Protokoll:
15079

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 79

  • date_rangeDatum: 27. November 2003

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 23:02 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/79 nes Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2004 (Haushaltsge- setz 2004) (Drucksachen 15/1500, 15/1670) . . . . b) Beschlussempfehlung des Haushalts- ausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2003 bis 2007 (Drucksachen 15/1501, 15/1670, 15/1924) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12. a) Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (Drucksachen 15/1909, 15/1921) . . . . in Verbindung mit Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit – zu dem Antrag der Abgeordneten Ernst Hinsken, Dagmar Wöhrl, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Hand- werk mit Zukunft – zu dem Antrag der Abgeordneten Rainer Brüderle, Angelika Brunkhorst, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der FDP: Meisterbrief erhalten und Hand- werksordnung zukunftsfest ma- chen (Drucksachen 15/1107, 15/1108, 15/2083) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 6867 C 6867 C 6867 D 6868 A 6868 B Deutscher B Stenografisch 79. Sitz Berlin, Donnerstag, den I n h a l Bestellung von Mitgliedern des Verwaltungs- rates der Kreditanstalt für Wiederaufbau Entsendung der Abgeordneten Gisela Piltz in den Beirat des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Benennung des Abgeordneten Dr. Jürgen Gehb als stellvertretendes Mitglied sowohl im Gemeinsamen Ausschuss gemäß Art. 53 a des Grundgesetzes als auch in den Kontroll- ausschuss beim Bundesausgleichsamt . . . . . . Änderung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs ei- in 6867 A 6867 B 6867 B 6867 C b) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des undestag er Bericht ung 27. November 2003 t : BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Drit- ten Gesetzes zur Änderung der Handwerksordnung und ande- rer handwerksrechtlicher Vor- schriften (Drucksachen 15/1206, 15/2083) . . – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrach- ten Entwurfs eines Dritten Geset- zes zur Änderung der Hand- werksordnung und anderer handwerksrechtlicher Vorschrif- ten (Drucksachen 15/1481, 15/2083) . . Verbindung mit c) Beschlussempfehlung und Bericht des 6867 D 6868 A Volker Kröning SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6872 D 6877 A II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 79. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. November 2003 Fritz Kuhn BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . . . . . . . Dagmar Wöhrl CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Clement, Bundesminister BMWA Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Clement, Bundesminister BMWA Dirk Niebel FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele FDP . . . . . . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele FDP . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU . . . . . . . . . Klaus Brandner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kurt J. Rossmanith CDU/CSU . . . . . . . . . . . Klaus Brandner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle FDP . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Christian Lange (Backnang) SPD . . . . . . . . . Rainer Brüderle FDP . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Karl-Josef Laumann CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13. Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung (Drucksachen 15/1913, 15/1921) . . . . . . . Dr. Michael Luther CDU/CSU . . . . . . . . . . . Waltraud Lehn SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb FDP . . . . . . . . . . . . . . . Birgitt Bender BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb FDP . . . . . . . . . . . . Wolfgang Zöller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . Helga Kühn-Mengel SPD . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anja Hajduk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andreas Storm CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Anja Hajduk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D U P A T 6879 D 6880 B 6883 D 6885 D 6891 B 6892 A 6893 A 6894 A 6895 C 6896 C 6897 B 6899 C 6902 B 6903 C 6904 A 6904 D 6906 D 6908 D 6910 C 6911 C 6912 D 6914 A 6914 C 6916 B 6916 D 6919 C 6923 C 6925 B 6927 B 6928 A 6930 A 6931 D 6932 B 6934 A 6935 C 6937 A r. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . lla Schmidt, Bundesministerin BMGS . . . . Dr. Heinrich L. Kolb FDP . . . . . . . . . . . . etra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . nnette Widmann-Mauz CDU/CSU . . . . . . agesordnungspunkt III: a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen auf Grund von Art. K.3 des Vertrags über die Europäische Union vom 26. Juli 1995 über den Einsatz der Informationstechnologie im Zollbe- reich (Drucksache 15/1969) . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs ei- nes Gesetzes zur Ausführung des Übereinkommens auf Grund von Art. K.3 des Vertrags über die Euro- päische Union vom 26. Juli 1995 über den Einsatz der Informa- tionstechnologie im Zollbereich, zu dem Protokoll gemäß Art. 34 des Vertrags über die Europäische Union vom 8. Mai 2003 zur Ände- rung des Übereinkommens über den Einsatz der Informationstechnologie im Zollbereich hinsichtlich der Ein- richtung eines Aktennachweissys- tems für Zollzwecke sowie zur Ver- ordnung (EG) Nr. 515/97 des Rates vom 13. März 1997 über die gegen- seitige Amtshilfe zwischen Verwal- tungsbehörden der Mitgliedstaaten und die Zusammenarbeit dieser Behörde mit der Kommission im Hinblick auf die ordnungsgemäße Anwendung der Zoll- und Agrarre- gelung (ZIS-Ausführungsgesetz) (Drucksache 15/1970) . . . . . . . . . . . . . c) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umsetzung des Rahmenbeschlusses über den Euro- päischen Haftbefehl und die Über- gabeverfahren zwischen den Mit- gliedstaaten der Europäischen Union (Europäisches Haftbefehlsge- setz – EuHbG) (Drucksache 15/1718) . . . . . . . . . . . . . d) Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschät- zung gemäß § 56 a der Geschäftsord- nung: Technikfolgenabschätzung; 6938 B 6939 B 6941 A 6944 C 6945 A 6947 C 6947 D 6948 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 79. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. November 2003 III hier: Vorstudie „Folgen von Um- welt- und Ressourcenschutz für Ausbildung, Qualifikation und Be- schäftigung“ (Drucksache 14/9459) . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt IV: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Fünfunddreißigsten Strafrechtsänderungsgesetzes zur Umsetzung des Rahmenbeschlusses des Rates der Europäischen Union vom 28. Mai 2001 zur Bekämpfung von Betrug und Fälschung im Zu- sammenhang mit unbaren Zah- lungsmitteln (35. StrÄndG) (Drucksachen 15/1720, 15/2046) . . . . b) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Änderung des Internationalen Übereinkom- mens von 1974 zum Schutz des menschlichen Lebens auf See und zum Internationalen Code für die Gefahrenabwehr auf Schiffen und in Hafenanlagen (Drucksachen 15/1780, 15/1989, 15/2081) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Neuord- nung der Statistiken der Rohstoff- und Produktionswirtschaft einzelner Wirtschaftszweige (Rohstoffstatis- tikgesetz – RohstoffStatG) (Drucksachen 15/1849, 15/2080) . . . . d) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Kultur und Medien zu dem Antrag der Abgeordneten Eckhardt Barthel (Berlin), Ernst Bahr (Neuruppin), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Dr. Antje Vollmer, Grietje Bettin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Den Deutschen Musikrat stärken (Drucksachen 15/48, 15/266) . . . . . . . e) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit zu der Verordnung der Bundesregie- rung: Sechzigste Verordnung zur Änderung der Außenwirtschaftsver- ordnung (AWV) (Drucksachen 15/1499, 15/1546 Nr. 2.1, 15/2012) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 B G H F D D U J A D N R H R K D B A F D A W 1 i 6948 A 6948 B 6948 C 6948 D 6949 A 6949 B f)–h) Beschlussempfehlungen des Petitions- ausschusses: Sammelübersichten 78, 79 und 80 zu Petitionen (Drucksachen 15/1997, 15/1998, 15/1999) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (Drucksachen 15/1911, 15/1921) . . . . . . . artholomäus Kalb CDU/CSU . . . . . . . . . . . unter Weißgerber SPD . . . . . . . . . . . . . . . . orst Friedrich (Bayreuth) FDP . . . . . . . . . . ranziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . irk Fischer (Hamburg) CDU/CSU . . . . . . . Lena Strothmann CDU/CSU . . . . . . . . . . we Göllner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . oachim Günther (Plauen) FDP . . . . . . . . . . lbert Schmidt (Ingolstadt) BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . . . . . . Eduard Lintner CDU/CSU . . . . . . . . . . . orbert Barthle CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . einhard Weis (Stendal) SPD . . . . . . . . . . . . orst Friedrich (Bayreuth) FDP . . . . . . . . . . einhard Weis (Stendal) SPD . . . . . . . . . . . . laus Minkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . r. h. c. Manfred Stolpe, undesminister BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kretschmer CDU/CSU . . . . . . . rnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . ranziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . erner Kuhn (Zingst) CDU/CSU . . . . . . . . . 5. a) Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 15/1914, 15/1921) . . . . n Verbindung mit b) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN ein- gebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Erneu- erbare-Energien-Gesetzes (EEG) (Drucksachen 15/1974, 15/2084) . . . . 6949 C 6949 D 6950 A 6952 A 6953 D 6955 B 6957 B 6959 A 6960 A 6961 D 6963 B 6964 A 6964 D 6965 B 6966 D 6969 C 6969 D 6969 D 6971 C 6973 C 6974 B 6975 D 6976 B 6976 C 6978 B 6978 C IV Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 79. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. November 2003 Albrecht Feibel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Elke Ferner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch FDP . . . . . . . . . . . . . . . . Albrecht Feibel CDU/CSU . . . . . . . . . . . Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Albrecht Feibel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Hans-Josef Fell BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . Dr. Peter Ramsauer CDU/CSU . . . . . . . . Doris Meyer (Tapfheim) CDU/CSU . . . . . . . Marco Bülow SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16. a) Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz (Drucksachen 15/1907, 15/1921) . . . . in Verbindung mit b) Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksachen 15/1916, 15/1921) . . . . in Verbindung mit c) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD, der CDU/ CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung rehabilitierungs- rechtlicher Vorschriften (Drucksachen 15/1975, 15/2082) . . – Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Ände- rung rehabilitierungsrechtlicher Vorschriften (Drucksachen 15/1467, 15/2082) . . N D R H D A H D B 1 in S K O S D B O H 1 1 2 N 6978 D 6980 B 6982 D 6985 A 6986 A 6987 B 6988 A 6990 B 6990 D 6991 B 6993 B 6994 A 6994 B 6995 D 6997 A 6997 D 6998 D 6999 D 7002 B 7002 B 7002 B 7002 C orbert Barthle CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . r. Heinz Köhler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . Siegfried Kauder (Bad Dürrheim) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ainer Funke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Uwe Benneter SPD . . . . . . . . . . . . ndrea Astrid Voßhoff CDU/CSU . . . . . . . . ans-Joachim Hacker SPD . . . . . . . . . . . . . . r. Wolfgang Götzer CDU/CSU . . . . . . . . . . rigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . Siegfried Kauder (Bad Dürrheim) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7. a) Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern (Drucksachen 15/1906, 15/1921) . . . . Verbindung mit b) Einzelplan 33 Versorgung (Drucksache 15/1921) . . . . . . . . . . . . . usanne Jaffke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . laus Hagemann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . Clemens Binninger CDU/CSU . . . . . . . . Ralf Göbel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . tto Fricke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ilke Stokar von Neuforn BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eatrix Philipp CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . tto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . artmut Koschyk CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 8. Einzelplan 32 Bundesschuld (Drucksache 15/1919) . . . . . . . . . . . . . . . 9. Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung (Drucksache 15/1920) . . . . . . . . . . . . . . . 0.Haushaltsgesetz 2004 (Drucksachen 15/1922, 15/1923) . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7002 D 7003 D 7004 D 7005 C 7006 C 7007 A 7008 D 7010 C 7011 C 7014 A 7015 D 7016 C 7016 D 7016 D 7019 A 7019 C 7020 C 7022 B 7024 A 7025 C 7027 C 7031 A 7033 B 7033 B 7033 C 7033 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 79. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. November 2003 V Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Günter Baumann, Veronika Bellmann, Klaus Brähmig, Dr. Peter Jahr, Robert Hochbaum, Manfred Kolbe, Michael Kretschmer, Dr. Michael Luther, Maria Michalk, Christa Reichard (Dresden), Arnold Vaatz, Marco Wanderwitz, Ulrich Adam, Dr. Angela Merkel, Susanne Jaffke, Werner Kuhn (Zingst), Verena Butalikakis, Roland Gewalt, Siegfried Helias, Günter Nooke, Peter Rzepka, Edeltraut Töpfer, Rainer Eppelmann, Katherina Reiche, Michael Stübgen, Andrea Astrid Voßhoff, Dr. Christoph Bergner, Hartmut Büttner (Schönebeck), Uda Carmen Freia Heller, Bernd Heynemann, Peter Letzgus, Ulrich Petzold, Manfred Grund, Bernward Müller (Gera), Volkmar Uwe Vogel und Vera Lengsfeld (alle CDU/CSU) zur Ab- stimmung über den Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushalts- plans für das Haushaltsjahr 2004; hier: Einzelplan 09 – Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (Tagesordnungspunkt I. 12 a) . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Daniel Bahr (Münster), Michael Kauch und Markus Löning (alle FDP) zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung der Handwerks- ordnung und anderer handwerksrechtli- cher Vorschriften (Tagesordnungspunkt I. 12 b) . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Helmut Lamp, Peter H. Carstensen (Nord- strand), Ernst Hinsken, Horst Seehofer, Josef Göppel, Peter Bleser und Heinrich-Wilhelm Ronsöhr (alle CDU/CSU) über den Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (Tagesordnungspunkt I .15 b) . . . . . . . . . . . . 7035 A 7035 A 7035 D 7036 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 79. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. November 2003 6867 (A) ) (B) ) 79. Sitz Berlin, Donnerstag, den Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 79. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. November 2003 7035 (A) ) (B) ) Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Thüringen und Berlin desregierung deckt sich nicht vollständig mit unseren Zuweisungen an Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, H andwerk sein. Der vorliegende Gesetzentwurf der Bun- Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Günter Baumann, Veronika Bellmann, Klaus Brähmig, Robert Hochbaum, Dr. Peter Jahr, Manfred Kolbe, Michael Kretschmer, Dr. Michael Luther, Maria Michalk, Christa Reichard (Dresden), Arnold Vaatz, Marco Wanderwitz, Ulrich Adam, Dr. Angela Merkel, Susanne Jaffke, Werner Kühn (Zingst), Verena Butalikakis, Roland Gewalt, Siegfried Helias, Günter Nooke, Peter Rzepka, Edeltraut Töpfer, Rainer Eppelmann, Katherina Reiche, Michael Stübgen, Andrea Astrid Voßhoff, Dr. Christoph Bergner, Hartmut Büttner (Schönbeck), Uda Carmen Freia Heller, Bernd Heynemann, Peter Letzgus, Ulrich Petzold, Manfred Grund, Bernward Müller (Gera), Volkmar Uwe Vogel und Vera Lengsfeld (alle CDU/CSU) zur Abstimmung über den Ent- wurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2004; hier: Einzelplan 09 – Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (Tagesordnungs- punkt I.12 a) Wir erklären hiermit unsere Ablehnung zum Einzel- plan 09. Insbesondere lehnen wir die geplanten Ände- rungen bei der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“; Kap. 0902, 12 bei den [ r r g d d b O li s h 7 n b b E s t R a ü u c 2 M b g l g d w M g z w F A f M Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Göppel, Josef CDU/CSU 27.11.2003 Göring-Eckardt, Katrin BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 27.11.2003 Marschewski (Recklinghausen), Erwin CDU/CSU 27.11.2003 Nitzsche, Henry CDU/CSU 27.11.2003 Nolte, Claudia CDU/CSU 27.11.2003 Pflug, Johannes SPD 27.11.2003 Sauer, Thomas SPD 27.11.2003 Schösser, Fritz SPD 27.11.2003 Teuchner, Jella SPD 27.11.2003 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht …], Titel 882 88 (GA-Ost) ab. Wir sehen in den Ände- ungen einen Einstieg zum Ausstieg der Bundesregie- ung aus dem Solidarpakt II. Mit dieser Erklärung brin- en wir unsere Ablehnung zum Ausdruck. Der Solidarpakt II wurde vereinbart, um unter anderm en wirtschaftlichen Nachholbedarf in den neuen Län- ern anzuschieben. Im Korb II sind für die Jahre 2005 is 2019 rund 51 Milliarden Euro vorgesehen. Die GA- st ist ein wesentlicher Bestandteil des Solidarpaktes II. Mit den jetzigen Regelungen führt die Regierungskoa- tion den Solidarpakt nicht mehr wie vereinbart fort. Ent- chieden wurde, dass die im Regierungsentwurf vorgese- ene Verpflichtungsermächtigung ab 2005 in Höhe von 00 Millionen Euro bei der GA-Ost um bis zu 100 Millio- en Euro für die GA-West verwendet werden kann. Da- ei wird vorgetäuscht, dass die GA-Ost unverändert liebe. In Wahrheit wird die GA-Ost um 100 Millionen uro gekürzt. Gleichzeitig findet damit eine Vermi- chung zwischen GA-Ost und GA-West statt. Wir möch- en die Bundesregierung daran erinnern, dass auch die egierungschefs der Länder auf ihrer Jahreskonferenz m 13./14. November 2003 in München ihr Befremden ber die Absicht der Bundesregierung geäußert haben, nd erinnern gleichzeitig auch an die auf der Bespre- hung der Regierungschefs von Bund und Ländern am 0. Dezember 2001 gegebene Zusage des Bundes, die ittelansätze nicht aus Gründen einer möglichen Aufga- en-Überführung an die Länder zu verringern. Wir sind ebenfalls gegen die in den Haushaltsberatun- en deutlich gewordenen Planungen der Regierungskoa- ition, ab 2006 GA-Ost und GA-West zusammenzule- en. Dies widerspricht eklatant dem Solidarpakt II, in em ausdrücklich die Förderinstrumentarien für den irtschaftlichen Aufbau bis 2019 festgeschrieben sind. Wir wenden uns nicht gegen die GA-West. Unserer einung nach sollte auch die GA-West als selbstständi- es Wirtschaftsförderinstrument fortgesetzt werden. Bis um Ablauf des Solidarpakts II Ende 2019 muss aber so- ohl das Volumen als auch die Proportionen der GA- örderung in Ost und West erhalten bleiben. nlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Daniel Bahr (Münster), Michael Kauch und Markus Löning (alle FDP) zur namentlichen Abstimmung über den Ent- wurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung der Handwerksordnung und anderer handwerks- rechtlicher Vorschriften (Drucksachen 15/1206) (Tagesordnungspunkt I. 12 b) Die Liberalisierung der Handwerksordnung ist über- ällig. Ziel muss der weitestgehende Verzicht auf die eisterpflicht beim Weg in die Selbstständigkeit im 7036 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 79. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. November 2003 (A) (C) (B) ) Vorstellungen. Wir können ihn als Schritt in Richtung Li- beralisierung aber nicht ablehnen. Die modifizierte Haltung der FDP-Bundestagsfrak- tion, die diese am 24. November 2003 beschlossen hat, ist ein großer Schritt in Richtung Liberalisierung der Handwerksordnung. Angesichts der Kopplung der Meis- terpflicht an die Ausbildungsleistung können wir diese Position aber nicht mittragen. Wir respektieren die Beschlüsse des Bundespartei- tages der FDP vom Mai 2003 und können auch daher dem Gesetzentwurf der Bundesregierung nicht zustim- men. In Abwägung aller Argumente haben wir uns daher entschlossen, uns der Stimme zu enthalten. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Helmut Lamp, Peter H. Ziel der laufenden EEG-Novellierung ist es unter an- derem, die enormen Marktpotenziale der Bioenergie zu- künftig deutlich stärker zu erschließen. Auch wenn zur Höhe der Einspeisevergütungen nach wie vor Diskussi- onsbedarf besteht, ist anzuerkennen, dass Wirtschafts- und Umweltministerium vereinbarten, künftig die Ver- gütungssätze im EEG für Strom aus Bioenergie anzuhe- ben, den Einsatz naturbelassener Biomasse und die Nut- zung innovativer Technik besonders zu vergüten. Aber bei einer Gesamtbewertung der Vereinbarungen auf Ministerebene zur EEG-Novellierung zwischen dem BMWA und dem BMU sind dringend notwendige Bes- serstellungen für die Bioenergie nicht erkennbar. Eher ist das Gegenteil der Fall: Durch die vorgesehene Verkür- zung des Förderzeitraums für Bioenergieanlagen um ein Viertel – von 20 auf 15 Jahre – und durch die Verdoppe- lung des Degressionssatzes von 1 Prozent auf 2 Prozent werden die positiven Ansätze mehr als aufgehoben! Ins- gesamt gesehen stellt sich – im Vergleich zum geltenden Recht – der gemeinsame EEG-Novellierungsvorschlag des Bundeswirtschafts- und des Bundesumweltministeri- ums als erhebliche Verschlechterung und Rückschritt für Carstensen (Nordstrand), Ernst Hinsken, Horst Seehofer, Josef Göppel, Peter Bleser und Heinrich-Wilhelm Ronsöhr (alle CDU/CSU) über den Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (Tagesordnungspunkt I. 15 b) Mit einem Vorschaltgesetz will das Parlament heute ein Element der bevorstehenden Novellierung des Er- neuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) – die Regelungen zur Photovoltaik – vorziehen. Hierzu gibt es gute Gründe: Die Photovoltaikbranche in Deutschland sta- gniert seit Auslaufen des 100 000-Dächer-Programms und wartet dringend auf Anschlussregelungen. Doch Ähnliches, mit erheblichen Auswirkungen für mehrere tausend Arbeitsplätze, gilt für den Bioenergie- bereich. d w M U r l c e W d n d z b d (D ie Verstromung von Biomasse dar. Dies kann genauso enig hingenommen werden, wie die sich nun schon seit onaten verzögernden Beratungen zum EEG. Mit Blick auf die lange überfällige, zukunftsgerechte msetzung des Novellierungsvorhabens und dem daraus esultierenden, sich türmenden Investitionsstau, auf täg- ich zunehmende Entlassungen in der Bioenergiebran- he, auf schwindende Exportchancen, auf den bereits insetzenden Niedergang eines jungen, hoffnungsvollen irtschaftszweiges hätten die Belange der Bioenergie in em vorliegenden Entwurf zum EEG-Vorschaltgesetz ei- en ihrer Bedeutung entsprechenden Niederschlag fin- en müssen. Wenn wir mit diesen Bedenken dem Vorschaltgesetz ustimmen, dann ausschließlich um der Photovoltaik- ranche keine weiteren Verzögerungen zuzumuten und amit in diesem Bereich Arbeitsplätze zu gefährden. 79. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 27. November 2003 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507900000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.
Das am 22. August 2003 in Kraft getretene Gesetz zur

Neustrukturierung der Förderbanken des Bundes sieht
vor, den Verwaltungsrat der Kreditanstalt für Wiederauf-
bau um sieben Mitglieder zu erweitern, die vom Deut-
schen Bundestag bestellt werden. Hierfür werden vorge-
schlagen von der Fraktion der SPD die Kollegin
Waltraut Lehn sowie die Kollegen Ludwig Stiegler
und Klaus Brandner, von der Fraktion der CDU/CSU
die Kollegen Dietrich Austermann, Bartholomäus
Kalb und Friedrich Merz, von der Fraktion des Bünd-
nisses 90/Die Grünen die Kollegin Christine Scheel.
Sind Sie damit einverstanden? – Ich höre keinen Wider-
spruch. Damit sind die genannten Kollegen als Mitglie-
der des Verwaltungsrates der Kreditanstalt für Wieder-
aufbau bestellt.

Durch Änderung des § 39 des Stasi-Unterlagen-Ge-
setzes vom 14. August 2003 können nun acht statt bisher
sieben Mitglieder des Deutschen Bundestages in den
Beirat des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des
Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR entsandt
werden. Die FDP-Fraktion kann somit ein Mitglied für
den Beirat nachbenennen. Sie schlägt die Kollegin

Redet
Gisela Piltz vor. Sind Sie damit einverstanden? – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist die Kollegin Gisela
Piltz gemäß § 39 Abs. 1 des Stasi-Unterlagen-Gesetzes
in den Beirat gewählt.

Die Fraktion der CDU/CSU teilt mit, dass der Kollege
Martin Hohmann sowohl aus dem Gemeinsamen Aus-
schuss gemäß Art. 53 a des Grundgesetzes als auch aus
dem Kontrollausschuss beim Bundesausgleichsamt als
stellvertretendes Mitglied ausscheidet. Für beide Gre-
mien schlägt die Fraktion der CDU/CSU den Kollegen
Dr. Jürgen Gehb als neues stellvertretendes Mitglied
vor. Sind Sie damit einverstanden? – Ich höre keinen Wi-
derspruch. Dann ist der Kollege Gehb jeweils a
tretendes Mitglied im Gemeinsamen Ausschus
und in den Kontrollausschuss beim Bundesaus
gewählt.

(C (D ung 27. November 2003 0 Uhr Wir setzen die Haushaltsberatungen – Punkt I – fort. a)


eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2004

(Haushaltsgesetz 2004)

– Drucksachen 15/1500, 15/1670 –

(Erste Beratung 61. Sitzung)


b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haus-
haltsausschusses (8. Ausschuss) zu der Unterrich-
tung durch die Bundesregierung
Finanzplan des Bundes 2003 bis 2007
– Drucksachen 15/1501, 15/1670, 15/1924 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Dietrich Austermann
Walter Schöler
Antje Hermenau
Dr. Günter Rexrodt

Ich rufe dazu Punkt I.12 auf:
a) Einzelplan 09

Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit

ext
– Drucksachen 15/1909, 15/1921 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Volker Kröning
Hans-Joachim Fuchtel
Kurt J. Rossmanith
Anja Hajduk
Dr. Günter Rexrodt

Dazu liegt ein Änderungsantrag der Fraktion der FDP
vor, über den wir später namentlich abstimmen werden.

Außerdem rufe ich die Tagesordnungspunkte I.12 b
und c auf:

te und dritte Beratung des von den Frak-
n der SPD und des BÜNDNISSES 90/
GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines
en Gesetzes zur Änderung der
ls stellver-
s bestimmt
gleichsamt

b) – Zwei
tione
DIE
Dritt






(A) )



(B) )


Präsident Wolfgang Thierse

Handwerksordnung und anderer hand-
werksrechtlicher Vorschriften
– Drucksache 15/1206 –

(Erste Beratung 54. Sitzung)


– Zweite und dritte Beratung des von der Bun-
desregierung eingebrachten Entwurfs eines
Dritten Gesetzes zur Änderung der Hand-
werksordnung und anderer handwerksrechtli-
cher Vorschriften
– Drucksache 15/1481 –

(Erste Beratung 58. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Aus-

(9. Ausschuss)

– Drucksache 15/2083 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Ernst Hinsken

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit

(9. Ausschuss)

– zu dem Antrag der Abgeordneten Ernst

Hinsken, Dagmar Wöhrl, Karl-Josef
Laumann, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der CDU/CSU
Handwerk mit Zukunft

– zu dem Antrag der Abgeordneten Rainer
Brüderle, Angelika Brunkhorst, Ernst
Burgbacher, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der FDP
Meisterbrief erhalten und Handwerksord-
nung zukunftsfest machen
– Drucksachen 15/1107, 15/1108, 15/2083 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Ernst Hinsken

Zu dem Gesetzentwurf der Fraktionen der SPD und
des Bündnisses 90/Die Grünen zur Änderung der Hand-
werksordnung und anderer handwerksrechtlicher Vor-
schriften liegt ein Entschließungsantrag der Fraktion der
FDP vor. Der gleich lautende Gesetzentwurf der Bun-
desregierung soll abgesetzt werden. – Ich sehe, Sie sind
damit einverstanden. Dann ist so beschlossen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, wir sind nicht einverstanden!)


Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache drei Stunden vorgesehen. – Ich höre kei-
nen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem
Kollegen Friedrich Merz, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Friedrich Merz (CDU):
Rede ID: ID1507900100

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Die Befürchtungen, die wir am Anfang dieser Wo-
che im Hinblick auf die Entscheidung des Ecofin-Rates

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(C (D om vergangenen Dienstag hatten, sind mehr als nur betätigt worden; sie werden übertroffen. Die Europäische nion steckt erkennbar in einer sich verschärfenden rise. Anders kann man es nicht ausdrücken. Ich will an die Debatte anknüpfen, die wir dazu ges ern und vorgestern an dieser Stelle gehabt haben. Was ie Regierung der Bundesregierung Deutschland in rüssel zu verantworten hat, wird uns noch über einen ehr langen Zeitraum beschäftigen. Es haben Krisensitungen des EZB-Rates und der EU-Kommission stattgeunden. Es herrscht eine schwere Verstimmung zwischen en Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Mittlereile hat Frankreich das Begehren geäußert, den gesamen Stabilitätspakt im übernächsten Jahr zu verändern. Unsere Voraussagen und meine persönliche Einschät ung werden sich bewahrheiten. Es wird einen zunehenden Druck auf die Währungsstabilität geben. Angeichts dessen, was auch von Vertretern der Regierung in en letzten 48 Stunden zu diesem Thema gesagt worden st, kann einem nur angst und bange werden. Wir werden mit dem Hinweis konfrontiert, es sei och alles in Ordnung. Ein Wechselkurs des Euro zum ollar von 1,18 Euro sei sozusagen der Beleg dafür, wie tark der Euro sei und wie wenig er gefährdet sei. Wer ie Währungsgeschichte der D-Mark einigermaßen ennt, der weiß, dass diese Argumente falsch sind. Es gab bei uns in den 80er-Jahren zum Teil stark stei ende Wechselkurse bei rapide sinkenden Inflationsraen. Im Jahre 1981 lag der Dollarkurs bei 1,80 DM und ie Inflationsrate bei 6 Prozent. Drei Jahre später betrug er Dollarkurs 3,20 DM und die Inflation in Deutschland ing gegen null. Drei Jahre nachdem die Sozialdemokraen in Deutschland erstmalig die Regierung übernomen hatten, lag der Dollarkurs ebenfalls bei 3,20 DM, ber die Inflationsrate betrug über 6 Prozent. Ich sage Ihnen das, um Sie von vornherein vor Fehl inschätzungen in den nächsten Tagen und Wochen zu ewahren. Der Außenwert einer Währung hat nicht imer unmittelbar etwas mit seiner Binnenstabilität zu tun. as glatte Gegenteil kann der Fall sein. Im Augenblick rofitieren wir in Europa mehr von der Schwäche des ollar als von der Stärke der eigenen Währung. Die Debatte am heutigen Tag bietet auch Gelegenheit, ach einem Jahr Amtszeit von Bundeswirtschaftsminiser Wolfgang Clement Bilanz zu ziehen. Herr Clement, ie sind vor gut einem Jahr mit sehr viel Elan, auch mit ehr vielen Vorschusslorbeeren, mit sehr viel Vertrauen nd hohen Erwartungen gegenüber Ihnen – auch von den oalitionsfraktionen – hier in Berlin angetreten. Wie ieht nun die Bilanz ein Jahr später aus? Es folgt keine chwarzmalerei und kein Gerede der Opposition. Nein, s sind nüchterne Zahlen über die Volkswirtschaft der undesrepublik Deutschland, ein Jahr nach dem Amtsntritt eines neuen Ministers, der richtigerweise nicht ur die Zuständigkeit für die Wirtschaftspolitik, sondern uch für die Arbeitsmarktpolitik hat. (Franz Müntefering [SPD]: Keine Schwarzmalerei! Das muss ich mir merken!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Friedrich Merz

– Herr Müntefering, die Zahl der Arbeitslosen ist inner-
halb dieses einen Jahres im Durchschnitt um über
200 000 gestiegen. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen
in Deutschland ist ebenfalls um deutlich über 200 000
gestiegen. Die Zahl der Beschäftigten in unserem Land
ist in gut einem Jahr um mehr als 600 000 zurückgegan-
gen.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

Ich will die Lage nicht dramatisieren; aber die Ar-

beitsmarktstatistik bringt die Lage weniger gut zum Aus-
druck als die Beschäftigtenzahl. Die Tatsache, dass
Deutschland mit 82 Millionen Einwohnern jetzt nur
noch etwas über 26 Millionen sozialversicherungspflich-
tige Beschäftigte hat, ist das eigentliche Symptom für
die Krise unserer Volkswirtschaft.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Darüber können Sie nicht einfach leichtfertig hinwegge-
hen.

Wir sind vor gut einem Jahr von Ihnen, Herr Clement,
mit großen Ankündigungen konfrontiert worden. Sie ha-
ben die Koalitionsfraktionen mit Ankündigungen darü-
ber begeistert, wie die Bundesanstalt für Arbeit jetzt
endlich auf den richtigen Weg gebracht werden soll, um
die Vermittlungstätigkeit so zu verbessern, dass sie einen
nachhaltigen Beitrag zur Beseitigung der Arbeitslosig-
keit leistet. Auch dazu eine kurze Jahresbilanz. Im Okto-
ber 2003 sind insgesamt knapp 750 000 Menschen aus
der Arbeitslosigkeit ausgeschieden. Von diesen 750 000
hat die Bundesanstalt für Arbeit aber nur 67 000 erfolg-
reich vermittelt. Das sind nicht einmal 9 Prozent.

Im gleichen Zeitraum, innerhalb von Jahresfrist, hat
sich aber die Zahl derer, die in den Vorruhestand einge-
treten sind, also ein Instrument des Sozialgesetzbuches III
in Anspruch genommen haben, fast verdreifacht. Über
200 000 haben auch auf Drängen der Bundesanstalt für
Arbeit von diesem Instrument Gebrauch gemacht, ob-
wohl der Präsident der Bundesanstalt bei seinem Amtsan-
tritt genau das Gegenteil gefordert hat, nämlich dieses In-
strument solle nicht weiter in Anspruch genommen
werden, weil es ein falsches Instrument sei.

Herr Clement, man sieht alleine an diesen Zahlen: Sie
sind nicht an einer einzigen Stelle in der Lage gewesen,
die Strukturprobleme unseres Arbeitsmarktes zu lösen.
Sie haben sich weiter verfestigt, weil Sie zu Beginn Ihrer
Amtszeit von einer fundamentalen Fehleinschätzung der
Lage ausgegangen sind und sich mit Ihren wenigen gu-
ten Ansätzen in Ihrer eigenen Fraktion nicht haben
durchsetzen können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich will das an einigen Beispielen deutlich machen.

Sie haben uns im Frühjahr 2003 mit der Ankündigung
aufgerüttelt, künftig werde Ihr Haus jeden Monat eine
neue Reform auf den Weg bringen.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Alles Schall und Rauch! – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es waren schon zwei pro Monat!)


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(C (D assen wir an vier Beispielen Revue passieren, was daaus geworden ist. Erstens. Sie haben angekündigt, es sei jetzt an der eit, das Kündigungsschutzrecht zu lockern. Ich sage azu vorweg: Ich weiß, dass viele Bürgerinnen und Bürer in diesem Land – darunter auch viele, die in Arbeit nd Brot sind – Angst davor haben, dass ihnen ein Teil es Schutzes genommen wird. Von dieser Angst müssen ie befreit werden, indem man darauf hinweist, dass in en Ländern, in denen der Kündigungsschutz nicht so eit geht wie in Deutschland, ein höheres Maß an Bechäftigung besteht und die Rückkehr in den Arbeitsarkt einfacher ist als in der Bundesrepublik Deutschand. Das haben Sie richtig gesehen, Herr Clement. Aber nachdem Sie angekündigt hatten, dass der Kün igungsschutz in Kleinbetrieben mit bis zu 20 Beschäfigten gelockert werden soll, und daraufhin von Ihren eienen Leuten zurückgepfiffen worden sind, haben Sie arauf hingewirkt, dass wenigstens Kleinbetriebe mit bis u fünf Beschäftigten künftig unbegrenzt befristet Bechäftigte zusätzlich einstellen können, ohne dass der ündigungsschutz greift. Dabei haben Sie jedoch überehen, dass aufgrund einer EU-Richtlinie die Zahl der efristet Beschäftigten nicht größer sein darf als die Zahl er unbefristet Beschäftigten. Deshalb mussten Sie die ahl der befristet Beschäftigten auf fünf reduzieren. In Zukunft dürfen also fünf befristet Beschäftigte zu ätzlich eingestellt werden, die dem Kündigungsschutz icht unterliegen. Das ist aus Wolfgang Clements großer eform des Kündigungsschutzgesetzes geworden! (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Peinlich!)


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Toll!)


itte tun Sie sich selbst und uns den Gefallen, dieses
hema heute Morgen am besten gar nicht mehr zu er-
ähnen, wenn Sie sich nicht selber der Lächerlichkeit
reisgeben wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ein zweites Beispiel: Sie haben auch angekündigt,

ass künftig jede Arbeit zumutbar sein solle, damit die
enschen einen Weg zurück in den Arbeitsmarkt finden.
ies hat immer unsere Zustimmung gefunden. Wir wa-
en auch in früheren Jahren der Auffassung, dass eine
eringfügige Beschäftigung immer noch besser ist, als
eiter in der Arbeitslosigkeit zu verbleiben.
Was ist daraus geworden? Nach Herrn Clement müs-

en jetzt Arbeitslosengeldempfänger, also diejenigen,
ie eine Versicherungsleistung bekommen, für die sie
orher Beiträge eingezahlt haben, in Zukunft jede zu-
utbare Beschäftigung annehmen. Die Zumutbarkeits-
egelungen sind richtigerweise geändert worden. Aber
enjenigen, die in Zukunft – nach der Zusammenlegung
on Arbeitslosen- und Sozialhilfe – Anspruch auf das
rbeitslosengeld II haben, muss jetzt der ortsübliche
ohn gezahlt werden.
Herr Clement, es wäre gut gewesen, wenn Sie diese
egelung in der Schlussphase der Verhandlungen mit Ih-
en eigenen Leuten verhindert hätten. Sie hätten dabei






(A) )



(B) )


Friedrich Merz

auch auf das Sachverständigengutachten Bezug nehmen
können. Der Sachverständigenrat hat mit nicht zu über-
bietender Klarheit festgestellt:

Die beschäftigungsfeindliche Wirkung von staatli-
chen Mindestlöhnen ist gut belegt. Deshalb muss
auf diese generelle Mindestlohnregelung verzichtet
werden.

Wenn Sie Ihrem eigenen Sachverständigenrat nicht
glauben, dann werfen Sie einen Blick nach Frankreich!
In Frankreich gibt es seit einigen Jahrzehnten einen
staatlichen Mindestlohn, wie Sie ihn jetzt in Deutsch-
land faktisch einführen wollen. Ein staatlicher Mindest-
lohn klingt zunächst gut. Viele Bürgerinnen und Bürger
sind der Meinung, dass es eine Untergrenze geben muss
und dass der Staat dies zu regeln hat. Das ist in der Tat
auch ein zusätzlicher Schutz für die Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer.

In Frankreich können Sie aber die tatsächliche Wir-
kung solcher Regelungen besichtigen. Die Tatsache,
dass in Frankreich die Jugendarbeitslosigkeit überpro-
portional hoch ist, hat etwas damit zu tun, dass den
schlecht qualifizierten Jugendlichen der Zugang zum Ar-
beitsmarkt durch den staatlich festgesetzten Mindestlohn
verweigert und auf diese Weise Jugendarbeitslosigkeit in
einer Größenordnung verfestigt wird, die wir in
Deutschland Gott sei Dank bis heute nicht zu beklagen
haben.

Wenn Sie aber zulassen, dass dieses Vorhaben in
Deutschland weiter verfolgt wird, dann – das sage ich
Ihnen voraus – werden in Deutschland in wenigen Jah-
ren gerade bei der Jugendarbeitslosigkeit ähnlich hohe
Zuwachsraten zu verzeichnen sein wie in Frankreich.
Lassen Sie das! Es hat keinen Sinn, diesen Weg zu ge-
hen.

Ein drittes Beispiel: Herr Clement, wir haben vor fast
genau einem Jahr im Zuge der Beratungen des Haushalts
2003 in diesem Hause sehr darüber gestritten, wie wir
die Zeitarbeitsbranche in Zukunft tarifpolitisch behan-
deln wollen. Ich habe Ihnen damals dringend geraten,
bei dem zu bleiben, was Sie für richtig gehalten haben,
und die Zeitarbeit nicht vom ersten Tage an gesetzlich in
der Weise zu regeln, dass dort gleicher Lohn zu gleichen
Bedingungen gezahlt werden muss. Ferner haben wir Ih-
nen dringend geraten, nicht die gesetzliche Verpflich-
tung aufzunehmen, dies an entsprechende Tarifverträge
zu binden.

Was in diesen Tagen, ein Jahr später, in der Zeitar-
beitsbranche auch im Hinblick auf das Datum 1. Januar
2004 passiert – Sie haben damals eine Frist von etwas
über einem Jahr in das Gesetz hineingeschrieben –,
zeigt, dass es weit schlimmer gekommen ist, als wir es
vor einem Jahr befürchtet hatten. Es gibt nämlich nicht
nur Tarifverträge, die als solche nicht zu kritisieren sind,
sondern es gibt auch eine massive Konkurrenz der IG
Metall insbesondere gegen die christlichen Gewerk-
schaften.


(Klaus Brandner [SPD]: Es ist ja eine Beleidigung, die christlichen Gewerkschaften als Konkurrenz darzustellen!)



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(C (D Dieser Zwischenruf ist aufschlussreich: Es sei eine Beeidigung, die christlichen Gewerkschaften als Konkurenten der IG Metall zu bezeichnen. Das ist bezeichnend ür das Denken, das in Ihren Reihen bis zum heutigen age vorherrscht. Meine Damen und Herren, es sind Tarifverträge mit er Christlichen Gewerkschaft Metall abgeschlossen orden. Dagegen klagt die IG Metall. Sie klagt nicht geen die Tarifverträge, sondern sie versucht, auf dem Klaewege der CGM die Eigenschaft als Gewerkschaft treitig zu machen, was die fatale Folge hat, dass in vieen Betrieben die dort bestehenden Tarifverträge gar icht angewandt werden, weil man überall Angst davor at, dass sich die IG Metall mit ihren Klagen durchsetzt. (Klaus Brandner [SPD]: So mächtig ist die CGM! Deshalb ist das eine Beleidigung! – Weitere Zurufe von der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Auch diese Zwischenrufe sind bezeichnend. – Die fa-
ale Folge dessen ist, dass die Zeitarbeitsbranche in
eutschland zur Lösung der Probleme praktisch keinen
eitrag mehr leisten wird; dies verhindern die Funktio-
äre der IG Metall.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich komme zu einem vierten großen Bereich, den Sie

um Thema gemacht haben und bei dem Sie in den
üngsten Tagen – Angela Merkel hat gestern schon dar-
uf hingewiesen – total gescheitert sind, nämlich dem
hema Ausbildungsplatzabgabe. Herr Clement, Sie ha-
en völlig zu Recht bis in die jüngsten Tagen hinein auch
n Ihren eigenen Reihen gesagt, dass eine solche Abgabe
chädlich und falsch sei. Trotzdem ist sie auf dem Bun-
esparteitag der SPD gegen Ihren erklärten Willen be-
chlossen worden. Die Tatsache, dass Sie einen relativ
leinen Delegiertenschlüssel haben und viele Mitglieder
er SPD-Bundestagsfraktion Delegierte auf Bundespar-
eitagen sind, zeigt, dass Sie offensichtlich in Ihrer eige-
en Fraktion keine Mehrheit für das gefunden haben,
as Sie für richtig halten.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe von der SPD – Gegenruf des Abg. Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Wer war denn von Ihnen nicht da? Die sollen sich mal melden! Es waren doch alle da!)


Entschuldigung, es ist doch offensichtlich so, wie ich
s dargelegt habe: Das Thema Ausbildungsplatzabgabe
ird auf der Regierungsbank anders als in den Regie-
ungsfraktionen, insbesondere in der SPD-Fraktion, ge-
ehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Jetzt lese ich Ihnen etwas vor, was vor einigen Wo-

hen ein betroffener Arbeitgeber in einem Leserbrief ge-
chrieben hat.


(Unruhe bei der SPD)

Das mögen Sie nicht gern hören. Ich lese es Ihnen
rotzdem vor. Er beschreibt seine Erfahrungen, wie es






(A) )



(B) )


Friedrich Merz

ist, wenn er Ausbildungsplätze zur Verfügung stellt und
anschließend Bewerber in sein Unternehmen kommen
und sich vorstellen.

… auf reines Grundwissen zielende Testaufgaben
und Fragen können nicht einmal in Ansatz und Ten-
denz richtig gelöst und beantwortet werden, zum
Teil kommen „weiße Blätter“ zurück. Verstehen
und Erklären einfachster Konstruktionszeichnun-
gen – Fehlanzeige. Mal die Homepage unseres Un-
ternehmens angeschaut? Nein, nicht dran gedacht.
Totaler Blackout beim Versuch eines Gesprächs
über Themen der Allgemeinbildung oder des aktu-
ellen Tagesgeschehens; Geschichte, Geographie,
Europa, simple weltpolitische Zusammenhänge –
nicht der Schimmer einer Ahnung. Schulterzucken
auf die Frage nach Berufs- und Lebenszielen. Dies
alles gepaart mit einem Sprachstil, der in Phonetik
und Aussagesinn weithin unverständlich bleibt, und
mit einem Auftreten, das oft die elementarsten Be-
nimm-Regeln vermissen lässt.


(Zurufe von der SPD)

– Was ich Ihnen vorlese, sind die Erfahrungen eines Un-
ternehmers. Sie, meine Damen und Herren von der SPD,
sind meilenweit davon entfernt, überhaupt noch zu wis-
sen, was in den Betrieben heute passiert.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das Zitat trifft auch für die SPD-Fraktion zu! – Widerspruch bei der SPD)


– Wenn man diese Zwischenrufe hört – leider können die
Fernsehzuschauer nicht alles hören, was Sie dazwi-
schenrufen –, dann könnte man annehmen, das Zitat, das
ich hier gerade vortrage, stelle eine Situationsbeschrei-
bung der SPD-Bundestagsfraktion dar.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Der Unternehmer schreibt weiter:
Solange Computerspiele, Disco und Designerkla-
motten die Kernkompetenzen vieler unserer 18 bis
20 Jahre alten Schulabgänger sind und das fatale
Motto „Erst der Spaß, dann das Vergnügen“ ihr Da-
sein prägt, ist tiefste Besorgnis angesagt, dass diese
hochprozentig ignorante Generation wählen darf
und die Zukunft unserer Wirtschaft und Gesell-
schaft gestalten soll.

(Zuruf von der SPD: Machen Sie doch nicht die Jugendlichen schlecht!)

Jetzt kommt der entscheidende Satz:

Die geschilderten Erfahrungen aus der betriebli-
chen Praxis beweisen zugleich den ganzen
Schwachsinn einer Ausbildungsplatzabgabe.

Dies ist sicherlich eine Momentaufnahme. Hier ist je-
mand an die Öffentlichkeit gegangen, der sehr frustriert
ist und der Erfahrungen mit jungen Menschen gemacht
hat, die sicherlich nicht repräsentativ sind.


(Zurufe von der SPD: Aha!)


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(C (D ber Tatsache ist doch – wenn Sie genau hinschauen, ann müssten auch Sie das wissen –, dass ein großer Teil er Ausbildungsplätze in Deutschland nicht deswegen icht besetzt werden kann, weil es nicht genügend Beiebe gibt, die ausbilden, sondern weil die Betriebe aum noch qualifizierte Bewerber für die vorhandenen usbildungsplätze bekommen. Vor diesem Hintergrund t eine Ausbildungsplatzabgabe doch Unfug. Denn die etriebe, die ausbilden wollen und die hohe Anforderunen stellen bzw. stellen müssen, werden durch eine solhe Abgabe doppelt bestraft: Ausbildungsplätze bleiben angels qualifizierter Bewerber unbesetzt und gleicheitig muss eine Ausbildungsplatzabgabe entrichtet weren. err Clement, wenn Sie noch einen Rest an Durchsetungsvermögen in der Regierungskoalition haben, dann orgen Sie bitte dafür, dass der entsprechende Gesetzenturf, der offenbar die Handschrift von Herrn üntefering trägt, im nächsten Jahr erst gar nicht in den eutschen Bundestag eingebracht wird. Ich möchte noch etwas zu dem momentanen Vermittngsverfahren sagen – der Meinungsbildungsprozess t sicherlich sehr schwierig –, das große Teile Ihrer Geetzgebung betrifft und das das größte der letzten Jahre, enn nicht sogar des letzten Jahrzehnts ist. Der Bundesanzler hat mehrfach eingewandt, der Zusammenhang, en die Union zwischen den Reformgesetzen betreffend en Arbeitsmarkt und seinem Wunsch, die Steuern zum . Januar 2004 zu senken, herstellt, sei unzulässig. Ich öchte Ihnen sehr deutlich sagen: Wenn die geplante teuersenkung, die zumindest teilweise kreditfinanziert erden muss, überhaupt eine Chance auf unsere Zustimung haben soll, dann müssen gleichzeitig Arbeitsarktreformgesetze verabschiedet werden, die im ächsten Jahr in Deutschland zumindest ein so großes aß an Wachstum und Beschäftigung ermöglichen, dass ie mit der Steuersenkung verbundenen Steuerausfälle chnell kompensiert werden. Sonst macht das Ganze keien Sinn. Niemand kann ernsthaft bestreiten, dass es eien inneren Zusammenhang zwischen Steuergesetzgeung und Arbeitsmarktgesetzgebung gibt. Wer dies estreitet, der legt selbst den Keim für das Scheitern des ermittlungsverfahrens. Das ist so. – Herr Clement, Sie chen jetzt darüber. Das Lachen wird Ihnen am Ende ieses Jahres – möglicherweise – vergehen, wenn Sie so eitermachen. Wir legen Wert darauf, dass hier Gesetze verabschie et werden, die wenigstens den Hauch einer Chance erffnen, dass wir im nächsten Jahr aus der Wachstumsnd Beschäftigungskrise herauskommen. Dazu gehört as, was nicht wir zuerst thematisiert haben, sondern as der Bundeskanzler in seiner Regierungserklärung m 14. März dieses Jahres ausdrücklich angesprochen at, nämlich das Thema betriebliche Bündnisse für Areit. Friedrich Merz Ich erwähne das deshalb, weil uns die Gewerkschaften, aber auch die Regierung ständig vorwerfen, es gebe nicht einen einzigen Fall in Deutschland, anhand dessen man nachweisen könne, dass die Gewerkschaften nicht vernünftig genug seien, trotz bestehender Tarifverträge betriebliche Bündnisse für Arbeit mit ihrer Zustimmung zu ermöglichen. Ich möchte Ihnen ein konkretes Beispiel aus jüngster Zeit nennen, das das genaue Gegenteil belegt – das kann man zurzeit jeden Tag überall in Deutschland, ob im Norden, im Süden, im Westen oder im Osten, beobachten –: In der schönen Stadt Murrhardt, nördlich von Stuttgart, lässt die Firma Soehnle Küchenwaagen produzieren. In diesem Unternehmen ist ein Abänderungstarifvertrag mit Zustimmung der Belegschaft, der Geschäftsleitung und des Betriebsrates, auch der dort vertretenen IG-Metall-Mitglieder, abgeschlossen worden. Mit diesem Tarifvertrag sollten die Streichung einer fünfminütigen Pause und die Senkung der Zuschläge bei Akkordlöhnen von 127 Prozent auf 113 Prozent ermöglicht werden. Alle Beteiligten waren sich einig. Aber dann hat die stellvertretende Bevollmächtigte der IG Metall dagegen interveniert. Sie hat Folgendes geschrieben: Wenn es zu wenig Arbeit in Murrhardt gibt, schlagen wir Kurzarbeit oder eine Betriebsvereinbarung … vor. Dabei gibt es auch Lohnund Gehaltseinbußen …, aber im Gegenzug mehr Freizeit und eine bessere Absicherung ihres Arbeitsplatzes durch die verkürzte Arbeitszeit für alle. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Unglaub lich!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Widerspruch bei der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )

Das, was diese Dame schreibt, unterliegt der Mei-

nungsfreiheit in Deutschland und niemand bestreitet ihr
das Recht, so etwas zu schreiben. Aber von einem sol-
chen Unsinn darf sich doch nicht ein ganzer Betrieb auf
dem Weg aufhalten lassen, eine vom Tarifvertrag abwei-
chende Vereinbarung zu treffen, die regelt, dass Beschäf-
tigung gesichert werden kann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Nicht nur diejenigen von Ihnen, die aus Baden-Württem-
berg kommen, können sich das an Ort und Stelle anse-
hen.

Das Ergebnis dieser Intervention ist, dass diese Pro-
duktionslinie dorthin nicht vergeben worden ist und dass
dieser Standort wahrscheinlich mittelfristig geschlossen
wird. Dahinter steht die Ignoranz von IG-Metall-Funkti-
onären außerhalb der Betriebe. Dieser Fall dokumentiert
gleichzeitig das hohe Maß an Vernunft von IG-Metall-
Mitgliedern und -Betriebsräten in den Betrieben. Herr
Clement, es muss einen Weg geben, wie mit von Tarif-
verträgen abweichenden Vereinbarungen betriebliche
Bündnisse für Arbeit möglich werden. Wenn Sie unse-
ren Weg nicht für richtig halten, aber gemeinsam mit
dem Bundeskanzler der Auffassung sind, dass dieses
Ziel erreicht werden muss, dann zeigen Sie uns einen an-
deren Weg auf. Ohne einen solchen Weg kommen wir in
Deutschland aus der Beschäftigungskrise nicht heraus.
Dieser Weg muss jetzt gemeinsam mit Ihnen beschritten
werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Zum Ende des Jahres 2003 stehen wir in der Tat vor ehr schwierigen Beratungen. Unsere Vorsitzende hat estern sehr klar und deutlich zum Ausdruck gebracht: ir sind weiterhin bereit, mit Ihnen Kompromisse ausuhandeln. Das erfordert der Föderalismus. Dass der undesrat vielen Gesetzen, die der Bundestag verabchiedet hat, zustimmen muss, ist nun einmal so; wir önnen das – jedenfalls kurzfristig – nicht ändern. Diese Kompromisse sind aber keine Kompromisse m ihrer selbst willen; es müssen vielmehr Komproisse sein, die uns in Deutschland aus der anhaltenden trukturbedingten Wachstumsund Beschäftigungskrise enigstens ein Stück weit herausführen. Herr Clement ich hätte beinahe „Herr Gerster“ gesagt; ich kann gut erstehen, dass Sie bei diesem Namen nicht gern zuhöen; diese Angelegenheit ist mittlerweile eine Belastung ür die ganze Regierung geworden –, inen Weg in die andere Richtung – eine Verfestigung er Arbeitsmarktstrukturen; eine Verfestigung bestimmer Gesetze; noch mehr Bürokratie; die Einstellung von usätzlichen 10 000 oder 12 000 Beschäftigten bei der undesanstalt für Arbeit, was bedeutet, dass diese Peronen eine Aufgabe übernehmen, die heutzutage in die uständigkeit der Kommunen fallen; eine Regelung, die ehr oder weniger erfolgreich ist – werden wir nicht itgehen. Ich sage von dieser Stelle aus: Wenn Sie einen Weg in ie andere Richtung einschlagen wollen, dann ist es beser, es so zu belassen, wie es ist, so schlecht es auch sein ag. Aber der noch schlechtere Weg, die staatliche Büokratie weiter auszudehnen, um damit die Bewirtschafung der Arbeitslosigkeit auf einem noch höheren admiistrativen Niveau in Deutschland zu ermöglichen, ist icht nur für uns, sondern auch für die Arbeitslosen in eutschland unzumutbar. Herzlichen Dank. Das Wort hat nun Kollege Volker Kröning, SPD raktion. (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Noch so ein Wahlsieger!)


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507900200


Volker Kröning (SPD):
Rede ID: ID1507900300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Herr Merz, wir befinden uns in der zweiten und
ritten Lesung des Bundeshaushaltes. Sie haben zu al-
em geredet, nur nicht zum Einzelplan 09, der heute
orgen aufgerufen worden ist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Kriegt der jetzt einen Eintrag ins Klassenbuch?)


s ist ganz deutlich – ich glaube, niemand ist verstimmt,
enn er diese Absicht erkennt –, dass Sie nicht zum
aushalt, sondern zum Vermittlungsverfahren gespro-






(A) )



(B) )


Volker Kröning

chen haben. Wenn man Ihnen genau zugehört hat, dann
musste man den Eindruck bekommen, dass Sie weder
die Bereitschaft noch die Fähigkeit zum Kompromiss,
den wir dringend brauchen, aufbringen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Der Haushalt des Bundesministeriums für Wirtschaft
und Arbeit sieht nach der Bereinigungssitzung des Haus-
haltsausschusses für das Jahr 2004 Gesamtausgaben in
Höhe von 32,95 Milliarden Euro vor. Dies sind rund
8 Milliarden Euro mehr, als im Regierungsentwurf vorge-
sehen. Dieser Aufwuchs beruht darauf, dass im parlamen-
tarischen Verfahren Haushaltsmittel zur Umsetzung der
neuen Leistung veranschlagt worden sind, die nach dem
vom Deutschen Bundestag beschlossenen Vierten Gesetz
für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt die bishe-
rigen Leistungen Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe zur
Mitte des nächsten Jahres ablösen soll.

Außerdem sind in der Bereinigungssitzung die haus-
haltswirtschaftlichen Voraussetzungen für die An-
schlussregelung zum Kohlekompromiss von 1997 für
die Zeit ab 2006 geschaffen worden.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wie viel waren das noch gleich zusätzlich? Herr Kollege Kröning, wie viel zusätzlich?)


– Herr Austermann, Sie kommen heute offenbar nicht zu
Wort und deshalb müssen Sie Zwischenrufe machen.

Schließlich haben wir im Rahmen des haushaltswirt-
schaftlich Möglichen zukunftsorientierte Maßnahmen
verstärkt, unter anderem durch zusätzliche Mittel für die
Energieforschung und die Unterstützung des Exports im
Bereich erneuerbarer Energien, für die Verbesserung der
Materialeffizienz und für das Vorhaben Innovationsregi-
onen im Rahmen des Bürokratieabbaus und der Deregu-
lierung.

In seiner Struktur wird dieser Haushalt weiterhin
durch die arbeitsmarktbezogenen Leistungen domi-
niert. Dafür werden rund 27,6 Milliarden Euro bereitge-
stellt. 14,7 Milliarden Euro davon entfallen auf die
Grundsicherung für Arbeitsuchende. Im Gegenzug ist
der im Regierungsentwurf eingestellte Ansatz für Ar-
beitslosenhilfe halbiert worden. Die Leistungen für die
Grundsicherung verteilen sich auf Leistungen zur Ein-
gliederung in Arbeit mit rund 2,6 Milliarden Euro, auf
das Arbeitslosengeld II mit rund 10,6 Milliarden Euro
und auf die Erstattung der Verwaltungskosten mit rund
1,5 Milliarden Euro. Für die Arbeitslosenhilfe sind rund
6,7 Milliarden Euro und für den Zuschuss an die Bun-
desagentur für Arbeit rund 5,2 Milliarden Euro veran-
schlagt. Das Haushaltsgesetz ermächtigt den Bund, der
Bundesagentur Liquiditätsdarlehen von bis zu 7 Milliar-
den Euro zu gewähren. Für Maßnahmen der aktiven Ar-
beitsmarktpolitik, im Wesentlichen JUMP-Plus und Son-
derprogramm gegen Langzeitarbeitslosigkeit, werden
rund 970 Millionen Euro bereitgestellt.

Es tut mir Leid, dass ich Sie mit diesen Einzelangaben
in Ihrer Kampfeslust offenbar gestört habe.

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(C (D (Lachen bei der CDU/CSU – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Uns auch! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Sie stören niemanden mit der Rede! – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Wir lassen uns nicht stören!)


ber die Bürger und Bürgerinnen interessieren sich für
ie Leistungen, die wir mit dem Bundeshaushalt für sie
rbringen, gerade auf den Gebieten Arbeitsmarkt und
irtschaft.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Kalkulation der arbeitsmarktbezogenen Ansätze
eruht auf den aktualisierten gesamtwirtschaftlichen
ckwerten der Bundesregierung und setzt voraus, dass
ie mit den Gesetzen Hartz I und Hartz II beschlosse-
en Konsolidierungsmaßnahmen im kommenden Jahr
hre volle Wirksamkeit auf der Ausgabenseite entfalten.
uf der Einnahmeseite ist der nach Hartz IV von der
undesagentur an den Bund zu zahlende Aussteuerungs-
etrag veranschlagt.
Von dem verbleibenden Teil des BMWA-Haushalts in
öhe von rund 5,4 Milliarden Euro entfallen rund
,2 Milliarden Euro auf die Kohlehilfen. Das ist gegen-
ber dem Ansatz 2003 ein Rückgang – ein Rückgang! –
m 460 Millionen Euro, also mehr, als der Abbauschritt
004 nach dem geltenden Kohlekompromiss vorsieht.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Es wird aber noch was draufgelegt! 16 Milliarden!)


it der Veranschlagung einer neuen Verpflichtungser-
ächtigung in Höhe von 6,079 Milliarden Euro wird der
nschlussregelung ab 2006 Rechnung getragen,


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Gilt die denn schon?)


amit schon 2004 entsprechende Finanzierungszusagen
egeben werden können.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Und dann geht es wie weiter? – Weitere Zurufe)


er Bund leistet seinen Beitrag unter der Voraussetzung,
ass mit den Ländern Nordrhein-Westfalen und Saarland
ine Verständigung über die Anschlussregelung erzielt
ird.


(Anhaltende Zurufe – Dirk Niebel [FDP]: Hört doch mal lieber zu!)


abei soll der Rückgang der Hilfen so flankiert werden,
ass der unvermeidliche Personalabbau weiterhin sozial-
erträglich stattfindet.
Weitere 900 Millionen Euro entfallen auf die Ge-
einschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen
irtschaftsstruktur“. Neben den Baransätzen für die
A-Ost und -West hatte der Regierungsentwurf Ver-
flichtungsermächtigungen nur noch für die GA-Ost in
öhe von 700 Millionen Euro vorgesehen. Da eine Er-
öhung dieses Volumens zulasten des übrigen Haushalts
ieses Ressorts oder zulasten des Gesamthaushalts aus-
chied, hat der Haushaltsausschuss beschlossen, dass im
ächsten Jahr bis zu 100 Millionen Euro für die Jahre






(A) )



(B) )


Volker Kröning

2005 bis 2007 für die GA-West in Anspruch genommen
werden können. Dafür bleibt der Planungsausschuss ver-
antwortlich, der für die Gemeinschaftsaufgabe insge-
samt eine Klammer zwischen Ost und West bildet. Wenn
der Wille des Haushaltsgesetzgebers erfüllt werden soll,
sollte der Bund seine Stimmen für eine strukturgerechte
Verteilung der Mittel sowohl in Ost als auch in West ein-
setzen. Es wäre gut, wenn der zuständige Unteraus-
schuss des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit diese
Entwicklung weiterhin begleiten würde, gerade auch im
Hinblick auf die Zukunft der Strukturpolitik auf EU- und
Länderebene.


(Zustimmung bei Abgeordneten der SPD)

Nun zum weiteren Förderungskatalog in der Reihen-

folge der Titelgruppen, wobei die quantitativen Größen-
ordnungen nichts über die qualitative Bedeutung bzw.
die Schwerpunktsetzung aussagen.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Nicht jede Titelgruppe vorlesen! – Zuruf des Abg. Dirk Niebel [FDP])


– Herr Austermann, leider kann man das draußen nicht
hören.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ich sagte: Nicht alle Titelgruppen vorlesen!)


Ich kann Ihnen nur entgegnen: Sie haben sich überhaupt
nicht beteiligt,


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Darum ist das Ergebnis auch entsprechend!)


deshalb sind Sie gar nicht fähig, über die Bereinigungs-
sitzung des Haushaltsausschusses zu berichten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Für die Energieforschung sind rund 131 Millionen
Euro vorgesehen, mehr als im Jahre 2003. Für Maßnah-
men zur Förderung der rationellen und sparsamen Ener-
gieverwendung stehen nach dem Übergang der Zustän-
digkeit für das Marktanreizprogramm und für das
100 000-Dächer-Programm auf das Bundesumweltmi-
nisterium noch Mittel in Höhe von 25,6 Millionen Euro
zur Verfügung. Der Ansatz für die 2003 begonnene Ex-
portinitiative für erneuerbare Energien wird gegenüber
dem Regierungsentwurf auf 18 Millionen Euro verstärkt.

Die Mittel für Forschung und Entwicklung und für
Innovation im Mittelstandsbereich erhöhen sich auf
432 Millionen Euro; nicht berücksichtigt ist dabei die
Abwicklung der Altfälle aus dem Programm Beteili-
gungskapital für kleine Technologieunternehmen. Die in-
dustrielle Gemeinschaftsforschung, das Projekt Multime-
dia und das Programm Netzwerkmanagement Ost werden
auf hohem Niveau fortgeführt. Auf gleichem Niveau wie
im Vorjahr wird auch die Förderung der Leistungs- und
Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittlerer Unter-
nehmen fortgeführt; die Beratung und Schulung von
Existenzgründern wird sogar gegenüber 2003 verstärkt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D leine und mittlere Unternehmen müssen sich besonders uf die Rating-Anforderungen der Kreditinstitute aus em Basel-II-Abkommen einstellen. Deshalb erwähne ich gerne auch, dass zum Jahr 2004 as Gesamtkonzept der Mittelstandsförderung gestrafft ird; übrigens nach konstruktiver Mitwirkung des Bunesrechnungshofes. Dazu gehören so wichtige Elemente ie der Beteiligungskapitaldachfonds, die Kooperation wischen Wirtschaft und Forschung und die Förderung on Wachstumsträgern in benachteiligten Regionen. Der inanzielle Kern der Mittelstandsförderung ist inzwichen bei der Mittelstandsbank gebündelt worden. Die fW berichtet darüber in ihrem jüngst erschienenen driten Quartalsbericht. (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Der Mittelstand wird doch von Ihnen geplündert!)


s wird höchste Zeit, dass sich die privaten Banken wie
ie öffentlichen Hände an der Lösung der Finanzkrise
es Mittelstandes beteiligen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

ch kann jedenfalls für die Bundesregierung und die Ko-
lition sagen: Mittelstands- und Innovationsförderung
ind keine Lippenbekenntnisse, sondern Schwerpunkte
nserer Politik.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Der brennt ja hier ein rhetorisches Feuerwerk ab! – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Das ist der Witz des Monats!)


Dem Mittelstand dient insbesondere die Außenwirt-
chaftsförderung, die im Regierungsentwurf von
21 Millionen Euro im Vorjahr auf knapp 170 Millionen
uro aufgestockt wurde. Der Haushaltsausschuss hat da-
an festgehalten. Im Vordergrund steht die Außenwirt-
chaftsoffensive der Bundesregierung mit der neuen
nvest in Germany GmbH, mit dem Auslandsmessepro-
ramm, dem Netz der Auslandshandelskammern und
em Korrespondentennetz der Bundesagentur für Au-
enwirtschaft. Die Rolle des Exports bei der Stabilisie-
ung und Belebung der Konjunktur kann gar nicht ernst
enug genommen werden; gerade das Engagement klei-
er und mittlerer Unternehmen auf Auslandsmärkten
ient dem Standort Deutschland.


(Unruhe bei der CDU/CSU)

Für die Bereiche Luftfahrtforschung und -techno-

ogie stehen 2004 fast dieselben Mittel wie 2003 zur
erfügung, nämlich rund 74 Millionen Euro. Zur Ver-
esserung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen
erften wird ein Innovationshilfeprogramm aufgelegt,
as mit jeweils 15 Millionen Euro zwischen 2004 und
007 ausgestattet wird. Mit dem Programm sollen an-
telle der klassischen Produktionshilfe anwendungsnahe
nnovationen der Branche gefördert werden. Um die He-
einnahme einer großen Zahl von Aufträgen noch in die-
em Jahr sicherzustellen, kann auf die Mittel der Innova-
ionshilfe zugegriffen werden; doch dies darf nicht die
mstrukturierung der Werfthilfe gefährden.


(Zuruf von der CDU/CSU: Aufhören!)







(A) )



(B) )


Volker Kröning

– Ich freue mich ja, dass Sie im Saal bleiben und nicht
rauslaufen.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Es fällt schwer!)


Offenbar interessiert Sie doch, worüber ich spreche.

(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Schließlich berichte ich aus der Bereinigungssitzung,
dass die Regulierungsbehörde für Telekommunika-
tion und Post im Laufe des kommenden Jahres neue Zu-
ständigkeiten, und zwar für die Bereiche Strom und Gas,
erhalten soll. Dafür werden 60 neue Stellen vorgesehen,
allerdings werden 42 Stellen gesperrt, von denen 15 aus
Personalüberhängen aus anderen Bundesbehörden be-
setzt werden.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Was ist mit den anderen 39?)


Der Haushaltsausschuss wird sich über verbleibende
Fragen, die von der Aufstellung zum Vollzug hinüberrei-
chen, informieren lassen.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Bitte gebt uns Müntefering!)


Er hat Berichtsaufträge von der endgültigen Einigung
zur Kohlehilfe über die Entscheidung des Planungsaus-
schusses für die Gemeinschaftsaufgabe „Regionale
Wirtschaftsstruktur“ bis zum Fortgang des Rechtsstreites
über die Werfthilfe, der zwischen der EU und Südkorea
geführt wird, beschlossen. Anfang bis Mitte 2004 wird
darüber zu berichten sein.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ein bisschen genauer!)


Weitere Einzelheiten des Haushaltsentwurfes erspare
ich Ihnen jetzt gerne; ich habe die Ergebnisse der Berei-
nigungssitzung mitgeteilt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

– Sie reden alle von Reparlamentarisierung, auch im Zu-
sammenhang mit der Föderalismuskommission, aber Sie
leisten keinen Beitrag zu einem vernünftigen Parlamen-
tarismusverständnis,


(Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

wenn Sie sich hier nicht über die Ergebnisse der Haus-
haltsberatungen berichten lassen wollen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Bravo!)


Mit den 14 Millionen Euro für die kommunikative
Begleitung und die Evaluation wirtschafts- und arbeits-
marktpolitischer Vorhaben, die das Ressort neben den
allgemeinen Mitteln für Öffentlichkeitsarbeit auch im
kommenden Jahr erhält, soll die Initiative „Teamarbeit
für Deutschland“ fortgesetzt werden. Gerade die Ver-
netzung von zentralen und dezentralen Anstrengungen
auf dem Arbeitsmarkt und auch die Aktivitäten für mehr
Ausbildung erfordern solche Teamarbeit. Der Haushalts-
ausschuss wird regelmäßig über die Effizienz und die

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(C (D irkung dieser Netzwerkbildung informiert. Ich bitte errn Minister Clement und sein Ministerium, diese Akivität mit Elan fortzusetzen. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Elan vor allem!)


ie hat viel Vertrauen bei den örtlichen Akteuren ge-
chaffen; das kann ich aus Bremen und aus anderen Re-
ionen belegen.


(Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

Mit demselben Ansatz werden auch unterstützende
ktionen zum Bürokratieabbau fortgesetzt. Der Mas-
rplan der Bundesregierung ist zu wesentlichen Teilen
on dem Ressort BMWA umzusetzen. Ich kann nicht er-
ennen, dass der Minister und sein Haus ihre Grundlinie
erlassen hätten, wie uns Teile der Presse und der Oppo-
ition in letzter Zeit glauben machen wollen.


(Friedrich Merz [CDU/CSU]: Unglaublich!)

ie Antwort der Bundesregierung auf die Kleine An-
rage der Kollegen Bosbach und Röttgen widerlegt sol-
he Behauptungen. Natürlich fällt der Abbau überflüssi-
er Bürokratie schwer; zu Recht wird die Sorge
eäußert, dass der Saldo von Abbau alter und Aufbau
euer Bürokratie negativ bleiben könnte.


(Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

Deshalb hält die Koalition auch an dem Vorhaben der

nnovationsregionen fest. Auf der Basis der Erfahrun-
en mit den drei Testregionen Ostwestfalen-Lippe, west-
ches Mecklenburg-Vorpommern und Bremen soll 2004
in bundesweites Auswahlverfahren stattfinden. Ich
offe, dass alle Teile dieses Hauses und auch der Bun-
esrat daran interessiert bleiben, dafür die gesetzgeberi-
chen Voraussetzungen zu schaffen.
Zur Innovationspolitik gehört auch das Vorhaben zur

erbesserung der Materialeffizienz, das zunächst mit ei-
em Baransatz von 1 Million Euro und einer Verpflich-
ungsermächtigung über 2 Millionen Euro ausgestattet
ird. Die Vergabe der Studie und die Implementierung
ieses Ansatzes will und muss der Haushaltsausschuss
em Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit überlassen.
ir würden es begrüßen, wenn das Vorhaben von vorn-
erein mit der Industrie gemeinsam angegangen werden
önnte.


(Unruhe bei der CDU/CSU)

Ich muss noch auf das BTU-Programm eingehen. Wie

003 und 2002 ist Mehrbedarf gegenüber dem Ansatz
ffenbar geworden. Ursache ist die Krise der Unterneh-
en des so genannten Neuen Marktes.


(Zuruf von der CDU/CSU: Und das als Entgegnung auf Friedrich Merz!)


och die Ausfälle bei den Beteiligungen der Förderban-
en, die sich lange einer Schätzung entzogen hatten, ha-
en sich unerwartet beruhigt. Kürzlich ist ein Artikel in
er „Zeit“ erschienen – ein Vorabdruck aus einem neuen
uch mit dem Titel „Next Economy“ –, der den Hinter-
rund illustriert hat. Wir müssen und können uns zur Lö-
ung des Problems auf einen Vermerk beschränken, der






(A) )



(B) )


Volker Kröning

^

es erlaubt, die Ausgaben von bis zu 60 Millionen Euro
durch Einsparungen an anderer Stelle des Einzelplans zu
decken. Ich hoffe, dass dieser Rahmen nicht ausge-
schöpft werden wird.


(Anhaltende Unruhe bei der CDU/CSU – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wir wollen Frau Pau hören!)


Diese Notlösung offenbart allerdings ein Problem,
das mehr politischer als rechtlicher Natur ist. Im Einzel-
plan des Ministeriums ist eine globale Minderausgabe
in Höhe von 49,5 Millionen Euro vorgesehen,


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Waren das nicht Komma 6! – Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


die im Haushaltsvollzug erwirtschaftet werden muss.
65,7 Millionen Euro kommen als Ressortbeitrag zu der
im Einzelplan 60 veranschlagten globalen Minderaus-
gabe von 1 Milliarde Euro hinzu, und der Ressortbeitrag
zu der weiteren im Einzelplan 60 veranschlagten globa-
len Minderausgabe in Höhe von 600 Millionen Euro ist
noch offen.

Darum ein generelles Wort zum Verhältnis von
Haushaltsaufstellung und Haushaltsvollzug: Die Ar-
beitsmarktausgaben sind scharf kalkuliert und unaus-
weichlich. Die Arbeitsmarktreform dient, ebenso wie die
Arbeitsrechtsreform, der Senkung der so genannten Be-
schäftigungsschwelle in Zeiten geringen Wachstums und
ist, wie die Reform der anderen sozialen Sicherungssys-
teme, Voraussetzung für wirtschaftliches Wachstum. Da-
rum sind die Spielräume in diesem Bereich extrem eng.


(Zurufe von der CDU/CSU: Mehr Solidarität! – Klatscht doch mal!)


Auch bei der Linie der Steinkohlenhilfe lassen sich
nur schwer weitergehende Einsparungen ansetzen. Ins-
gesamt wird sie sich nach dem Kohlekompromiss zwi-
schen 1998 und 2005 von 4,7 Milliarden auf
2,7 Milliarden Euro reduziert haben, nach der An-
schlussregelung zwischen 2006 und 2012 von 2,6 Milli-
arden auf voraussichtlich 1,8 Milliarden Euro, alles in
jährlichen Schritten.

Meine Damen und Herren, auch wenn der Haushalts-
ausschuss die Verpflichtungsermächtigung für die Stein-
kohlenhilfe gesperrt hat, weil wir uns bei der Kurzfris-
tigkeit der Entscheidungen vorbehalten mussten, noch
Einzelfragen zu klären, will ich vor dem aktuellen Hin-
tergrund dieses Themas sagen: Diese Sperre ist keine
Reißleine für den neuen Kohlekompromiss.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Sondern?)

Ich sage im Übrigen zu der globalen Minderausgabe

auch deshalb noch einiges, weil das Vermittlungsverfah-
ren, vor allen Dingen über das Haushaltsbegleitgesetz,
die Frage aufwirft, wo überhaupt in diesem Haushalt
noch Kürzungen vorzunehmen sind. Das Problem ver-
schärft sich dadurch, dass diese Aufgabe nicht mehr in die
Phase der Haushaltsgesetzgebung fällt, sondern der Exe-
kutive und dem Haushaltsausschuss überlassen bleibt.


(Friedrich Merz [CDU/CSU]: Unglaublich!)


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(C (D s geht um Kürzungen von bis zu 235 Millionen Euro, enn das BTU-Risiko in voller Höhe eintritt und wenn on der restlichen globalen Minderausgabe prozentual enauso viel auf das Ressort entfällt wie von der bereits essortweise aufgeteilten Minderausgabe. Nimmt man aus dem Plafond die bisher am meisten iskutierten Ausgaben, nämlich für die Leistungen nach em SGB III und dem SGB II und für die übrigen Areitsmarktausgaben, die Ausgaben für Steinkohlenhilfe, ie Mittel für die regionale Wirtschaftsförderung und uch die Werfthilfe, heraus, bleiben als Bemessungsrundlage für die Erwirtschaftung der zusätzlichen Einparungen nur 1,5 Milliarden Euro. Davon müssen rund 5 Prozent gekürzt werden. Wie viele Ausgaben bereits echtlich gebunden sind, lässt die Betrachtung dabei och offen. Dies wird eine schwere Aufgabe sein, und ich biete, edenfalls namens der Koalition – denn ich kann nicht rkennen, ob die Opposition ihre Arbeitsverweigerung er letzten Wochen, die auch heute besonders deutlich ird, fortsetzen will oder nicht –, (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Das ist eine Redeverweigerung, was Sie hier machen!)


em Minister und seiner Verwaltung für die Lösung die-
er schwierigen Aufgabe weiterhin eine gewissenhafte
usammenarbeit an.
Ich erwarte allerdings auch, dass zusammen mit dem
undesfinanzministerium über den Subventionsbegriff
larheit geschaffen wird, nicht nur auf der Ausgaben-,
ondern auch auf der Einnahmenseite, und vor allen Din-
en über eine Strategie, die nicht nur die Staatsausgaben
eduziert, sondern auch ihre Qualität verbessert.
Die beiden Fälle der Grundversorgung mit Steinkohle

nd des Umbaus der Werftindustrie zeigen, dass Subven-
ionsabbau kein Selbstzweck ist und dass es vor allem
arum geht, die Schwerpunkte von Finanzhilfen ebenso
ie von Steuervergünstigungen in zukunftsorientierte
ereiche zu verlagern. Auch die Wirtschaftsförderung
ient zentral wie dezentral, in den Ländern und Gemein-
en, dem Strukturwandel. Das müssen die Planken für
ie Erwirtschaftung der Minderausgaben nicht zuletzt in
iesem Ressort sein. Wahrscheinlich müssen auch zu-
ätzliche Bewirtschaftungsmaßnahmen über das Jahr
inweg stattfinden. Ich wiederhole: Dabei kann kein Be-
eich tabu sein.
Die Auseinandersetzung um den Stabilitäts- und
achstumspakt hat jenseits aller politischen und fachli-
hen Differenzen gelehrt: Auch 2005 wird eisern zu spa-
en sein; weitere Veränderungen in der Haushaltsstruktur
leiben auch dem Einzelplan 09 nicht erspart. Haushalts-
ollzug und Haushaltsaufstellung werden deshalb auch
n Zukunft viel Arbeit machen.
Ich danke zum Schluss beiden Ressorts, dem Ressort
irtschaft und Arbeit sowie dem Ressort Finanzen, für
ie gute Zusammenarbeit. Ich danke meinen Kollegin-
en und Kollegen – besonders hebe ich meine Kollegin
nja Hajduk hervor – für die Zusammenarbeit in der Be-
ichterstatterrunde.






(A) )



(B) )


Volker Kröning

Ich kann zum Trost sagen: Die Zusammenarbeit mit

der Opposition ist intern besser, als sie sich nach außen
darstellt. Ein Grund für den Politikverdruss im Lande ist,
dass man Ihnen Ihre Reaktionen in diesem Hause nicht
mehr abnimmt. Man erwartet, dass die Zusammenarbeit
intern besser funktioniert, als sich gerade bei Ihren Kin-
dereien gezeigt hat.

Ich bitte um Zustimmung zum Einzelplan 09.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Zugabe! – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das war ein Feuerwerk!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507900400

Ich erteile das Wort Kollegen Rainer Brüderle, FDP-

Fraktion.

(Beifall bei der FDP – Zuruf von der CDU/ CSU: Gott sei Dank! – Dirk Niebel [FDP]: Weck uns auf, Rainer!)



Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1507900500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Heute

können wir in den Zeitungen lesen: Ermahnung der
OECD: Deutschland braucht mehr Reformen. Deutsch-
land hängt zu einseitig vom Export ab.

Wir kommen nicht voran. Das muss doch unser
Thema sein. Lieber Herr Kollege Kröning, was ist das
für ein Politikverständnis, wenn man hier nur die Titel-
gruppen des Haushalts buchhalterisch einsortiert? Wir
müssen doch die Wirtschaftspolitik, die Sie betreiben,
politisch bewerten.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Wenn Sie Wirtschaftspolitik auf die Art und Weise be-
treiben, wie Sie hier reden, dokumentieren Sie doch nur
Ihr Desinteresse an der Lösung der Probleme dieses Lan-
des. Es als „Kinderei“ zu bezeichnen, dass wir eine poli-
tische Bewertung durchführen wollen, ist falsch; denn
dazu ist das Parlament doch da. Ihre Rede führt dazu,
dass draußen abgeschaltet wird.


(Jörg van Essen [FDP]: So ist es!)

Wir wollen aber, dass mehr Menschen anschalten, sich
mit der Politik beschäftigen, teilhaben und nicht vor der
Politik weglaufen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der vorliegende Haushaltstorso ist – wir haben das
schon deutlich gesagt – nicht beratungsfähig. Er ist ver-
fassungswidrig und verstößt gegen internationale Ver-
einbarungen. Heute können Sie in den Zeitungen lesen:
Frankreich fordert einen neuen Stabilitäts- und Wachs-
tumspakt. Der italienische Finanzminister sagt: Der
Pakt I ist am Ende. Jetzt muss etwas ganz anderes kom-
men.

Sie haben mit Ihrem Vorgehen den Stabilitäts- und
Wachstumspakt gekillt. Mein Freund Guido
Westerwelle hat gestern deutlich gesagt, dass wir die
längste Wirtschaftskrise in der Nachkriegsgeschichte

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(C (D aben. Wir haben die größte Pleitenzahl. Die Staatschulden erreichen ständig neue Rekordhöhen. Jetzt eiß ich auch, weshalb Sie sich im Verfassungsentwurf icht um klare Formulierungen hinsichtlich Preisstabilit und Wahrung der Unabhängigkeit der Europäischen entralbank bemüht haben. Sie wollen das gar nicht. Auf hre lockere, hedonistische Schuldenpolitik soll eine potisierte, laxe Geldpolitik folgen. Wenn das so weitereht, kann man nur sagen: Tschüss, Euro. as Vertrauen in den Euro wird damit kaputtgemacht. Ihre Realitätsverweigerung wird hier sehr deutlich. In merika gibt es ein Wachstum von 8,2 Prozent. Bei einer teigerung des Wachstums um 1 oder 2 Zehntel Prozentunkte gibt es schon Hurrameldungen des Wirtschaftsmiisters: Die Wirtschaft zieht an; es geht aufwärts. Aber iese Steigerung ist jenseits der Messgenauigkeit. Auch er Ifo-Index spiegelt nur die Erwartungen wider. Sie üssen sich erst noch erfüllen. Selbst wenn sie sich erfülen würden, wäre das höchst bescheiden. Deutschland ist schlecht vorbereitet auf exogene chocks. Die sich abzeichnende kleine Erholung ist sousagen von der Weltwirtschaft geliehen. Sie ist nicht ausgemacht. Die hausgemachten Probleme sind nicht elöst. Das Kernproblem ist, dass das Potenzialwachsum, das den Wachstumspfad der deutschen Wirtschaft harakterisiert, entschieden zu niedrig ist. Es hat eine rößenordnung von 1 bis 1,5 Prozent. Damit kommen ir nicht aus den Arbeitsmarktproblemen heraus. Jaan, das sich gerade langsam erholt, lehrt, was die Folge st, wenn man Strukturprobleme – wenn es dort auch ndere sind – nicht löst: Man wird eine lange Zeit miese achstumsraten haben. Das ist „jobless growth“. Sie erden es im nächsten Jahr wieder erleben: Dieses bisshen Wachstum wird am Arbeitsmarkt nichts verbessern. Sie müssen an die Kartelle herangehen. Das Tarif artell muss aufgebrochen werden. Der Sachverständienrat der Bundesregierung sagt es eindeutig: Die letzen fünf Jahre hat das Kartell „den Verteilungsspielraum arkant überzogen“. enn Sie nicht mehr Flexibilität am Arbeitsmarkt eröglichen, geben Sie den Arbeitslosen, denen, die drauen stehen, keine Chance. Sie sichern nur das Kartell ab. as genügt nicht. Nur wenn mehr Menschen in Arbeit ind, entsteht mehr Wachstum. Deshalb brauchen wir die betrieblichen Bündnisse ür Arbeit. Wir müssen Einstellungshemmnisse wegäumen. Wenn die kleinen Betriebe jemanden einstellen, aben sie Angst, sich von ihm nicht wieder trennen zu önnen, wenn Aufträge ausbleiben. Deshalb muss der ermittlungsausschuss, damit Deutschland vorankommt, eben der Entlastung im steuerlichen Bereich auch hier eformen zustande bringen. Sonst wird wieder eine hance vertan, sonst versündigen wir uns geradezu an er Politik. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Rainer Brüderle

Nach dem Genossenparteitag in Bochum hat sich der

Zickzackkurs in der Wirtschaftspolitik noch verschlim-
mert. Ich kann Ihnen nur empfehlen: Lassen Sie Karl
Marx im Museum in Trier! Der Wirtschaftspolitik fehlt
die Linie. Sie hat keinen Charakter. Sie wird kein Ver-
trauen schaffen. Auf dem Parteitag der SPD wurde den
Linken Valium gegeben. Die Dosis war offenbar falsch.
Die Verlängerung der Steinkohlesubventionen, die Aus-
bildungsplatzabgabe und wiederentdeckte Arbeiterlieder
werden es nicht bringen.

Kollege Müntefering sagt wörtlich: Der liebe Gott ist
mit uns. – Vorsicht! „Gott mit uns“ gab es schon einmal.
Ich habe dort nur den Erzengel Gabriel gesehen. Wenn
ich Ihre Beschlüsse betrachte, muss ich sagen: Der Teu-
fel hat Sie geritten.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Franz Müntefering [SPD]: Was wissen Sie denn vom Teufel?)


Herr Clement, Sie mussten erneut eine herbe Heim-
niederlage einstecken. Beim Ökostrom hat Herr Trittin
Sie eingedost. Beim Kündigungsschutz waren es die Ge-
werkschaften und Ihre Fraktion. Die Ausbildungsplatz-
abgabe kommt auf den Tisch. Wann ist eigentlich die
Grenze Ihrer Selbstachtung erreicht? Was sagen Sie Ih-
ren Töchtern, wenn Sie ständig als Tiger losspringen und
als Bettvorleger landen? Was ist das für eine Politik? Wo
liegt die Grenze der Selbstachtung? Was machen Sie
noch mit?


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist aber peinlich! Lassen Sie die Töchter aus dem Spiel!)


Ich sage ganz offen und ehrlich: Sie haben bei vielen
Dingen richtig gelegen. Aber Sie haben nichts durchge-
setzt. Wahrscheinlich sind Sie in der falschen Partei.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Will die FDP ihn haben, Herr Brüderle?)


Die Ausbildungsplatzabgabe haben Sie als Verstaatli-
chung der Berufsausbildung bezeichnet. Sie haben völlig
Recht. Nur haben Sie sie nicht verhindert. Frau Dückert
spricht von einer Strafsteuer. Diese grün-rote Lehrlings-
steuer wird keine Ausbildungsplätze bringen, sondern
Ausbildungsplätze kosten. Sie ist ein völlig falscher An-
satz.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Auch die SPD-Wirtschaftsminister sehen es ähnlich.
Herr Schartau hat sich gleich zu Wort gemeldet. Auch er
hält sie für falsch. Aber die Experten haben bei dieser
Anwandlung kollektiver Unvernunft offenbar keine
Chance.

Bei den Steinkohlesubventionen wird die individu-
elle Unvernunft des Bundeskanzlers kollektiviert. Er hat
der Ruhrkohle nach Gutsherrenart 16 Milliarden Euro
versprochen. Das ist ein Stück aus dem Tollhaus. Wir
diskutieren und ringen hier miteinander über Subven-
tionsabbau; gleichzeitig schustert der Bundeskanzler sei-
nem früheren Wirtschaftsminister, den er beim Deal mit

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(C (D on und Ruhrgas schön bei der Ruhrkohle AG untergeracht hat, 16 Milliarden Euro zu. Was ist das für eine olitik? Beim Parteitag kommen dann die Jubelperser it Schildern: Danke, Gerd! – Diese Schilder haben Sie it 16 Milliarden Euro teuer bezahlt. Hier hat die rote Kumpelwirtschaft wieder einmal rächtig funktioniert. Holzmann lässt grüßen! Gleichzeiig kürzt die Bundesregierung die Ausgaben für die Bilung. Wir brauchen mehr Kohle für Bildung, nicht mehr ohle für Kohle. Das ist eine völlig falsche Politik. Die Grünen haben am Montag, großartig formuliert, er Presse vorgetragen, dass „angesichts der fehlenden ittel in den Bereichen Bildung, Forschung und Innova ionspolitik nicht zu rechtfertigen“ sei, einen Steinkohleockel zu finanzieren. Sie sind wie immer platt; Sie traen es mit, Sie nicken es ab, weil Sie in Ihren Sesseln leiben wollen. Herr Kuhn, heute machen wir aber den rnsthaftigkeitstest. Wir wollen eine namentliche Abtimmung über die Kohlesubventionen. So können Sie inmal zeigen, wo Sie stehen. Frau Sager, diese ökonomische Visionärin, behaup ete hier gestern, die FDP habe die Kohlesubventionen icht gekürzt. Das zeugt entweder von Unkenntnis oder st eine glatte Lüge. Günter Rexrodt war es, der damals ie Steinkohlesubventionen gekürzt hat. Der frühere ommandeur der Putztruppe, Joseph Fischer, (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein guter Mann!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


nd Oskar Lafontaine sind damals mit den Kumpels
arschiert und haben vor der FDP-Zentrale Randale ge-
acht. Sie haben sich damals für die Steinkohlesubven-
ionen eingesetzt. Frau Sager, was Sie hier vorführen, ist
er Gipfel der Scheinheiligkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Die Grünen machen immer nur Symbolpolitik.
anchmal wird eine Zeche stillgelegt oder Sie feiern zu-

asten der Steuerzahler eine geschmacklose Party wegen
er Stilllegung des Kernkraftwerks Stade. Eine energie-
olitische Konzeption liegt aber bis heute nicht auf dem
isch.


(Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Richtig!)

s ist utopisch und gefährlich, allein auf erneuerbare
nergien zu setzen. Für jede Kilowattstunde Windener-
ie muss eine Kilowattstunde Atom- oder Kohlestrom
orgehalten werden. Wenn wir das nicht selbst tun, ge-
chieht das in Frankreich oder in Ländern in Osteuropa.
as ist die Wahrheit.
Der Bundeskanzler schickt seinen Lieblingsgewerk-

chafter Schmoldt vor, der wieder einmal anregen darf,
b man über Kernenergie nicht neu nachdenken müsse.
hne einen anderen Energiemix werden Sie die Import-
bhängigkeit Deutschlands in der Energiepolitik auf
auer nicht beseitigen können. Mit den Milliardensub-






(A) )



(B) )


Rainer Brüderle

ventionen für die Windkraft und für die Kohle machen
Sie lupenreine grüne und rote Klientelpolitik.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Angesichts dessen ist es regelrecht eine Frechheit, uns

bei der Handwerksordnung Klientelpolitik vorzuwer-
fen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber sicher! Wem denn sonst?)


Wir wollen keine müde Mark, keinen Euro für das Hand-
werk. Wir wollen nur eine Reform, eine Chance für mit-
telständische Strukturen. Der Grund für Ihr Vorgehen ist
doch, dass Sie von nur wenigen Vertretern des Hand-
werks gewählt werden. Sie wollen das deutsche Hand-
werk dafür abstrafen, dass es nicht Grün-Rot wählt. Das
ist die Absicht, die hinter Ihrem Handeln steht.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Klaus Brandner [SPD]: Die Apotheker auch!)


Wir wollen keine Unternehmenslandschaft, die nur
aus hoch subventionierten Ich-AGs und wenigen Groß-
konzernen besteht. Wir wollen auch eine mittelständisch
geprägte Wirtschaft.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Wir wollen, dass die Hunderttausende von Handwerks-
betrieben endlich von ihrer Unsicherheit befreit werden.
Deshalb unterbreiten wir heute einen Vorschlag, auf den
wir uns alle einigen können.

Was die Beibehaltung des Meisterbriefs, der in
Wahrheit der Doktortitel der beruflichen Praxis ist, an-
langt, wollen wir neben der unbestrittenen Gefahrenge-
neigtheit noch ein zweites Segment hinzufügen. Nach
der PISA-Studie der OECD reden wir alle von der Not-
wendigkeit, auf hohem fachlichen Niveau auszubilden
und dieses Niveau zu sichern. Deshalb sollten wir die
vorbildliche Ausbildungsleistung des Handwerks – im
Handwerk wird dreimal so viel ausgebildet wie im Rest
der deutschen Wirtschaft – auch anerkennen. Wir schla-
gen deshalb ganz konkret vor: Ein Handwerkszweig, der
mehr als 50 Prozent der Gesamtwirtschaft ausbildet, soll
diese fachlich hoch stehende Ausbildung weiterhin
durch den Meisterbrief legitimieren. Das wäre ein gutes
Kriterium. Wir entbinden damit 50 Prozent vom Meis-
terbrief als Ausbildungsvoraussetzung. Gleichzeitig si-
chern wir aber das hohe fachliche Niveau. Wir erkennen
gesellschaftlich an, was auf diesem Gebiet geleistet
wird. Dieses Konzept ist eine tragfähige Brücke, über
die alle gehen können. Ich hoffe sehr, dass Sie bereit
sind, im Vermittlungsausschuss diesen Weg zu gehen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


An die Adresse der Union sage ich, dass ein weiteres
Aufsatteln von Kriterien wie Verbraucher- oder Umwelt-
schutzbelangen kontraproduktiv ist. Wir setzen auf den
mündigen Verbraucher und die Rahmenregelungen. Es
ist ein guter Weg, die Ausbildungsleistung des Hand-
werks anzuerkennen.

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(C (D Herr Schartau, in Nordrhein-Westfalen sind die Geossen zu Hause offenbar vernünftiger – dort fordern sie xakt das Gleiche –, als wenn sie in Berlin herumturnen. ewegen Sie sich zugunsten einer guten Lösung, damit ir auf diesem Gebiet endlich Klarheit schaffen können! Daneben wollen wir vieles verändern. Wir wollen das nhaberprinzip abschaffen. Wir wollen eine Altgesellenegelung. Wenn jemand sieben Jahre Berufspraxis hat nd auf seinem Berufsweg die betriebliche Qualifikation rlangt hat, quasi durch seinen Lebenslauf, sollte man hm eine Chance geben. ir wollen das öffnen. Wir schlagen vor, dass jemand, er sich selbstständig machen will, auf das MeisterAföG verzichten kann, um sich eine Existenz aufzuauen. Gehen Sie diesen Weg. Wir haben nicht das roblem, dass es zu wenig Meister gäbe. Es gibt 30 000 ausgebildete Meister, die nicht in die Selbsttändigkeit gehen, weil die Rahmenbedingungen dafür icht stimmen. Das sind die Probleme. Sie betreiben och ein Ablenkungsmanöver von Ihrer miesen Politik. ie schieben das Handwerk vor, prügeln darauf ein, weil ie nicht die Kraft haben, das Richtige zu entscheiden. ier brauchen wir mehr Bewegung. Ich möchte mit einem Bild schließen. Die Zeiten sind türmisch. Wir befinden uns angesichts der gewaltigen eränderungen sozusagen mitten in einem Gezeitenechsel, mitten in Stromschnellen. Aber Sie mit dem undeskanzler an der Spitze der Regierung erwecken ie Illusion, Sie könnten mit Pfahlbauten ohne Fundaent, grün-rot angestrichen, die Schwierigkeiten meisern, also die Probleme lösen. Nein, wir brauchen eine este Brücke mit festen Fundamenten, die langfristig rägt, und kein Kartenhaus. Die potemkinschen Dörfer, ie Sie aufbauen, werden bei einer Flut weggespült. Damit das Ansehen deutscher Politik nicht weiter chwindet, wird es höchste Zeit, dass wir tragfähige Löungen finden. Wir müssen vernünftige Vorhaben auf en Weg bringen. Nur so wird Politik Akzeptanz finden nd nicht, indem wir über die einzelnen Haushaltstitel treiten, Herr Kröning. Denn das führt dazu, dass die ürger abschalten. Wir möchten aber, dass sie einschalen. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Volker Kröning [SPD]: Das Parlament ist kein Kabarett!)


(Klaus Brandner [SPD]: Passen Sie gut auf!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507900600

Ich erteile das Wort Kollegen Fritz Kuhn, Fraktion
ündnis 90/Die Grünen.


Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507900700

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
ollegen! Herr Merz, in Ihrer Rede gab es eine Stelle,
ie ich perfide fand.


(Zuruf von der SPD: Eine?)







(A) )



(B) )


Fritz Kuhn

Darauf will ich am Anfang meiner Rede kurz eingehen.

Sie haben von diesem Platz aus in Bezug auf das Pro-
blem der fehlenden Lehrstellen – versteckt hinter einem
Leserbrief – das allgemeine Vorurteil bedient, die Schuld
hätten im Großen und Ganzen die jungen Menschen, die
nicht lesen und rechnen könnten. Das ist eine pauschale
Diskriminierung derjenigen jungen Menschen, die eine
Lehrstelle suchen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Widerspruch bei der CDU/ CSU)


Sie haben gesagt, dass Sie nicht generalisieren wollen.
Dadurch, dass Sie diesen Leserbrief verlesen haben, ha-
ben Sie auf eine Art und Weise generalisiert, die ich
nicht akzeptieren kann.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Sie haben nicht zugehört! – Gegenruf von der SPD: Doch!)


Wir müssen natürlich in unserem Bildungssystem et-
was tun. Sie haben aber nicht gesagt, was mit den Ju-
gendlichen geschehen soll, die in diesen Tagen noch
keine Lehrstelle haben. Sie mahnen immer nur, so gehe
es nicht. Das ist Ihr Credo. Sie machen aber keinen prä-
zisen Vorschlag, was geschehen soll.


(Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Stimmt doch überhaupt nicht! Lügen Sie doch nicht!)


Dabei gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder schafft
die Wirtschaft bis März nächsten Jahres die Lehrstellen,
die noch fehlen, oder wir werden eine klug ausgestaltete
Abgabe einführen. Dabei schwebt uns eine Stiftungslö-
sung vor; das haben wir ja vorgeschlagen.


(Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Lesen Sie die Anträge durch!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507900800

Kollege Kuhn, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Schauerte?

Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507900900

Ja, Herr Schauerte, bitte.

Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1507901000

Herr Kollege Kuhn, Sie haben gerade gefordert, dass

wir Ihnen sagen sollen, wie man zusätzliche Lehrstellen
schaffen kann. Es gibt einen ganz zentralen Ansatz. Wir
diskutieren ja, wie Sie wissen, über die Reform der
Handwerksordnung. Lassen Sie die Handwerker, die
heute überproportional ausbilden, im Anhang A zur
Handwerksordnung. Schaffen Sie einen solchen Anreiz,
werden Sie eine hohe Ausbildungsbereitschaft vorfin-
den. Wenn Sie sie aber alle aus dem Anhang A heraus-
nehmen wollen – wie Sie das vorhaben –, dann wird die
Ausbildungsbereitschaft dramatisch abnehmen. Über
diese Sorgen müssen wir miteinander reden. Öffnen Sie
sich einem solchen modernen Ansatz!


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Lieber Herr Schauerte, wir haben uns über dieses hema schon einmal auseinander gesetzt. Ich glaube, ass Sie mit dem Versuch, den Sie unternehmen, die notendige Deregulierung beim Handwerk – die heutige andwerksordnung ist aus ökonomischer Sicht nichts nderes als eine Zugangsbeschränkung zur Berufsausbilung – verhindern. Über alle vernünftigen Vorschläge ur Ausbildung können und werden wir in der Arbeitsruppe des Vermittlungsausschusses reden. Das ist doch ogisch. Aber machen Sie es nicht so billig, mit der Mehode der Ausweitung – Frau Merkel will auch noch den mweltschutz in die Verhandlungsmasse aufnehmen – ie ganze Reform zu verhindern. Das ist Ihr Ziel, wenn ch das richtig verstehe. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507901100

Wir müssen in der Debatte über folgende einfache
rage reden: Wie kann man den Aufschwung, der sich
bzeichnet, durch unsere Politik in Deutschland und
urch die Entscheidungen im Vermittlungsausschuss
erstärken? Was muss geschehen, damit dies geschieht?
ie „Financial Times“ hat gestern getitelt, Deutschland
etze zum Aufschwung an. Sie alle kennen die Parame-
er. Einen großen Teil verdanken wir dem Export. Un-
ere Aufgabe ist es nun, alles zu tun, damit im Binnen-
arkt Belebung entsteht.
Deswegen fordere ich Sie von der Union noch einmal

anz klar auf: Sie müssen dem Vorziehen der Steuerre-
ormstufe 2005 zustimmen, weil erstens der Konsum
adurch belebt werden kann und weil es sich zweitens
m die Steuerreform für die Personengesellschaften han-
elt, die Sie seit langem angemahnt haben.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


ie haben beklagt, dass die körperschaftsteuerpflichtigen
etriebe zuerst entlastet wurden. Stehen Sie jetzt, da es
m die Handwerksbetriebe und die kleinen und mittel-
tändischen Betriebe geht, nicht auf der Bremse!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Frau Merkel, wenn Sie etwas für das Weihnachtsge-
chäft tun wollen, dann müssen Sie jetzt und nicht erst
m 10. Dezember 2003 oder sonst irgendwann ein Si-
nal für das Vorziehen setzen. Gehen Sie herunter von
er Bremse und tun Sie hier das Notwendige für die
onjunktur!


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Wir sollen Ihren Unfug absegnen? – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Sie als Weihnachtsmann!)


Herr Merz, wir müssen die Agenda 2010 konsequent
msetzen. Ich habe in Ihrer Rede kein konkretes Signal
ehört. Sie haben keinen der in der Union vorhandenen
idersprüche aufgelöst und keinen konkreten Vorschlag

n Richtung der Koalition gemacht. Ich kann Ihnen nur
agen: Es ist kein Patriotismus, wenn man dem Auf-
chwung nicht hilft, sondern auf der Bremse steht, wenn






(A) )



(B) )


Fritz Kuhn

es um Aufschwung geht. Wir haben gestern ja eine De-
batte darüber geführt, was der richtige Patriotismus ist.

Der größte gemeinsame Nenner bei der Union ist bis-
her doch nur Ihre Vereinigung bei der Suche nach der
Antwort auf die Frage, welche Vorschläge von Ihnen der
SPD am meisten wehtun. Ihre konkrete Linie nennen Sie
aber nicht. Ich will Ihnen einige Beispiele dafür nennen.

Erstes Beispiel. Seit Monaten sagen Sie ständig, die
Gemeinden sollten entlastet werden. Sie stehen aber auf
der Bremse, wenn es darum geht, den Gemeinden mit ei-
ner kommunalen Finanzreform jetzt zu helfen, damit
sie 5 Milliarden Euro mehr erhalten; das steht in der Dis-
kussion. Hier stellt sich die Frage, ob Sie blockieren oder
mitmachen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das schadet doch mehr, als dass es nutzt!)


Zweites Beispiel. Sie kritisieren den Haushalt 2004,
der jetzt verabschiedet wird, und sagen, es werde zu we-
nig gespart. Sie wollen noch 6 Milliarden Euro mehr
sparen – siehe Europäische Kommission –, machen aber
keine konkreten Vorschläge, wie dies geschehen soll,
und lehnen alle Einsparungen und Subventionskürzun-
gen der Regierung pauschal ab. Soll das, was Sie hier
betreiben, Politik sein oder ist das Verweigerung?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wer gewährt denn neue Subventionen? Das ist doch gelogen!)


Herr Merz, Sie machen Vorschläge für Steuersen-
kungen und sind damit sehr populär. Sie vergessen aber,
dass die Vorschläge, die Sie in der Sozialpolitik – Stich-
wort: Herzog-Kommission – etwa bei der Kopfpau-
schale machen, einfach nicht finanziert werden können.
Die Deckungslücken betragen 20 bis 30 Milliarden
Euro. Das sind wirklich sehr komfortable Vorschläge für
Steuersenkungen. Wir können auch welche machen,
wenn Sie uns gestatten, mit solchen Deckungslücken zu
operieren.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Das haben Sie ja seit 1983 15 Jahre lang getan!)


Drittes Beispiel. Sie betreiben eine gefährliche Politik
im Rentenbereich. Dass es bei den Renten im nächsten
Jahr zu einer Nullrunde kommen wird, lehnen Sie ab.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Nullrunde? Sie sinken!)


Sie sagen der Bevölkerung aber nicht laut und deutlich
dazu, dass als Alternative die Rentenversicherungsbei-
träge und die Lohnkosten steigen würden und die Ar-
beitslosen somit noch weniger Chancen hätten, in der
Bundesrepublik Deutschland einen neuen Job zu bekom-
men. Das ist eine einfache Politik: Sie sagen, was Sie ab-
lehnen, aber nicht, was Sie stattdessen machen würden.
Ich kann Ihnen nur sagen: Mit einer solch unkonstrukti-
ven Politik können Sie keine Arbeitsplätze schaffen.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Sie kürzen die Renten jedes Jahr! – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Sie haben die Wirtschaft fünf Jahre lang ganz massiv in den Graben gefahren!)


Herr Merz, ich komme zur Zumutbarkeit der Mini-
bs gemäß dem Hartz-Paket, die Sie kritisieren. Sie sa-
en ganz elegant, was nicht geht, machen aber keinen
onkreten Vorschlag dafür, wie man verhindern kann,
ass jemand, dem ein 400-Euro-Job zugemutet wird,
0 oder 35 Stunden pro Woche dafür arbeiten soll. Dies
uss doch verhindert werden. Hier liegt der Ursprung
ür die Änderungen, die wir durchgeführt haben. Sie
issen es doch: Wenn wir es nicht verhindern können,
ann wird es einen flächendeckenden Niedriglohn-
ektor geben. Sagen Sie, dass Sie das wollen. Herr Koch
agt mit seinem Modell, das er aus Amerika abgekupfert
at, dass er das will.
Hier besteht eine politische Differenz. Wir halten ei-

en breiten Niedriglohnsektor für falsch. Wir wollen die
rücken in die Erwerbsarbeit gangbarer machen. Des-
egen haben wir die Möglichkeiten dafür verstärkt, dass
enschen zusätzliche Mittel erhalten, wenn sie einen
ob aufnehmen. Hierhinter stecken unterschiedliche Phi-
sophien.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wir sitzen doch nicht im Kreistag! Was soll das Gerede hier!)


agen Sie den vielen Millionen Beschäftigten doch we-
igstens, dass Sie einen Niedriglohnsektor wollen, und
agen Sie dann auch dazu, welche Auswirkungen dies
uf die Löhne hätte. Dann kann man ganz konkret darü-
er reden, was die bessere Alternative ist.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Wollen Sie sie lieber in der Arbeitslosigkeit haben?)


Sie schlagen gemeinsam mit Herrn Koch vor, dass die
emeinden 1,5 Millionen Arbeitsplätze schaffen, in
ie die Bezieher des Arbeitslosengeldes II zwangsweise
ermittelt werden. Die Gemeinden hingegen haben er-
lärt, dass sie dies weder können noch wollen, weil diese
aßnahmen zulasten des Handwerks vor Ort gehen wür-
en. Das ist logisch und kann auch nicht anders sein. Sie
perieren mit einem Konzept, das niemand will, und ver-
aufen es noch als kommunalfreundlich. Das ist Blind-
liegerpolitik, liebe Frau Merkel, und hat nichts mit der
ösung der konkreten Probleme in der Bundesrepublik
eutschland zu tun.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Sie müssen bis zum 10. Dezember konkreter werden,
rau Merkel. Gestern haben Sie sich nicht klar geäußert.
ie haben nicht gesagt, was Sie machen wollen. Sie ha-
en allgemein über Patriotismus philosophiert, aber
eine konkreten Vorschläge gemacht.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Sagen Sie doch lieber, was Sie machen!)







(A) )



(B) )


Fritz Kuhn

Wir müssen in Deutschland Folgendes machen: Wir

müssen im Sozialstaat mehr Flexibilität mit der Sicher-
heit, die die Menschen brauchen, verbinden.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist Blabla!)


Auf diese Suche begeben wir uns. Ich glaube, dass mit
den Hartz-Gesetzen gute Vorschläge auf dem Tisch lie-
gen.

Wir müssen die Lohnnebenkosten stabil halten bzw.
weiter senken.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Weiter senken?)


Wer es angesichts größter Arbeitslosigkeit und der aktu-
ellen großen Wirtschaftskrise schafft, dass die Renten-
versicherungsbeiträge nicht steigen, der hat für den Auf-
schwung viel mehr als diejenigen getan, die immer nur
alles ablehnen. Das müssen Sie uns einmal nachmachen.
Wenn Sie sich die Geschichte der Lohnnebenkosten in
Deutschland anschauen, werden Sie feststellen, dass
diese in Wirtschaftskrisen unter Ihrer Führung immer
gestiegen sind. Wir haben den ersten Schritt getan, damit
mehr investiert wird.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wo denn?)


Sie haben populistisch im Interesse der Rentnerinnen
und Rentner argumentiert, dass dies nicht möglich sei.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir reagieren auf die demographische Entwicklung.
Wir bauen die Bürokratie ab. In diesem Zusammenhang
möchte ich darauf verweisen: Bei der Handwerksord-
nung wird und muss etwas passieren; denn man kann
nicht von Entbürokratisierung in Deutschland reden und
die Handwerksordnung dabei außer Acht lassen. Das
funktioniert nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich will einige Punkte ansprechen, mit denen ich noch
nicht zufrieden bin.


(Dirk Niebel [FDP]: Steinkohle!)

– Das Thema Kohle können wir sofort abhandeln. Dass
wir bei diesem Thema anderer Meinung als unser Koali-
tionspartner sind, ist offensichtlich.


(Dirk Niebel [FDP]: Aha!)

Wir schätzen die Notwendigkeit der Kohleversorgung in
Deutschland langfristig anders als unser Koalitionspart-
ner ein. Durch die Haushaltssperre bei den Verpflich-
tungsermächtigungen haben wir klar gemacht, wohin die
Reise geht. Hier sind bestimmte Fragen noch zu klären.
Das werden wir im Ausschuss zusammen beraten. Aber
was wir nicht machen werden, liebe Kolleginnen und
Kollegen von der FDP, ist,


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Zustimmen!)


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(C (D inem reinen Schauantrag, wie Sie ihn gestellt haben, uzustimmen. ie können sich also der Ablehnung meiner Fraktion siher sein. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Mehr CO2!)


(Lachen bei der FDP)


Ich will vier Punkte nennen, bei denen wir von der
egierung den Druck erhöhen müssen.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507901200

Kollege Kuhn, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
ollegen Thiele?


Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507901300

Nein, das ist nicht nötig. Ich möchte jetzt meine Aus-

ührungen fortsetzen.

(Volker Kauder [CDU/CSU]: Ein ganzer Kerl! – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Feige! – Zurufe von der FDP: Oh!)


Erster Punkt. Die Bildungsreform in Deutschland
eht auch aus wirtschaftlichen Gründen nach Auffas-
ung meiner Fraktion viel zu langsam voran. Wenn wir
rnsthaft darüber reden, wie man am Standort Deutsch-
and mehr Qualität im Sinne von Innovationen schaffen
ann,


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Dann müssen die Grünen aus der Regierung!)


ann ist die Reform auf allen Stufen der Bildung, von
er Vorschule bis zur Weiterbildung, das A und O. Die
anzen Konsequenzen aus der PISA-Studie dauern aus
irtschaftlichen Gründen – ich betrachte das Ganze nur
nter diesem Aspekt – vor dem Hintergrund von Bil-
ungsplänen der Kultusministerkonferenz viel zu lange.
Wer weiß, dass im Jahr 2010 die geburtenstarken

ahrgänge nach und nach in Rente gehen werden, wer
eiß, welches Qualifikationsproblem wir dann in
eutschland haben werden, der muss wirklich konse-
uent auf allen Ebenen der Bildung den Turbo einschal-
en, um Qualifikation, Weiterbildung und die schulische
rstausbildung unserer Kinder zu verbessern. Wirt-
chaftliche Entwicklung mit mittelfristiger Perspektive
st nur möglich, wenn wir Bildungsreformen anpacken.
enn wir sie nicht machen, sondern die Probleme aus-
itzen, wird es ein böses Erwachen geben.
Zweiter Punkt. Wir brauchen ein klares Signal in der

inanz- und Steuerpolitik. Ich bin froh, dass die Finanz-
olitik kohärenter wird. Unser Ziel ist, sie systematisch
u gestalten und die Bürger zu entlasten. Dies ist auch
insichtlich der Steuersätze eine wichtige Botschaft. Wir
iskutieren über denselben Punkt. Denn es zeichnet sich
in Konsens ab, dass ein einfaches Steuersystem auch
in gerechteres Steuersystem ist. Das ist doch eine rich-
ige Erkenntnis, die wir in die Diskussion der nächsten
ochen und Monate einbringen müssen.






(A) )



(B) )


Fritz Kuhn

In der Finanzpolitik wird auch klar, dass wir eine anti-

zyklische Konsolidierungspolitik betreiben müssen.
Wenn die wirtschaftliche Lage schlecht ist, muss man
andere Beträge für die Tilgung der Schulden aufbringen,
als wenn sie besser ist. Die große Stunde der Wahrheit
für die Koalition und für Sie kommt dann, wenn die
Wirtschaft wieder wächst. Dann stellt sich die Frage, ob
man bereit ist, Schulden in größerem Umfang zu tilgen
und den Haushalt zu konsolidieren, als es in einer Zeit
möglich ist, in der sich die Wirtschaft in der Talsohle be-
findet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Der dritte Punkt. Die Entbürokratisierung geht uns

zu langsam. Der Masterplan des Wirtschaftsministe-
riums ist okay, aber an den Schnittstellen zwischen
Bund, Ländern und Gemeinden durch eine konkrete
Aufgabenkritik klar zu machen, was wir konsequent las-
sen können und wo sich der Staat zurückziehen kann,
damit es weniger Bürokratie gibt, ist eine Aufgabe, die
mit mehr Druck und mehr Konsequenz angegangen wer-
den muss, als dies gegenwärtig der Fall ist. Ich sage das
ganz offen. Wir sagen nicht, dass alles immer prima sei.
Die kleinen und mittleren Betriebe, die bei uns neue Ar-
beitsplätze schaffen – da spielt in wirtschaftlicher Hin-
sicht die Musik – leiden am meisten unter der Bürokra-
tie, weil sie Kosten verursacht, weil der Umgang mit ihr
frustrierend ist und weil sie die Entwicklung der Be-
triebe hemmt. Deswegen möchte ich dazu auffordern,
dass mehr in Richtung Bürokratieabbau geschieht.


(Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Wer ist denn an der Regierung? – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Die meisten leiden unter euch!)


Der vierte Punkt betrifft die Banken. Die heutige
Krise der Finanzierung vor allem kleinerer und mittlerer
Betriebe ist zuvorderst eine Bankenkrise, weil die Ban-
ken, anders als vor zwei oder drei Jahren, nicht mehr be-
reit oder in der Lage sind, die Kredite zu geben, die not-
wendig sind, um das Eigenkapital zu verstärken bzw.
überhaupt einen Betrieb zu gründen. Deswegen sage ich
ganz deutlich: Es ist positiv, dass die Regierung über die
KfW einen neuen Dachfonds für innovative Finanzie-
rung aufgelegt hat. Es ist aber auch notwendig, dass wir
den Kreditinstituten, in denen wir Einflussmöglichkeiten
haben – hier sind viele Kommunalpolitiker, die in Auf-
sichtsgremien der Sparkassen sitzen –, sagen, dass sie
die Bremse lösen und die Wirtschaft durch Kredite för-
dern müssen. Herr Minister Clement, ich bin gespannt,
welche Vorschläge Sie in den nächsten Wochen und Mo-
naten vorlegen, um die Finanzierungskrise des Mittel-
standes und der Kleinbetriebe zu mildern. Die Politik
kann die Probleme nicht alleine lösen, aber sie kann hel-
fen und Programme auflegen, mit denen diese Probleme
insgesamt reduziert werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ich komme zum Schluss. Ich habe einen Appell an die

Union. Sie haben zwei verschiedene Möglichkeiten. Sie
können darauf setzen, die Regierung in den Verhandlun-
gen im Vermittlungsausschuss vorzuführen. Ich glaube
nicht, dass Ihnen das gelingen wird. Oder Sie können im

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(C (D erkelschen Sinne des Patriotismus alles dafür tun, dass er Aufschwung in Deutschland verstärkt wird. (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Wir haben doch keinen Aufschwung!)


as ist die Pflicht und die Aufgabe auch der Opposition.
ören Sie dann aber auf, in jeder Rede, wie es Herr
erz vorhin getan hat, zu sagen, in Deutschland sei alles
ist! Wenn man Sie, Herr Merz, im Fernsehen hört,
ann hat man den Eindruck, an diesem Standort könne
an überhaupt nicht mehr investieren.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Nein, das gilt nur für die Regierung!)


bgeordnete des Bundesparlaments sollten nicht so über
eutschland reden, wie Sie es tun. Hören Sie auf, Herr
erz, die Arbeitslosen in Geiselhaft für Ihre strategi-
chen und taktischen Spielchen zu nehmen!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


ragen Sie vielmehr dazu bei, dass der Aufschwung ver-
tärkt wird! Dann haben Sie Ihren Job gut gemacht.
Ich danke Ihnen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Dürftig! Noch schlechter, als ich gedacht habe!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507901400

Ich erteile das Wort Kollegin Dagmar Wöhrl, CDU/
SU-Fraktion.

Dagmar G. Wöhrl (CSU):
Rede ID: ID1507901500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wer den
ollegen Kuhn gehört hat, hat fast das Gefühl, Herr
uhn ist nicht in der Regierung, sondern in der Opposi-
ion.


(Rainer Brüderle [FDP]: Er will Außenminister werden!)


Herr Kuhn, wenn ich Ihre Aussagen höre, dann kom-
en Sie mir vor wie der kleine Fritz, der die Wirtschafts-
olitik erklärt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: So stellt er sie sich auch vor!)


ie gehören einer Regierung an, die par ordre du mufti
rklärt hat, neue Subventionen in Höhe von 16 Milliar-
en Euro zu gewähren. Das geschah so nebenbei in einer
ede, und das noch für einen Sektor, der keine Zukunft
at.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

amit haben Sie jede Glaubwürdigkeit verloren, über-
aupt noch über Subventionsabbau zu reden.
Noch nie war eine Reform der Reformfähigkeit so

otwendig wie jetzt. Noch nie wurden so viele negative
otschaften über die deutsche Wirtschaftspolitik, die






(A) )



(B) )


Dagmar Wöhrl

Sozialpolitik und über die Finanzpolitik wie in den letz-
ten Tagen, ja sogar in den letzten Stunden verkündet.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt doch gar nicht! Wo denn?)


