Protokoll:
17127

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 127

  • date_rangeDatum: 22. September 2011

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 13:26 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/127 Christine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . . . . Christian Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Frieser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dr. Martin Neumann (Lausitz) (FDP) . . . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . Michael Gerdes (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Röhlinger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Johanna Wanka, Ministerin (Niedersachsen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15003 C 15004 C 15006 B 15007 B 15009 A 15010 C 15012 A 15013 D 15014 D 15016 A 15020 C 15022 A 15023 D 15025 B 15027 A 15027 D 15028 D 15030 B 15031 A Deutscher B Stenografisch 127. Sitz Berlin, Donnerstag, den I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Dr. Dieter Wiefelspütz und Cornelia Behm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachträgliche Ausschussüberweisung . . . . . . Tagesordnungspunkt 25: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesverfassungsschutzge- setzes (Drucksache 17/6925) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Friedrich, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . T a b S 15001 B 15001 B 15001 D 15002 A 15002 B Clemens Binninger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 15016 D 15018 A undestag er Bericht ung 22. September 2011 t : agesordnungspunkt 26: ) Antrag der Abgeordneten Swen Schulz (Spandau), Dr. Ernst Dieter Rossmann, Dr. Hans-Peter Bartels, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der SPD: Personal- offensive für den wissenschaftlichen Nachwuchs starten (Drucksache 17/6336) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Dr. Petra Sitte, Diana Golze, Agnes Alpers, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion DIE LINKE: Befristung von Arbeitsverträgen in der Wissenschaft eindämmen – Gute Arbeit in Hochschulen und Instituten fördern (Drucksache 17/6488) . . . . . . . . . . . . . . . wen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . 15019 A 15019 B 15019 B René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tankred Schipanski (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 15033 C 15035 A II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 127. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. September 2011 Tagesordnungspunkt 34: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Drit- ten Gesetzes zur Änderung des Gräber- gesetzes (Drucksache 17/6207) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Abkommen vom 6. April 2010 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Alba- nien zur Vermeidung der Doppelbe- steuerung und der Steuerverkürzung auf dem Gebiet der Steuern vom Ein- kommen und vom Vermögen (Drucksache 17/6613) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Protokoll vom 29. Dezember 2010 zur Änderung des Abkommens vom 24. August 2000 zwischen der Bun- desrepublik Deutschland und der Repu- blik Österreich zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Ver- mögen (Drucksache 17/6614) . . . . . . . . . . . . . . . . d) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Zwei- ten Gesetzes zur Änderung des Agrar- statistikgesetzes (Drucksache 17/6642) . . . . . . . . . . . . . . . . e) Antrag der Abgeordneten Omid Nouripour, Marieluise Beck (Bremen), Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Namen von Bundeswehrka- sernen überprüfen (Drucksache 17/6495) . . . . . . . . . . . . . . . . f) Antrag der Abgeordneten Sören Bartol, Uwe Beckmeyer, Martin Burkert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Klimagerechte Stadtpolitik – Potentiale nutzen, soziale Gerechtigkeit garantie- ren, wirtschaftliche Entwicklung unter- stützen (Drucksache 17/7023) . . . . . . . . . . . . . . . . g) Antrag der Abgeordneten Eva Bulling- Schröter, Ralph Lenkert, Sabine Stüber, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: zu dem Vorschlag der Europäischen Kommission für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates zur Schaffung eines Ord- nungsrahmens für den Bodenschutz und zur Änderung der Richtlinie 2004/ 35/EG (KOM (2006) 232 endg.; Rats- dok 1388/06) T a b c d Z B s to re v g (Z (D 1 15036 B 15036 B 15036 C 15036 C 15036 D 15036 D hier: Stellungnahme des Deutschen Bundestages gemäß Artikel 23 Ab- satz 3 des Grundgesetzes i. V. m. § 9 Absatz 4 des Gesetzes über die Zusammenarbeit von Bundes- regierung und Deutschem Bun- destag in Angelegenheiten der Europäischen Union Bodenschutz europaweit stärken (Drucksache 17/7024) . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 35: ) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Ener- giebetriebene-Produkte-Gesetzes (Drucksachen 17/6278, 17/6893, 17/7061) ) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Güter- kraftverkehrsgesetzes und des Perso- nenbeförderungsgesetzes (Drucksachen 17/6262, 17/7058) . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Technolo- gie – zu der Verordnung der Bundesregie- rung: Einundneunzigste Verordnung zur Änderung der Außenwirtschafts- verordnung – zu der Verordnung der Bundesregie- rung: Zweiundneunzigste Verordnung zur Änderung der Außenwirtschafts- verordnung (Drucksachen 17/6169, 17/6392 Nr. 2, 17/6871, 17/6961 Nr. 2.3, 17/7062) . . . . ) – g) Beschlussempfehlungen des Petitionsaus- schusses: Sammelübersichten 305, 306, 307 und 308 zu Petitionen (Drucksachen 17/6938, 17/6939, 17/6940, 17/6941) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 4: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Umwelt, Naturschutz und Reak- rsicherheit zu der Verordnung der Bundes- gierung: Verordnung über die Zuteilung on Treibhausgas-Emissionsberechtigun- en in der Handelsperiode 2013 bis 2020 uteilungsverordnung 2020 – ZuV 2020) rucksachen 17/6850, 17/6961 Nr. 2.2, 7/7064) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15037 A 15037 A 15037 C 15037 D 15038 A 15038 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 127. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. September 2011 III Tagesordnungspunkt 33: Antrag der Abgeordneten Jürgen Trittin, Daniela Wagner, Bärbel Höhn, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Anrufung des Vermitt- lungsausschusses durch den Deutschen Bundestag (Drucksache 17/6946) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und FDP: Für die konsequente Begleitung der Energiewende durch steuerliche Maßnah- men zur Erhöhung der Energieeffizienz im Gebäudebereich (Drucksache 17/7022) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sebastian Körber (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Olav Gutting (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Nicolette Kressl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Birgit Reinemund (FDP) . . . . . . . . . . . . . Nicolette Kressl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Sebastian Körber (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 27: Beschlussempfehlung und Bericht des Vertei- digungsausschusses zu der Unterrichtung durch den Wehrbeauftragten: Jahresbericht 2010 (52. Bericht) (Drucksachen 17/4400, 17/6170) . . . . . . . . . . Hellmut Königshaus, Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages . . . . . . . . . . . . Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Christoph Schnurr (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anita Schäfer (Saalstadt) (CDU/CSU) . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 15038 D 15038 D 15039 A 15039 C 15040 B 15041 B 15043 A 15044 A 15045 B 15046 B 15048 A 15048 B 15049 D 15050 D 15051 D 15053 A 15054 A 15054 D 15056 C Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . L15044 D iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 15057 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 127. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. September 2011 15001 (A) ) )(B) 127. Sitz Berlin, Donnerstag, den Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 127. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. September 2011 15057 (A) (C) )(B) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bas, Bärbel SPD 22.09.2011 Beckmeyer, Uwe SPD 22.09.2011 Dr. Geisen, Edmund Peter FDP 22.09.2011 Dr. Jochimsen, Lukrezia DIE LINKE 22.09.2011 Koch, Harald DIE LINKE 22.09.2011 Körper, Fritz Rudolf SPD 22.09.2011 Pieper, Cornelia FDP 22.09.2011 Pitterle, Richard DIE LINKE 22.09.2011 Schaaf, Anton SPD 22.09.2011 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 22.09.2011 Schneider (Erfurt), Carsten SPD 22.09.2011 Schreiner, Ottmar SPD 22.09.2011 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Koschorrek, Rolf CDU/CSU 22.09.2011 Krestel, Holger FDP 22.09.2011 Kurth, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22.09.2011 Dr. Lehmer, Max CDU/CSU 22.09.2011 Leutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 22.09.2011 Dr. Meister, Michael CDU/CSU 22.09.2011 Dr. Miersch, Matthias SPD 22.09.2011 D T D W W D W W (D r. Seifert, Ilja DIE LINKE 22.09.2011 hönnes, Franz SPD 22.09.2011 r. Troost, Axel DIE LINKE 22.09.2011 einberg, Harald DIE LINKE 22.09.2011 erner, Katrin DIE LINKE 22.09.2011 r. Westerwelle, Guido FDP 22.09.2011 olff (Wolmirstedt), Waltraud SPD 22.09.2011 underlich, Jörn DIE LINKE 22.09.2011 127. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 22. September 2011 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712700000

Die Sitzung ist eröffnet. Nehmen Sie bitte Platz.

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
begrüße Sie alle herzlich und nehme mit Interesse zur
Kenntnis, dass noch viele Plätze frei sind. Das wird im
Laufe des Tages ganz sicher anders.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dafür sorgen Sie ja!)


– Auch das ist richtig beobachtet, Herr Kollege Wieland.

Der Kollege Dr. Wiefelspütz feiert heute seinen
65. Geburtstag.


(Beifall)


Uns allen leuchtet ein, dass man ein solches Ereignis nir-
gendwo schöner feiern kann als im Rahmen der Kolle-
ginnen und Kollegen.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Ich danke Ihnen für den Rahmen, Herr Präsident!)


– Sicherlich auch für die guten Wünsche, die ich zu die-
sem Anlass im Namen des Hauses ausdrücklich bekräfti-
gen möchte.

Bereits am Dienstag hat die Kollegin Cornelia Behm

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Redet
ihren 60. Geburtstag begangen. Auch ihr noch einmal
alle guten Wüsche.


(Beifall)


Interfraktionell ist vereinbart worden, die verbun-
dene Tagesordnung um die in der Zusatzpunktliste auf-
geführten Punkte zu ergänzen:

ZP 4 Weitere abschließende Beratung ohne Aus-
sprache

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit (16. Ausschuss) zu der
Verordnung der Bundesregierung

Verordnung über die Zuteilung v
hausgas-Emissionsberechtigungen in

(C (D ung 22. September 2011 1 Uhr delsperiode 2013 bis 2020 (Zuteilungsverordnung 2020 – ZuV 2020)


– Drucksachen 17/6850, 17/6961 Nr. 2.2,
17/7064 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Andreas Jung (Konstanz)

Frank Schwabe
Michael Kauch
Eva Bulling-Schröter
Bärbel Höhn

P 5 Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/
CSU und FDP

Für die konsequente Begleitung der Ener-
giewende durch steuerliche Maßnahmen zur
Erhöhung der Energieeffizienz im Gebäude-
bereich

– Drucksache 17/7022 –

Dabei soll von der Frist für den Beginn der Beratun-
en, soweit erforderlich, abgewichen werden.

Außerdem ist vorgesehen, den Tagesordnungspunkt 33
on morgen Nachmittag auf heute vorzuziehen. Er soll
päter nach den Ohne-Debatten-Punkten aufgerufen
erden.

ext
Ich mache auf zwei nachträgliche Ausschussüberwei-
sungen im Anhang zur Zusatzpunktliste aufmerksam:

Der am 8. September 2011 überwiesene nachfolgende
Gesetzentwurf soll zusätzlich dem Haushaltsausschuss

(8. Ausschuss) und dem Ausschuss für Arbeit und Sozia-

les (11. Ausschuss) zur Mitberatung überwiesen wer-
den:

Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ände-
rung des Beherbergungsstatistikgesetzes und
des Handelsstatistikgesetzes

ache 17/6851 –
ngsvorschlag:
für Wirtschaft und Technologie (f)

huss
on Treib-
der Han-

– Drucks
Überweisu
Ausschuss
Innenaussc





Präsident Dr. Norbert Lammert


(A) )


)(B)

Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Tourismus
Haushaltsausschuss

Der am 8. September 2011 überwiesene nachfolgende

(4. Ausschuss)


Beratung des Antrags der Abgeordneten Krista
Sager, Memet Kilic, Ekin Deligöz, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN

Anerkennung ausländischer Abschlüsse tat-
sächlich voranbringen

– Drucksache 17/6919 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Gesundheit

Sind Sie mit diesen Vereinbarungen einverstanden? –
Das ist offensichtlich der Fall. Dann ist das so beschlos-
sen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 25 auf:

Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ände-
rung des Bundesverfassungsschutzgesetzes

– Drucksache 17/6925 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Rechtsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache eineinviertel Stunden vorgesehen. –
Auch hierzu höre ich keinen Widerspruch. Dann können
wir so verfahren.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem
Bundesinnenmister Dr. Hans-Peter Friedrich.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Dr. Hans-Peter Friedrich, Bundesminister des In-
nern:

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Ich möchte Ihnen, lieber Herr Wiefelspütz, nicht
nur zu Ihrem Geburtstag, sondern zu der erhalten geblie-
benen jugendlichen Dynamik ganz herzlich gratulieren.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Keine Beleidigungen, ja?)


Wir haben vor gerade einmal elf Tagen der schreckli-
chen Ereignisse in den Vereinigten Staaten am 11. Sep-
tember 2001 gedacht. Was uns damals, glaube ich, alle
gemeinsam gleichermaßen erschreckt und beunruhigt
hat, war die Erkenntnis, dass diese Anschläge unter an-
derem auch von Menschen vorbereitet wurden, die, je-
denfalls zeitweise, in Deutschland gelebt haben.

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(C (D Der deutsche Gesetzgeber hat damals gehandelt. Er at dafür gesorgt, dass die Nachrichtendienste neue Intrumente (Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Rot-grüne Gesetze, Herr Minister!)


nd neue Möglichkeiten an die Hand bekommen. Man
at damals Neuland betreten. Ich glaube, dass es, wo im-
er man Neuland betritt, richtig ist, zu sagen: Wir

chauen uns erst einmal an, wie die Entwicklung weiter-
eht, sowohl was die terroristische Bedrohung als auch
as die Erfahrungen mit den Gesetzen angeht. Man hat
iese Gesetze befristet, zunächst bis 2007. Damals
urde ihre Geltungsdauer um weitere fünf Jahre verlän-
ert. Nun stellt sich die Frage: Was passiert künftig mit
iesen Gesetzen, deren Geltungsdauer 2012 einer weite-
n Verlängerung bedarf?

Ich denke, dass die Gesetze sich in den letzten zehn
ahren bewährt haben. Sie haben dazu beigetragen, dass
inige terroristische Anschläge im Vorfeld aufgeklärt
nd verhindert werden konnten. Ich erinnere nur an die
üsseldorfer Zelle, die in diesem Jahr dingfest gemacht
urde. Ich erinnere an die Sauerland-Gruppe, von der
as OLG Düsseldorf gesagt hat: Sie hatten vor, etwas
hnliches wie den 11. September ins Werk zu setzen. –
h denke, die Gesetze haben sich auch aus dem Grund

ewährt, weil unsere Behörden sehr sorgfältig und sehr
striktiv mit diesen Befugnissen umgegangen sind.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ir liegen zwar noch nicht die Zahlen für 2010 vor; ich
ann Ihnen aber die Zahlen für 2009 vortragen. Im Be-
ich der Flugdaten gab es gerade vier Anfragen. Bei
nternehmen der Finanzbranche hat der Bundesverfas-

ungsschutz 14-mal in einem ganzen Jahr angefragt, bei
en Telekommunikationsdienstleistern 62-mal.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Zahlen werden nach oben gehen!)


ei 82 Millionen Menschen kann man, glaube ich, sa-
en, dass die Behörden sehr sorgfältig und sehr zurück-
altend mit diesen Befugnissen umgegangen sind.

Die zweite Frage, die sich stellt, lautet: Sind diese Ge-
etze noch notwendig? Ja, meine Damen und Herren, die
edrohungslage hat sich seit 2001 verändert, und zwar
ahin gehend, dass wir nicht mehr nur Rückzugsraum
r Terroristen sind, wie es damals der Fall war, sondern
zwischen in Europa auch Ziel terroristischer An-

chläge sind. Deswegen ist es auch unter diesem Ge-
ichtspunkt mehr als notwendig, die Geltungsdauer die-
er Gesetze zu verlängern.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es hat sich allerdings auch die Struktur der Bedro-
ung verändert. Wir haben es heute mit dezentralen
trukturen und Netzwerken zu tun, auf die es manchmal
ur vage Hinweise gibt. Unsere Behörden müssen, auch

Rahmen der internationalen Kooperation, oft sozusa-
en ein Mosaik zusammensetzen, um Anschläge zu ver-
indern. Deswegen ist es heute umso notwendiger, dass





Bundesminister Dr. Hans-Peter Friedrich


(A) )


)(B)

wir ihnen die Möglichkeit geben, einzelnen Hinweisen
mit diesem Instrumentarium nachzugehen.

Wir haben die Gesetze optimiert. Ich will zwei Bei-
spiele nennen, die sehr wichtig sind. Erstes Beispiel:
Bisher mussten die Behörden jede einzelne Fluggesell-
schaft abfragen, wenn sie Auskunft über Flugdaten von
Passagieren haben wollten. Das war wichtig insbeson-
dere bei der Überwachung internationaler Flugbewegun-
gen von islamistischen Terrorverdächtigen. Wir haben
jetzt die Möglichkeit vorgesehen, konzentriert auf die
zentralen Buchungssysteme zuzugreifen. Bei den Flug-
gesellschaften muss also nicht mehr flächendeckend an-
gefragt werden.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deshalb werden wir viel mehr Anfragen bekommen!)


Zweites Beispiel: Wir haben auch im Bereich der Fi-
nanzbranche optimiert. Bei den Kreditinstituten muss
nicht mehr in der Breite, flächendeckend, angefragt wer-
den, sondern man kann jetzt auf die Stammdaten in den
zentralen Buchungsstellen zugreifen. Das ist, lieber Herr
Kollege von den Grünen, eine wichtige Verbesserung,
die außerordentlich datenschonend ist. Man muss nicht
mehr flächendeckend anfragen, sondern kann ganz ge-
zielt eine Stammdatenabfrage vornehmen.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum hat es dann so lange gedauert mit der FDP, bis Sie dieses Ergebnis hatten? Sie haben ja monatelang verhandelt!)


Deswegen hoffe ich, dass Sie dieser Neuerung, die not-
wendig und sinnvoll ist, zustimmen werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir haben gleichzeitig Vorschriften, die weniger not-
wendig waren bzw. nicht angewendet wurden, weil sie
nicht praktikabel waren, abgeschafft; auch das gehört
dazu. Wir haben den rechtsstaatlichen Schutz in allen
Gesetzen verbessert, indem wir erstens die Kontrollmög-
lichkeiten der G-10-Kommission gestärkt und zweitens
die Eingriffsschwelle bei Verdacht erhöht haben. Das be-
deutet insgesamt eine Stärkung des rechtsstaatlichen
Schutzes der Betroffenen. Ich denke, dass das eine rich-
tige Maßnahme ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ziel ist es, den Terroristen immer einen Schritt voraus
zu sein. Die Antiterrorgesetze sind ein Beitrag, dieses
Ziel zu erreichen. Wir sind damit in der Lage, mit den
Diensten befreundeter Länder in vertrauensvoller Ko-
operation den Terrorismus auf internationaler Ebene zu
bekämpfen. Das ist unser Ziel. Ich denke, dass wir insge-
samt mit diesen Gesetzen auf einem guten Weg sind. Ich
bitte Sie, dies bei den parlamentarischen Beratungen in
den nächsten Wochen zu berücksichtigen und die Gel-
tungsdauer dieser Gesetze zügig zu verlängern.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)




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(C (D Das Wort hat nun die Kollegin Christine Lambrecht r die SPD-Fraktion. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lieber Herr inister Friedrich, wenn die Angelegenheit nicht so rnst wäre, könnte man über die Rede, die Sie hier zu iesem ernsten Thema gehalten haben, wirklich ins Lahen geraten. Ich bin Ihnen dankbar dafür, dass Sie die Hinterründe genannt haben, warum wir im Jahr 2002 diese esetze auf den Weg gebracht haben. Es war Rot-Grün, as damals die Verantwortung aufgrund der Eindrücke er Terrorangriffe angenommen und gesagt hat: Wir üssen handeln. (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712700100

(Beifall bei der SPD)

Christine Lambrecht (SPD):
Rede ID: ID1712700200

(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Was?)


Das war kein einfacher Schritt. Aber wir haben da-
als diese Verantwortung angenommen. Das kann ich

ei Ihnen in dieser Frage nicht feststellen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. HansPeter Uhl [CDU/CSU]: Bitte?)


Man hat es heute wieder sehr schön erkennen können.
h weiß nicht, für wen Sie wirklich sprechen. Die CDU/
SU klatscht lautstark, die FDP schaut verschämt nach
nten.


(Zurufe von der FDP)


Nein, Sie haben nicht geklatscht.


(Jan Korte [DIE LINKE]: Nur nach Aufforderung!)


err Brüderle war der einsame Rufer in der Wüste. An-
onsten habe ich keine Übereinstimmung gesehen.


(Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Sie haben nicht zugehört!)


Das wundert einen nicht, wenn man sieht, was Sie in
en letzten Monaten und Jahren dazu vorgelegt haben.
eit 2007 wissen Sie, dass im Januar 2012 die Geltungs-
auer dieser Gesetze auslaufen wird und dass sie entwe-
er verlängert werden muss oder die Gesetze in irgendei-
er Weise verändert werden müssen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Genau das haben wir gemacht!)


Was passiert? Seit 2009 tragen Sie Verantwortung,
nd seit dieser Zeit streiten und zanken Sie sich wie die
esselflicker.


(Michael Frieser [CDU/CSU]: Kommen Sie auch noch zum Inhalt?)






Christine Lambrecht


(A) )


)(B)

Aber es geschieht kaum etwas. Wenn Sie, Herr
Friedrich, sagen, wir sollen die parlamentarischen Bera-
tungen zügig vorantreiben, dann frage ich: Warum
denn? – Sie hatten zwei Jahre Zeit. Jetzt legen Sie einen
Gesetzentwurf vor, der angeblich eilig ist. Noch nicht
einmal der Bundesrat konnte dazu Stellung nehmen.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Kommt noch!)


Warum ist er denn eilig geworden? Weil Sie es verpennt
haben. Das ist die Realität.


(Beifall bei der SPD)


Lassen Sie mich zu einigen Punkten kommen, die Sie
uns vorgelegt haben. Bei Ihrer Pressekonferenz hat man
gedacht, Sie feierten einen Jahreswechsel. Lassen Sie
uns einmal schauen, um was es dabei ging. Frau
Leutheusser-Schnarrenberger war ganz verzückt da-
rüber, dass in Zukunft die Befugnis, Auskünfte über
Postfächer einzuholen, beseitigt wird – die Befugnis zu
Auskünften über Postfächer! Wer glaubt denn allen
Ernstes, dass diese Befugnis in der Praxis überhaupt
noch eine Rolle gespielt hat?


(Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU]: Warum haben Sie das denn eingeführt? Das stammt doch von Ihnen!)


Die Innenminister haben schon längst darauf hingewie-
sen, dass man diese Befugnis nicht mehr braucht. Daher
empfinde ich es als mageres Ergebnis, ausgerechnet
diese Beseitigung zu feiern.

Viel interessanter ist die deutliche und klare Auswei-
tung. Sie haben es angesprochen. In Zukunft sollen Flug-
daten von zentralen Buchungssystemen abgerufen und
Kontostammdaten zentral abgefragt werden. Mich erin-
nern diese Erweiterungen sehr an das SWIFT-Abkom-
men. Deswegen werden wir in der parlamentarischen
Beratung zu diesen Fragen sehr genau Stellung nehmen.
Ich bin gespannt, wie insbesondere die Kolleginnen und
Kollegen der FDP sich in dieser Frage verhalten.

Einen Punkt haben Sie nicht angesprochen; ihn finde
ich besonders peinlich: Sie wollen in Zukunft eine Re-
gierungskommission bilden, die sich weiterhin mit die-
sen Gesetzen beschäftigt. Was ist denn eine Regierungs-
kommission? „Wenn ich nicht mehr weiter weiß, dann
bilde ich einen Arbeitskreis“, oder was? Der Innenminis-
ter und die Justizministerin sind für diese Gesetze zu-
ständig.


(Michael Frieser [CDU/CSU]: Das nennt man parlamentarische Kontrolle!)


Sie hatten Zeit, um darüber zu verhandeln. Sie sind
nicht weitergekommen, und jetzt verlagern Sie es auf
eine irgendwie besetzte Regierungskommission. Über-
nehmen Sie Verantwortung! Handeln Sie so wie damals
Rot-Grün unter dem Eindruck vom 11. September!


(Beifall bei der SPD – Rainer Brüderle [FDP]: Das wäre schlimm!)


Da das, was wir hier sehen, nicht ein Einzelfall eines
Trauerspiels ist, lassen Sie mich noch auf einen weiteren
Punkt zu sprechen kommen, der in diesem Zusammen-

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(C (D ang steht – ich vermute, wir werden da genau so weiterin vertröstet werden –: Das ist die Frage, wie es mit der orratsdatenspeicherung weitergeht. Das ist der zweite kt des schwarz-gelben Trauerspiels in der Innenpolitik. ie Regierung kann sich nicht einigen. Man kommt auf einen gemeinsamen Nenner. Mittlerweile hat Deutschnd ein Verfahren am Hals. Warum? Weil Sie nicht in er Lage sind, eine gemeinsame Position zu entwickeln. ls Konsequenz daraus können wir uns auf europäischer bene bei der Überarbeitung der betreffenden EU-Richtnie nicht einbringen. Das heißt, andere verhandeln über iese Richtlinie, und wir sind außen vor – wie peinlich –, eil unsere Regierung nicht in der Lage ist, eine geeinsame Position zu erarbeiten. Meine Damen und erren, deswegen an dieser Stelle ein Appell: Hören Sie uf mit diesem Herumgewurschtel! Machen Sie den eg frei! Vielen Dank. (Beifall bei der SPD – Michael Frieser [CDU/ CSU]: Und Inhalt? Keiner!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712700300

Gisela Piltz ist die nächste Rednerin für die FDP-

raktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Gisela Piltz (FDP):
Rede ID: ID1712700400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

anz besonders für Sie, Frau Lambrecht: Ludwig Erhard
at einmal gesagt:

Kompromisse setzen die Beherrschung der Kunst
voraus, eine Torte so aufzuschneiden, dass jeder
glaubt, er habe das größte Stück Kuchen abbekom-
men.

diesem Sinne meinen wir, dass das ein hervorragender
ompromiss geworden ist.


(Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Eine kleine Torte trotz vieler Worte!)


ass Sie das nicht so sehen, habe ich mir vorher ge-
acht. Ihr Problem ist, dass Sie diese Gesetze erfunden
aben


(Christine Lambrecht [SPD]: Das habe ich doch gar nicht bestritten!)


nd jetzt eigentlich zustimmen müssten, das aber nicht
önnen und deshalb hier irgendetwas erzählen müssen,
m selber aus der Nummer herauszukommen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Christine Lambrecht [SPD]: Im Gegensatz zu Ihnen übernehmen wir Verantwortung!)


as ist Ihnen nicht gelungen. Das heißt, Sie bekommen
eute kein Stück Torte ab; das tut mir leid, Frau
ambrecht.

Das größte Stück der Torte haben aber die Bürger-
chte abbekommen. Das ist wirklich etwas Besonderes.
as ist etwas, was es unter der Überschrift „Terrorismus-
ekämpfung“ in diesem Haus lange nicht mehr gegeben
at; denn – das haben Sie freimütig eingeräumt – das





Gisela Piltz


(A) )


)(B)

Terrorismusbekämpfungsergänzungsgesetz, besser be-
kannt als sogenannte Otto-Kataloge, hat seinen Ursprung
bei Ihnen,


(Christine Lambrecht [SPD]: Ja, aber sicher!)


der rot-grünen Koalition.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Sie nicht wollten!)


Damals hat eine Fraktion, die heute immer gerne von
sich behauptet, sie achte die Bürgerrechte,


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zu Recht!)


beispiellosen Verschärfungen zugestimmt. Nahtlos
wurde das dann fortgesetzt.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Ohne Gesetz!)


Wir gehen jetzt anders damit um; denn wir haben das
wirklich evaluiert. Das, was Sie gemacht haben, war ja
weiße Salbe für die Bundesregierung. Ich finde, wie ge-
sagt, herausgekommen ist ein gutes Gesetz. Das könnte
sogar Herr Wiefelspütz sagen, dem ich zu seinem heuti-
gen 65. Geburtstag gerne ein Stück Torte in diesem
Sinne überreichen möchte.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Solange Sie sie ihm nicht ins Gesicht werfen, ist das okay!)


In diesem Gesetzentwurf werden die rechtsstaatlichen
Hürden – ich rede jetzt einmal zu dem Gesetzentwurf,
Frau Lambrecht, was Sie ja nicht konnten – für Maßnah-
men der Nachrichtendienste angehoben.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Wann kriege ich die Torte?)


– Gerne heute Nachmittag;


(Christine Lambrecht [SPD]: Die ist vergiftet!)


unter vier Augen, Herr Wiefelspütz, kein Problem.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Unter vier Augen?)


– Ja, da müssen Sie durch.

Es reicht nicht mehr ein vager Verdacht, sondern
– wie eigentlich in einem Rechtsstaat anzunehmen – es
muss schon etwas Substanziiertes vorliegen, wenn in die
Grundrechte eingegriffen wird.

Es sollen auch Regelungen wegfallen – das haben Sie
überhaupt nicht hinbekommen –; auch ohne diese kön-
nen wir Sicherheit gewährleisten und eine Abwägung
zwischen Freiheit und Sicherheit vornehmen.


(Christine Lambrecht [SPD]: Postfächer!)


Dazu gehören der sogenannte kleine Lauschangriff
zur Eigensicherung, der nie angewandt wurde, ebenso
wie die Bestandsdatenabfrage bei Postfächern und die
Einholung von Auskünften zu Umständen des Postver-
kehrs. Außerdem wird die Höchstspeicherdauer von per-
sonenbezogenen Daten wieder von 15 auf 10 Jahre zu-
rückgesetzt. Und: Neben der Anhebung der materiellen

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(C (D ingriffsschwellen werden auch die parlamentarischen ontrollmöglichkeiten verbessert. Sowohl die Kontrolle G-10-Gremium als auch die im Parlamentarischen ontrollgremium werden erweitert. Damit werden die echte der Betroffenen wirklich gestärkt. Das ist, finde h, ein wirklicher Fortschritt, (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nur das!)


en Sie nie hinbekommen haben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sicherheitsüberprüfungen werden zukünftig transpa-
nter ausgestaltet. Angesichts der hohen Anzahl von

ber 64 000 Personen, die einer Sicherheitsüberprüfung
nterzogen wurden, ist das sicherlich auch ein guter
chritt.

Die Sahne auf der Torte – Herr Wiefelspütz, die gibt
s heute nicht für Sie – ist, dass das Gesetz in keiner
insicht verschärft worden ist. Frau Lambrecht, Sie
üssen einmal genau hinschauen. Ich kann Ihre Rede

azu überhaupt nicht verstehen.


(Christine Lambrecht [SPD]: Da hätten Sie mal richtig zuhören müssen!)


Ich habe zugehört.


(Christine Lambrecht [SPD]: Aber nicht verstanden! – Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Ich möchte Pflaumenkuchen!)


Sagen wir es so: Wenn ich es nicht verstehe, ist es viel-
icht Ihr Problem und nicht meines.

Keine Verschärfung ist aus meiner Sicht in der Ände-
ng der Praxis bei Auskünften zu Fluggastdaten und zu
ankkontodaten zu sehen.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ah ja? Warum haben Sie wochenlang darüber gestritten?)


Waren Sie dabei?


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


ir haben uns konstruktiv auseinandergesetzt und nicht
estritten; das ist der Unterschied.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Herr Brüderle, was ist das für ein Verein!)


islang mussten die Nachrichtendienste bei jeder Airline
inzeln anfragen. Das galt auch für die Banken. Es
usste an jede Bank einzeln ein Auskunftsersuchen ge-
chtet werden. Das ist für den Datenschutz und für den
atenschützer auch nicht schön. Jetzt machen wir das

ffizienter.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Herr Friedrich lacht sich bei Ihrer Rede tot! Der muss sich richtig amüsieren!)






Gisela Piltz


(A) )


)(B)

– Wenn die Grünen sich einmal nicht mit sich selbst be-
schäftigen, sondern mir zuhören würden,


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Immer!)


würde ich ihnen noch ins Stammbuch schreiben, dass die
zentrale Abfrage aller Kontostammdaten nicht unsere
Idee ist,


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wollten sie beseitigen!)


sondern von Rot-Grün erfunden worden ist.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Brüderle vorneweg wollte sie beseitigen, Frau Kollegin!)


Sie haben sogar jedem Mitarbeiter im Sozialamt die Ab-
frage erlaubt. Ich glaube, da ist klar, woher es kommt.

Das Gesetz wird erneut befristet, und es gibt eine or-
dentliche Evaluierungsklausel; denn diese Koalition
nimmt den Auftrag des Gesetzgebers ernst, Gesetze, die
in Grundrechte eingreifen, immer wieder zu überprüfen.

Es soll böse Zungen geben – ich komme zum Schluss,
Herr Präsident –, die sagen, wir könnten nicht liefern.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! – Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Noch nicht mal Torte!)


Heute haben wir geliefert,


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dem BKA und dem Verfassungsschutz!)


und es passt Ihnen auch nicht. Sie müssen sich am Ende
entscheiden. Wir finden: Es wird ein besseres Gesetz
sein als vorher. Wir haben das gemacht, was man macht,
wenn man regiert. Man überprüft jede einzelne Vor-
schrift. Wie lange das dauert, ist am Ende egal; Hauptsa-
che, es kommt etwas Gutes dabei heraus.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ah ja?)


Das haben Sie nicht geschafft, aber wir.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712700500

Das Wort erhält nun der Kollege Jan Korte für die

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Jan Korte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712700600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Kollegin Piltz, ich habe gerade gedacht, dass Sie einen
Anflug von Selbstkritik üben wollten. Das war nicht der
Fall. Um bei dem Tortenbild zu bleiben: Die Torte hat
Herr Friedrich allein aufgegessen.

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(C (D (Michael Frieser [CDU/CSU]: Das steht ihm auch zu!)


a ist nicht ein Krümel für Sie übrig geblieben. So sieht
s aus!


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben seit 2001 bekanntermaßen unzählige Ge-
etze zur Terrorismusbekämpfung erlassen – es waren
amals die sogenannten Otto-Pakete –,


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Otto-Katalog!)


it Zustimmung der Grünen; die FDP war damals er-
eulicherweise dagegen. Es gibt ein Problem, über das
ir heute noch einmal reden sollten.

Es war 2001 eine Klausel zur sogenannten Evaluie-
ng aufgenommen worden. Das Hauptproblem ist, dass
einer bestimmten historischen und weltpolitischen Si-
ation, in einer Notsituation, Gesetze erlassen wurden,

ie nun, zehn Jahre später, fortbestehen sollen. Übersetzt
esagt: Das Hauptproblem, über das wir reden, ist, dass
er Ausnahmefall hier zum Normalfall, zum Regelfall
ird. Es ist nicht akzeptabel, dass der Eingriff in Grund-
nd Freiheitsrechte hier zum Normalfall wird. Die FDP
at in dieser Frage völlig versagt.


(Beifall bei der LINKEN)


Es ist so, dass die Geheimdienste, die bekannterma-
en geheim agieren – deswegen kann man sie intern ja
uch nicht kontrollieren –, weiter Auskünfte bei Banken,
luggesellschaften oder Telekommunikationsanbietern
inholen können. Alles das sind – Kollege Stadler, Sie
aben immer zu Recht darauf hingewiesen – schwerwie-
endste Eingriffe in die Persönlichkeitsrechte, in den
atenschutz und damit im Kern in den demokratischen
echtsstaat.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Damit hat Kollege Stadler auch recht gehabt!)


as ist nach wie vor das Problem, und Sie schreiben es
un fort.

Es ist ganz interessant, was jetzt vorgelegt wurde. Wir
aben es natürlich aufmerksam gelesen. Die Befugnisse
ollen nun sogar erweitert werden. Es ist klar: Die CDU/
SU ist bei dem, was vorgelegt wurde, gut drauf heute.
inister Friedrich sagt auch noch: Die Dienste können
tzt zentral Flugdaten bei Buchungssystemen abfragen.
as ist eine Verbesserung. – Es ist natürlich, im Gegen-
il, bürgerrechtlich der totale Horror, wenn man alles

entral abfragen kann. Das ist eine grandiose Ver-
chlechterung und nicht eine Verbesserung, wie Sie be-
aupten, Frau Piltz.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


2001 wurde das Vorhaben, eine Evaluierung durchzu-
hren, eingeführt. Das war das Einzige, was die Grünen

urchbekommen haben. Eine Evaluierung an sich ist erst
inmal gar nicht schlecht.





Jan Korte


(A) )


)(B)


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sogar sehr gut!)


– Das ist eine gute Idee. – Um die richtige Idee der Grü-
nen zu verstehen, muss man sich klarmachen: Was
bedeutet Evaluierung? Wir müssen das übersetzen. Eva-
luierung bedeutet: Man erlässt für einen bestimmten
Zeitraum ein Gesetz und überprüft nach einer festgeleg-
ten Frist, ob die darin vereinbarten Maßnahmen verhält-
nismäßig sind und ob sie etwas im Kampf gegen den
Terrorismus nützen.


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Genau das haben wir getan!)


So weit, so richtig. In diesem einen Punkt sind wir einer
Meinung. – Ich sehe, dass der Präsident blinkt.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712700700

Jawohl, weil der Kollege Ströbele Ihnen gerne eine

Zwischenfrage stellen oder eine Bemerkung machen
möchte.


Jan Korte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712700800

Er will mich sicherlich unterstützen.


(Heiterkeit – Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da bin ich mir nicht so sicher!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712700900

Das warten wir gespannt ab.


Jan Korte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712701000

Gut.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Danke, Herr Kollege, dass Sie die Frage zulassen. Ich
wollte eigentlich schon während der Rede der Kollegin
Piltz eine Frage stellen. – Sie alle schimpfen auf die rot-
grüne Regierung des Jahres 2001. Ich fühle mich persön-
lich angesprochen,


(Rainer Brüderle [FDP]: Zu Recht!)


weil ich bei der Formulierung des „Otto-Katalogs“ betei-
ligt gewesen bin.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Sie haben keine Rolle gespielt, überhaupt keine Rolle gespielt!)


– Ja, ja.

Damals sind große Befürchtungen ausgesprochen
worden – auch ich habe diese Befürchtungen geteilt –,
etwa dass mit der Bankenabfrage eine Verletzung der
Bürgerrechte angerichtet werden kann.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Und in den Postfächern!)


Aber anders als die Große Koalition, die anschließend
das Gesetz „korrigiert“ hat, haben wir so viele Schran-
ken eingebaut, dass von den im Gesetz vorgesehenen

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(C (D aßnahmen nur in einstelliger Zahl Gebrauch gemacht orden ist. (Stefan Liebich [DIE LINKE]: Sie sollen fragen und nicht sich rechtfertigen!)


Sie haben ja gesagt: Das lässt sich alles parlamenta-
sch nicht kontrollieren. – Auch da fühle ich mich als
itglied des Parlamentarischen Kontrollgremiums ange-

prochen und sage: Das stimmt in diesem Falle so nicht.

