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ID1820400200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/204 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 204. Sitzung Berlin, Freitag, den 25. November 2016 Inhalt: Tagesordnungspunkt I (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushalts- jahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017) Drucksachen 18/9200, 18/9202 . . . . . . . . . 20389 A b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2016 bis 2020 Drucksachen 18/9201, 18/9202, 18/9827 . 20389 B I .18 Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur Drucksachen 18/9812, 18/9824 . . . . . . . 20389 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 20389 C Norbert Brackmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 20390 D Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20392 C Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 20393 C Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 20394 A Alexander Dobrindt, Bundesminister BMVI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20396 D Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 20399 C Birgit Kömpel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20401 A Dr . Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20401 D Reinhold Sendker (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 20403 A Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20404 C Dorothee Bär (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 20405 B Dr . Birgit Malecha-Nissen (SPD) . . . . . . . . . . 20405 D Gero Storjohann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 20406 D Kirsten Lühmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 20408 A Ulrich Lange (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 20409 B I .19 Einzelplan 32 Bundesschuld Drucksache 18/9822 . . . . . . . . . . . . . . . 20410 C I .20 Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung Drucksache 18/9823 . . . . . . . . . . . . . . . 20410 D I .21 Haushaltsgesetz 2017 Drucksachen 18/9825, 18/9826 . . . . . . . 20411 A Tagesordnungspunkt III: Dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2017 (Haushaltsge- setz 2017) Drucksachen 18/9200, 18/9202, 18/9802, 18/9805, 18/9806, 18/9807, 18/9808, 18/9809, 18/9810, 18/9811, 18/9812, 18/9813, 18/9814, 18/9815, 18/9816, 18/9821, 18/9822, 18/9823, 18/9824, 18/9825, 18/9826 . . . . . . . . . . . . . . . 20411 B Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 20411 C Dr . André Berghegger (CDU/CSU) . . . . . . . . 20413 A Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20414 D Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 204 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 25 . November 2016II Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20416 A Dr . Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20417 D Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 20420 A Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20421 A Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20422 B Kerstin Radomski (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 20423 C Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20425 A Dr . Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 20426 A Martin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20427 C Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 20428 B Ulrike Gottschalck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 20429 D Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 20430 D Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20431 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20434 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20434 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 20435 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20435 C (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 204 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 25 . November 2016 20389 204. Sitzung Berlin, Freitag, den 25. November 2016 Beginn: 9 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigung 202 . Sitzung, Seite 20240 D, erster Absatz, dritter Satz, ist wie folgt zu lesen: „Ich hoffe, dass wir an dem Punkt besser ausgestattet sind als dieses Jahr und nicht wie- der eine solch peinliche Situation wie im Herbst dieses Jahres im Haushaltsausschuss erleben, wo zwischen Auswärtigem Amt und BMZ über die überplanmäßigen Ausgaben gestritten wurde, bis das Kanzleramt einge- schaltet werden musste .“ (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 204 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 25 . November 2016 20435 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bilger, Steffen CDU/CSU 25 .11 .2016 Connemann, Gitta CDU/CSU 25 .11 .2016 De Ridder, Dr . Daniela SPD 25 .11 .2016 Freudenstein, Dr . Astrid CDU/CSU 25 .11 .2016 Frieser, Michael CDU/CSU 25 .11 .2016 Gleicke, Iris SPD 25 .11 .2016 Heller, Uda CDU/CSU 25 .11 .2016 Henke, Rudolf CDU/CSU 25 .11 .2016 Hennrich, Michael CDU/CSU 25 .11 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 25 .11 .2016 Jung, Xaver CDU/CSU 25 .11 .2016 Kramme, Anette SPD 25 .11 .2016 Kretschmer, Michael CDU/CSU 25 .11 .2016 Marwitz, Hans-Georg von der CDU/CSU 25 .11 .2016 Michelbach, Dr . h . c . Hans CDU/CSU 25 .11 .2016 Möhring, Cornelia DIE LINKE 25 .11 .2016 Notz, Dr . Konstantin von BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2016 Pilger, Detlev SPD 25 .11 .2016 Rüffer, Corinna BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2016 Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2016 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2016 Schimke, Jana CDU/CSU 25 .11 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 25 .11 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Schnieder, Patrick CDU/CSU 25 .11 .2016 Strebl, Matthäus CDU/CSU 25 .11 .2016 Tank, Azize DIE LINKE 25 .11 .2016 Timmermann-Fechter, Astrid CDU/CSU 25 .11 .2016 Wawzyniak, Halina DIE LINKE 25 .11 .2016 Zeulner, Emmi * CDU/CSU 25 .11 .2016 *aufgrund gesetzlichen Mutterschutzes Anlage 2 Amtliche Mitteilung ohne Verlesung Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Uni- onsdokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat . Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/10116 Nr . A .1 Ratsdokument 12316/16 Drucksache 18/10116 Nr . A .2 Ratsdokument 12495/16 Drucksache 18/10116 Nr . A .3 Ratsdokument 12497/16 Drucksache 18/10116 Nr . A .4 Ratsdokument 12507/16 Innenausschuss Drucksache 18/8140 Nr . A .2 Ratsdokument 6720/16 Drucksache 18/8470 Nr . A .3 EP P8_TA-PROV(2016)0102 Drucksache 18/8668 Nr . A .5 ERH 9/2016 Drucksache 18/8668 Nr . A .10 Ratsdokument 7934/16 Drucksache 18/9605 Nr . A .10 Ratsdokument 10466/16 Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz Drucksache 18/10116 Nr . A .9 Ratsdokument 12253/16 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 204 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 25 . November 201620436 (A) (C) (B) (D) Finanzausschuss Drucksache 18/10116 Nr . A .16 Ratsdokument 12068/16 Drucksache 18/10116 Nr . A .17 Ratsdokument 12302/16 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsi- cherheit Drucksache 18/9605 Nr . A .60 Ratsdokument 11483/16 Drucksache 18/9605 Nr . A .61 Ratsdokument 11494/16 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenab- schätzung Drucksache 18/9605 Nr . A .66 EP P8_TA-PROV(2016)0291 Drucksache 18/9746 Nr . A .8 Ratsdokument 11532/16 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent- wicklung Drucksache 18/9605 Nr . A .68 Ratsdokument 11357/16 Drucksache 18/10116 Nr . A .30 EP P8_TA-PROV(2016)0337 Drucksache 18/10116 Nr . A .31 Ratsdokument 12290/16 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Uni- on Drucksache 18/9605 Nr . A .69 EP P8_TA-PROV(2016)0309 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 204 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 25 . November 2016 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 204. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 12 Verkehr und digitale Infrastruktur EPL 32 Bundesschuld EPL 60 Allgemeine Finanzverwaltung TOP I Haushaltsgesetz 2017; Finanzplan 2016 bis 2020 TOP III Haushaltsgesetz 2017 (3. Beratung) Anlagen Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Roland Claus


