Protokoll:
17022

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 22

  • date_rangeDatum: 10. Februar 2010

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 13:58 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/22 Bundesminister des Auswärtigen: Auf dem Weg zur Übergabe in Verantwortung: Das deutsche Afghanistan-Engagement nach der Londoner Konferenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streit- kräfte an dem Einsatz der Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe in Afgha- nistan (International Security Assistance Force, ISAF) unter Führung der NATO auf Grundlage der Resolutionen 1386 (2001) und folgender Resolutionen, zuletzt Resolu- Tagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Dr. Gregor Gysi, Dr. Barbara Höll, Dr. Axel Troost, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Die Banken sollen für die Krise zahlen (Drucksache 17/471) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Leo Dautzenberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Michael Schlecht (DIE LINKE) . . . . . . . . Dr. Carsten Sieling (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Frank Schäffler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . 1894 C 1909 B 1909 C 1911 B 1912 B 1913 B 1915 A 1916 B 1917 C Deutscher B Stenografisch 22. Sitz Berlin, Mittwoch, den I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Leo Dautzenberg . . . . . . . . . . . . . . . . . Wahl der Abgeordneten Klaus Brähmig als ordentliches Mitglied und des Abgeordneten Dr. h. c. Wolfgang Thierse als stellvertreten- des Mitglied des Stiftungsrates der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung . . . . . . . . Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachträgliche Ausschussüberweisungen . . . . Begrüßung der neuen Abgeordneten Yvonne Ploetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 3: Abgabe einer Regierungserklärung durch den D D D J H D P A W 1893 A 1893 B 1893 B 1894 B 1894 C tion 1890 (2009) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (Drucksache 17/654) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1894 D undestag er Bericht ung 10. Februar 2010 t : r. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Frank-Walter Steinmeier (SPD) . . . . . . . . r. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . an van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . ellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . . . r. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hilipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rmin Schuster (Weil am Rhein) (CDU/CSU) olfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 1895 A 1897 C 1900 B 1901 D 1902 D 1904 C 1905 D 1907 A 1907 D 1908 D Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1918 C II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Februar 2010 Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Björn Sänger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Michael Schlecht (DIE LINKE) . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 8: a) Antrag der Abgeordneten Dr. Anton Hofreiter, Winfried Hermann, Alexander Bonde, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Umstellung der Finanzierung von Neu- und Ausbauprojekten in Bundesschie- nenwege (Drucksache 17/543) . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Dr. Anton Hofreiter, Winfried Hermann, Fritz Kuhn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Eisenbahn- sicherheit verbessern (Drucksache 17/544) . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 4: a) Antrag der Abgeordneten Uwe Beckmeyer, Sören Bartol, Martin Burkert, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der SPD: Ge- währleistung der Sicherheit im Schie- nenverkehr muss Priorität haben (Drucksache 17/655) . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Uwe Kekeritz, Ute Koczy, Thilo Hoppe, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Beschlagnahmung von Generika in Europa stoppen – Versor- gung von Entwicklungsländern mit Ge- nerika sichern (Drucksache 17/448) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 9: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Technolo- gie zu der Verordnung der Bundesregie- rung: Siebenundachtzigste Verordnung zur Änderung der Außenwirtschafts- verordnung (Drucksachen 17/42, 17/85 Nr. 2.1, 17/489) b) – l) Beschlussempfehlungen des Petitionsaus- schusses: Sammelübersichten 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29 und 30 zu Peti- tionen (Drucksachen 17/553, 17/554, 17/555, 17/556, 17/557, 17/558, 17/559, 17/560, 17/561, 17/562, 17/563) . . . . . . . . . . . . . . Z a b Z A S t H g D A R D K D B D B P P H M M T a b 1919 B 1920 D 1921 B 1922 A 1922 C 1923 D 1923 D 1924 A 1924 A 1924 B 1924 C usatztagesordnungspunkt 5: ) Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Grünbuch Erlangung verwertbarer Beweise in Straf- sachen aus einem anderen Mitgliedstaat (Drucksachen 17/504 Nr. A 15, 17/660) . ) Antrag der Bundesregierung: Ausnahme von dem Verbot der Zugehörigkeit zu einem Aufsichtsrat für Mitglieder der Bundesregierung (Drucksache 17/600) . . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 3: ktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktionen PD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ret- ungsschirm für die Kommunen vor dem intergrund von Haushaltslage und schwarz- elben Steuersenkungsplänen . . . . . . . . . . . r. Frank-Walter Steinmeier (SPD) . . . . . . . . ntje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . enate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . atrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . r. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . ernd Scheelen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Birgit Reinemund (FDP) . . . . . . . . . . . . . ritta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eter Götz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . etra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . artmut Koschyk, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ichael Groschek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . anfred Kolbe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 7: ) Antrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Ingrid Hönlinger, Memet Kilic, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Partei- spenden begrenzen (Drucksache 17/547) . . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Halina Wawzyniak, Jan Korte, Dr. Gesine Lötzsch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Parteispenden von Unternehmen und Wirtschaftsverbänden verbieten (Drucksache 17/651) . . . . . . . . . . . . . . . . 1925 C 1925 D 1926 A 1926 A 1927 B 1928 C 1930 A 1931 D 1933 B 1934 B 1935 D 1937 A 1938 D 1940 A 1941 B 1943 A 1944 A 1945 C 1945 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Februar 2010 III Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingo Wellenreuther (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Stefan Ruppert (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1945 D 1946 D 1948 C 1949 C 1951 A 1952 A 1953 A 1953 D 1955 D 1957 A 1957 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Februar 2010 1893 (A) ) (B) ) 22. Sitz Berlin, Mittwoch, den Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Februar 2010 1957 (A) ) (B) ) Drucksache 17/178 Nr. A.21 Ratsdokument 15289/09 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten A m U n Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Aigner, Ilse CDU/CSU 10.02.2010 Barchmann, Heinz- Joachim SPD 10.02.2010 Brackmann, Norbert CDU/CSU 10.02.2010 Dreibus, Werner DIE LINKE 10.02.2010 Ernstberger, Petra SPD 10.02.2010 Frankenhauser, Herbert CDU/CSU 10.02.2010 Gunkel, Wolfgang SPD 10.02.2010 Hänsel, Heike DIE LINKE 10.02.2010 Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 10.02.2010 Dr. Höll, Barbara DIE LINKE 10.02.2010 Köhler (Wiesbaden), Kristina CSU/CSU 10.02.2010 Kotting-Uhl, Sylvia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.02.2010 Dr. Krogmann, Martina CDU/CSU 10.02.2010 Lach, Günter CDU/CSU 10.02.2010 Lenkert, Ralph DIE LINKE 10.02.2010 Link (Heilbronn), Michael FDP 10.02.2010 Menzner, Dorothée DIE LINKE 10.02.2010 Möller, Kornelia DIE LINKE 10.02.2010 Nestle, Ingrid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.02.2010 Pflug, Johannes SPD 10.02.2010 Dr. Schröder, Ole CDU/CSU 10.02.2010 Dr. Schui, Herbert DIE LINKE 10.02.2010 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.02.2010 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht nlage 2 Amtliche Mitteilung Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden nionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- er Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 17/136 Nr. A.5 EuB-BReg 47/2009 Drucksache 17/136 Nr. A.7 Ratsdokument 12631/09 Drucksache 17/136 Nr. A.8 Ratsdokument 12663/09 Drucksache 17/136 Nr. A.9 Ratsdokument 12674/09 Drucksache 17/136 Nr. A.12 Ratsdokument 13698/09 Drucksache 17/136 Nr. A.13 Ratsdokument 14120/09 Rechtsausschuss Drucksache 17/178 Nr. A.6 Ratsdokument 15801/09 Finanzausschuss Drucksache 17/136 Nr. A.31 Ratsdokument 11640/09 Drucksache 17/136 Nr. A.34 Ratsdokument 13284/09 Drucksache 17/136 Nr. A.42 Ratsdokument 13868/09 Haushaltsausschuss Drucksache 17/136 Nr. A.43 Ratsdokument 11868/09 Drucksache 17/136 Nr. A.45 Ratsdokument 12797/09 Drucksache 17/178 Nr. A.11 Ratsdokument 14733/09 Drucksache 17/178 Nr. A.13 Ratsdokument 14932/09 Drucksache 17/178 Nr. A.14 Ratsdokument 14998/09 Drucksache 17/178 Nr. A.16 Ratsdokument 15208/09 Drucksache 17/178 Nr. A.17 Ratsdokument 15386/09 Drucksache 17/315 Nr. A.1 Ratsdokument 16586/09 Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 17/136 Nr. A.50 Ratsdokument 11223/09 Drucksache 17/136 Nr. A.52 Ratsdokument 11909/09 Drucksache 17/136 Nr. A.56 Ratsdokument 12732/09 Drucksache 17/178 Nr. A.20 Ratsdokument 15279/09 1958 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Februar 2010 (A) (C) (B) (D) Ausschuss für Gesundheit Drucksache 17/136 Nr. A.82 Ratsdokument 11516/09 Drucksache 17/136 Nr. A.85 Ratsdokument 12392/09 Drucksache 17/178 Nr. A.28 Ratsdokument 15204/09 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 17/136 Nr. A.91 Ratsdokument 13233/09 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 17/136 Nr. A.102 Ratsdokument 13682/09 Drucksache 17/136 Nr. A.103 Ratsdokument 13710/09 Drucksache 17/178 Nr. A.33 Ratsdokument 15052/09 Drucksache 17/178 Nr. A.34 Ratsdokument 15196/09 Drucksache 17/178 Nr. A.35 Ratsdokument 15234/09 Drucksache 17/178 Nr. A.36 Ratsdokument 15363/09 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 17/136 Nr. A.116 Ratsdokument 14513/09 Drucksache 17/315 Nr. A.7 Ratsdokument 16195/09 22. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 10. Februar 2010 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1702200000

Die Sitzung ist eröffnet.

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
begrüße Sie alle herzlich.

Ganz besonders herzlich begrüße ich den Kollegen
Leo Dautzenberg, der vor wenigen Tagen seinen
60. Geburtstag gefeiert hat und dem ich im Namen des
ganzen Hauses herzlich gratulieren und alle guten Wün-
sche übermitteln möchte.


(Beifall)


Bevor wir in unsere Tagesordnung eintreten, ist noch
eine Wahl zum Stiftungsrat der Stiftung Flucht, Ver-
treibung, Versöhnung durchzuführen. Die Fraktion der
CDU/CSU schlägt vor, den Kollegen Klaus Brähmig
als Nachfolger des ehemaligen Abgeordneten Jochen-
Konrad Fromme als ordentliches Mitglied zu wählen.
Die SPD-Fraktion schlägt vor, den Kollegen
Dr. Wolfgang Thierse als Nachfolger des früheren Ab-
geordneten Steffen Reiche als stellvertretendes Mitglied
zu wählen. Sind Sie damit jeweils einverstanden? – Das
ist offensichtlich der Fall. Dann sind die Kollegen Bräh-
mig und Thierse als Mitglied bzw. als stellvertretendes
Mitglied in diesen Stiftungsrat gewählt.

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Redet
Interfraktionell ist vereinbart worden, die verbun-
dene Tagesordnung um die in der Zusatzpunktliste auf-
geführten Punkte zu erweitern:

ZP 1 Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion DIE
LINKE

Was folgt aus dem Urteil des Bundesver-
fassungsgerichts zu den Regelsätzen bei
Hartz IV?

(siehe 21. Sitzung)


ZP 2 Beratung des Antrags der Bundesregierung

Fortsetzung der Beteiligung bewaffn
scher Streitkräfte an dem Einsatz
nationalen Sicherheitsunterstützung

(International Secur (C (D ung 10. Februar 2010 0 Uhr tance Force, ISAF)

auf Grundlage der Resolutionen 1386 (2001)

und folgender Resolutionen, zuletzt Resolution
1890 (2009) des Sicherheitsrats der Vereinten
Nationen

– Drucksache 17/654 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

P 3 Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktionen
SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Rettungsschirm für die Kommunen vor dem
Hintergrund von Haushaltslage und schwarz-
gelben Steuersenkungsplänen

P 4 Weitere Überweisungen im vereinfachten Ver-
fahren

(Ergänzung zu TOP 8)


ext
a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Uwe
Beckmeyer, Sören Bartol, Martin Burkert, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Gewährleistung der Sicherheit im Schienen-
verkehr muss Priorität haben

– Drucksache 17/655 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

für Tourismus

des Antrags der Abgeordneten Uwe
, Ute Koczy, Thilo Hoppe, weiterer Ab-
eter deut-
der Inter-
struppe in
ity Assis-

Ausschuss

b) Beratung
Kekeritz






(A) )



(B) )


Präsident Dr. Norbert Lammert
geordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN

Beschlagnahmung von Generika in Europa
stoppen – Versorgung von Entwicklungslän-
dern mit Generika sichern

– Drucksache 17/448 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (f)

Auswärtiger Ausschuss
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

ZP 5 Weitere abschließende Beratungen ohne Aus-
sprache

(Ergänzung zu TOP 9)


a) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Rechtsausschusses (6. Ausschuss) zu
der Unterrichtung der Bundesregierung

Grünbuch
Erlangung verwertbarer Beweise in Straf-
sachen aus einem anderen Mitgliedstaat

– Drucksachen 17/504 Nr. A 15, 17/660 –

Berichterstattung:

(VillingenSchwenningen)

Dr. Eva Högl
Jörg van Essen
Wolfgang Nešković
Jerzy Montag

b) Beratung des Antrags der Bundesregierung

Ausnahme von dem Verbot der Zugehörigkeit
zu einem Aufsichtsrat für Mitglieder der Bun-
desregierung

– Drucksache 17/600 –

Von der Frist für den Beginn der Beratungen soll, so-
weit erforderlich, abgewichen werden.

Außerdem mache ich auf zwei nachträgliche Aus-
schussüberweisungen im Anhang zur Zusatzpunktliste
aufmerksam:

Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umset-
zung steuerlicher EU-Vorgaben sowie zur Än-
derung steuerlicher Vorschriften

– Drucksache 17/506 –
überwiesen:
Finanzausschuss (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

Beratung des Antrags der Abgeordneten Josef
Philip Winkler, Viola von Cramon-Taubadel,
Marieluise Beck (Bremen), weiterer Abgeordne-
ter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
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(C (D Rückschiebungen nach Griechenland sofort aussetzen – Drucksache 17/449 – überwiesen: Innenausschuss Rechtsausschuss Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Darf ich auch dazu Ihr Einvernehmen feststellen? – as ist der Fall. Dann ist das so beschlossen. Schließlich darf ich Sie davon unterrichten, dass der ollege Oskar Lafontaine auf die Mitgliedschaft im eutschen Bundestag mit Wirkung vom 1. Februar die es Jahres verzichtet hat (Beifall bei Abgeordneten der FDP – Zurufe von der LINKEN, an die FDP gewandt: Pfui!)


nd dass an seiner Stelle Frau Yvonne Ploetz die Mit-
liedschaft im Deutschen Bundestag erworben hat, die
ch mit allen guten Wünschen für die Zusammenarbeit
ier im Hause herzlich begrüße.


(Beifall)


Ich rufe nun unseren Tagesordnungspunkt 3 sowie
en Zusatzpunkt 2 auf:

3 Abgabe einer Regierungserklärung durch den
Bundesminister des Auswärtigen

Auf dem Weg zur Übergabe in Verantwor-
tung: Das deutsche Afghanistan-Engagement
nach der Londoner Konferenz

P 2 Beratung des Antrags der Bundesregierung

Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deut-
scher Streitkräfte an dem Einsatz der Interna-
tionalen Sicherheitsunterstützungstruppe in

(International Security Assistance Force, ISAF)

auf Grundlage der Resolutionen 1386 (2001)

und folgender Resolutionen, zuletzt Resolution
1890 (2009) des Sicherheitsrats der Vereinten
Nationen

– Drucksache 17/654 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache im Anschluss an die Regierungserklärung

ine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen Widerspruch.
ann ist das so beschlossen.

Das Wort zur Abgabe einer Regierungserklärung hat
er Bundesminister des Auswärtigen, Dr. Guido
esterwelle.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )

Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister des Aus-
wärtigen:

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-
ren! Kolleginnen und Kollegen! Die verheerenden An-
schläge des 11. September im Jahre 2001 waren nicht al-
lein ein Angriff auf die Vereinigten Staaten von
Amerika; sie waren ein Angriff auf die Grundlagen und
die freiheitlichen Werte der Völkergemeinschaft. Die in-
ternationale Gemeinschaft hat mit beispielloser Ge-
schlossenheit auf diese Herausforderung reagiert. Auch
Deutschland folgte dem Aufruf des Sicherheitsrates der
Vereinten Nationen, der die Situation in Afghanistan als
Bedrohung für den Weltfrieden einstufte. Heute beteili-
gen sich mehr als 40 Nationen unter dem Mandat der
Vereinten Nationen am Einsatz in Afghanistan.

Wie die internationale Gemeinschaft hat auch
Deutschland in der Frage, ob wir dort, in Afghanistan,
Verantwortung übernehmen, Geschlossenheit bewiesen.
Es war die Regierung von Gerhard Schröder und Joseph
Fischer, die die Bundeswehr erstmals nach Afghanistan
entsandte. Die Regierung von Angela Merkel und Frank-
Walter Steinmeier hat diesen Einsatz fortgeführt. Heute
bitte ich Sie für die amtierende Bundesregierung um Ihre
Zustimmung zur Fortsetzung der Beteiligung der Bun-
deswehr an dem NATO-geführten Einsatz in Afgha-
nistan. Dieser Einsatz im Rahmen von ISAF dient vor
allem dem Ziel, unsere eigene Sicherheit zu schützen.
Afghanistan darf nie wieder Rückzugsort des Terrors
werden. Wir sind aber auch dort, um unserer mitmensch-
lichen Verpflichtung nachzukommen. Millionen Frauen
und Männer setzen ihre Hoffnungen in uns.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


In den acht Jahren unseres Engagements in Afghanis-
tan haben wir einiges erreicht. Wir haben dazu beigetra-
gen, dass die Menschen in Afghanistan Zugang zu Ärz-
ten und Krankenhäusern haben wie seit Jahrzehnten
nicht mehr. Wir haben dazu beigetragen, dass neue
Schulen gebaut worden sind. Heute können in Afghanis-
tan 7 Millionen Kinder regelmäßig unterrichtet werden,
fünfmal mehr als zu Zeiten der Schreckensherrschaft der
Taliban.

Mit Wassertanks, Saatgut und Bewässerungsprojek-
ten haben wir dazu beigetragen, dass über 250 000 Haus-
halte in Nordafghanistan die Chance haben, in der Land-
wirtschaft eine Lebensperspektive zu finden. Nicht
zuletzt haben die Soldatinnen und Soldaten der Bundes-
wehr einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung des Lan-
des geleistet. Das sieht auch die übergroße Mehrheit der
afghanischen Bevölkerung so.

Meine Damen und Herren, eine ehrliche Bestandsauf-
nahme ergibt aber eine gemischte Bilanz unserer bisheri-
gen Anstrengungen. Im letzten Jahr hat sich die Sicher-
heitslage erneut verschlechtert. Afghanistan versorgt
noch immer rund 90 Prozent des Weltmarktes mit
Opium. Längst nicht alles in Afghanistan ist heute so,
wie wir es uns vor acht Jahren erhofft hatten. Deshalb
hat Frank-Walter Steinmeier recht, wenn er sagt, ein ein-
faches Weiter-so werde nicht reichen, um Afghanistan
dauerhaft zu stabilisieren. Diese Bundesregierung hat
deshalb von Beginn an für einen Neuanfang in Afgha-

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(C (D istan gearbeitet. Das ist keine Kritik an denen, die vor ns Verantwortung für das deutsche Engagement getraen haben. Es ist die notwendige Konsequenz aus den ehren der letzten Jahre. Die Londoner Konferenz ist ein Neuanfang. Fast 0 Staaten haben in London gemeinsam mit der Regieung von Präsident Karzai einen Strategiewechsel bechlossen. er besondere Erfolg von London liegt in der gegenseiigen Verpflichtung Afghanistans auf der einen und der nternationalen Gemeinschaft auf der anderen Seite. Für ondon hat die afghanische Regierung erstmals ganz onkret und überprüfbar dargelegt, wie sie ihre Ziele bessere Regierungsführung, Rechtstaatlichkeit, Koruptionsbekämpfung und Reduzierung des Drogenanaus – erreichen will. Im Gegenzug hat sich die internaionale Gemeinschaft verpflichtet, ihre Anstrengungen u erhöhen, damit die Afghanen ihre selbstgesteckten iele auch in einem überschaubaren Zeitraum erreichen önnen. Dazu werden wir den Wiederaufbau Afghanisans verstärken, die Wirtschaft beleben und die innere ussöhnung voranbringen. Wir waren uns in London auerdem einig, dass wir den Aufbau selbsttragender Siherheitsstrukturen rascher vorantreiben müssen, um uns ine realistische Abzugsperspektive zu erarbeiten. Damit gilt auch international, was wir uns für unser eutsches Engagement vorgenommen haben: Wir wollen ie Übergabe der Verantwortung in Verantwortung. Ein infaches Weiter-so ist keine Alternative. Ein einfaches eggehen und Wegsehen ist es auch nicht. Meine Damen und Herren, jetzt kommt es darauf an, ie Beschlüsse von London in die Tat umzusetzen. Den eutschen Beitrag hierfür hat die Bundeskanzlerin vor wei Wochen vor diesem Hohen Haus vorgestellt. fghanistan braucht die innere Aussöhnung. Das ist zuächst Aufgabe der Afghanen selbst. Die internationale emeinschaft unterstützt sie mit einem Reintegrations onds. Deutschland hat während der Konferenz in Ausicht gestellt, in diesen Fonds jährlich bis zu 0 Millionen Euro einzuzahlen. Es geht darum, diejenigen anzusprechen, deren Geolgschaft die Macht der Taliban und der Terroristen erst usmacht. Wir wollen die Mitläufer von dem harten teroristischen und fundamentalistischen Kern trennen. iese Mitläufer sind junge Männer ohne Perspektive, ie meist weder lesen noch schreiben können, die für ein aar Dollar bereit sind, zur Waffe zu greifen. Diesen enschen wollen wir friedliche Alternativen des Brotererbs in ihren Dörfern eröffnen. Das Programm ist also m Kern ein Ausbildungsund Beschäftigungspaket. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Zuruf von der LINKEN)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Bei der Umsetzung dieses Programms und der Ver-
endung der entsprechenden Gelder werden die afgha-
ische Regierung und die internationale Staatengemein-
chaft eng zusammenwirken. Noch in diesem Frühjahr






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Guido Westerwelle
wird eine Konferenz in Kabul über das weitere Vorgehen
beschließen.

Die Bundesregierung wird ihre Anstrengungen für
den wirtschaftlichen und sozialen Aufbau im Norden
verstärken und hat sich dafür konkrete, nachprüfbare
Ziele gesetzt:

Wir werden die Programme zur ländlichen Entwick-
lung ausweiten, damit bis 2013 3 Millionen Afghanin-
nen und Afghanen Arbeit und Einkommen haben.

Wir werden unsere Anstrengungen für die Gesund-
heitsversorgung erheblich ausweiten. In allen vier Pro-
vinzen, die im deutschen Verantwortungsbereich liegen,
werden wir Krankenhäuser aufbauen und besser ausstat-
ten.

Wir werden die Verkehrsinfrastruktur verbessern und
so die Basis für wirtschaftliches Wachstum und mehr Si-
cherheit legen. Zusätzliche 700 Kilometer ganzjährig
nutzbare Straßen sollen ländliche Gebiete erschließen
und sie mit den Städten und Märkten ihrer Distrikte ver-
binden.

Wir werden mehr Lehrerinnen und Lehrer ausbilden
und Schulen bauen, damit weitere 500 000 Kinder unter-
richtet werden. Mittlerweile sind ein Drittel der Schul-
kinder Mädchen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Insgesamt will die Bundesregierung die zivilen Mittel
für Afghanistan verdoppeln. Ausdrücklich danke ich
Bundesminister Niebel, der sich für den zivilen Aufbau
besonders engagiert.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen bei Abgeordneten der LINKEN)


Selbsttragende Sicherheitsstrukturen sind die
Voraussetzung für eine Abzugsperspektive für unsere
Soldatinnen und Soldaten. Darum tun wir in Zukunft
deutlich mehr für die Ausbildung afghanischer Sicher-
heitskräfte.

Zwischen Afghanen und internationaler Gemein-
schaft ist eine Zielgröße von 300 000 afghanischen
Sicherheitskräften vereinbart. Dies ist nötig, damit Präsi-
dent Karzai sein Ziel erreichen kann, bis zum Jahr 2014
die Verantwortung für die Sicherheit in Afghanistan
vollständig zu übernehmen.

Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, in den kom-
menden Jahren jährlich rund 5 000 afghanische Polizis-
ten aus- und fortzubilden. Dafür wollen wir die Zahl un-
serer Polizeitrainer auf insgesamt 260 erhöhen. Ich bin
zuversichtlich, dass wir in Abstimmung mit den Bundes-
ländern unser Ziel erreichen, diesen Aufwuchs schon bis
Mitte des Jahres abzuschließen. Ausdrücklich danke ich
Bundesminister de Maizière und den Bundesländern für
diesen wichtigen Beitrag.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Deutschland wird den Schwerpunkt seines militäri-
schen Engagements noch stärker auf die Ausbildung der

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(C (D fghanischen Sicherheitskräfte legen. Dies erreichen wir or allem durch eine Umschichtung im bestehenden ontingent. Obwohl wir bereits heute 4 500 Soldatinnen nd Soldaten in Afghanistan haben, sind nur 280 mit der usbildung afghanischer Sicherheitskräfte betraut. Jetzt tocken wir das Mandat lediglich um 500 weitere Soldaen auf, vergrößern aber die Ausbildungsund Schutzomponente auf 1 400 Männer und Frauen. Ergänzend beantragt die Bundesregierung, eine fleible Reserve von 350 weiteren Soldaten zu schaffen. amit wollen wir sicherstellen, auch in Sondersituatioen angemessen reagieren zu können. Schon jetzt ist abehbar, dass während der Wahlen im September für eine orübergehende Zeit mehr Kräfte Sicherungsaufgaben bernehmen müssen. Auf diese Fälle wollen wir vorbeeitet sein. Das gebietet auch unsere Verantwortung geenüber den Frauen und Männern in Uniform. Einsätze ieser Reserve werden stets zeitlich befristet sein und rst nach Befassung des Auswärtigen Ausschusses und es Verteidigungsausschusses erfolgen. Diese Neumandatierung ist ein Teil des in London eschlossenen breiten politischen Ansatzes für eine bergabe der Verantwortung. Ich danke ausdrücklich undesverteidigungsminister zu Guttenberg für die ver rauensvolle Zusammenarbeit bei der Neufassung des andates. Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und ollegen, wer die Übergabe der Verantwortung in den ommenden Jahren schaffen will, der muss heute seine nstrengungen verstärken. Wir tun heute mehr, um uns ine klare Abzugsperspektive zu erarbeiten: Anfang ächsten Jahres wollen wir in Abstimmung mit der afhanischen Regierung und unseren internationalen Partern damit beginnen, regional die Sicherheitsverantworung an die Afghanen zu übergeben. Ende des Jahres 011 wollen wir so weit sein, unser eigenes Bundesehrkontingent reduzieren zu können. Im Jahr 2014 ollen wir Präsident Karzais Zielmarke erreichen, dass ie Afghanen die Verantwortung für ihre Sicherheit im anzen Land selbst übernehmen. as ist eine realistische Perspektive, auf die wir hinareiten wollen und werden. Aber es ist kein konkretes bzugsdatum. Ein solches zu nennen, wäre eine Ermutiung der Terroristen, also ein Fehler. Zu einer ehrlichen Bestandsaufnahme gehört auch, ie Realitäten in Afghanistan so zu benennen, wie sie ind. (Zuruf von der LINKEN: Jetzt wird es spannend!)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


ie Bundesregierung hat sehr sorgfältig die Frage ge-
rüft, wie die Lage im Norden Afghanistans zu bewerten
st. Die Intensität der mit Waffengewalt ausgetragenen
useinandersetzung mit Aufständischen und deren mili-






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Guido Westerwelle
tärischer Organisation führt uns zu der Bewertung, die
Einsatzsituation von ISAF auch im Norden Afghanistans
als bewaffneten Konflikt im Sinne des humanitären Völ-
kerrechts zu qualifizieren. Ob uns das politisch gefällt
oder nicht, so ist die Lage. Ob wir es so nennen oder
nicht, so ist die Lage. Die Lage beim Namen zu nennen,
sind wir all denen schuldig, die sich vor Ort den Gefah-
ren aussetzen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Diese rechtliche Qualifizierung der objektiven Ein-
satzsituation von ISAF hat Konsequenzen für die Hand-
lungsbefugnisse der Soldaten, für die Befehlsgebung
und für die Beurteilung des Verhaltens von Soldaten in
strafrechtlicher Hinsicht. Sie hat keine Auswirkungen
auf das Mandat, für das wir um Zustimmung bitten. Sie
hat auch keine Auswirkungen auf den Einsatz unserer
Polizisten. Unsere Polizisten wurden und werden aus-
schließlich im Norden Afghanistans und ausschließlich
zu Ausbildungszwecken eingesetzt. Für ihren Einsatz ist
entscheidend, dass wir ihn angesichts der tatsächlichen
Sicherheitslage verantworten können. Fürsorge hat
höchste Priorität. Unsere Polizisten arbeiten nur dort, wo
die Bundeswehr für Sicherheit eintritt. Darauf haben wir
uns auch mit den Ländern einvernehmlich verständigt.

Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und
Kollegen, die Bundesregierung hat vor der Londoner
Konferenz ein umfassendes Konzept für Afghanistan
vorgelegt. Die Kernelemente unseres Konzepts finden
sich in den Ergebnissen von London wieder. Wenn Sie
unvoreingenommen prüfen, was wir in London erreicht
haben, werden Sie vieles wiedererkennen, was auf Anre-
gungen und kritische Fragen aus diesem Hohen Haus zu-
rückgeht. Die enge Einbindung des Parlamentes ist mir
sehr wichtig. Die Ergebnisse der Konferenz sind nicht
nur ein Erfolg der Teilnehmerstaaten, sie sind gewiss
nicht nur ein Erfolg der Bundesregierung; es handelt sich
um einen Erfolg für alle, die in diesem Hause zur Neu-
ausrichtung unseres Engagements beigetragen haben,
aus allen Fraktionen. Es ist also auch Ihr Erfolg. Ich bitte
Sie daher, dass Sie der Versuchung widerstehen, das
Notwendige und Richtige zu unterlassen. Das wäre der
Größe unserer Aufgabe und auch der Ernsthaftigkeit un-
seres Engagements nicht angemessen.

Lassen Sie mich zum Abschluss den mutigen Män-
nern und Frauen danken, die in Afghanistan sich auch
von hohen Risiken nicht schrecken lassen und mit gro-
ßem Einsatz tätig sind. Den zivilen Aufbauhelfern, den
Polizisten aus Bund und Ländern, den Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern des Auswärtigen Amtes und den tapfe-
ren Frauen und Männern der Bundeswehr gebührt unser
aller Respekt.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ihnen und ihren Familien möchte ich von Herzen dan-
ken. Sie verdienen das Vertrauen der Bundesregierung
und des ganzen Bundestages. Ich bitte Sie daher um Zu-
stimmung zum Antrag der Bundesregierung.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem ollegen Dr. Frank-Walter Steinmeier für die SPD-Frakion. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Auslandseinsätze der Bundeswehr waren hier m Parlament nie ein Selbstläufer, erst recht nicht der in fghanistan und erst recht nicht nach den Einsätzen am unduz-Fluss. Wir müssen verstehen, begreifen und rnst nehmen, dass sich die öffentliche Diskussion in eutschland zugespitzt hat, dass die Fragen kritischer erden – „Wie soll es in Afghanistan weitergehen?“ – nd dass sich die Politik ihrer Verantwortung nicht entiehen darf und stattdessen diese Fragen beantworten uss. Wenn wir junge Menschen in einen schwierigen Einatz wie den in Afghanistan schicken, dann müssen wir ns für solche Entscheidungen auch vor der deutschen ffentlichkeit rechtfertigen. Deshalb sage ich: Was wir n den letzten acht Jahren in Afghanistan geschafft haen, ist viel, aber es ist nicht genug. Das Hauptziel mag rreicht sein – Herr Westerwelle, da haben Sie recht –: fghanistan ist heute, jedenfalls nach meiner Bewer ung, kein sicherer Hafen mehr für internationalen Terroismus. Auch beim politischen und erst recht beim wirtchaftlichen Wiederaufbau des Landes sind wir durchaus orangekommen. Die Erfolge, die es zu verzeichnen gilt – Sie haben sie um Teil genannt –, sind aber alles andere als gesichert. anz im Gegenteil: Wenn die internationale Staatengeeinschaft sofort und kopflos aus Afghanistan herausge en würde, dann würde dieses schwierige Land – da bin ch mir wie viele in diesem Hohen Hause sicher – in kurer Zeit wieder im Bürgerkrieg versinken. Käme es so, ann würden wir hier nicht über das Ansehen von interationalen Organisationen der Staatengemeinschaft, eien es UNO, NATO oder andere, reden. Es geht hier icht um Gesichtswahrung – mir jedenfalls ging es nie arum –, sondern um die Menschen in Afghanistan. Ein ofortiger und kopfloser Abzug, wie ihn manche fordern, äre eine Katastrophe für diese Menschen. Auch das uss uns klar sein. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1702200100

(Beifall bei der SPD)

Dr. Frank-Walter Steinmeier (SPD):
Rede ID: ID1702200200

Ich weiß, dass viele in Deutschland am Sinn dieses
insatzes zweifeln.


(Zurufe von der LINKEN: Die Mehrheit!)


ch habe erfahren, dass dieser Einsatz noch schwieriger
st, als wir ihn uns 2001 vorgestellt haben. Aber gerade
eshalb bin ich der Meinung, dass wir es uns nicht zu
infach machen dürfen.

Wir haben mit der Entscheidung 2001 und den Folge-
ntscheidungen Verantwortung für uns selbst und vor al-
en Dingen für Afghanistan übernommen. Wir haben Er-
artungen geschaffen, und wir haben auch Fehler






(A) )



(B)


Dr. Frank-Walter Steinmeier
gemacht. Zu den Fehlern gehört nach meiner Meinung,
dass wir mit Blick auf den politischen Wiederaufbau in
Afghanistan die Ziele am Anfang vielleicht zu hoch ge-
steckt haben. Sie kennen meinen Satz, dass wir nicht da-
mit rechnen können, dass sich Afghanistan nach dem
Muster einer Westminister-Demokratie entwickeln wird.

Zu den Fehlern, die gemacht wurden, gehört aus mei-
ner Sicht auch, dass wir uns am Anfang vielleicht nicht
genügend auf Afghanistan konzentriert haben. Das gilt
jedenfalls für einige, insbesondere für diejenigen, die
alle Kräfte und ihre ganze Konzentration viel zu lange
auf den Irak und die Suche nach politischen Lösungen
im Irak konzentriert und Afghanistan immer nur als ein
Sicherheitsproblem behandelt haben, das man mögli-
cherweise mit Waffengewalt bekämpfen kann. Das war
eine Unterschätzung der Probleme in Afghanistan und
hat andere Verbündete, die mit einer anderen Philoso-
phie an die Lösung dieser Probleme herangegangen sind,
überfordert. Ja, es hat falsche Prioritäten gegeben. Es hat
viel zu lange gedauert, bis wir andere davon überzeugt
haben, dass wir dem zivilen Wiederaufbau und dem
Schutz der Zivilbevölkerung in Afghanistan oberste
Priorität einräumen müssen.

Aus dieser Bilanz – zu der auch die Erfolge gehören,
über die Herr Westerwelle eben berichtet hat – müssen
wir die richtigen Konsequenzen ziehen. Die richtigen
Konsequenzen ziehen, das heißt aus meiner Sicht, dass
dies kein Einsatz für die Ewigkeit sein kann. Wir sind
mittlerweile acht Jahre dort. Wir müssen auf der letzten
Wegstrecke – ich würde sagen: im letzten Drittel unseres
Einsatzes – versuchen, den Erfolg nachhaltig zu sichern.
Das heißt, realistische Ziele setzen, mehr Engagement
beim zivilen Aufbau und vor allen Dingen mehr Tempo.
Außerdem brauchen wir aus meiner Sicht – wir reden
heute nicht nur über dieses Mandat – eine klare Perspek-
tive für die Beendigung unseres Einsatzes dort, jeden-
falls des militärischen Teils. Das ist die Aufgabe der
Stunde. Es ist nicht nur die Aufgabe der Regierung, son-
dern auch des Parlaments, dafür zu sorgen, dass das
funktioniert.


(Beifall bei der SPD)


Wir Sozialdemokraten haben diesen Einsatz in Regie-
rungsverantwortung beschlossen. Wir haben ihn mit un-
terschiedlichen Koalitionspartnern mitgetragen. Wir ha-
ben ihn über Jahre hinweg gestaltet, und wir stehen zu
dieser Verantwortung. Weil wir dazu stehen, haben wir
uns in die öffentliche Debatte eingemischt, auch aus der
Opposition heraus. Wir haben mit der Bevölkerung dis-
kutiert, wir haben öffentliche Debatten geführt, wir ha-
ben Konferenzen veranstaltet, und wir haben uns mit
Vorschlägen nicht zurückgehalten. Wenn ich das richtig
bilanziere, dann hat sich die Bundesregierung lange zu-
rückgehalten. Wenn ich richtig informiert bin, hat sie bis
zwei Tage vor der Londoner Konferenz nichts geliefert.
Das war fahrlässig.

Die Bundesregierung hat – das zeigt das vorliegende
Mandat – auf Vorarbeiten auch aus unserer Feder zu-
rückgegriffen, indem sie Elemente unserer Vorschläge
aufgegriffen hat. Das ist gut und richtig.

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(C (D Lassen Sie mich einige unserer Forderungen nennen: Erstens. Wir haben die Regierung aufgefordert, die nstrengung beim zivilen Aufbau erheblich zu verstären. Wir haben eine Verdoppelung der Mittel für den ziilen Wiederaufbau gefordert. Die Bundesregierung hat ich diesen Vorschlag zu eigen gemacht. Das ist gut. Zweitens. Wir haben verlangt, die Ausbildung und die usstattung der afghanischen Sicherheitskräfte zu inten ivieren. Auch hier hat sich die Bundesregierung – wenn ch das richtig gelesen habe – in die richtige Richtung ewegt. Schon in der Großen Koalition haben wir uns arauf verständigt, insbesondere die Zahl der Polizeiausilder zu erhöhen. Herr de Maizière, Sie haben unsere olle Unterstützung, wenn Sie das in die richtige Richung entwickeln und zügig umsetzen. Wir begrüßen auch die Erhöhung der Zahl der Ausbiler für die afghanische Armee. Es ist richtig, dafür das ontingent der Bundeswehr in der gegebenen Größenrdnung entsprechend umzustrukturieren. Mir ist bei der ektüre des Mandates aufgefallen, dass nicht mehr die ede davon ist, das Kontingent um 2 500 Soldaten aufustocken, wie noch vor Weihnachten öffentlich diskuiert worden ist. In der Begründung des Mandats ist auch ein Plädoyer für zusätzliche Kampftruppen enthalten. Aber Herr Westerwelle, ich warne vor Tricks. Wenn ie versuchen, die im Mandat angemeldete Reserve für ine dauerhafte Erhöhung des Kontingents zu nutzen, ann gefährden Sie selbst die Zustimmung zum vorlieenden Mandat. Sie haben in der Unterrichtung gesagt auch die Bundeskanzlerin hat das ausgeführt –: Die eserve brauchen wir für vorübergehenden Bedarf, zum eispiel zum Kontingentwechsel, für zeitlich befristete, usätzliche Einsätze. Zu diesen Einsätzen soll es – ich etone das – nur nach Befassung des Verteidigungsauschusses und des Auswärtigen Ausschusses kommen. as Thema Reserve ist noch nicht durch. Unterschätzen ie das nicht. Sie haben in den Ausschüssen noch viel berzeugungsarbeit zu leisten. ie haben dort zu dokumentieren, dass Sie es mit dem, as ich eben referiert habe, ernst meinen. An dieser Stelle passt ein Satz zu Ihren Ausführungen n der Regierungserklärung, was die Qualifizierung nseres Einsatzes in Afghanistan angeht. Das steht icht im Mandat, sondern war nur Teil Ihrer Regierungsrklärung. Ich glaube, wir müssen uns gegenseitig nicht arüber belehren, wie die Lage in Afghanistan ist. Die nterschätzt hier im Hause niemand. Wir sind aber auch er Meinung, dass wir nicht durch Eigenbewertungen ur Eskalation der Lage in Afghanistan beitragen sollten. b die Lage in Afghanistan ein nichtinternationaler beaffneter Konflikt ist, das ist in der Tat – das bestreitet ier im Hause überhaupt niemand; ich jedenfalls nicht – ine Frage von großem rechtlichen Gewicht. Aber es iegt eben nicht in der Hand der Bundesregierung, einen olchen Konflikt festzustellen. )


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


(Andrea Nahles [SPD]: Jawohl!)







(A) )



(B) )


Dr. Frank-Walter Steinmeier
Herr Westerwelle, wenn ich Ausführungen, die aus
dem Hause Ihres Kollegen zu Guttenberg stammen,
zitieren darf: Er hat auf die Frage des Kollegen Arnold
geantwortet:

Ob in Nordafghanistan ein nichtinternationaler be-
waffneter Konflikt anzunehmen ist, steht nicht in
der Entscheidungskompetenz der Bundesregierung.

Ich nehme an, das ist nach wie vor die Auffassung der
Bundesregierung. Ich nehme an, dass Sie sich bei dieser
Frage nicht schon wieder korrigieren wollen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zurück zum Mandat. Das dritte unverzichtbare Ele-
ment ist aus meiner Sicht: Wir müssen jetzt beginnen,
nach und nach Teile der Nordregion in afghanische
Hände zu übergeben. Teile des Nordens sind nach wie
vor ruhig und stabil. Dort können und müssen aus mei-
ner Sicht die Afghanen jetzt selbst für Sicherheit sorgen.
Ich selbst habe schon vor einem halben Jahr – das wis-
sen Sie – im Zehn-Punkte-Papier dafür plädiert, solche
Regionen in afghanische Hände zu übergeben. Es hat ein
bisschen gedauert, aber es ist gut, dass diese Position
jetzt auch im Papier der Bundesregierung eingenommen
wird.

Wir brauchen viertens – jetzt kommen wir zu den we-
sentlichen Dingen – eine klare Perspektive für den Be-
ginn des Rückzugs aus Afghanistan.