Können Sie mir deshalb sagen, in wie vielen Fällen
ab 2001, 2002 und 2003 – von der Befugnis der Ban-

enabfrage Gebrauch gemacht worden ist und in wie
ielen Fällen sich das geändert hat, nachdem die Große
oalition unsere engen Bedingungen ausgeweitet bzw.

ufgeweicht hat? Das wird ja im vorliegenden Gesetz-
ntwurf fortgesetzt. Können Sie die Zahlen auf den
isch legen? Ich kann sie Ihnen sonst selber nennen.
ber Sie müssten sie eigentlich auch wissen.


Jan Korte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712701100

Herr Kollege Ströbele, eine Bemerkung vorweg: Es

ab eine Zeit, da waren Sie ein Linker. Im Herzen sind
ie es, glaube ich, immer noch.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Keine Beleidigung!)


eswegen ist es auch schwierig für Sie, bei den Grünen
u sein. Es gab eine Zeit, in der Sie besonders laut – in-
wischen machen Sie das nur noch manchmal – die Un-
ontrollierbarkeit von Geheimdienstbefugnissen kriti-
iert haben, und zwar zu Recht.

Ich bin kein Mitglied des PKGr. Deswegen kann ich
nen die konkreten Zahlen nicht nennen. Das ganze

roblem bei den Terrorismusbekämpfungsgesetzen, Herr
ollege Ströbele, ist doch, dass wir keine Zahlen bekom-
en. Als Beispiel nenne ich die Onlinedurchsuchungen.
ir haben die Bundesregierung 2010 gefragt, wie viele
nlinedurchsuchungen es gegeben hat. Die Auskunft der
undesregierung 2010 war: Keine einzige. – 2011 haben
ir – jetzt komme ich direkt auf Ihre Frage – noch ein-
al gefragt – nun den Innenminister Friedrich –, wie

iele Onlinedurchsuchungen durchgeführt wurden.
enn es kann ja sein, dass die Onlinedurchsuchung in
er Tat, wie Herr Friedrich meint, ein Instrument zur
errorismusbekämpfung ist.


(Michael Frieser [CDU/CSU]: Zum Thema zurück!)


as Problem ist, Herr Ströbele, dass die Bundesregie-
ng uns 2011 geantwortet hat: Das können wir Ihnen

us Geheimhaltungsgründen nicht sagen. – Das ist doch
as ganze Problem. Sie sollten sich dafür aussprechen,
ass alles, was in dem PKGr – was außer Ihnen und den
itgliedern keiner weiß, weil es nicht öffentlich ist – be-

prochen wird, öffentlich gemacht werden muss. Dafür
ollten wir gemeinsam streiten.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich will an das Thema Terrorismusbekämpfungsge-
etz 2001 anknüpfen, um zum Thema Evaluierung zu
ommen. Es ist in einer bestimmten Situation verab-





Jan Korte


(A) )


)(B)

schiedet worden. Es wurde vereinbart, dass man es
evaluiert, was auch stattfand. Aber jetzt kommt der
Hammer: Das Terrorismusbekämpfungsgesetz wird vom
Bundesinnenministerium evaluiert!


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Das stimmt doch gar nicht!)


Das ist eine ganz tolle Idee. Heraus kam, dass alle Maß-
nahmen absolut notwendig sind und erweitert werden
sollten. So funktioniert Evaluierung nicht. Das lehnt die
Linke grundsätzlich ab. Da müssen unabhängige Perso-
nen aus der Mitte des Parlamentes ran. Das wäre ange-
messen.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich komme zu meinem nächsten Punkt, dem großen
Sieg der FDP.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Postfächer!)


Frau Piltz hat darauf hingewiesen: Jetzt entfallen einige
Maßnahmen, die damals beschlossen worden sind. – So
weit, so richtig. Wir wollen ja sachlich diskutieren.
Liebe Kollegin Piltz, liebe FDP, es ist natürlich sehr
wohlfeil, zu sagen, dass das, was ohnehin nie angewandt
wird, entfällt. Das Problem, das wir haben, ist doch das,
was ständig angewandt wird, nicht die Streichung von
Regelungen, die eh nicht angewandt werden. Was ist das
denn für ein toller Erfolg? Das ist überhaupt kein Erfolg.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte daran erinnern – das haben wir auch ge-
rade in einem Zwiegespräch mit dem Kollegen Ströbele
festgestellt –, dass Geheimdienste kaum zu kontrollieren
sind. Trotzdem geht es so weiter: Geheimdienste dürfen
überall Daten abfragen. Damit wird der Rechtsstaat aus-
gehöhlt. Es stellt sich auch die Frage, was mit diesen Da-
ten eigentlich passiert. Was bedeutet das für diejenigen,
die zu Unrecht in die Mühlen dieses Überwachungsap-
parates gekommen sind? Das zu klären, ist doch wichtig.
Deswegen sagt die Linke ganz klar: Statt diese „Not-
standsgesetze“ fortzuschreiben, wäre doch die richtige
Antwort der Gesellschaft und des Bundestags auf die
Bedrohung, die es sicherlich gibt: mehr Demokratie,
mehr Offenheit, mehr Solidarität und vor allem mehr de-
mokratischer Rechtsstaat. Das wäre die richtige Ant-
wort. Das bekommen Sie in dieser Koalition mit dieser
Truppe aber nicht hin, was ich sehr bedaure. Das muss
ich leider zur Kenntnis nehmen.


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn wir schon bei der Evaluierung, also bei der
Überprüfbarkeit von Politik und von Gesetzen sind, will
ich im Zusammenhang mit dem internationalen Terroris-
mus, über den wir diskutieren, auch dazu etwas sagen.
Schön wäre es, wenn die Bundesregierung und der ge-
samte Bundestag evaluieren würden, was die Beteili-
gung Deutschlands an diesem sinnlosen Krieg in Afgha-
nistan für die Sicherheit in diesem Land bedeutet. Das
wäre eine notwendige Evaluation; das wäre richtig. Zie-
hen Sie die Bundeswehr aus Afghanistan ab! Das wäre
eine konkrete Verbesserung der Sicherheit.

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(C (D Ich will natürlich nicht nur kritisieren, was Aufgabe er Opposition ist, sondern ich will auch zwei konstrukve Vorschläge machen, on denen ich hoffe, dass Sie sie aufnehmen werden. Eiigen wir uns darauf, dass die Evaluierung an sich eine innvolle Idee ist. Dann sollten wir uns aus der Mitte des arlaments zusammentun. Der Bundestagspräsident krisiert zu Recht des Öfteren die Tendenz der Entmachng des Parlaments. Also stärken wir das Parlament! achen wir eine wirkliche Evaluierung, und zwar zu ammen mit Abgeordneten aller Fraktionen! Machen wir ine Evaluierung all dieser großen Grundrechtseingriffe it Datenschützern, mit Bürgerrechtlern und mit vielen nderen! Schauen wir einmal, was das eigentlich geracht hat, und schauen wir vor allem, inwieweit der deokratische Rechtsstaat davon betroffen ist und ob die erhältnismäßigkeit gewahrt worden ist. Das wäre eine irkliche Evaluierung solcher Gesetze. Abschließend muss ich die FDP wirklich loben. Sie aben lange gezögert; das war richtig. Jede Verzögerung, ie dieses Gesetz hinausschiebt, ist eine gute Verzögeng. Ich hoffe, Sie machen das weiter so. Wir würden nen dabei helfen. Sie sind aber damals mit dem Ver prechen einer Umkehr in der Innenund Sicherheitsolitik gewählt worden. Das tun Sie leider nicht. Sie haen auch in diesem Bereich völlig versagt. Eines will ich chon noch sagen: Ihr Deal, der zu dem geführt hat, was eute vorliegt, ist nun wirklich die bürgerrechtliche ankrotterklärung der Freien Demokraten in diesem and. Für Ihre Steuerpolitik, die an Irrsinnigkeit kaum u überbieten ist, opfern Sie bürgerrechtliche Positionen, ie Sie lange Zeit vertreten haben. Das kritisieren wir ufs Schärfste, weil das wirklich schade ist. Von Ihnen t inhaltlich kaum noch etwas übrig geblieben. Das könen wir heute ganz eindeutig feststellen. Heute kann man einen Strich darunter ziehen und saen: Ob Schily, Schäuble oder Friedrich, es ist alles daselbe in der Innenpolitik. Es gibt überhaupt keine Unterchiede. Es gibt überhaupt kein Ringen in diesen onstellationen, wie eine Innenpolitik anders aussehen önnte. Je mehr Sie sich aufregen, umso besser bin ich rauf, weil das zeigt, dass wir mit unserer Kritik richtig egen. Wir brauchen eine Umkehr, mit der die Grundund reiheitsrechte wieder in den Mittelpunkt gestellt weren. Eines will ich dann doch noch einmal zum Schluss agen: Die Grundund Freiheitsrechte, die Trennung on Geheimdiensten und Polizei, der demokratische echtsstaat und vieles andere sind nicht vom Himmel efallen, sondern sie sind in den vergangenen Jahrzehnn und Jahrhunderten – übrigens unter großen Opfern – rkämpft worden. Deswegen geht man damit nicht so ichtfertig um. Jan Korte )


(Beifall bei der LINKEN)


(Zuruf von der CDU/CSU: Ganz was Neues!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )

Liebe Kollegin Lambrecht, der SPD würde ich Fol-
gendes empfehlen: Die FDP ist schon eingeknickt. Sie
brauchen sich jetzt nicht auch noch anzubiedern, unbe-
dingt beim Grundrechteabbau mitmachen zu wollen. Sie
sind in der Opposition; da können Sie ausnahmsweise
wieder für die Grundrechte sein. Die Linke ist das in der
Regierung und in der Opposition. Das ist der Unter-
schied zwischen uns.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712701200

Der Kollege Wolfgang Wieland hat nun das Wort für

die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen


Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712701300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau Kol-

legin Piltz! An dem Tag, an dem der Papst dieses Haus
besuchen wird,


(Zurufe von der FDP: Oh!)


sollten wir es doch alle mit dem achten Gebot noch ge-
nauer nehmen als sonst: Du sollst nicht falsch Zeugnis
ablegen wider deinen Nächsten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


In dem Sinne bin auch ich ein Nächster. Also: Mut zur
Wahrheit, noch mehr Mut!

Zur Wahrheit gehört zunächst die Feststellung:
Schon der Titel dieses Gesetzentwurfs ist verschlei-
ernd. Das ist doch nicht nur ein Änderungsgesetz zum
Bundesverfassungsschutzgesetz; es werden zugleich
x andere Gesetze geändert. Nach dem Terrorismusbe-
kämpfungsgesetz von Rot-Grün – vulgo „Otto-Kata-
loge“ –, nach dem Terrorismusbekämpfungsergän-
zungsgesetz der Großen Koalition legt Schwarz-Gelb
nunmehr ein „Terrorismusbekämpfungsergänzungser-
gänzungsgesetz“ – TBEEG – vor.


(Gisela Piltz [FDP]: Das habe ich noch nicht gehört!)


So wollten Sie das Ding aber nicht nennen; das verstehe
ich. Hier aber – wie Ihre Justizministerin – von einer
Trendwende zu sprechen, von einer neuen Phase der
Bürgerrechtlichkeit, das ist eine Chuzpe ohnegleichen,
Frau Kollegin Piltz.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Zur Wahrheit auf unserer Seite – das gebe ich zu – ge-
hört: Es gibt auch Verbesserungen:


(Jörg van Essen [FDP]: Richtig!)


stärkere Kontrolle der G-10-Kommission, höhere Ein-
griffsschwelle, bessere Formen der Benachrichtigung –
das sind Verbesserungen. Es fallen auch Befugnisse weg.
Das hat die Große Koalition nach der ersten Evaluierung
leider nicht geschafft. Nur, bitte schön – das sagen Sie ja
selber –, das alles sind Befugnisse, die zehn Jahre lang
nicht angewendet wurden. In dem Zusammenhang hät-
ten Sie noch triumphierend sagen können: Wir überwa-

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(C (D hen auch keine Postkutschen mehr. Das wäre die gleihe Melodie gewesen. (Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und bei der SPD)


as ist wirklich dürftig. Terroristen schreiben nun ein-
al so wenige Ansichtskarten wie der Rest der Mensch-

eit.

Sie haben gerade erklärt, Sie hätten sich konstruktiv
useinandergesetzt. Was haben Sie nicht alles im Vorfeld
ersprochen, zum Beispiel die Abschaffung des
AD – nun bekommt er mehr Befugnisse. Herr Kollege

tadler, ich freue mich immer, wenn Sie hier sitzen – das
issen Sie –, aber ich vermisse eigentlich die Justiz-
inisterin.


(Dr. Max Stadler [FDP]: Die ist bei der JuMiKo!)


Dann ist es gut. Dann freue ich mich noch mehr, dass
ie sie vertreten. Nun seien Sie doch mal friedlich,


(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


o friedlich, wie ich Sie kenne und schätze.

Sie haben seinerzeit als Abgeordneter Rot-Grün sehr
aßvoll kritisiert. Andere aus Ihren Reihen waren nicht

o maßvoll. Die Ministerin sagte den schönen Satz: Wir
ehmen die Otto-Kataloge nicht an. – Als die Konten-
tammdatenabfrage kam, hat das Präsidium der FDP so-
ar einen Beschluss gefasst mit der Überschrift:
Schluss mit der staatlichen Schnüffelei“. Das war im
ärz 2005. Ich darf zitieren:

Die FDP lehnt den ungehinderten Datenzugriff von
Finanzämtern und anderen Behörden auf die Kon-
ten der Bürger im Gesetz zur Förderung der Steuer-
ehrlichkeit entschieden ab. Den Finanzbehörden
wird quasi eine Rasterfahndung ermöglicht.

ie und Herr Funke, der damals noch hier saß, erklärten
nisono: Wenn wir regieren, schaffen wir das wieder ab.
as wäre ja schön gewesen. Nun hat – wie Sie sagen,
ebe Frau Piltz – Ihr Catering-Service geliefert, und
eim BKA und beim Bundesamt für Verfassungsschutz
nallen die Sektkorken. Das sind die Lieferungen, die
ie zustande bringen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Jan Korte [DIE LINKE] – Rainer Brüderle [FDP]: Nicht ablenken!)


Sie sagen allen Ernstes: Ihr habt einen Datenberg ge-
chaffen zu Steuerehrlichkeitszwecken, nur dazu und für
ichts anderes, schon gar nicht für die Sicherheitsbehör-
en. Nun kommen Sie mit der Logik: Weil Rot-Grün das
emacht hat, müssen wir die Tür für die Sicherheitsbe-
örden öffnen; das ist sozusagen alles eine Erbsünde von
ot-Grün oder von Grün.


(Jörg van Essen [FDP]: So ist es auch!)


In der letzten Legislaturperiode haben wir eine
Lange Nacht der Bürgerrechte“ veranstaltet. Da gab es





Wolfgang Wieland


(A) )


)(B)

die FDP in Berlin-Mitte noch. Sie kamen mit einem
Flyer, den hätte Herr Korte schreiben können.


(Jan Korte [DIE LINKE]: So gut? – Gisela Piltz [FDP]: Das hat doch damit nichts zu tun!)


In dem Flyer stand, wie fürchterlich es ist, dass 2001 das
Bankgeheimnis aufgegeben wurde, und wie fürchterlich
es ist, dass bei den Fluggesellschaften Daten abgefragt
werden können. Jetzt können Sie in den Verhandlungen
mit der CDU/CSU noch nicht einmal mehr den Status
quo verteidigen. Ihre Justizministerin hat gebrüllt wie
eine Löwin, und dann hat sie Pfötchen gegeben. Das
können Sie hier nicht vom Tisch wischen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Was haben Sie im Bundesjustizministerium noch im
Mai dieses Jahres zu der Möglichkeit, die Buchungsda-
ten nunmehr zentral bei Amadeus abzufragen, geschrie-
ben? Am 24. Mai 2011 schrieben Sie im Rahmen dieser
konstruktiven Auseinandersetzung, dies sei eine neue
Qualität des Grundrechtseingriffs und dies sei nicht ak-
zeptabel, da mit einer einzigen Abfrage umfangreiche
Bewegungsprofile erstellt werden können. Das BMJ
schrieb von einer Abfragebefugnis, die einem Verdachts-
oder Verdächtigengewinnungseingriff im Sinne der
Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts nahe-
kommen könnte. Deutlicher geht es doch wohl nicht.
Nun sagen Sie: Als Gegenleistung haben wir eine unab-
hängige Regierungskommission – das ist ein Wider-
spruch in sich –, die alles richten wird. Meine Damen
und Herren von der FDP, wenn diese Kommission ir-
gendwann einmal ein Ergebnis vorlegt, ist es sehr un-
wahrscheinlich, dass Sie dann noch regieren. Dann
bleibt Ihnen wenigstens erspart, zuzugucken, wie die
CDU alle Ergebnisse in den Reißwolf schiebt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir Grüne hatten immer einen klaren Kompass in Be-
zug auf die Bekämpfung der terroristischen Bedrohung.
Diese Bedrohung existiert bis heute. Deswegen sind wir
nicht gegen die Verlängerung der Geltungsdauer der Ge-
setze. Deswegen haben wir seinerzeit die Otto-Kataloge
eingedämmt. Das ist in der juristischen Fachliteratur
anerkannt. So sagte zum Beispiel Herr Professor
Lüderssen: Die Grünen haben das Schlimmste verhin-
dert, zum Beispiel die Initiativermittlungskompetenz des
BKA.

Die Evaluierung ist schlecht gelaufen; da hat Herr
Korte Recht. Jetzt gibt es aber immerhin einen unabhän-
gigen Experten. Wir müssen dies weiter ausbauen. Darin
sind wir uns doch alle einig. Genauso stehen wir dazu,
dass hier in Berlin das Gemeinsame Terrorismusabwehr-
zentrum aufgebaut wurde. Es arbeitet gut. Es wurde von
Rot-Grün installiert.


(Zuruf des Abg. Dr. Günter Krings [CDU/ CSU])



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(C (D Es wurde installiert, Herr Kollege Krings. Es arbeitet is heute gut. Es ist international anerkannt. Es ist das, as man ein Erfolgsmodell nennt. Wir fordern stets die Sicherstellung der Sicherheit der ürger durch den Staat. Das gilt aber ebenso für die Siherheit der Bürger vor dem Staat. An beides müssen wir enken. Sicherheit ist kein Selbstzweck. Sicherheit dient er Freiheit, nicht umgekehrt. Wenn wir die rechtsstaatchen Prinzipien in dem Irrglauben über Bord werfen, es äbe eine absolute Sicherheit, dann verhelfen wir dem error letztlich zum Sieg über unseren Rechtsstaat. Das arf nicht geschehen. So weit darf es nicht kommen. eswegen sagen wir Ja zu einer Verlängerung der Gelngsdauer dieser Gesetze. Wir lehnen aber die Ver chärfungen, die hier eingeführt werden sollen, ab. Vielen Dank. Dr. Günter Krings ist der nächste Redner für die DU/CSU. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Ich darf mich zunächst im Namen der CDU/ SU-Fraktion den Glückwünschen an Herrn Kollegen iefelspütz anschließen. Herzlichen Glückwunsch zu rem Geburtstag! Ich hoffe, Sie bleiben uns in der In enpolitik noch lange erhalten. (Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Keine Drohungen!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712701400

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1712701500

Zu Beginn möchte ich sagen, dass ich mich ange-
ichts der Ernsthaftigkeit dieses Themas nicht auf das
iveau mancher Oppositionsredner begebe. Der Minis-
r hat es eben ausgeführt: Wir debattieren heute zehn

ahre und elf Tage nach den schrecklichen Attentaten
es 11. September 2001, die eine Scheidemarke im
ampf gegen den Terrorismus dargestellt haben, über
ie notwendigen Befugnisse der Nachrichtendienste.

Die jüngsten Anschläge und Anschlagsversuche ha-
en gezeigt: Der Terrorismus ist keineswegs überwun-
en. Terrorismus ist kein Phänomen, das nur in Asien
der Amerika stattfindet; nein, er bedroht uns real auch
ier in Deutschland. Die Realität zeigt es: jüngste Vorbe-
itungen eines Sprengstoffanschlages in Berlin, zuvor

ie Aktivitäten der Düsseldorfer Zelle oder die bestiali-
che Tötung von zwei US-Soldaten in Frankfurt. Deut-
che Mitbürger sind auch im Ausland Opfer gerade des
lamistischen Terrors geworden. Allein bei den An-

chlägen auf das World Trade Center starben elf unserer
andsleute; das wird oft vergessen.

Meine Damen und Herren, in den letzten zehn Jahren
aben wir in Deutschland dennoch weiter in einer relativ
uten Sicherheitslage gelebt. Das ist nicht selbstver-
tändlich; wir verdanken das der Arbeit unserer Sicher-





Dr. Günter Krings


(A) )


)(B)

heitsbehörden. Möglich ist das nicht allein durch die
Polizei. Sie kann nicht omnipräsent sein und soll nicht
an jeder Straßenkreuzung und jedem Wochenmarkt pos-
tiert werden. Deswegen werden Nachrichtendienste im-
mer wichtiger. Ohne ihre Erkenntnisse würden wir uns
praktisch ständig nur nachträglich auf den Anschlag von
gestern vorbereiten. Wir müssen aber mögliche An-
schläge von morgen erkennen und verhüten. Deswegen
haben die Nachrichtendienste eine so zentrale Bedeu-
tung im Kampf gegen den Terror.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Um diese Aufgabe im Interesse unser aller Sicherheit er-
ledigen zu können, braucht man Personal und Geld, aber
eben auch die angemessenen Befugnisse. Aus dem
Grunde finde ich es vollkommen richtig, dass wir auch
in der Koalition intensiv über die Fortschreibung und
Anpassung dieser Befugnisse diskutiert haben. Der Leit-
gedanke der Politik unserer christlich-liberalen Koalition
ist nach wie vor, dass der Einsatz für die Sicherheit unse-
rer Bürger höchste Priorität hat.

Bei der Frage der Befugnisse für Nachrichtendienste
– das ist richtig – stellt sich sofort die Frage nach der
richtigen Balance zwischen Freiheit und Sicherheit. In-
zwischen ist es in vielen Reden schon zum Allgemein-
platz geworden, dass Freiheit und Sicherheit in einem
Spannungsverhältnis stehen. Zugespitzt wird oft sogar
gesagt, Freiheit bedeute zwangsläufig auch Unsicher-
heit, und Sicherheit bedeute zwangsläufig Freiheitsbe-
schränkung. Auch wenn das oft gesagt wird: Ich halte
das für zu kurz gedacht. Richtig ist: Sicherheit bleibt
auch im 21. Jahrhundert der fundamentale Staatszweck.
Seit Thomas Hobbes wissen wir, dass der Einzelne nur
bereit sein kann, seine naturgegebene Freiheit ein Stück
weit zugunsten des staatlichen Gewaltmonopols aufzu-
geben, wenn dafür sein Leben und sein Eigentum gesi-
chert werden. Auf der anderen Seite ist Freiheit natürlich
das zentrale Versprechen des Rechtsstaates. Aber Frei-
heit und Sicherheit bilden deswegen noch lange kein
Nullsummenspiel: je mehr von dem einen, desto weniger
von dem anderen. Mehr Sicherheit bedeutet nicht
zwangsläufig weniger Freiheit; denn der Rechtsstaat ver-
spricht Freiheit nicht abstrakt, sondern verbürgt sie auch
tatsächlich und effektiv.

Sicherheit – das stimmt, Herr Wieland – hat eine der
Freiheit dienende Funktion.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr gut!)


Sie macht aus dem abstrakten Freiheitsversprechen eine
effektive Garantie im praktischen Leben. Denn Frei-
heitsrechte auf Leben und körperliche Unversehrtheit
werden tatsächlich viel seltener von einem Staat als von
Dritten, von Privaten, verletzt, eben auch von Terroris-
ten. Freiheit wäre deshalb ohne Sicherheit wertlos. Das
Recht auf informationelle Selbstbestimmung, das immer
wieder als Argument gegen nachrichtendienstliche Be-
fugnisse angeführt wird, wird in der Praxis von Krimi-
nellen bis hin zu Terrornetzwerken verletzt, die unsere
Daten ausspionieren, um ihre Straftaten verüben zu kön-
nen. Auch die Attentäter vom 11. September zielten

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(C (D icht primär auf unsere Sicherheit; sie wollten unsere reiheit treffen, unseren freiheitlichen westlichen Leensstil. Die Bekämpfung des Terrorismus stärkt daher ur vordergründig unsere Sicherheit; sie schützt letztlich nsere Freiheit. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Mehr Sicherheit bedeutet daher tendenziell mehr
reiheit. Das gilt – ich will das klarstellen – natürlich
icht ad infinitum: Im Polizeistaat mag die Sicherheit
tal sein, aber die Freiheit verschwindet; das haben wir
der Geschichte unseres Landes im 20. Jahrhundert

weimal bitter erfahren, einmal im Dritten Reich, ein
weites Mal in der DDR. Wenn man manche Reden,
uch die von Ihnen, Herr Korte, hört, könnte man mei-
en, sie zielten auf einen Musterstaat DDR ab und beträ-
n noch gar nicht unseren Staat.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Dann haben Sie nicht zugehört!)


o klingen Ihre Einlassungen. Sie passen wunderbar zu
em, was in der DDR Praxis war, aber nicht zu dem, was
eute Praxis ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Insofern gilt: Maximale Sicherheit bedeutet natürlich
icht maximale Freiheit. Umgekehrt gilt: Minimale
icherheit bedeutet sehr wohl minimale Freiheit. Wer
icherheitsbehörden ihre Instrumente aus der Hand
chlägt, handelt damit gegen die Freiheit.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wenn wir gemeinsam die richtige Balance zwischen
reiheit und Sicherheit finden wollen, dann heißt das
ben nicht, die Mitte zwischen beidem zu definieren,
ondern dann müssen wir den Punkt bestimmen, bis zu
em ein Sicherheitszuwachs auch noch mit einem Frei-
eitsgewinn verbunden ist. Genau das haben wir in die-
em Gesetzentwurf getan. Auf dieser Grundlage haben
ir uns der Aufgabe gestellt, die einzelnen Befugnisse
rtzuschreiben und anzupassen. Bestimmte Befugnisse

das wurde angesprochen – im Bereich der Postfächer,
es Postverkehrs konnten wir streichen. In anderen
unkten haben wir die Einholung von Auskünften prak-
kabler gestaltet, in Bezug auf den Flugverkehr und die
ontenstammdaten. Stichwort „Flugverkehr“: Es ist
ach wie vor wichtig, zu wissen, wer beispielsweise aus
eutschland in den afghanisch-pakistanischen Grenz-
um reist und dort ein Terrorcamp besucht. Wahrschein-
ch ist es noch viel wichtiger, zu wissen, wer zu uns zu-
ckkehrt, um entsprechende Anschläge vorzubereiten.
ie Auskünfte über Kontenstammdaten sind wichtig,
m Erkenntnisse über die Finanzierung von Terrororga-
isationen zu gewinnen, aber auch über den Aufenthalts-
rt von möglichen Terroristen.

Dass wir es uns mit der Fortschreibung und Anpas-
ung der Befugnisse in der Koalition nicht leicht ge-
acht haben, sieht man daran, dass wir die parlamentari-

che Kontrolle mit der G-10-Kommission intensivieren,
ber auch daran, dass wir nicht eine Entfristung vor-





Dr. Günter Krings


(A) )


)(B)

schlagen, sondern eine erneute Befristung, die ganz
zwangsläufig mit einer regelmäßigen Überprüfung ver-
bunden ist.

Dass wir in einem der sichersten Länder der Welt le-
ben, kommt nicht von selbst. Es bedarf der steten Wach-
samkeit von Bürgern und Behörden. Daher ist für uns
die Verlängerung der Befugnisse zur Terrorabwehr uner-
lässlich, wenn wir unsere Freiheit in Sicherheit nicht
aufs Spiel setzen wollen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712701600

Nun erhält der schon mehrfach beglückwünschte Kol-

lege Dr. Wiefelspütz das Wort für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt kommt die Altersweisheit, Herr Kollege! – Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt gibt es Torte! – Gegenruf der Abg. Christine Lambrecht [SPD]: Tortenschlacht!)



Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD):
Rede ID: ID1712701700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herzlichen Dank für die freundlichen Glückwünsche
und für die Torte. Frau Piltz, ich werde mich erkenntlich
zeigen und mit Ihnen eines Tages Tango tanzen.


(Heiterkeit – Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Bild werde ich nicht mehr los, Herr Wiefelspütz!)


Wir sind heute Zeugen eines bemerkenswerten Vor-
gangs. Die in Fragen der inneren Sicherheit unseres Lan-
des völlig zerstrittene und, Herr Friedrich, konzeptions-
lose Bundesregierung tut etwas Vernünftiges: Sie legt
einen in Kern und Substanz rot-grünen Gesetzentwurf
vor.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Na ja!)


Nichts anderes tut sie. Der Gesetzentwurf sieht zwar ein
paar Änderungen vor; wenn man das aber ganz nüchtern
betrachtet, stellt man fest, dass diese Veränderungen eher
marginal sind. Herr Wieland, das ist ein rot-grünes Ge-
setz.


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mehr rot als grün! – Dr. HansPeter Uhl [CDU/CSU], an Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] gewandt: Herr Wieland, ein „rot-grünes Gesetz“!)


Das einzige relevante Gesetz, die innere Sicherheit unse-
res Landes betreffend, das Sie in dieser Legislaturpe-
riode zustande bringen, ist im Kern ein rot-grünes Ge-
setz von Ende 2001.


(Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU], an Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ S ic h d V 2 w w – E w ru N – v H v a d d w v d w 1 v W m o d fa b (C (D NEN] gewandt: Noch einmal, Herr Wieland! Es wird immer schlimmer!)


Ende 2001 fand das Gesetz die Zustimmung von
PD, Grünen und CDU/CSU – bei einer Gegenstimme;
h weiß nicht mehr, wer von Ihnen dagegen gestimmt
at;


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bestimmt Herr Uhl!)


ie CDU/CSU hat damals aber zugestimmt. Bei der
erlängerung der Geltungsdauer des Gesetzes im Jahr
006 stimmten lediglich SPD und CDU/CSU zu. Jetzt
ill – man höre und staune – sogar die FDP zustimmen,
ährend die Grünen, Herr Wieland, sich offenbar erneut


(Zuruf von der CDU/CSU: Vom Acker machen!)


vom Acker machen – aus der Verantwortung stehlen.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Sie haben es wieder nicht verstanden!)


s geht um Ihr eigenes Gesetz, Herr Wieland. Wo sind
ir denn eigentlich? Stehen Sie zu Ihrer Verantwortung!


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


Das Gesetz war Ende 2001 notwendig. Die Verlänge-
ng der Geltungsdauer war im Jahr 2006 notwendig.
ach meiner persönlichen Auffassung ist es auch heute
ich will den Beratungen nicht vorgreifen – im Kern
erlängerungswürdig und notwendig.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Habe ich doch gesagt!)


at sich die Sicherheitslage in unserem Land seit 2001
erändert? Nein, sie hat sich nicht verändert. Wenn ich
n die „terroristischen Qualitäten“ in unserem Land
enke, muss ich sagen, dass sie sich in der einen oder an-
eren Hinsicht vielleicht sogar verschlechtert hat. Des-
egen spricht vieles dafür – ich will den Beratungen, die
or uns liegen, nicht vorgreifen –, die Geltungsdauer
ieses Gesetzes zu verlängern.


(Gisela Piltz [FDP], an Abg. Christine Lambrecht [SPD] gewandt: Frau Lambrecht, falsche Rede! – Gegenruf der Abg. Christine Lambrecht [SPD]: Habe ich doch gar nicht bestritten! Zuhören hilft!)


Das Gesetz, über das wir heute reden, war und ist eine
ichtige deutsche Reaktion auf die Herausforderung des

1. September 2001. Ich denke, wir haben damals maß-
oll, umsichtig und angemessen reagiert.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hab ich doch gesagt!)


ir haben nicht hysterisch reagiert. Es gab keine Panik-
ache und keinen Alarmismus, nur vielleicht das eine

der andere überflüssige Interview – da gab es verschie-
ene – eines Bundesinnenministers. Wir haben den Ver-
ssungsstaat Deutschland in den Jahren nach 2001 nicht

eschädigt, sondern ausgebaut und gefestigt. Dieses





Dr. Dieter Wiefelspütz


(A) )


)(B)

Land ist ein sehr freies Land geblieben; unsere Grund-
rechte und Grundfreiheiten wurden nicht beschädigt.
Auch wenn es keine absolute Sicherheit geben kann: Die
Sicherheit unserer Bürger wurde durch das Gesetz, über
das wir heute sprechen, spürbar verbessert. Hinzu kamen
und kommen sicherlich tüchtige und erfolgreich arbei-
tende Mitarbeiter in unseren Sicherheitsbehörden und
bei der Justiz.

Grenzüberschreitungen, die in anderen Staaten – ich
sage das ohne Hochmut – praktiziert worden sind – ich
nenne nur die Stichworte Rendition, Guantánamo, Wa-
terboarding, Abu Ghureib, Feindstrafrecht und Folter –,
sind in Deutschland nicht einmal in Erwägung gezogen
worden. Es gab nicht einmal die Versuchung, über sol-
che Dinge nachzudenken; dies gilt für alle Seiten dieses
Hauses und jede Bundesregierung seit dem Jahre 2001.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Unsere Antworten auf Terrorismus sind das Recht, der
Rechtsstaat und das Grundgesetz.

Über dieses nach meiner Auffassung grundsolide Ge-
setz aus rot-grüner Zeit hat die Koalition der Liebe aus
Schwarz und Gelb, Herr Brüderle, monatelang wie die
Kesselflicker gestritten. Welch ein unwürdiges Schau-
spiel!


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Leidenschaft!)


Aufgrund solider und seriöser Arbeit von Rot-Grün und
anschließend Schwarz-Rot haben Sie nach der Bundes-
tagswahl 2009 auf Bundesebene eine intakte und effek-
tive Sicherheitsarchitektur vorgefunden. Seither herr-
schen Stillstand, Blockade und Kesselflickerei. Unser
Land wird das wohl noch längstens zwei Jahre aushalten
müssen. Das Land wird es wohl auch aushalten können;
es werden aber nach meiner festen Überzeugung vier
verlorene Jahre sein.


(Beifall bei der SPD)


Nötig wäre – das wissen die Fachleute hier im Kreise –
die Weiterentwicklung unserer Sicherheitsarchitektur,
nötig wäre die Weiterentwicklung unseres Rechts- und
Verfassungsstaates. Es geht darum, den Rechtsstaat ohne
Niveauverlust sozusagen aus der analogen Zeit in das di-
gitale Zeitalter zu transformieren, und zwar mit den
Qualitäten, die wir uns im analogen Zeitalter in der Bun-
desrepublik gemeinsam erarbeitet haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das werden aber nicht Sie, meine sehr verehrten Damen
und Herren von CDU und CSU – Vorsicht beim Klat-
schen! – leisten. Sie werden konzeptionslos dem Ende
Ihrer Koalition entgegendämmern. Diese Weiterentwick-
lung, die notwendig ist, werden andere leisten, spätes-
tens ab September 2013.

Erlauben Sie mir, noch einen Gedanken anzuspre-
chen. Auch wenn wir nach dem 11. September 2001 in
Deutschland überwiegend angemessen reagiert haben,
will ich auf eine Reaktion hinweisen, die mich persön-
lich berührt hat. Am 22. Juli 2011 erschütterten die An-

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(C (D chläge von Oslo und Utoya die Welt. Als Reaktion auf ieses Jahrhundertverbrechen in Norwegen sagte der orwegische Ministerpräsident Stoltenberg unter andem: Unsere Antwort auf dieses Verbrechen ist mehr Deokratie. – Ich will freimütig sagen, dass mich das per önlich sehr beschämt hat. Wie kleingläubig sind wir igentlich gelegentlich? Ich glaube, dass dies auch für ns die Kompassnadel sein muss. Die Attraktivität unses Lebensmodells gründet auf Freiheit, Demokratie, enschenwürde, Rechtsund Verfassungsstaat. Die At aktivität unseres Lebensmodells steigern wir nur durch en Ausbau von Bürgerund Freiheitsrechten, nicht urch ihren Abbau. Mehr Demokratie bedeutet langfrisg auch mehr Sicherheit. Dies sollten wir insbesondere ei der Auseinandersetzung mit terroristischen Herausrderungen bedenken. Ich räume aber ein: Wenn akut enschenleben in Gefahr sind und sehr schnell gehan elt werden muss, dann brauchen wir intakte Sichereitsbehörden, motivierte Mitarbeiter und ein angemesenes Handwerkszeug, das der Gesetzgeber zu liefern at. Wir geben mit dem vorliegenden Gesetzentwurf, über en wir heute sprechen und den wir in den nächsten ochen beraten werden, den Nachrichtendiensten des undes ein nach meiner Überzeugung angemessenes, otwendiges und verfassungsmäßiges Instrument an die and. Dieses Instrument ist ein grundsolides rot-grünes strument. Schönen Dank fürs Zuhören. Das Wort erhält nun der Kollege Christian Ahrendt r die FDP-Fraktion. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712701800


Christian Ahrendt (FDP):
Rede ID: ID1712701900

Herr Präsident! Meine verehrten Kolleginnen und

ollegen! Lieber Herr Kollege Wieland, Sie haben im
orgriff auf den Papstbesuch das achte Gebot zitiert: Du
ollst nicht falsch Zeugnis ablegen. Sie hätten dieses Ge-
ot aus Ihrer eigenen Sicht mit etwas mehr Leben füllen
önnen.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Na! Aber hallo!)


ie hätten die Möglichkeit gehabt, hier etwas zu tun, was
an „Beichte ablegen“ nennt. Das sollte man nämlich
n, wenn man an anderer Stelle etwas ganz anderes tut,

ls man hier vorgibt.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Beichte nimmt Herr Lammert nicht ab! So weit vermischen wir Religion und Politik nun doch nicht!)


Alle Länder – Herr Kollege Korte, wenn Sie mir zu-
ören, bekommen auch Sie das mit – haben im Innen-
usschuss des Bundesrates eine Verschärfung des TBEG
efordert. Alle Länder wollten erreichen, dass ihre Lan-





Christian Ahrendt


(A) )


)(B)

desverfassungsschutzämter auf die Kontostammdaten
der Bürgerinnen und Bürger zugreifen können. Wenn Sie
sich dann hier hinstellen und sagen: „Es wird alles
schlimmer“,


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! So ist es!)


muss ich Ihnen entgegnen: Sie sollten erst einmal Ihre
Hausaufgaben in den Ländern, in denen Sie an der Re-
gierung beteiligt sind, machen, statt auf eine Verschär-
fung des Rechts hinzuwirken. Insofern war der Beginn
Ihrer Rede etwas pharisäerhaft.


(Jan Korte [DIE LINKE]: Großartig!)


Mit meiner nächsten Bemerkung möchte ich an die
Ausführungen des Kollegen Wiefelspütz anschließen. Es
wäre vielleicht klug gewesen, wenn der Kollege
Wiefelspütz seine Rede vorher Frau Lambrecht gegeben
hätte. Dann wäre uns der erste Teil seiner Ausführungen
erspart geblieben.


(Christine Lambrecht [SPD]: Ja, ja! Das hätte Ihnen gefallen! – Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Der hätte sich nur verschoben, logischerweise!)


