Protokoll:
16023

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 23

  • date_rangeDatum: 10. März 2006

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 14:49 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/23 Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Struck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bodo Ramelow (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Ramsauer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Andreas Pinkwart, Minister (Nordrhein-Westfalen) . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Rudolf Körper (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Inge Höger-Neuling (DIE LINKE) . . . . . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Norbert Röttgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 15: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stärkung der Rückgewinnungshilfe und der Vermögensabschöpfung bei Straftaten (Drucksache 16/700) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . Jörg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Siegfried Kauder (Villingen-Schwenningen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sevim Dagdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Peter Danckert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 16: 1754 A 1756 A 1758 B 1761 B 1763 D 1765 C 1766 C 1768 C 1769 D 1771 A 1787 B 1787 C 1788 B 1789 A 1790 C 1791 A Deutscher B Stenografisch 23. Sitz Berlin, Freitag, den I n h a l Tagesordnungspunkt 14: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Art. 22, 23, 33, 52, 72, 73, 74, 74 a, 75, 84, 85, 87 c, 91 a, 91 b, 93, 98, 104 a, 104 b, 105, 107, 109, 125 a, 125 b, 125 c, 143 c) (Drucksache 16/813) . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Föderalismusreform- Begleitgesetzes (Drucksache 16/814) . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Ernst Burgbacher (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . D M A D V D D D A 1749 A 1749 A 1749 D 1752 D Dr. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . . . Klaus Uwe Benneter (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 1773 A 1774 C undestag er Bericht ung 10. März 2006 t : r. Reinhard Loske (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Uwe Benneter (SPD) . . . . . . . . . . . . ichael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . xel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . r. Hans-Peter Friedrich (Hof) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olker Kröning (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Friedbert Pflüger (CDU/CSU) . . . . . . . . . r. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . r. Friedbert Pflüger (CDU/CSU) . . . . . . . . . ntje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 1776 B 1777 B 1778 A 1779 C 1781 B 1782 B 1784 A 1785 B 1785 C 1786 A Erste Beratung des von den Abgeordneten Hans-Joachim Otto (Frankfurt), Christoph II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 23. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. März 2006 Waitz, Dr. Claudia Winterstein, weiteren Ab- geordneten und der Fraktion der FDP einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ände- rung des Grundgesetzes (Staatsziel Kultur) (Drucksache 16/387) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rüstungskontrolle und Nichtweiterverbrei- tung heranführen (Drucksache 16/834) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg 1791 D 1800 A 1800 B Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP) . . . . . . Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gitta Connemann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE) . . . . . . Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Kai Boris Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothee Bär (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Monika Griefahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 17: Antrag der Abgeordneten Dr. Norman Paech, Alexander Ulrich, Paul Schäfer (Köln), weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Abzug der Atomwaffen aus Deutschland (Drucksache 16/448) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 10: Antrag der Abgeordneten Winfried Nachtwei, Jürgen Trittin, Marieluise Beck (Bremen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Abrüs- tung der taktischen Atomwaffen vorantrei- ben – US-Atomwaffen aus Deutschland und Europa vollständig abziehen (Drucksache 16/819) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 11: Antrag der Abgeordneten Jürgen Trittin, Winfried Nachtwei, Volker Beck (Köln), wei- terer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Nukle- aren Dammbruch verhindern – Indien an das Regime zur nuklearen Abrüstung, E D J T A J o S F ( K C U R D N A L A Z E R s p J A A 1792 A 1792 C 1793 C 1794 D 1795 C 1796 B 1797 B 1798 A 1798 C 1799 D 1799 D (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . ürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 18: ntrag der Abgeordneten Krista Sager, Hans- osef Fell, Kai Boris Gehring, weiterer Abge- rdneter und der Fraktion des BÜNDNIS- ES 90/DIE GRÜNEN: Zukunftsfähige orschung in Europa stärken Drucksache 16/710) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arsten Müller (Braunschweig) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . we Barth (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ené Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 u Protokoll gegebene Rede zur Beratung des ntwurfs eines Gesetzes zur Stärkung der ückgewinnungshilfe und der Vermögensab- chöpfung bei Straftaten (Tagesordnungs- unkt 15) erzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 3 mtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1801 A 1803 A 1804 B 1806 A 1807 A 1807 A 1808 A 1810 A 1811 B 1812 B 1813 C 1814 D 1815 A 1816 A 1816 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 23. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. März 2006 1749 (A) ) (B) ) 23. Sitz Berlin, Freitag, den Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 23. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. März 2006 1815 (A) ) (B) ) sammlung des EuroparatesKrichbaum, Gunther CDU/CSU 10.03.2006 * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- Koschyk, Hartmut CDU/CSU 10.03.2006 Kramer, Rolf SPD 10.03.2006 Heidemarie Anlage 1 Liste der entschuldigt Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andreae, Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.03.2006 Albach, Peter CDU/CSU 10.03.2006 Amann, Gregor SPD 10.03.2006 Andres, Gerd SPD 10.03.2006 Bätzing, Sabine SPD 10.03.2006 Binninger, Clemens CDU/CSU 10.03.2006 Bismarck, Carl Eduard von CDU/CSU 10.03.2006 Dr. Botz, Gerhard SPD 10.03.2006 Dr. Dückert, Thea BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.03.2006 Evers-Meyer, Karin SPD 10.03.2006 Fograscher, Gabriele SPD 10.03.2006 Freitag, Dagmar SPD 10.03.2006 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 10.03.2006 Dr. Geisen, Edmund FDP 10.03.2006 Gleicke, Iris SPD 10.03.2006 Granold, Ute CDU/CSU 10.03.2006 Heinen, Ursula CDU/CSU 10.03.2006 Hilsberg, Stephan SPD 10.03.2006 Homburger, Birgit FDP 10.03.2006 Jung (Konstanz), Andreas CDU/CSU 10.03.2006 Kortmann, Karin SPD 10.03.2006 K L L L L M M M P R R R D S S S S S U W A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten unert, Katrin DIE LINKE 10.03.2006 ange (Backnang), Christian SPD 10.03.2006 aurischk, Sibylle FDP 10.03.2006 eutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 10.03.2006 ips, Patricia CDU/CSU 10.03.2006 ogg, Ursula SPD 10.03.2006 üller (Köln), Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.03.2006 üller-Sönksen, Burkhardt FDP 10.03.2006* flug, Johannes SPD 10.03.2006 achel, Thomas CDU/CSU 10.03.2006 omer, Franz CDU/CSU 10.03.2006 oth (Esslingen), Karin SPD 10.03.2006 r. Schwall-Düren, Angelica SPD 10.03.2006 chwarzelühr-Sutter, Rita SPD 10.03.2006 eehofer, Horst CDU/CSU 10.03.2006 inghammer, Johannes CDU/CSU 10.03.2006 teppuhn, Andreas SPD 10.03.2006 tünker, Joachim SPD 10.03.2006 lrich, Alexander DIE LINKE 10.03.2006 ieczorek-Zeul, SPD 10.03.2006 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 1816 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 23. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. März 2006 (A) ) (B) ) Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Stärkung der Rückgewinnungshilfe und der Vermögensabschöpfung bei Straftaten (Tages- ordnungspunkt 15) Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Der heute zu beratende Gesetzentwurf ist zu begrüßen. Mit ihm soll zweierlei erreicht werden: Erstens. Finanziell geschädigte Opfer von Straftaten sollen besser gestellt werden bei der Geltendmachung ihrer Ersatzansprüche. Zweitens. Das durch eine Straftat erlangte Vermögen fällt dem Staat zu, wenn das Opfer eines verurteilten Straftäters seine Ansprüche nicht innerhalb einer Drei- Jahres-Frist verfolgt hat. Dahinter steht die Idee, dass Straftaten sich nicht lohnen dürfen: „Crime does not pay!“ Der Gesetzentwurf regelt also im Wesentlichen die Frage, wie mit kriminellen Gewinnen umgegangen wird und wem sie unter welchen Umständen zustehen. Schon nach dem geltenden Recht der strafrechtlichen Vermögensabschöpfung ist es möglich, den aus einer Straftat erlangten wirtschaftlichen Vorteil – zum Beispiel den aus einem Betrug erlangten Gewinn – beim Beschul- digten sicherzustellen. Der vorliegende Entwurf dient der Verbesserung der bestehenden und in der Praxis oft verwendeten Instrumentarien. Denn bisher konnte nicht ausgeschlossen werden, dass kriminelle Gewinne an die beschuldigte oder gar schon verurteilte Person wieder herausgegeben werden mussten. Zurzeit kann der Staat keinen Zugriff auf das Vermö- gen nehmen, solange den Geschädigten der Straftat Er- satzansprüche zustehen. Sind die Opfer der Straftat je- doch unbekannt oder verfolgen sie ihre Ansprüche gar nicht, sperren sie doch eine Vermögensabschöpfung durch den Staat. Ihr vermeintlicher Schutz wird zum Vorteil für Kriminelle. Das nur vorläufig sichergestellte Vermögen muss dem Täter spätestens drei Monate nach der Verurteilung zurückgegeben werden, obwohl rechts- kräftig feststeht, dass es sich um kriminell erlangtes Ver- mögen handelt. Was soll sich durch den Gesetzentwurf verändern? Der aus einer Straftat resultierende wirtschaftliche Ge- winn darf jetzt länger sichergestellt werden: Zunächst kann das Vermögen wie nach geltendem Recht für sechs Monate sichergestellt werden. Dieser Zeitraum soll künftig nicht mehr um drei, sondern – bei Vorliegen be- stimmter Tatsachen, die den Tatverdacht begründen – um sechs Monate verlängert werden können. Und nur wenn dringende Gründe vorliegen, darf die Maßnahme länger als zwölf Monate aufrechterhalten werden. Die Geschädigten haben zur Geltendmachung ihrer Ansprüche und zum Betreiben der Zwangsvollstreckung in das sichergestellte Vermögen drei Jahre Zeit. Diese Frist beginnt ab dem Zeitpunkt der Verurteilung des Tä- ters im Strafverfahren zu laufen. i a l d v D d g s g r e i d R z R t S A g G n m V P t (C (D Damit die Opfer einer Straftat aber auch tatsächlich hre Ansprüche geltend machen können, soll die Staats- nwaltschaft im elektronischen Bundesanzeiger mittei- en, dass Sicherungsmaßnahmen gegen das Vermögen es Beschuldigten ergangen sind. Wenn Geschädigte die Drei-Jahres-Frist ungenutzt erstreichen lassen, fällt das Vermögen nun an den Staat. ieser so genannte Auffangrechtserwerb des Staates ist as Herzstück des Gesetzentwurfs und schließt die im eltenden Recht bestehende Lücke. Die Ergänzung der Vorschriften über die Zwangsvoll- treckung des Verletzten in die vorläufig gesicherten Ge- enstände und die Ausdehnung der Frist für die Auf- echterhaltung der vorläufigen Sicherungsmaßnahmen rleichtern den Opfern von Straftaten die Durchsetzung hrer Ansprüche. Die genannten Änderungen tragen den Bedürfnissen er Praxis und den Bedürfnissen der Verbrechensopfer echnung. Vereinzelt vorgebrachte Einwände gegen ein- elne Bestimmungen des Gesetzes werden wir im echtsausschuss prüfen und gegebenenfalls berücksich- igen. Ich bin zuversichtlich, dass dieses Gesetz zum chluss von allen Fraktionen mitgetragen werden wird. nlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Vorsitzende des folgenden Ausschusses hat mit- eteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der eschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den achstehenden Vorlagen absieht: Finanzausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Unterrichtung durch die Bundesregierung über die ak- tualisierten Stabilitäts- und Konvergenzprogramme 2004 der EU-Mitgliedstaaten – Drucksachen 15/5600, 16/480 Nr. 1.8 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Auswirkungen des Alkopopsteuergesetzes auf den Alkoholkonsum von Jugendlichen unter 18 Jahren sowie die Marktentwick- lung von Alkopops und vergleichbaren Getränken – Drucksachen 15/5929, 16/480 Nr. 1.14 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung zu der Unterrichtung über die aktualisierten Stabilitäts- und Konvergenzprogramme 2004 der EU-Mitgliedstaa- ten – Drucksache 15/5600 – Nachtrag und Aktualisierung – Drucksachen 15/5961, 16/612 Nr. 1.1 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- orlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische arlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- ung abgesehen hat. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 23. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. März 2006 1817 (A) (C) (B) ) Innenausschuss Drucksache 16/150 Nr. 1.26 Drucksache 16/150 Nr. 1.27 Drucksache 16/150 Nr. 1.28 Drucksache 16/150 Nr. 1.29 Drucksache 16/150 Nr. 1.31 Drucksache 16/150 Nr. 1.35 Drucksache 16/150 Nr. 1.49 Drucksache 16/150 Nr. 2.10 Drucksache 16/150 Nr. 2.21 Drucksache 16/150 Nr. 2.22 Drucksache 16/150 Nr. 2.23 Drucksache 16/150 Nr. 2.30 Drucksache 16/150 Nr. 2.75 Drucksache 16/150 Nr. 2.79 Drucksache 16/150 Nr. 2.92 Drucksache 16/150 Nr. 2.149 Drucksache 16/150 Nr. 2.154 Drucksache 16/150 Nr. 2.45 Drucksache 16/150 Nr. 2.46 Drucksache 16/150 Nr. 2.50 Drucksache 16/150 Nr. 2.51 Drucksache 16/150 Nr. 2.58 Drucksache 16/150 Nr. 2.59 Drucksache 16/150 Nr. 2.61 Drucksache 16/150 Nr. 2.66 Drucksache 16/150 Nr. 2.70 Drucksache 16/150 Nr. 2.76 Drucksache 16/150 Nr. 2.82 Drucksache 16/150 Nr. 2.117 Drucksache 16/150 Nr. 2.183 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 16/150 Nr. 2.171 Drucksache 16/150 Nr. 2.167 Drucksache 16/150 Nr. 2.235 Drucksache 16/288 Nr. 1.2 Drucksache 16/288 Nr. 2.22 Drucksache 16/288 Nr. 2.38 Rechtsausschuss Drucksache 16/150 Nr. 2.203 Drucksache 16/629 Nr. 2.9 Drucksache 16/629 Nr. 2.10 Finanzausschuss Drucksache 16/419 Nr. 1.5 Drucksache 16/419 Nr. 2.33 Drucksache 16/419 Nr. 2.36 Drucksache 16/419 Nr. 2.39 Drucksache 16/419 Nr. 2.53 Drucksache 16/419 Nr. 2.63 Drucksache 16/419 Nr. 2.66 Drucksache 16/481 Nr. 1.10 Haushaltsausschuss Drucksache 16/150 Nr. 2.17 Drucksache 16/150 Nr. 2.54 Drucksache 16/150 Nr. 2.155 Drucksache 16/150 Nr. 2.173 Drucksache 16/150 Nr. 2.221 Drucksache 16/419 Nr. 2.54 Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 16/150 Nr. 1.4 Drucksache 16/150 Nr. 1.19 Drucksache 16/150 Nr. 2.14 Drucksache 16/150 Nr. 2.16 Drucksache 16/150 Nr. 2.36 (D Drucksache 16/150 Nr. 2.231 Drucksache 16/150 Nr. 2.262 Drucksache 16/288 Nr. 2.9 Drucksache 16/419 Nr. 2.5 Drucksache 16/419 Nr. 2.31 Drucksache 16/419 Nr. 2.47 Drucksache 16/419 Nr. 2.49 Drucksache 16/481 Nr. 1.7 Ausschuss für Arbeit und Soziales Drucksache 16/150 Nr. 1.5 Drucksache 16/150 Nr. 2.26 Drucksache 16/150 Nr. 2.111 Drucksache 16/150 Nr. 2.250 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 16/419 Nr. 2.11 Drucksache 16/419 Nr. 2.12 Drucksache 16/419 Nr. 2.38 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 16/150 Nr. 2.102 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 16/150 Nr. 2.93 Drucksache 16/150 Nr. 2.95 Drucksache 16/150 Nr. 2.180 Ausschuss für Kultur und Medien Drucksache 16/150 Nr. 2.224 23. Sitzung Berlin, Freitag, den 10. März 2006 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1602300000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 14 a und 14 b auf:

a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/
CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes

(Art. 22, 23, 33, 52, 72, 73, 74, 74 a, 75, 84, 85, 87 c, 91 a, 91 b, 93, 98, 104 a, 104 b, 105, 107, 109, 125 a, 125 b, 125 c, 143 c)


– Drucksache 16/813 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und
Geschäftsordnung
Auswärtiger Ausschuss
Innenausschuss
Sportausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

d
n

K

H
B
d

Redet
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Ausschuss für Kultur und Medien
Haushaltsausschuss

b) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/
CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines
Föderalismusreform-Begleitgesetzes

– Drucksache 16/814 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und
Geschäftsordnung
Auswärtiger Ausschuss
Innenausschuss
Sportausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie

(C (D ung 10. März 2006 0 Uhr Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ausschuss für Arbeit und Soziales Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Gesundheit Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für Tourismus Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Ausschuss für Kultur und Medien Haushaltsausschuss Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für ie Aussprache drei Stunden vorgesehen. – Ich höre keien Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem ollegen Volker Kauder, CDU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Heute beginnen wir mit der parlamentarischen eratung des größten deutschen Reformvorhabens in en letzten Jahren. (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: ext Oh, oh!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Volker Kauder (CDU):
Rede ID: ID1602300100

– Ich gehe davon aus, dass sich die Grünen noch daran
erinnern, dass sie an den Beratungen zu diesem Reform-
werk mit beteiligt waren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: An den richtigen Stellen!)


Wir beginnen mit den Beratungen dieses Reform-
werks gleichzeitig in Bundestag und Bundesrat. Denn
Bund und Länder haben dieses Reformwerk gemeinsam
erarbeitet und auf den Weg gebracht. In der Vergangen-
heit gab es viele Anläufe zu dieser notwendigen Reform.

alle gescheitert.

egen wir ein Ergebnis vor, ein Ergebnis,
Ordnung unseres Landes zukunftsfähig
Sie sind bisher

Heute aber l
das die föderale






(A) )



(B) )


Volker Kauder
macht. Unser Land braucht diese Reform. Wir werden
den globalen Wettbewerb nicht bestehen, wenn wir uns
weiterhin langwierige und komplizierte Gesetzgebungs-
verfahren leisten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das Hin und Her zwischen Bundestag und Bundesrat hat
uns in der Vergangenheit oft genug blockiert. Es hat uns
langsamer und schwerfälliger gemacht.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Mit der Föderalismusreform befreien wir uns von die-
ser Selbstblockade. Wir gewinnen an gesetzgeberischer
Handlungsfähigkeit; wir gewinnen an Gestaltungskraft.
Dies brauchen wir in dieser Zeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Nur mit dieser Reform können wir das Veränderungs-
tempo der Globalisierung mitgehen. Nur mit dieser Re-
form werden wir von Getriebenen zu Antreibern.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Bei vielen Entscheidungen, die zwischen Bundestag
und Bundesrat mühsam ausgehandelt wurden – ich weiß,
wovon ich rede; denn ich war drei Jahre Mitglied des
Vermittlungsausschusses –, war nachher oft nicht mehr
klar, wer wofür die Verantwortung trägt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir selbst im Deutschen Bundestag haben uns oft darü-
ber gewundert, wie ein Gesetz ausgesehen hat, das wir
im Bundestag verabschiedet haben, nachdem es aus dem
Vermittlungsausschuss erneut in den Bundestag ge-
kommen ist. Das wird so nicht mehr stattfinden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Föderalismusreform schafft wieder mehr Klar-
heit. Sie weist Kompetenzen eindeutig zu und macht
deutlich, wo die Länder und wo der Bund Verantwortung
tragen. Deshalb stärkt eine Reform des föderalen Sys-
tems, wie sie heute vorgelegt wird, unsere Demokratie.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Natürlich nehmen damit die Gesetzgebungskompe-
tenzen der Länder zu. Aber ganz entgegen manchen Be-
fürchtungen, die geäußert werden, schwächen wir damit
nicht den Bund; wir stärken ihn vielmehr. Viele Ent-
scheidungen können wir nun hier im Deutschen Bundes-
tag endgültig ohne Zustimmung der Länder treffen. Das,
was in der Öffentlichkeit und in manchen Kommentaren
in den Medien immer wieder als Kuhhandel bezeichnet
wird, wird zukünftig nicht mehr stattfinden. Durch die
Föderalismusreform entflechten wir unser politisches
System und davon profitieren beide: Bund und Länder.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Wir als Union haben uns schon immer für das Prinzip er Subsidiarität stark gemacht. Das ist keine abstrakte heorie, sondern ein Grundsatz, der besagt, dass Entcheidungen auf der Ebene gefällt werden sollen, auf der ie Sachverhalte am besten beurteilt werden können. as, was Länder oder Kommunen besser regeln können, oll auch von den Ländern und Kommunen geregelt weren. In der Praxis sind wir diesem Grundsatz nicht mehr usreichend gerecht geworden. Mit der Föderalismusreorm stärken wir den Gedanken der Subsidiarität. Entscheidend ist, sich vom rein theoretischen Ansatz u verabschieden. Mit der Föderalismusreform und der msetzung des Subsidiaritätsprinzips bringen wir die olitik wieder näher an die Menschen heran. Entscheiungen werden zukünftig dort gefällt, wo die Menschen itreden können. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Von der Föderalismusreform, die wir heute einleiten,
eht eine Botschaft an Europa, an Brüssel aus. Auch dort
uss das Prinzip der Subsidiarität wieder stärker beach-

et werden. In Brüssel soll nur das geregelt werden, was
ir in den Nationalstaaten nicht selber regeln können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Mit der Föderalismusreform fördern wir den Wett-
ewerb zwischen den Ländern und das ist gut so. Nur
ür die Zaghaften und Mutlosen ist Wettbewerb etwas
egatives. Nur diejenigen, die sich nichts zutrauen, ver-

uchen, den Wettbewerb zu verhindern. Wir trauen uns
ber etwas zu, liebe Kolleginnen und Kollegen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wettbewerb zwischen den Ländern heißt: Künftig
etzt der Beste den Maßstab. Nur so kommt unser Land
oran. Wir dürfen unser Heil nicht im Mittelmaß suchen.
nser Land braucht Exzellenz. Wettbewerb ist ein Ent-
eckungsverfahren für Exzellenz. Eine Stärkung des
ettbewerbs zwischen den Ländern wird mehr zum
ürokratieabbau und zur Vereinfachung von Verwal-

ungsverfahren beitragen als jede theoretische Ankündi-
ung zu diesem Thema.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Beifall bei der FDP)


PISA ist kein Schock, sondern ein Weckruf, es den er-
olgreichen Ländern gleich zu tun, und zwar im Wettbe-
erb der Länder innerhalb Deutschlands, aber auch in
uropa. Im Korsett des einheitlichen Mittelmaßes hätte
ich kein Land erfolgreich profilieren können.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Für die Freiheit, in bestimmten Fragen eigene Wege
u gehen und eigene Lösungen zu entwickeln, sind die
änder bereit, auf Einfluss im Bund zu verzichten. Die
eform macht daher etwas wahr, was viele nicht mehr

ür möglich gehalten haben. „Deutschland lässt sich
och reformieren“, titelte die „Neue Zürcher Zeitung“
or einigen Tagen zur Föderalismusreform. Manchmal
üssen wir uns vom Ausland daran erinnern lassen, dass






(A) )



(B) )


Volker Kauder
wir nur mit Zuversicht, nicht aber mit Bedenken weiter-
kommen. Für uns sollte zu Beginn der Debatte im Deut-
schen Bundestag und in seinen Ausschüssen das Wort
von Tucholsky nicht gelten, der einmal gesagt hat: Wenn
der Deutsche nichts mehr hat, Bedenken hat er immer
noch.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Meinen Sie Herrn Platzeck?)


– Ich glaube, Herr Kollege Westerwelle, dass diesen
Hinweis jeder verstanden hat, der ihn verstehen soll.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Tatsächlich sind wir mit der Reformgesetzgebung ei-
ner großen Herausforderung gerecht geworden. Denn es
ging nicht darum, eine Position des Bundes zu formulie-
ren; es ging vielmehr darum, gemeinsam mit den Län-
dern eine von beiden Seiten getragene Lösung zu finden.
Auch die Länder waren sich nicht von vornherein in je-
der Frage einig.

Natürlich handelt es sich bei dem, was wir heute vor-
legen, um einen Kompromiss. Was ich immer wieder
höre und lese, nämlich dass der Bund einseitig seine
Vorstellungen hätte durchsetzen können, zeugt nicht von
Realismus. Wenn wir zwischen Bundestag und Bundes-
rat eine gemeinsame Lösung erarbeiten wollen, sollen
und in diesem Fall auch müssen, dann wird sich nicht ei-
ner auf Kosten des anderen zu 100 Prozent durchsetzen
können. Das hat mit Realität nichts zu tun.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Bei jeder einzelnen Frage haben wir deshalb das Für
und Wider abgewogen. Wir sind zu Ergebnissen gekom-
men, die sich sehen lassen können und von Bund und
Ländern gemeinsam getragen werden.

Lassen Sie mich ein paar Hinweise zu dem geben,
was die Föderalismusreform ausmacht. Wir reduzieren
die Vetorechte der Länder. Gleichzeitig stärken wir
ihre Gesetzgebungskompetenz. Den Kommunen dürfen
in Bundesgesetzen künftig keine Aufgaben mehr über-
tragen werden. Damit stärken wir das Prinzip der Kon-
nexität; ganz einfach gesagt: Wer bestellt, bezahlt in Zu-
kunft auch.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Organisations- und die Personalhoheit der Länder
werden gestärkt. Ich halte es für einen ganz zentralen
Punkt, dass der Bund eine neue Gesetzgebungskompe-
tenz zur Abwehr von Gefahren des internationalen Ter-
rorismus erhält.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ein Blick in das Gesetz erleichtert die Rechtsfindung
und auch die Tatsachenerkenntnis. Deswegen möchte
ich hier sagen: Wer in die Gesetze hineinschaut, wird er-
kennen, dass das, was wir uns vorgenommen haben,
möglich wird. Durch die Föderalismusreform wird näm-

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(C (D ich ein Umweltgesetzbuch des Bundes möglich. Das erden wir schaffen. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ha, ha!)


Frau Künast,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Guten Morgen!)


ie Wortkaskade „Ha, ha!“ habe ich wohl vernommen.
ber soweit ich mich erinnern kann, ist dieses Umwelt-
esetzbuch in Ihrer Regierungszeit nicht in Kraft getre-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und wer hat es im Bundesrat abgelehnt?)


Frau Künast, Sie sollten einmal zuhören, manchmal
ann man etwas lernen.

Ein besonderer Stellenwert kommt dem Bereich der
ildung zu.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh!)


m Bereich Bildung und Hochschulen können die Län-
er ihre schon bestehenden Kompetenzen – manchmal
ekommt man den Eindruck, als ob die Verantwortung
ür die Bildungspolitik bisher ausschließlich beim Bund
elegen hätte und jetzt auf einmal auf die Länder über-
ragen werden soll; wir waren noch nie für die Grund-
chulen in Deutschland zuständig – abrunden.

Dass wir hier zu klaren Entscheidungen kommen, ist
wingend notwendig. In keinem Land in Europa gibt es
o viel staatliche Einflussnahme auf das Bildungssystem
ie in Deutschland. Daran krankt unser System.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ha, ha!)


ir können uns einen lähmenden Streit zwischen Bund
nd Ländern in diesen Fragen nicht länger leisten. Sie
issen aus Ihrer Regierungszeit: Immer wieder mussten
ir Streit vor dem Bundesverfassungsgericht klären. Das
ollen wir in Zukunft nicht mehr.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Jetzt geht es um mehr Wettbewerb und weniger Zen-
ralismus. Die Föderalismusreform muss Wettbewerb

öglich machen und dazu führen, dass unsere Universi-
äten mehr Freiheit erhalten. Bei diesem Wettbewerb
eht es nicht nur um einen Vergleich der Länder unterei-
ander; es geht um den Wettbewerb zwischen den ein-
elnen Universitäten. Bildung und Wissenschaft – das
issen wir – kennen keine Grenzen. Der Wettbewerb,
en ich mir vorstelle, besteht zwischen München und
arvard, zwischen Heidelberg und Cambridge, zwi-

chen Aachen und der ETH in Zürich. In diesem Wettbe-






(A) )



(B) )


Volker Kauder
werb werden unsere Universitäten aber nur bestehen
können, wenn wir ihnen die Freiheit dazu geben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Der Kompetenzstreit zwischen Bund und Ländern in
den vergangenen Jahren hat uns nicht weitergeholfen.
Deshalb führt die Föderalismusreform zu einer notwen-
digen Entflechtung. Die Gemeinschaftsaufgabe Hoch-
schulbau wird beendet. Der Bund lässt die Länder aber
nicht allein. Das hat die Bundesbildungsministerin Frau
Schavan klar und deutlich gesagt. Die gemeinsame För-
derung von Forschungsbauten an Hochschulen ein-
schließlich Großgeräten wird in der Gemeinschaftsauf-
gabe Forschungsförderung fortgeführt.

Wenn wir etwas dringend brauchen, um Arbeitsplätze
schaffen und die Zukunft unseres Landes sichern zu kön-
nen, dann ist es Forschungsförderung in großem Um-
fang. Daran wird der Bund beteiligt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Deswegen ist diese Föderalismusreform auch eine Kon-
zentration auf Aufgaben. Eine solche Konzentration auf
Aufgaben tut in dieser Zeit mehr Not, als mancher
glaubt. Das wurde in den Diskussionen über die Frage,
ob wir die Gemeinschaftsaufgabe Forschungsförderung
von Bund und Ländern weiterhin betreiben, auch nie be-
stritten.

In den vergangenen Tagen ist hier, unter den Kolle-
ginnen und Kollegen, in den Fraktionen, in der Öffent-
lichkeit und in den Medien viel darüber gesprochen
worden, ob das Paket Föderalismusreform noch aufge-
schnürt und verändert werden kann. Das Verfahren, in
das wir heute mit der ersten Lesung eintreten, ist ein Ge-
setzgebungsverfahren wie jedes andere auch.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


– Ich bin einigermaßen überrascht, dass das solche Be-
geisterung auslöst.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Natürlich sind Änderungen an dem vorliegenden Ent-
wurf denkbar.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Selbstverständlich werden wir eine ordentliche Exper-
tenanhörung zu diesem großen Reformwerk durchfüh-
ren.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hatten wir gestern schon!)


– Augenblick, Sie sollten immer erst zuhören. – Das
wird keine Schaufensterveranstaltung sein.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Das Problem ist, hier ist jeder Experte!)



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(C (D Herr Gerhardt, davon können Sie von der FDP wahraftig ein Lied singen. (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


hre Fraktion hat vor lauter Experten manchmal Pro-
leme zusammenzufinden. Das wollen wir aber jetzt
icht weiter diskutieren.

Klar muss sein: Entscheidungen des Bundestages al-
ein reichen nicht aus. Jede Regelung muss von Bundes-
ag und Bundesrat gemeinsam getragen werden, und
war mit verfassungsändernder Zweidrittelmehrheit.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


er das vergisst, der hat übersehen, dass wir es hierbei
it einem besonderen Verfahren zu tun haben. Zu glau-

en, es reiche aus, zu sagen, man habe einen Wunsch
nd dieser könne umgesetzt werden, das hat mit der Rea-
ität dieses Verfahrens zwischen Bundestag und Bundes-
at überhaupt nichts zu tun. Darin liegt unsere besondere
erantwortung.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ein bisschen mehr Beifall, Genossen! – Gegenruf des Abg. Olaf Scholz [SPD]: Kommt noch!)


Herr Kollege Westerwelle, ich stelle das, was ich vor-
in gesagt habe, ganz bewusst noch in einen anderen Zu-
ammenhang. Wer um die vielen gescheiterten Anläufe
u einer Föderalismusreform weiß – das sage ich auch
em einen oder anderen Kollegen in den Koalitionsfrak-
ionen –, wird das vorliegende Ergebnis umso höher ein-
chätzen und sich darüber bewusst sein, welche Verant-
ortung in dieser Frage im Gesetzgebungsverfahren auf
ns zukommt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Föderalismusreform ist kein Stückwerk. Sie ist
in Meilenstein in der Gesetzgebung. Sie stärkt unsere
undesstaatliche Ordnung und macht sie zukunftsfähig.
ie ist die richtige Antwort auf die Herausforderungen
nserer Zeit.

Unser Land braucht die Föderalismusreform. Deshalb
itte ich Sie: Helfen Sie alle mit, dass es diesmal gelingt!


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1602300200

Ich erteile das Wort dem Kollegen Ernst Burgbacher,

DP-Fraktion.


Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1602300300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ieber Kollege Kauder, Sie haben gerade gesagt: Wir
üssen das Veränderungstempo der Globalisierung mit-

ehen. Das ist richtig. Dann haben Sie vom größten
eutschen Reformvorhaben geredet. Auch das ist richtig.
in Vorhaben war das. Was aber jetzt auf dem Tisch liegt
nd was dabei herausgekommen ist, ist eigentlich eine






(A) )



(B) )


Ernst Burgbacher
mutlose Reform, die weit hinter den Erwartungen der
Fachleute und der staunenden Öffentlichkeit zurück-
bleibt.


(Beifall bei der FDP – Dr. Peter Struck [SPD]: Ach! Nein, nein!)


Wir als FDP haben schon zu Beginn des Verfahrens
immer kritisiert, dass bei der Konstruktion der Födera-
lismuskommission Fehler gemacht wurden. Damals ha-
ben wir gesagt: Eine solche Reform aus den eigenen Rei-
hen schultern zu wollen, wird schwierig. Das hat sich
bestätigt. Wir haben uns damals für den Konvent ausge-
sprochen. Denn es ist nun einmal schwierig, die Frösche
damit zu beauftragen, den Sumpf trocken zu legen. Ich
glaube, das Ergebnis, das jetzt auf dem Tisch liegt, be-
stätigt diese Einschätzung.


(Beifall bei der FDP – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Aber auch Frösche haben ein Lebensrecht!)


Auch wir haben über ein Jahr lang konstruktiv an den
Beratungen der Föderalismuskommission teilgenommen
und versucht, etwas zu bewegen.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Ja, genau! Sie waren auch dabei! Das wollte ich gerade sagen!)


Dort, verehrter Herr Kollege Röttgen, haben wir aller-
dings auch miterlebt, zu welcher Erbsenzählerei es in
den Projektgruppen manchmal kam: Die Beteiligten sa-
ßen teilweise mit einem Taschenrechner da und haben
gerechnet: „Was kostet es mich und was bringt es mir?“,
ohne dabei auch zu fragen: „Was müssen wir eigentlich
tun, um den großen Wurf zu erreichen?“ Diesen großen
Wurf vermissen wir auch in den Gesetzentwürfen, die
heute auf dem Tisch liegen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich denke, heute kann und muss man feststellen: Es
war ein Fehler, wichtige Bereiche auszugrenzen und zu
tabuisieren. Hier denke ich zum Beispiel an die Reform
der Finanzbeziehungen und an das Thema Länderneu-
gliederung. Es war falsch, diese Bereiche völlig außen
vor zu lassen. Wie Sie sich sicherlich erinnern, haben
wir in den Beratungen der Kommission den Vorschlag
eingebracht, wenigstens den Art. 29 des Grundgesetzes
so zu ändern, dass eine Länderneugliederung, wenn sie
denn von unten gewollt ist, erleichtert wird. Aber selbst
das haben Sie unter Berufung darauf, das gehöre nicht
zum Arbeitsauftrag der Kommission, abgelehnt. Das war
ein Fehler. Wir hätten diese Themen offensiver angehen
müssen. Dann würde heute auch ein anderes Ergebnis
vorliegen.


(Beifall bei der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hätten Sie doch machen können! Also bitte!)


– Verehrte Frau Künast, das haben wir in der Kommis-
sion zweimal beantragt; aber es wurde von ihrer Mehr-

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(C (D eit unter Berufung auf ihren Einsetzungsauftrag abgeehnt. (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Ja, genau! So war das!)


o sind nun einmal die Tatsachen.

Da ich gerade von der Kommission spreche, gestatten
ie mir bitte, mich bei denjenigen zu bedanken, die uns
esentlich unterstützt haben: bei den hervorragenden
xperten, die die Arbeit der Kommission mit viel Ein-

atz begleitet und auch gehofft haben, dass als Ergebnis
er Beratungen etwas mehr herauskommt. Diesen Ex-
erten möchte ich von dieser Stelle aus für ihre Arbeit
anz herzlich danken.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der Abg. Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Die FDP hat sich von dieser „Mutter aller Reformen“,
ie sie der bayerische Ministerpräsident Stoiber genannt
at, wesentlich mehr erwartet – mich wundert übrigens,
ass er heute nicht hier ist –


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Er ist doch heute im Bundesrat! Das müssten Sie aber wissen! Vielleicht denken Sie mal ein bisschen nach!)


Entschuldigung, Herr Ramsauer; das war kein
ngriff –, nämlich eine deutliche Stärkung der Parla-
ente sowie eine deutlichere Entflechtung der Zustän-

igkeiten mit einer sinnvollen Neuordnung der Kompe-
enzen und vor allem einer stärkeren Einbeziehung des
ubsidiaritätsprinzips. Das ist nur ansatzweise, aber viel
u wenig gelungen. Das Grundproblem besteht unserer
einung nach darin, dass das Ziel, in Deutschland wie-

er mehr Wettbewerbsföderalismus zu schaffen, wirk-
ich nur ansatzweise erreicht wurde.

Dieser Wettbewerb wurde von manchen in einer
eise dargestellt, die mich nur wundern kann. Ich erin-

ere mich, dass Frau Kollegin Sager immer vom „entfes-
elten Wettbewerb“ geredet und ihn sehr negativ darge-
tellt hat. Welche Auffassung von Wettbewerb wurde bei
hnen eigentlich da deutlich? Gerade durch Wettbewerb
st die Bundesrepublik Deutschland wieder hochgekom-
en. Durch Wettbewerb sind wir wieder zu Wohlstand

ekommen. Unser heutiges Problem ist nicht, dass wir
u viel Wettbewerb hätten, unser Problem ist: Wir haben
u wenig Wettbewerb. Das müssen wir korrigieren.


(Beifall bei der FDP)


Viele haben ein völlig falsches Verständnis von
ettbewerb. Die heute ärmeren Länder zum Beispiel
einen, sie würden unter Wettbewerb prinzipiell leiden.
as ist doch nicht der Fall. Wir wollen einen Wettbe-
erb, um die besten Möglichkeiten zu finden. Wir wol-

en Wettbewerb, weil Föderalismus für uns nicht Gleich-
acherei, sondern Vielfalt bedeutet, und aus dieser
ielfalt heraus können wir die besten Ergebnisse für un-

er Land erzielen. Das muss die Richtung sein.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1602300400

Kollege Burgbacher, gestatten Sie eine Zwischen-

frage der Kollegin Sager?


Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1602300500

Sehr gerne.


Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1602300600

Herr Kollege Burgbacher, Sie hatten mich nach mei-

nem Verständnis von Wettbewerb gefragt. Ich frage Sie:
Stimmen Sie mit mir darin überein, dass Wettbewerb in
Deutschland in erster Linie zwischen Unternehmen statt-
finden sollte und nicht darin bestehen sollte, für diese
Unternehmen möglichst viele unterschiedliche Gesetze
zu machen? Stimmen Sie mit mir darin überein, dass in
Deutschland ein Wettbewerb zwischen den Bildungsein-
richtungen stattfinden muss und nicht darin bestehen
sollte, dass die Länder für die Bildungseinrichtungen
möglichst viele unterschiedliche Gesetze machen?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1602300700

Verehrte Kollegin Sager, schon Ihre Fragestellung

zeigt den Denkfehler, den Sie machen. Ich will Ihnen an
nur einem einzigen Beispiel zeigen, wozu Wettbewerb in
der Bildung führen kann: Das Land Baden-Württemberg
hat vor vielen Jahren die Berufsakademien eingeführt,
das Erfolgsmodell schlechthin bei uns im Land. Das
konnte Baden-Württemberg, weil hier Wettbewerb be-
steht. Wäre der Bund zuständig gewesen, hätten wir
noch heute keine Berufsakademien und wären für viele
Leute um einiges ärmer. Das ist eine Tatsache. Deshalb
will ich Wettbewerb.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Renate Künast [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wenn so etwas schon geht, warum müssen Sie dann etwas ändern?)


Meine Damen und Herren, wir haben bei dieser Re-
form zu viele kleine Schritte gemacht. Die Frau Bundes-
kanzlerin hat in ihrer Regierungserklärung gesagt – ich
zitiere –:

Überraschen wir uns deshalb damit, dass wir die
großen Fragen nicht immer aufgegliedert nach Ein-
zelfragen und -interessen angehen, sondern einmal
im Zusammenhang.

Die Erfüllung dieser Überraschung ist wünschenswert
und ich kann nur hoffen, dass dieses Hohe Haus die
Kraft findet, aus den vorliegenden Gesetzentwürfen jetzt
auch dieses große Ganze zu machen und sich nicht in
Einzelfragen zu verheddern. Wir als FDP werden daran
sehr konstruktiv mitwirken; da können Sie sicher sein.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Es gibt aber Punkte, die man wirklich anders hätte an-
gehen und lösen können. Herr Kollege Kauder, Sie ha-
ben über Bildung und über Kompetenzverteilung gere-
det. Warum haben wir immer nur gefragt, wie wir
Kompetenzen zwischen Bund und Ländern verteilen?

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(C (D arum haben wir die Fragestellung nicht erweitert? Wir aben als FDP den Antrag eingebracht, in der Föderalisuskommission zu beschließen, die Autonomie der ochschulen ins Grundgesetz zu schreiben. amit hätten wir einen deutlichen Schritt nach vorn gean. Denn wenn wir die Hochschulautonomie ins Grundesetz geschrieben hätten, hätten wir uns einen Teil der iskussion über die Verteilung der Kompetenzen zwi chen Bund und Ländern sparen können. Ich habe nicht erstanden, warum die großen Fraktionen nicht den Mut atten, dem zuzustimmen; wir hätten es uns damit in eiigen Punkten wesentlich erleichtert. Wir als FDP-Fraktion haben nach wie vor Bedenken, as die Beziehungen zwischen Bund und Kommunen nbetrifft. Nach der aktuellen Formulierung darf der und keine Aufgaben an die Kommunen übertragen. Die roße Mehrheit hat sich aber geweigert, das Konnexiätsprinzip – wer die Musik bestellt, bezahlt sie auch – ufzunehmen. Ich sage wie der Deutsche Städtetag und ie kommunalen Spitzenorganisationen: Es gibt große weifel an der Praktikabilität der vorgesehenen Rege ung. Es kann durchaus Fälle geben, in denen es vernünfig ist, dass der Bund Aufgaben an die Kommunen berträgt. Dann muss er aber auch das Geld dafür bereittellen. Deswegen werden wir noch einmal beantragen, as Konnexitätsprinzip im Grundgesetz festzuschreiben. as wäre der sauberste Weg und würde den Kommunen erlässlichkeit bringen. (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Bodo Ramelow [DIE LINKE])


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der FDP)


Ich will auch nicht verschweigen, dass es in unserer
raktion Bedenken bezüglich der Themen Umwelt, öf-
entliches Dienstrecht und Strafvollzug gibt. Wir hatten
as in der Kommission teilweise ja auch ausführlicher
iskutiert.

Meine Damen und Herren, die Akzeptanz der Födera-
ismusreform wird sehr stark davon abhängen, ob wir
iese Bedenken ausräumen können. Wir können sie nur
usräumen, wenn es ein wirklich sauberes Gesetzge-
ungsverfahren gibt. Deshalb verstehe ich nicht, dass in
ieser Woche zum Beispiel Anhörungen im Umweltaus-
chuss abgelehnt wurden, die bereits beschlossen waren.
as ist kein richtiges Vorgehen, dadurch werden Min-
erheitenrechte ausgehebelt. Ich kann Sie nur dringend
uffordern, jetzt nicht mit der Arroganz der Mehrheit der
roßen Koalition vorzugehen, sondern die Rechte der
inderheit in diesem Haus sehr sorgsam zu achten. Die
pposition beteiligt sich an dem Verfahren, aber Sie
üssen der Opposition auch die Rechte dazu lassen.


(Beifall bei der FDP, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Bei diesen Themen ändert sich nichts! Es bleibt alles!)


Es ist eine kleine Reform, aber wir haben immer sehr
eutlich gemacht, dass wir das konstruktiv angehen. Wir






(A) )



(B) )


Ernst Burgbacher
begreifen unsere Oppositionsrolle nicht so, dass wir jetzt
plötzlich alles ablehnen, weil wir in der Opposition sind,
sondern wir begreifen unsere Rolle so, dass wir kon-
struktiv handeln.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Plötzlich stimmen Sie allem zu! Sie sind nicht plötzlich in der Opposition! – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind schon lange in der Opposition!)


– Genau darauf habe ich gewartet.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, wir hören nämlich zu!)


Es ist schon faszinierend – wir saßen mit den Grünen ja
immer am Tisch –, wie Sie das Ganze begleitet und jetzt
vergessen haben, dass Sie einmal in der Regierung wa-
ren.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Ja, sehr gut!)


Jetzt höre ich nur noch Stimmen, die besagen, dass Sie
alles ablehnen. Sie haben es doch mitgetragen. Stehen
Sie doch endlich auch einmal dazu.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, nein, Quatsch! Nicht lügen!)


Meine Damen und Herren, uns liegt jetzt ein Gesetz-
entwurf vor. Wenn dieser Gesetzentwurf Realität wird,
wird er im Lande einiges Positive bewirken. Wir werden
den Anteil der zustimmungspflichtigen Gesetze reduzie-
ren. Über die Zahlen kann man streiten, aber die Reduk-
tion wird erfolgen. Das bedeutet eine Stärkung der Parla-
mente – sowohl eine Stärkung des Deutschen
Bundestages als auch eine Stärkung der Landtage – auf
Kosten der Ministerpräsidenten. Das begrüßen wir aus-
drücklich.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1602300800

Kollege Burgbacher, gestatten Sie noch eine Zwi-

schenfrage der Kollegin Sager?


Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1602300900

Aber selbstverständlich.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Hat der eine Geduld! – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Ein großmütiger Mensch!)



Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1602301000

Herr Burgbacher kann es ja nicht lassen, uns immer

persönlich anzusprechen.

Herr Burgbacher, können Sie sich wenigstens noch
daran erinnern,


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Nein!)


dass wir, als wir in der Regierung waren, keinesfalls zu
allem Ja gesagt haben, dass wir nämlich gesagt haben:
Die Regelungen im Bildungs- und Umweltbereich gehen

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(C (D o nicht. – Wir stehen immer noch dazu. Daran hat sich ichts geändert. (Beifall der Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])



Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1602301100

Frau Kollegin Sager, ich weiß sehr wohl, wo Sie Be-

enken angemeldet hatten und wo auch wir das getan
atten.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha!)


ass ich jetzt von den Grünen aber nur noch ein Nein
öre – andere Kommentare sind nicht mehr vernehm-
ar –, zeigt, dass Sie sich nicht mehr zu Ihrer Verantwor-
ung bekennen. Sie haben regiert und daran sollten Sie
ich noch ein kleines Stück erinnern. Das wäre hilfreich
ür alle.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Herr Kollege Kauder, meine Damen und Herren von
er großen Koalition, lassen Sie mich noch einmal klar-
tellen: Wir werden das Verfahren konstruktiv begleiten.

ir haben immer gesagt, wir würden Dinge mitmachen,
ber unter zwei Bedingungen:

Erstens. Es muss klar sein, dass es vor Abschluss des
esetzgebungsprozesses eine feste Vereinbarung da-

über geben muss, dass die Reform der Finanzverfas-
ung noch in diesem Jahr angegangen wird. Darin muss
tehen, in welcher Form, mit welchem Zeitplan und mit
elchen Eckpunkten dies geschieht. Dabei darf es keine
abus geben. – Das ist die eine Bedingung der FDP. Das
issen Sie auch und das müssen wir zu Papier bringen.