Ich möchte mich mit nur zwei Themen befassen: Sta-
bilitätspakt und Ausbildungsplatzabgabe. Wir, die
Deutschen, waren doch diejenigen, die mit Vehemenz
und Kraft für diesen Pakt gekämpft haben. Er wird mitt-
lerweile von Ihnen mit Füßen getreten. Herr Eichel hat
dieses Kernstück europäischer Wirtschaftsverfassung
mit dem Segen des Kanzlers Schröder zu Grabe getra-
gen.

Ich warne davor, die Tragweite der entsprechenden
Brüsseler Beschlüsse zu unterschätzen. Ich habe manch-
mal das Gefühl, dass vielen die Tragweite dieser Brüsse-
ler Beschlüsse nicht klar geworden ist. Dabei geht es
nicht bloß um Finanzpolitik, sondern auch um eine zen-
trale Grundlage der Wirtschaftspolitik. Wir brauchen ein
stabiles Preisniveau, um mehr Wachstum und mehr Be-
schäftigung zu erreichen. Momentan sinkt die Zahl der
Beschäftigten jeden Monat um 50 000. Das ist eine Ka-
tastrophe.

Eine Währungsunion lebt von dem Vertrauen darauf,
dass sich die teilnehmenden Länder untereinander eini-
germaßen vernünftig verhalten. Was wird daraus in der
Zukunft? In Zukunft wird doch jedes Land je nach Lust
und Laune eine Verschuldungspolitik machen. Wen wer-
den in Zukunft noch Strukturreformen interessieren? Wir
werden die Quittung für die Fehler von heute nicht mor-
gen, auch nicht übermorgen bekommen; aber wir wer-
den sie langfristig bekommen, nämlich in Form einer hö-
heren Inflation und höherer Zinsen.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Leider wahr!)


Was passiert, wenn die Staatsdefizite mehrerer Länder
zukünftig aus dem Ruder geraten? Die EZB wird die
Zinsen erhöhen. Ich bin gespannt, ob dann der Kanzler
auch bei der EZB Druck hinsichtlich der Erhöhung der
Zinsen ausüben wird. Die „FAZ“ hat zu Recht gesagt:

Wo ein Stabilitätswille fehlt, ist auf kurz oder lang
die Unabhängigkeit der Notenbank in Gefahr.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)

Was bedeuten höhere Zinsen? Sie führen zu weniger In-
vestitionen. Weniger Investitionen führen wiederum zu
weniger Arbeitsplätzen. Das ist doch ein Teufelskreis.

Herr Clement, ich wundere mich darüber, wie Sie sich
in dieser Sache verhalten haben. Warum haben Sie hier-
bei nicht interveniert? Sie haben beim Euro-Stabilitäts-
pakt, also an einer wirtschaftspolitisch wirklich zentra-
len Stelle, versagt, weil Sie nicht aufgestanden sind und
nicht gesagt haben: Hier werden langfristige wirtschaft-
liche Chancen vertan; tut das nicht!

Bei der Ausbildungsplatzabgabe konnten Sie sich
ebenfalls nicht durchsetzen. Es ist genau das eingetre-
ten, was Herr Müntefering vorgegeben hat. Herr

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(C (D üntefering, Sie haben gefordert: Weniger für den priaten Konsum, mehr für den Staat. Ist das der richtige urs? Nein, dieser Kurs ist falsch. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Sie vernichten mit dieser Maßnahme die Ausbil-
ungschancen sehr vieler junger Menschen.
Ich sage Ihnen aber auch: Die momentane Lehrstel-

ensituation ist zwar bedauerlich, aber die Situation an
iner anderen Stelle, am Arbeitsmarkt, ist viel schlim-
er. Was nützt einem Jugendlichen eine gute Ausbil-
ung, wenn er danach keinen Arbeitsplatz findet? Mo-
entan ist eine halbe Million junger Menschen unter 25
ahren in Deutschland arbeitslos. Davon sind 300 000
ut ausgebildet. Trotzdem finden sie keinen Arbeits-
latz. Deswegen brauchen wir in diesem Bereich eine
urskorrektur.
Die erste Aufgabe muss sein, mehr Vertrauen bei den
onsumenten und bei den Investoren zu gewinnen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ie Investitionsausgaben sind im dritten Quartal dieses
ahres so drastisch eingebrochen, wie es das letzte Mal
n der Rezession 1993 der Fall war. Es stimmt, dass der
xport zunimmt. Das ist auch gut so. Man darf aber auch
icht vergessen, dass der Export nur ein Drittel unserer
irtschaftsleistung ausmacht. Er macht nicht die ganze
irtschaftsleistung aus. Deswegen gebe ich Ihnen nur
en Rat: Lesen Sie die Ihnen vorliegenden Gutachten
om Sachverständigenrat und von den Instituten! Dort
önnen Sie lesen, was der Grund für unsere Wirtschafts-
rise ist: Ihre Politik, die Sie auch noch Wirtschaftspoli-
ik nennen. Sie ist eine reine Katastrophe und bringt uns
mmer mehr zurück, anstatt uns nach vorne zu bringen.
Wir brauchen eine Trendwende. Denken Sie an die
axime von Ludwig Erhard: Die beste Sozialpolitik
ützt nichts, wenn sich nicht Wirtschafts- und Sozialord-
ung gegenseitig ergänzen. Sozialordnung, Markt und
irtschaft sind die Räder, die ineinander greifen müs-

en. Das ist bei Ihrer Politik aber nicht der Fall; durch
ie blockieren sich die Räder gegenseitig.
Die Schere zwischen Sozialleistungen und Investi-

ionen öffnet sich immer weiter. Anfang der 70er-Jahre
loss noch ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts jeweils
n das soziale Netz und in die Investitionen. Gegenwär-
ig beläuft sich die Investitionsquote auf unter 10 Pro-
ent, während mehr als 32 Prozent der Wirtschaftsleis-
ung für den sozialen Bereich aufgebracht werden. Das
st ein Missverhältnis; die Schere muss sich wieder
chließen.
Unsere Sozialbeiträge steigen stetig an, Herr Kuhn.

in Ende des Anstiegs ist nicht in Sicht. Sie schaffen es
icht, Reformen auf den Weg zu bringen, die eine Ab-
ehr von dieser steigenden Tendenz ermöglichen. Die
ozialen Belastungen belaufen sich inzwischen auf mehr
ls 41 Prozent. Die Menschen haben immer weniger
eld in der Tasche.






(A) )



(B) )


Dagmar Wöhrl

Die Tatsache, dass die Schwarzarbeit um weitere

3,5 Prozent zugenommen hat – sie beträgt inzwischen
mehr als 16 Prozent des Bruttoinlandsprodukts –, zeigt,
dass zwar Arbeit vorhanden ist, aber nicht zu bezahlba-
ren Preisen. Das sind Fakten, vor denen man nicht die
Augen verschließen darf.

Der Mittelstand steht inzwischen mit dem Rücken zur
Wand und weiß nicht mehr, wie er über die Runden
kommen soll. Den Betrieben fehlen Aufträge. Die rie-
sige Pleitewelle spricht für sich. Angesichts der Tatsa-
che, dass inzwischen ein Drittel der mittelständischen
Unternehmen keinen Gewinn mehr erwirtschaften, muss
man sich wundern, woher sie die Kraft nehmen, weiter-
zuarbeiten.

Aus der neusten Ausgabe der „Wirtschaftswoche“
geht hervor, dass die KfW ihre Mittelstandsförderung
drastisch zurückfahren will;


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


sie hat offenbar kein Eigenkapital mehr, weil Herr Eichel
im Rahmen von Platzhaltergeschäften durch den Verkauf
von Aktien der Telekom und der Deutschen Post mehr
als 20 Milliarden Euro aus der KfW herausgezogen hat.
In diesem Zusammenhang frage ich Sie, Herr Clement:
Wo bleibt Ihr Aufschrei? In welcher Form intervenieren
Sie dagegen?


(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Da habt ihr wieder nicht zugehört!)


Ich appelliere an Sie mit einem Zitat von Lincoln, der
die richtigen Worte gefunden hat:

Ihr werdet die Schwachen nicht stärken, indem ihr
die Starken schwächt. Ihr werdet Schwierigkeiten
bekommen, wenn ihr mehr ausgebt, als ihr verdient.
Ihr werdet den Menschen nie auf Dauer helfen,
wenn ihr für sie tut, was sie selbst für sich tun könn-
ten.

Hängen Sie sich dieses Zitat über Ihr Bett und schauen
Sie es sich morgens und abends an!


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das entscheiden wir selber, was wir dort sehen wollen!)


Das ist die Richtschnur, nach der die Politik gestaltet
werden muss.

Was aber machen Sie? Auf Ihrem Parteitag ist mit der
Diskussion um die Erbschaftsteuer wieder das Neidfeuer
eröffnet worden – Trittin will zudem die Vermögen-
steuer reanimieren. Sie vergessen immer wieder eines:
Wie wird denn Vermögen geschaffen? Vom Aufbau ei-
nes Vermögens profitieren viele. Wer Vermögen schafft,
zahlt Steuern. Ein Unternehmen leistet aber auch noch
einen weiteren Beitrag: Es schafft Arbeitsplätze. Dass
Vermögen nur mithilfe eines bereits versteuerten Ein-
kommens aufgebaut werden kann, scheinen Sie auch im-
mer wieder zu vergessen. Sie versuchen, die Leistungs-
starken ausbluten zu lassen und eine DDR de luxe zu
schaffen. Das ist aber keine Lösung.

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(C (D Gerade für die Erbschaftsteuer gilt: Wenn wir Subtanz verteilen, dann verlieren wir alle. Wir wissen, wie s um die mittelständischen Betriebe steht. Sie haben ast kein Eigenkapital mehr. Die Eigenkapitaldecke ist iel zu dünn. Wenn eine Erbschaftsteuer nicht aus den rträgen aufgebracht werden kann, hat das weitere Beriebsaufgaben und einen weiteren Rückgang der Zahl er Arbeitsplätze zur Folge. Hier müssen wir andere Wege beschreiten. Die Be riebsübergaben müssen endlich erleichtert werden. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

tatt die Erbschaftsteuer zu erhöhen, müssen wir dazu
bergehen, die Erbschaftsteuer zu stunden, wenn ein
rbe die Firma seines Vaters oder seiner Mutter über-
immt, und sie nach zehn Jahren vollständig zu erlassen.
enn er hat in diesem Zeitraum mehr für die Volkswirt-
chaft getan, als wenn er einmalig Erbschaftsteuer ge-
ahlt hätte.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Es ist an der Zeit, dass die Belastungen nach unten ge-

en, anstatt mit Neidsteuern unternehmerische Initiative
Keim zu ersticken. Wir brauchen die unternehmeri-

che Initiative; sie ist das Fundament unserer Volkswirt-
chaft, auf dem Arbeits- und Ausbildungsplätze geschaf-
en werden. Wir brauchen einen leistungsstarken
ittelstand. Wir brauchen Investitionslust und Konsum-
st, die sich aber nicht stärken lassen, indem Sie den
ürgern immer tiefer in die Taschen greifen.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Das haben die so im Griff! – Ludwig Stiegler [SPD]: Schauen Sie doch mal Ihre Steuerund Abgabenlast an und vergleichen Sie sie mit heute! Kommen Sie mal darauf zurück, wie es 1998 war!)


Meine Damen und Herren, vor vielen Jahren hat die
nion einen Wahlkampf mit dem Slogan „Freiheit oder
ozialismus“ geführt. Zu Beginn dieses Jahrhunderts
tehen wir erneut vor dieser Grundsatzentscheidung:


(Beifall bei der CDU/CSU)

ollen wir mehr Markt oder mehr Staat? Ich sage: Wir
rauchen mehr Markt. Wir sollten uns auf unsere soziale
arktwirtschaft zurückbesinnen und neu starten.
Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507901600

Ich erteile Bundesminister Wolfgang Clement das
ort.


(Beifall bei der SPD)

Wolfgang Clement, Bundesminister für Wirtschaft

nd Arbeit:
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich hoffe,
ir alle wissen, dass wir diese Tage und Wochen bis zum
ahresende nutzen müssen, weil sie eine große Bedeutung






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

für die Zukunft unseres Landes haben. Wir müssen in
Deutschland beweisen, dass wir zu Reformen fähig sind.
Wir werden dazu Besitzstandswahrung und die Neigung
zum Kirchtumsdenken überwinden müssen,


(Zustimmung bei der FDP)

aber auch die Neigung zu Besserwisserei, Herr Kollege
Merz.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dirk Niebel [FDP]: Das ist wohl eine Rede an die eigenen Leute?)


Davon, dass uns dies gelingt, hängt sehr viel ab.
Wir müssen ein Paket aus Strukturreformen, Wachs-

tumsimpulsen und Maßnahmen zur Haushaltssanierung
schnüren und gemeinsam schultern. Ich bin davon über-
zeugt, dass wir es schultern können. Ich bin aber ebenso
davon überzeugt, Frau Vorsitzende Merkel, dass es hier
eine Pflicht zum Kompromiss gibt.


(Dr. Angela Merkel [CDU/CSU]: Nein!)

Diese Pflicht zum Kompromiss gibt es gerade jetzt. Sie
schließt ein, dass man sich aufeinander zubewegt.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Nur mit Nachteilen?)


All das, was ich in den letzten Tagen und Stunden dazu
gehört habe, welche Bedingungen erfüllt sein müssen,
um beispielsweise eine Steuerreform durchzusetzen
– einmal ist es der Arbeitsmarkt, dann ist es der Kündi-
gungsschutz, dann das Tarifvertragsrecht –, ist nicht ge-
eignet, um zu einem Kompromiss zu kommen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wenn ich höre, Herr Kollege Merz, wie Sie und andere
Krokodilstränen über das Leid der Europäischen Kom-
mission vergießen und noch ein paar Sparmaßnahmen
mehr für Deutschland fordern, wenn Sie gleichzeitig
mehr Gegenfinanzierung für das Vorziehen der nächsten
Stufe der Steuerreform fordern und im selben Atemzug
all das ablehnen, was von der Bundesregierung vorge-
legt worden ist, um Steuervergünstigungen, Subventio-
nen und andere Haushaltsbelastungen abzubauen, dann
muss ich sagen: Was Sie machen, ist „Ball paradox“.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Kohle!)


Vielleicht ist das alles durch den bevorstehenden
CDU-Parteitag und manche Diskussionen erklärbar, die
es auch bei Ihnen gibt.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Parteitag ist ein gutes Stichwort!)


Wenn wir aber zu Ergebnissen kommen wollen – wir
müssen bis zum 10. Dezember zu Ergebnissen kom-
men –, dürfen Sie die Möglichkeiten der Regierung und
der Koalition nicht unterschätzen. Wenn Sie mit uns zu
gemeinsamen Ergebnissen kommen wollen – das ist im
Interesse unseres Landes –, dann müssen Sie erkennen,

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(C (D ass Sie mit solchen Diskussionsbeiträgen nicht durchommen können. (Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Aha! Das sind Kompromisse?)


Wie ist die Lage in Deutschland? Die Wirtschafts-
eistung in Deutschland ist im dritten Quartal dieses Jah-
es wieder leicht um 0,2 Prozent angestiegen. Dies ist
or allen Dingen auf eine deutliche Erhöhung der Export-
berschüsse um 1,8 Prozent zurückzuführen. Die deut-
chen Exporte sind mit plus 3,2 Prozent gegenüber dem
weiten Quartal geradezu sprunghaft angestiegen. Es
pricht jetzt einiges dafür, dass wir die Trendwende
chaffen können und dass sich der Erholungsprozess der
eutschen Volkswirtschaft im letzten Quartal dieses Jah-
es fortsetzen kann, um dann in eine wirtschaftliche Be-
ebung überzugehen. Die Chancen dafür stehen nicht
chlecht. Das Geschäftsklima verbessert sich seit einem
alben Jahr Monat für Monat. Die Lagebeurteilung hat
ich deutlich verbessert. Der Auftragseingang der Indus-
rie weist einen deutlichen Aufwärtstrend auf.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das hören wir schon seit drei Jahren!)


Wir dürfen uns aber nicht täuschen. Die Daten des
tatistischen Bundesamtes zeigen, dass das Bruttoin-
andsprodukt im ersten und zweiten Quartal rückläufig
ar. Entgegen den ersten Zahlen und Erwartungen gab
s im dritten Quartal keine Verbesserungen beim priva-
en Konsum und bei den Investitionen. Im Gegenteil:
owohl Konsum als auch Investitionen sind noch rück-
äufig. Das gilt insbesondere für die Ausrüstungsinvesti-
ionen.
Eine weitere Feststellung: Die Defizitausweitung in

en letzten drei Jahren war nicht etwa die Folge fehlen-
er Konsolidierungsmaßnahmen, Herr Kollege Merz.
ielmehr ist für jeden, der genau hinschaut, erkennbar,
ass die Mindereinnahmen und die Mehrausgaben auf
ie weltweit schwache Konjunktur zurückzuführen sind.
n Ihre Adresse, Frau Wöhrl, die Sie starke Worte ge-
raucht haben, sage ich deshalb deutlich: Durch die
aßnahmen zur Defizitbekämpfung, die die Europäi-
che Kommission vorgeschlagen hat, wären eindeutig
ie kurzfristigen gesamtwirtschaftlichen Zusammen-
änge in der Europäischen Union, insbesondere in
eutschland, vernachlässigt worden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


iese Maßnahmen – es sind nicht wenige, die das bestä-
igen – würden, wenn sie umgesetzt worden wären, in
ehr starkem Maße prozyklisch wirken. Die Phase der
chwachen Binnennachfrage wäre also noch verlängert
orden und die wirtschaftliche Erholung wäre noch
ehr erschwert worden. Deshalb ist das Konzept, das die
undesregierung verfolgt und das der Bundesfinanzmi-
ister in Brüssel vertreten hat, aus unserer Sicht absolut
ichtig. Wir wollen die dritte Stufe der Steuerreform – um
as ganz klar zu sagen – bei nur teilweiser Gegenfinan-
ierung vorziehen. Eine Gegenfinanzierung von 75 Pro-
ent wäre falsch; denn das brächte nicht den erforderli-
hen Wachstumsimpuls, den wir benötigen. Richtig ist






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

stattdessen, auf den Subventionsabbau zu setzen und so
zu einer zeitversetzten, mittelfristigen Gegenfinanzie-
rung zu kommen und gleichzeitig die Agenda 2010
durchzusetzen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Herr Kollege Merz und Herr Kollege Brüderle, wenn
Sie sich die wirtschaftlichen Bewertungen des Interna-
tionalen Währungsfonds sowie der Sachverständigen
– von Washington über Paris, Brüssel bis Berlin – an-
schauen, dann stellen Sie fest, dass alle die Richtigkeit
unseres Konzeptes bestätigen. Uns werden ständig an-
dere Länder als Vorbild vorgehalten. Schauen Sie sich
doch die USA an! Tatsächlich hängen die weltweite Er-
holung und damit auch unser wirtschaftlicher Auf-
schwung in sehr starkem Maße von dem Erfolg der
USA ab. Aber worauf ist die gegenwärtige Erholung der
amerikanischen Wirtschaft zurückzuführen? Es gab eine
13-malige Zinssenkung auf 1 Prozentpunkt, massive
Steuerentlastungen und Ausgabenausweitungen, was zu
dem höchsten Defizit in den USA seit Jahren geführt
hat. Dies erinnert an die Situation von 1992/93. Damals
hat das Staatsdefizit in den USA 5,9 Prozent betragen.
Wenn man auch nur eine annähernd erfolgreiche Politik
wie die USA machen will, dann muss man jetzt die
Steuern massiv senken, Herr Kollege Brüderle – ich er-
warte, dass uns insbesondere Ihre Fraktion dabei unter-
stützt –, und zwar ohne komplette Gegenfinanzierung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Frau Merkel, Sie haben einmal behauptet, dass die
Politik der Regierung nichts anderes bedeute, als Geld
von der linken Tasche in die rechte Tasche zu stecken.
Aber Ihre Empfehlung – auch Herr Merz hat das in sei-
ner heutigen Rede vorgeschlagen –, das Vorziehen der
dritten Stufe der Steuerreform müsse beinahe kom-
plett gegenfinanziert werden, bedeutet nichts anderes
und bringt nichts für die Konjunktur. Für ihre Erholung
müssen wir die dritte Stufe der Steuerreform vorziehen!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Schauen Sie sich an, was die Institute, der Sachver-
ständigenrat, die Europäische Kommission und der IWF
sagen! Verlauf und Stärke der wirtschaftlichen Erholung
in Deutschland werden davon beeinflusst, wie konse-
quent wir die Reformmaßnahmen umsetzen und insbe-
sondere ob und, wenn ja, wie wir die dritte Stufe der
Steuerreform vorziehen. Darauf können wir jetzt nicht
verzichten. Das Vorziehen der letzten Stufe der Steuerre-
form stärkt sowohl die Nachfrage- als auch die Ange-
botsseite. Herr Kollege Merz, lesen Sie einmal nach, was
das ZEW gesagt hat. Es sagt voraus – Sie verweisen
doch immer gerne auf die Unternehmen –: Die dritte
Stufe der Steuerreform reduziert die Steuerbelastung der
Unternehmen bei der Beschäftigung von hoch qualifi-
zierten Arbeitskräften um 5 Prozent der durchschnittli-
chen Steuer- und Abgabenbelastungen und verbessert
selbstverständlich die Standortbedingungen der Unter-

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(C (D ehmen in Deutschland. Das ist jetzt erforderlich: Wir üssen das Vertrauen stabilisieren. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Herr Kollege Merz, Sie waren ja so freundlich, auf ei-
ige Dinge hinzuweisen, die ich in letzter Zeit getan
abe. Ich möchte darauf eingehen, um das einmal im Zu-
ammenhang darzustellen. Wir haben eine Vielzahl von
trukturreformen auf den Weg gebracht. Dazu gehören
elbstverständlich die Steuerreform sowie die grundle-
enden Reformen betreffend die Krankenversicherung
nd die Rentenversicherung, die Sie nur teilweise – zu
ehr konnten Sie sich nicht durchringen – unterstützen.
ir haben Arbeitsmarktreformen auf den Weg ge-
racht, Stichwort: Leih- und Zeitarbeit. Herr Kollege
erz, wollen Sie die Auseinandersetzung zwischen
GB und christlichen Gewerkschaften ernsthaft zum
nackpunkt der Diskussion über Leih- und Zeitarbeit in
eutschland machen? Was Sie da betreiben, ist doch
achhaft.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich empfehle Ihnen, sich einmal mit den Vertretern
er Zeitarbeitsunternehmen in Deutschland zu unterhal-
en. Sie werden Ihnen etwas anderes sagen als das, was
ie hören wollen. Man hat sich in diesen Unternehmen
uf die rechtliche Situation, die wir geschaffen haben,
ängst eingestellt. Lassen Sie uns über die neuen Be-
chäftigungsmöglichkeiten reden und nicht über den
leinkram, den Sie erwähnt haben! Über 200 000 Ar-
eitslose haben in diesem Jahr den Weg in die Selbst-
tändigkeit riskiert, indem sie eine Ich-AG gegründet
der das Brückengeld in Anspruch genommen haben. In
onntagsreden sind Sie allesamt für diesen Weg.


(Zuruf des Abg. Ernst Hinsken [CDU/CSU])

Herr Hinsken, Sie wollen ausschließlich für das Hand-
erk tätig sein. Das verstehe ich. Ich werde Ihnen dazu
leich noch etwas sagen.
Wer den unternehmerischen Geist in Deutschland
irklich fördern will, der muss dankbar sein, dass es
enschen gibt, die den Mut haben, sich aus der Arbeits-

osigkeit heraus selbstständig zu machen.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

err Kollege Hinsken, ich werde über die Reform des
andwerkrechts gleich noch reden.
Wir haben der Schwäche des Kreditmarkts entgegen-

ewirkt, indem wir die Gründung der KfW-Mittelstands-
ank auf den Weg gebracht haben. Außerdem haben wir
iniges getan, um den Bürokratieabbau voranzubrin-
en. Herr Kollege Kuhn, ich bin für jeden geeigneten
onkreten Vorschlag zum weiteren Bürokratieabbau
nicht für pauschale Reden; die kenne ich zur Genüge –
ankbar. Wir sitzen an der Reform der Arbeitsstättenver-
rdnung und wir haben die Verpflichtungen der Unter-
ehmen zur Erstellung von Statistiken verringert. Die
ürokratischen Regelungen im Bereich der Ausbildung






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

haben wir schon vereinfacht. Ich erinnere auch an das,
was wir beim Kleinunternehmerförderungsgesetz getan
haben.

Wir haben die Weiterentwicklung der Netze Telekom-
munikation, Strom und Gas teilweise auf den Weg ge-
bracht. Diese Veränderungen sind voll im Gang. Wir ha-
ben neue Strukturen der Energiewirtschaft entwickelt.
Wir werden diesen Prozess fortsetzen.

Herr Kollege Merz, ich habe Sie extra ins Wirt-
schaftsministerium eingeladen. Ich habe gedacht, Sie
hätten dort ein bisschen gelernt. Heute haben Sie alles
ignoriert, was Sie von mir dort erfahren haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Verbuchen Sie das unter „Arroganz“; das ist in Ordnung.
Vollziehen Sie einmal sämtliche dringend notwendi-

gen Reformen in Deutschland, die wir zuwege gebracht
haben, nach! Wenn Sie das tun, dann können Sie nicht
bestreiten, dass wir das, was notwendig ist, um die
Wachstumsdynamik in Deutschland zu stärken und die
Beschäftigungsintensität zu erhöhen, ein Stück weit
vorangebracht haben.

Ich habe nie verkündet, dass es irgendwelche Patent-
rezepte gibt, um den Arbeitsmarkt in Ordnung zu brin-
gen. Sie werden mich nicht los. Sie müssen sich darauf
verlassen, dass ich den Prozess der Arbeitsmarktreform
mit aller Energie fortsetzen werde.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich will die Diskussionen, die im Vermittlungsaus-
schuss und in den einschlägigen Arbeitsgruppen geführt
werden, hier nicht aufgreifen. Sie haben auf all das ver-
wiesen, was Sie tun wollen, um die Bundesanstalt für
Arbeit von bestimmten Aufgaben zu entlasten und um
den Kommunen diese Aufgaben – sie wollen diese Auf-
gaben, zum Beispiel die Verantwortung für alle Lang-
zeitarbeitslosen, gar nicht haben, weil sie zu deren Be-
wältigung gar nicht in der Lage sind – zu übertragen.
Das, was Sie vorhaben, finde ich nicht besonders hilf-
reich. Ich hoffe noch, dass wir in diesem Bereich zu Er-
gebnissen kommen können.

Bei dieser Gelegenheit sage ich eines ganz deutlich:
Die Kritik, die es an der Bundesanstalt für Arbeit
gibt – –


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Ist berechtigt!)

– Herr Kauder, an der Entstehung und an der Entwick-
lung der Bundesanstalt für Arbeit waren die CDU, die
CSU, die FDP und die SPD maßgeblich beteiligt. Für die
Arbeitsweise dieser gigantischen Bürokratie tragen in
erster Linie nicht diejenigen die Verantwortung, die dort
tätig sind, sondern der Gesetzgeber und diejenigen, die
politisch verantwortlich sind.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Wir haben das Büro nicht umgebaut! Wir haben die Spesen nicht erhöht!)


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(C (D ch empfehle, diese etwas oberflächliche und selbstgeällige Kritik zurückzunehmen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Um es hier und heute klar zu sagen: Das gilt auch für
en Vorstand der Bundesanstalt für Arbeit. Das, was
an in dieser gewaltigen Einrichtung – es handelt sich
m eine Bürokratie, die sich über Jahrzehnte entwickelt
at – nach wenigen Monaten zuwege gebracht hat, um
ie Arbeitsweise und die Arbeitsmethodik des Hauses
mzustellen – man hat versucht, von Administration und
on der Finanzierung von Arbeitslosigkeit wegzukom-
en und die Vermittlung in Arbeit zu verbessern –, finde
ch gut. Dieser Weg wird fortgesetzt.
Ich werde mich demjenigen mit aller Kraft entgegen-

tellen, der glaubt, die Arbeit dieser Einrichtung auf-
rund möglicherweise begangener einzelner Fehler ins-
esamt diskreditieren zu können.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


iejenigen, die den Job übernommen haben, diese Ein-
ichtung zu reformieren, haben eine verdammt schwere
ufgabe. Der Kanzler hat völlig Recht: Das ist die här-
este Baustelle, die es in Deutschland zurzeit gibt. Ich
in denjenigen, die diesen Job machen, dankbar. Ich
mpfehle uns im Interesse des großen Ganzen, das, was
n der Bundesanstalt für Arbeit geschieht, um ihre etwa
00 000 Beschäftigten auf das neue Ziel – Arbeitslose in
rbeit zu vermitteln – hin auszurichten, nicht zu zerre-
en. Das gelingt sehr viel besser, als es in manchen Dis-
ussionsbeiträgen und übrigens auch in manchen öffent-
ichen Bewertungen zu hören ist.
Wir müssen doch sehen, was in der Kommunikation

lles notwendig ist. Wir alle feiern die Unternehmen, die
it Marketingmaßnahmen im Markt Erfolg haben,
ber wenn eine solche Bundesanstalt endlich das Image,
en Makel von ein paar Jahrzehnten abschütteln soll und
in neues Bild entwickeln muss,


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Die soll besser arbeiten, nicht neue Bilder malen!)


ermittlungsarbeit leisten muss und dafür Geld einsetzt,
ann wird das in Bausch und Bogen verurteilt. Das ist
och lachhaft. Was dort stattfindet, hat mit sachlicher
ritik nichts mehr zu tun.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Kurt J. Rossmanith [CDU/ CSU]: Geldverschwendung! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Bleiben Sie ganz ruhig, Herr Clement!)


Wir werden noch weiter über das zu diskutieren ha-
en, was im Bereich des Arbeitsrechts und des Tarifver-
ragsrechts geschehen soll. Das gehört mit in das Ver-
ittlungsverfahren.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Ganz ruhig!)

ir werden das noch im Einzelnen erörtern. Wir werden
ns dabei, so hoffe ich, auch bewegen.






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

Der Wissenschaftliche Beirat meines Ministeriums

wird sich heute in seiner eigenen Zuständigkeit für Öff-
nungsklauseln in Tarifverträgen aussprechen. In der Ver-
öffentlichung wird es heißen: in unbedingter Form und
von Gesetzes wegen. Ich will gleich sagen, dass ich mir
das nicht zu Eigen mache. Ich fürchte nämlich, dass dies
das Ende von Flächentarifverträgen und auf längere
Sicht auch das Ende der Tarifautonomie wäre. Solche
Ansätze kann man entwickeln, aber man muss sie zu
dem in Beziehung setzen, was in unserer Volkswirtschaft
bisher geschehen ist, und das war, wenn ich das Ganze
nehme, außerordentlich erfolgreich.

Unbestritten ist, dass das System der Tarifautonomie
unter hohem Anpassungsdruck steht, ökonomisch, aber
auch im Hinblick auf die Sicherung der Akzeptanz der
Unternehmen und Arbeitnehmer. Unbestritten ist auch,
dass sich die Tarifautonomie weiterentwickeln muss,
dass wir Raum für Flexibilität und Differenzierung brau-
chen und dass sich die Verbände auf beiden Seiten stär-
ker zu Serviceeinrichtungen entwickeln müssen.

Ich setze aber darauf – da bin ich offensichtlich ande-
rer Meinung als manche, nicht alle, von Ihnen –, dass die
Tarifparteien die Zeichen der Zeit erkennen und selbst
einer vernünftigen Weiterentwicklung der Tarifautono-
mie den Weg bahnen werden. Ich möchte gern, dass wir
diesem Weg den Vorzug geben. Hier sind die Verbände
auf beiden Seiten gefordert, sich zu bewegen.

Herr Kollege Merz, Sie haben dieses Beispiel eines
einzelnen Unternehmens aus Baden-Württemberg ge-
nannt. Ich kann Ihnen Hunderte von Unternehmen nen-
nen,


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wo das genauso ist!)


übrigens auch im Bereich der Metallindustrie, in denen
solche betrieblichen Vereinbarungen zum Wohl der
Unternehmen zustande gekommen sind. Im Tarifbereich
gibt es – wie Sie wissen – auf beiden Seiten Bewegung,
die sehr viel weiter geht, als man gemeinhin annimmt.
Sie wissen auch, dass es auf beiden Seiten sehr vernünf-
tige Persönlichkeiten gibt, die den Flächentarifvertrag
außerordentlich hoch achten und wenig von gesetzlichen
Eingriffen halten, solche Eingriffe allenfalls als die aller-
letzte Möglichkeit betrachten.

Der Vorschlag, der vonseiten der CDU/CSU und der
FDP eingebracht worden ist, ist aus meiner Sicht – das
habe ich schon mehrfach gesagt – verfassungsrechtlich
nicht haltbar. Er ist aus meiner Sicht verfassungswidrig.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Volker Kauder [CDU/CSU]: Es gibt auch andere Meinungen!)


Deshalb glaube ich nicht, dass Sie damit Erfolg haben
können. Herr Kollege Merz, wenn ich das richtig verfolgt
habe, haben Sie selbst schon Kritik aufgenommen, bei-
spielsweise die, die vom früheren Präsidenten des Bun-
desarbeitsgerichts geäußert worden ist. Ich empfehle,
dass wir von den Schlagworten wegkommen, uns der Re-
alität zuwenden und vor allem den Verbänden, den Tarif-

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(C (D arteien den Vortritt lassen, wenn es um eine Lösung für ie notwendige Flexibilität am Arbeitsmarkt geht. Es geht natürlich auch um harte Einschnitte in traditi nelle Besitzstände. Das gilt nicht zuletzt für mein Miisterium. Das gilt übrigens auch – das will ich an dieser telle sehr deutlich sagen – bei der Steinkohle. ch will dazu ein paar Bemerkungen machen, auch an hre Adresse, Herr Kollege Kuhn. Wir führen die Subventionen selbstverständlich wei er zurück. Wir tun das allerdings nicht mit der Brechtange, sondern in sozialverträglichen Schritten. Um es lar zu sagen: Was vorgelegt worden ist und was Gegentand der Haushaltsberatungen ist, ist ein sehr überlegter eg zum Rückbau der Steinkohleförderung – in einer och so eben sozialverträglichen Form; wir bewegen uns art am Rande betriebsbedingter Kündigungen –, der es leichzeitig erlaubt, sämtliche erforderlichen ökologichen Rücksichten zu nehmen. Ich sage das sehr bewusst or dem Hintergrund von Diskussionen über einzelne chachtanlagen, beispielsweise in Nordrhein-Westfalen, nd die ökologischen Fragestellungen, die damit verbunen sind. Mit dem Weg, den wir vorgeschlagen haben nd im Haushalt vorsehen, schaffen wir meines Erachens die Voraussetzungen, um sowohl die sozialen Asekte als auch die ökologischen Aspekte als auch die nergiepolitischen Zielsetzungen, das heißt die Fragen er Energieversorgungssicherheit und der Technologieührerschaft im Bergbau und bei der Kohlenutzung, beücksichtigen zu können. Ich wünschte mir manchmal, dass bei manchen Dis ussionen über neue Kraftwerke oder die Entwicklung on Kraftwerkparks – wir werden ja ein Drittel der raftwerkskapazität innerhalb der nächsten gut 15 Jahre rsetzen müssen – all diejenigen, die sich über die Kohle uslassen, dabei wären und hören könnten, was es beeutet, wenn wir heimische Kohle ersetzten. Ich werde ie, Herr Kollege Brüderle, nicht davon abbringen, imer wieder etwas über die Kohle zu sagen. Selbst wenn ie regierten und den Beschluss fassten, alle Schachtanagen stillzulegen, wäre es aber illusorisch zu glauben, ie könnten in den nächsten Jahren und Jahrzehnten die ffentlichen Subventionen streichen. Insofern erwecken ie ununterbrochen einen falschen Eindruck. Auch urch Stilllegungen werden massive Kosten erzeugt. eit über das Jahr 2012 hinaus werden wir noch auf ahrzehnte 0,5 Milliarden investieren müssen, um die eologischen Folgen des Bergbaus und auch die sozialen npassungsmaßnahmen zu finanzieren. Dazu haben wir ns ja rechtlich verpflichtet. (Zuruf des Abg. Kurt J. Rossmanith [CDU/ CSU])


(Dirk Niebel [FDP]: 16 Milliarden!)


Es tut mir Leid, Herr Kollege, ich weiß, dass dieser
esichtspunkt in Bayern nur schwer vermittelbar ist. Ich
itte Sie aber dabei um Hilfe, dass endlich deutlich wird,
ass wir im Saarland und in Nordrhein-Westfalen mit
er Steinkohle nicht nur einiges für den Aufbau
eutschlands getan haben, sondern dort auch Technolo-
ien entwickelt haben und bis auf den heutigen Tag






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

entwickeln, die auf dem Weltmarkt eine sehr viel grö-
ßere Rolle spielen werden, als es manchem von uns be-
wusst ist. Das sage ich auch an die Adresse der Grünen,
Herr Kollege Kuhn.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Was wir an Kraftwerkskompetenz bis hin zum CO2-freien Kraftwerk entwickeln, kann übrigens, wenn das

vernünftig eingesetzt wird, dazu beitragen, dass wir kos-
tengünstiger mehr für den Umwelt- und Klimaschutz
leisten als mit manchen Investitionen in erneuerbare
Energien. Ich will das keineswegs gegeneinander aus-
spielen, aber das muss klar gesehen werden: Wir müssen
alle Möglichkeiten im Prozess der energiewirtschaftli-
chen und -politischen Steuerung einsetzen. Daran arbei-
ten wir; vonseiten der Opposition hören wir dazu aller-
dings, wie ich finde, erstaunlich wenig. Dieses Thema
scheinen Sie offensichtlich zurzeit ausgeblendet zu ha-
ben.

Ich kann und will jetzt nicht zu den Einzelmaßnah-
men und den einzelnen Bereichen, in denen das Wirt-
schaftsministerium tätig ist und die sich alle im Haushalt
widerspiegeln, etwas sagen, also zur Energieforschung,
zu Forschung und Entwicklung, zu Innovationen im Mit-
telstand, zur Förderung der Leistungs- und Wettbewerbs-
fähigkeit der kleinen und mittleren Unternehmen, zur
Luftfahrtforschung, zur Außenwirtschaftsförderung und
zu Ähnlichem.

Lassen Sie mich nur anmerken – ich habe das schon
gesagt, Herr Kollege Kuhn –: Die KfW-Mittelstands-
bank, die wir aufgebaut haben, hat schon all das vorbe-
reitet und teilweise auf den Weg gebracht, was aus mei-
ner Sicht geschehen muss, um vor allen Dingen die
kleinen und mittleren Unternehmen sowohl auf dem
Kreditmarkt wie bei der Eigenkapitalbildung als auch
bei der Akquirierung von Beteiligungskapital zu unter-
stützen. Es gibt Pakete, die teilweise am 1. Januar in
Kraft treten werden. Ich nenne die Unternehmerkredite,
die so kostengünstig wie möglich angeboten werden, die
Eigenkapitalstärkung durch Nachrangdarlehen, also die
Förderung durch mezzanine Mittel, und das Paket für
Beteiligungskapital in Höhe von 500 Millionen Euro,
das wir gemeinsam mit der Europäischen Investitions-
bank und unserem ERP-Fonds auf den Markt bringen,
um nicht nur technologieorientierte, sondern mittelstän-
dische Unternehmen insgesamt in ihren Bemühungen zu
unterstützen, auf dem Markt Kapital zu akquirieren. Hier
muss die Situation in Deutschland deutlich verbessert
werden. Ich gebe Ihnen Recht: Die Hausbanken müssen
ihrer Aufgabe, den Mittelstand ausreichend mit Krediten
auszustatten, gerecht werden und sich, wenn erforderlich
und möglich, stärker engagieren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Lassen Sie mich weiter über Bürokratieabbau reden:
Hierzu gehört das, was sich auch die Europäische Kom-
mission vorgenommen hat, nämlich eine Novellierung
des Handwerksrechts und des Rechts der Berufsstände
sowie der Honorarordnungen. Sie wissen doch, dass das
vonseiten der Europäischen Kommission ohnehin einge-
fordert werden wird und wir gezwungen werden, das zu

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(C (D un. Wir sind bereit – das haben wir ja im Rahmen des ermittlungsverfahrens deutlich gemacht –, sowohl über euregelungen für einfache handwerkliche Tätigkeiten ls auch über eine große Handwerksreform miteinander u sprechen. Machen Sie sich aber nichts vor, meine Damen und erren: Seit Mitte der 90er-Jahre befindet sich das andwerk in einer Krise, die sehr viel tief greifender ist ls die wirtschaftliche Schwächephase, die wir gegenärtig durchlaufen. Die Umsätze, die Zahl der Meisterrüfungen – ohne dass hier schon durch eine gesetzliche egelung eingegriffen wurde –, die Beschäftigung und ie Ausbildungsleistungen gehen spürbar zurück, und war deutlich über das Maß der allgemeinen wirtschaftichen Schwächephase hinaus. Ich bin überzeugt, dass nsere Novellen einen Impuls für Neugründungen, für ehr Wettbewerb und für mehr Innovationsfähigkeit des andwerks geben und es auf diese Weise gelingt, das andwerk zu stärken, damit die Zahl der Beschäftigten nd der Auszubildenden wieder steigt. Wir müssen das Handwerk europafest machen: Wir üssen das Handwerk vor Inländerdiskriminierung chützen. Ich sage Ihnen das freimütig, Herr Kollege insken, Ihnen allen, auch Ihnen, Herr Kollege rüderle, der Sie das Handwerk so tapfer zu verteidigen einen: Sie machen einen Fehler dabei. (Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


ie so genannten einfachen handwerklichen Tätigkeiten
ind inzwischen schon höchstrichterlich definiert als Tä-
igkeiten, die man binnen eines Vierteljahres lernen
ann.
Wenn Sie verfolgen, wie der Streit und die Diskussion

wischen dem ZDH, dem Zentralverband des Deutschen
andwerks, und dem DIHK, dem Deutschen Industrie-
nd Handelskammertag, verlaufen, dann sehen Sie, wo-
an wir leiden: Wir haben dort eine Menge an Bürokra-
ie, die kaum zu überwinden ist, Verkrustungen und
angelnde Beweglichkeit.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie werden nicht im Ernst annehmen, dass wir uns damit
bfinden. Wir werden dort zu Bewegung kommen müs-
en. Sie kritisieren ja meine „mangelnde Durchsetzungs-
ähigkeit“ – das mag ja sein –, aber unterschätzen Sie
icht meine Zähigkeit. Ich werde an diesem Thema dran-
leiben wie an allen anderen, etwa an der Ausbildung.
Herr Merz, der Kollege Kuhn hat doch Recht: Ihre
harakterisierung der jungen Leute ist doch absurd.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Das hat er doch erklärt!)


ass es im Bildungsbereich Schwächen gibt, darauf hat
err Kuhn zu Recht hingewiesen; diese Diskussion ist
igentlich wichtiger als die, die wir im wirtschaftspoliti-
chen Bereich an manchen Stellen führen.
Aber ich würde Ihnen sehr gerne einmal von den gu-

en Erfahrungen berichten, die ich mache, wenn ich Un-






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

ternehmen besuche: Ich stelle fest, dass es hervorra-
gende junge Leute in Deutschland gibt, hervorragend
qualifizierte Leute,


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das bestreitet doch niemand!)


die an ihrer Karriere, ihrer beruflichen Entwicklung inte-
ressiert sind. Das trifft immer noch auf die große Mehr-
heit der jungen Leute zu. Ich würde sie gerne darin un-
terstützen und mit Ihnen und vielen anderen dafür
sorgen, dass sie eine vernünftige berufliche Ausbildung
bekommen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Kurt J. Rossmanith [CDU/ CSU]: Das hat er auch nicht moniert!)


Herr Schleyer – das ist der Generalsekretär des Zen-
tralverbands des Deutschen Handwerks, wie Sie wis-
sen – hat sich kürzlich über unsere Reformfähigkeit in
Deutschland wie folgt geäußert: In der Reformwerkstatt
darf nicht nur an Detaillösungen gewerkelt werden. Wir
brauchen dringend einen Befreiungsschlag! Ärmel hoch-
krempeln – so lösen wir im Handwerk Probleme. So
funktioniert es auch in der Politik!


(Rainer Brüderle [FDP]: Öffnungsklauseln!)

Ich lasse einmal dahingestellt, ob die Diskussion im

Handwerk diesem eigenen Anspruch gerecht wird,

(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Was sagt er zur Reform des Handwerks? Was sagt Herr Schleyer zur Handwerksordnung?)


aber Recht in der Sache hat er.
Meine Damen und Herren, wir sind gehalten, diesen

Befreiungsschlag zu machen, indem wir über die Refor-
menvorschläge, die jetzt auf dem Tisch liegen – zu de-
nen es von Ihnen teilweise Gegenentwürfe gibt –, zu ge-
meinsamen Lösungen kommen. Ich gehöre immer noch
zu denen, die der Meinung sind: Wir können das schaf-
fen. Meine Zuversicht ist allerdings in den letzten Tagen
nicht gewachsen, um das sehr deutlich zu sagen. Ich
setze darauf, dass sich das in den nächsten Tagen und
erst recht nach dem CDU-Parteitag verändern wird. Wir
stehen nämlich unter massivstem Zeitdruck. Ich werde
anschließend aber auch nicht anstehen, ebenso deutlich
zu sagen, woran es liegt, wenn wir scheitern sollten. Ich
tue alles, um einen Erfolg möglich zu machen.

Ich danke Ihnen.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507901700

Das Wort zu einer Kurzintervention gebe ich dem

Kollegen Friedrich Merz.


Friedrich Merz (CDU):
Rede ID: ID1507901800

Herr Clement, ich will zunächst einmal wiederholen,

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(C (D (Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Lieber nicht!)


as ich in meiner Rede gesagt habe – das geht auch an
hre Adresse –: Es fällt auf Sie selbst zurück, wie Sie
ich verhalten.


(Volker Kröning [SPD]: Das müssen Sie gerade sagen!)


ch sage das auch an die Adresse des Kollegen Kuhn: Ich
abe aus einem Leserbrief zitiert und ausdrücklich ge-
agt, dass ich dies so nicht verallgemeinere, dass es aber
in Schlaglicht wirft auf die häufig anzutreffende man-
elnde Qualifikation der Bewerberinnen und Bewerber
m Ausbildungsplätze. Ich bleibe dabei, dass dies ein
roblem ist, ein größeres Problem als in anderen Berei-
hen. Das Problem mit der Ausbildungsplatzabgabe se-
en offensichtlich wir beide, Herr Clement, gleicherma-
en.
Zweitens zur Person des Präsidenten der Bundesan-

talt für Arbeit: Ich habe sehr wohl registriert, dass Sie
ier zunehmend dünnhäutig reagieren, wenn dieses
hema angesprochen wird; das kann ich sehr gut verste-
en. Herr Clement, wir kritisieren nicht, dass die Bun-
esanstalt für Arbeit PR-Kampagnen macht – das ist si-
herlich auch notwendig für diese Institution. Aber wir
ritisieren die Art und Weise, wie dies gemacht worden
t; wir stellen die Frage, ob eine Ausschreibung stattge-
unden hat. Die Tatsache, dass der Beratervertrag jetzt
ufgelöst wird, zeigt doch, dass unsere Kritik – jeden-
alls in Teilen – berechtigt gewesen ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Beklagen Sie als Dienstherr dieser Institution sich im
brigen nicht, dass Sie hier zur Rechenschaft gezogen
erden. Einerseits erklärt der Präsident der Bundesan-
talt für Arbeit öffentlich, dass er dem Deutschen Bun-
estag gegenüber keine Rechenschaft abzulegen habe.
ndererseits befremdet es doch sehr, wenn derselbe Herr
ann am Ende des Jahres 5 bis 10 Milliarden Euro Zu-
chuss für diese Bundesanstalt für Arbeit haben will,
eil er mit dem Geld nicht auskommt. Wir können ihn
icht zwingen, hier anzutreten, aber wir können Sie,
err Clement, um Rede und Antwort bitten. Deshalb
itte ich doch herzlich darum, dass Sie dann nicht so re-
gieren, wie Sie das gerade hier am Rednerpult getan ha-
en. Sie jedenfalls sind dem Deutschen Bundestag Re-
henschaft schuldig.
Wenn Sie sagen, dass wir Sie nicht so schnell loswer-

en, dann beschwert mich das bei Ihnen weniger als bei
nderen, die dort auf der Regierungsbank sitzen. Aber
mgekehrt werden auch Sie uns nicht los in unserer par-
mentarischen Verpflichtung, nachzufragen, was da ei-
entlich stattgefunden hat.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507901900

Herr Minister, Sie haben das Wort.






(A) )



(B) )


Wolfgang Clement, Bundesminister für Wirtschaft

und Arbeit:
Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Kollege Merz,

zunächst zur Ausbildung. Herr Kollege Kuhn hat die
Sorge geäußert, die ich auch habe, dass Sie, wenn Sie ei-
nen solchen Brief verlesen, damit einen Eindruck über
die Auszubildenden und die Situation am Ausbildungs-
markt erwecken, der unrichtig ist.


(Zuruf von der CDU/CSU: Quatsch!)

Deshalb habe ich Ihnen so widersprochen und ich tue
das mit einer gewissen Leidenschaft, die Sie mit Dünn-
häutigkeit verwechseln. Dann kann ich viel schlimmer
werden; das sollten Sie nicht falsch einschätzen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Ich engagiere mich bei diesem Thema seit vielen Jah-

ren. Andere tun das auch; ich reklamiere da keineswegs
einen Exklusivanspruch für mich. Ich sage Ihnen aber:
Die Lage der Ausbildung ist sehr differenziert zu sehen
und sie verlangt sehr differenzierte Antworten. Es reicht
nicht, einen solchen Brief vorzulesen, der einen falschen
Eindruck erweckt. Darum geht es.

Natürlich haben wir Probleme. Natürlich gibt es das
Problem, dass 10 000 junge Leute, die schon einen Aus-
bildungsplatz hatten, inzwischen die Ausbildung schon
wieder abgebrochen oder teilweise den Ausbildungs-
platz gar nicht angetreten haben. Es gibt gravierende fa-
miliäre, familienpolitische und gesellschaftliche Pro-
bleme.


(Zuruf von der CDU/CSU: Hört! Hört!)

Deshalb nutze ich von hier aus die Möglichkeit, wie

ich das ständig tue, nicht wie Sie „Hört! Hört!“ zu rufen,
sondern an diejenigen zu appellieren, die ausbilden kön-
nen und ausbilden wollen – auch an die Initiativen, von
denen es Hunderte oder Tausende gibt –, in ihren Bemü-
hungen nicht nachzulassen, damit wir in diesem Jahr die
notwendige Zahl von Ausbildungsplätzen zusammenbe-
kommen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es wäre sehr gut, wenn das gelänge. Das würde viele an-
dere Probleme lösen und viele Fragen beantworten.

Zu Herrn Gerster. Auch da reagiere ich nicht dünn-
häutig, um das klar zu sagen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Och!)

– Ich will Ihnen jetzt ja keine Charakteristik von mir ge-
ben, wie ich wann reagiere. Ich will Ihnen nur sagen:

Erstens. Ich verteidige es und ich stehe dafür ein.
Wenn Sie wollen, dass ich dazu Rede und Antwort stehe,
stehe ich selbstverständlich jederzeit Rede und Antwort.
Herr Gerster wird aber morgen im Ausschuss für Wirt-
schaft und Arbeit Rede und Antwort stehen. Wenn Sie
wollen, dass ich irgendwo zu den Vorgängen Stellung
nehme: sehr gern.

Zweitens. Dieser Vorstand hat eine gewaltige Auf-
gabe. Das wissen auch Sie. Dieser Vorstand ist erst sehr

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(C (D urze Zeit im Amt. Es ist sehr schwer, eine solche Vernderung, die dort durchzuführen ist, hinzubekommen. us meiner Sicht leistet dieser Vorstand gute Arbeit. Das ändert nichts daran, dass in einem solchen Unter ehmen – wir wollen, dass es wirklich ein Unternehmen ird – auch Fehler begangen werden. Es gibt kein unterehmerisches Handeln, ohne Fehler. Fehler begeht man ur dann nicht, wenn man alles hundertprozentig absihert. Das kostet Zeit und Dynamik und ist eines der robleme unserer Bürokratie. Es kann sein, dass bei dem Ausschreibungsverfahren in Fehler begangen worden ist. Das werden wir feststeln und klären und dann ist dazu Stellung zu nehmen. ber wenn versucht werden sollte – von wem auch imer, von innen aus der Anstalt heraus oder von außen –, amit die Reformarbeit, die dort geleistet wird und die wingend notwendig ist, zu stoppen oder aufzuhalten der zu diskreditieren, dann stehe ich dem entgegen. Deshalb habe ich überall deutlich zu machen ver ucht, auch bei den gegenwärtigen Veröffentlichungen, ass Herr Gerster und seine Vorstandskollegen mein ertrauen haben und dass die Mitarbeiterinnen und Mitrbeiter der Bundesanstalt meine Unterstützung haben. s ist für sie nicht einfach, sich umzustellen. Dort müsen und werden wirklich ein neues Denken und eine anere Vermittlungskultur Platz greifen. Das ist meine ntwort an Sie. Um es noch etwas konkreter zu sagen: Soweit ich zur eit informiert bin, hat Herr Gerster seinen Vorstand und en Verwaltungsrat und auch mich Anfang des Jahres arüber informiert, dass er beabsichtigt, die Agentur zu eauftragen. Das war ein Satz, mit dem ich informiert orden bin. Herr Gerster hat durch seine Justizabteilung escheinigt bekommen, dass er den Auftrag freihändig ergeben könne. Das ist mein Informationsstand. Das ist as eine, was man sehen muss. Das andere ist dies: Dass jetzt die beiden Seiten sa en, man sollte vielleicht diesen Vertrag aufheben, hat atürlich damit zu tun, dass man sich der gegenwärtigen ampagne stellen muss und dass man, wenn man Komunikationsarbeit leisten will, natürlich darauf angewieen ist, dass man nicht gegen eine öffentliche Wand uft, sondern dass man, wenn irgend möglich, Zustimung findet. Das würde jedes Unternehmen tun. Auch iese PR-Agentur wird das tun. Wenn Sie sagen, dass wir Sie nicht loswerden, dann uss ich sagen, dass ich das befürchtet habe. Es wäre ir am liebsten, wenn wir alle die gegenwärtigen Rollen eibehalten würden. Was das Loswerden ansonsten angeht, muss ich sa en: Sie werden uns natürlich auch nicht los, was unsere rwartung angeht, zu gemeinsamen Lösungen zu komen. Dazu müssen Sie sich bewegen und dürfen nicht tändig neue Bedingungen stellen, nach dem Motto: enn dieses nicht passiert, dann findet jenes nicht statt. – o wird man nicht zu Ergebnissen kommen. Bundesminister Wolfgang Clement Meine dringende Bitte ist deshalb, dass sich beide Seiten bewegen. Schönen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507902000

Das Wort hat der Kollege Dirk Niebel, FDP-Fraktion.


Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1507902100

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Herr Minister Clement, ich habe zwar nicht von
Anfang an mitgezählt, aber ich meine, Sie hätten in Ihrer
Rede den Kollegen Kuhn von den Grünen mindestens
siebenmal namentlich angesprochen, davon fünfmal in
werbender Form, dass er doch bitte Ihre Politik unter-
stützen möchte. Diese Redezeit hätten Sie sich sparen
können. Sie werden nachher bei der namentlichen Ab-
stimmung über die Erweiterung der Steinkohlesubventio-
nen um 16 Milliarden Euro feststellen, dass die Grünen
sowieso zustimmen werden, weil sie keinerlei eigene
Überzeugungen in diesen Politikfeldern haben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir diskutieren in dieser Woche einen von Ihnen vor-
gelegten Haushalt, der dem Deutschen Bundestag von
Anfang an vorsätzlich in verfassungswidriger Form zu-
geleitet worden ist. Auch der Haushalt Ihres Ressorts
weist einige Gefahrenpotenziale auf. Ich möchte nur in
Erinnerung rufen, dass Sie auch in diesem Haushaltsjahr
sukzessive die Erwartungen bezüglich des Wirtschafts-
wachstums nach unten bis zu einer rot-grünen Null kor-
rigieren mussten und dass die Zahlen der Arbeitslosen
doch höher waren, als Sie sie eingeschätzt haben. Auch
Ihre Prognose für das nächste Jahr leistet nur das, was
man von einer Prognose erwarten kann, und hängt zu-
dem unmittelbar von den politischen Rahmenbedingun-
gen ab, die wir in diesem Hause beschließen.

Darüber hinaus haben Sie in Ihrem Haushalt immer
noch vorgesehen, die neue Leistung Arbeitslosengeld II
in der dem Vermittlungsausschuss zugeleiteten Fassung,
also mit allen haushälterischen Risiken, die das mit sich
bringt, einzuführen. Dabei wissen Sie erstens gar nicht,
ob es das Gesetz überhaupt geben wird. Bei allem kon-
struktiven Verhalten der Opposition hängt es auch sehr
von Ihrer Bewegungsfähigkeit ab. Zweitens wissen Sie
nicht, unter welchen Voraussetzungen das Gesetz in
Kraft tritt. Denn die Diskussion der letzten Tage zeigt
ganz deutlich: Die Bundesanstalt für Arbeit ist wahr-
scheinlich die ungeeignetste Institution, um diese neue
Leistung zu administrieren.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir diskutieren hier heute also über nicht mehr und
nicht weniger als über einen Haushalt für Arbeitslosen-
hilfe und Steinkohlesubventionen. Das bringt mich zu
dem, was Sie vorhin angesprochen haben. In der letzten
Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit hat

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(C (D err Gerster mit dem Argument, er sei dem Parlament icht rechenschaftspflichtig, weil diese Zahlungen nicht us Steuer-, sondern aus Beitragsmitteln erfolgt seien, ie Aussage verweigert. Das unterstützt meine Fordeung, dass wir dringend eine Redemokratisierung der rbeitsmarktpolitik brauchen. (Beifall bei der FDP sowie des Abg. HansJoachim Fuchtel [CDU/CSU])


Wir diskutieren Ihren Haushalt für Arbeitslosenhilfe
nd Steinkohlesubventionen. Aber der Bereich, in dem
irklich die Musik spielt – das ist der Haushalt der Bun-
esanstalt für Arbeit mit einem Volumen von
3 Milliarden Euro –, ist dem Zugriff des Parlaments
änzlich entzogen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wollen Sie das denn ändern?)


ieser Haushalt wird nämlich vom Vorstand der Bundes-
nstalt für Arbeit aufgestellt. Er wird festgestellt von den
elbstverwaltungsgremien, unter anderem von Frau
ngelen-Kefer, und genehmigt von der Bundesregierung.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind nicht konsequent!)


as Parlament hat also keinen Einfluss. Wir sind tat-
ächlich außen vor. Aber angesichts der hohen Summen
nd der Art und Weise, wie mit diesen Geldern umge-
angen wird, ist es skandalös und politisch in höchstem
aße instinktlos, wenn man hier nicht endlich zu einer
edemokratisierung der Arbeitsmarktpolitik kommt.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Herbert Frankenhauser [CDU/CSU])


Ich kritisiere die Auftragsvergabe, weil ich sie poli-
isch für instinktlos halte und den Menschen angesichts
er notwendigen Sozialreformen nicht vermittelbar ist,
as da passiert ist. Aber weil das Leben manchmal viel-
chichtiger ist, frage ich nach: Wem nützt es denn? –
enn Sie sagen, der Reformprozess dürfe weder von au-
en noch von innen angegriffen werden, dann wird diese
rage noch viel berechtigter.
Der Bundeskanzler hat – wörtliches Zitat – seinen

besten Mann“ auf seine „wichtigste Baustelle“ ge-
chickt. Wenn ich aber sehe, dass er auf dieser Baustelle
leich einzementiert worden ist zwischen dem Hauptper-
onalrat, der kaum bereit ist, einer wirklichen Reform
uzustimmen, der paritätischen Selbstverwaltung zu je-
eils einem Drittel aus Gewerkschaftsfunktionären, Ar-
eitgeberfunktionären und denen, die, mit Frau Engelen-
efer an der Spitze, ihre öffentlichen Hände meistens in
en Taschen der Bürger haben, sowie einer SPD-Bun-
estagsfraktion, die die Reformwilligkeit nun wirklich
icht mit Löffeln gegessen hat, dann muss ich angesichts
ines Wustes von Gesetzen, Vorschriften und Verord-
ungen schon sagen, dass es für ihn sehr schwierig ist.
Die ersten kleinen Reformschritte haben dazu geführt,

ass die Gelder in der Weiterbildungsindustrie effizienter
ingesetzt werden. Von diesen Reformbemühungen wirk-
ich schmerzhaft getroffen wurde die Arbeitslosenindus-
rie. Die Deutsche Angestellten-Akademie – sie gehört






(A) )



(B) )


Dirk Niebel

dem grünen Gewerkschafter Bsirske von Verdi –, das
BFW des DGB – es gehört Frau Engelen-Kefer – und das
Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft sind die größ-
ten Bildungsträger in der Bundesrepublik Deutschland.
Es wundert mich daher nicht, dass es intern offenkundig
eine große Anzahl von Personen gibt, die Herrn Gerster
entweder loswerden oder zumindest so beschädigen wol-
len, dass er ihnen nicht weiter wehtut.

Aber der Bundeskanzler wird ihn gar nicht fallen las-
sen können. Denn wenn einer seinen „besten Mann“ fal-
len lässt, dann fällt dieser ihm gleich auf die Füße. Ich
bin sehr gespannt, wie es morgen weitergeht.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507902200

Nächster Redner ist der Kollege Werner Schulz,

Bündnis 90/Die Grünen.
Werner Schulz (Berlin) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-

NEN):
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Kollege

Niebel, nur keinen Neid, weil Sie in der Rede des Minis-
ters nicht genannt worden sind!

Es ist nicht nur Usus, sondern äußerst vernünftig, dass
wir bei der Debatte des Einzelplans 09 einen Ausblick
auf das künftige Wirtschaftsgeschehen geben und eine
Bilanz des laufenden Wirtschaftsjahres ziehen.

Wir bewegen uns jetzt aus der Stagnation heraus.
Diese Wirtschaftsflaute war nicht nur ein deutsches Phä-
nomen. Sie hatte den gesamten europäischen Raum er-
fasst. Ich erinnere an den Irakkrieg, an die SARS-Epide-
mie und an die Unsicherheiten der amerikanischen und
der japanischen Konjunktur, die den Attentismus der In-
vestoren und die Zurückhaltung der Verbraucher ver-
stärkt haben.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Warum nur in Deutschland?)


– In Deutschland besonders stark. Aber wir haben auch
seit 1990 besondere Bedingungen zu schultern.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Schlechte Regierung!)


Herr Austermann, Sie wissen das bestens. Sie plagen
sich damit im Haushaltsausschuss herum. Wir haben uns
darüber oft genug unterhalten.

Mittlerweile ist Deutschland wieder Exportweltmeis-
ter. Aber Ihnen, Herr Austermann, genügt das offenbar
nicht. Sie möchten auch Weltmeister im Lamentieren
werden. Dieses Nationaltheater der Selbstzerfleischung,
in dem man die Wirtschaftsbelebung klein- und den
Standort schlechtredet, bringt uns überhaupt nicht wei-
ter, sondern macht uns zunehmend zu schaffen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Sowohl die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute
als auch der Sachverständigenrat stellen einen deutlichen

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(C (D onjunkturaufschwung in Aussicht. Das hat nicht nur amit zu tun, dass im nächsten Jahr länger gearbeitet ird, weil Feiertage aufs Wochenende fallen, sondern usdrücklich auch mit der Reformpolitik der rot-grünen undesregierung. Sicher, keiner der vorgesehenen Schritte ist unum tritten. Der Sachverständigenrat weist auf den immaenten Widerspruch der vorgezogenen Steuerreform in, bei hoher Staatsverschuldung und defizitärer Hausaltslage die Steuern zu senken. Dennoch kommt er zu em Schluss, dass es vernünftig ist, diesen Schritt zu tun, eil hier Erwartungen aufgebaut worden sind – übrigens uch von der Opposition. Denn diese Position hatten Sie enau bis zu dem Zeitpunkt, als die Regierung bechloss, die Steuerreform vorzuziehen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


in solcher Positionswechsel von Schwarz auf Weiß ge-
ingt einem sonst nur, wenn man gegen sich selber
chach spielt. Das tun Sie momentan im Vermittlungs-
usschuss.
Es ist offensichtlich wichtig, Zuversicht zu verbreiten.

ür viele ist entscheidend, dass sich überhaupt etwas be-
egt. Sie merken, dass nichts mehr weitergeht, wenn al-
es so weiterläuft wie bisher. Es geht um den Rückge-
inn von Vertrauen, Zuverlässigkeit der Politik und
icherlich auch um Planungssicherheit, die in den letzten
ahren infrage stand.
Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist zum siebten Mal in

olge gestiegen. Auch das ist ein deutliches Zeichen,
ass dieses Vertrauen sich langsam wieder aufbaut. Si-
her, diese Konjunktur bekommt ihren Treibstoff vor al-
em aus Übersee und wir hoffen, dass der Binnenmarkt
benfalls anspringt. Hier macht mir weniger der Stabili-
ätspakt als vielmehr das Leistungsbilanzdefizit der USA
orgen. Wir wissen genau, dass die Märkte es mögli-
herweise sehr schnell durch eine deutliche Abschwä-
hung des Dollars korrigieren werden. Dann haben wir
eim Export ein Problem.
Die Aufregung um den europäischen Stabilitätspakt
t eigentlich nicht zu verstehen, weil es sich internatio-
al durchaus bewährt hat, in der Geld- und Finanzpolitik
ntizyklisch zu handeln. Im Übrigen haben die Geld-
nd Finanzmärkte sehr cool darauf reagiert. Der Euro ist
tabil geblieben. Im Stabilitätspakt sind im Übrigen auch
olche Möglichkeiten vorgesehen. Die Haltung von
edro Solbes, dem Währungskommissar, ist kaum nach-
ollziehbar, der ja, Herr Austermann, immer wieder da-
auf hinweist, dass wir infolge der deutschen Einheit
esondere Lasten zu tragen haben, die eine Ausnahme-
ehandlung rechtfertigen. Wenn wir diese aber in An-
pruch nehmen, reagiert man plötzlich restriktiv. Das
asst irgendwie nicht zusammen.
Dennoch ist Vorsicht geboten, weil es doch sehr frag-
ürdig ist, ob allein ein wirtschaftlicher Aufschwung
lle Probleme lösen kann. Es gibt noch sehr viele, die
iesen Glauben an den Wirtschaftsaufschwung haben.
ch empfehle Ihnen, sich im Jahresgutachten das Kapitel
ur Entwicklung des Produktionspotenzials anzu-






(A) )



(B) )


Werner Schulz (Berlin)


schauen. Wir haben seit etwa 15 Jahren einen Rückgang
des Potenzials – gemeint ist das Anlagenpotenzial, das
Humankapital sowie Forschung und Entwicklung – zu
verzeichnen. Diesen Trend werden wir nicht durch kurz-
fristige Konjunkturimpulse auffangen können. Diese
sehr interessante Analyse muss uns zu ganz anderen
Schlussfolgerungen führen, nämlich dazu, dass wir trotz
der relativ geringen durchschnittlichen Wachstumsraten,
die wir übrigens seit Jahrzehnten haben, eine hohe Be-
schäftigungsquote erreichen müssen. Das wird die große
Aufgabe sein.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nein, wir brauchen mehr Wachstum!)


Das ist ein Schwerpunkt, den wir auch auf der Agenda
wesentlich weiter nach vorn rücken müssen. Hier gibt es
enorme Potenziale. Ich denke vor allen Dingen an die Po-
tenziale in der Material- und Energieökonomie. Es ist
relativ einfach, Leute zu entlassen, also die Kosten in den
Betrieben durch Personalabbau zu reduzieren. Ein Top-
manager hat unlängst gesagt: Wer so etwas tut, lässt
Rückschlüsse auf das schlechte Management zu.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Die Wirtschaftsinstitute haben ausgerechnet, dass das

Potenzial, das in der Material- und Energieeffizienz
liegt, etwa 180 Milliarden Euro ausmacht. Diesem Kapi-
tel werden wir uns nähern müssen.

Oder schauen wir uns die Lohnnebenkosten an. Ich
empfehle Ihnen, sich bei der Auseinandersetzung mit
Florian Gerster nicht nur mit den Punkten zu beschäfti-
gen, für die ihm offenbar das Gespür fehlt, sondern auch
damit, wo er die wunden Punkte trifft. In der letzten
Sonntagsausgabe der „FAZ“ hat er zum Beispiel gesagt,
das Sozialbudget sei überproportional erhöht worden.
Eine Folge daraus sei der Weg in die Verschuldung, vor
allem aber hätten wir die Abgaben auf Arbeit drastisch
erhöht. Allein vier Prozentpunkte des Gesamtbeitrages
zur Sozialversicherung seien auf die systemwidrige Fi-
nanzierung der Folgen der deutschen Einheit zurückzu-
führen. Wenn wir über Patriotismus reden, sollten wir
uns diesen großen Brocken vornehmen.

Ich frage Sie: Wo ist eigentlich der Beitrag des natio-
nalen Kapitals in unserem Land geblieben, dessen Pul-
ver in den 90er-Jahren unter der Kohl-Regierung noch
durch hochrentierliche Staatsanleihen vergoldet worden
ist? Darüber sollten wir kritisch diskutieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Das wird aber langsam fad! Sie sind seit fünf Jahren dran!)


– Nein, Sie haben uns riesige Probleme hinterlassen. Das
ist das Problem.

Ich möchte Sie vor allen Dingen davor warnen, den
Vermittlungsausschuss zu missbrauchen, die Tarifauto-
nomie aufzubrechen, was Sie offensichtlich vorhaben.
Was ich von dem Kollegen Brüderle höre – Tarifkartell
kaputtmachen oder Einbruch in die Tarifautonomie –,


(Rainer Brüderle [FDP]: Beirat!)


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(C (D ird den sozialen Frieden in diesem Land kräftig schädien. Die Bereitschaft zur Flexibilität bei den Gewerkchaften ist wesentlich höher, als durch die öffentliche tigmatisierung ständig unterstellt wird. Die Gewerkchaftsvertreter wissen auch, dass die Berechtigung der arifverträge in der Flexibilität liegt. Es gibt diese berieblichen Bündnisse für Arbeit. Die Frage ist nur, ob ie von oben, von der Politik, verkündet werden oder ob ie unten zustande kommen und damit Tragfähigkeit beeisen. Herr Kollege Schulz, gestatten Sie eine Zwischen rage des Kollegen Thiele?` Werner Schulz EN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507902300
Ja.

Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1507902400

Herzlichen Dank, Herr Kollege Schulz. – Sie haben

uf Versäumnisse in der Vergangenheit hingewiesen,
obei Rot-Grün jetzt schon fünf Jahre an der Regierung
st. Es geht nicht immer nur um die Bewältigung der
ergangenheit, sondern auch um die Gestaltung der Zu-
unft.


(Dr. Rainer Wend [SPD]: Natürlich!)

Am Ende der Debatte werden wir über einen Ände-

ungsantrag der FDP eine namentliche Abstimmung
urchführen. Im Haushaltsplan des Wirtschaftsministers
urde in Bezug auf diesen Punkt in der Ziffer 5 der ver-
indlichen Erläuterungen festgehalten, dass für den
eutschen Steinkohlebergbau im Zeitraum 2006 bis
012 bis zu 15 870 Millionen Euro, also fast 16 Milliar-
en Euro, zur Verfügung gestellt werden. Das ist ein Zu-
unftsprojekt.


(Franz Müntefering [SPD]: Wo ist denn jetzt die Frage?)


Ich höre Stimmen aus den Reihen von Rot-Grün, dass
ie diese Regelung so nicht mittragen wollen. Ich frage
ie: Wie stehen Sie zu dem Antrag der FDP? Die Aus-
ede des Kollegen Kuhn, dies sei gesperrt, ist nicht zu-
reffend.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch! Das stimmt!)


s steht im Haushaltsplan, dass die Verpflichtungser-
ächtigung gesperrt ist. Die Verpflichtungsermächti-
ung hat aber nichts damit zu tun; denn dies ist nach den
erpflichtungsermächtigungen und nach der Sperre als
erbindliche Erläuterung des Haushaltstextes angege-
en.


(Franz Müntefering [SPD]: So ein Quatsch!)

Ich möchte wissen, wie die Grünen zu dieser verbind-

ichen Erklärung stehen. Das wird auch die Öffentlich-
eit interessieren. Sie machen es sich immer sehr ein-
ach, wenn Sie sagen: Wir stimmen dem nicht zu, was






(A) )



(B) )


Carl-Ludwig Thiele

die SPD macht. – Wir zwingen Sie heute durch die Ab-
stimmung über diesen Antrag, Farbe zu bekennen. Aber
vorher interessiert mich, mit welcher Begründung Sie
dem Antrag der FDP zustimmen werden. Denn anders
können Sie gar nicht vorgehen, wenn Sie 16 Milliarden
Euro von 2006 bis 2012 für die Steinkohle nicht bereit-
stellen wollen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zeitschinderei ist das hier! – Franz Müntefering [SPD]: Ab ins Haus der Geschichte!)


Werner Schulz (Berlin) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Herr Kollege Thiele, ich freue mich darüber, dass sich
nun auch die FDP ernsthaft vorgenommen hat, die Stein-
kohlesubventionen zurückzufahren. Das ist löblich.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben sie ja früher nicht gekonnt!)


Ihr Antrag ist aber ein Vorführantrag. Solche Vorführan-
träge kenne ich zur Genüge: Sie werden im Grunde ge-
nommen nur zu dem Zweck geschrieben, um die Partner
der Regierungskoalition in Verlegenheit zu bringen.

Das wird Ihnen bei uns nicht gelingen. Wir haben in
dieser Frage seit vielen Jahren einen festen Standpunkt
und kämpfen sehr energisch dafür, die Steinkohlesub-
ventionen zu reduzieren. Das ist unglaublich schwierig.
Sie helfen uns nicht, indem Sie immer wieder das legen-
däre Beispiel bringen – Herr Brüderle hat das heute wie-
der genannt –, dass Joschka Fischer den Steinkohlekum-
peln angeblich zur Hilfe geeilt sein soll.


(Rainer Brüderle [FDP]: Natürlich!)

Ich war glücklicherweise dabei, als die Kumpel in Bonn
demonstriert haben. Wir haben uns ihre Sorgen angehört,
weil sich das für Vertreter der Politik einfach gehört.


(Rainer Brüderle [FDP]: Aufhetzen tut ihr! Hetze war das!)


Ich hätte mir nur gewünscht – das ist die andere Seite
der Medaille, Kollege Brüderle –, dass Ihr Kollege
Rexrodt zu der Zeit, als er Wirtschaftsminister war, den
Kohlepfennig, der von den Verbrauchern bis dahin zur
Steinkohlesubvention aufgebracht werden musste, abge-
schafft hätte, anstatt ihn für den Staatshaushalt zu nut-
zen. Sie haben die Steinkohlesubventionen doch erst
noch hochgefahren! Das war die Politik der FDP.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Gudrun Kopp [FDP]: Wie votieren Sie denn nun? – Weiterer Zuruf des Abg. Rainer Brüderle [FDP])


– Das ist Tatsache, Kollege Brüderle. Sie müssen sich
nur schlau machen. Ich weiß aber nicht, ob das bei Ihnen
noch geht.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das lohnt sich nicht mehr bei Herrn Brüderle! Auslaufmodell!)


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(C (D Eine große Aufgabe ist – das haben Sie angesprohen –, die Folgekosten der Steinkohleproduktion in eutschland zu ermitteln. Darum bemühen wir uns. Wir aben diesen Sperrvermerk vorgesehen. Daran arbeiten ir, weil wir wissen, dass in Deutschland die Zukunft er Energie nicht unter Tage liegt. Diese Idee wird von ns schon seit langem in der Politik verfolgt. Wir haben lles dafür getan, dass die erneuerbaren Energien und die hotovoltaik einen Schub bekommen. Was in den letzten ahren in dieser Richtung geleistet worden ist, ist enorm. rotzdem werden Sie es nicht schaffen, mit einem Handchlag die Steinkohleproduktion in Deutschland einfach u beenden, so wie Ihnen das vorschwebt. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das will ja auch keiner!)


Das entscheidende Problem, das wir bei der Arbeitslo-
igkeit haben, ist die geringe Qualifizierung. Die meis-
en Arbeitslosen haben eine mangelhafte oder gar keine
ualifizierung. Das ist ein Problem, das wir durch ver-
tärkte Investitionen in Bildung und Umschulungen lö-
en müssen. Die Vorschläge zum Niedriglohnsektor, wie
ie sie vorgelegt haben, oder der Vorschlag, den Roland
och gemacht hat, der glaubt, mit Stundenlöhnen von
,50 Euro die Textilindustrie aus Asien nach Deutschland
urückbringen zu können, sind der falsche Weg.
Dazu gehört auch, zu sagen, wo der Rest des Einkom-
ens herkommen soll, dass man in Deutschland mit ei-
er solchen Tätigkeit leben kann. Wenn die Orientierung
uf den globalen Wettbewerb so aussieht – rumänische
acharbeiterlöhne, amerikanische Vorstandsbezüge und
hinesisches Arbeitsrecht –, bringt uns das mit Sicher-
eit nicht weiter, sondern erhöht im Gegenteil die sozia-
en Spannungen.
Wir sind uns sicher und verfolgen den Weg, dass der

esellschaftliche Wandel in unserem Land mit Sicherheit
nd vor allen Dingen mit sozialer Gerechtigkeit gestaltet
erden muss.
Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507902500

Ich gebe dem Kollegen Carl-Ludwig Thiele das Wort

u einer Kurzintervention.

(Franz Müntefering [SPD]: Er kann ja noch ei nen Antrag stellen!)


Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1507902600

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Ich kann hier nur fest-

tellen, dass die FDP beantragt hat, die Streichung dieser
icht ordnungsgemäß beschlossenen Erklärung, die
urch einen Umdruck ins Haushaltsverfahren einge-
racht worden ist, zur namentlichen Abstimmung zu
tellen, und dass ich auf die Frage, wie die Grünen votie-
en werden, keine Antwort vom Kollegen Schulz erhal-
en habe.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Carl-Ludwig Thiele können Sie nachher bei der Abstimmung sehen! Das ist ganz einfach!)





(A) )


(B) )


Ich finde es bedauerlich, dass unser Antrag, eine kon-
krete Passage des Haushaltsgesetzes, welches wir heute
beraten und über dessen Einzelpläne wir einzeln abstim-
men, zu streichen, als Schaufensterantrag bezeichnet
wird. Das ist kein vernünftiger Umgang mit einem Ge-
setz, das Sie ja immerhin wollen. Das ist kein Schaufens-
terantrag, sondern ein sehr konkreter Antrag.

Die Sperre – ich sage das hier noch einmal, weil diese
Ausflucht überhaupt nicht gelten kann – bezieht sich auf
die Verpflichtungsermächtigung. Die Verpflichtungser-
mächtigung hat aber nichts mit der verbindlichen Erklä-
rung zu tun. In der verbindlichen Erklärung wurde zuge-
sagt, dass die deutsche Steinkohle zwischen 2006 und
2012 mit weiteren 16 Milliarden Euro gefördert werden
soll.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das finde ich skandalös: Wir beraten hier einen Haushalt
und die Bundesregierung erklärt, sie könne nicht mehr
sparen. Bei der Bildung, der Forschung und in anderen
Bereichen fehlen Gelder und hier kommt es zu einer
Vorfestlegung der Bundesregierung, nach der in sechs
Jahren 16 Milliarden Euro gezahlt werden. Das ist nicht
vermittelbar. Deshalb muss hierzu eine namentliche Ab-
stimmung stattfinden.

Ich bitte diejenigen, die nicht in die Vergangenheit,
sondern in die Zukunft unseres Landes investieren wol-
len, dieser Streichung zuzustimmen. Um es deutlich zu
sagen: Mit der Streichung würde noch nicht festgelegt
werden, was in dem Zeitraum passiert. Dass hier von
heute auf morgen nicht alles auf null gefahren werden
kann, ist auch für uns Liberale vollkommen klar. Wie
Rot-Grün aber in der heutigen Situation dazu kommt,
diese Zahlen für verbindlich zu erklären, ist mir unbe-
greiflich. Das halte ich für skandalös. Wir hoffen, dass
der eine oder andere von Rot-Grün dieser Argumenta-
tion in der namentlichen Abstimmung folgen wird.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507902700

Herr Kollege Schulz verzichtet auf eine Erwide-

rung. – Der Kollege Hans-Joachim Fuchtel, CDU/CSU-
Fraktion, hat das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Hans-Joachim Fuchtel (CDU):
Rede ID: ID1507902800

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Fast je-

der Redner der Koalition hat die Verpflichtung der Haus-
banken angemahnt. Diese sollen mehr tun, um die Wirt-
schaft zu fördern. Aus dem Mund von Rot-Grün kann
man das nicht mehr akzeptieren.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich nenne drei Argumente – man könnte noch viel

mehr nennen –: Erstens. Kapital ist so scheu wie ein
Reh. Solange Sie ständig über Erbschaftsteuer, Vermö-

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(C (D ensteuer oder sonstige Dinge diskutieren, brauchen Sie ich überhaupt nicht zu wundern, dass die Banken nur enige Chancen haben, sich gut zu refinanzieren, weil hnen die Substanz entzogen wird. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Rainer Brüderle [FDP])


weitens. Ihre Gesetze und Vorschläge sind sehr kurzle-
ig. Deshalb fehlt die Verlässlichkeit, die ein wesentli-
hes Element ist, um Vertrauen zu erwirtschaften, wel-
hes Voraussetzung für ein größeres Engagement ist.
rittens. Durch die Rekordpleitenwelle wird den kleine-
en Banken die Substanz dafür entzogen, dass sie sich
ort weiter engagieren können.
Bringen Sie das alles in Ordnung! Dann können Sie

ber dieses Thema wieder ernsthaft mitsprechen.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Herr Minister Clement, wenn ich mich richtig erin-
ere, sind Sie mal als Superminister geholt worden, um
ie Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Man hat Ihnen wirk-
ich sämtliche Kompetenzen gegeben, damit Sie diese
ufgabe angehen können.


(Wolfgang Clement, Bundesminister: Ja!)

Ich sehe, Sie bestätigen das. Aber ich muss Sie fragen:
as haben Sie daraus gemacht?


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nichts!)


ine Rekordarbeitslosigkeit haben Sie daraus gemacht,
bwohl Sie alle Kompetenzen besitzen, um entspre-
hend durchzugreifen. Leider sind Sie mit Ihrem Etat
ur bei der Schuldenmacherei Superminister.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Am Anfang dieses Jahres hat man festgelegt, dass es

eine neuen Zuschüsse für die Bundesanstalt für Ar-
eit gibt. Als es dann anders kam, hat man dies mit dem
artz-Konzept verteidigt. Der Kollege Kröning lächelt
in wenig; er kennt offensichtlich einige Interna. Der
ollege Schulz hat selbst im Ausschuss angemahnt, dass
s zu einem Argumentationsbruch bei der Koalition
ommen könnte. Am Ende des Jahres wurde nicht mehr
as Hartz-Konzept als Argument für die Zuschüsse an-
eführt, auf einmal war die schlechte Konjunktur aus-
chlaggebend. Wer soll einem solchen Wirtschaftsminis-
er noch glauben? Wer soll dessen Argumente und
ahlen noch ernst nehmen? Wer erwartet von diesem
irtschaftsminister noch die Verlässlichkeit, die not-
endig ist, um die Wirtschaft in Gang zu bringen?
Das Problem ist: Der Haushalt dieses Arbeits- und
irtschaftsministers beinhaltet Risiken von mehreren
illiarden Euro. Darüber ist heute gar nicht gesprochen
orden. Am Ende des Jahres werden Sie mit einem un-
chuldigen Augenaufschlag wieder ein paar Milliarden
uro für die Bundesanstalt für Arbeit überweisen. Das
ilft niemandem. Am wenigsten hilft es den nächsten
enerationen. Um sie müssen wir uns sorgen. Für sie
üssen wir Politik machen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Hans-Joachim Fuchtel

Die zu erwartenden Einspareffekte sind nicht so

spektakulär, wie sie manchmal dargestellt werden. Man
könnte fast den Eindruck gewinnen, dass das Rad neu er-
funden worden ist. Ich kann Ihnen, ohne zu tief einstei-
gen zu müssen, sagen: Mit der Union wären diese Ein-
sparungen schon vor einigen Jahren erzielt worden.
Wenn wir dies getan hätten, wären wir heute weiter.


(Beifall bei der CDU/CSU – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das glauben Sie doch selber nicht! – Lachen bei Abgeordneten der SPD)


– Sie lachen, Herr Brandner – wie immer! 4,5 Millionen
Arbeitslose, das kann Sie offenbar nicht erschüttern.


(Klaus Brandner [SPD]: Sie haben uns fast 5 Millionen Arbeitslose hinterlassen!)


Sie sollten über diese Dinge ein wenig ernster mit uns
sprechen. Was muss denn noch alles in diesem Land ge-
schehen, damit Sie mit Ihrer arroganten Art aufhören?


(Beifall bei der CDU/CSU)

Sie haben doch die Zumutbarkeitsregeln wieder zu-

rückgeschraubt

(Klaus Brandner [SPD]: Zu Recht!)


und dann vier Jahre nichts getan. Erst jetzt fangen Sie
mit ersten Maßnahmen an. Das ist zu wenig, um wirklich
erfolgreich zu sein.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Fuchteln Sie doch nicht so herum!)


Ein anderes Stichwort sind die Meldekontrollen. Sie
haben diese Meldekontrollen bis aufs Messer bekämpft.
Jetzt brauchen Sie zur Umsetzung dieser Maßnahme viel
Personal. Trotzdem bleibt die Arbeitslosigkeit auf Re-
kordniveau. Das können wir doch nicht als Leistung an-
erkennen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie platzen ja gleich!)


– Herr Kuhn, Sie waren doch damals noch im Landtag.
Sie können gar nicht mitreden.

Damals hat bei Ihnen jede Leistungseinschränkung
sofort eine Grundsatzdiskussion über Armut in Deutsch-
land ausgelöst. Jetzt gelten bei Ihnen diese Argumente
nicht mehr. Nun ist es an uns, sich der Armen in diesem
Lande stärker als bisher anzunehmen. Das ist die Wahr-
heit.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Die Union ist die Partei, die die soziale Marktwirtschaft
verteidigt, weil Sie mit Ihren Maßnahmen das soziale
Gleichgewicht durcheinander bringen.

Ich frage Sie: Was ist das für eine Leistung, wenn
man die Bundesanstalt für Arbeit auf jetzt 90 000 Mitar-
beiter aufbläht?


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sollten nicht von aufblähen reden!)


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(C (D as hilft es, die Statistik zu schönen? Herausgekommen ind trotz dieser Veränderungen bei der Statistik nur imer mehr Arbeitslose. Wie wir nun hören und lesen, ollen Sie damit nächstes Jahr weitermachen. Wir weren uns zu gegebener Zeit dazu äußern. Die einzig wirkliche Veränderung war die Einführung er Minijobs. Dafür aber haben Sie im Vermittlungsauschuss die Vorgaben von Union und FDP benötigt, um ine wirkliche Wende herbeizuführen. Deswegen, Herr inister Clement, sollten Sie nicht so arrogant auf das eagieren, was der Kollege Merz gesagt hat. Ein politicher Kompromiss ist immer das Ergebnis politischer öglichkeiten. Wenn die Union der Meinung ist, dass eregulierung ein entscheidender Schritt auf dem richtien Weg ist, dann sollten Sie das nicht einfach oberleherhaft wegwischen, sondern dies als Anregung versteen, über die man ernsthaft verhandeln kann. Nur so ann man zu Kompromissen kommen. Dann ist noch einiges zur Bundesanstalt für Arbeit u sagen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Oh, jetzt wird es teuer!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

unächst einmal: Es ist nicht so gewesen, dass der Herr
inister und sein Staatssekretär überrascht wurden. Man
at uns trotz dreimaliger Intervention dreimal abblitzen
ssen und uns keine Information gegeben. Wenn gestern
n der Zeitung zu lesen war „Clement wundert sich über
erster“, dann ist die Information falsch.


(Wolfgang Clement, Bundesminister: Richtig!)


hr Haus hat alle diese Dinge vorher gewusst. Sie sollten
as zugeben und sich nicht davonstehlen,


(Doris Barnett [SPD]: Hat er doch gar nicht!)

ie Sie es gerade mit Ihrer Zwischenintervention ver-
ucht haben, in der Sie gesagt haben, das habe die
echtsabteilung geprüft und da diese das für gut emp-
unden habe, hätten Sie keine Einwände erhoben.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Er hat offensichtlich keine Kenntnis, was in seinem Hause läuft!)


ir haben bei anderer Gelegenheit – da ging es um ein
uropäisches Thema – schon einmal feststellen müssen,
ass Ihr Haus informiert war, woraufhin schließlich ein
taatssekretär gehen musste.
Meine Damen und Herren, wenn Sie sich bis jetzt

och nicht über diese Bundesanstalt gewundert haben,
ann nehmen Sie noch einige Punkte mit, über die Sie
ich künftig noch mehr wundern können. Mir ist ein In-
erat der Bundesanstalt für Arbeit in die Hand gefallen.
s ist ordentlich groß; man könnte denken, sie suche ei-
en Generaldirektor. Sie sucht aber einen Universitäts-
bsolventen, nämlich einen Diplom-Informatiker. Wir
aben 4,5 Millionen Arbeitslose. Trotzdem muss die
undesanstalt für Arbeit eine Agentur einschalten,


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist unglaublich!)







(A) )



(B) )


Hans-Joachim Fuchtel

die ein Inserat in der Zeitung aufgibt, mit dem ein Di-
plom-Informatiker gesucht wird. Wo ist die Kompetenz
dieser Behörde, in der so etwas vorkommt? Es sind an
die 10 000 Euro, die alleine für dieses Inserat ausgege-
ben werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dafür müssen 300 Beitragszahler ihren Monatsbeitrag
abliefern. Ich habe versucht, dies einmal in Gedichtform
zu kommentieren: „Bei schlechter politischer Figur be-
schäftigen wir eine Agentur.“ So kommt mir das vor.

Der Kollege Kröning hat hier zwar als Berichterstat-
ter im wahrsten Sinne des Wortes Bericht erstattet – in-
sofern möchte ich ihn in Schutz nehmen; auch das muss
in einer Haushaltsdebatte noch möglich sein –, nicht
aber über den Öffentlichkeitsetat. Lieber Kollege
Kröning, warum sind Sie denn eigentlich über diese
Position hinweggeglitten? Das ist doch sonst nicht Ihre
Art. Wenn unsere Partei betroffen gewesen wäre, hätten
Sie eine halbe Stunde darüber referiert und eine Verlän-
gerung der Redezeit verlangt.


(Volker Kröning [SPD]: Habe ich klar erwähnt!)


Dieses Ministerium hat sich im Bereich der Öffent-
lichkeitsarbeit einen Mittelaufwuchs von 300 Prozent
genehmigt.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

Nur macht man es da etwas anders als die anderen; man
sagt einfach: Das Hartz-Konzept erfordert eine eigene
Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das gibt es doch nicht!)


Dafür allein werden 15 Millionen Euro im Jahr ausgege-
ben. Wenn Sie nicht sensibel genug sind, um zu merken,
dass das Volk von einer solchen Politik langsam genug
hat, dann tun Sie uns Leid. Hören Sie auf, eine solche
Politik zu machen, damit die politische Landschaft nicht
noch mehr an Vertrauen verliert. Machen Sie mit uns
Sachpolitik und versuchen Sie nicht, den abgeplatzten
Lack durch zusätzliche Kosmetik zulasten der Steuer-
zahler zu polieren.


(Beifall bei der CDU/CSU)

In dem Sinne hoffe ich, dass Sie nach dem Erlebnis mit
Gerster wenigstens in diesem Bereich etwas mehr Sorg-
falt walten lassen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507902900

Nächster Redner ist der Kollege Klaus Brandner,

SPD-Fraktion.

(Franz Müntefering [SPD]: Jetzt kommt wieder etwas Gescheites! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die IG Metall muss jetzt auch etwas sagen!)


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(C (D Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten, ieben Kolleginnen und Kollegen! Ich habe gerade geacht, als ich Ihre Rede überstanden hatte: Viele Pfunde m Pult, aber wenig Gewicht. (Beifall bei der SPD – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: So viel wiegen Sie doch gar nicht!)

Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1507903000

Die wirtschaftliche Lage ist schwierig, das wissen
ir, aber unser Minister hat gesagt, wir können sie
chultern. Das ist so. Die Opposition diskutiert, als wenn
ie die Veränderungen des letzten halben Jahres über-
aupt nicht mitbekommen hätte. Merz spricht von
chweren Verstimmungen, es wird ihm angst und bange.
abei ist die Stimmung in diesem Land deutlich besser,
ls Sie uns glauben machen wollen.


(Beifall bei der SPD)

Um es deutlich zu sagen: Der Ifo-Index ist vorgestern

um achten Mal in Folge angestiegen. Die Beurteilung
er wirtschaftlichen Lage ist zum zweiten Mal positiv,
as heißt: Festigung der konjunkturpolitischen Erwar-
ungen. Auch die realwirtschaftlichen Indikatoren zei-
en nach oben. Im dritten Quartal verzeichneten das
ruttoinlandsprodukt ein Plus von 0,2 Prozent und die
uftragseingänge der Industrie ein Plus von 1,2 Prozent.
as zeigt: Deutschland ist auf gutem Weg und wir soll-
en aus pessimistischen Debatten herauskommen.
Dass Deutschland auf gutem Weg ist, hat auch der
anzler in New York zu spüren bekommen, als die Top-
anager wichtiger US-Unternehmen ihm verkündeten:
ermany is back.


(Beifall bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist die anglizistische Form von Patriotismus gewesen!)


uch die neue Chip-Fabrik in Dresden ist ein gutes Zei-
hen. Ihr Schlechtreden nutzt dem Lande nicht, sondern
chadet eher. Sie führen uns Wirklichkeitsverweigerung
or; mit geschlossenen Augen kann man keine Politik
ür die Zukunft gestalten.


(Beifall bei der SPD)

Herr Brüderle bezog sich in diesem Zusammenhang

uf die letzten OECD-Studien. Die Ticker meldeten
erade gestern erst: OECD sieht Konjunkturwende,
eutschland vor verhaltenem Aufschwung, Lob für
trukturreformen der Bundesregierung. – Das ist die
ahrheit, Herr Brüderle.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Sagen Sie etwas über das Defizit 2005!)


eiter heißt es in dieser Meldung:
„Wir glauben, dass die Wende da ist“, sagt OECD-
Ökonom Eckhard Wurzel. „Ein Vorziehen der Steu-
erreform auf das nächste Jahr könnte der Konjunk-
tur ein weiteres Plus bis 0,3 Prozentpunkte brin-
gen.“






(A) )



(B) )


Klaus Brandner

Übernehmen Sie endlich Verantwortung, beenden Sie
Ihre Blockadepolitik! Damit helfen Sie den Menschen
und ganz besonders der Wirtschaft in unserem Land.


(Beifall bei der SPD)

Für den Mittelstand ist das Vorziehen der Steuer-

reform ein eminent wichtiger Schritt. Allein der Mittel-
stand würde in einer wirtschaftlich schwierigen Situation
um 10 Milliarden Euro entlastet. Das ist ein klares Si-
gnal für weniger Steuern, mehr Investitionen und mehr
Beschäftigung. Das muss die Botschaft der Zeit sein.

Wir müssen mit der Steuerreform dem Mittelstand die
Gelegenheit geben, seine Eigenkapitaldecke zu stärken.
Das bringt Sicherheit auch in schwierigen Zeiten und
wird dazu beitragen, dass die Insolvenzquote in diesem
Land deutlich gesenkt werden kann. Ich frage mich, wa-
rum Sie die Signale nicht hören: Die Führungskräfte in
unserem Land haben sich gestern zu Wort gemeldet und
gesagt, sie erwarteten von der Union jetzt endlich ein
Einlenken zum Vorziehen der Steuerreform. Recht haben
sie; dort versteht man mehr von Wirtschaft als Sie mit
Ihrer taktikbezogenen Politik.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Prognosen der Bundesregierung für das Wirt-
schaftswachstum 2004 liegen bei 1,7 Prozent. Das ist
aus meiner Sicht im unteren Schätzspektrum; internatio-
nale Banken gehen von höheren Werten aus. Deshalb
können wir zu Recht annehmen, dass Deutschland im
nächsten Jahr im Mittelfeld der EU-Wachstumsraten lie-
gen wird.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das war vor einem Jahr genauso und vor zwei und drei Jahren auch!)


Der Arbeitsmarkt folgt der positiven Entwicklung wie
üblich mit Verzögerung. Schon jetzt sind die ersten Si-
gnale deutlich zu vernehmen. Im Oktober gab es saison-
bereinigt 12 000 Arbeitslose weniger. Das bestätigt, dass
die Maßnahmen, die wir durch Hartz I und II auf den
Weg gebracht haben, greifen. Diese Zahlen spiegeln sich
auch im Haushalt des Bundesministeriums für Wirt-
schaft und Arbeit wider,


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Waren das die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr?)


in dem zum Beispiel der Bundeszuschuss in Höhe von
7 Milliarden Euro in 2003 auf 5,2 Milliarden Euro in
2004 reduziert wird.

Die Strukturreformen wirken und weisen auch in der
Haushaltsdebatte in die richtige Richtung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


In diesem Zusammenhang möchte ich einen Dank an un-
seren Haushälter richten, der zwar nicht so spaßig wie
Herr Fuchtel vorgetragen hat, dafür aber sehr konkret
war. Ich hatte während seiner sachlich vorgetragenen
Rede den Eindruck, dass Sie sich arrogant und dumm

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(C (D ezeigt haben. Ihr Verhalten war jedenfalls aus meiner icht jämmerlich. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Der ist kein Gewerkschaftler, der ist Oberlehrer! – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Es ist eine Frechheit, was Sie hier sagen!)


Nun haben Sie angemahnt: „Ein Jahr Clement, jeden
onat eine neue Reform!“ Wann hat es eigentlich mehr
eformen gegeben als in diesem Jahr, wann sind mehr
eformen auf den Weg gebracht worden?
Ich habe den Eindruck, Sie haben die Übersicht verlo-

en. Wenn Sie nicht den Reformprozess in wesentlichen
unkten – zum Beispiel das Gesetz zur Novelle im
andwerk und das Kleinunternehmergesetz – blockieren
ürden,

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nennen Sie uns wenigstens ein Vorhaben, das überzeugt!)

ann würde die wirtschaftliche Entwicklung in diesem
ahr noch besser verlaufen, als es bedingt durch die poli-
schen Veränderungen, die durch unsere Politik einge-
itet worden sind, ohnehin der Fall ist.


(Beifall bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das haben Ihnen doch Ihre Gewerkschaftssekretäre aufgeschrieben!)


Wir wissen, dass wir unser Land nur durch Innova-
ionen nach vorne bringen können. Notwendig ist eine
ohe Konzentration auf Innovationen. Trotz aller Spar-
nstrengungen haben wir die Mittel für Forschung und
ntwicklung im Haushalt erhöhen können. Auch Exis-
enzgründer und der Mittelstand werden stärker geför-
ert als im Vorjahr. Unser Ziel ist es, eine Gründungs-
elle auszulösen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie haben nur eine Pleitewelle ausgelöst! Das ist das Problem! – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Sagen Sie einmal etwas zu den 41 000 Pleiten!)


ir wollen den Aufbruch hin zu einem stärkeren Unter-
ehmergeist erreichen. In diesem Zusammenhang muss
err Merz zur Kenntnis nehmen, dass zwar die Beschäf-
gung auf der Stelle tritt,


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Auf der Stelle tritt? 600 000 weniger!)


ass aber die Zahl der Existenzgründungen steigt. Das
st unser Ziel: Wir wollen in diesem Land die wirtschaft-
che Dynamik erhöhen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


amit unterstützen wir die Innovation in der deutschen
irtschaft.
Auch mit den Ich-AGs haben wir – wie Sie zu Recht

estgestellt haben – sehr erfolgreich Veränderungen auf
en Weg gebracht und das Unternehmertum aus kleinen
erhältnissen nach vorne gebracht. Wir haben damit un-
r anderem das hervorragende Potenzial zur Innovation






(A) )



(B) )


Klaus Brandner

in unserem Land genutzt, um mehr Beschäftigung zu
schaffen, den Verbrauchern mehr und bessere Produkte
anbieten zu können und zu einem geringeren Verbrauch
von Ressourcen beizutragen. Das muss das Ziel der In-
novationspolitik sein.

Innovationspolitik wird zum Motor der Agenda 2010.
Wir können uns auf die Innovationsfähigkeit der Men-
schen und der Unternehmen in unserem Land verlassen.
Dafür haben wir mit unserem Reformprojekt die Wei-
chen gestellt. Die Agenda 2010 sorgt für eine positive
Dynamik. Es geht dabei um grundsätzliche Weichenstel-
lungen und weit reichende Umstrukturierungen in den
Bereichen Finanzen, Wirtschaft und Arbeit und in den
sozialen Sicherungssystemen. Das Ziel ist eine neue Ba-
lance zwischen ökonomischer Notwendigkeit, sozialem
Zusammenhalt und gesellschaftlichem Aufbruch. Es
geht um die Modernisierung unserer Wirtschaft, ohne
soziale Gerechtigkeit preiszugeben.

Die Erfolge von Hartz I und Hartz II – ich habe es be-
reits angesprochen – sind bereits jetzt deutlich erkenn-
bar: mehr als 200 000 Existenzgründungen mit arbeits-
marktpolitischen Förderinstrumenten in diesem Jahr!
Das ist ein Erfolg, der sich sehen lassen kann.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Auch die Minijobs leisten einen erheblichen Beitrag
zur Flexibilisierung, ohne die sozialen Sicherungssys-
teme zu belasten.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Wer hat die denn beschlossen? Das mussten wir Ihnen doch beibringen!)


– Herr Schauerte, ich habe doch an den Gesprächen in
der Arbeitsgruppe teilgenommen. Wir haben dafür ge-
sorgt, dass Sozialversicherungsbeiträge abgeführt wer-
den, damit die Sozialkassen nicht geplündert werden. Sie
hingegen haben einen allgemeinen Steuerbeitrag befür-
wortet. Insofern müssten Sie uns dafür dankbar sein,
dass wir im Vermittlungsverfahren diese Position bezo-
gen haben: einfaches Verfahren, Sozialkassen nicht be-
lasten, Flexibilität gewährleisten!


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Wer hat sie denn kaputtgemacht?)


Das ist allenfalls unser gemeinsames Werk, aber Sie
können den Erfolg nicht für sich allein beanspruchen.


(Beifall bei der SPD)

Mit Hartz III und IV runden wir die Reformen ab.

Jetzt geht es um das Kernstück, nämlich erhebliche Effi-
zienzsteigerungen, die wir zum Beispiel dadurch errei-
chen wollen, dass in den Jobcentern die Betreuung aus
einer Hand sichergestellt wird. Anstelle von Verschiebe-
bahnhöfen soll es klare Zuständigkeiten und aktivie-
rende Maßnahmen in einer Hand geben. Fördern und
Fordern ist unser Prinzip für eine aktivierende Sozial-
politik. Das wollen wir mit Hartz III und IV umsetzen.
Dafür muss die Bundesanstalt für Arbeit zu einem mo-
dernen und kundenorientierten Dienstleister für Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitnehmer wie auch für die Arbeit-
geber umgebaut werden.

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(C (D Ich baue darauf, dass die Opposition im Vermittlungsusschuss endlich konstruktiv mitarbeitet. Denn die Geetze zu Hartz III und IV bringen immerhin einen Effiienzgewinn in Höhe von 5 Milliarden Euro. Wer kann ich einem solchen Effizienzgewinn verweigern? Ich nenne ein weiteres Stichwort: die Personal ervice-Agenturen, die im Mai/Juni dieses Jahres angeufen sind. Bis Oktober – also vier bis fünf Monate spär – haben 952 Agenturen mit 42 695 Plätzen ihre Tägkeit aufgenommen. Wer kann denn da von Misserfolg prechen? Es ist eine beachtliche Leistung, das anviierte Ziel von 50 000 Plätzen in den Personal-Servicegenturen in noch nicht einmal einem halben Jahr zu ereichen. Zerreden Sie doch nicht immer die ansonsten ositiven arbeitsmarktpolitischen Instrumente, helfen ie mit, dass sie in der Gesellschaft akzeptiert werden, eine Damen und Herren! (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Erhebliche Vorteile werden den Kommunen auch da-
urch erwachsen, dass sie durch die Hartz-IV-Reform fi-
anziell entlastet werden.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie werden rund 2 Milliarden weniger haben!)


ir stehen zu unserem Wort, auch wenn es zu einer an-
eren als der ursprünglich geplanten Finanzierung kom-
en kann: Entlastungen in Höhe von 2,5 Milliarden
uro sollen bei den deutschen Kommunen ankommen.
Wichtig ist, dass die neuen Bundesländer bei uns

icht hinten runterfallen. Der Schwerpunkt der aktiven
rbeitsmarktpolitik liegt weiterhin eindeutig im Osten.
ie Vorschläge des bayerischen Ministerpräsidenten,
BM zu streichen, kommen für uns nicht infrage.


(Beifall bei der SPD)

Auch Friedrich Merz macht Schnellschüsse, wenn er

rhebliche Einsparungen bei der BA fordert. Arbeits-
arktpolitik ist keine Manövriermasse. Das Streichen
on ABM bringt übrigens keine Einsparungen von Mil-
iarden, wie es öffentlich dargestellt wird, sondern ge-
ade einmal 100 Millionen. Sofort mehr Geld in Lohn-
rsatzleistungen, Löcher auf der einen Seite zustopfen,
uf der anderen Seite aufreißen – das ist keine konti-
uierliche Politik und deshalb mit uns auch nicht zu ma-
hen.


(Beifall bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist doch aber das, was Sie immer machen, Herr Brandner!)


Die Kommunen wollen wir noch stärker einbinden,
nd zwar nicht nur rechtlich. Es geht dabei nicht nur um
usammenarbeit, sondern auch darum, durch die Über-
ahme finanzieller Verpflichtungen einen Anreiz auch
ür die Kommunen zu schaffen, aktiv etwas zur Be-
ämpfung der Arbeitslosigkeit zu tun.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ihnen steht das Wasser bis zum Hals! Das ist Ihr Anreiz!)







(A) )



(B) )


Klaus Brandner

Das bringen wir im Vermittlungsausschuss auf den Weg.
Wir gehen auf die Union zu. Sie haben keinen Grund
mehr, sich zu verweigern, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der SPD)

Zu der Frage der Arbeitsmarktreform als eines eigen-

ständigen Projekts erinnere ich daran, dass selbst der
Sachverständigenrat Ihr politisches Junktim zwischen
Steuerreform und Arbeitsmarktreform für abwegig hält.
Wo ist der Zusammenhang zwischen Steuerreform,
Handwerksordnung und Tarifautonomie? Oder ist Ihr
Blockademanöver ein taktisches Manöver? Dann sollten
Sie es offen zugeben. Jedenfalls lassen wir Sie damit
nicht einfach durchkommen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507903100

Herr Kollege Brandner, Ihre Redezeit ist abgelaufen.

Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1507903200

Ich komme zum Schluss.

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie sind am Ende! – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Herr Brandner, Sie haben hier geschwindelt, was die OECD anbetrifft!)


Für taktische Manöver im Rahmen der Tarifautono-
mie haben wir in der Tat keinen Raum. Wir sind dank-
bar, dass der zuständige Minister hierzu eine klare Aus-
sage im Parlament gemacht hat. Dies zeigt, dass sich
unsere Fraktion zu diesem Thema politisch eindeutig
verhält.

Mein Fazit: Deutschland ist auf dem Weg nach vorn.
Dies wird durch die konjunkturellen Daten und durch die
Wissenschaft belegt. Internationale Institute loben die
Reformpolitik. Alle Indikatoren zeigen nach oben. Das
Boot nimmt wieder Fahrt auf. Wir dürfen nicht über die
geflickten Löcher lamentieren, sondern sollten uns über
die neuen, besseren Segel freuen, die wir durch die Re-
formpolitik gesetzt haben. Wir haben im Vermittlungs-
ausschuss die Verantwortung und bitten Sie, sie auch
wahrzunehmen. Nehmen Sie sie gemeinsam mit uns
wahr, damit Deutschland im Reformprozess wieder nach
vorne kommt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507903300

Nächste Rednerin ist die Kollegin Petra Pau.

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1507903400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Für die PDS im Bundestag gehören die Arbeitsmarkt-,
Sozial- und Wirtschaftspolitik zu den zentralen aktuellen
Politikbereichen. Dies sind zugleich die Themen, die ne-
ben der Friedensfrage nahezu jeden bewegen und sehr
viele Menschen betreffen. Jüngst war ich in Erfurt, Thü-
ringen. Dort ist jeder Fünfte arbeitslos und nicht wenige
sind inzwischen hoffnungslos. Dasselbe habe ich in Bre-

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(C (D erhaven erlebt. Saarländer schreiben mir und auch aus ayern habe ich in dieser Woche solche Notrufe bekomen. Ich stelle dies voran, damit wir hier nicht nur Haus altstitel deklinieren, die außerhalb des Bundestages nieand versteht. Wir reden hier über mehr als 4 Millionen rbeitslose. Wir sprechen über Tausende von Jugendlihen ohne Lehrstelle. Wir diskutieren über Wege aus der ngerechtigkeit; jedenfalls ist das der Anspruch der DS. (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Ich weiß sehr wohl, dass ich hier gegen eine große
ehrheit rede. Die Opposition zur Rechten liegt im
treit mit sich selbst. Sie sucht ihren Superstar. Merkel,
toiber, Koch oder Merz? Mit sozialer Gerechtigkeit hat
as, was Sie aufführen, nichts zu tun. Allerdings lauert
ahinter die Frage: Wie verdeckt oder offen lässt sich der
ozialstaat entsorgen? Frau Merkel steht für die ver-
eckte Variante, Herr Koch für die brutale und Herr
toiber für die egoistische. Der Rest des ganzen Spekta-
els ist Parteitaktik. Sie hilft aber niemandem ohne Ar-
eit oder ohne Lehrstelle.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Früher bot die SPD dazu das Kontrastprogramm. Nun
at sie aber in Bochum getagt und grünes Licht für die
genda 2010 gegeben, die unsozial und auch ungerecht
st. Es war – leider – nichts anderes zu erwarten. Span-
end war für mich nur das Rahmenprogramm des SPD-
arteitages in Bochum. „Das Wichtige tun“ hieß die Par-
eitagslosung. So habe ich immerhin gelernt: Die SPD
ersteht sich als Partei der Wichtigtuer.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


ann wurde auf diesem Parteitag auch gewählt. Wer die
genda 2010 verbrochen hatte, wurde bestraft, wer da-
egen war, ebenso. Zum Schluss wurde auch noch ge-
ungen. Etwas kläglich, aber drohend kündigten Sie an:
it uns zieht die neue Zeit!
Der Kardinalfehler der Agenda 2010 ist: Sie machen
Millionen Arbeitslose dafür verantwortlich, dass es
Millionen Arbeitslose gibt. Das Wesen Ihrer Agenda
esteht darin, die Betroffenen zu ermitteln, anzuklagen
nd abzustrafen. Arbeitslosen wird die Hilfe gekappt.
ranke werden abkassiert. Alten wird die Rente gekürzt.
Damit machen wir“ – so meinte der Bundeskanzler in
er gestrigen Debatte – „Ressourcen frei für wesentliche
ukunftsaufgaben.“ Mir fällt dabei das Märchen vom
aiser mit den neuen Kleidern ein, die kein anderer se-
en kann.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Die PDS im Bundestag hat nie behauptet, sie habe
en Stein der Weisen gefunden. Wir haben immer ge-
agt: Es muss grundlegende Reformen geben. Das haben
ir übrigens schon gesagt, als sich die offizielle Altbun-






(A) )



(B) )


Petra Pau

desrepublik noch für den letzten Schluss aller Ge-
schichte hielt. Bereits damals war die Arbeitslosigkeit
extrem hoch und die Staatsverschuldung mehr als be-
denklich. Auch andere Fragen, etwa die demographische
Entwicklung, drängten längst. Dass die Arbeitswelt im
21. Jahrhundert anders sein wird als im 19. Jahrhundert,
wusste – mit Verlaub – schon Karl Marx. Insofern wün-
sche ich mir, dass er morgen im ZDF zum „besten Deut-
schen“ gewählt wird.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Die eigentliche Frage ist also nicht, ob etwas verän-
dert werden muss. Die spannende Frage ist vielmehr,
welchem Ziel die Reformen dienen sollen. Ihre Refor-
men brechen mit den guten sozialdemokratischen Wer-
ten wie Solidarität und Gerechtigkeit. Das Schlimme ist,
dass Sie das wissen. Es ist doch kein Zufall, wenn die
Bundesanstalt für Arbeit Millionen für PR-Arbeit zum
Fenster hinauswirft. Die Bundesregierung macht doch
nichts anderes. Sie lässt landauf, landab Großplakate
kleben, um die Agenda 2010 schönzumalen. Keine Bür-
gerin und kein Bürger hat sie bestellt. Aber alle müssen
sie bezahlen, und zwar sowohl die Plakate als auch die
Agenda 2010.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Geradezu obszön wird es, wenn die neuen Bundes-
länder zum gelobten Land gekürt werden. Allein der
Glaube, mehr Billigjobs seien gut gegen die Arbeitslo-
sigkeit, ist absurd. Der Osten ist bereits ein Billiglohn-
land. Die Forderungen nach längeren Arbeitszeiten wer-
den immer lauter. Aber im Osten wird schon länger
gearbeitet. Sie fordern außerdem eine Lockerung des Ta-
rifrechts. Im Osten ist es bereits so locker wie nirgendwo
sonst in Deutschland. All diese Heilslehren werden in
den neuen Bundesländern also längst praktiziert. Die
neuen Bundesländer belegen aber beispielhaft: Diese
Heilslehren machen nicht gesünder, sondern kränker.
Deshalb lehnt die PDS im Bundestag die Agenda 2010
ab.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Hinzu kommt: Arbeitsbeschaffungs- sowie Ausbil-
dungsmaßnahmen sollen abgebaut und Fördermittel ge-
kürzt werden. Das verschärft die Lage auf dem Arbeits-
markt und der strukturschwachen Regionen.

Fazit: Die PDS im Bundestag wird auch diesen Teil
des Haushaltes ablehnen müssen.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507903500

Nächster Redner ist der Kollege Kurt Rossmanith,

CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Deutschland erlebt eine sehr negative und chlimme Woche: (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das stimmt! Leider wahr!)

Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1507903600

ahrscheinlich wird der Bundestag diese Haushaltsvor-
age heute in zweiter und morgen in dritter Lesung ver-
bschieden und damit einen Verfassungsbruch begehen.
azu kommt das, was Bundesminister Eichel in Brüssel
uropa und unserem Land, Deutschland, angetan hat.
olger Steltzner hat dies vorgestern in der „FAZ“ zu
echt mit den Worten „Verspielen des letzten Vertrau-
ns“ betitelt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Wir erleben dergleichen praktisch seit 1998 – also seit

ahren –, als man angetreten ist, ganz Deutschland neu
u gestalten. Thomas Wels schreibt in der „Rheinischen
ost“: „Deutschland zertrümmert den Euro“ und
Deutschlands Verhalten ist ein Skandal“. Leider Gottes
uss ich sagen: Beide, Steltzner und Wels, haben Recht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Die Bundesregierung unter Bundeskanzler Gerhard

chröder hangelt sich von einer Unwahrheit zur nächs-
n. Zahlen werden erst einmal geschönt; wenn die Fak-
en dann auf dem Tisch liegen, wird das, was man vorher
räsentiert hat, in immer kürzeren Intervallen als Lüge
ntlarvt.
Herr Kollege Klaus Brandner, vor dem Mut, den Sie

ier gezeigt haben, muss man fast Respekt haben.

(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das war Dreistigkeit!)

Ich wollte es nicht ganz so drastisch sagen; aber an
ich müsste man es so formulieren. – Sie haben nämlich
esagt, die OECD verlange von uns, die Steuersenkung
orzuziehen. Vielleicht hatten Sie heute noch nicht die
öglichkeit, die Zeitung zu lesen; das sehe ich Ihnen
ach. Allerdings ging schon gestern über den Ticker,
ass die OECD vor einer Steuersenkung auf Pump – et-
as anderes fällt Ihnen ja nicht ein – warnt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr! – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Dann hat er ja gelogen, der Brandner! Der läuft ja auf der Schädeldecke!)


ie schwadronieren von diesem und jenem. Was machen
ie? – Pump, Pump, Pump und noch einmal mehr Schul-
en.
Ein weiterer Beweis dafür, dass Lügen kurze Beine

aben, ist Folgendes: Als diese Bundesregierung am
. Juli dieses Jahres den Haushaltsentwurf für das
ahr 2004 beschlossen hat, wurde noch großspurig ver-
ündet, das Wirtschaftswachstum im Jahr 2003 liege
ei 1 Prozent und im Jahr 2004 bei 2,5 Prozent. Das
erbstgutachten, das vor wenigen Wochen veröffentlicht
urde – seit dem 2. Juli waren kaum mehr als drei






(A) )



(B) )


Kurt J. Rossmanith

Monate vergangen –, besagt, Herr Bundeswirtschaftsmi-
nister, dass das Wirtschaftswachstum dieses Jahres bei
0 Prozent und im kommenden Jahr, 2004, bei maximal
1,7 Prozent liegen wird. Man muss wissen, dass
0,5 Prozentpunkte bis 0,6 Prozentpunkte dieser 1,7 Pro-
zent Wachstum dadurch zustande kommen, dass im
Jahr 2004 mehr Feiertage auf das Wochenende fallen
werden.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507903700

Herr Kollege Rossmanith, gestatten Sie eine Zwi-

schenfrage des Kollegen Brandner?


Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1507903800

Aber selbstverständlich, sehr gern. Ich habe gar nicht

gesehen, dass er eine Zwischenfrage stellen möchte.


Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1507903900

Sie haben gerade davon gesprochen, dass Lügen ver-

breitet werden. Die AP schreibt am 26. November 2003
– wollen Sie das bestreiten? –:

Die OECD sieht Deutschland vor einem verhalte-
nen Aufschwung und hat die Bundesregierung zu
weiteren Strukturreformen ermuntert.

Diese Reformen nehmen wir gerade vor. Etwas weiter
unten heißt es:

„Wir glauben, dass die Wende da ist“, sagte OECD-
Ökonom Eckhard Wurzel. Ein Vorziehen der Steu-
erreform auf nächstes Jahr könne der Konjunktur
ein weiteres Plus bis 0,3 Prozentpunkten bringen.

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Weiterlesen!)


– Im Weiteren ist zu lesen, dass der Reformprozess, den
die Bundesregierung in Angriff genommen hat, richtig
ist, dass aber noch weitere Anstrengungen notwendig
sind, beispielsweise zur Verlängerung der Lebensarbeits-
zeit. – Alles das sind Maßnahmen, die in der Rentenge-
setzgebung jetzt ganz konkret angegangen werden.

Vor diesem Hintergrund frage ich Sie: Erstens. Wol-
len Sie unterstellen, dass ich Lügen vorgetragen habe?
Zweitens. Wollen Sie zur Kenntnis nehmen, dass die
OECD davon ausgeht, dass das Vorziehen der Steuerre-
form dringend notwendig ist, um mehr wirtschaftliches
Wachstum in diesem Land zu erzeugen?


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1507904000

Herr Kollege Brandner, ich bleibe bei meiner Aus-

sage;

(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN]: Nicht lernfähig!)

denn ich habe Ihnen ja zugehört. Sie haben gesagt: Die
OECD verlangt von Deutschland, die Steuerreform vor-
zuziehen. – Das ist falsch.