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es wäre so

    schön und wichtig zugleich, einmal über die Zukunft un-
    serer Mobilität in diesem Lande zu sprechen . Allein das
    Präsidium hat anders entschieden, und wir müssen über
    den Etat des Bundesministeriums für Verkehr und digita-
    le Infrastruktur reden . Das heißt leider mehr gestern als
    morgen, meine Damen und Herren .


    (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg . Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Zurufe von Abgeordneten der SPD: Oh!)


    Wie dem auch sei: Wir reden und entscheiden hier
    und heute über den Mobilitätshaushalt des Bundes und
    in Verbindung damit über den größten Investitionsetat .
    Die Frage lautet: Wie wollen wir uns heute und zukünftig
    bewegen – auf der Straße, auf der Schiene, auf Wasser-
    straßen, in der Luft und auch mehr und mehr in digitalen
    Netzen? Wenn da nicht Alexander Dobrindt und seine
    Staatssekretäre wären, könnten wir von der Verantwor-
    tung eines echten Zukunftsministeriums reden .

    Wir könnten über mehr und besseren öffentlichen Per-
    sonennahverkehr entscheiden, über eine Eisenbahn, die
    kleinere Orte nicht abhängt, über weniger Binnenflüge,
    über ein attraktives Wassertourismuskonzept, über Kon-
    zepte zur Vermeidung von immer mehr Gütertransporten
    auf den Straßen und über einen digitalen Quantensprung .
    Wir könnten heute die Weichen für eine Mobilität von
    morgen stellen . Ja, das wäre echt spannend und heraus-
    fordernd .

