Protokoll:
15038

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 38

  • date_rangeDatum: 4. April 2003

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 12:55 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/38 Ernst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Dagmar Wöhrl CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk SPD . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 15: a) Erste Beratung des von den Abgeord- neten Horst Seehofer, Andreas Storm, weiteren Abgeordneten und der Frak- tion der CDU/CSU sowie den Abge- ordneten Dr. Heinrich L. Kolb, Detlef Parr und der Fraktion der FDP einge- brachten Entwurfs eines Ersten Ge- setzes zur Änderung des Gesetzes zur Sicherung der Beitragssätze in der gesetzlichen Krankenversiche- Annette Widmann-Mauz CDU/CSU . . . . . . . Dr. Marlies Volkmer SPD . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . Dr. Wolf Bauer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Erika Lotz (SPD). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 16: Zweite und dritte Beratung des vom Bun- desrat eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zur Änderung des Jugendschutz- gesetzes (JuSchGÄndG) (Drucksachen 15/88, 15/738) . . . . . . . . . . Kerstin Griese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andreas Scheuer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 3144 A 3144 D 3147 B 3160 A 3160 C 3161 A 3161 D 3163 C 3165 A 3165 B 3167 B Deutscher B Stenografisch 38. Sitz Berlin, Freitag, den I n h a l Tagesordnungspunkt 14: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neustrukturierung der För- derbanken des Bundes (Förderbanken- neustrukturierungsgesetz) (Drucksache 15/743) . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . . Otto Bernhardt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Christine Scheel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms FDP . . . . . . . . . . . . Stephan Hilsberg SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . A M s D B D W D 3137 A 3137 B 3138 B 3140 A 3141 C 3142 D rung und in der gesetzlichen Ren- tenversicherung (Drucksache 15/542) . . . . . . . . . . . . . . 3149 B undestag er Bericht ung 4. April 2003 t : b) Antrag der Abgeordneten Horst Seehofer, Andreas Storm, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Aufhebung der gesundheits- politischen Maßnahmen im Bei- tragssatzsicherungsgesetz (Drucksache 15/652 (neu)) . . . . . . . . . ndreas Storm CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . arion Caspers-Merk, Parl. Staats- ekretärin BMGS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . etlef Parr FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . irgitt Bender BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olfgang Zöller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . r. Marlies Volkmer SPD . . . . . . . . . . . . . . . 3149 B 3149 C 3151 C 3153 B 3154 D 3156 B 3158 A Jutta Dümpe-Krüger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3169 A II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 38. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. April 2003 Klaus Haupt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Wieczorek (Böhlen) SPD . . . . . . . . . . Thomas Dörflinger CDU/CSU . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Thomas Dörflinger, Siegfried Kauder (Bad Dürr- heim), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Rechtsverord- nung nach der Luftverkehrsordnung umgehend erlassen – Rückübertragung der Flugsicherung über süddeutschem Gebiet (Drucksache 15/651) . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Karin Rehbock- Zureich, Reinhard Weis (Stendal), weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordnten Winfried Hermann, Kerstin Andreae, weiterer Ab- Zusatztagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Birgit Homburger, Ernst Burgbacher, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Lärmschutz durch Rechtsverordnung über süddeutschem Raum sichern – Flugsicherheit gewährleisten (Drucksache 15/755) . . . . . . . . . . . . . . . . Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Dörflinger CDU/CSU . . . . . . . . . . . Winfried Hermann BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Burgbacher FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . Karin Rehbock-Zureich SPD . . . . . . . . . . . . Siegfried Kauder (Bad Dürrheim) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karin Rehbock-Zureich SPD . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 3170 A 3171 A 3173 A 3174 D 3175 A 3175 B 3176 B 3177 C 3178 C 3179 C 3181 A 3181 D 3182 D geordneter und der Fraktion des BÜND- NISSES 90/DIE GRÜNEN: Entlastung des süddeutschen Raumes vom Fluglärm des Flughafens Zürich durchsetzen (Drucksache 15/744) . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit L A A 3174 D iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 mtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3183 A 3183 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 38. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. April 2003 3137 (A) ) (B) ) 38. Sitz Berlin, Freitag, den Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 38. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. April 2003 3183 (A) ) (B) ) das Verfahren ohne Einigungsvorschlag abgeschlos- sen. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- Möllemann, Jürgen W. fraktionslos 04.04.2003 Müller (Gera), Bernward CDU/CSU 04.04.2003 Anlage 1 Liste der entschuldigte * * A d s Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bätzing, Sabine SPD 04.04.2003 Bindig, Rudolf SPD 04.04.2003* Breuer, Paul CDU/CSU 04.04.2003 Bury, Hans Martin SPD 04.04.2003 Fahrenschon, Georg CDU/CSU 04.04.2003 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.04.2003 Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 04.04.2003 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 04.04.2003 Gloser, Günter SPD 04.04.2003 Gönner, Tanja CDU/CSU 04.04.2003 Götz, Peter CDU/CSU 04.04.2003* Gröhe, Hermann CDU/CSU 04.04.2003 Hartnagel, Anke SPD 04.04.2003 Hemker, Reinhold SPD 04.04.2003 Höfer, Gerd SPD 04.04.2003* Irber, Brunhilde SPD 04.04.2003 Jäger, Renate SPD 04.04.2003* Jonas, Klaus Werner SPD 04.04.2003* Klimke, Jürgen CDU/CSU 04.04.2003 Dr. Köhler, Heinz SPD 04.04.2003 Kramme, Anette SPD 04.04.2003 Kressl, Nicolette SPD 04.04.2003 Kurth (Quedlinburg), Undine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.04.2003 Leibrecht, Harald FDP 04.04.2003* Letzgus, Peter CDU/CSU 04.04.2003* Leutheusser-Schnarren- berger, Sabine FDP 04.04.2003 Lintner, Eduard CDU/CSU 04.04.2003* A O D R R R R D S S D S S D T W (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht n Abgeordneten für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates * für die Teilnahme an der 108. Jahreskonferenz der Interparlamenta- rischen Union nlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Vermittlungsausschuss hat in seiner 4. Sitzung zu em vom Deutschen Bundestag am 31. Januar 2003 be- chlossenen Ersten Gesetz zur Änderung des Zivildienst- gesetzes (Erstes Zivildienständerungsgesetz – 1. ZDGÄndG) – Drucksachen 15/297, 15/375, 15/494 – bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich swald, Eduard CDU/CSU 04.04.2003 r. Pinkwart, Andreas FDP 04.04.2003 aab, Daniela CDU/CSU 04.04.2003 aidel, Hans CDU/CSU 04.04.2003** auen, Peter CDU/CSU 04.04.2003 iester, Walter SPD 04.04.2003* r. Scheer, Hermann SPD 04.04.2003* chmidbauer, Bernd CDU/CSU 04.04.2003 chmidt (Eisleben), Silvia SPD 04.04.2003 r. Schwall-Düren, Angelica SPD 04.04.2003 iebert, Bernd CDU/CSU 04.04.2003* owa, Ursula BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.04.2003 r. Stadler, Max FDP 04.04.2003 hiele, Carl-Ludwig FDP 04.04.2003 ettig-Danielmeier, Inge SPD 04.04.2003 3184 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 38. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. April 2003 (A) (C)Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. Sportausschuss Drucksache 15/345 Nr. 15 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 15/611 Nr. 2.14 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 15/392 Nr. 1.2 (B) (D) 38. Sitzung Berlin, Freitag, den 4. April 2003 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage 2
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1503800000


Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die
Sitzung ist eröffnet.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 14 auf:

Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD
und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN einge-
brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neustruk-

(Förderbankenneustrukturierungsgesetz)


– Drucksache 15/743 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen
Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Bundes-

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Redet
minister der Finanzen, Hans Eichel, das Wort.


Hans Eichel (SPD):
Rede ID: ID1503800100


Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Das Thema Neuordnung der Förderbanken be-
schäftigt uns, wie Sie wissen, schon geraume Zeit. Ich
bin sicher, dass der vorliegende Gesetzentwurf eine
gute Lösung zur weiteren Verbesserung der Förderung
von Existenzgründungen und des Mittelstandes dar-
stellt.

Mit dem Gesetz verfolgen wir zwei Zielsetzungen:
zum einen die Verwirklichung der im Koalitionsvertrag
vereinbarten Zusammenführung der Kredit
Wiederaufbau und der Deutschen Ausgleichs
anderen die Umsetzung der Entscheidung de
schen Kommission vom 27. März vergange

(C (D ung 4. April 2003 0 Uhr ur Anstaltslast und Gewährträgerhaftung im Bereich er Förderbanken des Bundes. Die Verschmelzung der DtA mit der KfW macht es öglich, unser Förderangebot für den Mittelstand effi ienter zu gestalten. Sie erlaubt eine Straffung und Neuestaltung der Programme. Lassen Sie mich die Eckunkte dieses Teils des Gesetzentwurfs zunächst kurz arstellen: Die Anteile der DtA werden als Sacheinlage in die fW eingebracht, das heißt ohne Zahlung eines Kaufprei es. Der Förderung werden demzufolge keine Mittel entogen. Für den Finanzminister ist das mit Blick auf den aushalt, wie Sie verstehen, eine bedauerliche Entscheiung. Ich habe sie dennoch bewusst getroffen, weil wir in em Punkt übereinstimmen, dass alles getan werden uss, was dazu beiträgt, die Bedingungen des Mittelstan es und insbesondere seine Kreditversorgung zu verbesern. Die Sacheinlage steht den bisherigen Anteilseignern er DtA zu. Das Verhältnis von 80 : 20 bei den Anteilen on Bund und Ländern am Grundkapital der Kreditanstalt ür Wiederaufbau bleibt unverändert. In der KfW entsteht eine Mittelstandsbank mit eigeem Marktauftritt und Logo, die alle mittelstandsreleanten Förderaktivitäten bündelt. Ein Mittelstandsrat onkretisiert als Exekutivgremium den staatlichen För ext derauftrag. Mit dieser Regelung kommen wir einer Forderung der EU-Kommission ebenso wie einer entsprechenden Anregung des Bundesrechnungshofes entgegen. Der Bundesminister für Finanzen und der Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit wechseln sich künftig jährlich im Vorsitz des Verwaltungsrates der Kreditanstalt für Wiederaufbau ab. Die Rechtsaufsicht über die KfW übt wie bisher der Bundesminister für Finanzen im Benehmen mit dem Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit aus. Der Verwaltungsrat der KfW soll um Mitglieder des Bundestages erweitert werden, so wie es bereits bei der DtA gewesen ist. Fünf Mitglieder des Bundesrates sind ja bereits im Verwaltungsrat der Kre iederaufbau vertreten. euer Standort der Kreditanstalt für WieArbeitsverhältnisse der Beschäftigten der anstalt für bank, zum r Europäinen Jahres ditanstalt für W Bonn wird n deraufbau. Die Bundesminister Hans Eichel DtA gehen auf die KfW über. Es gibt keine betriebsbedingten Kündigungen. Nun zum zweiten Anliegen des Gesetzes, der Umsetzung der so genannten Monti-II-Vereinbarung. Sie enthält zwei wesentliche Komponenten: zum einen eine klare Aufgabenabgrenzung der Kreditanstalt für Wiederaufbau und der Landwirtschaftlichen Rentenbank für den Förderbereich und zum anderen eine Verlagerung von Tätigkeiten aus der KfW, die den Förderkriterien nicht genügen, in eine selbstständige Wettbewerbstochter. Diese muss spätestens im Jahr 2008 ihr Geschäft aufnehmen. Die KfW wird dann für Teile der Exportund Projektfinanzierung auf Anstaltslast und Refinanzierungsgarantie seitens des Bundes verzichten müssen. Die staatlichen Garantien beschränken sich dann nur noch auf den Förderbereich. Die Wettbewerbstochter wird steuerpflichtig und dem Kreditwesengesetz unterworfen sein. Meine Damen und Herren, durch die Verschmelzung der DtA mit der KfW wird das Förderangebot des Bundes effizienter und transparenter. Wir haben in diesem Bereich noch viel zu viele Förderprogramme; das Ganze ist sehr unübersichtlich. Das kann jetzt geändert werden. Es wird ein umfassendes und bedarfsgerechtes Produktund Leistungsspektrum für Existenzgründer und den Mittelstand angeboten werden. Ich denke, es liegt im gemeinsamen Interesse – bei der Diskussion über diese Frage gibt es einmal keinen Streit zwischen den Fraktionen dieses Hauses –, dass wir diese Regelung so schnell wie möglich einführen. Sie soll rückwirkend zum 1. Januar dieses Jahres in Kraft treten. Beide Banken arbeiten bereits intensiv an der Programmzusammenführung und -bereinigung, um dem Mittelstand nach Abschluss des Gesetzgebungsverfahrens zügig neue Programmstrukturen anbieten zu können. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


Das Gesetz müsste bis zur Sommerpause im Bundes-
gesetzblatt veröffentlicht sein, damit es rückwirkend
zum 1. Januar in Kraft treten kann. Ich bitte Sie, die in-
haltlichen und zeitlichen Ambitionen dieses Gesetzes-
vorhabens zu unterstützen.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1503800200


Ich erteile Kollegen Otto Bernhardt, CDU/CSU-Frak-
tion, das Wort.


Otto Bernhardt (CDU):
Rede ID: ID1503800300


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Im Mittel-
punkt des vorliegenden Gesetzentwurfes steht der Zu-
sammenschluss der Kreditanstalt für Wiederaufbau und
der Deutschen Ausgleichsbank. Bevor ich auf dieses
Thema im Einzelnen eingehe und die Positionen der
CDU/CSU-Fraktion vortrage, gestatten Sie mir zwei
Vorbemerkungen.

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(C (D Die erste Vorbemerkung: Beide Kreditinstitute, die eute zur Diskussion stehen, haben in ihrer jeweils über 0-jährigen Geschichte hervorragende Arbeit für die irtschaftsförderung in Deutschland geleistet. ndere Staaten beneiden uns um unser Förderinstrumenarium auf Bundesebene. Deshalb sollte man den Mitrbeitern und den Geschäftsführungen beider Banken erade heute ein herzliches Dankeschön aussprechen. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


(Beifall im ganzen Hause)


Die zweite Vorbemerkung: Ein wichtiges Instrument
er Wirtschaftsförderung ist nach wie vor das ERP-
ondervermögen, für das wir bekanntlich sogar einen
esonderen Unterausschuss haben. Ich glaube, gerade bei
er heutigen allgemeinen politischen Diskussion ist es
ut, einmal darauf hinzuweisen, wie dieses ERP-Vermö-
en entstanden ist. Die Vereinigten Staaten haben der
irtschaft in der Bundesrepublik Deutschland nach dem

weiten Weltkrieg erhebliche Mittel zur Verfügung ge-
tellt, um den Wiederaufbau zu ermöglichen. Das viel zi-
ierte Wirtschaftswunder hat hier eine entscheidende Ur-
ache. Die Amerikaner haben dann auf die Tilgung der
arlehen, die sie damals gewährt haben, verzichtet. Das
eld durfte hier bleiben und daraus ist das ERP-Vermö-
en entstanden. Es umfasst heute rund 12 Milliarden
uro und ist damit nach wie vor – ich betone es noch ein-
al – ein wichtiges Instrument der Wirtschaftsförderung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Es ist richtig, dass man das einmal erfährt!)


Ich komme jetzt zu dem geplanten Zusammen-
chluss der beiden Institute. Ich sage sehr deutlich: Zwei
onkurrierende Institute haben, auch im öffentlichen Be-
eich, nicht nur Nachteile. Das Nebeneinander hat auch
azu geführt, dass sich beide Institute sehr bemüht ha-
en, gut zu sein.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Das war wohl so!)


ennoch glaube ich – da stimme ich dem Minister und
em vorliegenden Gesetzentwurf zu –, dass mehr
ründe dafür sprechen, die Institute zusammenzuführen.
ie Synergieeffekte kann man eigentlich nur nutzen,
enn man die beiden Institute zu einem Haus vereinigt.
ie Konzentration der Programme ist nämlich nur unter

inem Dach möglich.

Wir haben über diese Fragen in der letzten Legislatur-
eriode schon einmal diskutiert. Da habe ich von dieser
telle aus deutlich erklärt: So nicht, Herr Minister. – Da-
als haben Sie folgende Lösung vorgeschlagen – diese
äre für Sie die bessere gewesen; als Finanzminister
ätte ich mich auch für diese Lösung eingesetzt –: Die
fW sollte die Deutsche Ausgleichsbank kaufen. In der
iskussion war ein Preis von 2,7 Milliarden DM. Davon

ollten Sie als Hauptanteilseigner 1,5 Milliarden DM
ekommen. Dieses Geld hätten Sie gut gebrauchen
önnen. Aber wir waren dagegen, weil dieses Geld der
irtschaftsförderung entzogen worden wäre. Der heute






(A) )



(B) )


Otto Bernhardt
vorgeschlagene Weg ist aus unserer Sicht der richtige
Weg. Es gibt keinen Kauf, sondern eine Fusion. In die-
sem Punkt stimmen wir überein.

Es gibt aber vier Punkte, bei denen wir noch Diskus-
sionsbedarf sehen. Der erste Punkt ist die Bezeichnung
„Mittelstandsbank“. Ich gestehe zu, dass dieser Name
sehr plakativ ist. Aber er könnte und wird vielleicht ei-
nen falschen Eindruck in der Öffentlichkeit hinterlassen.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Es ist nicht drin, was draufsteht! – Hans Michelbach [CDU/ CSU]: Etikettenschwindel!)


Letztlich ist die Mittelstandsbank keine Bank.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Irreführende Werbung!)


Sie ist vielmehr eine Abteilung der KfW, und zwar die
Abteilung, in der alle öffentlichen Förderungen für den
Mittelstand zusammengefasst werden sollen. Wir wollen
einmal abwarten, wie sich die Verbände der Kreditinsti-
tute zu diesem Namen stellen. Für mich und für alle
Fachleute steht fest: Die eigentlichen Mittelstandsban-
ken in Deutschland sind nun einmal die Sparkassen und
Genossenschaftsbanken. Das weiß jeder, der vor Ort tä-
tig ist.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Jetzt klatscht auch der Schauerte! Jetzt ist endlich das Stichwort „Genossenschaftsbank“ gefallen!)


Warten wir einmal das Anhörungsverfahren ab.

Nun zum zweiten Punkt, der für uns sehr wichtig ist.
Im Gesetzentwurf ist vorgesehen, Herr Minister, dass es
grundsätzlich beim Hausbankenprinzip bleibt. Als
Nichtjurist mache ich mir immer Sorgen, wenn der Be-
griff „grundsätzlich“ fällt; jeder Jurist weiß, dass das ein
Einfalltstor ist. In dem Gesetzentwurf heißt es, dass mit
Zustimmung des Verwaltungsrates von diesem Grund-
satz abgewichen werden kann. Nun stellt die EU sicher,
dass man das aufgrund der Wettbewerbsproblematik
nicht im großen Umfang machen kann. Aber einige ver-
suchen, das Hausbankenprinzip aufzuweichen, weil die
Mittel von KfW und Deutscher Ausgleichsbank in den
letzten Jahren deutlich weniger in Anspruch genommen
sind. Allein bei den Existenzgründungen ist die Inan-
spruchnahme in zwei Jahren um knapp 40 Prozent zu-
rückgegangen. Wir bedauern das gemeinsam.

Die Ursachen liegen allerdings nicht darin, dass die
Geschäftsbanken nicht vernünftig handeln würden. Für
den Rückgang der Förderung gibt es unterschiedliche
Gründe. Natürlich leben wir nicht in einer Zeit, in der es
sehr verlockend ist, sich selbstständig zu machen. Natür-
lich leben wir auch nicht in einer Zeit, in der die Firmen
viele Investitionen tätigen und entsprechend viele KfW-
Mittel benötigen. Wir haben außerdem ein so niedriges
Zinsniveau, dass es sich oft gar nicht lohnt, diese Mittel
einzusetzen.

Aber es gibt noch einen weiteren Punkt, über den wir
nachdenken müssen. Für die Kreditinstitute rechnet sich
oft die Inanspruchnahme dieser Mittel nicht. Wir müssen

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(C (D ns überlegen, wie wir dieses Instrumentarium auch für ie Kreditinstitute, denen es nicht mehr so gut geht wie or zehn Jahren, attraktiver machen können. Wir sind chon auf dem Wege dorthin. Der dritte Punkt, über den man meines Erachtens och einmal nachdenken muss, ist die Zusammensetung des Mittelstandsrates. Auch das ist ein interessanr Begriff. Wenn es in diesem Mittelstandsrat darum geen soll, mit Fachleuten über die Mittelstandspolitik zu iskutieren, dann erscheint mir die vorgesehene Zusamensetzung ein bisschen problematisch. Letztlich haben ie Regierungsvertreter dort die Mehrheit. (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Ein Gremium von Beamten!)


ir können zwar noch nicht genau übersehen, wen Sie
lles vorschlagen werden. Ich glaube aber, dass es wich-
ig ist – vielleicht kann nachher ein Mitglied der Regie-
ungsfraktionen etwas dazu sagen –, dass in diesem Mit-
elstandsrat die Kreditinstitute vertreten sind.

Aber was vielleicht noch wichtiger ist: Wenn man
ber Mittelstandspolitik in einem Gremium einer Bank
iskutiert, dann muss man sich den Sachverstand aus
ichtigen Bereichen des Mittelstandes – ich denke bei-

pielsweise an das Handwerk – hereinholen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ie haben dazu nichts gesagt. Es hat überhaupt keinen
inn, ein Gremium zu schaffen, in dem die Regierungs-
ertreter die Mehrheit haben, und dann zu glauben, es
aufe alles in geordneten Bahnen. Das ist keine Lösung.

er letzte Punkt, bei dem wir noch einen Diskussionsbe-
arf sehen, ist der Verwaltungsrat der erweiterten KfW.
isher sind in den Gremien der KfW keine Abgeordne-

en. Bei der Deutschen Ausgleichsbank sind in den ent-
cheidenden Gremien sechs Abgeordnete. Die KfW hat
ft mit Neid darauf geschaut, dass diese Abgeordneten
iniges bewirken konnten.

Deshalb ist jetzt vorgesehen, in den Verwaltungsrat
er KfW drei Abgeordnete aufzunehmen. Nur, wir soll-
en überlegen, ob die Zahl drei wirklich die richtige Grö-
enordnung ist. Wir sollten diese Frage auch einmal un-
er dem Gesichtspunkt der Beteiligung aller betrachten
nd über die genaue Größe vielleicht noch einmal disku-
ieren.

Lassen Sie mich abschließend für meine Fraktion Fol-
endes bemerken: Der vorgesehene Weg, die beiden In-
titute zu fusionieren, ist aus unserer Sicht richtig. Das
ohe Anspruchsniveau, das mit dem Gedanken der Mit-
elstandsbank verbunden wird, scheint uns über diesen

eg nicht erfüllbar zu sein. Wir werden unseren Beitrag
azu leisten, dass der vorliegende Gesetzentwurf zügig
erabschiedet wird, natürlich nach einem ordentlichen
nhörungsverfahren und nach ordentlichen Beratungen.

Ich habe einmal in die früheren Protokolle des Bun-
estages geschaut: Wichtige Entscheidungen über die
estaltung der öffentlichen Förderinstitute wurden
ier im Hause fast immer mit einer großen Mehrheit






(A) )



(B) )


Otto Bernhardt
getroffen. Ich glaube, das ist gut so für den wichtigen
Bereich der Wirtschaftsförderung. Die Signale stehen
bei uns auf Zustimmung. Dennoch haben wir weiteren
Diskussionsbedarf.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1503800400


Ich erteile Kollegin Christine Scheel, Fraktion des
Bündnisses 90/Die Grünen, das Wort.


Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503800500


Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Herr Bernhardt, es ist wirklich sehr zu begrüßen, dass
sich die Union unserem Ansinnen anschließt. Es ist
selbstverständlich, dass wir darüber in geordneten parla-
mentarischen Verfahren, wie wir das immer tun,


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Na, na! – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das ist ganz neu!)


diskutieren werden. Natürlich ist auch sichergestellt,
dass wir in diesem Zusammenhang eine Sachverständi-
genanhörung durchführen werden und man sich über den
einen oder anderen Punkt, den Sie angesprochen haben,
verständigen wird.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Huldvoll, huldvoll! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Wie gütig!)


Für viele Unternehmerinnen und Unternehmer in die-
sem Land ist es in den letzten Jahren zunehmend schwie-
riger geworden,


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Bei dieser Regierung ist das wohl wahr!)


an Kredite zu kommen. Das hat verschiedene Ursachen;
wir haben schon oft darüber diskutiert. Ganz ursächlich
dafür ist der Wandel der Finanzmärkte. Er stellt neue
Anforderungen an die Finanzierung der kleinen und mit-
telständischen Unternehmen.

Hinzu kommt – das darf man nicht unterschätzen –,
dass die Banken selbst mit strukturellen Problemen zu
kämpfen haben, die ihnen – teilweise selbst verschuldet,
teilweise aufgrund der weltwirtschaftlichen Situation –


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Aufgrund der Regierung!)


die Bilanzen verhageln. Nicht zuletzt besteht zumindest
im internationalen Vergleich im deutschen Mittelstand
eine sehr niedrige Eigenkapitalausstattung.

Auch die Globalisierung der Finanzmärkte darf nicht
dazu führen, dass kleine und mittlere Unternehmen auf
der Strecke bleiben. Hier ist es die Aufgabe der Politik,
ihnen einen ausreichenden Zugang zu Krediten offen zu
halten und Möglichkeiten zur Schaffung von Eigenkapi-
tal anzubieten.

Ich möchte in diesem Zusammenhang darauf hinwei-
sen – denn es gehört in gewisser Weise zusammen –,

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(C (D ass der Konsultationsprozess zu Basel II ein gutes, weil rfolgreiches Beispiel für diese Bemühungen ist. Wir haen uns gemeinsam und parteiübergreifend – auch hier m Bundestag – dafür stark gemacht, dass bei den neuen igenkapitalregelungen die besonderen Bedingungen im ittelstand ausreichend berücksichtigt werden. Gerade m Zusammenhang mit Basel II ist ein umfangreiches ittelstandspaket vereinbart worden, das Retailport olios, Risikoabschläge für mittelständische Unternehen und die Verbilligung von Langlaufkrediten für leine und mittlere Unternehmen umfasst. Damit ist gesichert, dass der Mittelstand nicht beachteiligt ist. Natürlich werden sich die Finanzierungsosten trotzdem zukünftig mehr am jeweiligen Risiko es Kreditnehmers bzw. der Kreditnehmerin messen. ber das ist gewollt und kann letztendlich durchaus zu iner Verbilligung von Krediten – auch das muss man seen – führen. Ein weiterer Punkt ist, dass wir die innovativen Mögichkeiten, die der Wandel an den Finanzmärkten mit ich bringt, auch dem Mittelstand erschließen. Zum eispiel werden im Rahmen des Gesetzes die Möglicheiten der Banken erweitert, Kredite an kleine Unterehmen durch Verbriefung zu refinanzieren. Es geht etztendlich darum, dass ganze Kreditportfolios von Unernehmen, die allein zu klein dazu wären, an den Kapialmarkt gebracht werden können. Wir gehen davon aus, ass die Banken ihren damit vergrößerten Kreditvergaespielraum nutzen, um den mittelständischen Unterehmen wieder mehr Kredite einzuräumen. Denn allen inanzinstituten muss klar sein, dass der Mittelstand der achstumsmotor unserer Volkswirtschaft ist. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Nicht zuletzt stellen die sehr schwierigen Finanzie-
ungsbedingungen höhere Anforderungen an die Förder-
nstitutionen. Deswegen wollen wir den Zugang von
leinen und mittleren Unternehmen zu geeigneten
inanzierungsquellen fördern. Ganz oben auf der
genda stehen zielgruppenspezifische Beratungsange-
ote, die ein sehr klares und übersichtliches Förderange-
ot beinhalten.

Deshalb bin ich sehr froh, dass wir jetzt die lang ge-
lante Fusion – oder wie man es auch immer nennen
oll – von Kreditanstalt für Wiederaufbau, KfW, und
eutscher Ausgleichsbank, DtA, umsetzen. Nach außen

reten KfW und DtA – das bitte ich zu berücksichtigen,
err Bernhardt – schon jetzt zusammen als Mittelstands-
ank auf. Die Internetplattform, die Telefonberatung und
ie Antragsformulare sind einheitlich.


(Beifall der Abg. Birgit Homburger [FDP])


s ist gut, dass das endlich beschleunigt vorangegangen
st.

Mit dem Förderbankenneustrukturierungsgesetz wer-
en die beiden Häuser – der Minister hat darauf hinge-
iesen – formell verschmelzen. Die beiden Banken kön-
en ihr Wissen jetzt bündeln. Als neue Mittelstandsbank
es Bundes innerhalb der KfW-Gruppe können sie ihre






(A) )



(B) )


Christine Scheel
Ressourcen zu einem einheitlichen Förderangebot zu-
sammenführen. Das ist auch gut so.

Die Vorteile liegen klar auf der Hand. Das Förder-
angebot des Bundes für den Mittelstand wird effizienter
und transparenter. Gründer und mittelständische Unter-
nehmen haben es leichter, sich zu orientieren. Außerdem
– auch das muss man sehen – wird die neue Mittel-
standsbank kompetenter Ansprechpartner für alle Finan-
zierungsfragen sein können. Hier kann sie nahtlos an das
sehr umfassende Beratungs- und Betreuungswissen der
Deutschen Ausgleichsbank anknüpfen. Sie kann das
Spektrum dieser Beratungsleistungen von der Gründung
bis zum Generationenwechsel dementsprechend gut aus-
füllen.

Künftig gibt es eben nur noch einen Ansprechpartner
auf dieser Ebene der zwei Banken für die Mittelstands-
förderung. Das ermöglicht auch – das darf man nicht un-
terschätzen – ein einfacheres und kostengünstigeres An-
tragsverfahren. Die Bearbeitungskosten der Banken
sinken, sodass sie in Zukunft mehr Interesse an der
Durchleitung von Förderkrediten haben.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, damit dies
keine leeren Versprechungen bleiben, durchforsten der-
zeit Arbeitsgruppen innerhalb dieser Banken die För-
derprogramme beider Institutionen und strukturieren
sie neu. Überschneidungen sollen damit beseitigt, Pro-
zesse gestrafft werden. Die Kreditprogramme werden
übersichtlicher. Die Vielzahl der Fördermöglichkeiten in
Deutschland ist heute selbst für die Hausbanken oftmals
unüberschaubar. Die Informationen kommen nicht an,
die Leute sind in der Beratung überfordert. All dies soll
besser werden, sowohl für die vermittelnden Banken als
auch für die Kreditnehmer.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Es wird in der neuen KfW einen Mittelstandsrat ge-
ben. Dieser wird künftig über Vorschläge des Vorstandes
zur Förderung des Mittelstandes beraten und auch be-
schließen. Herr Bernhardt hat auf die Zusammensetzung
hingewiesen. Darüber können wir natürlich diskutieren.
Für uns Grüne war es zum Beispiel wichtig, dass es in
dem Mittelstandsrat einen Vertreter der Umweltseite
gibt, sodass sichergestellt wird, dass bei dessen Ent-
scheidungen auch die nationale Nachhaltigkeitsstrategie
ausreichende Berücksichtigung findet. Wir setzen uns
dafür ein, dass sich die neue KfW verpflichtet, bei ihrer
gesamten Geschäftstätigkeit die nationale Nachhaltig-
keitsstrategie zu berücksichtigen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich komme zum Schluss. Neben der Einrichtung der
neuen Mittelstandsbank wollen wir, sozusagen flankie-
rend, das Förderinstrumentarium des Bundes stärken.
Neben dem Angebot innovativer Instrumente wie Glo-
baldarlehen und Verbriefungen müssen die etablierten
Instrumente wie zinsverbilligte Programmkredite und
Eigenkapitalfinanzierungen weiterentwickelt werden.
Die wesentliche Voraussetzung für den Erfolg der mittel-
ständischen Unternehmen wird in erster Linie nämlich

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(C (D ein, zu mehr Eigenkapital zu kommen. Laut einer Stuie der KfW entwickelt sich der Eigenkapitalmangel im eutschen Mittelstand zunehmend zu einem Innovaonsund Wachstumshindernis. Deswegen müssen wir aran arbeiten, dass Instrumente geschaffen werden, dait sich die Situation im positiven Sinne entwickelt. ber diese Vorschläge können wir froh sein. Ich denke, ir müssen alles tun, um unseren deutschen Mittelstand u stärken. Danke schön. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1503800600


Ich erteile das Wort Kollegen Hermann Otto Solms,
DP-Fraktion.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503800700


Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Eine Konzentration der Fördermaßnahmen des
undes unter einem Dach und eine Entzerrung der ein-
elnen Programme sind seit langem überfällig. Die Dis-
ussion darüber führen wir mittlerweile über zehn Jahre
inweg.

Der vorgeschlagene Weg ist aber nicht der einzig
ögliche.


(Beifall bei der FDP)


err Bundesfinanzminister, Sie wissen, dass die FDP
chon in der alten Koalition den Weg bevorzugt hat, die
ittelstandsförderung unter dem Dach der Deutschen
usgleichsbank zu konzentrieren und die anderen Maß-
ahmen bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau zu belas-
en. Dies hätte eine klare Aufgabentrennung bedeutet.
adurch hätte man das gewachsene Vertrauen, das die
eutsche Ausgleichsbank im Mittelstand auch durch

hre Tätigkeit vor Ort gewonnen hat, bei der weiteren
örderung des klein strukturierten Mittelstands nutzen
önnen. Sie haben nun einen anderen Weg gewählt, der
urchaus gangbar ist; das will ich ohne weiteres bestäti-
en. Wir als FDP-Fraktion werden am Ende der Beratun-
en entscheiden, ob wir dem zustimmen oder nicht.