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(C (D Heute steht dazu etwas in der „Welt“. Gestern ist es m Wortlaut über den Ticker gelaufen – ich zitiere –: Die ECD warnt vor Steuersenkung auf Pump. eplante Entlastung kann Wachstum nur um 0,25 Proentpunkte steigern. Subventionsabbau geboten. – Das ist ieder ein Beispiel für das, was Sie ständig vorführen. m wahr zu sprechen, muss man die ganze Wahrheit saen und darf nicht selektiv nur irgendeinen Satz herausiehen. ir müssen Ihnen vorwerfen, dass Sie nur immer Sätze itieren, aber nicht den Gesamtzusammenhang darstelen. Damit vermitteln Sie nach außen das Bild, dass Sie andlungsfähig und handlungswillig sind. Sie haben ja uch vorhin gesagt: Wir wollen dies, wir wollen dies, ir wollen dies. (Klaus Brandner [SPD]: Wir machen das auch!)


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ja!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


atsächlich muss man aber den Eindruck haben, dass Sie
ich – Herr Brandner, damit meine ich Ihre Partei, nicht
ie persönlich – der 4,5 Millionen Arbeitslosen mehr
der weniger überhaupt nicht annehmen, dass Sie sich
ür sie mehr oder weniger gar nicht interessieren. Die
aßnahmen, die notwendig wären, um den Arbeitsplatz-
bbau zu stoppen, um wieder mehr Beschäftigung zu
chaffen, um wieder Menschen in Arbeit und Brot zu
ringen, werden nicht getroffen. Es geht dabei nicht al-
ein um die, die jetzt im Arbeitsprozess sind, auch wenn
ie ebenfalls Angst um ihren Arbeitsplatz haben, son-
ern um die 4,5 Millionen Arbeitslosen, die wieder eine
eschäftigung brauchen. Um diese Menschen müssen
ir uns genauso sorgen, vielleicht noch mehr als um je-
anden, der einen sicheren Arbeitsplatz als Präsident ir-
endeiner riesigen Anstalt mit 80 000 Mitarbeitern hat.


(Beifall bei der CDU/CSU– Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gute Antwort!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507904100

Herr Kollege Rossmanith, gestatten Sie eine weitere

wischenfrage, nämlich des Kollegen Brüderle?

Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1507904200

Aber selbstverständlich, Herr Kollege.

Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1507904300

Kollege Rossmanith, sind Sie bereit, mir darin zuzu-

timmen, dass diese OECD-Studie, auf die sich Herr
randner beruft, noch ganz andere markante Sätze bein-
altet? Ich zitiere einmal: Der Chefökonom der OECD
arnt vor überzogenen Erwartungen. Wurzel bezweifelt
twa, dass das Vorziehen der Steuersenkung 2004 einen
ositiven konjunkturellen Effekt hat, wenn sie nicht voll
urch Ausgabenkürzungen, etwa Subventionsabbau,
ompensiert wird.


(Beifall der Abg. Gudrun Kopp [FDP])







(A) )



(B) )


Rainer Brüderle

Hundertprozentige Kompensation durch Ausgabenkür-
zung ist also die Forderung der OECD. Das unterschla-
gen Sie!

Es heißt da weiter: Für einen nachhaltigen Auf-
schwung braucht Deutschland nach Ansicht der OECD
– alles wörtliches Zitat – eine dauerhafte Stärkung der
Binnennachfrage. – Sie haben gehört, was Herr Clement
dazu gesagt hat. – Dafür seien die Reformen unerlässlich
und müssten unbedingt weitergeführt werden, auf dem
Arbeitsmarkt wie bei der gesetzlichen Renten- und
Krankenversicherung.

Damit, Herr Kollege, wird durch Herrn Brandner
doch ein völlig falscher Eindruck erweckt; er will von
der wahren Lage ablenken. Kommen Sie doch endlich in
der Realität an!


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507904400

Herr Kollege Brüderle, haben Sie eine Frage an Herrn

Rossmanith gestellt?

(Rainer Brüderle [FDP]: Ja, natürlich die, ob er das teilt!)



Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1507904500

Frau Präsidentin, ich habe die Frage sehr wohl ver-

standen.

(Heiterkeit bei der CDU/CSU, der SPD, dem BÜND NIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)

Ich bin dem Kollegen sehr dankbar dafür, dass er es mir
abgenommen hat, weite Teile der OECD-Studie vorzule-
sen. Ich wollte die Debatte hier nicht unnötig verlängern.

Herr Kollege Rainer Brüderle, ich kann Ihnen unein-
geschränkt zustimmen. Genau das ist es, was ich dem
Kollegen Klaus Brandner und vielen seiner Parteigenos-
sinnen und Parteigenossen vorwerfe, nämlich dass sie
eine Politik der Beliebigkeit betreiben, dass sie sich Stu-
dien immer zurechtbiegen,


(Klaus Brandner [SPD]: Bleibe bei der Wahrheit, Rossmanith!)


so wie sich der Herr Bundesminister Eichel den Haushalt
so zurechtbiegt, wie er ihn gerade haben will. Wir kön-
nen dann im Januar sofort am Nachtragshaushalt für das
Jahr 2004 zu arbeiten beginnen. Diesen Haushalt jetzt in
zweiter und morgen in dritter Lesung zu beschließen ist
geradezu hanebüchen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Eine gute Antwort!)


Wer sich damit befasst, der müsste über dieses Parlament
lachen. In dieser Debatte deutlich zu machen, was insbe-
sondere Bundeskanzler Schröder von sich gibt, der sich
gleichsam als neuer Ludwig XIV. aufführt und nach dem
Motto „Der Staat bin ich“ handelt, entspricht ja auch un-
serem Auftrag.


(Ute Kumpf [SPD]: Was?)


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(C (D hn interessieren ja kaum seine Regierungskollegen und och viel weniger das Parlament. Frau Präsidentin, ich bin noch bei der Antwort auf die rage des Kollegen Brüderle, doch Sie haben mir jetzt ine ganze Minute abgezogen. Nein, Herr Kollege Rossmanith, nicht die ganze Mi ute. Da Sie jetzt nicht mehr konkret auf die Frage antorten, habe ich die Redezeit weiterlaufen lassen. Da ann der Kollege Brüderle ruhig die ganze Debatte steen bleiben. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507904600


Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1507904700

Liebe Frau Präsidentin, Sie sind mir lieb und teuer.

ch mag Sie persönlich auch sehr. Ich kritisiere Sie nicht,
öchte aber feststellen, dass ich noch bei der Antwort
ar. Ich sage damit nur, was ich getan habe. – Ich danke
hnen, Herr Brüderle, noch einmal sehr herzlich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Herr Kollege Brandner, erinnern Sie sich noch an den
ahlkampf 2002? Sie haben eine geradezu kultische
eihehandlung im Deutschen Dom am Gendarmen-
arkt vollzogen, als Sie das Hartz-Konzept vorstellten.
ch habe mich gewundert, dass so viele Medien darauf
ereingefallen sind und dabei mitgemacht haben. Denn
as kam heraus? – Nichts. Von einer Eins-zu-eins-Um-
etzung von Hartz spricht keiner mehr.


(Ute Kumpf [SPD]: Das ist längst erledigt! Warum sollten wir noch darüber sprechen?)


ch möchte hier Bundesminister Clement fast etwas in
chutz nehmen. Er bemüht sich ja ernsthaft. Zwar
chafft er außer Ankündigungen auch nichts, doch sei-
en Genossen geht es selbst noch zu weit, dass er über-
aupt Ankündigungen macht. Denn wie verfahren sie
it ihm? Auf dem Parteitag in Bochum straften sie ihn
b. 44 Prozent der Parteigenossen sagten Nein zu dem
igenen amtierenden Wirtschaftsminister.


(Ute Kumpf [SPD]: Wie lernt man denn in Bayern das Rechnen, Kollege Rossmanith?)


an muss sich wohl wirklich Gedanken darüber ma-
hen, welche Stellung er noch in dieser Regierung und in
ieser Partei hat, die er mitvertreten soll.
Der Haushaltsansatz Ihres Hauses, der am 2. Juli be-

chlossen wurde – der Kollege Fuchtel ist ja schon da-
auf eingegangen –, betrug 25 Milliarden Euro. Dann
urden so einfach mir nichts, dir nichts 8 Milliarden
inzugefügt. Jetzt haben wir fast 33 Milliarden – ein
normer Zuwachs innerhalb von ganz wenigen Wochen.
Auch der Kanzler nimmt Sie überhaupt nicht mehr

rnst. Ich habe vorhin gesagt, dass er sich wie ein zweiter
udwig XIV. verhält und nach dem Motto „Der Staat bin
ch“ verfährt. Er schüttelt nämlich am Steinkohletag ein-
ach so 16 Milliarden Euro aus dem Ärmel und sagt sie
em Steinkohlebergbau zu. Das sind über 31 Milliarden






(A) )



(B) )


Kurt J. Rossmanith

Deutsche Mark, um das auch noch einmal in der alten
Währung zu sagen. Damit sollen 20 000 Arbeitsplätze
gesichert werden. Es wird niemand gefragt, weder Sie
noch das Parlament, das ja dies beschließen muss und da-
für auch Verantwortung trägt. Es ist keine Vereinbarung
oder irgendetwas anderes beschlossen worden; es liegt
noch nichts auf dem Tisch, aber der Genosse der Bosse
sagt schlicht und einfach schnell 16 Milliarden Euro zu.

Zugleich nimmt er dem Mittelstand die Luft weg.
Der Kreditversicherer Euler Hermes rechnet für das
kommende Jahr – dazu haben Sie überhaupt nichts ge-
sagt, Herr Bundesminister Clement – mit 43 000 Insol-
venzen. Wir haben in diesem Jahr schon netto
600 000 Arbeitsplätze verloren. Das interessiert Sie bzw.
diesen Bundeskanzler aber überhaupt nicht.

Für vieles andere haben Sie aber Geld. Ich will nur
ein kleines Beispiel nennen; Sie mögen es als Petitesse
abtun, aber 200 000 Euro sind immerhin auch schon et-
was; dafür kann man sich durchaus ein kleines Häuschen
hinstellen.


(Ute Kumpf [SPD]: Ein kleines Häuschen? Ei!)


– Bei mir im Allgäu ist das halt so. Da sind die Grund-
stückpreise etwas höher.


(Ute Kumpf [SPD]: Was? – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Beim Allgäu werde ich allergisch!)


– Und die Allgäuer werden allergisch, wenn Sie kom-
men, Herr Kuhn.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vorsicht! Ich bin aus dem Allgäu!)


Deshalb bleiben Sie lieber weg und verschonen Sie uns
mit Ihrer politischen Anwesenheit.


(Zurufe von der SPD: Oh! – Ute Kumpf [SPD]: Das ist aber kein guter Stil! – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Na ja, aus Kaufbeuren ist er!)


Die Grünen stellen einen Antrag auf 200 000 Euro
für nachhaltigen Tourismus. Die Frage, was das eigent-
lich sein solle, konnte niemand beantworten. Allerdings
wurde dann erklärt, man wisse, wer wisse, was nachhal-
tiger Tourismus sei. Aber beschlossen musste es werden.

Dass es bei der Gemeinschaftsaufgabe etwas Bewe-
gung gegeben hat, will ich positiv erwähnen, lieber Kol-
lege Kröning. Auch die Wettbewerbshilfe für die
Schiffswerften ist ein wesentlicher Punkt. Ebenso will
ich die Luftfahrtförderung positiv erwähnen, auch wenn
es mehr hätte sein können. Sie wird ja gegenüber den
vergangenen Jahren leicht zurückgefahren.

Herr Bundesminister Clement, Sie haben den Export
angesprochen. Weltweit steigt der Export um 7,4 Pro-
zent. Bei uns wird die Steigerung deutlich unter der
5-Prozent-Marke liegen. Das heißt, auch hier sind wir
mehr oder weniger im Minus, und das in einem Bereich,
der uns noch einigermaßen über Wasser gehalten hat.

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(C (D Herr Kollege, auch Sie sind deutlich im Minus. Mein letzter Satz, Frau Präsidentin. Der Kollege Müntefering – er ist im Moment nicht a – hat gestern gesagt, Deutschland solle wieder der irtschaftsmotor Europas werden. (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „Letzter Satz“! Das ist doch kein Satz!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507904800
Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1507904900

mmerhin erkennt er damit an, dass wir im Moment die
etzten in Europa sind und alles tun müssen, um wieder
n die Spitzenklasse Europas zu gelangen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt reicht es!)


azu ist es notwendig, eine verantwortungsvolle Politik
u gestalten. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass
iese Bundesregierung ihre Arbeit schleunigst beendet.
Wir müssen den Einzelplan 09 zu unserem großen
edauern ablehnen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507905000

Nächster Redner ist der Kollege Ernst Hinsken, CDU/
SU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Klaus Brandner [SPD]: Überziehen Sie jetzt nicht! Denken Sie daran: Wir wollen uns einigen!)



Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1507905100

Verehrte Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und
ollegen! Ein wesentlicher Teil der heutigen Debatte
nd der Abstimmungen ist dem Handwerksrecht gewid-
et. Deshalb möchte ich mich insbesondere der Novelle
er Handwerksordnung zuwenden; denn kein anderes
hema hat das Handwerk in den letzten Wochen und
onaten mehr beschäftigt als die Novellierung dieses
esetzes.
Die Änderung der Handwerksordnung ist derzeit in

ieler Munde, besonders in Handwerkskreisen. Noch nie
st in den Medien so viel Unfug über die Rolle des Hand-
erks und über das Handwerk als Wirtschaftsgruppe in
ort, Schrift und Bild publiziert worden wie in den letz-

en Wochen.
Eines möchte ich in aller Deutlichkeit gleich eingangs

eststellen: Wir von der CDU/CSU sehen auch beim
andwerksrecht dringenden Handlungsbedarf. Aber wir
ollen gemeinsam mit dem Handwerk eine Änderung
er Handwerksordnung herbeiführen, die die Selbststän-
igkeit fördert, den Zugang zum Handwerk europataug-
ich macht, die Ausbildung sichert, die Verbraucher
chützt und die Qualität in den Vordergrund stellt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Ernst Hinsken

Wir wollen eine Modernisierung der Handwerksordnung
mit Verstand, Maß und Ziel, Herr Minister Clement.
Qualität, Flexibilität und Nachhaltigkeit wollen wir glei-
chermaßen sichern. Wir wenden uns deshalb massiv ge-
gen einen Kahlschlag in der Handwerksordnung. Denn
was Sie von Rot-Grün und von der Bundesregierung pla-
nen, sind in der Tat keine Nadelstiche mehr, sondern
Dolchstöße, die für das Handwerk lebensgefährlich sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Verehrte Kolleginnen und Kollegen, der Regierungs-

entwurf zur Änderung der Handwerksordnung ist wahr-
lich keine Meisterleistung, sondern ein ausgemachter
Pfusch. Ich werde den Eindruck nicht los, dass Sie damit
Ihren eigenen Pfusch zum Standard erklären möchten.
Ein Blick auf die LKW-Maut und das Dosenpfand zei-
gen dies ganz deutlich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Jetzt ist die Handwerksordnung dran. Meine Damen

und Herren, hierzu gibt es nur ein Fazit: Diese Bundesre-
gierung denkt nichts richtig an, denkt nichts richtig
durch, denkt auch nicht richtig zu Ende und denkt schon
gar nicht an die Folgen. Meine Damen und Herren von
der Bundesregierung, Sie machen schon beim Denken
Denkfehler.


(Lachen bei der SPD)

Sie, meine Damen und Herren, sind selbst die Fehler, die
wir in der Bundesrepublik Deutschland zu verzeichnen
haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Verehrte Kolleginnen und Kollegen, eine richtige

Handwerksreform – ja. Ein europafester Meisterbrief –
auch ja. Viele wettbewerbsfähige Betriebe – ebenso ja.
Goldener Boden für das Handwerk, wie es früher hieß –
auch ja. Aber das Kind mit dem Bade ausschütten und
den Meistertitel über Bord werfen – grundsätzlich nein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Meine Damen und Herren, im nächsten Jahr ist mit

43 000 Firmenpleiten mit einem neuen Pleitenrekord
beim Mittelstand zu rechnen. Darunter sind über 10 000
Handwerksbetriebe. Das ist katastrophal. Die Bundesre-
gierung verschließt davor die Augen. Diese 43 000 Be-
triebe können auch nicht mehr ausbilden. Dadurch sind
wiederum 80 000 Ausbildungsplätze flöten gegangen,
wie mir Kollege Feibel noch einmal sagte.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Leider, leider wahr! – Klaus Brandner [SPD]: Nur 30 Prozent bilden aus!)


Die Bundesregierung nimmt das einfach nicht zur
Kenntnis. Wenn Mittelständler, die vor Jahren noch
zwölf Beschäftigte hatten, nunmehr nur noch zwei ha-
ben, dann ist Feuer auf dem Dach. Der deutsche Mittel-
stand ist nach über fünf Jahren Rot-Grün völlig ausge-
blutet und steht mit dem Rücken zur Wand. Jetzt geraten
auch gestandene Firmen, die sich zum Teil jahrzehnte-
lang im harten Wettbewerb bewährt haben, in den Ab-

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(C (D ärtssog. Seit Jahren sinkt die Eigenkapitalquote, die etzt bei nur noch 17 Prozent und bei kleineren Betrieben ei sage und schreibe nur noch 6 Prozent liegt. Das ist as Problem, das unsere Betriebe haben und das unsere irtschaft hat, nicht die Handwerksordnung. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, Bundeskanzler Schröder
äre gut beraten, den Mittelstand und das Handwerk so
ns Herz zu schließen, wie er das bei Holzmann, bei Bab-
ock und bei Mobilcom getan hat. Beim Mittelstand
ätte er zumindest mehr Erfolg. Aber leider redet man
ber den Mittelstand nur und tut für ihn zu guter Letzt
ichts.
Lassen Sie mich, verehrte Kolleginnen und Kollegen,

uf die aktuelle Lage bei der Novellierung der Hand-
erksordnung eingehen. Dabei geht es um das Gesetz zu
en Ich-AGs und die große Novelle zur Handwerksord-
ung. Beide Gesetze müssen in einem engen Gesamtzu-
ammenhang betrachtet werden. Deshalb begrüße ich,
err Minister Clement, dass man bereit ist, die beiden
esetze, zum einen die Handwerksordnung und zum an-
eren das Kleinunternehmergesetz, zusammen im Ver-
ittlungsausschuss zu beraten. Ich gehe davon aus, dass
ier vernünftige Grundlagen geschaffen werden, die dem
andwerk das Leben nicht erschweren, sondern ihm das
eben erleichtern, damit die Betriebe in Zukunft besser
ber die Runden kommen.
Ich meine, dass gerade bei den Ich-AGs darauf ver-
iesen werden muss, dass sie bei weitem nicht das in
ich bergen, was vielfach behauptet wird. Herr Minister
lement, ich prophezeie Ihnen, dass wir im kommenden
ahr Tausende und Abertausende von Ich-AGs bekom-
en werden, aber ich prophezeie Ihnen in diesem Zu-
ammenhang auch, dass sie in drei Jahren, wenn sie
taatlich nicht mehr subventioniert werden, wenn sie
teuern zahlen müssen und verschiedene andere Belas-
ungen wie die Normalbetriebe zu tragen haben, genauso
chnell wieder von der Bildfläche verschwinden, wie sie
etzt ins Leben gerufen werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich frage Sie, verehrte Kolleginnen und Kollegen:
ie soll zum Beispiel ein Friseur- oder ein Steinmetz-
eister animiert werden, mehr Lehrlinge auszubilden,
enn er weiß, dass diese nach der Ausbildung als Ich-
Gler seine größten Konkurrenten werden? Sie brau-
hen keine Meisterprüfung mehr, werden dafür aber
och durch den Staat subventioniert.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Quatsch! Unsinn!)


amit wird das Handwerksrecht systematisch durch die
intertür ausgehöhlt. Deshalb müssen die Ich-AGs auf
en Bereich der bisherigen Anlage B beschränkt werden.
ei in Anlage A befindlichen Berufen darf es keine ein-
achen Tätigkeiten in Teilbereichen geben. Denn, Herr
inister Clement: Wie wollen Sie diese Teilbereiche
berhaupt abgrenzen? Wie wollen Sie überprüfen, ob






(A) )



(B) )


Ernst Hinsken

solche Arbeiten, die in Zukunft nach drei Monaten aus-
geführt werden dürfen, erlernt wurden und das Erlernte
ausreicht?


(Wolfgang Clement, Bundesminister: Ihr wollt doch nachprüfen!)


Zudem ist klarzustellen, dass die Gewerke des Hand-
werks nicht atomisiert werden dürfen. Es ist deshalb ein
Kumulationsverbot bei den einfachen Tätigkeiten er-
forderlich. Wenn die Position des Handwerks durch die
Ich-AG systematisch untergraben wird, dann ist die ge-
samte HwO-Novelle nur noch eine Farce. Unsere Devise
lautet immer: Nicht gegen, sondern mit dem Handwerk
wollen wir den modernen, dynamischen, zukunftstaugli-
chen und europafesten Meister schaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Rainer Brüderle [FDP] – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Wir brauchen das Handwerk!)


Ich möchte an dieser Stelle noch einige wenige wich-
tige Punkte ansprechen. Der Vorschlag der Bundesregie-
rung, für eine Einstufung in die Anlage A nur das Krite-
rium „Gefahrengeneigtheit“ heranzuziehen, bedeutet
die Abschaffung des Meisterbriefs und das Ende seiner
einzigartigen Erfolgsgeschichte. Zudem wird einer der
bedeutendsten Ausbildungsmotoren unserer Wirtschaft
brutal abgewürgt und das duale System, um das uns die
ganze Welt beneidet, völlig an die Wand gefahren. Das
machen wir nicht mit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Rainer Brüderle [FDP])


Für die Union ist es deshalb unverzichtbar, weitere
Kriterien für die Einstufung der Gewerke in die
Anlage A zuzulassen. An erster Stelle sind hier zusätz-
lich die Ausbildungsleistung und der Schutz wichtiger
Gemeinschaftsgüter zu nennen. – Herr Kollege Brüderle,
ich bedanke mich, dass Ihre Ausführungen in die gleiche
Richtung gingen. – Nur damit ist das Handwerk auch
weiterhin noch in der Lage, die dringend benötigten
Ausbildungsplätze für unsere Jugendlichen anzubieten.

Wir dürfen doch nicht übersehen, dass das Handwerk
derzeit rund 527 000 jungen Menschen den Einstieg in
ihre berufliche Zukunft bietet. Das Handwerk ist der
Ausbildungsmotor Nummer eins in der Bundesrepublik
Deutschland. Dafür sollten wir dankbar sein. Wir sollten
aber nicht das Handwerk bestrafen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich fordere Sie, verehrter Herr Bundesminister
Clement, und ebenso die Fraktionen von SPD und Grü-
nen auf, im Interesse der Ausbildung unserer Jugend den
hier eingeschlagenen falschen Weg zu verlassen und um-
zukehren. Noch ist es nicht zu spät. Mit einem Kahl-
schlag bei den Meisterberufen, wie er bisher von Rot-
Grün geplant ist, wird sich die wirtschaftliche Talfahrt
Deutschlands weiter beschleunigen. Wer glaubt, nach ei-
ner Zerstörung handwerklicher Strukturen werde es ein
höheres Wirtschaftswachstum geben, der ist völlig auf
dem Holzweg.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das stimmt!)


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(C (D Ich möchte noch einen weiteren Punkt ansprechen, an em sich die Bundesregierung wirtschaftspolitisch geseen verrennt. Es geht um die vorgesehene Sonderregeung für Altgesellen, die sich nach zehnjähriger Berufsrfahrung und fünfjähriger Tätigkeit in herausgehobener, erantwortlicher oder leitender Stellung auch ohne eisterbrief in Gewerken der Anlage A selbstständig achen dürfen. (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was spricht dagegen? Es ist doch gut!)


m Interesse des Erhalts und des Ausbaus der wirtschaft-
chen Leistungsfähigkeit und der Ausbildungsfähigkeit
er Handwerksbetriebe kann nicht auf die Forderung
erzichtet werden – das ist der entscheidende Punkt,
err Kollege Kuhn –, dass ein solcher Geselle, der die
oraussetzungen erfüllt, wenigstens den Nachweis er-
ringen muss, dass er etwas von Ausbildung und von
etriebsleitung versteht.

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507905200

Herr Kollege, schauen Sie bitte einmal auf die Uhr.

ie haben Ihre Redezeit deutlich überzogen.

Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1507905300

Verehrte Kolleginnen und Kollegen, dieser Gesetzent-
urf, eingebracht von der Bundesregierung, kann unter
einen Umständen unsere Unterstützung finden.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Keine Ahnung!)


ir werden im Vermittlungsausschuss versuchen, dass
ie Regierenden – momentan sind es die Roten und die
rünen –, die in diesem Gremium sitzen, auf den Pfad
er Tugend zurückgeführt werden –

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507905400

Herr Kollege, Sie sprechen auf Kosten Ihres Frak-

ionskollegen, der nach Ihnen noch spricht.

Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1507905500

– und dass somit sichergestellt wird, dass sich das
andwerk weiterhin behaupten kann.
Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nur Lobbyismus!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507905600

Nächster Redner ist der Kollege Christian Lange,

PD-Fraktion.

Christian Lange (SPD):
Rede ID: ID1507905700

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
erren! Ich glaube, es ist kein Zufall, dass wir heute
ber den Haushalt des Bundeswirtschaftsministers spre-
hen und dass gleichzeitig die zweite und dritte Lesung
er Novelle zur Handwerksordnung auf der Tagesord-
ung steht. Im Mittelpunkt muss dabei stehen: Was kann
ie aufkeimenden konjunkturellen Besserungen unter-






(A) )



(B) )


Christian Lange (Backnang)


stützen und was nicht? Verehrter Herr Kollege Hinsken,
was das Handwerk noch mehr umtreibt als die Hand-
werksordnung, ist die Frage: Wie können wir die Bin-
nenkonjunktur in Deutschland ankurbeln, damit es mehr
Aufträge für das Handwerk gibt?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren von der Opposition, Herr
Hinsken, wenn Sie schon den Wirtschaftsinstituten nicht
glauben, dann sollten Sie zumindest dem Zentralverband
des Deutschen Handwerks glauben. Lassen Sie mich
deshalb eine Presseerklärung von Herrn Philipp vom
12. November 2003 zitieren. Er sagt:

Ein Scheitern der noch im parlamentarischen Ent-
scheidungsprozess befindlichen Reformen hätte in-
sofern katastrophale Folgen. Dies gilt insbesondere
für das Vorziehen der Steuerentlastungsstufe 2005
als ersten Schritt in eine grundlegende Steuerreform
mit weiteren Entlastungen und Vereinfachungen.

Ich sage Ihnen: Herr Philipp und das deutsche Hand-
werk haben Recht. Deswegen hätte ich von Ihnen erwar-
tet, dass Sie hier ein klares Bekenntnis zum Vorziehen
der Steuerreform ablegen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Deutschland ist zwar Exportweltmeister. Aber um die
Binnenkaufkraft zu stimulieren, müssen wir es errei-
chen, dass ein Familienvater mit zwei Kindern – der
Bundeskanzler hat dies in seiner Regierungserklärung
deutlich gemacht – erst ab einem Einkommen von
37 500 Euro den ersten Euro zu versteuern hat. Sie alle
wissen: Wenn wir über das Handwerk reden, dann spre-
chen wir über Personengesellschaften und damit über
Unternehmen, die nach dem Einkommensteuerrecht ver-
anlagt werden. Sie warten darauf, dass sie erst ab einem
Einkommen von 37 500 Euro den ersten Euro versteuern
müssen. Das ist Politik für das Handwerk. Wir erwarten
von Ihnen, dass Sie dem zustimmen.


(Beifall bei der SPD)

Sie nehmen zwar die Auffassungen der Institute nicht

zur Kenntnis; aber zumindest Folgendes muss ich Ihnen
vorhalten dürfen: Das Zentrum für Europäische Wirt-
schaftsforschung hat den Fokus auf das Handwerk ge-
richtet und festgestellt: Die Entwicklung der Unterneh-
mensgründungen im Handwerk bleibt deutlich hinter
der Entwicklung der Unternehmensgründungen im
Nichthandwerk zurück. Dies gilt für alle hier betrachte-
ten Wirtschaftszweige, unabhängig vom Technolo-
giegrad und unabhängig davon, ob die Branchen der In-
dustrie oder dem Dienstleistungssektor zuzurechnen
sind. Es ist kein Zufall, dass wir im Handwerk leider nur
eine Gründungsquote von 4 Prozent und in anderen Be-
reichen von 13 Prozent haben. Deshalb brauchen wir
mehr Luft und etwas mehr Freiheit in der Handwerks-
ordnung. Unsere Novelle ist daher ein Beitrag zur Förde-
rung des Handwerks in Deutschland und nicht das Ge-
genteil.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Damit bin ich beim Kern der Novelle zur Handwerks-
rdnung, die wir heute in zweiter und dritter Lesung be-
chließen werden. Unser Ziel ist es, die Handwerksord-
ung zukunftssicher und europafest zu machen. Bei
iesem Punkt muss ich mich auch einmal der kleineren
pposition zuwenden, verehrter Herr Kollege Brüderle.
ch weiß nicht, ob Sie die Beschlusslagen in Ihren Lan-
esverbänden oder gar die Ihres Parteivorsitzenden ken-
en. Ich will einmal mit der Beschlusslage in Hessen be-
innen. Auf dem hessischen Landesparteitag wurde am
5. November dieses Jahres beschlossen:

Die FDP Hessen schätzt den Meisterbrief als Aus-
druck hohen Ausbildungsstands und Qualität im
deutschen Handwerk. Dieses Qualitätsniveau ist so
hoch, dass es keiner wettbewerbshemmenden Vor-
schriften bedarf. Die FDP Hessen fordert deshalb
eine weitestmögliche Liberalisierung der deutschen
Handwerksordnung. Grundsätzlich abzuschaffen ist
der Zwang zum Meisterbrief für einen selbstständi-
gen deutschen Handwerker, dessen in Deutschland
tätiger EU-Kollege den Meisterbrief nicht benötigt.

Genau in diese Richtung versuchen wir das Hand-
erk mitzunehmen und es europafest zu machen.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Das Falsche mit dem Falschen beantworten!)


enn wenn wir das nicht täten – das wissen Sie ganz ge-
au –, wird der Europäische Gerichtshof beim Meister-
rief einen Strich durch die Rechnung machen. Das wol-
en wir nicht; denn er hat sich im Kern bewährt. Deshalb
rauchen wir eine Novelle zur Handwerksordnung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507905800

Herr Kollege Lange, einen kleinen Augenblick bitte.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, nach dem Kollegen
ange spricht noch ein Redner. Sie können Ihre Gesprä-
he also durchaus noch in die Lobby vor dem Plenarsaal
erlegen. Dann könnten wir in Ruhe dem Herrn Lange
nd dem Herrn Fuchs zuhören.


Christian Lange (SPD):
Rede ID: ID1507905900

Vielen Dank, Frau Präsidentin. Ich hoffe, dass ich

rotz des Geräuschpegels durchdringe.
Herr Kollege Brüderle, ich will Ihnen noch ein zwei-

es Zitat – aus Ihrer eigenen Fraktion – vorhalten, das
es Kollegen Westerwelle, der in seiner Positionsschrift
Für die freie und faire Gesellschaft“ einen interessanten
eitrag zum Handwerk geleistet hat. Darin schreibt er:

Es ist unfair, wenn jeder einen Laden aufmachen
kann, um Computer zu reparieren, aber derjenige,
der einen Laden aufmacht, um Schuhe herzustellen,
einen Meisterbrief braucht.






(A) )



(B) )


Christian Lange (Backnang)


Wenn das kein Widerspruch ist, dann fordere ich die
FDP-Fraktion auf, der Novelle der Handwerksordnung
zuzustimmen. Genau das ist unser Ansatz.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Der ist doch nicht ganz richtig im Kopf!)


Der Meister wird übrigens in Zukunft nicht nur ge-
stärkt, sondern er wird in Deutschland auch häufiger
vorkommen. Kern der Novelle der Handwerksordnung
ist es, den Meisterbrief als Qualitätssiegel Nummer eins
in Deutschland zu etablieren. Das ist das Ziel dieser No-
vellierung. Deshalb wird es in Deutschland durch diese
Novelle am Ende mehr Meister geben als je zuvor.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Wir werden dafür sorgen, dass nicht nur diejenigen,

die unter Anlage A der Handwerksordnung fallen, einen
Meisterbrief machen können, sondern auch all diejeni-
gen, die unter Anlage B fallen und ihn heute nicht ma-
chen können. Der Verbraucher wartet darauf, ein Signal
dafür zu bekommen, wer gute und wer schlechte Arbeit
leistet. Genau das machen wir.


(Beifall bei der SPD)

Deshalb wundere ich mich, dass Sie, Herr Kollege

Hinsken, den langjährigen Gesellinnen und Gesellen
ein solch starkes Misstrauen entgegenbringen. Verehrter
Herr Kollege Hinsken, Sie kennen offensichtlich die be-
rufliche Praxis in Ihrem eigenen Laden nicht. Ich weiß
ja, dass Sie Bäckermeister sind.

Diejenigen, die eine mehr als 10-jährige Berufserfah-
rung haben – und das womöglich auch noch in herausge-
hobener Stellung – bilden das Rückgrat der kleinen
Handwerksbetriebe. Diesen wollen wir es ermöglichen,
dass sie, statt ein Leben lang Angestellte bleiben zu müs-
sen, ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und sich
selbstständig machen können. Diese sind heute das
Rückgrat der Meisterbetriebe.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist Körperverletzung, was Sie hier machen! Ein Brüllaffe!)


Diese sollen auch in Zukunft selbstständig sein können.
Ich glaube, auf diesem Gebiet brauchen wir in Deutsch-
land dringend mehr Dynamik.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Deshalb ist es Sinn und Zweck unseres Gesetzentwur-
fes, von den ursprünglich 94 Handwerken in Zukunft nur
noch 29 der Anlage A zu unterwerfen. Das sind 414 300
Betriebe. 62 Prozent davon sind Handwerksbetriebe und
handwerksähnliche Betriebe. Diese werden auch zu-
künftig der Anlage A unterliegen.

Unserer sozialdemokratischen Fraktion ist die Quali-
tät der Ausbildung ein ganz besonderes Anliegen. Sie
sind darauf eingegangen.

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(C (D Herr Kollege Lange, der Herr Kollege Brüderle ürde gerne eine Zwischenfrage stellen. Aber gerne. Der Kollege Brüderle immer. Herr Kollege Lange, können Sie mir den Widerspruch rklären, dass Sie beim Handwerk für Veränderungen lädieren, aber strikt gegen Öffnungsklauseln in der arifpolitik sind? Es bedeutet auch ein Stück Freiheit, enn die Mitarbeiter im Betrieb über die Rahmenregeungen entscheiden dürfen. Denen verweigern Sie diese reiheit. Können Sie das erklären? Herr Kollege Brüderle, Ihre Frage zeugt davon, dass ie die betriebliche Wirklichkeit in Deutschland nicht ennen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507906000
Christian Lange (SPD):
Rede ID: ID1507906100
Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1507906200
Christian Lange (SPD):
Rede ID: ID1507906300

Ich sage Ihnen: Mein Bundesland Baden-Württem-
erg – und allen voran die IG-Metall – sorgt dafür, dass
ir für jedes betriebliche Problem eine passgenaue Lö-
ung finden.


(Lachen bei der FDP)

Deswegen sage ich Ihnen: Wer für immer weniger

taat sorgen will, der muss bitte schön zur Kenntnis neh-
en, dass die Tarifautonomie Deutschland stark ge-
acht hat. Sie ist staatsfrei und muss diesen Status auch
n Zukunft behalten. Sie ist ein Erfolgsrezept für die
eutsche Wirtschaft.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich war beim Thema Ausbildung stehen geblieben.
ns Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten liegt
ie Qualität der Ausbildung ganz besonders am Her-
en.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das glauben Sie doch nicht wirklich!)


eshalb ist mir wichtig, in dieser Debatte zu sagen, dass
urch die Novellierung der Handwerksordnung an der
ualität der Ausbildung nicht gerüttelt wird.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die bilden überhaupt nicht mehr aus! Das ist das Ergebnis!)


as ist deshalb von so großer Bedeutung, weil die Quali-
ät der Ausbildung im Handwerk durch das Berufsbil-
ungsgesetz sichergestellt wird. Wir – das wissen Sie ge-
au – ändern an § 76 des Berufsbildungsgesetzes, der die
oraussetzungen für die Berechtigung zur Ausbildung
estlegt, nichts. Wir haben das auch nicht vor. Deshalb
tellen Sie bitte schön Ihre Propaganda ein. Denn die
usbildungsbetriebe im Handwerk werden nicht durch
en Gesetzentwurf verunsichert, sondern durch Ihr Ge-






(A) )



(B) )


Christian Lange (Backnang)


rede wider besseres Wissen. Ich bitte Sie in unserem ge-
meinsamen Interesse, damit endlich aufzuhören.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Ich sage dies auch deshalb, weil wir es in Bezug auf

die Ausbildung in den nächsten drei bis fünf Jahren mit
geburtenstarken Jahrgängen zu tun haben werden. Da-
nach wird die Welt anders aussehen; das wissen Sie. Die
Betriebe werden um jeden Auszubildenden froh sein,
weil diese dafür sorgen können, dass der Betrieb weiter-
hin bestehen bleibt.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Dann habt ihr lauter Ich-AGs!)


Auszubildende sind also ein wichtiger wirtschaftlicher
Vorteil für jedes Unternehmen. Deshalb bitte ich Sie,
Ihre Propaganda einzustellen. Sie ist weder im Interesse
der Jugendlichen in Deutschland, noch der Unternehme-
rinnen und Unternehmer.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Zum Schluss möchte ich, Herr Kollege Hinsken, das

Thema Ich-AG aufgreifen. Ich wundere mich sehr, auf
welche Weise Sie versuchen, die Kleinunternehmer in
unserem Land zu diffamieren.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht!)


Die meisten Unternehmer in Deutschland haben klein
angefangen. Darüber, dass diejenigen, die aus der Lang-
zeitarbeitslosigkeit herauskommen wollen, es ganz be-
sonders schwer haben, brauchen wir uns doch wohl nicht
zu unterhalten. Sie aber äußern sich über diese Men-
schen schlecht. In den Redebeiträgen heute war das nicht
der Fall, aber ich erinnere mich an Ihre Veranstaltung
unweit von hier. Auf dieser Veranstaltung haben Sie die-
jenigen, die eine Ich-AG gegründet haben, als Unterneh-
merproletariat bezeichnet. Diese Menschen haben all ih-
ren Mut zusammennehmen müssen und Unterstützung
erfahren, um ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen zu
können. Solche Sprüche sind schon happig.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich bin mir nicht sicher, ob Ludwig Erhard eine solche
Position seiner Partei unterstützt hätte. Ludwig Erhard
würde sich im Grabe umdrehen, wenn er mitbekommen
würde, wie Sie mit Leuten umgehen, die den Mut auf-
bringen, sich selbstständig zu machen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme zum Schluss. Wir werden mit der so ge-
nannten kleinen Handwerksnovelle sicherstellen, dass
die Ich-AG auf einem guten Weg ist. Wir werden dafür
sorgen – ich greife auf, was Sie zu den anstehenden Ver-
handlungen im Vermittlungsausschuss gesagt haben –,
dass wir bei der großen Novelle zu einem Kompromiss
kommen. Dabei haben wir immer fest im Auge, dass wir
mehr Wachstum und mehr Dynamik in der deutschen
Wirtschaft brauchen.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507906400

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege
r. Michael Fuchs, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Michael Fuchs (CDU):
Rede ID: ID1507906500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

en! Die heutige Debatte über den Haushalt für Wirt-
chaft und Arbeit kann man so zusammenfassen: Der
aushalt ist genauso katastrophal wie die Arbeitslosen-
ahlen, die Sie mit Ihren Haushalten, Herr Bundesminis-
er, produziert haben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Herr Bundesminister, lieber Herr Clement, in vielen
ereichen wollten Sie Besseres erreichen – das wissen
ir –, man hat Sie nur nicht gelassen. Das haben Sie
ben in Ihrer Rede dadurch deutlich gemacht, dass Sie
ehrmals den Oppositionspolitiker Kuhn erwähnt ha-
en. Man sieht, wo die wahre Opposition gegen Ihre
deen ist. Aber auch das, was Ihre Partei seit einiger Zeit
it Ihnen macht, finde ich nicht besonders nett. Der
uso-Vorsitzende Annen zum Beispiel hat Sie als Su-
erankündigungsminister bezeichnet.
Am 7. November 2002 haben Sie gesagt: Es ist das

rste große Gesetz, – es ging um Hartz I und Hartz II –,
as zu tief greifender Strukturveränderung des Arbeits-
arktes in Deutschland führen wird. Ich muss Sie fra-
en: Wo sind denn die tief greifenden Strukturverände-
ungen? Was hat sich denn verändert? Was mussten wir
n diesem Jahr alles erleben: Die Arbeitslosenzahlen
teigen in die Höhe. Der Haushaltsentwurf für das
ahr 2004 wird mit Sicherheit nicht einzuhalten sein. Sie
aben 13,4 Milliarden Euro für die Arbeitslosenhilfe
ingeplant. Diesen Betrag werden Sie wie schon in die-
em Jahr auch im nächsten Jahr überschreiten. Es sollte
003 keinen Bundeszuschuss zur Bundesanstalt für Ar-
eit geben, jetzt wird er bei 8 Milliarden Euro liegen.
as wird auch im nächsten Jahr so sein.
Von einer Belebung des Arbeitsmarktes können wir

icht mehr sprechen. Die Beschäftigungsschwelle liegt
ach wie vor bei über 2 Prozent Wachstum. Es wird also
eine Bewegung in den Arbeitsmarkt kommen, schließ-
ich wird das Wachstum, wie Sie selbst sagen, bei
,7 Prozent liegen.
Die Situation bei der Entwicklung der Arbeitsplätze

st ziemlich dramatisch. Die Präsidentin hat mir acht Mi-
uten Redezeit zugestanden. In diesen acht Minuten ge-
en in Deutschland acht Arbeitsplätze verloren, pro Mi-
ute einer. Das ist der Erfolg Ihrer Politik.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


nd was macht Ihre Partei, Herr Clement? Fundamental
ichtige Reformen am Arbeitsmarkt, wie die Eröffnung






(A) )



(B) )


Dr. Michael Fuchs

der Möglichkeit betrieblicher Bündnisse für Arbeit oder
ausreichende Änderungen beim Kündigungsschutz, wer-
den von den gewerkschaftshörigen Traditions- und Ver-
hinderungsbataillonen bis zum heutigen Tag blockiert.


(Beifall des Abg. Kurt J. Rossmanith [CDU/ CSU])


Deswegen werden wir nicht mitmachen, falls Sie nur die
Steuerreform durchführen wollen. Nein, gerade auf dem
Arbeitsmarkt müssen Sie Veränderungen schaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Permanente Ankündigungen gibt es auch beim

Thema Bürokratieabbau, das Sie als Erfolgsstory vor-
hin ein wenig katalogisiert haben. Ich bin etwas tiefer hi-
neingegangen. Bei der Arbeitsstättenverordnung haben
Sie beispielsweise etwas getan, jawohl. Sie haben 58 Pa-
ragraphen auf zehn reduziert. Trickreich, wie Sie sind,
haben Sie den Inhalt dieser 58 Paragraphen anschließend
aber ganz einfach in Verordnungen hinübergeschoben.
Es hat sich also gar nichts verändert.


(Ute Kumpf [SPD]: Das haben Sie schon vor zwei Wochen erzählt!)


Daneben wollen Sie einen Ausschuss für Arbeitsstät-
ten aus Vertretern der Arbeitgeber, der Gewerkschaften,
der Länder und noch weiteren Personen bilden. Wir ha-
ben ja noch nicht genug Ausschüsse in diesem Lande!
Dieser soll Regeln für Arbeitsstätten aufstellen. Schaffen
wir so Bürokratie ab oder bauen wir neue auf? Nichts an-
deres, als neue aufzubauen, tun wir.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Meine Damen und Herren, ich muss noch einmal auf
die Sparquote in Deutschland zu sprechen kommen.
Wir haben in unserem Land eine nie gekannte Privat-
sparquote. Sie ist von 2000 bis 2003 von 9,8 Prozent auf
11,0 Prozent gestiegen. Zum Vergleich sollte man sich
die letzte Legislaturperiode unter Kohl anschauen; Sie
tun das sonst immer besonders gerne. Von 1992 bis 1998
ist die Sparquote von 13 Prozent auf 10,3 Prozent gesun-
ken. Wissen Sie, warum das so war? Das war so, weil die
Menschen damals noch Zutrauen in die Regierung hat-
ten,


(Lachen bei der SPD)

weil sie gewusst haben, dass etwas passiert und dass sie
ihr Geld ausgeben konnten, ohne Angst haben zu müs-
sen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dirk Niebel [FDP])


Ich will Ihnen das belegen. Ich kann jeden Bürger,
jede Bürgerin, jeden Unternehmer und jede Unternehme-
rin verstehen, wenn nicht investiert und kein Geld ausge-
geben wird. Schauen wir uns – ich mache es mir jetzt
ganz einfach – nur die letzten vier Wochen an:

In der 43. Woche sagte Herr Eichel: Die Renten müs-
sen besteuert werden. In der 44. Woche sagte Herr
Schily: Auch bei Beamten wird es zu Rentenkürzungen
in Form von erhöhten Pflegebeiträgen kommen. In der

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(C (D 4. Woche sagte Herr Eichel: Die Mehrwertsteuer muss rhöht werden, falls die Union im Bundesrat blockiert. n der 45. Woche beschloss die Regierungskoalition, entenkürzungen in Form einer Nullrunde verbunden it der Erhöhung der Pflegeversicherungsbeiträge vorunehmen. In der 46. Woche beschloss die SPD-Frakion, eine Ausbildungsplatzabgabe einzuführen. In der 7. Woche sagte die Linke der SPD: Die Erbschaftsteuer uss erhöht und die Vermögensteuer wieder eingeführt erden. In der 48. Woche waren dann die Stromversorer an der Reihe. In dieser Woche haben wir von Frau aspers-Merk gehört, dass die Alkopopsteuer erhöht erden muss. Auch Herr Trittin hat sich in dieser Woche al wieder geäußert, und zwar zur Vermögensteuer. Das aren die letzten vier Wochen. In diesen gab es nur Deatten und Informationen über Steuererhöhungen. lauben Sie, dass dabei noch irgendeiner investiert? Das st der Grund, weshalb wir kaum noch Wachstum haben. Sie können heilfroh sein, dass im nächsten Jahr vier eiertage wegfallen; denn allein dadurch wird das achstum um 0,6 Prozent steigen. Nebenbei bemerkt: as ist eine ganz interessante Information. Diese vier egfallenden Feiertage führen aufgrund der Mehrarbeit u mehr Wachstum. Das heißt, wenn wir in Deutschland ehr arbeiten, dann wächst die Wirtschaft auch wieder. lso sollten wir umdenken und das Ganze umstellen. as ist natürlich eine Forderung an die Gewerkschaften, ie sich bei solchen Gedanken abwenden. Das kennen ir von Herrn Brandner. Wir müssen in Deutschland ieder mehr arbeiten. Ohne diese Mehrarbeit kommen ir nicht aus der Krise heraus. Das sollten wir sehr deutich machen. Meine Damen und Herren, es ist bekannt, dass ich nternehmer bin. Wenn mein Geschäftsführer Schröder nd mein Oberbuchhalter Eichel in meinem Unternehen einen Jahreswirtschaftsplan – ein Budget –, der so ussähe wie der vorliegende Haushaltsplan, aufgestellt nd ihn mir vorgelegt hätten, dann hätte ich die beiden ofort entlassen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


em will ich nur noch hinzufügen: Ich hätte sie gar nicht
rst eingestellt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ein kluger Mann, der Fuchs! – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ein schlauer Fuchs!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507906600

Ich schließe die Aussprache.
Für eine persönliche Erklärung nach § 31 unserer Ge-

chäftsordnung gebe ich dem Kollegen Laumann das
ort.


Karl-Josef Laumann (CDU):
Rede ID: ID1507906700

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und
erren! Nach § 31 unserer Geschäftsordnung erkläre ich






(A) )



(B) )


Karl-Josef Laumann

zugleich im Namen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
zu unserem Abstimmungsverhalten zum Antrag der FDP
auf Drucksache 15/2088 zum Geschäftsbereich des Bun-
desministeriums für Wirtschaft und Arbeit Folgendes:

Die von der Bundesregierung und den Koalitionsfrak-
tionen vorgesehenen Festlegungen für eine Anschlussre-
gelung zur Förderung der Steinkohle sind weder im Ver-
fahren noch in der Höhe akzeptabel. Für die festgelegte
Größenordnung der Anschlussregelung hat es weder die
notwendige parlamentarische Beratung gegeben,


(Zuruf von der SPD: Falsch!)

noch liegen die Finanzierungszusagen der betroffenen
Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Saarland in den
angegebenen Größenordnungen vor. Wir lehnen diese
Festlegungen ab und stimmen daher dem Änderungsan-
trag der FDP zu.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie bei der FDP)


Zugleich weisen wir darauf hin,

(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wieso „wir“?)

dass wir selbstverständlich eine Anschlussregelung für
die Förderung der Steinkohle nach Auslaufen der derzei-
tigen Regelung 2005 für notwendig halten und unterstüt-
zen.


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


– Hören Sie doch einmal zu!

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507906800

Herr Kollege Laumann, Sie geben eine persönliche

Erklärung nach § 31 unserer Geschäftsordnung ab. Sie
sollten sich an eine persönliche Erklärung zur Abstim-
mung halten.


Karl-Josef Laumann (CDU):
Rede ID: ID1507906900

Genau das ist es. Es ist eine Anschlussregelung not-

wendig, mit der die bisherige Degressionslinie der För-
derung der Steinkohle in den letzten Jahren auch für ei-
nen nächsten überschaubaren Zeitraum festgelegt wird.

Schönen Dank.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1507907000

Wir kommen zur Abstimmung über den Einzelplan

09, Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit, in der
Ausschussfassung. Dazu liegen persönliche Erklärungen
von 36 Abgeordneten vor.1)

Es liegt ein Änderungsantrag der Fraktion der FDP
auf Drucksache 15/2088 vor, über den wir zuerst abstim-
men. Die Fraktion der FDP verlangt namentliche Ab-
stimmung. Ich bitte die Schriftführerinnen und Schrift-
führer, die vorgesehenen Plätze einzunehmen. Sind die

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e1) Anlage 2

(C (D lätze an den Urnen besetzt? – Das ist der Fall. Ich erffne die Abstimmung. Ich mache darauf aufmerksam, dass nach der nament ichen Abstimmung noch weitere Abstimmungen zu tätien sind und dass die Kolleginnen und Kollegen zu dieen Abstimmungen dableiben mögen. – Das ist nicht der Fall. Ich schließe die Abstimmung nd bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, mit er Auszählung zu beginnen. Das Ergebnis der namentichen Abstimmung wird Ihnen später bekannt gegeben. Wir setzen die Abstimmungen fort. Ich bitte die Kol eginnen und Kollegen, ihre Plätze wieder einzunehmen. Wir kommen zur Abstimmung über den von den raktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen ingebrachten Gesetzentwurf zur Änderung der Handerksordnung und anderer handwerksrechtlicher Vorchriften auf Drucksache 15/1206. Der Ausschuss für irtschaft und Arbeit empfiehlt unter Buchstabe a seier Beschlussempfehlung auf Drucksache 15/2083, den esetzentwurf in der Ausschussfassung anzunehmen. ch bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der Auschussfassung zustimmen wollen, um das Handzeichen. Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzntwurf ist in zweiter Beratung mit den Stimmen der Kolition gegen die Stimmen der CDU/CSU und der FDP ngenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – er stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzenturf ist mit den Stimmen der Koalition gegen die Stimen der CDU/CSU und der FDP angenommen. Wir kommen nun zur Abstimmung über den Ent chließungsantrag der Fraktion der FDP auf Drucksache 5/2085. Wer stimmt für diesen Entschließungsantrag? – er stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Entschlieungsantrag ist mit den Stimmen der Koalition bei Entaltung der CDU/CSU und bei Zustimmung der FDP abelehnt. Wir kommen jetzt zur Abstimmung über die Be chlussempfehlung des Ausschusses für Wirtschaft und rbeit auf Drucksache 15/2083. Der Ausschuss empiehlt unter Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung die blehnung des Antrages der Fraktion der CDU/CSU auf rucksache 15/1107 mit dem Titel „Handwerk mit Zuunft“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – egenprobe! – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehung ist mit den Stimmen der Koalition gegen die Stimen der CDU/CSU bei Enthaltung der FDP angenomen. Unter Buchstabe c seiner Beschlussempfehlung emp iehlt der Ausschuss die Ablehnung des Antrags der raktion der FDP auf Drucksache 15/1108 mit dem Titel Meisterbrief erhalten und Handwerksordnung zukunftsest machen“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehung? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Die Beschlussmpfehlung ist mit den Stimmen der Koalition bei Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Helge Braun Dr. Wolfgang Götzer Werner Kuhn Georg Brunnhuber Verena Butalikakis Hartmut Büttner Cajus Caesar Manfred Carstens Peter H. Carstensen Gitta Connemann Leo Dautzenberg Hubert Deittert Albert Deß Alexander Dobrindt Vera Dominke Kurt-Dieter Grill Reinhard Grindel Hermann Gröhe Michael Grosse-Brömer Markus Grübel Manfred Grund Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg Olav Gutting Holger-Heinrich Haibach Gerda Hasselfeldt Klaus-Jürgen Hedrich Helmut Heiderich Ursula Heinen D H B K V W P U W E D P r. Norbert Lammert elmut Lamp arbara Lanzinger arl-Josef Laumann era Lengsfeld erner Lensing eter Letzgus rsula Lietz alter Link duard Lintner r. Klaus W. Lippold atricia Lips Daniela Raab Thomas Rachel Hans Raidel Dr. Peter Ramsauer Helmut Rauber Peter Rauen Christa Reichard Katherina Reiche Hans-Peter Repnik Klaus Riegert Prof. Dr. Heinz Riesenhuber Hannelore Roedel Franz-Xaver Romer Heinrich-Wilhelm Ronsöhr Monika Brüning Ute Granold Dr. Karl A. Lamers Ruprecht Polenz Gegenstimmen der FDP und E angenommen. Ich unterbreche die Sitzung, mentlichen Abstimmung vorlie (Unterbrechung von 13.03 b Vizepräsidentin Dr. Antje Liebe Kolleginnen und Kol Sitzung ist wieder eröffnet. Zunächst einmal gebe ich z geordneten Bahr, Kauch und L Endgültiges Ergebnis Abgegebenen Stimmen: 588; davon ja: 286 nein: 302 Ja CDU/CSU Ulrich Adam Ilse Aigner Peter Altmaier Dietrich Austermann Norbert Barthle Dr. Wolf Bauer Günter Baumann Ernst-Reinhard Beck Veronika Bellmann Otto Bernhardt Prof. Dr. Rolf Bietmann Clemens Binninger Renate Blank Peter Bleser Antje Blumenthal Prof. Dr. Maria Böhmer Jochen Borchert Wolfgang Börnsen Wolfgang Bosbach Dr. Wolfgang Bötsch Klaus Brähmig Dr. Ralf Brauksiepe T M M R A G Il D A In H D A D K H D E J D H D D N R E G M R D T P nthaltung der CDU/CSU bis das Ergebnis der nagt. is 13.06 Uhr)





(A) )


(B) )


(Schönebeck)


(Nordstrand)


(Heidelberg)


(Offenbach)


(Reutlingen)


(Bönstrup)

Vollmer:
legen, die unterbrochene

u Protokoll, dass die Ab-
öning eine Erklärung zur

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1)

homas Dörflinger
arie-Luise Dött
aria Eichhorn
ainer Eppelmann
nke Eymer (Lübeck)

eorg Fahrenschon
se Falk
r. Hans Georg Faust
lbrecht Feibel
grid Fischbach
artwig Fischer (Göttingen)

irk Fischer (Hamburg)


(KarlsruheLand)

r. Maria Flachsbarth
laus-Peter Flosbach
erbert Frankenhauser
r. Hans-Peter Friedrich

(Hof)

rich G. Fritz
ochen-Konrad Fromme
r. Michael Fuchs
ans-Joachim Fuchtel
r. Peter Gauweiler
r. Jürgen Gehb
orbert Geis
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berhard Gienger
eorg Girisch
ichael Glos
alf Göbel
r. Reinhard Göhner
anja Gönner
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esetz zur Änderung der Han
en haben, wonach sie sich d
en.1)
Ich gebe Ihnen nun das vo

nd Schriftführern ermittelte E
bstimmung bekannt. Abgegeb
aben gestimmt 286, mit Nein
ab keine Enthaltungen. Der Ä
ion der FDP ist somit abgelehn

Anlage 3

iegfried Helias
da Carmen Freia Heller
ichael Hennrich
ürgen Herrmann
rnst Hinsken
eter Hintze
obert Hochbaum
laus Hofbauer
oachim Hörster
ubert Hüppe
usanne Jaffke
r. Peter Jahr
rof. Dr. Egon Jüttner
artholomäus Kalb
teffen Kampeter
rmgard Karwatzki
ernhard Kaster

(Bad Dürrheim)

olker Kauder
erlinde Kaupa
ckart von Klaeden
ürgen Klimke
ulia Klöckner
ristina Köhler (Wiesbaden)

anfred Kolbe
artmut Koschyk
homas Kossendey
udolf Kraus
ichael Kretschmer
ünther Krichbaum
ünter Krings
r. Martina Krogmann
r. Hermann Kues

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(C (D spunkt I.12, zum Dritten dwerksordnung, abgegeer Stimme enthalten ha n den Schriftführerinnen rgebnis der namentlichen ene Stimmen 588. Mit Ja haben gestimmt 302, es nderungsantrag der Frakt. r. Michael Luther orothee Mantel tephan Mayer onny Mayer r. Martin Mayer olfgang Meckelburg r. Michael Meister r. Angela Merkel riedrich Merz aurenz Meyer oris Meyer aria Michalk ans Michelbach laus Minkel arlene Mortler tefan Müller ernward Müller r. Gerd Müller ildegard Müller ernd Neumann ichaela Noll ünter Nooke r. Georg Nüßlein ranz Obermeier duard Oswald elanie Oßwald ita Pawelski r. Peter Paziorek lrich Petzold r. Joachim Pfeiffer ibylle Pfeiffer r. Friedbert Pflüger eatrix Philipp Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer Dr. Klaus Rose Kurt J. Rossmanith Dr. Norbert Röttgen Dr. Christian Ruck Albert Rupprecht Peter Rzepka Anita Schäfer Dr. Wolfgang Schäuble Hartmut Schauerte Andreas Scheuer Norbert Schindler Georg Schirmbeck Bernd Schmidbauer Christian Schmidt Andreas Schmidt Dr. Andreas Schockenhoff Dr. Ole Schröder Bernhard Schulte-Drüggelte Uwe Schummer Wilhelm Josef Sebastian Horst Seehofer Kurt Segner Matthias Sehling Marion Seib Heinz Seiffert Bernd Siebert Thomas Silberhorn Johannes Singhammer Jens Spahn Erika Steinbach Christian von Stetten Gero Storjohann Andreas Storm Max Straubinger Matthäus Strebl Thomas Strobl Lena Strothmann Michael Stübgen Antje Tillmann Edeltraut Töpfer Dr. Hans-Peter Uhl Arnold Vaatz Volkmar Uwe Vogel Andrea Astrid Voßhoff Gerhard Wächter Marko Wanderwitz Peter Weiß Gerald Weiß Ingo Wellenreuther Annette Widmann-Mauz Klaus-Peter Willsch Willy Wimmer Matthias Wissmann Werner Wittlich Dagmar Wöhrl Elke Wülfing Wolfgang Zeitlmann Wolfgang Zöller Willi Zylajew FDP Daniel Bahr Rainer Brüderle Angelika Brunkhorst Ernst Burgbacher Helga Daub Jörg van Essen Ulrike Flach O H R D H J D D C K U B D M D G J S H In S M D G H E D C G P D M D D D C D J D D F M N S D G In R H E D D E K S S U K D U H tto Fricke orst Friedrich ainer Funke r. Wolfgang Gerhardt ans-Michael Goldmann oachim Günther r. Karlheinz Guttmacher r. Christel Happach-Kasan hristoph Hartmann laus Haupt lrich Heinrich irgit Homburger r. Werner Hoyer ichael Kauch r. Heinrich L. Kolb udrun Kopp ürgen Koppelin ibylle Laurischk arald Leibrecht a Lenke abine LeutheusserSchnarrenberger arkus Löning irk Niebel ünther Friedrich Nolting ans-Joachim Otto berhard Otto etlef Parr ornelia Pieper isela Piltz rof. Dr. Andreas Pinkwart r. Günter Rexrodt arita Sehn r. Hermann Otto Solms r. Max Stadler r. Rainer Stinner arl-Ludwig Thiele r. Dieter Thomae ürgen Türk r. Guido Westerwelle r. Claudia Winterstein raktionslose Abgeordnete artin Hohmann ein PD r. Lale Akgün erd Andres grid Arndt-Brauer ainer Arnold ermann Bachmaier rnst Bahr oris Barnett r. Hans-Peter Bartels ckhardt Barthel laus Barthel ören Bartol abine Bätzing we Beckmeyer laus Uwe Benneter r. Axel Berg te Berg ans-Werner Bertl P R L K G K W B H E M U D H H M D D K M P D S S H M G P K A E G R G D L I G U R A D M K G A W K H B K A M A N H R R D G P M G G S etra Bierwirth udolf Bindig othar Binding urt Bodewig erd Friedrich Bollmann laus Brandner illi Brase ernhard Brinkmann ans-Günter Bruckmann delgard Bulmahn arco Bülow lla Burchardt r. Michael Bürsch ans Martin Bury ans Büttner arion Caspers-Merk r. Peter Danckert r. Herta Däubler-Gmelin arl Diller artin Dörmann eter Dreßen etlef Dzembritzki ebastian Edathy iegmund Ehrmann ans Eichel arga Elser ernot Erler etra Ernstberger arin Evers-Meyer nnette Faße lke Ferner abriele Fograscher ainer Fornahl abriele Frechen agmar Freitag ilo Friedrich ris Gleicke ünter Gloser we Göllner enate Gradistanac ngelika Graf ieter Grasedieck onika Griefahn erstin Griese abriele Groneberg chim Großmann olfgang Grotthaus arl-Hermann Haack ans-Joachim Hacker ettina Hagedorn laus Hagemann lfred Hartenbach ichael Hartmann nke Hartnagel ina Hauer ubertus Heil einhold Hemker olf Hempelmann r. Barbara Hendricks ustav Herzog etra Heß onika Heubaum isela Hilbrecht abriele Hiller-Ohm tephan Hilsberg G J W F E K C L B R J K J U D U H K H A D W F K R A E N V A D H E H U D C C C W D E G G E D D T L C C H M U P U A U M C G F D V D D H (C (D erd Höfer elena Hoffmann alter Hoffmann rank Hofmann ike Hovermann laas Hübner hristel Humme othar Ibrügger runhilde Irber enate Jäger ann-Peter Janssen laus-Werner Jonas ohannes Kahrs lrich Kasparick r. h.c. Susanne Kastner lrich Kelber ans-Peter Kemper laus Kirschner ans-Ulrich Klose strid Klug r. Heinz Köhler alter Kolbow ritz Rudolf Körper arin Kortmann olf Kramer nette Kramme rnst Kranz icolette Kressl olker Kröning ngelika Krüger-Leißner r. Hans-Ulrich Krüger orst Kubatschka rnst Küchler elga Kühn-Mengel te Kumpf r. Uwe Küster hristine Lambrecht hristian Lange hristine Lehder altraud Lehn r. Elke Leonhard ckhart Lewering ötz-Peter Lohmann abriele Lösekrug-Möller rika Lotz r. Christine Lucyga irk Manzewski obias Marhold othar Mark aren Marks hristoph Matschie ilde Mattheis arkus Meckel lrike Mehl etra-Evelyne Merkel lrike Merten ngelika Mertens rsula Mogg ichael Müller hristian Müller esine Multhaupt ranz Müntefering r. Rolf Mützenich olker Neumann ietmar Nietan r. Erika Ober olger Ortel Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer Rudolf Scharping GRÜNEN Petra Selg Dr. Hermann Scheer Siegfried Scheffler Horst Schild Horst Schmidbauer Ulla Schmidt Silvia Schmidt Dagmar Schmidt Wilhelm Schmidt Heinz Schmitt Carsten Schneider Walter Schöler Olaf Scholz Karsten Schönfeld Wilfried Schreck Ottmar Schreiner H R S J U D H H A R P G M P Wir kommen nun zur Absti plan 09 in der Ausschussfassu Einzelplan 09 in der Ausschu men? – Enthaltungen? – Der E Stimmen der Koalitionsfraktio von CDU/CSU und FDP und g geordneten Hubert Ulrich, Bün genommen. Ich rufe Tagesordnungspunk Einzelplan 15 Bundesministerium für Sicherung – Drucksachen 15/1913, Berichterstattung: Abgeordnete Waltraud L Dr. Michael Luther Anja Hajduk Otto Fricke ans-Jürgen Uhl üdiger Veit imone Violka örg Vogelsänger te Vogt r. Marlies Volkmer ans Georg Wagner edi Wegener ndreas Weigel einhard Weis etra Weis unter Weißgerber atthias Weisheit rof. Gert Weisskirchen M V C B M G A E D J F D H J A W mmung über den Einzelng. Wer stimmt für den ssfassung? – Gegenstiminzelplan 09 ist mit den nen gegen die Stimmen egen die Stimme des Abdnis 90/Die Grünen, an t I.13 auf: Gesundheit und Soziale 15/1921 – ehn d k d I s w I p arieluise Beck olker Beck ornelia Behm irgitt Bender atthias Berninger rietje Bettin lexander Bonde kin Deligöz r. Thea Dückert utta Dümpe-Krüger ranziska Eichstädt-Bohlig r. Uschi Eid ans-Josef Fell oseph Fischer nja Hajduk infried Hermann R S H J M H D D D J M F D P Nach einer interfraktionelle ie Aussprache zwei Stunden einen Widerspruch. Dann ist s Ich eröffne die Aussprache er Abgeordnete Dr. Michael L (Beifall bei der C Dr. Michael Luther (CDU/ Frau Präsidentin! Liebe Ko ch habe am Wochenende mit prochen, dass ich heute zu erde. (Walter Schöler [SPD] ch habe sie gefragt, was sie z lans sagen würde. (Dr. Heinrich L. Kob [FDP Luther? (D ainder Steenblock ilke Stokar von Neuforn ans-Christian Ströbele ürgen Trittin arianne Tritz ubert Ulrich r. Antje Vogel-Sperl r. Antje Vollmer r. Ludger Volmer osef Philip Winkler argareta Wolf raktionslose Abgeordnete r. Gesine Lötzsch etra Pau n Vereinbarung sind für vorgesehen. – Ich höre o beschlossen. . Das Wort hat zunächst uther. DU/CSU)


(Siegertsbrunn)





(A) )


(B) )


(Homburg)


(Frankfurt)


(Hildesheim)


(Extertal)


(Wackernheim)


(Darmstadt)





(A) )


(B) )


(Nürnberg)


(Wiesloch)


CSU):
lleginnen und Kollegen!
meiner Frau darüber ge-
m Einzelplan 15 reden

: Landesverrat!)
um Inhalt dieses Einzel-

]: Ja, was sagt Frau
)
Bernd Scheelen Wolfgang ThierseFranz Thönnes Kerstin Andreae Ursula Sowa
Heinz Paula
Joachim Poß
Dr. Wilhelm Priesmeier
Florian Pronold
Dr. Sascha Raabe
Karin Rehbock-Zureich
Gerold Reichenbach
Dr. Carola Reimann
Christel Riemann-
Hanewinckel

Walter Riester
Reinhold Robbe
René Röspel
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Karin Roth (Esslingen)

Michael Roth (Heringen)

Gerhard Rübenkönig
Ortwin Runde
Marlene Rupprecht

(Tuchenbach)


Thomas Sauer
Anton Schaaf
Axel Schäfer (Bochum)

Gudrun Schaich-Walch

Gerhard Schröder
Brigitte Schulte (Hameln)

Reinhard Schultz

(Everswinkel)


Swen Schulz (Spandau)

Dr. Angelica Schwall-Düren
Dr. Martin Schwanholz
Rolf Schwanitz
Erika Simm
Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk
Dr. Cornelie Sonntag-
Wolgast

Wolfgang Spanier
Dr. Margrit Spielmann
Jörg-Otto Spiller
Dr. Ditmar Staffelt
Ludwig Stiegler
Rolf Stöckel
Christoph Strässer
Rita Streb-Hesse
Dr. Peter Struck
Joachim Stünker
Jörg Tauss
Dr. Gerald Thalheim

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(Cr. Ernst Ulrich von Weizsäcker ochen Welt r. Rainer Wend ydia Westrich nge Wettig-Danielmeier r. Margrit Wetzel ndrea Wicklein ürgen Wieczorek eidemarie Wieczorek-Zeul r. Dieter Wiefelspütz rigitte Wimmer ngelbert Wistuba arbara Wittig r. Wolfgang Wodarg erena Wohlleben altraud Wolff eidi Wright ta Zapf anfred Helmut Zöllmer r. Christoph Zöpel ÜNDNIS 90/DIE Antje Hermenau Peter Hettlich Ulrike Höfken Thilo Hoppe Michaele Hustedt Fritz Kuhn Renate Künast Undine Kurth Markus Kurth Dr. Reinhard Loske Anna Lührmann Jerzy Montag Kerstin Müller Winfried Nachtwei Christa Nickels Friedrich Ostendorff Simone Probst Claudia Roth Krista Sager Christine Scheel Irmingard Schewe-Gerigk Rezzo Schlauch Albert Schmidt Werner Schulz Dr. Michael Luther Sie hat geantwortet: Wenn es sich nicht lohnt, darüber zu reden, weil der Haushalt in sich nicht stimmig ist, dann sag das doch bitte auch so. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ich nehme die Redezeit! – Zuruf von der SPD: Geh doch!)


(Wolmirstedt)





(A) )


(B) )


Ich denke, meine Frau hat Recht:

(Beifall bei der CDU/CSU – Walter Schöler [SPD]: Michael, das war eine gute Rede! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Das war geliehene Betroffenheit!)


Es lohnt sich nicht, über den Haushalt zu reden, weil der
Haushalt eigentlich das Papier nicht wert ist, auf dem er
steht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

In einem Haushalt sind normalerweise die zu erwar-

tenden Soll-Einnahmen und -Ausgaben aufgeführt. Der
Haushalt 2004 aber enthält Wunschzahlen, die mit der
Realität wenig zu tun haben.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Beim Christkind geht es solider zu!)


Ich will Ihnen gern an dem Beispiel des Einzelplan 15
aufzeigen, warum das so ist. In diesem Einzelplan ist eine
globale Minderausgabe in Höhe von 157,7 Millionen
Euro ausgewiesen. Ich frage Sie, Frau Ministerin und
Frau Lehn als Hauptberichterstatterin: Wie sollen diese
157,7 Millionen Euro aufgelöst werden?


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Was hat Ihre Frau dazu gesagt?)


Das scheint auf den ersten Blick kein Problem zu
sein. Denn gemessen am gesamten Haushalt des Bun-
desministeriums für Gesundheit und Soziale Sicherung,
der 83,65 Milliarden Euro umfasst, entsprechen die
157,7 Millionen Euro einem Anteil von lediglich
0,19 Prozent. Das aufzulösen scheint einfach zu sein.


(Waltraud Lehn [SPD]: Weil es so einfach ist, machen wir es ja!)


Aber vielleicht sollte man einen genaueren Blick auf
die Struktur des Haushaltes werfen. Ich beginne bei dem
größten Posten, dem Kap. 15/13 – Sozialversicherung –
mit einem Volumen von 79,1 Milliarden Euro. Hierbei
handelt es sich im Wesentlichen um die Zuschüsse an die
Rentenkasse und zukünftig auch an die Krankenkassen.
Die Titelausgaben in diesem großen Kapitel stehen im
Wesentlichen fest, sodass mir die Auflösung einer globa-
len Minderausgabe an dieser Stelle nicht möglich er-
scheint.

Im Gegenteil: Gerade bei diesem Kapitel bestehen er-
hebliche Haushaltsrisiken. Bei Umsetzung der politi-
schen Zielsetzung eines Rentenbeitragssatzes von 19,5
Prozent fehlen den Rentenkassen 2004 8 Milliarden
Euro. Zur Gegenfinanzierung soll wieder einmal – zum
dritten Mal in Folge – auf die Schwankungsreserve zu-
rückgegriffen werden, die nun auf einen Zielwert von
20 Prozent der Monatsausgabe einer Rentenzahlung ge-
senkt wird.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Dann ist da ja kaum noch was drin! Das ist doch unsolide!)


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(C (D Ein Blick auf den unterjährigen Schwankungsverlauf ür dieses Jahr zeigt, dass eine Spannbreite von ungefähr 0 Prozent benötigt wird. Der Bestand der Rentenkassen inkt damit wahrscheinlich im nächsten Jahr auf null. amit besteht die große Gefahr – das gilt schon für den undeshaushalt 2004 –, dass der Haushalt dafür einpringen muss. Dafür ist aber keine Vorsorge getroffen. (Beifall bei der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Unglaublich! – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Na und? Was wäre daran dramatisch?)


Die Gefahr, dass das passiert, ist real, schon weil Sie
ei dieser Rechnung von einem Wirtschaftswachstum
on 1,7 Prozent und 4,3 Millionen Arbeitslosen im
ächsten Jahr ausgehen. Der Sachverständigenrat des
undeswirtschaftsministers hat aber schon zu diesem
eitpunkt festgestellt, dass nur mit einem Wirtschafts-
achstum von 1,5 Prozent bei einer größeren Zahl von
rbeitslosen, nämlich 4,4 Millionen, zu rechnen ist.
Aus diesem Grund werden die im Haushalt 2004 zur

erfügung stehenden Mittel wahrscheinlich nicht ausrei-
hen, sodass die Bundesgarantie greifen muss. Deshalb
eine ich, dass das Kap. 15/13 das Papier, auf dem die
ahlen stehen, nicht wert ist. Eine globale Minderaus-
abe ist an dieser Stelle nicht aufzulösen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Otto Fricke [FDP])


Im Übrigen ist Folgendes interessant – das will ich an
ieser Stelle erwähnen –: Das Haushaltsbegleitgesetz,
as zurzeit dem Bundesrat zur Beratung vorliegt, enthält
ie Vorschrift, dass der Bundeszuschuss um
Milliarden Euro gesenkt wird.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Aha!)

ch frage mich, was passiert, wenn der Bundesrat

(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Dem zu stimmt! – Gegenruf der Abg. Waltraud Lehn [SPD])

em Wunsch von Rot-Grün folgt.
Im Übrigen fand ich es im Verlauf dieses Jahres span-

end, dass die Abgeordnete Ulla Schmidt, ihres Zei-
hens auch Bundesministerin, noch an dem bewussten
reitag namentlich der Senkung zugestimmt, aber am
arauf folgenden Montag in der Klausurtagung dagegen
earbeitet hat. Wissen Sie überhaupt, was Sie wollen?


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich komme zum nächsten großen Haushaltskapitel,
riegsopferfürsorge, das ein Volumen von 3,4 Milliar-
en Euro aufweist. Ich habe in den letzten Jahren erlebt,
ass Sie dieses Kapitel immer als Sparbüchse benutzen,
n der Regel mit dem Argument, alle Titel in diesem Ka-
itel seien gegenseitig deckungsfähig, weswegen es
icht so schlimm sei, wenn ein Titel, anders als geplant,
berschritten werde. Im Jahre 2002 führte dies zu dem
rgebnis, dass ein Haushaltstitel um 61 Millionen Euro
berschritten worden ist.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Auch unsolide!)







(A) )



(B) )


Dr. Michael Luther

Sie haben dann aber im letzten Jahr, um die Pockenimpf-
stoffe zu finanzieren, aus diesem Kapitel einfach einmal
13 Millionen Euro herausgekürzt, was irgendwie ging
und nicht weiter auffiel.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist doch nicht solide!)


Das Volumen dieses Kapitels ist relativ groß. Was
sind da schon 13 Millionen Euro? Im Jahre 2003 und
vermutlich auch im Jahre 2004 werden die wesentlich zu
niedrigen Ansätze nicht ausreichen, sodass es hier zu
überplanmäßigen Ausgaben kommen wird. Aus diesem
Grunde kann man auch an dieser Stelle keine globale
Mehrausgabe auflösen.

Dieses Beispiel für den Umgang mit dem Haushalt
macht sehr deutlich, dass Rot-Grün etwas unter Reali-
tätsverlust leidet.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Etwas! – Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: „Etwas“ ist noch geschmeichelt! Das kann man auch härter ausdrücken!)


Der Haushaltsplan ist nichts weiter als eine Wunschvor-
stellung von Rot-Grün. Dies lässt sich im Hinblick auf
den gesamten Haushalt damit dokumentieren, dass Sie
noch im Frühjahr 2003 einen Haushalt mit einer Neuver-
schuldung von 18,9 Milliarden Euro aufgestellt haben.
Ein halbes Jahr später müssen wir feststellen, dass Sie
sich um 24,5 Milliarden Euro verschätzt haben.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Haarscharf an der Wirklichkeit vorbei!)


Wer so Haushaltspolitik betreibt, dem braucht man
nichts zu glauben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Unter diesen Umständen war der Haushaltsentwurf für
das Jahr 2003 nichts wert. Genauso ist es mit dem Haus-
haltsentwurf für 2004; auch er wird nichts wert sein.


(Walter Schöler [SPD]: Und das hast du jetzt deiner Frau so erklärt?)


– Das Schöne dabei ist, dass meine Frau im Gegensatz
zu Ihnen das, was ich hier sage, versteht. Sie sagt auch,
dass man das so nicht machen kann.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Bringen Sie Ihre Frau doch mal mit! – Walter Schöler [SPD]: Da bin ich ja froh, dass es einen Menschen gibt, der dich versteht.)


Auch bei diesem Kapitel wird es also schwierig sein,
eine globale Minderausgabe seriös aufzulösen.

Zum Bundesministerium gehört noch eine Reihe von
Instituten: das BfArM, die Bundeszentrale für gesund-
heitliche Aufklärung, das Paul-Ehrlich-Institut, das
Robert-Koch-Institut, das DIMDI, das Bundesversi-
cherungsamt und das Bundessozialgericht. Das Budget
dieser Institute beträgt insgesamt 206 Millionen Euro.
Ich warne nachdrücklich davor, hier eine globale Min-
derausgabe auflösen zu wollen. Das RKI hat eine große

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(C (D erantwortung für die Krankheitskontrolle und Gesundeitsprävention in Deutschland. Wir haben den Institun, auch dem RKI, in den letzten Jahren immer wieder eue Aufgaben übertragen, ohne dies adäquat mit Persoal zu untersetzen. Im Gegenteil, sie müssen wie alle inrichtungen der öffentlichen Verwaltung Personal abpecken. So können wir nicht weiter verfahren. Wir müssen dies richte ich an alle Fachpolitiker im Hause – im inne einer Aufgabenkritik darüber nachdenken, welche eniger wichtigen Aufgaben den Instituten weggenomen werden können, damit sie die Aufgaben, die bei ihen verbleiben, im Interesse unseres Landes gut erfüllen önnen. Man kann zum Beispiel beim BfArM und beim aul-Ehrlich-Institut darüber nachdenken, wie man ine bessere Gebührenfinanzierung und eine selbststänige Finanzverantwortung hinbekommt. Dafür gibt es in eutschland mittlerweile genügend gute Beispiele. Dies edarf allerdings sicherlich einer längerfristigen Koneption und entsprechender gesetzlicher Grundlagen, die rst noch zu schaffen sind. Was aber den Haushalt 2004 ngeht, so sind die Bedingungen geschaffen. Das Geld, as in den Haushalt eingestellt wird, brauchen die Instite tatsächlich. Auch hier halte ich es für unmöglich, ine globale Minderausgabe aufzulösen. Ich komme nun zu den Kapiteln 15 01 und 15 02. ier fallen mir allerdings einige Einsparvorschläge ein, (Walter Schöler [SPD]: Haben Sie das beantragt?)


(Beifall bei der CDU/CSU)


eispiel Öffentlichkeitsarbeit: Im Vergleich zum Haus-
altstitel im Jahr 2003 werden die Mittel für die Öffent-
chkeitsarbeit im Jahr 2004 um 21 Prozent aufgestockt.
ch meine, dass hier ein schrödersches Politikprinzip
ichtbar wird: Je schlechter die Politik, desto mehr Öf-
entlichkeitsarbeit!


(Beifall bei der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Leider auch wahr!)


rau Schmidt, halten Sie die Menschen eigentlich für
umm? Sie sollten lieber gute Politik machen. Dann
önnen die Menschen selber erkennen, was ihnen die
olitik in ihrem täglichen Leben bringt, und dann kön-
en Sie die Öffentlichkeitsarbeit getrost den Medien
berlassen, die das, was wir hier tun, intensiv begleiten.


(Beifall bei der CDU/CSU – Walter Schöler [SPD]: Wie viele Änderungsanträge sind denn von Ihnen dazu gekommen?)


Nach meiner Meinung kann man sich auch den ge-
lanten Neubau in Bonn ersparen. Die Begründung lau-
t nämlich – hören Sie einmal aufmerksam zu – : Er ist
ötig, weil der Büroraum in Bonn nach dem Umzug
ach Berlin nicht mehr ausreicht.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)

enn es in Zeiten knapper Kassen gelingen würde, den
üroraum in Berlin effektiver zu nutzen, dann könnte
an sich – erstens – den Neubau ersparen und würde –
weitens – im Titel Dienstreisen, der in Folge des Dop-






(A) )



(B) )


Dr. Michael Luther

pelstandorts des Ministeriums in Bonn und Berlin stän-
dig anwächst, etwas einsparen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Da wird doch wieder jemand geschummelt haben!)


Einsparen kann die Ministerin ebenfalls bei den Mo-
dellprojekten. Wozu braucht Deutschland Erkenntnisse
über die „Wirkungskontrolle im Rahmen der Armut- und
Reichtumsberichterstattung“ oder über die „soziale Aus-
grenzung im internationalen Kontext“? Das ist mir im
Berichterstattergespräch nicht deutlich geworden.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Da musst du deine Frau noch mal fragen!)


Ich meine, dass man in Zeiten knapper Kassen bei ein
paar solcher Modellprojekte einsparen kann.


(Beifall bei der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Guter Vorschlag!)


In den Kapiteln 15 01 und 15 02 sind, wie gesagt, große
Einsparpotenziale vorhanden. Bei einem Gesamtvolumen
von 755 Millionen Euro muss aber berücksichtigt werden,
dass gesetzliche Leistungen, wie die Erstattung von
Fahrgeldausfällen gemäß §§ 145 ff. SGB IX in Höhe
von 220 Millionen Euro oder die vertraglich gebundenen
Pflegeeinrichtungsinvestitionen in Höhe von 221 Millio-
nen Euro, fest gebunden sind. Bei dem jetzt noch nicht
weiter spezifizierten Teil von 314 Millionen Euro kön-
nen vor diesem Hintergrund vielleicht 10 Prozent, mög-
licherweise sogar 20 Prozent, nicht aber 157 Millionen
Euro eingespart werden.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Dann ist diese Ministerin am Ende! – Walter Schöler [SPD]: Ist das deine Meinung oder die deiner Frau? – Dr. Uwe Küster [SPD]: Also, Ihre Frau hat ganz schön was zu sagen!)


– Meine Frau kann offensichtlich besser rechnen als Sie.

(Heiterkeit – Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

– Frau Lehn, ich finde es interessant, dass Sie soeben
dem Satz zugestimmt haben: Meine Frau kann besser
rechnen als Sie.


(Waltraud Lehn [SPD]: Als eine Frau!)

– Nein, meine Frau.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Herr Luther, als in der Schule Mengenlehre dran war, mussten Sie doch immer Kreide holen!)


Das, was ich vorgerechnet habe, ist beeindruckend
und zeigt, wie die Haushaltssituation tatsächlich ist.

Ich stelle fest: Nicht nur der Einzelplan 15, sondern
der gesamte Bundeshaushalt 2004 ist nicht in Ordnung.
Dafür ist die rot-grüne Politik der letzten fünf Jahre ver-
antwortlich zu machen. Wir brauchen grundsätzliche
Strukturreformen in diesem Land; das ist klar. Die
CDU und die CSU werden die Strukturreformen – über
einen Teil dieser Reformen wurde ja bereits heute ver-
handelt – im Bundesrat nicht blockieren. Wir werden

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(C (D ielmehr das beschließen, was das Beste für Deutschand ist. och besser wäre natürlich ein Regierungswechsel. Beor jedenfalls die Ergebnisse des Vermittlungsausschuses nicht vorliegen, brauchen wir über den Haushalt 004 eigentlich gar nicht zu reden. Das wäre zum jetzien Zeitpunkt nämlich unseriös. Ich komme zum Schluss. Die Aufstellung des Einzel lans 15 ist unseriös. Dieser Einzelplan ist das Papier, uf dem er steht, nicht wert; deswegen hat meine Frau echt, wenn sie der Auffassung ist, es lohne sich nicht, arüber zu reden. (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507907100

Das Wort hat jetzt die Kollegin Waltraud Lehn.

(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Jetzt wollen wir mal wissen, Frau Lehn, was Ihr Mann gesagt hat!)



Waltraud Lehn (SPD):
Rede ID: ID1507907200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
err Luther, ich stimme Ihrer Rede in einem Punkt voll
nd ganz zu: Frauen sind in der Tat gute Rechnerinnen
nd für die Stabilisierung vieler Männer unverzichtbar.


(Heiterkeit und Beifall im ganzen Hause)

ch glaube, damit sind die Gemeinsamkeiten zwischen
ns aber weitgehend erschöpft.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wahrscheinlich kriegen Sie keinen Beifall mehr von uns, Frau Lehn!)


Der Haushalt 2004 des Bundesministeriums für Ge-
undheit und Soziale Sicherung ist vor dem Hintergrund
chwieriger sozialpolitischer Entscheidungen beraten
orden. Gleich vorweg: Das Ergebnis kann sich sehen
assen. Selten wurde ein Ergebnis so schnell, so effizient
nd unter dem Strich so sozial ausgewogen präsentiert.


(Klaus Brähmig [CDU/CSU]: Das glauben Sie selber nicht!)


Mit einem Gesamtvolumen von gut 83 Milliarden
uro ist dieser Einzelplan der mit Abstand größte Haus-
alt. Wir geben für keinen anderen Bereich so viel Geld
us wie für die Sicherung der Renten;


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Leider kommt sehr wenig dabei raus!)


ies macht allein 78 Milliarden Euro aus.

(Peter Dreßen [SPD]: Sehr gut!)


Das ist bei den so genannten Fremdleistungen, bei-
pielsweise bei der Anerkennung von Erziehungszeiten
n der Rentenversicherung, politisch gewollt. Unter an-
erem dafür haben wir die Ökosteuer eingeführt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Tanken für die Rente!)







(A) )



(B) )


Waltraud Lehn

Man stelle sich nur einmal vor, wo der Rentenversiche-
rungsbeitrag heute ohne die 54 Milliarden Euro, die seit
der Einführung der Ökosteuer in die Rentenversicherung
geflossen sind, stehen würde.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Sie hätten einfach nur besser wirtschaften müssen!)


Aber es gibt auch einen Zuwachs bei Kap. 15 13, also
bei der Rentenversicherung, der ungewollt ist. Drei Jahre
Wachstumsschwäche haben die Finanzsituation der ge-
setzlichen Rentenversicherung auf das Äußerste ange-
spannt. So besteht allein für 2004 ein rechnerisches De-
fizit von rund 8 Milliarden Euro.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Weil Sie die Wirtschaft ruinieren!)


Das ist vor allem auf erhebliche Beitragsausfälle auf-
grund der übergroßen Arbeitslosigkeit zurückzuführen.

Wir standen vor der schwierigen Aufgabe, den Anstieg
der Rentenversicherungsbeiträge der Arbeitnehmer und
der Arbeitgeber auf über 20 Prozent zu verhindern; denn
dies hätte die dringend benötigte Konjunkturbelebung in
Deutschland erschwert. Es musste also ein Weg gefun-
den werden, mit dem man die langfristigen Finanzpro-
bleme der Rentenversicherung in den Griff bekommt,
ohne dass die arbeitenden Menschen in Deutschland mit
immer mehr Abgaben belastet werden.

Wir arbeiten zurzeit in einem ungeheuren Kraftakt
darauf hin, die letzte Stufe der Steuerreform auf den Be-
ginn des Jahres 2004 vorzuziehen, damit mehr Geld in
die Taschen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
fließt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das mit dem Kraftakt nehme ich Ihnen ab!)


Zu diesem Vorziehen wird es allerdings nur dann kom-
men, wenn sich auch die rechte Seite dieses Hauses dazu
durchringen kann, diesen Schritt im Interesse der Wirt-
schaft und im Interesse der Menschen dieses Landes zu
unterstützen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es wäre in einer solchen Situation fatal, wenn das ganze
zusätzliche Geld durch den Anstieg der Sozialausgaben
gleich wieder einkassiert würde. Das würde keinen Sinn
machen und deswegen darf es nicht so weit kommen.

Um die Alterssicherung zu stabilisieren, braucht die
Rentenversicherung ein finanzierbares Fundament.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist wohl wahr! Aber jetzt werden Sie doch mal konkret!)


Gleichzeitig muss der Grundsatz der Generationenge-
rechtigkeit gewahrt bleiben: Wir dürfen weder die Jun-
gen noch die Alten übermäßig belasten.

Um dem Rechnung zu tragen, haben wir – auch das
will ich in Erinnerung rufen – mit der Einführung der

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(C (D iester-Rente eine strukturelle Veränderung vorgenomen nd wir werden den eingeschlagenen Weg fortsetzen. Der undeszuschuss zur Rentenversicherung sollte ursprüngch – darauf hat Herr Luther hingewiesen – um 2 Milliaren Euro gekürzt werden. Tatsächlich haben wir die eistungen für die Rentenversicherung mittlerweile um ,5 Milliarden Euro auf dann insgesamt 77,85 Milliarden uro erhöht. Warum hat es diese Änderung gegeben? – Die Ausga en der gesetzlichen Rentenversicherung sind seit 992 um rund 90 Milliarden Euro und damit um mehr ls 60 Prozent gestiegen. Nun wäre das nicht besonders esorgniserregend, wenn in der gleichen Zeit die Einahmen in gleicher Weise gewachsen wären. Das ist aber icht der Fall. (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das ist aber keine Erkenntnis von heute!)


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Na ja!)


Um diese Lücke zwischen den Einnahmen auf der ei-
en Seite und den Ausgaben auf der anderen Seite nicht
ur durch höhere Beiträge zu schließen, hat der Bund die
ehlenden Mittel aus Steuergeldern bereitgestellt. In den
etzten elf Jahren sind die dadurch entstandenen zusätzli-
hen Belastungen für den Bund ständig gestiegen. Der
undesanteil an den Rentenausgaben, der 1992 noch
ei etwa 20 Prozent gelegen hat, beträgt heute nahezu
3 Prozent. Das bedeutet, dass die Rente jedes Rentners
nd jeder Rentnerin heute zu mehr als einem Drittel
icht mehr durch Beiträge, sondern durch Steuern finan-
iert wird. Es ist völlig klar, dass sich dieser Trend nicht
infach weiter fortsetzen darf – auf 36, 37, 40, 45 oder
ar 50 Prozent Bundesanteil in absehbarer Zeit. Er muss
lso gestoppt werden.
Neben der Sicherstellung der Renten brauchen wir

ämlich Handlungsspielräume für die Zukunft
eutschlands. Ich nenne hier beispielhaft Bildung, For-
chung und auch Infrastruktur. Dieser Wille zur Ge-
taltung der Zukunft wird trotz der schwierigen finan-
iellen Lage bereits in diesem Haushalt für das Jahr 2004
eutlich. Bei den großen Forschungseinrichtungen gibt
s ein Plus, zwar nur von 3 Prozent, aber eben ein Plus.
ie Erfolgsgeschichte des BAföG wird fortgesetzt. Die
nsatzerhöhung beträgt 61 Millionen Euro.


(Beifall bei der SPD)

as Investitionsprogramm zum Ausbau der Ganztagsbe-
reuung an Schulen wird ohne Abstriche fortgesetzt. So
önnte ich noch vieles nennen. Wenn aber 77,85 Milliar-
en Euro – ich nenne die Zahl noch einmal; das ist gut
in Drittel vom Gesamthaushalt – allein für die Rente
usgegeben werden, dann bleibt für andere wichtige
ufgaben eben nicht so viel, wie wir eigentlich investie-
en wollen und auch investieren müssen.
Da bereits jetzt absehbar ist, dass für das nächste Jahr
Milliarden Euro in der Rentenkasse fehlen, konnten
nd wollten wir die eigentlich notwendige Einsparung
on 2 Milliarden Euro im Bundeshaushalt in dieser
chwierigen Lage nicht noch zusätzlich obendrauf legen.






(A) )



(B) )


Waltraud Lehn

Deshalb haben wir auf eine Kürzung des Bundeszu-
schusses verzichtet.

Stattdessen hat die Bundesregierung zwei Gesetzent-
würfe vorgelegt, mit denen der Beitragssatz bei
19,5 Prozent stabilisiert werden kann. Dies ist aber nicht
möglich – das muss man klar sagen – ohne eine aktive
Beteiligung der Rentnerinnen und Rentner. Dieser
Schritt war für uns schmerzhaft, aber er war nicht zu ver-
meiden.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Doch, wenn Sie rechtzeitig gehandelt hätten!)


Wir müssen den Jüngeren wie auch den Älteren sa-
gen: Die Sicherung der Rente ist eine gemeinsame Auf-
gabe, die jeden und jede etwas angeht.


(Beifall bei der SPD)

Um diese Aufgabe zu erfüllen, waren kurzfristige Maß-
nahmen ebenso notwendig wie strukturelle, in die Zu-
kunft hineinwirkende Maßnahmen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Wann kommen die denn?)


– Wenn Sie fragen: „Wann kommen die denn?“, dann
zeigt das, dass Sie sich noch nicht einmal die Mühe ge-
macht haben, die in den letzten Wochen behandelten Ge-
setze zu lesen, und das finde ich durchaus blamabel.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Um den Beitragssatz im nächsten Jahr bei 19,5 Pro-
zent stabil zu halten, wird die Rentenanpassung zum
1. Juli 2004 ausgesetzt.


(Zuruf von der CDU/CSU: Welche langfristigen Maßnahmen haben Sie denn gemacht?)


Ich bin sicher, dass die Mehrzahl der Rentnerinnen und
Rentner dafür Verständnis hat. Nicht zuletzt dient das ih-
ren Kindern und ihren Enkeln. Aber es ist nicht nur für
die gut, sondern schon mittelfristig auch für die Rentne-
rinnen und Rentner selbst. Je mehr Menschen in Arbeit
sind und je höher die Einnahmen in der Sozialversiche-
rung sind, desto stärker werden die Rente und der Zu-
wachs der Rente gesichert. Also ist das ein Beitrag nicht
nur für die Zukunft der Kinder und Enkel, sondern auch
für die Zukunft derjenigen, die heute Rente erhalten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Nun empört sich, wie wir ja gerade gehört haben, die

Opposition darüber und vergisst dabei völlig, dass wäh-
rend der letzten sechs Jahre ihrer Regierung, also zwi-
schen 1992 und 1998, die Renten insgesamt geringer als
die Inflationsrate gestiegen sind.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das war aber ehrlicher!)


Der Durchschnittsrentner hat in den letzten Jahren der
Kohl-Regierung monatlich gegenüber einem Arbeitneh-
mer bzw. einer Arbeitnehmerin durchschnittlich 38 Euro
verloren.

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(C (D (Zuruf von der SPD: Hört! Hört! – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Die Nettolohnbezogenheit war aber ehrlicher!)


as Aussetzen der nächsten Rentenerhöhung, also das,
as wir vorhaben, bedeutet für einen Rentner, der
00 Euro im Monat bekommt, dagegen einen Verzicht
uf 3,65 Euro monatlich.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das ist ja nur eine Maßnahme!)


,65 Euro hat ein Rentner aufgrund des Aussetzens der
entenerhöhung weniger, wenn er 700 Euro Rente be-
ommt.
Eine weitere Maßnahme, die uns nicht leicht gefallen
t, die aber ebenfalls notwendig war, ist die vollständige
bernahme des Beitrags zur Pflegeversicherung
urch die Rentnerinnen und Rentner ab dem 1. April
004. Bislang war es in der gesetzlichen Rentenversi-
herung so geregelt, dass dieser Beitrag je zur Hälfte von
en Rentnerinnen und Rentnern und von der Rentenver-
icherung aufzubringen war. Wer kritisiert, dass zukünf-
g der gesamte Betrag von den Rentnerinnen und Rent-
ern aufgebracht werden soll, der sollte bedenken, dass
ie Generation der heutigen Rentnerinnen und Rentner
um großen Teil von den Leistungen der Pflegeversiche-
ung profitiert, obwohl sie in diese 1995 eingeführte Ver-
icherung nur kurz bzw. überwiegend gar nicht einge-
ahlt haben.
Was macht das nun aus? Was bedeutet das in Euro

nd Cent? Es bedeutet, dass bei einer monatlichen Rente
on 700 Euro ab 1. April 2004 monatlich 5,95 Euro we-
iger zur Verfügung stehen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Damit sind wir schon bei 10 Euro!)


Das sind 10 Euro, aber immer noch keine 38 Euro.
Im Gegenzug zu diesen Belastungen durch die Über-

ahme der vollen Beiträge zur Pflegeversicherung wer-
en die Rentnerinnen und Rentner Beitragsentlastun-
en bei der Krankenversicherung schneller als bisher
püren. Darüber hinaus soll der Zeitpunkt der Renten-
uszahlung für zukünftige Rentnerinnen und Rentner
uf das Monatsende verlegt werden. Das ist eine ver-
etbare Regelung, weil diejenigen, die in Zukunft in
ente gehen – und nur für die gilt das ja –, damit so be-
andelt werden wie viele Erwerbstätige die ihre Leis-
ngen in der Regel ohnehin erst am Monatsende erhal-
n.
Als letzte kurzfristige Maßnahme haben wir vorgese-

en, die Mindestschwankungsreserve – darüber hat
ich ja Herr Luther so aufgeregt – von 50 Prozent auf
0 Prozent einer Monatsausgabe zu senken. Was um al-
s in der Welt ist daran so schlimm?


(Andreas Storm [CDU/CSU]: Es spricht Bände, dass Sie das immer noch nicht begriffen haben!)


m schlimmsten Fall muss der Bund eine Monatsrate Zu-
chuss an die Rentenversicherung eher auszahlen, als er






(A) )



(B) )


Waltraud Lehn

es eingeplant hat. Kein Rentner wartet eine Stunde län-
ger auf seine Rente, als das heute der Fall ist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Sie konstruieren da einen Konflikt, den es in der Realität
überhaupt nicht gibt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Nach dieser Argumentation könnten Sie sie ja ganz abschaffen!)


Trotzdem sage ich: Das kann nur eine vorübergehende
Maßnahme sein.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Warum denn? – Weitere Zurufe von der CDU/CSU: Aha! – Ach so!)


– Aber selbstverständlich, und zwar deswegen, weil man
nur einmal den Effekt erzielt, also ihn in den nachfolgen-
den Jahren nicht mehr erzielen kann. Deswegen haben
wir, und zwar mit Erfolg, darüber diskutiert, ob wir die
Schwankungsreserve umbauen und ihr in Zukunft auch
eine Bedeutung für die Stabilisierung der Rentenversi-
cherungsbeiträge angesichts konjunktureller Schwan-
kungen zusprechen sollen.


(Dr. Michael Luther [CDU/CSU]: Warum haben Sie sie dann nicht erhalten?)


Ich glaube, dass es eine ausgesprochen gute Regelung
ist, eine Nachhaltigkeitsrücklage aufzubauen und uns
von der alten Schwankungsrücklage zu trennen.

Im Einzelnen – ich fasse es zusammen – konnten die
0,8 Prozentpunkte folgendermaßen eingespart werden:
Die Absenkung des unteren Zielwertes der Schwan-
kungsreserve bringt 0,5 Prozentpunkte. Die Aussetzung
der Rentenanpassung zum 1. Juli 2004 bringt 0,1 Pro-
zentpunkte. Die Übernahme des vollen Beitragssatzes
der Pflegeversicherung durch die Rentner bringt 0,1 Pro-
zentpunkte. Die Verschiebung des Rentenauszahlungs-
termins auf das Monatsende – für die neuen Rentner, ab
April 2004 – bringt ebenfalls 0,1 Prozentpunkte.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wo sind da langfristige Maßnahmen? Wie sehen die denn aus? Sie sind ja eine Märchenerzählerin!)


Neben diesen kurzfristigen Maßnahmen müssen und
werden wir aber auch langfristige Maßnahmen ergreifen.
Ich habe es schon gesagt: Einen Meilenstein haben wir
mit der Riester-Rente gesetzt.

Erfreulicherweise leben die Menschen heute immer
länger. Allein das garantiert uns heute eine im Durch-
schnitt acht Jahre längere Rentenbezugsdauer, als sie
etwa noch die Generation unserer Eltern oder Großeltern
hatte. Der Rentenbezug verlängert sich nochmals um
drei bis fünf Jahre, weil die Mehrzahl der Arbeitnehme-
rinnen und Arbeitnehmer heute weit vor ihrem
65. Lebensjahr in Rente geht. 1960 – so lange ist das ja
noch nicht her – bezog ein Rentner in Deutschland im
Durchschnitt sechs Jahre lang Rente. Heute sind es
14 Jahre bei den Männern und 18 Jahre bei den Frauen.

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(C (D (Klaus Brähmig [CDU/CSU]: Ja, Gott sei Dank! – Otto Fricke [FDP]: Wie lange wissen wir das schon?)


ass das neue Antworten verlangt, muss doch jedem
lar sein!


(Andreas Storm [CDU/CSU]: Es hat aber gedauert, bis Sie das gemerkt haben!)


Hinzu kommt – das ist eine Entwicklung, die sich lei-
er negativ fortsetzt –, dass in Deutschland immer weni-
er Kinder geboren werden und immer weniger Bei-
ragszahler immer mehr Rentnern gegenüberstehen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wie lange wissen wir das schon?)


ir haben uns deshalb entschlossen, die Rentenanpas-
ungsformel zu ändern und einen Nachhaltigkeitsfak-
or einzuführen. Ich räume gerne ein, dass das bereits
nter Ihrem Minister Blüm angegangen wurde.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Aha!)

ber ich denke, dass unser Nachhaltigkeitsfaktor mehr
erechte Elemente enthält als der, den Sie ursprünglich
ingeführt haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Andreas Storm [CDU/CSU]: Das müssen Sie uns jetzt aber mal erklären!)


Wir brauchen derzeit keine Diskussion über eine Er-
öhung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre. Was wir
erzeit brauchen – und was genau in diese Richtung
eht –, ist, dass die Menschen zukünftig tatsächlich bis
u ihrem 65. Lebensjahr arbeiten.
Das Alter, in dem Berufstätige bei uns in Rente ge-

en, ist in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gesun-
en. 1960 lag es noch bei 64,7 Jahren. Noch mehr Men-
chen als heute haben damals 40, 45 oder sogar 50 Jahre
earbeitet.


(Zuruf der SPD: Und bei längerer Wochenarbeitszeit!)


eute gehen die Menschen im Durchschnitt mit
2,4 Jahren in Rente und eigentlich stimmt selbst diese
ahl nicht, denn wenn man die Renten wegen vermin-
erter Erwerbsfähigkeit hinzunimmt, liegt das durch-
chnittliche Eintrittsalter sogar bei nur 60,2 Jahren.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Wenn Sie die vorausgehende Arbeitslosigkeit mit hinzunehmen, ist es noch früher!)


Nach Angaben des VDR sind von den knapp
0 Millionen Rentnerinnen und Rentnern in diesem
and rund 2,4 Millionen Frührentner. Wir können es uns
infach nicht länger leisten, wenn zum Beispiel im öf-
entlichen Dienst noch nicht einmal 6 Prozent der Be-
chäftigten bis zum Alter von 65 Jahren arbeiten, noch
azu in einem Bereich, der von Kündigung nicht bedroht
st, in dem es also nicht um die Regulierung von Arbeits-
osigkeit geht. Die Politik der Frühverrentung, die
iele Unternehmen bisher benutzt haben, um ihre Beleg-
chaft zu verjüngen, wird zu Recht kritisiert. Hinzu
ommt noch eine veränderte Haltung der Menschen.






(A) )



(B) )


Waltraud Lehn

Viele sehen es als selbstverständlich an, nicht mehr bis
zum Alter von 65 Jahren zu arbeiten. Wer es trotzdem
tut, wird von seinen Kollegen durchaus als Exot angese-
hen. Das ist etwas, was man im Bewusstsein der Men-
schen mit den Menschen verändern muss. Wir müssen
den Menschen klar machen, dass diese weit verbreitete
Einstellung auf Kosten der Kinder und Enkel, aber auch
auf Kosten der eigenen Rente geht. Die Kinder und En-
kel werden später die Rechnung für die Annehmlichkeit
eines frühen Ruhestandes bezahlen müssen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Würde sich das tatsächliche Renteneintrittsalter um ein

Jahr erhöhen, könnten die Rentenausgaben kurzfristig um
bis zu 10 Milliarden Euro jährlich gesenkt werden.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Schon wieder kurzfristig!)


Der VDR hat außerdem ausgerechnet und deutlich ge-
sagt, dass mit jedem Jahr, um das das durchschnittliche
Renteneintrittsalter erhöht wird, der Beitragssatz um
0,8 Prozentpunkte verringert werden könnte. Deshalb
müssen und werden wir hier etwas tun.

Damit niemand von dieser Neuregelung kalt erwischt
wird, muss er sich darauf einstellen können. Wir werden
für rentennahe Jahrgänge besondere Vertrauensschutzre-
gelungen erarbeiten und ins Verfahren geben.


(Zuruf von der SPD: So ist es!)


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507907300

Liebe Frau Kollegin, Sie haben noch viel zu sagen,

aber nur noch ganz wenig Zeit. Die Zeit ist sogar schon
überschritten.


Waltraud Lehn (SPD):
Rede ID: ID1507907400

Das ist bedauerlicherweise wahr. Ich kann es aber

zum Schluss kurz machen, weil ich weiß, dass die Nach-
rednerinnen meiner Fraktion


(Detlef Parr [FDP]: Das alles wiederholen!)

– man beachte an dieser Stelle die Stärke der Frauen –


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


noch auf die wichtigen Bereiche Gesundheit und Pflege
eingehen werden. Deshalb kann ich darauf verzichten.

Lassen Sie mich zum Schluss der Frau Ministerin,
den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ihres Hauses und
des Finanzministeriums sowie den Kolleginnen und Kol-
legen, die mit mir gemeinsam den Haushalt beraten ha-
ben, herzlich danken.

Vielen Dank für Ihre Geduld.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Wolfgang Zöller [CDU/CSU])



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507907500

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Heinrich Kolb.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Und was sagt deine Frau dazu?)


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(C (D Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! err Luther, schönen Gruß an Ihre Frau. Sagen Sie ihr: s ist wirklich dringend erforderlich, dass wir hier eine ntensive Debatte über Sozialpolitik führen, (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)

Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1507907600

enn das ist die bittere Wahrheit in Deutschland im No-
ember 2003: Die Systeme der sozialen Sicherung in
hrer tradierten umlagefinanzierten Form tragen nicht
ehr, und das nicht nur wegen der aktuellen Probleme
uf der Einnahmeseite,


(Peter Dreßen [SPD]: Von Ihnen übernommen!)


ie konjunkturell bedingt sind, sondern mehr noch we-
en der absehbaren, ungleich schwerer wiegenden de-
ographischen Probleme, die wir ab 2010 haben wer-
en.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Die Beiträge können nur noch mit Mühe stabilisiert
erden. Aufwändig erarbeitete Reformgesetze im Be-
eich der Gesundheit entfalten nicht die Wirkung, die
ich die Beteiligten erhofft hatten, sondern verschaffen
ur eine kurze Atempause.
Alle wissen eigentlich, dass etwas geschehen muss,

ber die rot-grüne Koalition ist nicht bereit bzw. hat we-
en innerparteilicher Rücksichtnahmen – das konnte
an auf dem SPD-Parteitag sehr deutlich beobachten –


(Erika Lotz [SPD]: Das ist Ihnen ja fremd!)

icht die Kraft, die notwendigen Reformen durchzuset-
en.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Sozialpolitik in Deutschland steht an einer Weg-
cheide. Ich will an einigen Beispielen deutlich machen,
ohin nach Auffassung der FDP-Bundestagsfraktion die
eise gehen muss.
Gestatten Sie mir noch eine Vorbemerkung zum

hema „soziale Gerechtigkeit“. Sie, liebe Kolleginnen
nd Kollegen von Rot-Grün, lassen sich ja immer von
em Anspruch einer sozial gerechten Politik leiten und
lauben offensichtlich, eine gerechte Sozialpolitik sei
or allem eine Frage von größtmöglicher Umverteilung.
ch halte es diesbezüglich eher mit dem Nobelpreisträger
ilton Friedman, der gesagt hat:

Ich glaube nicht, dass es so etwas wie soziale Ge-
rechtigkeit gibt. Gerechtigkeit hat etwas mit dem
Individuum zu tun und nicht mit der Gesellschaft
als Ganzes.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Gerecht aus Sicht der Individuen ist eine Sozialpoli-

ik, die die notwendigen Reformen mutig vorantreibt, die
uf Verantwortung, Freiheit und Transparenz ohne






(A) )



(B) )


Dr. Heinrich L. Kolb

bürokratische Fallstricke setzt und die sich auch darum
sorgt, dass die nachwachsenden Generationen nicht die
Zeche einer verfehlten Volksbeglückung zu zahlen ha-
ben.


(Peter Dreßen [SPD]: Kurzum: alles privatisieren!)


Was heißt das jetzt konkret für die Handlungsfelder,
Gesundheitspolitik als erstes? Die FDP lehnt eine Bür-
gerversicherung ab. Sie ist eine Zwangsversicherung
sozialistischer Machart und löst keines der Probleme der
gesetzlichen Krankenversicherung.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig! – Waltraud Lehn [SPD]: Das ist ja ganz neu!)


Allerdings hüllen Sie das sehr geschickt in das Deck-
mäntelchen eines wohlklingenden Begriffs und versehen
es auch noch mit einem Etikett der Solidarität. Aber es
ist nach unserer Auffassung alles andere als solidarisch,
immer mehr Menschen in ein marodes System zu zwin-
gen.

Psychologisch gesehen ist es wahrscheinlich ein Akt
der Verdrängung, wenn Sie sich trotz der Tatsache, dass
Sie nicht einmal die Kraft haben, die aktuellen Probleme
der GKV zu lösen, jetzt daran machen wollen, eine
grundlegende Systemumstellung in Richtung Bürgerver-
sicherung zu wagen, nach dem Motto: Wenn wir schon
nicht auf den Hügel kommen, dann besteigen wir eben
einen Berg. Man muss sehr deutlich sagen, dass das, was
Sie hier machen, Traumtänzerei ist.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zweitens. Wir wollen den unverzüglichen System-
wechsel, also weg von der umlagefinanzierten hin zu
mehr privater kapitalgedeckter Sicherung.


(Peter Dreßen [SPD]: Wusste ich es doch! Alles privatisieren!)


Sie, Frau Ministerin, wollten die Beitragssätze in der
GKV auf 13,6 Prozent senken; das haben Sie jedenfalls
vollmundig angekündigt. Wir haben Ihnen schon im Au-
gust gesagt, dass Sie das nicht schaffen werden, weil Sie
nicht den Mut für die notwendige Einsparung von
20 Milliarden Euro hatten.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Jetzt steht die groß-grüne Gesundheitskoalition kleinlaut
vor dem Scherbenhaufen und muss erkennen, dass im
günstigsten aller Fälle der Beitragssatz von heute
14,3 Prozent im Durchschnitt auf 14 Prozent sinken
wird, und das wahrscheinlich erst im Laufe des nächsten
Jahres.


(Zuruf von der FDP: Eine Mogelpackung!)

Sie haben in Gesprächen mit den Krankenkassen fest-
stellen müssen, dass selbst Sie, Frau Ministerin, die
Grundrechenarten nicht außer Kraft setzen können. Das
ist auch gut so.

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(C (D Drittens. Die Kopfprämie nach den Vorstellungen on Herzog-Kommission und Frau Merkel hat zwar den harme der Entkoppelung der Krankenversicherungseiträge von den Löhnen. Es ist aber schlechterdings icht vorstellbar, weitere hohe zweistellige Milliardeneträge für die Krankenversicherung aus dem Bundesaushalt darzustellen. Schon jetzt werden fast 50 Prozent es Bundeshaushaltes für Soziales aufgewendet. Ein zuätzlicher Transfer konkurriert zudem mit dem für die DP prioritären Ziel einer deutlichen Steuersenkung; enn das ist die unabdingbare Voraussetzung für eine irtschaftliche Belebung. Handlungsfeld Rentenpolitik: Hier muss ich der von er SPD in Bochum beschlossenen Erwerbstätigenvericherung eine klare Absage erteilen. Die Zwangsrekruerung von Beamten, Selbstständigen und Freiberuflern st keines der Probleme. ch habe ein wenig den Verdacht, dass es Ihnen eigentch vor allem um das Kapital der berufsständischen Verorgungswerke geht. n der Realität lösen Sie damit kein Problem. Die Auseitung des Versichertenkreises hat zeitversetzt eine rößere Zahl von Leistungsberechtigten zur Folge. Das eht aber zulasten nachfolgender Generationen und ist lles andere als nachhaltig. Die FDP will die Stärkung der Beitragsbezogenheit er Rentenversicherung. Ich möchte einen neuen Vorchlag in die Diskussion einbringen. Wir wollen, dass ine abschlagsfreie Rente für langjährig Versicherte ünftig dann möglich wird, wenn ein Versicherter enteder 45 Jahre Beiträge zur gesetzlichen Rentenversiherung gezahlt hat – diesen Vorschlag hat man schon on verschiedenen Seiten gehört – oder wenn 5 Entgeltpunkte aus Beiträgen erworben worden sind. (Peter Dreßen [SPD]: Wie finanzieren Sie das?)


(Beifall bei der FDP)


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: So ist es!)


(Beifall bei der FDP)


ch denke, dass das – ebenso wie die Abschaffung der
rühverrentung – eine wichtige Weiterentwicklung des
entensystems ist. Man muss es allerdings richtig ma-
hen, Herr Dreßen, und nicht so, wie Sie es mit Ihrem
ntwurf eines Rentenversicherungs-Nachhaltigkeitsge-
etzes vorgesehen haben. Was Sie machen, ist nichts
albes und nichts Ganzes. Sie beenden nicht die Mög-
chkeit, Ansprüche zu begründen. Das ist weder ein Zei-
hen von klarer Konzeption noch von Berechenbarkeit.


(Beifall bei der FDP – Peter Dreßen [SPD]: Sind Sie bei der Grundrente?)


Letzter Punkt: Die FDP-Bundestagsfraktion will die
ereinbarkeit von Familie und Erwerbsarbeit verbes-
ern, die Erwerbsquote von Frauen erhöhen


(Erika Lotz [SPD]: Sagen Sie mal etwas zur Finanzierung!)







(A) )



(B) )


Dr. Heinrich L. Kolb

und durch die Verbesserung der Rahmenbedingungen für
Familien positiv auf die Geburtenentwicklung einwir-
ken. Denn: Wir brauchen zur Stabilisierung der Systeme
der sozialen Sicherung wieder mehr Kinder. Diese För-
derung muss aber nach unserer Auffassung im Steuer-
recht erfolgen und darf nicht auf spätere Rentenzahlun-
gen vertagt werden. Deswegen erteilen wir den
Vorschlägen des Ministerpräsidenten Stoiber eine klare
Absage.


(Beifall bei der FDP)

Wir wollen den vollen Grundfreibetrag von

7 500 Euro auch für Kinder, einen Rechtsanspruch auf
einen kostenlosen Kindergartenplatz – halbtags ab dem
dritten Lebensjahr – und auch die steuerliche Absetzbar-
keit der Aufwendungen für die Kinderbetreuung. Man
muss ehrlicherweise sagen, Herr Dreßen: Hier können
viele Arbeitsplätze neu geschaffen werden.


(Zuruf von SPD: Das ist ja ganz neu!)

Durch diese Maßnahmen werden Frauen in die Lage ver-
setzt, Karriere und Beruf mit Familie und Kindern zu
vereinbaren.


(Beifall bei der FDP)

Schlussbemerkung: Der von der rot-grünen Koalition

vorgelegte Haushalt ist verfassungswidrig. Mehr als das:
Er ist auch extrem auf Kante genäht. Die Systeme der
sozialen Sicherung in Deutschland stehen vor einem äu-
ßerst schwierigen Jahr 2004. Ohne eine wirtschaftliche
Belebung kann und wird es keine Entspannung geben.
Die Prognosen der Bundesregierung sind meines Erach-
tens in jeder Hinsicht optimistisch. Erfüllen sie sich
nicht, wird der Druck auf die Beiträge in allen Zweigen
der Sozialversicherung dramatisch anwachsen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507907700

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Birgitt Bender.


Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507907800

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich

möchte die Haushaltsdebatte zum Anlass nehmen, über
die Modernisierung der sozialen Sicherungssysteme
und die unterschiedlichen Vorstellungen zu sprechen, die
dazu auf der einen Seite Rot-Grün und auf der anderen
Seite die Union hat. Es ist ja als solches nicht drama-
tisch, festzustellen, dass die Regierungsparteien bzw. die
Grünen eine andere Vorstellung haben als die Union.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie redet nicht zur Tagesordnung! Das ist doch eigentlich nicht zulässig, oder?)


Aber es lohnt schon, die Vorstellungen der Union einmal
unter die Lupe zu nehmen. Denn meine These ist, liebe
Kolleginnen und Kollegen von der Union, dass Sie, so
wie Sie die Modernisierung des Sozialstaates angehen,
jegliche Reformbereitschaft der Menschen ersticken.
Ich will Ihnen sagen, warum.

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(C (D (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das steht doch alles gar nicht auf der Tagesordnung!)


Sie schlagen als Ergebnis der Herzog-Kommission
or, die Gesundheitsversorgung auf ein Kopfgeldsystem
mzustellen. Erst einmal werden Leistungen gestrichen.
iese werden nicht mehr sozialstaatlich bezahlt; die
enschen müssen sie vielmehr privat aus ihrem Geld-
eutel bezahlen. Hinzu kommt ein Kopfgeld von – je
achdem – 200 bis 260 Euro. Die Beträge ändern sich ja
ede Woche; in der Tendenz werden sie immer niedriger,


(Hildegard Müller [CDU/CSU]: Weil Sie nicht wissen, worum es geht!)


eil Sie merken, dass Sie da ein Vermittlungsproblem
aben. Dabei kommt eine Entlastung der Besserverdie-
enden


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wie bei Ihrer Bürgerversicherung!)


nd eine Belastung der Geringverdienenden, insbeson-
ere der Familien, heraus, die bisher sehr viel geringere
rankenkassenbeiträge zahlen. Weil das die Leute natür-
ich merken, sagen Sie anschließend, dass ein sozialer
usgleich aus Steuermitteln vorgesehen ist. Dafür
räuchten Sie 10 Milliarden Euro. Im Herzog-Konzept
aben Sie offen gelassen, woher diese Milliarden kom-
en sollen.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Frau Bender, Sie waren schon besser!)


