aufklärung
eitragen; denn auch Sie schlagen nicht vor, jede Nacht
or jedes Haus in Deutschland einen Polizeibeamten zu
tellen.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das ist doch gar nicht vorgesehen!)


leiben Sie doch auf dem Teppich in dieser Debatte! So
eht es nicht.


(Beifall der Abg. Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


In der Praxis hat sich in einigen wenigen Fällen, in
enen es an der Täterschaft eigentlich überhaupt nichts
u deuteln gibt, herausgestellt, dass es Beweisschwierig-
eiten gibt, weil eine wirklich wissenschaftliche Debatte
m die Frage geführt werden muss, ob es in Fällen des
uftrags auf eine Sache, also zum Beispiel Graffiti, bei
iner hypothetischen oder tatsächlichen Entfernung zu
iner Substanzverletzung kommt. Ich nenne Ihnen deut-
ch und klar meine Position – dies ist auch die Position






(A) )



(B) )


Jerzy Montag

der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen und der Ko-
alition –: Die Sache lohnt den Streit nicht. Diese Fälle, in
denen es um diese Beweisprobleme geht, können wir
bundesgesetzlich lösen.

Deswegen haben wir folgenden Vorschlag gemacht:
Da, wo das äußere Erscheinungsbild einer Sache dauer-
haft, also nicht nur vorübergehend, und erheblich, also
nicht nur unerheblich, verändert wird, wollen wir den
Gerichten in Zukunft die Möglichkeit geben, die zurzeit
immer wieder entstehende Sachverständigenauseinan-
dersetzung zu verhindern. Nicht mehr und nicht weniger


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das hätte man auch schon vor sechs Jahren machen können! Nicht mehr und nicht weniger!)


wird mit diesem Gesetz erreicht.
Der Vorschlag, den wir gemacht haben, unterscheidet

sich im Übrigen von allen anderen Vorschlägen, die die
übrigen Fraktionen dieses Hauses hier eingebracht ha-
ben. Sie von der Union haben doch in Ihrem Gesetzent-
wurf von Verunstaltung gesprochen.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das ist schon lange nicht mehr aktuell, Junge! Das ist schon lange nicht mehr in der Diskussion!)


– Es gibt keinen anderen von Ihnen. – Auch Sie, meine
Damen und Herren Kollegen von der FDP, haben davon
gesprochen, dass es um eine Verunstaltung gehen muss.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Wir sind doch schon weiter gewesen, Herr Kollege!)


Das lehnen wir ab.
Ich glaube, wir haben den besten Entwurf von allen

eingebracht. Wir werden in den Verhandlungen im
Rechtsausschuss sehen, wie wir mit den Gesetzentwür-
fen, die auf dem Tisch liegen, fertig werden.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517307000

Das Wort hat jetzt der Kollege Jörg van Essen von der

FDP-Fraktion.

Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1517307100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Man ist manchmal wirklich fassungslos. Wer die Rede
des Kollegen Montag und davor die Kurzintervention
des Kollegen Ströbele gehört hat, muss dies wirklich
sein.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Es ist jetzt sechs Jahre her – ich unterstreiche noch

einmal: sechs Jahre –, dass wir als FDP-Bundestagsfrak-
tion den Entwurf eines Gesetzes zur Bekämpfung von
Graffiti in den Bundestag eingebracht haben. Die CDU/
CSU hat kurze Zeit später einen ähnlichen Gesetzentwurf
eingebracht. Ich weiß gar nicht, wie viele Anhörungen
wir durchgeführt haben, die alle ein klares und eindeuti-

g
I
d
a
G
w
j

S
c

s
n
B
e

D
J
k

V
b

h

E
W
K
l
G

l
s
d
D

f
S
T

N
v
s

D

d
j

(C (D es Ergebnis hatten: Wir haben eine Strafbarkeitslücke. n all diesen Anhörungen ist genauso klar geworden, dass iese Strafbarkeitslücke dazu führt, dass von den Staatsnwaltschaften und den Gerichten viele Verfahren gegen raffitisprayer eingestellt worden sind. Das Ergebnis ar, dass die Sprayer natürlich das Gefühl hatten: Das ist a gar nicht so schlimm; das ist eine Bagatelle. Wer selbst Eigentümer eines Hauses ist und in einer tadt wohnt, in der Graffitisprayer aktiv sind, weiß, welhe Auswirkungen das hat. Weil der Kollege Montag so getan hat, als handele es ich bei Graffiti um eine Bagatelle, als sei das alles gar icht so schlimm, will ich eine Zahl anführen: In der undesrepublik Deutschland entsteht dadurch pro Jahr in Schaden in Höhe von 500 Millionen Euro. (Hans-Joachim Hacker [SPD]: Das ist aber doch jetzt schon strafbar!)


ieses Geld fehlt dann in den städtischen Kassen, um
ugendbetreuung und andere Aufgaben finanzieren zu
önnen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

on daher ist ein klares Signal notwendig, dass wir nicht
ereit sind, Graffitisprayereien hinzunehmen.
Was der Kollege Montag hier als Popanz aufgebaut

at, hat mich ebenfalls fassungslos gemacht.

(Daniela Raab [CDU/CSU]: Jawohl!)


s haben doch Berichterstattergespräche stattgefunden.
ir hatten doch eine Formulierung gefunden, der die
ollegen aus der SPD zugestimmt haben. Diese Formu-
ierung findet sich jetzt in dem von Ihnen eingebrachten
esetzentwurf wieder.
Wir hätten seinerzeit zugestimmt. Insofern hätten Sie

ängst zu einer Regelung kommen können. Dass Sie jetzt
o tun, als hätten Sie eine bessere Formulierung gefun-
en, ist schon etwas unverfroren, Herr Kollege Montag.
arüber wundere ich mich sehr.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Sie haben zu einer sachlichen Debatte aufgerufen. Ich

inde es nicht richtig, dass Sie so getan haben, als ob die
trafverfolgung eines Jugendlichen in Berlin zu einem
odesfall geführt hätte.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Ganz falsch!)

ach meiner Kenntnis des Falles hat der Jugendliche das
on ihm selbst angebrachte Graffiti zu fotografieren ver-
ucht und dabei einen Zug übersehen.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ein anderer Fall! – HansChristian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist der zweite Tote!)


adurch ist es zu dem Todesfall gekommen.
Aber selbst wenn es so wäre wie von Ihnen geschil-

ert, so gilt doch – darin sind wir uns wohl einig –, dass
eder Tote zu viel ist.






(A) )



(B) )


Jörg van Essen


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ja eben!)

Deshalb muss klar sein, dass die Jugendlichen erst gar
nicht in die Versuchung kommen. Das muss die Bot-
schaft sein. Dazu gehört auch eine klare strafrechtliche
Antwort.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517307200

Herr Kollege van Essen, erlauben Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Montag?


Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1517307300

Nein, ich gestatte keine Zwischenfrage. – Aber es

sind auch viele andere Maßnahmen notwendig. Ich for-
dere die Gemeinden auf, schnellstmöglich für die Besei-
tigung von Graffiti zu sorgen; denn das hat sich in vielen
Fällen als wirksam erwiesen. Das wirksamste Mittel da-
bei ist übrigens, wenn die Graffitisprayer selber die Be-
seitigung übernehmen müssen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dann merken sie nämlich, welchen Aufwand das erfor-
dert. Das wäre sicherlich ein wichtiges Signal.

Ein weiteres Signal sollte darin bestehen, dass die
Schulen ihrer Verantwortung gerecht werden. Aber die
wichtigste Verantwortung kommt uns selber zu. Das
Thema darf nicht schöngeredet werden. Wir haben eben
wieder erlebt, dass Herr Ströbele es heruntergespielt und
Graffiti in die Nähe von Kunst gerückt hat. Jeder, der ei-
nen verschmierten S-Bahn-Wagen durch Berlin fahren
sieht, weiß doch, dass das nichts mit Kunst zu tun hat.
Das Gegenteil davon ist der Fall; es sind nämlich blanke
Schmierereien. Zu unserer Verantwortung gehört auch,
dass wir das im Bundestag klar aussprechen.

Ich habe die herzliche Bitte, dass wir die heutige De-
batte nutzen, um endlich zu einem Ergebnis zu kommen.
Nach sechs Jahren muss endlich das Strafgesetzbuch er-
gänzt werden. Wir sind offen für die von der Bundesre-
gierung vorgeschlagene Formulierung.

Meines Erachtens muss dieses Gesetzgebungsvorha-
ben noch vor der parlamentarischen Sommerpause ver-
abschiedet werden, damit endlich ein klares Signal er-
geht: Graffiti darf in Deutschland nicht erlaubt sein und
wir tun alles, um Graffiti zu verhindern.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517307400

Zu einer Kurzintervention erteile ich dem Kollegen

Jerzy Montag das Wort. Ich weise aber gleich darauf hin,
dass dies aufgrund der fortgeschrittenen Zeit die letzte
Kurzintervention ist, die ich jetzt zulasse. – Bitte schön.


Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517307500

Herr Kollege van Essen, Sie haben mich in Ihrem kur-

zen Beitrag zweimal persönlich angesprochen. Deswe-

g
g

h
b
g
a
W

n
j
n
d
S
f

I
B
b
l

u
G
g
5
B
m
s
n
s
n
c
m
S

t
S
u
e
v
b
t

(C (D en sehe ich mich herausgefordert, auf Ihre Ausführunen kurz zu erwidern. Kommen wir zuerst zu dem Todesfall in Berlin. Ich abe nicht den von Ihnen angesprochenen Fall gemeint, ei dem ein Jugendlicher beim Fotografieren eines selbst efertigten Graffiti zu Tode gekommen ist, sondern mich uf den am 21. April 2005 von Reuters mit folgendem ortlaut gemeldeten Fall bezogen: Der Berliner Polizeisprecher bestätigte, dass im Zuge der Fahndung nach Graffitisprayern ein Mensch getötet wurde. Am Donnerstagabend sei ein Motorradfahrer von einem Streifenwagen erfasst worden. Die Polizisten seien unterwegs zu einem Einsatzort gewesen, wo Sprayer am Werk gewesen sein sollen. Ich habe mich über diese Meldung hinaus auch daach erkundigt, ob sich der Motorradfahrer nach dem etzigen Ermittlungsstand falsch verhalten hat. Das ist icht der Fall. Er ist ordnungsgemäß nach den Regeln er Straßenverkehrsordnung gefahren, wobei ihn der treifenwagen, offensichtlich im Verfolgungseifer, erasst hat. (Daniela Raab [CDU/CSU]: Was hat das damit zu tun?)


ch finde es durchaus sinnvoll, das im Hinblick auf das
edauern darüber, dass es bei der Ermittlung einer Sach-
eschädigung zu einem Todesfall gekommen ist, im Par-
ament zu erwähnen.
Zweiter Punkt. Sie haben mich persönlich angegriffen

nd mir vorgeworfen, die Sachbeschädigungen durch
raffiti zu bagatellisieren. Sie haben dies mit einem an-
eblichen Schadensumfang in Höhe von jährlich
00 Millionen Euro begründet. Ich sage Ihnen: Dieser
etrag ist durch nichts bewiesen oder glaubhaft ge-
acht. Die Antwort auf die Frage – als Rechtspolitiker
ollten wir uns darüber eigentlich einig sein –, ob wir ei-
en Tatbestand als Kleinkriminalität, leichte, mittel-
chwere oder schwere Kriminalität qualifizieren, hängt
icht davon ab, welcher tatsächliche Schaden oder wel-
her Gesamtschaden durch eine Straftat entsteht. Sonst
üssten Sie doch auch den Ladendiebstahl zur
chwerstkriminalität rechnen.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das macht doch keiner!)


Es bleibt die Tatsache, dass die Vorschläge aller Frak-
ionen keine Strafrahmenverschärfung als Ergänzung des
achbeschädigungsvorwurfs vorsehen und dass es sich
m eine Straftat handelt, die mit einer Höchststrafe bis zu
inem Jahr geahndet wird. Deswegen war es sachlich
öllig richtig, als ich gesagt habe: Es ist und bleibt Sach-
eschädigung, Kleinkriminalität. Dementsprechend soll-
en wir die Debatte führen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517307600

Das Wort zur Erwiderung hat Herr van Essen.






(A) )



(B) )



Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1517307700

Herr Kollege Montag, Sie haben vorhin in der De-

batte für Sachlichkeit geworben. Ich kritisiere Sie nach-
drücklich; denn Ihre angebliche Richtigstellung zeigt
deutlich, dass bei Ihnen der Wille zur Versachlichung
nicht vorhanden ist.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Wer eine Einsatzfahrt, bei der etwas passiert – hier ein
schlimmer Verkehrsunfall –, einem Delikt zurechnet, der
vertritt eine so unglaubliche Meinung, dass mich das
wirklich sprachlos macht.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Er ist übermüdet! Anders ist das nicht zu entschuldigen!)


Sie wissen, dass eine Diskussion in der Berliner Poli-
zei über die schnellen Einsatzfahrzeuge und die Fähig-
keiten der Polizisten, diese zu beherrschen, die Folge des
angesprochenen Unfalls gewesen ist und nicht die Frage,
ob Graffiti bekämpft werden soll oder nicht. Wer im
Bundestag sachlich diskutieren will, der sollte das deut-
lich machen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Zweite Bemerkung, zur Schadenshöhe: Es handelt

sich möglicherweise um ein Delikt der einfachen Krimi-
nalität. Trotzdem warne ich vor einer Bagatellisierung,
und zwar aufgrund der immensen Schäden. Sie kennen
doch beispielsweise die nachweisbaren Zahlen der Deut-
schen Bahn. Wir können uns zwar darüber streiten, ob
die Höhe der Gesamtschäden bei 498 Millionen Euro
oder bei 502 Millionen Euro liegt. Tatsache ist aber, dass
viele Gemeinden in Deutschland wegen der hohen Auf-
wendungen für die Entfernung von Graffiti beispiels-
weise Jugendheime nicht mehr unterhalten können. Des-
halb ist das auch ein Thema für den Deutschen
Bundestag und mit Sicherheit keine Bagatelle, über die
man hinweggehen sollte.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517307800

Das Wort hat jetzt der Kollege Hans-Joachim Hacker

von der SPD-Fraktion.

