Protokoll:
16030

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 30

  • date_rangeDatum: 31. März 2006

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 15:01 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/30 2006 (Haushaltsgesetz 2006) (Drucksache 16/750) . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2005 bis 2009 (Drucksache 16/751) . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Michael Glos, Bundesminister BMWi . . . . . . Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ludwig Stiegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Ulla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Ute Berg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kurt J. Rossmanith (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Klaus Brähmig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Schlussrunde: Haushaltsgesetz 2006 Bernhard Brinkmann (Hildesheim) (SPD) . . . Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernhard Brinkmann (Hildesheim) (SPD) . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2455 B 2455 B 2455 C 2458 C 2460 C 2462 D 2464 A 2480 B 2482 A 2483 C 2484 D 2484 C 2485 D 2487 D 2488 A 2488 B Deutscher B Stenografisch 30. Sitz Berlin, Freitag, den I n h a l Stellungnahme des Ältestenrates zu Angriffen gegen den Bundestagspräsidenten im Zusam- menhang mit einer eventuellen Diätenanpas- sung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zur Geschäftsordnung Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr L U D S A K 2453 A 2453 C 2425 C Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2465 C undestag er Bericht ung 31. März 2006 t : aurenz Meyer (Hamm) (CDU/CSU) . . . . . . Cornelia Pieper (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . lrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kurt J. Rossmanith (CDU/CSU) . . . . . . . . r. Rainer Wend (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . abine Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . nna Lührmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Kröning (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . urt J. Rossmanith (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2467 D 2469 A 2469 C 2470 C 2472 A 2472 D 2475 A 2475 D 2477 B 2477 D 2477 D 2479 D Steffen Kampeter (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 2489 B 2492 A II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Freitag, den 31. März 2006 Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eduard Oswald (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Petra Merkel (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Leo Dautzenberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Peer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Jens Ackermann, Dr. Karl Addicks, Christian Ahrendt und wei- terer Abgeordneter: Einsetzung eines Unter- suchungsausschusses (Drucksache 16/990) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernhard Kaster (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . . . Bernhard Kaster (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Stünker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2494 C 2495 A 2495 C 2498 C 2501 A 2502 D 2504 D 2509 A 2510 C 2513 A 2513 A 2514 B 2516 B 2516 D 2517 B 2518 B 2521 A 2522 B 2523 D 2525 A 2526 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Freitag, den 31. März 2006 2453 (A) ) (B) ) 30. Sitz Berlin, Freitag, den Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Freitag, den 31. März 2006 2525 (A) ) (B) ) Kurth (Quedlinburg), Undine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 31.03.2006 Strobl (Heilbronn), Thomas CDU/CSU 31.03.2006 Anlage 1 Liste der entschuldigt Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Ahrendt, Christian FDP 31.03.2006 Bätzing, Sabine SPD 31.03.2006 Bareiß, Thomas CDU/CSU 31.03.2006 Dr. Bartsch, Dietmar DIE LINKE 31.03.2006 Bernhardt, Otto CDU/CSU 31.03.2006 Dr. Bisky, Lothar DIE LINKE 31.03.2006 Bülow, Marco SPD 31.03.2006 Dr. Däubler-Gmelin, Herta SPD 31.03.2006 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 31.03.2006* Freitag, Dagmar SPD 31.03.2006 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 31.03.2006 Gabriel, Sigmar SPD 31.03.2006 Dr. Göhner, Reinhard CDU/CSU 31.03.2006 Gradistanac, Renate SPD 31.03.2006 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE. 31.03.2006 Heinen, Ursula CDU/CSU 31.03.2006 Hilsberg, Stephan SPD 31.03.2006 Hintze, Peter CDU/CSU 31.03.2006 Hofbauer, Klaus CDU/CSU 31.03.2006 Homburger, Birgit FDP 31.03.2006 Ibrügger, Lothar SPD 31.03.2006 Kressl, Nicolette SPD 31.03.2006 Krichbaum, Gunther CDU/CSU 31.03.2006 L D L M M M M N O P P R D R S D S D S D D A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten ämmel, Andreas G. CDU/CSU 31.03.2006 r. Lamers (Heidelberg), Karl CDU/CSU 31.03.2006** intner, Eduard CDU/CSU 31.03.2006* eierhofer, Horst FDP 31.03.2006 ücke, Jan FDP 31.03.2006 üller (Gera), Bernward CDU/CSU 31.03.2006 üller (Köln), Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 31.03.2006 eumann (Bremen), Bernd CDU/CSU 31.03.2006 tto (Frankfurt), Hans- Joachim FDP 31.03.2006 flug, Johannes SPD 31.03.2006 ofalla, Ronald CDU/CSU 31.03.2006 aidel, Hans CDU/CSU 31.03.2006** r. Ramsauer, Peter CDU/CSU 31.03.2006 oth (Esslingen), Karin SPD 31.03.2006 chäfer (Bochum), Axel SPD 31.03.2006 r. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 31.03.2006 chmidt (Nürnberg), Renate SPD 31.03.2006 r. Schui, Herbert DIE LINKE 31.03.2006 chwanitz, Rolf SPD 31.03.2006 r. Solms, Hermann Otto FDP 31.03.2006 r. Spielmann, Margrit SPD 31.03.2006 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich (A) (C) (B) ) – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Fortschritte zur Entwicklung der verschiedenen Felder des Geoinforma- tionswesens im nationalen, europäischen und interna- tionalen Kontext – Drucksache 15/5834 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- Stübgen, Michael CDU/CSU 31.03.2006 Tillmann, Antje CDU/CSU 31.03.2006 Dr. Uhl, Hans-Peter CDU/CSU 31.03.2006 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Vorsitzende des folgenden Ausschusses hat mit- geteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Innenausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Fünfter Bericht der Bundesregierung über den Stand der Auszahlungen und die Zusammenarbeit der Stif- tung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ mit den Partnerorganisationen – Drucksachen 15/5936, 16/480 Nr. 1.16 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Sechster Bericht der Bundesregierung über den Stand der Rechtssicherheit für deutsche Unternehmen im Zu- sammenhang mit der Stiftung „Erinnerung, Verant- wortung und Zukunft“ – Drucksachen 15/5505, 15/5634 Nr. 1.3, 16/820 Nr. 3 – V P t Vaatz, Arnold CDU/CSU 31.03.2006 Weinberg, Marcus CDU/CSU 31.03.2006 Weisskirchen (Wiesloch), Gert SPD 31.03.2006 Wissmann, Matthias CDU/CSU 31.03.2006 (D orlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische arlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- ung abgesehen hat. Petitionsausschuss Drucksache 16/419 Nr. 1.4 Innenausschuss Drucksache 16/150 Nr. 2.253 Rechtsausschuss Drucksache 16/150 Nr. 2.32 Drucksache 16/150 Nr. 2.44 Drucksache 16/150 Nr. 2.200 Drucksache 16/150 Nr. 2.226 Drucksache 16/150 Nr. 2.232 Drucksache 16/150 Nr. 2.247 Drucksache 16/419 Nr. 2.10 Drucksache 16/419 Nr. 2.52 Finanzausschuss Drucksache 16/629 Nr. 2.2 Drucksache 16/629 Nr. 2.18 Drucksache 16/629 Nr. 2.33 Haushaltsausschuss Drucksache 16/481 Nr. 1.14 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 16/419 Nr. 2.68 Drucksache 16/629 Nr. 2.13 Drucksache 16/629 Nr. 2.15 Ausschuss für Arbeit und Soziales Drucksache 16/419 Nr. 1.6 Drucksache 16/419 Nr. 2.15 Drucksache 16/481 Nr. 1.22 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 16/629 Nr. 2.36 2526 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Freitag, den 31. März 2006 91, 1 0, T 30. Sitzung Berlin, Freitag, den 31. März 2006 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603000000

Die Sitzung ist eröffnet.

Ich begrüße Sie alle, liebe Kolleginnen und Kollegen.
Ich wünsche Ihnen einen guten Tag und uns weiterhin
gute Beratungen.

Bevor wir in die Tagesordnung eintreten, möchte ich
Sie gerne von einer Stellungnahme des Ältestenrates
unterrichten, der sich gestern mit der seit zwei Wochen
andauernden Berichterstattung einer großen Zeitung
über die Vorbereitung des gesetzlich vom Präsidenten
geforderten Berichts über die Anpassung der Diäten
beschäftigt hat. Er hat eine von allen Fraktionen gemein-
sam getragene Stellungnahme verabschiedet, die unter
anderem deutlich macht, dass der Ältestenrat die öffent-
liche Auseinandersetzung und Begleitung der Debatte
über verschiedene Lösungsmöglichkeiten ausdrücklich
für erwünscht hält. Die Stellungnahme beginnt mit dem
Satz:

Der Ältestenrat weist gegen den Präsidenten des
Deutschen Bundestages in der Frage der Diäten-
anpassung öffentlich geführte Angriffe zurück.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie t A s D v n W t i e u d A g b D f n Redet bei Abgeordneten der LINKEN)


Sie sind im Ton verletzend und sachlich unbegrün-
det.

Da die betroffene Zeitung heute aus dieser Stellung-
nahme des Ältestenrates die Mitteilung macht, der Ältes-
tenrat begrüße die öffentliche Debatte, dachte ich, es
wäre sowohl zur Information der Öffentlichkeit wie zur
Urteilsbildung des Hauses angemessen, auf den vollstän-
digen Zusammenhang hinzuweisen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, bevor w
Beratungen wieder aufnehmen, haben
Geschäftsordnungsantrag zu behandeln. D
des Bündnisses 90/Die Grünen hat fristger

(C (D ung 31. März 2006 0 Uhr ragt, die heutige Tagesordnung um die Beratung ihrer nträge zur Kontrolle der Geheimdienste auf Druck ache 16/843 und zur Befragung von Gefolterten auf rucksache 16/836 zu erweitern. Die Anträge sollen erbunden mit Tagesordnungspunkt 2 – Einsetzung eies Untersuchungsausschusses – beraten werden. Zu diesem Geschäftsordnungsantrag erteile ich das ort dem Parlamentarischen Geschäftsführer der Frak ion des Bündnisses 90/Die Grünen, Volker Beck. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir haben m Dezember letzten Jahres und Januar dieses Jahres ine relativ beispielslose Aufklärungsoffensive erlebt nd wir meinen, dass zusätzlich zu den vielen Punkten, ie schon aufgeklärt sind, eine Debatte über weitere ufklärung und über die Konsequenzen aus den Vorgänen, über die wir im Dezember und Januar diskutiert haen, geführt werden muss. eshalb beantragen wir, einen Antrag zum Thema „Beragung von Gefolterten und Nutzung von Foltererkenntissen ausschließen“ und einen Antrag zum Thema „Für ext eine wirksamere Kontrolle der Geheimdienste“ aufzusetzen. Die Vernehmung von Gefangenen im Ausland im Rahmen des Kampfes gegen den internationalen Terrorismus, die Aktivitäten von BND-Mitarbeitern in Bagdad und die Entführung eines deutschen Staatsbürgers durch die Amerikaner haben wir im Dezember und Januar aufzuklären versucht. Wir wären zufrieden, wenn das vollständig gelungen wäre. Aber bei einigen Fragen hat die Regierung gemauert. Deshalb haben wir gesagt, dass wir einen Untersuchungsausschuss brauchen. Auch wenn bereits 80 bis 90 Prozent der Fragen geklärt sind, müssen die 10 bis 20 Prozent offenen Fragen eben werden. Hier dürfen keine Fragen offen klären sind. eim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603000100

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

ir nun die
wir einen
ie Fraktion
echt bean-

falls aufgeklärt
bleiben, die zu


(Beifall b Volker Beck Die Konsequenzen hieraus für eine rechtsstaatliche Bekämpfung des internationalen Terrorismus müssen jetzt gezogen werden. Wir wissen, dass Mitarbeiter des Bundesamtes für Verfassungsschutz, des Bundesnachrichtendienstes und des Bundeskriminalamtes Zamar in einem Foltergefängnis in Syrien vernommen haben. Wir wissen, dass der so genannte Bremer Taliban von Mitarbeitern des Bundesnachrichtendienstes im Gefangenenlager in Guantanamo, das wir alle angeblich ablehnen, verhört wurde. Wir wissen, dass das BKA im Libanon Menschen vernommen hat, die aufgrund eines Hinweises deutscher Stellen festgenommen worden waren und später angaben, dort im Gefängnis gefoltert worden zu sein. Wir wissen, dass der Bundestag von bestimmten Vorgängen nicht von der Bundesregierung, sondern aus der Presse erfahren hat. Wir wissen, dass die Kontrolle der Geheimdienste durch die Gremien unseres Parlaments unzureichend ist. (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Fragen Sie doch mal Ihren Fraktionskollegen Fischer! Der kann Ihnen das alles ganz genau erzählen!)





(A) )


(B) )


Sollen wir etwa erst Monate oder – manche wünschen
sich das – vielleicht sogar Jahre, nachdem der Ab-
schlussbericht des Untersuchungsausschusses vorliegt,
die Konsequenzen ziehen? Wir sagen: Nein. Wir wollen,
dass der Bundestag parallel zur Einsetzung des Aus-
schusses mit der Debatte darüber beginnt, welche Kon-
sequenzen wir aus den Vorgängen zu ziehen haben. Wir
wollen die rechtstaatliche Bekämpfung des internationa-
len Terrorismus heute auf die Tagesordnung setzen.
Denn wenn es um Rechtstaatlichkeit geht, darf es keinen
Kompromiss geben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Was gilt eigentlich für die Beamten? Der Bundesin-
nenminister, der gerade nicht anwesend ist, sagt: Bei der
Zusammenarbeit der Geheimdienste und bei der Er-
kenntnisgewinnung müssen wir alle Informationen, die
wir bekommen können – selbst durch Verhöre in Guan-
tanamo –, nutzen und sie uns besorgen.


(Jörg van Essen [FDP]: Herr Präsident, meinen Sie wirklich, das betrifft noch die Geschäftsordnung? Das tut es nicht!)


Die Bundesjustizministerin sagt: Wir wollen ein Beweis-
verwertungs- und Beweiserhebungsverbot, wenn der
Verdacht besteht, dass Informationen durch Folter ge-
wonnen wurden. Diese Meinung teilen wir.

Aber was gilt? Die Frage, welche Auffassung für die
internationale Geheimdienstzusammenarbeit gilt, müs-
sen wir klären.


(Jörg van Essen [FDP]: Das ist doch nun wirklich nicht zur Geschäftsordnung! – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Sie sind sehr großzügig, Herr Präsident!)


Wir Grüne sagen Ja zur internationalen Zusammenar-
beit der Geheimdienste. Wir sagen aber ganz klar Nein

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(C (D u einem Überschreiten der roten Linie. Es darf kein auenzwinkerndes Akzeptieren von Folter und menschenechtsverletzenden Vorgängen geben. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603000200

Kollege Beck, denken Sie gelegentlich daran, dass

ie einen Geschäftsordnungsantrag begründen wollten.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603000300

Deshalb meinen wir, dass wir darüber in der Debatte

ber den Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungs-
usschusses sprechen müssen. Denn es muss beides ge-
chehen: sowohl Aufklärung als auch die Diskussion
ber die Konsequenzen und die Verantwortlichkeiten.
amit können wir heute beginnen.

Vielen Dank, Herr Präsident.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603000400

Das Wort hat der Kollege Jörg van Essen für die FDP-

raktion.


Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1603000500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

uss Sie leider korrigieren, Herr Präsident: Ich rede für
lle anderen Fraktionen dieses Hauses und beantrage in
hrem Namen, dem Geschäftsordnungsantrag der Grü-
en nicht zuzustimmen.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD – Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Auch alle anderen Fraktionen halten die Fragen, die
n den letzten Wochen und Monaten aufgetaucht sind
beispielsweise zu den Vernehmungen in Guanta-
amo oder Syrien –, für diskussionswürdig. Aber wir
ind der Auffassung, dass über diese Fragen parallel und
icht in der heutigen Debatte über die Einsetzung eines
ntersuchungsausschusses diskutiert werden muss. Für
iesen Tagesordnungspunkt sind heute Nachmittag
5 Minuten angesetzt.

Jeder weiß, dass es unterschiedliche Auffassungen
azu gibt, wie der Auftrag des Untersuchungsausschus-
es im Einzelnen formuliert werden soll. Deshalb muss
eute genau dieses Thema im Mittelpunkt stehen.

Im Übrigen steht im Auftrag des Untersuchungsaus-
chusses auch, dass wir aus den Geschehnissen Lehren
ür die Zukunft ziehen sollen. All das, was Sie, Herr
eck, angemahnt haben, soll auch nach dem ausdrückli-
hen Willen aller anderen Fraktionen geschehen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


eshalb besteht zu den Klagen, die Sie geführt haben,
berhaupt kein Anlass.






(A) )



(B) )


Jörg van Essen
Wie schwach Ihre Argumente in dieser Geschäftsord-
nungsdebatte waren, zeigte sich auch daran, dass Sie
kaum etwas zur Geschäftsordnung gesagt haben.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Richtig!)


Sie haben eine inhaltliche Debatte geführt. Diese inhalt-
liche Debatte, die wir gar nicht verhindern wollen, wird
heute Nachmittag stattfinden. Daran wird deutlich, dass
der Antrag, den Sie eingebracht haben, ausschließlich
ein Showantrag ist.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Die Peinlichkeit Ihrer Vorwürfe zeigt sich auch darin,
dass Sie die Punkte, die Sie angesprochen haben, jeder-
zeit eigenständig auf die Tagesordnung hätten setzen
können – das ist das Recht jeder Fraktion –,


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Ganz genau! So ist es!)


wenn Sie daran interessiert sind, sofort mit der Diskus-
sion zu beginnen. Das haben Sie aber nicht getan.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben das für diese Woche durchsetzen wollen!)


Deswegen können Sie nicht erwarten, dass die anderen
Fraktionen des Deutschen Bundestages Ihrem Antrag
zustimmen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603000600

Wir kommen zur Abstimmung. Wer stimmt für den

Aufsetzungsantrag der Fraktion des Bündnisses 90/Die
Grünen? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich der
Stimme? – Das Zweite war ganz offenkundig die Mehr-
heit. Damit ist der Aufsetzungsantrag abgelehnt.

Wir setzen nun die Haushaltsberatungen – Tagesord-
nungspunkt 1 – fort:

a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2006


(Haushaltsgesetz 2006)


– Drucksache 16/750 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundes-
regierung

Finanzplan des Bundes 2005 bis 2009

– Drucksache 16/751 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

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(C (D Ich darf daran erinnern, dass wir am Dienstag für die eutige Aussprache eine Debattenzeit von insgesamt ier Stunden vereinbart haben. Wir beginnen die heutigen Haushaltsberatungen mit em Geschäftsbereich des Bundesministeriums für irtschaft und Technologie, Einzelplan 09. Es wäre schön, wenn diejenigen, die nicht an dieser ebatte teilnehmen können, bitte zügig den Plenarsaal erlassen würden. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Bei der Wirtschaftsdebatte gehen die Grünen!)


Für die Bundesregierung hat das Wort der Bundes-
inister für Wirtschaft und Technologie, Michael Glos.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Michael Glos, Bundesminister für Wirtschaft und
echnologie:

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Mit dem Haushalt des Bundesministeriums für
irtschaft und Technologie tragen wir dazu bei, die Zu-

unft unseres Landes zu sichern. Dieser Haushalt hat in
iesem Jahr – bereinigt, um die Rückübertragung des
ereichs Arbeit – ein um 1,1 Milliarden Euro größeres
olumen, und das in erster Linie deswegen, um For-
chung und Technologie stärker zu fördern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Für uns sind wichtige Kernbereiche die Förderung der
nnovativen Kräfte im Mittelstand, die Innovationsförde-
ung bei der Industrie und vor allen Dingen der Ausbau
er Energieförderung. Das halte ich in der Zukunft für
anz besonders wichtig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir haben das Ziel, dass die Ausgaben für Forschung
nd Entwicklung bis zum Jahr 2010 mindestens 3 Pro-
ent unseres Bruttosozialproduktes ausmachen. Dazu
rauchen wir die Mithilfe der Wirtschaft. Um das Ziel zu
rreichen, muss 1 Euro aus den öffentlichen Kassen zu-
ätzlich 2 Euro aus privaten Kassen mobilisieren.

Ich war kürzlich zusammen mit Kolleginnen und Kol-
egen in Japan, um zu lernen, was andere Länder tun.
ie Japaner haben ihre Rezession nicht zuletzt dadurch
berwunden, dass sie sehr viel in neue Technologien und
or allen Dingen in Forschung investiert haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


enn wir international mithalten wollen, dann müssen
ir diesen Wettlauf aufnehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


iel ist dabei, die gesamte Innovationskette von der For-
chung über die Anwendungsreife bis hin zur Marktein-
ührung sinnvoll in eine Hightechstrategie einzuglie-
ern.

Voraussetzung dafür ist aber, dass wir eine zukunfts-
erichtete und sichere Energieversorgung haben; denn






(A) )


)

Bundesminister Michael Glos
Energie ist der Lebenssaft der Wirtschaft. Frau Bundes-
kanzlerin, ich bin sehr dankbar, dass am Montag ein
Energiegipfel stattfinden wird. Auf ihm werden alle Pro-
bleme auf den Tisch gelegt. Er ist eine erste wichtige
Diskussionsrunde.

Gestern wurde eine McKinsey-Studie veröffentlicht.
In dieser wird uns empfohlen, die Energieversorgung
in Deutschland und in Europa auf eine breitere Basis zu
stellen und aufzupassen, dass wir nicht immer stärker
abhängig werden, zum Beispiel von der Erdgasversor-
gung aus Russland. Wir wissen ja, mit Erdgas aus Russ-
land lässt sich viel Geld verdienen. Nicht nur die betref-
fende Industrie verdient so ihr Geld, sondern auch
andere verdienen ein paar Euro hinzu. Ich bin kein Neid-
hammel.


(Ute Kumpf [SPD]: Ein bisschen neidisch sind Sie schon!)


Ich gönne das den anderen. Ich will damit nur sagen, wir
müssen zusehen, dass der Anteil von Öl und Gas an der
gesamten Energiekette nicht ständig steigt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Deswegen werden wir einen breiten Energiemix disku-
tieren. Dazu gehören selbstverständlich – Herr Kuhn, da
müssen Sie gar nicht so skeptisch schauen – die erneuer-
baren Energien.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ich bin der Meinung, dass in der Diskussion die gesamte
Bandbreite einer sicheren Energieversorgung zur Spra-
che kommen muss. Wenn wir das nicht tun würden, dann
würde das von der Wirtschaft kommen. Ich finde, wir
sollten nicht gegenseitig irgendwelche ideologischen
Barrieren aufbauen,


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD] – Ulrike Flach [FDP]: Sehr richtig! Ich glaube, das war jetzt intern gemeint!)


nämlich hinsichtlich der Anwendung und des Ausbaus
bestimmter Energieformen, vor allem jener, die CO2-frei
sind, sondern das tun, was auch andere große Industrie-
länder tun.


(Dr. Rainer Wend [SPD]: Das Wort „Kernenergie“ ist noch nicht gefallen!)


– Dieses Wort ist noch nicht gefallen. Deswegen bin ich
dankbar für den Zwischenruf, mit dem die SPD das Wort
„Kernenergie“ in die Debatte eingeführt hat.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich finde, die Dinge liegen auf dem Tisch.

Jetzt einmal ganz ernsthaft. Im Hinblick auf die Ener-
giepreise sind die Grenzen der Belastbarkeit zum Teil
überschritten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die energieintensive Industrie wandert zum Teil ab.

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(C (D (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Machen Sie mehr Wettbewerb!)


enn im Nachbarland etwas produziert und die Energie
ort nicht so umweltfreundlich wie bei uns erzeugt wird,
ann belastet das die Umwelt noch sehr viel stärker.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann müssen Sie mal für Effizienzsteigerungen sorgen!)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir reden
nd erwarten viel vom Anspringen des privaten Kon-
ums. Nun gibt es verschiedene Ursachen, warum das so
ar.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wollen die Mehrwertsteuer erhöhen!)


s gab viel Kaufkraftzurückhaltung. Man hat sich natür-
ich unter anderem gefragt, wie es mit der Altersversor-
ung weitergeht, wie es einmal mit der Gesundheitsver-
orgung aussieht und wie es in unserem Land mit der
rbeitslosigkeit weitergeht. Es kam sicherlich zu einem
ngstsparen; aber es gibt natürlich auch breite Verbrau-

herschichten, denen es an der Kaufkraft fehlt.

Das Geld, das man für Öl und Gas bzw. für die Hei-
ung und den Strom ausgeben muss, kann man nicht an-
erweitig in den privaten Konsum geben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


eswegen müssen wir auch aufpassen, dass wir den
irtschaftsaufschwung nicht dadurch behindern, dass
ir zuschauen, wenn die Preise immer stärker steigen.

Ich bin der Meinung, dass dazu natürlich mehr Ange-
ot gehört. Deswegen fordere ich vor allen Dingen die
roßen Stromerzeuger auf, endlich mit den angekün-
igten Investitionen in den Kraftwerkspark zu beginnen.
as haben sie bereits meinem Vorgänger Herrn Clement

chriftlich versprochen. Die ersten neuen großen Kraft-
erke könnten sich schon im Bau befinden. Ein Markt

ntspannt sich nur, wenn mehr Angebot in den Markt
ommt.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


eswegen brauchen wir mehr Stromerzeugung in
eutschland. Das ist meiner Ansicht nach die wirk-

amste Form, um den Strommarkt wieder liquider zu
achen und dadurch zu niedrigeren Preisen zu kommen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir müssen
atürlich auch die Strukturen verändern, wenn wir wol-
en, dass der Aufschwung auch in das etwas schwieri-
ere Jahr 2007 hineingetragen wird.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Wasserkraft!)


ir haben uns ja bekanntlich vorgenommen, die Konso-
idierung der öffentlichen Haushalte 2007 noch stärker
nzugehen, als das im Jahr 2006 der Fall ist.

Herr Kuhn, wir müssen natürlich die hohen Lohn-
usatzkosten begrenzen. Erste Schritte werden durch

(B)







(A) )



(B) )


Bundesminister Michael Glos
die Senkung des Beitrags zur Arbeitslosenversicherung
getan. Es kommt auch dem Mittelstand zugute, wenn die
Lohnzusatzkosten nicht ständig weiter steigen.

Auch bei der Gesundheitsreform müssen wir natürlich
schauen, dass es zu einer Begrenzung der Lohnnebenkos-
ten kommt. Das geht nur durch mehr Wirtschaftlichkeit
im gesamten System der Gesundheitsversorgung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich meine, die Anreize zur Kosteneinsparung müssen
wettbewerbsorientiert sein. Wir wollen den Wachstums-
prozess auch dadurch beschleunigen, dass wir zum
1. Januar 2008 eine Unternehmensteuerreform in
Kraft setzen, durch die vor allen Dingen eine Rechts-
formneutralität bei der Besteuerung der mittelständi-
schen Personenunternehmen, der inhabergeführten Un-
ternehmen und der Kapitalgesellschaften erreicht wird.


(Beifall des Abg. Hartmut Koschyk [CDU/CSU] sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir wollen, dass der Mittelstand profitiert.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Gudrun Kopp [FDP]: Warum erst 2008?)


Dazu gehört auch, dass wir die Erbschaftsteuer- und die
Schenkungsteuerlast im gewerblichen Bereich verrin-
gern. Es macht keinen Sinn, wenn wegen der Erbschaft-
steuer Unternehmen verkauft werden müssen, wo es
doch manchen Käufern nur um die Marktzugangskanäle
und das Know-how geht. Bei mittelständischen Famili-
enunternehmen, überhaupt bei familiengeführten Unter-
nehmen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es bei uns im
Land bleibt, sehr viel höher.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Deswegen hat sich die Koalition entschlossen, diesem
Punkt in ihrem Programm Rechnung zu tragen. Das ist
keine Begünstigung von Reichen; denn das geht in der
Art und Weise vor sich, dass für jedes Jahr, in dem das
Unternehmen weitergeführt wird, die zu zahlende Erb-
schaft- bzw. Schenkungsteuer um 10 Prozent reduziert
wird. Wenn Betriebsvermögen ins Privatvermögen über-
tragen wird, dann muss dies ohnedies versteuert werden.
Daher sollten wir diese Dinge zügig angehen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich möchte diese Debatte als Gelegenheit nutzen,
mich ganz herzlich insbesondere bei den kleineren Un-
ternehmen zu bedanken. Vor allen Dingen das Handwerk
stellt 80 Prozent der Ausbildungsplätze zur Verfügung.
Der Ausbildungspakt ist im letzten Jahr ein Erfolg ge-
wesen. Wir möchten, dass er auch in diesem Jahr Erfolge
zeigt. Das sind wir den jungen Menschen schuldig.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Zahl der Jugendlichen, die einen Ausbildungs-
platz suchen, wird eher noch ansteigen. In diesem Jahr
wird mit einer Zahl von über 600 000 gerechnet. Wer
heute nicht ausgebildet wird, steht morgen nicht als qua-

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(C (D ifizierte Arbeitskraft zur Verfügung. Wir wissen, dass ich diese Zahlen wieder ändern werden. Eine gute Ausildung ist der beste Schutz gegen einen Fachkräftemanel in der Zukunft. Unsere Exportwirtschaft ist gut aufgestellt. Die Unernehmen haben Marktanteile hinzugewonnen. Ich inde es eine große Leistung, dass die deutsche Wirtchaft in diesem internationalen Konzert so gut mitpielt, obwohl so dynamische Konkurrenten wie China nd Indien als große Player hinzugekommen sind. eutschland hat seinen Anteil am Welthandel halten önnen. Diese Erfolge sind nicht selbstverständlich, sondern üssen immer wieder neu errungen werden. Deswegen öchten wir – dazu sind im Haushalt des Ministeriums ür Wirtschaft und Technologie einige Instrumente orgesehen – den mittelständischen Firmen bei der Erberung neuer Märkte helfen. Außenhandelskammern, uslandsmessen, Hermesdeckungen und Investitionsarantien sind in diesem Zusammenhang die Stichworte. nsere Außenwirtschaft sichert auch in Deutschland Areitsplätze. Allein die Hermesdeckungen für Exporte in öhe von fast 20 Milliarden Euro sichern bei uns im In and circa 200 000 Arbeitsplätze. Weil wir wollen, dass der freie Welthandel funktioiert und weil wir zu den Ländern gehören, die davon anz stark profitieren, müssen wir erneut Anstrengungen nternehmen, damit die Doha-Runde der WTO-Konfeenz zu einem Erfolg wird. Ein Scheitern muss verhinert werden. Wir sind natürlich sehr viel stärker für mulilaterale als für bilaterale Vereinbarungen. Das ist auch ei meinem Besuch in Asien deutlich geworden. Länder ie Singapur fordern uns als Europäische Union aber uf, bilaterale Vereinbarungen zu treffen, weil sie Angst aben, dass die Verhandlungen nicht vorankommen. Ich werde deswegen in der kommenden Woche noch inmal in die USA fliegen, um dort zu versuchen – die SA sind der Schlüssel zu den großen Schwellenlänern –, neue Impulse in den Prozess hineinzubringen. Es äre schlecht, wenn diese Verhandlungsrunde scheitern ürde. Aber wir können es derzeit nicht ausschließen. ch möchte nochmals sagen – da bin ich mir der Untertützung dieses Hauses sicher –, dass Deutschland alles ut, um ein Scheitern zu verhindern. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Stimmung bei allen am Wirtschaftskreislauf Be-
eiligten – das sind nicht nur die Unternehmen – ist sehr
iel besser geworden. Der Ifo-Geschäftsklimaindex
eigt ein Hoch wie seit 15 Jahren nicht mehr. Das hängt
amit zusammen, dass einerseits verschiedene Zyklen
uslaufen und andererseits das Vertrauen zurückkehrt.
s gibt jedoch keinen Grund, sich deswegen auf den ver-
eintlichen Lorbeeren auszuruhen. Wir müssen unsere
ausaufgaben machen.

Eine Aufgabe, die ich für besonders wichtig halte, ist
er Kampf gegen die Bürokratie.






(A) )



(B) )


Bundesminister Michael Glos

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Beim Bürokratieabbau muss etwas geschehen. Das kann
aber nicht allein durch die Ministerien geleistet werden.

Ich habe unlängst über das Präsidium des BDI die
Wirtschaft aufgefordert, Vorschläge vorzulegen, was im
Unternehmensbereich konkret zu tun ist. Denn manch-
mal werden unsere Vorhaben von Unternehmensverbän-
den konterkariert, die dann beispielsweise darauf hin-
weisen, dass eine bestimmte Statistik unverzichtbar ist.
Deswegen müssen wir es miteinander angehen, um er-
folgreich zu sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Mein Ziel ist die Stärkung der Wachstumskräfte in
unserem Land. Ohne Wachstum lassen sich die Pro-
bleme nicht lösen. Nur mit einem stärkeren Wirtschafts-
wachstum können wir erreichen, dass wieder mehr Men-
schen Arbeit haben. Das ist das vordringlichste Ziel.
Darüber sind wir uns einig.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Nur mit mehr Wachstum können wir die öffentlichen
Haushalte konsolidieren. Nur damit können wir den de-
mografischen Herausforderungen in unseren Sozialsys-
temen begegnen.

In der Diskussion habe ich noch etwas gelernt: Japan
hat ähnliche demografische Probleme, wie sie sich bei
uns abzeichnen. Es macht keinen Sinn, das Problem nur
aus wirtschaftlicher Sicht zu bejammern. Ich will an die-
ser Stelle nicht auf neue familienpolitische Initiativen
eingehen,


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wäre auch eine Drohung!)


aber der Bevölkerungsaufbau ist nun einmal problema-
tisch.

Sie haben den so genannten Silver Market angespro-
chen. Wir müssen den Markt so entwickeln, dass die
kaufkräftigen älteren Menschen am Wirtschaftskreis-
lauf beteiligt werden. Daraus ergeben sich ebenfalls
Wachstumschancen. Auch mit diesem Thema sollte sich
unsere Wirtschaft befassen.

Jede Krise – auch jede vermeintliche Krise – birgt
Chancen. Diese zu nutzen, ist unsere Aufgabe.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Zahlen sind bekannt. Wir rechnen mit einem
Wachstum von 1,5 Prozent. Wenn die Zahl der Feiertage
in diesem Jahr niedriger wäre, dann wäre es möglicher-
weise noch höher. Die Institute sind teilweise optimisti-
scher. Die Zahlen des ersten Quartals sind witterungsbe-
dingt nicht sehr gut. Aber eines ist besonders erfreulich:
Die Zahl der Arbeitslosen ist – auch wenn sie insgesamt
immer noch viel zu hoch ist – bedeutend niedriger als im
letzten Jahr um diese Zeit.

Ich meine, wir haben große Chancen in der Koalition.
Lassen Sie uns diese Chancen nutzen!

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(C (D Danke schön. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603000700

Ich erteile das Wort dem Kollegen Rainer Brüderle

ür die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP – Ludwig Stiegler [SPD]: Mainz-Süd!)



Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1603000800

Mainz-Mitte!

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Heute
orgen hat sich wieder einmal das Sprichwort „Reisen

ildet“ bestätigt.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Reisen Sie mal! Sollen wir Herrn Brüderle einen Reisegutschein schenken?)


ichael Glos – das ist der deutsche Wirtschaftsminister –
rwartet, dass sich die Konjunktur belebt. Sein Ministe-
ium begründet das mit den außenwirtschaftlichen
ahmenbedingungen. Herr Glos hat Recht: Es ist im-
er die Weltwirtschaft, die das geringe Wachstum in
eutschland treibt.

Aber auch bei 5 Millionen Arbeitslosen – in Wahr-
eit, wenn sie ehrlich berechnet würden, sind es 6 Mil-
ionen bis 7 Millionen – besteht kein Grund, einen ver-
assungswidrigen Haushalt vorzulegen. Ich darf Herrn
los aus der letzten Haushaltsdebatte zitieren. Er sagte

n die alte Bundesregierung gerichtet wörtlich:

Sie sind ja nicht einmal mehr bereit, unsere Verfas-
sung zu beachten, obwohl Ihnen Ihr Amtseid das
vorschreibt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht!)


Herr Glos hat weiter festgestellt:

Die Bundesregierung verspielt unser aller Zukunft.


(Lachen bei der SPD)


Die Arbeitsmarktsituation erfordert eine zielstrebige
irtschaftspolitik. Diese ist aber nicht erkennbar.


(Beifall bei der FDP – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Das Letztere ist falsch!)


it Förderprogrammen wie Inno-Watt, Inno-Net,
EMO und Pro Inno können die Unternehmen, die den
erwaltungsaufwand nicht scheuen, etwas Geld mitneh-
en; aber es bringt nicht die erforderliche Wende.


(Beifall bei der FDP)


Vielleicht sollten Sie die Steinkohlesubventionen un-
r Inno-Strom firmieren lassen und das damit begründen,
ass dies ein Stück weit Innovation und Mittelstandsför-
erung ist. Das Festhalten an den Steinkohlesubventio-
en führt zu keiner Konjunkturbelebung. Das Gleiche
ilt auch für das so genannte Wachstumspaket. Es ist ja






(A) )



(B) )


Rainer Brüderle
nett, dass ein Teil der Handwerkerrechnung und Kinder-
betreuungskosten steuerlich abgesetzt werden können.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie sind zynisch, Herr Brüderle!)


– Nein. Zynisch ist, bei 6 Millionen Arbeitslosen nichts
zu tun. Sie sollten einmal in Ihren alten Haushaltsreden
nachlesen, was Sie früher erklärt haben. Nun argumen-
tieren Sie genau anders herum.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Diese Regierung der vereinigten Sozialdemokraten,
rot und schwarz angestrichen, steht nur kraftvoll auf der
Stelle, anstatt die Veränderungen vorzunehmen, die Sie
früher gefordert haben.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP)


Mit Gebäudesanierungsprogrammen lösen Sie die
Standortprobleme nicht.


(Zuruf des Abg. Hans Michelbach [CDU/ CSU])


– Gut, ihr habt in Rheinland-Pfalz mehr als wir erreicht.
Aber Helmut Kohl hatte 57 Prozent. Nun seid ihr gerade
einmal über 30 Prozent. Eine solche Halbierung könnten
wir uns nicht leisten.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Stimmt, dann seid ihr weg!)


Unserer Wirtschaft, vor allem dem Mittelstand, auf
den ständig Lobreden gehalten werden – so auch
heute –, wenn man Ausbildungsplätze braucht, helfen
Sie am besten, wenn Sie auf die geplante Mehrwert-
steuererhöhung verzichten.


(Beifall bei der FDP)


Hilfreich wäre auch ein Bürokratieabbau, auf den Sie
heute zu Recht hingewiesen haben. Es gibt ja keine
Rede, in der dieser Abbau nicht propagiert wird. Aber es
geschieht nichts. Noch nicht einmal die Novellierung
des Gaststättengesetzes – die haben Sie angekündigt –
wird angepackt; noch nicht einmal das „Frikadellen-
abitur“ schaffen Sie ab. Nichts tut sich, außer Ankündi-
gungen. Das kennen wir schon von Herrn Clement. Er
hat jede Woche einen bunten Luftballon durch den Bun-
destag getragen, aber am Schluss kam nichts heraus. Sie
setzen offenbar die rot-grüne Politik konsequent fort.


(Beifall bei der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Herr Präsident, da vorne steht ein Dampfplauderer!)


Man kann der Bundesregierung nur zurufen: Fürchtet
euch nicht! Wir Liberale sind bei euch, wenn ihr etwas
Vernünftiges macht. Also, nun mal ran!


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP – Lachen bei der CDU/CSU)


Aber das Gegenteil geschieht. Die Unternehmen müssen
in diesem Jahr in einem komplizierten Verfahren drei-
zehnmal Sozialabgaben entrichten, was einen erheblichen

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(C (D ehraufwand bedeutet. 20 Milliarden Euro Liquiditätsntzug in diesem Jahr und ein Konjunkturprogrämmchen it einem Volumen von 5 Milliarden bis 6 Milliarden uro, von Wärmedämmplatten bis Elterngeld. Das ist ahrlich eine Förderung des deutschen Mittelstands! (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Hurrapopulismus!)


Herr Michelbach, Sie haben früher, als Sie noch Mit-
elstandssprecher der Union waren, tolle Äußerungen
emacht. Sie haben in Ihrer letzten Haushaltsrede gefor-
ert, die Unternehmen müssten von Steuern entlastet
erden; der Arbeitsmarkt müsse flexibilisiert werden;
er Anstieg der Energiepreise müsse gestoppt und über-
lüssige Bürokratie abgebaut werden. Das alles haben
ie im letzten Jahr erklärt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ie machen es nur nicht, Herr Michelbach. Ich glaube,
hr Nachfolger wird es auch nicht machen.


(Beifall bei der FDP)


Die Sozialabgaben für die Minijobs sollen um
0 Prozent erhöht werden. Das ist ganz offensichtlich
in Beitrag zur Senkung der Lohnnebenkosten. Es ist
eutzutage ungeheuer kompliziert, eine Gehaltsabrech-
ung zu machen. Herr Glos, ich lade Sie zu einem
ehaltsabrechnungsnachmittag in Mainz ein. Dann

chauen wir uns in einem Betrieb einmal an, was dort al-
es geleistet werden muss, um mit der Bürokratie klarzu-
ommen. Hier besteht wirklich Reformbedarf. Aber ich
age Ihnen voraus: Sie werden wieder nur Trippelschritt-
hen gehen. Die Diskussion fängt ja schon wieder sehr
erhalten an.

Das Prinzip „Abwarten, bis sich die Wirtschaft er-
olt“, also Wartezimmer mit Schlafraum, wird nicht wei-
erhelfen. Die Konjunkturdaten werden missbraucht, um
ich vor einer Reform zu drücken. Vor den vier Wahlen
aben Sie nichts gemacht. Jetzt kommt vielleicht ein bis-
chen Gesundheitsreform. Aber hohe Erwartungen habe
ch nicht. Ob Kündigungsschutz, betriebliche Bündnisse
der eine wettbewerbsfähige Unternehmensverfassung,
irgendwo erfolgt eine Reform. Sie beklagen zu Recht
ie hohen Energiepreise. Aber wer Eon noch mehr
arktmacht gibt, darf anschließend nicht klagen. Bei

ast 90 Prozent Marktanteil müssen die Preise ja hoch
ein.


(Beifall bei der FDP – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Was denn jetzt? Sie sagen auf der einen Seite Privatisierung und auf der anderen Seite Regulierung!)


Hören Sie zu, sonst verstehen Sie es nicht. Sie sehen
ie etwas. Das liegt an Ihnen. Dagegen hilft auch keine
rille.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist eine Büttenrede, die Sie hier vortragen! – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Ohne Inhalt! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Dabei ist Fastenzeit!)


Sie sollten den Kündigungsschutz nicht Herrn
üntefering und den Atomausstieg nicht Herrn Gabriel






(A) )



(B) )


Rainer Brüderle
überlassen. Das ist dieses Kartell von 70 Prozent, das
nun Grau als Modefarbe und Unbeweglichkeit als Dyna-
mik deklariert. Das zeigt einen erschreckend schnellen
Prozess der Sozialdemokratisierung der Union. Herr
Westerwelle hat die gemeinsame Erklärung von CDU,
CSU und FDP dargestellt. Alles, was Sie vor der Wahl
erklärt haben,


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Kommen Sie einmal zu den Inhalten!)


haben Sie vergessen, nur damit Sie jetzt wieder einen
Dienstwagen haben. Das kann die Lösung nicht sein.


(Beifall bei der FDP – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sie säßen auch gern im Dienstwagen! – Volker Kauder [CDU/CSU]: In der Fastenzeit bitte mehr Ernsthaftigkeit!)


Die beeindruckenden Exporterfolge muss man sich
näher betrachten; das sage ich auch dem früheren mittel-
standspolitischen Sprecher der Union. Der Schwerpunkt
liegt beim Warenverkehr. Sie müssen aber sehen, dass
wir bei den Dienstleistungen und der Hochtechnologie
dramatisch an Stellenwert verlieren. Beim Dienstleis-
tungsexport ist Deutschland nach den OECD-Zahlen
Schlusslicht. Das ist kein Weg in die Zukunftsmärkte.
Deshalb müssen hier andere Rahmenbedingungen ge-
setzt werden. Sie müssen den Mut haben, die Strukturen
anzugehen und sie zu ändern. Mit kleinen Trippelschrit-
ten werden Sie es nicht hinbekommen.

Sie müssen den Energiesektor angehen. Es ist doch
ganz klar: Bei monopolistischen Strukturen im Energie-
sektor bekommen Sie dort auch monopolistische Preise.
Das ist doch die Kernursache für die hohen Preise.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Sie müssten wieder einmal bei Ludwig Erhard und bei
Walter Eucken nachlesen, was die Grundlagen der sozia-
len Marktwirtschaft sind. Wo sind denn Ihre Ansätze zur
Unternehmensteuerreform?

Bisher hat Herr Glos mit Ludwig Erhard nur gemein,
dass beide aus Franken kommen. Aber vom Wirtschafts-
wunder ist noch nichts erkennbar, auch im weitesten
Sinne nicht. Rühmen Sie sich auch nicht, Sie hätten den
ersten Gang schon eingelegt. Sie stehen mit beiden
Füßen auf der Bremse.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ganz klar eine Büttenrede!)


Sie müssen endlich die Strukturen verändern. Unser Pro-
duktionspotenzial ist zu schwach; das kann man auch
nicht durch ein bisschen Konjunkturprogramm ändern.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Kommen Sie einmal zu den Inhalten!)


Sie müssen eine Steuerreform machen, Sie müssen
die Bürokratie wirklich abbauen, Sie müssen die Pflege-
versicherung in Ordnung bringen, Sie müssen den Ar-
beitsmarkt zum Markt machen – damit die, die draußen
stehen, auch eine Chance haben, hereinzukommen –, Sie
müssen die Rente in Ordnung bringen. Alles das steht

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(C (D us. Sie haben in Ihrem Koalitionsvertrag keine entsprehenden Regelungen aufgenommen – nicht, weil Sie eine Zeit hatten, sondern deshalb, weil Sie sich nicht eiig sind. Das ist das Schlimme. Draußen in der Gesellschaft sehen Sie die Allergieeaktion: Verdi mit der Strategie rückwärts, Kampf um rühere Positionen. Statt moderner Tarifpolitik mit Erolgsbeteiligung und Flexibilität gibt es eine Rückwärtsolle, weil die Weichen politisch nicht gestellt werden. enn Sie mir nicht glauben, zitiere ich zum Schluss aus em Konjunkturbericht des Bundesverbands der deutchen Banken von gestern, nach deren Ansicht die Bunesregierung diesen kleinen Aufschwung nur mit klaren eformen ins kommende Jahr retten kann. Fangen Sie ndlich an! Nehmen Sie die Füße von der Bremse. Beegen Sie sich! (Beifall bei der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Alaaf! Alaaf!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603000900

Nächster Redner ist der Kollege Ludwig Stiegler für

ie SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Ludwig Stiegler (SPD):
Rede ID: ID1603001000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lieber

err Brüderle, das war kein leises Servus für Ihren Ab-
chied von der Macht in Mainz. Ich mache mir große
orgen um Sie. Sie verrennen sich, Sie versinken immer

iefer. Es nützt nichts, die Kassandra zu spielen. Das
asst nicht zu Ihnen. Wer einmal Weinköniginnen ge-
üsst hat, der kann nicht so depressiv werden, wie Sie
ier geredet haben.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Herr Brüderle, ich würde mir einfach den Ifo-Kon-
unkturindex hinlegen und das Zimmer damit tapezieren
assen; dann wird jeder Morgen schon ein Aufschwung-
orgen.


(Beifall des Abg. Klaus Uwe Benneter [SPD])


der wenn Sie es literarisch mögen: Ich würde mir den
manuel Geibel besorgen – der passt gerade in diesen
onaten –:

Und dräut der Winter noch so sehr
Mit trotzigen Gebärden,
Und streut er Eis und Schnee umher,
Es muss doch Frühling werden.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


ir fahren jetzt einen Zug Optimismus. Eines der besten
inge: Der Wirtschaftsminister spart bei der internatio-
alen Werbung für unseren Standort unglaublich viel
eld, weil jetzt nicht mehr erst die eine Gruppe kommt
nd das Land schlecht macht und dann die andere
ruppe kommen muss, um das Image des Landes wieder

ufzubauen. Gegen 80 Prozent Wohlmeinende haben Sie
it Pessimismus keine Chance.






(A) )



(B) )


Ludwig Stiegler

(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, wir haben eine ganze
Menge positive Dinge.

Wenn man sich die Arbeitsmarktzahlen anschaut,
dann kann man sagen: Wir sind noch nicht zufrieden.
Das sind wir auch nicht. Der Horizont ist aber sichtbar.
Die Arbeitsgemeinschaften und die kommunalen Träger
sind handlungsfähig, die Arbeitsmarktpolitik ist da, das
Programm für Handel und Handwerk funktioniert. Herr
Brüderle, seit langer Zeit wirbt das deutsche Handwerk
für ein Programm seiner Regierung und sagt, Leute, das
ist eine Chance für uns. Also machen wir das doch nicht
schlecht, sondern freuen wir uns, dass wir mit Handwerk
und Mittelstand an die Lösung der Probleme gehen kön-
nen!


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Das heißt nicht, dass wir uns nicht auch mit den
Managern auseinander setzen müssen. Peter Struck hat
gestern einen gewissen Patriotismus der Manager ein-
gefordert. Darüber haben sich manche aufgeregt. Ich
sage es einmal juristischer: Dieser Patriotismus ist im
Grunde der Gehorsam gegenüber dem Grundgesetz. Wer
immer in Deutschland ein wirtschaftliches Eigentum er-
wirbt, erwirbt es mit der Hypothek der sozialen Ver-
pflichtung des Eigentums, das auch dem Gemeinwohl
zugute kommen soll.


(Beifall bei der SPD)


Das muss man den Managern sagen. Reiner Shareholder-
value steht nicht auf dem Boden des Grundgesetzes.
Auch das muss man deutlich sagen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der Mittelstand weiß das längst; er hat schon immer
nach dem Motto „Leben und leben lassen“ und im Inte-
resse der Mitarbeiter und der jeweiligen Region gehan-
delt. Wir müssen das auch denen sagen, die meinen, sie
könnten als Finanzinvestoren aus der deutschen Wirt-
schaft einen Esel-streck-Dich machen. Das kann und
wird so nicht sein.