Frau Merkel spricht zwar auf den Regionalkonferen-
en von einem sozialen Ausgleich. Aber Herr Merz, Ihr
inanzexperte,


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie wären froh, wenn Sie so einen hätten! – Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Den Oswald Metzger haben Sie ja in die Wüste geschickt!)


ingt zugleich das Lied von der Steuersenkung. Ich will
ar nicht darauf eingehen, ob sein Konzept in sich
chlüssig ist. Fest steht aber: Die für den sozialen Aus-
leich notwendigen 10 Milliarden Euro finden sich nir-
endwo in diesem Steuerkonzept.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Andreas Storm [CDU/CSU]: Erstens, nachlesen! Zweitens, reden Sie mit dem Oswald Metzger!)


Das heißt, die Union redet mit gespaltener Zunge.

(Zuruf von der CDU/CSU: Realitätsverlust!)


uf der einen Seite versprechen Sie den Leuten, dass sie
eniger Steuern zu zahlen brauchen. Auf der anderen
eite schlagen Sie ein Modell vor, von dem Sie sagen,
ass es zwar für etliche sozial nicht verkraftbar sei, es
ber den großen Steuertopf gebe, aus dem der soziale
usgleich bezahlt werden könne. Wer soll Ihnen so et-
as noch glauben?






(A) )



(B) )


Birgitt Bender

Dann laufen noch so marodierende Sozialstaatszersä-

ger wie der Herr Mißfelder herum, der den alten Men-
schen keine neuen Hüftgelenke gewähren will.


(Zurufe von der CDU/CSU: Oje! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Frau Präsidentin, sie spricht nicht zur Tagesordnung!)


Was soll dabei herauskommen? Das Ergebnis ist: Sie
machen den Leuten Angst. Damit entstehen Reformblo-
ckaden und keine Reformbereitschaft; das sollte sich
auch eine Opposition einmal überlegen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Nichts gelernt!)


In der Wirkung ist das, was Sie bei der Rente tun,
nicht sehr viel anders.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Beschäftigen Sie sich doch einmal mit Ihrer Politik! Das scheint Ihnen ja nicht einmal einen Satz wert zu sein! Sie regieren doch! Was machen Sie denn gerade?)


Sie fordern im Herzog-Konzept, das Rentenniveau solle
sinken, und zwar 10 Prozent unter das Niveau, das Herr
Rürup vorgeschlagen hat. Darüber könnte man ja disku-
tieren. Aber anschließend sagen Sie: Wer 45 Jahre Bei-
träge eingezahlt hat, bekommt sowieso die volle Rente.
Das heißt, Sie schaffen eine Ungleichbehandlung, je
nachdem, wann jemand in das Berufsleben eingetreten
ist, und benachteiligen dabei insbesondere die Frauen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das hat doch gar nichts mit dem Haushalt zu tun!)


Dann kündigen Sie an, die Kindererziehung werde
besser gestellt, als es im bisherigen Recht der Fall ist.
Nun mag es ja sein, dass Sie die bisherige Förderung der
Kindererziehung in der Rentenversicherung, die uns im-
merhin 12 Milliarden Euro kostet, für nicht ausreichend
halten; das sollten Sie dann begründen. Aber Sie sollten
vor allem darstellen, woher jetzt die nächsten Steuermit-
tel in Höhe von 10 Milliarden Euro kommen sollen,


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Ich würde mich mal um die 43 Milliarden Euro Schulden kümmern!)


mit denen Sie dies finanzieren wollen. Ich sage nur: Herr
Merz lässt grüßen. Das Motto der Union lautet: Steuer-
senkung. Wo sind diese nächsten 10 Milliarden Euro, die
Sie hier versprechen? Ich kann sie nirgends entdecken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Die werden Sie auch nicht im Haushaltsplan finden!)


Nur nebenbei zum Streit zwischen CDU und CSU;
das mutet beinahe schon kurios an. Die CSU fordert:
Weniger einzahlen, mehr herausbekommen! Bezahlen
sollen dies die bösen Kinderlosen. Immerhin, von den
Grundrechenarten her, ist dies fast überzeugender als das
Konzept der Union.

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(C (D (Heiterkeit der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


s hat nur einen anderen Nachteil; das meine ich ganz
rnst. Sie beginnen damit eine gnadenlose Sozialneidde-
atte. Die nützt niemandem, am allerwenigsten den Kin-
ern.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie sollten einmal das Bundesverfassungsgerichtsurteil dazu lesen!)


ie sollten sich gut überlegen, ob Sie das damit weiter-
achen wollen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Andreas Storm [CDU/ CSU]: Es ist schon peinlich, dass Ihnen zum Thema „Familie“ gar nichts einfällt!)


So, wie Sie vorgehen, nimmt man die Menschen bei
en Reformen nicht mit, die wir brauchen, um die sozi-
le Sicherung zukunftsfest zu machen. Man darf den
euten keine Wohltaten versprechen – das tun wir auch
icht –, die nicht zu finanzieren sind.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Sie haben ja auch keine!)


an muss ihnen hingegen die Reformschritte vermit-
eln, die jetzt notwendig sind, und ihnen zeigen, wie die
ängerfristigen Perspektiven aussehen.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Ihre längerfristige Perspektive ist die Nullrunde nächstes Jahr bei den Rentnern!)


Wir gehen diesen Weg etwa bei der Rente. Die Kolle-
in Lehn hat die kurz- und mittelfristigen Reform-
chritte, die wir anvisieren, ausführlich erläutert. Ich will
ur sagen, dass so etwas wie der Nachhaltigkeitsfaktor
der auch der Abbau der Frühverrentung Strukturele-
ente sind, die einen fairen Ausgleich zwischen den Ge-
erationen gewährleisten, weil es immer auch darauf an-
ommt, wie hoch die Beitragsbelastungen in der Zukunft
ind. Deswegen halten wir das für richtige und vermittel-
are Schritte.
Wir werden auch die Riester-Rente vereinfachen,


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Na endlich!)

amit die Menschen stärker motiviert werden, eine pri-
ate Vorsorge aufzubauen. Das ist der Weg zur Alterssi-
herung, der nicht in die Altersarmut führt, aber auch die
eiträge in diesem System bezahlbar hält.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Grünen sagen auch, wie wir uns die weitere Zu-
unft vorstellen.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Oh Gott! Zwangskollektivierung!)


nsbesondere bei der Gesundheitsversorgung setzen wir
uf das Modell Bürgerversicherung. Frau Kollegin, das
eißt, alle zahlen ein und alle Einkommensarten werden






(A) )



(B) )


Birgitt Bender

berücksichtigt. Das bedeutet, dass Gesundheitsleistun-
gen auch in Zukunft für alle finanzierbar sind.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Für alle wird es schlechter! – Detlef Parr [FDP]: Was sagt die Verfassung dazu?)


– Das ist mit der Verfassung vereinbar. Fragen Sie dazu
einmal Ihre Juristen. Sie haben ja auch welche.

Das bedeutet auch Gerechtigkeit, weil es dann gleiche
Spielregeln für alle gibt. Wir wollen keine Zweiklassen-
medizin, bei der sich die Besserverdienenden in die pri-
vate Versicherung verabschieden und dann Ärzten ge-
genübersitzen, die mit ihrer Behandlung mehr als mit der
Behandlung von Kassenpatienten verdienen. Das kann
nicht richtig sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507907900

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Kolb?


Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507908000

Nein, denn meine Redezeit ist leider schon fast abge-

laufen.

(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das wird nicht angerechnet!)

– Gut, dann stellen Sie Ihre Frage.


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1507908100

Ich bedanke mich, Frau Kollegin Bender, dass ich die

Zwischenfrage stellen darf. Jetzt habe ich allerdings den
Faden verloren.


(Heiterkeit)



Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507908200

Jetzt haben Sie vergessen, was Sie fragen wollten?


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1507908300

Geben Sie mir bitte noch einmal das Stichwort dazu.


Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507908400

Ich war bei der Bürgerversicherung.


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1507908500

Ja, die Besserverdienenden. Jetzt habe ich es.
Es ist doch so, Frau Kollegin Bender, dass Sie – wenn

ich Sie richtig verstanden habe – die Beitragsbemes-
sungsgrenze nicht anheben wollen. Stimmen Sie mir
dann zu, dass bei Ihrem Modell zukünftig vor allem die
Mittelschicht stärker belastet wird, also die Lohnemp-
fänger, die ein wenig Kapital auf die Seite gelegt haben,
möglicherweise eine Eigentumswohnung vermietet ha-
ben und dann auf diese zusätzlichen Einkünfte einen
Beitrag leisten müssen und damit höher belastet werden
als bisher? Stimmen Sie mir zu, dass vor diesem Hinter-

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(C (D rund – ich setze voraus, dass Sie die Beitragsbemesungsgrenze nicht anheben wollen – Ihre Lösung mit der ürgerversicherung höchst unsozial ist? Es ist richtig, dass wir die Beitragsbemessungsgrenze icht anheben wollen. Ich bestreite aber, dass unser Moell unsozial ist. Sie nennen ja selber einen Fall, in dem emand zusätzliche Einkünfte über das Lohneinkommen inaus bezieht. (Otto Fricke [FDP]: Dann ist das ein Besserverdienender?)

Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507908600

Wir konnten in den letzten Jahrzehnten beobachten,
ass der Anteil der Lohneinkünfte am Volkseinkommen
bnimmt,


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das hat mit der Frage nichts zu tun!)


ingegen Mieterträge und Erträge aus Kapitaleinkünften
mmer mehr an Bedeutung gewinnen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Die Besserverdienenden müssen das bei Ihnen mitbezahlen!)


as soll denn daran richtig sein, dass beispielsweise ein
eicher Erbe, der nur noch einer Teilzeitarbeit nachgeht,
ur die dementsprechend niedrigeren Beiträge bezahlt,
uf den Rest seiner Einkünfte aber nicht,


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Der zahlt doch nicht mehr, wenn er über der Beitragsbemessungsgrenze liegt! Das ist unlogisch!)


bwohl er leistungsfähig ist? Uns geht es um eine Bei-
ragsleistung nach der Leistungsfähigkeit. Das nenne ich
oziale Gerechtigkeit. Aber darunter verstehe ich auch
twas anderes als die FDP.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Davon muss man leider ausgehen!)


Zur Bürgerversicherung will ich nur sagen: Ich kann
hnen versichern, dass die Halbwertszeit unseres Kon-
epts länger ist als die bei manch anderem in diesem
ause.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Wie oft haben Sie denn Ihr Modell geändert?)


ir Grüne werden nicht sagen: Das war ja nur so eine
dee von uns. Wir wollen vielmehr eine Grundentschei-
ung bis zum Ende der Legislaturperiode.
Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507908700

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Wolfgang Zöller.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )



Wolfgang Zöller (CSU):
Rede ID: ID1507908800

Grüß Gott, Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Was wir hier erleben, ist schon mehr als selt-
sam. Da stellt sich Rot-Grün über Monate hin und hält
der Opposition vor, sie habe keine Konzepte. Frau
Bender, Sie haben jetzt 90 Prozent Ihrer Redezeit darauf
verwendet, über die Konzepte der Union zu diskutieren.
Das ist ein leichter Widerspruch.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Alles, was Sie schaffen, ist Ängste zu erzeugen!)


Nachdem hier schon Abgeordnete – und deren Fami-
lienangehörige – das Notwendige zu den Eckdaten des
Haushaltsplans gesagt haben, möchte ich einen Punkt
ansprechen, und zwar die Öffentlichkeitsarbeit, sprich
Werbung. Ich kritisiere nicht die Höhe des Titels für Öf-
fentlichkeitsarbeit, sondern das Verfahren, wie er zu-
stande gekommen ist.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Ich kritisiere auch die Höhe!)


Wenn ich ein Gesetz verabschiede, das die Menschen im
Lande nicht verstehen, dann muss ich mich nicht wun-
dern, dass sehr viel Aufklärungsarbeit betrieben werden
muss, um ihnen den Sinn zu vermitteln.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, obwohl wir dieses
Gesetz im Konsens erarbeitet haben, sind wir im Ansatz
unterschiedlicher Auffassung: Rot-Grün ist nach wie vor
der Meinung, man könnte mehr über Reglementierung
erreichen;


(Peter Dreßen [SPD]: Nein!)

wir dagegen sind fest davon überzeugt, dass Ziele durch
mehr Wettbewerb wesentlich besser erreicht werden
können.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie bei den Apotheken, sage ich nur!)


Ich möchte Ihnen ein Beispiel nennen – ich habe ge-
hofft, dass Sie an dieser Stelle einen Zwischenruf ma-
chen –, an dem die verschiedenen Auffassungen deutlich
werden. Bei der Versorgung chronisch Kranker waren
wir alle der Auffassung, dass die Versorgung verbessert
werden muss und die Finanzmittel gerechter verteilt
werden müssen. Doch was kommt auf die Ärzte zu?
– Das will ich Ihnen zeigen: Dies ist der Strukturvertrag
für die Behandlung chronisch kranker Diabetiker. Es
kommt aber noch dicker. Die Ärzte müssen bei der Be-
handlung eines jeden Patienten acht Seiten ausfüllen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Es fehlt noch eine Seite!)


Das führt dazu, dass viele Ärzte dies nicht mehr anbie-
ten.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: So ist es!)

Im Ziel war es gut gemeint, in der Praxis ist es aber nicht
umsetzbar.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wenn man Insider danach fragt, sagen sie einem, dass
s den Großteil dieser Regelungen, dieser Formalitäten
icht deswegen gibt, um die Qualität der Versorgung der
hronisch Kranken zu verbessern,


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Richtig!)


ondern weil diese bei der Verwaltung im Risikostruk-
urausgleich berücksichtigt werden müssen. Wir geben
eld an der verkehrten Stelle aus, nämlich mehr Geld
ür die Verwaltung und weniger Geld für die Behandlung
on Kranken. Das kann nicht unser Ziel sein.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich möchte Ihnen nun aber auch ein Beispiel nennen,
ie man es mustergültig machen kann. Wir haben gemein-
am § 65 a SGB V – Bonus für gesundheitsbewusstes
erhalten – erarbeitet. Es steht im Gesetz:

Die Krankenkasse kann in ihrer Satzung bestim-
men, unter welchen Voraussetzungen Versicherte ...
Anspruch auf einen Bonus haben.

ufgrund dieser einfachen Botschaft sind Ideen entstan-
en, von denen wir vor einigen Jahren nur träumen
onnten. Es gab fast schon einen Ideenwettbewerb. Die
assen bieten nun Individualtarife, maßgeschneiderte
akete für Versicherte an, was versorgungspolitisch sinn-
oll ist. Bisher konkurrierten sie fast ausschließlich durch
iedrige Beitragssätze. Jetzt wird eine Konkurrenz durch
ie besonderen Leistungspakete hinzukommen. Dadurch
ommen wir – auch das ist ein wichtiger Punkt – von der
ollkaskomentalität weg hin zu der Stärkung der Gedan-
en der Prävention und der Eigenverantwortung. Dieser
etzt entstehende Wettbewerb beweist, dass freiheitliche
lemente einer starren Reglementierung eindeutig über-
egen sind.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Dieter Thomae [FDP]: Könnten Sie das bitte wiederholen?)


Lassen Sie mich einen weiteren Punkt ansprechen,
er die gegenwärtig geführten Diskussionen zur
esundheitsreform betrifft. Ich sage unumwunden: Ich
alte diese Diskussionen zum jetzigen Zeitpunkt für
ontraproduktiv. Das Gesetz, das erst zum 1. Januar
004 in Kraft treten wird, weist immerhin einen Umfang
on über 20 Milliarden Euro auf. Wenn dieses Gesetz
icht richtig umgesetzt wird, wird die Reformfähigkeit
nd die Reformwilligkeit in Deutschland abnehmen.
enn das Reformgesetz, das die großen Parteien be-
chlossen haben, nicht zum Ziel führt, werden sich viele
urücklehnen und sich fragen, warum sie die Regelun-
en dieses Gesetzes umsetzen sollten, schließlich
omme bald sowieso ein neues. Wenn wir so verfahren,
achen wir über alle Parteigrenzen hinweg einen ent-
cheidenden strategischen Fehler.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Wolfgang Zöller

Wir können über die verschiedenen Systeme streiten.

Ich sage Ihnen: Wir müssen ganz anders vorgehen. Wir
müssen uns auf Grundsätze verständigen, anhand deren
wir diese Modelle beurteilen und messen. Ein neues und
zukunftssicheres Finanzierungssystem muss für meine
Begriffe folgenden Punkten gerecht werden:

Erstens. Realisierung des Prinzips der Nachhaltigkeit
in der Finanzierung.

Zweitens. Entkopplung von den Lohnkosten, um den
Faktor Arbeit zu entlasten.

Drittens. Langfristige Berücksichtigung der demogra-
phischen Entwicklung.

Viertens. Sicherung der Solidarität zwischen Jung und
Alt sowie Arm und Reich. Dabei muss auch die Famili-
enkomponente berücksichtigt werden.

Fünftens. Keine weitere Bürokratisierung. Im Gegen-
teil: Es muss ein Abbau solcher Hemmnisse erfolgen.


(Otto Fricke [FDP]: Und dann macht ihr ein solches Gesetz!)


Nicht nur in der gesetzlichen, sondern auch in der pri-
vaten Krankenversicherung brauchen wir mehr Spiel-
raum. Zurzeit ist ein Wechsel von einer privaten Kran-
kenversicherung zur anderen kaum möglich, weil die
Übertragbarkeit der Altersrückstellungen nicht gewähr-
leistet ist. Auch hier sollten wir eine realitätsbezogene
gemeinsame Lösung anstreben.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: So ist es!)


Dennoch sage ich: Wir müssen zeigen, dass aufgrund
dieser aktuellen Reform die Chance besteht, das Finan-
zierungsproblem mittelfristig zu lösen, sodass wir die
langfristige Finanzierungsproblematik in dem jetzt gege-
benen Zeitfenster bis 2006 fachlich sauber lösen können.

Das Gleiche gilt auch für die Rentenreform. Auch
hier warne ich vor unsachlichen Debatten. Wir sollten
versuchen, uns darüber zu einigen, was durch diese Re-
form eigentlich geleistet werden soll. Hier müssen wir
ehrlich sagen: Die Wahrung des Besitzstandes darf nicht
höher geschätzt werden als das Streben nach Gerechtig-
keit – ganz speziell bezogen auf die Familien. Frau Kol-
legin Bender, man muss das Urteil des Bundesverfas-
sungsgerichts nur richtig deuten. Bezüglich der
Pflegeversicherung heißt es dort nämlich:

Beitragszahler, die zusätzlich Kinder erziehen, sind
gegenüber jenen benachteiligt, die keine Kinder er-
ziehen. Dies muss im Beitragssystem ausgeglichen
werden.

(Waltraud Lehn [SPD]: Machen wir doch!)


Bevor wir jetzt weiter über ein System A, B und C
diskutieren, sollten wir vielleicht versuchen, folgende
Fragen gemeinsam zu beantworten: Erstens. Wie sieht
die Gestaltung der Beitragshöhe aus? Es ist doch unum-
stritten, dass ein stabiler Beitragssatz den Spielraum der
jungen Generation für mehr private Vorsorge vergrößert.
Der stabile Beitragssatz ist gleichzeitig auch ein Beitrag

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(C (D ur Begrenzung der Lohnnebenkosten und zur Generatinengerechtigkeit. Zweitens. Was ist mit dem Rentenniveau? Das Ni eau muss so gestaltet werden, dass die Rentenzahlung ls Lohn für die Lebensarbeitszeit ersichtlich bleibt. Der emographische Faktor ist unerlässlich. Er hätte schon eit etlichen Jahren wirken können, wenn Rot-Grün ihn icht verhindert hätte. Ungeachtet der verschiedenen Modelle, über die wir iskutieren, glaube ich, dass wir alle – insbesondere, enn es um die Rente geht – mit Zahlen ehrlicher umgeen sollten. Nach den Prognosen aller wissenschaftlihen Experten wird die gesetzliche Rente die ursprünglihe Funktion der Sicherung des Lebensstandards nicht ehr voll erfüllen können. Das heißt aber auch: Wir näern uns langsam dem Sozialhilfeniveau. Wenn jemand, er 40 Jahre in das Rentensystem eingezahlt hat, durch bschläge plötzlich in die Nähe des Sozialhilfeniveaus ommt, dann stellt sich die Legitimationsfrage für die ente im Prinzip von allein. Wir müssen sehr darauf aufassen, wie wir mit den Zahlen umgehen. Drittens. Welche Regelungen treffen wir bezüglich es Renteneintrittsalters? Auch hier sage ich klipp und lar: Wir müssen uns als Erstes an das tatsächliche Reneneintrittsalter heranwagen. Ich glaube, die Diskussion ber eine Anhebung auf 67 Jahre wird von der Bevölkeung zum jetzigen Zeitpunkt nicht verstanden. Sie sagen: ersuchen Sie einmal, einen 55oder 58-Jährigen zu ermitteln. Das heißt, für die Menschen ist das angetrebte Ziel viel zu weit von der tatsächlichen Situation ntfernt. 50 Prozent der Betriebe in Deutschland haben eine Mitarbeiter, die älter als 50 Jahre sind. Wir verunsichern die Menschen. Wir müssen die enschen wesentlich mehr in die Diskussion einbinden. ch halte es daher zum jetzigen Zeitpunkt für notwendig, ass Unternehmer, Gewerkschafter und Politiker geeinsam versuchen, die Chancen für ältere Mitarbeiter u verbessern, damit sie länger in Arbeit bleiben können. Jetzt habe ich leider das Problem, dass mir meine Re ezeit davongelaufen ist. Daher werde ich einiges nur och stichpunktartig anführen. Bei der Familienkompoente muss die Kinderrente als Kinderbonus primär als achteilsausgleich angesehen und dementsprechend usgestaltet werden. Die Regelung, nach 45 Arbeitsjahen ohne Abschläge in Rente gehen zu können, bezieht ich für mich auf die Leistung. Dies muss bei der Rente rkennbar sein. Die Riester-Rente – ich glaube, darin ind wir einer Meinung – muss vereinfacht werden. Ich komme zu meinem letzten Satz. Was wir brau hen, ist eine offene und ideologiefreie Debatte. In dieer Debatte darf nicht schon vorher das Ergebnis feststeen. Wir sollten die Zeit nicht damit vergeuden, uns die chwächen unseres Systems gegenseitig vorzuhalten, ondern wir sollten die Frage beantworten – das erforert viel Arbeit –, mit welchen Maßnahmen wir das Ziel rreichen können. Wolfgang Zöller Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)





(A) )


(B) )



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507908900

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Helga Kühn-

Mengel.

(Beifall bei der SPD)



Helga Kühn-Mengel (SPD):
Rede ID: ID1507909000

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol-

legen! Herr Kollege Zöller, aus dem, was Sie gerade vor-
getragen haben, kann ich nur eines schließen: dass Sie
im Bundesrat unseren Reformpaketen zustimmen wer-
den.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Andreas Storm [CDU/CSU]: Da haben Sie aber nicht zugehört!)


Wir haben in den letzten Monaten wirklich einiges
geleistet, um unsere sozialen Sicherungssysteme, die wir
erhaltenswert finden, zu stabilisieren und zukunftsfest zu
machen. Sie hingegen wurden sich in der Zwischenzeit
mit Ihren vielen unterschiedlichen Konzepten nicht ei-
nig. Sie haben sich darum entschlossen, davon abzulen-
ken und den Karren im Bundesrat gegen die Wand fah-
ren zu lassen,


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Sie haben doch den Karren Bundesrepublik gegen die Wand gefahren!)


indem Sie blockieren und Reformen verhindern, um am
Ende wie ein Phönix aus der Asche zu steigen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das war nicht meine Rede! – Andreas Storm [CDU/CSU]: Das war die Rede von Oskar Lafontaine von 1997!)


Dies wird Ihnen aber nicht gelingen; denn die Menschen
spüren, dass dies reines Machtkalkül ist. Wir werden den
Menschen im Land sagen, wie es sich wirklich verhält.

Wir haben Deutschlands Zukunft mit der Agenda
2010 auf starke Säulen gestellt. Wir senden mit den Re-
formen eine ehrliche Botschaft aus: Wer den Sozialstaat
erhalten will, der muss dafür sorgen, dass den Menschen
auch in Zukunft Schutz vor den großen Lebensrisiken
zugute kommt. Keiner darf sich um die Frage der Finan-
zierbarkeit von sozialen Leistungen drücken.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das gilt für unser Gesundheitssystem und die Rentenver-
sicherung. Die Rente ist nicht per se sicher, sondern nur
dann, wenn sie bezahlbar bleibt.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Hört! Hört!)

Wir Gesundheitspolitiker und Gesundheitspolitikerinnen
von Rot-Grün haben aus tiefster Überzeugung dafür ge-
kämpft, die Chancen und die Rechte auch der wirtschaft-

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(C (D ch Schwachen in unserem Lande zu verbessern. Auf iesem Gebiet haben wir eine Menge vorzuweisen. Herr Dr. Kolb, Sie haben uns einiges vorgeworfen, ber das ich mich wirklich nur wundern kann. Waren Sie icht fast drei Jahrzehnte an den Regierungen beteiligt? ie beklagen heute, dass Frauen nicht die Möglichkeit aben, Beruf und Familie miteinander zu verbinden. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wie war das denn von 1969 bis 1982?)


(Detlef Parr [FDP]: Zu Recht!)


Sie beklagen ein marodes Gesundheitssystem, ob-
ohl Sie immer nur Vorschläge zur Kostendämpfung ge-
acht haben. Sie haben niemals Veränderungen an der
truktur und der Qualität im Sinne einer besseren Ver-
orgung vorgenommen. Sie haben sehr viel versäumt.


(Beifall bei der SPD – Peter Dreßen [SPD]: Vorruhestandsregelung hat er gemacht! – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Ihr habt alles abgelehnt!)


Die Investitionen in Innovationen, die Investitionen in
ildung, die Investitionen in Kinder und ihre Zukunft,
ll dies leisten wir mit den unterschiedlichen Gesetzen.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Sie haben doch die geringsten Investitionen seit Jahren im Bundeshaushalt!)


uch versuchen wir, die Erosion des Arbeitsmarktes
urch die Hartz-Gesetzgebung zu kompensieren.


(Beifall bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ihr Gedächtnis ist kurz!)


hre Politik hat dafür gesorgt, dass ältere Arbeitnehmer
nd Arbeitnehmerinnen mit öffentlichen, steuerfinan-
ierten und beitragsfinanzierten Geldern weggefegt wur-
en.


(Peter Dreßen [SPD]: Genauso ist es!)

ll dies wird jetzt durch unsere Gesetze wieder geän-
ert. Es wird Zeit, dass das endlich geschieht. Insofern
ann ich sie nur noch einmal auffordern, diesen Reform-
aketen zuzustimmen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die CDU/CSU will das individuelle Risiko bei der
ente und der Gesundheit stärker berücksichtigen. Sie
lädiert für die Kopfpauschale.


(Zuruf von der CDU/CSU: Falsch!)

iese lehnen wir ab. Es kann doch nicht wahr sein, dass
hefärztin und Pfleger das gleiche Risiko haben, das
leiche zahlen


(Lachen bei der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das sind Klassenkampfparolen! Lassen Sie die bleiben!)


nd der Staat die Mindereinnahmen mit zweistelligen
illiardensummen kompensieren muss. Das belastet die






(A) )



(B) )


Helga Kühn-Mengel

einkommensschwachen Familien und die Steuerzahler.
Wir lehnen das ab.


(Beifall bei der SPD)

Wir wollen, dass auch in Zukunft die breiteren Schultern
mehr tragen als die schmaleren und das Band der Solida-
rität in den Sozialsystemen weiterhin gilt. Gleichzeitig
achten wir darauf, dass die Systeme bezahlbar bleiben.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das sind alles Worthülsen! Werden Sie konkreter!)


Zur Gesundheitsreform. Herr Kollege Zöller, ich habe
mich gewundert, dass Sie sagen, die Disease-Manage-
ment-Programme, die strukturierten Behandlungspro-
gramme erforderten so viel Bürokratie. Diese Pro-
gramme waren uns sehr wichtig.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Vor allen Dingen den Krankenkassen!)


Den Ärzten war es wichtig, dabei sehr viele Aspekte zu
berücksichtigen. Vielleicht hatten sie sogar die Hoff-
nung, dass die Bürokratie diese Programme ersticken
würde. Wir werden dafür sorgen, dass die Disease-Ma-
nagement-Programme, wo es möglich ist, verschlankt
werden. Aber sie haben ihren Sinn und werden Qualität
und Wirtschaftlichkeit in das System bringen.


(Beifall bei der SPD – Annette WidmannMauz [CDU/CSU]: Das Bundesversicherungsamt kommt mit dem Kontrollieren gar nicht mehr nach!)


Der FDP als Gralshüter der freien Berufe und des
Wettbewerbs kann ich nur sagen:


(Otto Fricke [FDP]: Sie haben beides aufgegeben!)


Ich kann mich daran erinnern, dass die FDP in der kur-
zen Zeit, in der sie bei den Kompromissrunden beteiligt
war, für eine Gruppe von Leistungsanbietern ein Reser-
vat, einen Schutzraum errichten wollte. Sie wollte über-
haupt keinen Wettbewerb. Wir waren diejenigen, die
mehr Wettbewerb haben wollten. Wir wollten die Ein-
zelverträge und wir wollten das Monopol der Kassen-
ärztlichen Vereinigungen zumindest modifizieren.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Zugunsten neuer Monopole der Krankenkassen!)


Wir wollten noch mehr Bewegung in den Gesundheits-
markt bringen. Sie haben dies verhindert.

Wir haben einen Kompromiss geschlossen und dieser
Kompromiss ist besser, als häufig dargestellt wird. Wir
werden im nächsten Jahr sehen:


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wir werden nächstes Jahr sehen, wie sich die Beiträge entwickeln!)


mehr Transparenz, mehr Qualität. Wir stärken die Pati-
entenrechte und wir haben die Tür weiter für die inte-
grierte Versorgung und die ambulante Versorgung in
Krankenhäusern geöffnet.

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(C (D (Otto Fricke [FDP]: Da blickt keiner mehr durch! – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Stell dir vor, die Tür ist offen und keiner geht durch!)


Weiterhin bringen wir mehr Ordnung in den Arznei-
ittelmarkt. Insofern setzen wir uns deutlich von Ihrer
ritik ab. Sie wollen den Wettbewerb nur, wenn er Ar-
eitnehmerinnen und Arbeitnehmer betrifft. Wenn es um
ie Deregulierung auf dem Arbeitsmarkt geht, dann sind
ie ohne Rücksicht auf Verluste dafür, aber mehr Wett-
ewerb zwischen Ärzten und Apothekern bezeichnen
ie als sozialistische Verirrungen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wenn er fair ist, machen wir mit! Fair muss er sein!)


a, wir wollen die Bürgerversicherung. Sie ist ein Ele-
ent der nachhaltigen Finanzierung.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Das sehen die Sachverständigen anders!)


ir lehnen die Individualisierung und den Vorschlag
er CDU/CSU betreffend eine risikobezogene Kopfprä-
ie ab. Wir wollen den Weg gehen, dass jeder Mann,
ede Frau und jedes Kind in diesem Land versichert ist
nd die Menschen entsprechend ihrer Leistungsfähig-
eit Beiträge zahlen. Dabei achten wir auf die Finanzie-
ung des Systems und auch auf die strukturellen Ele-
ente.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Achten Sie auch noch auf die Redezeit! Dann stellen Sie fest, dass sie zu Ende ist!)


ir werden die Prävention stärken. Das wird eine nati-
nale Aufgabe werden. Wir wissen, dass die Prävention
ine Antwort auf die demographische Entwicklung ist.
eswegen hat diese Regierung nicht nur die Prävention
ieder im SGB V verankert –, die Sie gestrichen
atten –, sondern wir werden mit einem großen eigenen
räventionsgesetz diesem Bereich endlich die Aufmerk-
amkeit geben, die ihm zukommt.
Meine Redezeit ist leider um. Ich fordere Sie auf,

icht Ihrem Kollegen Kauder zu folgen, der angekündigt
at, die Reform der Rente, auch die kurzfristigen Maß-
ahmen, komplett abzulehnen. Damit zieht die Union
en Bürgerinnen und Bürgern unseres Landes den Bo-
en unter den Füßen weg und verspielt unsere Zukunfts-
ähigkeit. Verlassen Sie diesen Weg! Unterstützen Sie
ns bei den Reformpaketen!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507909100

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Otto Fricke.


Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1507909200

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
erren! Frau Kühn-Mengel und auch Frau Bender haben
n ihrer Rede – ich bin sicher, wir werden das gleich






(A) )



(B) )


Otto Fricke

auch in der Rede von Herrn Kurth erleben – nichts über
den Haushalt gesagt.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lesen Sie uns die Zahlen vor?)


Über den Haushalt zu reden muss ganz schrecklich für
Sie sein, deshalb suchen Sie sich lieber etwas anderes,
das Sie angreifen können. Als Haushälter sage ich Ihnen:
Sie müssen sich mit dem Ist auseinander setzen; denn
nur auf dieser Grundlage können Sie etwas Besseres für
die Zukunft schaffen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Eine kleine Anmerkung zu Ihnen, Herr Luther. Es ist
sicherlich gut, dass Sie mit Ihrer Frau über den Haushalt
reden. Da Sie wie ich Vater dreier Kinder sind, sollten
Sie auch einmal mit Ihren Kindern darüber reden. Der
Kern des Problems, mit dem wir uns beschäftigen müs-
sen, ist doch, dass wir die Zukunft unserer Kinder heute
und insbesondere in diesem Haushalt verfrühstücken.


(Beifall bei der FDP)

Als Haushälter möchte ich ausdrücklich sagen, dass

wir sachliche Beratungen durchgeführt haben. Wir ha-
ben uns mit vielen Aspekten detailliert beschäftigt.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507909300

Gestatten Sie eine Zwischenfrage der Kollegin

Hajduk?

Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1507909400

Selbstverständlich, besonders gern von der Kollegin

Hajduk.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Dann haben Sie es hinter sich!)


– Wir arbeiten kollegial zusammen, Herr Kollege, das
heißt aber nicht, dass wir in der Sache gleicher Meinung
sein müssen.


Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507909500

Herr Kollege Fricke, Sie haben darauf angespielt,

dass die Kollegen meiner Fraktion nicht über den Haus-
halt des Gesundheitsministeriums reden wollten. Ich
möchte Sie daher fragen: Ist Ihnen eigentlich klar, dass
die Diskussion über die Rente in einem engen Zusam-
menhang mit dem Haushalt des Gesundheitsministeri-
ums – der Bund hat die Garantiefunktion inne – und im
weiteren Zusammenhang mit dem Bundeshaushalt steht
und die Beiträge der Kolleginnen Waltraud Lehn und
Birgitt Bender daher sogar den Kern der Problematik in
der Haushaltspolitik und Rentenversicherung herausar-
beiten? Ist Ihnen dieser Zusammenhang bekannt?


(Lachen bei der CDU/CSU)


Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1507909600

Liebe Kollegin Hajduk, Sie werden überrascht sein,

aber mir ist der Zusammenhang durchaus bekannt. Das
wissen Sie auch aus den Berichterstattergesprächen. Da-

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(C (D it ich nicht missverstanden werde, möchte ich hier saen, dass die Kollegin Lehn überhaupt nicht gemeint ar; denn ihre Rede bezog sich klar auf den Haushalt. ie Kollegin Bender hat sich allerdings nur mit der DU/CSU, in erster Linie mit Herrn Seehofer, der in eier hinteren Reihe ganz ruhig und entspannt sitzt, aber onzentriert zuhört, auseinander gesetzt. (Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die FDP ist eben nicht so wichtig! Das tut mir Leid!)


Sie wissen, dass ich es nicht schätze, über Inhalte der
erichterstattergespräche in der Öffentlichkeit zu disku-
ieren. Aber von Frau Bender wurde über Detailfragen
um wie viele Milliarden geht es? – überhaupt nicht ge-
edet.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Dass Sie die Bundesgarantie erstmals ziehen müssen, ist der Skandal!)


ie Schwankungsreserve wurde nicht angesprochen.
uch über die Frage, welche Rentengesetze beschlossen
urden, die noch nicht in Kraft gesetzt worden sind,
ber dennoch Einfluss auf den Haushalt haben werden,
urde von ihr nicht geredet. Das war mein Ansatz. Im
brigen gebe ich Ihnen Recht: Es besteht ein Zusam-
enhang.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Wir haben beim Bundessozialgericht etwas erreicht.

n diesem Zusammenhang möchte ich meine Mitbericht-
rstatter loben. Wir haben es geschafft, die Ausgabe ei-
es hohen Millionenbetrages um ein Jahr zu verschie-
en, weil wir gesagt haben, wir warten ab, wie die
enovierung des Bundessozialgerichts läuft. Das ist ein
leiner Punkt, den ich aber ansprechen wollte. Denn
enn man auf der einen Seite Kritik übt, muss man auf
er anderen Seite auch die Dinge loben, die in Ordnung
ind.
Der Bericht des Bundesrechnungshofes zum Robert-
och-Institut ist nicht in Ordnung, Frau Ministerin. Wir
efinden uns ja schon in der Karnevalszeit und daher
ann ich sagen: Es ist bemerkenswert, wenn Geld für das
üro eines Vizepräsidenten, den es noch gar nicht gibt,
usgegeben wird. Das ist schon ein Treppenwitz.
Der Einzelplan 15 hat das größte Budget. Im Jahr

004 wird das zu einem großen Risiko werden.

(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist wahr!)


ines kann ich Ihnen garantieren, Frau Ministerin: In
iesem Jahr war der Haushalt des Wirtschaftsministers
as größte Risiko. Er hat für einen Nachtragshaushalt
esorgt. Im kommenden Jahr werden Sie es sein. Ich will
amit nicht unterstellen, dass Sie das wollen


(Widerspruch der Bundesministerin Ulla Schmidt)


nein, dann würden Sie mich missverstehen –, aber es
ird genau darauf hinauslaufen.
Ich begründe das gerne. Wir haben gesehen, wie Sie

insichtlich der globalen Minderausgabe vorgegangen






(A) )



(B) )


Otto Fricke

sind, und wir haben in den Berichterstattergesprächen
erlebt, liebe Kollegin Hajduk, dass uns die Ministerin
und die Staatssekretärin auf unsere Bitte um konkrete
Angaben zu der Frage, wie die 1 Milliarde Euro einge-
spart werden soll, eine entsprechende Auskunft zugesagt
haben. Am Montag darauf war das aber alles perdu. Zu
diesem Zeitpunkt war klar, dass die Einsparvorschläge
nicht vorgelegt werden müssen, sondern dass der Fi-
nanzstaatssekretär Diller fleißig nach anderen Einspar-
möglichkeiten im Haushalt suchen muss.

Ich will nicht alles aufzählen. Das wäre eine Wieder-
holung und damit höchst kritisch einzuschätzen. Ich
möchte aber einen Punkt ansprechen und die Kollegen
von der CDU/CSU bitten, über die Frage nachzudenken,
wie wir Kinderlose davon überzeugen können, diejeni-
gen zu unterstützen, die Kinder haben. Es kann doch
nicht sein, liebe Kollegen von der CDU/CSU, dass durch
eine falsche Prononcierung bei Kinderlosen das Gefühl
entsteht, sie seien die Melkkühe der Nation. Wir müssen
diese Leute bei den Reformen mitnehmen. Das ist mei-
ner Ansicht nach nicht möglich, wenn Kinderlose höhere
Beiträge zahlen müssen. Ich glaube, wir alle – das gilt
für das ganze Haus – müssen vielmehr verstärkt darauf
achten, die Leute mitzunehmen und zu zeigen, dass wir
bereit sind, andere zu unterstützen, die im Sinne der So-
lidarität – wie es die SPD so schätzt – etwas für unsere
Altersvorsorge tun.

Ich komme nun zur Rentenreform. Frau Ministerin,
ob 1,5, 1,3 oder 1,2 Prozentpunkte – ich bin sehr ge-
spannt darauf, auf welchen Prozentsatz die Beiträge
schließlich hinauslaufen werden und zu welchem Zeit-
punkt die Frage geklärt wird, wann und in welcher Form
die Renten angepasst werden.

Jetzt zu der Aussage, dass die Absenkung der
Schwankungsreserve nicht so schlimm sei, Frau Lehn.
Herr Diller wird zwar auch dafür eine Lösung finden
– das ist auch im Nachtragshaushalt möglich –, aber ei-
nem Rentner kommt es nicht nur darauf an, ob er am
Monatsanfang oder -ende sein Geld bekommt. Wir soll-
ten vielmehr vermeiden, immer wieder den Eindruck zu
erwecken, dass wir uns ständig mit der Frage befassen,
woher wir dieses Geld eigentlich nehmen sollen.


(Waltraud Lehn [SPD]: Aber dann reden Sie es ihnen doch nicht ein!)


– Das tun wir auch nicht. Die Meldung lautet doch nicht:
Die FDP und die CDU/CSU reden dem Bürger etwas
ein.


(Waltraud Lehn [SPD]: Doch! Genau darum geht’s!)


Die deutschen Journalisten – insofern habe ich ein star-
kes Vertrauen zu ihnen – werden vielmehr feststellen:
Während früher das Geld aus der Schwankungsreserve
zur Verfügung stand, muss der Staat jetzt schon so weit
gehen, seine stillen Reserven zu verbrauchen.

Für uns als Haushälter mag es dabei zunächst einmal
nur um die Verrechnung von Posten gehen. Aber dem
Rentner draußen im Lande macht dieser Zustand Angst.

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(C (D as ist eine schlechte Voraussetzung, wenn wir ihn bei nderen Reformvorhaben mitnehmen wollen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Für mich zeigt sich bei der Rente, dass hier sozusagen
it Verschiebebahnhöfen gearbeitet wird: Mal ist es der
üdbahnhof, mal der Nordbahnhof, mal der Ostbahnhof.
as aber fehlt, Frau Ministerin, ist,


(Ulla Schmidt, Bundesministerin: Der Westbahnhof! – Heiterkeit)


ass Sie endlich einmal den Hauptbahnhof erreichen.

(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


as das Thema Prävention angeht, bin ich gespannt, wie
ie Ihre Vorhaben finanzieren wollen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

Ich komme zu einem letzten Punkt. Ein weiteres Ri-

iko in Ihrem Haushalt ergibt sich aus dem AAÜG hin-
ichtlich der Sonderrenten Ost. Frau Lehn, Sie haben es
u Recht immer wieder im Haushaltsausschuss ange-
prochen: Die Sonderrenten Ost stellen ein riesiges Pro-
lem dar. Ich möchte davor warnen, dass die Bundesre-
ierung im Vermittlungsausschuss das AAÜG und die
ahlungen der Länder sozusagen als Köder benutzt, da-
it der Fisch zuschnappt, indem sich die neuen Länder
ereit erklären mitzumachen, weil sie sich davon Entlas-
ungen versprechen. Es geht auf keinen Fall an, dass es
n diesem Bereich zu weiteren Zahlungen kommt. Be-
eits jetzt drohen Zahlungen, die durch die Gerichte ver-
nlasst werden.
Ich komme zum letzten Punkt: Gesundheitsreform

nd Tabaksteuer.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507909700

Herr Kollege!


Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1507909800

Ich komme zum Schluss. – Dass es nicht sehr konse-

uent ist, sich auf der einen Seite an der Gesundheitsre-
orm beteiligen zu wollen und auf der anderen Seite die
abaksteuerreform zu blockieren, ist eines. Aber
chlimm ist, dass die Umsetzung der Tabaksteuer nicht
o funktioniert wie vorgesehen. Das hat der Kollege
iller inzwischen auch bestätigt. Darin liegt ein weiteres
ohes Risiko.
Erlauben Sie mir eine letzte Bemerkung.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507909900

Nein, ich bitte Sie, zum Schluss zu kommen. Ich war

chon bei Ihrem Kollegen sehr großzügig. Es nützt
ichts, immer wieder mit der Präsidentin zu verhandeln.


(Heiterkeit)







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Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1507910000

Erlauben Sie mir noch einen letzten Satz zur Gesund-

heitsreform und zur Tabaksteuer und zwar ein abgewan-
deltes Zitat von Wilhelm Busch:

Zwei Wochen war der Bürger krank. Jetzt raucht er
wieder, Gott sei Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507910100

Ob das jeder versteht? Das Wort hat jetzt der Abge-

ordnete Markus Kurth.


Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507910200

Frau Präsidentin! Meine verehrten Kolleginnen und

Kollegen! Meine Damen und Herren! Ich könnte jetzt
mit einem Busch-Zitat fortsetzen: „Ach, was muss man
oft von bösen Buben hören oder lesen.“ Dieses Zitat
drängt sich einem in der Tat auf.


(Heiterkeit – Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wenn man die gesamte Haushaltsdebatte Revue pas-
sieren lässt, dann fällt vor allen Dingen mit Blick auf die
CDU/CSU die Beliebigkeit auf, mit der Sie in den De-
batten über die verschiedenen Einzelpläne haushalts-
wirksame Forderungen ohne jeden Bezug zur prekären
Haushaltssituation des Bundes stellen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Zum Beispiel?)


In der Finanzdebatte klagen Sie über die Totengräber des
Stabilitätspakts; hier aber und in den Debatten in Ihrer
Partei stellen Sie politische Forderungen, die zum Teil
Ausgaben in zweistelliger Milliardenhöhe zur Folge hät-
ten. Das passt nicht zusammen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wo denn?)

– Ich sage Ihnen gleich, wo.

Ich wundere mich nicht über inhaltliche Unterschiede
zwischen Regierung und Opposition in den Einzelvor-
schlägen. Ich wundere mich nicht darüber, dass die Kol-
legin Maria Eichhorn gestern in der familienpolitischen
Debatte ein Erziehungsgeld in Höhe von monatlich
500 Euro bis zum dritten Lebensjahr fordert. Man kann
es einerseits als „Heim- und Herdprämie“ sehen, weil es
für Frauen negative Beschäftigungsanreize setzt, ande-
rerseits kostet es zig Milliarden Euro.


(Widerspruch bei der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Dann hätten Sie besser Karl Marx zitiert als Wilhelm Busch!)


Ich wundere mich nicht, dass der Abgeordnete Michael
Meister kurzerhand Kürzungen bei der Jugendhilfe, Ein-
gliederungshilfe und Grundsicherung fordert. Ich wun-
dere mich schon gar nicht über den Abgeordneten Merz,
der ein Steuerkonzept vorlegt, das auf den ersten Blick
relativ einfach und charming zu sein scheint, das aber
etwa die allein erziehende Krankenschwester im Ver-
gleich zu heute erheblich benachteiligte und außerdem

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(C (D usätzliche Einnahmeausfälle für die öffentliche Hand edeutete. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Wolfgang Zöller [CDU/ CSU]: Sie machen ja beim Lesen Fehler! – Zuruf der Abg. Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU])


Wir schaffen einen neuen Freibetrag für die Alleiner-
iehenden; das wissen Sie ganz genau.
Ich wundere mich auch nicht über das Kopfpauscha-

enmodell Ihrer Herzog-Kommission, das äußerst frag-
ürdige Verteilungswirkungen hätte und darüber hinaus
in enormes Umverteilungsvolumen über Steuermittel
rforderte.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Wundern Sie sich doch mal über die 43 Milliarden Euro Neuverschuldung! – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Ich bin einmal gespannt, was von Ihnen kommt!)


Wenn ich diese Kakophonie verschiedener Vor-
chläge höre, dann wundere ich mich aber sehr darüber,
ass Sie nicht zu sehen scheinen, dass sich die Vor-
chläge in der Gesamtschau widersprechen und zu einem
ewaltigen Defizit auftürmen, das bei EU-Kommissar
olbes mit Sicherheit zu einer Herzattacke führte. Reden
ie denn gar nicht miteinander? Bestellt bei Ihnen jeder
einen eigenen Vorgarten? Macht in dieser Debatte jeder
eine Vorschläge nach eigenem Gutdünken?


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: So wie in der Koalition müssen Sie sich das vorstellen!)


uf der einen Seite klagen Sie uns in der Haushaltsde-
atte an, auf der anderen Seite machen Sie Vorschläge,
ie viel Geld erfordern.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Jetzt kommen wir mal zur Sache!)


ie haben nicht nur ein Puzzle, Sie werfen verschiedene
uzzles ineinander. Sie verzichten wohl bedacht darauf,
en Versuch zu machen, ein Gesamtbild zu zeichnen


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wie lief das denn mit der Steinkohlensubvention, Herr Kollege?)


nd sich miteinander ins Benehmen zu setzen, weil Sie
issen, dass die verschiedenen Vorschläge, über die Sie
ich zum Teil auch untereinander streiten, einfach nicht
usammenpassen.
In diesem Zusammenhang will ich noch kurz auf den
entenvorschlag von Herrn Stoiber eingehen: Bei ihm
ällt auf, wie sehr Sie eigentlich noch in der Verteilungs-
olitik stecken, die Herr Kolb beinahe zu Recht ange-
rangert hat, und wie wenig Sie Strukturfragen in den
ordergrund stellen.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Reden Sie doch mal über Nachhaltigkeit! Was ist denn mit den 43 Milliarden Euro?)







(A) )



(B) )


Markus Kurth

Sie wollen die Kinderlosen belasten, Sie wollen die Fa-
milien fördern.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Was sagen Sie denn den Kindern?)


– Bitte, Frau Widmann-Mauz, unterlassen Sie diesen
permanenten Geräuschhintergrund! Seien Sie einfach
die restlichen drei Minuten meiner Redezeit still und hö-
ren Sie meiner Rede zu!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ist denjenigen Frauen, die keinen Arbeitsplatz haben
können, weil es ihnen an Betreuungsmöglichkeiten für
Kinder im Alter von null bis drei Jahren – nicht erst ab
drei Jahren, wie Herr Kolb sagt – fehlt,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

denn wirklich damit geholfen, wenn sie weniger Renten-
beiträge zahlen sollen? Wo setzen wir denn gezielt un-
sere Mittel ein?


(Otto Fricke [FDP]: Machen Sie doch mal! Sie sind doch an der Regierung!)


In diesem Punkt unterscheiden sich die Regierung
und diese Seite des Parlaments von Ihnen sehr, weil wir
hier vernetzt denken. Wenn wir zum Beispiel über die
Regelsätze in der Sozialhilfe nachdenken, dann realisie-
ren wir den Mehrbedarf bei den Alleinerziehenden im
Arbeitslosengeld II. Gleichzeitig gibt es den Erwerbstä-
tigenzuschlag vonseiten des Familienministeriums für
diejenigen, die im Bereich des Arbeitslosengeldes II er-
werbstätig sind, und wir verbessern die Kinderbetreuung
für die Null- bis Dreijährigen, um die Erwerbstätigkeit
zu steigern. Diese vernetzte, verschiedene Ressorts über-
greifende Politik führt zu einer Steigerung des Erwerbs-
tätigkeitsniveaus und legt das Fundament für eine nach-
haltige Sozialpolitik.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das könnte ich noch für eine ganze Reihe anderer
Themenbereiche durchdeklinieren. Da ich leider nicht
mehr so viel Redezeit habe, möchte ich nur noch kurz
auf zwei Bereiche eingehen, in denen die eben geschil-
derten Zusammenhänge deutlich werden. Nach der
jüngsten Studie des Statistischen Bundesamtes mit dem
Titel „40 Jahre Sozialhilfe in Deutschland“ ist der Anteil
der Sozialhilfebezieher bei den Migrantinnen und Mig-
ranten, also den ausländischen Mitbürgern der zweiten
Generation, überproportional hoch. Insgesamt liegt der
Anteil der Ausländer an den Sozialhilfebeziehern bei
22 Prozent. Natürlich kann man angesichts dessen wie
Herr Beckstein sagen, dass wir mehr Menschen brau-
chen, die uns nutzen, als solche, die uns ausnutzen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

– Mir war klar, dass Sie an der falschen Stelle klatschen
werden.

Man kann aber auch zielgruppengerechte Programme
auflegen, um diese Menschen in das Erwerbsleben zu in-
tegrieren. Dafür braucht man keine kommunalen Ar-

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(C (D eitsgelegenheiten, wie das Ihr Entwurf eines Existenzrundlagengesetzes vorsieht. Wir versuchen vielmehr, ie Erwerbstätigkeit zu erhöhen. Darauf zielt auch – das etrifft den Geltungsbereich des SGB IX – unser jüngst ingebrachter Entwurf eines Gesetzes zur Förderung der eschäftigung Schwerbehinderter ab. Entscheidend ist nicht allein die Verteilungspolitik. ir versuchen vielmehr – das tun wir auch –, Strukturntscheidungen und Verteilungsentscheidungen zu erbinden. Wir warten nicht mit einem Sammelsurium erschiedener, sich widersprechender Verteilungsentcheidungen auf. Danke schön. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507910300

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Andreas Storm.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1507910400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich habe

eute manchmal den Eindruck, auf der falschen Veran-
taltung zu sein. Frau Kollegin Bender, Herr Kollege
urth, ich lade Sie ganz herzlich zu unserem Parteitag
m kommenden Montag und Dienstag in Leipzig ein.
enn Sie an ihm teilnehmen, dann werden Sie vielleicht

n Zukunft nicht mehr so viel Unfug über unser Partei-
rogramm reden. Es ist aber bezeichnend, dass Sie beide
ast kein Wort über das eigentliche Thema dieses Nach-
ittags verloren haben, nämlich den Sozialhaushalt der
ot-grünen Bundesregierung. Das kommt sicherlich
icht von ungefähr.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Einen Fortschritt gibt es: Nach derzeitigem Stand
ird die zuständige Fachministerin, Frau Schmidt, heute
as Wort ergreifen. Bei der zweiten und der dritten Le-
ung der Rentenreform, die vor wenigen Wochen statt-
and, hat die Fachministerin – das war ein Novum in der
arlamentsgeschichte – nicht zu diesem wichtigen
hema gesprochen, das vor allem die Rentnerinnen und
entner betrifft; denn zum ersten Mal in der Geschichte
er Rentenversicherung werden die Renten im nächsten
ahr effektiv gekürzt.


(Erika Lotz [SPD]: Das wird durch Wiederholungen nicht besser!)


Bei der Verabschiedung des Haushalts 2001 haben
ie in diesem Haus erklärt, beim Thema Rente hätten Sie
hre Hausaufgaben gemacht. Wenige Monate zuvor hat-
en Sie nämlich die riestersche Rentenreform be-
chlossen. Heute, zwei Jahre später, müssen wir aber
eststellen, dass sich die Sozialversicherung in der
chwersten Finanzierungskrise ihrer Geschichte befin-
et.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Im zweiten Jahr hintereinander weist die gesetzliche
rankenversicherung ein Defizit von 3 Milliarden






(A) )



(B) )


Andreas Storm

Euro auf. Ohne unsere Bereitschaft im Sommer dieses
Jahres, die dringendsten Finanzierungsprobleme der
Krankenkassen gemeinsam zu lösen, würde sich die Bei-
tragsspirale im kommenden Jahr unverändert weiterdre-
hen und würde sich der Beitragssatz auf die 15-Prozent-
Marke zubewegen. In wenigen Wochen werden Sie ein
neues Rekorddefizit – es wird wahrscheinlich bei über
700 Millionen Euro liegen – in der Pflegeversicherung
bekannt geben müssen.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wie hoch ist der Beitragssatz?)


Sie mussten ja bereits vor sechseinhalb Wochen, als Sie
auf dem Krisengipfel im Kanzleramt nach einer Lösung
gesucht haben, das größte Loch in der Geschichte der
Rentenversicherung – 8 Milliarden Euro – bekannt ge-
ben.


(Peter Dreßen [SPD]: Bei Blüm waren es noch 12 Milliarden! – Gegenruf des Abg. Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Da waren es aber D-Mark!)


Dies alles verschärft die Probleme der öffentlichen
Haushalte gewaltig. Den meisten ist es nicht bewusst,
aber das deutsche Haushaltsdefizit wird allein durch die
Finanzmisere der Sozialversicherung um 6,4 Milliarden
Euro in diesem Jahr vergrößert. Dafür sind Sie verant-
wortlich, Frau Schmidt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wie absurd die Renten- und die Sozialpolitik von
Rot-Grün ist, zeigt sich daran, dass der Bundesfinanzmi-
nister das Rekordloch in der Rentenversicherung noch
vergrößern wollte. Auch das ist einmalig. Sie erinnern
sich vielleicht an Folgendes:


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sehr ungern!)

Am Freitag vor sechs Wochen hat Rot-Grün mit seiner
Mehrheit ein Haushaltsbegleitgesetz beschlossen, das
vorsah, dass der Bundeszuschuss im kommenden Jahr
um 2 Milliarden Euro reduziert wird.


(Waltraud Lehn [SPD]: Da hätten Sie einmal zuhören sollen!)


Diese Entscheidung haben Sie zwei Tage später beim
Kanzlergipfel rückgängig gemacht.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Hü und hott!)

Das ist kabarettreif und hat nichts mehr mit einer ernst-
haften Renten- und Sozialpolitik zu tun.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Eine Verbesserung der Finanzlage der Rentenkasse ist

nicht in Sicht. Im Gegenteil: Im Jahr 2004 wird die Ren-
tenkasse vor Problemen stehen, die sie in ihrer Ge-
schichte noch nicht hatte.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Durch Ihre Blockadepolitik im Vermittlungsausschuss wird das nicht besser!)


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(C (D ei der Anhörung des Sozialausschusses des Bundestaes haben die Rentenversicherungsträger übereinstimend deutlich gemacht, dass sie noch bis zum Sommer ber die Runden kommen, indem früher auf den Bundesuschuss für die Rentenkasse zurückgegriffen wird; iese Maßnahme reiche aber allerspätestens im Novemer nicht mehr aus. Das bedeutet, dass der Bundesfianzminister einen zinslosen Kredit geben muss, damit ie Renten pünktlich gezahlt werden können. Nun fragen Sie: Was soll denn das? Schließlich be ommen die Rentnerinnen und Rentner weiterhin ihre ente. – Die Gewährung eines zinslosen Kredites durch en Bundesfinanzminister ist aber ein dramatischer Einchnitt in die Sozialgeschichte: Erstens. Der Bundesfinanzminister muss mehr Schul en aufnehmen, damit die Renten nächstes Jahr im Noember pünktlich gezahlt werden können. Zweitens. Die Rentenversicherung muss das Darlehen m folgenden Jahr an den Finanzminister zurückzahlen. as heißt, die nächste Erhöhung der Beiträge zur Renenversicherung ist schon vorprogrammiert. (Erika Lotz [SPD]: Es kann auch sein, dass die Konjunktur anspringt! Dann nehmen Sie alles zurück!)


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Skandal!)


Drittens. Die Rentenpolitik wird gewissermaßen im-
er kurzatmiger. Deshalb muss bald möglicherweise
icht nur im Herbst, sondern auch unterjährig entschie-
en werden, ob der Beitrag zur Rentenversicherung nach
ben angepasst wird.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch Unsinn und das wissen Sie auch!)


Frau Bender, Sie fragen immer wieder: Was bedeutet
enn das?


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich frage nicht! Ich sage Ihnen etwas!)


Viertens. Wenn der Finanzminister seine Finger bei
er Rentenauszahlung direkt im Spiel hat, dann bringen
ie – das ist völlig klar – die Rentenkasse an das Gängel-
and des Finanzministers.
Wenn wir im kommenden November die gleiche Situ-

tion wie in diesem Jahr vorfinden, dann brauchen wir
ns über eine neue Rentenformel, über einen Nachhal-
gkeitsfaktor oder über einen Demographiefaktor nicht
ehr zu unterhalten, dann entscheidet nämlich nicht
ehr die Rentenformel darüber, ob die Rentnerinnen
nd Rentner eine Rentenerhöhung erhalten, sondern der
inanzminister.


(Peter Dreßen [SPD]: Er ist aber auch im Parlament verantwortlich!)


ine Rente nach Kassenlage wollen wir nicht. Das Er-
ebnis von sechs Jahren rot-grüner Rentenpolitik wird
ie Ablösung der Rente nach Kassenlage durch eine
ente auf Pump sein.


(Waltraud Lehn [SPD]: So ein dummes Zeug!)







(A) )



(B) )



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507910500

Gestatten Sie eine Zwischenfrage der Kollegin

Hajduk?


Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1507910600

Aber gerne.


Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507910700

Herr Kollege, Sie sind ein Experte Ihrer Fraktion für

die Rentenfinanzierung.

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Eine sehr richtige Feststellung! – Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Das ist wahr!)


Sie greifen in Ihrer Rede die Finanzierungsprobleme
auf und machen uns den Vorwurf, dass es – ich denke,
ich habe das richtig verstanden – unterjährig zu Beitrags-
satzschwankungen kommen könnte. Sie reden von den
Belastungen, haben aber noch keine Lösungen angebo-
ten. Darf ich Sie fragen, ob Sie uns empfohlen hätten,
den Beitragssatz in einem Zuge um knapp einen Prozent-
punkt anzuheben? Wie hätten Sie sich verhalten?


Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1507910800

Frau Hajduk, als Sie hier vor zwei Jahren die Riester-

Rente beschlossen haben, erklärten Sie, der Rentenbei-
trag werde im darauf folgenden Jahr 18,7 Prozent betra-
gen. Ohne diese Notmaßnahmen wäre der Rentenbeitrag
nun bei 20,3 Prozent. Dies ist das Ergebnis einer verfehl-
ten rot-grünen Sozial- und Arbeitsmarktpolitik.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Waltraud Lehn [SPD]: Antworten!)


Deswegen ist es für die Lösung der Rentenprobleme ent-
scheidend, dass die Arbeitsmarktprobleme gelöst wer-
den.

Zum Thema Schwankungsreserve will ich Ihnen ei-
nes ganz deutlich sagen, weil Sie damit im Moment ja
noch nicht klarkommen. Die Kollegen aus der SPD-
Fraktion sagen: Wir wissen gar nicht so recht, warum
das Ministerium eigentlich will, dass diese Rücklage
wieder aufgebaut wird.


(Peter Dreßen [SPD]: Unterstellung!)

Es ist entscheidend, dass die Rentenkasse in den nächs-
ten Jahren wieder eine Rücklage von mindestens zwei
Monatsausgaben bekommt. Deswegen ist die ehrliche
Antwort, dass wir in diesem Jahrzehnt wahrscheinlich
keinen Spielraum mehr für die Senkung der Rentenbei-
träge haben werden.

Wenn es ein ganz großes Problem bei der Finanzierung
der Rentenversicherung gibt, dann ist es die permanente
Abhängigkeit der Rentenbeiträge von der Konjunktur-
entwicklung mit der Folge, dass steigende Rentenbei-
träge die Arbeitsmarktmisere verschärfen. Deswegen ist
der Abbau der Rücklage der größte Fehler. Sie müssen
die Rücklage in den nächsten Jahren wieder auf mindes-
tens zwei Monatsausgaben erhöhen.

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(C (D (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Zum Thema Schwankungsreserve rudern die doch wieder zurück!)


enn dies nicht Gegenstand einer großen Rentenreform
ird, dann kann eine solche Rentenreform am Ende
icht erfolgreich sein.


(Waltraud Lehn [SPD]: Das ist immer noch keine Lösung!)


Jetzt komme ich zum SPD-Parteitag.

(Erika Lotz [SPD]: Ich dachte, Sie wollten über den Haushalt reden!)

ie haben offenbar gegen den Willen des Bundeskanzlers
inen Lösungsweg aufgezeigt, der die Probleme weiter ver-
chärft, anstatt auch nur näherungsweise für Abhilfe zu sor-
en. Sie haben nämlich vorgeschlagen, die Rentenversiche-
ung zu einer Erwerbstätigenversicherung auszuweiten.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Schrecklich!)


ie wollen die Beamten und die Freiberufler in die ge-
etzliche Rentenversicherung aufnehmen.


(Otto Fricke [FDP]: Zwängen!)

Auf diesen Gedanken ist auch schon der Deutsche
ewerkschaftsbund gekommen. Er hat vor zwei Jahren
ie Hans-Böckler-Stiftung prüfen lassen, was passiert,
enn die Beamten und die Freiberufler aufgenommen
erden. Ergebnis ist, dass es dann in der kritischen
hase der Rentenversicherung, nach dem Jahr 2030, so-
ar höhere Beiträge gibt, als wenn diese Gruppen außen
or sind. All diese Erkenntnisse lagen vor.
So hat auch der Bundeskanzler im „Spiegel“-Inter-

iew dieser Woche erklärt – ich zitiere wörtlich –:
Wenn man eine vernünftige Lösung will, muss man
abwägen zwischen dem Geld, das durch das Einbe-
ziehen neuer Gruppen in die Kasse kommt, und den
Ansprüchen, die daraus entstehen. Bei dieser Ab-
wägung könnte herauskommen, dass das bisherige
System sehr viel effektiver ist als das neue.

as bedeutet: Der Bundeskanzler hat sich bereits drei
age nach Ihrem Parteitag von Ihrem Parteitagsbe-
chluss verabschiedet. Nun könnte man aufatmen und
agen: Das klingt nach Beerdigung dritter Klasse. Nur,
an kann sich bei der derzeitigen Verfasstheit von Rot-
rün eben nicht sicher sein.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Nein, das kann nächste Woche schon wieder anders aussehen!)


Wenn Sie die ideologischen Scheuklappen bereits auf
em Parteitag beiseite gelegt hätten, wenn Sie diese Er-
enntnisse, die sogar den Gewerkschaften vorliegen, ge-
utzt hätten, wären Sie nie auf den Gedanken gekom-
en, eine Erwerbstätigenversicherung zu fordern.
Wir brauchen also eine Sozialreform, die das Übel bei

en Wurzeln packt. Die Frage ist: Welches sind denn die
ntscheidenden Probleme bei den sozialen Sicherungs-
ystemen? Wenn Sie sich einmal einen Vergleich mit






(A) )



(B) )


Andreas Storm

unseren europäischen Nachbarn anschauen, dann stellen
Sie fest: Es gibt kein anderes Land, das in dem Umfang
wie Deutschland soziale Sicherheit über lohnbezogene
Sozialabgaben finanziert.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: So ist das!)

Bei uns wird ein großer Teil der Arbeitskosten für so-
ziale Sicherung aufgewendet.

Deshalb ist ein Kernpunkt für die Lösung des Problems,
zumindest für einen großen Teilbereich – das ist in erster
Linie das Gesundheitswesen – eine Abkopplung von den
Arbeitskosten zu erreichen. Das bedeutet auch – ehrliche
Antwort –, dass wir soziale Sicherheit ein Stück weit
mehr als bisher aus Steuermitteln finanzieren müssen.

Eine ehrliche Antwort zum Rentensystem ist auch,
dass wir eine offene Flanke des Generationenvertrags
von 1957 schließen müssen. Dieser Generationenvertrag
zur Rente war nur ein Zweigenerationenvertrag. Er hat
die aktive Generation und die Rentnergeneration um-
fasst. Jetzt müssen wir die Aufgabe bewältigen, auch die
dritte Generation einzubeziehen und die Beitragsleis-
tung, die jemand dadurch erbringt, dass er Kinder er-
zieht, mit zu honorieren. Dass man dabei nicht über das
Ziel hinausschießen darf und dass dabei keine einseitige
Belastung der Kinderlosen infrage kommt, ist richtig.
Aber ohne Schließen dieser offenen Flanke der Renten-
reform von 1957 werden Sie eine tragfähige Sozialre-
form nicht schaffen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Deswegen, meine Damen und Herren, dürfen wir

keine Zeit mehr verlieren. Wir sind bereit, an einer
grundlegenden Erneuerung unserer sozialen Sicherungs-
systeme mitzuwirken.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die tut Not!)

Mit Schlagworten wie Bürgerversicherung oder Er-
werbstätigenversicherung lösen Sie kein einziges Pro-
blem der Rentenversicherung.


(Peter Dreßen [SPD]: Wer spricht denn davon?)

Aber nach wie vor hängt die Erwerbstätigenversicherung
als Damoklesschwert über der künftigen Rentenreform.
Das sind Vorzeichen, die nichts Gutes erwarten lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507910900

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Gesine Lötzsch.


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1507911000

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Sehr ge-

ehrte Gäste, ich bin Abgeordnete der PDS.

(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD, der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Alle Abgeordneten haben von der Gesundheitsminis-
terin eine dicke Werbemappe bekommen mit der roten
Aufschrift: Damit Deutschland gesund bleibt.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist ein Aufruf zu Neuwahlen!)


ch glaube, dass man mit Werbung viel erreichen kann,
ber man kann den Menschen nicht dauerhaft ein X für
in U vormachen. Die von einer ganz großen Koalition,
on SPD, CDU/CSU und Grünen konstruierten Gesetze
ur Gesundheitspolitik


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wir waschen unsere Hände in Unschuld!)


ind der Abschied von einer solidarischen Krankenver-
orgung.


(Zuruf von der SPD: So ein Quatsch!)

Ob Sie nun von Kopfpauschale oder Bürgerversiche-

ung sprechen – Sie wollen nur eines, nämlich den Aus-
tieg aus der paritätischen Finanzierung der Kranken-
ersicherung. Die ersten Schritte haben Sie mit den
eformen beim Krankengeld und beim Zahnersatz
chon gemacht. Weitere Schritte werden folgen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die PDS stimmt im Bundesrat zu!)


ie Grünen denken laut über das Einfrieren des Arbeit-
eberanteils nach, die CDU möchte die Arbeitgeber
anz aus der Verantwortung entlassen. Wir als PDS sind
egen den CDU-Vorschlag einer Kopfpauschale


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Die CDU hat keine Kopfpauschalen!)


nd warnen die SPD und die Grünen vor einem Etiket-
nschwindel: Führen Sie nicht über die Bürgerversiche-
ung eine verkappte Kopfpauschale ein!


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Meine Damen und Herren, Sie reden von mehr Eigen-

erantwortung

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie stimmen doch im Bundesrat zu!)

wir stimmen im Bundesrat natürlich nicht zu, mein lie-
er Kollege Kampeter –, meinen aber mehr Zuzahlun-
en, und schröpfen die Bürger, ohne dass sie dafür mehr
esundheitsleistungen bekommen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Natürlich haben Berlin und Mecklenburg-Vorpommern im Bundesrat zugestimmt!)


Weder Berlin noch Mecklenburg-Vorpommern haben
er Gesundheitsreform im Bundesrat zugestimmt. Ihre
ehauptung entspricht nicht der Sachlage. Sie können
as im Protokoll des Bundesrates nachlesen.
Im nächsten Jahr sollen die Krankenkassen um

0 Milliarden Euro entlastet werden, 8,5 Milliarden sol-
n die Versicherten selber finanzieren. Durch Eintritts-
eld beim Arzt oder Zuzahlungen bei Medikamenten
erden die Kranken immer mehr zur Kasse gebeten.
Meine Damen und Herren, hoch spezialisierte Medi-

intechnologien und die Neuentwicklung von Medika-
enten treiben die Gesundheitsausgaben in den Indus-






(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch

triestaaten in die Höhe. Deutschland gehört seit Jahren
bei den Gesundheitsausgaben zur Spitze, ohne dass Ge-
sundheitszustand sowie Lebenserwartung ebenso Spitze
sind. Die Österreicher zum Beispiel haben eine höhere
Lebenserwartung als die Deutschen und trotzdem ein
preiswerteres Gesundheitssystem als wir. Der Beitrags-
satz beträgt dort nur 7,3 Prozent einschließlich Arbeitge-
beranteil und ist damit nur halb so hoch wie hier. In Ös-
terreich zahlen allerdings alle in das Solidarsystem ein,
also auch Minister, Beamte und Selbstständige. Dass alle
einzahlen ist des Rätsels Lösung.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Ich will ein kleines Beispiel dafür nennen, wie Sie mit

Ihrer so genannten Gesundheitsreform Arbeitsplätze ver-
nichten, ohne letztendlich wirklich Geld einzusparen. Ich
denke an die Fahrtkosten für Taxis, die zukünftig bei ambu-
lanter Versorgung grundsätzlich nicht mehr erstattet wer-
den. Bezahlt werden nur noch Fahrten zur stationären
Behandlung. Diese Pläne bedrohen besonders die Exis-
tenz von Unternehmen im ländlichen Raum. Billiger
wird es aber trotzdem nicht. Die Gesundheitsökonomen
müssten hier eigentlich Protest anmelden; denn die Re-
gelung führt zu einer Verlagerung von der vergleichs-
weise preiswerten Beförderung mit Taxiunternehmen
hin zu Krankentransporten bzw. der Beförderung durch
Rettungsdienste. Nach dem Wegfall zahlreicher Bus-
und Bahnverbindungen, insbesondere in den Flächenlän-
dern, ist für ältere Menschen das Taxi oftmals die ein-
zige Möglichkeit, zum Arzt zu kommen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie sind eine Großstadtpflanze! Sie haben doch überhaupt keine Ahnung!)


Ich könnte Ihnen noch weitere Beispiele dafür nennen,
dass durch Ihre Gesundheitsreform nicht nur Nachteile
für Patienten entstehen, sondern auch Arbeitsplätze ver-
nichtet werden.

An diesen wenigen Beispielen wird deutlich: Ihre Ge-
sundheitsreform zieht nicht nur den Patientinnen und Pa-
tienten das Geld aus der Tasche; sie vernichtet auch Ar-
beitsplätze und wird das Gesundheitssystem nicht
billiger, sondern teurer machen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wofür ist denn die PDS? Dagegen sein reicht nicht!)


Die schwerwiegendste Folge ist aber: Ihre Reform führt
nicht zu mehr, sondern zu weniger Gesundheit bei den
Menschen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507911100

Das Wort hat jetzt die Frau Bundesministerin Ulla

Schmidt.

Ulla Schmidt, Bundesministerin für Gesundheit und
Soziale Sicherung:

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Frau Kollegin Lötzsch, Sie haben unser Informationspa-

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(C (D et „Damit Deutschland gesund bleibt“ angesprochen nd kritisiert. Viele Kollegen in diesem Haus haben sich emgegenüber bedankt, nter anderem Ihre Kollegin von der PDS: Sie könne ieses Paket gut auf ihren Veranstaltungen nutzen. (Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Der Bundestag und der Bundesrat haben ein Gesetz
eschlossen, das viele Veränderungen für die Menschen
ringt. Da ist es nur richtig, Material zur Verfügung zu
tellen, damit alle Abgeordneten in ihren Wahlkreisen
uskunft geben können. Weil das Gesetz nämlich fast
00 Seiten stark ist; ist Öffentlichkeitsarbeit notwendig,
err Kollege Zöller.
Wir beraten heute über den Haushalt des Bundesmi-

isteriums für Gesundheit und Soziale Sicherung, den
rößten Einzelplan im Bundeshaushalt. Wir könnten
eute über viele Einzelheiten reden, etwa darüber, dass
ir den Neubau auf dem Gelände in der Rochusstraße
urchführen, weil sich dort bundeseigene Liegenschaf-
en befinden. Es ist allemal wirtschaftlicher, bundesei-
ene Liegenschaften zu nutzen und die Mitarbeiterinnen
nd Mitarbeiter zusammenzuführen, als weiterhin hohe
ieten zu zahlen, die im Übrigen von Verträgen herrüh-

en, die von der alten Regierung abgeschlossen wurden.

(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Hört! Hört!)

Ich könnte ferner etwas sagen über den Bericht des
undesrechnungshofes zum Ausbau der Büros des Prä-
identen des Robert-Koch-Institutes. Dann müsste ich
llerdings darauf hinweisen, dass die Beschlüsse im
ahre 1997 gefasst wurden.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sehr interessant!)


Man tut also immer gut daran, sich in Debatten, in de-
en man glaubt, der Regierung alles vor die Füße werfen
u können, daran zu erinnern, dass es noch nicht so lange
er ist, dass CDU/CSU und FDP Verantwortung in die-
em Lande getragen haben und mit ihrer Mehrheit die
eschlüsse gefasst haben.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Es ist nicht mehr so lange hin! Das geht schnell!)


azu zählte auch der Beschluss über Baumaßnahmen
es Robert-Koch-Institutes. Zu Einzelheiten will ich
ich jetzt gar nicht weiter äußern.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ch weiß, Sie hören das nicht gerne, aber Sie haben mit
hren Vorwürfen danebengegriffen.
Sprechen wir über den Haushalt. Der größte Teil des
aushaltes wird für die Sozialversicherung und die Sta-
ilisierung der Rentenversicherung aufgewendet. Eben
st gesagt worden: Es muss aufhören, dass so viele Steu-
rgelder in die Rentenversicherung fließen. – Dann






(A) )



(B) )


Bundesministerin Ulla Schmidt

müssen wir uns entscheiden; wir lassen nämlich keinen
einzigen Steuereuro in die Rentenversicherung fließen,
um etwa Beitragsausfälle auszugleichen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Wir haben in diesem Hause vor vielen Jahren einen
Bundeszuschuss für die Rentenversicherung vielmehr
deshalb beschlossen, weil die Rentenversicherung Auf-
gaben wahrnehmen muss, die nicht zu ihren originären
Aufgaben gehören, sondern die die gesamte Gesellschaft
betreffen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es kann nicht allein Aufgabe der Beitragszahler und Bei-
tragszahlerinnen sein, für diese Aufgaben aufzukom-
men. Stattdessen müssen alle – über die Steuer – an der
Finanzierung dieser Leistungen beteiligt werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es ist eine Mär, dass der Bundeszuschuss deshalb
ständig steige, etwa weil die Einnahmen in der gesetzli-
chen Rentenversicherung zurückgingen; das wird auch
durch noch so vieles Wiederholen – von allen Seiten –
nicht wahr. Der Bundeszuschuss ist von 1960 bis 1989
gesunken, und zwar von 25 auf 20 Prozent. Er wurde an-
gehoben, damit die Rentenversicherung gesamtdeutsche
Aufgaben wahrnehmen konnte:


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Rentenversicherung musste die Zusammenführung
zweier Systeme leisten, das der Menschen in Ost-
deutschland mit ihren berechtigten Rentenansprüchen
und das der Menschen in Westdeutschland.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das bestreitet doch keiner!)


Als der Zuschuss 1997 angehoben werden musste, ha-
ben wir gemeinsam – Bund und Länder – beschlossen,
die Mehrwertsteuer um 1 Prozentpunkt zu erhöhen, und
zwar um Fremdrenten und einigungsbedingte Leistun-
gen erbringen zu können sowie der Forderung des Bun-
desverfassungsgerichts nach einer Höherbewertung von
Kindererziehungszeiten nachzukommen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Nächstes Thema!)


Wir finanzieren mit Einnahmen aus der Ökosteuer
weitere gesamtgesellschaftliche Aufgaben, weil wir
möchten, dass Kindererziehung berücksichtigt wird und
nicht derjenige einen Vorteil hat, der in der Lage ist, er-
werbstätig zu sein, weil er keine Kinder erzieht, und ein
durchschnittliches Einkommen erzielt. Dahin fließen die
zusätzlichen Einnahmen aus der Ökosteuer. Wer darüber
redet, dass der Bundeszuschuss zurückgeführt werden
muss, der muss auch sagen, welche Leistungen der Ren-
tenversicherung demnächst gestrichen werden sollen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D onst sind das Scheindebatten, die auch nicht dadurch esser werden, dass die Forderung bei jeder Debatte ber die Sozialpolitik wieder aufgegriffen wird. Ich erwähne das nur, Herr Kollege Kolb, weil es mich rschüttert hat, dass Sie sich hier hinstellen und sagen, er November 2003 ist ein grauer Monat – das kann man a sehen –, (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist eine dramatische Bilanz!)


n dem wir feststellen müssen, dass die sozialen Siche-
ungssysteme in Deutschland nicht mehr tragen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Dass sie nicht mehr tragen, genau!)


Dazu sage ich Ihnen: Sie irren sehr,

(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie sind nicht in der Realität!)

enn Sie sagen, dass die sozialen Sicherungssysteme
icht mehr tragen.

(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wenn das Geld nicht mehr reicht, dann tragen sie nicht mehr!)

ch leugne nicht, dass wir einen dringenden Reformbe-
arf haben.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Aha!)

ber Sie sind im Unrecht, wenn Sie behaupten, die sozia-
en Sicherungssysteme tragen nicht mehr, weil wir die
emographischen Probleme nicht lösen können und weil
s konjunkturelle Schwierigkeiten gibt.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Nicht mehr in der umlagefinanzierten Form!)


ie deutsche Rentenversicherung leistet Jahr für Jahr
it einem Transfer von 10 Milliarden Euro, die vom
esten in den Osten fließen, einen Beitrag zur Anglei-
hung der Lebensverhältnisse.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Jetzt müssen Sie nur noch dazu sagen: Die Rente ist sicher!)


ie sozialen Sicherungssysteme haben den gesamten
rozess der deutschen Vereinigung mit getragen. Sie
issen, dass es ein elementarer Fehler Ihrer Regierung
ar, Aufgaben im Zusammenhang mit der deutschen
inheit über die Sozialversicherungssysteme anstatt
ber Steuern zu finanzieren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


enn wir in unseren sozialen Sicherungssystemen diese
ufgaben nicht mehr wahrnehmen müssten, hätten wir
m 4 Prozentpunkte niedrigere allgemeine Beitragssätze
nd kein Mensch würde in diesem Hause darüber reden,
ass diese Systeme vor dem Kollaps stehen oder nicht
ehr tragen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Dann wäre der Bundeszuschuss geringer!)







(A) )



(B) )


Bundesministerin Ulla Schmidt

Herr Kollege Kolb, Sie sagen, diese Systeme tragen

nicht mehr, und fordern Privatisierung anstelle der soli-
darischen Umlagefinanzierung. Dem halte ich entgegen:
Wo wären wir denn, wenn wir ein rein kapitalgedecktes
System hätten? Wäre es bei uns dann so wie in den Ver-
einigten Staaten? Dort müssen wegen der Börsenverluste
auch Menschen über 70 wieder arbeiten gehen. Ich
nenne als Beispiel nur General Motors mit 19,3 Milliar-
den Dollar Verlusten in der Pensionskasse. In der
Schweiz hat die Regierung 20 Milliarden Euro nach-
schießen müssen. Bei den rein kapitalgestützten Pensi-
onsfonds gab es im Jahr 2002 weltweit insgesamt
1 400 Milliarden Dollar Verluste als Folge der Schwie-
rigkeiten im Börsengeschäft. Da soll jemand sagen, ein
solches System sei besser als die Reform des umlage-
finanzierten solidarischen Systems, das wir hier in
Deutschland haben


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


und um das uns, Kollege Kolb, die Mehrheit der Men-
schen auf dieser Welt beneidet! Die hätten gern unser
Sozialsystem, dann würden sie nämlich wesentlich bes-
ser leben.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507911200

Frau Kollegin, erlauben Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Kolb? – Bitte schön, Herr Kolb.


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1507911300

Vielen Dank, Frau Ministerin. – Ich sage schon ein-

mal voraus: Wir werden im nächsten Jahr im November
an dieser Stelle wieder eine Debatte führen und ich
werde Ihnen das, was Sie heute hier gesagt haben, vor-
halten. Das als Vorbemerkung.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das kennen wir ja schon!)


Sind Sie bereit, zur Kenntnis zu nehmen, dass ich da-
von gesprochen habe, dass die Systeme in ihrer bisheri-
gen umlagefinanzierten Form nicht mehr tragen? Sind
Sie ferner bereit, zur Kenntnis zu nehmen, dass man das
am Beispiel der Rente sehr gut belegen kann?

Sie haben mit dem Vorschaltgesetz alle Stellschrau-
ben im System der umlagefinanzierten gesetzlichen Ren-
tenversicherung bis zum Anschlag angezogen.


(Erika Lotz [SPD]: Nicht alle! Einige haben wir nicht gedreht!)


Sie setzen mit Ihren wirtschaftlichen Prognosen auf das
Prinzip Hoffnung. Ich sage Ihnen voraus: Wenn sich ein
Wirtschaftswachstum von 1,6 Prozent im nächsten Jahr
nicht einstellen wird und es nur bei 0,8 oder 1,0 Prozent
liegt, dann wird das zutreffen, was der Kollege Fricke
Ihnen prophezeit hat, nämlich dass Ihr Ministerium An-
lass für einen Nachtragshaushalt geben wird.

Ich verstehe nicht, wie Sie in dieser Situation so tun
können, als wenn wir in der umlagefinanzierten gesetzli-
chen Rentenversicherung keine Probleme hätten.

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(C (D (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das hat doch gar keiner gesagt!)


as gilt in ähnlicher Weise auch für den Gesundheitsbe-
eich.


(Zurufe von der SPD: Frage! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Herr Präsident!)


ch frage, ob Sie bereit sind, das zur Kenntnis zu nehmen.
ich erschreckt, dass Sie die Tragweite der Probleme im
ystem der sozialen Sicherung entweder nicht erkannt
aben oder sie verdrängen. Zu diesen Problemen hätte
ch gerne Ihre Einschätzung gehört.


(Walter Schöler [SPD]: Jetzt muss er lange stehen bleiben!)


Ulla Schmidt, Bundesministerin für Gesundheit und
oziale Sicherung:
Herr Kollege Kolb, es ist entscheidend, festzuhalten,

ass wir eine Diskussion über Reformen innerhalb eines
unktionierenden Systems führen, in dem bis heute jeden
onat allen Rentnern und Rentnerinnen ihre Rente aus-
ezahlt wird.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ein Blick nach vorne!)


Ich schaue nach vorne. Bleiben Sie nur stehen!

(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ich stehe doch! Ich wanke nicht!)

Sich zwischendurch zu bewegen ist gesund. Wir sitzen
iel zu viel.
Es hat nach der staatlichen Vereinigung, die sehr

ompliziert war, keinen einzigen Tag gegeben, an dem
uch nur ein Rentner oder eine Rentnerin in den neuen
ändern seine bzw. ihre Rente nicht erhalten hätte.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie gucken in den Rückspiegel! So fährt man gegen die Wand!)


Sie müssen ein bisschen mehr Geduld haben, sonst
önnen Sie an dem Punktesammeln im Rahmen der Bo-
usprogramme in der gesetzlichen Krankenversicherung
icht teilnehmen, Herr Kollege Kolb.


(Heiterkeit bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Mit Klamauk kann man die Rente nicht reformieren!)


Sie haben davon gesprochen, dass das System marode
t. Ich sage Ihnen, das System ist nicht marode; es trägt.
s ist unverantwortlich, die Menschen zu verunsichern,
dem man behauptet, das System würde nicht mehr tra-
en.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Kollege Storm, Sie waren bei meiner Rede wäh-
end der ersten Lesung anwesend. Ich werde in Zukunft
erücksichtigen, dass Sie mich bei jeder Debatte reden
ören wollen, weil es Ihnen anscheinend so viel Spaß






(A) )



(B) )


Bundesministerin Ulla Schmidt

macht. Ich habe bei dieser Gelegenheit gesagt, dass wir
uns dafür entschieden haben, eine Beitragssatzanhebung
zu vermeiden. Selbstverständlich setzen wir damit voll
auf Wachstum.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Apropos Setzen: Ich setze mich jetzt!)


– Ich bin noch nicht mit meiner Antwort fertig, Herr
Kollege Kolb. Bleiben Sie bitte stehen!


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wer so eine unsinnige Frage stellt, der muss auch lange stehen bleiben!)


Wir setzen auf die Karte Wachstum. Es gibt immer
mehr belastbare Anzeichen dafür, dass Wachstum ein-
setzt und der Aufschwung kommt. Dieses Wirtschafts-
wachstum will ich nicht durch eine Beitragssatzerhö-
hung gefährden.

Keine Sozialversicherung kann die Probleme lösen,
die sich ergeben würden, wenn das Wachstum in
Deutschland im vierten Jahr hintereinander bei null lie-
gen würde. Dann müssten wir ganz andere Maßnahmen
in diesem Haus diskutieren. Wir setzen auf Wachstum
und haben daher diesen Weg gewählt. Ich vertrete in die-
sem Zusammenhang auch die Einschnitte bei der älteren
Generation, die niemand gerne macht, die aber notwen-
dig sind.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wenn Sie Einschnitte machen, dann trägt das System nicht!)


Sie müssen sein, weil wir sonst die notwendige Finanz-
kraft nicht aufbringen können.

Ich setzte auf Wachstum, Aufschwung und darauf,
dass es mehr Beschäftigung in diesem Land gibt. Eines
ist unbestritten: Ohne Beschäftigte, die in die Sozialkas-
sen einzahlen, ist kein System tragfähig.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Unbestritten ist aber auch: Ein kapitalgestütztes System
würde noch schneller an seine Grenzen stoßen.

Herr Kollege Kolb, Sie müssen unterscheiden, ob ein
System reformbedürftig oder marode ist. Man muss sich
gut überlegen, ob man von der Umlagefinanzierung und
der solidarischen Finanzierung weg und hin zu Eigen-
verantwortung und zu privater Absicherung geht. Das ist
ja auch das Motto Ihres Vorsitzenden: Wenn jeder an
sich selber denkt, dann ist an alle gedacht. – Das ist nicht
unser Weg in der Politik.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der FDP: Das ist auch nicht unser!)


Wir wollen vielmehr Sozialsysteme, in denen der Starke
für den Schwachen, der Gesunde für den Kranken,
Singles für Familien und diejenigen, die mehr Geld ha-
ben, für diejenigen, die weniger Geld haben, einstehen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist keine Sozialreform! Das ist Klassenkampf!)


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(C (D nsonsten kann keine Gesellschaft – auch nicht unsere, ie immer noch sehr reich ist – den Schutz gegen betimmte Lebensrisiken für all ihre Bürger organisieren. eshalb werden wir mit diesem System weiterarbeiten. Ich sage Ihnen eines: Man sollte sich seine Vorschläge enau überlegen. Wenn ich Ihrem Vorschlag von vorhin olgen würde, der dahin geht, dass man nicht nur nach 5 Beitragsjahren, (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das wollen Sie doch auch!)


ondern auch mit 45 Entgeltpunkten ohne Abschläge in
ente gehen kann, dann würde das System schnell ma-
ode. Denn diese 45 Entgeltpunkte hat ein Gutverdienen-
er schon nach 25 Beitragsjahren erreicht. Dann stimmt
n der Folge das Verhältnis zwischen dem Eingezahlten
nd der Anzahl der Jahre, in denen Leistungen bezogen
erden, nicht mehr.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das haben Sie vollkommen falsch dargestellt!)


ir haben einen großen Informations- und Diskussions-
edarf. Dem werden wir Rechnung tragen.
Das, was Kollege Zöller vorgetragen hat, ist eine gute
asis, über die nächsten Schritte zur langfristigen Siche-
ung der gesetzlichen Rentenversicherung zu reden.
ch weiß, dass Sie bei den Kurzfristmaßnahmen nicht
itmachen; die beschließen wir allein. Aber wir sollten
ns überlegen, ob es für das Vertrauen der Menschen in
ie gesetzliche Rentenversicherung gut ist, wenn wir uns
ie die Kesselflicker streiten. Ich halte es für besser,
enn wir versuchen, unsere gemeinsamen Ziele in eine
emeinsame Politik münden zu lassen. Wir verfolgen,
enn ich Sie richtig verstanden habe, gemeinsam das
iel, das System der umlagefinanzierten Rente zu erhal-
en. Wir wissen, dass die umlagefinanzierte Rente der
eutigen jungen Generation nicht mehr die Lebensstan-
ardsicherung bietet, wie es bei der jetzigen Rentnerge-
eration der Fall ist.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Jetzt kritisieren Sie das System, das Sie gerade verteidigt haben! – Zuruf der Abg. Annette WidmannMauz [CDU/CSU])


eshalb haben wir den Mut gehabt, Frau Widmann-
auz, neben der umlagefinanzierten Rente eine kapital-
estützte Säule aufzubauen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie haben wirklich den Überblick verloren!)


Ich habe das System verteidigt. Es wäre mir neu, dass
ie CDU/CSU ein rein kapitalgestütztes System fordert.
ir haben in der letzten Legislaturperiode festgelegt:
ie umlagefinanzierte Rente ist die Hauptsäule. Die
unge Generation braucht aber zusätzlich eine betriebli-
he oder eine private Vorsorge. Nur in einer Kombina-
ion zwischen Umlagefinanzierung und zusätzlicher pri-
ater kapitalgestützter Säule wird die junge Generation






(A) )



(B) )


Bundesministerin Ulla Schmidt

die notwendige Sicherheit erreichen können, in
30 Jahren ihren Lebensabend finanzieren zu können.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie geben dem Kollegen Kolb gerade Recht! Sie haben den Überblick verloren!)


– Nein, die FDP will nur eine private Rente.

(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Nein! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

Wir haben dafür gesorgt, dass die betriebliche

Altersvorsorge eine Renaissance erlebt. Mittlerweile
haben 57 Prozent aller Beschäftigten eine betriebliche
Altersvorsorge abgeschlossen. Unsere gemeinsame Auf-
gabe wird es sein, dafür zu werben, dass jeder und jede
so etwas macht. In den letzten zwei Jahren hat es hier Er-
folge gegeben. Sie stellen uns zwar nicht zufrieden; aber
immerhin ist der Anteil der Frauen, die eine betriebliche
Altersvorsorge abschließen, auf 29 Prozent gestiegen. In
den neuen Bundesländern gibt es einen Anstieg von
19 auf 27 Prozent. Dieser Aufgabe müssen wir uns ge-
meinsam widmen.

Herr Kollege Zöller, ich teile Ihre Auffassung, dass
derjenige, der ein Leben lang gearbeitet und Beiträge ge-
zahlt hat, und zwar in der Kombination aus umlagefinan-
zierter und privater Säule, am Ende eine Rente erhalten
muss, die höher ist als die Sozialhilfe, die jemand im Al-
ter bekommt, weil er – aus welchen Gründen auch im-
mer – keine Beiträge zahlen konnte.

Vor diesem Hintergrund müsste man einmal überle-
gen, wohin die Begrenzung auf einen Beitragssatz von
20 Prozent führt, die ja auch die CSU fordert. Alle
Wege, die wir gehen – sei es die Einführung eines Nach-
haltigkeitsfaktors oder auch die verlangsamte Anpas-
sung der Renten –, führen zu einer langsameren Absen-
kung des Niveaus, was bei den Jüngeren durch eine
höhere kapitalgestützte Säule ausgeglichen werden soll.

In der gesetzlichen Rentenversicherung müssen die
Beiträge gerade für die jüngere Generation bezahlbar
bleiben und muss ein gewisses Rentenniveau gesichert
werden. Ansonsten funktioniert der Generationenvertrag
nicht mehr. Dieser Aufgabe müssen wir uns alle stellen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Otto Fricke [FDP]: Das ist heute schon der Fall!)


Man muss sich die Frage stellen, ob ein Rentenniveau
ausreicht, das unter 40 Prozent des durchschnittlichen
Bruttoeinkommens liegt, oder ob wir hier gemeinsam zu
neuen Lösungen kommen müssen.

Wir wollen noch in diesem Jahr unseren Gesetzent-
wurf zur Sicherung der nachhaltigen Finanzierungs-
grundlagen der gesetzlichen Rentenversicherung in den
Deutschen Bundestag einbringen. Wir wollen die Ren-
tenanpassungsformel verändern. Dazu haben Koalition
und Opposition ähnliche Vorstellungen. Wir wollen in
diesem Jahrzehnt das tatsächliche Renteneintrittsalter
an das gesetzliche Renteneintrittsalter anpassen. Ich

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(C (D ebe Ihnen aber darin Recht, dass es in einer Zeit, in der ber 55-Jährige kaum eine Chance auf dem Arbeitsarkt haben, schwierig ist, den Menschen zu vermitteln, ass im Jahre 2035 eine Anhebung des Renteneintrittsalrs notwendig wird. Deshalb gehen wir schrittweise vor. Lassen Sie uns in diesem Jahrzehnt dafür sorgen, die eschäftigungschancen der älteren Menschen zu erhöen. Denn Sie haben unverzichtbare Fähigkeiten. Es ibt sehr viele Menschen, die bis zum 60. oder auch bis um 64. Lebensjahr erwerbstätig sein möchten. Sie könen es nicht, weil die Unternehmen ihnen keine Chance eben. Deshalb teile ich Ihre Auffassung, dass der Deutsche undestag gemeinsam mit den Tarifvertragsparteien, ber auch mit den Unternehmerinnen und Unternehmern ür Weiterbildungsmaßnahmen und Beschäftigungsförerung sorgen muss. Wir müssen die Hemmnisse dafür, ass ältere Menschen im Erwerbsleben bleiben, beseitien. Ich sage das so deutlich, weil die Unternehmerchaft immer fordert, das Renteneintrittsalter zu erhöen. Unsere Antwort auf diese Forderung muss sein: Die rbeitgeber haben dafür zu sorgen, dass die Menschen, ie bis zum 65. Lebensjahr arbeiten wollen, auch eine hance auf einen Arbeitsplatz haben. Erst dann macht es inn, über eine Anhebung des Renteneintrittsalters für eute 30-Jährige zu diskutieren. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aber Sie setzen die Rahmenbedingungen!)


as werden wir alles auf den Weg bringen.

(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Schauen wir mal!)

Zur Schwankungsreserve ist zu sagen: Wir möchten

ie Schwankungsreserve als eine Nachhaltigkeitsreserve
uffüllen.


(Otto Fricke [FDP]: Auf wie viel? – Jens Spahn [CDU/CSU]: Sie haben sie gerade erst gesenkt!)


Ja, natürlich. Wir haben sie gesenkt. Meine Herren, ich
abe heute schon ein paar Mal erlebt, dass das Gedächt-
is bei Ihnen manchmal nachlässt. Von 1992 bis 1996 ist
ie Schwankungsreserve von 2,6 Monatsraten auf
,6 Monatsraten gesenkt worden.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie wissen aber auch, warum!)


998 haben wir sie wieder etwas aufgefüllt. Wenn aber
ie Kassen leer sind, kann man nicht aus dem Vollen
chöpfen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wollen Sie 1,5 Monatsraten, 1,2 oder 1,0?)


ann muss man die Schwankungsreserve vielleicht auch
uf 0,2 Monatsraten reduzieren. Ich stehe zu dieser Ent-
cheidung,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Bundesministerin Ulla Schmidt

denn vor die Wahl gestellt, die Beitragssätze anzuheben
oder zusätzliche 4,8 Milliarden Euro bei den Rentnerin-
nen und Rentnern einzusparen, entscheide ich mich da-
für, die Schwankungsreserve zu senken.

Herr Kollege Storm, selbst wenn es so wäre, dass der
Bundesfinanzminister den Bundeszuschuss im kommen-
den Jahr einen Monat vorziehen müsste, wäre dies kein
Problem. Das Gleiche hat 1985 auch Minister
Stoltenberg getan. Es war auch damals kein Problem. So
viel dazu, wann in dieser Republik welche Entscheidung
zum ersten Mal gefällt worden ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wie viel? Wo wollen Sie hin?)


Damals ist die Rente auch über Steuern finanziert
worden. Das tut niemandem weh. Aber weitere
4,8 Milliarden Euro bei den Rentnerinnen und Rentnern
einzusparen hätte wehgetan. Es wäre auch schmerzhaft
gewesen, die Beitragssätze zu erhöhen, um die
4,8 Milliarden Euro einzunehmen. Deshalb stehe ich zu
der Entscheidung.

Sobald der Konjunkturmotor anspringt und sich die
Einnahmesitutation bei der Rentenversicherung verbes-
sert, werden wir die Schwankungsreserve auf 1,5 Mo-
natsraten auffüllen – so steht es im Referentenentwurf.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aber der soll jetzt geändert werden, oder? 1,0 oder 1,3?)


Ob diese Entscheidung im Laufe der Beratungen geän-
dert wird, wird man sehen.


(Andreas Storm [CDU/CSU]: Gestern lag er bei 1,2!)


Wir haben einen Vorschlag gemacht.
Zum Abschluss möchte ich auf die von Ihnen, Herr

Kollege Storm, verbreitete Mär zu sprechen kommen. Es
ist nicht das erste Mal in der Geschichte, dass die Rent-
nerinnen und Rentner weniger Geld ausbezahlt bekom-
men. Zum 1. Januar 1995 haben Sie die Pflegeversiche-
rung eingeführt. Auch die Rentnerinnen und Rentner
haben einen Beitrag dazu leisten müssen.


(Zuruf von der FDP: Wer hat das denn mitgemacht?)


– Das werfe ich niemandem vor. – Mit Formulierungen
wie „zum ersten Mal“ sollte man aber vorsichtig sein.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Ehrlich bleiben!)


Wir haben damals die Einführung der Pflegeversiche-
rung unterstützt. Der Weg war richtig.

Wir müssen nun Entscheidungen treffen, um die Bei-
tragssätze stabil zu halten. Nur so eröffnen wir den jun-
gen Menschen Perspektiven und schaffen Beschäfti-
gung. Auf Dauer sind die Renten nur dann sicher, wenn
sie bezahlbar sind. Wir müssen dafür sorgen, dass die
Arbeitslosigkeit bekämpft wird und die Menschen Be-
schäftigung haben. Dann werden die Rentnerinnen und
Rentner auch wieder am Wachstum teilhaben können.

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(C (D Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507911400

Zu einer Kurzintervention erteile ich das Wort der
ollegin Petra Pau.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Die war doch gar nicht da! Über was will sie reden?)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1507911500

Frau Ministerin, Sie haben mir Informationsmaterial

ukommen lassen, wofür ich mich bedankt habe. Außer-
em habe ich Sie darum gebeten, mir noch weitere Infor-
ationsmappen zu übersenden.
Das Grundverständnis der PDS im Bundestag ist, dass
ir als Bundestagsabgeordnete nicht nur die Aufgabe
aben, Gesetzesvorlagen zuzustimmen oder sie abzuleh-
en, sondern dass wir die Menschen im Lande auch über
ie Risiken und Nebenwirkungen wie auch über die
uswirkungen unseres Tuns aufklären müssen. So habe
ch die erste Informationsmappe meiner Hausärztin ge-
chenkt, die diese in ihrem Wartezimmer ausgelegt hat.
Sollten Sie mir die gewünschten weiteren Materialien

bersenden, werde ich eine Informationsmappe in mei-
er Wahlkreissprechstunde für die Information der Bür-
erinnen und Bürger nutzen. Eine Informationsmappe
erde ich immer in der Tasche haben, um den Bürgerin-
en und Bürgern, die mich danach fragen, was auf sie
ukommt, zu erklären, dass ab Januar pro Quartal
0 Euro Eintrittsgebühr für die Arztpraxis fällig werden,
ass sie ab Januar bei Arznei- und Verbandsmitteln min-
estens 5 Euro pro Verordnung zuzahlen müssen, dass
ie auch bei Heil- und Hilfsmitteln wie zum Beispiel
ollstühlen zuzahlen müssen – das ist in Ihrem Geset-
espaket vorgesehen –, und um zu erklären, welche Leis-
ungen aus dem Katalog der gesetzlichen Krankenkasse
estrichen werden; meine Kollegin Lötzsch hat das
chon aufgezählt.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Was soll das denn jetzt?)


Eine Antwort auf die wohl wichtigste Frage findet
ich allerdings weder in Ihrem Werbematerial noch auf
en Werbeplakaten zur Agenda 2010, die uns in dieser
tadt und im Rest der Republik belästigen, nämlich wie
ir dem Trend zur Aufsplittung der Sozialkassen in Teil-
askoversicherungen endlich entgegentreten und uns auf
en Sinn des solidarischen Sicherungssystems zurückbe-
innen können. Der Gedanke, der dahinter steht, lautet:
esunde helfen Kranken, materiell Stärkere helfen mate-
iell Schwächeren. Denn das schafft Zusammenhalt in
nserer Gesellschaft. Diese Antwort bleiben Sie uns
chuldig. Deswegen werden wir mit Ihnen auch weiter-
in darüber streiten.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])







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(B) )



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507911600

Als nächster Rednerin erteile ich das Wort der Kolle-

gin Annette Widmann-Mauz von der CDU/CSU-Frak-
tion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Wolfgang Wodarg [SPD]: Denken Sie an Ihre Kinderstube!)



Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1507911700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!

Frau Ministerin Schmidt, ich habe Sie in diesem Hause
schon häufiger reden hören, aber so widersprüchlich wie
am heutigen Nachmittag war Ihre Rede selten.

Als wir in den 90er-Jahren die Pflegeversicherung
eingeführt haben, haben die Rentnerinnen und Rentner
im Juli vor der Einführung und im Juli nach der Einfüh-
rung Rentenerhöhungen erhalten;


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Die haben doch damit nicht zusammengehangen! Das ist doch Unsinn!)


das wissen Sie ganz genau. Außerdem stehen hinter den
Beiträgen für die Pflegeversicherung, die natürlich eine
Belastung darstellen, auch Leistungen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Das, was Sie vorhaben, bedeutet Nullrunden mit Mehr-
belastungen für die Rentnerinnen und Rentner. Es han-
delt sich also um reale Rentenkürzungen.


(Andreas Storm [CDU/CSU]: So ist es!)

Ich war gespannt, ob ich heute von Ihnen etwas zur

Erwerbstätigenversicherung zu hören bekomme, die die
SPD auf dem Bundesparteitag beschlossen hat. Dass Sie
nichts dazu gesagt haben, bestärkt mich in meiner Hal-
tung, dass Sie nichts davon halten und damit der glei-
chen Meinung sind wie der Bundeskanzler.

Sie behaupten hier ständig, dass unsere Systeme in
Ordnung seien und alles wunderbar funktioniere. Warum
aber funktioniert denn scheinbar noch alles? Das ist doch
nur deshalb der Fall, weil Sie Monat für Monat, Jahr für
Jahr und in immer stärkerem Maße Zuschüsse aus dem
Bundeshaushalt in Anspruch nehmen. Deshalb: Für die
Zukunft ist noch kein Problem gelöst; im Gegenteil, es
wird von Jahr zu Jahr schlimmer.


(Erika Lotz [SPD]: Ach was!)

Sie sagen: Wenn in der Kasse nichts drin ist – Sie haben
das auf die Schwankungsreserve bezogen –, dann kann
man auch nicht aus dem Vollen schöpfen. Warum schöp-
fen Sie denn dann noch einmal und senken die Schwan-
kungsreserve in diesem Umfang ab, obwohl ohnehin
schon so wenig drin ist?

Im Übrigen war ich total darüber verwundert, wie Sie
sich – es war im Mittelteil Ihrer Rede – zu kapitalge-
deckten Systemen geäußert haben. Ich dachte schon, Sie
wollten die Riester-Rente glatt wieder abschaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Mann konnte fast den Eindruck gewinnen, das Grund-
übel sei, dass wir in unserem Land kapitalgedeckte Si-

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(C (D herungssysteme zur Ergänzung, zum Aufbau und zur ewährleistung der Sicherung des Lebensstandards im lter haben. (Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dafür haben wir gesorgt!)


Frau Ministerin Schmidt, durch das, was Sie heute
ier abgeliefert haben, bestätigen Sie die Bevölkerung
nseres Landes, in der eine enorme Verunsicherung
errscht. Die Menschen wissen doch überhaupt nicht
ehr, woran sie sind. Das Ziel, das mit der Umsetzung
er Agenda 2010 in Angriff genommen werden soll, ist
raußen überhaupt nicht erkennbar. Das Warum und
ozu der Reformen bleibt unklar. Deutschland steht nun
inmal am Scheideweg: Zwingen wir die Menschen wei-
er in Systeme, die nicht länger zukunftsweisend sind,
der wagen wir Reformen, die von Verantwortung und
achhaltigkeit geprägt sind?


(Zuruf von der SPD: Und von Privatisierung!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen von den Grünen, Sie

önnen das Wort „Nachhaltigkeit“ noch so häufig im
unde führen: Die Finanz- und Haushaltspolitik dieser
undesregierung ist sicher nicht von Nachhaltigkeit ge-
rägt. Sie schaffen diese Tatsache nicht damit aus der
elt, dass Sie sie einfach ignorieren. Lieber Kollege
urth, eine schmerzliche Wahrheit ist manchmal besser
ls das Verdrängen. Machen wir uns doch nichts vor: Es
ibt eigentlich nur zwei Gründe, warum Hans Eichel am
eutigen Tag noch im Amt ist: erstens, weil Sie nieman-
en haben, der aus diesem Job etwas machen könnte,


(Otto Fricke [FDP]: Gabriel! Der kann alles!)

nd zweitens, weil wir von der Union in diesem Sommer
it dem GMG unseren kleinen Beitrag zu einem Sparpa-
et geleistet haben. Durch uns hat Hans Eichel zumin-
est kurzfristig ein klein wenig Luft bekommen.
Sie werden sich fragen, warum: Die Defizite und

chulden der Krankenkassen von insgesamt 9 Milliar-
en Euro gehen in die Gesamtverschuldung des Staates
in. Sie sind für die Einhaltung der Kriterien von
aastricht also relevant. Darauf haben wir von der
nion schon in der vergangenen Legislaturperiode im-
er wieder hingewiesen. Frau Schmidt, Sie wollten da-
on nichts wissen. Ich erinnere mich an spannende Dis-
ussionen hier im Haus.
In diesem Sommer haben wir die Gesundheitsreform
it einem Einsparvolumen von 20 Milliarden Euro be-
chlossen. Eine so gewaltige Summe wurde in der ge-
etzlichen Krankenversicherung noch niemals zuvor ein-
espart. Die Kraftanstrengung war notwendig, und zwar
um einen, um die aufgelaufenen Defizite und Schulden
er Kassen abbauen zu können, und zum anderen, um
ie Beiträge in Richtung von 13 Prozent drücken zu kön-
en. Alleine hätten Sie das nicht gepackt; das wissen Sie
uch. Sie brauchen die Kraft der Union.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Walter Schöler [SPD]: Klatscht doch mal! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wer war denn jetzt der Beifallbeauftragte?)







(A) )



(B) )


Annette Widmann-Mauz

Hohe Sozialversicherungsbeiträge sind Gift für die

Wirtschaft. Diese Erkenntnis hat sich mittlerweile sogar
in Ihren Reihen zum Allgemeingut entwickelt. Allein
seit September dieses Jahres


(Unruhe bei der SPD)

– Sie müssen aufpassen – sind die Einnahmen in der ge-
setzlichen Krankenversicherung um 0,9 Prozent zurück-
gegangen. Das entspricht 1,2 Milliarden Euro. Verglei-
chen wir einmal die beitragspflichtigen Einnahmen: Im
Oktober dieses Jahres liegen sie um 8,2 Milliarden Euro
unter denen des Vergleichsmonats im Vorjahr.

Am 4. Dezember wird der Schätzerkreis wieder ein-
mal tagen. Die Tendenz wird lauten: Es wird noch
schlechter werden. Frau Schmidt, rechnet man alleine
das hoch, was wir in den letzten zwei Monaten erlebt ha-
ben, dann kann man wahrlich nicht davon sprechen, dass
unsere Systeme funktionieren. Insbesondere für die ge-
setzliche Krankenversicherung ist die Lage bedrohlich.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Damit wird einmal mehr deutlich, was der Grund für

diese Krise in der gesetzlichen Krankenversicherung ist.
Der Grund ist die zunehmende Arbeitslosigkeit auf-
grund der strukturellen wirtschaftlichen Schwäche, der
lahmenden Konjunktur und Ihrer falschen Wirtschafts-
und Sozialpolitik in unserem Land. Die Ausgaben stei-
gen und die Einnahmen brechen weg, weil die Beiträge
an Löhne und Gehälter gekoppelt sind. Die höheren Bei-
träge drücken wieder auf die Arbeitskosten und heizen
so die Spirale der Arbeitslosigkeit weiter an.

Aus dieser vertrackten Situation führt eine bloße Er-
weiterung des Versichertenkreises auch dann nicht
heraus, wenn sie um eine Verbreiterung der Bemessungs-
grundlage ergänzt wird. Dies wird das Finanzierungspro-
blem allenfalls etwas abmildern, aber im Kern auf keinen
Fall lösen. Mit Ihren Ankündigungen geben Sie keine
Antwort auf den demographischen Wandel in Verbin-
dung mit dem medizinisch-technischen Fortschritt. Wir
kommen um wirkliche Reformen nicht herum.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der ge-

samtwirtschaftlichen Entwicklung teilt unsere Einschät-
zung. Er befürchtet, dass bei Einführung einer kollekti-
ven Bürgerzwangsversicherung Wachstum und weitere
1 Million Arbeitsplätze verloren gehen. Er führt aus:

Eine Bürgerversicherung dagegen ist mit einem
deutlichen Beschäftigungsrückgang von bis
3,0 v. H. verbunden.

(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN]: Unsinn!)

Wie erwartet wirkt vor allem die Anhebung der
Beitragsbemessungsgrenze und die Einbeziehung
von Vermögenseinkommen in die Bemessungs-
grundlage besonders beschäftigungsfeindlich.

Das sollten Sie sich einmal durchlesen. Sie würden wirk-
liche Erkenntnisse gewinnen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Die Schwierigkeit Ihrer Politik liegt darin, dass Sie eine Probleme lösen, sondern im Grunde nur neue chaffen. Sie glauben, alles, was Sie machen, sei verünftig, weil Sie es mit einem ernsthaften Gesicht tun. ber eigentlich sind Sie ratlos. Sie wissen nicht mehr eiter. Die Menschen in unserem Land haben dies längst urchschaut; denn sie haben kein Vertauen mehr in Ihre olitik. Wir haben ein Finanzproblem, ein Effizienzprolem und ein Gerechtigkeitsproblem. (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Und ein Regierungsproblem!)


Was wir brauchen, sind keine schönen neuen Begriffe
ie Bürgerversicherung.


(Erika Lotz [SPD]: Kopfpauschale!)

as wir brauchen, ist ein System, das die Einnahmen
tabilisiert, die Abhängigkeit der Einnahmeentwicklung
er gesetzlichen Krankenversicherung von Löhnen und
ehältern reduziert und für einen zielgenaueren sozialen
usgleich zwischen Personen mit einem hohen Einkom-
en und Personen mit einem geringeren Einkommen
orgt.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo kommen denn die Steuermittel her? Steuererhöhungen!)


Anders als von den Anhängern der Bürgerversiche-
ung – Sie alle schreien wieder laut durcheinander – be-
auptet wird, ist der Solidarausgleich in der gesetzlichen
rankenversicherung alles andere als gerecht. Ich würde
ich freuen, wenn Sie darüber einmal Klage führen
ürden. So zahlt zum Beispiel ein berufstätiges Ehepaar
n der Summe wesentlich höhere Beiträge als ein Ehe-
aar mit nur einem Verdiener und demselben Gesamtein-
ommen. Noch besser stellt sich derjenige in der gesetz-
ichen Krankenversicherung, der ein geringes Gehalt,
ber hohe Kapitaleinkünfte hat.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bürgerversicherung! – Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schön, dass Sie das Problem erkannt haben!)


r zahlt den geringsten Beitrag, weil er nur mit seiner
ente oder seinem Gehalt veranschlagt wird. Die weite-
en Einkünfte bleiben also außen vor.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bürgerversicherung! Das sage ich doch!)


Frau Bender, Sie müssen jetzt aufpassen. Hören Sie
uch bei meinem nächsten Punkt zu. Dann werden Sie
erken, dass Sie mit Ihren Vorschlägen völlig falsch lie-
en.
Ein steuerfinanzierter Ausgleich sorgt an dieser Stelle

ür mehr Gerechtigkeit; das wissen Sie doch auch.

(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Warum hört Ihnen nicht einmal Herr Seehofer zu?)


ufgrund der Steuerprogression findet eine zielgenauere
mverteilung zwischen Arm und Reich statt. Auch wer-
en dann die Beamten und Selbstständigen an dem Soli-






(A) )



(B) )


Annette Widmann-Mauz

darausgleich nach ihrer Leistungsfähigkeit und nicht nur
bis zur Beitragsbemessungsgrenze beteiligt.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Theoretisch ja!)


Deshalb ist ein Prämienmodell einer Bürgerversicherung
eindeutig überlegen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Keine Zukunft vermag gutzumachen, was in der Ge-

genwart versäumt wird. Die Bundesregierung muss um-
denken und handeln. Sie muss in zukunftsträchtige
Technologien, in Medizin und Gentechnik, in Bildung,
Forschung, Infrastruktur und den Dienstleistungssektor
investieren und nicht nur das Marketing einer ohnehin
schon miserablen Politik betreiben.

Es ist schon erstaunlich, wie erfinderisch Sie sein
können, wenn es gilt, Ihre Dummheiten vor sich selbst
zu rechtfertigen.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Na, na, na! Mäßigen Sie sich!)


Allein die Vermarktung der Gesundheitsreform lässt sich
die Bundesregierung 3,5 Millionen Euro kosten.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch auch Ihre Gesundheitsreform!)


Das festzustellen ist wichtig, wenn den Bürgern sachge-
rechte Informationen vermittelt werden sollen. Aber Sie
haben mit der Vermarktung schon im Juli begonnen – zu
einer Zeit, als wir noch nicht einmal den Verhandlungs-
raum verlassen hatten und überhaupt noch nicht die
Rede von Ergebnissen und konkreter und seriöser Infor-
mation sein konnte. Es ist sehr grotesk, etwas zu verkau-
fen, was es noch gar nicht gibt. Eine solche Werbekam-
pagne schmeckt nicht jedem. Und: Sie hilft auch nicht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Frau Schmidt, es ist der Öffentlichkeit im Grunde

nicht zu vermitteln, dass Sie in Ihrem Haushalt insge-
samt für Öffentlichkeitsarbeit so viel Geld ausgeben
wie für Forschung. Sparen Sie bei der Werbung und in-
vestieren Sie in die Zukunft! Das wäre das Beste für die
zukünftigen Generationen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507911800

Bedenken Sie Ihre Redezeit bitte, Frau Kollegin!

Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1507911900

Ja. – Wir haben die Aufgabe, unser über 100 Jahre al-

tes Sozialsystem unter völlig veränderten ökonomischen
Verhältnissen neu zu gestalten, und zwar so, dass wir
wettbewerbsfähig bleiben und es auch in den kommen-
den Jahren seine wichtigsten Aufgaben erfüllen kann,
nämlich die großen Risiken solidarisch abzusichern


(Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Bei Ihnen ist gar nichts mehr solidarisch!)


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(C (D nd die Verantwortung für die kleinen Risiken, wenn es ertretbar und zumutbar ist, wieder dem Einzelnen zu berlassen. Das war ein schöner Schlusssatz. Okay. – Ich bedanke mich, Herr Präsident. Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Abstimmung über den Einzel lan 15 Bundesministerium für Gesundheit und Soziale icherung in der Ausschussfassung. Wer stimmt dafür? Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der inzelplan 15 ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktioen gegen die Stimmen der CDU/CSU, der FDP und der raktionslosen Abgeordneten angenommen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte III a bis d auf. Es andelt sich um Überweisungen im vereinfachten Verahren ohne Debatte. a)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507912000

(Heiterkeit und Beifall im ganzen Hause)

Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1507912100

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507912200
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem
Übereinkommen aufgrund von Art. K.3 des
Vertrags über die Europäische Union vom
26. Juli 1995 über den Einsatz der Informa-
tionstechnologie im Zollbereich
– Drucksache 15/1969 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit

b) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ausfüh-
rung des Übereinkommens aufgrund von Art. K.3
des Vertrags über die Europäische Union vom
26. Juli 1995 über den Einsatz der Informati-
onstechnologie im Zollbereich, zu dem Protokoll
gemäß Art. 34 des Vertrags über die Europäische
Union vom 8. Mai 2003 zur Änderung des Über-
einkommens über den Einsatz der Informati-
onstechnologie im Zollbereich hinsichtlich der
Einrichtung eines Aktennachweissystems für Zoll-
zwecke sowie zur Verordnung (EG) Nr. 515/97
des Rates vom 13. März 1997 über die gegensei-
tige Amtshilfe zwischen Verwaltungsbehörden
der Mitgliedstaaten und die Zusammenarbeit die-
ser Behörde mit der Kommission im Hinblick auf
die ordnungsgemäße Anwendung der Zoll- und
Agrarregelung (ZIS-Ausführungsgesetz)

– Drucksache 15/1970 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms

c) Erste Beratung des von der Bundesregierung

eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Um-
setzung des Rahmenbeschlusses über den Euro-
päischen Haftbefehl und die Übergabeverfahren
zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen

(Europäisches Haftbefehlsgesetz – EuHbG)

– Drucksache 15/1718 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und
Geschäftsordnung
Innenausschuss
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

d) Beratung des Berichts des Ausschusses für Bil-
dung, Forschung und Technikfolgenabschätzung

(19. Ausschuss) gemäß § 56 a der Geschäftsord-

nung
Technikfolgenabschätzung
hier: Vorstudie „Folgen von Umwelt- und Res-
sourcenschutz für Ausbildung, Qualifikation
und Beschäftigung“
– Drucksache 14/9459 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlagen an
die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse zu
überweisen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
Fall. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.