(Beifall bei der FDP)


Zweitens. Die Länder erhalten tatsächlich erheblich
rößere Kompetenzen. Deshalb wollen wir von den Län-
ern auch wissen, wie sie es bewerkstelligen wollen,
ass die Qualität der Bildung erhöht wird. Wir wollen
aneben auch wissen, wie sie es bewerkstelligen wollen,
ass Bildungsabschlüsse vergleichbar sind und überall
nerkannt werden. Die Kultusministerkonferenz hat das
icht geleistet. Sie müssen uns vor Abschluss des Ge-
etzgebungsverfahrens sagen, wie das geschehen soll;
enn Mobilität ist in dieser Republik notwendig. Mobili-
ät darf dadurch nicht eingeschränkt, sondern muss be-
ördert werden.


(Beifall bei der FDP)


Ich höre viel Erstaunliches aus dem Lager der großen
oalition. Der Kollege Tauss


(Jörg Tauss [SPD]: Ja?)


ieht durchs Land und erklärt, das Ganze könne man so
icht machen. Er ist Generalsekretär der baden-württem-
ergischen SPD. Sein Kollege Drexler hingegen, der
raktionschef der baden-württembergischen SPD, ver-
ündet überall im Land, dass diese Regelungen ganz toll
eien und die SPD mitmachen werde. Herr Tauss, Sie
üssen den Leuten schon erklären, was jetzt stimmt.






(A) )



(B) )


Ernst Burgbacher

(Widerspruch bei der SPD)


Wir machen das nicht mit. Wir haben eine klare Linie.
Liebe Kolleginnen und Kollegen von der großen Koali-
tion, jetzt ist der Ball in Ihrem Feld. Sie müssen uns
schon sagen: Wollen Sie auf diesem Weg weitergehen
oder stimmen die Meldungen, dass dieser Beschluss in
der SPD-Fraktion überhaupt nicht mehrheitsfähig ist?
Wir sagen noch einmal ganz klar: Unter den genannten
Bedingungen haben Sie unsere konstruktive Unterstüt-
zung. Wir haben unsere Bedingungen klar gemacht. Wir
wollen die Reform. Wir wären gerne einen größeren
Schritt gegangen. Aber wenn der kleinere Schritt der
Einstieg in eine gute Reform ist, dann soll er an der FDP
nicht scheitern.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1602301200

Ich erteile das Wort Kollegen Peter Struck, SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: 100 oder nicht 100?)



Dr. Peter Struck (SPD):
Rede ID: ID1602301300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Das parlamentarische Verfahren zur Föderalis-
musreform beginnt heute. Es ist nicht am Ende; das will
ich deutlich sagen. Das heißt auch, das Ergebnis ist of-
fen.


(Beifall bei der SPD)


Zu dem Verfahren gehören – Kollege Kauder hat das
ausgeführt – ausführliche Anhörungen, Diskussionen
und, wenn es sich als notwendig erweist, Änderungen
am Gesetzestext.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Erst wenn der Bundestag und der Bundesrat diese Re-
form jeweils mit einer Zweidrittelmehrheit beschlossen
haben, ist sie in Kraft getreten, aber erst dann.


(Beifall des Abg. Klaus Uwe Benneter [SPD])


Ich halte auch nichts von Äußerungen, dass die Reform
dann, wenn man dieses oder jenes ändern würde, nicht
mehr in Kraft treten könne. Auch halte ich nichts von
Äußerungen aus meiner Fraktion, die ihre Zustimmung
von Bedingungen abhängig machen. Das betrifft auch
hier im Saal Anwesende.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Vielmehr müssen wir ausführlich beraten. Wofür ist
denn sonst das parlamentarische Verfahren da?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich will vorweg nicht nur einer Pflicht, sondern auch
einem Wunsch nachkommen. Wir müssen uns bei denje-

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(C (D igen bedanken, die die Föderalismusreformkommission ber eine lange Zeit wirklich erfolgreich geführt haben. as sind Franz Müntefering und Edmund Stoiber. Beien gebührt unser Dank für die Vorarbeit für das, was ir heute beraten. Dass wir unser Grundgesetz ändern müssen, steht auer Frage; Volker Kauder hat das überzeugend dargelegt. uch zu Herrn Kollegen Burgbacher von der FDP-Frak ion muss ich sagen: Sie haben überhaupt keine Zweifel aran geäußert, dass Änderungsbedarf besteht. Jetzt reden wir über die Frage, wie das gehen soll. Wir eden auch über die Frage, inwieweit wir das zusammen it den Ländern machen können. Ich will zunächst einal darauf hinweisen, dass es ein Fehler wäre, zu glau en, dass der Bund im Gegensatz zu den Ländern eine inheitliche Position vertritt. Natürlich gibt es innerhalb nserer Fraktion und zwischen den Fraktionen im Parlaent unterschiedliche Auffassungen. Das haben wir im ermittlungsausschuss oft genug erlebt. Dass wir Rege ungen finden müssen, um die Zahl der zustimmungsflichtigen Gesetze zu reduzieren, steht außer Frage. Die Frage ist natürlich: Wie groß ist tatsächlich der mfang der Gesetze, die dann nicht mehr zustimmungsflichtig wären? Wir haben die Bundestagsverwaltung arum gebeten, uns anhand der letzten Gesetzgebungsorhaben darzulegen, wie das Verhältnis aussehen ürde, wenn die Föderalismusreform schon in Kraft geesen wäre. Wir werden sehen, dass diese Reform schon twas bringen wird; daran habe ich gar keinen Zweifel. Wenn man hier im Bundestag über die Länder redet, at man bei den Debatten den Eindruck, als gehe es nur m die „bösen“ Ministerpräsidenten, betrachtet von der eweils anderen politischen Seite. Aber wenn wir über ie Länder reden, Herr Burgbacher, dann reden wir auch ber Landtage. Wir reden dann auch über neue Zustänigkeiten für die Landtage, nicht nur für die Ministerpräidenten. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall des Abg. Christian Carstensen [SPD])


ch traue den Landtagen einiges zu. Wenn man ihnen
ine Zuständigkeit gibt, heißt das für mich nicht automa-
isch, dass sie dann etwas Verrücktes beschließen. Das
st ganz sicher nicht der Fall. Sie werden vielmehr ge-
auso sorgfältig abwägen, um zum Wohle des Landes zu
ntscheiden, wie wir das im Bundestag tun.

Trotzdem müssen wir über einige Punkte ausführlich
prechen. Ich beginne mit der Bildungspolitik. In dem
euen Art. 104 b Grundgesetz wird vorgeschlagen, dass
er Bund in den Bereichen keine Finanzhilfe mehr leis-
en darf, in denen die ausschließliche Gesetzgebungs-
ompetenz bei den Ländern liegt. Nicht nur in meiner
raktion gibt es dagegen ernst zu nehmende Bedenken.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Dr. Peter Struck
Diese Regelung würde nämlich konkret bedeuten,
dass der Bund generell in der Bildungspolitik keine Ak-
zente mehr setzen darf. Ist das wirklich gewollt? Wird
das von allen Ländern gleichermaßen beurteilt? Oder hat
man sich in dieser Frage von den Bedenken lediglich ei-
nes Landes leiten lassen? Ich kann mir schwer vorstel-
len, dass Länder erklären, sie wollten kein Geld vom
Bund haben. Das war in den vergangenen 15 Jahren im-
mer anders.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD – Beifall bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Richtig!)


Gerade in diesem Bereich hat das Ganztagsschulpro-
gramm gezeigt, dass der Bund mit seinen Finanzzuwei-
sungen richtige und zukunftsweisende Weichen stellen
und vor allem auch Diskussionen auslösen kann.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Deshalb bin ich sehr dafür, dass im Laufe der Beratun-
gen im Bundestag und Bundesrat die Frage ernsthaft ge-
prüft wird, ob das Kooperationsverbot in der vorgesehe-
nen Fassung sinnvoll ist oder nicht. Ich neige eher zu
Letzterem, um das deutlich zu sagen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich bin den Ländern auch dankbar, dass Bundestag
und Bundesrat, wie heute Morgen mitgeteilt wurde, ein
gemeinsames Anhörungsverfahren durchführen werden.
Ich glaube, damit wird den Bedenken der Opposition ei-
nigermaßen Rechnung getragen.

Wir müssen auch über das Umweltrecht reden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das ist ein weiterer Punkt, der ausführlich diskutiert
werden muss. Wird mit der beabsichtigten Regelung tat-
sächlich eine klare Rechtssicherheit gewährleistet oder
trägt die vorgesehene Lösung nicht vielmehr zur Zer-
splitterung des Umweltrechts, zur möglichen Absenkung
der Umweltstandards und zu einem für die Unternehmen
nicht mehr tragbaren bürokratischen Aufwand bei? Auch
diese Fragen müssen geprüft werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Auch das Heimrecht ist ein sehr diskussionswürdiger
Punkt. Wir haben das Heimrecht erst vor wenigen Jahren
novelliert. Die Kompetenz dafür soll auf die Länder
übergehen. Das kann – es muss aber nicht – in den Bun-
desländern zu unterschiedlichen Qualitätsstandards bei
der Pflege führen. Es gab bereits eine Bundesratsinitia-
tive, in den Ländern unterschiedliche Regelungen für die
Personalausstattung festzulegen, um künftig Personal
einzusparen. Die Pflege von Menschen ist aber ein

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(C (D öchst sensibler Punkt, der nicht nur unter finanziellen spekten betrachtet werden darf, (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ach dem Motto „In reichen Ländern steht mehr Geld für
flegebedürftige Menschen zur Verfügung, in armen
ändern weniger“.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Diskussionswürdig ist des Weiteren – das hat der Kol-
ege van Essen bereits gestern in der Geschäftsordnungs-
ebatte nicht ganz zu Unrecht angesprochen – das
hema Strafvollzug. Nach meiner Kenntnis war nie be-
bsichtigt, den Strafvollzug in die alleinige Kompetenz
er Länder zu übertragen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was? Das habt ihr doch unterschrieben!)


enn Sie heute jemanden fragen, wem das eingefallen
st, dann will es keiner gewesen sein.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich weiß aber, wer es war! – Gegenruf des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie wissen doch alles, Frau Künast! – Gegenruf der Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Das steht im Stoiber/ Müntefering-Papier!)


Nein, es ging um die Frage, wie es dazu gekommen ist,
ie Zuständigkeit übertragen zu wollen.


(Bodo Ramelow [DIE LINKE]: Sie leiden unter Gedächtnisverlust!)


Eigentlich passt das auch nicht zu der im Koalitions-
ertrag getroffenen Vereinbarung, erstmals ein Untersu-
hungshaftvollzugsgesetz und ein Jugendstrafvollzugs-
esetz zu schaffen. Bei der Übertragung der Kompetenz
uf die Länder ist zu befürchten, dass diese Bereiche
icht in allen Ländern geregelt werden. Ich frage Sie: Ist
in Wettbewerb um die härtesten und strengsten Knäste
n Deutschland sinnvoll? Wollen wir das wirklich?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das sind Punkte, die wir in den Ausschüssen diskutie-
en müssen. Ich kann sehr gut verstehen, dass unsere Ab-
eordneten, ich persönlich auch, darauf fundierte Ant-
orten haben wollen. Nur weil etwas eingebracht
orden ist, muss es nicht so beschlossen werden. Dieser

lte Grundsatz gilt nach wie vor.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich will in diesem Zusammenhang einen weiteren
spekt nennen. In allen Verfassungen der Bundesländer

ind Kultur und Sport als Staatszielbestimmungen
efiniert. Auch die europäische Verfassung, die wir
chon ratifiziert haben, die die Europäische Union in






(A) )



(B) )


Dr. Peter Struck
besonderer Weise zur Förderung und zum Schutz von
Kultur und Sport verpflichtet, sieht ähnliche Regelungen
vor. Wir sollten zumindest ergebnisoffen prüfen, ob eine
solche Bestimmung, die Staatszielbestimmung „Förde-
rung der Kultur und des Sports“, nicht auch in das
Grundgesetz Eingang finden sollte.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Dirk Niebel [FDP])


Ich komme zum Schluss. Es besteht überhaupt kein
Zweifel daran, auch für mich und meine Fraktion nicht,
dass die Föderalismusreform beschlossen werden muss.
Ich wollte mit meinem Beitrag nur deutlich machen,
dass in der Tat für mich das, was eingebracht worden ist,
noch nicht das letzte Wort ist. Das kann auch nicht sein.
Jeder Abgeordnete würde seine Rechte sozusagen an der
Garderobe abgeben, wenn er sagte: Ich muss das alles
abnicken. – Das machen wir ja auch nicht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es gibt eine Reihe von Punkten, die wir diskutieren
müssen. Das Parlament wird sich dazu die nötige Zeit
nehmen; daran besteht überhaupt kein Zweifel. Wir wer-
den alle Sachverständigen, die von den Oppositionsfrak-
tionen und den Koalitionsfraktionen vorgeschlagen wer-
den, bitten, uns Auskunft zu geben. Am Ende werden
wir eine Föderalismusreform beschließen, die unser
Land zukunftsfähiger macht, die die Entscheidungen
hier im Parlament transparenter macht, die von den Bür-
gern akzeptiert werden wird und die auch von den Abge-
ordneten des Deutschen Bundestages getragen wird.

Vielen Dank.


(Anhaltender Beifall bei der SPD – Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1602301400

Ich erteile das Wort dem Kollegen Bodo Ramelow,

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Bodo Ramelow (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1602301500

Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen!

Man möchte Herrn Fraktionsvorsitzenden Struck direkt
Recht geben und sagen: Wenn dem so wäre, dass wir das
alles diskutieren würden, und wenn der Prozess so offen
wäre, wie Sie ihn eben als notwendig beschrieben haben,
dann würden auch wir uns eingeladen fühlen, auf diesem
Weg mit Ihnen gemeinsam zu gehen, um dann am
Schluss mehr zu erhalten als das, was im Moment von
Herrn Stoiber als die „Mutter aller Reformen“ bezeich-
net wird.


(Beifall bei der LINKEN)


Herr Struck, ich hatte aber eher den Eindruck, dass
Sie Ihre Fraktion, die ja ein Teil der großen Koalition ist,
befrieden wollten und dass Sie nicht für die notwendige

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(C (D ffenheit sorgen, die wir brauchen, wenn wir tatsächich eine Reform bekommen wollen, die diesen Namen erdient. Zurzeit erleben wir nur, dass die Reform in eier Art und Weise auf den Weg gebracht wird, bei der anze Bereiche ausgegrenzt werden. Ich darf daran erinern: Ich gehörte als Fraktionsvorsitzender aus dem hüringer Landtag dem Lübecker Konvent an. Die Tinte nter dem Papier, das die Basis für die Föderalismusdeatte abgeben sollte – sie ist ja dringend notwendig und ch sage ausdrücklich: Niemand bezweifelt, dass sie geührt und erfolgreich zu Ende gebracht werden muss –, ar noch nicht trocken, da wurden alle Fraktionsvorsit enden und alle Fraktionen der PDS aus den Landtagen infach aus dem Prozess ausgegrenzt. Man hat uns gar icht mehr eingeladen; man hat uns nicht einmal mehr it einem Vertreter in der Kommission mitarbeiten las en. Das war der erste Punkt. Zweiter Punkt. Herr Struck hat das, was auf den Weg ebracht worden ist, als offenen Prozess dargestellt. ber gleichzeitig sorgt die SPD im Bundesrat dafür, dass er Prozess nicht mehr offen ist. Herr Beck lässt heute ls Wahlkämpfer verlautbaren, die ostdeutschen Bundesänder hätten wohl ein gestörtes Verhältnis zum Zentraltaat oder litten an einer zentralstaatlichen Nostalgie. eswegen bringt er wohl die gleichen Gesetzentwürfe, ie hier als Diskussionsgrundlage eingebracht werden, leichzeitig in den Bundesrat ein, sodass das Vermittungsverfahren wesentlich komplizierter wird. Ich habe en Eindruck, dass es angebrachter ist, die Föderalisusreform, die Herr Stoiber als die „Mutter aller Reforen“ bezeichnet, mit dem Wortpaar „Edelstahl und iebstahl“ zu qualifizieren. Beides hat nichts miteinaner zu tun. Von einer Mutter aller Reformen kann ich jeenfalls nicht sonderlich viel erkennen. Ich sehe nur, ass wir eine Rolle rückwärts in die feudale Kleinstaateei machen, in der Herrn Koch und anderen gedient wird. Ich appelliere an alle Vertreterinnen und Vertreter der euen Bundesländer, über Folgendes einmal parteiüberreifend und kritisch nachzudenken: Sowohl die A-Läner als auch die B-Länder, die im Bundesrat federfühend am Verfahren beteiligt sind, sind ausschließlich estländer. Das heißt, der gesamte Osten Deutschlands ird in dem Verfahren, über das wir hier zurzeit disku ieren, völlig abgemeldet. In einem Punkt gebe ich der DP ausdrücklich nicht Recht. Wettbewerbsföderalisus ist nicht unser Ziel. ir wollen zwar eine Neuordnung des Föderalismus. ber Wettbewerbsföderalismus auf dem Rücken der trukturschwächeren Regionen bedeutet, ganze Regioen in Deutschland komplett abzuhängen. In diesem Zuammenhang möchte ich auf die Steuerdeckungsquote er Bundesländer hinweisen. Ihre Bandbreite reicht reliter von 37 bis 73 Prozent. Das heißt, die starken Bunesländer können sich die geplante Föderalismusreform rlauben. Aber die schwachen Bundesländer werden abehängt. Letztendlich werden wir erleben, dass der Wettewerbsföderalismus zum Abbau von Standards führt. as kann aber nicht unser Ziel sein. Bodo Ramelow (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


Ich möchte der FDP allerdings ausdrücklich Recht
geben, dass alle Fragen betreffend die Finanzbeziehun-
gen in die Reform einbezogen werden müssen. Sie au-
ßen vor zu lassen ist schon einmal ein zentraler Fehler.
Herr Struck, ich begrüße Ihre Ausführungen über die
Kultur. Aber ich wünsche mir, dass wir, wenn wir schon
das Grundgesetz mit Zweidrittelmehrheit ändern, Subsi-
diarität und Konnexität als Prinzipien festschreiben und
so die Kommunalparlamente und die Landesparlamente
ermutigen. Denn dann wäre endlich klargestellt: Wer die
Musik bestellt, bezahlt sie auch. Das bedeutete auch
mehr Freiraum für die Kommunen. Diese Prinzipien
müssen also im Grundgesetz verankert werden. Dabei
dürfen aber die Finanzbeziehungen nicht vergessen wer-
den.

Es gibt allerdings einen Unterschied zwischen der
FDP und der Linken.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Viele! Ganz viele!)


– Herr Westerwelle, das stimmt. Damit haben Sie Recht.
Deswegen bin ich nicht auf Ihrer Seite.

Wir unterscheiden uns eindeutig, wenn es um die
Steuereinnahmenseite geht. Wir sagen: Damit sich Bund,
Länder und Kommunen finanzieren und entschulden
können, brauchen wir ein klares Bekenntnis zur Wieder-
einführung der Vermögensteuer, der Börsenumsatzsteuer
und anderer Steuerarten.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir lehnen Wettbewerbsföderalismus in der Bundesre-
publik Deutschland ganz klar ab. Wir wollen vielmehr
einen kooperativen Föderalismus, der die Aufgaben neu
verteilt.

In der gestrigen Sitzung des Vermittlungsausschusses
ist ein verehrter Kollege nach vielen Jahren und
60 Sitzungen verabschiedet worden. Der Vorsitzende des
Vermittlungsausschusses hat sich bei ihm für die geleis-
tete Arbeit bedankt. Der Kollege hat darauf geantwortet,
man habe im Vermittlungsausschuss hervorragend zu-
sammengearbeitet und oft die Probleme lösen müssen,
die die Parteivorderen ihnen eingebrockt hätten. Ich
glaube, so nehmen das auch die Menschen in diesem
Land wahr. Über die Relation zwischen Bundestag und
Bundesrat wird nicht im Vermittlungsausschuss ent-
schieden, sondern in erster Linie in den strategischen
Abteilungen der Parteizentralen. So hat man seit Jahren
und Jahrzehnten Bundestag und Bundesrat in parteipoli-
tische Frontstellung zueinander gebracht.

Nun sitzen die Strategen gemeinsam in der großen
Koalition und wollen eine große Föderalismusreform auf
den Weg bringen. Wir können nur feststellen: Diese Art
der Herangehensweise ist mutlos, kraftlos und sogar
ziellos.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Ich will es Ihnen an einem Beispiel deutlich machen, em Thema Umwelt. Jetzt soll das Umweltgesetzbuch ingeführt werden. Es soll aber gleich wieder von den ändern außer Kraft gesetzt werden können bzw. die tandards sollen gesenkt werden können. Was ist denn as für ein Unsinn? (Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Das ist schlicht und ergreifend falsch!)


ch denke auch an den Hochwasserschutz. Erinnern Sie
ich doch einmal an das Elbe- bzw. Oderhochwasser! Er-
nnern Sie sich an die Hamburger Sturmflut! Wollen wir
irklich zulassen, dass es 16 verschiedene Standards bei

olchen Katastrophen gibt? Glauben Sie, die Flutwelle
äre in einem Fluss unterschiedlich, nur weil er ver-

chiedene Bundesländer durchfließt? Was soll denn an
er Grenze zwischen zwei Bundesländern geschehen,
ie der Fluss durchquert? Soll es da unterschiedliche
tandards und unterschiedliche Deiche geben? Das, was
ie in Sachen Umwelt beabsichtigen, ist ein Schritt in
ie Kleinstaaterei.

Gestatten Sie mir in diesem Zusammenhang eine
weite Anmerkung. Sie verlagern alle Kompetenzen auf
ie Länder, nur die Atompolitik soll Sache des Bundes
leiben. Alles, was uns umgibt, ist aus Atomen zusam-
engesetzt, selbst die Luft, die wir atmen. Bleibt also

ber diesen Umweg alles in der Hoheit des Bundes?
der wie soll ich diesen Unsinn verstehen, den Sie auf
en Weg bringen wollen?


(Beifall bei der LINKEN)


Kommen wir zum Thema Justiz. Ich bin erstaunt,
ass Sie, Herr Struck, sagen, die Kompetenzverlagerung
abe niemand vor. Ich frage mich dann allerdings, wa-
um alle Fachleute, die sich bisher mit dem Teil der Fö-
eralismusreform, der die Justiz betrifft, beschäftigt ha-
en, kategorisch ablehnen, dass diese Kompetenzen
ünftig unter die Länderhoheit fallen sollen. Es muss,
as den Justizvollzug betrifft, nationale Standards ge-
en. Es ist ein Skandal, diesen Bereich den Ländern zu
berlassen. Ich habe eben auf die Steuerdeckungsquote
ingewiesen. Arme Länder können dann darüber nach-
enken, ob sie die Knäste privatisieren und es den priva-
en Betreibern überlassen, die Standards zu setzen. Das
alten wir für katastrophal und für den falschen Weg.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich glaube, dass der Kollege Beck beim Thema
ildung vor lauter Wahlkampf in Rheinland-Pfalz die
esentlichen Dinge aus den Augen verloren hat. Er be-

ichtigt die ostdeutschen Länder, sie hätten ein merk-
ürdiges Verhältnis zum Zentralstaat. Das mag sich so
arstellen, wenn man aus dem Blickwinkel der südlichen
einstraße oder von Trier aus Mainz betrachtet. Tat-

ächlich aber ist die Erfahrung der neuen Bundesländer,
ass man mit längerem gemeinsamen Lernen und natio-
alen Bildungsstandards mehr erreicht als durch Klein-
taaterei, die Sie gerade auf den Weg bringen.


(Beifall bei der LINKEN)


eswegen wäre es auch hilfreich, in Sachen nationale
ildungsstandards nicht nur nach Finnland, sondern






(A) )



(B) )


Bodo Ramelow
auch einmal in die ehemalige DDR zu schauen. Man
könnte dann ein wenig davon finden, was in Finnland er-
folgreich umgesetzt worden ist.


(Zuruf des Abg. Klaus Uwe Benneter [SPD])


– Sie können einfach nach Finnland schauen, wenn Ih-
nen das leichter fällt. Es fällt Ihnen ideologisch schwer,
die Struktur der DDR-Schule an bestimmten Stellen
– ich rede nicht von Margot Honecker und der Ideologie,
sondern von den Bildungsstandards – einfach anzuer-
kennen.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Industrie- und Handelskammer Südthüringen – sie
ist nicht verdächtig, uns nahe zu stehen – hat festgestellt,
dass polytechnischer Unterricht in den Schulen heute
fehlt. Interessant ist doch, dass ausgerechnet Wirt-
schaftsvertreter diesen Teil der Föderalismusreform für
falsch halten. Deswegen ermuntere ich Sie: Schauen Sie
sich doch einfach einmal das Bildungssystem genauer
an!


(Beifall bei der LINKEN)


Das Gleiche gilt auch für die Hochschulen. Wenn man
Exzellenzstandorte haben will, dann müssen die Hoch-
schulen auch mit den entsprechenden finanziellen Mit-
teln ausgestattet sein. Darüber hinaus sagen wir katego-
risch Nein zu Studiengebühren.


(Beifall bei der LINKEN)


Eine weitere Bemerkung zum Beamtenrecht. Ich
finde es hocherstaunlich, dass der verehrte Ministerpräsi-
dent Dieter Althaus am letzten Wochenende die 42-Stun-
den-Woche gefordert hat, und das trotz des Streiks im öf-
fentlichen Dienst. Er sagte, die 42-Stunden-Woche sei
die Lösung für alle Beschäftigten im öffentlichen Dienst.
Er fordert sie für West- und Ostdeutschland. Es war die
CDU in Thüringen, die die 42-Stunden-Woche für Be-
amte durchgepeitscht hat, und jetzt empfiehlt sie, dass
den Angestellten im öffentlichen Dienst dasselbe zuge-
mutet wird. Das tut sie auch noch, obwohl zurzeit ge-
streikt wird. Diese Form der Solidarität verbitten wir
uns. Wenn Sie Mut hätten – deshalb habe ich vorhin von
Mutlosigkeit geredet –, dann würden Sie ein einheitli-
ches Dienstrecht für Deutschland schaffen. Keine Tren-
nung mehr zwischen Arbeitern, Angestellten und Beam-
ten. Das wäre ein mutiger Schritt nach vorne, ein
einheitliches Arbeitsgesetzbuch.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Was aber machen Sie? 16 Beamtenrechte auf Länder-
ebene plus ein Bundesbeamtenrecht heißt 17 verschie-
dene Rechtssituationen. Die kommen zu dem atomisier-
ten Arbeitsrecht hinzu, das wir in Deutschland ohnehin
haben. Das ist rückwärtsgewandt. Deswegen wäre es
gut, in Analogie zur Überleitung des Bundes-Angestell-
tentarifvertrages in den TVöD das Dienstrecht in
Deutschland insgesamt zu öffnen und damit einen
Schritt nach vorne zu kommen. Ich glaube, dass Sie den
Beamtenbund auf Ihre Seite ziehen können, wenn sich
herausstellt, dass es nicht um formale oder um angebli-

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(C (D he Privilegien geht. Es geht vielmehr um die Trennung nd Atomisierung von Menschen im öffentlichen ienst. Es wäre gut, ein einheitliches Dienstrecht zu haen. Die Menschen im Lande haben eh das Gefühl, dass undestag und Bundesrat immer nur versuchen, sich geenseitig auszubremsen. Wir sind sehr gespannt darauf, u sehen, wie lange die große Koalition das Verhältnis u den Bundesländern austarieren kann. Ob der Vermittungsausschuss in dieser Legislatur Arbeit bekommt, issen wir nicht. Eines darf ich Ihnen sagen: Eine Föderalismusreform, ie diesen Namen verdienen möchte, muss die Menchen mitnehmen, muss sie überhaupt erreichen. Wenn ir das Grundgesetz ändern – wir wollen es; Sie haben eschlossen, entsprechende Gesetzesinitiativen auf den eg zu bringen –, dann lassen Sie uns folgende Punkte m Grundgesetz verankern: Erstens: Kulturförderung, Konnexitätsprinzip und das rinzip „mehr direkte Demokratie“. Das Verhältnis der ürger zu ihrem Staat wäre damit ein Stück weit ge tärkt. Wir fordern deswegen, mehr direkte Demokratie m Grundgesetz zu verankern. as wäre ein Element der Neuordnung der Strukturen in eutschland. Zweitens: das Subsidiaritätsprinzip. Drittens: nationale Standards für Bildung. Gemeint ind sämtliche Bildungsstandards, also auch nationale tandards für Hochschulen. Viertens: nationale Umweltstandards. Ziel sollte ein mweltgesetzbuch sein, das diesen Namen verdient hat nd nicht anschließend infrage gestellt wird. Fünftens: ein einheitliches Dienstrecht für ganz eutschland. Ich empfehle Ihnen einen Blick auf das Areitsgesetzbuch der DDR. Sie müssen es nicht übernehen. (Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/ CSU – Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Die Stasi auch?)


(Beifall bei der LINKEN)


Sie können weiter aus ideologischen Gründen auf-
chreien. Aber es würde sich lohnen, hinzuschauen. –
ergleichen Sie das Arbeitsgesetzbuch der DDR einmal
it dem deutschen Arbeitsrecht! Wer entbürokratisieren
ill, der sollte 30 Formen von Arbeitsrecht beseitigen
nd durch ein einheitliches Dienstrecht ersetzen.


(Beifall bei der LINKEN – Volkmar Uwe Vogel [CDU/CSU]: Soll die Führung durch die PDS auch ins Grundgesetz?)


Wenn Sie möchten: Bitte, gerne. Im Gegensatz zu Ih-
en übernehmen wir die Verantwortung, auch wenn Sie
as immer leugnen.

Sechstens: Hände weg von Justiz und Strafvollzug!

Siebtens: eine bundeseinheitliche Verwaltungs-
eform, die diesen Namen verdient hat. Das heißt, es






(A) )



(B) )


Bodo Ramelow
muss zu einer Aufgabentrennung und zu einer Aufga-
benzuordnung kommen. Einfließen sollten dabei die Er-
gebnisse der Diskussion der Bundesländer. Ob die Auf-
stellung der Bundesländer noch zeitgemäß ist, auch
darüber muss diskutiert werden, allerdings von unten.
Deswegen wäre es gut, den Weg dafür über eine entspre-
chende Änderung im Grundgesetz zu ebnen.

Achtens: die Stärkung der Staatsfinanzen. Das heißt
nicht nur, dass die Finanzbeziehungen neu geordnet wer-
den müssen, sondern auch, dass die Einnahmenseite zu
stärken ist.

Wenn Sie diese acht Punkte mit auf den Weg bringen,
dann können wir gemeinsam eine Föderalismusreform
verabschieden. Nach meiner Überzeugung brächte diese
Reform den Menschen mehr Gewinn als Verlust. Das,
was Sie im Moment machen, ist wieder Gezänk in den
parteipolitischen Hinterzimmern.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Von Gezänk müssen Sie gerade reden!)


Das führt leider nur zur Befriedigung von Herrn Koch
und anderen, aber nicht dazu, dass wir Deutschland
wirklich zum Wohle der Menschen neu ordnen. Bitte,
machen Sie sich in eine andere Richtung auf und verlas-
sen Sie Ihre parteipolitischen Hinterzimmer.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie können ja nicht einmal Ihre Gruppe in Berlin zusammenhalten!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1602301600

Ich erteile das Wort Kollegin Renate Künast, Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen.


Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1602301700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir brau-

chen eine Föderalismusreform. Dabei brauchen wir ei-
nes: mehr Transparenz, damit die Bevölkerung und wir
alle wirklich verstehen, wer eigentlich für welche Berei-
che zuständig ist. Wir brauchen mehr politische Hand-
lungsfähigkeit, damit die immer wieder qualvollen Ver-
handlungen, die sich über ein oder zwei Jahre hinziehen,
und die permanenten Blockaden durch den Bundesrat
endlich hinter uns liegen. Das ist unser Maßstab. Das
war übrigens auch der Maßstab der Föderalismuskom-
mission. Ich muss leider feststellen: Was uns heute hier
vorliegt, wird diesem Maßstab nicht gerecht. Dies ist
keine große Reform.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der FDP: Das stimmt!)


Wir wollten entflechten. Das leistet diese Reform
nicht. Wir wollten handlungsfähiger werden in Europa.
Das leistet diese Reform nicht. Wir wollten Lösungen
der großen Zukunftsaufgaben anbieten. Auch das leistet
diese Reform nicht. Diese große Koalition hat behauptet:
Nach den ersten 100 Tagen dieser Regierung kommt das
Meisterstück. Eines ist ganz klar: Wir haben das in den
vergangenen Wochen kritisiert. Nach der Rede des SPD-
Fraktionsvorsitzenden gibt es überhaupt kein Beweis-

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(C (D roblem mehr: Dies ist nicht das Meisterstück der groen Koalition, sondern das ist ein Stümperwerk, in das och viel Arbeit gesteckt werden muss, wenn es eutschland dienen soll. Herr Kauder, Sie haben hier über Wettbewerbsföderaismus geredet. Ich sage Ihnen einmal ganz klar: Wir ollen an der Stelle keinen Wettbewerbsföderalismus, ondern wir wollen einen Föderalismus, der auch noch ie gleichwertigen Lebensverhältnisse in dieser Repulik im Blick hat. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ir müssen den Ausgleich der Waage, die Balance hin-
ekommen, sodass wir Föderalismus mit einem Stück
ettbewerb, aber auch mit Solidarität haben. Die Bun-

esrepublik macht es nämlich aus, dass nicht an dem ei-
en Ende des Landes arme Kinder oder Migrantenkinder
eine Chancen auf gute Bildung haben und darauf, sich
u entwickeln, Teil der Gesellschaft zu sein, sich beruf-
ich zu verwirklichen und in der Gesellschaft ihren Teil
u leisten, während die reichen Kinder am anderen Ende
er Republik so richtig durchziehen, sodass nur sie am
nde die Vorstände in den DAX-Unternehmen stellen.
inen solchen Föderalismus wollen wir nicht, Herr
auder. Wir wollen auch Solidarität.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie wollen keinen Föderalismus, weil Sie nirgends mehr beteiligt sind!)


Nein. Von uns gibt es ein klares Bekenntnis zum Föde-
alismus, Herr Kauder. Aber man muss auch im Detail
issen, was man wie regelt. Ich will, dass die Länder
ehr entscheiden können, aber nicht nur die Minister-

räsidentenbank, nicht nur der Bundesrat, sondern wirk-
ich auch die Landtage.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben die Debatte um die Frage, wie hier mit
em Parlament und mit seinen Anhörungsrechten umge-
angen wird, schon geführt. Was Sie da gestern und vor-
estern hingelegt haben, war, finde ich, demokratietech-
isch nun nicht gerade ein Meisterwerk.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP – Volker Kauder [CDU/CSU]: Was Sie in Ihrer Regierungszeit mit dem Parlament gemacht haben, spottet jeder Beschreibung!)


Herr Kauder, Ihnen fehlt noch etwas ganz anderes.
ie haben hier gesagt, jetzt werde es eine wunderbare
emeinsame mehrtägige Anhörung geben.


(Zurufe von der CDU/CSU und der SPD)


Geht es? Können Sie nicht einmal einen Koalitions-
usschuss einberufen? Dann könnten Sie alles bespre-
hen. Wir haben bei diesem so genannten Meisterstück
erade gemerkt, dass die Koalition hoch zerstritten ist.






(A) )



(B) )


Renate Künast
Insofern verstehe ich sozusagen Ihre Debatte jetzt über
die grünen Bänke hinweg.

Die einen sagen, es sei ein Meisterstück. Herr Struck
sagt, man müsse eigentlich in wesentlichen Bereichen
noch ändern. Sie sagen, Sie hätten jetzt eine Anhörungs-
idee mit Bundestag und Bundesrat zusammen. Aber,
Herr Kauder, Herr Struck, Sie haben schon wieder die
Landtage vergessen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wenn es eine ehrliche Beratung gibt, dann wollen wir,
dass auch die Landtage und nicht nur die Ministerpräsi-
denten und die Mehrheit an dieser Beratung beteiligt
werden.

Ich würde übrigens auch gern wissen, was eigentlich
die Position der FDP ist. Herr Burgbacher, mir ist sie
mit Ihren Ausführungen nicht klar geworden. Wenn ich
mir das Ganze noch einmal vor Augen führe, dann erin-
nere ich mich daran, dass Herr Westerwelle im Dezem-
ber 2004 gesagt hat, das sei deutlich zu wenig und
enttäuschend. Mittlerweile hören wir von Herrn
Westerwelle, Sie würden dieser Reform sowieso zustim-
men, weil man danach über die Finanzfragen redet. Herr
Burgbacher erklärt hier aber, es müsse noch viel geregelt
werden. Herr Burgbacher, dann widerrufen Sie doch Ih-
ren Parteivorsitzenden, Herrn Westerwelle; der ist an
dieser Stelle längst umgefallen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Nur weil Sie es nicht verstanden haben, müssen wir hier nichts widerrufen! Sie müssen es verstehen! Sie reden sich das Durcheinander selbst ein!)


– Ich weiß, was Sie wollen, Herr Gerhardt. Wegen des
26. März wollten Sie sich, weil Sie in Rheinland-Pfalz
gern mit den einen und in Baden-Württemberg gern mit
den anderen wollen, keinen Ärger mit den beiden ein-
handeln. Deshalb haben Sie sich hier eigentlich schon
zum Steigbügelhalter dieser schlechten Reformvorlage
gemacht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dirk Niebel [FDP]: Wir regieren in den Ländern, im Gegensatz zu Ihnen!)


Ich kann nicht akzeptieren, wenn hier angesagt wird,
sogar aus dem Kanzleramt, dass dieses Paket so ge-
schnürt ist und so durchgeht. Ich kann auch nicht akzep-
tieren, wenn uns Ministerpräsidenten das sagen; denn es
geht an dieser Stelle nicht allein darum, ein Paket durch-
zuwinken. Wir haben vielmehr die Aufgabe, uns zu
überlegen: Was sind die Probleme der Republik, der
Kinder dieser Republik, der Wirtschaft dieser Republik?
Was sind die Probleme von heute, von morgen und von
übermorgen? Diese Reform muss eine Lösung für diese
Probleme anbieten und das tut sie bisher definitiv nicht;
im Gegenteil.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich gehe einmal zwei oder drei Punkte durch, um zu
klären, ob diese Reform uns eigentlich genügt. In der
Generaleinschätzung wird behauptet, hier finde eine aus-

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(C (D eichende Entflechtung statt. Es mag sein, dass hier eine leine Entflechtung vorgenommen wurde, aber für die ehauptung, die Zahl der zustimmungspflichtigen Ge etze würde von 60 auf circa 40 Prozent reduziert, also elbst für diesen kleinen Sprung, findet sich bei keinem issenschaftler ein Beleg. Wir alle hier wissen, dass es ich hierbei schlicht und einfach um eine Schätzung Pi al Daumen handelt. Es liegt keinerlei Beleg dafür vor, ass es zu einer solchen Reduzierung kommen wird. Ich laube sogar, dass das Gegenteil der Fall ist. In Ihre Änderungsvorschläge bezüglich des Verfahensrechtes in Art. 84 und 104 a Grundgesetz bezüglich er geldwerten Sachleistungen haben Sie wieder Regeungen hereingefummelt, die am Ende mindestens in leichem Umfang dem Bundesrat ein Zustimmungsrecht inräumen, wie es derzeit der Fall ist. uch Sie wissen genau, dass es Papiere von Sachvertändigen gibt, in denen das so gesagt wird. Am Ende leibt alles beim Alten: Sie wollen zwar entflechten, ber mit den von Ihnen vorgesehenen Änderungen beüglich geldwerter Sachleistungen haben Sie eigentlich ieder einen Nasenring eingeführt, an dem die Landes ürsten, also die Ministerpräsidenten, den Bundestag urch die Republik ziehen können. Ich bin mir sicher, uch in diesem Punkt wird es uns gehen wie nach der chnell durchgezogenen und nicht durchdachten Reform 994: Wir werden uns in Karlsruhe wiedertreffen. Unere Vorstellung war eigentlich, eine Reform auf die eine zu stellen, bei der das nicht der Fall ist. Schauen wir uns einmal an, wie Sie die Probleme eim Thema Bildung lösen. Bildungspolitik ist die Soialpolitik der Zukunft und damit Politik für den Standrt Deutschland. Aber Sie geben jede Möglichkeit für ine gemeinsame strategische Bildungsplanung auf. Ich espektiere die Zuständigkeit der Länder für die Bildung nd die Erziehung von Kindern im föderalen System, ber zugleich müssen wir uns bewusst machen, dass es inen knallharten internationalen Wettbewerb gibt. Inien bildet jedes Jahr 300 000 Ingenieure aus. Wir könen es uns nicht leisten, hier in Vielstaaterei zu verfallen. ir müssen wenigstens die Möglichkeit zu einer geeinsamen strategischen Bildungsplanung von Bund nd Ländern offen lassen. Davon würden nämlich unere Kinder profitieren, weil unsere Wirtschaft Fachleute raucht. Das ist damit in doppeltem Sinne die Zukunftsrage Deutschlands. Deshalb darf es nicht zu solchen Reelungen kommen, wie sie geplant sind. Schauen Sie sich einmal an, Herr Kauder, was pasierte, wenn Ihre Vorschläge durchkämen: Ganztagschulprogramme wären nicht mehr möglich. So etwas ie das Sinusprogramm, mit dem Edelgard Bulmahn azu beigetragen hat, dass dieses Land bei den matheatischen Fähigkeiten weiter nach vorne kommt, dürf Renate Künast ten wir nicht mehr machen. Von Mitteln für den Hochschulbau und von Ihrer Förderung von technischen Großgeräten profitierten am Ende nur die großen Länder; ein Land wie Schleswig-Holstein würde leer ausgehen. So kann doch die Zukunft dieses Landes nicht gestaltet werden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Frau Künast, Sie bleiben unter Ihren intellektuellen Möglichkeiten!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Ach Quatsch!)


– Das war wahrscheinlich, Herr Kauder, Ihr Wort zum
Frauentag. Es kam zwar ein bisschen spät, aber passte
vom Niveau her.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Überhaupt nicht! Wenn Sie ein Mann wären, hätte ich es genauso gesagt!)


Herr Kauder, Sie haben gesagt, durch die Föderalis-
musreform würde der Bund für Bürokratieabbau bei den
Ländern sorgen. Ich sage Ihnen, die Bürokratie, unter
der im Augenblick die Schulen leiden, liegt nicht in der
Verantwortung des Bundes, sondern wurde von den
Bundesländern verschuldet, weil sie den Schulen keine
Autonomie geben wollen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Schauen wir uns das Thema Umwelt an: Mit dem in
Ihrer Vorlage enthaltenen Vorschlag für ein Umweltge-
setzbuch bauen Sie nichts anderes auf als ein potemkin-
sches Dorf: vorne eine elegante Fassade, dahinter aber
nicht einmal ein fester Kern, der Abweichungen in den
verschiedenen Bereichen verhindert, wie es ein UGB tat-
sächlich ermöglichen könnte.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Stimmt nicht! Sie müssen erst lesen und dann reden!)


– Ja, Herr Röttgen, nur ein Hauch Naturschutz: Ihre Po-
sition kenne ich aus der Kommission.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Damit wären wir wieder beim Thema Frauentag!)


Ihre hier vorgesehene Abweichungsgesetzgebung ist ein
Fehler. Sie wird am Ende nicht die Probleme lösen, die
bisher im Zusammenhang mit der Erforderlichkeitsklau-
sel auftraten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir wollen ein Umweltgesetzbuch, das im Kern gut
für die Umwelt und gut für die mittelständische Wirt-
schaft in dieser Republik ist. Das wäre zum Beispiel der
Fall, wenn ein Mittelständler mit einem Antrag ein Ge-
nehmigungsverfahren bewältigen könnte. Er hat nämlich
nicht die Möglichkeit, drei Juristen einzustellen, um die
Gesetzessammlungen von 16 Bundesländern durch-
schauen zu lassen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Herr Struck, ich habe mit einer gewissen Genugtuung ahrgenommen, dass Sie auch auf die Themen Heim echt und Strafvollzug eingegangen sind. Wir werden it Ihnen und der SPD-Fraktion da eine intensive Dis ussion führen. Ich will Ihnen sagen, warum: Ich meine, ass das Heimrecht nicht nur mit Blick auf die Kinder, ondern gerade mit Blick auf die älteren Menschen – wir lle kennen das Thema des demografischen Wandels – iner der Kernpunkte ist, um die wir uns kümmern müsen. Wir müssen dafür Sorge tragen, dass man in dieser epublik in Würde altern und ein entsprechendes Leben ühren kann. Deshalb dürfen wir nicht dazu beitragen, ass ältere Menschen in Heimen nur noch gewaschen nd gefüttert werden. Wir dürfen nicht dazu beitragen, ass es im wahrsten Sinne des Wortes einen Personalumpingschlüssel gibt. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Ich freue mich darüber, dass auch die SPD-Fraktion
n dieser Stelle einen Blick auf den Strafvollzug wirft.
ch weiß, warum dieses Thema aufgenommen worden
st. Ich sage Ihnen aber: Im Interesse unser aller Sicher-
eit in der Bevölkerung ist es wichtig, dass im Strafvoll-
ug nicht gespart wird, sondern dass Resozialisierung
tattfindet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


In diesem Sinne haben wir noch grundsätzliche Bera-
ungen vor uns, damit dies eine Reform wird, die ver-
ient, dass man über sie sagen kann: Das ist ein Meister-
tück, das die Probleme des Landes löst.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1602301800

Ich erteile das Wort Kollegen Peter Ramsauer, CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Peter Ramsauer (CSU):
Rede ID: ID1602301900

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau
ollegin Künast, Sie haben gegen Ende Ihrer Rede ge-

agt: Das ist doch nicht die Zukunft unseres Landes. –
ch sage Ihnen dagegen: Mit der Einstellung, die Sie so-
ben in Ihrer Rede verbreitet haben, sind Sie, Ihre Partei
nd Ihre Fraktion garantiert nicht die Zukunft unseres
andes.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir sind uns – darüber bin ich froh – im Grunde ge-
ommen alle über die Fraktionsgrenzen hinweg darin ei-
ig, dass es so wie bisher nicht weitergeht und dass wir
ich bin meinem Kollegen Peter Struck außerordentlich

ankbar, dass er dies am Ende seiner Rede noch einmal
etont hat –


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])







(A) )



(B) )


Dr. Peter Ramsauer
diese Reform zu einem guten Ende bringen wollen. Des-
halb bin ich mir ganz sicher, dass diese Reform des Fö-
deralismus ein Zeichen der Zuversicht für unser Land
ist.

Die Probleme sind uns seit langem bekannt. Deswe-
gen wissen wir alle, dass es so nicht weitergeht. In den
letzten Jahren wurde viel darüber geredet und geschrie-
ben: über die schrittweisen Zuständigkeitsverluste der
Länder, über die Verflechtung aller Ebenen, über ver-
wischte Verantwortlichkeiten und über die Blockade-
macht des Bundesrates.

Neu ist: Die große Koalition redet nicht nur, sondern
sie handelt auch.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Deutschland ist nicht mehr Stillstandort. Wir haben das
innerhalb der ersten 100 Tage dieser großen Koalition
bewiesen. Wir haben bewiesen, dass wir handlungsfähig
sind; es wird entschieden, es geht vorwärts und es gibt
Zuversicht in unserem Lande.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Die Aussicht ist noch ein bisschen gemischt!)


