Protokoll:
16045

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 45

  • date_rangeDatum: 5. September 2006

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 18:31 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/45 a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2007 (Haushaltsgesetz 2007) (Drucksache 16/2300) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2006 bis 2010 (Drucksache 16/2301) . . . . . . . . . . . . . . . . Peer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ Horst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . Ernst Bahr (Neuruppin) (SPD) . . . . . . . . . . . . Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . Ursula Heinen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . Peter Bleser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Künast (BÜNDNIS 90/ 4369 C 4369 C 4369 D 4378 B 4380 D 4385 A 4387 A 4413 C 4416 A 4417 D 4419 B 4421 B 4422 A 4422 D 4423 D 4424 C 4425 C Deutscher B Stenografisch 45. Sitz Berlin, Dienstag, den 5 I n h a l Nachruf auf den ehemaligen Bundestagspräsi- denten Dr. Rainer Barzel . . . . . . . . . . . . . . . . Nachruf auf den ehemaligen Bundesratspräsi- denten Holger Börner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachruf auf den Abgeordneten Dr. Herbert Hupka . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Hans Raidel, Renate Blank, Uta Zapf, Dr. Lothar Bisky, Hans-Michael Goldmann, Gerhard Wächter und Franz Obermeier . . Begrüßung des neuen Abgeordneten Omid Nouripour . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abwicklung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: D C D A G U B J J 4367 B 4368 A 4368 C 4369 B 4369 C 4369 C DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Steffen Kampeter (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 4390 C 4394 C undestag er Bericht ung . September 2006 t : r. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . arsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . r. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . nna Lührmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eorg Fahrenschon (CDU/CSU) . . . . . . . . . . lrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ernhard Brinkmann (Hildesheim) (SPD) . . . ochen-Konrad Fromme (CDU/CSU) . . . . . . örg-Otto Spiller (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz 4397 C 4399 B 4402 A 4404 A 4404 C 4406 D 4408 B 4409 C 4411 D DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Edmund Peter Geisen (FDP) . . . . . . . . . . 4426 D 4427 C II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 45. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 5. September 2006 Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 4428 C 4430 B 4473 A Ernst Bahr (Neuruppin) (SPD) . . . . . . . . . Julia Klöckner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Georg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . . Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) Dr. Jürgen Gehb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Nešković (DIE LINKE) . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniela Raab (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Stünker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ole Schröder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Rudolf Körper (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . Helmut Brandt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sebastian Edathy (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Luther (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Maik Reichel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Berichtigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A N d A Z E V T G A N B – – ( s G A E ( d B z ( A E ( d B s z 2 9 1 g 4430 D 4431 B 4432 A 4434 A 4435 C 4438 A 4439 B 4441 D 4443 D 4446 A 4447 B 4449 A 4450 C 4452 B 4453 C 4456 C 4458 B 4460 A 4461 C 4462 B 4464 A 4465 C 4466 C 4468 C 4469 B 4470 C 4472 C 4472 C nlage 2 achträglich abgedruckte Liste der entschul- igten Abgeordneten (44. Sitzung) . . . . . . . . nlage 3 u Protokoll gegebene Rede zur Beratung des ntwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung des ersicherungsvermittlerrechts (43. Sitzung, agesordnungspunkt 28) abriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . nlage 4 achträglich zu Protokoll gegebene Rede zur eratung: Antrag: Selbstbestimmtes Leben in Würde ermöglichen – Transsexuellenrecht umfas- send reformieren Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Passgesetzes 43. Sitzung, Tagesordnungspunkt 25 und Zu- atztagesordnungspunkt 10) ert Winkelmeier (fraktionslos) . . . . . . . . . . . nlage 5 rklärung des Abgeordneten Garrelt Duin SPD) zur namentlichen Abstimmung über en Änderungsantrag der Fraktion des ÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN zum Ein- elplan 06 – Bundesministerium des Innern 40. Sitzung, Tagesordnungspunkt I) . . . . . . . nlage 6 rklärung des Abgeordneten Ernst Kranz SPD) zur namentlichen Abstimmung über en Änderungsantrag der Fraktion des ÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN auf Druck- ache 16/2065 über den Entwurf eines Geset- es zur Änderung des Grundgesetzes (Art. 22, 3, 33, 52, 72, 73, 74, 74 a, 75, 84, 85, 87 c, 1 a, 91 b, 93, 98, 104 a, 104 b, 105, 107, 109, 25 a, 125 b, 125 c, 143 c) (44. Sitzung, Ta- esordnungspunkt 29 a) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4473 C 4473 D 4474 C 4475 C 4475 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 45. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 5. September 2006 4367 (A) ) (B) ) 45. Sitz Berlin, Dienstag, den 5 Beginn: 9.0
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    Berichtigungen 42. Sitzung, Seite 3907 (C) zweiter Absatz, der dritte Satz ist wie folgt zu lesen: „Das Zuteilungsgesetz für die Handelsperiode 2005 bis 2007 hatte das Ziel, den Aus- stoß in der zweiten Periode 2008–2012 um 10 Millionen Tonnen zu reduzieren.“ Seite 3908 (A) erster Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Wir haben eine Vielzahl von Ausnahme- regelungen abgeschafft: die Optionsregel, die uns im ers- ten Allokationsplan große Probleme bereitet hat, ebenso wie die Early-Action-Regel.“ Seite 3914 (B) erster Absatz, der dritte Satz ist wie folgt zu lesen: „Wenn das Europäische Gericht erster In- stanz zugunsten der Bundesrepublik Deutschland ent- scheiden sollte, müssten wir eine neue Entscheidung prü- fen.“ 43. Sitzung, Seite 4125, die Fußnoten 2) und 3) sind zu streichen. 43. Sitzung, Seite 4227 (B), die abgedruckte Rede von Christian Lange (Backnang) (SPD) ist durch die Rede von Gabriele Fograscher (SPD) zu ersetzen (Anlage 3). 44. Sitzung, Seite V und 4363, in die Anlage 16 ist der Name „Ernst Kranz“ einzufügen. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 45. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 5. September 2006 4473 (A) ) (B) ) für die Teilnahme an der 15. Jahrestagung der Ostseeparlamenta- rierkonferenz eine Testamentsdatei. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * A A h f r s z z r r b B d d u z m N s Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adam, Ulrich CDU/CSU 05.09.2006* Bär, Dorothee CDU/CSU 05.09.2006 Bätzing, Sabine SPD 05.09.2006 Bellmann, Veronika CDU/CSU 05.09.2006 Bodewig, Kurt SPD 05.09.2006* Brase, Willi SPD 05.09.2006 Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 05.09.2006 Hilsberg, Stephan SPD 05.09.2006 Dr. Hofreiter, Anton BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 05.09.2006 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 05.09.2006 Kühn-Mengel, Helga SPD 05.09.2006 Kunert, Katrin DIE LINKE 05.09.2006 Lafontaine, Oskar DIE LINKE 05.09.2006 Liebing, Ingbert CDU/CSU 05.09.2006* Meckel, Markus SPD 05.09.2006 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 05.09.2006 Thönnes, Franz SPD 05.09.2006* Wächter, Gerhard CDU/CSU 05.09.2006 Wolf (Frankfurt), Margareta BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 05.09.2006 Zapf, Uta SPD 05.09.2006 A B B B F F H L N S S (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht nlage 2 Nachträglich abgedruckte Liste der entschuldigten Abgeordneten (44. Sitzung) nlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung des Versicherungsvermittlerrechts (43. Sitzung, Tagesordnungspunkt 28) Gabriele Fograscher (SPD): Die Bundesregierung at am 22. Juni 2005 den Entwurf eines Gesetzes zur Re- orm des Personenstandsrechts – Personenstandsrechts- eformgesetz – PStRG – beschlossen. Der Gesetzentwurf ieht die Ablösung des geltenden Personenstandsgeset- es durch ein neues Personenstandsgesetz und die damit usammenhängenden Änderungen sonstigen Bundes- echts vor. Schwerpunkte der Reform sind, die Einfüh- ung elektronischer Personenstandsregister anstelle der isherigen papiergebundenen Personenstandsbücher, die egrenzung der Fortführung der Personenstandsregister urch das Standesamt sowie die Abgabe der Register an ie Archive, die Ersetzung des Familienbuchs durch Be- rkundungen in den Personenstandsregistern, die Redu- ierung der Beurkundungsdaten auf das für die Doku- entation des Personenstandes erforderliche Maß, die euordnung der Benutzung der Personenstandsbücher owie die Schaffung einer rechtlichen Grundlage für bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich är, Dorothee CDU/CSU 30.06.2006 odewig, Kurt SPD 30.06.2006 ollen, Clemens SPD 30.06.2006 ischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.06.2006 ricke, Otto FDP 30.06.2006 ilsberg, Stephan SPD 30.06.2006 opez, Helga SPD 30.06.2006 iebel, Dirk FDP 30.06.2006 charfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.06.2006 trothmann, Lena CDU/CSU 30.06.2006 4474 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 45. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 5. September 2006 (A) ) (B) ) Der Bundesrat hat in seiner Stellungnahme zu diesem Gesetzentwurf überwiegend fachliche und klarstellende Vorschläge gemacht, die zum großen Teil die Zustim- mung der Bundesregierung in ihrer Gegenäußerung fan- den. Ein Bereich, der sicherlich in den anstehenden Aus- schussberatungen eine Rolle spielen wird, ist die Forde- rung Bayerns, Lebenspartnerschaften nicht vor dem Standesamt sondern zum Beispiel vor einem Notar schließen zu lassen. Diese so genannte Länderöffnungs- klausel lehnt somit eine Vereinheitlichung der bisher un- terschiedlichen landesrechtlichen Zuständigkeiten ab. Deshalb können nur bundeseinheitliche Beurkundungs- regelungen von eingetragenen Lebenspartnerschaften das Ziel der Reform sein. Die Bundesregierung stimmt diesem Vorschlag in ihrer Gegenäußerung zu. Zu Bedenken hierbei bleibt aber, dass der Bundesver- band der Rentenversicherungsträger Einwände erhebt. Die eingetragene Lebenspartnerschaft wurde in die Hin- terbliebenenversorgung der gesetzlichen Rentenversi- cherung einbezogen. Voraussetzung für diesen Anspruch ist das Bestehen der Lebenspartnerschaft zum Zeitpunkt des Todes. Da es, so die Rentenversicherungsträger, bis- lang sowohl an einer einheitlichen Zuständigkeit für die Begründung der eingetragenen Lebenspartnerschaft als auch an einheitlichen Meldepflichten der Familienge- richte und Standesämter fehle, sei ein Nachweis des Be- stehens der Lebenspartnerschaft für den überlebenden Lebenspartner oftmals sehr schwierig. Durch die Be- gründung einer eingetragenen Lebenspartnerschaft vor dem Standesamt würde sich die Beweisführung erleich- tern. Über diesen Punkt wird in den anstehenden Beratun- gen zu reden sein. Ich rege auch Gespräche mit den ent- sprechend betroffenen Verbänden an. Diese Länderöff- nungsklausel sollte eingehend geprüft werden. Ein weiterer Punkt, der uns in den Beratungen zu die- sem Gesetz beschäftigen wird, ist die Umstellung auf elektronische Register in einem Pilotprojekt. Es gibt viele fachliche Gründe für die Erprobung der elektronischen Register in einem Pilotprojekt in einem Bundesland. Das darf aber nicht dazu führen, dass die dringend notwendige bundesweite Einführung der elek- tronischen Register auf unbestimmte Zeit verschoben wird. Deshalb stimme ich der Bundesregierung zu, die in ihrer Gegenäußerung zur Stellungnahme des Bundesra- tes erklärt hat, dass man im Rahmen dieses Gesetzes eine zweijährige Erprobung der Machbarkeit und Wirt- schaftlichkeit der elektronischen Register einrichten kann, die bundesweite Einführung aber nicht verschoben wird. Alles in allem liegt hier ein Gesetzentwurf vor, der die Führung von Personenstandsdaten erleichtert und so- wohl für die Behörden als auch für die Bürgerinnen und Bürger zum Abbau von Bürokratie führt. Über die von mir angesprochenen Punkte wird noch in den Ausschussberatungen zu reden sein. A ü T B u z h s k l T s T l s r x d x e a s s n v f t c b r s d B r h b a a c b x k ä p (C (D nlage 4 Nachträglich zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung – Antrag: Selbstbestimmtes Leben in Würde ermöglichen – Transsexuellenrecht umfas- send reformieren – Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Passgesetzes (43. Sitzung, Tagesordnungspunkt 25 und Zu- satztagesordnungspunkt 10) Gert Winkelmeier (fraktionslos): Wir sprechen heute ber die Notwendigkeit einer schnellen Reform des ranssexuellengesetzes in der Fassung von 1981. Das undesverfassungsgericht stellte am 6. Dezember 2005 nmissverständlich fest: „Die dem Transsexuellengesetz ugrunde liegenden Annahmen über die Transsexualität aben sich inzwischen in wesentlichen Punkten als wis- enschaftlich nicht mehr haltbar erwiesen.“ Damit er- ennt das Bundesverfassungsgericht die Realität der hier ebenden Transsexuellen an, die sich teilweise auch in ransgender-Netzwerken zusammengeschlossen haben. Unsere Gesellschaft ist im Alltag von klaren Ge- chlechterrollen und Geschlechtermerkmalen geprägt. ranssexuelle sind Menschen, deren Besonderheit darin iegt, dass sie zwar rein körperlich dem einen Ge- chlecht, vom Empfinden her jedoch dem jeweils ande- en Geschlecht angehören. Anders ausgedrückt: Transse- uelle, das sind Frauen, die sich als Mann, und Männer, ie sich als Frau fühlen. Die Besonderheit von Transse- uellen besteht darin, dass sie zwar rein körperlich dem inen Geschlecht, bewußtseinsmäßig jedoch dem jeweils nderen Geschlecht angehören. Sie sind anders, sie ent- prechen nicht den in den Gesetzen vorgegebenen Ge- chlechterrollen. Ihnen gegenüber gibt es auch heute och sehr starke Vorurteile, die aus Unwissenheit und or allem aus Intoleranz resultieren. Bei den Betroffenen ührt das meist zu sehr schweren persönlichen Konflik- en und kann auch Auswirkungen auf alle Lebensberei- he haben, bis hin zu gesundheitlichen Problemen. Da- ei wollen Transsexuelle keinen Sonderstatus sondern espektierter Bestandteil unserer Gesellschaft sein. Und ie möchten wie alle anderen selbstbestimmt leben. In iesem Sinne werde ich auch dem Antrag der Fraktion ündnis 90/Die Grünen zustimmen. Es geht darum, das Transsexuellenrecht zu reformie- en und die Erkenntnisse der Sexualwissenschaft der eutigen Zeit dort einfließen zu lassen. Transsexuelle ha- en das Recht, den Vornamen des anderen Geschlechtes nzunehmen. Es ist nicht hinzunehmen, dass sie dafür, ußer ihrem eigenen Willen, auch noch eine gutachterli- he Prognose und noch eine Karenzzeit von drei Jahren enötigen. Geltendes Recht ist derzeit auch noch, dass Transse- uelle ihren personenstandsrechtlichen Status ändern önnen. Voraussetzung dafür ist aber ein geschlechtsver- ndernder operativer Eingriff, der sie dauerhaft fort- flanzungsunfähig machen muss. Die Betroffenen dür- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 45. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 5. September 2006 4475 (A) (C) (B) ) fen zudem auch nicht verheiratet sein. Gegebenenfalls müssen sie sich scheiden lassen. Das ist der momentane Ist-Zustand. Zum Glück hat das Bundesverfassungsge- richt festgestellt, dass diese Voraussetzungen in der heu- tigen Zeit unhaltbar sind. Der operative Eingriff bezüg- lich des äußeren Erscheinungsbildes und die Herstellung der Fortpflanzungsunfähigkeit dürfen nicht mehr in das neue Transsexuellenrecht einfließen. Transsexuelle haben derzeit auch Probleme in ihrer Reisefreiheit. Im Zusammenhang mit der Einführung ei- nes maschinenlesbaren Reisepasses muss im Pass ein Geschlechtsvermerk stehen. Transsexuelle kommen mit ihrem äußeren Erscheinungsbild und einem anders sexua- lisierten Vornamen in Widerspruch zu dem, was in ihrem maschinenlesbaren Reisepass steht. Daraus resultieren enorme Schwierigkeiten, wenn sie sich zum Beispiel bei der Einreise in ein anderes Land in einer fremden Spra- che über einen so intimen Sachverhalt wie die Transse- xualität verständigen müssen. Dazu können auch noch nicht vorhandene Toleranz und Vorurteile seitens der Grenzbehörden kommen. Bis zum 31. Dezember 2005 konnten sich die Betroffenen mit einem nichtmaschinen- lesbaren Reisepass behelfen. Diese Möglichkeit ist aber seit einem halben Jahr ausgelaufen, weil diese Reise- pässe nicht mehr ausgestellt werden dürfen. Auch dies ist ein Grund, warum die Bundesregierung noch in diesem Jahr einen Gesetzesentwurf zur Refor- troffenen sollte hier sehr schnell ein vernünftiges und der Realität entsprechendes Gesetz vorgelegt werden. Anlage 5 Erklärung der Abgeordneten Garrelt Duin (SPD) zur na- mentlichen Abstimmung über den Änderungs- antrag der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN zum Einzelplan 06 – Bundesministe- rium des Innern (40. Sitzung, Tagesordnungs- punkt 1) In der Ergebnisliste ist mein Name nicht aufgeführt. Mein Votum lautet „Nein“. Anlage 6 Erklärung des Abgeordneten Ernst Kranz (SPD) zur na- mentlichen Abstimmung über den Änderungs- antrag der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN auf Drucksache 16/2065 über den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Art. 22, 23, 33, 52, 72, 73, 74, 74 a, 75, 84, 85, 87 c, 91 a, 91 b, 93, 98, 104 a, 105, 107, 109, 125 a, 125 b, 125 c, 143 c) (44. Sit- mierung des Transsexuellenrechts vorlegen muss. Das Problem ist bekannt. Bisher redet sich die Bundesregie- rung damit heraus, dass sie dieses Gesetz zeitnah vorle- gen will. Was aber heißt zeitnah? Im Interesse der Be- M (D zung, Tagesordnungspunkt 29 a) In der Ergebnisliste ist mein Name nicht aufgeführt. ein Votum lautet „Nein“. 45. Sitzung Berlin, Dienstag, den 5. September 2006 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604500000