Wir kommen nun zu den Beschlussfassungen zu
Vorlagen, zu denen keine Aussprache vorgesehen ist.

Tagesordnungspunkt IVa:
Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Fünfund-
dreißigsten Strafrechtsänderungsgesetzes zur
Umsetzung des Rahmenbeschlusses des Rates
der Europäischen Union vom 28. Mai 2001 zur
Bekämpfung von Betrug und Fälschung im
Zusammenhang mit unbaren Zahlungsmit-
teln (35. StrÄndG)

– Drucksache 15/1720 –

(Erste Beratung 69. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsaus-
schusses (6. Ausschuss)

– Drucksache 15/2046 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Dirk Manzewski
Siegfried Kauder (Bad Dürrheim)

Hans-Christian Ströbele
Jörg van Essen

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(C (D Der Rechtsausschuss empfiehlt in seiner Beschlussmpfehlung auf Drucksache 15/2046, den Gesetzenturf in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte iejenigen, die dem Gesetzentwurf in der Ausschussfasung zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Gegentimmen? – Enthaltungen? – Dann ist der Gesetzentwurf zweiter Beratung einstimmig angenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung: Wer zustimmen will, möge ich erheben. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der esetzentwurf ist einstimmig angenommen. Tagesordnungspunkt IV b: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Internationalen Übereinkommens von 1974 zum Schutz des menschlichen Lebens auf See und zum Internationalen Code für die Gefahrenabwehr auf Schiffen und in Hafenanlagen – Drucksachen 15/1780, 15/1989 – Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bauund Wohnungswesen – Drucksache 15/2081 – Berichterstattung: Abgeordneter Wolfgang Börnsen Der Ausschuss für Verkehr, Bauund Wohnungsween empfiehlt unter Nr. 1 seiner Beschlussempfehlung uf Drucksache 15/2081, den Gesetzentwurf in der Auschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die em Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen ollen, um das Handzeichen. – Gegenstimmen? – Entaltungen? – Der Gesetzentwurf ist in zweiter Beratung instimmig angenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die zustimen wollen, sich zu erheben. – Gegenstimmen? – Enthalngen? – Der Gesetzentwurf ist einstimmig angenomen. Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung auf Drucksa he 15/2081 empfiehlt der Ausschuss die Annahme einer ntschließung. Wer stimmt für diese Beschlussempfehng? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Bechlussempfehlung ist einstimmig angenommen. Tagesordnungspunkt IV c: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuordnung der Statistiken der Rohstoffund Produktionswirtschaft einzelner Wirtschaftszweige – Drucksache 15/1849 – Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit – Drucksache 15/2080 – Berichterstattung: Abgeordnete Gudrun Kopp Der Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 15/2080, den Gesetzentwurf anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist in zweiter Beratung einstimmig angenommen. Dritte Beratung und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die zustimmen wollen, sich zu erheben. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist einstimmig angenommen. Tagesordnungspunkt IV d: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Kultur und Medien ten Eckhardt Barthel ruppin)


(Erste Beratung 69. Sitzung)


(14. Ausschuss)


(Rohstoffstatistikgesetz – RohstoffStatG)





(A) )


(B) )


(Erste Beratung 75. Sitzung)


(21. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordne-

ter und der Fraktion der SPD sowie der
Abgeordneten Dr. Antje Vollmer, Grietje Bettin,
Katrin Dagmar Göring-Eckardt, Krista Sager und
der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ-
NEN
Den Deutschen Musikrat stärken
– Drucksachen 15/48, 15/266 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Erika Steinbach
Dr. Antje Vollmer
Hans-Joachim Otto (Frankfurt)


Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf Druck-
sache 15/48 anzunehmen. Wer stimmt für diese Beschluss-
empfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Be-
schlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koalitions-
fraktionen und der FDP-Fraktion bei Enthaltung der
CDU/CSU-Fraktion angenommen.

Tagesordnungspunkt IV e:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit

(9. Ausschuss) zu der Verordnung der Bundesre-

gierung
Sechzigste Verordnung zur Änderung der Au-
ßenwirtschaftsverordnung (AWV)

– Drucksachen 15/1499, 15/1546 Nr. 2.1, 15/2012 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Werner Schulz (Berlin)


Der Ausschuss empfiehlt, die Aufhebung der Verord-
nung nicht zu verlangen. Wer stimmt für diese Beschluss-

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(C (D mpfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die eschlussempfehlung ist einstimmig angenommen. Wir kommen zu den Beschlussempfehlungen des Pe tionsausschusses. Tagesordnungspunkt IV f: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 78 zu Petitionen – Drucksache 15/1997 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer entält sich? – Sammelübersicht 78 ist einstimmig angeommen. Tagesordnungspunkt IV g: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 79 zu Petitionen – Drucksache 15/1998 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer entält sich? – Sammelübersicht 79 ist ebenfalls einstimmig ngenommen. Tagesordnungspunkt IV h: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 80 zu Petitionen – Drucksache 15/1999 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer entält sich? – Die Sammelübersicht 80 ist angenommen. arf ich das Stimmverhalten der CDU/CSU-Fraktion als ustimmung verstehen? (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Nein! Wir haben das abgelehnt!)


Das Stimmverhalten war unterschiedlich.

(Eckart von Klaeden [CDU/CSU DU/CSU]: Das kommt manchmal vor! – Heiterkeit)


Die CDU/CSU hat also abgelehnt.

(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Die FDP auch!)


Die FDP auch. – Die Sammelübersicht 80 ist also mit
en Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stim-
en der CDU/CSU und FDP angenommen.
Wir setzen die Haushaltsberatungen fort.
Ich rufe Einzelplan 12 auf:

Einzelplan 12
Bundesministerium für Verkehr, Bau- und
Wohnungswesen
– Drucksachen 15/1911, 15/1921 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Bartholomäus Kalb
Norbert Barthle






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms

Gunter Weißgerber
Uwe Göllner
Franziska Eichstädt-Bohlig
Dr. Günter Rexrodt

Es liegt ein Änderungsantrag der Abgeordneten
Dr. Gesine Lötzsch und Petra Pau vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache zwei Stunden vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Als erster Redner hat das
Wort der Kollege Bartholomäus Kalb von der CDU/CSU-
Fraktion. Bitte schön, Herr Kalb.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Bartholomäus Kalb (CSU):
Rede ID: ID1507912300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Her-

ren! Ich hätte es vorgezogen, nicht zu Beginn dieser De-
batte zu sprechen, weil ich vor meiner Rede gern gehört
hätte, was die Koalitionsabgeordneten zu den neuesten
Entwicklungen im Verkehrsetat zu sagen haben. Wenn es
eines Beweises bedurft hätte, dass wir Recht damit ha-
ben, dass dieser Haushalt nicht seriös ist und nicht or-
dentlich beratungsfähig war, dann zeigen dies die Vor-
gänge um den Verkehrsetat.

Während wir den Haushalt beraten, laufen Meldungen
über die Medien, dass im Verkehrsetat bei den Investitionen
eine zusätzliche Kürzung in Höhe von 1,35 Milliarden
Euro erfolgen soll.

Die „Süddeutsche Zeitung“ titelt in ihrer heutigen
Ausgabe:

Neue Kredite für neue Bahnlinien und Straßen – Stolpe
sucht nach Auswegen aus dem Desaster bei der LKW-
Maut – Beckenbauer warnt vor Folgen für WM 2006


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das ist wichtig!)


Das war auch gestern schon auf der Internetseite der
„SZ“ zu lesen.

„Der neue Tag“ hat berichtet, dass Geld für den Bau
der A 6 bereitsteht. Das war aber schon 2002 und ist auf
Initiative von Herrn Eichel erfolgt. Heute schreibt „Der
neue Tag“, dass der Bau der A 6 stark gefährdet sei, und
zwar wegen des Desasters bei der LKW-Maut. In dem
Artikel ist des Weiteren zu lesen, dass Herr Zirpel, der
Sprecher des Bundesverkehrsministeriums, von „keiner
offiziellen Liste“ und einer „Momentaufnahme auf Ar-
beitsebene“ spricht.
Im Grunde bestätigt Herr Zirpel damit, dass entspre-
chende Listen existieren und ihre Wirkung entfalten.

Was sich in diesem Bereich abspielt, ist eine einzige
Tragödie.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Heulen müsst ihr!)


Bei den Bundeswasserstraßen soll eine Kürzung in
Höhe von weiteren 150 Millionen Euro erfolgen. Das
bedeutet einen sofortigen Baustopp, keinen Baubeginn

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(C (D m Jahr 2004 und einen sofortigen Vergabestopp für alle rößeren Unterhaltungsmaßnahmen einschließlich der ochwasserschutzmaßnahmen an der Donau. Bei den Schienenwegen soll eine Kürzung um wei ere 513 Millionen Euro erfolgen. Das bedeutet: kein aubeginn im Jahr 2004. Des Weiteren soll bei den undesfernstraßen in laufende Maßnahmen eingegrifen werden. Bezug nehmend auf die Liste, die angeblich icht existiert, ist eine weitere Kürzung um 685 Millioen vorgesehen. Auch dies hätte zur Folge, dass 2004 ein Baubeginn möglich ist. Ich fasse zusammen: Vorgesehen sind Kürzungen der rhaltungsmittel, Eingriffe in laufende Maßnahmen, Strekenbaustillstände und der Stopp von Projekten, selbst enn dadurch die „So-da-Brücken“ – dabei handelt es ich um Brücken, die ohne Anbindung dastehen – entsteen. Meine sehr verehrten Damen und Herren, damit trei en Sie die deutsche Bauwirtschaft in die größte Exisenzkrise der Nachkriegszeit. Sie treiben auch die Infratruktur Deutschlands ins Abseits. Die Qualität unserer erkehrsinfrastruktur ist im Begriff, auf das Niveau eies Entwicklungslandes zu sinken, (Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Im Schlechtreden waren Sie immer gut!)


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Eine Tragödie!)


bwohl die Verkehrsteilnehmer noch nie zuvor so stark
elastet worden sind wie zurzeit.
Wir müssen über den Bundesverkehrswegeplan in

iesem Hause nicht mehr diskutieren, wenn schon der
instieg in die Finanzierung so grundlegend falsch ist,
ie es derzeit der Fall ist. Dies alles ist eine Katastrophe
ür die Bauwirtschaft und die dort beschäftigten Men-
chen. Es ist auch eine Katastrophe im Hinblick auf die
ukunft unseres Landes.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Nicht einmal die im Haushaltsentwurf zunächst gege-

ene Zusage, wonach die Mehreinnahmen aus der Maut
usätzlich für Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen zur Ver-
ügung gestellt werden, war man bereit einzuhalten.
och im Juli – mit Schreiben vom 31. Juli 2003 – hat die
arlamentarische Staatssekretärin beim Bundesfinanz-
inister, Frau Dr. Barbara Hendricks, bestätigt:

Gemäß § 11 ABMG werden Ausgaben für Betrieb,
Überwachung und Kontrolle des Mautsystems aus
dem Mautaufkommen geleistet. Das verbleibende
Mautaufkommen wird zusätzlich dem Verkehrshaus-
halt zugeführt und in vollem Umfang zweckgebun-
den für die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur,
überwiegend für den Bundesfernstraßenbau, verwen-
det.

Nichts davon wurde eingehalten. Selbst wenn die
aut eingeführt worden wäre, hätten Sie die Investi-

ionsmittel für die Verkehrsträger um 300 Millionen
uro gekürzt. Wie weit die Kluft jetzt auseinander geht,
abe ich bereits dargestellt. Das ist eine Politik gegen






(A) )



(B) )


Bartholomäus Kalb

Treu und Glauben und gegen alle sachlichen Notwendig-
keiten.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Viele, die der LKW-Maut zugestimmt haben, haben

dies getan, weil sie sich darauf verlassen haben, dass da-
mit auch mehr Investitionen in die Verkehrswege mög-
lich würden.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: So ist es!)

Jetzt stellt sich die Maut als eine branchenbezogene Son-
dersteuer dar. Ich hoffe nur, dass sie nicht dasselbe
Schicksal wie der Kohlepfennig erleiden wird, sofern je-
mand auf die Idee kommen sollte, diese Frage vor dem
Bundesverfassungsgericht klären zu lassen.

Das Thema Maut ist mittlerweile ein einziges Trauer-
spiel und gerät zur Blamage für die beteiligten Unterneh-
men, aber auch für ganz Deutschland. Niemand weiß
zurzeit, wann das System wirklich funktionieren wird.
Es ist keine Frage, dass es sich um eine anspruchsvolle
Technologie handelt; ich möchte sie auch nicht schlecht-
reden. Aber sie müsste dann auch zu dem vertraglich
vereinbarten Termin funktionieren. Wenn Termine nicht
gehalten werden können, wäre es unter seriösen Ge-
schäftspartnern üblich, dass sich der Auftragnehmer mit
dem Auftraggeber auseinander setzt und klärt, welche
Maßnahmen ergriffen werden können, um Schaden ab-
zuwenden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr richtig!)


Ich gehe davon aus, dass Toll Collect sehr lange
– auch Ihnen, Herr Bundesminister – nicht die volle
Wahrheit gesagt hat,


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Bis heute nicht!)


zumindest nach all dem nicht, was öffentlich zu verneh-
men war. Das war nach meiner Überzeugung kein seriö-
ses Geschäftsgebaren.

Nach dem Vertrag hätte das System am 21. Mai funk-
tionsfähig sein müssen; am 16. Juni hätte der Probebe-
trieb beginnen sollen. Beide Termine wurden nicht ge-
halten. Spätestens zu diesem Zeitpunkt musste jedem
klar gewesen sein, dass die Maut nie und nimmer zum
ursprünglich gesetzten Termin erhoben werden könnte.
Ich will jetzt gar nicht die Frage stellen, was Ihren Amts-
vorgänger Bodewig bewogen hat, wenige Tage vor der
Bundestagswahl einen solchen Vertrag zu unterzeichnen.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Unterzeichnen zu lassen!)


Jedenfalls wäre es notwendig gewesen, ein strenges Pro-
jekt- und Zeitmanagement einzuführen, um den Schaden
so gering wie möglich zu halten.

Jetzt haben wir den Schaden. Ich habe vorhin davon
gesprochen, wo uns das Geld fehlt. Der entstandene
Schaden für die Verkehrsinvestitionen und den Bundes-

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(C (D aushalt ist riesig und für den Ruf deutscher Unternehen und deutscher Technologie nicht ganz gering. Meine sehr verehrten Damen und Herren, ein paar orte zum Transrapid. Er darf nicht den grünen Ideoloen zum Opfer fallen. s ist schlicht und einfach unverantwortlich, mit Steueritteln in Milliardenhöhe eine Hochtechnologie zu entickeln, dann aber die nutzbringende Anwendung hierulande zu verhindern. Man kann nicht ständig davon eden, wie wichtig Investitionen für Bildung und Forchung sind, wenn man nicht bereit ist, die Ergebnisse on Forschung und Entwicklung dann auch im Lande ur Anwendung und zur Marktreife zu bringen. ber das ist bei den Grünen immer das Gleiche. Einige – wie swald Metzger, Frau Hermenau oder Frau Scheel – geben ich hier als die neuen Wirtschaftsliberalen, (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Nein, liberal sind sie nicht!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


ie anderen pflegen das grüne Gemüt, am besten durch
blehnung von Technologie- und Verkehrsprojekten.
ie sind gegen Autobahnbaumaßnahmen, gegen Schie-
enneubaustrecken, gegen den Ausbau von Binnenwas-
erstraßen und gegen den Transrapid.


(Beifall des Abg. Eduard Oswald [CDU/ CSU])


Es war die Entscheidung dieser Bundesregierung, die
trecke Hamburg–Berlin aufzugeben, gleichzeitig aber
estzulegen, dass die Mittel für die Anwendung der
ransrapidtechnologie erhalten blieben. Die Länder wa-
en aufgefordert, Alternativstrecken zu entwickeln und
orzuschlagen. Am Ende blieb nur noch das Projekt
ünchen, nämlich die Strecke vom Hauptbahnhof zum
lughafen, übrig. Dies macht auch Sinn, weil so die dort
ehlende Eisenbahnanbindung des Flughafens München
ubstituiert werden kann.


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Zu welchem Preis?)


lle die, die sich darum bemühen, müssen sich aber da-
auf verlassen können, dass ein einmal vereinbarter Weg
emeinsam zu Ende gegangen wird. Insbesondere die
eteiligten Unternehmen und der Freistaat Bayern brau-
hen Verlässlichkeit, wenn sie sich weiterhin engagieren
ollen.
Ich hoffe, dass durch gemeinsame Anstrengungen
ich registriere wohlwollend die sehr enge Abstimmung
wischen Ihnen, Herr Bundesminister Stolpe, und dem
ayerischen Wirtschaftsminister, Herrn Dr. Otto
iesheu – die Transrapidtechnologie in Deutschland

ealisiert werden kann. Deutschland und insbesondere
ie deutsche Wirtschaft brauchen den Erfolg dieser
echnologie.
Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507912400

Das Wort hat jetzt der Kollege Gunter Weißgerber

von der SPD-Fraktion.

(Beifall bei der SPD)



Gunter Weißgerber (SPD):
Rede ID: ID1507912500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Bartholomäus Kalb, das war starker Tobak. Es gibt na-
türlich Risiken im Verkehrshaushalt, Stichwort „Maut“.
Darum braucht man erst gar nicht herumzureden. Aber
der Weltuntergang – diesen Eindruck hatte ich, als ich
deine Rede gehört habe – ist das noch nicht. Angesichts
deiner Ausführungen erstaunt es mich schon, dass wir
überhaupt in der Lage sind, dem Transrapid in München
auf die Beine zu helfen. So schlimm scheint es also nicht
zu sein.


(Beifall bei der SPD)

Für den Einzelplan 12 – Verkehr, Bau- und Woh-

nungswesen – sind insgesamt 25,6 Milliarden Euro an-
gesetzt. Im Vergleich zum Regierungsentwurf ist das
eine leichte Senkung.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: 900 Millionen weniger sind keine leichte Senkung!)


Die Investitionssumme für den Verkehr beträgt
20,743 Milliarden Euro. Das ist ein Plus von
176,1 Millionen Euro. Der Investitionsanteil im Ver-
kehrsetat liegt bei 54,92 Prozent. Damit haben wir trotz
der Senkung des Gesamtetats den Investitionsanteil im
Bereich des Verkehrs erhöht. Das bitte ich doch wenigs-
tens anzuerkennen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Aber mit Maut, Herr Kollege!)


– Auch Sie würden die Mauteinnahmen einrechnen,
wenn Sie dafür verantwortlich wären.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Sie haben sie aber nicht! Das ist eine Luftbuchung!)


Wir halten also die Investitionen weiterhin auf hohem
Niveau. Leichter würde es uns allerdings fallen, wenn
die Opposition den Entwurf eines Steuervergünstigungs-
abbaugesetzes unterstützt hätte. Auch die Milliarden, die
durch dieses Gesetz hätten erzielt werden sollen, fehlen
uns sehr.


(Beifall bei der SPD – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Ich breche gleich in Tränen aus!)


Natürlich stellen die eingeplanten Mauteinnahmen in
Höhe von 2,8 Milliarden Euro ein Risiko dar. Die Betrei-
ber des Mautsystems sind momentan nicht in der Lage,
die Maut einzutreiben. Das ist das Verschulden der Be-
treiber und nicht der Bundesregierung.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das ist nur die halbe Wahrheit!)


Die Betreiber haben ihre Fähigkeiten überschätzt, als sie
den Vertrag unterschrieben haben. Wir haben bereits
Druck auf die Betreiber ausgeübt. Wir gehen jedenfalls

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(C (D avon aus, dass die Mauteinnahmen noch in diesem Jahr ließen werden. Unser Haushalt ist also solide finanziert. Wir haben bei den Verkehrsprojekten eine Sperre ver ängt, was nicht bedeutet, dass nicht investiert und geaut wird. Über diese Sperre sollte auch die Opposition lücklich sein; denn so haben die Abgeordneten aller raktionen die Hand im Spiel (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Ich habe lieber Geld im Spiel!)


nd können kontrollieren. Mit dieser Sperre sind wir
lso parlamentarisch weiterhin im Spiel. Das ist auch
ernünftig.
Momentan gibt es eine Diskussion über die Wieder-

inführung der Vignette. Inzwischen müssten auch die
etzten wissen, dass diese neun Monate vor Einführung
er Maut gekündigt werden musste. Die Wiedereinfüh-
ung dauert etwa ein Jahr. Wir befinden uns quasi in ei-
er Falle. Aber angesichts eines Zeitraums von einem
ahr – davon ist definitiv auszugehen – ist es nicht ver-
ünftig, die Wiedereinführung der Vignette zu fordern,
s sei denn, dass es möglich ist, die Wiedereinführung zu
eschleunigen. Das halte ich allerdings für ziemlich aus-
eschlossen.
Nun wird behauptet, dass die Olympiaprojekte ge-

ährdet seien. Das halte ich für eine Phantomdiskussion.
ür das IOC ist lediglich wichtig, dass die Bewerbung
is zum 15. Januar nächsten Jahres erfolgt und dass klar
ird, wie die Bundesregierung zu den Projekten steht.
ir werden ein entsprechendes Konzept entwickeln, aus
em deutlich hervorgeht, dass die Bundesregierung die
rojekte unterstützt. Alles andere interessiert das IOC
icht. Bis zur WM wird auch die A 38 fertig gestellt
ein. Für viele Projekte sind unter der Regierung Kohl
dafür ist die A 38 ein Beispiel – überhaupt keine Mittel
ingestellt worden. Dafür haben erst wir gesorgt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

s ist nur verkauft worden, finanziert wurde nichts.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Wer hat denn die A 14 gebaut?)


Zur Schiene, ebenfalls ein Schwerpunkt in diesem
aushalt. Wir legen mit dem Gleisanschlussprogramm
in neues Pilotprojekt auf, für das im nächsten Jahr
Millionen Euro bereitgestellt werden. Für den kombi-
ierten Verkehr und die Förderung neuer Verkehre stel-
en wir 5 Millionen Euro zur Verfügung. Das ist reine
irtschaftsförderung. Die Baukostenzuschüsse für In-
estitionen in die Schienenwege erhöhen wir um
2 Millionen Euro. Damit – das ist unerhört wichtig –
ommen wir über die magische 4-Milliarden-Euro-
renze beim Investitionsanteil des Bundes. Allerdings
t zu bedenken, dass von den Aufwendungen für die
chiene inzwischen ungefähr die Hälfte in die Erhaltung
es vorhandenen Netzes fließt. Dafür muss also ein
normer Aufwand getätigt werden.
Zum Transrapid. Nach dem Wegfall des Metrorapid
NRW ist das Münchener Projekt das einzige Magnet-






(A) )



(B) )


Gunter Weißgerber

schwebebahnprojekt in Deutschland. Die Koalition steht
zu diesem Projekt.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Die grünen Töne lauten aber anders!)


Deshalb verstehe ich die Beschimpfung der Grünen an
dieser Stelle nicht ganz. Ohne die Grünen hätten wir die-
ses Projekt nicht zustande gebracht, Kollege Kalb.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Eine Runde Mitleid für die Grünen!)


Im nächsten Jahr fließen Mittel in Höhe von 40 Millio-
nen Euro nach Bayern. Für die VE sind 510 Millionen
Euro veranschlagt. Insgesamt fließen also 550 Millionen
Euro in dieses Projekt. Diese Zahl hat Otto Wiesheu in
mehreren Gesprächen mit verschiedenen Haushältern im
Mai dieses Jahres genannt. Umso befremdlicher ist es
für mich, dass er jetzt mehr Geld haben will. Wir haben
uns genau an das gehalten, was er im Mai dieses Jahres
verlangt hat.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Der Minister hat ihm bei der Einweihung des Flughafens mehr versprochen! Der muss mal seine Zusage einhalten!)


Jetzt sind die Bayern am Zuge; wir werden sehen, was
dabei herauskommt. Jedenfalls bekommen sie vom
Bund das Geld, das für das Gelingen dieses Projektes
nötig ist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Das Münchener Projekt allein sichert die Magnet-

bahntechnik natürlich nicht; deshalb fördern wir auch
das Programm zur Weiterentwicklung des Transrapid in
Kassel und Lathen im Emsland mit 40 Millionen Euro.
Uns ist schließlich klar, dass niemand auf der Welt den
Transrapid kauft, wenn wir das Werk in Kassel schlie-
ßen. Sie müssen einfach zur Kenntnis nehmen, dass die
Koalition zu ihren Zusagen steht. Die Grünen sind dabei,
Kollege Kalb.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das wollen wir schon von denen selber hören!)


An dieser Stelle möchte ich ein paar persönliche An-
merkungen zum Transrapid machen. Ich habe ein techni-
sches Studium absolviert und komme aus dem Osten; ich
weiß, welche Technik besonders stinkt, ich weiß, welche
Technik besonders viel Krach macht und besonders um-
weltschädlich ist. Der Transrapid gehört mit Sicherheit
nicht dazu.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)


Auch deswegen bin ich froh, dass wir diese Technik för-
dern.

Aus meiner Sicht steht der Transrapid symbolisch für
ein Dilemma unseres Staates: Es muss immer das Ge-
genteil von dem behauptet werden, was die Konkurrenz
gerade sagt. Das ist ein Stück Impotenz in unserem Sys-
tem. Das bisherige Scheitern des Transrapid hat damit zu

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(C (D un, dass der pawlowsche Reflex in diesem Land besoners wichtig ist. Nicht zu verschweigen ist, dass die CDU/CSU in die aushaltsberatungen auch Anträge eingebracht hat; alerdings waren sie hochgradig unseriös. (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Jetzt gehen Sie aber zu weit!)


iese Anträge enthielten keine Zahlen, sondern immer
ieder das Wort „Erörterungsbedarf“. Mit solchen An-
ägen können wir nichts anfangen; das ist auch nicht
onstruktiv. Dem hätte man nicht zustimmen können.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Sie haben auch mit konkreten Anträgen nichts anderes gemacht, als sie abzubügeln!)


Zum Schluss bedanke ich mich bei den Kollegen, die
den Gesprächen sehr engagiert mitgearbeitet haben.
ieser Dank richtet sich ebenfalls an die Kollegen von
er Union, auch wenn ihre Anträge wirklich nichts wert
aren. Ich danke auch dem Minister und seinen Mitar-
eitern. Die Freunde von der Opposition möchte ich auf-
ordern, mitzumachen und nicht zu blockieren. Dem
and kann das nur gut tun.
Danke.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507912600

Das Wort hat jetzt der Kollege Horst Friedrich von

er FDP-Fraktion.

(Beifall des Abg. Klaus Minkel [CDU/CSU])



Horst Friedrich (FDP):
Rede ID: ID1507912700

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Herr Kollege Weißgerber, die Koalitionsfraktionen
achen offensichtlich den Fehler, ihren Wunsch mit der
ealität gleichzusetzen; das haben die von Ihnen ge-
annten Zahlen deutlich gezeigt. Vor diesem Hinter-
rund überrascht es nicht, dass Sie versuchen, einen
aushalt für das Jahr 2004 zu beschließen, der weder
em Kriterium der Klarheit noch dem der Wahrheit ent-
pricht noch die Kriterien der Verfassungsmäßigkeit an-
ähernd erfüllt. Sie legen einen Haushalt vor, der nicht
ustimmungsfähig ist, weil er gegen die elementaren Vo-
aussetzungen der Verfassung verstößt. Das wird nir-
endwo so deutlich wie beim Verkehrshaushalt. Herr
ollege, ich werde darauf im Einzelnen zu sprechen
ommen.
Sie haben die Differenz zum Regierungsentwurf – es

andelt sich um 900 Millionen Euro – als eine geringfü-
ige Reduzierung bezeichnet. Wer so spricht, der zeigt
igentlich, dass er entweder nur mit großen Zahlen – ab
Milliarde aufwärts – rechnen kann oder nicht weiß,
as 900 Millionen Euro bedeuten. Dass Sie im Ver-
ehrshaushalt auch noch 250 Millionen Euro im Zuge
es Rentenkompromisses und im Rahmen der globalen
inderausgabe erwirtschaften müssen, haben Sie gar
icht mehr angesprochen.






(A) )



(B) )


Horst Friedrich (Bayreuth)


Wie groß Ihre Not ist, wenn es darum geht, aus dem

Mautdebakel herauszukommen, zeigt die vom Minister
öffentlich verkündete Botschaft, die Verkehrsinfra-
strukturfinanzierungsgesellschaft möge Zwischenkre-
dite aufnehmen.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Kann sie gar nicht!)


Wissen Sie eigentlich, Herr Kollege, was in Ihrem
Entwurf des Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesell-
schaftsgesetzes vom 17. Dezember 2002 steht? – In
§ 2 – Gegenstand der Gesellschaft – heißt es unter ande-
rem:

Die Gesellschaft ist nicht berechtigt,
– ich betone: nicht berechtigt –

Anleihen und Kredite aufzunehmen, Bürgschaften,
Garantien oder ähnliche Haftungen zu übernehmen
oder Kredite zu gewähren.

Entweder weiß der Minister nicht, was im Gesetz
steht, oder er glaubt, er könne uns davon überzeugen, in-
soweit eine Änderung vorzunehmen.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Dann muss er eine Änderung vorlegen!)


Ich fühle mich bestätigt, weil die Kollegin Eichstädt-
Bohlig gegenüber Reuters erklärt hat: Das ist mit uns
nicht zu machen. – Das hat sie schon mehrfach erklärt;
meist hat sie es dann doch gemacht.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wo, wann, was?)


Das würde uns in diesem Fall nicht stören.
Das Problem ist ziemlich deutlich. Der Präsident der

Bauindustrie meint, damit den Königsweg aufgezeigt zu
haben. Es wird auch dadurch nicht besser. Sicherlich:
Die Bauindustrie hat Probleme. Aber wir haben vor Ver-
abschiedung des Gesetzes darauf hingewiesen, dass hier
ordnungspolitisch nicht sauber gearbeitet wird


(Joachim Günther [Plauen] [FDP]: So ist es!)

und dass Sie diese Gesellschaft ganz bewusst nur zu ei-
nem Zweck gründen: Einsammeln von Geld, Abliefern
beim Finanzminister, Warten in devoter Haltung mit
Händen an der Hosennaht, bis die Liste aus dem Minis-
terium und das Geld vom Finanzminister kommen,
Bauen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger sollte diese
Gesellschaft machen. Das Gegenteil davon brauchten
Sie eigentlich jetzt. Sie haben sich selbst dieser Instru-
mentarien beraubt. Das zeigt, dass Sie gar nicht willens
sind, ordnungspolitisch über das Thema zu diskutieren.
Deswegen stehen Sie jetzt auch vor dem Problem.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Nun kommen wir zur Maut.

(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Die unendliche Geschichte!)

Das ist schon interessant. Die FDP-Fraktion hat im Som-
mer dieses Jahres – wohlgemerkt: dieses Jahres, nicht
des letzten Jahres – die Regierung gefragt, wann denn

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(C (D ie Maut kommt. Am 25. August 2003 gab es die regieungsamtliche Antwort: Die LKW-Maut wird am 31. August 2003 eingeführt. (Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das steht auch im Vertrag!)

s wird dann eingeschränkt:

Aus diesem Grund und zur Sicherstellung eines
nutzerfreundlichen Betriebs mit einer erhöhten An-
zahl an On-Board-Units … hat sich die Bundesre-
gierung mit TC darauf verständigt, dass dieser Start
mit einer zweimonatigen aktiven Einführungsphase
verbunden werden soll, in der keine Mautgebühren
erhoben werden.

Ich stelle also fest: Wir sind immer noch in der so ge-
annten aktiven Einführungsphase. Allerdings dauert sie
un schon etwas länger als beabsichtigt.
Noch interessanter: Unsere Frage 7 lautet:
Wie hoch sind die Einnahmeausfälle … und wie be-
absichtigt die Bundesregierung diese Ausfälle zu
kompensieren?
Ist geplant, Infrastrukturvorhaben zu verschieben,
Mittel aus dem Schienenbereich in den Straßenbe-
reich umzuschichten oder die Kreditaufnahme zu
erhöhen?

Antwort – man höre und staune –:
Es ist nicht geplant, Infrastrukturvorhaben zu ver-
schieben, Mittel aus dem Schienenbereich in den
Straßenbereich umzuschichten oder die Kreditauf-
nahme zu erhöhen.

(Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Das haben wir nicht gemacht! Das wollen wir auch nicht!)


ie die Realität aussieht, kann man selber feststellen.
Nun gibt es ja eine Liste, die es angeblich nicht gibt.
us meinem Bereich kann ich da nur die A 6 nennen.
er Bundeskanzler war in der Oberpfalz mit Ludwig
tiegler. Der Minister war am 1. September dieses Jah-
es dort – ein Schelm, der Böses dabei denkt; es ist ja
ein Wahlkampf gewesen – und hat erklärt: Selbstver-
tändlich, die A 6 wird im Jahr 2004 begonnen.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Die A 6 ist im Bau!)

as lesen wir als erstes in der Liste, die nicht existent
t? – Der Baubeginn ist gestrichen. Das betrifft genau
ie Lücke – Herr Kollege Stiegler, damit nehme ich Ih-
en Zwischenruf auf – zwischen Amberg-Ost und
freimd. Das Stück ist eben noch nicht im Bau.
Das wird im Endeffekt auch dadurch nicht besser,

ass sich Herr Staatssekretär Nagel am 16. November
ieses Jahres bei der Jahresversammlung des Deutschen
peditions- und Logistikverbandes auf das Podium stellt
nd erklärt – wortwörtlich –, trotz Mautdebakel werde
ein Verkehrsprojekt verschoben. Das steht so nicht nur






(A) )



(B) )


Horst Friedrich (Bayreuth)


in der Zeitung; ich kann das bestätigen, weil ich dabei
war. Ich habe schon da den Kopf geschüttelt.

Noch schlimmer wird es, wenn man sich anschaut,
was die Bahn im Endeffekt zu gewärtigen hat. Herr Kol-
lege Weißgerber, die „vier“ bei den Milliarden ist wahr-
scheinlich nicht realistisch. Gehen Sie doch einmal von
ungefähr 3,3 Milliarden aus, die Sie überhaupt noch zur
Verfügung haben, und planen Sie das in Ihre Systematik
ein!

Eines wird deutlich: Ohne die Sondereinnahmen aus
der UMTS-Lizenz-Versteigerung wären Sie mit Ihren In-
vestitionen sowohl in die Schiene als auch in die Straße
weit hinter den Ansätzen, die wir zu unserer Regierungs-
zeit hatten, zurückgeblieben.


(Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Dann sagt doch einmal Danke schön dafür, dass wir das gemacht haben!)


Die Folgen davon zeigen sich jetzt: Sie können die An-
sätze nicht mehr halten und stehen jetzt mit leeren Ho-
sentaschen da


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Löcher in den Taschen!)


und wissen nicht mehr, wie es weitergehen soll.
Vor diesem Hintergrund können wir dem verkehrspo-

litischen Teil dieses Haushaltes sicherlich nicht zustim-
men. Wir werden ihn ablehnen. Wir sind nach wie vor
der Meinung: Dieser Haushalt war, ist und wird nicht
verfassungskonform sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507912800

Als nächste Rednerin hat das Wort die Kollegin

Franziska Eichstädt-Bohlig von Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
will nicht drum herum reden: Es ist tatsächlich so, dass
der Verkehrs- und Bauetat einige Risiken enthält, und
zwar nicht nur aufgrund der Situation bei der Maut, son-
dern vor allen Dingen auch aufgrund der Vorschläge von
Koch und Steinbrück, die ja im Vermittlungsausschuss
verhandelt werden. Auch darüber muss hier gesprochen
werden.

Trotzdem vorab einige Aussagen zum Thema Maut.
Als ich endlich Einblick in das berühmte Last-and-final-
Angebot von dem entsprechenden Konsortium hatte,
stieß ich als Erstes auf das Anschreiben. Das enthält den
Satz: „möchten wir ankündigen, dass wir zu einem frü-
heren Systemstart durchaus in der Lage sind“. Unter-
schrieben war es von sehr namhaften Firmenbossen.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Hört! Hört! Alles Lügner!)


Heute warten wir immer noch auf einen verbindlichen
Einstiegstermin.

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(C (D Ich freue mich, wie der Kollege Kalb das vorhin darestellt hat, und sage es selbst auch noch einmal an die dresse derjenigen, die meinen, so ein Verhalten mit ücktrittsforderungen an den Minister sanktionieren zu üssen: Zeigen Sie auf die, die tatsächlich den Fehler emacht haben. Das Toll-Collect-Konsortium hat sich ja un wirklich in einer dramatischen Weise übernommen. iemand von uns kann sich darüber freuen. Wir müssen ber ganz klar sagen: Bei ihnen liegt die Verantwortung; ie haben Schuld. Ich hoffe, dass wir das inzwischen uch gemeinsam so sehen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Nachdem wir den Vertrag eingesehen haben, wissen
ir, dass ab 1. Dezember eine geringe Sanktionszahlung
ro Tag zu leisten ist – wir erwarten, dass das Ministe-
ium diese Tag für Tag einfordert –, der frühestmögliche
ündigungstermin jedoch der 15. Dezember ist. Vor die-
em Hintergrund erheben wir Grüne zwei konkrete For-
erungen: Entweder ist Toll Collect bis zum 15. Dezem-
er in der Lage, ein ganz klares Datum zu nennen, an
em die Einführung dann auch wirklich klappt, oder der
innahmeausfall, den letztendlich der Steuerzahler zu
erkraften hat, muss, falls das nicht der Fall sein sollte,
it höheren Entschädigungsleistungen sanktioniert wer-
en. Falls Toll Collect sich darauf nicht einlässt, muss
ach unserer Ansicht der Bund diesen Vertrag aufkündi-
en, so hart, wie das dann auch in der Folge ist. Wir hal-
en es für nicht verantwortbar, dass weiterhin wir alle,
ie Regierung und das Parlament insgesamt, also Koali-
ionsfraktionen und Opposition, von Toll Collect an der
ase herumgeführt werden. Ich hoffe, dass wir uns hier
uf einen gemeinsamen Standpunkt einigen können.
tatt uns gegenseitig zu beschimpfen sollten wir gemein-
am darauf hinarbeiten, dass endlich auf vernünftige
eise Mauteinnahmen realisiert werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Noch ein Zweites zum Thema Maut. Es ist so, dass
ir bei den Ausgaben, die durch Mauteinnahmen ge-
eckt werden sollten, erst einmal Sperrvermerke anbrin-
en mussten. Natürlich sind wir in großer Sorge, in wel-
her Höhe diese Ansätze gehalten werden können. Wir
offen sehr, dass es gelingt, jeweils die maximalen An-
ätze freizugeben; sicher können wir da zu dieser Stunde
atürlich nicht sein.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Auf Hoffnung kann man keinen Haushalt aufbauen!)


Dazu macht man Sperrvermerke, lieber Kollege. Das
t nun einfach einmal im Haushaltsrecht so. Wenn man
ich in Sachen Ausgaben oder Einnahmen nicht sicher
t, dann muss da auf diese Weise nachgeholfen werden.
Als Nächstes möchte ich zu Investitionen in Schiene,

traße und Wasserstraße sprechen. Wir haben die An-
ätze tatsächlich auf einem hohen Stand gehalten, wie es
ollege Weißgerber eben schon dargestellt hat. Das
alte ich für richtig. Allerdings gibt es eine globale Min-
erausgabe von 293 Millionen Euro, teilweise im Ein-
elplan 60, teilweise im Einzelplan 12. Ich habe die drin-
ende Bitte an das Ministerium, dass zur Deckung dieser






(A) )



(B) )


Franziska Eichstädt-Bohlig

globalen Minderausgabe wirklich ein Maximum im kon-
sumtiven Bereich geholt wird und die Zuwendungen und
die Zuschüsse im nicht investiven Bereich noch einmal
geprüft werden. Ich bin der Meinung, dass hier ein klei-
ner bescheidener Rasenmäher von 2 Prozent bei den
Sachmitteln und 2 Prozent bei den nicht investiven Zu-
schüssen und Zuwendungen sehr wohl reicht, denn das
bringt über 200 Millionen. Man braucht also nicht auf
die von Koch und Steinbrück vorgeschlagene Rasenmä-
hermethode zurückzugreifen. Auf diese Weise könnte
der Investivbereich deutlich geschont werden. Ich werbe
sehr dafür, sich die Etatansätze sehr genau anzuschauen.
Kollegen von Ihnen aus dem Haushaltsausschuss haben
Anträge gestellt, die zwar nicht dem Rasenmäherprinzip
entsprechen, sondern mehr oder weniger willkürlich
sind, aber sie sind schon ein Stück weit der Versuch, et-
was einzusparen.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Welche denn? Aus dem Verkehrshaushalt gab es nur sinnvolle Vorschläge, und zwar von mir!)


Als Zweites sagen wir ganz deutlich: Wenn bei Inves-
titionen schon gekürzt werden muss, dann dürfen keine
einseitigen Kürzungen zulasten der Schiene gemacht
werden, dann müssen Straße, Schiene und Wasserstraße
anteilig belastet werden; anders ist das nicht zu machen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Als Nächstes möchte ich auf den sehr schwierigen
Bereich „Koch/Steinbrück-Rasenmäher“ eingehen. Er
birgt nämlich eine Reihe von Risiken für genau unseren
Etat. Wir haben in den Bereichen, die den Einzelplan 12
betreffen, zwei sehr wichtige Kürzungen vorgeschlagen:
Das eine ist die Entfernungspauschale, und zwar die
Absenkung der Pendlerpauschale auf einheitliche
15 Cent pro Kilometer. Wir werben nachdrücklich dafür.
Natürlich wissen wir, dass das für die Pendler hart ist.
Dennoch ist es gerecht; außerdem erfolgen die Einspa-
rungen im konsumtiven Bereich.

Der zweite Punkt betrifft die Eigenheimzulage. Die
Kürzung der Mittel bringt Bund, Ländern und Kommu-
nen à la longue 8,5 Milliarden Euro. Jeder Jahrgang, in
dem die Eigenheimzulage gewährt wird, bindet für acht
Jahre Mittel in diesem Volumen. Das ist Geld, das wir
dringend brauchen könnten, gerade dort, wo uns Investi-
tionsmittel fehlen.

Ich spreche diesen Punkt deswegen an, weil nach dem
Koch/Steinbrück-Modell nicht Straße, nicht Luftverkehr,
nicht Binnenschifffahrt, aber Schiene und gemeindlicher
und regionaler ÖPNV drastisch gekürzt werden sollen:
27 Prozent des gesamten Einsparvolumens des Koch-
Steinbrück-Modells sollen aus diesem Bereich geholt
werden. Ich sage ganz deutlich: Ich bin sehr dafür, dass
wir überall da kürzen, wo Sparmaßnahmen sinnvoll und
vertretbar sind. Wir brauchen aber dringend eine öffent-
liche Infrastruktur, die in der Lage ist, das Verkehrsvolu-
men aufzunehmen und gerecht zwischen Straße und
Schiene zu verteilen. Bei den Leistungen nach dem
Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz soll nach Koch/
Steinbrück um 120 Millionen Euro in drei Schritten um
jeweils 4 Prozentpunkte gekürzt werden. Beim Regiona-

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(C (D sierungsgesetz soll um 1,625 Milliarden Euro gekürzt erden, bei den Bahninvestitionen um 640 Millionen uro und beim Bundeseisenbahnvermögen um 1,378 Milarden Euro. Wir haben glücklicherweise einen Sperrermerk zwischen Bundeseisenbahnvermögen und den nvestivmaßnahmen erreicht. Trotzdem wissen wir icht, wie das alles geleistet werden soll. Von daher noch einmal dringend die Bitte: Werben ie auch in Ihren Parteien, in den von Ihnen geführten ändern und bei all denen, die im Vermittlungsausschuss ktiv zu tun haben, dafür, dass Kürzungen nicht in einer olchen Schieflage vorgenommen werden, sondern dass ürzungen vorgenommen werden, die sinnvoll und nög sind. Aus unserer Sicht ist da die Entfernungspauchale, eine konsumtive Ausgabe, wirklich besser geeiget. Es bringt auch sehr viel mehr Geld, wenn sie so ekürzt wird, wie wir es vorschlagen. Ein paar Sätze zum baupolitischen Bereich. Ich fange uch hier mit Koch/Steinbrück an. In diesem Bereich ist ine weitere Schieflage zu beobachten: Während an die igenheimzulage so sanft – mit den dreimal 4 Prozentunkten – herangegangen wird, soll auch das Wohngeld reimal um jeweils 4 Prozentpunkte gekürzt werden. erade in einer Zeit, in der wir gemäß Hartz IV Arbeitssenund Sozialhilfe zusammenlegen und damit einer roßen Bevölkerungsgruppe soziale Zumutungen in euer Form aufbürden, ist es nicht verantwortbar, zuätzlich an das Wohngeld zu gehen. Ich sage das hier anz deutlich, obwohl ich an anderen Stellen sehr wohl ür die Anwendung von Koch/Steinbrück’schen Maßahmen bin. Auch hier sage ich wieder: Lasst uns an die Eigen eimzulage gehen. Wir befinden uns zurzeit in einer age, in der wir so viele Schulden haben, dass wir für ie Vermögensbildung privater Haushalte keine Verantortung übernehmen können, erst recht nicht, wenn über en Vermittlungsausschuss droht, dass das Wohngeld für irklich bedürftige Gruppen gekürzt wird. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Doch noch ein paar Ausführungen zur Eigenheimzu-
age, weil ich schon wieder dieses genüssliche Nicken
ehe. Da Sie uns ideologische Politik unterstellen, kann
ch an dieser Stelle nur immer wieder sagen: Wenn Sie
rotz aller öffentlicher Verschuldung und trotz der großen
aastricht-Inszenierung, die der Kollege Merz Anfang
er Woche gemacht hat, Ihre Forderung für den Erhalt
er Eigenheimzulage jeden Tag wie eine Monstranz wei-
er vor sich hertragen, dann ist das wirklich unverant-
ortlich. Es ist sozial ungerecht gegenüber jedem Ar-
eitslosen in unserem Land. Es ist sozial ungerecht
egenüber all denen, die Steuern zahlen, damit irgend-
elche Zahnärzte und andere ihr Häusle gefördert be-
ommen. Das ist ungerecht in Zeiten, in denen wir das
us Schulden bezahlen und die Finanzierung der nachfol-
enden Generation auflasten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)







(A) )



(B) )


Franziska Eichstädt-Bohlig

Obendrein ist das Ganze städtebaulich absurd, denn

die Kommunen ertrinken schon heute in den Lasten und
Kosten der Infrastruktur. Mit jeder neuen Siedlung wer-
den den Kommunen trotz einer zukünftig rückläufigen
Bevölkerung praktisch mehr Infrastrukturkosten aufge-
bürdet, die in zehn, 20, 30 oder 40 Jahren niemand mehr
bezahlen kann. Von daher ist es auch eine Sache der öko-
nomischen volkswirtschaftlichen Vernunft, dass wir un-
sere Siedlungsräume nicht ständig erweitern, sondern
lieber den vorhandenen Städtebau und Siedlungsbereich
stärken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Von daher möchte ich noch einmal eindeutig für das
Konzept der Bundesregierung werben.

Jetzt sage ich es noch einmal in Bezug auf unseren
Haushalt – das möchte ich retten und ich werbe dafür –:
25 Prozent des Einsparvolumens bei der Eigenheimzu-
lage gehen in die Stärkung der Städte, in den Stadtumbau
Ost, in die Städtebauförderung vor allem in West-
deutschland, in die Stärkung von Eigentumsbildung in
den Städten und – auch das haben wir im Haushaltsver-
fahren erreicht – in Zukunft mit 315 Millionen auch in
die Altschuldenentlastung der Wohnungswirtschaft im
Osten, die enorm unter dem Leerstand und den Schul-
den, die auf dem Leerstand lasten, leidet. Dafür werbe
ich.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507912900

Frau Kollegin – –

(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ich komme zum Schluss. – Ich bitte Sie – –

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507913000

Nein, Sie kommen bitte gleich zum Schluss, weil Sie

Ihre Redezeit schon weit überzogen haben.

(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ich komme zum Schluss. – Ich bitte Sie, das mit zu

unterstützen, statt immer wieder andersherum zu sagen,
es müsse alles aufrechterhalten werden, was bisher ge-
golten hat. Das ist Vergangenheit, aber nicht Zukunft.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507913100

Das Wort hat jetzt der Kollege Dirk Fischer von der

CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU – Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Wissen die schon, was du sagen willst, oder warum klatschen die?)



Dirk Fischer (CDU):
Rede ID: ID1507913200

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Ein Zitat:

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(C (D Die Einnahmen aus der LKW-Maut kommen zusätzlich zu den Verkehrsinvestitionen. Damit erreichen wir eine langfristige Verstetigung des hohen Investitionsniveaus und sichern die Finanzierung des Bundesverkehrswegeplans bis 2015. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Genau! Ja, das klingt gut!)

o Minister Stolpe am 11. September 2003 in der ersten
esung des Bundeshaushalts 2004. Dieses, so darf man
ohl feststellen, war eine grobe Falschdarstellung.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Georg Brunnhuber [CDU/CSU]: „Irrtum“!)

Die Bundesregierung und Herr Verkehrsminister

tolpe haben im Vermittlungsverfahren zwar die Ver-
endung der Mauteinnahmen gemäß § 11 Mautgesetz
usätzlich zu den bestehenden Haushaltsansätzen für In-
estitionen in die Verkehrsinfrastruktur zugesagt, davon
berwiegend in den Straßenbau, aber bei der ersten An-
endung des gerade von Bundestag und Bundesrat be-
chlossenen Gesetzes haben sie dieses neue Recht ver-
etzt.


(Georg Brunnhuber [CDU/CSU]: Pfui!)

ie haben das Gesetz gebrochen. Mit diesen Äußerungen
aben Sie, Herr Minister Stolpe, doch versucht, Rechts-
erletzung und Wortbruch zu kaschieren, denn von An-
ang an waren im Entwurf für 2004 mit vollständig ein-
eplanten Mauteinnahmen über das ganze Jahr
11 Millionen Euro weniger für Verkehrsinfrastruktur
ingeplant als 2003 weitgehend ohne Mauteinnahmen.
Dieser Umgang der Bundesregierung mit dem, was

er Gesetzgeber entschieden hat, erfordert nach meiner
einung allerhöchste Verurteilung. So kann es nicht ge-
en, dass wir hier Gesetze machen und dort die Regie-
ung sitzt und sagt: Was juckt uns, was der Gesetzgeber
ntscheidet? Das ist für uns nicht maßgebend; wir ma-
hen andere Entwürfe.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Nur kannst du per Gesetz keine Mauteinnahmen beschließen!)


Herr Kollege Weis, es würde Sie ehren, wenn Sie die
edeutung des Parlaments auch gegenüber einer Regie-
ung verteidigen würden, die mit Ihnen ja auch so um-
eht, als hätten Sie hier nichts zu sagen.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Quatsch!)


uch Sie sollten einfordern, dass die Regierung die Ge-
etze, die wir verabschieden, zu respektieren und danach
u verfahren hat.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Walter Schöler [SPD]: Welche Anträge haben Sie gestellt?)


Ungeachtet dessen ist heute, elf Wochen später, das
autdesaster größer und der Kahlschlag bei den Infra-
trukturinvestitionen sehr viel weitreichender als jemals
uvor angenommen. Die Folge der Mautkatastrophe ist:






(A) )



(B) )


Dirk Fischer (Hamburg)


eine Haushaltssperre für Verkehrsinvestitionen in Höhe
von über 1 Milliarde Euro plus nicht aufgefangene Ein-
nahmeausfälle aus 2003 und die globale Minderausgabe
aufgrund der Einsparungen für die Rente in Höhe von
fast 300 Millionen Euro, die noch zusätzlich von Ihrem
Haus aufgebracht werden müssen. Ein derartiges Haus-
haltschaos hatten wir noch nie.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Alle Zahlen, über die wir bisher diskutiert haben und

die der Haushaltsausschuss bei dem Erlass der Haus-
haltssperre zugrunde gelegt hat, basieren darauf, dass
das System am 1. Juli 2004 betriebsbereit ist und Maut-
einnahmen fließen werden. Das ist aber heute unter den
Experten eine ausgesprochen optimistische Annahme.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Eine Lachnummer!)


Wenn dieser Termin nicht eingehalten werden kann,
wird sich das Problem immer weiter zuspitzen.

Aber Minister Dr. Stolpe fühlt sich offenbar nicht zu-
ständig. Er sagt, der Starttermin sei Sache des Industrie-
konsortiums, das Controlling sei Sache des BAG, über
Harmonisierungsfragen werde in Brüssel entschieden
– auch heute kam er nicht mit einem Ergebnis nach
Hause – und zusätzliches Geld für die Infrastruktur
müsse schließlich Hans Eichel besorgen. Stolpe spielt
offenbar die Rolle des Hohepriesters nach dem Motto:
Seid friedlich und mehret euch!


(Lachen des Abg. Albrecht Feibel [CDU/ CSU])


So kann es nach meiner Überzeugung nicht weitergehen.
Die Schadensbilanz ist erschreckend. 2003 betrug

der Schaden 718 Millionen Euro. Die monatlichen Ein-
nahmeausfälle von Januar bis März 2004 werden jeweils
bei 175,5 Millionen Euro und die monatlichen Einnah-
meausfälle ab April 2004 werden jeweils bei 168 Millio-
nen Euro liegen. Wenn das System tatsächlich am 1. Juli
2004 in Betrieb ist und die Mauteinnahmen fließen, dann
beträgt der Gesamtschaden 1,8 Milliarden Euro. Sollte
die Mauterhebung 2004 überhaupt nicht gelingen,


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das ist wahrscheinlich!)


wäre der Gesamtschaden sogar über 2,8 Milliarden Euro.

(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Davon sollten wir ausgehen!)

Nicht unberücksichtigt bleiben darf die Tatsache, dass

eine Infrastrukturfinanzierungsgesellschaft sinnloser-
weise etabliert wurde, die über viele Monate überhaupt
keine Einnahmen haben wird, aber Kosten verursacht,


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Richtig!)

und dass sich beim BAG in Köln 1 000 zusätzliche Mit-
arbeiter, die für die Kontrollen zuständig sind, immer
mehr im Däumchen drehen und Skat spielen werden
üben müssen. So sind locker Ausgaben von 50 Millionen
Euro für die Katz. Das ist die Realität.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D An dieser Stelle, Herr Minister Dr. Stolpe, fordere ich ie auf: Hören Sie endlich auf, das wahre Ausmaß der robleme gegenüber Parlament und Öffentlichkeit zu erschleiern und kleinzureden! Ich will ein paar Beispiele nennen. Gemäß dem Ver rag – wir konnten ihn später einsehen – hätte am 1. Mai 2003 – zu dieser Zeit saßen wir gemeinsam im ermittlungsverfahren zu den Mautverordnungen – das autsystem betriebsbereit sein müssen. Das war aber icht der Fall. Warum haben Sie uns damals verschwieen, dass Sie deshalb, wie Sie uns hinterher erklärt haen, „vom Hocker gefallen“ sind? Sie haben während es Vermittlungsverfahrens kein Wort darüber gesagt. ie haben den Ausschuss und die Öffentlichkeit nicht inormiert. Sie haben es uns verschwiegen. (Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Der Vermittlungsgegenstand war etwas anderes! Vergiss das nicht!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


an kann die Öffentlichkeit auch täuschen, indem man
ie wesentlichen Tatsachen verschweigt. Das ist hier ge-
chehen; das kritisiere ich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Am 29. Juli 2003 haben Sie Ihren Pressesprecher er-

lären lassen, dass die Maut, wie geplant, zum
1. August 2003 starten würde. Auf Rückfrage von Jour-
alisten, ob es Überlegungen gebe, die Einführung zu
erschieben, haben Sie gesagt: Nein, im Ministerium
ibt es solche Überlegungen nicht. Einen Tag später ha-
en Sie das Eckpunktepapier unterschrieben und den
tart auf den 2. November 2003 verschoben.
Von Toll Collect erfuhren wir später, dass man bereits

m 20. Juli 2003 mit Ihnen im Ministerium zusammen-
esessen hat, um über eine Verschiebung zu beraten.
ier ist also die Öffentlichkeit wiederum falsch infor-
iert worden. Diesen Täuschungsakt kritisiere ich. Ich
laube, dieses unwürdige Verwirrspiel, das inszeniert
orden ist, fällt auf Sie zurück.
Sie haben Ihre Grundsatzabteilung wegen des Haus-

altsdesasters um eine Streichliste für Infrastrukturpro-
ekte gebeten. Das ist im Anschreiben, wie Sie wissen,
usdrücklich enthalten. Als wir diese bei der „Süddeut-
chen Zeitung“ nachlesen konnten, ließen Sie Ihr Haus
rklären, es handele sich nur um eine Momentaufnahme
nd nicht um eine Streichliste. Warum erneut diese Irre-
ührung, wenn es denn in diesem Papier unter anderem
usdrücklich heißt: „Keine Baubeginne in 2004!“?


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507913300

Erlauben Sie eine Zwischenfrage der Kollegin Stroth-
ann?


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Gefälligkeitsfrage!)



Dirk Fischer (CDU):
Rede ID: ID1507913400

Ja, gerne.






(A) )



(B) )



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507913500

Bitte schön.


(Gunter Weißgerber [SPD]: Die ist doch bestellt!)



Lena Strothmann (CDU):
Rede ID: ID1507913600

Herr Kollege Fischer, können Sie mir die Frage be-

antworten, warum mir die Bundesregierung meine An-
frage, ob es bei der Planung von Bauprojekten in NRW
Streichungen, Verlegungen oder Veränderungen gibt, am
3. November dieses Jahres mit einem klaren Nein beant-
wortet hat?


Dirk Fischer (CDU):
Rede ID: ID1507913700

Das überrascht mich. In dem Papier an den Minister

heißt es unter anderem ausdrücklich zu Nordrhein-West-
falen: Streichung folgender Maßnahmen: A 1 Einhau-
sung bei Lövenich für die WM 2006, A 1 Landesgrenze
Niedersachsen/Nordrhein-Westfalen, Kreuz Lotte.


(Lachen bei der SPD – Gunter Weißgerber [SPD]: Schmierentheater! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Ganz überraschende Frage! – Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Tolle Choreographie! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist wie im Schmierentheater!)


Die Kollegin Strothmann ist also eindeutig in einer abso-
lut unzutreffenden Weise informiert worden. Ich kann
dazu nur sagen: Das ist ein weiteres Beispiel dafür, dass
Parlament und Öffentlichkeit brutal belogen worden
sind, was wir nicht weiter hinnehmen dürfen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Kollege Horst Friedrich hat schon darauf verwiesen,

dass der Verkehrshaushalt allen Haushaltsgrundsätzen
widerspricht. Er ist nicht zustimmungsfähig. Er ist der
große Steinbruch schröderscher und eichelscher Haus-
haltspolitik. Man fragt sich: Wann endlich will Minister
Stolpe Gegenwehr leisten? Denn es gibt massive Ein-
schnitte in die Verkehrsinfrastruktur bzw. eine gewaltige
Streichliste. Auf Deutsch gesagt, Herr Minister Stolpe:
Jetzt ist die Katze aus dem Sack gelassen worden; jetzt
wissen wir, was kommt.

Sie müssen rund 1,4 Milliarden Euro streichen: bei
der Straße 685 Millionen Euro, bei der Schiene
513 Millionen Euro und bei den Wasserstraßen 155 Mil-
lionen Euro – und dies immer unter der sehr optimisti-
schen Annahme, dass ab 1. Juli Geld fließt. Es soll im
Jahr 2004 bei Straße, Schiene und Bundeswasserstraße
keinerlei Baubeginne geben. Es kommt zu massiven
Eingriffen in laufende Bauvorhaben bei Straße und
Schiene. Verkehrsfreigaben verzögern sich. Projekte sol-
len stillgelegt, andere ganz gestoppt werden. Im Straßen-
bau ist eine Kürzung der Erhaltungsmittel um rund ein
Drittel vorgesehen. Die Folge ist: noch schlechtere Stra-
ßen und damit verbunden dramatisch zunehmende Ver-
kehrsbeeinträchtigungen. Betroffen sind insbesondere
Projekte von volkswirtschaftlicher und standortpoliti-
scher Bedeutung.

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(C (D Hier sind das Anti-Stau-Programm und Projekte im usammenhang mit der Fußball-WM 2006 zu nennen. an kann gar nicht alle Projekte aufzählen; nur einige eispiele in diesem Zusammenhang: A 1 bei Osnabrück, 7 bei Göttingen und Hannover, A 10 westlicher Berlier Ring, Ausbau des Eisenbahnknotens Berlin, die isenbahnverbindung Berlin–Rostock, VDE 8.1: Ebenseld–Erfurt sowie VDE 9: Eisenbahnverbindung von eipzig nach Dresden. Dies hat auch Auswirkungen auf ie Bundeswasserstraßen. Es erfolgt ein sofortiger Vergabestopp für alle Aus auund Ersatzinvestitionen sowie für alle größeren Unerhaltungsmaßnahmen. Betroffen sind dabei die Proekte VDE 17: Magdeburg–Berlin, das westdeutsche analnetz, also der Mittellandkanal, der Elbe-Seitenkaal und der Dortmund-Ems-Kanal, (Gunter Weißgerber [SPD]: Wollen wir das Telefonbuch vorlesen?)


aggerungen zur Erhaltung der erforderlichen Fahrwas-
ertiefen in den seewärtigen Zufahrten zu den deutschen
eehäfen sowie Aufwendungen für die maritime Notfall-
ersorgung. – Das alles sind nur einzelne Beispiele.


(Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Du verschwendest deine Zeit für eine Zeitungsente!)


Dabei sagten Sie, Herr Dr. Stolpe, noch am
. September 2003 vor dem Verkehrsausschuss, dass die
ittel für das Anti-Stau-Programm in diesem Jahr nicht
ekürzt werden sollen und dass der Bundesfinanzminis-
er einem finanziellen Ausgleich bis 2006 zugestimmt
abe.


(Gunter Weißgerber [SPD]: Das Hamburger Telefonbuch ist recht interessant!)


ch kann dazu nur sagen: Viele Tiefbaufirmen mit Zehn-
ausenden von Arbeitsplätzen sind in Gefahr, wenn ein
erart hohes Auftragsvolumen ausfällt. Sie werden das
icht überstehen.
Herr Dr. Stolpe, ich kann nur feststellen: Sie haben
undeskanzler Schröder einmal als einen Helden der Po-
itik bezeichnet. Sie sind heute für mich ein ganz beson-
erer, quasi unüberbietbarer Held der Maut. Am Ende
rage ich mich wirklich: Wo bleiben Ihre Erfolge? Es
ibt sie nicht bei der Maut, nicht bei der Bahn, nicht im
usammenhang mit der EU-Osterweiterung oder dem
lughafen Schönefeld. Ein bundesweites Luftverkehrs-
onzept lässt auf sich warten. Sie haben ein regelrechtes
nfrastrukturdesaster zu verantworten. Wo ist die ange-
ündigte Fluglärmschutznovelle? Man könnte diese
iste endlos verlängern.
Wir sind gespannt, ob Sie bis 2006 überhaupt noch ei-

en Erfolg zu vermelden haben. Bisher hat immer nur
egolten: Viel versprochen und alles gebrochen!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507913800

Das Wort hat jetzt der Kollege Uwe Göllner von der

PD.






(A) )



(B) )



Uwe Göllner (SPD):
Rede ID: ID1507913900

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Der Umgang der Regierung mit dem Parlament, den
Herr Kollege Fischer gerade festgestellt hat, muss ein
sehr subjektiver sein;


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

denn die Regierungsmitglieder haben durch die Bank im
Haushaltsausschuss einen sehr fairen Umgang mit dem
Parlament attestiert bekommen. Das ist doch auch die
Erfahrung, die wir alle durchweg machen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Kollege Fischer, gestatten Sie mir einen persön-
lichen Hinweis: Es heißt in der Bibel nicht „Seid wach-
sam und mehret euch“, sondern „Seid fruchtsam und
mehret euch“.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP): Hat er

auch gesagt! – Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/
CSU]: Ich habe „friedlich“ gesagt! –
Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Er hat
„friedlich“ gesagt!)

Das sagte auch kein Hohepriester, sondern Gott persön-
lich.


(Heiterkeit bei der SPD)

Der Kollege Friedrich begann seinen Redebeitrag da-

mit, dass er uns erzählte, er glaube zu träumen. Kollege
Friedrich, ich gratuliere Ihnen dazu; denn nur wer
träumt, der lebt noch. Ich habe auch geträumt.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Sie nehmen den Traum aber als Realität! Das ist Ihr Problem!)


Herr Friedrich, ich habe heute Morgen geträumt, die
Union und die FDP hätten im Frühjahr dieses Jahres
dem Steuervergünstigungsabbaugesetz zugestimmt.


(Heiterkeit bei der SPD – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das ist offensichtlich ein Albtraum gewesen!)


Dann hätten wir manche Haushaltsprobleme, um die wir
uns heute schlagen, nicht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dass wir diese Probleme haben, Herr Kollege Friedrich,
hat viele Gründe. Ein Grund ist, dass wir uns gerade da-
ranmachen, den 33. Bundeshaushalt in Folge zu verab-
schieden, der nur durch Schulden gedeckt wird.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Noch nie war ein Haushalt so schlecht wie dieser!)


Die Zahl 33 zeigt, dass wir alle nicht mehr im Zustand
der Unschuld sind. Ihre Partei hat von den 33 Jahren die
meiste Zeit mitregiert.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Herr Präsident, meine Damen und Herren, ich chließe mich ausdrücklich dem Dank an das Haus an, en vorhin der Kollege Weißgerber hier abgestattet hat; enn die Zusammenarbeit war gut. Ich will in diesen ank die Mitberichterstatter der anderen Parteien einchließen; denn im Gegensatz zu dem Klima, Herr Kolege Kalb, das während der heutigen Debatte herüberam, ist die Zusammenarbeit meist friedlich und usgesprochen angenehm. Trotz der Haushaltslage ist der Einzelplan 12, also der es Ministers Stolpe, immer noch der drittgrößte Einzeltat im Haushalt und der mit Abstand größte Investiionshaushalt des Bundes überhaupt; denn über die älfte der gesamten investiven Ausgaben des Bundes iegen in diesem Einzelplan. Schon dadurch wird deutich, welche Bedeutung die Bundesregierung auch in onjunkturell schwierigen Zeiten dem Erhalt und dem usbau der Infrastruktur und dem Aufbau Ost beimisst. ir sind nicht etwa dabei – wie vorhin gesagt wurde –, ns der Infrastruktur in den Entwicklungsländern anzuähern – ganz im Gegenteil. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das Schlimme ist, dass Sie das auch noch glauben!)


Wir haben die Städtebauförderung kräftig aufge-
tockt. Die Einsparungen bei der Umgestaltung der Ei-
enheimzulage wollen wir nutzen, um die Städtebauför-
erung für die alten Länder und die Finanzhilfen im
ahmen des überaus erfolgreichen Programms „Soziale
tadt“ zu erhöhen. Insgesamt stellen wir hierfür
58 Millionen Euro zur Verfügung.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Es gab Zeiten, da haben Sie 1,5 Milliarden als Zumutung bezeichnet!)


ir unterstützen damit die Anpassung der Städte an die
rfordernisse der Zukunft und leisten einen nachhaltigen
eitrag zu einer aktiven Arbeitsmarktpolitik sowie zur
chaffung von Ausbildungsplätzen im Baugewerbe und
m Handwerk.
Wir haben die Neuorientierung der Städtebau- und
ohnungspolitik eingeleitet und werden diese intensiv
eiterentwickeln. Unsere Städtebau- und Wohnungspo-
itik konzentriert sich stärker auf den Erhalt, auf die Sa-
ierung und auf die Modernisierung des Wohnungsbe-
tands, als es früher der Fall war. Wir verbinden
tädtebau- und Wohnungspolitik. Wir unterstützen inte-
rative Ansätze, die die wichtigen Bereiche der Arbeits-
arktpolitik und der Wirtschaftsförderung einbeziehen.
ir fördern insbesondere die Wohneigentumsbildung in

nnerstädtischen Altbauquartieren, um die Bildung von
ohneigentum stärker in die Innenstädte zu verlagern.
iese Politik bremst die Zersiedelung unserer Land-
chaft und soll das Abwandern aus den Großstädten ins
mland stoppen. Schauen Sie sich die Stadt Berlin an,
enn Sie Zeit dazu haben, liebe Kolleginnen und Kolle-
en. Hier stehen 140 000 Wohnungen leer.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Bei der Qualität dieser Regierung haben wir leider keine Zeit dafür!)







(A) )



(B) )


Uwe Göllner

Das ist nicht allein ein Berliner Problem; das kann Ihnen
in allen Großstädten unserer Republik auffallen. Unsere
Städtebau- und Wohnungspolitik hat zum Ziel, diesen
Trend aufzuhalten. Unsere Politik ist nachhaltig. Sie soll
erreichen, dass unsere Innenstädte an Lebens-, Wohn-
und Aufenthaltsqualität gewinnen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Gleichzeitig setzen wir die bisherige Städtebauförde-
rung auf dem in der mittelfristigen Finanzplanung ausge-
wiesenen relativ hohen Niveau fort. Mit diesen Finanzhil-
fen fördern wir städtebauliche Sanierungs- und
Entwicklungsmaßnahmen sowie in den neuen Ländern
zusätzlich den städtebaulichen Denkmalschutz. 215 Mil-
lionen Euro dieser klassischen Städtebauförderung flie-
ßen in die neuen Länder, 40 Millionen Euro in die alten.
Im Zuge des Auslaufens der Eigenheimzulage wollen wir
die Finanzmittel für die alten Länder kräftig anheben,
nämlich insgesamt auf rund 212 Millionen Euro. Mit die-
sen Mitteln unterstützen wir insbesondere die Kommu-
nen.

Das von der Bundesregierung 1999 aufgelegte Pro-
gramm „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf“
– kurz: „Soziale Stadt“ – ist überaus erfolgreich. Die Fi-
nanzhilfen des Bundes werden für Investitionen zur in-
novativen und nachhaltigen Stadtentwicklung eingesetzt.

Das Programm „Soziale Stadt“ ist aber nicht nur ein
städtebauliches Investitionsprogramm, sondern auch ein
zukunftsweisendes integratives Förderkonzept zur Stabi-
lisierung sozialer Brennpunkte. Einzelne Stadtteile, in
denen sich soziale, wirtschaftliche und städtebauliche
Probleme verschärfen, werden durch die Vernetzung der
vielfältigen finanziellen und organisatorischen Ressourcen
aller Politikbereiche auf Bundes-, Landes- und Gemeinde-
ebene gezielt gefördert. Die Integration unterschiedlicher
Politikfelder wie Wohnungsbau, Arbeitsmarkt und Wirt-
schaftsförderung sowie Jugend- und Sozialpolitik leistet
einen wirksamen Beitrag zur nachhaltigen Steigerung
der Wohn- und Lebensqualität in den betroffenen Stadt-
teilen. Im Rahmen dieses Programms werden Eigeniniti-
ative und Selbsthilfepotenziale aktiviert, ein gemeinsa-
mes Bewusstsein entwickelt und die nachbarschaftlichen
Beziehungen gefestigt.

Wegen des großen Erfolges des Programms haben wir
die Finanzhilfen des Bundes bereits im laufenden Jahr
von 76 Millionen Euro auf 80 Millionen Euro erhöht. So
konnten neue Vorhaben in das Bundesprogramm aufge-
nommen werden und die Förderung laufender Maßnah-
men auf hohem Niveau fortgesetzt werden. Im Rahmen
der mittelfristigen Finanzplanung wird für das Programm
„Soziale Stadt“ ein Verpflichtungsrahmen von 50 Millio-
nen Euro bereitgestellt. Wir wollen den sozialen Zusam-
menhalt noch weiter stärken und die Entwicklung sozia-
ler Brennpunkte frühzeitig stoppen. Deshalb sollen diese
Mittel bei Auslaufen der Eigenheimzulage um weitere
knapp 86 Millionen Euro aufgestockt werden.

Das im Jahr 2002 von der Bundesregierung gestartete
Programm „Stadtumbau Ost“ ist von den fachlich und
politisch Beteiligten als wichtiger und notwendiger

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(C (D chritt zur Stabilisierung der Städte und Siedlungen soie der Wohnungswirtschaft bewertet worden. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


er Verpflichtungsrahmen des Programms wird auf dem
isherigen Niveau von circa 153 Millionen Euro festge-
etzt. Insbesondere Städte und Gemeinden in Ost-
eutschland, die besonders vom Leerstand betroffen
ind, bekommen Finanzhilfen des Bundes, zum einen,
m leerstehende und langfristig nicht mehr benötigte
ohngebäude zurückzubauen, und zum anderen, um in
ie Aufwertung der betroffenen Stadtteile zu investieren.
Darüber hinaus werden wir das Programm „Stadtum-

au Ost“ und die Altschuldenhilfe stärker aufeinander
bstimmen und so die Handlungsspielräume der Länder
ur Unterstützung in ihrer Existenz gefährdeter Woh-
ungsunternehmen erheblich erweitern.
Mit der Härtefallregelung auf Grundlage des Alt-

chuldenhilfe-Gesetzes gewähren wir gefährdeten Woh-
ungsunternehmen in den neuen Ländern zusätzliche
ntlastungen von Altschulden. Die starke Inanspruch-
ahme zeigt, wie wirkungsvoll diese Hilfe ist. Sie ist
ine wirksame Ergänzung des Programms „Stadtumbau
st“ und wird sowohl den Wohnungsmarkt als auch die
ohnungswirtschaft in Ostdeutschland stabilisieren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ir haben das Finanzvolumen von bisher 658 Millionen
uro im Rahmen dieser Haushaltsberatungen daher um
50 Millionen Euro aufgestockt. Jedoch ist diese Erhö-
ung abhängig von den Einsparungen bei der Eigen-
eimzulage und damit vom Vermittlungsergebnis zum
aushaltsbegleitgesetz.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Aufschiebend bedingt! Und darauf bauen Sie den Haushalt auf!)


Meine Damen und Herren von der Opposition, nun
ind Sie in der Verantwortung, schließlich gibt es ein Ver-
ittlungsverfahren. Ich hoffe, dass Sie – anders als in den
eratungen in den Ausschüssen – im Vermittlungsverfah-
en Ihrer Verantwortung gerecht werden und Ihre Zustim-
ung geben, um so unser Land nach vorne zu bringen.
Danke schön.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507914000

Das Wort hat jetzt der Kollege Joachim Günther von

er FDP-Fraktion.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Joachim Günther (FDP):
Rede ID: ID1507914100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ollege Friedrich und die Kollegen von der CDU haben
ereits auf die Ausfälle bei der Maut hingewiesen.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Vergessen Sie nicht die CSU! So viel Zeit muss sein!)







(A) )



(B) )


Joachim Günther (Plauen)


Ich möchte nun ein anderes Beispiel bringen und da-

bei den Blick auf die EU-Osterweiterung richten.
Herr Minister Stolpe, Sie haben am 11. September

2003 hier noch einmal darauf hingewiesen, dass die Ver-
stärkung der Verkehrsinfrastruktur Hauptaufgabe der Po-
litik ist. Das ist richtig. In dem Jahreshaushaltsplan sehen
wir aber genau das Gegenteil davon. Die Verkehrsinfra-
struktur ist eine Lebensader der Wirtschaft. Sie ist aber
auch eine Voraussetzung für die anstehende EU-Oster-
weiterung.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Hier sehe ich eine große Gefahr auf uns zukommen.
Aufgrund der monatlichen Ausfälle von circa 160 Mil-

lionen Euro wird nicht nur die so genannte Streichliste
betroffen sein, sondern es werden auch unbedingt not-
wendige Verbindungen in Richtung Osteuropa unbe-
rücksichtigt bleiben.


(Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Das ist doch nur eine Behauptung!)


Wer in den Zweiten Fortschrittsbericht über die wirt-
schaftliche Entwicklung in Ostdeutschland schaut – auch
das ist interessant –, der wird sehen, dass sich Ausfälle
im Bereich der Verkehrsinfrastruktur im Osten unseres
Landes besonders katastrophal auswirken und dass sie in
den gesamtwirtschaftlichen Kreislauf eingreifen. Des-
halb fordere ich die Bundesregierung auf – dies wurde
hier entsprechend vorgetragen und früher auch immer
versichert –, an dieser Verkehrsinfrastruktur keinerlei
Abstriche zuzulassen.

Ich bin diesbezüglich auch deshalb misstrauisch ge-
worden, weil ich im Fortschrittsbericht 2002 der neuen
Länder, der jährlich anzufertigen und vorzulegen ist, auf
etwas Interessantes gestoßen bin.


(Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Nächste Woche haben wir ihn im Ausschuss!)


– Ja, dort können wir darüber sprechen. – Schauen Sie
sich zum Beispiel die Berichte der Länder Berlin und
Sachsen-Anhalt an. Die Sonderbedarfszuweisungen
wurden hier häufig eben nicht, wie vorgeschrieben, für
Infrastrukturmaßnahmen verwendet, sondern sie sind in
den allgemeinen Haushalt geflossen. Auf meine Nach-
frage im Ministerium der Finanzen – Herr Diller, Ihre
Kollegin hat sie beantwortet – wurde mir Folgendes ge-
sagt:


(Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Das ist doch schon mal was!)


Die Bundesregierung ist in ihrer Stellungnahme zu
den Fortschrittsberichten der Länder zwar auch zu dem
Ergebnis gekommen, dass die Mittel in einigen Ländern
zu großen Teilen in den allgemeinen Haushalt geflossen
und eben nicht für Investitionen verwendet wurden. Es
hat sich aber nachträglich herausgestellt, dass dieses Er-
gebnis wegen unterschiedlicher methodischer und statis-
tischer Ansätze bei der Erstellung der Berichte zustande
gekommen ist.

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(C (D Man muss ja den Eindruck gewinnen, dass Sie nicht ur über den Haushalt, sondern auch darüber, wie die undesmittel in den Ländern verwendet werden, keine bersicht mehr haben. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Hört! Hört!)


ier muss Einfluss genommen werden, sodass sie richtig
erwendet werden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Gunter Weißgerber [SPD]: Wir müssen die Länder besetzen! Mit der Reichswehr!)


or dem Hintergrund des nach wie vor bestehenden
achholbedarfs bezüglich der Infrastruktur in den neuen
ändern ist es deshalb besonders wichtig, dass auch der
olidarpakt näher betrachtet wird und auch diese Mittel
o eingesetzt werden, wie es im Gesetz vorgesehen ist.
Wir alle sind uns darüber im Klaren, dass mit der EU-
sterweiterung im Jahre 2004 neue Anforderungen an
ns gestellt werden. Auch hier sind die neuen Länder
nd Bayern besonders betroffen. Bislang gibt es von Ih-
er Regierung kein Konzept, wie die Anschlüsse erfol-
en werden. Ich mache mir vor allem um den grenzna-
en Raum Sorgen. Auf tschechischer Seite werden zum
eispiel Straßen gebaut, während bei uns noch nicht ein-
al die Planung durchgeführt wurde. Ein besonderes
eispiel ist die Sachsen-Franken-Magistrale der Deut-
chen Bahn AG. Hier gibt es wiederum eine sehr inten-
ive Diskussion. Auf Ihrer indirekten Streichliste befin-
et sich eine der traditionsreichsten Strecken, die von
ünchen oder Stuttgart über Nürnberg und Dresden bis
ach Breslau verläuft. Das ist also wirklich eine Schiene
Richtung der EU-Osterweiterung. Wer eine solche
trecke auf die Streichliste setzt, der blickt in Europa po-
tisch nicht nach vorn.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Lassen Sie mich noch einige Worte zur Baupolitik
nd zum Städtebau sagen. Nach wie vor ist die Lage in
en ost- und inzwischen zum Teil auch in den norddeut-
chen Ländern durch einen hohen Wohnungsleerstand
ekennzeichnet. Kollegin Eichstädt-Bohlig, ich gebe Ih-
en Recht: Das Programm Aufbau Ost ist angekommen
nd wird auch umgesetzt. Es ist aber unzureichend,
enn man an die Geschwindigkeit der Abwanderung
us den ostdeutschen Ländern denkt. Das heißt, im Prin-
ip laufen wir mit diesem Programm hinterher. Meines
rachtens sind wir uns darüber auch einig.


(Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Welches Land hat die letzte Verwaltungsvereinbarung denn erst im Sommer unterschrieben? Das war Bayern!)


2002 sind 80 000 Einwohner aus den neuen Bundes-
ndern abgewandert. Das entspricht der Größe einer
ittleren Stadt. Wenn es uns in solchen Städten, in denen
ie Abwanderung hoch ist, nicht gelingt, Stadtquartiere
ttraktiv zu erhalten und den Bürgern eine Perspektive
u geben, sodass sie nicht immer im Hinterkopf haben






(A) )



(B) )


Joachim Günther (Plauen)


müssen, wann das Theater geschlossen und das
Schwimmbad zugemacht wird, dann wird sich dieser
Prozess weiter verselbstständigen; er wird voranschrei-
ten. Hier muss ein Durchbruch erzielt werden.


(Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Was wollt ihr denn eigentlich konkret?)


Eine Chance dafür wäre zum Beispiel – darüber
müsste diskutiert werden –, die im Rahmen des Alt-
schuldenhilfe-Gesetzes vom Bund zur Verfügung ge-
stellten Mittel für die Jahre 2005 ff. vorzuziehen – Kol-
lege Göllner hat es vorhin angesprochen –, damit der
Abriss schneller vonstatten gehen kann; denn mit dem
Abriss erhalten wir ein attraktives Stadtbild und außer-
dem – dies ist im Osten Deutschlands dringend notwen-
dig – endlich wieder eine Struktur im Wohnungsbereich,
durch die die Immobilienwirtschaft wieder auf einiger-
maßen gesunde Beine gestellt werden kann.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Um zu zeigen, dass es hierzu tolle Ideen gibt, möchte
ich auf einen Artikel im „Spiegel“ vom 17. November
dieses Jahres verweisen. Er ist eindrucksvoll. Darin wird
bewiesen, dass man mit unternehmerischen Findigkeiten
einiges erreichen kann. Ein holländischer Unterneh-
mer kauft im großen Stil abbruchreife Platten in den ost-
deutschen Kommunen und bringt diese als neues Pro-
dukt in ost- und südosteuropäischen Ländern auf den
Markt. Auch in einem solchen Bereich kann man Fort-
schritte erzielen. Wir unterstützen diese Privatinitiativen,
die im Endeffekt effektiver und schneller Wirkung erzie-
len.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zum Schluss möchte ich meine Hoffnung zum Aus-
druck bringen, dass sich an den Ergebnissen des Haus-
halts durch die Verhandlungen im Vermittlungsaus-
schuss einiges ändert; denn mit seinen Geisterzahlen ist
er jetzt nicht nur verfassungswidrig, sondern auch beim
besten Willen nicht anzunehmen. Deshalb lehnen wir ihn
ab.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507914200

Das Wort hat der Kollege Albert Schmidt von Bünd-

nis 90/Die Grünen.

Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Kein anderer Haushalt ist mit derart vielen und großen
Risiken wie der Einzelplan 12 belastet, den wir heute
diskutieren. Es hilft nichts, darum herumzureden.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Na, da schau her! – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das sollte der Kollege Göllner einmal zur Kenntnis nehmen!)


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(C (D Erstens. Zur Konsolidierung der Rentenversicherung uss bekanntlich der Einzelplan 12 im Rahmen einer lobalen Minderausgabe mindestens 244 Millionen Euro n Einsparungen erbringen. Zweitens. Als Folge aus den Mauteinnahmeausfällen n diesem Jahr 2003, die der Finanzminister in dankenserter Weise überbrückt hat, werden in den nächsten ahren bis zu 600 Millionen Euro im Einzelplan 12 zu rwirtschaften sein. Drittens. Wegen der heute bereits absehbaren Einnaheausfälle bei der LKW-Maut im nächsten Jahr werden llein im ersten Halbjahr mehr als 1 Milliarde Euro an innahmen fehlen. Im Worst-Case-Szenario, also wenn as System überhaupt nicht in Gang kommt, würden bis um Ende nächsten Jahres 2,1 Milliarden Euro nur auf ieser Ursache basierend fehlen. (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Unglaublich! Sie halten ja die Reden der Opposition!)


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Korrekt!)


Viertens. Über all dem – dabei sollten wir zusammen-
rbeiten – schwebt als Damoklesschwert im Vermittlungs-
usschuss die Bedrohung durch die Koch-Steinbrück-
orschläge, deren Umsetzung alleine und ausschließlich
eim Verkehrsträger Schiene in den kommenden drei
ahren über 2 Milliarden Euro an Kürzungen beim Zug-
ngebot – dies wird durch Kürzung der Regionalisie-
ungsmittel erreicht – und beim Streckenausbau mit sich
ringen würde.
Wer so etwas will, bringt keinen Rasenmäher in Stellung,

ondern er legt die Axt an die Wurzeln der Bahnreform. Er
efährdet den Erfolg der Bahnreform und das Bundesun-
ernehmen Deutsche Bahn AG mitten in einer schwieri-
en Sanierungsphase.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Renate Blank [CDU/CSU]: Das macht Herr Mehdorn doch schon selber!)


iese Kürzungsvorschläge träfen ausschließlich und bru-
l allein die Schiene. Dies wäre übrigens ein Rückfall in
ie letzten Amtsjahre von Wissmann und Waigel – ich er-
nnere mich sehr gut, mein Gedächtnis reicht so weit –,


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Nein!)

ls nämlich die Bahn – das haben Sie ganz ohne Mautde-
akel hinbekommen – Jahr für Jahr als Steinbruch zur
aushaltskonsolidierung herhalten musste. Dies wäre
ine Wende rückwärts in der Verkehrspolitik, die jeden-
alls mit unserer Fraktion nicht zu machen sein wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Schauen wir uns mal an, wie der Haushalt nächstes Jahr aussieht!)


Das unterscheidet uns, Kollege. Sie haben ganz ohne
ie Mautprobleme die Kürzung des Bahnetats fertig ge-
racht.






(A) )



(B) )


Albert Schmidt (Ingolstadt)


Wie ernst und dramatisch die Lage nun ist, hat in der

Tat die Liste aus dem Bundesverkehrsministerium deut-
lich gemacht, die in diesen Tagen durch die Presse ging.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507914300

Herr Kollege Schmidt, erlauben Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Kalb?

Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN):

Aber gerne.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507914400

Herr Kalb, bitte.


Bartholomäus Kalb (CSU):
Rede ID: ID1507914500

Herr Kollege Schmidt, Ihre Befürchtungen im Hin-

blick auf die Zukunft der Investitionsmittel für die Bahn
teile ich. Aber wären Sie bitte bereit, zur Kenntnis zu
nehmen, dass in den zurückliegenden Jahren, von 1995
bis 2000, der Bahn jeweils mehr Investitionsmittel zur
Verfügung standen, als sie verbauen konnte?

Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN):

Lieber Herr Kollege Kalb, ich konstatiere gerne, dass
die Bahn in den letzten drei Jahren alle Mühe hatte und
es manchmal gar nicht geschafft hat, die von uns großzü-
gigerweise massiv erhöhten Mittel für Investitionen auch
tatsächlich zweckgerecht und bestimmungsgemäß abzu-
rufen. Als wir allerdings die Regierungsverantwortung
1998 übernommen haben, da lagen die Bahninvestitio-
nen unter 5 Milliarden DM. Heute sind wir bei 4 Milliar-
den Euro. Das ist der Unterschied zwischen unserer Poli-
tik und Ihrer Politik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wie dramatisch die Lage ist, hat diese Liste, die jetzt
durch die Presse geistert, in der Tat deutlich gemacht. Es
drohen – da hilft kein Drumherumreden – die Verschie-
bung, die Streckung und die Streichung von Projekten
bis hin zur Stilllegung von Baustellen. Das ist der Ernst
der Situation.

Der Hauptverursacher dieser Misere hat einen Na-
men: Toll Collect. Um dies festzustellen, braucht man
keinen Untersuchungsausschuss. Da genügt ein Blick in
die Tageszeitungen. Wenn dieses Konsortium weiterhin
nicht in der Lage ist, das vertraglich zugesicherte Maut-
system auf die Beine zu stellen, und wenn es noch nicht
einmal in der Lage ist, einen verbindlichen Zeit- und Ar-
beitsplan bis zum Funktionieren vorzulegen, dann ver-
sündigt sich die Industrie am Standort Deutschland.
Denn 2 Milliarden Euro weniger im nächsten Jahr be-
deuten Zigtausende von Arbeitsplätzen weniger in
Deutschland mit all den Folgekosten für die Arbeitslo-
senversicherung und die Rentenkasse.

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(C (D Dazu höre ich von Toll Collect bis heute nichts. Toll ollect schweigt wie eine große, nicht funktionierende n Board Unit. Solch einen Skandal in der Industriegechichte habe ich bisher noch nicht erlebt. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


as ist nicht mehr lustig. Für mich verdichtet sich der
indruck, dass die Industrie offenbar einen Vertrag un-
rschrieben hat, obwohl es nicht den Hauch einer
hance gab, die zugesagten Termine einzuhalten. Das
renzt für mich an Betrug.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Wer hat denn den Vertrag vorgelegt?)


as kann und darf in einem Rechtsstaat nicht folgenlos
leiben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Die Maut sollte ein Projekt der öffentlich-privaten
artnerschaft sein. Die Privaten haben das Blaue vom
immel versprochen. Aber kaum versagen sie – jetzt
ird es spannend –, kommt die Bauindustrie, aus ver-
tändlicher Sorge übrigens, und verlangt Ersatzzahlun-
en nicht etwa von Toll Collect, sondern – so Ignaz
alter in seinem Brief an den Bundeskanzler – Steuermil-
arden. Diese öffentlich-private Partnerschaft funktio-
iert nach dem Motto: Klappt es mit der Maut, dann ma-
hen wir ein Geschäft, klappt es nicht, muss eben der
und einen neuen Milliarden-Euro-Scheck auf den
isch legen und neue Schulden machen. Auf diese Art
on öffentlich-privater Partnerschaft können wir in Zu-
unft verzichten.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507914600

Herr Kollege Schmidt, erlauben Sie eine Zwischen-

rage des Kollegen Lintner?

Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/DIE
RÜNEN):
Gerne.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507914700

Bitte schön.


Eduard Lintner (CSU):
Rede ID: ID1507914800

Herr Kollege Schmidt, würden Sie mir bestätigen,

ass selbst dann, wenn das System von Toll Collect tech-
isch funktionieren würde, die Durchsetzung der Maut
egenüber ausländischen Fahrzeughaltern deshalb nicht
esichert wäre, weil das Ministerium es versäumt hat,
echtlich verbindliche Zusagen aus dem Ausland einzu-
olen? Es gibt also zwei wichtige Faktoren für das
cheitern: die technische Seite, aber leider auch die
angelnde vertragliche Vorsorge seitens des Bundesver-
ehrsministeriums.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/DIE

GRÜNEN):
Das kann ich nicht bestätigen, Herr Kollege Lintner.

Dazu habe ich überhaupt keine Veranlassung, im Gegen-
teil. Seit dieser Bundesverkehrsminister im Amt ist, hat
er permanent gegenüber der Europäischen Kommission
und den europäischen Nachbarn deutlich gemacht, was
wir wollen, wohin wir wollen,


(Eduard Lintner [CDU/CSU]: Aber er hat nichts in der Hand!)


welchen Stand der Realisierung wir erreicht bzw. noch
nicht erreicht haben und welche Bedingungen das aus-
ländische Speditionsgewerbe künftig hier vorfindet.
Diese Sorge, Herr Kollege Lintner, ist im Moment meine
allergeringste. Ich habe ganz andere Sorgen, wie ich vor-
hin dargestellt habe.

Ich möchte zum Schluss kommen. Wenn Toll Collect
– das sage ich in allem Ernst – bis Mitte Dezember, dem
frühestmöglichen Kündigungstermin, nicht bereit oder
nicht in der Lage ist, einen verbindlichen Starttermin für
dieses Mautsystem zu benennen und Schadensersatz-
pflicht zu garantieren, und wenn Toll Collect weiterhin
nicht bereit sein sollte, für bereits entstandene giganti-
sche Einnahmeverluste mit einzustehen, dann muss der
Bund, ob er will oder nicht, die rote Karte ziehen. Nie-
mand kann diese Entwicklung wollen, aber der Bund
kann sich nicht ewig auf der Nase herumtanzen lassen.
Wenn es bei diesem Projekt keine Chance auf Vertrauen
und Erfolg mehr gibt, dann ist mir ein Ende mit Schre-
cken lieber als ein Schrecken ohne Ende.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Norbert Lammert)

Denn dann müssen schleunigst alternative Lösungen
und Übergangslösungen gesucht werden und es darf
nicht länger auf vertragsbrüchige Partner gewartet wer-
den.

In jedem Fall aber werden die Probleme für die Ver-
kehrsfinanzierung im nächsten Jahr und in den darauffol-
genden Jahren gewaltig sein. Wir werden sie gemeinsam
lösen müssen, auch wenn andere die Hauptverursacher
sind. Ich hoffe hier auf das Zusammenstehen aller Ver-
kehrspolitiker, besonders wenn es jetzt darum geht, die
Koch-Steinbrück-Attacke auf den Schienenverkehr ge-
meinsam abzuwehren.

Ich danke Ihnen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507914900

Ich erteile das Wort dem Kollegen Norbert Barthle,

CDU/CSU-Fraktion.

Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1507915000

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen

und Kollegen! Die Rede des Kollegen Schmidt war die
beste Argumentation dafür, dass die Aussage gilt: Dieser
Haushalt ist weder beratungsfähig noch beschlussfähig
und bestätigt uns in voller Linie.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Das, was für den gesamten Haushalt gilt, gilt natürich auch im besonderen Maße für den Einzelplan 12. enn die Risiken sind unabsehbar. Ich möchte nicht näer auf die Maut eingehen, aber, Herr Stolpe, eines fällt ir schon auf: Noch vor wenigen Tagen haben Sie im aushaltsausschuss treuherzig versichert, dass die Ausälle nicht zulasten der Investitionen gehen würden. ich interessiert, was sich seit diesem Zeitpunkt bis eute fundamental so verändert hat, dass Sie diesen alto rückwärts machen. Jetzt komme ich zu dem Bereich, über den ich zu be ichten habe, nämlich zum Wohnungswesen und Städteau. Ihr Haushalt, Herr Stolpe, verzeichnet Einnahmen n Höhe von 671 Millionen Euro. Dagegen stehen Ausaben in Höhe von 4,34 Milliarden Euro. Das sind 44 Millionen Euro weniger als im Soll 2003. Allein bei en Investitionen sinkt der Ansatz um 56 Millionen uro. Herr Stolpe, Ihr Haushalt ist der investitionsintensivste. ie haben entscheidenden Anteil an der Investitionsrate es Gesamthaushaltes, die ja leider auch rückläufig ist. llein im Wohnungswesen und Städtebau gehen die Inestitionen um 56 Millionen Euro zurück. Ich hätte mir m Einsatz für diesen wichtigen Bereich etwas mehr ampf und Leidenschaft erwartet, Herr Minister. Wenn man sich nur ein wenig mit Volkswirtschaft be chäftigt, dann weiß man, dass von öffentlichen Investiionen ein Multiplikatoreffekt ausgeht. So entsteht nach roben Schätzungen bei der Städtebauförderung aus ördergeldern des Bundes in Höhe von 100 000 Euro ein atsächliches Investitionsvolumen von 600 000 Euro. as heißt, würden wir ein Fördervolumen in Höhe von 00 Millionen Euro vom Bund annehmen, wären daraus Milliarden Euro und mehr an Investitionen zu erwaren. Das wiederum schafft 25 000 Arbeitsplätze und im elben Umfang nochmals Arbeitsplätze in den dem Bauewerbe voroder nachgelagerten Wirtschaftsbereichen. Dass das deutsche Bauhauptgewerbe jede Hilfe raucht, das wissen wir. Der Auftragseingang ging im ritten Quartal 2003 um nominal 7,4 Prozent zurück. on Januar bis September lag das Auftragsniveau um 1,4 Prozent unter dem Vorjahreswert. Das ist der öchste Rückgang seit Ende des Einheitsbooms von 995. Dieser anhaltende Nachfragerückgang bleibt naürlich nicht ohne Auswirkungen auf das Bauhauptgeerbe. Arbeitsplatzabbau ist die Folge. Im Durchschnitt er ersten neun Monate dieses Jahres waren nur noch 93 100 Arbeitnehmer im Bauhauptgewerbe beschäftigt; as sind 90 800 weniger als noch vor einem Jahr. Im vorliegenden Haushalt sind annähernd 16 Milliar en Euro für neue Subventionen vorgesehen: für 37 000 teinkohlekumpel. Das spricht eine deutliche Sprache. ie Botschaft lautet: neue Subventionen statt Investitioen. Das ist fatal. Norbert Barthle Denn wir wissen: Jeder Euro weniger Investitionen kostet direkt Arbeitsplätze. Dafür, Herr Stolpe, tragen Sie Mitverantwortung. Sie stoßen den so sehnlichst erwarteten Aufschwung mit dem Körperteil wieder um, der dafür zuständig ist. Lassen Sie mich noch auf einen Vorwurf eingehen, den auch der Kollege Weißgerber wieder erhoben hat. Er meint, wir, die Union, hätten uns der Beratung verweigert. Ich will diesen unsinnigen Vorwurf an einem Beispiel verdeutlichen. Bei der Vorlage des Gesetzentwurfs wurde ein neuer Titel ausgewiesen: Zuweisungen zur Förderung des Wohnens in städtischen Quartieren. 25 Prozent der durch die Streichung der Eigenheimzulage eingesparten Mittel sollten gezielt für ein Zuschussprogramm zur Strukturverbesserung in den Städten bereitgestellt werden. Auf lange Sicht gesehen hätten sogar mit den entsprechenden Verpflichtungsermächtigungen bis zum Jahr 2011 4,4 Milliarden Euro für dieses Programm zur Verfügung gestanden. Die Intention dieses Titels fand und findet – mit einigen kleinen Einschränkungen – unsere Zustimmung. Denn gerade in den süddeutschen Ballungsräumen gibt es schon wieder Engpässe. Die Mieten steigen und viele einkommensschwächere Familien werden ins Umland verdrängt. Viele Oberbürgermeister beklagen die alarmierende Situation auf dem Wohnungsmarkt. Der Stuttgarter Oberbürgermeister appelliert dringend an die Bundesregierung, die Investitionsbedingungen für den Wohnungsbau freundlicher zu gestalten. Die „Stuttgarter Zeitung“ hat in ihrer gestrigen Ausgabe einen Kommentar mit der Überschrift „Wachsender Wohnungsmangel alarmierend“ veröffentlicht. Das ist das disparate Bild, das sich in Deutschland zeigt und das zur Kenntnis genommen werden muss. Ein zielgerichtetes Vorgehen gegen diese Situation hätte unseren Beifall gefunden. Dumm ist nur, dass Sie den zusätzlichen Titel mit dem völligen Abbau der Eigenheimzulage finanzieren wollten. Dass wir dem angesichts einer Wohneigentumsquote in Deutschland von nur 41,5 Prozent nicht zustimmen konnten und können, wussten Sie vorher. Was ist die Folge? Es ist wieder alles offen. Sie haben sicherlich gemerkt, dass ich eben den Konjunktiv gebraucht habe. Der aktuelle Haushalt verzeichnet bei dem sinnvollen neuen Titel nur einen kleinen, einsamen Strich. Der Ansatz dafür ist nämlich auf null gestellt worden. Im Änderungsantrag von Rot-Grün wird dafür folgende Begründung genannt: Verschiebung des Programmbeginns auf 2005. Die frei werdenden Mittel werden als Gegenfinanzierung der Verpflichtungsermächtigung bei Titel … verwendet. Herr Stolpe, Sie sind der Verschiebe-Minister des Jahres 2003! n d E S r r d d t E i z h a i E W u m F K m E Z n t r g (C (D Der neue Titel umfasst die Zuschüsse des Bundes ach der Verordnung zum Altschuldenhilfe-Gesetz, für ie der Ansatz von 95 Millionen Euro auf 143 Millionen uro erhöht wurde. Das ist zwar in Ordnung, Herr tolpe, aber ausgerechnet Sie statten den Wohnungsückbau im Osten zulasten der Wohneigentumsfördeung im Westen mit zusätzlichen Mitteln aus. Das ist urchaus delikat. Ich halte das nicht für angebracht. An ieser Stelle hätten Sie besser und gezielter auf die unerschiedlichen Situationen eingehen können. Da auch diese Maßnahme unter dem Vorbehalt der ntscheidungen des Vermittlungsausschusses steht, st zu diesem Punkt keine seriöse Beratung möglich. Das ieht sich wie ein roter Faden durch die gesamten Hausaltsberatungen: Alles, was wir anpacken, ist sozusagen uf Sand gebaut. Lassen Sie mich – wie es auch der Kollege getan hat – n diesem Zusammenhang die Bibel zitieren. (Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Er hat das aber falsch gemacht! – Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Hoffentlich sind Sie bibelfest!)


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Leider wahr!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





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(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


s heißt bei Matthäus, Kapitel 7, Vers 26 und 27:
Und wer diese meine Rede hört und tut sie nicht,
der gleicht einem törichten Mann, der sein Haus auf
Sand baute.

(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ganz ohne Eigenheimzulage übrigens!)

Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen
und die Winde wehten und stießen an das Haus, da
fiel es ein, und sein Fall war groß.


(Zuruf von der SPD: Amen!)

Meine Damen und Herren, das Wasser kam; die
inde wehten. Sie stießen an Ihren Haushalt und er fiel
m. Das werden wir schon in wenigen Tagen feststellen
üssen. Deswegen stimmen wir diesem Unsinn nicht zu.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507915100

Das Wort hat nun der Kollege Reinhard Weis, SPD-

raktion.

Reinhard Weis (SPD):
Rede ID: ID1507915200

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
ollegen! Es hat weiß Gott schon einmal mehr Spaß ge-
acht, im Plenum zum Einzelplan 12 zu sprechen.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Bis 1998!)

ine Reihe von Risiken werfen ihre Schatten auf das
ahlenwerk. Das ist ein gefundenes Fressen für all dieje-
igen, die auf eine Katastrophenstimmung aus sind.
Das Wehklagen von Herrn Barthle über die verringer-

en Haushaltsansätze ist meiner Ansicht nach heuchle-
isch. Denn es gab – wie Gunter Weißgerber schon fest-
estellt hat – seitens der CDU/CSU keine Anträge auf






(A) )



(B) )


Reinhard Weis (Stendal)


Erhöhung von Haushaltsansätzen. Da Ihrerseits keine
konstruktiven Vorschläge vorgelegt wurden, dürfen Sie
jetzt auch nicht beklagen, dass die Haushaltsansätze zu
niedrig sind.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Was die Schatten angeht, die auf unseren Haushalt
fallen, so stellen die Unsicherheiten bei der Mautein-
führung sozusagen einen großen Brocken dar, der noch
nicht weggeräumt worden ist. Das ist zwar richtig, aber,
meine Damen und Herren von der Opposition, das sollte
für Sie kein Anlass zur Häme sein.


(Beifall der Abg. Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das entscheiden wir immer noch alleine!)


Es gibt noch andere Unwägbarkeiten, für die Sie un-
mittelbar verantwortlich sind.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Ihre Verhinderungs- und Verzögerungsstrategie im Ver-
mittlungsausschuss, die Chaotisierung des Vermittlungs-
verfahrens ist durchaus Teil dieser Unsicherheiten, die
Sie jetzt mit Krokodilstränen beweinen.


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Am besten beantragen Sie die Abschaffung von Bundestag und Bundesrat! – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Wer hat denn den Vertrag unterschrieben? Das war doch nicht der Vermittlungsausschuss!)


Die Unsicherheiten hinsichtlich der Mauteinführung
sind nicht ausgeräumt. In der Öffentlichkeit wird bereits
darüber spekuliert, ob das Mautkonsortium selbst über-
haupt noch Interesse an dem gemeinsamen Projekt hat.
Jedem ist inzwischen offenkundig, dass die Industrie
sich übernommen hat. Sie hat einen Vertrag unterschrie-
ben, den sie nicht eingehalten hat. Sie hat Produkte aus-
geliefert, die nicht funktionieren und die offensichtlich
auch nicht ausgereift waren. Sie hat sich auf Terminket-
ten verpflichtet, die sich inzwischen als reine Luftnum-
mern erwiesen haben.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Wer hat denn die Ausschreibung gemacht?)


Das weiß auch die Opposition. Deshalb ist es in
höchstem Maß unredlich, nun Bundesminister Stolpe für
das Versagen der Industrie verantwortlich machen zu
wollen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Auch ist es sachlich falsch und unredlich, über das Mi-
nisterium sowie das Bundesamt für Güterverkehr und
die dort Verantwortung tragenden Mitarbeiter herzufal-
len. Dort wird, wie die Opposition weiß, buchstäblich
bis zur Erschöpfung gearbeitet, um ein dichtes Control-
ling sicherzustellen, allen möglichen Fehlern auf die
Spur zu kommen und das Mautsystem so zügig wie ir-
gend möglich einzuführen. Ich bin davon überzeugt,

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(C (D ass die zusätzlich eingestellten Mitarbeiter nicht dort itzen und Däumchen drehen, wie es Herr Fischer untertellt hat. Um es noch einmal zu sagen: Hier liegt kein Fehler es Ministeriums und seiner Fachleitung vor. Auch im undesamt für Güterverkehr wird professionelle Arbeit uf bestem Ingenieurstand erbracht. Für das Ausmaß der annen trägt allein die Industrie die Verantwortung. (Beifall bei der SPD – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das ist aber ein bisschen arg einfach!)


Es ist übrigens auch ein Märchen, die Bundesregie-
ung habe der Industrie Daumenschrauben angelegt
entsprechende Zwischenrufe hat es hier ja schon gege-
en – und sie auf die Festlegung eines unrealistisch kur-
en Zeitplans verpflichtet. Richtig ist vielmehr, dass dem
ndustriekonsortium die Einführung der Maut gar nicht
chnell genug gehen konnte. Man kann nicht oft genug
iederholen, was Franziska Eichstädt-Bohlig hier schon
itiert hat. Im April 2002 schrieb das Konsortium bei der
bersendung des endgültigen Angebots der Bieterge-
einschaft ETC in nicht zu überbietendem Optimismus
n den Minister:

… möchten wir Ihnen gleichwohl ankündigen, dass
wir zu einem früheren Systemstart aufgrund unserer
Vorarbeiten durchaus in der Lage sind.

(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Eine bodenlose Lüge!)


amals konnten die Herren von der Telekom, von Daim-
er Chrysler Services und von Cofiroute offensichtlich
or Kraft kaum laufen. Mir ist wichtig, dies hier noch
inmal klar zu machen, weil sich immer wieder das Ge-
ücht hält, der damalige Bundesminister Bodewig habe
as Konsortium in einen selbstmörderischen Zeitplan
ehetzt.


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Das behauptet das Konsortium!)


as ist schlicht falsch; das von mir eben vorgetragene
itat widerlegt diese Behauptung ebenfalls.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich sage dies übrigens ohne Häme gegenüber der In-
ustrie. Vielleicht müssen wir alle unsere Gläubigkeit in
ie Technik und die Schnelligkeit, mit der wir techni-
ches Neuland erobern können, grundsätzlich infrage
tellen.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sehr richtig!)


uch die Damen und Herren von der Opposition haben
ich blenden lassen. Ich erinnere an die Demonstration
on Toll Collect kurz vor der Sommerpause im Aus-
chuss. Wir müssen ferner bedenken, dass Telekom und
aimler Chrysler Services bisher nicht dafür bekannt
aren, in hohem Maße leichtfertig zu sein. Es handelt
ich immerhin um zwei der Flaggschiffe der deutschen
ndustrie. Auch sie haben sich geirrt.






(A) )



(B) )


Reinhard Weis (Stendal)


All dies gilt es zu bedenken, wenn nun manche voll-

mundig über Vertragskündigungen schwadronieren. Ich
sage in eure Richtung, Franziska und Ali, dass ich euren
Vorschlag, zum 15. Dezember ein Ultimatum zu setzen,
nicht nachvollziehen kann. Sicherlich ist es nicht nur le-
gitim, sondern auch notwendig, sich Vorstellungen über
alle Optionen sowie über klare Kosten-Nutzen-Analysen
zu verschaffen. Dazu gehört auch die Option der Kündi-
gung. Schließlich muss aber sehr sorgfältig abgewogen
werden, welche der möglichen Optionen den Schaden
für die Bundesrepublik am geringsten hält. Aus heutiger
Sicht spricht eher alles dafür, mit aller Energie weiterzu-
machen und mit dem bisherigen Vertragspartner das
Mautprojekt zu realisieren.

Ein Wort zur FDP und einem ihrer Lieblingsthemen,
der Einsetzung eines Untersuchungsausschusses.
Heute hast du, Horst, diese Forderung ja verschämt ver-
schwiegen, die am vergangenen Wochenende noch
hochaktuell war. Vielleicht habt ihr in der Zwischenzeit
eingesehen, dass daraus kein Problemlösungsansatz er-
wächst, abgesehen davon, dass die Industrie bei ihrem
Besuch bei Frau Merkel möglicherweise sehr deutlich
gemacht hat, dass sie kein Interesse an einem Untersu-
chungsausschuss hat.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das sollte mich aber nicht hindern, einen zu beantragen!)


Natürlich machen wir uns Sorgen über die Mautaus-
fälle und deren Auswirkung auf unseren Haushalt und
insbesondere auf die Verkehrsinvestitionen. Ich nehme
deshalb Bezug auf die angebliche Streichliste. Niemand
kann heute eine belastbare Liste vorlegen oder konkrete
Projekte benennen, und zwar auch deshalb nicht, weil
wegen Ihrer destruktiven Haltung im Vermittlungsaus-
schuss noch nicht abschätzbar ist, welche Probleme auf
den Einzelplan 12 tatsächlich zukommen. Hier sind auch
Sie in der Verantwortung.


(Beifall der Abg. Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich sehe diese Liste als Mahnung an den Vermitt-
lungsausschuss, die Länder und an Sie, die Sie die Mehr-
heit im Bundesrat haben.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Und auch an den Finanzminister!)


– Richtig, auch an den Finanzminister. – Denn wegen
der großen Bedeutung, die die Investitionsausgaben un-
seres Etats für den Gesamthaushalt haben, muss über ei-
nen fiskalischen Ausgleich möglicher gravierender Aus-
fälle nachgedacht werden. Aber es gibt noch einen
anderen Aspekt, den bislang niemand angesprochen hat.
Wir unterstützen ausdrücklich Bundesminister Stolpe bei
seinen Verhandlungen mit Toll Collect über Schadener-
satzzahlungen. Diese würden natürlich als Kompensa-
tion der Mautausfälle zur Verfügung stehen.

Wir müssen uns aber auch Gedanken über neue Fi-
nanzierungsformen machen, um unsere Spielräume zu
erweitern.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Zum Beispiel?)


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(C (D ie Realisierung der A-Modelle im Rahmen der Public rivate Partnership hängt natürlich von den Mauteinnahen ab. Das ist ein riesiges Problem. Aber öffentlichrivate Partnerschaften und ein effizienteres Projektmaagement können uns natürlich Spielräume eröffnen, die ns den drohenden Schaden minimieren helfen. Wir ollen uns den Kopf auch für solche Überlegungen freialten und nicht nur – wie das Kaninchen auf die chlange – auf die Mautausfälle schauen. Zur Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesell chaft, die bereits Horst Friedrich angesprochen hat: Ich alte es angesichts der neuen Umstände für richtig und ernünftig, zu untersuchen, ob diese Gesellschaft befäigt werden soll, für einen begrenzten Zeitraum einen egrenzten Kredit aufzunehmen. Eine Voraussetzung daür ist aber ein verlässlicher Arbeitsund Realisierungslan für das Mauterfassungssystem, damit die Refinanierung aus Mauteinnahmen erfolgen kann. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Ein Schattenhaushalt!)


uch dies ist für mich eher ein Grund dafür, an den bis-
erigen Vertragspartnern festzuhalten, als ihnen sofort
u kündigen. Letzteres wäre ein Schnellschuss.
Ich möchte den Einzelplan 12 auch in Verbindung mit

er großen Aufgabe Aufbau Ost bringen. Mit dem
inzelplan 12 werden wichtige finanzielle Akzente auf
ntscheidenden Politikfeldern gesetzt. Heute fand in
erlin ein Kongress zum Austausch von Erfahrungen
it dem Programm „Stadtumbau Ost“ statt. Die Woh-
ungswirtschaft hat dort die Botschaft formuliert: Stadt-
mbau Ost ist Aufbau Ost. Allen ist sicherlich klar, dass
as nicht der einzige Aspekt ist. Aber es wurde deutlich
emacht, dass der Aufbau Ost scheitert, wenn der Stadt-
mbau Ost nicht gelingt. Angesichts der Wichtigkeit die-
es Themas frage ich mich, warum die Wohnungspoliti-
er der CDU/CSU-Fraktion an diesem Kongress nicht
ilgenommen haben.
Eine Forderung von Herrn Günther geht ebenfalls ins

eere. Auf dem Kongress hat nämlich die Wohnungs-
irtschaft gefordert, die Jahresquote für die Mittel, die
er Bund für das Abrissprogramm zu Verfügung stellt,
ignifikant zu erhöhen. Diese Forderung wird erfüllt, ge-
auso wie die nach Finanzierung gemäß Altschulden-
ilfe-Gesetz. Wir, das Parlament, sind heute Morgen von
en Vertretern der Wohnungswirtschaft ausdrücklich da-
ür gelobt worden, dass wir den Haushaltsansatz – des-
en Verdoppelung wurde schon in diesem Jahr erreicht –
o erhöht haben, dass zusätzlich 315 Millionen Euro zur
erfügung gestellt werden können.
Nun schaue ich wieder in Ihre Richtung. Jetzt trägt

er Bundesrat – Sie haben dort eine Mehrheit – eine
roße Verantwortung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


er Haushaltsansatz kann nur umgesetzt werden, wenn
ie über Einsparungen, zum Beispiel bei der Eigenheim-
ulage, nicht nur schwadronieren, sondern auch dafür
orgen, dass Butter bei die Fische kommt und Nägel mit






(A) )



(B) )


Reinhard Weis (Stendal)


Köpfen gemacht werden. Nur so können die Erwartun-
gen der ostdeutschen Wohnungswirtschaft erfüllt wer-
den.

Im Zusammenhang mit dem Stadtumbau Ost und mit
dem Städtebau allgemein begrüße ich ganz ausdrücklich,
dass eine Möglichkeit geschaffen wird, das Instrumenta-
rium, mit dem bei der Sanierung der ostdeutschen
Braunkohlereviere positive Erfahrungen gemacht wur-
den – mit Arbeitsförderungsmitteln wurden wichtige
strukturverbessernde Maßnahmen realisiert –, auch im
Städtebaubereich anzuwenden. Es ist eine zusätzliche
Möglichkeit, Mittel aus der Arbeitsförderung zielgerich-
tet einzusetzen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dieses Instrumentarium spielt bei der Beseitigung der
Defizite auf dem Arbeitsmarkt in den neuen Bundeslän-
dern eine ganz wichtige Rolle.

Ich komme auf die Leerstandsproblematik zu spre-
chen. Liebe Kolleginnen und Kollegen von der heutigen
Opposition, eine wichtige Ursache dieser ausufernden
Problematik stammt aus der Zeit, in der Sie Regierungs-
verantwortung trugen: Viel zu lange haben Sie an der un-
sinnigen Förderung des Geschosswohnungsbaus festge-
halten und im Osten auf Halde bauen lassen. Das war
nicht nur eine Verschwendung von Steuermitteln, son-
dern führte auch zu einer Verschärfung der Leerstands-
problematik, die wir heute mit großem Aufwand be-
kämpfen müssen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte nun einige Gedanken zum Wohnraum-
modernisierungsprogramm für Kommunen in struk-
turschwachen Regionen – es umfasst zinsverbilligte Kre-
dite – äußern. Ich erinnere mich, dass große Skepsis
herrschte, als dieses Programm auf den Weg gebracht
wurde. Man war sich nicht sicher, ob die Mittel abgeru-
fen werden können. Ihr Beitrag beschränkte sich auf
Schwarzmalerei und die Formulierung von Bedenken.
Das Programm war aber so attraktiv, dass die Mittel in
Höhe von 1 Milliarde Euro inzwischen abgerufen wor-
den sind.

Die ostdeutsche Landesgruppe unserer Fraktion hat
sich deshalb mit der Bitte, die Mittel aufzustocken, an
den Minister gewandt, um den Kommunen verstärkt zu
helfen. Ich freue mich, dass Minister Stolpe uns mittei-
len konnte, dass tatsächlich zusätzlich 1 Milliarde Euro
bei der KfW zum Abruf bereit steht. Ich denke, damit
setzen wir ein richtiges Signal, auch um den Aufbau Ost
voranzubringen.

Danke.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507915300

Der Kollege Horst Friedrich erhält das Wort zu einer

Kurzintervention.

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(C (D Vielen Dank, Herr Präsident! – Lieber Kollege einhard Weis, ich bin auf das Thema Untersuchungsusschuss angesprochen worden. Ich habe das in der eitung selbstverständlich nicht angekündigt, ohne die ückendeckung des Vorstandes der FDP-Fraktion zu haen. Da ich die Regeln dieses Hauses kenne, weiß ich alerdings, dass wir nicht über die nötige Stimmenzahl erfügen, um die Einsetzung eines Untersuchungsauschusses durchsetzen zu können. (Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Knapp unter 18!)

Horst Friedrich (FDP):
Rede ID: ID1507915400

Ich muss also darauf hoffen, dass die Union irgend-
ann einmal zu der Überzeugung kommt, dass es wegen
er großen Probleme richtig ist, sich uns anzuschließen.
iesbezüglich bin ich relativ zuversichtlich: Mit jedem
ag, den der Herrgott werden lässt, werden die Probleme
m die Maut größer und das Desaster schlimmer.


(Widerspruch bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Aus diesem Grund bin ich relativ zuversichtlich, dass
ir uns zu gegebener Zeit wieder mit diesem Thema
useinander setzen werden. Die Kollegin Hustedt meint,
ie müsse meine Äußerungen etwas ins Lächerliche
iehen; aber auch bei den Liberalen ist immer noch ein
isschen Christlichkeit vorhanden. Ich habe mich also
us gutem Grund so geäußert.
Danke sehr.


(Beifall bei der FDP)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507915500

Ich erteile dem Kollegen Weis das Wort zur Erwide-

ung.

Reinhard Weis (SPD):
Rede ID: ID1507915600

In Kenntnis der Begleitumstände, die es euch nicht er-
öglichen, einen Untersuchungsausschuss einzusetzen,
in ich der Meinung, dass die Meldung nur eine vorder-
ründige Effekthascherei war, um eine Pressemitteilung
eröffentlichen zu können.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507915700

Nun hat der Kollege Klaus Minkel, CDU/CSU-Frak-

ion, das Wort.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Klaus Minkel (CDU):
Rede ID: ID1507915800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ein

hrlicher Haushalt vom Bundesfinanzminister wäre eine
arität wie das Wunder von Bern oder die Auferstehung
es Lazarus.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)

ir alle wissen, dass dieser Haushalt grottenschlecht ist.
enn der Gesamthaushalt so schlecht ist, dann kann






(A) )



(B) )


Klaus Minkel

auch der Ressortminister nicht mit seinem Haushalt
glänzen, vor allem dann nicht, wenn auch noch hausge-
machte Fehler hinzukommen.

Das Volumen des Wohnungshaushalts ist im nächsten
Jahr erstmals seit langem wieder rückläufig. Das hängt
damit zusammen, dass die Mittel für das Wohngeld auf-
grund der Hartz-Gesetze aus dem Wohnungshaushalt he-
rausgenommen werden.

Für die Unionsfraktionen ist es sehr erfreulich, dass die
Mittel für die Altschuldenhilfe von 45 Millionen Euro
auf 143 Millionen Euro aufgestockt werden.


(Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Ohne Ihren Antrag!)


Das haben wir an dieser Stelle schon vor einem Jahr ge-
fordert. Es hat also ein Jahr gedauert, bis auch Sie end-
lich so weit waren. Auch wenn wir uns über dieses Er-
gebnis freuen, können wir dem Finanzierungsweg nicht
in vollem Umfang zustimmen. Sie brauchten dazu näm-
lich einen Notabort, eine Notabtreibung: Sie haben das
Programm „Wohnen in städtischen Quartieren“ mit ei-
nem Umfang von 43 Millionen Euro eingestampft, be-
vor es das Licht der Welt erblicken konnte.

Die Mittel für die Städtebauförderung steigen von
374 Millionen Euro auf 522 Millionen Euro. Das sieht
besser aus, als es ist. 77 Millionen Euro dieser Aufsto-
ckung stammen aus der Eingliederung des Programms
„Soziale Stadt“.

Sehr betrüblich ist der starke Rückgang der Mittel für
die soziale Wohnraumförderung. Statt 595 Millio-
nen Euro sind es nur noch 450,8 Millionen Euro.

Die Mittel für das Neubauprogramm 2004 belaufen
sich auf 230 Millionen Euro statt zuvor 280 Millio-
nen Euro. Das ist die Mindestförderung. Das zeigt mehr
als viele Worte, dass diese Bundesregierung mit der sozia-
len Wohnraumförderung nichts mehr am Hut hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Man könnte damit leben, wenn die eigentlichen

Schlechtigkeiten nicht außerhalb des Wohnungshaus-
halts stattfänden. Der Fachminister, Minister Stolpe, hat
es entweder nicht vermocht oder nicht gewollt, diesen
Eingriffen entgegenzutreten. Das zeigt, dass erstmals in
der Nachkriegsgeschichte die Bauwirtschaft wie auch
die Bauhandwerker und die Bauarbeiter in der Regie-
rung keinen Fürsprecher mehr haben.


(Beifall des Abg. Michael Kretschmer [CDU/ CSU])


Der schwerwiegendste Eingriff ist die gänzliche Strei-
chung der Eigenheimzulage. Die Eigenheimzulage ist
unverzichtbar, solange die Belastung der Arbeitnehmer-
löhne in diesem Land so hoch ist, wie sie ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: So ein Quatsch! Was hat das damit zu tun?)


Es ist eine grobe Verfälschung der Tatsachen, wenn die
Kollegin Eichstädt-Bohlig die Eigenheimförderung als

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(C (D ahnarztprämie schlechtredet. Millionen Familien in iesem Land haben die Eigenheimförderung erhalten. (Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Aber jetzt doch nicht mehr! Jetzt reicht es! Es reicht mit neuem Wohnraum!)


o viele Zahnärzte gibt es in diesem Land nicht. Es gibt
eitere Millionen Familien, die noch in den Genuss der
igenheimförderung kommen wollen.
Ein weiterer schwerwiegender Eingriff, dessen Be-

eutung Sie wahrscheinlich überhaupt nicht verstanden
aben, ist die vollständige Abschaffung der Bauspar-
rämie. Sie treffen damit nicht 33 Millionäre, sondern
in Kollektiv von 33 Millionen Bausparern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Es gehört zum Bausparprinzip, dass ständig neue Mit-
l nachfließen müssen, damit die Verträge auch einmal
ugeteilt werden können, damit unsere Bürger auch ein-
al bauen können. Wenn dieser Zufluss gestört wird,
eil Sie die Eigenheimförderung abschaffen, weil Sie die
ausparprämie abschaffen, dann werden die Bausparer
uf die Zuteilung warten müssen, bis sie schwarz wer-
en, und dann wird das ganze System, das ein Drittel al-
r privaten Baufinanzierungen trägt, zusammenbrechen.
ch frage mich, ob die Kürzung um 500 Millionen Euro
berhaupt in einem vernünftigen Verhältnis zu dem
chaden steht, den Sie für unsere Wirtschaft anrichten
erden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Eine sehr gute Argumentation!)


Ein weiterer Punkt:

(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Sprachlosigkeit auf der linken Seite!)

ie tun hier so, als ob Sie die Protagonisten der Innen-
tadtsanierung wären. Aber wenn es um Taten geht,
ann verhalten Sie sich ganz anders. Sie wollen nämlich
ie Möglichkeit, Sanierungsaufwendungen von der
teuer abzusetzen, verschlechtern. Auch das ist in der
aketlösung Ihres Steueränderungsgesetzes vorgesehen.


(Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist ein Vorschlag von Koch und Steinbrück!)


s ist vor allem auf den Widerstand von Union und FDP
urückzuführen, dass der Finanzminister an dieser Stelle
zwischen zurückrudert.
Ein weiterer Punkt: Sie wärmen die unselige Begren-

ung der Verlustabzugsmöglichkeiten für die Bauwirt-
chaft wieder auf. Die Bauwirtschaft wäre davon wegen
rer Spezialität, in Form von Arbeitsgemeinschaften
der Projektgesellschaften zu agieren, besonders betrof-
en. Sie wollen also wieder zur Substanzbesteuerung
urück, die nicht nur ich als unsittlich empfinde.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das mit der Bibel war auch schon so eine Sache!)







(A) )



(B) )


Klaus Minkel

Wenn Sie mit dem Wort Substanzbesteuerung nichts an-
fangen können, dann sei es Ihnen an einem Beispiel ver-
deutlicht: Sie wollen die willige Kuh nicht nur melken,
sondern ihr anschließend auch noch das Euter abschnei-
den.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Das ist ja brutal! Tierquälerei! – Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unappetitlich! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie können ja alles mit uns machen, aber Tierquälerei können Sie uns nicht unterstellen!)


– Ich hoffe, dass durch die Unruhe nicht meine Redezeit
verkürzt wird.


(Zuruf von der SPD: Natürlich!)

Die Union ist bereit, die Eigenheimzulage angemes-

sen zu kürzen, wenn auch an anderen Stellen gekürzt
wird. Wir sind auch zu einer Reform und Schärfung die-
ses Förderinstruments bereit. Unsere Vorschläge sind
beim Vermittlungsausschuss hinterlegt.


(Zurufe von der SPD: Hinterlegt? – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das nützt uns nur nichts!)


Bei der Abschaffung der Zulage, wie Sie es wollen, han-
delt es sich jedoch um keine Reform, sondern um das
Gegenteil. Das möchte ich einmal festhalten.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: So ist es!)

Wir sind der Auffassung, dass die Eigenheimzulage

und die Bausparförderung in der heutigen Zeit nötiger
denn je sind;


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

denn ab dem 1. Januar 2004 wird Basel II probeweise
angewendet. Das hat zur Folge, dass die Baufinanzie-
rung für die Reichen leichter wird, aber Ärmere künftig
mehr zahlen müssen. Wenn die Ärmeren schon bei den
freien Krediten mehr zahlen müssen, dann dürfen Sie ih-
nen nicht noch weitere Finanzierungssäulen wie die Ei-
genheimzulage und die Bausparförderung wegschlagen.
Im Ergebnis führte Ihre verfehlte Politik dazu, dass sich
in diesem Lande künftig nur noch Reiche ein Eigenheim
leisten können, aber nicht mehr Ärmere. Das ist mit der
Union nicht zu machen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie haben überhaupt nichts verstanden!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507915900

Ich erteile dem Bundesminister für Verkehr, Bau- und

Wohnungswesen, Manfred Stolpe, das Wort.

(Beifall bei der SPD)


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(C (D Dr. h. c. Manfred Stolpe, Bundesminister für Verehr, Bauund Wohnungswesen: Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Herr Abgeordneter Minkel, ich stimme Ihnen oll und ganz zu, dass man sich in der derzeitigen Situaion schon richtig Sorgen um die Bauwirtschaft machen uss. Die Bauwirtschaft ist mir ein Anliegen; sie becheinigt mir seit Monaten, dass wir uns ernsthaft um die eseitigung ihrer Probleme kümmern. Wir haben zum eispiel mehrere wichtige Veranstaltungen zum Ausbau on Public Private Partnership durchgeführt. Dafür haen wir breite Zustimmung erfahren. Wir werden Moellvorhaben in diesem Bereich auf den Weg bringen. as wird die Bauwirtschaft beleben. Heute haben wir einen, wie ich glaube, sehr wichtigen ongress durchgeführt, in dem wir Erfahrungen mit dem rogramm „Stadtumbau Ost“ ausgetauscht haben. abei haben wir festgestellt, dass unser Programm greift nd es durchaus Sinn macht, dieses Modellprogramm uf Städte im Westen und im Süden Deutschlands, wo ergleichbare Probleme zum Beispiel in Form von Wohungsleerständen durch Abbau von Industrie, Verlust on Arbeitsplätzen und Abwanderung herrschen, auszuehnen. Wir wollen das weiterführen. Wir wollen uns allerdings auch bemühen, durch eine mgestaltung der jetzigen Eigenheimzulage zu einer ohneigentumszulage die Möglichkeiten zu erschlieen, die wir noch brauchen. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ch bin – wie Sie – der Meinung, dass wir die bestehende
igenheimzulage nicht restlos wegfegen sollten.


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Das ist doch von uns gekommen! Sie wollten streichen!)


Ja, ich höre Ihnen ja auch immer brav zu; das haben
ie im Verlaufe des letzten Jahres gemerkt.
Wir wollen, dass die Zulage effizienter wird, wir wol-

en sie zu einer Wohneigentumszulage erweitern, die
uch für den Wohnungsbestand gilt. Wir wollen Mög-
ichkeiten erschließen, durch den Städtebau – nach Be-
arf und nach Notwendigkeiten, gerade auch in struktur-
chwachen Regionen – Städte gesund zu machen.
Wir haben viele strukturschwache Regionen im Os-

en Deutschlands, aber längst nicht nur im Osten. Auch
ür die anderen strukturschwachen Regionen wollen wir
erantwortung tragen. Über Fördermöglichkeiten kann
icht allein nach der Himmelsrichtung entschieden wer-
en. Maßgeblich sein muss der Bedarf; das ist meine
este Überzeugung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Hier ist schon angesprochen worden, was wir in die-
em Zusammenhang neu angedacht haben, nämlich dass
ir bei der Altschuldenhilfe noch einiges tun wollen. Ich
offe, dass wir bei den bevorstehenden diesbezüglichen






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. h. c. Manfred Stolpe

Verhandlungen im Vermittlungsausschuss zu Lösungen
kommen werden, die der Breite der Aufgaben durchaus
auch im Interesse der Bauwirtschaft gerecht werden. Ich
will an dieser Stelle meine Erwartung zum Ausdruck
bringen, dass gerade die Fachleute, die sich im Bereich
von Bau, Wohnen und Verkehr seit Jahren engagieren, im
Hinblick auf die Verhandlungen, die im Vermittlungsaus-
schuss stattfinden werden, ein Wörtchen mitreden wer-
den.

Natürlich haben wir auch darüber nachgedacht, was
zusätzlich aktiviert werden kann. Sie wissen, dass wir
Ende April dieses Jahres Kreditprogramme im Umfang
von 15 Milliarden Euro aufgelegt haben. Wir mussten
den Haushalt dafür kaum belasten, sondern konnten die
Mittel über die KfW erschließen. Diese Mittel werden in
erheblichem Maße abgerufen: Gerade der Kreditrahmen
mit den günstigsten Bedingungen im Umfang von
1 Milliarde Euro, der für die Kommunen in struktur-
schwachen Regionen – wiederum quer durch Deutsch-
land – gedacht ist, ist bereits völlig ausgeschöpft.

Es gab deshalb Anstöße, hier noch etwas draufzule-
gen. Sie haben vielleicht gemerkt, dass auch der Abge-
ordnete Siegfried Scheffler eine entsprechende Initiative
ergriffen hat. Wir haben mit dem Finanzminister kurz-
fristig aushandeln können – Sie könnten ruhig einmal
fröhlich gucken, Herr Staatssekretär –, dass eine weitere
Milliarde dazukommt, die ab sofort für Kommunen in
solchen Regionen zur Verfügung steht und sicher schnell
abgerufen werden wird.

Wir wollen, dass die Möglichkeiten für die Sanierung
von Städten, für die Verbesserung von Wohnwert, aber
auch – ich sage das aus ehrlichem Herzen, Herr Minkel –
als Hilfen für die Bauwirtschaft, die diese wirklich
braucht, genutzt werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben uns darüber hinaus verständigen können
– auch mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und
Arbeit –, dass wir das im Sozialgesetzbuch vorgesehene
arbeitsmarktpolitische Instrument der Beschäftigung bei
Infrastrukturmaßnahmen im Bereich der städtischen
Infrastruktur nutzen können. Das ist ein Instrument, das
sich bereits über Jahre bei der Sanierung der Braunkoh-
legebiete bewährt hat; und hier insbesondere bei der Sa-
nierung der Braunkohlegebiete in Sachsen, Brandenburg
und Sachsen-Anhalt. Wir haben jetzt die Möglichkeit,
dieses Instrument auch zu nutzen, um in strukturschwa-
chen Regionen Arbeit zu schaffen; das wird zusammen
mit der Bauwirtschaft möglich sein. Wir haben zu dieser
Idee Zustimmung von der Bauwirtschaft erfahren, der
dadurch weitere Aufträge, aber auch die Sicherung und
Schaffung von Arbeitsplätzen ermöglicht werden. Wir
wollen solche Möglichkeiten erschließen.


(Beifall bei der SPD)

Natürlich ist – das ist in dieser Aussprache sehr deut-

lich geworden – der größte Posten im Einzelplan 12 der
Verkehrsbereich; durchaus mit Recht: Daran hängt die
Mobilität, daran hängt die wirtschaftliche Entwicklung
unseres Landes. Wir müssen alles daransetzen, Überlas-
tungen im Bereich des Straßenverkehrs abzubauen und

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(C (D öglichkeiten des Schienenverkehrs zu verbessern. Ich ehe hierin auch für uns eine ganz entscheidende Heausforderung. Der Ihnen jetzt vorliegende Haushalt wird uns die öglichkeit geben, diese Aufgabe zu erfüllen. Wir weren in der Lage sein, die vorgesehene globale Minderusgabe in Höhe von 244 Millionen Euro, die sehr wehut, so zu erwirtschaften, dass wir keine Eingriffe in erkehrsinfrastrukturmaßnahmen vornehmen müssen. Natürlich – Sie alle haben es hier laut gesagt – ist Held der Maut“ ein Titel, den man sehr gern hört, aber ch sage Ihnen: Abgerechnet wird zum Schluss. (Beifall bei der SPD – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Der Ball ist rund und wer kein Tor zulässt, kann nicht hoch verlieren!)


ie Verschiebung der Einführung der Maut ist ein Pro-
lem. Es birgt ohne Zweifel Haushaltsrisiken in sich,
ber diese Haushaltsrisiken – das ist meine feste Über-
eugung – dürfen nicht zulasten von Verkehrsinfrastruk-
ur gehen. Natürlich macht man sich quer durchs Land
orgen, wie Sie unter Hinweis auf Papiere, die erstellt
orden sind, heute hier artikuliert haben.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Jetzt müssen Sie nur noch sagen, wie das Ganze geht!)


as Problem geistert seit Wochen im Lande herum. Je-
er sieht die Mautausfälle, befürchtet, dass das Geld
ielleicht irgendwo im Haushalt fehlt, und fragt sich,
as man da machen kann. Hier sind Angstlisten zusam-
engestellt worden. Man ist besorgt und fragt sich, was
assieren könnte, wenn der Super-GAU eintritt. Diesen
uper-GAU können wir allerdings alle gemeinsam ver-
indern, davon bin ich fest überzeugt. Es darf nicht dazu
ommen, dass entsprechende Regelungen Platz greifen
üssen.
Ich habe jedenfalls die feste Absicht, alles mir Mögliche

u tun – dafür brauche ich natürlich viele Verbündete –, um
ie geplanten Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen zu reali-
ieren. Das Land braucht sie. Versäumnisse bei der Ver-
ehrsinfrastruktur schaden der Wirtschaft und sie scha-
en damit uns allen. Das will ich hier noch einmal
eutlich sagen.


(Beifall bei der SPD – Eduard Oswald [CDU/ CSU]: Schade, dass Herr Eichel das nicht hört!)


Insofern betrachte ich den zurzeit im Einzelplan 12
orgehaltenen Sperrvermerk tatsächlich als einen Erin-
erungsposten,


(Lachen des Abg. Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP])


ls eine Mahnung, dass wir hier etwas tun müssen und
ass wir, wenn wir eine vertretbare Verkehrspolitik in
eutschland betreiben wollen, in jedem Fall und um je-
en Preis Einbrüche bei unverzichtbaren Maßnahmen im
ereich der Verkehrsinfrastruktur verhindern müssen.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Was muss eigentlich noch passieren, damit Sie endlich aufwachen, Herr Minister?)







(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. h. c. Manfred Stolpe

Dass wir in dem Zusammenhang nicht nur die Ängste

zusammentragen und diese nach dem Motto: „Ruhig
bleiben, hier darf es keine Debatte geben“ unterdrücken,
sondern durchaus auch einmal einen Super-GAU illus-
trieren, liegt auf der Hand. Genauso müssen wir uns na-
türlich auch darüber Gedanken machen, wie wir trotz der
angespannten Finanzsituation die Erfüllung der Aufga-
ben sicherstellen können.

Ich will es hier noch einmal sagen: Von der Versteti-
gung der Verkehrsinfrastrukturinvestitionen auf einen
Betrag zwischen 10 und 11 Milliarden Euro jährlich wird
Entscheidendes abhängen. Gelingt diese Verstetigung
nicht, wird ein wirtschaftlicher Rückgang die Strafe sein.
Davon darf nicht abgewichen werden. Ich bitte Sie alle
herzlich, dabei mitzuhelfen, dass wir wirklich durchhal-
ten. Im Etat steht dieser Betrag jetzt und den können wir
halten. Mit dem Sperrvermerk für die 244 Millionen Euro
können wir umgehen und wir können diese Verkehrsin-
frastruktur sichern.


(Beifall bei der SPD – Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Das ist kein Sperrvermerk, das ist globale Minderausgabe! Der Sperrvermerk gilt für 1,06 Millionen Euro!)


– Sie werden mich dann auch wieder zitieren können.
Ich hoffe, zum Guten.

Meine Damen und Herren, trotz der deutlichen Ver-
zögerung stehen wir aber auch dazu, dass das mit Toll
Collect vereinbarte Mautsystem aufgebaut werden kann
und auch aufgebaut werden sollte. Ich habe heute bei
sehr konstruktiven Gesprächen in Brüssel wieder her-
ausfinden können, dass die Satellitenortung, ein satelli-
tengestütztes Mauterfassungs- und -abrechnungssys-
tem, wirklich als die zukunftsweisende Technik in
Europa angesehen wird, als eine Möglichkeit, die in ei-
nigen Jahren dann auch mit „Galileo“ kombiniert wer-
den kann.


(Beifall des Abg. Reinhard Weis [Stendal] [SPD])


Wenn nun allerdings Toll Collect dieses System nicht
errichten kann, dann haften die Unternehmen – das ist
ganz eindeutig und unzweifelhaft – bis zur Höhe der ent-
gangenen Mautgebühren.


(Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Dann sollte man den Vertrag nicht kündigen!)


Der Aufbau des Systems dauert offenkundig erheblich
länger, als die Unternehmen im Vertrag zugesagt haben.
Die Unternehmen haben sich übernommen, das ist deut-
lich. Sie sind im Vorfeld zu sehr unrealistischen Ein-
schätzungen gekommen. Deshalb war es übrigens auch
richtig, dass wir die Projektleitung beim Bundesamt für
Güterverkehr und die Experten unseres Hauses für ein
sehr kritisches Controlling eingesetzt haben. Dieses Vor-
gehen bewährte sich in den letzten Wochen. Ich habe das
Gefühl, dass man auf einem sehr vernünftigen Weg in
Richtung eines weiteren Fortschritts ist.

Ich werde keine Prognosen hinsichtlich der Termine
abgeben. Ich werde mich aber ganz stark dafür einset-
zen, dass die Maßnahmen zur Erreichung der Ziele, die

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(C (D etzt auf dem Tisch liegen, umgesetzt werden. Zum eiem müssen wir die Unternehmen anhalten, einen beastbaren Zeitplan vorzulegen. Zum anderen muss es ine Ausgleichsregelung auch für die Monate geben, in enen uns der Betreiber keine Mauteinnahmen abliefert. Herr Minister, darf Ihnen der Kollege Kretschmer ine Zwischenfrage stellen? Dr. h. c. Manfred Stolpe, Bundesminister für Ver ehr, Bauund Wohnungswesen: Aber mit Vergnügen, Herr Kretschmer. Herr Bundesminister, da in Ihrem Haus alles so wun erbar läuft, sind Sie, wie wir vor einem Jahr erfahren haen, auch für Wirtschaft und Kultur zuständig. Sie wollen in Osteuropazentrum für Wirtschaft und Kultur ründen. Die Frau Staatssekretär Mertens hat uns am 2. Februar dieses Jahres mitgeteilt, dass dieses Projekt n Ihrem Haushalt ressortieren wird. Daraufhin gab es iele Bewerbungen beispielsweise aus Greifswald, Leipig, Berlin und Frankfurt/Oder. Ich möchte Sie gerne fragen: Erstens. Wo ist der ent prechende Haushaltstitel? Zweitens. Was ist die Aufabe dieses Zentrums? Drittens. Welches Profil soll es aben und wann wird es gegründet? Wir machen uns geeinsam mit den Menschen, die viel Arbeit in dieses rojekt investieren, Sorgen, dass am Ende nicht viel heauskommen wird. Können Sie uns etwas zu dem Stand es Projektes sagen? Dr. h. c. Manfred Stolpe, Bundesminister für Ver ehr, Bauund Wohnungswesen: Aber gerne, Herr Abgeordneter. Es gibt eine klare ntscheidung der Bundesregierung, dass ein solches entrum eingerichtet werden soll. Wir haben, wie Sie chon dargestellt haben, eine Vielzahl von durchaus rnst zu nehmenden Bewerbern aus ganz Deutschland. ir müssen eine Auswahl treffen. Im Moment gehen wir avon aus, dass etwa zwei bis drei Bewerber in die enere Auswahl kommen. Wir haben eine parteiübergreiende Gruppe gebildet, die sich die Bewerbungen anchauen wird. Sobald es Klarheit gibt, werden wir arüber berichten. Zunächst wollen wir aber mit denen, on denen wir glauben, dass sie die Aufgabe gut erfüllen önnen, in Gespräche eintreten, um herauszufinden, wie as Projekt gestaltet werden kann und welchen Anteil ie Länder übernehmen können. Ich will kein Luftchloss bauen. Ich bleibe aber an dem Vorhaben dran. ie können mich gerne daran erinnern. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Georg Brunnhuber [CDU/CSU]: Wo ist der Haushaltstitel? – Gegenruf des Abg. Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Der gehört nicht zu uns!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507916000
Michael Kretschmer (CDU):
Rede ID: ID1507916100

Ich komme zurück zur Maut. Wir haben parallel zu
em Verhandlungsprozess, in dem wir uns zurzeit befin-
en, natürlich auch die Alternativen zu prüfen: Was ist






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. h. c. Manfred Stolpe

zu tun, wenn das Projekt nicht vorankommt? Wir haben
dem Bundestag bereits über die Überlegungen zur Wie-
dereinführung der Eurovignette berichtet. Es geht aber
auch darum, Alternativen zum geplanten System und
den entsprechenden Partnerschaften zu entwickeln. Ich
bleibe aber dabei, dass wir das Projekt mit Toll Collect
realisieren wollen, wenn sich Toll Collect in der Lage
sieht, eine zeitnahe Lösung für das Mautsystem in
Deutschland zu erarbeiten.

Ich muss Ihnen sagen, dass uns das Thema Maut noch
einige Zeit erhalten bleiben wird. Wir werden uns sicher
noch einige Male darüber streiten. Ich verspreche Ihnen
aber, dass wir die Zahlen offen legen und dass wir nicht
Versteck spielen wollen. Wir haben schon gesagt, dass
sich ganz erhebliche Probleme ergeben können, wenn all
die Schwierigkeiten, die sich abzeichnen, auch wirklich
eintreten würden. Wir werden die Probleme entschlossen
angehen. So werden wir die Maut voranbringen.

Wir brauchen die Maut. Europa schaut auf uns.

(Lachen bei der CDU/CSU)


Unsere Erwartungen mit Blick auf die deutsche Industrie
sind sehr groß.


(Lachen des Abg. Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP])


– Lachen Sie, wenn Sie mit Vertretern der Firmen zu-
sammentreffen.


(Beifall bei der SPD – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Dann lachen wir auch!)


Die Firmen brauchen den Druck von der politischen
Ebene. Ich glaube aber, dass wir das Mautsystem auf die
Reihe bekommen werden.

Wir haben in der Verkehrspolitik eine genauso große
Verantwortung wie für die Erhaltung der Städte. Nicht
zuletzt haben wir auch eine Verantwortung für die struk-
turschwachen Regionen, insbesondere in Ostdeutsch-
land. Ich werde das mir Mögliche in diesem Feld mit Be-
harrlichkeit und langem Atem tun. Ich sage es noch
einmal: Abgerechnet wird später und nicht mitten im
Getöse.

Schönen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507916200

Das Wort hat nun der Kollege Arnold Vaatz, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1507916300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Herr Minister Stolpe, Sie haben uns jetzt ange-
kündigt, wie Sie eine Vielzahl der Dinge, die hier kriti-
siert worden sind,


(Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Sie nörgeln!)


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(C (D ach und nach wieder einigermaßen auf die Reihe brinen wollen. Eine Sache sollten Sie uns aber erklären: ieso sollen wir Ihren Ankündigungen überhaupt glauen? (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Weil ihr Christen seid!)


Sie haben in den letzten Monaten bei einer Fülle von
ingen eine Lösung angekündigt und gesagt, dass Sie
uf einem guten Wege seien. Am Ende müssen wir im-
er wieder feststellen: Nichts von dem ist wahr.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

it dem Papier, auf das Sie Ihre Ankündigungen schrei-
en, können Sie vielleicht im Winter Ihre nassen Stiefel
usstopfen; aber mehr können Sie damit nicht anfangen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Nun zum Thema Wohnungswirtschaft. Das soll kein

usätzlicher Kritikpunkt, sondern nur ein Beispiel dafür
ein, wie Sie mit den Dingen, die Ihnen aufgetragen wor-
en sind, in Wirklichkeit umgehen. Über die Krise in der
ohnungswirtschaft sprechen wir seit mindestens einem
ahr. Wir haben Vorschläge dazu gemacht, wie man die-
er Krise beikommen kann.


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Wie denn?)

Wir haben zum Beispiel vor einiger Zeit den Vor-

chlag gemacht, bei Fusionen von Wohnungsbaugesell-
chaften eine befristete Grunderwerbsteuerbefreiung
uszusprechen.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wie wollen Sie das finanzieren?)


Herr Schmidt, Sie haben gerade gefragt, wie wir das fi-
anzieren wollen. Ich will Ihnen Folgendes erklären: Die
indereinnahme, die durch diese befristete Steuerbefrei-
ng entstehen würde, ist fiktiv, weil gerade deswegen,
eil diese Steuerpflicht besteht, keine Fusionen stattfin-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Aus diesem Grunde beantragen alle fünf ostdeutschen

änder eine solche Grunderwerbsteuerbefreiung. Das
ären die Nutznießer; denn dies ist eine Ländersteuer.
ie haben sich diesem Thema aber erst dann genähert,
ls der Druck so stark war, dass Sie nicht mehr anders
andeln konnten. Wir brauchen kein Ministerium Stolpe,
as zu Weihnachten begreift, was man ihm Allerheiligen
esagt hat, und das dann am Ende doch noch das Falsche
ut.


(Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Von Allerheiligen bis Weihnachten ist nicht viel Zeit!)


Ein nächster Punkt in diesem Zusammenhang. Herr
eis, Sie haben gesagt, Sie hätten mit den 315 Millionen
uro, die immer im Haushalt – auch im letzten – gestan-
en haben


(Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Nein!)







(A) )



(B) )


Arnold Vaatz

– natürlich –, das Altschuldenproblem gelöst. Das zeigt,
dass Sie nichts verstanden haben.

Das Problem ist folgendes: Sie müssen die Wohnungs-
unternehmen von ihren Altschulden entlasten, weil Sie
sonst keine Marktbereinigung erreichen werden; das ist die
Tatsache. Dazu müssen Sie das Altschuldenhilfe-Gesetz
novellieren und diese Gelder in den Erblastentilgungsfonds
einstellen. Das haben Sie bisher aber nicht getan. Deshalb
ist das, was Sie da tun, wieder nur Stückwerk. Dies wird die
Wohnungsbaukrise in Ostdeutschland nicht beenden.
Wenn wir jetzt nicht aufpassen, stehen wir vor einer In-
solvenzwelle, die eine veritable Bankenkrise nach sich
ziehen kann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Abg. Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


– Später. Ich möchte meine Ausführungen zu diesem
Thema zunächst fortsetzen.

Ich frage mich manchmal, ob es sich überhaupt lohnt,
die Fehlleistungen Ihres Ministeriums und Ihre persönli-
chen Fehlleistungen, Herr Minister Stolpe, zu kritisieren.
Denn am meisten Angst macht mir die provozierende
Fröhlichkeit, mit der Sie Dinge quittieren, die dieses
Land, wenn sie sich fortsetzen, in den Ruin treiben wer-
den.


(Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Aber Weinerlichkeit bringt einen auch nicht weiter!)


Dies ist eine Angelegenheit, die mich zutiefst entmutigt.
Viele sehen bei Ihnen einen Mangel an Fähigkeit zur
Selbstkritik, einen Mangel an kritischem Verhalten ge-
genüber den eigenen Fehlleistungen. Wenn die Leute in
Ostdeutschland ausdrücken wollen: „Das ist mir egal“
bzw. „Das ist mir gleichgültig“, dann sagen sie neuer-
dings: Das ist mir „stolpe“.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie meinen damit, dass dem Minister sein Aufgabenbe-
reich relativ gleichgültig ist.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Bescheuert ist das! – Dr. Peter Danckert [SPD]: Das ist ja töricht! Sie kommen doch überhaupt nicht rum im Land! Sie haben überhaupt keine Ahnung!)


– Ich habe lediglich etwas wiedergegeben, was mir des
Öfteren begegnet ist.


(Widerspruch bei der SPD)

Diese Gleichgültigkeit und diese Selbstgenügsamkeit
beim Verharren in unnützem Tun ist das, was ich an Ih-
nen kritisiere.

Ich will dazu einmal ein einfaches Beispiel nennen.

(Dr. Peter Danckert [SPD]: Das wird nicht so einfach sein!)

Ich hatte früher einmal einen älteren Nachbarn, der jahr-
aus, jahrein seine Zeit damit zugebracht hat, dass er alte,

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(C (D rumme, rostige Nägel gerade geklopft hat. An diese altung erinnert mich die Haltung unseres Ministers für stdeutschland. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/ CSU]: Ein sehr guter Vergleich!)


as wird im Übrigen aus Ihren eigenen Reihen bestätigt.
err Hilsberg hat deutlich gesagt: Dieser Mann verwal-
t den Status quo. Von Herrn Stolpe sind tatsächlich null
deen gekommen.
Das wirft natürlich die Frage auf: Wo ist denn die
ualifikation dieses Ministers für sein Amt? Nun will
h nicht mit Rücktrittsforderungen kommen, aber ich
ill Ihnen sagen: Mittlerweile häuft Herr Stolpe eine
rblast für einen eventuellen Nachfolger auf, die jedem
ernünftigen Menschen den Mut nehmen könnte, ein
olches Erbe jemals anzutreten.


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Können Sie einmal etwas Konkretes sagen?)


eshalb fordere ich Sie auf: Ändern Sie prinzipiell ihre
altung zu den Problemen in Ostdeutschland. Rufen Sie
en Ausschuss für Aufbau Ost wieder ins Leben!


(Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Den hatten wir gar nicht!)


orgen Sie dafür, dass sich jemand um diese Angelegen-
eit kümmert! Das Ministerium selbst ist dazu nicht in
er Lage. Ihr Kollege Meckel hat das selbst vorgeschla-
en.
Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507916400

Zu einer Kurzintervention erhält die Kollegin

ichstädt-Bohlig das Wort.

(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Herr Kollege Vaatz, ich bin doch etwas irritiert, dass

ie offenbar nicht ganz auf der Höhe der Zeit sind.

(Beifall bei der SPD)


Erstens zum Thema Grunderwerbsteuerbefreiung.
er Gesetzentwurf des Bundesrates ist dem Parlament
on der Regierung zugeleitet worden, und zwar mit der
ufgabe, ein entsprechendes Gesetz mit Blick auf das
eihilferecht europatauglich zu machen. Das ist zurzeit
n Arbeit; von daher gibt es da überhaupt keinen Dis-
ens. Das muss aber erst konkret geklärt werden, weil
ir über das Thema nicht erst endlos in Brüssel diskutie-
en wollen; denn es geht ja um eine befristete Grunder-
erbsteuerbefreiung. Dabei sind auch der Ost-West-
usgleich, die Gewerbewohnungswirtschaft und so wei-
er zu berücksichtigen.
Zweitens zum Thema Altschuldenhilfe. Wir haben
it dem § 6 a seit längerer Zeit die Regelung, die wir
rauchen, um der ostdeutschen Wohnungswirtschaft bei






(A) )



(B) )


Franziska Eichstädt-Bohlig

leer stehenden Wohnungen zu helfen. Der Erblastentil-
gungsfonds wird, seit Rot-Grün an der Regierung ist,
nicht mehr als Schattenhaushalt geführt, sondern ist in
den allgemeinen Haushalt integriert. Für die Altschul-
denhilfe hatten wir im Regierungsentwurf bereits
95 Millionen Euro an Barmitteln vorgesehen, haben un-
sererseits noch 48 Millionen Euro draufgesattelt und ha-
ben 266 Millionen Euro an Verpflichtungsermächtigun-
gen vorgesehen. Das ist unabhängig von dem Geld, das
im Bereich Altschuldenhilfe bisher abgeflossen ist.

Allerdings – auch das haben sachkundige Kollegen
sowohl von der Opposition als auch von der Koalition
hier dargelegt – hängt dieser Aufwuchs bei der Altschul-
denhilfe davon ab, wie es mit der Eigenheimzulage wei-
tergeht; denn bei uns pflegt man Geld nicht einfach im
Keller schwarz zu drucken, sondern man muss es erwirt-
schaften und durch Ausgabenkürzungen an anderer
Stelle gegenfinanzieren.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507916500

Zur Erwiderung, Herr Kollege Vaatz.


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Der versteht das doch sowieso nicht!)



Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1507916600

Frau Kollegin Eichstädt-Bohlig, ich habe Ihnen nicht

vorgeworfen, dass Sie die Grunderwerbsteuerbefreiung
nicht durchführen wollen. Vielmehr habe ich Ihnen vor-
geworfen, dass Sie nicht agiert, sondern reagiert haben.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist falsch! – Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Seit wann fordern das denn überhaupt die Länder?)


Sie haben eben nicht von sich aus die Initiative ergriffen.
Es musste erst – das hat sehr viel Mühe gemacht – die
Initiative der Länder her, bevor Sie überhaupt bereit wa-
ren, sich mit diesem Thema zu befassen. Darüber ist ein
Jahr vergangen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Der zweite Punkt ist, dass das per Bundesgesetz geän-

dert werden muss; das wissen Sie.

(Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Aber Sie wissen doch, dass das eine Ländersteuer ist!)


– Ich habe vorhin von diesem Pult aus erwähnt, dass das
eine Ländersteuer ist. Ich habe auch erwähnt, dass von
den Ländern selbst die Bitte an den Bund herangetragen
worden ist, diese Ländersteuer befristet auszusetzen.
Demzufolge verstehe ich Ihren Einwand nicht.

Was die Altschuldenhilfe betrifft, müssen wir uns na-
türlich über die Größenordnung klar werden. Wir müs-
sen fragen, ob mit den Maßnahmen, die Sie vorgesehen
haben, das Problem tatsächlich gelöst werden kann. Hier
besteht ein schwerwiegender Dissens. Die Mehrzahl der

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(C (D ohnungsunternehmen sind mit der gegenwärtigen Löung noch keinesfalls zufrieden – Herr Weis hat das hier nders dargestellt – und haben das auch zum Ausdruck ebracht. Das müssen wir ernst nehmen. Anderenfalls egeben wir uns in die Gefahr, dass eine Insolvenzwelle uf uns zukommt, die Ostdeutschland überrollt. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507916700

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege
erner Kuhn für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Jetzt geht’s los!)



Werner Kuhn (CDU):
Rede ID: ID1507916800

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Die Zielbestimmung dieses Einzelplans mit sei-
er finanziellen Veranlagung für die Bereiche Verkehr,
au- und Wohnungswesen liegt in ureigener Weise im
mbau der ost- und mitteldeutschen Länder. Ich denke,
s ist von allen in diesem Hause unbestritten, dass die
enschen in der ehemaligen DDR, aber auch die Men-
chen in Westdeutschland mit der Wiedervereinigung
ine Herausforderung angenommen haben, die ihresglei-
hen sucht. Wir aus diesem Fachausschuss, der sehr
echnisch ausgerichtet ist, können das Thema „Aufbau
st“ auch in dieser Haushaltsdebatte nur im Rahmen der
esamten Diskussion behandeln und nicht als eigenstän-
iges Thema. Das habe ich schon oft kritisiert.
Wir reden darüber, was wir in den Jahren seit der
iedervereinigung geschafft haben, und das natürlich
uch dank der klugen Weichenstellung Ihrer Vorgänger-
egierung unter der Führung von Helmut Kohl. Das
uss immer aufs Neue wiederholt werden. Denn Sie
erfen uns nur den Schuldenberg vor, auf dem wir sit-
en.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: So ist es! Das ist die Wahrheit!)


as ist denn mit den Verkehrsprojekten „Deutsche Ein-
eit“, mit der Städtebausanierung und Investpauschalen
ür Krankenhäuser, Schulen und Altenheime? Das alles
aben wir befördert, damit in Ostdeutschland auch die
eichen Standortfaktoren für den Wettbewerb vernünf-
ig sind.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Sehr gut!)

ie DDR hat von der Substanz gelebt. Deshalb sind wir
o weit ins Hintertreffen gekommen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wir müssen heute feststellen, dass der Aufbau Ost
ittlerweile ins Stocken geraten ist. Seit 1991 sind wir
um ersten Mal in einer Rezession, die Wirtschaft
chrumpft. Die Arbeitslosigkeit – über dieses Thema ist
eute noch gar nicht gesprochen worden – liegt bei
0 Prozent. Das ist hochdramatisch. Die Auftragslage ist
ehr schlecht, und zwar nicht nur in Ostdeutschland, son-
ern in Deutschland insgesamt. Das liegt daran, dass po-






(A) )



(B) )


Werner Kuhn (Zingst)


tenzielle Auftraggeber nicht in der Lage sind, Aufträge zu
vergeben. Sehen Sie sich nur den öffentlichen Sektor an.

Aber auch bei den Privathaushalten ist das zurzeit der
Fall. Sie richten ihre Blicke auf die Bundesregierung, um
zu erfahren, wann sie mit den strukturellen Reformen bei
der Kranken- und der Rentenversicherung endlich fertig
ist.


(Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Das machen wir mit unserer Steuerreform!)


Denn sie wollen wissen, wie viel sie zukünftig für pri-
vate Vorsorge zahlen müssen. So lange behalten sie ihr
Geld für sich. Die Folge: Die Spareinlagen steigen, die
Banken sitzen auf Geld, die Leitzinsen sind so niedrig
wie noch nie. Es ist also ausreichend Kapital vorhanden.
Aber Sie sind nicht in der Lage, den Impuls zu geben
und einen Aufschwung zu generieren, damit wir in
Deutschland wieder vorwärts kommen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Folgenden Punkt muss ich kritisch ansprechen. Die

Finanzzuweisungen für den Solidarpakt von 2005 bis
2019 sind vernünftig angelegt. Er hat ein Gesamtvolu-
men von über 100 Milliarden Euro. Er ist aber so ange-
legt, dass die Mittel für Infrastrukturmaßnahmen, also
sozusagen für die Hardware, verwendet werden müssen.
Sachsen ist das einzige Land – das können Sie in der
„FAZ“ vom 24. November dieses Jahres nachlesen –,
das die Mittel dem Zweck entsprechend eingesetzt hat.
In anderen Bundesländern – Brandenburg und Berlin
sind schon angesprochen worden, aber auch mein Hei-
matland Mecklenburg-Vorpommern zählt dazu – waren
das nur 50 Prozent. Die restlichen Mittel sind in den
konsumtiven Bereich geflossen. Das muss ich hier kri-
tisch anmerken. Ich fordere die Bundesregierung des-
halb auf, dass sie vernünftige Verwendungsnachweise
für diese Mittel erbringt. Diese Mittel sind nämlich Hilfe
zur Selbsthilfe. Nur so bekommen wir die Wirtschaft
wieder flott.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Die Länder müssen doch wohl die Verwendungsnachweise bringen!)


Ein Synonym für den Aufbau Ost ist die Gemein-
schaftsaufgabe – dieses Thema betrifft nicht direkt Ih-
ren Haushalt, Herr Stolpe –, über die wir heute Vormit-
tag schon einiges gehört haben. Wenn man für die
Bereiche Infrastruktur oder Städtebausanierung verant-
wortlich ist und auch dafür, einen Standortwettbewerb
herbeizuführen, dann muss ich natürlich auch die Wirt-
schaftsförderung im Auge behalten. Man muss sich doch
einfach einmal klar machen, dass Milliarden für die In-
frastruktur ausgegeben werden. Wo ist denn die Rendite
dabei? Das muss für die gesamte Volkswirtschaft hoch-
gerechnet werden. Wir müssen die Wirtschaftsförder-
instrumente nach wie vor funktionsfähig halten.

Die 700 Millionen Euro, die für die Gemeinschafts-
aufgabe Aufbau Ost verwendet werden, müssen für den
Osten auch weiterhin zur Verfügung stehen. Auch die
schwachen Regionen in den alten Bundesländern – ob
das Ostfriesland oder Ostbayern ist – brauchen nach wie

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(C (D or GA-Mittel, damit sie ihren Standort herrichten könen. Wir als CDU/CSU-Fraktion werden es nicht zulasen, dass man die strukturschwachen Regionen in Ost nd West gegeneinander ausspielt. Deshalb wollen wir ine gemeinschaftliche und differenzierte Förderung für ie einzelnen Dinge. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Das war nicht ganz logisch!)


Die Investitionszulage spielt natürlich nach wie vor
ine Rolle. Wenn man die Wirtschaft nämlich tatsächlich
ufbauen will, dann braucht man eine Anschubfinanzie-
ung, die einen steuerlichen Vorteil bringt. Dies muss
darauf möchte ich hinweisen – zukünftig in Kombina-
ion mit der Gemeinschaftsaufgabe geschehen, damit
icht nur flächendeckend gefördert wird. Wir müssen die
lusterbildung auch in Ostdeutschland in Angriff neh-
en. Das bedeutet, der Umbau der alten Industriegesell-
chaft in eine Wissens- und Servicegesellschaft darf nicht
azu führen, dass wir überhaupt keine Industriestandorte
ehr haben und nur noch im Servicebereich arbeiten. Wir
rauchen das Call-Business und wir brauchen nach wie
or unsere Technologieführerschaft, sodass wir Produkte
ntwickeln können. Dies müssen wir universitär beglei-
en. Daneben brauchen wir auch die außeruniversitäre
orschung, zum Beispiel die der Leibniz-Institute.
In der letzten Zeit habe ich das interessante Wort Ent-

lechtungsdebatte gelesen.

(Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Sind wir hier in einer Generaldebatte oder beim Einzelplan 12?)


an könnte sich ja vorstellen, dass die Entflechtungsde-
atte etwas mit Bürokratieabbau, Durchschaubarkeit und
rleichterung zu tun hat. Nein, es handelt sich um einen
lumpen Rückzug: Der Bund zieht sich aus der außer-
niversitären Förderung zurück. Im 21. Jahrhundert, in
em wir die alte Industriegesellschaft umbauen und In-
ovationen nach Deutschland holen wollen, wollen Sie
ie Mittel komplett den Ländern, die ohnehin nicht mehr
enug Mittel zur Verfügung haben, aufs Auge drücken.
as kann doch wohl nicht die Zukunft sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507916900

Herr Kollege Kuhn, wir könnten Ihnen noch stunden-

ang zuhören,

(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Sehr richtig! Jawohl, Herr Präsident! – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das ist wahr, Herr Präsident!)


ur lässt Ihre Redezeit das bedauerlicherweise nicht zu.

Werner Kuhn (CDU):
Rede ID: ID1507917000

Es ist sicher bedauerlich, dass ich Ihnen diese wirt-

chaftlichen Zusammenhänge nur ansatzweise vortragen
ann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Werner Kuhn (Zingst)


Sie vergessen tatsächlich, dass es nicht nur Hardware,

also Straßen, Umgehungsstraßen und Bundesverkehrs-
wege gibt. Hier muss Leben rein. Es muss zur wirt-
schaftlichen Entwicklung kommen, wenn wir den Auf-
bau Ost tatsächlich verwirklichen wollen.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Wir müssen ihn häufiger reden lassen, das ist wahr!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507917100

Das wäre ein wunderschöner Schlusssatz gewesen,

Herr Kollege Kuhn.

(Heiterkeit bei der SPD und dem BÜND NIS 90/DIE GRÜNEN)


Werner Kuhn (CDU):
Rede ID: ID1507917200

Wir brauchen eine Aufbruchstimmung, die von der

Bundesregierung ausgeht. Sie darf nicht nur mit einem
offenen Mantel aus Brüssel zurückkommen und sagen,
dass sie dort einen Sieg errungen hat.


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Außer Spesen nichts gewesen!)


Es war ein Pyrrhussieg, durch den die Stabilität der euro-
päischen Währung beeinflusst wird. Wolkenschieberei
alleine reicht nicht.


(Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507917300

Herr Kollege Kuhn, ich halte meine Vermutung auf-

recht, dass der vorletzte Satz als Schluss mindestens so
gut geeignet gewesen wäre wie der letzte.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme nun zur Abstimmung über den
Einzelplan 12, Bundesministerium für Verkehr, Bau-
und Wohnungswesen, in der Ausschussfassung. Dazu
liegt ein Änderungsantrag der Abgeordneten Dr. Gesine
Lötzsch und Petra Pau vor, über den wir zuerst abstim-
men. Sie finden diesen Änderungsantrag auf der Druck-
sache 15/2072. Wer stimmt für diesen Änderungsan-
trag? –


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Niemand!)

Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich der Stimme? –
Dann ist dieser Änderungsantrag abgelehnt.

Wir stimmen jetzt über den Einzelplan 12 in der Aus-
schussfassung ab. Wer stimmt dafür? – Wer stimmt da-
gegen? – Wer enthält sich der Stimme? – Dann ist der
Einzelplan 12 mit den Stimmen der Koalition gegen die
Stimmen der Oppositionsfraktionen angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt I. 15 a und b auf:
a) Einzelplan 16

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit
– Drucksachen 15/1914, 15/1921 –

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(C (D Berichterstattung: Abgeordnete Elke Ferner Albrecht Feibel Franziska Eichstädt-Bohlig Otto Fricke b)

nen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Zweiten
Gesetzes zur Änderung des Erneuerbare-
Energien-Gesetzes (EEG)

– Drucksache 15/1974 –

(Erste Beratung 75. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicher-
heit (15. Ausschuss)

– Drucksache 15/2084 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Marco Bülow
Doris Meyer (Tapfheim)

Michaele Hustedt
Birgit Homburger

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
ie Aussprache 90 Minuten vorgesehen. – Dazu höre ich
einen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.
Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst

er Kollege Albrecht Feibel für die CDU/CSU-Fraktion.


Albrecht Feibel (CDU):
Rede ID: ID1507917400

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

en! Diese Bundesregierung wird in das Guinnessbuch
er Rekorde eingehen; denn es ist die erste Regierung, in
er jeder Minister ohne Ausnahme alle Energie darauf
erwendet, den europäischen Stabilitäts- und Wachs-
umspakt auszuhebeln, so gut er nur kann.
Umweltminister Trittin – wenn er auch nur einen rela-

iv kleinen Etat verwaltet – ist dabei besonders erfolg-
eich. Respekt vor den Steuergeldern, die ihm treuhände-
isch anvertraut sind, ist ihm offensichtlich fremd. Das
aushaltsrecht besagt unmissverständlich, wie mit dem
eld der Bürger umzugehen ist. Deshalb gibt es den
rundsatz von Haushaltsklarheit und Haushaltswahr-
eit. Aber es gibt auch die Grundsätze von Wirtschaft-
ichkeit und Sparsamkeit.
Hier einige Beispiele, wie der Minister gegen diese
rundsätze des Haushalts handelt. Das Bundesumwelt-
inisterium bläht seine Verwaltung ständig auf. Die
om Finanzminister geforderte Einsparung bei den Per-
onalkosten wird zwar vordergründig bei den regulären
eschäftigten erbracht. Parallel dazu werden aber rei-
enweise Aushilfskräfte eingestellt, die dann bis zum
ahresende erhebliche Mehrkosten produzieren. Wenn
uch im Haushalt für das Jahr 2004 geringere Ansätze
ür die Aushilfskräfte vorgesehen sind, so wissen wir aus
er Praxis des laufenden Jahres und der vorangegange-
en Jahre, dass an den Personalkosten nicht gespart
ird.






(A) )



(B) )


Albrecht Feibel

Zu diesem eigenen Personal im Ministerium kommen

dann noch externe Fachleute hinzu, beispielsweise Ver-
bandsvertreter. Sie werden kostenaufwendig beschäftigt,
um die Gesetze vorzubereiten, von denen sie selbst be-
troffen sind. Wie demotivierend muss es für die Mitar-
beiter im Ministerium sein, wenn sie für solche Aufga-
ben offensichtlich nicht geeignet zu sein scheinen.

Das Ministerium unterhält nicht nur ein Umweltbun-
desamt, sondern zusätzlich ein Bundesamt für Natur-
schutz. Letzteres hat die Aufgabe, abweichend von den
sachlichen Notwendigkeiten des Ministers, ideologiebe-
frachtete Politik umzusetzen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Na, na!)

So wandert die Zuständigkeit für die Gentechnik, die ei-
gentlich zu Recht und der Kompetenz wegen beim Um-
weltbundesamtes angesiedelt war, zum Bundesamt für Na-
turschutz. Diese Änderung wird durchgezogen – koste es,
was es wolle –, weil dort die Parteigänger des Ministers
sitzen. An eine Verschlankung dieser Behörden denkt
der Minister keinen Augenblick. Dabei hat ihm der
Bundesrechnungshof eine Zusammenlegung der Ämter
dringend empfohlen, um erhebliche Synergieeffekte zu
nutzen, Aufgaben effizienter wahrzunehmen und gleich-
zeitig deutliche Einsparungen bei Haushaltsmitteln und
Personal zu erzielen.

Auch die Gelder für die Öffentlichkeitsarbeit unter-
liegen im Umweltministerium offensichtlich keinerlei
Kontrolle. Sie, Herr Minister, verfolgen wohl die Strate-
gie der gesamten Bundesregierung: Wenn man schon
eine schlechte Politik macht, soll man sie wenigstens gut
verkaufen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Aber das hilft nicht den Bürgern und löst auch keine Pro-
bleme. Für das Verkaufen der so genannten Umweltpoli-
tik gibt der Minister das Geld mit vollen Händen aus,
zum Beispiel beim Dosenpfand, im Volksmund auch
schon Doofenpfand genannt. Diese unselige trittinsche
Aktivität hat er in einer teuren Anzeigenaktion feiern
lassen. Die Aktion „Dosenpfand wirkt“, die in ihrer Ge-
staltung kaum von grüner Parteiwerbung zu unterschei-
den ist, kostete den Steuerzahler und pfandbelasteten
Bürger rund 112 000 Euro.

Der kostenträchtigen Anzeigenkampagne nicht ge-
nug, musste auch noch der verschwenderische Kinospot
„Blechstunde mit Dr. Trittin und Team“ – offensichtlich
wurde da viel Blech geredet – her. Er verschlang an Pro-
duktions- und Schaltkosten rund 85 000 Euro. Die Ak-
tion Dosenpfand hätte, wäre sie professionell durchge-
führt worden, ausreichend für sich selbst gesprochen und
gewirkt. Eigentlich ließe sich die Aufzählung endlos
fortsetzen, allein die begrenzte Redezeit verbietet dies.

Ich möchte aber noch kurz auf die Reisekosten zu
sprechen kommen, weil hier offensichtlich sehr ver-
schwenderisch mit Steuergeldern umgegangen wird.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist eine echt ökologische Rede, die Sie halten!)


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(C (D ei dieser Position könnte viel Geld gespart werden, hne dass der Minister und seine Mitarbeiter die Mobiliät auch nur in geringem Maße einschränken müssten. Ich nenne ein Beispiel. Der Minister reiste mit einer tattlichen Delegation von immerhin 30 Personen der mwelt wegen nach Brasilien. In seiner Begleitung waen unter anderen Vertreter von BUND, DNR, NABU, ermanwatch usw. (Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist das verwerflich?)


Angeblich, so der Minister vor dem Haushaltsaus-
chuss des Bundestages, war die Abwicklung dieser
eise mit Linienmaschinen geplant. Trotzdem bestellte
err Trittin parallel noch ein Flugzeug der Bundesluft-
affe, das leer nach Brasilien fliegen und mit dem dort
ie innerbrasilianischen Flüge abgewickelt werden soll-
n. Aus dieser Geldverschwendungsaktion ergeben sich
ine Reihe von Fragen.
Warum sollte die Bundeswehr-Challenger ohne Pas-

agiere nach Brasilien fliegen und nicht schon einige De-
egationsmitglieder mitnehmen, die für viel Geld mit Li-
ienmaschinen fliegen mussten? Warum haben Sie, Herr
inister, nicht von Anfang an alle Flüge mit Linienma-
chinen gebucht und Mitte August bei der Flugbereit-
chaft die Challenger zusätzlich angefordert? Diese Ma-
chine wurde dann kurzfristig erst am 23. Oktober
bbestellt, war aber, weil sie als Mittelstreckenflugzeug
wischenlanden muss, bereits zwischen den Kanaren
nd den Kapverden unterwegs, musste umkehren und
nverrichteter Dinge wieder nach Deutschland zurück-
liegen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Kommen Sie doch mal zur Umweltpolitik! – Gegenruf des Abg. Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Ja, das ist Ihre Umweltbilanz!)


Wenn das nicht zur Umweltpolitik gehört, lieber Herr
ollege, dann weiß ich nicht, was sonst. Hören Sie ge-
au zu! Dann werden Sie merken, was das für eine Um-
eltpolitik ist.
Warum wurde diese außerordentlich kostenaufwen-

ige Reiseart gewählt, obwohl klar war, dass der ganze
mwelttrip alleine für die Challenger Kosten von
50 000 Euro verursacht hätte, wäre die Maschine
urchgeflogen? Was man da einsparen kann, kann man
irklich für sinnvollere Umweltprojekte nutzen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Das war jetzt aber gekünstelt!)


arum haben Sie nicht in Erwägung gezogen, für mögli-
he problematische Inlandsflüge in Brasilien dort eine
aschine zu chartern? Die Strecken wären zu einem
reis von etwa 48 000 Euro beflogen worden. Man hätte
und 200 000 Euro von vornherein einsparen können.
arum haben Sie, Herr Minister, dem Haushaltsaus-
chuss bei Ihrem Bericht ganz wesentliche Informatio-
en zu dieser Reise verschwiegen, wie beispielsweise
as Bestelldatum für die Challenger?






(A) )



(B) )


Albrecht Feibel

Wir können uns des Eindrucks nicht erwehren, Herr

Minister Trittin, dass Sie sehr gerne anderen Menschen
vorschreiben, wie diese umweltbewusst reisen sollen,
während Sie, wie das Beispiel Brasilien zeigt, genau das
Gegenteil davon zu tun pflegen. Sie predigen jahraus
und jahrein, dass der Luftverkehr eine der am schnells-
ten wachsenden Quellen von Treibhausgasen sei. Trotz-
dem wollten Sie einen Jet leer von Köln nach São Paulo
und wieder zurück nach Köln fliegen lassen,


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mit dem Paddelboot nach Brasilien!)


obwohl Sie wussten, dass Sie damit die Atmosphäre mit
mindestens 20 Tonnen Kerosin zusätzlich belasten wür-
den, ganz zu schweigen von der absolut unnötigen Geld-
verschwendung.

Offen bleibt natürlich auch die Frage, was Ihr Trip
nach Südamerika für die Umwelt – außer einer unnöti-
gen Luftbelastung – überhaupt gebracht hat.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Einer solchen Umweltpolitik und einer solchen Geld-

verschwendung kann man in der Tat nicht zustimmen.

(Elke Ferner [SPD]: Das ist ja billig!)


Deshalb lehnen wir den Einzelplan des Umweltministers
ab.

Danke schön.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein grundsätzlicher Beitrag zur Umweltpolitik!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507917500

Ich erteile das Wort der Kollegin Elke Ferner, SPD-

Fraktion.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1507917600

Herr Präsident! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Ei-

gentlich dienen die Haushaltsberatungen dazu,

(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN]: Über Politik zu reden!)

die unterschiedlichen Schwerpunkte zwischen Regie-
rung und Opposition deutlich zu machen, insbesondere
gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern. Aber die
größte Oppositionsfraktion hat sich dieser Aufgabe in
dieser Haushaltsberatung komplett verweigert.


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Nicht nur jetzt! Schon seit einiger Zeit!)


Sie lassen für dieses Jahr die Leitlinie gelten: Wasch mir
den Pelz, aber mach mich nicht nass. Denn Sie blockie-
ren im Bundestag – das gilt allerdings nur bedingt, weil
Sie da keine Mehrheit haben – und im Bundesrat alle
Vorhaben, die unser Land voranbringen können. In
Sonntagsreden fordern Sie Subventionsabbau, aber
wenn es dann konkret wird, zum Beispiel beim Steuer-
vergünstigungsabbaugesetz, das von Ihnen im Bundesrat

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(C (D lockiert worden ist, sagen Sie Nein. Sie geben sich auch eine Mühe, wenigstens ein paar Vorschläge zu machen. Im März denunzieren Sie das Steuervergünstigungs bbaugesetz als Steuererhöhungsgesetz und nun will err Merz Steuervergünstigungen streichen, um einen eil seines Steuermodells zu finanzieren. (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Wir sind nicht beim Steuerbereich! Wir sind bei der Umweltpolitik!)


Wir sind beim Haushalt, werter Herr Paziorek, falls Sie
as noch nicht begriffen haben. Dazu zählen die Einnah-
en und die Ausgaben. Aber das scheint bei Ihnen noch
icht angekommen zu sein.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das ist die falsche Rede! – Gegenruf des Abg. Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Sie kommen immer mit demselben Text an! Was soll der Quatsch?)


Hinsichtlich der Steuervergünstigungen, die Sie in
hrem Modell abschaffen wollen, ist natürlich keine
teuererhöhung enthalten.


(Unruhe)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507917700

Frau Kollegin Ferner, ich habe den Eindruck, dass

wischen den Kollegen der Koalition wie auch der Op-
osition dringender Klärungsbedarf besteht. Ich wollte
hnen anbieten, dass ich die Uhr so lange anhalte, bis sie
as geklärt haben.


(Heiterkeit)


Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1507917800

Vielen Dank, Herr Präsident.

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507917900

Jetzt können Sie weiterreden, bitte schön.

Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1507918000

Darüber hinaus wollen Sie noch weitere Steuerver-

ünstigungen abbauen, die insbesondere die Arbeitneh-
er und Arbeitnehmerinnen treffen und letztendlich be-
irken, dass trotz niedrigerer Steuersätze nachher mehr
teuern gezahlt werden müssen.
Sie lehnen das Vorziehen der letzten Stufe der Steuer-

eform von 2005 auf 2004 ab, obwohl sich einige Ihrer
änder schon überlegt haben, vielleicht zuzustimmen.
ch hoffe nur, dass Sie im Vermittlungsausschuss noch
ur Besinnung kommen und das Vorziehen der Steuerre-
orm, das Impulse für die Wirtschaft geben könnte, mög-
ich machen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Wird die Ökosteuer abgeschafft?)


Zur Ökosteuer, werte Kollegin, liegt im Moment in
einem Gremium, weder im Bundesrat noch im Bundes-
ag, eine Gesetzesinitiative von Ihnen oder einem CDU/
SU-regierten Land vor, die zum Ziel hat, die Ökosteuer






(A) )



(B) )


Elke Ferner

abzuschaffen. Im Übrigen müssten Sie dann auch erklä-
ren, ob Sie die Renten kürzen wollen oder ob Sie die
Rentenversicherungsbeiträge erhöhen wollen. Das wäre
nämlich die Konsequenz aus so einer Operation.


(Albrecht Feibel [CDU/CSU]: Aber viel Geld davon fließt nicht in die Rente!)


Sie beklagen die schlechten Steuereinnahmen auf al-
len staatlichen Ebenen und gleichzeitig verhindern Sie
eine Verbesserung der Steuereinnahmen von Gemein-
den, Ländern und auch des Bundes durch die Ablehnung
des Steuervergünstigungsabbaugesetzes, durch die Ab-
lehnung der Gemeindefinanzreform, durch die Ableh-
nung der Reformgesetze für den Arbeitsmarkt und durch
die Ablehnung des Haushaltsbegleitgesetzes. Sie sagen
Nein, aber Sie zeigen keine Alternativen auf. Trotzdem
beklagen Sie, dass kein Geld da ist. Das ist nicht ehrlich;
das ist feige, vor allen Dingen, weil Sie keine eigenen
Vorschläge machen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie blockieren damit aber auch aus parteitaktischen
Erwägungen die notwendigen Wachstumsimpulse, die
die Binnennachfrage und auch die Investitionstätigkeit
der Gemeinden wieder ankurbeln und damit auch die
deutsche Wirtschaft in Schwung bringen könnten.

Sie verweigern sich jeglicher Verantwortung für unser
Land. Wenn es um konkrete Sachfragen geht, dann sa-
gen Sie immer nur, was Sie nicht wollen, aber nie, was
Sie anders machen wollen. Das ist unverantwortlich.


(Beifall bei der SPD – Albrecht Feibel [CDU/ CSU]: Doch! Wir wollen, dass gespart wird! Man muss nicht immer nur Steuern erhöhen, sondern man kann auch sparen!)


– Sie hatten in den vergangenen Wochen bei den Bera-
tungen im Haushaltsausschuss die Gelegenheit, Ihre
Sparvorschläge einzubringen. Stattdessen haben Sie
Berge von Papier vorgelegt. Das scheint Ihr persönlicher
Beitrag zum Umweltschutz zu sein. Dieses Papier, das
über eine ganze Wahlperiode als Schmierpapier reicht,
war Ihr Beitrag zu den Haushaltsberatungen. Auf diesem
Papier war das Wort „Erörterungsbedarf“ zu lesen. Als
Sie diese Peinlichkeit bemerkt haben, haben Sie die Pa-
pierstapel am nächsten Morgen schnell wieder zurückge-
zogen.

Das sind Haushaltsberatungen à la CDU/CSU: ohne
Substanz, eigene Vorschläge und Perspektive. Das ist
dieses Hohen Hauses unwürdig. Sie kommen Ihrer Auf-
gabe damit nicht nach.


(Beifall bei der SPD – Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Der vorgelegte Haushalt ist ohne Substanz! Das ist das Problem!)


Wenn Ihre Leistungen in den diesjährigen Haushalts-
beratungen in einem Schulzeugnis zu bewerten wären,
dann würden Sie nicht versetzt werden. In einem Ar-
beitszeugnis würde Ihnen noch nicht einmal bescheinigt,
dass Sie sich bemüht haben, Ihre Aufgaben zu erfüllen.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Zur Umwelt wird hier auch nicht viel geredet! – Tanja – s d s W h W r B v ta V h b s g d u D in p d d a r im r v A a W w S D s t e D a (C (D Gönner [CDU/CSU]: Auf dem Haushalt stünde „ungenügend“!)


Das glaube ich nicht. Sie hätten schließlich Ihre Vor-
chläge einbringen können. Aber dazu waren Sie nicht in
er Lage.
Wir haben einen Haushalt vorgelegt. Wir haben un-

ere Aufgaben erfüllt.

(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Aber unge nügend!)

ir haben uns als Koalitionsfraktionen in den Haus-
altsberatungen eingebracht. Wir konsolidieren weiter.
ir gehen die notwendigen Reformen an und setzen die

ichtigen Schwerpunkte. Wir halten die Investitionen des
undes mit 24,6 Milliarden Euro auf einem nach wie
or hohen Niveau und setzen auch mit unserem Ganz-
gsschulprogramm, in der Forschungsförderung, bei der
ereinbarkeit von Familie und Beruf sowie im Umwelt-
aushalt die richtigen Prioritäten.
Wir haben das Marktanreizprogramm für erneuer-

are Energien auf nunmehr 200 Millionen Euro aufge-
tockt. Seitens der Koalitionsfraktionen haben wir
leichzeitig dafür gesorgt, dass bis zu 15 Millionen Euro
ieses Betrags für die Bereiche Geothermie, Biomasse
nd Offshorewindanlagen eingesetzt werden können.
adurch werden die nach dem Auslaufen des Zukunfts-
vestitionsprogramms fehlenden Mittel teilweise kom-
ensiert.
An die Regierung gewandt, wünsche ich mir, dass

iese 15 Millionen Euro im Haushalt 2005 komplett in
en Energieforschungstitel umgeschichtet werden, damit
us diesen Mitteln auch auf Dauer angelegte, mehrjäh-
ige Projekte finanziert werden können. Das werden wir
Zusammenhang mit dem Haushalt 2005 zu diskutie-

en haben.

(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wir haben 1998 den Ausstieg aus der Kernenergie
ersprochen. In der vergangenen Woche ist das erste
KW nach dem Zustandekommen des Atomkonsenses
bgeschaltet worden.


(Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Skandal!)


eitere werden folgen.
Die FDP hat in der Beratung des Bundeshaushalts
enigstens noch Anträge gestellt, wenn auch aus unserer
icht die falschen. Die Union hat auf Anträge verzichtet.
ie FDP hat mit ihren Anträgen deutlich gemacht, dass
ie nicht an dem Ausstieg aus der Atomenergie festhal-
en will. Sie möchte den Wiedereinstieg in die Atom-
nergie erreichen.


(Zuruf von der FDP: Das ist Quatsch!)

as ist nicht nur energiepolitischer Unsinn, sondern
uch rückwärts gewandt statt zukunftsorientiert.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Elke Ferner

Sie finden – das wissen Sie auch genau – weder in der
Bevölkerung noch im Parlament eine Mehrheit für die
Rückkehr zur Kernenergie.


(Birgit Homburger [FDP]: Wann haben wir denn diese Anträge gestellt?)


– Erkundigen Sie sich bitte bei Ihrem Kollegen, der das
im Haushaltsausschuss ausdrücklich begründet hat!
Dann klappen Ihre internen Absprachen vielleicht ein
bisschen besser, als es derzeit offenbar der Fall ist.


(Birgit Homburger [FDP]: Sie sind ja wunderbar, aber Sie haben es nicht verstanden!)


Wir haben dagegen den Anteil der erneuerbaren Ener-
gien um fast 30 Prozent seit dem Jahr 2000 erhöht. Wir
wollen den Anteil der erneuerbaren Energien bis zum
Jahr 2010 verdoppeln. Damit haben wir nicht nur eine
Wende in der Energiepolitik erreicht, sondern auch viele
Arbeitsplätze in kleinen und mittleren Unternehmen ge-
schaffen. Die Beschäftigungseffekte im Bereich der er-
neuerbaren Energien sind enorm; im Jahr 2001 lagen sie
bei circa 130 000 Beschäftigten. Sie aber wollen, wie
man hört, dies alles wieder zurückdrehen.

Bis wir unsere Energieversorgung grundlegend umge-
stellt haben werden, brauchen wir Übergänge. Wir müs-
sen die vorhandenen Energieeinsparpotenziale mobili-
sieren, die erneuerbaren Energien konsequent ausbauen
und die fossilen Energieträger so umweltschonend wie
möglich und mit der größtmöglichen Effizienz zur Ener-
gieerzeugung einsetzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf der Abg. Birgit Homburger [FDP])


– Ja, jetzt kommen wir zur Kohle, Frau Homburger; Sie
haben es richtig erkannt.

Aus Gründen der nationalen Versorgungssicherheit,
aber auch wegen der Exportchancen für die Bergbauzu-
liefererindustrie und die Kraftwerksindustrie brauchen
wir auch weiterhin einen Sockel an heimischer Stein-
kohle in der Energieerzeugung. Ich habe bisher von nie-
mandem hier im Hause gehört, dass man auf den Einsatz
von Steinkohle – egal ob einheimische oder Import-
kohle – sofort komplett verzichten möchte. Deshalb
zieht auch das CO2-Argument überhaupt nicht; denn– das können Sie sich auch in vielen Bereichen an-
schauen, falls es Sie interessiert – in der Kraftwerkstech-
nik wie in der Fördertechnik sind in der Vergangenheit
enorme Fortschritte gemacht worden. Der deutsche
Bergbau repräsentiert eine moderne Spitzentechnologie,
die große Chancen auf dem Weltmarkt hat. – Es freut
mich, dass der Kollege Feibel nickt; im Saarland tut
seine eigene Landesregierung ja so, als wolle sie nichts
mehr mit dem Bergbau zu tun haben.


(Albrecht Feibel [CDU/CSU]: Das ist etwas ganz anderes!)


– Dies ist sehr erhellend. Wir werden darüber in den
kommenden Monaten im Kommunalwahlkampf wie im
Landtagswahlkampf miteinander zu diskutieren haben.


(Ulrich Kelber [SPD]: Doppelstrategie!)


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(C (D Es nützte dem Weltklima auch nichts, wenn unsere odernste Kraftwerkstechnologie nicht auch dort einesetzt würde, wo in Zukunft der steigende Energiebearf durch den Einsatz von Kohle gedeckt wird. Was ützt es, wenn in China mehr Kohle verfeuert wird, daei aber unmoderne Kraftwerkstechnik zum Einsatz ommt? Daher wäre es nicht zielführend, hier alles stillulegen und CO2-Emissionen an anderer Stelle in Kaufu nehmen, anstatt hier moderne Hightech-Kraftwerke eiterzuentwickeln, die exportfähig sind und einen Beirag zum Klimaschutz leisten. Es ist unehrlich, wenn suggeriert wird, man könne die ohlebeihilfen ab dem Jahre 2006 streichen oder sehr tark kürzen, ohne dass es zu sozialen Verwerfungen äme – man muss dann sagen, dass man solche Verwerungen in Kauf nimmt – und ohne dass es in Zukunft etas kostete. Wir alle wissen, dass es Stilllegungskosten ibt und dass vor allen Dingen weit darüber hinausgeende zusätzliche Kosten entstehen. Wir haben dafür gesorgt, dass im nächsten Jahr beim mweltbundesamt die Emissionshandelsstelle eingeichtet werden kann, sodass ab 2005 deren volle Arbeitsähigkeit gegeben sein wird, wenn der Emissionshandel eginnt. Außerdem haben wir den Umzug des Umweltundesamtes personell abgefedert. Ich hoffe, dass die nderen Bundesbehörden und Ministerien in Berlin ihren eitrag leisten, Probleme bei der Stellenbeschaffung zu ösen. Mit dem Umwelthaushalt haben wir den Grundstein ür eine zukunftsorientierte Politik gelegt. Mit dem arktanreizprogramm, der Energieforschung, dem Ver ragsnaturschutz auf nach wie vor hohem Niveau und ielen anderen Maßnahmen stellen wir die Weichen in ie richtige Richtung. Wir haben unsere Aufgaben geacht; Sie haben sich Ihrer Aufgabe verweigert. Ich offe, dass dies im Vermittlungsausschuss anders wird, amit im nächsten Jahr die notwendigen Impulse für achstum und Beschäftigung Platz greifen können. etztendlich hilft es niemandem, wenn wir aus kurzsichigen parteitaktischen Erwägungen heraus Spielchen achten. Wir alle müssen unserer Verantwortung geecht werden, damit es wieder aufwärts geht und unser ller Zukunftschancen besser werden. In diesem Sinne bedanke ich mich beim Umweltmi isterium für die gute Zusammenarbeit, auch wenn sie icht in Anträge seitens der Union gemündet ist, beim inanzministerium für die Zuarbeit und bei Ihnen für hre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507918100

Ich erteile das Wort dem Kollegen Michael Kauch,

DP-Fraktion.

(Beifall bei der FDP)



Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1507918200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! „Grün
acht schlapp“ – so titelte die „Zeit“ in ihrer Ausgabe






(A) )



(B)


Michael Kauch

vom 3. November dieses Jahres. Antiöko, sagt Frau
Zahrnt, die Vorsitzende des BUND, sei die Stimmung im
Land. Umweltschutz wird zunehmend als Last empfun-
den, und das unter einem grünen Umweltminister!


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Albrecht Feibel [CDU/CSU]: Das ist auch kein Wunder!)


In parteipolitischer Hinsicht könnten wir uns kurzfristig
vielleicht darüber freuen, dass sich der Umweltminister
mit Ökosteuerfrust und Dosenchaos diskreditiert. Aber
langfristig schadet es den künftigen Generationen, wenn
Ökologie von den Menschen nur noch als Last empfun-
den wird und wenn die Menschen nachhaltige Politik
nicht mehr akzeptieren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Wenn wir weiterhin die Umwelt schützen wollen

– das wollen wir alle in diesem Haus –, dann muss der
Umweltschutz billiger und wirtschaftlicher werden. Herr
Trittin, Sie machen unentwegt das Gegenteil. Sie betrei-
ben Umweltpolitik nach dem Motto „Koste es, was es
wolle“, und seien es Arbeitsplätze oder die ökologische
Vernunft.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Nehmen wir als Beispiel die Mülltrennung. Die Re-

gierung aus Union und FDP hat Anfang der 90er-Jahre
das duale System mit Mülltrennung zu Hause und per
Hand eingeführt. Das war zum damaligen Zeitpunkt eine
sinnvolle Entscheidung. Doch heute gibt es neue Tech-
nologien, die die Mülltrennung im Haushalt überflüssig
machen. Sie könnten nicht nur dafür sorgen, dass die
Mülltrennung billiger und einfacher wird. Diese Techno-
logien scheinen vielmehr auch in ökologischer Hinsicht
sinnvoller zu sein. Graue und gelbe Tonnen in einer
Fuhre abzufahren spart Geld und CO2. Die Qualität derautomatischen Mülltrennung ist heute weit besser als
die, die die Haushalte per Handsortierung erreichen.


(Beifall bei der FDP)

42 Prozent des Inhalts der gelben Tonnen sind laut Bun-
desregierung heute nicht verwertbar. Das Bayerische
Landesamt für Umweltschutz stellte in einer kürzlich
durchgeführten Erhebung fest, dass fast 50 Prozent des-
sen, was in den Hausmülltonnen ist, Wertstoffe sind.
Doch welche Konsequenzen ziehen Sie daraus, Herr Mi-
nister? – Keine! In Ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage
der FDP-Fraktion lehnten Sie jede Veränderung von
vornherein ab. Schließlich haben wir alle jahrelang die
Bürger zum Mülltrennen angehalten. Das ist für Sie of-
fenbar zu schön, als dass Sie das aufgeben wollen.

Sehr geehrter Herr Trittin, in guter alter 68er-Manier
wollen Sie die Menschen zu besseren Menschen erzie-
hen. Wenn Sie aber der Umwelt und den nachfolgenden
Generationen gerecht werden und ihnen einen Dienst er-
weisen wollen, dann sollten Sie endlich der ökonomi-
schen und der ökologischen Vernunft folgen. Die Men-
schen haben die Nase voll davon, dass Sie Deutschland
als Besserungsanstalt organisieren wollen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D Die FDP will erneuerbare Energien wirksam förern. (Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Bundesministers Jürgen Trittin – Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da lachen ja die Hühner!)


arin sind wir uns einig. Wenn wir das Erneuerbare-
nergien-Gesetz, das EEG, in seiner heutigen Fassung
blehnen, dann nicht, weil wir gegen erneuerbare Ener-
ien sind. Wir, die FDP, wollen Windkraft, Solarenergie,
eothermie, Biomasse und Wasserkraft. Aber wir sind
uch der Auffassung, dass die bisherige Förderung mit-
els garantierter Einspeisungspreise der in ordnungspoli-
ischer Hinsicht krasseste Eingriff in den Markt ist. Die
berförderung der Windenergie hat gezeigt – ich hoffe,
ass Sie mir zustimmen –: Bei technischem Fortschritt
erden garantierte Preise zur Lizenz zum Gelddrucken.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ür die FDP als Partei des Eigentums ist der Bestands-
chutz für die Förderung bestehender Anlagen nach dem
EG selbstverständlich. Aber in Zukunft setzt die FDP
em EEG, das die Preise garantiert, ein eigenes markt-
irtschaftliches Modell entgegen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir werden das Photovoltaikgesetz ablehnen, weil
ir seine Grundlage, das EEG, für verfehlt halten. Die
ollegen von der Union möchte ich an dieser Stelle war-
en: Legen Sie mit der Zustimmung zu diesem Gesetz
icht den Grundstein für eine neue Überförderung à la
indkraft, der Steinkohle der Zukunft.


(Beifall bei der FDP – Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Diese Sorge ist unberechtigt!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Koalition,
as Potenzial der erneuerbaren Energien liegt nicht nur
n der Stromeinspeisung. Ich frage mich schon sehr
rnsthaft, warum Sie unseren Antrag, in dem wir mehr
eld für Speichertechnologien fordern, abgelehnt ha-
en. Diese Technologien könnte man nutzen, wenn die
onne nicht scheint und wenn der Wind nicht weht. Die
ntwort lautet wahrscheinlich: weil dieser Antrag von
er FDP kam.


(Elke Ferner [SPD]: Nein, weil die Deckelung absurd war!)


ch habe deshalb die Bitte: Stehlen Sie im nächsten Jahr
nsere Idee – damit tun Sie etwas für die kommenden
enerationen – und beschließen Sie den entsprechenden,
ann von Ihnen eingebrachten Antrag! Damit haben Sie
a Erfahrung; schließlich machen Sie es bei der
genda 2010 genauso.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: Dann können Sie ja zustimmen!)

)






(A) )



(B) )


Michael Kauch

Sie haben unsere Haushaltsanträge, wie üblich, abge-

lehnt. Sie haben zu Recht darauf hingewiesen, dass wir
welche gestellt haben. In diesen Anträgen ging es um
Reaktorsicherheit, um Endlagerung und nicht um den
Ausstieg aus dem Ausstieg. Unabhängig davon, wie
lange Kernspaltung zur Energieerzeugung genutzt wer-
den soll, gilt: Wir brauchen die Forschung zur weiteren
Verbesserung des sicheren Betriebs der Kernkraft-
werke – auch Sie wollen sie bis 2032 laufen lassen –
und zur überfälligen Lösung des Endlagerproblems. Das
sind wir den kommenden Generationen schuldig.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Apropos Kernenergie: Es ist schon drollig, dass der

Minister das Abschalten eines Kraftwerks in Zeitungsan-
zeigen feiert, obwohl es sowieso, also auch ohne Rot-
Grün, abgeschaltet worden wäre.


(Heiterkeit des Abg. Albrecht Feibel [CDU/ CSU])


Weniger drollig ist, dass der Minister Geld des Steuer-
zahlers für Anzeigen und Siegesfeiern mit alten Wegge-
fährten verpulvert. Herr Trittin, wenn Sie mit Freunden
feiern wollen, dann zahlen Sie die Party doch demnächst
selbst!


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Was hat der Minister außer EEG und Atomausstiegs-

feiern noch zu bieten? – Nicht mehr so viel.
Stichwort Lärm. Das 32 Jahre alte Lärmschutzgesetz

ist so aktuell, dass der Schallpegel auf dem Flughafen
meines Wahlkreises in Dortmund gerade einmal auf der
Startbahn erreicht wird. Dort ist die Schutzzone I nach
dem Fluglärmgesetz. Rot-Grün verspricht den Men-
schen, die in der Einflugschneise wohnen, seit fünf Jah-
ren ein neues Fluglärmgesetz. Dieses Gesetz gibt es bis
heute nicht.


(Marie-Luise Dött [CDU/CSU]: Schweinerei!)

Stichwort Mobilfunk. Der Verbraucher sollte beim

Kauf eines Handys informiert sein, ob das Gerät strah-
lungsarm ist oder nicht. Sie, Herr Trittin, haben vor ei-
nem Jahr ein Gütesiegel eingeführt. Die Hersteller boy-
kottieren es bis heute und Sie nehmen das hin. Verändert
hat sich auch hierbei nichts.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: Das ist Marktwirtschaft, aber egal!)


Stichwort Hochwasserschutz. Die FDP hat im Juli
einen umfassenden Antrag zum Hochwasserschutz ein-
gebracht. Statt darauf mit einer Rede oder mit der Ein-
bringung eines Gesetzentwurfs zu reagieren, haben Sie
der Öffentlichkeit am Jahrestag des Hochwassers in
Dresden, quasi auf dem Deich, einen Gesetzentwurf an-
gekündigt.


(Marie-Luise Dött [CDU/CSU]: Reiner Populismus!)


Diesen Gesetzentwurf gibt es bis heute nicht. Bringen
Sie ihn bitte in den Deutschen Bundestag ein!


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Herr Minister, einen Ihrer wenigen Erfolge habe ich ast vergessen: das Dosenpfand. Dieses Desaster raucht man nicht wirklich zu kommentieren. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Dosenmaut!)


ie Befragung von Prognos und FU Berlin im Umwelt-
usschuss hat gezeigt, dass Sie aus journalistischen Re-
herchen Studien machen, Ergebnisse abenteuerlich
ochrechnen und die Wahrheit so lange verdrehen, bis
hnen die Zahlen passen. Das Prognos-Gutachten hat er-
eben: Verlierer sind 10 000 Menschen, die ihren Ar-
eitsplatz verloren haben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich war selbst bei der Betriebsversammlung einer
rauerei in meinem Wahlkreis. Dort mussten Arbeiter
uf Teile ihres Lohns verzichten, um ihren Arbeitsplatz
u erhalten, weil das Dosenpfand die Umsätze hat ein-
rechen lassen. Ich empfehle Ihnen, einmal zu solchen
eranstaltungen zu gehen oder Ihren Staatssekretär dort-
in zu schicken. Die Kollegen von Rot-Grün aus mei-
em Wahlkreis sind jedenfalls der Einladung von Be-
iebsrat und Gewerkschaft nicht gefolgt. Sie wussten
ohl, warum: weil sie Sie nicht verteidigen wollten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dieser Haushalt ist verfassungswidrig, wir werden
n deshalb ablehnen. Wir, die FDP, werden Ihnen auch
eiterhin Ihre umweltpolitische Untätigkeit – außerhalb
on Dosenpfand und EEG – nicht durchgehen lassen.
Sie experimentieren mit Steuern und Abgaben und

uschüssen, ohne zu wissen, welche ökologische Wir-
ung das hat. Wir setzen auf ökologische Treffsicherheit
urch Mengensteuerung. Wir wollen Umweltschutz
reiswerter und unbürokratischer machen. Die FDP setzt
eue Akzente in der Umweltpolitik. Wir befinden uns im
rogrammatischen Aufbruch, während Sie von der pro-
rammatischen Substanz leben. „Grün macht schlapp“,
err Minister; die erneuerte FDP wird die Lücke füllen,
ie Sie hinterlassen.
Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507918300

Herr Kollege Kauch, ich gratuliere Ihnen zu Ihrer ers-

en Rede im Plenum des Deutschen Bundestages und
erbinde das mit allen guten Wünschen für die weitere
arlamentarische Arbeit.


(Beifall)

Nun hat der Kollege Winfried Hermann, Bündnis 90/
ie Grünen, das Wort.


(Zuruf von der FDP: Das kann nur schlechter werden!)







(A) )



(B) )



Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507918400

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! So viel Optimismus macht Freude. Mich erin-
nert das an das Projekt 18.


(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wenn die FDP die Grünen ökologisch überholen will,
dann muss sie allerdings noch früher aufstehen.

Herr Kauch, ich werde mich im Laufe meiner Rede
auch auf Sie beziehen, aber gestatten Sie zunächst ein
paar grundsätzliche Bemerkungen; Sie sehen dann auch
gleich den Bezug.

Umweltpolitik tut sich in Zeiten von Wirtschaftskrise,
von hoher Arbeitslosigkeit, von Krisen überall auf der
Welt ausgesprochen schwer. Immer häufiger werden An-
würfe vorgebracht, die wir von früher kennen. Von der
FDP haben wir eben die Variante gehört, Umweltschutz
sei zu teuer, Umweltschutz schade der Wirtschaft,


(Michael Kauch [FDP]: Ihr Umweltschutz! – Norbert Schindler [CDU/CSU]: Umweltschutz verschwendet Geld!)


gefährde den Standort – nein, diese Plattitüde haben Sie
heute nicht gebracht –, gefährde Arbeitsplätze – diese
Plattitüde haben Sie gebracht.

Sozusagen als Krönung sagen Sie, Sie wollten eine
effiziente Umweltpolitik, eine preiswerte Umweltpolitik,
die eigentlich nichts kostet, eine Umweltpolitik mit an-
deren Instrumenten. Wenn man dann fragt: „Was ist Ihr
Instrument?“, erhält man keine Antwort.


(Birgit Homburger [FDP]: Ach, Herr Hermann!)


Entweder empfehlen Sie etwas, was nachweislich nicht
funktioniert, oder Sie empfehlen Ihr Dauerinstrument:
Markt, Markt, Markt. Der Markt soll es richten. Dabei
wissen wir aus der Geschichte: Er hat es nie gerichtet, al-
lenfalls falsch gerichtet, jedenfalls nie ökologisch ge-
richtet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Es ist ein Totschlagsargument, eines dieser Argumente
also, die die Debatte nicht weiterbringen.

Alle Umweltpolitiker – da appelliere ich durchaus
auch an die Opposition – sollten sich diesem neuen
Trend, der eigentlich ein alter Trend ist, entgegenstellen,
nämlich dem Trend, dass gesagt wird, Umweltschutz
schade der Wirtschaft. Dabei ist doch offenkundig, dass
gerade moderne Umweltpolitik im Sinne einer nachhal-
tigen Umweltpolitik sozial und ökologisch ausgewogen
ist und auch Arbeitsmarktfragen berücksichtigt. In Ihrer
Rede habe ich zum Beispiel eine Aussage dazu vermisst,
was Ihr Ziel ist, was Sie wirklich erreichen wollen, wen
Sie schützen wollen.

Es ist schon ziemlich scheinheilig, wenn Sie über ver-
loren gegangene Arbeitsplätze in der Dosenwirtschaft
Tränen vergießen, aber nicht danach fragen, welche Ar-
beitsplätze etwa im Bereich von Mehrweg gefährdet

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(C (D ind. Das ist nur ein Beispiel. Wenn man ausgewogen ein will, muss man in jede Richtung denken. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ökologische Politik muss aber auch die Belastungs-
renzen für die Umwelt in den Mittelpunkt stellen. Öko-
gische Politik muss darauf hinweisen, dass es solche
renzen gibt und dass wir als Politiker und Politikerin-
en reagieren müssen, wahrscheinlich mehr reagieren
üssen, als es bisher geschehen ist.
Beispiel Flutkatastrophe. Hierbei ist klar geworden:
enn wir Flusssysteme weiter wie Kanalsysteme oder
ie große Straßen behandeln, dann können sie im Falle
on hohen Niederschlägen die Mengen nicht mehr auf-
ehmen.
Beispiel Klimaschutz. Wir wissen es schon lange,

ber der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung
Globale Umweltveränderungen“ hat es erneut sehr
eutlich gesagt: Wir sind auf einem hochgefährlichen
eg. Es ist völlig klar, dass das oberste Ziel moderner
mweltpolitik eine konsequente Klimaschutzpolitik sein
uss.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Die beiden Parlamentsfraktionen von Rot-Grün haben
it dem Erneuerbare-Energien-Gesetz, mit dem Vor-
chaltgesetz zur Photovoltaik und jetzt mit der Novelle
mwelt- und Klimaschutzpolitik in diesem Sinne voran-
etrieben. Sie haben immer nur marktwirtschaftliche
inwendungen vorgebracht, aber keinen substanziellen
orschlag gehabt, der deutlich gemacht hätte, wie man
uf anderem Wege erfolgreich sein könnte.
Ich möchte an einigen Beispielen zeigen, was nach

nserem Verständnis moderne, nachhaltigkeitsorientierte
mweltpolitik ist.
Beispiel eins – ich habe es schon erwähnt –: Hoch-
asserschutz. Hochwasserschutz ist ein klassisches
uerschnittsfeld, schwierig, weil man in die Bau-, in die
erkehrs-, aber auch in die Agrarpolitik eingreifen muss.
er Umweltminister hat in Zusammenarbeit mit den
raktionen – Sie haben das eingeklagt – einen ambitio-
ierten Gesetzentwurf erarbeitet, der sich gerade in der
bstimmung mit den anderen Ressorts befindet. Darin
ind Bebauungsverbote, Maßnahmen zum naturnahen
ochwasserschutz, Vorschläge zur Nutzungsbeschrän-
ung usw. vorgesehen. Das heißt, wir haben gearbeitet.
ch bin gespannt, welche Vorschläge die FDP und die
DU/CSU zum Beispiel zum Thema Hochwasserschutz
ringen. Es genügt nicht, zu sagen, man müsse etwas
un. Legen Sie doch einmal etwas vor!


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507918500

Herr Kollege Hermann, darf der Kollege Kauch eine

wischenfrage stellen?


Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507918600

Ja.






(A) )



(B) )



Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1507918700

Herr Kollege Hermann, stimmen Sie mir zu, dass das

Bundesumweltministerium schon im Jahr 2000 einen
Entwurf zu einem Fluglärmgesetz auf seiner Internet-
seite veröffentlicht hat, dieser Entwurf aber in der Res-
sortabstimmung, offensichtlich insbesondere vonseiten
des Bundesverkehrsministeriums, nicht befürwortet
wurde, Sie dann jahrelang nichts getan haben und erst
jetzt, da die FDP eine Kleine Anfrage zum Fluglärm ge-
stellt hat, den Entwurf ganz schnell aus der Schublade
geholt haben


(Elke Ferner [SPD]: Lächerlich! Sie haben 20 Jahre Zeit gehabt!)


und am heutigen Tag, also am Tag dieser Debatte, mit
der Ressortabstimmung begonnen haben?


Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507918800

Herr Kollege, ich sehe Ihnen nach, dass Sie nicht alles

wissen, weil Sie noch nicht so lange dabei sind. In der
Tat gab es in der letzten Legislaturperiode einen ambitio-
nierten Entwurf vonseiten des Bundesumweltministeri-
ums. Dieser ambitionierte Entwurf wurde von beiden
Koalitionsfraktionen unterstützt, aber im Bundesrat
schwer bekämpft.


(Elke Ferner [SPD]: So ist das!)

Die Bundesländer als Eigner von Flughäfen haben uns
signalisiert, dass sie da nicht mitmachen, da das zu viel
koste usw. Genau dieselben Argumente, die ich vorhin
angeführt habe, sind gekommen.


(Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Allen voran die FDP!)


Aus diesen Gründen haben wir den Gesetzentwurf dann
gar nicht erst eingebracht.

Ich verspreche Ihnen aber, dass wir in dieser Legisla-
turperiode, und zwar im nächsten Jahr, einen neuen An-
lauf unternehmen werden. Wir befinden uns in Gesprä-
chen mit dem Umweltministerium und mit der SPD-
Fraktion. Wir bereiten dieses Fluglärmgesetz bereits vor.


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Stimmt doch jetzt zu!)


Ich werde übrigens nachher noch einmal etwas zum
Thema Lärm sagen. Ich kann Ihnen versprechen, dass
wir mit großem Engagement daran arbeiten werden. Ich
bin einmal gespannt, ob die FDP zustimmt. In der Regel
stellt sich die FDP ja am Schluss immer auf die Seite de-
rer, die fragen, was das denn koste. Sie werden dann ar-
gumentieren, das sei doch viel zu teuer und gefährde die
Arbeitsplätze in der deutschen Flugwirtschaft.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich mache weiter mit einem zweiten Bereich, nämlich
den Schadstoffemissionen. Wir haben einige Vor-
schläge zur Verbesserung der Luftreinhaltung gemacht.
Wir wissen, dass in den vergangenen Jahren viel gesche-
hen und manches besser geworden ist. In manchen Be-
reichen gibt es aber noch Nachholbedarf. Beispielsweise
gab es bei Anlagen, die Zement produzieren, bei der

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(C (D itverbrennung von Gewerbemüll und bei Großfeueungsanlagen in der Raffinerieindustrie, für die es Ausahmen hinsichtlich der Grenzwerte gibt, Probleme. Sie achen große Augen – offensichtlich können Sie es icht nachvollziehen. Wir haben entsprechende Maßnahen im Umweltausschuss verabschiedet. Da zu einem eil noch der Bundesrat seine Zustimmung geben muss, önnen Sie dazu beitragen, dass unsere anspruchsvolle chadstoffbegrenzungspolitik, die das klare Ziel verolgt, die Schadstoffausstöße zu minimieren, von Erfolg ekrönt wird. Dritter Bereich: Umweltschutz und nachhaltiges irtschaften im Bereich der Chemieindustrie. Ich finde ieses Projekt wirklich spannend und frage mich, ob es irklich so, wie es angelegt ist, gelingt. Vor einigen Jahen haben sowohl die Gewerkschaften als auch die Umeltpolitiker und selbst die Wirtschaft ein neues Regisierungsund Überprüfungsverfahren für chemische toffe gefordert. Daraufhin ist auf EU-Ebene ein sehr mbitioniertes Konzept entwickelt worden. Natürlich ist uch dieses ambitionierte Projekt im Moment im Sperreuer der Wirtschaftspolitiker, die darauf drängen, dass as nicht zu viel kostet. Ich bin wirklich gespannt, auf elche Seite Sie sich stellen. Vielleicht kommen Sie ja azu, wie wir zu sagen, dass moderne und nachhaltige mweltpolitik natürlich arbeitsmarktund industriepolische Fragen berücksichtigen muss, aber am Schluss icht Umwelt-, Gesundheitsund Naturschutz auf der trecke bleiben dürfen, weil man letztendlich doch nur irtschaftsschutz im Auge hat. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von der CDU/CSU: Das stimmt doch nicht, dass die auf der Strecke bleiben!)


Vierter Bereich: Lärmschutz. Ich habe schon Aus-
ührungen zum Fluglärm gemacht. Wir werden aber
och weiter gehen. Wir sind der Meinung, dass Lärm ein
roßes Problem ist, denn es betrifft fast alle. Der Lärm
ntsteht überwiegend im Verkehrsbereich: Straßenver-
ehr, Flugverkehr.


(Albrecht Feibel [CDU/CSU]: Die Schiene nicht vergessen!)


ir werden zwei EU-Richtlinien, nämlich die EU-Richt-
inie zu Umgebungslärm und die EU-Richtlinie zu lärm-
edingten Betriebsbeschränkungen an Flughäfen, auf-
reifen und im nächsten Jahr für Deutschland gesetzliche
aßnahmen ergreifen.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Da bin ich mal gespannt!)


ch verspreche Ihnen: Wir werden Ihnen ein ambitionier-
es Lärmbekämpfungspaket vorlegen. Auch in diesem
all werde ich Ihnen die Frage stellen: Tragen Sie mit
ns gemeinsam zum Menschenschutz und Gesundheits-
chutz bei oder werden Sie wieder die Bedenkenträger
ein, die sagen, dass das zu viel koste und der Wirtschaft
chade? Das wird die Gretchenfrage an Sie sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)







(A) )



(B) )


Winfried Hermann

Mein letztes Beispiel. Nachhaltigkeit heißt aus unse-

rer Sicht auch, Risiken frühzeitig zu erkennen und sie
rechtzeitig einzudämmen. Ein Problemfeld sind die Die-
selfahrzeuge. Wir haben über Jahre hinweg – übrigens
aus Umweltschutzgründen – das Fahren von Dieselfahr-
zeugen gefördert. Nun wissen wir aber aus neueren Un-
tersuchungen, dass die neue Dieselgeneration, die in
Deutschland sehr verbreitet ist, die nämlich etwa 30 Pro-
zent aller Fahrzeuge ausmacht, aufgrund der Feinstparti-
kel im Ruß erhebliche Krebsrisiken birgt. Hier ist Um-
weltvorsorgepolitik gefragt, hier müssen wir handeln.
Das Umweltministerium hat versucht, zusammen mit
der Wirtschaft eine Lösung zu finden:


(Albrecht Feibel [CDU/CSU]: Mit wem denn?)


Auf europäischer Ebene soll die Euro-5-Norm, ein kla-
res Bekenntnis zur Minimierung der Partikel, etabliert
werden, was faktisch bedeutet, dass wir eine Art Rußfil-
ter bekommen. Auch hier war der Einwand der deut-
schen Automobilindustrie: Das ist uns zu teuer.


(Albrecht Feibel [CDU/CSU]: Nein! Es gibt wesentlich bessere Lösungen!)


Es ist wirklich ein Ärgernis, dass die deutsche Auto-
mobilindustrie, obwohl sie über einen Rußpartikelfilter
schon verfügt und ihn einbauen könnte, sich weigert, das
serienmäßig zu tun. Sie wartet, bis die Politik Druck
macht. Das ist eine Schande.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507918900

Herr Kollege Hermann, gestatten Sie noch eine Zwi-

schenfrage, und zwar des Kollegen Feibel?


Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507919000

Gerne; das verlängert ja meine Redezeit. Nur zu!


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1507919100

Ihre Redezeit ist im Übrigen ohnehin durch ein Strei-

ken der Uhr künstlich verlängert worden, wenn ich das
zwischendurch einmal anmerken darf.


Albrecht Feibel (CDU):
Rede ID: ID1507919200

Ich wunderte mich schon, dass er so lange redet; ei-

gentlich hat er wesentlich weniger Redezeit als ich, ich
habe aber das Empfinden, er spricht länger.

Kollege Hermann, ist Ihnen bekannt, dass die deut-
sche Automobilzulieferindustrie dabei ist, eine „Com-
mon Rail“-Einspritzpumpe weiterzuentwickeln, die der-
zeit mit 1 600 Bar arbeitet und später mit 2 000 Bar
arbeiten wird, wodurch jegliche Rußpartikelfilter, die ja
sehr aufwendig und auch sehr belastend sind, überflüssig
werden? Ist das den Grünen überhaupt bekannt?


(Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Herr Kollege, den Grünen sind die Zahlenwerte, die ie gerade genannt haben, in der Tat nicht bekannt. Aber ir wissen, dass es unterschiedliche Techniken zur Beämpfung des Dieselrußes gibt. Deswegen haben wir nie uf einen Weg gesetzt, der den Rußpartikelfilter par rdre du mufti vorschreibt. (Albrecht Feibel [CDU/CSU]: Aha! Das ist eine neue Erkenntnis!)

Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507919300

as wir aber wollen und woran wir mit dem Umweltmi-
isterium gearbeitet haben, ist die Absenkung der
renzwerte für Rußpartikel und übrigens auch für Stick-
toffverbindungen, und wir sind der Meinung, dass die
utomobilfirmen und ihre Zulieferer diese Grenzwerte
rreichen müssen, mit welcher Technik auch immer.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Albrecht Feibel [CDU/ CSU]: Einverstanden!)


Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt hat übrigens ei-
en Preisträger aus Karlsruhe ausgezeichnet, der eine
olche Anlage herstellt.


(Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Aus Minden im Sauerland! – Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU)

wollte ich auch gerade sagen! – Ulrich Kelber
[SPD]: Den habt ihr vertrieben!)

Okay, er hat eine Niederlassung im Sauerland, warum
uch immer.


(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


edenfalls gibt es Techniken; es gibt den Partikelfilter
nd bestimmte Einspritzsysteme. Es wäre also möglich.
rotzdem hat sich unsere Automobilindustrie mit der
ranzösischen Automobilindustrie gemein gemacht und
nsere Initiative bezüglich einer schnellen Regelung auf
uropäischer Ebene bekämpft. Sie wollten diese Techni-
en nicht, denn die Grenzwerte waren ihnen zu niedrig.


(Vorsitz: Präsident Wolfgang Thierse)

Wir werden als Koalitionsfraktionen eine Initiative

tarten; denn ich finde, Umweltpolitik muss vor allem
esundheitsschutzpolitik sein und Vorsorge treffen. Das
ird unser Handeln bestimmen. Wir werden schon im
ächsten Jahr eine gemeinsame rot-grüne Initiative star-
en, begleitet übrigens von den Umweltorganisationen.
ir werden es der Automobilindustrie ungemütlich ma-
hen. Wir werden sie durch öffentlichen und politischen
ruck dazu bringen, dass sie eine neue Euro-5-Norm ak-
eptiert, die dann auch wirklich die Möglichkeit für eine
teuerpolitik in Deutschland eröffnet, die die modernen
bgastechniken fördert. Übrigens hat interessanterweise
er Bundesrat schon einen Beschluss in dieser Richtung
efasst. Sie können also auch hier mit uns eine Partner-
chaft eingehen und mit uns für einen ambitionierten und
achhaltigen Umweltschutz kämpfen.
Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)







(A) )



(B) )



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507919400

Ich erteile das Wort Kollegen Klaus Lippold, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Klaus W. Lippold (CDU):
Rede ID: ID1507919500

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Ich hoffe, Sie behandeln mich bei der Redezeit
genauso gnädig wie den Kollegen Hermann. Das würde
mir helfen.

Umweltschutz ist für die Union Gesundheitsschutz
und Schutz zukünftiger Generationen. Die zentralen
Ziele für die Union sind: Klimaschutz, Schutz der Welt-
meere, Arterhaltung, Schutz der Wälder, Schutz vor zu-
nehmender Desertifikation. Soweit zu den Zielkatalo-
gen, Herr Hermann, die Sie angemahnt haben. Daran
haben wir in der Vergangenheit gearbeitet; ich sage: er-
folgreicher als Sie.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Daran werden wir in Zukunft wieder arbeiten; ich sage:
erfolgreicher als Sie.

Wir müssen – das sage ich ganz deutlich – internatio-
nal wesentlich mehr tun. Darauf komme ich noch
zurück, denn da liegt eine besondere Schwäche dieses
Umweltministers. Wir müssen natürlich auch national
handeln, damit wir unsere internationale Glaubwürdig-
keit nicht verlieren. Da fängt es an. Bei dieser Aufgabe
versagt dieser Bundesminister mit einer rückwärts ge-
wandten Politik, die sich auf eine veraltete Verpackungs-
verordnungspolitik beschränkt,


(Elke Ferner [SPD]: Töpfer-Verordnung!)

und mit einem völlig falschen Energiekonzept, wobei
dieses Energiekonzept im Grunde gar kein geschlosse-
nes Konzept ist. Das ist der eigentliche Punkt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: So ist es!)


Das Klimaschutzziel, das wir uns für 2005 gemein-
schaftlich gesetzt haben – Reduktion um 25 Prozent –
wurde von Ihnen aufgegeben.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Wohl wahr!)

Es wird gar nicht mehr dargestellt. Dass Sie das für 2005
gesetzte Ziel nicht erreichen, verschleiern Sie jetzt ne-
belhaft durch die Ankündigung, dass Sie 2020 etwas
ganz Unheimliches erreichen wollen. Das ist doch
Quatsch. Erreichen Sie erst einmal die nahe liegenden
Ziele und vertrösten Sie uns nicht immer auf die Zu-
kunft!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich habe gerade hier Herrn Stolpe erlebt – nichts als

Ankündigungen. Dann kommt Herr Hermann und sagt:
„Das werden wir“ und „Das wollen wir“. Sagen Sie uns
doch einmal: „Das haben wir.“


(Elke Ferner [SPD]: Was haben Sie denn?)


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(C (D Ich will ganz deutlich sagen: Wir haben nachhaltig ur CO2-Reduktion beigetragen. Wir haben die FCKWsollständig beseitigt. Wenn wir eine Politik wie dieser undesminister betrieben hätten, würden wir heute noch ber das Ersetzen von FCKWs sprechen. Wir haben das amals kurz entschlossen durchgebracht. Und jetzt sagen Sie, Sie hätten das eine oder andere iel mithilfe der Ökosteuer und von Maßnahmen im Altaubestand erreicht. Ich sage dazu: Das sind Täuchungsmanöver. hre Ökosteuer wirkt nicht. Sie verwechseln den rückäufigen Verbrauch in der Wirtschaft und beim Konsum it Maßnahmen der Ökosteuer. Richtig ist: Dadurch, ass Sie die Wirtschaft in den Keller fahren, ist der Verrauch geringer, als er sonst wäre. So einfach ist das. Wie Sie wissen, kann ich mich dabei Gott sei Dank uf die noch nicht völlig unterjochten Bundesämter stüten. Zum Beispiel sagt das Statistische Bundesamt ganz eutlich – einige von Ihnen haben das ja auch öffentlich itiert –: Es gibt bei einigen Indikatoren Anzeichen für inen leichten Rückgang. – So weit wird es von Ihnen ziiert. Im nächsten Absatz heißt es: das ist aber nur desegen der Fall, weil die Wirtschaft stagniert und die erbraucher sich zurückhalten. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: So ist es!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


eshalb ist das keine Trendwende, sondern nur eine
olge Ihrer verfehlten Wirtschaftspolitik, die so ruinös
st, dass die Arbeitslosigkeit in ungekannte Höhen steigt.
ie tun nichts dagegen und haben kein Konzept. Das ist
irklich nicht zu verantworten. Glauben Sie doch nicht,
ass Sie mit der Politik von Rentenklau und Verunsiche-
ung, die Sie betreiben, den Verbrauch stabilisieren.


(Elke Ferner [SPD]: Das ist ja unglaublich!)

enn irgendwann einmal wieder eine Regierung die
irtschaft auf Wachstumskurs bringt, dann werden wir

ehen, dass man ganz andere Maßnahmen braucht.
Sie setzen auf Kernenergieausstieg. Wir halten das

ür falsch. Sie tun nichts für die Effizienzsteigerung von
ohle- und Ölkraftwerken.


(Elke Ferner [SPD]: Das stimmt doch gar nicht!)


as, was Sie dazu andeuten, haben Sie aus unserem Pro-
ramm geklaut. Aber Sie bringen keine effizienten Maß-
ahmen auf den Weg. Damit verspielen Sie Exportchan-
en.
Sie haben auch kein schlüssiges Konzept zur Ener-

ieeinsparung. Das ist aber eine ganz wesentliche
rage. Der Kollege von der FDP hat in seiner Jungfern-
ede deutlich gemacht, dass man nicht automatisch ge-
en regenerative Energien ist, wenn man gegen eine Po-
itik ist, die hinsichtlich regenerativer Energien
neffizient ist und keinen Anreiz für Innovation bietet,






(A)



(B) )


Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach)


weil dahinter kein Konzept steht. Das ist der Punkt, den
wir kritisieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Aber darüber – da hat der Kollege Kauch völlig Recht –
denken Sie überhaupt nicht nach. Dieser Umweltminis-
ter denkt in eingefahrenen Bahnen, aber nicht innovativ.
Das muss man ihm vorhalten.

Deshalb sagen wir: Wir brauchen eine Wirtschafts-
politik, die der Wirtschaft und auch den Verbrauchern
Geld für Innovationen lässt. Mit diesen Innovationen
und Investitionen kann mehr zum Umweltschutz beige-
tragen werden, als das sonst der Fall ist. Wer alte Ma-
schinen behält – Beispiel: die frühere DDR –, wird nie
etwas für den Umweltschutz tun können. Nur wer in
neue Technologien und neue Anlagen investiert, der
kann wirklich Ergebnisse erzielen. Genau das wollen
wir. Aber mit Ihrer Wirtschafts-, Arbeitsmarkt- und
Steuerpolitik machen Sie das kaputt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wir stehen vor der ganz schwierigen Frage, wie Sie

mit dem Instrument Emissionshandel umgehen werden.
Wir wissen immer noch nicht, wie Sie Early Action ein-
bauen wollen, wie Sie es mit der Vorleistung bei der Kli-
magasreduktion halten wollen und wie Sie – umweltver-
träglich – Flexibilität für die Wirtschaft schaffen wollen,
was dann zu Produktionserweiterungen und zu Existenz-
gründungen führt. Es ist auch nicht klar, welchen Aus-
gleich Sie für die nach dem von Ihnen vorgesehenen
Ausstieg fehlende Kernenergie vorsehen. Die fehlende
Energie werden Sie durch Energie ersetzen müssen, de-
ren Produktion CO2-haltig ist – zumindest in großen Tei-len.

Wann bringen Sie den nationalen Allokationsplan ins
Parlament? Wir werden nicht zulassen, dass bei einer der
wichtigsten Entscheidungen der Nachkriegszeit hinsicht-
lich der Umwelt- und Wirtschaftspolitik diese Regierung
im Alleingang handelt.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Das ist doch längst geklärt!)


Bei einer anderen Regierung könnte man so verfahren.
Aber doch nicht bei diesem Umweltminister, der von
Lenkungsideologie, die wir ablehnen, geprägt ist. Des-
halb wollen wir von Ihnen eine Antwort auf diese Frage
haben.


(Beifall des Abg. Dr. Peter Paziorek [CDU/ CSU])


Was tun Sie eigentlich auf höchster Ebene, damit das
Kioto-Protokoll in Kraft tritt? Da gibt es – davon hört
man immer wieder – diese unsägliche Achse Ber-
lin–Moskau.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Was leistet diese Achse Berlin–Moskau? Außer dass sie
uns im östlichen Europa unglaubwürdig macht, leistet
sie bislang gar nichts. Es ist nicht absehbar, dass Moskau
jetzt bereit ist, das Kioto-Protokoll zu ratifizieren. Jetzt

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(C (D edarf es nachhaltiger Anstrengungen auf höchster bene, damit in diesem Bereich etwas läuft. (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Da läuft nichts! Das ist das Problem!)


s fehlt auch der nötige Druck. Diesen Vorwurf können
ir Ihnen nicht ersparen.
Herr Hermann hat schon viel zu den Schadstoffen ge-

agt. Wenn ich mir überlege, was wir in diesem Bereich
uf den Weg gebracht haben, dann muss ich sagen, dass
ie dem wenig hinzugefügt haben. Das heißt, Sie leben
on unseren Vorleistungen wie in der Klimaschutzpoli-
ik.
Mich stört auch, dass Sie immer nur an Bürokratie

nd an Verbürokratisierung, aber nicht an Kooperation
it den Menschen denken. Ob es um die Landwirtschaft
der ob es um andere Bereiche geht: Sie machen Aufla-
en und verabschieden Verordnungen, die die Menschen
inengen und die ihnen die Möglichkeit zum Handeln
ehmen. Aber es gibt keine Kooperation, die dafür sorgt,
ass man mit den Menschen eine gemeinsame Basis fin-
et.


(Zuruf des Abg. Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Der Waldschutz ist ein spezifisch nationaler Bereich,
er aber gleichzeitig zu Konsequenzen auf internationa-
er Ebene führt. Sie haben sich mittlerweile sagen lassen
üssen, dass man der Bodenversauerung durch Verkal-
ung begegnen kann. Aber was tun Sie? Sie kürzen die
ntsprechenden Mittel. Das ist doch keine sinnvolle Po-
itik. Sie haben uns damals erklärt – obgleich wir für den
chutz des Tropenwalds Mittel wie kein anderes Land
er Erde zur Verfügung gestellt haben –, dass da mehr
etan werden müsse. Aber jetzt kürzen Sie die Mittel für
ie Wälder im internationalen Bereich. Das kann es doch
ohl nicht sein.


(Beifall des Abg. Dr. Peter Paziorek [CDU/ CSU])


wischen Reden im Bundestag und der Realität klafft
ine ganz erhebliche Lücke.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Herr Hermann, wir setzen nicht auf Belastungen wie

teuern, Abgaben und Gebühren, sondern wir setzen auf
ooperation, Selbstverpflichtung und darauf, dass
arktwirtschaftliche Instrumente greifen. Ich sage noch
inmal: Es darf keine Selbstverpflichtung à la Baake und
rittin geben. Das würde die Denaturierung dieses In-
truments bedeuten. Sie sagen: Wenn ihr nicht macht,
as wir wollen, dann setzen wir unsere Ziele mit dem
rdnungsrecht um. – So läuft es bei Ihnen. Das ist die
enaturierung eines der erfolgreichsten Umweltschutz-
nstrumente, die wir haben und dieses Instrument müs-
en wir weiter fördern.
Wir werden auch in Zukunft die regenerativen Ener-

ien fördern, aber wir werden auch eine Deckelung ins-
esamt einführen. So wird es eine Deckelung bei der
hotovoltaik geben. Ich füge hinzu: Wir werden mit der
usschreibung für mehr Innovation sorgen. Das heißt,
)






(A) )



(B) )


Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach)


wir wollen mehr Leistung bei gleichem Geld. Sie aber
wollen mehr Geld bei weniger Leistung. Darin unter-
scheiden wir uns.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wir wollen eine Industriepolitik, die in Zukunft auf

Dauer ermöglicht, dass die Dinge effektiv gehandhabt
werden und es Investitionen in neue Anlagen gibt, die
mehr Umweltschutz mit sich bringen. Das sollte auch für
die Verbraucher gelten. Denn wenn Sie den Verbrau-
chern das letzte Geld wegnehmen, kann nicht in den Alt-
baubestand investiert werden. Das alles sollten Sie be-
herzigen.

Ich möchte ein Letztes feststellen – Herr Trittin, dies
habe ich Ihnen schon einmal gesagt; vor dem Hinter-
grund der jüngsten Ereignisse sage ich es erneut –: Ich
halte es für völlig falsch, wie die Spitze des Hauses – das
betrifft Sie und Herrn Baake – mit Menschen umgeht.
Herr Baake sagt, die Arbeitsplatzvernichtung sei ge-
wollt. Sie feiern die Vernichtung von Arbeitsplätzen in
Kernkraftwerken mit Sekt. Das halte ich für eine Unan-
ständigkeit ersten Ranges. Sie geben dafür Geld aus. Das
ist Steuergeld; das muss man ganz deutlich sagen.

Stattdessen machen Sie Vorschläge – diese könnten
einen möglichen Aufschwung ruinieren –, wie man die
Erbschaftsteuer erhöhen und die Vermögensteuer wieder
einführen könnte. Wenn man eine solche Politik macht,
wie Sie bzw. die Bundesregierung es tun, nämlich à la
Gerster in Kommunikation zu investieren, ohne dass
eine reale Leistung dahinter steht, dann bleibt auf Dauer
nichts anderes übrig, als die Erbschaftsteuer zu erhöhen
und die Vermögensteuer wieder einzuführen. Aber das
ist ein völlig falscher Weg. Deshalb: Hören Sie auf da-
mit, solche Feten zu feiern! Das ist unanständig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Nennen Sie doch einmal Ihre Vorschläge! – René Röspel [SPD]: Das war ein Beitrag zur Klimaerwärmung bei der heißen Luft!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507919600

Das Wort zu einer Kurzintervention erteile ich Kolle-

gen Reinhard Loske.


Dr. Reinhard Loske (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507919700

Herr Lippold, Sie haben drei Dinge angesprochen, auf

die ich kurz replizieren möchte. Sie haben erstens ge-
sagt, die Regierung tue nichts für die Altbausanierung
und die Effizienz. Zweitens haben Sie festgestellt, sie tue
nichts dafür, dass die Effizienz von Gaskraftwerken
steige. Drittens haben Sie gesagt, die Bundesregierung de-
naturiere – so haben Sie sich, glaube ich, ausgedrückt –
das Instrument der freiwilligen Selbstverpflichtung.

Dazu drei Antworten:
Erstens zum Thema Altbausanierung. Als wir im

Jahre 1998 an die Regierung kamen, lag der Haushalts-
ansatz der Bundesregierung für das KfW-CO2-Minde-rungsprogramm bei 20 Millionen DM. Dieser Ansatz
liegt heute bei 380 Millionen Euro pro anno. Das ist ein

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(C (D aktor von 38. Das ist genau der Faktor, um den sich die ualität unserer Umweltpolitik von Ihrer früheren untercheidet. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


o weit zur historischen Wahrheit.
Zweitens. Sie haben gesagt, es werde nichts für die

ffizienz von Gaskraftwerken getan. Fakt ist, dass
iese Regierung 1999 eingeführt hat, dass Erdgas, wenn
s in hocheffizienten Kraftwerken eingesetzt wird, jen-
eits eines bestimmten Wirkungsgrades von der Erdgas-
teuer befreit wird. Das haben wir jetzt umgesetzt. Das
ird dazu führen, dass in Lubmin bei Greifswald, in
ürth bei Köln und möglicherweise auch an anderen
tandorten hocheffiziente, moderne Gas- und Dampftur-
inenkraftwerke gebaut werden.
Das heißt, diese Regierung tut auf technologiepoliti-

chem Gebiet und im Rahmen steuerlicher Anreize sehr
iel dafür, dass neue, hocheffiziente Kraftwerke entste-
en. Das trifft übrigens auch für Kraft-Wärme-Kopp-
ungsanlagen zu, die wir jenseits eines Wirkungsgrades
on 70 Prozent generell von der Ökosteuer freigestellt
aben. Kleine Anlagen, also Blockheizkraftwerke, sind
ogar von der Stromsteuer und der Erdgassteuer befreit.
s ist also völlig unwahr, wenn Sie sagen, es werde sei-
ens der Regierung nichts für eine hocheffiziente Kraft-
erkstechnik getan. Das ist einfach falsch. Bitte nehmen
ie das zur Kenntnis!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Drittens zur freiwilligen Selbstverpflichtung. – Dies ist
ein letzter Punkt; meine Redezeit ist gleich vorbei. – Kurz
ur Historie: 1995, als die Bundesregierung unter Helmut
ohl die freiwillige Selbstverpflichtung eingeführt hat, hat
ie gesagt: Wir werden darauf verzichten, das Instrument
er Wärmenutzungsverordnung und der ökologischen
teuerreform einzuführen, wenn verbindliche freiwillige
elbstverpflichtungen eingegangen werden. – Das ist
ollkommen vernünftig gewesen. Denn Freiwilligkeit
eißt, dass immer dann, wenn freiwillige Zusagen nicht
rreicht oder nicht eingehalten werden, das Ordnungs-
echt greift. Das ist der tiefere Sinn. Denn als zahnloser
iger, so wie Sie das vorhatten, sind freiwillige Selbst-
erpflichtungen ganz und gar ungeeignet.
Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507919800

Kollege Lippold, bitte.

Dr. Klaus W. Lippold (CDU):
Rede ID: ID1507919900

Damit wir uns richtig verstehen, Herr Loske: Der

rste Punkt ist, dass ich nicht von Gaskraftwerken ge-
prochen habe. Ich habe generell von den fossilen Ener-
ieträgern gesprochen. Sie wissen ganz genau, dass eine
er zentralen Fragen ist, wie wir in der Grundlast von
ohle und Öl wegkommen. Wir sollten bei diesen Tech-






(A) )



(B) )


Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach)


nologien etwas tun. In den letzten Verlautbarungen der
Grünen zu dieser Sache habe ich gelesen, dass Sie unse-
ren Ideen zu folgen scheinen. Wir propagieren schon seit
vielen Jahren, dass wesentlich mehr Aufwand in die Ef-
fizienzverbesserung gesteckt werden müsste.

Der zweite Punkt, auf den ich jetzt noch einmal einge-
hen will, ist, dass wir bei der KWK darauf achten müs-
sen – das berücksichtigen Sie nach meinem Dafürhalten
nicht hinreichend –, dass wir ausschließlich wirklich
wärmegeführte KWK haben, weil ansonsten die Effizi-
enz, die Sie reklamieren, nicht gegeben ist. Das ist der
Kernpunkt, den man im Auge haben muss.