Wir befinden uns tatsächlich in einer Situation, in der
wir permanent Sicherheitsinteressen gegen Freiheitsinte-
ressen abwägen müssen. Wir haben in den letzten Mona-
ten immer wieder festgestellt, dass unsere Sicherheitsbe-
hörden gut aufgestellt sind. Es ist ihnen gelungen,
vorbereitete Terroranschläge aufzuklären und abzuweh-
ren. Das ist sicherlich auch eine Folge der ausgewoge-
nen Sicherheitsgesetzgebung. Allerdings ist Sicherheit
kein Selbstzweck, sondern sie soll in erster Linie die
Freiheit schützen.

Beim TBEG galt es, genau diese Messlatte anzulegen.
Wir haben uns gefragt: Welche gesetzlichen Vorschriften
brauchen wir nicht? Welche sind überflüssig? Diese Vor-
schriften wurden gestrichen. Wir haben gesagt: Wenn
Eingriffstatbestände zu geringe Schwellen haben, ver-
stärken wir die Schwellen. Auch das ist gemacht wor-
den. Wir haben das Gesetz mit einem Haltbarkeitsdatum
versehen. Außerdem werden wir eine Kommission ein-
setzen, die in den nächsten vier Jahren überprüfen wird,
ob alle Vorschriften sinnvoll sind, ob wir Verbesserun-
gen brauchen oder ob bestimmte Regelungen wegfallen
können. Die im Gesetz vorgesehene Einsetzung einer
Regierungskommission ist ein sehr kluger und ausgewo-
gener Vorschlag.


(Christine Lambrecht [SPD]: Das glauben Sie ja selbst nicht!)


So können wir dauerhaft überprüfen: Wo brauchen wir
mehr Sicherheit? Wo sind Freiheitsrechte bedroht? Wo
besteht ein Spannungsverhältnis? Wie können wir es
vernünftig lösen?

Die Bundesjustizministerin hat bei der Erarbeitung
des TBEG und dieser Reform mit viel Beharrlichkeit
durchgesetzt, dass die Geltungsdauer dieses Gesetzes
auf vier Jahre beschränkt und eine Kommission einge-
setzt wird, die überprüft, welche Sicherheitsbeschrän-

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(C (D ungen weiterhin erforderlich sind und an welchen Steln den Menschen mehr Freiheit gewährt werden kann zw. wo entsprechende Beschränkungen zurückgenomen werden können. Das haben wir mit diesem Gesetz chon getan. (Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wollten die Sachen zurückholen, Herr Ahrendt! Das tun Sie nicht! – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! Und alles auslaufen lassen!)


Unser Vorschlag ist gut und ausgewogen. Im Gegen-
atz zu Ihnen, Herr Wieland, brauchen wir nicht immer
uf eine Mindermeinung in der Literatur Bezug zu neh-
en, die darauf hinweist, dass die Grünen irgendwann

inmal gekämpft haben, was wahrscheinlich niemand
emerkt hat.


(Lachen des Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ei uns sieht man, dass wir um Lösungen ringen.


(Christine Lambrecht [SPD]: Es kommt aber nichts dabei heraus!)


anchmal wird man deshalb als Kesselflicker bezeich-
et. Aber wenn Kesselflicken das Ringen um Freiheit
edeutet, dann machen wir das gerne.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber das Ergebnis stimmt nicht!)


Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712702000

Michael Frieser ist der nächste Redner für die CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Michael Frieser (CSU):
Rede ID: ID1712702100

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Verbunden mit den herzlichen Glückwünschen
n Kollegen Wiefelspütz, vielen Dank auch, dass Sie uns
as Geschenk bereiten, in den eigenen Reihen Überzeu-
ungsarbeit zu leisten. Wir versuchen, uns einmal an an-
erer Stelle dafür zu revanchieren.

Sehr verehrter Herr Innenminister, das muss schon
in tolles Gesetz sein; denn die meiste Redezeit der Op-
osition, die bisher ins Land ging, hat sich mit etwas
anz anderem beschäftigt, aber nicht mit dem vorgeleg-
n Gesetz. Das heißt normalerweise für die Regierung
mer, dass sie eine gute Arbeit gemacht und etwas

reffsicheres vorgelegt hat. Herzlichen Glückwunsch
azu!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich bin dem Kollegen Krings dankbar dafür, dass er
en Gedanken aufgegriffen hat, wo die Balance zwi-
chen Sicherheit und Freiheit ist; denn darum geht es im
ern. Das ist die staatsrechtliche, die staatstheoretische





Michael Frieser


(A) )


)(B)

Debatte. Schon in der Europäischen Menschenrechts-
konvention, in Art. 5 Abs. 1, ist verankert, dass es ein
Grundrecht auf Sicherheit und Freiheit gibt. Wir haben
dies damals nur deshalb nicht in unsere Verfassung über-
nommen, weil wir angesichts des Scheiterns von Weimar
überrascht waren und nicht unbedingt der Sicherheit,
wohl aber der Freiheit den Vorrang einräumen wollten.
Deshalb mussten wir sagen: Wir dürfen keine Entweder-
oder-Politik machen. Es kann nicht entweder Sicherheit
oder Freiheit geben, sondern ein freiheitlicher Rechts-
staat kann immer nur dann bestehen, wenn er sich das
Sowohl-als-auch auf seine Fahne geschrieben hat, wenn
er sowohl die Sicherheit als auch die Freiheit zum Ge-
genstand seiner Politik macht. Denn letztendlich ist bei-
des zusammen in der richtigen Balance die Grundlage
dafür, dass Demokratie am Ende wirklich funktioniert.

Wenn der Staat Sicherheit garantieren will, dann re-
den wir nicht über Staatssicherheit. Es mutet schon selt-
sam an, wenn die Linken auf der einen Seite bei Staaten
wie der DDR „Hurra!“ rufen, aber auf der anderen Seite
die Bürgerrechte dann ausrufen, wenn es um die Frage
der Terrorbekämpfung geht.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Wer hat denn das gemacht?)


Das sind Dinge, die nicht zueinander passen; das tut mir
furchtbar leid.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Einerseits geht es auch darum, dass man nicht in ei-
nem ständigen Alarmismus leben darf – auch Herr
de Maizière hat das formuliert –; denn das stumpft sich
mit der Zeit ab. Wir können nicht ständig neue Walzen
drehen, zum Alarm rufen und neu die Frage beantwor-
ten, ob wir heute besonders wachsam sein müssen. An-
dererseits neigt man immer etwas zur trügerischen Ruhe.
Ich bin dem Innenminister sehr dankbar dafür, dass er im
Mai deutlich formuliert hat: Natürlich gilt es, wachsam
zu sein und sich keine Illusionen darüber zu machen,
dass vor allem der islamistische Terrorismus auch
Deutschland zum Ziel hat und dass es an dieser Stelle
keine Entwarnung geben kann. Allerdings sollten wir
nicht ständig aufgeregt durch die Welt laufen.

Natürlich hat die Freiheit ihren Preis. „Der Preis der
Freiheit ist ewige Wachsamkeit.“ Das ist kein Zitat von
Herrn Wiefelspütz, sondern ein Zitat von Thomas
Jefferson. Er ist immerhin einer der Väter einer der
wichtigsten freiheitlichen Verfassungen. Um diese Frage
beantworten zu können, haben wir dieses Gesetz einge-
bracht. Darum geht es.

Es geht darum, dass wir in der Lage sind, den geän-
derten Voraussetzungen des Terrorismus wirklich eine
Antwort entgegenzustellen. Es geht darum, dass wir
Menschen, die radikalisiert sind, die sich mittlerweile
mitten unter uns in der Gesellschaft radikalisieren und
sich radikalisieren lassen, mit einer Hochtechnologie
treffsicher aufspüren können. Auf der einen Seite geht es
um Hochtechnologie und auf der anderen Seite um fast
althergebrachte mafiose Botenkommunikation und Bo-

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(C (D nstrukturen. Darin bewegt sich die Welt. Wir sind auferufen, treffsicher darauf zu antworten. Die Diskussion, von wem der Kern dieses Gesetzes t, führt meines Erachtens nicht weiter. Ich kann mich ur bei jedem bedanken, der in der Frage der Terrorisusbekämpfung die richtigen Instrumente liefert, auf ie wir uns einlassen können. Deshalb kann ich nur dauf hinweisen, dass es entscheidend ist, dass wir hier mer die Balance wahren. Als Integrationsbeauftragter der CDU/CSU-Fraktion uss ich natürlich auch über die Schattenseiten einer olchen Terrorismusbekämpfung reden. Wir haben die tegrationspolitik in diesem Land mit einem großen Im etus, mit wirklich großer Anstrengung vorangetrieben. ber leider ist durch die Anschläge vom 11. September o etwas wie ein Generalverdacht entstanden, vor allem egenüber Mitbürgern islamischen Glaubens. Der Sinn ieses Gesetzes, die Überarbeitung und das Anpassen er Instrumente, hat vor allem auch den Grund, Treffsiherheit zu bekommen, damit wir die Menschen nicht it einem Generalverdacht überziehen müssen. Vielehr müssen wir die radikalisierte islamistische Seite on denjenigen Menschen trennen und unterscheiden önnen, die friedlich in unserem Land mit uns zusamenleben. Also: Dieser Gesetzentwurf dient auch einer effektien Integrationspolitik, weil wir damit in der Lage sind, ie schwarzen von den weißen Schafen zu trennen und iejenigen aufzuspüren – durch treffgenaueres und beseres Hinsehen auf präzise Vorkommnisse und durch räzisere Untersuchungsmethoden –, um die es geht. eshalb darf es nie mehr einen Generalverdacht geben. Die entscheidenden Punkte wurden bereits angesprohen. Wir sind in der Lage, wirklich wichtige Daten über ie Reisewege, die Zielgebiete und die Zwischenaufentalte zu erhalten. Ich glaube, dieser Gesetzentwurf ist es eshalb wert, ihn zu unterstützen. Es wird nie eine hundertprozentige Sicherheit geben. enn wir in einem freien Rechtsstaat leben wollen, dann t es notwendig, dass wir das erkennen. Dem Preis, der r diese Freiheit erforderlich ist, einer ständigen Wach amkeit, hat sich diese Koalition verschrieben. So, wie es jetzt ausschaut, glaube ich deshalb, dass ieser Gesetzentwurf eine große Zustimmung dieses auses finden wird. Darüber brauchen wir uns wirklich eine Gedanken zu machen. Der Verlauf dieser Debatte at gezeigt, dass wir ein gutes Stück Arbeit vorgelegt haen. Vielen Dank. Ich erteile dem Kollegen Hartfrid Wolff von der FDP raktion das Wort. )


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712702200

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)





(A) )

Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP):
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die rot-

grüne Bundesregierung hat die „Otto-Kataloge“ vorge-
legt und damit Rechtsgeschichte geschrieben.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


– Berüchtigte Rechtsgeschichte.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sagen doch, dass man nicht immer Nein sagen darf, lieber Herr Wolff!)


Ihre Leistung, Herr Wieland und lieber Herr Ströbele,
wurde von der Süddeutschen Zeitung damals als „Feind-
strafrecht“ bezeichnet.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lächerlich! – Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ausgerechnet von Ihnen!)


Die Unschuldsvermutung wurde von Rot-Grün in ihr
Gegenteil verkehrt. Sogenannte Terroristenlisten wurden
eingeführt, in denen Verdächtige aufgeführt wurden –
Verdächtige, nicht Verurteilte, Herr Wieland.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


Der Sonderermittler des Europarates hat Ihre Leistung
von Rot-Grün damals als rechtsstaatlich skandalös abge-
titelt. Er hat recht.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lächerlich! Deshalb satteln Sie jetzt drauf!)


Mitte Januar 2012 wird die Geltung dieser Gesetze
auslaufen. Wir Liberale sind stolz darauf, heute gemein-
sam mit unserem Koalitionspartner einen Gesetzentwurf
vorzulegen, der der Sicherheit unseres Landes uneinge-
schränkt dient und der zugleich die Freiheitsrechte der
Bürgerinnen und Bürger achtet und stärkt.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach! – Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Pfeifen im Walde!)


Die FDP ist sich ihrer Verantwortung für die Gewähr-
leistung der Sicherheit der Bürger vor Terrorismus sehr
bewusst. Deshalb wissen wir auch, dass die aktuelle Si-
cherheitslage einen ersatzlosen Verzicht auf einige Rege-
lungen nicht zulässt.

Mit diesem Gesetzentwurf setzen wir in der Koalition
heute gemeinsam eine freiheitliche Wendemarke in der
Innenpolitik gegen die „Otto-Kataloge“;


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wodurch denn?)


denn wir bewahren mit diesem Gesetzentwurf die Mittel
der Verhältnismäßigkeit, die Rot-Grün damals abhanden
gekommen sind.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lächerlich!)


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(C (D s kommt weder zu Verschärfungen noch zu pauschalen ntfristungen, (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Natürlich kommt es zu Verschärfungen!)


nd die rechtsstaatliche Kontrolle wird durch diesen Ge-
etzentwurf deutlich gestärkt. Gleichzeitig modernisiert
iese Koalition die Sicherheitsarchitektur, indem wir
oppelstrukturen abschaffen. Unseres Erachtens ist bei-

pielsweise der MAD verzichtbar.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann schaffen Sie ihn doch ab! Sie stärken ihn!)


Mehr Effektivität, mehr rechtsstaatliche Kontrolle,
ehr Effizienz im Sicherheitsbereich, Freiheit und Si-

herheit mit menschlichem Gesicht: Das ist das Leitbild
er FDP für die innenpolitischen Herausforderungen.


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann setzen Sie es zur Abwechslung doch einmal um! Sie regieren seit zwei Jahren! – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Hilfe!)


it dem vorliegenden Gesetzentwurf werden wir diesem
uch in vorbildlicher Weise gerecht. Wir geben unseren
ürgern nämlich wieder das Vertrauen zurück, das ihnen
usteht, das sie verdienen und das ihnen von Rot-Grün
ntzogen worden ist.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lächerlich!)


Der Garant für die Sicherheitspolitik mit Augenmaß
nd für die Aufrechterhaltung der Bürger- und Freiheits-
chte ist diese Koalition, ist die FDP.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er hat es noch nicht so richtig verstanden! – Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie regieren und lesen das Wahlprogramm vor!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712702300

Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der

ollege Clemens Binninger von der CDU/CSU-Frak-
on.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Clemens Binninger (CDU):
Rede ID: ID1712702400

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

diesem Monat jährt sich zum vierten Mal die Fest-
ahme der Sauerland-Gruppe. Damals war es den
icherheitsbehörden gelungen, einen der größten in Eu-
pa geplanten Anschläge rechtzeitig zu verhindern. Wer

llerdings geglaubt hat, dass damit eine Beruhigung un-
erer Sicherheitslage einhergeht, der sah sich getäuscht.





Clemens Binninger


(A) )


)(B)

Ich will schon daran erinnern: Alleine in den letzten
zehn Monaten gab es verschiedene schwerwiegende
Sicherheitsvorfälle in Deutschland oder mit Bezug auf
Deutschland: im November letzten Jahres die gescheiter-
ten Paketbombenanschläge auf Transportmaschinen, von
denen eine in Köln zwischengelandet war; im Dezember
2010 und Januar 2011 die Drohung gegen den Reichstag,
verbunden mit den Schutzmaßnahmen, die wir zwei Mo-
nate lang alle erlebt haben und bei denen wir noch heute
den Polizeikräften für ihren bewundernswerten Einsatz
dankbar sein können;


(Beifall bei der CDU/CSU)


ein paar Monate später die Festnahme der Düsseldorfer
Zelle, die einen Anschlag an einer Bushaltestelle bege-
hen wollte; und erst vor wenigen Wochen in Berlin die
Festnahme von zwei Terrorverdächtigen, die einen An-
schlag begehen wollten.

Die Bedrohungslage ist unverändert ernst. Sie ist
hoch. Wir müssen darauf reagieren. All die Erfolge, dass
es nicht zu Anschlägen kam, sind auch dem Umstand zu
verdanken, dass wir den Sicherheitsbehörden in den letz-
ten Jahren die richtigen Instrumente gegeben haben.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Richtig!)


Übrigens waren fast alle Parteien mit dabei. Deshalb
verstehe ich hier den Streit nicht ganz.

Rot-Grün hat mit diesen Maßnahmen begonnen, aller-
dings mit unserer Unterstützung. Wir haben mitge-
stimmt.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Ja!)


Dann kam die Große Koalition, bei der wir wieder mit
dabei waren. Jetzt machen wir gemeinsam mit der FDP
ein Gesetz, das durchaus – das muss man sagen – die
Handschrift der Liberalen trägt.


(Lachen des Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Das kann man wirklich zugestehen. Das ist nichts
Schlechtes, sondern etwas Gutes. Im Gegensatz zu Ih-
nen, Herr Wieland, und den Grünen: Sie sind doch bei
Otto Schily strammgestanden, nichts anderes.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Jetzt von der Zuschauertribüne aus schlaue Ratschläge
zu geben, ist Heldentum nach Ladenschluss, nichts ande-
res.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, der FDP und der LINKEN)


Nichts von dem, was Sie heute gerne einfordern, haben
Sie selber umgesetzt, als Sie in der Regierung waren.
Das ist nicht weiter tragisch, aber dann halten Sie es an-
deren nicht vor.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das alles hat der Schily nicht gekriegt!)


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(C (D Was wir als Kern dieser Gesetze immer wieder brauhen – darin sind wir uns einig –, sind Erkenntnisse über errorverdächtige, die sich konspirativ verhalten. Wir rauchen Informationen über das Kommunikationsveralten: Wer telefoniert mit wem? Wer sendet wem eine -Mail?, über die Reisebewegungen: Wer reist in Terroramps ins pakistanische Grenzgebiet?, und über Finanzansaktionen: Wer ordert und bekommt Geld zur Bechaffung für Utensilien für Bomben? In diesem Gesetz eht es darum, dass wir diese Instrumente erhalten. Übriens richten sich diese Maßnahmen nicht gegen jederann, auch nicht flächendeckend, wie immer wieder uggeriert wurde. Sie richten sich gegen Terrorverdächge oder deren Umfeld, und zwar anhand von Tatsachen. ier so zu tun, als ob wir quasi ein flächendeckendes berwachungssystem etabliert hätten, ist absurd. Herr Kollege Korte – der Kollege Ströbele unterhält ich gerade mit dem Innenminister, vielleicht hört er otzdem zu –, dieser Dialog zwischen Ihnen beiden, em Neu-Linken und dem Alt-Linken, beide unbelastet on Fachwissen, die hier etwas suggerieren wollen – (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das ist eine Arroganz!)


nein, das ist nicht arrogant –, ärgert mich wegen Ihrer
nwissenheit. Sie stellen sich hier hin und erklären, es
ebe keine Zahlen, wie häufig solche Maßnahmen ange-
andt wurden, die Regierung halte sie geheim. Dazu
ibt es eine Bundestagsdrucksache. Daher zeugt Ihr Ver-
alten von Unfähigkeit und Inkompetenz, nichts ande-
s.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Jan Korte [DIE LINKE]: Ich habe die Onlinedurchsuchung als Beispiel genannt!)


as hat mit Arroganz nichts zu tun. Bleiben Sie bei den
atsachen!


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712702500

Einen Augenblick bitte. Es ist sicherlich für beide

eiten aufschlussreich, dennoch ist die Privatkonversa-
on zwischen dem Innenminister und dem Kollegen
tröbele für den Redner ein bisschen störend. – Bitte
chön, Herr Kollege.


Clemens Binninger (CDU):
Rede ID: ID1712702600

Ich gestehe Ihnen eine andere Meinung zu, Herr

orte. Aber Sie können hier nicht etwas behaupten, was
icht stimmt, nämlich dass es hierzu keine Zahlen gibt,
ährend eine Bundestagdrucksache vorliegt, in der alle
ahlen nachgelesen werden können. Die Zahlen bele-
en, dass die Maßnahmen sehr maßvoll, überhaupt nicht
ächendeckend und in ihrer Häufigkeit zum Teil nur im
instelligen Bereich angewandt wurden.

Mit dem neuen Gesetz verbessern wir die Instru-
ente. Wir machen sie zielgenauer. Wir berücksichtigen

abei das, was uns in den letzten fünf Jahren die Praxis
ezeigt hat.






(A) )


)(B)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712702700

Herr Kollege Binninger, darf der Kollege Korte Ihnen

eine Zwischenfrage stellen?


Clemens Binninger (CDU):
Rede ID: ID1712702800

Ich habe ihn heftig kritisiert, dann darf er auch fragen.


Jan Korte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712702900

Herr Kollege Binninger, ich möchte Sie auf zwei

Punkte hinweisen.

Ich habe eben am Beispiel der Onlinedurchsuchungen
darauf verwiesen, dass die Bundesregierung einmal Zah-
len genannt hat und einmal nicht, aus Geheimhaltungs-
gründen. Deswegen kann ich zu manchen Zahlen in der
Tat nichts sagen.

Ich möchte grundsätzlich etwas klarstellen. Ich
möchte mich präziser ausdrücken; vielleicht stimmen
Sie mir dann zu; möglicherweise habe ich mich zuvor
nicht ganz eindeutig ausgedrückt. Der Evaluierungsbe-
richt, über den wir heute diskutieren – er liegt mir vor –
ist VS-NfD eingestuft. Soweit ich weiß, ist es nicht an-
gesagt, daraus hier Zahlen zu zitieren. Wenn hier alle
einverstanden sind, kann ich das jetzt natürlich gern tun.
Auf Zahlen in diesem Bericht bezog ich mich.


Clemens Binninger (CDU):
Rede ID: ID1712703000

Ich will gern darauf eingehen. Der Kollege Ströbele

hat die Frage gestellt, ob Sie wissen, wie häufig Informa-
tionen über Finanztransaktionen bei Banken abgerufen
wurden.


(Gisela Piltz [FDP]: 20 000-mal im Jahr 2009!)


Ich habe diese Zahl präsent. Ich will aber nicht aus die-
sem VS-NfD-eingestuften Bericht zitieren. Sie haben
gesagt: Diese Regierung nennt diese Zahlen nicht.

Das stimmt eben nicht. Die Bundestagsdrucksache ist
allen zugänglich.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Friedrich hat sie doch vorhin genannt!)


Wir haben diese Zahlen; sie sind kein Staatsgeheimnis.
Ich wiederhole: Sie sind Ihnen zugänglich. Daher dürfen
Sie das nicht behaupten.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie hören alle dem Minister nicht zu!)


Um die Onlinedurchsuchungen geht es heute über-
haupt nicht. Es geht um die konkreten Befugnisse in die-
sem Gesetz. Sie sind bekannt; sie liegen vor. Ich bitte
Sie, so etwas nicht zu behaupten; schließlich gibt es eine
Drucksache, in der alle nachlesen können, die nachlesen
wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Aber die hat er als Beispiel genannt! – Jan Korte [DIE LINKE]: Ein Beispiel!)


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(C (D In unserem jetzigen Gesetzentwurf wird die Befrisng beibehalten. Es soll erneut evaluiert werden. An wei Stellen wurden die Befugnisse den Anforderungen er Praxis angepasst. Das macht auch Sinn. (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


err Kollege Wieland, dass Sie sagen: „Deswegen stim-
en wir nicht zu“, ist wenig plausibel.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe Ihnen doch die Begründung vorgelesen!)


Im Hinblick auf die Luftfahrtunternehmen frage ich
ie ganz offen: Was ist grundrechtschonender? Ist es
rundrechtschonender, dass die Sicherheitsbehörden bei
ieben Airlines fragen müssen, ob ein Terrorverdächti-
er, dessen Name bekannt ist, mit ihnen geflogen ist, um
ann von vier dieser Airlines keine Antwort zu bekom-
en, oder bei „Amadeus“, der zentralen Buchungsstelle,

ine Anfrage zu stellen, dort eine Antwort zu erhalten,
oraufhin die Angelegenheit beendet ist?


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist eine von tiefer Unkenntnis geprägte Frage!)


s ist doch besser, ein einziges Mal bei „Amadeus“ an-
ufragen als insgesamt siebenmal bei verschiedenen Air-
nes. Deshalb ist unsere Korrektur richtig, sinnvoll, ziel-
enau und grundrechtschonend.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Was die zweite Korrektur, diejenige bei den Bankda-
n, angeht, gilt das Gleiche. Wenn die Sicherheitsbehör-
en den Namen eines Terrorverdächtigen und seinen
ohnort kennen, dann kennen sie in aller Regel nicht

eine Bankverbindung. Die bisherige Vorgehensweise
ar, dass man bei den Banken am Wohnort eine Anfrage

tellte, etwa bei der Sparkasse, der Volksbank, der Deut-
chen Bank, wo auch immer. Man musste also jedes Mal
on neuem fragen: Hat diese Person bei Ihnen ein
onto? Gab es irgendwelche Kontobewegungen? In Zu-
unft reicht eine Anfrage beim Bundeszentralamt für
teuern. Dort kann man gezielt anfragen und erfährt, wo
in Konto vorhanden ist. Sie können doch nicht ernsthaft
ehaupten, dass eine Anfrage ein größerer Grundrechts-
ingriff ist als fünf Anfragen.

Ich glaube, tief in Ihrem Herzen


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist es ganz schwarz!)


issen Sie ganz genau, dass das, was Ihnen Kollege
iefelspütz ins Stammbuch geschrieben hat, Punkte

ind, die Sie schon mitgetragen haben und auch heute
ittragen könnten. Wenn Sie daran wirklich ein Inte-
sse haben – alle Fraktionen in diesem Hause mit Aus-

ahme der Linken haben schon Zustimmung signalisiert;
ir, die Union, waren immer dafür –, dann stimmen Sie
r diesen Gesetzentwurf. Wenn er verabschiedet wird,
erden die Sicherheitsbehörden in die Lage versetzt,

uch zukünftig erfolgreiche Arbeit zu leisten, übrigens





Clemens Binninger


(A) )


)(B)

zum Schutz aller Bürger in diesem Land. Das sollten wir
nicht vergessen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712703100

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung des Gesetzent-
wurfs auf der Drucksache 17/6925 an die in der Tages-
ordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt
es dazu andere Vorschläge? – Das ist nicht der Fall.
Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Wir kommen zum Tagesordnungspunkt 26 a und 26 b:

a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Swen
Schulz (Spandau), Dr. Ernst Dieter Rossmann,
Dr. Hans-Peter Bartels, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion der SPD

Personaloffensive für den wissenschaftlichen
Nachwuchs starten

– Drucksache 17/6336 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Haushaltsausschuss
Ausschuss für Kultur und Medien

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Petra
Sitte, Diana Golze, Agnes Alpers, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion DIE LINKE

Befristung von Arbeitsverträgen in der Wis-
senschaft eindämmen – Gute Arbeit in Hoch-
schulen und Instituten fördern

– Drucksache 17/6488 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Arbeit und Soziales

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache wiederum eineinviertel Stunden vorge-
sehen. – Auch hierzu höre ich keinen Widerspruch. Also
können wir so verfahren.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem
Kollegen Swen Schulz für die SPD-Fraktion.


Swen Schulz (SPD):
Rede ID: ID1712703200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Deutschland
ist auf gute Bildung und starke Wissenschaft angewie-
sen. Darum brauchen wir auch wissenschaftlichen Nach-
wuchs. Wir brauchen Wissenschaftlerinnen und Wissen-
schaftler, die Lehre an den Hochschulen gestalten und
damit auch Fachkräfte ausbilden, die Forschung betrei-
ben und damit Probleme lösen.

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(C (D Es ist also ein gutes System nötig, das Nachwuchsissenschaftler fördert. Leider haben wir damit Proleme, von denen Wissenschaftlerinnen und Wissenchaftler berichten und die auch in verschiedenen tudien nachgewiesen sind. Die Betroffenen sind hochotiviert und wollen Wissenschaft betreiben, aber sie iden unter großer beruflicher Unsicherheit. Es gibt zu enig Aufstiegschancen und Dauerstellen. Weniger als 0 Prozent haben eine unbefristete Stelle. Wir müssen ilweise sogar von nachgerade prekärer Beschäftigung Wissenschaftsbereich reden. Für die Betroffenen be teht die reale Gefahr, im fünften Lebensjahrzehnt, also ber 40-jährig, trotz höchster Qualifikation schlichtweg usgemustert zu werden. Wir thematisieren dieses Problem nicht, um etwa eier speziellen Gruppe etwas Gutes zu tun, sondern es ist in Problem für die gesamte Gesellschaft, weil uns Leute erloren gehen. Sie gehen ins Ausland. Sie verlassen die issenschaft. Es ist schlecht für Deutschland, diese klu en Köpfe zu verlieren. Darum müssen wir gegensteurn. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Die SPD macht in dem Antrag, den wir vorgelegt ha-
en, eine ganze Reihe von Vorschlägen. Ich kann nicht
lle vorstellen und greife darum nur einige wenige he-
us.

Wir wollen eine Personaloffensive für die Hoch-
chulen mit 2 500 zusätzlichen Professuren für bessere
arrierechancen, aber auch für eine bessere Betreuung
er Studierenden. Wir wollen zusätzliche 1 000 Junior-
rofessuren als Alternative zur Habilitation. Wir wollen
en sogenannten Tenure Track stärken, um bessere Kar-
erewege an den Hochschulen zu schaffen. Wir wollen
ie Kinderbetreuungsangebote ausbauen, damit die Ver-
inbarkeit von Familie und Wissenschaft verbessert
ird. Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Wir wollen außer-
em die Hochschulen bei der Personalplanung unterstüt-
en.

Es gibt viele weitere Vorschläge nicht nur von uns,
ondern auch von anderen Oppositionsfraktionen in die-
em Haus und auch aus der Wissenschaft. Wir könnten
ehr viel machen, und wir müssen sehr viel machen, al-
in diese Bundesregierung tut nichts. Sie lässt die Dinge

infach so laufen und verweigert sich.

Wir hatten bereits letztes Jahr eine Debatte zu diesem
hema im Deutschen Bundestag. Wir haben Aktivitäten
er Bundesregierung und der Regierungskoalition ange-
ahnt. Damals hat Staatssekretär Braun, der heute nicht

nwesend ist, für die Bundesregierung gesagt, bald
omme der große Evaluationsbericht zum Wissen-
chaftszeitvertragsgesetz. Dieser Bericht liegt seit Mo-
aten vor, und er skizziert die Probleme, die ich ange-
prochen habe. Aber die Bundesregierung stellt sich taub
nd blind. Dabei müsste doch mindestens eines endlich
llen klar sein: Die Tarifsperre muss weg.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)






Swen Schulz (Spandau)



(A) )


)(B)

Arbeitgeber und Arbeitnehmer müssen die Möglichkeit
haben, gemeinsam Regelungen über das Gesetzliche hi-
naus zu treffen. Staatssekretär Braun hat damals für die
Bundesregierung gesagt, die Bundesregierung sei nicht
untätig, ganz im Gegenteil. Ich zitiere, was er gesagt hat:

Es war Bundesministerin Annette Schavan,

– so Staatssekretär Braun –

die 2008 den ersten „Bundesbericht zur Förderung
des Wissenschaftlichen Nachwuchses“ vorgelegt
hat. Es war diese Bundesregierung, die den HIS-
Bericht „Wissenschaftliche Karrieren“ in Auftrag
gegeben hat, damit wir erstmals empirische Zahlen
zur Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses
erhalten. Schon dieser Bericht … ist ein erster Be-
weis dafür, dass die Bundesregierung nicht tatenlos
ist, sondern sich intensiv diesem Thema widmet.

Das ist richtig. Es war der erste Beweis, aber leider auch
der letzte. Was nützen die besten Berichte, wenn Sie
keine Konsequenzen ziehen und nichts daraus machen?


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie sind jetzt schlauer, aber Sie stellen sich dumm. Sie
kommen mir vor wie ein Kurzsichtiger, der sich eine
Brille besorgt, um besser sehen zu können, sich aber
dann, wenn er die Wohnung verlässt, eine Augenbinde
umbindet. Meine Damen und Herren, so geht das nicht.


(Tankred Schipanski [CDU/CSU]: Sie müssen nicht von sich auf andere schließen!)


Wir haben doch Möglichkeiten. Der Hochschulpakt
kann ergänzt werden, damit die Personaloffensive an den
Hochschulen wirklich ankommt und mehr unbefristete
Stellen geschaffen werden. Die Overhead-Finanzierung
der DFG kann gesteigert werden, was der Grundfinan-
zierung der Hochschulen helfen würde. Wo ist denn das
lange angekündigte Wissenschaftsfreiheitsgesetz? Es
könnte, wenn es richtig gemacht ist, auch helfen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren von der Re-
gierungskoalition, Sie müssen nicht alle unsere Vor-
schläge übernehmen. Aber machen Sie doch wenigstens
irgendetwas. Zeigen Sie Aktivität!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie folgen an den verschiedenen Stellen immer wieder
zwei Argumentationsmustern, die Sie je nach Bedarf,
wie es Ihnen gerade passt, austauschen. Entweder sagen
Sie: „Die Länder sind zuständig; wir können da gar
nichts machen“, oder Sie sagen: „Alles ist gut.“ Das
reicht für eine Bundesregierung nicht aus. Die Bürgerin-
nen und Bürger erwarten zu Recht etwas anderes.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


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(C (D Nächster Redner ist der Kollege Albert Rupprecht für ie CDU/CSU-Fraktion. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712703300


Albert Rupprecht (CSU):
Rede ID: ID1712703400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!

err Kollege Schulz, Sie wissen, dass wir als Unions-
aktion auf unserer Klausurtagung mehrere Schwer-
unkte für die Bildungs- und Forschungspolitik formu-
ert haben und dass einer dieser Schwerpunkte, über den
ir im Augenblick beraten und zu dem wir in wenigen
ochen einen Antrag einbringen werden – das haben
ir in der Ausschusssitzung angekündigt –, die Zukunft
es wissenschaftlichen Nachwuchses ist. Deswegen ist
s unredlich und unfair, zu sagen, dass wir da nichts tun.
ir beraten gerade über einen entsprechenden Antrag.
aher wäre es fair und höflich gewesen, wenn Sie mit
er Einbringung Ihres Antrages ein paar Wochen gewar-
t hätten.


(Michael Gerdes [SPD]: Wie viele Wochen denn noch?)


ann hätten wir über alles gemeinsam diskutieren kön-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Bevor ich zu den Maßnahmen komme, die wir für
otwendig erachten, muss ich die Fakten klarstellen.
akt ist, dass die Anzahl der Wissenschaftler und vor al-
m der Nachwuchswissenschaftler in Deutschland er-
eblich gestiegen ist. Das liegt in unser aller Interesse.
uerst zu den Zahlen – das sind die letzten, die im Statis-
schen Bundesamt vorliegen – zur Entwicklung der
ochschulen im Zeitraum von 2005 bis 2009: Die Zahl
er wissenschaftlichen Mitarbeiter hat in diesem Zeit-
um um 25 Prozent zugenommen, das heißt um 60 000.
ei den Professoren ist ein Plus von 6 Prozent, bei den
issenschaftlichen Mitarbeitern ein Plus von 31 Prozent,
ei sonstigen Lehrkräften ein Plus von 23 Prozent, bei
en wissenschaftlichen Hilfskräften ein Plus von 46 Pro-
ent und bei den Lehrbeauftragten ein Plus von 35 Pro-
ent zu verzeichnen. Die Zahlen zeigen ganz klar: Es
ab in Deutschlands Geschichte noch nie so viele Stellen
r den wissenschaftlichen Nachwuchs an Hochschulen
ie derzeit. Der wesentliche Grund dafür ist die Finan-

ierung, die wir vonseiten des Bundes ermöglichen. Die
inanzierung der Hochschulpakte weist einen massiven
uwachs auf. Ich erinnere an die 5 Prozent Aufwuchs
ro Jahr bei der DFG und damit auch bei der Hochschul-
rschung, die Overhead-Finanzierung bei der DFG und

eim BMBF sowie den kontinuierlichen Ausbau der
rojektförderung.

Auch in den außeruniversitären Forschungseinrich-
ngen erleben wir eine ausgesprochen positive Ent-
icklung. Dazu die Zahlen für den Zeitraum von 2005
is 2010: Es gibt einen massiven Zuwachs von 16 Pro-
ent beim Personal im Bereich Forschung und Ent-
icklung, einen Zuwachs von 89 Prozent bei der struk-





Albert Rupprecht (Weiden)



(A) )


)(B)

turierten Doktorandenförderung, einen Zuwachs von
63 Prozent bei den betreuten Doktoranden, einen Zu-
wachs von 120 Prozent bei den selbstständigen Nach-
wuchsgruppen und einen Zuwachs von 45 Prozent bei
den DFG-geförderten Postdocs, und das alles in nur we-
nigen Jahren. Auch im außeruniversitären Bereich gab
es noch nie eine derartig große Chance für den wissen-
schaftlichen Nachwuchs, eine Stelle zu bekommen.
Auch hierfür sind die zusätzlichen Mittel, die wir von-
seiten des Bundes zur Verfügung stellen, ursächlich.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich erinnere an die bedeutendsten und entscheidends-
ten Größen. Der Pakt für Forschung und Innovation
weist für den Zeitraum von 2006 bis 2010 einen Zu-
wachs von 3 Prozent pro Jahr und im Zeitraum von 2011
bis 2015 einen Zuwachs von 5 Prozent pro Jahr auf. Wir
garantieren über Jahre hinweg nicht nur das Niveau, son-
dern sogar einen Zuwachs. Wir leben Verlässlichkeit,
Nachhaltigkeit und Sicherheit über Jahre hinweg. Wir
müssen daher die Frage stellen, wieso die Hochschulen
dem wissenschaftlichen Nachwuchs diese Sicherheit,
Verlässlichkeit und Nachhaltigkeit nicht in den Arbeits-
verträgen weitergeben. Das ist die entscheidende Frage
und der kritische Punkt.

Es gibt in der Tat zu viele Stellen, die über die Maßen
befristet sind, und zu wenige, die eine langfristige Per-
spektive bieten. Wir vonseiten des Bundes bieten dem
Wissenschaftssystem Nachhaltigkeit und Verlässlichkeit;
wir verlangen aber auch Orientierung an Leistung, Ex-
zellenz und Qualität. Wir wollen, dass sich die Leis-
tungsorientierung, Exzellenz und Qualität in den Ar-
beitsverträgen des wissenschaftlichen Nachwuchses
widerspiegeln, aber wir wollen keine lebenslangen aka-
demischen Hängematten unabhängig von Leistung und
Engagement, wie es die Linken befürworten. Was wir
aber schon wollen, ist Planbarkeit, Planungssicherheit,
Verlässlichkeit und Nachhaltigkeit für Wissenschaftler,
die sich engagieren und Leistung bringen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das sind unsere Leitbilder. Jetzt komme ich zum
Konkreten.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wurde auch Zeit!)