    Weil da aber Bundesminister Alexander Dobrindt ist,
    der schon sehnsuchtsvoll darauf wartet, uns hier zum
    x-ten Male seinen Investitionshochlauf zu verkünden,
    müssen wir über die Fehler von heute reden . Das ist bei
    mir eine lange Geschichte, bei der mir der Präsident si-
    cher irgendwann die Zeitgrenzen aufzeigen wird .


    (Gustav Herzog [SPD]: Das ist ja bei euch Linken auch notwendig, euch alles dreimal zu sagen! Ihr habt es immer noch nicht kapiert!)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Inzwischen ist klar geworden, was Sie mit „Investiti-
    onshochlauf“ meinen, meine Damen und Herren von der
    Koalition .


    (Gustav Herzog [SPD]: Die Rede hat er doch schon 15 Mal gehalten!)


    Gemeinsam mit Bundesminister Wolfgang Schäuble
    plant der Bundesverkehrsminister nichts anderes als ei-
    nen Privatisierungshochlauf. Ich hoffe, dass Ihnen das
    das Parlament nicht durchgehen lässt .


    (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg . Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Privates Geld soll für öffentliche Infrastruktur ange-
    worben werden . Wir als Linke sagen dazu: Das geht in
    Ordnung . Es gibt da aber zwischen uns einen kleinen
    Unterschied: Sie wollen bei den Fonds und Versicherun-
    gen um Geld betteln und mit denen Geschäfte machen,
    während wir sie gerecht besteuern wollen, um auf diese
    Weise mehr Geld für die öffentliche Infrastruktur zu be-
    schaffen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Bundesminister Schäuble hat im Haushaltsausschuss
    auf Nachfrage ziemlich unverblümt zugegeben, dass der
    Druck in Richtung einer privaten Finanzierung der öf-
    fentlichen Infrastruktur sehr wohl von den Banken und
    Versicherungen ausgeht . Nun sagt mir die SPD, ich solle
    nicht so besorgt sein, weil die Bundesautobahnen doch in
    öffentlicher Hand blieben.


    (Gustav Herzog [SPD]: Genau! – Bettina Hagedorn [SPD]: Das machen wir ja!)


    Ich würde das so gerne glauben . Aber ich muss euch sa-
    gen: Dann werden die Renditeerwartungen der großen
    Fondsanleger und Versicherungen nicht mehr erfüllt .


    (Kirsten Lühmann [SPD]: Genau! Deshalb wird es privates Kapital geben! Ganz einfach!)


    Meine lieben Freunde von der SPD, ihr habt mir schon
    2001 versprochen, so schlimm werde das mit der Ries-
    ter-Rente nicht werden . Und was ist eingetreten? Inso-
    fern muss ich darum bitten: Machen Sie sich stark gegen
    eine Privatisierung unserer öffentlichen Infrastruktur!


    (Beifall bei der LINKEN – Bettina Hagedorn [SPD]: Wir sind schon stark!)


    – Bei eurer Stärke ist noch Luft nach oben .

    Als Minister für die digitale Infrastruktur könnten Sie,
    Herr Dobrindt, viel mehr leisten für eine – so will ich
    das einmal bezeichnen – digitale Wiedergutmachung im
    ländlichen Raum für zerstörte Daseinsvorsorge .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Nun werden Sie sagen: Das machen wir doch gerade . –
    Aber ein Vergleich – auch in Europa – zeigt: Deutschland
    digitalisiert sich auf etwa einem Drittel des Niveaus der
    baltischen Staaten . Deshalb ist es leider die Wahrheit,
    dass der sozialen Spaltung in diesem Land die digitale