Die Sitzung ist eröffnet.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Bevor wir in die
Tagesordnung eintreten, möchte ich Sie bitten, sich von
Ihren Plätzen zu erheben.


(Die Anwesenden erheben sich)


Seit unserer letzten Plenarsitzung vor der Sommer-
pause hat uns die Nachricht vom Tod einiger früherer
Kollegen erreicht, von denen ich drei langjährige Parla-
mentarier mit einigen Hinweisen würdigen möchte.

Am 26. August dieses Jahres verstarb nach schwerer
Krankheit Bundestagspräsident a. D. Dr. Rainer Barzel
im Alter von 82 Jahren. Heute Mittag wird er in Bonn zu
Grabe getragen.

Rainer Barzel hat die Politik in der Bundesrepublik
Deutschland in herausragenden Positionen über mehrere
Jahrzehnte entscheidend mitgestaltet. Er war Bundes-
tagspräsident, Bundesminister sowie Partei- und Frak-
tionsvorsitzender. Rainer Barzel gehörte zu jener Auf-
baugeneration von Politikern, die mit ihrem politischen
Engagement unser Land und seine Demokratie nachhal-
tig geprägt haben.

Rainer Barzel wurde am 20. Juni 1924 im ostpreußi-

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Redet
schen Braunsberg als fünftes von sieben Kindern gebo-
ren. Nach dem Abitur nahm er als Fliegerleutnant am
Zweiten Weltkrieg teil. 1949 promovierte er nach dem
Studium der Rechtswissenschaften und der Volkswirt-
schaft an der Uni Köln zum Doktor der Rechtswissen-
schaften. Seine ersten beruflichen Stationen absolvierte
er in der Verwaltung des noch jungen Bundeslandes
Nordrhein-Westfalen, unter anderem als Vertreter des
Ministers für Bundesangelegenheiten.

In seinem politischen Grundverständnis stark von der
katholischen Soziallehre beeinflusst, schloss sich Barzel
im Jahre 1954 der CDU an. Schon 1956 wurde er ge-
schäftsführendes Mitglied des CDU-Landespräsidiums
in Nordrhein-Westfalen, 1960 Mitglied
Bundesvorstand und 1966 erster stellvertreten
Vorsitzender. Von 1971 bis 1973 war Rainer B
desvorsitzender der Christlich-Demokratisch