Was heißt das? Was ist zu tun? Ich komme zuerst zur au-
ßeruniversitären Forschung, zu den Doktoranden und
Postdocs. Die bestehenden Jahresverträge müssen künf-
tig vermehrt um Zielvereinbarungen mit einer Leistungs-
komponente ergänzt werden. Wenn Leistung erbracht
wird, darf die Verlängerung des Vertrages bis zur Errei-
chung des Qualifizierungsziels nur eine Formalität sein.
Für die besten Postdocs wünschen wir uns mehr Tenure-
Track-Programme. Bis dato gibt es einen Flaschenhals
– das ist richtig – bei den außeruniversitären Forschungs-
einrichtungen, die mehr Geld von uns bekommen, die
aber auf der anderen Seite, wenn sie W-3-Stellen geneh-
migt bekommen wollen, die Zustimmung des Finanz-
ministers und der Haushälter brauchen. Diese bekommen
sie nicht immer, selbst wenn das Geld kurzfristig zur Ver-


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(C (D gung stünde. Deswegen werden wir in wenigen Wohen ein Wissenschaftsfreiheitsgesetz vorlegen, das nach nseren Vorstellungen genau das beinhaltet: mehr Freieit für die Forschungseinrichtungen, eigenständig zu ntscheiden, ob und wann sie W-3-Stellen einrichten erden. ir erwarten von den Forschungseinrichtungen aber chon, dass sie die Möglichkeiten für Tenure-Track-Proramme tatsächlich nutzen. Ich komme zweitens zum universitären Bereich. Wir üssen klar sehen, wo wir Verantwortung haben und wo icht. Man kann die Verfassung ändern, aber wir müssen nsere Politik auf der Basis der bestehenden Verfassung achen. Das ist so, und das ist zu respektieren. Wir ge en auch in diesem Bereich massiv mehr Geld aus, und war für projektfinanzierte Maßnahmen. Es fehlt aber das ist richtig – zu einem großen Teil die Grundfinan ierung vonseiten der Länder. Unsere projektfinanziern Maßnahmen reichen nicht oder nur begrenzt aus, um usätzliche W-3-Stellen zu schaffen. Wir können nur an ie Länder und die Hochschulen appellieren. Es besteht der Tat ein Missverhältnis zwischen dem Zuwachs bei rojektfinanzierten Maßnahmen vonseiten des Bundes nd bei der Grundfinanzierung, für die die Länder verntwortlich sind. Die Grundfinanzierung wächst nicht in emselben Maße. Deswegen gibt es so viele befristete tellen. Was muss sich ändern? Die Grundfinanzierung der änder muss mit dem Anwachsen der Projektfinanzieng Schritt halten. Dazu gibt es mehrere Pakte, und die ereinbarung, wie die Rollenverteilung ist, war ganz lar. Wir liefern, aber zumindest einige Länder entziehen ich der Verantwortung. Ich sage bewusst „einige Läner“, weil die Länder unterschiedlich zu bewerten sind. Ich sehe, dass meine Redezeit zu Ende geht. Desween werde ich einige Seiten überspringen, die konkrete orschläge beinhalten. Diese werden die nachfolgenden ollegen noch machen. Aber eine fröhliche Schlussformel würde allgemeine egeisterung hervorrufen. Lassen Sie mich zum Schluss kommen. Ich möchte urz an eine Veranstaltung erinnern. Wir hatten ein achgespräch mit Professor Kleiner und Professor chwarz zur GAIN-Tagung, in dem beide uns folgende spekte nähergebracht haben: Tenure-Track-Systeme ind auch bei der heutigen Struktur durchaus möglich. as ist insbesondere ein Mentalitätsproblem an den Uniersitäten. Professor Kleiner hat darauf hingewiesen, ass auch mit Projektmitteln durchaus unbefristete Veräge an den Hochschulen möglich sind. Deswegen geht ein Appell an die Hochschulen und die Forschungseinchtungen: Wir vonseiten des Bundes leisten einen masiven Mitteleinsatz und bitten, dass die Verantwortung Albert Rupprecht )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712703500
Albert Rupprecht (CSU):
Rede ID: ID1712703600




(A) )

an den Hochschulen und Forschungseinrichtungen wahr-
genommen wird.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712703700

Die Kollegin Petra Sitte hat nun das Wort für die

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Petra Sitte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712703800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wenn in

dieser Debatte über akademischen Nachwuchs gespro-
chen wird, dann haben wir es nicht gewissermaßen mit
der Vorschulgruppe des Wissenschaftssystems zu tun.
Wir reden hier nicht über Lernende, die sich tapfer auf
ihr Berufsleben vorbereiten. Nein, wir reden über
85 Prozent der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft-
ler an Hochschulen und Instituten dieses Landes. Diese
sichern tagtäglich im befristeten Angestelltenverhältnis
oder als Stipendiaten, als Lehrbeauftragte oder als Pri-
vatdozentinnen und Privatdozenten die Leistungsfähig-
keit dieser Einrichtungen.

Das geschieht zumeist unter schwierigen finanziellen
Rahmenbedingungen. Bei vielen ist die persönliche Ar-
beits-, Einkommens- und Versicherungssituation mittler-
weile prekär. Unterfinanzierte Hochschulen und Univer-
sitäten setzen auf deren Wissenschaftsenthusiasmus und
auf deren Bereitschaft, unbezahlt zu forschen. Dieses
Problem ist lange bekannt, und es ist seit langem unbe-
wältigt. Auch die selbst gelobten Milliarden aus diesem
Haushalt ändern nichts daran. Sie kommen nämlich gar
nicht dort an, wo sie am dringendsten gebraucht werden
bzw. am besten angelegt wären.


(Albert Rupprecht [Weiden] [CDU/CSU]: Ist das unsere Verantwortung?)


– Natürlich ist das Ihre Verantwortung. Ich möchte
schon wissen, was mit dem Geld passiert, das die Steuer-
zahler hier in das Gesamtsystem einbringen.


(Beifall bei der LINKEN)


Es geht also nicht um eine akademische Randgruppe,
sondern es geht um viele Hochqualifizierte, die nur eines
nicht erreichen können, nämlich den Status als verbeam-
teter Professor bzw. verbeamtete Professorin auf Le-
benszeit. Darin liegt das Kernproblem des deutschen
Wissenschaftssystems. Es weist immer noch die Perso-
nalstruktur des 19. Jahrhunderts, also der alten Ordina-
rienuniversität auf. Das ist das Problem.

Manchmal hilft auch der Blick von Außenstehenden,
um die eigenen Probleme besser erkennen zu können.
Der Schweizer Historiker Caspar Hirschi von der renom-
mierten ETH Zürich vergleicht die Situation angestellter
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutsch-
land mit der von Günstlingen an Fürstenhöfen – Zitat –:

Um sich im akademischen Betrieb zu halten, müs-
sen sie den Ruhm ihres professoralen Patrons durch
treue Dienste und wissenschaftliche Taten erhöhen.

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(C (D Ein entscheidender Unterschied zum Fürstenhof besteht jedoch darin, dass Gönner und Günstling im gleichen Feld agieren, womit sie, sobald sich der Günstling einen eigenen Namen gemacht hat, zwangsläufig in ein Konkurrenzverhältnis treten. Diese Konkurrenz zwischen etablierten Professorinen und Professoren und dem innovativen Nachwuchs önnte beispielsweise durch die Aufhebung dieser ierarchien und ebenjener persönlichen Abhängigkeiten roduktiv wirken. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ohne Lehrtuhl sollten also Möglichkeiten bekommen, selbstständig u forschen. Modelle wie Forschungsgruppenleiterinnen nd -leiter an außeruniversitären Forschungseinrichtunen findet man aber eben nicht an Hochschulen. Die chon erwähnten Juniorprofessuren, die das bieten könnn, werden viel zu selten angeboten. Wenn sie doch aneboten werden, dann fehlt nach Ende der Frist zumeist ine echte klare akademische Perspektive. Man hängt lso nach Ablauf dieser Frist wieder in der Luft und uss sein akademisches Dasein durch Antragsrennen m Fördergelder, die sogenannten Drittmittel, irgendwie bsichern. Sie werden zugeben, meine Damen und Hern von der Koalition, dass das selbst in Ihrer Logik ein bsurder Vorgang ist. Nun schauen wir einmal, wie die Wissenschaftseinchtungen auf diese Misere reagieren. Um wettbewerbshig zu bleiben, flexibilisieren sie ihre Stellenpläne seit ahren mehr und mehr. Was folgt? Neben Lehrbeauftragn und Privatdozenten, die ohnehin nicht Angehörige er Hochschulen sind, wird der gesamte akademische ittelbau mittlerweile zur Verschiebemasse. Sieben von cht angestellten Wissenschaftlerinnen und Wissenchaftlern haben befristete Verträge. Die durchschnittlihe Vertragsdauer im Angestelltenverhältnis beträgt wölf Monate – wohlgemerkt: zwölf Monate – für Spitenwissenschaftler. Drei Viertel haben zwar eine Teileitstelle, arbeiten aber trotzdem Vollzeit. Zwischenzeitch ist es normal, dass sich zwei Doktoranden eine telle teilen und jeweils mit etwa 1 000 Euro netto am onatsende nach Hause gehen. Nun fragt man sich: Wieso funktioniert das System? ie Antwort ist ziemlich einfach – das beweisen auch ie Umfragen –: Die meisten haben die Hoffnung auf ine Professur eben immer noch nicht aufgegeben. Anere, gerade im geisteswissenschaftlichen Bereich, finen häufig gar keine adäquate Beschäftigung außerhalb er Akademie. Wer es dann endgültig leid ist – das hat ein Kollege schon gesagt –, der bricht mit seiner Alma ater, was übrigens so viel heißt wie nährende, gütige utter, und lässt selbige zurück. Der vorhin zitierte Historiker Caspar Hirschi verleiht er deutschen Wissenschaft denn auch den Titel „Exortweltmeister beim akademischen Überschuss“. Er ritisiert, dass Deutschland mit den Graduiertenschulen us der Exzellenzinitiative massenhaft Nachwuchskräfte roduziert. Ich zitiere ihn wieder: Dr. Petra Sitte )


(Beifall bei der LINKEN)


(Nicole Gohlke [DIE LINKE]: Ein Skandal!)





(A) )

Es wäre daher an Bildungspolitikern in Bund und
Ländern, den wissenschaftlichen und volkswirt-
schaftlichen Sinn einer Forschungspolitik zu hinter-
fragen, die zur Profilierung weniger „principal in-
vestigators“

– das heißt übersetzt „Spitzenwissenschaftler“ –

eine international einmalige Verschleuderung per-
soneller und finanzieller Ressourcen betreibt.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Recht hat er!)


Verschleuderung von Ressourcen!

Eigentlich müsste Politik darauf mit besseren Chan-
cen und klaren Perspektiven durch dauerhafte Beschäfti-
gung reagieren; das liegt doch auf der Hand.


(Beifall bei der LINKEN)

Stattdessen ist das Sonderbefristungsrecht für die Wissen-
schaft gestärkt worden. Das Wissenschaftszeitvertragsge-
setz – bei dem Titel darf man sich nicht verstolpern –
wurde geschaffen, um besonders im Drittmittelbereich
den Wissenschaftseinrichtungen als Arbeitgeber alle
Freiheiten für befristete Verträge einzuräumen. Selbst ab-
weichende tarifliche Regelungen – und seien sie noch so
positiv – sind nach diesem Gesetz nicht möglich. Das ist
in Deutschland absolut einmalig. Es gibt keine andere
Branche, in der das so ist.


(Nicole Gohlke [DIE LINKE]: Es ist ein Skandal!)


Anstatt also Mindeststandards für gute Arbeit in der
Wissenschaft zu definieren, haben sich CDU/CSU und
SPD 2007 darin gefallen, prekäre Beschäftigung noch
auszuweiten.

Die jüngste Prüfung dieses Gesetzes brachte nicht nur
ultrakurze Vertragslaufzeiten ans Tageslicht, sondern
zwangsläufig auch große Unzufriedenheit. 27 Prozent
der befristet Beschäftigten an Hochschulen und 33 Pro-
zent der befristet Beschäftigten an außeruniversitären
Forschungseinrichtungen waren mit ihrer Arbeitsplatz-
unsicherheit unzufrieden. Trotz vielfachen Kinderwun-
sches unter den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft-
lern entscheiden sich die meisten doch gegen eine
Familiengründung.


(Tankred Schipanski [CDU/CSU]: Warum haben denn die Unis dann Kindergärten?)


Nun sagt der gesunde Menschenverstand: Da ist was
faul, da müssen wir was ändern. – Und was tun Sie? Was
erklärt das Forschungsministerium? Es sagt – es ist un-
glaublich –, das Wissenschaftszeitvertragsgesetz habe
sich bewährt. Es ist nicht zu fassen.


(Tankred Schipanski [CDU/CSU]: Lesen Sie mal die HIS-Studie!)


Das Einzige, was es hervorgebracht hat, ist akademi-
sches Proletariat in Massen.


(Beifall bei der LINKEN – Widerspruch bei der CDU/CSU – Tankred Schipanski [CDU/ CSU]: Das ist wieder unterste Schublade!)


– Jawohl, da müssen Sie durch!

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(C (D Deshalb fordern wir mindestens, dass das Gesetz die efristungsmöglichkeiten nicht weiter ausdehnt, sonern eindämmt: Erstens. Die Tarifsperre sollte gestrichen werden das hat der Kollege von der SPD schon gesagt –, so ass abweichende Regelungen möglich sind. (Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


Zweitens. Es sollten Mindestvertragslaufzeiten be-
timmt und die Möglichkeit von Vertragsverlängerungen
r Eltern als Rechtsanspruch ausgestaltet werden.

Drittens. Dort, wo eingeworbene Drittmittel die Wis-
enschaftsfinanzierung leisten, sollten befristete Ver-
äge mindestens so lange laufen, wie das beauftragte
rojekt oder die angekoppelte Qualifizierungsphase je-
eils dauert.

Natürlich reicht die Änderung dieses Gesetzes nicht,
m Wissenschaft als Beruf wirklich attraktiv zu machen.
ebraucht werden auch keine weiteren gutgemeinten
ettbewerbe von Bund und Ländern, sondern gebraucht
ird ein nachhaltiger Ausbau von unbefristeten Stellen.


(Beifall bei der LINKEN)


ie Hochschulen sollten zusätzliche und verlässliche
nschubfinanzierungen für die Einstellung von wissen-

chaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bekom-
en. Ob Juniorprofessuren oder Hochschuldozenturen

eschaffen werden, wollen wir nicht vorschreiben; das
ollen die Hochschulen entscheiden.


(Tankred Schipanski [CDU/CSU]: Aha! Zuständigkeit bei den Ländern!)


Gebraucht wird also endgültig ein glaubwürdiges Si-
nal als Botschaft an junge Wissenschaftlerinnen und
issenschaftler, dass ihnen hier Chancen geboten wer-

en, ihr innovatives Potenzial zu entfalten. Lassen Sie
ns endlich auch das Hofstaatsdenken an unseren Uni-
ersitäten beenden!

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712703900

Nun erhält der Kollege Martin Neumann für die FDP-

raktion das Wort.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Martin Neumann (FDP):
Rede ID: ID1712704000

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Die Sozialdemokraten und die Linken sorgen
ich einmal mehr um das deutsche Wissenschaftssystem


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Wenn Sie es nicht tun!)


nd fordern eine Personaloffensive für den wissenschaft-
chen Nachwuchs.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gut so!)






Dr. Martin Neumann (Lausitz)



(A) )


)(B)

Ich glaube, wir müssen etwas genauer hinschauen. Was
Kollege Schulz und Sie gerade dargestellt haben, schießt
über das Ziel hinaus.

Ihre Analyse mag in dem einen oder anderen Punkt
sogar zutreffen – das will ich so deutlich sagen –;


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


die Frage ist aber, welche Konsequenzen wir in Zukunft
aus Ihren Forderungen ziehen.

Auch uns bewegt selbstverständlich die Situation un-
serer klügsten und am besten ausgebildeten Köpfe. Mel-
dungen wie „Nur jeder dritte Doktorand schließt sein
Promotionsprojekt tatsächlich ab“, lassen uns natürlich
nicht kalt. Aber ist es nicht bemerkenswert, dass in
Deutschland die Promotionsquote bei knapp 12 Prozent,
genauer 11,7 Prozent, eines Hochschuljahrgangs liegt?
Diesbezüglich sind wir tatsächlich Weltmeister. Der EU-
Durchschnitt ist deutlich niedriger: Er liegt bei 2,3 Pro-
zent, in Frankreich sogar nur bei 2,09 Prozent. So düster,
wie Sie die Aussichten für Nachwuchswissenschaftler in
Deutschland zeichnen, sind sie auch wieder nicht.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das können Sie doch nicht an den Promovierenden ablesen!)


Bitte vergessen Sie nicht, dass sich unsere Hochschu-
len in einem internationalen Wissenschaftsraum bewe-
gen. Hier ist kein Platz für deutsche Besonderheiten. Das
Verlangen nach Sicherheit in einem hochkomplexen und
dynamischen System, mit Beamtenstatus und lebenslan-
gen Beschäftigungsverhältnissen, ist für Außenstehende
wenig attraktiv und aus unserer Sicht daher nicht geeig-
net, unsere Hochschulen zu stärken.

Unser deutsches Hochschulsystem hat sich zuneh-
mend in ein übergeordnetes internationales Gefüge inte-
griert, und unsere Hochschulen positionieren sich auf ei-
nem globalen Bildungsmarkt. Unsere Hochschulen
bemühen sich im internationalen Wettbewerb um die
besten Nachwuchswissenschaftler. Ein Beispiel ist das
GAIN-Projekt. An dieser Stelle sieht man, welche Be-
mühungen unternommen werden, um deutsche Wissen-
schaftler in unser System zurückzuholen. Es gibt auch
Projekte, in denen sich Hochschullehrer mit internatio-
nalem Renommee intensiv um Drittmittel für For-
schungsprojekte bemühen und vor allen Dingen Koope-
rationen mit Wirtschaftspartnern eingehen.

Wir müssen unsere Promotionsvorhaben mehr unter-
stützen und – wenn erforderlich – durch eine bessere
Einbindung in Forschung und Lehre flankieren. Das ist
völlig unstrittig. Damit sichern wir höchste wissen-
schaftliche Qualität. Die Forderung nach mehr Stellen,
um Wissenschaftlern unbefristete Verträge zu verschaf-
fen, ist eher kritisch zu bewerten. Ich sage Ihnen auch,
warum: Gerade in modernen, auf Dynamik ausgerichte-
ten Hochschulorganisationen und in einer zudem globa-
lisierten Wissenschaftslandschaft würden sich hieraus
mehr Probleme als Lösungen ergeben.

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(C (D (Nicole Gohlke [DIE LINKE]: Aber nicht für die Menschen!)


Dem Appell, die Hochschulen und Studienplatzkapa-
itäten weiter auszubauen und Betreuungsverhältnisse
or Ort zu verbessern, können wir uns hingegen nur an-
chließen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ie christlich-liberale Bundesregierung macht mit dem
ochschulpakt und dem Qualitätspakt Lehre bereits sehr
iel. Auch das muss deutlich gesagt werden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich möchte den Sozialdemokraten die konkrete Frage
tellen: Wie erklären Sie es sich, dass Sie bei den laufen-
en Ausgaben je Professur – beispielsweise in Branden-
urg und Bremen; auch dort regieren Sie meines Wis-
ens schon seit Ewigkeiten – die traurigen Schlusslichter
ind? Gerade heute stand in der Märkischen Allgemeinen
mit Erlaubnis des Präsidenten möchte ich zitieren –:

Unipräsident sieht die Qualität bedroht – Sorge we-
gen Sparhaushalt des Landes

Der Präsident der BTU Cottbus beklagt sich zu Recht
ber ein Moratorium für die Besetzung von Stellen, wo-
ach – jetzt hören Sie genau zu – SPD und Linke von
en Hochschulen fordern, dass sie über 10 Prozent ihrer
rofessuren in einen Pool geben, woraus folgt, dass sie
ie vorläufig nicht besetzen dürfen. Das passt nicht zu-
ammen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


llein die BTU in Cottbus darf 28 Professuren in Kern-
ereichen nicht neu besetzen. Sie hat 20 Wissenschaftler
efristet angestellt. Das ist an dieser Stelle deutlich her-
orzuheben.

Weiter heißt es in dem Artikel:

„Die Nachwuchssicherung im Land ist gravierend
gefährdet“ … Die Hälfte der Studiengänge sei be-
droht, wenn sich die aktuelle Haushaltspolitik nicht
ändere.

Ich könnte die Zahlen vortragen, aber aus Zeitgrün-
en spare ich mir das. Ich empfehle Ihnen: Schicken Sie
en vorliegenden Antrag Ihren Genossen in Branden-
urg, Rheinland-Pfalz und Bremen, und machen Sie dort
ndlich Ihre Hausaufgaben!


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – René Röspel [SPD]: Erst den Ländern die Finanzen wegnehmen und dann schimpfen!)


Für uns gibt es eine relativ einfache Lösung für die
ielzahl der von Ihnen zu Recht angesprochenen Pro-
leme: Gewähren wir unseren Hochschulen doch end-
ch mehr Freiheit! Wir wollen mehr Freiheit für die
ochschulen.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Freiheit ohne Geld bringt nichts!)






Dr. Martin Neumann (Lausitz)



(A) )


)(B)

Nur wenn die Wissenschaftseinrichtungen und Hoch-
schulen autonomer werden, werden sich auch Verbesse-
rungen für die Beschäftigten in diesem Sektor ergeben.
Die Koalition wird demnächst – Kollege Rupprecht hat
das angesprochen – ein Wissenschaftsfreiheitsgesetz
vorlegen, in welches zentrale Forderungen aus Ihrem
Antrag aufgenommen werden können.

Ihre Forderung, den außeruniversitären Forschungs-
einrichtungen mehr Personalverantwortung zu übertra-
gen, ist sicherlich gut und richtig. Es ist der richtige
Weg. Wenn Sie aber gleichzeitig vorschreiben wollen,
über welchen Zeitraum die Verträge von befristet be-
schäftigtem wissenschaftlichen Personal zu laufen ha-
ben, wie viele Promotionsstellen die Einrichtungen vor-
zuhalten haben, wie Sie diese sanktionieren wollen usw.,
dann kann ich das an dieser Stelle nicht verstehen; denn
das passt nicht zusammen: einerseits zentrale Regelun-
gen, die dann andererseits in kleinkarierten Regelungen
münden sollen.


(Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Das ist ja nicht wahr! Das stimmt ja gar nicht!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie sind herzlich
eingeladen, das Wissenschaftsfreiheitsgesetz mitzutra-
gen. Dabei sollten Sie auch auf Ihre Länderkollegen zu-
gehen, denn ich denke, auch die Länder brauchen Wis-
senschaftsfreiheitsgesetze; in Nordrhein-Westfalen ist
ein solches bereits erfolgreich eingeführt worden. Auf
diese Weise können wir den Hochschulen endlich mehr
Autonomie zubilligen.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die haben die längst!)


Der wissenschaftliche Nachwuchs wird es uns danken.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712704100

Die nächste Rednerin ist Krista Sager für Bündnis 90/

Die Grünen.


Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712704200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Befristete Beschäftigungsverhältnisse sind im deutschen
Wissenschaftsbereich inzwischen der Normalfall. Herr
Kollege Rupprecht, Sie haben recht: Wir haben eine sehr
große Anzahl wissenschaftlicher Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter. Tatsache ist aber auch, dass die Zahl der pre-
kären Teilzeit- und nebenberuflichen Beschäftigungsver-
hältnisse massiv angestiegen ist. Das ist ein wirkliches
Problem für das deutsche Wissenschaftssystem.

Unser wissenschaftlicher Nachwuchs ist hochmoti-
viert und hochengagiert. Das deutsche Wissenschafts-
system gibt ihm aber jenseits der Promotion immer we-
niger verlässliche Perspektiven. Wenn Wissenschaft als
Beruf im internationalen Wettbewerb und im Wettbe-
werb mit privaten Arbeitgebern immer unattraktiver
wird, dann wird damit das deutsche Wissenschaftssys-
tem insgesamt gefährdet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


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(C (D Wir haben dieses Problem hier mehrfach miteinander iskutiert. Zuerst haben Sie, Herr Feist, gesagt, das sei ur Gejammer auf hohem Niveau. Dann kam die timme der Vernunft: Frau Grütters hat gesagt, in der nalyse habe die Opposition eigentlich recht. Ich muss chon sagen: Bis man es geschafft hat, Sie zum Jagen zu agen, dauert es mir eigentlich zu lange. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Sie brüten jetzt über einem Antrag. Wir haben in die-
er Woche aber festgestellt, dass sich im Haushalt zu
ieser Problematik nichts findet. Nun ist es an der Zeit,
as, was man vorhat, zu unterfüttern.

Es ist völlig richtig, dass wir auf den GAIN-Konfe-
nzen in Boston und San Francisco gemeinsam festge-

tellt haben, dass die Chancen, deutsche junge Postdocs
us den USA wieder nach Deutschland zu holen, noch
ie so gut waren wie heute, und zwar aus verschiedenen
ründen. Wir können diese Chancen aber doch gar nicht
utzen, wenn wir ihnen keine attraktiven Perspektiven
nbieten können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


emand, der eine Postdoc-Stelle in den USA hat, kommt
och nicht nach Deutschland zurück, weil er dort wieder
ine befristete Postdoc-Stelle bekommen kann. Vielmehr
ill er doch wissen, wie es weitergeht oder ob er mit
itte 40 im Nirwana steht. Wenn Sie dem sagen:

14 Prozent der wissenschaftlichen Stellen in Deutsch-
nd sind Professorenstellen, darunter sind 86 Prozent
achwuchs, und wenn Sie es nicht schaffen, sich durch
iesen Karriereflaschenhals hindurchzuwinden, dann ha-
en Sie keine Möglichkeit, im Rahmen einer unbefriste-
n Stelle selbstständig zu forschen und zu lehren“, was
t denn das für eine Perspektive für jemanden, der in
en USA seinen Weg schon halbwegs gegangen ist?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Herr Neumann, es ist auch nicht so, dass die jungen
issenschaftler erwarten, dass wir ihnen sozusagen die
eamtenprofessur vor die Füße legen.


(Tankred Schipanski [CDU/CSU]: Das ist aber Ihr Vorschlag!)


ie haben durchaus Verständnis dafür, dass ein wissen-
chaftlicher Beruf auch ein Bewährungsweg ist, dass
an erst einmal zeigen muss, was in einem steckt. Aber

eute liegen die Befristungszeiten zum Teil schon unter
inem Jahr. Die Katastrophe ist, dass wir den Menschen
umuten, sich auf Befristungen von unter einem Jahr
inzulassen. Gleichzeitig müssen sie beten, nicht mit
itte 40 in der Sackgasse zu stecken.

Herr Neumann, dass wir in Deutschland sehr viele
romovierende haben, wissen wir alle. Wir wissen auch,
ass es nicht Sinn der Sache ist, anschließend alle im
issenschaftssystem unterzubringen. Wenn wir es aber

icht schaffen, die besten Köpfe aus dieser Gruppe dau-





Krista Sager


(A) )


)(B)

erhaft für Forschung und Lehre zu gewinnen, dann ist
das Geld, das jetzt in die Exzellenzinitiativen für Gradu-
iertenkollegs und Graduiertenprogramme investiert
wird, nicht nachhaltig angelegt. Das muss man auch se-
hen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Die Probleme haben sicherlich mehrere Ursachen.
Das Schöne daran ist, dass es dann mehrere Handlungs-
optionen gibt. Ein Problem sind die unattraktive Perso-
nalstruktur und die unattraktiven Karrierewege. Hier
muss etwas passieren. Ein anderes Problem ist – Herr
Rupprecht, das haben Sie richtig angesprochen –: Wenn
immer mehr Mittel wettbewerblich als Projektmittel ver-
geben werden und dadurch die Drittmittelquote gegen-
über der Grundfinanzierung immer weiter steigt, dann
kann man nicht sagen: Alles, was über Drittmittel finan-
ziert wird, ist immer befristet. Das geht auf Dauer nicht.
Hier ist das Personalmanagement in den Hochschulen
und in den Forschungseinrichtungen gefordert.

Ich sehe aber auch, dass Herr Schulz vollkommen
recht hat: Die Tarifsperre im Wissenschaftszeitvertrags-
gesetz war ein großer politischer Fehler. Diese Tarif-
sperre muss aufgehoben werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Dabei gibt es aber ein Problem. Herr Neumann, hier
kommen Sie mit Freiheit allein nicht raus.


(Dr. Martin Neumann [Lausitz] [FDP]: Mit Freiheit komme ich aus allem raus!)


Die Hochschulen haben heute sehr viele Freiheiten. Das
Problem ist: Die Länder müssen durch die erfreulichen
Aufwüchse bei der gemeinsamen Forschungsfinanzie-
rung einen immer größeren Anteil an Komplementärmit-
teln einbringen. Diese Mittel fehlen ihnen bei der Grund-
finanzierung der Hochschulen. Hier können Sie den
Hochschulen nicht mit Freiheit helfen; was diese viel-
mehr benötigen, ist ein entsprechender finanzieller
Handlungsspielraum,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


um wirklich etwas für die Beschäftigungsverhältnisse zu
tun.

Einen Vorwurf kann man Ihrer Koalition nicht erspa-
ren. Sie haben weder den Hochschulpakt noch die Auf-
wüchse bei der Forschungsförderung dafür genutzt, um
bessere Perspektiven für den wissenschaftlichen Nach-
wuchs jenseits der Promotion zu schaffen. Das ist leider
so.


(Dr. Martin Neumann [Lausitz] [FDP]: Das ist neben der Sache!)


Die SPD fordert in ihrem Antrag – genau wie wir
Grünen in unserem Antrag – vom Bund ein Programm


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(C (D r die Juniorprofessur mit der Perspektive auf Tenure rack bei entsprechender Bewährung. Das ist doch eine ausmarke für die Zeit nach dem Regierungswechsel! (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


ier ist jetzt die Koalition gefragt, Butter bei die Fische
u tun.

Die SPD hat auch ein anderes Thema aufgegriffen,
ämlich das der Programmpauschalen. Das hat auch die
FG in die Diskussion gebracht. Ich finde den Ansatz
chtig. Wenn der Bund etwas mehr über die Programm-
auschalen tun würde, könnte man versuchen, die Län-
er in die Pflicht zu nehmen und darüber etwas mehr für
ie Grundausstattung der Universitäten zu erreichen.

Ich glaube nur, liebe Kolleginnen und Kollegen von
er SPD, dass in Ihrem Vorschlag ein Denkfehler steckt.


(Zurufe von CDU/CSU und FDP: Einer?)


ie schlagen nämlich vor, die Erhöhung der Programm-
auschale hälftig von Bund und Ländern finanzieren zu
ssen. Denken wir das einmal zu Ende: Der Bund zahlt
tzt 20 Prozent alleine. Nehmen wir einmal an, in einem

rsten Schritt gehen wir von 20 Prozent auf 50 Prozent,
agen dann aber – wie Sie das vorschlagen –: Bund und
and tragen die Kosten zur Hälfte. Dann müsste der
und auf seine 20 Prozent nur noch 5 Prozent aufsatteln.
ie Länder müssten aber 25 Prozent aufsatteln.

Dann sind wir doch wieder bei demselben Problem:
en Ländern werden Gegenfinanzierungsmittel für be-

onders exzellente, starke Forschungsbereiche sozusa-
en aus der Tasche gezogen; und das fehlt ihnen am
nde wieder für die Grundausstattung der Hochschulen.
h glaube, das ist nicht so ganz der Weg, wie wir zu bes-

eren Beschäftigungsverhältnissen kommen können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich würde Sie dringend bitten, noch einmal über unse-
n Vorschlag einer Risikopauschale nachzudenken. Da-
ber könnten wir im Ausschuss im Zusammenhang mit

er Projektförderung diskutieren. Das Gute ist: Wenn die
inisterin mehr Geld hat, kann sie sich nicht mehr damit

erausreden, dass kein Geld da ist. Dann sieht man, wo
ie die Prioritäten wirklich setzt. Leider muss man sa-
en: Bei den Beschäftigungsverhältnissen und den Per-
pektiven für den wissenschaftlichen Nachwuchs setzt
ie diese Priorität nicht. Mehr Geld bedeutet nicht auto-
atisch mehr Erkenntnis. Die Erkenntnis kommt aus

en Köpfen. Deswegen müssen wir vor allen Dingen in
ie guten Köpfe investieren. Da sind Sie uns noch etwas
chuldig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712704300

Michael Kretschmer hat jetzt das Wort für die CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )


)(B)


Michael Kretschmer (CDU):
Rede ID: ID1712704400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Zu-

nächst einmal möchte ich auf das hinweisen, was im An-
trag der SPD steht. Darin steht nämlich sehr Bemerkens-
wertes. Darin steht, dass das Sonderbefristungsrecht im
Wissenschaftszeitvertragsgesetz ganz offensichtlich den
Befristungstrend nicht verstärkt hat. Man kommt zu dem
Ergebnis, dass die Befristungen in der Qualifizierungs-
phase in aller Regel bei zwölf Monaten bleiben und nicht
weiter verkürzt werden. Darin steht geschrieben, Herr
Kollege Röspel, dass die Grundmittel für die Hochschu-
len in den vergangenen Jahren um 12 Prozent und die
Drittmittel dank des Bundes um 4,8 Milliarden Euro,
also um 71 Prozent, gestiegen sind.

Weiterhin loben Sie diese Koalition dafür, dass sie mit
dem Pakt für Forschung und Innovation sowie mit der
Exzellenzinitiative für finanzielle Verlässlichkeit sorgt.
Sie sagen zu Recht, dass diese Bundesregierung durch
die vorhandenen Pakte und den Aufwuchs in diesem Be-
reich der DFG die Möglichkeit gibt, 250 Graduiertenkol-
legs zu fördern.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: So sachlich sind wir!)


Es gibt außerdem 470 geförderte Nachwuchsgruppen im
Emmy-Noether-Programm und vieles mehr. Man muss
sagen, dass nicht alles schlecht gewesen sein kann, wenn
selbst die SPD zu dem Ergebnis kommt, dass wir vieles
richtig gemacht haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – René Röspel [SPD]: Das sagen wir ja!)


Frau Sager, bemerkenswert ist – das ist schon ein di-
cker Hund, was Sie hier zum Teil vortragen –, wie Sie
ein Zerrbild über die deutsche Wissenschaft verbreiten.
Man muss einmal zu Ende denken, was uns die Kollegin
Sitte hier vorträgt. Denn im Endeffekt heißt es doch:
Weg von den befristeten Stellen hin zu Vollzeit- und
Festangestellten.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Erzählen Sie doch jetzt nicht so einen Unsinn!)


Was bedeutet das für ein Wissenschaftssystem, das
durchlässig und innovativ sein soll? Ich kann Ihnen das
sagen: Das ist wie in den 70er-Jahren oder wie in der
DDR,


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Sie haben keine Ahnung!)


wo es viele Festangestellte und für Neue keine Zugangs-
möglichkeiten von unten gab. Das wollen wir in der Tat
nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der FDP: Keine DDR in Deutschland! – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sollten sich einmal mit der Realität auseinandersetzen!)


Die Menschen, insbesondere die Wissenschaftler, er-
innern sich noch sehr gut daran, wie es zu der Zeit war,
als Rot-Grün regiert hat. Da gab es das, was Sie in Ihrem
Antrag gelobt haben, alles nicht. Da gab es vor allen

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(C (D ingen eines nicht: Es gab keine finanzielle Verlässlicheit für den Wissenschaftsbereich. Finanzielle Verlässchkeit ist die Basis für alles. Wenn man Tenure Track ill, dann funktioniert das nur, wenn man einen jungen enschen einstellt und auch eine Stelle hat, die dieser nge Mensch später einmal besetzen kann. Sie erzeugen en Eindruck, als würde Tenure Track ohne finanzielle asis funktionieren. Das tut es nicht. Alles, was wir in diesem Bereich getan haben, ist ein eitrag für die Nachwuchsforschung. Die Linken schreien, dass Geld für die Lehre zweckentfremdet für die orschung eingesetzt wird. Daran merkt man, wessen eistes Kind das ist. (Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Das sagt doch gar keiner!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


as ist denn das für ein Wissenschaftssystem, in dem
an sagt: Die Lehre findet isoliert von der Forschung

tatt? Beide Bereiche funktionieren nur zusammen. Le-
en Sie das einmal in Ihrem Antrag nach.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Sie müssen nicht nur lesen, sondern auch verstehen! Wenn Ihnen nichts einfällt, dann denken Sie sich nicht einfach etwas aus!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712704500

Herr Kretschmer, würden Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Rossmann zulassen?


Michael Kretschmer (CDU):
Rede ID: ID1712704600

Ja, gern.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712704700

Bitte schön.


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1712704800

Herr Kollege Kretschmer, sosehr wir es schätzen,

ass Sie die Analyse auf den ersten Seiten unseres An-
ags so differenziert gelesen haben: Sie könnten doch
uch differenziert zu den Forderungen Stellung nehmen
nd die Frage beantworten, ob es Änderungsbedarf gibt
der nicht, und zwar im Detail und in Bezug auf ganz
estimmte Gruppen von wissenschaftlichem Nach-
uchs. So könnten wir das Niveau der Debatte auf der
öhe Ihres differenzierten Einstiegs halten.


Michael Kretschmer (CDU):
Rede ID: ID1712704900

Herr Rossmann, ich bin dankbar für die Frage, weil

h länger reden darf. Zunächst einmal muss man sich
lgende Frage stellen: Wofür bilden wir eigentlich aus?

ie erwecken den Eindruck, dass wir rein für die Wis-
enschaft ausbilden.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ein Quatsch! – Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Das hat doch niemand behauptet! Langweilig!)






Michael Kretschmer


(A) )


)(B)

Das ist doch aber nicht die Realität. Die wissenschaftli-
che Ausbildung dient der Wirtschaft, der Verwaltung,
den Leuten, die sich selbstständig machen, und dem
internationalen Bereich. Deswegen braucht man Flexibi-
lität. Ohne Flexibilität kann es nicht funktionieren. Na-
türlich wollen wir die Situation von Nachwuchswissen-
schaftlern verbessern. Deswegen kann und muss man
mit den Hochschulen darüber sprechen, wie es anders
ginge.

Damit sind wir beim nächsten Thema. Schauen Sie
doch einmal, was in Ihren eigenen Bundesländern pas-
siert: In Brandenburg wird das Geld aus dem Hochschul-
pakt, das wirklich dem Nachwuchs in der Wissenschaft
zugutekommen soll,


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


unter einer rot-roten Regierung im Finanzministerium
gebunkert und geht nicht an die Hochschulen. In Thürin-
ge
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1712705000
„Ich kürze jetzt den Etat des Hochschulbe-
reichs um nur 3 Millionen Euro, weil ich Geld vom
Bund nehme und deshalb nicht so viel kürzen muss.“
Was ist denn das für eine Einstellung!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Was für ein Bild zeichnen Sie, wenn Sie uns hier die
Verantwortung zuschieben wollen, aber in den Ländern,
in denen Vertreter Ihrer Parteien Verantwortung tragen,
nichts sagen! Übrigens hat heute auch Kollege Schulz
nicht einen Satz zu den Ländern gesagt, nicht einen Satz
dazu, dass die Länder bei der Hochschulbildung in der
Verantwortung stehen.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Doch, habe ich gesagt!)


Das kann doch nicht sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Die Länder müssen auch über die Finanzen verfügen! Ihr habt die Länder plattgemacht mit eurer Steuerpolitik!)


