Rede:
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Metadaten- insert_drive_fileAus Protokoll: 15038
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tocInhaltsverzeichnisPlenarprotokoll 15/38 Ernst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Dagmar Wöhrl CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk SPD . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 15: a) Erste Beratung des von den Abgeord- neten Horst Seehofer, Andreas Storm, weiteren Abgeordneten und der Frak- tion der CDU/CSU sowie den Abge- ordneten Dr. Heinrich L. Kolb, Detlef Parr und der Fraktion der FDP einge- brachten Entwurfs eines Ersten Ge- setzes zur Änderung des Gesetzes zur Sicherung der Beitragssätze in der gesetzlichen Krankenversiche- Annette Widmann-Mauz CDU/CSU . . . . . . . Dr. Marlies Volkmer SPD . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . Dr. Wolf Bauer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Erika Lotz (SPD). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 16: Zweite und dritte Beratung des vom Bun- desrat eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zur Änderung des Jugendschutz- gesetzes (JuSchGÄndG) (Drucksachen 15/88, 15/738) . . . . . . . . . . Kerstin Griese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andreas Scheuer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 3144 A 3144 D 3147 B 3160 A 3160 C 3161 A 3161 D 3163 C 3165 A 3165 B 3167 B Deutscher B Stenografisch 38. Sitz Berlin, Freitag, den I n h a l Tagesordnungspunkt 14: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neustrukturierung der För- derbanken des Bundes (Förderbanken- neustrukturierungsgesetz) (Drucksache 15/743) . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . . Otto Bernhardt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Christine Scheel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms FDP . . . . . . . . . . . . Stephan Hilsberg SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . A M s D B D W D 3137 A 3137 B 3138 B 3140 A 3141 C 3142 D rung und in der gesetzlichen Ren- tenversicherung (Drucksache 15/542) . . . . . . . . . . . . . . 3149 B undestag er Bericht ung 4. April 2003 t : b) Antrag der Abgeordneten Horst Seehofer, Andreas Storm, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Aufhebung der gesundheits- politischen Maßnahmen im Bei- tragssatzsicherungsgesetz (Drucksache 15/652 (neu)) . . . . . . . . . ndreas Storm CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . arion Caspers-Merk, Parl. Staats- ekretärin BMGS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . etlef Parr FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . irgitt Bender BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olfgang Zöller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . r. Marlies Volkmer SPD . . . . . . . . . . . . . . . 3149 B 3149 C 3151 C 3153 B 3154 D 3156 B 3158 A Jutta Dümpe-Krüger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3169 A II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 38. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. April 2003 Klaus Haupt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Wieczorek (Böhlen) SPD . . . . . . . . . . Thomas Dörflinger CDU/CSU . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Thomas Dörflinger, Siegfried Kauder (Bad Dürr- heim), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Rechtsverord- nung nach der Luftverkehrsordnung umgehend erlassen – Rückübertragung der Flugsicherung über süddeutschem Gebiet (Drucksache 15/651) . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Karin Rehbock- Zureich, Reinhard Weis (Stendal), weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordnten Winfried Hermann, Kerstin Andreae, weiterer Ab- Zusatztagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Birgit Homburger, Ernst Burgbacher, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Lärmschutz durch Rechtsverordnung über süddeutschem Raum sichern – Flugsicherheit gewährleisten (Drucksache 15/755) . . . . . . . . . . . . . . . . Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Dörflinger CDU/CSU . . . . . . . . . . . Winfried Hermann BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Burgbacher FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . Karin Rehbock-Zureich SPD . . . . . . . . . . . . Siegfried Kauder (Bad Dürrheim) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karin Rehbock-Zureich SPD . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 3170 A 3171 A 3173 A 3174 D 3175 A 3175 B 3176 B 3177 C 3178 C 3179 C 3181 A 3181 D 3182 D geordneter und der Fraktion des BÜND- NISSES 90/DIE GRÜNEN: Entlastung des süddeutschen Raumes vom Fluglärm des Flughafens Zürich durchsetzen (Drucksache 15/744) . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit L A A 3174 D iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 mtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3183 A 3183 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 38. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. April 2003 3137 (A) ) (B) ) 38. Sitz Berlin, Freitag, den Beginn: 9.0