Herr Brüderle, da stehen uns große Aufgaben bevor.
Ich nenne das Stichwort „50 plus“. Das, was Michael
Glos zu den Älteren gesagt hat, also die Älteren als
Chance zu begreifen, ist ein ganz wichtiger neuer An-
satz. Es ist doch verrückt: Seit Hunderten von Jahren
kämpft die Menschheit dafür, dass sie älter wird; kaum
wird sie älter, sagt sie, das ist ein Problem. Wir sollten
jubeln und uns freuen, dass wir endlich erreicht haben,
dass wir in den Himmel kommen, aber nicht so bald, wie
ein bayerischer Landpfarrer immer gebetet hat.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Deswegen lasst uns hier bitte diese Chance nutzen
und unsere Arbeits- und Geschäftsprozesse so neu struk-
turieren, dass wir bei einem längeren Leben auch länger
mitwirken können. Ich bin ein Einödhofkind. Da war es
immer klar, dass die Menschen in allen Lebensphasen

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(C (D it dem, was sie konnten, ins Arbeitsleben integriert waen. Ich denke, so etwas kann diese Gesellschaft auch achen. Das gibt ja auch Sinnerfüllung. Es gibt viele, ie fallen in ein tiefes Loch, wenn man sie aus dem Ererbsleben entlässt. Der Ruhestand ist nicht für alle das eich der Freiheit, wie viele denken. Es ist auch ein tück Reichtum, eingegliedert zu sein. Lasst uns das anehen und nicht jammern! „50 plus“ ist eine riesige Aufabe, mit der Franz Müntefering begonnen hat. Lasst uns auch das Thema Jugendliche unter 5 Jahren angehen! Ich bin inzwischen dafür, dass wir en Kultusministern der Länder einen Eingliederungszuchuss abverlangen für jeden jungen Menschen, den sie ns ohne Hauptschulabschluss vor die Tür stellen. s kann doch nicht sein, dass 10 Prozent eines Jahrganes vor die Tür der Wirtschaft gestellt werden, ohne auseichend lesen und schreiben zu können, nur weil die änder mit ihren Aufgaben nicht fertig werden. Die Re orm der Bildungskette ist hier das Entscheidende. Lassen Sie uns auch gemeinsam die Diskussion um ie Arbeitsund Beteiligungsgesellschaft angehen! Ich ese insbesondere in Veröffentlichungen aus kirchlichen ereichen, dass die Menschen sagen: Lasst uns resignie en, die Vollbeschäftigung ist nicht mehr möglich; der ebenssinn ist auch woanders. Ich denke, das wäre der erkehrte Ansatz. Wenn wir in einer älter werdenden Geellschaft unseren Wohlstand halten wollen, müssen wir ns mit allen Kräften, die wir haben, auf eine Arbeitsnd Beteiligungsgesellschaft einrichten, damit dieses and der Welt von Morgen mit dem Weltwirtschaftsmit elpunkt Asien das Notwendige gibt und wir unseren ohlstand gemeinsam erhalten können. Das ist die Auf abe für die nächsten Jahre. Dazu gehört auch die Kultur der Selbstständigkeit. s ist eine der wichtigen Entscheidungen der großen oalition, dass wir die Selbstständigkeit fördern wollen nd dass der Haushalt des Wirtschaftsministers auf die örderung der Selbstständigkeit ausgerichtet ist. Wir rauchen mehr Menschen, die für sich und andere, die as nicht können oder wollen, einen Arbeitsplatz schafen. Also müssen wir die Finanzierungsvoraussetzungen chaffen, damit aus guten Ideen am Ende gute Werke nd Arbeitsplätze werden können. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Das neue Bundeswirtschaftsministerium steht im
entrum dieser Bemühungen. Das, was heute in völlig
euer Gestalt vor uns steht, ist schon eine interessante
eranstaltung: Es handelt sich nicht mehr um ein Ar-
eitsministerium mit angeschlossener Grundsatzabtei-
ung, sondern um ein neues Ministerium.

Lieber Peter Ramsauer, das ist keine Voliere für den
rmen Michael Glos, in der seine Flügel gestutzt werden.
ch gebe zu: Für einen Mondialpolitiker, der in einer
taatskanzlei groß geworden ist, wäre dieses Gehäuse






(A) )



(B) )


Ludwig Stiegler
vielleicht etwas eng gewesen. Aber ein fränkischer Re-
chen kommt damit zurecht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich rate diesem Franken auch: Hör auf, dir immer
wieder ein zusätzliches Gehäuse für die Kernenergie
bauen zu wollen! Es gibt so viel Freilandgehege für die
erneuerbaren Energien. Da kann man scharren und die
Zukunft vorbereiten. Man muss nicht an die verbotenen
Gitter herangehen; denn dabei holt man sich nur einen
Schlag.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Lachen bei Abgeordneten der FDP)


Dieses Ministerium hat einen spannenden Zuschnitt.
Der Wirtschaftsminister ist von der Aufgabe der passi-
ven Arbeitsmarktpolitik – der arme Franz Müntefering
muss sie schultern – befreit. Er kümmert sich um die In-
novation und kann dazu beitragen, Müntefering das Ge-
schäft leichter zu machen.

Wir müssen unsere Hausaufgaben in der Ordnungs-
politik machen, zum Beispiel bei der Anreizregulierung
der Energie. Herr Brüderle, wir sind uns einig im Hin-
blick auf die Befassung der Energieagentur mit der An-
reizregulierung, damit die Durchleitungsgebühren sin-
ken und damit die Wettbewerbsfähigkeit gefördert wird.

Wir müssen auch darauf dringen, dass die Manager
der Energiewirtschaft aufhören, pausenlos Versprechun-
gen zu machen. Was haben sie uns während der Beratun-
gen alles versprochen: 20 Milliarden Euro! Jetzt lassen
Sie sich schon feiern, wenn sie 10 Milliarden Euro ver-
sprechen. Diese Manager erinnern mich an etwas, was
früher in Bayern stattfand: Arme Leute haben den Kin-
dern in der Weihnachtszeit das alte Spielzeug wegge-
nommen, es neu angestrichen und auf den Gabentisch
gelegt. So darf es die Energiewirtschaft nicht machen.
Wir werden uns das Verhalten dieser Manager nicht ge-
fallen lassen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir müssen dabei helfen, dass neue Ideen in neue
Produkte umgesetzt werden. Michael Glos muss seine
Hebammendienste leisten, damit aus Ideen dank For-
schung und Entwicklung wirklich gesunde Unternehmen
geboren werden.

Das neue Ministerium ist auch für Europa zuständig.
Aufgrund des Drängens der SPD-Fraktion ist bei der
Dienstleistungsrichtlinie manches bewegt worden. Es
war schon eindrucksvoll, als der Staatssekretär des Wirt-
schaftsministeriums für seinen Vortrag mehr Beifall als
ein früherer Wirtschaftsminister bekommen hat. Da zeigt
sich, dass Sie vom Irrtum zur Wahrheit gereist sind.
Menschen, die das tun, sind bekanntlich die Weisen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Lassen Sie uns also diese Arbeit machen! Die KMU-
Förderung steht im Mittelpunkt: Dabei geht es – das ist
ganz neu – um die Finanzierung der kleineren und mitt-

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(C (D eren Unternehmen durch Kredite und Kapitalbeteiligunen. Es kann nicht so bleiben, dass amerikanische Penionsfonds die Einzigen sind, die Bereitschaft zum isiko zeigen, und dass wir uns hinterher beklagen, dass ie Gewinne der Unternehmen woanders investiert weren und nicht den Wohlstand unseres Landes mehren. ir müssen miteinander die Risikobereitschaft in unse em eigenen Land fördern. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Der Hightech-Gründerfonds ist dabei eine wichtige
ache. Mir ist aufgefallen, dass einer der Hightech-
ründerfonds nach luxemburgischem Recht gegründet
orden ist. Wenn die deutsche Bundesregierung zur För-
erung von Hightech-Gründerfonds in Deutschland auf
usländisches Recht zurückgreifen muss, dann ist das
ein Kompliment für unser gegenwärtiges Recht. Lassen
ie es uns also miteinander überarbeiten, damit wir in-

ernational wettbewerbsfähig werden!


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Der Haushalt 2006 ist ein Haushalt zur Förderung von
achstum und Beschäftigung. Herr Brüderle, ich habe

iel Kraft darauf verwendet – auch während der Koaliti-
nsverhandlungen –, zu erreichen, dass mit dem diesjäh-
igen Haushalt Gas gegeben wird, damit im nächsten
ahr Belastungen getragen werden können. Es ist einfach
nredlich, zu sagen, das sei verfassungswidrig. Lesen
ie den Art. 115 oder auch den Art. 109 Grundgesetz!


(Abg. Rainer Brüderle [FDP] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Herr Präsident, wenn Herr Brüderle eine Zwischen-
rage stellen will, dann gestatte ich das; das verlängert
ie Redezeit. Das ist aber nicht verabredet.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603001100

Der Kollege Brüderle ist ein anständiger Kerl, sodass

r Ihre Freundlichkeit zu Beginn jetzt durch Verlänge-
ung Ihrer Redezeit zum Ausgleich bringt.

Bitte schön, Herr Kollege Brüderle.


Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1603001200

Ich finde die Reden vom Kollegen Stiegler unabhän-

ig vom Inhalt immer interessant.

Herr Kollege Stiegler, die Möglichkeit, bei einem Un-
leichgewicht der Wirtschaft mehr Investitionen und da-
it mehr Ausgaben zu tätigen, als durch Einnahmen ge-

eckt sind, erfordert meines Erachtens zwingend – das
tellt man fest, wenn man die Kommentare zu Art. 115
rundgesetz und zum Stabilitäts- und Wachstumsgesetz
achliest –, dass auch die Haushaltsstruktur der Situation
emäß ausgerichtet wird. Das tun Sie eben nicht.

Der Haushalt wird nicht der Situation gemäß ausge-
ichtet. Das Motiv ist – wie in den vergangenen Jahren
ei der Vorgängerregierung auch –, sich der Mühe des
parens zu entledigen und die Ausgabenseite im Haus-
alt eben nicht in Ordnung zu bringen. Der Haushalt






(A) )



(B) )


Rainer Brüderle
müsste wie bei jedem Privatmenschen auch – wenn ich
mehr ausgebe, als ich einnehme, dann muss ich mich
nach der Decke strecken – von der Ausgabenseite her in
Ordnung gebracht werden. Sie missbrauchen dieses
Konzept der Ausnahmeregelung, um Ihre Schwäche
beim Haushaltsausgleich zu übertünchen.


(Zurufe von der CDU/CSU und der SPD: Frage!)


Es ist eine Spielerstrategie: In diesem Jahr lasse ich es
laufen, fast 40 Milliarden Euro Defizit, mehr Schulden.
Das ist die Nostalgiestrategie der beiden Fraktionen:
mehr Schulden, mehr Staat, mehr Steuern, mehr Büro-
kratie. Aber so kommen wir in Deutschland nicht voran.


Ludwig Stiegler (SPD):
Rede ID: ID1603001300

Herr Präsident, ich hoffe, dass ich für die Antwort zu-

mindest so viel Redezeit erhalte, wie für die so genannte
Frage gebraucht wurde.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)


Herr Brüderle, wenn Sie jetzt ein juristisches Staats-
examen machen müssten, würden Sie glatt durchfallen.
Die Regelung des Art. 115 Grundgesetz ist eben nicht
an den Investitionsbegriff gekoppelt, sondern hat den
Zweck, eine Störung des gesamtwirtschaftlichen Gleich-
gewichts abzuwehren. Wer wie Sie unter Einrechnung
der stillen Reserve sagt, wir haben in Wahrheit 7 oder
9 Millionen Arbeitslose, und dann noch behauptet, un-
sere Wirtschaft sei im Gleichgewicht, der tut der Sprache
Gewalt an. Das geht an den Tatsachen wirklich vorbei.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Der Unterschied zu früher, Herr Brüderle, ist der: Frü-
her hat man unter dem Druck der Verhältnisse mit den so
genannten eingebauten Stabilisatoren gearbeitet. Man
hat am Anfang des Jahres gute Einnahmen gehabt und
am Ende des Jahres Verluste hingenommen.


(Zustimmung des Abg. Dr. Michael Meister [CDU/CSU])


Das habe ich immer kritisiert, auch bei uns intern; dafür
gibt es sogar Zeugen. Jetzt sagen wir: Am Anfang des
Jahres handeln wir, damit wir am Ende des Jahres nicht
Verluste hinnehmen müssen, sondern wirtschaftliche Er-
folge ernten können.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Deshalb sind wir hier so klanghell im Einklang mit dem
Grundgesetz, dass Ihnen die Ohren klingen müssten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Was mich in dem Zusammenhang ärgert und worüber
wir reden müssen, ist die vorläufige Haushaltsführung.
Es kann nicht sein, dass eine Vorschrift – hier der
Art. 111 Grundgesetz –, die dazu dient, dass das Parla-
ment nicht überrumpelt wird, dasselbe Parlament hin-
dert, schon im Frühjahr Akzente zu setzen. Ich danke
deshalb den Haushältern dafür, dass sie in teleologischer
Reduktion der Vorschrift bei der Auslegung wirklich bis

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(C (D n die Grenzen des Denkbaren gehen, um Schwung in ie Wirtschaft zu bringen. Herzlichen Dank an unsere aushälter! Neben dem Schwerpunkt Mittelstand gibt es den chwerpunkt Tourismus. Wir haben wieder einen bechtlichen Teil der Mittel für den Tourismus vorgesehen. ir sind eines der beliebtesten Urlaubsländer. Wir kön en in diesem Jahr viele Gäste aus dem Ausland begrüen, die wir nicht abzocken, sondern verwöhnen wollen, amit sie mit Kind und Kegel wiederkommen. Wir sind eiseweltmeister geworden, knapp vor den USA. Das ist ine Branche, die Dienstleistungsarbeitsplätze schaffen ann. Unsere Tourismuspolitiker – ich denke etwa an runhilde Irber, die gerade zu mir herüberlacht – (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ernst Hinsken!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


eisen mit Recht darauf hin, dass 2,8 Millionen Men-
chen direkt oder indirekt vom Tourismus betroffen sind,
ass entsprechend ausgebildet wird und dass die Deut-
che Zentrale für Tourismus die Leute nach Deutschland
olt. Es war gut, dass in diesem Jahr kein Kampf um die
ourismusförderung stattgefunden hat, sondern dass wir
ns von vornherein auf Qualität und Incomingtourismus
erständigt haben. Herzlichen Dank an die, die das vor-
ereitet haben!


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, wir werden die Gründer-
örderung weiter betreiben. Forschung und Entwicklung
ird Ute Berg ansprechen. Der Ritter gegen Bürokratie
nd Behinderung ist Rainer Wend; er wird diese Themen
ier ansprechen.

Wir begrüßen neue Titel im Haushalt, zum Beispiel
uft- und Raumfahrt. Ich habe mich mit einigen Kolle-
en kürzlich bei der DLR umgesehen. Es ist einfach toll,
as die alles miteinander bewerkstelligen. Wir begrü-
en, dass die Energie- und Rohstoffeffizienz vorange-
racht wird. Wir müssen die deutsche Wirtschaft dazu
ringen, dass nicht Entlassungsproduktivität zählt, son-
ern Energie- und Rohstoffeffizienzproduktivität. Das
uss die strategische Ausrichtung der deutschen Wirt-

chaft werden.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Die Bundeskanzlerin singt immer das neue Freiheits-
ied.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Richtig gut!)


ir stimmen gerne ein, wenn sie die Strophe anfügt:
reiheit durch soziale Sicherheit. Das gehört für uns un-
erzichtbar dazu. Freiheit ist nicht, wenn Arme und
eiche in gleicher Weise nicht unter Brücken schlafen
der Brot stehlen dürfen. Freiheit durch soziale Sicher-
eit ist,


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Vor allem Gerechtigkeit! – Hartmut Koschyk [CDU/ CSU]: Mehr Eigenverantwortung!)







(A) )



(B) )


Ludwig Stiegler
wenn wir uns nicht nur in der nebulösen neuen Gerech-
tigkeit verlieren, sondern wenn Gerechtigkeit im Sinne
von Aristoteles nach Bedarf auch die Justitia distributiva
in Bewegung setzt.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Ich habe es schon immer gewusst: Der Stiegler ist ein Philosoph!)


Wenn Freiheit durch soziale Sicherheit und Integration
aller in das Wirtschaftsleben existiert, dann singen wir
einen Kanon miteinander und dann geht es auch wieder
aufwärts.

Glück auf!


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603001400

Da der Kollege Stiegler die weitere Rednerliste nicht

vollständig vorgetragen hat, weise ich darauf hin, dass
nun das Wort an die Kollegin Ulla Lötzer für die Frak-
tion Die Linke geht.


(Beifall bei der LINKEN)



Ursula Lötzer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603001500

Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Herr

Glos, Herr Stiegler, dieser Haushalt ist kein Haushalt für
Wachstum und Beschäftigung. Er ist ein Haushalt zur
Förderung der Arbeitslosigkeit.

Ja, ein Exportrekord jagt den anderen. Aktuell ist ein
Überschuss von 92,2 Milliarden Euro zu verzeichnen;
1998 waren es 28,8 Milliarden Euro. Aber das gibt kei-
nen Anlass zu Freudenfeiern. Noch weniger kann man
darauf die wirtschaftliche Zukunft aufbauen, wie Sie es
mit diesem Haushalt weiterhin tun.


(Beifall bei der LINKEN)


Es sind die großen Exportunternehmen mit einer Au-
ßenhandelsabhängigkeit von mehr als 40 Prozent, die
den größten Beschäftigungsabbau betrieben haben.
Herr Stiegler, auch wir können kein Verständnis aufbrin-
gen, wenn diese Unternehmen, wie Telekom, SNE und
AEG, trotz sprudelnder Gewinne Massenentlassungen
vornehmen oder Standorte schließen. Erst recht haben
wir kein Verständnis dafür, wenn die schwarz-rote Ko-
alition in einer solchen Situation die Lockerung des
Kündigungsschutzes, egal in welcher Variante, betreibt,
statt Mitbestimmungsrechte zur Beschäftigungssiche-
rung zu stärken.


(Beifall bei der LINKEN)


Es sind diese Unternehmen, die im Namen der Wett-
bewerbsfähigkeit Druck in Richtung Lohnzurückhaltung
ausüben. In keinem anderen europäischen Land gibt es
eine so schlechte Lohnentwicklung wie hier. Die Kehr-
seite dieser Entwicklung ist eine Konsumflaute histori-
schen Ausmaßes. Vier von fünf Arbeitsstellen hängen
am heimischen Markt. Unbezahlte Mehrarbeit, Lohn-
zurückhaltung und auch eine Senkung der Lohnneben-
kosten würden den Leidensweg der deutschen Wirt-
schaft nur weiter verlängern, statt endlich die Wende
herbeizuführen.

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(C (D er Bruch der Gewerkschaften mit dieser Verzichtslogik st nicht nur sozial gerecht, sondern auch wirtschaftlich otwendig. Deshalb unterstützen wir ihre Streiks. Wir fordern aber auch von Ihnen endlich einen Bruch it der Verzichtslogik. Geben Sie Ihre Ablehnung gegen inen gesetzlichen Mindestlohn auf, Herr Glos! Treffen ie Maßnahmen zur Stärkung der Tarifautonomie! Forern Sie mit uns die Landesminister endlich zu fairen arifverhandlungen mit Verdi auf! as zarte Flämmchen der Erholung der Binnennachfrage erden Sie mit der beschlossenen Mehrwertsteuererhöung und den sozialen Kürzungen wieder ersticken. Wie stellen Sie sich denn da eine Verbesserung der innennachfrage vor? Sie sagen, die Verbesserung der ahmenbedingungen für Investitionen solle die Wende ringen, unterstützt durch eine Verbesserung der Abchreibungsbedingungen, durch die gestiegenen Unterehmensgewinne, durch die rückläufigen Lohnstückkosen und – nicht zu vergessen – durch die geplante rbschaftsteuerund Unternehmensteuerreform zur Veresserung des Standorts. Wie kann man nur so verbohrt an nachweislich seit ahrzehnten untauglichen Mitteln festhalten? Ob unter chwarz-Gelb oder Rot-Grün, damit wurde die Reduzieung der Besteuerung von Gewinnen und Vermögen beründet. Parallel mit diesen Steuererleichterungen ist ie Investitionsquote auf einen historischen Tiefstand efallen. Die Steuererleichterung ist in die Gewinne gelossen, die an die Aktionäre ausgeschüttet worden sind. uch die Manager konnten jubeln. Die weltweiten Direktinvestitionen sind im letzten ahr um 29 Prozent gestiegen. Gewonnen hat dabei aber or allem das Geschäft mit Übernahmen und Fusionen. s gab weltweit 23 200 Übernahmeaktivitäten mit einem olumen von eindreiviertel Billionen Euro. Ein Analyst er West-LB fragte kürzlich angesichts der Übernahmechlachten der Energiekonzerne: Nutzen sie die Kriegsasse für Zukäufe in Europa oder geben sie den Aktionäen etwas zurück? Ferner hieß es, der Eon-Konzern sei egen seiner hohen Barreserven unter Handlungsdruck eraten. Mit einem Übernahmeangebot werden sie die etzt los, indem sie für 29 Milliarden Euro Endesa kauen wollen. Auch Bayer kann die Übernahme Scherings ast allein aus der Portokasse finanzieren. Diese Wirtschaftsund Steuerpolitik bewirkt keine tärkung der Binnennachfrage durch Investitionen. Sie ördert Arbeitslosigkeit, Umverteilung sowie die Macht roßer transnationaler Konzerne, die längst zu einer gealtigen Gefahr für die Demokratie geworden sind. aßnahmen gegen diese Konzentration sind nötig, nicht hre Förderung durch Steuerpolitik. Ulla Lötzer Diese Steuereinnahmen, die Sie den Unternehmen geschenkt haben und die diese für Aktionäre und für Übernahmen ausgeben, fehlen an anderer Stelle. Sie fehlen für Bildung, Kultur, Forschung und Infrastrukturmaßnahmen. 1970 wurden noch 4,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für öffentliche Investitionen ausgegeben. Rot-Grün hat diese Quote auf 1,3 Prozent gesenkt. In einem der wirtschaftsstärksten Länder der Erde bedeutet das: Einsturzgefahr bei Brücken und Gebäuden, Schlaglöcher in den Straßen, ein Kanalsystem, in dem es bald nicht einmal mehr die Ratten aushalten und das das Grundwasser gefährdet, Kinder aus armen Familien, die in Suppenküchen essen (Dr. Rainer Wend [SPD]: Das übertrifft jetzt sogar den Brüderle mit seiner Schwarzmalerei!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Heiterkeit bei der LINKEN)


und keine Chance auf Bildung haben, sowie vieles an-
dere mehr.

Erneut preisen Sie Ihr Zukunftsinvestitionspro-
gramm mit einem Volumen von 25 Milliarden Euro für
die nächsten vier Jahre. Aber das ist zu wenig. Verteilt
auf vier Jahre sind es jährlich nur circa 6 Milliarden
Euro. Zieht man aber Bilanz in Ihrem Finanzplan, bleibt
noch nicht einmal das übrig. Gegenüber 2005 steigen die
Investitionen gerade einmal um 0,5 Milliarden Euro. Im
Zeitraum bis 2009 bleiben nur genau 2,4 Milliarden
Euro an zusätzlichen Investitionen übrig. Der Anteil am
Haushalt sinkt sogar auf 8,5 Prozent.

Etikettenschwindel, mehr ist Ihr Zukunftsinvestitions-
programm nicht.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Menschen erwarten aber zu Recht, dass ein hand-
lungsfähiger Staat Infrastruktur finanziert, Daseinsvor-
sorge betreibt, Chancengleichheit in Bildung herstellt, in
Forschung, Kultur und, Herr Glos, in erneuerbare Ener-
gien – und nicht in Kernenergie – investiert.

Wir brauchen ein Zukunftsinvestitionsprogramm, das
diesen Namen verdient, mit dem der sozial-ökologische
Umbau vorangebracht wird, Handwerkern Aufträge ver-
schafft werden und Arbeitslosen Arbeitsmöglichkeiten
geboten werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Herr Steinbrück forderte, dass die Menschen neue
Ideen entwickeln. Wir werden Ihnen noch in diesem Jahr
gemeinsam mit Gewerkschaften und Verbänden ein Zu-
kunftsinvestitionsprogramm vorlegen, das diesen Na-
men auch verdient. Wir werden jetzt Sofortmaßnahmen
für kommunale Investitionen, den Ausbau der Infra-
struktur, die Gebäudesanierung sowie für die Förderung
der Bildung und der Kinderbetreuung in die Haushalts-
debatte einbringen.

Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Das Wort erhält nun der Kollege Matthias Berninger, ündnis 90/Die Grünen. Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603001600
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Bun-

esminister für Wirtschaft und Technologie, Michael
los, hat wieder da Platz genommen, wo er am liebsten
auernd sitzen würde: auf dem Stuhl des Chefs der CSU-
andesgruppe.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Dann würde er auf diesem Platz hier sitzen! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)


Immerhin sitzt er bei Ihnen in der ersten Reihe. – Dann
ürde er uns in den Haushaltsdebatten mehr unterhalten,

ls er das in seiner Rede als Wirtschaftsminister gemacht
at.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Glos, die ersten 100 Tage sind vorbei. Sie erwe-
ken zum einen nun wirklich den Eindruck, als ob Ihnen
er Job keinen Spaß macht.


(Michael Glos [CDU/CSU]: Haben Sie diesen Eindruck gehabt? Das ist ja unglaublich! – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das ist ja Realitätsverlust!)


s wird aber in Deutschland keiner gezwungen, Wirt-
chaftsminister zu werden. Sie würden diesem Land und
em wirtschaftlichen Aufschwung bzw. der wirtschaftli-
hen Erholung einen guten Dienst erweisen, wenn Sie
ich immer auf diesen Platz setzen und nicht in Ihr Mi-
isterium zurückkehren würden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Michael Glos [CDU/CSU]: Sie lesen die falschen Zeitungen! – Hartmut Koschyk [CDU/ CSU]: Wenn Ihnen nicht mehr einfällt! – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Herr Berninger, kommen Sie zur Sache!)


Zum anderen ist es so, dass das Bundesministerium
u Beginn der Legislaturperiode seinen Namen von
MWA zu BMWi geändert hat. Es bleibt aber das
MWA. Sie sind der Bundesminister für Wirtschaft und
tomtechnologie. Ansonsten haben Sie zur Debatte
berhaupt nichts beigetragen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Werden Sie mal locker!)


Das ist eines der Schlüsselprobleme. Es gibt keinen
ittelständischen Betreiber von Atomkraftwerken. Es

ibt aber einen Boom, einen neuen Markt im Bereich der
rneuerbaren Energien, der komplett von mittelständi-
chen Unternehmen getragen wird. Die warten darauf,
ass ihr Wirtschaftsminister sie auch vertritt und ihnen
icht die Märkte der Zukunft zerstört, indem er hinter
er Atomtechnologie hinterherrennt. Nichts anderes ha-
en Sie bisher in Ihrer Regierungszeit getan.






(A) )



(B) )


Matthias Berninger

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Nun ist es so, dass Sie nach ein paar Tagen im Amt
festgestellt haben: Es gibt ja bei den Exporten ganz gute
Zahlen. Sie haben in Ihrer Rede heute gesagt, die Zahl
der Exporte hätten wir gehalten und das sei eine große
Leistung. Es ist aber anders – darauf hat Frau Lötzer hin-
gewiesen, wobei ich sagen muss: Ich komme zu einem
anderen Schluss –: Es gibt genug Probleme im Land; wir
müssen nicht auch noch die Exporterfolge zu einem Pro-
blem ummünzen. Seit 1998 ist der Export in Deutsch-
land dynamisch gewachsen. Wir sind ähnlich wie China
eines der Länder, die Weltmarktanteile hinzugewonnen
haben. Das ist ein Zeichen dafür, dass ein relevanter Teil
unserer Wirtschaft wettbewerbsfähig ist und die Wirt-
schaft insofern nicht generell in ein Klagelied einstim-
men muss. Das ist ein Erfolg, der in der Tat mit der rot-
grünen Regierungspolitik zu tun hat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der Bundesminister hat dann gesagt, Ziel der Bundes-
regierung sei es, die hohen Lohnzusatzkosten deutlich
zu begrenzen. Zu Beginn der Legislaturperiode hörte
sich das noch völlig anders an. Da war das Ziel der Bun-
deskanzlerin in ihrer Regierungserklärung die Senkung
der Lohnnebenkosten. Jetzt ist die Regierung an dem
Punkt, dass sie die Steigerungen begrenzen will. Dazu
passt die Äußerung von Bundeskanzlerin Angela
Merkel, die gesagt hat, die Gesundheitsreform werde
wahrscheinlich so durchgeführt, dass die Menschen
mehr zahlen müssten. Ich prophezeie Ihnen: Die Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitnehmer werden mehr zahlen
müssen, weil die große Koalition eben nicht die Kraft
hat, für mehr Wettbewerb zu sorgen und Pfründe von
Ärzten, Apothekern oder Krankenkassen einzudämmen.
Stattdessen werden die Beschäftigten die Dummen sein.
Das sollte uns allen Sorgen machen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wenn wir schon über Bürokratieabbau reden, dann
hätte ich mir vom Bundeswirtschaftsminister gewünscht,
dass er einmal darauf hinweist, wo der Bürokratieabbau
bereits erfolgreich war. Es gab eine Großdemo der
Union im Paul-Löbe-Haus gegen die Novelle zur Hand-
werksordnung. Wir alle erinnern uns daran: Es war ein
Dienstag. Der Saal war gefüllt. Die damalige Fraktions-
vorsitzende hat eine Brandrede dagegen gehalten.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Und wie viele Ausbildungsplätze sind weggefallen? – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Wir haben das aber gut gemacht!)


– Der Tourismusbeauftragte interessiert sich auch für das
Handwerk. Lassen Sie mich einmal ausreden, Herr
Hinsken, oder stellen Sie mir eine Zwischenfrage!

Was ist bei dieser Großdemo herausgekommen? Die
CDU/CSU war gegen die Novelle zur Handwerksord-
nung.


(Widerspruch bei der CDU/CSU)


Was ist auf der Website des Wirtschaftsministeriums
veröffentlicht worden? Die Zahl der Unternehmen im

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(C (D andwerksbereich hat sich erhöht. In diesem Bereich ist ynamik. Hier hat Bürokratieabbau dazu geführt, dass ehr Menschen eine Jobperspektive haben. Das wollten ie nicht wahrhaben. Auch das Bundesverfassungsgeicht hat diesen Kurs der rot-grünen Bundesregierung im achhinein unterstützt. (Lachen des Abg. Dr. Norbert Röttgen [CDU/ CSU])


Ich wünschte mir, dass die Wirtschaft bereit wäre,
uch an anderen Stellen über Bürokratieabbau zu reden.
ch freue mich, dass die FDP jetzt darüber nachdenkt.


(Ulrike Flach [FDP]: Wir denken schon lange nach!)


ch nenne das Stichwort der Pflichtmitgliedschaften in
en Handwerkskammern. Die ganze Struktur, die wir
ort haben und die auf Zwang statt auf Wettbewerb aus-
erichtet ist, muss sich genauso ändern, wie es auch an
nderen Stellen zu einem Abbau staatlicher Regulierung
ommen sollte.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Ihr Antidiskriminierungsgesetz war ein Beitrag zum Bürokratieabbau!)


azu wünsche ich mir ebenfalls Initiativen seitens dieser
undesregierung, wenn sie es denn mit dem Bürokratie-
bbau ernst meint und dies nicht an einen Normenkon-
rollrat oder sonstige räterepublikanische Strukturen de-
egiert.

Wir müssen, was die Forschungsausgaben angeht,
it anderen Teilen der Welt mithalten. In der Tat muss

ier auch der staatliche Bereich erheblich zulegen. Ich
reue mich daher, dass die Forschungsausgaben in die-
em Haushalt höher angesetzt sind und ein Teil davon im
undesministerium für Wirtschaft und Technologie an-
ommt. Ich möchte aber auf eines hinweisen – das ist eine
rfahrung aus den letzten sieben Jahren Rot-Grün –: Die
trukturen im Forschungsbereich können nicht so blei-
en. Sie müssen sich weiter verändern. Je mehr Geld wir
ineinstecken, desto eher ist dies eine Einladung, dass
ich diese Strukturen nicht ändern. Ich glaube, dass man
en Mut haben muss, gerade im Forschungsbereich an
ielen Stellen etwas zu verändern. Denn wir stecken eine
enge Geld in Technologiebereiche, die für die Zukunft

nseres Landes keine gute Anlagemöglichkeit sind.

Wir müssen aber auch über die Wirtschaft reden. Rei-
en bildet bekanntermaßen. Der Bundeswirtschaftsmi-
ister war nach Überquerung des Weißwurstäquators bei
oyota in Japan. Toyota gibt allein für Forschung etwa
ie Hälfte dessen aus, was die gesamte deutsche Auto-
obilindustrie, einschließlich der Zulieferer, in diesen
ereich investiert. Ich will damit sagen: Die deutsche
irtschaft, die sich in einer relativ guten Gewinnsitua-

ion befindet, muss stärker als bisher in Forschung inves-
ieren. Das muss ihr ein Wirtschaftsminister ins Stamm-
uch schreiben. Von Michael Glos haben wir
iesbezüglich bisher überhaupt nichts gehört.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Haben Sie Matthias Berninger geschlafen? Das hat er vorhin gesagt! – Ludwig Stiegler [SPD]: Das hat er nun wirklich gesagt! Von 2 Euro auf 1 Euro!)





(A) )


(B) )


– Herr Rossmanith, ich habe nicht geschlafen. Das ist ein
Thema, über das wir später reden können.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Lesen Sie das nach!)


Es wäre aber ein guter Zeitpunkt zum Schlafen gewesen;
da stimme ich Ihnen völlig zu. Die Rede von Michael
Glos hat dazu viel Anlass gegeben.


(Zurufe von der CDU/CSU)


Die Wirtschaft in Deutschland wächst. Auf ein Pro-
blem ist heute Morgen aber noch nicht hingewiesen wor-
den: Es gibt ein Wachstum in den alten Bundesländern,
aber in den neuen Bundesländern gibt es – mit Aus-
nahme von Sachsen-Anhalt – kein Wachstum.


(Zuruf von der FDP: Das ist falsch!)


Das Grundproblem, dass die Wirtschaft in den neuen
Bundesländern langsamer wächst als in den alten Bun-
desländern – –


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Da, wo Rot-Rot regiert!)


– Wo eine rot-rote Regierung ist? Dann hat Herr
Brüderle also Recht. Er hat von Sachsen gesprochen, wo
die rot-rote Regierung an der Macht ist.


(Ludwig Stiegler [SPD]: In Sachsen! Die heißt immer noch: Schwarz-Rot!)


In Sachsen haben wir eine große Koalition. Herr
Brüderle hat gesagt, das seien beides Sozialdemokraten,
also regiert Rot-Rot. Ich habe versucht, dazuzulernen.

Entscheidend ist für mich etwas anderes. Wir können
die neuen Bundesländer nicht links liegen lassen. Ange-
sichts dessen, dass die EU-Kommission die Investitions-
zulage gestern als ineffizient kritisiert hat, diese aber ein
zentrales Instrument der Wirtschaftsförderung in den
neuen Bundesländern ist, hätte ich mir schon gewünscht
– zumal der Herr Wirtschaftsminister auch für Europa
zuständig ist –, dass er dazu ein Wort verliert. Nichts
aber haben wir gehört. Ich sage Ihnen: Wir werden in
Deutschland weder die Haushalte in den Griff bekom-
men noch die Wirtschaft befördern, wenn wir die neuen
Bundesländer – nach dem Motto: schlechte Situation
dort – systematisch ausblenden und sie von unserem Ra-
darschirm nehmen, wie es der Bundeswirtschaftsminis-
ter heute Morgen gemacht hat.


(Beifall der Abg. Cornelia Pieper [FDP])


Das können wir uns nicht leisten. Das wird in den neuen
Bundesländern noch mehr Arbeitslosigkeit produzieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Lassen Sie mich zum Abschluss etwas zur WTO-
Runde sagen. Herr Bundeswirtschaftsminister, Sie müs-
sen nicht nach Amerika reisen, um zu einem Abschluss
der WTO-Handelsrunde zu kommen. Wenn Sie mit den
Schwellenländern, mit Indien, Brasilien und Thailand,

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(C (D uf einen gemeinsamen Nenner kommen wollen, dann üssen Sie dorthin reisen und nach Frankreich, nach Pa is. Wir werden als Exportweltmeister in Sachen WTO eine Fortschritte erzielen, solange wir in der Agrarpoliik an überkommenen Subventionen festhalten. Nichts nderes aber haben Sie und Herr Seehofer bei Ihrer ersen Reise nach Hongkong gemacht. Wenn wir diese Hanelsrunde zum Erfolg führen wollen, dann müssen wir ns in Agrarfragen bewegen, statt in Washington um Gepräche zu bitten. Auch das ist eine Einsicht, die dieser undesregierung bisher fehlt. Ich wünsche mir, dass in den nächsten Monaten in der irtschaftspolitischen Diskussion eine ganze Reihe von hemen stärker in den Blick genommen wird. Auf eines uss in jeder Rede hingewiesen werden: Der Auf chwung, den wir jetzt haben, wird Ende des Jahres urch bewusstes Handeln der Regierung, nämlich durch ine Mehrwertsteuererhöhung, deren Einnahmen nicht n Strukturänderungen, sondern in den Haushalt fließen, erstört. Ich glaube, dass wir es uns nicht leisten können, as zarte Pflänzchen Wachstum in dieser Art und Weise aputtzutreten. Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit. Das Wort hat nun der Kollege Laurenz Meyer für die DU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! err Berninger, ich schätze Sie und Ihre Beiträge im usschuss eigentlich sehr, was Sie aber heute Morgen, nsbesondere was Herrn Glos angeht, abgeliefert haben, ar einfach unter aller Sau. Das muss man einfach so saen. (Beifall bei der CDU/CSU – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war unter dem Stammtisch, nicht einmal drüber!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603001700

(Beifall bei der CDU/CSU)

Laurenz Meyer (CDU):
Rede ID: ID1603001800

as Michael Glos heute hier vorgetragen hat – das darf
ch sicher auch im Namen der SPD-Fraktion sagen –, das
at sich – im Gegensatz zu manch anderem Beitrag, den
ir heute gehört haben – durch eine klare Position aus-
ezeichnet. Er hat wiedergegeben, was die Koalitions-
raktionen wollen: Schwerpunkt auf Forschung und Ent-
icklung, klares Bekenntnis zum Mittelstand und ein
lares Grundkonzept, auch im Außenhandel.

Herr Berninger, wenn es bei der WTO überhaupt ir-
endwo eine Einigung gab, dann in der Landwirtschaft.
ier sind wir auf einem guten Weg. Die WTO braucht

ine klare Struktur, auch bezogen auf Dienstleistungen
der Industrie. Das müssen die Schwellenländer lernen.
ir müssen zu Kompromissen kommen. Die Vertreter

ieser Länder – zum Beispiel Brasilien – dürfen bei der
TO nicht nur ihre eigenen, zum Teil ganz spezifischen

nteressen – das muss man einfach sehen – vertreten.
ir werden hoffentlich zu Kompromissen kommen. Ich






(A) )



(B) )


Laurenz Meyer (Hamm)

bin dem Wirtschaftsminister in diesem Zusammenhang
sehr dankbar, dass er darauf hingewiesen hat, dass wir
zur Not auch bereit sein müssen, mit einzelnen Regionen
und Ländern bilaterale Abkommen zu treffen, damit der
Welthandel, auch zum Vorteil der Entwicklungs- und
Schwellenländer, gefördert wird.

Die Ausgangssituation ist wirklich ernst genug. Den-
ken Sie nur an das Wachstum des Bruttosozialprodukts
im letzten Jahr, an die Arbeitslosigkeit und die Investi-
tionstätigkeit in Deutschland. Wir sollten uns gemein-
sam darüber freuen, dass Boden gutgemacht wird, dass
wir wieder Anschluss finden und sich die Stimmungs-
lage in der Bevölkerung ändert.

Von der Kollegin Pawelski habe ich neue Zahlen aus
Hannover erhalten. Dort geht die Jugendarbeitslosigkeit
zurück. Das zeigt, dass sich am Arbeitsmarkt etwas tut.
Das dürfen wir mit Freude zur Kenntnis nehmen.

Im Hintergrund dieser Entwicklung am Arbeitsmarkt
zeigt sich aber – das habe ich gestern mit Sorge festge-
stellt; dazu hat sich in der heutigen Debatte, insbeson-
dere von den Oppositionsparteien, noch niemand geäu-
ßert –, dass zwar diejenigen, die kurzzeitig arbeitslos
sind, die Arbeitslosengeld I empfangen, schneller wieder
einen Job finden, aber die Anzahl derer, die länger als
ein Jahr arbeitslos sind, stark ansteigt. Das dürfen wir
nicht hinnehmen. Dagegen müssen wir etwas tun. Des-
wegen stellen wir die Überlegungen zum Kombilohn an.
Das wollen wir in diesem Sommer vorantreiben. Die
Menschen, die länger als ein Jahr arbeitslos sind, sollen
in unserer Gesellschaft so wieder eine Chance erhalten.
Sie sollen merken, dass wir sie mit ihren Problemen
nicht allein lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Der Bundeswirtschaftsminister hat einen Schwer-
punkt auf Forschung und Entwicklung gelegt. Das ent-
spricht der gemeinsamen Zielrichtung dieser Koalition.
Das Thema Bildung müssen wir ganz sicher hinzufügen.
Ich will das gar nicht weiter vertiefen, weil es vom Kol-
legen Stiegler bereits in völlig richtiger Art und Weise
angesprochen wurde. Voraussetzung dafür, dass unser
Land langfristig erfolgreich ist, ist, dass wir bei For-
schung, Technologie, Entwicklung und vor allem bei der
Umsetzung von Forschungsergebnissen Fortschritte er-
zielen und das Bildungsniveau unserer jungen Leute
steigt. Die mangelnde Bildung junger Leute wird immer
wieder, vor allem von ausbildenden Betrieben, beklagt.

Zu der Meldung vom gestrigen Tage und der Diskus-
sion über die Situation an den Schulen, zum Beispiel in
Berlin, kann ich nur sagen: Das sollte uns alle wirklich
aufrütteln. Wir müssen uns endlich damit beschäftigen.
Die Zustände, die an manchen Schulen herrschen, dürfen
kein Tabuthema sein. Wir müssen die Motivation der Ju-
gendlichen stärken. Vor allen Dingen müssen wir den
jungen Menschen aber eine Chance auf dem Arbeits-
markt bieten. Wer keinen vernünftigen Schulabschluss
und keinen Berufsabschluss hat, der rennt zurzeit, wie
auf Schienen, auf unsere Sozialsysteme zu. Das können
wir nicht hinnehmen.

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(C (D Die Situation in den neuen Ländern ist gerade angeprochen worden. Ich will ein Projekt ansprechen, das ir uns für dieses Jahr vorgenommen haben: die Neurganisation der Wirtschaftsförderung in Deutschland. ir müssen weg von dieser Betrachtung „Auf der einen eite ist der Osten und auf der anderen Seite der Westen“ nd hin zu einer Struktur der regionalen Wirtschaftsförerung kommen, die sich an einheitlichen Kriterien wie inkommensindex und Arbeitslosigkeit orientiert, amit alle Regionen in Deutschland nach ihren Schwieigkeiten oder Chancen beurteilt werden können, damit ber auch – das sage ich ganz deutlich – die Diskussion ndlich aufhört und nicht mehr mit scheelem Blick auf ie Situation im Osten Deutschlands, in den neuen Länern geschaut wird. Wir müssen feststellen, dass hier immer noch erhebich mehr Schwierigkeiten bestehen als in großen Teilen estdeutschlands und dass wir den Weg an die Spitze ur schaffen werden, wenn wir in Ostdeutschland zu achstumsund Beschäftigungsraten kommen, die mit enen im Westen und in anderen Teilen Europas verleichbar sind. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Herr Brüderle hat hier eine Rede gehalten, die zeigte,
ass er offensichtlich nicht so genau weiß, wo er in Zu-
unft hin will. Dabei ist ein Strategieproblem sichtbar
eworden; Herr Stiegler hat das schon teilweise ange-
prochen. Herr Brüderle hat gesagt, dass wir mit beiden
üßen auf der Bremse stehen. Herr Brüderle, wenn Sie
as gegeben haben und jemals solche Zahlen hätten vor-

eigen können wie die große Koalition, die nach Ihren
orten ja auf der Bremse steht, dann hätten Sie wirklich

roh sein können. Das muss ich Ihnen einmal sagen.


(Rainer Brüderle [FDP]: Sollen wir uns bei Schröder bedanken? – Ulrike Flach [FDP]: Ich dachte, das sind Stimmungszahlen!)


Diese Zahlen? Es sind Stimmungszahlen, die sich da-
urch ergeben haben, dass sich die große Koalition bei
llen Meinungsunterschieden durch eines auszeichnet,
as für die Lösung von Problemen sehr wichtig ist – ich
laube, ich kann das zumindest für unseren Bereich be-
aupten –: 70 Prozent in einer solchen Koalition hängt
avon ab, ob man sich untereinander versteht und ob
an vernünftig miteinander umgeht,


(Ulrike Flach [FDP]: Na ja!)


nd 30 Prozent von der Schnittmenge der programmati-
chen Aussagen. Wenn man dieses Verhältnis zueinander
indet, wenn man etwas fürs Land tun will, dann schafft
an das auch und kommt zu vernünftigen Lösungen.
as ist bisher mein Eindruck von der großen Koalition.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603001900

Herr Kollege Meyer, die Kollegin Pieper würde Ihnen

gerne eine Zwischenfrage stellen.


Laurenz Meyer (CDU):
Rede ID: ID1603002000

Ja, das ist gut, gerne.


(Rainer Brüderle [FDP]: Nach dem Zungenkuss von Stiegler kein Wunder! – Weiterer Zuruf)



Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1603002100

War das jetzt irgendetwas unter der Gürtellinie? Da-

rauf werde ich nicht reagieren. Das zeigt nur, dass Sie in
dieser sehr wichtigen Debatte zur Wirtschaftspolitik
nicht sattelfest sind. Kollege Brüderle sagte es bereits.

Kollege Meyer, Sie haben in Ihrer Rede zu Recht da-
rauf hingewiesen, dass die Situation in den neuen Län-
dern prekär ist und wir mit den Methoden, die wir rich-
tig angewandt haben, sicher nicht weiterkommen
werden. Es gibt zu wenig Unternehmen. Es gibt große
Eigenkapitalprobleme. Das wissen Sie alles. Werden Sie,
wird die Union und wird die Regierungskoalition sich
dafür stark machen – so, wie es Ministerpräsident
Böhmer angekündigt hat –, es den neuen Ländern zu er-
möglichen, Modellregionen für Deregulierung und Bü-
rokratieabbau zu werden? Das heißt, dass Bundesrecht
befristet für fünf Jahre außer Kraft gesetzt wird, um neue
Anreize für Investitionen und Unternehmensgründungen
zu geben.


Laurenz Meyer (CDU):
Rede ID: ID1603002200

Frau Kollegin, ich bin für die Frage dankbar. Das ist

einer der Punkte, die in der Koalitionsvereinbarung ste-
hen. Die Antwort lautet Ja. Aber wir wollen nicht, dass
Bundesrecht außer Kraft gesetzt wird; wir wollen viel-
mehr, dass die neuen Länder für begrenzte Zeit vom
Bundesrecht abweichen können, wenn sie damit den
Prozess beschleunigen können. Dahinter steht die Ein-
sicht, dass auch in Westdeutschland das Wirtschaftswun-
der nach dem Krieg nie zustande gekommen wäre, wenn
wir schon damals eine solche Bürokratie gehabt hätten
wie heute.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Andrea Wicklein [SPD])


Das ist eine klare Antwort. Das steht in der Koalitions-
vereinbarung; sie können das nachlesen. Wir werden uns
nach Kräften dafür einsetzen, dass das gemacht wird.
Das ist eine wichtige Voraussetzung.

Ich nenne: Entbürokratisierung, Gesundheitsreform,
für die die Stichworte sind: mehr Wettbewerb und weni-
ger Anbindung an die Arbeitskosten. Ich bin der festen
Überzeugung – das kann man in der Wirtschaftspolitik
lernen –, dass wir im Gesundheitsbereich vom grünen
Tisch in Berlin aus die Angebotsseite, Ärzte, Apotheken,
Pharmaindustrie usw., nie werden regulieren können.
Nur wenn wir mehr Wettbewerb unter den Versicherun-
gen bekommen, werden wir es schaffen, dass sie selber
Einfluss auf die Angebotsseite nehmen. Das ist eine der

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(C (D ichtigen Voraussetzungen, mit denen wir uns beschäftien müssen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die zweite Schlüsselfrage neben der Langzeitarbeits-
osigkeit ist: Wie können wir es schaffen – wir sind auf
inem guten Weg; das wird klar, wenn man sich die
timmungszahlen ansieht –, dass die Menschen, die
eute Arbeit haben, die Angst verlieren, dass sie ihren
rbeitsplatz nicht mehr halten können? Diese Angst
irkt als die größte Bremse dafür, dass jemand Geld aus-
ibt. Wer Angst hat, seinen Arbeitsplatz zu verlieren,
ird jeden Euro, der ihm noch bleibt, sparen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603002300

Herr Kollege Meyer, nun möchte die Frau Kollegin

immermann Ihre Redezeit verlängern.


Laurenz Meyer (CDU):
Rede ID: ID1603002400

Bitte.


Sabine Zimmermann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603002500

Herr Kollege Meyer, wir kennen uns ja aus dem Aus-

chuss für Wirtschaft und Technologie.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Was, die kennen sich? Ist ja unglaublich! – Ludwig Stiegler [SPD]: Herr Kauder, Sie passen nicht auf, was sich da tut!)


ch möchte Sie fragen: Was soll ich einem Langzeitar-
eitslosen sagen, der weinend vor mir steht und nicht
ehr weiter weiß? Soll ich ihm etwa sagen, dass die Re-

ierung ihn nicht alleine lässt? Denn vorhin haben Sie
esagt, dass Sie die Arbeitslosen nicht im Stich lassen.
ind Sie nicht wie ich der Meinung, dass die Empfänger
es Arbeitslosengeldes I deshalb schneller eine neue
telle bekommen, weil sie zum größten Teil durch Ein-
liederungszuschüsse gefördert werden?


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Nein!)



