Protokoll:
18204

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 18

  • date_rangeSitzungsnummer: 204

  • date_rangeDatum: 25. November 2016

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: 09:00 Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 13:04 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/204 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 204. Sitzung Berlin, Freitag, den 25. November 2016 Inhalt: Tagesordnungspunkt I (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushalts- jahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017) Drucksachen 18/9200, 18/9202 . . . . . . . . . 20389 A b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2016 bis 2020 Drucksachen 18/9201, 18/9202, 18/9827 . 20389 B I .18 Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur Drucksachen 18/9812, 18/9824 . . . . . . . 20389 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 20389 C Norbert Brackmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 20390 D Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20392 C Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 20393 C Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 20394 A Alexander Dobrindt, Bundesminister BMVI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20396 D Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 20399 C Birgit Kömpel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20401 A Dr . Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20401 D Reinhold Sendker (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 20403 A Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20404 C Dorothee Bär (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 20405 B Dr . Birgit Malecha-Nissen (SPD) . . . . . . . . . . 20405 D Gero Storjohann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 20406 D Kirsten Lühmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 20408 A Ulrich Lange (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 20409 B I .19 Einzelplan 32 Bundesschuld Drucksache 18/9822 . . . . . . . . . . . . . . . 20410 C I .20 Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung Drucksache 18/9823 . . . . . . . . . . . . . . . 20410 D I .21 Haushaltsgesetz 2017 Drucksachen 18/9825, 18/9826 . . . . . . . 20411 A Tagesordnungspunkt III: Dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2017 (Haushaltsge- setz 2017) Drucksachen 18/9200, 18/9202, 18/9802, 18/9805, 18/9806, 18/9807, 18/9808, 18/9809, 18/9810, 18/9811, 18/9812, 18/9813, 18/9814, 18/9815, 18/9816, 18/9821, 18/9822, 18/9823, 18/9824, 18/9825, 18/9826 . . . . . . . . . . . . . . . 20411 B Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 20411 C Dr . André Berghegger (CDU/CSU) . . . . . . . . 20413 A Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20414 D Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 204 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 25 . November 2016II Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20416 A Dr . Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20417 D Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 20420 A Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20421 A Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20422 B Kerstin Radomski (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 20423 C Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20425 A Dr . Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 20426 A Martin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20427 C Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 20428 B Ulrike Gottschalck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 20429 D Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 20430 D Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20431 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20434 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20434 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 20435 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20435 C (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 204 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 25 . November 2016 20389 204. Sitzung Berlin, Freitag, den 25. November 2016 Beginn: 9 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigung 202 . Sitzung, Seite 20240 D, erster Absatz, dritter Satz, ist wie folgt zu lesen: „Ich hoffe, dass wir an dem Punkt besser ausgestattet sind als dieses Jahr und nicht wie- der eine solch peinliche Situation wie im Herbst dieses Jahres im Haushaltsausschuss erleben, wo zwischen Auswärtigem Amt und BMZ über die überplanmäßigen Ausgaben gestritten wurde, bis das Kanzleramt einge- schaltet werden musste .“ (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 204 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 25 . November 2016 20435 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bilger, Steffen CDU/CSU 25 .11 .2016 Connemann, Gitta CDU/CSU 25 .11 .2016 De Ridder, Dr . Daniela SPD 25 .11 .2016 Freudenstein, Dr . Astrid CDU/CSU 25 .11 .2016 Frieser, Michael CDU/CSU 25 .11 .2016 Gleicke, Iris SPD 25 .11 .2016 Heller, Uda CDU/CSU 25 .11 .2016 Henke, Rudolf CDU/CSU 25 .11 .2016 Hennrich, Michael CDU/CSU 25 .11 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 25 .11 .2016 Jung, Xaver CDU/CSU 25 .11 .2016 Kramme, Anette SPD 25 .11 .2016 Kretschmer, Michael CDU/CSU 25 .11 .2016 Marwitz, Hans-Georg von der CDU/CSU 25 .11 .2016 Michelbach, Dr . h . c . Hans CDU/CSU 25 .11 .2016 Möhring, Cornelia DIE LINKE 25 .11 .2016 Notz, Dr . Konstantin von BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2016 Pilger, Detlev SPD 25 .11 .2016 Rüffer, Corinna BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2016 Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2016 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2016 Schimke, Jana CDU/CSU 25 .11 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 25 .11 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Schnieder, Patrick CDU/CSU 25 .11 .2016 Strebl, Matthäus CDU/CSU 25 .11 .2016 Tank, Azize DIE LINKE 25 .11 .2016 Timmermann-Fechter, Astrid CDU/CSU 25 .11 .2016 Wawzyniak, Halina DIE LINKE 25 .11 .2016 Zeulner, Emmi * CDU/CSU 25 .11 .2016 *aufgrund gesetzlichen Mutterschutzes Anlage 2 Amtliche Mitteilung ohne Verlesung Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Uni- onsdokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat . Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/10116 Nr . A .1 Ratsdokument 12316/16 Drucksache 18/10116 Nr . A .2 Ratsdokument 12495/16 Drucksache 18/10116 Nr . A .3 Ratsdokument 12497/16 Drucksache 18/10116 Nr . A .4 Ratsdokument 12507/16 Innenausschuss Drucksache 18/8140 Nr . A .2 Ratsdokument 6720/16 Drucksache 18/8470 Nr . A .3 EP P8_TA-PROV(2016)0102 Drucksache 18/8668 Nr . A .5 ERH 9/2016 Drucksache 18/8668 Nr . A .10 Ratsdokument 7934/16 Drucksache 18/9605 Nr . A .10 Ratsdokument 10466/16 Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz Drucksache 18/10116 Nr . A .9 Ratsdokument 12253/16 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 204 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 25 . November 201620436 (A) (C) (B) (D) Finanzausschuss Drucksache 18/10116 Nr . A .16 Ratsdokument 12068/16 Drucksache 18/10116 Nr . A .17 Ratsdokument 12302/16 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsi- cherheit Drucksache 18/9605 Nr . A .60 Ratsdokument 11483/16 Drucksache 18/9605 Nr . A .61 Ratsdokument 11494/16 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenab- schätzung Drucksache 18/9605 Nr . A .66 EP P8_TA-PROV(2016)0291 Drucksache 18/9746 Nr . A .8 Ratsdokument 11532/16 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent- wicklung Drucksache 18/9605 Nr . A .68 Ratsdokument 11357/16 Drucksache 18/10116 Nr . A .30 EP P8_TA-PROV(2016)0337 Drucksache 18/10116 Nr . A .31 Ratsdokument 12290/16 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Uni- on Drucksache 18/9605 Nr . A .69 EP P8_TA-PROV(2016)0309 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 204 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 25 . November 2016 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 204. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 12 Verkehr und digitale Infrastruktur EPL 32 Bundesschuld EPL 60 Allgemeine Finanzverwaltung TOP I Haushaltsgesetz 2017; Finanzplan 2016 bis 2020 TOP III Haushaltsgesetz 2017 (3. Beratung) Anlagen Anlage 1 Anlage 2
Gesamtes Protokol
Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1820400000

Einen wunderschönen guten Morgen! Die Sitzung ist

eröffnet.

Wir setzen heute die Haushaltsberatungen – Tagesord-
nungspunkt I – fort:

a) Zweite Beratung des von der Bundesregierung
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017)


Drucksachen 18/9200, 18/9202

b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haus-
haltsausschusses (8 . Ausschuss) zu der Unter-
richtung durch die Bundesregierung

Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020

Drucksachen 18/9201, 18/9202, 18/9827

Ich rufe den Tagesordnungspunkt I .18 auf:

Einzelplan 12
Bundesministerium für Verkehr und digitale
Infrastruktur

Drucksachen 18/9812, 18/9824

Für die Berichterstattung zeichnen die Kollegen
Norbert Brackmann, Bettina Hagedorn, Roland Claus
und Sven-Christian Kindler verantwortlich .

Hierzu liegt ein Entschließungsantrag der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen vor, über den wir heute nach der
Schlussabstimmung abstimmen werden .

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache 96 Minuten vorgesehen . – Widerspruch
ist nirgendwo erkennbar . Dann ist das so beschlossen .

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
ner das Wort dem Kollegen Roland Claus für die Frakti-
on Die Linke .


(Beifall bei der LINKEN)



Roland Claus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1820400100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es wäre so

schön und wichtig zugleich, einmal über die Zukunft un-
serer Mobilität in diesem Lande zu sprechen . Allein das
Präsidium hat anders entschieden, und wir müssen über
den Etat des Bundesministeriums für Verkehr und digita-
le Infrastruktur reden . Das heißt leider mehr gestern als
morgen, meine Damen und Herren .


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg . Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Zurufe von Abgeordneten der SPD: Oh!)


Wie dem auch sei: Wir reden und entscheiden hier
und heute über den Mobilitätshaushalt des Bundes und
in Verbindung damit über den größten Investitionsetat .
Die Frage lautet: Wie wollen wir uns heute und zukünftig
bewegen – auf der Straße, auf der Schiene, auf Wasser-
straßen, in der Luft und auch mehr und mehr in digitalen
Netzen? Wenn da nicht Alexander Dobrindt und seine
Staatssekretäre wären, könnten wir von der Verantwor-
tung eines echten Zukunftsministeriums reden .

Wir könnten über mehr und besseren öffentlichen Per-
sonennahverkehr entscheiden, über eine Eisenbahn, die
kleinere Orte nicht abhängt, über weniger Binnenflüge,
über ein attraktives Wassertourismuskonzept, über Kon-
zepte zur Vermeidung von immer mehr Gütertransporten
auf den Straßen und über einen digitalen Quantensprung .
Wir könnten heute die Weichen für eine Mobilität von
morgen stellen . Ja, das wäre echt spannend und heraus-
fordernd .

Weil da aber Bundesminister Alexander Dobrindt ist,
der schon sehnsuchtsvoll darauf wartet, uns hier zum
x-ten Male seinen Investitionshochlauf zu verkünden,
müssen wir über die Fehler von heute reden . Das ist bei
mir eine lange Geschichte, bei der mir der Präsident si-
cher irgendwann die Zeitgrenzen aufzeigen wird .


(Gustav Herzog [SPD]: Das ist ja bei euch Linken auch notwendig, euch alles dreimal zu sagen! Ihr habt es immer noch nicht kapiert!)







(A) (C)



(B) (D)


Inzwischen ist klar geworden, was Sie mit „Investiti-
onshochlauf“ meinen, meine Damen und Herren von der
Koalition .


(Gustav Herzog [SPD]: Die Rede hat er doch schon 15 Mal gehalten!)


Gemeinsam mit Bundesminister Wolfgang Schäuble
plant der Bundesverkehrsminister nichts anderes als ei-
nen Privatisierungshochlauf. Ich hoffe, dass Ihnen das
das Parlament nicht durchgehen lässt .


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg . Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Privates Geld soll für öffentliche Infrastruktur ange-
worben werden . Wir als Linke sagen dazu: Das geht in
Ordnung . Es gibt da aber zwischen uns einen kleinen
Unterschied: Sie wollen bei den Fonds und Versicherun-
gen um Geld betteln und mit denen Geschäfte machen,
während wir sie gerecht besteuern wollen, um auf diese
Weise mehr Geld für die öffentliche Infrastruktur zu be-
schaffen.


(Beifall bei der LINKEN)


Bundesminister Schäuble hat im Haushaltsausschuss
auf Nachfrage ziemlich unverblümt zugegeben, dass der
Druck in Richtung einer privaten Finanzierung der öf-
fentlichen Infrastruktur sehr wohl von den Banken und
Versicherungen ausgeht . Nun sagt mir die SPD, ich solle
nicht so besorgt sein, weil die Bundesautobahnen doch in
öffentlicher Hand blieben.


(Gustav Herzog [SPD]: Genau! – Bettina Hagedorn [SPD]: Das machen wir ja!)


Ich würde das so gerne glauben . Aber ich muss euch sa-
gen: Dann werden die Renditeerwartungen der großen
Fondsanleger und Versicherungen nicht mehr erfüllt .


(Kirsten Lühmann [SPD]: Genau! Deshalb wird es privates Kapital geben! Ganz einfach!)


Meine lieben Freunde von der SPD, ihr habt mir schon
2001 versprochen, so schlimm werde das mit der Ries-
ter-Rente nicht werden . Und was ist eingetreten? Inso-
fern muss ich darum bitten: Machen Sie sich stark gegen
eine Privatisierung unserer öffentlichen Infrastruktur!


(Beifall bei der LINKEN – Bettina Hagedorn [SPD]: Wir sind schon stark!)


– Bei eurer Stärke ist noch Luft nach oben .

Als Minister für die digitale Infrastruktur könnten Sie,
Herr Dobrindt, viel mehr leisten für eine – so will ich
das einmal bezeichnen – digitale Wiedergutmachung im
ländlichen Raum für zerstörte Daseinsvorsorge .


(Beifall bei der LINKEN)


Nun werden Sie sagen: Das machen wir doch gerade . –
Aber ein Vergleich – auch in Europa – zeigt: Deutschland
digitalisiert sich auf etwa einem Drittel des Niveaus der
baltischen Staaten . Deshalb ist es leider die Wahrheit,
dass der sozialen Spaltung in diesem Land die digitale

Spaltung folgt . Das kann Sie doch nicht ruhig lassen . Da
muss man doch etwas verändern .


(Beifall bei der LINKEN)


Der Deutschen Bahn AG sollen nun im Etat fast
1,5 Milliarden Euro mehr an Subventionen zufließen:
1 Milliarde Euro mehr an Eigenkapital und Verzicht auf
etwa 350 Millionen Euro Bahndividende – das erreich-
te uns quasi nebenbei als Pressemitteilung der Bericht-
erstatter im Haushaltsausschuss . Das geht in Ordnung,
deutet aber darauf hin, dass hier Druck in letzter Mi-
nute ausgeübt wurde . Wenn wir über die Unterstützung
einer bürgerfreundlichen Bahn und über mehr Bahn in
der Fläche reden würden, würde das in Ordnung gehen .
Aber wie viele Anträge hat meine Fraktion gestellt, in
denen wir Sie auf Ihre Eigentümerfunktion aufmerksam
gemacht haben? Immer haben Sie gesagt, bei einer pri-
vatrechtlich organisierten AG gehe so etwas nicht . Aber
jetzt, wo plötzlich 1,5 Milliarden Euro hineingepumpt
werden, ist auf einmal alles möglich . Das ist ein Vorge-
hen nach zweierlei Maß .


(Beifall bei der LINKEN)


Nun träumen meine Haushaltskollegen weiter den Traum,
mehr Geld für die privatisierte Bahn bringe mehr Trans-
parenz und Kontrolle, sogar mehr Bahn in der Fläche .
Die Kunde höre ich wohl, allein mir fehlt der Glaube .

Abschließend, meine Damen und Herren: Sehr viel
Geld für Investitionen in schlechten Händen ist auch
keine Lösung . Deutschland braucht eine zukunftsfähige
Mobilitäts- und Infrastrukturpolitik . Wir müssen uns auf
die Zukunft zubewegen und dürfen nicht im Weiter-so
verharren . Die gute Nachricht habe ich in dieser Woche
vielfach gehört – das wurde von dieser Stelle aus x-mal
gesagt –, nämlich das sei der letzte Haushalt der Großen
Koalition . Wenigstens – so habe ich mir gesagt – eine
gute Nachricht!

Vielen Dank .


(Beifall bei der LINKEN – Bettina Hagedorn [SPD]: Der letzte in dieser Legislaturperiode! – Max Straubinger [CDU/CSU]: Der letzte Haushalt in dieser Legislaturperiode!)



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1820400200

Für die CDU/CSU spricht als Nächster der Kollege

Norbert Brackmann .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Norbert Brackmann (CDU):
Rede ID: ID1820400300

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Zunächst einmal: Das ist der letzte Haushalt in
dieser Legislaturperiode. Deswegen haben wir vorläufig
Bilanz zu ziehen . Die Mittel für den Infrastrukturhaus-
halt, über den wir heute Morgen reden, haben wir um
5,2 Milliarden auf 27,9 Milliarden Euro gesteigert . Das
ist der höchste Infrastrukturetat, den wir je in der Repu-

Roland Claus






(A) (C)



(B) (D)


blik hatten . Kein anderer Etat hat solche Zuwächse zu
verzeichnen .


(Roland Claus [DIE LINKE]: Der von Frau von der Leyen!)


Dies ist ein Erfolg der gesamten Koalition und damit auch
ein Erfolg des Ministers Dobrindt und seiner Staatssekre-
täre, Kollege Claus . Das muss man deutlich voranstellen .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben – das wissen wir alle – einen erheblichen
Sanierungsstau übernommen . Die Daehre-Kommission
und die Bodewig-Kommission haben 2013 den Fehlbe-
darf beschrieben, den wir bei den Investitionen haben .
Dabei geht es um eine Lücke von 3,2 Milliarden Euro .
Das Schließen dieser Lücke, Kolleginnen und Kollegen,
übererfüllen wir mit dem Haushalt 2017 . Wir liegen um
200 Millionen Euro darüber . Das zeigt, dass diese Ko-
alition es ernst damit meint, Zukunft zu gestalten . Und
Zukunft zu gestalten, heißt eben auch, für die Menschen,
die Arbeit brauchen, die erforderliche Infrastruktur zu
schaffen und zu erhalten, um damit die Voraussetzungen
für langfristiges Wachstum in die Zukunft hinein zu ge-
nerieren .


(Beifall bei der CDU/CSU)


Erfolg ist hier aber nicht allein mit Geld zu erzielen .
Wir sehen ja, dass bei den letzten Haushalten sehr viele
Mittel insbesondere für die Straßenausbauten nach Bay-
ern geflossen sind.


(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! Selbstkritik?)


Das ist, liebe Kolleginnen und Kollegen, nun nicht das
Verdienst des Ministers, der aus Bayern kommt,


(Roland Claus [DIE LINKE]: Nein, nein!)


sondern das ist mehr das Unvermögen der 15 anderen
Verkehrsminister aus den Ländern, die keinerlei Projekte
für Straßenbauten mehr anbieten können . Da liegt unser
Kernproblem .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg . Martin Burkert [SPD])


Deswegen muss es doch unser Ziel sein, genau diese
Lücke zu schließen . Ich will jetzt gar nicht darauf ver-
fallen – das ist ja bei anderen Etats genügend gemacht
worden –, auf die Länder zu schimpfen .


(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Fällt Ihnen nichts anderes mehr ein, oder was?)


Ich glaube, die Bürger wollen nicht, dass wir uns unter-
einander auf diese Art und Weise in die Wolle kriegen,
sondern sie wollen, dass wir ihnen Lösungen anbieten .

Die Probleme liegen eben primär, wie dargestellt,
nicht im Bereich des Finanzsektors, sondern uns allen
fehlen Planungskapazitäten . Uns fehlen die Ingenieure .
Es fehlen diejenigen, die entsprechend baureife Projekte
nach vorne bringen . Deswegen wird auch bei der Infra-
strukturgesellschaft – wenn wir die dann 2021 auf die

Spur gebracht haben – ein ganz anderes Thema im Vor-
dergrund stehen als das, was heute diskutiert wird .

Heute wird in den Ländern darüber diskutiert: Wie
können wir dafür sorgen, dass die Mitarbeiter dort or-
dentlich übernommen werden? Ich glaube, das Problem
wird ein ganz anderes sein . Es wird darin liegen, dass uns
die Länder, die dann auch weiterhin die Zuständigkeit für
ihre Landesstraßen – zum Teil aber auch für Bundesstra-
ßen – haben, gar nicht so viele Ingenieure geben können,
wie wir für eine ordentliche Aufgabenerfüllung brau-
chen . Deswegen haben wir auch in Bezug auf diesen Etat
gesagt: Wir schaffen selbst einen Studiengang für Inge-
nieurwesen bei der Bundeswehruniversität in Hamburg,
und zwar mit Trimestern, um schneller, als andere Uni-
versitäten das können, dafür Sorge zu tragen, dass wir in
den entsprechenden Bereichen – wenn wir diese Aufgabe
2021 übernehmen – auch langfristig den erforderlichen
Nachwuchs haben . Dies, Kollege Claus, zeigt, dass wir
langfristig gut aufgestellt sind, langfristig denken und für
die Ressourcen, die wir dann brauchen, sorgen werden .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das gilt im Übrigen nicht nur für die Straße . Wir wer-
den in 2017 über 1 Milliarde Euro in die Wasserstraßen
investieren . Dort haben wir ein ähnliches Problem . Auch
dort ist in den letzten Jahren viel Geld, das wir bereit-
gestellt haben, gar nicht ausgegeben worden . Deswegen
haben wir uns darum gekümmert, nicht nur neue Projekte
festzuschreiben, sondern wir schreiben mit diesem Haus-
halt auch neue Planstellen fest . Damit sorgen wir dafür,
dass die 12 500 vorhandenen Kräfte wenigstens die In-
frastruktur in Ordnung halten . Wir trennen sauber, wenn
wir sagen, dass wir, politisch gesehen, die Wasserstraßen
weiter nach vorne bringen, um damit einen ökologischen
Verkehrsträger, der noch Reserven hat, ertüchtigen zu
können . Dafür werden wir dann auch das nötige Geld,
die Ressourcen und die Planstellen bereitstellen .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg . Udo Schiefner [SPD])


Nun hat es in der Vergangenheit manchmal gedauert,
bis Planstellen – es sind ja auch schon im letzten Jahr
welche geschaffen worden – besetzt waren. Deswegen
haben wir uns in diesem Jahr mit dem Ministerium auch
darüber unterhalten, wie denn die Abläufe im Hause so
sind . Was das Ergebnis angeht, darf ich schon jetzt fest-
stellen – auch wenn wir den Haushalt 2017 erst heute
Mittag beschließen werden –, dass die Planstellen – das
ist eine anerkennenswerte Leistung – bereits ausgeschrie-
ben sind . Das ist nicht nur eine beachtliche Lernkurve,
sondern, Herr Minister Dobrindt, man muss auch voller
Respekt sagen: Besser geht es nicht .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das trifft auch auf unsere Initiative für umweltscho-
nende Kraftstoffe zu. Nachdem wir festgestellt haben,
dass wir die Umstellung auf LNG in der Privatwirtschaft
nicht mit der Kraft auf den Weg bringen konnten, wie
wir uns das vorgestellt haben, haben wir beschlossen,
dass wir jetzt selbst vorangehen müssen . Mit den beiden

Norbert Brackmann






(A) (C)



(B) (D)


Mehrzweckschiffen „Scharhörn“ und „Mellum“ machen
wir einen Anfang . Die Ausschreibungen waren vorher
schon veröffentlicht, allerdings mit dem Hinweis, dass
dort dieselelektrischer Antrieb vorgesehen war . Wir ha-
ben beschlossen, auch wenn Mehrkosten anfallen, als
Vorbild voranzugehen . Wenn wir wirklich saubere Luft
an unseren Küsten, auf dem Meer und in unseren Städten
haben wollen, dann müssen wir mit den Bundesschiffen
voranmarschieren und diese entsprechend umrüsten .

Ich bin dankbar, dass ich die Zusage aus dem Minis-
terium bekommen habe, dass auch die laufende Aus-
schreibung unverzüglich so geändert wird, dass ein Du-
al-Fuel-Betrieb gefordert wird, damit wir LNG bei den
Bundesschiffen einsetzen und damit ein Leuchtturmpro-
jekt haben, das zeigt, dass wir es ernst meinen und selber
mit den Maßnahmen vorangehen, die wir von anderen
erwarten .


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Genauso wollen wir auch mit der Bahn voranschrei-
ten . Ja, es ist richtig: Die Bahn ist, was die Verschuldung
angeht, in einer vergleichbar schwierigen Situation wie
Mitte der 90er-Jahre, als der Bund sie nahezu entschul-
det hat . Aber wir bekennen uns zum schienengebundenen
Verkehr . Wir lassen die Bahn nicht hängen . Deswegen
haben wir gesagt, dass wir uns dieser Thematik anneh-
men müssen . Aber jeder – das gilt auch für die Bahn –,
der in die Situation kommt, dass er seine selbst geschaf-
fenen Probleme im Rahmen des Bundeshaushalts be-
reinigen lassen will, der muss damit rechnen, dass der
Haushaltsausschuss sagt, wohin die Reise geht .


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Deswegen haben wir drei Dinge beschlossen . Zum ei-
nen stärken wir das Eigenkapital – ja, das ist richtig – in
einer Größenordnung von 1 Milliarde Euro . Davon ha-
ben wir 500 Millionen Euro an Bedingungen geknüpft,
die die Bahn zu erfüllen hat . Zweitens verzichten wir auf
eine Dividende in Höhe von 350 Millionen Euro . Aber,
drittens, wir erwarten von der Bahn bzw . von der Re-
gierung auch, dass bis Ende September nächsten Jahres
Konzepte dafür vorliegen, wie die hohen Ansprüche, die
wir an die Bahn haben, in Einklang mit den Einnahme-
zielen, die die Bahn hat, zu bringen sind; denn in dem
schwierigen Wettkampf, in den die Bahn geht, müssen
wir neu darüber nachdenken, wo die Prioritäten liegen .

Deswegen haben wir gesagt: Weil die Menschen über
die Bahn nicht nur erfreut sind, sondern auch unter dem
Lärm leiden, legen wir ein Netz von Lärmmessstationen
über die Bundesrepublik, um unsere Aktivitäten für mehr
Lärmschutz zu verstärken . Wir machen auch mehr für
den passiven Lärmschutz und stellen nicht nur Geld zur
Verfügung, sondern investieren auch in eine Planstelle,
um ein europäisches Zugsicherungssystem einzuführen,
damit wir mehr Kapazität auf die Schiene bringen kön-
nen .

Last, but not least: Dieser Haushalt ist ein Haushalt,
der die Zukunft Deutschlands gestaltet, der den Wohl-
stand sichert, weil die Grundlagen für eine zukunftsge-

richtete Infrastruktur mit diesem Haushalt geschaffen
werden .

Vielen Dank .


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1820400400

Nächster Redner ist der Kollege Oliver Krischer,

Bündnis 90/Die Grünen .


Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1820400500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Dieser Haushalt – Herr Brackmann, das sehe ich voll-
ständig anders als Sie – ist ein Haushalt der verpassten
Chancen; denn der gesamte Mobilitätsbereich steht vor
riesigen Veränderungen . Was Sie aber machen, ist Ver-
kehrspolitik der 1960er-Jahre . Sie stellen die Mobilität
eben nicht auf Nachhaltigkeit und Klimaneutralität um .
Deshalb ist das eine verpasste Chance in diesem Haus-
halt, meine Damen und Herren .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Und ich sage hier ganz klar: Während die Emissionen
in anderen Sektoren wenigstens ein bisschen sinken –
weniger, als sie sinken müssten –, steigen sie im Ver-
kehrsbereich sogar . Das ist auch kein Wunder; denn das
ist das Ergebnis der Verkehrspolitik dieses Ministers und
dieser Bundesregierung . Das, was sich die Umweltminis-
terin vielleicht einmal an sinnvollen Maßnahmen für den
Verkehrsbereich überlegt hat, ist gleich aus dem Klima-
schutzplan geflogen. Das, meine Damen und Herren, ist
ein Skandal; das muss man hier klipp und klar sagen . So
setzt man das Pariser Klimaabkommen nicht um .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Weiter möchte ich anmerken: Dieselgate ist nicht
die Ursache, aber wahrscheinlich der Auslöser für die
schwerste Krise und den größten Strukturwandel in der
Automobilgeschichte . Es ist, glaube ich, klar: Die Zeiten
des Verbrennungsmotors sind vorbei . Der frühere Stolz
der deutschen Automobilhersteller ist inzwischen auf den
Wachstumsmärkten in Amerika und Asien nicht mehr ab-
setzbar . Es ist so weit gekommen, dass der Dieselmotor
das Kohlekraftwerk der Automobilwirtschaft werden
wird . Aber, meine Damen und Herren, wir Grüne wollen
nicht, dass VW und Daimler dort landen, wo RWE und
Eon sind . Deshalb erwarten wir von dieser Bundesregie-
rung klare Vorgaben für klimaneutrale Mobilität . Aber da
verweigern Sie sich der Zukunft .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wenn man in den Haushalt guckt, fragt man sich:
Inwiefern kümmern Sie sich um die Zukunft der Auto-
mobilwirtschaft? Da findet man eine völlig verkorkste
Prämie fürs Elektroauto, einen chaotisch organisierten
Aufbau der Infrastruktur und nichts – nichts! –, was sich
den Herausforderungen in einer der zentralsten Branchen
der deutschen Wirtschaft widmet . Das ist ein komplettes
Versagen dieses Verkehrsministers, meine Damen und
Herren .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Norbert Brackmann






(A) (C)



(B) (D)


Und statt der Industrie den notwendigen Rahmen zu
schaffen und den Weg für eine klimaneutrale und nach-
haltige Mobilität ab 2030 aufzuzeigen, macht dieser
Minister nichts anderes, als den Abgasskandal weiter
zu vertuschen, nicht aufzuklären, keinerlei Konsequen-
zen zu ziehen . Über ein Jahr nach dem Bekanntwerden
von Dieselgate liegt nichts auf dem Tisch, was man als
notwendige Konsequenzen in der Behördenstruktur und
anderen Bereichen bezeichnen könnte . Das ist ein abso-
lutes Unding .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Nun komme ich zum Bundesverkehrswegeplan: Die
Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur haben wir die-
se Woche beschlossen . Guckt man sich das näher an,
fühlt man sich eher an das Jahr 1966 als an 2016 erinnert:
fast 600 zum Teil höchst fragwürdige Ortsumgehungen,
Hunderte von Bundesfernstraßen- und Autobahnprojek-
ten, deren verkehrlicher Nutzen fraglich ist,


(Gustav Herzog [SPD]: Quatsch, was Sie da erzählen! Die Menschen wollen die Ortsumfahrungen!)


und stattdessen viel zu wenige Investitionen in die Schie-
ne und in den Erhalt .


(Kirsten Lühmann [SPD]: 70 Prozent in den Erhalt!)


Meine Damen und Herren, uns bröseln Straßen, Schienen
und Brücken unterm Hintern weg, und es ist keine In-
vestition in die Zukunft, keine Investition in Klimaschutz
und Nachhaltigkeit im Bundesverkehrswegeplan erkenn-
bar . Damit muss endlich Schluss sein .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich sage eines ganz deutlich: Das Hauptproblem in
diesem Land ist, dass wir überhaupt keinen Verkehrsmi-
nister haben, und schon gar keinen, der die Herausforde-
rungen der Zukunft begriffen hat.


(Gustav Herzog [SPD]: Ich kann Ihnen die Fotos und die Karten zeigen! – Kirsten Lühmann [SPD]: Wir haben Anhörungen gehabt! Ihre Fragen sind alle beantwortet worden!)


Wir haben leider nur einen CSU-Beauftragten zur Durch-
setzung der vermaledeiten Ausländermaut . Es muss –
verdammt noch mal! – Schluss damit sein, dass das
Verkehrsressort Verfügungsmasse einer südostdeutschen
Regionalpartei ist .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir brauchen endlich einen Verkehrsminister oder eine
Verkehrsministerin, der oder die sich um die Zukunfts-
aufgaben in diesem Land kümmert . Deshalb ist es eine
gute Nachricht, dass das der letzte Haushalt dieses Ver-
kehrsministers ist, auch wenn es ein Haushalt der ver-
passten Chancen ist, meine Damen und Herren .

Ich danke Ihnen .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1820400600

Die Kollegin Bettina Hagedorn spricht jetzt für die

SPD .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Bettina Hagedorn (SPD):
Rede ID: ID1820400700

Guten Morgen, Herr Präsident! Liebe Kolleginnen

und Kollegen! Herr Krischer, ich habe den Eindruck, Sie
haben heute Morgen etwas vertauscht und uns Ihre Rede
von vor zwei Jahren vorgelesen .


(Dr . Petra Sitte [DIE LINKE]: Da hat sich nicht viel geändert!)


Mit dem Haushalt von diesem Jahr hatte das jedenfalls
nicht wirklich etwas zu tun .


(Dr . Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das heißt, Dieselgate war schon vor zwei Jahren? – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sozialdemokratische Realitätsverweigerung!)


Auch bei der Rede unseres Kollegen Roland Claus habe
ich gedacht: Mein Gott, er hat noch gar nicht so rich-
tig die Schlagzeilen von heute Morgen gelesen . Fast alle
Zeitungen titeln nämlich heute Morgen: „Autobahn-Ge-
sellschaft bleibt komplett beim Bund“ .


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zurufe von der LINKEN)


Ich denke, eigentlich müsste sich auch die Opposition
mit uns freuen . Die SPD freut sich jedenfalls, dass sich
Sigmar Gabriel gegen Herrn Schäuble durchgesetzt hat .
Ich weiß, es gibt auch viele Abgeordnete der CDU/CSU,
gerade unter den Verkehrs- und Haushaltspolitikern, die
befürworten, dass die Bundesfernstraßenverwaltung, die
wir zusammen errichten, allein in staatlicher Hand ange-
siedelt sein soll . Das ist ein Erfolg, über den sich, glaube
ich, das ganze Haus gemeinsam freuen kann .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der Bundesrechnungshof hat schon vor knapp zwei
Jahren auf Bitte von uns Haushältern deutlich gemacht,
wie es eigentlich in den Nachbarländern abläuft, die die
Verwaltung der Fernstraßen anders als wir organisiert
haben . Konkret: Wie läuft es in Österreich mit der AS-
FINAG? Wie läuft es in der Schweiz? Wie läuft es in
Frankreich? Die Franzosen sind die, die wirklich priva-
tisiert haben . Zu Frankreich muss man jedoch eindeutig
sagen – das hat uns der Bundesrechnungshof auch so be-
legt –: Schlechter kann es gar nicht laufen für die Auto-
bahnen und vor allen Dingen für die Autofahrerinnen und
Autofahrer . In Frankreich läuft es nur für die Konzerne
gut . Sie erzielen Renditen von über 20 Prozent, wie der
Spiegel noch vor gar nicht langer Zeit recherchiert und
geschrieben hat .

Liebe Freunde, es ist großartig, dass die Bundesfern-
straßenverwaltung – mit den Ländern ist verabredet, sie
zu schaffen – bei uns in staatlicher Hand sein wird; das
werden wir auch im Grundgesetz festschreiben . Damit

Oliver Krischer






(A) (C)



(B) (D)


unterliegt die Bundesfernstraßenverwaltung unserer, also
der parlamentarischen Kontrolle .


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1820400800

Frau Kollegin Hagedorn, gestatten Sie eine Zwischen-

frage der Kollegin Leidig?


Bettina Hagedorn (SPD):
Rede ID: ID1820400900

Aber natürlich .