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folderAnlagenDeutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 38. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. April 2003 3183 (A) ) (B) ) das Verfahren ohne Einigungsvorschlag abgeschlos- sen. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- Möllemann, Jürgen W. fraktionslos 04.04.2003 Müller (Gera), Bernward CDU/CSU 04.04.2003 Anlage 1 Liste der entschuldigte * * A d s Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bätzing, Sabine SPD 04.04.2003 Bindig, Rudolf SPD 04.04.2003* Breuer, Paul CDU/CSU 04.04.2003 Bury, Hans Martin SPD 04.04.2003 Fahrenschon, Georg CDU/CSU 04.04.2003 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.04.2003 Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 04.04.2003 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 04.04.2003 Gloser, Günter SPD 04.04.2003 Gönner, Tanja CDU/CSU 04.04.2003 Götz, Peter CDU/CSU 04.04.2003* Gröhe, Hermann CDU/CSU 04.04.2003 Hartnagel, Anke SPD 04.04.2003 Hemker, Reinhold SPD 04.04.2003 Höfer, Gerd SPD 04.04.2003* Irber, Brunhilde SPD 04.04.2003 Jäger, Renate SPD 04.04.2003* Jonas, Klaus Werner SPD 04.04.2003* Klimke, Jürgen CDU/CSU 04.04.2003 Dr. Köhler, Heinz SPD 04.04.2003 Kramme, Anette SPD 04.04.2003 Kressl, Nicolette SPD 04.04.2003 Kurth (Quedlinburg), Undine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.04.2003 Leibrecht, Harald FDP 04.04.2003* Letzgus, Peter CDU/CSU 04.04.2003* Leutheusser-Schnarren- berger, Sabine FDP 04.04.2003 Lintner, Eduard CDU/CSU 04.04.2003* A O D R R R R D S S D S S D T W (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht n Abgeordneten für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates * für die Teilnahme an der 108. Jahreskonferenz der Interparlamenta- rischen Union nlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Vermittlungsausschuss hat in seiner 4. Sitzung zu em vom Deutschen Bundestag am 31. Januar 2003 be- chlossenen Ersten Gesetz zur Änderung des Zivildienst- gesetzes (Erstes Zivildienständerungsgesetz – 1. ZDGÄndG) – Drucksachen 15/297, 15/375, 15/494 – bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich swald, Eduard CDU/CSU 04.04.2003 r. Pinkwart, Andreas FDP 04.04.2003 aab, Daniela CDU/CSU 04.04.2003 aidel, Hans CDU/CSU 04.04.2003** auen, Peter CDU/CSU 04.04.2003 iester, Walter SPD 04.04.2003* r. Scheer, Hermann SPD 04.04.2003* chmidbauer, Bernd CDU/CSU 04.04.2003 chmidt (Eisleben), Silvia SPD 04.04.2003 r. Schwall-Düren, Angelica SPD 04.04.2003 iebert, Bernd CDU/CSU 04.04.2003* owa, Ursula BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.04.2003 r. Stadler, Max FDP 04.04.2003 hiele, Carl-Ludwig FDP 04.04.2003 ettig-Danielmeier, Inge SPD 04.04.2003 3184 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 38. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. April 2003 (A) (C)Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. Sportausschuss Drucksache 15/345 Nr. 15 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 15/611 Nr. 2.14 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 15/392 Nr. 1.2 (B) (D) 38. Sitzung Berlin, Freitag, den 4. April 2003 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage 2
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insert_commentVorherige Rede als Kontext
Rede von Detlef Parr
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! ddp mel-
det heute Morgen, dass die BKK für Heilberufe den Bei-
tragssatz von 13,9 auf 14,8 Prozent und dass Ford-BKK
den Beitragssatz von 13,8 Prozent auf 14,5 Prozent an-
gehoben haben. Allein der Begriff Beitragssatzsicherung
gaukelt uns etwas vor, was wir schon lange in der Ge-
sundheitspolitik vermissen: Verlässlichkeit, Sicherheit
und Vertrauen.
Die Menschen spüren längst, dass in den letzten Wo-
chen nichts mehr sicher ist und dass auf immer weniger
Verlass ist. Das Vertrauen in die Bundesregierung geht
mehr und mehr verloren.
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Peter Dreßen [SPD]: Was macht denn die FDP?)
– Ich sage Ihnen gleich, was die FDP macht. – Das ist
ausgerechnet in Zeiten der Fall, in denen die Motivati-
onslage der Beschäftigten im Gesundheitswesen ohnehin
gegen null tendiert. Immer wieder müssen die Akteure
im Gesundheitswesen und die Patienten für Ihre ver-
fehlte Politik den Kopf hinhalten.