Laurenz Meyer (CDU):
Rede ID: ID1603002600

In diesem Sommer werden wir alle Instrumente über-

rüfen. Diejenigen, die sinnvoll sind, werden wir beibe-
alten. Wir wollen jede Chance, die es gibt, nutzen, um
ie Menschen schnell wieder in Arbeit zu bringen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ir müssen Instrumente schaffen, die bewirken, dass die
enschen, die lange arbeitslos waren, einen neuen Ar-

eitsplatz bekommen. Dies wollen wir zum Beispiel
urch die Einführung des Kombilohns erreichen. Ver-
eisen Sie diejenigen, die in Ihr Büro kommen, doch in
ukunft an Ihren CDU-Kollegen vor Ort.


(Zurufe von der LINKEN: Oh, oh!)


r wird ihnen unser Konzept, dem Sie ja nicht zustim-
en wollen, erklären können. Wir werden alles tun, da-
it die Menschen wieder in Arbeit kommen,


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Genau!)







(A) )



(B) )


Laurenz Meyer (Hamm)

sich beweisen können und die Chance bekommen, wie-
der am Arbeitsleben teilzunehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Nach unserem Grundwerteverständnis hat das auch mit
der Achtung der Würde des Menschen zu tun.

Herr Stiegler, weil Sie im Zusammenhang mit dem
Thema Kernenergie den Kollegen Glos angesprochen
haben und ich heute Morgen Herrn Gabriel im Fernse-
hen gesehen habe, möchte ich eines klarstellen: Die
CDU/CSU ist auf der Seite von Michael Glos. Denn
Herr Gabriel hat die Dinge im Fernsehen falsch darge-
stellt. Die Frage, wie der Energiemix in Deutschland in
20 Jahren aussieht, ist zwischen uns nicht unstrittig.

Herr Gabriel hat gesagt, die Auffassung, man könne
ohne Kernenergie auskommen, sei zwischen dem Um-
welt- und dem Wirtschaftsministerium abgestimmt. Wir
sind aber der Überzeugung, dass wir wegen der Kli-
mafrage in 20 Jahren einen Energiemix zu vertretbaren
Kosten nicht bekommen werden, wenn wir der Auffas-
sung von Herrn Gabriel folgen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Zu diesem Thema haben wir also unterschiedliche Mei-
nungen; damit müssen wir leben. Da in den vier Jahren
dieser Legislaturperiode aber keine Entscheidungen über
neue Kernkraftwerke anstehen, können wir unsere Ziele
verfolgen, ohne in der Energiepolitik aneinander zu ge-
raten.

Wenn ich allerdings höre, was Herr Berninger hierzu
sagt, dann muss ich feststellen: Hier wird der Unter-
schied deutlich zwischen der Politik, die wir machen,
und der Politik, die bisher insbesondere auf Druck der
Grünen betrieben wurde. Wir haben die Philosophie der
Grünen nach dem Motto „So viel Alternativenergie wie
möglich, egal zu welchen Kosten“ umgedreht. Wir for-
mulieren zunächst einmal die Ziele, die wir verfolgen
wollen, sagen dann aber: Diese Ziele wollen wir mög-
lichst kosteneffizient erreichen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Ludwig Stiegler [SPD])


Diese Philosophie ist gegenüber der Bevölkerung ver-
tretbar und ruft weniger Widerstände hervor. Das Glei-
che gilt übrigens auch für den Kiotoprozess. Wir werden
alles tun müssen, um dafür zu sorgen, dass unsere Wirt-
schaft in der Konkurrenz mit den anderen Volkswirt-
schaften eine Chance hat. Wir müssen nicht an jeder
Stelle übertreiben.

Wir wollen unsere politischen Ziele gemeinsam errei-
chen, und zwar zu vertretbaren Kosten und auf effiziente
Art und Weise. Vor allen Dingen müssen wir eines im-
mer im Auge haben: Wir müssen alles unternehmen, wo-
durch Wachstum gefördert und Arbeitsplätze geschaffen
werden. Denn ohne neue sozialversicherungspflichtige
Arbeitsplätze werden wir unsere sozialen Sicherungssys-
teme nicht sanieren können und in der Einkommensskala

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(C (D egenüber anderen Ländern weiter zurückfallen. Das ollen wir nicht. (Beifall des Abg. Hans Michelbach [CDU/ CSU])


In diesem Haushalt werden die Weichen richtig ge-
tellt und die Prioritäten geändert, unter anderem zu-
unsten von Forschung und Entwicklung und einer Stär-
ung unseres Mittelstandes, damit Deutschland wieder
nschluss an die anderen Länder findet und in sechs bis

cht Jahren wieder unter den ersten drei in Europa ist.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603002700

Nächste Rednerin ist die Kollegin Ulrike Flach, FDP-

raktion.


(Beifall bei der FDP)



Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1603002800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr
eyer, mit Ihrem Kuschelkurs scheint es nicht weit her

u sein. Beim Thema Kernenergie muss ich angesichts
er verschiedenen Bemerkungen hierzu vermuten, dass
ie sich noch über etwa 30 Prozent streiten.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Das ist die einzige Stelle, wo die Decke kratzt! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Wir kuscheln privat und nicht öffentlich!)


ir wären sehr froh, wenn Sie sich endlich zu einer Ei-
igung durchringen würden. Das Bild, das wir so nach
ußen abgeben, ist sehr dürftig.


(Beifall bei der FDP)


Minister Glos ist jetzt auch für den sehr schönen Be-
eich der Technologie zuständig. Deswegen ist es inte-
essant – ich blicke zum Kollegen Riesenhuber, der das
icherlich auch mit großem Interesse verfolgt –, wie der
etreffende Etat hierzu in diesem Jahr aufgestellt ist. Das
ort „Hightechstrategie“ zieht sich wie ein roter Faden

urch den Etat. Man sollte also erwarten, dass das Wirt-
chaftsministerium neben dem BMBF als Motor oder
pielmacher bei der Umsetzung dieser Strategie eine
ichtige Rolle spielt.

Wenn man sich den Etat aber genauer ansieht, dann
tellt man fest, dass alles sehr wolkig beschrieben ist.
as, was wir im Haushalt des Wirtschaftsministeriums
orfinden, ist nach wie vor der alte Gemischtwarenladen
nd weiß Gott nicht die geballte Hightechoffensive, wie
ie uns jeden Tag über die Medien mitteilen.


(Beifall bei der FDP)


Ich sehe ein, dass es für dieses Haus nicht leicht ist,
ich in seine neue Rolle einzufinden. Große Teile wur-
en ans Arbeitsministerium abgegeben, einiges kam aus
em Finanzministerium hinzu, ganze Abteilungen mit
nsgesamt 42 Stellen wurden aus dem Forschungsminis-
erium übernommen. Mit der Neuorganisation scheinen
ie Ihre Probleme zu haben. Sie können sicher sein: Wir






(A) )



(B) )


Ulrike Flach
als Haushälter von der FDP werden sehr genau hinsehen,
wo es Überschneidungen zu den anderen Ministerien
gibt, wo sich Doppelungen ergeben haben, welche Be-
reiche sozusagen als Folge der Koalitionsverhandlungen
Ihres Freundes Edmund Stoiber zu Ihrem Ministerium
gekommen sind, die dort aber keinen Sinn machen.

Wenn es um das hoch gesetzte Ziel der Innovations-
förderung geht, richtet sich der Blick eines jeden For-
schungs- und Technologiepolitikers zwangsweise auf
den neuen Teil Ihres Ministeriums, den Sie vom BMBF
übernommen haben. Ich muss deutlich sagen – das ha-
ben auch die Berichterstattergespräche gezeigt –: Von
einer gelungenen Integration ist weiß Gott nicht zu spre-
chen. Sie haben etwas zusammengefügt, was offensicht-
lich nicht zusammen passt.

Sie, Herr Glos, haben eben ganz stolz über das Deut-
sche Zentrum für Luft- und Raumfahrt gesprochen.
Herr Stiegler hat – das hat mich gewundert, ist aber sehr
lobenswert – das Deutsche Zentrum für Luft- und Raum-
fahrt offensichtlich zum ersten Mal in seinem langen
Parlamentarierleben besichtigt. Das spricht doch Bände!
Hier treffen zwei Kulturen aufeinander, die ganz offen-
sichtlich nichts miteinander zu tun haben. Dann kommt
es natürlich zu Reibungen, was wir aus forschungspoliti-
scher und aus innovationspolitischer Sicht als verhee-
rend empfinden müssen.


(Beifall bei der FDP)


Das DLR ist eine Forschungsorganisation, die zur
Helmholtz-Gemeinschaft gehört. Dort ist man nicht ge-
wohnt, dass von oben befohlen wird, worüber geforscht
werden soll. So sieht man das aber offensichtlich im
BMWT. Das ist ein Drama! Frau Bulmahn, Sie lächeln
freundlich, aber Sie sehen das doch bestimmt genauso.

Wir haben uns alle zusammen, über alle Fraktionen
hinweg, entschlossen, die Helmholtz-Gemeinschaft so
aufzustellen, dass die Forscher die Freiheit haben, zu
forschen.


(Beifall bei der FDP)


Das war unser Ziel. Ich sage Ihnen, Herr Glos – das ist in
diesem Fall wirklich eine Drohung –: Wehe, diese Frei-
heit der Forscher geht in Ihrem Ministerium über die
Wupper! Wir werden genau prüfen, wo Sie vom Ministe-
rium per Detailsteuerung vorgehen. Beim DLR haben
Sie einen Fehlstart hingelegt. Wir werden in den nächs-
ten Tagen noch etliche Gespräche zu diesem Thema zu
führen haben.

Das Ganze wird nicht dadurch leichter, Herr Glos,
dass Sie bis zum heutigen Tage das wichtige Thema
Luft- und Raumfahrt nicht mit dem Koordinator bedacht
haben, den dieser Bereich eigentlich braucht. Drei
Ministerien beschäftigen sich mit diesem Bereich. Mit
Ihrer ersten Personalentscheidung sind Sie kläglich ge-
scheitert. Wir müssen jetzt überlegen, wie dieser Bereich
in den verschiedenen Ministerien koordiniert werden
soll.

Wie sieht es mit den nackten Zahlen aus und mit Ihrer
Aussage, wir machen ernst mit der Umschichtung der
Mittel zugunsten der Investitionen in Zukunftstechno-

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(C (D ogien? Sehr geehrter Minister, Sie schichten nicht um, ie stocken einfach überall ein bisschen auf. Sie geben twas mehr für Mobilität aus, etwas mehr für Schifffahrt, twas sehr wenig für Energieforschung, das heißt, Sie ersuchen, überall in großer Hast ein paar Millionen raufzusetzen, allerdings ohne dass man an irgendeiner telle erkennt, dass wir es mit einer Hightechstrategie zu un haben, die das Ganze nach vorne bringen würde. err Glos, Ihnen fehlt ganz offensichtlich der rote Faen, um eine Strategie nach vorne zu bringen, die Sie ja mmer einfordern. (Beifall bei der FDP – Irmingard ScheweGerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schwarzer Faden!)


Hinzu kommt: Als Haushälterin bin ich schon sehr er-
taunt, was wir im Augenblick in den Zeitungen dazu le-
en. Gemäß Haushaltsgesetz stehen Ihnen im Rahmen
er vorläufigen Haushaltsführung maximal 45 Prozent
er Mittel zur Fortsetzung bereits angefangener Projekte
ur Verfügung. Gerade eben klang auch wieder durch,
ie schön es doch ist, dass man versucht, diese Gelder

oszuwerden. Diese Gelder stecken aber nach wie vor
est, und zwar nicht zuletzt auch deshalb, weil Herr
teinbrück natürlich auch versucht, seinen Weg zu ge-
en. Die Gelder kommen nicht an. Wir haben vom Mi-
isterium sehr deutlich gehört, dass das offensichtlich zu
inem Projektstau führt. Somit müssen wir davon ausge-
en, dass wir ungefähr bis Mitte des Jahres warten müs-
en, bis die hoch gelobte Strategie ihren Gang nimmt.

Herr Glos, genauso wie ich kennen auch Sie das
chreiben der beiden Staatssekretäre, die Ihnen das ins
tammbuch geschrieben haben. Sie haben deutlich da-
on geredet, dass die Gefahr eines technologischen Fa-
enrisses und internationaler Wettbewerbsnachteile be-
teht, wenn die Gelder nicht freigegeben werden. Ich
rage mich natürlich: Wie passt das denn zu der Rede,
ie Sie eben hier gehalten haben? Hier scheint doch ir-
endetwas abzulaufen, das von Ihnen nicht ganz nachzu-
ollziehen ist.

Herr Minister, falls es entgegen der Aussage dieser
eiden Staatssekretäre hinter dem Rücken der Haushäl-
er trotzdem zu einer Freigabe von Geldern kommen
ollte, dann – das kann ich Ihnen schon jetzt sagen – be-
ommen Sie sehr viel Freude mit den Haushältern der
DP im Ausschuss; denn das wäre wirklich ein Bruch
eltenden Rechts.


(Beifall bei der FDP)


ir werden sehr genau darauf schauen, ob hier etwas
assiert oder nicht.

Sie haben eben noch einmal darauf hingewiesen,
elch schöne und Erfolg versprechende Projekte Sie auf
er Schiene der Hightechstrategie angegangen sind.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603002900

Frau Kollegin.


Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1603003000

Leider meldet sich jetzt der Präsident.






(A) )



(B) )


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603003100

Na, Gott sei Dank; denn Ihre Redezeit droht zu Ende

zu gehen und der Kollege Rossmanith wollte Ihnen be-
hilflich sein, sie noch ein bisschen zu verlängern.


Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1603003200

Oh, das ist schön. Ich wollte gerade noch etwas zu

diesen Projekten sagen, damit Sie einen tieferen Einblick
bekommen, aber vielleicht fragt mich Kollege
Rossmanith ja danach.


Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1603003300

Frau Kollegin Flach, vermutlich ist Ihnen aufgrund

der Vorbereitung auf diese Rede heute entgangen, dass
wir gestern die Vorlage bezüglich der von Ihnen gerade
im Rahmen der vorläufigen Haushaltsführung ge-
wünschten Freistellung von 45 Prozent der Mittel erhal-
ten haben, über die wir am kommenden Donnerstag im
Haushaltsausschuss unter Tagesordnungspunkt 24 zu be-
schließen haben. Da Sie das ja mit einfordern, werden
Sie der Vorlage zustimmen. Damit werden wir keine
Probleme haben.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Dazu braucht man nur Ja zu sagen!)



Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1603003400

Lieber Kollege Rossmanith, wie Sie wissen, sind wir

beide uns bei dem hehren Plan, Innovationen in
Deutschland anzustoßen, immer einig.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Was ist das für eine Koalition?)


Deswegen wird die FDP selbstverständlich zustimmen,
wenn diese Mittel freigegeben werden sollen.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Vorlage lesen!)


Ich sprach aber vom jetzigen Zeitpunkt. Wir befinden
uns jetzt im Monat März. In der nächsten Woche nähern
wir uns sozusagen schon dem April.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Diese Woche! – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Dann sind wir schon im April!)


– Wir werden es nächste Woche im Ausschuss bespre-
chen. Vorher können wir es ja nicht. Im Hintergrund des
Ausschusses könnt ihr ja viel vor euch hindebattieren,
der Ausschuss muss die Mittel aber freigeben. Um das
einmal ganz klar zu sagen: Das wird nächste Woche sein.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: 6. April!)


Das Ministerium selbst hat uns erklärt – bleiben Sie
ruhig stehen; ich bin noch bei der Beantwortung –, dass
nicht nur 1 000 Einzelvorhaben in der Warteschleife sind
– allein 700 davon im Rahmen des schönen Programms
Pro Inno –,


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Das Brüderle kritisiert hat!)


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(C (D ondern dass wir auch davon ausgehen müssen, dass unefähr drei Monate für die Bearbeitung gebraucht weren. Ich sage den Kollegen und Kolleginnen dieses Hauses anz ruhig: Wir befinden uns dann in der Mitte dieses ahres. Lieber Kollege Rossmanith, wir nähern uns dann m Sauseschritt der Erhöhung der Mehrwertsteuer. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wollen Sie eigentlich die Verfassung brechen?)


ann soll denn eigentlich der Push erfolgen und wie soll
ie Strategie greifen, sodass es in diesem Lande zu Inno-
ationen kommt?


(Beifall bei der FDP – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Das ist echt der Knaller hier!)


Das sind also wolkige Versprechungen. Die damit
erbundenen Erwartungen werden durch die Erhöhung
er Mehrwertsteuer, die diese Projekte übrigens auch be-
rifft, endgültig wieder gedämpft. – War es richtig, dass
ich der Kollege jetzt wieder gesetzt hat?


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603003500

Ja; denn auch Zwischenfragen sind kein Anlass zur

bgabe von Regierungserklärungen,


(Heiterkeit)


ondern die Möglichkeit, eine kurze Frage zu stellen und
arauf eine kurze Antwort zu erhalten.


Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1603003600

Ich freue mich, Herr Präsident, dass Sie der Meinung

ind, wir hätten auch Regierungserklärungen abgeben
önnen. Ich kann mich deswegen kurz fassen.


(Beifall bei der FDP)


err Minister Glos – ich wäre froh, wenn Sie nicht hin-
en bei der FDP säßen, sodass man Sie leichter anspre-
hen könnte –, ich wünsche Ihnen, dass Sie das tun, was
ie uns immer versprechen,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Daran haben wir keine Zweifel!)


nd wirklich Innovationen anstoßen. Sie können auf je-
en Fall sicher sein, dass wir Sie bei der Umsetzung die-
es Teils des Haushalts unterstützen werden. Aber wir
erden mit sehr großer Akribie darauf schauen, ob es
aushaltsgerecht und transparent abläuft und wirklich
em Sinn des Ganzen dient.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603003700

Nächster Redner ist der Kollege Rainer Wend für die

PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU])



Dr. Rainer Wend (SPD):
Rede ID: ID1603003800

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Zunächst, Herr Bundesminister Glos, möchte ich






(A) )



(B) )


Dr. Rainer Wend
ein Wort an Sie richten. Ich möchte Ihnen für die SPD-
Fraktion unsere Unterstützung zusichern, wenn es darum
geht, im Bereich Wirtschaft die Koalitionsvereinbarun-
gen umzusetzen.

Die Rede, die Sie heute Morgen gehalten haben, hat
den Geist der großen Koalition wiedergegeben.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben darauf hingewiesen, dass Forschung und Ent-
wicklung einen neuen Schwerpunkt erhalten werden und
dass der Mittelstand für uns von entscheidender Bedeu-
tung ist. Der rote Faden Ihrer Rede war für meinen Ge-
schmack etwas mehr schwarz eingefärbt, als er es hätte
sein müssen.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das ist Geschmackssache! – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Über Geschmacksfragen wollen wir heute nicht streiten!)


Sie haben aber deutlich gemacht, dass diese große Koali-
tion eine konstruktive Wirtschaftspolitik betreiben wird.

Apropos große Koalition: Diese große Koalition ist
keine Kuschelkoalition; darüber sollte kein Missver-
ständnis aufkommen.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Kuscheln ist doch schön!)


Ich stimme dem Kollegen Meyer ausdrücklich zu: In
dieser großen Koalition gibt es Meinungsverschieden-
heiten, die nicht zu verschweigen sind. Auch in anderen
Koalitionen, etwa mit den Grünen, hat es Meinungsver-
schiedenheiten gegeben. Stichwort Atomenergie: Die
CDU/CSU verfolgt tendenziell das Ziel, die Atomener-
gie eher länger am Energiemix zu beteiligen. Aus unse-
rer Sicht überwiegen an dieser Stelle die Risiken. Daher
halten wir am Ausstiegsbeschluss fest.


(Beifall bei der SPD)


Genauso haben wir Streit über den Kündigungs-
schutz; das kann man in jeder Zeitung lesen. Warum
sollte man das verheimlichen? Wir wissen, dass die
Union beim Kündigungsschutz über das hinausgehen
will, was in der Koalitionsvereinbarung vertraglich gere-
gelt ist. Uns ging es, um offen zu sein, sogar ein wenig
weit, was wir in der Koalitionsvereinbarung beschlossen
haben. Aber so ist das eben unter Koalitionspartnern.
Hier kommt man weiter, wenn man sich vertragstreu
verhält, wenn man verlässlich ist und wenn man respek-
tiert, dass sich hier zwei verschiedene Fraktionen für
eine vorübergehende Zeit zusammengefunden haben,
um für dieses Land Gutes zu tun. Genau das werden wir
auch schaffen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


In den Reden der Opposition ist folgendes Schauspiel
wiederholt aufgetreten: Der Kollege Brüderle sieht in
unserem Land schon die Sonne nicht mehr scheinen und
die Finsternis einkehren. Die Kollegin Lötzer sieht sogar

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(C (D ie Ratten aus der Kanalisation verschwinden. Solange DP und PDS nicht aufhören, einen Wettlauf darum zu eranstalten, wer dieses Land in den düstersten Farben alen kann, wird es keinem von Ihnen beiden gelingen, ie Menschen in diesem Lande zu erreichen, Zukunftstimmung zu verbreiten und die Probleme dieses Landes n den Griff zu bekommen. Dazu sind Sie beide – rechts nd links in diesem Hause – schlicht unfähig. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Was ist die Aufgabe einer Haushaltsdebatte? In einer
aushaltsdebatte sollte dargestellt werden, was in unse-

em Land gut läuft, aber auch, wo die Probleme liegen,
m sich anschließend zu fragen: Dienen die Haushalts-
itel so, wie sie eingestellt sind, dazu, diese Probleme zu
ösen? Deswegen werde ich als einer der Vertreter der
egierungsfraktionen über Sorgen und Schwierigkeiten

eden. Dabei frage ich: Ist das, was wir in unserem Haus-
altsentwurf stehen haben, geeignet, diese Dinge anzu-
ehen?

Zu Recht wurde darauf hingewiesen, dass wir im Ex-
ort gut sind. Zu Recht hat der Kollege Brüderle darauf
ingewiesen, dass wir bei den Dienstleistungen schlecht
ind. Es ist wahr: Wir sind – das zeigt die OECD-Studie –
m Bereich der Dienstleistungen schlecht aufgestellt.
as ist problematisch, weil dieser Bereich das größte
eservoir potenzieller Arbeitsplätze birgt.

Was können wir tun? Ein Ansatzpunkt ist die europäi-
che Dienstleistungsrichtlinie, die vor allen Dingen in
einer Fraktion und von den Gewerkschaften kritisch

esehen wird, weil die Sorge besteht, dass Standards, die
ich in unserem Land durchgesetzt haben, über den Um-
eg einer EU-Dienstleistungsrichtlinie ausgehöhlt wer-
en. Ich glaube, dass diese Sorge zu Recht besteht. Denn
enn hier zu portugiesischen Bedingungen Arbeit ange-
oten wird, dann werden in unserem Land soziale Stan-
ards wie auch Umweltstandards gefährdet. Das können
ir nicht hinnehmen.

Eine Dienstleistungsrichtlinie stellt, wenn sie richtig
estaltet wird, aber auch eine Chance dar. Denn es ist
iederum auch nicht vernünftig, dass sich deutsche Ma-

chinenbauer eine Woche vorher anmelden müssen,
enn sie in anderen europäischen Ländern Wartungsar-
eiten durchführen wollen. Solange kann man nicht auf
ie Reparatur einer Maschine warten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir brauchen insofern auch eine gewisse Liberalisie-
ung der Dienstleistungsmärkte in Europa, um Dynamik
n diesen Sektor zu bringen. Das richtige Augenmaß
wischen der Gewährleistung der Standards in unserem
and einerseits und einer Öffnung der Dienstleistungs-
ärkte andererseits zu finden, ist Aufgabe der Dienst-

eistungsrichtlinie. Ich finde, wir sind damit auf einem
uten Weg.


(Beifall bei der SPD)


Ein weiterer Bereich der Dienstleistungen sind die
rivaten Haushalte. Was haben wir uns über die Jahre
ür eine unsinnige Diskussion erlaubt, als sei es etwas






(A) )



(B) )


Dr. Rainer Wend
Unanständiges, wenn ein privater Haushalt jemanden
beschäftigt, der für Pflege, Kinderbetreuung oder sons-
tige Dienste im Haushalt zuständig ist.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Die demografische Entwicklung und die Frauen-
erwerbsquote zwingen uns, in diesem Bereich zusätzli-
che Anstrengungen zu unternehmen. Von daher finde ich
es richtig, was die große Koalition in Genshagen be-
schlossen hat. Sie will haushaltsnahe Dienstleistungen
steuerlich privilegieren und ermöglichen, dass Kinderbe-
treuungskosten in größerem Umfang als bisher steuer-
lich geltend gemacht werden können.

Die EU-Dienstleistungsrichtlinie und unsere Vor-
schläge, die wir in Genshagen vereinbart haben, sind die
richtige Antwort darauf, dass wir im Dienstleistungs-
sektor Verbesserungen erzielen müssen. Wir werden
dazu im Herbst weitere Vorschläge aus dem Ministerium
für Arbeit und Soziales bekommen.

Dienstleistungen sind ein Beispiel dafür, wo wir Ver-
besserungen erzielen müssen und dies auch können. Die
große Koalition hat bereits einen Beitrag dazu geleistet.


(Beifall bei der SPD)


Lassen Sie mich die Aufmerksamkeit auf einen weite-
ren Bereich richten. Ich beziehe mich in diesem Zusam-
menhang noch einmal auf den Kollegen Brüderle, der
festgestellt hat, wir seien im Hightechbereich schlecht.
Das stimmt nur zum Teil. Ich finde es wichtig, dass wir
uns auf diesen Bereich konzentrieren. Denn im Zuge der
Globalisierung werden wir – das wissen wir alle und wir
sind uns hoffentlich darüber einig – den Wettbewerb mit
anderen Staaten und Regionen der Welt nicht durchhal-
ten, wenn wir ihn über Lohnkosten oder die Senkung
von Standards bestreiten wollen. Wer dies versucht, ist
zum Scheitern verurteilt. Wir als Sozialdemokraten wol-
len diesen Versuch auch gar nicht erst unternehmen.

Wir müssen uns stattdessen mit Innovationen und
neuen Technologien im Hightechbereich behaupten. Das
ist der einzige Weg, im globalisierten Wettbewerb zu be-
stehen. Dabei müssen wir uns fragen, wie gut wir sind
und wie wir besser werden können.

Gewiss, wir haben Stärken. Die Intensität der For-
schung und Entwicklung in Deutschland ist nicht so
schlecht. Mit einem Anteil der Forschungs- und Ent-
wicklungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt von etwa
2,5 Prozent erreichen wir im EU-Vergleich sogar einen
überdurchschnittlichen Wert. Darauf wird zurückzukom-
men sein. Auch was den Weltmarktanteil von for-
schungs- und entwicklungsintensiven Waren angeht, ist
Deutschland prozentual führend, noch vor Japan und
gleichauf mit den USA. Deutschland ist mit dem Anteil
an Patenten unter den großen Industrienationen in der
Spitzengruppe. Deutschland verfügt über einen starken
Kern von etwa 170 000 innovativen Unternehmen und
renommierten Forschungseinrichtungen. Insbesondere
ist die Beteiligung von kleinen und mittleren Unterneh-
men an Innovationen im EU-Vergleich hoch. Das bedeu-
tet positive Beschäftigungsmöglichkeiten.

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(C (D Es gibt auch ein deutliches Aber. Das Gründergescheen bei hightechorientierten Unternehmen ist im internaionalen Vergleich gering. Die Entwicklung der F-und-Entensität und der F-und-E-Ausgaben in Deutschland ist war im EU-Vergleich ordentlich. Wenn man es aber mit en dynamischen Wachstumsregionen in Asien verleicht, dann stellt man fest, dass wir inzwischen deutich zurückfallen. In Japan beispielsweise liegt der Aneil der Forschungsund Entwicklungsausgaben bei ,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Ausbildung und ualifikation erreichen bei uns nicht mehr das Maß, das enügend Nachwuchs sicherstellt. Nach dem kürzlich veröffentlichten Business Baroeter der amerikanischen Handelskammer ist der Stand rt Deutschland für US-amerikanische Unternehmen pürbar attraktiver geworden. Die Ausbildung und Quaifikation der Fachkräfte sowie eine gute Grundlagenforchung sind dafür der Grund. Nun kommt wieder ein ber. Deutschland ist zwar für amerikanische Unternehen gut genug als Verwaltungssitz, nicht aber als For chungsstandort. Ein ähnliches Bild ergibt sich, wenn man die Anzahl er Patente als Gradmesser für die Innovationsfähigkeit eranzieht. Nach der neuesten OECD-Studie hatte eutschland 2001 einen Weltmarktanteil von 15 Prozent nd wurde damit wieder einmal Weltmeister. Deutsche atente erstrecken sich aber nicht auf die am stärksten achsenden Patentbereiche, nämlich Informationstechologie und Biotechnologie. Hier sind die Vereinigten taaten ganz vorne. Außerdem geht die Zahl der Univeritätsabschlüsse im Technikund Ingenieurbereich zuück. Wurden 1998 noch 35 Prozent aller Universitätsbschlüsse im Wissenschaftsund Ingenieurbereich emacht, sind es 2002 lediglich 30 Prozent. Dieser rend bereitet Sorgen. Zur Erinnerung: 2,5 Prozent des BIP geben wir für orschung und Entwicklung aus. Das ist im EU-Verleich nicht schlecht. Aber die genannten Zahlen vereutlichen ein Problem. Wir sind gut beim Maschinenau, in der Automobilindustrie und der chemischen ndustrie und wir wollen es auch bleiben. Aber in den ereichen, in denen die Zukunftsmusik spielt, in der In ormationstechnologie sowie der Biound Gentechnoloie, sind wir nicht mehr Weltspitze. Das ist die Problemeschreibung. Nun stellt sich die Frage, was die große Koalition eistet, damit wir wieder an die Weltspitze kommen. Wir aben in Genshagen beschlossen, bis 2009 insgesamt Milliarden Euro zusätzlich für Forschung und Enticklung einzusetzen, davon 800 Millionen Euro in die em Jahr. er Haushalt des Ministeriums für Wirtschaft und Techologie wird um insgesamt 1,2 Milliarden Euro aufgetockt. Außerdem wollen wir in dieser Legislaturperiode n die 3-Prozent-Grenze herankommen. Das ist zwar icht die Weltrevolution – diese wäre mit Rot-Schwarz uch nicht zu machen –, wohl aber der Versuch, die Heausforderungen anzunehmen und Deutschland bei den Dr. Rainer Wend neuen Technologien Schritt für Schritt in die Weltspitze zurückzuführen. Das werden wir auch schaffen. Das ist aber nicht alles. Wir dürfen nicht nur mehr für Forschung und Entwicklung ausgeben. Vielmehr müssen wir es schaffen, die Mehrausgaben stärker zu fokussieren. Das heißt: keine Ausgaben nach dem Gießkannenprinzip, sondern Clusterbildung. Wir müssen uns auf die europäischen Stärken beispielsweise in der Luftund Raumfahrt, der Automobilindustrie, im medizinischen Bereich und in der Telekommunikation konzentrieren. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603003900

Herr Kollege Wend, gestatten Sie eine Zwischenfrage

der Kollegin Flach?


Dr. Rainer Wend (SPD):
Rede ID: ID1603004000

Sehr gerne.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603004100

Bitte, Frau Flach.


Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1603004200

Herr Kollege Wend, Sie haben zu Recht auf die Wich-

tigkeit von Innovationen hingewiesen. Aber sind Sie
nicht mit mir einer Meinung, dass oft Projekte – gerade
im Wirtschaftsministerium – als innovativ bezeichnet
werden, bei denen man sich fragen muss, ob sie zielfüh-
rend sind? Ist es etwa notwendig, dass das Wirtschafts-
ministerium eine Internetbasis für integrierte Agrar-
dienstleistungen unterhält und damit beispielsweise
internetbasierte Mähverfahren als Innovation fördert?

Es würde mich auch interessieren, ob Sie es für sehr
innovativ halten, dass nun, wenige Wochen vor der Fuß-
ballweltmeisterschaft, immer noch ein digitales Kino
von Ihnen gefördert wird. Kurzum: Sind Sie unter dem
Strich nicht der Meinung, dass all diese Programme,
gerade des Wirtschaftsministeriums, längst einmal im
Hinblick auf ihren Wert evaluiert werden müssten?


Dr. Rainer Wend (SPD):
Rede ID: ID1603004300

Zunächst einmal bin ich nicht mit Ihnen der Auffas-

sung, dass die Programme, die im Ministerium für Wirt-
schaft und Technologie bestehen, keinen Sinn machen
und nicht innovativ sind. Ich möchte Ihnen aber aus-
drücklich zustimmen – ich habe das in meinen letzten
beiden Sätzen vor der Zwischenfrage zu sagen ver-
sucht –: Wir müssen nicht nur mehr Geld ausgeben, son-
dern es muss uns auch gelingen, dieses Geld nicht mit
der Gießkanne zu verteilen. Ich spüre doch auch manch-
mal – und das hat nichts mit Parteipolitik zu tun –, wie
die Einrichtungen in unserem Land sich, sobald Geld im
Ministerium da ist, einen Zweck suchen, um an dieses zu
kommen. Es muss uns gelingen, die Mittel zu fokussie-
ren, sie dort auszugeben, wo wir schon Stärken haben
– Automobilindustrie oder Luft- und Raumfahrt; um
zwei Beispiele zu nennen –, um die innovativen Dinge

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(C (D ort, wo sie sich entwickeln können, gezielt zu stärken. ch weiß von diesem Wirtschaftsminister, dass exakt das ein Ziel ist. Wenn die FDP uns dabei unterstützt, sind ir dabei noch machtvoller, Frau Kollegin Flach. Aber wir müssen auch die Rahmenbedingungen dafür erändern. In diesem Zusammenhang möchte ich ein ort zum Bürokratieabbau sagen. Unser früherer inister Wolfgang Clement hat gesagt, der Bürokratie bbau ist ein Häuserkampf und er hätte sich manches al gewünscht, schneller voranzukommen, als es uns elungen ist. Ich muss hier einmal selbstkritisch an uns ls große Koalition gerichtet sagen: Verdammt noch mal, ir hätten in den letzten Wochen weiter sein können! (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ir müssen uns fragen: Haben wir wirklich alles getan,
m die Widerstände, die da sind, wenn wir etwas verän-
ern wollen, zu überwinden?


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie müssen nicht fragen – die Antwort ist klar!)


ein Appell an uns als große Koalition lautet: Lassen
ie uns beim Bürokratieabbau in den nächsten Wochen
ndlich ein, zwei Pflöcke einschlagen – das Thema ist es
ert.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)


Zusammenfassend: Der Haushaltsentwurf für das
irtschaftsministerium ist einer, mit dem man sich se-

en lassen kann, einer, der die Strukturen, die problema-
isch sind, aufgreift und der Innovation zu einem
chwerpunkt macht; denn nur über Innovationen können
ir im weltweiten Wettbewerb bestehen. Dieser Haus-
altsentwurf ist ein Beispiel dafür, dass diese große Ko-
lition die Zukunftsfähigkeit unseres Landes sicherstel-
en wird.

Danke für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603004400

Ich erteile das Wort der Kollegin Sabine

immermann, Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Sabine Zimmermann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603004500

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Meine Damen und Herren! Zuerst zu Herrn
end. Herr Wend, wollen Sie das Problem der Arbeits-

osigkeit lösen oder wollen Sie hier bloß gute Stimmung
erbreiten? Das ist meine erste Frage an Sie. Denn von
iner guten Stimmung hat ein Arbeitsloser nichts – er
raucht einen Arbeitsplatz und einen Lohn, von dem er
eine Familie ernähren kann.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )


)

Sabine Zimmermann
Herr Meyer – Sie haben es sich da hinten so schön be-
quem gemacht –, was soll ich einem Langzeitarbeitlosen
sagen, der zu mir als DGB-Vorsitzende der Region Vogt-
land/Zwickau kommt, weinend vor mir sitzt und sagt,
dass er seine Familie nicht ernähren kann? Wie soll es
weitergehen für ihn? Diese Frage haben Sie mir nicht be-
antwortet.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Katrin GöringEckardt)


Heute hat die „taz“ gut kommentiert: „Zu gute Stim-
mung für zu wenig Jobs“. Bei diesem Haushalt wird es,
wie nicht anders zu erwarten, viele Verlierer, aber we-
nige Gewinner geben. Damit führen Sie die Politik der
Vorgängerregierung fort, die das Großkapital auf Kosten
der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und vor allen
Dingen auf Kosten des Mittelstandes gefördert hat.


(Dr. Rainer Wend [SPD]: Macht den Unternehmern Dampf! Klassenkampf! Klassenkampf!)


Trotz der hohen Arbeitslosigkeit und trotz der hohen
Zahl von Unternehmensinsolvenzen soll es nach dem
Willen der Bundesregierung einfach „weiter so“ gehen.
Aber wen wundert das? Was kann man zu einer großen
Koalition sagen, die die Ergebnisse der letzten Landtags-
wahlen als Bestätigung ihres Kurses sieht,


(Beifall bei der LINKEN)


obwohl nur jeder Zweite zur Wahl gegangen ist und ob-
wohl beide Parteien, Union und SPD, insgesamt über
1 Million Stimmen verloren haben? Sie, meine Damen
und Herren von der Bundesregierung, haben es sich mit
Ihrer Mehrheit hier in diesem Hause bequem eingerich-
tet. Ihnen ist der Bezug zur Lebensrealität und zu den
Problemen der Menschen in diesem Land einfach verlo-
ren gegangen.


(Beifall bei der LINKEN – Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Aber sonst geht es Ihnen noch ganz gut?)


Um der zunehmenden Entfremdung zwischen Politik
und Gesellschaft entgegenzuwirken, rege ich hier an, die
Tätigkeit von Abgeordneten auf zwei Legislaturperioden
zu beschränken. Damit hätten viele Abgeordnete hier im
Hause die Möglichkeit, sich wieder mit der sozialen
Wirklichkeit vertraut zu machen.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Besprechen Sie das einmal mit Ihren Fraktionsvorsitzenden!)


Die Gewinne der 30 führenden Konzerne in Deutsch-
land sind im Jahr 2005 – –


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Gysi und Lafontaine wären damit rausgeflogen, Frau Kollegin!)


– Ja, Sie, Herr Kampeter, sind damit auch gemeint, denn
Sie sind auch länger als zwei Legislaturperioden im
Bundestag. –


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Dümmlicher Populismus!)


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(C (D ber Sie haben nichts anderes zu tun, als bei den Arbeitehmerinnen und Arbeitnehmern, den Arbeitslosen, den entnern und Jugendlichen zuzulangen. Das gilt auch ür viele Teile des Mittelstandes. Unter der Mehrwertteuererhöhung wird ein Kleinstunternehmer doppelt leien: einmal, weil die Binnennachfrage ausbleibt, und ann, weil ein Einmannunternehmen nun einmal nicht on der Senkung der Sozialversicherungsbeiträge profiiert, ganz im Gegensatz zum Großkapital. Die Bundesregierung kennt nur den Mittelstand, der nternational exportiert; das wurde heute auch in Ihren eden deutlich. Das trifft aber lediglich auf 12 Prozent er mittelständischen Unternehmen zu; Herr Wend, Sie erden sicherlich die Zahlen kennen. Das sind meist rößere mittelständische Unternehmen mit mehreren undert Beschäftigten, die in diesem Land gute Gewinne chreiben. Die Mehrheit der kleinen Selbstständigen hat anz andere Probleme – trotz der leicht verbesserten onjunktur –, aber die interessieren hier wahrscheinlich iemanden. CDU und SPD – und hier kommen Sie, meine Damen nd Herren von der FDP und den Grünen, dazu – empehlen dauernd den Weg in die Selbstständigkeit. Was it den Menschen passiert, die auf der Flucht vor artz IV den Schritt in die Selbstständigkeit wagten, arüber will niemand mehr sprechen. Dabei ist die Lage katastrophal. In den letzten drei ahren hat die Agentur für Arbeit fast 900 000 Existenzründungen aus der Arbeitslosigkeit unterstützt. Aber as ist aus den Existenzgründern geworden? Ich zitiere en jüngsten Mittelstandsmonitor der Kreditanstalt für iederaufbau: Nach circa einem Geschäftsjahr operiert och fast die Hälfte in der Verlustzone und nur knapp ein iertel der Gründer kann vollständig den Lebensunteralt bestreiten. Sie haben mit Ihrer Politik eine riesige ruppe von Menschen in unsicheren Beschäftigungsverältnissen geschaffen, die jenseits der Arbeitslosenstatisik ein Leben in Armut fristen müssen. (Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der SPD: Wenn sie Geld verdienen würden, wäre es Ihnen doch auch nicht recht! Dann wären es Kapitalisten!)


Der Grund dafür liegt auf der Hand. Es fehlt nicht
twa an Export. Das Problem ist die am Boden liegende
innenwirtschaft, unter der vor allen Dingen das kleine
andwerk überdurchschnittlich leidet.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Mein Gott! Das ist ja traurig für den DGB!)


hre Politik setzt hier kein anderes Zeichen. Das ist ein
üsterer Ausblick für die Zukunft des Mittelstandes.

In den aktuellen Haushaltsberatungen setzen wir uns
ür die Einrichtung eines Handwerkerhilfsfonds ein.
er Fonds soll Klein- und Kleinstunternehmen helfen,
eren Existenz unverschuldet gefährdet ist, etwa durch
riminelle Machenschaften oder auch durch die Zah-
ungsmoral. Das ist eigentlich nichts grundlegend
eues; das gab es bereits einmal im Jahr 2001. Damals
aren die Handwerkerfrauen am Brandenburger Tor in

(B)







(A) )



(B) )


Sabine Zimmermann
einen Hungerstreik getreten. Vielleicht können sich ei-
nige von Ihnen hier in diesem Hause daran erinnern.


(Zuruf von der SPD: Wir waren sogar dort!)


Hat sich die Lage geändert? Wohl kaum. Immer noch
liegt die Zahl der Unternehmensinsolvenzen bei deutlich
mehr als 30 000. Es sind fast ausschließlich Kleinunter-
nehmen, die es trifft. Noch immer ist die Zahlungsmoral
der meist genannte Grund für die Insolvenzen. Das hat
auch der Zentralverband des Deutschen Handwerks in
einer Erhebung noch einmal bestätigt.

Nicht nur die Beschäftigten im öffentlichen Dienst
sollen durch längere Arbeitszeiten, Stellenabbau und Ge-
haltskürzungen die Löcher ausbaden, die die Steuerent-
lastungen für das Großkapital in die öffentlichen Haus-
halte gerissen haben, sondern auch der kleine
Handwerker mit seiner Existenz. Dabei steht dafür ei-
gentlich genug Geld zur Verfügung. Wir schlagen vor,
die Subventionierung der Bestrebungen der Großunter-
nehmen nach Expansion im Ausland zu kürzen. Ich
nenne hier nur den Haushaltstitel „Pflege der Wirt-
schaftsbeziehungen mit dem Ausland“. Was wird hier
gemacht? Ich lese vor:

Gefördert werden Unternehmertreffen, Workshops,
Kooperations- und Kontaktbörsen oder Tage der
Deutschen Wirtschaft sowohl im Ausland als auch
im Inland.

Das können die großen Verbände eigentlich selbst ma-
chen.


(Beifall bei der LINKEN)


34 Millionen Euro sollen hier ausgegeben werden. Wir
wollen nur 3 Millionen Euro für den Handwerkerhilfs-
fonds.

Ich komme zum Schluss. Meine Damen und Herren
von der großen Koalition, Sie müssen sich entscheiden:
Wollen Sie die Expansion der Großunternehmen wei-
ter unterstützen, und das, obwohl bekannt ist, dass die
Rekordgewinne dort auf Kosten der Beschäftigten und
der mittelständischen Zulieferer erzielt werden? Oder
wollen Sie Ihren Sparkurs im Inland beenden und damit
zeigen, wie ernst es der Regierung mit den Belangen des
Menschen und des Mittelstandes in diesem Land wirk-
lich ist? Mit patriotischen Appellen an die deutschen
Manager, Herr Stiegler, werden Sie die Probleme wahr-
scheinlich nicht lösen können.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
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Das Wort hat Anna Lührmann, Bündnis 90/Die Grü-

nen.


Anna Lührmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603004700

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Ich möchte mich in meiner heutigen Rede auf
ein Drittel des Wirtschaftsetats konzentrieren. Über die-
ses Drittel des Wirtschaftsetats können wir in den Haus-
haltsberatungen gar nicht mehr reden, weil die Kohle

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(C (D chon längst abgeflossen ist. Sie ahnen wahrscheinlich, ovon ich spreche: Ich meine die 1,6 Milliarden Euro ubventionen, die schon im Januar dieses Jahres an die AG überwiesen worden sind. Statt Arbeitsplätze des 21. Jahrhunderts zu fördern, ist in Drittel des Wirtschaftsetats also schon verfeuert woren, um eine Industrie aus dem 19. und 20. Jahrhundert ünstlich am Leben zu halten, und das, ohne dass ein Poitiker, der etwa in dieser Wahlperiode zum ersten Mal in en Bundestag gewählt worden ist, darüber auch nur ein ort hätte mitreden können. Solche Vorfestlegungen inde ich ungerecht, weil sie die Handlungsfähigkeit der eutigen Politiker und der jungen Generation deutlich inschränken. abei müssten wir dringend handlungsfähig sein, um uf die neuen Probleme des 21. Jahrhunderts – demograischer Wandel, Globalisierung, Klimawandel – wirklich eagieren zu können. Dafür bräuchten wir dringend dieenigen Haushaltsmittel, die für die Kohle gebunden ind. Frau Lührmann, möchten Sie eine Zwischenfrage des ollegen Kröning zulassen? Gerne. Bitte schön, Herr Kröning. Auch ich würde gern etwas mehr Kohle von der ohle beziehen, aber können Sie dem Haus bestätigen, ass Sie dem Deutschen Bundestag und auch dem Hausaltsausschuss schon in der vorigen Wahlperiode angeört haben und dass die Zahlungen, die Sie eben erwähnt aben, von der vorigen Koalition, die Ihre und meine raktion gemeinsam gebildet haben, beschlossen woren sind? Danke, Herr Kollege, für diese Frage. – Ich kann Ih en bestätigen, dass die dieses Jahr geleisteten Zahlunen ein Resultat der Kohlerunde von 1997 sind. Das eißt, dass sämtliche Fraktionen in diesem Hause diesen ahlungen in irgendeiner Art und Weise einmal zugetimmt haben. (Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/ CSU und der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603004800
Anna Lührmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603004900
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603005000
Volker Kröning (SPD):
Rede ID: ID1603005100
Anna Lührmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603005200

Vielleicht muss ich die Linke davon ausnehmen.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Das trifft nicht zu! Das ist falsch! Es war Kanzler Schröder, der das gemacht hat!)


Das ändert aber nichts daran, dass es ein Problem ist,
ass wir einen so vergangenheitsbezogenen Wirt-
chaftsetat haben. Das ändert vor allen Dingen nichts






(A) )



(B) )


Anna Lührmann
daran – darauf möchte ich in meiner Rede eingehen –,
dass wir solche Vorfestlegungen in Zukunft vermeiden
müssen. Wir müssen schnellstmöglich dafür sorgen, dass
ein Sokkelbergbau nicht aufrechterhalten wird und dass
die Kohlesubventionen dauerhaft abgebaut werden.


(Volker Kröning [SPD]: Darf ich eine weitere Frage stellen? – Kurt J. Rossmanith [CDU/ CSU]: Zur Kernenergie!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603005300

Wie ich sehe, ist Frau Lührmann einverstanden.


Volker Kröning (SPD):
Rede ID: ID1603005400

Finden Sie es eigentlich ersprießlich, dass Sie poli-

tisch etwas ansprechen, woran wir rechtlich eindeutig
gebunden sind, jedenfalls für die nächste Zeit? Wir kön-
nen gerne über 2015 oder über 2025 reden.


Anna Lührmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603005500

Herr Kollege Kröning, mir geht es darum, dass den

Bürgerinnen und Bürgern klar wird, worüber wir reden.
Wir sprechen hier über den Wirtschaftsetat; das ist in den
vorherigen Reden nicht so deutlich geworden.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Na, na, na!)


Ein Drittel des Wirtschaftsetats ist nun einmal gebunden;
da haben Sie vollkommen Recht. Dass wir darüber heute
nicht mehr verfügen können, ist genau das Problem.
Wenn wir über Generationengerechtigkeit, über Nach-
haltigkeit debattieren, dann müssen wir erkennen, dass
wir zu einer deutlich anderen Haushaltsstruktur kommen
müssen. Dafür wird meine Fraktion in den Haushaltsbe-
ratungen eintreten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Für uns ist ganz klar, dass wir die Mittel, die in die-
sem Jahr und in den nächsten Jahren – da sind wir ja
auch noch gebunden – für die Subventionen abfließen,
eigentlich bräuchten, um zukunftsfähige Arbeitsplätze
zu schaffen; denn die Märkte der Zukunft in Indien oder
in China haben kein Interesse an der überteuerten deut-
schen Kohle, aber zum Beispiel an innovativen Solarzel-
len „Made in Germany“. Das ist der Markt der Zukunft.
Darin müssten wir auch aus dem Wirtschaftsetat stärker
investieren.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme jetzt noch einmal auf das zu sprechen,
was in den letzten Jahren beim Thema Kohle gelaufen
ist. Wir haben im Jahr 2004 über dieses Thema sehr hef-
tige Diskussionen gehabt, auch in der rot-grünen Koali-
tion, und haben mit durchgesetzt, dass die Weltmarkt-
preise bei der Zahlung der Kohlesubventionen in
Zukunft stärker Berücksichtigung finden müssen.

Ich will kurz erklären, worum es da geht. Wir zahlen
momentan Subventionen, weil die deutsche Kohle auf
dem Weltmarkt zu teuer ist. Wir zahlen also Subventio-
nen, damit diese Kohle überhaupt Absatz findet. Es ist
nun aber so, dass der Weltmarktpreis in den letzten Jah-

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(C (D en deutlich gestiegen ist, im letzten Jahr um 20 Euro pro onne. Das ist eine Steigerung um ein Drittel. Eines, inde ich, muss klar sein: Wenn die RAG für ihre Kohle eutlich mehr einnimmt, dann braucht der Staat nicht eiter gleich viele Subventionen zu zahlen. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Genau das haben wir in den Zuwendungsbescheiden
n den letzten Jahren festgeschrieben, Herr Kollege
röning; das ist richtig. Auch die große Koalition muss

ich an diese Zuwendungsbescheide halten und darf
icht vor der Wirtschaft einknicken. Hier muss wirklich
lar sein: Höhere Weltmarktpreise führen zu weniger
ubventionen. So kann der Haushalt in jedem Jahr um
inen dreistelligen Millionenbetrag entlastet werden.