Sabine Leidig (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1820401000

Vielen Dank, Kollegin Hagedorn . – Ich verstehe,

dass Sie froh sind, dass Sie den Verkauf der geplanten
Bundesautobahngesellschaft verhindert haben . Aber ich
muss sagen, dass ich nach allen Gesprächen, die ich jetzt
mit Vertretern der Bauindustrie usw . geführt habe, im-
mer mehr zu der Annahme komme, dass es gar nicht da-
rum geht, ob diese Gesellschaft privatisiert werden soll,
sondern dass eines der Ziele ist, dass in großem Maß-
stab für Teilnetze der Autobahnen in Deutschland öf-
fentlich-private Partnerschaften organisiert werden sol-
len, sogenannte ÖPP-Projekte . Sie wissen genauso wie
ich, dass sowohl der Bundesrechnungshof als auch die
Landesrechnungshöfe mit gutem Grund diese Form der
Privatisierung kritisieren; denn sie ist für die öffentliche
Hand teurer .

Ich möchte Sie jetzt einfach fragen: Wie wollen Sie
ausschließen, dass die künftige Autobahngesellschaft,
von der ja noch keiner weiß, wie sie wirklich aussehen
wird, zentralisiert in der Hand des Bundes öffentlich-pri-
vate Partnerschaften in noch größerem Maßstab organi-
siert, als es Herr Dobrindt jetzt schon tut?


(Beifall bei der LINKEN)



Bettina Hagedorn (SPD):
Rede ID: ID1820401100

Liebe Frau Kollegin Leidig, Sie vermischen hier na-

türlich zwei Dinge, die in Wahrheit nicht wirklich etwas
miteinander zu tun haben . Ich habe über die Organisa-
tionsform der Bundesfernstraßenverwaltung gesprochen .
Das ist das, was aktuell auf der Tagesordnung steht, weil
es dem Kompromiss für die Neuordnung der Bund-Län-
der-Finanzbeziehungen vom 14 . Oktober 2016, dem die
Ministerpräsidenten – ich glaube, auch der Ihrer Partei –
zugestimmt haben, entspricht . Diese Vereinbarung aus-
zugestalten, zu klären, wie das Ganze funktionieren soll,
liegt ja erst nach dem Kabinettsbeschluss in parlamenta-
rischer, also in unserer Hand . Wir gestalten das also

Wir gestalten auf diese Art und Weise aber nicht ÖPP .
Denn ÖPP ist etwas, was unabhängig davon, ob wir eine
Bundesfernstraßenverwaltung oder ob wir keine Bun-
desfernstraßenverwaltung haben, stattfindet. Sie wissen,
glaube ich, dass ich eine sehr kritische Auffassung zur
ÖPP habe; dabei bleibe ich auch .

Wir erwarten im Übrigen zum Ende dieses Jahres ei-
nen neuen Bundesrechnungshofbericht, abgestimmt mit
dem Finanzministerium und dem Verkehrsministerium .
Es kann gut sein, dass dieser Bericht dazu beitragen

wird – es geht schließlich um eine Wirtschaftlichkeits-
betrachtung –, ÖPP für das Ministerium in Zukunft zu
erschweren .

Aber eines will ich Ihnen auch ganz klar sagen: Meine
größte Hoffnung liegt auf der Bundesautobahnverwal-
tung . In der ASFINAG – sie ist hier schon oft und gern
als Beispiel für unsere Bundesfernstraßenverwaltung ge-
nannt worden – hat es exakt ein ÖPP-Verfahren gege-
ben . Die Herren der ASFINAG, bei denen wir, Norbert
Brackmann und ich, vor anderthalb Jahren gewesen sind,
haben uns gesagt: Einmal und nie wieder! Wenn es in
staatlicher Hand gut organisiert ist, dann kann man es
besser machen als die Privaten, und dann macht man es
selbst .


(Beifall bei der SPD – Reinhold Sendker [CDU/CSU]: Das kann man nicht vergleichen!)


Ich hoffe, das hat zur Aufklärung beigetragen.

Mir ist wirklich wichtig, dass die Bundesfernstraßen-
verwaltung in unserer gestaltenden Hand liegt, wenn das
Kabinett seinen Beschluss gefasst haben wird . Ich glau-
be, wir sind uns alle einig, dass schon am 14 . Oktober
festgelegt worden ist, dass Autobahnen und Bundesfern-
straßen natürlich in rein staatlicher Hand bleiben . Den
Eckpfeiler, dass die Gesellschaft zu 100 Prozent in staat-
licher Hand sein wird, wird das Kabinett jetzt auch noch
einschlagen . Damit sind die wesentlichen Punkte erfüllt .

Ich schaue jetzt den Kollegen Norbert Brackmann an;
denn der Haushaltsausschuss wird bei diesem Gesamtpa-
ket Bund-Länder-Finanzbeziehungen die Federführung
haben . Wir werden uns natürlich schwerpunktmäßig
um das Thema Bundesfernstraßenverwaltung kümmern,
auch Anhörungen dazu durchführen müssen . Ja, da sind
noch ganz viele Fragezeichen . Ja, da gibt es auch sehr
viele Besorgnisse bei denjenigen, die aktuell in der Auf-
tragsverwaltung der Länder arbeiten . Ich will das, was
mein Kollege Norbert Brackmann hier gesagt hat, ausge-
sprochen stark unterstreichen: Viele Besorgnisse, denke
ich, werden deshalb nicht Realität werden, weil auch in
Zukunft in den Ländern starke Auftragsverwaltungen ge-
braucht werden . Angesichts des Fachkräftemangels, unter
dem wir in diesem Bereich leiden, wissen wir doch heute
schon: Wir brauchen zusätzliches qualifiziertes Personal,
um die Aufgaben der Zukunft zu stemmen . Dieses zu-
sätzliche Personal werden wir auch anwerben . Niemand
wird gegen seinen Willen gezwungen werden, von der
einen in die andere Verwaltung zu wechseln . Lassen Sie
uns das gemeinsam machen und vor allen Dingen – da-
rüber sind wir uns auch einig – mit einem sehr großen
Übergangszeitraum; denn eine Reform, die übers Knie
gebrochen wird, ist immer eine schlechte Reform .


(Kirsten Lühmann [SPD]: Richtig!)


Dafür gibt es auch ein Beispiel: Das ist die sogenannte
WSV-Reform der letzten Legislatur . Sie ist nun gar nicht
geglückt . Wir haben unsere liebe Not damit, alles wieder
in die Spur zu bekommen und eine gute Arbeitsfähigkeit
der Verwaltung herzustellen . Im Bereich der Straßen
können wir uns das in Deutschland gar nicht leisten .

Bettina Hagedorn






(A) (C)



(B) (D)


Der Kollege hat zu Recht dargestellt, dass wir den
größten Investitionsetat seit Menschengedenken hier in
Deutschland haben . Darauf sind wir stolz . Das Geld wird
nicht bereitgestellt, damit es gespart wird, sondern es
soll ausgegeben werden, es soll investiert werden . Dafür
brauchen wir noch besser funktionierende Verwaltungen,
noch mehr Fachkräfte . Darauf liegt eigentlich das Haupt-
augenmerk; das ist die Hauptaufgabe .

Angesichts dessen ginge es natürlich gar nicht, wenn
der Aufbau einer Bundesfernstraßenverwaltung so viel
Unruhe in dieses Gefüge bringen würde, dass möglicher-
weise Dinge nicht mehr so gut funktionieren würden,
wie sie jetzt funktionieren . Darum müssen wir mit sehr
viel Augenmaß und Fingerspitzengefühl darangehen und
uns auch entsprechend Zeit geben – ich denke, „insge-
samt zehn Jahre“ ist nicht zu hoch gegriffen –, um das
alles zum Laufen zu bringen; denn wir nehmen uns hier
eine große Reform vor . Das muss vor allen Dingen soli-
de sein; denn das ist für die Zukunft der Infrastruktur in
Deutschland enorm wichtig .

Ich bin froh, dass wir darüber einig sind – dafür wer-
den wir sorgen –, dass bei dieser Reform die parlamen-
tarische Steuerung und Kontrolle das A und O für uns
Abgeordnete in der Zukunft sein wird . Wir wollen als
Verkehrspolitiker, als Haushälter in Zukunft nicht nur
bestimmen, welche Mittel außer den Mauteinnahmen
der Gesellschaft zur Verfügung gestellt werden, sondern
wir wollen gegenüber unseren Wählerinnen und Wählern
auch sicherstellen können, wie es übrigens in Österreich
der Fall ist, dass dieses Geld sinnstiftend, vernünftig und
nach unseren Prioritäten eingesetzt wird .


(Beifall der Abg . Birgit Kömpel [SPD])


– Ja! – Noch etwas wollen wir gemeinsam sicherstellen –
das sage ich an die Adresse der vielen Beschäftigten in
den Ländern –: Wir werden aufpassen, dass das Ganze
sozialverträglich für die Menschen ablaufen wird, die
jetzt in diesen Organisationen arbeiten . Also konzentrie-
ren Sie sich – die Beschäftigten und ihre Personalvertre-
tungen – mit uns auf ein konstruktives Miteinander zum
Aufbau dieser Verwaltung, an der wir in den nächsten
Monaten arbeiten werden! Dann, glaube ich, kann das
richtig gut gelingen .


(Beifall bei der SPD sowie des Abg . Norbert Brackmann [CDU/CSU])


Ich habe die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung schon
angesprochen . Deren Reform war mit Herrn Ramsauer
in der letzten Legislatur nicht ganz so gut gelungen; ich
weiß, die FDP hatte damals ihre Hände im Spiel . Wir ar-
beiten seit drei Jahren daran, hier umzusteuern und vor
allen Dingen von der Kahlschlagpolitik wegzukommen;
denn es ist kein Wunder, dass im Bereich der Wasserstra-
ßen so viel Geld, das wir bereitstellen, nicht abgerufen
wird, weil es einfach nicht in der Form eine arbeitsfähi-
ge Wasser- und Schifffahrtsverwaltung gibt – trotz über
12 000 Beschäftigten –, wie wir uns alle das wünschen
würden . Wir arbeiten aber daran . Darum will ich hier
nennen, was wir in den letzten drei Jahren in der Summe
beim Personal der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung
gemacht haben: Nachdem jahrelang wirklich gekürzt, ge-
kürzt, gekürzt worden ist und es auch keine Perspektiven

für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gab, haben wir
von 2014 bis 2017 in der Summe 232 neue Stellen bei
der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung geschaffen, und
davon 173 allein durch die Beschlüsse des Haushaltsaus-
schusses . Darauf sind wir stolz .


(Beifall bei der SPD)


Im September, bei der ersten Lesung des Haus-
haltsentwurfes, habe ich Ihnen, Herr Dobrindt, ins
Stammbuch geschrieben: Wir haben Stellen geschaffen,
für die Besetzung allerdings muss Ihr Haus sorgen . Das
war in der Vergangenheit nicht so klasse . Denn Stellen,
die wir schon vor zwei Jahren beschlossen hatten, waren
leider im September dieses Jahres noch nicht besetzt . Das
haben wir uns gemeinsam angesehen . Darum freue ich
mich besonders, dass der Kollege Brackmann verkünden
konnte, dass Sie jetzt schon dabei sind, mit Hochdruck
die Stellen zu besetzen, die wir erst heute Mittag be-
schließen . Das ist eine vorbildliche Lernkurve, über die
wir uns sehr freuen .


(Beifall bei der SPD – Heiterkeit bei Abgeordneten der LINKEN)


Auch ich will unterstreichen – denn dieses Thema
geht in der Öffentlichkeit leicht unter –: Ich halte es für
eine der ganz großen Weichenstellungen, die uns Haus-
hältern in großem Einvernehmen mit unseren Verkehrs-
politikern mit diesem Haushalt geglückt ist . Das zeigt,
dass wir über den Tag hinausdenken. Wenn uns häufig
unterstellt wird, dass wir eigentlich schon im Wahl-
kampfmodus sind, dass wir nicht mehr so richtig etwas
zustande bringen: Nein, das ist falsch . Wir haben einen
Beschluss gefasst, nämlich einen neuen Studiengang an
der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg einzurich-
ten, einen Beschluss, dessen Früchte erst in der nächsten
Legislatur voll zu sehen sein werden . Wir denken eben
nachhaltig . Die insgesamt 20 Professorenstellen mit den
dazugehörenden Mitarbeitern, die wir geschaffen haben,
dienen ausschließlich dazu, den Bereich Ingenieurwesen
zu stärken, und zwar ausdrücklich mit Blick auf unse-
re Wasser- und Schifffahrtsverwaltung, aber auch – das
will ich hier sagen – auf unser Eisenbahn-Bundesamt,
ein weiteres Nadelöhr . Denn auch bei der Bahn müssen
wir besser werden . Damit meine ich jetzt nun mal nicht
die DB, die Deutsche Bahn, sondern die Behörden, deren
Funktionieren erforderlich ist, um die Bauvorhaben – die
Neubau- und Ausbauvorhaben – der Deutschen Bahn zü-
gig auf den Weg zu bringen . Da ist das Eisenbahn-Bun-
desamt immer auch ein Nadelöhr . Auch hier brauchen
wir die entsprechenden Fachleute . Mit der Einrichtung
dieses Studiengangs an der Helmut-Schmidt-Universität
haben wir dafür die Voraussetzung geschaffen. Das ist
eine richtig gute Sache .


(Beifall bei der SPD sowie des Abg . Norbert Brackmann [CDU/CSU])


Wir sind bei den Schwerpunkten geblieben, den gro-
ßen Linien, die wir in den letzten Jahren gemeinsam be-
tont haben. Das betrifft zum einen die maritime Branche,
die eine Zukunftsbranche ist . Inzwischen haben Bayern
und Baden-Württemberg gelernt – die Küste ist zwar re-
lativ weit weg von diesen Ländern –, dass sie wirtschaft-
lich viel damit zu tun haben . Die maritime Wirtschaft

Bettina Hagedorn






(A) (C)



(B) (D)


generiert sehr viel Wertschöpfung in Ländern, die weit
von der Küste entfernt sind . In diesem Zusammenhang
möchte ich erwähnen: Wir arbeiten schon mehrere Jah-
re daran – das hat Norbert Brackmann schon erwähnt –,
den Einsatz von LNG zu stärken . Wir haben die Förder-
möglichkeiten im Bereich der Verkehrsinfrastruktur, aber
auch bei behördeneigenen Schiffe gestärkt; denn dort
gibt es immer das Henne-Ei-Problem: Haben wir Schif-
fe mit LNG, dann brauchen wir auch Tankstellen; haben
wir Tankstellen, dann brauchen wir auch Schiffe, die die
nutzen .

Daran arbeiten wir, aber nicht nur daran . Wir arbeiten
für die Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie, für die am An-
fang dieser Legislatur null Euro bereitstanden und jetzt
60 Millionen Euro bereitstehen . Hier sind wir in muti-
gen Schritten vorangegangen . Uns war es wichtig, dass
die Wirtschaft, die ja viel damit zu tun hat, weiß, dass
sie sich darauf verlassen kann, dass wir hier nicht etwas
ins Schaufenster stellen, was nach der Bundestagswahl
wieder weg ist . Dazu braucht es langfristige Signale; wir
machen es über Verpflichtungsermächtigungen im Haus-
haltsplan . Wir haben also Geld bereitgestellt, damit an
dieser Stelle, auch über den Wahltag hinaus, richtig viel
passieren kann . Ich bin mir ziemlich sicher: Das wird
dann auch fortgesetzt .

Lieber Norbert Brackmann, du hast es angesprochen:
Die Mehrzweckschiffe „Scharhörn“ und „Mellum“ sol-
len mit LNG ausgestattet werden . Ich füge hinzu: Das
war nicht so ganz einfach . Nicht alle in den Behörden
sind von unseren Ideen begeistert . Da bohren wir manch-
mal dicke Bretter . Aber: Ende gut, alles gut, wir kriegen
das miteinander hin . Das ist ein wichtiges Zeichen für
die Küste .

Ein weiterer wichtiger Punkt, um den wir uns in der
Großen Koalition über drei Jahre kontinuierlich geküm-
mert haben, ist der Lärmschutz, und zwar der freiwillige
Lärmschutz an der Straße, aber gerade auch an der Schie-
ne . 100 Millionen Euro standen in der Vergangenheit pro
Jahr dafür bereit, jetzt sind es 150 Millionen Euro, und es
werden noch mehr .


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben diese Mittel bis 2020 verstetigt . Auch das ist
ein Signal an die Menschen .

Norbert Brackmann hat gesagt: Hier im Plenum sit-
zen Freunde der Schiene . – Ja, das sind wir . Wir wollen
die Schiene attraktiv machen und attraktiv halten . Da-
rum schmerzt uns auch die fehlende Akzeptanz für den
Ausbau der Schiene, gerade für die Güterschwerverkehr-
strassen . Wir wissen: Güterschwerverkehr ist nicht wohl-
gelitten bei den Menschen, weil er richtig Lärm macht,
und Lärm macht krank und beeinträchtigt die Lebensqua-
lität von Menschen .

Von den transeuropäischen Netzen führen sechs quer
durch Deutschland, und wir sind überall in Verzug bei
ihrem Ausbau . Dieser Deutsche Bundestag hat im Januar
einstimmig – einstimmig! – beschlossen, dass wir über-
gesetzlichen Lärmschutz an Güterschwerverkehrstrassen
herstellen wollen . Das wird richtig teuer . Aber wir alle
sind der Meinung: Das ist gut angelegtes Geld . Denn es

ist peinlich für Deutschland, dass wir im Vergleich zu
unseren Nachbarn bei vielen Staatsverträgen hinterher-
hinken . Wir müssen und wollen da besser werden, aber
nicht, indem Planungsgesetze oder Mitwirkungsmög-
lichkeiten von Naturschutzorganisationen oder Bürger-
initiativen geschliffen werden, sondern, indem wir beim
Lärmschutz qualitativ besser werden, indem wir Geld in
die Hand nehmen, um die Akzeptanz der Menschen ge-
genüber diesen Trassen zu verbessern .


(Beifall bei der SPD)


In diesem Sinne finde ich: Das ist ein guter Haushalt.
Das waren auch in den letzten drei Jahren gute Haushal-
te . Wir haben Kontinuität hergestellt .

Ich bedanke mich bei unseren Verkehrspolitikern und
bei den Kollegen aus dem Haushaltsausschuss für die
gute Zusammenarbeit . Ich denke, die Weichen sind gut
gestellt .

Vielen Dank .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1820401200

Für die Bundesregierung hat jetzt das Wort Bundesmi-

nister Alexander Dobrindt .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr
und digitale Infrastruktur:

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Die Investitions- und Haushaltspolitik der Großen Ko-
alition steht für eine neue Generationengerechtigkeit in
Deutschland .


(Lachen des Abg . Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Tabea Rößner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Guter Witz!)


Wir haben zwei historische Meilensteine zusammenge-
bracht: Wir haben die Haushaltswende zur schwarzen
Null umgesetzt, und wir haben die Investitionswende
vollzogen . Wir erreichen mit meinem Investitionshoch-
lauf einen Aufwuchs von 40 Prozent mehr für die Infra-
struktur .


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Das ist nachhaltige Haushaltspolitik, das ist nachhaltige
Investitionspolitik, das war das Ziel der Großen Koaliti-
on – und genau das haben wir auch erreicht .

Wir sind und bleiben führende Industrienation, Ex-
port- und Logistikweltmeister und Innovationsland
Nummer eins . Unser Land steht wie kein anderes für
seine lebenswerten Regionen . Wir bauen die stärksten
Straßen- und Schienennetze der Welt . Wir bauen unse-
re Position als das digitale Leistungszentrum in Europa
weiter aus. Dafür schaffen wir die Voraussetzungen. Das
ist die neue Generationengerechtigkeit, und das ist ein
Erfolg der Innovations- und Investitionspolitik der Gro-

Bettina Hagedorn






(A) (C)



(B) (D)


ßen Koalition . Allein in dieser Wahlperiode investieren
wir 50 Milliarden Euro in unsere Infrastruktur .


(Zuruf des Abg . Dr . Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Das ist absoluter neuer Rekord . Das haben wir in der Ver-
gangenheit nie erreicht . Das heißt für das nächste Jahr,
dass wir fast 14 Milliarden Euro in unsere Infrastruktur
investieren und zum ersten Mal eine Investitionsquote in
unserem Haushalt von 60 Prozent erreichen . Das ist der
Maßstab, den wir für die Zukunft setzen .


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir haben in der Tat auch gerade in dieser Woche
noch einmal den Bundesverkehrswegeplan mit seinen
über 1 000 Projekten und seiner übrigens zum allerersten
Mal sehr klaren Finanzierungsperspektive im Ausschuss
intensiv diskutiert . Das heißt, wir können ihn auch so,
wie wir ihn entwickelt haben, umsetzen .

Wir steigern die Investitionen in die Modernisierung
der Brücken . Auch da gilt weiterhin klar meine Zusage:
Jede Sanierungsmaßnahme für eine Brücke, die Baurecht
erhält, wird von uns auch finanziert werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir stärken in der Tat die Deutsche Bahn mit einer
Kapitalerhöhung von 2,4 Milliarden Euro und verbinden
damit sehr klar die Erwartung an Investitionen für die
Bahnkunden .

Wir beteiligen uns mit diesem Haushalt zum allerers-
ten Mal am Bau von Radschnellwegen .

Wir geben 4 Milliarden Euro für die digitale Infra-
struktur aus und erreichen damit schon heute den dyna-
mischsten Breitbandausbau in ganz Europa .


(Tabea Rößner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja wohl der größte Witz!)


Wir investieren über 1 Milliarde Euro in die Mobili-
tät 4 .0 mit alternativen Antrieben und Digitalisierung und
steigern allein die Mittel für das automatisierte und ver-
netzte Fahren jetzt auf 100 Millionen Euro .

Der Haushalt 2017 des Bundesministeriums für Ver-
kehr und digitale Infrastruktur ist damit der größte Inves-
titions- und Innovationshaushalt, der jemals so im Deut-
schen Bundestag beschlossen wurde . Es wäre schön,
wenn Sie dies auch positiv goutieren würden .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das haben wir vor allem nicht dadurch erreicht, dass
wir ideologische Feldzüge in die eine oder andere Rich-
tung geführt haben, sondern das haben wir dadurch er-
reicht, dass sich unsere Politik an dem orientiert, was
gesellschaftlich richtig, ökonomisch notwendig, ökolo-
gisch sinnvoll und volkswirtschaftlich geboten ist .


(Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie bitte?)


Deswegen möchte ich an dieser Stelle auch ganz be-
sonders den Verkehrspolitikern und den Haushaltspoliti-
kern der Koalition danken, die es möglich gemacht ha-

ben, dass wir diesen Rekordhaushalt aufstellen und damit
Maßstäbe für die Zukunft setzen . Die Leistungsbilanz
der Haushalts- und Investitionswende – die neue Genera-
tionengerechtigkeit –: Das ist auch eine klare Richtungs-
entscheidung, die wir getroffen haben, eine notwendige
Richtungsentscheidung für mehr Mobilität .

Den kompletten Gegenentwurf zu dieser Richtungs-
entscheidung für mehr Mobilität konnten wir gerade hier,
lieber Herr Krischer, bei Ihrer Rede hören . Den konnten
wir übrigens auch auf dem grünen Parteitag sehen .


(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


In der Tat: Diese Richtungsentscheidung wird nicht nur
mit Blick auf die Mobilität getroffen. Wir stehen 2017
ganz klar vor einer absoluten Richtungswahl: ob es mit
uns Innovationen und Investitionen gibt oder ob es mit
den Grünen Stagnation und Stillstand gibt . Das ist die
Richtungsentscheidung .


(Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe der Abg . Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] und Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


– Ja . Sie müssen sich Ihre eigenen Parteitagsbeschlüsse
anschauen . Die Richtungsentscheidung heißt doch klar:
Mobilitätsfortschritt mit uns oder Verkehrspessimismus
mit Ihnen . Das ist die Auseinandersetzung, um die es
geht . Das ist die Entscheidung, vor der die Menschen in
diesem Land stehen .


(Beifall bei der CDU/CSU – Unruhe beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Ruhe!)


Ich kann Ihnen auch gerne einige Ihrer Punkte vorlesen:


(Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, gerne! – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! Wunderbar! – Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Kfz-Steuer erhöhen, Sprit verteuern, Verbot von Ver-
brennungsmotoren . Sie kritisieren das Wachstum im
Güter- und im Flugverkehr . Sie ignorieren mit all diesen
Punkten das klare Prinzip: Ohne Mobilität gibt es keine
Prosperität . –


(Dr . Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Folgen Sie doch Herrn Kauder! Der hat gerade „Ruhe!“ gerufen! Also hören Sie doch einfach auf!)


Sie wenden sich gegen meine Rekordinvestitionen in die
Infrastruktur, mit denen wir unsere Verkehrswege fit für
die Zukunft machen . Sie sagen in Ihren Beschlüssen vom
Parteitag wörtlich: „ … dem Wachstum … hinterher zu
bauen, hat keine Zukunft“ . Ich sage Ihnen: Unsere wirt-
schaftliche Zukunft braucht Wachstum, sonst funktio-
niert es nicht .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben gar nichts verstanden! Gar nichts verstanden!)


Bundesminister Alexander Dobrindt






(A) (C)



(B) (D)


Wohlstand entsteht dort, wo Infrastruktur funktioniert .
Das müssen Sie sich mal hinter die Ohren schreiben .

Aber, lieber Herr Krischer, ich habe auch mit Verwun-
derung festgestellt, dass Sie sich hier am Rednerpult zum
Retter der Automobilindustrie aufschwingen wollten .


(Dr . Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Irgendeiner muss es ja machen! – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Irgendeiner muss es ja machen, wenn Sie es nicht machen! – Gegenruf des Abg . Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Nachdem der Zetsche eine Mehrheit auf dem Parteitag gekriegt hat!)


Das scheint mir in der Tat die absolute Heuchelei zu sein .
Sie streiten ja auf Ihrem Parteitag sogar darüber, ob man
überhaupt mit der Automobilindustrie reden darf; das
war doch eine lange Debatte bei Ihnen .


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU – Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo war der Zetsche? Bei uns oder bei Ihnen?)


Ihr Vorzeigeverkehrspessimist Winnie Hermann hat es ja
sehr deutlich formuliert:

Mit 750 000 Arbeitsplätzen ist die Automobilindus-
trie nicht . . . so bedeutend, wie sie tut .

Das ist ein wörtliches Zitat .

Ehrlicherweise muss man sagen: Sie waren da auch
schon mal weiter . Ich kann mich da an ganz andere,
durchaus fortschrittlichere Gedanken in Ihrer Fraktion
erinnern .


(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schön, dass Sie sich weiter an uns abarbeiten! Mangels eigener Regierungserfolge!)


Herr Hofreiter, einer Ihrer Vorgänger, Rezzo Schlauch,
hat es einmal sehr klar formuliert . Er hat gesagt: Das
Auto ist unverzichtbar . Das Bedürfnis nach individueller
Mobilität ist zu akzeptieren . Wir müssen unseren emotio-
nalen Antireflex gegen das Auto beenden. – Beenden Sie
ihn endlich!


(Beifall bei der CDU/CSU – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir reden über die Zukunft des Autos, Sie nicht! – Dr . Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Man hat den Eindruck, Sie wollen sich um den Titel Oldtimerminister bewerben! Haben wir gar nicht, einen Oldtimerminister im Kabinett!)


Was wir brauchen, ist ein starkes Bündnis für Stabili-
tät und Fortschritt, das unseren Wohlstand verteidigt und
uns in einer verschärften internationalen Wettbewerbssi-
tuation an der Spitze hält . Dazu brauchen wir in der Tat
die drei „I“: Investition, Innovation und Infrastruktur .
Das geht mit der Politik, wie wir sie hier im Haushalt
abgebildet haben . Wir müssen die Nullverschuldung
fortsetzen . Wir brauchen neben der Schuldenbremse eine
dauerhafte Investitionsquote für den Bundeshaushalt .

Wir brauchen in der Tat flächendeckend die Entwick-
lung einer Gigabitgesellschaft . Die Vernetzung aller Din-
ge bringt ein enormes Datenwachstum . Die Wertschöp-
fung daraus entsteht dort, wo dieses Wachstum abgerufen
werden kann . Ich will, dass das bei uns passiert .


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Nirgendwo anders auf der Welt ist die Chance für die di-
gitale Revolution größer als bei uns .


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr . Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deswegen verlegen Sie Kupferkabel! – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist aber bei Ihnen noch nicht angekommen!)


Deswegen sage ich auch sehr klar, dass mir das ständig
und immer wieder formulierte Ziel des 1-Gigabit-Netzes
zu unambitioniert ist . Wir müssen über komplexe Netze
reden . Wir müssen an der Errichtung komplexer Netze
arbeiten .


(Tabea Rößner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da machen Sie genau das Falsche!)


Das Datenwachstum und die digitalen Anwendungen
der Zukunft stellen völlig neue Anforderungen an unse-
re Netze hinsichtlich Leistungsfähigkeit, Sicherheit und
Latenzzeiten . In Zukunft brauchen wir nicht einfach nur
mehr Bandbreite – das ist eine verkürzte Diskussion –,


(Tabea Rößner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die führen Sie doch!)


sondern es geht weit darüber hinaus: Wir brauchen Echt-
zeitfähigkeit im Netz, superniedrige Reaktionszeiten und
eine neue Intelligenz der Netze, die unsere Infrastruktur
in die Lage versetzt, Daten selbstständig zu verarbeiten,
sie zu veredeln und schnellstmöglich entsprechend den
Bedürfnissen und den Anwendungen zum Nutzer zu
transportieren .

Das muss man einfach zusammenbringen, wenn man
eine erfolgreiche digitale Revolution durchführen will .
Zum Beispiel braucht ein automatisiertes Fahrzeug für
die Echtzeitkommunikation superniedrige Latenzzeiten .
Für einen HD-Stream braucht man auf der anderen Seite
große Bandbreite . Uns geht es jetzt darum, dass wir die
intelligenten Netze bauen, um die unterschiedlichen The-
men zusammenzubringen . Da haben wir mit der Netzal-
lianz Digitales Deutschland, die wir gegründet haben,
einen klaren Fahrplan vorgelegt . Unser Ziel ist es, ge-
meinsam, Politik und Wirtschaft, in den nächsten Jahren,
bis 2023, 100 Milliarden Euro in den Ausbau der Netze
zu investieren und damit sowohl die Breitbandtechnolo-
gie als auch den neuen Mobilfunkstandard 5G auf den
Weg zu bringen . Das ist ein Erfolgsmodell, um eine Gi-
gabitgesellschaft in Deutschland zu schaffen, meine Da-
men und Herren .


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


In der Tat müssen wir Innovationsführer bei der Mo-
bilität 4 .0 bleiben . Es geht um das automatisierte Fahren,
es geht um die Vernetzung der Verkehre, es geht um die
Antriebswende zur Elektromobilität . Wir werden in den
nächsten fünf bis zehn Jahren eine Veränderung im Be-

Bundesminister Alexander Dobrindt






(A) (C)



(B) (D)


reich der Automobilität erleben wie in den Jahrzehnten
vorher nicht . Das sind die größten Herausforderungen,
vor denen wir stehen .

Der Wettbewerb wird in der Tat international deut-
lich härter . Alle großen Industrienationen arbeiten daran,
uns in einer unserer Kernkompetenzen, der automobilen
Technik, im Wettbewerb zu stellen . Jetzt geht es darum,
dass wir diese Kernkompetenz erhalten, dass wir das Au-
tomobil digital weiterentwickeln, dass wir den Sprung
zur Elektromobilität an der Spitze gestalten .


(Lachen des Abg . Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha! Mit einer verkorksten Prämie und mit chaotischer Infrastruktur? Das ist ein Desaster, Herr Dobrindt!)


Das geht nur mit einer flächendeckenden Ladeinfra-
struktur, die wir mit diesem Haushalt aufbauen und für
die wir 300 Millionen Euro bereitstellen, und mit dem
automatisierten und vernetzten Fahren . Wir sind mit un-
serem Digitalen Testfeld Autobahn auf der A 9 diejeni-
gen, die auf der Welt den Leuchtturm gesetzt haben . Sie
ist die erste intelligente und voll digitalisierte Straße,


(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Also, intelligent ist bei Ihnen nichts!)


die in der Lage ist, zwischen Auto und Infrastruktur zu
kommunizieren . Das werden wir jetzt auf Stadtkompo-
nenten erweitern und die Grundlage dafür legen, dass
Deep-Learning-Systeme und künstliche Intelligenz auch
bei uns entwickelt, zur Produktreife gebracht und um-
gesetzt werden, um dann Arbeit, Wachstum und Wohl-
stand in diesem Land zu generieren . Ich verstehe unter
Mobilität 4 .0, dass wir diese Digitalität in unserem Land
umsetzen .


(Beifall bei der CDU/CSU)


Zu einer Zukunftsoffensive für Digitalität und Mo-
dernisierung gehört auch eine Zukunftsoffensive für
Start-ups . Die Innovationskraft der jungen Unternehmen
wollen wir nutzen . Dazu gehört, dass wir einen schnel-
len Zugang zu Kapital ermöglichen und Open Data zur
Verfügung stellen . Wir machen das in meinem Haus mit
der mCLOUD für Mobilitätsdaten, die wir frei zur Ver-
fügung stellen, und dem mFUND, für den wir 100 Mil-
lionen Euro bereitstellen und mit dem wir die Early-Sta-
ge-Phase der Mobilitäts-Start-ups mit unterstützen .

Aber auch hier muss es weitergehen . Deswegen ist es
dringend geboten, dass wir uns auch darüber unterhal-
ten, wie wir noch mehr Finanzkraft zur Verfügung stellen
können, damit gerade junge Start-ups nicht das Gefühl
haben, sie müssten in andere Regionen der Welt gehen,
um ihr Produkt dort zu entwickeln und zu vermarkten .
Das alles muss bei uns möglich sein . Wir haben mit
Berlin und München große Standorte, die superattraktiv
sind, auch und gerade für die Start-ups dieser Welt . Jetzt
geht es darum, einen Dachfonds aufzulegen, in dessen
Rahmen auch der Bund Finanzmittel in die Hand nimmt

und dafür sorgt, dass die nötige finanzielle Unterstützung
junger Ideengeber gewährleistet ist .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir bewegen uns
auf eine neue digitale Weltordnung zu . Mit den neuen di-
gitalen Machtzentren in den USA und auf den asiatischen
Märkten stehen wir in einem harten Wettbewerb um di-
gitale Wertschöpfung und Daten . Was wir jetzt brauchen,
ist eine umfassende Garantie für Sicherheit, Wachstum
und Wohlstand sowie eine Politik, die unser Land in einer
digitalen Weltordnung an die Spitze führt . Die Grundla-
ge dafür, dass all dies möglich ist, legt der Haushalt der
Großen Koalition .