(Beifall bei der SPD)


Präsident Obama – Sie wissen das – will seine Truppen
ab 2011 reduzieren. Die SPD will den Rückzug der Bun-
deswehr ebenfalls 2011 beginnen lassen. Ich habe fest-
gestellt, dass die Bundesregierung diesen Vorschlag in
ihr Konzept, in den Mandatsentwurf übernommen hat.
Das ist gut. Wir werden Sie beim Wort nehmen. Der
nächste Mandatsentwurf der Bundesregierung wird die
Übergabe der Verantwortung in den Teilregionen ebenso
wie die ersten Schritte eines beginnenden Rückzugs ab
2011 definieren und beschreiben müssen. Das wird in
dem nächsten Mandat konkret enthalten sein müssen.

Wir gehen in der SPD einen Schritt weiter. Wir sind
fünftens der Meinung: Wenn die internationale Staaten-
gemeinschaft erstens, wie gerade in London geschehen,
einen verbindlichen Zeitplan und Obergrenzen für Ar-
mee und Polizei festschreibt und die für die Ausbildung
notwendigen Kräfte bereitgestellt werden, wenn zwei-
tens die Übergabe der Sicherheitsverantwortung in
afghanische Hände tatsächlich beginnt und wenn drittens
Herr Karzai es sich selbst zum Ziel setzt, innerhalb der
nächsten fünf Jahre die Sicherheitsverantwortung in die
eigene Hand zu nehmen, dann ist es in der Tat Zeit, nicht
nur über den Beginn des Rückzugs zu reden, sondern
auch das Ende unseres Einsatzes in Afghanistan in den
Blick zu nehmen.

Sie wissen, aus Sicht der SPD sollte das in dem Zeit-
raum zwischen 2013 und 2015 stattfinden. Entgegen
manchen Behauptungen, Herr Westerwelle, ist das natür-
lich kein willkürlich gewählter Zeitraum. Dieser Zeit-
raum orientiert sich an den Zielen der internationalen

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(C (D taatengemeinschaft, und er orientiert sich an den selbstesetzten Zielen der afghanischen Führung. Sie selbst aben diese Ziele für Afghanistan gerade noch einmal estätigt. Deshalb sage ich Ihnen: Das ist keineswegs willkürich, sondern wir haben dieses Zeitfenster für den bzug, diesen Korridor gewählt, weil wir das in vieler ei Hinsicht für sinnvoll und richtig halten. Wir setzen ns selbst, aber vor allen Dingen die afghanische Fühung unter Druck. Wir verhindern, dass unter den ATO-Partnern, unter den in Afghanistan engagierten taaten, ein Wettlauf um frühestmögliche Zeitpunkte für en Abzug einsetzt. Wir leisten auch einen Beitrag dazu unterschätzen Sie das nicht –, dass die Akzeptanz für en Einsatz nicht nur bei uns, sondern auch bei anderen uropäischen Nachbarstaaten erhalten bleibt. Wir alle waren auf der Münchner Sicherheitskonfeenz. Ich habe dort mit vielen meiner ehemaligen, Ihren eutigen Kollegen, Herr Westerwelle, gesprochen. Wenn ch nicht ganz falsch liege, dann gibt es in vielen euroäischen Staaten durchaus einen dankbaren Blick darauf, ass wir in Deutschland die Abzugsperspektive 2014/ 015 in die öffentliche Diskussion gebracht haben. Denn iese wird jetzt nach und nach auch in den anderen Mitliedstaaten in Europa übernommen. Wir haben registriert, dass Sie die Abzugsperspektive 014 in den Blick genommen haben, allerdings nur in er Formulierung: Wir wollen die afghanische Regieung bei der Erreichung dieses Ziels unterstützen. Konreter wollten Sie nicht werden. Aber wenn ich jetzt einal die anfängliche – entweder echte oder gespielte – mpörung darüber, dass wir einen Abzugskorridor überaupt in die Diskussion gebracht haben, mit den jetzigen rklärungen vergleiche, dann bin ich mir sicher, dass Sie ich auch in diesem Punkte nach und nach unseren Posiionen annähern werden. Präsident Obama hat Afghanistan endlich den richtien Stellenwert eingeräumt. Die afghanische Regierung at sich ehrgeizige Ziele gesetzt. Offenbar spürt man uch in Afghanistan, dass man nicht bis zum Sankt-Nimerleins-Tag auf die Anwesenheit ausländischer Streit räfte angewiesen sein kann. Ich bin mir sicher: Auch in en anderen NATO-Staaten wird die Entschlossenheit achsen, jetzt den Perspektivenwechsel zu schaffen und ie Vorbereitung für eine Beendigung unseres militärichen Einsatzes in Afghanistan zu treffen, natürlich icht ohne Verantwortung und natürlich nicht mit dem isiko, dass dort alles wieder zusammenbricht. Ich bin der Meinung: Wir müssen dieses Momentum ür Afghanistan, für die Menschen dort, aber auch mit lick auf die Sicherheit unserer Soldatinnen und Solda en in Afghanistan nutzen. Sie haben nicht nur unseren ank verdient, sondern auch unsere ganze Unterstüt ung. Das will auch ich gerne für die SPD-Fraktion saen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1702200300

Herr Kollege Steinmeier.


Dr. Frank-Walter Steinmeier (SPD):
Rede ID: ID1702200400

Ich habe nur noch einen Satz, Herr Präsident. Gerade

mit Blick auf die eben angesprochenen Soldaten lautet
dieser letzte Satz: Vertrauen Sie darauf, wir sehen das
sehr richtig: Nicht die Soldaten haben die Glaubwürdig-
keit dieses Einsatzes in den letzten Monaten beschädigt,
sondern, wenn überhaupt, dann waren es ein Hin und
Her bei der Bewertung einzelner Einsatzfragen, ins-
besondere des Einsatzes am Kunduz-Fluss, und die
ungeklärten Hintergründe um die Entlassung von Füh-
rungspersonen im Verteidigungsministerium. Das hat
Glaubwürdigkeit bei dem Einsatz gekostet, nicht das
Tun der Soldaten selbst.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Vertrauen Sie darauf: Die SPD-Fraktion wird den An-
trag, den Sie vorgelegt haben, gründlich und verantwor-
tungsvoll prüfen und anschließend bewerten.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1702200500

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Christian Ruck

für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Christian Ruck (CSU):
Rede ID: ID1702200600

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Das deutsche Engagement in Afghanistan be-
deutet eine tiefe Zäsur in der deutschen Außen-, Sicher-
heits- und Entwicklungspolitik. Der Einsatz bedeutet ein
völliges Umdenken unseres außenpolitischen Handelns.
Er ist gefährlich und teuer. Er ist unpopulär und daher
anfällig für Populisten. Aber er ist ohne verantwortbare
Alternative.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir engagieren uns in Afghanistan natürlich auch, um
die Menschen dort vor einem Rückfall in Bürgerkrieg,
Schreckensherrschaft oder eine beispiellose Diskrimi-
nierung der Frauen zu bewahren. Aber wir sind – nach
dem 11. September 2001, nach den Anschlägen von
London, Madrid und Bali und mit einem ausdrücklichen
UN-Mandat – auch in Afghanistan engagiert, um Leib
und Leben unserer eigenen Bürger zu schützen. Wie
groß die Gefahr des Terrorismus auch bei uns im eige-
nen Land ist, zeigt der aktuelle Prozess gegen die Sauer-
land-Gruppe. Es geht konkret darum, auch bei uns, in
unseren Hauptbahnhöfen Massaker mit sterbenden Men-
schen, mit sterbenden Frauen und Kindern zu verhin-
dern. Wir haben uns den Einsatzort Afghanistan nicht
ausgesucht; aber wir müssen auch dort, wo die Bedro-
hung entsteht, agieren, um unsere Bürger hier zu schüt-
zen.

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(C (D Es geht auch um die Verhinderung eines Flächenbranes von Radikalismus und Terrorismus in einer explosien Region. Deswegen sind unsere Soldaten, unsere Enticklungsexperten und unsere Polizisten in Afghanistan. eswegen benötigen sie den Rückhalt des Parlaments, er Politik und der Bürgerinnen und Bürger in Deutschand, derentwegen sie sich in Gefahr begeben. Sie brauhen auch die Rückendeckung der deutschen Justiz. Das, as Sie, Herr Außenminister, dazu gesagt haben, ist ex rem hilfreich. Deutschland hat seit 2001 an führender Stelle Verantortung übernommen. In Afghanistan ist tatsächlich ieles besser geworden. Präsident Karzai hatte recht, als r auf der Münchner Sicherheitskonferenz gesagt hat, ass Afghanistan heute ein völlig anderes Gesicht hat als 001. Damals gab es außer Armut und Chaos nichts ehr. Es gab keinen Staat. Es gab keine Schulen, schon ar nicht für Mädchen. Es gab keine Gesundheitsversorung, fast keine Infrastruktur und natürlich auch keine reie Meinungsäußerung. Heute gibt es in Afghanistan demokratisch gewählte nstitutionen und eine gute demokratische Verfassung. eute gehen dort 12 Millionen Kinder zur Schule. Es ibt 15 000 Studenten. 80 Prozent der Bevölkerung haen Zugang zu medizinischer Basisversorgung. Es urden 14 000 Kilometer Straße gebaut. Das Pro-Kopfinkommen hat sich verdreifacht. Es gibt immerhin 0 Radiound Fernsehstationen, viele davon privat. Wir önnen sagen, dass Deutschland und der deutsche Steurzahler daran maßgeblich mitgewirkt haben. Der Bundeswehr ist es gelungen, auch durch einen ehutsamen und freundschaftlichen Umgang mit der Beölkerung, den Norden zu einer relativ stabilen Region u machen. Für diese Erfolge haben auch deutsche Solaten und Entwicklungshelfer ihr Leben verloren. Sie aben es verdient, dass wir diese Erfolge nicht geringchätzen. Keiner von uns verschließt jedoch die Augen vor den ehlern dieses internationalen Einsatzes, auch nicht or den eigenen Fehlern und den daraus resultierenden efahren, vor den kriegsähnlichen Zuständen in man hen Landesteilen, vor den zivilen Opfern und der damit inhergehenden Vergiftung der Atmosphäre, vor der geachsenen Korruption, vor der mangelnden Koordina ion der Aufbauhilfe und der militärischen Strategien der erbündeten, vor der eigenen Halbherzigkeit oder der aivität, mit der wir vielfach die gewaltigen kulturellen nterschiede und widersprüchlichen Interessen überseen haben. Die Afghanistan-Konferenz in London hat die Weihen für eine notwendige Neuorientierung des internaionalen Engagements gestellt. Herr Steinmeier, dabei pielen fast immer die Punkte, die die Union und auch er ganze Bundestag international wiederholt angemahnt aben, eine Rolle: die massive Verstärkung des zivilen ufbauengagements, vor allem mit Blick auf die ländli he Bevölkerung und die Jugend, die bessere Koordinaion und Schwerpunktsetzung und die Stärkung der igenverantwortung der Afghanen durch einen gemeinamen Koordinierungsrat und auf Grundlage einer natio Dr. Christian Ruck nalen afghanischen Entwicklungsstrategie, das Drängen nach stärkerer Bekämpfung der Korruption mit unabhängigen Antikorruptionsbehörden, mit mehr Transparenz in Finanzfragen und mit einer besseren Kontrolle der Mittelvergabe durch die Geberländer und schließlich die massive Verbesserung und Verstärkung der Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte. Meine Damen und Herren, der langfristige Erfolg in Afghanistan hängt entscheidend vom Erfolg des Konzepts der vernetzten Sicherheit ab. Im Prinzip ist dieser Gedanke im Rahmen des Einsatzes auf dem Balkan, auch im Kosovo, entstanden, wo wir übrigens mit 25-mal mehr Aufwand pro Kopf der Bevölkerung schon zehn Jahre lang engagiert sind. In Afghanistan ist die vernetzte Sicherheit überlebenswichtig für alle. Wir haben gesehen: Wo rund um die Uhr ausreichend Sicherheitskräfte vorhanden sind und alternative Produkte angebaut werden, kommen der Drogenanbau und mit ihm all die staatszersetzenden Auswirkungen zum Erliegen. (Zuruf von der LINKEN: Das glauben Sie doch selber nicht!)





(A) )


(B) )


Eine Reintegration der Teilzeit-Taliban kann nur ge-
lingen, wenn es für die im Prinzip Friedenswilligen ein
Mindestmaß an ökonomischen Perspektiven gibt.

Umgekehrt ist es eine Illusion, zu glauben, dass die
Bereitschaft zur Abgabe von Waffen und zur Reintegra-
tion wächst, wenn wir in unseren militärischen und poli-
zeilichen Anstrengungen nachlassen. Herr Steinmeier,
ich bin nicht Ihrer Meinung, dass man ein konkretes Ab-
zugsdatum verbindlich hier öffentlich nennen soll. Ich
halte es da mit Außenminister Westerwelle: dass wir den
Zeitpunkt, zu dem wir abgezogen sein werden, in der Öf-
fentlichkeit niemals sagen dürfen, ja gar nicht sagen
können.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Vernetzte Sicherheit ist nicht gegeben, wenn
85 Prozent der mühsam ausgebildeten Polizisten Analpha-
beten sind. Vernetzte Sicherheit haben wir auch nicht,
wenn Entwicklungshelfer mancher Organisationen Kon-
takt mit Bundeswehrsoldaten oder anderen Sicherheits-
kräften ablehnen. Ein Gegeneinander ist das Gegenteil
von vernetzter Sicherheit. Oder wie es Präsident Karzai
ausgedrückt hat: Alle Organisationen der Entwicklungs-
hilfe sollen die afghanische Regierung unterstützen und
nicht gegen sie arbeiten. – Ich glaube, das kann man ver-
langen. Es gibt noch viel zu tun bei der vernetzten Si-
cherheit, auch im eigenen Land. Ich bin aber zuversicht-
lich, dass wir in der neuen, christlich-liberalen
Regierung auch hier weiter vorankommen. Dies ist das
Gebot der Stunde.

Die Konferenz in London hat einen wichtigen Gedan-
ken von uns aufgegriffen, nämlich die Berücksichtigung
der regionalen Interdependenz, in der sich die Afgha-
nistan-Mission befindet. Es geht vor allem um die Rolle
Pakistans und um die komplizierte Beziehung Afghanis-
tans zu seinen Nachbarn China und Indien. Auch in Pa-
kistan sind politische und rechtsstaatliche Reformen so-

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(C (D ie die Eröffnung ökonomischer Perspektiven für die infache Bevölkerung zu lange versäumt worden. Dies ist eine Lehre, die wir als Deutsche und Euroäer aus unseren Bemühungen um Afghanistan und bei er Bekämpfung des Terrorismus ziehen müssen: Wir üssen uns, auch wenn es schmerzlich ist, rechtzeitiger nd entschlossener mit dem Ansatz der vernetzten Siherheit um die international immer zahlreicher werdenen weißen Flecken von Anarchie, Rechtlosigkeit und taatszerfall kümmern. Wir müssen das nationale und as internationale Instrumentarium für eine raschere, vor llem zivile Vorsorge gegen Staatszerfall schärfen. Dies st vital im deutschen Interesse. Wir Deutsche haben uns nach dem Krieg einen guten uf als ehrlicher Makler erworben. Diese Stellung soll en wir stärker nützen. Wir haben auch in Afghanistan rotz aller Schwierigkeiten einen guten Ruf. Diesen guen Ruf wollen wir behalten. Wir sind als Freunde geommen. Wir müssen so lange engagiert bleiben, bis wir uch als Freunde wieder gehen können. Das ist es, was it Übergabe in Verantwortung gemeint ist. Wir stimmen der Verlängerung des Mandates zu. Jan van Aken ist der nächste Redner für die Fraktion ie Linke. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich war etzte Woche in Afghanistan. Ich muss sagen, diese eise hat mich erschüttert. Wir haben mit afghanischen olitikern und Wissenschaftlern geredet, mit deutschen ufbauhelfern, mit vielen Soldaten. Wir haben auch Opfer und Hinterbliebene von Opfern es Bombenangriffs von Kunduz getroffen. Eine Frau, ie mehrere Angehörige verloren hatte, hat etwas gesagt, as mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf geht: Wären ir nicht arm, hätten wir kein Benzin gebraucht. – Weil ie so arm sind, sind ihre Kinder und Enkelkinder losgeogen, um Benzin zu holen. Das erklärt vielleicht, was ich viele von uns gefragt haben: Warum waren nachts m 2 Uhr auf einer Sandbank mitten im Kunduz-Fluss o viele Zivilisten, die dann getötet worden sind? 6 Schüler mussten sterben, der jüngste von ihnen war erade einmal zehn Jahre alt. Ich begrüße ausdrücklich, dass die Bundesregierung en Hinterbliebenen Soforthilfe – Essen, Decken, Heizaterial – gegeben hat. Ich würde mir aber auch ünschen, dass wir hier im Bundestag – über alle Par eigrenzen hinweg, jenseits der Frage, wer zum Krieg ie steht – der Opfer von Kunduz gedenken könnten. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Wir gedenken auch der Fahrer der Tankwagen!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1702200700

(Beifall bei der LINKEN)

Jan van Aken (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702200800






(A) )



(B) )


Jan van Aken
Eine Botschaft, die uns die Hinterbliebenen mit auf den
Weg gegeben haben, lautet, dass es ihnen sehr viel be-
deuten würde, wenn es hier in Deutschland eine Gedenk-
veranstaltung geben würde.

In Afghanistan habe ich gemerkt, dass die Diskussion
dort eine völlig andere ist als hier im Raumschiff Berlin.
Ein Beispiel ist die Frage der Versöhnung und der
Wiedereingliederung. Sie, Herr Westerwelle, reden
ausschließlich über die Frage der Wiedereingliederung
der Taliban. Das ist im Prinzip richtig. Aber wo bleibt
die Versöhnung? Wo bleiben die Verhandlungen? In
Afghanistan ist es genau umgekehrt: Dort redet man aus-
schließlich über die laufenden Verhandlungen mit den
Taliban; das ist auch gut so. Herr Westerwelle, wenn Sie
diesen Krieg beenden wollen – ich glaube, Sie wollen
ihn beenden –, dann tun Sie alles, was in Ihrer Macht
steht, um diese Verhandlungen zu unterstützen, damit es
endlich zu einem Frieden in Afghanistan kommt.


(Beifall bei der LINKEN)


Ein zweites Beispiel, wo Ihr Wunschdenken und die
Realität in Afghanistan völlig auseinandergehen, ist der
zivile Wiederaufbau. Sie haben im Prinzip zwei Optio-
nen. Die eine Option ist der reine zivile Wiederaufbau,
die klassische Entwicklungshilfe. Ich habe in Kabul mit
einem deutschen Entwicklungshelfer gesprochen. Er hat
eine interessante Geschichte erzählt.

Vor einigen Jahren ist er gebeten worden, in einer
schwer umkämpften Provinz im Süden Afghanistans ein
Aufbauprojekt durchzuführen. Von allen Seiten ist er ge-
warnt worden, dort hinzugehen, sie würden sonst „sofort
vom Acker geschossen“. Der Aufbauhelfer ist den müh-
samen Weg gegangen. Er hat sich mit afghanischen Ex-
perten auf den Weg gemacht und analysiert: Wer schießt
in dieser Provinz auf wen? Wer hat in dieser Provinz, im
Distrikt, im Dorf das Sagen? Mit diesem Wissen konnten
sie mit den richtigen Leuten reden und mit ihnen das
Projekt anfangen. Weil alle Seiten dabei waren und die
Bedürfnisse von allen Seiten berücksichtigt worden sind,
ist am Ende niemand vom Acker geschossen worden.
Eine Bedingung für diesen Erfolg war auch, dass kein
Militär mit auf den Acker gegangen ist. Das ist der zivile
Aufbau.


(Beifall bei der LINKEN)


Das andere Modell ist Ihre zivil-militärische Zusam-
menarbeit. Ich konnte in Kunduz mit eigenen Augen se-
hen, wie sie funktioniert. Da fährt eine Panzerkolonne
mit mehreren Dutzend schwer bewaffneten Soldaten los,
um einen oder zwei Aufbauhelfer ins nächste Dorf zu
bringen. Sie fahren in die Provinz, werden beschossen,
und dann gibt es Feuergefechte. Wenn die Taliban geflo-
hen sind, dann kann man vielleicht mit den Dorfältesten
sprechen. So befrieden Sie doch keinen einzigen Dis-
trikt. So schaffen Sie keinen Frieden in der Fläche.


(Beifall bei der LINKEN)


Hören Sie endlich auf, den zivilen Aufbau mit den mili-
tärischen Einsätzen zu verknüpfen. Gehen Sie endlich
den intelligenten und mutigen Weg des rein zivilen Auf-
baus. Lassen Sie das Militär außen vor!


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Wir kommen damit zur entscheidenden Frage. Sie haen hier eben gesagt: Die zusätzlichen 850 Soldaten eien Teil einer Aufbauund Schutztruppe. Das hört ich harmlos an, ist aber eine infame Täuschung. Sie ollen Kampftruppen in Form von 850 Soldaten dorthin chicken. ch habe mit eigenen Augen gesehen, wie diese „Schutzruppen“ aussehen: Das sind bis an die Zähne bewaffnete oldaten. Das ist überhaupt kein Vorwurf an die Solda en; denn sie werden natürlich beschossen und müssen ämpfen, wenn sie nach draußen gehen. Aber das sind eine Schutztruppen. Herr Westerwelle, hören Sie endlich auf, die Öffentichkeit in Deutschland über den Krieg in Afghanistan zu äuschen. Solange Sie uns hier täuschen, wird es weder n Afghanistan noch hier in Deutschland Frieden geben. ch sage den Abgeordneten der SPD ganz bewusst: Lasen Sie sich von der Rhetorik des Herrn Westerwelle icht täuschen. Stimmen Sie keinem Mandat zu, mit dem 50 zusätzliche Soldaten in den Krieg geschickt werden. Dieser Meinung ist im Übrigen auch der stellvertreende Vizepräsident des afghanischen Parlamentes, manullah Paiman. Er hat uns die Botschaft mit auf den eg gegeben: Wir wollen Frieden, und mehr Soldaten elfen dabei nicht. Je mehr Soldaten, desto mehr Proleme. Ich stimme Herrn Paiman zu. Deshalb wird die inke heute Ihrem Antrag nicht zustimmen. (Beifall bei der LINKEN – Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Das hätte uns auch sehr gewundert!)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Deutschland
eine Waffen mehr exportieren sollte. Wir wollen Frie-
en überall in der Welt. Mehr Waffen helfen dabei nicht,
ehr Soldaten auch nicht.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1702200900

Der Kollege Hellmut Königshaus ist der nächste Red-

er für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Hellmut Königshaus (FDP):
Rede ID: ID1702201000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich

öchte zunächst dem Bundesaußenminister sehr herz-
ich dafür danken,


(Zurufe von der LINKEN: Oh!)


ass er die Situation in Afghanistan ohne Illusion und
hne Beschönigung klar beschrieben und die rechtlichen
onsequenzen, die sich daraus ergeben, klargestellt hat.
ebenbei bemerkt, Herr Steinmeier, Sie brauchen keine
orge zu haben, dass es eine unterschiedliche Position






(A) )



(B)


Hellmut Königshaus
gibt. Herr Dr. Westerwelle hat für die gesamte Bundes-
regierung gesprochen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das war früher vielleicht anders; aber heute ist das so,
wie man weiß.

Ich bin froh, dass die Soldaten nun eine wesentlich
größere Klarheit haben. Natürlich weiß man nie, was
Gerichte, Staatsanwaltschaften usw. daraus machen.
Aber was die Bundesregierung tun kann, ist, eine eigene
Bewertung abzugeben. Das hat sie getan; dafür gebührt
ihr Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Ergebnisse der Konferenz in London markieren
einen Paradigmenwechsel in der Afghanistan-Politik, ei-
nen Paradigmenwechsel, der nicht nur unsere nationale
Politik betrifft, sondern auch die unserer Partner. Denn
noch deutlicher, als das bisher der Fall war, steht nun der
Aufbau im Mittelpunkt des Engagements. Viel klarer, als
das bisher der Fall war, orientiert er sich dabei auch an
den traditionellen Wertvorstellungen und gewachsenen
Strukturen der Afghanen selbst.

Das war bisher nicht so. Deshalb ist die FDP-Fraktion
der Bundesregierung wirklich sehr dankbar, dass sie auf
diese Neuausrichtung geduldig, aber auch mit der not-
wendigen Überzeugungskraft hingewirkt hat. Denn es
war ja ein doppelter Kraftakt, nicht nur in der deutschen
Politik die notwendigen Weichenstellungen vorzuneh-
men, sondern zugleich die Afghanen selbst und unsere
Partner darin einzubinden. Der Bundesaußenminister hat
diese Neuausrichtung hier überzeugend dargestellt. Wir
können jetzt mit Genugtuung feststellen, dass es endlich
eine nicht nur formal abgestimmte, sondern auch inhalt-
lich von allen beteiligten Ressorts getragene Afghanis-
tan-Politik gibt.


(Beifall bei der FDP)


Das war bisher nicht die Regel, im Gegenteil. Die Ergeb-
nisse waren dann in vielen Teilen entsprechend.

Ich teile aber – das will ich hier sagen – nicht die Auf-
fassung, nichts sei in Afghanistan gut geworden. Wer
sich die Mühe macht, sich dort einmal umzusehen, sieht
sehr wohl Fortschritte. Es sind nicht genug; das ist
wahr. Sie sind leider nicht so groß, wie sie sein könnten.
Gerade in den ruhigen Anfangsjahren, als die Afghanen
voller Dank für die wiedergewonnenen Freiheiten waren
und den Deutschen größte Sympathien entgegengebracht
haben, hat die damalige Bundesregierung den Aufbau
vernachlässigt. Bis vor kurzem haben wir einen großen
Teil des Aufwandes nur für die militärische Sicherung
ausgegeben und nicht für den Aufbau selbst. Die Men-
schen dort haben deshalb keine wirklich spürbaren Fort-
schritte und kaum Verbesserungen ihrer eigenen wirt-
schaftlichen Situation gemerkt. Das hat die ursprünglich
freundliche Grundstimmung gegenüber den Deutschen
eingetrübt und den rückwärts gewandten Kräften Zulauf
verschafft. So konnten die Feinde des Aufbaus auch im
deutschen Verantwortungsbereich wieder Fuß fassen und

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(C (D en Aufbau erschweren. Das wird jetzt anders, und das st auch gut so. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Man muss es leider immer wieder ins Gedächtnis ru-
en: Wir sind in Afghanistan militärisch engagiert, um
en Aufbau zu sichern, und nicht umgekehrt. Das gilt
nsbesondere für den Schutz der Bevölkerung.


(Jan van Aken [DIE LINKE]: Sie haben nicht zugehört!)


Ich habe sehr gut zugehört. – Dieser Aufbau dient der
tabilisierung der Region. Dies liegt in unserem eigenen
nteresse.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der Koalitionsvertrag von FDP und CDU/CSU hat
orgezeichnet, was nun endlich umgesetzt werden kann.
ir werden die Mittel für den Aufbau glatt verdoppeln,
err van Aken, und die Projekte besser am Bedarf der
enschen dort orientieren, damit die Armut behoben
ird. Wir werden mehr in die Infrastruktur investieren;
er Außenminister hat die Details genannt. Wir werden
in funktionierendes Bankwesen in der Fläche aufbauen
nd Mikrokredite ermöglichen – und das auch auf dem
and und nicht nur in den Städten. Wir werden natürlich
ie Projekte zur Entwicklung von Rechtsstaatlichkeit
nd zur Sicherung von Frauenrechten fortführen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


ir werden aber eben noch mehr auch in die Grund- und
erufsausbildung investieren und die künftigen Schul-
rojekte noch mehr in die lokalen und regionalen Struk-
uren einbinden, wie das übrigens Rupert Neudeck mit
einen Grünhelmen vorbildlich vorgemacht hat.

Der zivile Aufbau ist übrigens auch der Schlüssel für
ie nachhaltige Beendigung der Drogenwirtschaft,
urch die der Terror in Afghanistan mitfinanziert wird,
ie ländliche Entwicklung blockiert wird und deren
rausame Folgen auch wir hier bei uns in Deutschland
püren. Also: Wir sehen in dem Afghanistan-Konzept
er Bundesregierung eine klare Perspektive; es ist ein
berzeugendes Konzept.

Eines werden wir in diesem Zusammenhang aller-
ings sicherlich nicht tun können, Herr Steinmeier: Wir
önnen keine festen Termine nennen. Wir können na-
ürlich Ziele beschreiben und eine bestimmte Vorstel-
ung davon entwickeln, wann wir sie erreicht haben wol-
en. Wenn wir sie dann aber noch nicht erreicht haben,
önnen wir nicht sagen: Jetzt ist aber der Termin des Ab-
ugs erreicht. Vielmehr müssen wir das von den tatsäch-
ichen Ereignissen abhängig machen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ir tun alles dafür, dass wir das so schnell wie möglich
rreichen.

Es ist klar: Wir knüpfen unser Engagement auch an
edingungen – gerade auch gegenüber den afghani-
)






(A) )



(B) )


Hellmut Königshaus
schen Partnern. Auch sie müssen ihre Schularbeiten
machen, und Herr Karzai muss all seine Zusagen hin-
sichtlich Good Governance, der Menschenrechte, der
Bekämpfung der Korruption usw. endlich auch tatsäch-
lich umsetzen. Auch das werden wir überprüfen. Herr
Steinmeier, völlig zu Recht fordern Sie ein, dass wir uns
vor dem nächsten Mandat auch darüber Rechenschaft
ablegen.

Natürlich ist es aber auch erforderlich – das ist der
Grund, warum wir hier noch einmal auch über ein Mili-
tärmandat entscheiden müssen –, diese Aufbauanstren-
gungen vor jenen zu schützen, die diesen Fortschritt stö-
ren oder sogar zerstören wollen. Hier hilft eben kein
Beten und auch kein Lamentieren, Herr van Aken.


(Jan van Aken [DIE LINKE]: Da helfen Intelligenz und Mut!)


Deshalb bin ich bei aller grundsätzlichen Sympathie
schon froh darüber, dass nicht Frau Käßmann und auch
nicht Sie, sondern diese Bundesregierung und unsere
Minister Westerwelle und Niebel die Afghanistan-Poli-
tik gestalten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Immer tiefer rein in das militärische Abenteuer!)


Die wissen nämlich, dass Sicherheit zwar keine hinrei-
chende, aber ganz gewiss eine notwendige Bedingung
für nachhaltige Entwicklung ist.

Auch hier zeigt die Bundesregierung Augenmaß. Wir
können mit Genugtuung feststellen, dass den überzoge-
nen Erwartungen mancher Partner mit großer Überzeu-
gungskraft entgegengewirkt werden konnte. Das, Herr
Bundesaußenminister, ist ein großer Erfolg, der vor
allem Ihrer stillen Diplomatie zu verdanken ist. Auch da-
für gebührt Ihnen unsere Anerkennung.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Durch das neue Mandat und die neue internationale
Ausrichtung werden auch hohe Anforderungen gestellt,
bei der Herstellung der Sicherheit, beim Polizeiaufbau
und beim Aufbau eines funktionierenden Justizsystems.
Hier haben wir eine ganz besondere Verantwortung, der
wir bisher nicht in dem Umfang nachgekommen sind,
wie es erforderlich gewesen wäre. Deshalb kommen wir,
wenn wir den Aufbau voranbringen wollen, heute nicht
umhin, vorübergehend mehr Soldaten dorthin zu schi-
cken. Dadurch wird es uns ermöglicht, mehr Ausbildung
zu gewährleisten und einen größeren Schutz der Bevöl-
kerung sicherzustellen.

Weil das oft gesagt wurde: Das hat nichts mit Beset-
zung oder Besatzung zu tun, wie manche glauben ma-
chen wollen. In dem Mandatsantrag der Bundesregie-
rung werden die Rechtsgrundlagen des Einsatzes
genannt. Das zeigt, dass es um die Unterstützung der Af-
ghanen und der Regierung Afghanistans und nicht um
ihre Bevormundung oder gar Unterwerfung geht. Solche
Vorwürfe sind nichts als bösartiges Gerede. Deshalb

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(C (D eht man hier fehl, wenn man frühere Vorgänge betrachet und historische Parallelen zieht. Meine Damen und Herren, wir werden dort also ein berzeugendes Konzept umsetzen. Wir werden das Manat, das hier dafür erbeten wurde, auch erteilen. Ich bin ehr zuversichtlich, dass wir in Zukunft die Fortschritte rreichen werden, die wir uns alle wünschen. Vielen Dank. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1702201100

Ich erteile das Wort dem Kollegen Dr. Frithjof

chmidt für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Herr Außenminister, Sie haben viel Mühe da-
auf verwandt, die Strategie der Regierung für Afghanis-
an vorzustellen. Sie haben mich nicht überzeugt. Lassen
ie mich aber erst herausstellen, wo wir übereinstim-
en.

Sie handeln richtig, wenn Sie die zivilen Anstrengun-
en verstärken. Es ist gut, dass die Mittel für die Ent-
icklungszusammenarbeit massiv erhöht werden sol-

en. Diese Erhöhung kommt spät. Lassen Sie uns hoffen,
ass sie nicht zu spät kommt.

Jetzt müssen Ihren Ankündigungen auch Taten fol-
en. Wir erwarten, dass diese Mittel neu in den vorlie-
enden Haushaltsentwurf eingestellt werden. Das ist der
ackmustest für die Wahrhaftigkeit Ihrer Erklärungen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Außenminister, richtig ist auch die Verständi-
ung auf eine konkrete Abzugsperspektive. Ende 2011
oll mit dem Abzug begonnen werden, und in fünf Jah-
en soll die afghanische Regierung die Verantwortung
ür die äußere und innere Sicherheit Afghanistans über-
ehmen. Dabei vermissen wir allerdings präzise Zwi-
chenziele für die Umsetzung dieses Plans.

Ich teile ausdrücklich Ihre Auffassung, dass es bei ei-
em solch komplizierten Prozess, der sich über mehrere
ahre erstreckt, nichts bringt, sich auf ein ganz bestimm-
es Enddatum festzulegen. Damit haben Sie recht. Eine
lanung muss aber mehr sein als eine schlichte Ankündi-
ung, und da bleiben Ihre Vorstellungen leider nebulös.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Was den militärischen Einsatz betrifft, kann ich nur
agen, dass Sie die Dinge beschönigen. Sie sagen uns ei-
en Teil der Wahrheit. Aber sagen Sie uns auch die
anze Wahrheit? Sie behaupten, es gebe jetzt eine Hin-
endung zu einer defensiven Strategie. Sie argumentie-

en, es gehe sozusagen allein um die verstärkte Ausbil-
ung der afghanischen Truppen. Dieses Argument haben
ir übrigens auch bei der letzten Truppenaufstockung
ehört, mit dem Ergebnis, dass bisher nur 280 Soldaten
ür die Ausbildung eingesetzt werden.






(A) )



(B) )


Dr. Frithjof Schmidt
Für die überfällige Intensivierung der Ausbildungs-
aufgaben gibt es also noch große Spielräume im beste-
henden Kontingent. Sie haben daher nicht überzeugend
begründet, warum Sie das Kontingent erneut erhöhen
wollen. Ziehen Sie doch erst einmal die militärisch un-
nötigen Tornados ab!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Äußerungen von Herrn zu Guttenberg und hoher Bun-
deswehroffiziere lassen aber auch noch anderes ver-
muten: Gemeinsam mit der afghanischen Armee und
unterstützt von amerikanischen Soldaten soll die Auf-
standsbekämpfung in den nächsten Monaten intensi-
viert werden. Im deutschen Verantwortungsbereich wer-
den nun bis zu 850 deutsche Soldaten zusätzlich
eingesetzt. Hinzu kommen noch bis zu 5 000 amerikani-
sche Soldaten. Damit verdoppelt sich die Anzahl der in-
ternationalen Truppen im Norden. Der Einsatz der US-
Truppen wird die militärische Lage prägen. Dabei geht
es vor allem um offensive Einsätze. Das ist Counter-In-
surgency-Ausbildung in der Praxis. Dies ist alles andere
als defensiv; machen wir uns oder – besser – machen Sie
uns doch nichts vor!


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Durch Ihren Umgang mit den Vorfällen in Kunduz ha-
ben Sie bei meiner Fraktion in den vergangenen Mona-
ten viel Vertrauen in die Transparenz der militärischen
Planungen verspielt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Kunduz steht hier für ein Vertuschen und Verschweigen.
Sie haben bis heute keinen ehrlichen Versuch unternom-
men, die Hintergründe wirklich aufzuklären.

Jetzt kommen Sie wieder nur mit der halben Wahr-
heit. So können Sie kein Vertrauen zurückgewinnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Schwammig argumentieren Sie auch bei den politi-
schen Zielen. Herr Karzai hat offen erklärt, er will mit
allen bewaffneten Gegnern im Land, die Afghanen sind,
auf höchster politischer Ebene verhandeln. In London
wurde beschlossen, dies mit dem Aussteigerfonds für
Taliban zu begleiten. Das Wort „Reintegration“ ist dafür
ein Euphemismus.

Worum geht es in Afghanistan? Geht es um einen mi-
litärischen Sieg über die Taliban? Geht es noch um un-
verzichtbare Menschen- und Frauenrechte oder nur noch
um Stabilität um fast jeden Preis? Geht es also darum,
die Taliban, und zwar jeder Couleur, im Rahmen einer
politischen Lösung an der Regierung zu beteiligen? Geht
es jetzt um den militärischen Versuch, die Taliban an den
Verhandlungstisch zu bomben? Schenken Sie der Öf-
fentlichkeit reinen Wein über die Ziele der Bundesregie-
rung ein!

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Lassen Sie mich für meine Fraktion sagen: Wir stehen
u einem Engagement der internationalen Gemeinschaft
n Afghanistan, und wir unterstützen ISAF als Stabilisie-
ungseinsatz im Rahmen der Vereinten Nationen. Das
ilt auch weiterhin.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


as sollen die Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan
uch wissen. Aber das bedeutet nicht, dass wir in sich
idersprüchlichen Konzepten und Mandatsformulierun-
en der Bundesregierung automatisch zustimmen.

Ihre heutige Regierungserklärung hat für mich und
iele andere in meiner Fraktion nicht dazu beigetragen,
ie Zweifel an Ihrem neuen Konzept nach London zu be-
eitigen. Auf dieser Grundlage kann und will ich meiner
raktion nicht empfehlen, die Verantwortung für Ihr
eues Konzept mit zu übernehmen.

Danke.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1702201200

Philipp Mißfelder ist der nächste Redner für die

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Philipp Mißfelder (CDU):
Rede ID: ID1702201300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen

nd Kollegen! Ich stimme Ihnen, Herr Schmidt, aus-
rücklich zu, wenn es um die Beschreibung der Abläufe
eht. Sie haben es richtig beschrieben: Es gibt keinen
utomatismus, dass das Parlament, wenn die Regierung

twas vorschlägt, zustimmt. Gerade bei diesem Mandat
ird sehr deutlich, dass das Parlament sehr stark betei-

igt worden ist. Herr Steinmeier hat vorhin ausdrücklich
arauf hingewiesen, dass sehr viele Vorschläge, über die
n den letzten Wochen – auch in Gesprächen mit der Op-
osition – diskutiert worden ist, Eingang in die Überle-
ungen und die Strategie für das Mandat und das weitere
orgehen in Afghanistan gefunden haben. Ich komme

ür meine Fraktion allerdings – das wird Sie wenig über-
aschen – zu einer anderen Empfehlung als Sie. Ich emp-
ehle meiner Fraktion ausdrücklich, dem Mandat auf-
rund der Einbindung des Parlaments und der
arstellung des Bundesaußenministers am heutigen Tag

uzustimmen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Herr Bundesaußenminister, ich bin Ihnen außeror-
entlich dankbar, nicht nur für die Beratungen in den
ergangenen Wochen. Das ist auch durch die Redebei-
räge der anderen Fraktionen größtenteils deutlich ge-
orden. Bei Herrn van Aken war das nicht so sehr der
all. Aber wir beraten gemeinsam über solch wichtige






(A) )



(B) )


Philipp Mißfelder
Fragen. Daran ist auch die Linkspartei beteiligt. Sie
stimmt zwar anders ab als wir. Aber bei den Gesprächen
ist sie immer dabei, und das ist auch gut so. Wir bieten
weiterhin an, an solchen Gesprächen teilzunehmen; denn
es handelt sich um eine gemeinsame Verantwortung aller
Fraktionen im Deutschen Bundestag. Zumindest was das
Zustandekommen des Mandates angeht, ist es wichtig,
dass wir weiterhin im Gespräch bleiben.

Die Einordnung als bewaffneter Konflikt gibt Hoff-
nung, dass wir bei der Rechtssicherheit große Fort-
schritte machen. Das ist noch nicht abgeschlossen. Es
stehen noch gerichtliche Entscheidungen aus. Vor die-
sem Hintergrund ist es wichtig, dass hier Klarheit ge-
schaffen worden ist und mit großer Verlässlichkeit Aus-
sagen getroffen worden sind.

Schon vor der Afghanistan-Konferenz in London sind
– darüber haben wir hier im Deutschen Bundestag inten-
siv beraten – wichtige Signale ausgegangen. Die Ergeb-
nisse von London können sich tatsächlich sehen lassen;
denn gerade das, worüber wir hier im Deutschen Bun-
destag beraten haben, hat Eingang in das gefunden, was
die Zukunft Afghanistans in den nächsten Jahren mit-
bestimmen wird. Die Übernahme der Verantwortung
durch die Afghanen selber ist das richtige Konzept. Ge-
rade das, was Präsident Karzai bei seinen Besuchen in
München und im Auswärtigen Ausschuss des Deutschen
Bundestages deutlich gemacht hat, ist der richtige Weg.
Wir müssen uns in der Polizeiausbildung mehr engagie-
ren. Es ist nicht vordringliche Aufgabe der Deutschen, in
Afghanistan offensiv tätig zu sein. Das hat der Bundes-
außenminister hier sehr deutlich gesagt. Unser Haupt-
engagement richtet sich auf die Ausbildung. Das ist der
richtige Weg; denn nur so kann die Übernahme der Ver-
antwortung in den nächsten Jahren stattfinden. Deshalb
werden wir unser Engagement in diesem Bereich massiv
ausweiten. Ich danke vor allem denjenigen, die sich dort
besonders engagieren, den Soldatinnen und Soldaten,
aber vor allem auch den Polizisten, die in den nächsten
Jahren einen sehr großen Beitrag leisten werden. Ihnen
gilt der Dank des ganzen Hauses. Herzlichen Dank!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Innerhalb des Mandats finden Umschichtungen statt.
Das ist der größte Beitrag dazu, in Zukunft eine höhere
Ausbildungsleistung zu erbringen. Weil sich einiges im
Norden Afghanistans verändert hat, sind wir zu dem
Ergebnis gekommen, der Lage angemessen, weitere
Truppen dorthin zu entsenden. Alles andere hielte ich
für unverantwortlich; denn die Soldatinnen und Soldaten
in eine Situation zu bringen, in der ihr eigener Schutz
nicht gewährleistet werden könnte, wäre falsch.