(Beifall der Abg. Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Noch viel wichtiger allerdings sind die mittel- und
angfristigen Perspektiven in der Kohleförderung. Die
osition der Grünen zu diesem Thema ist sowohl auf
andes- als auch auf Bundesebene eindeutig: Wir wollen
einen Museumsbergbau, sondern den schnellstmögli-
hen sozialverträglichen Ausstieg aus der Förderung.
ir müssen den Menschen vor Ort schon jetzt andere

erspektiven eröffnen.

Herr Glos, ich vermisse von Ihnen eine ganz klare
ussage dazu, wie Sie denn jetzt in Ihrer Regierungsver-

ntwortung als Wirtschaftsminister zu diesem Thema
tehen. In Nordrhein-Westfalen hat die Landesregie-
ung gemeinsam mit den Grünen im Landtag eine sehr
indeutige Position bezogen. Wir haben im Landtag in
ordrhein-Westfalen vor zwei Wochen einen Antrag be-

chlossen, in dem Landesregierung und Grüne ganz klar
agen, dass sie aus dem Bergbau aussteigen wollen


(Dr. Rainer Wend [SPD]: Das geht nicht mit uns! Leider nicht möglich!)


nd dass eine sozialverträgliche Perspektive eröffnet
erden soll. Die SPD hat dagegengestimmt.


(Dr. Rainer Wend [SPD]: Allerdings!)


Deshalb stelle ich hier die Frage an die Regierung:
as ist Ihre Perspektive für die Kohlerunde 2009? Ich

itte Sie, dazu Farbe zu bekennen.


(Dr. Rainer Wend [SPD]: Das steht im Koalitionsvertrag!)


Im Koalitionsvertrag steht nicht allzu viel.


(Dr. Rainer Wend [SPD]: Das reicht aber!)


a wird sehr schön drum herum geredet. Deshalb würde
ich sehr interessieren, wie Sie in die Kohlerunde 2009

ineingehen wollen. Die Perspektive ist für uns ganz
lar: Wir brauchen einen Ausstieg aus dem Sockelberg-
au, damit wir das Geld für Investitionen in zukunftsfä-
ige Arbeitsplätze frei haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ein weiteres wichtiges Thema in dem Zusammen-
ang ist der Börsengang der RAG. Wir als Grüne ste-






(A) )



(B) )


Anna Lührmann
hen diesem Thema grundsätzlich positiv gegenüber.
Aber es gibt noch eine Reihe ungeklärter Fragen. Ich
glaube, wir sind uns hier im Hause einig darüber, dass
diese Fragen vor einem Börsengang geklärt werden müs-
sen.

Es geht zum Ersten um die Frage, wie für die RAG
ein größtmöglicher Verkaufserlös erzielt werden kann.
Es gibt momentan deutliche Anzeichen dafür, dass eine
separate Vermarktung der Unternehmenssparten zu ei-
nem deutlich höheren Erlös für die öffentliche Hand füh-
ren könnte. Das muss in nächster Zeit in einem transpa-
renten und offenen Verfahren geklärt werden.

Der zweite Punkt ist noch viel wichtiger. Immer noch
nicht offen gelegt sind die Schätzungen darüber, über
welche Altlasten oder so genannte Ewigkeitskosten wir
bei dem Thema eigentlich noch reden. Für uns ist eines
klar: Es kann nicht sein, dass die Aktionäre und Herr
Müller hohe Gewinne an der Börse erzielen


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Das war doch Ihr Minister!)


und der Steuerzahler allein auf den Altlasten sitzen
bleibt. Das ist kein zukunftsfähiges Konzept.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Axel Berg [SPD] – Dr. Rainer Wend [SPD]: Daran werden wir denken!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie mich
zum Schluss kommen. Damit künftige Generationen in
der Haushaltspolitik und bei der politischen Gestaltung
mehr Spielräume als wir heute haben, darf es nicht so
weitergehen, dass ein Drittel des Wirtschaftsetats ver-
brannt wird, um eine Industrie aus dem 19. und 20. Jahr-
hundert künstlich am Leben zu erhalten. Für Investitio-
nen in Jobs mit Zukunft brauchen wir die nötigen
finanziellen Spielräume. Deswegen müssen von der gro-
ßen Koalition in nächster Zeit zwei Sachen umgesetzt
werden. Erstens. Die Weltmarktpreise müssen bei den
Subventionen Berücksichtigung finden. Zweitens. In der
Kohlerunde 2009 muss ganz klar über den Ausstieg aus
dem deutschen Steinkohlenbergbau verhandelt werden.
Nur so haben wir mehr Mittel frei für die Erforschung
von umweltfreundlichen Energiequellen und Energie-
technologien und nur so können wir Jobs schaffen, die
Zukunft in Deutschland haben.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603005600

Das Wort hat der Kollege Kurt Rossmanith, CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1603005700

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren Kollegen! Wir hatten tatsächlich einmal Zeiten,
da gab es bei der FDP noch wirtschaftlichen Sachver-
stand.

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(C (D (Zuruf von der SPD: Ist aber schon länger her! – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das gab es bei der CSU auch mal!)


in leider viel zu früh verstorbener Bundesminister für
irtschaft hat damals ausgeführt, dass Wirtschaft primär

urch die Wirtschaft zu handhaben sei. Das ist richtig;
ber die Politik muss die entsprechenden Rahmenbedin-
ungen schaffen, damit die Eigendynamik der Wirt-
chaft gestärkt werden kann, damit wieder Wachstums-
räfte frei werden, Innovation entsteht und dadurch
rbeitsplätze geschaffen werden können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Deshalb, meine verehrten Kollegen von der FDP,
uss ich sagen: So etwas Konfuses wie das, was Sie

eute dargestellt haben, habe ich in diesem Hause selten
ehört. Der Herr Kollege Brüderle sagt, die Förderung
er Wirtschaftsinnovationen müsse abgeschafft wer-
en.


(Rainer Brüderle [FDP]: Sie sollten mal richtig zuhören!)


ie Frau Kollegin Flach sagt, wir hätten viel zu wenig,
nd fragt, warum das nicht schon längst am Laufen sei.
as ist am Laufen, liebe Frau Kollegin Flach! Wir wer-
en am kommenden Donnerstag die Verpflichtungs-
rmächtigungen – ich erläutere Ihnen das anschließend
och einmal, weil die Redezeit hier zu schade ist; denn
ir haben noch andere wichtige Probleme – für die kom-
enden Jahre zustimmend zur Kenntnis nehmen. Die
erpflichtungsermächtigungen, die in diesem Jahr wirk-
am werden, sind ja aus den vergangenen Jahren. Das
eißt, es läuft. Der Herr Kollege Brüderle sollte sich
ielleicht einmal in Mainz und Umgebung gerade bei
leinen, innovativen, forschungsstarken Unternehmen
msehen, ob sie nicht von diesem Programm profitiert
aben und es loben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Rainer Brüderle [FDP]: Sie sollten mal zuhören und nicht solchen Unsinn erzählen! Wir sind hier nicht im Bierzelt!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603005800

Herr Kollege, möchten Sie denn eine Zwischenfrage

on Frau Flach zulassen?


Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1603005900

Selbstverständlich.


Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1603006000

Lieber Kollege Rossmanith, Sie stimmen sicherlich

it mir überein, dass man Kollegen Brüderle immer zu-
ören sollte. Er hat sich natürlich nicht gegen Innovatio-
en ausgesprochen; aber das ist nicht meine Frage.

Meine Frage ist, ob Sie wirklich der Meinung sind,
ass der Staatssekretär Wuermeling uns als Bericht-
rstattern sozusagen wissentlich etwas Falsches erzählt
at, als er gesagt hat, selbst wenn diese Mittel jetzt frei






(A) )



(B) )


Ulrike Flach
würden – damals war es noch im Konjunktiv; wie ich
höre, scheint sich etwas zu bewegen –, gäbe es noch ei-
nen Stau über drei Monate. Wir reden im Augenblick
von etwa 1 000 Projekten, die im Kanonenrohr stecken.


(Zuruf von der SPD: 700!)



Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1603006100

Zu Ihrer ersten Frage, Frau Kollegin Flach. Kollege

Brüderle hat ausdrücklich – er hat es expressis verbis
hier gesagt; das können Sie gerne nachlesen – Inno-
Watt kritisiert, die Förderung innovativer Wachstums-
träger. Dadurch können viele kleine und mittelständische
Unternehmen sehr erfolgreich Forschung betreiben.

Zu der zweiten Frage. Ich betone noch einmal: Es
handelt sich hier um Verpflichtungsermächtigungen
für das nächste Jahr, die schon auf den Weg gebracht
werden müssen, damit Anträge jetzt gestellt werden kön-
nen. Sie haben ja vorhin richtigerweise gesagt, dass es
eine Bearbeitungsdauer von drei oder vier Monaten gibt,
weil die Forschungsprojekte natürlich korrekt geprüft
werden müssen, damit Gelder nicht unüberlegt freigege-
ben werden. In diesem Jahr werden die Verpflichtungs-
ermächtigungen aus dem Haushaltsgesetz 2005 wirksam.
Es geht also nicht um die Verpflichtungsermächtigungen
für dieses Jahr; aber es ist richtig, dass sie schon jetzt
freigegeben werden müssen. Dies ist korrekt. Ich danke
Ihnen, dass Sie mir ermöglicht haben, es hier coram pu-
blico darzustellen.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Sehr gut!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603006200

Herr Kollege, wenn Sie möchten, könnten Sie jetzt

noch eine Frage von Herrn Brüderle zulassen.


Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1603006300

Selbstverständlich gerne.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das gibt zusätzliche Redezeit!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603006400

Bitte, Herr Brüderle.


Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1603006500

Sind Sie bereit, das zur Kenntnis zu nehmen, was ich

vorhin gesagt habe? Zuhören ist nicht so einfach. Ich
lese es deshalb einmal vor: Die Konjunkturentwick-
lung festigen Sie bestimmt nicht mit immer neuen För-
derprogrammen wie Inno-Watt, Inno-Net, NEMO und
Pro Inno. – Das habe ich gesagt.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Aber Sie haben es sehr negativ dargestellt!)


Ich habe aber nicht gesagt, dass ich gegen Innovations-
förderung bin. Sie müssen den Zusammenhang verste-
hen, was natürlich schwierig wird, wenn man nicht drei
Sätze zuhören kann.


(Zuruf von der CDU/CSU: Oh!)


Ich bitte Sie, das einmal zur Kenntnis zu nehmen.

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(C (D Lieber Herr Kollege Brüderle, im Prinzip schätze ich ie durchaus. ber Ihre arrogante und oberlehrerhafte Art, die Sie eute an den Tag legen, ist Ihrer Person nicht würdig. as will ich Ihnen sehr deutlich sagen. Sie sind von Ihrem Manuskript abgewichen. Ich bin ankbar, dass Sie sagen, dass wir innovative Forschung m mittelständischen Bereich weiterhin fördern wollen. a sind wir auf einer Ebene. Aber bitte unterlassen Sie s, in populistischer Art und Weise in der Öffentlichkeit ussagen zu treffen, die Sie hinterher wieder zurücknehen. Möchten Sie noch eine Nachfrage zulassen? Das wäre ann die letzte. Selbstverständlich. Herr Kollege, sind Sie bereit, mir zuzustimmen, dass ir hier im Deutschen Bundestag sind und nicht im ierzelt? (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Dieser Büttenredner!)

Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1603006600

(Heiterkeit bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603006700
Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1603006800
Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1603006900


Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1603007000

Es wäre gut gewesen, Herr Kollege Brüdere, wenn

ie das bei Ihrer Rede beachtet hätten.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


hre Rede hätte besser zu „Mainz bleibt Mainz, wie es
ingt und lacht“ gepasst. Wir sind aber zehn Tage vor der
arwoche; die Fastnachtzeit ist längst vorbei, auch in
ainz.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Diese Rede hatte einen hohen Öchslegrad!)


Natürlich bedrückt es uns, dass wir nach wie vor fast
Millionen Arbeitslose haben. Aber erfreulich ist doch,

ass sich die Stimmung in unserem Land gewandelt hat.
er Ifo-Geschäftsklimaindex – Herr Bundesminister
los hat es schon angesprochen – hat den höchsten
tand seit 15 Jahren erreicht. Wir dürfen in diesem Jahr
twa 150 000 zusätzliche Arbeitsplätze erwarten. Wir
aben außerdem einen Stopp des Beschäftigungsab-
aus erreicht.

Es kann nicht angehen – das kann man wahrschein-
ich noch unter dem Stichwort Fastnacht abhaken –, dass
er Bundesverband deutscher Banken in Haftung für et-
as genommen wird, was er so nicht dargestellt hat. Im
egenteil, in seiner gestrigen Mitteilung hat der Bundes-
erband deutscher Banken die Wachstumsprognose






(A) )



(B) )


Kurt J. Rossmanith
von 1,5 auf 1,7 Prozent erhöht. Es wurde ausdrücklich
gesagt:

Die Investitionen der Unternehmen nehmen deut-
lich zu und auch in der Bauwirtschaft ist ein Ende
der jahrelangen Talfahrt abzusehen. Das Wirt-
schaftswachstum reicht 2006 aus, um neue Arbeits-
plätze zu schaffen.

Das ist die Aussage des Bundesverbandes deutscher
Banken und nicht das, was Sie, Herr Brüderle, darge-
stellt haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Etwas Ehrlichkeit muss auch hier gegeben sein. Man
kann ja für unterschiedliche Wege sein, wobei wir in un-
seren Auffassungen zur Wirtschaftspolitik nie weit von
Ihnen entfernt waren. Aber lasst uns, bitte schön, in die-
sem Hause ehrlich miteinander umgehen! Wir werden
den Arbeitslosen und den jungen Menschen, die in Zu-
kunft auf qualifizierte Arbeitsplätze angewiesen sind,
nicht helfen, wenn wir nur negativ reden und sozusagen
das hervorheben, was als Bodensatz auf dem Grund des
Sees liegt. Nein, wir müssen den Menschen sagen, dass
wir uns alle bemühen, damit es vorwärts geht. Das wird
kein leichtes Unterfangen sein. Auch das muss man der
Ehrlichkeit halber sagen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603007100

Herr Kollege, möchten Sie eine weitere Frage des

Herrn Brüderle zulassen?


Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1603007200

Wenn der Herr Brüderle dies wünscht.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603007300

Offensichtlich.


Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1603007400

Herr Kollege, ich habe wörtlich eine Reuters-Mel-

dung von gestern zitiert. Ich wiederhole es:

Die Bundesregierung hat es nach Ansicht der Ge-
schäftsbanken in der Hand, den Wirtschaftsauf-
schwung mit klaren Reformen ins kommende Jahr
zu retten.

Das habe ich zitiert und nichts anderes.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: War das eine Frage?)


Sind Sie bereit, das zur Kenntnis zu nehmen?


Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1603007500

Herr Brüderle, hätten Sie doch weiter zitiert.


(Rainer Brüderle [FDP]: Mehr steht dort nicht!)


– Dann sollte sich die FDP einen anderen Ticker holen,
der die Pressemitteilungen vollständig wiedergibt.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


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(C (D ieber Herr Brüderle, Sie sind offensichtlich noch mit iner Technologie ausgestattet, die nicht dem heutigen tand und schon gar nicht dem von morgen entspricht. (Rainer Brüderle [FDP]: Reuters bedankt sich bei Ihnen für die Bewertung!)


Ich will noch einen Punkt ansprechen; denn zum
aushalt an sich komme ich gar nicht mehr. Liebe Frau
ollegin Flach, Sie haben die Kolleginnen und Kollegen
es Wirtschaftsministeriums kritisiert. Ich muss dazu sa-
en: Diese sind willig. Sie sind motiviert. Sie sind hoch
ualifiziert. Sie haben sehr viele Aufgaben wahrzuneh-
en.

Ich kann auch nicht nachvollziehen, wie Sie sagen
önnen, wir seien in der Forschung auf einem abstei-
enden Ast.


(Zuruf der Abg. Ulrike Flach [FDP])


Natürlich sind wir für die Freiheit der Forschung. –
erade im Bereich der Raumfahrt, liebe Frau Kollegin
lach, waren wir aus dem Stand heraus enorm erfolg-
eich. Bundesminister Glos hatte kaum seinen Eid ge-
chworen, da fand ein paar Tage später die ESA-Minis-
erratskonferenz statt. Er und das DLR – ich betone
usdrücklich: das DLR, unsere Raumfahrtagentur – ha-
en hervorragende Arbeit geleistet und Deutschland in
er Raumfahrt wieder nach vorne gebracht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


ie haben im europäischen Verbund aufgezeigt, welche
eistungen wir erbringen, und haben der Jugend – lassen
ie mich das als letzten Aspekt sagen – wieder Hoffnung
egeben. Wir haben in Deutschland im Bereich der Luft-
nd Raumfahrt – Frau Kollegin Flach, vielleicht hören
ie auch bei diesem letzten Punkt noch zu – jährlich ei-
en Bedarf von 1 000 bis 1 500 Ingenieuren, während in
eutschland pro Jahr nur 400 ihr Studium abschließen.
arum? Weil ständig Technikfeindlichkeit gepredigt


(Beifall bei der CDU/CSU)


nd von den Grünen gesagt wird: Lasst diesen Bereich
ußer Acht! Setzt euch lieber für Soziologen, Philolo-
en, Politologen ein,


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der SPD)


ie sicherlich auch wichtig sind. Damit werden wir die
ukunft nicht retten.


(Lachen beim BÜNDNUIS 90/DIE GRÜNEN)


China hat es verstanden. Allein im Bereich der Luft-
nd Raumfahrt werden in China jährlich 40 000 Inge-
ieure fertig. Wir wollen doch nicht wieder eine Green-
ardregelung, die damals sowieso voll danebenging. Wir
ollen unseren jungen Menschen, unseren jungen
rauen und unseren jungen Männern, die intelligent und
issensdurstig sind und arbeiten wollen, vielmehr Zu-
unftstechnik und hoch qualifizierte Arbeitsplätze zwi-
chen dem Allgäu und der Ostsee und zwischen dem
chwarzwald und der Oder bieten. Das ist unsere Auf-
abe und der sollten wir uns gemeinsam verpflichtet se-
en.






(A) )



(B) )


Kurt J. Rossmanith

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Zurufe von der CDU/CSU: Bravo!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603007600

Für die SPD-Fraktion hat das Wort die Kollegin Ute

Berg.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie hat es jetzt natürlich schwer! – Ludwig Stiegler [SPD]: Jetzt kommen wir wieder zur Sache!)



Ute Berg (SPD):
Rede ID: ID1603007700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Angesichts der Auseinandersetzung zwischen der CDU-
Fraktion


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: CSU bitte auch!)


und der FDP-Fraktion muss ich feststellen: Sie alle
müssten heilfroh sein, dass Sie zusammen mit uns eine
Koalition bilden.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Euren freundschaftlichen Umgang mit der PDS will ich nicht analysieren! – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Mit Ihnen schon!)


Ludwig Stiegler hat mir eben in seiner etwas unvoll-
ständigen Ankündigung der Rednerliste den Bereich
Forschung und Technologiepolitik zugewiesen. Des-
halb fange ich mit einem Zitat des Präsidenten der
Fraunhofer-Gesellschaft, Hans-Jörg Bullinger, an, der
gesagt hat: Wir sind verdammt zur Innovation. – Im
Zuge der Haushaltsdebatte möchte ich hinzufügen: Wir
sind verdammt zur Investition in Innovation. Wir müs-
sen investieren, damit unsere Wirtschaft noch leistungs-
fähiger wird, damit sie weiterhin international mithalten
kann und damit zusätzliche sichere Arbeitsplätze entste-
hen.

Es gibt viele Unternehmen, die andere Wege einschla-
gen, um ihre Leistungsfähigkeit zu erhöhen. Die machen
zurzeit in den Medien Furore. Sie bauen Stellen ab, sen-
ken Löhne, verlängern die Arbeitszeit und glauben, dass
sie damit ökonomisch vernünftige Entscheidungen tref-
fen, weil sie kurzfristig die Kosten senken.


(Unruhe bei der FDP)


– Herr Brüderle, Sie hatten so viel Zeit für Zwischenfra-
gen. Seien Sie jetzt einfach einmal ruhig! – Das ist aber
die falsche Strategie und auch schon deshalb keine Lö-
sung, weil man damit rein praktisch gesehen irgendwann
unweigerlich an Grenzen stößt.

Es gibt aber viele Unternehmen, die sich vorbildlich
verhalten. Diese Unternehmen investieren in Forschung,
entwickeln und fertigen Produkte, mit denen sie im welt-
weiten Wettbewerb nicht nur bestehen können, sondern
auch Maßstäbe setzen. Viele von ihnen sind so genannte
Hidden Champions. Ihre Namen sind überregional kaum
bekannt, dabei spielen sie ganz oben in der Liga mit. Die
Firma Paragon zum Beispiel, ein junges Unternehmen
aus Delbrück im Kreis Paderborn, gehört zu den Welt-

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(C (D arktführern für Luftgütesensoren. Durch kontinuieriche Investitionen in Forschung und Entwicklung und utes Innovationsmanagement hat sich das Unternehmen u einem führenden Elektronikdienstleister entwickelt nd beschäftigt mittlerweile 400 Mitarbeiterinnen und itarbeiter. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir brauchen noch mehr Erfolgsgeschichten dieser
rt. Daher wird diese Regierung, werden wir als Parla-
ent die Unternehmen stärken, die in die Zukunft inves-

ieren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


in Produkt, das heute entwickelt wird, ist sehr viel
chneller überholt als noch vor 20 oder 30 Jahren; das
ennen wir alle aus unserem Alltag. Ob Handy, Compu-
er oder Kamera, kaum haben wir die Gebrauchsanwei-
ung richtig durchgearbeitet, ist das Gerät schon wieder
offnungslos veraltet. Das heißt: Die Lebenszeit von
rodukten verkürzt sich dramatisch. Unter diesen Bedin-
ungen, angesichts dieser beschleunigten technologi-
chen Entwicklung, werden die Bereitschaft und die Fä-
igkeit zu Investitionen überlebensnotwendig – für
nternehmen, aber auch für Volkswirtschaften.

Wodurch können wir nun innovative Unternehmen
nterstützen? Meine Vorredner haben schon einiges zu
en Rahmenbedingungen gesagt, die verbessert werden
üssen. Ich nenne als Stichworte: Bürokratieabbau, Un-

ernehmensteuerreform und Konjunkturprogramm. Ganz
ichtig ist aber auch die Unterstützung von Forschungs-

ktivitäten innovativer Unternehmen vor allem am Be-
inn ihres Weges. Etwa 1,7 Milliarden Euro aus dem
tat des Wirtschaftsministeriums werden im Jahr 2006

n die Steigerung der Innovationsfähigkeit unserer
irtschaft investiert; das ist knapp ein Drittel des ge-

amten Budgets. Das ist sehr gut angelegtes Geld.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


enn Investitionen in Forschung und Entwicklung ent-
alten Wachstumswirkung, schaffen zukunftssichere Ar-
eitsplätze und tragen so letztlich zu ihrer Refinanzie-
ung bei.

Wir haben über die Jahre eine Palette von Program-
en entwickelt – Herr Brüderle hat schon Teile davon

enannt –, die sehr gezielt Innovationen in der Wirt-
chaft fördern. Wir schlagen mit unserer Unterstützungs-
trategie einen Bogen von der Forschung bzw. Erfindung
ber die Entwicklung eines innovativen Produkts bis hin
ur tatsächlichen Markteinführung und zur Erschließung
es Marktes. Dabei setzen wir auch auf die so genannte
lusterbildung. Wir fördern also Unternehmensnetz-
erke von Firmen einer Branche, die ein gemeinsames
etz von Zulieferern unterhalten, Forschungsressourcen
emeinschaftlich nutzen und/oder eng mit Hochschulen
nd Forschungseinrichtungen zusammenarbeiten. Diese
nternehmen haben gegenüber Einzelkämpfern Wettbe-
erbsvorteile und daher meist auch die bessere Job-






(A) )



(B) )


Ute Berg
bilanz, wie zuletzt eine Studie des DIW Köln demonst-
riert hat. Auch bei großen Leuchtturmprojekten wollen
wir diese Strategie verstärkt nutzen, zum Beispiel bei der
Weiterentwicklung der Brennstoffzellentechnologie und
der Entwicklung innovativer umweltfreundlicher Kraft-
werke.

Innovative Unternehmen brauchen aber, unabhängig
von diesen Strategien, Kapital, insbesondere Startkapi-
tal. Im Vergleich zu den angelsächsischen Ländern sind
unsere Banken nicht ausreichend bereit, in innovative
Ideen zu investieren. Deshalb finanziert die Bundesre-
gierung Fonds, die vor allem Existenzgründern und Fir-
men in der Start-up-Phase mit Kapital unter die Arme
greifen. Dazu gehört der High-Tech-Gründerfonds – er
wurde mehrfach erwähnt –, den die Vorgängerregierung
im letzten Sommer gemeinsam mit der Wirtschaft ins
Leben gerufen hat. Diesen Fonds werden wir jetzt noch
weiter ausbauen.


(Beifall bei der SPD)


Auf einen anderen Aspekt bei Unternehmensgrün-
dungen will ich ganz kurz eingehen: Nur gut ein Viertel
der neuen Unternehmen wird von Frauen gegründet. Das
muss sich ändern.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Die Förderung der Gründerinnenagentur durch das Wirt-
schaftsministerium ist ein Schritt in die richtige Rich-
tung. Selbstverständlich müssen aber weitere Schritte
folgen.


(Beifall bei der SPD)


Der Minister für Wirtschaft und Technologie hat in
der letzten Woche in Japan gesagt – und heute hier wie-
derholt –, die Japaner können mit ihren Ausgaben für
Wirtschaft und Entwicklung ein Vorbild für Deutschland
sein. Japan investiert nämlich bereits heute deutlich
mehr als 3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes in For-
schung und Entwicklung. Das 6-Milliarden-Programm
der Bundesregierung wird uns, wenn die Länder und die
Wirtschaft wie vereinbart mitziehen, in die Nähe des ja-
panischen Vorbildes bringen. Das ist ein echter Licht-
blick.

Dieses Licht darf aber im Zuge der Haushaltskonsoli-
dierung nicht gleich wieder ausgeknipst werden. Auf
keinen Fall darf diese Summe bei den Haushaltsberatun-
gen durch globale Minderausgaben oder Ähnliches redu-
ziert werden. Das gilt für den Haushalt 2006, aber auch
und besonders für die Folgehaushalte der Jahre bis 2009.
Darauf müssen wir achten.

Noch ein Punkt ist mir sehr wichtig: Es liegen bereits
Hunderte von bewilligungsreifen Anträgen von Unter-
nehmen vor. Diese Unternehmen wollen – Frau Flach
hat zu Recht darauf hingewiesen – jetzt durchstarten und
warten dringend auf Unterstützung.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Sie müssen die Chance bekommen, noch in diesem Jahr
zu investieren. Das heißt, die Mittel für Forschung und
Entwicklung müssen so schnell wie möglich freigegeben

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(C (D erden, sonst fließen sie dieses Jahr nicht mehr ab. Dann ürden wir eine Bugwelle von Anträgen vor uns her chieben, die wir praktisch überhaupt nicht mehr abareiten könnten. Daher hat es mich gefreut, dass Herr ossmanith angekündigt hat, dass in der nächsten Wohe an dieser Stelle angesetzt wird. Ich setze darauf, dass as passiert. Zum Schluss noch ein Appell an den Bundeswirtchaftsminister. Die Bundeskanzlerin hat vorgestern rau Schavan aufgefordert, die Wirtschaft davon zu berzeugen, dass auch sie einen zusätzlichen Beitrag zur örderung von Forschung und Entwicklung leisten uss. Ich finde, hier ist nicht nur die Forschungsministe in gefragt, auch der Wirtschaftsminister muss hierbei ine entscheidende Rolle spielen. Dass er dies tun will, at er eben zugesagt. Wir werden ihn dabei ganz sicher nterstützen. Vielen Dank. Ich gebe das Wort der Kollegin Flach zu einer Kurzin ervention, die sich auf den Beitrag von Herrn ossmanith bezieht. Danke, Frau Präsidentin. – Ich glaube, es ist nach der länzenden Rede des hochgeschätzten Kollegen Kurt ossmanith erforderlich, dass wir an dieser Stelle die osition der FDP klarstellen. Als stellvertretende Vorsitzende der Parlamentsruppe Luftund Raumfahrt ist es mir ein besonderes ergnügen, zu sehen, dass die Luftund Raumfahrt gut orankommt, lieber Herr Rossmanith. Darum ging es ir aber auch nicht. Es ging mir vielmehr darum, dass ie Zuständigkeit für das DLR, das Deutsche Zentrum ür Luftund Raumfahrt, in ein anderes Ministerium bergegangen ist, und zwar auch für die Teile im DLR, ie mit Luftund Raumfahrt überhaupt nichts zu tun haen, sondern Grundlagenforschung reinster Art sind, (Ludwig Stiegler [SPD]: Wo es gut aufgehoben ist!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603007800
Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1603007900

odass zwei völlig unterschiedliche Kulturen im Denken
ufeinander stoßen. Das ist, wenn sich der Kollege
ossmanith richtig erinnert, sehr auffällig gewesen und
arum sorge ich mich.


(Iris Gleicke [SPD]: Das DLR ist aber ein anwendungsorientierter Bereich!)


s geht nicht darum, schlecht von der Luft- und Raum-
ahrt zu sprechen, sondern darum, dass es bei dem Zu-
ammenfügen dieser beiden Ministerien offensichtlich
robleme gibt.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Es ist gut aufgehoben!)







(A) )



(B) )


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603008000

Herr Kollege Rossmanith, möchten Sie reagieren? –

Bitte.


Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1603008100

Frau Präsidentin! Meine verehrten Kolleginnen und

Kollegen! Frau Kollegin Flach, wir haben dazu keine
grundsätzlich unterschiedlichen Anschauungen. Aber
Fakt ist, dass Sie das DLR natürlich nicht teilen können.
Ganz wesentliche Teile im Deutschen Zentrum für Luft-
und Raumfahrt betreiben anwendungsorientierte For-
schung.


(Iris Gleicke [SPD]: So ist das!)


Niemand will mit dieser „Umsetzung“ in den Etat des
Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie,
dass das DLR in seinem Forschungsdrang und seinen
Forschungsfähigkeiten eingeschränkt wird. Das Ergeb-
nis der ESA-Ministerkonferenz – ich betone das noch
einmal – belegt genau das Gegenteil: Dank des Bundes-
ministeriums für Wirtschaft unter Michael Glos


(Ludwig Stiegler [SPD]: Und Dank an den Finanzminister!)


kann das DLR ganz wesentlich dazu beitragen, das na-
tionale Raumfahrtprogramm zu stärken. Natürlich müs-
sen wir auch Forschungsgelder nach Europa geben – im
Prinzip ist das ja nicht verkehrt –, aber einen Teil müssen
wir, wie das andere Nationen schon seit Jahren machen,
in die Forschung hierzulande investieren, um im Bereich
von Forschung und Technologie auch national etwas in
Europa einbringen zu können.

Ich sage Ihnen in dem Zusammenhang ein Zweites:
Natürlich bringt das Columbus-Projekt – dafür ist das
DLR verantwortlich – Freiheit der Forschung mit sich,
aber auch Anwendung der Forschung. Wir müssen dafür
Sorge tragen, dass das Columbus-Projekt in die Interna-
tionale Raumstation gelangt. Wir selber haben keine
Trägerraketen oder Shuttles. Also müssen wir entspre-
chende Möglichkeiten finden, damit es in die Station
kommt, damit an dieser Technologie gearbeitet werden
kann.

Ich habe mich sehr gefreut, als ich letztens eine Um-
frage gelesen habe, wonach 68 Prozent – das sind über
zwei Drittel – der deutschen Bevölkerung sagt: Die
Weltraumforschung nutzt uns in toto. Das hat mich
enorm gefreut. In der Tat sprechen wir hier, wie auch der
Kollege Wend betont hat, über Zukunftstechnologien.
Umso mehr freuen wir uns, dass junge Menschen wieder
bereit sind, dieses Studium, das sicherlich nicht leicht
ist, aufzunehmen.

Wir werden einen gemeinsamen Weg finden. Das
DLR steht im Moment gut da und wird in Zukunft si-
cherlich so gut dastehen wie noch nie. Wenn Sie uns da-
bei unterstützen – ich weiß, liebe Frau Kollegin Flach,
Sie machen das –, dann sehe ich für diesen Bereich eine
sehr hoffnungsvolle Zukunft.

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(C (D Zum Abschluss der Debatte gebe ich das Wort dem ollegen Klaus Brähmig, CDU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Zum bschluss der Haushaltswoche debattieren wir heute ber den Wirtschaftsetat mit Titeln für den Tourismusereich. In etwas mehr als zwei Monaten wird das eiseland Deutschland im Blickpunkt der weltweiten ffentlichkeit stehen. Im Zusammenhang mit der Fußallweltmeisterschaft werden Millionen internationaler äste unser schönes Land besuchen. Als Politiker müs en wir daher alles daran setzen, dieses große Ereignis onstruktiv zu begleiten. Die große Koalition und vor allem Wirtschaftsminiser Michael Glos haben bereits erste Schritte in die richige Richtung unternommen und den Tourismusbereich eutlich aufgewertet. Zum ersten Mal in der Geschichte er Bundesrepublik gibt es einen Beauftragten der undesregierung für Tourismus. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Und was für einen!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603008200

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Klaus Brähmig (CDU):
Rede ID: ID1603008300

nser Kollege Ernst Hinsken wird im Bundeswirt-
chaftsministerium die Querschnittsaufgabe Tourismus
oordinieren. Dies ist dringend geboten und wurde von
en Tourismuspolitikern und der Branche lange gefor-
ert, da der Tourismus eine Mitwirkung von fast allen
essorts und eine Abstimmung mit allen 16 Bundeslän-
ern verlangt.

Im aktuellen Bundeshaushalt registrieren wir erfreut
ie Anhebung der tourismuspolitischen Haushaltsan-
ätze um fast 1 Million Euro. Gerade in Zeiten immer
napperer Kassen ist diese Entscheidung bemerkenswert
nd sie weist den Weg in die richtige Richtung. Ich
offe, dass es uns gelingt, diesen Titel für das Jahr 2007
uf hohem Niveau beizubehalten.

So wird beispielsweise der Haushaltstitel für die
eutsche Zentrale für Tourismus um 500 000 Euro auf
5 Millionen Euro erhöht. Verbesserungen für das Mar-
eting, Messen und Verkaufsförderung sind längst über-
ällig, investieren doch unsere ausländischen Wettbewer-
er oft erheblich größere Summen, um ihr Land
nternational bekannt zu machen. Dieses Geld fließt
irekt in die Vermarktung des Tourismusstandortes
eutschland im Ausland und stellt daher hervorragend

nvestierte Steuermittel dar, die ein Vielfaches an Umsät-
en in der Wirtschaft und Einnahmen in den öffentlichen
assen bewirken. Damit wollen wir auch einen Beitrag

ur Reduzierung des ständig wachsenden Defizits der
eutschen Reiseverkehrsbilanz leisten, das im letzten
ahr bei fast 36 Milliarden Euro lag.

Die Tourismuswirtschaft stellt sowohl im Inland als
uch weltweit eine der wenigen Wachstumsbranchen
ar, sogar langfristig. Die Politik muss diese personal-






(A) )



(B) )


Klaus Brähmig
intensive Dienstleistungsbranche nach Kräften unter-
stützen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Sie bietet große Chancen zur Bekämpfung der Arbeits-
losigkeit. Heute arbeiten in unserem Land circa
2,8 Millionen Menschen im Tourismusgewerbe; über
100 000 Lehrstellen kommen noch hinzu. Während in
vielen Branchen über eine Verlagerung von Arbeitsplät-
zen ins Ausland diskutiert wird, kann dies für den Tou-
rismussektor ausgeschlossen werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Die Arbeitsplätze in diesem Bereich sind an den Stand-
ort Deutschland gebunden und können nicht exportiert
werden. Wer Neuschwanstein, die Dresdner Frauenkir-
che, das Brandenburger Tor oder den Deutschen Bundes-
tag besuchen möchte, findet das Original nun einmal nur
bei uns in Deutschland.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Deutschland ist Gott sei Dank nach wie vor das belieb-
teste Reiseziel unserer Landsleute.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


In den vergangenen Wochen tagten in Wien die Tou-
rismusminister der Europäischen Union. Auf dieser
Konferenz wurde erneut deutlich, dass der Tourismus für
Europa der Sektor mit den größten Wachstumschancen
ist. Besonders erfreulich hierbei: Es wird sogar eine stei-
gende Tendenz prognostiziert. EU-weit sind derzeit
11,8 Prozent aller Arbeitsplätze im Tourismus angesie-
delt, bis zum Jahr 2016 erwartet man einen Anstieg auf
13 Prozent. Wir müssen uns alle gemeinsam anstrengen,
um dieses enorme Wachstumspotenzial auch für unser
Land zu nutzen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Um dieses Ziel zu erreichen, sind angesichts der tief
greifenden strukturellen Probleme des deutschen Ar-
beitsmarktes eine umfangreiche Flexibilisierung und
Entbürokratisierung dringend geboten. Wer die Reise-
branche kennt, weiß, welche Ausstrahlungskraft der
Tourismus auf benachbarte Wirtschaftssektoren besitzt.
So profitieren zum Beispiel das Baugewerbe, das Hand-
werk, der Einzelhandel, aber auch Kultureinrichtungen
gleichermaßen von einem florierenden Tourismus.
Durch die notwendige Anreise und die Mobilität vor Ort
werden viele Arbeitsplätze an Flughäfen, bei Fluggesell-
schaften, in Bahn-, Bus- und Taxibetrieben und sogar auf
Ausflugsschiffen gesichert. Nicht umsonst ist der Frank-
furter Flughafen die größte lokale Arbeitsstätte in
Deutschland.

Trotz dieses Optimismus haben uns die jüngsten Er-
eignisse, beispielsweise der Ausbruch der Vogelgrippe
in Deutschland, gezeigt, wie schnell gerade der Touris-
mussektor in Turbulenzen geraten kann. Die mediale Pa-
nikmache rund um die Vogelgrippe auf Rügen verur-
sacht unmittelbare wirtschaftliche Folgeschäden für die
Region. Auch unsere Bundeskanzlerin, Frau Dr. Merkel,
deren Wahlkreis Rügen tagelang im Zentrum der media-

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(C (D en Öffentlichkeit stand, wurde von den betroffenen Unernehmen aus erster Hand über die aufgetretenen chwierigkeiten informiert. Die Buchungen brachen ein nd die unmittelbaren Folgen betrafen sogar das gesamte eiseland Mecklenburg-Vorpommern. Ich denke, es ist ie Aufgabe der Politik, sich nicht von Panik jeglicher rt ergreifen zu lassen. Viele Tourismusorte an Elbe und Donau sind zurzeit om Frühlingshochwasser betroffen. Wir hoffen und ünschen, dass das Wasser in geordneten Bahnen ab ließt und keine materiellen Schäden anrichtet, sodass ie mittelständischen Unternehmen auch das Vorsternund Ostergeschäft mitnehmen können. Meine sehr geehrten Damen und Herren, Deutschland rwartet in diesem Jahr unter dem Motto „Die Welt zu ast bei Freunden“ circa 5,5 Millionen Besucher aus al er Welt. Nutzen wir die einmalige Chance, die uns die ußballweltmeisterschaft bietet! Lassen wir uns vom nternationalen Flair und der Euphorie dieser Tage inspiieren! Unser Land ist weltoffen, tolerant und gastreundlich. Sorgen wir für eine Atmosphäre, die zum iederkommen einlädt! Auch dies stärkt den Tourismus n unserem Land und sichert Existenzen in Deutschland. ber die dadurch generierten zusätzlichen Steuereinnahen wird sich sicherlich nicht nur unser Bundesfinanzinister freuen. Danke schön. Mir liegen keine weiteren Wortmeldungen zu diesem inzelplan vor. Wir kommen zur Schlussrunde. Ich erteile als Ersem dem Kollegen Bernhard Brinkmann, SPD-Fraktion, as Wort. Sehr verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen nd Kollegen! Seit Dienstag dieser Woche befassen wir ns in diesem Hohen Hause in erster Lesung mit dem undeshaushalt 2006. Dabei sind zwei Unterschiede be onders deutlich geworden: Die rechte Seite des Hauses uft wie immer nach weiteren Steuersenkungen auf das Sparen komme ich noch zu sprechen –, die inke Seite des Hauses (Otto Fricke [FDP]: Sind das jetzt CDU/CSU und SPD?)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603008400

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Bernhard Brinkmann (SPD):
Rede ID: ID1603008500

(Ulrike Flach [FDP]: Sparen!)


ordert weitere Mehrausgaben.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der FDP, eine
rklärung, wie Steuersenkungen anlässlich der beson-
ers schwierigen Lage der öffentlichen Haushalte zu






(A) )



(B) )


Bernhard Brinkmann (Hildesheim)

verkraften bzw. gegenzufinanzieren sind, sind Sie uns
bis heute leider schuldig geblieben. Die Debatte darüber
ist nicht neu. Werfen wir einen Blick auf die Wirklich-
keit: Wenn ich nicht ganz falsch informiert bin, dann
gibt es in keinem Bundesland einen Finanzminister, der
bereit ist, ernsthaft über weitere Steuersenkungen nach-
zudenken.


(Ulrike Flach [FDP]: Das ist das Problem in Deutschland!)


Das gilt auch für die Länder, in denen Sie noch in der
Verantwortung sind bzw. bis zum vergangenen Wahl-
sonntag waren.

Zumindest die Wählerinnen und Wähler in Rhein-
land-Pfalz und Sachsen-Anhalt sind auf diesen Steuer-
senkungszug nicht aufgesprungen, weil sie gemerkt ha-
ben, dass er in die falsche Richtung fährt.


(Ulrike Flach [FDP]: Woraus ziehen Sie denn diesen Schluss?)


Weitere Steuersenkungen sind nicht zu finanzieren und
also nicht zu vertreten. Von daher steht die große Koali-
tion in dieser Frage ganz fest an der Seite des Finanzmi-
nisters.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Auf die bereits durchgeführten Steuersenkungen
– auch daran muss man anlässlich der Debatte über den
Bundeshaushalt 2006 erinnern – komme ich an anderer
Stelle zu sprechen.

Die Linke, die neue Formation auf der ganz linken
Seite dieses Hauses, fordert – das war nicht anders zu er-
warten – Mehrausgaben in Milliardenhöhe. Sie will im-
mer mehr Geld ausgeben, hat dabei bis heute aber keinen
einzigen soliden und nachvollziehbaren Vorschlag zur
Gegenfinanzierung unterbreitet.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das ist falsch! Das ist schlicht und ergreifend falsch!)


– Dass Sie sich aufregen, zeigt, dass Sie getroffen sind.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Nein, überhaupt nicht! Das war nur eine Richtigstellung!)


– Im Anschluss an meine Rede können Sie das richtig
stellen. Wenn Sie noch mehr Schulden machen oder in
bestimmten Bereichen Steuererhöhungen durchführen
wollen, dann tragen Sie das hier bitte vor. Ich bin ge-
spannt, was dann kommt.

Seit Dienstag wird auch deutlich: Sie nehmen für sich
in Anspruch, dass Sie die Partei sind, die das soziale Ge-
wissen in diesem Haus darstellt.


(Beifall bei der LINKEN)


Schon gestern in der Debatte zum Einzelplan 11 ist deut-
lich geworden – man kann das nicht oft genug erwäh-
nen –: Für den Bereich Arbeit und Soziales sind
134 Milliarden Euro vorgesehen; das sind 51 Prozent der
Gesamtausgaben. Meine Fraktion und die Koalition ins-
gesamt sind sich der besonderen Verantwortung wohl

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(C (D ewusst. Das sollten Sie, liebe Kolleginnen und Kolleen von der Linken, nicht schlecht machen und klein reen. Unterbreiten Sie lieber konstruktive Vorschläge, die etztendlich auch gegenfinanziert werden können. Wir wissen alle – das gilt auch für die Kolleginnen nd Kollegen von der FDP –, dass die Lage sämtlicher ffentlicher Haushalte ernst ist. ieben von 16 Bundesländern haben einen Haushalt einebracht bzw. beschlossen, bei dem die Neuverschulung die Regelgrenze der Investitionen überschreitet. iese Finanzierungsprobleme auf allen staatlichen Ebeen, also beim Bund, bei den Ländern und bei den Komunen, können nur durch gemeinsames Handeln gelöst erden. Notwendig ist eine nationale gemeinsame An trengung, um das wirtschaftliche Wachstum zu steiern und die Finanzen langfristig auf eine solide Basis u stellen. Auch hier hat der Finanzminister unsere uningeschränkte Unterstützung. Liebe Kolleginnen und Kollegen, zu dieser Erkenntis sind inzwischen fast alle Verantwortlichen gekomen. Ich darf an dieser Stelle einen kleinen Blick in die ergangenheit werfen: Das war im Verhältnis zwischen em Bundestag und dem Bundesrat nicht immer so. Desalb bin ich sehr froh, dass wir hier jetzt an einem geeinsamen Strang ziehen und dass auch in der großen oalition in die gleiche Richtung gezogen wird. In den Debatten seit Dienstag ist hier am Rednerpult ehrere Male festgestellt worden, dass der Bundes inanzminister Peer Steinbrück die finanzpolitische Relität sehr deutlich und ohne Wenn und Aber beschrieen hat. Ich will dem gerne hinzufügen: Das war unter einem Vorgänger auch nicht anders. (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nur beschrieben, nicht bearbeitet!)


(Ulrike Flach [FDP]: Natürlich!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


is zum Regierungswechsel hat das unser Koalitions-
artner, die CDU/CSU, was den Abbau von Subventio-
en und Steuervergünstigungen betrifft, in dem einen
der anderen Fall – ich nenne hier nur das Stichwort
igenheimzulage – nicht oder nicht ganz so gesehen.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Zu Recht!)


Der Bundesfinanzminister hat deutlich gemacht, dass
ir mit dem haushalts- und finanzpolitischen Dreiklang

us Sanieren – dazu gehört auch Sparen –,


(Otto Fricke [FDP]: Aha! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das musste mal festgestellt werden!)


eformieren und Investieren auf dem absolut richtigen
urs sind. Konkret bedeutet dies, dass wir die öffentli-

hen Haushalte weiter konsolidieren werden. Durch
eue Wachstumsimpulse werden wir bereits kurzfristig
ie Weichen für mehr Wachstum und Beschäftigung stel-
en und durch Strukturreformen und Investitionen in die
ukunft werden wir die dauerhafte Finanzierbarkeit der
taatlichen Leistungen sicherstellen.






(A) )



(B) )


Bernhard Brinkmann (Hildesheim)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die in den letzten
Tagen bekannt gewordenen Daten – Geschäftsklima-
index, Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt, die wahrlich
nicht gut genug ist, Umsatzsteigerung im Einzelhandel
und Zunahme der Auftragseingänge im produzierenden
Gewerbe – weisen bei aller Vorsicht, die hier angebracht
ist, darauf hin, dass die Reformen der Vorgängerregie-
rung und das, was in den ersten 100 Tagen dieser Koali-
tion auf den Weg gebracht worden ist, die richtigen
Schritte waren und sind.


(Beifall bei der SPD – Ulrike Flach [FDP]: Na! – Martin Zeil [FDP]: Das ist das Rufen im Walde!)


Darauf müssen wir weiter aufbauen. Wir müssen weiter
an Vertrauen gewinnen und dürfen nicht nervös werden,
wenn die Erfolge nicht sofort, sondern erst nach einer
bestimmten Vorlaufzeit eintreten. Dabei dürfen wir auch
nicht aus den Augen verlieren, dass die weitere Konsoli-
dierung der öffentlichen Haushalte ganz eng mit der
Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt verbunden ist.

Über die Frage der Arbeitsplätze ist auch in den ver-
gangenen Tagen viel diskutiert worden. Ich will von die-
ser Stelle aus darauf hinweisen, dass wir den Menschen
an dieser Ecke nicht zu viel Sand in die Augen streuen
sollten:


(Roland Claus [DIE LINKE]: Aber ein bisschen geht?)


Politik kann lediglich die Rahmenbedingungen für die
Schaffung von Arbeitsplätzen setzen.


(Martin Zeil [FDP]: Fangt doch mal an!)


Diese Rahmenbedingungen waren noch nie so gut wie
heute.

Schauen Sie sich die Steuersätze an. Der Eingang-
steuersatz betrug 25,9 Prozent, jetzt beträgt er 15 Pro-
zent. Der Spitzensteuersatz lag bei 53 Prozent, jetzt be-
trägt er 42 Prozent,


(Otto Fricke [FDP]: Noch!)


wobei es demnächst einen Zuschlag für Personen und
Unternehmen geben wird, die mehr verdienen. Wenn Sie
sich anschauen, was sich im Bereich der Gewerbesteuer
getan hat, dann sehen Sie, dass es im Jahre 2005 eine
Rekordeinnahme in Höhe von 32,1 Milliarden Euro gab.
Noch nie waren die Gewerbesteuereinnahmen in
Deutschland so hoch. Das zeigt, dass die von der Vor-
gängerregierung auch in diesem Bereich in Gang gesetz-
ten Reformen richtig waren. Die Unternehmen müssen
ja letztendlich verdient haben; denn ansonsten wären die
Gewerbesteuereinnahmen nicht so hoch gewesen.


(Beifall bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603008600

Herr Kollege, die Kollegin Anja Hajduk würde Ihnen

gerne eine Zwischenfrage stellen.

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(C (D Ich sage an dieser Stelle: Wir wollen diese Einnahme uelle für die Städte und Gemeinden beibehalten; denn ämtliche bisher vorgelegten Alternativen zu diesem erzstück des Gemeindesteuersystems sind meines Er chtens nicht verlässlich und nachhaltig. Wenn es im ahmen der Unternehmensteuerreform – diese haben ir uns ja auch vorgenommen – zu verlässlichen Be echnungen kommen sollte, dann können wir gerne noch inmal darüber nachdenken. Herr Kollege Brinkmann, möchten Sie eine Zwi chenfrage der Kollegin Hajduk zulassen? Nein, meine Redezeit ist zu Ende. Ich komme zum chluss, Frau Präsidentin. (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist kein Problem der Redezeit! Das Problem ist, dass Sie zu feige sind, sich zu stellen!)