(C (D ung . September 2006 0 Uhr eutschlands. Bei den Bundestagswahlen im November 972 trat er als Kanzlerkandidat der Unionsparteien an. Seine parlamentarische Tätigkeit begann Rainer arzel im Jahr 1957 mit seinem Einzug in den Deut chen Bundestag als Direktkandidat für den Wahlkreis aderborn-Wiedenbrück. Barzel gehörte unserem Haus hne Unterbrechung 30 Jahre lang, bis zum Jahre 1987, n. Von 1964 bis 1973 bekleidete er den Fraktionsvorsitz on CDU/CSU. Von Januar 1977 bis Februar 1979 war er Vorsitzener des Wirtschaftsausschusses, von Dezember 1980 bis ktober 1982 Vorsitzender des Auswärtigen Ausschus es des Deutschen Bundestages. Am 29. März 1983 wurde Rainer Barzel zum Präsienten des 10. Deutschen Bundestages gewählt. Dieses mt hatte er bis zum 25. Oktober 1984 inne. In seiner mtszeit war ihm die Fortentwicklung der Parlaments rbeit im Rahmen einer Parlamentsreform ein besondees Anliegen. Auf Anregung von Rainer Barzel fand am 0. September 1983 zum ersten Mal seit 1949 im lenum eine Debatte über das Selbstverständnis des eutschen Bundestages statt. Er selber hat sich als Bunestagspräsident in dieser Selbstverständnisdebatte mit ritischen und selbstkritischen Bemerkungen zu Wort emeldet. ext Von Dezember 1962 bis Oktober 1963 war Rainer Barzel in der letzten Regierung von Konrad Adenauer Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen. Das Offenhalten der deutschen Frage und die Wiedererlangung der staatlichen Einheit in Frieden und Freiheit waren für ihn immer ein Ziel, das es in stetigen Schritten zu verwirklichen galt. Von Oktober 1982 bis März 1983 war Rainer Barzel im ersten Kabinett von Bundeskanzler Helmut Kohl Bundesminister für Innerdeutsche Beziehungen. Im Jahr 1980 sowie von 1986 bis 1990 war der Verstorbene Koordinator der Bundesregierung für die deutsch-fran menarbeit. l hat die Entwicklung der Bundesreputer Stelle entscheidend mitgestaltet. Er im CDUder CDUarzel Bunen Union zösische Zusam Rainer Barze blik an vorders Präsident Dr. Norbert Lammert genoss über alle Parteiund Fraktionsgrenzen hinweg großes Ansehen. Der Herr Bundespräsident hat zu seinen Ehren einen Staatsakt angeordnet, der am 22. September im Plenarsaal des Bundestages stattfinden und Gelegenheit zu einer ausführlichen Würdigung geben wird. Der Deutsche Bundestag trauert um sein ehemaliges Mitglied Holger Börner, der am 2. August 2006 in seiner Heimatstadt Kassel im Alter von 75 Jahren verstarb. Holger Börner wirkte als Bundesratspräsident, Ministerpräsident, Parlamentarischer Staatssekretär, Bundesgeschäftsführer, Ausschussvorsitzender und Mitglied des Bundestages über mehrere Jahrzehnte für das Wohl der Bundesrepublik Deutschland. Holger Börner wurde am 7. Februar 1931 in KasselWolfsanger als erstes von insgesamt drei Geschwistern einer traditionsbewussten Arbeiterfamilie geboren, die sowohl im Kaiserreich als auch unter den Nationalsozialisten politisch verfolgt wurde. Sein Vater wie seine Mutter waren für die SPD aktiv. Nach dem Besuch der Mittelschule schloss Holger Börner 1950 seine Lehre zum Betonfacharbeiter erfolgreich ab; anschließend wurde er Hilfspolier, später Betriebsratvorsitzender in einem Kasseler Bauunternehmen. Seinen eigentlichen Berufswunsch, Journalist zu werden, musste er fallen lassen, weil er in den ersten Nachkriegsjahren zum Lebensunterhalt seiner Familie beitragen musste; sein Vater war im Krieg gefallen. Das politische Engagement Holger Börners begann im Jahr 1946, als er in die Vorläufergeneration der Falken eintrat. Mit 17 Jahren trat Holger Börner der SPD bei. 1956 wurde er zum zweiten Vorsitzenden der SPD Kassel gewählt. Fünf Jahre danach folgte der Sprung Börners auf die bundespolitische Ebene, als er von 1961 bis 1963 als Bundesvorsitzender der Jungsozialisten amtierte. Von 1972 bis 1976 bekleidete Holger Börner das Amt des SPD-Bundesgeschäftsführers. Vorstand und Präsidium der Bundes-SPD gehörte er von 1970 bis 1988 an; zudem war er von 1977 an zehn Jahre lang Landesvorsitzender der hessischen SPD. Seine parlamentarische Tätigkeit begann Holger Börner im Jahr 1956 auf kommunaler Ebene, als er in die Stadtverordnetenversammlung von Kassel gewählt wurde. Ihr gehörte er bis zum Jahr 1972 an, davon viele Jahre als Fraktionsvorsitzender. Bei den Bundestagswahlen zog Holger Börner erstmals als direkt gewählter Abgeordneter für den Wahlkreis Kassel in den Deutschen Bundestag ein, dem er ohne Unterbrechung bis zum Jahr 1976 angehörte. Im Hohen Haus war Holger Börner zunächst Mitglied des Petitionsausschusses und des Ausschusses für Sozialpolitik. Später war er Vorsitzender des Verkehrsausschusses des Deutschen Bundestages. Von April 1967 bis Februar 1972 gehörte Holger Börner der Bundesregierung als Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr bzw. für Verkehr, Postund Fernmeldewesen an. d s n b u d g g a B P a r e E d B e g g r 1 s w P d b v s w s g W z e T S w w b r B d Z t z (C (D Holger Börner schied 1976 aus dem Deutschen Bunestag aus, um als Nachfolger von Albert Oswald hessicher Ministerpräsident zu werden. Dieses Amt, das er ach seinen eigenen Worten als die Krönung seines Leens ansah, hatte er bis zum Jahr 1987 inne. In der zweiten Hälfte seiner Regierungszeit kam es nter seiner Führung zur ersten Regierungsbeteiligung er Partei Die Grünen auf Länderebene mit der unveresslichen Vereidigung des ersten turnschuhbewehrten rünen Ministers auf dem damals langen Marsch aus der ußerparlamentarischen Opposition in Regierungsämter. Von 1986 bis 1987 war Holger Börner Präsident des undesrates. Nach seinem Rückzug aus der aktiven olitik engagierte sich Holger Börner noch über 16 Jahre ls Vorsitzender der Friedrich-Ebert-Stiftung, deren Ehenvorsitzender er im Jahr 2003 wurde. Aus einfachen sozialen Verhältnissen stammend, hat r seine eigenen Wurzeln nie vergessen. Sie prägten sein ngagement. Er setzte sich zeitlebens insbesondere für en Aufund Ausbau des Sozialstaates und für gleiche ildungschancen für alle Kinder in unserer Gesellschaft in. Durch sein Handeln hat er sich für Deutschland roße Verdienste erworben. Wir gedenken heute auch unseres ehemaligen Kolleen Dr. Herbert Hupka, der am 24. August dieses Jahes, kurz nach seinem 91. Geburtstag, verstorben ist. Während des Ersten Weltkrieges, am 15. August 915, als Sohn eines Physikprofessors in einem britichen Internierungslager auf Ceylon geboren, wurde der eitere Lebensweg dieses streitbaren Journalisten und olitikers maßgeblich von den leidvollen Erfahrungen es Krieges und der sich daran anschließenden Vertreiung von Deutschen aus deutschen Ostgebieten sowie on der deutschen Teilung geprägt. Nach dem Ersten Weltkrieg wuchs er im oberschlesichen Ratibor auf. Nach Abitur, Studium und Promotion urde er zur Wehrmacht eingezogen. Wegen seiner jüdi chen Abstammung 1943 zu einem Jahr Wehrmachtsefängnis verurteilt, wurde Herbert Hupka 1944 aus der ehrmacht entlassen und kriegsdienstverpflichtet. Seine Mutter überlebte als rassisch Verfolgte bis ur Befreiung durch die Rote Armee im Jahr 1945 ine 18-monatige Internierung im Konzentrationslager heresienstadt. Nach der im Oktober 1945 erfolgten Vertreibung aus chlesien ging Herbert Hupka zunächst nach München, o er als Redakteur beim Bayerischen Rundfunk tätig ar. Von 1957 bis 1958 wirkte er als Programmdirektor ei Radio Bremen. Von 1958 bis 1964 war er Presserefeent des Kuratoriums „Unteilbares Deutschland“ in onn. Danach arbeitete er als freier Journalist und Autor. Das alles überragende Leitmotiv Herbert Hupkas war, ie Erinnerung an Flucht und Vertreibung am Ende des weiten Weltkrieges wachzuhalten und den Heimatver riebenen gesellschaftliche und politische Anerkennung u verschaffen. Präsident Dr. Norbert Lammert Um diese Ziele zu erreichen, gründete er 1948 zusammen mit anderen Schicksalsgenossen die Landsmannschaft Schlesien, der er lange Jahre in verschiedenen Funktionen, seit 1968 als Bundesvorsitzender, diente. Später übernahm er auch die Vizepräsidentschaft des Bundes der Vertriebenen. Auch Hupkas parlamentarische Tätigkeit war ganz von diesen seinen Erfahrungen als Vertriebener geprägt. Unermüdlich beharrte er darauf, dass sich die deutsche Politik mit Teilung, Vertreibung und Gebietsabtretung nicht abfinden dürfe und die deutsche Frage offenzuhalten sei. Aus dieser Haltung heraus lehnte Hupka, der seit 1955 der SPD angehörte und 1969 in den Deutschen Bundestag einzog, die von der sozialliberalen Koalition abgeschlossenen Ostverträge strikt ab. Sein Wechsel zur CDU im Februar 1972 trug maßgeblich zur Gefährdung der parlamentarischen Mehrheit der Regierung Brandt/ Scheel bei und war einer der Auslöser für das von der CDU/CSU-Fraktion im April desselben Jahres eingebrachte, schließlich erfolglose Misstrauensvotum gegen Bundeskanzler Willy Brandt, mit dem Rainer Barzels Kandidatur scheiterte. In seiner bis 1986 währenden Abgeordnetenzeit war Herbert Hupka engagiertes Mitglied vor allem des Auswärtigen Ausschusses und des Ausschusses für Innerdeutsche Beziehungen. Herbert Hupka hat mit seiner Arbeit wesentlich dazu beigetragen, das leidvolle Schicksal der Heimatvertriebenen im kollektiven Bewusstsein der Deutschen zu verankern. Er war vielen, auch mir gelegentlich, lästig – Leuten, die diese schmerzliche Erfahrung in ihrer Biografie nicht machen mussten. Auch für Herbert Hupka gilt, dass seine Herkunft und seine Lebensgeschichte sein berufliches und politisches Wirken geprägt haben. Sein Engagement verdient Respekt, auch wenn es oft umstritten und Gegenstand heftiger politischer Auseinandersetzungen war. Aber er war ein aufrechter Demokrat. Wir gedenken der verstorbenen Parlamentarier in Dankbarkeit und Anerkennung. Ihren Familien spreche ich im Namen des ganzen Hauses unsere Anteilnahme aus. Sie haben sich zu Ehren der Verstorbenen von Ihren Plätzen erhoben; ich danke Ihnen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, während der parlamentarischen Sommerpause gab es auch eine Reihe von runden Geburtstagen von Kolleginnen und Kollegen im Hause: Ihren 65. Geburtstag feierten die Kolleginnen und Kollegen Hans Raidel, Renate Blank, Uta Zapf und Dr. Lothar Bisky, ihren 60. Geburtstag feierten die Kollegen Hans-Michael Goldmann, Gerhard Wächter und Franz Obermeier. Im Namen des ganzen Hauses gratuliere ich nachträglich auch auf diesem Wege noch einmal herzlich und wünsche alles Gute! Schließlich begrüße ich als Nachfolger für den ausgeschiedenen Kollegen Joseph Fischer herzlich den Kolle g g A a d E M F v D d D I d o t E F s r M s z a d v E (C (D en Omid Nouripour, der am 1. September die Mitliedschaft im Deutschen Bundestag erworben hat. lles Gute und gute Zusammenarbeit! Ich rufe nun die Tagesordnungspunkte 1 a und 1 b uf: a)





(A) )


(B) )





(A) )


(B) )


(Beifall)


(Beifall)

gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2007

(Haushaltsgesetz 2007)


– Drucksache 16/2300 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundes-
regierung

Finanzplan des Bundes 2006 bis 2010

– Drucksache 16/2301 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
ie heutige Aussprache im Anschluss an die einstündige
inbringung des Haushaltes siebeneinhalb Stunden, für
ittwoch neun Stunden, für Donnerstag elf und für

reitag vier Stunden vorgesehen. Darf ich dazu Ihr Ein-
ernehmen feststellen? – Das ist offenkundig der Fall.
ann ist das so beschlossen.

Ich erteile das Wort zur Einbringung des Haushaltes
em Bundesminister der Finanzen, Peer Steinbrück.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1604500100

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten

amen und Herren! Vor gut einem halben Jahr habe ich
hnen mit dem Bundeshaushalt 2006 den ersten Haushalt
er großen Koalition vorgestellt. Damals herrschte ein
ffener und öffentlicher Konkurrenzkampf zwischen no-
orischen Pessimisten und auch den unterschiedlichsten
xperten darüber, wer am schwächsten sei: die deutsche
ußballnationalmannschaft oder die deutsche Wirt-
chaft.


(Dirk Niebel [FDP]: Die Bundesregierung!)


Meine persönliche Schätzung lautet: So ähnlich, wie
und drei Viertel aller Journalisten damals, Wochen, ja

onate bevor Deutschland bei der Fußballweltmeister-
chaft den dritten Platz erreichen sollte, unser Team
iemlich heruntergeschrieben haben, haben das viele
uch mit den Aussichten der deutschen Konjunktur und
en Aussichten der deutschen Wirtschaft getan. Es gibt
iele Experten, für die die Konjunktur schon wieder zu
nde war, bevor sie eigentlich begonnen hatte.

Es ist anders gekommen, und darüber freue ich mich.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
Die deutsche Wirtschaft wächst so stark wie seit fünf
Jahren nicht mehr. Gleichzeitig hat der konjunkturelle
Aufschwung an Breite und vor allen Dingen auch an Ro-
bustheit gewonnen. Während die Wachstumsimpulse der
letzten Jahre bis zum Frühjahr vor allem aus dem Aus-
land kamen, erleben wir jetzt einen, wie wir glauben,
eher klassischen Konjunkturaufschwung, bei dem
sich die positiven außenwirtschaftlichen Impulse endlich
auch durch eine gute Entwicklung der Baukonjunktur,
durch eine gute Entwicklung der Ausrüstungsinvestitio-
nen und durch ein langsames – langsames! – Anziehen
auch der Binnenkonjunktur, der Binnennachfrage ergän-
zen. In diesen Wochen bewahrheitet sich deshalb wieder
einmal ein sehr kluger Satz von Winston Spencer
Churchill, nämlich dass ein Experte ein Mann ist, der
hinterher genau sagen kann, warum seine Prognose nicht
gestimmt hat.

Ich will genauso deutlich sagen, dass umgekehrt kein
Anlass für Euphorie, Entwarnungen und geradezu ver-
klärte Augen aufgrund von Begehrlichkeiten besteht.
Das Wachstum des Bruttosozialprodukts wird in diesem
Jahr wahrscheinlich eine Zwei vor dem Komma haben.
Dass wir über die Klippe des 1. Januar 2007 hinweg-
kommen müssen und dass wir noch nicht genau wissen,
wie nachhaltig dieses Wachstum ist, steht aber ebenso
auf dem Blatt.