(Beifall bei der FDP)


Verbunden mit diesem Weg ist die Entscheidung – das
st bei Ihnen zu lesen –, unter dem Dach der KfW eine
bteilung einzurichten, die als Mittelstandsbank be-

eichnet wird. Ich habe dabei ein wenig Bedenken; denn
as führt, wie der Kollege Bernhardt schon gesagt hat,
u einem Ablenken von den eigentlichen Fragestellun-
en und Aufgaben der Mittelstandsbanken, die in erster
inie im Bereich der Sparkassen- und Volksbankenorga-
isationen beheimatet sind. Die Förderbank des Bundes
t keine Mittelstandsbank im Sinne einer Hausbank; sie
nterstützt vielmehr die Tätigkeit der Hausbanken. Das
uss deutlich werden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms
Beim Erfinden von Etiketten und Bezeichnungen hat
die Bundesregierung schon die Qualität einer Werbe-
agentur angenommen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hartmut Schauerte [CDU/ CSU]: Propagandistisch waren die doch schon immer! – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das ist die einzige Stärke, die sie haben! Etikettenschwindel von A bis Z!)


Ich erinnere nur an ihre Bezeichnungen Small-Business-
Act, Ich-AG, Personal-Service-Agenturen, Ökosteuer,
JUMP usw. Ich könnte diese Aufzählung noch weiter-
führen. Es kommt aber nicht auf die Bezeichnungen an,
sondern auf den Inhalt; darauf möchte ich hier hinwei-
sen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


So schön die Bezeichnungen auch sind, wenn der Inhalt
nichts taugt, dann ist das Ganze nichts wert.


(Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Das müssen Sie Westerwelle sagen!)


Also wollen wir uns auf den Inhalt konzentrieren. Wenn
dieser Vorschlag zu etwas Besserem führt als zu dem,
was wir heute haben, dann wird er unsere Unterstützung
finden.

Zum Mittelstandsrat will ich noch eine Bemerkung
machen. Es ist interessant, dass wieder ein neues Gre-
mium geschaffen werden soll, das Sachkompetenz ver-
mitteln soll, wobei aber nicht garantiert ist, dass es wirk-
lich sachkompetent ist. In Ihrer Begründung steht:

Einen zentralen Stellenwert in der Mittelstandsför-
derung erhält der Mittelstandsrat als neues gesetz-
liches Gremium.

Der letzte Satz lautet:

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit
wird in diesem Gremium die Mehrheit der Mitglie-
der stellen.

Wenn ich das so lese, dann stellen sich mir einige Fra-
gen, zum Beispiel, ob die Behandlung von Problemen
des Mittelstandes, deren Lösung wirklich Kompetenz er-
fordert, im Hause des Wirtschaftsministeriums richtig
angesiedelt ist. Dort gibt es natürlich kompetente Leute.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Eine Beamtenselbstbedienung ist das!)


Die Praktiker im Mittelstand und bei den Mittelstands-
banken, nämlich bei den Sparkassen, sowie den Banken
insgesamt verstehen von den praktischen Problemen und
auch von den Finanzierungsproblemen des Mittelstandes
weit mehr als die Angehörigen eines Ministeriums,


(Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Deswegen finanzieren sie die auch nicht!)


die ihre Informationen immer nur gefiltert aufnehmen
können und deswegen keine eigenen persönlichen Ein-
drücke von den Problemen haben.

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(C (D (Beifall bei der FDP – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schlussfolgerung: dass die Banken die Politik machen sollen!)


Deswegen sollten wir im Finanzausschuss – ich weiß
ar nicht, wo die Frau Vorsitzende des Finanzausschus-
es jetzt hingegangen ist – darüber beraten, ob das eine
luge Lösung ist oder ob es nicht, wenn man schon einen
olchen Rat einsetzt, besser wäre, ihn im Wesentlichen
it Praktikern zu besetzen. Ich hätte nichts dagegen,
enn der Bundeswirtschaftsminister den Vorsitz führen
ürde, dann könnte er nämlich auch noch etwas über die
robleme des Mittelstandes lernen. Ich hielte es für eine
ehlentwicklung, ihn einseitig mit Beamten zu besetzen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Verdiente Beamte! – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Am besten, die Wirtschaft übernimmt das Ganze!)


Es ist interessant, dass zwar der Bundesfinanzminister
nwesend ist, der Bundeswirtschaftsminister aber nicht.


(Gudrun Kopp [FDP]: Das zeigt die Pluralität!)


s scheint in dieser Frage eben doch eine gewisse Rang-
rdnung zu geben.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Gudrun Kopp [FDP]: Leider!)


olange der Bundeswirtschaftsminister „Müller“ hieß
nd nicht der SPD angehört hat, war eine Einigung nicht
öglich. Sie ist erst möglich, seitdem Herr Clement die-

es Amt ausübt. Das sind aber keine wichtigen Fragen.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war auch keine wichtige Rede!)


Herr Bundesfinanzminister, wir werden dieses Gesetz
m Detail beraten und möglicherweise Änderungsvor-
chläge einbringen. Danach werden wir entscheiden, ob
ir dem Gesetz insgesamt zustimmen oder nicht. Ich
alte den Weg einer Konzentration der Förderungsmaß-
ahmen des Bundes im Prinzip aber für richtig.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1503800800


Ich erteile dem Kollegen Stephan Hilsberg, SPD-
raktion, das Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Stephan Hilsberg (SPD):
Rede ID: ID1503800900


Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr
räsident!


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Guten Tag, Herr Ex-Staatssekretär!)







(A) )



(B) )


Stephan Hilsberg
– Ich werde es hier ganz staatstragend gestalten. Man
freut sich sehr, dass ein solches Projekt von zentraler Be-
deutung diese einhellige Zustimmung nicht nur bei der
Koalition, sondern letztlich auch bei der Opposition fin-
det. Es muss also wirklich richtig sein.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Es kommt nur sehr spät!)


Herr Solms, Ihre Bemerkung – Sie begrüßten dieses
Anliegen prinzipiell und sagten, Sie hätten sich schon
vor zehn Jahren darum bemüht – provoziert mich dann
doch zu einer kleinen Reflexion. Genau das ist nämlich
der Unterschied zwischen der alten Kohl-Regierung und
der Schröder-Regierung: Sie haben sich bemüht und wir
haben es gestemmt. Wir führen die Reform, die Sie nur
versucht und angestrebt haben, durch.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN] – Hans Michelbach [CDU/ CSU]: Dafür haben Sie den Herrn Stolpe aufgenommen!)


Die Vorteile dieser Mittelstandsbank liegen auf der
Hand. Dazu ist bereits eine Menge gesagt worden. Ich
nenne nur die Stichworte Entbürokratisierung und
Förderung aus einer Hand. Die Bundesförderbanken
machen sich zukünftig keine Konkurrenz mehr. Das
spielt eine große Rolle. Es gibt so etwas wie eine
Fusionsrendite. Für den Mittelstand ist es ausgesprochen
zu begrüßen, dass kein Kaufpreis gezahlt wird, sondern
dass die Deutsche Ausgleichsbank mit der Kreditanstalt
für Wiederaufbau unmittelbar verschmolzen wird. Die-
ser Verschmelzungsvorgang führt nämlich dazu, dass das
zur Verfügung stehende Eigenkapital nicht vermindert
wird, sodass die Synergieeffekte größer werden. Ob man
angesichts der Bankenentwicklung in den letzten Jahren
noch von einem Kaufpreis hätte reden können, wie das
in der letzten Legislaturperiode noch der Fall war, war
ohnehin mit einem Fragezeichen zu versehen.

Das war der eine Teil des Förderbankenneustrukturie-
rungsgesetzes. Der andere Teil ist nicht weniger wichtig,
vielleicht sogar von größerer Tragweite. Dabei geht es
nämlich um die Erfüllung einer Verpflichtung des Bun-
des gegenüber der Europäischen Kommission, die sich
aus einer Verständigung über die öffentlich-rechtlichen
Banken in der Bundesrepublik ergibt. Wie Sie wissen,
war eine Beschwerde gegen die Landeszentralbanken
und die Sparkassen Anlass dieser langwierigen und nicht
ganz einfachen Verhandlungen. Es ging also nicht gegen
die Kreditanstalt für Wiederaufbau und die Landwirt-
schaftliche Rentenbank, die das alles betrifft. Die Euro-
päische Kommission hat diesen Vorgang zum Anlass
genommen, das gesamte öffentlich-rechtliche Banken-
wesen in Deutschland einer Überprüfung zu unterziehen.
Dieses Thema, obwohl es im Text knochentrocken be-
handelt wird, hat doch erheblichen Konfliktstoff in sich
geborgen. Es ist von erheblicher Auswirkung für die
weitere Förderung, für die Wirtschaftstätigkeit und all
das, was öffentlich gefördert werden muss und mit dem
Begriff der Daseinsvorsorge umschrieben wird.

Im Wesentlichen geht es um einen Hauptinteressen-
konflikt: die Förderung des Wettbewerbs als den Vater

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(C (D er Innovation und der Produktivitätserhöhung auf der inen Seite und die nach wie vor sinnvolle öffentliche örderung der Finanzierung nicht staatlicher Aktivitä en auf der anderen Seite. Der Wettbewerb kann eben icht uneingeschränkt die Funktion, die der Staat haben nd auch behalten muss, übernehmen. Diese Fragen ann man nicht einfach dem Wettbewerb überlassen. as hat früher gegolten und wird auch in Zukunft gelten. (Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Die Frage ist für die Banken doch beantwortet!)


Die Frage ist positiv beantwortet. Ich möchte mich bei
errn Minister Eichel, aber auch Herrn Staatssekretär
och-Weser bedanken, dass sie hier einen sehr vernünf-

igen Kompromiss zustande gebracht haben. Dieser
ompromiss ist insbesondere für den Bund vorteilhaft;
enn für die Kreditanstalt für Wiederaufbau und auch die
andwirtschaftliche Rentenbank bleibt es bei der staatli-
hen Anstaltslast und der Gewährträgerhaftung. Das
eißt, dass diese Banken weiterhin in der Lage sein wer-
en, zu absolut günstigen Bedingungen Refinanzie-
ungsmittel auf dem öffentlichen Kapitalmarkt aufzu-
ehmen.


(Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Sie wissen doch, dass diese auslaufen!)


as bedeutet, dass sie weiterhin mit AAA gewertet sein
erden, dass für sie die Förderbedingungen generell

ehr günstig sein werden und sie für die staatlichen För-
eraufgaben nach wie vor höchst effizient bleiben wer-
en.

Der andere Punkt – Herr Schauerte, Sie schauen mich
o ungläubig an – besteht darin, dass die Aktivitäten bei
er Kreditanstalt für Wiederaufbau, beispielsweise Ex-
ortfinanzierung, die nicht unmittelbar in diesen Förder-
ereich hineingehören, also reine Wettbewerbsaktivitä-
en, ausgegliedert werden müssen. Hier besteht keine
nstaltslast mehr. Dies ist der Unterschied. Ich glaube,
it diesem Kompromiss kann man gut leben, vor allen
ingen, weil wir für die anderen Bereiche die staatlichen
arantien beibehalten haben.

Der Vorwurf lautete – das wird sich bei der Beobach-
ung des weiteren Gangs der Dinge herausstellen –, die
rivaten Geschäftsbanken seien aufgrund von welchen
orgängen auch immer – Quersubventionierungen und
nderes – nicht in der Lage, im Wettbewerb, beispiels-
eise bei der Export- oder Wohnungsfinanzierung, mit-

uhalten, weil die öffentliche Hand zu stark fördere. Ob
ieser Vorwurf stimmt, wird sich erst dann herausstellen,
enn sich die Geschäftsbanken tatsächlich auf dieses
eld begeben. Bei der Exportfinanzierung beispielsweise
age ich das zu bezweifeln.

Im Übrigen ist es so, dass die Ausgangslage der künf-
igen Bank, die eine Exportfinanzierung zu leisten hat,
ermaßen exzellent ist, dass sie sich vor Wettbewerb an
ieser Stelle überhaupt nicht zu fürchten braucht. Sie ist
ut aufgestellt und auch die Kreditanstalt für Wiederauf-
au kann beste Zahlen vorweisen. Damit können wir
ehr zufrieden sein.






(A) )



(B) )


Stephan Hilsberg
Herr Bernhardt hat im Zusammenhang mit der neuen
Mittelstandsbank und dem Mittelstandsrat ein Problem
aufgeworfen. Wir sehen die Probleme in dieser Art nicht.
Für uns stellen sie sich nicht, aber wir können selbstver-
ständlich im Ausschuss miteinander darüber reden. Was
mir sehr gut gefallen hat, obwohl ich aus dem Osten
komme, ist der Hinweis auf das ERP und die histori-
schen Wurzeln der Kreditanstalt für Wiederaufbau, die
mit den USA eng verbunden ist; das ist gar keine Frage.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1503801000


Kollege Hilsberg, gestatten Sie eine Zwischenfrage
des Kollegen Hinsken?


Stephan Hilsberg (SPD):
Rede ID: ID1503801100


Ja, bitte.


Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1503801200


Herr Kollege Hilsberg, Sie reden dieser Fusion das
Wort. Ihre Meinung wird fraktionsübergreifend geteilt.
Sie haben vor allen Dingen auf verschiedene Verbesse-
rungen verwiesen. Nun ist in Zukunft der bisher bekannte
Wettbewerb zwischen KfW einerseits und Deutscher
Ausgleichsbank andererseits nicht mehr vorhanden. Das
muss sich irgendwo positiv niederschlagen.

Wo, meinen Sie, liegen für die mittelständischen Un-
ternehmer durch diese Fusion die Vergünstigungen?
Können sie davon ausgehen, dass die Zinsen gesenkt
werden, nachdem es nur noch einen Anbieter und somit
weniger Bürokratie gibt, und dass es in Zukunft seitens
dieser neuen Bank mehr Verständnis für den Mittelstand
geben wird, als das in der Vergangenheit bislang der Fall
war?


(Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Das können Sie nun ausführen!)



Stephan Hilsberg (SPD):
Rede ID: ID1503801300


Herr Hinsken, das war der Teil der Rede, den ich be-
reits vor fünf Minuten abgehandelt hatte. Aber Sie kön-
nen die Frage selbstverständlich auch jetzt stellen. Sie
hängt mit den Stichworten Entbürokratisierung, Syner-
gieeffekte und Fusionsrendite zusammen. Die „Financial
Times Deutschland“ spricht von Synergieeffekten in
Höhe von 75 Millionen Euro, allein was die Tätigkeit
der Bank betrifft. Das alles sind Vorteile, die sich unmit-
telbar auf den Mittelstand auswirken.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Die Zinsen!)


Alles andere wird eine Frage der unmittelbar konkreten
Tätigkeit der künftigen Mittelstandsbank selber sein, und
es wird auch unsere Aufgabe sein,


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Ernst, du kannst doch nicht so eine konkrete Frage stellen!)


so wie es immer die Aufgabe des Parlaments ist, zu se-
hen, ob sich die Erwartungen, die man an diese neue In-
stitution hat, auch tatsächlich erfüllen.


(Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Das ist doch keine Antwort, was Sie hier liefern!)


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(C (D nsofern haben wir in Zukunft genug Stoff, uns über iese Fragen zu unterhalten. (Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: So stellen sich Bürger einen Politiker vor: keine Antwort auf die Fragen!)


Lassen Sie mich auf das zurückkommen, was ich zu
en USA gesagt habe.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Sagen Sie etwas zu den Zinsen! Ich habe zu den Zinsen gefragt!)


ch als ehemaliger DDR-Bürger hätte es sehr gern gese-
en, wenn das Angebot der Marshall-Programme sei-
erzeit auch für Ostbetriebe gegolten hätte. Dass das
icht der Fall war, ist der Politik im Kalten Krieg ge-
chuldet. Das ist etwas, worauf man gemeinsam auf-
auen kann. Auf der anderen Seite gilt auch das, was der
anzler in einem anderen Zusammenhang gestern ge-

agt hat. Für die künftige Finanzpolitik im Interesse
eutschlands kann gegenüber den USA nicht die Devise
elten: Hand an die Hosennaht! Das ist die falsche De-
ise. Ich nehme nicht an, dass Sie das als Folge implizie-
en wollten.


(Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Das ist Blödsinn, was Sie jetzt gesagt haben!)


Lassen Sie mich zum Schluss kommen. Die gravie-
enderen Auswirkungen, wenn sie überhaupt vorhanden
ind, treffen nach meiner Einschätzung eher die Sparkas-
en und die Genossenschaftsbanken. Auch dies wird ein
unkt sein, über den man im Ausschuss zu reden hat.
ber immerhin ist doch in vielen Kleinigkeiten ein Fort-

chritt zu bemerken.

Dieses jetzt vorliegende Gesetz schafft beispielsweise
en Begriff der Körperschaft für die Kreditanstalt für
iederaufbau ab. Der ist 1948 eingeführt worden und
ar schon damals falsch. Die Kreditanstalt für Wieder-

ufbau war niemals eine Körperschaft, sondern sie war
mer eine Anstalt des öffentlichen Rechts. Die Re-

orm dieses Begriffs hat 55 Jahre gedauert. Die gemein-
ame Mittelstandsbank zu schaffen hat, soweit ich das
ehen kann, seit dem Kabinettsbeschluss in der letzten
egislaturperiode zwei Jahre gedauert. Das zeugt von ei-
er erheblichen Dynamik der Reform, die wir vorhaben.
ch lade Sie alle ein, auch die Damen und Herren von der
pposition, an dieser Reform mitzuwirken.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1503801400


Ich erteile das Wort Frau Kollegin Dagmar Wöhrl,
DU/CSU-Fraktion.


Dagmar G. Wöhrl (CSU):
Rede ID: ID1503801500


Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!
enn man an die euphorischen Worte von Rot-Grün in

en letzten Wochen denkt, als von der Integration der
eutschen Ausgleichsbank in die KfW gesprochen






(A) )



(B) )


Dagmar Wöhrl
wurde, dann hat man manchmal das Gefühl, hier sei das
berühmte Ei des Kolumbus gefunden worden. Aber dem
ist mitnichten so. Wir freuen uns zwar, dass es endlich
nach „nur“ drei Jahren gelungen ist,


(Hans Eichel, Bundesminister: Wie lange hat Waigel gebraucht? – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Auf der Regierungsbank ist Ruhe!)


einen internen Kompetenzstreit zwischen Wirtschaftsmi-
nister und Finanzminister aus dem Weg zu räumen, da-
mit jetzt endlich an der DtA ein neues Schild mit der
Aufschrift Mittelstandsbank angebracht werden kann.
Das hat nämlich so lange gedauert, weil sich der Finanz-
minister und der Wirtschaftsminister nicht einigen konn-
ten, wer Vorsitzender des Verwaltungsrates wird. Das
war der Grund, warum die notwendige Fusion so lange
verschleppt worden ist.

Wir wünschen uns alle unisono hier im Saal, dass
wirklich die Synergieeffekte, die man sich verspricht,
und eine bessere Verzahnung der Förderpolitik eintreten
werden. Wir erhoffen uns auch, dass endlich viele büro-
kratische Förderprogramme hier konzentriert und zu-
künftig einfacher und transparenter an den Bürger ver-
mittelt werden.

Aber das Grundproblem, das wir bei der Mittelstands-
finanzierung haben, wird mit diesem Schritt in keiner
Art und Weise gelöst. Es heißt so schön: Eine tolle Lö-
sung, schade dass sie nicht zum Problem passt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Um das zu begreifen, meine Damen und Herren, muss
man einen Blick auf die Lage unseres Mittelstands wer-
fen und die Gründe für die Finanzklemme diskutieren.

Für 45 Prozent der Unternehmen in unserem Land ha-
ben sich die Finanzierungsbedingungen in den letzten
Jahren vehement verschlechtert.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Leider wahr!)


Rund ein Drittel hat Probleme, überhaupt noch einen
Kredit aufnehmen zu können. Gleichzeitig verzeichnen
wir einen immensen Einbruch bei der Umsatzrentabili-
tät, und zwar auf breiter Front. Allein 30 Prozent der
Unternehmen haben im Bilanzjahr 2001 fast überhaupt
keinen Gewinn mehr gemacht, man kann wirklich sagen,
dass unsere mittelständischen Unternehmen arm dran
sind; das gilt auch im europäischen Vergleich.

Wenn Sie die Umsatzrenditezahlen, die uns aus dem
Jahr 2000 vorliegen, international vergleichen, zeigt sich
folgendes Bild: Der Jahresüberschuss nach Steuern be-
trug in Spanien im Jahr 2000 7,2 Prozent, in der Schweiz
7 Prozent, in Dänemark 5,7 Prozent, in den USA
5,4 Prozent und in Deutschland magere 3,4 Prozent. Ich
glaube, diese Zahl spricht für sich.

Wenn Sie dann auch noch die magere Eigenkapital-
quote berücksichtigen, mit der wir im internationalen
Vergleich wirklich am unteren Ende liegen – sie liegt
teilweise bei 0 bis 2,9 Prozent –,

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(C (D (Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Das hat auch steuerliche Gründe!)


eigt sich, dass 97 Prozent mit Fremdkapital arbeiten
üssen, weil sie sonst überhaupt nicht über die Runden

ämen.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: So ist es!)


Wir haben es auf der einen Seite mit einem steigenden
inanzierungsbedarf und auf der anderen Seite mit einer
inkenden Eigenkapitalbasis zu tun. Hier öffnet sich eine
chere, die für die Zukunft unserer Betriebe ganz gefähr-

ich werden kann. Hier müssen eigentlich die Alarmglo-
ken läuten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Was tun Sie gegen dieses Manko? 38 000 Firmen-
leiten gab es im letzten Jahr. Diese Zahl umfasst nur
iejenigen, die einen Insolvenzantrag gestellt haben, das
uss man in diesem Zusammenhang immer im Auge be-

alten. Diejenigen, die still und leise ihre Tür zuschlie-
en, weil sie einfach nicht mehr existieren können, weil
ie keine Aufträge mehr erhalten, werden in keiner Sta-
istik erfasst. Allein die Zahl von 38 000 ist ein Nach-
riegsrekord. Betrachten wir die Zahlen, die jetzt von
er Kreditreform herausgegeben worden sind, dann ist
avon auszugehen, dass noch einmal mit 10 bis
5 Prozent Insolvenzen mehr als im letzten Jahr zu rech-
en ist.

Man muss sich auch fragen: Was ist mit den Unter-
ehmen, die am Markt geblieben sind? Ihre Investi-
ionsbereitschaft ist auf breiter Ebene auf einem his-
orischen Tiefstand. Nur knapp ein Viertel aller

ittelständler ist noch bereit zu investieren. Über Neu-
instellungen will ich überhaupt nicht reden.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Können sie gar nicht mehr! Das ist keine Frage der Bereitschaft, sondern des Könnens!)


Wenn man sich die Zahl der Unternehmensgrün-
ungen ansieht, fällt auf, dass der Unternehmenssaldo
ramatisch zusammengebrochen ist. Seit dem Amtsan-
ritt von Rot-Grün hat sich die Zahl der Nettogründun-
en sage und schreibe halbiert. Mittlerweile gibt es noch
inen Positivgründungssaldo von gut 33 000 Unterneh-
en, das sind fast 35 000 weniger als vor vier Jahren.


(Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Man muss aber auch über Brutto reden!)


Wenn Sie, Frau Skarpelis-Sperk, davon ausgehen, dass
edes dieser Unternehmen Arbeitsplätze schafft, auch
enn es nur ein bis drei Arbeitsplätze sind – gehen wir
on einem Minimum aus –, dann fehlen noch einmal
20 000 Arbeitsplätze in diesem Bereich.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Jetzt haben Sie den neuen Namen „Mittelstandsbank“
eprägt. Wir sind für den Zusammenschluss von KfW
nd DtA, es ist gut, dass er stattgefunden hat. Ich kann
ur Lobenswertes über die DtA und die KfW sagen.






(A) )



(B) )


Dagmar Wöhrl
Beide Banken haben aber schon existiert, es handelt sich
also um nichts Neues, wie hier suggeriert wird. Die neue
Mittelstandsbank hilft uns bei den Finanzierungsproble-
men der mittelständischen Betriebe nicht weiter.

Sicher sind Staatskredite wichtig und sie helfen auch,
aber sie helfen nicht dabei, die wirklichen Probleme in
unserem Land anzugehen. Die Vergabe von Staatskredi-
ten darf nicht der einzige Weg sein, den Sie einschlagen.
Sie müssen auch den Mut haben, andere Wege zu gehen.

Gehen wir davon aus – das erhoffen Sie sich –, dass
die kleinen und mittelständischen Betriebe zukünftig
Schlange stehen, um von der Mittelstandsbank Fremd-
kapital, das sie zu geben bereit ist, zu bekommen. Den-
ken Sie aber auch an die Hausbanken, dort stehen die
Mittelständler nämlich vor der Tür. Die Hausbanken sind
diejenigen, die den Kreditwunsch prüfen und durchlei-
ten. Hier liegt das Problem, bei den Hausbanken muss
zukünftig angesetzt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Man muss sich auch die Frage stellen, warum die pri-
vaten Banken in letzter Zeit so zurückhaltend bei der
Kreditvergabe vorgehen. Gehen wir dem doch auf den
Grund! Die Ursachen dafür sind die schlechte wirt-
schaftliche Ausgangslage in unserem Land und das da-
mit verbundene hohe Ausfallrisiko, das die Banken zu
tragen haben. Wir wissen schließlich, was in letzter Zeit
durch die vielen Insolvenzen von sehr vielen kleinen und
mittelständischen Kreditnehmern auf die Banken zuge-
kommen ist.


(Hans Eichel, Bundesminister: Nein, die sind es nicht! Das sind die großen Pleiten!)


Es wird immer wieder sehr leichtfertig Bankenschelte
betrieben. Man muss aber auch nach den Gründen für
die restriktive Haltung fragen, die die Banken sehr oft
einnehmen. Ich glaube nicht, dass man jedem Manager
eine böse Absicht unterstellen kann.


(Hans Eichel, Bundesminister: Unfähigkeit!)


Vielmehr beruht diese Haltung sehr oft auf handfesten
betriebswirtschaftlichen Kostenkalkulationen der Kre-
ditinstitute, die auch notwendig sind.


(Hans Eichel, Bundesminister: Hätten sie die mal früher erstellt!)


Ich glaube, es ist durchaus verständlich, dass die Pri-
vatbanken angesichts der gegenwärtigen wirtschaft-
lichen Lage, die Sie mit zu verantworten haben, meine
Damen und Herren von der Regierung,


(Beifall bei der CDU/CSU – Hans Eichel, Bundesminister: Ach, das ist es jetzt! Meine Güte! Das ist ja unglaublich!)


genau prüfen, ob sie einen Kredit gewähren können. In
dieser Situation nützt ein einfaches Logo, wie es mit der
neuen Bezeichnung „Mittelstandsbank“ eingeführt
wurde, überhaupt nichts.

Wir sind für den Zusammenschluss. Das haben wir
bereits festgestellt. Wir sind aber dagegen, dass etwas
suggeriert wird, was gar nicht eintreten wird.

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(C (D (Joachim Poß [SPD]: Sie malen schwarz zum Nachteil der Mittelständler!)


ie schüren bei den Mittelständlern Hoffnungen auf eine
eform, durch die sie schneller Kredite und bessere
inanzierungsmöglichkeiten bekommen als früher. Aber
as ist nicht der Fall. Wir erwarten von Ihnen, dass Sie
ie Wahrheit sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wenn es Ihnen wirklich darum geht, bessere Finanzie-
ungsmöglichkeiten für den deutschen Mittelstand zu
chaffen, dann müssen Sie die Rahmenbedingungen än-
ern. Wir müssen erreichen, dass die geringe Eigenkapi-
alausstattung der Betriebe überwunden wird. Denn die
auptfinanzierungsquelle der Mittelständler ist die Ein-
ehaltung der Gewinne im Unternehmen. Deswegen ist
ie Stärkung der Innenfinanzierung bzw. der Selbstfi-
anzierung der Unternehmen notwendig. Das erfordert
iederum eine bessere Eigenkapitalausstattung und bes-

ere Möglichkeiten, kostengünstig Fremdkapital aufzu-
ehmen.

Sie müssen damit aufhören, alternative Finanzie-
ungsformen stiefmütterlich zu behandeln. Auch in die-
em Bereich müssen Sie neue Wege gehen.

Wir brauchen einen starken Finanzplatz. In diesem
usammenhang haben wir einen entsprechenden Antrag
orgelegt, der über 50 Punkte enthält. Lesen Sie unseren
ntrag! Unser Weg ist richtig und gut. Ideen wie die
ersendung von Kontrollmitteilungen über 300 Millio-
en Konten werden Sie darin vergeblich suchen.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Richtig!)


Die Umsätze und die Binnennachfrage müssen gestei-
ert werden. Das ist nur möglich, wenn Sie es zulassen,
ass die Menschen wieder mehr Geld in der Tasche ha-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Hermann Otto Solms [FDP] – Joachim Poß [SPD]: Das ist richtig! Aber ohne Steuerhinterziehung!)


ie von Ihnen vorgenommenen Maßnahmen wie die
rhöhung der Sozialbeiträge und die Rücknahme von
teuersenkungen, die bereits im Gesetzesblatt aufgeführt
aren, sind nicht der richtige Weg.

Damit es klar wird: Eine Ankurbelung der Binnen-
achfrage kann meiner Meinung nach nicht nach dem
uster à la Müntefering „Mehr für den Staat – weniger

ür den privaten Verbrauch“ erfolgen. Das ist so grundle-
end falsch, dass mich diese Aussage noch immer er-
chüttert.


(Joachim Poß [SPD]: Können Sie nicht vernünftige Mittelstandsreden halten? Müssen Sie uns mit diesem dummen Zeug traktieren?)


Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass die Ge-
undheitsministerin im Dezember vergangenen Jahres
ersichert hat: Nach der Anhebung der Rentenbeiträge
uf 19,5 Prozent ist erst einmal Ruhe. Sie hat in der Tat
echt gehabt, aber in Bezug auf einen anderen Bereich.






(A) )



(B) )


Dagmar Wöhrl
In vielen Tausend Unternehmen ist Ruhe. Die Kunden
bleiben weg; die Produktionsräder stehen still und die
Mitarbeiter bleiben nach betriebsbedingten Kündigun-
gen zu Hause. Diese Ruhe werden Sie noch verstärken,
wenn Sie die Sozialbeiträge weiter erhöhen.


(Jörg-Otto Spiller [SPD]: Eine mitreißende Rede!)


Ein Mittelständler muss inzwischen knapp 23 Prozent
des Unternehmensumsatzes für Personalkosten – für
Löhne, Gehälter und Lohnnebenkosten – ausgeben. Für
Großunternehmen beträgt der Personalaufwand hinge-
gen nur 17,5 Prozent. Das heißt, Sie müssen die struktu-
rellen Reformen angehen, um dem Mittelstand zu helfen.

Wir brauchen eine größere Flexibilität im Arbeits-
recht. Darauf muss ich nicht näher eingehen; unsere
Vorschläge liegen bereits vor.

Wenn man heutzutage viel herumkommt, dann hört
man oft die Frage: Wo geht es zum Aufschwung? Ant-
wort: Immer den Bach runter! Damit muss endlich
Schluss sein.


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „Schluss sein“ ist das richtige Stichwort!)


Wir brauchen endlich weniger Belastung, weniger Steu-
ern, weniger Bürokratie und stattdessen mehr Flexibi-
lität. Wenn Sie das umsetzen, dann lösen Sie auch die
Finanzierungsprobleme der Mittelständler.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir müssen die Unternehmer mehr motivieren, wieder
unternehmerisch tätig zu werden. Wenn Sie § 17 des Ein-
kommensteuergesetzes dahin gehend ändern, dass der
Privatmann durch steuerliche Erleichterungen zu Investi-
tionen in kleine und mittlere Unternehmen animiert wird,
dann sind wir wieder einen Schritt vorangekommen.


(Lachen bei der SPD)


Wenn das private Chancenkapital noch durch eine effi-
zient arbeitende Mittelstandsbank unterstützt wird, umso
besser.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1503801600


Ich erteile das Wort Kollegin Dr. Sigrid Skarpelis-
Sperk, SPD-Fraktion.


Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk (SPD):
Rede ID: ID1503801700


Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der
erste Teil der heutigen Debatte war ruhig, sachlich und
der Lösung der Probleme der aus der Fusion von KfW
und Deutscher Ausgleichsbank hervorgehenden neuen
Förderbank verpflichtet. Die letzte Rede war leider nur
noch blanke Polemik und hatte mit den eigentlichen In-
halten nur wenig zu tun.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Es ist zwar wichtig, die Frage zu stellen, wie es dem ittelstand in diesem Land geht. Aber es wäre noch ichtiger, zu fragen, welche Instrumente wir angesichts er unbezweifelbar schwierigen internationalen Lage nd der daraus resultierenden Konsequenzen für den ittelstand anbieten, um ihm bei der Lösung seiner Fi anzierungsprobleme zu helfen. Stattdessen werden Vorchläge gemacht, die – ich sage das ganz offen – schlicht benteuerlich sind. Zu diesem Schluss komme ich, Frau ollegin Wöhrl, wenn ich bedenke, was Sie über die remdfinanzierung gesagt haben. Jeder, der sich mit er Lage in Deutschland befasst, weiß, dass es in unseem Land seit mehr als 150 Jahren eine einzigartige Kulur der Fremdfinanzierung gibt, weil die Bankkredite in eutschland wesentlich günstiger sind als in allen ande en europäischen Ländern. Wenn Sie sich anschauen, elche Zinsen kleine und mittelständische Unternehmen n Frankreich oder in Großbritannien zu zahlen haben, ann werden Sie sich wundern. Aufgrund der besseren edingungen in Deutschland konnten sich große sowie leine und mittelständische Unternehmen günstiger remdfinanzieren. Sie haben lange Ausführungen zu den Steuern geacht. Auch wir wissen, dass das hohe Maß der Fremd inanzierung in Deutschland etwas mit den steuerlichen edingungen zu tun hat. Frau Kollegin Wöhrl, zu Ihren egierungszeiten haben Sie die steuerliche Privilegie ung der Fremdfinanzierung der Unternehmen nicht beeitigt. Das ist erst durch uns erfolgt. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Statt nackter Polemik wäre es angemessener gewesen,
arüber zu diskutieren, wie wir einen Strukturwandel
erbeiführen können und was wir angesichts der interna-
ionalen Veränderungen, der Entwicklung auf den Kapi-
lmärkten und des verschärften Bankenwettbewerbs
ber die Förderbanken gezielt für den Mittelstand tun
önnen. In der Tat haben wir hier genügend Probleme,
odass wir der Polemik nicht bedürfen. Es ist nicht hilf-
eich – ich sage das nachdrücklich –, Horrorszenarien zu
ntwerfen und den Untergang des Abendlandes zu be-
chwören. Es wird auch nicht besser, wenn Sie das stän-
ig wiederholen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ch glaube, die Mittelstandsbank steht vor großen,
euartigen Herausforderungen. Wir alle setzen unser
ertrauen darin, dass sie in der jetzigen schwierigen
hase dem Mittelstand hilft. Sie haben ja Recht, Frau
ollegin Wöhrl, wenn Sie darauf hinweisen, dass sich
ie wirtschaftliche Lage in der Welt, auch in Europa und
nsbesondere in Deutschland, in den letzten Monaten
och einmal deutlich eingetrübt habe. Es hat in der Tat
ravierende Verschlechterungen in der Weltwirtschaft
egeben. Der Krieg im Irak ist dabei nur eine, aller-
ings wichtige Ursache. Dieser Krieg verstärkt die Unsi-
herheit auf den weltweiten Kapitalmärkten, bei den
erbrauchern und bei den Unternehmen. Investitionen
ie große Neuanschaffungen werden zurückgestellt.






(A) )



(B) )


Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk
Die Unternehmensfinanzierung ist für viele Firmen
seit dem Jahr 2002 noch einmal schwieriger geworden.
Darauf weist auch eine neuere Untersuchung der Kredit-
anstalt für Wiederaufbau hin: Für 45 Prozent der Unter-
nehmen ist die Kreditaufnahme schwieriger; rund ein
Drittel der Unternehmen hat Probleme, überhaupt noch
einen Kredit zu erhalten. Das bedeutet, die meisten deut-
schen Unternehmen stecken in deutlichen Schwierigkei-
ten, schon ihre ganz normale wirtschaftliche Tätigkeit zu
finanzieren, geschweige denn, dass sie bereit sind, unter-
nehmerische Wagnisse einzugehen. Wachstumspoten-
ziale werden dadurch verschenkt, viele Arbeitsplätze
nicht geschaffen, Innovationen und Dynamik behindert.

Es ist dringend notwendig – diesen Appell habe ich
bei der Opposition und übrigens auch bei Ihnen, Herr
Solms, vermisst; offensichtlich kann man in diesem
Haus über die anstehenden Probleme nicht mehr reden –,
dass sich die Kreditinstitute, allen voran die deutschen
Großbanken, auf ihre volkswirtschaftliche Verantwor-
tung besinnen und daran denken, dass Kundenpflege
nicht nur in guten Zeiten wichtig ist, sondern sich eine
solide Geschäftsbeziehung gerade in stürmischen Zeiten
bewähren muss.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich sage nachdrücklich: Wir werden das, was sich hier
an Verschlechterungen im deutschen Bankensystem
vollzieht, durch noch so große Subventionen im öffent-
lichen Bereich nicht konterkarieren können. Die Banken
müssen überlegen, ob sie ihrer Verantwortung für die
deutsche Wirtschaft noch gerecht werden.


(Beifall bei der SPD)


Dabei ist uns sehr wohl klar, dass die Ursachen dieser
negativen Entwicklung nicht allein bei der Risikoscheu
insbesondere der großen Banken zu finden sind. Es gibt
noch andere wesentliche, wirklich dramatische Entwick-
lungen auf dem Bankensektor; auch das sehen wir.

Zunächst ist der internationale Wettbewerb im
Bankensektor zu nennen. Dieser hat stark zugenom-
men; die deutschen Banken befinden sich unter erheb-
lichem Konkurrenzdruck. Gott sei Dank ist die Banken-
struktur – Privatbanken, Genossenschaftsbanken und
Sparkassen – noch sehr gesund. Das ist hilfreich und hat
in der Vergangenheit eine gute Kreditversorgung ge-
währleistet. Wir müssen aufpassen, dass diese gute Kre-
ditversorgung zugunsten der kleinen und mittleren Un-
ternehmen allen Regionen erhalten bleibt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich glaube, dass die Finanzaufsicht und der Bundes-
finanzminister diesen Prozess mit großer Geduld und
Aufmerksamkeit beobachten und alles tun werden, um
dieses Bankensystem im Interesse der deutschen Wirt-
schaft so zu erhalten.

Auch die Sparkassen, die typischerweise die kleinen
und mittleren Unternehmen bedienen, sind vor allem
durch den von der EU erzwungenen Wegfall der Ge-
währträgerhaftung angeschlagen. Dies ist übrigens – das
muss man einmal deutlich sagen – nicht von der politi-

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(C (D chen Seite ausgegangen. Die privaten Großbanken sind ach Brüssel gegangen und haben geklagt. Insofern haen sie einen nicht unerheblichen Teil der Finanzieungsprobleme der kleinen und mittleren Unternehmen it verursacht. Jetzt schränken die Sparkassen die Kreditvergabe an re traditionellen Kunden, die kleinen und mittleren Unrnehmen, ein, auch wenn noch immer sie es sind – das ollen wir positiv bemerken –, die den Mittelstand zu inem überwiegenden Teil finanzieren. Aber die chlechte konjunkturelle Lage begrenzt natürlich das eugeschäft. In dieser schwierigen Lage, in der sich das Bankenystem befindet, kommen auf die neue Bank entscheiende wichtige neue Aufgaben zu. Sie muss den Banken nd Sparkassen helfen – gewappnet mit ihrem Ansehen nd Know-how –, auf den europäischen und internatioalen Finanzmärkten den Mittelstand weiter angemessen u finanzieren. Wir müssen die bewährten, klassischen örderinstrumente wie die Gründerfinanzierung, die mweltfinanzierung, Eigenkapitalhilfen – insbesondere ür dynamische Unternehmen aus dem Technologiesekr – den neuen, unsicheren Zeiten anpassen. Neue, in ovative Förderansätze müssen entwickelt und über den arkt umgesetzt werden. In dieser ersten Aufgabe sind mit dem Globaldarlehen nd den Verbriefungsprogrammen schon zwei wichtige äulen errichtet, die, wenn sie permanent umgesetzt erden, dem Bankensystem, insbesondere aber den kleien Sparkassen und Genossenschaftsbanken, helfen könen, ihre Liquiditätsprobleme zu überwinden. Sie haben amit günstigere Finanzierungsmöglichkeiten, die sie in aßgeschneiderte Einzelkredite zu günstigen Ein tandskonditionen an die Kreditnehmer umwandeln könen. Allein mit diesem Instrument konnten schon ,8 Milliarden Euro zusätzlich für die Mittelstandsfördeung bereitgestellt werden. Mit dem innovativen Verbriefungsprogramm weren Risiken von Mittelstandskrediten auf den Kapitalarkt übertragen. Dadurch werden bei den Banken und parkassen wieder Eigenmittel frei, die als Kredite ausehändigt werden können. Ich meine, dies ist ein wirkch intelligentes Programm, das die deutsche Kreditirtschaft, auch die kleineren Kreditinstitute, wesentlich ehr als bisher nutzen sollte. Wir sehen mit Bedauern, ass dieses Programm bisher nur in einem geringen Umang genutzt wird. Wir erhoffen uns von einer Nutzung einem größeren Umfang neue Spielräume für die Unrnehmen. Hinzu kommt, als dritte Säule, die Senkung der Beareitungsund Prozesskosten. Herr Kollege Bernhardt, ie haben hier das Problem der Margen angesprochen. In iesem Bereich ist bereits – Sie wissen das auch durch unere Diskussionen – einiges getan worden. Wir müssen ufpassen, dass die Kosten für die kleinen und mittleren nternehmen durch die Erhöhung der Margen und durch ie Umlagen wegen der Risiken nicht allzu sehr steigen; enn wenn das Finanzkapital bei der Vergabe von Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk Beteiligungen ängstlich geworden ist, dann kann die öffentliche Hand dafür keinen vollen Ausgleich schaffen. Ich finde es hervorragend, dass das „Kapital für Arbeit“ und die Vergabe von Mikrodarlehen – die KfW und die DtA sind dafür verantwortlich – fortgesetzt werden. Dadurch kommen kleine Unternehmen an das nötige Geld, um neue Arbeitsplätze zu schaffen und innovativ vorzugehen. Ich komme zum Schluss. Die zuständigen Abgeordneten im Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit, besonders im Unterausschuss „ERP-Wirtschaftspläne“, werden Sie in der Diskussion und in der Entwicklung gerne begleiten. Als Vorsitzende dieses Unterausschusses wünsche ich im Namen aller Kolleginnen und Kollegen der neuen Mittelstandsbank des Bundes und ihren erfahrenen und kooperativen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Berlin, Bonn und Frankfurt weiterhin ein gutes Gedeihen, viel Elan, Kreativität und natürlich auch Geduld beim Zusammenwachsen. Der Mittelstand braucht die neue Mittelstandsbank (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Und eine andere Regierung!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD)


und wir in der Politik verlassen uns auf ihre Unterstüt-
zung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1503801800


Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung des Gesetzent-
wurfs auf Drucksache 15/743 an die in der Tagesord-
nung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
dazu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall.
Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe nunmehr die Tagesordnungspunkte 15 a und
15 b auf:

a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Horst
Seehofer, Andreas Storm, Annette Widmann-
Mauz, weiteren Abgeordneten und der Fraktion
der CDU/CSU sowie der Abgeordneten
Dr. Heinrich L. Kolb, Detlef Parr, Dr. Dieter
Thomae und der Fraktion der FDP eingebrachten
Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung
des Gesetzes zur Sicherung der Beitragssätze
in der gesetzlichen Krankenversicherung und
in der gesetzlichen Rentenversicherung

– Drucksache 15/542 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Horst
Seehofer, Andreas Storm, Annette Widmann-

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(C (D Mauz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU Aufhebung der gesundheitspolitischen Maßnahmen im Beitragssatzsicherungsgesetz – Drucksache 15/652 Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Ausschuss für Tourismus Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen iderspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen ndreas Storm, CDU/CSU-Fraktion, das Wort. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Vor Weihachten hat die Bundesregierung ein Vorschaltgesetz im chweinsgalopp durch den Bundestag gepeitscht und ehauptet, sie kann die Beiträge zur gesetzlichen Kranenversicherung stabil halten, indem sie gravierende ingriffe in die Substanz der Leistungserbringer im Geundheitswesen vornimmt. ie Bilanz kurz vor Ostern ist jedoch traurig: um Jahreswechsel sind die Beiträge von 14,0 Prozent uf fast 14,4 Prozent im Durchschnitt gestiegen. (Dr. Dieter Thomae [FDP]: 15 Prozent demnächst!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1503801900

(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Alles Lüge!)


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: In der Tat!)


Das ist bereits ein historischer Rekord. Hinzu kommt,
ass die ersten Krankenkassen schon zum 1. April die
eitragssätze erhöht haben. Frau Kollegin Schaich-
alch, zuständige stellvertretende Vorsitzende der SPD-

raktion, hat zu Recht darauf hingewiesen, dass der
eitragssatz noch in diesem Jahr auf mindestens
4,8 Prozent ansteigen wird.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Hört! Hört!)


amit ist Frau Ministerin Schmidt mit ihrer Notstands-
esetzgebung grandios gescheitert.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ie ist auf dem besten Weg zu einem traurigen Rekord;
enn in nicht einmal drei Jahren Amtszeit hat sie es ge-
chafft, dass die Krankenversicherungsbeiträge bis zum
nde dieses Jahres um rund 1,5 Prozentpunkte gestiegen
ein werden.

Das Beitragssatzsicherungsgesetz ist nunmehr drei
onate in Kraft. Die fatalen Folgen, vor denen wir von
nfang an gewarnt haben, sind nun für jedermann er-

ichtlich.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Noch schlimmer!)







(A) )



(B) )


Andreas Storm
Krankenhäuser, Arztpraxen, Zahnärzte leiden unter den
erzwungenen Nullrunden. Gerade in den Krankenhäu-
sern sind Tausende von Arbeitsplätzen gefährdet. Das
Ganze geht am Ende zulasten der medizinischen Versor-
gung der Patienten.

Noch schlimmer hat es die Zahntechniker getroffen.
Hier sind mittelständische Existenzen gefährdet, weil
das Gesetz in die Substanz eingreift: eine Preisabsen-
kung um 5 Prozent.

So richtig ans Eingemachte geht es bei den Apothe-
ken. Die Abrechnungen der ersten drei Monate dieses
Jahres bestätigen unsere wiederholten Warnungen. Der
Gewinn der Apotheken vor Steuern ist im Durchschnitt
um 35 bis 40 Prozent eingebrochen. Das ist auch kein
Wunder; denn die Apotheken werden durch das Bei-
tragssatzsicherungsgesetz in einer Dimension von insge-
samt mindestens 900 Millionen Euro in diesem Jahr be-
lastet.

Da hilft es auch nichts, wenn man darauf hinweist
– wie dies die Staatssekretärin vorhin im Fernsehen ge-
tan hat –, dass die Umsätze zuletzt wieder gestiegen
sind. Meine Damen und Herren von der Regierung, Sie
verwechseln immer noch Umsatz und Gewinn.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Wolfgang Zöller [CDU/ CSU]: Früher war es brutto und netto!)


Sie bringen das Kunststück fertig, dass Sie mit Ihrer Po-
litik die Apotheken in weiten Teilen unseres Landes an
den Rand des Ruins treiben, obwohl die Umsätze in den
ersten Wochen dieses Jahres leicht gestiegen sind.
12 000 Arbeitsplätze sind im Apothekenbereich allein
im ersten Quartal verloren gegangen.


(Zuruf der Bundesministerin Ulla Schmidt – Volker Kauder [CDU/CSU]: Auf der Regierungsbank herrscht jetzt mal Ruhe!)


Mit den im Gesetz verordneten Zwangsrabatten grei-
fen Sie tief in die Einkommen der Apotheken ein. Das
betrifft nicht nur die Apotheker, sondern auch die Be-
schäftigten. Das ist ein Musterbeispiel dafür, wie man in
diesem Land Arbeitslosigkeit produziert.

Was dahinter steht, muss klar sein: Dieses Vorschalt-
gesetz ist nur die Ouvertüre zu dem, was Sie mit der Ge-
sundheitsreform planen, nämlich den Einstieg in die
vollständige Zerschlagung unserer bewährten Apothe-
kenlandschaft.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das Beitragssatzsicherungsgesetz war nur der erste
Streich. Wenn es nach Ihnen geht, folgt der zweite so-
gleich, nämlich die Freigabe des Versandhandels und
insbesondere die Aufgabe des Mehrbesitzverbots. Dies
würde bedeuten, dass die flächendeckende, wohnortnahe
Versorgung unserer Bevölkerung mit Arzneimitteln ge-
fährdet ist. Unser Apothekensystem, um das man uns im
Ausland beneidet, ist durch eine qualitativ hochwertige
und sichere Beratung gekennzeichnet. Das würden Sie
aufs Spiel setzen, wenn Sie den Weg für ein System öff-

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(C (D en, bei dem die Apothekenlandschaft durch Ketten doiniert wird. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Detlef Parr [FDP])


Dies ist nicht graue Theorie. Die Erfahrungen aus
orwegen sollten uns ein warnendes Beispiel sein.
achdem dort vor zwei Jahren das Fremd- und Mehrbe-

itzverbot aufgehoben wurde, sind heute drei von vier
potheken in Norwegen im Besitz von zwei großen
pothekenketten, hinter denen Großhandelsunterneh-
en stehen.

Wer unter dem Deckmantel von Liberalisierung und
ettbewerb ein Umpflügen der Apothekenlandschaft
ill, der muss dies klar aussprechen. Ich sage hier eines
eutlich: Mit der Union wird es Apothekendiscounter
nd einen ungehemmten Versandhandel definitiv nicht
eben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Detlef Parr [FDP]: Mit der FDP auch nicht!)


Zurück zum Beitragssatzsicherungsgesetz. Sie haben
eitere Maßnahmen durchgesetzt, die die Situation im
esundheitswesen nicht verbessern, sondern dramatisch
erschärfen. Ein Beispiel ist die willkürliche Anhebung
er Versicherungspflichtgrenze. Sie führt dazu, dass
en privaten Kassen der Nachwuchs abgeschnitten wird,
hne dass die Strukturprobleme der gesetzlichen Kran-
enversicherung auch nur näherungsweise gelöst wer-
en. Wenn man Ihrem Berater, Professor Lauterbach aus
öln, folgt, der eine Bürgerversicherung im Blick hat,
ann mag das ja sogar Sinn machen. Ich hoffe nur, dass
as Wort des Bundeskanzlers, er wolle diesen Weg nicht
ehen, am Ende eingehalten wird.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Nie und nimmer! Das wäre das erste Mal!)


enn man dieses Wort ernst nimmt, kommt man zu dem
chluss, dass die Anhebung der Versicherungspflicht-
renze im Beitragssatzsicherungsgesetz im Gegensatz zu
em steht, was der Bundeskanzler selber vor einigen Ta-
en verkündet hat.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ie haben mit Ihren willkürlichen und völlig konzepti-
nslosen Maßnahmen das Vertrauen der Menschen in die
esundheitspolitik nachhaltig erschüttert.

Die Frage ist aber, warum die Therapie falsch ist, die
ie uns hier in den letzten Monaten verordnet haben. Die
herapie ist deswegen falsch, weil Ihre Diagnose hinten
nd vorne nicht stimmt. Wir haben im Gesundheitswe-
en nicht in erster Linie ein Problem auf der Ausgaben-
eite, sondern ein Problem auf der Einnahmeseite.


(Zuruf von der SPD: Gar nicht wahr!)


Im vergangenen Jahr sind die Ausgaben der gesetzli-
hen Krankenversicherung – ich lasse jetzt die Verwal-
ungsausgaben einmal außen vor – im Durchschnitt um
Prozent gestiegen. Wenn man eine qualitativ hochwer-






(A) )



(B) )


Andreas Storm
tige Versorgung der Menschen mit dem medizinisch
Notwendigen möchte – das zeichnet ja ein leistungsfähi-
ges Gesundheitssystem aus –, dann muss man dafür sor-
gen, dass dieses System auch einen Ausgabenanstieg
von 3 Prozent verkraften kann. Problematisch ist deshalb
der Einbruch bei den Einnahmen. Die sind lediglich um
0,5 Prozent gestiegen.

Das hat zwei Ursachen: zum einen die dramatische
Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt – nehmen Sie die
Zahlen von gestern –: Wiederum fast eine halbe Mil-
lion Arbeitslose mehr als im Jahr zuvor entspricht spie-
gelbildlich einem dramatischen Einbruch bei der Be-
schäftigung. Da nimmt es nicht wunder, dass die
Beitragsbasis nicht nur der Krankenversicherung, son-
dern aller Sozialversicherungszweige wegbricht. Zum
Zweiten ein politisch bedingter Verschiebebahnhof zu-
lasten der Krankenkassen. Der Sachverständigenrat hat
es im vergangenen November in seinem Jahresgutach-
ten nachgewiesen: Allein 0,4 Beitragssatzpunkte sind
auf Maßnahmen im Zuge dieses Verschiebebahnhofs
zurückzuführen.

Beenden Sie deswegen den Irrweg, mit unbrauchba-
ren Instrumenten auf der Ausgabenseite etwas bewirken
zu wollen!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Peter Dreßen [SPD]: Das haben wir von Ihnen übernommen!)


Die Finanzierungsbasis muss neu geordnet werden.
Die Unionsfraktion hat im Februar einen Plan vorgelegt,
wie die Beiträge um 2 Prozentpunkte abgesenkt werden
können, nämlich indem die Finanzierungsbasis der
Krankenkassen neu geordnet wird.


(Zuruf von der SPD: Machen wir ja!)


Versicherungsfremde Leistungen sollen mit Steuermit-
teln finanziert werden, die Eigenbeteiligung der Versi-
cherten soll erhöht und ein Leistungsbereich soll über
eine Zusatzversicherung und nicht mehr über lohnbezo-
gene Beiträge finanziert werden.

Auf der Ausgabenseite muss man durch marktwirt-
schaftliche Instrumente Effizienzreserven erschließen,
also indem man durch mehr Transparenz und Wettbe-
werb dafür sorgt, dass die Reserven freigelegt werden,
die auch tatsächlich freigelegt werden können. Wir brau-
chen aber keine ungeordneten Eingriffe in die Substanz
der Leistungserbringer; das zieht ein Arbeitsplatzfiasko
im Gesundheitswesen nach sich und gefährdet gleichzei-
tig die Versorgung der Menschen.

Lassen Sie mich, meine Damen und Herren, in diesem
Sinne folgendermaßen schließen: Wenn Sie wollen, dass
in diesem Jahr der Weg für eine grundlegende Gesund-
heitsreform frei wird, dann nehmen Sie dieses unsägli-
che Beitragssatzsicherungsgesetz so schnell wie möglich
zurück!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Peter Dreßen [SPD]: So nicht!)


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(C (D Ich erteile das Wort der Parlamentarischen Staatsseketärin Marion Caspers-Merk. (Peter Dreßen [SPD]: Jetzt kläre ihn einmal hinsichtlich des Irrweges auf!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1503802000

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Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1503802100


Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
ollegen! Sehr geehrter Herr Storm, das, was Sie hier

bgeliefert haben, ist schon ein Stück aus dem Tollhaus.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Mäßigen Sie sich einmal!)


ie legen zwei Anträge vor, die mit Sicherheit eine Wir-
ung haben: Sie führen zu steigenden Beiträgen.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!)


Das Einzige, was wir geschafft haben – das war müh-
am genug –,


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sind steigende Beiträge!)


ar, bei den Leistungserbringern Geld in einer Größen-
rdnung von 3 Milliarden Euro einzusammeln. Man
ann in diesem Haus gegen alles sein, aber die Gesetze
on Adam Riese kann man nicht außer Kraft setzen. Es
st völlig klar, dass uns dann, wenn wir jetzt die beiden
esetze aufheben würden, 3 Milliarden Euro fehlen
ürden. Das hieße, die Beitragssätze müssten um
,3 Prozentpunkte angehoben werden.


(Andreas Storm [CDU/CSU]: Sie haben es immer noch nicht verstanden!)


eswegen müssen Sie den Menschen sagen, dass Ihre
obbypolitik


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Vernunftpolitik ist keine Lobbypolitik!)


nd Ihre populistische Forderung nach Rücknahme die-
er beiden Gesetze automatisch höhere Beiträge für sie
ach sich ziehen. Das gebietet die Redlichkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/ CSU)


as ist nämlich das, was Sie im Moment verlangen. Inte-
essanterweise haben Sie ja auch in beiden Anträgen
eine Vorschläge zur Gegenfinanzierung gemacht.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie machen beim Zuhören Fehler!)


Interessanterweise haben Sie eben schon selbst ge-
agt, dass ein Großhändler, nämlich die Firma GEHE,
erzeit auf Einkaufstour in Norwegen ist, wo sie Apo-
heken einkauft. In Ihrem Antrag fordern Sie, den Groß-
andelsrabatt aufzuheben. Wenn Sie der Firma GEHE
nd anderen 600 Millionen Euro geben,






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretärin Marion Caspers-Merk

(Lachen bei der CDU/CSU – Andreas Storm [CDU/CSU]: Sie haben es immer noch nicht begriffen!)


führt das dazu, dass die noch mehr auf „Shoppingtour“
im Ausland gehen, und zwar bei steigenden Beiträgen
für die Menschen im Lande. Das ist Ihr Konzept.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie haben keine Ahnung!)


Sie reden und handeln widersprüchlich. Sie reden da-
von, die Beitragssätze bei 13 Prozentpunkten einfrieren
zu wollen. Aber wo ist Ihr Konzept, wie Sie da hinkom-
men? Sie sagen sehr allgemein, Sie wollen die versiche-
rungsfremden Leistungen steuerfinanzieren.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Reden Sie mal über die Vorschläge von Ihrem Kanzler!)


Aber auf Druck Ihrer eigenen Fraktion haben Sie die
Forderung einer Erhöhung der Tabaksteuer wieder zu-
rückgezogen. Wo sollen denn die Steuermittel für die
versicherungsfremden Leistungen herkommen?


(Andreas Storm [CDU/CSU]: 5 Milliarden Euro!)


Gleichzeitig haben Sie in Ihren Reihen einen internen
Streit: Stoiber gegen Seehofer,


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Ach Gott!)


Storm gegen den Rest der Welt. Sie sind sich nicht einig,
welche Bereiche Sie aus dem Leistungskatalog heraus-
nehmen wollen. Der eine sagt, den gesamten Zahnersatz,
der andere schlägt etwas anderes vor. Sorgen Sie doch
erst einmal in Ihren Reihen für ein klares Konzept, bevor
Sie uns Ratschläge erteilen!


(Beifall bei der SPD – Wolfgang Zöller [CDU/ CSU]: Wer regiert denn?)


Ich sage Ihnen noch etwas, was ich besonders beein-
druckend finde, Herr Storm. Bei Apotheken bedeutet
mehr Umsatz auch deshalb mehr Gewinn, weil es in die-
sem Bereich keine freien Marktpreise gibt, sondern die
Arzneimittelpreisverordnung. Diese legt genau fest, was
bei wem landet. Ich habe Zahlen vom Dezember, vom
Januar und vom Februar, für die Bundesrepublik und für
Baden-Württemberg.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Donnerwetter!)


Diese Zahlen zeigen, dass der Apothekenmarkt zu Her-
stellerabgabepreisen bundesweit im Januar ein Umsatz-
plus von 5,5 Prozent und im Februar ein Umsatzplus von
9,4 Prozent hatte.


(Peter Dreßen [SPD]: Auf hohem Niveau!)


Die baden-württembergischen Zahlen der AOK und der
IKK weisen ein Umsatzplus von 14,4 Prozent aus. Das
heißt, dass die Apotheken trotz der Rabattstrukturen, die
wir neu eingeführt haben – aus gutem Grund, weil die
Ausgaben in diesem Bereich explodiert sind –, bundes-
weit noch immer ein Plus von 2,6 Prozent haben. Das
haben Sie verschwiegen.

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(C (D Die ABDA-Zahlen, auf die Sie sich stützen, muss an sich genau ansehen, denn hier wird ein kleines Re henkunststück vorgeführt. Bei diesen Zahlen wurde zuätzlich der Herstellerrabatt abgezogen, sodass sie im inusbereich liegen. Diesen Rabatt aber zahlen die potheken gar nicht, sondern er wird direkt zwischen en Kassen und den Herstellern verrechnet. Lassen Sie ich also nicht durch Zahlen der Leistungserbringer und er Lobbyverbände aufs Glatteis führen. (Detlef Parr [FDP]: Aber durch Ihre Zahlen auch nicht beruhigen! – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das ist der Gipfel!)


nsere Konzeption ist die einzige, die im Moment Sinn
acht. Wir wissen, dass die Umsetzung des Beitrags-

atzsicherungsgesetzes für alle Leistungserbringer
chwierig ist. Das ist gar keine Frage. Wir setzen die

aßnahmen auch nicht gern durch. Aber es ist die ein-
ige Chance, die Beiträge einigermaßen stabil zu halten.
arantieren können wir es angesichts der konjunkturel-

en Lage alle miteinander nicht.

Wir werden ein Weiteres tun. Wir haben Ihnen bereits
nsere Eckpunkte zur Modernisierung des Gesundheits-
esen vorgelegt.


(Andreas Storm [CDU/CSU]: Wo haben Sie die vorgelegt?)


in Gesetzentwurf ist in Vorbereitung. Wir werden darü-
er im Ausschuss diskutieren. Wir werden auch zur Ein-
ahmeseite Vorschläge machen. Herr Storm, da ist mehr
efordert als Ihre Verweigerungshaltung, mit der Sie uns
m Moment gegenübertreten.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Ach Gott!)


ie hätten es gestern im Vermittlungsausschuss in der
and gehabt. Sie hätten im Bereich der Fallpauschalen
ehr tun können für die Krankenhäuser, die optieren.
ie hätten auch mehr tun können, indem Sie den Kassen
ine Nullrunde abfordern, damit die Verwaltungsausga-
en nicht steigen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Jetzt warten Sie mal ab, was beim Vermittlungsverfahren herauskommt!)


as haben Sie beides nicht gemacht. Neinsagen im Ver-
ittlungsausschuss, alles blockieren,


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Widersinniges nicht mitmachen!)


en Leistungserbringern nach dem Munde reden und
leichzeitig niedrige Beiträge verlangen, das ist Ihr Kon-
ept. Das ist ein unehrliches Konzept und deswegen
ird es nicht aufgehen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich vermisse bei den Rednerinnen und Rednern, die
ie heute hier aufbieten, den Kollegen Seehofer.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Ich vermisse die Ministerin!)







(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretärin Marion Caspers-Merk
– Die Ministerin ist anwesend. Es ist ganz interessant,
dass Sie so getroffen sind. Immer mit der Ruhe, Herr
Zöller; ich will nicht, dass Ihnen etwas passiert.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Herr Seehofer ist bei einer Beerdigung! Schämen Sie sich!)


Gestern erklärte Herr Seehofer in der „Frankfurter
Rundschau“, dass er aufgrund der konjunkturellen Lage
einen Beitragssatzanstieg um 0,3 Prozent befürchte. Sie
bewirken mit Ihrem heute vorgelegten Gesetzentwurf
aber genau das, was er befürchtet. Wenn wir Ihrem Ge-
setz zustimmen würden, dann würden die Beitragssätze
sicherlich um 0,3 Prozentpunkte steigen. Es ist schon
seltsam: Herr Seehofer befürchtet einen Beitragssatzan-
stieg und gleichzeitig würden Sie mit Ihrem Gesetzent-
wurf genau das bewirken.

Seien Sie ehrlich! Sagen Sie den Menschen, wie man
zu niedrigeren Beitragssätzen kommen kann! Dies wird
nur gelingen, wenn wir den Leistungserbringern einiges
abverlangen, wenn wir die Einnahmeseite in Ordnung
bringen und wenn wir uns auch trauen, bei den Struktu-
ren im Gesundheitswesen endlich aufzuräumen. Das
heißt für uns: mehr Transparenz, mehr Wettbewerb und
auch mehr Qualität.

Sie sind herzlich eingeladen, auf diesem Weg mitzu-
gehen. Wir erwarten von Ihnen mehr, als nur Nein zu sa-
gen, und mehr als nur populistische Anträge.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1503802200


Ich erteile das Wort Kollegen Detlef Parr, FDP-Frak-
tion.


Detlef Parr (FDP):
Rede ID: ID1503802300


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! ddp mel-
det heute Morgen, dass die BKK für Heilberufe den Bei-
tragssatz von 13,9 auf 14,8 Prozent und dass Ford-BKK
den Beitragssatz von 13,8 Prozent auf 14,5 Prozent an-
gehoben haben. Allein der Begriff Beitragssatzsicherung
gaukelt uns etwas vor, was wir schon lange in der Ge-
sundheitspolitik vermissen: Verlässlichkeit, Sicherheit
und Vertrauen.

Die Menschen spüren längst, dass in den letzten Wo-
chen nichts mehr sicher ist und dass auf immer weniger
Verlass ist. Das Vertrauen in die Bundesregierung geht
mehr und mehr verloren.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Peter Dreßen [SPD]: Was macht denn die FDP?)


– Ich sage Ihnen gleich, was die FDP macht. – Das ist
ausgerechnet in Zeiten der Fall, in denen die Motivati-
onslage der Beschäftigten im Gesundheitswesen ohnehin
gegen null tendiert. Immer wieder müssen die Akteure
im Gesundheitswesen und die Patienten für Ihre ver-
fehlte Politik den Kopf hinhalten.

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(C (D wangsrabatte, Minusrunden, Preisabsenkungen und anipulationen an der Versicherungspflichtgrenze sind usterbeispiele von Regulierungswut nach staatlichem utdünken, die keinen Ausweg aus der Misere aufzeien. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: In der Tat!)


Diese Ergebnisse sind Gift für den notwendigen Um-
au des Gesundheitssystems. Es muss endlich mit Geset-
en Schluss sein, die eben nicht in eine mittel- und lang-
ristig konsequente ordnungspolitische Linie eingebettet
ind.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


uf der Grundlage freiheitlicher Strukturen müssen Ei-
enverantwortung, Wettbewerb und Transparenz die ent-
cheidende Rolle spielen. Von diesen Zielen, Frau Minis-
erin, ist Ihr Beitragssatzsicherungsgesetz weit entfernt.
eswegen fordere ich Sie auf: Ziehen Sie es zurück!