Ich schließe mich dem Dank, den der Kollege Peter
Struck gerade ausgesprochen hat, für meine Fraktion
und für meine Partei ausdrücklich an: dem Dank an die
beiden Pioniere der Föderalismusreform in den letzten
Jahren,


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Graf Lambsdorff und wer noch?)


nämlich Edmund Stoiber und Franz Müntefering.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ach, die waren es!)


Sie haben an der Spitze der Föderalismuskommission
großartige Vorarbeit geleistet. Das verdient Respekt und
Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich schließe auch alle anderen in diesen Dank ein:
Graf Lambsdorff, wie hier zugerufen wurde, und diejeni-
gen, die viel früher aktiv waren. Gerade deshalb stehen
die Liberalen in der Verpflichtung, zielstrebig daran mit-
zuwirken, dass wir Erfolg haben.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Na klar!)


– Kollege Westerwelle, Sie sprechen nach mir und kön-
nen dies bestätigen.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Jawohl! Wenn das die große Koalition wünscht!)


Bundestag und Bundesrat beginnen heute parallel mit
den parlamentarischen Beratungen dieser umfassenden
Reform des Grundgesetzes. Wie meine beiden Kollegen
Volker Kauder und Peter Struck sehe auch ich die Bera-
tung der Vorlagen von zwei Leitgedanken geprägt.

Der erste Leitgedanke. Wir Abgeordneten nehmen
unsere parlamentarische Verantwortung wahr. Die Ände-

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(C (D ung des Grundgesetzes, ihre Begründung und die beleitenden Gesetze werden gründlich geprüft. Um die orwürfe der Opposition nochmals aufzunehmen: Sie un so, als befänden wir uns hier in einem Ratifizieungsverfahren. Davon kann aber überhaupt nicht die ede sein. In einem Ratifizierungsverfahren kann nichts eändert werden; dafür gibt es Beispiele. Wir befinden ns hier aber in einem geordneten Gesetzgebungsverfahen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


enn da und dort Feinschliff erforderlich ist – so hat es
er Kollege Volker Kauder mit anderen Worten gesagt –,
ann handeln wir entsprechend und machen aus diesem
iamanten sozusagen einen großartigen politischen Bril-

anten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Zurufe von der FDP: Oh! – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Schleifer seid ihr also!)


Der zweite Leitgedanke. Die Mehrheiten im Bundes-
ag und im Bundesrat setzen auf Kooperation statt wie
isher auf Konfrontation. Das ist etwas, was unsere
ählerinnen und Wähler nach den vielen Jahren des

tändigen Gegeneinanders erwarten. Wir unterstreichen
ies mit gemeinsamen Sitzungen: Heute gibt es parallele
itzungen im Bundesrat und im Bundestag – es findet
ie erste Lesung statt – und die federführenden Aus-
chüsse der beiden Häuser tagen gemeinsam.

Die große Koalition will eine gute Zusammenarbeit
it den Ländern. Das stimmt optimistisch; denn Bund

nd Länder müssen gemeinsam anpacken, um Deutsch-
and wieder nach vorne zu bringen. Ich bin sicher, das
eformwerk wird überzeugen. In den Debatten werden

eine Stärken hervorgehoben und Fehldeutungen korri-
iert werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die schlimmste Fehldeutung ist, dass der jeweils an-
ere der Verlierer sein müsse, wenn Bund bzw. Länder
twas gewännen. Das ist falsch. Ich sehe das anders.
enn Verflechtungen aufgelöst werden, dann gewinnen

och beide Ebenen neue Gestaltungsfreiheit. Ausufernde
ustimmungserfordernisse im Bundesrat verwischen
och Verantwortung und sie verzögern Entscheidungen.
ie Zahl derjenigen Gesetze wird deshalb reduziert, de-
en der Bundesrat zustimmen muss. Auf dem Feld der
isherigen Rahmengesetzgebung gewinnt der Bund
eue Kompetenzen hinzu. In 22 Gegenständen der
onkurrierenden Gesetzgebung entfällt die bisherige
erfassungsgerichtliche Prüfung, ob eine bundeseinheit-
iche Regelung erforderlich ist. Das schafft Rechtsklar-
eit.

Im Gegenzug – darin liegt natürlich auch eine ge-
isse Ausgewogenheit – wachsen die Kompetenzen
er Länder. Vom Presserecht bis zum Ladenschluss
ommen neue Kompetenzen hinzu. Schule, Kultur und
undfunk werden als Sache der Länder bestätigt.

Ich will auch hervorheben: Die Föderalismusreform
acht endlich Ernst mit dem Grundsatz – er ist für die






(A) )



(B) )


Dr. Peter Ramsauer
Kommunen von großer Bedeutung –: Wer anschafft, der
bezahlt. Dieser Grundsatz ist gerade für meine Partei
sehr wichtig, da sie in den Kommunen tief verwurzelt
ist. Der Bund darf Aufgaben künftig nicht mehr direkt
auf die Gemeinden, die Städte oder die Landkreise über-
tragen. Von den bisher getroffenen Behördenregelungen
können die Länder nach Abschluss der Reform abwei-
chen. Das ist ein echter Autonomiegewinn für die Län-
der. Die Länder – ich betone: die Länder – regeln damit
künftig das Verhältnis zu den Kommunen. Damit schützt
das so genannte Konnexitätsprinzip in den Landesver-
fassungen die Kommunen künftig auch im Bereich der
Bundesgesetze.

Deutschland braucht starke Länder. Deutschland
braucht starke Kommunen. Vielfalt belebt. Wettbewerb
setzt Anreize, nach besseren Lösungen zu suchen. Noch
einmal: Beide, das Parlament im Bund und die Parla-
mente in den Ländern, die Landtage, sind die Gewinner
dieser großartigen Reform. Der gesetzgeberische Spiel-
raum der Landesparlamente wächst. Wir Abgeordneten
im Deutschen Bundestag sind künftig freier in der Ge-
staltung unserer Gesetzesbeschlüsse. Ich stimme Volker
Kauder zu, der gesagt hat, dass man die Gesetze manch-
mal nicht mehr erkannt habe, als sie zerrupft aus dem
Vermittlungsausschuss zurückgekommen seien. Viel-
leicht wurden sie auch manchmal verbessert, wenn wir
in den letzten sieben Jahren am anderen Ende gezogen
haben.


(Beifall bei der CDU/CSU – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nennen Sie ein einziges Beispiel!)


Es gewinnt derjenige, auf den es in unserem Land letzt-
lich ankommt und dem wir unsere politische Macht und
unser politisches Mandat verdanken: Letztlich gewinnen
die Bürgerinnen und Bürger unseres Landes.

Auf Folgendes kommt es an: Erstens. Entscheidungen
können schneller getroffen werden. Zweitens. Politische
Verantwortung wird klarer. Drittens. Wichtige Kompe-
tenzen rücken näher an die Bürger heran.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Entflechtung der Ebenen lässt die Wahlent-
scheidung künftig wieder klarer als eindeutige Entschei-
dung für die eine oder die andere Richtung in der Politik
hervortreten. Es gibt kein Herumstochern mehr in einem
Einheitsbrei, sondern klare Richtungen und klare Kom-
petenzzuweisungen. Klare Verantwortlichkeiten stärken
das Vertrauen in unseren demokratischen Staat.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben mit die-
ser Reform eine ganz großartige Chance in der Hand.
Lassen Sie uns diese Chance für unser Land gemeinsam
nutzen!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Ich erteile das Wort dem stellvertretenden Minister räsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen, Andreas inkwart. Dr. Andreas Pinkwart, Minister (Nordrhein-Westalen)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1602302000

(Beifall bei der FDP)


Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Bundestag und Bundesrat gehen mit diesem Re-

ormvorhaben einen ersten Schritt in die richtige Rich-
ung. Es ist ein Stück weit ein erster Schritt, um mit dem
isherigen System organisierter Unverantwortlichkeit in
nserem demokratischen Gemeinwesen Schluss zu ma-
hen.


(Beifall bei der FDP)


Das gilt auch mit Blick auf die gemeinsame Heraus-
orderung, die deutsche Wissenschafts- und Hoch-
chullandschaft wieder an die internationale Spitze
eranzuführen. Wir müssen die Hochschulen und For-
chungseinrichtungen in unserem Land befähigen, sich
m immer härteren internationalen Wettbewerb um die
esten Köpfe, die größten Etats und um exzellente Er-
ebnisse besser zu behaupten. Sie brauchen dafür im
ern zwei Dinge: erstens, die Freiheit, sich im Wettbe-
erb strategisch zu entwickeln und zu positionieren,
nd, zweitens, eine verlässliche und auskömmliche Fi-
anzierung.


(Beifall bei der FDP)


Mehr Freiheit und Verantwortung sollen die Länder
m Bereich von Wissenschaft und Forschung bekom-
en. Das ist ein viel diskutierter und wesentlicher Be-

tandteil des heutigen Reformvorhabens. Die Länder
ehmen diese neue Herausforderung an. Sie sind nach
nserer festen Überzeugung gut beraten, die neuen
andlungsspielräume in Form von echter Freiheit und
utonomie an ihre Hochschulen weiterzugeben.


(Beifall bei der FDP)


ir jedenfalls tun das.

Frau Künast, Sie haben eben die Autonomie der
chulen eingefordert. Ich würde mich freuen, wenn Ihre
artei zum Beispiel in meinem Bundesland auch die
utonomie der Hochschulen so nachdrücklich unter-

tützen würde, wie Sie dies eben hier im Bundestag im
inblick auf die Schulen gefordert haben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Niemand muss Angst vor Kleinstaaterei haben. Ein
esunder Wettbewerbsföderalismus darf nicht mit klein-
arierter Kleinstaaterei gleichgesetzt werden. Es ist ein
rrglaube, dass Probleme umso besser gelöst werden, je
entralistischer die Zuständigkeiten angesiedelt sind.


(Beifall bei der FDP)


Das gilt mit Blick auf die letzte Legislaturperiode
uch für die Wissenschaftspolitik. Einheitslösungen wie
twa ein bundesweites Verbot von Studiengebühren – es






(A) )



(B) )


Dr. Andreas Pinkwart, Minister (Nordrhein-Westfalen)

ist beim Versuch geblieben; das ist nur ein Beispiel – ha-
ben Deutschland in Europa nicht wettbewerbsfähiger ge-
macht.


(Beifall bei der FDP – Zuruf des Abg. Jörg Tauss [SPD])


Freiheit ist aber nur eine Seite der Medaille. Hinrei-
chende Finanzierung, Herr Tauss, ist die andere. Auch
wegen unzureichender und durch die Vorgängerregie-
rung abgesenkter Bundesmittel besteht im Hochschulbe-
reich ein enormer Sanierungsstau.


(Jörg Tauss [SPD]: Sieh an! – Ulla Burchardt [SPD]: Wo waren Sie denn?)


Hinzu kommen steigende Studierendenzahlen, die wir
nicht als Belastung, sondern als Chance für unser Land
begreifen sollten.

Eine besondere Bedeutung kommt deshalb dem
Hochschulbau zu. Dafür ist dreierlei notwendig: Ers-
tens. Wir setzen uns für eine Garantie für eine dauerhafte
Zweckbindung der Bundesmittel in den jeweiligen Län-
dern ein.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Oh!)


Zweitens. Wir – darum bitte ich das ganze Haus sehr
herzlich – müssen im laufenden Gesetzgebungsverfah-
ren darüber diskutieren, ob die bis 2013 vom Bund zur
Finanzierung vorgesehenen Baumittel mit Blick auf die
steigenden Studierendenzahlen tatsächlich sachgerecht
sind.

Drittens. Wir sollten noch einmal darüber nachden-
ken, ob die jetzt vorgesehene Verteilung der Mittel an
die Länder sachgerecht ist;


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


denn es kann nicht sein, dass die Länder, in denen
50 Prozent der Studierenden in Deutschland eingeschrie-
ben sind, in Zukunft nur 30 Prozent der Bundesmittel er-
halten sollen. Diese Regelung sollte man, wenn man den
Hochschulen wirklich helfen will, noch einmal überden-
ken.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD– Ulla Burchardt [SPD]: Sagen Sie das mal Ihrem Ministerpräsidenten!)


Auf einem anderen Feld, bei der Forschungsförde-
rung und der Finanzierung von Forschungsbauten und
Großgeräten von überregionaler Bedeutung, steht der
Bund weiter in der Pflicht. Frau Ministerin Schavan hat
angekündigt, dass sie die gemeinsamen Aufgaben in ei-
nem kollegialen Verhältnis zu den Ländern angehen will.
Sie hat den Ländern vorgeschlagen, einen Hochschul-
pakt 2020 zu schließen, der klären soll, wie Bund und
Länder auch künftig gemeinsam Verantwortung tragen
können. Die Gespräche dazu haben begonnen. Wir be-
grüßen dieses Vorgehen. Es ist ein richtiges Signal, wenn
wir den Hochschulen einerseits mehr Freiheit geben, sie
aber andererseits nicht im Stich lassen, wenn es darum
geht, Qualitätssicherung im Studium und bei der For-
schung sicherzustellen.

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(C (D Lassen Sie mich einen letzten Gedanken formulieren. ingangs habe ich von einem ersten Schritt in die rich ige Richtung gesprochen. Die andere Seite der Medaille er Neuordnung der Aufgaben ist, wenn man die Grundystematik richtig versteht, die Neuordnung der Finanzeziehungen. Deswegen begrüßt das Land Nordrheinestfalen ausdrücklich, dass vorgesehen ist, dem ersten chritt einen zweiten folgen zu lassen. Wir begrüßen es ußerordentlich, dass dies jetzt verbindlich und konkret ngegangen wird. Nur so kann die Bundesrepublik eutschland auch an dieser Stelle aus der organisierten nverantwortlichkeit herausfinden. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ich erteile das Wort dem Kollegen Fritz Rudolf örper, SPD-Fraktion. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich will einen Ausführungen ein Zitat von Johannes Rau voanstellen. Johannes Rau sagte einmal: Die Demokratie lebt davon, dass für die Bürger klar ist, wem sie auf Zeit welche Verantwortung übertragen haben und wer ihnen nach der Frist Rechenschaft schuldet. ch denke, dass wir diese Mahnung ganz besonders ernst ehmen sollten, wenn wir über das Thema Föderalisusreform sprechen. Bei diesem Reformvorhaben können wir auf Vorareiten der Kommission zur Modernisierung der bundestaatlichen Ordnung zurückgreifen. Diese hatte eine chöne Abkürzung, nämlich KoMbO. Tatsächlich glaube ch, dass es bei diesen Fragen eher wie in einer Bigband ugeht. Denn bei so vielen Beteiligten ist es in der Tat icht überraschend, dass es hier und da zu Misstönen nd Missstimmungen kommt. Diese müssen ausgeräumt erden. Deswegen ist die Kritik an unserem jetzt geplanten nhörungsverfahren unter der Federführung des echtsausschusses völlig unangebracht. Diese Anhö ung wird so strukturiert und organisiert, dass alle Exertenmeinungen und alle Fachpolitiken einbezogen erden, und steht unter dem Motto: Es ist allemal bes er, miteinander zu reden als übereinander; denn nur das ringt gute Ergebnisse. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1602302100

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1602302200

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich appelliere an Sie, diese Beratungen nicht in Kon-
rontation, sondern im Geiste der Kooperation zwischen
er Bundesebene auf der einen Seite und der Länder-






(A) )



(B) )


Fritz Rudolf Körper
ebene auf der anderen Seite anzugehen. Wenn wir nicht
verinnerlichen, dass wir Kooperation brauchen, werden
wir scheitern. Das wollen wir nicht und das können wir
uns nicht leisten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Was bedeutet eigentlich Föderalismusreform? Ich
habe festgestellt, dass das von den Menschen im Land
häufig nicht richtig nachvollzogen werden kann. Bei der
Föderalismusreform geht es darum, dass wir Klarheit
und mehr Transparenz im Verhältnis zwischen Bund und
Ländern schaffen, und um eine stärkere Kompetenztren-
nung und -abgrenzung. Dass der eine oder andere Streit-
punkt darüber entsteht, hängt mit der unterschiedlichen
Interessenvertretung zusammen.

Im Moment ist die Situation so, dass 16 Materien auf
die Länder übertragen werden. Das betrifft beispiels-
weise den umstrittenen Hochschulbereich, das Ver-
sammlungsrecht, das aus meiner Sicht überhaupt nicht
umstritten ist, und das öffentliche Dienstrecht. Auf der
anderen Seite werden dem Bund Bereiche übertragen
– ob man sich als Bundespolitiker darüber besonders
freuen kann, mag dahingestellt sein –, wie zum Beispiel
das Waffenrecht und das Atomrecht. Und es kommt
– was ganz erstaunlich ist – zu einer Kompetenzerweite-
rung des Bundeskriminalamtes im Kampf gegen den in-
ternationalen Terrorismus. Ich bin sehr froh, dass die
Länderebene dem zugestimmt hat. Denn das ist eine
Maßnahme, die der Herausforderung, gegen den interna-
tionalen Terrorismus effektiv und effizient vorzugehen,
gerecht wird.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das glauben Sie doch selber nicht!)


Ich komme zur Zustimmung des Bundesrates zu Bun-
desgesetzen. Es ist ein wichtiges Ziel – und ich hoffe,
dass wir uns darin einig sind –, die Zustimmungsquote
erheblich zu reduzieren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wenn wir die Zustimmungsquote des Bundesrates um
mehr als die Hälfte reduzieren könnten, wäre das hervor-
ragend.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dass auch die klare Zuordnung der Finanzverantwortung
zwischen Bund und Ländern klar geregelt werden muss,
versteht sich von selbst.


(Beifall des Abg. Dirk Manzewski [SPD])


Ich will einen weiteren Punkt ansprechen: Wenn es
um Lösungen so genannter großer Probleme in unserem
Land geht, dann muss man bedenken, dass sich die Er-
wartungen der Menschen in unserem Land zuerst an die
Bundespolitik richten. Das ist die Gefühlslage. Das ist
die Erwartungshaltung. Mehr Arbeitsplätze, sichere
Renten oder eine moderne Familienpolitik erhofft man

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(C (D ich zuerst aus Berlin und nicht aus der jeweiligen Laneshauptstadt. as kann man zwar bestreiten, aber ich glaube, die Erartungshaltung ist so richtig beschrieben. Das ist mit icherheit eine Folge der Globalisierung in vielen Leensbereichen. Diese Erwartungshaltung entspricht aber uch unserem Grundgesetz, das dem Bund eine maßgebiche Gesetzgebungskompetenz zuweist. Allerdings steckt der Bund in einem ähnlichen Diemma wie der Riese Gulliver: Gefesselt sind seine räfte wirkungslos. Die Fessel ist hier und heute das Ve orecht des Bundesrates. Die Reform der bundesstaatlihen Ordnung muss ein klares Ziel verfolgen, nämlich ie Zahl der Bundesgesetze, denen der Bundesrat zutimmen muss, deutlich zu reduzieren. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ein wichtiger und richtiger Schritt auf dem Weg zu
iesem Ziel ist die Änderung des Art. 84 des Grundge-
etzes. Bislang muss sich der Bund entscheiden: Macht
r den Ländern Vorgaben für den Vollzug seiner Gesetze,
ntsteht Zustimmungspflicht. Nur dann, wenn er sich je-
er Verfahrensregelung enthält – wir haben in der ver-
angenen Zeit gesehen, wie man das macht –, kann er
hne den Bundesrat handeln. Dieses Alles-oder-nichts-
rinzip wollen und müssen wir ändern. Abweichungs-
echt statt Zustimmungspflicht lautet im Grunde ge-
ommen die neue Formel, die hier erfunden worden ist.
ünftig soll der Bund den Vollzug seiner Gesetze auch
hne die Zustimmung des Bundesrates regeln können.
llerdings dürfen die Länder von diesen Vorgaben ab-
eichen.

Dazu sage ich mit Blick auf die Praxis: Ich bin zuver-
ichtlich, dass auf Bundesebene so gute Gesetze ge-
acht werden, dass die Länder nur in seltenen Fällen

on der Möglichkeit der Abweichungsregelungen Ge-
rauch machen werden. Davon bin ich überzeugt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Das muss unser Anspruch sein!)


llerdings muss der Bund auch den Mut haben, auf die
ualität seiner Regelungen zu vertrauen. Die Möglich-
eit, eine Länderabweichung mit Zustimmung des Bun-
esrates auszuschließen, ist als Ausnahmefall konzipiert.
ie sollte, wenn ich das richtig verstanden habe, nicht
ur Regel werden.

Wir müssen an einer anderen Stelle aber sehr aufpas-
en, damit wir unser Anliegen nicht zunichte machen,
eispielsweise bei Art. 104 a des Grundgesetzes. Künf-
ig soll der Bundesrat ein Vetorecht bei allen Gesetzen
aben, die die Länder zu Geld- oder geldwerten Sach-
eistungen verpflichten. Das ist eine bedeutsame Aus-
eitung der gegenwärtigen Regelung, die mir ganz per-

önlich fast zu weitgehend erscheint.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Fritz Rudolf Körper
Die Länder sollen mitreden, wenn ihnen erhebliche
Kosten zu entstehen drohen. Einverstanden. Braucht der
Bundesrat aber wirklich ein Vetorecht, wenn 99,9 Pro-
zent einer Geldleistung vom Bund übernommen wer-
den?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir sollten Obacht geben, dass wir hier keine neuen
Seile auslegen, mit denen der Bund gefesselt werden
kann.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU])


Ich habe den Eindruck gewonnen, dass bei manch
einem noch Unklarheit darüber besteht, welche Konse-
quenzen praktischer Art sich aus der Föderalismus-
reform ergeben. Auf Länderseite gibt es zu manchen
Punkten ganz unterschiedliche Reaktionen und Kom-
mentierungen. Was die einen freudig herbeisehnen, wird
von anderen mit gewisser Sorge betrachtet. Ich nehme
auf die Richter- und Beamtenbesoldung Bezug. Das
Grundgesetz kennt keinen asymmetrischen Föderalis-
mus, bei dem einige Länder mehr Befugnisse haben als
andere. Das Grundgesetz kennt nur ein Entweder-Oder,
Bund oder Länder. Deshalb müssen sich alle Länder im
Klaren darüber sein, ob sie mehr Verantwortung wollen
und ob sie die neuen Lasten auch wirklich schultern kön-
nen.

Das Ergebnis unserer Arbeit darf nicht zu einem
Scheinföderalismus führen


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


– klatscht doch später –,


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


der dazu führt, dass Gesetze in Düsseldorf oder Mün-
chen, also in den großen Bundesländern, gemacht wer-
den und die kleinen Länder ihren Inhalt nur noch ab-
schreiben.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Einige Länder hoffen zwar, von individuellen Regelun-
gen anderer Länder profitieren zu können. Aber ange-
sichts eines gesetzgeberischen Wettbewerbs, bei dem
ungleiche Startbedingungen herrschen, werden mit Si-
cherheit nicht alle eine faire Chance haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben die Pflicht und die Verpflichtung, für eine
sorgfältige und intensive Beratung im Deutschen Bun-
destag zu sorgen.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann nicken wir das jetzt also ab, oder was?)


Das Föderalismuspaket ist nicht geeignet, mit verbunde-
nen Augen und im Schweinsgalopp abgesandt zu wer-
den. Deswegen werden wir es intensiv beraten und letzt-
lich auch eine Reform hinbekommen.

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(C (D Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1602302300

Ich erteile das Wort der Kollegin Inge Höger-Neuling,

raktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Inge Höger-Neuling (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1602302400

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Föderalis-

usreform könnte zum Unwort des Jahres werden,


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Na ja!)


icht weil die Menschen im Lande diesen Begriff nicht
erstehen,


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Sie haben ihn wahrscheinlich nicht verstanden!)


ondern weil das, was als Jahrhundertreform und als
efreiung von der Selbstblockade angekündigt wird, in
ahrheit ein Bürokratiemonster ist.

Sie verhindert eine einheitliche Bildungspolitik, eine
inheitliche Vorschulförderung und eine einheitliche
ochschulpolitik. Es fehlt auch eine einheitliche Ant-
ort auf die PISA-Studie. Sie macht effektiven Natur-

chutz und vernünftigen Hochwasserschutz unmöglich.
ir brauchen endlich ein einheitliches Umweltrecht statt

ines neuen Kompetenzwirrwarrs. Man sollte doch glau-
en, dass es ihr Ziel war, für Entbürokratisierung und für
erbesserungen für die Menschen zu sorgen. Herausge-
ommen sind allerdings massive Verschlechterungen für
iele.

Die Länder und Gemeinden haben sinkende Steuer-
innahmen zu verzeichnen. Nun suchen nach Einspar-
öglichkeiten und sehen diese erfahrungsgemäß nicht

ei Wirtschaftssubventionen oder beim Straßenbau, son-
ern eher in den Haushalten für Soziales und für Jugend.

Die Länder und Gemeinden geben dem Druck von
irmen nach, die mit Arbeitsplatzverlagerungen drohen.
ie Zuständigkeit des Bundes stellte bisher häufig eine
renze dar. In Zukunft wird es einen Wettbewerb zwi-

chen den Ländern – den sie ja alle befürworten – um
as schnellste Sozialdumping geben. Das ist der Inhalt
ieser Reform.

Das wird zum Beispiel die Menschen, die in Heimen
eben, betreffen, also Menschen mit Behinderungen,
lte und chronisch Kranke. Das Heimrecht soll nun
ändersache werden. Einzelne Bundesländer haben be-

eits angekündigt, ihre Pflegestandards zu senken und
en Pflegeschlüssel nach unten zu schrauben. Dabei wa-
en es gerade die Missstände in den Heimen, die 1974
azu geführt haben, dass das Heimrecht auf die Bundes-
bene übertragen wurde.

Die in diesem Bereich tätigen Vereine laufen dagegen
turm: Die Caritas, sehr geehrte Damen und Herren von
er CDU/CSU, die Arbeiterwohlfahrt, liebe Genossin-
en und Genossen von der SPD, die Verbraucherzentra-






(A) )



(B) )


Inge Höger-Neuling
len, werte Kolleginnen und Kollegen von den Grünen,
und wichtige private Träger von Pflegeheimen – das
sage ich an die Liberalen gerichtet –, alle protestieren
energisch gegen die Verlagerung der Zuständigkeit für
das Heimrecht auf die Länder.


(Beifall bei der LINKEN)


Worum geht es diesen Verbänden? Wenn Eltern be-
hinderter Kinder umziehen müssen, können sie sich in
Zukunft nicht mehr darauf verlassen, dass ihr Kind in ei-
nem anderen Bundesland ähnliche Bedingungen vorfin-
det. Angehörige pflegebedürftiger alter Menschen wer-
den sich nicht mehr darauf verlassen können, dass an der
Ostseeküste bei der Heimpflege ähnliche Qualitätsstan-
dards gelten wie in der Rhön.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist wirklich ein Skandal!)


Die Menschen, die beruflich Pflege organisieren,
müssen demnächst nicht nur vier Ausführungsverord-
nungen zum Heimgesetz kennen, sondern 4 mal 16, also
64. Die geplante Grundgesetzänderung würde also einen
enormen Zuwachs an Bürokratie – ja, einen Zuwachs –
bedeuten. Alle gegenteiligen Behauptungen sind schlicht
unwahr.


(Beifall bei der LINKEN)


Betroffen sind auch Kinder und Jugendliche, die in
sozial benachteiligten Familien aufwachsen, in Familien,
die Hilfen von Jugendämtern in Anspruch nehmen müs-
sen. Denn die geplante Grundgesetzänderung trifft auch
die Jugendämter. Bisher fungieren die örtlichen und die
Landesjugendämter als Berater von Familien, als An-
sprechpartner für Frauen mit Unterhaltsproblemen, für
missbrauchte Mädchen, für belastete Jugendliche. Dem-
nächst werden diese Ansprechpartner kaum noch an-
sprechbar sein. Denn wer glaubt im Ernst, dass die armen
Kommunen bzw. die Landesfinanzminister weiterhin Ju-
gendämter vorhalten werden, die fachlich fundiert über
Hilfebedarf entscheiden können? Auch dies wird der
Sparwut und somit dem Sozialdumping zum Opfer fal-
len.

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer werden nicht
nur unmittelbar von der jetzt vorgesehenen vollständigen
Verlagerung der Zuständigkeit für das Dienstrecht auf
die Länder betroffen sein, sondern auch mittelbar. Künf-
tig wird es einen Kostenwettbewerb zwischen den Län-
dern geben. Im sozialen und im Gesundheitssektor lassen
sich Kosten in der Regel aber nur durch Personalabbau
sparen. Das betrifft unter anderem die Hochschulklini-
ken, die nun von den Ländern anerkannt, gefördert, ge-
steuert werden sollen. Dadurch werden sie noch stärker
in den Wettbewerb mit anderen Krankenhäusern geraten.
Sie werden in einen Kostenwettbewerb gedrängt, der auf
dem Rücken der zurzeit streikenden Pflegekräfte ausge-
tragen wird.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Der Wettbewerb, der entsteht, wenn die Zulassung
von Arzneimitteln Ländersache wird, wird auch die Be-

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(C (D chäftigten in der Pharmaindustrie treffen. Die Globallayer werden die Länder künftig noch intensiver mit em Arbeitsplatzargument gegeneinander ausspielen ach dem Motto: Erlaubt mir die Einleitung von Chemialien in den Rhein oder wir verlagern den Betrieb. Mit der vorgesehenen Grundgesetzänderung soll die undeszuständigkeit für den sozialen Wohnungsbau und as Wohngeld quasi abgeschafft werden. Das wird die eute treffen, die auf Wohngeld oder Sozialwohnungen ngewiesen sind. Sie wollen Entscheidungen zu den Menschen brinen? Die Föderalismusreform bringt den Menschen ehr Bürokratie, ein Wirrwarr von Verordnungen und inen Abbau von Sozialstandards. Statt der Lösung drinender Probleme wie Erwerbslosigkeit oder Pflegebeürftigkeit wird auf dem Rücken der Betroffenen ein uhhandel abgeschlossen. Als Mitglied der Fraktion Die inke kann ich diese Grundgesetzänderungen nur ablehen; sie sind unsozial. Frau Kollegin Höger, dies war Ihre erste Rede im eutschen Bundestag. Herzliche Gratulation und alles ute für Ihre Arbeit. Ich erteile nun das Wort Kollegin Krista Sager, Frakion Bündnis 90/Die Grünen. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich halte s für ein sehr gutes Signal, dass Herr Struck hier deutich gemacht hat, dass über diese Reform noch nicht das etzte Wort gesprochen ist und dass es Veränderungen eben wird. Das will ich ausdrücklich sagen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1602302500

(Beifall)

Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1602302600

ch hoffe, dass er das heute nicht bloß gesagt hat, um
ritiker in den eigenen Reihen kurzfristig zu beschwich-

igen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wie sich andere diese Reform vorstellen, hat der Kol-
ege Dr. Röttgen ja gestern aufgezeigt nach dem Motto:

ir können jetzt nicht auf Einzelanliegen und Einzelin-
eressen schauen, wir müssen den Blick doch auf das
roße Ganze richten. Wir können aber nicht einerseits in
onntagsreden immer wieder erklären, dass Bildung und
issenschaft zentral für die Zukunft dieses Landes sind,


(Zuruf von der CDU/CSU: Aber nicht zentralistisch!)


nd andererseits dann, wenn es um die Reform des Fö-
eralismus geht, so tun, als seien das Eigeninteressen
on Einzelpersonen. Das passt einfach nicht zusammen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Krista Sager
Dass von Bildungs- und Wissenschaftsorganisatio-
nen massive Kritik kommt, müssen wir ernst nehmen.
Wir können uns falsche Weichenstellungen bei Bildung
und Wissenschaft nicht leisten. Das wäre mit dem „gro-
ßen Ganzen“ vollkommen unvereinbar.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es ist ja richtig, dass es schwer ist, eine Mehrheit für
eine Verfassungsänderung zusammenzubekommen. Aber
gerade wenn das schwer ist, können wir uns eine falsche
Weichenstellung für Bildung und Wissenschaft erst recht
nicht erlauben; sie würde uns über Jahrzehnte begleiten,
wir würden sie nicht wieder los.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Mit einem Kooperationsverbot für den Bund im Be-
reich Schulen und Hochschulen würden wir internatio-
nal einen absoluten Sonderweg einschlagen. Es gibt kein
föderatives System, in dem das so geregelt ist. Nirgends
ist es der Zentralebene verboten, für Schulen und Hoch-
schulen Geld auszugeben. Das gibt es nicht einmal in
den USA und wir sollen so etwas einführen. Das ist an
Blödsinn kaum noch zu übertreffen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Cornelia Hirsch [DIE LINKE])


Erzählen Sie den Menschen draußen im Lande doch ein-
mal, dass dem Bund durch die Verfassung verboten wer-
den soll, in Zukunft etwas für die Ganztagsschulen in
Deutschland zu tun. Das begreift wirklich kein Mensch.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Cornelia Hirsch [DIE LINKE])


Es muss einen doch wirklich misstrauisch stimmen,
dass die Ministerpräsidenten der großen Länder während
der Arbeit der Föderalismuskommission so tun – auch in
den letzten Tagen –, als könnten sie vor Kraft kaum noch
laufen und in Zukunft alles alleine machen, während der
erste Fachminister, der hier auftritt – er kommt nicht aus
einem kleinen, schwachen Land –,


(Jörg Tauss [SPD]: Dem größten!)


schon einmal den herannahenden Katzenjammer auf-
scheinen lässt. Das haben wir hier erlebt und das muss
uns doch misstrauisch machen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Cornelia Hirsch [DIE LINKE])


Wer den Bund bei der Bildung und der Wissenschaft
vor die Tür stellt, der tut das doch nicht nur auf Kosten
der schwachen Länder. Er tut das zwar ganz massiv auf
Kosten der schwachen Länder, aber er tut das vor allen
Dingen auch auf Kosten der jungen Menschen in diesem
Lande, einem Lande, in dem der Zusammenhang zwi-
schen Bildung und sozialer Herkunft schon heute uner-
träglich ist.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


as würde dadurch noch schlimmer gemacht, was wir
icht akzeptieren können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Cornelia Hirsch [DIE LINKE])


Herr Burgbacher, Sie können es mir abnehmen – das
aben Sie auch erlebt –: Es geht nicht darum, den Län-
ern die Schulkompetenz streitig zu machen. Das hat
och niemand getan. Wir müssen aber doch auch sehen,
ass es in anderen Ländern mehr Freiheit der Bildungs-
inrichtungen, mehr Wettbewerb um Qualität und mehr
utonomie bei einem gemeinsamen Rahmen gibt. Diese

ind dabei besser gefahren als wir; denn sie haben bei
er PISA-Studie die besseren Ergebnisse erzielt. Das
üsste uns doch ein bisschen zum Nachdenken bringen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Von vielen Zielen, die Sie in Ihrem Koalitionsvertrag
elbst formuliert haben – Sie wollen etwas für junge
eute ohne Schulabschluss tun und die Studierenden-
uote erhöhen –, hat sich die Bildungsministerin im
runde doch schon längst verabschiedet. Dort wird sie

m Bund keine Rolle mehr spielen. Sie ist nur noch eine
inisterin der warmen Worte für diese jungen Leute.
ach dieser Reform wird sie dort nichts mehr tun kön-
en. Deswegen darf diese Reform so nicht kommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Cornelia Hirsch [DIE LINKE])


Wir als Grüne wollen eine Föderalismusreform. Wir
aben aber an den richtigen Stellen Nein gesagt, nämlich
ei Bildung, Umwelt und Strafvollzug. Dass der Gesetz-
ntwurf jetzt unverändert vorgelegt wird, zeigt doch, wie
chlecht es für dieses Land ist, wenn der Einfluss der
rünen zurückgeht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Das beklagt aber niemand außer den Grünen!)


Ich hoffe, dass gerade auch die Kollegen in der SPD
as, worüber wir uns im Dezember 2004 einig waren,
eiterhin ernst nehmen. Liebe Kollegen, ich sage Ihnen

ines: Den Stellenwert Ihrer Partei und den Stellenwert
on Gerechtigkeit und Wohlstandssicherung für alle
enschen in diesem Lande wird man am Ende auch da-

an messen, ob Sie sich durch die Koalitionskarte nieder-
ügeln lassen oder ob Sie hier noch Veränderungen vor-
ehmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Fritz Rudolf Körper [SPD]: Sie kennen uns doch! Wir lassen uns nicht niederbügeln!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1602302700

Ich erteile Kollegen Norbert Röttgen, CDU/CSU-

raktion, das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Norbert Röttgen (CDU):
Rede ID: ID1602302800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Am

häufigsten diskutieren wir Abgeordnete, wir Politiker
hier im Bundestag darüber, auf welche Veränderungen
und Reformen sich die Bürger einstellen müssen. Wir sa-
gen den Bürgern: Ihr müsst euch ändern und reformbe-
reit sein.

Diese Föderalismusreform ist eine Reform des Staa-
tes. Sie wird damit der Erwartung der Bürger gerecht
– alle sagen das: Bürger, Fraktionen und Parteien –, dass
sich nicht nur die Bürger ändern müssen, sondern dass
sich auch der Staat verändern muss. Er muss besser wer-
den. Das ist der Anspruch, der mit dieser Reform ver-
bunden wird.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Der Staat muss auf einem Gebiet besser werden, das
das Entscheidende, das Zentrum eines demokratischen
Gemeinwesens ist, nämlich in der Gesetzgebung. Bevor
wir wieder auf die Einzelheiten kommen: Was ist der
Ausgangspunkt? Was ist denn jahrelang zu Recht be-
klagt worden? Was ist die Misere? Ich finde es nicht
übertrieben, von einer Misere zu sprechen. Die Misere,
die wir erleben und erleiden, ist der Verlust an Ent-
scheidungsfähigkeit des Staates. Das ist das Problem.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Olaf Scholz [SPD])


Auf dieses Problem richtet sich auch der Vorwurf der
Menschen. Wir reden relativ viel über Politikverdros-
senheit und ich glaube, dass es dieses Phänomen gibt.
Ich bin auch davon überzeugt, dass dieses Phänomen,
diese Unzufriedenheit, einen zentralen Vorwurf an die
Politik beinhaltet: Ihr tut nicht das, was das Wichtigste
ist, das, wozu ihr da seid, nämlich Probleme zu lösen.
Dafür seid ihr gewählt und das tut ihr zu wenig. – Dieser
Vorwurf stimmt. Darum müssen wir etwas ändern.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich meine das natürlich nicht in quantitativer Hin-
sicht. Es werden im Bund permanent Entscheidungen
getroffen und Gesetze produziert. Aber es geht um den
Verlust von Problemlösungsfähigkeit. Mit diesem Vor-
wurf sind wir alle, die wir hier im Parlament Verantwor-
tung tragen, konfrontiert. Für diese Unzulänglichkeit, für
diese Misere – ich will das Kind beim Namen nennen –
gibt es viele Gründe. Aber es gibt einen ganz wichtigen
Grund, und zwar die Frage, wie wir das Verhältnis zwi-
schen Bund und Ländern organisiert haben. Es geht
darum, dass wir das Zusammenwirken von Bund und
Ländern, die Verantwortung beider Ebenen, in ein Sys-
tem der Vermischung von Verantwortung über fast
alle staatlichen Aktivitäten verwandelt haben: Vermi-
schung bei der Gesetzgebung, Vermischung bei der Fi-
nanzierung und Vermischung bei der Verwaltung des
Staates.

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(C (D (Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


Wir haben erlebt, dass Vermischung von Verantwor-
ung im Ergebnis nur eines bewirkt und bedeutet, näm-
ich Auflösung von Verantwortung. Darum ist die Fö-
eralismusreform eine Reform, die dort ansetzt, wo es
m die Wiederherstellung der Verantwortung im Staate
eht. Bevor wir auf Einzelheiten zu sprechen kommen,
evor wir über Gaststättenrecht und viele andere wich-
ige Themen und Einzelfacetten dieser Reform debattie-
en – was notwendig ist –, darf aber das Kernanliegen
ieser Reform nicht untergehen. Ich will es deshalb noch
inmal sagen: Der Kern dieses Reformanliegens ist die

iederherstellung staatlicher Entscheidungsfähig-
eit, die Wiederherstellung der Erkennbarkeit politi-
cher Verantwortung. Das ist das zentrale staatspoliti-
che Anliegen dieser Reform. Das ist der Maßstab.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Es gibt zwei Lebenselemente einer parlamentari-
chen Demokratie. Das eine ist Vertrauen, das andere
t Verantwortung. Wir brauchen wieder Klarheit in der
erantwortung, Klarheit in der Möglichkeit, zu entschei-
en, die dann mit der Möglichkeit der Bürger korrespon-
iert, sich ihr eigenes Urteil darüber zu bilden, wie die
olitik entschieden hat, und dieses Urteil bei Wahlen aus-
udrücken. Das ist der Anspruch. Für diesen Anspruch
ibt es ein Leitmotiv. In der Umsetzung des Prinzips Ver-
ntwortung heißt dieses Leitmotiv: Verhinderungsmacht
m Staat abbauen, Gestaltungsmacht aufbauen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Fritz Rudolf Körper [SPD])


olitik darf nicht mehr verhindern wollen, sondern muss
en Anspruch haben, zu gestalten. Worin drückt sich
ies konkret und in den Schwerpunkten aus? Ich möchte
inige der Punkte benennen.

Zunächst will ich unterstreichen, was das große Ziel
st, nämlich die Zahl der zustimmungsbedürftigen Ge-
etze in der Bundesgesetzgebung zu vermindern. Inzwi-
chen ist es so, dass über 60 Prozent der Gesetze, die
ier im Bundestag verabschiedet werden, nicht mehr
hne die Zustimmung auch des Bundesrates in Kraft tre-
en können. Wir und auch die Bürger können nicht wol-
en, dass die Mehrheit, die auf Zeit legitimiert wurde, am
nde nicht entscheiden kann. Das höhlt das Wahlrecht
us.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir werden mit dieser Reform die Zahl der zustim-
ungsbedürftigen Gesetze – das ist das Ergebnis einer
ewertung dieser Reform, bezogen auf die Gesetzge-
ung der letzten Legislaturperiode; das ist recherchiert
orden – um ein Drittel reduzieren. Ein Drittel weniger
ustimmungsgesetze, das ist ein enormer Zugewinn für
ie legitime Durchsetzungskraft der gewählten Mehr-
eit. Was dies bedeutet, können wir als Bundestag nicht
och genug einschätzen. Wir werden damit in Deutsch-
and die Art, Politik zu machen, verändern. Die Politik
at dann wieder die Chance, Strukturentscheidungen zu






(A) )



(B) )


Dr. Norbert Röttgen
treffen. Diese sind oft noch nicht getroffen worden.
Stattdessen werden permanent Reparaturentscheidun-
gen getroffen.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ja, richtig!)


Es ist ein Unding, dass der Vermittlungsausschuss
die Reparaturkammer der deutschen Politik ist.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Das darf nicht so weitergehen, weil es letztlich alle ent-
mündigt. Es ist ein intransparentes Gremium, durch das
alle Mitglieder des Bundestages entmündigt werden,
weil sie dessen Ergebnisse letztlich nur noch ablehnen
oder ihnen zustimmen können; sie können kein Komma
mehr ändern. Wir alle als Abgeordnete werden entmün-
digt.

Auch die Bürgerinnen und Bürger werden entmün-
digt, weil sie bei diesem geheim tagenden Gesetzge-
bungsorgan – in einem demokratischen Staat wird unter
Ausschluss der Öffentlichkeit Politik gemacht; das muss
man sich einmal vorstellen – nicht mehr erkennen kön-
nen, wer für die Politik verantwortlich ist. Wenn die Bür-
ger die Verantwortlichkeiten nicht mehr erkennen kön-
nen, dann entmündigen wir sie. Insofern bedeutet unser
Vorhaben einen riesigen Fortschritt.

Fortschritte gibt es auch an anderer Stelle, etwa bei
der konkurrierenden Gesetzgebung. Nur noch in elf
von 33 Fällen ist der Erforderlichkeitsnachweis für die
Bundesgesetzgebung notwendig. Wir schaffen mit der
Rahmengesetzgebung eine ganze Gesetzgebungskate-
gorie ab. Das ist gut und richtig,


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Richtig!)


weil die Rahmengesetzgebung sozusagen als Gesetzge-
bungstypus auf die Vermischung von Bundes- und Lan-
despolitik angelegt ist. Wir teilen die damit verbundenen
Kompetenzen zwischen Bund und Ländern auf; einiges
geht an den Bund, anderes an die Länder.

Nebenbei bemerkt – die Reform ist noch nicht be-
schlossen; darum sollte man vorsichtig sein –: Der Bund
ist der eindeutige Gewinner. Denn nach der Grundge-
setzänderung 1994 und der anschließenden Rechtspre-
chung hat der Bund nur noch sehr geringe Gesetzge-
bungskompetenzen in der Rahmengesetzgebung. Wir
haben auf diesem Gebiet kaum noch Kompetenzen, kön-
nen also kaum etwas verlieren, gewinnen jetzt aber
Kompetenzen hinzu.

Wir verlieren übrigens nicht die Möglichkeit der
Hochschulförderung, Frau Kollegin Sager.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie wollen Sie noch Sonderprogramme machen?)


– Bitte beschäftigen Sie sich mit den Sachverhalten! Das
ist definitiv falsch. Der Bund wird weiter Hochschulför-
derprogramme durchführen. Das ist auch nötig.

Wir werden in der Umweltpolitik etwas realisieren,
was seit vielen Jahren gefordert wird. Es wird ein ein-
heitliches Umweltgesetzbuch geben.

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(C (D rstmalig wird die Möglichkeit bestehen, einheitliche tandards in diesem Bereich zu schaffen. Es ist eine Legende, dass die Länder von allem abweihen können. Das ist selbstverständlich nicht der Fall. er Bund behält ausschließliche Gesetzgebungskompe enzen in diesem Bereich. Die Länder können insoweit eine abweichenden Regelungen treffen. Der Bund beält konkurrierende Gesetzgebungszuständigkeiten. Auch a ist den Ländern kein Abweichen möglich. Nur in dem arginalen kleinen Bereich, in dem die Rahmengesetz ebung bisher beim Bund lag – die Gesetzgebungskometenz war eingeschränkt; er konnte lediglich die Grundätze bestimmen –, erhält er jetzt die volle Kompetenz. ie Länder können abweichende Regelungen treffen, ber nur in den Bereichen, die ihnen vorgegeben werden. Der Bund ist deshalb der Gewinner der Reform. Wir önnen wieder Politik für das ganze Land machen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich will einen letzten Gesichtspunkt ansprechen. Die
eform ist ein Kompromiss – darin liegt das Wesen der
erfassungsgesetzgebung –, der im Konsens entstanden

st. Dabei gibt es fast nur Gewinner. Der Bundestag ist
in Gewinner – ich habe bereits versucht, das zu erläu-
ern –, weil er seine durch Wahlen erhaltene Legitima-
ion umsetzen kann. Die Landtage werden Gewinner
ein, weil sie eigene Gestaltungskompetenzen erhalten.
ie Ministerpräsidenten sind keine Gewinner der Re-

orm. Der Bundesrat gibt Kompetenzen an den Bundes-
ag und die Landtage ab. Es ist doch ein demokratischer
ewinn, wenn Zuständigkeiten von der Exekutive zur
egislative verlagert werden. Ein solches Vorhaben kann
an doch nur befürworten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Dr. Guido Westerwelle [FDP])


uch die Bürger sind die Gewinner, weil der Staat ent-
cheiden kann und sie die entsprechende Politik besser
eurteilen können.

Alle, die das Thema unter dem Gesichtspunkt der
taatspolitischen Verantwortung angehen, werden sich
n den Beratungen im Gesetzungsgebungsverfahren be-
eiligen; aber letztlich können sie sich der praktischen
lternative nicht entziehen, die dem schlechten Status
uo vorzuziehen ist.