Der Arbeitsmarkt hat sich erfreulich entwickelt. Wir
wissen aber, dass wir in Bezug auf die großen Problem-
gruppen in diesem Arbeitsmarkt – Langzeitarbeitslose,
jugendliche Arbeitslose, ältere Arbeitslose – nach wie
vor erhebliche Schwierigkeiten haben.

Auch bei den Steuereinnahmen ist Nüchternheit an-
gesagt. Lassen Sie sich – das gilt auch für die Öffentlich-
keit – nicht davon verwirren, dass von 16 bis 18 Milliar-
den Euro Mehreinnahmen gesprochen wird. Man muss
bedenken, dass mindestens 14 bis 15 Milliarden Euro
davon bereits Gegenstand der Finanzplanungen des Bun-
des, der Länder und der Kommunen sind. Um Ihnen
keine Antwort schuldig zu bleiben: Ich vermute, dass der
Bund am Ende dieses Jahres gegenüber unseren bisheri-
gen Veranschlagungen 3 bis 3,5 Milliarden Euro mehr
haben wird. Mein Vorschlag wird sein, dass der Löwen-
anteil davon in die Absenkung der Nettokreditaufnahme
gesteckt und nicht an anderer Stelle ausgegeben wird.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Wir haben es in der Bundesrepublik Deutschland
– ich sage das auch vor dem Hintergrund der erfreuli-
chen Entwicklung bei den Steuereinnahmen – nach wie
vor mit Schulden in Höhe von 1 500 Milliarden Euro zu
tun. Unbenommen der vielleicht möglichen Absenkung
der Nettokreditaufnahme werden wir in diesem Jahr
– zumindest im Soll – immer noch von 38 Milliarden
Euro neuen Schulden reden. Im Vergleich dazu investie-
ren wir nur 22 Milliarden Euro. Das alles sind Hinweise
dafür, dass man nicht plötzlich in eine Euphorie verfal-
len und sich durch eine erfreuliche Entwicklung, welche
durch die Zahlen deutlich wird, die öffentlich gehandelt
werden, nicht plötzlich den Blick verstellen lassen soll.

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(C (D Ich sage deshalb: Faszinierend und erschreckend zuleich ist die oft unausgewogene und gelegentlich auch chrille Tonlage, die bei uns in Deutschland in Bruchteien von Sekunden einsetzt, wenn wir über die Gegenwart nd auch über die Zukunft Deutschlands sprechen. Da eht es sehr schnell ins Extreme. inerseits wird uns bei jeder Eintrübung zum Beispiel es Geschäftsklimaindex im Promillebereich suggeriert, ass die ökonomische Apokalypse kurz vor der Haustür teht. Wöchentliche Wasserstandsmeldungen führen bei ns zu Atemlosigkeit. Nicht minder atemberaubend ist ndererseits die Geschwindigkeit, mit der bis vor kurem gültige Standpunkte und auch Erkenntnisse aufgeeben werden. Beliebigkeit statt Festigkeit beim Standunkt ist für die Haushaltsund Finanzpolitik aber ödlich und sie führt dazu, dass die Signale, die wir geen wollen, die Empfänger nicht erreichen oder für sie erwirrend sind. War nicht noch bis vor kurzem mit Blick auf den uneheuren Schuldenberg, den wir haben, die Rede von der enerationengerechtigkeit? War nicht die Rede davon, ass die heute Jungen eines Tages den Kapitaldienst zu bernehmen haben? Sprachen wir nicht über die Zinsen n Höhe von 40 Milliarden Euro, die diesen Haushalt ach wie vor mit verkarsten? Sind wir nicht nach wie or in einer Phase, in der es nur darum geht, das Tempo er Neuverschuldung zu reduzieren? Sind wir nicht weit ntfernt von einer Entschuldung? Haben wir es nicht ach wie vor mit dem Problem zu tun, dass auf der Ausabenseite zu viel konsumtiv und zu wenig investiv in ichtung der Zukunftsbereiche ist? Hat uns die Bundesank nicht gerade in einer zutreffenden Analyse bestäigt, dass wir auf der Einnahmeseite ein strukturelles Deizit haben? Ist das alles vergessen? Sind dies deshalb och-Zeiten für Karikaturisten, bei deren Karikaturen er Bundesfinanzminister als Einsammler von Sterntaern dargestellt wird, bei denen er unter dem Regenboen Töpfe mit Gold findet oder bei denen er der taktisch ufgestellte Miesepeter ist, der sich und andere arm echnet, um Begehrlichkeiten abzuwehren oder um an er Mehrwertsteuererhöhung festzuhalten? Meine Damen und Herren, ich glaube, dieses politiche Karussell sich drehender Bestandsaufnahmen und ich verändernder Signale ist der Grund dafür, dass die ürgerinnen und Bürger Vertrauen verlieren und sogar isstrauisch werden. Mehr als das werden sie vielleicht uch ihr Vertrauen in die Zukunft verlieren. Wenn Politik erlässlich und damit glaubwürdig sein will, dann darf ie sich nicht von jeder ungünstigen Prognose, von jeder omentanen Aufhellung der Stimmungslage, von popu istischen Einwürfen und von Kampagnen irritieren lasen. Die Politik darf sich ihre Themen übrigens auch nicht on medialer Seite mit entfachten Empörungswellen orschreiben lassen. Gerade die Haushaltsund Finanzolitik muss stetig und verlässlich sein. Sie darf die Lage der die Verhältnisse nicht verzeichnen. Sie darf sie also Bundesminister Peer Steinbrück weder rosarot noch tiefschwarz malen. Die Finanzpolitik muss von realistischen, eher vorsichtigen Annahmen ausgehen, wie wir das im Koalitionsvertrag festgelegt und als große Koalition bisher getan haben. Ich will sagen: Diese Bundesregierung hat den Anspruch, eine verlässliche, nachvollziehbare und berechenbare Haushaltsund Finanzpolitik zu betreiben, eingelöst. Sie hat lupenrein das umgesetzt, was sie im Koalitionsvertrag verabredet und angekündigt hat: von einem Haushaltsbegleitgesetz 2006 über sieben bis acht Steuergesetze bis hin zu diesem Entwurf des Bundeshaushalts 2007. Sie wird diesen Kurs bei den noch offenen Vorhaben genauso verlässlich und berechenbar fortsetzen. Wir sagen den Menschen, wohin die Reise geht. Wir sagen ihnen allerdings auch, dass wir ihnen Schmerzhaftes zumuten. Ja, es gibt Zumutungen. Wir versuchen, ihnen zu erklären – vielleicht nicht immer erfolgreich –, warum es nicht anders geht, um Zukunft zu gewinnen. Diese Bundesregierung knickt nicht ein. Es mag viele Menschen geben, die mit uns nicht in allen Punkten übereinstimmen und die Teile unserer Politik für falsch halten. Aber diese Menschen sollen sagen können: Wir wissen ziemlich genau, woran wir mit dieser Bundesregierung sind; diese Bundesregierung lässt uns über ihr Handeln nicht im Unklaren. (Lachen bei Abgeordneten der FDP – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da ist was dran!)


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das ist richtig!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Ich sage Ihnen: Viele Menschen stimmen sogar dort zu,
wo es um Zumutungen geht, weil sie wissen, dass es uns
ohne Anstrengungen und ohne Veränderungen nicht bes-
ser gehen wird, und weil sie wissen, dass die Addition
von individuellen und auch Gruppeninteressen nicht mit
dem Allgemeininteresse dieser Republik gleichzusetzen
ist.

Die gegenwärtige robuste wirtschaftliche Erholung
zeigt uns einen weiteren Punkt: Unsere soziale Markt-
wirtschaft – man kann auch sagen: das deutsche und das
kontinentaleuropäische Wirtschafts- und Sozialmodell –
gehört mitnichten auf den Scheiterhaufen der Ge-
schichte. Diese soziale Marktwirtschaft vermag dyna-
misch zweierlei zu leisten, nämlich auf der einen Seite
wirtschaftlich-technologischen Wandel zu bewältigen
– wenn Sie so wollen: auf der Höhe der Zeit zu sein und
die dafür notwendigen Veränderungen vorzunehmen –
und dabei auf der anderen Seite den gesellschaftlichen
Zusammenhalt im Blick zu behalten, Fliehkräften entge-
genzuwirken, Chancengerechtigkeit herzustellen, all
das, was marktradikale Lösungen nicht zu leisten vermö-
gen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Mir ist sehr bewusst, dass das Wort „Aufschwung“
mit äußerster Vorsicht zu gebrauchen ist. Gäbe es eine
entsprechende Statistik, würde die sehr hohe Inflations-
rate des Wortes „Aufschwung“ deutlich. Aber es gibt
eine sehr gute Entwicklung, nicht nur an den Börsen und
in den Bilanzen, sondern endlich auch auf dem Arbeits-

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(C (D arkt. Das ist die beste Nachricht seit langer Zeit, vor llem für die betroffenen Menschen, aber auch mit Blick uf die Finanzierungsgrundlagen unserer sozialen Sicheungssysteme und damit auch auf die öffentlichen Hausalte. Nicht nur, dass im Vergleich zum Vorjahr über 20 000 Menschen weniger ohne Arbeit sind. Besonders ichtig ist: Die Zahl der sozialversicherungspflichtien Beschäftigungsverhältnisse ist wieder gestiegen. Wir wissen – das wollen wir nicht verschweigen und ir wollen auch nichts verharmlosen –, dass diese Enticklung vornehmlich noch jenen zugute kommt, die rst sehr kurze Zeit erwerbslos und relativ gut qualifiiert sind, und erheblich weniger jenen zugute kommt, ie über lange Zeit erwerbslos sind. Aber es ist ein Aufchwung. Wir werden in diesem günstigeren Klima weier daran arbeiten müssen, dass die Arbeitslosigkeit in hrer gesamten Breite abgebaut wird. Ich weiß, es wäre sehr vermessen, das Verdienst für ie deutlich besseren ökonomischen und beschäftigungsolitischen Aussichten vornehmlich für die Politik zu relamieren oder namentlich für diese Bundesregierung in nspruch zu nehmen. Aber die Politik sollte in falscher escheidenheit nicht so tun, als hätte sie in der verganenen und in dieser Legislaturperiode nichts getan, um irtschaftliches Wachstum und eine Erholung auf dem rbeitsmarkt möglich zu machen. Zweifellos hat die vorige Bundesregierung unter erhard Schröder mit der Agenda 2010 großen Anteil n dieser positiven Entwicklung. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


ie hat mit Reformen auf dem Arbeitsmarkt und in den
ozialen Sicherungssystemen, mit Steuerreformschritten
rheblichen Ausmaßes und mit Reformen auf dem
inanzmarkt die Grundlagen für diese Entwicklung ge-
chaffen.

Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Situation
er Unternehmensteuerreform sollten wir auch nicht ver-
essen, dass die Steuerreform von 2000 und den Folge-
ahren, für die mein Vorgänger, Hans Eichel, maßgeblich
erantwortlich war, die Bürger wie auch die Unterneh-
en in der Bundesrepublik Deutschland um sage und

chreibe 60 Milliarden Euro pro Jahr entlastet hat. Das
ar die größte Steuersenkung, die es in der Geschichte
er Bundesrepublik Deutschland je gegeben hat.


(Beifall bei der SPD)


ir sollten über den Nachrichten, in denen es um die zu-
emuteten Belastungen geht, nicht vergessen, dass wir
eute, am Ende dieser Steuerreform, insbesondere im
inkommensteuerbereich die Situation haben, dass ein
lleinverdiener – verheiratet, zwei Kinder – unter An-

echnung des Kindergeldes auf ein Einkommen in Höhe
on bis zu 37 000 Euro keinen Cent Steuern bezahlen
uss.