Insbesondere diejenigen Kolleginnen und Kollegen
on der SPD, die hier bereits im Dezember in persönli-
hen Erklärungen mehr als nur ihr Unbehagen zum Aus-
ruck gebracht haben,


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Wo sind sie denn?)


ollten einmal über die heutige Situation nachdenken;
enn die Folgen dieses Gesetzes sind schon nach den
rsten drei Monaten klar erkennbar: Die Umwälzung der
eringeren Spannen bei den Großhandelsrabatten auf die
potheken findet so statt, wie vorausgesagt. Die Apo-

heken beklagen dramatische Einkommensverluste.
rste Entlassungen sind erfolgt.

Dies ist der Einstieg in den Ausstieg aus der Freibe-
uflichkeit – heute die Apotheker und morgen die nieder-
elassene Ärzteschaft. Dieser Eindruck verstärkt sich
mso mehr, wenn man dem Glauben schenkt, was als
ächstes seitens der Bundesregierung geplant ist: die
reigabe des Versandhandels und die Aufhebung des
remd- und Mehrbesitzverbots. Diese Schritte haben
och einmal gravierende Folgen für die Apotheker-
chaft. Hier wird ein ganzer mittelständischer Berufs-
tand in seiner Existenz bedroht, ohne dass plausibel
ird, was Sie mit Ihren Änderungen verbessern wollen.


(Beifall bei der FDP – Peter Dreßen [SPD]: Was ist mit der Liberalität?)


Je mehr Sie schreien, desto mehr zeigen Sie, wie dünn-
äutig Sie geworden sind. Sie wissen doch nicht, welche
ege die richtigen sind.

Zum Antrag der CDU/CSU-Fraktion – den Gesetzent-
urf haben wir gemeinsam eingebracht –: Sie fordern
ie Zurücknahme des gesamten Gesetzes. Dem stimmen
ir natürlich zu. Nullrunden in den Krankenhäusern so-
ie bei Vergütungen von Ärzten und Zahnärzten,
wangsrabatte und Preisabsenkungen bei den Zahntech-
ikern lehnen wir natürlich genauso wie Sie ab. Wir den-
en jedoch, dass die Rückführung in den Zustand vom






(A) )



(B) )


Detlef Parr
31. Dezember 2002 allein nicht die Lösung sein kann.
Wir brauchen eine grundlegende Reform vor allem auf
der Finanzierungsseite des Gesundheitssystems. Nur da-
durch können wir willkürliche und arbeitsplatzgefähr-
dende Kostendämpfungsmaßnahmen aufheben.

Die FDP nimmt natürlich mit Freude zur Kenntnis,
dass sich mittlerweile Begriffe wie mehr Eigenverant-
wortung, höhere Transparenz und mehr Wettbewerb als
liberale Zielvorgaben überall wiederfinden. Letztlich
bleibt aber die spannende Frage, was sich hinter diesem
Reformkonzept tatsächlich verbirgt.

Was sind wir in der Vergangenheit gescholten wor-
den, als wir eine stärkere Eigenverantwortung durch
höhere Selbstbehalte gefordert haben! Nun spricht sich
sogar der Kanzler für Anreize im Hinblick auf die Versi-
cherten aus, die zu einem eigenverantwortlichen Um-
gang mit der Gesundheit und den Ressourcen führen sol-
len. Er gibt sich hart in der Sache: Die Linie sei
beschlossen; nur über Details könne noch gesprochen
werden. Nach solchen Sprüchen kennen wir bisher ei-
gentlich nur ein Ergebnis: Die viel versprechenden
Überschriften bleiben; der Inhalt wird verunklart und
verwässert; die Ursprungslinie geht verloren. Das ist zu
wenig.

Wir können uns um die Beantwortung der Kernfrage
nicht länger drücken: Wer steuert zukünftig das System:
der Versicherte bzw. der Patient oder der Staat?


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: So ist es!)


Die FDP hat sich klar positioniert. Wir wollen die Ent-
scheidung, was über die eigentliche Grundversorgung
hinaus wie finanziert werden soll, den Versicherten und
den Krankenkassen im Wettbewerb überlassen. Ledig-
lich der Arbeitgeberanteil wird eine festgeschriebene
Größe. Dann ist es Sache der Krankenkassen, unter dem
Dach eines Beitragssatzes von 13 Prozent zu entschei-
den, welche Leistungen sie anbieten, ob und wie sie
Leistungen ausgliedern oder ob sie Zusatzleistungen zu-
lasten der Arbeitnehmer finanzieren wollen. Warum soll
hier die Politik entscheiden, was Angebot und Nachfrage
besser regulieren können?

Es wird Leistungen geben, die die Versicherung im
Rahmen einer Pflicht zur Versicherung gewährleisten
muss, zum Beispiel beim Krankengeld, beim Schutz vor
Unfällen und bei der Zahnbehandlung. Es wird Leistun-
gen geben, deren Streichung eine Krankenkasse erwägen
kann, um die Beiträge stabil zu halten, zum Beispiel die
Erstattung von Fahrtkosten. Die Versicherten – wir soll-
ten ihnen einfach mehr zutrauen – werden schon das für
sie günstigste Paket aussuchen. Das tun sie ja auch in an-
deren Versicherungsbranchen.

Mit Bedauern stellen wir fest, dass die Gesundheits-
ministerin ihre Reformüberlegungen im Ausgaben-
bereich anscheinend bereits abgeschlossen hat. Damit
würden natürlich notwendige Kompromisse – Frau
Caspers-Merk, Sie haben den Vermittlungsausschuss an-
gesprochen – schwieriger bis unmöglich werden. Die
FDP kann zum Beispiel der Schaffung eines völlig über-
flüssigen Zentrums für Qualität in der Medizin – der
Bundesärztekammerpräsident spricht von einer Bundes-

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(C (D nstalt für Krankheitsverwaltung – nicht zustimmen. Das st der Ausbau von Staatskontrolle pur. Ein zweites Beispiel: Wir können keine schleichende uszehrung der ambulanten fachärztlichen Versorung akzeptieren. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


ie Freiberuflichkeit ist ein wichtiges Element unserer
rundordnung. Sie dürfen sie nicht antasten.


(Peter Dreßen [SPD]: Das machen wir auch nicht!)


Es gibt zu unseren Reformvorschlägen, die ich Ihnen
argestellt habe, nur die Alternative, wie sie heute in der
eldung von ddp angedeutet wird: steigende Beiträge

ei rationierten Leistungen. Das müssen wir den Men-
chen erklären. Dann können wir sie auf neue Wege mit-
ehmen. Ich denke, wir sollten dem Einzelnen sehr viel
ehr zutrauen, als Sie das hier tun. Der Weg über den
taat ist keine Lösung.


(Willi Brase [SPD]: Das ist kein Zutrauen! Das sind Zumutungen!)


Sie sprechen von Zumutungen und damit diskreditie-
en Sie alle vernünftigen Vorschläge zur Gesundheitsre-
orm. Diese werden damit totgeschlagen und damit ge-
en Sie den falschen Weg.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1503802400


Nun hat Kollegin Birgitt Bender, Fraktion des
ündnisses 90/Die Grünen, das Wort.


Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503802500


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! In den Lä-
en kann man Osterhasen kaufen; aber bei der CDU/
SU ist Weihnachten. Der Kollege Storm kommt als
eihnachtsmann mit einem Sack voller Geschenke da-

er und packt sie aus.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das ist der Nikolaus! – Detlef Parr [FDP]: Sie haben zu Weihnachten das Gesetz verabschiedet!)


Zunächst einmal haben wir innerhalb der Opposition
ine Koalition, was die Entlastung des Pharmagroßhan-
els angeht. Wenn Sie Wohltaten für die Apotheker aus-
chütten wollen, dann sollten Sie den Apothekern einmal
rklären, wieso die Aufhebung des Großhandelsrabattes
ei den Apotheken ankommen soll.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie haben es noch nicht kapiert! – Detlef Parr [FDP]: Völliger Realitätsverlust, Frau Kollegin!)


er Großhandel wird Ihnen etwas anderes erzählen.

Im Übrigen hat die Frau Staatssekretärin zur Umsatz-
ntwicklung bei den Apotheken unter Berücksichtigung
ller Rabatte bereits Ausführungen gemacht.






(A) )



(B) )


Birgitt Bender
Aber die CDU/CSU hat noch mehr im Sack – wie ich
höre, Herr Parr, ist die FDP Seit an Seit –: Sie wollen die
Nullrunde bei den Krankenhäusern aufheben.


(Detlef Parr [FDP]: Das ist eine Minusrunde!)


Sie wollen die Nullrunde bei den Ärzten und bei den
Zahnärzten aufheben. Sie wollen die Anhebung der Ver-
sicherungspflichtgrenze, die Halbierung des Sterbegeldes
und die Preisnachlässe bei Zahntechnikern und Apothe-
ken, beim Pharmagroßhandel und bei der Pharmaindus-
trie rückgängig machen.

Nun ist die Bescherung immer schön für die Be-
schenkten; die freuen sich darüber. Der Applaus ist Ih-
nen auf vielen Veranstaltungen, die wir zum Teil ge-
meinsam abhalten, sicher; möge es denn so sein. Aber,
Herr Kollege Storm, was ist der Preis dafür? Der Preis
für Ihre Politik ist auf der einen Seite schneller Beifall
– gewiss –, aber auf der anderen Seite, dass der Kran-
kenkassenbeitrag Ende des Jahres nicht bei knapp
15 Prozent liegen, sondern noch einmal um 0,3 Prozent
höher ausfallen wird.

Sie aber machen noch weitere Versprechungen. Den
Krankenhäusern versprechen Sie nicht nur die Aufhe-
bung der Nullrunde, sondern zusätzliche 1,7 Milliar-
den Euro für zusätzliche Stellen. Da kann ich nur fragen:
Wie in aller Welt wollen Sie es erreichen, dass die Kran-
kenversicherungsbeiträge auf 13 Prozent sinken? Das ist
mir völlig schleierhaft.


(Andreas Storm [CDU/CSU]: Zuhören!)


Es gibt zwei Interpretationsmöglichkeiten: Entweder
blenden Sie dieses Ziel einfach aus und betreiben Popu-
lismus – dann muss man den Leuten aber sagen, dass die
Rechnung dafür hinterher kommt; Sie glauben wohl, Sie
könnten dann auf die böse Regierung verweisen, aber so
dumm sind die Leute nicht –


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


oder, liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU, Sie
wollen tatsächlich einen Beitragssatz in Höhe von
13 Prozent erreichen. Dann aber müssen Sie zur Kom-
pensation Ihrer Zusatzversprechen zumindest die Leis-
tungen für Zahnersatz privatisieren.


(Detlef Parr [FDP]: Was ist dagegen einzuwenden?)


Damit sind die Beiträge jedoch noch nicht einmal um ein
zehntel Prozent gesunken, aber Sie haben den Versicher-
ten schon die zusätzlichen Kosten für die private Absi-
cherung des Zahnersatzes aufgebrummt. Sie müssen den
Leuten klar sagen,


(Detlef Parr [FDP]: Das stimmt doch gar nicht! – Andreas Storm [CDU/CSU]: Was machen Sie mit dem Krankengeld?)


dass dieser zusätzlichen Belastung überhaupt keine Ent-
lastung gegenübersteht.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Dieter Thomae [FDP]: Wie sieht es mit dem Krankengeld aus?)


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(C (D Jetzt reden wir einmal darüber, wie es bei Ihnen um eitere Maßnahmen bestellt ist, um die Beiträge zu senen. Ich höre mit Interesse, dass Sie auch für die Steuerinanzierung versicherungsfremder Leistungen sind. as ist schön. Ich bin aber neugierig, woher wir Ihrer einung nach die dafür notwendigen Steuermittel in öhe von 4 Milliarden Euro nehmen sollen und in wel hem Zeitraum das geschehen soll. Darüber werden wir ns zu verständigen haben. Ich habe noch nichts dazu gehört, ob Sie für eine ereiterte Beitragsbemessungsgrundlage durch Einbe iehung der Zinsund Mieteinkünfte sind, denn das ürde etwas bringen. Ich habe auch noch nichts dazu geört, ob Sie für die Einbeziehung gut verdienender Aleinverdienerehen in die gesetzliche Krankenversicheung sind. Auch das würde etwas bringen. Ich höre ediglich, dass Sie für Leistungsausgrenzungen sind. Als eispiel nennen Sie immer den Zahnersatz. Dazu habe ch vorhin schon etwas gesagt. (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie nennen das Krankengeld!)


Der Kanzler hat angekündigt,


(Detlef Parr [FDP]: Was?)


as Krankengeld allein durch die Versicherten finanzie-
en zu lassen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Und die Grünen?)


azu möchte ich gern wissen: Sind Sie dafür


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie sind doch an der Regierung! Das haben Sie noch gar nicht gemerkt!)


der bleibt es beim Mäkeln? Es handelt sich um eine klar
bgrenzbare Leistung. Das Krankengeld eignet sich gut
ür eine Leistungsausgrenzung im Interesse einer kurz-
ristigen Senkung der Beiträge. Aber ich habe noch
ichts dazu gehört, ob Sie da eigentlich mitmachen, Frau
idmann-Mauz.


(Detlef Parr [FDP]: Haben Sie nicht zugehört?)


m Gegenteil, es wird immer daran herumgemäkelt.

Jetzt nehmen wir einmal an, wir machen das alles. Sie
rauchen für die von Ihnen vorgeschlagenen Maßnah-
en doch insgesamt ein sehr viel größeres Finanzie-

ungsvolumen.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Wie erklären Sie das den Beamten?)


oher wollen Sie das Geld denn nehmen oder sieht Ihre
aktik vielleicht so aus: Es wird nicht nur das Kranken-
eld, sondern außerdem noch der Zahnersatz aus der
rankenversicherung herausgenommen? Oder gilt das
ielleicht sogar für die gesamte Zahnbehandlung, und
as Ganze noch mit deutlich erhöhten Zuzahlungen?


(Detlef Parr [FDP]: Ein bisschen Zuhören tut gut!)







(A) )



(B) )


Birgitt Bender
Das Ganze nennt man dann Eigenverantwortung. Ist das
Ihr Kurs? Dazu sage ich: Das ist eine Kampfansage an
das Solidarsystem. Das werden Sie mit uns nicht errei-
chen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Die Leistungsanbieter schonen und ihnen nicht ein-
mal Wettbewerb zumuten, aber alle Finanzierungsnot-
wendigkeiten über zusätzliche Belastungen der Versi-
cherten und Kranken lösen, meine Damen und Herren
von der CDU/CSU und der FDP,


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Was wollen die Grünen denn?)


kann nicht der Weg sein. Das sage ich Ihnen sehr deut-
lich.

Herr Parr, Sie sagen, man brauche eine ordnungspoli-
tische Linie. Dazu kann ich nur sagen: in der Tat. Unsere
ordnungspolitische Linie ist


(Detlef Parr [FDP]: Mehr Staat!)


der Wettbewerb im Solidarsystem.


(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP – Volker Kauder [CDU/CSU]: Da lacht sogar die Frau Bender!)


Herr Dr. Thomae, wie ist es denn mit dem Wettbe-
werb? Ich meine immer gehört zu haben, die FDP sei für
Wettbewerb, für Deregulierung. Sie wolle, dass sich alle
entfalten können. Aber bei den Apothekern verteidigen
Sie ein mittelalterliches Zunftsystem. Das ist doch er-
staunlich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Sie müssen etwas mehr Konsistenz in Ihre Politik hi-
neinbringen. Ich hoffe, dass wir dann wirklich zu einer
Reform kommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Dieter Thomae [FDP]: Das war der grüne Vorschlag! – Detlef Parr [FDP]: Keine Alternative!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1503802600


Ich erteile das Wort dem Kollegen Wolfgang Zöller,
CDU/CSU-Fraktion.


Wolfgang Zöller (CSU):
Rede ID: ID1503802700


Grüß Gott, Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Wenn man gehört hat, was die Staatssekretä-
rin und Frau Bender von den Grünen gesagt haben, kann
man nur zu dem Schluss kommen: Entweder haben Sie
Wahrnehmungsstörungen oder Sie sind arrogant. Ich
fürchte, beides trifft auf Sie zu.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Denn Sie wollen nicht mehr zur Kenntnis nehmen, wie
die Situation bei den Zahntechnikern und den Apothe-

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(C (D ern aussieht und was die nackten Zahlen sind. Das tut ir Leid. Frau Bender, Sie haben gefragt, was die Opposition ill. Ich muss im Gegenzug vielmehr Sie fragen, was ie wollen. Schließlich sind Sie an der Regierung. Desalb müssen Sie das zuerst sagen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Aber zurück zu Ihrem Gesetz, über das wir heute dis-
utieren. Sie haben eben über alles Mögliche gespro-
hen, nur nicht über das Thema, das heute auf der Tages-
rdnung steht.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh doch!)


ie wissen genau, dass Ihr Beitragssatzsicherungsgesetz,
ie es so schön heißt, zu schnell und unüberlegt durch-
epeitscht wurde.


(Zuruf von der CDU/CSU: Und unehrlich!)


s ist hochinteressant, daran zu erinnern, welche Be-
ründung Sie damals angeführt haben, warum dieses
esetz notwendig ist. Sie haben gesagt, man brauche das
eitragssatzsicherungsgesetz, um angesichts der Defi-
ite der Krankenkassen die Beitragssätze zu stabilisie-
en. Aber das Defizit haben doch nicht die Pflegekräfte,
ie Apotheker oder die Zahntechniker zu vertreten; aus-
chließlich das Gesundheitsministerium ist dafür verant-
ortlich.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Zuruf des Abg. Peter Dreßen [SPD])


Diesen Zwischenruf hätten Sie sich sparen können.
as werde ich Ihnen nämlich beweisen: Die Gesund-
eitsministerin hat durch politische Fehlentscheidungen,
ie zu Verschiebebahnhöfen und zur Verschlechterung
uf der Einnahmeseite geführt haben, dieses Defizit zu
erantworten. Die Spitzenverbände der Krankenkassen
aben darauf hingewiesen, dass sich allein im Jahr 2001
us politischen Entscheidungen Mehrbelastungen von
ber 5 Milliarden DM – damals gab es noch die alte
ährung – ergeben haben. Hierzu zählt zum Beispiel die
bsenkung der KV-Beiträge für Arbeitslosenhilfeemp-

änger und vieles mehr. Das Defizit ist also allein auf po-
itische Fehlentscheidungen zurückzuführen.

Können Sie mir einen Grund nennen, warum für diese
ehlentscheidungen die Apotheker, die Zahntechniker
nd die Pflegekräfte in Haftung genommen werden? Be-
or man solche neuen Sparrunden verordnet, muss man
och seine politischen Hausaufgaben machen. Wenn Sie
hre Hausaufgaben gemacht hätten, dann wüssten Sie,
ass andere Maßnahmen vorgezogen werden müssten.
ierzu zählt zum Beispiel, die versicherungsfremden
eistungen aus der GKV herauszunehmen, die Verschie-
ebahnhöfe, die in den letzten paar Jahren entstanden
ind, rückgängig zu machen, die Verwaltungskosten zu
enken oder die Mehrwertsteuersätze auf Arzneimittel
nd im zahntechnischen Bereich zurückzunehmen. Erst






(A) )



(B) )


Wolfgang Zöller
wenn Sie diese Schritte getan haben, kann man glaubhaft
über neue Sparrunden reden.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, Ihr Beitrags-
satzsicherungsgesetz ist leider ein Paradebeispiel für
willkürliche Sparrunden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Verschlechterung der Versorgungsqualität, Gefährdung
der wirtschaftlichen Grundlage der Leistungserbringer
sowie Vernichtung zahlreicher Arbeitsplätze sind Folgen
dieses Gesetzes. Am 11. November des letzten Jahres
haben auch etliche Kollegen von der rot-grünen Koali-
tion erkannt,


(Detlef Parr [FDP]: 49!)


dass es nicht der richtige Weg ist.

Sie aber haben darauf bestanden, das, was Sie vorge-
schlagen haben, sei wirtschaftlich vernünftig und sozial
gerecht. Was an diesem Gesetz wirtschaftlich vernünftig
und sozial gerecht sein soll, müssen Sie mir einmal er-
klären. Ich vermute, es wird wohl ewig Ihr Geheimnis
bleiben. Ein Beispiel mag das belegen: An der Preisge-
staltung im Arzneimittelbereich sind die Apotheken mit
rund 17 Prozent beteiligt. Die Einsparmaßnahmen bei
den Apothekern betragen aber 80 Prozent. Ist das wirt-
schaftlich vernünftig? Ist das sozial gerecht? Ich habe
den Verdacht, dass hier eine Strafaktion gegen die Apo-
theker läuft, weil sie 7,7 Millionen Unterschriften gegen
Ihr Gesetz zusammengetragen haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Es ist klar, dass Gesetzesänderungen in einer parla-
mentarischen Demokratie an der Tagesordnung sind,
weil eben auch auf gesellschaftliche Entwicklungen
Rücksicht genommen werden muss. In diesem Fall
haben wir es aber mit einem Gesetz zu tun, dessen
Scheitern und Sinnlosigkeit selbst zahlreiche Abgeord-
nete Ihrer Koalition frühzeitig vor der Abstimmung im
Bundestag erkannt haben,


(Detlef Parr [FDP]: So ist es!)


was sich in persönlichen Erklärungen widerspiegelt. Ich
darf auszugsweise zitieren: „Wir bedauern, dass es nicht
mehr gelungen ist, eine Alternative für die jetzt festge-
schriebene Lösung zu finden.“ – „Wir stimmen dem Ge-
setzentwurf ... nur mit Bedenken zu.“ – „Ich ... stimme
dem vorliegenden Gesetzentwurf nur schweren Herzens
zu ...“


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Na, so was! – Detlef Parr [FDP]: Mir kommen die Tränen!)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, uns allen ist
bekannt, dass es in der Verantwortung der Bundesregie-
rung liegt, die bedrohlichen Folgen dieses Gesetzes be-
sonders für Apotheker, Krankenhäuser, Vertragsärzte
und auch Zahntechniker wahrheitsgemäß darzustellen
und die erforderlichen Konsequenzen zu ziehen. Die
erste Konsequenz wäre zum Beispiel, die Regelungen
zum Großhandelsrabatt zu korrigieren. Sie sagen, dass

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(C (D as auf die Apotheker keine Auswirkungen haben wird. ierüber wird Sie der Kollege Bauer gleich völlig kosnlos aufklären. Das Gesundheitsministerium hat uns damals wiederolt falsche Zahlen vorgetragen. Wir werden sehen, dass ie Auswirkungen auf die Apotheken doppelt so hoch ein werden, wie Sie gesagt haben. Im Schnitt werden ie Apotheken Einkommenseinbußen in Höhe von 5 Prozent zu verzeichnen haben. Bei manchen werden ie aber bis zu 70 Prozent hoch sein, da es auf den Standrt der Apotheken ankommt. Das ist ein Kahlschlag ersn Ranges und grenzt fast an Enteignung. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD)


Es geht um Existenzen von Freiberuflern. Wie kann
ie Koalition über die Bedenken, die in diesem Hause
orgetragen werden, lachen?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Darüber hinaus haben Sie in planwirtschaftlicher Ma-
ier zahlreiche Zahntechniker an den Rand des Exis-
nzminimums getrieben und auch in diesem Bereich
en Verlust von zahlreichen Arbeitsplätzen verursacht.
as ging bei Ihnen nach dem Motto: Eichel erhöht die
ehrwertsteuer, dafür bittet die Gesundheitsministerin

chmidt die Zahntechniker zur Kasse. Was ist hier wirt-
chaftlich vernünftig? Was ist hier sozial gerecht?

Auch hierzu darf ich einen Kollegen von Ihnen zitie-
en, der gesagt hat:

Wir stimmen dem Gesetzentwurf zu, obwohl wir in
der überproportionalen Belastung des Zahntechni-
kerhandwerks ernsthafte Probleme sehen. Wenn
dieser Handwerkszweig zum einen durch die Mehr-
wertsteuererhöhung und zum anderen durch die
gesetzliche Absenkung der Preise um 5 Prozent be-
lastet wird, werden zahlreiche Arbeits- und Ausbil-
dungsplätze, ganz besonders in den neuen Bundes-
ländern, auf diese Weise infrage gestellt.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Recht hat er!)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, schade ist
ur, dass Sie nicht bereits damals Ihrer Erkenntnis ge-
äß gehandelt haben. Hätten Sie Ihre Erkenntnis damals
irklich ernst gemeint, hätten Sie dieses Gesetz ableh-
en müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ie zwischenzeitliche Entwicklung der sozialpolitischen
ealität hat unsere Argumente und leider auch Ihre Be-
enken bestätigt. Deshalb wäre es eigentlich eine logi-
che Konsequenz, wenn Sie diesem Gesetzentwurf in der
weiten und dritten Lesung zustimmen würden.

Lassen Sie mich mit einem Satz schließen: Einen Feh-
r zu machen ist menschlich, aber auf Fehlern zu beste-
en ist töricht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1503802800


Ich erteile der Kollegin Marlies Volkmer, SPD-Frak-
tion, das Wort.


Dr. Marlies Volkmer (SPD):
Rede ID: ID1503802900


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sowohl
am Gesetzentwurf als auch am Antrag der Opposition
fällt mir vor allem eines auf: Sämtliche Interessengrup-
pen im Gesundheitswesen haben sich offensichtlich mit
Erfolg auch an Sie gewandt. Aber, liebe Kolleginnen und
Kollegen von der Opposition, an so viel Lobbyarbeit
werden Sie sich verheben.


(Peter Dreßen [SPD]: Ja!)


Das würde dann genauso wie während Ihrer Regierungs-
zeit aussehen: Die Umsätze und die Gewinne – ich weiß
sehr wohl den Unterschied zwischen Umsatz und Ge-
winn –


(Wolfgang Zöller einer bei euch!)


stiegen und stiegen, aber für den Zahnersatz bei den Ver-
sicherten reichte es nicht mehr.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Herr Kollege Zöller, der weitaus größte Teil der in der
Tat zu beklagenden Verschiebebahnhöfe zulasten der ge-
setzlichen Krankenversicherung von mehr als 30 Milli-
arden Euro ist in Ihre Regierungszeit gefallen. Das ver-
gessen Sie immer zu sagen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Nein, das gehört mit dazu! – Erika Lotz [SPD]: Damals haben Sie nichts gesagt!)


Sie sollten Ihren Antrag zurückziehen. Sie verlangen
die Rücknahme sämtlicher Maßnahmen des Beitrags-
satzsicherungsgesetzes. Aber Sie sagen nicht, wie Sie
das gegenfinanzieren wollen.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Was sagen Sie den Apothekern in den neuen Bundesländern?)


Dabei beklagen Sie auf der anderen Seite die steigenden
Beitragssätze. Das ist eine völlig unseriöse Vorgehens-
weise.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich will die Aufforderung, Ihre Vorschläge zurückzuzie-
hen, an zwei Beispielen deutlich machen.

Erstens. Sie behaupten, die Apotheken hätten erheb-
liche Einkommenseinbußen infolge des Beitragssatz-
sicherungsgesetzes.


(Andreas Storm [CDU/CSU]: So ist es!)


Tatsächlich lagen bis zum 2. April keine einigermaßen
verwertbaren Zahlen über die konkreten Auswirkungen
des Gesetzes vor.

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(C (D (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Mit wem reden Sie denn in der Bevölkerung?)


ie formulierten Ihren Gesetzentwurf und Ihren Antrag
lso aufgrund von Hörensagen. Das nenne ich man-
elnde Ernsthaftigkeit.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1503803000


Kollegin Volkmer, gestatten Sie eine Zwischenfrage
er Kollegin Widmann-Mauz?


Dr. Marlies Volkmer (SPD):
Rede ID: ID1503803100


Nein, danke schön. – Angesichts der Auswirkungen,
ie Ihr Antrag im Erfolgsfalle für die Finanzen der ge-
etzlichen Krankenversicherung hätte, ist Ihr Handeln
nverantwortlich. Schon die langfristigen Erhebungen
es Statistischen Bundesamtes zur Einkommensentwick-
ung der Berufsgruppen im Gesundheitswesen weisen
arauf hin: Die Beschwerden der Apotheken sind zumin-
est im Durchschnitt Jammern auf hohem Niveau.

Die Apotheken haben nicht nur in der Vergangenheit
on den steigenden Arzneimittelausgaben in der gesetz-
ichen Krankenversicherung kräftig profitiert. Auch ganz
ktuell steigen trotz Erhöhung des Apothekenrabatts die
msätze.


(Andreas Storm [CDU/CSU]: Die Umsätze!)


eit vorgestern wissen wir: Im Vergleich zum Vorjahres-
onat stieg der Gesamtumsatz des deutschen Apothe-

enmarktes nach Angaben von IMS Health im Januar
003 um 5,5 Prozent, im Februar sogar um 9,4 Prozent.
elbstverständlich hat der Umsatz auch etwas mit dem
ewinn zu tun.


(Zuruf von der CDU/CSU: Ehrlich?)


ie Abrechnung je Apotheke mit der gesetzlichen Kran-
enversicherung stieg noch bis zu 2,3 Prozent. Diese
ahlen geben keinen Anlass, das Beitragssatzsiche-

ungsgesetz zurückzunehmen.


(Detlef Parr [FDP]: Das ist weiße Salbe! – Gegenruf des Abg. Klaus Kirschner [SPD]: Verschreibungsfrei!)


Der Versuch des Arzneimittelgroßhandels, seinen An-
eil an der Stabilisierung der Arzneimittelausgaben auf
ie Apotheken abzuwälzen, ist zumindest gebremst wor-
en. Die Bundesregierung hat in nachdrücklichen Ge-
prächen die Zusage erhalten, dass der Großhandel ei-
ene substanzielle Sparbeiträge erbringt.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Aha!)


er Großhandelsabschlag lag nach Angaben des Apo-
hekenverbandes vom 2. April in den Monaten Januar
nd Februar 2003 bei 489 Millionen Euro.


(Andreas Storm [CDU/CSU]: Sie zitieren nicht vorhandene Zahlen!)


ie Apotheken wurden also nicht mit dem gesamten
roßhandelsrabatt von 600 Millionen Euro belastet, wie
ie Opposition in ihrem Gesetzentwurf behauptet.






(A) )



(B) )


Dr. Marlies Volkmer
Zur Frage der Auswirkungen auf die freiwillig ge-
währten Rabatte des Großhandels möchte ich anmer-
ken: Vor dem Beitragssatzsicherungsgesetz wurde die
Existenz von Rabatten zum Teil bestritten oder deren
Bedeutung als marginal hingestellt. Plötzlich sollen an
diesem Phantom zahllose Existenzen hängen. Dabei
wird nicht redlich argumentiert; das bringt uns nicht wei-
ter. Marktlich ausgehandelte Rabatte können und sollen
nicht Gegenstand der Abführung an die gesetzliche
Krankenversicherung sein. Die Apotheken haben jetzt
die Chance, ihre Marktmacht zu nutzen und neue Ra-
batte auszuhandeln.

Wir alle wissen, dass die jetzige Regelung mit dem
Beitragssatzsicherungsgesetz nur vorübergehender Natur
ist.


(Detlef Parr [FDP]: Aha, jetzt wird es spannend!)


Mit einer Neuordnung der Vertriebsstrukturen und der
Preisbildung bei Arzneimitteln einschließlich der Rabat-
tierungen muss eine zukunftsweisende verlässliche Lö-
sung gefunden werden.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Können Sie das noch einmal wiederholen?)


– Das wissen Sie doch; das ist nicht neu. Das ist schon
bei der Einbringung des Beitragssatzsicherungsgesetzes
von der Ministerin gesagt worden.


(Klaus Kirschner [SPD]: Herr Kollege Thomae kann das nachher im Protokoll nachlesen!)


Zweitens. Was Sie den einen vorauseilend nach dem
Munde reden, das wollen Sie von den anderen gar nicht
hören: Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hat die
Union mehrfach gebeten, die Verlängerung des Options-
modells zu ermöglichen und dem 12. SGB-V-Ände-
rungsgesetz zuzustimmen.

Verehrte Kolleginnen und Kollegen von der Union,
Sie sind gegen die Nullrunde in allen Bereichen. Sie
könnten den Krankenhäusern, die vorzeitig bereit sind,
auf das neue Vergütungssystem umzustellen, also auf die
DRGs, zu der Ausnahme von der Nullrunde verhelfen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wir können allen zu etwas verhelfen!)


Gleichzeitig könnten Sie zur Beschleunigung der über-
fälligen Änderung der Krankenhausfinanzierung beitra-
gen. Sie haben vorhin selbst gesagt, Sie seien für mehr
Transparenz im Gesundheitswesen. Gerade die Einfüh-
rung der DRGs ist ein ganz wesentlicher Schritt dahin.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Aber auch diese sinnvolle Regelung fällt Ihrem Gesamt-
kalkül zum Opfer. Sie wollen einfach blockieren, Sie
wollen nicht mitmachen; sonst würden Sie sich im Ver-
mittlungsausschuss anders verhalten.


(Beifall bei der SPD – Wolfgang Zöller [CDU/ CSU]: Sie müssen sich einmal ein anderes Argument einfallen lassen!)