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(C (D wangsrabatte, Minusrunden, Preisabsenkungen und anipulationen an der Versicherungspflichtgrenze sind usterbeispiele von Regulierungswut nach staatlichem utdünken, die keinen Ausweg aus der Misere aufzeien. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
(Dr. Dieter Thomae [FDP]: In der Tat!)
Diese Ergebnisse sind Gift für den notwendigen Um-
au des Gesundheitssystems. Es muss endlich mit Geset-
en Schluss sein, die eben nicht in eine mittel- und lang-
ristig konsequente ordnungspolitische Linie eingebettet
ind.
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
uf der Grundlage freiheitlicher Strukturen müssen Ei-
enverantwortung, Wettbewerb und Transparenz die ent-
cheidende Rolle spielen. Von diesen Zielen, Frau Minis-
erin, ist Ihr Beitragssatzsicherungsgesetz weit entfernt.
eswegen fordere ich Sie auf: Ziehen Sie es zurück!
Insbesondere diejenigen Kolleginnen und Kollegen
on der SPD, die hier bereits im Dezember in persönli-
hen Erklärungen mehr als nur ihr Unbehagen zum Aus-
ruck gebracht haben,
(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Wo sind sie denn?)
ollten einmal über die heutige Situation nachdenken;
enn die Folgen dieses Gesetzes sind schon nach den
rsten drei Monaten klar erkennbar: Die Umwälzung der
eringeren Spannen bei den Großhandelsrabatten auf die
potheken findet so statt, wie vorausgesagt. Die Apo-
heken beklagen dramatische Einkommensverluste.
rste Entlassungen sind erfolgt.
Dies ist der Einstieg in den Ausstieg aus der Freibe-
uflichkeit – heute die Apotheker und morgen die nieder-
elassene Ärzteschaft. Dieser Eindruck verstärkt sich
mso mehr, wenn man dem Glauben schenkt, was als
ächstes seitens der Bundesregierung geplant ist: die
reigabe des Versandhandels und die Aufhebung des
remd- und Mehrbesitzverbots. Diese Schritte haben
och einmal gravierende Folgen für die Apotheker-
chaft. Hier wird ein ganzer mittelständischer Berufs-
tand in seiner Existenz bedroht, ohne dass plausibel
ird, was Sie mit Ihren Änderungen verbessern wollen.
(Beifall bei der FDP – Peter Dreßen [SPD]: Was ist mit der Liberalität?)
Je mehr Sie schreien, desto mehr zeigen Sie, wie dünn-
äutig Sie geworden sind. Sie wissen doch nicht, welche
ege die richtigen sind.
Zum Antrag der CDU/CSU-Fraktion – den Gesetzent-
urf haben wir gemeinsam eingebracht –: Sie fordern
ie Zurücknahme des gesamten Gesetzes. Dem stimmen
ir natürlich zu. Nullrunden in den Krankenhäusern so-
ie bei Vergütungen von Ärzten und Zahnärzten,
wangsrabatte und Preisabsenkungen bei den Zahntech-
ikern lehnen wir natürlich genauso wie Sie ab. Wir den-
en jedoch, dass die Rückführung in den Zustand vom
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3154 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 38. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. April 2003
(A) )
(B) )
Detlef Parr
31. Dezember 2002 allein nicht die Lösung sein kann.
Wir brauchen eine grundlegende Reform vor allem auf
der Finanzierungsseite des Gesundheitssystems. Nur da-
durch können wir willkürliche und arbeitsplatzgefähr-
dende Kostendämpfungsmaßnahmen aufheben.
Die FDP nimmt natürlich mit Freude zur Kenntnis,
dass sich mittlerweile Begriffe wie mehr Eigenverant-
wortung, höhere Transparenz und mehr Wettbewerb als
liberale Zielvorgaben überall wiederfinden. Letztlich
bleibt aber die spannende Frage, was sich hinter diesem
Reformkonzept tatsächlich verbirgt.