Auch und gerade die mittelständischen Unternehmen
aben konsequent auf die Herausforderungen der






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
globalisierten Wirtschaft reagiert, zum Beispiel in Form
von Innovationen, Qualitätssteigerung, Kostensenkun-
gen und einer ausgeklügelten Logistik. Auch dies trägt
zur wirtschaftlichen Entwicklung bei. Richtig ist, dass
große Unternehmen nach dem Platzen der New-
Economy-Blase ihre Bilanzen weitgehend in Ordnung
gebracht und damit den Spielraum für neue Investitionen
geschaffen haben, die jetzt mehr und mehr auch in
Deutschland zur wirtschaftlichen Erholung beitragen.
Nicht zuletzt haben Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh-
mer und die Gewerkschaften durch sehr moderate Tarif-
abschlüsse und auch durch Verzicht auf Lohnbestand-
teile, durch unbezahlte Mehrarbeit und flexible
Arbeitszeitmodelle einen erheblichen Anteil an der inter-
national gewachsenen Wettbewerbsfähigkeit der
Bundesrepublik Deutschland.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Schließlich hat sich die alte Deutschland AG verän-
dert. Beteiligungskapital spielt eine sehr viel größere
Rolle als die klassische Kreditfinanzierung. Post, Tele-
kommunikation, Transportmärkte und andere Bereiche
wie die öffentlichen Personennahverkehre sind Märkten
zugeführt worden. Das alles sind Erscheinungen, die es
in den 90er-Jahren noch nicht in der Form gegeben hat.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


All das macht deutlich: Wir sind weitaus mutiger und
besser, als wir es uns selber zugetraut und andere uns
eingeredet haben. – Die aktuelle wirtschaftliche Ent-
wicklung zeigt auch, dass die große Koalition mit ihrer
Doppelstrategie für den Haushalt 2006 und 2007 richtig
lag und liegt.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Abwarten!)


Wir wollten 2006 einen konjunkturstützenden Haushalt
fahren und 2007 sehr viel stärkere Akzente auf die Kon-
solidierung setzen. Dies war und ist richtig, so umstritten
es auch in manchen Debatten gewesen ist.

Wir haben im Haushalt 2006 auf der Einnahmen- und
Ausgabenseite alles unterlassen, was die Konjunktur
hätte eintrüben können. Das war im Hinblick darauf
richtig, dass sich der Konjunkturhimmel aufhellen sollte,
was er auch getan hat.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


In einer sehr schwierigen wirtschaftlichen Ausgangs-
lage haben wir mit dem Bundeshaushalt 2006 das öko-
nomisch Richtige getan. Wir haben klare Prioritäten für
die Wachstumsförderung gesetzt. Hierzu stellen wir
bis 2009 25 Milliarden Euro zur Verfügung, die insbe-
sondere dem Bereich der Zukunftsinvestitionen zugute
kommen werden. Wie Sie wissen, werden im nächsten
Jahr rund 6 Milliarden Euro fällig. Bekannt ist auch,
dass die Länder weitere 12 Milliarden Euro hinzufügen
werden, und vor allen Dingen, dass private Investitionen
auf breiter Ebene ausgelöst worden sind. Denken Sie an
das CO2-Gebäudesanierungsprogramm, bei dem wir da-

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(C (D ür Sorge tragen werden, dass auch im vierten Quartal eine Anträge liegen bleiben, sondern durch eine entprechende haushaltstechnische Vorsorge bedient weren können, damit dieses Programm auch im letzten uartal mit Blick auf seine impulsgebende Funktion für ie Konjunktur aufrechterhalten werden kann. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Mit der Einführung des Elterngeldes ab 2007 stärken
ir gezielt die Familienförderung, nachdem wir im
undeshaushalt 2006 mit zusätzlichen Impulsen in den
ereichen Haushalt als Arbeitgeber, Forschung und In-
ovation, Belebung der Wirtschaft und Verkehrsinvesti-
ionen damit begonnen haben, die Doppelstrategie von
onsolidierung einerseits und Impulsen andererseits zu

mplementieren.

Die stärkere Förderung von Zukunftsbereichen wird
ittel- und langfristig positiv auf den Haushalt zurück-
irken. Deshalb ist auch der Pfad, auf dem wir die
ettokreditaufnahme des Bundes bis 2010 von 38,2 Mil-

iarden Euro auf 20 Milliarden Euro zurückfahren,
olkswirtschaftlich absolut richtig. Ich hätte sogar ein
ffenes Ohr für diejenigen, die fragen, ob dies nicht noch
eiter gehen sollte.

Wir haben beim Haushalt 2006 nur sehr behutsam mit
er Konsolidierung begonnen, wie ich dargelegt habe,
m die positive Wirtschaftsentwicklung nicht zu gefähr-
en; das war Vorsatz. Aber ab 2007 muss die Konsoli-
ierung akzentuiert werden. Vor allem die bereits einge-
eiteten Maßnahmen der Finanzpolitik tragen dazu bei.
ch nenne als Beispiele die in dieser Legislaturperiode
orgenommenen Kürzungen im Bundeshaushalt in Höhe
on rund 32 Milliarden Euro – von manchen nicht so
ichtig zur Kenntnis genommen –, den Abbau von Sub-
entionen in Höhe von rund 19 Milliarden Euro – ab-
trakt von vielen begrüßt, aber wehe, es wird konkret
nd betrifft die eigene Klientel – und Steuererhöhungen
n Höhe von rund 28 Milliarden Euro. All diese Maßnah-

en werden erst ab 2007 – nicht schon im Jahre 2006! –
hre volle Wirksamkeit entfalten können, das aber vor
em Hintergrund eines sehr viel robusteren wirtschaftli-
hen Umfelds und Wachstums.

Erste wichtige Fortschritte sind geschafft; das können
ir schwarz auf weiß belegen. Erstens. Wir werden nach
em Übergangsjahr 2006 die Regelgrenze des Art. 115
nseres Grundgesetzes wieder dauerhaft einhalten.
weitens. Wir werden aller Voraussicht nach bereits in
iesem Jahr wieder die 3-Prozent-Maastrichtdefizit-
renze einhalten, das heißt unterschreiten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


er kürzlich vom Statistischen Bundesamt veröffent-
ichte Maastrichtdefizitwert für das erste Halbjahr 2006
ntermauert diese Annahme. Es sind 2,5 Prozent ausge-
iesen. Das darf man zwar nicht – darauf möchte ich Sie

ufmerksam machen – auf das Haushaltsergebnis des ge-
amten Jahres hochrechnen. Aber realistisch ist ein Defi-
it in der Größenordnung von 2,8 Prozent des Brutto-






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
inlandsprodukts für das Gesamtjahr 2006. Diesen Wert
werden wir im Herbst der EU-Kommission melden.

Politisch weitaus wichtiger als diese formale Mel-
dung ist: Mit unserer soliden Haushaltspolitik dokumen-
tieren wir unser klares Bekenntnis zu Europa und
einem stabilen Euro. Unsere stabilitätsorientierte und
vorausschauende Finanzpolitik entlastet nicht zuletzt die
Europäische Zentralbank bei ihrer geldpolitischen Steue-
rung und eröffnet ihr so zusätzliche Entscheidungsspiel-
räume. Kurzum: Wir signalisieren Verlässlichkeit und
Berechenbarkeit. Das wird im Übrigen auch von unseren
europäischen Partnern und der EU-Kommission so gese-
hen und bewertet. Es geht nicht nur um unsere nationale
Zukunft. Deutschland trägt in Europa vielmehr eine
große ökonomische Mitverantwortung. Deutschland ist
einer der Architekten des Stabilitäts- und Wachstums-
paktes und hätte deshalb in meinen Augen um keinen
Preis diesen Pakt in seiner Bedeutung relativieren dür-
fen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU sowie der Abg. Anna Lührmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wir tragen mit unserer wirtschaftlichen Leistungskraft
eine besondere Verantwortung für den Erfolg dieses Pak-
tes. Dieser Pakt ist eine wichtige Grundlage für den wirt-
schaftlichen Wohlstand in Europa und für die Stabilität
des Euro, der sich – fast unbemerkt und nur selten ge-
würdigt – zur zweitwichtigsten Reservewährung der
Welt entwickelt hat. Das ist eine Erfolgsgeschichte, wie
sie in den letzten zehn Jahren in kaum einem anderen
Bereich unserer europäischen Politik vorgekommen ist.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Das soll so bleiben. Umso wichtiger ist daher, dass
Deutschland die Glaubwürdigkeit des europäischen Sta-
bilitäts- und Wachstumspaktes stärkt, und zwar auf
Dauer, und somit als Vorbild für andere fungiert, die
– sehr vorsichtig formuliert – noch nicht so weit sind.

Zu den stereotypen Vorwürfen an die Adresse des
Bundesfinanzministers gehört die Behauptung, ich sei in
Sachen Maastrichtdefizitentwicklung ein notorischer
Tiefstapler, der ausschließlich Begehrlichkeiten abweh-
ren wolle. Ich werde aber – genauso wie Sie – am Ende
einer Entwicklung lieber von positiven als von negativen
Nachrichten überrascht. Im Hinblick auf die Glaubwür-
digkeit der Politik ist es mir daher generell wichtig, mit
Prognosen eher vorsichtig zu sein. Ich sage nur all denje-
nigen, die dies vielleicht zum Gegenstand der Haushalts-
debatte machen – schon drei-, viermal bin ich damit kon-
frontiert worden –: Wenn wir zu Beginn dieses Jahres im
Zusammenhang mit unserem Haushaltsentwurf 2006 ein
Maastrichtdefizitkriterium von weniger als 3 Prozent
angemeldet hätten, dann hätte dies auch mit entspre-
chenden Maßnahmen auf der Einnahme- und Ausgaben-
seite korrespondieren müssen. Allein mit vollmundigen
Ankündigungen in Richtung Brüssel wäre es nicht getan
gewesen; das hätte nicht gereicht.

Dann allerdings hätten wir den Vorsatz verletzt, Frau
Hajduk, auf der Einnahmeseite und auf der Ausgaben-
seite nichts tun zu wollen, was diese Entwicklung 2006

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(C (D rübt. Das ist zwingende Logik. Ich glaube, dass es absout richtig gewesen ist, dass die Bundesregierung dieser ogik gefolgt ist. Genauso hartnäckig hält sich auf einer anderen Seite ieses Hohen Hauses die Unterstellung, wir würden zur aushaltskonsolidierung vorwiegend Steuern erhöhen, tatt Ausgaben und staatliche Sonderregelungen zu küren. Das Gegenteil ist der Fall. Schauen Sie sich den Haushalt an! Sie haben offenbar en Eindruck, hier stehe die Abteilung „Agitation und ropaganda“. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Lachen bei Abgeordneten der FDP)


chauen Sie auf den Haushalt! Wenn ich Agitation und
ropaganda betreibe, dann hört sich das ganz anders an.
ieses Pult diszipliniert. Insofern bin ich vorsichtig.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Das weiß ich! Das kenne ich aus Kiel!)


Die Propaganda, die Sie in Kiel betrieben haben, hat
an bis hierhin hören können.

Rund 13 Milliarden Euro bzw. 60 Prozent des Konso-
idierungsvolumens im Haushaltsplanentwurf 2007 wer-
en durch Kürzungen auf der Ausgabenseite oder durch
ie Kürzung von Steuersubventionen bzw. direkten Fi-
anzsubventionen erbracht. Wir tragen mit 40 Prozent
ber Steuererhöhungen zur Konsolidierung bei. Das gilt
icht nur für 2007. Wir konsolidieren stärker durch Aus-
abenkürzungen und durch die Streichung von Steu-
rsubventionen – von vielen beklagt, von vielen aber
orher gefordert – über diese Legislaturperiode, und
war in dem von mir genannten Verhältnis von 60 : 40.
as heißt, die Bundesausgaben werden in den kommen-
en Jahren kaum steigen. Bereinigt um die haushaltsneu-
rale Zuweisung der Einnahmen von einem Prozentpunkt
us der Mehrwertsteuererhöhung an die Bundesagentur
ür Arbeit soll der Bundeshaushalt 2007 gegenüber 2006
ogar um 500 Millionen Euro sinken. Wir werden in die-
em Jahr weniger als im nächsten Jahr ausgeben, berei-
igt um die Einnahme eines Prozentpunktes aus der
ehrwertsteuererhöhung, der an die Bundesagentur

eht. Über den gesamten Finanzplanungszeitraum 2006
is 2010 wird es eine jahresdurchschnittliche nominale
teigerung von bloß 0,7 Prozent geben. Wenn Sie die In-
lationsrate mit einrechnen, dann wird der Bundeshaus-
alt über diesen Finanzplanungszeitraum real sinken.
as hat es in dieser Republik in diesem Ausmaß noch
icht gegeben.