Wenn man dort verantwortungsbewusst Politik ma-
chen und die Zukunft Afghanistans mitgestalten will, ist
es notwendig, dass man das militärische Engagement in
diesem Bereich adäquat erhöht. Deshalb hat die Bundes-
regierung den Vorschlag gemacht, die Mandatsober-
grenze zu erhöhen. Gerade weil die Situation in Afgha-
nistan sich in diesem Jahr verändern wird, und zwar
durch die Wahlen, die im Herbst stattfinden werden,
muss man sicherheitspolitisch und militärisch adäquat

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(C (D eagieren. Das ist verantwortungsbewusste Außenpoliik, und deshalb wollen wir der Verschiebung der Manatsobergrenze zustimmen. Von großer Bedeutung ist – das ist ein Kern des Konepts von London – das Reintegrationsmodell. Das Ziel st nicht, wahllos mit jedem Taliban oder Fundamentalisen zu verhandeln oder sie in die Regierung zu bomben, ie hier vorhin gesagt worden ist. Vielmehr geht es da um, zu prüfen, wer von den Taliban theoretisch für eine tabilisierung Afghanistans in der Zukunft gewinnbar st. In der Debatte in der vergangenen Sitzungswoche nd auch heute ist deutlich geworden, dass es sehr wohl nterschiede gibt zwischen denjenigen, die aus wirt chaftlichen Erwägungen heraus dort mitlaufen, das eld der Taliban annehmen und sich auf diese Weise ber Wasser halten, und denjenigen, die sich aus religiöen, fundamentalistischen Gründen möglicherweise auf inem unumkehrbaren Weg befinden. Mit Letzteren weren wir in den nächsten Jahren natürlich keine Erfolge rzielen. Richtig ist, dass wir den Dialog, der in Afghanistan tattfindet, von der Regierung einfordern und ihr überassen. Wir haben klare Wegmarken gesetzt, was wir von er afghanischen Regierung in dem Zusammenhang erarten. Daran haben die Grünen in den vergangenen ochen entscheidend mitgewirkt. Wir wollen das, was ir bisher an Erfolgen erreicht haben, nicht leichtfertig ufgeben, beispielsweise in Verhandlungen mit Mullah mar. Die Rechte der Frauen dürfen nicht hinter den tatus zurückfallen, den wir gemeinsam erreicht haben nd den die Bundeswehr in Afghanistan verteidigt. Das st nicht unser Ziel. Deshalb muss man genau hinchauen, wer mit wem verhandelt und welche Gespräche it welchem Ziel geführt werden. Das heißt nicht, dass ir eine Dialogbereitschaft grundsätzlich ablehnen. as wäre falsch. Aber es heißt, dass es rote Linien gibt, inter die wir nicht zurückgehen dürfen. Auf diesem Weg sollten wir die afghanische Regieung massiv ermutigen. Das haben wir im Rahmen der ünchner Sicherheitskonferenz und bei den Gesprächen n Berlin getan. Das ist auch die Linie der nächsten Jahre n Afghanistan; denn die erreichten Erfolge dürfen nicht adurch zerstört werden, dass um jeden Preis eine Stabiisierung erreicht werden soll. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich vertraue Herrn Karzai an dieser Stelle sehr wohl,
nd zwar aufgrund seiner persönlichen Familienge-
chichte. Sein Vater hat frühzeitig versucht, mit Mullah
mar und seinen Leuten Gespräche zu führen. Er hat
onkrete Angebote gemacht. Die Antwort dieser Funda-
entalisten war ein Mordanschlag auf seinen Vater, der

eider erfolgreich war.

Aus diesem Grund glaube ich, dass bei Herrn Karzai
das konnten wir auch in den persönlichen Gesprächen
it ihm feststellen – eine sehr große Ernsthaftigkeit be-

üglich der zukünftigen Dialoge vorhanden ist. Deshalb
in ich da ganz optimistisch.






(A) )



(B) )


Philipp Mißfelder

(Abg. Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


– Herr Präsident, ich glaube, es besteht der Wunsch nach
einer Zwischenfrage.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1702201400

Das ist in der Tat so. Da Sie offenkundig ein Interesse

an der Zulassung dieser Frage haben, erteile ich hiermit
dem Kollegen Ströbele das Wort zu einer Zwischen-
frage.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Kollege, Sie sprechen hier über die Verhandlun-
gen und die damit verbundenen Probleme und benennen
zu Recht richtige Punkte. Aber wir befinden uns heute
nicht in einer entwicklungspolitischen Debatte, sondern
wir sprechen darüber, ob der Deutsche Bundestag zu-
sätzliche Soldaten nach Afghanistan schickt, 850 bzw.
500 und 350, je nachdem, wie man das rechnet. Darüber
hinaus soll zusätzliches Kriegsgerät nach Afghanistan
geschickt werden. Wie erklären Sie und wie erklärt die
Bundesregierung – dazu hat Herr Westerwelle kein Wort
gesagt –, wie auf der einen Seite Aufbau, Ausbildung
und Verhandlungen stehen sollen, wenn auf der anderen
Seite eine erhebliche Intensivierung der Kriegsführung
stattfindet? Darüber sprechen Sie nicht.

Halten Sie es nicht ebenso wie ich für kontraproduk-
tiv, wenn auf der einen Seite Verhandlungen angeboten
werden, auf der anderen Seite dieselben Leute, mit de-
nen verhandelt werden soll, möglicherweise von Ziel-
fahndungskommandos der Bundeswehr, vor allen Din-
gen aber der US-Amerikaner, die jetzt 5 000 zusätzliche
Soldaten in den Norden schicken, gejagt werden? Wie
sollen Verhandlungen mit denen stattfinden, die gleich-
zeitig auf der Abschussliste mindestens der Amerikaner,
möglicherweise auch der Bundeswehr stehen? Ist das
nicht ein Widerspruch, und macht das eine das andere
nicht unmöglich? Das heißt, die Art der Kriegsführung
muss auf den Tisch. Die Bundesregierung muss hier sa-
gen, in welcher Weise die Bundeswehr dort eingesetzt
wird. Gehört zu dem Einsatz der Bundeswehr auch, ge-
rade nach den Ereignissen in Kunduz am 4. September,
weiterhin Menschen zu vernichten, und zwar gezielt zu
vernichten, wie Oberst Klein es damals verlangt hat?
Wie lösen Sie diesen Widerspruch?


Philipp Mißfelder (CDU):
Rede ID: ID1702201500

Die letzte Frage ist die einzige Frage, auf die ich nicht

mit Nein antworten werde. Sie haben mir drei, vier Fra-
gen gestellt. Auf alle Fragen kann ich nur mit Nein ant-
worten. Ich teile Ihre Haltung nicht; das wird Sie aber
auch nicht überraschen. Ich möchte Ihnen deutlich sa-
gen, warum sich die Bundesregierung zu dem entschlos-
sen hat, was wir hier unterbreiten und was die Fraktion
der CDU/CSU unterstützt. Wir unterstreichen mit der
Erhöhung der Obergrenze und mit der Entsendung von
mehr Soldaten im Rahmen dieses Mandats die Ernst-
haftigkeit unseres Engagements. In der Debatte ist
sehr deutlich herausgekommen, dass es sich bei der An-

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(C (D ebung der Obergrenze nicht nur um eine militärische aßnahme handelt – das haben Sie uns gerade vorgeorfen –, sondern dass diese in einen größeren Rahmen on entwicklungspolitischen, zivilen und polizeilichen aßnahmen eingebettet wird. Das ist unsere Strategie, nd deshalb tragen wir das intensiv vor. Wir unterstreihen mit der Entsendung von mehr Soldaten die Ernstaftigkeit unseres Engagements. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich glaube, dass wir damit gerade die Arbeit der Ent-
icklungshelfer unterstützen. Über die Arbeit der Ent-
icklungshelfer ist einiges zu sagen. Es gibt Stimmen in
en Organisationen, die davor warnen, mit dem Militär
emeinsam aufzutreten. Aber ich glaube, dass nach wie
or die Voraussetzung für den zivilen Aufbau militäri-
che Präsenz ist. Das ist schade, aber es ist leider so. Das
oll nicht auf Dauer so bleiben. Ich übernehme nicht die
erantwortung dafür, dass Entwicklungshelfer mit ihrem
eben für ihre mutige Arbeit bezahlen müssten, wenn
ir hier falsche Entscheidungen treffen und, wie es in

hrem Sinne wäre, aus Afghanistan abziehen würden.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1702201600

Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der

ollege Armin Schuster für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Armin Schuster (CDU):
Rede ID: ID1702201700

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kollegin-

en und Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Ich habe die dankbare Aufgabe, in den nächsten
ut sechs Minuten Ihre geschätzte Aufmerksamkeit auf
en Polizeieinsatz in Afghanistan zu lenken. Das ist
ir natürlich eine Herzenssache. Sie können im Kürschner

achlesen, warum.

Wir haben das deutsche Engagement beim Polizeiauf-
au in Afghanistan seit dem Jahr 2008 – da hat auch das
arlament eine Rolle gespielt – deutlich intensiviert. In
nserem bilateralen Projekt setzen wir aktuell
18 deutsche Polizeibeamte in Kabul, Masar-i-Scharif,
unduz und Faizabad ein, innerhalb der EUPOL-Mis-

ion sind es 41 deutsche Experten. Das sind summa sum-
arum 160 Polizisten und zivile Experten, handverlesen

nd gut vorbereitet; das möchte ich an der Stelle beto-
en. Aber die Diskussion über die Anzahl der Stiefel-
pitzen wäre angesichts des polizeilichen Auftrags in
fghanistan nur von begrenztem Wert. Der eigentliche

rfolgskritische Faktor unserer Mission ist das Konzept.

Genau da sind wir mit unserem bilateralen Projekt
ichtig aufgestellt. Das Konzept besteht aus drei Säulen.
amit gewährleisten wir bis zum Jahr 2012 erstens die
usbildung von circa 15 000 neuen Polizeikräften der
NP. Das bedeutet, dass Deutschland für die Ausbildung
er Hälfte der neu rekrutierten Polizisten und Grenzpoli-
isten verantwortlich ist.






(A) )



(B) )


Armin Schuster (Weil am Rhein)

Zweitens – das ist für mich der Schwerpunkt –: die
Evaluierung, das Training und die begleitende Betreu-
ung der ANP-Polizisten aus 40 Distrikten in sechs Pro-
vinzen im Norden Afghanistans. In diesem Programm
begleiten wir die afghanischen Kursteilnehmer nach ih-
rem Training mit polizeilichen Mentoring-Teams aktiv
in der Praxis vor Ort. Was heißt das? Wir werden nicht
hoheitlich tätig, aber wir coachen. Wir sind dabei, wenn
diese Polizisten draußen arbeiten. Das Gesamtprogramm
erstreckt sich übrigens über elf Monate, und wir werden
bis 2012 in Zusammenarbeit mit deutschen Feldjägern
50 solcher Teams eingesetzt haben.

Die dritte Säule unseres Konzepts besteht darin, mit
der Ausbildung von 500 afghanischen Trainern eine ak-
tive Hilfe zur Übernahme der Ausbildung in afghani-
scher Eigenverantwortung zu leisten. Die ausgebildeten
afghanischen Trainer setzen wir heute schon sukzessive
in deutschen Ausbildungsstätten zum Training der eige-
nen Kollegen ein.

Ich möchte ganz klar betonen: Das deutsche Konzept
hat sich bereits vor London dadurch vom bisherigen
amerikanischen Ansatz unterschieden, dass wir die poli-
zeiliche Praxis vor Ort begleiten, und zwar nicht nur
auf der Ebene des Distriktpolizeichefs, sondern auf allen
nachgelagerten Ebenen bis hin zur untersten Verwal-
tungsebene der Polizei. Ich halte das – es ist ja vor Lon-
don passiert – für eine beachtliche Leistung. Der Strate-
giewechsel ist in diesem Sinne vollzogen worden. Man
könnte auch sagen: Wir haben vorgedacht.

Mit diesem dreistufigen Konzept haben wir unsere
hohe Akzeptanz und Resonanz bei den Ausbildungsteil-
nehmern und bei den Polizeikräften vor Ort noch verbes-
sert. Viel wichtiger ist: Von der afghanischen Bevölke-
rung werden wir äußerst positiv wahrgenommen, weil
wir vor Ort, zusammen mit den Afghanen, erlebbar sind.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die ebenenübergreifende Nachhaltigkeit, von der ich
sprach, vermissen wir übrigens in der EUPOL-Mission.
Deshalb fordern wir dringend eine Weiterentwicklung
des Mandats. Die Projektmittel müssen aufgestockt wer-
den, und die Sicherheitsvorschriften, die die eingesetzten
Berater betreffen, müssen so angepasst werden, dass
diese mit ihrer Ausbildung auch in der Fläche wirksam
werden können. Sollte uns diese Anpassung nicht gelin-
gen, empfehle ich, die Zahl der deutschen Experten in
der EUPOL-Mission auf ein Minimum zu reduzieren
und stattdessen in das wesentlich gewinnbringendere ei-
gene bilaterale Projekt zu investieren.

Wie sieht die Ausweitung des deutschen Engage-
ments nach den Ergebnissen der Londoner Konferenz
aus? Wir werden erstens das Personal bis Mitte 2010 auf
200 Polizisten im bilateralen Projekt und gegebenenfalls
bis auf 60 Experten in der EUPOL-Mission aufstocken.
Das ist eine Verdreifachung des Potenzials von 2008.
Wir werden zweitens die Ausbildungszentren in Kabul
und Kunduz, die Grenzpolizeifakultät in Kabul sowie
die Außenstelle der Polizeiakademie in Masar-i-Scharif
bis 2010 fertigstellen und drittens bis 2011 die Haupt-

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(C (D uartiere der Polizei in Faizabad und der Verkehrsund ereitschaftspolizei in Kabul sowie eine Grenzpolizeiienststelle am Flughafen Kabul errichtet haben. Meine Damen und Herren, auch wenn wir durch reelmäßige Lageanalysen dafür sorgen, dass unsere Polieikräfte nur in gesichertem Umfeld eingesetzt werden: fghanistan ist nicht Heidi-Land. Deshalb bin ich der undesregierung – insbesondere Herrn Außenminister esterwelle – für die Klarstellung heute Morgen und für ie Beschlüsse, die in Meseberg im November 2009 geasst wurden, dankbar. Das erklärte Ziel, die Kompetenz nd Ausstattung der Bundespolizei für internationale ziilpolizeiliche Einsätze auszubauen, trägt den beschrieenen robusten Herausforderungen in vielen Einsatzebieten wie in Afghanistan oder auch im Kosovo in onsequenter Weise Rechnung. Die Bundespolizei, ünftig verstärkt durch internationale Einsatzeinheiten, m Ausland zivilpolizeilich einzusetzen, sie dafür gezielt orzubereiten und auszustatten, ist ein wichtiges Signal n die Bundespolizei selbst, aber auch an unsere Bündispartner. Bei Einsätzen in Afghanistan bildet die innere Sichereit einen zentralen Baustein der Zukunftsstrategie diees so betroffenen Landes. Die deutsche Polizei hat in ielen internationalen Einsätzen für Qualität und Umang ihrer Aufbauhilfe hohe Anerkennung von den Partern erfahren. Ich begrüße es ausdrücklich, dass wir jetzt eginnen, diese Kompetenz auch organisatorisch deutliher zu institutionalisieren und zu professionalisieren. ir stehen damit zu unserer Verantwortung für den Poli eiaufbau in Afghanistan, aber auch zu unserer Bündispflicht bei kommenden internationalen Einsätzen, für ie wir unseren deutschen Beitrag leisten wollen. Den in Afghanistan eingesetzten deutschen Polizisten öchte ich abschließend an dieser Stelle in aller gebüh enden Form Lob und Anerkennung für ihren Dienst ussprechen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Dr. Frithjof Schmidt [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Wir haben das gemeinsame Ziel, ein erfolgverspre-
hendes Konzept und die Kraft, im Norden Afghanistans
er polizeilichen Sicherheit ein afghanisches Gesicht zu
eben. Deshalb stimme ich dem Mandat zu.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1702201800

Das Wort zu einer Kurzintervention erhält der Kol-

ege Gehrcke für die Fraktion Die Linke.


(Jörg van Essen [FDP]: Das habe ich befürchtet!)



Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702201900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

ann Zwischenrufe wie „Schön!“ und „Jetzt kommt wie-
er das Friedenszeug!“ durchaus genießen. Ich finde






(A) )



(B) )


Wolfgang Gehrcke
meine Reden auch schön. Dass wir immer über den Frie-
den reden, halte ich für höchst vernünftig.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Hin und wieder habe ich die Anwandlung, in der De-
batte fair zu sein. Das ist also nicht immer der Fall, aber
bei dieser Debatte ist es mir wichtig gewesen. Deswegen
habe ich auch den letzten Redner der Koalitionsfraktio-
nen abgewartet.

Ich habe die ganze Zeit gedacht, ja gehofft, dass zwei
Punkte genannt werden – ich habe sie schon beim Herrn
Außenminister erwartet –:

Erstens. Warum bringt keiner hier die Kraft auf, dafür
zu sprechen, dass dieses Haus sich bei den Anverwand-
ten der in Kunduz Umgekommenen für den Befehl eines
deutschen Obersten, den wir jetzt gar nicht rechtlich be-
urteilen, entschuldigt und dafür Verantwortung über-
nimmt?


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Abg. Heidemarie Wieczorek-Zeul [SPD])


Ein solches Signal wäre in dieser Debatte notwendig ge-
wesen. Herr Schuster, ich bin mir sicher: Sie haben es
nicht vorgehabt. Aber Sie hätten die Chance gehabt, ein
solches Signal abzugeben.

Zweitens. Es ist doch notwendig, dass man sich Fol-
gendes klarmacht – vom Außenminister bis zu jedem
Einzelnen, der sich an dieser Debatte beteiligt –: Es langt
offensichtlich nicht, zu glauben, dass man einzelne Tali-
ban herauskaufen kann. Ich möchte jetzt nicht zynisch
sein und mich nach dem Preis für Taliban erkundigen. In
dieser Debatte hätte ein Zeichen der Ermutigung nach
Afghanistan gehen sollen, nämlich mit den realen Fein-
den, also zwischen den Kriegsparteien, über Versöhnung
zu verhandeln. Frieden muss man mit seinen Feinden
schließen; mit seinen Freunden braucht man es nicht zu
tun.

Beides ist ausgeblieben. Lediglich unsere Fraktion hat
es immer wieder betont. Ich bitte Sie wirklich: Gehen
Sie noch einmal in sich! Wäre es nicht ein Zeichen des
Deutschen Bundestages – das war das, was ich noch ein-
mal deutlich machen wollte –, wenn wir uns bei den An-
verwandten der Umgekommenen in Afghanistan hier of-
fiziell auch für unser Land entschuldigen würden?


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1702202000

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage auf
der Drucksache 17/654 an die in der Tagesordnung auf-
geführten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit
einverstanden? – Das ist offensichtlich der Fall. Dann ist
die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 4 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Gregor Gysi, Dr. Barbara Höll, Dr. Axel

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(C (D Troost, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE Die Banken sollen für die Krise zahlen – Drucksache 17/471 – Überweisungsvorschlag: Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Haushaltsausschuss Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Stunde vorgesehen. – Auch hierzu höre ch keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich erteile das Wort dem Kollegen Dr. Gregor Gysi ür die Fraktion Die Linke. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Bun esrepublik Deutschland hat 480 Milliarden Euro in orm von Kapitalhilfen und Bürgschaften zur Rettung er deutschen Banken bereitgestellt. 480 Milliarden uro sind, damit wir uns richtig verstehen, 20 Prozent er gesamten Wirtschaftsleistung der Bundesrepublik eutschland. Nun stellt sich die Frage: Wie lange wird ns diese Verschuldung belasten, Jahre oder Jahrzehnte, nd wer muss das Ganze überhaupt zurückzahlen? Die undeskanzlerin hat sich bei der Haushaltsdebatte rela iv klar geäußert und gesagt: die Steuerzahlerinnen und teuerzahler. Darunter verstehen viele immer nur die, ie Einkommensteuer zahlen. Ich möchte aber darauf inweisen, dass alle Bürgerinnen und Bürger in Deutschand Steuern zahlen, zumindest die Mehrwertsteuer. Daüber gibt es ja keine Diskussion. as aber heißt, dass Hartz-IV-Empfänger, Lidl-Verkäuerinnen, Kfz-Schlosser etc. all diese Schulden der Banen zurückzahlen müssen. Dazu kann ich nur sagen: Uner Einverständnis bekommen Sie dafür niemals. Nun ist es auch interessant, sich anzusehen, ob die anken ihr Verhalten verändert haben. Die Banken jeoch machen wieder Geschäfte mit Steueroasen und speulieren in der ganzen Welt, als ob es die Krise überaupt nicht gegeben hätte, weil Sie nicht die Kraft aben, eine einzige wirksame Regulierungsmaßnahme, ie wir dringend benötigen würden, zu beschließen. ls weiterer Umstand kommt hinzu, dass Herr ckermann gerade sehr fröhlich allen mitgeteilt hat, ass die Deutsche Bank einen Profit in Höhe von Milliarden Euro nach Steuern gemacht hat, den sie etzt wunderbar an ihre Großaktionäre etc. auszahlen ann. Dann sagt er auch noch ganz stolz: Wir haben gar ein Geld vom Staat bekommen. – Diese Aussage öchte ich gerne widerlegen, und zwar dadurch, indem ch darauf hinweise, dass es zum einen direkte und zum nderen indirekte Einnahmen über den Staat gibt. Dr. Gregor Gysi Schauen wir uns einmal den ersten Bereich an. Der Staat musste sich ja neu verschulden, um das ganze Geld zur Verfügung stellen zu können. Woher nimmt er das Geld? Er nimmt Darlehen bei den Banken auf, unter anderem bei der Deutschen Bank. Diese verlangt dafür natürlich hohe Zinsen und verdient daran. Im Klartext bedeutet das Folgendes: Um die Banken zu retten, nimmt der Staat Kredite bei den Banken auf, und dafür verlangen die Banken das Geld – das ist ihr Verdienst –, das der Staat von den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern der Bundesrepublik Deutschland einnimmt. Sagen Sie einmal: Kommt Ihnen das nicht auch ein bisschen merkwürdig vor, was hier organisiert wird? (Beifall bei der LINKEN – Frank Schäffler [FDP]: So war das vielleicht in der DDR, aber nicht bei uns!)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702202100

(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


Zum anderen profitierte die Deutsche Bank aber auch
noch von der Rettung der HRE. Neben Bürgschaften
sind dafür auch direkt 12 Milliarden Euro zur Verfügung
gestellt worden. Wieso profitierte die Deutsche Bank da-
von? Weil sie bei der HRE Geld geparkt hatte. Wenn die
HRE in Insolvenz gegangen wäre, wäre die Deutsche
Bank ihr Geld losgewesen.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Andere aber auch! – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Reden wir doch mal über die Landesbanken!)


Futsch wäre es gewesen. Nun kommt der Staat und rettet
netterweise die HRE; die Deutsche Bank bekommt ihr
Geld von der HRE wieder und macht nun einen riesigen
Profit. Aber Sie kommen nicht einmal auf die Idee, zu
sagen, dass die Banken dafür zusätzlich eine Steuer oder
Gebühr an die Bundesrepublik Deutschland bezahlen
müssen, damit nicht die anderen Steuerpflichtigen in der
Bundesrepublik Deutschland belastet werden. So etwas
ist von Ihnen leider nicht zu erwarten.


(Beifall bei der LINKEN – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Doch!)


Die Deutsche Bank hat übrigens auch in den USA ein
Riesengeschäft gemacht. Aus dem Rettungspaket der
USA hat die Deutsche Bank 9,1 Milliarden Euro kas-
siert. Sie können uns zwar vieles vorwerfen, zum Bei-
spiel, dass wir sozialistische Geplänkel veranstalten;
aber Sie können es uns doch nun wirklich nicht als eine
linksextreme Auffassung vorhalten, dass wir jetzt vor-
schlagen, dem Weg zu folgen, den die USA eingeschla-
gen haben.


(Beifall bei der LINKEN)


Obama hat das Ganze erkannt und schlägt einen anderen
Weg ein als die Bundesrepublik Deutschland. Er will je-
den Cent eintreiben, den die Banken der amerikanischen
Bevölkerung schulden, und zwar egal, ob sie direkt oder
indirekt Gelder erhalten haben. Deshalb muss zum Bei-
spiel die Deutsche Bank in den USA künftig jährlich
500 Millionen Dollar zusätzlich bezahlen. Das verlangt
Obama. Nichts dergleichen verlangt unsere Regierung
von der Deutschen Bank, und von den anderen Banken
erst recht nicht.

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(C (D (Beifall bei der LINKEN – Frank Schäffler [FDP]: Wir haben noch nichts beschlossen!)


Man darf auch nicht vergessen: Die Banken spekulie-
en nicht mit ihrem Geld, sondern mit dem Geld ihrer
nleger und gehen damit immer fahrlässiger um. Das
üssen wir unbedingt korrigieren. Obama will insge-

amt 117 Milliarden Dollar zurückverlangen.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Was macht er denn? – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/ CSU]: Er will, aber er macht nicht! Ankündigungspolitik! – Gegenruf der Abg. Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Sie kündigen es ja nicht einmal an!)


Setzen Sie sich doch mit Herrn Obama auseinander!


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sie machen es doch!)


ie bekommen ihn vielleicht leichter als ich ans Telefon. –
ie kündigen nicht einmal irgendetwas an; Obama ist
ber schon dabei, etwas umzusetzen.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Sie haben einen solchen Respekt vor der Deutschen
ank. Ich habe mir das in Davos angesehen.


(Frank Schäffler [FDP]: Wo denn?)


Hören Sie einmal zu! – Ich habe mir das in Davos an-
esehen. Frau Merkel war zwar dort, aber man hat von
hr überhaupt nichts gehört. Der Einzige, der dort sozu-
agen eine Regierungserklärung abgegeben hat, war
err Ackermann. Das ist das Problem Ihrer Koalition.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Was haben Sie denn bei der Landesbank Berlin als Wirtschaftssenator umgesetzt?)


Fantastisch haben wir das gemacht. Wir haben die
anze Pleitebank letztlich an den Sparkassen- und Giro-
erband verkauft. Das war sehr sinnvoll. Sie hätten sie
ahrscheinlich an eine Bank in den USA verkauft, die

etzt pleite wäre. Das ist der Unterschied zwischen uns.


(Beifall bei der LINKEN – Zurufe von der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1702202200

Einen Moment, Herr Kollege Gysi. – Ich möchte nur

arauf hinweisen, dass der Kollege Gysi noch gut eine
inute Redezeit hat. Danach folgen Redner von allen

nderen Fraktionen. Vielleicht können wir uns auf diese
bfolge verständigen.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702202300

Das ist sehr freundlich von Ihnen, Herr Präsident. Ich

ann die Zurufe verstehen. Es gibt Schwierigkeiten,
enn ich nur sieben Minuten rede. Das ist nachvollzieh-
ar.






(A) )



(B)


Dr. Gregor Gysi
Im Übrigen haben sich die G-7-Finanzminister ge-
troffen. Sie finden die Idee von Obama gut und wollen
sie auch umsetzen. Allerdings gibt es schon die ersten
Gegenstimmen, die sagen: Wenn wir das machen, dann
brauchen wir keine Finanztransaktionssteuer bzw. Börsen-
umsatzsteuer, wie wir sagen, oder Tobin-Steuer, wie
Attac sagt. Aber das ist völlig daneben. Wir brauchen
beides; denn die Tobin-Steuer soll Spekulationen be-
grenzen und endlich zu Steuergerechtigkeit führen. Da-
von sind wir meilenweit entfernt. Ich sage Ihnen: Es ist
gesellschaftszerstörerisch, wenn das Bundesverfas-
sungsgericht Ihnen allen sagt, dass Sie die Menschen-
würde der Ärmsten in unserer Gesellschaft verletzt und
das Sozialstaatsprinzip gebeugt haben,


(Beifall bei der LINKEN)


und der Ackermann am gleichen Tag stolz darauf ver-
weist, dass er 5 Milliarden Euro verteilt, und das, nach-
dem wir solche Geschenke an die Banken gemacht hat-
ten.


(Beifall bei der LINKEN)


Stellen Sie endlich Steuergerechtigkeit her! Obama
hat gesagt: Wenn diese Leute einen Kampf wollen, kön-
nen sie ihn haben. – Es ist bedauerlich, dass wir keinen
in der Regierung haben, der den Mut hat, den Kampf mit
den Banken aufzunehmen.


(Anhaltender Beifall bei der LINKEN – Manfred Grund [CDU/CSU]: Gysi, der Bankenschreck!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1702202400

Das Wort erhält nun der Kollege Leo Dautzenberg für

die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Leo Dautzenberg (CDU):
Rede ID: ID1702202500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Kollege Gysi, ich habe we-
nig Verständnis dafür, wie Sie hier in klassenkämpferi-
scher Manier


(Zurufe von der LINKEN: Oh!)


ein ernstzunehmendes Thema begleiten.


(Frank Schäffler [FDP]: Klassenkampf finden die gut!)


Anscheinend lesen Sie wenig in der Wirtschaftspresse
und in der sonstigen Presse. Ansonsten hätten Sie längst
zur Kenntnis nehmen können, dass auch wir, die CDU/
CSU-Fraktion, gemeinsam mit dem Finanzminister der
Auffassung sind, dass wir – das haben wir in den ent-
sprechenden Debattenbeiträgen schon mehrfach betont –
selbstverständlich dafür sind, auch den Banken- und den
Finanzsektor


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Und wo bleibt Ihr Antrag? – Weiterer Zuruf von der LINKEN: Dann macht es doch! Alles nur Ankündigungen!)



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(C (D hören Sie doch einmal zu! – sowohl an den Kosten anemessen zu beteiligen als auch mittels Instrumenten, ielleicht in Form einer Abgabe, prophylaktisch für die ukunft vorzusorgen. Es ist uns nicht damit gedient, dass die Opposition in ast jeder Sitzungswoche einen isolierten Antrag zu dieem Thema präsentiert, ohne dass erkennbar ist, wie die esamtsystematik aussieht. Nur mit einem in sich stimigen Konzept, das national, europäisch und auch welteit abgestimmt ist, kommen wir weiter. (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Wo ist denn Ihr Konzept?)


(Stefan Liebich [DIE LINKE]: Vielleicht!)


Wir erleben hier aber teilweise Anträge, die sich
elbst widersprechen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


enn Sie Ihren Antrag einmal genau lesen, dann erken-
en Sie, dass die Begründung in Ihrem Antrag – die Ur-
ache dafür könnte die Verwendung eines Textbausteins
ein – zur Finanztransaktionssteuer passt. Über dieses
hema hatten wir schon in der letzten Sitzungswoche
ebattiert. Die Begründung passt aber nicht zu Ihrem
orschlag einer Abgabe. Legen Sie mir einmal dar, was
ie unter dem Begriff „konsolidierte Aktiva“ verstehen,
enn Sie als Bemessungsgrundlage für diese Abgabe die
erbindlichkeiten zugrunde legen. Was wollen Sie? Sie
ollen im Grunde genommen eine Größenordnung fest-

egen, angesichts derer man sich fragen muss: Wen wol-
en Sie an dieser Finanzierung beteiligen? Die Wort-
chöpfungen in Ihrem Antrag erinnern an DDR-
erbalität, wo – aus einem antichristlichen Ansatz he-

aus – Engel als Jahresendzeitfiguren bezeichnet wur-
en.


(Zurufe von Abgeordneten der LINKEN: Oh!)


n Ihrem Antrag steht das Wort „Finanzkrisen-Verant-
ortungsgebühr“. Das ist eine sehr kreative Wortschöp-

ung für etwas, von dem Sie selbst nicht wissen, was Sie
amit wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich möchte für meine Fraktion drei Punkte anspre-
hen, die wir schon oft betont haben: Als Schlussfolge-
ung aus der Krise wollen wir eine härtere Regulierung
nd die Banken an den Kosten beteiligen. Außerdem
arf der Staat, und damit der Steuerzahler, künftig nicht
ehr erpressbar sein, wenn es darum geht, Hilfe für
anken zu gewährleisten, die „too big to fail“ bzw. zu
ernetzt sind, um in die Insolvenz zu gehen. – Diese drei
ichtigen Grundlagen sind als Gesamtpaket zu sehen
nd können nicht isoliert betrachtet werden.

Herr Kollege Gysi, in diesem Punkt sind wir nicht
eit auseinander. Aber es macht keinen Sinn, wenn Sie

ich in klassenkämpferischer Manier eine Großbank he-
ausnehmen und sie zur Zielscheibe machen, um Ihre
nsätze zu begründen. Das müsste schon breiter ange-

egt sein.
)






(A) )



(B) )


Leo Dautzenberg
Ich stimme Ihnen zu – das ist auch bei uns Konsens –,
dass weltweit, vor allem im angelsächsischen und im eu-
ropäischen Bereich, Teile von Banken und Bankmanager
immer noch nicht verstanden haben, worum es ging bzw.
was sie verursacht haben. Das müssen wir zur Kenntnis
nehmen. Wir müssen auch zur Kenntnis nehmen, dass
wir selbst in der Vergangenheit oft Finanzmarktpro-
dukte, deren Namen man oft kaum aussprechen konnte,
undifferenziert und leichtfertig übernommen haben. Da-
raus müssen nun die Konsequenzen gezogen werden.

Eine Konsequenz ist eine härtere Regulierung. Dafür
brauchen wir ein Aufsichtssystem, das effizienter ist, als
es zurzeit der Fall ist. Außerdem muss eine Koordinie-
rung auf europäischer Ebene erfolgen. Wir müssen also
darauf achten, was auf europäischer Ebene an Aufsichts-
strukturen beschlossen wird, und dann überlegen, was
wir auf nationaler Ebene dazu beitragen wollen. Dazu
haben wir Vorschläge unterbreitet. Wir wollen die BaFin
in ihrer derzeitigen Struktur an die Bundesbank an-
docken, gleichzeitig aber die Unabhängigkeit der Bun-
desbank in ihrem geldpolitischen Engagement nicht be-
einflussen. Das lässt sich durch Organisationsstrukturen
gewährleisten. Damit hätten wir eine dreigliedrige Auf-
sicht aus einer Hand und damit eine Aufsicht, die effek-
tiver ist als das, was wir jetzt haben.

Was die Beteiligung der Banken angeht, so müssen
wir neben der Aufsicht Strukturen schaffen, die es er-
möglichen, dass auch Banken in die Insolvenz gehen
können.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dafür brauchen wir ein Insolvenzrecht für Finanzinsti-
tute. Dies muss über das Insolvenzrecht der gewerbli-
chen und industriellen Wirtschaft hinausgehen, weil wir
im Banken- und Finanzsektor Zahlungsströme sicher-
stellen müssen; das ist hier der Unterschied zur gewerb-
lichen Wirtschaft. Beide Häuser, sowohl das Justiz- als
auch das Finanzministerium, arbeiten daran, uns im
Frühjahr erste Entwürfe vorzulegen, damit wir den Pro-
zess Mitte des Jahres zum Abschluss bringen können.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1702202600

Herr Kollege Dautzenberg, gestatten Sie eine Zwi-

schenfrage des Kollegen Schlecht?


Leo Dautzenberg (CDU):
Rede ID: ID1702202700

Ja, gern.


Michael Schlecht (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702202800

Herr Kollege Dautzenberg, es ist schön, dass Sie ver-

künden, dass Sie auch für Deregulierungsmaßnahmen
sind.


Leo Dautzenberg (CDU):
Rede ID: ID1702202900

Nein, für Regulierungsmaßnahmen, nicht Deregulie-

rungsmaßnahmen.


Michael Schlecht (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702203000

Dann eben Regulierungsmaßnahmen. Das wäre auch

schon mal gut.

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(C (D Das ist ein Unterschied. Sie haben Deregulierung ge agt. Diese Finanzmarktkrise hält schon eineinhalb Jahre n. Können Sie mir erläutern, welche Regulierungsmaßahmen in den letzten Jahren tatsächlich vorgenommen orden sind? Können Sie auch erläutern, weshalb wei erhin Deregulierungsmaßnahmen praktiziert werden? eerverkäufe sind beispielsweise wieder legalisiert woren. Ich nehme an, Sie wollten „Regulierungsmaßnah en“ sagen. Wir wollen genau das Gegenteil von Dereulierung. Wir wollen eine härtere Regulierung. Sie könen sich daran erinnern, dass wir als erste stabilisierende aßnahme in diesem Bereich noch zur Zeit der Großen oalition das Finanzmarktstabilisierungsgesetz und das beschleunigungsgesetz vorgelegt haben. Das waren rste Maßnahmen. Die werden fortentwickelt. Man muss en Bereich zunächst einmal konsolidieren, ehe es zu eustrukturierungen kommen kann. Dafür ist das eine esentliche Grundlage. (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Aber mehr ist nicht passiert!)

Leo Dautzenberg (CDU):
Rede ID: ID1702203100
Michael Schlecht (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702203200
Leo Dautzenberg (CDU):
Rede ID: ID1702203300

Wir werden noch im Frühjahr die Kapitaladäquanz-
ichtlinie, die von der europäischen Ebene ausgeht, um-
etzen. In Basel wird auch über eine Verschärfung der
riterien bezüglich des Eigenkapitals geredet. Das wer-
en wir demnächst ebenfalls umsetzen müssen. Wir
üssen hier aufpassen, dass neben der angelsächsischen
ultur auch unsere nationalen und europäischen Interes-

en einfließen, damit unsere Banken keinen Schaden er-
eiden, wenn nur noch bestimmte Formen von Eigenka-
ital und Kernkapital anerkannt werden.


(Beifall des Abg. Joachim Poß [SPD])


Viele Dinge sind also schon auf dem Weg. Sie wissen
uch, dass ein Gesetzentwurf in der Mache ist, der Ver-
ütungssysteme regeln soll. Sie sollen nachhaltig ange-
egt werden. All das sind Punkte, die wir bereits auf den

eg gebracht haben bzw. die wir auf den Weg bringen
erden, um unser Ziel zu erreichen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Michael Schlecht [DIE LINKE]: Und die Leerverkäufe?)


Wir können froh sein – das müssen wir zugestehen –
nd unterstützen es, dass Herr Obama einen Vorschlag
emacht hat, und zwar einen für die USA vielleicht ziel-
ührenden. Das bietet uns die Möglichkeit – das Zeit-
enster ist offen –, zu internationalen Abstimmungen zu
ommen. Nur, nicht alle Punkte, die vorgeschlagen wer-
en, passen zu unserem europäischen Bankensystem, zu
nserer Bankenstruktur. Wollen Sie in Deutschland zu-
ück zu einem Trennbankensystem?


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Ja!)







(A) )



(B) )


Leo Dautzenberg
Es kann nicht sein, dass Sie sich nur die Rosinen heraus-
picken. Sie müssen das, was wir durchführen wollen,
immer in der Gesamtschau betrachten. Von daher ist das,
was wir wollen, schlüssiger.

Neben dem Insolvenzrecht – Abwicklung und
Neustrukturierung von Finanzinstituten – brauchen wir
begleitend eine bestimmte Fondslösung, die die Sicher-
stellung von Zahlungsströmen gewährleistet. Ich habe
eben darauf hingewiesen, dass das der gravierende Un-
terschied zur gewerblichen Wirtschaft ist. In diesem Zu-
sammenhang könnte unser SoFFin eine zusätzliche Auf-
gabe erfüllen, und zwar in Kombination mit einer
Aufsicht, die durchaus auch auf Geschäftsmodelle Ein-
fluss nehmen kann. Sie sollte eingreifen können, ehe es
zum Crash kommt, wodurch wiederum Rettungsaktio-
nen erforderlich würden. Wir stellen uns vor, dass die
Abgabe der gesamten Finanzwirtschaft in diesen Fonds
fließt, damit wir zukünftig Potenzial für die Abfederung
von Restrukturierungsmaßnahmen und Abwicklungs-
maßnahmen haben.

Sie müssen alle Maßnahmen immer im Gesamtpaket
sehen. Damit müssen wir in diesem Jahr auf nationaler
Ebene rüberkommen, damit wir auch auf europäischer
und internationaler Ebene unseren Beitrag leisten kön-
nen. Wir sollten selbstbewusst genug sein, gerade im
Verhältnis zum angelsächsischen Raum, unser Potenzial
und unsere Lösungskompetenz, die auf europäischer
Ebene angeboten werden kann, in die Waagschale zu
werfen, damit wir, was zusätzliche Regulierung anbe-
langt, auch international zu vernünftigen Abschlüssen
und Vereinbarungen kommen, zum anderen aber auch,
um die Finanzarchitektur in der Welt insgesamt zu stabi-
lisieren.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1702203400

Carsten Sieling hat nun das Wort für die SPD-Frak-

tion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Carsten Sieling (SPD):
Rede ID: ID1702203500

Vielen Dank. – Herr Präsident! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Wir diskutieren in der Tat schon fast
wöchentlich in diesem Hause über Maßnahmen zur Re-
gulierung der Finanzmärkte und zur Bekämpfung der
Auswirkungen, mit denen wir uns herumzuschlagen ha-
ben. Ich teile die Auffassung – Herr Dautzenberg, Sie
haben das angesprochen –, dass es ein Problem ist, wenn
man von Woche zu Woche andere Einzelaspekte beredet.
Man muss aber einmal über die Ursache reden. Die Ur-
sache der Tatsache, dass dieses Parlament immer nur
Einzelfragen bereden kann, liegt darin, dass die Bundes-
regierung kein Konzept vorlegt, dass es keine Hand-
lungsvorschläge gibt.


(Beifall bei der SPD – Frank Schäffler [FDP]: Weil Sie elf Jahre den Minister gestellt haben!)



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(C (D Herr Schäffler, Sie werden ja nach mir reden. Dann erden Sie in der Sache wahrscheinlich allem wider prechen, was Herr Dautzenberg gerade vorgetragen hat. enn Sie sind ein Vertreter der Hands-off-Politik: nur ichts anfassen, nur nichts machen, sondern die Märkte aufen lassen. Herr Dautzenberg, Sie haben heute erstmalig – das uss man sagen – einige Eckpunkte und eine Reihe von spekten angesprochen. Beim letzten Mal ging es ein isschen kursorisch los bei Ihnen. Ich bin sehr froh, dass ie sich nach vorn bewegen und Aspekte ansprechen. ir haben das auch dringend nötig. Deutschland kann icht abwarten. In den USA und überall passiert etwas, nd hier wird nur geredet. Das geht nicht. Von daher ist as ein richtiger Schritt, Herr Kollege. (Beifall bei der SPD – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Eben!)


(Frank Schäffler [FDP]: Nein!)


Ich muss allerdings sagen, dass ich nicht zufrieden
in über ein Zitat des Bundesfinanzministers, das ich
nfang dieses Monats gelesen habe. Ich zitiere wörtlich
it Genehmigung des Präsidenten:

Er verwende

so Herr Schäuble –

deshalb nicht zu viel Engagement auf die Debatte,
ob eine Finanztransaktionssteuer, Sonderabgabe oder
Fondslösung besser sei. „Wichtiger ist, dass wir in-
ternational einen gemeinsamen Weg finden“ …

as beruhigt mich nicht. Denn was heißt das? Dass die
undesregierung sich keine Gedanken macht, keinen
orschlag entwickelt, keinen Plan hat und auf internatio-
ale Konferenzen laufen will. Das reicht nicht. Legen
ie etwas vor! Darum geht es ja.