Bernhard Brinkmann (SPD):
Rede ID: ID1603008700
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603008800
Bernhard Brinkmann (SPD):
Rede ID: ID1603008900

Der Bundeshaushalt 2006 geht ab der kommenden
oche in die Ausschussberatungen. Ich bitte Sie alle
das gilt auch für Sie, Kollege Beck –: Stellen Sie sich

er Verantwortung für eine solide Finanzpolitik.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stellen Sie sich der Frage!)


Zum Schluss bedanke ich mich noch einmal beim
undesfinanzminister für die Vorlage dieses Haushaltes
nd für die Offenlegung der Zahlen.


(Lachen bei der FDP)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bedanke mich
ür Ihre geschätzte Aufmerksamkeit. Das gilt einge-
chränkt auch für die Kolleginnen und Kollegen von der
DP.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603009000

Zu einer Kurzintervention erteile ich das Wort der

ollegin Anja Hajduk.


Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603009100

Sehr geehrter Herr Kollege Brinkmann, Sie haben am

nde Ihrer Rede in der heutigen Schlussrunde der Haus-
altsberatungen deutlich gemacht, dass die Politik nur in
er Lage sei, Rahmenbedingungen zu setzen. Sie haben
ber auch klar gemacht, dass die wirtschaftlichen Rah-
enbedingungen günstig seien. Sie haben sehr viele
orte darauf verwendet, zu betonen, wie positiv die ak-

uelle Konjunkturentwicklung, die Situation der Wirt-
chaft insgesamt und die Steuereinnahmeseite seien.

Ich frage Sie: Wie passt das mit der aktuell von Ihnen
ngenommenen Störung des gesamtwirtschaftlichen
leichgewichts zusammen,






(A) )



(B) )


Anja Hajduk

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


die eine Rechtfertigung dafür ist – Stichwort Art. 115
des Grundgesetzes –, dass die Kreditaufnahme die In-
vestitionsausgaben in einem Ausmaß von mehr als
15 Milliarden Euro überschreitet?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)



Bernhard Brinkmann (SPD):
Rede ID: ID1603009200

Frau Kollegin Hajduk, Sie wissen, ich schätze Sie ge-

rade bei den Beratungen im Haushaltsausschuss sehr.


(Joachim Poß [SPD]: Außerordentlich!)


– Außerordentlich, keine Frage. – Aber wir sollten auf-
hören, schon am 31. März dieses Jahres so zu tun, als
würden die Steuerquellen bis zum 31. Dezember 2006 so
weitersprudeln, wie sich das Gott sei Dank jetzt darstellt.
Wenn das der Fall sein sollte, dann gibt es neue Stell-
schrauben.


(Zurufe von der FDP: Oh!)


Ich sage hier aber auch ganz deutlich: Es geht dann
nicht darum, neue Wünsche anzumelden oder zu erfül-
len, sondern wir sollten die Schulden tilgen, damit die
Ausgaben für die Zinszahlungen geringer werden und
wir in Zukunft weitere Spielräume haben. Sie sind herz-
lich eingeladen, daran teilzunehmen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603009300

Ich gebe das Wort der Kollegin Ulrike Flach, FDP-

Fraktion.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die hat doch schon die ganze Zeit so lange geredet!)



Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1603009400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Der Bundesfinanzminister hat uns in dieser ersten Haus-
haltsberatung sein neues finanzpolitisches Dogma ver-
kündet.

Erstens. Auf der Ausgabenseite gebe es kein Niveau-
problem, sondern ein Strukturproblem, weil der Anteil
der Sozialausgaben seit Beginn der 90-er Jahre von ei-
nem Drittel auf die Hälfte gestiegen sei. Zweitens. Struk-
turreformen seien nötig, aber sie könnten nicht abrupt
erfolgen, weil dies soziale Verwerfungen und Kaufkraft-
einschränkungen zur Folge hätte. Drittens. Seine Politik
– der Finanzminister nennt das die Finanzpolitik des
doppelten Tons – sei auf Konsolidierung ebenso wie auf
Wachstum ausgerichtet, weil beides Hand in Hand gehen
müsse.

Liebe Kollegen, diejenigen, die Hans Eichel in seiner
Anfangszeit erlebt haben, müssen ein gewisses Déjà-vu-
Erlebnis gehabt haben; denn auch damals hatten wir ei-
nen äußerst prinzipienfesten Finanzminister, der sich
auch so präsentierte, nachdem er von Herrn Lafontaine

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(C (D en Scherbenhaufen übernommen hatte. Einem so prinipienfesten Minister sollte man auch mit Prinzipien antorten. Zur ersten These. Die Ausgabenseite des Haushaltes eist sowohl ein Niveauproblem – wir geben nämlich ntschieden zu viel aus – als auch ein Strukturproblem – er Anteil der Sozialausgaben am Gesamtetat ist eindeuig zu hoch – auf. Deswegen wird alles Sparen nichts ützen – darin bin ich mit dem Finanzminister völlig inig –, wenn wir nicht alle gemeinsam an die großen löcke dieses Haushalts herangehen: en Arbeitsmarkt, das Gesundheitswesen und die Renen. Nur dann können wir Erfolg haben. Der Präsident der Bundesbank hat uns im Januar vollommen zu Recht ins Stammbuch geschrieben: Erstens ollten die staatlichen Ausgaben und steuerlichen Ausahmetatbestände ohne Tabus umfassend geprüft weren. Zweitens gelte es, den Arbeitsmarkt zu flexibilisieen und günstigere Wachstumsbedingungen zu schaffen. – hne Tabus, Herr Steinbrück! Genau das aber sehen wir ei Ihnen nicht. Bei den Sozialausgaben sind Sie bereits nach wenigen agen vor Franz Müntefering eingeknickt. So ist seit Taen in der Fachpresse zu lesen, dass zu den schon bisher u hoch angesetzten 24 Milliarden Euro für das ALG II och 4 bis 5 Milliarden Euro hinzukommen werden. eim Thema Gesundheitsreform wird sich das Jahr 2006 or allen Dingen in Gesprächsrunden erschöpfen. Dabei nteressiert mich schon, ob sich Herr Lauterbach oder all ie anderen durchsetzen, die meinen, sie könnten eine rdentliche Gesundheitspolitik auf den Weg bringen. Im Bereich der Subventionen haben Sie, Herr teinbrück – das haben wir gerade ausführlich disku iert –, es an keiner Stelle geschafft, Herrn Glos auch nur in kleines Stoppschildchen vor die Tür zu setzen. Kurzum: Die Bundesregierung geht die Bigpoints icht an. Ich lese Ihnen jetzt vor, Herr Steinbrück, was ie selbst im Vorwort des Koch/Steinbrück-Papiers gechrieben haben: Ein umfassender und konsequenter Abbau von Subventionen ist notwendig, um das gesamtstaatliche Defizit zu verringern und so einen wichtigen Beitrag dafür zu leisten, wieder einen Pfad finanzwirtschaftlicher Stabilität zu erreichen. Ist dies gewährleistet, könnte und sollte der gewonnene Handlungsspielraum für eine zusätzliche Senkung der Steuern genutzt werden. Insofern ist doch davon auszugehen, Herr Steinbrück, ass die Subventionen 2006 abgebaut werden und 2007 ine umfassende Steuerreform erfolgt. ichts anderes erzählt Ihnen die FDP seit Tagen. Wir erden offensichtlich auch von der Fachwelt unterstützt. enn das jetzt unterbleibt, dann kann man im nächsten Ulrike Flach Jahr nur noch mit einem höchst dramatischen Spardruck etwas erreichen. Ich sage an dieser Stelle für die FDP ganz deutlich: Wir werden sparen. Im Jahr 2005 betrug das Bruttoinlandsprodukt 2,2 Billionen Euro. Wir wollen das 3-Prozent-Kriterium von Maastricht noch in diesem Jahr erreichen. Das heißt, dass die FDP-Fraktion Ihnen in diesen Tagen ein Sparpaket mit einem Volumen von 6 Milliarden bis 7 Milliarden Euro vorlegen wird. Denn das ist erforderlich. Wir sehen uns darin mit dem Sachverständigenrat einig, der ganz nebenbei nonchalant festgestellt hat, dass eine solche Einsparung doch möglich sein müsste. Es ist machbar, Herr Steinbrück. Wir werden es Ihnen zeigen. Das Haushaltsjahr 2006 ist kein Sabbatjahr, zu dem Sie es offensichtlich gemacht haben; wir müssen vielmehr in diesem Jahr mit den notwendigen Konsolidierungen anfangen. Sie sind die Voraussetzung dafür, dass wir gemeinsam dieses Land wieder auf eine gute Spur setzen. Das Wort hat der Kollege Steffen Kampeter, CDU/ CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! In dieser Schlussrunde ist es üblich, ein bisschen über den engen Ressortbereich hinauszublicken. Deswegen danke ich meinem Fraktionsvorsitzenden, dass er mich ausdrücklich gebeten hat, zu einigen übergreifenden Fragen Stellung zu nehmen. Ich will mit dem Hinweis beginnen, dass wir uns vielleicht auch vergegenwärtigen müssen, wie unsere wirtschaftliche und finanzpolitische Entwicklung global zu bewerten ist. Das weltwirtschaftliche Umfeld ist seit einigen Jahren außerordentlich positiv. Auch die ersten Quartalshinweise für das Wachstum des Weltbruttoinlandsprodukts sind positiv. Dies gilt sowohl für die gewohnt wachstumsstarken Schwellenländer als auch für die Industrieländer. Wachstumsmotor der Industrieländer – das ist in diesen Tagen noch einmal deutlich geworden – sind die Vereinigten Staaten von Amerika. Aber auch in den Schwellenländern – insbesondere in China und Indien – liegen die Wachstumsraten schon auf einem langfristig robusten Niveau. Dies macht deutlich, dass wir in den nächsten Jahren unsere Position gegenüber den Schwellenländern fortentwickeln und den strategischen wirtschaftspolitischen Dialog insbesondere mit dem asiatisch-pazifischen Raum auf solide Grundlagen stellen müssen. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603009500

(Beifall bei der CDU/CSU)

Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1603009600

Ein Blick in die Wirtschaftspresse zeigt, dass es den
Schwellenländern nicht an Zuwendungen und Aus-

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(C (D andskapital mangelt. Im Gegenteil: Die hohen Wachsumsraten geben eher Anlass zu Befürchtungen einer berhitzung. ine genaue Analyse der Situation von Schwellenlänern ist in diesem Jahr beispielsweise auf dem Weltirtschaftsforum in Davos erfolgt. Es war interessant estzustellen, dass anstelle von China Indien in den Vorergrund des Dialogs gerückt ist. Für die weltgrößte Exortwirtschaft der Bundesrepublik Deutschland sind das ie zukünftigen Märkte, die wir wirtschaftsund außenolitisch fest im Fokus haben müssen. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


(Beifall des Abg. Hellmut Königshaus [FDP])


Weil in diesem Zusammenhang die Stabilität der in-
ernationalen Finanzmärkte auch und gerade für die
olkswirtschaft der Bundesrepublik und ihre Einbin-
ung in die Finanzmärkte außerordentlich wichtig ist,
egrüße ich es, dass Sie, Herr Bundesfinanzminister,
ich aktiv an der Reform des Internationalen Wäh-
ungsfonds beteiligen. Denn die Rolle des Internationa-
en Währungsfonds hat sich in den vergangenen Jahren
ortentwickelt. Es ist erfreulich, dass die Bundesrepublik
eutschland einen entscheidenden Beitrag zur Funk-

ionsfähigkeit der internationalen Finanzmärkte durch
ie Reform des IWF leisten will.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Lassen Sie mich einige Anmerkungen zur Entwick-
ung der Inflation und der Zinsen machen.


(Otto Fricke [FDP]: Jetzt bin ich gespannt!)


ie Inflationserwartungen scheinen mir im Augen-
lick ausgesprochen stabil zu sein.


(Otto Fricke [FDP]: Über dem Niveau!)


rotzdem machen ein starkes Wirtschaftswachstum,
eltweit außerordentlich hohe Rohstoffpreise und ein
ohes Maß an freiem Kapital – von manchen als über-
chießende Liquidität bewertet – eine genaue Beobach-
ung der Inflationserwartungen und der Inflationsraten
otwendig.


(Otto Fricke [FDP]: Aha!)


akt ist allerdings – das drücken auch die Inflationsein-
chätzungen aus –, dass der gegenwärtige Preis- und
ohndruck als Inflationstreiber aufgrund des intensiven
lobalen Wettbewerbs außerordentlich gering ist. Des-
egen ist es wichtig, dass die Zentralbankpolitiken als
lobaler Stabilitätsanker glaubwürdig bleiben. Vor die-
em Hintergrund begrüßen die Koalition und die Bun-
esregierung außerordentlich, dass der Wechsel an der
pitze der amerikanischen Zentralbank zur Stabilisie-
ung des internationalen Finanzsystems beigetragen hat
nd dass die Politik der Europäischen Zentralbank stabi-
isierend einwirkt. Das sind wichtige Stabilitätsanker
nsbesondere im Hinblick auf die Arbeitsplätze in
eutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Otto Fricke [FDP]: Aber die Zinsen steigen schon!)







(A) )



(B) )


Steffen Kampeter
Die Finanz- und Haushaltspolitik stellt sich den He-
rausforderungen. Wir geben erstmals inflationsindi-
zierte Anleihen oder Fremdwährungsanleihen aus und
drücken so aus, dass wir zum einen eine konservative In-
flationserwartung haben und zum anderen einen Beitrag
dazu leisten wollen, dass das internationale Währungs-
system weiterhin stabil und von geringen Ausschlägen
geprägt ist. Die große Koalition will auch durch solche
Instrumente ihren Beitrag zu Stabilität und zur Bekämp-
fung der Inflation leisten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Zur Zinsentwicklung – der Kollege Fricke wird bei
diesem Thema richtig unruhig –:


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Er scharrt schon!)


Wir erwarten, dass die Zinsrunde in den Vereinigten
Staaten nahezu abgeschlossen ist und dass auch von der
EZB keine großen Schocks zu erwarten sind. Herr
Fricke, im Übrigen sind die Signale der Märkte so zu
verstehen, dass mögliche Zinserhöhungen bereits in den
Renditeerwartungen eingepreist sind. Trotz des histo-
risch niedrigen Zinsniveaus bleibt die Aufgabe, durch
die konsequente Modernisierung unseres Schulden-
managements und unseres Staatstitelmanagements für
zukünftige Entwicklungen gut gewappnet zu sein. Vor
diesem Hintergrund waren die Ausgliederung des Schul-
denmanagements aus dem Bundesfinanzministerium in
die privatwirtschaftlich strukturierte Finanzagentur und
die Hinzuziehung von Finanzmarktexperten ein Beitrag
zur Senkung der Kosten des Schuldenmanagements in
der Bundesrepublik Deutschland. Das ist richtungswei-
send. Das sollten wir weiterhin unterstützen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Lassen Sie mich etwas zum notwendigen wirtschaft-
lichen Wachstum als Flankierung unseres Konsolidie-
rungskurses sagen. Von Hans Weingartner ist vor rund
einem Jahr der Film „Die fetten Jahre sind vorbei“ in die
Kinos gekommen. Diesen Titel kann man auch auf die
Wachstumssituation in der Bundesrepublik Deutschland
übertragen. In den letzten Jahren gab es ein außerordent-
lich schwaches Wachstum, von einigen positiven Aus-
nahmen abgesehen. In dieser Phase des schwachen wirt-
schaftlichen Wachstums sind aber die Ansprüche an den
Staat und die sozialen Sicherungssysteme gestiegen. Die
Staatsquote hat mit 48 Prozent ihren Höchststand und
damit ein Ausmaß erreicht, das insbesondere uns Christ-
demokraten und Christsozialen nicht zufrieden stellen
kann.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die fetten Jahre, das waren die 60er-Jahre und teil-
weise die 70er-Jahre. Damals haben uns ein hohes
Wachstum und eine niedrige Arbeitslosigkeit politisch
flankiert. Solide Staatsfinanzen und ausgeglichene Haus-
halte wurden jedoch im Laufe der Zeit zugunsten des im-
mer weiteren Ansteigens der Sozialausgaben geopfert.
Die Tarifvertragsparteien haben diesen Prozess begleitet,
indem sie die Arbeitszeit auf 35 Stunden abgesenkt ha-

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(C (D en. Einen ersten Versuch, diese Entwicklung umukehren, haben wir in den 80er-Jahren erlebt, als die egierung Kohl/Stoltenberg durch eine konsequente ymmetrische Finanzpolitik der Ausgabenund Abgaensenkung wieder wirtschaftliches Wachstum geneiert hat und damit die Staatsquote bis zur Wiedervereiigung auf ein respektables Niveau von 44 Prozent bsenken konnte. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die deutsche Einheit – die von der Union als Ge-
chenk empfunden wird – hat uns aber vor enorme finan-
ielle Herausforderungen sowohl bei den sozialen Siche-
ungssystemen als auch beim Bundeshaushalt gestellt.
ur, eins muss uns allen in diesen Tagen klar sein:
chuldenpolitik und übermäßige Defizitfinanzierung
ind kein Ausweg, sondern oftmals – das zeigen interna-
ionale Vergleiche – Ursache der Wachstumsschwäche.
eswegen ist der konsequente Konsolidierungskurs der
roßen Koalition


(Lachen bei Abgeordneten der FDP – Ulrike Flach [FDP]: Das wäre schön!)


it der Zielmaßgabe eines ausgeglichenen Haushalts
ichtig für Wachstum und Beschäftigung in der Bundes-
epublik.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Otto Fricke [FDP]: Die Frage ist nur: Wann?)


Unser Ziel für diese Legislaturperiode ist klar: die
bsenkung der Staatsquote auf ein Niveau, wie wir es
or der deutschen Einheit, zur Zeit von Finanzminister
erhard Stoltenberg hatten. Das Absinken der Staats-
uote wird ein Indikator dafür sein, dass wir mit dem
ürokratieabbau vorankommen und die Effektivität

taatlichen Handelns steigern. Denn weniger Staat be-
eutet weniger Bürokratie bedeutet mehr Freiheit für die
ürger; das ist unser Anliegen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Otto Fricke [FDP]: Applaudieren, SPD!)


Die FDP kritisiert, wir bekämen immer mehr Staat
nd der Bürger würde immer mehr abkassiert. Wenn
iese Behauptung stimmen würde, wie werden Sie es
ann erklären, wenn die Staatsquote am Ende der Legis-
aturperiode auf ein historisch niedriges Niveau sinkt?
Weniger Staat, mehr Freiheit“, dieses Konzept wird von
er großen Koalition gemeinsam getragen. Die Kritik,
nsbesondere der FDP, greift in diesem Zusammenhang
ns Leere.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Jürgen Koppelin [FDP]: Und deswegen erhöhen Sie die Mehrwertsteuer?)


Ich finde es ein Stück weit unanständig, wenn die
ollegin Flach wie gerade eben einen tabulosen Um-
ang mit den sozialen Sicherungssystemen vorschlägt.
rau Kollegin Flach, wenn Sie über das hinausgehen
ollen, was die große Koalition jetzt vereinbart bzw.
as wir in diesem Jahr beschließen werden, dann müs-






(A) )



(B) )


Steffen Kampeter
sen Sie den Bürgerinnen und Bürgern sagen, was Sie an
den sozialen Sicherungssystemen zusätzlich verändern
wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Abg. Otto Fricke [FDP] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


– Herr Kollege Fricke, Sie reden selber noch; dann kön-
nen Sie gerne alles richtig stellen.


(Otto Fricke [FDP]: War mir klar!)


Wollen Sie die Renten in Deutschland kürzen? Wollen
Sie die Familienleistungen absenken? Das sind doch im
Kern die Bereiche, bei denen Sie ansetzen müssten.

Das Konzept der großen Koalition hat eine horizon-
tale und eine vertikale Dimension. Horizontal geht es da-
rum, dass wir Haushalts- und Finanzpolitiker gemein-
sam mit den Fachpolitikern an der Konsolidierung
arbeiten. Gemeinsam mit der Kanzlerin und dem Vize-
kanzler und allen Mitgliedern des Kabinetts wollen wir
die ehrgeizigen Stabilitätsziele – eine Halbierung des
strukturellen Defizits innerhalb dieser Legislaturperio-
de – erreichen. Bei der vertikalen Konsolidierung geben
wir insbesondere durch die Mehrwertsteueranpassung
den Ländern die Möglichkeit, ihren Beitrag zu verfas-
sungsgemäßen Haushalten zu leisten. Wir sparen nicht,
wie es das früher schon einmal gegeben hat, zulasten der
Länder, sondern die Länder bekommen die Möglichkeit,
ihre Haushalte zu konsolidieren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Lassen Sie mich einige Worte zur Anreizorientie-
rung unserer Politik sagen. Horst Siebert, der langjäh-
rige Präsident des Instituts für Weltwirtschaft, hat eines
seiner wirtschaftspolitischen Bücher einer klassischen
Legende über die Anreizwirkungen in der Ökonomie ge-
widmet, nämlich der Kobra. Zu Zeiten der englischen
Kolonialverwaltung soll es in Indien einmal zu viele
Kobras gegeben haben.


(Otto Fricke [FDP]: Und dann wurden sie gezüchtet!)


Um der Plage Herr zu werden, setzte der Regionalgou-
verneur eine Prämie pro abgelieferten Kobrakopf aus;
die Inder sollten die Kobras einfangen. Nun sind Inder
entgegen landläufiger Auffassung ökonomisch denkende
Menschen. Wie reagierten sie auf das Prämienangebot?
Sie züchteten Kobras, um die entsprechenden Prämien
zu kassieren. Die Kobraprämie führte zu einer Inflation
der Belastung.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, dieses Phä-
nomen, dass das Gegenteil von gut eben „gut gemeint“
ist, haben wir gelegentlich auch in der aktuellen Politik
zu verspüren. Ich glaube, in vielen Politikbereichen müs-
sen wir sehr sorgfältig darauf achten, ob wir das Kobra-
theorem hinreichend berücksichtigt haben.


(Otto Fricke [FDP]: Stimmt!)


Wir werden in diesem Haus im Laufe dieses Jahres
auch noch über das SGB-II-Optimierungsgesetz spre-

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(C (D hen. Dabei würde es in erster Linie um die Anreizkorektur im Zusammenhang mit Hartz IV gehen; denn enn richtig ist, was der Vizekanzler gestern berichtet at, nämlich dass die Zahl der Bedarfsgemeinschaften on Monat zu Monat steigt und sich damit das Mengenerüst, also die Gruppe derjenigen, die anspruchsberechigt sind, weit von dem, was wir in der Vergangenheit in em alten Sicherungssystem hatten, fortentwickelt hat –, (Ulrike Flach [FDP]: Das ist ja genau das, was ich gesagt habe!)


ann scheint mir das ein Indiz dafür zu sein, dass wir das
obratheorem bei Hartz IV noch nicht hinreichend be-

ücksichtigt haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Otto Fricke [FDP]: Wieder kein Beifall bei der SPD!)


Ich will ganz klar sagen: Die Menschen verhalten sich
abei ökonomisch rational. Es ist vielmehr der Staat,
lso wir, der mit seinen gut gemeinten gesetzlichen Re-
elungen möglicherweise Scheunentore geöffnet hat und
ie Menschen damit eher anlockt. Dies kann nicht in un-
erem Sinne und nicht im Sinne der Eigenverantwortung
ein. Deswegen freue ich mich, dass der Bundesarbeits-
inister angekündigt hat, hier zu gesetzlichen Verände-

ungen zu kommen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe von der CDU/CSU: Wir helfen ihm dabei!)


Ein weiteres wichtiges Anreizsystem einer anreizge-
undenen Politik der großen Koalition ist der Stabili-
äts- und Wachstumspakt. Wir haben erkannt bzw.
ind der Auffassung, dass es in diesem Zusammenhang
ichtig ist, dass wir die richtigen Anreize zur Schulden-
ermeidung nicht nur in Deutschland, sondern insbe-
ondere auch gegenüber den Beitrittsländern deutlich
achen. In diesem Zusammenhang ist unser finanzpoli-

isches Credo zu mehr Stabilität und zu konsequenter
inhaltung des Stabilitäts- und Wachstumspakts nicht
ur die Einhaltung eines Versprechens gegenüber den
ürgerinnen und Bürgern in Deutschland – denn als wir
ie D-Mark durch den Euro ersetzt haben, haben wir ge-
agt: Die Stabilität dieser Währung garantiert der Stabili-
äts- und Wachstumspakt –, sondern es ist auch ein An-
eiz für die Beitrittsländer, sich für eine stabile Währung
nd damit gegen Inflation und Schuldenpolitik auszu-
prechen. Wir sollten auch deswegen mit einer anreizge-
echten Politik den Stabilitäts- und Wachstumspakt als
roße Koalition, aber auch insgesamt hier im Haus wie-
er stärker beachten, als wir das in den vergangenen Ta-
en und Monaten gemacht haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Der Bundesfinanzminister, der heute überraschender-
eise am Schluss der Debatte redet,


(Otto Fricke [FDP]: Nicht ganz! – Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Drückeberger!)


at die antike Philosophie zum Maßstab seines Gangs
ur Wirklichkeit in der Haushalts- und Finanzpolitik






(A) )



(B) )


Steffen Kampeter
gemacht. Auch ich will mit einem Philosophen schlie-
ßen, nämlich Cicero. Cicero hat gesagt:

Der Staatshaushalt muss ausgeglichen sein. Die öf-
fentlichen Schulden müssen verringert, die Arro-
ganz der Behörden muss gemäßigt und kontrolliert
werden. Die Zahlungen an ausländische Regierun-
gen müssen reduziert werden, wenn der Staat nicht
Bankrott gehen soll. Die Leute sollen wieder lernen
zu arbeiten, statt auf öffentliche Rechnung zu leben.

Nun gebe ich zu, dass Cicero nicht das Programm der
großen Koalition ist. Aber ich glaube, am Ende dieser
Legislaturperiode muss ein bisschen mehr Cicero auch
in Deutschland herrschen.

Danke schön, meine sehr verehrten Damen und Her-
ren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603009700

Ich erteile das Wort der Kollegin Dr. Gesine Lötzsch,

Linksfraktion.


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603009800

Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

Damen und Herren! Ich habe in meiner Rede am Diens-
tag von der „Lüge des Jahres“ gesprochen. Diese Lüge
stammt von der Bundesregierung und lautet: Es gibt
nichts mehr zu verteilen. Die Haushaltsdebatte in dieser
Woche hat gezeigt, dass die Mehrheit des Parlaments
dieser Lüge folgen will. Wir finden das mehr als bedau-
erlich und sozial und ökonomisch falsch.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir reden hier über 262 Milliarden Euro, die der
Bund 2006 ausgeben will. Wie kann die Bundesregie-
rung dann behaupten, dass es nichts mehr zu verteilen
gibt? Natürlich werden diese 262 Milliarden Euro ver-
teilt. Das Problem ist doch nur, wie sie verteilt werden.
Die Linke sagt: Die Verteilung ist sozial ungerecht und
unsozial.


(Beifall bei der LINKEN)


An dieser Einschätzung hat sich im Laufe der Woche
nichts geändert. Wir sind mit dieser Auffassung zwar
hier im Bundestag in der Minderheit; doch außerhalb des
Bundestages gibt es immer mehr Menschen, die diese
Lüge nicht mehr hinnehmen und mehr Verteilungs-
gerechtigkeit fordern.


(Beifall bei der LINKEN)


Nach Ansicht der Wohlfahrtsverbände verschärft die
Arbeitsmarktreform der Bundesregierung die Armut
in Deutschland. So hat sich die Zahl der unter 15-Jähri-
gen, die auf Sozialhilfeniveau leben, im vergangenen
Jahr von 1 Million auf 1,5 Millionen erhöht. Es gibt also
500 000 Jugendliche mehr, die auf Sozialhilfeniveau le-
ben. Mit Ihrer Arbeitsmarktreform kann doch etwas
nicht stimmen, wenn sie Armut statt Arbeitsplätze er-
zeugt und gleichzeitig die Kosten für diese Reform ex-
plodieren.

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(C (D (Beifall bei der LINKEN – Abg. Carsten Schneider [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603009900

Frau Kollegin, würden Sie eine Zwischenfrage von

arsten Schneider zulassen wollen?


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603010000

Nein, gestatte ich nicht.

Herr Müntefering, der Vizekanzler, hat jetzt ein
artz-IV-Optimierungsgesetz angekündigt. Er ist also

er Auffassung – Herr Kampeter hat das in seiner Rede
erade unterstrichen –, dass die Arbeitslosen in diesem
and immer noch zu viel Geld bekommen. Für uns als
inke sind die Hartz-Gesetze Armutsgesetze. Es geht
er Bundesregierung also eigentlich um ein Armutsopti-
ierungsgesetz.


(Beifall bei der LINKEN)


ir wollen nicht die Armut optimieren; wir wollen die
rmut beseitigen.


(Beifall bei der LINKEN)


Wäre es nicht an der Zeit, dass die Kanzlerin nach
em Energiegipfel einen Armutsgipfel einberuft, mit
em Ziel, in einem der reichsten Länder der Welt die Ar-
ut in den nächsten fünf Jahren zu beseitigen? Unsere
nterstützung hätten Sie dabei, Frau Merkel.


(Beifall bei der LINKEN)


Herr Steinbrück, Sie haben in Ihrer Rede von einer Fi-
anzpolitik der doppelten Tonlage gesprochen. Was ist
igentlich eine doppelte Tonlage? Dieses Bild ist total
chief. Sie fordern mehrere Hunderttausend Euro für ei-
en eigenen Imageberater des Parlaments. Ich persönlich
alte das für total überflüssig. Doch wenn die Mehrheit
es Bundestages dafür ist, dieses Geld zur Verfügung zu
tellen, dann empfehle ich Ihnen einen Musiker, der Ih-
en das mit der doppelten Tonlage einmal erklärt und Ih-
en Nachhilfeunterricht in Musik gibt.


(Beifall bei der LINKEN)


Herr Steinbrück forderte in seiner Rede außerdem,
ass die Politik die Menschen aufklärt und nicht verunsi-
hert. Die Menschen werden doch nicht durch die Oppo-
ition verunsichert, sie werden nicht durch die Politik ar-
eitslos oder in Armut gestürzt, sondern durch Ihre
alsche Politik.

Sie behaupten, dass die schwache Binnennachfrage
twas mit dem mangelnden Vertrauen der Bürgerinnen
nd Bürger in Deutschland zu tun habe. Auch diese Aus-
age ist falsch. Wenn es so wäre, dann würden die Men-
chen auswandern. Das tun sie aber nicht. Sie gehen
tattdessen nicht wählen. Sie misstrauen also nicht dem
and, sondern der Politik der großen Koalition.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Finanzpolitik der doppelten Tonlage, die Sie uns
m Dienstag darlegen wollten, bedeutet doch, einfach
esagt: Geld sparen und Geld ausgeben. Das ist ein Wi-






(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch
derspruch in sich bzw. ein Nullsummenspiel, wie unser
Fraktionsvorsitzender Oskar Lafontaine Ihnen in der
Diskussion bereits zu erklären versucht hat.


(Bernhard Schulte-Drüggelte [CDU/CSU]: Das war aber nur der Versuch!)


Doch Sie wollen etwas anderes, auch wenn Sie es
nicht öffentlich sagen. Sie wollen bei den Arbeitslosen
sparen, Stichwort „Armutsoptimierungsgesetz“, und Sie
wollen mit einer Unternehmensteuerreform den Kapital-
gesellschaften das Geld in den Rachen werfen. Das ist
Umverteilung von unten nach oben und das werden
wir immer wieder anprangern.


(Beifall bei der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie betreiben hier doch nur rhetorischen Klassenkampf!)


Sie, Herr Steinbrück, haben in Ihrer Rede wirklich
Ihre fehlende Flexibilität unter Beweis gestellt, indem
Sie sagten – ich zitiere mit Ihrer Erlaubnis, Frau Präsi-
dentin –:

Ich weiß, dass es genügend Gründe gegen eine Er-
höhung der Mehrwertsteuer gibt. Sie wird trotzdem
kommen, unabhängig davon, wie sich die Konjunk-
tur entwickelt; ...

Und uns wollen Sie mangelnde Elastizität im Denken
vorwerfen? Das ist in Anbetracht Ihrer Starrköpfigkeit,
Herr Steinbrück, wirklich lächerlich.


(Beifall bei der LINKEN)


Mehrwertsteuererhöhungen sind immer unsozial;
denn sie treffen immer Arbeitslose, Sozialhilfeempfän-
ger und Rentner, Menschen also, die sich dagegen nicht
schützen können.

Sie, meine Damen und Herren behaupten – das geht
fast durch alle Fraktionen –, dass die sozialversiche-
rungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse vor dem
Hintergrund geänderter Berufsbiografien erodieren.
Auch diese Aussage ist falsch. Es gibt keine steife Brise,
die zur Erosion von sozialversicherungspflichtigen Be-
schäftigungsverhältnissen führt. Nein, die alte Bundes-
regierung hat mit den Hartz-Gesetzen den Unternehmen
das Tranchiermesser zur Zerlegung von sozialversiche-
rungspflichtigen Arbeitsplätzen in Minijobs in die Hand
gegeben. Aus einem vollwertigen Arbeitsplatz wurden
vier Minijobs gemacht. Sie haben die Einnahmebasis der
Kranken- und Rentenkassen systematisch zerstört und
wundern sich jetzt darüber, dass Sie aus dem Bundes-
haushalt 78 Milliarden Euro dazuzahlen müssen. Ein
Drittel des Bundeshaushalts geht also in die Rentenkas-
sen.

Sie, Kollege Schneider, haben sich vorhin an dieser
Stelle mit Zwischenrufen hervortun wollen. Ihre Zwi-
schenfrage ist, glaube ich, damit beantwortet: Die Ein-
nahmebasis der Kranken- und Rentenversicherung
wurde von Ihnen systematisch zerstört, indem Sie die so-
zialversicherungspflichtigen Jobs in diesem Land durch
Minijobs und Ähnliches zerstört haben.

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(C (D (Beifall bei der LINKEN – Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Lassen Sie meine Frage zu! Dann wissen Sie, was ich fragen will!)


So wie die Regierung Kohl durch Reformverweige-
ung die Haushaltslage verschlechtert hat, so haben
DU/CSU, SPD und Grüne durch falsche Reformen den
undeshaushalt bis zur Handlungsunfähigkeit destabili-

iert.

Zu Frau Merkels Rede habe ich einen Psychologen
efragt, der mich in meiner Annahme bestätigte: Die
ede sollte eine unterschwellige Botschaft haben, näm-

ich: Habt keine Angst; die Reformen werden nicht weh-
n;


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dafür brauchen Sie einen Psychologen? Das ist ein Armutszeugnis!)


ir, die große Koalition, machen eine Politik der kleinen
chritte. – Dabei hat sie die Abgeordneten der Grünen,
rau Künast, immer wieder wie kleine Kinder be-
chwichtigen müssen, denen man gerade das Spielzeug
eggenommen hat. Das hatte schon etwas von Hypnose
nd das hat in Ihrer Fraktion auch gewirkt.

Ich möchte daran erinnern, dass Altkanzler Schröder
eine Agenda 2010 mit der Politik der ruhigen Hand ein-
eleitet hat. Die Bundeskanzlerin kündigt jetzt eine Poli-
ik der kleinen Schritte an. Das klingt so harmlos, ist
ber eine Operation am offenen Herzen des Sozialstaats.
einer dieser selbst ernannten Chirurgen hat wirklich ei-
en vernünftigen Plan. Sie fangen einfach einmal an, zu
perieren. Damit sich der deutsche Patient auf den OP-
isch legt, werden Schauermärchen verbreitet.

Das erste Schauermärchen handelt von den explodie-
enden Gesundheitskosten. Sicherlich sind die absolu-
en Gesundheitsausgaben gestiegen, und zwar besonders
ür die Patienten, weniger für die Unternehmen und erst
echt nicht für die Pharmaindustrie, aber der Anteil die-
er Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt stieg seit 1980
ur von 5,7 Prozent auf 6,4 Prozent, also um 0,7 Pro-
entpunkte.

Das Problem ist also, wie ich bereits sagte, die Ein-
ahmeseite. Die gesetzlichen Krankenkassen verlieren
urch die Zerschlagung sozialversicherungspflichtiger
rbeitsplätze Einnahmen.

Es ist auch ein Irrwitz, dass ein Topmanager mit
inem Gehalt von 750 000 Euro im Jahr oder mehr nur
50 Euro im Monat in die private Krankenkasse zahlt
nd seine Sekretärin mit einem Monatsgehalt von
000 Euro 420 Euro in die gesetzliche Krankenver-

icherung einzahlen muss.


(Beifall bei der LINKEN)


Das zweite Schauermärchen heißt Demografiefalle.
er Statistikprofessor Bosbach bezeichnet die Vorhersa-
en der Bundesregierung für die nächsten 50 Jahre als
affeesatzleserei. Selbst die besten Statistiker sind näm-

ich nicht in der Lage, solche Prognosen zu machen. Es
eht bei der Finanzierung der Renten nicht um die






(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch
absolute Zahl der Rentner, sondern immer um die Pro-
duktivität der arbeitenden Menschen.

Selbst bei einer geringen Steigerung der Beschäf-
tigten-Produktivität um 1,2 Prozent pro Jahr kann
jeder in 50 Jahren 80 Prozent mehr produzieren.
Damit könnten wir alle volkswirtschaftlich betrach-
tet auch in einer alternden Gesellschaft leben wie
Gott in Frankreich.

So ein Zitat des ehemaligen Mitarbeiters des Statisti-
schen Bundesamts, Professor Bosbach.


(Otto Fricke [FDP]: Aber wer will im Moment in Frankreich wohnen?)


Noch eine Anmerkung, und zwar zur Rede von Herrn
Ramsauer. Herr Ramsauer hat es leichter als ich. Als gu-
ter Katholik muss er die Politik der Frau Bundeskanzle-
rin nicht begreifen; er muss nur daran glauben.


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der SPD: Ach du lieber Himmel!)


Aber eine Sache sollten Sie schon begreifen, Herr
Ramsauer. Sie haben erklärt, 5 Prozent der Steuerpflich-
tigen mit den höchsten Einkommen müssten knapp
43 Prozent des Einkommensteueraufkommens schul-
tern; das sei ein Beweis dafür, dass unser Steuersystem
sozial gerecht sei.

Aber das ist ein Irrglauben, kann ich Ihnen versichern.
Sie sollten einmal die Statistik der OECD zur Hand neh-
men und nachschauen, wie der Anteil der Vermögensbe-
steuerung an der Gesamtbesteuerung in unserem Land
im Vergleich zu anderen Ländern aussieht.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Vermögensteuer und Einkommensteuer sind zweierlei! Das ist wirres Zeug!)


In den USA zum Beispiel macht die Vermögensbesteue-
rung 12,1 Prozent der Gesamtbesteuerung aus, in Groß-
britannien 11,8 Prozent, in Deutschland nur 2,4 Prozent.
Das beweist doch: Wenn man schon die Statistik heran-
zieht, sollte man nicht nur eine Zahlenreihe nehmen. Das
kann zu falschen Schlüssen führen und davor möchte ich
Sie gerne bewahren.


(Beifall bei der LINKEN)


Meine Damen und Herren, abschließend will ich noch
einmal die Schwerpunkte unserer Fraktion in dieser
Haushaltsberatung nennen:

Erstens. Wir wollen die Mittel für das Zukunftsinves-
titionsprogramm verdoppeln. Wir wollen ein Zukunfts-
investitionsprogramm, das diesen Namen durch eine
Konzentration der Mittel auf Bildung und die Schaffung
von Arbeitsplätzen wirklich verdient.

Zweitens. Wir wollen Hartz IV überwinden. Wir wol-
len kein Armutsoptimierungsgesetz, sondern wir wollen
als ersten kleinen Schritt die Anhebung des Arbeitslo-
sengeldes auf 420 Euro im Monat. Das wäre ein kleiner
und längst überfälliger Schritt zu einem Leben in Würde
für die Arbeitslosen in diesem Land.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Drittens wollen wir eine Absenkung des Rüstungsaushaltes und ein Ende der Bundeswehreinsätze im usland. Meine Damen und Herren von der Sozialdemokratie, igentlich müssten Sie als Genossinnen und Genossen iese Forderungen alle mittragen können. Ansonsten abe ich bei dieser übergroßen Harmonie langsam die efürchtung, dass Sie als SPD schneller mit der CDU usionieren als die Linkspartei mit der WASG. ollen Sie diesen Wettbewerb wirklich gewinnen? Vielen Dank. (Beifall bei der LINKEN – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Es war auch viel Falsches dabei!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Heiterkeit bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603010100

Zu einer Kurzintervention erteile ich das Wort dem

ollegen Carsten Schneider.


Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1603010200

Frau Lötzsch, Sie haben in Ihrem Beitrag das Wort

Lüge“ gebraucht, und zwar in Richtung der Bundes-
egierung und, wie ich denke, auch der sie tragenden Ko-
litionsfraktionen. Ich möchte das in aller Form und aller
chärfe zurückweisen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


ch finde, dass Sie mit solchen Begriffen sehr vorsichtig
ein sollten, zumal sie für die politische Kultur in diesem
and sehr schädlich sind.

Ich will Ihnen, nachdem Sie meine Frage nicht zuge-
assen haben, kurz zwei Fakten nennen, die Sie nicht zur
enntnis nehmen wollen und hinsichtlich derer Sie auch
errn Ramsauer falsch zitieren, und zwar bewusst.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Schneider verteidigt Ramsauer!)


s ging um eine Frage, die er in der Debatte am Mitt-
och aufgeworfen hat, und zwar um die Frage der sozia-

en Gerechtigkeit und der Finanzierung des Staates.
a darf ich Ihnen einen kleinen Hinweis geben:
0 Prozent der Einnahmen aus der Einkommensteuer
das ist die größte Steuereinnahme, die dieser Staat

at – zahlen die oberen 10 Prozent dieser Gesellschaft.
0 Prozent der Gesamteinnahmen zahlen die oberen
0 Prozent. Ich finde, das ist absolut gerecht. Deshalb
ann an dieser Stelle nicht die Rede davon sein, dass es
n diesem Land keine Gerechtigkeit gebe.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Was macht der bei den Genossen?)


Jetzt zu den Ausgaben. Wir geben 134 Milliarden
uro für den Sozialetat von Franz Müntefering aus. Wir
aben aber nur 192 Milliarden Euro Steuereinnahmen.
as heißt, 72 Prozent unserer Steuereinnahmen investie-






(A) )



(B) )


Carsten Schneider (Erfurt)

ren wir in den Sozialbereich. Wenn Sie das auf die Ge-
samtausgaben beziehen, sind es 50 Prozent. Ich finde, an
dieser Stelle kann man nicht sagen, dass dieser Staat
nicht sozial gerecht sei. Das ist Unfug.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Dann haben Sie noch über das Arbeitslosengeld II
gesprochen. Ich habe die Debatte hier in den vergange-
nen Tagen verfolgt. Immer wieder wird vonseiten Ihrer
Fraktion angedeutet – und damit, bewusst oder unbe-
wusst, eine Irritation in die Welt gebracht –, wir würden
das Arbeitslosengeld II kürzen wollen. Ich weiß nicht,
wie Sie zu dieser Annahme kommen. Dieser Bundestag
hat mit den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD auf
Vorschlag der SPD – das stand in unserem Wahlpro-
gramm – die Ungleichbehandlung von Ost und West auf-
gehoben. Von daher gibt es darüber nichts zu diskutie-
ren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603010300

Frau Lötzsch, bitte.


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603010400

Vielen Dank. – Kollege Schneider, wenn Sie mich in

Fragen des politischen Stils belehren wollen, dann kann
ich Ihnen gerne sagen, dass ich es rührend finde, wenn
Abgeordnete, die von ihrer eigenen Fraktion als Redner
nicht mehr eingeplant wurden, ihre Rede im Rahmen
von Zwischenfragen oder Kurzinterventionen nachholen
wollen.


(Otto Fricke [FDP]: Da sage ich nur: Lafontaine! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wo ist denn der Westentaschen-Napoleon?)


So viel zu Stilfragen.

Sie haben sehr zu Recht die Tatsache angesprochen,
dass dieses Land zu geringe Steuereinnahmen hat. Das
ist ein Punkt, auf den man wirklich dezidiert eingehen
muss. Warum haben wir denn zu geringe Steuereinnah-
men? Weil dieses Land unter Rot-Grün mit Unterstüt-
zung von CDU und CSU im Rahmen einer Steuerreform
dafür gesorgt hat, dass die Besserverdienenden und die
großen Unternehmen in jedem Jahr 52 Milliarden Euro
weniger zahlen müssen. Diese 52 Milliarden Euro fehlen
in der Staatskasse. Wenn wir dieses Geld hätten, dann
sähe auch die Verteilung der Mittel im Haushalt ganz an-
ders aus.

Die Probleme der Sozialversicherung kann ich Ihnen
gerne noch einmal erläutern.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist nicht nötig!)


Es gibt die Möglichkeit, sozialversicherungspflichtige
Jobs in Minijobs umzuwandeln. Die Großunternehmen
haben sich in dieser Frage nicht zurückgehalten. Unter-
nehmen der Automobilindustrie haben diese Möglich-
keit begrüßt. Sie wollten nur die Stammbelegschaft be-
halten und die anderen erst entlassen und dann in

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(C (D inijobs wieder einstellen. Genauso ist es gekommen. urch die Zerschlagung der sozialversicherungspflichtien Arbeitsplätze fehlt dem Rentensystemen und den rankenkassen Geld. Sie sollten sich daher hier nicht als ohltäter aufspielen, sondern ganz im Gegenteil: Sie üssen das Steuersystem vom Kopf auf die Füße stellen. Vielen Dank. Ich erteile das Wort dem Kollegen Alexander Bonde, ündnis 90/Die Grünen. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! o ganz verstehe ich nicht, warum sich gerade die Linksartei über diesen Haushalt aufregt. Denn eigentlich üsste es Ihnen doch recht sein, dass die große Koali ion in die Neuverschuldung so blind hineinrennt, wie ie es mit diesem Haushalt tut. (Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Eigentlich weißt du es besser!)


(Beifall bei der LINKEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603010500
Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603010600

Auch ich frage mich, was uns Minister Steinbrück mit
em Begriff von der doppelten Tonlage, den er bei der
inbringung des Haushalts verwendet hat, sagen wollte.
ach vier Tagen Haushaltsdebatte habe ich verstanden,
ass „doppelte Tonlage“ ein schönes Wort dafür ist, dass
ich die Koalition nicht auf eine einheitliche Melodie ei-
igen kann und keiner von Ihnen, sehr geehrte Kollegin-
en und Kollegen von der großen Koalition, den Ton
alten konnte.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Trotz der vielen Reden, die wir hier hören, kann von
onsolidierungspolitik im real existierenden Haushalts-

ntwurf 2006 kaum die Rede sein. Trotz gegenwärtig
ünstiger konjunktureller Ausgangslage ist Ihr Haushalt
erfassungswidrig und die Handlungsspielräume zu-
ünftiger Generationen werden eingeschränkt. Schwarz-
ot ignoriert die Maastrichtkriterien und setzt damit
ie Glaubwürdigkeit des Haushaltes aufs Spiel, nicht nur
ach innen gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern,
ondern auch international.

Sie wissen so gut wie die grüne Fraktion, dass es ei-
entlich geboten wäre, strukturellen Fehlentwicklungen
ntgegenzuwirken und gerade die Handlungsspielräume
ür zukünftige Generationen Stück für Stück wiederher-
ustellen. Aber dieser Haushalt erfüllt das nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dieser Haushalt ist verfassungswidrig. Die Neuver-
chuldung überschreitet die Investitionsausgaben deut-
ich, und zwar um mehr als 15 Milliarden Euro. Damit
erletzten Sie Art. 115 des Grundgesetzes, in dem dies
usdrücklich verboten wird.

Sie mogeln sich jetzt heraus, indem Sie die Störung
es gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichtes ausrufen.
ir haben hier aber erlebt, wie sämtliche Rednerinnen






(A) )


)

Alexander Bonde
und Redner der großen Koalition die Wirtschaftslage in
den höchsten Tönen gelobt haben. Niemand von Ihnen
kann daher ernsthaft erklären, wo da die Störung des ge-
samtwirtschaftlichen Gleichgewichts sein soll. Ich sage
Ihnen: Gestört ist hier vieles, aber bestimmt nicht das ge-
samtwirtschaftliche Gleichgewicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das behauptet auch keiner! Sie müssen sich einmal den Entwurf ansehen!)


Sie wissen genau, dass Ihr Verschuldungskurs nicht
notwendig gewesen wäre, weil viele Faktoren im Mo-
ment die Haushaltsaufstellung begünstigen. Sie erwarten
selbst ein Wachstum des Bruttoinlandproduktes von
1,4 Prozent. Kollege Rossmanith hat vorhin 1,7 Prozent
prognostiziert.

Aufgrund der günstigen Konjunkturentwicklung sa-
gen die Steuerschätzer für 2006 erhebliche Mehreinnah-
men in Höhe von 5 bis 6 Milliarden Euro für die öffentli-
chen Haushalte voraus. Dieses Geld haben Sie aber mit
dem vorliegenden Haushalt schon wieder ausgegeben.
Der steigende Bundesbankgewinn, der in Ihre Kasse ge-
spült wurde, ist längst eingeplant und ausgegeben. Trotz
alldem liegen Sie mit Ihrer Nettokreditaufnahme um
7 Milliarden Euro über der von Rot-Grün in 2005, als
die Zeit für die Konjunktur wesentlich schwieriger war.
Das hat nichts mit einem strukturellen Neuanfang zu tun,
wie er hier propagiert wurde. Diese Haushaltspolitik ist
offensichtlich schon gescheitert, bevor die Koalition
überhaupt damit begonnen hat. Denn mit der Neuver-
schuldung von 38,3 Milliarden Euro bewegen Sie sich
knapp an der Höchstmarke und der Rekordverschul-
dung.