Die Grünen haben dem Vorhaben schon einmal zuge-
timmt. Erinnern Sie sich an die Verantwortung, die Sie
amals wahrgenommen haben!


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt nicht!)


ass die Grünen in diesem Land nichts mehr zu sagen
aben, liegt daran, dass die Bürger das in Wahlen so ent-
chieden haben. Je schwächer Ihre taktischen Argumente
erden, meine Damen und Herren von den Grünen,






(A) )



(B) )


Dr. Norbert Röttgen
desto weniger werden Sie in Zukunft in Deutschland zu
sagen haben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP – Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1602302900

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Guido

Westerwelle, FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1602303000

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Ich will zunächst einmal eines klarstellen und
dabei an das anknüpfen, was Kollege Röttgen gesagt hat:
Es ist kein Anliegen einer Partei; es ist auch kein Anlie-
gen einer großen Koalition oder einer rot-schwarzen Re-
gierung, vielmehr muss es das Anliegen der gesamten
deutschen Politik sein, dass die Effizienz unseres
Staatswesens wieder besser wird.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Es handelt sich hier nicht um eine Auseinanderset-
zung zwischen Opposition und Regierung, sondern die
Auseinandersetzung geht quer durch alle Fraktionen und
dreht sich um die Frage: Wie kann unser Staatswesen
schneller werden? Wie kann es entflochten werden? Wie
wird es weniger bürokratisch? Wie kann die Qualität un-
serer Entscheidungen besser werden? Wie kann der Staat
besser werden? Das – und kein parteipolitisches Hin und
Her – muss der Maßstab bei diesen Beratungen sein.
Denn diejenigen, die im Bundestag gegeneinander auf-
gestellt sind, auf der einen Seite die Regierungsbank und
auf der anderen Seite wir als Teil der Opposition, treffen
sich ja spätestens im Bundesrat wieder. Sie wissen, dass
Sie eine Föderalismusreform nicht durchsetzen können,
ohne dass die von der FDP mit regierten Bundesländer
zustimmen, weil ansonsten keine verfassungsändernde
Mehrheit möglich ist.

Deswegen will ich vorab ausdrücklich würdigen: Es
hat zu allen Zeiten, vor allen Dingen in der Zeit der Re-
gierungsbildung, immer wieder Abstimmungsgespräche
gegeben und die Bundesregierung hat sich immer wieder
bemüht, jedenfalls die FDP als liberale Oppositionspar-
tei in die Gespräche und die Beratungen mit einzubezie-
hen.


(Beifall des Abg. Olaf Scholz [SPD])


Nachdem ich das gesagt habe, will ich aber auch das
Folgende anführen: Es ist natürlich notwendig, dass wir,
nachdem wir hier miteinander demokratisch gut und fair
umgegangen sind, das auch in Zukunft tun. Das, was Sie
gestern veranstaltet haben, nämlich die normalen parla-
mentarischen Beratungen faktisch zu beenden, steht in
großem Widerspruch zu dem, was heute Vormittag hier
von Herrn Kauder und von Herrn Struck gesagt worden
ist. Das muss man an dieser Stelle ganz klar betonen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Fritz Rudolf Körper [SPD]: Das ist falsch!)


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(C (D Das Problem dabei ist: Für die Sache, um die es geht, eisten Sie einen Bärendienst, wenn Sie eine gute, demoratisch faire Beratung in diesem Haus unterdrücken. ie wollen eine Massenanhörung durchführen und die achausschüsse ausschalten. amit bewirken Sie in Wahrheit nur eines: ie wiegeln diejenigen, die eigentlich gutwillig sind, auf, agegen zu sein. Wir sind konstruktiv; wir wollen mitirken. Wir kennen unsere Verantwortung: Es geht um eutschland als Ganzes, aber es geht auch darum, dass uch Abgeordnete der Opposition ihre Anliegen vortraen können und nicht nur dann, wenn aus Ihren eigenen eihen entsprechende Anregungen kommen. Nun sagt Herr Kollege Stoiber, das sei die „Mutter aler Reformen“; Frau Bundeskanzlerin Merkel sagt, so etas könne nur eine große Koalition zustande bringen. arten wir einmal ab, was daraus wird! Wir haben die eden heute ja gehört. Herr Kollege Struck hat bei pielsweise wörtlich gesagt: Das Ergebnis ist offen. – as ist ja bemerkenswert. Wenn das Ergebnis so offen st, dann verstehe ich nicht, warum Sie uns die ganze eit mit der Bemerkung unter Druck setzen wollen, das aket sei geschnürt, daran dürfe jetzt auch nicht mehr erüttelt werden. (Jörg Tauss [SPD]: Das haben Sie doch gesagt!)


(Fritz Rudolf Körper [SPD]: Nein!)


(Fritz Rudolf Körper [SPD]: Falsch!)


(Beifall bei der FDP)


ntweder ist das Paket geschnürt, Herr Kollege Kauder,
der, Herr Kollege Struck, das Ergebnis ist offen.


(Zuruf Volker Kauder [CDU/CSU]: Reingucken können wir ja mal!)


ir werden schon miteinander darüber reden müssen.

Jetzt will ich zur Sache selbst kommen. Es ist auch
otwendig, dass man dazu einige Bemerkungen macht.
ewinner einer Föderalismusreform ist doch nicht der
undestag, ist doch nicht die Bundesregierung, ist doch
icht eine Landesregierung und ist auch nicht ein Land-
ag; Gewinner einer Föderalismusreform sind die Bür-
erinnen und Bürger.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: So ist es!)


as ist der einzige Maßstab, den wir in dieser Debatte
nlegen sollten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


s geht nicht darum, ob wir oder andere mehr Rechte ha-
en werden; es geht darum, ob die Deutschen etwas von
ieser Reform haben.

Der Zustand unserer Verfassung heute ergibt sich teil-
eise aus dem, was von der großen Koalition Mitte der
0er-Jahre fehlerhaft gemacht wurde; das wollen wir da-
ei kurz festhalten.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle
Es ist richtig, dass die heutige große Koalition das wie-
der in Ordnung bringt, was die andere große Koalition
damals „versaubeutelt“ hat. Das kann man hier auch of-
fen ansprechen.


(Beifall bei der FDP – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Das ist ein Existenzgrund der jetzigen großen Koalition!)


– Da ist wohl was dran. Sie stimmen dem ja zu; Sie wis-
sen das als Jurist ja auch.

Das Entscheidende ist aber: Derzeit haben wir eine
völlig verquere Verantwortungslage der Politik. Nur
wenn die Bürger sehen können, dass ihnen diese oder
jene Maßnahme von einer Landesregierung oder von der
Bundesregierung eingebrockt worden ist, können sie die
Regierenden wirklich zur Verantwortung ziehen. Deswe-
gen liegt die Trennung der verschiedenen Ebenen zual-
lererst im Interesse der Bürger.


(Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)


Das zählt für die Freien Demokraten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Da meine Redezeit in Kürze zu Ende ist, möchte ich
noch Folgendes sagen: Wir legen Wert darauf, dass das
eingehalten wird, was in dem Gespräch, das in Ihrem
Haus stattgefunden hat, Frau Bundeskanzlerin, zwischen
Ihnen und Herrn Müntefering vereinbart worden ist.
Darauf hat auch Herr Professor Pinkwart als stellvertre-
tender Ministerpräsident hingewiesen. Das, worüber
heute hier diskutiert wird, ist ein kleiner Schritt. Es ist
ein Schritt in die richtige Richtung, soweit es um die
Entflechtung der Staatsverantwortungen geht. Es muss
aber wie vereinbart auch der zweite Schritt gemacht wer-
den. Sie haben zugesagt, dass auch die Finanzbeziehun-
gen zwischen Bund und Ländern neu geordnet wer-
den. Wir verlangen, dass Sie Ihr Wort halten. Nur dann
können Sie erwarten, dass auch wir, die Opposition, kon-
struktiv mitwirken. Das muss an dieser Stelle klar gesagt
werden.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Klaus Uwe Benneter [SPD])


Die Qualität hängt – auch in der Bildungspolitik –
weniger davon ab, welche staatliche Ebene zuständig ist.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Sehr richtig!)


Sie hängt vielmehr in erster Linie davon ab, welche Poli-
tik tatsächlich gemacht wird. Deswegen richtet sich un-
ser Maßstab nicht nach der Frage, welche politische
Ebene zuständig ist, sondern danach, dass die Bildungs-
einrichtungen wieder mehr Autonomie haben. Die Zu-
ständigkeit des Bundes garantiert noch lange nicht, dass
die Qualität zunimmt, ebenso wenig die KMK, die sich
bislang nicht als Qualitätsgarant erwiesen hat. Entschei-
dend ist, dass wir Wettbewerb bekommen. Wer den
Wettbewerb fürchtet, der fürchtet in Wahrheit die Quali-
tät. Das ist in meinen Augen falsch.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Das Wort hat der Kollege Klaus Uwe Benneter, SPD raktion. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Kolle innen und Kollegen! Herr Westerwelle hat Recht: Es ommt in erster Linie darauf an, welche Politik gemacht ird, nicht darauf, wer in welchen Verästelungen dafür uständig ist. Aber wir müssen feststellen, dass es dem ürger heute nicht mehr ohne weiteres möglich ist, zu rkennen, wer Verantwortung für welchen Bereich und ür welche Ergebnisse trägt. Der Kollege Röttgen hat erade sehr eingehend dargestellt, wie in Geheimdiploatie und eigentlich entgegen allen Grundsätzen einer arlamentarischen Demokratie Ergebnisse im Vermittungsausschuss erzielt werden, die von uns allen hinzuehmen sind, ob wir wollen oder nicht. Das ist die geenwärtige Situation. Insofern sind wir uns alle darüber inig: Deutschland braucht neue Verfassungsbestimmunen. In allen Diskussionen, die – seit Ende 2003 konzenriert – über das Thema Föderalismusreform in Deutschand geführt wurden, habe ich niemanden gehört, der ies infrage stellt. Jeder betont zwar, dass das Grundgeetz die beste Verfassung ist, die wir jemals in der deutchen Geschichte hatten. Jeder sagt aber auch, dass nach ald 60 Jahren eine Reform des Zusammenspiels zwichen Bund und Ländern dringend notwendig geworden t. Nun haben die Koalitionsfraktionen einen detaillieren Gesetzentwurf eingebracht, den auch die Ministerräsidenten im Bundesrat auf den weiteren parlamentarichen Weg gebracht haben. Aber nach Ansicht vieler ritiker bringt dieser Gesetzentwurf weder das, was eutschland bräuchte, noch das, was die Deutschen ollten. Diesen Kritikern kann ich nur entgegenhalten: ir haben bei diesem Reformwerk kein leeres Blatt vor ns. Wir stehen nicht auf der grünen Wiese, auf der wir on neuem anfangen könnten. Wir haben eng beschriebene Seiten, was die bundestaatliche Ordnung angeht, und können diese nicht, elbst wenn wir das wollten, mit einem Federstrich wegischen. Wenn die PDS postuliert, man könne dies ein ach wegwischen und neu anfangen, dann habe ich dafür och halbwegs Verständnis; aber wenn Sie, Frau Sager, nd die Grünen sich auf diesen Standpunkt stellen, dann ehlt mir dafür das Verständnis. Hans Eichel, als ehemaliger hessischer Ministerpräsient und ehemaliger Bundesminister ein ganz profunder enner der Materie, um die es hier geht, hat als angebli hen Geburtsfehler dieser Reform ausgemacht, dass am nfang nicht die Frage stand, was Deutschland und die enschen im 21. Jahrhundert brauchen, sondern die rage: Was gibst du mir, wenn ich dir etwas abgebe? – as war, wenn man so will, die Frage am Anfang. Ich eile die Einschätzung von Hans Eichel, aber ich muss iese Erkenntnis als blutleer und blass bezeichnen; denn er Deutschlands Verfassung heute handhabbarer und amit zukunftsfähiger machen will, der muss von dem Klaus Uwe Benneter ausgehen, was sich mit Billigung des Bundesverfassungsgerichts im Zusammenspiel von Bund und Ländern entwickelt hat. Es reicht nicht, immer nur Erwartungen zu benennen und Befürchtungen zu äußern. Das wird uns nicht zu Lösungen bringen. Wer gestalten will, darf sich keine Scheuklappen anlegen und darf sich nicht nur an dem Wünschbaren orientieren. Wer gestalten will, muss alle mitwirkenden und einwirkenden Kräfte einbeziehen, auch wenn sie sich heute hier nicht sehen lassen. Wer gestalten will, der muss auch berücksichtigen, was denn wäre, wenn alles beim Alten bliebe. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Das ist eine gute Frage!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1602303100

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Klaus Uwe Benneter (SPD):
Rede ID: ID1602303200




(A) )


(B) )


Was würde denn passieren, wenn man nichts ändern
würde? Sie haben von falschen Weichenstellungen ge-
sprochen. Am Beispiel des Hochschulrahmenrechts
hat das Bundesverfassungsgericht klar entschieden, dass
der Bundestag überhaupt nur noch dann ein Gesetz be-
schließen darf, wenn durch unterschiedliches Recht in
den Ländern eine Gefahrenlage entsteht und sich die
Lebensverhältnisse zwischen den Ländern in einer un-
erträglichen Weise auseinander entwickeln. Das ist die
Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts dazu.
Die Beweislast, ob es zu einer unerträglichen Auseinan-
derentwicklung kommt und Gefahrenlagen geschaffen
werden, trägt der Bundestag. Das betrifft den gesamten
Katalog der konkurrierenden Gesetzgebung in Art. 74
des Grundgesetzes und alles, was zur Rahmengesetzge-
bung in Art. 75 steht. Das betrifft den Kündigungsschutz
genauso wie den Naturschutz. Das ist der gesamte Kata-
log. – Herr Ramelow, Sie unterhalten sich gerade.


(Bodo Ramelow [DIE LINKE]: Ich höre Ihnen aufmerksam zu!)


Sie befürchten die Atomisierung des Arbeitsrechts. Die
müssen Sie dann befürchten, wenn Sie alles so weiter
laufen lassen wie bisher. Das, was ich gerade gesagt
habe, betrifft nämlich auch das ganze Arbeitsrecht in der
Bundesrepublik.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Bodo Ramelow [DIE LINKE]: Da haben Sie keine Ahnung vom Arbeitsrecht!)


Nicht nur alle neuen Gesetze, auch alle Gesetze dieser
Materien, die der Deutsche Bundestag seit 1994, näm-
lich dem Zeitpunkt der Verfassungsänderung zu
Art. 72 Abs. 2, verabschiedet hat, könnten die Länder
nach geltender Lage vor dem Bundesverfassungsgericht
kippen. Das betrifft auch andere einheitliche Vorausset-
zungen, zum Beispiel den Schutz von wild lebenden Tie-
ren und Pflanzen in Naturschutzgebieten. Das alles kann
angefochten werden. Das ist bisher nicht erfolgt. Bisher
wissen wir nur, dass die Länder erfolgreich gegen das
Hochschulrahmengesetz des Bundes vorgegangen sind.
Das betraf die Studiengebühren und die Juniorprofessu-
ren. Das ist aber auch bei der Abfallbeseitigung, bei der
Luftreinhaltung, beim Lärmschutz, beim Naturschutz
und bei den Bundeswassergesetzen möglich. Dann
würde von einem bundesweit geltenden Umweltschutz
überhaupt nichts mehr übrig bleiben. Auch das müssen

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(C (D ie den Menschen draußen einmal erklären. Das ist die eutige Rechtsund Verfassungslage! (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Richtig ist, dass in Art. 31 des Grundgesetzes steht:

Bundesrecht bricht Landesrecht.

ber dort, wo es kein Bundesrecht gibt – auch das muss
ich jeder bewusst machen –, kann kein Landesrecht von
undesrecht gebrochen werden. Das war ein Grund da-

ür, warum wir uns hier etwas Neues einfallen lassen
ussten. Ein Ergebnis ist, dass der Bundestag bis zum

ahre 2009 endlich das lang ersehnte komplette Umwelt-
esetzbuch einschließlich einer integrierten Vorhabens-
enehmigung für alle Umweltmedien bundesweit vorge-
en kann. Dieser große Erfolg wurde gerade im
mweltbereich erzielt. Ich bitte darum, das einfach ein-
al zur Kenntnis zu nehmen. Wenn ein Landesparla-
ent davon abweichen will, dann kann es das zwar

rundsätzlich tun, muss es aber landespolitisch verant-
orten und umsetzen.

Die EU-Umweltrichtlinien verhindern im Übrigen
kodumping. Hinzu kommt, dass in den wichtigsten Be-

eichen des wirtschaftsrelevanten Umweltrechts – dort
st die Gefahr eines Ökodumpings besonders groß –
icht abgewichen werden darf. Auch das sollten Sie end-
ich einmal zur Kenntnis nehmen. Wer jetzt gegen die
bweichungsmöglichkeiten der Länder wettert, der
uss wissen: Wenn alles beim Alten bliebe, könnte der
undestag in der Zukunft fast im gesamten Umweltbe-

eich gar nichts mehr regeln.

Was Herrn Westerwelle und seinen Hinweis auf die
inanzverfassung angeht: Das ist der FDP zugesagt.
ie Kanzlerin hat vorhin heftig genickt. Die nächste
tufe, die Beratung der Finanzbeziehungen von Bund
nd Ländern, wird zügig in Angriff genommen. Das ge-
chieht aber nicht, um in der Bundesrepublik Deutsch-
and einen Wettbewerbsföderalismus durchzusetzen,
ondern um gleichwertige Lebensverhältnisse in ganz
eutschland zu gewährleisten. Wir möchten diesem
iel, auch was die Finanzbeziehungen angeht, näher
ommen.


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Werden Sie sich erst mal einig!)


m weiteren Verfahren werden wir für mehr Klärung sor-
en.

Wir werden auch klären, was der neue, im Hinblick
uf kostenbelastende Gesetze eingeführte Zustim-
ungstatbestand bringt. Nach dem Urteil von Verfas-

ungsexperten ist das zumindest unklar, sodass man
och einmal ganz genau prüfen muss, ob die angestrebte
eduzierung der Anzahl der zustimmungspflichtigen
esetze tatsächlich gelingt.

Der Kollege Röttgen hat natürlich vollkommen
echt: Eines der wichtigsten Ziele dieser Reform ist es,

ür klar getrennte Zuständigkeiten und für klar getrennte
ufgabenbereiche zu sorgen, sodass wir hier im Bundes-

ag wirklich bundespolitische Entscheidungen treffen






(A) )



(B) )


Klaus Uwe Benneter
können. Wenn die Reduzierung der Zustimmungstatbe-
stände nicht gelänge, dann verlöre diese Reform mit Si-
cherheit einen wesentlichen Teil ihrer ursprünglichen
Zielstellung. Herr Röttgen, in der Tat: Der Staat muss
besser werden.

Wir müssen sicher auch über das Kooperationsver-
bot von Bund und Ländern im Bereich der ausschließli-
chen Landesgesetzgebung nachdenken. Das ist hier
schon mehrfach angesprochen worden. Wie ist der
Strafvollzug auf die Liste gekommen? Das liegt zum ei-
nen daran, dass der Bund keine Gefängnisse hat und
auch in der Zukunft keine braucht. Das hoffe ich jeden-
falls. Jetzt geht es aber darum, dass wir beim Strafvoll-
zug keine völlig neuen Orientierungen – weg von der
Resozialisierung – in der Bundesrepublik Deutschland
zulassen. Wir sind das unseren früheren Justizministern
Gustav Heinemann, Hans-Jochen Vogel und wie sie alle
heißen, aber auch der Menschenwürde in Deutschland
schuldig.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Strafvollzug hat etwas mit Menschenwürde zu tun. Dies
darf also kein Auftakt für einen weiteren Versuch sein,
beim Strafvollzug nicht mehr die Resozialisierung in
den Mittelpunkt zu stellen, sondern den Rachegedanken.

Für uns gilt: Hier gibt es kein Niederbügeln. Frau
Künast, wir schlucken nicht einfach, was uns vorgesetzt
wird, sondern wir schmecken gut ab und achten dabei
auch darauf, dass wir uns nicht die Zunge verbrennen.
Aber wir nehmen unsere Gestaltungsverantwortung
wahr und wir nehmen diese Verantwortung auch als eine
Gestaltungschance ernst.Dies setzt voraus, dass wir eben
nicht nur an das Wünschbare, sondern auch an die erfor-
derlichen Mehrheiten denken.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1602303300

Das Wort hat der Kollege Dr. Reinhard Loske, Bünd-

nis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Es fügt sich ganz gut, dass ich im Anschluss an die Kol-
legen Röttgen und Benneter rede. Herr Röttgen hat die
These vertreten, die klare Zuweisung von Verantwortung
sei der zentrale staatspolitische Anspruch dieser Reform.
Sowohl Herr Röttgen als auch Herr Benneter haben die
geplante Föderalismusreform also mehr oder weniger als
einen Segen für die Umweltpolitik bezeichnet. Ich will
dieser These im Folgenden nachgehen und prüfen, ob sie
zutreffend ist.

Im Bereich des Umweltschutzes klagen wir seit lan-
gem darüber – das ist ganz gewiss wahr –, dass das
Recht völlig zersplittert ist. Dieser Flickenteppich ist
nicht mehr zeitgemäß, nicht mehr sachgerecht, nicht
mehr europarechtstauglich und vor allem nicht mehr

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(C (D berschaubar. Heute besteht im Rahmen des Grundgeetzes folgende Rechtslage: Auf der einen Seite gibt es en Kompetenztyp der konkurrierenden Gesetzgebung it Erforderlichkeitsklausel bei Abfall, Luftreinhaltung nd Lärmbekämpfung. Zum anderen gibt es die Kategoie des Rechts Wasser, Naturschutz, Landschaftspflege, agd und Raumordnung in der Rahmengesetzgebung des undes, die von den Ländern ausgefüllt werden kann. isher gibt es also zwei Kompetenztypen. Was wir chon bisher als Kompetenzwirrwarr angesehen haben, st so problematisch, dass sich die gesamte umweltund echtswissenschaftliche Fachwelt darüber einig ist: Wir rauchen eine Reform dieses Systems. Darüber besteht anz klar Einvernehmen. Woran soll sich die Neugestaltung ausrichten? Sie soll ich an den Herausforderungen einer modernen Umweltolitik orientieren, sie soll eine Kompetenzentflechtung ntlang der Sachaufgaben vornehmen, sie soll europaechtstauglich sein und sie soll die Grundlagen für ein mweltgesetzbuch schaffen. Wenn man sich vor diesem Hintergrund das anschaut, as die große Koalition vorgelegt hat, dann kann man irklich sagen – ich werde das gleich auch begründen –: s wird nicht besser, sondern es wird schlechter. Es wird icht einfacher, sondern es wird komplizierter. Was Sie orlegen, ist kein Beitrag zur Konfliktvermeidung, sonern bewirkt zusätzliche Konflikte, die letzten Endes das prognostizieren wir – sogar vor dem Verfassungs ericht landen werden. Die Vorschläge gehen in die Irre. Das will ich an drei eispielen ganz besonders deutlich machen: Erstens. Die vorgesehene Kompetenzordnung ist abolut unsystematisch. Statt zwei werden wir in Zukunft Herr Benneter, das wissen Sie – fünf Kompetenzuordnungstypen haben: die ausschließliche Bundesompetenz, die konkurrierende Gesetzgebung mit rforderlichkeitsklausel, ohne Erforderlichkeitsklausel, it Abweichungsbefugnissen für die Länder und die usschließliche Gesetzgebungskompetenz der Länder. as sind statt zwei fünf Kategorien. (Klaus Uwe Benneter [SPD]: Das stimmt so nicht!)


a kann einem schon schwindelig werden. Deswegen
öchte ich Herrn Röttgen gern fragen: Ist das wirklich

in Beitrag zur Erreichung einer klaren Zuweisung von
ompetenzen? Ich würde sagen: Das ist eher ein Be-

chäftigungsprogramm für Juristen und gewiss kein Bei-
rag zum Abbau von Bürokratie.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Was Sie sagen, ist diskriminierend!)


Nein, keineswegs. Ich kann ja verstehen, dass Herr
öttgen und Sie für den Berufsstand der Juristen wer-
en; das ist durchaus legitim.

Ich kann noch eine andere Stimme anführen. Der Ge-
chäftsführer Dierk Müller von der Amerikanischen
andelskammer in Deutschland sagt auf der Grundlage

hrer Pläne:






(A) )



(B) )


Dr. Reinhard Loske
Jeder macht, was er will – und der Investor weiß
nicht, was er tun soll.

Das bringt die Sache ziemlich gut auf den Punkt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der zweite Aspekt. Mit den exzessiven Abwei-
chungsmöglichkeiten, die Sie für die Länder im Natur-
schutz, im Gewässerschutz und in der Raumordnung
schaffen, leiten Sie – das können Sie definitiv nicht weg-
reden – einen Wettbewerb um niedrigste Umweltstan-
dards ein. Das wäre fatal und muss deshalb dringend
unterbleiben. Vor allem passt es überhaupt nicht zusam-
men, wenn die Umweltverwaltungen in den Ländern,
beispielsweise in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Hol-
stein und Niedersachsen abgebaut werden, für diese aber
jetzt zusätzliche Kompetenzen reklamiert werden. Die
Abweichungsmöglichkeiten der Länder sind also ein fa-
taler Irrweg.

Vor allem ist Ihre Begründung wirklich hanebüchen.
Sie sagen, es gäbe regionale Unterschiede und deswegen
dürfe abgewichen werden. Es ist doch klar, dass Natur-
schutz im Alpenraum etwas anderes bedeutet als Natur-
schutz in der Norddeutschen Tiefebene oder dass
Hochwasservorsorge am Rhein etwas anderes ist als
Hochwasservorsorge an der Oder. Man braucht trotzdem
einheitliche Regeln, Prinzipien und Verfahren. Es gibt
doch auch kein unterschiedliches Landwirtschaftsrecht,
nur weil in der Uckermark und in der Magdeburger
Börde unterschiedliche Standortbedingungen vorhanden
sind. Es muss Einheitlichkeit hergestellt werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1602303400

Herr Kollege Loske, gestatten Sie eine Zwischenfrage

des Kollegen Benneter?


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Gerne.


Klaus Uwe Benneter (SPD):
Rede ID: ID1602303500

Herr Kollege Loske, haben Sie denn mitbekommen,

dass im Naturschutzbereich die Grundsätze des Natur-
schutzes sozusagen abweichungsfrei sind? Zum ersten
Mal in der Geschichte der Bundesrepublik hat der Bund
eine ausschließliche Gesetzgebungskompetenz für die
Grundsätze des Naturschutzes. Die gilt es zu formulie-
ren. Sie sollten jetzt Ihr ganzes Gehirnschmalz einbrin-
gen, damit wir hier zu guten Ergebnissen kommen. Fin-
den Sie nicht auch, dass das der richtige Weg wäre?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Theoretisch ist das richtig, aber praktisch besteht das
Problem,


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Für die Praxis sind wir zuständig!)


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(C (D ass Sie durch Ihre Vorhaben das Umweltgesetzbuch, as kommen wird und das Sie loben und preisen, im rinzip zu einer leeren Hülle machen, indem Sie den ändern sehr weit gehende Abweichungsmöglichkeiten ugestehen. Das wissen Sie auch ganz genau. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ass der Sachverständigenrat für Umweltfragen und alle
nderen Umweltexperten diese Möglichkeiten in Bausch
nd Bogen verurteilt haben, hat natürlich damit zu tun,
ass die abweichungsresistenten Kerne nur einen gerin-
en Umfang einnehmen. Diese Antwort möchte ich Ih-
en gerne auf Ihre Frage geben.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Darf ich Ihnen noch eine Frage stellen?)


Ich würde jetzt gerne fortfahren.

Dritter Punkt. Ihre Vorschläge bezüglich der Abwei-
hungsmöglichkeiten und Erforderlichkeiten machen
as Umweltgesetzbuch zur Farce. Dadurch würde es zu
er Situation kommen, dass es zwar ein Umweltgesetz-
uch gibt, man aber, wenn man nachsehen will, was es
it dem Umweltrecht auf sich hat, nicht sicher sein

ann, ob dieses Recht an dem Ort, wo man lebt oder in-
estieren will, auch tatsächlich gilt, weil die Länder da-
on abgewichen sein könnten.

Ein Umweltrecht aus einem Guss sieht vollkommen
nders aus. Mit einer solchen Regelung im Umweltbe-
eich machen wir uns in Europa lächerlich und hand-
ungsunfähig. Das muss ich ganz klar sagen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir wollen einen einheitlichen Kompetenztitel „Um-
elt“ mit einer klaren konkurrierenden Gesetzgebung,
hne Abweichungsmöglichkeiten und Erforderlichkeits-
lauseln. Den Interessen der Länder können wir entge-
enkommen – das hat der Sachverständigenrat für Um-
eltfragen, wie Sie, Herr Benneter, sehr genau wissen,
eutlich beschrieben – durch normierte Öffnungsklau-
eln.

Ich komme zum Schluss, Frau Präsidentin. – Ich
eiß, dass das, was ich hier für meine Fraktion vortrage,

uch von sehr vielen Kolleginnen und Kollegen in den
oalitionsfraktionen so gesehen wird. Im Umweltaus-

chuss herrschte ein schon fast sensationelles Maß an
invernehmen. Deshalb fordern wir die Union und die
PD auf, unsere Bedenken ernst zu nehmen.

Abschließend möchte ich noch ein Zitat bringen. Sie
önnen nun wirklich nicht behaupten, die Fachleute
tünden auf Ihrer Seite. Eine solche Aussage grenzt an
ealitätsverweigerung. Der Vorsitzende des Sachver-

tändigenrates für Umweltfragen schreibt zusammen-
assend,

… dass der SRU in zahlreichen Gesprächen mit
Fachleuten des Umweltschutzes nirgends auf Zu-
stimmung zu dem Koalitionsvorschlag gestoßen ist.






(A) )



(B) )


Dr. Reinhard Loske
Diese Einhelligkeit der Kritik sei außergewöhnlich und
für die Politik sicher bedenkenswert.

Ich hoffe, der SRU hat Recht; denn das, was Sie hier
vorlegen, ist in Sachen Umweltschutz eine Verschlechte-
rung und ganz gewiss keine Verbesserung.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1602303600

Nächster Redner ist der Kollege Michael Grosse-

Brömer, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Michael Grosse-Brömer (CDU):
Rede ID: ID1602303700

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Herr Loske, wenn man Ihnen zuhört, be-
kommt man den Eindruck, in Deutschland existierten zu
wenige Gesetze im Umweltbereich. Wenn Sie den Ge-
setzentwurf gerade in diesem Punkt richtig lesen, kön-
nen Sie feststellen, dass erstmalig die Chance der Kodi-
fizierung, der Zusammenfassung und damit aus meiner
Sicht auch der Stärkung des Rechtes im Umweltbereich
gegeben wird. Ich hätte eigentlich gedacht, dass Sie das
Gegenteil dessen vorgetragen hätten, was ich jetzt von
Ihnen gehört habe.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Meine Damen und Herren, wir debattieren über unser
fundamentalstes Recht. Das Grundgesetz, das wir teil-
weise ändern wollen, ist die Basis unserer Rechtsord-
nung und bestimmt die Leitlinien unseres Gemeinwe-
sens. Deshalb schützt es sich im Übrigen in Art. 79 auch
selbst vor zu leichtfertigen Veränderungen. Es wird zu
Recht eine breite Zustimmung in Bundestag und Bun-
desrat verlangt, um das Verfassungsrecht neuen Ent-
wicklungen und Veränderungen anzupassen.

Die große Koalition will mit dem heute vorliegenden,
gut vorbereiteten Gesetzentwurf diese Herausforderung
annehmen. Die Föderalismuskommission hat mehr als
ein Jahr in zwei Arbeits- und sieben Projektgruppen un-
ter Einbeziehung des Sachverstandes von Bundesregie-
rung, Landesregierungen, Landtagen, kommunalen Spit-
zenverbänden und Wissenschaft intensiv gearbeitet. Das
Ergebnis war ein detaillierter Kompromissvorschlag, der
jetzt nach Überarbeitung und nach Billigung durch fast
alle Ministerpräsidenten diesem Hohen Hause zur Bera-
tung vorgelegt wurde.

Im Kern geht es um die Frage, ob wir die Dynamik in
unserem Land verbessern, ob wir die Gesetzgebung ef-
fektiver und für den Bürger durchschaubarer gestalten
und dadurch Politik- und Staatsverdrossenheit abbauen
sowie Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit steigern kön-
nen. Ich finde, diese Ziele sind es wert, dass man sich
ernsthaft Gedanken darüber macht, ob man diesen Ge-
setzentwurf für parlamentarische Machtspiele benutzt
oder bei der Debatte darüber vorrangig das gesamtstaat-
liche Interesse ins Auge fasst.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


as gilt erst recht deshalb, weil weite Teile der Opposi-
ion an diesem Gesetzentwurf mittelbar als Mitglieder
er Föderalismuskommission mitgearbeitet und mitge-
taltet haben. Die FDP erinnert sich wohl an diese Tatsa-
he; aber bei den Grünen habe ich das Gefühl, dass ein
artieller Gedächtnisverlust eingetreten ist, weil man
etzt nicht mehr Regierung, sondern Opposition ist.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


amit werden Sie der Bedeutung dieses Gesetzentwur-
es nicht gerecht, meine Damen und Herren von der grü-
en Fraktion. Diesen Schuh darf sich übrigens auch die
inke Fraktion anziehen.

Sie vergessen in diesem Zusammenhang, dass wir alle
ls Parlamentarier ebenfalls ein fundamentales Interesse
n dieser Reform der bundesstaatlichen Ordnung haben.
s geht nämlich im konkreten Fall auch um unsere urei-
enen Interessen. Durch dieses Gesetz wird die Anzahl
er zustimmungspflichtigen Gesetze verringert. Da-
urch nimmt zwangsläufig die Zahl der Sitzungen des
ermittlungsausschusses ab. Damit wird es weniger par-

amentarische Entscheidungen unter Ausschluss der Öf-
entlichkeit in einem kleinen Vermittlungskreis geben.
olglich steigt die Bedeutung der Abgeordneten, weil sie
icht nachträglich einen Kompromiss des Vermittlungs-
usschusses absegnen müssen, sondern im Parlament di-
ekter und intensiver an bedeutenden Gesetzesvorhaben
eteiligt werden; denn unwichtige Entscheidungen hat
er Vermittlungsausschuss meiner Erinnerung nach nicht
esonders häufig auf der Agenda gehabt. Diese grundle-
enden, strukturell positiven Wirkungen der Föderalis-
usreform sollten wir bei allen weitergehenden Bera-

ungswünschen als Parlamentarier nicht vergessen.

Was die weiteren Beratungen betrifft, so bin ich der
einung, dass der Rechtsausschuss völlig zu Recht fe-

erführend mit diesem Thema betraut wurde. Es ist ori-
inäre Aufgabe des Rechtsausschusses, sich dem Verfas-
ungsrecht zuzuwenden. Darum geht es nun einmal bei
em vorliegenden Gesetzentwurf. Ich bin davon über-
eugt, liebe Kolleginnen und Kollegen der Opposition,
ass wir in einem sehr geordneten und strukturierten
erfahren die parlamentarischen Rechte aller Mitglieder
ieses Hauses bei den Beratungen berücksichtigen wer-
en. Jedenfalls war das nach meiner Kenntnis in der Ver-
angenheit so. Es wird auch in Zukunft so bleiben, wenn
er Rechtsausschuss tätig wird.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben es heute schon häufiger gehört: Unser
taatsaufbau muss dringend verändert werden. Das sagt

eder Experte, der sich mit dieser Frage in Deutschland
eschäftigt hat. Wir sollten uns deshalb die notwendige
elassenheit bewahren und nicht schon bei Verfahrens-

ragen von „Murks“ reden, wie dies der Kollege Beck
estern in der Geschäftsordnungsdebatte getan hat. Man
ann nicht jahrelang von der blockierten Republik reden
nd dann bei intensiv vorbereiteten Verbesserungsvor-
chlägen reflexartig mit der gesamten Fraktion in Ab-






(A) )



(B) )


Michael Grosse-Brömer
wehrstellung gehen. Ich glaube nicht, dass das ein kon-
struktiver Weg ist, diesen Gesetzentwurf zu behandeln.

Meine Damen und Herren, wir wollen mit dem vorlie-
genden Entwurf die alte Tante Föderalismus wieder mit
frischem Schwung versehen. Der dominierende Trend
der letzten Jahrzehnte nach In-Kraft-Treten des Grund-
gesetzes war eine Vermischung und Verwischung der
politischen Verantwortung bei gleichzeitiger Blockade
der Gesetzgebung.

Wir wollen zurück zu den Stärken des Föderalis-
mus: zur klaren Teilung der Staatlichkeit mit dem damit
verbundenen Schutz vor Machtmissbrauch; zur Stärkung
von demokratischer Teilhabe; zu der Grundidee im Übri-
gen, dass Wettbewerb in und mit den Ländern dem Ge-
samtstaat fördernd zugute kommt. Die Subsidiarität ist
hier schon angesprochen worden; die Kommunen wer-
den hier besonders bedacht in Art. 84 neu.

Ein aus meiner Sicht weiterer, sehr bedeutsamer
Punkt ist die Aufhebung von Effizienzschwächen beim
staatlichen Handeln. In der Zeit der Globalisierung und
der extensiven europäischen Rechtsetzung ist es unsere
Pflicht, Defizite in unserer eigenen staatlichen Ordnung
als Erstes zu beheben, bevor wir mit dem Finger auf an-
dere zeigen.

Vor dem beschriebenen Hintergrund wird auch der
Faktor Zeit immer bedeutsamer. Wollen wir in der Welt,
insbesondere in Europa, wirkungsvoller auftreten, so
müssen wir da schneller und besser werden, wo wir er-
kennbar zu behäbig geworden sind und der Verfassungs-
motor ins Stottern gekommen ist.

Meine Damen und Herren, wir werden diesen Ent-
wurf intensiv beraten. Dazu werden wir auch Gelegen-
heit haben. In Deutschland ist es üblich, dass bei Verän-
derungen 10 Prozent Unzufriedene lauter klagen, als
90 Prozent Zufriedene sich freuen. Ich würde mich
freuen, wenn das in diesem konkreten Fall anders wäre.
Ganz schlimm wäre aber ein vorgeschobener Ände-
rungsbedarf in Bezug auf diese Reform mit dem Ziel,
der großen Koalition keinen Erfolg zu gönnen. Wer das
vorhat, muss wissen, dass er nationale Interessen zu-
gunsten kurzfristiger Parteiinteressen aufs Spiel setzt.

Uns bringt, denke ich – so viel zum Abschluss –, bei
der vor uns liegenden Aufgabe nur eine Gesamtabwä-
gung weiter. Lassen Sie uns hinterfragen, ob Deutsch-
land durch diese Reform insgesamt schneller, dynami-
scher, demokratischer und bürgernäher wird. Wenn wir
hier zu einem positiven Ergebnis kommen, dann müssen
wir bereit sein, angesichts der Größe und Bedeutung die-
ses Vorhabens die bisher gezeigte Kompromissbereit-
schaft aller Beteiligten auch im Bundestag zu honorie-
ren.

In diesem Sinne freue ich mich auf die anstehenden
Beratungen und danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Das Wort hat der Kollege Axel Schäfer, SPD-Frak ion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! in wichtiges Ziel der Föderalismusreform, die Entlechtung der Kompetenzen zwischen dem Bund und en Ländern, geht einher mit der zunehmenden Verlechtung innerhalb der Europäischen Union. Deshalb ist ie Verbesserung der Europafähigkeit Deutschlands in bedeutendes Element, welches in dieser Debatte biser leider sehr vernachlässigt wurde. (Fritz Rudolf Körper [SPD]: Deshalb haben wir dich engagiert!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1602303800
Axel Schäfer (SPD):
Rede ID: ID1602303900

enn wir über den vor uns liegenden Weg der großen
oalition zur Grundgesetzreform reden, so müssen wir

ugleich an den zurückgelegten Weg in Europa erinnern.

1986 hat der Bundesrat im Ratifikationsprozess zur
inheitlichen Europäischen Akte sein Zustimmungs-

echt genutzt, um die innerstaatlichen Mitwirkungsmög-
ichkeiten deutlich auszuweiten. Mit der Entscheidung
ber die gemeinsame Währung 1992 erhielten die Betei-
igungsrechte der Länder erstmals Verfassungsrang. Im
eu gefassten Art. 23 des Grundgesetzes wurde bei der
illensbildung des Bundes der Bundesrat in außerge-
öhnlicher Weise mit einbezogen, und zwar durch die
aßgebliche Berücksichtigung seiner Auffassung, so-

ern Gesetzgebungsbefugnisse der Länder betroffen
ind, und bei der ausschließlichen Gesetzgebung durch
inen der Plätze am Ratstisch in Brüssel.

Die Informationsbüros der Länder wuchsen in zwei
ahrzehnten so gewaltig, dass sie heute zum Teil größer
ind als die Botschaften einzelner Mitgliedstaaten. In
eun Fällen erhielten diese Einrichtungen gar den Na-
en „Ländervertretung bei der Europäischen Union“.
inzu kommt noch ein Büro des Bundesrates.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Hört! Hört!)


Während sich in der EU in diesen 20 Jahren die Mit-
liederzahl von zwölf auf 25 etwa verdoppelte, ist die
ahl der deutschen Repräsentanten um das Sechsfache
estiegen. Allein 400 Landesbeamte und -beamtinnen
ind mittlerweile in den 300 EU-Verhandlungsgremien
eteiligt. Weiterhin wurde vor über zehn Jahren unter
aßgeblicher Beteiligung des Bundesrates der Aus-

chuss der Regionen gegründet, worin heute von insge-
amt 24 unserer Vertreterinnen und Vertreter 21 aus den
ändern kommen. So viel zum bereits bestehenden Ein-

luss auf föderaler Ebene.

Jetzt ist es an der Zeit, neben den politischen und re-
räsentativen Fragen auch die notwendigen Haushalts-
ragen zu beantworten. Der Anspruch der Länder, auch
m Rahmen der EU die Politik mitgestalten zu können,

uss durch finanzielle Verantwortung ergänzt werden.


(Beifall des Abg. Klaus Uwe Benneter [SPD])







(A) )



(B) )


Axel Schäfer (Bochum)

Diese Mitverantwortung kommt am deutlichsten durch
die Mithaftung zum Ausdruck, wie sie jetzt – man
müsste sagen: endlich – im Grundgesetz verankert wird.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Andreas Schmidt [Mülheim] [CDU/CSU])


Konkret bedeutet dies: Bei legislativem, exekutivem
oder judikativem Fehlverhalten gegenüber der EU wird
klargestellt, dass die Verursacher die Lasten zu tragen
haben. Das heißt, bei übergreifenden Finanzkorrekturen,
wie es so schön in Juristendeutsch heißt, beteiligt sich
die Ländergesamtheit mit 35 Prozent. 50 Prozent wird
von denjenigen getragen, die die Kosten verursacht ha-
ben. Der Bund – auch das sei erwähnt – leistet einen so-
lidarischen Beitrag von 15 Prozent. Das ist Inhalt des
neu gefassten Art. 104 a.

Im neuen Art. 109 Abs. 5 des Grundgesetzes wird zur
Einhaltung des nationalen Solidarpaktes erstmals eine
Beteiligung der Länder eingeführt, falls die EU zu Sank-
tionen greifen sollte. Das entsprechende Sprichwort
kennen wir alle: Haushaltsdisziplin. Der 35-prozentige
Anteil der Länder entspricht zwar nicht dem durch-
schnittlichen Anteil der Länder, inklusive Gemeinden,
am gesamtstaatlichen Defizit der letzten Jahre. Aber im-
merhin wurde die Mitverantwortung der Partner im
zweigliedrigen Staatsaufbau grundsätzlich wie grundge-
setzlich festgeschrieben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/ CSU])


Das heißt: Es gibt einen Paradigmenwechsel in der
deutschen Europapolitik. Dieser Wechsel ist richtig und
wichtig. Es ist gut, dass wir jetzt diesen Weg gehen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich sehe Franz Müntefering hier sitzen. Er weiß sehr
genau: Die Fachleute in der von ihm und Herrn Stoiber
geleiteten Kommission waren sich darin einig, dass die
Ausgestaltung der Länderbeteiligung in unserem
Grundgesetz eher einer Geschäftsordnung denn einer
Verfassung entspricht. Die Frage, ob die deutschen Län-
der in der EU Motor oder Bremser bei der Durchsetzung
von Interessen sind, war deutlich aufgeworfen worden.

Jawohl, die Länder bleiben in der Verantwortung.
Künftig wird einer ihrer Vertreter sprechen, falls es um
schulische Bildung, Kultur oder Rundfunkfragen geht.
Aus der bisherigen Sollregelung wird also, wenn es nach
unseren Vorstellungen geht, eine Mussregelung, die je-
doch – das gehört dazu – auf diese drei Bereiche be-
schränkt wurde. Das ist auch dringend notwendig. Denn
es kann nicht sein, dass die Länder nach der Föderalis-
musreform in noch mehr Ratsformationen das Vertre-
tungsrecht beanspruchen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Modernisierung der bundesstaatlichen Ordnung be-
deutet ein Weiteres: Wir, der Deutsche Bundestag, wer-
den in diesem Jahr mit der Bundesregierung eine Verein-

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(C (D arung treffen, um die Beteiligung von uns Abgeordneten n Angelegenheiten der Europäischen Union zu verbesern. Deshalb kann ich jenseits aller taktischen Überleungen erklären: Im Bereich des tatsächlichen politichen Einflusses muss der Bundestag mit dem Bundesrat uf gleiche Augenhöhe auf der europäischen Ebene komen. Da wollen wir hin. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Bundesrats-
ank, es gibt allerdings einen Unterschied: Wir wollen
icht das 17. Land in Brüssel werden.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Ja, richtig!)


ir errichten nur ein Verbindungsbüro, um ungefiltert
nd vollständig aktuelle Informationen, die auf die Be-
ürfnisse unseres Parlamentes ausgerichtet sind, zu er-
alten.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Wir geben auch keine Empfänge!)


er Ort der Mitwirkung des Bundestages ist und bleibt
erlin. Das ist der Geist und der Buchstabe des Art. 23
es Grundgesetzes.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)


Ich sage es hier ganz offen: Ob vor, während oder
ach der Föderalismusreform, alle Landesregierungen
ollten sich zukünftig überlegen, ob sie tatsächlich den
nspruch haben sollten, zuweilen wie Regierungen von
U-Mitgliedern zu agieren. Der immer wieder ge-
rauchte Hinweis, viele Länder in Deutschland seien
rößer als eine Reihe von Staaten in der EU, ist zahlen-
äßig sicherlich korrekt, politisch jedoch Unsinn.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


eder mein geliebtes Nordrhein-Westfalen noch das
chöne Bayern oder das herrliche Land Rheinland-Pfalz
ind quasi eigenständige EU-Mitglieder.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wären sie aber gern!)


ie sind und bleiben Teil der Bundesrepublik Deutsch-
and.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


s ist völlig falsch, zu glauben, dass man die Zahl der
eutschen Akteure in Brüssel nur erhöhen muss, um
ehr gemeinsamen Einfluss auszuüben. Bei zahlreichen
eobachtern der EU-Institutionen entsteht der Eindruck:

e vielstimmiger unser Chor in Brüssel, desto unklarer
er Text, der gesungen wird.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Hier schließt sich der Kreis: Die Entflechtung von
ompetenzen zwischen dem Bund und den Ländern bei
leichzeitiger Verflechtung der Politik in der Europäi-






(A) )



(B) )


Axel Schäfer (Bochum)

schen Union wird nur dann die Europafähigkeit
Deutschlands verbessern, wenn auch unsere Länder die
neuen Herausforderungen in einem größer geworde-
nen Europa solidarisch wahr- und aufnehmen. Die deut-
sche Position im Rat muss klar sein. Das heißt, wir müs-
sen Ja oder auch Nein sagen können und dürfen nicht auf
das Mittel der Enthaltung ausweichen. Enthaltung be-
deutet immer den Verzicht auf die Möglichkeit, in Ver-
handlungen etwas zu erreichen.