Herzlichen Dank .


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Bravo!)



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1820401300

Nächster Redner ist der Kollege Herbert Behrens,

Fraktion Die Linke .


(Beifall bei der LINKEN)



Herbert Behrens (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1820401400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Eine kurze Bilanz der Verkehrspolitik der Bundesre-
gierung aus meiner Sicht, aus Sicht der Linken: keine
Wende hin zum Positiven, keine Verringerung der Ge-
sundheitsgefahren, keine Verringerung der Umweltbe-
lastungen, keine Wende hin zu mehr Arbeitssicherheit,
hin zu besseren Arbeitsbedingungen für die im Verkehrs-
wesen Beschäftigten und auch keine Fortschritte bei der
Versorgung des Landes mit einer digitalen Infrastruktur,
die über die Wahlperiode hinaus Bestand haben kann .
Der Verkehrsminister ist an seinen eigenen Ansprüchen
gescheitert, an den Ansprüchen einer vernünftigen Ver-
kehrspolitik sowieso .


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Diese Aussage ist nach wie vor richtig, obwohl es sich
schon um einen Stehsatz aus den Reden handelt, die ich
hier zu den letzten sieben Verkehrshaushalten gehalten
habe .

Doch jedes Jahr kommen neue Fehlentscheidungen
hinzu. In diesem Jahr betreffen sie insbesondere die so-
ziale Lage der Menschen . Damit meine ich die Sicher-
heit der Arbeitsplätze und die Qualität der Arbeitsplät-
ze . Jüngstes Beispiel: In einer Nacht-und-Nebel-Aktion
drückt die Mehrheit von CDU/CSU und SPD im Haus-
haltsausschuss durch, dass die Fluggesellschaften künf-
tig die anfallenden Flugsicherungsgebühren nicht mehr
zahlen müssen . Eine Summe von 200 Millionen Euro ist
dabei im Gespräch . Nicht falsch verstehen: Die Gebüh-
ren fallen nach wie vor an; aber sie werden nicht mehr

Bundesminister Alexander Dobrindt






(A) (C)



(B) (D)


von den Fluggesellschaften bezahlt, sondern von der All-
gemeinheit, also von uns allen .


(Kirsten Lühmann [SPD]: Selbstverständlich zahlen die noch weiter Gebühren! – Gegenruf des Abg . Roland Claus [DIE LINKE]: Weniger!)


Wir wissen und können auch wissen, dass diese Art
von Steuergeschenken nicht dazu beiträgt, das Problem
zu lösen, das gelöst werden soll, nämlich die Wettbe-
werbsfähigkeit insofern zu erhalten, dass hier Arbeits-
plätze geschaffen werden und gute Arbeitsplätze erhalten
bleiben .


(Kirsten Lühmann [SPD]: Dazu gehört der Luftverkehr! Und das wissen Sie genau, Herr Kollege!)


Wir wissen und können auch wissen, dass die Subventi-
onen in das Portemonnaie der Anteilseigner fließen, wie
wir das auch bei anderen Subventionen sehen . Sie wer-
den nicht bei den Beschäftigten, die in einer Maschine
oder auf dem Flughafen arbeiten, landen . Die Lufthansa
muss sich sogar noch ermuntert fühlen, damit weiterzu-
machen, ihre Belegschaft nach und nach in einer eigenen
Billigfluggesellschaft auszulagern, bei Eurowings mit
Sitz in Österreich . Steuergeschenke und Sozialdumping
darf es nicht geben . Das ist eine zentrale Forderung der
Linken .


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Nun wird vielleicht der eine oder andere mahnen
und sagen: Vielleicht klappt es mit dieser Maßnahme
ja doch, qualifizierte Arbeitsplätze mit Sitz in Deutsch-
land zu schaffen. – Aber wir müssen doch aus den Er-
fahrungen, die wir mit Subventionen gesammelt haben,
lernen . Vielen von uns ist das Maritime Bündnis be-
kannt . Im Rahmen dieses Bündnisses versuchten Bund,
Reeder, die Beschäftigten und ihre Verbände seit 2004,
die Zahl der Schiffe, die unter deutscher Flagge fahren
und unter die hiesigen Tarifbedingungen fallen, zu er-
höhen, sie sozusagen wieder einzusourcen . Die Reeder
wurden nur noch pauschal besteuert, sie durften die Aus-
bildungszuschüsse einheimsen, sie durften zunächst ei-
nen Teil der Lohnsteuer für sich behalten – inzwischen
sogar die gesamte Lohnsteuer –; im Gegenzug sollten
mindestens 500 Schiffe unter deutscher Flagge fahren.
Zwölf Jahre und 6 Milliarden Euro Subventionen später
fahren 140 Schiffe unter deutscher Flagge. Der Ausstieg
der Seefahrergewerkschaft Verdi ist nachvollziehbar, be-
gründet und selbstverständlich . Verdi hat das Bündnis
verlassen . Das war eine richtige und längst überfällige
Maßnahme .


(Beifall bei der LINKEN)


Auch das Maritime Bündnis hat gezeigt: Subventionen
sichern und schaffen keinen Arbeitsplatz, wenn sie nicht
an klare, verlässliche, abrechenbare Bedingungen ge-
knüpft sind .


(Beifall bei der LINKEN)


Mit Geschenken lassen sich zwar Freundschaften er-
halten, nicht aber die soziale Sicherheit der arbeitenden
Menschen .


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Trotz dieser Binsenweisheit werden neue Steuerpakete
geschnürt, jetzt in Form einer Bundesstraßengesellschaft,
wie wir gehört haben . Es ist ja schön und gut, wenn jetzt
getitelt wird, Finanzjongleure und Versicherungen soll-
ten keinen Zugriff auf die Gesellschaft bekommen. Aber
wir wissen, was nach Gründung der Gesellschaft passie-
ren kann . Es soll eine privatrechtliche Grundlage geben .
Dann wäre es so wie bei der Deutschen Bahn . Das wäre
eine Deutsche Bahn für die Bundesstraßen und die Au-
tobahnen .


(Kirsten Lühmann [SPD]: Die Deutsche Bahn ist eine Aktiengesellschaft! Und eine Aktiengesellschaft wird es nicht geben!)


Und dann? Nein, diese Gesellschaft soll Finanzjongleu-
ren und Versicherungen den Zugriff auf die Straßeninfra-
struktur ermöglichen . Dann würde die Infrastruktur nicht
mehr durch parlamentarische Beschlüsse gestaltet – wie
bei der Bahn . Der Bund wäre nur noch für die Finanzie-
rung zuständig – wie bei der Bahn .


(Bettina Hagedorn [SPD]: Die Bahn ist eine Aktiengesellschaft! Das wollen wir hier nicht!)


Darum soll das Grundgesetz geändert werden . Mit der
Frage, wie die Gesellschaft ausgestattet wird, will man
sich später beschäftigen . Zunächst das Grundgesetz zu
ändern – mit Ihrer Beteiligung –, das finde ich nicht
nachvollziehbar . Diesen Schritt sollten Sie dringendst
überdenken .


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Kirsten Lühmann [SPD]: Ihr Ministerpräsident hat zugestimmt! Erzählt den Leuten die Wahrheit!)


Zur Bilanz gehört auch der größte Skandal in der Au-
tomobilindustrie, den wir kennen . VW musste zugeben,
bei den Angaben zu den stark gesundheitsschädlichen
Stickstoffoxiden betrogen zu haben. Der Verkehrsminis-
ter war nicht in der Lage, das auf unsere Kleinen Anfra-
gen hin aufzuklären .


(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bis heute nicht!)


Das Parlament hat deshalb beschlossen, einen Unter-
suchungsausschuss einzurichten . Dieser hat nach den
ersten Einblicken in die Struktur und Arbeitsweise des
Ministeriums und der nachgelagerten Behörden einiges
aufgedeckt, was wir so nicht glauben konnten . Nichts
hören, nichts sehen, nichts sagen – das scheint das Credo
der Behörden zu sein . Das trägt dazu bei, dass es nicht bei
diesem Skandal bleibt, sondern künftig weitere schwere
Skandale geben wird .


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Kirsten Lühmann [SPD]: Wir scheinen auf Herbert Behrens verschiedenen Veranstaltungen gewesen zu sein! Ich habe das nicht gehört!)





(A) (C)


(B) (D)


Ich komme zum Schluss . Es ist unsere Aufgabe, dass
wir trotz der jubelnden Selbstbeweihräucherung vonsei-
ten der Koalitionsvertreter eine klare Übersicht darüber
behalten, was wirklich passiert . Zusammengefasst sind
wir der Meinung: Die Verkehrspolitik in Deutschland
wird vor die Wand gefahren . Die einzige Neuerung ist,
dass dies zukünftig elektrisch und autonom geschehen
soll .


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1820401500

Die Kollegin Birgit Kömpel spricht jetzt für die SPD .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Birgit Kömpel (SPD):
Rede ID: ID1820401600

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

Kolleginnen und Kollegen! Nachdem wir jetzt schon viel
Grundsätzliches zum Verkehrshaushalt gehört haben,
möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf ein sehr wichtiges
Thema lenken: die Verkehrssicherheit . Verkehrssicher-
heit betrifft uns alle. Wir alle kennen jemanden, der oder
die schon einmal in einen Unfall verwickelt war, oder
vielleicht hat es uns sogar selbst getroffen. In den letzten
beiden Jahren stieg die Anzahl der Verkehrstoten erst-
malig wieder, nachdem sie sich über viele Jahre hinweg
reduziert hatte . Aber was heißt das für uns in der Poli-
tik? Wir können solche Zahlen nicht einfach hinnehmen .
3 459 Verkehrstote in unserem Land im Jahr 2015, das
sind 3 459 gute Gründe, um zu handeln .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg . Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Für das Haushaltsjahr 2017 gibt es 1,1 Millionen Euro
mehr für Maßnahmen der Verkehrssicherheit .


(Beifall der Abg . Gero Storjohann [CDU/ CSU] und Abg . Kirsten Lühmann [SPD])


– Genau, danke . – Das ist ein wichtiger Erfolg; denn
insgesamt stehen uns nun 14 Millionen Euro für Auf-
klärungs- und Erziehungsmaßnahmen zur Bekämpfung
der Verkehrsunfälle zur Verfügung . Dafür danke ich auch
Ihnen, lieber Kollege Storjohann; denn Sie haben sich
ebenfalls für die Erhöhung des Titels sehr starkgemacht .


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Die Mittel werden in bewährter Art und Weise dem
Deutschen Verkehrssicherheitsrat, der Deutschen Ver-
kehrswacht und für Maßnahmen des Bundesministeri-
ums zur Verfügung stehen .

Wer mehr Geld fordert und es bekommt, der muss
auch Rechenschaft darüber ablegen, wofür er es braucht .
Hierzu haben wir uns in der SPD-Fraktion ausführlich
Gedanken gemacht . Das Ergebnis war:

Wir fordern erstens eine stärkere Zielgruppenorientie-
rung . Wir müssen genauer auf die einzelnen Zielgruppen
zugehen . Junge Fahranfänger müssen anders angespro-
chen werden und werden auf anderem Wege erreicht
als ältere Verkehrsteilnehmer . Eine besonders gefährde-
te Zielgruppe sind die geflüchteten und asylsuchenden
Menschen . Hier müssen wir neben den erfreulich rasch
übersetzten Leitfäden zur deutschen Verkehrsordnung
vor allem verstärkt durch Schulungen in Kindergärten,
Schulen und innerhalb der Sprach- und Integrationskurse
die wichtigsten Verkehrsregeln vermitteln .

Zweitens setzen wir auf straßenbautechnische Lösun-
gen . Wir müssen in zweierlei Richtungen denken . Zum
einen müssen bestimmte Zielgruppen besser geschützt
werden, zum Beispiel Motorradfahrer durch einen soge-
nannten Untergleitschutz entlang der Leitplanken . Zum
anderen setzen wir auf verkehrspsychologische Maß-
nahmen wie zum Beispiel künstliche Hindernisse, die
den Verkehr verlangsamen und die Aufmerksamkeit der
Fahrzeugführerinnen und -führer erhöhen .

Wir brauchen drittens eine verstärkte Erprobung und
schrittweise Einführung von Fahrzeugassistenztechnik
Richtung automatisiertes, autonomes Fahren . Die Mit-
tel für das automatisierte Fahren wurden um 17 Millio-
nen Euro auf nunmehr 37 Millionen Euro erhöht . Das
ist wichtig; denn Fahrassistenzsystemen und autonomem
Fahren gehört die Zukunft .

Zu Fahrassistenzsystemen noch ein Wort in eige-
ner Sache: Wir von der SPD wollen und fordern, dass
Fahrassistenzsysteme, die sich bewährt haben, nicht ein
Phänomen der gehobenen Fahrzeugklassen bleiben, son-
dern verpflichtend für alle Fahrzeugklassen werden.


(Beifall bei der SPD)


Auch noch ein Wort zur Verkehrssicherheit und de-
ren Kontrolle: Wir brauchen eine bessere Ausstattung der
Polizei; denn nur wenn wir kontrollieren, sind wir auch
erfolgreich . Das haben Untersuchungen ergeben . Eine
hohe Geschwindigkeit bedeutet immer noch ein hohes
Risiko . Aber zunehmend gefährden Handys und iPads
am Steuer unser aller Leben; denn wir sind nicht multita-
skingfähig – ja, auch wir Frauen nicht .


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


Jeder im Straßenverkehr Getötete oder Verletzte ist ei-
ner zu viel . Deshalb: Packen wir es an!

Herzlichen Dank .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1820401700

Die Kollegin Dr . Valerie Wilms spricht als Nächste für

Bündnis 90/Die Grünen .


Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1820401800

Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen!

Meine Damen und Herren! Wenn man diese Debatte ver-
folgt, dann fragt man sich wirklich: Bewegt sich diese

Herbert Behrens






(A) (C)



(B) (D)


Regierung noch in der realen Welt, oder sind wir schon in
einer 4 .0-Welt, einer theoretischen Welt, gelandet?


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Die Digitalisierung schreitet voran! Das stimmt!)


– Ja, und es wäre ganz gut, wenn sie auch bei den Par-
lamentarischen Geschäftsführern voranschreiten würde .


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Ich habe das iPad schon in der Hand!)


Vielleicht können wir die ja irgendwann einmal durch
automatisierte ersetzen .


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gute Idee!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie haben mal wie-
der den Weg der Unehrlichkeit gewählt . Sie versprechen
etwas, was nicht gehalten werden kann . Ich spreche mal
wieder von unserem leidvollen Projekt Bundesverkehrs-
wegeplan .


(Kirsten Lühmann [SPD]: Guter Plan!)


Wobei der Minister noch nicht erkannt hat – obwohl er
heute von Mobilität 4 .0 gesprochen hat –, dass in der Zu-
kunft vielleicht doch keine 30-prozentige Steigerung der
Transportaufgaben anstehen wird, weil viele Produkti-
onsverfahren durch Industrie 4 .0 elektronisiert und auto-
matisiert ablaufen werden, sodass gar nicht mehr so viele
Transporte benötigt werden!

Sie haben uns am Mittwoch mit dem Bundesverkehrs-
wegeplan beglückt, diesem dicken Stapel Papier mit Tau-
senden Verkehrsprojekten . Was hier beschlossen werden
soll – das wissen Sie auch –, ist vorne und hinten nicht
bezahlbar . Herr Dobrindt hat uns zu Beginn der Haus-
haltsberatungen diese Schleppe vorgeführt . Veralbern
können wir uns selber . Dazu brauchen wir den Minister
nicht . Sie von der Koalition ignorieren einfach, dass das
nicht bezahlbar ist .

Wir haben Mittwoch bis spät in die Nacht zusammen-
gesessen und über Hunderte Änderungen gesprochen .
Sie hatten es in der Hand, in der Realität anzukommen .
Aber was hat diese Koalition gemacht? Sie hat es noch
schlimmer gemacht,


(Sören Bartol [SPD]: Nein, besser!)


indem sie weitere 48 Projekte in diesem Bundesverkehrs-
wegeplan höher eingestuft hat . Damit produzieren Sie
Frust und Enttäuschung; denn das ist nicht bezahlbar .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Verantwortung dafür trägt einzig und allein diese
große Stillstandskoalition, und das benennen wir auch so .

Noch schlimmer wird es, wenn sich die Menschen
ansehen, wohin das Geld tatsächlich fließt. Es ist schon
interessant: Es gibt zwar haufenweise Studien, Dossiers
und Bewertungen zu den einzelnen Projekten; aber sie
haben keine Bedeutung . Herr Dobrindt, ich weiß nicht,
wofür sie erstellt wurden; denn Sie halten sich nicht da-
ran . Es geht hier nicht um objektive Kriterien, sondern

nur darum, wer in dieser Koalition etwas zählt . Hunderte
Millionen von Euro werden so in die eigenen Wahlkreise
gelenkt .


(Widerspruch bei der SPD)


Das beste Beispiel sind die goldenen Schleusentore am
Elbe-Lübeck-Kanal . Das ist eine Unverschämtheit, und
das nenne ich Selbstbedienung .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Lassen Sie mich zu einem anderen Punkt kommen, lie-
be Kolleginnen und Kollegen, der für zukünftige Haus-
halte von großer Bedeutung ist . Laut Pressemeldung hat
die Bundesregierung jetzt endlich eine gemeinschaftliche
Position zu einer Autobahngesellschaft gefunden . Gott
sei Dank sind die Hirngespinste einer Privatisierung vom
Tisch. Ich hoffe, das stimmt auch; ich bin auf den genau-
en Wortlaut im Gesetzentwurf gespannt . Von einem Ver-
schleudern der Straße wollen wir Grüne absolut nichts
wissen . Straßen sind Gemeingut, genauso wie Schienen-
wege und Wasserstraßen .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg . Sören Bartol [SPD] und Herbert Behrens [DIE LINKE])


Sie gehören allen Bürgerinnen und Bürgern, und das
muss dauerhaft so bleiben . Aber wir müssen endlich ver-
antwortungsvoll damit umgehen . Deswegen sagen wir
klar und deutlich: Eine Autobahngesellschaft ist nicht
mit einer Privatisierung gleichzusetzen . Wenn wir als
Bundestag und über uns dann auch die Bürgerinnen und
Bürger hier weiter Einfluss haben wollen, dann müssen
wir das ins Gesetz schreiben . Wir sind der Gesetzgeber,
nicht die Regierung .


(Kirsten Lühmann [SPD]: Richtig!)


Ich kann deswegen alle nur zu ruhiger und gewissenhaf-
ter Arbeit auffordern.

An dieser Stelle ist zu sagen: Kommen Sie von der
Koalition und Sie, Herr Minister, von Ihrem hohen Ross
herunter! Ich schaue da auch den Vertreter des Wirt-
schaftsministeriums an, den Herrn Staatssekretär .


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


Der Vertreter des Finanzministeriums hat sich in weiser
Voraussicht schon verabschiedet . Er wusste wohl schon,
was auf ihn zukommt . Wir brauchen keine Autobahnge-
sellschaft, um Versicherungskonzerne zu pampern .

Aber bitte kommen auch Sie, werte Kolleginnen und
Kollegen von der Linken, von Ihrem hohen Ross herun-
ter .


Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1820401900

Frau Kollegin Dr . Wilms, auch die visionären Perspek-

tiven über die Zukunft der Parlamentarischen Geschäfts-
führer führen nicht zu einer Verlängerung der Redezeit .


(Beifall bei der CDU/CSU – Michael GrosseBrömer [CDU/CSU]: Sehr gute Entscheidung!)


Dr. Valerie Wilms






(A) (C)



(B) (D)



Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1820402000

Herzlichen Dank für den Hinweis . – Werte Kolle-

ginnen und Kollegen von den Linken, erzählen Sie uns
nichts mehr von den neoliberalen Schreckgespenstern .

Damit komme ich zum Schluss . Die Bürger verlan-
gen von uns, dass wir ihre Straßen vernünftig in Schuss
halten . Mit der organisierten Verantwortungslosigkeit im
Mischmasch zwischen Bund und Ländern gelingt uns das
nicht . Darum lassen Sie uns eine klug konstruierte Auto-
bahngesellschaft machen .

Herzlichen Dank .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1820402100

Der Kollege Reinhold Sendker spricht jetzt für die

CDU/CSU .


(Beifall bei der CDU/CSU)



Reinhold Sendker (CDU):
Rede ID: ID1820402200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Nach Jahren der klassischen Unterfinanzierung befinden
sich unsere Verkehrsinvestitionen heute auf einem Rek-
ordniveau . Was die Verbesserung der Planungsreserven
angeht – meine Kollegin hat das gerade gesagt –, werden
wir nun über die Gründung einer Bundesinfrastrukturge-
sellschaft reden und damit die Planungsreserven seitens
des Bundes deutlich verbessern .


(Beifall bei der CDU/CSU)


Diese sehr positive Entwicklung, ferner unsere Investi-
tionen, um die Lärmimmission zu bekämpfen, sowie die
Förderung des Breitbandausbaus bewirken Modernisie-
rungen unserer Verkehrsinfrastrukturen im Sinne einer
digitalen, nachhaltigen und globalisierten Infrastruktur .

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir dürfen fast am
Ende dieser Wahlperiode – ein Jahr haben wir noch – be-
reits feststellen: Ja, wir sind in den zurückliegenden Jah-
ren enorm vorangekommen . Das lassen wir uns auch in
dieser Haushaltsdebatte nicht schlechtreden,


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


schon gar nicht von denen, die von „weniger Verkehr“
geredet haben und weiter reden in einer Zeit, in der die
Schwerlastverkehre erheblich ansteigen und immer neue
Staus produzieren .

Es ist völlig richtig und steht außer Zweifel: Ange-
sichts der prognostizierten Verkehrsentwicklung für
Deutschland müssen Güterverkehre – das muss unser
Ziel sein – weiter auf Schiene und Wasserwege verlagert
werden .


(Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann müssen Sie auch was dafür tun! Sie tun aber das Gegenteil!)


Wer wie Sie weniger Verkehr will, der täuscht doch die
Menschen . Diese Politik – da hat der Minister vollkom-
men recht – führt im Ergebnis zu weniger Wachstum und

weniger Wohlstand . Genau das können und werden wir
nicht zulassen .


(Beifall bei der CDU/CSU – Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Quatsch!)


In diesem Zusammenhang begrüßen wir ausdrück-
lich die Verbesserungen bei den Haushaltsansätzen für
die kombinierten Verkehre . In diesem Bereich ist viel
geschehen. Die Wachstums- und Qualitätsoffensive der
Bahn AG wird mit einem nennenswerten Milliardenbe-
trag unterstützt . Das stärkt ausdrücklich den Verkehrsträ-
ger Schiene .


(Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo bleibt das 750-Meter-Netz? Wo bleiben die Trassen? – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Allesamt machen Sie nichts!)


In den kommenden Jahren bleiben die Bekämpfung des
Schienenlärms und die Schaffung barrierefreier Bahnhö-
fe ein Kernanliegen unserer Verkehrspolitik . 34 Millio-
nen Euro werden zusätzlich für den Lärmschutz in den
Jahren bis 2021 eingestellt .

Im Koalitionsvertrag haben wir uns auch sehr klar für
die Stärkung des Luftverkehrsstandortes Deutschland
ausgesprochen . In zahlreichen Sitzungen des Fachaus-
schusses hat es hier bemerkenswerte Plädoyers gegeben .
Insofern freuen wir uns zu dieser Stunde sehr über die
Bereitstellung von rund 200 Millionen Euro zur Entlas-
tung der Fluggesellschaften . Insbesondere mit Blick auf
die Reduzierung der Flugsicherungsgebühren ist das ein
starker Aufschlag . Ich möchte in dieser Haushaltsrunde
einmal unseren Haushältern dafür ausdrücklich Dank sa-
gen .


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ein Wort zur Breitbrandförderung des Bundes . Sie ge-
neriert geradezu eine echte Erfolgsgeschichte . Das För-
derprogramm, seine Rahmenbedingungen einschließlich
des Scoringverfahrens und die Beratung durch das Breit-
bandbüro sind hervorragend und angemessen . Zudem
konnte unser Minister einen Aufwuchs der Fördermittel
auf 4 Milliarden Euro erreichen . Das nenne ich – summa
summarum – eine sehr erfolgreiche Arbeit von Minis-
terium und Minister . Herzlichen Dank dafür, Alexander
Dobrindt!


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Folglich ist die Personalverstärkung zur erfolgreichen
Umsetzung des DigiNetz-Gesetzes und im Bereich der
Bundesnetzagentur völlig richtig und zielführend .

In zurückliegenden Ausschussberatungen gab es von
den Oppositionsfraktionen kaum Neues zu hören . Wie-
dervorlage war angesagt, so zum Beispiel beim Thema
Fehmarnbelt-Querung und bei der niemals enden wollen-
den Kritik an Stuttgart 21, obwohl das Volk abgestimmt
hat . Natürlich fehlte es auch nicht an dem für mich schon
chronischen Gejammer über die alternative und – ich be-
tone – die erfolgreiche Beschaffungsvariante ÖPP. Dieser
Kritik steht nunmehr ein Verkehrshaushalt der Rekorde
2017 gegenüber, verbunden mit einer Erfolgsbilanz der






(A) (C)



(B) (D)


Koalition, die sich weiß Gott sehen lassen kann . Drei
Punkte möchte ich dabei hervorheben:

Erstens . Wir verfügen nun endlich über deutlich mehr
Geld für die Verkehrs- und Breitbandinfrastruktur . Der
Investitionshochlauf ist da . Den gilt es fortzuführen . Des-
halb benötigen wir nach Beschlussfassung über die Aus-
baugesetze zeitnah Planungsentscheidungen und – hof-
fentlich – ausreichende Planungsressourcen . Man muss
sich das immer wieder vor Augen führen: Das Geld steht
jetzt bereit . Wenn dann aber zu wenig oder am Ende gar
nicht geplant werden kann, wäre das angesichts der drin-
gend notwendigen Ertüchtigung unserer Verkehrsanla-
gen äußerst verantwortungslos . Deswegen müssen Bund
und Länder ihre Planungsreserven eindeutig erhöhen .


(Beifall bei der CDU/CSU)


Zweitens . Auch in der Haushaltswirtschaft hat es sehr
positive Veränderungen gegeben . Ich nenne die Herstel-
lung der Überjährigkeit und als weiteren Baustein die
Komplettbewirtschaftung aller Mittel des Bundesfern-
straßenausbaus durch unsere Verkehrsinfrastrukturfinan-
zierungsgesellschaft, ganz im Sinne von mehr Flexibi-
lität, mehr Transparenz sowie mehr Haushaltswahrheit
und -klarheit .

Drittens . Das Upgrade unserer Verkehrsinfrastruktur,
der Bundesverkehrswegeplan 2030, steht nun am kom-
menden Freitag vor seiner abschließenden Beratung und
Beschlussfassung . Ich darf resümieren: Noch nie hat es
schon bei Veröffentlichung des Entwurfes so viel Zustim-
mung gegeben. Noch nie ist eine derart ausfinanzierte
Planung vorgelegt worden . Noch nie gab es eine so breite
Öffentlichkeitsbeteiligung. Deswegen ist der Plan weder
ein „Wünsch dir was“ noch ein „Instrument zur Beglü-
ckung der Koalitionsabgeordneten“ – wie es hier hieß –,
um im Zuge der Eröffnung einer Umgehungsstraße in der
Heimatzeitung zu erscheinen . Diese Kritik ist nicht nur
sehr unsachlich, sondern auch substanziell völlig dane-
ben; denn im Gegensatz zu früheren Planungswerken –
an einem haben auch Bündnis 90/Die Grünen 2003 mit-
gewirkt – darf ich hier feststellen, dass unser Land mit
dem Bundesverkehrswegeplan 2030 geradezu superlativ
aufgestellt ist .


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Planung sieht beides vor: Netzerhalt, Netzaus-
bau und insbesondere im ländlichen Raum den Ausbau
von Umgehungsstraßen . Auch unsere ländlichen Regi-
onen benötigen mehr Verkehrssicherheit, einen besse-
ren Verkehrsfluss und damit auch eine gute regionale
Entwicklung . Auch deshalb ist Deutschland mit dem
BVWP 2030 hervorragend aufgestellt . Dafür danken wir
dem Ministerium und dem Minister und nicht zuletzt den
AG-Vorsitzenden der Koalitionsfraktionen Ulrich Lange
und Kirsten Lühmann . Herzlichen Dank dafür .


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir haben ja gesehen, dass sie in den letzten Wochen
während der parlamentarischen Beratungen einen star-
ken Job gemacht haben .

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, unser Land hat mit
seiner erfolgreichen Volkswirtschaft ohne jeden Zweifel

eine herausragende Stellung in der Welt und in Europa .
Sie zu erhalten, bedarf es einer zukunftsfähigen, moder-
nen Verkehrsinfrastruktur . Dem dient der Verkehrshaus-
halt der Rekorde 2017 . Deswegen verdient er unsere Zu-
stimmung und unsere Unterstützung .

Vielen herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1820402300

Die Kollegin Tabea Rößner spricht als Nächste für

Bündnis 90/Die Grünen .


Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1820402400

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Herr

Minister Dobrindt, jetzt sprechen wir einmal Tacheles .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Lachen bei der CDU/CSU)


Der Breitbandausbau in Deutschland geht nur kriechend
voran, und dafür sind Sie verantwortlich .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


Von Ihnen gibt es zwar tolle Zahlen, aber nur die halbe
Wahrheit . Die ganze lautet nämlich: Zurzeit können nur
70 Prozent der Haushalte mit 50 Megabit surfen; im länd-
lichen Raum sind es sogar nur ein Drittel der Haushalte .
Wie wollen Sie innerhalb eines Jahres die fehlenden zwei
Drittel ausbauen? Dabei handelt es sich um Gebiete, in
denen der Ausbau besonders teuer und zeitintensiv ist .
Die volle Wahrheit ist: Sie werden Ihr Breitbandziel nicht
erreichen . Das ist eines der Ergebnisse unserer Kleinen
Anfrage . – Und eine Bitte: Wenn Sie das nächste Mal
die Antworten auf eine meiner Kleinen Anfragen raus-
schicken, dann berücksichtigen Sie, dass meine Mailan-
schrift nicht „redaktion@passauerneuepresse .de“ lautet .


(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ein anderes Ergebnis ist übrigens, dass wir beim
Glasfaserausbau total hängen . Nur 7 Prozent der Haus-
halte haben Zugang zu einem Glasfaseranschluss . Damit
macht sich der Wirtschaftsstandort Deutschland doch
komplett lächerlich .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Überall, wo Kameras stehen, verkünden Sie, Herr
Dobrindt, den Aufbruch in die Gigabitgesellschaft . Sie
wissen aber schon, dass das nur mit Glasfaser geht, oder?
Offenbar nicht. Mit Ihnen verharren wir nämlich in der
Megabitsteinzeit . Ihr Kalkül war klar: Sie wollten den
schnellen Erfolg . Wir sagen: Wir brauchen die erfolgrei-
che Schnelligkeit .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg . Herbert Behrens [DIE LINKE])


Ihr sogenanntes Bundesbreitbandförderprogramm hat
seinen Namen nicht verdient . Beim verzweifelten Ver-

Reinhold Sendker






(A) (C)



(B) (D)


such, Ihr Breitbandziel irgendwie zu erreichen, pumpen
Sie Milliarden in veraltete Technologien . 85 Prozent der
bisherigen Förderung gingen in Wirtschaftlichkeitslü-
ckenmodelle . Im Zweifelsfall bekommt das Geld dann
noch die Telekom – so wie in Bayern, wo vier von fünf
Aufträgen an das Unternehmen in Magentafarbe gingen .
Ausgerechnet an die Telekom, die mit Vectoring den
Glasfaserausbau gerade verhindert! Sie haben die Kri-
terien Ihres Förderprogramms so festgelegt, dass es vor
allem um die 50 Mbit und die Fertigstellung bis 2018
geht – gemäß dem Motto „Nach mir die Sintflut“. Wir
haben das kritisiert, die Verbände haben das kritisiert,
und der Bundesrechnungshof hat das kritisiert . Trotzdem
haben Sie kein Einsehen . Das, was Sie machen, Herr
Dobrindt, ist rückwärtsgewandt und hat mit nachhalti-
gem Investieren aber auch gar nichts zu tun .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Die Telekom tanzt Ihnen auf der Nase herum . Erst
bekommt sie maßgeschneiderte milliardenschwere För-
derprogramme . Dann erhält sie noch exklusives Vecto-
ring im Nahbereich, womit sie noch auf Jahre hinaus die
alten Kupferkabel „melken“ kann . Und als vorgezogenes
Weihnachtsgeschenk gibt es noch ein Eckpunktepapier
der Netzallianz, in dem dank Telekomintervention gestri-
chen wurde, dass man bis 2025 flächendeckend gigabit-
fähige Anschlüsse bereitstellen will .


Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1820402500

Frau Kollegin Rößner, gestatten Sie eine Zwischenfra-

ge der Kollegin Dorothee Bär?


Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1820402600

Gerne doch, Doro .


Dorothee Mantel (CSU):
Rede ID: ID1820402700

Sehr geehrte Frau Kollegin, sind Sie mit mir nicht

auch der Auffassung, dass Sie selber nicht glauben, was
Sie erzählen, was unser Bundesförderprogramm für den
Breitbandausbau betrifft? Können Sie auch bestätigen,
dass Sie 2013 noch der Meinung waren, dass 6 Mbit/s
flächendeckend in Deutschland für immer ausreichend
sein werden? Können Sie mir irgendeinen Bürgermeis-
ter oder irgendeinen Landrat in Deutschland nennen, der
nicht mit unserem Breitbandprogramm zufrieden ist?


(Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da könnte ich viele aufzählen!)



Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1820402800

Da kann ich ganz viele nennen, liebe Kollegin Bär . Ich

habe erst gestern welche getroffen, beim BREKO zum
Beispiel . Die sind mit dem Förderprogramm überhaupt
nicht zufrieden .


(Zuruf von der CDU/CSU: Lobby!)


– Nein, das ist ein Verband, der sich damit intensiv aus-
einandersetzt . – Aber ich spreche auch mit dem vatm,

ich spreche mit der Telekom, ich spreche mit ganz vielen
unterschiedlichen Unternehmen, und ich spreche vor al-
len Dingen mit den Kommunen . Die sind nämlich nicht
zufrieden . Überwiegend wollen die das Betreibermodell
voranbringen, und das sieht Ihr Förderprogramm leider
nicht vor . Nur 24 Projekte insgesamt sind Betreibermo-
delle .