    Spaltung folgt . Das kann Sie doch nicht ruhig lassen . Da
    muss man doch etwas verändern .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Der Deutschen Bahn AG sollen nun im Etat fast
    1,5 Milliarden Euro mehr an Subventionen zufließen:
    1 Milliarde Euro mehr an Eigenkapital und Verzicht auf
    etwa 350 Millionen Euro Bahndividende – das erreich-
    te uns quasi nebenbei als Pressemitteilung der Bericht-
    erstatter im Haushaltsausschuss . Das geht in Ordnung,
    deutet aber darauf hin, dass hier Druck in letzter Mi-
    nute ausgeübt wurde . Wenn wir über die Unterstützung
    einer bürgerfreundlichen Bahn und über mehr Bahn in
    der Fläche reden würden, würde das in Ordnung gehen .
    Aber wie viele Anträge hat meine Fraktion gestellt, in
    denen wir Sie auf Ihre Eigentümerfunktion aufmerksam
    gemacht haben? Immer haben Sie gesagt, bei einer pri-
    vatrechtlich organisierten AG gehe so etwas nicht . Aber
    jetzt, wo plötzlich 1,5 Milliarden Euro hineingepumpt
    werden, ist auf einmal alles möglich . Das ist ein Vorge-
    hen nach zweierlei Maß .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Nun träumen meine Haushaltskollegen weiter den Traum,
    mehr Geld für die privatisierte Bahn bringe mehr Trans-
    parenz und Kontrolle, sogar mehr Bahn in der Fläche .
    Die Kunde höre ich wohl, allein mir fehlt der Glaube .

    Abschließend, meine Damen und Herren: Sehr viel
    Geld für Investitionen in schlechten Händen ist auch
    keine Lösung . Deutschland braucht eine zukunftsfähige
    Mobilitäts- und Infrastrukturpolitik . Wir müssen uns auf
    die Zukunft zubewegen und dürfen nicht im Weiter-so
    verharren . Die gute Nachricht habe ich in dieser Woche
    vielfach gehört – das wurde von dieser Stelle aus x-mal
    gesagt –, nämlich das sei der letzte Haushalt der Großen
    Koalition . Wenigstens – so habe ich mir gesagt – eine
    gute Nachricht!

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der LINKEN – Bettina Hagedorn [SPD]: Der letzte in dieser Legislaturperiode! – Max Straubinger [CDU/CSU]: Der letzte Haushalt in dieser Legislaturperiode!)




Rede von Johannes Singhammer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

Für die CDU/CSU spricht als Nächster der Kollege

Norbert Brackmann .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Norbert Brackmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Zunächst einmal: Das ist der letzte Haushalt in
    dieser Legislaturperiode. Deswegen haben wir vorläufig
    Bilanz zu ziehen . Die Mittel für den Infrastrukturhaus-
    halt, über den wir heute Morgen reden, haben wir um
    5,2 Milliarden auf 27,9 Milliarden Euro gesteigert . Das
    ist der höchste Infrastrukturetat, den wir je in der Repu-

    Roland Claus






    (A) (C)



    (B) (D)


    blik hatten . Kein anderer Etat hat solche Zuwächse zu
    verzeichnen .


    (Roland Claus [DIE LINKE]: Der von Frau von der Leyen!)


    Dies ist ein Erfolg der gesamten Koalition und damit auch
    ein Erfolg des Ministers Dobrindt und seiner Staatssekre-
    täre, Kollege Claus . Das muss man deutlich voranstellen .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir haben – das wissen wir alle – einen erheblichen
    Sanierungsstau übernommen . Die Daehre-Kommission
    und die Bodewig-Kommission haben 2013 den Fehlbe-
    darf beschrieben, den wir bei den Investitionen haben .
    Dabei geht es um eine Lücke von 3,2 Milliarden Euro .
    Das Schließen dieser Lücke, Kolleginnen und Kollegen,
    übererfüllen wir mit dem Haushalt 2017 . Wir liegen um
    200 Millionen Euro darüber . Das zeigt, dass diese Ko-
    alition es ernst damit meint, Zukunft zu gestalten . Und
    Zukunft zu gestalten, heißt eben auch, für die Menschen,
    die Arbeit brauchen, die erforderliche Infrastruktur zu
    schaffen und zu erhalten, um damit die Voraussetzungen
    für langfristiges Wachstum in die Zukunft hinein zu ge-
    nerieren .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Erfolg ist hier aber nicht allein mit Geld zu erzielen .
    Wir sehen ja, dass bei den letzten Haushalten sehr viele
    Mittel insbesondere für die Straßenausbauten nach Bay-
    ern geflossen sind.


    (Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! Selbstkritik?)


    Das ist, liebe Kolleginnen und Kollegen, nun nicht das
    Verdienst des Ministers, der aus Bayern kommt,


    (Roland Claus [DIE LINKE]: Nein, nein!)


    sondern das ist mehr das Unvermögen der 15 anderen
    Verkehrsminister aus den Ländern, die keinerlei Projekte
    für Straßenbauten mehr anbieten können . Da liegt unser
    Kernproblem .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg . Martin Burkert [SPD])


    Deswegen muss es doch unser Ziel sein, genau diese
    Lücke zu schließen . Ich will jetzt gar nicht darauf ver-
    fallen – das ist ja bei anderen Etats genügend gemacht
    worden –, auf die Länder zu schimpfen .