(Beifall bei der SPD)


Jetzt bin ich aber etwas verwundert. Herr
autzenberg, vielleicht sind Sie selber auch enttäuscht
ber das, was das Kabinett gestern zu dem wichtigen
hema Bankenboni beschlossen hat. Das war ja nur
ich will es einmal so nennen – ein Handlungsversuch;
enn das, was dort zur Einschränkung der Vergütung im
inanzbereich vorgelegt und beschlossen worden ist, ist
in zahnloser Tiger. Es ist nicht mehr gemacht worden
ls das, was in der Großen Koalition auf unseren Vor-
chlag hin schon durchgesetzt worden ist, auf die untere
anagementebene von Banken auszuweiten. Aber den
esentlichen Punkt sind Sie gestern mit dem Beschluss
er Bundesregierung nicht angegangen: Die steuerliche
bzugsfähigkeit für Vorstandsvergütungen und Abfin-
ungen muss deutlich verändert werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ls Tiger gestartet, und als Bettvorleger gelandet – mehr
ann ich dazu nicht sagen.

Ich will es gerne aufnehmen: Wir brauchen ein Hand-
ungspaket. Ich will aber deutlich an den Anfang stellen
Kollege Gysi hat dies hier angesprochen –: Wir brau-






(A) )



(B) )


Dr. Carsten Sieling
chen nicht nur nachsorgende Vorschläge, wie zum Bei-
spiel Regelungen zum Insolvenzrecht oder ein meines
Erachtens ausgesprochen zweifelhaftes Organisationsge-
huber,


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das ist nicht nachsorgend! Das ist vorsorgend, Herr Kollege!)


indem man die BaFin jetzt der Bundesbank angliedern
will, was zu einer Reihe von verfassungsrechtlichen Pro-
blemen führen wird. Das reicht nicht.


(Frank Schäffler [FDP]: Dann machen wir lieber gar nichts?)


Ich halte für wichtig, dass wir uns in Deutschland dazu
bekennen, dass wir eine Finanztransaktionssteuer in-
ternational einführen wollen. So etwas brauchen wir.
Das steht nicht im Widerspruch zu den Themen, über die
wir hier diskutieren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich will alle diese Punkte benennen, damit klar wird,
dass wir als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten
zwar einzelne Themen ansprechen und nach vorne brin-
gen, dass wir aber ein Gesamtkonzept haben: Die Fi-
nanzmarktaufsicht muss angegangen werden. Der Ei-
genhandel der Banken muss eingeschränkt und verboten
werden. Eigenkapitalvorschriften für Banken müssen
verschärft werden. Steuerhinterziehung in Steueroasen
muss wirkungsvoll bekämpft werden. Wir brauchen aber
entsprechende Gesetze, damit wir nicht solche Debatten
führen müssen wie zurzeit. Das muss auch in diesem Zu-
sammenhang geschehen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Frank Schäffler [FDP]: Das hätten Sie elf Jahre lang machen können!)


Heute haben wir einen Antrag der Fraktion Die Linke
vorliegen. Es ist völlig richtig, dass vor dem Hintergrund
der Entwicklungen der letzten Monate bezüglich der Re-
kordboni auch angesprochen worden ist, welche Ge-
winne die Deutsche Bank wieder macht und wie Herr
Ackermann damit umgeht, mit welcher Überheblichkeit
und Unverschämtheit darauf reagiert wird. Das verlangt
politische Reaktionen. Darum ist es richtig, dass wir uns
hier in diesem Hause dem Vorschlag aus den USA zu-
wenden,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/ CSU]: Wie heißt denn der?)


darüber reden und ihn weiterdenken.

Ich frage mich aber angesichts der Debatten, die ich
bereits erlebt habe – ich bin ja noch nicht so lange im
Bundestag –, was die Fraktion Die Linke eigentlich will.
Im Dezember 2009 lag im Rahmen der Debatte über die
Kreditklemme ein Antrag von Ihnen vor, in dem Sie vor-
geschlagen haben, die Banken zu verstaatlichen.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Eben!)


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(C (D as sprechen Sie heute nicht mehr an. Heute wollen Sie ine Abgabe von ihnen. Wie darf ich das verstehen? Sie erstaatlichen die Banken, und dann nehmen Sie ihnen och die Steuer ab? Wissen Sie, was Sie wollen, oder hat ich jetzt der Realoflügel durchgesetzt? (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Joachim Poß [SPD]: Geordnete Gedanken kannst du von denen doch nicht erwarten!)


lären Sie erst einmal diese Punkte, bevor Sie hier An-
räge vorlegen! Ich finde, das ist ein Widerspruch in Ih-
er Politik, den Sie in Ihren Anträgen sogar verschriftli-
hen.

Wir müssen darüber hinaus natürlich zur Kenntnis
ehmen, dass es einen Unterschied zwischen dem Ban-
ensystem in den USA und dem in Deutschland gibt.
uch dieser Unterschied wird meiner Meinung nach zu
enig berücksichtigt.


(Beifall bei der SPD)


ir sind für das Dreisäulenmodell. Wir sind dafür, dass
as Bankensystem in Deutschland so bleibt, wie es ist.


(Frank Schäffler [FDP]: Das ist das Problem!)


Ich frage Sie: Was soll die in Ihrem Antrag formu-
ierte Grenze von 30 Milliarden Euro? Wie begründen
ie die? Woher kommt die? Als ich mich informiert
abe, wurde mir deutlich gemacht, dass in Deutschland
das kann man nachlesen – auch zwei Sparkassen unter
ie von Ihnen geforderte 30-Milliarden-Euro-Grenze fal-
en. Wollen wir, dass die Sparkassen und vielleicht auch
ndere Akteure, die ein Stabilitätsfaktor sind, hier einbe-
ogen werden? Wollen wir, dass auch die Finanzkon-
erne, die über den SoFFin Unterstützung bekommen, zu
iner solchen Abgabe herangezogen werden? Das alles
ind Fragen, die Sie in Ihrem Antrag nicht beantworten.

Als letzte Bemerkung will ich zu diesem Punkt sagen,
ass aus unserer Sicht der Vorschlag, über den in Schwe-
en diskutiert wird, sehr bedenkenswert ist. Dort wird
arüber nachgedacht, ganz in diesem Sinne eine Abgabe
inzuführen.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Ja! Aber mit weniger Beiträgen!)


ie dadurch erzielten Einnahmen sollen allerdings nicht
n den staatlichen Haushalt, sondern in einen besonderen
onds fließen.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Warum nicht!)


Wie ich sehe, stimmt mir Herr Dautzenberg zu.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Ja! Das kann man überlegen!)


Das muss man allerdings deshalb tun, weil das schöne
risengipfelchen, das die Kanzlerin vor einigen Mona-

en im Kanzleramt durchgeführt hat, nicht ausgereicht
at. Herr Ackermann hat warme Worte abgeliefert, aber
r liefert kein Geld ab. Darum braucht man einen sol-






(A) )



(B) )


Dr. Carsten Sieling
chen Vorschlag. Wie gesagt, vielleicht ist der schwedi-
sche Weg sinnvoll.

Ich empfehle für meine Fraktion, dass wir über diese
Themen weiterhin diskutieren und sie ordentlich beraten
sollten. Die Richtung Ihres Antrags ist sicherlich in Ord-
nung; das hat selbst Herr Dautzenberg gesagt. Aber wir
müssen noch darüber reden, welche genaue Ausprägung
eine entsprechende Regelung haben sollte. Das, was die
Fraktion Die Linke uns hier vorgelegt hat, ist so nicht
zustimmungsfähig.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das hoffe ich doch!)


Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702203600

Für die FDP-Fraktion hat nun der Kollege Frank

Schäffler das Wort.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Frank Schäffler (FDP):
Rede ID: ID1702203700

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Wenn man über dieses Thema spricht, ist es ent-
scheidend, dass man erst einmal eine vernünftige Ana-
lyse durchführt. Wenn ich mir Ihren Antrag anschaue,
dann muss ich feststellen, dass Sie schon an der Analyse
scheitern. Denn in Ihrer Analyse sprechen Sie nur von
den privaten Banken, die nach Ihrem Duktus Verursa-
cher der Krise sind. Tatsächlich vergessen Sie einen ganz
entscheidenden Teil des deutschen Bankensystems, der
ebenfalls zur Schieflage beigetragen hat,


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Die CSUBank in Bayern! Da haben Sie recht!)


nämlich den öffentlichen Bankensektor.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Ich will Ihnen ins Stammbuch schreiben: Allein in
den letzten Jahren sind Steuergelder in Höhe von
37 Milliarden Euro für die öffentlichen Landesbanken
in Deutschland ausgegeben worden.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Ja! Für die CSU-Bank in Bayern! Für die CDU/FDPBank in Nordrhein-Westfalen!)


198 Milliarden Euro sind für Garantien für die öffentli-
chen Landesbanken in Deutschland ausgegeben worden.
An dieser Stelle kann man lange über Schuldzuweisun-
gen sprechen.


(Stefan Liebich [DIE LINKE]: Das muss man auch!)


Aber die Sozialdemokraten in diesem Hause sind für die
Schieflage der Landesbanken in Deutschland ganz ent-
scheidend mitverantwortlich. Denn seit dem Wegfall von
Anstaltslast und Gewährträgerhaftung hat Ihr ehemaliger
Finanzminister in Brüssel die Übergangsregelungen ver-
handelt, die dazu geführt haben, dass sich die Landes-

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(C (D anken in Deutschland mit rund 300 Milliarden Euro zuätzlich verschulden konnten, und das mit staatlicher arantie. Das fällt uns in Deutschland heute auf die üße. Entscheidend ist auch, dass wir im Bereich der Reguierung unsere Lehren ziehen und auch Maßnahmen erreifen. (Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Wann denn? Im nächsten Jahrhundert!)


(Beifall bei der FDP)


ie behaupten, wir würden hier nichts machen. Aber wir
iskutieren hier im Parlament fast täglich über Maßnah-
en, mit denen wir regulierend eingreifen. Ich will das
eispiel der Eigenkapitalanforderungen im Bereich
er Verbriefungsmärkte nennen; hier werden wir etwas
un. Wir werden auch bei den Ratingagenturen stärkere
egulierungen vornehmen;


(Nicolette Kressl [SPD]: Doch nicht Sie! Die EU!)


uch hierzu liegt schon ein Kabinettsentwurf vor. Wir
erden – Herr Dautzenberg hat darauf hingewiesen – im
ereich des Insolvenzrechts etwas tun. Auch das ist
ichtig im Bankenbereich. Wir werden im Bankenbe-

eich auch etwas tun im Hinblick auf die Haftung, damit
erantwortung und Haftung am Ende wieder zusammen-

allen. Das ist einer der wesentlichen Bausteine der so-
ialen Marktwirtschaft. Das werden wir in Deutschland
msetzen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Klar ist: Wir brauchen eine Fortentwicklung des
oFFin und der Einlagensicherung. Es geht darum, wie
ir auch die Banken und die Institute, die kein Einlagen-
eschäft haben, an der Finanzierung der Krise beteiligen
önnen. Es gibt nämlich eine ganze Reihe von Instituten,
nsbesondere die Landesbanken, die überhaupt kein Ein-
agengeschäft haben. Sie tragen zur Bewältigung der
rise derzeit nichts bei. Deshalb müssen wir – auch das

st eine Lehre aus dieser Krise, und da liegen wir gar
icht so weit auseinander – den SoFFin weiterentwi-
keln. Der SoFFin muss die Basis für die Finanzierung
essen sein, was bislang der Steuerzahler ausgelegt hat.

Das geht aber nicht mit einem Schnellschuss. Da
üssen Sie uns mehr Zeit geben als 100 Tage; denn das

st ein sehr komplexes Thema. Wir müssen auch interna-
ional die richtigen Verabredungen treffen. Insofern ha-
en wir im Bereich der Regulierung sehr viel gemacht
nd sehr viel auf den Weg gebracht.

Ich will noch einen anderen Aspekt ansprechen, et-
as, was uns dieser Tage leider um die Ohren fliegt. Das

st das, was wir mit billigem Geld auf dieser Welt ange-
ichtet haben. Das Beispiel Griechenland zeigt doch, wo-
in die Verschuldungspolitik letztendlich führt: Sie führt
m Ende dazu, dass auch auf staatlicher Ebene Bail-outs
umindest in den Bereich des Möglichen rücken.

Aus meiner Sicht ist die entscheidende Frage: Wie
ommen wir wieder zu stabilem Geld, wie können wir
paren und Geldproduktion wieder in Einklang bringen?






(A) )



(B) )


Frank Schäffler
Die Voraussetzung dafür ist, dass wir zu einer markt-
wirtschaftlichen Geldordnung kommen. Einem Alko-
holiker hilft man auch nicht dadurch, dass man ihm eine
neue Flasche Schnaps hinstellt. Als Antwort auf die
Krise, die wir derzeit erleben, muss es strukturelle Ände-
rungen geben, auch in der Haushaltspolitik beispiels-
weise von Griechenland. Alles andere lassen die euro-
päischen Verträge aus meiner Sicht nicht zu. Deshalb
müssen wir in diesem Haus auch über eine Fortentwick-
lung des europäischen Stabilitäts- und Wachstumspak-
tes diskutieren. Wer hat denn den Stabilitäts- und
Wachstumspakt 2005 aufgeweicht? Das war Hans
Eichel. Aus einer haushaltspolitischen Situation heraus,
die national geprägt war, hat er den Stabilitäts- und
Wachstumspakt aufgeweicht. Das führt am Ende dazu,
dass die Stabilität des Euro aufgeweicht wird. Dafür tra-
gen die Sozialdemokraten die Verantwortung.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Carsten Sieling [SPD]: Das ist doch Unfug! – Nicolette Kressl [SPD]: Herr Schäffler, Sie waren zu lange in der Opposition! In der Opposition sein ist eben schöner!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702203800

Das Wort hat der Kollege Dr. Gerhard Schick für die

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich glaube, es ergibt wenig Sinn und ist eher ein Ablen-
kungsmanöver, wenn immer alle Maßnahmen zu einer
Debatte zusammengefügt werden; dann kann man näm-
lich schön vom einen zum anderen gehen.

Natürlich setzen Sie in Bezug auf die Ratingagentu-
ren ein bisschen, was von der europäischen Ebene
kommt, um. Die Frage ist aber: Was bedeutet der Satz
des Finanzministers, der Finanzsektor soll für diese
Krise zahlen? Steht etwas dahinter, oder steht wieder
einmal nichts dahinter?


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Es steht etwas dahinter!)


Vor der Bundestagswahl wurde plötzlich der Eindruck
erweckt, auch die Union sei für eine Finanzumsatz-
steuer. Sie haben dies nie wirklich betrieben; aber das
war schön, um im Wahlkampf die Empörung der Bevöl-
kerung, dass nichts passiert, abzufedern. Jetzt erklärt der
Bundesfinanzminister, diese Steuer sei tot. Ich befürchte,
dass es Ihrer Sonderabgabe für die Banken nach der
NRW-Wahl genauso ergeht. Jetzt versucht man, der Em-
pörung entgegenzukommen; nach der Wahl wird aber
nichts passieren. Legen Sie einmal ein Konzept auf den
Tisch!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das werden Sie noch erleben, Herr Kollege!)



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(C (D Ich freue mich, wenn ich das erleben sollte; denn es ist ichtig. (Frank Schäffler [FDP]: Sie sind ja noch jung!)


Was Sie bisher gesagt haben, passt aber nicht zusam-
en. Sie sagen: Wenn Maßnahmen ergriffen werden,
üssen sie international vergleichbar sein. Wenn Sie

as, was Obama angekündigt hat, auf Deutschland umle-
en, bedeutet das jährlich nicht mehr als etwa
Milliarde Euro an Einnahmen. Dann sagen Sie: Damit
ollen die Lasten der alten Krise gezahlt werden. Sie
ollen damit auch den Fonds auffüllen, mit dem zukünf-

ig Banken gerettet werden sollen. Wie das rein rechne-
isch zusammenpassen soll, müssen Sie erst einmal er-
lären. Sie fordern zwar hier, dass die Belastungen der
rise von den Banken gezahlt werden sollen, aber das
asst de facto nicht zu dem, was Sie sonst sagen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es gibt aber einen noch viel wichtigeren Punkt. Die
rundlage dafür, dass der Finanzsektor wirklich an den
osten dieser Krise beteiligt wird, ist doch, dass erst ein-
al die Kosten dieser Krise offengelegt werden und

ass so in der deutschen Öffentlichkeit wahrgenommen
erden kann, wer profitiert hat und wem Vorteile ent-

tanden sind. Das heißt, wir müssen erst einmal transpa-
ent machen, was in dieser Krise wirklich passiert ist.

Die Kernforderung an dieser Stelle ist: Legen Sie end-
ich offen, wer von den Rettungsmaßnahmen profitiert
at! Es ist ein Unding, dass der deutsche Steuerzahler
nd die deutsche Steuerzahlerin bis heute nicht wissen,
as bei der Bankenrettung genau passiert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


as ist die Kernaufgabe. Dazu möchte ich von Ihnen
erne etwas sehen. Von jedem Hartz-IV-Empfänger wer-
en die 20 Euro Kindergeld, die zu viel gezahlt worden
ind, zurückgefordert. Da ist man ganz rigoros. Was aber
ut der deutsche Staat, wenn es um Milliarden geht? Al-
es bleibt hinter verschlossenen Türen. Nur über eine
eröffentlichung in den Medien wissen wir, wer von der
ettung der HRE profitiert hat. Ich fordere Sie auf, das
u machen, was teilweise in den USA im Zusammen-
ang mit der AIG passiert ist und was andere Staaten ge-
acht haben: Legen Sie endlich die Konditionen der
ankenrettung offen, damit wir wissen, wie die Kosten
ieser Krise sind und wer von ihr profitiert hat! Dadurch
önnen wir ermessen, ob Ihre geplante Abgabe so ge-
taltet ist, dass die Kosten der Krise wirklich von den
erursachern und Profiteuren getragen werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wichtig ist auch, dass wir jetzt nicht die verschiede-
en Maßnahmen gegeneinander ausspielen. Sie haben
ine Abgabe in der Größenordnung von 1 Milliarde
uro jährlich angedeutet.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Wer deutet das an?)







(A) )



(B) )


Dr. Gerhard Schick
– Rechnen Sie doch einmal um, was eine mit den USA
vergleichbare Abgabe bei uns bringen würde, Herr
Dautzenberg!


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Da müssen Sie sich verrechnet haben!)


Dort sind es 120 Milliarden Dollar. Wenn Sie das auf die
Größe des Finanzsektors umrechnen – Sie argumentie-
ren ja, das müsse im Wettbewerb vergleichbar sein –,
dann kommen Sie wegen des kleineren Finanzsektors in
Deutschland auf eine sehr bescheidene Größenordnung
von – das ist meine Schätzung – 1 Milliarde Euro. Sie
können gerne eine andere Zahl vorlegen, anstatt nur
Luftblasen zu produzieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Machen wir!)


Nennen Sie doch einmal eine zielgerichtete Maß-
nahme, mit der die Lasten dieser Krise getragen und ver-
ursachergerecht zugeordnet werden können! Sie können
die Idee einer Finanzumsatzsteuer, die wir brauchen, um
viele andere globale Aufgaben, zum Beispiel in der Ent-
wicklungshilfe, zu finanzieren, nicht einfach beiseite-
schieben. Sie versuchen, hier etwas zu vermengen, was
nicht zusammengehört und was von den Größenordnun-
gen überhaupt nicht zusammenpasst. Es bleibt bei der
Forderung von Bündnis 90/Die Grünen, die von der Be-
völkerung übrigens in weiten Teilen unterstützt wird:
Wir brauchen eine Besteuerung von Finanzumsätzen. Es
ist niemandem vermittelbar, dass für jedes Brötchen und
für jeden Schrank eine Umsatzsteuer zu zahlen ist, aber
für Derivate nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Jetzt kommt natürlich das altbekannte Argument der
FDP, was durch Wiederholung leider nicht richtiger
wird, dass durch solche Maßnahmen der Kleinanleger
belastet würde. Nun müssen Sie einmal erklären, wie
diese Abgabe auf die Kreditvergabe umgelegt wird und
wie da die Belastungen sind. Ich bin sehr gespannt, ob
Sie uns hierzu etwas vorlegen. Darüber hinaus sollten
Sie uns die Studie, die Sie letztes Mal zitiert haben, ein-
mal zur Kenntnis geben. Zumindest meine Recherchen
haben ergeben, dass es diese Studie gar nicht gibt.


(Dr. Carsten Sieling [SPD]: So ist es!)


Tatsache ist, dass Sie mit dem Verweis auf die Belas-
tungen des Kleinanlegers erreichen wollen, dass die
wirklich großen Profiteure dieser Krise nicht zahlen sol-
len. Das lassen wir Ihnen nicht durchgehen.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702203900

Das Wort hat der Kollege Dr. Hans Michelbach für

die Unionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol egen! Der Finanzmarkt ist in der Globalisierung außer ontrolle geraten. Die Bankenbranche steht vor großen erausforderungen; sie muss sich auf veränderte Situa ionen einstellen. Die Frage dabei ist, welche Vorstöße in die richtige ichtung gehen und langfristig Nutzen stiften und ob icht mancher Ansatz, der hier vorgetragen wird, eher olitischer Agitation dient. Wir wollen dem Wirtchaftsstandort und den Arbeitsplätzen dienen; das ist unächst unsere Aufgabenstellung. ie Hetzreden von Herrn Gysi egen die Finanzindustrie und Ihr Klassenkampf, den ie hier veranstalten, dienen nicht den Arbeitsplätzen in eutschland. Das ist vielmehr ein Anschlag auf die Areitsplätze in Deutschland. Das Verteufeln von Gewinen entspricht nicht der sozialen Marktwirtschaft. (Zuruf von der LINKEN: Das hat er gar nicht gemacht!)

Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1702204000

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Widerspruch bei der LINKEN)


ir müssen uns auf dem Boden, auf den Grundsätzen
er sozialen Marktwirtschaft bewegen und auf nichts an-
erem.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir brauchen natürlich, ganzheitlich betrachtet, ei-
ige Maßnahmen, aber nicht unbedingt Maßnahmen, die
ie Regulierung überziehen, sondern die eine bessere
egulierung bewirken. Wir müssen jetzt folgenden Drei-

atz auf den Weg bringen: eine verbesserte Aufsicht,
ine verbesserte Regulierung und natürlich – das gehört
azu – eine Kostenbeteiligung der Banken.


(Beifall bei der CDU/CSU – Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Wie denn?)


as ist notwendig. Wir müssen ganz klar sagen: Es geht
icht, dass im Finanzsektor Gewinne privatisiert, Ver-
uste sozialisiert und Risiken und Haftung immer weiter
ntkoppelt werden. Das passt in unserer Marktwirtschaft
icht zusammen.


(Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Machen Sie doch mal einen Vorschlag!)


eswegen werden wir in diesem Dreiklang handeln.

Der Bundesfinanzminister hat auf der G-7-Tagung in
anada deutlich gemacht, wohin es gehen kann. Aber es

st festzustellen: Die USA machen bei der Einführung
er Tobin-Steuer nicht mit. Damit ist die Tobin-Steuer
t;


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


as sollten Sie zur Kenntnis nehmen. Da bringt es nichts,
errn Obama sozusagen zu umarmen. Das ist für ihn mit
lick auf seine ernsthaften Vorschläge eher eine Beleidi-
ung. Die Bankenabgabe, die er vorschlägt, ist eine






(A) )



(B) )


Dr. h. c. Hans Michelbach
Maßnahme, die in die richtige Richtung führt und die
wir als Europäer mit ihm umsetzen wollen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dabei geht es natürlich auch darum, wie hoch die sich
daraus ergebende Belastung ist und ob das zu Wettbe-
werbsverzerrungen und zu Problemen am Wirtschafts-
standort und im Hinblick auf die Sicherung von Arbeits-
plätzen führen kann.

Herr Dr. Schick, Sie sind zwar auf der richtigen Linie,
aber Sie rechnen falsch. Die von Ihnen genannte
1 Milliarde Euro jährlich wäre ja wunderbar, Herr
Dr. Schick,


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann legen Sie Ihre Konzepte endlich mal vor!)


aber das Ergebnis der Berechnungen, die auf der Grund-
lage des Obama-Vorschlages durchgeführt wurden, liegt
nicht unter 9 Milliarden Euro. Sie sollten einmal sehen,
welche Größenordnung in Deutschland im Bankenge-
schäft aufgebracht werden muss. Das bedeutet natürlich,
dass man eine ganzheitliche Analyse dahin gehend vor-
nimmt, ob das verkraftbar und zielführend ist und ob das
unseren Unternehmen und der Sicherung der Arbeits-
plätze schadet oder nützt.


(Beifall bei der CDU/CSU – Abg. Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Neben diesem Dreiklang – Aufsicht, Regulierung,
Kostenbeteiligung – geht es um die Wirtschaftsethik
der sozialen Marktwirtschaft. Das Bankgeschäft muss
für unsere Gesellschaft insgesamt wieder verständlicher
und akzeptabel werden. Es benötigt eine neue Vertrau-
ensbasis in der sozialen Marktwirtschaft. Das geht nicht
mit Hetztiraden, sondern nur mit ganz konkreten, soli-
den, verantwortungsbewussten Vorschlägen und Maß-
nahmen und insbesondere mit einer Erklärung zur Erhal-
tung unseres Dreisäulenmodells. Ich wende mich ganz
massiv dagegen, dass hier undifferenziert irgendetwas
reguliert und das Dreisäulenmodell letzten Endes be-
schädigt wird.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702204100

Herr Kollege.


Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1702204200

Das ist ein ganz wesentlicher Punkt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Genossenschaftsbanken und die Sparkassen können
nichts dafür, dass die Finanzmärkte außer Kontrolle ge-
raten sind. Deswegen können wir sie jetzt nicht dafür in
Haftung nehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702204300

Kollege Michelbach, gestatten Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Schick?

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(C (D Selbstverständlich. – Entschuldigen Sie, Frau Präsi entin, dass ich nicht gleich gehört habe. Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1702204400
Herr Kollege, würden Sie noch einmal genau präzi-

ieren, wie Sie auf die 9 Milliarden Euro kommen, und
önnen Sie sagen, dass die Bankenabgabe, die Ihre Re-
ierung vorschlagen wird, in Deutschland ein Aufkom-
en von mindestens 9 Milliarden Euro pro Jahr haben

ollte, und wie hoch beziffern Sie derzeit die Kosten der
rise? Ich frage das, damit man sehen kann, ob dieses
ufkommen bezogen auf die Kosten der Krise einen re-

evanten Anteil hat. Oder messen Sie das vielleicht an
en Vorteilen, die die Banken und Versicherungen durch
ie Rettungsmaßnahmen gehabt haben?


(Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Gute Frage!)



Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1702204500

Herr Kollege Dr. Schick, ich bitte um Verständnis da-

ür, dass wir


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Keine Antwort geben!)


n einer solchen Situation natürlich interne Gespräche
ühren und im Ausschuss Aufklärung betreiben und In-
ormationen zur Verfügung stellen. Wir werden diese in-
ernen Überlegungen und Berechnungen mit Ihnen, der
ie sehr fachkundig sind, im Detail besprechen.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das ist ja die Obama-Berechnung!)


ch kann eine solche Berechnung in meiner Rede jetzt si-
herlich nicht darstellen.


(Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Dazu hat der Referent nichts aufgeschrieben! Er kann nichts dazu sagen!)


ch werde dies mit Ihnen aber fachlich erörtern, und ich
ehe davon aus, dass auch Sie daran interessiert sind,
ass wir hier Maß und Mitte treffen. So habe ich Sie bei
hrer Facharbeit im Ausschuss immer kennengelernt: Sie
ollen Maß und Mitte finden, insbesondere auch im
inblick auf die Zukunftsfähigkeit der deutschen Kredit-
irtschaft. Ich gehe davon aus, dass wir hier dann auch

u Lösungen kommen.

Wichtig ist zunächst einmal, dass wir die Kosten-
bernahme durch die Banken als Grundsatz und eu-
opa- und weltweit als durchsetzungsfähige Grundlage
nerkennen. Meiner Meinung nach müssen wir sehen:
lle anderen Dinge, die hier sonst immer wieder durch
nträge eingebracht werden, sind nur Ausdruck von na-

ionalem Geplänkel. Das können wir uns nicht leisten.
ir brauchen eine internationale Lösung. Diese interna-

ionale Lösung funktioniert nur mit einer Bankenabgabe.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Tolle Antwort!)


Meine Damen und Herren, ich möchte das noch ein-
al sagen: Klar ist, dass eine Bank einen gewissen Preis






(A) )



(B) )


Dr. h. c. Hans Michelbach
zahlen muss, wenn der Staat ihre Risiken übernimmt.
Alles andere wäre dem Staat nicht zuzumuten und außer-
dem natürlich auch eine Wettbewerbsverzerrung. Des-
wegen halte ich es für wichtig, dass wir jetzt Vorberei-
tungen für die hochrangige internationale Konferenz im
Mai in Berlin treffen, zu der der Bundesfinanzminister,
Dr. Wolfgang Schäuble, eingeladen hat. Hier werden wir
natürlich auch ganz konkret Entscheidungen der G 20
vorbereiten müssen. Der G-20-Gipfel ist die richtige
Veranstaltung dafür, Lösungen auf den Weg zu bringen,
durch die der Globalisierung Rechnung getragen wird,
um die Kreditwirtschaft und die Finanzindustrie letzten
Endes für die Zukunft solide aufzustellen und ein klares
Zukunftskonzept für sie zu erhalten.

Wir müssen immer wieder verdeutlichen, dass das
Bankgeschäft im Kern letzten Endes eine der Wirtschaft
dienende Funktion hat. Der Staat rettet die Banken nicht
um ihrer selbst willen, sondern mit Blick auf diese für
die Gesellschaft und ihren Wohlstand wichtige Aufgabe.
Das muss das Maß aller Dinge sein.

Ich darf verdeutlichen, dass wir auch bisher schon die
richtigen Maßnahmen getroffen haben.


(Beifall des Abg. Leo Dautzenberg [CDU/ CSU])


Ich denke dabei an die Stärkung der Finanzmarkt- und
Versicherungsaufsicht, an das Gesetz zur Angemessen-
heit der Vorstandsvergütung und an das Bilanzierungs-
modernisierungsgesetz.

Die Maßnahmenkataloge müssen jetzt weiterentwi-
ckelt werden, aber es ist nicht so, dass wir noch nicht ge-
handelt haben. Wir haben bereits Maßnahmen getroffen,
die insgesamt weiterentwickelt werden müssen. Dies
wird in den nächsten Wochen geschehen. Dabei ist,
glaube ich, wichtig: Nationale Lösungen greifen zu kurz;
internationale Abstimmung ist erforderlich. Deutsche
Alleingänge wird es mit uns nicht geben, weil dies zu
Wettbewerbsverzerrung und Umgehungstatbeständen
durch Verlagerung ins Ausland führt.

Wir wollen, dass der Finanzplatz Deutschland erhal-
ten wird, weil wir diese dienende Funktion für unseren
Wirtschaftsstandort und unsere Arbeitsplätze auch in der
Zukunft benötigen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702204600

Das Wort hat der Kollege Manfred Zöllmer für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Manfred Zöllmer (SPD):
Rede ID: ID1702204700

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Die Finanzmarktjongleure haben uns die
schwerste Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit beschert.
Wir müssen uns noch einmal vor Augen führen, dass im
Spätsommer 2008 das internationale Finanzsystem kurz
vor dem Zusammenbruch stand.

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(C (D Ursache der Krise war die Marktgläubigkeit der eisten Wirtschaftswissenschaftler und die Gier vieler anager in dieser Branche. Geld sollte mit Geld ver ient werden, und zwar mit Wetten. 1980 betrug das eltweite Bruttoinlandsprodukt 10,1 Billionen Dollar, ie globalen Finanzanlagen 12 Billionen Dollar. 2007 etrug das globale BIP 55 Billionen Dollar, die Finanznlagen 197 Billionen Dollar. Daraus geht eines ganz klar hervor: Wir können es iesen Wissenschaftlern und Managern nicht überlassen, iese Krise zu bewältigen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


nsere Aufgabe ist es jetzt, vom Pumpkapitalismus zur
achhaltigen Marktwirtschaft zu kommen. Es muss alles
etan werden, um zu verhindern, dass solch eine Kata-
trophe noch einmal passiert.


(Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Rot-Grün hat das erst ermöglicht!)


Dabei ist es ganz entscheidend, dass die Lasten der
rise fair verteilt werden. Das heißt, wir müssen in be-

onderem Maße die Verursacher dieser Krise zur Kasse
itten, und wir müssen Leitplanken für die Finanzmärkte
inziehen. Denn es ist ein Skandal, dass zwar der Bau je-
er Kleingartenlaube in Deutschland festen Bestimmun-
en unterliegt und klar geregelt ist, die Finanzmärkte
ber unreguliert funktionieren sollen.


(Beifall bei der SPD – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das stimmt doch nicht! Teile sind doch reguliert!)


Inzwischen ist das Finanzmarktsystem stabilisiert,
ber nicht reformiert. Wir müssen fragen, warum das so
st. Frankreichs Präsident Sarkozy hat gerade in Davos
elobt, die Perversion des Finanzkapitalismus auszurot-
en. Ich habe jetzt erfahren, dass die Bundeskanzlerin
uch dort war. Nun gut, gehört haben wir von ihr nichts.


(Joachim Poß [SPD]: Nein, nur von Herrn zu Guttenberg und Herrn Brüderle!)


Ja, so ist es. Das ist eben typisch für diese Bundesre-
ierung.

Was macht diese Bundesregierung? Diese Frage stellt
an sich ja.


(Frank Schäffler [FDP]: Was habt ihr denn elf Jahre gemacht?)


ie redet. Sie findet Vorschläge bedenkenswert. Sie äu-
ert Sympathie für dieses und jenes. Charmante Idee,
örte man. Immer gibt es auch jemanden aus der Regie-
ung, der genau die gegenteilige Meinung äußert. Nichts
st geschehen.


(Beifall bei der SPD – Dr. Martin Neumann [Lausitz] [FDP]: Wer hat denn hier den Finanzminister elf Jahre gestellt?)


Ich will noch einmal deutlich sagen: Ohne unseren Fi-
anzminister hätten wir ein riesiges Problem. Sie leben






(A) )



(B) )


Manfred Zöllmer
doch heute noch von dem, was Peer Steinbrück damals
in die Wege geleitet hat.


(Beifall bei der SPD – Lachen bei der FDP)


Im Koalitionsvertrag finden sich die üblichen Wi-
dersprüche. Unter der Überschrift „Der Weg aus der
Krise“ folgen dann Maßnahmen von der steuerlichen
Klientelbeglückung von Hoteliers bis zu einer Escape-
Klausel, mit der die Unternehmen beglückt werden.
Nach der Kreativwirtschaft auf Seite 53 des Koalitions-
vertrages kommen einige allgemeine Aussagen zu den
Finanzmärkten. Das war es dann.

Genau so ist auch die Politik dieser Bundesregierung:
Reden ja, Handeln nein. Man versteckt sich hinter den
anderen G-20-Ländern; man läuft hinter ihnen her.

Wir Sozialdemokraten haben konkrete Vorschläge
gemacht. Ergebnis war: Diese Vorschläge wurden abge-
lehnt. Es wurde im Übrigen bei der Debatte hier deut-
lich, dass die Koalitionspartner sehr unterschiedliche
Vorstellungen haben, was zu tun und was zu lassen ist.
Es überwiegt die Strategie, Handeln an internationale
Gremien zu delegieren.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das ist überhaupt nicht wahr! Sie haben nicht zugehört!)


Es gibt genügend Vorschläge, was zu tun wäre. Es sind
einige genannt worden, zum Beispiel der Vorschlag, den
Risikopuffer durch eine größere Eigenkapitalunterle-
gung der Banken zu vergrößern und damit die Verant-
wortung der Kapitaleigner zu stärken. Aber Sie dürfen
nicht nur allgemeine, sondern müssen auch konkrete
Vorschläge machen. Sie müssen die Zahl der Eigenge-
schäfte der Banken reduzieren, klare gesetzliche Be-
schränkungen bei Boni und Gehaltszahlungen vorneh-
men und dürfen nicht nur allgemeine Regelungen
erlassen. Über Rettungsfonds haben wir bereits disku-
tiert.

Leider muss man feststellen, dass bei diesen Fragen
der Regulierung der Finanzmärkte und den notwendigen
Maßnahmen zur Beteiligung der Banken an den Kosten
der Krise die Liste der Themen, bei denen die Bundes-
regierung Chaos und Vielstimmigkeit verbreitet, um ei-
nen weiteren Punkt ergänzt wird. Da verkündet der
CSU-Generalsekretär, man sei für eine Spekulations-
steuer. Die Bundesjustizministerin von der FDP plädiert
für verschärfte Haftungsregelungen für Manager und
Banker im Zivilrecht, will aber von der CSU-Forderung
nach Einführung einer Spekulationssteuer nichts wissen.
CSU-Chef Seehofer spricht sich für eine internationale
Transaktionsteuer aus. Die Bundeskanzlerin sagt, das sei
eine charmante Idee.


(Joachim Poß [SPD]: Chaos bei SchwarzGelb!)


Finanzminister Schäuble sagt: Die Tobin-Steuer ist tot.
Der bayerische Finanzminister Fahrenschon sagt, eine
solche Bankenabgabe sei prinzipiell auch in Deutschland
vorstellbar. Die Justizministerin will von diesem Vor-
schlag nichts wissen. Der Kollege Schäffler will von all-
dem nichts wissen; das haben wir inzwischen mehrfach
erlebt. Dann kommt der Finanzminister und verkündet,

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(C (D r wolle nun eine Sonderabgabe für Banken installieren. ehr schön! Dann hören wir hier vom Kollegen autzenberg, dass es doch konkrete Überlegungen zuindest in der CDU-Fraktion gebe. (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: In der CDU/ CSU-Fraktion, bitte schön!)


Von der Bundesregierung ist nur dieser vielstimmige
hor, dieses Chaos zu vernehmen. Wir müssen bereits
ach 100 Tagen dieser Wunschkoalition leider einen
rad an Lähmung und Stillstand konstatieren, wie er in
6 Jahren schwarz-gelber Kohl-Ära festzustellen war,


(Beifall bei der SPD)


nd all das in der größten Krise der Nachkriegszeit.
iese Regierung hat kein Konzept. Diese Regierung hat
eine Strategie. Man wünscht sich, dass diese Bundesre-
ierung nicht nur auf bereits fahrende Züge nach Bedarf
ufspringt, sondern selbst den internationalen Diskus-
ionsprozess mitgestaltet. Hierzu ist leider kein Ansatz
rkennbar.

Obamas Stabschef, Rahm Emanuel, hat einmal ge-
agt: „Regel Nummer eins: Verschwende nie eine Krise;
ie gibt uns Gelegenheit, große Dinge zu tun.“ Ich muss
eststellen: Diese Bundesregierung ist dabei, die Krise
u verschwenden.


(Beifall bei der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702204800

Das Wort hat der Kollege Björn Sänger für die FDP-

raktion.


(Beifall bei der FDP)



Björn Sänger (FDP):
Rede ID: ID1702204900

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Die Banken sollen für die Krise zahlen. Wer
ürde das nicht unterschreiben? Ich denke, in diesem
aus dürfte das jeder tun. Der Antrag der Linken ist vom
rinzip her richtig. Er geht in die richtige Richtung.
mso wichtiger ist, dass man mit Sorgfalt an dieses
hema herangeht und nicht schon nach 100 Tagen ein
omplett ausgereiftes Konzept erwartet. Ich weiß nicht,
b diese murmeltiertagähnlichen, ständigen Wiederho-
ungen des immer Gleichen im Wochenrhythmus der
lenarsitzungen hilfreich sind. Der vorliegende andert-
alb DIN-A4-Seiten umfassende, relativ schnell herun-
ergeschriebene Antrag sollte – der Kollege Dautzenberg
at schon darauf hingewiesen – eigentlich, wenn man
hrlich ist, nur dem Ziel dienen, dem Kollegen Gysi ei-
en Auftritt zu verschaffen.


(Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Der Auftritt war aber gut!)


r sei Ihnen gegönnt. Der Antrag orientiert sich aber
icht an der Sache und ist schlussendlich nicht sinnvoll.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Bei der Frage nach dem Verursacher der Krise kann
an darüber nachdenken, ob das die Banken in Deutsch-






(A) )



(B) )


Björn Sänger
land waren oder ob der Verursacher nicht vielmehr im
Ausland zu suchen ist. Die Diskussion führt uns an die-
ser Stelle nicht weiter; die Argumente sind ausgetauscht.

Das Problem ist auch: Was sind überhaupt die Kosten
der Krise? Auch da sind Sie sehr vage. Das kann man
zum heutigen Zeitpunkt auch noch nicht feststellen, weil
ein großer Teil in Form von Bürgschaften hinterlegt ist,
bei denen wir noch gar nicht wissen, ob sie überhaupt
zum Einsatz kommen. Wir hoffen natürlich, dass das
nicht der Fall sein wird. Sie listen etwa 400 Milliarden
Euro auf. Ob das die Summe ist, die am Ende gezahlt
werden muss, ist fraglich.

Man könnte natürlich auch noch darüber nachdenken
– auch das muss man an dieser Stelle einmal sagen –, ob
man nicht vielleicht die 5 Prozent Rückgang des Brutto-
inlandsprodukts als Kosten der Krise ansieht, wobei ich
sagen würde, dass das möglicherweise etwas zu weit
geht.

Ihre Antwort ist eine Art Banken-Bashing. Auch das
führt uns an dieser Stelle nicht weiter.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702205000

Kollege Sänger, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Schick?


Björn Sänger (FDP):
Rede ID: ID1702205100

Bitte.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Kollege, während unserer Arbeit im Untersu-
chungsausschuss zur Hypo Real Estate war es auch die
Position der FDP, dass wir eine größere Transparenz in
Bezug auf die Art der Bankenrettung, auf die Konditio-
nen und darauf, wer von dem Ganzen profitiert, brau-
chen. Sie haben gerade gesagt, wir könnten die Kosten
der Krise noch nicht richtig einschätzen. Ist es die Posi-
tion Ihrer Fraktion, dass die Bürgerinnen und Bürger ei-
nen Anspruch darauf haben, die Konditionen der Ban-
kenrettung zu erfahren und durch eine Auflistung
nachvollziehen zu können, wer von den einzelnen Maß-
nahmen in welcher Höhe profitiert, oder ist das nicht die
Position Ihrer Fraktion?