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(C (D Die aktuelle Verschlechterung der Finanzsituation der esetzlichen Krankenversicherung – das wissen Sie so ut wie wir alle – ist der gegenwärtigen konjunkturellen chwäche geschuldet. (Detlef Parr [FDP]: Das ist eine schöne Ausrede!)


it dem Beitragssatzsicherungsgesetz haben wir eine
nvermeidliche Ausgabenbremse in die gesetzliche
rankenversicherung eingebaut. Mit unserem neuen Ge-

etz zur Modernisierung des Gesundheitssystems wer-
en wir die Voraussetzungen dafür schaffen, dass zu-
ünftig die Gesundheitsversorgung mit mehr Qualität
nd Effizienz erbracht wird. Die Eckpunkte machen
lar, dass es mit lieb gewonnenen Besitzständen ein
nde haben wird. Es ist schon klar, dass die Interessen-
ruppen versuchen, in die günstigste Ausgangsposition
u kommen. Das bestätigt aber nur unseren Ansatz.

Unser Gesundheitswesen muss effizient und von ho-
er Qualität, also nachhaltig sein. Nur so kann allen
nabhängig vom Einkommen auch das medizinisch
otwendige zur Verfügung stehen. Wir wollen die Mit-
irkungsrechte der Versicherten stärken und gesund-
eitsbewusstes und kostenbewusstes Verhalten beloh-
en. Das ist etwas ganz anderes als Ihre Vorstellung von
igenverantwortung des Patienten, Herr Parr. Ihre Vor-
tellung von Eigenverantwortung ist der Griff ins Porte-
onnaie.


(Detlef Parr [FDP]: Und was sagt Herr Schröder?)


Herr Schröder hat nichts anderes gesagt.


(Beifall bei der SPD)


Meine Damen und Herren von der Opposition, sparen
ie Ihre Kräfte und wirken Sie bei der Modernisierung
it!


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Aber nicht bei der Staatsmedizin!)


Lassen Sie diese Rückzugsgefechte und den Quatsch
it der Staatsmedizin.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das ist leider Wirklichkeit. Deshalb müssen Sie dagegen sein!)


ch habe Staatsmedizin erlebt. Das ist etwas völlig ande-
es als das, was im Gesundheitsstrukturgesetz vorgese-
en ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


egen Sie sich nicht so auf! Schon nächste Woche haben
ie im Vermittlungsausschuss Gelegenheit, konkrete Än-
erungen vorzuschlagen. Nutzen Sie sie und bringen Sie
och bitte zur Abwechslung einmal einen Finanzie-
ungsvorschlag mit!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1503803200


Das Wort zu einer Kurzintervention erteile ich Kolle-
gin Annette Widmann-Mauz, CDU/CSU-Fraktion.


Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1503803300


Sehr geehrte Frau Kollegin Volkmer, nachdem Sie
meine Zwischenfrage nicht zugelassen haben, sehe ich
mich veranlasst, einige Aussagen richtig zu stellen. Zu-
nächst einmal behaupten Sie, es gebe keine verlässlichen
Daten, um eine Bewertung, was die Auswirkungen auf
die deutsche Apothekerschaft durch das Beitragssatz-
sicherungsgesetz anbelangt, vorzunehmen. Wenige Sätze
später aber bringen Sie dann Daten. Es kann nur eines
stimmen.

Aber im Grunde braucht man diese Daten gar nicht,
denn die Auswirkungen vor Ort sind ganz eklatant. Ich
möchte Ihnen einmal ein Beispiel aus einer Stadt und ei-
nem Landkreis in unserem Land nennen.

Ich frage Sie einfach einmal von Frau zu Frau, wie
Sie Folgendes bewerten: In der Stadt Bonn sind allein
seit Januar dieses Jahres 130 Entlassungen in den Apo-
theken vorgenommen worden.


(Detlef Parr [FDP]: Frauenarbeitsplätze!)


Bis zur Jahresmitte wird es 220 Entlassungen, insbeson-
dere bei den PTAs – das sind in erster Linie Frauen –, ge-
ben.


(Detlef Parr [FDP]: So ist es!)


Im gesamten Rhein-Sieg-Kreis, und zwar links- und
rechtsrheinisch, gab es in den ersten zwei Monaten 160
Entlassungen. Davon waren vor allem Frauenarbeits-
plätze betroffen, liebe Frau Volkmer. Das sind die ganz
konkreten Auswirkungen Ihres Gesetzes. In den neuen
Bundesländern, aus denen Sie kommen, ist es mindes-
tens genauso dramatisch.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


Es kann doch nicht sein, dass Sie sagen, zunächst ein-
mal machen wir eine Struktur, die sich bewährt hat, ka-
putt und nehmen die Entlassungen und weiter steigende
Arbeitslosenzahlen in Kauf, um dann eine Neuordnung
vorzunehmen. So kann es nicht funktionieren.

Außerdem sind Sie uns eine Antwort auf die drängen-
den Fragen, die die Bevölkerung an die Kolleginnen und
Kollegen in Ihrer Fraktion richtet, schuldig geblieben.
Über 150 Kolleginnen und Kollegen der Regierungs-
fraktionen haben sich in konkreten Schreiben an die
deutschen Apotheker gewandt und zum Ausdruck ge-
bracht, dass sie mit diesem Gesetz und seinen Auswir-
kungen auf die Apothekerschaft nicht leben können.


(Andreas Storm [CDU/CSU]: Und jetzt verstecken sie sich!)


Diese Kollegen haben einen Grund für ihre Anschrei-
ben und Sie tun hier so, als sei nichts davon richtig. Klä-
ren Sie also diesen Dissens erst einmal in Ihrer eigenen
Fraktion; denn es ist dringend notwendig, dass wir zu ei-
ner Veränderung kommen.

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(C (D Frau Kollegin, Ihre Zeit ist abgelaufen. (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Aber nur die Redezeit!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503803400


Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1503803500


Gut, dann komme ich auch zum Ende.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503803600


Frau Kollegin Volkmer, bitte, Sie haben Gelegenheit
u antworten.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Ihre Zeit ist auch abgelaufen!)



Dr. Marlies Volkmer (SPD):
Rede ID: ID1503803700


Frau Widmann-Mauz, wenn Sie mir richtig zugehört
ätten, hätten Sie bemerkt, dass ich gesagt habe, dass bis
um 2. April keine einigermaßen verwendbaren Daten
orlagen. Sie haben Ihren Gesetzentwurf und Ihren An-
rag bereits im März eingebracht, da lagen uns die Daten
n der Tat noch nicht vor.

Damals konnten Sie nur vom Hörensagen oder von
inzelbeispielen ausgehen, aber ich kann Ihnen auch an-
ers lautende Einzelbeispiele vortragen. Betrachten Sie
eispielsweise die effektiven Arzneimittelausgaben
er GKV in Koblenz, hier gab es eine Steigerung zum
orjahr in Höhe von 3,92 Prozent.


(Andreas Storm [CDU/CSU]: Was ist mit der Ertragssituation? Es geht nicht um den Umsatz! – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Es gibt Brutto und Netto! Es gibt Umsatz und Gewinn!)


enn Sie die effektiven Arzneimittelausgaben der GKV
n Rheinhessen zur Grundlage nehmen, dann sehen Sie,
ass diese eine Steigerung von 1,73 Prozent verzeich-
en. Ich könnte Ihnen noch viele Beispiele nennen.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Das ist doch keine Aussage!)


Natürlich ist das eine Aussage. Sie werden doch nicht
ehaupten wollen, dass das keine Auswirkungen auf die
ewinne in den Apotheken hat.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wenn es so wäre, müssten die Apotheker Lobbriefe schreiben!)


Zu dem Thema Kündigungen will ich Ihnen sagen:
s ist in der Tat so – das haben auch die Angestellten in
en Apotheken beklagt –, dass die Arbeitgeber voraus-
ilend Kündigungen vorgenommen haben. Wir müssen
ber bedenken: Das Gesetz gilt erst seit dem 1. Januar,
ffensichtlich gelten in den Apotheken überhaupt keine
ündigungsfristen. Auch darüber ist vielleicht einmal
achzudenken.


(Beifall bei der SPD – Dr. Dieter Thomae [FDP]: Das sagen Sie einmal in den neuen Dr. Marlies Volkmer Bundesländern! – Zuruf von der CDU/CSU: Wenn das alles ist!)





(A) )


(B) )



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503803800


Das Wort hat jetzt die Kollegin Dr. Gesine Lötzsch.


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1503803900


Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-
ren! Das Bundesverfassungsgericht lehnte gestern einen
Eilantrag von vier Pharmaunternehmen ab, die das Glei-
che wollten wie Sie in Ihrem Antrag, über den wir heute
sprechen, nämlich das rot-grüne Beitragssatzsicherungs-
gesetz aufheben.

Wir als PDS im Bundestag haben auch gegen dieses
Gesetz gestimmt, allerdings nicht, weil wir uns um die
Profite der großen Pharmakonzerne Sorgen machen,
sondern weil wir einen sozialen Staat wollen, einen
Staat, der nicht die Krankenkassen aussaugt und nicht
die Gesundheitslasten auf die Patientinnen und Patienten
und die Beschäftigten im Gesundheitswesen abwälzt.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])


Wir haben schon damals gesagt, dass sich die für
2003 vorgesehene Nullrunde bei der Finanzierung der
ambulanten und stationären Versorgung in jedem Fall
negativ auf die Behandlung kranker Menschen auswir-
ken wird. Vor allen Dingen in den Krankenhäusern, in
denen es schon heute für Ärzte und Schwestern oft uner-
trägliche Arbeitsbelastungen gibt, werden Personalab-
bau, Arbeitsverdichtung und Tarifdruck weiter zuneh-
men. Das betrifft besonders jene Ärzte, die – das ist in
Ostdeutschland häufiger der Fall – seit längerem kein
angemessenes Einkommen erzielen. Die Frustration
wächst. Das kann für die Patientinnen und Patienten
nicht gut sein.

Die Behauptung, dass das bestehende Gesundheits-
system nicht länger finanzierbar sei, ist oft wiederholt
worden. Im Wochenbericht Nr. 7 dieses Jahres des Deut-
schen Instituts für Wirtschaftsforschung wird jedoch
nachgewiesen, dass der Anteil der Gesundheitsausga-
ben am Bruttoinlandsprodukt seit vielen Jahren relativ
konstant sei. Das heißt, selbst das von vielen kritisierte
System wäre unter den gegebenen Bedingungen finan-
zierbar.

Das auffällige Steigen der Beitragssätze in der ge-
setzlichen Krankenversicherung hat andere Ursachen.
Es ist auf das Zurückbleiben der gegenwärtigen Bemes-
sungsgrundlagen der Beiträge, nämlich der Bruttolohn-
und -gehaltssumme, zurückzuführen. Dieser Rückgang
ist nicht gottgegeben, sondern teilweise von der Bundes-
regierung selbst verursacht. Ich nenne als Beispiele nur
die Auswirkungen der Umsetzung des Hartz-Konzepts,
Minijobs und Leiharbeit. Das hat negative Auswirkun-
gen auf die Einnahmen der Krankenkassen. Jeder kann
sich an fünf Fingern abzählen, dass billige Leiharbeiter
weniger in die Krankenkassen einzahlen als die „teure“
Stammbelegschaft.

Mein Kollege Zöller von der CDU hat schon andere
politische Entscheidungen angeführt, die zu Einnahme-

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(C (D erlusten bei der gesetzlichen Krankenkasse geführt haen, zum Beispiel die Absenkung der Krankenversicheungsbeiträge für Arbeitslosenhilfeempfänger. Auch an nderer Stelle – das sollte nicht unerwähnt bleiben – hat ie Bundesregierung tief in die Taschen der Versicherten egriffen. Ich nenne als konkretes Beispiel die Erhöhung es Mehrwertsteuersatzes für Zahnersatz von 7 auf 6 Prozent. Nun könnte man in diesem Zusammenhang ie Frage stellen, ob es sich hierbei um eine Steuerharonisierung im Rahmen der EU gehandelt habe. Aber ein: Nachforschungen ergeben, dass in Europa außer in eutschland nur in Dänemark und Österreich der Stanardmehrwertsteuersatz für Arzneimittel erhoben wird. Frau Lötzsch, kommen Sie bitte zum Schluss. Ich bin gleich fertig, Herr Präsident. Vielen Dank für en Hinweis. – In vielen Ländern, zum Beispiel in Großritannien und Schweden, wird auf verschreibungsflichtige Arzneimittel gar keine Steuer erhoben. Die Grundsätze für unser Gesundheitssystem – das ist ein letzter Satz, Herr Präsident – müssen lauten: ers ens die solidarische Versicherung des Krankheitsrisikos; weitens die paritätische Finanzierung durch Unternehen und Beschäftigte und drittens ein umfangreicher eistungskatalog für alle Menschen unabhängig von ih em eigenen Krankenversicherungsbeitrag. Das Einnahmeproblem muss gelöst werden. Die ege sind beschrieben. Vielen Dank. Als nächster Redner hat der Kollege Dr. Wolf Bauer on der CDU/CSU-Fraktion das Wort. Herr Präsident! Meine Damen! Meine Herren! Meine ollegen haben bereits eingehend erläutert, warum wir as Gesetz der Koalition ablehnen. Sie haben auch daauf hingewiesen, dass es für die Zielsetzung, die Beiragssätze einigermaßen in den Griff zu bekommen, unauglich ist. Insofern muss ich mich dazu nicht äußern. Ich möchte aber – weil der Kollege Zöller um kostenose Aufklärung gebeten hat – auf einige andere Punkte ingehen. Jeder, der sich in marktwirtschaftlichen Fragen inigermaßen auskennt, weiß, dass der pharmazeutische roßhandel den von der Regierung geforderten Sparbei rag gar nicht aufbringen kann. Das liegt daran, dass der harmazeutische Großhandel Gewinne in Höhe von 37 Millionen Euro erwirtschaftet. Aus dieser Summe ann kein Sparbeitrag von 600 Millionen Euro geleistet erden. Das geht beim besten Willen nicht. Dr. Wolf Bauer (Beifall bei der CDU/CSU – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Für die SPD schon!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503804000
Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1503804100

(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503804200

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Wolf Bauer (CDU):
Rede ID: ID1503804300




(A) )


(B) )


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Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1503804400
Wollen Sie denn der Firma GEHE noch weitere
600 Millionen Euro zukommen lassen?, dann ist das
reine Polemik. Das geht nicht an.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich wiederhole: Bei einem Gewinn von 237 Millio-
nen Euro können nicht 600 Millionen Euro eingespart
werden. Was bleibt dem Großhandel denn anderes übrig,
als diesen Betrag an die Apotheken weiterzugeben? Es
geht nicht anders. Man kann zwar lange darüber streiten,
ob das so vorgesehen ist oder nicht, aber eines steht fest:
Die Aufstellung aller Aussagen vonseiten des Ministeri-
ums bzw. der Staatssekretärin ist erschreckend. Ich habe
mir Folgendes notiert – die erste Aussage stammt von
Oktober –: Der Großhandel gibt die Belastung weiter.
Dann hieß es: Er gibt die Belastung nicht weiter. Nach
der Abstimmung hieß es wiederum: Er gibt sie teilweise
weiter. Dann wurde berichtet, dass er sie doch vollstän-

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1503804500
Das
geht so nicht. Am 11. März dieses Jahres stellt sie dann
fest – das ist die Krönung –, dass sie dafür gar nicht zu-
ständig sei, weil die Verträge zwischen Großhandel und
Apotheken privatrechtlicher Natur seien.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Angesichts dessen erklären Sie hier trotzdem, wie gut
das Ganze vorbereitet sei und wie hervorragend es laufe.

Des Weiteren wird ständig darauf herumgehackt, wel-
che gewaltigen Einkünfte die Apotheken hätten; schließ-
lich seien die Arzneimittelausgaben stark gestiegen. Bei
Ausgaben von 22 Milliarden Euro im Arzneimittelbe-
reich hat sich der Gewinn der Apotheken – ich betone
das – um gerade einmal 19 Millionen Euro erhöht. Das
sind 0,085 Prozent. Angesichts dessen können Sie doch
nicht behaupten, die Apotheken seien an der Erhöhung
der Kosten im Arzneimittelsektor schuld. Wenn Sie das
behaupten, dann wollen Sie entweder die Wahrheit nicht
wissen oder Sie kapieren es in der Tat nicht.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Beides!)


So geht es jedenfalls nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich sage noch einmal: Es gibt keine andere Möglich-
keit für den Großhandel, als es weiterzugeben. Die da-
raus resultierenden Folgen sind bereits aufgezeigt wor-
den: Die Zahl der Arbeitsplätze wird reduziert. Ich weiß
nicht, wie sich der für den Mittelstand zuständige Staats-
sekretär der Regierung dazu verhält. Ich habe ihn zwar
angeschrieben, habe aber bis heute keine Antwort be-
kommen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Was soll er auch schreiben?)


Warten wir es ab.

Ich habe eben die unterschiedlichen Aussagen zu dem
Gesetzesvorhaben aufgelistet. Unter anderem war von
einem Tollhaus die Rede. Das trifft auch auf die Aus-

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(C (D ünfte zu, die hier gegeben worden sind. Bemerkenswert st für mich auch, dass genau einen Tag vor der Abstimung im Bundestag in einer Pressemitteilung des Ge undheitsministeriums unter der Überschrift „Apotheker echnen sich arm“ Folgendes dargelegt wurde: Die Apoheker behaupten, dass der Sparbeitrag des Großhandels ei 0 Euro liege. Laut Ministerium soll der Sparbeitrag ber bei 600 Millionen Euro liegen. Angesichts dessen üssen wir uns darüber wundern, warum die Abstimung so ausgefallen ist; denn die Kollegen, die mit auchschmerzen zugestimmt haben, müssen das entweer nicht zur Kenntnis genommen haben oder sie haben ider besseres Wissen zugestimmt. Vorher ist verkündet orden, dass eine Weitergabe erfolge. Genau das ist das ollhaus, von dem die Staatssekretärin vorhin gesprohen hat. Das kann man aber so nicht stehen lassen. Ich möchte gern noch auf Folgendes hinweisen schließlich hat uns die Bundesregierung noch mehr irrwarr vorgesetzt –: Ich habe die Staatssekretärin ge ragt, welche Auswirkungen das neue Rabattsystem – der abatteinzug erfolgt über die apothekeneigenen Rechenentren – auf die Kostenstruktur der Apotheken hat. Mir st gesagt worden: „Keine zusätzlichen Kosten durch bwicklung des Rabatteinzugs über Apothekenrechen entren.“ Nun ist heute immer wieder behauptet worden, s lägen keine Zahlen vor. Es ist aber nachgewiesen woren, dass dies nicht stimmt. Die Zahlen liegen vor. Verhrte Kollegin, Sie können heute in jeder Apotheke das brechnungsformular des Rechenzentrums für Mitte Feruar finden, dem Sie genau entnehmen können, welche eränderungen sich im Rabattsystem ergeben haben. as kann man dann immer einen halben Monat nach jeem abgeschlossenen Monat nachlesen. Insofern wissen ir genau, dass sich das neue Rabattsystem in einer Gröenordnung von 7,7 Millionen Euro auf die apothekeneienen Rechenzentren auswirkt. Das sind für alle Apotheen etwa 10 Millionen Euro. Man muss sich doch undig machen, welche finanziellen Auswirkungen ein esetz auf die Betriebe hat, bevor man es auf den Weg ringt. as ist hier in keiner Weise geschehen. Das lässt sich uch anhand vieler anderer Beispiele nachweisen. Ich möchte auch noch – das ist zu schön; das ist heute chon angeklungen – die Leserbriefe ansprechen. In der ragestunde am 19. Februar dieses Jahres hat die Staatsekretärin meinem Kollegen Spahn versprochen, Briefe on Apothekern vorzulegen, die im Zusammenhang mit em Großhandelsrabatt die Arbeit des Ministeriums urchaus positiv bewerten. Ich habe mir den Spaß geacht, schriftlich nachzufragen, ob auch ich diese Briefe aben kann. Daraufhin habe ich vorgestern einen Brief ekommen, in dem die Staatssekretärin mir schreibt – ich itiere –, dass sie die Dankesbekundungen der Apotheer bezüglich der Gespräche mit dem Großhandel größenteils telefonisch erhalten habe. ch vermute, dass der Kollege Spahn noch einige Zeit uf die von ihm erbetene Auskunft warten muss. Dr. Wolf Bauer Wir möchten Ihnen noch einmal Gelegenheit geben, darüber nachzudenken, was Sie mit diesem Gesetz angerichtet haben. Die Abstimmungen innerhalb Ihrer Reihen sind ja bekannt. Ich kann nur sagen: Wenn Sie das durchsetzen, was Sie jetzt vorhaben, dann werden Sie die gesamte Apothekenlandschaft sturmreif schießen für die Übernahme durch Internetapotheken und Apothekenketten. (Dr. Marlies Volkmer [SPD]: Ach, das glauben Sie doch selber nicht!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )


Ihre Pläne zur Aufgabe des Mehrbesitzverbotes und
zum Versandhandel gehen in die gleiche Richtung. Wol-
len Sie denn, dass es eines Tages statt „Fragen Sie Ihren
Arzt oder Apotheker!“ bei der Werbung im Fernsehen
heißt: „Fragen Sie Ihren Arzt oder Postboten“? Offen-
sichtlich verstehen Sie das unter einem Mehr an
Arzneimittelsicherheit. Es ist ein Trauerspiel.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Detlef Parr [FDP])


Auch was die finanzielle Belastung im Zusammen-
hang mit dem Versandhandel angeht, können Sie nach-
fragen, so oft Sie wollen, Sie werden stets die Antwort
bekommen: Das wissen wir nicht genau. – Warum tut
man so etwas denn, wenn man nicht die finanziellen
Auswirkungen auf das System kennt?


(Peter Dreßen [SPD]: Das ist freie Marktwirtschaft!)


Sie, meine Damen und Herren von der Koalition, werden
sich eines Tages fragen müssen, ob Sie das alles bewusst
betrieben haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben Sie darauf aufmerksam gemacht, dass Sie
sich auf dem Weg in die Staatsmedizin befinden; das
können Sie abstreiten, so viel Sie wollen.


(Dr. Marlies Volkmer [SPD]: Sie reden von Staatsmedizin und wissen nicht, was das ist!)


Bei den vielen anderen Punkten ist es doch nicht anders:
Sie bekämpfen die Facharztpraxen, Sie wollen eine Re-
glementierung über die Positivliste.


(Peter Dreßen [SPD]: Wo denn? – Lachen bei der CDU/CSU – Wolfgang Zöller [CDU/ CSU]: „Wo denn?“ Der kennt seine eigenen Papiere nicht!)


– Lesen Sie es doch nach!


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503804600


Herr Kollege Bauer, kommen Sie bitte zum Schluss!


Dr. Wolf Bauer (CDU):
Rede ID: ID1503804700


Das tut mir aber sehr Leid, dass ich jetzt Schluss ma-
chen muss.

Meine Damen und Herren, vielen Dank für das Zuhö-
ren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Das Wort hat jetzt die Kollegin Erika Lotz von der PD-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! err Dr. Bauer, Ihre Berufskollegen Apotheker werden icher sehr zufrieden sein mit Ihrem Redebeitrag. (Detlef Parr [FDP]: So kann man das alles herunterspielen!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503804800
Erika Lotz (SPD):
Rede ID: ID1503804900

m Übrigen hätten Sie, wenn Sie schon die Frau Staats-
ekretärin zitieren, den Brief von Frau Caspers-Merk zu
nde lesen sollen. Es ist nämlich sehr wohl berichtet
orden, dass solche Briefe vorliegen.


(Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Wir wären zufrieden, wenn Sie jetzt etwas sagen würden!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, beim ersten Lesen
es CDU/CSU-Antrages dachte ich mir: Das meinen die
och nicht ernst.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Doch, das meinen wir ernst!)


enn das Vorschaltgesetz entlastet die Krankenkassen;
as ist doch nicht zu bestreiten. Ich dachte, wenigstens
n dieser Stelle seien wir uns einig.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wenn es gerecht verteilt wäre, ja!)


ber das scheint so nicht der Fall zu sein. Zugegeben:
rzte, Zahnärzte, Apotheken, Pharmagroßhändler und
ersteller werden etwas belastet.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Und die Zahntechniker!)


afür aber werden die Patienten nicht belastet.

Dann erinnerte ich mich an die Zeit, als Schwarz-
elb regierte – und da wusste ich: Der Antrag ist tat-

ächlich ernst gemeint.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Eine gute alte Zeit war das!)


Wie hat man denn damals, in der guten alten Zeit, Herr
olb, versucht, die Beiträge stabil zu halten?


(Detlef Parr [FDP]: Schwarze Zahlen der Krankenkassen 1998!)


amals – insofern gibt es schon einen Unterschied, und
as müssen die Leute auch wissen – wurden die Patien-
en und Patientinnen belastet,


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Aber sie bekamen ihre Leistungen!)


nter anderem mit Medikamentenzuzahlungen, bei de-
en einem schwindelig werden konnte.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Aber dafür bekamen sie Medikamente über das ganze Jahr!)







(A) )



(B) )


Erika Lotz
Das war christdemokratische und christsoziale Gesund-
heitspolitik. Die Zuzahlungen betrugen Ende 1996 – je
nach Packungsgröße – 3, 5 oder 7 DM,


(Detlef Parr [FDP]: Was haben Sie denn geändert? Was ist denn bei Ihrer Änderung herausgekommen?)


1997 waren es schon 4, 6 und 8 DM. Mit dem 2. GKV-
Neuordnungsgesetz haben Sie die Zuzahlungen noch-
mals erhöht, auf 9, 11 und 13 DM.

Mit dem 1. GKV-Neuordnungsgesetz hatten Sie eine
ganz perfide Regelung verabschiedet: Die Zuzahlungen
sollten für die Versicherten, deren Krankenkassen ihre
Beiträge erhöhen, automatisch steigen. Die Patienten
wären gleich doppelt belastet worden, über höhere Bei-
träge und über höhere Zuzahlungen – als ob der Einzelne
etwas für seine Krankheit könnte!


(Detlef Parr [FDP]: So einfach ist das!)


Aber diesem Spuk haben wir ein Ende bereitet.

Der „Frankfurter Rundschau“ von gestern konnte ich
entnehmen, dass Herr Seehofer diesem Gedanken offen-
sichtlich immer noch anhängt.

Die härteste Ihrer damaligen Maßnahmen, die Strei-
chung des Zahnersatzes für nach 1979 Geborene,
scheint in Ihren Reihen noch immer Anhänger zu haben.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Besser, als das Krankengeld zu streichen!)


Die Streichung des Zahnersatzes wäre aus meiner Sicht
falsch.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Sagen Sie mal was zum Krankengeld!)


Ich bin in diesem Fall gegen einen „Mut zur Lücke“. Es
darf nicht so sein, dass man am Lächeln eines Menschen
seinen sozialen Status erkennen kann.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wenn das so wäre, dann müssten die Schweizer alle zahnlos herumlaufen!)


Was die von Ihnen geforderten Maßnahmen mit Genera-
tionengerechtigkeit zu tun haben, wird mir unergründ-
lich bleiben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Dieter Thomae [FDP]: Sagen Sie einmal etwas zum Krankengeld!)


Wir zahlen heute die Zeche dafür, dass Sie zu Ihrer
Regierungszeit Versicherte nach dem Motto „Haste mal
‘ne Mark?“ belastet haben, statt die nötigen Struktur-
reformen anzugehen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Dieter Thomae [FDP]: Wie lange sind Sie mittlerweile an der Regierung?)


Wir haben uns doch schon einmal auf einen Kompromiss
geeinigt. Als Beispiel nenne ich die Positivliste, die Sie
schlicht „versenkt“ haben.

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(C (D (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Gott sei Dank! Aus guten Gründen!)


abei haben Sie aus meiner Sicht Wortbruch begangen;
enn diese Liste war Teil der Kompromissvereinbarung
on Lahnstein.


(Beifall bei der SPD – Wolfgang Zöller [CDU/ CSU]: Man muss auch bereit sein zu lernen!)


Heute wollen Sie das Beitragssatzsicherungsgesetz
ückgängig machen. Vor dem Bundesverfassungsgericht
ind Sie mit diesem Anliegen schon gescheitert.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wir waren doch gar nicht vor dem Bundesverfassungsgericht!)


ch prophezeie Ihnen: Sie werden wieder scheitern.

Dass Sie nicht nur der gesetzlichen Krankenversiche-
ung, sondern auch der gesetzlichen Rentenversiche-
ung Einnahmen verweigern wollen, ist schon schlimm.
ie Beitragsbemessungsgrenze wollen Sie wieder herab-

etzen. Ich ahne schon, dass Ihre nächste Aktion die Be-
ntragung einer Aktuellen Stunde zur Finanzsituation
er Rentenversicherung sein wird. Oder wollen Sie dann
en Vorschlag von Frau Merkel, kinderlose Versicherte
it höheren Beiträgen zu belasten oder ihnen nur die

albe Rente zuzugestehen, auf den Weg bringen?


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503805000


Frau Kollegin Lotz, erlauben Sie eine Zwischenfrage
es Kollegen Zöller?


Erika Lotz (SPD):
Rede ID: ID1503805100


Nein.

Die Umsetzung dieses Vorschlags von Frau Merkel
ürde alle verfassungsrechtlichen Grundsätze sprengen
nd ist mit uns nicht zu machen.

Sie werden verstehen, dass wir Ihren Antrag ableh-
en. Herr Kollege Zöller, Sie wollten ja wissen, was wir
ollen. Ich sage es Ihnen: Wir wollen Ihren Antrag ab-

ehnen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Nein, das wollte ich nicht! Ich habe gehofft, dass ein Teil zustimmt!)


Sie wissen, dass wir eine Reform des Gesundheitswe-
ens auf den Weg bringen müssen. Wir müssen für die
otwendigen Strukturveränderungen sorgen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wenn die in Kraft tritt, sind etliche Leute arbeitslos!)


assen Sie uns hier einen gemeinsamen Weg zum Wohle
on Patientinnen und Patienten finden! Sie wissen, wir
rauchen mehr Wettbewerb, mehr Qualität


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Auch in der Politik!)


nd Transparenz für die Patientinnen und Patienten. Wir
üssen Fehl- und Überversorgungen abbauen und Un-

erversorgungen beseitigen. Wir haben Eckpunkte auf






(A) )



(B) )


Erika Lotz
den Weg gebracht. Lassen Sie uns, was die Umsetzung
der weiteren Vorschläge angeht, zu einem guten Ergeb-
nis kommen! Wir laden Sie an dieser Stelle ein, mit uns
zusammenzuarbeiten.

Danke schön.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503805200


Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlagen
auf den Drucksachen 15/542 und 15/652 (neu) an die in
der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschla-
gen. Abweichend von der Tagesordnung soll die Vorlage
auf Drucksache 15/652 (neu) nicht an den Ausschuss für
Tourismus überwiesen werden. Sind Sie damit einver-
standen? – Das ist der Fall. Dann sind die Überweisun-
gen so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 16 auf:

Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Än-

(JuSchGÄndG)


– Drucksache 15/88 –


(Erste Beratung 20. Sitzung)


Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

(12. Ausschuss)


– Drucksache 15/738 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Klaus Haupt
Jutta Dümpe-Krüger
Andreas Scheuer
Sabine Bätzing

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Als erste Rednerin hat die
Kollegin Kerstin Griese von der SPD-Fraktion das Wort.


Kerstin Griese (SPD):
Rede ID: ID1503805300


Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir
debattieren heute abschließend einen Entwurf zur Ände-
rung des Jugendschutzgesetzes, der vom Bundesrat ein-
gebracht worden ist. Wir haben über das Thema Jugend-
schutz schon häufiger debattiert. Dieses Thema ist in
dieser Woche ganz besonders aktuell; denn am 1. April
ist das neue Jugendschutzgesetz in Kraft getreten. Es ist
kein Aprilscherz. Es ist ein sehr gutes Gesetz, das am
Dienstag in Kraft getreten ist: unser neues Jugendschutz-
gesetz, das viele Fortschritte für den Schutz von Kindern
und Jugendlichen bietet und das auf die neuen Heraus-
forderungen durch das Internet und durch die Medien-
vielfalt adäquat reagiert.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir sprechen über das Thema Jugendschutz in einer
eit, in der sich viele Kinder und Jugendliche gegen den
rieg im Irak engagieren. Es ist auch eine Zeit, in der
ir uns intensiver mit der Frage beschäftigen müssen,
ie gerade Kinder mit dem umgehen, was sie in den
edien an Gewalt, an Krieg und an Terror sehen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, es geht Ihnen wahr-
cheinlich so wie mir: Ich bin von der Intensität, mit der
ich Kinder und Jugendliche mit der aktuellen Entwick-
ung beschäftigen, tief beeindruckt. Ich bin auch von
em großen Engagement beeindruckt, mit dem sie sich
ür friedliche Lösungen und gegen Gewalt einsetzen.
as ist übrigens – das sei nur nebenbei bemerkt – ein gu-

es Argument gegen das Geschwätz von der unpoliti-
chen Jugend.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Jutta Dümpe-Krüger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Nach vielen Gesprächen, die ich dazu geführt habe,
in ich sehr nachdenklich geworden in der Frage, was
ir Kindern in den täglichen Nachrichten eigentlich zu-
uten, zumal sie häufig auch allein vor dem Fernseher

itzen.