Ich will Ihnen deutlich machen, was das bedeutet,
was Sie hier tun. Mit dieser Neuverschuldung von knapp
40 Milliarden Euro produzieren Sie für jedes der Folge-
jahre zusätzliche Zinsausgaben von beinahe 1 Milliarde
Euro – und dies nicht nur für ein Jahr, sondern Jahr für
Jahr für Jahr. Damit schränken Sie die Möglichkeiten in
zukünftigen Haushalten ein. Sie tun dies auch noch vor-
sätzlich; denn Sie tun es ohne Not. Damit, liebe ehema-
lige Koalitionspartner, liebe CDU/CSU-Teile der Regie-
rung, werden Sie dem nicht gerecht, was wir in den
letzten Jahren in Fragen der Generationengerechtigkeit
und der solidarischen, nachhaltigen Haushaltspolitik ge-
meinsam formuliert haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Insofern ist das, was Herr Steinbrück als Wende zu
einer verlässlichen Haushalts- und Finanzpolitik be-
zeichnet hat, eigentlich eine Wende hin zu einem hoch-
riskanten haushaltspolitischen und konjunkturpoliti-
schen Vabanquespiel. Sie sind nämlich die Antwort,
warum Einsparungen auf der Ausgabenseite und ein
konsequenterer Subventionsabbau ausbleiben, schuldig
geblieben. Die Begründung, das schade dem Wachstum,
glaubt keiner ernsthaft von jemandem, der mit der Ket-
tensäge namens Mehrwertsteuererhöhung auf das
Wachstum in 2007 losgeht, Herr Steinbrück. Hier sind

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(C (D ie also von einer redlichen Argumentation weit enternt. Wenn Sie beabsichtigen, 2006 das Wirtschaftswachsum mit einer Nettokreditaufnahme und einem Konunkturprogramm anzukurbeln, dann muss ich fragen: as wollen Sie dem Aufschwung noch hinterherschieen? Welche ökonomische Logik steckt eigentlich hinter er Haushaltsaufstellung? Die einzige Logik, die ich erennen kann, sieht folgendermaßen aus: Sie wollen dem atienten 2006 noch einmal einen kräftigen Schluck aus er Pulle geben, damit er 2007 so betrunken ist, dass er icht merkt, dass Sie ihm die Brieftasche geklaut haben, err Steinbrück. Das ist die Politik, die Sie mit dem undeshaushalt vorhaben. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das Bild ist schön!)


Zugegeben, auch Rot-Grün hat den angehäuften
chuldenberg von Jahrzehnten nicht an jeder Stelle ab-

ragen können. Diese Koalition aber, die sich große Ko-
lition nennt – ich habe mich während der Debatten im-
er gefragt, was an dieser Koalition eigentlich groß sein

oll; ich muss Ihnen sagen, Sie sind nicht groß, Sie sind
öchstens viele; auch das ist ein Ergebnis dieser
aushaltsberatungen –,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Jürgen Koppelin [FDP] – Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Es sind schon ein paar lange Kerle dabei! So ist das nicht!)


at die Situation nicht genutzt, um die Probleme anzuge-
en und in der Haushaltspolitik voranzukommen.

In der Oppositionszeit haben wir von der CDU/CSU
ilde Reden gegen die Staatsverschuldung hören kön-
en. Kollege Meister hat dies bei der Einbringung des
aushaltes wieder etwas relativiert, sodass man den Ein-
ruck hatte: Verschuldung ist immer eine Sache desjeni-
en, der regiert. Ich sage Ihnen ganz offen: Alle roten,
chwarzen, gelben oder grünen Schulden sind am Ende
ote Zahlen. Mit diesem Haushalt leben Sie munter auf
osten unserer Kinder und Enkel weiter.

Sie produzieren Tag für Tag weitere Haushaltsrisi-
en. Wir erinnern uns an den ersten Handkuss von fran-
ösischer Seite und den EU-Deal bezüglich der Haus-
altsmittel, der Deutschland bzw. die Steuerzahler
illiarden kosten wird. Wir kennen Ihre Forderung nach

em Milliardengrab Kombilohn. Wir wissen, dass noch
n vielen anderen Stellen die Ausgabefront deutlich
roht.

An dieser Stelle muss man feststellen: Groß ist diese
oalition nur beim Geldausgeben.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht! Haben Sie meine Staatsquotenausführungen nicht gehört?)


Ich habe Ihre Ausführungen gehört, Herr Kampeter. Es
iel doch sehr deutlich auf, dass Sie über den Haushalt
enig gesagt und sich ähnlich wie die Kanzlerin in den

(B)







(A) )



(B) )


Alexander Bonde
Weiten des Weltgeschehens aufgehalten haben. Auch
das ist symptomatisch.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wie wollen Sie denn die Staatsquote senken?)


Groß ist diese Koalition dann, wenn es darum geht,
für eigene Zwecke zuzugreifen. Die einzige große Be-
wegung auf dem Arbeitsmarkt seit Regierungsantritt ist
im Bereich der Minister und Staatssekretäre geschehen;
auch daran sollte man einmal erinnern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Neidisch, was?)


Diese Geschichte ist übrigens ein schönes Beispiel
dafür, wie die große Koalition Politik gestaltet und wie
die Öffentlichkeit, wenn es darauf ankommt, gezielt ge-
täuscht wird. Ich will einmal schildern, wie das damals
lief: Die Öffentlichkeit hat sich zu Recht über die Ope-
ration „Selbstbedienung“ beschwert. Dann gab es aus
der Koalition große Ankündigungen. Ich zitiere die „Fi-
nancial Times Deutschland“ vom 25. November 2005:

Die Union verteidigte gestern grundsätzlich diese
Personalpolitik, wies aber zugleich auf ihre Folgen
hin: „Die Steuerzahler sollen wissen, dass Mehraus-
gaben durch Einsparungen an anderer Stelle wieder
reingeholt werden“, sagte der CDU-Haushalts-
experte Steffen Kampeter gestern der Deutschen
Presse-Agentur.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Kampeter weiter:

„Ich gehe davon aus, dass die betroffenen Bundes-
minister mit Vorlage des neuen Haushalts 2006 ent-
sprechende Vorschläge machen werden.“


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Weiterlesen!)


An dieser Stelle muss man deutlich sagen: Nicht in ei-
nem einzigen Einzelplan hat es diese Einsparungen ge-
geben. Das bedeutet Haushaltsklarheit und Haushalts-
wahrheit bei der großen Koalition, Herr Kollege
Kampeter.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Die großkoalitionäre Selbstbedienung geht munter
weiter. Schauen wir uns nur die Stellenpläne der Minis-
terien an! Müntefering braucht 55 neue Stellen, um eine
Miniparteizentrale im Ministerium einzurichten.


(Zuruf von der SPD: Na, na, na!)


Seehofer will neun zusätzliche Stellen im Leitungsbe-
reich mit einer ganz besonders putzigen Begründung. Er
hat uns erklärt, er brauche diese Stellen zur effektiven
Durchsetzung der neuen Politikausrichtung.


(Otto Fricke [FDP]: Hui!)


Das heißt bei Ihnen „Führung im Haus“.

Vor lauter Selbstbeschäftigung vergessen Sie Einspa-
rungen und Subventionsabbau. Was ist denn mit dem

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(C (D bschmelzen des Ehegattensplittings? Was ist mit dem egressiven Abbau der Kohlesubventionen? Was ist mit em Verbot des Steuerabzugs von Aufwendungen bei obverlagerungen ins Ausland? Was ist mit den vielen nderen Subventionsbereichen, die Sie nicht angehen? ie wissen genau, dass, wenn Sie in diesem Bereich konequenter wären, eine Mehrwertsteuererhöhung nicht otwendig wäre. Sie wissen auch, dass die Mehrwertsteuererhöhung in achen „Senkung der Lohnnebenkosten“ nicht das ewirkt, was Sie einmal versprochen haben. Mit Ihrer trategie passiert in diesem Bereich nichts. Von den Ent astungen, die Sie mit den Einnahmen aus der Mehrwertteuererhöhung vornehmen wollen, wird nichts zu meren sein. Wenn der Beitrag zur Rentenversicherung um ,4 Prozentpunkte steigt, ungedeckte Zuschüsse an die esetzliche Krankenversicherung geleistet werden, die esetzliche Krankenversicherung durch die erhöhte ehrwertsteuer eine Mehrbelastung erfährt und die Bei räge zur Pflegeversicherung steigen, werden die Lohnebenkosten um einen weiteren Prozentpunkt steigen. nsofern herrscht bezüglich einer signifikanten Entlasung des Faktors Arbeit Fehlanzeige bei der großen Kolition. Solange Sie diesen Bereich nicht in den Griff bekomen, werden Sie die Beseitigung des strukturellen Defi its des Bundeshaushalts nicht angehen können. Sie kenen die Zahlen. Die Zinsaufwendungen und die usgaben für die Sicherungssysteme machen 60 Prozent er Ausgaben aus. Dieser Anteil steigt unter Ihnen. Sie ind nicht in der Lage, ihn abzusenken. Ihr Schwerpunkt iegt weiter bei vergangenheitsbezogenen Ausgaben. ine Zukunftsorientierung können wir nicht feststellen. err Minister Steinbrück hat zwar schön darüber philo ophiert, aber wenn wir uns den Haushalt konkret anseen, dann stellen wir fest, dass er eine andere Sprache pricht. In der schwarz-roten Finanzplanung ist vorgesehen, ie Investitionsquote in den nächsten vier Jahren weiter u senken. m Ende Ihrer Regierungszeit werden wir bei ,5 Prozent landen. Sie aber halten hier Reden über Inestitionen in die Zukunft und Innovation. Sie sitzen och all das aus, was Sie tagelang propagiert haben, iebe Kolleginnen und Kollegen von der großen Koaliion. Sie betreiben den Rückzug des Staates ausgerechet an einer Stelle, an der wir Zukunft gestalten müssen. ch muss Ihnen ehrlich sagen: Eine solche Regierung nd einen solchen Haushalt hat dieses Land nicht verient. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Otto Fricke [FDP]: Unglaublich!)


Ich rede jetzt am Ende der Haushaltsberatungen für
eine Fraktion; viele Kolleginnen und Kollegen haben

chon deutlich gemacht, wo wir Grüne in der Haushalts-
olitik Schwerpunkte setzen wollen. Wir haben Ihnen






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(B) )


Alexander Bonde
geschildert, dass wir die Notwendigkeit sehen, im Be-
reich Kinder und Familie wesentlich mehr zu tun. Sie
kennen unseren Haushaltsschwerpunkt im Bereich Ent-
wicklung und wissen, dass wir für mehr Mittel und eine
konsequentere ökologische Modernisierung streiten. Wir
werden im Haushaltsausschuss belegen, dass man, wenn
man politische Prioritäten setzt, mit politischem Willen
auch bei niedriger Verschuldung etwas bewegen kann.
Dazu muss man aber Mut aufbringen.

Sie haben die Möglichkeit gehabt, in den Einzelplä-
nen Prioritäten zu setzen. Sie haben diese aber falsch ge-
setzt. Sie haben im Bereich des öffentlichen Nahver-
kehrs mit der Kürzung der Regionalisierungsmittel
massiven Schaden angerichtet. Sie sind in der Innenpoli-
tik durch die dramatische Kürzung der Integrationsmittel
dabei, von Integration auf Repression umzusteuern. Au-
ßerdem haben wir erlebt, dass der Verteidigungsminister
in der Haushaltsdebatte mehr über Wirtschaft gespro-
chen hat als der Wirtschaftsminister heute Morgen, näm-
lich indem er begründet hat, warum Sie weiterhin mil-
liardenschwere Investitionen in Gerät tätigen, das zu
Zeiten des Kalten Krieges notwendig war. Sie halten das
für eine sinnvolle Industriepolitik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dass die Wirtschaftspolitik die große Schwachstelle
dieser Koalition ist, haben wir heute Morgen erleben
dürfen. Ich bin gespannt, wie lange Sie es sich noch leis-
ten, dieses Land ohne Wirtschaftsminister regieren zu
wollen.

Ich muss konstatieren: In der großen rhetorischen Li-
nie schön, in der großen tatsächlichen Linie löchrig und
in den Sachfragen an vielen Stellen Murks. Insofern
wundert es mich nicht, dass Sie sich nicht getraut haben,
mit diesem Entwurf des Bundeshaushaltes vor den
Landtagswahlen in das Plenum zu gehen. Man muss
daran erinnern, wie Sie beim Zeitplan getrickst und ge-
schoben haben, um den Wählerinnen und Wählern nicht
vor den Wahlen reinen Wein einschenken zu müssen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Wahlen haben Sie trotzdem verloren. Sie haben über
1 Million Stimmen verloren.

Sie müssen sich anstrengen und den Menschen im
Haushaltsverfahren die Wahrheit sagen. Ihre Sprache
und Ihr Handeln gehen weit auseinander.

Es spricht übrigens auch Bände, dass sich der Bun-
desfinanzminister an das Ende der Debatte verdrückt
hat. Eine Wende in der Haushaltspolitik war das, was Sie
hier präsentiert haben, nicht.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603010700

Das Wort hat Eduard Oswald, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ach den beiden Rednern der Fraktionen Die Linke und ündnis 90/Die Grünen ist es Zeit, das eine oder andere ieder zurechtzurücken: Für uns ist klar, dass das, was ir in diesen beiden Reden gehört haben, keine verantortbare Alternative zur soliden Politik der großen Koa ition ist. Ich finde es richtig, dass der Finanzminister am Ende er Debatte sagt: „Jetzt habe ich mir alles angehört.“ Ich erstehe die Opposition gar nicht. Es ist doch eine Geste egenüber dem Parlament, zu sagen: „Ich höre mir an, as mir das Parlament alles mit auf den Weg gibt, und ann antworte ich am Schluss.“ Da verstehe ich die Opositionsredner nun wahrlich nicht. n Pessimismus zu machen und alles schlecht zu reden, as geht überhaupt nicht. Es wurden bereits viele Zitate genannt. Wunderschön at Antoine de Saint-Exupéry gesagt: Man kann nicht in die Zukunft schauen, aber man kann den Grund für etwas Zukünftiges legen, denn Zukunft kann man bauen. enau das will die große Koalition machen. Das ist naürlich eine Politik der kleineren Schritte, es ist etwas emeinsames, ein Miteinander. Verständlicherweise uss diese große Koalition für manche der kommenden eformmaßnahmen noch den richtigen Weg finden. Die rundlagen sind aber gelegt. Wir werden gemeinsam ine erfolgreiche Politik machen. enn Sie, wie wir es gerade erlebt haben, in Polemik erfallen, dann beweist mir das, dass wir mit dem, was ir tun, richtig liegen. (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das nennt man Gehirnwäsche!)

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1603010800

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Die große Koalition ist handlungsfähig. Sie hat tat-
räftig begonnen, die Probleme des Landes zu lösen. Die
enschen draußen nehmen das auch wahr.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


hr müsst Obacht geben. Auch ich habe oft das Problem,
ass ich gerne bei einem Redner der FDP klatschen
ürde. Ich bitte darum, meine Rede im Gesamtzusam-
enhang zu betrachten.


(Beifall bei der FDP)


Wir haben den richtigen Weg beschritten: sanieren,
nvestieren und perspektivische Reformen. Das ist der
reiklang des Handelns. Bundesfinanzminister Peer
teinbrück hat mit der Vorlage des Entwurfs für den
undeshaushalt 2006 und des Entwurfs des Haus-
altsbegleitgesetzes begonnen, auch die Finanzen der
ffentlichen Haushalte zu sanieren. Ich will die Zahlen,
ie Ihnen bekannt sind, nicht im Einzelnen vortragen.






(A) )



(B) )


Eduard Oswald
Auch mit dem Impulsprogramm für mehr Wachstum
und Beschäftigung, das wir verabredet haben, werden
wir Erfolg haben.


(Abg. Jürgen Koppelin [FDP] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


– Nein, bitte jetzt nicht. Jürgen, lass mich meine Ausfüh-
rungen bitte im Zusammenhang darstellen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603010900

Verstehe ich Sie richtig, dass Sie die Zwischenfrage

jetzt nicht zulassen wollen?


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1603011000

Nein, bitte jetzt nicht.

Zur Debatte um den Haushalt des Wirtschaftsminis-
ters; einige Punkte sind heute schon zur Sprache gekom-
men. Gerade von den steuerlichen Absetzungsmöglich-
keiten bei Handwerkerrechnungen und bei der
Gebäudesanierung erwarte ich viele Impulse. Man muss
zwar abwarten, aber ich glaube, auch das wird ein Erfolg
sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Die Prognose des Ifo-Instituts zeigt, dass die wirt-
schaftliche Erholung auf breiter Front erfolgt.


(Ulrike Flach [FDP]: Das war aber Schröder!)


Der Geschäftsklimaindex des Ifo-Instituts hat den
höchsten Stand seit 15 Jahren erreicht. In vielen Berei-
chen hat sich die Lage verbessert oder wird sich verbes-
sern. Es wird erwartet – das muss doch unser Ziel sein –,
dass der Arbeitsplatzabbau der vergangenen Jahre zum
Stillstand kommt.


(Ulrike Flach [FDP]: Dann brauchen wir keine Mehrwertsteuererhöhung!)


In den letzten fünf Jahren sind 1,5 Millionen sozialversi-
cherungspflichtige Beschäftigungen verloren gegangen.
Diesen Negativtrend zu stoppen, das allein ist schon ein
Erfolg.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Nach so kurzer Zeit kann sich unsere Zwischenbilanz
schon sehen lassen. Die große Koalition befindet sich
auf dem richtigen Weg. Zu unseren Vorhaben gibt es
keine verantwortbare Alternative.


(Zuruf von der SPD: Sehr richtig! Stimmt!)


Ich sage noch einmal: Sanierung der öffentlichen Haus-
halte, Setzung von Wachstumsimpulsen und perspektivi-
sche Reformen, das ist der richtige Weg. Diejenigen, die
die vermeintlich soziale Schieflage unserer Politik kriti-
sieren, verschweigen, dass über 130 Milliarden Euro und
damit mehr als die Hälfte des Haushaltsvolumens allein
für Sozialleistungen ausgegeben werden


(Roland Claus [DIE LINKE]: Das zeigt doch nur, dass ihr nicht mit Geld umgehen könnt!)


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(C (D nd dass bereits heute – ich wiederhole das, was in den ebatten gesagt wurde – die oberen 10 Prozent der Einommensteuerpflichtigen mehr als die Hälfte des gesamen Lohnund Einkommensteueraufkommens zahlen. as hieran sozial schief sein soll, vermag ich nicht zu rkennen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


ir werden deshalb an diesem Dreiklang festhalten: Sa-
ieren, Setzen von Wachstumsimpulsen und perspektivi-
che Reformen.


(Vorsitz: Vizepräsident Wolfgang Thierse)


Wir wollen erstens eine durchgreifende Modernisie-
ung der bundesstaatlichen Ordnung, die die Verant-
ortlichkeiten von Bund und Ländern klarer regelt. In

inem weiteren Schritt sollten wir auch die föderalen Fi-
anzbeziehungen neu regeln, um auch hier die Eigenver-
ntwortung der Ebenen zu stärken. Wir müssen diesen
eiteren Schritt gehen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Mehr Beifall bitte!)


Zweitens. Wir müssen einen umfassenden Büro-
ratieabbau und die Beschleunigung von Planungs-
orhaben insbesondere bei Infrastrukturmaßnahmen
etreiben. Dies entlastet die Unternehmen von Kosten,
eschleunigt die Umsetzung notwendiger Investitionen
nd stärkt so das wirtschaftliche Wachstum. Hierzu hat
ichael Glos heute das Richtige gesagt. Michael Glos

at unser volles Vertrauen. Er ist ein guter Wirtschafts-
inister für unser Land.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Lachen bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Drittens. Wir müssen an der Senkung der Lohn-
usatzkosten weiterarbeiten. Die Senkung des Arbeits-
osenversicherungsbeitrages ab 2006 um 2 Prozent-
unkte ist ein wichtiger erster Schritt.

Viertens. Wir müssen gemeinsam und in großer Har-
onie mit unserem Koalitionspartner über eine weitere
lexibilisierung des Arbeitsmarktes nachdenken, um
en Arbeitslosen größere Wiederbeschäftigungschancen
u geben. Wir müssen dafür sorgen, dass Arbeitslose
ieder in Arbeit kommen und somit eine Chance in die-

em Staat, in dieser Gesellschaft haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Fünftens. Wir setzen den Reformkurs in der Steuer-
olitik mit dem Ziel fort, das deutsche Steuerrecht zu
odernisieren und international wettbewerbsfähig zu

estalten. Dabei hat die Reform des Unternehmensteuer-
echts Priorität. Es ist eine Reform, die sowohl Körper-
chaften als auch Personenunternehmen entlastet.


(Otto Fricke [FDP]: Sehr wahr!)


ine Senkung nur des Körperschaftsteuersatzes – wie
uf dem Jobgipfel 2005 angedacht – würde diesen






(A) )



(B) )


Eduard Oswald
Anforderungen nicht genügen. Eine solche Reform muss
gut vorbereitet sein.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Qualität geht auch hier vor Schnelligkeit. Schnellschüsse
und daraus resultierende Korrekturen schaden nur. Aber
die Unternehmen in Deutschland müssen sich darauf
verlassen können, dass die Unternehmensteuerreform
zum 1. Januar 2008 in Kraft tritt.


(Otto Fricke [FDP]: Aha!)


Es besteht der politische Wille beider Koalitionsfraktio-
nen. Die dafür notwendigen Mehrheiten in beiden Häu-
sern sind vorhanden. Wir haben gute Vorlagen aus der
Wissenschaft, die uns als Grundlage dienen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Sechstens. Die Unternehmensteuerreform muss mit
einer kommunalen Finanzreform verbunden sein. Des-
wegen müssen wir die Gewerbesteuer gemeinsam mit
den Kommunen weiterentwickeln. Die Vergangenheit
hat gezeigt, dass man sich über die Gewerbesteuer heuti-
ger Prägung Gedanken machen muss.


(Ulrike Flach [FDP]: Aha!)


Eine wirkliche Vereinfachung im Unternehmensteuerbe-
reich ist mit der Gewerbesteuer in ihrer heutigen Form
nicht möglich.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und bei der FDP)


– Es irritiert mich schon, dass fast nur die FDP Beifall
klatscht.


(Beifall bei der FDP – Ulrike Flach [FDP]: Gut, dass Sie uns haben!)


Vielleicht verhält sich meine Fraktion so ruhig, weil ge-
rade Mittagszeit ist; wir arbeiten schließlich die ganze
Woche rund um die Uhr. – Ich sage jetzt aber etwas, dem
vielleicht alle zustimmen können: Wir müssen dieses
Thema gemeinsam mit den kommunalen Spitzenverbän-
den angehen und sie einbeziehen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


– Jetzt habe ich endlich erreicht, was ich vorhin errei-
chen wollte.

Siebtens. Bei der Besteuerung der Kapitalerträge
und der privaten Veräußerungsgewinne müssen wir
der Tatsache Rechnung tragen, dass Kapital scheu wie
ein Reh ist. Daher muss eine international wettbewerbs-
fähige Besteuerung sichergestellt werden. Das Kontroll-
verfahren sollte überflüssig werden.


(Otto Fricke [FDP]: Sehr gut! Auch richtig!)


Übrigens müssen wir uns auch gemeinsam dem
Thema Altersvorsorge mit Immobilien zuwenden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich hoffe, dass wir im Kreise der Koalition sehr bald ei-
nen entsprechenden Gesetzentwurf vorlegen können.

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(C (D Achtens. Es gilt, die Besteuerungspraxis zu vereinachen, gegen Steuermissbrauch vorzugehen und die öglichkeiten der missbräuchlichen Steuergestaltung inzudämmen. Auch die Effektivität und die Effizienz es Steuervollzugs müssen spürbar gesteigert werden. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und bei der FDP)


Neuntens. Bund und Länder haben bei der Bekämp-
ung des Umsatzsteuerbetrugs in den letzten Jahren
eutliche Erfolge erzielt; aber auch hier müssen wir noch
ehr Fortschritte machen. Nach Einschätzung von Wirt-

chaftsinstituten kommt es nach wie vor jedes Jahr durch
msatzsteuerbetrug zu Mindereinnahmen im zweistelli-
en Milliardenbereich. Das kann ein Staat nicht akzep-
ieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Unser Konzept ist insgesamt ausgewogen. Da ein ein-
elner Baustein aber noch nichts über das Gesamtbild
ussagt, sollten Sie uns bewerten, nachdem wir unser
esamtergebnis vorgelegt haben. Die große Koalition
ird ein gutes Ergebnis zustande bringen.

Ich möchte mich bei den Mitgliedern des Finanzaus-
chusses herzlich dafür bedanken, dass sie mich als ihren
orsitzenden gut aufgenommen haben. Der Finanzaus-
chuss leistet eine großartige Arbeit. Herr Bundesminis-
er der Finanzen, ich empfehle Ihnen, den Sachverstand
ller Ausschussmitglieder aus allen Fraktionen ständig
u nutzen. Das wäre sehr wichtig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603011100

Herr Kollege, Sie müssen bitte zum Ende kommen.

ie haben Ihre Redezeit schon sehr deutlich überschrit-
en.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Also, ich könnte ihm noch zuhören!)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1603011200

Ich komme zum Schluss, Herr Präsident. – Zwar

enne ich den Autor des folgenden Zitats nicht; aber es
asst in diesem Zusammenhang sehr gut. Es lautet:

Die Zukunft braucht nicht unsere Angst, sondern
unsere Hoffnung, nicht unsere Resignation, sondern
unseren Optimismus, nicht unsere Trägheit, son-
dern unsere Taten.

Vielen herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP – Otto Fricke [FDP]: Das ist endlich mal eine gute Rede gewesen!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603011300

Ich erteile das Wort Kollegin Petra Merkel, SPD-

raktion.






(A) )



(B) )


Petra Merkel (SPD):
Rede ID: ID1603011400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

„Kein Pathos – keine geballten Fäuste – was aus der
einst wichtigsten Debatte im Bundestag wurde“, so lau-
tet ein Zitat aus dem „Tagesspiegel“ vom 30. März 2006.
Richtig, die Sensationen bleiben aus. Harte Arbeit ist an-
gesagt. Die Gladiatorinnen und Gladiatoren treten nicht
spektakulär gegeneinander in den Ring. Die große Ko-
alition aus CDU/CSU und SPD hat ganz eindeutig Aus-
wirkungen auf die inhaltliche Debatte – zumindest auf
die, die in den Fachbereichen geführt wird –,


(Otto Fricke [FDP]: Ja, sie wird flacher!)


aber auch auf den Debattenstil; das hoffe ich jedenfalls,
langfristig gesehen. Das ist ein positiver Ansatz, der
vielleicht auch zu einer besseren Streitkultur führt. Da-
ran sind wir sicherlich alle interessiert. Denn wir wollen
für den Parlamentarismus und die Parteienkultur wer-
ben.


(Beifall bei der SPD)


Diese Entwicklung wäre zwar für die Presse unspektaku-
lär, aber für unsere Arbeit sinnvoller.

Richtig, die große Koalition muss auf die Ränder in
unserer Gesellschaft achten. Darauf muss sie aber auch
in diesem Haus aufpassen. Die Linke.PDS/WASG ist als
Oppositionspartei zur Bundestagswahl angetreten. Wer
die Debatte, die wir am Mittwoch dieser Woche zur Au-
ßen- und Entwicklungspolitik geführt haben, verfolgt
hat, muss zu dem Schluss kommen: Sie sitzt zu Recht
auf der Oppositionsbank. Denn von der Fähigkeit, im
Bundestag mitzuregieren, ist sie noch weit entfernt.

Für die Abgeordneten von Bündnis 90/Die Grünen
hoffe ich, dass sie den Frust über die verlorene Regie-
rungsbeteiligung so schnell wie möglich überwinden
und konstruktive Ideen beitragen – wenn sie nicht die
Haltung der FDP einnehmen wollen.

Der FDP muss ich sagen: Sie tun nicht mehr, als im-
mer nur den Slogan „Alle Freiheit dem Markt“ und das
Schreckgespenst des Staates zu verbreiten. Das ist zu
wenig, um wirklich Einfluss zu nehmen und Verände-
rungen in Deutschland mit zu bewirken.


(Ulrike Flach [FDP]: Das hätten Sie gerne, Frau Merkel!)


Dazu müssen Sie mit Ihren Vorstellungen erheblich fle-
xibler und moderner, ja freier im Denken werden.


(Beifall bei der SPD)


Obwohl eine große Koalition bei der Wahl am
18. September 2005 nicht meine Wunschkonstellation
war, muss ich nach all den Debatten, die wir in den letz-
ten Tagen in diesem Hause im Rahmen der Einbringung
des Haushaltes geführt haben, konstatieren: Ich bin froh,
dass Sie von der FDP nicht zusammen mit der CDU/
CSU regieren. Das wäre für Deutschland wirklich finster
geworden.


(Beifall bei der SPD – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Und uns finden Sie besser, als gedacht!)



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(C (D Erstaunlicherweise. Es gibt keinen Kuschelkurs; das st ganz klar. Wir haben unterschiedliche Positionen. ber ich glaube, wir können gemeinsam etwas für eutschland bewegen. (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Wir sind doch gar nicht so schlimm!)


Wie kann ich als eine der letzten Rednerinnen nach
irca 35 Stunden Diskussion unsere Ziele zusammenfas-
en, die die SPD-Fraktion wie auch die große Koalition
nsgesamt mit dem Haushalt 2006 verbinden? Besonders
ichtig sind für die SPD-Fraktion und für die große Ko-

lition Reformen für Kinder und Jugendliche. Ich
öchte mich deshalb bewusst an Sie wenden, liebe

ugendliche – vielleicht zappt ein Jugendlicher ja in
hoenix hinein; das wäre nicht falsch –: Ich weiß, Aus-
ildung ist Ihr Thema. Viele von Ihnen sorgen sich um
inen Ausbildungs- oder Studienplatz. Wenn wir Politi-
erinnen und Politiker es nicht schaffen, Ihre Fähigkei-
en, aber auch die Fähigkeiten von kleinen Kindern und
on Schülerinnen und Schülern optimal auszubilden,
erden unser Land, unsere Gesellschaft und die Wirt-

chaft keine Zukunft haben.

Dabei darf es keine Rolle spielen, ob Sie als Jugendli-
he in begüterten Familien leben oder nicht. Die Her-
unft darf keine Rolle für Bildung spielen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Bildung ist einer der wichtigsten Bereiche, auf den
ir Bundespolitiker wenig Einfluss haben; denn vieles

st Sache der Bundesländer. Aber für Berufsausbildung,
issenschaft und Forschung und beim BAföG setzen
ir auch mit Haushaltsmitteln Schwerpunkte.

Unser Ganztagsschulprogramm aus der vergange-
en Legislaturperiode läuft weiter. Das ist ein großer Er-
olg; denn die Impulse auf die Schulen in den Bundes-
ändern sind absolut positiv. Die Schulen in meinem

ahlkreis – ich habe, wie andere Kolleginnen und Kol-
egen auch, einige besucht – konnten zum Beispiel

ensabereiche endlich ausbauen oder am Nachmittag
it einem guten Betreuungsangebot in renovierten Räu-
en starten. Deshalb sage ich an dieser Stelle: Die Re-

orm des Grundgesetzes zur Neuregelung der Zuständig-
eiten zwischen den Ländern und dem Bund muss
olche Möglichkeiten zur Kooperation zwischen Bund
nd Ländern weiter zulassen.


(Beifall bei der SPD)


Die SPD-Fraktion wird darauf achten, dass die Ju-
endprojekte gegen Rechtsextremismus und zur Beteili-
ung an Demokratie, die Projekte „Entimon“ und „Civi-
as“, weitergeführt werden und dass die Bundeszentrale
ür politische Bildung durch Kürzungen nicht in Turbu-
enzen gerät.

Deutschland wird weltoffen bleiben. Deshalb sind die
ntegrationskurse zur Einbürgerung auch mit den im
ergangenen Jahr vorgesehenen Haushaltsmitteln zu fi-
anzieren. Dazu müssen wir im Haushaltsentwurf um-
chichten, aber nicht draufsatteln.






(A) )



(B) )


Petra Merkel (Berlin)

In Diskussionen mit Schülerinnen und Schülern wird
oft das Thema Rente angesprochen. Auch hier tritt die
SPD trotz aller notwendigen Veränderungen für ein soli-
darisches System ein. Das allerdings muss an die demo-
grafische Entwicklung angepasst werden. Deswegen
werden Sie, liebe Jugendliche, auch länger arbeiten müs-
sen. Das Renteneintrittsalter werden wir von 65 Jahren
auf 67 Jahre hochsetzen, allerdings schrittweise bis zum
Jahr 2029.

Lassen Sie sich nicht von den flotten Sprüchen der
FDP verführen, das Geld besser anzulegen, als es in die
gesetzliche Rentenversicherung zu investieren. Das geht
so lange gut, wie im Leben alles glatt, geschmiert und
glücklich läuft. Bei Krankheit, Lebensrisiken und in Zei-
ten von Arbeitslosigkeit geht das jedoch nicht mehr auf.
Deshalb ist ein solidarisches System wie unsere Renten-
versicherung unverzichtbar. Allerdings muss es mit der
großen Koalition gelingen, die Dynamik der Kosten der
Rentenversicherung zu durchbrechen.

Das Nächste, was ansteht, ist die Gesundheits-
reform, die ja auch Kinder und Jugendliche betrifft. Ich
denke allein an die gesamte Aidsprävention. Gerade
wenn man mit Jugendlichen diskutiert, ist das immer ein
wichtiges Thema. Erforderlich bleibt die Ausrichtung
des Gesundheitssystems als gute medizinische Versor-
gung für alle, gleich welchen Geldbeutels. Nach Auffas-
sung der SPD-Fraktion muss sichergestellt werden, dass
dieses solidarische System weiter existiert und erweitert
wird. Alle müssen krankenversichert sein.


(Beifall bei der SPD)


Ich bin seit 2002 im Deutschen Bundestag und eines
der ersten Gesetze, über das ich mit abgestimmt habe,
war das Steuervergünstigungsabbaugesetz, Stichwort:
runter mit den Subventionen. Das hat damals die realisti-
sche Haushaltspolitik von Hans Eichel bestimmt. Damit
hat die rot-grüne Koalition keine Zustimmung im Bun-
desrat gefunden. Auch das Treten auf die Bremse lief ins
Leere.


(Otto Fricke [FDP]: Böse CDU!)


– Na ja, alle von ihr regierten Bundesländer haben da
nicht mitgespielt. Auch die FDP hat sich da nicht gerade
rühmlich verhalten. Wir würden jetzt 17 Milliarden Euro
im Jahr weniger ausgeben.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Immerhin haben wir jetzt in der großen Koalition die da-
mals so umstrittene Eigenheimzulage abgeschafft.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Sie haben sie ersetzt!)


Wenn wir unseren Sozialstaat für die junge Genera-
tion erhalten wollen, dann müssen wir die Arbeitslosig-
keit durch Wirtschaftswachstum abbauen. Das wollen
wir durch das 25-Milliarden-Euro-Investitionspro-
gramm erreichen. Wir müssen die Ausgaben reduzieren
und werden als Haushälter alles auf den Prüfstand stel-
len. Ab 2007 werden wir die Einnahmen erhöhen, zum

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(C (D eispiel durch die Mehrwertsteuererhöhung und die Reichensteuer“, nd Schulden herunterfahren; und zwar in dieser Reienfolge. Das ist der Realismus von Finanzminister Peer teinbrück. Unser 25-Milliarden-Euro-Investitionsprogramm, das urch circa 12 Milliarden Euro aus den Ländern und ommunen ergänzt wird – insgesamt wird es also circa 7 Milliarden Euro umfassen –, ist auch ein Programm ur Stärkung des Handwerks. So sind das Solarund das ärmedämmprogramm für Hausfassaden trotz der voräufigen Haushaltsführung angelaufen. Dadurch wird nergie gespart und auf umweltfreundliche Technik geetzt. Darauf legen nicht zuletzt gerade viele Jugendliche ert. Durch dieses Investitionsprogramm versprechen ir uns mehr Arbeitsplätze und damit mehr Wirtschaftsachstum. Wir erwarten dadurch auch mehr Ausbilungsplätze und damit eine Existenzgrundlage für viele ugendliche. Sie merken: Hinter den Zahlen im Bundeshaushalt tecken auch die Lebensund Zukunftschancen der junen Menschen in Deutschland. Dafür werden wir jetzt in en Ausschüssen ringen und streiten. Ich wünsche uns llen eine gute Beratungszeit. Schönen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Otto Fricke [FDP]: Die Versicherungsteuer!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603011500

Ich erteile Kollegen Leo Dautzenberg, CDU/CSU,

as Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU – Otto Fricke [FDP]: Endlich mal ein Rheinländer!)



Leo Dautzenberg (CDU):
Rede ID: ID1603011600

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

olleginnen und Kollegen! Heute, da die viertägige Dis-
ussion und Debatte über den Haushalt 2006 im Plenum
u Ende geht, haben sich die Medien ihre Meinung da-
über weitgehend gebildet. Vielen war der Austausch
ier zu wenig hitzig und vielleicht zu langweilig; es gab
hnen zu wenig Schlagabtausch im Ganzen.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Nun wirklich nicht!)


ie haben aber die heutige Debatte noch nicht mitbe-
ommen.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: So ist es!)


Unabhängig davon, welches Prädikat die Medien für
ie Haushaltsdebatte 2006 verteilen werden, sicher ist:
ede Haushaltsdebatte – und damit auch die diesjährige –
st ein parlamentarisch herausgehobenes und wichtiges
reignis; denn durch sie wird mehr als nur ein kritischer
lick auf die Einnahmen und Ausgaben des Staates er-
öglicht. Die grundsätzliche Ausrichtung der Regie-

ungspolitik wird zum Diskussionsgegenstand gemacht.






(A) )



(B) )


Leo Dautzenberg

(Beifall des Abg. Otto Fricke [FDP])


Die eigentlichen Fragen der heutigen Schlussrunde
lauten für mich daher: Wo stehen wir gesamtpolitisch
nach der viertägigen Haushaltsdebatte und welches Leit-
bild muss der Haushalts- und Finanzpolitik dieser Legis-
laturperiode zugrunde gelegt werden?


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Ausgangspunkt für die Beantwortung dieser Fragen
sind zwei Zahlen, nämlich erstens die immer noch viel
zu hohe Arbeitslosenzahl – im März 2006 gab es
4,8 Millionen Arbeitslose –, obwohl wir mittlerweile
schon einen leichten Rückgang zu verzeichnen haben,
und zweitens das strukturelle Defizit des Bundeshaus-
halts, das derzeit bei 20 Prozent der im Bundeshaushalt
veranschlagten Ausgaben liegt. Das bedeutet, dass rund
50 Milliarden Euro der Bundesausgaben nicht durch
nachhaltige Einnahmen gedeckt sind.


(Otto Fricke [FDP]: Sehr richtig!)


Aus diesen beiden schwerwiegenden Problemen unseres
Landes hat diese große Koalition richtigerweise ihren
Regierungsauftrag abgeleitet. Dieser besteht zum einen
in der Konsolidierung der Staatsfinanzen und zum ande-
ren in der Stärkung der Wachstumskräfte, um daraus Be-
schäftigung zu generieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Beide Zielsetzungen schlagen sich in konkreten poli-
tischen Maßnahmen im Bundeshaushalt 2006 und im
Finanzplan bis 2009 nieder. Als Finanzpolitiker bin ich
sehr froh, dass in der Debatte in dieser Woche, insbeson-
dere durch die Rede der Bundeskanzlerin und des Bun-
desfinanzministers, sehr deutlich geworden ist, dass sich
die Bundesregierung tatsächlich auf die beiden genann-
ten Seiten der Finanzpolitik verpflichtet hat. Das In-
einandergreifen von Haushaltskonsolidierung und politi-
scher Gestaltung halte ich für außerordentlich wichtig,
wenn wir auf der einen Seite wieder mehr Beschäftigung
in unserem Lande ermöglichen, auf der anderen Seite
aber auch die Handlungsfähigkeit des Staates in Zu-
kunft gewährleisten wollen. Für beides, für die Lebens-
bedingungen der heutigen und jene der kommenden Ge-
nerationen, tragen wir Verantwortung.

Ich muss heute nicht mehr im Detail wiederholen,
welche konkreten Maßnahmen die große Koalition plant
bzw. bereits umgesetzt hat, um den Haushalt zu konsoli-
dieren und die Wachstumskräfte zu stärken. Darüber ha-
ben wir in den vergangenen Tagen ausreichend disku-
tiert. All denjenigen, die der großen Koalition Klein-
Klein und einen fehlenden Masterplan für die Probleme
unseres Landes vorhalten, möchte ich zum Schluss der
Haushaltsdebatte die großen Eckpunkte der Haushalts-
und Finanzpolitik in diesem Jahr und der gesamten Le-
gislaturperiode noch einmal aufzeigen.

Zunächst zu den Konsolidierungsmaßnahmen. Bis
zum Jahr 2009 wird die große Koalition Ausgaben in
Höhe von 32 Milliarden Euro kürzen, Steuervergünsti-
gungen in Höhe von 19 Milliarden Euro abbauen und
Steuermehreinnahmen in Höhe von 28 Milliarden Euro
realisieren. Insgesamt beträgt das Konsolidierungsvolu-

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(C (D en damit rund 80 Milliarden Euro. Angesichts dieser ahl kann von Klein-Klein wirklich nicht die Rede sein. Dass Konsolidierung nicht nur ein hehres Ziel ist, ondern bereits auch in einzelnen Schritten umgesetzt orden ist, beweisen zwei Gesetze, die wir in dieser Leislaturperiode bereits verabschiedet haben. Das ist zum inen das Gesetz zur Beschränkung der Verlustverrechung im Zusammenhang mit Steuerstundungsmodellen nd zum anderen das in diesem Monat vom Bundestag ereits verabschiedete Gesetz zur Eindämmung missräuchlicher Steuergestaltungen. Als drittes Gesetz steht un das Haushaltsbegleitgesetz 2006 an. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das wird schwierig!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Sicherlich kann man bei den gerade skizzierten und
och bevorstehenden Konsolidierungsanstrengungen des
undes darüber diskutieren – mit dieser Frage habe ich
ich eingehend beschäftigt –, ob der Staat die Ausgaben

icht noch stärker kürzen und die Steuern weniger erhö-
en könnte. Im Ergebnis muss man sagen, dass dies zu
erneinen ist. Angesichts der heutigen Struktur unserer
ozialen Sicherungssysteme sind größere Kürzungen
urzfristig nicht möglich.

Umso wichtiger ist es, dass durch das Haushalts-
egleitgesetz 2006 mit der Streichung der pauschalen
uweisungen an die gesetzlichen Krankenkassen ab
008, der Streichung der Defizitzuschüsse an die Bun-
esagentur für Arbeit ab 2007 und der Verminderung der
llgemeinen Zuschüsse zur Rentenversicherung unmiss-
erständlich deutlich wird: Sowohl im Gesundheitssys-
em und in der Rentenversicherung als auch in der Ar-
eitsmarktpolitik brauchen wir Strukturreformen;


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


enn ohne Strukturreformen sind die Maßnahmen, die
it dem Haushaltsbegleitgesetz 2006 veranlasst werden,

ur ein kleiner Schritt, wenn sie nicht in grundsätzliche
trukturreformen umgesetzt werden.


(Otto Fricke [FDP]: Sehr richtig!)


ie Ausgabenseite des Bundeshaushalts weist schließ-
ich nicht nur ein Niveauproblem, sondern vor allem ein
trukturproblem auf.

Neben der Haushaltskonsolidierung ist für mich als
inanzpolitiker die zweite Maßgabe der großen Koali-

ion, die auf Wachstum und Beschäftigung orientierte
inanzpolitik, von mindestens genauso großer, wenn
icht noch größerer Bedeutung. Ein Element dieser
achstums- und beschäftigungsorientierten Finanzpoli-

ik ist die Erhöhung der Mehrwertsteuer, die wir im
aushaltsbegleitgesetz 2006 zum 1. Januar 2007 auf den
eg bringen. In der öffentlichen Debatte und zum Teil

uch in der Debatte in diesem Haus überwog die Kritik
n der möglicherweise konjunkturschädigenden Wir-
ung dieser Maßnahme. Man muss aber – auch den Kol-
eginnen und Kollegen der FDP – in Erinnerung rufen,
ass die Kampagne bei den Landtagswahlen nicht sehr






(A) )



(B) )


Leo Dautzenberg
erfolgreich war und die Menschen erkannt haben, dass
diese Maßnahme für die Haushaltskonsolidierung erfor-
derlich ist.


(Otto Fricke [FDP]: Die haben das noch gar nicht gemerkt!)


Auch die Partner der neuen Koalition muss man daran
erinnern, dass man vor den Koalitionsverhandlungen im
Wahlkampf eine andere Position vertreten hat und sich
gegenseitig darin überbieten wollte, den Steuersatz zu
erhöhen.

Das alles ist inzwischen Vergangenheit. Lassen Sie
uns das, was wir vereinbart haben, gemeinsam umset-
zen, weil es zum einen für die Haushaltskonsolidierung
erforderlich ist. Zum anderen stehen wir als Finanzpoli-
tiker in der Verantwortung, günstigere Rahmenbedin-
gungen zu schaffen, um damit – wir haben diese Forde-
rung schon vor der Wahl erhoben und ehrlich gesagt,
warum eine Mehrwertsteuererhöhung um 2 Prozent-
punkte notwendig ist – die Abkopplung der Sozialkosten
von den Arbeitskosten zu erreichen. Wir setzen aller-
dings nicht unsere ursprünglichen Vorstellungen um,
sondern sehen eine Regelung vor, die in der Koalition
vereinbart war, nämlich zunächst ein Drittel der erzielten
Mehreinnahmen zur Senkung der Beiträge zur Arbeits-
losenversicherung einzusetzen.

Es geht dabei um die nachhaltige Senkung der
Lohnzusatzkosten um 2 Prozentpunkte – dazu soll auch
die Agentur für Arbeit selber einen Beitrag leisten –, die
den Faktor Arbeit verbilligen wird. Davon werden
Wachstumsimpulse ausgehen. Das ist der richtige Weg
für weitere Maßnahmen in diesem Bereich.


(Beifall bei der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Vergessen Sie nicht die Länder!)


– Die Länder haben sehr wohl ein wichtiges Wort mitge-
redet, Herr Poß. Im Grunde wollten alle Länder von den
Mehreinnahmen profitieren. 1 Prozentpunkt der Mehr-
wertsteuererhöhung ist für die Konsolidierung der Län-
derhaushalte vorgesehen, um ihnen in unserem föderalen
System die Grundlage zu bieten, in ihrer eigenen Verant-
wortung die notwendigen Schritte zu einer Strukturver-
änderung zu unternehmen.

Damit wir uns richtig verstehen: Ich sehe die wichtige
und richtige Maßgabe der Bundesregierung, den Haus-
halt zu konsolidieren, keineswegs als Freifahrtschein für
Steuererhöhungen. Auch wenn unsere Steuerquote im
internationalen Vergleich niedrig erscheint, sind einzelne
Steuern und Belastungen im internationalen Vergleich
überproportional hoch. Das gilt auch für die Unterneh-
mensteuern. Deshalb stimmt es mich zuversichtlich,
Herr Finanzminister, dass Sie in Ihrer Haushaltsrede am
Dienstag auf dieses Problem eingegangen sind und die
Unternehmensteuerreform zu einem wichtigen Reform-
projekt Ihres Hauses erklärt haben. Die CDU/CSU wird
Sie in diesem Vorhaben uneingeschränkt unterstützen.

Die Reform darf – davon sind wir als Union über-
zeugt – bei allen möglichen Umsetzungsschwierigkeiten
im Detail keine Minireform wie beim Jobgipfel des ver-
gangenen Jahres werden. Im Gegenteil: Sie muss im

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(C (D rgebnis weitergehende Finanzierungsund Rechtsormneutralität herstellen und international wettbeerbsfähige Steuersätze realisieren. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Nur wenn wir Körperschaftsteuer und Gewerbesteuer
eformieren, werden wir die Unternehmen in Deutsch-
and halten und dafür sorgen, dass sie auch in Deutsch-
and Steuern zahlen. Aber nicht nur die Steuerzahlungen
er Unternehmen sind wichtig; vielmehr soll die Steuer-
eform auch als zusätzlicher Hebel für Wachstum und
eschäftigung auf den Weg gebracht werden.

Auch wenn die verbesserte Abzugsfähigkeit von
aushaltsnahen Dienstleistungen und die vorüberge-
ende Erhöhung der degressiven Abschreibung nur als
leine Schritte wahrgenommen werden, sind es doch
chritte in die richtige Richtung. Ich bin davon über-
eugt, dass wir auf einem guten Wege sind, wenn wir
as, was wir als Koalition schon gemeinsam auf den
eg gebracht haben, Schritt für Schritt weiterentwi-

keln, darauf aufbauen und dem alles unterordnen, was
usätzliches Wachstum und damit Beschäftigung und
en Abbau von Arbeitslosigkeit schafft. Dann haben wir
ntscheidende Schritte unternommen, um unser Land in
ine gute Zukunft zu führen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603011700

Ich erteile das Wort Bundesminister Peer Steinbrück.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1603011800

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten

amen und Herren! Ich möchte mich zu Beginn meiner
bschließenden Bemerkungen sehr herzlich für eine
eitgehend sachliche und problemorientierte Debatte
edanken. Ich möchte mich insbesondere bei den Koali-
ionsfraktionen dafür bedanken, dass sie die dargelegte
inanzpolitische Strategie der Bundesregierung so stark
nterstützen.

Ich habe den Eindruck, dass diese große Koalition
uch die Chance bietet, einen etwas anderen Politikstil
inziehen zu lassen. Ich bin ziemlich sicher, dass die
enschen das erwarten; denn sie haben kein großes In-

eresse an aufgeregten, ritualisierten Auseinandersetzun-
en, in denen wir nur aufeinander einprügeln.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


ie Menschen wollen, dass wir zwar in der Sache hart
ingen, das aber sachlich, unpolemisch und unaufgeregt
un. Dass das gelegentlich diejenigen enttäuscht, die eher
n fetzigen Auseinandersetzungen und schlimmen Tö-
en interessiert sind, ist mir sehr bewusst. Ich glaube
ber, dass diese Haushaltsberatungen der richtige Ein-
tieg in einen neuen Politikstil sind. Es wäre für diese
roße Koalition kleidsam, diesen Stil weiterhin zu pfle-
en.






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück

(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Dass es nicht ganz ohne Rituale und den Aufbau von
Popanz geht – den größten Popanz enthielt Ihre Rede,
Frau Lötzsch; das ließ sich nicht mehr übertreffen – und
dass es viel Stehsatz gibt, ist klar; das gehört nun einmal
erkennbar dazu. Dass Herr Koppelin mir vorgeworfen
hat, meine Rede sei Lyrik gewesen, hat mich geehrt;
denn dieser Verdacht ist noch nie auf mich gefallen.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)


Ich werde das meiner Frau erzählen. Sie hat diesbezüg-
lich schon immer höhere Erwartungen an mich gehabt.


(Heiterkeit bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP – Otto Fricke [FDP]: Das scheint ein schönes Wochenende zu werden!)