Björn Sänger (FDP):
Rede ID: ID1702205200

Ich denke schon, dass es sinnvoll ist, am Ende des Ta-

ges einen Strich zu ziehen,


(Dr. Carsten Sieling [SPD]: Heute schon?)


um zu sehen, welche Mittel wohin geflossen sind. Das
Problem ist nur: Das sehe ich in dem Antrag, um den es
hier geht, schlichtweg nicht. Da werden nur vage Sum-
men genannt. Wir wissen ja auch zum heutigen Zeit-
punkt – ich kann mich da nur wiederholen – noch gar
nicht, welche Mittel schlussendlich zum Einsatz kom-
men. Am Ende des Tages müssen wir – da gebe ich Ih-
nen recht – einen Strich ziehen und schauen, welche
Steuermittel wohin geflossen sind.

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(C (D (Beifall bei der FDP – Dr. Carsten Sieling [SPD]: Wann ist für die FDP „Ende des Tages“?)


Der nächste Punkt, der hier seitens der Linken und in-
eressanterweise auch von der Sozialdemokratischen
artei angesprochen wurde, waren die Gewinne. Diese
urden gegeißelt.


(Joachim Poß [SPD]: Reden Sie doch nicht so einen Stuss!)


ber Gewinne sind gerade im Bankenbereich in einer
ozialen Marktwirtschaft notwendig, wenn es darum
eht, das Eigenkapital zu stärken. Ich kann die Banken-
ranche an dieser Stelle nur sehr herzlich auffordern,
iese Gewinne tatsächlich dem Eigenkapital zuzuführen;
enn sonst geraten wir möglicherweise in eine Kredit-
lemme.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


er Gewinne in einer sozialen Marktwirtschaft in dieser
rt und Weise geißelt, hat ein gestörtes Verhältnis zur

ozialen Marktwirtschaft.


(Beifall bei der FDP – Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Sie verstehen die soziale Marktwirtschaft nicht!)


ch finde es außerordentlich interessant, dass die Sozial-
emokratische Partei in diesen Chor einstimmt.


(Zurufe von der SPD)


Die Lösung der Probleme soll eine Abgabe sein. Ich
age Ihnen: Diese Abgabe ist sicherlich nicht links-
xtrem, Herr Kollege Gysi, aber sie ist an dieser Stelle
omplett untauglich, weil sie die Risiken der unter-
chiedlichen Institute nicht in vernünftiger Art und
eise berücksichtigt. Wir brauchen ein Mehr an Regu-

ierung und eine verbesserte Aufsicht. Wir müssen uns
ie Ratingagenturen ansehen und dahin kommen, eine
rt Versicherungssystem – so nenne ich es einmal – für
ie Branche einzuführen, das passgenau arbeitet und die
ranche angemessen an den Kosten dieser Krise betei-

igt.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Wie denn? Machen Sie doch mal einen Vorschlag!)


Zusammenfassend will ich sagen: Der Antrag, den
ie hier vorgelegt haben, ist nichts anderes als unausge-
orener Populismus; dieser kann keine Zustimmung fin-
en.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702205300

Das Wort hat der Kollege Ralph Brinkhaus für die

nionsfraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Ralph Brinkhaus (CDU):
Rede ID: ID1702205400

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Meine Damen und

Herren! Ich möchte die heutige Debatte dazu nutzen, um
auf einen Aspekt hinzuweisen, der in der bisherigen Dis-
kussion meines Erachtens viel zu kurz gekommen ist. Ihr
Antrag auf Einführung einer Sonderabgabe für Banken
ist dafür ein guter Aufhänger. Denn diese Sonderabgabe
ist von mehreren Seiten mit unterschiedlichen Zielset-
zungen vorgeschlagen worden: zur Finanzierung der
Kosten der Krise, zur Finanzierung einer Einlagensiche-
rung, zur Lenkung von erwünschtem und unerwünsch-
tem Verhalten. Jeder Vorschlag ist isoliert gesehen erwä-
genswert. Aber die Zielsetzungen widersprechen sich
zum Teil und lassen andere wichtige Felder offen, zum
Beispiel die Frage nach Regulierung der Derivate-
märkte, nach der Rolle der Ratingagenturen oder nach
der Organisation der Finanzaufsicht.


(Beifall des Abg. Leo Dautzenberg [CDU/ CSU])


Damit wird auch das Problem der gegenwärtigen Dis-
kussion deutlich. Viele Ideen – oder besser: viele Instru-
mente – machen leider noch kein Orchester. Ich möchte
deswegen dafür werben, dass wir uns in Zukunft mehr
darauf konzentrieren, aus den vielen Einzelvorschlägen
ein geschlossenes System zu entwickeln, und weniger
darauf, immer neue Ideen ins Spiel zu bringen.


(Joachim Poß [SPD]: Darum haben wir gebeten! – Dr. Carsten Sieling [SPD]: Das ist die Aufgabe der Regierung!)


Ich glaube, wir haben hinsichtlich der Grundstruktur
dieses Systems, das wir uns wünschen, bereits einen sehr
großen gemeinsamen Nenner.

Erstens. Wir wollen einen Mechanismus zur Früh-
erkennung von Systemrisiken. Es soll uns nie wieder
passieren, dass wir Risiken wie die des amerikanischen
Immobilienmarkts nicht richtig einschätzen und nicht
richtig gewichten. Ich denke, wir sind uns einig, dass die
europäische Systemaufsicht dafür ein guter Anfang ist –
ich betone: Anfang.

Zweitens. Wir wollen verhindern, dass einzelne Fi-
nanzinstitute Risiken eingehen, die das gesamte System
gefährden können. Wir sind uns einig, dass wir dafür
mehr Transparenz schaffen müssen.


(Beifall der Abg. Leo Dautzenberg [CDU/ CSU] und Joachim Poß [SPD])


Wir müssen wissen und verstehen, was in den Büchern
der einzelnen Banken steht. Die Vorschläge zur Regulie-
rung des Derivatemarktes, aber auch zur Standardisie-
rung der Verbriefung sind gut und richtig dafür.


(Beifall der Abg. Leo Dautzenberg [CDU/ CSU] und Joachim Poß [SPD])


Wir sind uns auch einig, dass wir eine engere Verbin-
dung zwischen Haftung und Risiko herstellen wollen.
Viele Vorschläge im Hinblick auf eine bessere Eigen-
kapitalausstattung gehen in diese Richtung. Wir disku-
tieren darüber, ob wir durch Lenkungssteuern risiko-

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(C (D däquates Verhalten von Finanzinstituten beeinflussen önnen. in Vorschlag dazu ist die Transaktionsteuer, die gegenärtig auf G-20-Ebene geprüft wird. Kollege Brinkhaus, gestatten Sie eine Zwischenfrage es Kollegen Schlecht? Ja, gerne. Ich habe in diesem Zusammenhang eine kurze Frage; enn Sie reflektieren verschiedene Maßnahmen, die man rgreifen könnte. Wie bewerten Sie es, dass seit ungefähr iner Woche wieder Leerverkäufe in Deutschland zugeassen sind und dass damit die Zockerei im Kasino deutichen Auftrieb bekommen hat? Es ist quasi ein weiterer alon eröffnet worden. Das müsste doch komplett kon rär zu Ihren Vorstellungen liegen. Vielen Dank für die Frage. Wir werden die Leerver äufe natürlich prüfen und bei diesem System berückichtigen. Ich glaube allerdings, dass es der Diskussion icht zuträglich ist, Herr Kollege, wenn wir mit Begrifen wie Kasinokapitalismus oder ähnlichen Begriffen arumentieren. Ich sage Ihnen, wie die Reaktion eines wölfjährigen aus meinem Wahlkreis auf die letzte Deatte war, die wir hier in diesem Haus geführt haben. Er at sich gefragt: Warum machen die das überhaupt? Es eht doch nur darum, den anderen Parteien eins auszuischen und sich gegenseitig zu beschimpfen. An Lö ungen ist keiner interessiert. – Das macht mich traurig, nd das wird eigentlich dem, was in diesem Hause gechieht, nicht gerecht. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Zurufe von der LINKEN: Oh! – Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Sehr schwache Antwort!)


(Beifall des Abg. Joachim Poß [SPD])


(Beifall des Abg. Joachim Poß [SPD])

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702205500
Ralph Brinkhaus (CDU):
Rede ID: ID1702205600
Michael Schlecht (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702205700
Ralph Brinkhaus (CDU):
Rede ID: ID1702205800

Wir wissen, dass die internen Anreizsysteme von Fi-
anzinstituten nicht immer risikogerecht ausgelegt sind,
nd deswegen besteht Konsens über weiteren Rege-
ungsbedarf hinsichtlich der Vergütungsstrukturen.

Wir wissen aber auch, dass selbst die besten Kontroll-
nd Regulierungsmechanismen Krisen nicht verhindern
önnen. Deswegen ist es wichtig, dass wir, drittens,
echanismen zum Krisenmanagement und zur Krisen-

inanzierung erarbeiten. Wir sind uns darüber einig, dass
n diesem Zusammenhang besonders das Insolvenz- und
bwicklungsrecht für Banken wichtig ist. Wir wollen

eistungsfähige Fonds aufbauen, die zumindest einen
eil der potenziellen Krisenkosten abdecken. Es spricht
iel dafür, dies durch eine Sonderabgabe für Banken zu
rganisieren.






(A) )



(B) )


Ralph Brinkhaus
Insofern besteht a) hinsichtlich vieler Einzelmaßnah-
men fraktionsübergreifend durchaus Einigkeit – es sollte
doch einmal betont werden, dass die Differenzen in der
Sache im Grunde genommen gar nicht so groß sind –,
und können wir b) feststellen, dass an der Umsetzung
von vielen Maßnahmen bereits gearbeitet wird. Allein
auf EU-Ebene wird momentan an 20 Maßnahmen-
paketen gearbeitet, die wir im Rahmen unserer täglichen
Arbeit im Finanzausschuss vorgelegt bekommen. Darum
ist jetzt die Zeit, die einzelnen Maßnahmen nicht isoliert
stehen zu lassen, sondern aufeinander abzustimmen und
miteinander zu verknüpfen.

Ich möchte dies an einem Beispiel erläutern. Wenn im
Rahmen der Risikofrüherkennung auf Systemebene fest-
gestellt wird, dass die Rohstoffmärkte spekulativ über-
hitzt sind, dann muss sichergestellt werden, dass dies auf
der Ebene der systemrelevanten Banken zu Verhal-
tensänderungen führt, zum Beispiel durch verschärfte
Eigenkapitalunterlegungen bei Rohstoffgeschäften. Dazu
brauchen wir Automatismen. Wie wichtig diese Auto-
matismen sind, sehen wir momentan am Beispiel von
Griechenland. Das Problem ist erkannt. Eigentlich
müsste jetzt eine vordefinierte Reaktion erfolgen. Die
EU hat keine Reaktion vordefiniert, und deswegen müs-
sen wir nun mühsam überlegen, was zu tun ist.

Ich fasse zusammen: Wir kennen die wesentlichen
Elemente eines neuen Systems, nämlich erstens die früh-
zeitige Überwachung von Systemrisiken, zweitens einen
stringenten Regulierungsrahmen für einzelne Finanz-
institute und drittens standardisierte Verfahren zum Kri-
senmanagement.

Wir wollen darüber hinaus die Banken an den Kosten
der Krisenbewältigung beteiligen. Ich glaube, es ist auch
Konsens in diesem Haus, die Banken an den Kosten des
Krisenmanagements zu beteiligen; von der FDP bis zu
den Linken. Über viele Einzelmaßnahmen lässt sich
fraktionsübergreifend ein Konsens erzielen. Vielleicht
sollten wir damit anfangen.

Jetzt aber geht es um eine Aufgabe, die ich auch
durch die Vorschläge der Opposition nicht gelöst gefun-
den habe. Jetzt geht es darum, aus den vielen Einzelmaß-
nahmen ein abgestimmtes vernetztes Gesamtsystem zu
modellieren. Dazu ist die von der Bundesregierung ein-
berufene Finanzkonferenz eine gute Gelegenheit. Herr
Staatssekretär Koschyk, ich habe es beim letzten Mal
schon gesagt: Wir hegen diesbezüglich sehr hohe Erwar-
tungen an den nächsten G-20-Gipfel in Kanada. Wir he-
gen deshalb sehr hohe Erwartungen, weil die Wirkung
aller Mechanismen umso höher ist, je mehr Staaten mit-
machen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich sage auch ganz ausdrücklich: Wenn uns auf der
G-20-Ebene keine Einigung gelingt, dann müssen wir
versuchen, einen europäisch-amerikanischen Weg zu
finden. Wenn auch das scheitert, dann müssen wir eine
europäische Lösung organisieren. Wenn wir das nicht
hinbekommen, dann müssen wir über isolierte nationale
Maßnahmen nachdenken.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


um gegenwärtigen Zeitpunkt halte ich es aber nicht für
ielführend, isoliert nationale Maßnahmen zu organisie-
en.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Gestatten Sie mir, meine Damen und Herren, zum
chluss noch die Wiederholung einer Bemerkung aus
er letzten Debatte vor zwei Wochen. Sie ist sozusagen
ein Mantra in dieser Diskussion. Wir als Politik stoßen
it allen Aufsichts- und Regulierungsmaßnahmen an
renzen, wenn sie nicht mit einer neuen Kultur der
erantwortung in den Banken einhergehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Das ist die gleiche Feststellung, wie ich sie vor zwei
ochen gemacht habe. Diese ist noch viel zu wenig er-

ichtlich. Es wäre vielleicht ein erstes gutes Signal, wenn
on Bankenseite ein ernsthafter Vorschlag dahin gehend
ommen würde, wie man sich an den Kosten der Finanz-
rise beteiligen will.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP – Joachim Poß [SPD]: Fragen Sie Herrn Schäffler!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702205900

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage auf
rucksache 17/471 an die in der Tagesordnung aufge-

ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
erstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
o beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 8 a und 8 b sowie
ie Zusatzpunkte 4 a und 4 b auf:

8 a) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Anton Hofreiter, Winfried Hermann,
Alexander Bonde, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Umstellung der Finanzierung von Neu- und
Ausbauprojekten in Bundesschienenwege

– Drucksache 17/543 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Haushaltsausschuss

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Anton Hofreiter, Winfried Hermann, Fritz
Kuhn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Eisenbahnsicherheit verbessern

– Drucksache 17/544 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Tourismus






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Petra Pau
ZP 4 a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Uwe
Beckmeyer, Sören Bartol, Martin Burkert, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Gewährleistung der Sicherheit im Schienen-
verkehr muss Priorität haben

– Drucksache 17/655 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Tourismus

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Uwe
Kekeritz, Ute Koczy, Thilo Hoppe, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN

Beschlagnahmung von Generika in Europa
stoppen – Versorgung von Entwicklungslän-
dern mit Generika sichern

– Drucksache 17/448 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (f)

Auswärtiger Ausschuss
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

Es handelt sich um Überweisungen im vereinfach-
ten Verfahren ohne Debatte.

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlagen an
die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse zu
überweisen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
Fall. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die folgenden Ta-
gesordnungspunkte verlangen uns erfahrungsgemäß eine
gewisse Konzentration ab. Ich bitte also diejenigen, die
nicht daran teilhaben können, den anderen zu ermögli-
chen, jetzt dem Aufruf der Tagesordnungspunkte und
den Abstimmungen zu folgen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 9 a bis 9 l sowie
die Zusatzpunkte 5 a und 5 b auf. Es handelt sich um die
Beschlussfassung zu Vorlagen, zu denen keine Aus-
sprache vorgesehen ist.

Tagesordnungspunkt 9 a:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Wirtschaft und Tech-
nologie (9. Ausschuss) zu der Verordnung der
Bundesregierung

Siebenundachtzigste Verordnung zur Ände-
rung der Außenwirtschaftsverordnung

– Drucksachen 17/42, 17/85 Nr. 2.1, 17/489 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Rolf Hempelmann

Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfeh-
lung auf Drucksache 17/489, die Aufhebung der Verord-

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(C (D ung auf Drucksache 17/42 nicht zu verlangen. Wer timmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt agegen? – Wer enthält sich? – Die Beschlussempfehung ist einstimmig angenommen. Wir kommen zu den Beschlussempfehlungen des Peitionsausschusses. Tagesordnungspunkt 9 b: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 20 zu Petitionen – Drucksache 17/553 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer entält sich? – Die Sammelübersicht 20 ist einstimmig anenommen. Tagesordnungspunkt 9 c: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 21 zu Petitionen – Drucksache 17/554 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer entält sich? – Die Sammelübersicht 21 ist ebenfalls eintimmig angenommen. Tagesordnungspunkt 9 d: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 22 zu Petitionen – Drucksache 17/555 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer entält sich? – Die Sammelübersicht 22 ist mit den Stimen der Unionsfraktion, der SPD-Fraktion und der FDPraktion gegen die Stimmen der Fraktion Die Linke bei nthaltung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen angeommen. Tagesordnungspunkt 9 e: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 23 zu Petitionen – Drucksache 17/556 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer entält sich? – Die Sammelübersicht 23 ist mit den Stimen der Unionsfraktion, der SPD-Fraktion, der FDPraktion und der Fraktion Die Linke gegen die Stimmen er Fraktion Bündnis 90/Die Grünen angenommen. Tagesordnungspunkt 9 f: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 24 zu Petitionen – Drucksache 17/557 – Vizepräsidentin Petra Pau Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Die Sammelübersicht 24 ist mit den Stimmen der Unionsfraktion, der SPD-Fraktion, der FDPFraktion, der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen gegen die Stimmen der Fraktion Die Linke angenommen. Tagesordnungspunkt 9 g: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 25 zu Petitionen – Drucksache 17/558 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Die Sammelübersicht 25 ist mit den Stimmen der Unionsfraktion, der SPD-Fraktion, der FDPFraktion, der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen bei Enthaltung der Fraktion Die Linke angenommen. Tagesordnungspunkt 9 h: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 26 zu Petitionen – Drucksache 17/559 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Die Sammelübersicht 26 ist mit den Stimmen der Unionsfraktion, der SPD-Fraktion, der FDPFraktion gegen die Stimmen der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen bei Enthaltung der Fraktion Die Linke angenommen. Tagesordnungspunkt 9 i: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 27 zu Petitionen – Drucksache 17/560 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Die Sammelübersicht 27 ist mit den Stimmen der Unionsfraktion, der SPD-Fraktion, der FDPFraktion gegen die Stimmen der Fraktion Die Linke und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen angenommen. Tagesordnungspunkt 9 j: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 28 zu Petitionen – Drucksache 17/561 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Die Sammelübersicht 28 ist mit den Stimmen der Unionsfraktion, der FDP-Fraktion und der Fraktion Die Linke gegen die Stimmen der SPD-Fraktion und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen angenommen. h m S m h m S d t d W s g g (C (D Tagesordnungspunkt 9 k: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 29 zu Petitionen – Drucksache 17/562 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer entält sich? – Die Sammelübersicht 29 ist mit den Stimen der Unionsfraktion und der FDP-Fraktion gegen die timmen der übrigen Fraktionen des Hauses angenomen. Tagesordnungspunkt 9 l: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 30 zu Petitionen – Drucksache 17/563 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer entält sich? – Die Sammelübersicht 30 ist mit den Stimen der Unionsfraktion und der FDP-Fraktion gegen die timmen der SPD-Fraktion, der Fraktion Die Linke und er Fraktion Bündnis 90/Die Grünen angenommen. Wir kommen zum Zusatzpunkt 5 a: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Rechtsausschusses der Unterrichtung durch die Bundesregierung Grünbuch Erlangung verwertbarer Beweise in Strafsachen aus einem anderen Mitgliedstaat – Drucksachen 17/504 Nr. A 15, 17/660 – Berichterstattung: Abgeordnete Siegfried Kauder (VillingenSchwenningen)





(A) )


(B) )

Dr. Eva Högl
Jörg van Essen
Wolfgang Nešković
Jerzy Montag

Der Ausschuss empfiehlt, in Kenntnis der Unterrich-
ung eine Entschließung anzunehmen. Wer stimmt für
iese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? –
er enthält sich? – Die Beschlussempfehlung ist ein-

timmig angenommen.

Zusatzpunkt 5 b:

Beratung des Antrags der Bundesregierung

Ausnahme von dem Verbot der Zugehörigkeit
zu einem Aufsichtsrat für Mitglieder der Bun-
desregierung

– Drucksache 17/600 –

Wer stimmt für diesen Antrag? – Wer stimmt dage-
en? – Wer enthält sich? – Der Antrag ist einstimmig an-
enommen.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Petra Pau
Ich rufe jetzt den Zusatzpunkt 3 auf:

Aktuelle Stunde
auf Verlangen der Fraktionen SPD und BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Rettungsschirm für die Kommunen vor dem
Hintergrund von Haushaltslage und schwarz-
gelben Steuersenkungsplänen

Ich eröffne die Aussprache.

Das Wort hat der Kollege Dr. Frank-Walter
Steinmeier für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Frank-Walter Steinmeier (SPD):
Rede ID: ID1702206000

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Die Lage der Kommunen ist dramatisch. Dra-
matischer könnte sie nicht sein. Letztes Jahr fehlten
4,5 Milliarden Euro in den Kassen von Städten und Ge-
meinden. In diesem Jahr werden es bereits 12 Milliarden
Euro sein.

Ich habe mich am vergangenen Freitag mit 140 Bür-
germeistern, Oberbürgermeistern und Landräten getrof-
fen. Das Fazit unserer Gespräche war relativ eindeutig:
Wenn das so weitergeht und keine Abhilfe kommt, dann
werden die Pfeiler, die die Qualität des Zusammenlebens
von 82 Millionen Menschen in Deutschland ausmachen,
in den Städten und Gemeinden zusammenstürzen. Ich
will Ihnen nur ein Beispiel nennen: Wuppertal, eine
Gemeinde im Bergischen Land, bereitet gerade ein
Haushaltssicherungskonzept vor, um das Schlimmste ab-
zuwenden. Darin steht, dass fünf städtische Schwimm-
bäder geschlossen werden sollen, dass das Schauspiel-
haus geschlossen werden soll, Zuschüsse für Sozial- und
Jugendarbeit gekürzt werden sollen, höhere Beiträge für
Kitas und Ganztagsschulen erhoben werden sollen. Sie
wissen es genau, meine Damen und Herren – Wuppertal
ist da kein Einzelfall –, in manchen Städten und Gemein-
den gehen im Augenblick buchstäblich die Lichter aus.
Die Laternen bleiben dunkel, weil das Geld für die
Stromrechnungen ganz offenbar fehlt.

Natürlich ist daran auch die Wirtschafts- und Finanz-
krise schuld, was denn sonst.


(Zuruf von der CDU/CSU: Na klar!)


Die Steuereinnahmen sind letztes Jahr um 10 Prozent zu-
rückgegangen, die Gewerbesteuer um 18 Prozent. Ich
darf aber daran erinnern: Wir haben geholfen, damit
frühzeitig gegengesteuert werden konnte, unter anderem
auch mit dem Konjunkturpaket, in dem viele Vorschlä-
gen von uns aufgenommen wurden, die dazu beitrugen,
dass die Fähigkeit der Kommunen zu Investitionen er-
halten blieb.


(Christian Lindner [FDP]: Zusatzinvestitionen!)


Das lindert, hilft aber nicht gegen alle Folgen dieser
Krise, vor allen Dingen, wenn die Arbeitslosigkeit wei-
ter steigt. Daraus ergäbe sich nämlich zwangsläufig, dass
die Sozialausgaben der Kommunen weiter stiegen.

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(C (D Die größte Bedrohung aber, meine Damen und Heren – das muss auch an einem solchen Tag gesagt weren –, für die kommunalen Finanzen sitzt auf der rechten eite dieses Hauses, nämlich die schwarz-gelbe Bundesegierung. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)


as, was Sie Wachstumsbeschleunigungsgesetz nennen
klientelpolitisches Gesellenstück sagen wir –, wird die
ommunen jedes Jahr allein 1,6 Milliarden Euro kosten.
enn man das, was Sie für das laufende Jahr angekün-

igt haben, noch hinzunimmt, dann kommt man zu dem
chluss, dass das nur ein böser Vorgeschmack ist.

Frau Merkel und Herr Westerwelle bemühen sich ja
edes Wochenende auf Krisengipfeln, noch einmal die
egnungen der bürgerlichen Koalition der Mitte hervor-
uheben.


(Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Sie sagen dazu: „Sehr gut!“ Ich entgegne Ihnen: Wer
ine bürgerliche Politik der Mitte machen will, der muss
uch Verantwortung für die 82 Millionen Menschen in
en Städten und Gemeinden tragen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Wir tun das!)


er das will, der darf keine Politik machen, bei der am
nde alle, vom Kleinkind bis zum Rentner, die Kosten
afür tragen, dass Sie für ein paar Leute, von denen Sie
lauben, dass sie Sie gewählt haben, einige Kunststücke
ollbringen.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Herr Steinmeier, das ist aber schwach!)


enn Sie glauben, dass das eine bürgerliche Regierung
usmacht, dann kann ich Ihnen nur entgegenhalten, dass
ich die Bürgerinnen und Bürger das anders vorgestellt
aben.


(Beifall bei der SPD)


Wir brauchen in dieser Situation, die wirklich ernst
st, um jetzt zu unserem Vorschlag zu kommen, einen
ettungsschirm für die Kommunen. Deshalb fordern
ir, dass die Einnahmeausfälle, die den Städten und Ge-
einden durch das Wachstumsbeschleunigungsgesetz

ntstehen, ausgeglichen werden. Es ist doch ein Unding,
ass Sie auf der einen Seite sagen: „Die Hotels können
ndlich wieder investieren“ – da wird dann also reno-
iert, und bei den Mövenpick-Hotels entsteht der eine
der andere neue Swimmingpool –, aber auf der anderen
eite städtische Schwimmbäder geschlossen werden.
as kann doch keine sinnvolle Politik sein.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: So ein Schwätzer!)


Wenn wir uns darin einig sind, dass wir die Krise
och nicht überwunden haben und dass die Arbeitslosig-
eit und damit die Kosten auf kommunaler Ebene weiter






(A) )



(B) )


Dr. Frank-Walter Steinmeier
steigen, dann können wir das nicht einfach laufen lassen,
sondern müssen etwas dagegen tun. Wir sagen zweitens:
Es ist richtig, den Städten und Gemeinden zwei Jahre
lang bei den Kosten der Unterkunft zu helfen und bun-
desseitig drei Prozentpunkte mehr zu übernehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Ingbert Liebing [CDU/CSU]: Ihr wolltet auf Null herunterfahren!)


Drittens sagen wir Ihnen: Sie müssen auf die ange-
kündigte schwarz-gelbe Einkommensteuerreform ver-
zichten. Warum? Weil das noch einmal 4 Milliarden
Euro Miese in den kommunalen Kassen bedeuten würde.
Das kann und will sich keiner leisten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der FDP)


– Krakeelen Sie nicht herum!

Unsere schlichte Aufforderung – das wird in Deutsch-
land gehört werden, auch von Ihren Bürgermeistern –
lautet: Treiben Sie mit Ihrer Politik die Städte und Ge-
meinden nicht weiter in den Ruin!


(Beifall des Abg. Joachim Poß [SPD])


Lassen Sie die Finger weg von dem alten Traum, den vor
allen Dingen Sie von der FDP hatten, nämlich der Besei-
tigung der kommunalen Gewerbesteuer.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Christian Lindner [FDP]: Ah!)


Sonst wird am Ende die kommunale Selbstverwaltung
nicht einmal mehr für Sonntagsreden taugen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Nur heiße Luft!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702206100

Das Wort hat die Kollegin Antje Tillmann für die

Unionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Antje Tillmann (CDU):
Rede ID: ID1702206200

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol-

legen! Ich bin froh, dass der Titel dieser Aktuellen
Stunde verändert worden ist. Das gibt mir Gelegenheit,
die Steuervorstellungen der CDU/CSU-Fraktion in die-
ser Koalition darzustellen. Im Gegensatz zu Ihnen, Herr
Kollege Steinmeier, haben wir nicht vergessen, dass wir
auch schon vor dem September in der Regierungsverant-
wortung waren. Wir sind sogar stolz darauf.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Weil wir in der Regierungsverantwortung standen,
hatten wir Gelegenheit, das Jahr 2010 zu einem Jahr der
großen steuerlichen Erleichterungen, der Steuersenkun-
gen schlechthin zu machen. Ich will einen kurzen Über-

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(C (D lick geben, weil so etwas ja schnell wieder vergessen ird. Im Jahre 2010 werden wir die Bürgerinnen und Bürer über das Bürgerentlastungsgesetz um 10 Milliarden uro bei der Einkommensteuer entlasten. (Beifall des Abg. Leo Dautzenberg [CDU/ CSU])


ls Teil des Konjunkturpakets haben wir über die Tarif-
erschiebung und über den Grundfreibetrag Bürgerinnen
nd Bürger um 4 Milliarden Euro in 2010 entlastet. Das
achstumsbeschleunigungsgesetz, das Sie leider immer

uf Hotelbegünstigungen reduzieren, hat Familien um
eitere 4,6 Milliarden Euro entlastet.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Um insgesamt 18 Milliarden Euro entlasten wir also
m Jahr 2010 die Bürgerinnen und Bürger, insbesondere
amilien, die auch in Kommunen leben, Herr
teinmeier. Dieses Geld geben wir den Bürgern zurück.
o viel zu den Steuerplänen. Wir sind mittendrin im
teuersenkungsprogramm.


(Zuruf von der SPD: Das ist der Fehler!)


as sollte nicht vergessen werden.

Wir werden damit fortfahren. Interessanterweise war
s mit Ihnen von der SPD als Koalitionspartner nicht
öglich, den Facharbeiter und die Krankenschwester im
inblick auf die kalte Progression zu entlasten.


(Joachim Poß [SPD]: Stimmt doch nicht!)


ir haben eine Entlastung in einem kleinen Bereich und
ei der Unternehmensteuer hinbekommen. Aber der
acharbeiter und der kleine Handwerker, die ganz we-
entlich diese Gesellschaft mit ihren Steuern mittragen,
ind nicht entlastet worden.


(Joachim Poß [SPD]: Das ist wirklich dummes Zeug!)


as werden wir in dieser Legislaturperiode nachholen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ir werden die kalte Progression vermindern und den
ittelstandsbauch abflachen.


(Joachim Poß [SPD]: Und die Finanzierung haben Sie auch, nicht wahr?)


Finanzierung ist ein gutes Stichwort. Eine Sache – das
ill ich anerkennend sagen – haben wir gut hinbekom-
en: Wir haben in der letzten Legislaturperiode die
chuldenbremse gemeinsam in der Verfassung veran-
ert. Ich will nicht verhehlen, dass aufgrund der Zustim-
ungssituation im Zusammenhang mit der Schulden-

remse die CDU/CSU in dieser neuen Koalition in einer
anz besonderen Verantwortung steht und dafür sorgen
uss, dass diese Schuldenbremse greift und die damit

erbundenen Maßnahmen eingehalten werden.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha! – Joachim Poß [SPD]: Viel Vergnügen!)







(A) )



(B) )


Antje Tillmann
Ich bin froh, dass der Finanzminister und der Staatsse-
kretär Koschyk bei den Haushaltsberatungen auf die
Feststellung Wert gelegt haben, dass wir bis 2016 die
künftige Generation mit den Schulden nicht allein lassen
dürfen, sondern schon jetzt beginnen müssen, den Haus-
halt zu konsolidieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Das werden wir ja sehen!)


Nun zum Rettungsschirm für die Kommunen. Bei all
diesen Leistungen haben wir sehr wohl die Kommunen
im Auge gehabt.


(Joachim Poß [SPD]: Bisher nichts Konkretes im Kabinett! Stabilitätsprogramm: nur Leertitel!)


– Aufgrund dieses ständigen Dazwischenredens kann ich
mein eigenes Wort nicht mehr verstehen. Wenn Sie ein
bisschen leiser sind, dann können mich alle hören.
Danke schön.


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Herr Poß hat keine Redezeit bekommen!)


Wir haben bei diesen Maßnahmen die Kommunen na-
türlich nicht vergessen. Auch da wundere ich mich, dass
Sie nicht stolz darauf hinweisen, dass Sie teilweise daran
beteiligt waren. Wir haben im Rahmen des Konjunktur-
paketes den Kommunen 10 Milliarden Euro für Investi-
tionen vor Ort zur Verfügung gestellt. Wir haben für die
Kinderbetreuung und das Ganztagsschulprogramm
8 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Warum nehmen Sie es ihnen denn dann wieder?)


Wir haben die Einnahmesituation der Kommunen ver-
bessert,


(Joachim Poß [SPD]: Das war Rot-Grün! – Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Vor Ihrer Zeit!)


indem wir bei der Gewerbesteuer Hinzurechnungen vor-
genommen haben,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer ist denn „wir“?)


die die Kommunen von Konjunkturschwankungen weni-
ger abhängig machen.


(Joachim Poß [SPD]: Ja, auf unseren Antrag hin!)


Wir werden das auch weiterhin tun.


(Joachim Poß [SPD]: Nein, jetzt machen Sie die Rückabwicklung!)


Finanzminister Schäuble hat angekündigt, eine Kommis-
sion einzurichten, um die finanzielle Situation der Kom-
munen genau zu betrachten. Wir werden weiterhin dafür
sorgen, dass die wirtschaftliche Situation nicht nur für
den Bund, sondern auch für die Kommunen erträglich

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(C (D leibt. In dieser Kommission können wir alle beweisen, ie wichtig uns die kommunalen Verbände sind. Ich sage aber auch: Wenn man die Verschuldungssituaion insgesamt betrachtet, stellt man fest, dass die Kom unen nur ein Problem sind. atsächlich ist der Bund bei weitem höher verschuldet. s gilt, zwischen Bund, Ländern und Gemeinden einen usgleich zu finden. Wir werden das tun. Wir haben in er Vergangenheit bewiesen, dass wir damit erfolgreich uf der Seite der Kommunen stehen. (Beifall des Abg. Leo Dautzenberg [CDU/ CSU])


(Joachim Poß [SPD]: Ja!)


ie Kommunen können sich auf uns verlassen.

Danke.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702206300

Das Wort hat die Kollegin Renate Künast für die

raktion Bündnis 90/Die Grünen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702206400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Frau

illmann, das war schon ein starkes Stück.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ja, manche verstehen nicht mal Ironie, aber das wun-
ert mich nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


lf Jahre Werbung um Schwarz-Gelb, sozusagen Verlo-
ung, dann hundert Tage Probezeit, und Sie, Frau
illmann, schmücken sich hier mit Federn aus rot-grüner
egierungszeit. Das ist zu wenig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Oh!)


iese Zeit ist abgelaufen. Sie müssen endlich Konzepte
orlegen, Frau Tillmann.


(Zuruf von der CDU/CSU: Die größte Finanzkrise hatten die Kommunen unter Rot-Grün! Das habt ihr vergessen, was?)


In der Diskussion über das Thema Tagesbetreuungs-
usbau haben Sie noch behauptet, wir würden die deut-
chen Mütter aus dem Haus treiben. Sie haben nicht ge-
erkt, dass die Frauen in Deutschland – gerade die

eringer Ausgebildeten – endlich Arbeitsplätze brau-
hen, um nicht in die Armut abzurutschen, und dass Fa-
ilien in Deutschland auf beide Einkommen angewiesen

ind. Dagegen haben Sie angekämpft.






(A) )



(B) )


Renate Künast
Beim Thema Schule war das genauso. Sie waren ge-
gen alle Vorschläge. Nun sprechen Sie sich nach elf Jah-
ren Verlobung und hundert Tagen Probezeit dafür aus.
Wir wollen vor der Wahl in Nordrhein-Westfalen genau
wissen – nicht irgendwann nach einer Steuerschätzung,
die Herr Solms und andere sowieso für obsolet halten –,
wohin die Reise gehen soll. Wen wollen Sie in diesem
Land unterstützen und absichern?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Widerspruch bei der CDU/ CSU)


Ich würde mir noch mehr klare Worte von der CDU/
CSU über ihr Verhältnis zur FDP wünschen. Die ist auf-
grund ihres freien Falls in den Umfragewerten am Wo-
chenende zu einem Krisentreffen zusammengekommen.
Am Ende des Treffens wurde gesagt: Ja, wir haben Feh-
ler gemacht, und die wollen wir jetzt noch schneller ma-
chen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Das ist ein putziger Ansatz. Aber ich finde es gut – ich
sage ausnahmsweise etwas Nettes zu Ihnen –, dass Sie
nun vor der NRW-Wahl Ihre Pläne vorlegen wollen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Das führt immerhin zu mehr Transparenz, auch wenn
wir inhaltlich nicht damit übereinstimmen werden, wenn
ich allein an die ewige Mövenpickerei denke oder daran,
dass Sie per Kopfpauschale die Sekretärin mit demsel-
ben Beitrag zur Kasse bitten wollen wie ihren Chef usw.


(Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Sie reden hier im Bundestag und nicht in der Bütt!)


– Guten Morgen, schön, dass Sie hier sind und nicht in
Schleswig-Holstein vom Winde verweht.


(Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Sie tun so, als hätten wir so viel Geld im ohnehin ver-
schuldeten Bundeshaushalt übrig, dass wir die Kopf-
pauschale sozial ausgleichen könnten.


(Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Sie treten heute als Büttenrednerin auf!)


Frau Merkel, der Bundesfinanzminister und andere ha-
ben es nicht einmal nötig, bei dieser Aktuellen Stunde zu
erscheinen. Das spricht Bände.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich will nicht nach hundert Tagen erfahren, dass Frau
Tillmann schon wieder eine Kommission einrichtet, um
zu betrachten, wie es den Kommunen in Zukunft geht.
Da gibt es nichts mehr zu betrachten! Wir wissen es
schon! Wir befinden uns in einer Finanz- und Wirt-
schaftskrise. Wir haben mit steigenden Arbeitslosenzah-
len und horrender Staatsverschuldung zu kämpfen, wir

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(C (D aben Kommunen, die pleite sind. Die Kommunen sind er Ort, an dem der Alltag der Menschen gestaltet wird. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Zuruf von der CDU/CSU: Ach, eine neue Erkenntnis!)


Hillary Clinton hat einmal geschrieben: It takes a
illage to raise a child. Man braucht wirklich eine ganze
emeinschaft, ein Dorf, einen Ort, um ein Kind großzu-

iehen. Die Kinder in diesem Land sind darauf angewie-
en, dass sie ein funktionierendes soziales Umfeld ha-
en, dass sie mit sechs, sieben Jahren allein den Weg zur
rundschule gehen können, was nicht möglich ist, wenn

auter Grundschulen geschlossen werden. Sie sind da-
auf angewiesen, dass es Jugendsport gibt, Kinderbetreu-
ng am Nachmittag, Jugendarbeit, Kultur, ob Fußball-
lub, Ballett- oder Musikschule. Darauf sind sie
ngewiesen. Deshalb brauchen wir Kommunen, die Geld
aben, und nicht eine Kommission, die prüft, ob wir die
ealität schon wahrnehmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Das Bundesverfassungsgericht hat Ihnen ins Aufga-
enheft geschrieben: Es geht um soziale Gerechtigkeit.
s geht nicht nur um die angeblich besserverdienenden
eistungsträger. Das Bundesverfassungsgericht hat der
olitik ins Aufgabenheft geschrieben: Die Regelsätze
ei Hartz IV sind neu zu berechnen. Wir alle wissen:
as wird mehr Geld kosten, weil die Sicherung des phy-

ischen und psychischen Existenzminimums, die Bil-
ung der Kinder und die kulturelle Teilhabe Geld kosten.
ch sage Ihnen: Es geht nicht nur um die 1,8 Millionen
artz IV beziehenden Kinder. An dieser Stelle geht es
m alle Kinder. Das Bundesverfassungsgericht lässt Ih-
en Zeit bis zum 31. Dezember. Ich sage Ihnen: Ich will
s vor dem 9. Mai wissen, vor den NRW-Wahlen, damit
an dann eine Antwort auf Ihre Regierungstätigkeit

ringen kann.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Antje Tillmann [CDU/ CSU]: Das hätten Sie schon vor sechs Jahren wissen können! Sie haben es doch verabschiedet!)


Wer soll diese Lasten auf seinen Schultern tragen? Es
eht um ein Entweder-oder. Entweder Kopfpauschale
it Steuergeld ausgleichen und Steuersenkungen für
eiche oder auf der anderen Seite Existenzsicherung und
ildungsinfrastruktur. Das ist die Frage. Das fragen sich
ltern in Magdeburg, die 20 Euro mehr Kindergeld ha-
en, aber 30 Euro mehr Kita-Gebühren zahlen müssen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – CarlLudwig Thiele [FDP]: Die fragen sich auch, warum die Grünen Hartz IV zugestimmt haben!)


as fragen sich Eltern in Essen, der Kulturhauptstadt,
o jetzt Grundschulen geschlossen werden. Das fragen

ich in Duisburg die Familien, die für Geschwister im
indergarten jetzt plötzlich den vollen Satz zahlen müs-






(A) )



(B) )


Renate Künast
sen. Das fragen sich Menschen, die sehen, dass bei der
Polizei gespart wird.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das haben Sie doch gemacht! Ihre Regierung hat das gemacht!)


Meine Damen und Herren, Sie können es nicht. Elf
Jahre Verlobung, hundert Tage Probezeit: Sie haben
nicht für Gerechtigkeit gesorgt. Deshalb wird es dazu am
9. Mai Entscheidungen geben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sie haben das gemacht! Hartz IV habt ihr gemacht! Hartz IV war von euch!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702206500

Das Wort hat der Kollege Dr. Hermann Otto Solms

für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP – Joachim Poß [SPD]: Noch eine Steuersenkung! – Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Sparbuch!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1702206600

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Frau Künast, Sie haben sich im Tag geirrt: Wei-
berfasching ist morgen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


An Weiberfasching werden die Rathäuser von den
Frauen gestürmt. Da hätten Sie sich betätigen können,
aber Sie haben ja noch Zeit. Sie können das morgen
noch tun.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Ich habe selten erlebt, dass man in fünf Minuten einen
Querschnitt der ganzen Innenpolitik liefert, ohne einen
einzigen konkreten Vorschlag zu machen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kommen Sie doch einmal rüber mit Ihren Steuerplänen!)


Wenn Sie sich hier über Hartz IV beschweren, frage ich
mich, ob Sie vergessen haben, dass Sie Hartz IV mit aus
der Taufe gehoben haben. Das ist doch Ihre Verantwor-
tung.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die SPD hat elf Jahre lang den Finanzminister gestellt
und beklagt jetzt die desolate Situation der Gemeinden.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist denn mit Ihren Plänen? Sagen Sie doch etwas zur FDP!)


Und wir, die wir seit hundert Tagen im Amt sind, sind
natürlich die Schuldigen. Wir sind daran schuld. Das
glaubt Ihnen keiner.

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(C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Wir beklagen Ihre Steuersenkungspläne!)