Hans-Joachim Hacker (SPD):
Rede ID: ID1517307900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr van Essen, es ist schön, dass sich die FDP für die
Kommunen und die dortigen Jugendheime so einsetzt.
Lassen Sie uns gemeinsam eine entsprechende Politik
gestalten.

Wir sollten nun, nach den Zwischenkontroversen,
zum Gesetzentwurf zurückkommen. Ich möchte darauf
hinweisen, dass wir den Bereich des Strafrechtes und
den Bereich des Zivilrechtes, bei dem es um die Durch-
setzbarkeit von Schadenersatzforderungen geht, nicht
durcheinander werfen sollten. Das wird in der Debatte
oft getan, wenn der Eindruck erweckt wird, dass mit ei-
nem deutlichen Zeichen des Strafrechts der geschädigte
Bürger oder die geschädigte öffentliche Hand, beispiels-
weise Kommunen und Verkehrsunternehmen, in die
Lage versetzt werden, Schadenersatzansprüche zu reali-

s
b

G
l
v
g
s
d
h
d

b
ü
H
s
s
a
H

d
d
m
o
H
w
Z
d
a
g
v
m
d
S
c

s
d
l
b
t
b
e
j

z
t
b
s
o
s
l
n
k
P
W
g

f

(C (D ieren. Das alles macht das breite Spektrum dieser Deatte aus. Ich denke, wir sollten heute in erster Linie über den esetzentwurf der Koalitionsfraktionen diskutieren. Ich ade Sie zur Zusammenarbeit im Ausschuss ein – Herr an Essen, soweit es Ihre Aussagen zur Prävention aneht, bin ich mir sicher, dass das möglich ist –, damit wir chnell zu einem Ergebnis kommen. Das wollen wir; enn wir wollen die Debatte zu einem Ende bringen. Wir aben nun ein gutes Angebot unterbreitet. Ich denke, ieses Angebot kann dieses Haus annehmen. Wir alle sind uns doch darüber einig, wie Graffiti zu ewerten sind. Graffiti sind überall. Als ich 1989 mit ber 40 Jahren zum ersten Mal in meinem Leben nach amburg kam, war ich über das, was ich gesehen habe, chon etwas erschüttert: beschmierte S-Bahnen, bechmierte Bahnsteige usw. Graffiti sind ein Ärgernis für lle: Privatpersonen, Verkehrsbetriebe, die öffentliche and. Jeder mag für sich beurteilen, ob das Kunst ist oder ob as Farbschmierereien sind. Wir sind jetzt hier gefordert, ie Frage, ob vor Gericht der Beweis geführt werden uss, dass es sich um eine Substanzverletzung handelt der nicht – es handelt sich dabei um eine Grauzone; err Montag hat darüber gesprochen –, klar zu beantorten. Damit helfen wir den Gerichten, und das in einer eit, wo sie oft überfordert sind. Damit helfen wir auch en Geschädigten. Darüber hinaus wenden wir uns auch n diejenigen, die meinen, das Eigentum anderer mit eiener Kunst oder mit dem, was sie darunter auch immer erstehen, beschmieren zu dürfen. Diesen Menschen uss deutlich gesagt werden: Der Gesetzgeber duldet as nicht. Deswegen ergänzen wir §§ 303 und 304 des trafgesetzbuches. Ich denke, das ist ein deutliches Zeihen. Ich will über die Höhe der Schäden nicht ausführlich prechen. Hier war davon die Rede, die Höhe der Schäen liege bei 500 Millionen Euro pro Jahr. In den Unteragen, die ich habe, ist die Rede von 200 Millionen Euro is 250 Millionen Euro. Es ist müßig, hier Zahlen herunerzubeten. Selbst wenn es richtig ist, dass der Schadenetrag bei 250 Millionen Euro liegt: Ich meine, dass die ntsprechenden Tatbestände im weitesten Sinne schon etzt vom geltenden Strafrecht erfasst werden. Ich komme auf das Problem der Substanzverletzung urück. Dieser Gesetzentwurf soll eine Grauzone beseiigen. Künftig soll es nicht mehr so sein, dass Verkehrsetriebe, die angehalten sind, Graffiti innerhalb einer betimmten Frist von den Zügen zu entfernen, drei, vier der acht Monate nach der Straftat vor Gericht eine Subtanzverletzung belegen müssen, sofern es überhaupt geungen ist, den Straftäter zu ergreifen. Dass sie dazu gar icht in der Lage sind, ist doch Realität. Wer mit Verehrsbetrieben gesprochen hat, der weiß doch, wo die robleme liegen. Diese Probleme wollen wir jetzt lösen. ir sind uns nämlich völlig einig: Graffiti sind keine Baatelle. Die zivilrechtlichen Regelungen in Bezug auf Graf iti greifen schon jetzt – auch das sollte man noch einmal Hans-Joachim Hacker sagen –, selbst dann, wenn der Strafrechtstatbestand nicht erfüllt war. Selbst wenn strafrechtlich keine Reaktion möglich war, konnte, wenn an ein Haus oder an ein Verkehrsmittel Graffiti gesprüht wurde, der geschädigte Bürger oder der Verkehrsbetrieb natürlich Schadenersatzforderungen geltend machen. Wir als Gesetzgeber wollen aber auch im strafrechtlichen Bereich ein Zeichen setzen. Auf die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs – sie hat die Substanzverletzung zur Voraussetzung erklärt – wollen wir durch eine entsprechende Regelung in den genannten §§ 303 und 304 des Strafgesetzbuches reagieren. – Herr Gehb, ich weiß nicht, warum Sie sich hier heute so aufregen. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Eines Tages betonieren Sie noch die Nordseeküste und sagen, das sei aus Umweltschutzgründen geschehen! Was Sie hier erzählen, das ist unvorstellbar!)





(A) )


(B) )


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Unfug!)


– Herr Gehb, bleiben Sie einmal schön ruhig!

(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Da kann man nicht ruhig bleiben! Da muss man ja Baldrian getrunken haben, um das zu ertragen!)


– Herr Gehb, bleiben Sie einmal schön ruhig!
Herr Präsident, fragen Sie Herrn Gehb bitte, ob er

eine Frage hat.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517308000

Herr Kollege, reden Sie weiter.


Hans-Joachim Hacker (SPD):
Rede ID: ID1517308100

Herr Gehb, das mit dem Baldrian war treffend; Sie

sollten das einmal versuchen.
Die Strafverschärfung oder die Schließung einer

Rechtslücke – wie immer man das bezeichnen mag – be-
deuten für die Verfolgung von Graffitisprayern einen
Fortschritt. Für uns ist die Prävention in den Kommu-
nen ein ganz wichtiges Anliegen. In den Kommunen
muss darauf hingewirkt werden, dass sich alle Bürger
dafür verantwortlich fühlen, dass Graffitisprayer ange-
zeigt werden. Ich persönlich bin der Meinung, dass die
Aufklärungsquote in einigen Städten größer ist, als es
hier dargestellt wurde. Diese Quote mag von Ort zu Ort
verschieden sein. Von der Schweriner Kriminalpolizei
wurden mir andere Zahlen genannt. Auch hierbei gilt: Es
ist müßig, darüber zu diskutieren. Wir wollen eine Grau-
zone beseitigen.

Herr Gehb – regen Sie sich bitte nicht erneut auf –,
ich finde, wir machen einen guten Vorschlag. Sie haben
von „Verunstalten“ gesprochen. Wir benutzen eine Defi-
nition, die in das Strafrecht passt. Wir wollen den Ge-
richten nicht erneut einen Interpretationsspielraum ge-
ben. Ich würde deshalb vorschlagen: Schließen Sie sich
einfach unserem Gesetzentwurf an, dann kommen wir
schnell zu einem Ergebnis.

s
e

d
B
d
b
w
d

D
S
w

C

u
m
E

D

e
e
t


S

g

e

G



(C (D Meine letzte Botschaft lautet: Wir reagieren mit dieem Gesetzentwurf angemessen und rechtsstaatlich auf inen Zustand, (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Aber sechs Jahre zu spät!)


en wir alle nicht gut finden. Ich finde, das ist eine gute
otschaft, die vom heutigen Tage an die Kommunen und
ie Verbände geht, die sich zu Recht lange Zeit darüber
eklagt haben, dass hier eine Grauzone nicht beseitigt
orden ist. Lassen Sie uns mit dieser guten Botschaft in
en Wahlkreis gehen, Herr Gehb.


(Lachen des Abg. Dr. Jürgen Gehb [CDU/ CSU])


iskutieren Sie mit uns im Rechtsausschuss und bringen
ie gute Vorschläge. Vielleicht können wir dann noch et-
as ergänzen.
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517308200

Das Wort hat jetzt die Kollegin Daniela Raab von der
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Jörg van Essen [FDP])



Daniela Raab (CSU):
Rede ID: ID1517308300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen

nd Kollegen! Graffiti und kein Ende, möchte man
einen, wenn man sich die Chronologie des rot-grünen
iertanzes in den vergangenen Jahren anschaut:
März 2002: fünfte Beratung zum Thema Graffiti im
eutschen Bundestag.
20. Dezember 2002: Es findet die Plenardebatte zur

rsten Lesung des von der Fraktion der FDP mal wieder
ingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum verbesser-
en Schutz des Eigentums statt.


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Warum diese alten Kamellen?)


Das werden Sie gleich hören, Herr Hacker. Gedulden
ie sich. Ich habe noch sechs Minuten.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Regen Sie sich nicht auf, Herr Hacker! Baldrian!)


7. Januar 2003: Auch die CDU/CSU bringt einen ei-
enen Gesetzentwurf zur Graffitibekämpfung ein.
5. Februar 2003: Nun folgt der Bundesrat mit einem

igenen Entwurf.
21. Mai 2003: öffentliche Anhörung zum Thema
raffitibekämpfung. Sie beschäftigt sich


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Grimms Märchen!)


seien Sie doch einmal ruhig –

(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Daniela Raab

mit der Frage, ob es einer Strafverschärfung zur besseren
Verfolgung von Graffitisprühern bedarf. Dabei war nur
einer der auch von Ihnen eingeladenen Experten, Herr
Hacker, der Meinung, dass es keiner Strafverschärfung
bedürfe.


(Jörg van Essen [FDP]: Das war der von den Grünen!)


– Keine Überraschung, dass das der von den Grünen ein-
geladene war. – Klare Präferenz erfuhr der Entwurf des
Bundesrates, der bekanntlich darauf abstellt, dass die
Schmiererei gegen den Willen des Berechtigten erfolgt.
Damit wird endlich die Rechtsklarheit geschaffen, die
teure Gutachten und juristische Auslegungen überflüssig
macht. Jetzt kommt der entscheidende Punkt, Herr
Hacker: Die Unionsfraktion hat darauf eindeutig und
mehrfach auch im Rechtsausschuss signalisiert, zuguns-
ten der Bundesratsvariante auf den eigenen Entwurf
verzichten zu wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: So ist das, damit das einmal klar ist!)


25. Juni 2003: Berichterstattergespräch mit den Her-
ren Bachmaier, van Essen, Ströbele und meiner Wenig-
keit.


(Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär: Ich war auch dabei!)


In diesem Berichterstattergespräch gab uns zumindest
die SPD-Seite – Herr Hacker, Sie waren leider nicht da-
bei, sonst wüssten Sie es besser –


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Ich wäre gerne gekommen!)


zu erkennen, dass man einer Gesetzesänderung nicht im
Wege stehe, jedoch an der koalitionsinternen Blockade
durch die Grünen scheitere.


(Dirk Niebel [FDP]: Herr Ströbele!)

Außerdem wurde uns im Sommer 2003 vom Justiz-
ministerium baldmöglichst ein eigener Gesetzentwurf
angekündigt, dessen Wortlaut sich – man höre und
staune – an dem Bundesratsentwurf orientieren solle.
Man sagt ja immer, die Hoffnung stirbt zuletzt, aber
während der Wartezeit auf diesen im Sommer 2003 an-
gekündigten Entwurf hätte man locker versauern kön-
nen.

Es geht weiter mit dem 15. Januar 2004, also über ein
halbes Jahr später: erste Geschäftsordnungsdebatte zum
Antrag gemäß § 62 Abs. 2 wegen Untätigkeit. Sie ha-
ben die Beratung des Entwurfs ein halbes Jahr ver-
schleppt, den Bundestag hingehalten und nichts getan.

11. Februar 2004: Der Kollege van Essen und ich er-
bitten beim Kollegen Bachmaier schriftlich ein erneutes
Berichterstattergespräch. Überraschenderweise erfolgt
auch darauf keine Reaktion.