Was sind wir in der Vergangenheit gescholten wor-
den, als wir eine stärkere Eigenverantwortung durch
höhere Selbstbehalte gefordert haben! Nun spricht sich
sogar der Kanzler für Anreize im Hinblick auf die Versi-
cherten aus, die zu einem eigenverantwortlichen Um-
gang mit der Gesundheit und den Ressourcen führen sol-
len. Er gibt sich hart in der Sache: Die Linie sei
beschlossen; nur über Details könne noch gesprochen
werden. Nach solchen Sprüchen kennen wir bisher ei-
gentlich nur ein Ergebnis: Die viel versprechenden
Überschriften bleiben; der Inhalt wird verunklart und
verwässert; die Ursprungslinie geht verloren. Das ist zu
wenig.
Wir können uns um die Beantwortung der Kernfrage
nicht länger drücken: Wer steuert zukünftig das System:
der Versicherte bzw. der Patient oder der Staat?
(Dr. Dieter Thomae [FDP]: So ist es!)
Die FDP hat sich klar positioniert. Wir wollen die Ent-
scheidung, was über die eigentliche Grundversorgung
hinaus wie finanziert werden soll, den Versicherten und
den Krankenkassen im Wettbewerb überlassen. Ledig-
lich der Arbeitgeberanteil wird eine festgeschriebene
Größe. Dann ist es Sache der Krankenkassen, unter dem
Dach eines Beitragssatzes von 13 Prozent zu entschei-
den, welche Leistungen sie anbieten, ob und wie sie
Leistungen ausgliedern oder ob sie Zusatzleistungen zu-
lasten der Arbeitnehmer finanzieren wollen. Warum soll
hier die Politik entscheiden, was Angebot und Nachfrage
besser regulieren können?
Es wird Leistungen geben, die die Versicherung im
Rahmen einer Pflicht zur Versicherung gewährleisten
muss, zum Beispiel beim Krankengeld, beim Schutz vor
Unfällen und bei der Zahnbehandlung. Es wird Leistun-
gen geben, deren Streichung eine Krankenkasse erwägen
kann, um die Beiträge stabil zu halten, zum Beispiel die
Erstattung von Fahrtkosten. Die Versicherten – wir soll-
ten ihnen einfach mehr zutrauen – werden schon das für
sie günstigste Paket aussuchen. Das tun sie ja auch in an-
deren Versicherungsbranchen.
Mit Bedauern stellen wir fest, dass die Gesundheits-
ministerin ihre Reformüberlegungen im Ausgaben-
bereich anscheinend bereits abgeschlossen hat. Damit
würden natürlich notwendige Kompromisse – Frau
Caspers-Merk, Sie haben den Vermittlungsausschuss an-
gesprochen – schwieriger bis unmöglich werden. Die
FDP kann zum Beispiel der Schaffung eines völlig über-
flüssigen Zentrums für Qualität in der Medizin – der
Bundesärztekammerpräsident spricht von einer Bundes-
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(C (D nstalt für Krankheitsverwaltung – nicht zustimmen. Das st der Ausbau von Staatskontrolle pur. Ein zweites Beispiel: Wir können keine schleichende uszehrung der ambulanten fachärztlichen Versorung akzeptieren. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)
ie Freiberuflichkeit ist ein wichtiges Element unserer
rundordnung. Sie dürfen sie nicht antasten.
(Peter Dreßen [SPD]: Das machen wir auch nicht!)
Es gibt zu unseren Reformvorschlägen, die ich Ihnen
argestellt habe, nur die Alternative, wie sie heute in der
eldung von ddp angedeutet wird: steigende Beiträge
ei rationierten Leistungen. Das müssen wir den Men-
chen erklären. Dann können wir sie auf neue Wege mit-
ehmen. Ich denke, wir sollten dem Einzelnen sehr viel
ehr zutrauen, als Sie das hier tun. Der Weg über den
taat ist keine Lösung.
(Willi Brase [SPD]: Das ist kein Zutrauen! Das sind Zumutungen!)
Sie sprechen von Zumutungen und damit diskreditie-
en Sie alle vernünftigen Vorschläge zur Gesundheitsre-
orm. Diese werden damit totgeschlagen und damit ge-
en Sie den falschen Weg.
(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)
Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Nun hat Kollegin Birgitt Bender, Fraktion des
ündnisses 90/Die Grünen, das Wort.
-
insert_commentNächste Rede als Kontext
Rede von Birgitt Bender
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! In den Lä-
en kann man Osterhasen kaufen; aber bei der CDU/
SU ist Weihnachten. Der Kollege Storm kommt als
eihnachtsmann mit einem Sack voller Geschenke da-
er und packt sie aus.