(Kirsten Lühmann [SPD]: Also sieht es das doch vor! – Weiterer Zuruf von der SPD)


– Doch, das sagen genau die Antworten auf unsere Kleine
Anfrage, die Sie mir geschickt haben . – Ich würde jetzt
gerne weitermachen . Ich glaube, da kommen wir heute
nicht zusammen .


(Kirsten Lühmann [SPD]: Die Fakten, das wäre schon schön!)


Die Netzallianz hat getagt, und auf Intervention der
Telekom wurde gestrichen, dass gigabitfähige Anschlüs-
se bis 2025 flächendeckend bereitgestellt werden sollen.
Dass Sie das Ganze dennoch als Fahrplan in die Giga-
bitgesellschaft verkaufen wollen, ist eigentlich ein großer
Witz, wenn es nicht so traurig wäre .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die ganzen Vorgänge zeigen heute mehr denn je: Der
Bund sollte sich schleunigst von seinen Telekomaktien
trennen . Es kann doch nicht sein, dass ein Unternehmen,
das zu einem Drittel in Staatshand liegt, von eben jenem
Staat ein Geschenk nach dem anderen bekommt . Wie
soll denn der Bund noch unabhängig regulieren, wenn
er gleichzeitig immer hübsch Dividenden bekommt? Die
Vorgänge rund um das Vectoring zeigen: So funktioniert
es nicht . Sie haben sich erpressbar gemacht .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Jetzt hat der Bund seine Anteile sogar noch leicht auf-
gestockt, obwohl selbst namhafte Vertreter der Union mit
uns einer Meinung sind und sagen: Verkauft die Aktien,
und investiert das Geld in den Glasfaserausbau! – Das
wäre ordnungspolitisch sauber und endlich eine zu-
kunftsweisende Breitbandpolitik . Aber die ist mit Ihnen
leider nicht zu machen .

Vielen Dank .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1820402900

Die Kollegin Dr . Birgit Malecha-Nissen spricht jetzt

für die SPD .


(Beifall bei der SPD)



Dr. Birgit Malecha-Nissen (SPD):
Rede ID: ID1820403000

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Mi-

nister Dobrindt! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe
Kolleginnen und Kollegen! Dieser Haushalt kann sich
wirklich sehen lassen . An dieser Stelle Dank an die Haus-
hälter und die Haushälterinnen .


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Tabea Rößner






(A) (C)



(B) (D)


Wir haben gute Akzente gesetzt, besonders für den
Klimaschutz . In der letzten Woche hat Deutschland
im Rahmen der Klimakonferenz in Marrakesch seinen
Klimaschutzplan vorgestellt . Deutschland hat sich ver-
pflichtet, seinen CO2-Ausstoß bis 2030 auf insgesamt
55 Prozent im Vergleich zu 1990 zu reduzieren . Auch der
Verkehrsbereich wird mit rund 40 Prozent zu diesem Kli-
maziel beitragen müssen . Endlich ist auch ganz klar, dass
es eine Energiewende ohne eine Verkehrswende nicht
geben wird .

Dazu brauchen wir die Verlagerung des Verkehrs auf
die Schiene und besonders auf die Wasserstraßen . In den
kommenden Jahren werden dazu umfangreiche Grund-
instandsetzungen und Ersatzinvestitionen erforderlich
sein; denn auf den Hauptwasserstraßen kann man keine
Umleitung fahren . Wenn doch, dann ist das ein langer
Weg, zum Beispiel beim Nord-Ostsee-Kanal einmal eben
250 Seemeilen um Dänemark herum . Das ist auch schon
aus Sicht des Klimaschutzes unsinnig .

Zudem ist der reibungslose Verkehr auf unseren Bun-
deswasserstraßen für den Industriestandort Deutschland
von herausragender Bedeutung . Für die Unterhaltung,
die Schiffbarkeit und die Sicherheit unserer Bundeswas-
serstraßen ist die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwal-
tung verantwortlich . Deswegen ist es ein gutes Signal,
dass wir im Haushalt insgesamt 78 Stellen für die Was-
serstraßen- und Schifffahrtsverwaltung geschaffen ha-
ben .


(Beifall bei der SPD)


Davon entfallen 26 Stellen allein auf den Nord-Ost-
see-Kanal .

Der dramatische Stellenabbau der schwarz-gelben
Vorgängerregierung hat zu einem eklatanten Mangel an
Fachpersonal geführt . So konnten Gelder, die eingestellt
worden waren, im letzten und vorletzten Jahr gar nicht
ausgegeben werden . Deshalb ist es gut, dass die Große
Koalition in ihrem Koalitionsvertrag mit der Reform der
Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung eine Trend-
wende beschlossen hat und diese nun konsequent fort-
setzt .


(Beifall bei der SPD)


Zur Erreichung der Klimaziele ist es wirklich noch ein
weiter Weg . Wir haben bereits im Koalitionsvertrag fest-
geschrieben, dass wir die Forschung für neue Kraftstoffe
und die Einführung des verflüssigten Erdgases, LNG, in
der Schifffahrt vorantreiben werden.


(Unruhe bei der CDU/CSU)


– Ich finde es ein bisschen unfair, dass dort in der ersten
Reihe immerzu gesprochen wird . Ich habe das auch bei
meiner Kollegin Birgit Kömpel schon bemerkt . Ich wür-
de darum bitten – wenn ich das sagen darf, Herr Präsi-
dent –, dass das unterbleibt .


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Er hört noch nicht einmal, dass ich das sage .


Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1820403100

Ich denke, die Kollegen haben das gehört . – Ich bitte

um Aufmerksamkeit für die Rednerin .


(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, die haben es nicht gehört!)



Dr. Birgit Malecha-Nissen (SPD):
Rede ID: ID1820403200

Im Koalitionsvertrag ist also festgeschrieben, dass

wir die Forschung an neuen Kraftstoffen sowie die Ein-
führung des verflüssigten Erdgases, LNG, vorantreiben
wollen .

Auch mit der Gründung des Deutschen Maritimen
Zentrums wollen wir Forschung, Entwicklung und Inno-
vation in den Bereichen Schiffbau, Schifffahrt und Mee-
restechnik vorantreiben und koordinieren . Es war ein
Wunsch der Akteure der letzten Maritimen Konferenz
im Herbst, dass eine Stelle geschaffen werden soll, an
der die Interessen zusammenfließen. Deswegen sind die
dafür am Standort Hamburg vorgesehenen 9 Millionen
Euro sehr gut angelegtes Geld .


(Beifall bei der SPD)


Meine Redezeit ist schon um, weil ich mich vorhin
habe irritieren, ablenken lassen, einen Punkt möchte ich
aber noch anbringen: Natürlich müssen wir den Einsatz
von LNG weiter vorantreiben . Wir sorgen in der Mobi-
litäts- und Kraftstoffstrategie auch für die entsprechende
Infrastruktur; dies wird weitergeführt . Ich will nur zwei
Beispiele nennen, weil ich sie so klasse finde und man
immer mit gutem Beispiel vorangehen sollte . Es ist auch
zukunftsweisend, dass die beiden geplanten Mehrzweck-
schiffe für die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung
mit einem Kombimotor – also LNG- und Dieselmotor –
ausgestattet werden . Dafür sind noch einmal 13 Millio-
nen Euro eingestellt. Das finde ich große Klasse. Das hat
Modellcharakter für unsere sensible Küstenregion an der
Nord- und Ostsee .

Vielen herzlichen Dank .


(Beifall bei der SPD sowie des Abg . Manfred Grund [CDU/CSU])



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1820403300

Für die CDU/CSU-Fraktion spricht jetzt der Kollege

Georg Storjohann .


(Beifall bei der CDU/CSU)



Gero Storjohann (CDU):
Rede ID: ID1820403400

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Es hat noch nie so viel Freude gemacht, den
Haushaltsplan für Verkehr und digitale Infrastruktur zu
diskutieren . Wir haben schon ganz andere Zeiten erlebt,
in denen wir wirklich kürzen und Dinge, die wir uns ge-
wünscht hätten, zurückstellen mussten . Das war dieses
Mal ganz anders . Einen herzlichen Dank für den Entwurf
und auch für die Arbeit der Haushälter in Zusammenar-
beit mit den Verkehrspolitikern für das, was dabei her-
ausgekommen ist .


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Dr. Birgit Malecha-Nissen






(A) (C)



(B) (D)


Was den Begriff „Investitionshochlauf“, den ich frü-
her nie benutzt habe, angeht: Je mehr er die Grünen är-
gert, desto mehr habe ich Freude daran, ihn auch einmal
zu benutzen .


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben jetzt einen Investitionsanteil von fast 60 Pro-
zent bei diesem Haushalt, und das ist eine gute Grundlage
für unsere Arbeit und die Zukunft hier in Deutschland,
was die Verkehrspolitik angeht .

Ich möchte gern noch die Verkehrssicherheit heraus-
streichen . Kollegin Kömpel von der SPD hat es schon
erwähnt: Wir haben hier einen Aufwuchs der Mittel . Wir
haben unsere großen Verkehrssicherheitsorganisationen
wie die Deutsche Verkehrswacht mit 3,75 Millionen
Euro und auch den DVR, den Deutschen Verkehrssicher-
heitsrat, mit 3,25 Millionen Euro bedacht, damit sie ihre
gute Arbeit, die sie bisher geleistet haben, auch fortsetzen
können .

Darüber hinaus müssen wir natürlich auch Kampa-
gnen fahren, um die Aufklärungsarbeit zu verstärken; das
ist beim Ministerium angesiedelt .

Wir merken, es wird immer schwieriger, sowohl die
Unfallzahlen als auch die Zahl der tödlich Verunglückten
effektiv zu reduzieren. Wir haben viele kleine Maßnah-
men durchgeführt – sei es Tagfahrlicht, sei es Fahren mit
17 –, die etwas gebracht haben . Aber Veränderung drückt
sich nicht mehr in großen Zahlen aus, und deswegen wird
es politisch immer schwieriger, Unterstützung für kleine
Maßnahmen zu finden; denn deren Wirkung ist nicht so
richtig messbar . Wir haben ein Problem mit der Handy-
nutzung und dem damit verbundenen Abgelenktsein in
Fahrzeugen . Da müssen wir etwas machen . Wir müssen
aufklären . Es ist schwierig, dies zu kontrollieren – das
wissen wir auch –; deswegen ist dieses Geld – 1,1 Milli-
onen Euro mehr für diese intensive Aufklärungsarbeit –
gut angelegt .

Meine Damen und Herren, ich möchte noch über et-
was anderes sprechen, nicht nur über Modernität, nicht
nur über Mobilität . Der Minister sagt gern: Digitale In-
frastruktur, Breitbandausbau, automatisiertes Fahren, das
sind die Themen der Zukunft . – Und nicht, lieber Michael
Grosse-Brömer, der automatisierte PGF . Damit das ganz
klar ist: Wir lassen es so, wie es ist .


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Michael GrosseBrömer [CDU/CSU]: Das war noch einmal ein wichtiger Hinweis!)


– Gut .

Die Modernität und Mobilität kann man auch mit
einem ganz anderen Schlagwort verbinden, nämlich
„Radverkehr“ . Angesichts des immer weiter wachsenden
Verkehrsaufkommens in unseren Ballungsräumen – das
sind die großen Ballungsräume in Deutschland – müs-
sen wir hier neue Akzente setzen . Was nützt es, wenn wir
mit dem Auto nicht mehr zur Arbeit kommen, wenn die
ÖPNV-Systeme den Verkehr nicht mehr bewältigen kön-
nen? Wir brauchen eine zusätzliche Mobilität, die wir in-

telligent regeln müssen . Die Kommunen sind noch nicht
so weit, dass sie das aus vollem Herzen machen . Deswe-
gen ist der RS1, der Radschnellweg Ruhr im Ruhrgebiet,
ein gutes Beispiel dafür, wie solche Mobilität künftig ge-
staltet werden kann .


(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, ein Projekt des Landes Nordrhein-Westfalen!)


Das machen wir jetzt . Ich bin dankbar, dass Minister
Alexander Dobrindt Radschnellwege in den Bundesver-
kehrswegeplan aufgenommen hat .


(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kein einziges Projekt, kein Euro!)


Es macht richtig Spaß, das jetzt zu fördern .


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist ein Projekt des Landes Nordrhein-Westfalen, von der CDU dort bekämpft!)


Endlich haben wir einmal ein Thema, bei dem Sie
von der Opposition mitmachen können . Das ist jetzt
eine Richtungsentscheidung, Kollegin Kömpel . Es nützt
nichts: Sie sind immer für Elektromobilität, für mehr
Bahnverkehr . Aber wenn es konkret wird, dann sind Sie
natürlich gegen die Fehmarnbeltquerung .


(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was hat denn Elektromobilität mit der Fehmarnbeltquerung zu tun? Hallo! Kollege, wo haben Sie sich denn da verirrt?)


Wenn es um Elektromobilität auf der Schiene geht, dann
sagen Sie: Das muss nicht sein . – Wenn der Norden zu-
sammenwachsen soll, dann sagen Sie: Da ist das nicht
notwendig . – Das stimmt nicht, was Sie uns hier immer
erzählen wollen .


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wie läuft es denn konkret ab? Wer heute auf der Au-
tobahn zur Arbeit fährt, ist oft nur 5 bis 10 Kilometer un-
terwegs . Das ist eher Nahverkehr als Fernverkehr . Des-
wegen sagen wir hinsichtlich der Radverkehrspolitik:
Radwege mit einer Länge von 5 bis 15 Kilometern, mit
E-Antrieb unterstützt, sind in diesem Sinne gut zu nut-
zen . Es ist gut, dass sich der Bund an dieser Finanzierung
beteiligt, damit wir in diesem Bereich vorankommen .
Wir haben nicht sehr viel Zeit . Wir müssen jetzt damit
anfangen .

In Kopenhagen hat man 40 Jahre gebraucht, um Ko-
penhagen zu einer Fahrradstadt zu machen . Als Boris
Johnson Bürgermeister von London war, hat er viel er-
zählt, was er alles machen will – darüber gab es große Ar-
tikel –: Nichts hat er gemacht . Insofern bin ich dankbar,
dass dieser Minister mit der Unterstützung der Großen
Koalition hier neue Akzente setzt .


(Bettina Hagedorn [SPD]: Wichtig war auch die Initiative von Barbara Hendricks!)


Gero Storjohann






(A) (C)



(B) (D)


Das ist ein guter Anfang . Ich freue mich auf die weitere
Debatte .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1820403500

Die Kollegin Kirsten Lühmann spricht jetzt für die

SPD .


Kirsten Lühmann (SPD):
Rede ID: ID1820403600

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kollegen! Liebe

Kolleginnen! Für uns Verkehrspolitiker und Verkehrspo-
litikerinnen ist es sonnenklar: Der Einzelplan 12 wird am
Ende der Haushaltswoche beraten, da er der wichtigste
ist .


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


– Ich vernehme den Beifall . Ich sehe aber auch einige
zweifelnde Gesichter .


(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sogar fraktionsübergreifend!)


Ich erkläre Ihnen auch, warum das so ist .

Zum einen stellt dieser Einzelplan den größten Inves-
titionshaushalt dar . Inzwischen ist er auf 13 Milliarden
Euro angewachsen .

Das ist, zweitens, auch dringend erforderlich, weil die
Verkehrsinfrastruktur – die Straßen, die Schienen, die
Wasserstraßen – Voraussetzung für Wirtschaft und Wohl-
stand ist . Sie ist Voraussetzung dafür, dass Menschen zu
ihrem Arbeitsplatz kommen, dass Waren zu den Nutzen-
den kommen, dass wir Kultur, dass wir Bildung und dass
wir Freizeit genießen können, und darum müssen wir da-
rin investieren .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Aber: Damit das weiterhin so bleibt, muss uns die
Energiewende gelingen . Das ist der dritte Grund, warum
wir hier an so prominenter Stelle reden .

Auch hier ist der Verkehrsbereich ein großer Partner –
oder eben auch nicht . Im Verkehrsbereich wird ein Drittel
des CO2 produziert . Ich nenne damit nur einen Teil der
vom Verkehr ausgestoßenen schädlichen Abgase . Um
unseren internationalen Verpflichtungen nachkommen
zu können, müssen wir zukünftig jedes Jahr 10 Millio-
nen Tonnen CO2 vermeiden . Auch dafür, liebe Kollegen
und Kolleginnen, haben wir in diesem Haushalt wichtige
Anreize gesetzt .


(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha! Jetzt bin ich aber gespannt!)


Aber auch Fahrzeuge mit alternativen Antrieben brau-
chen Straßen, Schienen und Kanäle . Daher haben wir
einen Bundesverkehrswegeplan entwickelt, in dem die
Hälfte der Gelder in die umweltfreundlicheren Verkehrs-
träger Schiene und Wasserstraße investiert wird und in
dem 70 Prozent aller Gelder, sehr geehrter Herr Krischer,
für den Erhalt reserviert sind . Wir haben in diesem Bun-

desverkehrswegeplan zum ersten Mal netzübergreifend
gedacht und in Zusammenarbeit mit den Umweltpoli-
tikerinnen und -politikern sowie der Ministerin Rad-
schnellwege hineingebracht, die wir in diesem Haushalt
mit 25 Millionen Euro fördern . Das ist ein ganz wichtiges
Signal, liebe Kollegen und Kolleginnen .


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


An dieser Stelle noch einmal eine Klarstellung:
Auch weiterhin werden unsere Straßen und Radwege in
100-prozentigem Eigentum des Bundes bleiben .


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Auch an ihrer Verwaltung werden sich private Firmen
nicht beteiligen dürfen; denn Verkehrsinfrastruktur ist
Daseinsvorsorge und kein Spekulationsobjekt .


(Beifall bei der SPD)


Ich stelle noch einmal heraus, insbesondere für die
Kollegin Leidig, was Herr Sendker so en passant gesagt
hat: ÖPP ist keine Finanzierungsvariante, sondern ÖPP
ist eine Beschaffungsmöglichkeit. – Wenn wir das um-
setzen, was die Kollegen und Kolleginnen aus unserer
Fraktion, der SPD-Fraktion, beschlossen haben, werden
wir die Verwaltung in die Lage versetzen, so zu planen,
dass auch diese Beschaffungsvariante nicht mehr erfor-
derlich sein wird .


(Beifall bei der SPD)


Wir bereiten also mit diesem Haushalt konsequent die
Verkehrswende vor .


(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was?)


Ich begrüße in diesem Zusammenhang auch die Auswei-
tung der digitalen Testfelder, in denen wir das automati-
sierte Fahren erproben . Jetzt wird es auch in ländlichen
Bereichen, zum Beispiel in Niedersachsen, möglich sein .
Aber auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elek-
tromobilität mit 300 Millionen Euro und der Ausbau der
Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie gehen in die richtige
Richtung .

Allerdings: Mittelfristig, liebe Kolleginnen und Kolle-
gen, wird das nicht reichen . Wir brauchen mehr Anstren-
gungen in diesem Bereich . Deshalb ist es mir ziemlich
unverständlich, dass die von den Verkehrspolitikern und
-politikerinnen der Koalition beschlossene haushaltsneu-
trale Förderung der Markteinführung von Elektrobussen
im Haushaltsausschuss leider nicht durchgekommen ist .


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein Beispiel von vielen!)


Liebe Kollegen und liebe Kolleginnen, wir müssen An-
reize für den Umstieg anbieten . Allein auf der Straße
Unter den Linden hier in Berlin fahren pro Stunde fast
40 dieselbetriebene Busse im ÖPNV . Welches Potenzial
hätten wir da für bessere Luft in unseren Innenstädten!
Das müssen wir hinbekommen .


(Beifall bei der SPD sowie des Abg . Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ Gero Storjohann NEN]: Das kriegen Sie aber nicht hin! Das ist das Problem!)





(A) (C)


(B) (D)


In diesem Zusammenhang richte ich noch einmal einen
Appell an die Bundesregierung . Wir haben im Bundestag
im letzten Jahr beschlossen, dass wir die Steuervergünsti-
gung für Erdgas, eine ganz wichtige Brückentechnologie
beim Umstieg auf CO2-neutrale Mobilität, schnellstmög-
lich verlängern . Wir warten in diesem Parlament auf den
Gesetzentwurf . Es ist dringend erforderlich . Bitte legen
Sie ihn zügig vor .


(Beifall bei der SPD)


Abschließend: Die Koalition hat in den vergange-
nen Jahren die richtigen Weichen gestellt . Jetzt brau-
chen wir aber einen Masterplan, einen Masterplan für
die Verkehrswende, der mit klaren Zwischenzielen eine
Richtschnur ist . Ich würde mich freuen, liebe Kollegin-
nen und Kollegen, wenn wir den fachübergreifend ge-
meinsam entwickeln könnten; denn hier, im Verkehrsbe-
reich, entscheidet sich die Zukunft von Wohlstand und
Lebensqualität in unserem Land .

Herzlichen Dank .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1820403700

Zum Abschluss der Aussprache über den Einzel-

plan 12 hat für die CDU/CSU der Kollege Ulrich Lange
das Wort .


(Beifall bei der CDU/CSU)



Ulrich Lange (CSU):
Rede ID: ID1820403800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ja,

das ist nicht nur der größte Investitionsplan, den wir heu-
te Vormittag verabschieden, sondern es ist die Antwort
auf vier Jahre Große Koalition in der Verkehrspolitik .
Wenn ich bedenke, wo wir begonnen haben, dann zeigt
sich eines: Fleiß, Beharrlichkeit, Ausdauer, Arbeit zahlen
sich aus . Danke an die Verkehrspolitiker und danke an
den Bundesminister .


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Begonnen haben Sie bei Ramsauer! Das sollte einmal erwähnt werden!)


Der Investitionshochlauf, liebe Kolleginnen und Kol-
legen – das lassen Sie mich an dieser Stelle auch einmal
unterstreichen –,


(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ramsauer!)


findet nicht nur bei der Wasserstraßen- und Schifffahrts-
verwaltung und an der Küste statt, sondern er geht zum
Glück von Flensburg bis Lindau . Ich habe zumindest
zwei Wasserpole eingeschlossen .


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Dass wir, um diese Mittel umsetzen zu können, neue
Strukturen brauchen, haben wir in den letzten Jahren

deutlich gesehen . Ich will nicht mit dem Finger auf die
Länder zeigen, weil das immer etwas schwierig ist; denn
es trifft ja auch den einen oder anderen Verkehrsminister
unseres Koalitionspartners .


(Johannes Kahrs [SPD]: Sie haben ja keinen Verkehrsminister! – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind ja nirgendwo mehr in der Regierungsverantwortung!)


Aber machen wir uns bitte nichts vor: Die Planungs-
kapazitäten der Länder sind nicht so, wie wir sie uns
vorstellen . Deswegen war der Beschluss für die Infra-
strukturgesellschaft der einzig richtige im Rahmen der
Bund-Länder-Finanzbeziehungen, der hat fallen können .


(Beifall bei der CDU/CSU – Johannes Kahrs [SPD]: Sagt das Herr Seehofer auch?)


Wir von der Union freuen uns schon, wenn wir jetzt den
Text – den kennen scheinbar noch nicht alle – der Grund-
gesetzänderung lesen .


(Bettina Hagedorn [SPD]: Die Opposition jedenfalls nicht!)


Ich lese ihn hier einmal vor . Frau Wilms, hören Sie ein-
mal gut zu . Artikel 90 Absatz 1 des Grundgesetzes soll
lauten:

Der Bund ist Eigentümer der Bundesautobahnen
und sonstigen Bundesstraßen des Fernverkehrs . Das
Eigentum ist unveräußerlich .

Klare Aussage .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Verwaltung der Bundesautobahnen . . . wird in
Bundesverwaltung geführt . Der Bund kann sich zur
Erledigung seiner Aufgaben einer Gesellschaft pri-
vaten Rechts bedienen . Diese Gesellschaft

– jetzt bitte genau aufpassen –

steht im unveräußerlichen Eigentum des Bundes .

Ich finde unser Papier von Januar fast eins zu eins wieder.
Herzlichen Dank dafür .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das heißt, wir bleiben oberster Bauherr . Wir kontrol-
lieren, aber wir müssen einiges anders machen . Das ist
die nächste Aufgabe für uns . Die werden wir auch erledi-
gen, liebe Kolleginnen und Kollegen .

Dass damit privates Kapital weiter möglich bleiben
soll und ÖPP-Projekte auch möglich bleiben sollen, ist
für uns als Union ebenfalls unstrittig . Das sage ich hier in
aller Deutlichkeit .


(Beifall bei der CDU/CSU – Johannes Kahrs [SPD]: Uns eben nicht!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, Schiene ist nicht
immer vergnügungsteuerpflichtig. Wir stellen uns oft
etwas anderes darunter vor . Aber wir kommen unserer
Verantwortung als Eigentümer nach und geben diese Fi-
nanzspritze, diese Kapitalerhöhung an die DB AG . Aber

Kirsten Lühmann






(A) (C)



(B) (D)


ich möchte hier in aller Deutlichkeit eines unterstreichen:
Wir erwarten für dieses Geld auch entsprechende Kon-
zepte . Wir erwarten auch die Anbindung der Räume mit
Fernverkehr . Wir erwarten moderne Züge, pünktliche
Züge, Züge mit WLAN . Liebe Kolleginnen und Kolle-
gen, wer so viel Geld von uns bekommt, dem dürfen wir
aber auch sagen, was wir uns dafür erwarten .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Johannes Kahrs [SPD]: Das hat in den letzten Jahren auch nicht funktioniert!)


Ein paar Sätze noch zum Breitbandausbau . Wenn ich
die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister in meiner
Region besuche, stelle ich fest: Es herrscht Freude über
die Bescheide, sowohl über die kleinen wie über die gro-
ßen Bescheide . Denn das zeigt: Der Breitbandausbau, so
wie wir ihn in dieser Großen Koalition vereinbart haben,
kommt in die Gänge . Wir haben sehr große Schritte un-
ternommen . Mit insgesamt 4 Milliarden Euro – 4 Mil-
liarden Euro! – für den Breitbandausbau leistet diese
Koalition einen ganz erheblichen Beitrag zum Ausbau
des schnellen Internets . Und noch einmal – bevor irgend-
etwas falsch im Raum stehen bleibt –: Das Programm
ist modelloffen. Das heißt, das Betreibermodell kann
mit anderen Förderprogrammen kombiniert werden . Au-
ßerdem können Wirtschaftlichkeitslücken entsprechend
geschlossen werden . Es hängt davon ab, wie man sich
vor Ort entscheidet, und deswegen ist der Programmzu-
schnitt richtig und erfolgreich .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dass wir auch noch Stellen bei der Bundesnetzagen-
tur und im BMVI schaffen, damit unser DigiNetz-Gesetz
auch entsprechend umgesetzt werden kann, ist logisch
und richtig; denn am Ende nützt die reine gesetzliche
Grundlage nichts, wenn nicht die Umsetzung in die
Wege geleitet wird . Aber auch dafür haben wir mit die-
sem Haushalt gesorgt . Auch dafür ein Dankeschön . Das
heißt: Schnelles Internet ist auf dem Weg . Schnelles In-
ternet wird es in Zukunft in allen Regionen geben .


(Tabea Rößner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist absolut lächerlich!)


Wir stehen auch mit dem Haushalt 2017 – jetzt ver-
wende ich noch einmal ein Wort, über das Sie sich immer
so sehr freuen – für Mobilität und Modernität mit einem
gelungenen Infrastrukturhochlauf . In diesem Sinne, liebe
Kolleginnen und Kollegen: Gratulation zu unserem ge-
meinsamen Haushalt .

Danke schön .


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1820403900

Ich schließe die Aussprache .

Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den Einzel-
plan 12 – Bundesministerium für Verkehr und digitale In-
frastruktur – in der Ausschussfassung . Wer dafür stimmt,
den bitte ich um ein Handzeichen . – Wer stimmt dage-
gen? – Enthaltungen gibt es keine . Damit ist der Einzel-

plan angenommen mit den Stimmen von CDU/CSU und
SPD gegen die Stimmen der Fraktion Die Linke und vom
Bündnis 90/Die Grünen .

Ich rufe den Tagesordnungspunkt I .19 auf:

Einzelplan 32

Bundesschuld

Drucksache 18/9822

Berichterstatter sind die Abgeordneten Eckhardt
Rehberg, Johannes Kahrs, Dr . Gesine Lötzsch und Sven-
Christian Kindler .

Hierzu liegt ein Entschließungsantrag der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen vor, über den wir heute nach der
Schlussabstimmung abstimmen werden .

Eine Aussprache ist nicht vorgesehen . Deshalb
kommen wir unverzüglich zur Abstimmung über den
Einzelplan 32 – Bundesschuld –, und zwar in der Aus-
schussfassung . Wer dafür stimmt, den bitte ich um ein
Handzeichen . – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält
sich? – Niemand . Damit ist der Einzelplan 32 angenom-
men mit den Stimmen von CDU/CSU und SPD gegen
die Stimmen von der Fraktion Die Linke und vom Bünd-
nis 90/Die Grünen .

Ich rufe Tagesordnungspunkt I .20 auf .

Einzelplan 60

Allgemeine Finanzverwaltung

Drucksache 18/9823

Berichterstatter sind die Kollegen Eckhardt Rehberg,
Dr . André Berghegger, Johannes Kahrs, Dr . Hans-Ulrich
Krüger, Dr . Gesine Lötzsch, Sven-Christian Kindler und
Dr . Tobias Lindner .

Zu dem Einzelplan 60 liegen ein Änderungsantrag so-
wie drei Entschließungsanträge der Fraktion Die Linke
vor sowie ein Entschließungsantrag der Fraktion Bünd-
nis 90/Die Grünen . Über die Entschließungsanträge wer-
den wir nach der Schlussabstimmung abstimmen .

Eine Aussprache ist nicht vorgesehen . Deshalb
kommen wir sofort zur Abstimmung über den Einzel-
plan 60 – Allgemeine Finanzverwaltung – in der Aus-
schussfassung .

Wir stimmen zunächst über den Änderungsantrag
der Fraktion Die Linke ab . Wer für diesen Änderungs-
antrag der Fraktion Die Linke auf Drucksache 18/10408
stimmt, den bitte ich um ein Handzeichen . – Wer stimmt
dagegen? – Wer enthält sich? – Der Änderungsantrag ist
damit mit den Stimmen von CDU/CSU, SPD und Bünd-
nis 90/Die Grünen gegen die Stimmen der Fraktion Die
Linke abgelehnt .

Wir stimmen nun über den Einzelplan 60 – Allgemei-
ne Finanzverwaltung – in der Ausschussfassung ab . Wer
dafür stimmt, den bitte ich um ein Handzeichen . – Wer
stimmt dagegen? – Enthaltungen gibt es keine . Der Ein-
zelplan 60 ist damit mit den Stimmen von CDU/CSU und
SPD gegen die Stimmen der Fraktion Die Linke und vom
Bündnis 90/Die Grünen angenommen .

Ulrich Lange






(A) (C)



(B) (D)


Ich rufe nun den Tagesordnungspunkt I .21 auf:

Haushaltsgesetz 2017

Drucksachen 18/9825, 18/9826

Die Berichterstatter für das Haushaltsgesetz 2017
sowie für den Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020
sind die Kollegen Eckhardt Rehberg, Johannes Kahrs,
Dr . Gesine Lötzsch und Sven-Christian Kindler .

Eine Aussprache ist in der zweiten Beratung nicht vor-
gesehen .

Wir kommen deshalb jetzt in zweiter Lesung zur Ab-
stimmung über das Haushaltsgesetz 2017, und zwar in
der Ausschussfassung . Hierzu liegen zwei Änderungsan-
träge der Fraktion Die Linke vor .

Zunächst geht es um den Änderungsantrag auf Druck-
sache 18/10415 . Wer für diesen Änderungsantrag der
Fraktion Die Linke stimmt, den bitte ich um ein Handzei-
chen . – Wer stimmt dagegen? – Der Änderungsantrag ist
damit mit den Stimmen von CDU/CSU und SPD gegen
die Stimmen der Fraktion Die Linke sowie vom Bünd-
nis 90/Die Grünen abgelehnt .

Jetzt kommen wir zu dem Änderungsantrag der Frak-
tion Die Linke auf Drucksache 18/10416 . Wer stimmt für
diesen Änderungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Ent-
haltungen gibt es keine . Damit ist dieser Änderungsan-
trag ebenso mit den Stimmen von CDU/CSU und SPD
gegen die Stimmen der Fraktion Die Linke sowie vom
Bündnis 90/Die Grünen abgelehnt .

Nunmehr kommen wir zur Abstimmung über das
Haushaltsgesetz 2017, und zwar in der Ausschussfas-
sung . Wer dafür stimmt, den bitte ich um das Handzei-
chen . – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Keine .
Das Haushaltsgesetz 2017 ist damit in zweiter Beratung
angenommen .

Wir kommen jetzt zum Finanzplan des Bundes 2016
bis 2020 auf den Drucksachen 18/9201 und 18/9202 . Der
Haushaltsausschuss empfiehlt in seiner Beschlussemp-
fehlung auf der Drucksache 18/9827, den Finanzplan zur
Kenntnis zu nehmen . Wer für diese Beschlussempfeh-
lung stimmt, den bitte ich um das Handzeichen . – Wer
stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Die Beschluss-
empfehlung ist damit mit den Stimmen des gesamten Ho-
hen Hauses angenommen .

Ich rufe jetzt den Tagesordnungspunkt III auf:

Dritte Beratung des von der Bundesregierung
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017)


Drucksachen 18/9200, 18/9202, 18/9802,
18/9805, 18/9806, 18/9807, 18/9808, 18/9809,
18/9810, 18/9811, 18/9812, 18/9813, 18/9814,
18/9815, 18/9816, 18/9821, 18/9822, 18/9823,
18/9824, 18/9825, 18/9826

Hierzu liegen ein Entschließungsantrag der Fraktion
Die Linke und drei Entschließungsanträge der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen vor .

Es wurden insgesamt 14 Entschließungsanträge der
Fraktion Die Linke sowie 8 Entschließungsanträge der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen eingebracht, über die
wir dann nach der Schlussabstimmung befinden werden.
Über das Haushaltsgesetz selbst werden wir später na-
mentlich abstimmen .

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache 96 Minuten vorgesehen . – Dagegen er-
hebt sich kein Widerspruch . Dann ist das so beschlossen .

Deshalb kann ich die Aussprache auch sofort eröffnen
und erteile als erster Rednerin der Kollegin Dr . Gesine
Lötzsch für die Fraktion Die Linke das Wort .