(Beifall bei der SPD)


Bei der von uns allen gewünschten Demokratisierung
und Parlamentarisierung Europas, die in der Regel zu
Mehrheitsentscheidungen im Rat führen, ist die Ände-
rung des Grundgesetzes, die wir gemeinsam anstreben,
die eine Seite. Die andere Seite ist: Wir brauchen vor
dem Hintergrund der Globalisierung ein neues Verständ-
nis von und ein neues Verhältnis zu europäischer Politik.
Wir Deutsche wollen auch künftig in Europa nicht Ge-
triebene sein, sondern Gestalter bleiben.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1602304000

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Hans-Peter

Friedrich, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Hans-Peter Friedrich (CSU):
Rede ID: ID1602304100

Frau Präsidentin! Sehr verehrte Kolleginnen und Kol-

legen! Als wir im Jahr 2003 die Föderalismuskommis-
sion konstituierten, gab es nur wenige, die an ein umfas-
sendes Reformwerk glaubten. Ich denke, es gab einige
günstige Konstellationen. Eine davon haben Sie, lieber
Kollege Benneter, genannt: die Rechtsprechung des
Bundesverfassungsgerichts zur Frage der Erforderlich-
keitsklausel. Diese Rechtsprechung hat viele Bundespo-
litiker aufgeweckt; denn sie hat deutlich gemacht, dass
sich die Bundesgesetzgebung Stück für Stück zugunsten
der Länder verändern wird, wenn nicht gegengesteuert
wird. Von daher gab es in dieser Frage Handlungsbedarf.

Die zweite günstige Konstellation bestand darin, dass
zwei Menschen, nämlich Franz Müntefering und
Edmund Stoiber, mit Herzblut daran gearbeitet haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Da war schon ein Hauch von großer Koalition in der
letzten Wahlperiode zu spüren.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Es war nur die CSU! Das ist nicht die große Koalition!)


– Lieber Herr Benneter, es war sozusagen die erste
Schwalbe des großkoalitionären Frühlings, den wir jetzt
erleben.

Darüber hinaus waren Kolleginnen und Kollegen von
den Grünen und der FDP an der sachlichen Diskussion
in der Kommission beteiligt. Ich erinnere mich an viele

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(C (D ute und konstruktive Gespräche, beispielsweise mit ainder Steenblock von den Grünen und mit Ernst urgbacher und Rainer Funke, der jetzt nicht mehr dem undestag angehört und den ich von hier aus grüßen öchte, von der FDP. Mit dieser Reform stärken wir den Föderalismus. ich hat die Diskussion in der Öffentlichkeit und hier m Parlament über die Föderalismusreform erstaunt; enn dort, wo ich erwartet hatte, positive Begriffe wie ubsidiarität, Vielfalt und passgenaue Möglichkeiten der estaltung zu hören, las und hörte ich nur Wörter wie ersplitterung, Kleinstaaterei und Afrikanisierung. (Volker Kröning [SPD]: Das ist eine Beleidigung!)


Was macht uns eigentlich so sicher, dass Einheitsbrei,
ass Zentralismus besser sein soll als Föderalismus?


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


enn die Lobbyisten und Verbände so reagieren, dann
abe ich Verständnis dafür; denn für Lobbyisten und
erbände ist es immer gut, zentralistische Entschei-
ungsinstanzen zu haben, weil man bei ihnen besser lob-
yistisch tätig werden kann. Dass sich das aber zu einem
llgemein um sich greifenden Glauben entwickelt hat, ist
erwunderlich.

Ein Kommentar in der „FAZ“ lautete am 6. März
006:

Wo sind die Freunde des Föderalismus geblieben?

ch bin der Überzeugung, dass wir mit dieser Reform
reunde für den Föderalismus gewinnen werden, weil
ir mit dieser Reform beweisen werden, dass Ineffizienz
nd Intransparenz, die wir jetzt beklagen, keine Eigen-
chaften des Föderalismus sind, sondern Eigenschaften
iner unnötigen Verflechtung, die wir jetzt auflösen. Von
aher wird der Föderalismus auch im Bewusstsein der
evölkerung gestärkt.

Es ist richtig, wenn das Gaststättenrecht in die Zu-
tändigkeit der Länder fällt. Es ist aber auch richtig, dass
ir den Bund da stärken, wo bundesstaatlicher Zusam-
enhalt notwendig ist, beispielsweise bei der Terroris-
usabwehr. Genau das ist Bestandteil der Reform.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Die „Süddeutsche Zeitung“ schrieb am 7. März 2006:

Eine wirkliche Föderalismusreform muss den Län-
dern mehr nehmen als geben.

ch bestreite das ausdrücklich. Die Antwort auf unsere
robleme ist nicht zentralistische Vereinheitlichung. Die
eaktion der deutschen Bevölkerung auf den Zentralis-
us in Europa, nämlich eine spürbar werdende Abnei-

ung der Bevölkerung ihm gegenüber, beweist doch,
ass die These, der Zentralismus sei der richtige Weg,
alsch ist. Dezentralisierung und Subsidiarität an den
tellen, wo sie möglich sind, sind der richtige Weg.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof)

Ich halte auch die Kritik an der Abweichungsgesetz-
gebung für falsch. Manchmal ist dabei von Pingpong
usw. die Rede. Gesetzgebung ist keine Rechthaberei,
sondern das Bemühen von Parlamenten, ob auf Bundes-
oder Länderebene, sachgerechte Lösungen für die Men-
schen zu finden. Das sollten wir im Auge behalten. Des-
wegen halte ich auch jedes Misstrauen gegenüber den
Ländern für völlig verfehlt und für den falschen Ansatz.

Ich kann allen Umweltpolitikern nur dringend emp-
fehlen, sich das, was Kollege Benneter zur Erforder-
lichkeitsrechtsprechung ausgeführt hat, genau anzuse-
hen. Wenn Sie die Urteile, die existieren, auf die
Umweltgesetzgebung fortschreiben, dann werden Sie er-
leben, dass der Bund bei der jetzigen Konstellation viel
mehr Kompetenzen im Umweltbereich verlieren wird,
als uns recht sein kann. Deswegen rate ich uns dringend,
diese Reform umzusetzen und nicht scheitern zu lassen.

Der Föderalismus entspricht der kulturellen Vielfalt
unseres Landes. Natürlich wird die Reform weitergehen.
Wenn die große Koalition zusagt – ich sage das auch in
Richtung FDP –, dass es weitere Schritte geben wird,
wird das auch geschehen; wir werden das einhalten.

Wichtig ist, dass wir mit dieser Reform den Beweis
erbringen, dass dieses Land und seine politischen Ak-
teure in der Lage sind, entschlossen und geschlossen den
Bundesstaat zu modernisieren. Es ist der Anfang eines
guten Weges. Ich bin der Überzeugung, dass sich in den
nächsten Wochen und Monaten in allen Fraktionen jeder
seiner Verantwortung für die Zukunft dieses Landes be-
wusst sein wird.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1602304200

Herzlichen Glückwunsch, Herr Kollege Friedrich, im

Namen aller Kolleginnen und Kollegen zu Ihrem heuti-
gen Geburtstag.


(Beifall)


Das Wort hat der Kollege Volker Kröning, SPD-Frak-
tion.


Volker Kröning (SPD):
Rede ID: ID1602304300

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Wer drei Jahre an der Föderalismusreform mit-
gearbeitet hat und nun schon drei Stunden dieser Debatte
zuhört, wer die Texte und Begründungen gelesen hat,
was wir sicher alle bei diesem verantwortungsvollen
Werk tun sollten, und wer weiß, was von uns erwartet
wird, der darf nach diesen Stunden mit Optimismus in
die nächsten drei Monate schauen. Wer abwechselnd am
Kartentisch und im Maschinenraum gearbeitet hat, der
weiß auch, welche Verantwortung wir alle gemeinsam
für den vor uns liegenden Prozess haben – ein parlamen-
tarisches Verfahren, das zusammen mit dem Bundesrat,
anders als ein Vermittlungsverfahren, nämlich vor der
ganzen Öffentlichkeit zu bewältigen ist –, und der setzt

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(C (D uf die Verantwortung der heutigen Dioskuren Volker auder und Peter Struck. Ich stehe nach wie vor zu dem Paket, das heute vorgeegt wird, auch wenn ich mir einzelner schmerzhafter ompromisse bewusst bin und nach wie vor in der einen der anderen Frage meine Meinung nicht unterdrücke. Ich erlaube mir auch nicht, die Aussagen des Fraktinsvorsitzenden der SPD zu interpretieren. Denn er hat icht nur formal, sondern auch inhaltlich deutlich geacht, welche Informationsund Überzeugungsarbeit och vor uns liegt. Es zeigt zugleich, wie wir nach meiem Dafürhalten die Anhörung aufzäumen sollten, nämich von den Juckepunkten aus. Ich möchte an alle, gerade auch an die Oppositionsraktionen, appellieren, ihre Alternativen deutlich zu achen. Ich messe heutiges Tun nicht an vergangenem un. Darüber kann man geteilter Meinung sein. Ich bitte ie alle, Ihre Alternativen so deutlich zu machen, wie es eute schon bei FDP und PDS erkennbar war. Es müssen lare Alternativen sein. Ich hoffe, unser früherer Koalitinspartner findet dazu zurück. Zum Charakter einer Anhörung muss gesagt werden, ass es sich nicht um die Lesung der Gesetzestexte und begründungen handelt; das bleibt dem federführenden usschuss und den mitberatenden Ausschüssen vorbealten. Eine Anhörung ist auch keine Auswertung. Die uswertung muss nach der Anhörung stattfinden, und war von allen Beteiligten, nämlich Bund und Ländern, en Koalitionsfraktionen und sicher auch dem stillen Beeiligten an diesem Projekt, der sein Mitspracherecht eute wieder deutlich angemahnt hat. Zur Erleichterung der parlamentarischen Arbeit habe ch einige Bitten. Der Begleittext und die Einzelbegrünungen zur Bildungspolitik sollten sorgfältig ausgeweret werden. Der Streitstoff wird sich nach meinem Dafüralten fast auf Null reduzieren, weil wir schon in der ergangenheit intensiv darum bemüht waren, Verfasungsund Fachpolitik aneinander anzudocken. Am nde wird zu entscheiden sein, ob der Kompromiss ver retbar ist oder nicht. Ich lebe nach der Devise „Das Besere ist der Feind des Guten“. Vielleicht fällt uns an der telle noch etwas Besseres ein. Bei der Verfassungsreform werden die kleinen und roßen Parteien lernen, dass Bildungspolitik – zu der lle ihre Argumente voller Leidenschaft vortragen – auf llen Ebenen – nicht nur im Deutschen Bundestag, auch enn er die erste Gewalt der oberen Ebene ist – stattfinet. Uns ist aufgegeben, eine Bildungspolitik zu konziieren und auszuführen, die auf allen Ebenen funktioiert, von Europa bis zu den Kommunen. Ich glaube, auf iesem Gebiet haben nicht zuletzt die großen Parteien ine Aufgabe vor sich. Dieses Thema lässt sich – das sage ich an die Adresse er FDP – nicht nach dem einfachen Schema „Wettbeerbsföderalismus – ja oder nein?“ abhandeln. Volker Kröning Die Zukunftsfähigkeit unserer Staatspraxis und des rechtlichen Rahmens wird sich darin erweisen, ob wir zu einer horizontalen und vertikalen Koordinierung der Bildungspolitik in der Lage sind. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )


Zur Umweltpolitik. Die heutige Bundeskanzlerin und
ihr Vorgänger im Amt des Umweltministers haben den
Versuch unternommen, ein bundeseinheitliches Umwelt-
gesetzbuch auf den Weg zu bringen. Der Vorgänger des
heutigen Umweltministers musste lernen, dass das an
der geltenden Kompetenzordnung scheitert. Herr Kol-
lege Dr. Friedrich hat zu Recht hinzugefügt, dass ein sol-
ches Vorhaben angesichts der Tendenz in der bundesver-
fassungsgerichtlichen Rechtsprechung mehr denn je
vom Scheitern bedroht ist. Angesichts dieser Umstände
sollte sich die Bundesregierung bemühen, Klarheit in die
nicht nur von Sachverständigen, sondern auch von Um-
welt- und Wirtschaftsverbänden geführte Debatte zu
bringen, und bald Eckpunkte – ich sage sogar: eine Blau-
pause – eines zeitgemäßen Umweltgesetzbuches vorle-
gen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Die Vorschläge der Sachverständigen sind bereits zehn
Jahre alt. Die Europäisierung dieses Rechtsgebietes ist
stark fortgeschritten. Also brauchen wir, wenn wir Fach-
und Verfassungspolitik verantwortungsbewusst koordi-
nieren wollen, eine Messgröße, die materielles Recht
und Verfahrensrecht umfasst.

Ich freue mich, dass das Bundeskabinett mit seiner
Entscheidung vom Montag auch an dieser Stelle, auf
dem Gebiet der besonders schwierigen Herausforderung
der Umwelt- und Wirtschaftspolitik, Flagge gezeigt hat.
Nun erwarten wir nicht nur Loyalität gegenüber unserem
Tun, sondern auch Mittun, um den Beweis dafür führen
zu können, dass die neue Kompetenzordnung besser ist
als die alte.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Zu Strafvollzug und Heimrecht. Wenn man, wie
vorgeschlagen, auf diesen beiden Gebieten die Rege-
lungskompetenz vom Bund auf die Länder überträgt,
sorgt Art. 125 a Grundgesetz in der neuen wie in der al-
ten Fassung dafür – es ist gar nicht schlecht, die allge-
meinen Geschäftsbedingungen zu lesen; im Grundgesetz
ist das der Teil mit den Übergangs- und Schlussbestim-
mungen –, dass das geltende Bundesrecht weiterhin gilt.
Kein Land stolpert in ein schwarzes Loch. Jedes Land
bleibt frei in der Entscheidung, das Bundesrecht weiter-
hin gelten zu lassen oder – die Möglichkeit besteht schon
jetzt – abzuweichen, das heißt, durch Landesrecht zu er-
setzen.

Ich rechne damit, dass gar nicht so viele Länder Al-
leingänge unternehmen werden – Stichwort: mehr Viel-
falt in der Einheit –, sondern dass es regionale Abstim-
mungen geben wird. Das kann dem praktischen
Föderalismus weiterhelfen. Im Übrigen wird das für die
Ländergliederung in der derzeitigen Form in den nächs-
ten zehn bis 15 Jahren eine Bestandsprobe sein. Nur

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(C (D enn die Länder untereinander wieder stärker Wettbeerb und Koordination miteinander vereinbaren, wird er Föderalismus in seiner heutigen regionalen, territoialen Gestalt überleben. (Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wollten das nicht, um die Qualität zu steigern! Das gibt einen Wettbewerb nach unten!)


Zu Kultur und Sport – das passt fast zu Ihrem Stich-
ort: Man mag dieses Thema in der Bundesverfassung
erankern wollen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ch muss aber darauf hinweisen, dass es zwischen Bun-
esverfassung und Landesverfassungen einen Unter-
chied gibt. Dieser Unterschied kommt im Grundgesetz,
as zugleich eine gesamtstaatliche Verfassung ist, zum
usdruck. In Art. 30 des Grundgesetzes heißt es, dass
ur die Bereiche in die Kompetenz des Bundes fallen,
ie im Grundgesetz ausdrücklich geregelt sind. Das
eißt im Umkehrschluss: Für Kultur und Sport sind die
änder zuständig. Wenn das Landesverfassungsrecht
ies ausdrücklich vorsieht, ist das das eine. Ob der Bun-
esgesetzgeber das für das Bundesverfassungsrecht aber
uch tut, ist etwas ganz anderes.

Ehrlich gesagt, hätte ich es auch nicht gern, wenn der
rundsatz des Art. 20 des Grundgesetzes verunklart
der relativiert würde. Dort heißt es, dass die Bundesre-
ublik Deutschland „ein demokratischer und sozialer
undesstaat“ ist. Dabei sollte es auch in vollem Umfang
leiben – nicht mehr, aber auch nicht weniger.


(Beifall bei der SPD)


Zum Schluss komme ich auf Stufe zwei der Bundes-
taatsreform zu sprechen. Das, was die Kollegen
enneter und Friedrich dazu gesagt haben, trifft zu.
uch ich bin der Auffassung – damit bin ich zwar in
einem Laden in der Minderheit; ich sage es aber trotz-

em –, dass der Bundesstaat, was unsere obersten Poli-
ikziele betrifft, so lange asymmetrisch und sogar unpro-
uktiv ist, wie die Länder an dem Doppelmangel leiden,
ass sie weder hinreichende Ausgabenautonomie – das
oll jetzt geändert werden – noch hinreichende Einnah-
enautonomie besitzen.

Als es darum ging, das zu ändern, haben sie sich
erkwürdigerweise geweigert. Darüber führen sie unter-

inander auch noch gar keinen Dialog. Umso mehr freue
ch mich, dass schon im letzten Sommer mit dem Be-
chluss der Ministerpräsidentenkonferenz in Aachen die
ereitschaft des Bundesrates und der Länder zum Aus-
ruck gekommen ist, sich einem Angebot des Bundes zu
ffnen und darüber zu diskutieren.

Auch die Koalitionsvereinbarung ist in diesem Punkt
esonders interessant. In ihr wird nämlich etwas ange-
prochen, was wir im Rahmen der zuletzt durchgeführ-
en Runden zur Neuordnung des Finanzausgleichs nicht
rlebt haben; denn diese Runden waren von der Recht-
prechung induziert und normativ-juristisch ausgerich-
et. In der Koalitionsvereinbarung heißt es ganz klar,






(A) )



(B) )


Volker Kröning
dass wir dazu beitragen wollen, dass auch der Bundes-
staat der Zielsetzung, für Wachstum und Beschäftigung
zu sorgen, gerechter wird, als es gegenwärtig der Fall ist.
Dieses Ziel der Koalitionsvereinbarung wollen wir nach
Abschluss der ersten Stufe der Bundesstaatsreform in
Angriff nehmen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1602304400

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Friedbert Pflüger,

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Friedbert Pflüger (CDU):
Rede ID: ID1602304500

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Die Föderalismusreform ist für Berlin ein histo-
risches Ereignis. Denn Berlin wird im Grundgesetz erst-
mals als Hauptstadt festgeschrieben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Damit erreicht ein Prozess seinen Höhepunkt, der am
9. November 1989 mit dem Fall der Mauer begonnen hat
und der sich am 3. Oktober 1990 mit der Vereinigung
Deutschlands und am 20. Juni 1991 mit der Entschei-
dung des Bundestages für Berlin als Hauptstadt fort-
setzte.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie haben Sie denn damals abgestimmt?)


Wir alle leben und arbeiten heute gerne in Berlin. Der
Deutsche Bundestag im Reichstagsgebäude wird jährlich
von über 2,5 Millionen Menschen besucht. Er ist schon
längst zum Symbol des freien, vereinten Deutschlands
geworden. Die Berliner freuen sich darüber und sind
stolz darauf.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Fritz Rudolf Körper [SPD] – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Ja! Das hat Klaus Wowereit durchgesetzt! – Fritz Rudolf Körper [SPD]: Genau! Da wurde gut verhandelt!)


Ich möchte zum Thema „Föderalismusreform und
Hauptstadt“ drei Punkte ansprechen:

Erstens. Mit dem zweiten Satz des neuen Art. 22 des
Grundgesetzes – er soll heißen: „Die Repräsentation …
in der Hauptstadt ist Aufgabe des Bundes“ – normieren
wir erstmals die bislang ungeschriebene Zuständigkeit
des Bundes für die Repräsentation des Gesamtstaates
in der Hauptstadt. Das ist gut, ruft aber auch nach Kon-
sequenzen. Dass der Bund dieser Aufgabe trotz umfang-
reicher Zahlungen bisher nicht in vollem Umfang nach-
gekommen ist – das gilt auch für den direkten Vergleich
mit den nach Bonn geflossenen Bundesmitteln –, wird in
einem aktuellen Gutachten des Deutschen Instituts für
Wirtschaftsforschung deutlich. Demnach beteiligt sich
der Bund zum Beispiel mit nur 38 Millionen Euro an

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(C (D auptstadtbedingten Sicherheitsmaßnahmen. Das entpricht nur 35 Prozent der Kosten, die dafür tatsächlich ufgebracht werden. (Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Da bin ich ja einmal auf die Haushaltsberatungen gespannt!)


Auch der Anteil des Bundes an der Finanzierung kul-
ureller Einrichtungen in Berlin ist, so das DIW, deutlich
eringer, als nach der Bonn-Berlin-Vereinbarung vorge-
ehen. Geht man von dieser Feststellung aus, so fallen
ie mit Berlin geschlossenen Hauptstadtverträge deut-
ich restriktiver als die mit Bonn geschlossenen Verein-
arungen aus.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Richtig! Das sagt Wowereit auch immer! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Was sagt denn Herr Schäuble dazu?)


Zweitens. Ich möchte hier ausdrücklich betonen: Der
n die Begründung des Entwurfs des Gesetzes zur Ände-
ung des Grundgesetzes aufgenommene Rückgriff auf
ie Formulierung des Koalitionsvertrages, dass das
onn-Berlin-Gesetz unberührt bleibt, ändert die Rechts-
ualität des Bonn-Berlin-Gesetzes von 1994 nicht; dies
estätigt ein im Auftrag des Abgeordneten Peter Rzepka
rstelltes Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des
eutschen Bundestages vom 12. Januar 2006. Der Ge-

etzgeber kann die Bonn-Berlin-Vereinbarungen auch
ünftig jederzeit mit einfacher Mehrheit ändern, um zu-
ünftigen Entwicklungen Rechnung zu tragen und um
ie Effizienz von Parlament und Regierung in der
auptstadt zu stärken.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich danke der Bundesregierung, dass Versuche, die
nsinnige Teilung der Ministerien festzuschreiben, ab-
ewehrt wurden. Die Verteilung der Regierungsfunktio-
en auf zwei Standorte, nämlich Bonn und Berlin, ist
euer und ineffizient, beispielsweise weil Bundesbeamte
egelmäßig für kurze Termine bei den Ministerien und
m Parlament nach Berlin reisen müssen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


ir haben Deutschland und Berlin geeint. Wir sollten
icht die Regierungsfunktionen dauerhaft getrennt las-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


ch habe schon am 3. Juni 1991 gesagt: Wenn der Bun-
estag sich mit knapper Mehrheit für Berlin entscheiden
ollte, gehe ich lieber nach Berlin, als einem Kompro-
iss über die Teilung der Hauptstadtfunktionen zuzu-

timmen.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Unsere Koalitionsdisziplin nicht überfordern, bitte! – Heiterkeit des Abg. Dr. Guido Westerwelle [FDP])







(A) )



(B) )


Dr. Friedbert Pflüger
Drittens. Art. 20 des Grundgesetzes sieht als Aus-
druck der bundesstaatlichen Ordnung eine Einstands-
pflicht des Bundes und der Länder vor. Föderalismus
bedeutet eben nicht nur Länderhoheit, sondern auch
Länderverantwortung. Die enorme Schuldenlast Berlins
ist nicht alleine hausgemacht. Sie ist vor allem teilungs-
bedingt und beruht in hohem Maße auf dem zu schnellen
Rückzug des Bundes aus der Finanzierung Berlins.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das war die große Koalition!)


Es ist wenig bekannt, dass die Berlinförderung bis 2002
um rund 40 Milliarden Euro gekürzt wurde –


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Die große Koalition hat Berlin fast Pleite gemacht!)


der größte und vor allem schnellste Subventionsabbau in
der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Es wird vielleicht die entscheidende Aufgabe Berliner
Politik im nächsten Jahrzehnt sein, Verständnis dafür zu
wecken, das alle Deutschen, alle Bundesländer und die
Bundesregierung eine Mitverantwortung für ihre Haupt-
stadt haben. Berlin soll ein Leuchtturm für das gesamte
Land sein. Die Hauptstadt ist eine nationale Aufgabe.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Abg. Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE] meldet sich zu einer Zwischenfrage)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1602304600

Nein, Frau Lötzsch, ich lasse keine Zwischenfrage

mehr zu, weil Herr Pflüger seine Redezeit bereits über-
zogen hat, und zwar massiv. Herr Kollege Pflüger, ich
bitte Sie, zum Ende zu kommen.


Dr. Friedbert Pflüger (CDU):
Rede ID: ID1602304700

Ich komme zum Schluss, Frau Präsidentin.

Die Berliner Politik darf allerdings nicht nur die Hand
aufhalten. Sie muss auch nachweisen, dass sie eigene,
nachhaltige Anstrengungen unternimmt und mit konzep-
tionellen Beiträgen wieder ein Motor und Vorreiter der
deutschen Politik sein kann.

Danke für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1602304800

Ich gebe das Wort zu einer Kurzintervention der Kol-

legin Lötzsch.


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1602304900

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Meine Damen und

Herren! Da ich keine Zwischenfrage mehr stellen
konnte, muss ich zum Mittel der Kurzintervention grei-
fen.

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(C (D Natürlich freuen wir Berlinerinnen und Berliner uns ber jeden, der für die Interessen der Hauptstadt eintritt. ich würde aber einmal interessieren, ob es gelungen st, von der Finanznot Berlins, die Sie hier vorgetragen aben und über die ich mit Ihnen völlig übereinstimme, umindest 50 Prozent Ihrer eigenen Fraktion zu überzeuen. (Heiterkeit des Abg. Dr. Guido Westerwelle [FDP])


ielleicht könnten wir eine Aussage der CDU/CSU-
raktion dazu erhalten.

Ich hoffe sehr, dass wir in den Haushaltsberatungen
uch haushaltswirksame Vorschläge von der Koalition
rhalten, wie die Finanzierung Berlins gestaltet werden
ann.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1602305000

Herr Kollege Pflüger, bitte.


Dr. Friedbert Pflüger (CDU):
Rede ID: ID1602305100

Frau Kollegin, das ist eine nationale Aufgabe. Wir

lle müssen daran mitarbeiten, das Verständnis dafür zu
ecken und zu stärken. Allerdings kommt es dafür sehr

uf die Töne und die Politik in Berlin selbst an. Die Ber-
iner können eben nicht bloß die Hand aufhalten, wie es
er Senat tut und wie es zum Beispiel Herr Wowereit ge-
an hat.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Widerspruch bei Abgeordneten der LINKEN)


Sie haben mich herausgefordert mit dieser Kurzinter-
ention. Dann müssen Sie auch erdulden, wenn ich
eine Meinung dazu sage. –


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Gut, dass wir heute noch ein bisschen Wahlkampf bekommen! Ich hätte es ja vermisst!)


err Wowereit hat gesagt: Im Jahr 2015 werden alle un-
ere Finanzprobleme beseitigt sein; denn der Bund muss
a bezahlen laut dem Bundesverfassungsgerichtsurteil.
ch unterstütze ausdrücklich, dass das Bundesverfas-
ungsgericht angerufen worden ist, um ein Normenkon-
rollverfahren durchzuführen.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ich möchte noch etwas zu Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg sagen!)


Ich glaube, dass vom Bund mehr für Berlin getan
erden muss. Frau Kollegin, ich glaube aber auch, dass

s dringend notwendig ist, dass Berlin auch seine Bei-
räge leistet. Solange Rot-Rot die Stadt regiert, wird die
ereitschaft anderer, Berlin zu helfen, relativ gering aus-

allen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Die Regierung ist aus dem Häuschen! – Zurufe von den LINKEN)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1602305200

Nächste Rednerin ist die Kollegin Antje Tillmann,

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Antje Tillmann (CDU):
Rede ID: ID1602305300

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol-

legen! Der einen Gruppe von Rednern geht das Födera-
lismusgesetz zu weit, der anderen Gruppe, der Opposi-
tion, geht es nicht weit genug, was bei mir klar den
Eindruck erweckt, dass wir mit dieser Reform genau
richtig liegen, nämlich exakt in der Mitte dessen, was
hinsichtlich der Zuständigkeitsverteilung zwischen dem
Bund und den Ländern machbar war.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Bei dem Punkt, die Kommunen vor kostenträchtigen
Gesetzen zu schützen, indem wir dem Bund durch
Art. 84 GG versagen, dass er Aufgaben an die Kommu-
nen übergeben kann, liegen wir absolut richtig. Lieber
Kollege Burgbacher, er konnte das auch bisher nicht
ohne die Zustimmung der Länder. Bisher war es aber so,
dass die Länder dem Bund finanzielle Erstattungen ab-
gehandelt und diese nicht in jedem Fall an die Kommu-
nen weitergeleitet haben. So wird es künftig nicht mehr
gehen. Über die Landesverfassung wird das Konnexi-
tätsprinzip für die Kommunen eingeführt. Diesen ent-
scheidenden Schritt können wir mit dieser Föderalismus-
kommission erreichen, wenn wir dem zustimmen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Volker Kröning [SPD])


Wir liegen mit unseren Regelungen bezüglich des
nationalen Stabilitätspakts absolut richtig, indem wir
die Verantwortung für die Verschuldung des Gesamt-
staatshaushaltes auf den Bund und die Länder verteilen.
Erstmalig können wir die Verantwortung der Länder, die
sich bereit erklärt haben, bei Nichteinhaltung des Defi-
zitkriteriums einen Teil der Haftungssumme zu bezah-
len, mit in die Verfassung aufnehmen. Das ist ein guter
Schritt hin zur Haushaltskonsolidierung. Liebe Kollegen
der Linken, das nützt gerade den neuen Ländern, die sich
Mühe geben, ihre eigenen Landeshaushalte in Ordnung
zu bringen, weil sie die Solidarität der anderen ansonsten
überstrapazieren und die Kosten, die andere verursa-
chen, mittragen müssten.

Wir sind absolut auf dem richtigen Weg, wenn wir die
Finanzverwaltungen vereinheitlichen. Allein 15 Mil-
liarden Euro Umsatzsteuer können wir heben, wenn es
uns gelingen würde, ein bundeseinheitliches Verfahren
bei der Finanzverwaltung einzuführen. Wir werden das
mit dem Föderalismusreform-Begleitgesetz und der Än-
derung des Finanzverwaltungsgesetzes tun. Ich bin mir
sicher, dass diese 15 Milliarden Euro, die uns durch den
Umsatzsteuerbetrug verloren gehen, erheblich besser in
Bildung oder Forschung eingesetzt werden könnten. Mit
diesem Gesetz haben wir die Möglichkeit dazu.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Volker Kröning [SPD])


Wir übertragen die Gemeinschaftsaufgabe Hoch-
chulbau zum Teil in die Kompetenz der Länder. Hin-
ichtlich der überregionalen Mittel bleibt der Bund zu-
tändig. Diese 700 Millionen Euro übertragen wir an die
andtage. Liebe Kollegen, ich bin etwas erschrocken
arüber, wie Sie mit den Kollegen in den Landtagen um-
ehen. Die Aussage, dass all das, was wir tun, von Weis-
eit geprägt ist, mag ich ja noch unterstützen,


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Na, ich nicht!)


ass Sie die Landtagskollegen aber so behandeln, als
eien das alles unverantwortliche Deppen, kann ich nicht
ittragen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Dr. Guido Westerwelle [FDP])


ch glaube, dass die Landtagsabgeordneten sehr verant-
ortungsbewusst mit ihren Bürgerinnen und Bürgern
mgehen.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Jedenfalls die der FDP!)


Auch die der FDP.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Nein, „jedenfalls die der FDP“!)


Aufgrund der Erfahrungen mit dem Solidarpakt II ha-
en wir natürlich dafür gesorgt, dass uns für den Fall,
ass diese Mittel nicht ordnungsgemäß eingesetzt wer-
en, diesmal Sanktionen zur Verfügung stehen. Bis
013 ist die investive Zweckbindung im Bereich des
ochschulbaus sichergestellt und auch nach 2013 be-

teht die Verpflichtung, diese Mittel für investive Maß-
ahmen zur Verfügung zu stellen. Wir werden das selbst-
erständlich kontrollieren.

An dieser Stelle hätte ich Frau Sager sehr gerne er-
lärt, warum sie Unrecht hat, wenn sie sagt, dass es nicht
ehr möglich ist, dass der Bund die Länder in der Bil-

ung unterstützt. Sie sagt, durch die Streichung der Fi-
anzhilfen sei es nicht mehr möglich, dass sich der Bund
n Länderaufgaben beteiligt. – Das stimmt so einfach
icht; denn in unserer Verfassung ist vorgesehen, dass
ie Aufgaben von Bund und Ländern mit den erforderli-
hen finanziellen Einnahmen unterlegt werden. Es ist
berhaupt kein Problem, das Finanzausgleichsgesetz zu
erändern und den Ländern mehr Umsatzsteuerpunkte
ukommen zu lassen. Aber damit sind wir als Bundes-
agsabgeordnete in der Verpflichtung, zu überprüfen, ob
s wirklich stimmt, dass der Bund für seine Aufgaben
iel zu viel Geld erhält und die Länder für ihre Aufgaben
u wenig Geld bekommen. Wir als Bundespolitiker tra-
en die Verantwortung für den Bundeshaushalt. Ihr soll-
en wir uns stellen.

Das Einzige, was durch die Streichung im Art. 104 a
es Grundgesetzes bei den Finanzhilfen nicht mehr mög-
ich ist, sind kurzfristige Programme, die der Bildungs-
olitik gar nicht angemessen sind; denn wir sind uns ei-
ig, dass Bildungspolitik eine langfristige Aufgabe ist.






(A) )



(B) )


Antje Tillmann
Beim Finanzausgleichsgesetz sollten wir gemeinsam
überprüfen, wer tatsächlich zu viel Steuereinnahmen aus
dem Umsatzsteueraufkommen erhält: die Länder oder
wir.


(Volker Kröning [SPD]: Oder zu wenig!)


Gegebenenfalls muss man bei beiden auf Haushaltsdis-
ziplin und vielleicht auch auf die richtige Schwerpunkt-
setzung achten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Der Blick auf den Haushalt und die Haushaltsdis-
ziplin hilft gerade den neuen Ländern. Ich bin sehr froh,
dass sich die Föderalismuskommission ausdrücklich
zum Solidarpakt II bekannt hat. Aber ich sage auch: Je
schlechter die Haushaltssituation des Bundes wird, umso
größer ist natürlich die Gefahr, dass wir als Bund die
51 Milliarden Euro, die bis 2019 fließen sollen, nicht zur
Verfügung stellen können. Deshalb ist es im eindeutigen
Interesse der neuen Länder, auf die Haushaltsdisziplin
des Bundes zu achten. Wir brauchen den Solidarpakt II.
Wir brauchen diese Sicherheit. Deshalb brauchen wir
konsolidierte Haushalte, sowohl im Bund als auch bei
den Ländern.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Gegen diese Reform sind mehrfach Bedenken geäu-
ßert worden. Wer an den Beratungen der letzten Jahre
teilgenommen hat, der weiß, dass dies ein sehr ausge-
klüngeltes System –


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Nicht „ausgeklüngelt“, ausgeklügelt!)


– ausgeklügelt – der Berücksichtigung der Interessen
von Bund, Ländern, Kommunen und Bürgern ist. Jeder,
der Änderungswünsche hat, soll diese selbstverständlich
vortragen. Wir nicken diese Reform nicht einfach ab.
Aber jeder muss sich auch die Frage stellen, ob sein per-
sönliches Anliegen, das er zu Recht vorbringt, tatsäch-
lich dazu geeignet ist, die Gesamtreform scheitern zu
lassen. Wir werden das aus den genannten Gründen nicht
tun.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1602305400

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Gesetzent-
würfe auf den Drucksachen 16/813 und 16/814 an die in
der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschla-
gen. Gibt es dazu anderweitige Vorschläge? – Das ist
nicht der Fall. Dann sind die Überweisungen so be-
schlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 15 auf:

Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stär-

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(C (D kung der Rückgewinnungshilfe und der Vermögensabschöpfung bei Straftaten – Drucksache 16/700 – Überweisungsvorschlag: Rechtsausschuss Innenausschuss Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre einen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Bundesinisterin für Justiz, Brigitte Zypries. Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und erren! Nach diesen hehren Diskussionen über die Föeralismusreform kommen wir wieder zu konkreten Geetzgebungsvorhaben zurück. Ich will gleich am Anfang in Stichwort nennen, das auch im Zusammenhang mit er Föderalismusdiskussion gefallen ist, den Fleischkandal. Sie erinnern sich: Kriminelle Unternehmer haben verorbenes oder unverkäufliches Fleisch umetikettiert, ann verkauft und dadurch hohe Gewinne erzielt. Das ist chlichter Betrug zulasten der Verbraucher, der strafechtlich zu ahnden ist. Die Gewinne, die die Täter damit rzielt haben, können aber in vielen Fällen nicht rückabewickelt werden. Wenn das so bleibt, dann heißt das: erbrechen lohnt sich wirklich. Das darf nicht sein. Der Grund dafür, dass das derzeit noch so ist, ist eine egelung im Strafgesetzbuch, die die Möglichkeit der erichte einschränkt, Gewinne aus Straftaten für ver allen zu erklären, also dem Täter das Geld wegzunehen und das Eigentum daran auf den Staat zu übertra en. Bisher hat der Staat nur dann Zugriff auf ermögenswerte aus Straftaten, wenn eine geschädigte rivatperson keinen Anspruch geltend macht. Stellt der eschädigte Ersatzansprüche gegen den Betrüger, so ann ein Verfall des erlangten Geldes zugunsten des taates nicht angeordnet werden, weil zunächst die Priatperson die Hand auf dem Geld hat. Das ist grundsätzich richtig so, weil sich der Staat nicht auf Kosten der pfer bereichern soll. Wenn aber derjenige, der betrogen wurde, seine Anprüche gar nicht geltend macht, dann muss man die sihergestellten Gewinne an den Täter zurückgeben. Das ann erforderlich sein, weil der Schaden zu gering ist der weil die Geschädigten nicht wissen, dass der Täter efasst wurde. Es kann aber auch sein, dass die eschädigten ihre Ansprüche deshalb nicht geltend ma hen, weil sie selbst vielleicht Schwarzgeld gewinnbrinend anlegen wollten und um ihren Gewinn geprellt urden. In dem Fall verzichtet der Betrogene aus nachollziehbaren Gründen auf seine Ansprüche. Wir wissen aus der Praxis, dass das leider kein Ausahmefall ist. Im Jahr 2004 haben die Strafverfolgungsehörden zum Zweck der Rückgewinnung Vermöenswerte in Höhe von rund 145 Millionen Euro ichergestellt. Diese konnten nicht zugunsten des Staates ür verfallen erklärt werden, weil noch Ansprüche der Bundesministerin Brigitte Zypries Geschädigten bestanden. Wenn diese ihre Ansprüche nicht geltend machen, fällt das Geld an die Täter zurück. Diese Regelung wollen wir ändern. Wir wollen sicherstellen, dass die Täter solche Vermögenswerte in keinem Fall mehr zurückerhalten können. Denn es ist völlig widersinnig, dass der Betrüger einen Anspruch auf Rückübertragung des durch Betrug erlangten Geldes hat. Um den Geschädigten künftig genug Zeit zu geben, ihre Rückgabeansprüche auch durchzusetzen, wollen wir die hierfür maßgebliche Frist verlängern. Zurzeit müssen die Opfer innerhalb von drei Monaten erklären, dass sie ihre Ansprüche geltend machen wollen; künftig soll diese Frist drei Jahre – gerechnet ab der Verurteilung des Angeklagten – betragen. Auch bei längerer Verfahrensdauer vor den Zivilgerichten erhalten damit die Opfer die Möglichkeit, einen – notfalls vorläufigen – Titel gegen den Verurteilten zu erwirken. Verstreicht diese dreijährige Frist, ohne dass die Geschädigten ihre Ansprüche geltend gemacht haben, so fallen die sichergestellten Vermögenswerte künftig an den Staat und müssen nicht wieder an den Verurteilten herausgegeben werden. Ich glaube, wir haben eine gute Regelung gefunden, die sowohl den Interessen der Opfer – weil wir die Frist verlängern – als auch der Gerechtigkeit und damit dem Rechtsbewusstsein insgesamt dient. Die einzigen, die sich nicht freuen werden, sind die verurteilten Straftäter. (Klaus Uwe Benneter [SPD]: Dann haben wir ja die Richtigen getroffen!)

Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1602305500




(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD)


(Jörg van Essen [FDP]: Richtig!)


(Beifall bei der SPD)


Aber denen wollen wir damit auch keine Freude ma-
chen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1602305600

Nächster Redner ist der Kollege Jörg van Essen, FDP-

Fraktion.


Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1602305700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die Opposition hat zu kritisieren, wenn die Regierung
und die Koalition etwas falsch machen. Die Opposition
hat aber auch Unterstützung zu leisten, wenn richtige
Schritte unternommen werden.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Dr. Lukrezia Jochimsen [DIE LINKE] – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Das ist ein vernünftiges Verständnis von Opposition!)


Im Falle des vorliegenden Gesetzentwurfs kann aus un-
serer Sicht klar und eindeutig festgestellt werden, dass
die richtigen Schritte vorgesehen sind.

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(C (D Für uns als FDP hat der Opferschutz immer im Mitelpunkt unserer Strafrechtspolitik gestanden. ir haben ein weiteres sehr wichtiges Ziel, nämlich betehende bürokratische Hürden abzubauen. Wir haen bereits eine Fülle entsprechender Vorschläge im eutschen Bundestag eingebracht. Das Vorhaben, die Hürden im Ablauf des Verfahrens u reduzieren und damit die Rechtsstellung von Opfern u verbessern, begrüßen wir außerordentlich. Wer erlebt, elche Auswirkungen eine Straftat auf die Opfer hat, eiß, dass alle Folgen, die eine Straftat nach sich zieht, ei ihnen ohnehin zu Problemen führen. Deshalb sollten ir es ihnen möglichst leicht machen, ihre Ansprüche eltend zu machen. (Beifall bei der FDP und der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP)


Außerordentlich gut gefällt uns auch ein weiterer Vor-
chlag. Es ist allgemein bekannt, dass in den meisten
ällen der erhoffte finanzielle Gewinn der Anlass zu ei-
er Straftat ist. Die Täter wollen richtig abkassieren. Es
eht aber nicht an, dass Vermögenswerte aus einer Straf-
at, die übrig geblieben sind, dem Täter selbst zufallen.

enn sich kein Opfer gemeldet hat oder kein Opfer er-
ittelt werden kann, dann sollte besser der Staat die Ver-
ögenswerte erhalten als der Täter selbst. Denn der
taat hat schließlich sehr viele Aufwendungen zu leis-

en, beispielsweise für die Strafverfolgung und die
inanzierung polizeilicher Aufgaben zur Aufklärung der
traftaten. Die dafür nötigen Mittel werden vom Steuer-
ahler aufgebracht. Deshalb begrüße ich es, dass das
eld letztlich wieder dem Steuerzahler zugute kommen

oll, indem beispielsweise Verbesserungen bei der Straf-
erfolgung finanziert werden können.


(Beifall bei der FDP und der SPD)


Ich bitte Sie allerdings, zwei Anregungen zu berück-
ichtigen. Wenn das Geld nicht an den Täter zurückfal-
en soll, dann sollten wir überlegen, ob es nicht sinnvoll
st, wenigstens einen Teil davon für die Opferschutzor-
anisationen abzuzweigen. Der Weiße Ring beispiels-
eise – wer ihn kennt, weiß, wie wichtig die Arbeit ist,
pfer zu unterstützen und zu betreuen und viele andere
inge zu tun – leidet, wie andere solcher Organisationen

uch, immer an Geldnot. Ich fände es gut, wenn wir prü-
en könnten, ob der Weiße Ring beispielsweise besser
nterstützt werden kann.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Siegfried Kauder [Villingen-Schwenningen] [CDU/ CSU)

NIS 90/DIE GRÜNEN))

Nach den vielen positiven Bemerkungen zum Schluss
och Folgendes: Wir haben ja in der 13. Legislatur-
eriode, damals noch unter der Federführung eines FDP-
eführten Justizministeriums, den Versuch unternom-
en, die zum Teil sehr komplizierten Vorschriften in Be-

ug auf Verfall und Einziehung – ich gestehe, dass selbst
ch als Oberstaatsanwalt bei dieser Problematik immer






(A) )



(B) )


Jörg van Essen
noch mal sicherheitshalber in die Kommentare geschaut
habe,


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Das ist immer gut!)


weil das Ganze ziemlich kompliziert ist – zu vereinheit-
lichen und zu vereinfachen. Wir sollten bei den anste-
henden Beratungen überlegen, ob wir diesen Weg nicht
erneut beschreiten sollten. Wir würden der Praxis der
Justiz damit ganz wesentlich helfen.

Noch einmal zusammengefasst: Ich glaube, das sind
gute und richtige Ansätze. Wir werden das unterstützen.
Wir sollten in den Beratungen versuchen, das eine oder
andere zu verbessern.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1602305800

Nächster Redner ist der Kollege Siegfried Kauder,

CDU/CSU-Fraktion.

Siegfried Kauder (Villingen-Schwenningen) (CDU/
CSU):

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Das
Bundeskriminalamt hat im Bundeslagebild über Wirt-
schaftskriminalität des Jahres 2004 einen Schaden in der
Bundesrepublik Deutschland aus Straftaten in Höhe von
10,4 Milliarden Euro festgestellt. In diesen Straftaten
sind nicht Vergehen gegen die Abgabenordnung oder
Zollvergehen enthalten. Wir können also mit Recht von
hohen Schadenssummen sprechen. Wo bleibt das Geld?

Würde dieses illegale Vermögen beim Täter verblei-
ben, entstünde in der Bevölkerung schnell der Eindruck,
Straftaten lohnten sich. Deswegen ist es wichtig, dieses
Vermögen schnell einzufrieren und im Wege der Vermö-
gensabschöpfung dem Staat zuzuführen. Dies ist insbe-
sondere im Bereich der organisierten Kriminalität er-
wünscht. Wenn das Geld bei den Tätern verbleibt,
werden damit neue Straftaten geplant und durchgeführt
und werden kriminelle Strukturen aufrechterhalten. Im
Vergleich dazu ist der Vermögensverfall zugunsten des
Staates die bessere Lösung.

Aber muss es immer der Staat sein, der Zugriff auf
dieses Geld haben soll? Nein. Die Lösung, die der Ge-
setzgeber gefunden hat, ist opferorientiert und nobel.
Dort, wo Ansprüche des Opfers, der Geschädigten ent-
standen sind, soll das Geld nicht dem Staat zugeführt
werden, sondern im Wege der so genannten Rückgewin-
nungshilfe dem Geschädigten zur Verfügung gestellt
werden. Nun haben wir es aber oftmals mit Massen-
delikten zu tun, bei denen der Schaden des Einzelnen
außerordentlich gering ist, die Schadenshöhe insgesamt
aber außerordentlich hoch. Der Einzelne macht wegen
5,70 Euro Schadensersatzansprüche nicht geltend. Das
führt in der Tat zu einem völlig frappanten Ergebnis. Die
Geschädigten erheben keinen Anspruch auf ihr Geld und
jeder von uns würde spontan sagen: In diesem Fall soll
im Wege des nachgelagerten Verfalls das Geld an den

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(C (D taat gehen. – Das ist nicht so. Der Bundesgerichtshof at in einer Entscheidung aus dem Jahre 1984 – nachzuesen in der „NStZ“ 1984, Seite 409 – entschieden, dass s nämlich nicht darauf an komme, ob Geschädigte konrete Ansprüche geltend machten, es genüge (Klaus Uwe Benneter [SPD]: Der Kollege Reiche wollte wissen, was „NStZ“ ist!)