Damit bestärken wir eine Entwicklung, die in den
etzten Jahren eingeleitet wurde. Die Staatsquote sinkt
eiter. Das dürfte auch von der FDP zur Kenntnis ge-
ommen werden. Schon im Jahre 2005 haben wir mit
6,8 Prozent den niedrigsten Stand der Staatsquote seit
991 gehabt. Wenn ich mich richtig erinnere, war die
DP 1991 und in den Folgejahren Teil der Bundesregie-
ung. Bald werden wir die Staatsquote von 46 Prozent






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
unterschreiten. Vor zehn Jahren lag die Staatsquote bei
49,3 Prozent. Ich wäre dankbar, wenn dies in einem Ih-
rer Beiträge ganz vorsichtig gewürdigt werden könnte.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ohne dass ich jetzt Zahlensalat vortragen und in das
typische Ritual verfallen will – es bleibt unter dem
Strich, dass die Opposition keine tragfähigen Beiträge
zur weiteren Begrenzung der Bundesausgaben unterbrei-
tet hat. Wer wie die FDP bei den Eingliederungsleistun-
gen für Langzeitarbeitslose 3 Milliarden Euro und bei
den Verwaltungs- und Betreuungskosten 1 Milliarde
Euro sparen will, der unterschätzt schlicht und einfach
den sozialpolitischen Sprengstoff, der damit verbunden
ist.


(Beifall bei der SPD)


Wer Vorschläge über abrupte Kürzungen in Milliarden-
höhe bei der Steinkohlesubvention macht, der suggeriert,
man könne sich über rechtskräftige Verträge hinwegset-
zen.


(Ulrike Flach [FDP]: Nein, das tun wir nicht!)


– Selbstverständlich tun Sie das, wenn Sie so tun, als ob
man während der Laufzeit gültiger Bewilligungsbe-
scheide Milliardenbeträge einsparen könne. Darüber
habe ich mir schon einige Male den Mund fusselig gere-
det, aber ich werde bei Ihnen leider keinen Erkenntnis-
fortschritt auslösen können. Ich verzweifle an dieser
Stelle.


(Beifall bei der SPD – Klaus Brandner [SPD]: Merkwürdiges Rechtsverständnis, das die haben!)


Das ist genauso realitätsfern und illusorisch wie die Vor-
schläge der Linken und der Grünen, ungeachtet unserer
internationalen Verpflichtungen massiv bei den Verteidi-
gungsausgaben einzusparen.

Ich sage an dieser Stelle, ohne mich in dem Fahrwas-
ser weiter bewegen zu wollen: Selbstverständlich gibt es
Risiken für den Haushalt.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Also!)


– Ich weiß doch, dass das im Mittelpunkt Ihrer Ausfüh-
rungen stehen wird. – Die Beschreibung von Risiken
sagt aber noch nichts über die Eintrittswahrscheinlich-
keit dieser Risiken aus.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Der Bundeshaushalt ist wie in all den vergangenen Jah-
ren selbstverständlich von Risiken umzingelt. Das gilt
übrigens auch für den Haushalt 2006. Der Punkt ist, dass
diese Risiken in dem von Ihnen beschriebenen Ausmaß
nicht eingetreten sind.


(Beifall bei der SPD – Jürgen Koppelin [FDP]: Der Bundeshaushalt ist das größte Risiko!)


Im Übrigen gilt für den Bundesgesetzgeber, also für
Sie genauso wie für die Bundesregierung, was Otmar
Issing gesagt hat: Der Zwang, zu entscheiden, läuft der

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(C (D esseren Einsicht in sich verändernde Zusammenhänge wangsläufig immer voraus. (Jürgen Koppelin [FDP]: Können Sie das wiederholen?)


as heißt, die Bundesregierung muss einen Bundeshaus-
alt aufstellen in Kenntnis von Unsicherheiten. Politik
st nichts anderes als das verantwortliche Handeln unter
nsicherheiten. Das gilt selbstverständlich auch für die
ufstellung eines Bundeshaushalts. Sie können mich

lso gerne darauf hinweisen, dass die Verhandlungen in
achen Kosten der Unterkunft noch ausstehen. Sie kön-
en mich gerne darauf hinweisen, dass wir nicht so ge-
au wissen, wie die Zinspolitik der Europäischen Zen-
ralbank ist. Auch können wir im Augenblick einige

ährungen, insbesondere die Entwicklung des Verhält-
isses von Euro und Dollar zum Yen, nicht richtig ein-
chätzen. Selbstverständlich gibt es Risiken auf dem Ar-
eitsmarkt. Das alles ist mir sehr bewusst. Wir müssen
llerdings in Kenntnis und in Abwägung dieser Unsi-
herheit handeln.

So wichtig sie auch ist: Konsolidierung ist kein
elbstzweck. Wir müssen konsolidieren, um in den
aushalten wieder klare Prioritäten für Zukunftsaufga-
en und Zukunftsinvestitionen zu setzen. Nur so bringen
ir unsere Volkswirtschaft auf einen dauerhaft festeren
achstumspfad, nur so können wir die Arbeitslosigkeit

auerhaft reduzieren und nur so können wir Politik ma-
hen, die auch über den Tag hinaus trägt und die auch im
nteresse unserer Kinder und unserer Enkelkinder liegt.

Wir schulden unseren Kindern und Enkeln jede An-
trengung für tragfähige, solide und verlässliche öffentli-
he Finanzen. Wir wissen, was auf unsere Kinder und
nkelkinder zukommt. Auch in dieser Hinsicht wäre es

m Augenblick falsch, die Tatsache zu ignorieren, dass
ir 1 500 Milliarden Euro Schulden mit uns herum-

chleppen. Wie sollten wir unseren Kindern in zehn oder
0 Jahren erklären, dass wir dies alles im Jahre 2006
war wussten, dass es uns aber egal war und dass wir
och nicht einmal unter den günstigeren Bedingungen
ines Aufschwungs die Kraft hatten, die Wünsche der
egenwärtig in der Verantwortung stehenden Generation
egen die berechtigten Zukunftsinteressen unserer
inder und Enkelkinder gegebenenfalls zurückzuwei-

en?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


eshalb frage ich an dieser Stelle sehr bewusst ganz ge-
erell: Wann, wenn nicht jetzt, ist der Zeitpunkt, auf
ehr Vorsorge für die Zukunft zu drängen, auch unter
erücksichtigung unseres augenblicklichen Gegenwart-
onsums? Dies ist und bleibt die Kernfrage.

Genau jetzt, in einem Klima des wirtschaftlichen Auf-
chwungs, ist der richtige Zeitpunkt, die Haushaltskon-
olidierung entschlossen anzugehen und das im Zusam-
enspiel mit gezielten Wachstumsimpulsen zu tun. Ich

abe hier, an gleicher Stelle, im März bei der Einbrin-
ungsrede für den Haushalt 2006 etwas gesagt, wovon
ch glaube, dass ich damit ziemlich richtig lag – ich zi-
iere mit Billigung der Präsidentin –:






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
Ich kann keinerlei Hoffnung … machen … Wir ha-
ben die Anhebung der Umsatz- und der Versiche-
rungsteuer zum 1. Januar 2007 beschlossen. Dabei
bleibt es,

– Einschub: ja, dabei bleibt es –

auch wenn ich genau weiß, wie die Debatte in die-
sem Jahr verlaufen wird, und zwar aus zwei unter-
schiedlichen Richtungen mit demselben Ergebnis.

Ich habe im März gesagt, dass die eine Debatte in etwa
so verlaufen wird: Das Wirtschaftswachstum ist besser,
als Sie, die Bundesregierung, prognostiziert haben, und
deshalb können Sie die Mehrwertsteuer senken. – Die
andere Debatte könnte so verlaufen: Oh, die Konjunktur
läuft schlechter, als Sie, die Bundesregierung, gedacht
haben, und deshalb müssen Sie die Mehrwertsteuer sen-
ken.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Auch gut!)


Das erste Szenario ist eingetreten. Die für Deutschland
günstigere Variante ist jetzt da; die Fakten sind aller-
dings geblieben. Es ist unverändert: Es sind dieselben
Fakten, mit denen wir es bei den Beratungen im März zu
tun gehabt haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das ändert nichts daran, dass es nicht nur der Bundes-
haushalt, sondern auch die Länderhaushalte und die
kommunalen Haushalte mit strukturellen Einnahmedefi-
ziten zu tun haben. Man kann unterschiedlicher Auffas-
sung über die Höhe sein – ich streite nicht um Zahlen –;
aber uns liegt auch die Bestätigung vor, dass die kon-
junkturunabhängige Finanzlücke in Höhe von wahr-
scheinlich 15 bis 20 Prozent sich nicht durch konjunktur-
abhängige, temporäre Mehreinnahmen schließen lässt.
Davon auszugehen, das ist der Fehler, den Sie machen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gut! Abkehr vom Keynesianismus!)


Dass manche inzwischen so tun, als schwimme die
Bundesregierung in Geld und müsse sich nur überlegen,
wie sie den neuen Reichtum ausgeben könnte, das ist mir
sehr bewusst. Aber das ist gerade so, als würden Sie ei-
ner Familie sagen: In den letzten Jahren haben Sie ja
mehr Schulden gemacht als geplant und in diesem Jahr
machen Sie weniger Schulden als geplant. Was machen
Sie denn jetzt mit dem Geld? – So ähnlich ist das, was
Sie uns abverlangen.

Mir ist sehr klar, dass eine Partei, die in 13 von
16 Ländern keine Regierungsverantwortung trägt, leich-
ter – vielleicht sollte ich sagen: leichtfertiger – einen
Verzicht auf die Mehrwertsteuererhöhung fordern kann
als solche Parteien, die in diesen Ländern politische Ver-
antwortung tragen.


(Jürgen Koppelin [FDP]: In so vielen Ländern tragen Sie auch nicht Verantwortung!)


Das ist zweifellos populär. Aber besonders verantwor-
tungsbewusst ist es nicht.

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(C (D (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Jürgen Koppelin [FDP]: Sie tragen auch kaum noch Verantwortung!)


Im Übrigen halte ich an einem Verdacht fest: Wenn
ie FDP in die Verlegenheit gekommen wäre, Partner ei-
er Koalition im Bund zu sein, dann hätte sie angesichts
er Lage diese Mehrwertsteuererhöhung natürlich mit
eschlossen.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Nein!)


Aber selbstverständlich! Doch! Soll ich Ihnen etwas
rzählen? Die FDP hat zwischen 1983 und 1998 zwanzig
teuererhöhungen mit einer Gesamtbelastung für die Be-
ölkerung von 143 Milliarden DM, gut 70 Milliarden
uro also, mit beschlossen.


(Klaus Brandner [SPD]: Erwischt!)


er Verdacht ist schon deshalb begründet, weil Sie von
er FDP in der Zeit drei Mehrwertsteuererhöhungen mit
eschlossen haben.


(Beifall bei der SPD – Jürgen Koppelin [FDP]: Mit euch zusammen!)


err Solms – bei aller gebotenen Vorsicht und Höflich-
eit: Sie waren an diesen drei Mehrwertsteuererhöhun-
en beteiligt –, vielleicht erklären Sie nachher, was Ihre
otive damals gewesen sind oder inwieweit sich Ihre
egründungen von unseren Begründungen heute unter-

cheiden.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das lohnt sich nicht! Sie werden es nie verstehen!)


n der Opposition sind Sie gegen Steuererhöhungen. Wo
ie in der Regierung waren, haben Sie alle Erhöhungen
itgetragen. Das ist eine klare Linie, aber keine sehr
utige.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Damit ich nicht nur in eine Richtung rede, will ich mit
lick auf eine andere positive Entwicklung, nämlich die
berschüsse bei der Bundesagentur für Arbeit, meiner
kepsis Ausdruck verleihen; das gehört nun mal zur
olle eines Bundesfinanzministers. Ja, wir wollen den
eitragssatz zur Arbeitslosenversicherung von 6,5 auf
,5 Prozent senken. Aber wir alle wissen, dass ein erheb-
icher Teil der Überschüsse, wahrscheinlich ein Drittel,
olge eines einmaligen Effektes ist; die Arbeitgeber zah-

en ihre Beiträge zur Sozialversicherung in diesem Jahr
inmal öfter als üblich. In diesem Jahr fließen 13 Mo-
atsbeiträge in die Kassen der Sozialversicherung, aber
ben nur in diesem Jahr. Selbst mit Unterstützung des
eutschen Bundestages werden wir im kommenden Jahr
icht von zwölf auf 13 Monate gehen können.