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1820404000

Vielen Dank, Herr Präsident . – Meine sehr geehrten

Damen und Herren! Zunächst eine Anmerkung zum gest-
rigen Rentengipfel . Die Angleichung der Ostrente an das
Westniveau soll nun bis zum Jahr 2025 erfolgen . Das
heißt also, dass Menschen, die ihr gesamtes Arbeitsleben
in der DDR verbracht haben, dort hart gearbeitet haben
und 1990 in den Ruhestand gegangen sind, 100 Jahre alt
werden müssten, damit sie die Rentenangleichung noch
erleben . Kurz gesagt: Sie haben die Angleichung so weit
nach hinten geschoben, dass viele Rentnerinnen und
Rentner sie nicht mehr erleben werden . Das ist doch eine
zynische Politik, meine Damen und Herren .


(Beifall bei der LINKEN – Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Unglaublich ist das! Unglaublich!)


Die Haushaltsdebatte in dieser Woche hat gezeigt,
dass die Bundesregierung vor Selbstzufriedenheit nur so
strotzt .


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Selbstbewusstsein, nicht Selbstzufriedenheit!)


Dafür, meine Damen und Herren, gibt es doch überhaupt
keinen Grund . Und es gibt auch keinen Grund dafür,
Warnungen und Vorschläge der Opposition nicht ernst
zu nehmen und einfach so vom Tisch zu wischen . Dabei
sehen doch alle, die es sehen wollen, dass die Zeichen auf
Sturm stehen, und das müssen wir ernst nehmen .


(Beifall bei der LINKEN)


In immer mehr Ländern dieser Welt ist die Demokratie
gefährdet . Autokraten, Milliardäre und rechte Bauernfän-
ger greifen nach der Macht . Da ist es doch so, dass vie-
le Menschen weltweit auf Deutschland schauen, in der
Hoffnung, dass unser Land mehr tut für Demokratie und
mehr tut für die Gerechtigkeit in der Welt, in Europa und
natürlich auch im eigenen Land .

Herr Schäuble, Sie haben darauf verwiesen, dass wir
immer noch mehr investieren als andere europäische Län-
der . Das ist natürlich in unserer Situation nicht schwer .
Griechenland, Portugal, Spanien, Italien und auch Frank-
reich sind in einer wirtschaftlichen Krise . Die Verschär-
fung dieser Krise hat auch diese Bundesregierung mit zu
verantworten; denn Sie haben den anderen Ländern eine
Kürzungspolitik aufgezwungen und die Staaten weiter in

Vizepräsident Johannes Singhammer






(A) (C)



(B) (D)


die Krise getrieben . Das ist doch verantwortungslos . Da
müssen wir umsteuern .


(Beifall bei der LINKEN)


Der Internationale Währungsfonds, IWF – das ist
wahrlich keine Vorfeldorganisation der Linken –, hat ge-
fordert, dass Länder mit hohen Handelsbilanzüberschüs-
sen ihrer Verantwortung für die Weltwirtschaft gerecht
werden müssen, endlich Geld in die Hand nehmen und
einen spürbaren Beitrag zur Konjunktur leisten müssen .
Jeder wusste doch, dass Deutschland damit gemeint ist .
Doch diese Regierung hat die Forderung des IWF mit
fadenscheinigen Argumenten abgewiesen . Das ist nicht
verantwortungsvoll .


(Beifall bei der LINKEN)


Häufig wurde argumentiert, der Bund könne ja gar
nicht mehr Geld ausgeben, weil die Planungskapazitäten
fehlten und die Mittel deshalb gar nicht abgerufen werden
könnten . Aber, meine Damen und Herren, das hindert Sie
nicht daran, dem Verteidigungsministerium ein Investi-
tionsprogramm mit einem Volumen von 130 Milliarden
Euro zuzusagen . Fragen Sie mal den Rechnungshof;
der wird Ihnen bestätigen, dass in keinem Ministerium
so schlecht geplant wird wie in diesem Ministerium . Sie
bekommen immer mehr Geld und haben nur einen Plan:
die marode Rüstungsindustrie in diesem Land am Leben
zu erhalten . Das stärkt nicht die Sicherheit der Bürger,
sondern es ist Ausdruck einer fehlgeleiteten Politik .


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich wiederhole meinen Satz vom Dienstag: Wenn wir aus
der Atomenergie und aus der Atomindustrie aussteigen
können, dann können wir auch aus der Rüstungsindustrie
aussteigen .


(Beifall bei der LINKEN)


Das muss ein gutes Ziel sein . Ich kann nur sagen: Auch
ihrer internationalen Verantwortung wird die Bundesre-
gierung mit diesem Haushalt nicht gerecht .

Über ein Risiko haben wir in dieser Debatte noch gar
nicht gesprochen: Was passiert eigentlich, Herr Schäuble,
wenn die Deutsche Bank kollabiert? Werden Sie wieder
die Steuerzahler zur Kasse bitten, um eine marode Spe-
kulationsbank zu retten, deren Bosse Millionen an Boni
kassiert haben wie Herr Ackermann?

Herr Schäuble, ich fand Ihre Kritik an Herrn
Ackermann, ehrlich gesagt, sehr, sehr sanft und damit
nicht glaubwürdig . Ich erinnere nur an das innige Ver-
hältnis von Frau Merkel zu dem damaligen Chef der
Deutschen Bank . Der durfte mit seinen Kumpels sogar
seinen 60. Geburtstag im Kanzleramt feiern. Ich hoffe,
dass die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler das nicht
vergessen haben . Wir jedenfalls werden immer wieder
daran erinnern, meine Damen und Herren .


(Beifall bei der LINKEN)


Herr Schäuble, an einer Stelle muss ich Sie natürlich
loben .


(Ralph Lenkert [DIE LINKE]: Hört! Hört!)


Sie haben wenigstens zugegeben, dass Ihnen die schwar-
ze Null, wie es auch der Rechnungshof geschrieben hat,
anstrengungslos in den Schoß gefallen ist . Sie mussten
nur die Hand aufhalten, und Frau Holle beglückte Sie mit
100 Milliarden Euro Zinsersparnis .


(Heiterkeit und Beifall des Abg . Ralph Lenkert [DIE LINKE])


Leider haben Sie aus diesem Geschenk nichts gemacht .


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Oh, ein Weihnachtsmärchen!)


Für den Haushaltsausschuss allerdings waren die letz-
ten Monate nicht anstrengungslos . Wir haben 23 Einzel-
pläne und das Haushaltsgesetz 2017 beraten; die Vielzahl
der Berichterstattergespräche will ich gar nicht erwäh-
nen . Es gab 24 gutachterliche Stellungnahmen von Aus-
schüssen, 723 Anträge, 362 Bereinigungsvorlagen und
588 Seiten Personalveränderungen . Es wurden 1 000 Ein-
zelabstimmungen in 8 Sitzungen des Ausschusses durch-
geführt . Die abschließende Bereinigungssitzung dauerte
13 Stunden und 25 Minuten . Insgesamt wurden 15 Kilo
Kaffee verbraucht; damit haben wir wenigstens einen
kleinen Beitrag zur Stärkung des Einzelhandels geleistet .


(Heiterkeit bei Abgeordneten im ganzen Hause)


Meine Damen und Herren, Sie können sich vorstel-
len – oder vielleicht auch nicht; aber darum stelle ich das
so ausführlich dar –, wie viel Arbeit im Bundestag und
in den Ministerien geleistet werden musste, damit dieser
Haushaltsentwurf verabschiedet werden kann .


(Beifall der Abg . Dr . Petra Sitte [DIE LINKE] und Bartholomäus Kalb [CDU/CSU])


Mein Dank gilt insbesondere den Menschen, die nicht
hier im Bundestag auftreten können und die auch nicht
im Mittelpunkt der Medien stehen . Ich danke ausdrück-
lich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Aus-
schusssekretariats, die hier Platz genommen haben .


(Beifall im ganzen Hause)


Diese Kolleginnen und Kollegen haben auch nachts um
zwei noch hochkonzentriert und fehlerfrei ihre Arbeit
verrichtet .

Aber ganz ohne Abgeordnete geht es ja auch nicht .


(Heiterkeit des Abg . Bartholomäus Kalb [CDU/CSU])


Darum möchte ich auch allen Mitgliedern des Haushalts-
ausschusses recht herzlich für in der Sache zwar kon-
troverse Diskussionen, aber eine meistens disziplinierte,
konzentrierte Zusammenarbeit danken . Ich danke insbe-
sondere meinem Stellvertreter, Bartholomäus Kalb, auf
den ich mich immer verlassen konnte . Ich danke den Ob-
leuten aller Fraktionen und allen Arbeitsgruppen .

Ich hoffe, dass wir in die nächste Legislaturperiode
etwas mitnehmen, was ich insbesondere den Abgeordne-
ten, die dann in einer Koalition sein werden, ans Herz
legen möchte: Der Haushaltsausschuss wird nur stark,
wenn die Abgeordneten – nicht nur die der Opposition,
sondern auch die der Regierungsfraktionen – deutlich

Dr. Gesine Lötzsch






(A) (C)



(B) (D)


machen, wer die Entscheidungen trifft, nämlich die Ab-
geordneten und nicht die Minister .

Vielen Dank .


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1820404100

Liebe Frau Lötzsch, den guten Wünschen, die Sie an

alle Beteiligten gerichtet haben, will ich mich gerne an-
schließen und – sicher auch im Namen des Hauses – Ih-
nen persönlich, aber auch allen anderen Mitgliedern des
Haushaltsausschusses herzlich für die geleistete Arbeit
danken .


(Beifall im ganzen Hause)


Ich rufe nun den Kollegen André Berghegger auf, der
als nächster Redner für die CDU/CSU-Fraktion das Wort
erhält .


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. André Berghegger (CDU):
Rede ID: ID1820404200

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Meine Damen und Herren! Diese Schluss-
runde bietet natürlich die Gelegenheit, Bilanz zu ziehen
und diese Woche Revue passieren zu lassen . Ich bin der
festen Überzeugung, unser Finanzminister Wolfgang
Schäuble hat einen guten Entwurf eingebracht . Wir ha-
ben im parlamentarischen Verfahren an diesem Entwurf
gearbeitet und Impulse gesetzt . Alleine in der Bereini-
gungssitzung – wir haben es gerade von der Vorsitzen-
den des Ausschusses gehört – haben wir 160 Anträge der
Koalition beschlossen . Doch einzelne Anmerkungen im
Vorfeld seien mir erlaubt .

Wir leben in Deutschland nach wie vor in einem der
friedlichsten, sichersten und demokratischsten Länder
der Welt. Um die finanzielle Situation, die wir vorfinden,
beneiden uns viele . Die Einnahmen stiegen in den letzten
Jahren deutlich . Das vierte Jahr in Folge nehmen wir kei-
ne neuen Schulden auf . Wo, meine Damen und Herren,
gibt es eine vergleichbare Situation?


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir können an dieser Stelle durchaus einmal inne-
halten, dies selbstbewusst nach außen tragen und es den
Bürgern vermitteln . Frau Lötzsch, da unterscheiden sich
unsere Meinungen deutlich. Ich finde, das können wir
selbstbewusst tun, und das hat nichts mit Selbstzufrie-
denheit zu tun . Wir können diese Leistungen durchaus
immer wieder selbstbewusst postulieren .


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Natürlich profitieren wir von einem niedrigen Zins-
niveau; das ist ja keine Frage . Wir sparen im Haushalt
dadurch Jahr für Jahr Milliarden . Aber aus unterschied-
lichen Gründen wären wir froh – und der Bundesfinanz-
minister an erster Stelle –, wenn das Zinsniveau wieder
steigen würde, auch wenn das eine finanzielle Belastung
für den Haushalt darstellen würde .

Natürlich profitieren wir von der wirtschaftlichen Ent-
wicklung in diesem Land: Gut 43 Millionen Menschen
sind in Arbeit und Beschäftigung; die Anzahl der sozi-
alversicherungspflichtig Beschäftigten steigt; die Anzahl
der prekären Arbeitsverhältnisse sinkt; die Rente steigt;
die Arbeitslosenquote sinkt, es ist die niedrigste seit
25 Jahren . Natürlich hat das viel mit unserem Mittelstand
zu tun, mit der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit; aber
das ist ja gerade die Besonderheit dieses Landes im Ver-
gleich zu anderen . Deswegen müssen wir uns auch in Zu-
kunft um die Leistungsfähigkeit des Mittelstandes küm-
mern; denn sie ist die Grundlage für unseren Wohlstand .


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Situation, die wir in unserem Land vorfinden, hat
aber auch etwas mit politischen Entscheidungen zu tun .
Sie hat auch etwas mit Verlässlichkeit, Kontinuität und
Rahmenbedingungen zu tun . Und da hat, glaube ich, die-
ses Haus Gutes geleistet .

Wir müssen für die Zukunft vorsorgen; denn keiner
weiß, ob sich die wirtschaftliche und damit die finanziel-
le Situation auch in den nächsten Jahren so zeigen wird .
Frei nach Ludwig Erhard haben wir die Pflicht, in Gene-
rationen zu denken und für unsere Kinder und Enkel ein
festes Fundament zu bauen .

Die Kritik, die ich in den letzten Tagen wahrgenom-
men habe, war unterschiedlich . Es kam die Kritik auf,
wir investierten zu wenig . Das kann man natürlich leicht
entkräften: Rund 36 Milliarden Euro – das sind 11 Pro-
zent des Haushalts – werden investiert . Das ist die höchs-
te Quote seit 16 Jahren,


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stimmt nicht! 2012!)


ausgenommen 2012 mit den Sondereffekten der
ESM-Einlage .

Das Problem – das wissen wir alle – ist nicht mehr die
Finanzierung von staatlichen Investitionsmaßnahmen –
wir haben ja vorhin über den Verkehrsetat debattiert –,
das Problem liegt vielmehr bei der Planungskapazität
und der Komplexität unseres Planungsrechts, und zwar
auf der Bundes-, der Landes- und der kommunalen Ebe-
ne . Daran müssen wir in Zukunft arbeiten, um Investitio-
nen anschieben zu können .


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der zweite Kritikpunkt, der auftauchte, war, wir wür-
den zu viel investieren . Das wurde insbesondere in der
Debatte über den Verteidigungsetat angeführt .


(Dr . Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist auch richtig so!)


– Das passt aber nicht zusammen . Entweder wir investie-
ren zu viel oder zu wenig .


(Dr . Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie investieren falsch! Das ist Ihr Problem!)


– Ihr seid gleich noch dran . Dann könnt ihr euch äu-
ßern . – Im Etat des Verteidigungsministeriums sind
Investitionen von 2,7 Milliarden Euro mehr vorgese-

Dr. Gesine Lötzsch






(A) (C)



(B) (D)


hen – das sind jetzt 37 Milliarden Euro –, und wir haben
Verpflichtungsermächtigungen aufgenommen, insbeson-
dere für die Anschaffung von Korvetten. Wir wollen ein
verlässlicher Partner auf internationaler Ebene sein, ein
verlässlicher NATO-Partner, unsere Vereinbarungen ein-
halten und die Erwartungen, die an uns gestellt werden,
natürlich erfüllen . Dazu gehört auch das angestrebte Ziel,
2 Prozent dieses Etats für den Verteidigungsbereich vor-
zusehen .


(Sabine Leidig [DIE LINKE]: Der Rüstungsetat ist nur abzulehnen!)


Zu den Investitionen im Allgemeinen sei mir noch
eine Anmerkung erlaubt . Natürlich werden die meisten
Investitionen auf der kommunalen Ebene getätigt . Leider
waren es in den letzten Jahren immer weniger . Nicht nur,
aber gerade aus diesem Grund haben wir die Kommunen
und die Länder in den letzten zehn Jahren um 150 Milli-
arden Euro entlastet, in einem Umfang, wie es das noch
nie gegeben hat . Sogar der Bundesrechnungshof sieht in-
zwischen kaum noch bzw . keine Spielräume im Bundes-
haushalt für Entlastungen der Länder und Kommunen .
Das zeigt, wie sehr uns daran gelegen ist, die Leistungs-
fähigkeit aller staatlichen Ebenen aufrechtzuerhalten .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Der dritte Kritikpunkt, den ich gehört habe, ist eigent-
lich gar kein Kritikpunkt . Hier und da wurde von Vertre-
tern der Opposition gefordert, mehr auszugeben . Das ist
ja das gute Recht der Opposition . Ich habe aber auch Lob
gehört für einige Entscheidungen im Haushaltsausschuss
und für einige Etatbereiche . Ich kann, glaube ich, sagen:
In der Summe liegen wir mit unserem Haushalt gar nicht
so schlecht .

Vielen Dank an dieser Stelle dem Bundesfinanzmi-
nisterium und dem Finanzminister Schäuble für die gute
Vorarbeit und natürlich dem Ausschusssekretariat . Vielen
Dank auch den Kolleginnen und Kollegen des Haushalts-
ausschusses, dass wir so konzentriert im parlamentari-
schen Verfahren gearbeitet haben .

Fast alle Etats verzeichnen Aufwüchse . Insbesondere
profitieren die Bereiche innere und äußere Sicherheit.
Das ist – das möchte ich ausdrücklich betonen – sehr gut
angelegtes Geld . Richtig ist – hier wurde immer mal wie-
der das Gegenteil behauptet, was aus meiner Sicht falsch
ist –: Durch die Steigerung der inneren und äußeren Si-
cherheit wird die Freiheit geschützt und nicht begrenzt .


(Beifall bei der CDU/CSU)


Sicherheit und Freiheit sind zwei Seiten derselben Me-
daille . Sie bedingen sich . In diesen unsteten Zeiten muss
man das, glaube ich, immer wieder betonen .

Wir kümmern uns auch um die soziale Sicherheit .
Auch das wurde von den Linken teilweise bezweifelt .
Aber ich glaube, die Zahlen zeichnen ein deutliches Bild .
Bei den Sozialausgaben wird mit 170 Milliarden Euro
das hohe Niveau gehalten . Das ist der mit Abstand größte
Ausgabeposten dieses Haushaltes . Der Anteil der Sozi-
alausgaben am Gesamtausgabenvolumen beträgt 52 Pro-
zent. Mehr als jeder zweite Euro des Haushaltes fließt in

Soziales . Das ist, glaube ich, eine beachtliche Leistung,
und der Vorwurf, wir tun hier zu wenig, geht wirklich ins
Leere .

Des Weiteren stärken wir die Entwicklungszusam-
menarbeit und die humanitäre Hilfe im BMZ und im Aus-
wärtigen Amt . Auch hier wollen wir unserer internatio-
nalen Verantwortung nachkommen und den Menschen,
die bei uns ohne dauerhafte Bleibeperspektive sind – das
ist doch ein nachvollziehbarer Grund –, die Möglichkeit
eröffnen, in ihrer Heimat oder nahe ihrer Heimat eine Zu-
kunftschance zu haben . Daran werden wir weiter arbei-
ten, und ich glaube, dafür lohnt sich jede Mühe .

Diese ganzen Ziele, die wir im Haushalt verfolgen –
ich konnte sie nur ansatzweise ansprechen –, erreichen
wir trotz erheblicher finanzieller Belastungen durch die
Situation rund um die Flüchtlinge . Wir haben im Haus-
halt Ausgaben in Höhe von rund 21 Milliarden Euro für
diesen Bereich vorgesehen . Wir haben keine Steuererhö-
hungen vorgesehen, und wir haben keine Ausgaben in
anderen Bereichen gekürzt . Trotzdem werden wir alle
Vorschriften einhalten . Auch der Stabilitäts- und Wachs-
tumspakt wird eingehalten .

Ich denke, der Haushalt bietet am Ende eine solide
Grundlage, um Deutschland zukunftsfest und wachs-
tumsorientiert weiterzuentwickeln und damit unsere Le-
bensbedingungen zu erhalten . Den Lebensstandard – das
muss unser Wunsch und unser Ziel sein – versuchen wir
aufrechtzuerhalten . Das ist eine zukunftsgerechte und ge-
nerationengerechte Politik .

Aus meiner Sicht gibt es am Ende keinen Grund –
auch für die Opposition nicht –, diesem Haushalt nicht
zuzustimmen . Das sagt bei mir zu Hause sogar Frau Hol-
le .

Vielen Dank für die freundliche Aufmerksamkeit .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg . Michael Leutert [DIE LINKE])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1820404300

Tobias Lindner ist der nächste Redner für die Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen .


Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1820404400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Offen gestan-
den habe ich mich in dieser Woche manchmal gefragt, ob
es den Kollegen von der Koalition nicht langsam lang-
weilig wird, ständig über Nullen reden zu müssen .


(Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Überhaupt nicht!)


Sie haben seit 2013 im Jahresrhythmus Nullverschul-
dungsfestspiele aufgeführt . Ich gebe zu: Bei den Banken
verschulden Sie sich immerhin nicht mehr . Aber jetzt ist
es auch einmal gut . Am Ende zählt bei der Haushaltspo-
litik doch nicht nur der Summenstrich; entscheidend ist,
wofür Sie das Geld ausgeben . Entscheidend sind die Zah-
len über dem Summenstrich und die Schwerpunkte, die

Dr. André Berghegger






(A) (C)



(B) (D)


Sie setzen, und Sie haben eben keinen zukunftsgerechten
Haushalt vorgelegt .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Über den ganzen Jubel über Ihre schwarze Null haben
Sie vor lauter Party vergessen, die Arbeit an den schwie-
rigen Baustellen in diesem Haushalt zu vollbringen . Ich
glaube, Sie machen das nicht nur aus Langeweile: Sie
haben schlichtweg keine Antworten auf die großen He-
rausforderungen unserer Zeit .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie machen nicht Ernst beim Klimaschutz . Sie tun zu
wenig für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft .
Und bei den Investitionen, Kollege Berghegger, bleiben
Sie ohne Anspruch . Das Schlimme ist: Sie hätten die
Chance dazu gehabt . Am Geld kann es nicht liegen . Sie
hatten in diesen Haushaltsberatungen mehr Finanzmittel
als in den Vorjahren zur Verfügung .

Ich glaube, Ihnen fehlen schlichtweg der Mut und die
Fantasie, die richtigen Schwerpunkte zu setzen . Dieser
Haushalt ist und bleibt ein Haushalt der verpassten Chan-
cen .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Frage, ob wir beim Kampf gegen den Klimawan-
del Ernst machen, ist nicht nur für die Stabilität auf die-
sem Planeten entscheidend, sondern auch ganz essenziell
für die Zukunft unseres Industriestandorts Deutschland .
Wenn Sie beim Klimaschutz Ernst machen wollen, Frau
Hendricks, dann reichen unverbindliche Ankündigungen
nicht . Dann müssen Sie auch angemessene Finanzmittel
in die Hand nehmen . Sie müssten jährlich allein 800 Mil-
lionen Euro in den Klimaschutz investieren . Sie müssten
die vielen umweltschädlichen Subventionen angehen,
die wir immer noch in diesem Haushaltsplan haben und
für die über 50 Milliarden Euro vorgesehen sind . Da tun
Sie nichts .

Wir Grünen haben gezeigt, wie es geht . Wir haben in
diesen Beratungen einen Klimaschutzhaushalt vorgelegt,
der beim Klimaschutz Ernst macht .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die zweite Null in Ihrem Etat ist die Tatsache, dass Sie
den Zusammenhalt unserer Gesellschaft nicht ernsthaft
gestärkt haben . Investitionen in den sozialen Zusammen-
halt nützen uns am Ende allen .

Wenn die Bundeskanzlerin am Sonntagabend im
Fernsehen davon spricht, dass es für junge Familien in
München endlich wieder möglich sein muss, sich ein
Eigenheim zu kaufen, dann frage ich mich: Was ist mit
all denjenigen, die in unseren Städten eine Mietwohnung
suchen? Was ist mit all denjenigen, die sich fragen, ob sie
steigende Mieten bezahlen können? Wer das ausblendet
und sich zuerst auf die Eigenheime fokussiert, der setzt
wirklich seltsame Prioritäten in den Haushaltsberatun-
gen .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Besonders krass mit Blick auf die Investitionsquote
finde ich, wie Sie sich da loben. Ja, unter den Blinden ist
der Einäugige König; das ist bekannt . Bei einem Gesamt-
volumen des Haushalts von 330 Milliarden Euro wird der
Bund im nächsten Jahr 36 Milliarden Euro investieren .

Betrachten wir einmal das Jahr 2012 – Herr
Berghegger, Sie haben das ja angesprochen –: Damals
umfasste der Haushalt nur 306 Milliarden Euro; und es
wurden auch 36 Milliarden Euro für Investitionen in die
Hand genommen . – Und jetzt hören Sie einmal auf, über
Sondereffekte, wie den ESM, zu reden! Machen wir uns
doch nichts vor: Wenn wir diese Einlage nicht hätten leis-
ten müssen, dann hätten 8 Milliarden Euro mehr zur Ver-
fügung gestanden . Diese hätte man dann in andere sinn-
volle Dinge investieren können . Wir haben Ihnen damals
entsprechende Vorschläge gemacht . Tun Sie also nicht
so, als wären Sie hier Investitionsweltmeister .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir Grüne haben Ihnen in diesen Haushaltsberatun-
gen gezeigt, wie man einen Bundeshaushalt aufstellen
kann, der ohne neue Schulden auskommt, aber neue
Chancen schafft.


(Lachen der Abg . Ulrike Gottschalck [SPD])


Wir haben über 400 Änderungsanträge gestellt . Allein
mit unseren Anträgen würden wir 7 Milliarden Euro mehr
investieren . Die Investitionsquote würde über 2 Prozent-
punkte steigen . Das ist zukunftsgerichtete Haushaltspo-
litik .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie hatten glückliche Rahmenbedingungen wie nie
zuvor, und Sie haben die Mehreinnahmen verteilt . Die
wahren Chancen, die sich aus dieser Situation ergeben,
haben Sie aber nicht genutzt . Sie schieben die drängen-
den Probleme in Wahrheit doch in die Zukunft .

Sie mögen vielleicht keine neuen Schulden machen,
ja, aber Sie hinterlassen dem nächsten Deutschen Bun-
destag und vor allem den zukünftigen Generationen mit
diesem Haushalt weiterhin eine ganz große Hypothek .
Am Ende mag vielleicht eine schwarze Null stehen, aber
wenn Sie einmal auf die 2 974 Seiten dieses Druckwer-
kes gucken, dann finden Sie darin nicht mehr und nicht
weniger als eine Dokumentation der Ideenlosigkeit die-
ser Großen Koalition .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Es ist schon schwer, bei einer so erfolgreichen Regierung in der Opposition zu sein!)


Herr Berghegger, vielleicht hätten Sie eben nicht nur
mit Frau Holle reden sollen . Vielleicht hätten Sie auch
mit den Bürgerinnen und Bürgern in diesem Land reden
sollen,


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das tun wir mehr als Sie!)


die täglich Fragen haben, die Ideen haben, die dieses
Land weiterentwickeln wollen . Wir Grüne haben das in
unseren Anträgen aufgegriffen.

Dr. Tobias Lindner






(A) (C)



(B) (D)


Wir lehnen diesen Haushalt der verpassten Chancen
ab, und ich füge hinzu: Ab dem Herbst 2017 machen wir
es besser .

Herzlichen Dank .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Lachen bei Abgeordneten der CDU/ CSU – Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Aber nicht mit den wirren Ideen des Parteitages! – Volkmar Klein [CDU/CSU]: Das heißt, ihr stimmt als Opposition dann zu!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1820404500

Diese Zusage wird zu Protokoll genommen . – Nun hat

der Kollege Johannes Kahrs für die SPD-Fraktion das
Wort .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Johannes Kahrs (SPD):
Rede ID: ID1820404600

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Im Gegensatz zu Ihnen, Herr Lindner, haben
wir es vier Jahre lang besser gemacht,


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr . Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh, Vorsicht!)


und im Gegensatz zu dem, was Sie gesagt haben, haben
wir hier nicht Versprechungen und Geld wie Frau Holle
über alle ausgeschüttet, sondern hart auf der Sachebene
und Antrag für Antrag unser Land besser gemacht . Das
könnten Sie ehrlicherweise ruhig auch einmal anerken-
nen .


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Wenn man sich das einfach einmal anguckt, dann sieht
man: Gemeinsam als SPD, CDU und CSU haben wir den
Einstieg in das von Sigmar Gabriel initiierte Solidarpro-
jekt beschlossen . – Vielen Dank, Sigmar .


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Daneben haben wir massiv in die innere Sicherheit, in
die Bekämpfung von Fluchtursachen und in die huma-
nitäre Hilfe investiert . Durch eine Änderung im Haus-
haltsgesetz, lieber Eckhardt, haben wir die Möglichkeit
geschaffen und auch den entsprechenden Mechanismus
wieder ins Leben gerufen, Schulden auch zurückzahlen
zu können .

Wir als Parlament – Frau Lötzsch hat ja erwähnt, dass
das auch ein Haushalt des Parlamentes ist – haben das,
was uns die Regierung vorgelegt hat, wieder ein Stück
besser gemacht . Dafür gibt es das Parlament, und das ha-
ben wir gut hingekriegt . Ich möchte mich an dieser Stelle
bei den Kolleginnen und Kollegen der Koalition, insbe-
sondere bei dir, lieber Eckhardt, für die gute und frucht-
bare Zusammenarbeit herzlich bedanken . Viele Dinge

hätten wir nicht hinkriegen können, wenn wir sie nicht
gemeinsam angegangen wären .


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Sigmar Gabriel hat ja gestern auf der einen Seite mit
Blick auf unsere Partei erklärt: Man darf nicht immer zu
viel von dem versprechen, was man gerne hätte, auch
wenn es einen drängt und man es für billig und gerecht
hält . Auf der anderen Seite hat er, an die Union gerichtet,
erklärt: Man darf nicht zu hohe Steuerentlastungen for-
dern . – Im Kern haben wir das Problem, dass in diesem
Haushalt, auch wenn er gut aussieht und wir keine neuen
Schulden machen, natürlich erhebliche Risiken vorhan-
den sind .


(Dr . Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist bei der ganzen Politik so!)


Schauen wir uns einmal die mittelfristige Finanzpla-
nung und das an, was in den nächsten Jahren passiert:
Bei den Ländern und bei den Kommunen werden die
Steuereinnahmen steigen, während sie beim Bund eher
zurückgehen werden . Das liegt daran, dass wir, und zwar
nicht nur einmalig, sondern strukturell, sehr viel für Län-
der und Kommunen getan haben, damit sie vor Ort in-
vestieren und – das ist heute schon mehrfach ausgeführt
worden – ihren Investitionsfluss erhöhen können. Das
heißt, dafür haben wir viel Geld ausgegeben . Wir haben
den Bundeshaushalt strukturell sogar eher in schwieri-
gere Gewässer gebracht, damit Kommunen und Länder
klarkommen können. Ich finde, auch das ist ein Teil der
Wahrheit; das kann man hier gerne einfach einmal er-
wähnen .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Jetzt haben wir alle eine Woche lang auch die Reden
der Opposition gehört . Ich habe am Anfang der Woche
hier gesessen und mir die Rede von Frau Wagenknecht
angehört . Hätte ich die Augen zugemacht, dann hätte ich
glauben können, Frau Petry zu hören .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das war eine grottenschlechte, populistische, miese
Rede, in der nur an Hass, Frust, Neid, Angst und Miss-
gunst appelliert wurde . Diese Rede war dieses Hohen
Hauses unwürdig . Wenn man die extreme Linke und die
extreme Rechte stärken will, dann macht man das genau
so. Deswegen war diese Rede unsäglich. Ich hoffe, dass
sie sich dafür entschuldigen wird . Aber, ehrlich gesagt,
bin ich mir nicht sicher, ob sie dafür die Größe hat . Aber
man kann das zumindest anmahnen .


(Zuruf von der LINKEN)


– Liebes, sei entspannt . Wir sind da der gleichen Mei-
nung .


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Im Ergebnis ist es so, dass wir 1,1 Milliarden Euro
mehr für den Haushalt des Auswärtigen Amtes und des
BMZ ausgeben . Herr Schäuble, ich glaube, das war eine
große Tat . Das war vernünftig . Es ist gut, dass man in die

Dr. Tobias Lindner






(A) (C)



(B) (D)


Bekämpfung von Fluchtursachen investiert . Eben das ist
einer der von uns gesetzten Schwerpunkte, den die Oppo-
sition nach ihren Aussagen nicht finden konnte, bei dem
sie nicht wusste, wo das Geld gelandet ist .


(Dr . Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In letzter Minute haben Sie das gemacht!)


Damit Sie das verstehen, sage ich es Ihnen hier einfach:
Dorthin ist das Geld geflossen, das wir 2017 zusätzlich
ausgeben . Das ist richtig, und das ist gut .


(Beifall bei der SPD sowie des Abg . Helmut Heiderich [CDU/CSU])


Wir Sozialdemokraten stehen für einen handlungsfä-
higen, einen funktionsfähigen und einen starken Staat,
weil man nur dann die Dinge umsetzen kann, die wir in
diesem Land wichtig finden. Dafür braucht es Investiti-
onen in die Sozialsysteme auf der einen Seite und in die
Sicherheit auf der anderen Seite . Schauen wir uns das an .

Wir haben in dieser Legislaturperiode insbesondere in
die Bundespolizei mehr Geld investiert .


(Beifall des Abg . Martin Gerster [SPD])


Wir haben da in der Vergangenheit 3 000 neue Stellen ge-
schaffen. Wir werden da mit diesem Haushalt 4 000 neue
Stellen schaffen. Wir haben Geld investiert und auch wel-
ches für die Schiffe der Bundespolizei bereitgestellt.


(Dr . Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Maritime Wochen im Haushaltsausschuss!)


All das war notwendig . Ich glaube, das muss man einfach
einmal sagen .


(Beifall bei der SPD sowie des Abg . Helmut Heiderich [CDU/CSU])


Zum Thema Investitionen muss man feststellen: Wir
haben mehr Geld in die Infrastruktur investiert, als wir
derzeit überhaupt ausgeben können .


(Bettina Hagedorn [SPD]: Ja!)


Wir bekommen ja Geld von der Deutschen Bahn AG und
Gelder, die für Investitionen in die Straßen und Wasser-
straßen vorgesehen waren, zurück . Darauf braucht man
nicht stolz zu sein . Wir haben das Problem, dass in der
Vergangenheit, auch beim Personal, zu viel gespart wor-
den ist . Da haben wir alle uns hier nicht mit Ruhm be-
kleckert . Deswegen haben wir dies in diesem Haushalt
besser gemacht . Auch dafür danke ich dem Kollegen
Eckhardt Rehberg .

Wir haben hier einen Dreisatz angewandt, indem wir
gesagt haben: Wir müssen dringend neue Stellen schaf-
fen . Das kann man zum Beispiel beim Zoll sehen . Beim
Zoll haben wir Mittel zur Schaffung von 500 neuen Stel-
len zur Verfügung gestellt .