1. Juli 2004: zweite Geschäftsordnungsdebatte wegen
Untätigkeit.

s
b
n
r
r
B

D
g
R
B
k

z
te
d

K
g
S
ta
v
b
w
V

d
v
b
h
u

F
d


S
c
e
E
S
k
c

g
d

(C (D Über die Sommerpause war dann jedoch die niederächsische CDU-Landtagsfraktion nicht untätig. Sie ringt am 6. September 2004 zusammen mit der FDP eien Antrag mit folgendem Titel ein: „Graffiti-Schmiereeien konsequent bestrafen – Rot-grüne Bundesregieung verzögert die Verabschiedung eines Graffitiekämpfungsgesetzes“. (Hans-Joachim Hacker [SPD]: Das war doch Propaganda!)


ieser Antrag war anscheinend so überzeugend, dass so-
ar die SPD-Landtagsfraktion im niedersächsischen
echtsausschuss zugestimmt hat und dafür lediglich die
edingung stellte, dass der Titel geändert wird. Das
önnten Sie sich zum Vorbild nehmen.
Weiter geht es in der Chronologie. Wir kommen jetzt

u den ganz aktuellen Daten. Aber an dem bisher Gesag-
n sehen Sie schon, wie lange es gedauert hat, um allein
urch diese Legislaturperiode zu kommen.
Anlässlich des ersten internationalen Anti-Graffiti-
ongresses in Berlin fällt dann die Erleuchtung vom rot-
rünen Himmel und trifft zunächst Bundesinnenminister
chily; das ist schon erwähnt worden. Er möchte er-
ppte Sprayer mit Hubschraubern und Infrarotkameras
erfolgen. Wir haben gerade gehört, das hätte nichts ge-
racht. Denn selbst wenn wir sie gefasst hätten, hätten
ir mangels gesetzlicher Regelung keine strafrechtliche
erurteilung erreichen können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Die zweite Erleuchtung vom rot-grünen Himmel trifft

ann die Koalition in der letzten Woche. Man wedelt
erheißungsvoll mit einem Gesetzentwurf, der die „un-
efugte nicht nur unerhebliche und nicht nur vorüberge-
ende Veränderung des Erscheinungsbildes einer Sache“
nter Strafe stellt. Da möchte man gratulieren.


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Danke!)

Aber Sie hätten auf jeden Fall einen Orden für das

inden von Synonymen, wenn es denn einen gäbe, ver-
ient.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/ CSU – Hans-Joachim Hacker [SPD]: Da gibt es einen gravierenden Unterscheid, Frau Kollegin! Den habe ich Ihnen schon erklärt!)


Den suche ich immer noch verzweifelt, Herr Hacker.
ie werden ihn uns in den Berichterstattergesprächen si-
herlich konsequent erklären können. Ihr „unbefugt“
ntspricht eindeutig unserem „gegen den Willen des
igentümers oder sonst Berechtigten“. Das ist das erste
ynonym, auch wenn Sie in Ihrer Begründung wirklich
rampfhaft und an den Haaren herbeigezogen versu-
hen, das Gegenteil zu behaupten.


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Wer hat hier einen Krampf?)


Damit nicht genug. Sie versuchen jetzt auch noch, der
eneigten Öffentlichkeit zu verkaufen, die Verschärfung
er Graffitibekämpfung hätten Sie erfunden.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das ist der Gipfel der Unverfrorenheit!)







(A) )



(B) )


Daniela Raab

Wahrscheinlich drehen Sie irgendwann den Spieß um
und behaupten, wir hätten Sie während der letzten sechs
Jahre an der Umsetzung gehindert. Aber Spaß beiseite.
Es drängt sich einem wirklich die Frage auf, warum so
viel Zeit vergehen musste und warum Sie nicht längst
mit uns zusammen die Bundesratsvariante verwirklicht
haben, wie es uns oftmals durch den Herrn Parlamentari-
schen Staatssekretär und auch Ihre Kollegen angekün-
digt worden ist.


(Jörg van Essen [FDP]: Da waren auch SPDLänder dabei!)


Aber vielleicht haben Sie einfach nur auf die zeitliche
Nähe zum 22. Mai dieses Jahres gewartet.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517308400

Das Wort hat die Kollegin Gabriele Fograscher von

der SPD-Fraktion.


Gabriele Fograscher (SPD):
Rede ID: ID1517308500

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Wir debattieren – das ist richtig – zum wiederholten
Male über die effektive Bekämpfung von Graffiti an pri-
vaten und öffentlichen Gebäuden. Ich glaube schon, dass
die vorliegenden Vorschläge eine gute Grundlage sind,
um sachlich und weniger emotional darüber zur diskutie-
ren und dann schließlich zu einer Einigung zu kommen.

Graffiti sind ein Ärgernis. Sie sind kein Kavaliersde-
likt. Sie beeinträchtigen das Erscheinungsbild unserer
Städte und ihre Beseitigung verursacht enorme Kosten
für private Eigentümer und die öffentliche Hand. Schät-
zungen, wonach ein Schaden von mehreren hundert
Millionen Euro jährlich entsteht, belegen, dass es sich
wirklich nicht um eine Kleinigkeit oder Bagatelle han-
delt.

Umstritten aber bleibt, ob dieses gesellschaftlich un-
erwünschte Phänomen allein mit dem Strafrecht wirk-
sam bekämpft werden kann. Durch die jetzige Formulie-
rung der §§ 303 und 304 StGB können bereits jetzt
zahlreiche Sachverhalte der Sachbeschädigung durch
Graffiti erfasst werden. Doch der Nachweis der Sub-
stanzverletzung – der Staatssekretär hat darauf hinge-
wiesen –, den diese Strafvorschriften fordern, ist schwie-
rig zu führen und kann oft nur durch teure Gutachten
nachgewiesen werden. Die hohen Kosten sind ein Grund
dafür, dass circa 10 Prozent aller Verfahren eingestellt
werden.

Es besteht Konsens zwischen den Fraktionen – ich
glaube, das auch noch nach dieser aufgeregten Debatte
feststellen zu können –, das Strafgesetzbuch so zu än-
dern, dass diese Gerichtsverfahren gegen gefasste Graf-
fitisprayer schneller und kostengünstiger geführt werden
können.

Der Gesetzentwurf, den die Koalitionsfraktionen jetzt
vorlegen, basiert auf einem Entwurf aus dem Bundesrat
von 2003.

D
m
s
o

D
s
z
E
S
s
s
v
d
s
h
g

d
N
ih
r
m
w
is
p


d

H
s
D
S
tr
S
k
r
g

S
s
a

O
d
g
G

(C (D er Bundesrat und auch die Oppositionsfraktionen forulieren allerdings in ihren Entwürfen, dass die Veruntaltung einer Sache gegen den Willen des Eigentümers der Befugten unter Strafe zu stellen ist. (Daniela Raab [CDU/CSU]: Auch das habe ich vorher ausführlich erörtert!)


(Zuruf von der CDU/CSU: Hört! Hört!)


er Begriff der Verunstaltung ist subjektiv und bezieht
ich auf Ästhetik; er ist nicht oder nur schwer objektiv
u fassen. Auch damit wäre das Ziel, das Erfordernis der
rstellung teurer Gutachten und der Einbeziehung von
achverständigen zu umgehen, nicht erreicht. Deshalb
chlagen wir eine andere Formulierung vor: Das Er-
cheinungsbild einer Sache muss erheblich und nicht nur
orübergehend verändert werden, damit die entsprechen-
en Paragraphen greifen. Diese Erheblichkeitsgrenze
cheint mir von entscheidender Bedeutung zu sein. Ich
offe, dass wir über diese Formulierung in den Beratun-
en Einigkeit erzielen werden.
Hauptproblem bleibt aber, die Täter zu fassen und

ingfest zu machen. Volkstümlich heißt es bei uns: Die
ürnberger hängen keinen, es sei denn, sie hätten
n. – Beim Graffitiunwesen gibt es eben nur diese nied-
ige Aufklärungsquote von circa 30 Prozent. Deshalb
uss natürlich weiterhin darüber nachgedacht werden,
ie die Strafverfolgung in diesem Bereich zu verbessern
t, auch unter verhältnismäßigem Einsatz der Bundes-
olizei.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Bundespolizei? Bundeswehr oder was?)


So heißt der Bundesgrenzschutz, nachdem wir das in
ieser Woche beschlossen haben.
Für die meisten jungen Sprayer ist es eine sportliche
erausforderung, an möglichst exponierten Plätzen zu
prayen und dann den Strafverfolgern zu entwischen.
ieses Problem werden wir auch mit der Änderung des
trafrechts nicht lösen können. Abschreckung, Kon-
olle, Polizeipräsenz, Ermittlungsarbeit, das ist die eine
eite. Die Ursachen des Problems werden wir nicht be-
ämpfen können, wenn wir nicht auch präventiv im Be-
eich von Erziehung und Kultur eine entsprechende Ju-
endpolitik angehen.
Graffiti gehören zu einer Jugendkultur in einer

zene, die mit Appellen und Strafandrohungen nur
chwer erreichbar ist. Je mutiger eine Aktion ist, desto
ngesehener oder cooler ist der Sprayer in der Szene.


(Dirk Niebel [FDP]: Gehen Sie doch einmal vom Blickwinkel der Eigentümer aus!)


hne mehr Jugendarbeit, ohne mehr Projekte der Kin-
er- und Jugendhilfe, ohne sinnvolle Angebote für ju-
endliche Zielgruppen wird es nicht gelingen, das
raffitiunwesen erfolgreich zurückzudrängen.


(Beifall des Abg. Hans-Joachim Hacker [SPD] sowie beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Gabriele Fograscher

Wenn die Kommunen mehr in Jugendarbeit investieren
würden, müssten sie vielleicht weniger in die Reparatur
von Schäden investieren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Lachen des Abg. Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU])


Das Fehlen von Freiräumen zur Gestaltung des eigenen
Umfelds ist mit ursächlich für die Vielzahl von Graffiti.


(Dirk Niebel [FDP]: Stellen Sie doch Ihr eigenes Haus als Freiraum zur Verfügung!)


Es gibt erfolgreiche Projekte. Zu nennen ist zum Bei-
spiel das Programm „Soziale Stadt“, bei dem die Wohn-
bevölkerung in sozialen Brennpunkten in die Gestaltung
des wohnlichen und sozialen Umfelds einbezogen wird.
Auch der in dieser Woche von den Koalitionsfraktionen
vorgelegte Antrag, in dem mehr kinder- und jugendpoli-
tische Projekte gefordert werden, um jungen Menschen
bildungspolitische Alternativen und Alternativen der
Freizeitgestaltung zu bieten, ist ein richtiger Ansatz. Nur
wenn Jugendliche in die Gestaltung ihres Lebensumfelds
einbezogen werden, gehen Vandalismus und Sprayerei
nachweislich zurück.

Ich wünsche mir, dass wir neben den Strafrechtsände-
rungen gerade auch diese präventiven Maßnahmen
verstärken. Nur dann – davon bin ich überzeugt – wer-
den wir der Ursachen des Problems Herr werden und Ju-
gendliche davor bewahren, eine kriminelle Karriere ein-
zuschlagen, die ihr ganzes Leben belasten kann.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517308600

Das Wort hat jetzt die Kollegin Dr. Gesine Lötzsch.

Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1517308700

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-

ren! Ich bin Abgeordnete der PDS.

(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Das wussten wir noch nicht!)

Es gibt wohl nur wenige Menschen über 40 Jahre, die
Graffiti an Häuserwänden wirklich schön finden, und es
gibt Jugendliche, die Graffiti toll finden. Hier besteht
also ein Generationskonflikt,


(Daniela Raab [CDU/CSU]: Ach so!)

mit dem wir uns auseinander setzen müssen.

Welche Strategien sind da im Angebot? Die Berliner
Polizei – davon wurde hier schon gesprochen – hat vor
wenigen Tagen einen Graffitisprayer mit einem Polizei-
auto verfolgt und dabei einen unschuldigen 22-jährigen
Motorradfahrer gerammt, der kurz nach dem Unfall ver-
starb. Ist das etwa eine verhältnismäßige Strategie?

Bundesminister Schily will mithilfe von Helikoptern,
die mit Wärmebildkameras ausgestattet sind, Graffiti-
sprayer jagen. Erst hielt ich das für einen schlechten

S
g
n


d
m

l
b
O

l
j
b
z

m
s
s
s
E

f
d
F
z

M
e
w
n
ä

a
r
h
i
w
u

(C (D cherz. Doch Herr Schily glaubt wirklich, dass das eine ute Strategie ist. Das ist in Anbetracht der Straftat nicht ur unverhältnismäßig; das ist hysterisch. Wir sind in Berlin leider nicht für die Polizei zustänig, Herr Kollege. Aber das kann sich ja irgendwann einal ändern. Danke für den Hinweis. (Rainer Funke [FDP]: Aber Sie sind in der Koalition!)


(Zuruf des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


Der Law-and-Order-Mann Schily hat jedes Maß ver-
oren. Für ihn geht es nicht nur um die Lösung des Pro-
lems; für ihn geht es darum, dass er vom Law-and-
rder-Mann Beckstein nicht überholt wird.
Mit der vorgesehenen Gesetzesänderung haben Sie,

iebe Kolleginnen und Kollegen von SPD und Grünen,
edes Maß verloren, finde ich, obwohl Sie in Ihren Rede-
eiträgen hier versucht haben, einen anderen Eindruck
u erwecken.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

In Ihrer Änderung des Strafgesetzbuches geht es nicht
ehr nur – wenn Sie den Text lesen, werden Sie das fest-
tellen – um die Beschädigung und Zerstörung von Häu-
erwänden. Vielmehr soll es demnach schon strafbar
ein, wenn das Erscheinungsbild gegen den Willen des
igentümers verändert wird.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Ja! Auch dann, wenn mir jemand Mona Lisa auf mein Haus sprüht, obwohl es schön aussieht!)