Es wäre in meinen Augen sträflich, wegen eines Ein-
aleffekts zu einem dauerhaften Einnahmeverlust zu

ommen. Zieht man diesen Einmaleffekt vom Über-
chuss der Bundesagentur für 2006 ab, bleiben – dann
uch als Puffer für die kommenden Jahre – bestenfalls 6,
ielleicht 7 Milliarden Euro übrig.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist doch was!)







(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
– Ja. Es sieht aber ganz danach aus, als wenn die Bun-
desagentur diesen Puffer in den nächsten Jahren auch
brauchen könnte. Ich möchte nicht erleben, dass dann
plötzlich wieder ein Griff in die Bundeskasse notwendig
wird.


(Beifall bei der SPD)


Ihre Hinweise darauf – das geht quer durch das ganze
Haus –, es handele sich um Arbeitslosenversicherungs-
beiträge, die nicht in die Bundeskasse gehörten, ist rich-
tig. Ich würde Ihren rechtlichen Sachverstand infrage
stellen, wenn ich das nicht anerkennen würde. Aber was
ist denn mit den ungefähr 40 Milliarden Euro, die in den
letzten zehn Jahren als Zuschuss an die Bundesagentur
bzw. an die Bundesanstalt geflossen sind?


(Jürgen Koppelin [FDP]: Von den gleichen Steuerzahlern!)


Bekommen wir die jetzt zurück?


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist Auftragsverwaltung!)


Wenn die Bundesagentur wieder klamm wird, wollen
wir nicht mehr die Debatte haben, wie sie in den letzten
Jahren durchgängig geführt worden ist. Da hieß es näm-
lich immer: Nun gebt uns mal einen Zuschuss von
4 Milliarden Euro – vielleicht ein bisschen weniger –;
nun gebt uns mal einen Kredit! – Das ist der Grund da-
für, dass der Bundesfinanzminister ein großes Interesse
daran hat, sich gerade in dieser guten Zeit wie ein Hams-
ter etwas zurückzulegen, also einen Puffer zu bilden.
Man soll Hilfe nicht mehr vom Bundeshaushalt erwar-
ten.


(Beifall bei der SPD)


Ich glaube, dass es eine Rückkehr zu den alten Zeiten,
wo mit Zuschüssen aus dem Bundeshaushalt im Zwei-
felsfall verhindert worden ist, dass der Beitragssatz zur
Arbeitslosenversicherung erhöht werden musste, nicht
geben sollte.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Es gibt keinen Bundeszuschuss mehr!)


– Jetzt gibt es keinen mehr; richtig.

Kurzum: Bevor wir die Sektkorken knallen lassen,
sollten wir schauen, ob überhaupt etwas in der Flasche
ist.

Lassen Sie mich zu dem wichtigen Thema Unterneh-
mensteuerreform Stellung nehmen, das auch unter
Haushaltsgesichtspunkten diskutiert wird, wenn auch
noch nicht mit Relevanz für den Haushaltsplanentwurf
2007, aber mit Blick auf die mittelfristige Finanzpla-
nung.

Wie ist die Ausgangslage? Deutschland liegt, auch
dank der Steuerreform in den Jahren 2000 folgende, bei
der steuerlichen Belastung von Personengesellschaften
seit Jahren in einem sehr guten europäischen Mittelfeld
und wird dort noch lange bleiben. Auch das darf gele-
gentlich anerkennende Worte finden.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ie Steuerbelastung der Personengesellschaften war un-
er der Regierung mit der FDP extrem hoch. Sie haben
amals 53 Prozent Spitzensteuersatz gezahlt; jetzt haben
ie einen Spitzensteuersatz von 42 Prozent. Der Ein-
angsteuersatz betrug damals 25,9 Prozent; jetzt haben
ie einen von 15 Prozent. Auch die Regelung bezüglich
er Anrechenbarkeit der Gewerbesteuer auf die Einkom-
ensteuer ist nun sehr viel günstiger. Das haben Sie al-

es nicht gemacht, sondern daran hat jemand mitgewirkt,
er dort hinten sitzt, und viele andere auch.

Das heißt, inzwischen haben ungefähr 90 Prozent der
eutschen Personengesellschaften eine effektive Besteu-
rung von unter 20 Prozent. Das ist eine gute Nachricht.
ch weiß, dass 10 Prozent darüber liegen, einige sogar in
er Größenordnung der Besteuerung von Kapitalgesell-
chaften. Ich weiß, dass große Familienunternehmen da-
urch erhebliche Probleme haben. Aber zunächst einmal
aben 90 Prozent der deutschen Personengesellschaften
n den letzten Jahren eine ausgesprochen positive Steuer-
olitik erlebt,


(Beifall bei der SPD)


ie sich übrigens inzwischen auch auf die Gewerbesteu-
reinnahmen der Kommunen ausgewirkt hat, wo wir
um dritten Mal in Folge ein Rekordjahr erleben. Das ist
ie zweite gute Nachricht.

Nun ein Wort zu den Kapitalgesellschaften. Das soll
icht heißen, dass ich nachher nicht auf die Fragestel-
ung zurückkommen will, was wir weiterhin für den Mit-
elstand tun müssen. Ich will aber nicht als Generalkritik
orgehalten bekommen, wir täten nichts für den Mittel-
tand; selbstverständlich tun wir etwas für den Mittel-
tand. Vor allen Dingen haben wir für den Mittelstand
chon etwas getan und fangen nicht erst heute damit an.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben ein Problem bei den Kapitalgesellschaf-
en; da sieht es nämlich anders aus. Die Kapitalgesell-
chaften haben einen Definitivsteuersatz von 38,65 Pro-
ent. Mit dieser Steuerbelastung liegen wir in Europa an
er Spitze. Das heißt, die Kapitalgesellschaften sind
icht wettbewerbsfähig. Die Folgen sind sichtbar: Poten-
ielle Investoren werden eher abgeschreckt; deutsche
nternehmen werden von niedrigeren Steuersätzen, vor

llem in direkt angrenzenden Nachbarländern, magisch
ngezogen und verlagern Betriebe und Arbeitsplätze ins
usland. Gleichzeitig führt diese Situation zu Steueraus-

ällen. Vor allem international operierende Unternehmen
orgen durch legale – ich betone: legale – steuerliche
estaltung dafür, dass ein erheblicher Teil der in
eutschland erwirtschafteten Gewinne nicht in Deutsch-

and besteuert wird. Das will diese Regierung ändern.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Über die aus diesen Verschiebebahnhöfen resultie-
ende Summe kann man streiten; das weiß ich. Aber sie
acht einen höheren zweistelligen Milliardenbetrag aus.
onsequenz ist eine immer größere Entkoppelung der in






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
Deutschland versteuerten Gewinne von der in Deutsch-
land erarbeiteten Wertschöpfung. Deshalb müssen wir,
nicht zuletzt auch im Sinne eines handlungsfähigen Staa-
tes, jetzt handeln, um die Steuerbasis in Deutschland zu
sichern.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Die Steuerreform verfolgt fünf zentrale Ziele:

Erstens sollen die Steuereinnahmen langfristig gesi-
chert werden.

Zweitens soll die internationale steuerliche Wettbe-
werbsfähigkeit der Unternehmen und der interessierten
Investoren in Deutschland verbessert werden.

Drittens sollen Unternehmen, die ihre Gewinne in
Deutschland versteuern, entlastet werden und Unterneh-
men, die Gewinne ins Ausland verschieben, sollen mehr
bezahlen.

Viertens soll bei der steuerlichen Belastung von Kapi-
talgesellschaften und Personengesellschaften eine größt-
mögliche Gleichbehandlung erfolgen. Wir wollen im
Ergebnis, technokratisch gesprochen, Rechtsformneutra-
lität.

Fünftens wollen wir die Investitionskraft der Kom-
munen sichern, die immerhin 60 Prozent aller öffentli-
chen Investitionen in der Bundesrepublik Deutschland
vornehmen.

Dies alles wollen wir über die Absenkung der nomi-
nalen Steuersätze erreichen, und zwar – das ist die Kon-
ditionierung – bei einer gleichzeitigen Verbreiterung der
Bemessungsgrundlage. Mit dieser Strategie folgen wir
den Steuerreformansätzen unserer europäischen Nach-
barn; die machen es nicht anders. Im Übrigen hat der
Sachverständigenrat ebenso wie sehr viele andere Wis-
senschaftler die Bundesregierung früher und bis heute
immer wieder aufgefordert, Steuersatzsenkungen vorzu-
nehmen und diese mit einer Erweiterung der Beitragsbe-
messungsgrundlage zu verbinden. Diese Strategie ist
nicht falsch.

Naturgemäß entzündet sich die Debatte mit den Wirt-
schaftsverbänden an einer Verbreiterung der Bemes-
sungsgrundlage. Wie sieht eine solche Verbreiterung
genau aus? Wir haben in der von Herrn Koch und mir
geleiteten politischen Arbeitsgruppe eine intensive De-
batte über die im Raume stehenden Maßnahmen geführt.
Wenn Sie die Eckpunktebeschlüsse des Koalitionsaus-
schusses und der Bundesregierung lesen, sehen Sie, dass
wir uns dabei in Korridoren bewegen, dass da nichts in
Stein gemeißelt ist. Wir reden über die Beschränkung
des Finanzierungskostenabzuges, über eine Zinsschran-
kenregelung, über eine Grundsteuer C, über verschie-
dene Varianten, die, auch mit Blick auf ihre Auswirkun-
gen, konkret berechnet werden müssen.

Diese Vorschläge sind, wie aus dem Eckpunktepapier
hervorgeht, nicht in Beton gegossen. Sie stehen aller-
dings auch nicht beliebig zur Disposition. Das sage ich
genauso freimütig; denn ich bekomme zunehmend von
Wirtschaftsverbänden und auch von einigen einzelnen