Zugleich haben wir gesagt: Man muss Stellen entfris-
ten . Diese befristeten Stellen, von denen es auch beim

Bund in bestimmten Bereichen überdurchschnittlich vie-
le gibt, müssen entfristet werden .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Damit haben wir in Form von großen Paketen angefan-
gen . Arbeitsplatzsicherheit ist für die Arbeitsplatzzufrie-
denheit richtig wichtig .

Außerdem haben wir Stellen gehoben . Beim Zoll – ich
war eben da – haben wir neben der Neuschaffung von
500 Stellen auch noch 250 Stellen gehoben; das hat auch
etwas mit Attraktivität zu tun .


(Bettina Hagedorn [SPD]: Ja!)


Das haben wir auch anderswo gemacht . Beim THW ha-
ben wir beschlossen, 150 neue Stellen zu schaffen, und
haben 167,5 Stellen gehoben . Das heißt, man kümmert
sich nicht nur um diejenigen, die die Arbeit machen, in-
dem man die Personalbasis verstärkt, sondern hilft denen
auch selbst . Ich glaube, nur gemeinsam bekommen wir
das vernünftig hin .


(Beifall des Abg . Martin Gerster [SPD])


Neben den ganzen großen Dingen haben wir auch ein
paar kleine gemacht, auf die ich sehr stolz bin . Wir haben
wieder 15 Millionen Euro in die Bildungsberatungsstelle
Garantiefonds Hochschule für C1-Sprachkurse inves-
tiert . Jedes Jahr satteln wir hier mehr Geld drauf . Das
sind Kurse für die Flüchtlinge, die akademisch vorge-
bildet sind und denen man die Möglichkeit geben muss,
in Deutschland zu lernen, damit sie später hier arbeiten
können . Dafür braucht es diese Sprachkurse . Wir haben
zudem 2 Millionen Euro für die politischen Jugendver-
bände investiert und vieles mehr .

Ich erlaube mir noch einmal die Bemerkung: Man
muss mehr für das Personal tun . Wir haben Geld, das wir
investieren können . Wir müssen dafür aber etwas beim
Planungsrecht tun . Wenn wir das Planungsrecht vereinfa-
chen und mehr Personal einstellen, können wir das Geld
investieren und die Vorhaben umsetzen . Damit haben wir
angefangen; das haben wir angeschoben .

Der Haushalt 2017 ist ein guter Haushalt . Ich möch-
te mich bei den Kollegen von SPD und CDU/CSU ganz
herzlich bedanken und auch bei den Kollegen der Oppo-
sition im Haushaltsausschuss . Auch mit euch konnte man
anständig zusammenarbeiten .

Vielen Dank .


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1820404700

Das Wort hat nun der Bundesfinanzminister Wolfgang

Schäuble .


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finan-
zen:

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Es ist der letzte Haushalt, den wir in dieser Le-
gislaturperiode verabschieden . Deswegen ist es wichtig,

Johannes Kahrs






(A) (C)



(B) (D)


daran zu erinnern, dass wir es geschafft haben, in dieser
Legislaturperiode, in der wir trotz aller Schwierigkeiten
im Umfeld eine normale wirtschaftliche Entwicklung zu
verzeichnen hatten, das einzuhalten, was wir verspro-
chen hatten und was angesichts der demografischen Ent-
wicklung in unserem Land auch dringend notwendig ist,
nämlich dass wir ohne neue, zusätzliche Schulden aus-
kommen .


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir haben mit dieser nachhaltigen Finanzpolitik einen
wichtigen Beitrag dazu geleistet, dass es den Menschen
in unserem Land besser geht als vor vier Jahren . Die Re-
allöhne sind stärker gestiegen als in den letzten Jahrzehn-
ten – die Renten auch . Die Beschäftigungslage ist so gut
wie nie zuvor . Dies alles hat miteinander zu tun .

Ja, wir haben dabei mit den niedrigen Zinsen auch
Glück gehabt . Aber in dem Märchen von Frau Holle –
das muss ich jetzt zunächst doch einmal sagen – fallen
die Sterntaler ja nur für diejenigen, die Gutes tun .


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Zuruf des Abg . Dr . Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Herr Kollege Lindner, das Problem ist: Wenn wir die Re-
zepte der Opposition verwirklichen würden, dann wären
wir ganz schnell in der Rolle von Pechmarie . Schauen
Sie einmal, wie Sie dann aussehen .


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Deswegen belassen Sie es lieber einmal bei dieser erfolg-
reichen Haushaltspolitik .

Die zweite Bemerkung ist: Die Aufgaben werden grö-
ßer, und die Spielräume werden eher kleiner; das ist mit
hoher Wahrscheinlichkeit absehbar . Dass die Aufgaben
größer werden, dem tragen wir in diesem Haushalt, wo
wir die Spielräume mit der Setzung neuer, zusätzlicher
Prioritäten nutzen, wirklich auch Rechnung, indem wir
Verantwortung für diese eine globale Welt wahrnehmen,
die geprägt ist von Klimawandel und großen Migrations-
bewegungen . Dass diese größere Anstrengungen von uns
erfordern werden, habe ich schon bei der Einbringung des
Bundeshaushalts 2016 im Herbst 2015 gesagt; und das
wird auch auf absehbare Zeit so bleiben . Deswegen ist
es wichtig, dass wir nun während der parlamentarischen
Beratungen die Mittel für humanitäre Hilfe, für Entwick-
lungszusammenarbeit, für Fluchtursachenbekämpfung
um über 1,1 Milliarden Euro erhöht haben . Auch dass wir
die Mittel für die innere und äußere Sicherheit kontinu-
ierlich erhöhen, ist notwendig und richtig . Das wird sich
auch in den kommenden Jahren fortsetzen und wird un-
sere Spielräume schrittweise kleiner machen, zumal wir
in der Zukunft nicht mehr damit rechnen können, dass
wir durch weiter sinkende Zinsen vergleichbare Spielräu-
me gewinnen werden . Das ist so .

Darüber hinaus haben wir entsprechende Entschei-
dungen getroffen, um auch den sozialen Zusammenhalt
in unserem Lande Schritt für Schritt weiter voranzubrin-
gen . Wir sind auch da auf einem guten Weg, wobei, wie
gesagt, die wichtigste Voraussetzung für sozialen Zusam-

menhalt natürlich die Beschäftigungslage bzw . die wirt-
schaftliche Entwicklung ist . Ansonsten hätten wir über-
haupt nicht die Mittel, um das zu leisten .

Das Entscheidende, was wir in den kommenden Jah-
ren tun müssen – gerade bei größer werdenden Aufgaben
und geringeren Spielräumen –, ist, dass wir weiterhin auf
Innovationen und Investitionen setzen . Nun ist es in der
Tat völlig unbestritten, dass wir in dieser Legislaturpe-
riode allein die Mittel für die Verkehrsinfrastruktur des
Bundes um über 25 Prozent erhöht haben und dass den
Engpass für weitere Steigerungen nicht mehr die Zur-
verfügungstellung von Mitteln aus dem Bundeshaushalt
darstellt, sondern die Verwendung bzw. der Abfluss der
Mittel . Das ist übrigens eine gesamtstaatliche Aufgabe .
Deswegen ist es so wichtig, dass das, was wir mit den
Ländern vereinbart haben, auch absprachegemäß konse-
quent Schritt für Schritt umgesetzt wird .

In 14 Tagen findet die nächste Runde der Gespräche
der Regierungschefs von Bund und Ländern statt . Ich
will daran erinnern: Wir halten daran fest, die Mittel für
Investitionen in finanzschwachen Gemeinden noch ein-
mal um weitere 3,5 Milliarden Euro aufzustocken .


(Beifall bei der CDU/CSU)


In der kommenden Woche werden wir den Entwurf eines
Nachtragshaushaltes im Bundeskabinett beraten . Auch
schlagen wir, wie wir es mit den Regierungschefs der
Länder abgesprochen haben, vor, eine Zweckerweiterung
für die Verwendung dieser Mittel durch die Aufnahme
von Aufgaben zur kommunalen Bildungsinfrastruktur
vorzunehmen . So haben wir das verabredet . Das muss
dann aber auch gemacht werden .

Ich erinnere zum Beispiel daran, dass die Mittel, die
wir seit Jahren für den Ausbau von Kindertagesstätten
zur Verfügung stellen, nicht abfließen, weil die Länder
und Kommunen nicht in der Lage sind, sie entsprechend
in Anspruch zu nehmen . Da müssen wir besser werden .
Das ist eine gesamtstaatliche Aufgabe . Deswegen ist es
übrigens auch wichtig – und die Gesetzgebung wird ja
den Bundestag und dann auch den Bundesrat beschäfti-
gen –, dass wir an dem festhalten, was wir mit den Län-
dern vereinbart haben, dass der Bund nämlich ein Stück
weit mehr Möglichkeiten bekommt, die Dinge im ge-
samtstaatlichen Bereich effizienter zu gestalten.

Dem dient die Infrastrukturgesellschaft . So können
wir die Bundesautobahnen in bundeseigener Verwaltung
durch eine Gesellschaft privaten Rechts betreiben . Das
soll ein Stück weit auch mehr unternehmerische Initia-
tive in Bau, Planung und Betrieb der Bundesautobahnen
hineinbringen .

Dem dient die Grundgesetzergänzung zur Informati-
onstechnikinfrastruktur, damit der Bund auf informati-
onstechnischem Gebiet wirklich eine einheitliche Soft-
ware – Stichwort „Bürgerportale“ – in Bund, Ländern
und Kommunen durchsetzen kann . Dazu müssen dem
Bund entsprechende Zuständigkeiten zugewiesen wer-
den . Dafür brauchen wir eine Ergänzung des Grundge-
setzes .

Da ich den Verlauf der Gespräche mit den Ländern
kenne, will ich gerne daran erinnern: Die bezüglich der

Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble






(A) (C)



(B) (D)


Bund-Länder-Finanzbeziehungen getroffene Absprache
war nicht nur, dass der Bund zusätzliche Mittel zur Ver-
fügung stellt, sondern auch, dass er ein paar begrenzte
Kompetenzen mehr bekommt, um gesamtstaatlich für
größere Effizienz zu sorgen. Daran muss festgehalten
werden .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das gilt im Übrigen auch für die Effizienz der Steuer-
verwaltung . Ich will die Gelegenheit nutzen, darauf hin-
zuweisen . Wir werden das noch im Einzelnen beraten .
In der Steuerverwaltung stehen wir dadurch vor riesigen
Herausforderungen, dass die Globalisierung der Finanz-
märkte, die ja eine Realität ist, dazu führt, dass nicht nur
die Möglichkeiten, Steuern zu hinterziehen, sondern ins-
besondere die Möglichkeiten, die global tätige Unterneh-
men durch Nutzung der spezifischen Unterschiede steu-
erlicher Regelungen in den verschiedenen Jurisdiktionen
dieser Welt haben, Steuerbelastungen zu vermeiden,
exorbitant zunehmen, wie übrigens auch die Kreativität
der Beratungsgesellschaften . Deswegen müssen wir im
nationalen Bereich stärkere Möglichkeiten haben, um im
Zusammenwirken der leistungsfähigen Steuerverwaltun-
gen der Länder und des Bundes zu größerer Effizienz zu
kommen .


(Dr . Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Ja! Richtig!)


Das gilt auch auf globaler Ebene im Bereich der G 20 .
Wir übernehmen Anfang Dezember die G-20-Präsident-
schaft . Ein Schwerpunkt der deutschen Präsidentschaft
wird darauf liegen, so wie in den vergangenen Jahren
auch, dass wir die globalen Anstrengungen zur Verhin-
derung von Steuervermeidung und Steuerreduzierung
konsequent voranbringen .


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das allerdings ist sehr viel komplizierter, als viele mei-
nen .

In diesem Zusammenhang will ich an die Oppositi-
on appellieren, nicht zu schnell zu große Erwartungen
zu wecken . Es ist einfach, zu polemisieren und dema-
gogische Reden zu halten . Sie erreichen damit aber nur
das, was Herr Kahrs der Rede einer Kollegin zu Recht
vorgeworfen hat . Man sollte nicht unrealistische Erwar-
tungen wecken, was global zu erreichen ist, und glauben,
man könne einfach einmal auf den Tisch hauen und dann
erließen 200 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen ent-
sprechende Regelungen .


(Zuruf des Abg . Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU])


Das geht nicht so einfach . Es ist viel mühsamer, hier vo-
ranzukommen . Wir haben die Vorreiterrolle auf globaler
Ebene, und wir werden diese während unserer Präsident-
schaft noch stärker nutzen .

Ich will auch gleich hinzufügen: Genauso wichtig
wird unser Bemühen sein, insbesondere nachdem das
im amerikanischen Wahlkampf eine große Rolle gespielt
hat – wir werden sehen, wie sich das hinterher in der Pra-
xis darstellen wird –, mit aller Entschlossenheit daran

festzuhalten, dass die Lehren aus der Finanz- und Ban-
kenkrise nicht vergessen werden .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Natürlich gibt es zum Teil auch Überregulierungen . Das
ist immer ein Stück weit so . Aber das zentrale Anliegen,
die Finanzmärkte gerade im Zeitalter der Globalisie-
rung krisenresistenter zu machen, ist eine entscheiden-
de Aufgabe . Auch der werden wir uns während unserer
G-20-Präsidentschaft widmen .

Bei unserer G-20-Präsidentschaft werden wir uns im
Übrigen auch darauf konzentrieren – das ist der dritte
Schwerpunkt –, die Aufmerksamkeit der internationalen
Gemeinschaft verstärkt auf Afrika zu fokussieren .

Das sind die zentralen Punkte, und all das ist wichtig .

Ich will, liebe Kolleginnen und Kollegen, mit allem
Ernst eine letzte Bemerkung machen . Natürlich müssen
wir in Deutschland unsere Aufgaben bewältigen . Zu-
gleich müssen wir dafür sorgen, dass auch Europa ins-
gesamt auf einem stabilen Kurs bleibt . Die Herausforde-
rungen sind vielfältig und groß . Einen Fehler dürfen wir
dabei aber nicht machen . Es fehlt ja nicht an Solidarität;
es gibt vielmehr eine große Bereitschaft der Deutschen
zur Solidarität . Aber wir müssen in Europa darauf achten,
dass die Leistungen, die wir erbringen, auch dazu genutzt
werden, die Probleme in Europa zu lösen .

Es gibt einen internationalen Konsens, weltweit und
im Übrigen auch auf europäischer Ebene, dass alle Län-
der durch Strukturreformen wettbewerbsfähiger werden
müssen . Was wir in der Welt nicht haben, ist ein Mangel
an Verschuldung . Was wir in der Welt nicht haben, ist
ein Mangel an Zentralbankliquidität . Was wir in der Welt
aber haben, ist ein Mangel an Wettbewerbsfähigkeit auf-
grund versäumter Reformen in vielen Ländern .


(Beifall bei der CDU/CSU)


Denjenigen, die den Menschen einreden, man könne ja
noch mehr Schulden machen, sage ich: Man kann kreati-
ve Finanzpolitik betreiben, aber wenn sie nicht unterlegt
ist und nicht dazu führt, dass die strukturellen Probleme
beseitigt werden und sich die Situation verbessert, dann
führt diese Politik nur in weiteres Elend und nicht zu grö-
ßerer Stabilität in der Welt . Darüber gibt es einen interna-
tionalen Konsens .

Deswegen ist es auch Bestandteil unseres Programms
für unsere G-20-Präsidentschaft, durch konsequentes
Bestehen auf richtigen Anreizen, durch Strukturrefor-
men die Widerstandskräfte gegen mögliche krisenhafte
Entwicklungen zu stärken . Da sich krisenhafte Ent-
wicklungen überall in der Welt abzeichnen, ist das eine
Priorität deutscher Politik . Auch darauf müssen wir uns
konzentrieren . Das setzt im Übrigen voraus, dass wir in
Deutschland leistungs- und handlungsfähig bleiben .

All dem dient dieser Haushalt . Deswegen möchte ich
mich am Schluss bei allen Haushältern, bei allen Kolle-
ginnen und Kollegen und bei den Mitarbeitern bedanken,
dass wir zu so einem guten Ergebnis gekommen sind .

Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble






(A) (C)



(B) (D)


Herzlichen Dank .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1820404800

Das Wort erhält nun der Kollege Roland Claus für die

Fraktion Die Linke .


(Beifall bei der LINKEN)



Roland Claus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1820404900

Ich warte gerade noch den Hochlauf des Rednerpults

ab, denn der ist echt . – Herr Präsident! Meine sehr ver-
ehrten Damen und Herren! Herr Bundesfinanzminister,
Sie haben eben sehr eindrucksvoll bewiesen: Von Mär-
chen verstehen Sie etwas .


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Ist klar!)


– Da hätten Sie auch klatschen können, das war doch ein-
drucksvoll, oder nicht?

Bundesfinanzminister Schäuble wird hier einen Bun-
deshaushalt des – wie wir es eingeschätzt haben – an-
gepassten Weiter-so durchbringen . Die schwarze Null
wird erneut abgefeiert, aber sie hat ihre großkoalitionäre
Erotik längst verloren . Das Weiter-so im Haushalt wird
personell bestätigt . Angela Merkel als Kanzlerkandida-
tin, Wolfgang Schäuble als Schatzkanzler, Frank-Walter
Steinmeier als Bundespräsident – noch mehr Weiter-so
geht nicht .

Sie haben damit – das müssen wir Ihnen auch sa-
gen – die Veränderungserwartungen der Gesellschaft lei-
der nicht verstanden . Weder sehen Sie die Gefahren des
Rückwärts-Deutschlands von AfD und Horst Seehofer,
noch hören Sie die gesellschaftlichen Hilferufe nach ei-
ner sozialen und humanistischen Erneuerung der Gesell-
schaft in Deutschland und Europa .


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn Sie, Herr Kahrs, Sahra Wagenknecht und
Frauke Petry hier gleichsetzen – nicht vergleichen, son-
dern gleichsetzen –,


(Johannes Kahrs [SPD]: Nein, nur die Reden!)


muss ich Ihnen sagen: Das ist leider genauso unver-
schämt wie Ihr kontinuierliches Agieren hier im Bundes-
tag . Das weisen wir zurück .


(Beifall bei der LINKEN)


Dass Bundesminister Schäuble unter Geldnot leidet –
nämlich unter der Not, nicht mehr zu wissen, wohin mit
dem Geld –, zeigt sich daran, dass bereits in der nächsten
Woche ein Nachtragshaushalt für 2016 beschlossen wird,
und zwar für mehr Investitionen in die Schulen . Dazu
will ich deutlich sagen: Es ist wesentlich besser, dass Sie
sich mit Frau Wanka über Schulinvestitionen verständigt

haben als erneut mit Frau von der Leyen über noch mehr
Militär .


(Beifall bei der LINKEN – Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Dann wissen wir doch, wohin mit dem Geld!)


Aber so kommen Sie daher wie Frau Holle im Him-
mel, die segensreichen Schnee übers Land verteilt . Ihr
Problem, Herr Finanzminister, ist: Es ist Schnee von ges-
tern .


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Deshalb bemühen Sie auch gern als Bild für Ihr Regie-
rungshandeln: Wir fahren auf Sicht . – Auf Sicht fahren
meint doch aber, jeglichen Anspruch auf Weitblick auf-
zugeben und einem im Nebel Vorausfahrenden hinterher-
zufahren . Vor Ihnen aber fährt der marktkonforme Main-
stream von gestern, und zwar in die Sackgasse .


(Dr . Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Richtig!)


Erneut wurden die Einnahmen des Bundes mit diesem
Haushalt nicht ernsthaft thematisiert . Ausschließlich in
Anträgen der Fraktion Die Linke ist dieses Thema anzu-
treffen. So werden Sie aber die soziale Spaltung dieses
Landes nicht überwinden . Sie trauen sich an die Super-
reichen nicht heran . Beim ärmsten Drittel ist nichts zu
holen, also lassen Sie den unteren Mittelstand zahlen .
Das finden wir nicht in Ordnung.


(Beifall bei der LINKEN)


Deshalb haben wir Ihnen andere Vorschläge gemacht und
wissen uns da auch mit dem Großteil der Bevölkerung
einig . Noch vor drei, vier Jahren wurde man für solche
Vorschläge der Gleichmacherei bezichtigt . Inzwischen
sind aber über 80 Prozent der Deutschen der Meinung,
dass es hier sozial ungerecht zugeht, und das wollen wir
ausdrücklich nicht hinnehmen .


(Beifall bei der LINKEN)


So wachsen zwar in einer ganzen Reihe von Haushal-
ten die Etats auf, es gibt auch mehr Investitionen, aber
gemessen an dem Bedarf, den es hier gibt, an dem Bedarf
an Zukunftsinvestitionen in Infrastruktur und Bildung,


(Dr . Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Richtig!)


folgt das alles dem Prinzip „Gekleckert und nicht ge-
klotzt“, Herr Bundesfinanzminister.


(Beifall bei der LINKEN)


Angst oder Mut? Das ist in Deutschland die aktuelle
Frage . Eine Bundesregierung, die nur wenig Mut, aber
viel Angst ausstrahlt, kann, wie dieser Haushalt zeigt,
keine Zukunft darstellen . Das ist schade, aber in einer
Demokratie bekanntlich änderbar .


(Beifall bei der LINKEN)


Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble






(A) (C)



(B) (D)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1820405000

Sonja Steffen ist die nächste Rednerin für die

SPD-Fraktion .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Sonja Steffen (SPD):
Rede ID: ID1820405100

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Ich bin Mitglied des Haushaltsausschusses,
und zugleich komme ich aus einem ostdeutschen Wahl-
kreis . Einige sagen: Es ist der schönste Deutschlands .


(Dr . Petra Sitte [DIE LINKE]: Halle! – Dr . André Hahn [DIE LINKE]: Das ist die Sächsische Schweiz!)


Ich glaube, die Kanzlerin würde das bestätigen . Aber da-
rüber kann man sich ja immer tunlichst streiten .

Mein Wahlkreis mag zwar einer der schönsten Wahl-
kreise Deutschlands sein, aber er ist leider auch einer
der strukturschwächsten . Deshalb erlaube ich mir, meine
heutige Redezeit zu nutzen, um einmal einen Blick durch
die ostdeutsche Brille auf den Haushalt zu werfen . Da
muss man feststellen: Es ist nicht so, dass das Parlament
hier so wie Frau Holle agiert hat und den Westen quasi
als Goldmarie und den Osten als Pechmarie behandelt
hat . Nein, ich glaube, auch durch die ostdeutsche Bril-
le betrachtet, kann sich dieser Haushalt durchaus sehen
lassen .


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg . Katharina Landgraf [CDU/CSU])


Ich will mich hier auf vier Bereiche beschränken, die mir
besonders wichtig erscheinen .

Der erste Bereich ist die soziale Teilhabe am Arbeits-
markt . Wir haben im Oktober 2016 in Mecklenburg-Vor-
pommern eine Arbeitslosigkeit von 8,6 Prozent . Schau-
en wir einmal zurück: 2005 betrug die Arbeitslosigkeit
23,7 Prozent . Die Arbeitslosigkeit dort ist im letzten Jahr
um 1 Prozentpunkt zurückgegangen . An dieser Stelle
möchte ich noch einmal sagen, wie wichtig der Mindest-
lohn für Ostdeutschland ist . Das, was wir vorher gehört
hatten, ist nicht eingetreten . Es wurden ja Horrorszenari-
en konstruiert . Es wurde seitens der Arbeitgeberverbände
gesagt: Das ist der Untergang des Abendlandes . Es wird
so sein, dass die Arbeitslosigkeit steigt . – Genau das Ge-
genteil ist eingetreten .


(Beifall bei der SPD)


Die Langzeitarbeitslosigkeit sinkt ebenfalls, aller-
dings viel langsamer, als wir uns das wünschen; das ist
richtig . Es gibt immer noch sehr viele Menschen, die seit
Jahren von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind. Ich
freue mich sehr, dass wir in diesem Haushalt erreichen
konnten, dass mindestens 300 Millionen Euro für das
Programm „Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt“ zur Ver-
fügung gestellt werden . Davon werden neue Arbeitsplät-
ze geschaffen, die dringend notwendig sind. Die Men-
schen werden an die Hand genommen, damit sie den Weg
zurück ins Arbeitsleben finden.


(Beifall bei der SPD)


Ich freue mich auch, dass wir im Haushalt 2017 die
Familien stärken konnten . Denn es ist immer noch so: Im
Osten sind die Löhne niedriger als im Westen, und zwar
zum Teil erheblich . Daran, dass sich das ändert, müssen
viele Kräfte arbeiten . Das kann auch nicht durch einen
Haushalt 2017 mit einem Mal verändert werden . Deshalb
ist es umso wichtiger, dass wir einige Instrumente in den
Haushalt 2017 einbauen konnten, unter anderem den Fa-
milienzuschlag . Vielen Dank, Manuela Schwesig! Vielen
Dank an alle, die da mitgewirkt haben! Selbst 10 Euro
im Monat sind bei einkommensschwachen Familien eine
Menge im Portemonnaie . Vielen Dank dafür!


(Beifall bei der SPD)


Der zweite Bereich betrifft das Thema Breitbandaus-
bau . Es ist ja heute Morgen bei der Beratung des entspre-
chenden Haushalts schon recht breit behandelt worden .
Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen bedanken . Vor
allem möchte ich mich hier aber einmal bei den Kolle-
gen vor Ort, bei den Kommunalpolitikern, bedanken, die
gerade im Osten, gerade in Mecklenburg-Vorpommern
unheimlich aktiv, sehr schnell und sehr akribisch waren .
Wir konnten erreichen, dass schon 2016 nach Mecklen-
burg-Vorpommern fast 710 Millionen Euro zusätzlich
flossen. Der Haushalt 2017 bietet hier weitere Möglich-
keiten . Danke dafür!


(Beifall bei der SPD)


Zum Bereich Kultur und Denkmalschutz . Wir fördern
mit diesem Haushalt 204 Kulturdenkmäler,


(Johannes Kahrs [SPD]: Sehr gut!)


davon 79 im Osten . Gerade bei uns oben im Nordosten
gibt es nicht nur den Bädertourismus, sondern auch den
Kulturtourismus .


(Beifall des Abg . Johannes Kahrs [SPD])


Deshalb freue ich mich sehr über die vielen Kirchen und
die historischen Baudenkmäler im Osten, die wir fördern
konnten . Ich freue mich aber auch ganz persönlich über
die Förderung des Gesellschaftshauses Straze in Greifs-
wald . Da gab es früher einmal ein wichtiges Zentrum
für kulturelles und gesellschaftliches Leben in der Stadt .
Dank unserer Hilfe kann dieses Zentrum wieder aufge-
baut werden . Vielen Dank auch an die Kollegen von der
Union! Vielen Dank, Eckhardt Rehberg!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Was bleibt noch zu tun? Ein ganz wichtiger Bereich,
eine ganz wichtige Sache, gerade für den Osten, ist der
Unterhaltsvorschuss . Ich freue mich sehr für alle alleiner-
ziehenden Frauen und manchmal auch Männer im Osten,
die durch die Verlängerung des Unterhaltsvorschusses
wirklich eine riesengroße Hilfe erhalten . Wir alle wissen
ja: Kinder werden ab zwölf einfach teurer . Das liegt in
der Natur der Sache . In dem Moment, wo ein Kind zwölf
Jahre alt wird oder 72 Monate einen Unterhaltsvorschuss
bekommen hat, endete dieser Vorschuss bislang . Ich hof-
fe, dass wir sehr bald hier vereinbaren können, dass der
Unterhaltsvorschuss bis zum 18 . Lebensjahr gewährt
wird . Das hilft den Frauen sehr, übrigens auch den Män-
nern, die unterhaltspflichtig sind. Es ist zum Beispiel im






(A) (C)



(B) (D)


Osten, aber auch in anderen strukturschwachen Gebieten
oftmals so, dass Menschen mit 1 100 Euro netto nach
Hause gehen . Der Selbstbehalt beim Kindesunterhalt
liegt bei 1 080 Euro . Da ist traurigerweise für den Kin-
desunterhalt einfach oft zu wenig übrig . Es fehlt nicht
immer nur am Willen, sondern manchmal auch an der
finanziellen Kraft.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ganz zum Schluss noch zum Thema Ost-/West-Rente;
das ist von den Linken schon angesprochen worden, auch
von Frau Lötzsch vorhin . Ja, wir hätten uns vielleicht
gewünscht, dass wir die Angleichung früher erreichen .
Aber, ich glaube, wir alle können sehr froh sein, dass wir
gestern Abend einen Kompromiss erzielen konnten . Ich
bedanke mich ausdrücklich bei Andrea Nahles, vor al-
lem aber auch bei der SPD-Fraktion . Wir haben wirklich
Ewigkeiten dafür gebraucht . Ich bin ganz glücklich, dass
wir 2017 den Leuten vor Ort wirklich sagen können: Die
Rentenangleichung wird kommen, allerdings in Stufen –
so ist es auch richtig –, weil wir auf der anderen Seite
auch den Höherwertungsfaktor für die Löhne anpassen
müssen .

Die Ost-Brille wird hoffentlich irgendwann in nicht
allzu ferner Zukunft in die Schatzkiste gehören, weil die
Verhältnisse dann endlich komplett angeglichen sind .

Vielen Dank .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1820405200

Nächste Rednerin ist die Kollegin Anja Hajduk, Frak-

tion Bündnis 90/Die Grünen .


Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1820405300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Was waren die großen Themen der letzten Haus-
haltswoche dieser Legislaturperiode? Ein großes Thema
war mit Sicherheit – es wurde in mehreren Debatten
angesprochen – die Verantwortung Europas für Afrika .
Das hat die Bundeskanzlerin thematisiert, das hat der
Entwicklungsminister Müller thematisiert, und auch
Sie, Herr Schäuble, haben gerade noch einmal darüber
gesprochen, wie wichtig es ist, dass wir diese Verantwor-
tung wahrnehmen .

Dazu ist dann aber auch zu sagen: Es reicht nicht aus,
im Haushalt 2017 mehr Mittel für die Entwicklungs-
zusammenarbeit oder auch für die Humanitäre Hilfe
zu haben, sondern, Herr Schäuble, es kommt auch auf
Langfristigkeit an; es kommt auch auf die mittelfristige
Finanzplanung an, und da tut sich in Richtung „Erfül-
lung der ODA-Quote“ nichts, sodass wir finden: Es ist
ein Makel, dass die Finanzplanung nicht die Zielrichtung
aufzeigt, nicht zeigt, wohin es zum Beispiel bei der Un-
terstützung Afrikas gehen soll .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Johannes Kahrs [SPD]: So hoch wie heute war die ODA-Quote noch nie!)


Vielleicht kann ich auch mal die Aufmerksamkeit
des Finanzministers bekommen, wenn er das Gespräch
mit seinem werten Kollegen ein anderes Mal fortsetzt . –
Wenn Sie eine erfolgreiche Afrika-Politik von Europa
aus gestalten wollen, dann gehört dazu, dass die EU end-
lich eine faire Handelspolitik betreibt,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


statt mit subventionierten Fleischprodukten die Märkte
dort zu überschwemmen, was die Arbeitsperspektiven
und andere Perspektiven dort beeinträchtigt und sie so
dem Grunde nach nicht verbessert, sondern verschlech-
tert . Ich kann auch die unsägliche Fischereipolitik nen-
nen, die die Europäische Union betreibt . Dazu kann ich
Ihnen nur sagen: Sie müssen in Ihrem Kabinett eine
kohärente Politik betreiben, damit die tief liegenden
Fluchtursachen auch bekämpft werden .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Da reichen warme Worte in dieser Haushaltswoche
nicht . – Ich sehe, Sie wollen mir da zustimmen; dann bin
ich sehr zufrieden .

Es gibt in Ihrem Verantwortungsbereich noch eine
Aufgabe . Dabei geht es um globale Steuerfragen . Lei-
der haben Sie sich, hat sich die deutsche Administration
in Addis Abeba nicht dafür starkgemacht, dass es eine
zwischenstaatliche Kommission für globale Steuerfra-
gen gibt . Das haben die OECD-Länder dort nicht zuge-
standen . Ich sage das nicht, um hier Institutionenfragen
zu strapazieren, aber es muss inhaltlich eine Gesamt-
besteuerung von multinationalen Konzernen erreicht
werden – das ist die Aufgabe –, sodass endlich auch in
Entwicklungsländern Steuern gezahlt werden . Es kann
nicht sein – das ist heute noch die Situation –, dass jeder
Euro, der in einem Entwicklungsland investiert wird, von
einem Kapitalabfluss ins Ausland in Höhe von 2 Euro
begleitet wird; denn dann kommen wir insgesamt nicht
weiter .

Deswegen möchte ich Sie dazu motivieren, beim
G-20-Gipfel die Fragen der gerechten globalen Besteu-
erung anzusprechen. Ich hoffe, dass Deutschland dann
nicht auf der Bremse steht, wenn es um eine internati-
onale Regelung geht, die auch die Entwicklungsländer
fair beteiligt .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme zum zweiten großen Thema dieser Woche .
Das war ein richtiges Streitthema . Der Streit ist gestern
hier offen zutage getreten. Es geht nämlich um die rich-
tige Unterstützung unserer Kommunen, insbesondere
der finanzschwachen Kommunen. Auch die Kanzlerin,
auch Herr Gabriel haben zu diesem Punkt Stellung ge-
nommen . Gestern gab es hier einen ordentlichen Streit
zwischen SPD und CDU/CSU bezüglich der Zuweisung
der Mittel von 5 Milliarden Euro an die Kommunen in
der Zukunft . Hier geht es darum: Machen wir das nach
dem Prinzip „Frau Holle“ bzw . mit der Gießkanne? Oder
machen wir wirklich eine zielgenaue Förderung? Sie ha-
ben bei den 5 Milliarden Euro ein Instrument gewählt,
bei dem die wirtschaftliche Stärke der Kommunen do-

Sonja Steffen






(A) (C)



(B) (D)


miniert . Das heißt, die wirtschaftlich starken Kommunen
profitieren mehr davon als die Kommunen, die Unterstüt-
zungsbedarf haben . Das ist widersinnig .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Darüber ist zu Recht ein Streit bei Ihnen entbrannt .