Diese Gesetzesänderung muss zwangsläufig dazu
ühren, dass – um es Ihnen anschaulich darzustellen –
as Lied „Der Lindenbaum“ von Wilhelm Müller und
ranz Schubert nicht mehr gespielt werden dürfte. Ich
itiere:

Am Brunnen vor dem Tore
da steht ein Lindenbaum.
Ich träumt in seinem Schatten
so manchen süßen Traum.
Ich schnitt in seine Rinde
so manches liebe Wort.

eine Damen und Herren, das wäre nach Ihrem Gesetz-
ntwurf verboten; denn Ihrem Gesetzentwurf zufolge
äre das die Beschädigung einer Sache, die die Sache
icht nur unerheblich und nicht nur vorübergehend ver-
ndert.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist schon jetzt Beschädigung! – Hans-Joachim Hacker [SPD]: Das ist doch schon jetzt strafbar! So ein Unsinn!)


Als Mitglied des Haushaltsausschusses will ich auch
uf das erforderliche Geld zu sprechen kommen. In Ih-
em Gesetzentwurf wird darauf verwiesen, dass die ho-
en Kosten für Gutachten durch diese Gesetzesänderung
n Zukunft nicht mehr anfallen werden. Gleichzeitig aber
erden Hubschrauber und Wärmekameras eingesetzt,
m Graffitisprayer zu verfolgen.






(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Das sind doch Sachen, die gar nicht zusammengehören, Frau Kollegin!)


Es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis Schily mit
seinen Hubschraubern und Wärmekameras aufsteigen
und Liebespaare im Wald beobachten wird, um festzu-
stellen, ob sie Bäume mit kleinen Herzen versehen und
ihr Erscheinungsbild dadurch nicht unerheblich verän-
dern.


(Lachen im ganzen Hause – Dr. Uwe Küster [SPD]: Bei welchem Ereignis will Frau Lötzsch nicht beobachtet werden? – HansJoachim Hacker [SPD]: Das ist doch platt!)


Wir werden gegen diese Gesetzesänderung stimmen;
denn die derzeitige Gesetzeslage ist ausreichend. Meine
Damen und Herren – das sage ich an alle Fraktionen die-
ses Hauses –, manchmal hilft es schon, wenn Eltern und
Kinder gemeinsam putzen. Dafür gibt es übrigens ein
schönes altes Wort: Subbotnik.

Vielen Dank.

(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos] – Hans-Joachim Hacker [SPD]: Die PDS will also weiterhin Graffiti! Das ist ja interessant!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517308800

Das Wort hat jetzt der Kollege Roland Gewalt von der

CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Roland Gewalt (CDU):
Rede ID: ID1517308900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! In Art. 76

des Grundgesetzes ist eine angemessene Frist zur Be-
ratung von Gesetzesvorlagen des Bundesrates im Bun-
destag vorgeschrieben. Vor fast zweieinhalb Jahren
beschloss der Bundesrat fast einstimmig die Tatbe-
standsänderung der §§ 303 und 304 des Strafgesetz-
buches, das so genannte Graffitibekämpfungsgesetz.
Der Umfang dieses Gesetzentwurfes, den ich mir einmal
genau angeschaut habe, beträgt genau fünf Zeilen. Ich
glaube, selbst die SPD-Fraktion muss einräumen, dass
ein Zeitraum von zweieinhalb Jahren angesichts der
Überschaubarkeit dieses Gesetzentwurfes kaum noch als
angemessen bezeichnet werden kann.

Erst nachdem der Berliner Verein „nofitti“ bzw. sein
sehr engagierter Vorsitzender Karl Hennig vor zwei Wo-
chen in Berlin einen interessanten und, Herr Ströbele,
vor allem sehr erfolgreichen Antigraffitikongress organi-
siert hat,


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Woran wollen Sie den Erfolg denn messen? Meinen Sie, weil danach weniger gesprüht wurde?)


fühlte sich Rot-Grün offensichtlich bemüßigt, sich die-
ses Problems anzunehmen. Herr Kollege Montag, da Sie
den sehr bedauerlichen Unfall mit dem Motorradfahrer
erwähnt haben, gestatten Sie mir bitte, auf einen Bericht,
der heute in der „Bild“-Zeitung erschienen ist,

h
e
g
w
d

H
d
a
B
1
F
1
t
S
G
e
R
s
Z
S
d
G
J
r
c
c

w
G
t

E
m
l

I
d
W
w
u

M
n

(C (D (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh, ganz schlecht! „Bild“-Zeitung! – Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: „Bild“-Leser, vereinigt euch!)


inzuweisen, in dem steht, dass der Vorsitzende des Ver-
ins „nofitti“, Herr Hennig, seit Wochen Morddrohun-
en erhält und mittlerweile Polizeischutz bekommt. So
eit zur angeblichen Friedfertigkeit der Graffitiszene. In
ieser Frage kann ich Ihre Meinung wirklich nicht teilen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


All dem ist eine von der Koalition zu verantwortende
ängepartie vorausgegangen, die bei den Betroffenen,
en Ländern und Gemeinden nur noch Kopfschütteln
uslöst. Ich werde ein paar Aspekte der Beratungen von
undestag und Bundesrat hervorheben. Am
6. März 1999 wurde ein Gesetzentwurf der CDU/CSU-
raktion im Bundestag von Rot-Grün abgelehnt. Am
9. März 1999 wurde ein Gesetzentwurf des Bundesra-
es, initiiert vom Land Berlin – Initiator war übrigens der
PD-Justizsenator Körting –, im Bundestag von Rot-
rün abgelehnt. Am 10. November 2001 wurde erneut
in Gesetzentwurf des Bundesrates im Bundestag von
ot-Grün abgelehnt. Am 20. Dezember 2002 hat
chließlich der dritte Gesetzentwurf des Bundesrates die
ustimmung aller Bundesländer mit Ausnahme von
chleswig-Holstein – das dürfte sich mit dem 27. April
ieses Jahres erübrigen – gefunden. Die Beratung dieses
esetzentwurfes wird hier im Hause seit zweieinhalb
ahren von Rot-Grün blockiert. Meine Damen und Her-
en von der SPD-Fraktion, wenn Sie noch nach Ursa-
hen der Politikverdrossenheit in unserem Lande su-
hen, dann ist das wirklich ein Paradebeispiel.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Am Dienstag letzter Woche dann ließ die Koalition
eißen Rauch aufsteigen. Wer hoffte, dass sich Rot-
rün jetzt endlich bewegte, wurde allerdings bitter ent-
äuscht.


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Na, na!)

in Formulierungsvorschlag wurde präsentiert, bei dem
an wirklich in jedem Wort das Gezerre hinter den Ku-
issen der rot-grünen Koalition erahnen kann.


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Die Abgewogenheit!)


ch frage Sie: Warum um Himmels willen sind Sie nicht
er Empfehlung der Bundesregierung aus der letzten
oche gefolgt, dem fachlich fundierten und wohl abge-
ogenen Gesetzentwurf des Bundesrates – so, wie er
ns vorliegt – zuzustimmen?


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht zustimmungsfähig!)


it der Formulierung „wer ... das Erscheinungsbild ...
icht nur vorübergehend verändert“ haben Sie, offenbar






(A) )



(B) )


Roland Gewalt

um die Zustimmung der Grünen zu bekommen, eine
Rolle rückwärts gemacht.

Ich habe mich bei Fachleuten in Berlin umgehört, un-
ter anderem beim Generalstaatsanwalt beim Landgericht
Berlin. Es besteht hier die ganz konkrete Gefahr, dass
die Rechtsprechung erneut eine Bestrafung wegen
Sachbeschädigung ablehnt, wenn die Graffiti nur ober-
flächlich, das heißt entfernbar – und damit „nur vo-
rübergehend“ im Sinne Ihres Gesetzentwurfes –, aufge-
bracht sind. Damit stünden wir genau da, wo wir jetzt
schon stehen.


(Beifall des Abg. Dr. Jürgen Gehb [CDU/ CSU])


So war das mit Sicherheit nicht gedacht, meine Damen
und Herren.


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Sie kennen die Rechtsprechung gar nicht! – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht um die Substanzverletzung!)


Ersparen Sie uns eine monatelange Beratung über
Ihre nicht sehr hilfreiche Gesetzeskreation und stimmen
Sie endlich dem zu, was Ihre eigenen Justizminister ge-
meinsam mit unseren Justizministern im Bundesrat vor-
geschlagen haben! Die Berliner Justizsenatorin Karin
Schubert – bekanntermaßen Mitglied der SPD – hat,
nachdem Rot-Grün den Gesetzentwurf in der letzten
Woche vorgestellt hat, in der „BZ“ am Sonntag völlig
richtig klargestellt, dass die Gesetzesänderung jede Form
von unerlaubt angebrachten Graffiti strafbar machen
muss; insofern stimme ich der Justizsenatorin voll zu. Es
müsste Sie, meine Damen und Herren von der SPD-
Fraktion, eigentlich nachdenklich stimmen, dass Sie mit
dem Entwurf, den Sie hier vorlegen, deutlich hinter dem
bleiben, was Ihre eigenen Justizminister aus den Län-
dern gefordert haben.

Die Zeit drängt, meine Damen und Herren. In der
Graffitiszene scheint mehr und mehr durchzusickern,
dass es den Strafverfolgungsbehörden besonders schwer
fällt, eine Sachbeschädigung nachzuweisen, wenn man
auf Glas- oder Metallflächen sprüht. Nur so ist es zu er-
klären, dass in den letzten Jahren in Berlin im Bereich
der Zuständigkeit des Bundesgrenzschutzes – an Eisen-
bahnzügen und an S-Bahn-Zügen – die Zahl der
Graffitischmierereien deutlich zugenommen hat: im letz-
ten Jahr um 17 Prozent, Herr Ströbele.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Alles strafbar! – Hans-Joachim Hacker [SPD]: Das wird mindestens mit dem Gesetzentwurf erfasst!)


Allein bei einem Treffen der Graffitiszene in Berlin im
letzten Monat wurde innerhalb von 48 Stunden bei der
Berliner S-Bahn eine Fläche von 975 Quadratmetern be-
sprüht; das entspricht einer Zuglänge von über
400 Metern.


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Was hat das mit dem Gesetzentwurf zu tun?)


– Der Schaden ist erheblich, Herr Kollege Hacker.

D

D
r
W
v
H
w

d

s
b
G
s
e
d

w
i
s
T
ü
D
b

A
F
d

n
t

(C (D (Hans-Joachim Hacker [SPD]: Was hat das mit der Formulierung zu tun?)


er Schaden ist ganz erheblich:

(Hans-Joachim Hacker [SPD]: D’accord! Ja, und?)

ie Deutsche Bahn beziffert den Schaden in ihrem Be-
eich für das Jahr 2004 auf über 50 Millionen Euro.
enn Sie einen solchen Gesetzentwurf vorlegen, der
on Fachleuten in Berlin – von Staatsanwälten in Berlin,
err Kollege Hacker – als nicht hilfreich angesehen
ird,


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Das Gesetz machen wir hier und nicht in der „BZ“!)


ann ist das genau das Problem, über das wir hier reden.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517309000

Kommen Sie bitte zum Schluss, Herr Kollege!


Roland Gewalt (CDU):
Rede ID: ID1517309100

Nur mit einer klaren Grenzziehung, vor allem im

trafrechtlichen Bereich, kann diesem Treiben ein Ende
ereitet werden. Deshalb habe ich gehofft, dass Sie dem
esetzentwurf des Bundesrates hier zustimmen. Dazu
ind Sie offensichtlich nicht bereit; Sie vollführen hier
inen Eiertanz. Ich kann mir nicht vorstellen, wie Sie das
en Bürgerinnen und Bürgern draußen erklären wollen.
Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517309200

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-
urfs auf Drucksache 15/5317 zu Zusatzpunkt 11 an die
n der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorge-
chlagen. Der Gesetzentwurf auf Drucksache 15/5313 zu
agesordnungspunkt 20 b soll an dieselben Ausschüsse
berwiesen werden. Gibt es anderweitige Vorschläge? –
as ist nicht der Fall. Dann sind die Überweisungen so
eschlossen.
Ich rufe Zusatzpunkt 14 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Jürgen
Koppelin, Dr. Andreas Pinkwart, Otto Fricke,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Keine deutsche Beteiligung an MEADS
– Drucksache 15/5336 –

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die
DP fünf Minuten erhalten soll. – Ich höre keinen Wi-
erspruch. Dann ist so beschlossen.
Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-

er dem Kollegen Jürgen Koppelin von der FDP-Frak-
ion das Wort.






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms


(Abg. Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN] verlässt den Plenarsaal – Zuruf von der FDP: Herr Ströbele, bleiben Sie doch noch ein bisschen!)



Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1517309300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Kollege Ströbele, bleiben Sie ruhig hier, damit Sie gleich
Farbe bekennen können.

Ich will vorab sagen: Der Verteidigungsminister hat
sich heute bei mir entschuldigt, weil er einen wichtigen
Termin hat. Diese Entschuldigung wird selbstverständ-
lich angenommen. Ich finde es aber schade, dass bei ei-
nem so wichtigen Projekt, über das wir diskutieren – es
geht um viele Milliarden Euro –, kein Vertreter des
Finanzministeriums anwesend ist. Das hätte heute zu-
mindest anders sein können.


(Beifall bei der FDP — Zuruf von der FDP: Unglaublich!)


Mit den Stimmen von CDU/CSU, SPD und Grünen
gegen die Stimmen der FDP hat der Haushaltsausschuss
des Bundestages am Mittwoch den Einstieg in das Rake-
tenabwehrsystem MEADS beschlossen.


(Markus Löning [FDP]: Wofür brauchen wir das eigentlich?)


855 Millionen Euro an Entwicklungskosten sind für die-
ses Raketenabwehrsystem geplant. Bei der Beschaffung
muss damit gerechnet werden, dass es noch einmal zu
Kosten zwischen 4 und 7 Milliarden Euro kommen wird.


(Dirk Niebel [FDP]: Herr Montag, bleiben Sie auch noch ein bisschen hier! Das ist eine wichtige Sache!)