Der dritte Punkt sind die freiwilligen Selbstverpflich-
tungen. Sie wissen, dass man in der Frage des Ziels sehr
hart miteinander ringen muss. Das haben wir gemacht;
wir sind ja keine Kinder, die nicht wissen, wie die Reali-
tät in dieser Welt aussieht. Aber wenn Sie bezüglich der
Instrumente Überlegungen stellen und vorschreiben wol-
len, wie die vereinbarten Ziele erreicht werden müssen,
bewirkt das eine Bürokratisierung und macht die Selbst-
verpflichtungen ineffizient und führt sie letztlich ad ab-
surdum. Deshalb, Herr Loske, sind wir mit der Frage der
Wirksamkeit dieses Instruments wesentlich besser um-
gegangen, als es die jetzige Regierung tut. Ich sage ja gar
nicht, wie Sie es gemacht hätten. Ich erinnere mich an
Ihre früheren Kritiken an diesem Umweltminister. Das
könnten wir jetzt alles noch im Detail abhandeln. Jeden-
falls sind wir mit diesem Instrument wesentlich besser
und wesentlich verträglicher umgegangen, als Sie es tun.
Sie sagen: Wir wollen dieses Ziel mit diesen Instrumen-
ten auf diesem Weg und bis zu diesem Zeitpunkt errei-
chen. Bei Ihnen ist das alles nicht mehr verhandelbar.
Wer Herrn Baake kennt, weiß, was das heißt: unter-
schreiben oder verordnet bekommen. Das ist der falsche
Weg, Herr Loske.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507920000

Ich erteile das Wort dem Kollegen Ulrich Kelber,

SPD-Fraktion.


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1507920100

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Herr Kauch, ich würde gern noch etwas zu Ihrer
Rede sagen. Es war ja ihre Jungfernrede; Sie haben ge-
merkt, dass wir weder Zwischenrufe gemacht noch Fra-
gen gestellt haben.


(Horst Kubatschka [SPD]: Obwohl es sehr schwer gefallen ist!)


– Ja, das ist sehr schwer gefallen. – Aber auf einen sehr
wichtigen Punkt, den Sie in Ihrer Rede angesprochen ha-
ben, muss ich noch eingehen.

Sie haben gesagt, dass sich der Kollege Bülow, mein
SPD-Parteifreund und Ihr Kollege aus Dortmund, vor ei-
ner Betriebsversammlung in einer Brauerei in Dortmund
gedrückt habe. Es wäre gut gewesen, wenn Sie als Dort-
munder erwähnt hätten, dass er zu diesem Zeitpunkt we-
gen einer schweren Erkrankung im Krankenhaus gele-

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(C (D en hat. Auch wenn Sie das nicht wussten, sollten Sie ich für das, was Sie gesagt haben, entschuldigen. Zurück zum Bundeshaushalt 2004. Wie sieht eigent ich eine moderne und effiziente Umweltpolitik für das 1. Jahrhundert aus? Wie muss ein Bundeshaushalt ausehen, um eine solche Politik zu unterstützen? Was sind ie Schwerpunkte, die man im Umweltschutz heute seten muss? Wie begegnet man den heute sehr viel unichtbareren, schleichenderen und oft globalen Umweltefährdungen? – An solchen Fragestellungen muss sich er Bundeshaushalt 2004 messen lassen. Wer ihn daran isst, wird zugeben müssen, dass dieser Haushalt auch m Umweltbereich die richtigen Akzente setzt. Was macht die CDU/CSU in dieser Debatte? Da er ählt der Reisebürobesitzer Feibel uns etwas über den inn oder Unsinn einer gar nicht getätigten Flugreise. ie werfen Nebelkerzen und beschäftigen sich mit Neenschauplätzen und spielen Theater. Was hat das mit eier seriösen Diskussion über Umweltpolitik zu tun? ie haben hier zehn Minuten gestanden, ohne etwas über mweltpolitik oder die konkreten Punkte im Haushalt zu agen. Da hätte ich mir doch etwas anderes gewünscht. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


(Zuruf von der CDU/CSU: Das sind Fakten!)


Organisation und Durchführung des Umweltschutzes
ind in der Bundesregierung und im Bundeshaushalt mo-
ern geregelt. Diese Aussage kann man auch leicht bele-
en. Nur 18 Prozent der Ausgaben für Umweltschutz im
undeshaushalt sind im Haushalt des BMU zu finden.
as heißt doch nichts anderes, als dass Umweltschutz
ängst zur Querschnittsaufgabe geworden ist. Das ha-
en wir Umweltschützer uns doch immer gewünscht.
enn Sie das jetzt als Opposition kritisieren, würde ich
as als scheinheilig bezeichnen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Umweltschutzausgaben im Haushalt teilen sich
ber nicht nur auf unterschiedliche Ressorts auf. Im Be-
eich des BMU selbst teilen sich die Ausgaben aufgaben-
erecht in Projektmittel und direkte Ministeriumstitel
uf. Die angeblich immer höheren Verwaltungsausgaben
ind kurz angesprochen worden. Aber was ist denn zum
eispiel falsch daran, Experten für Naturschutz ins Mi-
isterium und in ein Bundesamt zu holen, statt für viel
eld externe Aufträge zu vergeben, die in der Regel
icht einmal in direkter Abstimmung mit dem Ministe-
ium und mit der gleichen Qualität wie im Ministerium
earbeitet werden? Die gleiche Arbeit wird gemacht und
ie beschweren sich darüber, an welcher Stelle in ir-
endeiner langen Liste die Mittel dafür stehen. Auch das
at mit einer Diskussion über die Inhalte von Umweltpo-
itik überhaupt nichts zu tun.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Ulrich Kelber

Naturschutz ist eines der Erfolgsthemen dieser Koa-

lition und des Bundeshaushalts im Umweltbereich. Trotz
aller Sparbemühungen können die Gelder für die Natur-
schutzverbände auf einem Niveau gehalten werden, das
dem des Vorjahres entspricht. Trotz aller Sparbemühun-
gen steht auch für Naturschutzgroßprojekte sowie für Er-
probungs- und Entwicklungsmaßnahmen auf dem Ge-
biet des Naturschutzes weiter Geld zur Verfügung.

In keinem anderen Bereich sind die Unterschiede
zwischen den einzelnen Parteien so leicht zu erkennen
wie im Naturschutz. Das möchte ich am Beispiel des so
genannten Vertragsnaturschutzes deutlich machen.
CDU/CSU und FDP wollen eine bestimmte Gruppe von
Landwirten und andere Personen mit Steuergeldern da-
für bezahlen, dass sie die Umwelt nicht zerstören. Wir
sind der Meinung: Es muss doch selbstverständlich sein,
sich umweltgerecht zu verhalten.


(Zuruf von der SPD: Richtig!)

Dafür bezahlen zu wollen grenzt an eine Veruntreuung
von Steuergeldern. Richtig wäre es, Menschen dafür zu
bezahlen, dass sie über die gute fachliche Praxis hinaus
etwas für die Umwelt tun, zum Beispiel bei der Land-
schaftspflege. Darüber sollten Sie einmal nachdenken.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Eine solche Klientelpolitik darf keinen Niederschlag im
Bundeshaushalt finden; sie hat dort nichts zu suchen.
Deswegen folgen wir nicht den Vorschlägen der Opposi-
tion, sondern betreiben eine andere Politik.


(Cajus Caesar [CDU/CSU]: Völlig unqualifiziert!)


Ein anderer Bereich des Naturschutzes, der für den
Haushalt ebenfalls relevant ist, betrifft Hochwasser und
Flüsse. Wir geben den Flüssen wieder Raum und schaf-
fen naturnahe Flächen. Wir haben den Ausbau von Flüs-
sen fast zu Kanälen, den CDU/CSU und FDP betrieben
haben, beendet. So sorgen wir nicht nur für Artenviel-
falt, sondern betreiben auch vorbeugenden Hochwasser-
schutz.


(Beifall der Abg. Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wer noch immer glaubt, dass es sinnvoll ist, Flüsse zu
schieren Kanälen auszubauen, selbst wenn nur ein gerin-
ges Verkehrsaufkommen herrscht – diese Vorschläge fin-
den wir in den Anträgen der Opposition immer wieder –,
dem kann ich nur sagen: Jedes Kind weiß, dass sich
durch den Ausbau von Flüssen die Hochwassergefahr er-
höht. Nachdem Gelder für den Ausbau der Flüsse ver-
schleudert worden sind, muss meist auch Geld für
Deichbauten und irgendwann für die Beseitigung von
Hochwasserfolgen bereitgestellt werden. Ich sage Ihnen
als Abgeordneter einer Stadt, durch die ein großer Fluss,
der Rhein, fließt: So einen Unsinn machen wir nicht mit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wichtige Hilfen für den Naturschutz, aber auch für fast
alle anderen Bereiche der Umweltpolitik sind Programme

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(C (D ur Überwachung von Umweltdaten. Die Europäische nion baut ein eigenes Überwachungsprogramm auf, as auf die Daten von Satelliten, Flugzeugen, Schiffen nd festen Stationen setzt. 19 Millionen Euro stellt der und dafür zur Verfügung. Das sind geringe Kosten für in Programm, das große Potenziale birgt, wie zum Beipiel hinsichtlich der frühzeitigen Erkennung von Umeltgefahren, von Meeresverschmutzung oder von ochwasserund Waldbrandgefahren. Wir werden früer handeln können. Der Einsatz moderner Technik ist an vielen Stellen ut für die Umweltpolitik. Beispiele sind die Beobachung von Umweltentwicklungen – das habe ich eben geannt –, die Nutzung neuer Technologien zur Energieereugung und Energieeinsparung oder die Vermeidung on Verkehrsbewegungen durch Informationstechnoloie. Es gibt aber auch Bereiche, in denen moderne Tech ologie Menschen Angst macht. Darauf müssen wir einehen und uns mit den befürchteten Risiken beschäftien. Eine der größten Sorgen ist die Angst vor öglichen Auswirkungen des Mobilfunks. Alle Experen wissen: Es gibt keine wissenschaftlich bestätigten ntersuchungen, die Gesundheitsgefahren durch den obilfunk vermuten lassen. Dennoch muss die Politik ie Ängste der Menschen – darunter sind vor allem viele ltern, die Angst um ihre Kinder haben – ernst nehmen nd weitere Untersuchungen veranlassen. Das sage ich erade auch als Abgeordneter der Stadt Bonn, der Stadt it den meisten Arbeitsplätzen im Telekommunikationsektor in Deutschland. Aus diesem Grund ist es richtig, dass nicht nur die In ustrie 8,5 Millionen Euro gibt, sondern auch der Bund m Haushalt 8,5 Millionen Euro für die Untersuchungen m Mobilfunkbereich zur Verfügung stellt. Im Internet ann sich jeder Bürger über die untersuchten Themen nd die beteiligten Forscher informieren. Kritische Stimen, die Vorschläge unterbreiten, was noch zu untersuhen ist, sind herzlich willkommen. Auch hier setzt der undeshaushalt die richtigen Akzente. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn ich schon über die Forschung spreche, muss ich
ls Umweltpolitiker natürlich auch auf die Energiefor-
chung eingehen. Ich danke Ihnen, Frau Ferner, dass Sie
ieses Thema vorhin schon angesprochen haben. Es ist
ut, dass die Koalition dafür gesorgt hat, dass das Aus-
aufen des Zukunftsinvestitionsprogramms in der Ener-
ieforschung finanziell zumindest teilweise kompensiert
urde. Ich sage aber auch ganz offen: Dieses Geld reicht
icht. Wir werden mehr Geld für Effizienztechniken,
peicherforschung und andere Technologien, vor allem
m Bereich der erneuerbaren Energien und des Klima-
chutzes, zur Verfügung stellen müssen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Neben der Erhöhung der Gelder brauchen wir aber
uch eine Umverteilung. Es macht keinen Sinn, weiter-
in so viel Geld wie bisher für die Fusionsforschung aus-






(A) )



(B) )


Ulrich Kelber

zugeben und viel weniger Geld für die wirklich zu-
kunftsträchtigen neuen Techniken im Bereich der
erneuerbaren Energien.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich hoffe hier auf mehr Gemeinsamkeit im Bundestag.
Der Bundeshaushalt 2004 ist ein schwieriger Haus-

halt. Das ist nach drei Jahren ohne nennenswertes wirt-
schaftliches Wachstum auch nicht verwunderlich. Wir
setzen in diesem Bundeshaushalt die Akzente aber nicht
nur in den Bereichen Wirtschaft, Soziales und For-
schung, auch der Umweltschutz kommt nicht zu kurz.
Vieles von der Kritik, die ich gehört habe, verrät ein um-
weltpolitisches Denken, das schon vor 20 Jahren über-
holt war. Die Schwerpunkte sind richtig gesetzt. Das be-
stätigen für den Gesamthaushalt die Sachverständigen
für Wirtschaft und für den Bereich der Umweltpolitik
die Experten für Umwelt.

Nachher wird auch noch mein Kollege Bülow für die
SPD sprechen. Er wird natürlich auf den Bereich der er-
neuerbaren Energien eingehen.

Eines findet man in diesem Haushalt nicht: Es gibt
keine staatlichen Mittel für die Einspeisevergütung bei
erneuerbaren Energien. Politiker von CDU/CSU und
FDP behaupten ja immer, dass die Einspeisevergütung
für erneuerbare Energien massiv subventioniert würde.
Selbst die Spitzen wie Merkel, Stoiber, Merz und
Westerwelle wiederholen dies häufig, obwohl sie wis-
sen, dass es inhaltlich falsch ist.

Um es noch einmal festzuhalten: Die Einspeisevergü-
tung zur Förderung der erneuerbaren Energien kommt
nicht aus Steuergeldern.


(Birgit Homburger [FDP]: Sie kommt von den Verbraucherinnen und Verbrauchern! Sagen Sie das dazu!)


Das sei vielleicht auch einmal an die hinteren Reihen der
Union gesagt. Es handelt sich um eine verursacherge-
rechte Umlegung auf alle klimabelastenden Arten der
Energieerzeugung.

Abschließend insbesondere noch ein Hinweis an Sie,
Frau Homburger: Ein Blick ins Gesetz und in den Haus-
halt erleichtert die Wahrheitsfindung.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Birgit Homburger [FDP]: Das gilt für Sie aber genauso!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507920200

Ich erteile Kollegen Albrecht Feibel das Wort zu einer

Kurzintervention.

Albrecht Feibel (CDU):
Rede ID: ID1507920300

Sehr geehrter Herr Kollege Kelber, ich möchte gegen-

über Ihnen und Ihren Vorrednern noch einmal begründen,
warum wir an der Beratung des Haushaltes nicht teilge-
nommen haben: Ein verfassungswidriger Haushalt ist

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(C (D icht beratungsfähig. Wenn die Neuverschuldung höher ist ls die Ausgaben für Investitionen, dann – ich weiß nicht, ie Sie die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland uslegen – entspricht ein Haushalt nicht der Verfassung. eshalb haben wir uns geweigert, diesen verfassungsidrigen Haushaltsentwurf zu beraten. Darüber hinaus stellt sich natürlich die Frage, welche kzente gesetzt wurden. Sie reden davon, dass es die ichtigen seien. Aber wenn Sie sich den Haushalt geauer anschauen, (Elke Ferner [SPD]: Wir haben ihn uns angeschaut!)


ann werden Sie feststellen, dass nicht die richtigen Ak-
ente gesetzt worden sind, weil nicht gespart wird. Ich
abe das vorhin schon ausdrücklich gesagt: Um die Fi-
anzierung eines Haushaltes sicherzustellen und das
orziehen einer Steuerreform gegenzufinanzieren, kann
an überlegen, ob es nicht Positionen gibt, bei denen
an Geld sparen kann.
Typisch dafür, dass man nicht sparen will, ist das Ver-

alten des Bundesumweltministers. Mir kommt meine
erufserfahrung als Reiseverkehrskaufmann sehr zu-
ute. Dafür brauche ich mich auch nicht zu schämen,
err Kelber. Ich habe in meinem Leben als Unternehmer
ielleicht mehr Arbeitsplätze geschaffen, als Sie je gese-
en haben.


(Elke Ferner [SPD]: Jetzt reicht es aber!)

ch hätte dem Bundesumweltminister sagen können, wie
an Geld spart, wenn man reist. Vielleicht kann er da-
auf noch einmal zurückkommen. Das, was im Zusam-
enhang mit Brasilien geschehen ist, ist ein eindeutiges
eichen dafür, dass jemand verantwortungslos mit Geld
mgeht und es verantwortungslos ausgibt, weil es offen-
ichtlich nicht aus seiner Tasche kommt.


(Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben Sie schon gesagt!)


Dann noch zu der Frage, warum wir kein Wirtschafts-
achstum haben: Wenn Sie die Wirtschaft ständig mit
eiteren Abgaben und unangemessen hohen Energie-
osten belasten,


(Elke Ferner [SPD]: Sie verhindern doch die Steuerreform!)


rauchen Sie sich nicht zu wundern, dass es so viele
onkurse gibt, und nicht zu fragen, warum so viele Ar-
eits- und Ausbildungsplätze wegfallen.


(Elke Ferner [SPD]: Sie blockieren doch alles!)


Sie sollten die Zusammenhänge erkennen. Dann wer-
en Sie sagen: Der Haushalt hat nicht das hergegeben,
as Sie und wir alle gerne gehabt hätten, nämlich bera-
ungsfähig zu sein.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507920400

Kollege Kelber.






(A) )



(B) )



Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1507920500

Herr Kollege Feibel, ich kann Ihnen nur dringend

empfehlen, erstens in das Handbuch für Abgeordnete zu
schauen und zweitens auf meine Webseite zu gehen.
Dann hätten Sie Ihre Bemerkung bezüglich der Arbeits-
plätze wahrscheinlich nicht gemacht. Um auf die gleiche
Größenordnung zu kommen, müssten Sie sich noch
ziemlich anstrengen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Albrecht Feibel [CDU/CSU]: Das geht daraus nicht hervor!)


Wir hätten uns gefreut, wenn wir Einsparvorschläge
von Ihnen gesehen hätten. Wir hätten uns hier im Bun-
destag und unsere Kollegen aus den Ländern hätten sich
im Bundesrat gefreut, wenn nicht jede Einsparung von
Ausgaben als versteckte Steuererhöhung bezeichnet
worden, dann aber in Ihren eigenen Papieren wieder auf-
getaucht wäre. Natürlich ist es schwierig, wenn man aus
einer Partei kommt, die im Augenblick wie eine Ge-
meinschaft unabhängiger Sprecher fungiert und jeder al-
les vorschlagen darf. Denn dann weiß man gar nicht, was
man wirklich beantragen darf – sofern man nicht gerade
Merkel, Stoiber oder Koch heißt –; schließlich will man
sich ja nicht seine spätere Karriere verscherzen. Vor al-
lem wenn man aus Hessen kommt, darf man dem Herrn
Koch natürlich nicht widersprechen, obwohl er seiner-
seits der Frau Merkel, Ihrer Fraktionsvorsitzenden, im-
mer widerspricht.

Von daher wäre es vielleicht gut, wenn Sie sich eini-
gen würden, welche Kürzungen Sie wollen. Wenn Sie
unsere nicht wollen, dann machen Sie andere Vor-
schläge. Aber einfach zu sagen „Sparen Sie mal, wir ma-
chen keine Vorschläge!“ – da nimmt Ihnen doch nie-
mand Ihr ernsthaftes Bemühen ab. Oder meinen Sie,
dass das auch nur ansatzweise etwas bringt? Wenn Sie
die Haushaltsberatungen in den nächsten Jahren so fort-
setzen wollen, dann möchte ich mich schon jetzt für
diese leichte Aufgabe bedanken.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507920600

Ich erteile das Wort Kollegen Peter Paziorek, CDU/

CSU-Fraktion.

Dr. Peter Paziorek (CDU):
Rede ID: ID1507920700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kol-

lege Kelber, Sie haben gerade sehr viel und intensiv ge-
redet. Aber es stellt sich wirklich die Frage, ob Sie die
umweltpolitischen Probleme, die Sie angesprochen ha-
ben, richtig dargestellt haben.


(Cajus Caesar [CDU/CSU]: Kann er nicht!)

– Das kann er auch nicht.

Erstens. Mit einem Hinweis auf Frau Merkel haben
Sie erklärt, es werde zur Subventionierung der erneuer-
baren Energien nichts aus Haushaltsmitteln beglichen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Zur Einspeisevergütung!)


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(C (D azu sage ich Ihnen: Sie haben alle diese Zitate nicht ichtig gelesen. Frau Merkel und viele andere haben die rage aufgeworfen, was für die erneuerbaren Energien atsächlich geleistet wird; neben der Stromeinspeiseverütung gibt es ja noch Abschreibungsmöglichkeiten ach der AfA. Dazu muss man kritische Fragen stellen. Wenn ich um Beispiel sehe, dass in meinem Haushalt ein Anlagerospekt eingeworfen wird, in dem im Zusammenhang it erneuerbaren Energien Renditen von 9 bis 10 Proent versprochen werden, dann ist klar, dass diese allein ber die Stromeinspeisevergütung nicht garantiert weren könnten. Sie hängen vielmehr mit den fantastischen bschreibungsmöglichkeiten zusammen. Dabei stellt ich die Frage, was den Haushalten auf Bundes-, Ländernd Kommunalebene durch Abschreibungsmöglichkeien verloren geht. Über diesen Punkt hat Frau Merkel geedet. Sie hatte Recht. Sie hingegen haben nicht die raft aufgebracht, nach dem ersten Satz auch den zweien Satz zu lesen, Herr Kelber. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Nein, sie hat Subventionen gesagt!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Zweitens. Sie haben gerade ganz allgemein von der
pposition in Sachen Hochwasserschutz gesprochen
nd uns vorgeworfen, dass wir kein richtiges Flussma-
agement vorweisen können. Ich kann mich sehr gut da-
an erinnern, dass wir vor einigen Wochen einen Antrag
um Hochwasserschutz eingebracht haben. Diesen An-
rag werden wir erst noch beraten – das muss man der
ffentlichkeit auch sagen –, und zwar im Ausschuss und
m Plenum des Bundestages. Sie aber kommen gleich zu
em Ergebnis, dass wir alles ablehnen werden.
Ich habe sogar in einer Presseerklärung gesagt: Aus-

ahmsweise geht dieser Gesetzentwurf in die richtige
ichtung. Weiterhin habe ich jedoch gefragt, Herr
elber: Was passiert mit den Auflagen für die Landwirt-
chaft, zum Beispiel im Gebiet der Ems in Niedersach-
en? Dort hieß es, im Einzugsbereich der Ems könne zu-
ünftig keine Landwirtschaft mehr betrieben werden. Im
esetzentwurf ist aber nicht geregelt, wer die Landwirte
n dieser Sache entschädigt. Darauf hätten Sie eine Ant-
ort geben müssen. Das haben Sie im Gesetzentwurf
icht getan. Wir sind sehr gespannt, was Sie bei der
rage der Entschädigung auf den Tisch legen werden.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

Drittens. Der Punkt Lärmschutz ist nicht von Herrn
elber, sondern spontan von Ihnen, Herr Hermann, ge-
annt worden. Sie haben sogar Ihr Ehrenwort gegeben,
m nächsten Jahr wird es etwas in Sachen Lärmschutz
eben. Ich bin schon gespannt. Seit fünf oder sechs Jah-
en warten wir auf die Einhaltung dieses Ehrenwortes,
ass etwas in Sachen Fluglärmschutz gemacht wird.
inister Trittin hat sich da über Jahre hinweg noch nicht
urchgesetzt, egal welcher Verkehrsminister gerade im
mt ist. Es ist erstaunlich, wie voll Herr Kelber den
und nimmt und dass auch in jeder Koalitionsvereinba-

ung ein Fluglärmschutzgesetz angekündigt wird, aber in






(A) )



(B) )


Dr. Peter Paziorek

Wirklichkeit nichts passiert. Das ist rot-grüne Umwelt-
politik: Backe voll und bei der Realisierung abtauchen!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Ich habe gar nichts zum Lärmschutz gesagt!)


– Ich habe ganz bewusst Herrn Hermann angesprochen,
Herr Kelber. Aber so läuft das bei Ihnen. Das ist ein
Wechselspiel.

Viertens. Auch das Naturschutzgesetz wurde spontan
angesprochen. Sie meinen, es sei unredlich, Landwirten
Entschädigungen zu zahlen, wenn diese den Stand der
Technik – in der Landwirtschaft heißt es: die gute fachliche
Praxis – einhalten. So haben Sie es formuliert; ob das, was
Sie gesagt haben, richtig ist, darüber müssen wir im Detail
streiten. Eines aber muss man wissen: Wenn Sie das so ri-
goros durchsetzen wollen, wie Sie das konkret angekündigt
haben, bedeutet das, dass in anderen Staaten der EU für ver-
gleichbare Maßnahmen Entschädigungsleistungen der
Europäischen Union für die heimische Landwirtschaft kas-
siert werden können, weil dort die Standards nicht so hoch
gesetzt sind. Bei uns wird dies nicht der Fall sein, weil Sie
die Standards so hoch gesetzt haben. Die EU wird daher
die Fördermittel nach Italien und Spanien geben; denn
die Deutschen haben die Standards bereits so hoch fest-
gesetzt. Diese Fragen müssen Sie den heimischen Land-
wirten beantworten. Warum bekommen Landwirte in
Spanien und Italien eine Förderung für das gleiche Ziel-
niveau? In Deutschland wird rot-grüne Umweltpolitik
gemacht, um dem Papier Genüge zu tun. An die heimi-
sche Landwirtschaft wird dabei nicht gedacht. Das wer-
fen wir Ihnen vor.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Damit ist für mich für heute das Thema Umwelt erle-

digt. – Wir beraten heute ja auch noch in zweiter und
dritter Lesung das Vorschaltgesetz Photovoltaik zum Er-
neuerbare-Energien-Gesetz. Hier sagen wir ganz klar
und deutlich: Wir als CDU/CSU-Bundestagsfraktion
werden diesem Vorschaltgesetz zur Photovoltaik zu-
stimmen; denn mit diesem Gesetz erhält die Photovolta-
ikbranche in Deutschland endlich Planungs- und Investi-
tionssicherheit. Diese Sicherheit ist durch rot-grüne
Verzögerung und Unentschlossenheit in den letzten Mo-
naten leider verloren gegangen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich habe dazu schon bei der ersten Lesung zu diesem
Gesetzentwurf ausgeführt, muss das aber heute wieder-
holen: Seit dem Auslaufen des 100 000-Dächer-Pro-
gramms im Frühsommer dieses Jahres ist die deutsche
Photovoltaikindustrie in eine große Krise geraten. Dies
haben Sie, meine Damen und Herren von Rot-Grün,
ganz allein zu verantworten, denn Sie haben es ver-
säumt, rechtzeitig eine Anschlussregelung vorzulegen.
Es ist bereits das zweite Mal in diesem Jahr, dass wir
hektisch Fehler Ihrer Gesetzgebung und Ihrer Förderpo-
litik bei den erneuerbaren Energien korrigieren müssen.
Sie arbeiten einfach nicht sorgfältig genug.


(Albrecht Feibel [CDU/CSU]: So ist es!)


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(C (D Das wird schon daran deutlich, dass wir hier und eute zwar eine konzentrierte Förderung für die Photooltaik vornehmen, aber wir uns alle – Sie bestimmt uch – als Mitglieder des Umweltausschusses kritische ragen vorlegen lassen müssen, warum für Biomasse nd insbesondere für Biogas nicht ebenfalls ein Vorchaltgesetz verabschiedet worden ist. Eines muss man in aller Deutlichkeit sagen: Nur we en dieser Hektik – die CDU/CSU hat das im Umweltusschuss gerügt –, mit der Sie dieses Vorschaltgesetz nnerhalb von zwei Wochen durchpeitschen wollten und uch mussten – das gebe ich zu –, um Sicherheit für die hotovoltaikindustrie zu erreichen, gab es überhaupt eine Zeit und Möglichkeit mehr, die Anregungen beipielsweise des Kollegen Helmut Lamp aufzugreifen nd zu fragen, ob wir kurzfristig noch etwas für Biogas achen können. Diese heftige Kritik ist durchaus berechtigt. Daraus uss man eine Konsequenz ziehen: Es darf zukünftig uch bei der Beratung der großen Novelle zum EEG icht mehr zu solch einer Hektik und zu einem solchen urchpeitschen kommen, denn dann sind die Fehler klar rogrammiert. Es darf nicht passieren, dass wir die Feher wiederholen, die in den letzten Tagen und Wochen urch Ihre Hektik leider passiert sind. (Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ein wunderbares Gesetz! Sie stimmen doch zu!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507920800

Kollege Paziorek, gestatten Sie eine Zwischenfrage

es Kollegen Fell?


Dr. Peter Paziorek (CDU):
Rede ID: ID1507920900

Gerne.


Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1507921000

Herr Kollege Paziorek, Sie haben gerade behauptet,

ass sich die deutsche Photovoltaikindustrie in einer gro-
en Krise befinde. Ist Ihnen bekannt, dass mit dem Aus-
aufen des 100 000-Dächer-Programms im Juni dieses
ahres ein unglaublicher Auftragsboom entstanden ist
nd die Industrie die Aufträge bis zur Stunde noch nicht
bgearbeitet hat, dass sehr viele Überstunden gemacht
erden müssen, um die Aufträge abzuarbeiten, und da-
on ausgegangen wird, dass erst im nächsten Jahr, in
em eine neue Einspeisevergütung erwartet wird, dieser
ufschwung der Photovoltaik weitergeht?
Wie können Sie angesichts dieser Tatsache behaup-

en, dass die Photovoltaikindustrie aktuell wegen Rot-
rün in einer Krise ist? Denn unsere Beobachtung ist,
ass das glatte Gegenteil der Fall ist. Erst durch Rot-
rün gab es diesen großen Aufschwung. Dadurch war es
öglich, dieses Vorschaltgesetz rechtzeitig zu bringen,
enn auch dank Ihrer Mithilfe.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist ja lächerlich!)







(A) )



(B) )



Dr. Peter Paziorek (CDU):
Rede ID: ID1507921100

Sehr geehrter Herr Kollege, jetzt bin ich aber wirklich

platt. Ihre Kolleginnen und Kollegen im Umweltaus-
schuss begründen die Tatsache, dass wir uns jetzt ganz
schnell entscheiden müssen, damit, dass feststeht, dass
die Auftragsdelle schon ab dem Januar nächsten Jahres
da sein wird. Die Betriebsräte rufen bei uns an und sa-
gen, dass noch vor Weihnachten arbeitsplatzrelevante
Entscheidungen zu treffen sind, wenn der Deutsche Bun-
destag nicht heute, zwei Sitzungswochen vor der Weih-
nachtspause, die entsprechenden Signale sende, wie es
ab dem 1. Januar 2004 weitergeht. Herr Fell, wie kommt
denn diese Beschreibung der Firmenchefs, des Bundes-
verbandes Solarindustrie und auch der Betriebsräte vor
dem Hintergrund Ihrer Aussage zustande?


(Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Klappern gehört zum Handwerk! – Gegenruf des Abg. Siegfried Kauder [CDU/CSU]: Unfassbar!)


Lieber Herr Fell, ich halte es für nicht hinnehmbar
– als Kollege schätze ich Sie ja durchaus –, dass Sie die
Sorgen, die gerade aus dem Arbeitnehmerbereich der
Solarwirtschaft in den letzten Tagen massiv geäußert
worden sind, in dieser Art und Weise abtun wollen. Das
sollte man bei aller Erfolgsbilanz, die Sie für die rot-
grüne Regierungskoalition darstellen wollen – das ver-
stehe ich –, nicht hinnehmen. Deshalb habe ich die Bitte,
dass Sie noch einmal überlegen, ob Ihre Aussage vor
dem Hintergrund der wirklich großen Besorgnisse im
Bereich der Photovoltaik gerechtfertigt war.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Eines aber stimmt, Herr Fell: Der Union wurde eine Zu-
stimmung letztlich nur möglich, weil Sie – insofern will
ich den kooperativen Stil durchaus erwähnen – bereit ge-
wesen sind, auch über die Fördersätze im Einzelnen
nachzudenken.

Ich muss an dieser Stelle auch der Solarindustrie ganz
klar und deutlich sagen: Ich fand es sehr gut, dass man
bereit gewesen ist, mit uns kooperativ über diese Fragen
zu sprechen, und dass wir geprüft haben, an welchen
Stellen die angedachten Fördersätze noch reduziert wer-
den konnten. Ich weiß, dass wir auch der Solarindustrie
damit sehr viel zumuten und dass das eine harte Vorgabe
ist. Aber dieser Schritt war notwendig. Denn wir müssen
immer darauf achten – auch wenn man in der Fördersys-
tematik bleibt –, dass die Förderkosten nicht ausufern.

Deshalb war es wichtig, dass wir an dieser Stelle
deutlich gemacht haben: Wir werden uns die Fördersätze
im Einzelnen anschauen. Denn wir wollen erreichen,
dass es bei den Förderkosten einen gesamtwirtschaftli-
chen Deckel gibt, und wir werden alles tun, um diesen
Spagat erfolgreich zu bewältigen, nämlich erneuerbare
Energien zu fördern und gleichzeitig die Förderkosten
unter Kontrolle zu halten. Das ist ein verantwortungsbe-
wusstes Vorgehen in diesem Bereich.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Natürlich ist uns bekannt, dass die indirekten Sub-

ventionskosten bei der Photovoltaik – Herr Kelber, nen-
nen wir sie einfach einmal so – noch sehr hoch sind. Für

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(C (D as Jahr 2003 geht man von einem Vergütungsvolumen on circa 125 Millionen Euro aus, bei einem Stromwert on circa 15 bis 20 Millionen Euro. Daraus wird deutich, welche Summe wir indirekt – über Umlagen beim erbraucher und bei der mittelständischen Wirtschaft – inanzieren. Wenn man dann wie Sie, Herr Kelber, sagt, as seien doch gar keine Mittel aus dem Bundeshaushalt, ann muss man sich über die Größenordnung klar sein nd sich Augen führen, dass das Mittel der Verbraucher nd der mittelständischen Wirtschaft sind. Ich habe die ahlen genannt; schließlich muss man wissen – wir haen sie lange bei uns in der Fraktion erörtert –, welche elastungen man ausspricht, wenn man zustimmt. Wenn ir die Förderung fortsetzen wollen, müssen wir uns lso darüber Gedanken machen, ob der Weg in dieser orm weitergegangen werden kann. Ich möchte Sie auffordern, bei der Novelle des EEG icht hektisch zu beraten, uns Zeit zu geben und gleicheitig für alle neuen Instrumente offen zu sein, mit denen ie Kostenbelastung für die mittelständische Wirtschaft ventuell unter Kontrolle gehalten werden kann. Dies uss der Ausgangspunkt für die Beratungen sein; mit eier schlichten Fortschreibung des Systems, das zudem ehr teuer ist, ist es nicht getan. Ich komme zum letzten Punkt meiner Ausführungen. eue Märkte zu erschließen ist wichtig. Denn die hohen osten der Photovoltaik können wir letztlich nur rechtertigen, wenn wir sagen: Damit eröffnen wir Exortchancen. Deutschland wird auch in den nächsten ahren nicht im Sonnengürtel der Erde liegen. Aus dieem Grunde müssen wir uns über den Export Gedanken achen. Dazu möchte ich aus dem aktuellen Bericht der eutschen Energie-Agentur über den Handlungsbedarf ei der Förderung des Exports zitieren: Die Erfahrungen der Deutschen Energie-Agentur GmbH im Rahmen der Exportinitiative verdeutlichen, dass bezüglich des Exports deutscher EETechnologie erheblicher Handlungsbedarf besteht. eiter heißt es: Eine verbesserte Präsenz auf Auslandsmärkten und eine deutliche Erhöhung der Exportquoten ist gleichzeitig die Voraussetzung für den Erhalt und den weiteren Ausbau der EE-Branchen in Deutschland. Laut Aussagen des VDMA ist es für den Bestand der deutschen EE-Branche unabdingbar, mittelfristig eine Exportquote von etwa 70 Prozent zu erreichen. Es kommt auch darauf an, dass wir eine Förderpolitik etreiben, die nicht nur die deutschen Verbraucher und ittelständler belastet, sondern wir müssen eine Politik it interessanten Instrumenten betreiben. Hierbei sollten ie Exportchancen über das Wirtschaftsministerium und ber das Umweltministerium eröffnet werden. Teilweise agen uns die Vertreter von mittelständischen Photovolaikanlagenherstellern: Diese Exportunterstützung gibt s gar nicht im rot-grünen Lager. Das ist das Hauptprolem. Sie wollen die Förderbeträge erhöhen, machen sich Dr. Peter Paziorek aber nicht ausreichend Gedanken darüber, wie man den Export in diesem Bereich tatsächlich fördern kann. Das ist ein schwerer Vorwurf, den wir zum Abschluss machen müssen. Deshalb können wir nur sagen: Auch das ist ein Grund, weshalb wir dem Haushaltsplan zum Umweltbereich in diesem Jahr nicht zustimmen können. Ich erteile das Wort Bundesminister Jürgen Trittin. Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur schutz und Reaktorsicherheit: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lieber Herr Kauch, ich bin es schon gewöhnt, dass Sie vehement etwas bei der Regierung einfordern, nur um es anschließend ablehnen zu können. Aber ich nehme Sie jetzt beim Wort. Ich freue mich darauf, dass Sie Ihren ehemaligen Fraktionskollegen Herrn Hirche und Ihren Parteifreund Herrn Bauckhage dazu bringen werden, einer dann vorgelegten Novelle des Fluglärmgesetzes zuzustimmen – auch wenn sie formal nicht zustimmungspflichtig sein wird. Dann werden wir die Rede, die Sie hier gehalten haben, auch ernst nehmen. In der Regel empfiehlt es sich, die Artikel, aus denen man zitiert, zu Ende zu lesen. Herr Vorholtz beschreibt nämlich zum Ende hin sehr zutreffend, dass gerade die Bereiche, in denen das Umweltministerium massiv auf Entbürokratisierung und Verschlankung von Genehmigungsverfahren setzt, von den Lobbygruppen der Industrie, deren position Sie sich sonst so gerne zu Eigen machen, blockiert werden. Darin liegt der Bürokratismus in der Umweltverwaltung in Deutschland begründet. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)





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(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507921200

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wenn Sie sich mit der Materie genauer beschäftigt ha-
ben, können Sie vielleicht auch Fragen beantworten.
Welche Meinung vertreten Sie zum Beispiel in der Che-
miepolitik? Teilen Sie die Position des Bundesverbandes
der Deutschen Industrie, der den neuen Ansatz in der
Chemikalienpolitik rundweg und fundamentalistisch
ablehnt? Oder sind Sie mit der Bundesregierung, mit der
Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie
und dem Verband der Chemischen Industrie der Auffas-
sung, dass man in der Chemikalienpolitik weitergehen
muss, als es die Kommission vorgeschlagen hat, dass
zum Beispiel auch bei Chemikalien mit weniger als
10 Jahrestonnen wenigstens ein Basisdatensatz notwen-
dig ist, um einschätzen zu können, ob diese Stoffe
krebserzeugend oder erbgutverändernd wirken?


(Widerspruch bei der CDU/CSU)

Auf wen zählen Sie? Auf die Fundis in den Lobbyver-
bänden oder auf die Branche, die die notwendige Fach-
kunde aufweist und mit der Bundesregierung zusam-
menarbeitet?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Birgit Homburger [FDP]: Es wundert mich r w g k w l s H n e R d d l N r s n S l r f h k b 2 G s u V p K s s n b e s (C (D nicht, dass Sie nicht gemerkt haben, dass wir einen Antrag dazu vorgelegt haben, und zwar schon den zweiten, Herr Trittin!)


Ich bin aber geneigt, solche Dinge ein bisschen humo-
istisch zu betrachten. Wenn die FDP, die über Jahre hin-
eg jeden Ansatz zur Förderung der erneuerbaren Ener-
ien bekämpft hat, sich nun dafür ausspricht, dann
önnte ich feststellen: Hic Rhodus, hic salta! Irgend-
ann musste das ja kommen. Das erlaubt mir die Über-
eitung zu dem Kollegen Lippold, der eben mit etwas
äuerlicher Miene den hörenswerten Ausführungen von
errn Paziorek gefolgt ist.
Wenn Sie danach fragen, wo Deutschland internatio-

ales Ansehen genießt, dann empfehle ich Ihnen, sich
inmal umzusehen. Zum Beispiel wird im World Watch
eport nicht nur unsere Politik im Zusammenhang mit
em Atomausstieg, sondern insbesondere auch die För-
erung der erneuerbaren Energien als weltweit vorbild-
ich betrachtet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


icht umsonst haben wir hier ja auch die größten Steige-
ungsraten. Aber Sie müssen denen nicht glauben; das
ind ja nur „irgendwelche Ökos“. Aber glauben Sie we-
igstens Ihren Parteifreunden, den Konservativen in
panien und Frankreich. Jacques Chirac ist kein Sozia-
ist; er ist auch kein Grüner. Trotzdem haben die Regie-
ungen dieser beiden Länder unsere Einspeiseregelungen
ür das Erneuerbare-Energien-Gesetz übernommen. Sie
aben sich dafür entschieden, weil sie wissen, dass sie
ostengünstiger und effizienter sind als die Ausschrei-
ungsmodelle. Wir liegen mit den Einspeisevergütungen
bis 3 Cent unter den Ausschreibungsmodellen, die in
roßbritannien zur Anwendung kamen, und haben sie
ogar noch weiter gesenkt. Das nenne ich Führungskraft
nd Voranschreiten! So stellt sich eine internationale
orreiterrolle auf dem Gebiet der Umwelt- und Klima-
olitik dar!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507921300

Herr Minister, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
ollegen Ramsauer?

Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur-
chutz und Reaktorsicherheit:
Bitte, Herr Ramsauer.


Dr. Peter Ramsauer (CSU):
Rede ID: ID1507921400

Herr Bundesminister Trittin, wenn Sie uns als Oppo-

itionsfraktion inzidenter vorwerfen, dass wir gegen er-
euerbare Energien sind, dann frage ich Sie: Ist Ihnen
ekannt, dass das Vorgängergesetz des EEG, das Strom-
inspeisungsgesetz, 1990 von der Regierung Kohl ge-
chaffen worden ist,


(Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, vom Parlament!)







(A) )



(B) )


Dr. Peter Ramsauer

dass die damalige Opposition aus SPD und Grünen die-
sem Gesetz nur widerwilligst zugestimmt hat und dass
sich die CDU/CSU genau deshalb heute als erfolg-
reichste Erneuerbare-Energien-Partei bezeichnen kann,
die es in Deutschland je gegeben hat?


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit:

Lieber Herr Kollege Ramsauer, mir ist bekannt, wie
es mit dem Stromeinspeisungsgesetz anfing. Mir ist auch
bekannt, dass es dringenden Veränderungsbedarf gab,
den wir dann aufgegriffen haben. Wir müssen uns an
dieser Stelle doch gar nicht streiten. Ich habe ja mit
Freude zur Kenntnis genommen, dass die Union zumin-
dest bei der Photovoltaik die Koalition in der Opposition
mit den Neoliberalen aufgekündigt hat und nun tatsäch-
lich mit Taten zu ihren Worten steht. Deswegen konnte
ich der Rede unseres Kollegen Paziorek mit großem
Wohlwollen und großer Freude folgen. Hier bildet sich
wieder der parteiübergreifende Konsens heraus, den es
bei der Verabschiedung des Stromeinspeisungsgesetzes
gegeben hat und der besagte, dass es notwendig ist, er-
neuerbare Energien zu fördern. Deswegen sollten wir
dies gemeinsam machen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Meine Damen und Herren, hier ist auch vom Klima-
schutz die Rede gewesen. Man kann nicht sagen, man
sei für Klimaschutz, und dann von 18 Klimaschutzmaß-
nahmen 16 ablehnen. Die FDP hat sogar – das war das
Projekt 18 – alle 18 Maßnahmen abgelehnt. Aber Sie
werden an dieser Stelle auch zum Schwur kommen müs-
sen. Mit dem System des Emissionshandels wird für je-
den sichtbar, was das von uns gemeinsam verabschiedete
Kioto-Protokoll bedeutet: im Jahre 2010 846 Millionen
Tonnen CO2, keine Tonne mehr. Dann werden Sie sichdazu sehr praktisch verhalten müssen. Wie wollen Sie
damit umgehen, dass an dieser Stelle alle Sektoren der
Gesellschaft ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten müs-
sen?

Wir werden uns dann gemeinsam darüber unterhalten,
ob der Zustand beibehalten werden kann, der unter
CDU/CSU und FDP anhielt, dass zwar die Industrie-
emissionen gesenkt wurden – Sie haben die Industrie ein-
seitig belastet –, aber die Emissionen aus den Haushalten
und aus dem Verkehr sprunghaft nach oben gegangen
sind. Diese Regierung hat hier eine Wende eingeleitet


(Birgit Homburger [FDP]: Wo denn?)

und dafür gesorgt, dass in wenigen Jahren die Haushalte
18 Prozentpunkte CO2 weniger als 1998 emittieren.Wenn Sie, meine Damen und Herren, uns noch einmal
etwas über Klimaschutz erzählen, dann sollten wir uns
anhand von Tonnenvergleichen über die konkreten Maß-
nahmen unterhalten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


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(C (D Ich stimme Herrn Paziorek auch darin zu, dass wir ehr Anstrengungen brauchen, um unsere erneuerbaren nergien im Ausland besser abzusetzen. Aber Sie – und rst recht Herr Feibel – hätten sich vielleicht bei Ihrer anknachbarin, der Kollegin Brunkhorst, erkundigen ollen, was wir in Brasilien getan haben. Wir haben uner anderem eine Industriemesse in Sao Paolo eröffnet, eren einziges Thema an diesem Tag die Förderung und bsatzförderung der erneuerbaren Energien war. Entcheiden Sie sich einmal, was Sie wollen: Wollen Sie heumkaspern mit diesem Reiseverkehrskaufmann oder ollen Sie ernsthaft darüber reden, dass wir gemeinsam ehr für den Absatz deutscher Industrieprodukte tun? (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Eine letzte Bemerkung: Sie reden von Selbstver-
flichtung und sehen als Alternative nur Sanktionen.
ieses System haben Sie doch erfunden; Kollege Loske
at darauf hingewiesen. Das Prinzip, im Gegenzug zur
elbstverpflichtung auf die Ökosteuer und die Wärme-
erordnung zu verzichten, war bisher Konsens zwischen
ns. Dieses Prinzip habe ich erst jüngst in einem Vortrag
on Klaus Töpfer wieder gehört. Warum ist das, was Sie
emacht haben, verkehrt, wenn wir es machen? Aller-
ings sind wir der Auffassung, dass es verkehrt wäre,
elbstverpflichtungen ohne eine Sanktion bei Zielver-
ehlung einzuführen.
Ich nenne Ihnen dafür ein ganz praktisches Beispiel:
ie europäische Automobilindustrie hat versprochen,
ass ihre Fahrzeuge bis zum Jahre 2010 im Flotten-
urchschnitt nur noch 120 Gramm CO2 pro Kilometermittieren. Das ist eine ambitionierte Selbstverpflich-
ung. Da wir wollen, dass dieses Ziel erreicht wird, be-
auere ich es sehr, dass jetzt von der Automobilindustrie
as Signal gesetzt wird, sich von dieser Selbstverpflich-
ung zu verabschieden. Ich wünsche mir, dass sie es
icht tut, weil ich dieses Instrument der Selbstverpflich-
ung nicht desavouiert sehen möchte. Aber über eines
ollten wir uns jetzt verständigen: Wenn diese Selbstver-
flichtung aufgekündigt wird, dann möchte ich nicht,
ass die daraus zu ziehenden Konsequenzen von Ihnen
ritisiert werden; denn die Verkehrswirtschaft und insbe-
ondere die Autoindustrie werden wie wir alle einen Bei-
rag zum Klimaschutz leisten müssen. Es wird keine
öglichkeit geben, dass sich ein Sektor zulasten eines
nderen einen schlanken Fuß macht.
Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507921500

Ich erteile das Wort Kollegin Doris Meyer, CDU/
SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Doris Meyer (CSU):
Rede ID: ID1507921600

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen

nd Herren! „Eine fröhliche Beerdigung“ titelte vor etwa
wei Wochen eine namhafte deutsche Tageszeitung.






(A) )



(B) )


Doris Meyer (Tapfheim)


– Nein, es ging noch nicht um die rot-grüne Koalition.
Anlass dieses so überschriebenen Berichts war vielmehr
eine Feier des Bundesumweltministers Jürgen Trittin.
Gefeiert hat er nicht etwa seinen Haushalt 2004 – dieser
gäbe eher Anlass zum Weinen, erst recht für einen Um-
weltminister der Grünen –, sondern das Abschalten des
Kernkraftwerkes Stade bei Hamburg. Diese Feier kos-
tet die Steuerzahler rund 36 000 Euro. 36 000 Euro in
Zeiten fehlenden wirtschaftlichen Aufschwungs, ausge-
geben von einem Minister, dessen Haushalt immer klei-
ner wird. 36 000 Euro zum Feiern eines Ereignisses, zu
dem der Minister wenig beigetragen hat; das Kraftwerk
Stade wird vom Betreiber aus rein wirtschaftlichen
Gründen vorzeitig stillgelegt. 36 000 Euro, zu denen
rund 100 000 Euro hinzukommen. In einer groß angeleg-
ten Kampagne wurde das Abschalten des Kernkraft-
werks Stade mit Anzeigen wie dieser hier gezeigten be-
worben. Nach unseren Schätzungen dürften sich die
Kosten für diese Aktion in mehreren bundesweit erschei-
nenden Zeitungen auf rund 100 000 Euro belaufen.

Wie hoch die Kosten der Kampagne zum Dosen-
pfand sind, die in Kinospots beworben wurde, haben wir
heute schon erfahren. Ich wiederhole die Zahlen: 83 000
Euro für die Kinospots und 112 000 Euro für die Anzei-
gen. Ob es ein würdiger Grund zum Feiern war, wird
sich erst in der Zukunft zeigen, wenn die jetzige Regie-
rungskoalition zwar nicht mehr im Amt ist, aber wir alle
die Auswirkungen ihrer bisherigen Politik zu spüren be-
kommen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Herr Bundesminister, Sie haben das Abschalten als

einen „Meilenstein rot-grüner Energiepolitik“ bezeich-
net. Ein Stein des Anstoßes ist dies bestimmt. Dieser
Stein wiegt sehr schwer und muss von den künftigen Ge-
nerationen erst noch getragen werden. Ich frage Sie,
Herr Trittin: Wo ist Ihr Konzept für eine zukunftsfähige
Energiepolitik in Deutschland für die nächsten 30 bis
50 Jahre?


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich vermisse es bis heute. Oder entwirft das Wirtschafts-
ministerium ein solches Konzept wieder einmal ohne
Abstimmung mit Ihnen? Mir ist bange um die künftige
Energieversorgung in Deutschland.

Wir brauchen einen Energiemix aus herkömmlichen
und erneuerbaren Energien. Eine einseitige Förderung
der einen und auf Kosten der anderen Energieart darf
nicht sein. Ökologische und ökonomische Aspekte müs-
sen gleichermaßen berücksichtigt werden. Sie können
doch nicht Stück für Stück ein Land von einer sicheren
Energieversorgung abkoppeln und dabei offen lassen,
wie die Versorgung in Zukunft funktionieren soll. Das ist
unverantwortlich. Sie, Herr Trittin, bleiben den Wähle-
rinnen und Wählern eine Antwort schuldig.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Sie zeigen der Bevölkerung ganz deutlich, wie sehr

Sie dieses Problem beschäftigt: Sie feiern trotzdem.
Oder vielleicht sogar, um die eigenen Probleme zu ver-
drängen. Mir ist schleierhaft, wie Sie noch guten Gewis-

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(C (D ens feiern können. Sie verkennen offenbar die Folgen hres Tuns. Sie haben beim Feiern den Haushalt Ihres eigenen inisteriums vergessen und Sie lassen die gegenwärtige ituation der bundesdeutschen Wirtschaft völlig außer cht. Ich versuche, es einmal positiv zu sehen: Ihre eier kurbelt die Wirtschaft im besten Sinne des Wortes n. Ich meine damit die Gastronomie in Berlin im Hamurger Bahnhof. Der Umgang Ihres Hauses mit diesem Vorgang lässt nteressante Rückschlüsse auf die Ernsthaftigkeit Ihrer olitik zu. In einer Erklärung Ihres Hauses zur Feier nlässlich der Abschaltung des AKW Stade ist zu lesen: Man sollte es auch mal verknusen können, wenn auf das Abschalten eines Atomkraftwerkes angestoßen wird – nicht immer, aber immer öfter. ies zeigt: Das Bundesumweltministerium hat noch etas zu lachen. Fragt sich nur, wie lange noch und ob die ürgerinnen und Bürger diesen Sinn für Humor teilen. Ein interessanter Ansatz ist auch die These, die 6 000 Euro seien effizient eingesetzt worden: Mit Zitat – „relativ geringen Mitteln konnte eine sehr roße Medienresonanz erreicht werden“. Mir jedenfalls st angesichts der Zahlen Ihres Haushalts das Lachen im alse stecken geblieben. Der Gesamthaushalt sinkt im Vergleich zum Vorjahr, er Verwaltungshaushalt steigt, der Programmhaushalt, us dem eigentlich die Politik Ihres Hauses bestritten erden sollte, sinkt. Sie setzen damit ganz eindeutige eichen. (Elke Ferner [SPD]: Sie haben so viel Ahnung von diesem Haushalt wie eine Kuh vom Tanzen!)


ie Reise geht nicht in Richtung Umwelt und Natur-
chutz, sondern in Richtung Ideologie und Bürokratie.
hre Politik verliert zusehends an Bedeutung.


(Elke Ferner [SPD]: Ihr Brett vorm Kopf wird immer dicker!)


Herr Minister Trittin, in Zeiten des Sparens Steuergel-
er derart zu verschwenden, wie Sie es tun, und sich
ann noch dermaßen salopp zu rechtfertigen, ist unver-
ntwortlich.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


aushalten Sie effizient mit den Mitteln, die Ihnen in die
and gegeben werden!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507921700

Ich erteile dem Kollegen Marco Bülow, SPD-Frak-

ion, das Wort.

Marco Bülow (SPD):
Rede ID: ID1507921800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die bei-

en heute diskutierten Punkte – der Haushalt und die






(A) )



(B) )


Marco Bülow

Förderung der erneuerbaren Energien – haben zwar kei-
nen direkten Zusammenhang – Herr Kelber hat schon
darauf hingewiesen –; aber eine vernünftige Anschub-
förderung kann den Haushalt mittelfristig entlasten. Die
Förderung der erneuerbaren Energien ist vernünftig. Ich
bin mir sicher: Die Investitionen in die Zukunft werden
den Haushalt irgendwann entlasten.

Die Zukunft der Energieversorgung beruht meines
Erachtens auf zwei Säulen, auf denen weiter aufgebaut
werden muss: erstens der stetigen Steigerung der Effi-
zienz und zweitens dem stetigen Ausbau der erneuerba-
ren Energien. Ich bin mir sicher, dass sich auch in die-
sem Bereich die Vernunft durchsetzen wird.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dazu passen die positiven Signale und Meldungen
der letzten Zeit: Der Mineralölkonzern Total will massiv
in die Windkraft investieren. RWE hat den ersten großen
Offshore-Windpark Großbritanniens in Betrieb genom-
men. In Kalifornien werden die Ziele hochgeschraubt:
Der Anteil der erneuerbaren Energien soll bis 2010 von
7 Prozent auf 20 Prozent erhöht werden. Dahinter kön-
nen wir uns fast noch verstecken. Gleichzeitig wird in
den USA von renommierten Wissenschaftlern ein Weiß-
buch aufgelegt, das folgende Zahlen – wir kennen sie
schon, aber das bestätigt es noch einmal – beinhaltet: Es
ist locker möglich, bis 2050 einen Anteil von 50 Prozent
an der gesamten Energieversorgung der Welt aus erneu-
erbaren Energien zu gewinnen. Deswegen ist es auch
hier möglich.


(Beifall bei der SPD)

Wir stehen vor der ersten Weltkonferenz für erneuerbare
Energien. Ich denke, wir werden auch dort Signale set-
zen.

Auch wenn immer wieder Angriffe auf die erneuerba-
ren Energien gestartet werden, zeigen alle Umfragen,
dass ihre Akzeptanz bei 80 Prozent oder sogar bei über
90 Prozent liegt. Es gibt keine andere Energieform, die
solch hohe Werte erhält.

Es gibt eine aktuelle Umfrage vom Marktforschungs-
institut IRES. Dabei geht es um die Faszinationsskala.
Da liegen die erneuerbaren Energien an der Spitze – vor
Fußball und Formel 1. Das ist, denke ich, einen Applaus
wert, weil das zeigt: Die Bürger haben es begriffen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


In Neustadt-Glewe wurde das erste Geothermiekraft-
werk in Betrieb genommen. Wir werden heute das Vor-
schaltgesetz verabschieden, das ein gutes Signal an die
Wirtschaft ist. Auch in der Union – siehe: Vorschaltge-
setz – wächst die Zustimmung zu den erneuerbaren
Energien. Ich wünsche den Gutwilligen in der Unions-
fraktion eine Menge Kraft bei den Diskussionen. Bei-
träge wie der Beitrag von Herrn Lippold zeigen, dass da
noch viel zu tun ist.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Nur die FDP verliert leider jedweden Anschluss. Aber uch da gibt es ein positives Signal. Der Sprecher des mweltausschusses in Bayern sagte, er verstehe gar icht, warum die FDP den erneuerbaren Energien so fern ei. Er findet die erneuerbaren Energien und das Erneurbare-Energien-Gesetz sehr effizient. Es wäre schön, enn Sie sich einmal mit ihm unterhalten würden. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir spüren also eine Gutwetterlage für die erneuerba-
en Energien – trotz aller Attacken, trotz der unfairen
ostendiskussion mit Halbwahrheiten, mit Übertreibun-
en und mit Unterschlagungen. Dazu kurz drei Beispiele:
Erstens. Herr Rüttgers erstellt eine Rechnung zu den
osten der Windkraft, ohne einzubeziehen, dass der
ert der Windkraft an sich da ist, während er bei den

ossilen Energieträgern erst entstehen müsste. Das ver-
chweigt er bei dieser Kostendiskussion.


(Ulrich Kelber [SPD]: So kennen wir den Rüttgers!)


Zweitens. Es gibt den Vorwurf der explodierenden
auersubvention – es gibt viele, die ihn erheben –, und
war – damit wir uns richtig verstehen – der staatlichen
ubvention. Dazu hat Herr Kelber gerade schon etwas
esagt. Staatliche Subventionen geben wir sowieso
icht. Außerdem sieht schon die geltende Fassung des
EG Degressionsstufen vor, beispielsweise bei Photo-
oltaik in Höhe von 5 Prozent. Der Förderungszeitraum
st auch begrenzt. Deswegen kann es keine Dauersub-
ention sein.
Insgesamt werden die erneuerbaren Energien immer

ünstiger, während sich die fossilen Energieträger ver-
euern, sodass sich die Schere irgendwann schließen
ird. Auch das muss man zur Kenntnis nehmen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Drittens. Frau Brunkhorst, Sie haben uns in der letz-
en Sitzungswoche in diesem Haus erklärt, Photovoltaik
rauche 100 Jahre, um wettbewerbsfähig zu werden. Es
ind zehn Jahre. Sie haben darauf verwiesen, dass das
ine Zahl der Branche sei. Die Branche hat sofort eine
ressemitteilung herausgegeben, in der steht, dass es
ich um zehn Jahre und nicht um 100 Jahre handelt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Ulrich Kelber [SPD]: Leseschwäche!)


Die Reihe der Beispiele ließe sich fortsetzen.
Aber selbst dann, wenn man die falschen Zahlen bei-

eite lässt, gibt es noch keinen fairen Kostenvergleich.
iele Kosten muss die Bevölkerung tragen, auch wenn
ie nicht auf der Stromrechnung erscheinen. Sie werden
n die ganze Diskussion nicht einbezogen. Ein Beispiel
ind die externen Kosten. Wir wissen, dass die erneuer-
aren Energien einen Haushalt ungefähr mit 1 Euro be-
asten.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Pro Jahr oder pro Monat?)







(A) )



(B) )


Marco Bülow

Das Umweltbundesamt hat eine Rechnung angestellt
und festgestellt, dass die erneuerbaren Energien jeden
Haushalt um 4 Euro entlasten. Das heißt, es gibt einen
Gewinn von 3 Euro. Ich bitte Sie, auch das zur Kenntnis
zu nehmen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Peter Ramsauer [CDU/ CSU]: Pro Tag oder pro Jahr oder was?)


Hören wir also endlich damit auf, zu verschleiern, was
uns der Raubbau und die Verfeuerung der herkömmlichen
Ressourcen kosten! Das kostet uns im Endeffekt mehr.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Ist das pro Tag oder pro Monat oder pro Jahr oder pro Stunde?)


– Pro Monat.

(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Sind Sie sich da sicher?)

– Ich bin mir sicher.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Sind Sie sich da wirklich sicher?)


Zurück zum Kostenvergleich. Ich gebe ein paar wei-
tere Beispiele für Kosten, die nicht auf der Stromrech-
nung auftauchen. Es sind zum Beispiel die Fördersum-
men, die in den Atomstrom geflossen sind und noch
immer reichlich fließen,


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das ist doch Schnee von gestern!)


die aber in diese Rechnungen nicht einbezogen werden.
Wir wissen, dass es weitere versteckte und offene Kos-
ten gibt, beispielsweise für Versicherungen, die nicht
richtig ausgewiesen sind, beispielsweise für die Endla-
gerung, die letztlich auch die Bürgerinnen und Bürger zu
zahlen haben. Wir sollten auch einmal über die Verfüg-
barkeit von Ressourcen sprechen, damit klar wird, wann
was billiger und wann was teurer wird.

Der sicherheitspolitische Aspekt taucht nicht auf.
Wir wissen aber, dass einige fossile Ressourcen, bei-
spielsweise Öl, hauptsächlich dort vorhanden sind, wo es
sicherheitspolitisch prekär ist. Wir wissen nicht, ob wir
in Zukunft die Ressource noch bekommen können.

Außerdem wird nicht einbezogen, wie hoch der Be-
schäftigungsgrad ist. Die IG Metall geht nach den
vorliegenden Zahlen davon aus, dass die Windkraft im
Vergleich zum Atom einen zehnmal höheren Beschäfti-
gungsgrad hat. Andere sprechen von einem achtmal
höheren Beschäftigungsgrad. Auf jeden Fall gibt es dort
einen höheren Beschäftigungsgrad und auch das muss
erwähnt werden.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Natürlich geht es auch um unsere Umwelt, um unsere
Lebensgrundlage. Es geht um den Klimawandel.

Auch aus ökonomischen Gründen muss die effiziente
Nutzung erneuerbarer Energien eine Säule unserer Poli-
tik werden. Es geht nicht um Umwelt gegen Wirtschaft,

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(C (D ondern um Fortschritt gegen Rückschritt, um Generatonengerechtigkeit gegen „nach mir die Sintflut“. (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Warum machen wir dann kein Energiekonzept? Das können wir doch in einem Energiekonzept klären!)


ie Bevölkerung hat das kapiert. Sie begreift die Faszi-
ation der erneuerbaren Energien und die damit verbun-
ene Perspektive. Sie will sich das nicht zerreden lassen;
ie sieht darin eine Chance. Wir stehen in der Pflicht.
Ein passendes Sprichwort sagt: Chancen sind wie

onnenaufgänge. Wer zu lange wartet, verpasst sie. –
ir haben mit zahlreichen Initiativen und Gesetzen eine
ute Grundlage geschaffen, damit der Sonnenaufgang
icht verpasst wird. Wir wissen aber auch – das meine
ch durchaus auch als Selbstkritik –, dass das nur der An-
ang war, dass wir ein umfassendes Energiekonzept
rauchen. Daran arbeiten wir.
Wir wissen, dass wir im Bereich Effizienz noch mehr

un müssen. Wir wissen, dass wir im Bereich Verkehr,
eispielsweise im Luftverkehr, erhebliche Probleme ha-
en. Wir wissen auch – in diesem Punkt stimme ich Ih-
en zu –, dass wir die internationale Diskussion weiter
orcieren müssen. Dazu haben wir die Weltkonferenz.
ir brauchen aber auch eine Energieagentur, die sich um
rneuerbare Energien kümmert. Auch das muss forciert
erden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Ja! Machen!)


ir haben also viel vor der Brust.

(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Dann macht das doch!)

ir fangen heute mit dem Vorschaltgesetz für Photovol-

aik an, um einen Fadenriss zu verhindern. Ich bin froh,
ass die Union das Signal gegeben hat, dem Gesetz zu-
ustimmen.
Ich weiß, dass es im Biogasbereich ähnliche Schwie-

igkeiten gibt und wir auch auf diesem Gebiet einiges er-
rbeiten müssen. Ich denke, dass wir auch hierbei gut
it der Union zusammenarbeiten werden.
Wir bieten Ihnen die Zusammenarbeit bei einer No-

ellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes an. Wir
ollten die einzelnen Teile dieses Gesetzes ausführlich
eraten. Mir liegt es am Herzen, dass wir die erneuerba-
en Energien gemeinsam fördern. Wir sollten zusam-
enarbeiten.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das kommt darauf an!)


Ich bin überzeugt, dass sich die Vernunft durchsetzen
ird. Es gibt viele ermunternde Signale. Noch haben wir
en Sonnenaufgang nicht verpasst. Lasst uns alle gemein-
am die Chancen nutzen, um dem Aufgang der erneuer-
aren Energien zum nachhaltigen Erfolg zu verhelfen.
Ich danke Ihnen. Glück auf!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507921900

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den

Einzelplan 16 – Bundesministerium für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit – in der Ausschussfassung.
Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltun-
gen? – Der Einzelplan 16 ist mit den Stimmen von SPD
und Bündnis 90/Die Grünen gegen die Stimmen von
CDU/CSU und FDP angenommen.

Tagesordnungspunkt I. 15 b: Abstimmung über den
von den Fraktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die
Grünen eingebrachten Gesetzentwurf zur Änderung des
Erneuerbare-Energien-Gesetzes, Drucksache 15/1974.
Der Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsi-
cherheit empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
Drucksache 15/2084, den Gesetzentwurf in der Aus-
schussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die
dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen
wollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? –
Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter
Beratung mit den Stimmen von SPD, CDU/CSU und
Bündnis 90/Die Grünen angenommen.

Wir kommen zur
dritten Beratung

und Schlussabstimmung. Dazu liegen schriftliche Er-
klärungen nach § 31 der Geschäftsordnung von sechs
Kollegen der CDU/CSU-Fraktion vor.1) Ich bitte diejeni-
gen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu
erheben. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der
Gesetzentwurf ist mit der gleichen Mehrheit wie bei der
zweiten Beratung angenommen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich rufe den Tagesordnungspunkt I. 16 auf:
a) Einzelplan 07

Bundesministerium der Justiz
– Drucksachen 15/1907, 15/1921 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Heinz Köhler
Norbert Barthle
Alexander Bonde
Otto Fricke

b) Einzelplan 19
Bundesverfassungsgericht
–Drucksachen 15/1916, 15/1921 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Otto Fricke
Dr. Heinz Köhler
Bernhard Kaster
Alexander Bonde

c) – Zweite und dritte Beratung des von den Frak-
tionen der SPD, der CDU/CSU, des BÜNDNIS-

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1) Anlage 4

(C (D SES 90/DIE GRÜNEN und der FDP eingebrachten Entwurfs eines... Gesetzes zur Änderung rehabilitierungsrechtlicher Vorschriften – Drucksache 15/1975 – – Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines... Gesetzes zur Änderung rehabilitierungsrechtlicher Vorschriften – Drucksache 15/1467 – Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses –Drucksache 15/2082 – Berichterstattung: Abgeordnete Hans-Joachim Hacker Andrea Astrid Voßhoff Hans-Christian Ströbele Sibylle Laurischk Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen iderspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem ollegen Norbert Barthle, CDU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen nd Kollegen! Zum Einstieg in die Beratung des Justiztats muss ich als Haushälter zunächst feststellen, dass er gesamte Haushaltsentwurf 2004 im Grunde nicht beatungsfähig ist. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was? Aber doch nicht der Justizetat!)


(Erste Beratung 75. Sitzung)


(Erste Beratung 63. Sitzung)


(6. Ausschuss)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1507922000

ir wissen: Es ist der unsolideste Haushalt in der Ge-
chichte dieser Republik. Wenn Sie ehrlich sind, liebe
olleginnen und Kollegen auf der linken Seite, dann
üssen Sie das auch zugeben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Justizetat ist doch ganz sparsam!)


Einen solchen Haushalt zu beraten macht im Grunde
enommen wenig Vergnügen, insbesondere dann, ver-
hrte Frau Ministerin Zypries, wenn es um den Justizetat
eht; denn gerade bei dem Justizetat halten wir Haushäl-
er und Berichterstatter zusammen wie Pech und Schwe-
el.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht einmal dem Verfassungsgericht wollen Sie mehr geben!)







(A) )



(B) )


Norbert Barthle

Er nimmt eine Sonderstellung ein, wenn es darum geht,
nach Sparreserven zu suchen; denn dieser Etat ist ausge-
lutscht. Alle weiteren Einsparungen gingen an die Sub-
stanz und wären deshalb nicht mehr zu verantworten.
Das können wir uns auch angesichts eines gegenüber
2003 um 5,2 Millionen Euro verminderten Gesamtvolu-
mens nicht leisten. Wir können es uns ebenfalls ange-
sichts der Tatsache, dass die Eigenfinanzierungsquote
Ihres Haushalts bei über 90 Prozent liegt, nicht leisten.
Dazu will ich mich nicht weiter äußern.


(Zuruf von der SPD: Gut so!)

Was mir allerdings etwas Sorge bereitet, ist die glo-

bale Minderausgabe in Höhe von 3 Millionen Euro, bei
der ich mich frage, wie sie umgesetzt werden soll. Im
Grunde genommen bleibt Ihnen als einziger Steinbruch
der Generalbundesanwalt, Stichwort „Entschädigungs-
fonds für Opfer terroristischer Gewalt“. Da muss ich sa-
gen: Wie eine Kürzung an dieser Stelle mit der derzeit
steigenden Bedrohung durch den internationalen Terro-
rismus zusammenpassen soll, ist mir nicht klar. Ich
meine, hier brauchen wir einen Notgroschen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Lassen Sie mich an dieser Stelle – nach dem Motto:
Steter Tropfen höhlt den Stein – einen weiteren unausge-
wogenen Etatposten benennen: Härteleistungen aus-
schließlich für Opfer rechtsextremistischer Übergriffe
vorzusehen ist einäugig und ungerecht, Frau Ministerin;
das passt nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das passt sehr wohl!)


Den Opfern, Herr Ströbele, ist es nämlich egal, ob sie
von Rechts- oder Linksextremisten verletzt werden.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: War mir nicht egal, Herr Kollege!)


Sie müssen sich die Opfer vornehmen; das ist das Ent-
scheidende.

Deshalb, liebe Frau Ministerin: Was spricht dagegen,
diesen Titel in „Härteleistungen für Opfer extremisti-
scher Übergriffe“ umzubenennen? Ich fordere Sie erneut
auf: Setzen Sie Ihre parteipolitische Brille ab, legen Sie
das parteipolitisch straffe Korsett Ihrer Vorgängerin ab
und handeln Sie so, wie man es von einer Justizministe-
rin erwarten darf.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Mehr haben Sie nicht zu sagen?)


Einen fachlichen Aspekt möchte ich noch ansprechen,
der mich persönlich interessiert. Frau Ministerin
Zypries, Sie haben am 29. Oktober in Brüssel zum
Thema Embryonenforschung etwas gesagt, was für
mich nicht akzeptabel ist. Menschenwürde darf nicht in-
teressengeleitet von außen zugewiesen werden. Das
Recht auf den Schutz der Menschenwürde wird genau

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(C (D ann untergraben, wenn man durch letztlich beliebige egriffliche Bedeutungsmacht vermeintliche Stufen des ollgültigen Menschseins bestimmen will. Genau das n Sie, wenn Sie dem Embryo nicht mehr vom Zeitunkt der Verschmelzung von Ei und Samenzelle an das olle Schutzrecht zusprechen wollen. Einerseits das Recht auf Leben, andererseits noch eine Menschenwürde – das geht nicht zusammen. Das ieht übrigens auch der frühere SPD-Abgeordnete ntretter so. Ich erwarte von Ihnen, Frau Ministerin ypries, dass Sie als Verfassungsministerin dem bisherien Kurs Ihres Hauses treu bleiben und die Zuerkennung on Menschenwürde nicht von Nützlichkeitserwägunen abhängig machen. Die gestrige Entscheidung im U-Ministerrat kann da ja ein wertvoller Anstoß sein. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Das ist doch eine böse Unterstellung!)


Das ist keine Unterstellung, ich bitte Sie. Den Zwi-
chenruf können Sie zurücknehmen.
Zurück zum Haushalt. Frau Ministerin, politisch sind

ie natürlich auch in der Mitverantwortung für den ge-
amten Haushalt. Die Bundesregierung bemüht sich ja
erzeit ständig, von einem Dreiklang aus Strukturrefor-
en, rigider Haushaltskonsolidierung und Wachstums-
pulsen zu sprechen. Wenn ich mir den Haushalt und

uch das Ergebnis der Haushaltsberatungen anschaue,
uss ich feststellen: Dieser Dreiklang besteht aus mehr
usgaben, weniger Investitionen und drastisch steigen-
er Nettokreditaufnahme. Das allerdings ist kein harmo-
isch klingender Akkord, das ist ein schiefer Akkord,
urcht einflößend schief.
Wenn man sich dann noch überlegt, was „Konsolidie-

ung“ eigentlich heißt, nämlich etwas Bestehendes festi-
en und sichern, dann frage ich mich schon, ob mit die-
em Haushalt der Marsch in immer mehr Schulden
erfestigt und verstetigt werden soll. Das kann ja wohl
icht wahr sein. Dann hätten wir schlechte Perspektiven
ür unser Land.
Die Perspektiven haben dazu geführt, dass immer
ehr Menschen das Vertrauen in diese Bundesregierung
nd in den Finanzminister verlieren. Auch wir von der
nion haben das Vertrauen in diesen Finanzminister
ngst verloren. Wir haben auch das Vertrauen in diesen
aushalt verloren. Deshalb werden wir den Einzelplan 07
blehnen.
Danke.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist aber unlogisch!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507922100

Ich erteile das Wort Kollegen Heinz Köhler, SPD-

raktion.

Dr. Heinz Köhler (SPD):
Rede ID: ID1507922200

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
ollegen! Der Bundeshaushalt symbolisiert den






(A) )



(B) )


Dr. Heinz Köhler

Dreiklang aus Strukturreformen der Agenda 2010, der
Haushaltskonsolidierung sowie der Konjunkturstärkung
durch die vorgezogene Steuerreform. Um dieses Ziel zu
erreichen, haben alle Einzelpläne ihren Beitrag leisten
müssen und auch geleistet.

Das war in diesem Jahr ein schwieriges Unterfangen.
Ich darf mich daher ausdrücklich beim Justizministerium
bedanken, das uns von Anfang an durch gute Vorarbeit
die Arbeit leicht gemacht hat.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das Bundesjustizministerium musste, wie bereits
2003, eine globale Minderausgabe in Höhe von
6,6 Millionen Euro leisten, die bei den Ansätzen beim
Generalbundesanwalt, beim Bundesverwaltungsgericht
und beim DPMA vollständig aufgelöst wurde. Der Ein-
zelplan 07 ist der kleinste Haushalt. Hinzu kommt: Der
Justizhaushalt ist vornehmlich ein Personalhaushalt, was
Einsparungen besonders schwierig macht. Dennoch sind
die Einnahmen gegenüber dem Vorjahr um 11,2 Millio-
nen Euro gestiegen, während die Ausgaben um 1 Million
Euro niedriger sind. Damit weist der Justizhaushalt mit
über 90 Prozent die mit Abstand höchste Deckungsquote
unter den Ressorts auf.


(Otto Fricke [FDP]: Das nützt ihm nur nichts!)

Es war möglich, den Ausgabenansatz auf 340 Millionen
Euro zurückzuführen. Der Einzelplan 07 liegt somit um
gut 4 Millionen Euro unter dem Ansatz von 2003.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Meine Damen und Herren, Haushaltspolitik ist auch

Konsolidierungspolitik. Konsolidierungspolitik muss
Strukturreformen dienen. Konsolidierung ist kein
Selbstzweck, sondern muss immer der Anpassung an die
geänderten Verhältnisse dienen und Antworten auf neue
Herausforderungen geben. Im Einzelplan 07 muss sie
der Modernisierung der Justiz dienen. Dies haben wir
seit 1998 getan. Ich will nur zwei herausragende Bei-
spiele der letzten Legislaturperiode nennen: die Schuld-
rechtsreform und die ZPO-Reform.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Rainer Funke [FDP]: Das war eine schlimme Sache!)


Wir werden den eingeschlagenen Weg in dieser Le-
gislaturperiode fortsetzen. Ich darf das Justizmoderni-
sierungsgsetz nennen oder auch die Einführung des
elektronischen Rechtsverkehrs sowie das Kostenrechts-
modernisierungsgesetz, das die zum Teil 120 Jahre alte
Rechtsanwaltsgebührenordnung ablösen wird.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Alle diese Gesetze werden den Rechtsstaat modernisie-
ren und zukunftsfest machen.

Im Einzelplan 07 wurden wieder einige Schwer-
punkte gesetzt. So wurde beim BGH die bedarfsge-
rechte Veranschlagung der Finanzierung von Hilfskräf-
ten insbesondere für die aus den Ländern abgeordneten
Richter und Staatsanwälte vorgenommen.

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(C (D Diese Personaltitel waren in den letzten Jahren regeläßig unterveranschlagt. Um jedoch die zunehmende rbeit bei ungefähr gleich bleibender Personalausstatung bewältigen zu können, wurden die Titel entsprehend aufgestockt. Damit wird der Forderung nach Klareit und Wahrheit entsprochen. Erfreulich ist, dass die geforderten neuen Stellen für as dem Bundesministerium der Justiz zugeordnete eutsche Institut für Menschenrechte auf einen Anrag von Rot-Grün in den Haushalt aufgenommen weren konnten. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Rainer Funke [FDP])


em Institut, das noch in der Aufbauphase ist, konnte
ier geholfen und damit die Arbeit des Instituts unter-
tützt werden.
Für die Leistungen an Opfer rechtsextremistischer
ewalt wurden weiterhin 1 Million Euro veranschlagt.
ass dieser Titel notwendig ist, zeigt am besten die Tat-
ache, dass die rechtsextreme Gewalt 2002 wieder zuge-
ommen hat.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)


llein im Jahre 2002 gab es 772 – im Vorjahr waren es
ur 705 – Gewalttaten bei rechtsextremen Straftaten. Mit
iesem Haushaltstitel haben wir ein Zeichen für die Op-
er gesetzt. Herr Barthle, es stünde der CDU/CSU gut
n, diesen Titel endlich zu akzeptieren


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


nd gerade jetzt nach den jüngsten Ereignissen – ich
age das mit Nachdruck – eine Grenze nach rechts zu
iehen, waren doch 28 Gewalttaten darunter, die antise-
itischer Art waren.
Für den Entschädigungsfonds für die Opfer terroristi-

cher Gewalt haben wir 4 Millionen Euro eingesetzt.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507922300

Kollege Köhler, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
ollegen Siegfried Kauder?


Dr. Heinz Köhler (SPD):
Rede ID: ID1507922400

Ja.


Siegfried Kauder (CDU):
Rede ID: ID1507922500

Herr Kollege, ist Ihnen bekannt, dass der Etat zur

ntschädigung von Opfern terroristischer Gewalt im
etzten Haushalt 9 Millionen Euro betrug, wovon
,7 Millionen Euro verwendet wurden, und dass jetzt nur
och 1 Million Euro dafür in den Haushalt eingestellt
erden? Sind Sie der Meinung, dass es ein Fortschritt
uf dem Gebiet des Opferschutzes ist, wenn man den
pfern jetzt weniger gibt, als es beim letzten Haushalt
er Fall war?


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch Quatsch!)







(A) )



(B) )



Dr. Heinz Köhler (SPD):
Rede ID: ID1507922600

Sie haben zwei Titel verwechselt. Es ist richtig, dass

für den Entschädigungsfonds für die Opfer terroristi-
scher Gewalt im letzten Jahr 9 Millionen Euro eingesetzt
wurden.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Das hat er doch gesagt!)


Dafür haben wir nun 4 Millionen Euro eingesetzt und
nicht 1 Million Euro, wie Sie gesagt haben. Die Summe
von 1 Million Euro haben wir für die Leistungen an Op-
fer rechtsextremer Gewalt vorgesehen.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Die Frage war völlig daneben!)


Nach den Anschlägen von New York, auf Djerba und
auf Bali haben wir erfreulicherweise keine Opfer durch
terroristische Gewalt zu verzeichnen gehabt. Aber die
Vorgänge in Istanbul zeigen deutlich, dass die Gefahr
allgegenwärtig ist und dass wir hier vorbeugend einen
Titel aufnehmen müssen.

Der Schwerpunkt des Justizhaushaltes – geht man
von dem Einnahmevolumen aus – liegt beim Deutschen
Patent- und Markenamt. Ich stelle noch einmal fest: Das
DPMA ist für unsere Wirtschaft und den Industriestand-
ort von erheblicher Bedeutung. Deutschland ist ein
Hochtechnologieland. Wir leben von unseren Erfindun-
gen. So sind die Patentanmeldungen von 1993 bis zum
Jahr 2001 um 54,55 Prozent gestiegen. Beim Markenamt
gab es eine Zunahme der Anmeldungen von 50 083 im
Jahr 1996 auf 78 300 im Jahre 2001. Prüfung und Re-
cherche bei der Patentanmeldung gingen aber im glei-
chen Zeitraum nur um 44 Prozent nach oben, sodass die
Verfahren immer länger wurden.

Es war daher ein Wendepunkt, dass die rot-grüne
Bundesregierung mit dem Haushalt 2002 ein Zeichen
setzte und das auf drei Jahre begrenzte Stauabbaukon-
zept in Kraft setzte.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])

Dieses Programm hatte zum Ziel, dass
180 Prüfungsbeamte und 20 Markenprüfer im Zeitraum
von drei Jahren eingestellt werden. Dieses Ziel wird im
Haushalt 2004 mit der letztmaligen Einstellung von
60 Prüfern plus der Einrichtung von 20 Stellen für unter-
stützende Dienste erreicht. Das DPMA wird jetzt endlich
die Bugwelle, nämlich die kohlsche Altlast, die es vor
sich herschiebt, abbauen können.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. HansChristian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Zum Schluss gilt mein Dank den Mitberichterstattern
der anderen Fraktionen, die konstruktiv mitgewirkt ha-
ben, sodass die Behandlung des Einzelplans 07 kein Pro-
blem darstellte.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Ich erteile das Wort Kollegen Rainer Funke, FDP raktion. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Haus alt des Bundesministeriums der Justiz ist für unsere reiheitliche Gesellschaftsordnung und für unser Geeinwesen einer der wichtigsten Haushalte, die wir hier u beraten haben. Die Rechtsordnung muss sich bei aller otwendigen Kontinuität fortentwickeln, und zwar soohl aufgrund der gesellschaftlichen als auch aufgrund er politischen Entwicklungen. Das gilt natürlich natioal wie international. Denn wir müssen ja die europaechtlichen Vorgaben umsetzen. Dazu bedürfen wir eines ut funktionierenden Bundesjustizministeriums. Ein Jahr nach der Bundestagswahl und ein Jahr nach er Konstituierung der Bundesregierung ist jedoch festustellen, dass sich im Jahre 2003 im Hinblick auf die nforderungen durch die Fortentwicklung unserer echtsordnung wenig getan hat. Es wird daher im Jahre 004 darauf ankommen, im Rahmen dieses Haushaltsahres umso mehr umzusetzen, damit wichtige Reformorhaben endlich vorangetrieben werden. Den Ankündigungen zu Reformen im Versicherungs ertragsrecht, beim Recht der Wirtschaftsprüfer und zur roßen Strafprozessreform müssen endlich Taten folgen. arüber hinaus muss die Bundesregierung endlich Vorchläge zur Reform der Telefonüberwachung vorlegen. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da sind wir dabei!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507922700
Rainer Funke (FDP):
Rede ID: ID1507922800

(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


m Aktienrecht und im Finanzmarktrecht müssen die
mpfehlungen der Kommissionen zur Corporate Gover-
ance umgesetzt werden.
Frau Ministerin, am 31. Dezember 2004 läuft eine
ichtige Frist im HGB ab.


(Otto Fricke [FDP]: Aber hallo!)

enn dann müssen wir die Bilanzierungsregeln neu be-
timmt haben, insbesondere die für international tätige
onzerne. Da ist bislang noch nichts geschehen. Ich
eiß nicht, wie Sie sich das vorstellen. Wollen Sie ge-
auso arbeiten wie der Finanzminister, nämlich Gesetze
rst am 19. Dezember im Bundestag verabschieden, die
ann schon ab 1. Januar gelten sollen? Das geht im Bi-
anzrecht nicht; denn da brauchen Sie lange Vorlaufzei-
en. Kommen Sie deswegen bitte bald mit dem Konzern-
ilanzrecht über! Denn das braucht die deutsche
nternational tätige Wirtschaft auf jeden Fall.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Generell ist auch wichtig, das Wirtschaftsrecht an die
euen technischen und europarechtlichen Entwicklun-
en der vergangenen Jahre anzupassen. Besondere An-
trengungen sind von der Bundesjustizministerin auf






(A) )



(B) )


Rainer Funke

dem Weg zu einer einheitlichen europäischen Rechts-
ordnung und Rechtspolitik zu erwarten. Parallel zu der
Einführung eines europäischen Haftbefehls müssen ver-
stärkte Anstrengungen unternommen werden, um in Eu-
ropa zu einem einheitlichen Straf- und Strafprozessrecht
mit einheitlichen strafprozessualen Verfahrensgarantien
zu gelangen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es liegt doch ein Entwurf vor, Herr Kollege!)


Frau Ministerin, wir haben uns in der letzten Legisla-
turperiode – im Übrigen interfraktionell – im Zusam-
menhang mit einem neuen Betreuungsrecht große
Mühe gemacht. Frau von Renesse von der sozialdemo-
kratischen Partei ist da besonders aktiv gewesen. Ich
danke ihr an dieser Stelle für ihre Arbeit.


(Beifall im ganzen Hause)

Damit diese Arbeit auch umgesetzt werden kann,

braucht es ein neues Betreuungsrecht, und zwar schnell.
Der Bundesrat will zwar eine entsprechende Novellie-
rung vorlegen. Diese Novellierung ist aber rein fiska-
lisch bestimmt, was man zum Beispiel an den Vollmach-
ten für Familienangehörige erkennen kann; das ist eine
Zwangsvollmacht. Das kann ja wohl nicht im Sinne die-
ses Hohen Hauses sein. Insoweit bitte ich darum, dass
wir hier wieder interfraktionell tätig werden, um das Be-
treuungsrecht zu novellieren.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich bin mir auch sicher, dass wir dies hier gemeinsam
im Konsens schaffen können. Überhaupt hoffe ich, dass
wieder mehr Gesetze im Konsens verabschiedet werden
können. Dies ist in der letzten Wahlperiode aus den be-
kannten Gründen leider versäumt worden. Jetzt muss die
Chance ergriffen werden, um wichtige Reformprojekte
in diesem Haus gemeinsam voranzubringen. Beim Kos-
tenrechtsmodernisierungsgesetz ist ein guter Anfang
gemacht worden. Zuversichtlich bin ich auch beim Op-
ferschutz; da haben alle Fraktionen sehr sinnvolle Vor-
schläge unterbreitet. Es wäre sehr zu wünschen, wenn
sich dieser Stil im Bereich der Rechtspolitik in den kom-
menden Jahren durchsetzen würde.

Es verwundert aber, dass das Bundesjustizministe-
rium in letzter Zeit seine Funktion als Hüter der Verfas-
sung bzw. als Wahrer der Rechtsförmlichkeit bei Bun-
desgesetzen immer weniger wahrnimmt. Ein Beispiel ist
der Bundeshaushalt; denn wir werden einen Bundes-
haushalt von Ihnen verabschiedet sehen, der verfas-
sungswidrig ist.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD)


Ich hätte eigentlich erwartet, dass die Bundesjustiz-
ministerin dem Einhalt gebietet. Vielleicht ist sie aber
gegenüber dem Bundesfinanzminister nicht stark genug.

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(C (D (Alfred Hartenbach [SPD]: Das ist aber sehr uncharmant, was Sie da sagen!)


ir sollten ihr wenigstens den Rücken stärken, damit sie
inmal gegen verfassungswidrige Gesetze vorgeht.
Viele Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507922900

Ich erteile das Wort dem Kollegen Christian Ströbele,

raktion Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!
err Kollege Barthle, Ihnen kann ich meinen Dank jetzt
icht abstatten, weil Sie sich der Diskussion dieses
aushalts und selbst der Diskussion des Etats des Bun-
esverfassungsgerichts verweigern. Ich weiß nicht, wie
as Bundesverfassungsgericht im nächsten Jahr weiter
rbeiten sollte, wenn man dem konsequent folgen würde.


(Otto Fricke [FDP]: Es geht um die vorläufige Haushaltsplanung! – Norbert Barthle [CDU/ CSU]: Da liegen Sie offensichtlich falsch!)


Wenn Sie sich mit dem Haushalt beschäftigt hätten,
ann hätten Sie beispielsweise im Haushalt des Bundes-
erfassungsgerichts gefunden, dass dieses Gericht ledig-
ich 8 000 Euro im Jahr für Öffentlichkeitsarbeit ausgibt.
rotzdem ist der Ruf dieser Verfassungsinstitution in der
evölkerung der Bundesrepublik Deutschland – zu
echt – ganz hervorragend.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Ein Beispiel für Gerster!)


as zeigt, dass man bei guter Sacharbeit kein Geld oder
ast kein Geld für Öffentlichkeitsarbeit braucht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Sehr richtig! Kommen Sie mal in den Wirtschaftsausschuss! – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Weiß das Herr Gerster? Rufen Sie einmal Herrn Gerster an!)


Aber auch der Etat des Bundesjustizministeriums ist
orbildlich; auch das hätten Sie sehen können, wenn Sie
ich mit dem Haushalt beschäftigt hätten.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507923000

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
ollegen Benneter?


(Dr. Norbert Röttgen CDU/CSU: Jetzt werden die schon unruhig – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Der ist völlig fassungslos!)



(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Ja.






(A) )



(B) )



Klaus Uwe Benneter (SPD):
Rede ID: ID1507923100

Herr Kollege Ströbele, sehe ich das richtig, dass das

Bundesverfassungsgericht nicht so umfassend umgebaut
wurde wie andere Bundesbehörden?


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das ist richtig. Das war beim Bundesverfassungsge-
richt auch nicht notwendig, weil, wie wir alle wissen,
das Bundesverfassungsgericht unendlich viel für die Be-
völkerung und für den Rechtsstaat leistet. Wenn man
einmal in Vergleich setzt, was das Bundesverfassungsge-
richt die Bevölkerung kostet und was dabei heraus-
kommt, dann muss man feststellen, dass das Kosten-
Nutzen-Verhältnis bei dieser Institution besonders her-
vorragend ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Klaus-Uwe Benneter [SPD] – Beifall bei der FDP)


Wenn Sie sich mit dem Haushalt des Bundesministe-
riums der Justiz befasst hätten, dann hätten Sie festge-
stellt, dass das ein ganz vorbildlicher Haushalt ist. Dieser
Haushalt ist, wenn ich das richtig überschlagen habe, der
einzige Haushalt, der sich in diesem hohen Maße selbst
finanziert.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Habe ich doch gesagt!)


Das geschieht in einer Weise, dass ganze Bereiche sogar
Gewinne erwirtschaften.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Das können selbst Sie nicht verhindern!)


Das Bundesjustizministerium nimmt insgesamt etwa die
Hälfte des Geldes ein, das ausgegeben wird. Insofern ist
der Haushalt dieses Ministeriums vorbildlich.

Aber auch die Politik, die das Bundesjustizministe-
rium gemeinsam mit den Koalisationsfraktionen macht,
kann sich sehen lassen.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Jetzt wird die Rede schlechter!)


Wir haben im ersten Jahr dieser Legislaturperiode Her-
vorragendes auf den Weg gebracht, Hervorragendes ge-
leistet. Leider haben Sie Ihre Hauptaufgabe darin gese-
hen, das immer wieder im Bundesrat anzuhalten, wie
zum Beispiel bei der sehr schwierigen Gesetzesgeburt
des § 129 a StGB. Ich gebe zu, da habe auch ich große
Probleme gehabt. Wir waren von der Europäischen
Union verpflichtet, diesen Paragraphen neu zu gestalten
und ihn an den Vorgaben der Europäischen Union zu
messen. Wir haben diese Aufgabe in vollem Umfange
erfüllt und haben darüber hinaus das Versprechen einge-
halten, dass wir aus den Vorgaben der Europäischen
Union nicht nur die Verschärfungen, sondern auch die
Teile übernehmen, die mehr Rechtsstaat in die bundes-
deutsche Gesetzgebung hineinbringen können. Wir sind
nicht so vermessen, dass wir denken, die bundesdeut-
schen Gesetze seien die vorbildlichsten Gesetze in ganz
Europa, sondern prüfen alle Vorgaben ganz genau.

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(C (D In § 129 a StGB beispielsweise haben wir zum ersten al eine Definition dessen aufgenommen, was eine teroristische Vereinigung ist, (Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Wussten Sie das nicht?)


hne uns an einem Straftatenkatalog zu orientieren. Das
st ein Fortschritt. Viele frühere Regierungen haben das
ersucht; es ist ihnen aber nicht gelungen. Ich glaube,
as Ergebnis kann sich sehen lassen. Es gibt überhaupt
einen Grund, warum Sie das Gesetzgebungsverfahren
estoppt haben, warum es im Bundesrat hängt und noch
icht verabschiedet werden konnte.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Aufgabe der Justiz, der Justizministerin und der Koa-
ition ist es, dafür zu sorgen, dass die gesellschaftlichen
eränderungen in den Gesetzen Berücksichtigung finden
nd die Gesetzeslage den gesellschaftlichen Veränderun-
en angepasst wird. Wir haben in einer ganzen Reihe
on Bereichen Änderungen vorgenommen, wie zum
eispiel beim Kostenrecht; das haben Sie schon ge-
annt. Die Änderung beim Kostenrecht ist für die An-
älte, aber auch für die Justiz und die Gerichte sehr
ichtig. Gemeinsam mit Ihnen haben wir die Anwalts-
ebühren etwas angehoben und auf diese Weise ange-
lichen. Das war richtig und vernünftig. Leider hängt
uch dieser Entwurf im Bundesrat. Wir hoffen, dass die
edenken, die vor allen Dingen von den von Ihnen re-
ierten Bundesländern kommen, ausgeräumt werden
önnen,


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Leider nicht gleichmäßig von allen!)


odass wir die von der Justiz, vor allem aber auch von
en Anwälten seit langem erwartete und benötigte neue
ebührenordnung endlich verabschieden und ins Ge-
etzblatt aufnehmen können.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Als weiteres Vorhaben der Gesetzgebung steht an
Herr Kollege Funke, das haben Sie bereits angespro-
hen –, auch die Strafprozessordnung der veränderten
esellschaftlichen Situation anzupassen. Ich hatte vor ei-
igen Tagen das etwas zweifelhafte Vergnügen, wieder
inmal in einem Gerichtssaal zu sitzen.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Als Zeuge!)

ei dieser Gelegenheit habe ich wieder gesehen, was ich
us 30-jähriger Praxis als Rechtsanwalt kenne: Die Ge-
ichte haben über moderne Sachverhalte zu entscheiden.
azu zählen zum Beispiel Themen wie Kommunikati-
nsarten, Kommunikations- und Verhandlungsmittel
hier ist der genetische Fingerabdruck sowie dessen
nwendung zu nennen –, der IMSI-Catcher oder die
repaid-Card, hinsichtlich der die Frage zu klären ist, ob
ie Anwendung verfassungsgemäß ist oder nicht.
Das Verfahren vor Gericht läuft aber noch wie eh und

e ab. Man trifft noch immer auf eine Protokollführerin,
on der man den Eindruck hat, sie komme von Kleists






(A) )



(B) )


Hans-Christian Ströbele

Dorfrichter Adam. Sie sitzt zwar nicht mehr mit Kiel
und Tintenfass, aber doch mit dem Griffel in der Hand
dort und soll auf alte Weise die Gerichtsverhandlung
wiedergeben und Protokoll führen. Ich denke, das ist ein
Beispiel dafür, dass unsere Strafprozessordnung in vie-
len Bereichen modernisierungsbedürftig ist. Moderne
Kommunikationsmittel müssen Eingang in die Gerichts-
säle finden.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Das ist eine Frage der Finanzausstattung! – Otto Fricke [FDP]: Die ist völlig unzureichend!)


Auch deshalb müssen wir unsere Strafprozessordnung
verändern. Daran arbeiten wir und werden Ihnen in
Bälde den Wunsch erfüllen und einen vernünftigen Vor-
schlag vorlegen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Lassen Sie mich einen letzten Punkt ansprechen, bei
dem vielleicht keine so große Begeisterung aufkommen
wird. Wir halten es für richtig, ein Antidiskriminie-
rungsgesetz zu verabschieden. Gott sei Dank hat die
SPD auf ihrem Parteitag dazu einen sehr vernünftigen
Beschluss gefasst, wonach wir ein umfassendes Antidis-
kriminierungsgesetz schaffen müssen, das alle Diskrimi-
nierungstatbestände aufnimmt und sanktioniert.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Das war dringend erforderlich. Ein solches Gesetz gibt
es in vielen anderen Ländern der Erde, das muss es auch
in der Bundesrepublik Deutschland geben. Das gehört zu
einer fortschrittlichen Gesetzgebung einfach dazu.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich komme zum Abschluss auf eine wichtige gesell-
schaftliche Entwicklung zu sprechen. Wir sind zu einer
relativ späten Abendstunde hier versammelt. Ich gehe
davon aus, dass die eine oder der andere von denen, die
hier sitzen, anschließend ein Glas Wein oder ein Glas
Bier trinken wird, vielleicht auch zwei oder drei Gläser.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507923200

Gestatten Sie zuvor eine Zwischenfrage des Kollegen

Fricke?


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Nein, ich möchte das gerne zu Ende führen.
Wie gesagt: Ich gehe davon aus, dass der eine oder

andere ein Glas Wein oder ein Glas Bier zu sich nehmen
wird, um sich anschließend mit einem kleinen Räusch-
chen oder einem kleinen Rausch von der anstrengenden
Arbeit als Bundestagsabgeordneter zu entspannen.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Schließen Sie nicht von sich auf andere!)


Ich gönne es Ihnen, obwohl ich weiß, dass es gesund-
heitsschädlich ist und dass in der Bundesrepublik

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(C (D eutschland 70 000 Menschen pro Jahr an den Folgen es Geund Missbrauchs von Alkohol sterben. Ich setze mich dafür ein – das gilt natürlich auch für eine Fraktion –, dass wir das gesellschaftliche Phänoen zur Kenntnis nehmen, dass es in Deutschland 2 bis Millionen Menschen gibt – vor allen Dingen Erwachene –, die sich in anderer Weise das kleine Räuschchen der den kleinen Rausch am Feierabend gönnen wollen. Ich sage: Ich möchte diesen Bereich der Gesellschaft us der Kriminalität herausnehmen und den Konsum von anf, Cannabis oder Marihuana legalisieren, sodass an sich auch auf diese Weise das verschaffen kann, as Sie sich ebenfalls verschaffen. Sie nehmen sich das echt dazu, gönnen es den anderen, die andere Mittel onsumieren, aber nicht. Dafür treten wir ein. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Zuruf von der CDU/CSU: Den großen!)


Wir wissen, dass das im Bundestag noch keine über-
ältigende Mehrheit findet. Wir setzen uns aber weiter
afür ein. Es gibt bereits erste ganz kleine Ansätze in un-
erer Koalitionsvereinbarung.

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507923300

Kollege Ströbele, Sie reden so lange, dass unser Fei-

rabend, von dem Sie immerfort reden, gar nicht mehr
rreichbar ist.


(Heiterkeit und Beifall im ganzen Hause)


(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Dadurch kann ich vielleicht viele, die anschließend

auchen oder trinken gehen würden, davon abhalten.
ielleicht tue ich ihnen damit etwas Gutes.
Herr Präsident, ich will damit abkürzen. Ich halte es

ür eine der großen gesellschaftlichen Lügen und Unge-
echtigkeiten, dass diese verschiedenen Suchtmittel so
ngleich behandelt werden. Die gefährlicheren Sucht-
ittel erlaubt man und die anderen stellt man unter er-
ebliche Strafe. Deren Genuss und Besitz in größeren
engen ist verboten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von der CDU/CSU: Sehr temperierte Zustimmung!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507923400

Ich erteile Kollegin Andrea Voßhoff, CDU/CSU-

raktion, das Wort.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Andrea Astrid Voßhoff (CDU):
Rede ID: ID1507923500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren Kollegen!
err Kollege Ströbele, bevor wir uns mit den Räusch-
hen und dem Rausch beschäftigen, muss ich Ihnen sa-
en, dass ich in Ihren Ausführungen etwas vermisst
abe. Sie haben sich und die Regierungskoalition gelobt.
ie Politik könne sich mit dem, was sie alles auf den






(A) )



(B) )


Andrea Astrid Voßhoff

Weg gebracht hat, sehen lassen. Was ist denn mit den
Graffitis und der Schließung der Strafbarkeitslücke?


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

In einer der letzten Debatten hat der Kollege Stünker ge-
sagt, es gebe eine quälende Diskussion mit den Grünen.
Auf diesem Gebiet ist bei Ihnen leider noch nichts pas-
siert. Die Menschen warten darauf.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Aus Zeitgründen verbinden wir die heutige Haus-

haltsdebatte über den Einzelplan der Justiz mit der ab-
schließenden Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur
Änderung rehabilitierungsrechtlicher Vorschriften. Ich
bitte deshalb um Verständnis, dass ich nicht zum Haus-
halt, sondern zu diesem, wie ich finde, nicht unwichtigen
Gesetzesentwurf reden möchte.

Es geht bei diesem Gesetz wieder einmal um die Ver-
längerung von Antragsfristen zur Rehabilitierung der
Opfer der SED-Diktatur. Die Zeit drängt deshalb, weil
die Fristen der strafrechtlichen, verwaltungs- und berufs-
rechtlichen Rehabilitierung von Opfern der SED-Dikta-
tur zum Jahresende 2003 auslaufen. Es ist ja wahrlich
nicht das erste Mal, dass wir kurz vor Toresschluss über
eine Verlängerung von Antragsfristen in diesem Hohen
Hause beraten. Alle beteiligten Kollegen und auch die
betroffenen Opferverbände wissen dies – leidvoll, muss
ich dazusagen.

Das Spannungsfeld, mit dem wir es hier konkret zu
tun haben, ist auf der einen Seite die Frage nach der
rechtlichen Notwendigkeit, Ausschlussfristen gesetzlich
festzulegen, damit ein überschaubarer Zeitrahmen für
die Rechtsgemeinschaft erkennbar ist und auch der Fi-
nanzierungsbedarf verlässlicher festgestellt werden
kann. Auf der anderen Seite stehen aber die Opfer des
SED-Regimes, deren Schicksale, denen wir gerecht wer-
den müssen, uns in besonderer Weise verpflichten. Dazu
gehört deshalb auch der sorgfältige Umgang mit der
Frage, ob und wann wir es zulassen wollen, dass berech-
tigte Ansprüche als verfristet anzusehen sind; denn mit
einer Verfristung droht den Opfern der dauerhafte Aus-
schluss von Rehabilitierung und Ausgleichsleistung und
damit auch die Gefährdung der mit dem Rehabilitie-
rungsgesetz beabsichtigten Intention.

Meine Damen und Herren Kollegen von der Regie-
rungskoalition, in der dazu notwendigen sensiblen Ab-
wägung kann ich es Ihnen nicht ersparen, Ihnen in Ihr
rechtspolitisches Stammbuch zu schreiben, dass Sie bei
den Antragsfristen in der Vergangenheit leider keine
klare Linie im Interesse der betroffenen Opfer haben er-
kennen lassen. Sie haben vielmehr einen rechtspoliti-
schen Zickzackkurs hingelegt.


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Bleiben Sie sachlich, Frau Kollegin!)


Noch vor zwei Jahren hat die SPD an dieser Stelle er-
klärt – Herr Kollege Hacker, Sie waren das –, es bedürfe
lediglich einer Verlängerung der Fristen zur strafrechtli-
chen Rehabilitierung, und zwar nur noch bis zum
Jahr 2003.

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(C (D (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Seien Sie zufrieden, dass wir das gemacht haben!)


ine Verlängerung der Fristen bei der beruflichen und
erwaltungsrechtlichen Rehabilitierung haben Sie als
icht mehr notwendig erachtet.
Sie haben deshalb unseren Antrag im Jahr 2001 im
echtsausschuss, mit dem wir die infrage kommenden
ntragsfristen generell bis 2006 verlängern wollten, ab-
elehnt. Es waren der Bundesrat und der Vermittlungs-
usschuss, Herr Kollege Hacker, die diese falsche Ent-
cheidung, die Sie dann getroffen haben, aufgehalten
nd eine Verlängerung auch der anderen Fristen bis 2003
rreicht haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Das ist ja historisch! Reden Sie doch von heute!)


Im Koalitionsvertrag von Rot-Grün vom Okto-
er 2002, also knapp ein Jahr später, haben Sie erneut
ine völlige Kehrtwende vollzogen. Darin war von den
ntragsfristen der strafrechtlichen Rehabilitierung keine
ede mehr.


(Joachim Stünker [SPD]: Loben Sie uns doch!)


afür sollten aber wieder die Antragsfristen der berufli-
hen und der verwaltungsrechtlichen Rehabilitierung bis
006 verlängert werden.


(Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Unglaublich!)


Neben dem erneuten Hin und Her bei der Frage der
erlängerung war dies auch inhaltlich ein falscher An-
atz; denn gerade dem Personenkreis, der durch Haft be-
onderer Verfolgung ausgesetzt war, sollte, weil nötig,
uch über 2003 hinaus die Möglichkeit einer Rehabilitie-
ung eingeräumt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)

ußerdem ist die strafrechtliche Rehabilitierung oftmals
er Einstieg für die berufliche und verwaltungsrechtliche
ehabilitierung.
Für die Notwendigkeit sprechen die Antragszahlen

n allen drei Bereichen; das wissen Sie. Diese sind in den
ahren 2002 und 2003 nicht zurückgegangen, sondern
ontinuierlich auf hohem Niveau geblieben. Bei den Ge-
ichten der neuen Länder gingen allein im Jahr 2002
och über 4 000 Anträge auf strafrechtliche Rehabilitie-
ung ein. Bei den Regulierungsbehörden der neuen
änder gingen im Jahr 2002 insgesamt noch über
700 Anträge auf Entschädigungsleistungen nach der
trafrechtlichen, über 4 500 Anträge nach der verwal-
ungsrechtlichen und über 6 700 Anträge nach der beruf-
ichen Rehabilitierung ein.
Die Zahl derjenigen Betroffenen, die von ihren
ntragsmöglichkeiten bislang noch keinen Gebrauch
emacht hat, ist offenbar nicht gering. So haben
eispielsweise nach Schätzungen des thüringischen Lan-
esbeauftragten für die Unterlagen der Staatssicherheit
llein in Thüringen 4 000 bis 5 000 SED-Opfer noch






(A) )



(B) )


Andrea Astrid Voßhoff

keinen Antrag gestellt. Die Ursachen dafür sind vielfäl-
tig. Dabei geht es nicht allein um die noch immer vor-
handene Unkenntnis der Opfer ob der Gesetzeslage, der
praktischen Probleme der Antragstellung oder der Frage,
welche Behörde zuständig ist. Es fehlt vielen Betroffe-
nen auch 13 Jahre nach der Wende noch die Kraft, sich
im Rahmen des Antragsverfahrens nochmals mit der
persönlichen Vergangenheit und dem erlittenen Schick-
sal auseinander zu setzen.

Wir müssen den Menschen, die bisher nicht die Kraft
hatten, Anträge zu stellen, weitere Zeit geben, um sie vor
dem Verlust berechtigter Ansprüche zu bewahren. Das
sind wir ihnen auch 13 Jahre nach der Wende schuldig.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Deshalb haben die Länder Sachsen, Thüringen und
Sachsen-Anhalt einen Bundesratsantrag in den Bundes-
tag eingebracht und um erneute Verlängerung gebeten
bzw. sie eingefordert. Dass wir uns schließlich interfrak-
tionell auf den heutigen Gesetzentwurf verständigen
konnten, begrüße ich ausdrücklich.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eben! Seien Sie doch zufrieden! – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Jetzt loben Sie uns aber mal!)


Zu begrüßen ist aber insbesondere, meine Damen und
Herren von den Regierungsfraktionen, dass Sie sich von
Ihren engen Befristungen lösen und zusammen mit der
CDU/CSU und der FDP die Antragsfristen in den drei
Rehabilitierungsgesetzen bis zum 31. Dezember 2007
verlängern wollen. Auch ist es zu begrüßen, dass die
Ausgleichsleistungen für die berufliche Rehabilitierung,
wenn auch nur gering, aber dennoch um den Inflations-
ausgleichsbetrag angehoben wurden.

Mit dem vorliegenden gemeinsamen Gesetzentwurf
verbinden wir auch die Hoffnung, dass bei der dringend
erforderlichen Pensionsanhebung für SED-Opfer ein
gemeinsamer Weg gefunden wird. Diese sind bekannt-
lich seit dem Rentenurteil des Bundesverfassungsge-
richts gegenüber ehemaligen staatsnahen Personen bis
hin zu Stasimitarbeitern erneut ins Hintertreffen geraten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Es gilt, eine Gerechtigkeitslücke in dieser Frage – das
wissen Sie – abzumildern. Bundespräsident Johannes
Rau und der damalige Bundesratspräsident und Minis-
terpräsident von Sachsen-Anhalt, Wolfgang Böhmer,
hatten sich bereits in der Feierstunde im Reichstag zur
50. Wiederkehr des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953
in diesem Jahr für eine Besserbehandlung der SED-Op-
fer ausgesprochen.

Jedem von uns ist bewusst, dass wir dadurch das in
der DDR begangene Unrecht nicht ungeschehen machen
können. Wir können gestohlene Lebenszeit und Lebens-
chancen nicht zurückgeben. Wir sollten aber gemeinsam
versuchen, die bestehende Gerechtigkeitslücke zumin-
dest abzumildern.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Hans-Christian Ströbele S L K u g s S s t 3 i b g h g g t d v n r e w A l n S n L k g d n d w s e A O d i f (C (D [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das tun wir ja!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1507923600

Ich erteile das Wort Kollegen Hans-Joachim Hacker,

PD-Fraktion.


Hans-Joachim Hacker (SPD):
Rede ID: ID1507923700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

iebe Frau Voßhoff, in der letzten Runde haben Sie die
urve gerade noch geschafft


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Ganz schön spät!)


nd das Ziel gefunden, auf das wir gemeinsam losgegan-
en sind, nämlich in dieser Gesetzgebung einen gemein-
amen Standpunkt zu suchen. Das ist uns auch gelungen.
oweit Sie die Problematik, um die es hier geht, darge-
tellt haben, nämlich die Verlängerung der Antragsfris-
en in den drei Rehabilitierungsgesetzen über den
1. Dezember 2003 hinaus bis zum 31. Dezember 2007,
st das richtig.
Genauso richtig ist die Bewertung, dass wir für die

eruflich Rehabilitierten eine Erhöhung der Entschädi-
ungsleistungen einführen. Für die Menschen, denen es
eute auch in der Bundesrepublik Deutschland nicht gut
eht und bei denen die Folgen der politischen Verfol-
ung nachwirken, ist das wichtig. Wir erhöhen diese Be-
räge von bisher 153 Euro auf 184 Euro pro Monat. Für
iejenigen, die bereits Rente erhalten, wird der Betrag
on 102 Euro auf 123 Euro pro Monat angepasst.
Die Antragsfristverlängerung ist mit erheblichen fi-

anziellen Aufwendungen verbunden. Das ist nach unse-
en heutigen Berechnungen – die Summe kann sicherlich
rst anhand der eingehenden Anträge genau beziffert
erden – vielleicht ein Betrag von 24 Millionen Euro.
uch die zusätzlichen Leistungen im Rahmen der beruf-
ichen Rehabilitierung bewegen sich in einer Größenord-
ung von jährlich ungefähr 230 000 Euro für die von der
ED-Diktatur verfolgten Menschen. Diese Beträge sind
icht unbedeutend.
Ich stimme mit Ihnen überein, dass wir mit all diesen

eistungen das Schicksal nicht ungeschehen machen
önnen, aber wir sind gefordert, Hilfe in dem Rahmen zu
eben, in dem wir sie leisten können.
Frau Voßhoff, Sie sollten keine Legenden bilden, in-

em Sie sagen, wir hätten die Problematik der Fristen
icht im Auge gehabt. Ich habe immer gesagt und tue
as heute wieder: Leute, die ihr in der DDR verfolgt
art, stellt Anträge! Wartet nicht darauf, dass der Ge-
etzgeber irgendwann neue Antragsfristen regelt! Stellt
ure Anträge und nehmt eure Rechte wahr! Das ist mein
ppell an die Betroffenen und vor allen Dingen an die
rganisationen, die sich mit vielen Briefen an uns wen-
en. Sie sollen den Menschen helfen, damit die Leute zu
hrem Recht kommen, zu einem Recht, das wir geschaf-
en haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Hans-Joachim Hacker

Ich will deutlich sagen: Der heutige Gesetzentwurf, der
am Ende zum Glück fraktionsübergreifend gestaltet
wurde, ist eine Initiative der SPD-Bundestagsfraktion
und der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen hier im
Parlament. Ich freue mich, dass wir am Ende zu einem
Ergebnis gekommen sind, das alle Fraktionen mittragen.
Das sage ich insbesondere in Richtung der FDP.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Der politische Streit, der bei anderen Gesetzesvorha-
ben zum Kriegsfolgenrecht und zum SED-Unrecht ge-
führt worden ist, darf nicht auf dem Rücken der Betrof-
fenen ausgetragen werden. Wir haben kein Recht dazu,
hier unser politisches Süppchen – das brauche ich nicht
zu erklären, denn das ist nicht unsere Politik – zu ko-
chen, und das zulasten von Betroffenengruppen.

Die Verbesserung der Situation der Opfer der SED-
Diktatur – Frau Voßhoff, das will ich hier noch einmal
deutlich hervorheben – hat uns von der SPD immer am
Herzen gelegen. Wir haben die Gesetzgebung in den
90er-Jahren aus Verantwortung mitgetragen. Wir alle ha-
ben damals den Widerstand des Finanzministers ertragen
müssen. Sie, Herr Funke, haben damals die Verhandlun-
gen geführt. Wir wissen, dass die Rahmengesetzgebung
der 90er-Jahre unbefriedigend war.

Wir haben nach der Regierungsübernahme die Zusa-
gen eingelöst und im Jahr 1999 die Defizite und deutli-
chen Ungerechtigkeiten, die in der Gesetzgebung der
90er-Jahre entstanden waren, abgestellt. Wir haben die
Kapitalentschädigung auf einheitlich 600 DM – ich
nenne noch die DM-Beträge, die damals im Gesetz ge-
standen haben – erhöht. Wir haben einer Gruppe Hilfe
zuteil werden lassen, die besonders stark von Verfol-
gungsmaßnahmen betroffen war, nämlich den Angehöri-
gen derjenigen, die in der politischen Haft umgekommen
sind. Denjenigen, die sonst nur in Sonntagsreden be-
dacht werden, haben wir 1999 geholfen. Wir haben auch
den Angehörigen der Opfer der Mauer geholfen, die nur
wenige 100 Meter von hier erschossen worden sind.
1999 haben wir erstmals eine Regelung für die Entschä-
digung eingeführt, eine Ausgleichsleistung für die Ange-
hörigen.

Ein anderer Punkt, den Kollegen aus Ihrer Fraktion
hier immer wieder aufgreifen, ist die Entschädigung
für die Zwangsdeportierten, die wir mit der Gesetzge-
bung des Jahres 1999 geschaffen haben. Wir haben die
Leistungen deutlich verbessert. Wir haben die spärliche
Summe von 300 000 DM im Jahr, die Sie, Herr Funke,
eingestellt haben, auf 1,5 Millionen DM erhöht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben in der Haushaltsberatung 2001 nochmals Mil-
lionenbeträge bewegt.

Wir wissen alle, dass diese Maßnahmen vielen nicht
ausreichend erscheinen, aber das sind Zahlen, die sich
sehen lassen können. Uns muss es darauf ankommen,
dass die Menschen jetzt endlich zu ihrem Recht kom-

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(C (D en. Blumige Reden helfen nicht. Ich appelliere an die pfer, Anträge zu stellen. Für die SPD-Bundestagsfraktion stelle ich an dieser telle fest: Im Bewusstsein um die Verantwortung geenüber den Menschen, die unter der SED-Diktatur verolgt wurden und leiden mussten, passt dieser Gesetzenturf in die Politik, die wir betrieben haben, nämlich den enschen in ihrer heutigen Lebenssituation konkret zu elfen. Soweit die Beratungen in der Berichterstatterrunde onstruktiv waren – Frau Voßhoff, das will ich bestätien –, bedanke ich mich dafür und kann das Hohe Haus ur auffordern, dem Gesetzentwurf zuzustimmen. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507923800

Das Wort hat der Kollege Dr. Wolfgang Götzer von

er CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Wolfgang Götzer (CSU):
Rede ID: ID1507923900

Herr Präsident! Meine verehrten Kolleginnen und
ollegen! Ich habe mit dieser Lesung ein Problem. Seit
er ersten Lesung im September ist im Grunde genom-
en auf dem Gebiet der Rechtspolitik fast nichts pas-
iert. Es gibt fast nichts Neues. Die rot-grüne Rechtspoli-
ik kommt einfach nicht in Gang. Vielleicht liegt es an
em grünen Sand im Getriebe; ich weiß es nicht. Die Sit-
ungen im Rechtsausschuss werden immer kürzer. Es
ibt kaum federführende Initiativen. Die Regierungs-
oalition übernimmt identisch Vorlagen von der Bundes-
egierung als ihre Entwürfe.


(Zuruf von der SPD: Und umgekehrt!)

s gibt nicht allzu viele, die der Rede wert wären.


(Jörg Tauss [SPD]: Dann solltet ihr jetzt richtig loslegen!)


Wir holen euch bald ein. Wenn ich einmal Bilanz
iehe, wie viele Gesetzentwürfe die Union eingebracht
at, dann sieht die Regierungskoalition ganz alt aus. Ich
abe mich vorher darüber informiert. Sonst hätte ich das
o nicht gesagt.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht nicht um Quantität!)


Liebe Frau Ministerin Zypries, vielleicht ist es doch
ahr, dass der Bundeskanzler gesagt hat, nach den
chwierigen Jahren mit Ihrer Vorgängerin möchte er erst
inmal so wenig wie möglich aus dem Bundesjustizmi-
isterium hören. Liegt es daran, dass wieder Ruhe ein-
ehrt?


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo haben Sie das denn her?)







(A) )



(B) )


Dr. Wolfgang Götzer

Oder nimmt die Lust einfach ab, wenn man sich mit
ideologischen Querschlägern und Grabenkämpfern der
ganz alten Schule,


(Jörg Tauss [SPD]: Keine Selbstkritik!)

Herr Kollege Ströbele, immer wieder zusammenraufen
muss, was offensichtlich nicht von Erfolg gekrönt ist?


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vorsicht!)


Ich weiß es nicht.

(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wissen nichts! – Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


– Ich habe es jetzt leider nicht gehört, sonst würde ich
gern mit lachen, Herr Ströbele.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wissen nichts, darüber wurde gelacht!)