„Neue Zeitschrift für Strafrecht“ –,


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Ich weiß das, aber woher soll er das wissen?)


enn ein genereller Anspruch Geschädigter bestehe.
as führt zu dem unerwünschten Ergebnis, dass dann
ie beschlagnahmten und eingefrorenen Millionen- oder
illiardenbeträge an den Täter ausgezahlt werden müs-

en. Das soll mit diesem Gesetzentwurf zu Recht geän-
ert werden.

Der Weg, der mit diesem Gesetzentwurf eingeschla-
en wird, ist richtig. Er dient dem Opferschutz und merzt
erfahrenstechnische Schwierigkeiten aus. Dieses Ge-
etz stößt insbesondere auch bei der Richterschaft nicht
uf Widerspruch; vielmehr wird es in all seinen Rege-
ungen begrüßt. Kritik wird nur in zurückhaltender

eise angemeldet. Allerdings gibt es in einem Punkt be-
echtigte Kritik aus den Reihen der Strafverteidiger.

Ich habe darüber gesprochen, dass das Vermögen bei
traftätern beschlagnahmt wird. Die vorgelagerte Be-
chlagnahme im Ermittlungsverfahren erfolgt aber nicht
egenüber einem Straftäter, sondern gegenüber einem
atverdächtigen. Ein Tatverdächtiger ist noch nicht ver-
rteilt. Hin und wieder enden Strafverfahren auch mit
inem Freispruch. Für denjenigen, gegen den ein Er-
ittlungsverfahren eingeleitet ist, spricht die Unschulds-

ermutung. Nun ist es aber so, dass die Vermögensbe-
chlagnahme manchen mindestens genauso hart trifft
ie eine lange Untersuchungshaft. Eine Vermögensbe-

chlagnahme kann sich für einen Unternehmer existenz-
ernichtend auswirken.

Vergleichen wir einmal das Recht der Untersuchungs-
aft mit dem der Vermögensbeschlagnahme. Gegen die
ntersuchungshaft gibt es ein filigran ausgearbeitetes
ableau von Rechtsmitteln durch zwei Instanzen. Dies

st bei der Vermögensbeschlagnahme nicht so. Wird Ver-
ögen beschlagnahmt, steht demjenigen, der davon be-

roffen ist, das Recht der einfachen Beschwerde nach
304 StPO – in Klammern für den Kollegen Benneter:
trafprozessordnung – zu,


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Ich weiß das ja!)


ährend es dort, wo es um die Untersuchungshaft geht,
ie weitere Beschwerde nach § 310 StPO gibt. Das
eißt, das Beschwerderecht ist im Untersuchungshaft-
echt deutlich besser ausgebaut als im Bereich der Ver-
ögensbeschlagnahme. Deswegen sollten wir uns Ge-

anken darüber machen, ob wir nicht im Bereich der
ermögensbeschlagnahme die weitere Beschwerde zu-

assen wollen.

Außerordentlich erfreut hat mich die Rede des Kolle-
en van Essen. Natürlich mache auch ich mich dafür






(A) )



(B) )


Siegfried Kauder (Villingen-Schwenningen)

stark, dass beschlagnahmtes Vermögen, das nicht an die
Geschädigten zurückgezahlt werden kann, an Opfer-
schutzorganisationen geht. Sie haben sicherlich be-
merkt, dass ich leuchtende Augen bekam, als der Weiße
Ring als eine solche Institution erwähnt worden ist.

Wir sollten aber im Rechtsausschuss zur Abrundung
der Sache auch andere anstehende Probleme erörtern. Es
gibt das Recht der Gewinnabschöpfung nach § 10 UWG.
Dieser Paragraf lässt sich in das System des Strafgesetz-
buches und der Strafprozessordnung nicht einfügen. Hier
gibt es Wertungswidersprüche, die wir lösen sollten.
Zudem gibt es eine enorme Unklarheit dadurch, dass der
Staat zwar auf fest eingefrorenes Vermögen nicht zu-
rückgreifen darf, wenn Geschädigte da sind, dass er aber
nach der Entwurfsfassung des § 111 i Abs. 5 der Straf-
prozessordnung dann, wenn sich die Geschädigten nicht
melden, das Vermögen nachgelagert einziehen kann. Im
Strafgesetzbuch, im materiellen Recht, steht also, dass
kein Zugriff auf Vermögen möglich ist, wenn Geschä-
digte da sind. Aber in der Strafprozessordnung steht ge-
nau das Gegenteil: Melden sich die Geschädigten nicht,
dann dürfen wir das Vermögen im Wege des nachgela-
gerten Verfalls dem Staat zuordnen. Das sind noch Un-
ebenheiten, über die wir im Rechtsausschuss diskutieren
sollten.

Zusammenfassend kann man aber sagen: Es handelt
sich um den von Praktikern erarbeiteten Entwurf eines
Gesetzes, das Unebenheiten in der praktischen Anwen-
dung ausmerzt und deswegen begrüßenswert ist.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1602305900

Das Wort hat die Kollegin Sevim Dagdelen, die Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1602306000

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Werte

Kolleginnen und Kollegen! Mit der Vorlage, die wir
heute behandeln, wird der Versuch unternommen, in der
Praxis von Gewinnabschöpfung und Verfall Erleichte-
rungen einzuführen und damit die Rechte der Verletzten
zu stärken. Gleichzeitig geht es darum, dem Staat ein
Auffangrecht hinsichtlich illegal erlangter Vermögen zu
gewähren. Gerade den Opfern von Straftaten Möglich-
keiten zu geben, den finanziellen Verlust zu minimieren,
findet unsere Zustimmung. Wir sind gern bereit, mit Ih-
nen im Ausschuss über die Vor- und Nachteile der vorge-
sehenen Regelungen, bei denen es sich im Wesentlichen
um Verfahrensfragen handelt, zu debattieren.

Ich will jedoch aus Sicht meiner Fraktion auf ein Pro-
blem aufmerksam machen, welches von der Bundesre-
gierung selbst im Gesetzentwurf angesprochen wird.
Auf Seite 11 des Gesetzentwurfs heißt es:

Gerade in Wirtschaftsstrafsachen mit hohen Scha-
denssummen oder einer Vielzahl von Geschädigten

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(C (D gestalten sich die Ermittlungen häufig kompliziert und umfangreich. ie Bundesregierung steht mit dieser Erkenntnis offenichtlich nicht allein. Der Bundesgerichtshof hat in einem Urteil vom 2. Dezember 2005 zum Aktenzeihen 5 StR 119/05 auf Seite 20 ausgeführt: Nach der Erfahrung des Senats kommt es bei einer Vielzahl von großen Wirtschaftsstrafverfahren dazu, dass eine dem Unrechtsgehalt schwerwiegender Korruptionsund Steuerhinterziehungsdelikte adäquate Bestrafung allein deshalb nicht erfolgen kann, weil für die gebotene Aufklärung derart komplexer Sachverhalte keine ausreichenden justiziellen Ressourcen zur Verfügung stehen. eiter argumentiert der Bundesgerichtshof, dass diesem akt nur durch eine spürbare Stärkung der Justiz in dieem Bereich Rechnung getragen werden kann. Liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn es uns nicht elingt, im gesamten Bereich der Justiz Voraussetzungen u schaffen, dass die so genannte Weiße-Kragen-Kriinalität wirksam bekämpft wird, wenn wir nicht si herstellen können, dass Gerichte einigermaßen verünftig ausgestattet sind, dann werden wir immer wieder ber den kleinen, prozessualen Lösungsansatz reden üssen, den Sie hier präsentieren, nämlich über die Ver ängerung von Fristen, wie in § 111 b Abs. 3 StPO voresehen. Angesichts der Ausstattung der Gerichte und er von der Praxis wahrgenommenen Unzulänglichkeien der derzeitigen gesetzlichen Regelung werden eine ovellierung und Ergänzung der Vorschriften diese gan en Probleme leider nicht beseitigen können. Wenn den Opfern von Wirtschaftsstraftaten wirklich eholfen werden soll und Wirtschaftsstraftaten angemesen verfolgt werden sollen, dann ist mehr nötig als eine etailverbesserung im Verfahrensrecht. Damit die Verögensabschöpfung tatsächlich einmal zu einer scharfen affe des Rechtsstaates und ein wichtiger Beitrag zur ekämpfung der organisierten Kriminalität werden ann, möchte ich dringend auffordern, neben dem jetzt orgelegten Gesetzentwurf wirksame Mittel zur Beämpfung von Wirtschaftskriminalität oder Weiße-Kraen-Kriminalität zu ergreifen und nicht zuletzt die Justiz u stärken. (Klaus Uwe Benneter [SPD]: Wir warten auf Vorschläge!)


Darauf werden wir im Rechtsausschuss eingehen.

Abschließend möchte ich zusammenfassen: Einer
eihe von Änderungen in den §§ 111 b ff. StPO, die die
icherstellung von Vermögen effektivieren und erleich-

ern sollen, kann uneingeschränkt zugestimmt werden.


(Beifall des Abg. Klaus Uwe Benneter [SPD])


it dem Ziel verbesserten Opferschutzes ist die Verstär-
ung der Zurückgewinnungshilfe durch Erweiterung des
ulassungsverfahrens in § 111 g StPO gut vertretbar.

nsgesamt bleibt jedoch das Recht der Vermögensab-
chöpfung – das hat mein Kollege Kauder ganz gut dar-
elegt – auch nach diesen vereinzelten Änderungen des






(A) )



(B) )


Sevim Dagdelen
Prozessrechts kompliziert und anwenderunfreundlich
und das bisherige gesetzliche Regelungskonzept im
Grundsatz unverändert.

Ich danke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1602306100

Der Kollege Jerzy Montag, Bündnis 90/Die Grünen,

hat seine Rede zu Protokoll gegeben1). Deswegen gebe
ich das Wort dem Kollegen Dr. Peter Danckert, SPD-
Fraktion.


Dr. Peter Danckert (SPD):
Rede ID: ID1602306200

Frau Präsidentin! Ich bedanke mich dafür, dass ich

hier als Letzter reden darf.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Du bist nicht der Letzte! Lass dir das nicht einreden!)


Ich hatte beinahe gehofft, dass wir das Thema ein biss-
chen kontroverser behandeln könnten, aber ich vermute,
dass wir einschließlich des Kollegen Jerzy Montag alle
einer Meinung sind.

Wenn man überhaupt eine kritische Anmerkung wa-
gen darf, dann müsste man Sie, Frau Bundesministerin,
fragen, warum diese Gesetzesinitiative erst jetzt gekom-
men ist. Das Problem ist seit geraumer Zeit bekannt. Wir
haben das Phänomen über Jahre gehabt, dass beschlag-
nahmtes Vermögen, das dem Geschädigten nicht über-
eignet werden konnte, weil er sich nicht gemeldet hat
oder weil er Fristen verpasst hat, wieder dem Täter zuge-
fallen ist. Das ist also kein ganz neues Phänomen. Aber
nun liegt der Entwurf auf dem Tisch und wir werden si-
cherlich im Rahmen der Beratungen im Ausschuss das
eine oder andere miteinander besprechen können. Es
sind durchaus – Herr Kollege van Essen ist leider schon
weg – interessante Anregungen gekommen.

Ich will aus meiner Sicht auf zwei Punkte aufmerk-
sam machen, von denen ich glaube, dass man an ihnen
im Rahmen der Ausschussberatungen arbeiten muss.

Es ist durchaus positiv, dass wir diese Fristverlänge-
rung auf drei Jahre haben. Für den Fall, dass die Rechts-
kraft erst danach eintritt, verlängert sich diese Frist noch
einmal. Das sind aber letztlich Steine statt Brot für den
Geschädigten, den wir bei solchen Massendelikten im
Auge haben. Es geschieht nämlich häufig, dass solche
Urteile erster Instanz in Revision gehen, aufgehoben
werden und wiederverhandelt werden.

Ich schlage einfach einmal vor, dass wir darüber
nachdenken, ob nicht die Rechtskraft der Punkt sein
müsste, an dem für den Beginn der Frist angesetzt wird.
Damit entstünde für den Geschädigten kein Nachteil,
sondern nur ein Vorteil; denn das ist eine sichere Marke.
Ich könnte mir Folgendes vorstellen: Jemand liest in der
Zeitung von einem solchen Fall, von dem entsprechen-
den Urteil, stellt fest, dass er selbst Betroffener ist, und
fragt sich, ob er seine Ansprüche geltend machen soll;

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1) Anlage 2

(C (D ußerdem liest er, dass der Angeklagte Revision oder erufung eingelegt hat. Der Zeitpunkt, an den angenüpft wird, ist meines Erachtens ungeeignet. Ich laube, dass die Rechtskraft ein besserer Zeitpunkt ist. Hier ist eben auch angesprochen worden, dass es sich äufig um Massenverfahren handelt. Das heißt, es gibt iele Geschädigte. Ich wage noch nicht, mir so richtig orzustellen, was das für die Feststellung im Urteil beeutet. Da gibt es sicherlich ein gewisses Problem. chließlich muss man irgendeinen Anknüpfungspunkt ür denjenigen haben, der Ansprüche geltend macht. Vielleicht ist es zweckmäßiger, eine Art Pfleger für ie betroffenen Geschädigten einzusetzen, der das außeralb des eigentlichen Justizbereiches regelt und sich nur it der Abwicklung dieser vermögensrechtlichen An prüche befasst, anstatt Heerscharen von Rechtspflegern u beschäftigen. Ich bin durchaus der Meinung, dass die erichte und die Rechtspfleger anders als dadurch be chäftigt werden müssten. Es besteht Bedarf, darüber achzudenken, was das geeignete Instrumentarium ist. Wir sind hier jedenfalls auf dem richtigen Wege. Uns iegt endlich ein Gesetzentwurf vor. Ich hoffe, dass die eratungen im Rechtsausschuss sehr schnell zum Ab chluss kommen, (Klaus Uwe Benneter [SPD]: So viel Einig keit! Das muss ruck, zuck gehen!)

amit wir auch im Plenum in der zweiten und dritten Be-
atung zu einem Ergebnis kommen. Angesichts der Ei-
igkeit, die zwischen uns herrscht, besteht nur noch
aum für einige diskussionswürdige Änderungen oder
rgänzungen. Wenn dieses Gesetz verabschiedet wird,
aben wir das erreicht, was wir erreichen wollen, näm-
ich eine Verbesserung der Rechtslage der Geschädigten.
ußerdem haben wir dann endlich sichergestellt, dass
ie Täter nicht im Nachhinein von ihren Straftaten profi-
ieren.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1602306300

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-

urfs auf Drucksache 16/700 an die in der Tagesord-
ung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
azu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall.
ann ist die Überweisung so beschlossen.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 16 auf:

Erste Beratung des von den Abgeordneten Hans-
Joachim Otto (Frankfurt), Christoph Waitz,
Dr. Claudia Winterstein, weiteren Abgeordneten
und der Fraktion der FDP eingebrachten Ent-
wurfs eines Gesetzes zur Änderung des Grund-
gesetzes (Staatsziel Kultur)

– Drucksache 16/387 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Kultur und Medien (f)

Rechtsausschuss (f)

Federführung strittig






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die
FDP sechs Minuten erhalten soll. – Ich höre keinen Wi-
derspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
Hans-Joachim Otto, FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Hans-Joachim Otto (FDP):
Rede ID: ID1602306400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Mit-

tel der öffentlichen Hand für Kulturförderung sind in den
vergangenen Jahren drastisch weiter gekürzt worden.
Nach einer soeben veröffentlichten Antwort der Bundes-
regierung ist die Gesamtsumme aller öffentlichen Kul-
turausgaben von 2001 bis 2004, also in nur drei Jahren,
von 8,4 Milliarden Euro auf 7,8 Milliarden Euro zurück-
geführt worden. Das ist weniger als der Etat der öffent-
lich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Ich halte das für ein
Armutszeugnis für die Kulturnation Deutschland.


(Beifall bei der FDP – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Sie wollen ja wohl nicht dem ZDF ans Geld, oder?)


Wenn man sich die Zahlen genauer anschaut, stellt
man fest, dass vor allen Dingen die Länder – minus
250 Millionen Euro – und die Kommunen – minus
230 Millionen Euro innerhalb von nur drei Jahren – für
die Kürzungen verantwortlich sind. Dass dies aber nicht
allein auf die angespannte Haushaltslage und die allge-
meinen Sparzwänge zurückzuführen ist, zeigt die Ent-
wicklung des Anteils der Kulturförderung am Brutto-
inlandsprodukt. Von 2001 bis 2004 ist er von 0,41 Prozent
auf 0,36 Prozent abgerutscht. Meine Damen und Herren,
gerade einmal ein Drittel Prozent für die Kultur!

Einen deutlicheren Beleg für die Notwendigkeit des
Staatsziels Kultur kann man sich wohl kaum vorstellen.
Mehr denn je ist es erforderlich, ein klar vernehmbares
Zeichen für die Kultur zu setzen. Mir, uns allen ist da-
bei völlig klar, dass auch ein Staatsziel Kultur im Grund-
gesetz keinen einklagbaren Anspruch auf eine konkrete
Förderung beinhaltet. Die Anhörung der bedeutendsten
Verfassungsrechtler in der Kultur-Enquete hat aber erge-
ben, dass das Staatsziel Kultur durchaus in doppelter
Hinsicht Wirkung entfaltet. Dieses Staatsziel wird – wie
alle übrigen Staatsziele – Ermessens- und Beurteilungs-
spielräume bei Gerichten und bei der Finanzverwaltung
eröffnen. Diese Ermessensspielräume wären für jeden
Kulturdezernenten zumindest eine große Hilfe bei der
Abwehr weiterer Kürzungen; Kultur ist bekanntermaßen
keine kommunale Pflichtaufgabe. Vor allem aber wäre
ein solches klares Bekenntnis des Staates zu seiner Kul-
tur ein ganz bedeutsames politisches Signal, ein Signal,
dass Kultur nicht nur ein Sahnehäubchen in guten Zeiten
ist, sondern gerade auch in schlechten Zeiten die Gesell-
schaft im Kern zusammenhält.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Auch verfassungssystematische Gründe sprechen
für das Staatsziel Kultur. Wenn die natürlichen Lebens-

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(C (D rundlagen in Art. 20 a Grundgesetz geschützt sind, üssen wir konsequenterweise auch die geistigen und deellen Grundlagen unserer Gesellschaft schützen. Die eiden Staatsziele „Schutz der Kultur“ und „Schutz der atürlichen Lebensgrundlagen“ sind zwei Seiten einer edaille. Dies könnte man – jetzt schaue ich zu den Sozialemokraten – von einem etwaigen Staatsziel Sport nicht agen, zumal der Sport finanziell viel besser dasteht; da rauche ich nur an die Fußball-WM oder die Olympiade u denken. (Dr. Peter Danckert [SPD]: Das ist doch nicht der Maßstab!)


Nach dem einstimmigen und abschließenden Votum
er Kultur-Enquete – jetzt schaue ich zur Union – muss
as Plenum Farbe bekennen: Wie halten wir es mit der
ultur? Die FDP geht dabei mit gutem Beispiel voran.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1602306500

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Börnsen?


Hans-Joachim Otto (FDP):
Rede ID: ID1602306600

Beim Kollegen Börnsen immer.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das kann sich aber rächen!)



Wolfgang Börnsen (CDU):
Rede ID: ID1602306700

Wir gehen ja fair miteinander um.

Herr Kollege, Sie haben eben den bedeutungsvollen
atz gesagt: Die FDP geht mit gutem Beispiel voran. –
as hören wir gern. Hier sitzen Kulturpolitiker, die alle

m Grundsatz Ihrer Auffassung sind. Wenn die FDP mit
utem Beispiel vorangeht, frage ich Sie: Wo sind bisher
ie Signale aus den fünf Bundesländern, in denen die
DP mitregiert? Aus keinem dieser Bundesländer gibt es
isher ein Beispiel dafür, dass man sich in der langjähri-
en Diskussion zum Thema Staatsziel öffentlich dazu
eäußert hat. Sie wissen darüber hinaus, dass eine Ver-
assungsänderung nur mit Zweidrittelmehrheit erreicht
erden kann und die FDP im Bundesrat die entscheiden-
en Stimmen hat. Wo ist da der Vorbildcharakter der
DP, Herr Kollege?


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Hans-Joachim Otto (FDP):
Rede ID: ID1602306800

Vielen Dank, Herr Kollege Börnsen, für diese

rage. – Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass die FDP
isher – wir werden das ändern – noch keinen Minister-
räsidenten und keinen einzigen Kulturminister in den
ändern stellt.


(Beifall bei der FDP)


s gibt bisher nur öffentliche Äußerungen von Minister-
räsidenten, interessanterweise auch von solchen aus
nionsregierten Ländern, aber keine öffentliche Äuße-






(A) )



(B) )


Hans-Joachim Otto (Frankfurt)

rung eines Kulturpolitikers der FDP gegen das Staatsziel
Kultur.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Es geht jetzt um die Landesregierungen!)


Nennen Sie mir eine solche öffentliche Äußerung! Wenn
Sie das können, dann würde ich das ernst nehmen.

Ich möchte Ihnen noch etwas sagen, Herr Kollege
Börnsen: Die Voten, die einzelne Ministerpräsidenten
ohne Rücksprache mit ihrem Koalitionspartner vor-
schnell abgegeben haben, müssen nicht das letzte Votum
sein. Wenn Sie dabei mithelfen, dass hier vom Bundes-
tag ein klares Signal gesendet wird, dann möchte ich den
Ministerpräsidenten oder den Landtag sehen, der bei der
Verankerung eines Staatsziels Kultur nicht mitmacht!


(Beifall bei der FDP – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In NRW?)


Meine Damen und Herren, der Kollege Börnsen hat
mit Recht festgestellt: Die FDP geht mit gutem Beispiel
voran.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)


Dabei werde ich immer wieder gefragt, warum ausge-
rechnet die FDP, die sich doch sonst immer für weniger
Staat und für eine Stärkung der Zivilgesellschaft ein-
setzt, so vehement für das Staatsziel Kultur kämpft. Die
Antwort ist einfach: Die Ziele bedingen einander. Inter-
nationale Erfahrungen belegen: Die Zivilgesellschaft
lässt sich nur dann für die Kultur begeistern, wenn sich
der Staat nicht gleichzeitig zurückzieht; denn kein För-
derer, kein Mäzen will seine Spende dem Finanzminister
oder dem Stadtkämmerer geben, sondern er will, dass sie
der Kultur zugute kommt.


(Beifall bei der FDP)


Daher brauchen wir – das sage ich ganz bewusst auch
als Liberaler – eine verlässliche und stetige Grundfinan-
zierung der Kultur durch den Staat, auf deren Fundament
eine hoffentlich wachsende private Förderung aufsetzen
kann.


(Beifall bei der FDP)



(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


Diese Zusammenhänge gebieten es auch – jetzt schaue
ich in Richtung der beiden großen Fraktionen –, dem
Kulturausschuss und nicht dem ohnehin völlig überlaste-
ten Rechtsausschuss die Federführung für diesen Geset-
zesantrag zu übertragen.


(Beifall bei der FDP)


Abschließend, meine lieben Kolleginnen und Kolle-
gen, möchte ich aus der klugen „FAZ“ zitieren, die die-
ser Tage auf der ersten Seite kommentierte,


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Gegen das Verfassungsziel!)


„politische Klugheit, ökonomische Vernunft und in-
tellektuelle Selbstachtung“ geböten es, Kultur auch
ohne Staatsziel großzügig zu fördern. Umgekehrt

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(C (D wird ein Schuh daraus: Die immer wieder gemachten Erfahrungen mit desaströsen Kulturetats der Länder und Kommunen rufen nach einer verfassungsrechtlichen Absicherung des Staatsziels Kultur – us politischer Klugheit, aus ökonomischer Vernunft und or allem auch aus intellektueller Selbstachtung. Vielen Dank. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


(Zuruf von der FDP: So ist es!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602306900

Das Wort hat jetzt die Kollegin Gitta Connemann von

er CDU/CSU-Fraktion.


Gitta Connemann (CDU):
Rede ID: ID1602307000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Deutsch-

and, das Land der Dichter und Denker, die Heimat von
eethoven und Bach, ohne ein staatliches Bekenntnis
ur Kultur — undenkbar? Nein! Die Mütter und Väter
nserer Verfassung haben dem Staat viele Ziele ins
rundgesetz geschrieben; zuletzt wurde der Schutz der
iere und der Natur aufgenommen. Aber Schutz und
örderung von Kultur als unserer ideellen Lebens-
rundlage sind nicht positiv verankert, und das, obwohl
eutschland sich immer als Kulturstaat verstanden hat.
u Recht, denn Kunst und Kultur sind Teile unserer

dentität.

Unsere gemeinsame Kultur hat die Deutschen in den
eiten der Teilung über Mauer und Stacheldraht hinweg
ls Einheit verbunden. Wir begreifen Kunst und Kultur
ls unverzichtbar für den Zusammenhalt unserer Gesell-
chaft.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


ollten wir dann nicht das Bekenntnis, ein Kulturstaat zu
ein, in unserer Verfassung zum Ausdruck bringen,
eine Damen und Herren? Diese Frage wird seit 1981

ebattiert. Die Mitglieder der letzten Enquete-Kommis-
ion „Kultur in Deutschland“ haben sie mit Ja beantwor-
et. Sie empfahlen nach langer Beratung einstimmig, das
rundgesetz um einen Artikel 20 b „Der Staat schützt
nd fördert die Kultur“ zu ergänzen.


(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Sehr schlaue Antwort!)


ber diese Empfehlung debattieren wir heute, auch kon-
rovers. Schließlich geht es um die Änderung unserer
erfassung. Deshalb finde ich auch, dass das Vorpre-
chen der FDP dem Anliegen schadet.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Vorpreschen? Es ist schon ein halbes Jahr dieser Legislaturperiode um!)


Es bedarf Zeit, Mehrheiten für eine Verfassungsände-
ung zu gewinnen. Auch aus den Bundesländern – da-
auf hat der Kollege Börnsen zutreffend hingewiesen –,






(A) )



(B) )


Gitta Connemann
in denen die FDP mitregiert, gibt es noch keine Signale
dafür. Kultur ist ein besonderes Gut und eignet sich nicht
für Wahlkämpfe.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Lassen Sie uns deshalb die Zeit nehmen, Zweifler ge-
meinsam zu überzeugen.

Es gibt auch grundsätzliche Bedenken, die ich respek-
tiere, so das Argument der Ordnungspolitik. Unsere
Verfassung zeichnet sich aus durch Purismus, durch
Zeitlosigkeit. Sie ist eben gerade kein Warenhauskata-
log, der sein Angebot von Saison zu Saison ändert.


(Beifall des Abg. Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU])


Bedarf es da wirklich einer Kulturstaatsklausel? Schließ-
lich hat das Bundesverfassungsgericht doch wiederholt
Deutschland als Kulturstaat bezeichnet. Selbstverständ-
liches zu regeln, sei eben überflüssig, ja sogar schädlich
im Hinblick auf nicht zu erfüllende Erwartungen, und
schließlich liege ja die Kulturhoheit bei den Ländern. So
die Argumente gegen die Verankerung der Kulturstaats-
klausel.

Aus meiner Sicht greifen aber diese Argumente zu
kurz. Allein das Bekenntnis des Bundesverfassungsge-
richts reicht nicht; denn es gibt nicht nur dogmatische
Kritik gegen die Herleitung aus Art. 5 Abs. 3 des Grund-
gesetzes. Es kann auch nicht in der Hand eines Gerichtes
liegen, ob und wie wir uns definieren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Hier besteht eine Lücke. Es liegt in der Entscheidung des
Gesetzgebers und damit an uns, ob und wie wir sie
schließen wollen. Eine Kulturstaatsklausel würde auch
nicht in die Kulturhoheit der Länder eingreifen; sie ist
föderalismusneutral.


(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Richtig!)


Für das Kompetenzgefüge von Bund und Ländern ergä-
ben sich dadurch keine Änderungen. Ich verweise dabei
immer gerne auf Art. 7 Abs. 1, nach dem das Schulwe-
sen unter die Aufsicht des Staates gestellt ist. Niemand
würde das als Angriff auf die Bildungshoheit der Länder
verstehen.

Es ist richtig, dass Staatszielbestimmungen keine
konkreten individuellen Ansprüche begründen. Aber ein
Staatsziel Kultur würde nicht nur jedem Gericht als Aus-
legungs- und Anwendungsmaßstab für einfaches
Recht gelten. Es könnte auch vor dem Bundesverfas-
sungsgericht gegenüber Gesetzen in Ansatz gebracht
werden.


(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Sehr richtig!)


Es würde auch die Gemeinden binden, dass Freiwillig-
keit nicht mehr als Beliebigkeit verstanden werden
dürfte.

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(C (D (Beifall des Abg. Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP])


er Kollege Otto hat die Zahlen erwähnt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich habe Ihnen dargelegt, dass es keine juristischen
ründe gegen die Aufnahme einer Kulturstaatszielbe-

timmung gibt, sondern sogar rechtliche, die dafür spre-
hen. Damit ist das Feld des demokratischen Prozesses
nd der politischen Entscheidung eröffnet.

Wenn ich mich persönlich heute hier für die Veranke-
ung von Kultur ausspreche, dann hat das im Wesentli-
hen einen Grund: Kultur ist kein Ornament. Sie ist das
undament, auf dem unsere Gesellschaft steht und auf
as sie baut. Ich frage Sie alle: Was wären wir ohne Kul-
ur? Eine gesichtslose, sprachlose Masse – ohne Vergan-
enheit, ohne Zukunft.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Beifall bei der FDP)


Kindern versuche ich die Bedeutung des Begriffs
ultur immer mit einem Bild deutlich zu machen. Ich

rage sie: Stellt euch vor, ihr lauft in 100 Jahren, im
ahre 2106, durch Berlin. Was wird euch an das
ahr 2006 erinnern, was wird vom Jahre 2006 bleiben? –
atürlich auch diese Parlamentsdebatte; sie wird abge-
eftet sein. Sicherlich wird sich auch der eine oder an-
ere von uns in Geschichtsbüchern wiederfinden, aber
ben in der Geschichte als kultureller Fähigkeit. Kinder
egreifen das. Sie antworten mir immer dasselbe: Wir
erden uns erinnern an die Gebäude unserer Zeit, die
rchitektur. Wir werden uns erinnern an die bildende
unst dieser Zeit, vielleicht eine Bildhauerarbeit, an die
emälde, die in Galerien hängen. Wir werden uns er-

nnern an die Musik dieser Zeit, nicht Daniel Küblböck,
ber an die Beatles oder eine Komposition, die aufge-
ommen worden ist von einem Klangkörper dieser Zeit.

Meine Damen und Herren, das Einzige, was von einer
esellschaft bleibt, ist ihre Kultur. Sollte sie uns deshalb
icht eines besonderen Schutzes wert sein? Ich glaube,
a. Deshalb bitte ich Sie inständig – die Kollegen, die
eute hier sind, aber auch die Kollegen, die nicht da sein
önnen, und die Bevölkerung, die uns zusieht –: Lassen
ie uns gemeinsam überzeugen, lassen Sie uns gemein-
am beraten, und zwar für die Aufnahme von Kultur als
taatsziel in das Grundgesetz.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602307100

Das Wort hat jetzt die Kollegin Dr. Luc Jochimsen

on der Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1602307200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

err Staatsminister! „Der Staat schützt und fördert die
ultur.“ Dieser Satz als Grundgesetzartikel ist mehr als






(A) )



(B) )


Dr. Lukrezia Jochimsen
nur eine schön klingende Formulierung. Die europäische
Kulturnation Deutschland stellt mit dieser Verpflichtung
für sich einen Grundsatz auf; man könnte auch sagen: ei-
nen guten Vorsatz der Republik.

In einer Zeit, da Kultur sich als globales Thema und
auch als globaler Konfliktstoff erweist, halten wir, die
Fraktion der Linken, es für sehr wichtig, uns zum Staats-
ziel Kultur zu bekennen, selbstbewusst einerseits, ande-
rerseits auch aus Sorge, dass ein fundamentales Erbe un-
seres Landes bedroht ist.

Denn machen wir uns nichts vor: Die reiche Kultur-
landschaft Deutschlands – ihre Theater, Museen, Opern-
häuser, Konzertsäle, Bibliotheken, ihre Festspiele, auch
ihre Abertausende lokalen und regionalen Projekte und
vor allem ihre bisherigen Bildungseinrichtungen für
Kinder und Jugendliche – steht auf der Kippe. Dabei
geht es nicht allein um die dramatischen Kürzungen der
Kulturhaushalte von Kommunen und Ländern, die zu
Beginn dieser Debatte erwähnt wurden. Es geht auch um
das Infragestellen von Kultur überhaupt angesichts einer
aggressiv operierenden globalen Unterhaltungs- und
Werbeindustrie, die die totale Sinnfreiheit feiert und
sonst gar nichts.

Ja, es geht um die Stärkung des Gewichts der Kultur
in Konkurrenz mit anderen mächtigen Interessen, wenn
wir dafür eintreten, das Staatsziel Kultur in unserem
Grundgesetz zu verankern. Der Hinweis, dass man sich
für einen Artikel im Grundgesetz nichts kaufen kann,
verfängt nicht.

Natürlich sind die Verfassung und die Verfassungs-
wirklichkeit ein weites Feld. Aber glauben Sie mir, die
ich als Mädchen, junge Frau und berufstätige Mutter die
Geschichte der Bundesrepublik erlebt habe, dass die
schrittweisen Veränderungen zur Gleichberechtigung
nur möglich waren, weil die Gleichberechtigung im
Grundgesetz stand und wir uns immer darauf berufen
konnten, gerade auch in den vielen Jahren der offenkun-
digen Diskriminierung.

Staatsziel Kultur als Versprechen für ein vielfältiges,
reiches, auch alle unsere Minderheiten einbeziehendes
Kulturleben, dafür sind wir sehr. Deshalb unterstützen
wir auch den Gesetzentwurf der FDP. Mehr noch hätten
wir eine große fraktionsübergreifende Initiative in dieser
Sache begrüßt.

Damit schließlich auch das klar ist: Wir sprechen uns
nicht für eine Inflation von weiteren Staatszielen aus.
Das Staatsziel Fußball brauchen wir meiner Meinung
nach nicht. Kultur ist da ein besonderes Ding.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN und der FDP – HansJoachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Wo sie Recht hat, hat sie Recht!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602307300

Das Wort hat jetzt der Kollege Siegmund Ehrmann

von der SPD-Fraktion.

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(C (D Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe olleginnen und Kollegen! Meine Vorrednerinnen und ein Vorredner haben dargestellt, vor welchem Hinter rund dieser Gesetzentwurf eingebracht wurde. In der at hat die Enquete-Kommission eine einstimmige Empehlung ausgesprochen. Aber der Blick zurück zeigt, ass es ein mühsamer Prozess ist, eine solche Initiative u einem erfolgreichen Abschluss zu führen. Es sind schon ein paar Etappen genannt worden. Beeits 1981 hat sich eine Regierungskommission mit dieem Thema auseinander gesetzt. Als Ausfluss des Einiungsvertrages gab es Anfang der 90er-Jahre eine ebatte über die grundsätzliche Sinnhaftigkeit der taatsziele. Die Verfassungskommission ist in diesem unkt aktiv geworden. Auch das Parlament hat sich dait beschäftigt und einige Staatsziele in die Verfassung ufgenommen. Das Parlament hat aber seinerzeit – das st Fakt – mit Zweidrittelmehrheit abgelehnt, das Staatsiel Kultur in der Verfassung zu verankern. Es ist also ein streitiges Thema. Darüber wird unter erfassungsrechtlern, aber auch hier im Plenum kontroers diskutiert. Umso wichtiger war es, dass sich die nquete-Kommission nicht auf alte Arbeitsergebnisse estützt hat, sondern sich selbst die Mühe gemacht hat, m Rahmen einer sehr breit angelegten Expertenanhöung den – ich erlaube mir, das so zu formulieren – heuigen Stand der Technik abzufragen, die vorgetragenen rgumente für das Pro und Kontra gegenüberzustellen nd nach sorgfältiger Abwägung letztendlich dieses einütige Votum abzugeben. Der Kern des Anliegens ist von meinen Vorrednerinen und meinem Vorredner schon herausgearbeitet woren. Natürlich entstehen durch eine solche Grundgeetzänderung keine Ansprüche von einzelnen öffentlichechtlichen Institutionen. Mit einem derart angelegten taatsziel hat beispielsweise kein Theaterintendant einen nspruch darauf, dass ein Schutzwall um seine Institu ion errichtet wird. Gleichwohl handelt es sich um ein ualifiziertes Abwägungsgebot für alle staatlichen Ebeen und muss von denen – auch das ist schon erwähnt orden –, die die Entscheidungskompetenz haben, angeendet werden. Damit wäre die Ergänzung des Grundesetzes auf indirektem Wege sehr wohl ein ganz wichtier kulturpolitischer Akzent. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

Siegmund Ehrmann (SPD):
Rede ID: ID1602307400

as war auch Auffassung der Enquete-Kommission.

Die kritischen Einwände darf man natürlich nicht bei-
eite schieben. Es wird gesagt, es handele sich um einen
ingriff in den Föderalismus und um einen wirkungs-

osen Placeboeffekt. Es wird auch das Argument vorge-
ragen, dies widerspreche dem Charakter unserer Verfas-
ung. Im Vergleich zur Weimarer Reichsverfassung sei
as Grundgesetz anders angelegt. Es wird auch einge-
andt, der Kulturbegriff sei zu unbestimmt und stelle

ür das Abwägungsgebot überhaupt keine Hilfe dar.

Ich will einmal auf das letzte Argument eingehen. In
er Enquete-Kommission ist unstreitig gewesen, dass






(A) )



(B) )


Siegmund Ehrmann
der Kulturbegriff im öffentlich-rechtlichen Schrifttum
gesichert ist.

Ich glaube, jetzt ist der richtige Zeitpunkt, dieses
Thema anzugehen. Insofern, Herr Otto, machen Sie uns
allen trotz anfänglicher Bedenken mit Ihrem Gesetzent-
wurf Feuer.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Wir sind nun in der Situation, zu Klärungen kommen
und Bekenntnisse ablegen zu müssen. Insofern sind wir
aus den großen Fraktionen aufgefordert, unsere internen
Klärungsprozesse sorgfältig durchzuführen.

Zumindest für die SPD-Fraktion kann ich an dieser
Stelle sagen: Wir sind noch nicht an einem endgültigen
Punkt angekommen. Aber unser Fraktionsvorsitzender
hat heute Morgen in seiner grundlegenden Rede die
Unterstützung dafür erbeten, im Rahmen der Föderalis-
musdebatte auch dieses Thema zu erörtern und anzu-
sprechen.

Ich finde, unter diesem Aspekt wäre es ein guter Be-
schluss, dass der Rechtsausschuss federführend ist. Es
liegt dann an uns, den Kulturpolitikern, das Thema in der
zu organisierenden Anhörung so zu unterfüttern, dass
wir allen Kolleginnen und Kollegen im Hause Argu-
mente für ihre persönliche Abwägung anbieten können,
in der Hoffnung, dass es, anders als Anfang der 90er-
Jahre, die nötige verfassungsändernde Mehrheit hierzu
gibt.

Meine Damen und Herren, ich danke Ihnen für Ihre
Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602307500

Das Wort hat jetzt der Kollege Kai Gehring von

Bündnis 90/Die Grünen.


Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1602307600

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Wir diskutieren über einen Gesetzentwurf, mit
dem das Staatsziel Kultur in das Grundgesetz aufgenom-
men werden soll. Die Anstöße dazu kamen aus dem Um-
kreis der Enquete-Kommission „Kultur“ in der letzten
Legislaturperiode. Dieser Gedanke wurde zusammen
mit dem Kulturausschuss weiter verfolgt.

Wir freuen uns, dass Herr Otto und die FDP diese Ini-
tiative aufgreifen.


(Beifall des Abg. Hellmut Königshaus [FDP])


Wir sollten sie interfraktionell vorantreiben, und zwar
auch im Kulturausschuss.


(Beifall des Abg. Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP])


Rechts- und Kulturausschuss müssen die entscheidenden
Orte der Debatte sein. Wir brauchen also eine intensive
Mitberatung im Kulturausschuss.

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(C (D Staatszielbestimmungen sind Richtlinien für staatlihes Handeln auf allen Ebenen sowie für die Auslegung on Gesetzen und sonstigen Rechtsvorschriften. Das ist iel und wenig zugleich. Mit dem Staatsziel Kultur haen wir wenig Konkretes gewonnen. Das ist, glaube ich, llen klar. Trotzdem geht es nicht bloß um eine symbolische ktion. Wir betonen mit einer solchen Staatszielbestimung den Stellenwert von Kultur in juristischen und olitischen Entscheidungsprozessen. (Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Richtig!)


as kann das Gewicht von Kultur steigern.


(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Das wird es steigern!)


enn wir es schaffen, Kultur als Staatsziel zu verankern,
ängt die Arbeit übrigens erst an. Dann gilt es, dieses
iel mit Leben zu füllen.

Wir wissen, wie hart die wirtschaftliche und soziale
ituation für viele Künstlerinnen und Künstler ist und in
elch harten Abwehrkämpfen die Kultur gegenwärtig

teht. In Zeiten knapper Kassen stehen die Ausgaben
ür Kultur unter einem starken Rechtfertigungsdruck.
ffensichtlich ist bei uns immer noch die Ansicht ver-
reitet, dass Kultur nettes, schmückendes Beiwerk ist,
as im Zweifelsfall auch wegfallen kann.

Mit der Bestimmung eines Staatsziels Kultur können
ir einem solchen Denken ein Stück weit entgegentre-

en. Kultur ist nicht Beiwerk, sondern Lebenselixier; da-
on bin ich überzeugt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


er Mensch als soziokulturelles Wesen ist angehalten,
ie kulturellen Bedingungen seiner Existenz ebenso zu
chützen wie die natürlichen Lebensgrundlagen.


(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Richtig!)


ine Bestimmung, nach der der Staat die Kultur schützt
nd fördert, wäre eine logische Ergänzung des Art. 20 a,
er ja den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen fest-
chreibt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


ine solche Bestimmung wahrt auch die notwendige
llgemeinheit. Es geht nicht um irgendeine Staats- oder
eitkultur, die hier verordnet wird. Es geht um den
chutz des lebendigen und pluralen Prozesses der Kul-

ur, der sehr elementar für unser Leben ist.

Bei der näheren Begründung des Staatsziels Kultur
ollten wir nicht nur den Erhalt der bereits bestehenden
ultur in ihrer Vielfalt und Breite betonen, sondern auch
ie Bedingungen ihrer Entwicklung und Vermittlung. Es
eht um die Freiräume, in denen Neues entsteht. Es geht
uch um faire Chancen des Zugangs zu Kultur.






(A) )



(B) )


Kai Boris Gehring
Der UN-Sonderberichterstatter für Bildung, Muñoz,
hat der Bundesrepublik für die Gerechtigkeitsdefizite ih-
res Bildungssystems sehr schlechte Noten ausgestellt.
Ich bin mir sicher: Diese Kritik ließe sich auch mit Blick
auf den Zugang zu kultureller Bildung formulieren.
Gerade hier, bei der kulturellen Bildung, brauchen wir
große Anstrengungen. Kultur ist kein schmückendes
Beiwerk, sondern ein Raum der Begegnung, der ästheti-
schen Kommunikation.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Ein Gemeinwesen, das sich um die lebensweltlichen
Fundamente von Demokratie sorgt, das soziale Integra-
tion und nicht Ausgrenzung anstrebt, muss Kultur för-
dern und schützen. Eine Staatszielbestimmung Kultur
wäre ein angemessener Ausdruck eines solchen An-
spruchs.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602307700

Das Wort hat jetzt die Kollegin Dorothee Bär von der

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dorothee Mantel (CSU):
Rede ID: ID1602307800

Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Staatsminister!

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich bin enttäuscht,
Herr Kollege Otto,


(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Was?)


dass Sie zwei Wochen vor drei Landtagswahlen dieses
Thema hier aufgreifen. Ich bin nämlich der Überzeu-
gung, dass die Art und Weise Ihrer Rede diesem wichti-
gen Thema nicht gerecht wird.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir debattieren heute über eine Frage, die nicht ein-
fach mit Ja oder Nein beantwortet werden kann. Das ha-
ben wir schon in den vorangegangenen Reden gehört.
Dennoch tendiere ich heute Bezug nehmend auf Ihren
Gesetzentwurf bei einer 51-zu-49-Prozent-Abwägung
eher zu einer Ablehnung des Gesetzentwurfs der FDP.


(Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Das war knapp! Da können wir noch arbeiten!)


Ich möchte das nicht ausschließlich an inhaltlichen
Punkten festmachen, sondern auch an der Art und Weise,
wie die FDP mit diesem Thema umgeht. Darauf komme
ich aber später noch zu sprechen.

Es gibt für uns alle sehr gute Gründe, die Kultur als
Staatsziel in unser Grundgesetz aufzunehmen. Meine
Kollegin Frau Connemann hat bereits viele davon ge-
nannt. Es wurde schon mehrfach darauf hingewiesen,
dass wir den Schutz der Natur als Staatsziel – darüber

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(C (D ann man streiten – in unser Grundgesetz aufgenommen aben. Nachdem der Schutz der Natur als Staatsziel festeschrieben wurde, kann man sich natürlich die Frage tellen, ob die Kultur nicht ebenfalls als Staatsziel geförert (Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Richtig!)


nd geschützt werden sollte.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Die Frage muss man sich stellen!)


Ein Staatsziel Kultur würde Entscheidungsträgern auf
llen politischen Ebenen angesichts knapper Kassen ein
ewichtiges Argument an die Hand geben, wenn sie über
en Kulturetat debattieren.


(Gitta Connemann [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


amit wäre der Schutz unserer Kultur besser gewähr-
eistet.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Trotzdem gibt es auch Gründe, die gegen eine Auf-
ahme des Staatszieles Kultur ins Grundgesetz sprechen.
ch denke, man darf bei einer Debatte über eine Grund-
esetzänderung sowohl den Befürwortern als auch den
egnern nicht die Ernsthaftigkeit ihrer Argumente ab-

prechen. Ich habe lange an Vorschlägen zur Entbürokra-
isierung mitgearbeitet und mir dabei immer wieder ei-
en Grundsatz von Montesquieu vor Augen gehalten:

Wenn es nicht notwendig ist, ein Gesetz zu machen,
dann ist es notwendig, kein Gesetz zu machen.

Die Frage, ob in diesem Fall ein Gesetz notwendig ist,
aben sich viele unserer Kollegen gestellt. Ich bin mir si-
her, dass alle Kulturpolitiker sich darin einig sind, dass
ie Kulturstaatlichkeit der Bundesrepublik Deutsch-
and von keiner Seite angezweifelt wird.

Zudem haben wir in Art. 5 Abs. 3 Grundgesetz als
rundrecht – nicht nur als Staatsziel – die Freiheit von
issenschaft, Forschung, Lehre und Kunst garantiert.
arin drückt sich bereits aus, dass unser Staat Verant-
ortung für die Kultur übernimmt.

Außerdem enthalten viele Landesverfassungen, bei-
pielsweise die bayerische, Aussagen zum Schutz und
ur Förderung der Kultur. Dass unser Staat Verantwor-
ung für die Kultur übernimmt, zeigt sich auch in finan-
ieller Hinsicht. Bereits jetzt werden über 90 Prozent der
ittel für Kultur aus staatlichen Haushalten aufgebracht.

Die Frage „Ist Kultur ein Staatsziel?“ stellt sich wei-
er. Das möchte ich an dieser Stelle betonen. Darüber hi-
aus möchte ich, dass wir uns sachlich und fair mit die-
em Thema auseinandersetzen. Wir dürfen nicht nur die
rgumente der Befürworter gelten lassen und ihnen
echt geben, wir müssen auch die Argumente der Geg-
er bewerten. Das ist ein sehr enger Abwägungsprozess.