Die genaue Zahl kann man nicht nennen; denn auch das
Verteidigungs- und das Finanzministerium waren nicht
in der Lage, zu sagen, was MEADS am Ende kosten
wird, wenn es angeschafft wird.


(Rainer Arnold [SPD]: Warum waren Sie denn erst dafür?)


Nach Auffassung der FDP steht das haushaltspolitische
Risiko der Beschaffung in keinem Verhältnis zu einem
eventuellen Gewinn an Sicherheit.

Das Bundesfinanzministerium räumt ein, dass mit der
Anschaffung von MEADS der zur Verfügung stehende
finanzielle Handlungsspielraum im Verteidigungshaus-
halt in den kommenden Jahren eingeschränkt wird. Der
Bundesrechnungshof hat erhebliche Bedenken vorgetra-
gen und Zweifel an der Notwendigkeit der Beschaffung
von MEADS angemeldet. Diese Bedenken des Bundes-
rechnungshofs wurden nicht ausgeräumt.

Wir sind der Auffassung, dass bei einem militärischen
Beschaffungsprojekt, das auf jeden Fall mehr als
4 Milliarden Euro kosten wird, die Entscheidung nicht
allein im Haushaltsausschuss getroffen werden sollte,
sondern hier im Deutschen Bundestag. Deswegen haben
wir diesen Antrag kurzfristig für heute hier eingebracht.

l
g

K
b
t

n

A
J
b


d

s
t
R
g
d
B
e

W
d
d
a

c
b
d
E
s
v

I
d
V
T
R
H
d
D
z
l

(C (D (Beifall bei der FDP – Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht ihm nur um die Sache, sonst nichts! So wahr mir der heilige Opportunismus helfe! – Rainer Arnold [SPD]: Nur deshalb!)


Nach unserer Auffassung ist das Projekt MEADS mi-
itärisch umstritten. So ist zum Beispiel ein großräumi-
er Schutz eines Territoriums, wie zum Beispiel mit den
Patriot“-Raketen, mit MEADS nicht möglich. Herr
ollege Nachtwei, Sie haben sich ja mit der Thematik
eschäftigt. Man muss sich fragen, weshalb ein bedroh-
es Land, wie Israel mit „Patriot“-Raketen zufrieden ist
so sehen wir das jedenfalls – und MEADS überhaupt
icht will.


(Dr. Hans-Peter Bartels [SPD]: Die haben jetzt ein „Arrow“-System!)


Die FDP kann auch nicht erkennen, dass es bei den
uslandseinsätzen der Bundeswehr in den letzten zehn
ahren einen besseren Schutz für unsere Soldaten gege-
en hätte, wenn wir MEADS bereits gehabt hätten.


(Rainer Arnold [SPD]: Warum waren Sie in der Vergangenheit dann dafür?)


Herr Kollege, hören Sie doch einfach zu. Ich weiß,
ass Ihre Argumente wackelig sind.
Wir waren immer dabei, wenn es um den Schutz un-

erer deutschen Soldaten im Ausland ging. Das ist obers-
es Gebot; das ist ganz klar. Die haushaltpolitischen
isiken dieser Beschaffungsmaßnahme sind aber so
roß, dass die FDP diesen Antrag heute gestellt hat, um
ie Bundesregierung aufzufordern, keine vertraglichen
indungen für eine deutsche Beteiligung an MEADS
inzugehen.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


er die Vorlagen des Bundesverteidigungsministers für
iese Beschaffungsmaßnahme und die Stellungnahme
es Rechnungshofes ernsthaft liest, der kann der Vorlage
us Überzeugung nicht zustimmen.
Nachdem einige Abgeordnete der Grünen die glei-

hen Bedenken wie die FDP öffentlich vorgetragen ha-
en, wundern wir uns sehr, dass nicht die Abgeordneten
er Grünen, die sich mit der Materie befasst haben, die
ntscheidung der Grünen-Fraktion herbeigeführt haben,
ondern dass der Parteirat der Grünen die Beschaffung
on MEADS empfohlen hat.


(Markus Löning [FDP]: Pfui!)

ch habe erhebliche Zweifel daran, dass sich die Mitglie-
er des Parteirats der Grünen, wie zum Beispiel Herr
olker Beck, der jetzt gerade erscheint, Herr Jürgen
rittin, Frau Künast, Herr Fritz Kuhn, Frau Claudia
oth, die ja bei jedem Thema dabei ist, und Frau Bärbel
öhn aus Nordrhein-Westfalen, inhaltlich jemals mit
em Raketenabwehrsystem MEADS beschäftigt haben.
iese Personen empfehlen nun die Beschaffung eines
weifelhaften Raketenabwehrsystems, das voraussicht-
ich 4 bis 7 Milliarden Euro kosten wird.






(A) )



(B) )


Jürgen Koppelin

Wenn man sich die Medienberichte anschaut – das

will ich nicht verkennen –, scheint MEADS tatsächlich
eine sehr gefährliche Waffe zu sein; denn sowohl Herr
Bütikofer als auch Frau Claudia Roth erklärten – wörtli-
ches Zitat –, dass die Koalition quasi gesprengt werden
würde, wenn man MEADS nicht anschaffte. Das scheint
ja eine sehr gefährliche Waffe zu sein. Was sind Sie ei-
gentlich für eine Koalition, dass die Ablehnung eines
Waffensystems die Koalition bereits zu Fall bringen
würde? Wenn Sie schon so weit sind, dann kann ich nur
sagen: Hören Sie mit dieser Koalition lieber gleich auf.


(Beifall bei der FDP)

Nun kommen die Grünen und präsentieren ein Alibi.

Sie sagen: Dafür wird PARS 3 eingestellt.

(Helga Daub [FDP]: Kuhhandel!)


Entschuldigung, was für ein Witz ist das? Seit Monaten
wissen wir – heute haben wir das im Rechnungsprü-
fungsausschuss übrigens entschieden –, dass alle Frak-
tionen PARS 3 nicht mehr wollen, weil es ein altes Sys-
tem ist, das noch aus der Zeit des Kalten Krieges
stammt. Wir haben heute im Rechnungsprüfungsaus-
schuss einmütig gesagt, dass wir das nicht mehr haben
wollen. Der Bericht des Rechnungshofs lag da aber
schon lange vor. Es ist also nichts, was man den Grünen
zugebilligt hat, sondern alle Parteien waren seit Monaten
der Auffassung, dass wir PARS 3 einstellen sollten.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517309400

Herr Kollege Koppelin, erlauben Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Beck?

Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1517309500

Selbstverständlich.

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517309600

Bitte schön, Herr Beck.

Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517309700

Sehr geehrter Kollege Koppelin, da Sie hier so spöt-

telnd argumentieren, –

Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1517309800

Überhaupt nicht. Das waren nur Tatsachen.

Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517309900

– habe ich eine Nachfrage zu Ihrer Meinungsbildung.

Ich möchte gerne wissen, wann das Damaskus-Erlebnis
der FDP beim Thema MEADS stattfand, bei dem Sie
sich vom Saulus zum Paulus gewandelt haben.

Mir liegt ein Kurzprotokoll der 45. Sitzung des Ver-
teidigungsausschusses vor.


(Dirk Niebel [FDP]: Vorsicht! Geschlossener Ausschuss!)


Darin wird von den Berichterstattern umfangreich darge-
legt, dass dieses System nun kommt und warum man es
braucht. Ich finde darin Ausführungen des Kollegen
Winfried Nachtwei, warum man MEADS ganz im Sinne

d
d
V
l
d
d
g

n
v
v
s
f

g
a
s
s
D
u
n


g
w
b
d

W
w
d
k

r
S
i
t
v
u
w
H

v
G
B

D
H
v
t
t
p
F

(C (D er Position, die wir inhaltlich vertreten haben, auch aners sehen kann. Ich finde jedoch keine Silbe von einem ertreter der FDP, der an diesem Vorhaben auch nur den eisesten Zweifel anmeldet. Ich habe ebenso gehört, dass ies in allen anderen Gesprächen sowie den Sitzungen es Haushaltsund Verteidigungsausschusses ähnlich ewesen sein soll. Ich frage mich daher, ob dieser Meinungswandel icht ein billiges Wahlkampfmanöver ist oder ob Sie ielleicht tatsächlich ein Erleuchtungserlebnis hatten, on dem wir alle nichts wissen. In dem Falle sind wir ehr gespannt, wann und wo das war und wie es stattgeunden hat. Herr Kollege Beck, ich kann Ihnen eindeutig bestäti en – das wissen auch Ihre Kollegen und Kolleginnen us dem Haushaltsausschuss, mit denen ich darüber geprochen habe –, dass die FDP schon seit längerer Zeit – ogar auf unserer Klausurtagung hier in Berlin – eine iskussion über dieses System geführt hat und dass all nsere Vorlagen, fraktionsintern erarbeitet, unsere ablehende Haltung zu MEADS deutlich machten. (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum haben Sie das nicht deutlich gemacht?)

Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1517310000

Herr Beck, bitte haben Sie noch etwas Geduld. Ich
ebe allerdings zu, dass es ein Fehler von uns war, dass
ir unsere Ablehnung nicht öffentlich vorgetragen ha-
en. Aber wir haben einfach nicht damit gerechnet, dass
ie Grünen umfallen.


(Beifall bei der FDP)

ir haben gedacht, dass dieses Thema nicht akut werden
ürde, weil sich die Grünen vor der Wahl in NRW
urchsetzen würden. Sie jedoch sind einfach einge-
nickt.
Sie sind doch – ich bin noch bei der Beantwortung Ih-

er Frage, Herr Kollege Beck – Mitglied des Parteirates.
agen Sie doch einmal, wie die Entscheidung bei Ihnen
m Parteirat gewesen ist; das können Sie in einer Kurzin-
ervention machen. Frau Claudia Roth, die sich hier
orne immer mit dem entsprechenden Gesicht hinstellt
nd alles bezweifelt, ist also plötzlich für eine solche Be-
affnung. Das kann ich mir weder bei ihr noch bei Frau
öhn vorstellen.
Ich komme zum Schluss, Herr Präsident. Der Partei-

orsitzende der Grünen, Herr Bütikofer, hat erklärt, die
rünen hätten bei der Zustimmung zu MEADS starke
auchschmerzen.


(Helga Daub [FDP]: Koliken!)

as habe ich eben bei Herrn Beck nicht erkannt. Aber
errn Bütikofer kann geholfen werden. Die Fraktion
on Bündnis 90/Die Grünen braucht heute nur dem An-
rag der FDP zustimmen. Dass die CDU/CSU der Koali-
ion über diese Hürde helfen will, hat mit politischen As-
ekten zu tun, die sie selber verantworten muss. Die
DP wird MEADS auf jeden Fall ablehnen.






(A) )



(B) )


Jürgen Koppelin


(Beifall bei der FDP – Dirk Niebel [FDP]: Bei den Grünen muss man immer damit rechnen, dass sie umfallen!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517310100

Das Wort hat der Kollege Dr. Hans-Peter Bartels von

der SPD-Fraktion.


Dr. Hans-Peter Bartels (SPD):
Rede ID: ID1517310200

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Die FDP sieht dringenden Bedarf, dass wir
heute im Plenum darüber abstimmen, ob sich Deutsch-
land an der Entwicklung des bodengebundenen Luft-
abwehrsystems MEADS beteiligen soll.

Dass es Ihnen in erster Linie nicht um MEADS und
die angeblich unübersehbaren finanziellen Risiken die-
ses Vorhabens geht, ist mehr als offensichtlich. Sie wol-
len populistisch einen Keil zwischen Rot und Grün trei-
ben und sich als Wahrer parlamentarischer Transparenz
inszenieren. Das können Sie gerne versuchen, aber das
wird Ihnen nicht gelingen.


(Beifall des Abg. Rainer Arnold [SPD])

Richtig ist, dass sich unser Koalitionspartner nicht

immer leicht getan hat, diesem Rüstungsprojekt zuzu-
stimmen. Auch uns hat die Debatte der Grünen in den
vergangenen Wochen nicht immer erfreut. Aber letztlich
haben wir uns auf eine gemeinsame Position verständigt.
Im Gegensatz zu den jüngsten Verrenkungen der FDP in
dieser Frage war der Meinungsbildungsprozess in den
Koalitionsfraktionen öffentlich und nachvollziehbar. Zu
welchem Zeitpunkt hingegen die FDP beschlossen hat,
zum Thema MEADS auf Konfrontationskurs zu gehen,
bleibt mir schleierhaft.


(Rainer Arnold [SPD]: Gestern!)

In den Beratungen des Verteidigungsausschusses war

jedenfalls lange Zeit nicht erkennbar, dass die FDP die-
ses neue Luftabwehrsystem für überflüssig und unfinan-
zierbar hält.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Die FDP soll einmal zur Beichte gehen!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517310300

Herr Kollege Bartels, erlauben Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Koppelin?


Dr. Hans-Peter Bartels (SPD):
Rede ID: ID1517310400

Gerne.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517310500

Bitte schön.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1517310600

Herr Kollege, ich kann Ihnen den genauen Zeitpunkt

sagen, wann sich die FDP zum ersten Mal kritisch zu
MEADS geäußert hat, nämlich als der Bericht des Bun-
desrechnungshofes vorlag, in dem MEADS abgelehnt
wurde.