Wir haben in den vergangenen Jahren – das werden
wir auch in Zukunft machen – den Schwerpunkt ganz
klar auf Forschung und Wissenschaft gelegt. Wir haben
diesen Bereich mit erheblichen Mitteln gestärkt. Jetzt
geht es darum, dass sich auch die Länder ihrer Verant-
wortung stellen.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Das ist doch nur Oberfläche bei Ihnen!)


Wir haben heute schon gesagt, dass wir in der nächsten
Zeit über das Wissenschaftsfreiheitsgesetz beraten wol-
len. Das wird keine leichte Aufgabe, denn Freiheit be-
deutet auch Verantwortung. Diejenigen, die im Deut-
schen Bundestag die Verantwortung für Haushalt und
Finanzen tragen, werden ganz genau hinschauen, ob mit
diesem Gesetz Freiheit realisiert werden kann. Ich
denke, das ist möglich; wir wünschen uns ein solches
Gesetz. Aber auch da muss man sagen: Es gibt in den
Ländern alle Möglichkeiten, dies ebenfalls zu tun. Wir

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(C (D rleben, wie in einem Land, nämlich in Nordrhein-Westlen, in dem eine Regierung aus CDU und FDP ein vor ildliches Hochschulgesetz und neue Initiativen auf den eg gebracht hatte, (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – René Röspel [SPD]: Ach, ne! Zu Recht abgewählt nach nur fünf Jahren!)


nter der neuen rot-grünen Minderheitsregierung die
erhältnisse zurückgedreht werden.

Wenn wir über Geld für die Hochschulen reden, muss
an auch darüber sprechen, dass man den Hochschulen
Nordrhein-Westfalen jetzt durch die Abschaffung der
tudienbeiträge eine finanzielle Ressource wegnimmt;
ie entsprechenden Mittel werden nicht über den Lan-
eshaushalt kompensiert. Das wird zulasten des wissen-
chaftlichen Nachwuchses gehen.

Wir wünschen uns eine sachliche Debatte


(Zurufe von der SPD: Oh! – Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dazu haben Sie aber keinen Beitrag geleistet!)


ber die Frage, wie der wissenschaftliche Nachwuchs in
eutschland weiter gefördert werden kann. Wir wün-

chen uns eine ehrliche Analyse und kein Zerrbild. Es
ibt keinen Grund dafür, den Wissenschaftsstandort
eutschland schlechtzureden.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schönfärberei gilt nicht!)


Ausland, sei es in der Schweiz oder in Amerika, wo
iele Deutsche sind, wird sehr genau gesehen, was wir
ier in Forschung und Entwicklung investieren, dass hier
in wirklich interessanter Standort ist und es sich lohnt,
ierhin zu gehen. Dementsprechend muss man diese
iskussion führen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712705100

Michael Gerdes hat das Wort für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Michael Gerdes (SPD):
Rede ID: ID1712705200

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die

ede, die wir gerade gehört haben, war als solches si-
herlich nicht der Sache dienlich.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Patrick Döring [FDP]: Sie war hervorragend!)


aher möchte ich versuchen, einige Aspekte aus unserer
icht geradezurücken.

Vor genau drei Monaten fand im Schloss Bellevue ein
mpfang für junge Wissenschaftler statt. Bei dieser Ge-
genheit verglich unser Bundespräsident Christian
ulff die Wissenschaft und den Weg zur Professur mit

iner politischen Ochsentour; das ist schon bemerkens-
ert. Wörtlich sagte er:





Michael Gerdes


(A) )


)(B)

Man muss für die Sache leben können – auch, weil
man oft nicht sicher sein kann, ob und ab wann man
von der Sache leben kann.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Das sagt eigentlich schon eine ganze Menge aus.

Sicherlich geht es in Forschung und Wissenschaft zu-
nächst um den reinen Erkenntnisgewinn. Aber die Ge-
winnung von Erkenntnissen ist für Wissenschaftler kein
Ehrenamt und kein Freiwilligendienst. Es ist in erster Li-
nie ihr Beruf; dafür müssen sie anständig entlohnt wer-
den. Wir von der SPD-Fraktion wollen vor allem, dass
auch die jungen Wissenschaftler von ihrem Beruf, von
ihrer Arbeit leben können. Sie sollen bereits vor einer
möglichen Professur die Chance auf ein sicheres, unbe-
fristetes Arbeitsverhältnis erhalten.


(Zuruf von der CDU/CSU: Bis zur Rente!)


Wir wollen unserem wissenschaftlichen Nachwuchs at-
traktive Bedingungen und Entwicklungschancen bieten.

Ich hörte gerade: Bis zur Rente. Der Weg bis zur
Rente ist sehr lang. Damit man bis zur Rente kommt,
muss man zunächst eine Einstiegsmöglichkeit haben.


(Beifall bei der SPD)


Wir wollen nicht, dass eine Karriere in der Wissen-
schaft als übermäßiges Risiko oder gar brotlose Kunst
eingestuft wird. Deshalb legen wir heute einen umfang-
reichen Katalog mit Verbesserungsmaßnahmen vor.
Dazu gehört der grundlegende Aufbau neuer Professu-
ren. Dazu gehört aber auch die Veränderung von Struktu-
ren. Hier denke ich an die Einführung von zeitgemäßen
Personalentwicklungsplänen oder die bessere Betreuung
und Qualifizierung des Nachwuchses.


(Beifall bei der SPD)


Mein Kollege Swen Schulz hat dazu bereits einiges auf-
gezählt.

Wer sich von Zeitvertrag zu Zeitvertrag hangeln
muss, kann weder privat noch beruflich planen.


(Albert Rupprecht [Weiden] [CDU/CSU]: Entschuldigung! Das ist doch auch die Position der SPD! Was vertreten Sie für eine Position?)


Versuchen Sie doch einmal, mit einem befristeten Ar-
beitsvertrag bei einer Bank ein Darlehen zu bekommen,
um beispielsweise eine Wohnung einrichten zu können.
Oftmals ist die Planungssicherheit, die gefordert wird,
nicht vorhanden. Das demotiviert und macht unzufrie-
den, egal in welcher Branche, egal in welchem Beruf.


(Albert Rupprecht [Weiden] [CDU/CSU]: Das passt überhaupt nicht zum SPD-Antrag, was Sie hier sagen!)


Besonders schockierend finde ich – Frau Sager hat das
gerade angesprochen – Vertragszeiten von einem Jahr
oder weniger. Das ist aus sozialer Sicht unverantwortlich
und widerspricht dem Schutz von Arbeitnehmern, den
wir uns als Sozialstaat auf die Fahne schreiben.

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(C (D (Beifall bei der SPD – Tankred Schipanski [CDU/CSU]: Das gibt es aber auch in anderen Berufsfeldern!)


Aus Arbeitgebersicht, konkret aus Sicht von Bund
nd Ländern, müssen wir nach dem Mehrwert solcher
urzarbeitsverträge fragen. Gerade in der Wissenschaft,
o es um immer komplizierter werdende Sachverhalte
eht, dürfte allein die Einarbeitungszeit länger sein, als
iele Verträge dauern. Das macht für keine Seite Sinn.
ür uns als Gesellschaft sind unzufriedene Wissen-
chaftler doppelt schlecht:


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


inerseits leidet die Qualität des Wissenschaftsstandorts.
ndererseits müssen wir auch quantitativ gegen den pro-
nostizierten Mangel an Akademikern ankämpfen. Ich
rinnere an die jüngste Veröffentlichung der OECD, in
er es heißt:

Deutschlands Beitrag zum weltweiten Pool an Ta-
lenten schrumpft rapide.

Für uns als SPD ist die Förderung junger Wissen-
chaftler gesellschaftliche Chance und Pflicht zugleich.
enn wir unseren Wohlstand und unsere Stellung im
ettbewerb halten wollen, brauchen wir kluge Köpfe.
ir brauchen ihre innovativen Ideen. Im Gegenzug müs-

en wir diesen Menschen aber auch Verlässlichkeit,
lanbarkeit und Perspektiven bieten. Sie brauchen die
chtigen Anreize, um in Deutschland zu forschen und zu
hren. Andernfalls wandern noch mehr von ihnen ins
usland ab.

Ende August hatte ich gemeinsam mit einigen Kolle-
en die Gelegenheit, mit deutschen Nachwuchswissen-
chaftlern in den USA zu sprechen.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Daraus nichts gelernt!)


ie gute Nachricht vorweg: Rund 80 Prozent von ihnen
ollen gerne wieder zurück, um in ihrer Heimat zu for-

chen. Dennoch bleiben Zweifel: Viele der Rückkehr-
illigen fürchten sich vor befristeten Arbeitsverträgen,

chlechter Bezahlung, intransparenten Aufstiegschan-
en, zu langen Berufungsverfahren, bürokratischen Hür-
en sowie vor einer schlechten Vereinbarkeit von Fami-
e und Beruf.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Vollkommen falsch! Dann waren Sie auf einer anderen Veranstaltung als ich!)


h durfte in den USA viele engagierte und motivierte
nge Wissenschaftler und Studenten kennenlernen. Ei-

ige befanden sich bereits im Zweitstudium. Viele waren
erheiratet und hatten Kinder. Sie wollen auch für ihre
artner berufliche Perspektiven, für ihre Kinder guten
rippen und Kindergärten. Natürlich gehören auch gute

chulische Angebote zum Wunschkatalog.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712705300

Herr Kollege, möchten Sie eine Zwischenfrage zulas-

en?






(A) )


)(B)


Michael Gerdes (SPD):
Rede ID: ID1712705400

Nein, im Moment nicht.

Geld ist nicht alles, die Promotion aber im Übrigen
auch nicht. Ich denke, beides ist wichtig. Manche sagten
mir: In Deutschland fehlt es auch an Vertrauen in junge
Menschen und ihre fachlichen Fähigkeiten. Es fiel der
Begriff „Altherrenwirtschaft“. Dieses negative Image
müssen wir abstreifen.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Die Fragen und Probleme unserer Gesellschaft wer-
den immer komplexer. Wir brauchen jede noch so junge
Idee. Wir müssen den jungen Leuten die Antworten zu-
trauen. Dazu müssen wir ihnen Aufgaben mit mehr Ver-
antwortung geben und sie längerfristig und zielgerichtet
in das Wissenschaftssystem integrieren. So wie bei der
GAIN-Veranstaltung in den USA sollten wir die Chance
nutzen, um mit unseren jungen Wissenschaftlern auf der
ganzen Welt in Kontakt zu treten. Für die deutsche Wis-
senschaft, aber auch für die Industrie liegt hier viel Wis-
senskapital, viel junges Wissen. Unsere Wissenschaft
braucht nicht nur die etablierten, zumeist männlichen
Professoren. Unsere Wissenschaft muss sich öffnen für
die jüngeren Forscher, insbesondere auch für die weibli-
chen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Dr. Petra Sitte [DIE LINKE] und Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712705500

Das Wort hat der Kollege Dr. Peter Röhlinger für die

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Peter Röhlinger (FDP):
Rede ID: ID1712705600

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Wie Sie sehen, habe ich nur vier Minuten Re-
dezeit. Ich lasse mein Manuskript beiseite.


(René Röspel [SPD]: Dann wird es länger!)


Das Wichtigste wurde gesagt, aber noch nicht von je-
dem. Deswegen konzentriere ich mich auf einige wenige
Dinge, die wir schon gehört haben.

Erstens. Ich habe mit Wissenschaftlern gesprochen,
die aus den Vereinigten Staaten nach Jena oder zum Bei-
spiel auch nach Tübingen gekommen sind. Sie haben
mir genau das gesagt, was auch Sie ausgeführt haben:
Geld ist nicht alles.


(René Röspel [SPD]: Eben!)


In den USA hätten die mich vergoldet, aber die Arbeit
macht in den Einrichtungen in Tübingen und in Jena
mehr Spaß. – Das heißt, über die Finanzausstattung hi-
naus genießen wir international einen guten Ruf; diesen
sollten wir ausbauen.

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(C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zweitens. Das Problem sind nicht die Forschungsein-
chtungen, sondern – das kam hier zwischendurch
chon zum Vorschein – die Hochschulen. Tatsächlich ha-
en die Hochschulen landauf, landab – Sie brauchen nur
en Blätterwald durchzuschauen, um das zu sehen; neu-
rdings ist es auch in Thüringen so – große Probleme mit
er Finanzierung. Hier sind tatsächlich alle Fraktionen,
sbesondere die in Regierungsverantwortung, gefragt.
ie müssen mit dem Steuergeld – um nichts anderes geht
s – so umgehen, dass auch die Länder in die Pflicht ge-
ommen werden. Wo das nicht passiert, kann auch der
und die Lücke nicht schließen.


(René Röspel [SPD]: Aber man darf den Ländern nicht Geld wegnehmen! – Gegenruf des Abg. Tankred Schipanski [CDU/CSU]: Machen wir ja nicht!)


Wissen Sie, das ist ein weites Feld. Da kommen wir
um Beispiel zu der Frage von Steuersenkungen.


(René Röspel [SPD]: Gute Frage!)


s ist, wie bei Fontane nachzulesen ist, ein zu weites
eld, Luise.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – René Röspel [SPD]: Der hat über Steuersenkungen nichts gesagt!)


Bleiben wir bei dem, was wir beeinflussen können.
iese Schere zu schließen, ist schwierig. Deswegen soll-
n wir uns auf das Machbare konzentrieren. Das ist

uch der Auftrag von vielen Forschungseinrichtungen,
ie mich sozusagen nach Berlin geschickt haben und
ich noch heute begleiten. Sie sagen: Finanziell sind wir

ut ausgestattet, aber uns stören die Reglementierungen,
uch die hinsichtlich der Personalpolitik.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ebt uns Freiheit – auch an den Hochschulen –, damit
ir das Geld im Interesse der Forschungseinrichtungen
und auch der Hochschulen – so einsetzen können, wie
ir es für richtig halten.

Auf die Hochschulen – das muss ich sagen – haben
ir nur einen begrenzten Einfluss. Aber hinsichtlich der
orschungseinrichtungen sollten wir uns alle Mühe ge-
en. Wir setzen – das haben Herr Rupprecht und andere
chon angesprochen – auf das Wissenschaftsfreiheitsge-
etz.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eben nicht! Wann kommt denn der Entwurf? – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Wie lange braucht denn das noch?)


ir gehen davon aus, dass wir uns da in einem gewissen
mfang bewegen können. Die Grenzen werden uns die
aushälter aufzeigen. Inhaltlich liegen wir schon nah
eieinander, aber die Haushälter werden uns als Vertreter
er Steuerzahler an einigen Stellen nicht alle Wünsche
rfüllen können.





Dr. Peter Röhlinger


(A) )


)(B)

Noch ein Wort zu Ihnen, Frau Sitte. Sie haben mich
angesprochen, als Sie über das akademische Proletariat
gesprochen haben.


(Zuruf der Abg. Dr. Petra Sitte [DIE LINKE])


Ich bin von Beruf Tierarzt. Tatsächlich waren die Tier-
ärzte zu DDR-Zeiten die Proletarier unter den Akademi-
kern. Ich habe das nie als eine Schande empfunden, son-
dern war einigermaßen stolz darauf. Denn Sie wissen:
„Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“


(Heiterkeit bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Aber nicht mit der FDP!)


Wir waren in guter Gesellschaft. Insofern ist es aus unse-
rer Sicht eine nette Ergänzung und Erinnerung.

Herzlichen Dank, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712705700

Die Landesministerin Professorin Dr. Johanna Wanka

hat das Wort.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1712705800

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Natürlich sind die Länder die Arbeitgeber der
meisten wissenschaftlichen Mitarbeiter an den Hoch-
schulen. Deswegen freue ich mich, dass ich hier als Lan-
desministerin zu diesem Thema etwas sagen kann. Wir
haben, wie zum Beispiel gestern Abend im Rahmen der
Helmholtz-Veranstaltung – Gott sei Dank auch noch an
vielen anderen Stellen –, die Möglichkeit, exzellente
wissenschaftliche Leistungen auszuzeichnen. Jedem ist
klar, dass vorn in der Regel der Professor steht, dass aber
diese Leistungen nur durch die intensive Arbeit des wis-
senschaftlichen Nachwuches möglich sind.

In den letzten zehn Jahren verstand man unter wissen-
schaftlichem Nachwuchs in der Regel diejenigen, die
promovieren oder sich in der Postdoc-Phase befinden.


(Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Ja!)


In zunehmendem Maße haben wir es mittlerweile aller-
dings auch mit Projektmitarbeitern zu tun. Dass diese
Entwicklung im vorliegenden Antrag berücksichtigt
wird, finde ich sehr gut. Wir müssen unser Augenmerk
nämlich auch auf diese Gruppe richten.


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


Ich gehe davon aus, dass man bei der Bewertung zwi-
schen diesen zwei großen Kategorien trennen muss. Die
Selbsteinschätzung derjenigen, die einer dieser Katego-
rien angehören, ist sehr unterschiedlich.


(Dr. Martin Neumann [Lausitz] [FDP]: Ja!)


Wenn man den Antrag liest und sich vor Augen hält, wo-
von in der Öffentlichkeit oft die Rede ist – Stichwort
„Drittmittelkarrieren“ –, dann stellt man fest: Es wird
immer von Einzelfällen oder kleinen Gruppen ausgegan-

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(C (D en, und dann wird Kritik geäußert, zum Beispiel im inblick auf die Unzufriedenheit der Betroffenen. Das t völlig legitim; denn bei gesetzlichen Regelungen geht s darum, ordentliche Bedingungen zu schaffen. Man arf aber nicht vergessen – dies wird aber oft vergessen nd fließt nicht in die Betrachtung ein –, auch die Sicht er Hochschulen zu berücksichtigen. Sie ist genauso ichtig. Alle wollen Spitzenleistungen, und Deutschland raucht sie. Wir befinden uns in einem internationalen ettbewerb. (Dr. Martin Neumann [Lausitz] [FDP]: Richtig!)


(Marianne Schieder [Schwandorf] [SPD]: Ja!)


sofern brauchen die Hochschulen vernünftige Bedin-
ungen. Gerade in diesem Bereich sind geeignete, leicht
andhabbare und rechtssichere Bestimmungen erforder-
ch. Dies ist ein wichtiger Wettbewerbsfaktor. Ich
laube, hier hat Deutschland noch eine Menge zu tun.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Nun zu der ersten Gruppe, also zu denjenigen, die
romovieren oder sich in der Postdoc-Phase befinden.
ie HIS-Evaluation – sie wurde vonseiten der SPD

chon angesprochen – kam zu dem Ergebnis, dass die
rbeitgeber mit den rechtlichen Grundlagen der Arbeits-
erhältnisse bzw. mit der Befristung bestens zurecht-
ommen. Genauso interessant an den Ergebnissen der
IS-Untersuchung ist, dass 90 Prozent der Befragten,
ie einer dieser Kategorien angehören, zufrieden sind,
enn ihnen die Zeit, die sie befristet tätig sind, tatsäch-
ch für die Erbringung wissenschaftlicher Leistungen
ur Verfügung steht. Ich wiederhole: 90 Prozent.


(Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Ja, richtig! Wenn!)


Das habe ich gesagt.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Wir unterstreichen das ja nur noch mal!)


Auch ich unterstreiche gleich etwas, das Sie gesagt ha-
en.

Erst einmal zu Frau Sitte. Sie sprach von einer Ordi-
arienuniversität und von Hofstaatsdenken; der eine
der andere Wissenschaftler darf so etwas sagen. Ich
abe Sie immer dafür geschätzt, dass Sie an den Hoch-
chulen sehr nah dran sind und die Verhältnisse kennen.
ie Veränderungen, die in den letzten Jahren an den
ochschulen vorgenommen wurden – ein Beispiel sind
ie strukturierten Promotionsphasen –, sollte man aber
icht mit solchen Vokabeln belegen. Wir haben nicht
ehr die Universitäten von vor sieben Jahren. Es ist
rundlegendes geändert worden.


(Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Das ist ein strukturelles Problem!)


Nein, das ist nicht nur ein strukturelles Problem. Viel-
ehr besteht das Problem auch darin, wie man über die
niversitäten redet.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)






Ministerin Dr. Johanna Wanka (Niedersachsen)



(A) )


)(B)

Ich möchte niemandem Ratschläge erteilen, schon gar
nicht in diesem Hohen Haus. Aber ich finde, es ist für
den Wissenschaftsstandort Deutschland wichtig, dass
wir kritisch hinterfragen, wo Veränderungen notwendig
sind; das gehört dazu. Hierzu sind finanzielle und andere
Anstrengungen notwendig. Wir müssen aber auch zur
Kenntnis nehmen, wo wir im internationalen Maßstab
stehen, was unser Hochschulsystem und seine Leis-
tungsfähigkeit betrifft. Hier geht es nicht nur um irgend-
welche komischen Rankings von Platz 1 bis Platz 100,
sondern auch um ganz andere Kriterien. Unsere Wissen-
schaftler müssen sich nicht verstecken. Ich finde es sehr
gut, wenn die Politik dies honoriert.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Wir haben hier gehört, dass Befristungen ganz
schlimm sind. Sie wurden gegeißelt. Seit wann gibt es
denn diese Regelungen? Es gibt sie seit dem Jahr 2002,
seit der 5. HRG-Novelle,


(René Röspel [SPD]: Vorher gab es auch schon Befristungen!)


in der dieser gesamte Bereich geregelt wurde. Das war
zu Zeiten von Frau Bulmahn und zu Zeiten von Rot-
Grün. Auch die Tarifsperre, die hier gegeißelt wurde,
war schon in dieser HRG-Novelle enthalten. Sie ist also
nichts Neues. Wir nehmen jetzt eine kritische Überprü-
fung vor und nutzen dabei die Erfahrungen der letzten
Jahre. Aber das ist keine Idee dieser Bundesregierung.
Das haben Sie eingeführt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Aber man kann doch dazulernen, Frau Wanka! Was sagen Sie denn dazu? – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber Sie waren damals doch dabei! Die Tarifsperre hat doch die Große Koalition eingeführt!)


– Lassen Sie mich ausreden.

Weil sich viele Veränderungen, die damals vorgenom-
men wurden, bewährt haben, sind sie jetzt auch im Wis-
senschaftszeitvertragsgesetz zu finden. Ich denke, Sie
sollten die gute Tat, die Sie an dieser Stelle vollbracht
haben, nicht schlechtreden. Man muss natürlich alles
überdenken. Zum Beispiel gab es damals noch keine Re-
gelungen zu Befristungen und Kinderzeiten. Jetzt ist
nach dem Gesetz pro Kind eine zweijährige Verlänge-
rung der Befristung möglich. Das ist in unser aller Sinn
und eine vernünftige Änderung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Der wesentlich kritischere Bereich sind die Drittmit-
telkarrieren. Dazu muss man sagen, dass hier die Zufrie-
denheit in keiner Weise so hoch ist wie bei den Promo-
venden und Postdocs, sondern dass es eine große
Unzufriedenheit gibt, und zwar vor dem Hintergrund der
Tatsache, dass man nur schlecht planen kann – das gilt
auch für die persönliche Planung –, wenn man auf Dauer
immer nur befristete Arbeitsverträge hat.


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(C (D An die Hochschulen ist die Forderung zu richten – dar müssen wir uns wirklich engagieren; dies tun wir aus er Sicht der Landesregierung –, die Regelungen nicht ulasten der jungen Leute anzuwenden. Bei Projektzeitumen von drei Jahren gibt es keinen Grund, beispielseise Halbjahresverträge abzuschließen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


ür diesen Missstand ist nicht der rechtliche Rahmen
erantwortlich, sondern die Art und Weise, wie dies
raktiziert wird.


(Tankred Schipanski [CDU/CSU]: Aha!)


Natürlich wünscht sich jeder für sich selbst ein unbe-
istetes Arbeitsverhältnis; das ist völlig klar und lo-
isch. Aber wenn man Ihrer Philosophie folgt, nämlich
iner weitestgehenden Ausweitung der unbefristeten Ar-
eitsverhältnisse aus sozialen Gründen, dann ist das viel-
icht für diejenigen sozial, die jetzt in den Genuss einer
telle kommen. Aber was ist mit den Tausenden, die vor
en Toren stehen und in den nächsten Jahren in den aka-
emischen Bereich wollen, wenn auch nur temporär? Sie
lle werden daran gehindert. Das ist ein Punkt, der über-
aupt nicht sozial ist und der die Chancen Deutschlands
den nächsten Jahren beeinträchtigt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Man kann Wissenschaft nicht ohne Wettbewerb be-
eiben; das ist völlig klar. Ein Wettbewerb muss mög-
ch sein. Das drückt sich dann in Professorenstellen
der in rechtlichen Bedingungen aus.

Hier wurde eine Bemerkung zur OECD-Studie ge-
acht. Darauf reagiere ich immer ein bisschen aller-

isch, wenn Kritik von der falschen Seite kommt. In der
tzten OECD-Studie ist bilanziert worden, wie Deutsch-
nd bei der Finanzierung von Hochschulen aufgestellt
t. Schauen Sie sich einmal an, wie wir im Hochschul-
ereich finanzieren. In der Studie steht eindeutig, dass
ir die öffentlichen Ausgaben, also von Bund und Län-
ern, in diesem Bereich in den letzten Jahren überpro-
ortional gesteigert haben. Die Kosten pro Student
diese haben Auswirkungen darauf, wie viele Leute
an dann einstellen kann – liegen bei rund 15 000 Euro,

as heißt 2 000 Euro über dem OECD-Durchschnitt.

Wissen Sie, warum die Zahlen in anderen Ländern
um Teil sehr gut sind? Weil nicht nur die öffentlichen,
ondern auch die privaten Ausgaben einbezogen werden.
roßbritannien erhöht die Studiengebühren, und da-
urch gehen dort die Leistungen hoch. Deutschland hat
eine Ausgaben im öffentlichen Bereich überproportio-
al gesteigert. Deswegen kann das Ganze keine Kata-
trophe sein, auch was die Beschäftigungsverhältnisse in
iesem System betrifft.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wenn Sie erlauben, möchte ich zum Schluss noch
wei Bemerkungen machen. Wir haben seit 2006 – dies
ar auch durch den Hochschulpakt möglich, wodurch
isches Geld in bestimmten Größenordnungen in das
ystem gekommen ist – den Anteil der unbefristeten





Ministerin Dr. Johanna Wanka (Niedersachsen)



(A) )


)(B)

hauptamtlichen wissenschaftlichen Beschäftigungen in
einem Maße ausgedehnt, wie es vorher nie möglich ge-
wesen ist. Das mag vielleicht nicht ausreichend sein, und
wir können noch mehr erreichen. Aber das ist auf jeden
Fall passiert.

Nun zu der Problematik der Juniorprofessuren. Ich
habe Frau Bulmahn von Anfang an unterstützt, weil ich
dieses Vorgehen für richtig halte. Das Ganze ist eine Er-
folgsgeschichte; denn viele kommen in feste Beschäfti-
gungsverhältnisse.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Unter anderem auch durch das Professorinnenprogramm
des Bundes konnten wesentlich mehr Frauen als sonst
Zugang zu diesem Bereich bekommen. Hier sind die
Hochschulen vor allen Dingen sehr stark mental gefor-
dert; denn sie engagieren sich nicht immer ausreichend
in diesen Bereichen. Das ist keine Frage des Geldes und
auch nicht unbedingt von Agitation und Propaganda,
wohl aber eine Frage von Überzeugungsarbeit in dem
Bereich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sehr geehrte Frau Sager, ich bin voll auf Ihrer Seite,
dass es dann, wenn der Bund Mittel zur Verfügung stellt
– vorher muss mit uns besprochen worden sein, dass das
Projekt vernünftig ist –, zusätzlich eine Komplementär-
finanzierung durch die Länder gibt. Mir steht es hier al-
lerdings nicht zu, Beispiele zu nennen,


(Albert Rupprecht [Weiden] [CDU/CSU]: Doch!)


auch wenn ich gerade ein Beispiel vor Augen habe. Ihre
Forderung ist aber prinzipiell richtig.

Ich würde alle hier darum bitten – ich spreche hier als
niedersächsische Ministerin und habe keinen Grund, an-
dere Kollegen zu bewerten –, einmal in die Pläne zu
schauen, um herauszufinden, wie die Kofinanzierung in
den einzelnen Bundesländern gesichert ist und was mit
den Mitteln aus dem Hochschulpakt geschieht. Das ist
nämlich sehr unterschiedlich. In Niedersachsen haben
wir alles on top: Kofinanzierung, Exzellenzinitiative,
Hochschulpakt etc. Dies alles und sogar die Spitzabrech-
nung der ersten Phase sind gesichert.

Ich freue mich darüber, dass ich hier die Möglichkeit
hatte, zu sprechen. Ich finde es auch sehr anregend,
wenn Sie darüber diskutieren, wie man die Anzahl der
Freiheitsgrade im Bereich der außeruniversitären For-
schungseinrichtungen erhöhen kann. Diese Aufgabe ha-
ben wir ja wirklich gemeinsam zu bewältigen. Ich
glaube, dort sind wir ein Stück weit hinter dem, was bei
den Hochschulen möglich ist, zurück.

Deswegen würde ich mich freuen, wenn man sich hier
in diesem Hause gemeinsam mit uns um diese Probleme
kümmern würde, weil ich glaube, dass wir hierdurch das
deutsche Wissenschaftssystem wirklich entscheidend
verbessern könnten. Das ist keine Frage des Geldes.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Das Wort hat der Kollege René Röspel für die SPD raktion Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Frau Wanka, ich darf Ihnen für eine doch überiegend differenzierte Darstellung und Abarbeitung des roblems danken, die ich als wohltuend empfunden abe. Diesen Dank will ich aber mit einer Klage bezügch einiger Koalitionsredner verbinden, bei deren Beiägen ich diese Differenziertheit und auch Souveränität ider vermissen musste. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712705900

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

René Röspel (SPD):
Rede ID: ID1712706000

Die Forschungs- und Bildungspolitik des Bundes
ngt nicht 2005 mit der Großen Koalition an. Wenn Sie

och weiter zurückschauen wollen, dann empfehle ich
nen einen Blick in das EFI-Gutachten des letzten Jah-
s, das eine aussagekräftige Tabelle enthält, die bis in

ie 80er-Jahre hinein zurückreicht und in der dargestellt
ird, wie sich der Anteil der öffentlichen Investitionen
der Forschung entwickelt hat. Hier erhält man ein paar
aten, nämlich zum Beispiel, dass nach einer Lethargie
Bildungs- und Forschungsbereich – unter anderem

erursacht von Herrn Rüttgers und Herrn Kohl – Rot-
rün ab 1998 nicht nur endlich wieder Geld für Bildung
nd Forschung in die Hand genommen, sondern gesell-
chaftlich auch einen anderen Stellenwert von Bildung
nd Forschung auf den Weg gebracht hat, was noch viel
ichtiger ist.


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


Wir danken Ihnen ausdrücklich, dass das durch
chwarz-Rot im Rahmen der Großen Koalition fortge-
etzt wurde und auch jetzt in dieser Koalition fortgesetzt
ird. Das ist unser Lob an Sie, das wir im Antrag in Tei-
n auch dokumentiert haben und das Sie, Herr
retschmer, zu Recht vorgelesen haben. Wir finden das
vielen Teilen ja auch gut.

Man muss auch feststellen, dass wir mit dem Pakt für
orschung und Innovation, durch den wir den For-
chungseinrichtungen Geld für die nächsten Jahre ver-
sslich zusichern – es sei übrigens gesagt, dass das eine

ozialdemokratische Erfindung ist –, und mit dem Hoch-
chulpakt, durch den wir Studienplätze finanzieren,
irklich Geld in die Hand genommen haben. So konnte

ich die Forschungslandschaft entwickeln. Das sieht
an auch von außen. Die Amerikaner gucken mittler-
eile vielleicht sogar neidisch auf die Entwicklung in
eutschland und sagen: Da tut sich etwas. – Das stellen
auch die deutschen Wissenschaftler fest, die in den
SA arbeiten. Man kann auch davon sprechen, dass die
niversitäten wirklich sichtbarer geworden sind und
ass diese Forschungslandschaft belebt worden ist.

Wir können über Zuwächse und auch über Stellenan-
ile reden. Herr Rupprecht, das haben Sie richtig zitiert.





René Röspel


(A) )


)(B)

Das Problem ist aber, dass Forschungslandschaft nicht
bedeutet, dass irgendwo Bäume oder neu gestrichene
Universitäten herumstehen, sondern es geht um Men-
schen.


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


Wir haben Geld zur Verfügung gestellt, damit Men-
schen wissenschaftliche Karrieren beginnen können. Mit
dieser Förderung haben wir noch viel früher angesetzt.
Ich bin Mitglied des AWO-Unterbezirks Ennepe-Ruhr,
und ich werde in zwei Wochen wieder das Vergnügen
haben, einen unserer Kindergärten zum „Haus der klei-
nen Forscher“ ernennen zu können. Das heißt, wir fan-
gen ganz früh damit an, Kinder für die wissenschaftliche
Arbeit und für Experimente zu interessieren und sie für
die Forschung zu begeistern. Das setzen wir in der
Schule fort, und auch an den Universitäten versuchen
wir, das fortzusetzen; denn sie sind die Ausbildungszent-
ren für Wissenschaft und Forschung – übrigens in Län-
derhoheit, Frau Wanka.

Geld ist hier ganz wichtig, aber das ist nur eine Kom-
ponente. Wenn wir Menschen für Forschung begeistern
wollen, dann müssen wir ihnen auch eine Perspektive
geben. Deswegen bin ich Swen Schulz und den vielen
anderen sehr dankbar dafür, dass sie diesen Antrag ge-
schrieben haben. Wir müssen uns wieder darauf fokus-
sieren, um was es tatsächlich geht.


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


Es gibt begeisterte Menschen, die nach dem Studium
sagen: Ja, ich will ein paar Jahre forschen und promovie-
ren. – Sie sind sogar bereit, unter wirklich fürchterlichen
Arbeitsbedingungen und für wenig Geld drei, vier oder
fünf Jahre zu arbeiten, ihre Dissertation zu erstellen und
etwas Neues herauszufinden. Dabei nehmen sie hin, dass
ihre Arbeitsbedingungen so schlecht sind. Das nehmen
sie vielleicht noch für eine weitere befristete Zeit von
drei Jahren hin, in denen sie Geldbeträge erhalten, von
denen man keine Familie ernähren und sich auch keine
Lebensperspektive aufbauen kann. Trotzdem sind sie
dazu bereit.

Auf der anderen Seite – das haben Sie in Teilen ange-
sprochen, Frau Wanka – gibt es die Perspektive der
Hochschulen und auch der außeruniversitären For-
schungseinrichtungen bis hin zum Max-Planck-Institut,
die sagen: Wir brauchen einen relativ hohen Durchlauf
an Wissenschaftlern, die wir nicht länger als drei Jahre
beschäftigen, um dann aus der großen Vielzahl denjeni-
gen aussuchen zu können, der am besten dazu geeignet
ist, weiterzumachen oder sogar Hochschulprofessor zu
werden.

Das ist ein Spannungsverhältnis. Auf der einen Seite
steht das Interesse der Hochschulen, Innovationen zu
fördern, viele Projekte durchzuführen, viele Menschen
einzustellen. Auf der anderen Seite befinden sich die
jungen Menschen, die bereit sind, sich in der Wissen-
schaft zu engagieren, und die sich freuen, nach dem Stu-

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(C (D ium das erste Mal ein bisschen Geld zu verdienen, in iner schwierigen Situation; denn mit 40 Jahren fragen ie sich: Wie geht es nun weiter? Der Deutsche Hochschulverband hat in einer Stelngnahme Anfang des Jahres erklärt, dass die wissen chaftliche Karriere in Deutschland leider weniger von er eigenen Leistung als von der Haushaltslage abhängt. enn jemand mit 28 Jahren sein Studium abschließt, ine wissenschaftliche Karriere anstrebt und auch eine eie Stelle findet, dann weiß er nicht, was nach der Prootion sein wird. Er kann sich möglicherweise in einer ituation wiederfinden, in der er nicht weiterkommt. Geau das ist das Spannungsfeld, innerhalb dessen sich das issenschaftszeitvertragsgesetz bewegt. Frau Wanka, es gab auch eine Zeit vor 2002. Damals ab es keine Familienregelung, nach der sich die befristen Verträge mit der Zahl der Kinder verlängern ließen. s gab die Möglichkeit, über einen Arbeitgeberwechsel efristungen neu starten zu lassen. Das heißt, man onnte sich von einem Fünfjahresvertrag zum nächsten angeln, wenn man einen neuen Arbeitgeber, sprich: ein eues Institut an der Universität, fand. Auch das war icht gut. Dieses Spannungsverhältnis müssen wir auflöen. Dazu hat die SPD schon einige Vorschläge wie Tenre Track vorgelegt: Wenn jemand als wissenschaftliher Mitarbeiter gut ist, dann wird ihm zum Beispiel ine Festanstellung als Professor oder Professorin angeoten. Wir fordern deutlich mehr Juniorprofessuren. ber wir werden auch darüber reden, inwieweit die Läner durch die Programmpauschale belastet werden. Am Kernproblem kommen wir jedoch nicht vorbei. und und Länder sind hier gemeinsam gefordert, eigene teressen oder Befindlichkeiten aufzugeben. Die zenale Ausbildungsstelle für Wissenschaft sind die Uniersitäten. Wenn wir als Bund Geld geben, wir aber seen, dass die Länder zunehmend nicht mehr in der Lage ind – ich will jetzt nicht von der Steuerpolitik dieser oalition reden –, ihren Anteil zu leisten, dann können ir die Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses – s geht darum, mehr unbefristete Stellen an den Univeritäten zu schaffen – nicht weiter verbessern. Deswegen ppelliere ich an Bund und Länder, die eigenen Interesen zurückzustellen, sich die Interessen des wissenchaftlichen Nachwuchses anzuschauen und gemeinsam it Geld in der Hand für mehr unbefristete Stellen zu orgen. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712706100

Das Wort hat der Kollege Tankred Schipanski für die

raktion der CDU/CSU.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )


)(B)


Tankred Schipanski (CDU):
Rede ID: ID1712706200

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die

SPD hat immer ein gutes Händchen für Öffentlichkeits-
arbeit. Von daher findet die Debatte zum Thema wissen-
schaftlicher Nachwuchs zur Primetime statt. Dafür vie-
len Dank!

Das bietet natürlich auch der Linken die Möglichkeit,
hier noch einmal den Inhalt ihres populistischen Antrags
vorzutragen und ihre Kampfparolen zu verkünden.


(Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Das muss doch nicht sein!)


– Doch, Frau Dr. Sitte. – Dass Sie sich auf den Beitrag
von Herrn Hirschi in der FAZ beziehen, ist schön und
zeigt, dass Sie nicht nur das Neue Deutschland lesen,
sondern eben auch die FAZ. Dass Sie sich der Forderung
anschließen, die Lehrstühle an deutschen Universitäten
abzuschaffen, ist ein bisschen gewagt.


(Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Das habe ich gar nicht gefordert!)


Das werden wir in unserem Antrag, den wir vorbereiten
– Kollege Rupprecht hat das dargestellt –, nicht tun.