Jetzt können wir endlich einmal über den zentralen
Schwachpunkt Ihrer Politik reden, nämlich dass Sie die
Einigung zwischen Bund und Ländern hinsichtlich der
Finanzen immer ins Hinterzimmer verlagern und dort
mit Kanzlerin, Vizekanzler, Finanzminister und den Mi-
nisterpräsidenten alles zu Ende verhandeln wollen . Das
führt dann dazu, dass wir jetzt einen Schlüssel für die
Zuweisung der Mittel an die Kommunen haben, von dem
Sie und die Kanzlerin allen Ernstes sagen: Wir können
im Bundestag nichts anderes beschließen als das, wozu
die Ministerpräsidenten Ja sagen . – Das ist ein Armuts-
zeugnis für den Haushaltsausschuss und ein Armutszeug-
nis für den Bundestag, dass wir uns in diesem Verhand-
lungssetting immer fertige Ergebnisse vorsetzen lassen .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dass diese Ergebnisse nicht befriedigend sind, haben Sie
hier gestern – sowohl die CDU/CSU als auch die SPD –
eingeräumt .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Deswegen sage ich Ihnen: Wenn wir jetzt über die
Bund-Länder-Finanzen weiter diskutieren – Sie haben
gerade die Punkte angesprochen; ich weiß, Herr Rehberg
ist da immer sehr scharf hinterher –, wenn Sie wollen,
dass die finanzschwachen Kommunen mit dem neuen
Kommunalinvestitionsförderungsfonds gezielt gefördert
werden – das sind die zusätzlichen 3,5 Milliarden Euro –,
wenn Sie wollen, dass es auch für uns Kontrollrechte
gibt, und wenn Sie wollen, dass der Zuweisungsschlüssel
so ist, dass nicht vor allen Dingen die wirtschaftsstarken
Kommunen die Gelder bekommen, sondern die finanz-
schwachen Kommunen, in denen die Arbeitslosigkeit
hoch ist und die hohe Kassenkredite zu bedienen ha-
ben – das sehe ich nicht ganz so kritisch wie der Kollege
Rehberg –, dann ist die Reihenfolge richtig, dies erst im
Bundestag zu diskutieren und zu beschließen und sich
nicht wieder ein fertiges Ergebnis der Ministerpräsiden-
tenkonferenz vorsetzen zu lassen .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg . Thomas Jurk [SPD])


Wenn Sie mir hier in die Hand versprechen können, dass
Sie uns die Chance geben, darüber zu entscheiden, dann
wären wir schon ein ganzes Stück weiter .


(Dr . Wolfgang Schäuble, Bundesminister: Ja!)


Die Bürgerinnen und Bürger in unserem Land haben
ein Anrecht darauf, dass die verschiedenen Ebenen –
Kommunen, Land und Bund – mit Geld anständig aus-
gestattet sind . Die kann man nicht darauf verweisen, dass
es irgendeine Streiterei auf Ministerpräsidentenebene
gegeben hat mit dem absurden Ergebnis, dass die jetzt
schon Starken mehr Geld bekommen . Da müssen Sie
nachsteuern . Wir werden Sie in diese Richtung jedenfalls
ordentlich treiben .

Schönen Dank .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Dann müssen die Länder an der Haushaltsdebatte auch mal teilnehmen!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1820405400

Das Wort erhält nun die Kollegin Kerstin Radomski

für die CDU/CSU-Fraktion .


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Kerstin Radomski (CDU):
Rede ID: ID1820405500

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Rau im Ton,
hart in der Sache – so kennen wir die Schlussrunden der
Haushaltsberatungen . Regierungsmehrheit und Oppositi-
on kommen selten auf einen gemeinsamen Nenner . Auch
heute hören wir das gängige Für und Wider .

Gerade wegen der gegensätzlichen Positionen möchte
ich heute ein Experiment mit Ihnen wagen . Lassen Sie
uns einen Moment innehalten, liebe Kolleginnen und
Kollegen, und uns fragen: Wo sind wir uns einig? Was
ist der gemeinsame Nenner, der uns antreibt und dem die
meisten von uns aus vollem Herzen zustimmen können?

Der Brexit, der Wahlausgang in den USA: Wir leben
in Zeiten, die weniger denn je vorhersehbar sind; Zeiten,
in denen wir nicht wissen, ob unsere Kinder und Kindes-
kinder in gleichem Wohlstand und in der gleichen Sicher-
heit leben werden, wie wir es heute tun; Zeiten, in denen
es auf zwei Dinge ankommt, die uns Orientierung geben
können und die uns in Zukunft Halt bieten: Erstens . Wir
dürfen keine neuen Schuldenberge anhäufen . Zweitens .
Wir müssen unseren Kindern eine gute Bildung ermögli-
chen . Meine Damen und Herren, das ist es, was uns an-
treibt . Das ist der gemeinsame Nenner, den die meisten
von uns teilen: solide Finanzen und gute Bildung .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es ist eben keine Selbstverständlichkeit, dass wir heu-
te den dritten Haushalt ohne neue Schulden verabschie-
den, und dafür möchte ich an dieser Stelle unserem Bun-
desfinanzminister Wolfgang Schäuble danken.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg . Sonja Steffen [SPD])


Als Lehrerin und Mutter von zwei Kindern erlebe ich
es immer wieder, wie wichtig es ist, dass wir unseren
Kindern das Rüstzeug für die Zukunft mit auf den Weg
geben, damit sie ihr Leben erfolgreich meistern können –
einen Beruf erlernen oder studieren, um für sich und ihre
Familien sorgen zu können . Für diese Orientierung und
diesen Halt stehen wir, und deshalb ist es ein Erfolg der
Großen Koalition, dass es auch im kommenden Jahr ei-
nen Rekordhaushalt für Bildung und Forschung gibt .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Der Bildungsetat umfasst 17,65 Milliarden Euro . Das
bedeutet, dass wir die von der Regierung vorgeschlagene

Anja Hajduk






(A) (C)



(B) (D)


Summe in den parlamentarischen Beratungen nochmals
um 85 Millionen Euro erhöht haben . Als das Bundesbil-
dungsministerium im Jahr 2005 von einer CDU-Minis-
terin übernommen wurde, lag der Etat bei 7,6 Milliarden
Euro . Elf Jahre später können wir eine Steigerung von
130 Prozent vermelden, und dazu möchte ich der Bun-
desbildungsministerin Johanna Wanka und vor allen
Dingen unserer jungen Generation „Herzlichen Glück-
wunsch“ zurufen .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg . Sonja Steffen [SPD])


In der öffentlichen Debatte kommt ein Thema leider
häufig zu kurz. Während Schulen und Hochschulen viel
Platz eingeräumt wird, steht die berufliche Bildung oft
an nachgeordneter Stelle . Umso wichtiger ist es, dass im
Bundeshaushalt 2017 die berufliche Bildung ein Schwer-
punkt des Etats für Bildung und Forschung ist . Zum Bei-
spiel bei den überbetrieblichen Berufsbildungsstätten:
Sie ergänzen die Ausbildung in Betrieben und Berufs-
schulen durch überbetriebliche, praxisnahe Lehrgänge .
Das kommt gerade Auszubildenden in kleinen und mit-
telständischen Unternehmen zugute . In den parlamenta-
rischen Beratungen wurde der Ansatz nochmals erhöht,
und zwar von 62 auf 72 Millionen Euro . Davon sollen
beispielsweise moderne Maschinen, Werkzeuge und
Computer angeschafft werden.

Eine noch größere Steigerung haben wir beim Auf-
stiegs-BAföG erzielt: ein Plus von über 50 Millionen
Euro auf 264 Millionen Euro für das – Sie kennen es alle
noch – frühere Meister-BAföG . Wichtig ist dabei vor
allen Dingen die größere Durchlässigkeit innerhalb des
Bildungssystems, etwa dann, wenn ein Bachelorabsol-
vent Meister werden will .


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wo bisher nur Handwerker und andere Fachkräfte ge-
fördert werden konnten, haben in Zukunft auch Bache-
lorabsolventen Zugang zum Aufstiegs-BAföG, das zum
Beispiel für einen Meisterkurs oder eine vergleichbare
Fortbildung verwendet werden kann .

Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie uns auch
einen Blick auf die „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“
werfen. Hier findet ein Zuwachs um 10 Millionen Euro
auf 60 Millionen Euro statt . Im Mittelpunkt stehen die
Aufwertung des Lehramtsstudiums und die Verankerung
schulpraktischer Elemente in der Lehrerausbildung . Bei
der weiteren Förderung soll gerade die Ausbildung von
Berufsschullehrern gestärkt werden .

Wir haben die Mittel für die Verbesserung der Berufs-
orientierung um knapp 20 Millionen Euro erhöht . Insge-
samt stehen jetzt 97 Millionen Euro zur Verfügung, da-
mit die Zahl der Schulabgänger reduziert wird, die ohne
Abschluss und ohne Aussicht auf einen Ausbildungsplatz
sind .

Ein weiterer Punkt: Durch den Kommunalinvestiti-
onsförderungsfonds wird die energetische Sanierung von
öffentlichen Gebäuden wie Kitas usw. vorangetrieben.
Jeder von uns weiß aus seinem Wahlkreis, dass das ein
wichtiges Thema ist . Der Bund stellt den Ländern bereits

jetzt 3,5 Milliarden Euro zur Verfügung, und dabei wird
es sicherlich nicht bleiben .

Wichtig ist ebenso die Forschungspolitik . Ich möch-
te zwei ganz unterschiedliche Bereiche ansprechen, die
aufzeigen, wie bedeutend Forschung für unser Land ist .

Ein Forschungsthema, das auch mir besonders am
Herzen liegt, hat die Kollegin Anette Hübinger immer
wieder herausgestrichen: die Bedeutung der Nationalen
Wirkstoffinitiative. Noch immer sterben laut dem Euro-
päischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle
von Krankheiten in Europa jährlich 25 000 Menschen an
Infektionen, die durch multiresistente Keime verursacht
werden . Das sind 25 000 Menschen zu viel, meine Da-
men und Herren . In den kommenden vier Jahren werden
wir daher 21 Millionen Euro für die Erforschung neu-
er Wirkstoffe einsetzen. Das Ziel lautet, die Bedrohung
durch Krankenhauskeime und Antibiotikaresistenzen
deutlich einzudämmen . Im Bundeshaushalt 2017 sind
dafür 4 Millionen Euro vorgesehen .

Ein weiteres Forschungsthema, das nicht im Bereich
Forschung und Bildung liegt, sondern im Bereich des
Bundeswirtschaftsministeriums, ist der forschende Mit-
telstand . In den parlamentarischen Beratungen wurden
weitere 35 Millionen Euro, wie vom Ministerium ge-
plant, für den forschenden Mittelstand zur Verfügung
gestellt . Im Mittelpunkt steht die Industrielle Gemein-
schaftsforschung mit 30 Millionen Euro zusätzlich .


(Beifall bei der CDU/CSU)


Weitere 10 Millionen Euro gehen an das Zentrale Inves-
titionsprogramm Mittelstand .

Zum Abschluss meiner Rede möchte ich auf den Be-
ginn zurückkommen . Ja, wir leben in bewegten Zeiten .
Wir wissen nicht, was alles auf uns zukommen wird .
Aber was wir tun können, ist, für unsere Kinder verant-
wortungsvoll zu haushalten und sie durch gute Bildung
starkzumachen, damit sie sich in der Zukunft behaupten
können .

Ich möchte noch eine Sache ansprechen . Es gibt auch
in diesem Parlament viele Kollegen, die die Auffas-
sung vertreten, es sei wie im Märchen von Frau Holle:
Wolfgang Schäuble sitzt da, schüttelt die Betten aus, und
es schneit Geldscheine . – Das ist teilweise die Meinung,
die hier vorherrscht . Mitnichten ist dem so . Es ist viel
Arbeit, einen Bundeshaushalt zusammenzustellen . Wie
im Märchen, so ist es auch wirklich: Nur die Fleißigen
werden belohnt .

Ich möchte allen Haushältern ganz herzlich für die
langen, intensiven und konstruktiven Beratungen an die-
ser Stelle danken .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1820405600

Frau Kollegin .


Kerstin Radomski (CDU):
Rede ID: ID1820405700

Herzlichen Dank . Wir haben gut zusammengearbeitet .


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Kerstin Radomski






(A) (C)



(B) (D)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1820405800

Für die SPD-Fraktion hat nun der Kollege Ewald

Schurer das Wort .


(Beifall bei der SPD)



Ewald Schurer (SPD):
Rede ID: ID1820405900

Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Der

Haushalt 2017 dieser Bundesregierung hat eine innere
Logik und eine Linie . Ich will dazu sagen: Der Kampf
um die Deutungshoheit zwischen Opposition und Regie-
rung lebt auch davon, dass die Opposition eine Linie fin-
det, wie sie kritisiert .


(Dr . Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihre Linien sind doch flache Linien!)


Tobias Lindner, geschätzter Kollege aus dem Haushalts-
ausschuss, ich habe den Eindruck, dass diese Linie nicht
gefunden wurde . Es gibt immer wieder ritualisierte Kriti-
ken, die man in jeder Haushaltsdebatte anbringen könnte,


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, die tun weh!)


aber zählen und wirklich treffen tun sie selten.

Ich will Frau Hajduk hier loben, die in ihrer Analyse in
der Tat einen wichtigen Punkt herausgegriffen hat, näm-
lich den Verteilungsschlüssel für das 5-Milliarden-Eu-
ro-Programm. Da gab es – das muss man offen und ehr-
lich zugeben – in dieser Koalition zwischen CDU/CSU
und SPD ausnahmsweise ein kleines Problem angesichts
der Frage, wie man die Verteilungslogik verbessern
könnte . Das gebe ich zu .

Ein Haushalt, der bei Bildung und Forschung gegen
18 Milliarden Euro geht; ein Haushalt, der für die In-
frastruktur mehr Mittel ausweist, als – wie jetzt nach-
gewiesen – verplant und verbaut werden können; ein
Haushalt, in dem der Etat – ich habe es gerade von dem
geschätzten Kollegen gehört – für die wirtschaftliche Zu-
sammenarbeit seit Beginn dieser Koalition, also nach der
Niebel-Delle, um 35 Prozent in drei Jahren erhöht wurde;


(Beifall bei der SPD)


ein Haushalt, der Familien nach vorne bringt; ein Haus-
halt, der für den Bereich Migration und Bekämpfung der
Fluchtursachen insgesamt 20 Milliarden Euro generiert –
das ist ein Haushalt, der Substanz hat . Das ist ein Haus-
halt, der in die richtige Richtung geht . Ich muss natürlich
auch konstatieren, dass es immer darauf ankommt, die
vorhandenen Mittel nicht nur bereitzustellen, sondern
auch für eine gute Allokation zu sorgen .

In meinem Bereich – ich habe es gestern hier vertre-
ten – geht es darum, dass wir feststellen können: 138 Mil-
liarden Euro haben wir künftig im Bereich Arbeit und
Soziales . Das sind 42 Prozent des gesamten Budgets . Da
kommt es darauf an, wieweit man zum Beispiel in den
verschiedenen Bereichen Armut bekämpft, wieweit man
Menschen, die benachteiligt sind, vielleicht auch mit
neuen Ideen und Instrumenten aus ihrer Situation heraus-
holt und sie aktiviert, damit sie wieder am Arbeitsmarkt
und am gesellschaftlichen Leben teilhaben können . Da

gibt es Punkte, die ich sehr kritisch sehe . Aber wir haben
einen Haushalt, der sich insgesamt sehen lassen kann .

Der Haushalt lebt davon, dass wir investieren . Verehr-
te Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, allein
36 Milliarden Euro – das ist ein Neuntel des gesamten
Haushaltes – entfallen auf Investitionen, und wir wissen,
dass wir schon nächste Woche wegen der Investitionen in
die Schulen im nächsten Jahr über einen Nachtragshaus-
halt debattieren . Der Haushalt kann sich deswegen sehen
lassen, weil er die investiven Aufgaben der Zukunft pro-
aktiv aufnimmt . Es ist nicht so, wie es die Opposition
behauptet, nämlich dass wir wesentliche Herausforde-
rungen der Gesellschaft nicht aufnähmen . Das Gegenteil
ist der Fall .


(Beifall bei der SPD)


Eine Regierung soll immer selbstkritisch sein – ja-
wohl! –, eine Regierung soll sich immer verbessern – ja-
wohl! –, aber das haben wir über vier Jahre hinweg ge-
macht . Es war ja nicht so, dass Union und SPD immer
und überall die gleiche Meinung hatten, es war ja nicht
so, dass der Koalitionsvertrag in zwei Tagen beschlossen
wurde, sondern es war ein zähes Ringen um die Deu-
tungshoheit in der Politik .


(Dr . Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein Hängen und Würgen war’s!)


Auch wenn Herr Schäuble mit seiner ganzen Autorität
leider nicht zu allen SPD-Projekten Ja sagen konnte –
Herr Schäuble, da hätten Sie noch Spielraum und Luft
nach oben gehabt –, tragen wir Sozialdemokraten den
Haushalt mit; denn wir wollen einen nachhaltigen Haus-
halt . Das muss man neben aller feinen Ironie sagen dür-
fen. Wir wissen, wir können nur das finanzieren, was wir
über die Wertschöpfung ökonomisch darstellen können .
Da gab es schon einen Minimalkonsens, wiewohl sich
Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten in gewissen
Gebieten investiv noch mehr hätten vorstellen können .

Ich komme zum Schluss, meine Damen und Herren .
Es geht doch bei diesem Haushalt vor dem Hintergrund
einer völlig veränderten gesellschaftlichen Debatte und
der Gefahr, dass Rechtspopulismus gesellschaftliche Zu-
sammenhänge verwässert und Menschen auf die falsche
Spur bringt, darum, dass die demokratischen Parteien
dazu in der Lage sind, mit einem Minimalkonsens auf
die Herausforderungen der Zukunft zu reagieren . Ob
Verteidigung, innere Sicherheit, Bildung oder Familie,
Senioren, Frauen und Jugend: Wir geben die Antworten .

Man muss sich auf bestimmte Punkte beschränken
und mit dem Haushalt Botschaften senden . Der Haus-
halt bietet die Gelegenheit, den Menschen draußen zu
erklären, worum es geht . Es geht um die Verbesserung
der Lebensverhältnisse der Menschen in allen 16 Bun-
desländern und um eine faire Integration derer, die zu uns
kommen und bei uns bleiben . Es geht also um mehr Mit-
einander, um die Sicherung einer ökonomischen Tragfä-
higkeit für die Zukunft . Das ist Sozialstaat, das ist soziale
Marktwirtschaft, und dafür stehen wir .






(A) (C)



(B) (D)


Ganz herzlichen Dank .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1820406000

Ich erteile das Wort nun dem Kollegen Reinhard

Brandl für die CDU/CSU-Fraktion .


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Reinhard Brandl (CSU):
Rede ID: ID1820406100

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Wer meint, die Politik heute habe keine Antwort auf die
Herausforderungen unserer Zeit, dem empfehle ich als
Lektüre diesen Haushalt .


(Ulrike Gottschalck [SPD]: Ja!)


Ich beginne mit der ersten Herausforderung, die uns
über die letzten Jahre massiv beschäftigt hat: die Staats-
schuldenkrise in Europa . Im Jahr 2016 machen 24 von
28 Ländern in Europa neue Schulden . Deutschland legt
in dieser Zeit zum vierten Mal einen Haushalt ohne Neu-
verschuldung vor .


(Johannes Kahrs [SPD]: Ja, bei dem Koalitionspartner kein Wunder!)


Meine Damen und Herren, ich weiß – auch wenn
Johannes Kahrs stark dafür gekämpft hat –: Ein Haushalt
ohne Neuverschuldung ist keine neue Nachricht mehr;
wenn es zum vierten Mal passiert, dann gibt es keine
Eilmeldung . Aber ich will auf ein Detail hinweisen: Mit
dem Haushaltsgesetz, das wir jetzt gleich verabschieden,
gehen wir in die nächste Stufe; wir werden einen Teil des
Bundesbankgewinnes zur Schuldentilgung einsetzen .
Diesen Weg können wir in Zukunft noch viel stärker ge-
hen . Das ist generationengerechte Politik .


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, wir haben den Tag heute
mit der zweiten Herausforderung begonnen: Modernisie-
rung der Infrastruktur . Auch daran misst sich für mich die
Generationengerechtigkeit . Wir haben mit 11 Prozent die
höchste Investitionsquote seit 16 Jahren . Bundesminister
Dobrindt hat heute Morgen den Investitionshochlauf bei
der Infrastruktur beschrieben . Seit er Minister ist, stehen
25 Prozent mehr Geld für die Verkehrsinfrastruktur zur
Verfügung .

Das Problem ist heutzutage ja nicht mehr, dass der
Bund zu wenig Geld bereitstellt – wir haben heute mehr-
fach darüber gesprochen –, sondern das Problem ist, dass
die Länder und Kommunen das Geld gar nicht mehr ab-
rufen, weil ihnen die Planungskapazitäten fehlen . Das
beginnt bei der Verkehrsinfrastruktur und geht über die
Sanierung öffentlicher Gebäude und die Breitbandver-
sorgung bis hin zum Kitaausbau . All das sind Themen,
bei denen wir mehr tun könnten, wenn die Planungskapa-
zitäten da wären . Das ist der nächste Schritt, an dem wir
gemeinsam mit den Ländern und Kommunen arbeiten
müssen .

Die dritte Herausforderung, auf die der Haushalt eine
kraftvolle Antwort gibt, ist die Erhaltung des Bildungs-

und Technologiestandortes Deutschland . Meine Damen
und Herren, als ich meine erste Rede hier gehalten habe –
es ging damals, 2009, um den Bildungs- und Forschungs-
etat –, hatte dieser Etat ein Volumen von 10 Milliarden
Euro . Wir liegen heute bei 17,6 Milliarden Euro; das ist
eine Steigerung um über 70 Prozent . Wir als Parlament
überlegen auch die ganze Zeit, wo wir noch neue Impul-
se setzen können . Wir haben letzte Woche diesbezüglich
gehandelt und die Mittel für die Industrielle Gemein-
schaftsforschung um 30 Millionen Euro erhöht . Außer-
dem haben wir sechs neue Institute des DLR eingerichtet,
um in Deutschland weiterhin Spitzenforschung betreiben
zu können .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Meine Damen und Herren, die vierte Herausforde-
rung: der soziale Zusammenhalt . 52 Prozent dieses Haus-
halts werden für das soziale Netz, das unsere Gesellschaft
zusammenhält, ausgegeben . Man kann diese hohe Quote
auch kritisch sehen . Aber darum geht es mir an diesem
Punkt nicht, sondern ich will darauf hinweisen, dass der
ausgeglichene Haushalt nicht auf Kosten des Sozialstaats
geht .


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wenn man den Gesamtzusammenhang betrachtet,
muss man sagen: Wir haben in diesem Jahr die höchste
Rentenerhöhung seit 23 Jahren, wir haben die niedrigste
Arbeitslosigkeit seit 25 Jahren, und wir haben so viele
Beschäftigte wie noch nie . Wir können von Deutschland
aus sagen: Das Modell der sozialen Marktwirtschaft
funktioniert . Weil es funktioniert, weil die Menschen
Arbeit haben, weil die Unternehmen Gewinne machen
und weil die Steuereinnahmen fließen, können wir uns all
das, über das ich heute spreche, überhaupt leisten .

Meine Damen und Herren, die Kollegin Lötzsch von
den Linken hat die Debatte mit dem Bild von Frau Holle,
die Geld über das Land verteilt, begonnen und angedeu-
tet, dass das Geld sozusagen vom Himmel fällt . Das ist
nicht der Fall . Hinter jedem von uns ausgegebenen Euro,
der aus Steuermitteln kommt, steht die harte Arbeit unse-
rer Bürgerinnen und Bürger . Dafür können wir dankbar
sein .


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Aber trotz dieser in Europa vergleichsweise guten Si-
tuation haben die Menschen bei uns das Gefühl, dass die
Welt unsicherer wird . Sie wissen, dass die Zukunft unse-
res Wohlstands und unseres friedlichen Zusammenlebens
nicht dauerhaft gesichert ist und dass die Welt von Kräf-
ten bewegt wird, die außerhalb unseres Landes liegen .
Auch mit Blick auf diese Herausforderungen geben wir
ganz konkrete Antworten .

Meine Damen und Herren, ich habe die Debatte zum
Haushalt des Bundesentwicklungsministers verfolgt . Es
ist beeindruckend, mit welcher Vielfalt wir zum Beispiel
die Herausforderungen der Fluchtursachenbekämpfung
angehen . Mir ist ein Punkt im Kopf geblieben: Deutsch-
land alleine zahlt in diesem Jahr etwa die Hälfte des Bud-
gets des Welternährungsprogramms für Syrien und die
Region . Das ist Fluchtursachenbekämpfung .

Ewald Schurer






(A) (C)



(B) (D)


Auch die Wahrung der äußeren Sicherheit ist eine
Herausforderung . Wir alle wissen – auf internationalen
Konferenzen wird viel darüber gesprochen –: Europa
muss mehr Geld für seine Verteidigung ausgeben . Wir
tun das . Der Haushalt der Bundesverteidigungsministe-
rin steigt um 8 Prozent; das entspricht einem Aufwuchs
von 2,7 Milliarden Euro .

Wir nehmen auch die Herausforderungen im Zusam-
menhang mit den Flüchtlingen sehr, sehr ernst . Im Haus-
halt des BMI – ich trage dafür im Haushaltsausschuss
mit die Verantwortung – stehen alleine für Sprachkur-
se 610 Millionen Euro bereit . Wir führen jetzt – das ist
neu – Erstorientierungsangebote für Asylbewerber mit
unklarer Bleibeperspektive ein, wir erhöhen die Mittel
für die Migrationsberatung, und wir führen ein Anreiz-
programm zur Förderung der freiwilligen Ausreise ein;
auch diesen Punkt dürfen wir nicht unterschätzen . Einem
Asylbewerber, der erkennt, dass er in Deutschland keine
dauerhafte Bleibeperspektive hat, wollen wir mit diesem
Programm den Neustart in seiner Heimat erleichtern .


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Als letzten Punkt möchte ich die innere Sicherheit
nennen . Ich könnte ein ganzes Bündel an Herausforde-
rungen nennen: Grenzschutz, Terrorismus, organisier-
te Kriminalität, Cybersicherheit, Extremismus in allen
verschiedenen Varianten . Ich glaube, keine Koalition
vor unserer hat die für die innere Sicherheit zuständigen
Behörden so gestärkt, wie wir das getan haben . Die Bun-
despolizei wächst um 7 500 Stellen, um ungefähr 20 Pro-
zent, das Bundeskriminalamt wächst in fünf Jahren um
1 000 Stellen, was auch ungefähr 20 Prozent ausmacht;
Verfassungsschutz, Bundesnachrichtendienst sind weite-
re Stichworte . Wir investieren in die innere Sicherheit,
weil wir wissen – das liegt uns als CDU/CSU besonders
am Herzen –: Die oberste Aufgabe des Staates ist der
Schutz der Bürgerinnen und Bürger . Diese Aufgabe, die-
se Verantwortung nehmen wir sehr ernst .


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg . Martin Gerster [SPD])


Meine Damen und Herren, das waren jetzt in acht Mi-
nuten acht Herausforderungen, auf die wir eine Antwort
geben . Ich weiß, dass in Zeiten postfaktischer Politik
Fakten nicht mehr die zentrale Rolle spielen; aber ver-
schweigen dürfen wir sie deswegen auch nicht .

In diesem Sinne herzlichen Dank für Ihre Aufmerk-
samkeit .


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht aber, noch mehr Fakten und weniger Ideologie in der Rede zu haben!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1820406200

Martin Gerster ist der nächste Redner für die

SPD-Fraktion .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Martin Gerster (SPD):
Rede ID: ID1820406300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Erst

vor ein paar Tagen bin ich im Gespräch mit Bürgern mit
der Aussage konfrontiert worden, wir im Bundestag, wir
Abgeordnete würden alles nur abnicken, wir würden zu
allem, was uns die Regierung vorlegt, nur Ja und Amen
sagen . Ich befürchte, dass derartige Ansichten in der Be-
völkerung weit verbreitet sind . Dabei ist doch das Gegen-
teil der Fall: Kein Gesetz verlässt den Bundestag so, wie
es als Entwurf in den Bundestag reingekommen ist . Das
stimmt und heißt bei uns Struck’sches Gesetz, ganz ein-
fach deswegen, weil unser früherer Fraktionsvorsitzen-
der, ein guter Mann, Peter Struck, es einmal so punktge-
nau formuliert hat . Wir Abgeordnete, wir verändern, wir
korrigieren, wir verbessern nahezu jeden Gesetzentwurf .

Das gilt natürlich insbesondere für den Haushalt; denn
es gilt nach wie vor: Geld ist nicht alles, aber ohne Geld
ist vieles nichts . Deswegen haben wir Abgeordnete uns
so viel Mühe damit gemacht, diesen Haushalt zu bearbei-
ten, zu durchpflügen, Seite für Seite, Ressort für Ressort.
Es ist nämlich nicht so, dass die Bundesregierung den
Haushalt beschließt, wie viele landauf, landab behaup-
ten, sondern das machen wir Abgeordnete .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das haben wir wieder unter Beweis gestellt . Wir haben
viele Änderungen vorgenommen . Wir haben Hunderte
von Änderungsanträgen formuliert, diskutiert und darü-
ber abgestimmt . Sehr, sehr viele sind mit den Stimmen
der Großen Koalition beschlossen worden . Bei etlichen
hat die Opposition mitgestimmt . Wir haben das insbeson-
dere beim Einzelplan 06 erleben können, beim Etat des
Bundesinnenministeriums . Hier wurden viele einzelne
Anträge von der Opposition mitgetragen, sodass wir uns
am Schluss, in der Bereinigungssitzung, gefragt haben:
Warum lehnen Sie diesen Einzelplan eigentlich ab, wenn
Sie so viele Einzelanträge gut finden?


(Dr . Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weil Sie unsere Anträge abgelehnt haben! Das ist der Punkt! Hätten Sie sie mal angenommen!)


Wir Abgeordnete haben sehr viel am Haushaltsentwurf
der Bundesregierung verändert, verbessert. Ich finde, das
muss man an dieser Stelle noch einmal herausstellen .


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich meine nicht, dass der Entwurf schlecht war; aber wir
haben ihn richtig, richtig gut gemacht .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Allein im Geschäftsbereich des Bundesinnenminis-
teriums haben wir dank guter Initiativen aus dem Par-
lament richtig große, wichtige Weichenstellungen vor-
genommen . Ich denke an das THW, die Bundespolizei,
das Bundeskriminalamt, die politische Bildung, die Inte-
grationskurse, die Migrationsberatung, den Behinderten-
sport und viele Punkte mehr . Leider lässt meine Redezeit
es nicht zu, alles aufzuzählen; dann müssten wir hier bis
Montag sitzen .

Dr. Reinhard Brandl






(A) (C)



(B) (D)


Wir reagieren auf Veränderungen . Wir investieren viel
in den Schutz unserer Freiheit. Ich finde, wir tun alles,
um den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft zu stär-
ken . Dafür steht auch insbesondere die SPD-Bundes-
tagsfraktion . Zusammen mit unserem Koalitionspartner
kriegen wir das schon gebacken .


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Der Etat steht . Der Entwurf war gut . Der Haushalt
selbst wird jetzt noch besser . Der Exekutive, der ausfüh-
renden Gewalt, den einzelnen Bundesministerien, kön-
nen wir an dieser Stelle – auch das muss man immer wie-
der sagen – nur den Rat geben, an sie die Bitte äußern, ja
ihr die Aufgabe mitgeben, unsere Beschlüsse – von uns
Abgeordneten, dem Parlament – auch in unserem Sinne
im neuen Jahr umzusetzen . Ich denke, es ist auch wich-
tig, dass wir im nächsten Jahr darauf achten, dass alles so
gemacht wird, wie wir es wollen .


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Werte Kolleginnen und Kollegen, eine Bürgerin hat
sich diese Woche auf Facebook bei mir gemeldet, sie
vermisse bei den Debatten im Bundestag zum Haushalt
den Dank an die hart arbeitenden Menschen, die ehrlich
Steuer zahlen . Uns ist doch allen klar, dass das Geld nicht
von Frau Holle aus der Bettdecke geschüttelt wird, und
wir haben auch schon in vielen Wortbeiträgen Danke ge-
sagt . Denn wir wissen, worauf sich die gute Haushalts-
lage begründet . Ich will aber noch ein weiteres Mal für
die Möglichkeit, dass wir mit so hohen Steuereinnahmen
politisch gestalten können, ganz herzlichen Dank sagen .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dafür sind wir gewählt . Das ist unser Job .

Deswegen will ich auch versichern: Wir Abgeordne-
ten verpulvern das Geld nicht einfach, sondern wir ent-
scheiden nach reiflicher Abwägung, immer geleitet von
dem Gedanken, was gut für unsere Gesellschaft und was
gut für die Zukunft ist. Ich finde, das ist uns auch mit
diesem Bundeshaushalt auf jeden Fall sehr gut gelungen .

Herzlichen Dank .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1820406400

Das Wort hat nun der Kollege Eckhardt Rehberg .


(Beifall bei der CDU/CSU)



Eckhardt Rehberg (CDU):
Rede ID: ID1820406500

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Frau Lötzsch,

erst einmal herzlichen Dank an Sie . Sie haben auch in
etwas schwieriger und stürmischer Situation den Haus-
haltsausschuss exzellent geleitet . Dafür von mir – ich
glaube, auch im Namen aller 41 Kolleginnen und Kol-

legen aus dem Haushaltsausschuss – ein herzliches Dan-
keschön!


(Beifall)


Ich darf Ihnen eine Sorge nehmen, Frau Lötzsch – ich
spreche zumindest für meine Arbeitsgruppe –: Wir sind
selbstbewusst genug . Die rund 150 Änderungsanträge
haben in der Bundesregierung nicht nur zu Beifallsstür-
men beigetragen .


(Heiterkeit bei der LINKEN – Zuruf von der CDU/CSU: Das ist wahr!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, für fünf Mitglieder
meiner Arbeitsgruppe ist es der letzte reguläre Haushalt .
Deswegen möchte ich sie namentlich erwähnen: Helmut
Heiderich, Bartholomäus Kalb, Bernhard Schulte-
Drüggelte, Cajus Caesar und Anette Hübinger haben zum
letzten Mal an der Bereinigungssitzung teilgenommen,
die diesmal zum Glück nur bis 3 Uhr morgens statt bis
5 Uhr morgens gedauert hat . Ich wünsche euch fünf – ich
glaube, im Namen aller – ein herzliches Glückauf für die
nächste Zeit .


(Beifall)


Kollegin Steffen ist schon darauf eingegangen: Es gab
gestern Abend eine Kompromisslösung in der schwie-
rigen Frage der Rentenangleichung zwischen Ost und
West . Aber diese Frage hat noch einen zweiten Teil, der
von ganz vielen nicht erwähnt wurde und wird . Jeder
muss wissen – das ist politisch vermittelbar und verfas-
sungsrechtlich haltbar –: Wenn man ein gemeinsames
Rentenrecht in Ost und West einführt, dann muss auch
die 15-prozentige Höherbewertung der Löhne wegfallen .
Wer den Menschen etwas anderes erzählt, wie es die Lin-
ke tut, die meint, dass diese Umbewertung, wie sie es
nennt, beibehalten werden kann, der belügt schlichtweg
die Menschen und macht die Arbeit von Populisten . Das
ist schlichtweg die Wahrheit .