Dass Sie meine Rede schon bewertet hatten, bevor ich
sie gehalten habe, eint Sie mit vielen anderen Opposi-
tionsrednern. Gelegentlich sollte man aber aufpassen,
dass die verwendeten Bilder zu der Person passen, die
diese Bilder verkörpern sollen. Ich hätte mir jedenfalls
etwas mehr Originalität in den Ausführungen der Oppo-
sitionsredner gewünscht.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Zurufe von der FDP: Oh! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das tut uns aber Leid, Herr Minister! Wie können wir das wieder gutmachen? – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Originalität zeigt der Haushaltsentwurf allerdings nicht! Höchste Verschuldung!)


Herr Westerwelle, eines Tages eine Haushaltsdebatte
zu erleben, in der die Linken staatliche Transfers auf den
Prüfstand stellen und diese im Hinblick auf ihre Effi-
zienz hinterfragen, anstatt ständig ein Plädoyer zu hal-
ten, dass diese Transfers erhöht werden müssen, oder
von der FDP zu hören, dass ein handlungsfähiger Staat
für die Leistungsbereitstellung mit den notwendigen
Ressourcen ausgestattet werden muss, wäre originell.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ebenfalls originell wäre es, von den Grünen ein unüber-
troffenes Plädoyer zur Entbürokratisierung zu hören.


(Zuruf der Abg. Anja Hajduk DIE GRÜNEN)


– Liebe Frau Hajduk, das habe ich lange Zeit hinter mir.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Früher hätte es mir passieren können – ich hoffe, dass
ich mich nicht vergaloppiere –, dass der Hund des Nach-
barn in meinem Garten einen fahren lässt und Sie die
Novellierung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes an-
gemahnt hätten. Es war jedenfalls nicht so weit davon
entfernt.


(Heiterkeit bei der SPD und der CDU/CSU – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Zu viel Lyrik, Herr Minister!)


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(C (D Ich komme nun zu den wichtigen finanzpolitischen insichten. Dass Sie, Frau Flach, ebenfalls den einen der anderen Popanz brauchten, tut mir Leid, weil ich ie eigentlich sehr schätze. Aber wie Sie beispielsweise arauf kommen, dass beim ALG II 4 Milliarden bis Milliarden Euro zusätzlich beschlossen worden sind, m anschließend zu fragen, wer vor wem einknickt, ist ir ein Rätsel. Das haben Sie doch nicht nötig. Sie soll en hier Vermutungen nicht als Tatsachen darstellen. Zu Ihrem Hinweis, dass der Subventionsabbau nicht echtzeitig beginnt: Sie wissen als Haushälterin doch anz genau, dass die verabschiedeten Maßnahmen ihre olle Wirksamkeit schon aus technischen Gründen erst ach einer gewissen Zeit entfalten können. Verleugnen ie Ihre eigene Urteilsfähigkeit an diesem Podium doch icht so sehr! Dass man bei der Unternehmensteuerreform nicht us der Hüfte schießen kann, wenn sie nicht verunglüken soll, ist eigentlich klar. Sie haben gesagt, diese Reorm müsse zum 1. Januar 2007 in Kraft treten. Aber das ürde bedeuten, dass sich dieses Hohe Haus spätestens n zwei, drei Monaten mit dieser sehr gewichtigen und omplexen Reform beschäftigen müsste. as kriegen Sie doch nicht hin; das wissen Sie doch. (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Sie kriegen es nicht hin!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Ulrike Flach [FDP]: Warum denn nicht?)


Sie haben die beiden Vorschläge doch noch nicht ein-
al gelesen. Wovon reden Sie denn eigentlich?


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


ie surfen auf der Welle – ganz wie Sie heißen –, aber
ie sind in der Materie gar nicht drin.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Beifall des Abg. Joachim Poß [SPD] – Zurufe von der FDP: Oh! – Es sollte schon Niveau haben!)


Ich versuche, das ein bisschen interessanter zu ma-
hen, damit Sie alle aufwachen.


(Heiterkeit bei der SPD und der CDU/CSU)


Wir haben eine ganze Reihe von finanzpolitischen Er-
enntnissen vermitteln können und ich hoffe, dass sich
as öffentlich mehr niederschlagen wird. Es ist mehr
enn je deutlich geworden, dass wir eine solide Haus-
altsführung brauchen, um Wachstum, Beschäftigung
nd Wohlstand in der Bundesrepublik Deutschland her-
ustellen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Jürgen Koppelin [FDP] – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die brauchen wir dringend! Die machen Sie nur nicht!)







(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
Umgekehrt sind die öffentlichen Haushalte – ich beziehe
die kommunalen Haushalte und die Länderhaushalte
gerne mit ein – nur zu konsolidieren im Zusammenhang
mit mehr Wachstum,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ja!)


einer größeren Wetterfestigkeit der sozialen Sicherungs-
systeme


(Otto Fricke [FDP]: Ja!)


und mit Verbesserungen auf dem Arbeitsmarkt. Das ist
eine wechselseitige Beziehung.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich halte daran fest – Frau Flach, es ist kein Dogma,
sondern es ist eine nüchterne Analyse –, dass das Haupt-
problem des Bundeshaushaltes Strukturprobleme sind,
insbesondere auf der Ausgabenseite. Ich stehe damit
nicht alleine. Da der Monatsbericht der Bundesbank
wohl unverdächtig ist – die Bundesregierung wird darin
kritisiert –, darf ich darauf hinweisen, dass es in seiner
Ausgabe März 2006 heißt – ich zitiere –: Die Analyse

zeigt, dass für den starken Defizitanstieg nach dem
Jahr 2000 zwar auch konjunkturelle Einflüsse eine
Rolle gespielt haben. Ausschlaggebend war aber
der Rückgang der strukturellen Einnahmenquote …


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Auch das ist für die Regierung eine neue Erkenntnis, die wir sehr unterstützen!)


Es wäre gut, wenn Sie das in Ihren Diskussionsbeiträgen
einmal berücksichtigen würden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Im Bundesbankbericht wird weiter ausgeführt:

Die strukturellen Einnahmen des Staates sanken in
Relation zum Trend-BIP seit dem Jahr 2000 um
rund vier Prozentpunkte.

Das macht weite Teile unseres Problems aus.

Ich will noch einmal ein Plädoyer für beides halten
– ich nenne es weiterhin die doppelte Tonlage, auch
wenn Sie mit dem Bild nichts anfangen können –: Auf
der einen Seite geht es darum, die Haushalte – nicht nur
den Bundeshaushalt – zu konsolidieren. Auf der anderen
Seite geht es darum, Impulse zu geben. Alleine das
Wachstums- und Beschäftigungsprogramm der Bun-
desregierung dürfte in einer hohen Dimension dazu bei-
tragen, die Entwicklung des Wachstums und der Be-
schäftigung in Deutschland zu unterstützen. Wir reden
nämlich nicht nur von den 25 Milliarden Euro, wir reden
auch von den 12 Milliarden Euro, die von anderen Ge-
bietskörperschaften hinzukommen, und wir reden über
Multiplikatoreffekte, die es in diesem Zusammenhang
insbesondere beim Mittelstand geben wird. Man denke
nur an die Handwerker, die stark begünstigt sein dürften
von den degressiven Abschreibungsmöglichkeiten, von
der Istbesteuerung bei der Umsatzsteuer und von der
Möglichkeit, dass nun auch Privathaushalte Hand-

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(C (D erkerdienstleistungen steuerlich absetzen können. Daselbe gilt für die zusätzlichen 6 Milliarden Euro für Forchung und Entwicklung. Sie werden selbstverständlich usätzliche gewerbliche Investitionen induzieren. Wir reden also über einen wirklichen Schub. Ich habe ie behauptet, dass das den Urknall auslöst, dass uns das prungartig nach vorne bringt. Aber die Unterschnittigeit, mit der andere, insbesondere die FDP, es darstellen, ann ich nicht teilen. Dass dies alles aus der Sicht der Linken zu wenig ist sie hätte gerne einen viel expansiveren Haushalt –, abe ich schon vor dieser Debatte gelernt. Der entscheiende Punkt ist: Wie das finanziert werden soll, beantorten Sie nie. Nie bekommen wir von Ihnen eine solide ussage dazu. ie Staatsversessenheit, die Fixierung auf staatliches andeln (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die haben eine Gelddruckmaschine!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


st bei Ihnen in einem Ausmaß ausgeprägt, das ich nur
it Mühe nachvollziehen kann.

Ich gebe zu, auch die FDP kommt – nicht nur in die-
er Haushaltsdebatte – bei einem anderen Punkt nicht
uf einen Nenner. Sie wollen dreierlei, was unvereinbar
st: Sie glauben, dass Haushaltskürzungen, Steuersen-
ungen und eine Abnahme der Nettokreditaufnahme
leichzeitig möglich sind.


(Beifall des Abg. Joachim Poß [SPD])


ie müssen den Menschen erklären, wie das funktionie-
en soll.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das Wachstum funktioniert sehr gut in ganz Europa!)


Es funktioniert nicht; es ist ein Grundirrtum.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


lles drei zusammen lässt sich nicht erreichen. Sie
treuen den Menschen Sand in die Augen, wenn Sie sa-
en, Sie könnten noch mehr sparen. Als ob sich das auf
ie Konjunktur überhaupt nicht auswirken würde, als ob
as irrelevant für das Wachstum wäre! Gleichzeitig ver-
prechen Sie weitere Steuersenkungen, massiv gesenkte
teuersätze, ohne dass die Verschuldung steigt. Nein, sie
oll auch noch sinken!


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Fahren Sie einmal nach Österreich!)


as ist das Dilemma, in dem Sie stecken, und da lasse
ch Sie auch nicht heraus.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich will auf einzelne Punkte eingehen. Ich habe mit
roßer Aufmerksamkeit beobachtet, wie häufig Sie, Herr
oppelin, von Verfassungsbruch gesprochen haben.






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
Das ist klar kalkuliert: Sie wollen es damit in die Über-
schriften der Zeitungen schaffen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Natürlich wissen Sie,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


dass dieser Haushalt keinen Verfassungsbruch darstellt.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Sicher tut er das!)


– Nein, tut er nicht. Wenn Sie aber der Meinung sind,
dann möchte ich gerne, dass ein Fragebogen von Ihnen
als Mitglied des Haushaltsausschusses ausgefüllt wird,
ob Sie den Art. 115 GG kennen. Diesen Fragebogen
könnten Sie nicht ausfüllen; denn dieser Art. 115 legt
fest, unter welchen Bedingungen die Regelgrenze der
Verschuldung durchaus überschritten werden kann. Ge-
nau dem folgen wir.

Mit Ihrem Beitrag wollten Sie also erkennbar Zei-
tungsüberschriften erreichen, nach dem Motto: Wir kle-
ben euch die Plakette des Verfassungsbruchs bzw. der
Verfassungswidrigkeit an. Dieser Haushalt ist nicht ver-
fassungswidrig. Er stellt keinen Verfassungsbruch dar.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lassen Sie uns mal in Karlsruhe treffen!)


Vielmehr nimmt er die Ausnahmemöglichkeiten des
Art. 115 in Anspruch, um eine Störung des gesamtwirt-
schaftlichen Gleichgewichts abzuwehren.

Im Übrigen, Herr Koppelin, ist das eine Operation,
die die FDP in den Landtagen von Nordrhein-Westfalen
und – wenn ich mich nicht täusche – in Niedersachsen
durchaus mitmacht. Was kritisieren Sie hier also? Sie
sind doch dabei.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Sie sind in den Ländern bei genau derselben Operation
vollständig dabei, wo Sie sich hier mit großer Chuzpe
hinstellen und uns sagen: Ihr begeht einen Verfassungs-
bruch, das ist verfassungswidrig. Das sind Fensterreden,
von denen ich die Hoffnung habe, dass sie eines Tages
von diesem Pult aus unterbleiben könnten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Herr Solms hat in seinem Beitrag gemeint, es müsste
doch zu schaffen sein, mal soeben 6 bis 7 Milliarden
Euro in 2006 einzusparen. Richtig ist der Hinweis, dass
wir ungefähr 15 bis 16 Milliarden Euro über der Regel-
grenze liegen. Ich will versuchen, Ihnen Beispiele zu ge-
ben, was es hieße, jetzt, im Jahre 2006, diese Regel-
grenze einzuhalten. Das würde zum Beispiel bedeuten,
dass man den Zuschuss an die Rentenkasse um ungefähr
diese 15 bis 16 Milliarden Euro kürzen müsste. Das liefe
auf eine Rentenkürzung von 7,5 Prozent hinaus; 7,5 Pro-
zent Rentenkürzung bei einem Anteil von 50 Prozent der
Rentnerinnen und Rentner in Deutschland, die allein auf
die gesetzliche Rentenversicherung angewiesen sind.

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(C (D enn Sie das wollen, dann möchte ich gerne, dass Sie as hier auch sagen. ann möchte ich, dass Sie den Rentnerinnen und Rentern der Bundesrepublik Deutschland sagen: Wir sind afür, dass 7,5 Prozent Rentenkürzung stattfindet. Oder aber Sie müssten zu einer Halbierung beim rbeitslosengeld II kommen. ie müssten sich hier hinstellen und sagen: Ja, die Leisungen an die ALG-II-Bezieher werden halbiert. Oder Sie müssten zum Beispiel sagen, dass die Streihung des Erziehungsgeldes, des Mutterschutzes, der geamten landwirtschaftlichen Sozialpolitik und des ohngeldes nicht einmal ausreicht – es wäre die älfte –, um die Regelgrenze der Verfassung wieder ein uhalten. All das sagen Sie nicht. Vielmehr weichen Sie leichtüßig immer auf das Thema Kohle aus. Ich sage Ihnen nd auch dem uns zuhörenden Publikum: Es ist undenkar, bei der Kohle einen einzigen Euro zusätzlich in dieem Jahr einzusparen. arum? Weil es eine rechtskräftige Landschaft von Beilligungsbescheiden gibt. Das weiß Herr Bonde offenar auch; er reitet auf diesem Gaul aber dennoch so ange weiter, bis der Gaul tot umfällt. Sie machen das einfach wider besseres Wissen. Sie issen genau, dass es rechtskräftige Bewilligungsbe cheide gibt. Das heißt, wenn wir die Subventionen bei er ohnehin vorgesehenen Degression kürzen würden, ann bräuchte es nur ein einziges Verwaltungsgericht, m diese Entscheidung zu verhindern. Sie wissen das enau, aber das spielt bei Ihnen keine Rolle. Herr esterwelle redet sogar von Milliarden, die hier in den ächsten Jahren eingespart werden könnten. Herr ampeter hat in der Sitzung am letzten Dienstag den ichtigen Buchtitel dazu zitiert. Bei Ihrer Rede, Herr Bonde, hatte ich übrigens den indruck, Sie wären in den vergangenen Jahren nie daei gewesen. (Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So schlimm war es noch nie!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Widerspruch bei der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


hre Hinweise zum Thema Generationengerechtigkeit
ill ich gar nicht in Abrede stellen; ich selber habe ja

uch so geredet. Aber ich habe mir gedacht: Wo waren
enn die Grünen, als es um die Nettokreditaufnahme von
8 Milliarden Euro im Jahre 2003 ging? Waren Sie alle
eg oder wo waren Sie?


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
Ich glaube, da gilt ein bisschen der Satz: Hochverrat ist
eine Frage des Datums. Könnte das sein?


(Heiterkeit bei der SPD und der CDU/CSU – Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


– Nein, ich bin so schön im Fluss, Frau Hajduk. Ich
komme noch zu Ihnen, will aber vorher noch eine andere
Bemerkung machen, die ich sehr ernst meine.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603011900

Herr Minister, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Hajduk?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1603012000

Nein, sie will mich doch nur aus dem Konzept brin-

gen.


(Zurufe von der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Oh! – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Feigling! Große Klappe, aber keine Fragen zulassen!)


Herr Lafontaine ist heute nicht da. Ich wäre Ihnen
dankbar, Herr Claus, wenn Sie einmal Herrn Lafontaine
– wenn Sie ihn sehen – die Frage stellen könnten, warum
es ihn so stark reitet, immer Oswald Spengler zu zitieren.
Wie kommt Herr Lafontaine dazu, Oswald Spengler
mehrfach in seinen Beiträgen zu zitieren, wo dieser
Oswald Spengler doch ideengeschichtlich ein Vorberei-
ter des Faschismus gewesen ist?


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


In einem seiner Bücher wird die eurasische Gefahr be-
schrieben. Haben Sie das gelesen? Entspricht das dem,
was Sie für richtig halten?

Im Übrigen erinnern mich seine Reden in der Tat zu-
nehmend an die Zeit, in der Oswald Spengler publiziert
hat, nämlich in den 20er- und 30er-Jahren des letzten
Jahrhunderts. Sie haben eine derart protektionistische
und nationalistische Sicht, auch bei der Betrachtung des
Finanzkapitals, dass ich Ihnen sagen muss: Wir sind im
21. Jahrhundert angekommen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich befürchte, dass wir in der nächsten Rede eines
Abgeordneten Ihrer Fraktion den Vorschlag hören, in der
Bundesrepublik Deutschland Kapitalverkehrskontrollen
einzuführen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das hätte Spengler auch gefordert!)


Man kann über Beteiligungskapital reden, so viel
man will. Man wird dabei auch sehr viele kritische Bei-
spiele finden. Es würde mir noch mehr Freude als bisher
bereiten, auf dem Stuhl des Finanzministers zu sitzen,
wenn in einer Ihrer Reden einmal darauf hingewiesen

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(C (D ürde, von welch zunehmend eminenter Bedeutung das eteiligungskapital für die Finanzierung deutscher Un ernehmen ist. Auf diesem Gebiet hat sich in den letzten ehn Jahren viel geändert, zum Beispiel eine immer stärere Abwendung von der Kreditfinanzierung, übrigens erbunden mit einer Zurückdrängung der alten Deutschand AG und einer wachsenden Bedeutung von privatem eteiligungskapital für die Finanzierung des Mittel tands. Aber von Ihnen kommt nichts dergleichen, gar ichts. Eigentlich ist alles, was ich diesbezüglich höre, iemlich borniert und engstirnig. Frau Hajduk, wenn Sie aufhören, zu telefonieren, getatte ich Ihnen, mir eine Zwischenfrage zu stellen. (Heiterkeit bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Frau Hajduk, Sie beklagen etwas, was ich im Ergeb-
is nicht viel anders sehe als Sie, nämlich die Tatsache,
ass die Neuverschuldung bei 38 Milliarden Euro liegt.
ch habe Ihnen im Haushaltsausschuss erklärt, warum
ie Neuverschuldung nicht – wie im abgelaufenen Jahr –
ei 31 Milliarden Euro liegt, sondern bei 38 Milliarden
uro. Das heißt, Sie wissen, warum es so ist. Sie wissen,
ass 3 Milliarden bis 4 Milliarden Euro einen Einmalef-
ekt darstellen, der geringer ist, als von Hans Eichel ur-
prünglich kalkuliert. Das geht auf die Verabredung der
roßen Koalition zurück. Sie wissen, dass 3 Milliarden,
Milliarden, bis zu 5 Milliarden Euro den ersten Schub

es Impulsprogramms ausmachen sollen. Das hat diese
oalition ganz gezielt auf den Weg gebracht.
Milliarden Euro stehen in Zusammenhang mit Mehr-

ufwendungen im Rahmen des Arbeitslosengelds II bzw.
artz IV. Ohne diese Effekte würde die Neuverschul-
ung nominal unter der Nettokreditneuaufnahme des
ahres 2005 liegen.


(Otto Fricke [FDP]: Aber diese Effekte sind da und gewollt!)


ie drei Gründe dafür, dass das nicht so ist, habe ich Ih-
en gerade noch einmal genannt.

Gegen Ende Ihrer Rede haben Sie Ausführungen ge-
acht, die ich im Prinzip ebenfalls nachvollziehen kann;

elegentlich trage ich dasselbe vor. Es geht um das Pro-
lem der vornehmlichen Belastung des Produktionsfak-
ors Arbeit mit Sozialversicherungsabgaben zur Finan-
ierung des sozialen Sicherungssystems. Sie haben
anach zu Recht gefragt. Wenn Sie das Thema Steuer-
inanzierung sukzessive aufgreifen, dann müssen Sie
ir, der Koalition, der Bundesregierung und der Öffent-

ichkeit irgendwann einmal sagen, welche Steuerart Sie
einen und um wie viele Prozentpunkte Sie die entspre-

hende Steuer erhöhen wollen. Die Beantwortung dieser
rage sind Sie in all Ihren bisherigen Beiträgen schuldig
eblieben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe da eine Idee!)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603012100

Gestatten Sie eine Zwischenfrage der Abgeordneten

Hajduk?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1603012200

Ich höre Frau Hajduk gerne zu.


Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603012300

Sehr geehrter Herr Finanzminister, es ist richtig, dass

Sie mir erklärt haben, wie die Nettokreditaufnahme in
Höhe von 38 Milliarden Euro in diesem Jahr zustande
kommt. Sie wissen, dass ich den Verabredungen der gro-
ßen Koalition nicht in allen Teilen folge. Deswegen ha-
ben wir da einfach eine Differenz, die es zwischen Re-
gierung und Opposition ruhig geben darf.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Frage!)


Sie haben uns Grüne gefragt, wo wir gewesen seien,
als wir im Jahr 2003 in diesem Haus eine sehr hohe Net-
tokreditaufnahme mitverantwortet haben. Herr Bonde
und auch ich haben hier gesessen und das Haushaltsge-
setz verabschiedet. Ist Ihnen bekannt, dass das Wachs-
tum im Jahr 2003 wesentlich schwächer war als das
Wachstum, das für dieses Jahr prognostiziert wird?

Teilen Sie meine Auffassung, dass es in nicht nur ar-
beitsmarktpolitisch, sondern auch wirtschaftspolitisch
schlechten Zeiten wichtig sein kann, eine höhere Neu-
verschuldung in Kauf zu nehmen, dass es dagegen in
Zeiten der wirtschaftlichen Erholung – darin befinden
wir uns in diesem Jahr unbestreitbar – besser ist, anders
vorzugehen und bei der Nettokreditaufnahme deswegen
zurückhaltender zu sein? Diesen Zusammenhang müs-
sen Sie als Finanzminister immer im Blick haben. Oder
irre ich da?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1603012400

Nein, da irren Sie nicht. Den Zusammenhang sehe

ich. Ich gebe Ihnen auch zu, dass das Wachstum im
Jahr 2003 ungünstiger gewesen ist als heute.


(Beifall des Abg. Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


– Jetzt kommt es, Herr Bonde: Die Situation auf dem Ar-
beitsmarkt ist in diesem Jahr schlechter als 2003. Das ist
einer der Gründe dafür, dass die Bundesregierung auf
der Einnahme- und auf der Ausgabenseite alles unterlas-
sen wird, was den sich aufhellenden Konjunkturhorizont
eintrüben könnte. Alle die von Ihnen vorgeschlagenen
Maßnahmen – die Linken wollen auf der Einnahmeseite
ansetzen und die Grünen wollen weitere Sparmaßnah-
men – würden dazu beitragen, dass dieses Wachstum ge-
ringer ausfällt.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Ulrike Flach [FDP]: Dann dürften wir gar keine Arbeitslosen haben!)


Das ist die Grundphilosophie, die ich für richtig halte
und die ich verteidige: Wir müssen die Schrittabfolge
entsprechend gestalten. Wir müssen 2006 wirklich alles
unterlassen, was den Rückenwind beeinträchtigen

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(C (D önnte, weil zuzugeben ist, dass die Mehrwertsteuereröhung Anfang des Jahres 2007 zur Sanierung der Hausalte einen konjunkturdämpfenden Effekt haben wird. Ich will auf einen Debattenbeitrag von den Linken zuückkommen – ich weiß nicht, ob er von Frau Kipping der von Frau Möller gewesen ist –, in dem der Vorchlag enthalten war – ich sage das nur, um Ihnen die roportionen deutlich zu machen –, den ALG-II-Regelatz von 200 – – (Roland Claus [DIE LINKE]: Wo kam denn der Versprecher her?)


Entschuldigung – von 345 Euro auf 420 Euro zu erhö-
en. Wissen Sie, was das kostet? Das kostet
,5 Milliarden Euro.


(Zuruf von der LINKEN: Wir haben einen Gegenfinanzierungsvorschlag gemacht!)


ie können Sie einen solchen Vorschlag in die Welt set-
en, ohne den Menschen gleichzeitig zu erklären, wie
as finanziert werden soll,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ja!)


hne dass man weiter in die Verschuldung geht?


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Nun zu Ihren beiden Vorschlägen. Ihre grandiosen
orschläge betreffen die Vermögensteuer und die Erb-
chaftsteuer. Ich habe mir einmal auflisten lassen, zu
elchen Mehrausgaben Ihre Vorschläge führen. Das ist
och zweistellig! Ich sage das, damit die Dimension klar
st. Über steuersystematische Schwierigkeiten, insbeson-
ere bei der Vermögensteuer – Stichwort: Betriebsver-
ögen –, will ich gar nicht reden.

Das Aufkommen der Erbschaftsteuer beträgt im Au-
enblick 4,1 Milliarden Euro. Was glauben Sie denn, um
ie viel das, rein theoretisch, zu steigern ist? Was glau-
en Sie denn, was man drauflegen kann, ohne dass es zu
usweichmanövern kommt, die natürlich eher dazu füh-

en, dass das Steuersubstrat aus Deutschland weggeht?

Was glauben Sie, was wir bei der Vermögensteuer an
innahmen gehabt haben? Im letzten Jahr vor ihrer Ab-
chaffung, 1996, war das nicht zweistellig. Es waren
,5 bis 4,6 Milliarden Euro. Was glauben Sie denn, was
an da tun kann, um Ausgabenblöcke von der Dimen-

ion zu finanzieren, die Sie ständig fordern? Das ist doch
ussichtslos. Für etwas mehr Seriosität in der Diskussion
äre ich sehr dankbar.

Ich komme zum Schluss, meine Damen und Herren;
ch muss mir aus Zeitgründen einiges sparen. Ich weiß,
ass wir gelegentlich, fast wöchentlich, von Zeitungs-
eldungen unter einen bestimmten Eindruck gesetzt
erden. Sie weisen für die Entwicklung in diesem Jahr

twas aus, das viele als Bezugspunkt nehmen, um zu sa-
en: Oh, das wird alles gar nicht so schlimm;


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die haben keine Ahnung!)







(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
wir haben eigentlich keine Probleme; wir könnten bei
der Mehrwertsteuer runter; alles Friede, Freude, Eierku-
chen. Ich möchte Sie alle einladen, diesen Meldungen
nicht zu folgen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Bis in die jüngste Zeit habe ich Zeitungsartikel gele-
sen, in denen nicht Vertreter von deutschen wirtschafts-
wissenschaftlichen Instituten, aber von Banken plötzlich
sagen: 2,5 Prozent Wachstum. Ich rate dazu, die Vor-
sicht, die wir in dieser Koalition verabredet haben, wei-
ter walten zu lassen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Lieber am Ende besser dastehen, als heute falsche Versprechungen machen!)


Es gibt zwei oder drei Professoren, die Mitglieder des
Steuerschätzerkreises sind, die am 25. März genau wis-
sen, wie die Mehreinnahmen in diesem Jahr sein werden,
obwohl dieser Steuerschätzerkreis erst, ich glaube, am
11. oder 12. Mai tagt. Im Übrigen: Wir haben dem Haus-
halt und der mittelfristigen Finanzplanung eine aktuelle
Steuerschätzung zugrunde gelegt. Darin sind bereits
4 Milliarden Euro Mehreinnahmen in diesem Jahr einge-
speist. Das heißt, selbst wenn das realistisch wäre, wäre
– das müssen Sie wissen – der Spielraum nicht da.

Dasselbe gilt mit Blick auf die Wachstumsentwick-
lung und die Folgerungen sowie mit Blick auf die Steu-
ermehreinnahmen für die Gebietskörperschaften.

Noch einmal: In der Lage, in der wir sind, gilt: Die
Kommunen als Investoren mit ihrer Bedeutung für Ge-
werbe und Handwerk sowie die Länder, von denen über
die Hälfte schon im Haushaltsaufstellungsverfahren die
Regelgrenze verletzen muss, brauchen diesen Schritt auf
der Einnahmeseite, so schwierig das ist.

Jede Alternative hat auch Auswirkungen auf die Kon-
junktur. Wenn man so sparen würde, wie Sie es für mög-
lich halten, geht das in die volkswirtschaftliche Gesamt-
rechnung genauso ein wie ein Entzug von Kaufkraft über
die Erhöhung der Mehrwertsteuer.


(Ulrike Flach [FDP]: Das hat ganz andere Auswirkungen!)


– Aber entschuldigen Sie! Das ist zweites Semester, Frau
Flach.


(Otto Fricke [FDP]: Das hat ganz andere Auswirkungen!)


Es wäre doch gut, wenn Herr Kubicki einmal hier wäre.
Der würde das wenigstens verstehen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Uns ist Frau Flach lieber, will ich in aller Klarheit sagen!)


Ich habe etwas überzogen; der Präsident mahnt mich.
Deshalb erspare ich mir eine Schlussapotheose. Ich bin
für die konstruktive Unterstützung, die ich von den bei-
den Koalitionsfraktionen erhalten habe, sehr dankbar.

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(C (D Herzlichen Dank. (Anhaltender Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603012500

Ich erteile das Wort Kollegen Otto Fricke, FDP-Frak-

ion.


(Beifall bei der FDP)



Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1603012600

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

en! Herr Minister Steinbrück, Sie haben am Anfang Ih-
er Rede etwas über Stil gesagt. Zum Stil gehört auch,
ass man, wenn man relativ zum Schluss redet und nur
och eine Oppositionsfraktion antwortet, nicht in dieser
rt und Weise auf die beiden anderen Oppositionsfrak-

ionen draufhaut, die nicht die Möglichkeit haben, darauf
u reagieren.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Auch dieses Oberlehrerhafte „zweites Semester, Frau
lach“ ist nichts, was man mit einem Bundestagsabge-
rdneten machen sollte, der hier versucht, ordentliche
rbeit zu leisten.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU und der SPD: Oh! – Joachim Poß [SPD]: Was müssen wir uns denn von Herrn Westerwelle anhören! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Unglaublich!)


Ja, so ist die große Koalition: gottgegeben. Aber jetzt
ollen wir doch wieder herunterkommen, liebe Kolle-
innen und Kollegen; jetzt hört die große Koalition ein-
ach einmal zu.

Angesichts einer solchen Koalition ist es das Beste,
an holt sich erst einmal Hilfe von oben. Ich zitiere ein-
al aus den Apokryphen, – in der Bibel im Buch Jesus
irach –, also aus dem Buch der Bücher

Sei kein Prasser und gewöhne dich nicht ans
Schlemmen, damit du nicht zum Bettler wirst, der
andre auf Borgen bewirtet, weil er selber kein Geld
mehr im Beutel hat.

Diesen Satz sollte sich jeder Haushälter, aber auch je-
er Abgeordnete hinter – Entschuldigung – die besagten
öffel schreiben. Denn wenn wir uns zukünftig nicht da-

an halten, machen wir den Fehler, den auch alle vor uns
mmer schon gemacht haben, nämlich auf Kosten zu-
ünftiger Generationen zu leben.

Herr Minister, Sie haben gesagt, das, was die FDP
orschlage, gehe alles nicht, sei unzulässig, würge ab,
ei sozial kalt.


(Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Das passt nicht zusammen!)







(A) )



(B) )


Otto Fricke
Ich will Ihnen ganz ehrlich sagen: Von den Vorschlägen,
die wir bisher gemacht haben, betrifft keiner die Sozial-
leistungen. Es sind vernünftige Vorschläge.

Beim letzten Mal – deshalb habe ich dieses wunder-
schöne „Liberale Sparbuch“ mitgebracht, von dem ich
weiß, dass viele es nicht mehr sehen können, weil sie
sich darüber ärgern – hieß es: 450 Anträge von der FDP,
alles Blödsinn, alles nichts wert, machen wir nicht. Aber
was stellt man fest, wenn man sich die Istzahlen des be-
sagten Jahres, aus dem unsere Zahlen stammen, an-
schaut? Sie haben die Ansätze in über 40 unserer An-
träge sogar noch unterschritten. Da haben wir wohl noch
mehr Luft gehabt.

Hier will ich eines klar in Richtung große Koalition
sagen: Die Behauptung, das ist alles nichts wert, wenn
eine Opposition sich die Mühe macht, Kürzungsvor-
schläge zu unterbreiten, wird stets durch die Realität des
Haushaltes und der Istzahlen widerlegt.


(Beifall bei der FDP)


Warum machen wir den Vorschlag, weiter zu kürzen,
Herr Steinbrück? Wir haben Verträge geschlossen, pacta
sunt servanda. Wir haben nicht nur mit den Bürgern auf
europäischer Ebene Verträge geschlossen, Kollege
Kampeter, sondern auch mit den Ländern. Wir haben uns
verpflichtet, die 3-Prozent-Grenze einzuhalten, und
zwar nicht so langsam wie möglich, sondern so schnell
wie möglich.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Wenn wir, Herr Steinbrück, nicht, wie im letzten Jahr un-
ter Hans Eichel, bei 3,3 Prozent sind, sondern, wie Sie
selber aufgrund der aktuellen Zahlen genau wissen – Sie
wissen ja, was bei der Gewerbesteuer und ansonsten
noch dazugekommen ist –, in Richtung 3,1 Prozent ge-
hen


(Peer Steinbrück, Bundesminister: Nein!)


– mag ja sein, aber es wird weniger; es werden keine
3,3 Prozent sein –, dann können Sie hier keinen Haushalt
vorlegen, bei dem mehr Geld ausgegeben wird und bei
dem die Neuverschuldung noch über die des Vorjahres
steigt.


(Beifall bei der FDP)


Zur Frage Verfassungsbruch ja oder nein. Lassen
wir das mal ein bisschen außen vor. In der Verfassung
steht eine Regel: Sie dürfen nicht mehr Schulden ma-
chen, als Sie investieren.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Es sei denn!)


Diese Regel brechen Sie; darüber sind wir uns einig.
Dann sagt die Verfassung: Ausnahmsweise – nicht fünf,
sechs, sieben Jahre hintereinander –


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir sind erst 130 Tage an der Regierung, Herr Kollege!)


darf der Staat diese Regel brechen, wenn ein Ungleich-
gewicht besteht.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das steht dort nicht! Da steht: zur Vermeidung desselben!)


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(C (D ber man kann sie nicht aufgrund eines Ungleichgeichts brechen und dann noch mehr Geld auf die falsche eite legen. Das aber machen Sie mit diesem Haushalt. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dann haben Sie – das haben alle Redner sehr gerne
etan – die Bundesbank zitiert, auch eben wieder. In ih-
en Berichten steht viel Richtiges. Von dem, was der
undesbankpräsident uns immer wieder ins Haushalts-
uch schreibt, können wir alle viel lernen. Nur eines ha-
en Sie verschwiegen: Er sagt, dass wir Einnahmepro-
leme haben – aber nicht bei den Steuern; dort bedarf es
ur kleiner Korrekturen –, weil wir zu wenige Jobs ha-
en und daher zu wenig in die Sozialsysteme eingezahlt
ird. Da können Sie ruhig den Kopf schütteln. So hat es
er Bundesbankpräsident gesagt. Sie erhöhen die Steu-
rn, obwohl der Fehler in den Sozialsystemen liegt. Das
st genau dem entgegengesetzt, zu dem uns die Bundes-
ank in ihren Empfehlungen rät.


(Beifall bei der FDP)


Die Ursache für unsere Probleme sind die fehlenden
obs. Ich spreche keinem Politiker ab, dass sein erstes
iel ist, die Menschen in geregelte Arbeit zu bringen.
er etwas anderes behauptet, der macht einen Fehler in

er Auseinandersetzung. Wir streiten über die besten
deen. Ich bin sicher, Herr Minister, wir werden nachher
och ein kleines Tête-à-tête haben.


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Du suchst nur einen, der das Mittagessen bezahlt!)


Ich will noch auf einen weiteren Punkt im Zusam-
enhang mit dem Haushalt eingehen. Die eine Seite

agt, dies sei eine Wende in der Finanzpolitik. Die an-
ere Seite sagt, dies sei Kontinuität in der Finanzpolitik.
ie Kolleginnen und Kollegen in der Mitte des Hauses

agen, es sei keine Kontinuität, aber auch keine Wende
n der Finanzpolitik.

Das Problem mit diesem Haushalt ist, dass die rot-
chwarze Koalition – statt einer rot-grünen haben wir
ine rot-schwarze; Schwarz ist ja bekanntlich ziemlich
ahe an Grün im Farbspektrum – nicht bereit ist, sich
on Dingen zu trennen, an die man sich über Jahre ge-
öhnt hat.


(Beifall bei der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Grünen haben sich schon von etwas getrennt!)


ch habe nicht einen Posten gefunden, bei dem Sie ge-
agt haben, dass wir diese und jene Behörde nicht brau-
hen und dass wir dieses und jenes Institut schließen
önnen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Haben Sie konkrete Vorschläge, Herr Fricke?)


ch gebe Ihnen ein konkretes Beispiel. Die Bundeskanz-
erin hat gesagt, wir stünden im globalen Wettbewerb.
as stimmt. Dann hat sie weiter gesagt: mit China, mit

ndien, mit Brasilien, mit Mexiko und mit Südafrika.
ber all diesen Ländern, mit denen wir im globalen






(A) )



(B) )


Otto Fricke
Wettbewerb stehen, geben wir immer noch Entwick-
lungshilfe, obwohl beispielsweise ein Land wie Mexiko
im letzten Jahr allein durch die Ölpreissteigerung
1 Milliarde Euro mehr verdient hat. Stoppen wir diese
Hilfe? Nein! Dies ist die Kontinuität der großen Koali-
tion: Schwarz macht bei Rot in dieselbe Richtung mit.


(Beifall bei der FDP)


Ich gebe Ihnen ein anderes Beispiel. Auf der Insel
Vilm gibt es eine Fortbildungseinrichtung mit eigener
Fähre und zwei Fährschiffern. Aber davon kann man
sich nicht trennen. Wir brauchen sie, weil wir in
Deutschland anscheinend zu wenige Orte haben, an de-
nen wir diskutieren und tagen können. Wenn man die
Frage aufwirft, ob sich der Staat nicht von solchen Din-
gen trennen sollte, dann kommt die Antwort, das gehe
auf keinen Fall, weil man dies irgendwann vor vielen
Jahren einmal so beschlossen habe.

Wir geben 250 000 Euro Steuergelder für die Bera-
tung von Leuten aus, die aus Deutschland wegziehen
wollen, obwohl wir ihre Arbeitskraft hier gut gebrau-
chen können; wir helfen ihnen mit Steuergeldern auch
noch, aus Deutschland wegzugehen. Im Haushalt ste-
cken also sehr viele Widersprüche. Aber die rot-
schwarze Koalition kann sich nicht von solchen Positio-
nen im Haushalt trennen.


(Beifall bei der FDP)


Ein Betrag von 25 Milliarden Euro verteilt über vier
Jahre ist gemessen an 2,3 Billionen Euro Bruttoinlands-
produkt sehr wenig. Zwischen diesen beiden Zahlen be-
steht ein gewaltiger Unterschied. Noch schlimmer ist: Es
wurde gesagt, es würden Subventionen abgebaut. Diese
25 Milliarden Euro sind aber doch nichts anderes als
neue Subventionen, obwohl sie vielleicht in die richtige
Richtung gehen. Günstige Kredite sind Subventionen.
Auf der einen Seite wird die Subvention Eigenheimzu-
lage gestrichen – das ist richtig; wir haben da zuge-
stimmt –, aber auf der anderen Seite gibt es für die, die
bereits Häuser haben, weitere Subventionen in Form
zinsverbilligter Kredite. Das halte ich schlicht und ein-
fach gesagt für Mumpitz.


(Beifall bei der FDP)


Zu den Haushaltsrisiken ist schon einiges gesagt wor-
den. Ich bin sehr gespannt auf die vielen Vorschläge, mit
denen angeblich die globale Minderausgabe aufgelöst
werden soll.

Wir arbeiten gut im Haushaltsausschuss zusammen.
Die Mitglieder haben mich, obwohl ich noch ein junger
Vorsitzender bin, gut aufgenommen. Dieser Ausschuss
wird reichlich Arbeit haben, weil auch noch die Bera-
tung des Haushaltsbegleitgesetzes ansteht. Ich warne die
große Koalition ausdrücklich davor, beim Haushaltsbe-
gleitgesetz das Spielchen zu machen, kurz vor Tores-
schluss noch irgendwelche kleinen Schweinereien he-
reinzubringen, die wir im Husch-Husch-Verfahren be-
schließen und die uns nachher auf die Füße fallen.

Da Sie, Herr Steinbrück, sagen, dass wir im Sozial-
bereich kürzen wollen, muss ich Sie fragen: Haben die
Koalition und die Bundesregierung bei den Sozialleis-

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(C (D ungen bis jetzt keine Kürzungen vorgenommen? Würen Sie hier sagen: „Wir führen auch zukünftig bei Soialleistungen keine Kürzungen durch“? Nein, das ürden Sie nicht tun; denn Sie haben es bereits getan. Die Eigenheimzulage war – es ist richtig, dass sie abeschafft worden ist – (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Gerade haben Sie dies noch kritisiert!)


ine soziale Leistung für diejenigen, die sich, an der
nappen Kante lebend, ansonsten kein Haus hätten leis-
en können. Das war die Kürzung einer Sozialleistung.

Die Rente ab 67 ist die Kürzung einer Sozialleistung
ür meine Generation.


(Beifall bei der FDP)


as ist vom Grundsatz her in Ordnung; aber was bei der
8er-Regelung und in anderen Bereichen geschieht, ist
icht in Ordnung. Dies ist eine Kürzung von Sozialleis-
ungen. Natürlich gilt dies erst für die Zukunft. Dies tut
icht so weh und dies merkt der aktuelle Wähler nicht so
ehr.

Dann zu den Sonn- und Feiertagszuschlägen. Ich erin-
ere auch da an die Werbung der SPD im Wahlkampf; es
ing ja nicht nur um die Mehrwertsteuer. Da haben Sie
esagt: Auf gar keinen Fall gehen wir an die Steuerfrei-
eit heran. Ich frage mich immer: Hat es nach der Wahl
eue Krankenschwestern gegeben, die nach Ansicht der
PD auf einmal keine Steuerfreiheit mehr brauchen? Ich
in sehr gespannt, wie das begründet wird.


(Beifall bei der FDP – Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Hier geht es doch um ganz andere Relationen!)


Haushalt ist harte Arbeit, manchmal auch sehr viel
lein-Klein; aber es lohnt sich, dieses Klein-Klein stetig

u betreiben. Denn es geht um unsere Zukunft, um die
nserer Kinder und für viele auch schon um die ihrer En-
el. Die Mitglieder des Haushaltsausschusses haben
7 Kinder und weit über 20 Enkel. Da liegt unsere Ver-
ntwortung.

Ich kann nur jedem raten: Denken Sie nicht daran,
as in einem, in zwei oder drei Jahren ist, sondern da-

an, wie Sie in 30 Jahren oder – sagen wir – mit 70 da-
tehen, wenn Sie Ihren Kindern erklären müssen, warum
ieser Staat, für den es sich lohnt, zu arbeiten, in dem
as Leben viel Spaß macht und der viel Freiheit bietet,
en Bach heruntergeht! Verhindern Sie das, Herr Minis-
er, und seien Sie der Bannerträger!


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603012700

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung des Haushaltsge-
etzes 2006 und des Finanzplans des Bundes 2005 bis
009 auf den Drucksachen 16/750 und 16/751 an den
aushaltsausschuss vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-






(A) )



(B) )


Vizepräsident Wolfgang Thierse
verstanden? – Das ist der Fall. Dann sind die Überwei-
sungen so beschlossen.

Ich rufe nun den Tagesordnungspunkt 2 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Jens
Ackermann, Dr. Karl Addicks, Christian Ahrendt
und weiterer Abgeordneter

Einsetzung eines Untersuchungsausschusses

–Drucksache 16/990 –
Überweisung:
Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und
Geschäftsordnung

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen
Jörg van Essen, FDP-Fraktion, das Wort.


(Beifall bei der FDP)



Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1603012800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

diskutieren jetzt über ein Thema, das die Republik meh-
rere Wochen lang – zu Recht, wie ich finde – beschäftigt
hat. Wir alle wissen, dass der Kampf gegen den interna-
tionalen Terrorismus für uns alle wichtig ist – und dies
vor allen Dingen in einem Jahr, in dem in Deutschland
die Fußballweltmeisterschaft stattfindet. Deshalb muss
über diesen Kampf im Deutschen Bundestag geredet
werden. Aber wir haben anhand der Umstände, die wir
im Auftrag des Untersuchungsausschusses niedergelegt
haben, auch gesehen, dass darüber gesprochen werden
muss, wo die rechtsstaatlichen Grenzen dieses Kampfes
liegen.


(Beifall bei der FDP)


Das ist für uns als FDP-Bundestagsfraktion ein ganz
wichtiger Punkt.

Ich will das anhand einiger Untersuchungsgegen-
stände deutlich machen. Das sind zum einen die CIA-
Flüge und die Umstände, die mit der Verschleppung des
deutschen Staatsangehörigen el-Masri verbunden sind.
Jeder kann sich vorstellen, welche Aufregung in anderen
Ländern, unter anderem auch in den Vereinigten Staaten,
entstanden wäre, wenn beispielsweise ein amerikani-
scher Staatsbürger von einem fremden Staat entführt
worden wäre.


(Beifall bei der FDP)


Deshalb ist es notwendig und sachgerecht, dass wir uns
damit beschäftigen.

Grenzen müssen zum anderen auch aufgezeigt wer-
den, wenn wir hören, dass Angehörige unserer Strafver-
folgungsorgane – es gehört zu den festen Säulen unserer
Demokratie, dass wir streng auf Rechtsstaatlichkeit
achten – in Syrien Menschen vernommen haben, wie
beispielsweise den Deutsch-Syrer Zammar,


(Joachim Stünker [SPD]: Und wer war das?)


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(C (D er davon gesprochen hat, dass es bei den Vernehmunen Folter gegeben habe. Es kann nicht sein, dass durch ie Anwesenheit deutscher Ermittler, beispielsweise uch in Guantanamo, bei denen, die solche Einrichtunen betreiben, der Eindruck entsteht, dass wir davon lammheimlich profitieren wollen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


inen solchen Eindruck darf ein Rechtsstaat nicht erwe-
ken.

Nun zu einem letzten Punkt, der selbstverständlich
uch Gegenstand des Untersuchungsausschusses sein
uss. Sie merken deutlich, dass dieses Thema für die
DP nicht im Zentrum steht. Wir wissen nämlich, wie
ichtig gute Nachrichtendienste für unser Land sind.
nser Ziel ist nicht, die Nachrichtendienste in die Ecke

u stellen. Unser Ziel in einem Untersuchungsausschuss
st es, unsere Nachrichtendienste zu stärken.


(Beifall bei der FDP)


achrichtendienste arbeiten häufig in einer Grauzone.
s ist nicht immer appetitlich, was die Mitarbeiter des
undesnachrichtendienstes tun müssen; aber sie tun es

ür unser Land. Aufsicht und Kontrolle sind in diesem
usammenhang von zentraler Bedeutung,


(Beifall bei der FDP)


nd zwar durch die Dienstvorgesetzten, aber in gleicher
eise auch durch die Politik.

Ich möchte einem Eindruck schon zu Beginn der Dis-
ussion widersprechen. Wir kritisieren nicht, dass BND-
itarbeiter in Bagdad waren.


(Joachim Stünker [SPD]: Wer aber dann?)


ie haben sich freiwillig dafür gemeldet. Ich will des-
alb ausdrücklich meinen Respekt gegenüber den beiden
itarbeitern des Bundesnachrichtendienstes ausspre-

hen, die diese gefährliche Mission auf sich genommen
aben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


ber uns interessiert die politische Verantwortung für
ie Dinge, die sie gemeldet haben. Es kann doch nicht
tehen bleiben, dass ein Bundeskanzler und ein Bundes-
ußenminister mit der Aussage „Wir beteiligen uns nicht
m Irakkrieg“ in den Wahlkampf gegangen sind, wenn
ir jetzt lernen, dass die Zusammenarbeit zwischen den
eutschen – und zwar mit politischer Billigung – und
en Amerikanern in diesem Krieg möglicherweise viel
nger war, als nach außen hin der Eindruck erweckt wor-
en ist.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo leben Sie denn?)


Es ist auffällig, dass die Grünen in ihrem Vorschlag
ines Untersuchungsauftrags diese Frage nicht geklärt
ehen wollten.






(A) )



(B) )


Jörg van Essen

(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist die Unwahrheit, Herr Kollege! – Weitere Zurufe vom BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


– Herr Beck, regen Sie sich bitte ab! Es ist doch eine
Schutzbehauptung, wenn Sie sagen, dazu sei schon alles
bekannt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Die Kollegen des Parlamentarischen Kontrollgremiums
waren doch dabei; wir sind alle Fragen mit ihnen durch-
gegangen.


(Joachim Stünker [SPD]: Mit wem denn?)


In diesem Untersuchungsauftrag sind keine geklärten
Fragen enthalten, es handelt sich nur um ungeklärte Fra-
gen.


(Joachim Stünker [SPD]: Das stimmt doch überhaupt nicht! Das ist einfach falsch!)


Wir haben Ihren Geheimhaltungsanspruch in all den De-
batten, die wir intern geführt haben, übrigens nie ver-
letzt, lieber Herr Stünker.

Wir müssen aber auch nach den Konsequenzen fra-
gen. Ich habe es vorhin schon deutlich gemacht: Nach-
richtendienste, die vor Fehlern gefeit sind, können ihre
Arbeit am besten tun, weil sie dann nicht in die öffentli-
che Diskussion geraten. Deshalb ist für uns die Verbes-
serung der Kontrolle ein weiteres wichtiges Ziel. Es hat
sich zum Beispiel gezeigt, dass es nicht hinnehmbar ist,
dass die Fraktionsvorsitzenden, aber auch das PKGr
nicht über den Einsatz der beiden BND-Mitarbeiter im
Irak informiert worden sind. Das muss sich ändern.


(Beifall bei der FDP)


Die Kontrolle muss verbessert werden; das sagen uns
übrigens auch Geheimdienstpraktiker.