Liebe Frau Ministerin, ich biete Ihnen Zusammenar-
beit an. Das hat in ein paar Bereichen schon ganz gut
funktioniert,


(Zuruf von der CDU/CSU: Ohne uns kriegen die gar nichts hin!)


beispielsweise beim Kostenrechtsänderungsgesetz, ins-
besondere beim RVG. Ich denke, es gibt ein paar Fragen,
bei denen wir uns durchaus gut verstehen und zu guten
Ergebnissen kommen können.


(Jörg Tauss [SPD]: Wir machen das schon allein!)


Erwähnenswert wäre vielleicht seit der ersten Lesung
im September das Opferrechtsreformgesetz. In der
letzten Sitzungswoche hatten wir darüber eine Debatte.
Der Kollege Dr. Röttgen hat eindrucksvoll dargelegt,
dass es in großen Teilen mit dem Entwurf der Union
identisch ist.

In dem Fall möchte ich die Gelegenheit nutzen, liebe
Frau Zypries, etwas zum Thema Stil zu sagen. Es darf
nicht einreißen, dass die Länder zur Stellungnahme nur
noch eine so kurze Frist bekommen, wie das gerade bei
diesem Gesetz der Fall war. Hier hatte man in der Som-
merpause nur ein paar Tage Zeit, um die Sicht der Län-
der einzubringen. Ich glaube, wenn man ernsthaft an ei-
ner Zusammenarbeit interessiert ist, sollte man das
ausweiten und die Frist etwas großzügiger gestalten.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das steht doch alles im Grundgesetz! – Zurufe von der SPD: Hier ist das Parlament!)


– Ach, da sind Sie. Schön, dass auch Sie da sind, meine
Damen und Herren von der SPD. Sie kommen ja in der
Rechtspolitik nicht vor. Deswegen nehmen wir Sie als
Vertreter von Rot-Grün kaum wahr, liebe Kolleginnen
und Kollegen von der SPD und vom Bündnis 90/Die
Grünen.

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(C (D Beim Sexualstrafrecht hat sich im Vermittlungsauschuss überhaupt nichts bewegt. as Vorgespräch, das wir hatten, war eine Alibiverantaltung. Es gab rund ein Dutzend Punkte, die zur Anruung des Vermittlungsausschusses geführt hatten. Sie haen uns zwei marginale Korrekturen angeboten, die an ich selbstverständlich waren, sonst hätten Sie sich schäen müssen. Das war kein ernsthaftes Angebot, um in ieser Frage zusammenzufinden. Ich komme zum nächsten Thema, der Terrorismusbe ämpfung. Auch in dieser Frage wurde im Vermittlungsusschuss kein Ergebnis erzielt. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, weil Sie blockieren!)


(Zuruf von der SPD: Das Gesetz war gut!)


Frau Ministerin, Sie haben in der ersten Beratung aus-
eführt:

Wir haben unseren Beitrag zur Bekämpfung des in-
ternationalen Terrorismus geleistet.

ie Umsetzung des Rahmenbeschlusses hätte allerdings
ereits zum 31. Dezember vergangenen Jahres erfolgen
üssen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, aber Sie blockieren sie!)


Was meint die Ministerin mit der Formulierung „Wir
aben geleistet“? War das schon alles? Das geht doch bei
er Bekämpfung des Terrorismus nicht an. Gerade die
ngsten terroristischen Anschläge zeigen, dass die Ge-
ahr seit dem 11. September unverändert groß ist und
ass wir alles tun müssen, um auch in diesem Bereich
nserer Pflicht als Gesetzgeber in der Bundesrepublik
eutschland Genüge zu tun.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Die Umsetzung des Rahmenbeschlusses reicht nicht

us und setzt falsche Signale. Es ist keine Eins-zu-eins-
msetzung in deutsches Recht erfolgt. In dem Beschluss
ind nämlich viele unbestimmte Rechtsbegriffe enthal-
n. Diese in Gesetzessprache umzusetzen würde bedeu-
n, Rechtsunsicherheit zu schaffen. Wir werden erken-
en, dass dieses Gesetz nicht justiziabel ist.
Der neue § 129 Abs. 2 StGB legt die Hürden für die

trafbarkeit extrem hoch. Das führt zu einer Entkrimina-
sierung terroristischen Verhaltens.


(Lachen des Abg. Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ußerdem besteht eine Lücke hinsichtlich der terroristi-
chen Einzeltäter.
Die Forderung im Rahmenbeschluss ist eindeutig.

erlangt wird die Brandmarkung jedes terroristischen
erhaltens. Nach dem Willen der Bundesregierung sol-
n aber nur die Gründung, die Unterstützung und die
itgliedschaft in terroristischen Vereinigungen strafbar
ein.






(A) )



(B) )


Dr. Wolfgang Götzer


(Jörg Tauss [SPD]: Das habt ihr nicht ge schafft!)

Das heißt, der terroristische Einzeltäter wird nicht härter
als jeder andere Straftäter bestraft.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber natürlich! Das haben Sie nicht gelesen!)


Auch künftig bleibt es im Übrigen dabei – wir haben
das immer wieder thematisiert –, dass in Deutschland
straffrei für Terrororganisationen geworben werden darf.
Ich halte das für einen unerträglichen Zustand.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dieser Gesetzentwurf bringt keine Verbesserung, son-

dern Verschlechterungen. Das ist auch seinerzeit in der
Sachverständigenanhörung deutlich geworden.

Ich möchte noch etwas zum Thema innere Sicherheit
anmerken und bitte Sie, etwas ernster zu werden; denn
angesichts der Bedrohung durch den Terrorismus hört
bei diesem Thema der Spaß auf.

Sie haben sicherlich verfolgt, was gestern der Vorsit-
zende Richter Breidling anlässlich des Urteils im Pro-
zess gegen ein Mitglied der islamistischen Terrorgruppe
al-Tawhid zur Kronzeugenregelung ausführte. Ich zi-
tiere aus dem Vorwort des gestrigen Urteilsspruchs:

In diesem Zusammenhang sei mit allem Ernst aus
der Erfahrung nun auch mit diesem Strafverfahren
angemerkt: eine Kronzeugenregelung ist zur Be-
kämpfung des organisierten Terrorismus unver-
zichtbar ... Die fehlende Möglichkeit der gesetzlich
abgesicherten Zusage einer Vergünstigung er-
schwert, ja behindert die Aufklärung begangener
und die Verhinderung weiterer terroristischer Straf-
taten … Deshalb geht der dringende Appell an den
Gesetzgeber, sich aufgrund der Erfahrungen mit

(Wieder-)Einführung einer Kronzeugenregelung anzunehmen. Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, das ist überdeutlich. – Wenn Sie das als Komödienstadel bezeichnen, verehrter Kollege von der SPD, dann zeigt das, dass Ihnen die nötige Reife fehlt, um sich hier zu diesem Thema zu äußern. (Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD)


(Jörg Tauss [SPD]: Komödienstadel!)


Mich würde im Übrigen interessieren, was Sie zu einer
rechtspolitischen Debatte sachkundig beizutragen haben.


(Jörg Tauss [SPD]: Nach der Vorgabe ist das kein Problem!)


Wir werden unverzüglich einen erneuten Vorstoß un-
ternehmen und einen entsprechenden Gesetzentwurf ein-
bringen.

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(C (D (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das können Sie sich sparen!)


enn dieser dringende Appell des Vorsitzenden Richters
es OLG Düsseldorf spricht für sich.
Das Thema Graffiti ist heute schon kurz angespro-

hen worden. Hier herrscht ein unglaublicher Zustand.
eit Jahren drängen wir darauf, dass endlich ein griffiges
esetz verabschiedet wird.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gibt ein Gesetz!)


ir brauchen nur eine ganz kleine Änderung. Vor kur-
em wurde uns vom Parlamentarischen Staatssekretär,
laube ich, avisiert, man könne sich mit der Bundesrats-
ormulierung anfreunden. Was ist dann geschehen, ver-
hrte Kolleginnen und Kollegen von Rot-Grün? Seit der
ommerpause hat es kein Berichterstattergespräch mehr
egeben. Hier tut sich gar nichts; das ist doch unglaub-
ch.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Auch beim Antidiskriminierungsgesetz tut sich

ichts, worüber wir allerdings nicht weiter traurig sind.

(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das kann ich mir vorstellen! Das wundert mich bei den Tönen nicht, die man aus Ihrer Fraktion hört!)


Herr Kollege Ströbele, die Parteitagsbeschlüsse kön-
en Sie im Aktenordner abheften. Ich hoffe, dass sie
icht umgesetzt werden. Hierbei setzen wir jedenfalls
uf die Bundesjustizministerin.
Verehrte Kolleginnen und Kollegen, zum Sanktionen-

echt ist ein Referentenentwurf eingebracht worden, der
ei der Justizministerkonferenz nicht gerade auf große
ustimmung gestoßen ist. Angesichts der abgegebenen
tellungnahmen stehen die Chancen für eine Umsetzung
chlecht.
Ich möchte die vielen anderen Defizite nicht mehr an-

prechen. Mir ist es tatsächlich gelungen, meine Rede-
eit nur mit dem auszufüllen, was Sie in letzter Zeit nicht
eschafft haben. Ihre Bilanz ist dürftig. Es fehlt Ihnen in
er Rechtspolitik an Gestaltungskraft und Gestaltungs-
illen. Deswegen


(Zuruf von der SPD: Komme ich zum Ende! – Heiterkeit bei der SPD)


ind wir der Meinung, dass wir die Rede, Frau Ministe-
in Zypries, die Sie an der Humboldt-Universität zum
hema Embryonenschutz und den sich aus Art. 1 und 2
es Grundgesetzes ergebenden Grundrechten gehalten
aben und die aus unserer Sicht einen völligen Kurs-
echsel an der Spitze des BMJ bedeutet, nicht nur au-
erhalb des Parlaments diskutieren sollten. Ich bitte Sie
aher, dies auch im Parlament anzusprechen, damit wir
elegenheit haben, im Rechtsausschuss darüber zu re-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Wolfgang Götzer

Das Thema ist sehr wichtig. Hier gilt es, wachsam zu

sein. Ich freue mich auf eine Erörterung dieser elementa-
ren Frage.

Vielen Dank

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507924000

Für die Bundesregierung spricht jetzt die Ministerin

Brigitte Zypries.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1507924100

Vielen Dank, Herr Präsident! Meine sehr geehrten

Damen und Herren! Herr Funke, herzlichen Dank, dass
Sie die Bedeutung des Haushalts der Justiz hier so plas-
tisch dargestellt haben. Sie haben Recht: Die Justiz ist
wirklich ein sehr wichtiger Faktor in dieser Republik.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Wir brauchen eine funktionierende Justiz, um den
Rechtsstaat zu erhalten.

Ich bedanke mich bei allen Berichterstattern recht
herzlich dafür, dass sie den Haushalt meines Bundesmi-
nisteriums so sachgerecht, kompetent und offen mit uns
beraten haben, sieht man einmal von ganz wenigen Aus-
nahmen ab.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Ich bedanke mich auch herzlich bei den Mitarbeite-

rinnen und Mitarbeitern meines Hauses, die die entschei-
denden Vorarbeiten dafür geleistet haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Rainer Funke [FDP])


Dank Ihrer Beratung in der Bereinigungssitzung am
13. November, meine Damen und Herren, haben wir
jetzt sowohl einen abgeschlossenen Sachhaushalt als
auch einen abgeschlossenen Personalhaushalt. Der Sach-
haushalt – dies ist jetzt schon des Öfteren gesagt
worden – ist klein genug, sodass ich nicht auf ihn einge-
hen möchte.


(Bundesminister Otto Schily bespricht sich mit dem Präsidenten)


– Darf ich hier noch in Ruhe reden?

(Zuruf von der CDU/CSU: Es ist nicht gut, dass der Minister seine Kollegin stört!)


Ich bedanke mich dafür, dass Sie beim Deutschen
Patent- und Markenamt wieder 60 Stellen für Patent-
prüfer in den Haushalt eingestellt haben. Die Bedeutung
dessen ist in der Beratung schon gewürdigt worden. Das
Deutsche Patent- und Markenamt ist – Herr Köhler hat
darauf hingewiesen – die größte Behörde in unserem Ge-
schäftsbereich. Sie ist von großer Bedeutung für den
Wirtschaftsstandort Deutschland. Nun können wir den
unbedingt nötigen Stauabbau mit diesen 60 Stellen und
mit 20 weiteren Stellen in der Patentverwaltung fortfüh-
ren.

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(C (D (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Ich bedanke mich auch dafür, dass Sie es ermöglicht
aben, dass wir beim Generalbundesanwalt die Kosten-
nd Leistungsrechnung einführen können. Dies ist ei-
es der Pilotprojekte im Rahmen der Modernisierung der
erwaltung. Ich hoffe sehr, dass wir hier ebenso erfolg-
eich wie bei anderen Projekten sein werden, die bereits
on Herrn Köhler genannt wurden.
Last, but not least möchte ich mich auch für die drei

tellen für das Deutsche Institut für Menschenrechte
edanken, das bei uns mit im Plan ist und mit dem wir
tändig im Gespräch sind. Die Mitarbeiterinnen und Mit-
rbeiter werden es Ihnen danken.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Rainer Funke [FDP])


Der Sachhaushalt – darauf ist bereits hingewiesen
orden – sinkt um 1,5 Prozent und ist in der Tat der
leinste unter den Ressorthaushalten. Gleichwohl hat
as Bundesministerium der Justiz sehr viel Arbeit zu be-
ältigen. Wir haben zahlreiche eigene Projekte, sind an
ielen Prüfungen anderer Ressorts beteiligt und haben
m Rahmen der Europäischen Union immer mehr Arbeit
u leisten und uns dort verstärkt einzubringen. Deshalb
edanke ich mich an dieser Stelle bei den Mitarbeiterin-
en und Mitarbeitern, die das alles – teilweise in vielen
berstunden – möglich machen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Herr Götzer, Sie haben vor allem auf das hingewie-
en, was wir nicht tun; trotzdem sind einige unserer Pro-
ekte bereits angesprochen worden. Aber in diesem Di-
emma befinden wir uns schon länger. Sie behaupten
tändig, die Bundesregierung habe in der letzten Legisla-
urperiode viel zu viel gemacht und alles sei viel zu hek-
isch gewesen. Wenn wir aber jetzt mit Ihnen über die
orbereitung der Richtlinien, deren Umsetzung uns die
ommission aufgegeben hat, diskutieren und Kompro-
isse finden wollen, bevor wir die entsprechenden Ge-
etzentwürfe einbringen, sagen Sie, dass alles zu lange
auere.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


s geht immer nur eines. Ich bin froh, dass wir das
anze in ruhiges Fahrwasser gebracht haben, was es uns
rmöglicht, eine sachgerechte Justizpolitik zu machen.
Herr Funke, ich kann Ihnen versichern, dass der Ent-
urf eines Gesetzes betreffend das Versicherungsver-
ragsrecht kommen wird. Sie wissen, dass sich die Ver-
andlungen mit der Kommission auf einem guten Weg
efinden. Die StPO-Reform ist schon von Herrn Ströbele
ngesprochen worden. Deshalb möchte ich nur ergän-
end sagen: § 100 a wird kommen. Wir sind hier voll im
eitplan. Dagegen kann man überhaupt nichts sagen. Sie
ennen auch unseren Zeitplan für die Umsetzungen
etreffend das Aktienrecht und den Bereich Corporate






(A) )



(B) )


Bundesministerin Brigitte Zypries

Governance. Erst Anfang 2005 muss das alles gesetzlich
umgesetzt sein.

Die von Ihnen angesprochene Reform des Betreu-
ungsrechts ist eines der Projekte, die nun anstehen. Herr
Funke, ich stimme Ihnen zu, dass es notwendig ist, dass
wir hier über den Vorschlag, der jetzt in den Bundesrat
eingebracht wird, sorgfältig diskutieren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich persönlich habe ebenfalls erhebliche Probleme mit
einer Zwangsvollmacht für Angehörige. Wir sollten ge-
meinsam Zeit investieren, um darüber nachzudenken,
wie wir den berechtigten Interessen der Länder, denen
nach eigenen Angaben die Kosten davonlaufen, gerecht
werden können und wie wir gleichzeitig im Sinne des
Betreuungsrechts und der Menschen rechtsstaatlich ver-
nünftig Regelungen erarbeiten können, ohne – auch da-
ran ist mir gelegen – die Standards zu senken.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Ich hoffe nicht, dass hier die Quadratur des Kreises not-
wendig sein wird. Es wäre schön, wenn es zu einer frak-
tionsübergreifenden Zusammenarbeit käme.

Im Hinblick auf die Arbeit der Bundesregierung, ins-
besondere des Justizministeriums, in der Europäischen
Union möchte ich gerne noch die Übernahmerichtlinie
ansprechen. Für die Zusammenarbeit bei diesem Thema
möchte ich mich bei allen Abgeordneten der CDU/CSU
bedanken. Der Kanzler hat gestern erwähnt, wie zäh und
zeitintensiv die Verhandlungen in Brüssel waren. Heute
gab es endlich einen politischen Kompromiss. An dieser
Stelle möchte ich mich recht herzlich bei Herrn Lehne
bedanken, der für die CDU im Europaparlament sitzt
und der sich sehr darum gekümmert hat. Es ist nun ein
Kompromiss gefunden worden, mit dem wir in Deutsch-
land gut leben können. Die Mitgliedstaaten haben die
Möglichkeit, an ihren bisherigen Abwehrmaßnahmen
festzuhalten. Den Unternehmen wird ermöglicht, sich in-
dividuell einzuwählen und gleichwohl die anderen Maß-
nahmen anzuerkennen. Dieser Kompromiss hat in der
Tat eine Menge Arbeit gekostet. Aber im Endeffekt ist
alles gut gelaufen.

Ich möchte noch ein anderes Thema ansprechen
– Herr Funke, Sie haben das bereits erwähnt –, das damit
eng zusammenhängt. Wir brauchen eine einheitliche eu-
ropäische Rechtspolitik, insbesondere im Strafrecht. Wir
haben uns heute auch politisch auf Mindeststandards für
Strafrahmen bei Drogendelikten verständigt. Das be-
deutet, dass es in Zukunft in Europa nicht nur eine ein-
heitliche Definition der Drogenhandelsdelikte, sondern
erstmalig auch einheitliche Mindestrahmen bei den je-
weils anzudrohenden Freiheitsstrafen geben wird. Das
bedeutet für Deutschland keine Verpflichtung zur Um-
setzung, weil es bei uns die Strafrahmen, die die EU vor-
sieht, bereits gibt. Das heißt, wir müssen auf diesem Ge-
biet nichts nacharbeiten.

Wichtig erscheint mir diese Angelegenheit trotzdem,
und zwar im Hinblick auf eine einheitliche europäische

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(C (D echtspolitik, weil einheitliche Strafrahmen und einheitiche Definitionen natürlich auch die grenzüberschreiende Verfolgung deutlich erleichtern. Daher ist der eute gefasste Beschluss über die Mindeststandards für trafen zur Bekämpfung des Drogenhandels ein rechtsolitischer Erfolg auf der europäischen Ebene. Ich bin roh, dass der italienische Kollege meiner Anregung geolgt ist, dieses Thema zu behandeln. In diesem Zusammenhang möchte ich Sie, zumindest ie Rechtspolitiker unter Ihnen, dazu auffordern, der Anegung von Herrn Ströbele zu folgen, lieber gemeinsam in Glas Wein zu trinken, als uns mit unnützen Reden zu ergnügen. (Ute Kumpf [SPD]: Herr Ströbele will was anderes!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ie wissen, dass die Bundesrechtsanwaltskammer heute
hren parlamentarischen Abend veranstaltet. Ich denke,
ass zumindest der überwiegende Teil der Rechtspoliti-
er noch dort hingehen wird, um gemeinsam ein Glas
ein zu trinken.
Ich möchte noch ganz kurz auf die Modernisierung

es Kostenrechts eingehen. Ich bedanke mich bei allen
raktionen des Hauses dafür, dass es während der Som-
erpause gelungen ist, einen Kompromiss zustande zu
ringen, sodass alle Fraktionen einen gemeinsamen Ge-
etzentwurf einbringen können.

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507924200

Frau Ministerin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
ollegen Siegfried Kauder?

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1507924300

Aber bitte.

Siegfried Kauder (CDU):
Rede ID: ID1507924400

Frau Ministerin, es ist nicht so, dass ich Ihnen das
las Wein nicht gönne. Da ich noch nicht so lange wie
er Kollege Funke im Bundestag bin, habe ich vielleicht
einen Anspruch auf ein Geschenk, wie er es im Hin-
lick auf das Handelsrecht bekommt.
Vielleicht haben Opfer von Straftaten Anspruch auf

in Geschenk. Opferschutz hat seine Grenzen da – wir
aben schon einmal darüber gesprochen –, wo es um das
ugendstrafverfahren geht. Da ist Nachbesserungsbe-
arf vorhanden. Könnten Sie uns mitteilen, wann diese
ücke geschlossen wird?
Ich möchte noch auf eine zweite offene Flanke zu

prechen kommen. Ein Bürger hat sich an den Petitions-
usschuss gewendet, weil er der Meinung ist, dass der
ollzug seiner Strafe verfassungswidrig sei. Ich bin fast
er Auffassung, dass er Recht hat; was dort stattfindet,
st nämlich der Vollzug von Jugendstrafe. In namhaften
ommentaren wird gerügt, dass der Vollzug der Jugend-
trafe verfassungswidrig sei, weil es an einem notwendi-
en Gesetz fehlt. Das heißt, wir tolerieren einen verfas-
ungswidrigen Zustand, obwohl wir alle an die
erfassung gebunden sind.






(A) )



(B) )


Siegfried Kauder (Bad Dürrheim)



(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Seit wann tun wir das? Nicht erst seit fünf Jahren!)

– Zuzuhören wäre vielleicht besser, als dazwischenzu-
blaffen. Auch Sie sind an die Verfassung gebunden.
Meine Frage lautet also: Wann wollen wir diesen verfas-
sungswidrigen Zustand beenden?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1507924500

Herr Kauder, da dieser verfassungswidrige Zustand in

der Zeit, als Sie regierten, nicht geändert wurde,

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

habe ich, als ich mein Ministeramt angetreten habe, den
Auftrag gegeben, dieses Projekt in Angriff zu nehmen.
Wir sind dabei, ein Jugendstrafvollzugsgesetz zu erar-
beiten.

Was Ihre erste Frage anbelangt: Ich habe Ihnen schon
in der letzten Debatte hier im Plenum gesagt, dass wir
darüber in den Sachverständigenanhörungen diskutieren
werden. Dabei bleibt es auch.

Jetzt möchte ich noch einmal auf die Kostenrechts-
modernisierung zu sprechen kommen. Wie gesagt, ich
danke allen Fraktionen dafür, dass wir uns in dieser An-
gelegenheit anscheinend verständigen und in der Lage
sein werden, sie sachgerecht und im Konsens mit der
Anwaltschaft und im Wesentlichen auch mit den Versi-
cherungsverbänden zu klären. Im Moment gibt es in der
Tat nur noch Probleme bei der ARAG. Mit ihr befinden
wir uns noch im Gespräch.

In Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit und der an-
stehenden Teilnahme am parlamentarischen Abend, den
wir ernst nehmen sollten – schließlich sind die Rechtsan-
wälte unsere Gesprächspartner –, möchte ich jetzt kein
anderes Thema mehr ansprechen.

Ich bedanke mich für die – nur mäßige – Aufmerk-
samkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507924600

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zu den Abstimmungen.
Einzelplan 07 – Bundesministerium der Justiz – in der

Ausschussfassung: Wer stimmt dafür? – Wer stimmt da-
gegen? – Wer enthält sich? – Dann ist der Einzelplan 07
mit der Mehrheit der Koalitionsfraktionen gegen die
Stimmen der Oppositionsfraktionen angenommen.

Abstimmung über den Einzelplan 19 – Bundesverfas-
sungsgericht – in der Ausschussfassung. Wer stimmt da-
für? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der
Einzelplan 19 ist einstimmig angenommen.

Tagesordnungspunkt I. 16 Buchstabe c: Abstimmung
über den von den Fraktionen der SPD, der CDU/CSU, des
Bündnisses 90/Die Grünen und der FDP eingebrachten
Gesetzentwurf zur Änderung rehabilitierungsrechtlicher

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(C (D orschriften, Drucksache 15/1975. Der Rechtsausschuss mpfiehlt unter Buchstabe a seiner Beschlussempfehlung uf Drucksache 15/2082, den Gesetzentwurf anzunehen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimen wollen, um das Handzeichen. – Gegenstimmen? – nthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist in zweiter Berang einstimmig angenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die zutimmen wollen, sich zu erheben. – Gegenstimmen? – nthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist einstimmig angeommen. Beschlussempfehlung des Rechtsausschusses zu dem esetzentwurf des Bundesrates zur Änderung rehabilierungsrechtlicher Vorschriften, Drucksache 15/2082. er Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe b seiner Bechlussempfehlung, den Gesetzentwurf auf Drucksache 5/1467 für erledigt zu erklären. Wer stimmt für diese eschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltunen? – Die Beschlussempfehlung ist einstimmig angeommen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte I. 17 a und b auf: Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern Drucksachen 15/1906, 15/1921 Berichterstattung: Abgeordnete Susanne Jaffke Norbert Barthle Klaus Hagemann Lothar Binding Anja Hajduk Otto Fricke Einzelplan 33 Versorgung – Drucksache 15/1921 – Berichterstattung Abgeordnete Lothar Binding Georg Schirmbeck Anja Hajduk Dr. Günter Rexrodt Zu Einzelplan 06 liegt ein Änderungsantrag der Abeordneten Dr. Gesine Lötzsch und Petra Pau vor. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen iderspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und gebe als erster Redne in der Kollegin Susanne Jaffke von der CDU/CSUraktion das Wort. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! em Einzelplan 06 – Bundesministerium des Innern – Susanne Jaffke ist das Schicksal zuteil geworden, in der Haushaltsdebatte das Schlusslicht zu sein. (Otto Fricke [FDP]: Es geht morgen noch weiter!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Susanne Jaffke (CDU):
Rede ID: ID1507924700




(A) )


(B) )


– Das ist korrekt. Aber morgen ist nur noch die dritte Le-
sung. Die Debatte im Detail zu den Einzelplänen wird
heute beendet.


(Otto Fricke [FDP]: Okay!)

Das trifft sicherlich jedes Ressort einmal. Ich hoffe, dass
in dem Fall Position und Inhalt nicht übereinstimmen.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Je später der Abend, desto schöner die Debatte!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, es dürfte Sie alle
nicht überraschen, dass ich hier wiederhole, dass der
vom Bundesfinanzminister vorgelegte Etat und auch das
jetzt erreichte Ergebnis wertlos sind – das ist im Laufe
der Woche schon öfter gesagt worden –, weil im Dezem-
ber nach Abschluss des Vermittlungsverfahrens noch
Gesetze beschlossen werden sollen, die erhebliche Ver-
änderungen in den Einzelplänen zur Folge haben wer-
den.

Verehrte Kolleginnen und Kollegen von den Mehr-
heitsfraktionen, Sie haben Finanzmittel in Ihren Haus-
halt eingerechnet, die in diesem Umfang nicht zur Verfü-
gung stehen werden. Sie verteilen sozusagen das Fell des
Bären, bevor er erlegt wurde. Das hat für mich mit seriö-
ser Haushaltsplanung nichts zu tun.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Deshalb kann ich nur wiederholen: Eine seriöse und so-
lide Beratung des Etats nach dem Vermittlungsergebnis
hätte etwas mehr Sinn gemacht.


(Beifall des Abg. Otto Fricke [FDP])

Lassen Sie mich dennoch einiges zum Zahlenwerk

und damit auch zu den Gestaltungsmöglichkeiten des In-
nenministers sagen. Herr Minister, in Ihrer Einbrin-
gungsrede haben Sie noch darlegen können, dass der
Etat 2004 einen Aufwuchs von 168 Millionen Euro, also
um 4,3 Prozent, gegenüber dem Vorjahresansatz ver-
zeichnet. Aufgrund der auferlegten Sparzwänge – über
deren Ursache und Wirkung ist in dieser Woche schon
genügend diskutiert worden – ist in dem jetzt festge-
schriebenen Etat nur noch ein Aufwuchs von 3,4 Prozent
zu verzeichnen, und das, obwohl Ihr Etat – das muss
man fairerweise zugeben – ein wenig verschont wurde.
Aber auch dieser Betrag entspricht nicht der Realität

Wichtig ist, dass die globale Minderausgabe bei die-
sem Etat, die im Jahre 2003 noch bei rund 61 Millionen
Euro lag, bis zum Jahr 2004 auf 155 Millionen Euro ver-
dreifacht worden ist. Und das ist noch nicht das Ende der
Fahnenstange. Im Januar wird die berühmte Summe X
aus der zweiten Milliarde für die Rentenkassen hinzu-
kommen.


(Zuruf von der SPD: Und ihr wollt noch 4 bis 6 Milliarden Euro für die EU einsparen!)


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(C (D Wenn man dann noch berücksichtigt, wo die GMA erirtschaftet wird, nämlich im Bereich IT, und zwar konret in den Bereichen Bewirtschaftung und Beschaffung, ann kann ich daraus nur schließen: Entweder wird zu roßzügig geplant – das will ich dem Haus und dem Miister auf keinen Fall unterstellen – oder alles wird sozuagen systematisch auf Verschleiß gefahren. Das wird ich noch bitter rächen. Wenn eine gewisse Haushaltsenge vorhanden ist, ist esondere Kreativität bei der Gestaltung gefragt. Verehrr Herr Minister, ich kann es mir nicht verkneifen, zu rwähnen, dass Ihre Auffassung mit der Ihrer Kollegen on den Mehrheitsfraktionen nicht ganz übereinstimmt. Die Opposition kann gut verstehen, dass Sie bei ei em Etat, der überwiegend durch Personalausgaben mit 53 Prozent – gebunden ist, nicht glücklich darüber ind, dass Sie eine so riesige GMA erwirtschaften müsen. Dass Sie sich nun auch noch 5 Millionen Euro für en „Goldenen Plan Ost“, an dem Sie persönlich und olitisch wohl kein Interesse haben, förmlich aus dem leisch schneiden müssen, macht Sie nicht glücklich. as durfte die Opposition in einer sehr lebendigen Disussion im Haushaltsausschuss erleben. Darüber waren ir alle recht erstaunt. Dennoch bin ich fair und sage: Eine Unterstützung es Weltjugendtages 2005 mit einer VE schon jetzt in en Haushalt aufzunehmen liegt auch im Interesse der pposition. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


(Zuruf von der CDU/CSU: Wohl wahr!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Da der Etat stark durch Personalkosten geprägt ist,
üssen auch dazu einige Worte gesagt werden. Herr Mi-
ister, Sie haben in Ihrer Einbringungsrede den Polizei-
eamtinnen und -beamten ausdrücklich für ihre hervor-
agende Arbeit gedankt. Dieser Punkt ist in diesem
ause völlig unstrittig. Dafür haben Sie die Unterstüt-
ung der Unionsfraktionen erhalten.
Der Bundestag hat auf Wunsch des Bundesrates
auch mit unseren Stimmen – mit dem Besoldungs- und
ersorgungsanpassungsgesetz die so genannten Öff-
ungsklauseln beschlossen. Dennoch halten wir es
icht für kreativ, den Haupteinsparbeitrag des Etats über
ie Besoldungsbezüge zu erbringen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

ir fordern, dass die Beamtinnen und Beamten sehr
ald eine Antwort auf ihre Frage nach den zukünftigen
ochenarbeitszeitstunden bekommen. Die Antwort
uf die Frage der Kollegin Hajduk im Ausschuss war
xemplarisch: Herr Minister, Sie sind sehr ausdrucks-
tark!


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang ein beson-

eres Problem ansprechen. Mit dem Haushaltsgesetz
ird jährlich eine globale Stelleneinsparung in Höhe






(A) )



(B) )


Susanne Jaffke

von 1,5 Prozent verabschiedet. Das ist korrekt. Das ist
seit Mitte der 90er-Jahre der Fall. Das gewählte Verfah-
ren war durchaus erfolgreich. Weiterhin ist es korrekt,
dass die Stellen im Vollzugsdienst von dieser globalen
Stellenkürzung ausgenommen werden. Wenn nun aber
sowohl die Behördenleiter als auch der Hauptpersonalrat
eindringlich nachweisen, dass eine vernünftige Arbeit
im Vollzug allmählich nicht mehr möglich ist, weil die in
den so genannten vollzugsnahen Bereichen – zum Bei-
spiel in den Bereichen Auswertung der Spurensicherung
und chemische Untersuchungen – anfallenden Arbeiten
nicht mehr zeitnah abgearbeitet werden können, dann
muss die Opposition andere klare Positionierungen for-
dern, damit die vollzugsnahen Bereiche ihre Aufgaben
verantwortungsbewusst erfüllen können. Auch Behör-
den, die seit den 90er-Jahren durch Organisationsstruk-
turreformen schon verschlankt wurden, sollen in Zu-
kunft anders behandelt werden.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, im Zusammenhang
mit dem Bereich Sicherheit lassen Sie mich auch erwäh-
nen, dass Mittelkürzungen bei der Beschaffung von
Fahrzeugen, die die Sicherheit der Bürger direkt betref-
fen – nämlich beim THW um 1,5 Millionen Euro und
bei der Bereitschaftspolizei um 6 Millionen Euro –, von
uns nicht unterstützt werden können.

Ich denke, zur Ehrlichkeit gehört auch, ein Wort dazu
zu sagen, dass die Ausgaben für die Bundeszentrale für
politische Bildung um 6 Prozent steigen. Wenn es denn
der Bildung hilft – meinetwegen. Aber wer ins Detail
schaut, stellt fest, dass die Gelder vor allen Dingen für
Dienstwagen ausgegeben werden. Da muss doch wohl
die Gewichtung etwas anders erfolgen, indem zum Bei-
spiel die Mittel den Sicherheitsbehörden zur Verfügung
gestellt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)

In diesem Zusammenhang möchte ich noch eine

kurze Bemerkung machen: Es war bis zum Jahre 2002
üblich, dass die Berichterstatter eine Übersicht über die
von den Zuwendungsempfängern ausgegebenen Mittel
beifügen. Das war in diesem Jahr nicht der Fall. Auf
meine Nachfragen wurde mir jetzt mitgeteilt, dass die
Bundeszentrale diese Zahlen nicht mehr veröffentlichen
wolle. Ich hoffe, Herr Minister, dass sich das noch klären
lässt und ich als Oppositionsabgeordnete nicht den Ver-
dacht haben muss, dass da irgendetwas gemauschelt
wird.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, keine Diskussion
zum Einzelplan 06 ohne das Thema BOS-Digitalfunk.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Otto Fricke [FDP]: Aber hoffentlich nicht mehr lange!)


Ich weiß, Herr Minister, dass das allmählich ein
Reizthema wird; Ihre Reaktionen in der jüngsten Vergan-
genheit sind ein Beleg dafür. Dabei sind ja alle Fakten be-
kannt: dass die Kosten für den Analogfunk für alle Betei-
ligten immens steigen werden, dass unsere europäischen
Nachbarn an uns vorbeiziehen, dass beim Elbehochwas-
ser Kommunikationsschwierigkeiten aufgetreten sind,

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(C (D ass sich unsere Polizisten bei Unterstützungseinsätzen ie zum Beispiel beim Weltwirtschaftsgipfel in der chweiz mit Digitalfunkgeräten haben aushelfen lassen üssen. Das ist alles bekannt. Frau Kollegin, bedenken Sie die Zeit, bitte. Aber wir wissen auch, dass es diesbezüglich eine ner ende Diskussion mit den Ländern gibt; denn die Länerinnenminister beziehen eine andere Position als die änderfinanzminister. Ebenso wissen wir, dass die Fußallweltmeisterschaft 2006 – Sie müssen aber jetzt zum Schluss kommen; ich muss ie unterbrechen, es tut mit Leid. – ein sportlicher und kultureller Höhepunkt werden nd sich im Gedächtnis verankern soll. Deshalb bitte ich Sie, Herr Minister: So richtig es ist, ass der Bund nicht 50 Prozent der Kosten tragen kann, o wichtig ist es, dass Sie sich durchsetzen, dass nicht er Herr Finanzminister (Otto Fricke [FDP]: Ziehen Sie es beim Nächsten ab, Herr Präsident!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507924800
Susanne Jaffke (CDU):
Rede ID: ID1507924900
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507925000
Susanne Jaffke (CDU):
Rede ID: ID1507925100

0 Prozent diktiert. Man sollte sich am Königsteiner
chlüssel orientieren.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507925200

Frau Kollegin, bitte! Ich war sehr geduldig mit Ihnen,

ber jetzt ist Schluss.


Susanne Jaffke (CDU):
Rede ID: ID1507925300

Ich sage Ihnen auch: Minister Behrens in Nordrhein-
estfalen hat nicht das Recht, Sondersituationen auszu-
utzen. Er gehört zurückgepfiffen.
Herr Präsident, mit Ihrer Güte darf ich mich als
auptberichterstatterin –


(Zurufe: Nein!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507925400

Frau Kollegin, alle in diesem Hause haben das gleiche
echt. Ich bitte Sie, jetzt zum Schluss zu kommen.
irklich!


Susanne Jaffke (CDU):
Rede ID: ID1507925500

– sehr herzlich bei den Mitarbeitern des Hauses für

ie geleistete Arbeit und Unterstützung bedanken.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507925600

Das Wort hat der Kollege Klaus Hagemann von der

SPD-Fraktion.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Klaus Hagemann (SPD):
Rede ID: ID1507925700

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Finanzie-
rung der inneren Sicherheit ist der Hauptschwerpunkt
des Einzelplans 06. Es kann sich sehen lassen, was diese
Koalition, was dieser Bundesinnenminister in den ver-
gangenen fünf Jahren in diesem Bereich geleistet hat.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ebenso ist auf das hinzuweisen, was wir 2004 anpa-
cken wollen.

Trotz der schwierigen Finanzlage, liebe Kollegin
Jaffke, sind im Etat für die innere Sicherheit keine Kür-
zungen vorgesehen.


(Beifall bei der SPD)

Frau Jaffke, Sie haben die globale Minderausgabe

erwähnt, die wir wieder eingestellt haben. Wir wissen
aber, dass sie im Innenministerium unter Schonung des
Bereichs der inneren Sicherheit seriös aufgelöst wird.

Liebe Kollegin Jaffke, auf der einen Seite beklagen
Sie die Sparzwänge, auf der anderen Seite aber – gestern
vorgetragen von Ihren Oberen – beklagen Sie, dass nicht
6 Milliarden Euro zusätzlich eingespart werden, um sie
der EU zuzuleiten. Ich sehe darin einen sehr großen Wi-
derspruch.


(Beifall bei der SPD – Hartmut Koschyk [CDU/ CSU]: Das haben Sie nicht verstanden!)


– Aber Sie, Herr Kollege Koschyk. Davon gehe ich aus.

(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Zu Recht!)


– Natürlich.
Ich will noch einen anderen Punkt richtig stellen, Kol-

legin Jaffke. Sie haben die Öffnungsklauseln beklagt, die
das Weihnachts- und Urlaubsgeld für die Beamten
betreffen. Da sind Sie in Ihrer Argumentation natürlich
auch ein bisschen doppelzüngig,


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


denn in den Ländern, liebe Kolleginnen und Kollegen,
langen Sie in einem ganz anderen Maße zu, als Sie das
hier beklagen. Das ist widersprüchlich und das finde ich
so nicht in Ordnung.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Aber in Rheinland-Pfalz am stärksten!)


Ein anderer Punkt betrifft die Ausgaben für die Bun-
deszentrale für politische Bildung. Bei den Haushalts-
beratungen zum Einzelplan 03 im Frühjahr dieses Jahres
wurde eine Liste vorgelegt, aus der hervorging, wofür
die Mittel für die Träger, die Zuwendungsempfänger,

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(C (D erwendet worden sind. Das will ich noch einmal richtig tellen, da ist auch nichts hineinzugeheimnissen. Ich öchte die erfolgreiche Arbeit, die die Bundeszentrale ür politische Bildung leistet, noch einmal deutlich heausstellen. Sie arbeitet jetzt jedenfalls erfolgreicher als or zwei oder drei Jahren. (Beifall bei der SPD – Hartmut Koschyk [CDU/ CSU]: Die haben jetzt mehr Autos!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507925800

Herr Kollege Hagemann, erlauben Sie eine Zwischen-

rage des Kollegen Binninger?

Klaus Hagemann (SPD):
Rede ID: ID1507925900

Die Kollegen haben zwar nicht an den Beratungen

ber den Haushalt im Haushaltsausschuss und im Innen-
usschuss teilgenommen,


(Zurufe von der CDU/CSU: Was?)

ber wenn es sein muss, Herr Binninger, dann schlagen
ie zu.

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507926000

Bitte, Herr Binninger.

Clemens Binninger (CDU):
Rede ID: ID1507926100

Dass ich zuschlage, werde ich Ihnen ersparen, Herr
ollege. Ich frage nur. Sie haben die Öffnungsklauseln
ngesprochen und gesagt, die Regelung des Bundes sei
ehr sozial und andere Länder gingen sehr viel weiter.
ürden Sie mir aber Recht geben, dass die CDU- bzw.
SU-regierten Länder Baden-Württemberg und Bayern,
bwohl sie einen sehr viel höheren Personalkostenanteil
aben als der Bund – 42 Prozent im Vergleich zu
2 Prozent –, die Öffnungsklausel sehr viel schonender
nwenden als der Bund?

Klaus Hagemann (SPD):
Rede ID: ID1507926200

Es geht hier nicht um Bayern oder Baden-Württem-

erg, sondern es geht darum, dass Sie hier etwas bekla-
en, was Sie in den Ländern praktizieren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Lieber Kollege, ich habe kürzlich ein Interview mit
inem Vertreter des Deutschen Beamtenbundes aus Ba-
en-Württemberg gesehen, in dem dieser ganz kräftig
ber die Lösung, die dort gefunden worden ist, ge-
chimpft und hergezogen hat. Auch das will ich hier
och einmal richtig herausstellen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Was macht denn Kurt Beck?)


inzu kommt ja noch, dass wir eine Lösung gefunden
aben, mit der wir gerade den Mitarbeiterinnen und Mit-
rbeitern mit den Besoldungsstufen A 1 bis A 8 entge-
enkommen. Auch das sollten wir in diesem Zusammen-
ang noch einmal herausstellen.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])







(A) )



(B) )


Klaus Hagemann

Eines stimmt: Sie sind in dieser Sache doppelzüngig.

Was Sie hier beklagen, praktizieren Sie draußen in den
Bundesländern. Da beißt die Maus keinen Faden ab.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hartmut Koschyk [CDU/ CSU]: Sagen Sie doch einmal etwas zu Rheinland-Pfalz!)


– Sicher, da auch. Nur beklagen wir es hier nicht, son-
dern wir haben es gemacht wie in Rheinland-Pfalz. Wir
sind aber nicht doppelzüngig, das ist der Unterschied,
Herr Koschyk.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben im Bund und in den Ländern dieselbe strin-
gente Argumentationslinie. Das möchte ich hier noch
einmal richtig herausstellen.

Es ist ja wirklich gut – Frau Jaffke, da stimme ich Ih-
nen zu –, dass der Haushalt des Bundesinnenminister-
iums geschont worden ist, gerade weil dieser Einzelplan
schwerpunktmäßig die innere Sicherheit betrifft. Spätes-
tens seit dem 11. September 2001 wird sichtbar, dass der
internationale Terrorismus eine neue Herausforderung
für die Wahrung der inneren Sicherheit und für die Si-
cherheitsarchitektur darstellt. Es muss daran gearbeitet
werden, gerade die „Privatisierung der Gewalt“, wie es
Erhard Eppler gesagt hat, mit neuen Gedanken und
neuen Strukturen zu bekämpfen. Wir müssen neue Ant-
worten geben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Bund und Länder arbeiten gemeinsam daran. Das hat ge-
rade die letzte Innenministerkonferenz deutlich gemacht.
Denn kaum ein anderer Politikbereich hat nach dem
Grundgesetz eine so große Zuständigkeitsvielfalt wie je-
ner der inneren Sicherheit. Deswegen müssen Bund und
Länder hier konstruktiv und zielgerichtet zusammenar-
beiten. Das Tempo für Entscheidungen dürfen nicht die
bestimmen, die die Langsamsten im Geleitzug sind.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Entscheidungen müssen getroffen werden.
Ich will als Beispiel für etwas, bei dem wir derselben

Meinung sind, verehrte Susanne Jaffke, den Aufbau ei-
nes Digitalfunknetzes anführen. Fast überall in Europa
sind die diesbezüglichen Entscheidungen schon getrof-
fen worden. Zum großen Teil befinden sich diese Netze
schon im Aufbau. Aber in Deutschland können keine
Grundsatzentscheidungen über die Finanzierung getrof-
fen werden.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Warum wohl?)


– Warum? Die Länder wollen nicht mitmachen, weil es
keine klare Finanzierungsregelung gibt.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Wie gut, dass Sie nicht doppelzüngig sind!)


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(C (D Deswegen haben wir uns, Kollege Grindel, bei den aushaltsberatungen dafür stark gemacht, dass jetzt weigstens die Ausschreibung eingeleitet werden kann und ass hierfür Mittel und eine Verpflichtungsermächtigung ur Verfügung stehen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Gerade als Berichterstatter für den Einzelplan 06 will
ch sagen: Es gilt eben nicht die Grundmelodie, die sich
ie Länder vorstellen, nämlich: Wir lassen uns vom
und nichts sagen und lassen uns nicht hereinreden. Wir
ntscheiden alleine; aber die gesamte Finanzierung hat
efälligst der Bund zu übernehmen. – Nach dieser
rundmelodie kann sich die Politik aber nicht richten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507926300

Herr Kollege Hagemann, erlauben Sie eine Zwischen-

rage des Kollegen Göbel?


Klaus Hagemann (SPD):
Rede ID: ID1507926400

Da er schon aufgestanden ist, bevor ich zugestimmt

abe, bleibt mir nichts anderes übrig.


Ralf Göbel (CDU):
Rede ID: ID1507926500

Herr Kollege Hagemann, Sie haben eben gesagt, Sie

änden das neue Verfahren richtig, dass zunächst einmal
ie Ausschreibung stattfindet


(Zurufe von der SPD: Das hat er nicht gesagt!)

nd anschließend über die Finanzierung entschieden
ird. Wir haben zu Beginn dieses Jahres einen Antrag
ingebracht, in dem es darum ging, dass zunächst die
usschreibung durchgeführt wird und dass man sich
ährend der laufenden Ausschreibung über die Finan-
ierung Gedanken macht.
Können Sie mir erklären, wie Sie zu Ihrer geänderten
uffassung kommen, nachdem Sie unseren Antrag zu
eginn dieses Jahres abgelehnt haben?


(Beifall des Abg. Reinhard Grindel [CDU/ CSU])



Klaus Hagemann (SPD):
Rede ID: ID1507926600

Ihre Darstellung ist es eine Klitterung. So habe ich es

atürlich nicht gesagt.

(Widerspruch bei der CDU/CSU)


Herr Kollege, an dieser Stelle sei erwähnt, dass zwi-
chenzeitlich einiges passiert ist. Die Fachminister, die
nnenminister, die Ministerpräsidenten und der Bundes-
anzler haben sich geeinigt, mit einer Startergruppe zu
eginnen. Wir wollen Mittel zur Verfügung stellen, da-
it man mit der Ausschreibung beginnen kann und Be-
egung in die Sache kommt. Die Ausschreibung wird
indestens ein Jahr in Anspruch nehmen. Ich denke,
ass bei der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz der
ordische Knoten durchschlagen und eine endgültige






(A) )



(B) )


Klaus Hagemann

Lösung für die Finanzierung gefunden werden kann. Das
will ich hier deutlich unterstreichen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Im Bereich der inneren und der zivilen Sicherheit
macht der Bund Jahr für Jahr seine Hausaufgaben. Das
drücken auch die Zahlen im Haushalt für das Jahr 2004
aus. Bei einem Haushaltsvolumen von rund 4 Milliar-
den Euro stehen 2,6 Milliarden Euro für die innere Si-
cherheit zur Verfügung. Wir halten nicht nur Sonntagsre-
den, sondern wir handeln in dieser Angelegenheit, um
die innere Sicherheit zu gewährleisten. Wir haben uns
nicht wie die Unionsfraktion geweigert, diesen Haushalt
zu beraten. Wir haben auch keine großen Erklärungen
abgegeben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Ein Fünftel der Investitionen fließt in die Sachausstat-
tung und vier Fünftel entfallen auf die Personalkosten.
Das macht deutlich, was auf uns zukommt.

Wir wollen mit dem Bundesinnenminister und seinem
Ministerium das Stellenhebungsprogramm für den
Bundesgrenzschutz voranbringen. Nach vielen Jahren
der Stagnation in diesem Bereich ist dies dringend not-
wendig. Damit bewirken wir eine stärkere Motivation
der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wer mit den Bun-
desgrenzschutzbeamten vor Ort redet, der kann feststel-
len, dass das, was hier geleistet worden ist, Anerkennung
findet.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Otto Fricke [FDP])


Beim Stichwort „Bundesgrenzschutz“ ist zu erwäh-
nen, dass der Löwenanteil von fast 2 Milliarden Euro für
den Sicherheitsbereich in den Bundesgrenzschutz fließt.
Damit ermöglichen wir den Ausbau einer modernen,
schlagkräftigen Bundespolizei. Wir kommen hier gut
nach vorne. Auch andere Aktivitäten in diesem Bereich,
zum Beispiel der Schutz der EU-Außengrenzen, der
Schutz der Flughäfen und die Betreuung von Flugzeu-
gen, sind zu nennen. Das Ausländerzentralregister ist er-
neuert worden; vieles andere könnte man an dieser Stelle
noch erwähnen.

Ähnliche Aktivitäten gibt es beim Bundeskriminal-
amt. Hier ist in den letzten Jahren genauso wie beim
Bundesgrenzschutz das Antiterrorprogramm, das vor
drei Jahren geschnürt worden ist, durchgeschrieben wor-
den. Dieses Programm war kein einmaliges Ereignis; die
hierfür vorgesehenen Mittel sind auch in den Haushalt
2004 mit eingearbeitet worden.

Zur Bereitschaftspolizei der Länder: Frau Jaffke,
Sie haben zwar kritisiert, dass hier 1 Million Euro gestri-
chen worden ist. Aber wir haben in den letzten Jahren
auch Mittel erhöht; das Antiterrorprogramm sei in die-
sem Zusammenhang erwähnt.

Auch in Bezug auf das Bundesamt für Sicherheit in
der Informationstechnologie – auch das gehört zum Si-
cherheitsbereich – hat die Regierung bzw. der Innenmi-

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(C (D ister Anstrengungen unternommen. Wir befinden uns uch hier auf einem guten Weg. Wir wollen das durch ie Bereitstellung der notwendigen Mittel im Haushalt nterstützen. Gerade für eine Technologie der Zukunft muss Si herheit gewährleistet werden. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Die innere Sicherheit bildet den Schwerpunkt meiner
ede. Dabei sind auch die Nachrichtendienste zu nen-
en. Dank und Anerkennung gilt deren Arbeit. Wie not-
endig diese Arbeit ist, wird gerade angesichts der Dis-
ussion über den Terrorismus deutlich. Während in den
0er-Jahren – auch das kann ich Ihnen nicht ersparen –
ittel abgebaut und Stellen gestrichen worden sind, ha-
en wir insbesondere im Rahmen des Antiterrorpro-
ramms auch in diesem Bereich mehr Mittel und mehr
tellen zur Verfügung gestellt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich habe hier über die neue Sicherheitsarchitektur ge-
prochen. Das gilt auch für den Zivil- und Katastro-
henschutz. Auch hier ist es in Zusammenarbeit mit un-
erer Perle im Bereich des Bundesinnenministeriums,
it dem Technischen Hilfswerk, notwendig, nach innen
nd nach außen zu wirken. Auch hier sind neue Struktu-
en und eine neue Form der Zusammenarbeit erforder-
ich. Denn Großschadens- oder Terrorereignisse machen
icht Halt an lokalen oder regionalen Grenzen. Sie müs-
en also sowohl national als auch europaweit bearbeitet
erden. Angesichts der Denkansätze, die es im Techni-
chen Hilfswerk gibt, sind wir auf einem guten Weg.
Hinzu kommt das neue Bundesamt für Bevölke-

ungsschutz und Katastrophenhilfe, das eingerichtet
ird, um neue Wege zu durchdenken, Aktivitäten voran-
ubringen und Entsprechendes zu bewirken.
Im Zusammenhang mit dem Antiterrorprogramm sind

rheblich mehr Mittel in die Arbeit des Technischen
ilfswerkes geflossen, Kollegin Jaffke.


(Beifall bei der SPD)

ährend die Mittel im Jahre 1998 noch deutlich unter
00 Millionen Euro gelegen haben, sind in den letzten
ahren – Frau Jaffke, schauen Sie mich bitte einmal an,
amit ich mit Ihnen kommunizieren kann – jedes Jahr
5 Millionen Euro draufgepackt worden.


(Beifall bei der SPD)

Meine Damen und Herren, lassen Sie mich zum

chluss kommen. Ein wichtiger Beitrag für den inneren
rieden ist eine stärkere Integrationsarbeit im Hinblick
uf die Aussiedler und die Migranten in unserem Land.
azu gehört auch die Sprachförderung.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


enntnisse der deutschen Sprache zu vermitteln ist eine
rundvoraussetzung, um Integration betreiben zu kön-
en. Deswegen haben wir bereits im Haushalt 2003 die






(A) )



(B) )


Klaus Hagemann

Mittel deutlich erhöht. Wir haben das durchgehalten und
haben damit deutlich gemacht, dass Integration notwen-
dig ist. 125 Millionen Euro stehen für die Integration
und die Sprachförderung zur Verfügung. Entsprechende
Dankbriefe von Kirchen und Wohlfahrtsverbänden sind
bereits eingetroffen.

Nur, auch hier fallen bei Ihnen Reden und Handeln
deutlich auseinander. Eigentlich war vereinbart worden,
dass die Finanzierung der Ausländersozialberatung
hälftig bezahlt wird, und zwar vom Bund und von den
Ländern je zur Hälfte.

Leider ziehen sich immer mehr Bundesländer aus der
Finanzierung der Ausländersozialberatung zurück; sie
leisten ihre Kofinanzierung nicht mehr. Man kann das
aber nicht nur dem Bund überlassen und hier Sonntags-
reden halten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507926700

Herr Kollege, kommen Sie bitte zum Schluss.

Klaus Hagemann (SPD):
Rede ID: ID1507926800

Ich komme zum letzten Satz, Herr Präsident.
Es gibt deutliche Signale aus dem Vermittlungsaus-

schuss, dass das Zuwanderungsgesetz auf einem guten
Wege ist. Mit diesem Gesetz sollen über das Bundesamt
für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge Instru-
mente für die Integration zur Verfügung gestellt werden.
Hoffen wir, dass das Gesetz vor Weihnachten auf den
Weg gebracht wird, damit das Weihnachtsevangelium,
dessen Verkündigung vor der Tür steht, auch Realität
werden kann, indem wir für die Migranten und die Aus-
siedler entsprechende Integrations- und Sprachförde-
rungsleistungen erbringen.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507926900

Da hat man gesehen, wie lang so ein letzter Satz sein

kann. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bitte in An-
betracht der fortgeschrittenen Zeit, ab jetzt von Zwi-
schenfragen und Kurzinterventionen Abstand zu neh-
men.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das Wort hat jetzt der Kollege Otto Fricke von der
FDP-Fraktion.


Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1507927000

Das finde ich sehr schade, Herr Präsident, aber ich

kann das durchaus nachvollziehen. Ich hoffe, ich halte
die Redezeit ein – falls nicht, finde ich sicherlich ebenso
große Toleranz wie zuvor.

Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und
Kollegen! Als Erstes richte ich ein klares Wort an die
Mitberichterstatter und auch an das Haus. Die Verhand-

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(C (D ungen waren in der Sache fair, anstrengend und gradliig. Wir hatten sicherlich in vielen Punkten Auseinanderetzungen, die politisch notwendig waren. Die erhandlungen aber waren menschlich – das will ich hier usdrücklich sagen – in Ordnung. Es gab kleine Ausnahen; diese spielten sich aber nicht bei den Berichterstatergesprächen, sondern im Ausschuss ab – dazu komme ch nachher. Dennoch glaube ich, dass man nur so bei eiem so wichtigen Haushalt dann, wenn die Mittel knapp ind, etwas erreichen kann. Ich möchte diese Rede mit einem Gegenstand begin en, der beim Haushalt des Innenministers immer nur m Rande eine Rolle spielt, und zwar mit dem THW. as Technische Hilfswerk ist etwas, das im Bauchladen es Innenministers immer nur am Rande vorkommt. (Ute Kumpf [SPD]: Stimmt aber gar nicht, Kollege Fricke!)


(Beifall bei der FDP)


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr gut!)


amit will ich nicht sagen, dass er es nicht ernst nimmt.
ie müssen aber eines sehen: es gibt Veränderungen im
ereich der Wehrpflicht. wir bekommen Veränderungen
m Bereich des Zivildienstes. Wir müssen hier – das ist
n diesem Haushalt nicht unwichtig; denn es ist ein aus-
abenträchtiger Punkt – Vorkehrungen treffen. Ich bitte
as Ministerium und Sie, Herr Minister, im nächsten
ahr – vor allem im Hinblick darauf, wie in den anderen
etroffenen Ministerien gehandelt wird – hierfür klare
nd deutliche Vorkehrungen zu treffen; denn sonst wird
er Haushalt in diesem Punkt zukünftig, wenn wir nicht
ehr auf so viele „Freiwillige“ treffen werden, enorm
elastet werden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir als FDP haben – Kollege Hagemann kann das be-
tätigen – im Ausschuss auch Anträge gestellt, die selbst
ie Unterstützung der Koalition gefunden haben. Der
inister hat das nicht immer so nett gefunden.


(Klaus Hagemann [SPD]: Dem Einzelplan hätten Sie zustimmen können!)


Ich glaube nicht, dass man wegen eines Zustimmungs-
olumens von 3 Millionen Euro einem solch großen
aushalt zustimmen kann, Herr Kollege Hagemann.
Ich möchte auch etwas zum Digitalfunk sagen. Herr
inister, es ist unbestritten, dass Sie den Digitalfunk
ollen. Es ist auch unbestritten, dass Sie ihn rechtzeitig
aben wollen. Es ist schließlich auch unbestritten, dass
s ihn rechtzeitig geben würde, wenn es allein nach dem
und ginge. Das Problem zu lösen ist sicherlich nicht al-
ein Ihre Aufgabe; es ist aber auch Ihre Aufgabe. Ich
offe, dass wir nach all den Debatten, die wir hier über
en Digitalfunk hatten, im nächsten Jahr endlich nicht
ehr über diese Frage debattieren müssen, sondern dass
ie 5 Millionen Euro, die es hierfür jetzt gibt, der erste
chritt in die richtige Richtung sind.
Ich will aber dennoch mahnen. Wir haben in Deutsch-

and nun einmal ein Ausschreibungsrecht – das darf ich






(A) )



(B) )


Otto Fricke

als Jurist kurz erwähnen –, das zwar vermeintlich ge-
recht ist und der Korruption entgegenwirkt. Sie müssen
aber – hier sehe ich ein enormes Risiko, Herr Minister –
auch einkalkulieren, dass es immer den lieben Konkur-
renten gibt, der den Rechtsweg sucht, um die Sache zu
verhindern. Ich kann Ihnen eines garantieren: Wenn die
Ausschreibung auf Konfrontationskurs läuft, dann wer-
den Sie auch im Jahre 2006 den Digitalfunk noch nicht
einmal im Ansatz haben.

Ich will weiterhin in Bezug auf die Bürgerrechte et-
was zum Digitalfunk sagen. Es geht beim Digitalfunk
nicht nur darum, schneller zu ermitteln, sondern auch da-
rum, besser zu ermitteln. Man kann über den Digitalfunk
– das vergessen wir immer wieder, wenn wir sagen, dass
es ein modernes System ist – dem einzelnen Polizisten,
dem einzelnen Beamten, der in Bürgerrechte eingreifen
will, viel mehr Hilfsmittel zur Verfügung stellen, damit
er klären kann, ob der weitere Eingriff notwendig ist, ein
wie tiefer Eingriff notwendig ist usw. Allein aus diesem
Grund hilft der Digitalfunk, den Vollzug zu stärken, und
verhindert, dass wir jedes Mal, wenn eine neue Proble-
matik in der „Bild“-Zeitung auftaucht, nach neuen Ge-
setzen schreien.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Herr Minister, bevor ich auf die globale Minderaus-
gabe selbst zu sprechen komme, möchte ich etwas zu
den Gründen sagen, die dazu geführt haben, dass die glo-
bale Minderausgabe noch ein wenig gestiegen ist.

Zum einen ist der Anstieg auf die Bewerbung um die
Olympischen Spiele zurückzuführen. Das ist in Ord-
nung; das ist gar keine Frage. Allerdings sei die Frage
erlaubt, ob es, wenn die Verantwortlichen dafür schon
Geld des Bundes brauchen, nicht besser gewesen wäre,
zumindest einen Sperrvermerk einzustellen, um so zu
zeigen, dass wir zwar die Olympischen Spiele wollen,
aber auch darauf geachtet wird, dass sie ordentlich orga-
nisiert werden. Als zweiter Grund sind die 5 Millionen
Euro für den Goldenen Plan Ost zu nennen. In dieser
Frage stand ich in den Ausschussberatungen das erste
Mal auf Ihrer Seite, Herr Minister.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Keine Anbiederei! – Klaus Hagemann [SPD]: Sonst nicht?)


– Das wird die Koalitionäre nicht verwundern. Das ist
auch keine Anbiederei. Die Auffassung des Ministers
trifft in dieser Frage einfach zu. Das darf ich an dieser
Stelle ruhig einmal erwähnen.

Der Minister hat vollkommen Recht: Wir können auf
Dauer nicht so weitermachen, dass wir uns bei der Ver-
gabe finanzieller Leistungen des Bundes daran orien-
tieren, ob sie in eine Gegend fließen, die früher zur DDR
gehört hat, oder ob sie in eine Gegend fließen, die zur al-
ten BRD gehört hat. Wir müssen endlich anfangen zu
fragen, welcher Grund für eine Förderung besteht, und
dürfen nicht mehr danach fragen, in welcher Region das
zu fördernde Objekt liegt.

Ich nenne ein Beispiel. Sehen Sie sich einmal die
Sportanlagen in Duisburg, der Nachbarstadt meiner Hei-

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(C (D atstadt Krefeld, an. In diesen Anlagen habe ich schon n meiner Kindheit Fußball gespielt. In den letzten 0 Jahren ist auch da kaum etwas passiert. Ich sage ganz hrlich: Ich will dem Osten natürlich helfen; aber auch er Westen muss mitgenommen werden. Es ist falsch, mmer nur Programme zur Förderung des Ostens aufzutellen. Es müssen alle Regionen einbezogen werden. Warum gibt es die globale Minderausgabe eigentlich och? Es gibt sie deswegen noch, weil die Koalition es icht geschafft hat, sie aufzulösen. Die Koalition beauptet, das sei nicht notwendig, weil das Haus ordentich damit umgeht. Das stimmt. Nur dann, liebe Kolleinnen und Kollegen von der Koalition, wäre es bei dem erständnis, das Sie von sich als Parlamentarier haben nd das Sie immer so hochhalten – das ist ja auch gut –, rimär Ihre Aufgabe, diese Minderausgabe aufzulösen nd diese Aufgabe nicht dem Ministerium zu überlassen. (Walter Schöler [SPD]: Otto, du hast fünf Minuten dafür verschwendet!)


Ein weiterer Punkt. Herr Minister, Sie haben im Aus-
chuss schon mehrfach angemahnt, dass Sie zu wenig
eld in der Kasse hätten. In diesem Zusammenhang darf
ch darauf hinweisen, dass der Gegner nicht der Aus-
chuss und schon gar nicht die Kollegin Hajduk ist. Sie
üssen sich an den Kollegen wenden, der auf der Regie-
ungsbank zwei Sitze rechts von Ihnen sitzt, nämlich an
en Finanzminister. Wenn es intern um die Verteilung
er Mittel geht, müssen Sie ihn fragen, warum die Ver-
raucherschutzministerin für die Förderung der ökologi-
chen Landwirtschaft so viel Geld bekommt

(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Das ist eine berechtigte Frage! Herr Ströbele, was meinen Sie dazu?)


nd der Umweltminister für Flugreisen, Kuchen und
hnliches so viel Geld bekommt. Das wäre ein Ansatz.
as dem Ausschuss anzulasten ist aber sicherlich der
alsche Weg.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Meine letzte Anmerkung – hier fällt mir wieder das
eispiel des Bauchladens ein. Ein Finanzminister, der
eiß, dass der Haushalt des Innenministers so viele Ein-
elposten aufweist und dass das Innenministerium ein so
roßes Haus ist – das ist ja nicht per se falsch –, wird
ich sagen, irgendwoher werde der Innenminister das
eld schon nehmen können. Sie sollten nach meiner
einung darüber nachdenken, ob so viele Einzelposten
ei großen Ministerien gut sind.
Ich danke für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Walter Schöler [SPD]: Er hat nichts zum Innenministerium gesagt!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507927100

Das Wort hat die Kollegin Silke Stokar von Neuforn,
ündnis 90/Die Grünen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Zurufe von der CDU/CSU)







(A) )



(B) )



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ich finde es schön, dass Sie sich so darüber freuen,

dass ich nun zu Ihnen sprechen darf. Ich hoffe, diese
Freude hält an.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Nachdem
ich die Auseinandersetzung zu diesem Haushalt richtig
verfolgt habe – das ist auch in dem Beitrag Ihrer Bericht-
erstatterin deutlich geworden –, muss ich feststellen,
dass Sie auch den Haushalt für die innere Sicherheit wie
den Gesamthaushalt blockieren, indem Sie uns erzählen,
was Sie alles nicht finanzieren wollen. Sie haben jedoch
weder Anträge noch Konzepte vorgelegt, wie Sie die in-
nere Sicherheit zu gewährleisten gedenken. Das ist typi-
sche Fundamentalopposition.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das haben wir Anfang der 80er-Jahre auch schon einmal
gemacht. Sie können hier von der Fraktion der Grünen
etwas lernen. Es bringt viel mehr Spaß, wenn man sich
an den Debatten über die Finanzierung verantwortungs-
voll beteiligt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Das hatte doch zur Folge, dass Sie Ende der 80erJahre herausgeflogen sind!)


Meine Damen und Herren, wie ernst die Situation im
Bereich der inneren Sicherheit ist, ist uns allen durch
die entsetzlichen Anschläge in Istanbul noch einmal sehr
deutlich vor Augen geführt worden. Deswegen bleibt die
Bekämpfung des internationalen Terrorismus für Rot-
Grün das zentrale Thema der inneren Sicherheit.

Mit diesem Haushalt und mit den Gesetzesinitiativen
der letzten Monate haben wir sehr deutlich gemacht:
Dort, wo reale Sicherheitslücken erkannt werden, han-
delt Rot-Grün. Wir haben die Sicherheitspakete verab-
schiedet. Erst vor kurzem haben wir das Luftsicherheits-
gesetz auf den Weg gebracht.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Oh! Vorsicht!)


Wir erhöhen die Sicherheit unserer Häfen und haben
– das wurde hier schon gesagt – mit dem Bundesamt für
Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe eine zentrale
Behörde geschaffen, die den Ländern und Kommunen
helfen wird, den Katastrophenschutz zu modernisieren.
Genau darum geht es.

Seit einem Jahr bin ich nun die innenpolitische Spre-
cherin der Fraktion der Grünen.


(Otto Fricke [FDP]: Das wusste ich noch gar nicht! – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Kein Mensch hört auf Sie!)


Ich bin etwas enttäuscht: Die CDU/CSU-Fraktion legt
alle drei Monate den gleichen verstaubten Katalog von
Gesetzesverschärfungen vor.

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(C (D (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die CDU/CSU ist verstaubt!)


en kannte ich schon vor meiner Zeit hier.

(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Aber bei der GSG 9 im Irak waren wir doch gut, oder?)


iese Vorschläge sind unsinnig, weil durch deren Um-
etzung kein Beitrag zur inneren Sicherheit geleistet
ürde.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Jawohl!)

ie CDU/CSU tut mit diesen alten, nicht wirkungsvol-
en Gesetzesvorschlägen etwas für sich, aber sie leistet
einen Beitrag für die innere Sicherheit in Deutschland.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist schlimm!)


Ich möchte in dieser Haushaltsdebatte die Gelegen-
eit nutzen, ein paar Anmerkungen zu aktuellen Themen
er inneren Sicherheit zu machen. Ich habe keine Lust,
ier noch einmal etwas zum Digitalfunk zu sagen, weil
s mich langsam langweilt.


(Otto Fricke [FDP]: Oh! – Gisela Piltz [FDP]: Tja, wenn Sie dazu nichts zu sagen haben!)


ch gehe davon aus, dass Herr Minister Schily Ihnen die
euesten Beschlüsse und alles weitere Notwendige noch
inmal erläutern wird.
Ich möchte ein anderes Thema aufgreifen, nämlich

ie Biometrie. Ich habe ein Foto mit einem sehr niedli-
hen Motiv vor mir liegen, das Sie leider nicht sehen
önnen. Durch dieses Foto kann gezeigt werden, wie
an die Technik der Biometrie, gegen die ja gar nichts
inzuwenden ist, sehr vernünftig anwenden kann. In In-
onesien werden zum Beispiel die Fingerabdrücke von
enschenaffen biometrisch erfasst, weil es weltweit nur
och 15 000 dieser Menschenaffen gibt. Auch die nie-
erländische Polizei baut eine solche Datenbank auf.
as ist ein gutes Mittel, um den verbotenen Handel mit
enschenaffen zu unterbinden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Das könnte man auch mit dem Rest der Koalition machen! Da gibt es auch nicht mehr so viele! Herr Wiefelspütz, was sagen Sie dazu?)


Ich nenne Ihnen dieses Beispiel, um deutlich zu ma-
hen, dass der Unsinn, den ich manchmal in Ihren Pres-
eerklärungen lese – in diesen steht, dass die Grünen die
iometrie behindern –, nicht stimmt. Die Einführung
iometrischer Merkmale haben wir bereits in der 14. Le-
islaturperiode beschlossen.
Bei der Diskussion über die Anwendung der Biome-

rie müssen natürlich auch die Unterschiede zwischen
enschenaffen


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Und den Grünen! – Hartmut Koschyk [CDU/CSU], zu Silke Stokar von Neuforn Abg. Clemens Binninger [CDU/CSU] gewandt: Wo ist da der Unterschied?)





(A) )


(B) )


und Menschen beachtet werden. Wir setzen uns für eine
enge Zweckbindung ein und lehnen den Aufbau von Re-
ferenzdateien ab. Wir werden auch zur Biometrie eine
sehr spannende Kostendebatte führen.

Nachdem der Bund erhebliche Mittel in den Haushalt
eingestellt hat, bin ich gespannt, wie sich die Länder ver-
halten werden, wenn es darum gehen wird, die Pass- und
Ausweisbehörden mit biometrischer Technik auszustat-
ten. Das wird aber nicht reichen. Die Länder müssen die
Landespolizei auch mit den entsprechenden Lesegeräten
ausstatten. Wenn wir über dieses Thema wie beim Digi-
talfunk auch zehn Jahre lang diskutieren, dann freue ich
mich schon auf sehr witzige Debatten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Eines werden wir als Grüne nicht mitmachen. Ich
habe mir in Amerika ansehen müssen, dass die ganzen
Kosten für die Sicherheit auf die Bürgerinnen und Bür-
ger abgewälzt werden. Ein biometrischer Ausweis darf
nicht 100 Euro kosten. Es darf nicht sein, dass nur noch
der reiche, biometrisch erfasste Bürger mit dem Stempel
„Grenzpolizeilich unbedenklich“ weltweit Reisefreiheit
genießt. Diesen Weg werden wir nicht mitgehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich möchte zu einem anderen Bereich, der mir per-
sönlich sehr am Herzen liegt, noch ein paar Worte sagen,
und zwar zur Auseinandersetzung mit dem DDR-Un-
recht. Wir haben im Innenausschuss einen Bericht über
die technische Möglichkeit bekommen, Akten, die in
den letzten Stunden des DDR-Regimes zerrissen und ge-
schreddert wurden und wichtiges Wissen enthalten, wie-
derherzustellen und zu rekonstruieren. Ich möchte für
meine Fraktion ganz deutlich sagen: Wir möchten die
Anwendung dieser Technik. Wir möchten, dass diese
Akten wiederhergestellt werden.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Gut!)

– Ich sehe, dass Sie mir zustimmen. Ich hoffe, dass wir
parteiübergreifend die Mittel hierfür aufbringen.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Wir sind uns hier so einig wie bei der GSG 9 im Irak!)


Meine Redezeit ist fast zu Ende. Noch ein Satz zum
Thema Akten. Es wird im nächsten Jahr nicht nur darum
gehen, diese alten Akten wiederherzustellen.


(Otto Fricke [FDP]: Keinen Euro dafür eingestellt! Scheinheilig!)


Wir haben noch einen anderen Wunsch. Wir wollen, dass
die vorhandenen Akten den Bürgerinnen und Bürgern
auch zur Verfügung gestellt werden. Wir Grünen führen
jetzt seit fünf Jahren den Kampf um ein Informations-
freiheitsgesetz.


(Jörg Tauss [SPD]: Aber nicht allein!)



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(C (D Wir wissen die Kolleginnen und Kollegen der SPD an nserer Seite, Herr Tauss. Gemeinsam werden wir nun ie Ministerien überzeugen. Bei meiner nächsten Hausaltsrede möchte ich verkünden können: Nach diesem angen Kampf ist das Informationsfreiheitsgesetz endich Wirklichkeit. Danke schön. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507927200

Das Wort hat die Kollegin Beatrix Philipp von der
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Frau Philipp, ich freue mich auf Sie!)



Beatrix Philipp (CDU):
Rede ID: ID1507927300

Ich weiß nicht, ob Ihre Freude auf die Dauer anhält,
err Wiefelspütz.
Dass ich das noch erleben durfte, Frau Stokar, mit Ih-

en ein gemeinsames Ziel zu haben, ist schon erstaun-
ich. Ich vermute aber, diese Einigkeit wird irgendwann
m Detail stecken bleiben. Ich komme gleich noch ein-
al auf diese Schnipselberge, für deren Wiederherstel-
ung auch wir uns einsetzen, zurück.
Ich bedauere es, diese gute Atmosphäre, die vielleicht
it der vorgerückten Stunde zu tun hat, etwas stören zu
üssen. Ich verstehe immer mehr, warum die Menschen
iese Regierung nicht ernst nehmen. Ich mache es ein-
al an dem Beispiel der Ausführungen von Herrn
agemann fest. Herr Hagemann, wenn Sie wie viele aus
hrer Fraktion heute den Eindruck erwecken, dass im
ereich der inneren Sicherheit eigentlich alles in bester
rdnung sei, dann muss ich Ihnen sagen, dass Ihre
ahrnehmung von der Bevölkerung überhaupt nicht ge-

eilt wird. Das ist nicht in Ordnung.

(Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch Quatsch! – Widerspruch bei der SPD)


Ich will das an ein paar Beispielen aufzeigen. Ich
ange ganz grundsätzlich an. Herr Hagemann, der Haus-
alt, den Sie eingebracht haben, ist verfassungswidrig.
ie Menschen merken, dass das nicht in Ordnung ist.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was hat das mit der inneren Sicherheit zu tun?)


iese Bundesregierung verstößt gegen internationale
ereinbarungen und verharmlost das Ganze mit der Be-
ründung, sie interpretiere die Regelungen nur anders.
ie können doch nicht so tun, als ob nichts gewesen wäre.


(Widerspruch bei der SPD – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Das ist die Wahrheit!)


Es ist auch nicht in Ordnung, dass Sie dauernd herum-
rüllen und mich nicht ausreden lassen.

(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN]: Wenn Sie so einen Unsinn erzählen!)







(A) )



(B) )


Beatrix Philipp

Schließlich – auch das meine ich ernst – möchte ich

noch ein anderes Beispiel nennen. Wir alle haben eine
Mail von einer Bürgerin bekommen, die sich über das
Niveau in diesem Hause aufregt. Ich muss Ihnen ganz
ehrlich sagen: Wer in diesen Tagen einige Mitglieder auf
der Regierungsbank beobachtet hat – ich habe das
getan –, der darf sich eigentlich nicht wundern, dass
Herr Gottschalk nicht versteht, dass er hier nicht auftre-
ten darf.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Da wird gefeixt und gelacht, den Rednern ein Vogel ge-
zeigt und der „Scheibenwischer“ gemacht. Ich bin nicht
pingelig. Das wissen alle, die mich kennen.


(Klaus Hagemann [SPD]: Das ist auf allen Seiten so!)


Nein, es geht um etwas anderes. Es geht darum, dass die
Menschen, die existenzielle Probleme haben, wenn sie
hier zuhören und zuschauen, nicht den Eindruck haben,
dass sich hier erwachsene Menschen mit ihren drin-
gendsten Problemen auseinander setzen.


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Aber Sie machen es?)


Ich nehme ausdrücklich die Herren aus, die im Augen-
blick auf der Regierungsbank sitzen. Wir tun uns alle
keinen Gefallen, wenn wir einfach zur Tagesordnung
übergehen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wissen Sie, warum wir uns keinen Gefallen tun? Weil
wir Vertrauen zerstören. Aber das brauchen wir.


(Zuruf von der SPD: Kommen Sie jetzt zum Haushalt?)


– Ich komme jetzt zum Haushalt. Ich habe den Eindruck,
dass die Leute nicht darauf vertrauen und nicht das Ge-
fühl haben, dass der Bereich der inneren Sicherheit,
den Sie, Herr Hagemann, eben in den Mittelpunkt ge-
rückt haben, wirklich in besten Händen ist. Wir haben
diesen Eindruck nicht. Ich will Ihnen an einigen Beispie-
len aufzeigen, warum das so ist.

Ich gehe nicht intensiv auf die globale Minderaus-
gabe ein, weil ich nur wenig Zeit habe, aber uns würde
schon interessieren, wo Sie die insgesamt 160 Millionen
Euro einsparen wollen,


(Otto Fricke [FDP]: Die müssen es nicht mehr! Die haben sich einen schlanken Fuß gemacht!)


ganz zu schweigen von den 1,6 Milliarden Euro, die laut
Minister im ganzen Haushalt zusätzlich einzusparen
sind.

Dass eine Haushaltsplanberatung auch die Prioritä-
tensetzung widerspiegelt, wissen Sie genauso gut wie
ich. Sie wissen auch, dass wir andere Prioritäten gesetzt
haben.

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(C (D (Walter Schöler [SPD]: Sie haben weder einen Antrag gestellt noch sich an der Entscheidung beteiligt!)


arauf hat Herr Fricke eben ausführlich hingewiesen.
ch nenne einige Beispiele.
Das erste ist der Zivil- und Katastrophenschutz.
err Hagemann, Sie haben das letzte Mal schon von der
Perle“ gesprochen. Aber die müssen Sie pflegen.


(Klaus Hagemann [SPD]: Natürlich, es wird noch einmal etwas darauf gepackt!)


ie reduzieren auch in diesem Haushalt wieder einmal
ie Mittel. Vor Ort können sich die Ortsverbände des
HW nur dadurch retten, dass sie die Anzahl der Züge
assiv reduzieren.


(Klaus Hagemann [SPD]: Das stimmt nicht!)

Sagen Sie nicht, dass sei nicht wahr. Wenn Sie das tat-
ächlich nicht wissen, dann würde ich mich an Ihrer
telle nicht dazu äußern.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Leider wahr! – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt ja gar nicht!)


rgendwann wird die Einsatzfähigkeit infrage gestellt.
iese Sorgen machen sich inzwischen die Ortsverbände
or Ort. Gehen Sie einmal zu ihnen. Die erzählen Ihnen
as gerne.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir waren da!)


Zweiter Punkt. Sie haben zwar das Bundesamt für Zi-
ilschutz


(Jörg Tauss [SPD]: Lügen und Heuchelei!)

Herr Tauss, dass Sie mir nicht zuhören, bin ich ge-
öhnt – unter dem neuen Namen „Bundesamt für Bevöl-
erungs- und Katastrophenschutz“ eingerichtet. Herr
taatssekretär Körper hat aber gesagt, es solle optisch-
rganisatorisch hervorgehoben werden. Das kann man
ur verstehen, wenn man weiß, dass das kostenneutral
onstatten gehen soll. Ich meine: Optisch reicht nicht
us. Es muss nach alter Väter Sitte – „ohne Moos nix
os“ – Geld in die Hand genommen werden, wenn man
s denn ernst nimmt.


(Klaus Hagemann [SPD]: Deshalb machen wir es doch!)


Wir haben in unserem Antrag die Einrichtung einer
insatzleitstelle für Großschadensereignisse gefor-
ert. Sie haben gemeint, dieser Antrag sei überflüssig.
ch glaube nach wie vor, dass er das nicht ist. Ich würde
hnen empfehlen, sich den Antrag noch einmal anzu-
chauen. Dann würden Sie merken, dass diese Einsatz-
eitstelle für Großschadensereignisse dringend notwen-
ig ist.
Ich nenne als weiteres Thema den Einsatz der Bio-
etrie. Ich habe mich gewundert, dass Frau Stokar die
eueste Pressemitteilung noch nicht hatte. Ich habe sie.






(A) )



(B) )


Beatrix Philipp


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die habe ich auch!)

Laut dieser Pressemitteilung haben sich die Innen- und
Justizminister in Brüssel – Herr Bundesminister, ich gra-
tuliere zu diesem Erfolg – über die Einführung biometri-
scher Merkmale in Visa und Aufenthaltstiteln geeinigt
und grünes Licht für die Europäische Grenzschutzagen-
tur gegeben. In meiner Heimatstadt Düsseldorf würde
man jetzt sagen: Wie ich den Laden kenne, kostet das
aber auch Geld. Wir erwarten deshalb in nächster Zeit,
dass die erforderlichen Mittel ausgewiesen werden.
Dann werden wir sehen, wie das aussieht. Ich habe gese-
hen, dass im Etat Forschungsmittel versteckt sind. Viel-
leicht kann man diese für die konkrete Umsetzung ab-
zwacken.

Aber wir sind damit nicht am Ende. Jetzt muss ich
doch konkret werden; das habe ich schon fast befürchtet,
Frau Stokar. Wir wollen, dass diese biometrischen Daten
auch gespeichert werden, damit ein besserer Austausch
zwischen den Sicherheitsbehörden und den Landesbe-
hörden möglich gemacht wird.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Noch besser?)

– Noch besser, Herr Wiefelspütz. Es kann immer noch
besser werden. Dass es Defizite gegeben hat, dürfte, wie
ich annehme, auch Ihnen nicht verborgen geblieben sein.
Es gab dazu einmal von uns einen Antrag bezüglich des
wirksamen Schutzes vor Terroristen und Extremisten,
von dem Sie ebenfalls meinten, er sei nicht notwendig.
Wie gesagt, ich bin immer noch der Ansicht, dass er not-
wendig gewesen ist. Sie können ihn gerne nachlesen.

Schließlich unterscheiden wir uns auch in der Auffas-
sung über die Notwendigkeit eines Sicherheitspake-
tes III, wie Herr Innenminister Beckstein ihn anmahnt.
Ich möchte jetzt nicht darauf eingehen, weil ich sehe,
dass die Lampe, die das Ende meiner Redezeit ankün-
digt, blinkt. Ich zitiere aber noch einmal aus einer Pres-
semitteilung der Bayerischen Staatskanzlei:

Unsere Computer sind auf die arabische Schrift und
Phonetik nicht eingestellt.


(Uta Zapf [SPD]: In Bayern!)

Islamische Fundamentalisten können sich daher
hinter einem bunten Strauß von Alias-Namen, die
alle irgendwie gleich klingen, verstecken und ab-
tauchen. Deshalb brauchen wir die Speicherung
biometrischer Daten. Auch das hat die rot-grüne
Bundesregierung abgelehnt.

Zum Technischen Hilfswerk habe ich bereits etwas
gesagt. Ich komme deswegen nur noch ganz kurz auf das
Defizit von 2 Millionen Euro bei der Bereitschaftspoli-
zei zu sprechen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507927400

Frau Kollegin, Sie kommen bitte zum Schluss und ge-

hen nicht mehr auf die Bereitschaftspolizei ein.

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(C (D Schließlich stimme ich Frau Stokar zu: Es müssen ittel für die Aufarbeitung der Geschichte der DDR, die ür die Wiederherstellung der als Schnipselberge beannten vorvernichteten Stasiakten zu verwenden sind, usgewiesen werden. Vielen Dank. Das Wort hat jetzt der Herr Bundesinnenminister Otto chily. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Beatrix Philipp (CDU):
Rede ID: ID1507927500

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507927600

Otto Schily (SPD):
Rede ID: ID1507927700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich
öchte mich, ähnlich wie der Kollege Fricke, zunächst
inmal bei den Haushältern für eine wirklich angenehme
nd faire Beratung meines Haushaltes ungeachtet von
einungsverschiedenheiten – das bringt die Natur der
ache mit sich, aber das Ganze ist in wirklich guter At-
osphäre verlaufen – bedanken. Der Dank gilt natürlich
n aller erster Linie den Haushältern der Koalition; denn
ie haben die Mehrheit.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


Jetzt kommt das Aber: Dieses Lob gilt auch den Kolle-
innen und Kollegen aus der Opposition, die sich fair
erhalten haben; das kann ich überhaupt nicht anders
arstellen.
Ich möchte zu einigen Bemerkungen Stellung neh-
en, die in der Debatte zum Ausdruck gekommen sind.
ch beginne zunächst einmal mit der Frage: Wie sieht
enn mein Haushalt eigentlich aus? Natürlich habe ich
das kann gar nicht anders sein –, ähnlich wie andere
essorts auch, einen Solidarbeitrag leisten müssen.
enn ein Minister meint, sein Haushalt brauche dazu
ichts beizutragen, dann verhält er sich nicht korrekt.
eshalb habe ich eine globale Minderausgabe, die sich
uf etwa 150 Millionen Euro beläuft, zu verkraften. Für
inen Haushalt, der stark von Personalausgaben in An-
pruch genommen wird und der der inneren Sicherheit
ient, ist das sicherlich keine einfache Aufgabe.
Ich will aber darauf hinweisen, dass wir in sehr wich-

igen Sicherheitsbereichen gleichwohl einen Aufwuchs
aben. Bei den Mitteln für den Bundesgrenzschutz ha-
en wir einen Aufwuchs um 3,6 Prozent. Die Mittel für
as BKA konnten wir auf hohem Niveau beibehalten. Es
ibt auch in anderen Sicherheitsbereichen einen Auf-
uchs, beispielsweise bei den Zuwendungen zu Europol
nd anderen Sicherheitsinstitutionen.
Da Sie sagen, das sei alles noch nicht genug, möchte

ch auf folgenden Sachverhalt aufmerksam machen: Ich
eiß nicht, ob Ihnen aufgefallen ist, dass der Kollege
ustermann, der im Bundestag sehr impulsive Reden
ält,


(Zurufe von der CDU/CSU: Guter Mann!)







(A) )



(B) )


Bundesminister Otto Schily

gefordert hat, dass wir den Vorgaben der Europäischen
Kommission folgen sollen. Als er dann gefragt wurde,
wie das geschehen soll, hat er geantwortet: Es sollten
alle Verwaltungsausgaben um 10 Prozent gekürzt wer-
den. Das würde bedeuten, dass ich beim Bundesgrenz-
schutz mehr als 180 Millionen Euro einsparen müsste.
Wie ich das verkraften soll, mögen mir die Damen und
Herren von der Fraktion, die hier für die innere Sicher-
heit plädiert, verkünden. Diese Forderung ist doch
schlichtweg Unsinn.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Sagen Sie das einmal Herrn Austermann!)


Frau Kollegin Jaffke, Sie sind mir immer eine sehr
angenehme Partnerin im Haushaltsausschuss.


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)

– Das wird man doch einmal freundlich sagen dürfen.
Ich weiß zwar, dass es eher gefährlich ist, wenn man als
Regierungsmitglied einen Oppositionsabgeordneten
lobt, aber ich kann Ihnen das Lob nicht ersparen, Frau
Kollegin Jaffke.


(Heiterkeit)

Einiges, was Sie hier dargestellt haben, ist nicht ganz

korrekt. Aber das ist eine sachliche Meinungsverschie-
denheit, die wir freundlich miteinander austragen kön-
nen.

Sie haben nach der Bezahlung der Beamtinnen und
Beamten gefragt. In diesem Zusammenhang möchte ich
Sie darauf aufmerksam machen, dass in meiner Amtszeit
die Zahlungen für die Beamtinnen und Beamten und für
den öffentlichen Dienst erheblich gestiegen sind, und
zwar aufgrund der von mir geführten Tarifverhandlun-
gen und der darauf folgenden Besoldungserhöhungen.
Das ist beachtlich.


(Beifall bei der SPD – Clemens Binninger [CDU/ CSU]: Das ist doch das Mindeste!)


– Nein, dabei handelt es sich um einen deutlichen Netto-
lohnzuwachs. Das können Sie alles nachvollziehen.

Auch dieser Personenkreis profitiert von den Besser-
stellungen durch die Kindergelderhöhung und die Steuer-
erleichterungen. Das sollten Sie beachten, wenn Sie ei-
nen Sachverhalt korrekt und vollständig darstellen wol-
len.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Im Übrigen weise ich Sie darauf hin, dass wir der For-

derung nach mehr Flexibilisierung nachgekommen sind.
Sie haben dem zugestimmt. Wir haben aber davon nicht
in der Weise Gebrauch gemacht wie die Länder, nämlich
bereits in diesem Jahr mit den Kürzungen der Sonder-
zahlungen zu beginnen, sondern wir haben das erst für
das nächste Jahr, also für 2004, vorgesehen. Auch das
bitte ich zu beachten.

Die Frage der Arbeitszeit werden wir auch auf Bun-
desebene diskutieren müssen. Aber ich frage Sie, ob ich

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(C (D em Beispiel von Hessen mit einer Arbeitszeit der Bemten von 42 Wochenstunden folgen soll. ch kann Ihnen schon jetzt versichern: Die Erhöhung der ochenarbeitszeit auf 42 Stunden werde ich auf Bunesebene nicht vorschlagen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Clemens Binninger [CDU/CSU]: Sondern?)


(Zuruf von der SPD: Hört! Hört!)


Wir haben die Überlegungen noch nicht abgeschlos-
en. Insofern bitte ich um Verständnis dafür, dass ich
ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht festlegen will.
Ein Blick auf die Einkommenssituation beim Bun-

esgrenzschutz zeigt – das hat der Kollege Hagemann
chon ausgeführt –, dass diese noch nie so gut war wie in
einer Amtszeit, und zwar durch die Stellenhebungen,
ie wir konsequent vorgenommen haben. Auch das
ollte hier anerkannt werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Des Weiteren haben Sie einen Einzelfall bei der Bun-
eszentrale für politische Bildung dargestellt. Der
ollege Hagemann hat mit Recht darauf hingewiesen,
ass wir zusammen mit dem Präsidenten der Bundeszen-
ale, Krüger, diese Einrichtung modernisiert und in eine
ute Verfassung gebracht haben.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Ideologisiert! – Gegenruf von der SPD: Benehmen Sie sich! – Gegenruf des Abg. Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Wer arbeitet denn da?)


Nun hören Sie doch einen Moment zu, Herr Grindel!
enn Sie das Ideologisierung nennen wollen, dann tun
ie das ruhig. Sie haben mich danach gefragt, wer die
uwendungsempfänger sind. Zuwendungsempfänger
ind auch CDU-nahe Einrichtungen; sie erhalten
,35 Millionen Euro.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Viel zu wenig! – Gegenruf des Abg. Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Stimmt der Vorwurf der Ideologisierung?)


nsofern können Sie das ruhig als Ideologisierung be-
eichnen.
Sie haben eine entsprechende Aufstellung erhalten.

rau Jaffke, ich sage Ihnen zu, dass Sie – wenn Ihnen
och irgendetwas fehlt – alle Angaben im Detail bekom-
en.


(Beifall des Abg. Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU])


otfalls werde ich selber dafür sorgen. Ich halte es für
elbstverständlich; denn Sie haben ein Recht dazu.
Ferner haben Sie eine Ausgabe für einen Dienstwa-

en beanstandet. Der Etat der Bundeszentrale für politi-
che Bildung beläuft sich auf knapp 40 Millionen Euro.
ei der von Ihnen beanstandeten Position handelt es sich
m die Kosten für einen Dienstwagen in Höhe von
0 000 Euro. An dieser Stelle fehlt mir ein bisschen das






(A) )



(B) )


Bundesminister Otto Schily

Verständnis dafür, dass diese Ausgabe Gegenstand einer
Debatte im Deutschen Bundestag wird.


(Beifall bei der SPD)

Wenn Sie meinen, ich könnte die entsprechenden Fahr-
zeuge vom Bundeskriminalamt übernehmen, dann versi-
chere ich Ihnen: Für 20 000 Euro bekommt man dort gar
nichts, allenfalls ein Schrottauto.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Ein kleines Auto schon!)


Herr Fricke ist auf das THW eingegangen; auch Frau
Philipp hat dazu einige Ausführungen gemacht. Weil Sie
die Ausgaben beanstandet haben, Frau Kollegin Philipp,
weise ich Sie darauf hin, dass es in den Jahren 1998/99
beim THW bereits einen Aufwuchs der Mittel von
10,3 Prozent und in der Zeit von 1999 bis 2003 einen
Aufwuchs von 17,5 Prozent gegeben hat. Dahinter kön-
nen Sie sich mit den Zahlen aus Ihrer alten Zeit verste-
cken.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Beim THW sollten Sie nicht in der Weise herumre-
den, wie Sie es hier gemacht haben. Ich weiß, dass Sie
manchmal versuchen, in den Helfervereinigungen für
schlechte Stimmung zu sorgen. Wohin auch immer ich
beim THW komme, werde ich außerordentlich freund-
lich empfangen.


(Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Das sagen die auch immer!)


Man weiß dort genau, was der Bundesinnenminister für
das Technische Hilfswerk tut.


(Beifall bei der SPD)

Dies haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des
THWs auch verdient, weil sie hervorragende Arbeit leis-
ten.

Herr Fricke hat Sorge geäußert, dass wir für diesen
Bereich keine jungen Menschen mehr gewinnen können.


(Otto Fricke [FDP]: Falls Sie die Wehrpflicht abschaffen!)


Das stimmt für das THW nicht. Von 1999 bis 2003 hat-
ten wir dort einen Zuwachs an Junghelfern – darauf bin
ich besonders stolz – in Höhe von 24 Prozent. Ange-
sichts dieses Sachverhalts sollten Sie sich auch einmal
auf ein Lob für diese gute Arbeit besinnen.


(Beifall bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Es ging um die Frage der Wehrpflicht!)


Ich habe zwölf Minuten Redezeit für ein, wie Sie ge-
sagt haben, großes Ministerium. Das ist immer etwas
merkwürdig. Daher weise ich in aller Kürze darauf hin,
dass wir mit den Haushaltsmitteln immer gut umgehen
und große Erfolge zu verzeichnen haben. Ich kann sie
jetzt nicht alle aufführen; dazu bräuchte ich ein paar
Stunden.

Aber ich gehe noch auf die von Frau Philipp dankens-
werterweise angesprochenen Entscheidungen der heuti-

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(C (D en Justizund Innenministerkonferenz der Europäichen Union ein. Sie haben zwei Erfolge erwähnt und sie uch fair begrüßt, wofür ich mich bedanke. Diese beiden ntschließungen gehen, Frau Kollegin Philipp, auf deutche Initiativen zurück. ch bin froh, dass wir heute einen großen Schritt nach orn gemacht haben. Frau Kollegin Stokar, Sie mögen sich für die Men chenaffen interessieren; ich interessiere mich für die enschen. ir müssen die Menschen und nicht nur die Menschenffen schützen. Dafür brauchen wir biometrische Merkale. Wir müssen mit ihrer Hilfe dafür sorgen, dass eine Menschen in das Gebiet der Europäischen Union ommen, die nichts Gutes im Schilde führen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Hartmut Koschyk [CDU/ CSU]: Schwacher Beifall bei der SPD!)


(Beifall bei der SPD)


(Heiterkeit)


Meine Damen und Herren, ich könnte natürlich noch
ber einige Dinge reden, die wir heute mit Javier Solana
esprochen haben, der das Engagement Deutschlands
esonders lobt, was den Einsatz für die innere Sicherheit
ußerhalb unserer Grenzen angeht. Ich könnte auch über
as sprechen, was wir heute hinsichtlich der Stärkung
on Europol vereinbart haben. Ich beschränke mich
tattdessen darauf, ein paar Sätze auf den von mehreren
ngesprochenen Digitalfunk zu verwenden.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Jetzt wird es spannend!)


Das ist wichtig.

(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Ohne Frage!)

Entschuldigung, Herr Präsident, ich nehme damit
ein Vorrecht in Anspruch, als Regierungsmitglied ein
enig länger zu sprechen.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Begeisterung beim Präsidium!)


Ich weiß, dass Sie diesbezüglich einige Sorgen in Be-
ug auf meine Person haben. Aber Sie haben doch einen
nspruch darauf, dass ich über den neuesten Stand be-
ichte.


(Beifall bei der SPD)

Mit dem Vorsitzenden der Innenministerkonferenz

er Länder, dem Kollegen Trautvetter, und dem Finanz-
inister Baden-Württembergs, Herrn Stratthaus, habe
h vor einigen Tagen zusammengesessen; die beiden
erren sind auf meine Einladung hin dankenswerter-
eise nach Berlin gekommen. Wir waren uns einig, dass
ir einen modernen Digitalfunk brauchen. Das ist die
ute Botschaft. Die zweite gute Botschaft war das, was
err Trautvetter nach diesem Gespräch auch in einer
resseerklärung bekannt gegeben hat: Die von uns müh-
am auf der Arbeitsebene mit den Ländern erarbeitete






(A) )



(B) )


Bundesminister Otto Schily

Dachvereinbarung, die besagte, dass wir die Ausschrei-
bung in Gang setzen können, ist jetzt unterschriftsreif.
Ich habe das – ebenfalls in einer Presseerklärung – be-
grüßt. Aber in einem anschließenden Gespräch mit mei-
nem Staatssekretär hat der Thüringer Staatssekretär
Scherer plötzlich erklärt, dass das alles nicht wahr sei
und dass Herr Trautvetter seine Zusage zurückziehen
möchte. Das ist ein sehr ungutes Hin und Her. Das, was
hier geschieht, ist ein Drama und geht zulasten unseres
Landes.


(Beifall bei der SPD)

Der Bundeskanzler hat mit den Ministerpräsidenten

Ende Juni dieses Jahres eine Vereinbarung getroffen
– ich war zugegen –, in der die genaue Schrittfolge fest-
gelegt worden ist: Dachvereinbarung, Ausschreibung
und Rahmenvertrag, der die Kostenverteilung regelt.
Jeder kann ja für sich entscheiden, ob er die Kosten auf-
bringen kann bzw. will. Ich finde das, was Sie in Ihrer
Zwischenfrage im Hinblick auf Ihren Antrag gesagt ha-
ben, sehr interessant. Mir war das nicht mehr in Erinne-
rung. Ich muss ehrlich sagen, dass ich diesbezüglich eine
Gedächtnislücke hatte. Mir ist aber sehr lieb, dass Sie ei-
nen solchen Antrag gestellt haben. Wenn das Ihr Stand-
punkt ist – dieser stimmt übrigens mit meinem überein –,
dann bitte ich Sie ganz herzlich, dementsprechend Ihren
Einfluss bei den Ländern geltend zu machen.


(Beifall bei der SPD)

Dann wären wir sofort einen Schritt weiter; denn über
die Finanzverteilung kann man viel besser sprechen,
wenn man die Angebote der möglichen Betreiber vorlie-
gen hat und weiß, was es kosten wird.

Als unverbesserlicher Optimist, der ich noch immer
bin, glaube ich, dass es durchaus möglich ist, zusammen
mit dem Bundeskanzler auf der Ministerpräsidentenkon-
ferenz Ende Dezember dieses Jahres eine Perspektive
bei der Finanzverteilung zu konsentieren und so den Pro-
zess zu beschleunigen. Ich werde es jedenfalls versu-
chen. Deutschland würde sich entsetzlich blamieren,
wenn es uns nicht gelingen sollte, das zu schaffen, was
Finnland in relativ kurzer Zeit zustande gebracht hat,
und zwar zu durchaus überschaubaren Kosten. Ich bin
jedenfalls dankbar, dass im Prinzip alle Fraktionen die-
ses Hauses die Einführung des Digitalfunks unterstüt-
zen. Übrigens, ich bitte, zu beachten, dass sich auch die
Länder nicht einig sind, ob der Königsteiner Schlüssel
angewendet werden soll.

Ich möchte ausnahmsweise – der Präsident lässt dau-
ernd die rote Lampe leuchten


(Heiterkeit – Otto Fricke [FDP]: Heimleuchtung!)


– Erleuchtungen brauche ich nicht; ich hatte bereits ge-
nügend – etwas zum Sportetat sagen, der bereits ange-
sprochen worden ist. Ich bin hier mit Herrn Fricke einer
Meinung – das kann ja passieren – und teile die Auffas-
sung meiner Koalition nicht. Diesen Konflikt müssen
wir offen austragen. Es hat keinen Sinn, dies zu ver-
schweigen. Im Sportetat wird nämlich einfach ein Posten
in Höhe von 5 Millionen Euro für den Goldenen Plan

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(C (D st ausgewiesen. Niemand sagt mir, wie ich das gegeninanzieren soll – das wird einfach in die globale Minerausgabe eingestellt –, und so wird das Problem bei ir abgeladen. Übrigens, Frau Stokar, ich verstehe und unterstütze hr Anliegen, die Stasiunterlagen wiederherstellen zu assen. Aber die dafür notwendigen 58 Millionen Euro üssen Sie mir erst einmal besorgen. Nicht, dass es eine usätzliche globale Minderausgabe in Höhe von 60 Milionen Euro gibt! Das mache ich nicht mit. (Beifall bei der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gut! Schily kritisiert die Grünen!)


Wir haben jedenfalls bei den Sportausgaben ein hohes
iveau erhalten können. Ulrich Feldhoff, der Vizepräsi-
ent des Deutschen Sportbundes, hat in Aachen aus An-
ass des Zeitraums von 1 000 Tagen bis zu den Weltreiter-
pielen im Jahre 2006 erklärt – das gilt für uns alle –, man
olle doch endlich einmal anerkennen, dass Deutschland
ie drittstärkste Sportnation der Welt ist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

as verdanken wir auch den Steuercents, die die Men-
chen aufbringen. Darauf können wie sehr stolz sein.
ass wir im Jahre 2006 nicht nur Gastgeber bei der Fuß-
allweltmeisterschaft, sondern auch bei der Tischtennis-
eltmeisterschaft, der Hockeyweltmeisterschaft und den
eltreiterspielen sind, bringt zum Ausdruck, welche
nerkennung uns zuteil wird.
Lassen Sie mich kurz auf das Thema Olympia einge-

en; ich bin darauf angesprochen worden. Können Sie
ir einen Fall nennen, in dem ein Laden innerhalb so
urzer Zeit wieder auf Trab gebracht worden ist wie im
usammenhang mit der deutschen Olympiabewerbung?
ies wurde mit wirklich guten Leuten geschafft. Dafür
onnten die Beteiligten sehr viel Lob einheimsen. Ich
laube, ich brauche mich nicht zu verstecken. Zwar sind
inige Dinge geschehen, die nicht schön waren – heute
urde übrigens bekannt, dass eine Person zu Unrecht
eschuldigt worden ist –; aber wir haben den Laden mitt-
erweile wieder aufgeräumt.
Ich bitte Sie alle, diese nationale Bewerbung auch

om Bundestag aus zu unterstützen.

(Beifall im ganzen Hause)


ir haben mit Herrn Genscher einen wunderbaren Ver-
reter für das Kuratorium gewonnen. Wir sollten zusam-
enstehen, damit die Bewerbung Leipzigs, des Freistaa-
es Sachsen, Rostocks und Mecklenburgs Erfolg hat.
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507927800

Herr Bundesminister, in Bezug auf Ihre Redezeit
öchte ich Folgendes sagen: Sie haben nach unserer
erfassung das Recht, jederzeit im Parlament zu reden,
nd zwar so lange, wie Sie wollen. Allerdings haben die






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms

Abgeordneten nicht die Verpflichtung, Ihnen so lange
zuzuhören.


(Heiterkeit im ganzen Hause)

Die Abgeordneten haben das aber getan; deswegen gehe
ich davon aus, dass sie an Ihrer Rede interessiert waren.

Nach der Geschäftsordnung ist es so, dass auf Antrag
einer Fraktion die Debatte wieder eröffnet werden
könnte, nachdem ein Regierungsmitglied seine Redezeit
überschritten hat. Ich gehe aber davon aus, dass niemand
diesen Antrag stellt.

Ich gebe als letztem Redner dem Kollegen Hartmut
Koschyk von der CDU/CSU-Fraktion das Wort.


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1507927900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

warten jetzt einmal ab, ob wir von diesem Recht Ge-
brauch machen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig! – Gegenruf des Abg. Walter Schöler [SPD]: Das geht nicht!)


Wir wissen, dass der Bundesinnenminister in dieser
Debatte am liebsten das letzte Wort hätte und dass er für
sich eigentlich gerne die meiste Redezeit in Anspruch
nehmen würde.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Vor allem möchte er länger als zwölf Minuten reden!)


Herr Präsident, ich finde es gut, dass Sie immer wieder
darauf hinweisen, dass gerade für eine Haushaltsdebatte
das Parlamentsrecht gilt und dass die Möglichkeiten der
Regierung, sich selbst darzustellen, begrenzt sind.

Herr Minister, ich möchte noch etwas zum Digital-
funk sagen. Wir haben vereinbart, dass die Berichter-
statter aus den Fraktionen mit Ihnen reden werden. Da-
bei soll auch überlegt werden, wie wir auf unsere Länder
einwirken können.


(Jörg Tauss [SPD]: Diese Geräte werden doch in Bayern bereitgestellt!)


Herr Tauss, seien Sie vorsichtig; sonst verlängern wir die
Aussprache.


(Heiterkeit im ganzen Hause)

Herr Minister, eines ist doch klar – die Innenminister-

konferenz in Jena hat das wieder gezeigt –: Der Bund
muss sich in der Frage der Kostenverteilung wirklich
bewegen. Ich glaube, das wissen auch Sie. Sie sind zwar
ins Haushaltskorsett eingezwängt; aber das darf nicht
das letzte Angebot des Bundes an die Länder sein.


(Otto Schily, Bundesminister: Wir haben Ihnen doch etwas angeboten!)


– Sie bieten inoffiziell etwas an. Das wurde in Jena na-
türlich als Provokation empfunden. Das haben Länder-
vertreter nach dem Treffen in Jena offen gesagt. Solange
nicht zumindest der Königsteiner Schlüssel gilt, können

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(C (D ie nicht verlangen, dass sich die Länder auf solch ein fianzpolitisches Abenteuer einlassen. Wenn man den Haushalt des Bundesministers des In ern betrachtet, dann kommt man zu dem Ergebnis, dass inige Positionen sehr zum Nachdenken anregen: Die undesregierung will zum Beispiel mehr als 1 Million uro für Untersuchungen über die Fortentwicklung des ffentlichen Dienstrechts ausgeben. Herr Minister, geen solche Untersuchungen ist sicherlich grundsätzlich ichts zu sagen, sofern klar ist, welches Ziel man im Beeich des öffentlichen Dienstrechts verfolgt. Diesbezügich gibt es aber von der Bundesregierung, wenn man sie ritisch befragt, nur eine Fehlanzeige. Herr Minister, ich habe die Bundesregierung gefragt, as sie etwa von Forderungen nach einem Abschied vom lthergebrachten Beamtentum hält, die unter anderem hre Staatssekretärin Vogt, aber auch andere Genossen estellt haben, die einen Aufruf unter dem Titel „Die neue PD: Menschen stärken. Wege öffnen“ gestartet haben. ch habe die Bundesregierung gefragt, wie sie zu dieser orderung steht, und die wegweisende Auskunft erhalten, ass über diese Frage schon lange diskutiert wird. (Heiterkeit und Beifall des Abg. Steffen Kampeter [CDU/CSU])


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ach was?“, würde der erstaunte Abgeordnete nur sa-
en, wenn das nicht so traurig wäre. Die Beschäftigten,
m die es geht, haben einen Anspruch darauf, dass ihnen
ie Bundesregierung sagt, ob das eine Spaß-, Alibi- oder
nterhaltungsveranstaltung von Teilen der SPD, unter
nderem auch von Ihrer Staatssekretärin, ist.


(Dr. Max Stadler [FDP]: Richtig!)

ie wollen wissen, wohin die Reise geht und ob die Bun-
esregierung noch zu Art. 33 Abs. 5 des Grundgesetzes
teht, nach dem das Recht des öffentlichen Dienstes un-
er Berücksichtigung der hergebrachten Grundsätze des
erufsbeamtentums zu regeln ist.
Nordrhein-Westfalen hat bereits gesagt, wohin es
ill. Bei der Innenministerkonferenz in Jena, so hörte
an, lag schon eine Protokollnotiz von Nordrhein-West-
alen auf dem Tisch, nach der Art. 33 Abs. 5 des Grund-
esetzes ersatzlos zu streichen ist. Das wurde dann wie-
er eingesammelt und hat somit das Licht der
ffentlichkeit nicht erblickt.
Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst, auch die
eamten, haben einen Anspruch darauf, zu erfahren,
ohin die Reise mit dieser Bundesregierung geht.


(Beifall bei der CDU/CSU)

it uns wird es eine Abschaffung des Berufsbeamten-

ums jedenfalls nicht geben.

(Beifall bei der CDU/CSU)


m Gegenteil: Wir bekennen uns zum Berufsbeamten-
um und wir sagen, dass das Beamtenrecht wesentlich
lexibler ist als das Tarifrecht für die Arbeitnehmer im
ffentlichen Dienst


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: So ist es! Genau!)







(A) )



(B) )


Hartmut Koschyk

und dass das Berufsbeamtentum und das Beamtenrecht
eine effiziente, kostengünstige und vor allem auch
streikfreie öffentliche Verwaltung garantieren. Wir treten
für Reformen ein, aber anders als Teile Ihrer Partei wol-
len wir das Kind nicht mit dem Bade ausschütten.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich komme zu einem Punkt, zu dem Sie, Herr Minis-

ter, in Ihrer Haushaltsrede heute nichts gesagt haben.

(Otto Schily, Bundesminister: Es ist immer dasselbe! – Otto Schily, Bundesminister, meldet sich zu Wort – Otto Fricke [FDP]: Das war klar! – Weitere Zurufe)


Wir meinen, dass die Beschäftigten im öffentlichen
Dienst eine langfristig tragfähige Perspektive brauchen.
Vor allem können sie von der Politik verlangen, dass sie
vor ungerechten Vorurteilen in Schutz genommen wer-
den.

Wir als CDU/CSU-Fraktion wissen sehr wohl zu wür-
digen, dass gerade die Beamtinnen und Beamten im Hin-
blick auf Einsparungen der öffentlichen Hand nicht
Nachzügler, sondern Vorreiter sind. So beträgt die Wo-
chenarbeitszeit der Beamten in einigen Bundesländern in
Zukunft bis zu 42 Stunden, während sie bei den Ange-
stellten und Arbeitern im öffentlichen Dienst bundesweit
bei 38,5 Stunden liegt. Einschnitte beim Urlaubs- und
Weihnachtsgeld sind nur für die Beamten auf dem Weg,
nicht aber für die Tarifbeschäftigten. Auch das wird im
Bundesbereich mit mehreren Millionen zu Buche schla-
gen.

Wir haben auch die Pflicht, der Öffentlichkeit zu
sagen, dass die Bundesbeamten gegenüber den Arbeit-
nehmern seit 1999 weitere 610 Millionen Euro erwirt-
schaftet haben, die als Vorsorge für spätere Pensionszah-
lungen zur Verfügung stehen.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

Während sich die Rentner vorerst auf eine einmalige

Nullrunde einstellen müssen – ich sage bewusst: vorerst;
man weiß ja nicht, was diese Regierung noch vorhat –,
steht bereits fest, dass sich die Bezüge der pensionier-
ten Beamten für die Jahre 2002 bis 2005 entlang der
Nulllinie entwickeln werden. Diese Vorleistungen der
Beamten müssen bei der anstehenden Übertragung der
Sozialreformen berücksichtigt werden. Da werden wir
uns vor die Beamtinnen und Beamten stellen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir sagen denen im öffentlichen Dienst, vor allem

den Beamtinnen und Beamten, die zurzeit nur mit Ein-
sparungen konfrontiert werden, in dieser schwierigen
Zeit aber trotzdem einen hervorragenden Dienst für un-
ser Land und für die öffentliche Verwaltung leisten, je-
denfalls Dank für ihren engagierten Einsatz.


(Beifall bei der CDU/CSU – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war ein gutes Schlusswort!)


Wir wissen, dass zurzeit besondere Anforderungen an
die in der Terrorismus- und Verbrechensbekämpfung

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(C (D ätigen Beschäftigten im Sicherheitsbereich gestellt weren. Hier kommt es nicht nur auf gutes Geld für gute rbeit an, sondern hier muss auch ordentliches Handerkszeug zur Verfügung stehen. Deshalb können wir berhaupt nicht nachvollziehen, dass Sie sich in der Kolition so schwer tun, was die dringend erforderliche usweitung der DNA-Analyse anbelangt. Wir haben u diesem Thema eine Anhörung veranstaltet. Dabei betätigten viele Sachverständige und Praktiker, dass die NA-Analyse nicht nur ein verlässliches, effektives und nverzichtbares Mittel zur Aufklärung von Straftaten ist, ondern auch zur Entlastung von Menschen dient, die zu nrecht beschuldigt werden. Wir meinen, dass dieses Intrument in dem Maße genutzt werden muss, wie es die raktiker bei Polizei und Justiz fordern und wie es techisch möglich wäre. Wir erwarten von Ihnen, dass Sie ich diesbezüglich abstimmen und als Bundesgesetzgeer und als Koalition das auf den Weg bringen, was der icherheit unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger gechuldet ist. Dies gilt insbesondere – das sage ich sehr deutlich – ür den Bereich der Terrorismusbekämpfung. Es reicht icht, wenn die Abwehrund Schutzmaßnahmen in dieem Bereich immer nur so weit gehen, wie es der leinste gemeinsame Nenner zwischen SPD und Grünen ulässt. Innere Sicherheit braucht Führung durch den erantwortlichen Minister, auch durch die größere Reierungsfraktion. Mir kommt es manchmal so vor, als ob hre mühsam gefällten Entscheidungen im Bereich der nneren Sicherheit einem Entscheidungsprozess in elbstfindungsgruppen gleichen. Herr Koschyk, kommen Sie bitte zum Schluss. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es wird nicht besser, was Sie sagen!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507928000


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1507928100

Ja. – Ich sage sehr deutlich: Es ist nicht in Ordnung,

ass die sagen, das Luftsicherheitsgesetz in der vorlie-
enden Form reiche aus. Herr Wiefelspütz, Sie haben in
er „Welt“ vom Montag dieser Woche gesagt, wenn man
ei einer Anhörung feststelle, dass „zwei Wörter unseres
rundgesetzes“ geändert werden müssen: Na und? Dann
achen wir das.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was hat er gesagt?)


Herr Minister, wir begrüßen, dass Sie heute in der
Mittelbayerischen Zeitung“ in einem Interview erklärt
aben, dass Sie sich eine Klarstellung in Art. 35 des
rundgesetzes wünschen. Wir meinen, es müsste auch
ber Art. 87 des Grundgesetzes nachgedacht werden.
err Minister, wir sagen Ihnen: Sicherheit kann es nicht
cheibchenweise geben.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie das denn überhaupt gelesen?)







(A) (C)



(B) )


Hartmut Koschyk
Sortieren Sie bei Rot-Grün endlich Ihre Vorstellun-

gen! Wenn Sie mit den Grünen nicht weiterkommen,
dann können Sie mit uns die notwendigen grundgesetzli-

Einzelplan 32 ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktio-
nen gegen die Stimmen von CDU/CSU und FDP ange-
nommen.
chen Klarstellungen sehr schnell vornehmen, damit wir
die Bundeswehr auf einer einwandfreien verfassungs-
rechtlichen Grundlage in besonderen Gefährdungslagen
dort einsetzen können, wo die Polizeikräfte des Bundes
und der Länder nicht ausreichen.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1507928200

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den Einzel-

plan 06 – Bundesministerium des Innern – in der Aus-
schussfassung. Es liegt ein Änderungsantrag der Abge-
ordneten Dr. Gesine Lötzsch und Petra Pau auf Drucksa-
che 15/2071 vor, über den wir zuerst abstimmen. Wer
stimmt für den Antrag? – Wer stimmt dagegen? – Der
Änderungsantrag ist damit abgelehnt.

Wir stimmen jetzt über den Einzelplan 06 in der Aus-
schussfassung ab. Wer stimmt dafür? – Wer stimmt da-
gegen? – Wer enthält sich? – Der Einzelplan 06 ist mit
den Stimmen der Koalitionsfraktionen angenommen.

Abstimmung über den Einzelplan 33 – Versorgung –
in der Ausschussfassung. Wer stimmt dafür? – Wer
stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Einzelplan 33
ist ebenfalls mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen
angenommen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte I. 18 und I. 19 auf:
Einzelplan 32
Bundesschuld
– Drucksache 15/1919 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Steffen Kampeter
Walter Schöler
Antje Hermenau
Dr. Günter Rexrodt
Einzelplan 60
Allgemeine Finanzverwaltung
– Drucksache 15/1920 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Steffen Kampeter
Hans-Joachim Fuchtel
Walter Schöler
Antja Hermenau
Dr. Günter Rexrodt

Eine Aussprache ist nicht vorgesehen. Wir kommen
deshalb gleich zur Abstimmung.

Einzelplan 32 – Bundesschuld –: Wer stimmt dafür? –
Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der

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(D (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir sind gegen Schuld!)


Einzelplan 60 – Allgemeine Finanzverwaltung – in
er Ausschussfassung: Wer stimmt dafür? – Wer stimmt
agegen? – Wer enthält sich? – Einzelplan 60 ist mit
em gleichen Stimmenverhältnis angenommen.
Ich rufe Tagesordnungspunkt I. 20 auf:

Haushaltsgesetz 2004
– Drucksachen 15/1922, 15/1923 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Dietrich Austermann
Steffen Kampeter
Walter Schöler
Antja Hermenau
Dr. Günter Rexrodt

Eine Aussprache ist nicht vorgesehen.

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das wäre aber nötig!)

ir kommen deshalb gleich zur Abstimmung. Ich bitte
iejenigen, die dem Gesetzentwurf über die Feststellung
es Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2004 in
er Ausschussfassung zustimmen wollen, um das Hand-
eichen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Ge-
etzentwurf ist in zweiter Beratung mit den Stimmen der
oalitionsfraktionen gegen die Stimmen von CDU/CSU
nd FDP angenommen.
Wir kommen jetzt zur Abstimmung über die Be-

chlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Un-
errichtung durch die Bundesregierung über den Finanz-
lan des Bundes 2003 bis 2007, Drucksachen 15/1501
nd 15/1670. Der Ausschuss empfiehlt auf Drucksache
5/1924 Kenntnisnahme.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das Elend müssen wir zur Kenntnis nehmen!)


er stimmt für die Beschlussempfehlung? – Wer stimmt
agegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung
st damit angenommen.
Ich muss eine Aussage korrigieren: Bei der Abstim-
ung über den Haushaltsplan 2004 hat der Kollege
lrich von Bündnis 90/Die Grünen dagegen gestimmt.


(Otto Fricke [FDP]: Ein tapferer Saarländer!)

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-

rdnung.
Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-

estages auf morgen, Freitag, den 28. November 2003,
Uhr, ein.
Die Sitzung ist geschlossen.