Wir haben uns in der Enquete-Kommission „Kultur“
ehr intensiv mit dem Thema befasst. Deswegen möchte
ch, dass wir die Zeit, bis die Enquete-Kommission






(A) )



(B) )


Dorothee Bär
„Kultur“ zu einem Ergebnis gekommen ist, nutzen, um
sowohl die Kräfte auf der einen als auch auf der anderen
Seite zu mobilisieren. Diese Diskussion muss aber im-
mer ergebnisoffen geführt werden, weil die Überlegun-
gen mit Blick auf eine Grundgesetzänderung sehr wich-
tig sind. In der Enquete-Kommission wurde sehr lange
darüber debattiert; darauf hat der Kollege Ehrmann be-
reits hingewiesen.

Abschließend möchte ich sagen: Ich finde es einfach
schofel von der FDP, dass sie das jetzt vor den Landtags-
wahlen machen will.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Jawohl! Das ist der eigentliche Grund!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602307900

Erlauben Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Otto?


Dorothee Mantel (CSU):
Rede ID: ID1602308000

Bitte.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602308100

Bitte schön, Herr Otto.


Hans-Joachim Otto (FDP):
Rede ID: ID1602308200

Ich verlängere Ihre Redezeit. – Liebe Frau Kollegin

Bär, darf ich Ihnen mitteilen – hoffentlich mit Unterstüt-
zung der Obleute des Kulturausschusses –, dass die
FDP-Fraktion monatelang versucht hat, einen gemeinsa-
men, fraktionsübergreifenden Antrag in dieser Frage ge-
radezu wie sauer Bier anzupreisen, und dass Ihre Frak-
tion sich nicht in der Lage gesehen hat, diesen Antrag
gemeinsam mit uns zu tragen?


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Das ist völlig falsch, was er sagt!)


– Das stimmt absolut und ist im Protokoll festgehalten,
lieber Herr Börnsen.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Nein! Das steht in keinem Protokoll!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602308300

Moment bitte. Herr Börnsen, Sie haben nicht das

Wort. Herr Otto stellt gerade eine Frage.


Hans-Joachim Otto (FDP):
Rede ID: ID1602308400

Ich ergänze meine Frage: Sind Sie bereit, zur Kennt-

nis zu nehmen, dass ich hier wie auch schon zuvor im-
mer erklärt habe, dass die FDP-Fraktion ihren Antrag so-
fort zurückziehen wird, wenn es einen Gruppenantrag
oder einen fraktionsübergreifenden Antrag gibt? Wenn
Sie sich in Ihrer Fraktion klar darüber werden, sind wir
bereit, unseren Antrag zurückzunehmen. Was daran
schofel ist, müssen Sie mir bitte erklären.


(Beifall bei der FDP)



Dorothee Mantel (CSU):
Rede ID: ID1602308500

Herr Kollege Otto, dann bitte auch ich Sie, zur Kennt-

nis zu nehmen, dass man sich interfraktionell darauf ge-

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(C (D inigt hat, erst einmal die Ergebnisse der Enquete-Komission abzuwarten. (Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Die sind endgültig abgeschlossen!)


Nein, die sind nicht endgültig abgeschlossen, weil wir,
ie Sie wissen, in der 16. Legislaturperiode sind und
icht mehr in der 15.


(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Abgeschlossen!)


ir haben in diesem Haus einstimmig beschlossen, in
er 16. Legislaturperiode den Abschlussbericht abzu-
arten; der ist noch vorzulegen. Dann können wir sehr
ern noch einmal über einen Gruppenantrag diskutieren.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602308600

Das Wort hat jetzt die Kollegin Monika Griefahn von

er SPD-Fraktion.


Monika Griefahn (SPD):
Rede ID: ID1602308700

Lieber Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen

nd Herren! Wir haben schon diverse geschichtliche
intergründe als Begründung dafür gehört, warum wir
berhaupt über Kultur als Staatsziel diskutieren. Aus-
angspunkt war die Enquete-Kommission und deren
mpfehlung nach verschiedenen ausführlichen und auch
ontrovers geführten Diskussionen. Dabei ist die
nquete-Kommission zu einer einstimmigen Empfeh-

ung gekommen. Die Fraktionen im Deutschen Bundes-
ag haben diese aufgegriffen und intensiv darüber disku-
iert.

Herr Otto, bei Ihren Gesprächen mit den Fraktionen
aben wir alle Ihnen signalisiert – ich glaube, Frau
onnemann und Herr Ehrmann haben das sehr deutlich
emacht –, dass wir große Sympathie für Ihren Antrag
ls solchen haben. Aber große Fraktionen brauchen für
o ein Vorhaben ein bisschen länger als kleine Fraktio-
en. Ich glaube, Herr Börnsen hat verdeutlicht, dass man
uch mit den Ländern übereinkommen muss. Das ist
eine Sache, die man einmal eben so erledigt.

Ich weiß nicht, wer von Ihnen letzte Woche die
reude hatte, sich auf Arte noch einmal den Film
Rhythm is it!“ anzusehen, dieses sehr bemerkenswerte
rojekt, das Simon Rattle mit Schülern aus benachteilig-

en Gebieten in Berlin gemacht hat. Sie sind zu einer
underbaren Aufführung in der Treptower Arena zu-

ammengekommen und viele, die vielleicht nie gedacht
atten, dass sie etwas mit Kultur zu tun haben, haben da-
urch Selbstbewusstsein gewonnen. Ich war selber in
er Treptower Arena und kann mich daran erinnern, dass
ie Besucher und auch die Eltern dieser Schüler, die sich
och nie klassische Musik angehört haben, wirklich be-
eistert mitgemacht haben. Simon Rattle hat daraus die
onsequenz gezogen: Kultur ist wie die Luft zum At-
en und wie das Wasser zum Trinken. Ich kann daraus






(A) )



(B) )


Monika Griefahn
nur schließen – so heißt es in der SPD-Fraktion –: Kultur
ist Lebensmittel.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Dass die Enquete-Kommission nach der kontroversen
Diskussion diese Empfehlung ausgesprochen hat, ist, so
denke ich, ein Zeichen für die Überzeugungskraft von
Argumenten. Für mich persönlich als Kulturpolitikerin
als auch als überzeugte Demokratin und Sozialdemokra-
tin bietet unsere Verfassung, das Grundgesetz, ein Gerüst
für unser Zusammenleben. Dieses Gerüst ist nicht nur
auf die unverzichtbare Formulierung von Grundrechten,
auf die Beschreibung von politischen Spielregeln und
die Organisation des Zusammenspiels im föderalen Sys-
tem Deutschlands beschränkt, sondern es beschreibt
eben auch Strukturprinzipien. Diese machen Deutsch-
land zu dem, was es ist: ein Staat, der beispielsweise das
Recht auf freie Meinungsäußerung, den Schutz und die
Förderung von Kindern und Familien, Demokratie und
Sozialstaatlichkeit zu obersten Verfassungsprinzipien er-
hebt. Was bisher vielleicht noch fehlt, ist die geistig-
ideelle Dimension unseres Zusammenlebens. Manche
denken, eine Leitkulturdebatte könnte das leisten. Das
glaube ich kaum. Ich denke, dass das Grundgesetz unse-
ren gemeinsamen kulturellen Nenner darstellt. Hier ha-
ben wir unsere Werte und unsere Kultur auf ein für uns
alle geltendes Fundament gestellt. Deswegen ist es auch
höchste Eisenbahn, im Grundgesetz Kultur als Staatsziel
zu verankern. Eine starke Position der Kultur schafft
Identität und politische Integration.

Die europäische Verfassung leistet das bereits. Der
Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft
enthält – das wurde schon gesagt – mit Art. 151 bereits
einen Kulturartikel, der das europäische kulturelle Ver-
ständnis hervorhebt. Außerdem haben fast alle Bundes-
länder eine Kulturstaatsklausel in ihren Verfassungen. In
Sachsen wird Kultur explizit zur Pflichtaufgabe erklärt.
Vor meinen Augen täte sich eine eklatante Lücke auf,
wenn wir Kultur als Basis unseres Zusammenlebens
nicht auch im Grundgesetz verankern würden.


(Beifall des Abg. Dr. Peter Danckert [SPD])


Neben der in Art. 5 definierten Kunst- und Wissen-
schaftsfreiheit könnte die Verankerung von Kultur als
Staatsziel im Grundgesetz dem Selbstverständnis
Deutschlands als Kulturnation in Europa Ausdruck ver-
leihen. Das ist das Entscheidende des Kulturbegriffs, wie
er sich in der deutschen Nation seit der Zeit der Aufklä-
rung entwickelt hat. Der Begriff hat sich seit der Zeit der
Aufklärung entwickelt und die feudale Rückständigkeit
in vielen kleinen Fürstentümern überwunden. Diesen
geistigen Fortschritt müssen wir verankern.


(Beifall bei der SPD)


Das ist gewissermaßen die Befreiung des Menschen.

Mit dem Ausdruck „Kulturnation“ gehen wir in an-
dere Länder und gestalten unsere auswärtige Kulturpoli-
tik. Damit treten wir in den Dialog über Demokratie ein.
Ich glaube, dass wir unser eigenes Bewusstsein für Kul-
tur in Situationen wie dem Karikaturenstreit deutlich
machen müssen. Kultur gehört zu unserem Selbstver-

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(C (D tändnis. Das müssen wir an prominenter Stelle festchreiben. Es ist gut, dass die Anhörung der Verfassungsrechtler, ie der Enquete-Kommission zur Seite standen, in die roße Föderalismusdebatte einfließen soll. Über das taatsziel Kultur soll mit den Verfassungsrechtlern deattiert werden. Ich hoffe auf die Kraft der Argumente. ch hoffe, dass wir auf diesem Weg viele Kolleginnen nd Kollegen erreichen können; denn wenn die Verfasungsrechtler die Kolleginnen und Kollegen in der Enuete-Kommission erreicht haben, können sie vielleicht uch die anderen Kollegen im Bundestag erreichen. Ich offe auf eine positive Debatte. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602308800

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-
urfs auf Drucksache 16/387 an die in der Tagesord-
ung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Die Fe-
erführung ist jedoch strittig. Die Fraktionen der CDU/
SU und der SPD wünschen Federführung beim Rechts-
usschuss. Die Fraktion der FDP wünscht Federführung
eim Ausschuss für Kultur und Medien.

Ich lasse zuerst über den Überweisungsvorschlag der
raktion der FDP, Federführung beim Ausschuss für
ultur und Medien, abstimmen. Wer stimmt für diesen
berweisungsvorschlag? – Wer stimmt dagegen? – Wer

nthält sich? – Der Überweisungsvorschlag ist mit den
timmen aller Fraktionen mit Ausnahme der FDP-Frak-

ion, die für diesen Überweisungsvorschlag gestimmt
at, abgelehnt.

Ich lasse nun über den Überweisungsvorschlag der
raktionen der CDU/CSU und SPD, Federführung beim
echtsausschuss, abstimmen. Wer stimmt für diesen
berweisungsvorschlag? – Gegenstimmen? – Enthaltun-
en? – Der Überweisungsvorschlag ist mit den Stimmen
ller Fraktionen bei Gegenstimmen der FDP-Fraktion
ngenommen. Damit liegt die Federführung beim
echtsausschuss.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 17 sowie die Zu-
atzpunkte 10 und 11 auf:

17 Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Norman Paech, Alexander Ulrich, Paul
Schäfer (Köln), weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der LINKEN

Abzug der Atomwaffen aus Deutschland

– Drucksache 16/448 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Rechtsausschuss
Verteidigungsausschuss

P 10 Beratung des Antrags der Abgeordneten Winfried

(Bremen)

des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
Abrüstung der taktischen Atomwaffen voran-
treiben – US-Atomwaffen aus Deutschland
und Europa vollständig abziehen

– Drucksache 16/819 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Verteidigungsausschuss
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

ZP 11 Beratung des Antrags der Abgeordneten Jürgen
Trittin, Winfried Nachtwei, Volker Beck (Köln),
weiterer Abgeordneter und der Fraktion des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Nuklearen Dammbruch verhindern – Indien an
das Regime zur nuklearen Abrüstung, Rüs-
tungskontrolle und Nichtweiterverbreitung
heranführen

– Drucksache 16/834 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
ner dem Kollegen Alexander Ulrich von der Fraktion
Die Linke das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Alexander Ulrich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1602308900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es

gibt viele Gründe, warum es gut ist, dass wieder eine
linke Kraft im Bundestag vertreten ist. Heute kommt ein
weiterer hinzu: Mit ihrem heutigen Antrag verfolgt die
Linke als einzige Fraktion im Bundestag eine glaubwür-
dige Friedenspolitik.


(Beifall bei der LINKEN)


61 Jahre nach Hiroshima und Nagasaki und 16 Jahre
nach dem Ende des Kalten Krieges ist Rheinland-Pfalz
ein riesiges Atomwaffenlager. Auch angesichts des ge-
genwärtigen Irankonflikts gilt es, klarzustellen: Kein
Land auf der Welt hat ein Recht auf den Besitz von Mas-
senvernichtungswaffen.


(Beifall bei der LINKEN)


Dennoch werden nach Schätzungen von US-Experten
allein im rheinland-pfälzischen Büchel weiterhin
20 Atombomben stationiert. Das Atomwaffenlager in
Ramstein wurde im Frühjahr 2005 angeblich zeitweise
geräumt. Wo die dort bis dahin stationierten 130 Bom-
ben derzeit lagern, ist unbekannt. Die Bundesregierung
hat sich in ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage der
Fraktion Die Linke geweigert, dazu auch nur ein Wort zu
sagen. Wahrscheinlich weiß sie, dass eine überwälti-
gende Mehrheit der Bevölkerung gegen die weitere Sta-

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(C (D ionierung dieser Waffen ist. Die Stationierung von tomwaffen in Deutschland trägt nicht zum Schutz der evölkerung vor militärischen Angriffen oder Anschläen bei – ganz im Gegenteil. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Sie stellen eine permanente Bedrohung für die Bevöl-
erung dar. Das US-Militär selbst hat in internen Doku-
enten immer wieder Zweifel an der Sicherheit der in
uropa gelagerten Atomwaffen geäußert. Daraus folgt:
atastrophen und Unfälle sind jederzeit möglich und
tomwaffenlager sind immer ein potenzielles Ziel für
ilitärische oder terroristische Anschläge.

Trotzdem hält es die Bundesregierung nicht für nötig,
ie deutsche Bevölkerung über die Anzahl, Art und La-
erung der Atomwaffen zu informieren. Begründet wird
ies zynischerweise auch noch damit, möglichen Risi-
en für Bevölkerung und Umwelt vorbeugen zu wollen.
uch wenn Deutschland formell keine Atomwaffen be-

itzt, ist die Bundeswehr über die nukleare Teilhabe in
tomkriegsplanungen verstrickt. In Büchel stehen deut-

che Piloten mit den Tornado-Kampfjets der Bundes-
ehr für Einsätze bereit. Diese Kampfjets können mit
tombomben ausgestattet werden, vorausgesetzt, der
S-Präsident hat diese vorher freigegeben.

An die Grünen gerichtet möchte ich sagen: Dieses
roblem erledigt sich nicht automatisch im Jahr 2015,
ie Sie in Ihrem Antrag suggerieren, weil bis dahin alle

tomwaffenfähigen Tornados vollständig durch die
euen Eurofighter ersetzt worden sind.


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, genau! Deshalb wollen wir das auch eher regeln!)


Die Bundesregierung hat in ihrer Antwort auf unsere
leine Anfrage mitgeteilt, dass sogar über das Jahr 2020
inaus an einer kleinen Stückzahl von Tornados festge-
alten wird. Die Bundeswehr soll also weiterhin für den
insatz von Atomwaffen gerüstet sein. Mit der nuklea-

en Teilhabe bricht die Bundesregierung ihre völker-
echtlichen Verpflichtungen in einer Art, wie sie es bei
icht-NATO-Staaten zu Recht nie akzeptieren würde.

Der rheinland-pfälzische Landtag hat sich bereits im
ergangenen Jahr für einen Atomwaffenabzug ausge-
prochen. Allerdings hat der dortige Ministerpräsident
nd SPD-Vize mit hervorgehobener Stellung, Kurt
eck, ebenso wie die komplette rot-gelbe Landesregie-

ung diesen Beschluss ignoriert und die Bundesregie-
ung bisher nicht aufgefordert, auf einen Abzug der
tomwaffen hinzuarbeiten. Auch das können Sie in der
ntwort auf unsere Kleine Anfrage nachlesen.

Kurt Beck hat dieses Thema bei seinem USA-Besuch,
ie man Medienberichten entnehmen konnte, bewusst
icht zur Sprache gebracht, da er – das muss man sich
inmal überlegen – nicht die Gastfreundschaft verletzen
ollte. Wo kommen wir denn hin, wenn ein Ministerprä-

ident nicht in der Lage ist, einer befreundeten Nation zu
agen, dass der Landtag von Rheinland-Pfalz einen Be-






(A) )



(B) )


Alexander Ulrich
schluss zum Atomwaffenabzug gefasst hat? Es ist eben
leichter, Weinfeste zu eröffnen oder Lottoscheine entge-
genzunehmen, als mit Freunden unangenehme Themen
zu besprechen.


(Beifall bei der LINKEN)


Altkanzler Kohl hat in dieser Woche in Trier gesagt, dass
dieser Ministerpräsident ein Opportunist ist. Recht hat
er!

Wir fordern, dass der Bundestag von der Bundes-
regierung den Abzug jeglicher Atomwaffen verlangt, die
sich auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland
befinden, und dass keine Piloten und Flugzeuge der
Bundeswehr mehr für Atomwaffeneinsätze bereitgehal-
ten werden. Würden die anderen hier vertretenen Frak-
tionen den Beschlüssen ihrer Landesparteien folgen,
müssten wir unseren Antrag mit großer Mehrheit verab-
schieden können. Ihre Glaubwürdigkeit steht also auf
dem Spiel.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602309000

Das Wort hat der Kollege Karl-Theodor Freiherr zu

Guttenberg von der CDU/CSU-Fraktion.


(CDU/ CSU)


Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Herr Kollege Ulrich, was eine derart unreflek-
tierte und einseitige Haltung mit effektiver Friedenspoli-
tik zu tun haben soll, das müssen Sie uns einmal erklä-
ren.


(Beifall der Abg. Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU])


Sie haben die Antwort der Bundesregierung auf Ihre
Kleine Anfrage angesprochen. Dennoch hätten Sie nicht
unbedingt verschweigen müssen, dass es auch innerhalb
des Bündnisses Geheimhaltungsregelungen gibt, die
man nicht so leicht vom Tisch wischen kann, wie Sie es
gerade getan haben.

Wir diskutieren heute zwei Themenkreise, die ohne
Frage in einem gewissen Zusammenhang stehen. Der
eine ist der Abzug möglicher auf deutschem Boden stati-
onierter Atomwaffen. Der andere, nach einem Antrag
der Fraktion der Grünen, betrifft die Folgen des indisch-
amerikanischen Abkommens. Hier bestehen gewisse Zu-
sammenhänge und diese sollen in der Debatte auch nicht
zu kurz kommen.

Über die grundsätzliche Zielsetzung, die weltweite
Abschaffung aller Massenvernichtungswaffen, wer-
den wir uns in diesem Hause einig sein.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D azu hat sich Deutschland völkerrechtlich verbindlich erpflichtet – das ist völlig richtig – und dies liegt in unerem wohlverstandenen, fundamentalen Interesse. ieran hält offensichtlich auch die Bundesregierung fest, err Staatsminister, wie aus der Antwort auf die entspre hende Anfrage deutlich wird. Der Nichtverbreitungsvertrag, den wir heute in sehr nterschiedlichem Kontext debattieren, hat bekanntlich ie Abschaffung sämtlicher Kernwaffen zum Ziel. Dieem Ziel sind auch wir als Bundesrepublik Deutschland erpflichtet; das ist richtig. Man wird dieses Ziel allerings nur mit einem schrittweisen Ansatz verwirklichen önnen, wenn man nicht in Träumereien verfallen will nd sich nicht Illusionen hingegeben will. Auch wenn ie Ihre Forderungen jetzt in einem brachialen Stil, wie r in Ihrem Antrag durchscheint, erheben, müssen Sie ich am real Machbaren messen lassen. Auch das gehört u einem abgewogenen Vorgehen. Ohne Frage gibt es noch viele Stellen, an denen es akt. Es gibt in den letzten Jahren aber auch Fortschritte u konstatieren. Neben allem, was noch wünschenswert st, darf auch einmal positiv angemerkt werden, dass seit en Spitzenzeiten des Kalten Krieges die Anzahl der nulearen Arsenale der NATO in Europa bereits um mehr ls 95 Prozent reduziert wurde, und das auf der Grundage der geltenden Strategie des Bündnisses. Das reicht war nicht und diese Dinge müssen wir weiterhin voranreiben, doch einige Punkte sind im Kontext zu sehen: ie notwendige Reduzierung nuklearer Arsenale ist nur n engster Abstimmung mit unseren Bündnispartnern um Erfolg zu führen und nicht, indem wir gezielt und iederkehrend einseitig – gelegentlich geschieht dies uch wechselseitig – unsere Bündnispartner brüskieren. as ist ein völlig falscher Ansatz, um unser Ziel zu errei hen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall im ganzen Hause)


on daher werden Sie dieses Ziel auf die Art und Weise,
ie Sie vorgehen, mit Sicherheit nicht erreichen, Herr
lrich.

Des Weiteren sind die in Deutschland stationierten
uklearwaffen der NATO unterstellt. Demzufolge ist die
rage, ob und wann diese abgezogen werden, eine
rage, die die NATO zu beantworten hat. Sie machen es
ich zu leicht, wenn Sie, nur um Ihre Tradition antiame-
ikanischer Reflexe aufrechtzuerhalten


(Widerspruch bei der LINKEN)


so ist es doch! Es ist immer wieder dasselbe; lesen Sie
och einmal Ihren Antrag! –,


(Beifall bei der CDU/CSU)


soliert die USA auffordern, ihre Waffen abzuziehen. Sie
cheinen die Zusammenhänge noch nicht ganz erkannt
u haben. Andernfalls hätten Sie in Ihrem Antrag einen
eitrag dazu geleistet, wie eine strategische Neuausrich-

ung der NATO aussehen könnte. Doch darüber liest
an nichts bei Ihnen. Besonders bemerkenswert ist, dass






(A) )



(B) )


Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg
Sie sich auf Verteidigungsminister Rumsfeld beziehen.
Das hat schon eine besondere Note. Nur sollte dann auch
der entsprechende Kontext genannt werden.

In die Erwägungen sollte die abgewogene Beurtei-
lung einiger Punkte zumindest einbezogen werden: Mit
der Verringerung der Zahl der Atomwaffen auf ein, wie
es so schön heißt, allianzpolitisches Minimum ist weiter-
hin die nukleare Teilhabe der europäischen Bündnispart-
ner verbunden; das haben Sie richtig angemerkt. Solange
wir eine nukleare Planung und ein gewisses Maß an Nu-
klearwaffen innerhalb des Bündnisses haben, ist damit
natürlich auch der Einfluss auf diese Planungen gewähr-
leistet. Übrigens ist diese Strategie der NATO, wenn ich
das richtig in Erinnerung habe, erst im Jahre 1999 noch
einmal fortentwickelt und bestätigt worden und die Frak-
tion der Grünen hat ihr zumindest nicht widersprochen;
auch das ist anzumerken.

Einen weiteren Aspekt, der damit im Zusammenhang
steht, will ich eher in Frageform bringen: Kommt es auf-
grund einer überhasteten Abkopplung – wenn wir also
eine Abkopplung von dieser Strategie betreiben
würden – möglicherweise zu einer Desolidarisierung in-
nerhalb des Bündnisses? Dazu liest man in Ihrem Antrag
nur ein wenig, während die Grünen auf Griechenland
und Kanada verweisen. Das ist aber natürlich ein biss-
chen dürr. Die Frage ist, wie man dem kreativ begegnen
kann. Ich glaube, das Letzte, was wir wollen – mit einer
Ausnahme wahrscheinlich –, ist eine Destabilisierung
und Desolidarisierung innerhalb des Bündnisses. Hier ist
schon etwas mehr als nur das zu leisten, was in den An-
trägen zu lesen ist.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Solange wir uns in einem schrittweisen Vorgehen be-
finden, ist es doch auch in unserem Interesse, sich noch
ein gewisses Mitspracherecht für diese genannten Fälle
zu bewahren. Ja, meine Damen und Herren, man darf
durchaus auch kritisch hinterfragen, ob die Stationierung
von Waffen, die erst einmal an einen Ort verbracht wer-
den müssten, an dem sie zum Einsatz kommen könnten,
aufgrund der Erweiterung der NATO und der Europäi-
schen Union sowie aufgrund der veränderten Sicher-
heitslage noch zeitgemäß ist. Diese Frage darf gestellt
werden. Wenn man diese Frage aber stellt, dann sollte
man sie auch mit aktuellen Entwicklungen auf dieser
Erde koppeln und nicht isoliert behandeln. Man sollte sie
dann auch in den Kontext stellen, wie sich die gesamte
Sicherheitslage darstellt. Stichwort „Iran“: Man muss
sich dabei auch fragen, wo neue nukleare Potenziale ent-
stehen. Sie werden Ihrer Verantwortung nicht gerecht,
wenn Sie hier so isoliert vorgehen.

Um einmal einen einseitigen Zungenschlag von Ihrer
Seite herauszuarbeiten: Herr Ulrich, wo benennen Sie
– die Grünen tun das; man sollte sie auch einmal loben –


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


beispielsweise die angekündigten Reduzierungen russi-
scher substrategischer Nuklearwaffen? Davon liest man
bei Ihnen überhaupt nichts. Es ist auch erwartungsge-
mäß, dass das nicht der Fall ist. Bezüglich der Amerika-
ner machen Sie wieder mal Tabula rasa. Bei Ihnen steht

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(C (D ichts davon. Das ist bei weitem zu wenig. Es wäre Ihen vielleicht einmal zu empfehlen, hier den Gesamtontext herzustellen (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Es geht um die Atomwaffen in Deutschland! – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie werden halt nicht in Rheinland-Pfalz gelagert!)


Herr Kollege Trittin, ein Schelm, der hier irgendwel-
he wahltaktischen Erwägungen vermutet, wenn man
uch an Rheinland-Pfalz denkt.

Zur indisch-amerikanischen Vereinbarung, deren
harakter mit Sicherheit ambivalent ist.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Jetzt wird es heikel!)


iese Ambivalenz sollten wir auch herausstellen. Kol-
ege Trittin, zu den jeweiligen Punkten in Ihrem Antrag,
ie Sie im Hinblick auf diese Vereinbarung genannt ha-
en, kann man nur sagen: Sie sind schwer von der Hand
u weisen. Ich glaube, trotzdem bleibt es für uns eine
rnsthafte und gewichtige Wertungsfrage, ob man, wie
ie, darin im Wesentlichen eine Erschütterung des
ichtverbreitungsvertrages sehen will oder ob man das
bkommen trotz aller negativen Implikationen zumin-
est auch als partielle Heranführung Indiens an den
ichtverbreitungsvertrag erachten kann. Das sollten wir
icht vergessen, wenn wir diese Bewertung vornehmen.

Das eigentliche Problem ist doch weniger, dass der
ichtverbreitungsvertrag durch das Abkommen als sol-

hes geschwächt würde; denn Indien hat ihn nie unter-
eichnet. Durch die Vereinbarung werden vielmehr die
ekannten Schwächen wieder offensichtlich, Schwä-
hen, für die viele Verantwortung tragen – auch die Ver-
inigten Staaten. Das wollen wir hier nicht ausklam-
ern. Viele tragen hierfür Verantwortung. Diese
chwächen liegen aber insbesondere auch in der man-
elnden Universalität. Das ist eine der Grundschwächen
n diesem Zusammenhang.

Wird der Beitritt Indiens zum Nichtverbreitungsver-
rag damit unwahrscheinlicher? Für mich ist zunächst
inmal nicht erkennbar, dass der Beitritt vorher wahr-
cheinlicher gewesen ist. Noch einmal: Lassen Sie uns
ositiv hervorheben, dass im Kontext dieses Abkom-
ens zukünftig zumindest in einem begrenzten Bereich

nspektionen der IAEO stattfinden. Das ist ein Zwi-
chenschritt hin zu einem zu fordernden Gesamtschritt,
en wir politisch dann auch zu flankieren und zu unter-
tützen haben.

Herr Präsident, ich schließe mit den Fragen – das dür-
en wir auch einmal selbstkritisch anmerken –: Wo wa-
en in dem Gesamtkontext des letzten Punktes – Ame-
ika, Indien – eigentlich wir, die Europäer? Wo war die
uropäische Union? Wo findet hier eine europäische
ußenpolitik im Kontext sich verändernder strategischer
euausrichtungen und Umstände in der Welt statt?

Ich glaube, das ist bei weitem wichtiger, als dass wir,
ie auf der linken Seite dieses Hauses, nur auf Bündnis-






(A) )



(B) )


Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg
partner einprügeln. Wir müssen uns über unsere Rolle
als solche wieder klar werden und wir müssen uns wie-
der bewusst werden, dass wir in diesem Zusammenhang
eine weitergehende Aufgabe haben.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602309100

Das Wort hat die Kollegin Elke Hoff von der FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Elke Hoff (FDP):
Rede ID: ID1602309200

Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen

und Kollegen! Drei eng miteinander verknüpfte Themen
stehen im Zentrum der heutigen Debatte: die nuklearen
Ambitionen des Iran, das jüngste Nuklearabkommen
zwischen Indien und den USA sowie der Abzug der tak-
tischen Nuklearwaffen aus Deutschland.

Die Verhandlungen mit dem Iran über dessen mögli-
che Ambitionen, Nuklearwaffen herzustellen, stecken
nach dem Scheitern der russischen Kompromisslösung
in der diplomatischen Sackgasse. Die internationale
Staatengemeinschaft ist sich ausnahmslos bewusst, dass
hier eine sicherheitspolitische Zeitbombe mit gefährli-
chen Auswirkungen auf die Stabilität im Nahen und
Mittleren Osten und auch darüber hinaus tickt. Wir wis-
sen, dass die Chancen der internationalen Gemeinschaft,
den Iran von seinem Vorhaben abzubringen, überhaupt
nur dann vorhanden sind, wenn ein breiter Konsens zwi-
schen den Staaten erkennbar ist. Vor allem die Geschlos-
senheit der P 5 ist hier entscheidend, wenn der Iran eine
Angelegenheit des UN-Sicherheitsrates wird.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Sehr wahr!)


In dieser Situation ist es mehr als unglücklich, dass
die Regierung Bush gerade jetzt mit Indien ein Abkom-
men über zivile Nuklearkooperation abschließen will.
Indien gehört neben Pakistan und Israel zu den Atom-
mächten, die sich seit langem weigern, dem nuklearen
Nichtverbreitungsvertrag beizutreten und die darin fest-
gelegten Verpflichtungen zu erfüllen. Wenn dieser bekla-
genswerte Zustand jetzt in Form einer nuklearen Partner-
schaft sozusagen ein internationales Gütesiegel erhält,
untergräbt und schwächt dies das nukleare Nichtverbrei-
tungsregime nachhaltig. Der Eindruck, der Besitz von ei-
genen Nuklearwaffen auch außerhalb des Vertragswer-
kes erhöhe das internationale Profil und sichere Macht,
Einfluss und Anerkennung eines Staates, wäre für so
manche potenzielle Nuklearmacht ein geradezu unwi-
derstehlicher Anreiz.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Das ist leider wahr!)


Natürlich ist Indien die größte Demokratie weltweit,
aber das ist nach den Prinzipien des nuklearen Nichtver-
breitungsregimes nicht das ausschlaggebende Kriterium.
Seine substanzielle Glaubwürdigkeit wird durch die An-
wendung von zweierlei Maßstäben – auf der einen Seite

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(C (D ie Forderung an den Iran nach Verzicht und auf der aneren Seite die Privilegien für Indien ohne gravierende uflagen – ohne Not aufs Spiel gesetzt. Vor allem aber schwächt dieser Nukleardeal die Verandlungsposition gegenüber dem Iran, hintertreibt die iplomatischen Bemühungen der EU 3 und gefährdet en weltweiten Konsens gegenüber Teheran, und zwar icht nur, weil die Iraner selbst neue Argumente auf dem ilbernen Tablett serviert bekommen. Wir alle wissen, ass die Mitwirkung und Zustimmung Chinas in der ranfrage kritisch ist. Peking hat einerseits wegen seines normen Energiebedarfs ein zwingendes Interesse an guen Wirtschaftsbeziehungen zum Iran. Andererseits wisen die Chinesen aber auch, dass sie als größter regionaer Rivale einer der Adressaten des indischen uklearwaffenprogramms sind. Ich bezweifle, dass das merikanisch-indische Nuklearabkommen die konstrukive Mitwirkung Pekings in der Iranfrage befördern ird. Noch ist dieses Abkommen nicht endgültig ratifiziert. er amerikanische Kongress wird sich dazu äußern müs en. Über die Nuclear Suppliers Group hat Deutschland emeinsam mit den EU-Partnern Mitverantwortung und inwirkungsmöglichkeiten. Ich bin mir durchaus beusst, dass dies, folgte man dabei alten Reflexen, eine rneute Belastung der transatlantischen Beziehungen arstellen könnte. Die Bundesregierung muss aber an ieser Stelle ebenso wie es alle anderen Beteiligten auch un, das nationale Interesse in den Mittelpunkt ihres andelns stellen und mit einer klaren sicherheitspoliti chen Position, die mir bisher allerdings noch nicht aufefallen ist, in dieser Frage aufwarten. Das amerikanisch-indische Abkommen ist ein schweer Schlag für den nuklearen Nichtverbreitungsvertrag, er sich seit dem Scheitern der Überprüfungskonferenz m vergangenen Jahr ohnehin in einer Glaubwürdigkeitsrise befindet. Wir werden die Glaubwürdigkeit des ichtverbreitungsregimes nur dann stärken können, enn wir weltweit endlich wieder zu einer stringenten uklearen Abrüstungspolitik zurückfinden. (Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Verehrter Kollege Ulrich, es bedarf nicht des Erschei-
ens der Fraktion der Linken im Deutschen Bundestag;
enn die FDP hat bereits vor knapp einem Jahr hier im
undestag einen abrüstungspolitischen Antrag einge-
racht, in dem als wichtiges Abrüstungssignal unter an-
erem ein Abzug der amerikanischen taktischen Nu-
learwaffen aus Deutschland gefordert wurde.


(Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Was macht die Landesregierung Rheinland-Pfalz?)


ie FDP hat damit eine Diskussion angestoßen, die seit
angem überfällig war und mit den jetzt vorliegenden
nträgen wieder aufgegriffen wird.

Die bis heute in Deutschland stationierten taktischen
uklearwaffen sind ein Relikt des Kalten Krieges und
aben angesichts der sicherheitspolitischen Herausforde-
ungen des 21. Jahrhunderts keine strategische Funktion
ehr.






(A) )



(B) )


Elke Hoff

(Beifall des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Potenzielle Adressaten nuklearer Abschreckung in Staa-
ten, die den atomaren Einsatz zu einem legitimen politi-
schen Mittel erklären, wären mit diesen Waffen theore-
tisch nicht zu erreichen.

Der russische Außenminister hat im Sommer 2005
verkündet, Moskau sei zu neuen Abrüstungsverhandlun-
gen bereit. Der amerikanische Verteidigungsminister
Rumsfeld hat erklärt, dass er bereit sei, Deutschland und
der NATO die Entscheidung zu überlassen. Wir wollen,
dass beide hier beim Wort genommen werden.

Zum Schluss darf ich feststellen: Die alte Bundesre-
gierung hat zwar als Reaktion auf unseren Antrag im
vergangenen Jahr zugesagt, das Thema in der NATO zur
Sprache zu bringen. In den zuständigen NATO-Gremien
ist dieser Punkt aber bisher noch nicht auf der Tagesord-
nung erschienen.

Ich frage die neue Bundesregierung: Macht die Statio-
nierung von taktischen Nuklearwaffen in Deutschland
noch Sinn und ist die nukleare Teilhabe nach dem Ende
des Kalten Krieges in dieser Form noch begründet? Das
Forum, in dem über diese Frage nüchtern und sachlich
diskutiert werden muss, sind – das hat mein Vorredner
richtigerweise gesagt – die Gremien der NATO.

Wir hoffen sehr, dass in absehbarer Zeit ein klares Si-
gnal zur Abrüstung, das den Prozess weiter befördern
kann, zu erwarten ist. Wir als FDP stehen nach wie vor
zu dem Antrag, den wir im letzten Jahr eingebracht ha-
ben.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602309300

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Rolf Mützenich

von der SPD-Fraktion.


Dr. Rolf Mützenich (SPD):
Rede ID: ID1602309400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In

den vergangenen Wochen haben wir häufig über die
Rolle der Atomwaffen, die Krise der nuklearen Rüs-
tungskontrolle und die Folgen für die internationale Poli-
tik gesprochen. Dies war richtig; denn es gab leider ge-
nügend Anlässe dafür.

Kollege Ulrich, die Lagerung von Atomwaffen in
Deutschland ist ein weiterer Aspekt in diesem Zusam-
menhang. Ich finde aber, dass Sie mit Ihrem Antrag zu
kurz gesprungen sind. Der Kollege Guttenberg hat be-
reits einige Zusammenhänge dargestellt. Ich möchte dem
noch einiges hinzufügen.

Lassen Sie mich begründen, warum Sie mit dem An-
trag zu kurz gesprungen und damit den Herausforderun-
gen, die Deutschland im Zusammenhang mit Atomwaf-
fen hat, nicht gerecht geworden sind: Sie agieren

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(C (D ewusst einseitig und innenpolitisch motiviert und verürzen die Zusammenhänge. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


nders kann ich mir diesen Antrag nicht erklären.

Wenn Sie sich ernsthaft mit den Problemen beschäf-
igt hätten, dann hätten Sie einige Punkte besser gewich-
en müssen. Ich habe mich gefragt, warum Sie nicht die
tomwaffen in anderen europäischen Staaten wie Bel-
ien oder Großbritannien thematisieren. Sind sie besser?
enn wir als deutsches Parlament im europäischen Kon-

ext agieren wollen, dann muss man das doch benennen.
arum soll das nicht in den Antrag mit hineingehören?

Sie haben die Forderung des Kollegen Guttenberg be-
ächelt, auch die russischen taktischen Nuklearwaffen zu
enennen. Natürlich stehen sie im Zusammenhang mit
em Thema. Das hätten Sie in Ihrem Antrag mit aufneh-
en können.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Deswegen wiederhole ich: Ihr Antrag ist nur innen-
olitisch motiviert. Er wird den internationalen Heraus-
orderungen nicht gerecht.

Ich komme zu einem weiteren Punkt, den Sie in Ih-
em Antrag angesprochen haben. Ich war damals dabei,
ls die von Ihnen zitierte Studie vorgestellt wurde. Es
ing darum, dass bei einer weiteren Krise im Nahen und
ittleren Osten möglicherweise europäische Atomwaf-

en eingesetzt werden könnten. Das ist meiner Meinung
ach in keiner Weise herzuleiten; ich halte es auch nicht
ür belegbar. Wenn es dazu kommen sollte, dann werden
eine Atomwaffen von hier aus eingesetzt; es wäre viel-
ehr eine Situation, der wir gemeinsam begegnen müss-

en, und zwar nicht mit Alarmismus und solchen Anträ-
en, sondern durch eine kluge Politik, mit der Sie die
undesregierung unterstützen könnten.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Es gibt einen weiteren Grund, weshalb Sie mit Ihrem
ntrag viel zu kurz gesprungen sind. Sie beziehen sich
arin auf die Überprüfungskonferenz zum Atomwaffen-
perrvertrag. Dabei benennen Sie nur die USA, als ob
as der einzige Akteur wäre, durch den die Konferenz
escheitert ist. Bei der Überprüfungskonferenz im
ai 2005 in New York haben auch der Iran, Frankreich

nd Ägypten eine Rolle gespielt. Das war nicht so ein-
eitig, wie Sie es darstellen.

Es bringt allerdings nichts, nur über verkürzte Zusam-
enhänge in Anträgen zu sprechen. Erlauben Sie mir

eshalb einen Hinweis. Ich habe nichts dagegen, wenn
erteidigungsminister Jung in den zuständigen Gremien
uf das Thema eingehen wird, aber in dem Fall sollten
uch die Zusammenhänge berücksichtigt werden, wie es
er frühere Verteidigungsminister Struck getan hat. Ich
laube, es lohnt sich, an dieser Stelle die Zusammen-
änge zu benennen.






(A) )



(B) )


Dr. Rolf Mützenich

(Beifall bei der SPD)


Ich möchte auch auf den Antrag der Grünen eingehen.
Sie haben zu Recht auf den Antrag unserer damaligen
rot-grünen Koalition hingewiesen, weil darin die Ge-
samtzusammenhänge beschrieben worden sind. Ich
glaube, es lohnt sich, über beide Anträge eine intensive
Debatte im Auswärtigen Ausschuss, aber auch im Unter-
ausschuss für Abrüstung und Rüstungskontrolle zu füh-
ren.

Der eigentliche Kern, über den wir diskutieren müs-
sen, wenn es um Atomwaffen geht, besteht auch in Fol-
gendem: Ich selbst habe nach dem Ende des Ost-West-
Konflikts gedacht, es gebe eine Chance für Abrüstung,
es gebe eine Chance für die Friedensdividende. Leider
ist das nicht eingetreten. Wir erleben seit Mitte der 90er-
Jahre in diesen Dingen einen Rückfall. Bisher sind es
nur die europäischen Länder gewesen, die versucht ha-
ben, Regelwerke in die Diskussion einzubringen, die
dem Thema der nuklearen Rüstungskontrolle gerecht
werden.

Wir haben diese Krise der nuklearen Rüstungskon-
trolle, weil Initiativen scheitern. Der umfassende Test-
stoppvertrag ist nicht unterzeichnet worden; das festzu-
stellen, ist im Zusammenhang mit Indien und den USA
ganz interessant. Ferner gab es in jüngster Zeit Krisen in
Bezug auf Nordkorea und den Iran. Wir haben es aber
auch mit Ländern zu tun, die sich in diesen Fragen
sozusagen ein besonderes Recht herausnehmen, wie bei-
spielsweise Brasilien im Zusammenhang mit der Uran-
anreicherung. Die Rolle, die Kernwaffen und militäri-
sche Gewalt spielen können, wird in vielen Ländern neu
definiert, nicht nur in den USA, sondern auch in Russ-
land und der Volksrepublik China. Wenn Sie das Thema
wirklich ernst nehmen würden, hätten Sie diese Ent-
wicklungen in Ihrem Antrag aufgreifen müssen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich möchte jetzt zu dem Themenkomplex Indien
kommen. Ich glaube, dass die jüngsten Entwicklungen
– wir haben am Mittwoch im Ausschuss darüber disku-
tiert – leider einen weiteren Schritt darstellen, der in den
nächsten zehn oder 20 Jahren die internationale Nuklear-
ordnung verändern wird. Ich gebe zu: Gut ist, dass es der
Internationalen Atomenergiebehörde in Zukunft mögli-
cherweise erlaubt werden soll, 50 oder 60 Prozent der
dortigen Anlagen zu inspizieren. Ein abschließendes Ur-
teil kann man sich heute noch nicht bilden, weil uns, so-
wohl der Öffentlichkeit als auch – wenn ich das richtig
verstanden habe – der Bundesregierung, der Text des
Abkommens nicht vorliegt. Wir sollten darüber diskutie-
ren, wenn wir den Text kennen.

Aber eines ist bereits jetzt klar – das hat die Kollegin
vorhin sehr deutlich gemacht –: Es wird ein Prinzip des
Nichtverbreitungsvertrages infrage gestellt, ein Prinzip,
das darin besteht: Wir belohnen die Staaten, die auf
Atomwaffen verzichten, in Form von Unterstützung. Ob
wir das nun aus innenpolitischer Sicht für gut halten oder
nicht: Dieses Prinzip war wichtig und richtig, um Staa-
ten an den Atomwaffensperrvertrag heranzuführen. Jetzt

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(C (D st es das erste Mal, dass dieses Prinzip einseitig – so uss man schon sagen – hintertrieben wurde. Besonders hinterfragen möchte ich die Einseitigkeit ieser Handlungen. Wenn ich es richtig verstanden habe, aben die USA niemanden, insbesondere niemanden aus er Nuclear Suppliers Group, an dieser Diskussion beteiigt. Ferner glaube ich, dass der Zeitpunkt, zu dem diese ereinbarung unterzeichnet wurde, schlecht gewesen ist, eil wir, besonders mit Blick auf den Iran, niemandem rklären können, warum dieser Vertrag die nukleare üstungskontrolle stärken soll. Darüber hinaus ist die hance vertan worden, Indien zu verpflichten, dem Prolem der Rüstungskontrolle in Südasien seine Aufmerkamkeit zu widmen. Es gibt in Südasien bisher keine ereinbarung, die der Frage der nuklearen Rüstungskon rolle dort gerecht würde, im Gegenteil: Diese Vereinbaung zwischen den USA und Indien ist zum Anlass geommen worden, neue Waffenverkäufe anzubieten. Wir un dieser Region mit Sicherheit keinen Gefallen, wenn ir sie in einen neuen Rüstungswettlauf stürzen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Auch Folgendes möchte ich noch anführen: Ich hätte
s verstanden, wenn wir über eine Alternative zum
ichtverbreitungsvertrag, zum Atomwaffensperrver-

rag verfügen würden. Aber die haben wir überhaupt
icht. Keiner bietet aktuell eine Alternative dazu an, we-
er die ständigen Mitglieder des Weltsicherheitsrates
och andere Staaten. Deswegen ist es ja so wichtig, dass
ir an dem Atomwaffensperrvertrag weiterarbeiten.
eswegen war es gut, dass die 25 Staaten der Europäi-

chen Union im Mai auf der Überprüfungskonferenz ge-
einsam agiert haben. Man muss auch sehen, dass der
tomwaffensperrvertrag in den letzten zehn, 20 Jahren
orteile gebracht hat. Denn Südafrika, Brasilien und Ar-
entinien haben sich zu diesem Vertrag bekannt, ebenso
ie einige Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Deswe-
en lohnt es sich, diesen Vertrag zu stärken.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dazu rufe ich die Bundesregierung von dieser Stelle
us auf. Ich glaube, dass es notwendig ist, im Rahmen
er Europäischen Union neue Initiativen mit auf den
eg zu bringen, mit denen der Atomwaffensperrvertrag,

ber auch die Rüstungskontrolle insgesamt gestärkt wer-
en. Wir sollten in diesem Zusammenhang darüber
achdenken, ob möglicherweise die Ansätze betreffend
brüstung und Rüstungskontrolle, die die USA in letzter
eit verfolgen – sie sind zwar sehr einseitig, aber immer-
in gibt es welche, wie die PSI-Initiative –, in ein Regel-
ystem überführt und institutionalisiert werden sollten.

ir brauchen auf jeden Fall ein Regelsystem, das ver-
indert, dass Mittelstreckenraketen in die Hände von
taaten gelangen, die sie möglicherweise missbrauchen.
azu sind die Ansätze geeignet. Aber es muss einen völ-
errechtlichen Vertrag geben. Ich glaube jedenfalls, dass
s in den USA relevante Ansätze gibt. Ich finde, es ist






(A) )



(B) )


Dr. Rolf Mützenich
hochinteressant, dass Senator Lugar in der „Süddeut-
schen Zeitung“ darauf hingewiesen hat, er könne sich
vorstellen, dass die USA direkt mit dem Iran verhandeln.
Das Parlament und die Bundesregierung sollten das auf-
nehmen.