Besonders beeindruckt hat mich der Besuch in einer
ierten Grundschulklasse in meinem Wahlkreis in Heili-
enhaus. Dort haben Kinder – Viertklässler! – aus eige-
er Initiative fast 700 Unterschriften gegen den Krieg
esammelt und mir überreicht. Sie wollten sehr viel da-
über sprechen. Sie hatten ein ganz großes Bedürfnis,
ber das, was sie an Gewalt im Krieg sehen, zu spre-
hen. Sie alle gucken fast täglich Nachrichten, viele lei-
er ohne Eltern oder ältere Geschwister, die ihnen helfen
önnten, das Geschehene zu verarbeiten. Kinder und Ju-
endliche sind außerordentlich gut informiert und sehr
ewegt von dem, was sie über den Krieg und über die
pfer von Gewalt erfahren. Es geht in diesem Fall leider
icht um fiktive Gewalt, über die wir im Jugendmedien-
chutz so häufig sprechen, sondern um reale Gewalt, die
ür Kinder und Jugendliche häufig noch viel schwerer zu
erarbeiten ist.

Angesichts eines Teils der Berichterstattung in den
edien frage ich mich – das sollte man bei diesem

hema auch einmal ansprechen –, ob es wirklich not-
endig ist, in so reißerischer Form und mit so auf Sensa-

ion bedachten Live-Reportagen den Krieg quasi direkt
ns Wohnzimmer zu senden. Deshalb appelliere ich an
ie Verantwortlichen der Medien, nicht nur in dieser ak-
uellen Situation, sondern auch grundsätzlich darüber
achzudenken, wann was im Fernsehen gesendet wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Diese aktuellen Entwicklungen, die ich als Ausgangs-
unkt gewählt habe, zeigen mir noch einmal, wie wich-
ig es ist, dass Kinder sowie Eltern, Erzieherinnen und
rzieher, Lehrerinnen und Lehrer Medienkompetenz






(A) )



(B) )


Kerstin Griese
entwickeln können. Es ist wichtig, dass Kinder lernen,
Fiktion und Realität zu unterscheiden, kritisch mit Me-
dieninhalten umzugehen, dass Sie lernen, dass Medien
manipuliert werden können und dass das, was im Fern-
sehen gezeigt wird, nicht immer die Wahrheit ist. Es ist
sehr nötig, qualitativ gute, pädagogisch sinnvolle und
kindgerechte Angebote bereitzuhalten. Es gibt ein hohes
Maß an Mitempfinden und an Einfühlungsvermögen bei
jungen Menschen und wir sollten darauf setzen, Kinder
und Jugendliche zu schützen und zu stärken.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Jutta DümpeKrüger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


„Gute Seiten, schlechte Seiten“, so könnte man in An-
lehnung an eine beliebte Fernsehserie zusammenfassend
über das Internet sagen. Im Internet gibt es gute Seiten
und schlechte Seiten. Wir brauchen mehr gute Seiten für
Kinder und Jugendliche. Ich will hier einmal ein sehr gu-
tes Beispiel nennen, ausdrücklich auch deshalb, weil es
ehrenamtlich betrieben wird und meines Erachtens einer
Förderung bedarf. Die Kindersuchmaschine mit der In-
ternetadresse www.blinde-kuh.de bietet kindgerechte In-
formationen und hat sehr schnell auch auf den Irakkrieg
reagiert. Kinder können dort nach Themen suchen, die
sie interessieren. Wenn sie ein Thema eingeben, zu dem
es keine Informationen gibt, geschieht direkt interaktiv
eine Bearbeitung durch die Menschen, die diese Such-
maschine betreiben; sie stellen neue Informationen dazu
ein. Man findet dort auch einen Zusammenschluss unter
der Internetadresse www.seitenstark.de. Das ist eine Ko-
operation von Kinderseiten im Internet.

Dieses Engagement will ich ausdrücklich würdigen;
denn ich halte das für einen sinnvollen Beitrag zum Kin-
der- und Jugendmedienschutz. Das hilft den Kindern,
den Umgang mit dem Internet zu lernen. Auf diese
Weise haben Eltern und Erziehende die Gewissheit, dass
ihre Kinder dort gute Seiten finden und nicht mit Gewalt
oder Pornographie konfrontiert werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Noch etwas ist in dieser Woche in Kraft getreten,
nämlich das neue Waffenrecht. Da wir hier auch insge-
samt über das Thema „Gewalt und Jugendliche“ disku-
tieren, muss man es erwähnen. In diesem Zusammen-
hang muss ich Ihnen ganz ehrlich sagen – damit komme
ich auch auf Ihren Bundesratsentwurf zu sprechen –,
dass ich mich in der Debatte sehr gewundert habe. Sie
von der Opposition setzen im Bereich Jugendschutz aus-
schließlich auf Verbote, haben aber in der Debatte um
das Waffenrecht unser Anliegen, Kinder und Jugendli-
che stärker von Waffen fernzuhalten, abgelehnt, weil Sie
das für eine Einschränkung der Freiheit und für den hal-
ben Weltuntergang halten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich finde es gut und richtig, dass seit dieser Woche
auch der Besitz von Pumpguns, Wurfsternen und gefähr-
lichen Messern verboten ist; denn auch das ist für den
Jugendschutz sicherlich wichtig. Ich finde es ebenfalls
richtig, dass die Altersgrenzen für den Erwerb und den

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(C (D esitz von Schusswaffen angehoben wurden; allerdings ann ich mich noch sehr genau an den Protest aus Ihren eihen, aber auch von zahlreichen Vereinen erinnern. Liebe Kolleginnen und Kollegen, die CDU/CSU, die ie Änderungsvorschläge des Bundesrates, die uns heute orliegen, unterstützt – die FDP tut das meines Wissens a nicht –, geht mit diesem Bundesratsentwurf meines rachtens in die falsche Richtung und nimmt nicht zur enntnis, welche Fortschritte mit dem neuen Jugend chutzgesetz schon erreicht worden sind. Seit Dienstag ieser Woche ist es in Kraft; wir sollten erst einmal seen, was sich bewährt und wo dann eventuell noch Änerungen notwendig sind. Wir haben sehr viele positive eaktionen auf das neue Jugendschutzgesetz bekomen. Ich will hier einige wichtige Bestandteile nennen. eitgleich mit dem neuen Jugendschutzgesetz ist ja auch er neue Jugendmedienschutz-Staatsvertrag in Kraft gereten. Damit ist der Jugendschutz in Deutschland auf ine gesetzliche Grundlage gestellt, die die richtigen ntworten auf die technischen Entwicklungen und die esellschaftlichen Veränderungen gibt – soweit sie ein esetz überhaupt geben kann. Ich sage das bewusst, enn ein Gesetz allein reicht nicht aus. Vielmehr brauhen wir weitere Bemühungen, um Medienkompetenz u fördern, aber auch zur Verbesserung von Bildung und etreuung, damit Deutschland ein kinderfreundlicheres and wird. Wir als Sozialdemokratinnen und Sozialdeokraten haben hier einen Schwerpunkt gesetzt und erden in dieser Wahlperiode vieles auf den Weg brinen, um Kinder und Jugendliche zu stärken. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich freue mich, dass uch die Opposition einige der neuen Regelungen des ugendschutzes begrüßt. Wir sind uns ja einig, dass das erbot, an Jugendliche unter 16 Jahren Tabak und Ziga etten abzugeben, positiv ist. Mit diesem Abgabeverbot ehmen wir auch die Händler und die Automatenund igarettenindustrie in die Verantwortung. Zigarettenutomaten sind – nach einer überaus langen Übergangsrist bis zum 1. Januar 2007 – nur noch zulässig, wenn ine Bedienung durch Kinder und Jugendliche unter 6 Jahren ausgeschlossen ist. Neu ist jetzt auch das Verot, in Kinos vor 18 Uhr Werbefilme für Tabak und Alohol zu zeigen. Für einen besonders wichtigen Schritt im Zuge unsees neuen Jugendschutzgesetzes halten wir die Einfühung von Alterskennzeichnungen auf allen Medien, lso auch auf Computerspielen, die auf CD-ROMs, VDs oder Videos sind. Nur der Altersstufe entspre hend freigegebene Angebote dürfen Kindern und Juendlichen zugänglich gemacht werden. Mit dem . April diesen Jahres sind diese Alterskennzeichnungen er USK verbindlich: Der Verkäufer muss kontrollieren, b das Alter des Käufers und der Aufkleber auf dem piel zusammenpassen. Die Bundesprüfstelle für juendgefährdende Medien bekommt das Recht, Spiele chneller und aus eigener Initiative zu prüfen. Auch das alte ich für einen guten und richtigen Schritt. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Kerstin Griese
Interessant ist auch – der Jugendschutz ist ja ein Be-
reich, bei dem wir alle gefordert sind, darauf zu achten,
dass er umgesetzt wird, und auch einmal Händler, Wirte
oder Kellner darauf anzusprechen, ob sie es denn tat-
sächlich richtig handhaben –, dass DVDs oder CD-
ROMs, die Fachzeitschriften beiliegen, entweder kein
jugendgefährdendes Material enthalten dürfen oder al-
tersgekennzeichnet sein müssen.

Sehr wichtig ist, obwohl das immer wieder anders be-
hauptet wird, dass jetzt die Regelungen für schwer ju-
gendgefährdende Medien verschärft worden sind: Trä-
germedien, also Videos, DVDs und Spiele, die den Krieg
verherrlichen oder Menschen in einer Weise darstellen,
die die Menschenwürde verletzt, oder die Jugendliche in
einer unnatürlichen, geschlechtsbetonten Körperhaltung
zeigen, sind mit Indizierungsfolgen belegt. Das heißt
praktisch: Durch Abgabe-, Vertriebs- und Werbeverbote
werden sie aus dem Verkehr gezogen. Das haben wir
durch das neue Jugendschutzgesetz bereits geregelt.
Wichtig ist, dass die Bundesprüfstelle für jugendgefähr-
dende Medien alle neuen Medien indizieren und auch
dann tätig werden kann, wenn kein Antrag gestellt wird.
Wir haben es ja in den letzten Wochen schon erlebt, dass
sie bei der Indizierung von Spielen sehr viel schneller tä-
tig werden konnte.

Der 1. April dieses Jahres, der Tag des In-Kraft-Tre-
tens des neuen Jugendschutzgesetzes, war ein guter Tag
für den Kinder- und Jugendschutz in Deutschland. Las-
sen Sie uns gemeinsam die Umsetzung des neuen Geset-
zes beobachten! Lassen Sie uns Kinder und Jugendliche
schützen und stärken, statt sie immer nur mit Verboten
zu belegen! Wir nehmen nämlich Kinder und Jugendli-
che ernst und haben einen modernen und zeitgerechten
Jugendschutz geschaffen, um die Situation zu verbes-
sern. Der Bundesratsentwurf führt allein dazu, dass noch
mehr Verbote ausgesprochen werden, und ist in einigen
Punkten übrigens auch nicht sachgerecht, zum Beispiel
in Bezug auf die Indizierung und das Verbot von schwer
jugendgefährdenden Medien. Deshalb bitte ich Sie, un-
ser neues Jugendschutzgesetz zu begrüßen und den Bun-
desratsentwurf abzulehnen.

Danke schön.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503805400


Das Wort hat jetzt der Kollege Andreas Scheuer von
CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Andreas Scheuer (CSU):
Rede ID: ID1503805500


Herr Präsident! Meine sehr geehrten Kolleginnen und
Kollegen! Frau Kollegin Griese, einige Punkte des Ju-
gendschutzgesetzes vom Juni 2002 tragen wir selbstver-
ständlich mit. Sie missachten jedoch unsere Anliegen
und das ist schade. Ein Entgegenkommen von Ihrer Seite
haben wir trotz des Appells zu einem parteiübergreifen-
den Konsens bei unseren Vorschlägen nicht erfahren.
Deswegen bringen wir nun eine eigene Initiative ein.

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(C (D Mit der Veränderung des Jugendschutzgesetzes wolen wir ein Mehr an Verlässlichkeit, Transparenz und ereinfachung in Sachen Schutzsystem für unsere junen Menschen erreichen. Zudem wollen wir den Eltern n deren Erziehungsaufgaben entgegenkommen und sie amit unterstützen. Die Koalitionsparteien glänzen in den verschiedenen olitikbereichen, beispielsweise in der Wirtschafts-, teuerund Arbeitsmarktpolitik, ja generell nicht mit büokratischer Vereinfachung und dem Abbau von Regeungsdichte. Dennoch kommen bei dem Entwurf des undesrates rot-grüne Argumente, dass wir damit einen ust an Regelungen und Verboten im Jugendschutz chaffen. Das ist die rot-grüne Begründung zur Ablehung dieses Gesetzentwurfes. Plötzlich hat man bei Ihen, meine Damen und Herren von der Koalition, ancheinend eine liberale Ader entdeckt. Aber mit dieser altung geben Sie beim Thema Jugendschutz auf. Generell befürworten wir Prinzipien, auf deren Basis ie Menschen selbst entscheiden können. Nur da, wo das anze aus dem Ruder läuft, sich falsche Entwicklungen bzeichnen oder Wildwuchs herrscht, sollte und muss er Staat eingreifen. Das gehört zu den Pflichtaufgaben. Wir kommen beim Thema Jugendschutz nicht weiter, enn sich die Politiker nicht auf die neue Situation im ereich der Medien und der Kommunikation einstel en. Neben all den positiven, praktischen und unterhaltamen Komponenten auf diesem Sektor gibt es Entwickungen, vor denen wir gerade unsere jungen Menschen chützen müssen. Das im Juni 2002 verabschiedete Juendschutzgesetz greift aus unserer Sicht hier zu kurz nd weist Lücken auf. Wir sollten nicht Gesetze verabchieden, die wie das vom Juni von vornherein der allgeeinen Entwicklung hinterherhinken. Unsere Aufgabe st es, nach vorne zu schauen und zukunftsfähige Regeungen vorzusehen. Genau das wird auch in Expertenbeurteilungen zum usdruck gebracht. Frau Kollegin Griese, Sie sprechen on positiven Rückmeldungen. (Kerstin Griese [SPD]: Da war eine Presseerklärung Ihrer Fraktion, die einiges Positive begrüßt hat!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


ch habe da andere, zum Beispiel von der Bundesarbeits-
emeinschaft Kinder- und Jugendschutz, BAJ:

Das am 14. Juni 2002 im Deutschen Bundestag mit
den Regierungsfraktionen verabschiedete Jugend-
schutzgesetz erfüllt die von den Jugendschutzorga-
nisationen vorgetragenen Erwartungen an eine kon-
zeptionelle und systematische Modernisierung des
Kinder- und Jugendschutzes im Bereich des Ju-
gendschutzes in der Öffentlichkeit nicht, im Be-
reich des Jugendmedienschutzes nur teilweise.

in vernichtendes Urteil über ein Gesetz, das eigentlich
ine Verbesserung darstellen sollte.

Weiter heißt es:






(A) )



(B) )


Andreas Scheuer
Die Veränderungen im Freizeitverhalten junger
Menschen wurden dagegen für das neue Gesetz
nicht weiter reflektiert.

Es entstand kein integriertes neues Gesetz und schon
gar nicht wurde dem von Fachleuten geäußerten Wunsch
nach Zusammenführung sämtlicher Jugendschutzvor-
schriften entsprochen. Auch hat das Jugendschutzgesetz
entgegen dem Anspruch des Titels nicht die Funktion ei-
nes zentralen Gesamtgesetzes für den Jugendschutz, von
dem aus man den Weg in verstreute Einzelvorschriften
gewiesen bekommt.

Ein Beispiel: In Untervorschriften und -gesetzen sind
zwar einzelne Themenbereiche geregelt, aber verstreut
und verteilt. Das erfüllt vielleicht die Erwartungen und
Ansprüche von Juristen, aber es ist nicht praxis- und
handlungsorientiert für Otto Normalbürger.

Meine Damen und Herren von Rot-Grün, wir müssen
als Deutscher Bundestag Zeichen setzen, zum Beispiel
bei der medialen Darstellung von Kindern und Jugendli-
chen in unnatürlicher, geschlechtsbetonter Körperhal-
tung.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Kinder und Jugendliche sind keine Sexualobjekte für
Spinner mit pädophiler Neigung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wenn wir da nicht eindeutig einen Riegel vorschieben,
entstehen solche Angebote, gegen die, wie zum Beispiel
kürzlich in Leipzig, die Staatsanwaltschaft nicht in voller
Härte eingreifen kann. Zuwiderhandlungen gegen
Schutzvorschriften müssen hart bestraft werden. Es darf
keine Jugendschutzvergehen zum Sonderpreis geben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Deshalb ist in unserem Vorschlag die deutliche Erhö-
hung des Bußgeldrahmens enthalten.

Damit es ein sinnvolles und kompaktes Schutzpaket
wird, wollen wir ferner unter anderem ein Verbot von
Videoverleihautomaten – der zuständige Verband des
Videofachhandels will ebenfalls dagegen vorgehen; die-
ses Zeichen sollte die Politik erkennen – und ein Verbot
von Killerspielen sowie die Rückkehr zum Begriff der
erziehungsberechtigten Person.

Meine Damen und Herren von Rot-Grün, es ist uns
schon schleierhaft, warum Sie eher den Schutz lockern
wollen und sich mit sehr wackligen Argumenten gegen
Verbesserungen wehren, anstatt unseren jungen Men-
schen ein kompaktes Schutzsystem zu bieten.

Frau Kollegin Humme, Sie haben am Mittwoch im
Ausschuss bei dem Gedankenaustausch mit unseren pol-
nischen Gästen in Ihrem Statement das Thema Jugend-
schutz mit derartig hanebüchenen Argumenten ange-
sprochen. Sie wollen die Medienkompetenz stärken.
Das wollen auch wir – nur auf komplett andere Weise.
Sie haben gesagt, dass die jungen Menschen selbstbe-
wusst mit Medien umgehen sollen. Okay, das ist wün-
schenswert; das wollen auch wir. Aber Sie haben auch

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(C (D esagt, dass die jungen Menschen lernen müssen, mit ewaltvideos effizient und kritisch umzugehen. iese Aussage ist wirklich sehr bedenklich und an der ache vorbei. Beim Thema Elternprivileg sind wir der Meinung: ie FSK-Kennzeichnung muss wieder etwas wert sein, eil wir uns sonst gleich davon verabschieden können. er von den Eltern hat denn die Zeit, sich vorher einge end mit den Filmen zu beschäftigen, Fachliteratur zu älzen und Journale zu aktuellen Kinofilmen zu lesen? iele Eltern können eben nicht wie die Experten wissen chaftlich bis ins Kleinste einschätzen, was für die Kiner oder Jugendlichen gut oder schlecht ist. Sie erwarten ilfestellungen bei der Beurteilung von uns und von den ntsprechenden Institutionen. Genau das wollen auch ir, und nichts anderes. Beim Jugendschutz sollte man sich parteiübergreifend igentlich schon einigen können. Das ist nun wirklich ein so streng abgegrenztes Thema. Doch selbst hier ollen Sie keinen Konsens. Wir sind konstruktiv und ringen unsere Vorschläge ein. Sie aber behandeln das hema auf dem Rücken der jungen Menschen. ür Sie, Frau Kollegin Griese, heißt es bei jedem Thema: ehrheit ist Mehrheit und der Rest ist uns egal. Schade, ass Sie unsere Anliegen nicht aufnehmen. Das Gesetz eißt nämlich Jugendschutzgesetz und nicht – das haben ie daraus gemacht – Jugendschutzabbaugesetz. Sie stehlen sich durch die Nichtbeachtung der neuen ntwicklungen aus der Verantwortung und räumen das eld auf diesem Gebiet. Die jungen Menschen werden en schädlichen Einflüssen überlassen. Sie werden bei en vielen anstehenden Großthemen ohnehin auf uns zuehen müssen; denn unsere Konzepte in den verschiedeen Politikbereichen liegen seit langem auf dem Tisch. ch hoffe, dass im Zuge des Vermittlungsverfahrens vieleicht auch das hier zur Debatte stehende Thema aus unerer Sicht besser behandelt werden kann. Sie werden sich sicher wegen der jugendund gesellchaftspolitischen Auswirkungen Ihres Jugendschutzabaugesetzes vom Juni 2002 in der Zukunft noch rechtferigen müssen, wenn Sie unsere Vorschläge hier und eute nicht mittragen. Das wird für Sie ein Problem weren. Ich sage Ihnen heute schon voraus: Wir werden sehr enau hinschauen. Herzlichen Dank. Das Wort hat die Kollegin Jutta Dümpe-Krüger vom ündnis 90/Die Grünen. Jutta Dümpe-Krüger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Maria Eichhorn [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Kerstin Griese [SPD]: Oh!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503805600




(A) )


(B) )


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr
Scheuer, uns trennen bisweilen wirklich Welten. Manch-
mal kann man eben nicht zusammenkommen. Aber ich
denke, es wird langsam Zeit, dass Sie aus Ihrer Nörgel-
ecke herauskommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wir begrüßen ausdrücklich das neue Jugendschutzge-
setz, das am 1. April in Kraft getreten ist. Es ist ein gutes
und umfangreiches Gesetz, das Kinder und Jugendliche
dort schützt, wo es nötig ist, das ihnen aber auch Raum
für eigenverantwortliches Handeln lässt. Erziehenden
gibt es verlässliche Rahmenbedingungen und stärkt
gleichzeitig die Elternkompetenz. Für Vollzugsbehörden,
Anbieter und Gewerbetreibende stellt es ein transparen-
tes und einheitliches gesetzliches Regelwerk dar.

Die Zusammenführung des Gesetzes zum Schutz der
Jugend in der Öffentlichkeit mit dem Jugendmedien-
schutz-Staatsvertrag ist auch von der breiten Öffentlich-
keit positiv aufgenommen worden. Dass die Aufsicht
über Fernsehen und Internet erstmalig in einer Hand
liegt und die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende
Schriften künftig neben Büchern und CDs auch Compu-
terspiele, Kassetten und DVDs kontrolliert, ist eine zen-
trale Neuerung.

In der größten lippischen Tageszeitung hieß es am
vergangenen Dienstag im überregionalen Teil zum In-
Kraft-Treten des neuen Gesetzes:

Wenn Joachim von Gottberg bislang an Hochschulen
über Jugendmedienschutz referierte, legten die Stu-
dierenden spätestens nach dem fünften Gesetz stöh-
nend den Griffel aus der Hand. Der Geschäftsführer
der „Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen“ …
empfand die Aufsicht über jugendgefährdende Me-
dien in Deutschland stets als „heillos zersplittert“.
Landesmediengesetze, Telekommunikationsgesetz,
Mediendienste-Staatsvertrag: Die Zahl der Bestim-
mungen ist ebenso groß wie die Zahl der Einrich-
tungen, die über Jugendschutz in den Medien wa-
chen. Das soll jetzt anders werden.

Es wird jetzt anders werden, weil zum ersten Mal der
Jugendschutz im Internet angepackt wurde und weil ge-
rade im Bereich der neuen Medien ein wirksamer Kin-
der- und Jugendmedienschutz gewährleistet sein muss.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Meine Damen und Herren von der CDU/CSU, Sie
empfinden das neue Jugendschutzgesetz als lückenhaft
und werfen Rot-Grün verpasste Chancen vor – das habe
ich gestern gelesen –, zum Beispiel im Hinblick auf das
Vermiet- und Verleihverbot von gewalt- und kriegsver-
herrlichenden Spielen, für die Sie ein generelles Verbot
fordern. Dabei verkennen Sie komplett, dass durch das
neue Jugendschutzgesetz der Schutz von Kindern und
Jugendlichen gerade im Hinblick auf kriegs- und gewalt-

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(C (D erherrlichende Filme und Computerspiele nachhaltig erbessert worden ist. (Andreas Scheuer [CDU/CSU]: Deswegen machen Sie beim Verbot von Killerspielen nicht mit?)


Lassen Sie mich einige Beispiele nennen: Die Zustän-
igkeit der Bundesprüfstelle ist auf den Onlinebereich
usgedehnt worden. Damit kann jetzt einer Gefährdung,
ie von gewaltverherrlichenden Spielen ausgeht, effekti-
er entgegengetreten werden. Die Verbote von schwer ju-
endgefährdenden Medien, insbesondere die mit Gewalt-
arstellungen, wurden erweitert und verschärft. So sind
uch ohne Indizierung durch die Bundesprüfstelle Bü-
her, Videos, CDs, CD-ROMs und DVDs verboten, die
en Krieg verherrlichen. Computerspiele und Bild-
chirmspielgeräte müssen seit dem 1. April mit einer Al-
ersfreigabe gekennzeichnet sein. Videospiele dürfen nur
n Kinder und Jugendliche abgegeben werden, die das er-
aubte Alter haben. Diese altersgerechte Kennzeich-
ungspflicht gibt zum Beispiel Eltern – ich habe es eben
chon einmal gesagt – eine wichtige Einschätzungshilfe
n die Hand und stärkt ihre Kompetenz. Ich finde das
anz wichtig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Der Jugendschutz ist eindeutig verbessert worden.
ieses Gesetz ist im Gegensatz zu anders lautenden Be-
auptungen hinreichend und ausreichend diskutiert wor-
en, nämlich über zwei Jahre. Es ist intensiv mit Fach-
euten beraten worden. Ich sage das bewusst in Richtung
pposition, weil es Ihnen immer je nach Bedarf entwe-
er zu schnell oder zu langsam geht. Zwischen Ländern
nd Bund besteht Einvernehmen, die neuen Vorschriften
nnerhalb der nächsten fünf Jahre zu evaluieren.

Was den auf Initiative Bayerns eingebrachten Entwurf
ines Gesetzes zur Änderung des Jugendschutzgesetzes
ngeht, den wir heute ablehnen werden,


(Andreas Scheuer [CDU/CSU]: Das ist aber eine Überraschung!)


ässt sich getrost sagen: Er ist längst überholt, enthält vor
llem eine Unmenge an Verboten, stellt das Verhältnis-
äßigkeitsgebot durch unterschiedliche Bußgeldrah-
en auf den Kopf und widerspricht dem Gleichbehand-

ungsgrundsatz.


(Andreas Scheuer [CDU/CSU]: Da sollten Sie sich einmal mit der Oberstaatsanwaltschaft in Dresden unterhalten!)


r trägt auch nicht zur Verbesserung des Jugendschutzes
ei. Vermutlich hat er darum nicht einmal im Fachaus-
chuss des Bundesrates eine Mehrheit gefunden.

Kurzum, Herr Scheuer, aus meiner grünen Sicht wäre
ieses Papier am besten als Baum im Wald stehen ge-
lieben.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)







(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503805700


Das Wort hat jetzt der Kollege Klaus Haupt von der
FDP-Fraktion.


Klaus Haupt (FDP):
Rede ID: ID1503805800


Sehr geehrter Herr Präsident! Meine lieben Kollegin-
nen und Kollegen! Das in diesen Tagen in Kraft getre-
tene reformierte Jugendschutzgesetz hat begrüßens-
werte Neuerungen gebracht. Aber es hat – das sage ich
hier ganz deutlich; ich gebe dem Kollegen Scheuer
Recht – noch viele Wünsche offen gelassen.

Frau Dümpe-Krüger, Sie haben die Geschwindigkeit
der Beratungen angesprochen. Ich kann Ihnen nur sagen:
Das Gesetzgebungsverfahren hatte eine Geschwindig-
keit, die ich nur mit der des Transrapid vergleichen kann.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Kerstin Griese [SPD]: Das ist auch nichts Schlechtes!)


Der vorgelegte Gesetzentwurf des Bundesrates ist des-
halb aus dieser Sicht grundsätzlich verständlich. Damit
wird auf einige problematische Punkte des novellierten
Jugendschutzgesetzes hingewiesen. Es enthält unterstüt-
zenswerte Elemente, ist aber nach Auffassung der FDP
in seiner Gesamtheit nicht zielführend.

Lassen Sie mich in der Kürze der mir zur Verfügung
stehenden Zeit auf einige Punkte sachlich eingehen. Das
Verbot der Darstellung von Kindern in unnatürlicher, ge-
schlechtsbetonter Körperhaltung zum Beispiel sehe ich
mit Sympathie.


(Beifall der Abg. Kerstin Griese [SPD])


Hier nähern wir uns zu sehr der Grauzone zum sexuellen
Missbrauch von Kindern und Jugendlichen. Der Gesetz-
geber kann gar nicht deutlich genug machen, dass auch
die Informations- und die Kunstfreiheit nicht einmal an-
satzweise als Vorwand dafür dienen dürfen, Kinder und
Jugendliche auch nur in die Nähe dieser Grauzone zu
bringen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Das generelle Verleihverbot von jugendgefährden-
den Medien trägt nach unserer Sicht nichts zum Jugend-
schutz bei. Dieses Verbot beträfe auch Erwachsene und
ist aus unserer Sicht weder zweckmäßig noch verhältnis-
mäßig. Es kann doch nicht sein, dass jugendgefährdende
Trägermedien zwar verkauft werden und im Internet zu-
gänglich sein können, der Verleih – auch an Erwachse-
ne – aber verboten ist. Hierbei handelt es sich lediglich
um die Diskriminierung eines Wirtschaftszweiges, nicht
aber um eine Förderung des Jugendschutzes.

Das Gleiche gilt für das Automatenverbot für Bildträ-
ger. Das novellierte Jugendschutzgesetz schreibt techni-
sche Vorrichtungen vor, die verhindern sollen, dass die
entsprechenden Automaten von Kindern und Jugend-
lichen falschen Alters bedient werden können. Konse-
quent wäre hier ein generelles Automatenverkaufsverbot
etwa auch für Zigaretten gewesen. Aber das will der
Bundesrat aus guten Gründen nicht.

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(C (D Die Abschaffung des Elternprivilegs bei Kinobesuhen ist aus liberaler Sicht abzulehnen. s widerspricht auch dem Anliegen der Bundesratsiniiative, die Eltern in ihrer Erziehungsverantwortung und kompetenz zu stärken. Dass man den Eltern die indiviuelle Entscheidung nehmen will, zeugt von einem Menchenbild, in dem dem Gesetzgeber oder der FSK mehr ugetraut wird als den Eltern, die über den Entwickungsstand ihrer Kinder eigentlich am besten Bescheid issen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der FDP)


Allerdings – ich sagte ja, dass ich mich sachlich damit
useinander setzen möchte, Kollege Scheuer – themati-
iert der Antrag damit einen echten Schwachpunkt der
lten sowie der neuen, novellierten Jugendschutzbestim-
ungen. Die Altersgruppendifferenzierung im Rahmen

er FSK ist den tatsächlichen kindlichen Entwicklungs-
chritten überhaupt nicht angepasst.

Die FDP ist der vermutlich auch bei anderen Fraktio-
en zustimmungsfähigen Auffassung, dass sich Kinder
m Alter zwischen sechs und zwölf Jahren erheblich
tärker verändern als Jugendliche zwischen 16 und
8 Jahren. Dementsprechend wäre zumindest eine zu-
ätzliche Altersgrenze zwischen sechs und zwölf Jahren
u erwägen. Im Übrigen erscheinen mir die Probleme
er Rückwirkung einer solchen Neuklassifizierung bei
twas gutem Willen der Beteiligten durchaus lösbar.


(Beifall bei der FDP)


Der Bundesrat schlägt in Bezug auf Bildschirmspiel-
eräte die Rückkehr zur alten Regelung vor, die Kindern
nd Jugendlichen das entgeltliche Spielen verbot und so
er Gefahr des Verspielens größerer Geldsummen be-
egnete. Die Neuregelung des Jugendschutzgesetzes da-
egen setzt an einer Alterskennzeichnung an. Dies er-
öglicht eine differenzierte Freigabe, lässt aber die
ntgeltproblematik offen. In der Abwägung beider As-
ekte bevorzugen wir die Alterskennzeichnung, das
eißt die Bewertung von Inhalten. Allerdings ist aus un-
erer Sicht überlegenswert, auch die Entgeltproblematik
m Jugendschutzgesetz neu zu regeln.

Wir können aber nur dazu mahnen, bei allen berech-
igten Schutzvorschlägen immer daran zu denken, dass
ugendliche irgendwann, spätestens mit 18, selbst reif
ein müssen, verantwortungsbewusste Entscheidungen
u treffen. Jugendschutz muss deshalb immer noch eine
ndere Dimension ins Blickfeld nehmen: Er muss die
inder und Jugendlichen in die Lage versetzen, mit Ge-

ahren umzugehen und sie selbst zu meiden.

Der Jugendschutz muss in einem produktiven Span-
ungsverhältnis zu der aus unserer Sicht notwendigen
reiheit der Kinder und Jugendlichen gesehen wer-
en, die für ihre Kompetenzentwicklung so unabdingbar
st. In diesem Zusammenhang muss auch das Recht der
inder und Jugendlichen auf ihre eigene Kultur, auf
indgerechte Medien und Medieninhalte hervorgehoben
erden.






(A) )



(B) )


Klaus Haupt
Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Vorschläge des
Bundesrates zur Novellierung des Jugendschutzes ma-
chen deutlich, dass es auf diesem Gebiet weiterhin gro-
ßen Handlungsbedarf gibt. Insgesamt scheint es aus
Sicht der FDP aber besser, erst einmal Erfahrungen mit
dem reformierten Gesetz zu sammeln, bevor neue Ände-
rungen vorgeschlagen werden.

Danke.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503805900


Das Wort hat jetzt der Kollege Jürgen Wieczorek von
der SPD-Fraktion.


Jürgen Wieczorek (SPD):
Rede ID: ID1503806000


Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen!
Liebe Kollegen! Eine positive Entwicklung unserer Kin-
der und Jugendlichen zu erreichen und für den notwendi-
gen Schutz vor negativen Einflüssen zu sorgen ist eine
Schwerpunktaufgabe. Ich spreche niemandem in diesem
Hause ab, nach bestem Gewissen an dieser Aufgabe mit-
zuwirken.