M
g
j
I
N
l
n
h
n
s
u
A


A
h
S
l

g
M
m
w
V
L
f
r

g
F
g
ü
g
ß
h
b
t
a

a
g
n
d
n

V
l
f

V
d
T
t
z

(C (D In dem Bericht des Bundesrechnungshofes wird EADS nicht abgelehnt, sondern er enthält Feststellunen, zu denen wiederum die Bundesregierung – wie bei edem anderen Rüstungsprojekt auch – Stellung nimmt. m Übrigen sind wir in der Berichterstattergruppe – Herr olting, Sie gehörten ihr schließlich an – zu dem einheligen Ergebnis gekommen, dass wir bei diesem in der Tat icht billigen Rüstungsvorhaben den Bundesrechnungsof an unserer Seite haben wollen, damit er eine kontiuierliche Kostenkontrolle gewährleistet, wie das inzwichen auch bei anderen Rüstungsprojekten Gegenstand nserer Diskussionen gewesen ist, beispielsweise beim 400M und auch beim Eurofighter. (Jürgen Koppelin [FDP]: Sie wollten wissen, ab wann wir dagegen waren!)

Dr. Hans-Peter Bartels (SPD):
Rede ID: ID1517310700

Gut, in diesem Fall bestand die Zwischenfrage aus
ntworten. Ich danke Ihnen dafür, dass Sie aufgeklärt
aben, wann auf die neueste Linie eingeschwenkt wurde.
ie sind in dieser Beziehung ja traditionell sehr beweg-
ich und flexibel.
Tatsache ist – ob es der FDP passt oder nicht –: Vor-

estern hat der Haushaltsausschuss mit deutlicher
ehrheit und gegen die Stimmen der FDP einen zustim-
enden Beschluss zur deutschen Beteiligung an der Ent-
icklung des Rüstungsvorhabens MEADS gefasst. Der
erteidigungsausschuss hat vorgestern ebenfalls grünes
icht gegeben. Damit sind die Entscheidungen dort ge-
allen, wo sie nach den Regeln dieses Hauses hingehö-
en.
Wenn es der FDP wichtig ist, können wir natürlich

ern heute hier noch einmal die Entscheidungen der
achausschüsse bestätigen, auch wenn diese Übung ei-
entlich überflüssig ist. Ich meine, wir sollten nicht dazu
bergehen, künftig über jedes Einzelprojekt des Verteidi-
ungshaushaltes im Plenum abzustimmen. Wir beschlie-
en hier im Plenum über das Budget, über den Gesamt-
aushalt, auch über den Einzelplan 14, und wir
eschließen in den Fachausschüssen über konkrete Rüs-
ungsverträge. Ein kleines bisschen Arbeit muss dann
uch noch die Regierung machen. So soll es bleiben.
Gegen das Ansinnen der FDP spricht im Übrigen

uch, dass gerade bei diesem Vorhaben, um das es heute
eht, die bisherige Mitwirkung des Parlaments und sei-
er Gremien geradezu vorbildlich war. Kein Argument
afür oder dagegen, das nicht zur Sprache kam – von Ih-
en allerdings nicht.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Stimmt doch gar nicht!)


ielleicht nutzen Sie deshalb jetzt die Gelegenheit, in al-
er Öffentlichkeit zu sagen, warum Sie plötzlich umge-
allen sind.
Regelmäßig waren der Haushaltsausschuss und der

erteidigungsausschuss mit MEADS befasst. 1996 stand
er Einstieg in die so genannte Definitionsphase auf der
agesordnung. 2001 setzte der Haushaltsausschuss wei-
ere Studien zur Reduzierung des technischen und finan-
iellen Risikos durch, eine sehr souveräne parlamentari-






(A) )



(B) )


Dr. Hans-Peter Bartels

sche Entscheidung. Vor einem möglichen Einstieg in die
Entwicklung, so der damalige Beschluss, muss in weite-
ren Untersuchungen dargelegt werden, dass MEADS
technisch funktionieren kann und finanziell machbar ist.
Ausdrücklich behielt sich der Ausschuss damals vor,
nach Abschluss der Risikominimierungsphase erneut
über die Fortsetzung des Programms zu entscheiden.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Und finanziell machbar!)


– Genau, auch das ist Gegenstand dieser Untersuchun-
gen gewesen.

Der Verteidigungsausschuss hat dann das positive Er-
gebnis des so genannten Risk Reduction Efforts nicht
einfach zur Kenntnis genommen, sondern im November
2003 eigens eine Berichterstattergruppe eingesetzt, die
sich knapp ein Jahr lang intensiv mit allen Aspekten von
MEADS befasst hat. Luftwaffe, Industrie, Ministerium,
Kritiker und der Rechnungshof kamen zu Wort. Im Ab-
schlussbericht dieses parlamentarischen Gremiums wird
ausdrücklich der Einstieg in die Entwicklung des Sys-
tems empfohlen. Der Verteidigungsausschuss ist dieser
Empfehlung gefolgt.

Die FDP sollte akzeptieren, dass sie in den Aus-
schussberatungen für ihre allerneuste Position keine
Mehrheit gefunden hat. Aber darum scheint es hier gar
nicht zu gehen. Das zeigt schon der arg knappe Wortlaut
des FDP-Antrags. Sie reduzieren ein komplexes Thema
auf zehn dürre Zeilen. Deutschland soll sich nicht betei-
ligen, weil das Vorhaben teuer ist. Mehr an Begründung
gibt es nicht. Kein Wort zur militärischen Notwendig-
keit, kein Wort zur rüstungspolitischen Dimension, kein
Wort zum transatlantischen Aspekt von MEADS. Das ist
sehr dünn.

Immerhin, auf den Internetseiten der FDP erklärt uns
der Kollege Koppelin, weshalb wir MEADS nicht brau-
chen. Schon jetzt verfüge Deutschland, so ist dort nach-
zulesen, mit dem Flugabwehrsystem „Patriot“ über die
Fähigkeit, ballistische Raketen wirksam zu bekämpfen.
Hätten die Planer im Ministerium das doch bloß eher ge-
wusst! Weil es offenbar doch mehr Aufklärungsbedarf
gibt als angenommen, will ich gern ein paar Worte dazu
sagen, warum wir MEADS brauchen und weshalb die
bisherigen „Patriot“-Fähigkeiten eben nicht ausreichen.

Ausgangspunkt für die Entscheidung, ein neues Sys-
tem zu entwickeln und später zu beschaffen, war die
Frage, welche Ausrüstung die deutschen FlaRak-Ge-
schwader für ihre künftigen Aufgaben im Rahmen von
NATO, EU und UNO und für die Landesverteidigung
brauchen. Die Bundesregierung setzt mit der Unterstüt-
zung einer breiten Mehrheit in diesem Hause auf das
trinationale Entwicklungsprojekt MEADS, an dem
neben Deutschland auch die USA und Italien beteiligt
sind.

MEADS wird in der Lage sein, nicht nur ballistische
Raketen wirksam zu bekämpfen, sondern Luftbedrohun-
gen jeder Art, von Drohnen und Marschflugkörpern über
Hubschrauber und Flugzeuge bis hin zu größeren Kurz-
streckenraketen. Das ist neu. Im Unterschied zum alten
„Patriot“-System, das Radar und Startgeräte stets in

H

s
z
l
Z
o

B
s

m
v
k

U
i
l
m

B
R
B
v
w
n
ü
te
w
S

it
c
te
e
d
e
s
h
h
g

n
G
A
s

z

a


M
z

(C (D auptkampfrichtung aufstellen muss, kann MEADS auch das ist neu und ein wesentlicher technischer Fortchritt – jederzeit Ziele aus jeder Richtung erfassen und erstören. Auch sehr schnell sich nähernde Raketen solen direkt getroffen werden, um durch die enorme usammenprallenergie selbst Gefechtsköpfe mit A-, Bder C-Waffen sicher auszuschalten – anders als Patriot“. Darüber hinaus wird MEADS mit dem neuen undeswehr-Airbus in jedes Einsatzgebiet verlegbar ein – anders als „Patriot“. Diese sehr anspruchsvolle Technik stellt das Maxium dessen dar, was ab dem Jahr 2014 deutschen und erbündeten Truppen in Einsätze mitgegeben werden ann. (Zuruf von der FDP: Es wäre schön, wenn es das Optimum wäre!)


nsere Soldaten haben einen Anspruch darauf, dass wir
hnen die modernste Technik mitgeben, wenn sie gefähr-
iche Aufgaben in internationalen Einsätzen überneh-
en.


(Beifall bei der SPD)

Tatsache ist, dass für keinen künftigen Einsatz der
undeswehr Luftbedrohungen durch Flugzeuge oder
aketen ausgeschlossen werden können, selbst extreme
edrohungen nicht. Der politische Kampf um die Nicht-
erbreitung und Abrüstung von Massenvernichtungs-
affen und Trägermitteln ist längst noch nicht gewon-
en. Die Zahl der Staaten, auch in der Dritten Welt, die
ber beides verfügen oder danach streben, ist in den letz-
n Jahren nicht wirklich kleiner geworden. Deshalb
ird MEADS als Sicherheitsvorsorge für unsere eigenen
oldaten, aber auch die unserer Verbündeten gebraucht.
Vielleicht würde MEADS auch ohne deutsche und

alienische Beteiligung von den Amerikanern entwi-
kelt und beschafft. Aber über die erweiterten Fähigkei-
n zur Luftabwehr gegebenenfalls als Europäer auch
igenständig verfügen zu können, das entspricht heute
en Erfahrungen und dem Anspruch der gemeinsamen
uropäischen Sicherheitspolitik. Wer im Zweifel nicht
elbst handlungsfähig ist, wird den allein Handlungsfä-
igen mit guten Ratschlägen wenig beeindrucken. Des-
alb ist MEADS ein substanzieller deutscher Beitrag zu
rößerer europäischer Bewegungsfreiheit.
Es ist darüber hinaus das derzeit wichtigste und bei-

ahe einzige deutsch-amerikanische Rüstungsvorhaben.
erade deshalb wundert mich, dass die FDP nun den
usstieg fordert und in Kauf nimmt, unsere amerikani-
chen Partner vor den Kopf zu stoßen.
Vor knapp zwei Monaten ließ uns Ihr Fraktionsvorsit-

ender, Wolfgang Gerhardt, in einem Interview mit der
FAZ“-Sonntagszeitung noch wissen, die FDP müsse
ußenpolitisch die europäisch und „transatlantisch ver-
sslichste Partei“ sein.


(Dirk Niebel [FDP]: Das heißt aber nicht, dass man jeden Mist mitmachen muss!)


an beachte den Superlativ! Das scheint nun nicht mehr
u gelten.






(A) )



(B) )


Dr. Hans-Peter Bartels

Und wie verträgt sich die plötzlich so entschiedene

Ablehnung der Beteiligung Deutschlands am transatlan-
tischen MEADS-Projekt mit den „Zehn liberalen Leit-
sätzen zum transatlantischen Verhältnis“, beschlossen
auf dem letzten FDP-Bundesparteitag im Juni des ver-
gangenen Jahres? Dort ist in Leitsatz 5 zu lesen – ich
zitiere –:

Transatlantische Rüstungskooperation ist ein Ga-
rant für die Zukunft des Bündnisses.

Sehr richtig. Aber welche Projekte könnten gemeint
sein, wenn Sie bei MEADS gar nicht mehr dabei sein
wollen?

Was den heute abzustimmenden Antrag angeht, sei
Ihnen klar gesagt: Wir stehen zu unserem Votum in den
Ausschüssen und zu unseren Vereinbarungen mit den
Verbündeten. Sie werden für Ihren Antrag in diesem
Hause keine Mehrheit finden.

Schönen Dank.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517310800

Das Wort hat die Kollegin Ilse Aigner von der CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Ilse Aigner (CSU):
Rede ID: ID1517310900

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kollegin-

nen und Kollegen! Man kann zu Recht fragen, warum
wir heute noch einmal das Thema MEADS aufgreifen.
Die FDP hat ihren Antrag gestellt, obwohl in den Fach-
ausschüssen wie üblich die Abstimmungen erfolgt sind,
und zwar nach längeren Debatten.

Der eigentliche Grund ist natürlich nachvollziehbar:
Die FDP will den Finger in die Wunde der Grünen le-
gen,


(Beifall des Abg. Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU])


weil die Grünen in ihrer generellen Ausrichtung, was
Verteidigungspolitik betrifft, jetzt vollkommen anders
handeln, als sie wahrscheinlich handeln würden, wenn
sie in der Opposition sitzen würden.

Insofern kann ich das nachvollziehen und finde es
auch gerechtfertigt. Denn Sie haben sich dementspre-
chend mit der Entscheidung schwer getan und mit ein
paar Kompensationen versucht, das Ihrer Basis wenigs-
tens ansatzweise zu vermitteln. Eine von diesen Kom-
pensationen wurde schon vom Kollegen Koppelin ange-
sprochen, nämlich das Aufgeben von Pars-3-Long-
Range, also der Bewaffnung für den Tiger. Man kann zu
Recht darüber spekulieren, ob das wirklich eine Kom-
pensation ist oder nicht. Eine weitere ist, dass Sie noch
10 Millionen Euro für die Krisenprävention ausgehan-
delt haben.

E
d

z
w
k
h
i

s
b
h

L
N
S
E


v
B
n
li
P
m
o

g
V
s
e
s
g
z

h
b
g
H

ic
O
d
m
d

s
D
H
h
d

(C (D (Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Das sind Krisenpräventionsmittel für interne Krisen in der Koalition!)


s sind also keine Gelder eingespart worden und die Re-
uzierung des Minenbestandes wäre ohnehin erfolgt.
Die Frage ist, ob das, was Sie als Kompensation aus-

uhandeln versucht haben, sinnvoll war. Im Kern geht es
irklich nur darum, dass Sie Ihrer Basis nicht vermitteln
onnten, dass Sie gegenüber dem, was Sie früher gesagt
aben, letztendlich einen Schwenk gemacht haben. Das
st der Kern der Debatte, die wir heute führen.
Auch die FDP ist umgeschwenkt. Das wissen wir

chon. Es hat eine interfraktionelle Arbeitsgruppe gege-
en, die sich einmütig für dieses Projekt ausgesprochen
at.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hört! Hört!)


etztendlich ist die Frage, wieso wir heute, quasi im
achklapp noch einmal darüber sprechen müssen. Die
chlacht in der Öffentlichkeit war wirklich beachtlich.
s gab seitenlange Gutachten.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Kennst du den Bundeshaushalt?)