    (Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Fällt Ihnen nichts anderes mehr ein, oder was?)


    Ich glaube, die Bürger wollen nicht, dass wir uns unter-
    einander auf diese Art und Weise in die Wolle kriegen,
    sondern sie wollen, dass wir ihnen Lösungen anbieten .

    Die Probleme liegen eben primär, wie dargestellt,
    nicht im Bereich des Finanzsektors, sondern uns allen
    fehlen Planungskapazitäten . Uns fehlen die Ingenieure .
    Es fehlen diejenigen, die entsprechend baureife Projekte
    nach vorne bringen . Deswegen wird auch bei der Infra-
    strukturgesellschaft – wenn wir die dann 2021 auf die

    Spur gebracht haben – ein ganz anderes Thema im Vor-
    dergrund stehen als das, was heute diskutiert wird .

    Heute wird in den Ländern darüber diskutiert: Wie
    können wir dafür sorgen, dass die Mitarbeiter dort or-
    dentlich übernommen werden? Ich glaube, das Problem
    wird ein ganz anderes sein . Es wird darin liegen, dass uns
    die Länder, die dann auch weiterhin die Zuständigkeit für
    ihre Landesstraßen – zum Teil aber auch für Bundesstra-
    ßen – haben, gar nicht so viele Ingenieure geben können,
    wie wir für eine ordentliche Aufgabenerfüllung brau-
    chen . Deswegen haben wir auch in Bezug auf diesen Etat
    gesagt: Wir schaffen selbst einen Studiengang für Inge-
    nieurwesen bei der Bundeswehruniversität in Hamburg,
    und zwar mit Trimestern, um schneller, als andere Uni-
    versitäten das können, dafür Sorge zu tragen, dass wir in
    den entsprechenden Bereichen – wenn wir diese Aufgabe
    2021 übernehmen – auch langfristig den erforderlichen
    Nachwuchs haben . Dies, Kollege Claus, zeigt, dass wir
    langfristig gut aufgestellt sind, langfristig denken und für
    die Ressourcen, die wir dann brauchen, sorgen werden .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Das gilt im Übrigen nicht nur für die Straße . Wir wer-
    den in 2017 über 1 Milliarde Euro in die Wasserstraßen
    investieren . Dort haben wir ein ähnliches Problem . Auch
    dort ist in den letzten Jahren viel Geld, das wir bereit-
    gestellt haben, gar nicht ausgegeben worden . Deswegen
    haben wir uns darum gekümmert, nicht nur neue Projekte
    festzuschreiben, sondern wir schreiben mit diesem Haus-
    halt auch neue Planstellen fest . Damit sorgen wir dafür,
    dass die 12 500 vorhandenen Kräfte wenigstens die In-
    frastruktur in Ordnung halten . Wir trennen sauber, wenn
    wir sagen, dass wir, politisch gesehen, die Wasserstraßen
    weiter nach vorne bringen, um damit einen ökologischen
    Verkehrsträger, der noch Reserven hat, ertüchtigen zu
    können . Dafür werden wir dann auch das nötige Geld,
    die Ressourcen und die Planstellen bereitstellen .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg . Udo Schiefner [SPD])


    Nun hat es in der Vergangenheit manchmal gedauert,
    bis Planstellen – es sind ja auch schon im letzten Jahr
    welche geschaffen worden – besetzt waren. Deswegen
    haben wir uns in diesem Jahr mit dem Ministerium auch
    darüber unterhalten, wie denn die Abläufe im Hause so
    sind . Was das Ergebnis angeht, darf ich schon jetzt fest-
    stellen – auch wenn wir den Haushalt 2017 erst heute
    Mittag beschließen werden –, dass die Planstellen – das
    ist eine anerkennenswerte Leistung – bereits ausgeschrie-
    ben sind . Das ist nicht nur eine beachtliche Lernkurve,
    sondern, Herr Minister Dobrindt, man muss auch voller
    Respekt sagen: Besser geht es nicht .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Das trifft auch auf unsere Initiative für umweltscho-
    nende Kraftstoffe zu. Nachdem wir festgestellt haben,
    dass wir die Umstellung auf LNG in der Privatwirtschaft
    nicht mit der Kraft auf den Weg bringen konnten, wie
    wir uns das vorgestellt haben, haben wir beschlossen,
    dass wir jetzt selbst vorangehen müssen . Mit den beiden