Ein Hauptziel bei der Erarbeitung des neuen Jugend-
schutzgesetzes, das am Dienstag dieser Woche in Kraft
getreten ist, war, Regelungen zu finden, die der rasanten
Entwicklung der neuen Medien Rechnung tragen und
einerseits dem berechtigten Informationsbedürfnis sowie
andererseits der Minimierung der daraus resultierenden
Gefährdungen und Beeinflussungen für Kinder und Ju-
gendliche gerecht werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Dieses Ziel wurde mit dem neuen Jugendschutzgesetz
erreicht. Zusammen mit den Regelungen zum Jugend-
medienschutz wird das Gesetz den neuen Erfordernissen
gerecht. Zum Inhalt des Gesetzes bestand zwischen Bun-
desregierung, Bundestag und – wie ich mich erinnere –
den Bundesländern gerade nach den tragischen Ereignis-
sen von Erfurt Konsens. Völlig unverständlich ist des-
halb, dass noch vor In-Kraft-Treten dieses Gesetzes
durch den Bundesrat ein neuer Gesetzentwurf auf den
parlamentarischen Weg gebracht wird und dieser die Un-
terstützung von CDU und CSU hier im Hause findet.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugend-
schutz, die heute schon angesprochen wurde, bemerkt zu
diesem offensichtlichen Widerspruch – ich zitiere –:

Die Entschließung des Bundesrates vom vergange-
nen Juni, die die Grundlage des neuerlichen Ände-
rungsantrages ist, trägt für uns noch Wahlkampf-
züge.


(Kerstin Griese [SPD]: Aha!)


Auch wenn ich Ihnen, wie eingangs erwähnt, grundsätz-
lich redliche Absichten zugestehe, glaube ich, dass diese
These nicht völlig aus der Luft gegriffen ist;


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D enn für mich ist diese Verhaltensweise der Union nicht achvollziehbar. Dass sich dieses Thema, der Schutz unerer Kinder und Jugendlichen, für wahltaktische Spiele igentlich verbieten müsste, liegt auf der Hand. Besonders die Tatsache, dass die Auswirkungen des euen Gesetzes in einem Zeitraum von fünf Jahren anaysiert werden sollen – das wurde schon angesprochen – nd dass bei eventuellen Auswirkungen, die wir uns icht wünschen, Korrekturen vorgesehen sind, lässt den inn des Entwurfes noch fragwürdiger erscheinen. Für ich steht fest, dass der Gesetzentwurf keine Verbesse ung darstellt und dass er in vielen Punkten sogar einen ückschritt bedeuten würde. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Der Verdacht, dass bei der Einbringung des bayeri-
chen Entwurfs sachliche Aspekte nicht die entschei-
ende Rolle gespielt haben, wird für mich durch die Tat-
ache unterstrichen, dass sich die entsprechenden
achausschüsse im Bundesrat nicht für diesen Entwurf
usgesprochen haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Die konkreten Änderungsvorschläge sind in den Aus-
chussberatungen, während der ersten Lesung im Ple-
um und auch am heutigen Tage ausführlich beraten und
ommentiert worden. Deshalb möchte ich mich nun auf
inige Widersprüche konzentrieren und auf die Ansätze
es Gesetzes und des Gesetzentwurfes eingehen, die sich
rundsätzlich unterscheiden:

Es macht zum Beispiel wenig Sinn, den Verleih von
rägermedien mit jugendgefährdendem Inhalt auch an
rwachsene grundsätzlich zu verbieten, für den Verkauf
iese Einschränkung aber nicht zu fordern. Gerade ge-
aufte DVDs oder Videos verbleiben viel länger in den
aushalten und unterliegen somit einer geringeren Auf-
erksamkeit durch die Erwachsenen. Die Gefahr, dass
inder und Jugendliche den Inhalt konsumieren oder so-
ar kopieren könnten, dürfte viel größer sein.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


as Verbot der Weitergabe an Kinder und Jugendliche
ird dem Jugendschutz gerecht und schränkt die Infor-
ationsfreiheit für Erwachsene nicht ein.

Lassen Sie mich noch etwas zu Ihrer Forderung, Kil-
erspiele wie Gotcha, Paintball und Laserdome zu ver-
ieten, sagen. Dieses Beispiel zeigt die Überflüssigkeit
es Gesetzentwurfs sehr anschaulich; denn durch eine
rundsatzentscheidung des Bundesverwaltungsgerichts
om 24. Oktober 2001 wurde klargestellt, dass der Be-
rieb derartiger Spiele wegen des Verstoßes gegen die

enschenwürde bereits nach der polizeilichen General-
lausel unzulässig ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Was wollen Sie also noch? Diese Spiele sind bereits
erboten. So lassen sich auch andere Punkte, in denen
ich der Gesetzentwurf des Bundesrates vom bestehen-






(A) )



(B) )


Jürgen Wieczorek (Böhlen)

den Jugendschutzgesetz unterscheidet, entkräften. Viele
Punkte sind schlicht und einfach überflüssig, weil die
Sachverhalte bereits durch das Jugendschutzgesetz oder,
wie soeben erwähnt, durch andere Klauseln abgedeckt
werden.


(Andreas Scheuer [CDU/CSU]: Die kein Mensch im Gesetz findet!)


Eigentlich fordern Sie doch immer den Abbau von
Überregulierungen.


(Jörg Tauss [SPD]: Polizei ins Kinderzimmer!)


Sie wollen aber stärkere Restriktionen einbauen. Hierbei
sei nur an die heute angesprochene Erweiterung des
Bußgeldrahmens von 50 000 Euro auf 500 000 Euro er-
innert. Ich denke, hier muss die Verhältnismäßigkeit ge-
wahrt bleiben. Wir haben den Bußgeldrahmen bereits
von 15 000 Euro auf die besagten 50 000 Euro erweitert.
Das ist mehr als eine Verdreifachung. Ich denke, das ist
angemessen und führt zu einer guten Abschreckung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Andreas Scheuer [CDU/ CSU]: Jugendschutz zum Sonderpreis!)


Das Gesetz und der zu beratende Entwurf unterschei-
den sich schon im Ansatz grundsätzlich. Mit dem Ge-
setzentwurf legt die Union das Gewicht eindeutig auf
neue Regelungen und Verbote. Das ist aus meiner Sicht
in keiner Weise dazu geeignet, die Medienkompetenz
von Kindern und Jugendlichen zu stärken.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Auch wenn der Entwurf in dieser Hinsicht lückenhaft
ist, bleibt doch erkennbar, dass man aufseiten der CDU/
CSU meint, man könne die Probleme lösen, indem man
gewissermaßen eine Glocke über die jungen Menschen
stülpt. Man traut weder den Eltern noch anderen an der
Erziehung beteiligten Personen zu, erfolgreich Einfluss
auf die Kinder zu nehmen. Mit diesem Gesetzentwurf
zeigt die Union ihr Misstrauen gegenüber den Eltern.


(Beifall bei der SPD)


Ich frage Sie: Wer, wenn nicht die Eltern des Kindes,
kann am besten entscheiden, was für das Kind verant-
wortbar ist, ob es zum Beispiel einen Film emotional
oder intellektuell verarbeiten kann oder nicht? Natürlich
kann nie ausgeschlossen werden, dass es eine kleine
Zahl von Eltern gibt, die dieser Verantwortung nicht ge-
recht werden.

Die Kollegen von der Union vergessen bei ihrer Be-
gründung für die Gesetzesänderung außerdem, dass Kin-
der gleichen Alters – gerade im Alter zwischen sechs
und zwölf Jahren – sowohl geistig als auch körperlich
sehr unterschiedlich entwickelt sind.


(Jörg Tauss [SPD]: So ist es!)


Herr Haupt hat das schon angesprochen; dem ist zuzu-
stimmen.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Jutta Dümpe-Krüger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


uch deshalb ist es sinnvoll, den Eltern zuzutrauen, den
ndividuellen Entwicklungsstand ihrer Kinder richtig
inschätzen und entsprechende Entscheidungen treffen
u können.


(Christel Humme [SPD], zu Abg. Andreas Scheuer [CDU/CSU] gewandt: Das werden Sie auch noch merken, nachdem Sie in diesem Jahr geheiratet haben!)


nteressant ist die Tatsache, dass die Familie gerade bei
er Union immer eine große Rolle als Leitbild spielt.
arum sind Sie dann aber an dieser Stelle misstrauisch?

Beim Jugendschutz kann man nicht nur mit Verboten
perieren. Abgesehen davon, dass Verbotenes für Kinder
nd Jugendliche immer eine besondere Verlockung dar-
tellt, besteht die große Gefahr, dass die Kontrolle der
inhaltung der Verbote kaum konsequent durchführbar

st. Auch deshalb verfolgen wir im neuen Jugendschutz-
esetz einen anderen Ansatz: Dort, wo Verbote und Re-
ulierungen unumgänglich sind, wurden sie eingebaut.
berall dort, wo Bürgerrechte unverhältnismäßig einge-

chränkt worden wären und wo wir Beratung und eine
ertrauensvolle positive Einflussnahme als geeigneteres
nd ausreichendes Mittel ansehen, haben wir auf Verbote
erzichtet.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503806100


Herr Kollege, kommen Sie bitte zum Schluss.


Jürgen Wieczorek (SPD):
Rede ID: ID1503806200


Ich glaube, es ist heute weitgehend bewiesen, dass
ine Erziehung, die nahezu ausschließlich auf Verboten
nd Restriktionen beruht, wenn überhaupt, nur von kurz-
ristigem Erfolg ist. Zudem wird dadurch die Entwick-
ng und Förderung der Talente der jungen Menschen

erhindert.

Viel wichtiger ist es, dass Eltern, Lehrer und weitere
ahe stehende Personen ein auf Vertrauen gegründetes
erhältnis zu den Kindern aufbauen und pflegen. Nur
adurch wird eine nachhaltige positive Erziehung und
ntwicklung zu vielseitigen und offenen Menschen er-

eicht, die auch über das Jugendalter hinaus negativen
inflüssen und Anfechtungen besser widerstehen kön-
en.

Ich bin gleich fertig. – Deshalb ist es im Bereich der
euen Medien wichtig, den Kindern und Jugendlichen
ie Möglichkeit zu geben, sich damit umfassend vertraut
u machen, sie vertrauensvoll auf Gefahren hinzuweisen
nd nur dort, wo wirklich notwendig, Einschränkungen
urch Verbote vorzunehmen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503806300


Herr Kollege, Sie haben Ihre Redezeit weit über-
chritten.






(A) )



(B) )


Jürgen Wieczorek (SPD):
Rede ID: ID1503806400


Okay.


(Heiterkeit bei der SPD)


Die CDU/CSU steht mit der Unterstützung des Bundes-
ratsentwurfs weitgehend isoliert da. Ich fordere Sie auf:
Besinnen Sie sich!

Danke schön.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Ich habe fertig!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503806500


Das Wort hat jetzt der Kollege Thomas Dörflinger
von der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Thomas Dörflinger (CDU):
Rede ID: ID1503806600


Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lassen Sie
mich mit Blick auf das, was Kollegin Griese zu Beginn
ihres Beitrages gesagt hat, eine Vorbemerkung machen:
Ich glaube, es lohnt sich, einmal kritisch zu hinterfragen,
was sich vor dem Hintergrund des Irakkrieges gegen-
wärtig in den bundesdeutschen Medien abspielt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Klaus Haupt [FDP])


Ich möchte hinzufügen: Nicht nur hinsichtlich der Wir-
kung auf Kinder und Heranwachsende, sondern auch
hinsichtlich der Wirkung auf Erwachsene sollten wir uns
kritisch die Frage stellen, ob – ich will es in einen klei-
nen und einfachen Satz fassen – nicht weniger oftmals
mehr wäre.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Klaus Haupt [FDP])


Auch wenn wir wenige Tage nach In-Kraft-Treten des
Jugendschutzänderungsgesetzes aufgrund einer Bundes-
ratsinitiative über eine erneute Änderung diskutieren,
was vielleicht auf den ersten Blick anachronistisch er-
scheinen mag, ist es doch so – Herr Kollege, wenn Sie
die Stellungnahme der Bundesarbeitsgemeinschaft Kin-
der- und Jugendschutz in ihrer Gänze zitiert hätten, dann
wären auch Sie auf diesen Punkt gestoßen –, dass auch
die BAG trotz der erfolgten Änderung und der Novellie-
rung des Jugendschutzgesetzes beim Thema Jugend-
schutz durchaus Diskussionsbedarf einräumt.

Ich füge aber hinzu, dass die BAG die Auffassungen
der Union nicht in allen Punkten teilt. Auch wenn dieser
Gesetzentwurf – ich bin kein Prophet, aber davon gehe
ich aus – durch die Mehrheit der Koalition heute abge-
lehnt wird, sollte er doch Anlass sein, im Sinne der BAG
über den einen oder anderen Punkt noch einmal nachzu-
denken. Dabei muss nicht so sehr der Frage nachgegan-
gen werden, ob der eine mit mehr oder der andere mit
weniger Verboten zum Erfolg kommt, sondern es muss
um die Frage gehen, ob das, was in der Novelle zum Ju-
gendschutzgesetz vorgesehen ist, in der Praxis tauglich

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(C (D st. Diese Evaluierung sollte man nicht erst nach fünf ahren, sondern früher vornehmen. Dies gilt besonders or dem Hintergrund der Tatsache, dass sich vor wenien Tagen auf Anregung des thüringischen Ministerpräidenten eine Initiative zum Thema Jugendund Meienschutz gebildet hat. Auch das dokumentiert, dass es ei diesem Thema noch Handlungsbedarf gibt. Ist der Gesetzestext in allen Punkten praxistauglich? ch will vier Punkte nennen, in denen meiner Meinung ach die Praxistauglichkeit nicht gewährleistet ist. (Jutta Dümpe-Krüger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In denen Sie es vermuten!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Erstens geht es um den Begriff der erziehungsbeauf-
ragten Person. Bisher war im Jugendschutzgesetz vom
rziehungsberechtigten die Rede. Das war klar. Der Be-
riff der erziehungsbeauftragten Person ist so klar nicht,
enn Sie ihn nicht aus der Sicht desjenigen oder derjeni-
en sehen, der oder die sich damit beschäftigt, sondern
eispielsweise aus der Sicht eines Veranstalters oder ei-
es Gewerbetreibenden. Auch diese Menschen müssen
it diesem Rechtsbegriff im Gesetz umgehen und im
weifelsfall dafür geradestehen, wenn es zu einem Ver-
toß gegen das Jugendschutzgesetzt kommt, wofür sie
aftbar gemacht werden können.

Ich habe meine Zweifel – auch das steht in der Stel-
ungnahme der Bundesarbeitsgemeinschaft zu diesem
hema –, ob der Begriff der erziehungsbeauftragten Per-
on tatsächlich praxistauglich ist. Meiner Meinung nach
st er es selbst dann nicht, wenn, wie von Juristen ange-
ührt wird, nicht nur eine mündliche, sondern eine
chriftliche Beauftragung vorliegt. Auch dann sehe ich
m Vollzug deutliche Defizite. Ich sage ganz klar: So-
ange wir keine bessere Lösung haben – ich wäre für
ine bessere Lösung, die sich tatsächlich als solche er-
iese, durchaus offen –, müssen wir zunächst im Sinne
er Praxistauglichkeit bei der alten Lösung bleiben.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Das ist vielleicht ein Argument! Dann könnte man gar nichts ändern!)


Herr Kollege Tauss, ich weiß nicht, wovon Sie etwas
erstehen, aber ich weiß, dass Sie von dem Thema nichts
erstehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


s wäre für Sie, Ihre Fraktion und das Plenum des Deut-
chen Bundestags besser, wenn Ihre Unkenntnis nicht
uch noch im Protokoll dokumentiert würde.

Ich will einen zweiten Punkt nennen: das Elternpri-
ileg. Wir haben in der Anhörung deutlich gemacht, dass
ich die CDU/CSU-Bundestagsfraktion nicht grundsätz-
ich gegen die Parental Guidance stellt. Aber die Frage
st auch hier: Ist es in der Praxis tauglich oder nicht? Sie,
rau Griese, haben selber in Ihrem Beitrag die FSK-Al-

ersklassifizierung angesprochen. Wir sind uns durchaus
inig, dass es sinnvoll wäre, die unterschiedlichen Ent-
icklungsstufen eines Kindes zwischen 6 und 12 Jahren,
ie es zweifelsohne gibt, auch in der Altersdifferenzie-






(A) )



(B) )


Thomas Dörflinger
rung der FSK abzubilden, um so tatsächlich den Eltern
anschließend eine Handhabe für die Entscheidung zu ge-
ben, ob ein Film für ihren Sohn oder ihre Tochter geeig-
net ist oder nicht.

Wenn beispielsweise ein Sechsjähriger oder ein Sie-
benjähriger mit der Bitte zu seinen Eltern kommt, den
zweiten Teil des „Herrn der Ringe“ anschauen zu wol-
len, FSK ab 12, dann wäre ich als Vater in dieser Frage
überfordert,


(Zuruf von der SPD: Das glauben wir!)


weil ich den Film nicht kenne. Mit einer Altersdifferen-
zierung, die den Entwicklungsstufen des Kindes gerecht
wird, würde mir die Entscheidung wesentlich einfacher
fallen. Deswegen geht es auch in diesem Punkt um die
Praxistauglichkeit.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Sie unterstellen schon wieder, dass es den fiktiven Sechsjährigen gibt! Das ist ja unglaublich!)


Beim dritten Punkt geht es auch um ein Problem, das
sich möglicherweise anschließend im Vollzug erweisen
wird. Wir wollen ein Verbot von Videoverleihautoma-
ten. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Ju-
gendschutz unterstützt in ihrer Stellungnahme diese For-
derung aus der einfachen Überlegung heraus, dass der
Jugendschutz und die Kontrolle der Abgabe von Videos
an Jugendliche natürlich innerhalb eines Ladengeschäf-
tes wesentlich einfacher zu regeln ist als an einem Auto-
maten, zu dem jeder anonym Zugang hat. Auch da stellt
sich die Frage: Wie sieht es anschließend mit der Haf-
tung aus? Ist der Betreiber des Videoverleihautomaten
anschließend haftbar? Bei der Abgabe innerhalb eines
geschlossenen Ladengeschäftes ist die Frage eindeutig
zu beantworten. Es stellt sich also auch hier die Frage
nach der Praxistauglichkeit. Solange wir das nicht ge-
klärt haben, plädieren wir für ein Verbot der Videover-
leihautomaten.


(Beifall bei der CDU/CSU – Klaus Haupt [FDP]: Dann müssen Sie das bei Zigarettenautomaten auch machen!)


– Herr Kollege Haupt, danke für den Zwischenruf.

Auf Initiative der Drogenbeauftragten der Bundesre-
gierung ist das bereits diskutiert worden. Es gab durch-
aus Unterstützung in den einzelnen Fraktionen für diesen
Vorschlag. Wir müssen dann beides tun. Wenn wir zu der
Überzeugung kommen, dass Zigarettenautomaten im In-
teresse von Kindern und Jugendlichen verboten werden
sollten, dann müssen wir das gleichfalls bei Videover-
leihautomaten tun. Man kann nicht das eine tun und das
andere lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ein letzter Punkt: Ich habe erstaunlicherweise bei den
verschiedenen Beiträgen festgestellt, dass wir fraktions-
übergreifend in diesem Punkt einen Konsens haben. Es
geht um die Darstellung von Kindern in unnatürli-
cher geschlechtsbetonter Körperhaltung. Es gibt ein
deutliches Defizit im vorliegenden Gesetzentwurf, dem
wir durch die Bundesratsinitiative entgegenwirken wol-

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(C (D n. Wir können uns lange über Presseund Meinungsreiheit und über die Freiheit der Kunst unterhalten. Als hemaliger Angehöriger dieser Berufsgruppe bin ich der etzte, der das kleinredet. Aber der Gesetzgeber sollte beim Kinderschutz in der rauzone zwischen der Darstellung von Kindern in einer nnatürlichen geschlechtsbetonten Körperhaltung und er Kinderpornographie ganz eindeutig, klipp und klar einen Willen formulieren. Ich hätte mir gewünscht, dass as in der Novelle zum Jugendschutzgesetz getan woren wäre. Aus unserer Sicht ist das nicht der Fall. Vielicht bietet die heutige Debatte die Chance, nicht erst ach Ablauf von fünf Jahren, sondern angesichts dessen, as heute diskutiert worden ist, und angesichts dessen, as die Bundesarbeitsgemeinschaft Kinderund Jugend chutz uns vorgelegt hat, schon in Bälde zu einer Überrüfung dieser gesetzlichen Bestimmungen in dem Sinne u kommen, dass wir mehr für den Kinderund Jugendchutz in Deutschland tun. Herzlichen Dank. Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Abstimmung über den vom Bundesat eingebrachten Gesetzentwurf zur Änderung des Juendschutzgesetzes auf Drucksache 15/88. Der Auschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mpfiehlt auf Drucksache 15/738, den Gesetzentwurf bzulehnen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimen wollen, um das Handzeichen. – Gegenstimmen? – nthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist mit den Stimmen er Koalitionsfraktionen und der FDP-Fraktion bei Zutimmung der CDU/CSU-Fraktion abgelehnt. Damit entfällt die dritte Beratung. Ich rufe den letzten Tagesordnungspunkt für den heuigen Tag, nämlich die Zusatzpunkte 7 bis 9, auf: P 7 Beratung des Antrags der Abgeordneten Thomas Dörflinger, Siegfried Kauder Hans-Peter Repnik, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU Rechtsverordnung nach der Luftverkehrsordnung umgehend erlassen – Rückübertragung der Flugsicherung über süddeutschem Gebiet – Drucksache 15/651 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Verkehr, Bauund Wohnungswesen Auswärtiger Ausschuss Rechtsausschuss Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union P 8 Beratung des Antrags der Abgeordneten Karin Rehbock-Zureich, Reinhard Weis Sören Bartol, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Winfried Hermann, Kerstin Andreae, Volker Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Beck Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Entlastung des süddeutschen Raumes vom Fluglärm des Flughafens Zürich durchsetzen – Drucksache 15/744 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Verkehr, Bauund Wohnungswesen Auswärtiger Ausschuss Rechtsausschuss Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union ZP 9 Beratung des Antrags der Abgeordneten Birgit Homburger, Ernst Burgbacher, Horst Friedrich tion der FDP Lärmschutz durch Rechtsverordnung über süddeutschem Raum sichern – Flugsicherheit gewährleisten – Drucksache 15/755 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Verkehr, Bauund Wohnungswesen Auswärtiger Ausschuss Rechtsausschuss Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die Beratung eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Als erste Rednerin hat die Parlamentarische Staatssekretärin Iris Gleicke das Wort. I Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Ich will es hier sehr deutlich sagen: Die Bundesregierung bedauert das Scheitern des Staatsvertrags in der Schweiz. Er wäre ein Kompromiss im gutnachbarlichen Sinne gewesen, der zu einer gerechten Verteilung der Belastungen geführt hätte, die vom Betrieb des Flughafens Zürich ausgehen. Das schweizerische Parlament zwingt nun die deutsche Bundesregierung, ihre wiederholten Ankündigungen wahr zu machen und einseitig Maßnahmen im Interesse der süddeutschen Bevölkerung zu ergreifen. Die Bundesregierung hat dabei immer betont, dass sie nicht den Flughafen Zürich, sondern die Flüge über deutschem Gebiet einschränken will, um die Lasten gerecht zu verteilen. Unterstellt wird dabei allerdings, dass die Schweiz die technischen Möglichkeiten auch tatsächlich ausschöpft, die für einen Betrieb des Flughafens Zürich denkbar sind. Nicht akzeptiert werden kann, dass die Schweiz technisch machbare Lösungen nur deshalb nicht umsetzt, weil sie ihre eigene Bevölkerung schützen will. g g a L s B tr m M s f te a s d n r w A s d D Z g d h A d f g r g w g n n d s w c a h F (C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Präsenz der CDU/CSU ist blamabel!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503806700




(A) )


(B) )


(Bayreuth), weiterer Abgeordneter und der Frak-

Iris Gleicke (SPD):
Rede ID: ID1503806800

(Siegfried Scheffler [SPD]: Wir auch!)


Meine Damen und Herren von der Opposition, ich be-
rüße es ausdrücklich, dass Sie die Haltung und das Vor-
ehen der Bundesregierung mit Ihrem Entschließungs-
ntrag unterstützen wollen. Das spricht übrigens für Ihre
ernfähigkeit; denn zu Ihrer Regierungszeit haben Sie
ich herzlich wenig um die Belange der süddeutschen
evölkerung gekümmert.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Eckart von Klaeden [CDU/ CSU]: Deshalb wählen sie auch alle mit großer Begeisterung SPD!)


Aber Ihr guter Wille allein reicht nicht; denn dem An-
ag der CDU/CSU-Fraktion fehlt das gebotene Augen-
aß in puncto Realisierbarkeit. Die darin geforderten
aßnahmen sind zum Teil auch technisch in sich wider-

prüchlich. Sie fordern zum Beispiel, dass Wartever-
ahren nur über schweizerischem Gebiet erfolgen dürf-
n, aus ihnen heraus aber nicht über deutsches Gebiet

ngeflogen werden dürfte. Es gibt jedoch keine dement-
prechenden Anflugverfahren auf die Pisten 14 und 16,
ie den Kriterien der Internationalen Zivilluftfahrt-Orga-
isation entsprechen würden. Gleiches gilt für die Forde-
ungen der Landräte der Landkreise Waldshut, Schwarz-
ald-Baar und Konstanz, auf die die FDP in ihrem
ntrag verweist.

Der Antrag der Fraktionen der SPD und des Bündnis-
es 90/Die Grünen – wie sollte es auch anders sein? – ist
emgegenüber auch im Hinblick auf die tatsächliche
urchsetzbarkeit der Maßnahmen sauber formuliert.


(Beifall bei der SPD – Ernst Burgbacher [FDP]: Ihr müsst euch selbst beklatschen!)


udem enthält er wichtige Elemente wie Genehmi-
ungsverfahren für die viel diskutierten Ausnahmen von
en Flugbeschränkungen und die Überwachung der Ein-
altung der Flugbeschränkungen, die ich in den anderen
nträgen schmerzlich vermisse.

Die Bundesregierung handelt, sie wird die Interessen
er süddeutschen Bevölkerung wirksam schützen und
ür eine angemessene Verteilung der Belastungen sor-
en. Damit die im Sinne einer weit reichenden Reduzie-
ung zwingend notwendigen technischen Voraussetzun-
en am Flughafen Zürich geschaffen werden können,
erden der Schweizer Seite kurze Übergangsfristen ein-
eräumt.

Die Umsetzung erfolgt deshalb in zwei Stufen: In ei-
er ersten Stufe wollen wir die Flugbewegungen zu-
ächst auf unter 110 000 reduzieren. Die Verordnung,
ie wir dazu erlassen, tritt am 17. April in Kraft. Mit die-
er Verordnung werden folgende Maßnahmen sofort
irksam: Die Nachtflugbeschränkungen werden wo-

hentags abends und morgens um jeweils eine Stunde
uf 21 bis 7 Uhr Ortszeit ausgedehnt. Die Überflughö-
en und Wartehöhen werden von 21 bis 7 Uhr auf
lugfläche 120 – das sind circa 3 600 Meter über Nor-






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretärin Iris Gleicke
malnull – bzw. Flugfläche 180 – das sind circa
5 400 Meter über Normalnull – angehoben. Um den Be-
trieb am Flughafen nicht einschränken zu müssen, wird
sich der Flughafen für Landeanflüge von Osten und Sü-
den öffnen müssen.

Wir wollen auch die derzeit gültigen Ausnahmerege-
lungen weiter einschränken. Die entsprechenden Maß-
nahmen sind bereits in der Verordnung enthalten und tre-
ten zum 10. Juli dieses Jahres in Kraft.

Die zweite Stufe greift nach einem Jahr mit einer
neuen Verordnung und reduziert die Flugbewegungen
dann weiter auf unter 80 000. Mit diesen konkreten
Maßnahmen werden die Interessen der süddeutschen Be-
völkerung wirkungsvoll geschützt.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Lassen Sie mich noch etwas zu der Wahrnehmung der
Flugsicherung im Grenzgebiet anmerken. Aus flugsi-
cherungsfachlicher Sicht ist dort die gegenwärtige Auf-
gabenteilung zwischen der deutschen und der schweize-
rischen Flugsicherung optimal. Aber ohne einen
Staatsvertrag fehlt hierfür die Rechtsgrundlage. Eine
fachlich gleichwertige Lösung wäre gegeben, wenn jetzt
die deutsche Flugsicherung 50 Jahre lang den schweize-
rischen Luftraum kontrollieren würde.


(Siegfried Scheffler [SPD]: Das wäre doch nicht schlecht!)


An diese Lösung will aber die Schweiz aus Gründen der
Souveränität nicht herangehen. Sie misst auch hierbei
mit zweierlei Maß. Wenn wir das Lärmproblem im Griff
haben, werden wir aber auch zu diesem Komplex geeig-
nete Lösungen finden. Wir sind es der süddeutschen Be-
völkerung schuldig, dass wir schnell wirkende Maßnah-
men ergreifen, die zu einer gerechten Verteilung der
Lasten führen.


(Siegfried Scheffler [SPD]: Da haben Sie Recht!)


Ich betone noch einmal: Uns wäre ein Staatsvertrag sehr
viel lieber gewesen. Dass er nicht zustande gekommen
ist, hat nicht an uns gelegen. Jetzt müssen wir aber han-
deln.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503806900


Das Wort hat jetzt der Kollege Thomas Dörflinger
von der CDU/CSU-Fraktion.


Thomas Dörflinger (CDU):
Rede ID: ID1503807000


Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Erlauben Sie
mir eine kleine Bemerkung zu den auch eben wieder un-
ternommenen Ausflügen in die politische Geschichte,
Frau Staatssekretärin.

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(C (D (Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist Ihnen peinlich! Das verstehe ich auch! – Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Sie wollen den Mantel der Geschichte über das hängen, was Sie gemacht haben!)


s wäre sinnvoll, bei Ihrer Suche in den Archiven der
inisterien auch einen Blick in das Archiv des Bundes-

anzleramts zu werfen und nachzulesen, wie sich der da-
alige Staatsminister im Bundeskanzleramt, Gunter
uonker, zwischen 1980 und 1982 zu der geplanten Er-
eiterung der Pisten beim Flughafen Zürich-Kloten ge-

ußert hat. Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Stei-
en werfen!


(Ute Kumpf [SPD]: Die Akten haben Sie alle mitgenommen!)


Die heute vorliegenden Anträge unterscheiden sich in
ier zentralen Punkten, die aus unserer Sicht auch in der
ngekündigten Rechtsverordnung nicht im ausreichen-
en Maße geregelt sind und auf die ich an dieser Stelle
äher eingehen möchte.

Erstens. Wir plädieren für eine sehr strenge Definition
nd Regelung der Ausnahmetatbestände. Es geht nicht
n, dass die Festlegung, ob schlechtes oder gutes Wetter
errscht, der Definitionshoheit der Flughafenbetreiberin
berlassen wird. Die im Staatsvertrag getroffenen Rege-
ungen, die im Vorgriff auf das In-Kraft-Treten des
taatsvertrages bereits zur Anwendung kamen, hatten zu
em Zeitpunkt, als die Ausnahmetatbestände in Kraft
raten, einen schlagartigen Anstieg von Flugbewegungen
ur Folge, die sich auf die Ausnahmen beriefen. Dies
eht aus einer Übersicht hervor, die aus Quellen des Uni-
ue Airport Zürich und der Bürgerinitiative aus dem
reis Konstanz stammt. Das heißt, so stringent, wie Sie
einen, können die im Staatsvertrag vorgesehenen Re-

elungen nicht gewesen sein. Deswegen sollten die in
er Rechtsverordnung festgelegten Regelungen effizien-
er sein als bisher.

Zweitens. Sie haben es zum Ende Ihrer Rede bereits
ngesprochen, Frau Staatssekretärin. Nach meiner
enntnis bezieht sich die Rechtsverordnung an keiner
telle auf die Frage der Luftverkehrskontrolle. Aus
erfassungsrechtlichen Gründen ist es zwingend not-
endig – darauf haben Sie hingewiesen; darin sind wir
ns auch einig –, in dieser Frage eine Regelung zu fin-
en. Ich hätte mir gewünscht, dass Sie die Gelegenheit
enutzt hätten, per Rechtsverordnung eine entspre-
hende Regelung zu treffen, statt in einer verfassungs-
echtlich bedenklichen Situation die Dinge auf die lange
ank zu schieben. Dahinter steht nicht nur die verfas-

ungsrechtliche Diskussion, sondern angesichts der Er-
ignisse im Raum Überlingen und des einen oder ande-
en Fastzusammenstoßes geht es auch um die Sicherheit
er Bevölkerung in diesem Landstrich wie auch der Pas-
agiere in den Flugzeugen, die Zürich-Kloten anfliegen.
s hat mich sehr befremdet – das sage ich Ihnen in aller
ffenheit, Frau Staatssekretärin –, dass Sie vorhin die
raxis der Flugsicherung in Südwestdeutschland
ls – ich werde das im Protokoll genau nachlesen – opti-
al bezeichnet haben. Aus meiner Sicht und aus der der






(A) )



(B) )


Thomas Dörflinger
betroffenen Bevölkerung ist die Praxis alles andere als
optimal.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich möchte noch einen dritten Punkt ansprechen. Lei-
der wird in der Rechtsverordnung auch keine Aussage zu
den Warteräumen getroffen. Natürlich ist uns klar, dass
ein Flughafen wie Zürich-Kloten, der beispielsweise
auch von Norden angeflogen wird, logischerweise einen
Warteraum im Norden haben muss. Es kann nicht sein,
dass aus vier Himmelsrichtungen angeflogen wird, dass
die Flugzeuge aber alle notwendigen Warteschleifen
über Donaueschingen drehen, also im Norden des Flug-
hafens Zürich-Kloten. Deswegen sagen wir: Die Flugha-
fenbetreiberin ist in der Pflicht, eine Regelung betreffend
die Verlegung von Warteräumen in den Umkreis von Zü-
rich-Kloten zu treffen, die erstens den Südanflug mög-
lich macht und die zweitens sicherstellt, dass die not-
wendigen Warteräume im Süden des Flughafens genutzt
und betrieben werden können.