(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das ist der Nikolaus! – Detlef Parr [FDP]: Sie haben zu Weihnachten das Gesetz verabschiedet!)
Zunächst einmal haben wir innerhalb der Opposition
ine Koalition, was die Entlastung des Pharmagroßhan-
els angeht. Wenn Sie Wohltaten für die Apotheker aus-
chütten wollen, dann sollten Sie den Apothekern einmal
rklären, wieso die Aufhebung des Großhandelsrabattes
ei den Apotheken ankommen soll.
(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie haben es noch nicht kapiert! – Detlef Parr [FDP]: Völliger Realitätsverlust, Frau Kollegin!)
er Großhandel wird Ihnen etwas anderes erzählen.
Im Übrigen hat die Frau Staatssekretärin zur Umsatz-
ntwicklung bei den Apotheken unter Berücksichtigung
ller Rabatte bereits Ausführungen gemacht.
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Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 38. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. April 2003 3155
(A) )
(B) )
Birgitt Bender
Aber die CDU/CSU hat noch mehr im Sack – wie ich
höre, Herr Parr, ist die FDP Seit an Seit –: Sie wollen die
Nullrunde bei den Krankenhäusern aufheben.
(Detlef Parr [FDP]: Das ist eine Minusrunde!)
Sie wollen die Nullrunde bei den Ärzten und bei den
Zahnärzten aufheben. Sie wollen die Anhebung der Ver-
sicherungspflichtgrenze, die Halbierung des Sterbegeldes
und die Preisnachlässe bei Zahntechnikern und Apothe-
ken, beim Pharmagroßhandel und bei der Pharmaindus-
trie rückgängig machen.
Nun ist die Bescherung immer schön für die Be-
schenkten; die freuen sich darüber. Der Applaus ist Ih-
nen auf vielen Veranstaltungen, die wir zum Teil ge-
meinsam abhalten, sicher; möge es denn so sein. Aber,
Herr Kollege Storm, was ist der Preis dafür? Der Preis
für Ihre Politik ist auf der einen Seite schneller Beifall
– gewiss –, aber auf der anderen Seite, dass der Kran-
kenkassenbeitrag Ende des Jahres nicht bei knapp
15 Prozent liegen, sondern noch einmal um 0,3 Prozent
höher ausfallen wird.
Sie aber machen noch weitere Versprechungen. Den
Krankenhäusern versprechen Sie nicht nur die Aufhe-
bung der Nullrunde, sondern zusätzliche 1,7 Milliar-
den Euro für zusätzliche Stellen. Da kann ich nur fragen:
Wie in aller Welt wollen Sie es erreichen, dass die Kran-
kenversicherungsbeiträge auf 13 Prozent sinken? Das ist
mir völlig schleierhaft.
(Andreas Storm [CDU/CSU]: Zuhören!)
Es gibt zwei Interpretationsmöglichkeiten: Entweder
blenden Sie dieses Ziel einfach aus und betreiben Popu-
lismus – dann muss man den Leuten aber sagen, dass die
Rechnung dafür hinterher kommt; Sie glauben wohl, Sie
könnten dann auf die böse Regierung verweisen, aber so
dumm sind die Leute nicht –
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)
oder, liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU, Sie
wollen tatsächlich einen Beitragssatz in Höhe von
13 Prozent erreichen. Dann aber müssen Sie zur Kom-
pensation Ihrer Zusatzversprechen zumindest die Leis-
tungen für Zahnersatz privatisieren.
(Detlef Parr [FDP]: Was ist dagegen einzuwenden?)
Damit sind die Beiträge jedoch noch nicht einmal um ein
zehntel Prozent gesunken, aber Sie haben den Versicher-
ten schon die zusätzlichen Kosten für die private Absi-
cherung des Zahnersatzes aufgebrummt. Sie müssen den
Leuten klar sagen,
(Detlef Parr [FDP]: Das stimmt doch gar nicht! – Andreas Storm [CDU/CSU]: Was machen Sie mit dem Krankengeld?)
dass dieser zusätzlichen Belastung überhaupt keine Ent-
lastung gegenübersteht.
(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Dieter Thomae [FDP]: Wie sieht es mit dem Krankengeld aus?)