Die Kollegen der Opposition sind bei der Erstellung
von Anträgen zwar sehr schnell, aber es kommt auf den
Inhalt an. Weil wir unseren Antrag zum wissenschaftli-
chen Nachwuchs gut vorbereiten und ihn mit allen rele-
vanten Playern abstimmen möchten, wird er – ohne Ef-
fekthascherei mit Blick auf das Wintersemester – erst in
Kürze kommen.

Wir benutzen auch eine andere Rhetorik. Sie fordern
ja, eine Personaloffensive zu starten oder – auch das
wurde heute wieder verlangt – einen Hochschulpakt Plus
einzuführen. Das wird nur noch von den Grünen getoppt,
die uns die Zukunft in den düstersten Farben malen und
einen Hochschulpakt-Notfallplan fordern. Hier hilft kein
Populismus und auch keine Schwarzmalerei. Es helfen
auch keine bunten Sammlungen an politischen Wün-
schen, die Sie uns heute hier vorgetragen haben. Vor al-
len Dingen tun Sie dies ohne sinnvolle Finanzierungs-
vorschläge und ohne Beachtung der föderalen Struktur
in unserer Republik, mit der festgelegt ist, wofür die
Länder und wofür der Bund zuständig sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Kollegen der Opposition haben auf die HIS-Stu-
die zurückgegriffen. Wenn man dies tut, dann sollte man
die ganze Wahrheit darstellen. In der HIS-Studie wird
eine durchaus positive Einschätzung der wissenschaftli-
chen Karrieren vorgenommen. Es wird gezeigt, dass die
Nachwuchswissenschaftler mit zeitlichen Rahmenbedin-
gungen und mit der Arbeitsorganisation zufrieden sind.
Sie haben Zeit für ihr Privatleben und profitieren von Fa-
milienfreundlichkeit. An meiner Heimatuniversität, der
TU Ilmenau, gibt es extra Kinderkrippen und Kindergär-
ten. Anscheinend ist die Tätigkeit an der Universität eine
Phase, in der junge Leute eine Familie gründen. Es ist
von Vorteil, dass unser System so viel Flexibilität bietet.

Zwei Problemfelder gibt es in der Tat: die Betreuung
von Doktoranden und die Planbarkeit der Karriere. Gut,

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(C (D ass Sie das erkannt haben, liebe Kollegen der Opposion. Wir nehmen aber eine andere Bewertung vor und iehen andere Schlussfolgerungen. Die Doktorandenausildung ist gut strukturiert – man schaue sich die Promoonsbzw. die Graduiertenkollegs an –, und das fördert rimär der Bund. An den Universitäten gilt es jetzt, achzuziehen. Der Bund hat hierfür einen sehr guten eg bereitet. Ihren Vorschlag, das Recht der Promotion uf Fachhochschulen auszuweiten, halte ich für nicht innvoll. Gut wären engere Kooperationen. Die Splittung von Mitarbeiterstellen wurde angesprohen, Stichwort „zu kurze Befristungen“. Dem müssen ir in der Tat entgegenwirken. Das ist nicht nur ein Prolem mit dem Wissenschaftszeitvertragsgesetz, sondern s kommt auch auf die Umsetzung in den Universitäten das hat Frau Ministerin Wanka richtig dargestellt – an. ollte es da Probleme geben, sind wir die Letzten, die ich da nicht heranwagen. Blicken wir auf die Postdoc-Phase. Hier wurde heute chon oft gesagt: Den Karrierewegen mangelt es an lanbarkeit. Das liegt zum einen an der Personalstruktur nd zum anderen an einem gewissen Abhängigkeitsverältnis. Verehrte Kollegen der SPD, da hilft es nichts, usätzliche Professorenstellen zu fordern oder ganz viele nbefristete Arbeitsverhältnisse, die anscheinend vom immel fallen sollen. Ihre Forderung ist wie ein Weihachtswunschzettel, gepaart mit sozialdemokratischer ießkannenpolitik. Selbstständig forschen ist nicht gleichbedeutend mit nbefristet beschäftigt sein. Selbstständig forschen und hren kann nicht nur ein Professor. Das können auch ostdoktoranden, die eine wissenschaftliche Karriere achen möchten. Unser Ziel ist es, diesen möglichst ühzeitig Selbstständigkeit zu geben und sich ein eigees Profil in der Forschung und in der Lehre – den Beich Lehre vermisst man in Ihrem Antrag völlig – auf ubauen. as tun wir bereits: mit dem Heisenberg-Programm, mit em Emmy-Noether-Programm, mit weiteren guten Prorammen, die allesamt vom Bund finanziert werden. Das ind Impulse, die es aufzugreifen gilt. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Widerspruch bei der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir wollen nicht zurück zum alten System der Aka-
emischen Räte. Qualität von Forschung und Lehre ver-
essert sich nicht durch Dauerstellen, sondern durch
ettbewerb.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


as heißt nicht, dass wir auf Dauerstellen im System
anz verzichten wollen; sie muss es in einer begrenzten
nzahl geben. Planungssicherheit und Karrierewege er-
ffnen sich den Nachwuchswissenschaftlern durch Ziel-
ereinbarungen und durch konkrete Bedingungen, die
ie erfüllen müssen, um an einer Hochschule dauerhaft
nterrichten zu dürfen.





Tankred Schipanski


(A) )


)(B)

Befristete Arbeitsstellen gibt es doch nicht nur im
Wissenschaftsbereich – Sie zeichnen hier ein Biotop auf,
das es gar nicht gibt –; vielmehr sind befristete Arbeits-
stellen in unserer heutigen Zeit eine völlig normale Sa-
che. Wir sollten angesichts der Personalstruktur lernen,
stärker zu differenzieren. Wenn Sie in Ihrem Antrag stär-
ker differenziert hätten, dann hätten wir uns damit diffe-
renzierter auseinandersetzen können.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712706300

Herr Kollege.


Tankred Schipanski (CDU):
Rede ID: ID1712706400

Frau Präsidentin, ich habe gesehen, dass die Lampe

leuchtet.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712706500

Schon seit einiger Zeit.


Tankred Schipanski (CDU):
Rede ID: ID1712706600

Lassen Sie mich abschließend auf die Einleitung der

HIS-Studie verweisen. Bereits Max Weber stellte in sei-
nem Werk „Wissenschaft als Beruf“ aus dem Jahre 1919
fest: „Das akademische Leben ist … ein wilder Hazard.“
Das war 1919!


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712706700

Herr Kollege.


Tankred Schipanski (CDU):
Rede ID: ID1712706800

2011 ist das anders. Ich hoffe, dass wir hier in diesem

Hohen Hause für unseren akademischen Nachwuchs
eine gute Zukunft in der Bildungsrepublik initiieren.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712706900

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
den Drucksachen 17/6336 und 17/6488 an die Aus-
schüsse vorgeschlagen, die Sie in der Tagesordnung fin-
den. – Dazu sehe und höre ich keinen Widerspruch.
Dann sind die Überweisungen so beschlossen.

Ich rufe jetzt die Tagesordnungspunkte 34 a bis g auf:

a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur
Änderung des Gräbergesetzes

– Drucksache 17/6207 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Kultur und Medien

b) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Ab-
kommen vom 6. April 2010 zwischen der Bun-
desrepublik Deutschland und der Republik

(C (D Albanien zur Vermeidung der Doppelbesteuerung und der Steuerverkürzung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen – Drucksache 17/6613 – Überweisungsvorschlag: Finanzausschuss c)

gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Pro-
tokoll vom 29. Dezember 2010 zur Änderung
des Abkommens vom 24. August 2000 zwi-
schen der Bundesrepublik Deutschland und
der Republik Österreich zur Vermeidung der
Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steu-
ern vom Einkommen und vom Vermögen

– Drucksache 17/6614 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss

d) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur
Änderung des Agrarstatistikgesetzes

– Drucksache 17/6642 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (f)

Innenausschuss

e) Beratung des Antrags der Abgeordneten Omid
Nouripour, Marieluise Beck (Bremen), Volker
Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Namen von Bundeswehrkasernen überprüfen

– Drucksache 17/6495 –
Überweisungsvorschlag:
Verteidigungsausschuss

f) Beratung des Antrags der Abgeordneten Sören
Bartol, Uwe Beckmeyer, Martin Burkert, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Klimagerechte Stadtpolitik – Potentiale nut-
zen, soziale Gerechtigkeit garantieren, wirt-
schaftliche Entwicklung unterstützen

– Drucksache 17/7023 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Haushaltsausschuss

g) Beratung des Antrags der Abgeordneten Eva
Bulling-Schröter, Ralph Lenkert, Sabine Stüber,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE

zu dem Vorschlag der Europäischen Kommis-
sion für eine Richtlinie des Europäischen Par-
laments und des Rates zur Schaffung eines
Ordnungsrahmens für den Bodenschutz und





Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt


(A) )


)(B)

zur Änderung der Richtlinie 2004/35/EG

(KOM [2006] 232 endg.; Ratsdok 1388/06)


hier: Stellungnahme des Deutschen Bundesta-
ges gemäß Artikel 23 Absatz 3 des
Grundgesetzes i. V. m. § 9 Absatz 4 des
Gesetzes über die Zusammenarbeit von
Bundesregierung und Deutschem Bun-
destag in Angelegenheiten der Europäi-
schen Union

Bodenschutz europaweit stärken

– Drucksache 17/7024 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz

Es handelt sich dabei um Überweisungen im verein-
fachten Verfahren ohne Debatte.

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlagen an
die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse zu
überweisen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
Fall. Dann ist das so beschlossen.

Wir kommen zu den Tagesordnungspunkten 35 a bis g
sowie Zusatzpunkt 4. Es handelt sich um Beschlussfas-
sungen zu Vorlagen, zu denen keine Aussprache vor-
gesehen ist.

Tagesordnungspunkt 35 a:

Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Änderung des Energiebetriebene-Pro-
dukte-Gesetzes

– Drucksachen 17/6278, 17/6893 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-

(9. Ausschuss)


– Drucksache 17/7061 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Johanna Voß

Der Ausschuss für Wirtschaft und Technologie emp-
fiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache
17/7061, den Gesetzentwurf der Bundesregierung auf
Drucksachen 17/6278 und 17/6893 in der Ausschussfas-
sung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetz-
entwurf in der Ausschussfassung zustimmen wollen, um
das Handzeichen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? –
Damit ist der Gesetzentwurf in zweiter Beratung angenom-
men bei Zustimmung durch Koalitionsfraktionen und
SPD. Dagegen hat niemand gestimmt. Bündnis 90/Die
Grünen und Linke haben sich enthalten.

Dritte Beratung

und Schlussabstimmung. Diejenigen, die zustimmen
wollen, mögen sich bitte erheben. – Gegenstimmen? –
Enthaltungen? – Damit ist der Gesetzentwurf in dritter
Beratung mit dem gleichen Stimmenverhältnis wie vor-
her angenommen.

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(C (D Tagesordnungspunkt 35 b: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Güterkraftverkehrsgesetzes und des Personenbeförderungsgesetzes – Drucksache 17/6262 – Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (15. Ausschuss)


– Drucksache 17/7058 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Kirsten Lühmann

Der Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwick-
ng empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
rucksache 17/7058, den Gesetzentwurf der Bundesre-
ierung auf Drucksache 17/6262 in der Ausschussfas-
ung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetz-
ntwurf zustimmen wollen, um das Handzeichen. –
egenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf
t in zweiter Beratung angenommen bei Zustimmung
urch Koalitionsfraktionen und SPD. Die Linke hat da-
egen gestimmt, Bündnis 90/Die Grünen sich enthalten.

Dritte Beratung

nd Schlussabstimmung. Diejenigen, die zustimmen
ollen, erheben sich bitte. – Gegenstimmen? – Enthal-
ngen? – Der Gesetzentwurf ist in dritter Beratung mit

em gleichen Stimmenverhältnis wie vorher angenom-
en.

Tagesordnungspunkt 35 c:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Wirtschaft und Tech-
nologie (9. Ausschuss)


– zu der Verordnung der Bundesregierung

Einundneunzigste Verordnung zur Ände-
rung der Außenwirtschaftsverordnung

– zu der Verordnung der Bundesregierung

Zweiundneunzigste Verordnung zur Ände-
rung der Außenwirtschaftsverordnung

– Drucksachen 17/6169, 17/6392 Nr. 2, 17/6871,
17/6961 Nr. 2.3, 17/7062 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Erich G. Fritz

Der Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe a seiner Be-
chlussempfehlung, die Aufhebung der Einundneunzigs-
n Verordnung der Bundesregierung zur Änderung der
ußenwirtschaftsverordnung auf Drucksache 17/6169
icht zu verlangen. Wer stimmt für diese Beschlussemp-
hlung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Da-
it ist die Beschlussempfehlung angenommen. Dagegen

at die Fraktion Die Linke gestimmt; die übrigen Frak-
onen waren dafür.

Der Ausschuss für Wirtschaft und Technologie hat in
einer Beschlussempfehlung auf Drucksache 17/7062





Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt


(A) )


)(B)

die Zweiundneunzigste Verordnung der Bundesregie-
rung zur Änderung der Außenwirtschaftsverordnung auf
Drucksache 17/6871 mit einbezogen. Über diese Vorlage
soll jetzt ebenfalls abschließend beraten werden. – Da-
mit sind Sie einverstanden. Dann kommt es zur Abstim-
mung.

Der Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe b seiner
Beschlussempfehlung, die Aufhebung der Zweiund-
neunzigsten Verordnung zur Änderung der Außenwirt-
schaftsverordnung auf Drucksache 17/6871 nicht zu ver-
langen. Wer stimmt für die Beschlussempfehlung? – Wer
stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussemp-
fehlung ist angenommen. Die Fraktion Die Linke hat da-
gegen gestimmt; alle übrigen Fraktionen haben dafür ge-
stimmt.

Wir kommen zu den Beschlussempfehlungen des Pe-
titionsausschusses.

Tagesordnungspunkt 35 d:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 305 zu Petitionen

– Drucksache 17/6938 –

Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
tungen? – Die Sammelübersicht ist einstimmig ange-
nommen.

Tagesordnungspunkt 35 e:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 306 zu Petitionen

– Drucksache 17/6939 –

Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
tungen? – Die Sammelübersicht ist ebenfalls einstimmig
angenommen.

Tagesordnungspunkt 35 f:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 307 zu Petitionen

– Drucksache 17/6940 –

Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
tungen? – Die Sammelübersicht ist angenommen. Die
Fraktion Die Linke hat dagegen gestimmt; die übrigen
Fraktionen haben dafür gestimmt.

Tagesordnungspunkt 35 g:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 308 zu Petitionen

– Drucksache 17/6941 –

Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
tungen? – Die Sammelübersicht ist angenommen. Zuge-
stimmt haben die Koalitionsfraktionen, dagegen ge-
stimmt haben die Oppositionsfraktionen.

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(C (D Zusatzpunkt 4: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Verordnung der Bundesregierung Verordnung über die Zuteilung von Treibhausgas-Emissionsberechtigungen in der Handelsperiode 2013 bis 2020 (Zuteilungsverordnung 2020 – ZuV 2020)


– Drucksachen 17/6850, 17/6961 Nr. 2.2, 17/7064 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Andreas Jung (Konstanz)

Frank Schwabe
Michael Kauch
Eva Bulling-Schröter
Bärbel Höhn

Der Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe a seiner
eschlussempfehlung auf Drucksache 17/7064, der Ver-
rdnung auf Drucksache 17/6850 zuzustimmen. Wer
timmt für die Beschlussempfehlung? – Wer stimmt da-
egen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist
ngenommen bei Zustimmung durch die Koalitionsfrak-
onen, die Linke hat dagegen gestimmt, Bündnis 90/Die
rünen und SPD haben sich enthalten.

Unter Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung auf
rucksache 17/7064 empfiehlt der Ausschuss, eine Ent-

chließung anzunehmen. Wer stimmt für diese Be-
chlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
ngen? – Damit ist die Beschlussempfehlung

ngenommen bei Zustimmung durch die Koalitionsfrak-
onen. Dagegen hat niemand gestimmt. Die Opposi-
onsfraktionen haben sich enthalten.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 33 sowie Zusatzpunkt 5
uf:

33 Beratung des Antrags der Abgeordneten Jürgen
Trittin, Daniela Wagner, Bärbel Höhn, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN

Anrufung des Vermittlungsausschusses durch
den Deutschen Bundestag

– Drucksache 17/6946 –

P 5 Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/
CSU und FDP

Für die konsequente Begleitung der Ener-
giewende durch steuerliche Maßnahmen zur
Erhöhung der Energieeffizienz im Gebäudebe-
reich

– Drucksache 17/7022 –

Verabredet ist es, hierzu eine halbe Stunde zu debat-
eren. – Dazu sehe ich keinen Widerspruch. Dann ver-
hren wir so.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem
ollegen Jürgen Trittin für Bündnis 90/Die Grünen.






(A) )


)(B)


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712707000

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir ha-

ben im Juni gemeinsam beschlossen, dass Deutschland
aus der Atomenergie aussteigt. Dazu gehört auch, dass
wir die Bedingungen für den Umstieg und den Einstieg
organisieren müssen. Eine der Schlüsselfragen, die dabei
zu lösen sind, ist: Wie schafft man in einem von einem
wachsenden Anteil erneuerbarer Energien geprägten
Energiesystem den Ausgleich zwischen Angebot und
Nachfrage? Da müssen wir mehr Speicher bauen. Wir
brauchen bessere Netze. All dies ist im Energiepaket be-
rücksichtigt. Aber das wird nicht reichen. Wir brauchen
flexiblere Kraftwerke. Solche Kraftwerke werden aber
nur mit Gas betrieben werden können. Wenn wir nicht
mehr Gas importieren wollen, müssen wir anderswo Gas
einsparen. Ich glaube, über all das, was ich bisher gesagt
habe, herrscht Konsens.

Ihr Energiepaket enthielt den Entwurf eines Gesetzes
zur besseren Wärmedämmung von Gebäuden. Zurzeit
dämmen wir 0,7 Prozent unserer Gebäude jährlich. Das
heißt, wir sind noch nicht einmal in 100 Jahren damit
fertig. Dieser Teil des Energiepakets war der einzige, der
im Bundesrat zustimmungsbedürftig war.


(Dr. Birgit Reinemund [FDP]: Wer hat es denn verhindert? – Sebastian Körber [FDP]: Das war Herr Kretschmann!)


Sie haben die Mehrheit dafür nicht bekommen. Der Hin-
tergrund, warum Sie die Mehrheit nicht bekommen ha-
ben, war relativ einfach. Sie sind zwar der Meinung,
dass Wärmedämmung eine schöne Sache ist. Aber die
Hauptlast – 57,5 Prozent – sollen die Länder und Ge-
meinden tragen. So hoch ist der Anteil der Länder und
Gemeinden am Steuerausfall.

Nun bin ich der Auffassung – damit da gar keine
Schärfe hineinkommt –, dass auch die Länder ihren Bei-
trag dazu leisten müssen. Wenn Sie aber bedenken, dass
sich in diesem Land Hunderte Kommunen in einer Haus-
haltsnotlage befinden und dass die Kommunalaufsichten
vielen Kommunen verbieten, selbst effiziente Einspar-
maßnahmen durchzuführen, weil sie schon Kassenkre-
dite aufnehmen müssen, dann können Sie nicht ernsthaft
den Wunsch an die Kommunen herantragen, zusätzlich
zur Haushaltsnotlage noch Einnahmeausfälle hinzuneh-
men.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Volker Wissing [FDP]: Sagen Sie mal was zur Entlastung der Kommunen!)


In der Verfassung ist ein Verfahren vorgesehen, wenn
man sich in einem Interessenkonflikt zwischen Bund
und Ländern nicht einigen kann: die Anrufung des Ver-
mittlungsausschusses. Sie haben gemeinsam mit den von
Ihnen geführten Ländern gegen Baden-Württemberg und
gegen andere Länder, in denen die Grünen an der Regie-
rung beteiligt sind, die Anrufung des Vermittlungsaus-
schusses im Bundesrat verhindert. Sie hätten aber die
Möglichkeit, den Vermittlungsausschuss durch die Bun-
desregierung anrufen zu lassen.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


s ist das Normalste von der Welt, dass eine Bundesre-
ierung, wenn sie mit etwas nicht durchkommt, ver-
ucht, eine Einigung zu erzielen. Das tun Sie nicht, ob-
ohl beispielsweise alle Unionsumweltpolitiker sagen:
itte ruft den Vermittlungsausschuss an! – Sie verfallen
eine katatonische Lähmung. Sie tun das, was Sie am

esten können, nämlich nichts. Ich glaube, das können
ir uns alle nicht leisten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


h weiß nicht, wie es Ihnen geht – –


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712707100

Herr Trittin, es gibt eine Zwischenfrage des Kollegen

örber. Möchten Sie die zulassen?


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712707200

Bitte.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712707300

Bitte.


Sebastian Körber (FDP):
Rede ID: ID1712707400

Vielen Dank. – Herr Kollege Trittin, ich habe eine

rage an Sie. Ich denke, wir sind uns in der Analyse ei-
ig. Sie haben zutreffend ausgeführt, dass es nicht nur
m das Dämmen geht, sondern auch um die Gebäude-
chnik, um mehr Energie einzusparen. Deswegen stellt

ich bei mir eine gewisse Verwunderung ein. Sie regie-
n in einem großen Land, in Baden-Württemberg, mit.
ort gibt es einen grünen Ministerpräsidenten. Meine
rage berührt ein Stück weit die Glaubwürdigkeit der
rünen, die ich vermisse. Die Grünen drehen ihr Fähn-

hen nach dem Wind. Warum haben Ihr Ministerpräsi-
ent und Ihre stellvertretenden Ministerpräsidentinnen
em Gesetzentwurf im Bundesrat nicht einfach zuge-
timmt?


(Nicolette Kressl [SPD]: Gutes Ziel! Falsches Konzept!)


as wäre die einfachste Möglichkeit gewesen; denn die
vestitionen, die generiert werden – Sie haben die Steu-

rverteilung angesprochen –, kommen in erster Linie
en Kommunen und den Ländern zugute. Ihr Verhalten
eugt in keiner Weise von Glaubwürdigkeit. Was sagen
ie dazu?


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712707500

Lieber Herr Kollege, ich habe es Ihnen schon eben zu

rklären versucht, aber ich mache es noch einmal: weil
ich die meisten Kommunen diese Anfangsinvestitionen
chon heute nicht mehr leisten können. Deswegen hat es
wei Abstimmungsverhalten der von Grünen mitregier-
n Länder im Bundesrat gegeben. Diese Länder haben
esagt: Wir können dem Gesetzentwurf wegen unserer





Jürgen Trittin


(A) )


)(B)

Verantwortung gegenüber den Gemeinden nicht zustim-
men; wir wollen vielmehr einen anderen und besseren.
Deswegen haben unsere Länder die Anrufung des Ver-
mittlungsausschusses beantragt. Das ist das normale
Verfahren in einer solchen Situation.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Welche Länder haben die Anrufung des Vermittlungs-
ausschusses abgelehnt? Das waren die von Ihnen mitre-
gierten Länder. So viel zu Ihrer Glaubwürdigkeit, meine
Damen und Herren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Jetzt können Sie als Bundesregierung ein geordnetes
Verfahren einleiten. Es geht im Föderalismus nie – auch
nicht bei dieser Frage – darum, dass eine Seite zu
100 Prozent ihren Willen durchsetzt. Auch wir wissen,
dass die Vorstellungen, die die Grünen dazu haben, nicht
Ergebnis der Verhandlungen im Vermittlungsausschuss
sein werden.

Aber wenn ich in Delmenhorst oder sonst wo zur
Handwerkskammer komme, dann wird mir zurzeit nur
eine Frage gestellt: Wann beginnt endlich dieses Ver-
mittlungsverfahren, damit wir mit der Wärmedämmung
und ähnlichen Maßnahmen anfangen können? Ihnen er-
geht es genauso. Sie sind genauso unter Druck. Also, hö-
ren Sie auf, einen vernünftigen Kompromiss in dieser
Frage durch Untätigkeit zu blockieren! Das ist der
Grund, warum wir sagen: Dann ruft eben der Deutsche
Bundestag den Vermittlungsausschuss an. Irgendjemand
muss ja vernünftig sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712707600

Der Kollege Olav Gutting hat jetzt das Wort für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Olav Gutting (CDU):
Rede ID: ID1712707700

Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!

Wir haben vor wenigen Monaten hier in diesem Hause
den Einstieg in die Energiewende, den Einstieg in das
Zeitalter der erneuerbaren Energien beschlossen. Das ist
kein einfacher Weg; denn wenn man wie wir in der Ko-
alition Ökonomie und Ökologie nicht gegeneinander
ausspielen will, dann muss man vieles beachten. Erste
Erfolge sind im Übrigen schon erkennbar. Wir haben be-
reits im ersten Halbjahr 2011 den Anteil der erneuerba-
ren Energien an der Energieerzeugung auf über 20 Pro-
zent steigern können. Das ist ein toller Erfolg. Darauf
können wir alle stolz sein.

Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass es zum Beispiel
bei der Einspeisevergütung für die Unternehmen und die
Investoren bei einem planbaren Kurs bleibt; denn Plan-
barkeit ist die Voraussetzung dafür, dass der Kapital-
markt auf der einen Seite und die technische Entwick-
lung und Innovation auf der anderen Seite miteinander

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(C (D erknüpft werden können. Planbarkeit ist auch die Voussetzung dafür, dass wir in Deutschland auf dem ichtigsten Wachstumsmarkt, bei den erneuerbaren nergien, auch zukünftig in der ersten Liga mitspielen önnen. Gleichzeitig sind wir aufgefordert, Überfördeng in diesem Bereich abzubauen und den Innovations ruck in diesem Bereich noch zu verstärken. Neben der Förderung der erneuerbaren Energien woln wir aber auch zusätzliche Impulse setzen. Wir alle issen: Gerade beim Wohngebäudebestand gibt es noch inen ganz erheblichen Bedarf und ein ganz erhebliches otenzial zur Einsparung von Energie und CO2. Wir hatn uns deshalb entschlossen, für die energetische Sanieng an Gebäuden zusätzlich zu den bereits bestehenden rogrammen der KfW eine steuerliche Förderung anzuieten. Auch in diesem Bereich ist Planbarkeit von allerrößter Bedeutung. Leider hat der Bundesrat – deswegen haben wir heute iese Debatte –, in dem unsere Regierungskoalition eine Mehrheit hat, dieses Vorhaben gestoppt. Das ist anz besonders schade, (Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum rufen Sie nicht den Vermittlungsausschuss an?)


eil die Argumente der Bundesländer in diesem Fall
icht stichhaltig sind.

Was sind die Einwendungen? Zum einen wird mo-
iert, es gebe Mitnahmeeffekte. Aber wir haben beim
esetzgebungsverfahren gerade darauf geachtet, dass

olche Mitnahmeeffekte vermieden werden und dass die
örderung zielgenau ankommt. Mit der Vorgabe, dass
ach der Sanierung der Standard eines KfW-Effizienz-
auses 85 erreicht werden muss, haben wir ein so ambi-
oniertes Ziel formuliert, dass die Umsetzung dessen
icht mal eben so funktioniert. Dieses hochgesteckte
iel – davon sind wir überzeugt – kann nur mit dieser
usätzlichen Förderung umgesetzt werden.

Die Länder monieren vor allem – das hat der Kollege
rittin hier zu erklären versucht – den hohen Finanzie-
ngsanteil, den sie tragen müssen. Dabei wird aber der

elbstfinanzierungseffekt dieser Maßnahmen völlig ver-
essen; denn die Förderung der energetischen Sanierung
st ein Vielfaches der eingesetzten Summe an Investi-
onen aus. Allein die Umsatzsteuer, die sich aus den da-
urch ausgelösten Investitionen ergibt, dürfte die be-
rchteten Steuermindereinnahmen um ein Mehrfaches

usgleichen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Festzuhalten ist in diesem Zusammenhang, dass wir
arallel das KfW-Programm um 1,5 Milliarden Euro
ufgestockt haben. Nun wissen wir aus den Zahlen, die
ei der KfW vorliegen, dass die Fördermittel regelmäßig
as Neunfache an Investitionen auslösen. Das bedeutet,
ass allein durch die Aufstockung der Mittel bei der
fW um 1,5 Milliarden Euro das Neunfache an Investi-
onsvolumen ausgelöst wird. Das wiederum bedeutet,
ass die Länder im Rahmen der Mehrwertsteuer einen





Olav Gutting


(A) )


)(B)

Anteil von ungefähr 800 Millionen Euro allein aufgrund
dieser Aufstockung erhalten werden.

Bei der Freigabe des Gesetzes durch den Bundesrat
darf auch das Handwerk vor Ort eine spürbare Belebung
erfahren. Was die Kommunen angeht, so bedeutet das
natürlich mehr Arbeitsplätze. Natürlich bedeutet das
auch ein höheres Gewerbesteueraufkommen für die
Kommunen. Insofern ist es falsch, hier die Situation der
Kommunen als Gegenargument heranzuziehen; denn sie
werden davon profitieren.

Die Zahlen machen deutlich, dass es den Ländern vor
allem um eines geht: um Blockade. Der Bundesrat will
offenbar die eigene Stärke demonstrieren. Ich kann nur
sagen: Wir nehmen diese Machtdemonstration zur Kennt-
nis. Aber ich sage Ihnen auch: Die Länder sollten diese
Blockade schleunigst aufgeben;


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


denn sie schaden damit der Energiewende. Sie schaden
auch dem Handwerk; denn es gibt bei den Investitions-
willigen bereits einen spürbaren Attentismus. Sie inves-
tieren nicht, weil sie warten, bis dieses Gesetz kommt.
Sie schaden den Kommunen, und die Länder schaden
letztendlich auch sich selbst, wenn wir, wie gerade auf-
gezeigt, berücksichtigen, zu welchen Steuermehreinnah-
men auch für die Länder dieses Gesetz führen kann.


(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum machen Sie dann kein Vermittlungsverfahren? Hier ist heute die Abstimmung!)


Wenn wir in unserem Land gemeinsam dem an-
spruchsvollen Ziel einer nachhaltigen Verringerung der
Treibhausgasemissionen und dem zügigen Umstieg in
das Zeitalter der erneuerbaren Energien einen Schritt nä-
her kommen wollen, dann müssen die Länder jetzt ihre
Verhinderungshaltung aufgeben. Deshalb fordern wir die
Bundesregierung mit unserem Antrag heute auf, noch-
mals zu versuchen, einen erfolgreichen Abschluss des
Gesetzgebungsverfahrens bei den Ländern zu erreichen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712707800

Das Wort hat die Kollegin Nicolette Kressl für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1712707900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Lassen Sie mich zum Thema „energetische Gebäude-
sanierung“ drei Punkte deutlich machen:

Erstens. Wir halten die Förderung der energetischen
Gebäudesanierung für sinnvoll. Die Energiewende ist
dann machbar, wenn auch Energie eingespart wird. Wir
gehen davon aus, dass eine Förderung in diesem Bereich
ein Mehrfaches an privaten Investitionen initiiert. Des-
halb wäre eine solche Förderung auch für das Handwerk

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(C (D in ganz entscheidender Faktor. So weit sind wir uns eiig. Im Gesetzgebungsverfahren haben wir von der SPD eutlich gemacht, dass wir eine progressionsabhängige örderung – eine solche haben Sie vorgesehen – für lsch halten, und zwar nicht nur deshalb, weil die Gechtigkeitsfrage eine Rolle spielt, sondern auch deshalb, eil bei einer progressiven Förderung (Dr. Birgit Reinemund [FDP]: So ist unser Steuersystem!)


(Beifall bei der SPD)


eutliche Mitnahmeeffekte entstehen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


as hat auch der Bundesrat deutlich so formuliert.

Ja, es werden private Investitionen ausgelöst. Aber
ine Förderung nach dem Motto „Je höher das Einkom-
en, desto höher die Förderung“ – so haben Sie das im
esetz vorgesehen – macht in diesem Fall ökonomisch,
m es ganz deutlich zu sagen, keinen Sinn, und das ha-
en wir im Gesetzgebungsverfahren kritisiert.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. Birgit Reinemund [FDP]: Das ist doch Blödsinn!)


Im Gesetzgebungsverfahren haben wir von der SPD
inen Änderungsantrag eingebracht, in dem wir gesagt
aben: Die Umlage der Sanierungskosten auf die Miete-
nnen und Mieter muss eingeschränkt werden. Es kann
icht sein, dass Vermieter dann, wenn sie eine steuerli-
he Förderung bekommen, sämtliche Kosten an die Mie-
rinnen und Mieter weitergeben können. Das ist eine
rage der Logik und der Konsequenz.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Das waren zwei Änderungen, die wir eingebracht ha-
en und denen Sie im Gesetzgebungsverfahren nicht zu-
estimmt haben.


(Dr. Birgit Reinemund [FDP]: Sie wissen, was in der Gesetzesbegründung steht!)


Fazit zu meinem ersten Punkt: Sie hatten zwar das
chtige Ziel, aber Sie haben wieder einmal – wieder ein-
al! – die falschen Mittel gewählt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Zweitens. Im Interesse der Sache halten wir es für
chtig, den Vermittlungsausschuss anzurufen. Deshalb
erden wir dem dazu vorliegenden Antrag zustimmen.
ir ist die Weigerung von Schwarz-Gelb völlig unver-

tändlich; denn es ist ein völlig normales Verfahren, den
ermittlungsausschuss anzurufen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Gestern hat sich beim Steuervereinfachungsgesetz
och gezeigt, dass die Vernunft ganz schnell siegen





Nicolette Kressl


(A) )


)(B)

kann. Dazu waren Sie im Gesetzgebungsverfahren im
Bundestag nicht in der Lage.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Birgit Reinemund [FDP]: Das hätten Sie viel früher haben können!)


Daran sieht man, wie effizient ein Vermittlungsverfahren
sein kann. Zack, und Sie haben die unsinnige Regelung,
nach der die Steuererklärung nur alle zwei Jahre abgege-
ben werden muss, herausgenommen. Das Gesetz ist gül-
tig. Insofern ist völlig unklar, warum Sie den Vermitt-
lungsausschuss jetzt nicht anrufen wollen.


(Beifall bei der SPD – Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Warum ist das unsinnig, Frau Kollegin?)


Drittens. Zu dem sehr kurzfristig eingebrachten An-
trag der Koalition kann ich nur sagen: Jeder blamiert
sich so, wie er kann. Sie blamieren sich in diesem Fall
ganz besonders. Sie wollen nur verdecken, dass Sie eine
allgemeine Forderung aufstellen, aber nicht bereit sind,
der Anrufung des Vermittlungsausschusses zuzustim-
men. Ein Blick in die Verfahrensregeln hilft vielleicht.
Deswegen sage ich: Jeder blamiert sich so, wie er kann.

Es gibt überhaupt keine formale Möglichkeit mehr,
dass die Länder irgendwie zustimmen.


(Sebastian Körber [FDP]: Weil Sie blockiert haben!)


Entweder rufen Sie den Vermittlungsausschuss an, oder
das Gesetz ist gescheitert.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Sebastian Körber [FDP]: Das machen Sie gerade!)


Es wäre ganz sinnvoll, sich das einmal anzuschauen, be-
vor Sie hier nur allgemeines Blabla von sich geben. Sie
haben bisher in keiner Rede begründet, warum Sie dem
normalen Weg der Anrufung des Vermittlungsausschus-
ses nicht zugestimmt haben.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Sie hätten im Bundesrat zustimmen können! Sie tun so, als wären Sie dafür, dabei sind Sie dagegen!)


– Der Herr Wissing ist wieder auf seinem üblichen Weg.
Das haben wir schon ein paarmal erlebt. Er ruft: Sie hät-
ten doch zustimmen können!


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Das ist doch so!)


Es lohnt sich, etwas dazu zu sagen: Herr Wissing, das
Einzige, was Sie können, ist, auf der Opposition herum-
zuhacken. Ich interpretiere das so: Sie sind nicht in der
Lage, eigene konstruktive Vorschläge zu machen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das erleben wir nicht nur heute, sondern das erleben wir
dauernd. Das haben wir gestern und vorgestern erlebt.
Ich sage Ihnen noch einmal – offensichtlich haben Sie
nicht zugehört, oder Sie sind nicht in der Lage, es zu ver-
stehen –: Es gibt gute inhaltliche Gründe, diesem Gesetz

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(C (D icht zuzustimmen; denn es ist wegen der Mitnahmeffekte ökonomisch unsinnig. (Sebastian Körber [FDP]: Welche Mitnahmeeffekte denn? Das ist doch Quatsch!)


Da fragt wieder so ein Spezialist. Ich habe Gott sei
ank genügend Zeit, das zu erklären. Es wurde gefragt:
elche Mitnahmeeffekte?


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Wir haben einen progressiven Steuertarif, Frau Kressl! Oder wollen Sie den abschaffen?)


Herr Wissing, es gibt keinen Grund, das Ganze pro-
ressiv zu gestalten. Es geht nicht um die Frage, wie bei-
pielsweise bei den Werbungskosten, ob man die Kosten
on der Bemessungsgrundlage abziehen kann, sondern
s geht um eine wirtschaftliche Initialzündung. Die kön-
en Sie mit einer progressionsunabhängigen Zulage, so
ie wir das beantragt haben, ökonomisch sinnvoller und
erechter gestalten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


sofern ist es völliger Blödsinn, zu sagen, es hätte keine
esseren Wege gegeben, das Vorhaben auf den Weg zu
ringen. Sie hätten nur unseren Änderungsanträgen zu-
timmen müssen, dann wäre es wesentlich einfacher ge-
esen. Dann würden wir diese verquere Debatte nicht
hren. Das Handwerk hätte einen Vorteil.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Das ist wirklich verquer! Es wäre wirklich besser, wenn sie sagen, dass Sie dagegen sind!)


Ich finde es wirklich schade, dass Sie heute zum ers-
n Mal von dem normalen Verfahren abweichen. Klar
t doch: Das Gesetz ist zustimmungsbedürftig. Die Län-
er sind massiv davon betroffen und halten Teile davon
r falsch. Wir müssen nicht alle Gründe für die Anru-
ng des Vermittlungsausschusses teilen, aber einen Teil

er Gründe, beispielsweise die absehbaren Mitnahme-
ffekte, halten wir für sinnvoll.


(Sebastian Körber [FDP]: Da gibt es gar keine Mitnahmeeffekte!)


er Bundesrat hat die Möglichkeit – das ist ein demo-
ratisches Recht und in der Verfassung vorgesehen –, zu
agen: Wir wollen über die Änderungen diskutieren. –
ie verweigern bis heute die Möglichkeit, gemeinsam
it den Ländern über Änderungen zu diskutieren. Das
t falsch.


(Sebastian Körber [FDP]: Das ist Quatsch!)


ie sollten über Ihren Schatten springen und Ihre Ideolo-
ie beiseitelassen.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Sie sind aus parteipolitischen Gründen dagegen!)


Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )


)(B)


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712708000

Das Wort hat die Kollegin Dr. Birgit Reinemund für

die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Birgit Reinemund (FDP):
Rede ID: ID1712708100

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Um ein

bisschen Ruhe in die Debatte zu bringen: Herr Trittin,
Frau Kressl, wie scheinheilig ist das denn? Sie bzw. Ihre
Parteien haben das Vorhaben im Bundesrat blockiert,
und nun behaupten Sie, Sie wollen die energetische Ge-
bäudesanierung.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben die Anrufung des Vermittlungsausschusses im Bundesrat abgelehnt! – Joachim Poß [SPD]: Sie werden sich doch hier nicht über die Fakten hinweglügen!)