Die Rüstungskontrolle hat mitgeholfen, den Ost-
West-Konflikt zu überwinden. Dieses Instrument könnte
auch bei anderen Rüstungskonflikten und Regionalkon-
flikten helfen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602309500

Das Wort hat jetzt der Kollege Jürgen Trittin vom

Bündnis 90/Die Grünen.


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1602309600

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Abrüstung

und Nichtverbreitung sind aktuelle, aber auch globale
Themen. Global bedeutet ein bisschen mehr als Huns-
rück und Eifel, lieber Kollege Ulrich. Sie haben zwar
Recht, dass wir die taktischen Waffen abziehen müssen;
wir haben dazu entsprechende Vorschläge vorgelegt.
Aber die eigentliche Herausforderung ist in der Tat die
globale Infragestellung des Nichtverbreitungsvertrages.
Der Kern dessen, worüber wir heute diskutieren, ist die
Frage: Gelingt es uns, das Regime der nuklearen Rüs-
tungskontrolle und Abrüstung zu erhalten, oder bewegen
wir uns in eine Richtung, die dazu führt, dass dieses Sys-
tem durchlöchert und schließlich aufgelöst wird? Das ist
gerade vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung um
den Iran von zentraler Bedeutung.

Wir sind klar dagegen, dass sich der Iran unter dem
Deckmantel der zivilen Nutzung der Atomenergie
Atomwaffen verschafft. Wir wollen ihn mit friedlichen,
zivilen Mitteln daran hindern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Aber in einer solchen Situation muss man alles vermei-
den, was anschließend nach nachträglicher Legitimation
der Argumentation der iranischen Führung aussieht nach
dem Motto „Hier soll ein Sonderrecht allein gegen den
Iran als ein muslimisches Land geschaffen werden“. Ge-
nau das ist die subkutane Botschaft des Abkommens
zwischen den USA und Indien.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Damit ich mich nicht dem Verdacht des Antiamerika-
nismus aussetze,


(Dr. Rolf Mützenich [SPD]: Bestimmt nicht!)


will ich an dieser Stelle zwei Zitate anführen. Die
„Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ schreibt,
dass mit dem USA-Indien-Deal ein „schlechtes Beispiel
schlechte Schule mache und den internationalen Bemü-
hungen zur Nichtproliferation einen Bärendienst erweise.
Indien wird im Nachhinein belohnt für seine nukleare

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(C (D ufrüstungspolitik; die Bereitschaft, einen Teil seiner ziilen Nuklearanlagen unter internationale Kontrolle zu tellen, gilt erstens nur für einen Teil und schließt zweiens die militärische Seite vollkommen aus“. Sie schließt lso all das aus, was für die Fragen betreffend die Nichtroliferation, die Anreicherung und den Prozess der Searierung von Plutonium in Wiederaufarbeitungsanlagen elevant ist. Dem, was Edward Markey, ein demokratischer Abgerdneter im US-amerikanischen Repräsentantenhaus, esagt hat, ist zuzustimmen: Das Abkommen „unterräbt die Sicherheit nicht nur der Vereinigten Staaten, ondern des Rests der Welt … Der Präsident hat mit inem einzigen Schlag ein Loch in das nukleare Regelerk gesprengt.“ Diese Form praktizierter Doppelstanards können wir uns gerade angesichts der Auseinanersetzung um den Iran nicht erlauben. Hier kommt es in ehr starkem Maße auf die Haltung der Bundesregierung n. Wollen Sie den für Indien geltenden Lieferstopp insichtlich nuklearen Materials und entsprechender echnologie nun aufheben? Oder beharren Sie auf dem rinzip der Einstimmigkeit in der Nuclear Suppliers roup? Ich glaube, dass die Aufrechterhaltung des Lie erstopps der richtige Weg gewesen wäre, Indien an das ukleare Kontrollregime heranzuführen. Jeder muss doch wissen, dass es nur eine Frage der eit ist, bis Indien nicht mehr über hinreichende Mengen n Uran verfügt, um seine Anlagen zu betreiben. Hier onsequent geblieben zu sein, wäre der richtige Weg geesen, Herr von Guttenberg, wenn man das hätte errei hen wollen, was man zu Recht begrüßt, nämlich dass es in kleines Stück mehr Kontrolle gibt. Wenn man hartäckig und konsequent geblieben wäre, dann wäre man uf dem richtigen Weg gewesen. Hier ist vom Scheitern des letzten Nichtverbreiungsvertrages gesprochen worden. Damals hat Kofi nnan ein bitteres Fazit gezogen. Er hat gesagt: Das roße Thema, das fehlt, ist Abrüstung und Nichtverbreiung. Dies ist eine echte Schande. Wir haben in diesem ahr zweimal versagt. Wir versagten bei der NPT-Konfeenz und wir versagten jetzt. – Ich finde, mit dem Versaen muss es ein Ende haben. Es ist Zeit, zu handeln, und ir müssen zu dem großen Konsens zurückkehren, den ir einmal hatten, nämlich mit dafür zu sorgen, dass es eine Atomwaffen mehr auf diesem Globus gibt. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602309700

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
en Drucksachen 16/448, 16/819 und 16/834 an die in
er Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschla-
en. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall.
ann sind die Überweisungen so beschlossen.






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 18 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Krista
Sager, Hans-Josef Fell, Kai Boris Gehring, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion des BÜND-
NISSES 90/DIE GRÜNEN

Zukunftsfähige Forschung in Europa stärken

– Drucksache 16/710 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster Red-
nerin der Kollegin Krista Sager vom Bündnis 90/Die
Grünen das Wort.


Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1602309800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wenn wir

die Ziele der Lissabonagenda erreichen wollen, dann
brauchen wir zweifelsohne sowohl auf der Ebene der
Mitgliedstaaten als auch auf der europäischen Ebene
eine deutliche Steigerung der Mittel für die Forschung.
Ich denke, darüber sind wir uns alle einig. Jetzt wissen
wir – das ist positiv –: Es wird auch auf der europäischen
Ebene im Zusammenhang mit dem 7. Forschungsrah-
menprogramm mehr Mittel für Forschung geben. Wir
wissen aber auch: Es wird nicht so viele Mittel für For-
schung geben, wie die Kommission in ihrem Vorschlag
vorgesehen hat, wenn wir das zugrunde legen, was die
Staats- und Regierungschefs im Dezember auf dem Gip-
fel über den mehrjährigen Finanzrahmen vereinbart ha-
ben. Wir wissen zwar noch nicht endgültig, was Parla-
ment und Rat über diesen mehrjährigen Finanzrahmen
vereinbaren werden, wir müssen uns aber darauf einstel-
len, dass die Bundesregierung die Frage beantworten
muss, wie sie angesichts der Situation, dass wir weniger
Geld haben werden, als im Kommissionsvorschlag vor-
gesehen war, auf der europäischen Ebene agiert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Da haben wir einige Bitten und Forderungen. Erstens.
Wir möchten Sie auffordern, sich dafür einzusetzen, dass
in jedem Fall mögliche Kürzungen nicht über alle Berei-
che gleichmäßig verteilt werden, sondern dass in jedem
Fall der Forschungsbereich gegenüber anderen Berei-
chen ein stärkeres Gewicht bekommt. Das brauchen wir.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zweitens. Wenn es innerhalb des 7. Forschungsrah-
menplans gegenüber der Vorlage zu Einschränkungen
kommen muss, dann dürfen diese Kürzungen nicht
gleichmäßig über alle Forschungsbereiche verteilt wer-
den. Es darf schon gar nicht sein, dass bestimmte Mega-
projekte wie zum Beispiel ITER einen besonderen
Schutz genießen. Wir wollen vielmehr einen Vorrang für
die zukunftsrelevanten Bereiche, und zwar vor allem für
die Bereiche, die unter dem Gesichtspunkt der Nachhal-

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(C (D igkeit zukunftsrelevant sind und im Einklang mit den mweltzielen der Lissabonstrategie stehen. Diese gehö en nämlich unweigerlich und notwendig zur Lissaonstrategie. Wir sehen dabei natürlich nicht nur die regenerativen nergien, nicht nur die Einsparungseffekte aufgrund der nergieforschung, sondern auch die Nachhaltigkeitsotenziale in der Nanotechnologie, in der Materialforchung, in der Weißen Biotechnologie, im Verkehrsund mweltbereich und bei den nachwachsenden Rohstof en. Wir treten ganz klar dafür ein, dass Sie sich für diese indeutigen Prioritäten einsetzen. Wir haben im Ausschuss schon festgestellt, dass dieenigen Programme im Bildungsund Wissenschaftsbeeich, bei denen es um die Förderung von Personen eht, von der Steigerung der Mittel nicht so sehr wie die orschungsrahmenprogramme profitiert haben. Wir öchten, dass in das 7. Forschungsrahmenprogramm die ndividuelle Förderung unseres wissenschaftlichen achwuchses, unserer jungen Forscherinnen und For cher, integriert wird; denn unter Nachhaltigkeitsgeichtspunkten ist das zwingend notwendig. Wir wollen auch, dass kleine und mittlere Unternehen und nicht nur die große Industrie Zugang zu diesen rogrammen haben. Das heißt, wir wollen administra ive Hürden abbauen. Denn gerade unsere kleinen und ittleren Unternehmen verfügen über ein großes Inno ationspotenzial im Forschungsbereich. Wir brauchen auch starke Geisteswissenschaften. enn wir uns gesellschaftliche Transformationsprozesse nschauen – große Veränderungen durch die Globalisieung und durch den demografischen Wandel –, dann erennen wir, dass die Geisteswissenschaften eben nicht ur Beiwerk sind und dass wir einen Schwerpunkt auf ntsprechende Forschungsprogramme setzen müssen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Aus meiner Sicht ist das Thema „Europäisches
echnologieinstitut“ noch nicht ausdiskutiert. Die vor-
andenen Modelle werfen mehr Fragen auf, als sie heute
eantworten. Es darf keinen Widerspruch zu dem Ansatz
eben, die europäische Grundlagenforschung zu stärken,
nter anderem durch einen gemeinsamen Forschungsrat.
s muss von Anfang an Sorge dafür getragen werden,
ass der gemeinsame Forschungsrat kein Instrument von
nteressengruppen wird, schon gar nicht von nationalen;
ielmehr muss er wirklich ein Instrument der europäi-
chen Grundlagenforschung werden. Wenn das der Fall
st, können wir uns damit einverstanden erklären. Wir
ehen davon aus, dass die Bundesregierung uns laufend
ber die weitere Entwicklung auf der europäischen
bene informiert, damit wir vom Parlament aus weiter






(A) )



(B) )


Krista Sager
zeitnah verfolgen können, wie die Weichen gestellt wer-
den.

Danke schön.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602309900

Das Wort hat der Kollege Carsten Müller von der

CDU/CSU-Fraktion.


Carsten Müller (CDU):
Rede ID: ID1602310000

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten

Damen und Herren! Wissenschaft und Forschung haben
für Deutschland und auch für die Europäische Union
eine ganz herausragende Bedeutung. Innovationen sind
für eine dauerhaft wachsende Volkswirtschaft lebensnot-
wendig. Das war zwar bisher schon so; dieser Aspekt
wird in Zukunft aber eine noch größere Bedeutung be-
kommen.

Sowohl die EU als auch Deutschland liegen im Ver-
gleich der Forschungsaufwendungen hinter den USA
und Japan zurück. Nur durch eine Steigerung der An-
strengungen ist es möglich, den uns bevorstehenden He-
rausforderungen zu begegnen und gesetzte Ziele zu er-
reichen.

Die neue Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt,
Forschung und Wissenschaft voranzutreiben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Der hohe Stellenwert der Forschung geht aus dem Koali-
tionsvertrag ganz deutlich hervor. Die Bundesregierung
hat sich dort bezüglich der Bereiche Forschung und Ent-
wicklung auf wichtige zusätzliche Maßnahmen geeinigt.
Bis zum Jahr 2009 werden zusätzlich 6 Milliarden Euro
für besonders zukunftsträchtige Forschungs- und Ent-
wicklungsvorhaben zur Verfügung gestellt. Dadurch
werden Querschnitts- und Spitzentechnologien unter-
stützt und verbesserte Rahmenbedingungen für die deut-
schen Forschungseinrichtungen und Unternehmen
geschaffen. Ziel dieser Innovationspolitik ist es, die Ver-
bindung zwischen Forschung und Zukunftsmärkten
auszubauen.

Deutsche Unternehmen gehören auf wichtigen Tech-
nologiefeldern, zum Beispiel auf dem Gebiet der erneu-
erbaren Energien, bereits heute zur internationalen
Spitze. Die damit verbundenen Marktchancen werden
bislang leider noch nicht in vollem Umfang genutzt. Das
muss sich dringend ändern.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Auch die EU muss auf die Herausforderungen ange-
messen reagieren. Wir müssen deswegen in europäi-
schen Dimensionen denken. Wichtige Forschungsvor-
haben sind heute technisch und finanziell praktisch nur
noch im europäischen Maßstab durchführbar. Dabei
denken Sie, Frau Sager, wie ich zum Beispiel an Galileo
oder auch an ITER.

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(C (D Ein weiterer nicht zu unterschätzender Ansatz in der uropäischen Forschungsförderung ist der Wissenchaftlernachwuchs. Dieser ist die Grundlage für den eg zu unseren Zielen. Einige Forschungsbereiche sind edoch entweder gar nicht oder nur unzureichend beannt. So erreichen wir den wissenschaftlichen Nachuchs leider nicht. Faszination und Neugier müssen der ungen Generation vermittelt werden. Deswegen ist es ichtig, dass der Nachwuchs nicht nur national, sondern uch auf europäischer Ebene gefördert und unterstützt ird und so Motivation erfährt. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Bei den Bemühungen der EU müssen wir darauf ach-
en, dass neue europäische Forschungsinfrastruk-
uren nur in den Bereichen gefördert werden, in denen
ereits vorhandene nationale Einrichtungen diese Aufga-
en nicht ausfüllen können. Hierbei sollen bestehende
orschungseinrichtungen stärker an die gemeinschaftli-
he Forschungsinfrastruktur angebunden werden. Im
ahmen der europäischen Forschungspolitik ist es dabei
esonders wichtig, dass das Forschungsrahmenpro-
ramm einen europäischen Mehrwert generieren muss.
s darf nicht zulasten der nationalen Forschungsförde-

ung gehen. Ein europäischer Forschungszentralismus
uss unbedingt vermieden werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


ie Unionsfraktion und auch die Fraktion der SPD sind
anz froh darüber, dass die neue Bundesregierung das
ffensichtlich auch so sieht.

Mit der Erklärung von Lissabon hat sich die EU das
iel gesetzt, Europa an die Spitze der Wissensgesell-
chaften zu führen. Mit dem Forschungsrahmenpro-
ramm soll Europa zur stärksten Forschungs- und Inno-
ationsregion werden. Dieses Ziel wird in diesem Haus
ohl von allen Fraktionen gemeinsam getragen. Die
aufzeit des 7. Programms ab dem 1. Januar 2007
urde sinnvollerweise der finanziellen Vorausschau von
007 bis 2013 angepasst. Das bietet den Forschungsein-
ichtungen eine wesentlich größere Planungssicherheit.

Leider – darauf ist Frau Sager schon eingegangen –
onnte auf europäischer Ebene nicht alles wie ge-
ünscht im 7. Programm verankert werden. Die vorge-

ehene finanzielle Ausstattung wurde nicht erreicht. Es
st jedoch dem großen Einsatz der Bundesregierung und
nsbesondere der Bundeskanzlerin zu verdanken, dass
m Ende ein tragfähiger und auch finanzierbarer Kom-
romiss steht. Im Jahr 2013 werden die EU-Forschungs-
ittel 75 Prozent über denen des Jahres 2006 liegen. Das

st ein unbestreitbar großer Erfolg.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Die nächste Stufe bei der notwendigen Einigung be-
üglich der finanziellen Vorausschau ist die Einigung
it dem Europäischen Parlament. Der Start des Pro-

ramms kann dann am 1. Januar 2007 zeitlich parallel
it der deutschen Ratspräsidentschaft erfolgen und er-

olgreich vollzogen werden.






(A) )



(B) )


Carsten Müller (Braunschweig)

Meine Damen und Herren, gestatten Sie mir, dass ich
drei für die Union wichtige Gesichtspunkte hier noch
einmal genauer benenne:

Erstens. Eine Verfahrensverbesserung im Vergleich
zum 6. Programm ist bei der Programmbeteiligung
kleiner und mittelständischer Unternehmen zu errei-
chen. Insbesondere das derzeitige Antragsverfahren hat
sich als zu kompliziert erwiesen. Es kann tatsächlich
nicht angehen, dass kleine und mittelständische Unter-
nehmen eigene Experten beschäftigen müssen, um die
Antragsformulare bearbeiten zu können. Das muss geän-
dert werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie der Abg. Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Zweitens. Neu ist der Bereich der Sicherheitsfor-
schung. Dieser muss weit gefasst werden. Der Schutz
vor Unterdrückung, Krankheit und Hunger wie auch der
Schutz vor Katastrophen durch Terror oder Naturereig-
nisse ist einzubeziehen. Europa muss vor dem Hinter-
grund wachsender terroristischer Gefahren und zuneh-
mender Umweltkatastrophen Antworten auf die
veränderte Sicherheitslage finden. Ich halte es für falsch
– das sage ich mit Blick auf den Antrag von Bündnis 90/
Die Grünen –, dass sinnvolle Forschung nur aufgrund ei-
nes eventuell möglichen Dual-Use-Charakters aus ideo-
logischen Gründen abgelehnt wird. Der vorliegende An-
trag trägt zudem leider nicht dazu bei, eine praktikable
Abgrenzung zwischen Sicherheits- und Militärforschung
zu finden.

Angesichts der veränderten Bedingungen im alltägli-
chen Leben durch die Gefahren von Terrorismus und
Kriminalität ist es wichtig, dass der Bereich der Sicher-
heitsforschung auch eine Entsprechung auf europäischer
Ebene findet. Ihnen ist der Bereich der Sicherheitsfor-
schung leider nur eine kurze Erwähnung wert.

Drittens. Ein weiterer grundlegender Bereich ist die
Energieforschung. Vor dem Hintergrund der Verknap-
pung fossiler Brennstoffe sowie der notwendigen Ver-
sorgungssicherheit des europäischen Wirtschaftsraums
muss ein bezahlbarer und vernünftiger Energiemix das
klare Ziel sein. Um das zu erreichen, müssen die For-
schungsanstrengungen in diesen Bereichen enorm ver-
stärkt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Aufnahme der Energieforschung als spezielles
Themenfeld in das 7. Programm ist deshalb ausdrücklich
zu begrüßen. In diesem Zusammenhang ist es von vor-
rangiger Bedeutung, dass diesbezügliche Forschungs-
projekte zunächst einmal ohne ideologische Scheuklap-
pen geprüft werden; ihre Potenziale müssen gesehen
werden. Ich möchte Ihren Blick hier besonders auf lang-
fristige Projekte richten und erwähne in diesem Zusam-
menhang noch einmal ITER.

Unerlässlich ist es jedoch, dass das gesamte
7. Forschungsrahmenprogramm unter allen Umständen
unter der Maßgabe des Exzellenzprinzips aufgebaut

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(C (D nd durchgeführt wird. Nur durch eine nach wissenchaftlichen Kriterien ausgerichtete Forschungsfördeung können die Lissabonziele tatsächlich erreicht weren. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Bündnis 90/Die Grünen haben zum 7. Forschungsrah-
enprogramm einen sehr wortreichen Antrag vorgelegt.
emerkenswert ist, wie Sie Ihre Schwerpunkte setzen.
n der einen oder anderen Stelle scheinen tatsächlich
och sehr stark Ideologie und Dogmatik durch. Sie zie-
en dadurch Grenzen, die gerade für die dynamischen
ereiche Forschung und Wissenschaft kaum hilfreich

ind. Ich will Ihnen einige wenige Beispiele nennen:

Nehmen wir den Bereich „Ökologischer Landbau“.


(Uwe Barth [FDP]: Lassen Sie mir noch ein paar übrig!)


Gerne, es gibt genügend, Herr Barth. – Unbestritten
in wichtiger Bereich, aber es kann nicht ernsthaft ein
esonders herauszustellender Aspekt des 7. Forschungs-
ahmenprogramms sein.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Wieso eigentlich nicht?)


Ein weiteres Beispiel für außerordentliche Themen-
preizung liefern Sie in Ihrem Antrag im Kapitel „Ver-
ehr“. Sie erwähnen dort außergewöhnlich ausführlich
en Bereich Carsharing. Man könnte beim Lesen den
indruck bekommen, dass Ihnen die Untersuchung von
arsharing genauso wichtig ist wie die Nanotechnolo-
ie.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch Unsinn! – Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: Diesen Eindruck hatte ich!)


ch glaube tatsächlich, dass wir das auf ein gesundes
aß zurückführen sollten.

Insgesamt fällt auf, dass die thematische Schwer-
unktbildung und der Blick für die großen Dimensionen
es 7. Forschungsrahmenprogramms nicht unbedingt die
tärke von Bündnis 90/Die Grünen ist. Alles in allem
ann leider so dem vorliegenden Antrag nicht zuge-
timmt werden.

Meine Damen und Herren, Sie gestatten mir eine
etzte Ausführung: Für Wissenschaft und Wirtschaft geht
s in nächster Zeit vor allem darum, sich auf die neuen
anagementregeln des 7. Forschungsrahmenpro-

ramms einzustellen. Wir müssen uns darum kümmern,
ass es einen möglichst reibungslosen und fließenden
bergang vom sechsten zum siebten Programm gibt.
azu sind die endgültigen Regelungen frühzeitig zu ver-
ffentlichen. Wir rechnen insofern auch auf die Koope-
ation der Bundesregierung.

Wir glauben, dass das 7. Forschungsrahmenpro-
ramm ein großer Erfolg wird. Das wird nicht zuletzt da-
urch gewährleistet, dass es parallel mit dem Beginn der
eutschen Präsidentschaft auf EU-Ebene gestartet wird.






(A) )



(B) )


Carsten Müller (Braunschweig)


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP – Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Chefideologe!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602310100

Herr Kollege Müller, das war Ihre erste Rede im

Deutschen Bundestag. Ich gratuliere Ihnen im Namen
des Hauses dazu sehr herzlich.


(Beifall)


Das Wort hat jetzt der Kollege Uwe Barth von der
FDP-Fraktion.


Uwe Barth (FDP):
Rede ID: ID1602310200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!

Lassen Sie mich zunächst auf das Positive eingehen. Der
vorliegende Antrag führt eine Reihe richtiger Ansätze
auf: die europäische Sicherheitsforschung, den Europäi-
schen Forschungsrat, die Wasserstoffforschung und die
Energiespeicherforschung. In ganz wesentlichen Teilen
ist der Antrag aber eine nochmalige Zurschaustellung
vermeintlicher Erfolge einer in Wahrheit verfehlten rot-
grünen Forschungspolitik in Deutschland.


(Beifall bei der FDP – Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Das sehen wir ausdrücklich anders!)


Das, was Sie, Frau Sager, hier als Prioritätensetzung be-
zeichnet haben, ist in Wahrheit der Versuch, über das
7. Forschungsrahmenprogramm trotz nicht mehr vorhan-
dener Mehrheit Ihre Forschungspolitik fortzusetzen.

Schon die einleitenden Feststellungen rücken die Be-
deutung der Brüsseler Forschungspolitik in ein völlig
falsches Licht.


(Widerspruch bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Mehr Geld für Brüssel zu fordern, damit die EU-Admi-
nistration mehr Geld für Forschung aufwenden kann,
führt in eine Sackgasse. Auf der einen Seite reden wir
uns hier im Hohen Hause die Köpfe über eine Föderalis-
musreform und die damit verbundene Reform der
Finanzverfassung heiß, auf der anderen Seite wird aber
mit diesem Antrag der Versuch unternommen, das in der
EU geltende Subsidiaritätsprinzip zulasten der Mit-
gliedstaaten zu unterwandern.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das steht aber wirklich nicht drin!)


Das ist nicht der richtige Weg.


(Beifall bei der FDP)


Ebenso ist der Verweis darauf, dass die EU-Mitglied-
staaten im Durchschnitt nur knapp 2 Prozent ihres BIP in
Forschung und Entwicklung investieren, noch lange
keine ausreichende Begründung dafür, das Budget der
EU zu erhöhen. Europa kann nicht all das reparieren,
was in den Ländern versäumt wird.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben von Prioritäten im Budget gesprochen!)


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(C (D ier herrscht die Vorstellung: Gebt der EU mehr Geld, ann wird sie schon alles richten. (Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das habe ich nicht gesagt! Das steht da nicht drin!)


o geht es nicht.

Auch Deutschland ist mit seinen knapp 2,5 Prozent
m Jahr 2004 nicht in der Spitzengruppe der euro-
äischen Länder zu finden. Aber bei steigenden
-und-E-Ausgaben in der Wirtschaft hat sich der Anteil
er öffentlichen Hand deutlich verringert. Der Bericht
es Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft hat
ns diese Entwicklung deutlich vor Augen geführt.

Das zeigt: Jedes Mitgliedsland muss seine Hausauf-
aben machen und klare Zielsetzungen im eigenen Land
aben, um die Lissabonstrategie bis 2010 zu verwirkli-
hen.


(Beifall bei der FDP)


ns bleiben dafür noch viereinhalb Jahre. Das 7. For-
chungsrahmenprogramm startet aber erst 2007 und geht
is 2013. Stellen wir uns doch einmal selbst die Frage,
b wir daran glauben, dass Deutschland im Jahr 2010
it dem Transrapid die Ziellinie überfährt. Hier sind

och deutliche Zweifel angebracht.

Gingen wir den Feststellungen in diesem Antrag auf
en Leim, dann würden wir nachträglich auch Ja sagen
u einer aus unserer Sicht katastrophalen und verfehlten
nergieforschungspolitik von Rot-Grün. Herr Müller hat
as Beispiel ITER schon angesprochen.

Wenn wir diesem Antrag zustimmten, würden wir uns
uch der Auffassung anschließen, dass ein Forschungs-
erbot in einem Land automatisch die Forschungsförde-
ung in allen anderen Ländern verbietet.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt auch nicht!)


ch denke da an die biotechnologische Forschung und
esonders an die Stammzellforschung. Warum drehen
ir diese Forderung nicht um? Was in einem Land er-

aubt ist, soll in den anderen Ländern ebenfalls erlaubt
ein.


(Beifall bei der FDP – Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie war das mit dem Subsidiaritätsprinzip?)


umindest sollte die Kriminalisierung der Forschung im
usland beendet werden. Das wäre ein freiheitlicher An-

atz; so entstünde Wettbewerb.


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ob das in Ihrer Fraktion mehrheitsfähig ist, was Sie da vortragen?)


ber das ist mit Ihrer Regelungswut und vor allem mit
hrem Anspruch, quasi die letzte Instanz in allen morali-
chen Fragen in diesem Universum zu sein, natürlich
icht zu vereinbaren.


(Beifall des Abg. Christoph Waitz [FDP])







(A) )



(B) )


Uwe Barth
Meine Damen und Herren, die Grünen haben es ge-
schafft, dass Deutschland seine Führungsposition in der
kerntechnischen Forschung verloren hat. Nun wollen
sie an Euratom heran. Ich sage: Achtung! Das hat lang-
fristig negative Konsequenzen für die Sicherheit der
Kernreaktoren in Europa und stellt letztlich eine Gefahr
für alle Europäer dar. Die Grünen wollen nicht wahrha-
ben, dass die Kernenergie in Europa wieder auf dem
Vormarsch ist


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist eine Sackgassentechnologie!)


und von den Menschen wieder als Bestandteil einer si-
cheren Energieversorgung angesehen wird. Deshalb
– und damit wir die größtmögliche Sicherheit errei-
chen – brauchen wir auch in diesem Bereich eine leis-
tungsfähige Forschung in Europa.

Ergebnis der Betrachtung: Den Geist dieses Antrages
können wir nicht mittragen. Wir müssen ihn daher ableh-
nen.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das werden wir alle verschmerzen!)


Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602310300

Das Wort hat der Kollege René Röspel von der SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



René Röspel (SPD):
Rede ID: ID1602310400

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Es ist immer wieder gut und schön, über For-
schung und Wissenschaft, Bildung und Entwicklung in
diesem Hause sprechen zu können, vor allen Dingen
freitags nachmittags vor „vollem“ Haus, wenn man
schon überlegen muss, wie man gleich nach Hause
kommt. Es macht Spaß, hier über Forschung zu spre-
chen, vor allen Dingen weil es ein Bereich ist, in dem
wir in den letzten Jahren auch von dieser Stelle als Bund
eine Menge haben bewegen können. Ich glaube, dass wir
auch in den nächsten Jahren gemeinsam eine Menge be-
wegen können.


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


Bildung und Forschung sind von zentraler Bedeutung für
die Zukunft unserer Gesellschaft. Deswegen ist es gut,
dass dieses Thema immer wieder Eingang in dieses Haus
findet.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Regierungen der Mitgliedstaaten der Europäi-
schen Union haben auf ihrem Gipfeltreffen im
März 2000 in Lissabon die so genannte Lissabonstrate-
gie beschlossen. Danach soll Europa – ich zitiere – „bis
zum Jahr 2010 der wettbewerbsfähigste und dyna-

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(C (D ischste wissensbasierte Wirtschaftsraum der Welt“ erden. Deutschland war in diesem Fall sogar ein bisschen chneller. Wir haben in einem Kraftakt seit 1998 die Beingungen für Forschung und Entwicklung in diesem and deutlich verbessert. Die Bruttoinlandsausgaben für orschung und Entwicklung lagen 1998 bei 45 Mil iarden Euro und im vorletzten Jahr bei 55 Milliaren Euro. Das bedeutet eine Steigerung um 21 Prozent. as Bundesministerium für Bildung und Forschung hat 998 für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technoogieentwicklung 7,2 Milliarden Euro ausgegeben; 2005 agen die Ausgaben bei 9,9 Milliarden Euro. Das ist eine teigerung von 37,5 Prozent. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Dr. Lukrezia Jochimsen [DIE LINKE]: Toll!)


Wenn Sie mir diesen Diskurs erlauben – Herr Barth,
ie sind ja noch neu in diesem Haus –: Das sind Zahlen,
ie sich jede FDP-Regierung erträumt hätte. Das haben
ie in den letzten Jahren Ihrer Regierungszeit für dieses
and leider nicht erreicht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Uwe Barth [FDP]: Ich habe ja noch nie regiert!)


Die FDP hat noch nie regiert? Dann schauen Sie ein-
al nach. Die FDP ist die Partei, die am längsten in die-

em Land an der Regierung gewesen ist.


(Uwe Barth [FDP]: Aber ich nicht!)


it den Folgen müssen wir seit 1998 umgehen.

Wenn Sie sich einmal anschauen, wie sich die Wis-
enschaftsorganisationen äußern – die Helmholtz-Ge-
einschaft lobt die Aktivitäten der letzten Jahre, die
raunhofer-Gesellschaft und die Max-Planck-Gesell-
chaft äußern sich sehr zufrieden über die Zuwächse in
en letzten Jahren –, dann würden Sie diese Situation an-
ers darstellen, als Sie es vorhin getan haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


In diesem Zusammenhang bietet es sich an, einmal
eutlich zu machen, welche zentrale Rolle Sozialdemo-
ratinnen und Sozialdemokraten dabei spielen, diese Ge-
ellschaft moderner und zukunftsfähiger zu machen. Wir
aben mit unserem alten Koalitionspartner Bündnis 90/
ie Grünen die Trendwende 1998 eingeleitet und Bil-
ung und Forschung wieder zu einem Toppthema ge-
acht. Wir sind froh, dass wir diese Politik mit dem

euen Koalitionspartner CDU/CSU gleichermaßen er-
olgreich in der Zukunft gestalten können. Diese Konti-
uität ist wichtig für das Land.


(Beifall bei der SPD)


Gestatten Sie mir noch eine Bemerkung. Sie haben re-
ativ polemisch – das ist für einen Physiker über-
aschend – in Sachen Energietechnologie argumentiert.






(A) )



(B) )


René Röspel
Wir sind in Sachen Kernfusion sicherlich näher bei den
Grünen. Das ist gar keine Frage.


(Uwe Barth [FDP]: Das wundert mich nicht!)


Schauen Sie sich einmal an, welche Bedeutung die
Kernenergie noch hat, obwohl es am 26. April vor
20 Jahren die Katastrophe von Tschernobyl gab. Aus
diesem Anlass werden wir uns sicherlich mit den Men-
schen beschäftigen müssen, die in Belarus leben und von
dieser Katastrophe betroffen waren und sind.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir müssen unter diesem Gesichtspunkt die Diskussion
über die Atomkraft führen.

Wenn Sie betrachten, was wir in den letzten Jahren im
Bereich der erneuerbaren Energien mit dem Erneuer-
bare-Energien-Gesetz geschaffen haben – damit sind wir
Weltmeister auf diesem Gebiet; andere Länder nehmen
sich ein Beispiel daran –, wenn Sie bedenken, dass wir
in Sachen Windkraftenergie mittlerweile führend sind


(Uwe Barth [FDP]: Das sehe ich jede Woche, wenn ich nach Berlin komme!)


– das sage ich als Abgeordneter eines Wahlkreises im
Ruhrgebiet, wo die Stahlindustrie eine große Rolle ge-
spielt hat, wo jetzt aber die Windenergie und die erneu-
erbaren Energien zugunsten des Umweltschutzes und
der Zukunftstechnologien einen großen Anteil haben –,
dann hätten Sie vielleicht eine andere Rede gehalten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602310500

Herr Kollege Röspel, erlauben Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Fell?


René Röspel (SPD):
Rede ID: ID1602310600

Ja, wenn ich meinen Zug noch erreiche.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602310700

Bitte eine kurze Zwischenfrage, Herr Kollege Fell.


Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1602310800

Herr Kollege Röspel, Sie haben gerade dargestellt,

wie stark die Aufwendungen für erneuerbare Energien
sein sollten und wie problematisch die Aufwendungen
für die Kernenergie sind. Ich teile diese Aussage. Kön-
nen Sie eigentlich mittragen, was im Entwurf des 7. For-
schungsrahmenprogrammes und des Euratom-Program-
mes vorgesehen ist? Danach sollen etwa 3 Milliar-
den Euro für die Kernenergie ausgegeben werden. Für
die erneuerbaren Energien hingegen sollen – man
kann es noch nicht endgültig sagen – schätzungsweise
300 bis 400 Millionen Euro, also etwa nur ein Zehntel
der Aufwendungen für die Kernenergie, ausgegeben
werden. Halten Sie dieses Verhältnis für richtig?


René Röspel (SPD):
Rede ID: ID1602310900

Ich würde mir ein anderes Verhältnis wünschen.

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(C (D (Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


us den letzten Jahren, lieber Herr Kollege Fell, wissen
ie allerdings auch, dass wir es auf europäischer Ebene

mmer sehr schwer gehabt haben, dieses Verhältnis zu
ndern. Aus zukunfts- und umweltorientierter Sicht gibt
s keine Alternative zu den erneuerbaren Energien. Man
uss also auch auf europäischer Ebene für diesbezügli-

he Veränderungen sorgen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir diskutieren heute über den Antrag der Grünen
um 7. Forschungsrahmenprogramm. Dabei ist eine ins-
esamt erfreuliche Entwicklung festzustellen, wenn-
leich wir vom 3-Prozent-Ziel, das sich die Regierungen
esetzt haben, auf deutscher wie auch auf europäischer
bene noch weit entfernt sind.

Der Antrag der Grünen – um auf das eigentliche
hema zu sprechen zu kommen – enthält viele positive
lemente. Dort werden viele Gemeinsamkeiten darge-
tellt, die vom gesamten Haus getragen werden können.
llerdings gibt es eine ganze Reihe von Punkten, zu de-
en wir Fragen haben.

Es ist Aufgabe der Opposition – das wurde auch in
er Zwischenfrage deutlich –, mehr Geld zu fordern.
ber wir konnten in unserer gemeinsamen siebenjähri-
en Regierungszeit auf europäischer Ebene feststellen,
ass das nicht immer einfach zu realisieren ist. Ich ge-
tehe Ihnen also zu, diese Forderung im Antrag zu stel-
en, wenngleich sie nicht einfach zu erfüllen ist.

Offenere und flexiblere Strukturen zu fordern, damit
in ich einverstanden. Es hat auch niemand etwas dage-
en, die Effizienz der eingesetzten Mittel zu erhöhen.
ber den Abbau von Bürokratie hat der Kollege Müller
on der CDU/CSU-Fraktion schon eine ganze Menge
esagt.


(Beifall der Abg. Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU])


eder wird dazu Ja sagen.

Im 6. Forschungsrahmenprogramm war die Ausrich-
ung darauf angelegt, gerade für kleine und mittlere
nternehmen eine Verbesserung hinzubekommen. Dies

st nicht erreicht worden. Also bleibt dies eine Aufgabe
ür die Zukunft und für uns. Das ist dringend notwendig.
ber es scheitert an der Realität.

Wenn Sie von den Grünen allerdings die Bundesre-
ierung auffordern – wie zum Beispiel auf Seite 5 Ihres
ntrages –, dafür Sorge zu tragen, „dass KMUs an den
rogrammen des Bereichs Zusammenarbeit mindestens
ie 15 Prozent aus dem 6. FRP erreichen“, so kann man
as zwar formulieren. Ich glaube aber, dass man dann,
enn man für die Antragstellung ein offenes, nach be-

timmten Kriterien festgelegtes Verfahren einführen
ill, nicht von vornherein Quoten festsetzen kann. Man
ird vielmehr erst im Nachhinein feststellen, wie hoch
er Anteil war. Es liegt außerhalb der Möglichkeiten der






(A) )



(B) )


René Röspel
Bundesregierung – diese ist ja der Adressat Ihres Antra-
ges –, Einfluss zu nehmen.

Wenn Sie auf Seite 5 die Bundesregierung auffordern,
„dass neben dem Auswahlkriterium der Exzellenz bei
der Förderung auch das Anwendungspotenzial der Inno-
vationen berücksichtigt wird“, dann hört sich das auf den
ersten Blick gut an. Aber bei genauerem Nachdenken
– das ist zumindest mir so gegangen; das soll ja hin und
wieder vorkommen – stellt sich die Frage, ob es in der
Tat sinnvoll und möglich ist, Exzellenz und Anwen-
dungspotenzial gleichermaßen als Anforderung zu pos-
tulieren. Gerade im Bereich der Grundlagenforschung ist
das Anwendungspotenzial in der Regel nicht absehbar.
Wilhelm Conrad Röntgen hätte nie gedacht, dass er eine
anwendungsorientierte Forschung betreiben würde, als
er sich mit Röntgenstrahlen befasste.

In der Tat stellen sich folgende Fragen: Was ist, wenn
das Vorhaben zwar exzellent ist, aber kein Anwendungs-
potenzial hat? Scheidet es deswegen aus?


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein!)


Oder umgekehrt: Was ist, wenn das Anwendungspoten-
zial offensichtlich und groß ist, aber keinerlei Exzellenz
vorhanden ist, weil dies nicht notwendig ist? Scheidet
dieses Vorhaben dann ebenfalls aus? Ich finde, über die-
sen Bereich sollten wir noch nachdenken.

Nebenbei offenbart sich da eine Schwachstelle der ge-
samten Exzellenzdiskussion, die wir seit einigen Jahren
führen. Sie sollten sich in Erinnerung rufen, dass wir vor
zwei Jahren eine Diskussion über SARS, über eine Seu-
che, die von China ausging und durch Viren übertragen
wurde, geführt haben. Es waren in der Tat deutsche For-
scher, die als Erste das Genom des SARS-Erregers ent-
schlüsselten. Herr Barth, dieser Erfolg kam übrigens da-
her, dass die Genomforschung durch die rot-grüne
Regierung sinnvollerweise extrem gefördert wurde. Am
Ende waren deutsche Forscher bei der Analyse und der
Behandlung der Erkrankung durch den SARS-Virus füh-
rend.

Warum war das so? Schlicht und einfach deshalb,
weil Deutschland es sich erlaubt hat, eine Nischenfor-
schung weiter zu fördern, die es in anderen Ländern
nicht mehr gab oder die es, wenn es die SARS-Fälle
nicht gegeben hätte, nicht mehr geben würde, weil sie zu
uninteressant war. Für SARS- oder ähnliche Viren hat
sich niemand interessiert. Weil unabhängig von dem Kri-
terium Exzellenz die Wirkung dieser Forschung wegen
der Größe der Forschergruppen überhaupt nicht messbar
war, haben wir es uns erlaubt, dieses Gebiet zu fördern.
Dies ist vielleicht ein Grund dafür, noch einmal darüber
nachzudenken, ob wir nicht außerhalb der Exzellenzdis-
kussion auch andere Bereiche betrachten sollten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Was den Europäischen Forschungsrat anbelangt,
fordern Sie, technologische, naturwissenschaftliche und
geisteswissenschaftliche Projekte gleichermaßen zu för-
dern. Ich sage aus meiner Sicht: Die Stärke des Konzepts
des Europäischen Forschungsrats ist gerade die Autono-

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(C (D ie. Wir unterstützen ausdrücklich Ihre Aussage, dass er Europäische Forschungsrat kein Instrument von Inteessengruppen sein darf und autonom entscheidet, welhe wissenschaftlichen Vorhaben er unterstützt. Wenn an von vornherein sagt, ihr müsst dieses und jenes leichermaßen berücksichtigen, dann, glaube ich, stellt an eine Leitplanke auf, die nicht sinnvoll ist. Die tärke des ERC ist es eben, unbürokratisch und autonom u entscheiden. Es gibt noch eine Menge zu beraten. Wir werden eute einer Überweisung Ihres Antrages an die Auschüsse zustimmen. Unseren Antrag, den von CDU/CSU nd SPD, werden wir in den Beratungen daneben legen. ielleicht gelingt es im Interesse der europäischen For chungsförderung, die Gemeinsamkeiten zu betonen. Vielen Dank. Als letzte Rednerin zu diesem Tagesordnungspunkt nd an diesem Tag hat das Wort die Kollegin Dr. Petra itte von der Fraktion Die Linke. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr öspel, Sie beklagen, dass Sie am Freitagnachmittag reen müssen. (René Röspel [SPD]: Ich habe es weiter nach Hause!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602311000

(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Petra Sitte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1602311100

ch muss als Letzte reden und habe nur vier Minuten Re-
ezeit. Wer in vier Minuten angemessen über dieses
hema reden will, muss ein kleines Wunder vollbringen.
under – das wissen Sie – ersetzen im Allgemeinen

orschung und Wissen ohnehin.


(Beifall bei der LINKEN)


eshalb kann ich nur ein paar wenige grundsätzliche Be-
erkungen machen.

Dass es so ein komplexes Programm wie das For-
chungsrahmenprogramm gibt, ist natürlich eine der
ichtigsten Leistungen auf der EU-Ebene; das ist völlig
lar. Es ist schon angedeutet worden, dass es trotzdem
icht kompensieren kann, was auf nationaler Ebene un-
erlassen wird. So sind die Ausgaben für Forschung und
ntwicklung in den letzten Jahren – um es wohlmeinend
u formulieren – als stagnierend zu bezeichnen. Die Ver-
ntwortung dafür liegt wechselseitig sowohl bei der
taatlichen Ebene als auch bei der Wirtschaft.

Die EU-Vorgabe besagt ausdrücklich, dass der Staat
in Drittel für diesen Bereich ausgeben soll. Insofern ist
s durchaus richtig, wenn der Bund in den nächsten vier
ahren 6 Milliarden Euro zusätzlich für Forschung und
ntwicklung ausgeben will. Allerdings – das ist vorhin
urz erwähnt worden – bedürfte es eigentlich Ausgaben
n Höhe von 3 Milliarden Euro pro Jahr und nicht von
,5 Milliarden Euro, um das angestrebte Ziel zu errei-
hen.






(A) (C)



(B) )


Dr. Petra Sitte

Ich will ein zweites Problem erwähnen. Im Rahmen
der Föderalismusreform wird es relativ wenige struktu-
relle Veränderungen für den Bereich Forschung und Ent-
wicklung geben. Damit bleibt auch die direkte Anknüp-
fung an die EU-Politik erhalten. Wenn man sich aber
andererseits aus der Gestaltung der Rahmenbedingungen
der Hochschulen heraushält, dann ignoriert man, dass
die deutschen Hochschulen seit vielen Jahren sehr er-
folgreich die Einheit von Forschung und Lehre praktizie-
ren.


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


Unter diesem Gesichtspunkt halte ich es für kritik-
würdig – man kann auch an die Worte von Herrn Struck
heute Morgen anknüpfen –, wenn wir hier darüber reden,
weil wir alle ganz genau wissen, was am Ende passiert.
Die einzelnen Bundesländer sprechen alle brav bei der

Ich halte es für ein wenig problematisch, wenn man
versucht, nur seine eigenen Positionen in den Antrag
aufzunehmen, und hofft, dass diese beschlossen werden.
Man kann den Versuch natürlich unternehmen, aber die
Chancen sind nicht besonders groß. Ich erwähne bei-
spielsweise, dass es im Bereich der Weltraumforschung
erheblichen Diskussionsbedarf gibt. Ich erwähne da-
rüber hinaus die neueren Diskussionen über die Stamm-
zellproblematik.

Über einige Punkte in Ihrem Antrag besteht durchaus
noch Diskussionsbedarf. Bei anderen Punkten sind Sie
relativ vage geblieben, beispielsweise beim Europäi-
schen Technologieinstitut. Hier habe ich mir an den
Rand „sehr mutig“ geschrieben. Hier spricht man sich
für eine Prüfung aus. Ich meine allerdings, dass man auf-
grund der Vorgeschichte eine eindeutig ablehnende Hal-
tung zur Logik Ihrer Gedanken formulieren müsste.
EU vor, um aus den einzelnen Fördertöpfen des 7. For-
schungsrahmenprogramms zu schöpfen. Schauen Sie
sich die Präsenz der einzelnen Bundesländer in Brüssel
oder Straßburg an! Sie sind ganz unterschiedlich ausge-
stattet, was auch mit dem Reichtum der Länder zu tun
hat. Diese Disparitäten werden noch stärker zutage tre-
ten. Bayern kann zum Beispiel ganz anders agieren als
andere Bundesländer. Vielleicht ist Bayern ein schlech-
tes Beispiel und ich ziehe lieber Baden-Württemberg he-
ran. Baden-Württemberg kann ganz anders als andere
Bundesländer auf die Fördertöpfe des Forschungs-
rahmenprogramms zugreifen. Ich meine, dass wir mit
unseren Entscheidungen diese Disparitäten vertiefen. In-
sofern muss es um Entscheidungsstrukturen in der Bun-
desrepublik Deutschland gehen, die der europäischen
Organisation Rechnung tragen.

Ebenso problematisch ist der Umgang mit den For-
schungsgegenständen und -inhalten, die sich hinter den
spezifischen Programmen und ihren thematischen Priori-
täten verbergen. Zu den Schwerpunktsetzungen – das ist
völlig klar – gibt es natürlich unterschiedliche Meinun-
gen. Das macht auch der Antrag deutlich. Auch unserer-
seits gibt es durchaus Zustimmung und Differenzen. Das
ist völlig klar. In diesem Punkt wird der Antrag der
Bündnisgrünen besonders interessant und diskussions-
würdig.

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(D

Abschließend möchte ich sagen, dass die Kommuni-
uésprache des Antrags das Lesen zu einer mühseligen
isziplinübung gemacht hat. Wenn man sich aber in die

inzelnen Abschnitte vertieft, bleibt es eine spannende
ngelegenheit.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602311200

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage auf
er Drucksache 16/710 an die in der Tagesordnung auf-
eführten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit
inverstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überwei-
ung so beschlossen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
rdnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf Mittwoch, den 15. März 2006, 13 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.