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(C (D Jetzt reden wir einmal darüber, wie es bei Ihnen um eitere Maßnahmen bestellt ist, um die Beiträge zu senen. Ich höre mit Interesse, dass Sie auch für die Steuerinanzierung versicherungsfremder Leistungen sind. as ist schön. Ich bin aber neugierig, woher wir Ihrer einung nach die dafür notwendigen Steuermittel in öhe von 4 Milliarden Euro nehmen sollen und in wel hem Zeitraum das geschehen soll. Darüber werden wir ns zu verständigen haben. Ich habe noch nichts dazu gehört, ob Sie für eine ereiterte Beitragsbemessungsgrundlage durch Einbe iehung der Zinsund Mieteinkünfte sind, denn das ürde etwas bringen. Ich habe auch noch nichts dazu geört, ob Sie für die Einbeziehung gut verdienender Aleinverdienerehen in die gesetzliche Krankenversicheung sind. Auch das würde etwas bringen. Ich höre ediglich, dass Sie für Leistungsausgrenzungen sind. Als eispiel nennen Sie immer den Zahnersatz. Dazu habe ch vorhin schon etwas gesagt. (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie nennen das Krankengeld!)
Der Kanzler hat angekündigt,
(Detlef Parr [FDP]: Was?)
as Krankengeld allein durch die Versicherten finanzie-
en zu lassen.
(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Und die Grünen?)
azu möchte ich gern wissen: Sind Sie dafür
(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie sind doch an der Regierung! Das haben Sie noch gar nicht gemerkt!)
der bleibt es beim Mäkeln? Es handelt sich um eine klar
bgrenzbare Leistung. Das Krankengeld eignet sich gut
ür eine Leistungsausgrenzung im Interesse einer kurz-
ristigen Senkung der Beiträge. Aber ich habe noch
ichts dazu gehört, ob Sie da eigentlich mitmachen, Frau
idmann-Mauz.
(Detlef Parr [FDP]: Haben Sie nicht zugehört?)
m Gegenteil, es wird immer daran herumgemäkelt.
Jetzt nehmen wir einmal an, wir machen das alles. Sie
rauchen für die von Ihnen vorgeschlagenen Maßnah-
en doch insgesamt ein sehr viel größeres Finanzie-
ungsvolumen.
(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Wie erklären Sie das den Beamten?)
oher wollen Sie das Geld denn nehmen oder sieht Ihre
aktik vielleicht so aus: Es wird nicht nur das Kranken-
eld, sondern außerdem noch der Zahnersatz aus der
rankenversicherung herausgenommen? Oder gilt das
ielleicht sogar für die gesamte Zahnbehandlung, und
as Ganze noch mit deutlich erhöhten Zuzahlungen?
(Detlef Parr [FDP]: Ein bisschen Zuhören tut gut!)
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3156 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 38. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. April 2003
(A) )
(B) )
Birgitt Bender
Das Ganze nennt man dann Eigenverantwortung. Ist das
Ihr Kurs? Dazu sage ich: Das ist eine Kampfansage an
das Solidarsystem. Das werden Sie mit uns nicht errei-
chen.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)
Die Leistungsanbieter schonen und ihnen nicht ein-
mal Wettbewerb zumuten, aber alle Finanzierungsnot-
wendigkeiten über zusätzliche Belastungen der Versi-
cherten und Kranken lösen, meine Damen und Herren
von der CDU/CSU und der FDP,
(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Was wollen die Grünen denn?)
kann nicht der Weg sein. Das sage ich Ihnen sehr deut-
lich.
Herr Parr, Sie sagen, man brauche eine ordnungspoli-
tische Linie. Dazu kann ich nur sagen: in der Tat. Unsere
ordnungspolitische Linie ist
(Detlef Parr [FDP]: Mehr Staat!)
der Wettbewerb im Solidarsystem.
(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP – Volker Kauder [CDU/CSU]: Da lacht sogar die Frau Bender!)
Herr Dr. Thomae, wie ist es denn mit dem Wettbe-
werb? Ich meine immer gehört zu haben, die FDP sei für
Wettbewerb, für Deregulierung. Sie wolle, dass sich alle
entfalten können. Aber bei den Apothekern verteidigen
Sie ein mittelalterliches Zunftsystem. Das ist doch er-
staunlich.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)
Sie müssen etwas mehr Konsistenz in Ihre Politik hi-
neinbringen. Ich hoffe, dass wir dann wirklich zu einer
Reform kommen.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Dieter Thomae [FDP]: Das war der grüne Vorschlag! – Detlef Parr [FDP]: Keine Alternative!)