Ich darf mit dem Zitat eines grünen Kollegen begin-
nen, Herr Trittin:

Das Handwerk wartet überall. Überall werden die
Entscheidungen zur Gebäudesanierung aufgescho-
ben. Das ist schlecht für die Konjunktur und die
CO2-Bilanz.

Das ist ein Zitat Ihres Kollegen Volker Beck in einer
Agenturmeldung von gestern Abend. Hat er nicht klar
erkannt, wie fatal die rot-grüne Blockadehaltung im
Bundesrat ist?


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Allerdings unterschlägt er das Hauptargument für das
gestoppte Gesetz: die Energieeinsparung.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wollen sich der rot-grünen Blockade hingeben! Sie genießen sie doch geradezu!)


Fast 40 Prozent der Endenergie in Deutschland wird im
Wohnungsbestand aufgewendet. Hier liegt ein enormes
Einsparpotenzial. Über alle Parteigrenzen hinweg hat
der Deutsche Bundestag vor kurzem die Energiewende,
den Umstieg von der Kernenergie auf die erneuerbaren
Energien bis 2022 beschlossen. Das ist eine riesige He-
rausforderung für uns alle. Ohne Energieeinsparung wird
dies nicht gelingen.

Doch statt bei der energetischen Gebäudesanierung
mitzuziehen und die erste Maßnahme schnell auf den
Weg zu bringen, kneift der rot-grün dominierte Bundes-
rat, frei nach dem Motto: Wasch mir den Pelz, aber mach
mich nicht nass.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Und Sie sagen: Danke! Damit finde ich mich ab!)


Natürlich wollen auch die Bundesländer die Ener-
giewende, nur kosten darf sie eben nichts, zumindest
nicht die Länder.

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(C (D (Joachim Poß [SPD]: Warum machen Sie nicht von Ihren Rechten als Mitglieder des Bundesrates Gebrauch?)


elbst das grün-rote Baden-Württemberg verweigert die
ustimmung, ausgerechnet die Grünen, die noch schnel-
r aussteigen wollten, koste es, was es wolle.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Begründung des Bundesrats ist ziemlich faden-
cheinig.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vielleicht sollten wir Ihnen noch einmal das Einmaleins des Bundesrates erklären!)


as sind denn die angeblichen Gründe? Die Kosten sol-
n vollständig vom Bund übernommen werden. Ja, klar,

ber so funktioniert das nicht! Noch vor zwei Wochen
atten Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von SPD und
rünen, im Rahmen der Haushaltsberatung vehement

ine noch strengere Haushaltskonsolidierung gefordert.
etzt haben Sie keine Skrupel, gemeinsame Aufgaben fi-
anziell komplett dem Bund aufzubürden. Wie passt das
enn zusammen?


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es ist allen klar, dass die Energiewende nicht zum
ulltarif zu haben ist. Eine gerechte Aufteilung der Kos-
n sollte selbstverständlich sein. Das Gejammer, dass
ie Kosten die Länder und Kommunen finanziell total
berfordern, ist nicht nachvollziehbar. Aufgrund der so-
den Wirtschaftspolitik dieser Regierung sprudeln auch
ei den Ländern und Kommunen wieder die Steuerein-
ahmen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


In Baden-Württemberg sah sich die grün-rote Landes-
gierung jetzt sogar gezwungen, schon 2011 die Null-

erschuldung anzustreben.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gehen Sie einmal zur Tagung der Kämmerer!)


ier Wochen zuvor wollte sie das erst im Jahr 2020 an-
ehen, und das, obwohl sie die Verwaltung aufgebläht
nd Ministerien neu erfunden hat.


(Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo sprudelt denn bei Ihnen was?)


In der Begründung des Bundesrats heißt es:

Die von der Bundesregierung vorgeschlagene För-
derung von selbstnutzenden Wohnungseigentümern
würde dazu führen, dass die Förderung bei Spitzen-
verdienern je nach Steuerprogression entsprechend
höher ausfällt als bei Eigentümern mit einem durch-
schnittlichen Einkommen.

Ja, klar, so ist das; denn so funktioniert unsere Steuer-
ystematik, aber nicht erst seit dieser Legislatur. Von
teuern entlastet werden kann nur, wer Steuern zahlt.
er mehr Steuern zahlt, kann auch stärker entlastet wer-





Dr. Birgit Reinemund


(A) )


)(B)

den. Das ist das Prinzip von Progression bei der Besteue-
rung und Degression bei der Entlastung. Das ist nicht
neu. Das ist keine Parteiideologie. Das ist unsere Steuer-
systematik seit 60 Jahren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712708200

Möchten Sie eine Zwischenfrage der Kollegin Kressl

zulassen?


Dr. Birgit Reinemund (FDP):
Rede ID: ID1712708300

Von Frau Kressl immer.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712708400

Bitte schön.


Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1712708500

Liebe Frau Kollegin Reinemund, nach diesem Ver-

such eines kleinen Seminars über Steuerpolitik will ich
Sie fragen: Können Sie sich daran erinnern, dass die
SPD einen Antrag eingebracht hat, der darauf abzielte,
eine steuerrechtlich verankerte, progressionsunabhän-
gige Zulage auf den Weg zu bringen, die genauso mög-
lich wäre und keine Mitnahmeeffekte zur Folge hätte?


(Zuruf von der FDP: Echter Beitrag zur Steuervereinfachung, Frau Kollegin!)



Dr. Birgit Reinemund (FDP):
Rede ID: ID1712708600

Sie haben damit im Finanzausschuss und im Plenum

zu Recht keine Mehrheit gefunden. Im Übrigen gibt es in
diesem Fall keine Mitnahmeeffekte, wie Sie es uns hier
rhetorisch unterstellen wollen.


(Beifall bei der FDP)


Für Nichtsteuerzahler und Menschen mit niedrigem
Einkommen stehen nach wie vor die zinsbegünstigten
KfW-Kredite und Zuschüsse zur Verfügung. Diese wur-
den jetzt weiter auf 1,5 Milliarden Euro erhöht. Dieses
Instrument, das Sie versucht haben zu implementieren,
haben wir also schon eingerichtet.

Jetzt sollen zusätzlich Eigenheimbesitzer und Selbst-
nutzer motiviert werden, schneller zu sanieren. Das ist
neu. Was machen denn junge Familien, die nach Aus-
zahlung eines Bausparvertrags oder im Rahmen einer
Erbschaft ein älteres Häuschen energetisch sanieren wol-
len? Es sind doch gerade die Bezieher mittlerer Einkom-
men, die eine steuerliche Entlastung brauchen, damit sie
investieren.

Mit Ihrer Blockade bestrafen Sie die Familien, weil
Sie in ideologischer Verblendung in jedem Gesetz dieser
Bundesregierung sofort eine Maßnahme zur Begünsti-
gung von Villenbesitzern und Millionären sehen.


(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch dummes Zeug!)


Ihre Schwarz-Weiß-Denke – oder sollte ich besser Rot-
Grün-Denke sagen? – grenzt an Realitätsverweigerung.

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(C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


In der Haushaltsdebatte der letzten Sitzungswoche
aben Sie uns vorgeworfen, wir würden mit einem zu
ohen Wachstum rechnen. In den Bereichen, in denen
an Wachstum erzeugen kann, blockieren Sie aber jetzt.

1 Euro Fördergeld im Baubereich erzeugte erfah-
ngsgemäß ein Investitionsvolumen von 12 Euro im

ahr 2009 und von 16 Euro im Jahr 2010. Die energeti-
che Gebäudesanierung ist ein Investitions- und Kon-
nkturprogramm für Handwerk und Handel und sichert
rbeitsplätze.


(Zuruf des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


s beschert den Ländern und vor allen Dingen den Kom-
unen höhere Einnahmen bei der Einkommen-, der Um-

atz- und der Gewerbesteuer. Es geht nicht an, dass die
änder diese Vorteile gerne mitnehmen, die Anschub-
osten aber nicht mittragen wollen.

Vor diesem Hintergrund appellieren wir an die Län-
erkammer, ihre ablehnende Haltung nochmals zu über-
enken.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das geht nicht mehr!)


enn Sie die Energiewende wirklich wollen, dann
chalten Sie um von obstruktiv auf konstruktiv.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ein Blick in die Verfassung erleichtert die Rechtsfindung!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712708700

Heidrun Bluhm hat jetzt das Wort für die Fraktion Die

inke.


(Beifall bei der LINKEN)



Heidrun Bluhm (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712708800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ir wollten hier eigentlich eine sachliche Debatte füh-
n. Ich will versuchen, die Diskussion auf den Kern zu-
ckzubringen. Wir alle, nicht nur die Koalitionsfraktio-

en, sondern auch die Oppositionsfraktionen, haben
amals der Energiewende und den Klimazielen dieser
undesregierung zugestimmt. Das haben wir getan, weil
ir wissen, dass diese Frage elementar für die weitere
ntwicklung nicht nur Deutschlands, sondern auch Eu-
pas und der ganzen Welt ist.


(Beifall bei der LINKEN)


etzt geht es darum, diese Ziele zu untermauern, sie für
den erreichbar zu machen und jeden am Prozess Betei-
gten in die Lage zu versetzen, diese Ziele zu unterstüt-
en.

Mit Ihrem Steuergesetz werden diese Ziele zwar un-
rstützt; dies gilt aber nur für einige. Das ist Klientel-
olitik, Klientelpolitik für diejenigen, die es sich ohne-





Heidrun Bluhm


(A) )


)(B)

hin leisten können, Sanierungen vorzunehmen, und dies
auch leisten müssen, weil Eigentum verpflichtet.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Birgit Reinemund [FDP]: Der Steuerzahler ist unsere Klientel!)


Wenn wir diesen Prozess unterstützen wollen, dann müs-
sen wir ihn richtig und vor allem sozial ausgewogen un-
terstützen. Das heißt, wir müssen alle am Prozess Betei-
ligten im Auge haben und beobachten, was dort passiert.

Was Sie hier vorhaben, führt letztlich dazu, dass die,
die viele Steuern zahlen – Frau Dr. Reinemund hat es
vorhin gesagt –, auch viele Steuern sparen können, näm-
lich in Höhe von 10 Prozent der Sanierungskosten, wenn
durch die Sanierung erreicht wird, dass ein Primärener-
giebedarf von 85 Prozent, bezogen auf einen vergleich-
baren Neubau, nicht überschritten wird.


(Dr. Birgit Reinemund [FDP]: Das ist der Facharbeiter mit dem Spitzensteuersatz von 52 000!)


– Ja, sicher, auch dem Durchschnittsverdiener kann das
durchaus nutzen. Aber was macht denn derjenige, der
diese Sanierung nicht zahlen kann, weil er das Einkom-
men nicht hat? Der wird also von der energetischen Sa-
nierung ausgeschlossen,


(Dr. Birgit Reinemund [FDP]: Nein, das sind doch Nebenkosten!)


weil er sich den gesamten Finanzierungsprozess nicht
leisten kann.

Sie hätten parallel zu Ihrem Steuergesetz vielleicht
auch darüber nachdenken sollen, dass die Mieterinnen
und Mieter dazu ebenfalls ihren Beitrag zu leisten haben.
Diesen Beitrag leisten die Mieter parallel zur Steuerab-
schreibung zehn Jahre lang, indem nämlich eine 11-pro-
zentige Sanierungsumlage auf die anzuerkennenden
Kosten angesetzt werden kann;


(Sebastian Körber [FDP]: Das sind doch Nebenkosten!)


Dieser Beitrag ist zudem überproportional, weil die ein-
gesparten Betriebskosten das bei weitem nicht kompen-
sieren werden.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712708900

Möchten Sie die Frage von Herrn Körber zulassen,

Frau Kollegin?


Heidrun Bluhm (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712709000

Gern.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712709100

Bitte schön.


Sebastian Körber (FDP):
Rede ID: ID1712709200

Vielen Dank, Frau Kollegin. Ich habe eine kurze

Nachfrage. Sie haben, glaube ich, einen Sachverhalt
nicht ganz zutreffend dargestellt. Von der energetischen

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(C (D ebäudesanierung – das hat ja auch eine Anhörung im inanzausschuss des Deutschen Bundestages ergeben – (Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die hätten Sie mal anhören sollen!)


rofitieren nicht nur die Hauseigentümer, sondern auch
ie Mieter, und zwar aus dem einfachen Grund, weil die
ebenkosten spürbar reduziert werden können. Je nach-
em, um welche Wohnung es sich handelt und in wel-
hem Zustand sich ein Gebäude befindet, können das
wischen 30 und 70 Prozent sein.

Vielleicht können Sie noch einmal erklären, was Sie
orhin gemeint haben; denn meiner Auffassung ist es
ehr wohl möglich, dass gerade Mieter durch eine redu-
ierte Warmmiete sehr deutlich und spürbar von der
aßnahme profitieren. Was sagen Sie dazu?


Heidrun Bluhm (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712709300

Herzlichen Dank für die Frage. Ich werde noch ein-

al ausführlich auf ein Rechenbeispiel eingehen. In der
at ist es so, dass die Betriebskosten – insbesondere bei
er Heizung – dadurch gesenkt werden, dass energetisch
aniert wird. Das erkennen wir an; das haben auch die
nhörungen ergeben.

Diese Einsparung wird aber bei weitem nicht das
ompensieren können, was an zusätzlicher Miete zu zah-
n ist. Nehmen wir einmal folgenden Fall an: ein Sechs-
milienhaus, ein gewerblicher Vermieter, sechs Miet-

erträge. Der Vermieter führt eine energetische
anierung durch. Für diese energetische Sanierung gibt
r etwa 350 000 Euro aus. Jetzt ziehen wir einmal Kos-
n von 50 000 Euro ab – wenn ich eine Komplettsanie-
ng mache, ist das so –,


(Sebastian Körber [FDP]: Milchmädchenrechnung!)


ie bei der Betrachtung nicht anerkannt werden können.
ann bleiben etwa 300 000 Euro übrig. Von dieser
umme muss sich der Vermieter noch einen Teil als
igenleistung abrechnen lassen. Dann bleiben
40 000 Euro übrig, die er steuerlich ansetzen kann und
ie er gegebenenfalls auch auf die Miete anrechnen
ann, und zwar mit 11 Prozent im Jahr, zehn Jahre lang.
iese Erhöhung macht der Vermieter später nicht mehr
ckgängig; die Miete bleibt auf diesem Niveau.

Von den 240 000 Euro, die vielleicht übrig bleiben,
önnen Sie 11 Prozent auf die Mieter umlegen; das sind
5 000 Euro im Jahr. Dies bedeutet für den Mieter eine
rhöhung der Nettokaltmiete von im Durchschnitt
Euro pro Quadratmeter aufgrund der Sanierungs- und
odernisierungsmaßnahmen.


(Sebastian Körber [FDP]: Völlig praxisfern!)


abei sparen die Mieter bei den Heizkosten lediglich bis
u maximal 70 Cent pro Quadratmeter. Und jetzt sagen
ie mir bitte, Herr Körber, warum es für die Mieter keine
elastung bedeutet, wenn sie 2,30 Euro mehr zahlen
üssen. Auch dieses Ergebnis hat die Anhörung erge-

en; Ihre Argumentation, das Ganze pauschal auszuglei-





Heidrun Bluhm


(A) )


)
chen, ist schlicht nicht richtig. Das muss hier ganz deut-
lich gesagt werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich will noch einmal zum Ausdruck bringen: Auch
wir haben damals dem Gesetzentwurf wegen der Mängel
nicht zugestimmt. Ich muss das nicht noch einmal sagen;
Frau Kressl hat das bereits sehr deutlich zum Ausdruck
gebracht, und dieser Meinung schließen wir uns an.

Wir sind aber trotzdem dafür, dass im Vermittlungs-
ausschuss nachgearbeitet wird. Herr Gutting, den Län-
dern zu unterstellen, dass sie eine reine Machtdemons-
tration vornehmen, halte ich für bedenklich. Denn das
Recht auf Anrufung des Vermittlungsausschusses steht
dem Bundesrat zu. Sie verweigern sich heute. Wenn die
Machtdemonstration von Ihnen durchbrochen werden
sollte, dann kann man sich mit Ihnen gemeinsam im Ver-
mittlungsausschuss hinsetzen und das Gesetz so nachar-
beiten, dass die Länder und Kommunen nicht überpro-
portional belastet werden. Wenn das auf den Weg
gebracht ist, dann sind auch wir dafür, dass es steuerli-
che Erleichterungen gibt. Das muss aber auf einer sozial
gerechten Grundlage geschehen und vor allem nicht ge-
gen den Willen und gegen das Portemonnaie der Miete-
rinnen und Mieter.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712709400

Antje Tillmann hat jetzt das Wort für die CDU/CSU-

Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Antje Tillmann (CDU):
Rede ID: ID1712709500

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Liebe Zuschauer! Die steuerliche Förderung der
energetischen Gebäudesanierung ist ein wichtiger Bau-
stein der Energiewende und Teil des Paketes von acht
Energiegesetzen, das wir im Juni dieses Jahres im Bun-
destag verabschiedet haben. Der Bund nimmt dafür viel
Geld in die Hand. Neben den 1,5 Milliarden Euro, über
die wir heute sprechen, steckt der Bund aus dem Energie-
und Klimafonds bis 2014 1,5 Milliarden Euro zusätzlich
in die KfW-Förderprogramme zur CO2-Gebäudesanie-
rung. Mit den 700 Millionen Euro, die aus dem Bundes-
haushalt in den Energiefonds fließen, finanzieren wir
weitere Maßnahmen, etwa zur Förderung der Elektromo-
bilität sowie zur Förderung erneuerbarer Energien und
Energieeffizienz.

Die steuerliche Förderung der Maßnahmen zur ener-
getischen Gebäudesanierung ist sehr gut geeignet, um
diese Programme zu ergänzen. Liebe Frau Kollegin
Bluhm, natürlich ist derjenige, der keine Steuern zahlt,
nicht vom CO2-Gebäudesanierungsprogramm ausge-
nommen; denn die KfW setzt an genau dieser Stelle an.
Wir haben einen großen Strauß an Maßnahmen, und je-
der kann entsprechend seiner privaten Leistungsfähig-
keit entscheiden, was er tun möchte. Die KfW-Pro-
gramme haben wir aufgestockt, damit die Leute, die

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(C (D eine steuerliche Förderung in Anspruch nehmen woln, Unterstützung finden. Herr Trittin, Sie wollen sich als Retter des Gebäudeanierungsprogramms verkaufen. Man muss Sie einfach ntlarven: Wäre es nach Ihnen gegangen – das zeigt sich n Ihrem Abstimmungsverhalten –, dann wäre das hema Gebäudesanierung im Bundestag schon längst t. Sie persönlich wollten dieses Gesetz nicht. Tun Sie lso heute nicht so, als könnten wir im Vermittlungsauschuss ein Ergebnis erzielen, das auch Sie unterstützen. (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wollen sich damit abfinden!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ie persönlich haben dem Gebäudesanierungsprogramm
icht zugestimmt. Liebe Frau Kressl, das gilt auch für
ie.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Nicolette Kressl [SPD]: Sie haben nicht zugehört!)


u Ihrem Vortrag über das Verfahrensrecht kann ich nur
agen: Der Vermittlungsausschuss ist nicht dazu da, da-
it Sie das, was Sie im Bundestag nicht durchsetzen

onnten, im Bundesrat durchsetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist genau die Aufgabe des Vermittlungsausschusses!)


Sie haben Ihre Position nicht halten können. Der Ver-
ittlungsausschuss ist dazu da, einen Dissens zwischen
und und Ländern zu lösen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha! Sie wollen an dem Dissens festhalten!)


enn dieser Dissens zu lösen wäre, dann würden wir
elbstverständlich den Vermittlungsausschuss anrufen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie stimmen doch glatt dagegen!)


ir haben gestern Abend im Hinblick auf das Steuerver-
infachungsgesetz einen Kompromiss zugunsten der
ürgerinnen und Bürger gefunden. Gucken Sie sich die
undesratsbank doch einmal an! Dann sehen Sie, wie
roß das Interesse daran ist, einen Kompromiss zu fin-
en.

Es kann nur zwei Gründe dafür gegeben haben, dass
ie Länder diesem Verfahren nicht zugestimmt haben:
er erste Grund könnte gewesen sein, dass sie nach den
rfahrungen mit dem Steuervereinfachungsgesetz davon
usgehen, dass dem Bund manche Maßnahmen so wich-
g sind, dass er sie komplett alleine bezahlt. Die Ge-
amtkosten von 800 Millionen Euro schultern wir al-
ine. So viel haben wir uns das gestern Abend kosten
ssen.

Nein, liebe Länder und liebe Kollegen, das wird nicht
ieder passieren. Die Reduzierung des CO2-Ausstoßes
t ein gesamtstaatlicher Konsens. Wir alle wollten das.

(B)






Antje Tillmann


(A) )


)(B)

Es kann nicht sein, dass der Bund die Kosten ständig al-
leine trägt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Herr Trittin, Sie haben mir vorgerechnet, wie die fi-
nanzielle Situation der Kommunen ist. Ich kann Ihnen
voll zustimmen. Aber der Bund hat keine Schätze auf
dem Bankkonto liegen, sodass er wieder einmal ein-
springen kann. Ich halte es auch für absolut unehrlich,
wenn Ministerpräsidenten der Länder, zum Beispiel Frau
Kraft, große Reden halten und sagen, wie wichtig die
Gebäudesanierung ist, und dann hinzufügen, dass wir
viel zu wenig Geld dafür ausgeben. Auf die Frage, wie
viel denn ihr Land dafür ausgibt, kommt dann die Ant-
wort der Ministerpräsidentin: Wir haben kein Geld. Das
soll doch bitte der Bund alleine machen. – Das finde ich
einfach unehrlich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die CDU klagt immer dagegen! Das würde ich mit Herrn Laumann besprechen!)


Es gibt im Vermittlungsausschuss keine Chance für
dieses Gesetz. Sonst hätten die Länder den Vermittlungs-
ausschuss angerufen. Sie haben es nicht getan.

Der zweite Grund, weshalb die Länder den Vermitt-
lungsausschuss nicht angerufen haben, war vielleicht,
dass sie auf die Einhaltung der Schuldenbremse achten.
Ich finde, das ist ein sehr beachtenswertes Argument.
Das wird aber nichts daran ändern, dass wir nächste Wo-
che noch einmal darüber sprechen werden.

Die Länder und der Bund müssen natürlich immer
überlegen, ob sie Geld für Subventionen ausgeben. Der
Bund hat das getan. Wir haben gesagt: Die energetische
Gebäudesanierung ist richtig. Wir können dadurch den
Umfang der CO2-Emissionen reduzieren. Wir haben da-
für Mittel in den Haushalt eingestellt. Wenn die Länder
das Gleiche getan hätten, bräuchten wir kein Vermitt-
lungsverfahren. Dann wären wir an dieser Stelle fertig.


(Joachim Poß [SPD]: Fertig sind Sie auch so!)


Sie haben Ihren grünen Ministerpräsidenten gelobt.
Diesem Lob kann ich mich in einem Punkt anschließen:
Ich habe selten einen solch höflichen Antrag auf Anru-
fung des Vermittlungsausschusses wie den von Herrn
Kretschmann gelesen, der da lautet:

Der Bundesrat betrachtet es als wünschenswert,
dass das Gesetz zur steuerlichen Förderung von
energetischen Sanierungsmaßnahmen an Wohnge-
bäuden … im Vermittlungsausschuss beraten wird.

Auch wir empfinden das als wünschenswert.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben Sie abgelehnt! – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist der Versuch, die schwarz-gelb regierten Länder einzubinden!)


Wünschenswert wäre aber auch, wenn in demselben An-
trag von Herrn Kretschmann stünde: Ja, wir übernehmen

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(C (D nseren Anteil an den Kosten für die Gebäudesanierung. as steht aber nicht drin. (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wollen nicht in den Vermittlungsausschuss! Sie sind kompromissunfähig!)


s gibt auch keine Initiative der Länder, von sich aus zu
agen, dass sie ihren Anteil übernehmen.


(Joachim Poß [SPD]: Darüber hätte man reden müssen! Darüber redet man im Vermittlungsausschuss! Dafür ist der eingerichtet!)


Es gibt bei diesem Gesetz weder mit Ihnen im Deut-
chen Bundestag noch mit den Ländern im Bundesrat
ine Chance, im Vermittlungsverfahren zu einer positi-
en Abstimmung zu kommen, es sei denn, Herr Trittin –
a bin ich fröhlicher Erwartung –, dass Sie in den Haus-
altsberatungen in der nächsten Woche einen Ände-
ngsantrag mit dem Ziel einbringen, dass der Bund

uch noch für den Anteil, den die Länder nicht bezahlen
ollen, die Kosten übernimmt. Wenn Sie diesen Antrag

tellen, können wir weiterreden.


(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ah, ja! Das ist ja eine interessante Variante!)


Ansonsten kann ich Ihnen nur sagen: Wir werden
ieder Gelegenheit haben, über energetische Gebäude-

anierung zu sprechen. Denn meine Fraktion und die
DP-Fraktion stehen zur Bereitstellung der Bundesmit-
l; wir werden unseren Anteil an der steuerlichen Förde-
ng der energetischen Gebäudesanierung, der bisher im
esetz gebunden war, zur Verfügung stellen. Über die
rt der Bereitstellung werden wir beraten: entweder
ber die KfW oder über ein Zuschussprogramm. Dann
aben Sie im Bundestag erneut die Möglichkeit, sich
ositiv zu positionieren.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir wollen sie! Gehen wir zusammen in den Vermittlungsausschuss!)


ir wollen steuerliche Begünstigungen bei der energeti-
chen Gebäudesanierung. Wenn auch Sie sie wollen,
ann brauchen wir keinen Vermittlungsausschuss; dann
önnen wir es hier im Deutschen Bundestag beschlie-
en. Ich bin sehr gespannt, ob Sie bis dahin Ihre Mei-
ung ändern. Wir laden Sie ein, sich daran zu beteiligen.
ir werden den Häuslebauern die Möglichkeit geben,
ebäude mit steuerlicher Begünstigung zu sanieren.

Danke.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie geben Ihnen nicht die Möglichkeit!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712709600

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der
raktion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache
7/6946 zur Anrufung des Vermittlungsausschusses





Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt


(A) )


)(B)

durch den Deutschen Bundestag. Wer stimmt für diesen
Antrag? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Da-
mit ist der Antrag bei Zustimmung durch alle Opposi-
tionsfraktionen abgelehnt. Die Koalitionsfraktionen wa-
ren dagegen.

Zusatzpunkt 5. Wir kommen zur Abstimmung über
den Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und FDP auf
Drucksache 17/7022 mit dem Titel „Für die konsequente
Begleitung der Energiewende durch steuerliche Maß-
nahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz im Gebäude-
bereich“. Wer stimmt für diesen Antrag? – Wer stimmt
dagegen? – Enthaltungen? – Damit ist dieser Antrag an-
genommen. Zugestimmt haben die Koalitionsfraktionen.
SPD und Linke haben dagegen gestimmt. Bündnis 90/
Die Grünen haben sich enthalten.

Jetzt rufe ich den Tagesordnungspunkt 27 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(12. Ausschuss)

auftragten

Jahresbericht 2010 (52. Bericht)


– Drucksachen 17/4400, 17/6170 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Anita Schäfer (Saalstadt)

Karin Evers-Meyer
Christoph Schnurr
Paul Schäfer (Köln)

Omid Nouripour

Hierzu ist verabredet, eine halbe Stunde zu debattie-
ren. – Dazu höre ich keinen Widerspruch.

Darf ich die Kolleginnen und Kollegen bitten, die
weiteren Diskussionen nach draußen zu verlegen, anstatt
sie in den hinteren Bankreihen zu führen.

Das Wort hat der Wehrbeauftragte, der Kollege
Hellmut Königshaus.

Hellmut Königshaus, Wehrbeauftragter des Deut-
schen Bundestages:

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir be-
raten heute abschließend den Jahresbericht 2010 und die
Stellungnahme des Ministers dazu. Ich will darauf im
Folgenden eingehen.

Ich freue mich ganz besonders, dass eine meiner Vor-
gängerinnen, Frau Claire Marienfeld-Czesla, heute mit
ihrem Gatten anwesend ist.


(Beifall)


Ich freue mich immer, wenn wir die Kontinuität deutlich
machen können, in der dieses Amt steht.

Meine Damen und Herren, lassen Sie mich auch ei-
nige Worte des Dankes voranstellen, zunächst natürlich
an unsere Soldatinnen und Soldaten gerichtet, insbeson-
dere an diejenigen, die in unser aller Namen im Einsatz
sind und dafür Entbehrungen und Belastungen hinneh-
men. An sie denke ich ebenso wie an ihre Angehörigen,
die diese Belastungen immer mittragen müssen.

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(C (D Ich danke auch Ihnen, meine Damen und Herren Abeordneten, insbesondere den Mitgliedern des Verteidiungsund des Haushaltsausschusses. Sie haben meine inweise stets konstruktiv aufgenommen und meine Areit immer mit Wohlwollen begleitet. Dafür danke ich nen. Weiterhin gilt mein Dank den Mitarbeiterinnen nd Mitarbeitern in meinem Amt. Sie haben mich immer roßartig unterstützt. Mein Dank gilt natürlich auch dem inister und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Ministerium und in den nachgeordneten Bereichen. an muss hinzufügen: Trotz mancher Meinungsver chiedenheiten im Detail war die Zusammenarbeit meist ibungslos und brachte letztlich für unsere Soldatinnen nd Soldaten gute Ergebnisse. Nicht alle der im Jahresbericht angesprochenen Proleme sind gelöst. Welche Probleme noch immer bei Ausstung und Ausstattung bestehen, habe ich unlängst in inem Zwischenbericht an den Verteidigungsund an den aushaltsausschuss dargestellt. Teilweise stieß ich auf nverständnis. Darauf will ich eingehen. Was, wurde gegentlich auch von Mitgliedern des Hohen Hauses geagt, gehen Beschaffungsfragen eigentlich den Wehrbeuftragten an? Die Frage ist natürlich berechtigt; denn as wann und in welchem Umfang beschafft werden soll, t schließlich zunächst eine politisch zu beantwortende rage. Das Ergebnis ist aber dann für den Wehrbeauftragn relevant, wenn Fähigkeitslücken sichtbar werden, die nmittelbare Auswirkungen auf den Schutz und die Siherheit der Soldatinnen und Soldaten haben. Das Grundesetz hat in Art. 45 b dem Wehrbeauftragten – natürlich icht nur ihm, aber ausdrücklich auch ihm – den Schutz er Grundrechte der Soldaten und ihrer Angehörigen bertragen. Der Wehrbeauftragte kann und darf deshalb icht schweigen, wenn es darum geht, Mängel und Defiite anzusprechen, die den Schutz und die Sicherheit der oldaten beeinträchtigen. Soldatinnen und Soldaten klagen mir gegenüber imer wieder über als Beschwichtigung empfundene Stelngnahmen militärischer Vorgesetzter. Hier fallen Ein atzrealität und deren Wahrnehmung im Ministerium nd in den Stäben oftmals auseinander. Ich bin dem undeswehrVerband und ganz besonders seinem Vorsitenden, Oberst Kirsch, sehr dankbar, dass er meine Areit gerade deshalb nachdrücklich unterstützt. In der Bundeswehr ist keineswegs alles schlecht, wie ancher gelegentlich aus meinen Berichten herauszule en scheint; keineswegs, vieles ist gut. Zu Recht weist er Minister in seiner Stellungnahme auf zahlreiche Veresserungen hin, die inzwischen erreicht wurden. leichwohl gibt es nach wie vor erhebliche Defizite, die icherheitsrelevant sind. Das räumt das Ministerium in einer Stellungnahme ja auch ein. Ich will gerne bestätien, dass an der Abstellung der meisten Mängel intensiv earbeitet wird. Ich denke aber, dass wir auch weiterhin inen Meinungsaustausch darüber führen müssen – geleentlich auch kontrovers –, was auch in Zeiten knapper assen für die Bundeswehr und unsere Soldaten unbeingt einzufordern ist. Dazu gehört auch der Bereich der Fürsorge, der Beeuung, der Versorgung. Erlauben Sie mir dazu einige Wehrbeauftragter Hellmut Königshaus )





(A) )

Anmerkungen. Die Soldatinnen und Soldaten haben ei-
nen verfassungsrechtlich garantierten Anspruch darauf,
sich aus allgemein zugänglichen Informationsquellen un-
gehindert zu unterrichten, wie jeder andere Staatsbürger
auch. Wenn nun in der Stellungnahme darauf abgehoben
wird, dies sei ebenso wie die Rechte aus Art. 6 des Grund-
gesetzes – Ehe und Familie – lediglich ein Schutzrecht,
aus dem kein Leistungsanspruch der Soldaten abzuleiten
sei, dann muss ich dem nachdrücklich widersprechen.
Dies greift bereits rechtlich aus meiner Sicht zu kurz: Der
Wille des Verfassungsgebers ist vor dem Hintergrund der
gesetzlichen Fürsorgepflicht nach dem Soldatengesetz so
auszulegen, dass jedenfalls die Betreuungskommunika-
tion – auch durch Internet und Bildtelefonie – sowie der
Zugang zu den Medien durch den Dienstherrn auch im
Einsatz zu gewährleisten ist. Wer Soldaten dorthin
schickt, wo sie ansonsten keine Möglichkeit haben, sich
zu informieren, muss diese Informationsmöglichkeit ge-
währleisten.


(Beifall des Abg. Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Das ergibt sich klar aus der Fürsorgepflicht. Vor allem
aber haben die Soldaten und ihre Angehörigen kein Ver-
ständnis für juristische Spitzfindigkeiten. So empfinden
sie das, sagen sie mir. Solche Auffassungen sollen ledig-
lich verdecken, dass zeitgemäße Kommunikationsver-
sorgung natürlich Geld kostet und dem Dienstherrn
möglicherweise zu teuer ist. Deshalb bin ich dem Parla-
ment und den zuständigen Ausschüssen sehr dankbar,
dass dort übergreifend die Auffassung vertreten wird,
dass wir im Bereich der Betreuungskommunikation et-
was tun müssen. Herzlichen Dank dafür.

Zum Einsatz gehören heute leider auch Verwundung
und Tod, wie wir immer wieder sehr schmerzlich erfah-
ren müssen. Soldatinnen und Soldaten verlieren im Ein-
satz ihr Leben, werden verwundet oder kehren traumati-
siert aus dem Einsatz zurück. Das ist zum Glück nicht
die Regel, aber das hilft den dennoch Betroffenen natür-
lich nicht. Mit den berechtigten Ansprüchen der Betrof-
fenen und ihrer Angehörigen umzugehen, das ist eine
der großen Herausforderungen, vor denen nicht nur das
Parlament, nicht nur die Regierung, sondern unsere Ge-
sellschaft stehen.

Was wir im Parlament tun können, sollten wir tun. Mit
dem Einsatzversorgungs- und dem Einsatz-Weiterver-
wendungsgesetz hat der Gesetzgeber bereits ein erstes
deutliches Zeichen gesetzt. Auch die Streitkräfte haben
reagiert. Der Standard der medizinischen Versorgung im
Einsatz hat sich weiter verbessert. Mit der Einrichtung ei-
nes Traumazentrums, der Berufung eines PTBS-Beauf-
tragten – ich verkürze das einmal – und der Schaffung
einer Ansprechstelle für Hinterbliebene und für Versor-
gungsempfänger sind wir bereits auf dem richtigen Weg.
Aber es bleibt noch eine lange Wegstrecke vor uns.

Andere Länder sehen die Fürsorge des Staates für
seine Soldatinnen und Soldaten nicht auf die Zeit zwi-
schen dem Ein- und dem Austritt in die und aus der Ar-
mee begrenzt, sondern als eine lebenslange Verpflich-
tung. Das sollte auch unser Anspruch sein. Nehmen wir
uns ein Beispiel an den USA. Dort gibt es ein eigenes

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(C (D eteranenministerium, das sich um die ausgeschiedenen oldatinnen und Soldaten kümmert. Diesem steht ein hrliches Budget von insgesamt 126,5 Milliarden S-Dollar zur Verfügung; das ist etwa das Dreifache un eres gesamten Verteidigungshaushaltes. Das macht eutlich, wie man dort Fürsorge sieht. Natürlich ist die nzahl der Veteranen dort größer. Gott sei Dank gibt es ei uns noch nicht so viele, die wir versorgen müssen; ber es macht deutlich, wo wir stehen. Bevor ein ehemaliger Soldat überhaupt in die Betreung durch das Veteranenministerium kommt, wird der ienstherr, wird die aktive Armee für ihn tätig. Ziel ist s, wenn irgendmöglich, die Weiterbeschäftigung in den treitkräften zu ermöglichen, ähnlich wie wir es mit der eiterbeschäftigung anstreben. Allein der US-Army ste en dafür 900 Millionen US-Dollar zur Verfügung. Es eut mich sehr, Herr Minister, dass Sie sich für dieses hema besonders interessiert zeigen und dort etwas unrnehmen wollen. Ich bin mir sicher, dass wir die Unter tützung dieses Hohen Hauses dafür bekommen werden. In Kürze wird der Deutsche Bundestag über die Veresserung der Einsatzversorgung beraten. Die im Enturf der Bundesregierung vorgesehene Erhöhung ver chiedener Leistungen und die Rückwirkung des esetzes werden die Versorgung der Betroffenen deutch verbessern. Allerdings fehlt dort insbesondere noch ie vom Bundestag fraktionsübergreifend angeregte Hebsetzung der Schwelle zur Erreichung eines Anspruchs uf Weiterbeschäftigung von 50 Prozent Schädigung auf 0 Prozent. Ich habe mit Freude zur Kenntnis genomen, dass das Hohe Haus in diesem Punkt weitere Ver esserungen durchsetzen will. Ich möchte Sie ganz achdrücklich bitten, alle Energie hierfür aufzubringen. nsere Soldatinnen und Soldaten haben es verdient. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712709700

Das Wort hat der Bundesminister Dr. Thomas de
aizière.

Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister der Ver-
idigung:
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ehr geehrter Herr Wehrbeauftragter, lieber Herr
önigshaus! Wir diskutieren heute über Ihren Jahresbe-
cht, Ihre Hinweise und Ihre Bemerkungen. Das Bun-
esministerium der Verteidigung und ich selbst sind Ih-
en und Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für Ihre
rbeit ausdrücklich dankbar.

Es ist eine gute Tradition, in der Sie mit Ihrem Amt
tehen, eine Tradition, auf die auch unsere Verbündeten
it Interesse schauen. Es liegt in der Natur der Sache,

ass die Jahresberichte des Wehrbeauftragten und seine
wischenberichte in erster Linie Mängellisten sind, so
ie Sie solche Mängel sehen. Es liegt natürlich auch in
er Natur der Sache, dass sich der Wehrbeauftragte und





Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister der Verteidigung


(A) )


)(B)


Bundesminister Dr. Thomas de Maizière
das Bundesministerium der Verteidigung bzw. der Bun-
desminister der Verteidigung in der Bewertung nicht im-
mer ganz einig sind; sonst bräuchte es Sie ja nicht, wenn
wir uns in der Bewertung immer einig wären.


(Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oder sonst bräuchte es Sie nicht!)


Ich finde, das sollten wir offen aussprechen und mit die-
sen Meinungs- und Bewertungsunterschieden konstruk-
tiv umgehen.

Die innere Verfassung der Bundeswehr, der Geist, der
in ihr herrscht, ist nach meiner Auffassung insgesamt
gut. Das gilt ungeachtet festgestellter Mängel und trotz
immenser Belastungen durch Auslandseinsätze und
Neuausrichtung. Die Bundeswehr wird nie ohne Mängel
sein; denn die Bundeswehr besteht aus Menschen. Zu
grundsätzlicher Kritik oder grundsätzlicher Besorgnis
über die innere Lage unserer Bundeswehr besteht kein
berechtigter Anlass.

Ich bin dankbar, dass der Wehrbeauftragte in seinem
Jahresbericht erneut darauf hingewiesen hat, dass unsere
Soldatinnen und Soldaten eine – ich zitiere – „für die
Gesellschaft unverzichtbare und viel zu wenig gewür-
digte Aufgabe“ wahrnehmen. Für die meisten Menschen
in Deutschland sind die teils extremen Eindrücke und
Gewalterfahrungen, denen unsere Soldaten im Einsatz
ausgesetzt sind, kaum nachzuvollziehen. Das ist ver-
ständlich. Es ist kaum ein größerer Kontrast vorstellbar
als der zwischen mancher Einsatzrealität unserer Solda-
ten und unserem zivilen, weitestgehend gewaltfreien Le-
ben in Deutschland. Zu dieser Einsatzrealität gehört
auch, dass es in Deutschland seit einigen Jahren wieder
Veteranen gibt, Veteranen der Bundeswehr. Ich bekenne
mich heute zu diesem Begriff. Die Bundeswehr ist eine
Armee im Einsatz. Wie andere Nationen sollten auch wir
deshalb von unseren Veteranen sprechen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Junge Menschen werden sich nur dann für den Dienst
in der Bundeswehr entscheiden und im äußersten Fall ihr
Leben für unser Land und unsere Freiheit einsetzen,
wenn unsere Gesellschaft den soldatischen Dienst als
wertvoll, ja als ehrenhaft ansieht. Ich werde es daher zu
einem Schwerpunkt meiner künftigen Arbeit machen, in
der Bundeswehr eine Politik für den Umgang mit unse-
ren Veteranen und ihre Versorgung zu formulieren und
auf den Weg zu bringen. Ich bin sehr froh, dass wir in
dieser Frage mit Ihnen völlig einig sind.

Der Bundesminister der Verteidigung ist hier natür-
lich besonders gefordert. Richtig ist aber auch: Die
ganze Gesellschaft ist hier gefordert. Es geht darum, si-
cherzustellen, dass unsere Streitkräfte, unser Staat und
unsere Gesellschaft denjenigen, die im Einsatz für unser
Land Opfer gebracht haben, die verdiente Fürsorge und
Anerkennung zukommen lassen. Der Platz der Bundes-
wehr ist in der Mitte unserer Gesellschaft. Die Bundes-
wehr wird ihren Beitrag dazu leisten, den Dienst in den
Streitkräften attraktiv zu gestalten und diejenigen, die in
Ausübung ihres Dienstes physisch oder psychisch zu
Schaden gekommen sind, angemessen zu versorgen. Fi-
nanzielle Anreize sind dabei wichtig – wir werden diese

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(C (D oche noch darüber diskutieren –, sie reichen aber nicht us. Hinzu kommen müssen Respekt und Wertschätzung owie attraktive Lebensund Arbeitsbedingungen. Ich will eine Forderung aufgreifen, für die Sie weren: die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Hier ist chon einiges geschehen. Vieles muss noch besser weren. Perfekt kann es nie werden. Es liegt in der Natur der ache, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf icht nur während der Einsatzzeit, sondern auch ohne insatz in der Bundeswehr besonders schwierig zu orgaisieren ist. Aber: Wir wollen besser werden. Wir wollen aran arbeiten. Herr Königshaus, ich danke Ihnen und Ihren Mitareiterinnen und Mitarbeitern für die zahlreichen Hineise und Anregungen, die Sie gegeben haben. Ihr Becht ist für uns Ansporn, nicht nachzulassen, die Fehler bzustellen und dafür zu sorgen, dass die Bundeswehr eiterhin in der Gesellschaft verankert ist. Dazu brau hen wir den guten Geist des Miteinanders, den Verzicht uf unberechtigte Vorwürfe, das harte Nachgehen bei bechtigten Vorwürfen und ein gutes Miteinander in die em Hohen Haus. Vielen Dank. Karin Evers-Meyer hat das Wort für die SPD-Frak on. Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle en! Die Auslandseinsätze, die Strukturreform, die rage nach einer Bundeswehr als attraktiver Arbeitgeer – das sind extreme Belastungen für die Bundeswehr nd vor allem für die Soldaten. Die Fachpolitiker der raktionen wissen das. Wir begleiten diese Prozesse ach Kräften. Aber natürlich sind wir auch für Unterstützung dankar. Der Jahresbericht des Wehrbeauftragten ist eine solhe Unterstützung. Im Namen meiner Fraktion danke ich em Wehrbeauftragten, Herrn Königshaus, und seinen itarbeitern sehr für diese Arbeit. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712709800
Karin Evers-Meyer (SPD):
Rede ID: ID1712709900

Gerade das Jahr 2010 war für die Bundeswehr ein tur-
ulentes Jahr: heftige Gefechte in Afghanistan mit toten
nd verwundeten Soldaten, die Ankündigung einer tief-
reifenden Bundeswehrreform mit großen Einsparun-
en, die Aussetzung der Wehrpflicht mit all ihren Folgen
nd nicht zuletzt der Fall „Gorch Fock“, der den Tod ei-
er jungen Kadettin gefordert und die Bundeswehr und
or allem die Marine Vertrauen gekostet hat, das müh-
am zurückgewonnen werden muss. Das alles fällt in
en Berichtszeitraum.

Fast schon vergessen ist dabei der enorme Wirbel, den
er Fall zu Guttenberg rund um die Bundeswehr ausge-
st hat und auf den wir alle in Anbetracht der wirklich

rängenden Fragen hätten verzichten können.





Karin Evers-Meyer


(A) )


)(B)

Vor dem Hintergrund dieser komplexen Gemengelage
ist es eine durchaus mutige und konsequente Entschei-
dung des Wehrbeauftragten gewesen, sich in seinem Be-
richt 2010 auf drei Kernpunkte zu konzentrieren. Inso-
weit teile ich die Auffassung des Wehrbeauftragten, dass
neben der ganzen Aufregung eines absolute Priorität ha-
ben muss: Unsere Soldatinnen und Soldaten brauchen ei-
nen unabhängigen Ansprechpartner, an den sie sich mit
ihren Beschwerden und Hinweisen wenden können und
der dann dafür sorgt, dass die Kritik in geeigneter Form
gesammelt, ausgewertet und wirksam kommuniziert
wird. Das ist mit dem vorliegenden Bericht im Wesentli-
chen gelungen.

Es gibt aber auch Kritik, und zwar auch am Wehrbe-
auftragten selbst. Herr Königshaus, ich erinnere mich
noch sehr gut an Ihre Vorstellung bei uns in der Arbeits-
gruppe. Sie wollten zukünftig immer zuerst das Parla-
ment und vor allem den Verteidigungsausschuss infor-
mieren und erst dann die Medien. Wenn wir nun auf die
15 Monate Ihrer Amtszeit zurückblicken, dann müssen
wir sagen: Wir erfahren Alarmmeldungen immer häufi-
ger aus der Presse. Das war bei der „Gorch Fock“ sowie
bei angeblichen Ausrüstungsmängeln in Afghanistan so,
und das betraf auch die Kritik an einzelnen Stützpunk-
ten. Das ist nicht das, was Sie sich vorgenommen hatten,
als Sie Ihr Amt angetreten haben.

Im Wehrbeauftragtengesetz heißt es: Der Wehrbeauf-
tragte informiert das Parlament. Die Regierung berichtet
dem Ausschuss und dem Parlament, nicht zuerst dem
Wehrbeauftragten. – Ich finde, da hat sich etwas einge-
schlichen, wo man etwas sensibler sein muss; denn das
ist nicht das, was die Abgeordneten von ihrem Wehrbe-
auftragten und in der Reaktion letztlich von der Regie-
rung erwarten.


(Beifall bei der SPD)


Ich möchte ansonsten gar nicht weiter auf den Bericht
und die Stellungnahme des Ministers im Einzelnen ein-
gehen. Das Ministerium hat sich wieder einmal bemüht,
auf alle Kritikpunkte detailliert einzugehen. Die Antwor-
ten überzeugen natürlich nur in Teilen; das ist bei der
Opposition ja üblich. Gut gelungen, so finden wir, ist der
Bericht im Bereich der Sanität.

Wir haben aber auch wesentliche Kritikpunkte. Ge-
rade ist das Soldatenversorgungsgesetz angesprochen
worden. Man muss sagen, dass es der Regierung nicht
gelungen ist, auf den gemeinsamen Vorschlag der Frak-
tionen einzugehen. Das vermissen wir. Zwar sagten Sie
gerade, das alles sei gut geregelt. Aber ich meine, da hat
die Regierung noch einen gewaltigen Nachholbedarf.


(Beifall bei der SPD)


Ein anderes Thema ist die ewige Sorge um die Ver-
einbarkeit von Familie und Dienst. Die Antworten, die
gegeben werden, helfen niemandem weiter. Ich nenne
einmal ein Beispiel:

Der Wehrbeauftragte kritisiert in seinem Bericht, dass
viele Soldatinnen und Soldaten deutlich länger als vier
Monate im Einsatz sind – vor allen Dingen in Afghanis-
tan. Das ist eine Klage, die nicht nur der Wehrbeauf-

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(C (D agte regelmäßig zu hören bekommt, sondern das beommen auch alle Kolleginnen und Kollegen bei den esuchen in den Standorten regelmäßig zu hören. Was as für die Soldaten und vor allem für die Familien beeutet, haben wir in diesem Hause ja auch schon aushrlich besprochen. Das erspare ich mir hier. Mehr als ärgerlich finde ich aber die Reaktion des inisteriums. Da ist dann wieder nur von Einzelfällen nd davon die Rede, dass es sich bei manchen Gruppen, ie Spezialisten, nicht vermeiden lässt, dass der Ausndseinsatz länger dauert. Ich finde, diese Antwort ist rgerlich, weil unsere Erfahrung und die der Soldatinnen nd Soldaten und vor allen Dingen die der Angehörigen anz anders ist. Mittlerweile gehen ganze Einsatzkontinente mit der Ansage nach Afghanistan, dass sie auf jeen Fall sechs Monate lang da bleiben müssen. Von eier Ausnahme kann hier nicht die Rede sein. Vor diesem intergrund finde ich die Aussage des Ministeriums ein isschen unehrlich. Die Realität sieht anders aus; das issen wir. Das wird ja auch denjenigen berichtet, die sich für die rbeit bei der Bundeswehr interessieren. Daran sollte an auch denken, wenn man die Bundeswehr zu einem ttraktiven Arbeitgeber machen will. Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich hoffe, ass die Bundesregierung die Kraft findet, die anstehenen Reformen kraftvoll und konsequent zu gestalten. Es teht ein Kraftakt bevor. Die Soldaten und Zivilbeschäfgten schauen in diesen Wochen gebannt darauf, was die undesregierung tut. Ich wünsche Ihnen Erfolg, weil es m diese Menschen und um die Zukunft der Bundesehr insgesamt geht. Vielen Dank. Der Kollege Christoph Schnurr hat das Wort für die DP-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Kolleginnen nd Kollegen! Herr Wehrbeauftragter, zu Beginn möchte h Ihnen noch einmal für den Bericht danken. Es ist imer gut, wenn ausführlich über den Zustand der Truppe nd auch über einzelne Mängel berichtet wird. An dieser telle danke ich insbesondere auch dem Ministerium, as, wie ich glaube, sehr detailliert auf die Fragen geantortet hat, welche Mängel noch vorhanden sind und elche Mängel schon abgestellt wurden; denn es gehört uch dazu, dass man das offen anspricht. Die Institution des Wehrbeauftragten ist wichtig; das t schon angeklungen. Sie ist im Grundgesetz verankert. as Amt ist ein Hilfsorgan des Parlamentes. Ich glaube, ass es nicht nur wichtig für uns ist, damit wir unsere ufgabe wahrnehmen können, sondern sicherlich auch r die Soldatinnen und Soldaten und für einen großen Christoph Schnurr )


(Beifall bei der SPD)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712710000

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Christoph Schnurr (FDP):
Rede ID: ID1712710100




(A) )

Teil der Öffentlichkeit, die so von der Arbeit der Bun-
deswehr und dem Zustand der Truppe erfahren kann.

Frau Evers-Meyer, Sie sagen, dass die Arbeit des
Wehrbeauftragten gut und wichtig ist. Gleichzeitig ha-
ben Sie aber das Gefühl, dass Informationen des Wehr-
beauftragten an die Presse gelangen.


(Karin Evers-Meyer [SPD]: Zuerst!)


– Zuerst an die Presse, bevor sie an den Ausschuss ge-
langen: Das ist der entscheidende Punkt. – Damit bege-
ben Sie sich natürlich auf sehr dünnes Eis, weil Sie – das
glaube ich zumindest – nicht wissen, wie es tatsächlich
gewesen ist. Die Frage ist doch, von wem die Informa-
tionen, die beispielsweise in einem Schriftwechsel zwi-
schen der Dienststelle des Wehrbeauftragten und dem
BMVg oder aber auch dem Ausschuss oder einzelnen
Abgeordneten ausgetauscht werden, an die Presse gege-
ben werden.

Ich glaube, es ist notwendig und richtig, dass die ein-
zelnen Organisationen, Mitarbeiter und Abgeordneten,
die sich mit dem Themenkomplex beschäftigen, auch
vertrauliche Informationen austauschen können. Deswe-
gen haben wir ja auch eine Geheimschutzordnung. Wir
wissen aus anderen Fällen, beispielsweise aus dem Un-
tersuchungsausschuss, dass immer wieder Informationen
durchsickern. Das ist sehr ärgerlich und macht die Sache
nicht besser. Deswegen muss auch an dieser Stelle nach-
gearbeitet und nachgebessert werden.

Der Wehrbeauftragte hat ganz klar festgestellt, dass es
unterschiedliche Missstände gegeben hat, aber dass das
Ministerium diese abgestellt hat. Über 5 000 Eingaben
sind in dem Berichtszeitraum beim Wehrbeauftragten
eingegangen. Drei Schwerpunkte hat er daraus gebildet:
die Problematik des Sanitätsdienstes, die Herausforde-
rung der Vereinbarkeit von Familie und Dienst und na-
türlich die Situation in den Auslandseinsätzen und die
damit verbundene Frage nach der Ausrüstung und Aus-
bildung.

Bei den Gesprächen mit den Soldatinnen und Solda-
ten, ob in Deutschland oder in den Einsätzen, ist uns,
glaube ich, immer wieder bewusst geworden, welche
hohe Relevanz die Betreuungskommunikation der Sol-
daten mit ihren Familien und ihrem sozialen Umfeld in
Deutschland hat. Die Soldaten wollen per Post, per
E-Mail, telefonisch, per SMS oder auch per Internettele-
fonie mit ihrem sozialen Umfeld Kontakt aufnehmen.
Dass dieser Wunsch erfüllt wird, sind wir unseren Solda-
tinnen und Soldaten schuldig.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es gibt hierfür auch einen neuen Anbieter, Astrium. Eine
erste Evaluierung dieses Angebots wird vom Ministe-
rium bald vorgelegt werden. Dann müssen wir sehen,
wie wir damit weiter umgehen.

Eines steht schon fest: Die Kosten für die Soldaten
sind gesunken. Eine bessere technische Anbindung ist
möglich geworden, auch weil die Videotelefonie zur
Verfügung steht. Es ist zu begrüßen, dass der Deutsche

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(C (D undestag jedem Soldaten und jeder Soldatin 30 Freimiuten zur Verfügung gestellt hat, die er bzw. sie nutzen ann, um nach Deutschland zu telefonieren. Diese Veresserungen werden positiv aufgenommen. Der gesamte Themenkomplex der Vereinbarkeit von amilie und Dienst ist auch in puncto Attraktivität der undeswehr und Nachwuchsgewinnung wichtig. Gerade ier stehen wir natürlich vor Herausforderungen, wenn ir auch weiterhin für die Bundeswehr Nachwuchs geinnen wollen. Eines ist klar: Die Bundeswehr ist ein ataktiver Arbeitgeber. Aber wir müssen kontinuierlich aran arbeiten, sie noch attraktiver zu machen. Das Ministerium hat Anfang des Jahres einen Maßahmenkatalog vorgelegt. Weitere Maßnahmen werden lgen. Wir alle sind aufgerufen, uns damit konstruktiv ritisch auseinanderzusetzen und uns einzubringen. Eies dürfte aber klar sein: Es wird nicht möglich sein, ass jede einzelne Maßnahme von heute auf morgen umesetzt wird, sondern auch dies wird ein längerer Proess sein. Aber der Weg, der hier eingeschlagen wird, ist chtig. Der Soldatenberuf ist kein Beruf wie jeder andere. oldaten können in gefährliche, ja, wie wir alle schmerzch erleben mussten, in lebensgefährliche Einsätze behlen werden, entsendet von uns, dem Deutschen Bun estag. Die Bundeswehr ist nunmehr seit zehn Jahren in fghanistan. Wie gefährlich dieser Einsatz ist, das wis en wir alle. Ja, es gibt keinen hundertprozentigen chutz, den kann es nie geben. Aber wir müssen dafür orge tragen, dass unsere Soldatinnen und Soldaten die estmögliche Ausbildung und Ausrüstung für ihren sehr chwierigen Einsatz erhalten. Wir alle wissen, dass es auch in der Frage der Ausrüsng noch Verbesserungsbedarf gibt. Aber angesichts der ahl von momentan über 1 000 geschützten Fahrzeugen Afghanistan können wir sagen: So viele hatten wir vor rt noch nie, und das ist auch richtig so. (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Meine Redezeit geht zu Ende. Herr Minister, ich
öchte Ihnen für eine Sache ganz ausdrücklich danken,

ämlich dass Sie heute von diesem Pult aus das erste
al von „Veteranen“ gesprochen haben. Es ist ein Quan-
nsprung, dass wir ganz offen mit dem Zustand umge-
en, dass wir nicht nur unsere Soldatinnen und Soldaten
Auslandseinsätze entsenden, dass wir uns nicht nur

emeinsam darum kümmern, wenn Soldaten mit post-
aumatischen Belastungsstörungen nach ihrem Einsatz
Ausland zurückkommen, sondern dass wir uns auch

ffen der Herausforderung stellen, dass es Veteranen
ibt. Das ist nicht zu tabuisieren, das haben Sie nicht ge-
n. Ganz im Gegenteil: Sie haben das ganz offensiv auf-
enommen. Seien Sie sich der Unterstützung der Koali-
on in dieser Frage gewiss.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)






Christoph Schnurr


(A) )


)(B)

Die Soldaten machen einen schwierigen Job, der in
der Öffentlichkeit leider oft nicht anerkannt wird. Das ist
sehr bedauerlich. Deswegen darf ich von dieser Stelle all
unseren Soldatinnen und Soldaten, den zivilen Beschäf-
tigten und natürlich auch den Reservisten, aber auch
ganz bewusst den Familien, die das soziale Umfeld aus-
machen, ein herzliches Dankeschön ausrichten. Ihnen al-
len gilt unsere Anerkennung.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712710200

Der Kollege Paul Schäfer hat jetzt für die Fraktion

Die Linke das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Paul Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712710300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der

Wehrbeauftragte ist eine Art Kummerkasten der Solda-
ten. Deshalb diskutieren wir folgerichtig über die Ver-
sorgung von im Einsatz Verwundeten und Traumatisier-
ten sowie über die Vereinbarkeit von Dienst und Familie.
All das ist in Ordnung.

Wir haben es mit dem Phänomen zu tun, dass viele
der im Bericht angesprochenen Defizite hinlänglich be-
kannt sind. Das heißt, sie wiederholen sich immer, ob es
das Fehlverhalten von Vorgesetzten ist, Versäumnisse
bei der Fürsorge für die Soldatinnen und Soldaten, Über-
lastung in den Einsätzen oder – der Klassiker schlechthin –
die ausgebliebene Neufassung des Haar- und Barterlas-
ses. Ich fürchte nur, dass sich daran wenig ändern wird.
Das hat meines Erachtens sehr viel damit zu tun, dass
den Belangen der Armee im Einsatz von der politischen
und militärischen Führung der Streitkräfte alles unterge-
ordnet wird. Davon ist die Tagesordnung bestimmt.

Das führt mich zu dem Punkt, den ich ansprechen
möchte. Der Originalauftrag des Wehrbeauftragten laut
Grundgesetz heißt: Schutz der Grundrechte und Hilfsor-
gan des Bundestages bei der Ausübung der parlamentari-
schen Kontrolle der Streitkräfte. – Das ist der Punkt.
Dass hier die parlamentarische Kontrolle herausgehoben
wird, hat natürlich etwas mit der Besonderheit von Ar-
meen und mit der leidvollen deutschen Wehrmachtsge-
schichte zu tun. Aus deren Aufarbeitung ist das neue
Leitbild Staatsbürger in Uniform entwickelt worden.
Dieser Staatsbürger in Uniform sollte in seinem Handeln
strikt an Recht und Gesetz gebunden sein. Er sollte dafür
auch die Gesetze und das Völkerrecht kennen. Er
braucht eine ethisch-normative Grundbildung, um eigen-
ständig, verantwortungsbewusst handeln zu können. Er
braucht Einspruchs- und Widerspruchsrechte. Er muss
über seine Rechte Bescheid wissen, und die innere Ver-
fasstheit der Streitkräfte darf sich nicht nur nach dem
Befehl-und-Gehorsam-Prinzip richten, sondern es muss,
soweit es geht, demokratisch zugehen. Ich denke, dass
dieses Leitbild durch die forcierte Ausrichtung der Bun-
deswehr auf eine Armee im Einsatz in Gefahr gerät. Es
besteht die Gefahr, dass dieses Leitbild ausgehöhlt wird.

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(C (D ier liegt unsere Kontrollpflicht und auch die des Wehreauftragten. Was müsste geschehen? Erstens. Es geht um Einstellungen und Sensibilitäten. pätestens der 4. September 2009 – Bombardierungsbehl in Kunduz – und der Umgang damit haben gezeigt, ass wir Dinge kritisch prüfen müssen. Hier geht es um ie Sensibilisierung von Soldatinnen und Soldaten. Es ann auf keinen Fall angehen, dass man bestimmte inge über die ethisch-moralischen Grundprinzipien tellt, weil man fürchtet, dass die Kampfmoral, die ehrmoral zusammenbrechen. Das darf nicht sein. Zweitens. Es bedeutet, sorgfältiger auf das Verhältnis on militärisch-taktischer Ausbildung und allgemeiner ildung zu achten. Es läuft doch etwas schief, wenn olitische Bildung nach Nachtmärschen stattfindet – das ommt immer noch vor –, wenn die Soldatinnen und oldaten also kaum mehr aufnahmefähig sind. Es läuft benfalls etwas schief, wenn sich Lehrkräfte der Fühngsakademie der Bundeswehr bitter darüber beklagen, ass der Bereich ethisch-normative Bildung immer mehr usgedünnt wird, weil man sagt: Das brauchen wir unter en Bedingungen einer Einsatzarmee gar nicht mehr. – h finde, da muss viel geschehen. Es wäre gut, wenn ich die Bundeswehr bei der Vermittlung der ethischen rundlagen noch mehr für zivile Expertinnen und Exerten öffnen würde. Die Militärseelsorge kann und ollte das nicht leisten. Drittens. Schließlich ist es eine bleibende Aufgabe, enau hinzuschauen, wenn es um sogenannte Rituale der andere Dinge geht, mit denen ein bestimmter orpsgeist ausgebildet werden soll, auch weil es dabei arum geht, den Soldaten als Kämpfer zu formen. Das ilt auf geistiger Ebene auch für falsche Traditionsflege. Hier ist parlamentarische Kontrolle Pflicht. Das t auch eine Aufgabe des Wehrbeauftragten. Viertens. Es geht darum, die weitere Demokratisieng der Streitkräfte zu fördern. Demnächst werden wir ber die Neufassung von Beteiligungsrechten reden. Es eht aber auch um die Einbindung der Soldatinnen und oldaten in die Bundeswehrreform und um neue Wege ei der Gewinnung von Führungspersonal. Da gibt es iele Dinge, die man ändern kann. Der Hinweis des Wehrbeauftragten, das alles gehöre um Alltag seiner Dienststelle, ist gut und richtig. Sie, err Königshaus, machen eine gute Arbeit. An dieser telle einen recht herzlichen Dank an Sie und an alle re Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN und der FDP)


(Beifall bei der LINKEN)


ie machen wirklich einen guten Job, gar keine Frage.
eispiele: „Gorch Fock“, Schießunfälle in Afghanistan
sw. Da haben Sie zeitnah berichtet und haben sich
rchtlos mit der Regierung angelegt. Genau das ist Ihre
ufgabe, die des Wehrbeauftragten. Ich bleibe dabei:
ir müssen weiterhin auch über die Schwerpunkte Ihrer
mtsführung reden. Dazu gehört meines Erachtens der





Paul Schäfer (Köln)



(A) )


)(B)

Bereich Innere Führung. Er darf nicht vernachlässigt
werden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712710400

Das Wort hat Omid Nouripour für Bündnis 90/Die

Grünen.


Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712710500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der

Wehrbeauftragte ist eine Institution, die ein Pulsmesser
für die Belange der Bundeswehr ist. Um diese Institution
des Deutschen Bundestages beneiden uns viele Länder
auf der Welt. Für die gründliche Arbeit dieser Institution,
die seit Jahren gemacht wird, und natürlich auch für den
sehr gründlichen Bericht, den Sie auch dieses Jahr vor-
gelegt haben, Herr Königshaus, möchte ich Ihnen und
Ihrem Stab herzlich danken.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der FDP)


An dieser Stelle ist es wichtig, auch zu schauen, wie
die Bundesregierung mit den analysierten Defiziten um-
geht. Ich halte eine Formulierung wie „wandelnde Defi-
zitanalyse“ nicht unbedingt für ein Zeichen von Respekt
und dafür, dass die Arbeit des Wehrbeauftragten ernst
genommen wird. Vor allem ist wichtig – ich glaube, die-
ses Zitat kennen alle hier und können es auch richtig zu-
weisen –, was hinten rauskommt.

Natürlich ist es erlaubt, die Arbeit des Wehrbeauftrag-
ten zu kritisieren. Ich habe ebenfalls Kritik an Ihrer Ar-
beit; das wissen Sie auch. Ich finde, an der einen oder
anderen Stelle könnte es ein bisschen weniger technisch
sein oder auch ein bisschen weniger schnell gehen.
Wichtig ist aber, dass das, was ausgearbeitet wird, ernst
genommen und Punkt für Punkt behandelt wird. Hinten
kommt aber an einigen Stellen seit einigen Jahren nichts
raus. Ich möchte zwei Beispiele nennen.

Die Betreuungskommunikation für die Soldaten im
Einsatz ist mehrfach genannt worden. Es ist nicht erträg-
lich, dass im zehnten Jahr des Einsatzes der Bundeswehr
in Afghanistan Bundeswehrangehörige nicht per Video
mit ihren Familiengehörigen nach Hause kommunizie-
ren können. Das ist auch deswegen indiskutabel, weil es
Anfang des Jahres den Skandal gegeben hat, dass sehr
persönliche Briefe geöffnet worden sind. Bis heute gibt
es keine Antwort darauf, wie das passiert ist. In diesem
Umfeld ist das Skypen von besonderer Bedeutung für
die Soldaten, aber es funktioniert auch im zehnten Jahr
noch nicht. Wir sehen aber seit Jahren, dass die Austra-
lier, Österreicher und Amerikaner das hinbekommen.
Sogar deutsche Polizisten im selben Feldlager, Wand an
Wand mit den deutschen Soldaten, können skypen. Aber
die deutschen Soldaten können das nicht.


(Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Welche Regierung hat denn den langfristigen Vertrag damals abgeschlossen?)



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(C (D Welche Regierung hat denn den jetzigen Vertrag abgechlossen, mit dem es immer noch nicht geht? Das ist die entrale Frage. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)


er Mangel ist schon länger bekannt. Damit haben Sie
cht. Aber im Wissen um den Mangel einen neuen Ver-
ag abzuschließen, mit dem es immer noch nicht funk-
oniert, ist ein Skandal. Wichtig ist, wie gesagt, was hin-
n rauskommt: Es funktioniert nicht.

Zweites Beispiel. Das ist nicht der erste Bericht des
ehrbeauftragten, in dem Führungsversagen, mangel-

aftes Führungsverhalten, Defizite bei der Dienstauf-
icht, auch aufgrund der Unerfahrenheit von Vorgesetz-
n, und vor allem mangelndes Unrechtsbewusstsein
stgestellt werden. Das sind sehr ernst zu nehmende
unkte, die man nicht einfach beiseiteschieben kann, vor
llem nicht bei einer Armee im Umbruch hin zu einer
reiwilligenarmee, die auf dem Arbeitsmarkt mit zivilen
onkurrenten um Nachwuchs werben muss. Schließlich
uss man – damit hat Herr Schäfer völlig recht – mit

iesem Personal die Innere Führung, das Prinzip des
taatsbürgers in Uniform nicht nur aufrechterhalten,
ondern auch weiterentwickeln und vertiefen. Auch da-
ei ist festzustellen – das ist alles nicht neu –: Hinten
ommt nicht sehr viel raus. Das ist ein großes Problem
r die Bundeswehr im Umbruch.

Die dafür notwendige Klarheit fehlt. Das ist das Pro-
lem. Herr Minister, Sie haben gestern ein Papier vorge-
gt; „Sachstand“ heißt es in der Überschrift. Nach der
ektüre meine ich, „Vertagen“ wäre für die Überschrift
esser geeignet. Die Klarheit ist in sehr vielen Bereichen
icht gegeben. Die größtmögliche Bundeswehrreform
ller Zeiten wird immer kleiner und immer mehr zum
tückwerk. Dass die Verunsicherung in der Truppe im-
er größer wird, ist kein Wunder. Man kann nur froh

ein, dass die Soldatinnen und Soldaten wenigstens ei-
en Wehrbeauftragten haben, an den sie sich im konkre-
n Fall wenden können.

Herzlichen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712710600

Die Kollegin Anita Schäfer hat jetzt das Wort für die

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Anita Schäfer (CDU):
Rede ID: ID1712710700

Sehr verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen

nd Kollegen! Sehr geehrter Herr Wehrbeauftragter!
assen Sie mich in meinen Anmerkungen zunächst auf
ie besondere Situation eingehen, in der sich die Bun-
eswehr derzeit befindet, eine Situation, die mit Fug und
echt durchaus als historisch bezeichnet werden kann.
um 1. Juli ist das Wehrrechtsänderungsgesetz 2011 in
raft getreten. Damit wurde fast auf den Tag genau nach
5 Jahren die allgemeine Wehrpflicht ausgesetzt, die seit





Anita Schäfer (Saalstadt)



(A) )


)(B)

Anbeginn die Grundlage der Streitkräfte der Bundesre-
publik Deutschland war.

Wir sind mit dieser Wehrform gut gefahren, die den
Sicherheitserfordernissen während des Kalten Krieges
gerecht wurde und die gemeinsam mit den Konzepten
der Inneren Führung und des Staatsbürgers in Uniform
die Bundeswehr zu einem untrennbaren Teil unserer de-
mokratischen Gesellschaft gemacht hat. Letzteres soll
und wird sich auch durch den Übergang zu einer reinen
Freiwilligenarmee nicht ändern.

Ich möchte an dieser Stelle den Millionen Wehr-
pflichtigen danken, die in den vergangenen Jahrzehnten
ihren Dienst für die Sicherheit Deutschlands geleistet ha-
ben.

Wie gut der Übergang zur Freiwilligenarmee gelingt,
wird wesentlich von der öffentlichen Wahrnehmung des
Dienstes bei der Bundeswehr abhängen. Wir sind zuver-
sichtlich, diesen zukünftig noch attraktiver gestalten zu
können, als er bereits ist. Hierzu wird die Koalition im
Rahmen der Reform schon bald weitgehende Maßnah-
men umsetzen. Darüber hinaus muss dieser Dienst noch
stärker als bisher als Ehrendienst wahrgenommen wer-
den, nicht als Beruf wie jeder andere mit guten materiel-
len Bedingungen, sondern als Engagement für die
Sicherheit unseres Landes, das eine bewusste Entschei-
dung zur Inkaufnahme persönlicher Risiken erfordert.
Wir brauchen gewissermaßen sowohl eine äußere als
auch eine innere, eine materielle und eine wertegebun-
dene Attraktivität des Dienstes. Nur dann werden wir
auch in Zukunft den qualifizierten Nachwuchs für die
Freiwilligenarmee Bundeswehr gewinnen, der die Wehr-
pflichtarmee Bundeswehr ausgezeichnet hat.

Unsere Aufmerksamkeit muss jetzt darauf gerichtet
sein, möglichst viele noch dienende Soldaten, insbeson-
dere Mannschaftsdienstgrade, für den weiteren Dienst zu
gewinnen. Mir ist von vielen Mannschaften berichtet
worden, die gerne die geplanten längeren Verpflich-
tungszeiten nutzen würden, aber nach den jetzigen Re-
geln in den nächsten Monaten ausscheiden müssten. Das
gilt gerade für einsatzerfahrene Soldaten. Es ist wichtig,
jetzt rasch die Grundlagen zu schaffen, damit diese
wunschgemäß weiter bei der Truppe dienen können und
der Bundeswehr damit dieses Potenzial erhalten bleibt.

Hinsichtlich der Auslandseinsätze können wir erneut
konstatieren, dass sich die Ausrüstungssituation laufend
verbessert. So ist die früher stets kritisierte Ausstattung
mit geschützten Fahrzeugen und Bewaffnung in Afgha-
nistan mittlerweile zufriedenstellend. Wir haben aber vor
einiger Zeit erst wieder erfahren müssen, dass selbst das
bestgeschützte Fahrzeug, etwa der Schützenpanzer Mar-
der A5, keine vollständige Sicherheit vor Tod und Ver-
wundung bedeutet. Insbesondere müssen daher die Auf-
klärungsmöglichkeiten weiter verbessert werden, damit
es erst gar nicht zu Anschlägen kommt.

Der Jahresbericht hat erneut auf das Problem der
Route Clearance zur Beseitigung versteckter Ladungen
hingewiesen. Ein Kommandeur im Einsatz hat mir vor
kurzem gesagt: Gut wäre es, wenn ein Soldat noch im
selben Kontingent sieht, dass ein erkannter Mangel im

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(C (D ahmen des einsatzbedingten Sofortbedarfs abgestellt ird. – Das wäre ein ehrgeiziger Anspruch. Zumindest ei komplexen Systemen wie etwa denen zur Route learance werden wir das in der Realität wohl nicht chaffen; denn Tatsache ist, dass die Produktionskapaziten für diese Spezialfahrzeuge beschränkt sind, selbst enn wir marktverfügbare Kauflösungen wählen, wie es in diesem Fall geschieht. Bis Ende dieses Jahres soll ekanntlich ein Interimssystem im Einsatz sein. Die dar nötige Zeit hängt allerdings nicht vom politischen andeln ab, sondern von der Lieferfähigkeit der Indusie. Bis dahin werden die deutschen Kräfte weiterhin im ahmen des Möglichen durch Fähigkeiten unserer amekanischen Verbündeten unterstützt. Aktuell haben wir aber bereits zwei andere für die oldaten im Einsatz wesentliche Punkte verbessert bzw. tehen wir dabei kurz vor dem Abschluss. Das ist zum inen die Kommunikation mit den Familien durch den ertrag mit einem neuen Dienstleister. Die in meiner tzten Rede angesprochenen Fortschritte gegenüber em bisherigen Zustand sind mittlerweile praktisch umesetzt. Noch wichtiger ist aber die bevorstehende Änderung es Einsatzversorgungsgesetzes. Damit werden wir die ntschädigungsund Ausgleichszahlungen für einsatzersehrte Soldaten verdoppeln. Hinterbliebene von getöten Zeitsoldaten werden in der Versorgung nunmehr enen von Berufssoldaten gleichgestellt. Es wird endlich öglich, die Ausgleichszahlungen beim Ausfall privater ebensversicherungen durch sogenannte Kriegsklauseln n juristische Personen zu leisten, was wichtig ist, wenn nsprüche aus solchen Lebensversicherungen etwa zur inanzierung des Wohnungsbaus an eine Bank abgetren worden sind. Zudem wird das Einsatz-Weiterverwendungsgesetz ünftig auch Einsatzunfälle ab 1992 – bisher war der tichtag der 1. Dezember 2002 – erfassen, sodass auch etroffene aus früheren Einsätzen, aus Einsätzen vor fghanistan, die Möglichkeit eines weiteren sicheren ebensunterhalts bei der Bundeswehr haben. Die Gesetesänderung wird noch einige weitere Neuregelungen mfassen, die unseren Soldaten eine größere Gewissheit eben, dass im Fall des Falles für sie und ihre Familien esorgt ist. Den damit erreichten Stand müssen wir auch ünftig darauf kontrollieren, ob weitere Anpassungen an ie Lebensund Einsatzrealitäten nötig und möglich ind, damit das Risiko unserer Soldaten, die in den von ns mandatierten Einsätzen Leib und Leben für die Siherheit Deutschlands aufs Spiel setzen, so gut wie menchenmöglich abgedeckt ist. Dafür müssen wir alle hier Deutschen Bundestag weiterhin Sorge tragen. Sehr geehrter Herr Wehrbeauftragter, Ihnen und Ihren itarbeitern danke ich ganz herzlich für die gute Zusamenarbeit und den gründlichen Bericht. Nun, meine Damen und Herren, ich bin die letzte ednerin vor dem Papst (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten aller Fraktionen)






Anita Schäfer (Saalstadt)



(A) (C)



(D)(B)


und bin gespannt auf die sicher nachdenkliche, aber auch
frohe Botschaft, die uns Seine Heiligkeit übermitteln
wird. Ich jedenfalls freue mich darauf sehr.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712710800

Sie vergessen dabei, dass Sie nicht die Rolle des Bun-

destagspräsidenten übernehmen werden, der den Papst
nachher begrüßen wird, bevor er zu Wort kommt.

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Verteidi-
gungsausschusses zum Jahresbericht 2010 des Wehr-

beauftragten; das sind die Drucksachen 17/4400 und
17/6170. Der Ausschuss empfiehlt, in Kenntnis der Un-
terrichtung eine Entschließung anzunehmen. Wer stimmt
für die Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? –
Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist einstim-
mig angenommen.

Damit sind wir am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf morgen, Freitag, den 23. September 2011,
9 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.