    Norbert Brackmann






    (A) (C)



    (B) (D)


    Mehrzweckschiffen „Scharhörn“ und „Mellum“ machen
    wir einen Anfang . Die Ausschreibungen waren vorher
    schon veröffentlicht, allerdings mit dem Hinweis, dass
    dort dieselelektrischer Antrieb vorgesehen war . Wir ha-
    ben beschlossen, auch wenn Mehrkosten anfallen, als
    Vorbild voranzugehen . Wenn wir wirklich saubere Luft
    an unseren Küsten, auf dem Meer und in unseren Städten
    haben wollen, dann müssen wir mit den Bundesschiffen
    voranmarschieren und diese entsprechend umrüsten .

    Ich bin dankbar, dass ich die Zusage aus dem Minis-
    terium bekommen habe, dass auch die laufende Aus-
    schreibung unverzüglich so geändert wird, dass ein Du-
    al-Fuel-Betrieb gefordert wird, damit wir LNG bei den
    Bundesschiffen einsetzen und damit ein Leuchtturmpro-
    jekt haben, das zeigt, dass wir es ernst meinen und selber
    mit den Maßnahmen vorangehen, die wir von anderen
    erwarten .


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Genauso wollen wir auch mit der Bahn voranschrei-
    ten . Ja, es ist richtig: Die Bahn ist, was die Verschuldung
    angeht, in einer vergleichbar schwierigen Situation wie
    Mitte der 90er-Jahre, als der Bund sie nahezu entschul-
    det hat . Aber wir bekennen uns zum schienengebundenen
    Verkehr . Wir lassen die Bahn nicht hängen . Deswegen
    haben wir gesagt, dass wir uns dieser Thematik anneh-
    men müssen . Aber jeder – das gilt auch für die Bahn –,
    der in die Situation kommt, dass er seine selbst geschaf-
    fenen Probleme im Rahmen des Bundeshaushalts be-
    reinigen lassen will, der muss damit rechnen, dass der
    Haushaltsausschuss sagt, wohin die Reise geht .


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Deswegen haben wir drei Dinge beschlossen . Zum ei-
    nen stärken wir das Eigenkapital – ja, das ist richtig – in
    einer Größenordnung von 1 Milliarde Euro . Davon ha-
    ben wir 500 Millionen Euro an Bedingungen geknüpft,
    die die Bahn zu erfüllen hat . Zweitens verzichten wir auf
    eine Dividende in Höhe von 350 Millionen Euro . Aber,
    drittens, wir erwarten von der Bahn bzw . von der Re-
    gierung auch, dass bis Ende September nächsten Jahres
    Konzepte dafür vorliegen, wie die hohen Ansprüche, die
    wir an die Bahn haben, in Einklang mit den Einnahme-
    zielen, die die Bahn hat, zu bringen sind; denn in dem
    schwierigen Wettkampf, in den die Bahn geht, müssen
    wir neu darüber nachdenken, wo die Prioritäten liegen .

    Deswegen haben wir gesagt: Weil die Menschen über
    die Bahn nicht nur erfreut sind, sondern auch unter dem
    Lärm leiden, legen wir ein Netz von Lärmmessstationen
    über die Bundesrepublik, um unsere Aktivitäten für mehr
    Lärmschutz zu verstärken . Wir machen auch mehr für
    den passiven Lärmschutz und stellen nicht nur Geld zur
    Verfügung, sondern investieren auch in eine Planstelle,
    um ein europäisches Zugsicherungssystem einzuführen,
    damit wir mehr Kapazität auf die Schiene bringen kön-
    nen .

    Last, but not least: Dieser Haushalt ist ein Haushalt,
    der die Zukunft Deutschlands gestaltet, der den Wohl-
    stand sichert, weil die Grundlagen für eine zukunftsge-

    richtete Infrastruktur mit diesem Haushalt geschaffen
    werden .

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)