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Frau Kollegin Lötzsch, ich sage das deswegen, weil Sie
gesagt haben, die AfD sei ein Kind der Politik der Gro-
ßen Koalition .


(Christine Lambrecht [SPD]: Frechheit!)


Ich schließe mich der Einschätzung der Rede von
Sahra Wagenknecht durch Johannes Kahrs zu hundert
Prozent an. Ich finde, bei einem Wahlergebnis von minus
5,2 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern, einem Wahl-
ergebnis von minus 7,3 Prozent in Sachsen-Anhalt und
einem Wahlergebnis von minus 8,6 Prozent in Branden-
burg – diese Wahl war vor dem Herbst 2015, nämlich am
14 . September 2014 –


(Dr . André Hahn [DIE LINKE]: Wo hatten Sie denn Zuwächse?)


müssen Sie sich selber doch einmal fragen, ob Sie mit
Ihrem Politikangebot noch richtig liegen – schauen Sie
sich die Brandenburger Wahlergebnisse und die Wähler-
ströme dort einmal an – oder ob Sie die Menschen nicht
getäuscht haben, indem Sie ihnen etwas Falsches ver-

Martin Gerster






(A) (C)



(B) (D)


sprochen haben, sodass das an dieser Stelle die Quittung
dafür war .


(Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe von der LINKEN: Was ist mit dem Berliner Ergebnis? – Selektive Wahrnehmung!)


– Sie können gerne dazwischenrufen .

Thomas Oppermann hat in seiner Rede nach der Rede
von Frau Wagenknecht gesagt: „Populisten aller Länder
vereinigt euch“ . Ich glaube, Sie müssen ein bisschen auf-
passen, ob Sie hier als Linkspopulisten nicht ähnlich wie
die Rechtspopulisten dafür sorgen, dass die Menschen
verunsichert, getäuscht und enttäuscht werden . Das Er-
gebnis sind dann eben Wahlergebnisse, wie wir sie an
dieser Stelle gesehen haben .


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, es gehört auch ein
Stückchen Redlichkeit an dieses Rednerpult . Es ist für
mich nicht redlich, wenn zum Beispiel Frau Wagenknecht
behauptet, dass jemand mit 1 140 Euro brutto im Monat
eine steuerliche Belastung von 24 Prozent hat . Das ist
schlichtweg die Unwahrheit .


(Ulrike Gottschalck [SPD]: Ja!)


Frau Wagenknecht kann nämlich die Grenzsteuerbelas-
tung und den Durchschnittssteuersatz nicht auseinander-
halten . Ja, der letzte Euro bei 1 140 Euro unterliegt einem
Steuersatz von 24 Prozent, aber der Durchschnittssteu-
ersatz beträgt nur 7 Prozent . Es gehört zur Redlichkeit
dazu, dass man den Menschen hier kein X für ein U vor-
macht .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Lieber Tobias Lindner, wenn man die 36 Milliarden
Euro für Investitionen im Jahre 2012 mit den 36 Milli-
arden Euro für Investitionen im Jahre 2017 vergleicht,
dann gehört es auch zur Redlichkeit dazu, dass man dann
auch sagt, dass von diesen 36 Milliarden Euro in 2012
8,7 Milliarden Euro als Einlage in den ESM und 1,6 Mil-
liarden Euro für eine Kapitalerhöhung bei der Europäi-
schen Investitionsbank verwendet wurden . Die 36 Mil-
liarden Euro in 2017 sind dagegen reine Investitionen .
Im Jahre 2012 muss man von diesen 36 Milliarden Euro
also noch gut 10 Milliarden Euro abziehen . Deswegen ist
die Investitionsquote von 11 Prozent im Haushalt 2017 –
36 Milliarden Euro – die höchste, die in Deutschland je
gestemmt worden ist .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn man ständig
mehr Geld für etwas fordert, wie das der Kollege Kindler
beim sozialen Wohnungsbau gemacht hat, dann gehört es
auch zur Redlichkeit und Wahrheit dazu, dass man dann
auch sagt, dass wir als Bund in den Jahren 2016, 2017
und 2018 insgesamt 4 Milliarden Euro für den sozialen
Wohnungsbau zur Verfügung stellen . Für diese 4 Milliar-
den Euro des Bundes können 100 000 bis 120 000 Sozi-

alwohnungen durch die Länder in den Kommunen gebaut
werden .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Liebe Anja Hajduk, wir hatten eine Diskussion bzw .
einen Streit – wenn man unterschiedliche Meinungen
hat, dann ist das bei Ihnen ja sofort ein Streit – zum The-
ma „finanzschwache Kommunen“. Ich sage: Man muss
sich über die Auswirkungen im Klaren sein, wenn der
Bund über 50 Prozent der Kosten der Unterkunft trägt,
nachdem man den Weg über die Bundesauftragsverwal-
tung gegangen ist; das muss man sich gut überlegen .
Deswegen haben wir als Union gesagt – das wiederhole
ich gerne –, dass bei 50 Prozent Schluss sein muss .

Es gibt einen zweiten Aspekt, über den wir wirklich
intensiv diskutieren sollten. Nicht wir definieren finanz-
schwache Kommunen. Wir definieren nur die Verteilung
auf die Länder . Das ist schlicht die Wahrheit . Die Ver-
teilung der 3,5 Milliarden Euro für das Investitionspro-
gramm obliegt den Ländern .

Deswegen wird es – hier wende ich mich an das ganze
Haus – ganz stark auf die Vorschläge zur Änderung der
Artikel 104a Grundgesetz – Steuerung zwischen Bund
und Ländern – und Artikel 114 Grundgesetz – Kontroll-
rechte des Bundesrechnungshofes – ankommen, die ich
für essenziell halte . Für den Deutschen Bundestag, für
die Bundesregierung und für den Zustand des Föderalis-
mus in Deutschland ist es wichtig, dass wir uns – ich bin
zur Zusammenarbeit bereit – eine Position erarbeiten und
sie gegenüber den Ländern gemeinsam vertreten .

Herzlichen Dank .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1820406600

Letzte Rednerin in der Haushaltsdebatte dieser Woche

ist die Kollegin Ulrike Gottschalck für die SPD-Fraktion .


(Beifall bei der SPD)



Ulrike Gottschalck (SPD):
Rede ID: ID1820406700

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Wenn Außenpolitik plötzlich wichtig ist, ist die Welt
leider in Unordnung . – Mit diesem Zitat von Außen-
minister Frank-Walter Steinmeier möchte ich in meine
Rede einsteigen . Wir sind sehr stolz auf unseren großar-
tigen Außenminister, gerade in diesen Zeiten, in denen
die internationale Politik permanent im Krisenmodus ist .


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Frank-Walter Steinmeier beherrscht die große Schule
der Diplomatie . Wir Parlamentarier statten ihn mit den
dafür nötigen Finanzmitteln aus . Insbesondere für die Si-
cherung von Frieden und Stabilität, für humanitäre Hilfs-
maßnahmen, für die Bekämpfung von Fluchtursachen
und die Krisenprävention stellen wir jedes Jahr mehr
Mittel zur Verfügung .

Auch jetzt, meine sehr geehrten Damen und Her-
ren, während wir diskutieren und manche schon auf die

Eckhardt Rehberg






(A) (C)



(B) (D)


Heimfahrt warten, kämpfen anderswo Menschen um ihr
Leben . In diesem Zusammenhang muss ich die Rede von
Sahra Wagenknecht heftig kritisieren .


(Beifall bei der SPD)


Sie hat in der Generaldebatte wirklich gesagt: „Der ein-
fache Bürger“ – sie meint die Menschen in Deutsch-
land – „kämpft ums Überleben ...“ – Ich finde, das ist
eine unglaubliche Entgleisung den Menschen gegenüber,
die wirklich vom Tod bedroht sind und um ihr Leben
kämpfen .


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Außerdem ist das ein Kennzeichen von Realitätsferne .
Diese polemischen Sprüche – Eckhardt Rehberg und
Johannes Kahrs haben das schon gesagt – schaden uns
allen . Damit wird auf das Konto der AfD eingezahlt .
Diese Erfahrung muss die Linke in Form von schlechten
Umfragewerten überall machen .


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, der Zweite
Weltkrieg und die NS-Diktatur liegen lange zurück, aber
ihre Schatten reichen bis in unsere Zeit . Deshalb sind
wir alle gefordert, dagegenzuhalten . Für uns gelten die
Werte des Grundgesetzes mit allen Rechten und Pflich-
ten . Angesichts dieser Radikalisierungstendenzen bin ich
sehr dankbar, dass wir es auch dank Manuela Schwesig
geschafft haben, die Mittel für unser Bundesprogramm
„Demokratie leben!“ auf über 100 Millionen Euro zu
verdoppeln; denn Prävention ist der beste Schutz vor den
rechten Rattenfängern .


(Beifall bei der SPD)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Koalition
stärkt aber auch massiv die deutschen Sicherheitsbehör-
den . An dieser Stelle ein ausdrückliches Dankeschön für
die erstklassige Arbeit unserer Sicherheitsbehörden bei
uns in Deutschland .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Unser modernes Deutschland ist eine großartige Er-
folgsgeschichte, auch wenn dieser Erfolg von der Op-
position gerne kleingeredet wird, und im internationalen
Vergleich sogar eine Sensation . Seit Beginn dieser Gro-
ßen Koalition haben wir die Lebenssituation der Men-
schen durch ganz konkrete Maßnahmen kontinuierlich
verbessert: Mindestlohn, Rentenpaket, Entlastung der
Kommunen, Verdreifachung der Mittel für den sozialen
Wohnungsbau . Meine sehr geehrten Damen und Herren,
bei uns in Deutschland muss niemand ums Überleben
kämpfen .


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Über 50 Prozent unserer Haushaltsmittel fließen in die
soziale Infrastruktur .

Ich komme aus dem Märchenland der Brüder Grimm .
Aber ich bin weder Goldmarie noch Pechmarie . Ich bin
auch nicht Frau Holle .


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Auch nicht Rotkäppchen!)


Ich erzähle keine Märchen wie die Linken . Wir sind ehr-
lich und offen.

Damit keine Missverständnisse aufkommen: Natürlich
gibt es auch bei uns Menschen, die nicht auf der Sonnen-
seite des Lebens stehen . Um diese Menschen müssen wir
uns kümmern . Um sie kümmern wir uns auch . Natürlich
gibt es auch noch Ungerechtigkeiten und Missstände .
Diese müssen beseitigt werden . Die Menschen draußen
im Land warten auf uns . Sie sind zwar verunsichert, aber
sie erwarten, dass wir unsere Aufgaben erfüllen und das
Land ein Stück weit verbessern . Für uns alle darf Zukunft
doch keine Bedrohung sein . Wir müssen doch Mutma-
cher sein für ein modernes, soziales Deutschland .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Abschließend – vielleicht ist das auch eine Denksport-
aufgabe für die Linke am Wochenende –: Wir brauchen –
das wäre wichtig in diesem Land – keine Miesmacher,
sondern mutige Schritte nach vorne .

Vielen Dank .

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht mit diesem Haushalt! Das ist ein Haushalt der verpassten Chancen!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1820406800

Ich schließe die Aussprache .
Wir kommen nun zur Schlussabstimmung über den

Entwurf des Haushaltsgesetzes 2017 auf den Ihnen be-
kannten Drucksachen . Dazu ist namentliche Abstim-
mung verlangt .

Ich will darauf aufmerksam machen, dass es nach der
namentlichen Abstimmung noch Abstimmungen über
eine Reihe von Entschließungsanträgen gibt . Jedem, der
vermeiden möchte, dass auf dem Weg zum Bahnhof oder
zum Flughafen wegen eines Hammelsprungs eine Rück-
rufaktion stattfindet, empfehle ich dringend, sicherzustel-
len, dass die Mehrheitsverhältnisse so ähnlich sind, wie
man es im Allgemeinen vermutet .

Ich bitte, mir anzuzeigen, ob die Schriftführerinnen
und Schriftführer die vorgesehen Plätze eingenommen
haben. – Ich eröffne die Abstimmung.

Ist noch jemand im Saal anwesend, der erstens abstim-
mungsberechtigt ist und zweitens seine Stimmkarte nicht
abgegeben hat? – Das ist mindestens nicht erkennbar .
Dann schließe ich hiermit die Abstimmung und bitte die
Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der Auszählung
zu beginnen . Wir geben das Ergebnis der Abstimmung
dann später bekannt .1)

1) Ergebnis Seite 20431 D

Ulrike Gottschalck






(A) (C)



(B) (D)


Wir beginnen nun die Abstimmungen zu den Ent-
schließungsanträgen . Wir beginnen mit 14 Entschlie-
ßungsanträgen der Fraktion Die Linke . Jeder wird sich
mit dem Inhalt aller Entschließungsanträge vertraut ge-
macht haben, sodass weitere Erläuterungen verzichtbar
sind. Ich entnehme Ihren Gesten, dass das zutrifft.

Also rufe ich zunächst den Entschließungsantrag auf
der Drucksache 18/10371 auf . Wer stimmt dafür? – Wer
stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Damit ist dieser
Entschließungsantrag mehrheitlich abgelehnt .

Drucksache 18/10372 . Wer stimmt dafür? – Wer
stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Auch dieser An-
trag ist abgelehnt .

Drucksache 18/10373 . Wer stimmt dafür? – Ein paar
mehr wird auch nicht reichen . Wer stimmt dagegen? –
Wer enthält sich? – Auch dieser Entschließungsantrag ist
abgelehnt .

Drucksache 18/10374 . Wer stimmt dafür? – Wer
stimmt dagegen? – Die Mehrheit dagegen wächst . Auch
dieser Entschließungsantrag ist abgelehnt .

Drucksache 18/10375 . Wer stimmt dafür? – Wer
stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Auch dieser Ent-
schließungsantrag hat keine Mehrheit .

Drucksache 18/10388 . Wer stimmt dafür? – Wer
stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Mit den Stimmen
aller übrigen Fraktionen gegen die Stimmen des Antrag-
stellers abgelehnt .

Drucksache 18/10389 . Wer stimmt dafür? – Wer
stimmt dagegen? – Gleiche Mehrheitsverhältnisse . Der
Antrag ist abgelehnt .

Drucksache 18/10391 . Wer stimmt dafür? – Wer
stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Enthaltung der
Grünen . Mit Mehrheit abgelehnt .

Drucksache 18/10392 . Wer stimmt dafür? – Wer
stimmt dagegen? – Alle anderen dagegen . Auch dieser
Antrag ist abgelehnt .

Drucksache 18/10404 . Wer stimmt dafür? – Diesmal
Unterstützung der Grünen . Wer stimmt dagegen? – Auch
dieser Antrag hat die Koalition offenkundig nicht so rich-
tig überzeugt, hat keine Mehrheit .

Drucksache 18/10409 . Wer stimmt dafür? – Wer
stimmt dagegen? – Mit der Mehrheit der Koalition ab-
gelehnt .

Drucksache 18/10410 . Wer stimmt dafür? – Wer
stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Enthaltung der
Fraktion die Grünen . Mehrheitlich abgelehnt .

Drucksache 18/10411 . Wer stimmt dafür? – Wer
stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Wiederum bei
Enthaltung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mehr-
heitlich abgelehnt .

Drucksache 18/10417 . Wer stimmt für diesen An-
trag? – Wer stimmt dagegen? – Alle anderen . Das reicht
offenkundig nicht. Abgelehnt.

Dann kommen wir jetzt zur Abstimmung über acht
Entschließungsanträge der Fraktion Bündnis 90/Die

Grünen . Wir beginnen mit dem Antrag auf der Druck-
sache 18/10376 . Wer stimmt dem zu? – Die Opposition .
Wer stimmt dagegen? – Die Koalition . Dann reicht das
nicht .

Entschließungsantrag auf Drucksache 18/10405 . Wer
stimmt dafür? – Die Antragsteller . Wer stimmt dage-
gen? – Die Koalition . Wer enthält sich? – Die Fraktion
Die Linke . Der Entschließungsantrag ist abgelehnt .

Entschließungsantrag auf der Drucksache 18/10406 .
Wer kann dem etwas abgewinnen? – Insbesondere die
Antragsteller . Wer ist dagegen? – Die Koalition, und die
Linke enthält sich .

Wir kommen jetzt zum Antrag auf der Drucksa-
che 18/10407 . Wer stimmt ihm zu? – Die Opposition .
Wer stimmt dagegen? – Die Koalition . Damit ist der An-
trag abgelehnt .

Entschließungsantrag auf der Drucksache 18/10412 .
Wer stimmt diesem Antrag zu? – Wer stimmt dage-
gen? – Alle anderen . Werden die Mehrheitsverhältnisse
angezweifelt? – Ist nicht der Fall . Damit ist auch dieser
Antrag abgelehnt .

Entschließungsantrag auf Drucksache 18/10418 . Wer
stimmt für diesen Antrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer
enthält sich? – Damit ist der Antrag bei Enthaltung der
Fraktion Die Linke abgelehnt .

Entschließungsantrag auf Drucksache 18/10419 . Wer
möchte zustimmen? – Wer enthält sich? – Wer ist dage-
gen? – Bei stabilen Mehrheitsverhältnissen muss man
wenigstens eine gewisse Variante ins Verfahren bringen .
Auch dieser Antrag hat keine Mehrheit .

Wir kommen zum Entschließungsantrag auf der Druck-
sache 18/10420 . Das ist der letzte Entschließungsantrag .
Er gibt allen noch einmal Gelegenheit zum gründlichen
Nachdenken . Wer will für diesen Antrag stimmen? – Wer
will nicht dafür stimmen? – Das ist zweifellos die Mehr-
heit . Enthaltungen? – Damit ist dieser Antrag abgelehnt .

Damit sind wir beinahe durch .

Ich unterbreche die Sitzung bis zur Vorlage des Ab-
stimmungsergebnisses zum Haushaltsgesetz . Diejenigen,
die der Verkündigung des vermutlich überraschenden
Ergebnisses nicht mehr beiwohnen können, entlasse ich
hiermit ins Wochenende und wünsche ihnen zwei hof-
fentlich halbwegs ruhige, vielleicht sogar gemütliche
Tage .


(Unterbrechung: 13 .01 bis 13 .03 Uhr)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1820406900

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die unterbrochene

Sitzung ist wieder eröffnet.

Es gibt nämlich das von den Schriftführerinnen und
Schriftführern ermittelte Ergebnis der namentlichen
Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haus-
haltsjahr 2017 der Bundesregierung: abgegebene Stim-
men 573 . Mit Ja haben gestimmt 458 . Mit Nein haben
gestimmt 115 . Enthaltungen gibt es keine . Damit ist der
Gesetzentwurf angenommen .

Präsident Dr. Norbert Lammert






(A) (C)



(B) (D)


Endgültiges Ergebnis

Abgegebene Stimmen: 573;
davon

ja: 458
nein: 115
enthalten: 0

Ja

CDU/CSU

Stephan Albani
Katrin Albsteiger
Peter Altmaier
Artur Auernhammer
Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Günter Baumann
Maik Beermann
Manfred Behrens (Börde)

Veronika Bellmann
Sybille Benning
Dr . André Berghegger
Dr . Christoph Bergner
Ute Bertram
Peter Beyer
Clemens Binninger
Peter Bleser
Dr . Maria Böhmer
Norbert Brackmann
Klaus Brähmig
Michael Brand
Dr . Reinhard Brandl
Helmut Brandt
Dr . Ralf Brauksiepe
Heike Brehmer
Ralph Brinkhaus
Cajus Caesar
Alexandra Dinges-Dierig
Alexander Dobrindt
Michael Donth
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Hansjörg Durz
Jutta Eckenbach
Dr . Bernd Fabritius
Hermann Färber
Uwe Feiler
Dr . Thomas Feist
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Dirk Fischer (Hamburg)

Axel E . Fischer


(Karlsruhe-Land)

Dr . Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Thorsten Frei

Dr . Hans-Peter Friedrich

(Hof)


Dr . Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Alexander Funk
Ingo Gädechens
Dr . Thomas Gebhart
Alois Gerig
Eberhard Gienger
Cemile Giousouf
Josef Göppel
Ursula Groden-Kranich
Hermann Gröhe
Klaus-Dieter Gröhler
Michael Grosse-Brömer
Astrid Grotelüschen
Markus Grübel
Manfred Grund
Oliver Grundmann
Monika Grütters
Dr . Herlind Gundelach
Fritz Güntzler
Olav Gutting
Christian Haase
Florian Hahn
Rainer Hajek
Dr . Stephan Harbarth
Jürgen Hardt
Gerda Hasselfeldt
Matthias Hauer
Mark Hauptmann
Dr . Stefan Heck
Dr . Matthias Heider
Helmut Heiderich
Frank Heinrich (Chemnitz)

Mark Helfrich
Jörg Hellmuth
Ansgar Heveling
Dr . Heribert Hirte
Christian Hirte
Robert Hochbaum
Alexander Hoffmann
Thorsten Hoffmann


(Dortmund)

Karl Holmeier
Franz-Josef Holzenkamp
Dr . Hendrik Hoppenstedt
Margaret Horb
Bettina Hornhues
Charles M . Huber
Anette Hübinger
Hubert Hüppe
Erich Irlstorfer
Thomas Jarzombek
Sylvia Jörrißen
Dr . Franz Josef Jung
Andreas Jung
Dr . Egon Jüttner

Bartholomäus Kalb
Hans-Werner Kammer
Steffen Kanitz
Alois Karl
Anja Karliczek
Bernhard Kaster
Dr . Stefan Kaufmann
Ronja Kemmer
Roderich Kiesewetter
Dr . Georg Kippels
Volkmar Klein
Jürgen Klimke
Axel Knoerig
Jens Koeppen
Markus Koob
Carsten Körber
Kordula Kovac
Gunther Krichbaum
Dr . Günter Krings
Rüdiger Kruse
Bettina Kudla
Dr . Roy Kühne
Günter Lach
Uwe Lagosky
Dr . Dr . h .c . Karl A . Lamers
Andreas G . Lämmel
Dr . Norbert Lammert
Katharina Landgraf
Ulrich Lange
Barbara Lanzinger
Dr . Silke Launert
Paul Lehrieder
Dr . Katja Leikert
Dr . Philipp Lengsfeld
Dr . Andreas Lenz
Philipp Graf Lerchenfeld
Dr . Ursula von der Leyen
Antje Lezius
Ingbert Liebing
Matthias Lietz
Andrea Lindholz
Dr . Carsten Linnemann
Patricia Lips
Wilfried Lorenz
Dr . Claudia Lücking-Michel
Dr . Jan-Marco Luczak
Daniela Ludwig
Karin Maag
Yvonne Magwas
Thomas Mahlberg
Dr . Thomas de Maizière
Gisela Manderla
Andreas Mattfeldt
Stephan Mayer (Altötting)

Reiner Meier
Dr . Michael Meister
Dr . Angela Merkel
Jan Metzler

Maria Michalk
Dr . Mathias Middelberg
Dietrich Monstadt
Karsten Möring
Volker Mosblech
Elisabeth Motschmann
Dr . Gerd Müller

(Braun schweig)

Stefan Müller (Erlangen)

Dr . Philipp Murmann
Dr . Andreas Nick
Michaela Noll
Helmut Nowak
Dr . Georg Nüßlein
Julia Obermeier
Wilfried Oellers
Florian Oßner
Dr . Tim Ostermann
Henning Otte
Ingrid Pahlmann
Sylvia Pantel
Martin Patzelt
Dr . Martin Pätzold
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Eckhard Pols
Thomas Rachel
Kerstin Radomski
Alexander Radwan
Alois Rainer
Dr . Peter Ramsauer
Eckhardt Rehberg
Lothar Riebsamen
Josef Rief
Dr . Heinz Riesenhuber
Iris Ripsam
Johannes Röring
Kathrin Rösel
Dr . Norbert Röttgen
Erwin Rüddel
Albert Rupprecht
Anita Schäfer (Saalstadt)

Dr . Wolfgang Schäuble
Andreas Scheuer
Karl Schiewerling
Jana Schimke
Norbert Schindler
Tankred Schipanski
Christian Schmidt (Fürth)

Gabriele Schmidt (Ühlingen)

Nadine Schön (St . Wendel)

Dr . Ole Schröder
Dr . Kristina Schröder


(Wiesbaden)

Bernhard Schulte-Drüggelte
Dr . Klaus-Peter Schulze






(A) (C)



(B) (D)


Uwe Schummer
Armin Schuster


(Weil am Rhein)

Christina Schwarzer
Detlef Seif
Johannes Selle
Reinhold Sendker
Dr . Patrick Sensburg
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Tino Sorge
Jens Spahn
Carola Stauche
Dr. Wolfgang Stefinger
Albert Stegemann
Peter Stein
Sebastian Steineke
Johannes Steiniger
Christian Frhr . von Stetten
Dieter Stier
Rita Stockhofe
Gero Storjohann
Stephan Stracke
Max Straubinger
Karin Strenz
Thomas Stritzl
Lena Strothmann
Michael Stübgen
Dr . Sabine Sütterlin-Waack
Dr . Peter Tauber
Antje Tillmann
Dr . Hans-Peter Uhl
Dr . Volker Ullrich
Arnold Vaatz
Oswin Veith
Thomas Viesehon
Michael Vietz
Volkmar Vogel (Kleinsaara)

Sven Volmering
Christel Voßbeck-Kayser
Kees de Vries
Dr . Johann Wadephul
Marco Wanderwitz
Karl-Heinz Wange
Nina Warken
Kai Wegner
Dr . h .c . Albert Weiler
Marcus Weinberg (Hamburg)

Dr . Anja Weisgerber
Peter Weiß (Emmendingen)

Sabine Weiss (Wesel I)

Ingo Wellenreuther
Marian Wendt
Waldemar Westermayer
Kai Whittaker
Peter Wichtel
Annette Widmann-Mauz

Heinz Wiese (Ehingen)

Klaus-Peter Willsch
Elisabeth Winkelmeier-

Becker
Oliver Wittke
Dagmar G . Wöhrl
Barbara Woltmann
Tobias Zech
Heinrich Zertik
Dr . Matthias Zimmer
Gudrun Zollner

SPD

Niels Annen
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Ulrike Bahr
Bettina Bähr-Losse
Heinz-Joachim Barchmann
Dr . Katarina Barley
Doris Barnett
Klaus Barthel
Dr . Matthias Bartke
Sören Bartol
Uwe Beckmeyer
Lothar Binding (Heidelberg)

Burkhard Blienert
Willi Brase
Dr . Karl-Heinz Brunner
Dr . h .c . Edelgard Bulmahn
Marco Bülow
Dr . Lars Castellucci
Jürgen Coße
Petra Crone
Bernhard Daldrup
Dr . Karamba Diaby
Sabine Dittmar
Martin Dörmann
Siegmund Ehrmann
Michaela Engelmeier
Petra Ernstberger
Saskia Esken
Karin Evers-Meyer
Dr . Johannes Fechner
Dr . Fritz Felgentreu
Elke Ferner
Dr . Ute Finckh-Krämer
Gabriele Fograscher
Dr . Edgar Franke
Ulrich Freese
Dagmar Freitag
Sigmar Gabriel
Michael Gerdes
Martin Gerster
Angelika Glöckner
Ulrike Gottschalck
Kerstin Griese
Gabriele Groneberg

Michael Groß
Uli Grötsch
Wolfgang Gunkel
Bettina Hagedorn
Rita Hagl-Kehl
Metin Hakverdi
Ulrich Hampel
Sebastian Hartmann
Michael Hartmann


(Wackernheim)

Dirk Heidenblut
Hubertus Heil (Peine)

Gabriela Heinrich
Marcus Held
Wolfgang Hellmich
Dr . Barbara Hendricks
Heidtrud Henn
Gustav Herzog
Gabriele Hiller-Ohm
Thomas Hitschler
Dr . Eva Högl
Matthias Ilgen
Christina Jantz-Herrmann
Frank Junge
Josip Juratovic
Thomas Jurk
Oliver Kaczmarek
Johannes Kahrs
Ralf Kapschack
Gabriele Katzmarek
Ulrich Kelber
Marina Kermer
Cansel Kiziltepe
Arno Klare
Lars Klingbeil
Dr. Bärbel Kofler
Daniela Kolbe
Birgit Kömpel
Dr . Hans-Ulrich Krüger
Helga Kühn-Mengel
Christine Lambrecht
Christian Lange (Backnang)

Dr . Karl Lauterbach
Steffen-Claudio Lemme
Burkhard Lischka
Gabriele Lösekrug-Möller
Hiltrud Lotze
Kirsten Lühmann
Dr . Birgit Malecha-Nissen
Caren Marks
Katja Mast
Hilde Mattheis
Dr . Matthias Miersch
Klaus Mindrup
Susanne Mittag
Bettina Müller
Detlef Müller (Chemnitz)

Michelle Müntefering

Dr . Rolf Mützenich
Ulli Nissen
Thomas Oppermann
Aydan Özoğuz
Markus Paschke
Christian Petry
Jeannine Pflugradt
Sabine Poschmann
Joachim Poß
Florian Post
Achim Post (Minden)

Dr . Wilhelm Priesmeier
Florian Pronold
Dr . Sascha Raabe
Dr . Simone Raatz
Martin Rabanus
Mechthild Rawert
Stefan Rebmann
Gerold Reichenbach
Dr . Carola Reimann
Andreas Rimkus
Sönke Rix
Petra Rode-Bosse
Dennis Rohde
Dr . Martin Rosemann
René Röspel
Dr . Ernst Dieter Rossmann
Michael Roth (Heringen)

Bernd Rützel
Sarah Ryglewski
Johann Saathoff
Annette Sawade
Dr . Hans-Joachim

Schabedoth
Axel Schäfer (Bochum)

Dr . Nina Scheer
Marianne Schieder
Udo Schiefner
Dr . Dorothee Schlegel
Ulla Schmidt (Aachen)

Matthias Schmidt (Berlin)

Dagmar Schmidt (Wetzlar)

Carsten Schneider (Erfurt)

Elfi Scho-Antwerpes
Ursula Schulte
Swen Schulz (Spandau)

Ewald Schurer
Andreas Schwarz
Rita Schwarzelühr-Sutter
Rainer Spiering
Norbert Spinrath
Svenja Stadler
Sonja Steffen
Dr . Frank-Walter Steinmeier
Christoph Strässer
Kerstin Tack
Claudia Tausend
Michael Thews






(A) (C)



(B) (D)


Dr . Karin Thissen
Franz Thönnes
Carsten Träger
Rüdiger Veit
Ute Vogt
Dirk Vöpel
Gabi Weber
Bernd Westphal
Andrea Wicklein
Dirk Wiese
Waltraud Wolff


(Wolmirstedt)

Gülistan Yüksel
Dagmar Ziegler
Stefan Zierke
Dr . Jens Zimmermann
Manfred Zöllmer
Brigitte Zypries

Nein

DIE LINKE

Jan van Aken
Dr . Dietmar Bartsch
Herbert Behrens
Karin Binder
Matthias W . Birkwald
Heidrun Bluhm
Christine Buchholz
Eva Bulling-Schröter
Roland Claus
Sevim Dağdelen
Dr . Diether Dehm
Klaus Ernst
Wolfgang Gehrcke

Nicole Gohlke
Annette Groth
Dr . Gregor Gysi
Dr . André Hahn
Heike Hänsel
Dr . Rosemarie Hein
Inge Höger
Andrej Hunko
Sigrid Hupach
Ulla Jelpke
Susanna Karawanskij
Kerstin Kassner
Katja Kipping
Jan Korte
Jutta Krellmann
Katrin Kunert
Caren Lay
Sabine Leidig
Ralph Lenkert
Michael Leutert
Stefan Liebich
Dr . Gesine Lötzsch
Thomas Lutze
Birgit Menz
Niema Movassat
Norbert Müller (Potsdam)

Dr . Alexander S . Neu
Thomas Nord
Petra Pau
Harald Petzold (Havelland)

Richard Pitterle
Martina Renner
Dr . Petra Sitte
Dr . Kirsten Tackmann
Frank Tempel
Dr . Axel Troost

Alexander Ulrich
Kathrin Vogler
Harald Weinberg
Katrin Werner
Birgit Wöllert
Jörn Wunderlich
Hubertus Zdebel
Pia Zimmermann
Sabine Zimmermann


(Zwickau)


BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN

Kerstin Andreae
Annalena Baerbock
Marieluise Beck (Bremen)

Volker Beck (Köln)

Dr . Franziska Brantner
Agnieszka Brugger
Ekin Deligöz
Katja Dörner
Katharina Dröge
Harald Ebner
Dr . Thomas Gambke
Matthias Gastel
Kai Gehring
Anja Hajduk
Britta Haßelmann
Dr . Anton Hofreiter
Bärbel Höhn
Dieter Janecek
Uwe Kekeritz
Katja Keul
Sven-Christian Kindler
Maria Klein-Schmeink

Tom Koenigs
Sylvia Kotting-Uhl
Oliver Krischer
Stephan Kühn (Dresden)

Christian Kühn (Tübingen)

Renate Künast
Markus Kurth
Monika Lazar
Steffi Lemke
Dr . Tobias Lindner
Nicole Maisch
Peter Meiwald
Irene Mihalic
Beate Müller-Gemmeke
Özcan Mutlu
Omid Nouripour
Friedrich Ostendorff
Cem Özdemir
Lisa Paus
Brigitte Pothmer
Tabea Rößner
Claudia Roth (Augsburg)

Ulle Schauws
Dr . Gerhard Schick
Dr . Frithjof Schmidt
Kordula Schulz-Asche
Dr . Wolfgang Strengmann-

Kuhn
Hans-Christian Ströbele
Dr . Harald Terpe
Markus Tressel
Jürgen Trittin
Dr . Julia Verlinden
Doris Wagner
Beate Walter-Rosenheimer
Dr . Valerie Wilms

Abgeordnete, die sich wegen gesetzlichen Mutterschutzes für ihre Abwesenheit entschuldigt haben, sind in der Liste der
entschuldigten Abgeordneten (Anlage 1) aufgeführt.

Die Bundesregierung hat die verlässliche Aussicht,
auch im nächsten Jahr für ihre beabsichtigte Arbeit die
notwendigen finanziellen Voraussetzungen vorzufinden,
solange sie sich im Umfeld der vom Parlament beschlos-
senen Haushaltsansätze bewegt .

Ich wiederhole meine guten Wünsche für das Wo-
chenende .

Wir sehen uns nächste Woche wieder .

Die nächste Plenarsitzung findet am kommenden
Mittwoch, dem 30 . November 2016, um 13 Uhr, statt .

Ich schließe die Sitzung .