Wir werden dieses Thema konstruktiv angehen. Wir
stärken damit unsere Nachrichtendienste und wir stärken
die Sicherheit unseres Landes. Das muss unser Anspruch
sein.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603012900

Nun hat das Wort Kollege Bernhard Kaster, CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Bernhard Kaster (CDU):
Rede ID: ID1603013000

Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen

und Kollegen! Es ist das Recht des Parlamentes, es ist
Ihr Recht als Opposition, von der Möglichkeit unserer
Verfassung Gebrauch zu machen, einen Untersuchungs-
ausschuss einzusetzen, wenn Sie hierzu die Notwendig-
keit sehen. Wir sehen diese Notwendigkeit nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


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(C (D ir halten diese Entscheidung aus vielerlei Gründen, auf ie ich noch zu sprechen komme, schlichtweg für falsch. s ist der falsche Weg zur falschen Zeit. Aber lassen Sie mich, damit kein Missverständnis ufkommt, vorweg sagen: Wir werden Ihre Entscheiung respektieren und uns in aller Sachlichkeit und mit ller Ernsthaftigkeit in diesen Ausschuss einbringen. ir werden in diesem Untersuchungsausschuss zu den ier Themen, die Sie in diesem Antrag formuliert haben, ktiv mitarbeiten. Ein Untersuchungsausschuss darf aber kein Selbstweck sein. Ein Untersuchungsausschuss ist nach unseer Verfassung das gewichtigste Instrument parlamentaischer Kontrolle und Information. Herr Kollege van ssen, Sie benutzen oft das Wort vom „schärfsten chwert“, welches hier benutzt werde. Das ist ein Instruent, das eingesetzt werden soll, wenn wichtige Fragen es Parlaments unbeantwortet geblieben sind oder mit eiteren Antworten nicht zu rechnen ist. Zu den Themen, die im Untersuchungsausschuss beandelt werden sollen, haben in der Vergangenheit zahleiche stundenlange Sitzungen und Sondersitzungen des arlamentarischen Kontrollgremiums stattgefunden. em Parlamentarischen Kontrollgremium wurde ein 24 Seiten umfassender Bericht vorgelegt. Wir alle, das eißt 614 Mitglieder des Deutschen Bundestages, haben inen 140-seitigen vertraulichen Bericht der Bundesreierung bekommen. Dieser Bericht enthielt ebenfalls deaillierte Informationen zu Vorgängen im Irakkrieg und ur Bekämpfung des internationalen Terrorismus. Herr Kollege Beck, Sie sprachen heute Morgen, mit echt, von einer „Aufklärungsoffensive“. Sie sprachen avon, 90 Prozent seien aufgeklärt und Ihr Antrag beiehe sich auf die übrigen 10 Prozent. (Beifall des Abg. Joachim Stünker [SPD] – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn Sie das vollständig gemacht hätten, dann könnten wir uns das sparen!)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


azu kann ich nur sagen: Auch die sind im üblichen
erfahren, wenn Sie denn noch Fragen haben, ebenfalls
ufzuklären.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Der Kollege Nešković hat im März in einem Inter-
iew gesagt:

Die Bundesregierung hat einen Bericht über kon-
krete Operationen vorgelegt. Noch nie wussten wir
so viel über die Arbeit des BND.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Das hat er schon alles wieder vergessen!)


An dieser Stelle sei mir die Frage erlaubt, in welchem
and man vergleichbare Berichte, Berichte mit den De-

ails, die hier geliefert wurden, erwarten kann.






(A) )



(B) )


Bernhard Kaster

(Beifall des Abg. Joachim Stünker [SPD] – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: In Amerika! – Gegenruf des Abg. Joachim Stünker [SPD]: Ja, da warten Sie mal drauf! Fahren Sie mal hin!)


Die Möglichkeiten des Parlamentarischen Kontroll-
gremiums und die Möglichkeiten öffentlicher oder ge-
heimer Sitzungen des Innen-, des Auswärtigen oder des
Verteidigungsausschusses haben Sie nicht ausgeschöpft.
Umso mehr und umso kritischer muss die Frage nach der
politischen Botschaft und den politischen Zielen, die
diesem Untersuchungsausschuss zugrunde liegen, ge-
stellt werden. Dies gilt insbesondere, wenn man sich die
angeführten Begründungen vor Augen führt. Man muss
wissen, wir sprechen über einen und nicht über drei Un-
tersuchungsausschüsse.

Es ist außerordentlich bemerkenswert, welche Bünd-
nisse eingegangen werden. Ich meine nicht die formalen
Bündnisse; formal muss das bei der derzeitigen Konstel-
lation so sein. Ich meine inhaltliche Bündnisse. Welche
politischen Botschaften und welche politischen Ziele
verfolgt man gemeinsam?


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Wen meinen Sie jetzt?)


Herr Westerwelle, die FDP sucht laut zahlreicher
Presseverlautbarungen – auch eben klang das an – die
Abrechnung mit der rot-grünen Bundesregierung und
stellt die Glaubwürdigkeitsfrage; Stichwort: Vergangen-
heitsbewältigung. Sie gibt aber auch ein staatstragendes
Bekenntnis zu den Nachrichtendiensten ab. Das ist in
Ordnung.

Sie tun dies aber im Bündnis mit der Linken, die die
Geheimdienste – das ist mehreren Pressemitteilungen zu
entnehmen – als Gefahr für die Demokratie verun-
glimpft.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Wer gestern die Debatte zum Einzelplan des Innenminis-
teriums verfolgt hat, wer gehört hat, was seitens der Lin-
ken, insbesondere von Frau Jelpke, gesagt worden ist,
hat gesehen, welches Staatsverständnis dem zugrunde
liegt. Ich gebe das einmal wieder:

… Haushaltsentwurf des Innenministeriums: 70 Pro-
zent der Gelder sind für Maßnahmen im Bereich
der Sicherheit.

Darüber empören sie sich.

Das bedeutet eindeutig eine weitere Stärkung des
Repressionsapparates. … Das Beste wäre im Übri-
gen eh, die Behörde aufzulösen …

Sie spricht von „Geisterjägern vom Verfassungsschutz“.


(Zurufe von der CDU/CSU: Peinlich!)


Das ist doch entlarvend. Es ist deutlich, was damit ver-
folgt werden soll.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


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(C (D Kollege Kaster, gestatten Sie eine Zwischenfrage des ollegen Westerwelle? Nein, ich gestatte keine Zwischenfrage. Alle Fragen erden im Untersuchungsausschuss gestellt. (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Große Furcht vor meiner Zwischenfrage!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603013100
Bernhard Kaster (CDU):
Rede ID: ID1603013200

Lassen Sie mich an dieser Stelle, gerade angesichts
er Äußerungen zu unseren Nachrichtendiensten, die ich
itiert habe, ein herzliches Wort des Dankes an all die
itarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Nachrichten-

ienste richten, die in einer schwierigen Zeit schwierige
ufgaben für die Sicherheit unseres Landes und unserer
evölkerung erledigen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Da ist die Fraktion der Grünen, die das Ansehen grü-
er Außenpolitik in Gefahr sieht und deshalb den Unter-
uchungsausschuss – das haben wir heute Morgen in der
eschäftsordnungsdebatte gehört – bereits bei der Ein-

etzung mit grundsätzlichen Debatten über die Kontrolle
er Nachrichtendienste und mit Themen wie Folter und
enschenrechte beschäftigen will. Das sind natürlich
blenkungsmanöver, weil Ihnen der Untersuchungsauf-

rag – oder Teile davon – eigentlich unangenehm ist.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was soll uns daran unangenehm sein? Wir haben nicht die Wahrheit zu scheuen! Keine Sorge! – Zuruf von der CDU/ CSU: Wo ist der Joseph?)


er öffentliche Druck war einfach zu groß. Sie konnten
icht mehr Nein sagen.

Bei Fragen rund um die Geheimdienste geht es auch
mmer um Fragen der nationalen Sicherheit. Es war im-
er Konsens, die Themen und Gegenstände im Parla-
entarischen Kontrollgremium aus berechtigten staats-

olitischen Gründen nicht öffentlich zu behandeln.
enn Sie dennoch das Bedürfnis haben, die Kontrollme-

hanismen, die rechtlichen Rahmenbedingungen und vor
llem das Verhältnis zwischen Parlament, Bundesregie-
ung und Nachrichtendiensten neu auszurichten, können
ir jederzeit hier im Parlament darüber diskutieren, es

bwägen und entscheiden. Dazu brauchen wir keinen
ntersuchungsausschuss.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Unsere Demokratie muss immer eine wehrhafte De-
okratie sein. Hierzu bedarf es leider mehr denn je er-

olgreich arbeitender Nachrichtendienste. In unserer
echtsordnung sind dies politisch kontrollierte Nach-

ichtendienste. Die Anforderungen an unsere Nachrich-
endienste sind durch den internationalen Terrorismus
nd seine weltweiten Verflechtungen so hoch und diese
ienste sind sicherheitspolitisch so wichtig wie noch






(A) )



(B) )


Bernhard Kaster
nie. Mit diesem Untersuchungsausschuss stellen Sie un-
sere Nachrichtendienste in den Mittelpunkt des Interes-
ses. Bei den Fragestellungen geht es auch um Details des
operativen Geschäfts. Das ist in dem Antrag enthalten.
Dazu sage ich, dass bei allem Verständnis für parteipoli-
tische Profilierung, gewünschte und kalkulierte Skanda-
lisierung und erhoffte öffentliche Aufmerksamkeit eines
bedacht werden und oberstes Gebot sein muss: Die
Funktionsfähigkeit und auch die Kooperationsfähigkeit
der Nachrichtendienste muss gewährleistet sein.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Sie können sicher sein, dass wir darauf achten werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Ich will in diesem Zusammenhang eine Frage an die
Oppositionsfraktionen stellen, nur so zum Nachdenken:


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Auch ich wollte Ihnen eine Frage stellen! Ich darf ja nicht!)


Glauben Sie, dass unsere und Ihre Kollegen in den Parla-
menten in Madrid und in London mit diesem Thema ge-
nauso umgehen würden?


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


Wir werden uns in diesen Ausschuss einbringen. Wir
werden zuvor im Geschäftsordnungsausschuss eine
wichtige verfassungsrechtliche Frage klären; das ist auch
in Ihrem Interesse. Es geht um die Abgrenzung zwischen
Art. 44 und 45 a des Grundgesetzes. Diese ist wichtig;
wir müssen das Instrument ernst nehmen. Das ist in un-
ser aller Interesse. Danach wird der Ausschuss seine Ar-
beit aufnehmen können.

Mühevoll, qualvoll und auch langwierig war das Zu-
standekommen des heutigen Antrages. Wir hoffen, dass
das kein Vorzeichen für diesen Ausschuss ist. Wir wol-
len keinen mühevollen, qualvollen und langwierigen
Untersuchungsausschuss. Die von Herrn Beck ange-
mahnten 10 Prozent Beantwortungsbedarf werden wir in
aller Sachlichkeit und Ernsthaftigkeit abarbeiten, auch
wenn man es anders hätte tun können. In dieser Art und
Weise werden wir uns einbringen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603013300

Zu einer Kurzintervention erteile ich das Wort dem

Kollegen Guido Westerwelle.


Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1603013400

Herr Kollege Kaster, da Sie mir die Möglichkeit der

Zwischenfrage nicht gegeben haben, möchte ich eine
Kurzintervention machen.

Meine erste Bemerkung ist: Wir haben nach unserem
Untersuchungsausschussgesetz jede Möglichkeit, Ge-
heimhaltungen zu beschließen. Wir haben die Möglich-
keit, einen Ermittlungsbeauftragten einzusetzen, so wie

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(C (D s von den Freien Demokraten angeregt worden ist. Es ann also in gar keiner Weise davon gesprochen werden, ass die konkrete Arbeit von Geheimdiensten durch die ätigkeit des Untersuchungsausschusses gefährdet weren könnte. ie schieben eine Kulisse. Das ist in meinen Augen nicht ulässig. Zweitens. Dass Ihnen – Sie haben gesagt, für das ualvolle Zustandekommen dieses Untersuchungsauschussauftrages seien vier Monate benötigt worden – enige Tage vor der Einsetzung dieses Untersuchungs usschusses plötzlich noch einfällt, dass eine verfasungsrechtliche Prüfung durchgeführt werden müsse, ist in bemerkenswerter Vorgang und zeigt Ihre Art des mgangs mit dem eindeutigen Minderheitenrecht in die em Hohen Hause, Herr Kollege Kaster. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei der FDP)


Drittens – das will ich an dieser Stelle ganz klar sa-
en, weil Sie nach Allianzen und Bündnissen gefragt ha-
en –: Ich glaube, dass die Linkspartei und die Freien
emokraten wirklich unverdächtig sind, demnächst ir-
endwelche Bündnisse eingehen zu wollen.


(Beifall bei der LINKEN – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, ja! Warten wir es einmal ab! – Zuruf von der SPD: Wer weiß, wer weiß!)


Herr Kuhn, nicht einmal in Ihren Albträumen sollten
ie auf diese Idee kommen, jedenfalls nicht, was die
DP betrifft.


(Zuruf von der LINKEN: Nein! Wir wollen das auch nicht!)


Das, was Sie angesprochen haben, betrifft einen ganz
nderen Punkt. Ich sage Ihnen ganz klar: Wir Freidemo-
raten würden diese Affäre viel lieber gemeinsam mit
hnen von der Union aufklären.


(Joachim Stünker [SPD]: Welche Affäre denn?)


ber Sie wollen lieber Ihren Koalitionspartner, die SPD,
chonen. Das ist der eigentliche Grund.


(Beifall bei der FDP)


ären Sie noch in der Opposition, stünden Sie längst an
er Spitze der Aufklärungsbewegung und würden genau
as Gegenteil von dem sagen, was Sie gerade gesagt ha-
en.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603013500

Kollege Kaster, Sie haben das Wort.


Bernhard Kaster (CDU):
Rede ID: ID1603013600

Herr Kollege Westerwelle, ich will auf Ihre letzte

ussage eingehen. Sowohl zu Beginn als auch am Ende
einer Rede habe ich in aller Deutlichkeit gesagt, dass






(A) )



(B)


Bernhard Kaster
es für uns als Union eine Selbstverständlichkeit ist, uns
dem Untersuchungsausschuss, den Sie beantragen, mit
Ernsthaftigkeit zu stellen und die Dinge, die Ihrer Mei-
nung nach noch aufzuklären sind, in aller Sachlichkeit
aufzuklären. Damit haben wir überhaupt kein Problem;
das muss sein.

Aber es muss auch erlaubt sein, darauf hinzuweisen,
dass ein Untersuchungsausschuss nach unserem Grund-
gesetz ein ganz besonderes Instrument ist. Daher stellt
sich die Frage: Wenn es – obwohl schon viele Informa-
tionen geflossen sind – noch so viele andere Möglichkei-
ten gibt, warum soll ausgerechnet dieses Instrument ein-
gesetzt werden, ein Instrument, das mit bestimmten
Begleiterscheinungen auch in Bezug auf die politischen
Botschaften einhergeht? Denn es werden dadurch be-
stimmte Aspekte in den Mittelpunkt gerückt. Deswegen
ist auch der Hinweis berechtigt, dass unsere Nachrich-
tendienste zwangsläufig im Mittelpunkt des Geschehens
stehen werden. Dennoch werden wir uns der Arbeit in
diesem Ausschuss stellen und mit aller Sachlichkeit vor-
gehen.

Nun zur Frage der verfassungsrechtlichen Prüfung.
Zunächst einmal mussten wir doch abwarten, welchen
Untersuchungsauftrag Sie uns vorlegen. Sie haben bei
der Formulierung des Untersuchungsauftrags ja mühe-
volle Arbeit geleistet. Wenn in diesem Zusammenhang
eine wichtige Frage auftaucht, müssen wir ihr auch
nachgehen. Es hat ja schon seinen Grund, wenn hinsicht-
lich des Verteidigungsbereiches eine Abgrenzung zwi-
schen Art. 45 a und Art. 44 des Grundgesetzes vorgese-
hen ist. Ich denke, diese Frage muss geklärt werden. Das
ist übrigens auch in Ihrem Interesse; denn so kann ge-
währleistet werden, dass die Arbeit des Untersuchungs-
ausschusses nicht an irgendeiner Stelle ins Stolpern ge-
rät.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603013700

Ich erteile das Wort Kollegin Petra Pau, Fraktion Die

Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603013800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

diskutieren heute über die Einsetzung eines Parlamenta-
rischen Untersuchungsausschusses. In den Medien wird
er gern als „BND-Ausschuss“ gehandelt. Das finde ich
falsch; denn diese Bezeichnung trifft nicht den eigentli-
chen Kern. Vielmehr geht es um die Frage, ob im Namen
des Kampfes gegen den Terrorismus Menschen- und
Bürgerrechte verletzt wurden und, wenn ja, wer das ge-
tan hat, wer es geduldet hat und wer die politische Ver-
antwortung dafür trägt.


(Beifall bei der LINKEN)


Deshalb geht die Fraktion Die Linke auch nicht in einen
„BND-Ausschuss“, sondern in einen Parlamentarischen
Untersuchungsausschuss für Bürger- und Menschen-
rechte.

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(C (D as ist jedenfalls meine Intention. Es gibt mehr als nur einen begründeten Anfangsveracht, der die Einsetzung eines solchen Ausschusses echtfertigt. Nicht ohne Grund befasst sich auch das EUarlament mit diesen Fragen. Von meiner Kollegin ylvia-Yvonne Kaufmann weiß ich, dass in diesem Zuammenhang noch sehr viele Fragen offen sind – so viel ur europäischen Praxis, die Sie angesprochen haben –: (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE])


(Beifall bei der LINKEN)


ach den geheimen Aktivitäten der CIA auf europäi-
chem Territorium, nach Entführungen europäischer
ürger, auch über deutsche Flughäfen, und nach Ge-

tändnissen, die nach Folter abgegeben wurden


(Joachim Stünker [SPD]: Das waren doch keine Geständnisse, junge Frau!)


nd von denen auch deutsche Dienste profitiert haben
ollen.

Der Parlamentarische Untersuchungsausschuss des
undestages wird sich mit der übergreifenden Frage be-

assen, ob das Grundgesetz – fahrlässig oder bewusst –
ußer Kraft gesetzt wurde. Ich finde, diese Grundsatz-
rage sollte allen Fraktionen aller Mühen wert sein.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich sage das auch mit Blick auf die aktuellen Einbür-
erungsdebatten. Sie tragen inzwischen absurde Züge.
ch verweise nur auf den vorgesehenen Einsatz von Fra-
ebögen in Baden-Württemberg und Hessen. Demnach
üssten übrigens in Baden-Württemberg der Papst und

n Hessen noch mehr Deutsche ausgebürgert werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich habe mich heute mit einem eigenen Fragebogen in
ie Debatte eingemischt. Vielleicht hilft diese Karikatur,
ehr Sinn in diesen Unsinn zu bringen. Denn richtig ist

och: Wenn Migranten Deutsche werden wollen, dann
üssen sie Deutsch sprechen können und müssen das
rundgesetz respektieren. Aber was sind solche berech-

igten Forderungen an Migrantinnen und Migranten
ert, wenn ebenso berechtigte Zweifel bestehen, dass
ie deutsche Politik dasselbe Grundgesetz großzügig au-
er Kraft setzt, wenn es ihr opportun erscheint? Mit ge-
au diesen Zweifeln werden wir uns im Untersuchungs-
usschuss beschäftigen.

Nun habe ich sehr wohl vernommen, dass die
undeskanzlerin die USA ob des Gefangenenlagers
uantanamo kritisiert hat. Das hätte der rot-grünen Re-

ierung vordem vielleicht besser zu Gesicht gestanden.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat sie kontinuierlich gemacht!)


ber es muss jeder selbst wissen, von wem er sich die
utter vom Brot nehmen lässt.


(Beifall bei der LINKEN)

)






(A) )



(B) )


Petra Pau
Solange es allerdings als nützlich gilt – das steht jeden-
falls im Raum –, die geschundenen Guantanamo-Häft-
linge der USA für vermeintlich deutsche Interessen zu
gebrauchen, so lange hat auch die Kritik der Bundes-
kanzlerin einen faden Beigeschmack. Bundesinnen-
minister Schäuble hat sinngemäß erklärt: Ohne die Infor-
mationen, die unter Folter erwirkt wurden, müssten die
deutschen Geheimdienste einpacken. Das heißt ja wohl
auf schlecht Deutsch: Folter gehört sehr wohl zum inter-
nationalen Geschäft. Genau das ist aber verfassungs-
widrig.

Wir erleben seit den Terroranschlägen vom
11. September 2001 in den USA, dass Grund- und Bür-
gerrechte immer kleiner geschrieben werden und dass
derjenige, der sie dennoch verteidigt, oft als Sicherheits-
risiko abgestempelt wird. Das ist ein realer und gefährli-
cher Trend für die Verfasstheit der Bundesrepublik.

Ich habe hier mehrfach dazu und vor allem dagegen
gesprochen. Auch bei den Rednerinnen und Rednern der
FDP war das der Fall. Das habe ich, bei allen gravieren-
den Differenzen in der Wirtschafts- und Sozialpolitik,
immer honoriert und respektiert. Ich tue es auch heute.
Denn dank engagierter FDP-Politikerinnen und -Politi-
ker wie zum Beispiel der Kollegin Leutheusser-
Schnarrenberger oder des Kollegen Hirsch gibt es ein-
schlägige Urteile des Bundesverfassungsgerichtes.


(Beifall bei der LINKEN und der FDP)


Diese Urteile setzen Grenzen. Ich finde, es wird höchste
Zeit, dass diese Grenzen respektiert werden, und zwar
schon während des Gesetzgebungsverfahrens, damit die
Gesetze nicht im Nachhinein korrigiert werden müssen.


(Beifall bei der LINKEN)


Nun zurück zum Untersuchungsausschuss. Ich habe
keine Illusionen darüber, was er letztlich klären kann.
CDU/CSU und SPD haben mehrfach erklärt, was sie al-
les nicht wollen. Mit ihrer übergroßen parlamentarischen
Mehrheit werden sie das sicherlich zu verhindern su-
chen.

Ich bin aber dennoch für einen Untersuchungsaus-
schuss, eben weil es mir um Bürger- und Menschen-
rechte geht. Sie müssen endlich wieder ein Positivthema
werden. Ich finde, dieser Ausschuss kann dazu einen
wichtigen Beitrag leisten; denn er kann Zweifel ausräu-
men und die Grundrechte stärken. Das will ich. Dazu
sollten wir uns alle eingeladen fühlen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Dr. Max Stadler [FDP])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603013900

Ich erteile das Wort Kollegen Joachim Stünker, SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Joachim Stünker (SPD):
Rede ID: ID1603014000

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine Damen und Herren! Der Untersuchungsausschuss
wird, nachdem wir heute den Antrag auf Einsetzung

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(C (D berwiesen haben, nach Beratungen im Geschäftsordungsausschuss in der nächsten Woche eingesetzt weren. Die Minderheit hat von den Möglichkeiten des Unersuchungsausschussgesetzes Gebrauch gemacht. Das st so auch in Ordnung. Das werden wir akzeptieren und erden nicht an dieser Entscheidung rütteln. (Ulrich Maurer [DIE LINKE]: Es bleibt Ihnen auch gar nichts anderes übrig!)


Herr Maurer, wir haben in der vorletzten Legislatur-
eriode zusammen mit unserem Koalitionspartner das
ntersuchungsausschussgesetz so gefasst, weil wir die
inderheitenrechte schützen wollten. So ist es gewesen.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Nach den ersten beiden Reden der Antragsteller – der
edner der Grünen hat noch nicht gesprochen –


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kommt noch!)


in ich allerdings etwas verwirrt, was denn nun Gegen-
tand des Untersuchungsausschusses werden soll.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Steht im Antrag!)


ach der Rede, die Herr van Essen gehalten hat, und der
urzintervention von Herrn Westerwelle wollen Sie von
er FDP nachweisen, dass sich Rot-Grün klammheim-
ich am Irakkrieg mitbeteiligt hat. So ähnlich haben Sie
ich hier geäußert. Ich kann Ihnen sagen: Das wird Ihnen
icht gelingen; denn so ist es nicht gewesen. Das weiß
ie ganze Welt, Herr Kollege van Essen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Dann ist es ja kein Problem!)


afür brauchen Sie diesen Untersuchungsausschuss
icht. Die Kollegin Pau hat hier eben versucht, ihre
anze Staatsverdrossenheit noch einmal deutlich zu ma-
hen,


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das ist die Pau nun wirklich nicht!)


ie dies auch Herr Kollege Nešković im Parlamentari-
chen Kontrollgremium getan hat. – Okay.

Wollen wir einmal schauen, welches Anliegen die
rünen noch haben. Welches Anliegen Herr Ströbele
at, weiß ich schon, da ich ja in vielen Sitzungen mit
hm zusammengesessen habe.

Ich kann den drei Fraktionen, die hier diesen Aus-
chuss beantragt haben, nur eine gute Reise wünschen.
ch hoffe, Sie sind sich der Verantwortung bewusst, die
ie dadurch übernehmen, dass Sie in diesen Ausschuss
ehen;


(Ina Lenke [FDP]: Ja, sicher!)


enn nach sachlicher Bewertung – diese kann man vor-
ehmen, wenn man im Sachverhalt steckt – muss ich sa-
en: Alle Punkte, um die es hier geht und die Sie in Ihren
ntrag geschrieben haben, den ich mir sehr gründlich






(A) )



(B) )


Joachim Stünker
durchgelesen habe, sind lückenlos geklärt. Als Mitglied
des Parlamentarischen Kontrollgremiums habe ich die
Möglichkeit gehabt, die Vorwürfe, die dort erhoben wur-
den, in sehr vielen Sitzungen und Stunden mit zu erör-
tern und aufzuklären. Von daher wird dieser Ausschuss
keine neuen Erkenntnisse und keine neuen Aufklärungen
bringen. Im Grunde wissen auch Sie, dass nicht mehr zu
tun ist.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Dann können wir ihn ja problemlos mit Ihrer Zustimmung einsetzen!)


– Herr Kollege Westerwelle, mit etwas, was überflüssig
ist, sollte man gar nicht erst beginnen. So ist das.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Zu dem ersten Punkt Ihres Antrags: Die Bundesregie-
rung hat glaubhaft versichert und deutlich gemacht, dass
die Bundesrepublik Deutschland keine Erkenntnisse
über die genannten CIA-Flüge und die dort genannten
Gefängnisse hat.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wollen Sie sich damit zufrieden geben?)


Sie können vielleicht völkerrechtlich aufklären wollen,
was andere Staaten dort getan haben, aber das werden
Sie in diesem Ausschuss nicht hinbekommen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In Deutschland!)


– Herr Kollege Ströbele, Sie wissen das ganz genau.

Es ist zu Recht darauf hingewiesen worden, dass das
EU-Parlament mittlerweile auch einen Untersuchungs-
ausschuss eingesetzt hat.


(Jörg van Essen [FDP]: Die scheinen noch Fragen zu haben!)


– Eben nicht, Herr van Essen. – Wenn man mit den Kol-
legen dort spricht, dann erfährt man, dass sie mächtig auf
der Stelle treten und nicht weiterkommen; denn die Ant-
worten, die man haben müsste, werden von denen, die
sie geben könnten – die Amerikaner und niemand
sonst –, nicht gegeben. Sie können sie ja vorladen. Bitte
schön. Dann werden Sie sehen, zu welchen Ergebnissen
Sie kommen.

Zu Ihrem zweiten Punkt: Das Kontrollgremium ist zu
dem Ergebnis und der festen Überzeug gekommen, dass
es keine deutsche Beteiligung an der Entführung des
Herrn el-Masri gegeben hat. Er ist auch nicht von deut-
schem Boden aus entführt worden, wenn er denn über-
haupt entführt worden ist. Mittlerweile wissen wir ja
nicht einmal mehr das genau. Möglicherweise könnte er
selbst mit ganz anderen Intentionen irgendwohin auf
dem Weg gewesen sein.


(Dr. Max Stadler [FDP]: Aber das sind doch Fragen über Fragen!)


– Herr Kollege Stadler, dieser Herr el-Masri ist auch
nicht irgendwer.


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(C (D (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Lauter Fragen!)


Genau die werden Sie in dem Ausschuss nicht beant-
ortet bekommen, es sei denn, Herr el-Masri sagt ein-
al, was wirklich Sache gewesen ist. Das mag natürlich

ein.


(Dr. Max Stadler [FDP]: Den werden wir schon vorladen!)


Dann tun Sie das. Er war gerade in Brüssel vorgeladen
nd die Kolleginnen und Kollegen dort waren hinterher
ehr frustriert, Herr Kollege Stadler. Genau so war es.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Der dritte Punkt, der genannt wird, ist die informato-
ische Anhörung – so möchte ich sie einmal nennen –
on Herrn Zammar in Syrien. Es war eine informatori-
che Anhörung einer Person, von der wir damals ge-
usst haben und auch heute noch wissen, dass sie zum

ngsten Kreis der islamistischen Szene hier in Deutsch-
and gehört. Sie gehört zum engsten Kreis der Personen
n der Hamburger Zelle, die mitverantwortlich für die
reignisse am 11. September 2001 waren. Diese Person
ekennt sich auch dazu. Wenn die deutschen Dienste die
öglichkeit wahrnehmen – berechtigt, wie ich meine –,

nformationen zu bekommen, die sie im Interesse der na-
ionalen Sicherheit dringend benötigen, dann habe ich
as nicht zu beanstanden.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auch wenn er gefoltert wurde?)


Herr Kollege Ströbele, Sie wissen doch ganz genau,
ass der Herr Zammar von deutschen Behörden nicht ge-
oltert worden ist.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat auch niemand behauptet!)


ie wissen ganz genau, dass er sehr offen und deutlich
esagt hat, wie er mit denen, die ihn eingesperrt haben,
mgegangen ist. Herr Kollege Ströbele, wir alle sind uns
inig – das brauchen wir uns gegenseitig nicht mehr zu
rzählen –, dass Folter kein Mittel für ein strafrechtli-
hes Ermittlungsverfahren sein kann.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da ist Lafontaine anderer Meinung!)


Seit dem 11. September 2001 habe ich mich in den
erschiedenen Tätigkeiten, die ich in diesem Hause
ahrgenommen habe, immer wieder gefragt – das war

ür mich immer das Worst-Case-Szenario –: Was passiert
n der Bundesrepublik Deutschland, wenn in Berlin oder
n Frankfurt ein Anschlag wie in Madrid oder London
tattfindet und dann hinterher von Zeitungen berichtet
ird, dass wir hätten vorbeugen können, wenn die ent-

prechenden Dienste allen Hinweisen nachgegangen wä-
en und alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten
usgeschöpft worden wären? Der Vorwurf wäre dann,
ass die Bomben möglicherweise nicht hochgegangen
ären und 100 oder 120 Menschen hätten gerettet wer-
en können, wenn wir das gemacht hätten. Ich garantiere






(A) )



(B) )


Joachim Stünker
Ihnen, dass wir, wenn das der Fall gewesen wäre, nicht
nur einen Untersuchungsausschuss hätten.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Der vierte und letzte Punkt in dem Antrag, den Sie
vorgelegt haben, betrifft die Tätigkeit von zwei BND-
Mitarbeitern seinerzeit in Bagdad. Das Kontrollgre-
mium und, wie ich glaube, die große Mehrheit dieses
Hauses – das habe ich zumindest bisher so von Ihnen ge-
hört – ist der festen Überzeugung, dass es richtig war,
zurzeit des Irakkrieges mit zwei Mitarbeitern in Bagdad
präsent gewesen zu sein, weil wir – das liegt im nationa-
len Interesse – nur so unsere eigenen Erkenntnismög-
lichkeiten ausschöpfen konnten und mussten.

Der Hintergrund dafür ist das Szenario im Weltsicher-
heitsrat und der Auftritt von Colin Powell. Man muss
sich wieder ins Gedächtnis rufen, wie dort die Welt ganz
bewusst mit Falschinformationen gefüttert worden ist.
Gerade wir, die wir uns aus Überzeugung und trotz viel
Gegendrucks unter der Führung von Bundeskanzler
Schröder und Außenminister Fischer nicht an diesem
Krieg beteiligt haben, wollten und mussten unsere Er-
kenntnismöglichkeiten ausschöpfen. Ich glaube – das
hoffe ich zumindest –, darüber herrscht weitgehend Ei-
nigkeit.


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


Nun geht es um Folgendes: Was haben die beiden
BND-Mitarbeiter dort gemacht? Wie haben sie ihren
Auftrag ausgeführt? Da, Kollege Ströbele, wird es in
meinen Augen unappetitlich, um das ganz deutlich zu
sagen. Wir kennen uns lange und Sie wissen, ich schätze
Sie. Es geht aber nicht an, dass Sie, weil Sie sich mit Ih-
rem ehemaligen Außenminister nicht anlegen wollen
und dürfen, ohne den Verlust der Mehrheit Ihrer Fraktion
zu riskieren, die Sie für Ihre Intentionen benötigen, auf
einmal beidrehen und nun untersuchen wollen, ob die
Beamten, die dort einen gefahrvollen Auftrag ausgeführt
haben, vielleicht Mist gebaut und etwas anderes als das
gemacht haben, was ihnen die Regierung vorgegeben
hat.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das ist nicht in Ordnung. Da wird von denjenigen, die
nicht das Rückgrat haben, sich in ihrem eigenen Laden
durchzusetzen, versucht, die Verantwortung auf die
Kleinsten der Kleinen abzuwälzen, Herr Kollege
Ströbele. Das war auch Gegenstand der vielen stunden-
langen Sitzungen im Kontrollgremium. Wir haben all
diese Personen angehört. Wir haben sie alle befragt. Wir
haben Bilder und Luftaufnahmen ausgewertet. Es gibt
nichts mehr, was dort noch aufzuklären wäre. Wenn Sie
etwas Neues finden, dann – das ist eine Wette – geben
wir vielleicht einen aus.

Zumindest ich bin nach den Erkenntnissen, die wir
gewonnen haben, zu der Auffassung gelangt: Mit dem
Bericht liegt alles auf dem Tisch. Nach dem, was in dem
Bericht steht, ist das Kontrollgremium zu der festen
Überzeugung gekommen, dass diese Mitarbeiter keine

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(C (D nformationen oder Mitteilungen weitergegeben haben, ie im operativen Geschäft der Amerikaner im Krieg on Bedeutung hätte sein können. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das glauben Sie doch selber nicht!)


olche Mitteilungen gab es nicht, Kollege Ströbele. Sie
erden sie auch bei der Vernehmung mithilfe fiktiver
atsachen, Implementierungen oder Unterstellungen
icht herbeizaubern können.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das werden wir klären!)


Wie vorhin schon von dem Kollegen von der Union
eschehen, möchte auch ich für meine Fraktion von die-
er Stelle aus den beiden BND-Mitarbeitern, die vor Ort
n einer sehr gefahrvollen Mission jeden Tag ihr Leben
ufs Spiel gesetzt haben, für ihren Einsatz ausdrücklich
anken. Dieser Einsatz, den sie dort geleistet haben,
echtfertigt nicht, sie hinterher möglicherweise einem
erdacht auszusetzen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Kollege Stadler, ich bin Ihnen sehr dankbar, dass
ie im Bericht des Kontrollgremiums die Überzeugung
um Ausdruck gebracht haben, die ich eben dargestellt
abe. Denn ich meine, es wäre nicht anständig, das auf
iese Ebene zu verlagern.


(Jörg van Essen [FDP]: Ich habe das bewusst auch so gesagt!)


on daher stellt sich die Frage, was der Untersuchungs-
usschuss im Ergebnis bewirken soll. Ich habe bereits
uf das Minderheitenrecht zur Einrichtung eines Unter-
uchungsausschusses hingewiesen, das wir geschaffen
aben.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das steht im Grundgesetz! – Dr. Max Stadler [FDP]: Das hatten wir doch schon vorher! Das Grundgesetz war vor Ihnen!)


Warum legt sich der Deutsche Bundestag ein parla-
entarisches Kontrollgremium zu, in das er mit Kanz-

ermehrheit neun Abgeordnete wählt, um dann alles, was
ieses Gremium untersucht und aufgeklärt hat, für nicht
usreichend zu erklären und das Kampfinstrument eines
ntersuchungsausschusses zu fordern?


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


er Sinn dieses Vorgehens erschließt sich mir nicht; es
ei denn, es erscheint dem politischen Tagesgeschäft
ienlich. Ich halte aber das Thema, um das es heute geht,
ür zu sensibel, um einem solchen Zweck zu dienen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Ich komme zum Schluss, Herr Präsident. Eine be-
annte deutsche Monatszeitschrift hat vor einigen Wo-






(A) )



(B) )


Joachim Stünker
chen zu dem Thema getitelt: „Wie im BND-Skandal
Spekulationen und Meinungen zu Fakten wurden. Wie
mit Durchstechereien in den USA deutsche Medien ge-
leimt wurden. Und warum der BND-Skandal in Wahr-
heit ein Medienskandal ist“.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war die SPD-Zeitschrift!)


Ich hoffe, das Ganze wird im Ergebnis nicht zu einem
weiteren Skandal. Von daher kann ich nur feststellen:
Die Mitglieder im Untersuchungsausschuss tragen – ge-
rade im Jahr der Fußballweltmeisterschaft – eine große
Verantwortung. Ich bin sicher, dass die Mehrheit diese
Verantwortung richtig wahrzunehmen weiß.

Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603014100

Ich erteile das Wort Kollegen Volker Beck, Bünd-

nis 90/Die Grünen.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603014200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich bin

ebenfalls sehr dafür, gerade in Sicherheitsfragen sehr
verantwortungsvoll mit dem Instrument des Untersu-
chungsausschusses umzugehen. Deswegen werden wir
unterstützen, dass zügig gearbeitet und die noch offenen
Fragen schnell geklärt werden.

Aber es sind Fragen offen geblieben, von denen ich
meine, dass sie dringend der Klärung bedürfen. Es muss
zum Beispiel – Sie haben den Fragekomplex angespro-
chen – geklärt werden, warum bei dem BND-Einsatz in
Bagdad – der grundsätzlich nicht zu kritisieren ist –
nicht allen an dem Vorgang Beteiligten die Weisungslage
bekannt gewesen ist. Das interessiert mich und das führt
auch zur Beantwortung der Frage, wie wir unsere Ge-
heimdienstarbeit so organisieren können, dass sich die
Geheimdienste nicht weg von der politischen Weisungs-
lage verselbstständigen. Das ist schließlich nicht der
erste Skandal, den wir beim BND zu beklagen haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ein weiterer Fall ärgert mich, weil er sich von der al-
ten bis zur neuen Bundesregierung erstreckt, und zwar
die CIA-Flüge und die Verschleppung von Gefangenen
durch die Amerikaner. Warum arbeitet trotz entsprechen-
der gesetzlicher Grundlage das Bundesamt für Verfas-
sungsschutz nicht im Sinne seines Auftrags und unter-
sucht, was fremde Geheimdienste auf deutschem Boden
machen? Warum wissen wir darüber nichts?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Entweder ist der Dienst sein Geld nicht wert oder es
läuft etwas grundsätzlich schief.

Ich verstehe auch nicht, dass wir, nachdem das be-
kannt geworden ist, bis zum heutigen Tage im Flugver-
kehrsrecht nicht mit den Amerikanern geklärt haben, wie
diese uns gegenüber mit der merkwürdigen Rechtskon-

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(C (D truktion der ungesetzlichen Kämpfer umgehen. Die merikaner sagen: Es gibt neben Kriegsgefangenen, atverdächtigen und Straftätern eine weitere Kategorie enschen, die völlig rechtlos sind. Wir hingegen sagen: m deutschen Luftraum und auf deutschem Territorium elten internationales Menschenrecht und unsere Verfasung. Wer hier Einrichtungen und den Luftraum nutzen ill, der muss sich an diese rechtliche Lage halten. An onsten verletzt er unsere Souveränität. Ich verstehe icht, warum sich die Bundesrepublik Deutschland eine ystematische Verletzung ihrer Souveränität gefallen ässt. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wenn die Amerikaner nicht bereit sind, hier mit uns
u einer gemeinsamen Rechtsauffassung zu kommen,
ann muss gelten: Nutzung des deutschen Luftraums nur
ach Kontrolle der Maschinen, die hier landen und star-
en. Ansonsten geht es nicht. Wir müssen unsere Rechts-
rdnung auch gegenüber den Amerikanern auf unserem
taatsgebiet durchsetzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Weiß das Herr Fischer?)


Das weiß Herr Fischer. Aber Herr Fischer kann das
icht mehr exekutieren.


(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)


ie wissen genau, dass die Praxis der CIA-Flüge nicht
or, sondern nach der Bundestagswahl bekannt gewor-
en ist.

Herr Stünker, ich gebe Ihnen Recht: In anderen Kom-
lexen ist der Untersuchungsauftrag ein bisschen be-
ackt worden. Das ist nun einmal ein Kompromiss. Be-
timmte Fragen halte ich ebenfalls für weitgehend
ufgeklärt. Aber in diesem Parlament gibt es noch zwei
raktionen von Wiederkäuern,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Die Vegetarier sind alle bei den Grünen!)


ie darauf bestanden haben, dass bestimmte Dinge er-
änzt werden. Ansonsten wäre der Untersuchungsauf-
rag nicht zustande gekommen. Im Untersuchungsaus-
chuss kann man noch darüber reden, welche Prioritäten
esetzt werden sollen.


(Zurufe von der FDP)


Herr Präsident, wenn ich wieder das Wort erhalten
önnte.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Wer zündelt, der sollte nicht die Feuerwehr rufen!)


Zu dem gesamten Komplex der Vernehmung von
efangenen durch deutsche Beamte im Ausland ist mei-

es Erachtens eigentlich alles gesagt; hier ist alles ge-
lärt. Nun müssen Konsequenzen gezogen werden.


(Joachim Stünker [SPD]: Richtig!)







(A) )



(B) )


Volker Beck (Köln)

Es darf nicht sein, dass von deutschen Beamten augen-
zwinkernd die Früchte der Folter im Ausland geerntet
werden. Hier brauchen wir eine klare rechtsstaatliche
rote Linie.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Da es diese gegenwärtig nicht gibt, will ich nicht, dass
lange untersucht wird, sondern ich will, dass gehandelt
wird.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Wir werden nun im Geschäftsordnungsausschuss über
den Auftrag reden. Wenn die Koalition vernünftige Vor-
schläge macht und es sich um verfassungsrechtliche Ar-
gumente handelt, kann sie mit uns reden. Ich finde, der
Hinweis auf Art. 45 a des Grundgesetzes ist nicht abwe-
gig, wenn es um das militärische Nachrichtenwesen
geht. Man kann das durchaus unter den Begriff der Ver-
teidigung fassen. Danach wäre das nicht durch einen Un-
tersuchungsausschuss, sondern durch den Verteidi-
gungsausschuss zu untersuchen. Das heißt nicht, dass
nicht aufgeklärt werden darf. Aber die Frage ist, wo.
Darüber können Sie mit uns sprechen. Es war ein beson-
derer Wunsch der FDP-Fraktion, das in den Auftrag auf-
zunehmen. Wir haben daran unsere Zweifel. Wenn wir
zu einem anderen Ergebnis kommen, werden wir nicht
in Tränen ausbrechen.

Eines ist allerdings klar: Wir werden nicht zulassen,
dass die Mehrheit in irgendeinem Punkt Dinge unter den
Tisch kehrt, unter der Decke hält und die Aufklärung be-
hindert. Dann werden Sie mit unserem entschiedenen
Widerstand rechnen müssen. Wir wollen alles aufklären;
denn wir wissen, dass wir nichts zu verbergen haben. Sie
behaupten ständig, wir scheuten eine Aufklärung hin-
sichtlich der Position des Bundesaußenministers. Dazu
kann ich nur sagen: Sie täuschen sich gewaltig. Was in
dem Einsetzungsantrag zur Verantwortung steht, stammt
aus der Feder meiner Fraktion. Man muss aber feststel-
len, ob etwas schief gelaufen ist, bevor man fragt, wer
verantwortlich ist. Sie wollen jedoch die Debatte mit
Vorverurteilungen bestreiten. Ich warte auf den Tag, an
dem Sie erklären: Die Amerikaner waren gar nicht im
Irak; das waren in Wirklichkeit deutsche Soldaten in
amerikanischen Uniformen. – Das hieße es, wenn man
das, was Sie bislang vorgetragen haben, zu Ende denkt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603014300

Ich erteile das Wort Kollegen Stephan Mayer, CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Stephan Mayer (CSU):
Rede ID: ID1603014400

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

Kolleginnen! Sehr geehrte Kollegen! Das Recht nach
Art. 44 des Grundgesetzes, einen Untersuchungsaus-
schuss einzusetzen, ist mit das elementarste und das vor-
nehmste Recht des Deutschen Bundestages. Eben weil
es ein so wertvolles Gut ist, Regierungs- und Behörden-

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(C (D andeln in der parlamentarischen Demokratie mit weit eichenden rechtlichen, vor allem strafprozessrechtlihen Befugnissen zu überprüfen, sind wir gut beraten, lug und umsichtig von dieser Möglichkeit Gebrauch zu achen. Entscheidend muss sein, ob zu erwarten ist, ass durch den Untersuchungsausschuss neue Erkenntisse und Fakten zutage gefördert werden. Im konkreten all ist dies meines Erachtens nicht zu erwarten. Es gäbe vieles dazu zu sagen, wie lange die drei ppositionsfraktionen gebraucht haben, sich darauf zu erständigen, ob sie einen Untersuchungsausschuss einichten und vor allem, mit welchen konkreten Fragen ich dieser beschäftigen soll. (Petra Pau [DIE LINKE]: So gründlich sind wir!)


atsache ist: Es war eine lange und schwere Geburt;
och nicht alles, was lange währt, wird automatisch gut.
ie letzten Wochen und Monate erinnerten mich ein we-
ig an das Gänseblümchenspiel „Ich will den Untersu-
hungsausschuss – ich will den Untersuchungsausschuss
icht – ich will den Untersuchungsausschuss …“:


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Wo er Recht hat, hat er Recht!)


uerst wollten die einen, dann zögerten die anderen.
ollten wiederum die anderen, hatten die einen große

orbehalte. Es wird spannend und interessant sein, zu
eobachten, wie lange diese neu ausgebrochene große
armonie zwischen den drei Oppositionsfraktionen im
ntersuchungsausschuss tatsächlich anhält.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Wir nehmen uns ein Beispiel an der CSU!)


ach der heutigen Debatte haben wir in dieser Hinsicht
iniges zu erwarten. Es wird vor allem interessant sein,
enn es ans Eingemachte geht: wenn der Frage nachzu-
ehen ist, inwiefern sich die rot-grüne Bundesregierung
erschulden, Mitwissen oder Untätigkeit vorwerfen las-
en muss.

An dieser Stelle muss eines festgehalten werden: Das
arlamentarische Kontrollgremium hat sich in insge-
amt 10 Sitzungen über 45 Stunden lang ausführlich und
ntensiv mit den aufgeworfenen Fragen und Vorwürfen
useinander gesetzt. Dies wird von keiner Seite ernsthaft
estritten, nicht einmal von Ihnen, Herr Kollege
tröbele, der Sie in Ihrem Sondervotum zum Bericht des
ontrollgremiums ausdrücklich feststellten, dass Sie den
eit- und Arbeitsaufwand des Parlamentarischen Kon-

rollgremiums in diesem Fall als – so wörtlich – „außer-
ewöhnlich“ empfanden.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr gut gelesen!)


uch in einem am 23. Februar 2006 in der „Frankfurter
llgemeinen Zeitung“ erschienenen Artikel haben Sie

usgeführt, dass fast alle Fragen beantwortet seien.

Das Parlamentarische Kontrollgremium war und wäre
ach wie vor der richtige Ort, um bei den teilweise sehr
chwer wiegenden Vorwürfen die mit Sicherheit notwen-






(A) (C)



(B) )


Stephan Mayer (Altötting)


dige lückenlose Aufklärung, Information und Untersu-
chung zu betreiben. Dieser Aufgabe ist das Gremium
nachgegangen und es ist ihr meines Erachtens auch ge-
recht geworden. Es ist zu dem Ergebnis gekommen, dass
die beiden BND-Mitarbeiter, die sich während des Irak-
kriegs in Bagdad aufhielten, den klaren und eindeutigen
Auftrag bzw. die Weisung hatten – was übrigens vom
Abgeordneten Ströbele ausdrücklich bestätigt wird –,
keinerlei Unterstützung für operative Kampfhandlungen
der US-Streitkräfte oder deren Verbündeter zu leisten,
und dass sie sich insbesondere nicht – das ist meines Er-
achtens der schwerwiegendste Vorwurf – an der Bom-
bardierung eines Restaurants im Bagdader Stadtteil
Mansur am 7. April 2003 beteiligt haben.

Abgesehen davon bleibt festzuhalten: Es war vor al-
lem im Eigeninteresse der Bundesrepublik Deutschland,
dass wir während des Irakkriegs mit zwei Kräften in
Bagdad präsent waren. An dieser Stelle steht es uns gut
an, nicht nur denjenigen, die während des Irakkriegs als
BND-Mitarbeiter in Bagdad waren, sondern allen, die
für die Bundesrepublik Deutschland in gefährliche Ein-
sätze gehen, dafür zu danken, dass sie dadurch letztlich
die Sicherheit von uns allen hier in Deutschland stärken.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


nachgehen kann. Ich wage zu bezweifeln, ob es gut ist,
wenn sich der BND gerade in diesem Jahr, in dem wir
Gastgeber der Fußballweltmeisterschaft sind und in dem
mit Papst Benedikt XVI. ein sehr wichtiger Besucher
nach Bayern kommt,


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Lasst den Papst da raus!)


dieser Angriffe und Untersuchungen ausgesetzt sieht.

Ich erhoffe mir für die Arbeit des Untersuchungsaus-
schusses, dass wir in Sachlichkeit, in Nüchternheit und
ohne Aufgeregtheit den uns gestellten Fragen nachge-
hen. Ich glaube, wenn wir dies alles auch noch zügig und
schnell über die Bühne bringen, dann gereicht dies letzt-
lich niemandem zum Schaden.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603014500

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/990 an den Ausschuss für Wahlprüfung,
Immunität und Geschäftsordnung vorgeschlagen. Sind
Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die
Es liegt im Interesse von uns allen, dass der BND
nicht ständig und unablässig Gegenstand öffentlicher
Debatten und Diskussionen ist. Gerade angesichts der
aktuellen sicherheitspolitischen Diskussionen und der
immanenten Bedrohung durch den internationalen – ins-
besondere islamistischen – Terrorismus brauchen wir ei-
nen starken Bundesnachrichtendienst, der in der notwen-
digen Ruhe und Sachlichkeit, aber auch mit der
erforderlichen politischen Rückendeckung seiner Arbeit

Ü

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berweisung so beschlossen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
rdnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf Mittwoch, den 5. April 2006, 13 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen. Ich wünsche Ihnen ein
eiteres Wochenende.