Ich möchte einen vierten Punkt ansprechen, auf den
Sie leider überhaupt nicht eingegangen sind. Es geht
nicht nur um die Anflüge auf Zürich-Kloten, sondern
auch um die Abflüge. Wenn Sie sich einmal vor Augen
führen, dass die Flugzeuge, die nach Norden abfliegen,
drei nautische Meilen vor der Grenze abdrehen und dass
der Lärm und die sonstigen Emissionen anschließend an
den Hängen des Südschwarzwaldes abprallen, wo es
eine der prädestiniertesten Ferienregionen in Deutsch-
land gibt, dann werden Sie mir sicherlich zustimmen,
dass es nicht in unserem Interesse sein kann, dass wir
diese Praxis durch Nichtberücksichtigung in der Rechts-
verordnung zwar nicht fortschreiben, aber quasi sanktio-
nieren. Hier herrscht eindeutig Nachholbedarf.


(Zuruf von der SPD: Wo ist Ihre Initiative?)


– Herr Kollege, unser Antrag auf Drucksache 15/651
liegt vor. Dort können Sie alle unsere Positionen nachle-
sen, die wir in Bezug auf die angekündigte Rechtsver-
ordnung vertreten.

Wir wissen uns in dem, was wir in unserem Antrag
formuliert haben, einig mit den Landkreisen Waldshut,
Schwarzwald-Baar und Konstanz, mit den Mehrheiten in
den dortigen Kreistagen und mit den fast einstimmig ge-
fassten Beschlüssen der betroffenen Gemeinden wie bei-
spielsweise denen der in meinem Wahlkreis liegenden
Gemeinden Hohentengen und Klettgau.


(Zuruf von der SPD: Das sind alles schwarze Gemeinden!)


Frau Kollegin, nur als Hinweis: Die Gemeinde Klettgau
hat einen Bürgermeister, der der SPD angehört. Wir wis-
sen uns auch mit den Bürgerinitiativen in diesen drei
Landkreisen einig.

Wir halten unseren Antrag für zielführender und wei-
tergehender. Demzufolge bitten wir um Zustimmung.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Das Wort hat der Kollege Winfried Hermann vom ündnis 90/Die Grünen. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir haben oeben sozusagen die lautstarke Trompete des Bürgerrotestes eines Vorzeigemusikanten aus dem südwesteutschen Raum gehört. Er hat sie durchaus kundig gepielt. Ich halte allerdings fest, dass die CDU/CSU heute ffensichtlich die Jungen voranschickt, während die Altorderen, die über Jahrzehnte Verantwortung hatten, als ie noch auf der Regierungsbank saßen, heute nicht anesend sind. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503807100
Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503807200

Wir müssen uns heute auch ein bisschen mit der Ge-
chichte der Bekämpfung des Fluglärms im südwest-
eutschen Raum befassen. Ich kann Ihnen – Sie selber
aben auf die Geschichte zurückgegriffen; auch wir ha-
en nachgeschaut – das nicht ersparen. Sie haben 1984,
ls die CDU an der Regierung war, eine unverbindliche
erwaltungsvereinbarung in Kraft gesetzt und sie
4 Jahre lang gegen alle stürmischen Proteste als das
onplusultra des Fluglärmschutzes im südwestdeut-

chen Raum verteidigt. Als Sie 1998 sozusagen auf der
ppositionslandebahn 30 plus x gelandet sind, haben
ie, nachdem wir das gefordert haben, die Notwendig-
eit eines Staatsvertrages festgestellt. Als wir einen
taatsvertrag ins Spiel gebracht haben, hat der Minis-

erpräsident von Baden-Württemberg die Verfassungs-
äßigkeit eines solchen Vertrages angezweifelt und hat
it einer Klage vor dem Bundesverfassungsgericht ge-

roht. Mithilfe von Hessen haben Sie im Bundesrat den
taatsvertrag, der zweifellos eine Verbesserung gebracht
ätte – für alle Beteiligten in dieser Region, vor allen
ingen auch für die Bürgerinnen und Bürger im süd-
estdeutschen Raum –, in den Vermittlungsausschuss
eschoben und damit gewissermaßen abgewiesen. Man
ragt sich: Warum muss Hessen eigentlich Interessen der
ürger in Südwestdeutschland vertreten?


(Thomas Dörflinger [CDU/CSU]: Fragen Sie einmal die grüne Kreistagsfraktion in Waldshut!)


ibt es etwa Konkurrenzinteressen mit Flughäfen in
essen? Wie ich finde – dieser Eindruck drängt sich auf,
enn man die Geschichte Ihres Protestes anschaut –, ha-
en Sie ständig nach wechselnden Notenblättern getutet
nd eigentlich keine klare Linie gehabt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Rot-Grün hat dieses Problem ab 1999 konsequent an-
epackt. Wir haben gesagt: Wir wollen eine faire Lö-
ung mit der Schweiz finden, weil wir anerkennen, dass
ieser Flughafen auch für die Bürgerinnen und Bürger
m südwestdeutschen Raum eine Funktion hat. Aber die
asten müssen fair verteilt werden. Es kann nicht sein,
ass der Fluglärm auf Deutschland abgeladen wird, wäh-






(A) )



(B) )


Winfried Hermann
rend das Geschäft in der Schweiz gemacht wird. Weil
wir die Schweiz lieben und sie als Partner schätzen,
wollten wir diese faire Lösung. Aber klar musste sein:
weniger Fluglärm für die deutschen Anwohner, klare
Regeln – damit nicht immer zuungunsten der Deutschen
entschieden wird – und eine faire Lastenverteilung.

Wir haben von Anfang an gesagt: Wenn es diesen
Staatsvertrag gibt, dann wollen wir auch eine deutliche
Absenkung der Zahl der Flugbewegungen festschreiben.
All dies haben wir vorgetragen und in den Staatsvertrag
eingebracht. Wie ich finde, hatten wir mit der Schweiz
einen außerordentlich fairen Kompromiss ausgehandelt.
Ich sage Ihnen ganz offen: Für uns Grüne war es hart, zu
diesem Kompromiss zu stehen, weil er den Schweizer
Bedürfnissen eigentlich weit entgegengekommen ist.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ja!)


Wir haben zugestimmt, im Interesse einer guten
Nachbarschaft. Die Schweiz dagegen hat das in ihren
Parlamenten, im Ständerat und im Nationalrat, mit ge-
wisser Arroganz einfach abgelehnt – obwohl es ein mehr
als faires Angebot war. Als im letzten Sommer erkenn-
bar war, dass eine Vereinbarung scheitert, haben wir
Grünen sofort gesagt: Lasst uns einen anderen Weg be-
schreiten. Wir können das im Wege einer Rechtsverord-
nung machen. Dann ist das dort klar und eindeutig gere-
gelt, wenn auch vielleicht etwas mehr zugunsten der
deutschen Anwohner und etwas mehr zulasten der
Schweizer Bevölkerung.


(Thomas Dörflinger [CDU/CSU]: Warum wurde denn über den Bundesratsentscheid nicht abgestimmt?)


Diese Regelung war zweifellos notwendig. Dazu
hätte es aber nicht kommen müssen, wenn die Schweiz
kulanter gewesen wäre. Wie schon zu Recht gesagt
wurde, hat sich die Schweiz aber schon in der Über-
gangsphase, als das eine oder andere Neue ausprobiert
wurde, an keine Absprachen gehalten. Das hat das Ver-
trauen der deutschen Bevölkerung in eine solche Re-
gelung nachhaltig erschüttert. Von daher war uns klar:
Irgendwann müssen wir handeln. – Jetzt haben wir ge-
handelt: Wir haben einen Antrag eingebracht, der die
Rechtsverordnung klar umreißt und deutlich macht, um
was es uns geht.

Unsere Ziele: Wir wollen eine wirkungsvolle Rege-
lung, insbesondere eine deutliche Absenkung der Zahl
der Flugbewegungen, eine Ausweitung der Ruhezeiten
– abends, am Wochenende und an Feiertagen – und eine
sukzessive Überführung der Warteräume auf das
Schweizer Gebiet. All diese Regelungen sollen nicht nur
auf dem Papier stehen – um dann unterlaufen zu wer-
den –, sondern müssen nachvollziehbar sein, überprüft
werden können und gegebenenfalls auch sanktioniert
werden, wenn gegen sie verstoßen wird.

Wir werden heute sicherlich auch noch einen Vertre-
ter der FDP hören, der sich eindeutig für den Lärm-
schutz ausspricht. Ich bin froh, dass wir im Hause bei
diesem Thema einen großen Konsens haben, dass wir et-
was gegen den Fluglärm von diesem Schweizer Flugha-

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(C (D en tun müssen. Ich hoffe sehr, dass dieser Konsens, den ir heute feststellen, auch dann deutlich wird, wenn wir as Fluglärmgesetz novellieren und neue Lärmgrenzerte über deutschen Flughäfen festschreiben. Ich bin espannt, ob Sie auch dann vorne dabei sind nd mit uns auf der Seite der Bürgerinnen und Bürger ämpfen oder ob Sie dann plötzlich wirtschaftliche Arumente finden, mit denen Sie begründen wollen, waum das alles nicht möglich ist. Vielen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


(Karin Rehbock-Zureich [SPD]: Genau!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503807300


Das Wort hat der Kollege Ernst Burgbacher von der
DP-Fraktion.


Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1503807400


Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen
nd Kollegen! Lieber Herr Hermann, manche Ihrer
orte höre ich mit Staunen. Angesichts Ihrer Rede

rängt sich mir schon die Frage auf: Was ist eigentlich
us den Grünen geworden?


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Für all jene, die die Debatte verfolgen und die Materie
icht so genau kennen, möchte ich noch einmal klar sa-
en: Es geht hier nicht darum, dem Sankt-Florian-Prin-
ip zur Durchsetzung zu verhelfen, überhaupt nicht!
ielmehr geht es darum, dass die Lasten des Flughafens
ürich, der für diesen Raum – wie Sie richtig sagen –
ine wirtschaftliche Bedeutung hat, gerecht verteilt wer-
en. Mit der Lösung dieses Problems setzen wir uns
benso wie die Betroffenen auseinander.

Ich möchte an dieser Stelle den zahlreichen Kommu-
alpolitikern, den Bürgermeistern und auch den Bürger-
nitiativen ausdrücklich danken. Sie haben äußerst ver-
ntwortlich gehandelt und nicht nur abgeblockt, sondern
uch konstruktive Verbesserungsvorschläge gemacht.
nsbesondere möchte ich den Landräten der betroffenen
reise, Waldshut, Schwarzwald-Baar und Konstanz,
anken. Sie haben uns Abgeordnete immer auf dem Lau-
enden gehalten und mit guten Vorschlägen unterstützt.

Zwei Bereiche sind wichtig.

Erstens: die Flugsicherungskontrolle. Liebe Kolle-
innen und Kollegen, auch von der Union, ich warne ein
isschen vor der Umsetzung Ihrer Forderung, die Flug-
erkehrskontrolle in die deutsche Verantwortung zurück-
uführen. Wir bevorzugen einen anderen Weg. Wir wol-
en alles tun, damit sich die Flugsicherungskontrolle an
er Vorstellung eines Single European Sky, also eines
uropäischen Luftraums, orientiert. Dabei geht es nicht
m nationale Grenzen, sondern um Flugströme, die be-
ücksichtigt werden müssen. Wir sollten ganz schnell da-
it anfangen, die Flugsicherungskontrolle stärker auf

ie Sicherheit unserer Passagiere auszurichten.






(A) )



(B) )


Ernst Burgbacher

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Zweitens. Liebe Kolleginnen und Kollegen von den
Regierungsfraktionen, liebe Frau Staatssekretärin, wir
brauchen umgehend eine Rechtsverordnung.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Guten Morgen!)


Der derzeitige Zustand darf nicht anhalten. Ich betone:
Es geht uns einzig und allein um eine gerechte Vertei-
lung.


(Siegfried Scheffler [SPD]: Das war der Staatsvertrag!)


Mir stehen nur etwa drei Minuten Redezeit zur Verfü-
gung. Das entspricht etwa der Ruhezeit, die viele Men-
schen im süddeutschen Raum zwischen zwei Flügen ha-
ben. Viel länger ist es oft nicht. Ich will mich auf drei
Punkte beschränken.

Erstens. Angesichts der Topographie im süddeutschen
Raum – es gibt Berge, die sind über 1 000 Meter hoch –
darf die Flugfläche für Anflüge nicht 100, sondern sie
muss 150 betragen. Insbesondere der Raum, wo der Tou-
rismus Wirtschaftsfaktor Nummer eins ist, leidet unter
diesem Lärm ganz besonders. Das können wir nicht hin-
nehmen.


(Beifall bei der FDP)


Zweitens. Das Warteverfahren für den Flughafen
Zürich – Kollege Dörflinger hat es schon gesagt – darf
künftig nur über Schweizer Gebiet stattfinden. Von die-
ser Forderung werden wir nicht abrücken. Die Regelung
dieses Warteverfahrens muss so im Staatsvertrag stehen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Drittens. Landeanflüge über deutschem Hoheitsge-
biet dürfen wochentags zwischen 21 Uhr und 7 Uhr, von
Freitag 21 Uhr bis Montag 7 Uhr, und an deutschen Fei-
ertagen von 7 Uhr bis 21 Uhr nicht stattfinden.

Diese drei Punkte müssen wir zum Wohle der betrof-
fenen Bevölkerung im Staatsvertrag regeln.


(Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Aber ansonsten sind Sie für Luftverkehr?)


Wenn Sie das nicht umsetzen, dann werden Sie unsere
Unterstützung nicht bekommen.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das steht alles in unserem Antrag, Herr Burgbacher! Sie rennen offene Türen ein!)


Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Das Wort hat jetzt die Kollegin Rehbock-Zureich von er SPD-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! err Burgbacher, Herr Dörflinger, ich hätte mir natürlich chon gewünscht, dass in den 16 Jahren Ihrer Regieungszeit ein Antrag gestellt worden wäre, der den beechtigten Interessen der Bevölkerung in den betroffenen andkreisen entsprochen hätte. (Ernst Burgbacher [FDP]: Frau Rehbock, wer nur nach hinten schaut, fährt an die Wand! Schauen Sie mal nach vorne!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503807500
Karin Rehbock-Zureich (SPD):
Rede ID: ID1503807600

Herr Burgbacher, das tun wir. Diese Verordnung ist ein
chritt nach vorne.

Hier muss einmal gesagt werden, warum wir heute an
iesem Punkt stehen. Es wäre vielleicht besser gewesen,
enn wir vor zehn Jahren an diesem Punkt gestanden
ätten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


is zum Jahr 1998 ist in diesem Bereich nichts gesche-
en. Es war die rot-grüne Bundesregierung, die sich die-
es Problems angenommen hat und die versucht hat, eine
invernehmliche Lösung mit der Schweiz in Form eines
taatsvertrages zu finden. Diesen hat das Schweizer Par-

ament abgelehnt.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Leider!)


omentan stellt sich die Situation so dar, dass die Nut-
ung dieses Luftraumes durch eine einseitige Verord-
ung geregelt wird.

Ich möchte Ihnen, Herr Burgbacher, noch einmal die
nhalte der Verordnung und die Vorstellungen der SPD-
raktion zur Entlastung der Region darstellen. Ich stelle
it Vergnügen fest, dass auch Sie das fordern, was die
taatssekretärin vorhin genannt hat. Insofern gibt es in
anchen Punkten einen Konsens. Was manch andere
unkte angeht, kann ich mich bloß wundern.

Ich möchte Ihnen die wichtigsten Eckwerte der Ver-
rdnung darstellen:

Es geht um eine substanzielle Reduzierung der Zahl
er Überflüge. In Schritten soll eine Zahl von unter
0 000 erreicht werden. Wenn weiteres Reduzierungspo-
enzial vorhanden ist, werden wir auch das einfordern.

Wir haben eine gerichtsfeste Lösung im Staatsvertrag
ehabt. Herr Dörflinger, angesichts dessen wundere ich
ich, dass Sie jetzt fordern, die Zahl der Überflüge in ei-

er anderen Größenordnung zu reduzieren und völlige
onntagsruhe durchzusetzen. Das geht zulasten der Re-
ion. Die Forderung nach völliger Sonntagsruhe, die Sie
ier einbringen, ist sicherlich keine Forderung, die ge-
ichtsfest werden kann, sondern eine populistische For-
erung.






(A) )



(B)


Karin Rehbock-Zureich

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Siegfried Kauder [Bad Dürrheim] [CDU/CSU]: Das ist Unsinn!)


Sie gefährden damit die Gerichtsfestigkeit der Verord-
nung. Sie wissen, dass der Flughafen Kloten auf jeden
Fall die Gerichte bemühen wird.


(Thomas Dörflinger [CDU/CSU]: Das haben wir gesehen! – Siegfried Kauder [Bad Dürrheim] [CDU/CSU]: Das hatten wir schon! Den Prozess haben Sie verloren!)


– Das betraf den Staatsvertrag; die jetzt vorgesehene Re-
gelung ist gerichtsfest.


(Siegfried Kauder [Bad Dürrheim] [CDU/ CSU]: Die Bundesrepublik Deutschland hat den Prozess verloren!)


Wenn man sich weit von dieser Grundlage entfernt, ge-
fährdet man die Entlastung der Region, Herr Kauder.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Ausnahmerege-
lung. Da sind wir mit der Entwicklung in der Region in
den letzten Monaten in keiner Weise zufrieden gewesen.


(Thomas Dörflinger [CDU/CSU]: Dank Staatsvertrag!)


Hier muss und wird es eine Veränderung geben. Ausnah-
men müssen vorher angemeldet werden. Sie werden
dann anders kontrolliert. Ganz wichtig ist – der Kollege
Hermann hat schon darauf hingewiesen –: Es wird auch
Sanktionen geben. Wir fordern ein, dass das in die Ver-
ordnung aufgenommen wird, damit die Ausnahmerege-
lungen auch eingehalten werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Anhebung der Mindestwartehöhen wird dazu füh-
ren, dass Warteräume in die Schweiz verlegt werden
müssen, und das ist richtig. Infolgedessen werden auch
die Anflugverfahren der Schweiz verändert werden müs-
sen, und zwar so, dass Warteräume – sie sind dringend
notwendig – über Schweizer Gebiet sind. Der Weg geht
also dahin, Warteräume auf das Gebiet der Schweiz zu
verlegen.

Ein wichtiger Punkt in der Verordnung muss die
Flugsicherung sein. Herr Burgbacher, wir freuen uns,
dass auch Sie die Flugsicherheit als oberstes Prinzip se-
hen. Da haben Sie unsere Unterstützung. Die Flugsicher-
heit muss in der Tat bei allen Entwicklungen der Flugsi-
cherung oberstes Prinzip sein. Ich stelle mir das so vor,
dass man entweder gemeinsame Lösungen findet oder
die Deutschen die Flugsicherung übernehmen. Sollte es
aber dazu kommen, dass die Schweizer die Flugsiche-
rung weiterführen, dann geht das aus unserer Sicht nur
bei deutscher Kontrolle, Sicherung der Flugverfahren
und Einhaltung der Flugwarteräume.

Ich muss die FDP fragen, was nun eigentlich Sache
ist. Sie von FDP und CDU/CSU sprechen hier mit völlig
unterschiedlichen Stimmen. Der FDP-Wirtschaftsminis-
ter Döring verkündet vor Ort: Nun müssen wir weitere

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(C (D eheimverhandlungen aufnehmen, um wieder zu einem rdentlichen Verhältnis zur Schweiz zu kommen. (Siegfried Kauder [Bad Dürrheim] [CDU/CSU]: Wie es der Bundeskanzler macht!)


as kann es ja wohl nicht sein.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Unsinn!)


Der Bundeskanzler hat das nicht gesagt. Der Herr
ouchepin hat das in der Schweiz verkündet.


(Zurufe von der CDU/CSU)


r hätte das gern. Da ist der Wunsch der Vater des Ge-
ankens, Herr Kauder. Wir wollen hier mal bei der
ahrheit bleiben und nicht immer Halbwahrheiten ver-

ünden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU: Bravo!)


Genau! Es war der Herr Couchepin, der das gern hätte.
er Bundeskanzler hat das ans Fachministerium zurück-
erwiesen.


(Siegfried Scheffler [SPD]: Was auch vernünftig ist!)


err Couchepin hat sich vor der Presse nicht gemeinsam
it dem Bundeskanzler geäußert und das ist ja ganz inte-

essant.

Auch Sie in der CDU/CSU sprechen mit unterschied-
ichen Stimmen. So spricht der Ministerpräsident Teufel
on 80 000 Anflügen pro Jahr, während Sie in Ihrem
ntrag eine Begrenzung auf 60 000 fordern.


(Thomas Dörflinger [CDU/CSU]: Das ist besser als 110 000!)


a lobt die FDP die Landräte. Es ist ja wunderbar, dass
ie die Landräte loben, aber der Vorsitzende Ihrer Land-

agsfraktion, der Herr Pfister, äußert sich folgenderma-
en: Diese Probleme können auf Landkreisebene und
on den Landräten überhaupt nicht gelöst werden.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Es geht nicht um die Lösung, sondern um die Fakten! Nicht alles umdrehen, Frau Rehbock!)


Die Ansätze von CDU/CSU und FDP sind einfach
opulistisch und haben mit einer sachorientierten Lö-
ung wenig zu tun; daran hatten Sie ja auch die vergan-
enen 16 Jahre wenig Interesse. Sie haben hier Chancen
erstreichen lassen und sind Ihrer Verantwortung auch in
er Vergangenheit nicht gerecht geworden. Auch jetzt
andeln Sie, Herr Dörflinger, nicht verantwortlich, in-
em Sie Werte in Ihren Antrag schreiben, die möglicher-
eise einer gerichtlichen Prüfung nicht standhalten kön-
en. Ich möchte wissen, wie dies in der Region bewertet
ird.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503807700


Frau Kollegin, kommen Sie bitte zum Schluss. Sie
ind schon weit über der Zeit.
)






(A) )



(B) )


Karin Rehbock-Zureich (SPD):
Rede ID: ID1503807800


Ich komme zum letzten Satz. – Ich bitte Sie: Stimmen
Sie unserem Antrag zu, dann sind wir auf der sicheren
Seite und erreichen eine Entlastung für die Region.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503807900


Als letztem Redner zu diesem Tagesordnungspunkt
und am heutigen Tage gebe ich das Wort dem Kollegen
Siegfried Kauder von der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Siegfried Kauder (CDU):
Rede ID: ID1503808000


Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-
ren! Ich sage es einer Dame ungern,


(Zuruf von der SPD: Dann lassen Sie es!)


aber ich muss es heute tun: Frau Staatssekretärin, mit
borniertem Gerede werden Sie den Menschen im süd-
deutschen Raum nicht helfen können.


(Beifall bei der CDU/CSU – Siegfried Scheffler [SPD]: Sie sind unverschämt!)


Es war nichts anderes als borniert, zu sagen, wir von der
CDU/CSU hätten keine konkreten Vorschläge gebracht.
Anscheinend haben Sie unseren Antrag nicht gelesen.
Sie von SPD und Grünen versuchen in der Tat, ein Vor-
haben gegen den Willen der Bevölkerung durchzusetzen;
das wird sie sich nicht gefallen lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Siegfried Scheffler [SPD]: Was haben Sie getan? 16 Jahre geschlafen! – Karin Rehbock-Zureich [SPD]: 16 Jahre geschlafen haben Sie!)


– Erzählen Sie mir nichts von diesen 16 Jahren, Frau
Kollegin Rehbock-Zureich. Sie wissen genauso gut wie
ich, dass es den Warteraum RILAX erst seit dem 18. Mai
2000 gibt.


(Karin Rehbock-Zureich [SPD]: Mit Zustimmung der Landesregierung! – Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Den Flughafen gibt es wahrscheinlich auch erst seit 2000!)


Man muss mit Ihnen, Frau Kollegin Rehbock-
Zureich, Deutsch reden, damit die Bevölkerung im süd-
deutschen Raum begreift, was Sie möchten. Sie haben
sich in einem Zeitungsartikel folgendermaßen geäußert:
Man wolle, dass die Warteräume SAFFA und EKRIT in
die Schweiz verlegt werden. Sie wissen ganz genau, dass
es dann nur noch einen Warteraum RILAX über dem
Schwarzwald-Baar-Kreis gibt.


(Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Dem hat die Landesregierung zugestimmt!)


Wenn Sie es so gesagt haben, wie es in der Presse steht,
dann wiederholen Sie das doch heute auch hier. Das be-

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(C (D eutet nämlich, dass SAFFA und EKRIT in die Schweiz erlegt werden, RILAX sich aber weiterhin über dem chwarzwald-Baar-Kreis befindet. Damit werden die enschen dort noch mehr als bisher belastet. Wir wer en nicht zulassen, dass Rot-Grün Politik zum Nachteil er Menschen im Schwarzwald-Baar-Kreis macht. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Karin Rehbock-Zureich [SPD]: Die Landesregierung hat damals diesem Warteraum zugestimmt! – Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Lesen Sie einmal den Antrag! Da steht etwas ganz anderes drin!)


Meine Damen und Herren, man muss auch über den
mgang der Bundesregierung mit den vom Fluglärm be-

roffenen Bürgern reden. Die Bürger haben gegen die
inrichtung des Warteraums RILAX vor dem Verwal-

ungsgerichtshof Mannheim geklagt. Die Bundesregie-
ung hat vortragen lassen, dass diese Klage unzulässig
ei, weil die Bürger im Schwarzwald-Baar-Kreis keine
ngrenzer an den Kanton Zürich seien und deswegen in

hren Rechten nicht betroffen sein könnten. Diesen Pro-
ess hat die Bundesregierung mit Pauken und Trompeten
erloren, und zwar nicht nur deshalb, weil die Bürger
icht angehört wurden, sondern auch, weil öffentliche
elange gegen private nicht hinreichend abgewogen
orden sind. Auch das muss man den Menschen noch

agen: Die Bundesregierung hat auf diesen verlorenen
rozess mit der Einlegung von Rechtsmitteln reagiert,
tatt zu erklären, dass es ihr Leid tue, betroffene Bürger
icht angehört zu haben.

In der gleichen Situation befinden wir uns heute wie-
er. Die SPD bringt einen wachsweichen Antrag. Wie
achher die Rechtsverordnung aussehen soll, wissen wir
is heute nicht, ebenso wenig wann Sie die Bürger in
iesem Verfahren, das zu einer Rechtsverordnung führen
oll, anhören wollen, um deren Interessen zu berücksich-
igen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Seit wann ist die CDU für Bürgerbeteiligung?)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503808100


Herr Kollege Kauder, erlauben Sie eine Zwischen-
rage der Kollegin Rehbock-Zureich?


Siegfried Kauder (CDU):
Rede ID: ID1503808200


Bitte schön.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503808300


Bitte schön, Frau Kollegin.


Karin Rehbock-Zureich (SPD):
Rede ID: ID1503808400


Herr Kollege Kauder, ich komme auf den Rechts-
pruch für den Warteraum RILAX zurück. Wissen Sie
igentlich, dass es darum ging, zwei verschiedene Ur-
eile zu bewerten – ein Urteil im Norden Deutschlands,
o dasselbe Verfahren angewandt wurde und ein






(A) )



(B) )


Karin Rehbock-Zureich
Gerichtsurteil bestätigt hat, dass das rechtens sei, und
das Urteil zum Warteraum RILAX im Süden Deutsch-
lands, wo das Verfahren der Einbindung der Kommune
bemängelt wurde –, damit in Deutschland Rechtssicher-
heit besteht?


Siegfried Kauder (CDU):
Rede ID: ID1503808500


Frau Kollegin Rehbock-Zureich, ich verstehe Ihre
Frage nicht. Sie weichen dem Problem aus,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie bei der FDP)


dass die Bundesregierung in einem Rechtsstreit, in dem
sich Bürger ihr Recht erkämpfen mussten, vortragen
lässt, sie hätten nicht einmal ein Rechtsschutzbedürfnis.
Das ist der Umgang der Bundesregierung mit den Bür-
gern; das ist die Informationspolitik, wie Sie sie auch
jetzt wieder pflegen.

Meine Damen und Herren, man braucht sich nur die
Argumente zu Eigen zu machen, die aus der Schweiz
kommen. Andreas Heiter – vielen nicht bekannt –, der
Flugsicherungsleiter im Tower in Zürich, hat bei einem
Besuch der Bürgerinitiative am 19. Juni 2001 erklärt, er
brauche RILAX nicht; er sei froh, wenn es RILAX nicht
gegeben hätte, denn dann hätte man die Probleme nicht.
Das sagt ein zuständiger Beamter in der Schweiz. Das
unterstützt unsere Forderung, Warteräume in die
Schweiz zu verlegen und sie nicht auf deutschem Gebiet
zu lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ebenso kann man den Verkehrsminister aus der
Schweiz, Herrn Moritz Leuenberger, zitieren, der am
18. Juni 2001 in der Sitzung des Ständerates Folgendes
zu den Warteräumen über Deutschland gesagt hat: Wäre
ich in Deutschland, hätte ich die Warteräume abge-
schafft. Sie haben sie jetzt noch.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lesen Sie doch mal unseren Antrag! Da steht genau drin, dass alle Warteräume in die Schweiz verlagert werden! Sie rennen doch offene Türen ein!)


Sie sehen also, dass Schweizer Vertreter die Interes-
sen der Deutschen besser artikulieren können, als die
deutsche Bundesregierung es tut.

Ich darf auch zitieren, was der damalige Staatssekre-
tär Stephan Hilsberg in einem Brief an Kollegen
Dörflinger geschrieben hat: Für den Fall, dass der Stän-
derat den Staatsvertrag ebenfalls ablehnt, ist die DFS,
die Deutsche Flugsicherung, bereits angewiesen, eine
Rechtsverordnung vorzubereiten, die binnen sechs Mo-
naten in Kraft treten sollte.


(Karin Rehbock-Zureich [SPD]: Ja!)


– Sie sind im Verzug, Frau Kollegin Rehbock-Zureich.
Jetzt haben wir den 4. April 2003.


(Karin Rehbock-Zureich [SPD]: Am 18. März war die Ständeratssitzung, falls Sie das nicht wissen!)


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m 17. April soll die Rechtsverordnung in Kraft treten
nd der Bürger weiß heute noch nicht, mit welchem In-
alt sie ergehen soll. Das ist Ihre U-Boot-Politik, die die
ürger sich nicht gefallen lassen.

Lesen Sie sich bitte einmal Ihren völlig unkonkreten
ntrag durch, mit dem Sie die Bedürfnisse der Bürger

m Schwarzwald-Baar-Kreis zu befriedigen glauben. Da
agen Sie beispielsweise, in den Ruhezeiten sollen die
berflughöhen angehoben werden. Die Schweizer ha-
en bisher erklärt, solche Überflughöhen seien nicht
öglich, weil dann der Landewinkel zu groß werde.
ber wenn diese größeren Überflughöhen in Ruhezeiten
öglich sind, warum sollen sie dann nicht auch in den

brigen Zeiten gelten? Das heißt, Sie werfen Nebelker-
en in die Bevölkerung, während Sie genau wissen, dass
ie den Menschen im Schwarzwald-Baar-Kreis und im
üddeutschen Raum damit nicht dienen.

Die Menschen haben einen Anspruch auf Ruhe.
chauen Sie sich einmal die Einflugskizzen an. Es kann
och nicht sein, dass Maschinen aus dem Süden, aus
eapel, Rom oder Mailand, die Zürich anfliegen, an Zü-

ich vorbeifliegen, in 75 Kilometer Entfernung einen
roßen Bogen drehen und an der schweizerisch-deut-
chen Grenze unser Gebiet überfliegen. Das ist technisch
uch nicht notwendig – auch das muss man Ihnen einmal
agen, Frau Kollegin Rehbock-Zureich –, denn es gibt
och einen weiteren Warteraum: RAPEX. RAPEX ist
er Warteraum über Rapperswil. Warum ist dieser
arteraum ausgedünnt? – Weil es inzwischen den War-

eraum RILAX über dem süddeutschen Raum gibt. Das
eißt, die Schweizer entlasten ihre Goldküste am Zürich-
ee. Den Begriff „Goldküste“ dürfen wir Deutschen ver-
enden, weil er nicht von uns stammt, sondern von der

Neuen Zürcher Zeitung“.

Deswegen müssen wir die Schweiz mit einer Rechts-
erordnung in die Pflicht nehmen, die Hand und Fuß hat
nd nicht so wachsweich ist, wie Sie es wieder versu-
hen.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503808600


Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
en Drucksachen 15/651, 15/744 sowie 15/755 an die in
er Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschla-
en. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall.
ann sind die Überweisungen so beschlossen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
rdnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bundes-
ages auf Mittwoch, den 9. April 2003, 13 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.