Hinzu kommt, dass gerade die FDP seit Jahrzehnten
nmahnt, dass die Finanzierung der Gemeinden auf eine
eue Grundlage gestellt werden muss.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


arum? Herr Steinmeier hat es ja gesagt: Das Hauptpro-
lem der Gemeinden ist die Gewerbesteuer. Sie ist um
8 Prozent eingebrochen, in manchen Gemeinden um
0 Prozent. Manche haben diese Einnahmen sogar total
erloren.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


as hängt natürlich mit der Wirtschaftsentwicklung und
em fehlenden Wachstum zusammen. Das wird aber im-
er wieder vorkommen. Wenn Sie die Gemeindefinan-

en in erster Linie an die Gewerbesteuer binden, dann
erden Sie diese zyklischen Entwicklungen immer wie-
er erleben.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wollen sie ja abschaffen! – Joachim Poß [SPD]: Sie durchlöchern doch schon wieder die Gewerbesteuer! Sie sind der Oberspezialist für Löcher! – Gegenruf des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Die Löcher sind von euch!)


Deswegen wollen wir untersuchen – übrigens mit Be-
eiligung der Länder –, ob wir nicht ein stabiles Finanz-
ystem für die Gemeinden entwickeln können.

Die FDP hat konkrete Vorschläge gemacht, die Ge-
erbesteuer durch die Umsatzsteuer und einen Zuschlag

uf die Einkommen- und Körperschaftsteuer zu ersetzen.


(Joachim Poß [SPD]: Er löchert bei der Gewerbesteuer seit 30 Jahren!)


ber auch die Stiftung Marktwirtschaft, Herr Poß, hat
orschläge gemacht.


(Joachim Poß [SPD]: Sie löchern seit 30 Jahren, Herr Solms!)


hr früherer Finanzminister aus Rheinland-Pfalz, Kol-
ege Deubel, der sehr sachverständig ist, hat daran mit-
ewirkt.


(Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Aber nicht lange!)


uch das sind vernünftige Vorschläge. Denn in der ge-
amten Wissenschaft ist klar, dass die Gewerbesteuer ge-
ade für die Gemeinden keine stabile Finanzierungs-
rundlage ist und dass hier korrigiert werden muss.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Was hat Frau Tillmann gerade gesagt?)







(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms
Das hat sogar Ihr Finanzminister Hans Eichel gewusst.
Er hat schon einmal einen Anlauf gemacht, um das zu
ändern, ist aber dann mit den Ländern nicht zu Rande
gekommen.


(Joachim Poß [SPD]: Die Zahlen sagen etwas anderes!)


Wir wollen einmal ehrlich bleiben und sagen: Die Er-
kenntnis ist in allen Fraktionen und Parteien vorhanden,


(Joachim Poß [SPD]: Nee!)


nur haben Sie bisher nicht den Mut und die Durchset-
zungskraft gehabt, dies zu realisieren.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Nun wird unterstellt, wegen der Steuerentlastungen,
die sich die Koalition vorgenommen hat, würden die Ge-
meinden noch mehr in die Bredouille geraten. Das ist
doch purer Unsinn.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen bei Abgeordneten der SPD)


Worum geht es denn eigentlich? Das will ich der SPD als
Arbeitnehmerpartei zeigen.


(Der Redner hält ein Diagramm hoch)


Es geht um eine Ungerechtigkeit im deutschen Steuer-
tarif, bei dem die Bezieher kleiner und mittlerer Einkom-
men durch den sogenannten Mittelstandsbauch


(Zuruf von der SPD: Das ist der Waigel-Buckel)


– ja, ich weiß das – überproportional belastet werden.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich bitte, Brillenputzgläser auszugeben! Man sieht das so schlecht!)


Was wollen wir in dieser Legislaturperiode machen? Wir
wollen lediglich diese Ungerechtigkeit mithilfe von
Steuerentlastungen so weit als möglich beseitigen. Das
ist das Ziel dieser Koalition.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Renate Künast [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ist das die Schuldenkurve, oder was zeigen Sie da?)


Es geht um Steuergerechtigkeit für die Arbeitnehmerin-
nen und Arbeitnehmer und die kleinen Selbstständigen,
die von dieser Ungerechtigkeit betroffen sind. Die wol-
len wir beseitigen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das hätten Sie in Ihrer Regierungszeit tun müssen. Dass
Sie selbst es für notwendig erachten, hat sich ja bei den
Konjunkturpaketen gezeigt.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Richtig!)


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(C (D a hatten Sie nämlich schon eine Maßnahme zur Mildeung dieser Ungerechtigkeit vorgesehen. Damit geben ie zu erkennen, dass Sie das Problem erkannt haben. (Joachim Poß [SPD]: Es spricht doch keiner gegen das Problem! Es geht um die Finanzierung!)


m nichts anderes geht es.

Ansonsten wollen wir das Steuersystem vereinfachen.


(Joachim Poß [SPD]: Sagen Sie etwas zur Finanzierung!)


ir wollen die Steuerverwaltung, die Steuerveranlagung
ereinfachen. Wir wollen ein einfaches, gerechtes und
iedrig belastendes Steuerrecht schaffen.


(Joachim Poß [SPD]: Sie leben doch in einer Traumwelt!)


as wird auch ein Beitrag für eine stabile Finanzierung
er Gemeinden sein. Von dieser Politik lassen wir uns
uch durch Ihre Interventionen und Ihre Schreierei nicht
bbringen.


(Joachim Poß [SPD]: Traumtänzer!)


Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Das war endlich konkret nach Frau Künast!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702206700

Das Wort hat die Kollegin Katrin Kunert für die Frak-

ion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Kunert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702206800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

agen Sie, Herr Solms, war das eben das Diagramm der
innahmen Ihrer Partei durch Spenden? Das wäre zu-
indest einmal sehr interessant.


(Beifall bei der LINKEN – Zurufe von der FDP: Oh! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Nein, da sind die Kurven höher!)


Als kommunale Mandatsträgerin muss ich Ihnen sa-
en, dass man den Eindruck hat, dass Sie überhaupt
icht wissen, worüber Sie reden.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


aben Sie sich einmal die Frage gestellt, warum die
ahlbeteiligung gerade bei Kommunalwahlen sinkt?
ie Bürgerinnen und Bürger erkennen, dass aufgrund
er Finanznot der Kommunen kaum noch Aufgaben er-
edigt werden können. Darüber sollten Sie einmal nach-
enken.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Katrin Kunert
Kommunen brauchen keinen Schutzschirm; Kommu-
nen brauchen mehr. Kommunen brauchen gefüllte Kas-
sen, das heißt, sie brauchen eine solide Finanzausstat-
tung, damit sie Kindertagesstätten, Sportstätten, das
Theater, die Bibliothek und alles andere ordentlich aus-
statten und unterhalten können. Kommunen brauchen
auch endlich ein verbindliches Mitwirkungsrecht im
Deutschen Bundestag, damit hier keine Entscheidung
mehr getroffen wird, die zulasten der Kommunen und so-
mit zulasten der Bürgerinnen und Bürger geht. Da können
Sie sich ordentlich aufregen.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Hier in Berlin! Hier in Berlin!)


– Schreien Sie doch nicht so.


(Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Ach so! Wer schreit denn dann?)


Sie haben diese Aktuelle Stunde beantragt, und man
könnte den Eindruck haben, dass alle vier Fraktionen
bisher eine sehr kommunalfreundliche Politik gemacht
haben. Aber dem ist mitnichten so. Herr Steinmeier, ich
habe mich gefragt, wo Sie bis September 2009 in diesem
Haus waren.


(Nicolette Kressl [SPD]: Wir haben die Gewerbesteuer stabilisiert!)


Sie nehmen hier zwar eine ordentliche Situationsbe-
schreibung vor, nennen aber weder die Ursachen noch
machen Sie konkrete Vorschläge.


(Joachim Poß [SPD]: Wir haben doch die Gewerbesteuer durchgesetzt und stabilisiert!)


Sie scheinen völlig vergessen zu haben, Herr Poß,


(Joachim Poß [SPD]: Wir haben die Gewerbesteuer stabilisiert! Niemand anders! Reden Sie doch keinen Stuss!)


dass Sie, als Sie in der Regierung waren, unter Rot-Grün
und Rot-Schwarz, ständig Steuersenkungen vorgenom-
men haben, die bis zum heutigen Tage anhalten. Durch
diese Umverteilung von unten nach oben machen Sie
den Staat arm.


(Beifall bei der LINKEN – Joachim Poß [SPD]: Sie haben keine Ahnung!)


An dieser Stelle möchte ich zwei Beispiele nennen.
Die Steuerreform, die 1999 unter Rot-Grün verabschie-
det wurde, brachte den Kommunen Einbrüche bei den
Einnahmen aus der Gewerbesteuer. Allein im Zeitraum
von November 2008 bis Sommer 2009 sind in diesem
Hause zehn Gesetzentwürfe verabschiedet worden, die
für die Kommunen bis zum Jahre 2013 Mindereinnah-
men in Höhe von bis zu 19 Milliarden Euro zur Folge
haben werden. Wenn wir hier über Wahrheiten reden,
dann bitte über volle Wahrheiten.


(Beifall bei der LINKEN – Joachim Poß [SPD]: So ein Quatsch! Wir haben Konjunkturpakete und das Bürgerentlastungsgesetz verabschiedet!)


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(C (D ur Wahrheit gehört auch, dass der damalige Arbeitsinister Olaf Scholz in der letzten Kabinettssitzung der roßen Koalition den Bundesanteil an den Unterkunftsosten gesenkt hat. (Joachim Poß [SPD]: Kennen Sie das Bundesverfassungsgericht?)


or diesem Hintergrund müssen Sie wirklich einmal er-
lären, wo Sie bisher eine kommunalfreundliche Politik
etrieben haben.


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der LINKEN: Das ist die Wahrheit!)


Liest man Ihren Koalitionsvertrag und schaut man
ich die Vorhaben der FDP an, muss man feststellen: Für
ie Kommunen wird es sehr dunkel. Sie stellen die Ge-
erbesteuer infrage


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Nein! Wir wollen sie abschaffen! – Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Genau! Abschaffen, Frau Kollegin!)


ja, Sie wollen sie abschaffen; das ist noch viel schlim-
er –, Sie wollen die öffentlich-privaten Partnerschaften
eiterführen, Private sollen von der Umsatzsteuer be-

reit sein, und Sie wollen Rekommunalisierungen er-
chweren. Ich frage mich: Wo ist Ihr kommunaler Sach-
erstand? Frau Piltz hat in einer früheren Debatte einmal
esagt: Städte sind das Fundament des Staates. – Diese
ussage haben Sie aber überhaupt nicht verinnerlicht.


(Beifall bei der LINKEN)


Weniger Einnahmen stehen steigenden Sozialkosten
egenüber. Die Kosten der Unterkunft habe ich bereits
enannt. Hinzu kommt, dass die Kosten für die Grund-
icherung im Alter und die Höhe der Eingliederungsleis-
ungen stetig steigen. Aber der Bund beteiligt sich an
iesen Kosten nicht angemessen.

Ein Beispiel ist der Kommunal-Kombi. Dieses Bun-
esprogramm wurde von den Kommunen schlecht ange-
ommen. Fragt man die Bundesregierung nach den Ur-
achen, erhält man folgende Antwort:

Aus Sicht der Bundesregierung liegt ein maßgebli-
cher Grund für die geringe Inanspruchnahme des
Programms in der mangelnden Bereitschaft vieler
Bundesländer und Kommunen, eigene Kofinanzie-
rungsmittel bereitzustellen.

issen Sie, entweder hat der Parlamentarische Staatsse-
retär Brauksiepe keine Ahnung von den Kommunal-
inanzen, oder er ist einfach nur arrogant.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oder beides!)


ch finde, das ist überhaupt nicht hinnehmbar.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


ie haben keine Kenntnis, warum das Bundesprogramm
ommunal-Kombi nicht in Anspruch genommen wurde.
s lag nicht an der mangelnden Bereitschaft, sondern am

ehlenden Geld.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Katrin Kunert
In Ihren andauernden Steuerentlastungsdebatten ha-
ben Sie nur die Gutbetuchten im Fokus. Die Folgen für
die Städte, Gemeinden und Landkreise sind geringere
Einnahmen. Es steht schlicht und einfach ihre Hand-
lungsfähigkeit auf dem Spiel.

Selbst Herr Rüttgers hat inzwischen erkannt, dass Ihre
Logik Unsinn ist und dass immer mehr Steuerentlastun-
gen zu immer mehr Ausfällen im Staatssäckel führen.
Natürlich muss man seine Aussagen vor dem Hinter-
grund sehen, dass er seine Mehrheit in NRW behalten
möchte. Zumindest hat er aber die falsche Logik er-
kannt; das muss man zur Kenntnis nehmen.


(Joachim Poß [SPD]: Ach was! Letzte Woche hat Rüttgers in Nordrhein-Westfalen noch etwas ganz anderes erzählt!)


Wenn Sie in der schwarz-gelben Koalition Lobbypolitik
machen – Lobbypolitik liegt Ihnen ja sehr am Herzen –,
rate ich Ihnen: Vertreten Sie doch auch einmal die Lobby
der Kommunalpolitik.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Linke fordert – diese Forderung werden wir na-
türlich auch mit Anträgen untersetzen – ein verbindli-
ches Mitwirkungsrecht für die Kommunen, die Einset-
zung eines Kommunalausschusses und eine verbindliche
und solide Finanzausstattung der Kommunen, zum Bei-
spiel eine Investitionspauschale. Würde man in Deutsch-
land die Vermögensteuer einführen und ihre Höhe auf
der Grundlage des Durchschnitts der OECD-Staaten
festlegen, würde dies 25 Milliarden Euro einbringen. Er-
zählen Sie also nicht immer, wir hätten zu wenig Geld.
Außerdem fordern wir, dass die Aufgaben, die vor der
Föderalismusreform vom Bund auf die Kommunen
übertragen wurden, weiterfinanziert werden.

Wenn die Städte und Gemeinden das Fundament die-
ser Gesellschaft sind, dann müssen wir es jetzt festigen
und dürfen es nicht immer spröder werden lassen.

Schönen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702206900

Für die Unionsfraktion hat der schon am Redepult be-

findliche Kollege Dr. Hans Michelbach das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Schon wieder Michelbach? Der hört ja heute gar nicht auf zu reden!)



Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1702207000

Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! Sehr

geehrte Damen und Herren! Die Krise hat die Kommu-
nalhaushalte zweifellos ins Defizit getrieben. Die Siche-
rung der Kommunalfinanzen ist der CDU/CSU-Fraktion
ein wichtiges Anliegen; denn die Kommunen haben im
Bereich der Investitionen für das Gemeinwohl eine
wichtige Funktion.


(Zuruf von der SPD: Was für eine Sonntagsrede!)


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(C (D ie Fragen, die wir uns sachlich stellen sollten, sind: ie überwinden wir diese Krise? Wie überwinden wir as Finanzierungsdefizit, auch das unserer Kommunen? (Ute Kumpf [SPD]: Jedenfalls nicht, indem wir die Hoteliers beschenken! – Zuruf von der LINKEN: Machen Sie dazu doch mal Vorschläge!)


Hierbei muss man natürlich eine klare ökonomische
onzeption verfolgen.


(Ute Kumpf [SPD]: Die haben Sie aber nicht!)


unächst einmal haben wir das Konjunkturpaket II mit
0 Milliarden Euro auf den Weg gebracht. Ich gehe da-
on aus, dass auch die von Ihnen regierten Kommunen
ie Möglichkeiten, durch energetische Sanierung von
chulen und Kindergärten die Betriebskosten zu senken,
enutzt haben.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Manche hatten es längst gemacht, und jetzt sind sie pleite – wegen der Kofinanzierung!)


as sind hervorragende Investitionen, die den Kommu-
en dienen und genutzt werden. Letzten Endes haben
iese Investitionen zu erheblichen Auftragszuwächsen
ei den Handwerkern geführt und zur Sicherung von Ar-
eitsplätzen beigetragen.

Wir müssen immer wieder deutlich machen, dass un-
ere Konzeption zum einen dadurch, dass unsere Haus-
altspolitik antizyklisch ist, zum anderen dadurch, dass
ir ganz klar Wachstumspolitik betreiben, die Wir-
ungskraft entfalten wird, die wir brauchen, um diese
rise zu bewältigen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


as passt zusammen. Wachstum ist in dieser Situation
as einzige Ziel, das man anstreben kann. Die ökonomi-
che Grundwahrheit heißt nun einmal: ohne Wachstum
eine Belebung der Nachfrage, ohne Wachstum keine
euen Arbeitsplätze, ohne Wachstum keine Mehrung der
aufkraft, ohne Wachstum keine neuen Investitionen.
eshalb müssen wir deutlich machen: An Steuerentlas-

ungen – Wachstumsanreizen – führt kein Weg vorbei.

Mit der Erhöhung des Kindergeldes, mit der Verbesse-
ung der Familienförderung haben wir genau das getan:
ür die Mehrung der Kaufkraft gesorgt, die notwendig ist.

it den Korrekturen bei der Besteuerung der Unterneh-
en haben wir die Finanzierung der Unternehmen ver-

essert und damit dazu beigetragen, Arbeitsplätze zu
ichern. Das waren die Ziele des Wachstumsbeschleuni-
ungsgesetzes. Diese Maßnahmen haben zielführend zur
risenbewältigung beigetragen und werden auch in Zu-
unft dazu beitragen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wenn sich Herr Steinmeier hier in einem Niveau dar-
tellt, das ich ihm nicht hätte unterstellen können, und
om Hotelpopanz spricht,


(Zurufe von der SPD: Oh!)







(A) )



(B) )


Dr. h. c. Hans Michelbach
will ich ihm einmal sagen, was die Hotels bei den Kom-
munen zuletzt an Einnahmeausfällen hervorgerufen ha-
ben. Über die Umsatzsteuerbeteiligung betrug der Ver-
lust insgesamt 19 Millionen Euro. In meiner Heimatstadt
ist auf den Kämmerer ein Einnahmeverlust von
20 000 Euro zugekommen. Das bekommt er nun durch
die Gewerbesteuer der Hoteliers mehrfach wieder her-
ein.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo leben Sie denn? Wo lernten Sie denn rechnen?)


Was Sie hier aufführen, ist also ein absoluter Popanz.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Es muss jetzt darum gehen, unsere klare Konzeption
für Wachstumsbeschleunigung und Wachstumsanreize
fortzuführen. Dazu ist es sicherlich notwendig, dass wir
Steuerentlastungen vornehmen. Der Steuerzahler leidet
einfach unter der kalten Progression, die dazu führt, dass
ihm immer mehr abgenommen wird, je mehr er leistet.
Das ist leistungsfeindlich. So etwas können wir uns ge-
rade in der Krise nicht leisten, meine Damen und Herren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wir dürfen die Menschen nicht überfordern. Wir müs-
sen den Betrieben Freiraum geben. Dadurch wird letzten
Endes die konjunkturelle Basis wieder gestärkt, sodass
Bund, Länder und Kommunen – sie sitzen finanziell im
gleichen Boot – aus dieser Krise wieder herauskommen
und das Finanzierungsdefizit beenden können.

Die linke Seite dieses Hauses geht immer davon aus,
dass das Geld automatisch dem Staat gehört. Zunächst,
meine Damen und Herren, gehört es dem Bürger!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Davon müssen wir ausgehen, das ist der richtige Ansatz,
um Leistungsanreize zu schaffen und dadurch die Leis-
tung zu erzeugen, die wir brauchen, um aus dieser Krise
herauszukommen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Die Krise müssen wir bewältigen; das muss die Zielfüh-
rung sein. Die Polemik dieser Stunde hilft dabei nicht.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702207100

Für die SPD-Fraktion hat nun der Kollege Bernd

Scheelen das Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Bernd Scheelen (SPD):
Rede ID: ID1702207200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Verehrter Kollege Michelbach, was Sie hier zugunsten

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(C (D er Kommunen gesagt haben, waren aus meiner Sicht eine Lippenbekenntnisse. as Sie tun, hat mit dem, was Sie sagen, nichts zu tun. ie 20 000 Euro, auf die Sie das heruntergerechnet haen, sind möglicherweise die 20 000 Euro, die in Ihrer eimatgemeinde dem Arbeitslosenzentrum oder der Juendbegegnungsstätte fehlen und dazu führen, dass solhe Einrichtungen der dramatischen Finanzsituation zum pfer fallen. Insofern geht es nicht nur um die Hotels – darauf omme ich noch zurück –, sondern um das gesamte Paet, das Sie zulasten der Kommunen mit dem Wachsumsbeschleunigungsgesetz geschnürt haben. Die darin nthaltenen Maßnahmen belasten die Kommunen direkt it 1,6 Milliarden Euro. Die Kommunen rechnen natür ich zu Recht damit, dass die Länder die Ausfälle, die sie urch die Maßnahmen dieses Paketes haben, teilweise n die Kommunen weiterreichen. Das heißt, wir reden ier nicht über 1,6 Milliarden Euro, sondern wahrscheinich über 2,1 bis 2,2 Milliarden Euro. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Frau Tillmann, Sie haben hier zwar ein Bekenntnis
ur Gewerbesteuer abgegeben und all das hervorgeho-
en, was wir in der Großen Koalition gemeinsam be-
chlossen haben. Das, was wir gemacht haben, war größ-
enteils richtig und wichtig. Auch unter Rot-Grün haben
ir Dinge gemacht, die Sie später in der Großen Koali-

ion für sich vereinnahmt haben. Aber jetzt sind Sie da-
ei, all das zurückzudrehen. Das ist der Skandal.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Joachim Poß [SPD]: In jeder Sitzungswoche werden die Löcher größer!)


as Johannesevangelium beginnt mit dem Satz: „Im An-
ang war das Wort.“ In Ihrem Evangelium, dem Koali-
ionsvertrag mit 132 Seiten, fehlt der erste Satz. Der
rste Satz muss lauten: Im Anfang war der Wortbruch,
nd zwar der Wortbruch gegenüber den Kommunen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Mehrwertsteuererhöhung! – Weitere Zurufe von der FDP)


Sie waren nicht dabei, reden Sie nicht immer dazwi-
chen. Es geht darum, dass die Kanzlerin im Mai letzten
ahres vor dem Deutschen Städtetag in Bochum am
3. Mai – einige von Ihnen waren vielleicht dabei und
issen das noch – gesagt hat: Die Gewerbesteuer bleibt
nangetastet. Was machen Sie jetzt? Sie machen all das
ückgängig, was wir zugunsten der Kommunen be-
chlossen haben. Sie schaffen die Gewerbesteuer ab.

Herr Solms hat das hier ausdrücklich gesagt. Sie soll-
en sich in der Koalition einmal einigen, was Sie wollen
nd ob das gilt, was im Koalitionsvertrag steht.






(A) )



(B) )


Bernd Scheelen

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Im Koalitionsvertrag jedenfalls steht nicht, dass sich die
Regierungskommission mit der Lage der Kommunen be-
schäftigen soll, sondern die Kommission hat den Auftrag
– Frau Kollegin Tillmann, Sie haben versucht, das zu
verschleiern –, insbesondere die Abschaffung der Ge-
werbesteuer zu prüfen. Das ist der eigentliche Skandal.
Dagegen werden wir entschiedenen Widerstand leisten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Da steht drin: Ersatz der Gewerbesteuer!)


– Ersatz der Gewerbesteuer heißt die Abschaffung der
Gewerbesteuer, Herr Kollege. Sie wissen doch genau,
welche Modelle es gibt. All das ist schon hundertmal
überprüft worden. Es gab unter Hans Eichel eine Kom-
mission, an der alle beteiligt waren. Sie hat alle Modelle,
die auf dem Tisch lagen, überprüft und ist zu der Über-
zeugung gekommen: Das einzig Sinnvolle ist, die Ge-
werbesteuer zu festigen. Das ist der Auftrag, den wir
unter Rot-Grün angegangen sind und in der Großen
Koalition fortgesetzt haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Lassen Sie die Finger von der Gewerbesteuer. Sie ist
zwar noch immer konjunkturreagibel, aber nicht mehr so
stark wie früher.

Die Schlussfolgerung, die Herr Solms zieht, lautet:
Die Einnahmen aus der Gewerbesteuer sind schon durch
die Krise eingebrochen. Dann macht es nichts, wenn wir
den Kommunen durch gesetzgeberische Maßnahmen
weitere 2, 3 oder 4 Milliarden Euro an Belastungen auf-
bürden. Das ist ein Skandal. So funktioniert Politik
nicht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Joachim Poß [SPD]: Entweder ist er dumm oder bösartig, wenn er so etwas macht!)


Wir hatten gestern eine Anhörung zu einem Gesetz-
entwurf, der mit einem sehr verwaltungstechnischen Ti-
tel daherkommt. Dieser lautet: „Entwurf eines Gesetzes
zur Umsetzung steuerlicher EU-Vorgaben sowie zur Än-
derung steuerlicher Vorschriften“. Darin enthalten sind
weitere Maßnahmen, durch die die Kommunen wie-
derum mit 1,8 Milliarden Euro zusätzlich belastet wer-
den.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Diese Maßnahmen führen die Kommunen endgültig
in die Krise. Der Kollege Koschyk wird auf seinen Bei-
trag in der Bayernzeitung eingehen und behaupten, es
gäbe bei der Müllentsorgung keine Probleme. Wir sind
sehr gespannt, ob nicht demnächst die Müllgebühren
steigen; denn die Maßnahmen, die Sie in Ihrem Koali-
tionsvertrag niedergelegt haben, bedeuten, dass auch die

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(C (D ommunen demnächst mehrwertsteuerpflichtig weren, wenn sie Abfallentsorgung betreiben. Der Gesetzentwurf, den wir gestern in der Anhörung eraten haben, ist von den Experten regelrecht zerrissen orden. (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das ist doch nicht wahr!)


(Beifall bei der SPD)


it diesem Gesetzentwurf soll genau das rückgängig ge-
acht werden, Frau Kollegin Tillmann, was wir gemein-

am beschlossen haben, um die Gemeindefinanzen zu
tabilisieren. Sie destabilisieren die Einnahmesituation
er Kommunen. Sie sind auf dem falschen Weg. Ich
ann Ihnen nur raten: Kehren Sie um! Das, was Sie ma-
hen, bedeutet: Sie nehmen den Kommunen die Luft
um Atmen. Sie verschärfen die Krise.

Eine Überschrift in Ihrer Koalitionsvereinbarung lau-
et zwar: „Der Weg aus der Krise“. Aber dort muss ei-
entlich stehen: Wie verschärfen wir die Krise? Im An-
chluss folgen die Maßnahmen, die zur Verschärfung
eitragen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie befinden sich auf einem Irrweg. Kehren Sie um!
euigen Sündern wird ab und zu auch vergeben.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Joachim Poß [SPD]: Nein, das machen wir überhaupt nicht!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702207300

Das Wort hat die Kollegin Dr. Birgit Reinemund für

ie FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Leo Dautzenberg [CDU/CSU])



Dr. Birgit Reinemund (FDP):
Rede ID: ID1702207400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr

ollege von der SPD, dass gerade Sie das Wort „Wort-
ruch“ in den Mund nehmen, ist schon dreist und mutig.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ch erinnere Sie nur an die Mehrwertsteuererhöhung und
n das Wort „Merkel-Steuer“ im Wahlkampf. – So viel
um Gedächtnisschwund der SPD.

Lassen Sie mich auf die Lage der Kommunen einge-
en. Die Lage vor Ort ist ernst. Das ist mir als Stadträtin
n Mannheim, mitten in den kommunalen Haushaltsbe-
atungen, schmerzlich bewusst.


(Ute Kumpf [SPD]: Einen guten Oberbürgermeister haben Sie!)


och die aktuelle Finanzlage kann noch nichts mit den
ntlastungen zu tun haben, die im Januar 2010 in Kraft






(A) )



(B) )


Dr. Birgit Reinemund
getreten sind. Die katastrophale Haushaltslage der Kom-
munen ist zum einen krisenbedingt. Zum anderen treten
jetzt die strukturellen Defizite der Gemeindefinanzie-
rung besonders deutlich hervor.


(Beifall bei der FDP)


Diese Strukturprobleme waren auch Ihnen, meine Da-
men und Herren von der SPD und von den Grünen,
schon lange bewusst, spätestens seit den Steuereinbrü-
chen in der Krise 2002.


(Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Verursacht haben Sie sie auch!)


Da waren Sie an der Regierung.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Doch welche Konsequenzen haben Sie gezogen?
Keine. Im Gegenteil: Ob Kosten der Unterkunft für
Hartz-IV-Empfänger oder der Krippenausbau im Rah-
men des Tagesbetreuungsausbaugesetzes, in den vergan-
genen Jahren haben Sie den Gemeinden immer mehr
Aufgaben übertragen, ohne gleichzeitig für einen Kos-
tenausgleich zu sorgen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Nicolette Kressl [SPD]: Das ist nicht wahr!)


Der Anteil der Gewerbesteuer an den Gemeinde-
steuern betrug 2009 in Deutschland 48 Prozent brutto
und 41 Prozent netto, das heißt nach Abführung der Ge-
werbesteuerumlage an Land und Bund. Damit ist der
Gewerbesteueranteil für viele Kommunen immer noch
ein wesentlicher finanzieller Grundstock. Leider ist die-
ser Grundstock auf keinem soliden Fundament gebaut,
sondern auf einem sehr schwammigen Boden. So
schwankte das Gewerbesteueraufkommen im Zeitraum
von 1999 bis 2008 zwischen 27 Milliarden und 41 Mil-
liarden Euro – mit einem Einbruch auf 23,5 Milliarden
Euro im Jahr 2002. Planungssicherheit sieht anders aus.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


2009 erlebten wir einen Konjunktureinbruch von
5 Prozent. Der Deutsche Städtetag schätzt gleichzeitig
den Rückgang des Aufkommens aus der Gewerbesteuer
2009 auf circa 18,3 Prozent brutto, wobei die einzelnen
Kommunen sehr unterschiedlich betroffen sind – teil-
weise mit einem Einbruch von über 40 Prozent.

Diese Zahlen belegen eindeutig die extreme Konjunk-
turabhängigkeit gerade der Gewerbesteuer.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: So ist das!)


Wir brauchen eine Alternative, eine stabilere und ver-
lässlichere Finanzierungsgrundlage für die Kommunen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Nicolette Kressl [SPD]: Aha!)


Ich darf daran erinnern, dass gerade die FDP seit Jah-
ren fordert, die Gewerbesteuer durch einen höheren
Anteil an der Umsatzsteuer und einen kommunalen Zu-

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(C (D chlag auf die Einkommenund Körperschaftsteuer zu rsetzen, (Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das heißt 3 Prozent mehr für jeden Bürger!)


it einem eigenen Hebesatzrecht für die Kommunen.


(Beifall bei der FDP – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auf diese Debatte freue ich mich schon! – Gegenruf der Abg. Gisela Piltz [FDP]: Dass Sie nicht sparen können, wissen wir!)


Ich freue mich sehr über Ihre Freude. Aber diese De-
atte werden wir in den nächsten Monaten eindeutig füh-
en.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wird ein Geschenk für Herrn Rüttgers!)


Ein Mix aus Einkommen-, Körperschaft- und Um-
atzsteueranteilen ist einfacher, transparenter und deut-
ich weniger konjunkturabhängig. Zum Beispiel sind die
innahmen aus der Umsatzsteuer im Gegensatz zu den
innahmen aus allen anderen Steuerarten im Krisenjahr
009 sogar leicht gestiegen. Hätten Sie früher auf die
DP gehört, sähe es heute bei den Gemeindefinanzen
nders aus.


(Beifall bei der FDP)


Voraussetzung für Steuereinnahmen sind wirtschaftli-
her Erfolg, Arbeitsplätze und Wachstum. Jede verhin-
erte Insolvenz, jeder erhaltene Arbeitsplatz kommt di-
ekt auch den Kommunen zugute. Das vergessen unsere
ritiker sehr oft.

Prognosen sind keine statischen Zahlen, sondern
ochrechnungen. Wirtschaft ist ein dynamischer Pro-

ess. Mein Kollege Carl-Ludwig Thiele hat vor der Wahl
as damalige SPD-geführte Finanzministerium gefragt,
m wie viel die Steuereinnahmen bei einem Wirtschafts-
achstum von 1 Prozent steigen. Die Antwort lautete,
ass dies den Finanzierungssaldo der öffentlichen Hand
m 0,5 Prozent verbessert. Ein halbes Prozent entspricht
twa 5,5 Milliarden Euro mehr Steuereinnahmen, 3,5 Mil-
arden Euro höhere Sozialbeiträge sowie weniger So-
ialausgaben, summa summarum circa 12 bis 13 Milliar-
en Euro. Das ist der Weg zur Konsolidierung.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Durch den von der SPD geforderten Rettungsschirm
ürde den Kommunen mittel- und langfristig keine Pla-
ungssicherheit gegeben,


(Joachim Poß [SPD]: Da stimmt ja kein Satz!)


eil Flickschusterei niemandem hilft. Wir wollen eine
achhaltige Gemeindefinanzreform und eine Struktur-
eform, durch die Fehlentwicklungen beseitigt werden.
as Konnexitätsprinzip muss wieder zur Geltung kom-
en, damit wieder gilt: Wer bestellt, bezahlt. Das haben
ie ausgehebelt.






(A) )



(B) )


Dr. Birgit Reinemund

(Beifall bei der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Wer hat denn dafür gesorgt, dass es existiert?)


Das werden wir auf den Weg bringen. Die Vorberei-
tungen dazu sind bereits in vollem Gange.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Das merkt man in den Ländern, in denen Sie regieren! NRW zum Beispiel!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702207500

Das Wort hat die Kollegin Britta Haßelmann für die

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702207600

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich finde,
diese Aktuelle Stunde hat etwas gebracht, und zwar in
jeder Hinsicht.


(Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Die Offenbarung von Frau Künast!)


Wir wissen nämlich erstens, dass kein Ende des
schwarz-gelben Chaos in Sicht ist. Das wurde durch die
unterschiedlichen Redebeiträge von Union und FDP
ganz eindeutig gezeigt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Das Zweite ist wirklich fast ein Geschenk – das sage
ich in Richtung der Kolleginnen und Kollegen aus
NRW –: Reden Sie weiter so offen darüber, was Sie vor-
haben. Die CDU sagt: „Wir bleiben bei Steuersenkun-
gen“ – hört, hört –, und das, obwohl Jürgen Rüttgers
überall in Nordrhein-Westfalen verkündet, dass es mit
Ihnen im Bundesrat keine Zustimmung für weitere Steu-
ersenkungen zulasten der Kommunen geben wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Mit der Aussage hat er ja recht: Wir machen keine Steuerentlastung zulasten der Kommunen!)


Ich finde das interessant. Herr Oettinger schließt sich
dem an.

Mein Fazit für heute ist also:

Erstens. Die CDU bereitet weitere Steuersenkungen
vor, die zulasten der Kommunen gehen.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Nein!)


Das sollten alle Bürgerinnen und Bürger wissen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Zweitens. Die FDP schafft die Gewerbesteuer ab.
Auch diese Nachricht ist in den Städten in NRW sowie

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(C (D n allen anderen Städten und Gemeinden hoffentlich gut ositioniert. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Es ist nicht so, dass man die Abschaffung der Gewer-
esteuer einfach nur so beschließt und die Unternehmen
ann sagen: Ja, toll. – Frau Reinemund hat uns gerade
en Gefallen getan, zu sagen, wie man versucht, das
anze irgendwie ein bisschen zu kompensieren. Wissen
ie, wer bei dem Modell der FDP am Ende die Zeche
ahlt? Aufgrund der höheren Umsatzsteuerpunkte zahlen
ie Bürgerinnen und Bürger nach diesem Modell die
echnung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Sie haben überhaupt nicht zugehört!)


Sie werden das Ganze nicht kompensieren. Das finde
ch interessant. Ich finde es gut, dass Sie das so offen sa-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Glauben Sie diesen Unsinn wirklich?)


ie sind also für weitere Steuersenkungen und die Ab-
chaffung der Gewerbesteuer.

Ich sage Ihnen: Ich freue mich auf diese Auseinander-
etzung; denn Sie zeigen damit, dass Sie keinerlei Ah-
ung davon haben, wie es den Städten und Gemeinden
eht und wie die Situation vor Ort wirklich ist.


(Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Aber Sie! Sie wissen es, weil Sie sie dahin gebracht haben! Mein Gott!)


Jetzt kommen wir einmal zum vielbeschworenen
achstum. Herr Michelbach und andere Wirtschafts-

olitiker beschreien das ja so gerne.


(Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Ich beschreibe das, Frau Kollegin!)


issen Sie, wie die Steuerbeschlüsse in den letzten Jah-
en auf die Kommunen gewirkt haben? Ich nenne Ihnen
inmal ein paar Zahlen:

Die Konjunkturpakete I und II, die Sie hier gerade ab-
eiern – 10 Milliarden Euro für die Kommunen für zwei
ahre –, haben für die Kommunen Mindereinnahmen in
öhe von 2,5 Milliarden Euro bedeutet, durch das Bür-
erentlastungsgesetz haben die Kommunen Minderein-
ahmen in Höhe von 1,7 Milliarden Euro, und durch das
ogenannte Wachstumsbeschleunigungsgesetz haben die
ommunen Mindereinnahmen in Höhe von 1,6 Milliar-
en Euro. Falls Sie nicht so schnell mitgerechnet haben,
enne ich Ihnen die Summe insgesamt: Durch Ihre Steu-
rbeschlüsse haben die Kommunen zusätzliche Minder-
innahmen in Höhe von 5,8 Milliarden Euro.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Wie hoch ist denn der Anteil der Gewerbesteuer, Frau Kollegin?)







(A) )



(B) )


Britta Haßelmann
Der Nächste steht schon im Raum. Sie lassen den
Rüttgers in Spiegel Online so etwas erklären, während Sie
hier gleichzeitig mit Ihrer Funktionsverlagerung durch ei-
nen kleinen Umdruck für ein Minus von 650 Millionen
Euro bei den Kommunen sorgen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich finde, darüber muss man mit den Leuten vor Ort re-
den, weil Sie den Bürgerinnen und Bürgern dadurch die
Mittel für die Daseinsvorsorge im Gemeinwesen entzie-
hen. Das heißt an diesem Punkt: höhere Beiträge für Ki-
tas, Schließung von Theatern, die Frage, ob man sich
noch ein Schwimmbad leisten kann oder nicht.

Deshalb kommt hoffentlich der Zeitpunkt, an dem Sie
nicht nur auf Neujahrs- oder Frühlingsempfänge vor Ort
in Ihrem Wahlkreis gehen, sondern für die Politik, die
Sie hier machen, von Ihren Kommunalos vor Ort gena-
gelt werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Na, na, na! Wir lassen uns doch nicht nageln! Wer lässt sich denn hier nageln?)


Vom Wachstumsmotor Kommunen kann doch keine
Rede sein. Reden Sie sich doch nicht schwindelig durch
die Theorie „Wir senken die Steuern, und dann kommt
das Wachstum schon vom Himmel heruntergefallen“.
Sie haben dramatische Beschlüsse gefasst, die gravie-
rende negative Auswirkungen auf die Kommunen ha-
ben. Das sagt Ihnen nicht nur die Grüne Haßelmann,
sondern das sagen mittlerweile auch Petra Roth vom
Deutschen Städtetag und jeder kommunale Spitzenver-
band.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Wer hat Ihnen das bloß aufgeschrieben?)


Was die verrückten Ankündigungen gerade vonseiten
der FDP angeht, kann ich nicht verstehen, dass Sie mit
diesem Credo weitermachen. Sie sind doch im freien
Fall. Besinnen Sie sich doch einmal ein bisschen! Sie
liegen heute bei 8 Prozent.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So viel? – Dr. Birgit Reinemund [FDP]: Sie sind doch schon weg!)


Sie haben doch gar keine Zustimmung mehr.


(Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Warum schreien Sie denn?)


Sie haben doch ein Riesenproblem. In NRW liegen Sie
bei 6 Prozent. Sie machen aber einfach weiter mit dem
Credo von Steuersenkungen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wofür?)


Sie wissen doch, was das für die Bürgerinnen und Bür-
ger in den Städten und Gemeinden bedeutet.

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(C (D Ich finde, die Situation nach 106 Tagen macht mehr ls deutlich, dass Sie nicht regieren können. Sie haben ich nicht aufs Regieren vorbereitet, und Sie verstehen ich nicht darauf, innezuhalten und zu sagen, wo es langeht. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Wer hat Ihnen bloß diesen Unsinn aufgeschrieben?)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702207700

Bevor ich dem nächsten Redner das Wort gebe, ein

leiner Hinweis: Ich denke, es ist gut für das Haus und
iejenigen, die zuhören und sich ein Bild machen, wenn
ine Debatte lebhaft und mit Leidenschaft geführt wird.
ür die Aktuelle Stunde haben wir uns selbst die Regel
egeben, dass es weder Zwischenfragen noch Kurzinter-
entionen oder Reaktionen auf eventuelle persönliche
ngriffe geben soll. Ich bitte alle, ob sie sich per Zwi-

chenruf an der Debatte beteiligen oder am Rednerpult
tehen, auf Bezichtigungen wie Arroganz oder Falsch-
ünzerei zu verzichten.


(Joachim Poß [SPD]: Was? – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Falschmünzerei ist doch umgangssprachlich! – Gegenruf des Abg. Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Da kennt Frau Künast sich aus!)


Ich denke, „Sie Falschmünzerin“ ist nichts, was wir
ns gegenseitig vorwerfen müssten. Wir können die De-
atte auch anders führen.

Ich bitte für die kommenden Redebeiträge wie auch
ür die weitere Teilhabe an der Debatte darum, dass wir
ns auf die Argumentation und die Auseinandersetzung
n der Sache beschränken.

Dazu hat jetzt der Kollege Peter Götz für die Unions-
raktion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Peter Götz (CDU):
Rede ID: ID1702207800

Vielen Dank, Frau Präsidentin, auch für den Hinweis,

ieder zur Sachlichkeit zurückzukehren.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, dann sagen Sie doch etwas zur Umsatzsteuer!)


Frau Haßelmann, man hat das Gefühl, viele in der Op-
osition haben noch nicht verschmerzt, dass die Wähle-
innen und Wähler den Regierungsauftrag jemand ande-
em erteilt haben.

Es ist unstrittig: Die weltweite Finanzmarkt- und
irtschaftskrise trifft alle politischen Ebenen – Bund,

änder und Kommunen. Länder wie Griechenland sind
leite. Das zeigt: Die internationale Krise ist noch lange
icht überwunden. Daran gibt es nichts zu beschönigen.

Richtig ist auch, dass die Gewerbesteuereinnahmen in
en Kommunen von 34,3 Milliarden Euro in 2008 auf






(A) )



(B) )


Peter Götz
28,4 Milliarden Euro im vergangenen Jahr gesunken
sind. Das sind 17,4 Prozent weniger. Damit bewegen wir
uns bei den Gewerbesteuereinnahmen allerdings immer
noch auf einem höheren Niveau als 2005. Von den Vor-
jahren will ich gar nicht reden.


(Nicolette Kressl [SPD]: Was sagen Sie denn zu den FDP-Plänen?)


2007 und 2008 waren gute Jahre für die Kommunen.
Es waren die besten seit Bestehen der Bundesrepublik.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des Abg. Joachim Poß [SPD] – Joachim Poß [SPD]: Weil wir die Gewerbesteuer stabilisiert haben!)