Ich kenne den Bundeshaushalt. Dazu sage ich selbst-
erständlich noch etwas. Es gibt auch einen Bericht des
undesrechnungshofes, den ich ebenso wie die Stellung-
ahmen der Bundesregierung dazu gelesen habe. Natür-
ch kann man abwägen. Es ist auch keine Frage, dass es
robleme im Haushalt gibt. Letztendlich bleibt aber im-
er die Abwägung, ob ein solches System notwendig ist
der nicht.
Der Kollege Bartels hat ausführlich ausgeführt – ich

laube, ich brauche das nicht zu wiederholen –, wo, im
ergleich zum bisherigen System Patriot, Quanten-
prünge zu sehen sind. Zu einer Gesamtablösung wird es
rst ab 2025 kommen. Die Einführung findet ab 2012
tatt. Es handelt sich also um einen langen Zeitraum. Ir-
endwann muss man aber anfangen. Die Entwicklungs-
eiträume sind nun einmal so, wie sie sind.
Der Zeitablauf hat auch mir – das sage ich als Haus-

älterin – nicht gefallen. Wenn mir seit September ein
ilateral zwischen den Partnernationen USA und Italien
ezeichneter Vertrag vorliegt, ich die Vorlagen dem
aushaltsausschuss aber erst 14 Tage vor der Beratung
in der knappest möglichen Frist – zuleite, dann finde
h das angesichts des Beschaffungsvolumens nicht in
rdnung. Diese Kritik an dem Ministerium möchte ich
och anbringen. Ich wünsche mir – das haben wir schon
ehrfach angesprochen –, dass die Vorlagen, die man
urcharbeiten soll und muss, zeitnah vorgelegt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Die Qualität des neuen Systems ist – das wurde

chon gesagt – die 360-Grad-Rundumeinsatzfähigkeit.
ie Einsatzfähigkeit liegt damit nicht mehr nur in der
auptzielrichtung. Für meine Begriffe ist das auch des-
alb sehr wichtig, weil sich die Bedrohungslage geän-
ert hat. Es gibt keine Hauptzielrichtung mehr, wo man






(A) )



(B) )


Ilse Aigner

das bisherige System hundertprozentig einsetzen konnte.
Das gilt insbesondere für die Auslandseinsätze, in die
immer mehr unserer Soldaten gehen. Nebenbei bemerkt:
Ich könnte mir vorstellen, dass das etwas anders aus-
schauen würde, wenn die Grünen in der Opposition wä-
ren. Dass diese Auslandseinsätze eine Belastung der
Bundeswehr darstellen, sei nur nebenbei bemerkt.

Der zweite wesentliche Punkt ist, dass das System
luftverladbar ist. Das ist ein wesentlicher Punkt, um den
Schutz der Soldaten im Auslandseinsatz gewährleisten
zu können.

Ergänzend erwähne ich die transatlantischen Bünd-
nisse und die Frage des Technologietransfers. Der Tech-
nologietransfer bedeutet auch für unsere Seite einen Pro-
fit. Wir können unsere Technologiefähigkeit dadurch
nicht nur behalten, sondern auch ausbauen.

Stichwort „Radartechnologie“. In Deutschland sind
wir auf diesem Gebiet sicherlich führend und sollten das
auch bleiben. Letztendlich geht es auch darum – das
sollte man nicht verschweigen –, Arbeitsplätze in diesem
Bereich in Deutschland zu erhalten. In diesem Zusam-
menhang sei es mir erlaubt, zu erwähnen, dass ich von
Gewerkschaftsvertretern, schwerpunktmäßig von Verdi,
Emails erhalten habe, in denen sie sich über dieses Pro-
jekt beschweren. Das halte ich für etwas seltsam.


(Dirk Niebel [FDP]: Haben die nicht einen grünen Vorsitzenden bei Verdi?)


Ich hoffe, dass die Betriebsratsmitglieder der entspre-
chenden Firma auch solche Emails bekommen, damit sie
wissen, wie ihre Kollegen in den genannten Bereichen
für sie werben oder eben nicht für sie werben.

Über die Zahlen kann man lange streiten. Für meine
Begriffe wird mit polemischen Zahlen um sich gewor-
fen: 10 Millionen Euro pro Arbeitsplatz – bezogen auf
welchen Zeitraum, pro Jahr, pro Monat, pro hundert
Jahre? Keine Ahnung. Das ist auf jeden Fall nicht sehr
solide berechnet. Ich meine, dass man in diesem Bereich
solide argumentieren sollte.

Natürlich stimme ich mit dem Kollegen Jürgen
Koppelin überein, dass die Gesamtlage des Haushaltes
kritisch ist. Da brauchen wir uns nichts vorzumachen.
Das hat die jetzige Bundesregierung zu verantworten.
Dass der Verteidigungsetat, belastet durch eine globale
Minderausgabe, eine fallende Tendenz hat, ist keine
Frage. Für uns wird es eine Verpflichtung sein, auf die
Einhaltung der Kosten zu schauen. Deshalb bin ich sehr
dafür, das Kostenmanagement genau zu kontrollieren.
Parteiübergreifend haben wir mit der Mehrheit des Hau-
ses im Haushaltsausschuss einen Antrag verabschiedet,
der auf eine Kontrolle des Kostenmanagements abzielt.
Im Haushaltsauschuss ist mit Vorgaben gearbeitet wor-
den. Das halte ich für richtig.

Wenn es in den nächsten Jahren zu einer Beschaffung
kommt, werden wir mit der Finanzierung Probleme ha-
ben, weil zeitgleich andere Großvorhaben anstehen. Das
brauchen wir nicht zu verschweigen. Darüber werden

w
r

B

B
d
S
k
d
n
s
u
l
D
e
a

a
e
e

i
d
a
e
w
w

s
t

e

r
g
d
L
z
d
s

(C (D ir uns unterhalten, wenn wir eine neue Bundesregieung haben. Herzlichen Dank. Das Wort hat der Kollege Winfried Nachtwei vom ündnis 90/Die Grünen. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die undeswehr hat von der Politik den Auftrag erhalten, ie internationale Krisenbewältigung im Rahmen des ystems der Vereinten Nationen heute und auch in Zuunft zu unterstützen. Wir haben heute Morgen der Buneswehr einen weiteren konkreten Auftrag gegeben, ämlich die Unterstützung der großen UN-Mission im üdlichen Sudan. Es ist selbstverständlich, dass die von ns entsandten Soldatinnen und Soldaten für die Erfülung dieses Auftrags angemessen ausgestattet werden. as schließt den bestmöglichen Schutz dieser Soldaten in. Dazu gehört in kritischeren Einsätzen sicherlich uch die Luftverteidigung. Das taktische Luftverteidigungssystem MEADS soll b 2015 das bisherige Luftverteidigungssystem „Patriot“ rgänzen und schließlich ersetzen. Es soll Schutz gegen in bestimmtes Spektrum von Luftbedrohung bieten. In der Rüstungsbeschaffungund -entwicklung ist n der Vergangenheit das so genannte Systemnachfolgeenken vorherrschend gewesen. Es reicht heutzutage ber ganz und gar nicht mehr aus, nur etwas Neues zu ntwickeln, wenn ein vorhandenes System immer älter ird. Man muss vielmehr vier Schlüsselfragen beantorten. Erstens. Ist ein solches Vorhaben angesichts der wahr cheinlicheren Bedrohungen und vorhandenen Fähigkeien militärisch notwendig? Herr Kollege Nachwei, darf ich Sie fragen, ob Sie ine Zwischenfrage des Kollegen Niebel zulassen? Ja, bitte schön. Bitte schön, Herr Niebel. Vielen Dank, Herr Kollege Nachtwei. – Sie haben ge ade die Einsätze der Bundeswehr in verschiedenen Reionen der Welt angesprochen und darauf hingewiesen, ass das Luftverteidigungssystem MEADS die bisherige uftverteidigung ab 2015 ablösen soll. Stimmen Sie mir u, dass bei keinem einzigen Auslandseinsatz der Buneswehr derzeit „Patriot“-Raketensysteme im Einsatz ind? Dirk Niebel (Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darauf kommt er jetzt gleich! Warten Sie mal ein bisschen!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517311000
Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517311100
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517311200
Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517311300
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517311400
Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1517311500




(A) )


(B) )



Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517311600

Ich habe gerade in meiner ersten Schlüsselfrage die

wahrscheinlicheren Bedrohungen angesprochen. Bei den
bisherigen Stabilisierungseinsätzen ist es in der Tat so,
dass solche Systeme nie im Einsatz waren. Wir brauch-
ten sie auch nicht. Als Antwort auf diese Schlüsselfrage
sage ich, dass wir der Auffassung sind, dass wir auch bei
künftigen Stabilisierungseinsätzen ein solches System
gegen eine solche Art von Bedrohungen am wenigsten
brauchen. Wir brauchen eher Systeme gegen die Bedro-
hung zum Beispiel durch Mörser.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zweitens. Ist ein solches Vorhaben angesichts der
technischen und finanziellen Risiken beherrschbar?

Drittens. Ist es vorrangig angesichts anderer schmerz-
hafter Finanzierungslücken im Investitions- und Perso-
nalhaushalt der Bundeswehr?

Viertens. Ist es berechtigt im Hinblick auf eine umfas-
sende und vorbeugende Sicherheitspolitik, die auf aus-
gewogene politisch-diplomatische, zivile, polizeiliche
und militärische Fähigkeiten angewiesen ist?

Hierzu äußerten wir seit geraumer Zeit – Sie haben es
alle gehört – deutliche Bedenken. In meiner Antwort auf
die Zwischenfrage habe ich zu erkennen gegeben, dass
sie nur in Teilbereichen, aber nicht in allen wesentlichen
Punkten ausgeräumt sind.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Aha!)

Diese Bedenken stießen auf viel Zuspruch. Bemer-

kenswerterweise gab es entsprechende Stimmen nicht
nur aus dem Bereich der unabhängigen Forschung, son-
dern auch von etlichen sehr einsatzerfahrenen hohen Of-
fizieren. Gleichzeitig mussten wir sehr nüchtern feststel-
len, dass wir uns mit unseren Argumenten nicht
durchsetzen konnten.

Wir konnten uns nicht beim Verteidigungsminister
durchsetzen, der sich in dieser Frage gegenüber der
NATO in einem Bereich schon etwas deutlicher festge-
legt hatte, in dem die Bundesrepublik traditionell beson-
dere Beiträge im Bündnis leistet. Diese Tatsache kann
man nicht beiseite wischen.

Wir konnten uns mit unseren Argumenten auch nicht
bei unserem größeren Koalitionspartner durchsetzen.
Diese Vorgänge passieren innerhalb von Koalitionen im-
mer wieder. Weil man aber in einer Koalition gemeinsam
agieren will und muss, haben wir in dieser Situation trotz
unserer Bedenken zugestimmt.

Es bleibt aber Folgendes:
Erstens. Die haushalterische Kontrolle wird in den

nächsten Jahren streng fortgesetzt.
Zweitens. Diese Entscheidung ist kein Präjudiz für

eine Beschaffung.

i
d
ö
b
e
z
d
t

e
u

I
s
v

W
t
t

O
e
s
i
g

r
n
w

r
D
P
z

E
a

(C (D Drittens. Es war eine nützliche Nebenwirkung – das st auch von Friedensforschern festgestellt worden –, ass wir seit langem wieder einmal eine umfassendere ffentliche Debatte über ein Rüstungsprojekt geführt haen, angesichts der wir merken: Wir brauchen wirklich ine umfassende sicherheitspolitische Debatte, weil viel u wenig Klarheit und Einigkeit darüber besteht, wofür ie Bundeswehr eingesetzt werden soll und was sie leisen kann und was nicht. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Die Grünen haben gekämpft. Wir waren dabei nicht
rfolgreich. Die FDP hatte im Verteidigungsausschuss
nd in der Öffentlichkeit viele Möglichkeiten zur Kritik.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Sie auch!)

ch habe es selbst erlebt. Sie schwieg nicht nur, sondern
ignalisierte – zumindest die Verteidigungspolitiker – bis
or kurzem Zustimmung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


enn Sie sich jetzt auf den letzten Metern groß als Rüs-
ungskritiker aufblasen, dann ist die Absicht durchsich-
ig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der FDP)


ffenkundig geht es Ihnen nicht um die Sache, sondern
inzig und allein um parteipolitischen Profit. Wir wis-
en: Das ist leider oft üblich. Aber bei Ihnen mischt sich
n diese Parteitaktik ein Gipfel an Heuchelei und Verlo-
enheit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der FDP)


Ich denke, auch bei der Union wächst die Erleichte-
ung darüber, dass der sicherheitspolitische Sprecher ei-
er solchen Fraktion nicht zum Wehrbeauftragten ge-
ählt wurde.
Ich danke Ihnen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dirk Niebel [FDP]: Und trotzdem hätten wir zusammen mit den Grünen eine Mehrheit! – Jürgen Koppelin [FDP]: Jetzt könnten wir ablehnen!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517311700

Das Wort hat die Kollegin Dr. Gesine Lötzsch.

Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1517311800

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Wir als PDS begrüßen die Initiative der FDP, die
ebatte um das Luftabwehrsystem MEADS hier in das
lenum des Bundestages und damit in die Öffentlichkeit
u bringen.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

benso wie die FDP lehnen wir die deutsche Beteiligung
n einem völlig überflüssigen Rüstungsprojekt ab. Der






(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch

Kalte Krieg ist schon seit 15 Jahren beendet. Bundes-
wehr, US-Armee und etliche in diesem Haus scheinen
das aber nicht wahrhaben zu wollen. Während bei sozial-
politischen Diskussionen ständig erklärt wird, dass die
Staatskasse leer sei, soll hier ein Projekt beschlossen
werden, dessen finanzielle Auswirkungen noch völlig
unübersehbar sind. Die Bundesrepublik Deutschland
würde sich über viele Jahre und weit über die Legislatur-
periode hinaus binden.

Hier bin ich bei einem Punkt, den ich der SPD beson-
ders übel nehme. In der Diskussion im Haushaltsaus-
schuss insistierte der Staatssekretär von der SPD, dass
hier nur etwas fortgesetzt werde, was schon die CDU/
CSU-FDP-Koalition begonnen habe. Haben Sie, meine
Damen und Herren von Rot-Grün, denn die Regierung
Kohl abgelöst, um deren Politik fortzusetzen?


(Zuruf von der CDU/CSU: Der Versuch ist gescheitert!)


Den Wählern haben Sie etwas anderes gesagt.
Gestern haben wir über neue Maßnahmen für die Ver-

kehrsinfrastruktur beraten. Ich habe Ihnen vorgerechnet,
dass Minister Stolpe mit 2 Milliarden Euro 60 000Arbeits-
plätze sichern will. Das sind pro Arbeitsplatz rund
30 000 Euro. Das ist ein gutes Verhältnis. Bei dem neuen
Luftabwehrsystem MEADS sollen mit 2,85 Milliarden
Euro lediglich 450 Arbeitsplätze gesichert werden. Das
heißt, für einen Arbeitsplatz werden rund 7 Millionen
Euro gebraucht. Auf Ihre Frage von vorhin, Frau Aigner,
möchte ich antworten: Das bezieht sich natürlich auf die
Gesamtdauer der Maßnahme.


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: Wie lange ist die?)

Das ist, wie ich finde, ein krasses Missverhältnis.

Außerdem sollen – das wissen Sie alle – die Verträge
nach amerikanischem Recht geschlossen werden. Die
US-amerikanischen Partner wollen sich nicht in die tech-
nologischen Karten schauen lassen. Auch technologie-
politisch wird Deutschland nicht davon profitieren.
Sollte es uns nicht zu denken geben, dass Frankreich
schon vor einiger Zeit aus diesem Projekt ausgestiegen
ist?

Abschließend noch ein Wort zu den Grünen: Sie ha-
ben im Ausschuss erklärt – Herr Nachtwei hat das hier
zwar mit anderen Worten, aber von der Sache her ge-
nauso dargestellt –, dass Sie dem Luftabwehrsystem
MEADS nicht aus fachpolitischen, sondern aus koali-
tionspolitischen Gründen zustimmen werden. Was ist
von Ihren friedenspolitischen Zielen, die Sie so gerne
vor sich hertragen, übrig geblieben?


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos] sowie bei der FDP – Jürgen Koppelin [FDP]: Frau Claudia Roth!)


Hätten Sie Ihre Seele zumindest an dieser Stelle nicht ein
bisschen teurer verkaufen sollen?

Wir als PDS im Bundestag stimmen dem Antrag der
FDP zu und hoffen, dass es noch gelingen wird, dieses
teure und verantwortungslose Projekt zu stoppen.

T
n
w
Z
I

C

H
b
l
d
t
b
s
s

u
b
u
V
E
a
s
n

u
h
g
d
I
r
s
f
n

m
a
F
w
c
U
e
S
k
g
s

f

(C (D Leider müssen die Schülerinnen und Schüler auf der ribüne jetzt gehen. Ich sage ihnen aber noch: Derjeige, der hier immer sehr heftig dazwischenruft und auseislich des Protokolls von heute seine Worte in einem wischenruf mit „Scheiße“ garniert hat, ist ein Lehrer. ch hoffe, Sie haben andere Lehrer! Vielen Dank. Das Wort hat der Kollege Jürgen Herrmann von der DU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Die Mitglieder der Arbeitsgruppe „Bodengeundene Luftverteidigung“ hatten im Vorfeld der paramentarischen Beratungen die Gelegenheit, sich mit en Szenarien der künftigen bodengebundenen Luftvereidigung zu beschäftigen. Diese interfraktionelle Areitsgruppe wurde auf Beschluss des Verteidigungsauschusses eingerichtet, um dem Parlament eine möglichst achgerechte Entscheidungsfindung zu erleichtern. Unbeeinflusst von allen äußeren Einflüssen haben wir ns mit dem gesamten Spektrum der Szenarien ausgieig beschäftigt. Das Ergebnis haben wir dokumentiert nd anhand eines Abschlussberichts allen Kollegen zur erfügung gestellt. Das Ergebnis war eine eindeutige mpfehlung für das System MEADS, die von Vertretern ller Parteien angenommen und unterstützt wurde. Dieen Umstand betone ich an dieser Stelle besonders, da er icht die Regel ist. Daher ist es für mich heute unverständlich, dass die ngerechtfertigte Kritik am Arbeitsergebnis nicht umgeend nach der Veröffentlichung des Abschlussberichts eübt wurde. Die Kritik kam erst Monate später auf, als ie entscheidende Abstimmungsphase näher rückte. nteressierte Kreise haben ohne die erforderliche Diffeenzierung und ohne Rücksicht auf jegliche wissenchaftliche Methodik eine Diskussion entfacht, die ofensichtlich das Projekt MEADS nur zum Vorwand ahm, um ganz andere politische Ziele zu verfolgen. Als Vertreter der Union waren wir immer darum beüht, eine sachliche Diskussion zu führen und in dieser ußenund sicherheitspolitisch besonders relevanten rage alle parteitaktischen Überlegungen hinter den notendigen Konsens über die Gestaltung der erforderlihen Außenund Sicherheitspolitik zurückzustellen. mso mehr verwundert es mich, dass wir heute erneut ine längst geführte Diskussion wiederholen. Der dieser tudie zugrunde liegende Sachverhalt – die Notwendigeit einer integrierten bodengebundenen Luftverteidiung im Rahmen eines europäischen und transatlantichen Gesamtkonzepts – ist weiterhin unverändert. Herr Kollege Herrmann, erlauben Sie eine Zwischen rage des Kollegen Koppelin? Bitte. Bitte schön, Herr Koppelin. Herr Kollege, sind Sie wirklich der Auffassung, dass man einem Rüstungsprojekt zustimmen kann, zu dem der Bundesfinanzminister und der Bundesverteidigungsminister bis heute nicht angeben können, welche Kosten bei seiner Umsetzung anfallen werden? Wenn Sie sich damit beschäftigt haben – davon gehe ich aus –, dann wissen Sie sicherlich, dass das Finanzministerium bzw. das Verteidigungsministerium die gesamten zu erwartenden Kosten einschließlich der Entwicklungskosten auf 4 Milliarden bzw. 3,8 Milliarden Euro beziffern. Andere Experten sprechen von 10 Milliarden bis 12 Milliarden Euro. Lassen Sie uns von 7 Milliarden Euro ausgehen; denn derzeit weiß es niemand genau. Können Sie davon ausgehen, dass das Vorhaben solide ist? Ich kann Ihre Zahlen nicht bestätigen. Sie wissen, dass die zu erwartenden Kosten heute noch nicht abschließend berechnet werden können. Die Angaben dazu differieren in der Tat erheblich. Entscheidend ist – die Kollegin Aigner hat es eben bereits angesprochen –, dass Controllingmechanismen eingebaut werden sollen, damit die vorgesehenen Ausgaben nicht überschritten werden. (Jürgen Koppelin [FDP]: Welche Summe wollen Sie nicht überschreiten?)


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517311900
Jürgen Herrmann (CDU):
Rede ID: ID1517312000
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517312100




(A) )


(B) )

Jürgen Herrmann (CDU):
Rede ID: ID1517312200
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517312300
Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1517312400
Jürgen Herrmann (CDU):
Rede ID: ID1517312500

– Das wird sich auch daran festmachen, wie viele Feuer-
einheiten wir zum Beispiel anschaffen. Zurzeit sind
– darauf werde ich gleich näher eingehen – zwölf Feuer-
einheiten geplant. Wenn wir von der alten Konstruktion
mit 24 Feuereinheiten wie bei „Patriot“ ausgehen, dann
kämen wir mit diesen Mitteln sicherlich nicht aus.

Auch unabhängige Wissenschaftler wie Professor
Karl Kaiser haben die Bedeutung des Systems MEADS
für die transatlantischen Beziehungen und die Rolle der
Bundesrepublik Deutschland in der NATO in vielfälti-
gen Stellungnahmen befürwortet und herausgestellt. Der
Schutz unserer Bevölkerung und unserer Soldaten bei
Auslandseinsätzen wird mit dem System MEADS erheb-
lich gesteigert.

Ich erspare mir an dieser Stelle die ausführliche Er-
läuterung der systemimmanenten Vorteile wie den
360-Grad-Schutz, die Luftverlastbarkeit oder die Plug-
and-Fight-Fähigkeit, da dies ausreichend diskutiert und
auch eben vom Kollegen Bartels ausführlich erläutert
wurde.

Sicherheit ist im privaten wie im staatlichen Bereich
nicht umsonst zu haben. Daher unterstützt die CDU/
CSU-Fraktion die notwendigen Ausgaben zum Schutz
der Bevölkerung und unserer Soldaten im Einsatz. Nicht
zuletzt ist eine strategisch und bündnisorientiert ange-

l
f

D
d
g
B
q

Z
G
l
s
k
D
c
d
H

s
l
D
t
t
s
A

t
e
A
e
d
u
s
M
S
s
h
D
n
d
t
l
w

L
z
d
H
E
t
t
d
s
e
(C

(D

egte Sicherheitspolitik eine notwendige Voraussetzung
ür erfolgreiche humanitäre Einsätze.


(Beifall der Abg. Ilse Aigner [CDU/CSU])

ie CDU/CSU-Fraktion unterstützt daher konsequent
ie notwendigen sicherheitspolitischen Rahmenbedin-
ungen für die konkreten Hilfsmaßnahmen in den
rennpunkten der Welt und ist auch bereit, die Konse-
uenzen, die sich aus dem Projekt ergeben, mitzutragen.
Ich komme auf die Zahlen zurück, die ich schon im

wiegespräch mit Herrn Koppelin genannt habe. Das
esamtvolumen der Entwicklung beträgt circa 3,4 Mil-
iarden Dollar. Der deutsche Industrieanteil hieran ent-
pricht nach heutigem Stand 850 Millionen Euro. Hinzu
äme der deutsche Anteil an der Produktion. Für die von
eutschland anvisierten zwölf Feuereinheiten entsprä-
he dies nach heutigem Stand und den Berechnungen
es Bundesverteidigungsministeriums einem Betrag in
öhe von etwas über 2,8 Milliarden Euro.
Neben der sicherheits- und außenpolitischen Dimen-

ion wird das Projekt MEADS allein in der Entwick-
ungsphase mehrere Hundert Hightecharbeitsplätze in
eutschland mittel- und langfristig sichern. Kernkompe-
enzen in den Bereichen „Systemtechnik“ und „Radar-
echnologie“ bleiben in Deutschland erhalten. In der an-
chließenden Produktionsphase werden noch mehr
rbeitsplätze geschaffen und auch langfristig gesichert.
Mit MEADS wird eine neue Qualität der transatlan-

ischen Zusammenarbeit auf gleichberechtigter Basis
rreicht. Das Thema Technologietransfer wurde – Frau
igner hat das schon angesprochen – durch das BMVg
rfolgreich gestaltet. Dies hilft der deutschen Industrie,
en technologischen Anschluss an die USA zu halten
nd die zukünftige Generation von Luftverteidigungs-
ystemen mitzugestalten. Eine weitere Verzögerung der
EADS-Entscheidung oder gar ein Verzicht auf dieses
ystem hätte fatale Signalwirkung für die transatlanti-
chen Wirtschaftsbeziehungen und das politische Ver-
ältnis zwischen Deutschland und Amerika insgesamt.
er Schutz unserer Bevölkerung und der Soldaten darf
icht – wie in den zurückliegenden Wochen geschehen –
urch wahlkampftaktische Fragen, die Frage nach Lis-
enplätzen für die nahende Bundestagswahl oder persön-
iche Empfindlichkeiten einzelner aufs Spiel gesetzt
erden.
Aufgrund der in der Arbeitsgruppe „bodengebundene

uftverteidigung“ parteiübergreifend und einstimmig er-
ielten Ergebnisse und der Informationen aus dem Bun-
esverteidigungsministerium fordere ich Sie auf, die im
aushalts- und im Verteidigungsausschuss getroffene
ntscheidung zu unterstützen. Vielleicht ist es symbol-
rächtig, dass wir am heutigen Tag dieses Thema als letz-
en Tagesordnungspunkt aufgegriffen haben. Ich hoffe,
ass wir gleich die Akte MEADS im positiven Sinne
chließen, damit wir endlich in die Entwicklungsphase
insteigen können.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)







(A) (C)



(B) (D)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517312600

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der

Fraktion der FDP auf Drucksache 15/5336 mit dem Titel
„Keine deutsche Beteiligung an MEADS“. Wer stimmt
für diesen Antrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält
sich? – Der Antrag ist mit den Stimmen der Koalitions-
fraktionen und der Fraktion der CDU/CSU gegen die

Stimmen der FDP und der beiden fraktionslosen Abge-
ordneten abgelehnt.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf Mittwoch, den 11. Mai 2005, 13 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.