Die meisten Kommunen haben diese Zeit genutzt, um zu
investieren, Schulden abzubauen und Rücklagen zu bil-
den.


(Beifall bei der SPD)


In Zeiten rot-grüner Regierungsverantwortung war daran
nicht zu denken.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Damals lag der kommunale Saldo jahrelang im Minus.
Der Investitionsstau wurde immer größer. Die kommu-
nale Verschuldung stieg. Das war das Ergebnis einer ka-
tastrophalen rot-grünen Politik für die Kommunen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Nur zur Erinnerung: 2003 betrug der Negativsaldo
der kommunalen Haushalte 8,4 Milliarden Euro. Der
Saldo lag also im Minus. Darunter, Herr Steinmeier, ha-
ben Wuppertal und viele andere große Städte in Nord-
rhein-Westfalen bis heute zu leiden. Das war Ihre Poli-
tik. Dafür tragen Sie die Verantwortung.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wir wollen nicht daran denken, was es für die Städte
und Gemeinden bedeutet hätte, wenn in Zeiten von Rot-
Grün die internationale Finanzmarktkrise gekommen
wäre, Herr Poß. Nicht auszuhalten wäre das gewesen!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Was hat Herr Merz damals vorgeschlagen? Damals haben Sie 20 bis 30 Milliarden mehr Steuersenkungen vorgeschlagen!)


Noch kurz vor Torschluss im Oktober haben Sie im Ka-
binett Schröder beschlossen, den Bundesanteil an den
Kosten der Unterkunft rückwirkend auf null zu senken.
Auf null!


(Zurufe von der CDU/CSU: Hört! Hört!)


Ich erinnere Sie an Ihre Erhöhung der Gewerbesteuer-
umlage. Frau Künast und Herr Steinmeier, Sie saßen da-
mals im Kabinett einer rot-grünen Regierung und tragen
dafür die Verantwortung.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Deshalb ging es den Kommunen besser!)


enn das alles, was Sie damals gemacht haben, kommu-
alfreundlich gewesen sein soll, dann weiß ich nicht
ehr.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wenn Sie immer wieder die Korrekturen an der Ge-
erbesteuer im Wachstumsbeschleunigungsgesetz quasi

ls Kronzeuge für das Schließen von sechs Schwimmbä-
ern in Wuppertal anführen, dann ist das unredlich.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


rstens. Das Gesetz ist gerade sechs Wochen in Kraft.
weitens. Es führt laut Deutschem Städtetag in diesem
ahr bei der Gewerbesteuer zu Mindereinnahmen in
öhe von 0,3 Prozent. Lesen Sie die Presseerklärung der

üngsten Konferenz des Deutschen Städtetags! Oder hal-
en Sie sogar die Erhöhung des Kindergeldes und die
erfassungsgemäße Ausgestaltung in vielen Bereichen
ür falsch?


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Erklären Sie das Ihren Bürgermeistern!)


Lassen Sie mich einen weiteren Punkt ansprechen.
ie meisten Unternehmen in Deutschland haben auf-
rund des restriktiven Verhaltens der Banken ein Liqui-
itätsproblem. Das Kürzen von Gewerbesteuervoraus-
ahlungen stellt für viele Firmen zugegebenermaßen
ine sehr kostengünstige Liquiditätshilfe dar. Das Geld
ehlt nun in den Kassen der Kommunen.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was machen Sie denn dagegen?)


ber eine anziehende Konjunktur führt schnell wieder
u Gewerbesteuernachzahlungen und verbessert damit
ie Einnahmesituation vor Ort. Wir haben auf kommu-
aler Ebene strukturelle Probleme. Deshalb wollen wir
ie Gemeindefinanzen neu ordnen. Unser Ziel ist, die
ommunale Zusammenarbeit zu erleichtern, aber auch
or allem die kommunale Selbstverwaltung zu stärken.
ir müssen den Mut haben – das wurde bereits gesagt;

azu lade ich alle ein –, unvoreingenommen und ohne
abus an eine Reform der Gemeindefinanzen heranzuge-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


azu gehören nicht nur die Einnahmen, sondern auch
ie Ausgaben.

Vor allem müssen wir die Aufgaben in unsere Be-
rachtungen einbeziehen. Zum Konjunkturpaket ist
chon viel gesagt worden. Investitionen in die energeti-
che Sanierung von Schulen, Kindergärten und Kinder-
agesstätten tragen zum Klimaschutz und zur Verbesse-
ung der Bildungsinfrastruktur bei. Sie sichern wertvolle
rbeitsplätze im Handwerk. Vor allen Dingen spart eine

nergetisch sanierte Schule in Zukunft in erheblichem
aß Betriebskosten.






(A) )



(B) )


Peter Götz

(Beifall des Abg. Leo Dautzenberg CSU)


Die staatlichen Investitionen führen nicht zu Belastun-
gen, sondern entlasten in wenigen Jahren die kommuna-
len Haushalte.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Die verstehen nix von Nachhaltigkeit!)


Lassen Sie mich abschließend sagen: Wenn Sie sich
unsere Koalitionsvereinbarung genau anschauen, wer-
den Sie feststellen, dass dort auf vielen Politikfeldern
Weichen für die Stärkung der kommunalen Ebene ge-
stellt sind, um gemeinsam gestärkt aus der Krise heraus-
zukommen. Das geht nicht mit Jammern, sondern nur
mit Anpacken. Deshalb sollten wir es anpacken.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702207900

Das Wort hat die Kollegin Petra Hinz für die SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Petra Hinz (SPD):
Rede ID: ID1702208000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Manchmal frage ich mich – gerade angesichts der letzten
106 Tage –, in welchem Raumschiff Sie unterwegs sind.
Zumindest sind Sie nicht in den Kommunen vor Ort;
denn diese sind gerade dabei, ihre Haushalte aufzustel-
len.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Herr Götz, wenn Sie mir jetzt zuhören, werden Sie
verstehen, warum das, was Sie in den letzten Tagen und
Wochen beschlossen haben, für die Kommunen sehr
wohl wichtig ist. Die Kommunen achten sehr genau da-
rauf, was Sie mit dem sogenannten Wachstumsbeschleu-
nigungsgesetz auf den Weg gebracht haben; denn die
Kommunen sind diejenigen, die nun die Haushalte auf-
stellen und den Genehmigungsbehörden darlegen müs-
sen, wie sie mittelfristig aus der Verschuldung heraus-
kommen wollen. Aber Sie sagen – quasi wie auf einer
rosafarbenen Wolke schwebend –: Wer will, der kann
auch. – Die Kommunen können nicht mehr.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wenn Sie uns nicht glauben, dann glauben Sie we-
nigstens dem Handelsblatt, das dargelegt hat:

Kommunen lehnen Steuersenkungen ab. … Viele
Bürgermeister sehen sich durch Regierungspläne zu
Gebührenerhöhungen und Leistungskürzungen ge-
zwungen.


(Beifall bei der SPD – Zurufe von der SPD: Aha!)


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(C (D ie sind die Partei für die Kommunen? In der Frankfurer Rundschau ist zu lesen: „Wieder trifft es die Kommuen“. Städten und Gemeinden brechen die Einnahmen eg; die Infrastruktur ist infrage gestellt. Sie reden von amilienpolitik, und gleichzeitig beschließen Sie im ahmen des Wachstumsbeschleunigungsgesetzes Kürungen in der Größenordnung von 1,6 Milliarden Euro. (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der Sachverständigenrat hat Ihnen in seinem Gutach-
en zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ins Stamm-
uch geschrieben, der Koalitionsvertrag sei „vage und in
eder Hinsicht enttäuschend“. Weiter schreibt er, dass
andlungsziele und Handlungsvorschläge absolut fehlen
nd dass der Koalitionsvertrag an dieser Stelle nichts mit
aushaltskonsolidierung zu tun hat.

Ich frage mich in diesem Zusammenhang: Kennen
ie sich eigentlich mit dem föderalen Staat aus? Wo blei-
en denn die Länder bei der ganzen Angelegenheit? Was
achen Sie, wenn Sie mit den Ländern zusammensit-

en? Appellieren Sie dann an sie, dass sie ihren Ver-
flichtungen nachkommen?


(Beifall bei der SPD)


as heißt das zum Beispiel für Nordrhein-Westfalen?
üttgers redet von „unseren Kommunen“. Mit Blick auf

eine Kommunen und seine Stadtsäckel kann man nur
eststellen: Er hat den Kommunen in den vergangenen
ahren 3 Milliarden Euro weggenommen.


(Peter Götz [CDU/CSU]: Das ist dummes Zeug! Das Gegenteil ist der Fall!)


eine Kommunen? In Sonntagsreden sagt er, dass wir
ie kommunale Selbstverwaltung unterstützen sollen.
ber sein Handeln spricht eine andere Sprache.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Die Gemeindefinanzierung ist sogar erhöht worden!)


Herr Dautzenberg, dazwischenrufen nützt nichts; das
ören die Leute am Fernseher nicht. Zuhören kommt im-
er vor dem Verstehen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Kennen Sie das Gemeindefinanzierungsgesetz Nordrhein-Westfalen?)


Sie haben gerade einige Beschlüsse aus der Zeit der
oalition mit den Grünen angesprochen. Ich will Ihnen

inmal sagen, was die Krise für meine Stadt, die Stadt
ssen, bedeutet: Alleine die Zinsen, die für die Kassen-
redite aufzuwenden sind, belaufen sich für die Stadt
ssen auf 1,47 Millionen Euro. Das sind doch keine Pea-
uts! Die Stadt ist gar nicht mehr handlungsfähig.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Wo liegen denn die Ursachen, Frau Kollegin? – Peter Götz [CDU/CSU]: Das ist doch die Folge rotgrüner Politik!)


Wenn Sie hier über Familienpolitik oder Bildungs-
olitik sprechen, dann ist das alles nur Makulatur, weil
ie in einem Raumschiff unterwegs sind und letzten En-






(A) )



(B) )


Petra Hinz (Essen)

des nicht die Familien unterstützen. Allein das Wachs-
tumsbeschleunigungsgesetz bedeutet für die Kommunen
in Nordrhein-Westfalen 400 Millionen Euro Minderein-
nahmen. Wissen Sie, was diese damit machen könnten?
Tatsächliche Familienpolitik! Damit könnte die Stadt
Essen allen Kindern, die eine Kita besuchen wollen, die
Möglichkeit geben, das gebührenfrei zu tun. Ihre Steuer-
geschenke gehen in eine andere Richtung: Sie erfolgen
auf Pump und gehen auf Kosten der Kommunen und auf
Kosten der Menschen in den Kommunen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


All das, was wir hier beschließen, betrifft letzten En-
des auch die Kommunen. Der 4. Dezember 2009 war de-
ren schwärzester Tag.


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Holen Sie doch mal Luft!)


An einem einzigen Sitzungstag, an einem Freitag, haben
Sie hier zuerst das Wachstumsbeschleunigungsgesetz
beschlossen. Dann lassen Sie sich dafür abfeiern, dass
Sie Klientelpolitik betreiben. Zwei Tagesordnungs-
punkte später ging es um die Kosten für die Unterkunft.
Allein für meine Stadt, die Stadt Essen, bedeutet der Be-
schluss bezüglich der Beteiligung des Bundes weitere
Kosten in Höhe von 4 Millionen Euro.


(Peter Götz [CDU/CSU]: Rot-grün hatte das auf null gesetzt!)


Da reden Sie davon, dass man sparen könne? Die Kom-
munen sind handlungsunfähig; sie können nicht mehr.
Wir müssen über Entschuldung reden. Es gibt zwei Bun-
desländer in unserer Republik, Rheinland-Pfalz und
Sachsen-Anhalt, die anpacken, die etwas für ihre Kom-
munen tun. Sie versuchen im Rahmen einer Entschul-
dung, den Kommunen tatsächlich zu helfen.


(Beifall bei der SPD)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, Reden ist das eine,
Handeln das andere. Wenn Sie uns nicht glauben wollen,
dann glauben Sie Ihren Sachverständigen in den Anhö-
rungen. Im Finanzausschuss gab es zwei Anhörungen,
und beide waren eine Pleite für Sie.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das ist doch Quatsch!)


Zweimal haben Ihre eigenen Sachverständigen Ihnen
deutlich gemacht, dass Sie die Kommunen schröpfen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das war selektive Wahrnehmung bei Ihnen!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702208100

Das Wort hat der Parlamentarische Staatssekretär

Hartmut Koschyk.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1702208200


Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!
Es ist gut, dass wir heute über die Lage der Kommunen

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(C (D n Deutschland diskutieren; denn wir, die wir in der Bunespolitik Verantwortung tragen, tragen oft auch Verantortung in den Kommunen: als Stadträte, als Kreisräte, ls Gemeinderäte. Wir wissen, dass die Kommunen die iege unserer Demokratie sind, dass das, was Bürger an aseinsvorsorge von der Gemeinschaft erwarten, in ers er Linie in den Kommunen gestaltet wird. Deshalb müsen wir uns Gedanken machen, wie wir die kommunale inanzausstattung in Zukunft verbessern. In der heutigen Debatte ist schon deutlich geworden, ass die finanzielle Lage der Kommunen zum einen auf ie schwerste Krise, die unser Land nach dem Kriege urchmachen musste, zurückzuführen ist. Zum anderen ist sie darauf zurückzuführen, dass unere Kommunen strukturelle Haushaltsprobleme haben, ie durch die Veränderung ihrer Einnahmesituation, aber uch ihrer Ausgabenbelastung gelöst werden müssen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


eiden Herausforderungen stellt sich diese Bundesregie-
ung.

Ich bin Frau Kollegin Tillmann sehr dankbar, dass sie
eutlich gemacht hat, welche Impulse die Volkswirt-
chaft unseres Landes durch Wachstums- und Entlas-
ngsmaßnahmen der Vorgängerregierung, aber auch der
tzigen Regierung – denken Sie allein an das Jahr 2010 –

rhalten hat. Ich bedaure wirklich sehr, dass sich die
PD so schnell von den Maßnahmen verabschiedet, die
ie selber mit auf den Weg gebracht hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Welche meinen Sie denn? Das ist doch Quatsch!)


Wenn man das Bürgerentlastungsgesetz, die Konjunk-
urpakete I und II, das Familienleistungsgesetz und die

aßnahmen des Wachstumsbeschleunigungsgesetzes
usammennimmt,


(Joachim Poß [SPD]: Das waren doch in erster Linie unsere Maßnahmen, nicht Ihre!)


ann beträgt der Wachstumsimpuls in Deutschland, der
llein im Jahr 2010 haushaltswirksam wird, 30 Milliar-
en Euro.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


as sollte man nicht kleinreden.

Wir wissen doch: Wir haben 2005, als Angela Merkel
ie Regierungsverantwortung übernommen hat, die
ommunalfeindliche Politik von sieben Jahren Rot-Grün
eendet.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD)


s ist hier deutlich gesagt worden, dass Sie noch im letz-
en Jahr der Regierungsverantwortung von Gerhard
chröder die Beteiligung des Bundes an den Kosten für
ie Unterkunft auf null gesenkt haben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)







(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Hartmut Koschyk
Wir haben die Beteiligung des Bundes, als wir in Regie-
rungsverantwortung gekommen sind, wieder erhöht.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben sie gerade gesenkt!)


– Gegenüber Ihrem letzten Ansatz von 2005 haben wir
sie erhöht. Sie wollten sie auf null senken.

Eines haben wir in den letzten Jahren gespürt – daran
sollte sich vor allem die SPD erinnern –: Die Maßnah-
men, die wir gemeinsam in der Großen Koalition 2005
eingeleitet haben, haben bis zum Hereinbrechen der
Krise im Jahr 2008/2009 zu Wachstumsimpulsen ge-
führt. Peter Götz hat zu Recht darauf hingewiesen, dass
diese Maßnahmen in den Jahren 2006, 2007 und 2008
bis in das Jahr 2009 hinein zu einer einmaligen Finanz-
situation der Kommunen geführt haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Es ist richtig, dass mit den Maßnahmen der Vorgän-
gerregierung und den Maßnahmen, die die christlich-
liberale Regierung im Anschluss ergriffen hat, eine
Rückkehr zum Wachstum in Deutschland erfolgt. Dies
wird zu einer verbesserten Einnahmesituation der Kom-
munen führen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wachstumsimpulse sind richtig und wichtig.

Wir werden uns mit großer Entschiedenheit aber auch
den strukturellen Problemen in den kommunalen Haus-
halten stellen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Noch im Februar wird das Kabinett den Beschluss fas-
sen, dass eine Kommission eingesetzt wird, der Vertreter
der Bundesregierung, der Länder und der kommunalen
Spitzenverbände angehören.


(Zurufe von der SPD und der LINKEN: Oh!)


Das haben Sie in der Zeit Ihrer Regierungsverantwor-
tung versäumt. Sie haben sich nie grundsätzlich um sta-
bile Kommunalfinanzen gekümmert.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Liebe Kollegen von der SPD, wir gehen ergebnis-
offen und ohne Tabuisierung an die Themen heran. Ich
kenne eine Reihe von Kommunalpolitikern, auch aus
den Reihen der SPD, die sich längst vom Dogma des
Festhaltens an der Gewerbesteuer verabschiedet haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD)


Über die Ersetzung der Gewerbesteuer müssen wir mit
den kommunalen Spitzenverbänden ohne Tabu sprechen.

Eines ist klar: Auch innerhalb des Deutschen Städte-
tages gibt es längst eine andere Sicht. Ich glaube schon,
dass die Großstädte nach wie vor ohne Wenn und Aber
an der Gewerbesteuer festhalten wollen. In kleineren
und mittleren Städten ist eine Debatte darüber entbrannt,

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(C (D b die Kommunen durch ein Zusammenwirken von und, Ländern und Gemeinden mit anderen, stetigen, icht so konjunkturabhängigen Steuereinnahmen ausgetattet werden können. Ich will auch etwas zur Struktur der Ausgaben sagen. ch bin Mitglied eines Kreistags. Dort ist man sich über lle Fraktionen hinweg einig, dass die Bundespolitik anchmal Standards setzt, deren Umsetzung für die ommunen hohe Kosten bedeutet. ch bin sehr gespannt darauf, wie Sie sich in dieser Komission zu den Vorschlägen Ihrer eigenen Kommunal olitiker stellen, ebendiese Standards zu verändern. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Da haben wir weniger Schwierigkeiten als Sie!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Selbstverständlich müssen wir in dieser krisenhaften
ituation der Kommunalfinanzen auch die Länder an

hre Pflicht erinnern. Ich bin dem Kollegen Brauksiepe
ehr dankbar dafür, dass er mir auf der Regierungsbank
erade gesagt hat, dass es in Nordrhein-Westfalen noch
ie eine so hohe Zuweisung an die Kommunen gegeben
at wie in den letzten Jahren:


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


m Jahr 2009 waren es 8 Milliarden Euro; 2010 werden
s 7,6 Milliarden Euro sein. Davon konnten die Kommu-
en in Nordrhein-Westfalen nur träumen, als Sie dort
egierungsverantwortung getragen haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Der lügt ja schneller als ein Rennpferd laufen kann!)


Angesichts dessen rate ich Ihnen: Hören Sie mit die-
en Fastnachtsmätzchen auf. Arbeiten Sie über Ihre Lan-
esminister in der Regierungskommission, die wir ein-
etzen, mit. Hören Sie auf, die Dinge zu tabuisieren.
tehlen Sie sich nicht aus Ihrer Mitverantwortung für die
nwucht bei den Kommunalfinanzen; schließlich waren
ie viele Jahre in Regierungsverantwortung. Durch das,
as diese Regierung auf den Weg gebracht hat, werden
achstumsimpulse gesetzt. Mehr Wachstum wird den
ommunen mehr Einnahmen bescheren. Wir wollen die
rundfrage der kommunalen Finanzierung auf der Ein-
ahme- und auf der Ausgabenseite endlich einmal
rundsätzlich angehen, und wir wollen nicht so ein
lickwerk produzieren, wie Sie es getan haben, als Sie in
er Regierungsverantwortung gewesen sind.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702208300

Das Wort für die SPD-Fraktion hat der Kollege
ichael Groschek.


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Michael Groschek (SPD):
Rede ID: ID1702208400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es gibt

doch noch Sternstunden im Parlament. Ich behaupte das,
obwohl so gut wie nichts gesagt wurde. Das, was gesagt
wurde, war allerdings bezeichnend. Wenn der Staats-
sekretär aus dem Wahlkreis Bayreuth Bayreuther Fest-
spiele nach dem Motto „Tarnen, Tricksen, Täuschen“
aufführt und sich bei den Themen „Gewerbesteuer“ und
„Konjunkturpaket“ mit fremden Federn schmückt, dann
ist das das eine.


(Beifall bei der SPD)


Wenn er aber Herrn Brauksiepe zitiert und sagt, den
Städten in NRW sei es noch nie so gut gegangen, dann
kann man nur lachen. Fragen Sie einmal Ihre schwarzen
Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeister! Fragen
Sie Ihre schwarzen Landräte! Diese Personen demon-
strieren nicht mit Rüttgers, sondern gegen Rüttgers. Sie
sehnen den 9. Mai herbei, wenn in Nordrhein-Westfalen
gewählt wird.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Wenn Herr Solms hier erzählt, die FDP, die „Möven-
pick-Partei“, stehe nach wie vor fest zur Steuergerechtig-
keit, dann kann man nur den Kopf schütteln; schließlich
bekennt er im gleichen Atemzug wie alle anderen Mit-
glieder dieser Partei: Ja, wir stehen zur Abschaffung der
Gewerbesteuer.


(Widerspruch bei der FDP)


Was heißt das denn im Hinblick auf Steuergerechtigkeit?
Sie schonen die einen und belasten die anderen. Die klei-
nen Leute sollen die Abschaffung der Gewerbesteuer
zahlen. Das ist keine Steuergerechtigkeit, das ist Klien-
telpolitik. Dafür kriegen Sie die Klatsche. Das ist so si-
cher wie das Amen in der Kirche.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der FDP)


Jetzt kommen wir zu dem eigentlichen Thema; dazu
haben Sie wenig gesagt. Mich würde interessieren, wie
die Union dazu steht, dass sowohl die Regierung als
auch die „Mövenpick-Partei“ die fauchende Katze aus
dem Sack gelassen haben, als sie klipp und klar gesagt
haben: Unser Kampfauftrag ist klar; die Gewerbesteuer
muss abgeschafft werden. Ist das auch Ihre Denkart? Be-
kennen Sie sich doch gleich hier. Ein Abgeordneter Ihrer
Fraktion wird noch zu diesem Tagesordnungspunkt spre-
chen. Nutzen Sie die Chance und schenken Sie den Men-
schen reinen Wein ein! Das haben sie nämlich verdient.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Jetzt weiß ich auch, warum Sie in Düsseldorf nicht mehr gebraucht werden!)


Die Bertelsmann-Stiftung – sie ist kein Institut der so-
zialen Demokratie – hat eindeutig gesagt: Die Finanz-
entwicklung in strukturschwachen Städten ist drama-
tisch. Gerade denjenigen Kommunen, die mit den
Auswirkungen des demografischen Wandels und der
Strukturschwäche der Wirtschaft sowie mit sozialen Las-

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(C (D en zu kämpfen haben, steht das Wasser schon höher als is Unterkante Oberlippe. Wie reagieren Sie darauf? Sie ollen weiter belasten statt entlasten. Wir sagen Ihnen: ie Städte brauchen keine Belastungsperspektive und eine Bevormundung, sondern eine klare Soforthilfe, eien Rettungsschirm. Noch einmal zum Mitdenken: Wir wollen, dass die tädte und Gemeinden für die 1,6 Milliarden Euro entchädigt werden, die Sie ihnen durch das sogenannte achstumsbeschleunigungsgesetz geraubt haben. Wir ollen eine Überbrückungshilfe bei KdU. Wir wollen etztendlich, dass Sie hier hinsichtlich der Finanzieungssicherheit der Gemeinden klar bekennen: Es wird eine weiteren Steuersenkungen auf Pump geben. Damit bin ich bei einem Punkt, der mich von der Naiität her erschreckt hat. Wer hier sagt – es ist noch nicht inmal jemand aus der Union –: „Der Dr. Rüttgers ist ach geworden und benennt Probleme“, den lade ich erzlich nach Nordrhein-Westfalen ein; da wird er die ealität kennenlernen. Jetzt zu Dr. Rüttgers selbst. Er ist mit der Philosophie ngetreten: Privat vor Staat, Freiheit vor Gleichheit. Was at er gemacht? Mit einem Sofortprogramm hat er die ittel für die Arbeitslosenberatungszentren zusammen ekürzt, er hat die Frauenberatungsläden quasi abgechafft, er hat die Mitbestimmung im öffentlichen Dienst eschnitten, und er hat den Landesjugendplan geplünert. Das hat er bis zu einer Belastungshöhe von 3,1 Miliarden Euro fortgesetzt. Das ist die Fünfjahreswirklicheit dieser Regierung in Düsseldorf. Jetzt, fünf vor zwölf, sagt er auf einmal: Mit mir, ürgen Rüttgers, wird es im Bundesrat keine Zustimung zu weiteren Steuersenkungen geben, von denen ie Kommunen negativ betroffen sind. (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Ist das die Rede für den Ortsverein heute Abend?)


(Beifall bei der SPD)


as ist nicht Einsicht in die Notwendigkeit, sondern nur
er Panik angesichts der aktuellen Umfrageergebnisse
eschuldet, und Panik ist ein falscher Ratgeber.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Halina Wawzyniak [DIE LINKE])


Wir erwarten von verantwortlicher Politik, sich eben
icht durch miserable Umfrageergebnisse treiben zu las-
en und panikartig zu reagieren. Es geht um die Über-
ahme von politischer Verantwortung. Sie beweisen nur
ines, nämlich dass Sie kommunalpolitisch verantwor-
ungslos sind. Wir erwarten von Ihnen, meine Damen
nd Herren der Union, dass Sie hier klipp und klar be-
ennen – auch Ihren eigenen Leuten gegenüber –, ob Sie
ür oder gegen die Gewerbesteuer sind.

Ich freue mich auf ein Wiedersehen im Landtags-
ahlkampf Nordrhein-Westfalen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Patrick Meinhardt [FDP]: Oh! – Michael Groschek Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das war aber die Rede für den Ortsverein heute Abend, nicht? – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Fünf Minuten reden ohne zu atmen! Er sollte mal Taucher lernen! – Leo Dautzenberg [CDU/ CSU]: War der Kampfschwimmer, oder was?)





(A) )


(B) )



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702208500

Manfred Kolbe hat das Wort für die CDU/CSU-Frak-

tion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Manfred Kolbe (CDU):
Rede ID: ID1702208600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Lassen Sie mich zum Schluss der Aktuellen Stunde ein
paar Punkte zusammenfassen:


(Lachen bei Abgeordneten der LINKEN)


Erstens. Wir als CDU/CSU-Fraktion sind die kommu-
nal, also vor Ort, verankerte Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU – Lachen bei der SPD und der LINKEN)


Sie brauchen sich doch nur das Ergebnis der letzten Bun-
destagswahl anzuschauen. Unsere Fraktion umfasst
239 Abgeordnete. Davon sind 218 direkt gewählt.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Man wird in Deutschland nicht direkt gewählt, wenn
man keinen Kontakt zur kommunalen Basis hat.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Das stimmt!)


Wenn man nicht die Interessen der Kommunen vertritt,
dann gewinnt man keine Wahlkreise. Weil wir das tun,
haben wir so viele Wahlkreise gewonnen. In Sachsen ha-
ben wir alle 16 Bundestagswahlkreise gewonnen. Wir
haben alle zehn Landratsämter gewonnen. Wir stellen
die Oberbürgermeisterin in Dresden. Das wäre doch
nicht der Fall, wenn wir eine kommunalfeindliche Poli-
tik betreiben würden. Das müssen Sie zur Kenntnis neh-
men.


(Beifall bei der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Reden Sie über Ihre Pläne, nicht über die Vergangenheit!)


Nun zu den Grünen. Frau Künast sehe ich gar nicht
mehr. Sie muss sich offenbar von Ihrem eigenen Rede-
beitrag erholen.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Solms ist auch schon weg!)


Sie, Frau Haßelmann, haben sich hier aufgeplustert. Ihre
Partei ist kommunal überhaupt nicht verankert.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben keine Ahnung von den Grünen! Sie sollten nicht darüber reden!)


Ich kann die Anzahl der kommunalen Vertreter Ihrer
Partei in meinem Wahlkreis an einer Hand aufzählen.
Das ist fast bedauerlich.

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(C (D (Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir stellen die Mitgliederzahlen mal ins Verhältnis zu den Mandaten! Dann sehen wir weiter!)


Schauen wir uns doch einmal die kommunale Leis-
ungsbilanz seit 2005 an.


(Beifall des Abg. Leo Dautzenberg [CDU/ CSU])


as Jahr 2005 ist geradezu eine Zäsur für die kommuna-
en Finanzen.


(Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Super!)


m Jahr 2005 – das nur zur Erinnerung – wurde Angela
erkel Bundeskanzlerin.


(Joachim Poß [SPD]: Oh!)


ie Steuereinnahmen der Gemeinden sind seitdem vier
ahre lang kontinuierlich gestiegen. Der Finanzierungs-
aldo der Kommunen war letztmals 2005 negativ. Die
ommunen hatten 2006, 2007 und 2008, einen positiven
inanzierungssaldo erwirtschaftet.


(Manfred Zöllmer [SPD]: Und 2010?)


ie kommunalen Investitionen betrugen im Jahr 2005
ur18,6 Milliarden Euro und hatten somit einen Tiefst-
tand erreicht. Sie sind seitdem kontinuierlich gestiegen,
ämlich auf 19,1 Milliarden Euro in 2006, 20 Milliarden
uro in 2007, 21,5 Milliarden Euro in 2008 und 22,5 Mil-
arden Euro im letzten Jahr. Das sind die Zahlen. Sie sa-
en mehr aus als manches hysterische Wort hier in die-
em Saal.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dann kam die internationale Finanzkrise. Sie ist den
ommunen nicht von der Bundesregierung aufgezwun-
en worden und hat uns alle getroffen. Da haben wir alle
ehler gemacht, der Bund, die Länder und auch manche
ommune. Ich denke zum Beispiel an die Cross-Border-
eschäfte der Stadt Leipzig, die für die Kommunalen
asserwerke ein finanzielles Risiko in Höhe von

90 Millionen Euro mit sich brachten. Da wir alle Fehler
emacht haben, sind wir alle gefordert.

Die Kommunen haben jetzt in der Tat ein Finanzie-
ungsdefizit:


(Bernd Scheelen [SPD]: Und Frau Merkel ist immer noch Kanzlerin!)


etztes Jahr lag es bei 4,5 Milliarden Euro; dieses Jahr
roht eines in Höhe von bis zu 12,0 Milliarden Euro. Ich
age ganz klar für meine Fraktion – das hat der Staatsse-
retär schon ausgeführt –: Wir alle sind gefordert. Wir
üssen darüber nachdenken, und wir müssen auch han-

eln.


(Zurufe von der SPD)


enn man ehrlich ist, dann kommt man zu dem Schluss
das müssen auch Sie zur Kenntnis nehmen –, dass die
auptursache für den augenblicklichen Rückgang der
ommunalen Einnahmen die starke Konjunkturabhän-
igkeit der Gewerbesteuereinnahmen ist.






(A) )



(B) )


Manfred Kolbe

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Florian Pronold [SPD]: Sagen Sie einmal etwas zur Gewerbesteuer! Sind Sie dafür, oder sind Sie dagegen?)


Angesichts dessen sollte man nicht immer gleich mit
dem Totschlagargument kommen: Ihr wollt die Gewer-
besteuer abschaffen. Das will doch keiner.


(Widerspruch bei Abgeordneten der SPD)


Wir wollen die kommunalen Einnahmen verstetigen und
weniger konjunkturanfällig gestalten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die FDP will sie doch abschaffen! Haben wir doch gerade gehört!)


Diese Bundesregierung unter Angela Merkel hat übri-
gens sofort gehandelt – Sie von der SPD, Frau Kressl
und andere könnten da ruhig klatschen, waren noch da-
bei: Wir haben ein erstes Konjunkturpaket aufgelegt; wir
haben ein zweites Konjunkturpaket aufgelegt; wir haben
die Straßenbaumittel des Bundes um 4 Milliarden Euro
erhöht.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Sogar zusammen! – Zurufe von der SPD)


Als Ausblick auf diese Legislaturperiode sei gesagt: Wir
werden auch in dieser Legislaturperiode handeln. Das
können Sie in der Koalitionsvereinbarung nachlesen. Da
steht, dass wir die kommunale Selbstverwaltung stärken,


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, da sind Sie dabei!)


die Finanzbeziehungen zwischen Bund, Ländern und
Kommunen überprüfen und


(Zuruf von der SPD: Und wann?)


die Beteiligung der Kommunen an der Gesetzgebung
verbessern wollen,


(Beifall des Abg. Leo Dautzenberg [CDU/ CSU] – Zurufe von der SPD)


damit die Kommunen nicht immer die Suppe auslöffeln
müssen, wenn Bund und Länder etwas zulasten Dritter
beschlossen haben. Das ist ein ganz wesentlicher Punkt,
der einmal angegangen werden muss. Das werden wir in
dieser Legislaturperiode tun.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


– Danke schön.

Die CDU/CSU-Fraktion steht zu den Kommunen und
wird auch zugunsten der Kommunen handeln.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Zurufe von der SPD und der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702208700

Damit ist die Aktuelle Stunde beendet.

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(C (D Ich rufe die Tagesordnungspunkte 7 a und 7 b auf: a)

Beck (Köln), Ingrid Hönlinger, Memet Kilic,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Parteispenden begrenzen

– Drucksache 17/547 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Rechtsausschuss
Haushaltsausschuss

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Halina
Wawzyniak, Jan Korte, Dr. Gesine Lötzsch, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE

Parteispenden von Unternehmen und Wirt-
schaftsverbänden verbieten

– Drucksache 17/651 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Rechtsausschuss
Haushaltsausschuss

Wir wollen hierzu verabredungsgemäß eine halbe
tunde debattieren. – Dazu sehe ich keinen Widerspruch.
ann ist das so beschlossen.

Als Erstem gebe ich das Wort dem Kollegen Volker
eck für Bündnis 90/Die Grünen.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702208800

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir re-

en heute hier über die Reform des Parteiengesetzes,
eil die Mövenpick-Spende des Barons von Finck an die
DP im Zusammenhang mit der auch von Herrn
inkwart kritisierten Mehrwertsteuersenkung für die
otellerie den Eindruck erweckt hat, man könne politi-

che Entscheidungen in Deutschland durch Spenden be-
influssen.

Friedrich Nowottny schreibt im Berliner Kurier etwas
ugespitzt:

Alles ist gesetzlich geregelt. Mehrfach hat das Bun-
desverfassungsgericht beraten und entschieden.
Trotzdem: Um Parteispenden weht der üble Geruch
von Korruption.

er Spiegel schreibt:

Die „Mövenpick“-Spende ist so legal wie anrüchig.

Meine Damen und Herren, die FDP erweckt den Ein-
ruck, es sei legal verbucht, legal vermeldet, und des-
alb sei auch alles in Ordnung.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Es ist alles in Ordnung!)


arin zeigt sich, dass Sie, meine Damen und Herren von
er FDP, die Grundlagen des jetzigen Parteiengesetzes
icht verstanden haben. Es geht um Transparenz zur Er-
öglichung von Kritik. Deshalb kann einem eine
pende bei Umfragen und Wahlen unter Umständen

euer zu stehen kommen, wie man aktuell sieht.






(A) )



(B) )


Volker Beck (Köln)

Im eher konservativen Grundgesetzkommentar von
Maunz/Dürig wird die Logik des Parteiengesetzes darge-
legt. Klein schreibt darin:

Die Pflicht zur Offenlegung der finanziellen Ver-
hältnisse dient dem Zweck, einerseits die Bürger,
andererseits aber auch die um deren Stimme kon-
kurrierenden Wettbewerber über die Ressourcen zu
informieren, über welche die Parteien verfügen,
aber auch darüber, woher sie kommen, weil es sich
dabei um einen wesentlichen Indikator der von ih-
nen verfolgten Ziele handeln kann. ...

Weiterhin formuliert das auf der Grundlage des
Art. 21 Abs. 3 des Grundgesetzes ergangene Partei-
engesetz Veröffentlichungspflichten, denen wie-
derum der Gedanke zugrunde liegt, der Öffentlich-
keit und jedem Bürger die Beurteilungsgrundlagen
zur Verfügung zu stellen, deren sie für die sinnvolle
Ausübung ihrer Kontrollfunktionen bedürfen.

Dass Sie jetzt argumentieren: „Was legal ist, ist auch
in Ordnung“, zeigt, dass die Grundlagen unseres Parteien-
gesetzes so nicht mehr von allen geteilt werden. Ich fand
die Mövenpick-Spende im Zusammenhang mit dem
Wachstumsbeschleunigungsgesetz nicht in Ordnung.
Das sieht die Mehrheit der Bevölkerung auch so.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Barbara Hendricks [SPD] – Zuruf des Abg. Reinhard Grindel [CDU/ CSU])


Wenn Sie diese Grundlagen nicht mehr akzeptieren,
dann brauchen wir ganz offensichtlich eine Reform des
Parteiengesetzes, die mehr Transparenz schafft und die
die Möglichkeiten der Spenden so begrenzt, dass die
Schwächsten im Parteiensystem durch Spenden in ihrer
politischen Entscheidungspraxis, in ihrer Regierungs-
tätigkeit nicht beeinflusst werden können. Deshalb
schlagen wir vor, auf Grundlage des GRECO-Berichts,
des Berichts der Staatengruppe gegen Korruption im
Europarat, eine jährliche Obergrenze von Spenden durch
natürliche und juristische Personen in Höhe von
100 000 Euro einzuführen. Das ist eine angemessene
Summe. Das ist moderat; dies gestehe ich Ihnen zu. Man
könnte da auch radikaler sein. Aber wir wollen Ihnen ein
ehrliches Angebot zur Reform des Parteiengesetzes ma-
chen, damit wir hier einen Schritt weiterkommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir wollen sicherstellen, dass in Zukunft noch trans-
parenter gehandelt wird. Es ist gut, dass der Bundestags-
präsident jetzt sagt, er werde immer unverzüglich und
nicht nur einmal im Monat veröffentlichen. Wir wollen
außerdem die Transparenzgrenze von 50 000 Euro auf
25 000 Euro herabsetzen, damit noch klarer wird, ob es
unmittelbare Zusammenhänge von Spenden und politi-
schen Entscheidungen gibt. 25 000 Euro mögen auf der
Bundesebene keine große Summe sein. Aber wenn eine
Spende in dieser Höhe bei einem Ortsverband oder bei
einem Kreisverband im Rahmen eines Kommunalwahl-
kampfs eingeht, dann sollte dies den Wählerinnen und
Wählern bekannt sein, damit sie ihre Entscheidung für

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(C (D ie Stimmabgabe auf Grundlage dieser Information trefen können. Wir wollen auch, dass zukünftig die Wahlkampfkosen zeitnah offengelegt werden müssen und dass Aktienesellschaften und Unternehmen, die Geschäftsberichte chreiben müssen, darin aufführen müssen, wie viel eld sie an welche Parteien gespendet haben. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


arauf haben die Eigentümer, die Aktionäre, einen An-
pruch; denn es kann durchaus eine Divergenz geben,
ber die demokratisch diskutiert werden sollte.

Wir wollen auf Grundlage des GRECO-Berichts eine
nhörung im Innenausschuss zur Unabhängigkeit bei
er Kontrolle, zu Spenden an MdBs, zur Finanzierung
on Wählervereinigungen durchführen. Der zentrale
unkt sind die Transparenz und die Begrenzung von
penden. Die Reform des Parteienrechtes ist in den letz-

en Jahrzehnten immer wieder vom Bundesverfassungs-
ericht oder von der Empörung aufgrund von Partei-
pendenskandalen – ich nenne nur die Flick-Affäre und
ie Kohl-Spende – angestoßen worden.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702208900

Herr Kollege!


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702209000

Lassen Sie uns die aktuellen Vorgänge für eine Re-

orm nutzen! Das dient dem Ansehen der Parteien als ei-
es Trägers der politischen Willensbildung, und es dient
er Legitimität der parlamentarischen Demokratie. Las-
en Sie uns den Bürgerinnen und Bürgern zeigen, dass in
eutschland politische Willensbildung nicht käuflich
t!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Außer bei der Solarindustrie!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702209100

Der Kollege Ingo Wellenreuther hat jetzt das Wort für

ie CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Ingo Wellenreuther (CDU):
Rede ID: ID1702209200

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Korruptionsbekämpfung ist grundsätzlich eine
ichtige Sache, und Transparenz bei politischen Ent-

cheidungen ist für eine Demokratie unverzichtbar. Was
orruptionsbekämpfung angeht, liegen wir in Deutsch-

and richtig und befinden wir uns auf einem guten Weg.
ach der aktuell veröffentlichten Korruptionsliste von
ransparency International belegt Deutschland unter
80 Staaten weltweit einen der vordersten Plätze. Ich
egrüße, dass wir bereits 1999 der beim Europarat ein-
esetzten Staatengruppe zur Korruptionsbekämpfung,
RECO genannt, beigetreten sind.






(A) )



(B) )


Ingo Wellenreuther
Die Anträge der Grünen und der Linken, die uns
heute jedoch vorliegen, zielen darauf ab, das Parteien-
gesetz zu ändern. Das Ärgerliche daran ist, dass sie sich
eines Etikettenschwindels bedienen, indem sie diese An-
träge durch Verweis auf den GRECO-Bericht des Euro-
parates in einen Zusammenhang mit Korruptionsbe-
kämpfung stellen bzw. eine unzulässige Einflussnahme
auf politische Entscheidungen durch Spenden unterstel-
len.

Ich sage es ganz offen: Ich halte es für unverantwort-
lich, dass Sie damit das eminent wichtige Thema der
Korruptionsbekämpfung in geradezu populistischer
Weise missbrauchen,


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


nur des parteipolitischen Vorteils wegen. In Wahrheit
geht es Ihnen überhaupt nicht um die Empfehlung des
Europarates. Nein, der GRECO-Bericht muss als Fei-
genblatt herhalten, um aus Kalkül heraus den politischen
Gegner und die Spender zu kriminalisieren und in Verruf
zu bringen.


(Joachim Poß [SPD]: Eine interessante Argumentation!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702209300

Herr Wellenreuther, Herr Kollege Beck hat eine Zwi-

schenfrage.


Ingo Wellenreuther (CDU):
Rede ID: ID1702209400

Nein, Herr Beck hat genug gesprochen.

Ehrlicher wäre es gewesen, wenn Sie gleich gesagt
hätten, worum es Ihnen wirklich geht. Sie wollen den
politischen Gegner treffen, Sie wollen die politischen
Parteien mit wesentlich größeren Spendenaufkommen
diskreditieren, und Sie wollen die Spender verunsichern.
Dieses Ansinnen ist nur allzu durchsichtig, und deshalb
ist Ihr Vorhaben in hohem Maße unehrlich.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702209500

Herr Kollege, der Kollege Montag würde Ihnen gerne

eine Zwischenfrage stellen.


Ingo Wellenreuther (CDU):
Rede ID: ID1702209600

Nein, ich würde gerne im Zusammenhang vortragen.

Wir können uns später austauschen. – Wie gesagt: Es
wäre ehrlicher gewesen, wenn Sie gleich gesagt hätten,
worum es Ihnen geht. Ich halte es für unerträglich, dass
Sie in der Öffentlichkeit bewusst den Eindruck erwe-
cken, man könne in unserem Land Entscheidungen kau-
fen.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, nein! Das gibt es gar nicht! – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat es hier noch nie gegeben!)


Für unerträglich halte ich auch, dass Sie so tun, als ob
eine Beschränkung der Parteispenden auf eine be-
stimmte Höhe bzw. ein Verbot von Parteispenden durch
juristische Personen dazu beitragen könnte, Korruption
zu bekämpfen.

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(C (D Was die Parteispenden anbelangt, ist das entscheiende Kriterium die Transparenz. (Joachim Poß [SPD]: Als ob das Thema „gekaufte Republik“ neu wäre!)


Sie müssen zuhören, dann begreifen Sie es vielleicht,
err Poß. – Das Parteiengesetz in der Fassung vom Juni
002 hat sich insofern bewährt. Sie wissen genau, dass
emäß § 25 des Parteiengesetzes Spenden über
0 000 Euro im Rechenschaftsbericht angegeben werden
üssen. Spenden über 50 000 Euro müssen dem Bun-

estagspräsidenten direkt angezeigt werden. Das Ganze
ird in einer Bundestagsdrucksache veröffentlicht. Das

ind vernünftige Regelungen voller Transparenz, die
ich – auch nach Auskunft der Bundestagsverwaltung –
m Laufe der Jahre hervorragend bewährt haben.

Darüber hinaus begrüße ich, dass der Bundestagsprä-
ident angekündigt hat – Herr Kollege Beck, Sie haben
s angesprochen –, dass er Spenden zeitnah im Internet
eröffentlichen wird. Damit wird dem Transparenzgebot
n ganz besonderer Weise Rechnung getragen.


(Joachim Poß [SPD]: Bei der CDU/CSU gab es nie Schwarzgeld! So etwas ist unbekannt!)


Bei der Frage, wie sich Parteien als Verfassungs-
rgane im weiteren Sinne, das heißt als Faktoren des
erfassungslebens und damit des politischen Wettbewer-
es, finanzieren, darf man die Stichworte „Chancen-
leichheit“, „Staatsunabhängigkeit“ und „Meinungsfrei-
eit“ nicht außer Acht lassen. Wir haben uns in
eutschland ganz bewusst gegen eine rein staatliche Ali-
entierung der Parteien entschieden und die gesell-

chaftliche Verankerung als Wesenselement politischer
arteien definiert.

Die Parteienfinanzierung hat – das wissen Sie – drei
äulen:


(Joachim Poß [SPD]: Die Familie Klatten ist eine bessere Adresse als die staatliche Finanzierung!)


eben den Mitgliedsbeiträgen und den staatlichen Zu-
endungen erhalten sie Spenden natürlicher und juristi-

cher Personen.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wollen wir auch nicht verändern!)


penden zu leisten, ist eine private Entscheidung der
ürger in unserem Land, die dies gegenüber sich, ihrer
amilie, ihrem Vorstand, ihrem Aufsichtsrat, ihren Ak-

ionären und der Öffentlichkeit zu rechtfertigen haben,
ber sicherlich nicht gegenüber dem politischen Gegner.

Die verfassungsrechtliche Gewährleistung des Spen-
enrechts entspricht der grundgesetzlich verankerten
arteienfreiheit. Dies drückt sich im Recht aus, dass na-

ürliche oder juristische Personen den Parteien als legi-
ime Formen der Teilhabe an der politischen Willensbil-
ung Spenden zukommen lassen. Berechtigterweise darf
s den Spendern darauf ankommen, die politischen Ziele
er entsprechenden Parteien zu unterstützen. Genau das
st nach dem Grundgesetz, dem Parteiengesetz und der






(A) )



(B) )


Ingo Wellenreuther
Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts so vor-
gesehen. Das Verfassungsgericht sieht Parteispenden
ausdrücklich als eine Form zulässiger Interessenwahr-
nehmung und politischer Teilhabe an.

Bei der vorigen Debatte wurde angesprochen, dass
Spenden auch ein Indikator für den Erfolg einer Partei
sind.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie sich mal die Umfragen angeschaut?)


Oft spiegelt sich darin die Verankerung der Mandatsträ-
ger in den Wahlkreisen wider. Damit haben speziell die
Grünen und die Linken Probleme. Genau das ist es, was
Sie stört und worauf Ihre Anträge abzielen. Durch die
beantragte Begrenzung der Spendenhöhe oder gar durch
das von den Linken beantragte Verbot von Unterneh-
mensspenden verspricht man sich Vorteile im politischen
Wettbewerb. Wie heuchlerisch Ihre Argumentation ist,
zeigt sich schon daran, dass beispielsweise Sie von den
Grünen sich in den letzten Jahren sehr gerne durch Groß-
spenden aus der Solar- und Windenergiebranche haben
unterstützen lassen.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Großspenden nennen Sie das? Sie können wohl nicht rechnen!)


Wenn Sie mögen, kann ich die einzelnen Beträge nen-
nen.

Um in Ihrem Gedankengebäude zu bleiben, müssten
Sie Ihre eigene Integrität wegen Ihres Einsatzes für die
Förderung regenerativer Energien infrage stellen.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: So ist es!)


Die politischen Ziele Ihrer Spender deckten sich schließ-
lich mit denen Ihrer Partei.


(Beifall bei der FDP – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die haben wir im Gegensatz zu Ihnen aber nicht geändert!)


Sie sehen daran, wie scheinheilig Ihre Argumentation
ist.


(Joachim Poß [SPD]: Sie scheinen ein Jurist mit wenig Skrupeln zu sein!)


– Ja, genau, aber im Unterschied zu Ihnen mit Verstand,
Herr Poß.

Ihnen von der Linken müsste eigentlich die Schames-
röte ins Gesicht steigen, da das Verwaltungsgericht in
Berlin vor einigen Wochen, im Januar 2010, festgestellt
hat, dass die Partei Die Linke gegen das Transparenzge-
bot des Parteiengesetzes verstoßen hat, weil sie eine
Spende in Höhe von 146 000 Euro, die im Zusammen-
hang mit dem Landtagswahlkampf Rheinland-Pfalz im
Jahre 2006 geflossen ist, nicht im Rechenschaftsbericht
angegeben hat.

Es fällt uns schwer, Ihre Anträge ernst zu nehmen.
Deswegen lehnen wir sie ab.

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(C (D Herzlichen Dank. Gabriele Fograscher hat das Wort für die SPD-Frak ion. Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle en! Anlass für diesen Tagesordnungspunkt – das kann nd will ich Ihnen gar nicht ersparen – sind die Entscheiung der Regierungskoalition, den Mehrwertsteuersatz ür Hotelübernachtungen zu senken, und die großzügige pende der Hotelkette Mövenpick, von Herrn von Finck, ie FDP und CSU erhalten haben. Problematisch ist daei nicht die Spende an sich. Alle Parteien sind auf penden angewiesen. Was die öffentliche Diskussion usgelöst hat, ist die zeitliche Nähe der Spende zu dieser solierten, einseitigen steuerlichen Entlastung für Hotelbernachtungen. Einfach, niedrig und gerecht soll das Steuersystem erden. Das wiederholen Sie gebetsmühlenartig. Aber ie tun das Gegenteil. Die Senkung des Mehrwertsteueratzes für Hotelübernachtungen schafft mehr Aufwand ei der Abrechnung, fügt dem Dschungel der Ausnahetatbestände eine weitere Schlingpflanze hinzu, und ie Steuereinnahmen für Bund, Länder und Kommunen erden dadurch niedriger. Das mag sich für die CSU nd die FDP ja finanziell gelohnt haben, ob sich das aber uch politisch gelohnt hat, bezweifeln inzwischen nicht ur Herr Pinkwart von der FDP und Herr Rüttgers von er CDU. Mit Die Gefahr des bösen Scheins ist ein Beitrag des DP-Politikers Burkhard Hirsch in der Süddeutschen eitung vom 1. Februar 2010 überschrieben. (Patrick Meinhardt [FDP]: Die eigenen Argumente sind Ihnen ausgegangen!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702209700

(Beifall bei der SPD)

Gabriele Fograscher (SPD):
Rede ID: ID1702209800

(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


r führt aus – ich zitiere –:

Der Gesetzgeber hat den bösen Schein von Spenden
geahnt. Im Parteiengesetz verbietet er die Annahme
von „Spenden, die der Partei erkennbar in Erwar-
tung oder als Gegenleistung eines bestimmten wirt-
schaftlichen oder politischen Vorteils gewährt wer-
den“. Diese gutgemeinte Bestimmung hat keine
praktische Bedeutung erlangt.

In dem Artikel macht Burkhard Hirsch Vorschläge,
ie wir von der SPD zwar nicht alle teilen, das Ziel je-
och, die Gefahr des bösen Scheins von Parteispenden
u bannen, teilen wir ausdrücklich.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])







(A) )



(B) )


Gabriele Fograscher
Deshalb brauchen wir mehr öffentliche Kontrolle und
mehr Transparenz. Bürgerinnen und Bürger müssen die
Möglichkeit haben, nachzuvollziehen, von wem und in
welcher Höhe politische Parteien finanzielle oder auch
materielle Zuwendungen erhalten.


(Ingo Wellenreuther [CDU/CSU]: Das ist Gesetzeslage!)


Deshalb halten wir Änderungen im Parteiengesetz für
notwendig. Wir sind für die Einführung einer jährlichen
Spendenobergrenze in Höhe von 100 000 Euro. Wir un-
terstützen die Forderung, dass Spenden ab einer Höhe
von 25 000 Euro statt bisher 50 000 Euro unverzüglich
dem Bundestagspräsidenten gemeldet werden müssen.
Wir begrüßen, dass diese Spenden in Zukunft unverzüg-
lich veröffentlicht werden.


(Beifall bei der SPD – Patrick Meinhardt [FDP]: Parteien dürfen künftig keine Zeitungen mehr betreiben!)


Ein Spendenverbot für juristische Personen, das die
Linke vorschlägt, und eine Spendenobergrenze von jähr-
lich 25 000 Euro halten wir für nicht sinnvoll. Spenden
würden gestückelt und von natürlichen Personen, zum
Beispiel Führungskräften des Unternehmens, getätigt.
Interessant für die Öffentlichkeit ist nicht, ob eine Per-
son X an eine Partei Y spendet, sondern ob Unterneh-
mensinteressen mit dieser Spende verbunden sind.


(Beifall der Abg. Dr. Barbara Hendricks [SPD] – Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Sonst würden die ja nicht spenden!)


Allerdings halten wir das Verbot von Verbandsspenden
für notwendig.


(Beifall bei der SPD)


Die Berliner Zeitung vom 9. Februar 2010 greift die
Spendenpraxis des Verbands der Bayerischen Metall-
und Elektroindustrie auf. Dieser Verband gehört zu den
größten Parteispendern der Republik. Seit 2002 gingen
mehr als 3,5 Millionen Euro an CSU und FDP.


(Ute Kumpf [SPD]: Hört! Hört!)


Die Zuwendungen an andere Parteien fielen entschieden
geringer aus.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Das ist eine unglaubliche Neiddebatte, die hier heute geführt wird!)


In dem Artikel in der Berliner Zeitung „Das teure
Schweigen der Bayerischen Metallindustrie“ ist zu le-
sen, dass nicht einmal alle Mitglieder des VBM von die-
ser Spendenpraxis wissen.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gibt es doch gar nicht!)


Audi-Unternehmenssprecher Jürgen de Graeve wird in
diesem Artikel wie folgt zitiert:

Wir sind im VBM, damit der Verband Tarifpolitik
für uns macht, nicht damit er an Parteien spendet.

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(C (D Zur Erhöhung der öffentlichen Kontrolle gehört für ns auch, dass Kapitalgesellschaften verpflichtet weren, ihre Spenden an Parteien in ihren Geschäftsberichen öffentlich auszuweisen. Es muss im Interesse aller emokratischen Parteien sein, den Verdacht von Einlussnahme oder, schlimmer noch, von Käuflichkeit ausuräumen. Deshalb war es guter Brauch – es ist immer elungen –, Regelungen zur Parteienfinanzierung frakionsübergreifend zu vereinbaren. Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Regierungsoalition, ich fordere Sie auf, über die Vorschläge zur erbesserung der Transparenz offen mit uns zu diskutie en und mit uns gemeinsam zu Neuregelungen zu komen. Danke sehr. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702209900

Der Kollege Dr. Stefan Ruppert hat das Wort für die

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Stefan Ruppert (FDP):
Rede ID: ID1702210000

Sehr geehrte Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen

nd Herren! Die Finanzierung von Parteien in Deutsch-
and ist eng verbunden mit einem demokratischen Ver-
tändnis, das in diesem Lande geprägt wird.


(Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Wirtschaftsdemokratie!)


it den vorliegenden Anträgen verlassen Grüne und
inke die gute Tradition, dass wir uns über die Frage,
ie wir uns als Parteien finanzieren und wie wir Demo-
ratie gestalten, im Konsens der Demokraten unterhal-
en. Sie gehen auf Kosten eines kleinen parteipolitischen
orteils einseitig vor. Das ist eine sehr kleine parteipoli-

ische Münze, die Sie hier ausspielen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie müssen nur mitmachen!)


Ein genauerer Blick auf die deutsche Parteienfinan-
ierung lohnt sich.


(Joachim Poß [SPD]: Das geht hier schon um dicke Scheine, nicht um kleine Münze!)


Ich bin relativ neu in diesem Haus, Herr Poß, aber ich
in auf kommunaler Ebene von Ihrer Partei ein höheres
iveau gewohnt, als Sie es hier darstellen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Ach!)


as Infame an Ihrer Kampagne ist doch, so zu tun, als
eien die Vorgänge der Vergangenheit intransparent ge-
esen. Keinesfalls waren sie das.






(A) )



(B) )


Dr. Stefan Ruppert

(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das habe ich doch gerade erklärt!)


Alles wurde rechtzeitig veröffentlicht. Die Spenden sind
ordnungsgemäß verbucht und eingegangen. Auch unser
Parteiensystem ist keinesfalls so intransparent, wie Sie
es darstellen. 1 000 Euro dürfen Sie in bar nicht anneh-
men, 10 000 Euro müssen im Rechenschaftsbericht ver-
zeichnet werden und 50 000 Euro müssen dem Bundes-
tagspräsidenten gemeldet und veröffentlicht werden. All
das ist geschehen.

Was wollen nun Ihre Anträge? Die Grünen wollen
eine Höchstgrenze für Spenden von juristischen Perso-
nen festlegen. Die Linken wollen Spenden von juristi-
schen Personen gleich ganz verbieten,


(Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Richtig!)


weil sie keine bekommen haben, nicht aber die von na-
türlichen Personen. Diese Unterscheidung wird nicht be-
gründet.

Wir müssen uns fragen, welche demokratische Kultur
wir in diesem Land eigentlich fördern wollen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Joachim Poß [SPD]: Genau! – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist richtig! – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine gute Frage!)


– Genau, ich stelle diese Frage. – Wollen wir ein stärker
auf Personen ausgerichtetes System wie etwa in den
USA, wo der Einzelne dafür sorgen muss, dass er seinen
Wahlkampf finanziert? Dies kann er, wenn er zu den
reichsten 1 bis 2 Prozent Menschen seines Landes gehört
oder wenn er die medialen Möglichkeiten hat, sich selbst
zu inszenieren, weil er die Medien, die das tun können,
besitzt, wie es in manchen Ländern der Fall ist.


(Joachim Poß [SPD]: Das hat keiner gefordert! – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie müssen unsere Anträge einmal lesen!)


Wir wollen Parteien, die Politik organisieren, die de-
mokratische Auswahl ermöglichen, ein Forum für den
politischen Diskurs liefern. Dazu brauchen sie Geld.
Dieses Geld – das sage ich ausdrücklich – soll nicht al-
lein vom Staat kommen, sondern es soll aus der Mitte
der Gesellschaft stammen.


(Beifall bei der FDP – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber nicht vom Tegernsee! – Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aus der Schweiz!)


Das Bundesverfassungsgericht hat ausdrücklich festge-
stellt: Die Selbstfinanzierung von Parteien hat Vorrang
vor der Staatsfinanzierung.


(Beifall bei der FDP)


Außerdem hat es festgestellt, dass Spenden von juristi-
schen Personen erwünscht seien. Was wäre das für eine

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(C (D emokratie, meine Damen und Herren von der Linken, on der SPD und von den Grünen, in der Parteien zu bloen Staatsagenturen verkümmerten? (Beifall bei der FDP – Zuruf der Abg. Halina Wawzyniak [DIE LINKE])


Sie können sich gleich in Ihrer Rede dazu äußern.

Im Antrag der Linken wird dieses Modell im Ergeb-
is propagiert.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Genau! Die Linken wollen ja auch nur eine Partei im Staat!)


m Gegenzug kritisieren Sie aber die Parteienfinanzie-
ung der NPD nach den selbst aufgestellten Kriterien.
ls Liberaler, der politischen Extremismus, übrigens

uch den auf Ihrer Seite, bekämpft, hoffe ich, dass ich
ls Parteipolitiker nie von der staatlichen Parteienfinan-
ierung, die Sie politisch wollen, abhängig sein werde.


(Beifall bei der FDP – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lieber von Herrn von Finck! – Joachim Poß [SPD]: Genau! Sie sind doch ein Günstling von Herrn von Finck!)


Herr Poß, Sie können gerne noch lauter schreien oder
ier reden. Aber das ändert nichts.

Es liegt in der Natur der Sache, dass sich Parteien in
eutschland unterschiedlich finanzieren. Sie von den
inken beispielsweise profitieren vom SED-Vermögen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Widerspruch bei der LINKEN – Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Das war klar! Darauf haben wir schon die ganze Zeit gewartet!)


o wir Miete für eine Kreisgeschäftsstelle zahlen, war
ei Ihnen der Weg vom volkseigenen Vermögen in Ihre
arteikasse nicht weit.


(Jan Korte [DIE LINKE]: So ein Quatsch! Sie haben das doch komplett kassiert! – Stephan Mayer [Altötting] [CDU/CSU]: Ein sehr gutes Thema! Weiter!)


ndere profitieren von massiver gewerkschaftlicher Un-
erstützung.


(Joachim Poß [SPD]: Was? Wer denn?)


Ich kenne das aus meinem Wahlkampf, Herr Poß.


(Joachim Poß [SPD]: Es gibt keine Gewerkschaftsspenden!)


ein Gegenkandidat war von einer Gewerkschaft wo-
henlang freigestellt.


(Abg. Joachim Poß [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


as ist eine Möglichkeit, die ich nicht hatte.


(Jan Korte [DIE LINKE]: Das ist doch völlig absurd! – Ute Kumpf [SPD]: Da sind Sie aber ganz schön falsch gewickelt!)







(A) )



(B) )


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702210100

Der Kollege Poß würde Ihnen gerne eine Zwischen-

frage stellen. Möchten Sie sie zulassen?


Dr. Stefan Ruppert (FDP):
Rede ID: ID1702210200

Ich führe meinen nächsten Satz zu Ende, dann gerne. –


(Ute Kumpf [SPD]: Sie stellen falsche Behauptungen auf!)


Bei der letzten Bundestagswahl hat zum Glück der Satz
gegolten: Geld allein schießt keine Tore. – Das gilt auch
für das Geld, über das Sie aufgrund Ihrer Medienbeteili-
gungen verfügen und das deutlich mehr ist als unsere
Parteispenden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Jetzt können Sie gerne Ihre Zwischenfrage stellen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702210300

Herr Poß, bitte schön.


Joachim Poß (SPD):
Rede ID: ID1702210400

Sehr geehrter Herr Kollege, können Sie einen Fall

nennen, einen aktuellen oder einen aus den letzten Jahr-
zehnten, in dem es eine Gewerkschaftsspende für die So-
zialdemokratie gab?


Dr. Stefan Ruppert (FDP):
Rede ID: ID1702210500

Wenn Sie zugehört hätten, hätten Sie den Satz, den

ich gesagt habe, gehört. Mein Gegenkandidat im Wahl-
kampf profitierte davon, dass er für diesen Wahlkampf
wochenlang von einer Gewerkschaft freigestellt war,
während ich am Max-Planck-Institut Grundlagenfor-
schung betreiben musste.


(Stephan Mayer [Altötting] [CDU/CSU]: Unerhört! – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie hätten sich ja auch freistellen lassen können!)


Diese Freistellung hat ihm sehr wohl einen Wettbe-
werbsvorteil verschafft.


(Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Das hätte für Sie doch auch gegolten! Worüber beschweren Sie sich eigentlich?)


Es geht nämlich nicht nur um direkte Finanzierung.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das steht jedem Abgeordneten und jedem Bewerber zu! – Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Darum geht es hier doch gar nicht!)


Die Grünen bekommen viele Spenden von Wind- und
Solarenergieunternehmen. Es ist bemerkenswert, dass
Sie die Kappungsgrenze genau oberhalb der Zahl festle-
gen wollen, die Sie regelmäßig als Spenden bekommen.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Na ja! So regelmäßig leider nicht!)


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(C (D as hat natürlich ein Geschmäckle. Vor diesem Hinterrund bekommt das Wort „Einspeisevergütung“ einen öllig neuen Bedeutungsgehalt. (Heiterkeit und Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wann haben wir von denen denn mal Millionen gekriegt? Wir haben ja noch nicht einmal 100 000 Euro bekommen! Sie kriegen das doch jede Woche dreimal!)


Die FDP hat den kleinsten Parteiapparat. Auf die Un-
erstützung großer Institutionen hoffen wir vergeblich.


(Joachim Poß [SPD]: Es gibt aber die dicksten Spenden!)


Herr Poß, was Sie vielleicht besonders ärgert, ist, dass
0 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder uns sogar ge-
ählt haben.


(Joachim Poß [SPD]: Ja, das weiß ich!)


ie können das vielleicht nicht verstehen, aber es ist so.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir verstehen das auch nicht! Aber jeder hat mal Glück! – Joachim Poß [SPD]: Das ist aber kein Argument! Das gehört zum Recht auf Irrtum! – Weitere Zurufe von der SPD: Das war einmalig! – Eine einmalige Freude für Sie!)


Wir sind da gelassener als Sie und warten ab, was die
ukunft bringt.

Wir wollen die Demokratie in Deutschland im Kon-
ens mit Ihnen weiterentwickeln. Wir wollen nicht
leine parteipolitische Münze quasi eine halbe Stunde
or Karneval, sondern wir wollen, dass alle Menschen
us der Mitte der Gesellschaft,


(Joachim Poß [SPD]: Sie meinen wohl: aus der Mitte der Schweiz!)


uch Unternehmer, die jeden Tag hart arbeiten müssen
nd keine Zeit haben, sich politisch zu engagieren,


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dass die keine kleinen Münzen geben, ist bekannt!)


n diesem Parlament repräsentiert sind und nicht nur Ge-
erkschaftssekretäre und Linke. Wir wollen, wie gesagt,
ass hier alle Menschen aus der Mitte der Gesellschaft
epräsentiert sind.


(Joachim Poß [SPD]: Aus der Mitte der Schweiz!)


eshalb fordere ich Sie auf: Kehren Sie zur ernsthaften
ebatte zurück! Wir können in Ruhe über dieses Thema
iskutieren. Die vorliegenden Anträge lehnen wir ab.

Danke.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Briefkastenfirmen aus der Mitte der Schweiz!)







(A) )



(B) )


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702210600

Für die Fraktion Die Linke spricht die Kollegin

Halina Wawzyniak.


(Beifall bei der LINKEN – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Jetzt wollen wir erst einmal wissen, wo die SED-Gelder geblieben sind!)



Halina Wawzyniak (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702210700

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Ich habe selten eine Debatte verfolgt, die von so
wenig Problembewusstsein geprägt war.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Wo sind die SED-Gelder?)


Wenn Sie die SED-Millionen suchen,


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Suchen Sie die mal!)


rate ich Ihnen: Fragen Sie einmal beim Nachfolger der
Treuhandanstalt und bei der Unabhängigen Kommission
zur Überprüfung des Parteienvermögens nach.


(Zuruf von der CDU/CSU: Nein! Bei der Linkspartei!)


Sie können allerdings auch einen Stift zur Hand nehmen
und mitschreiben, was ich Ihnen jetzt sage. Sie können
nämlich auch unter http://www.die-linke.de/partei/ge
schichte/und dort unter Punkt acht nachlesen, dass wir
seit dem 1. September 1991 auf dieses Geld verzichtet
haben. Aber dafür muss man natürlich lesen können.


(Beifall bei der LINKEN)


Die FDP schreibt:

Spenden sind ein wichtiger und sehr persönlicher
Beitrag des einzelnen Bürgers für die Politik seiner
Wahl und Ausdruck persönlicher Willensbekun-
dung.

Wenn die FDP auch noch zu der Erkenntnis kommen
könnte, dass dies auch für Bürgerinnen gilt, könnte ich
dem sogar zustimmen.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Dann machen Sie das doch!)


Die Staatsgewalt geht vom Volke aus. Damit nicht
Wirtschaftsverbände und Unternehmen die Politik be-
stimmen, fordern wir ein Verbot von Parteispenden juris-
tischer Personen.

Auch Spenden von Bürgerinnen und Bürgern sollen
begrenzt werden, weil andernfalls diejenigen, die viel
Geld haben, Politik kaufen, während diejenigen, die
Transferleistungen empfangen, nur alle vier Jahre ihre
Stimme abgeben dürfen. Das ist uns zu wenig.


(Beifall bei der LINKEN)


Bleiben wir bei dem Zitat der FDP. Wenn eine Spende
Ausdruck persönlicher Willensbekundung ist, wie müs-
sen wir uns das dann bei der Spende eines Unternehmens
vorstellen?

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(C (D (Patrick Meinhardt [FDP]: Davon haben Sie keine Ahnung!)


elche höchstpersönliche Willensbekundung soll hier
um Ausdruck kommen? Wird zur Entscheidungsfin-
ung, welche Partei in welcher Höhe mit einer Spende
edacht wird, eine Mitarbeiterversammlung einberufen?
st der Betriebsrat beteiligt? Findet gar eine Urabstim-
ung unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern statt?
elches Quorum ist notwendig, um die Entscheidung

erbeizuführen? Und wie sieht es aus, wenn die Ge-
chäftsführung andere Präferenzen als die Mitarbeiterin-
en und Mitarbeiter hat? Wir alle wissen doch, dass die
itarbeiterinnen und Mitarbeiter von Unternehmen bei

olchen Entscheidungen außen vor bleiben. Insofern
ind Spenden von Unternehmen gerade nicht Ausdruck
iner höchstpersönlichen Entscheidung. Wir sagen: Mit
penden von Unternehmen und Wirtschaftsverbänden
oll Politik im Interesse der juristischen Personen erkauft
erden.

Juristische Personen, also Unternehmen, sind rechen-
chaftspflichtig, eine Aktiengesellschaft vor allen Din-
en gegenüber den Aktionären. Die Aktionäre müssten
igentlich sauer sein, wenn der Vorstand mit Genehmi-
ung des Aufsichtsrates enorme Summen an Parteien
erschenkt. Diese Spenden sind allerdings Geschenke,
ür die Gegenleistungen erwartet werden. Worin soll
iese Gegenleistung bestehen, wenn nicht in Politik, die
em Unternehmen genehm ist?

Ich glaube nicht, dass ich bei Ihnen auf offene Ohren
toße; aber vielleicht können die Grünen einmal darüber
achdenken, ob sie sich unserem Antrag anschließen –
m Sinne der Demokratie.

Die FDP hat nicht nur jüngst von Spenden profitiert.
ine Richterin am Verwaltungsgericht Berlin kam neu-

ich zu dem Schluss, dass die FDP infolge der Mölle-
ann-Affäre eigentlich eine Strafe von 11 Millionen
uro hätte zahlen müssen. Das hat sie nicht, weil der
undestagspräsident als Vertreter der Bundestagsver-
altung – sagen wir einmal – großzügig war.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das kritisiert man im Ältestenrat, aber nicht im Plenum!)


Allianz, Deutsche Vermögensberatung, Deutsche
ank und Arbeitgeberverbände wie Südwestmetall und
er Verband der Chemischen Industrie spendieren Union
nd FDP seit Jahren Unmengen von Geld. Unternehmen
ntsenden Mitarbeiter in Ministerien. Deutschland ist
amit eine Wirtschaftsdemokratie. Die Politik sollte aber
emokratisch sein: getragen von dem Willen der Mehr-
eit der Bürgerinnen und Bürger.


(Beifall bei der LINKEN – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Klaus Ernst ist ja nun Gewerkschafter! Warum unterstützen Sie ihn eigentlich nicht?)


Die Wahl ist eine höchstpersönliche Willensbekun-
ung. Da nur die Bürgerinnen und Bürger wählen kön-
en, nicht aber Unternehmen und Wirtschaftsverbände,
st es nur konsequent, dass sich die FDP rasant dem er-






(A) )



(B) )


Halina Wawzyniak
mäßigten politischen Mehrwertstimmensatz von 7 Pro-
zent nähert. Vielleicht lernen Sie dann, dass Geld und
Spenden allein nicht glücklich machen.


(Beifall bei der LINKEN – Patrick Meinhardt [FDP]: Der Neosozialismus macht erst recht nicht glücklich! – Weiterer Zuruf von der FDP: Unterirdisch! Über den Witz lacht nicht einmal Ihre Fraktion!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702210800

Stephan Mayer erhält das Wort für die CDU/CSU-

Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Stephan Mayer (CSU):
Rede ID: ID1702210900

Sehr verehrte Präsidentin! Meine sehr verehrten Kol-

leginnen! Sehr geehrte Kollegen! Wir erleben heute wie-
derholt den vollkommen plumpen und durchsichtigen
Versuch der Opposition, sich parteipolitisch zu profilie-
ren.


(Joachim Poß [SPD]: Das ist der CSU wesensfremd!)


Es wird versucht, aus einem Vorgang politischen Profit
zu schlagen, indem man ihn skandalisiert.

Dafür fehlt jegliche Grundlage; denn eines ist klar
– das ist intensiv geprüft worden –: Alle Spenden, die
die Opposition zum Gegenstand ihrer Anträge gemacht
hat, sind vollkommen rechtmäßig gewesen, ordentlich
verbucht und entsprechend den geltenden Regelungen
des Parteiengesetzes öffentlich gemacht worden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen von
der Opposition, ich bitte Sie, insoweit nur etwas weiter
zu denken. Ich habe die große Befürchtung, dass durch
die Diskussion, die Sie vom Zaun gebrochen haben,


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die hat die FDP vom Zaun gebrochen!)


die gesamte politische Klasse in Deutschland diskredi-
tiert wird. Sie schädigen damit, dass Sie wie ein Agent
Provocateur fungieren, uns alle.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Transparenz heißt, dass man Kritik aushalten muss!)


Sie versuchen dadurch, dass Sie den Vorgang skandali-
sieren – dies entbehrt, wie gesagt, jeglicher Grundlage –,
den Bürgerinnen und Bürgern in Deutschland zu sugge-
rieren, die gesamte politische Klasse in Deutschland sei
käuflich. Das ist – Gott sei Dank – nicht der Fall.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Meine liebe Frau Kollegin Fograscher, bei den Vorchlägen, die Sie für die SPD-Fraktion gemacht haben, at mir ein konkreter Vorschlag gefehlt. Sie haben in einer Weise eine Aussage dahin gehend getroffen, wie ie die wirtschaftliche Betätigung von Parteien einchränken wollen, wie Sie die Beteiligung von Parteien n Mediengesellschaften begrenzen wollen. Ein Schelm, er Böses dabei denkt. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Es gibt einen überfraktionellen Kompromiss zur No-
ellierung des Parteiengesetzes aus dem Jahr 2002, der
eiterhin Bestand hat. Er hat meines Erachtens die
pendenpraxis in Deutschland sehr wegweisend und
ehr zukunftsgerichtet neu gestaltet. Der wesentliche
unkt der Novellierung aus dem Jahr 2002 war, dass die
penden von juristischen Personen, von Kapitalgesell-
chaften nicht mehr als Betriebsausgaben steuerlich ab-
ugsfähig sind.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702211000

Herr Kollege, Frau Hendricks möchte Ihnen gerne

ine Zwischenfrage stellen.


Stephan Mayer (CSU):
Rede ID: ID1702211100

Selbstverständlich, sehr gerne.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702211200

Bitte schön.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Frau Schatzmeisterin!)



Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1702211300

Es ist völlig richtig, dass Spenden von Unternehmen

icht mehr steuerlich geltend gemacht werden können.
ber gerade der Vorschlag der SPD-Fraktion, der darauf

bzielt, dass Unternehmensverbände oder andere Ver-
ände zukünftig nicht mehr spendenberechtigt sein sol-
en, beinhaltet zum einen den Aspekt der Transparenz,
eil man bei Spenden eines Verbandes gar nicht so recht
eiß, wer dahintersteckt. Er beinhaltet zum anderen

uch den Aspekt der steuerlichen Gleichbehandlung,
enn einen Mitgliedsbeitrag in einem Unternehmensver-
and kann man selbstverständlich als Betriebsausgabe
eltend machen. Auf diese Weise werden Unterneh-
ensspenden auf einmal doch wieder steuerlich begüns-

igt. Wollen Sie das bitte zur Kenntnis nehmen?


(Beifall bei der SPD – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Ein Wort zu den Zeitungsbeteiligungen!)


Ja, genau dazu komme ich jetzt. Wollen Sie bitte im
brigen zur Kenntnis nehmen, dass das Bundesverfas-

ungsgericht in einem Urteil vom März des Jahres 2008
ie Beteiligungen der SPD an Medienunternehmen wie
brigens die Beteiligungen von Parteien an Unterneh-
en für in Ordnung und für völlig unproblematisch ge-

alten hat?






(A) )



(B) )


Dr. Barbara Hendricks

(Ingo Wellenreuther [CDU/CSU]: War das transparent gemacht?)


– Das ist ein höchstrichterliches Urteil des Bundesver-
fassungsgerichts vom März 2008. Nehmen Sie das bitte
zur Kenntnis. Ich empfehle es Ihnen zur Lektüre.


(Ingo Wellenreuther [CDU/CSU]: Jahrelang verschleiert!)


Wollen Sie im Übrigen bitte zur Kenntnis nehmen,
dass wir bei unseren Beteiligungen mit einer Ausnahme
immer Minderheitengesellschafter sind?


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)


– Eine Ausnahme: Bei einem Verlag sind wir mehrheits-
beteiligt, bei allen anderen sind wir minderheitsbeteiligt.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Mit Pressefreiheit hat das nicht viel zu tun!)


Wollen Sie darüber hinaus zur Kenntnis nehmen, dass
Sie immer dann, wenn Sie versuchen, unsere ordentliche
Geschäftstätigkeit zu diskreditieren, zugleich mittelbar
die Mehrheitsgesellschafter aus dem mittelständischen
Bereich treffen?


(Beifall bei der SPD)



Stephan Mayer (CSU):
Rede ID: ID1702211400

Meine liebe Frau Kollegin, ich nehme zur Kenntnis,

dass das Bundesverfassungsgericht dezidiert darauf hin-
gewiesen hat, dass die Eigenfinanzierung der Parteien zu
einem gewissen Teil sogar ein erhebliches Wesensmerk-
mal unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung
ist und dass die Novellierung des Parteiengesetzes aus
dem Jahr 2002, die ich erwähnt habe, meines Erachtens
– diese Entscheidung ist interfraktionell gefällt worden –
wirklich sehr austariert und ausgewogen ist. Dadurch
wurde das Finanzierungssystem der Parteien auf ein sehr
verlässliches Fundament gestellt.

Ich möchte darauf hinweisen, dass ich die wirtschaft-
liche Betätigung der SPD in keiner Weise diskreditiert
habe. Ich habe nur darauf aufmerksam gemacht, dass es
mich verwundert, dass Frau Fograscher sehr weitrei-
chende Vorschläge zur Novellierung des Parteiengeset-
zes gemacht hat, aber diesen einen Punkt, aus welchen
Gründen auch immer, vergessen oder übersehen hat.


(Joachim Poß [SPD]: Weil er irrelevant ist!)


Ich sage dazu ganz offen, meine liebe Frau Kollegin: Ein
Schelm, wer Böses dabei denkt.

Genauso verwundert es mich auch, dass die Grünen
einen Antrag gestellt haben, in dem für Spenden eine
Höchstgrenze von 100 000 Euro vorgesehen ist. Die
Grünen haben in den letzten Jahren durchaus namhafte
Großspenden bekommen, aber zufälligerweise keine
Einzelspende über 100 000 Euro.


(Ingo Wellenreuther [CDU/CSU]: Doch, eine!)


Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

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(C (D Ich möchte nur darauf hinweisen, meine sehr verehren Kolleginnen und Kollegen von der SPD, dass zum eispiel Ihr stellvertretender Fraktionsvorsitzender lrich Kelber über drei Jahre hinweg Einzelspenden von olarworld in Höhe von jeweils 25 000 Euro erhalten at. Um hier keinen falschen Eindruck zu erwecken, ehe ich aber nicht so weit, auch nur im Entferntesten nzunehmen, dass der Kollege Kelber deshalb eine betimmte Position im Bereich des EEG oder der Energieolitik vertritt. Diesen Punkt habe ich vorher ausgeführt. Ihre Anräge sind deshalb so kurzsichtig, weil sie uns alle disreditieren. Sie bringen uns alle in den Ruf der Käuflicheit, sei es durch die Solarbranche, sei es durch die utomobilbranche, sei es durch die Hotelbranche. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD)


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Nein!)


as ist die große Gefahr, die in diesen Anträgen und
uch in dieser Debatte steckt.

Es ist doch vollkommen klar: Spenden, auch Spenden
on Unternehmen, sind in einer Demokratie, die nun ein-
al zur Grundlage hat, dass Parteien zur politischen
illensbildung beitragen, überhaupt nichts Anrüchiges

nd Verwerfliches.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deshalb darf man es trotzdem kritisieren!)


n § 25 Abs. 2 des Parteiengesetzes steht ganz genau, un-
er welchen Parametern Spenden unzulässig sind. Dies
ind insgesamt acht Ziffern. In Ziffer 7 wird dezidiert
ufgeführt, dass Spenden unzulässig sind, wenn sie er-
ennbar als Gegenleistung oder in Erwartung für einen
olitischen oder wirtschaftlichen Vorteil gewährt wer-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU)


enau das, was Sie anprangern, steht schon im Gesetz.
eswegen bedarf es der von Ihnen angestoßenen Ände-

ungen überhaupt nicht.

Meine lieben Kolleginnen und Kollegen von den Grü-
en, Sie haben auf den GRECO-Bericht abgehoben. Ich
öchte Sie darauf hinweisen, dass im GRECO-Bericht

icht die Empfehlung ausgesprochen wird, dass wir in
eutschland Höchstgrenzen für Spenden festlegen sol-

en. Ganz im Gegenteil: Der GRECO-Bericht hat sogar
um Inhalt, dass Großspenden wesentlich weniger anfäl-
ig dafür sind, dass damit die politische Willensbildung
eeinflusst wird, als dies bei zahllosen Kleinspenden der
all wäre.

Im GRECO-Bericht wird schwerpunktmäßig dazu
ufgefordert, dass kein zeitlicher Verzug zwischen der
ewährung und der Veröffentlichung der Spende eintritt.

m Parteiengesetz existiert zwar schon jetzt die Rege-
ung, dass Einzelspenden über 50 000 Euro zeitnah ver-
ffentlicht werden müssen. Ich bin dem Bundestagsprä-
identen aber sehr dankbar dafür, dass er in seiner
eisung vom 27. Januar 2010 unmissverständlich und






(A) (C)



(B) )


Stephan Mayer (Altötting)


eindeutig festgelegt hat, dass zeitnah sofort bedeutet. In-
soweit kann man sagen: Der Bundestagspräsident hat
sofort nach diesen Vorgängen gehandelt und präzisiert,
was ohnehin schon jetzt gültiges Recht im Parteien-
gesetz ist.

Ich möchte auf Ihren Vorschlag eingehen, dass eine
Höchstgrenze festgelegt wird. Sie von den Grünen for-
dern eine Grenze von 100 000 Euro. Meine lieben Kolle-
gen von der Linkspartei,


(Jan Korte [DIE LINKE]: Was, „meine lieben Kollegen“?)


Sie fordern 25 000 Euro. Man macht sich falsche Vor-
stellungen davon, welche Auswirkung es hat, wenn man
Höchstgrenzen festlegt. Hier besteht Aufklärungsbedarf.
Ich finde es interessant, dass die Linkspartei explizit auf
das Beispiel USA verweist; das an sich halte ich schon
für einen bemerkenswerten Vorgang. Ich bitte, den Blick
wirklich einmal in die USA zu richten. Wie wird dies
denn dort gehandhabt? Es ist richtig, dass es in den USA
Höchstgrenzen für Parteispenden gibt. Nur, wie wird in
der Praxis vorgegangen? Es werden zahlreiche, teilweise
Hunderte von Mitarbeitern aufgefordert, Kleinspenden
zu leisten. Eine Festlegung von Höchstgrenzen kann
sehr leicht durch die Stückelung von Spenden umgangen
werden, ist also kein probates und geeignetes Mittel, um
den Umstand, den Sie zu suggerieren versuchen, näm-
lich dass Großspenden dazu anhalten, politische Ent-
scheidungen zu beeinflussen, auszuräumen.

schließen wir uns von der Unionsfraktion in keiner
Weise. Wie gesagt, schon heute gibt es meines Erachtens
ein sehr verlässliches und sehr strapazierfähiges Par-
teiengesetz, das genau festlegt, unter welchen Regelun-
gen bzw. Kautelen Parteispenden veröffentlicht werden
müssen. Daran gilt es festzuhalten. Deswegen kann man
den Anträgen der Oppositionsfraktionen aus guten Grün-
den und mit guten Argumenten die Ablehnung erteilen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702211500

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
den Drucksachen 17/547 und 17/651 an die Ausschüsse
vorgeschlagen, die Sie in der Tagesordnung finden. – Ich
sehe, dass Sie damit einverstanden sind. Dann ist so be-
schlossen.

Damit sind wir am Schluss der heutigen Tagesord-
nung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf Mittwoch, den 24. Februar 2010, 13 Uhr,
ein.

Genießen Sie die gewonnenen Einsichten und den
restlichen Tag.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, der
GRECO-Bericht ist insoweit bemerkenswert, als in ihm
klargemacht wird: Transparenz ist wichtig. Dem ver-
(D

Die Sitzung ist geschlossen.