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(C (D orständen den Eindruck vermittelt, wir würden nur auf em Bein der Steuerentlastung, der Senkung der nomialen Steuersätze hüpfen. Nein, wir laufen auf zwei Beien: Wir reden auch über die Erweiterung der Bemesungsgrundlage. Welcher Unfug dabei teilweise betrieben wird und zu elchen Missverständnissen es kommt, will ich an eiem Beispiel, an dem mir gelegen ist, einmal deutlich achen. Alle haben plötzlich den Eindruck, wir wollten achten, Leasingraten, Lizenzen in die Bemessungsrundlage hineinnehmen – große Aufregung! Die konrete Formulierung in dem Eckpunktepapier ist, dass die inanzierungsanteile in Rede stehen, hinzugerechnet zu erden. Da sieht die Lage schon ganz anders aus und die mpörung und Aufregung ist etwas anders zu bewerten. ehmen wir einmal an, der pauschale Finanzierungsan eil beim Leasing läge bei 25 Prozent und es gäbe eine erminderung des Steuerabzuges darauf in einer Gröenordnung von 25 Prozent. Rechnen wir 25 Prozent on 25, dann kommen wir auf 6,25. Bei einem Steueratz von 30 Prozent – ich runde ab – reden wir dann über ine Mehrbelastung von 2,08 Prozent, aber nicht über en Untergang des Abendlandes und auch nicht über den . November 1918. Wir sind mit den Ländern, mit den Kommunen und uch mit Wirtschaftsverbänden im Gespräch über eine nternehmensteuerreform. Ich bitte um Verständnis, enn ich jetzt nicht unseren gemeinsamen Beratungen orauseile. Viele sind daran beteiligt: Herr Poß, Herr eister, Herr Bernhardt, Herr Spiller – ohne jetzt andere urücksetzen zu wollen. Ich vermute einmal, dass wir bis itte Oktober in der Lage sind, uns spezifisch festzule en, und dass dann die Parteien, die Fraktionen und das arlament Gelegenheit haben sich vorzubereiten. Ich ündige einen Referentenentwurf für die Monatswende ezember/Januar an – bitte, ohne dass Sie mich auf den orlagetermin 24. Dezember festnageln. Ich vermute, ass die Bundesregierung einen Regierungsentwurf bis um Februar verhandeln wird, sodass die hiesigen parlaentarischen Beratungen bis Anfang Juli abgeschlossen erden können und die deutsche Wirtschaft dann ein albes Jahr Zeit hat – andere Interessierte auch –, sich uf diese Unternehmensteuerreform einzulassen. Wir streben – lassen Sie mich das abschließend dazu agen – einen nachhaltigen europäischen Mittelfeldplatz ei der Steuerbelastung an. Wir haben gute Chancen, eien solchen Platz mit unserer Reform auch dauerhaft zu rreichen. Es gibt übrigens deutliche Hinweise, dass der nternationale Steuersenkungswettbewerb in Europa an in Ende kommt. Dafür sorgt nicht zuletzt auch der Stailitätsund Wachstumspakt, der disziplinierend wirkt. ch weise auch darauf hin, dass einige unserer neuen osturopäischen Partner inzwischen erhebliche – teilweise weistellige, also weit über das Maastrichtkriterium hiausgehende – Haushaltsdefizite aufweisen, was dort unehmend zu einer Debatte führt, die auf eine Erhöung von Körperschaftsteuern in der Größenordnung on 20 Prozent – teilweise auch mehr – hinausläuft. All ies findet statt. Man kann daran sehen: Auch unsere Bundesminister Peer Steinbrück östlichen Nachbarn können ohne stabile Einnahmen des Staates ihre öffentlichen Aufgaben nicht finanzieren. Meine Damen und Herren, lassen Sie mich zum Schluss kommen. Wir werden unseren Weg in der Steuerund Finanzpolitik fortsetzen. Er lautet, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu verbessern, das Vertrauen in die Finanzpolitik durch solide Haushaltspolitik zu stärken und so den uns nachfolgenden Generationen finanzielle Luft zum Atmen zu verschaffen, die sie zum Beispiel im globalen Wettbewerb auch um die klügsten Köpfe dringend brauchen. Ich stehe für diese und ich stehe zu dieser gestaltenden Finanzpolitik, die die Perspektive auf die langfristigen Bedürfnisse einer immer stärker von Globalisierung und Demografie bestimmten Gesellschaft erweitern soll. Wir wissen, dass es das Erfolgsrezept, den Urknall, die große Lösung nicht gibt; aber wir jagen auch nicht irgendwelchen Rezepten hinterher. Lassen Sie es mich mit dem amerikanischen Schauspieler Jack Lemmon sagen: Ein Erfolgsrezept gibt es nicht, wohl aber ein Misserfolgsrezept: Versuche, allen zu gefallen. Mit Blick auf dieses Zitat von Jack Lemmon war diese Bundesregierung bisher ziemlich erfolgreich. Herzlichen Dank. Das Wort hat der Kollege Jürgen Koppelin, FDP Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Soeben hat der Bundesfinanzminister den Haushalt 2007 eingebracht. Das ist der zweite Haushalt, den er uns in diesem Jahr vorlegt. Man kann an diesem Haushalt 2007 – Herr Bundesfinanzminister, das muss ich Ihnen deutlich sagen – weder den Kurs der Bundesregierung für die kommende Zeit noch Ihre Handschrift erkennen. Das Einzige, was man erkennen kann, ist: Sie haben sich als Buchhalter, aber nicht als Bundesfinanzminister betätigt; darauf werde ich gleich eingehen. (Beifall bei der FDP – Widerspruch bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)





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(B) )


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604500200

(Beifall bei der FDP)

Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1604500300

Im Rahmen des Bundeshaushaltes 2007 will der Bun-
desfinanzminister noch einmal Schulden in Höhe von
22 Milliarden Euro aufnehmen. Das heißt, Peer
Steinbrück hat in diesem Jahr eine Neuverschuldung
des Bundes in Höhe von mehr als 60 Milliarden Euro zu
verantworten. Vor allem darauf hätte er in seiner Rede
eingehen sollen und nicht auf die Politik der FDP in den
Jahren 1991 und 1992.


(Zurufe von der SPD: Oh!)


Das wäre viel interessanter gewesen.

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(C (D Herr Bundesfinanzminister, da Sie so gerne auf anere zeigen: Sie sind einige Jahre lang Mitglied im Bunesrat gewesen. Ich erinnere mich, dass Sie dort jeweils en Bundeshaushalten zugestimmt haben. Das waren aushaltspläne, von denen heute die Bundeskanzlerin agt, sie hätten dazu geführt, dass die Finanzen des Bunes ein Sanierungsfall seien. Sie haben all dem zugetimmt; das will ich Ihnen einmal ins Stammbuch schreien. Der vorgelegte Bundeshaushalt 2007 ist ein Haushalt er Ideenlosigkeit. Es gibt keine Ideen dazu, wo man um Beispiel bei den Ausgaben kürzen kann. Das wäre och das Entscheidende. Der Bundesfinanzminister ist usammen mit der Koalition nur im Hinblick auf steiende Steuereinnahmen tätig geworden, indem er bei en Bürgern massiv abkassiert, zum Beispiel ab 2007 in orm einer Mehrwertsteuererhöhung um 3 Prozentunkte. Sie ziehen den Bürgern das Geld aus der Tasche, o immer Sie können. uf der Ausgabenseite sind Sie völlig ideenlos und planos. Herr Bundesfinanzminister, es ist keine erfolgreiche nd solide Haushaltspolitik – das sage ich auch der oalition –, heute für 2007 einen Haushalt mit einer euverschuldung von 22 Milliarden Euro vorzulegen, enn man bedenkt, dass Hans Eichel in den Jahren 2000 nd 2001 eine ähnlich hohe Neuverschuldung vorgeommen hat. Heute landen Sie da, wo Hans Eichel schon n den Jahren 2000 und 2001 war. Das kann keine erfolgeiche Politik sein. er Union will ich übrigens ersparen, das zu zitieren, as sie seinerzeit zu den Haushalten von Hans Eichel nd der damaligen Neuverschuldung gesagt hat. Heute ind Sie da ebenfalls gelandet. Ich finde, ein Bundesfinanzminister hätte die Kraft aben müssen – selbstverständlich unterstützt von der undeskanzlerin –, Einsparungen auf der Ausgaben eite vorzunehmen. So, Herr Bundesfinanzminister, häten Sie vielleicht wieder ein Stück mehr Glaubwürdigeit gewinnen können. Durch die Erhöhung der ehrwertsteuer haben Sie ja erheblich an Glaubwürdig eit verloren. Denn gerade die Sozialdemokraten und ie haben den Bürgern im Wahlkampf etwas anderes geagt. Damit haben Sie Stimmen gewonnen. Bei der SPD äßen mindestens 50 Abgeordnete weniger, wenn Sie im ahlkampf nicht so gelogen hätten. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der FDP)


Sparen, wie wir es fordern, ist für den Bundesfinanz-
inister eigentlich kein Fremdwort. Anstatt aber selbst

u sparen, empfiehlt er den Bürgern, zu sparen und im
weifel auf eine Urlaubsreise zu verzichten.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)







(A) )



(B) )


Jürgen Koppelin
Der Bundesfinanzminister hat noch gar nicht begriffen,
dass sich mancher in unserem Lande aufgrund der Poli-
tik der Bundesregierung, zum Beispiel der Mehrwert-
steuererhöhung, bald gar keine Urlaubsreise mehr leisten
kann. Wo soll denn da der Bürger überhaupt noch spa-
ren?


(Beifall bei der FDP – Zurufe von der SPD)


Es ist schon ein Witz – das sage ich Ihnen allerdings
auch –, die Bürger zum Sparen aufzufordern und gleich-
zeitig ab 2007 den Sparerfreibetrag fast zu halbieren. Es
ist ein Witz – Herr Bundesfinanzminister, lassen Sie
mich das so süffisant sagen –, die Bürger zum Sparen
aufzufordern und dazu, auf eine Urlaubsreise zu verzich-
ten, und gleichzeitig hält die Bundeskanzlerin in Meck-
lenburg-Vorpommern das teuerste Grillfest der Nation
mit Kosten von mehr als 15 Millionen Euro ab. Das ist
allerdings eine starke Nummer.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)


Herr Bundesfinanzminister, Sie haben den Freien De-
mokraten ein bestimmtes Verhalten in den Regierungs-
koalitionen der Vergangenheit vorgehalten; darauf will
ich zurückkommen. Ich finde, es ist schon ein starkes
Stück – das kann man natürlich machen; wir stehen zu
unserer Verantwortung; wir waren in der Regierungsver-
antwortung –, dass Sozialdemokraten wie Sie und an-
dere der FDP Vorwürfe machen und Sie selber vor der
Bundestagswahl versprochen hatten, keine Mehrwert-
steuererhöhung vorzunehmen. Das ist ein starkes Stück;
das muss noch einmal deutlich gesagt werden. Ich sage
dies auch deswegen, weil das Allerstärkste ist – deswe-
gen erwähne ich das überhaupt –, dass jemand wie der
Vizekanzler Müntefering in einer Pressekonferenz dann
noch sagt: Es ist unfair, uns an unsere Wahlversprechen
zu erinnern. – Das ist doch inzwischen Ihre Linie.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Nun kommen wir – das haben Sie angesprochen – zu
den Überschüssen bei der Bundesagentur. Der Kol-
lege Kauder, der Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU,
erklärt, diese Überschüsse seien ein Erfolg der Bundes-
kanzlerin. Das kann ich nun überhaupt nicht erkennen.
Diese Überschüsse verdanken sich den Beitragszahlern
und beruhen unter anderem – daran darf man wohl noch
erinnern – auf der zwangsweise erhobenen zusätzlichen,
dreizehnten, Zahlung der Versicherungsbeiträge. Es han-
delt sich um Beiträge, die die Beitragszahler aufbringen.
Ich finde, wenn in der Kasse zu viel Geld ist, dann ge-
hört dieses Geld zurück in die Hand der Beitragszahler.


(Beifall bei der FDP)


Kommen Sie mir in diesem Zusammenhang nicht mit
dem Zuschuss des Bundes für die Bundesagentur! Wis-
sen Sie eigentlich gar nicht, was wir beschlossen haben?
Es soll ja keinen Bundeszuschuss für die Bundesagentur
mehr geben. Sie könnten sich jetzt nur hinstellen und sa-
gen: Jetzt machen wir doch etwas anderes. – Den Bun-
deszuschuss gibt es gar nicht mehr. Also reden Sie auch

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(C (D icht mehr davon! Im Übrigen kommen diese Bundeszuchüsse, die einmal gezahlt worden sind, von den gleihen Leuten. Diejenigen, die Beiträge nach Nürnberg ahlen, und diejenigen, die Steuern für die Bundeskasse ahlen, sind die gleichen Leute. Es handelt sich also um as Geld der Bürger. Daran sollten Sie denken! Aber leier denken Sie ja viel zu wenig daran. Herr Bundesfinanzminister, man kann hinsichtlich der usgabenseite nicht die Hände in den Schoß legen. uch darauf muss ich jetzt noch zurückkommen. Sie haen uns ja, was die Ausgaben angeht, etwas vorgegauelt. Die Ausgaben steigen in 2007 um 2,3 Prozent. n dieser Erkenntnis führt kein Weg vorbei. Schauen Sie inmal in Ihren Haushalt hinein! Es ist doch nicht wahr, as Sie uns hier erzählt haben. Wir freuen uns ja alle darüber, dass die Konjunktur etzt anläuft. Das bringt ja auch etwas; das sehen wir icht nur bei den Einnahmen der Bundesagentur, sonern auch an den erheblich zugenommenen Steuereinahmen. Wenn wir uns dieses zarte Pflänzchen anchauen und sehen, wie dieses Pflänzchen Konjunktur ndlich ein bisschen blüht, müssen wir uns fragen, wieso ie dann mit einer Mehrwertsteuererhöhung kommen. as fördert ja doch nicht die Konjunktur; das torpediert ie Konjunktur. Dafür tragen Sie die Verantwortung. Sie haben von den Risiken gesprochen. Es ist wahr: s gibt Risiken im Haushalt. Wir sind uns darüber eiig, Herr Bundesfinanzminister, wo die Risiken liegen. ur finde ich: Dann muss man bei den Ausgaben noch inmal kürzen und streichen und alles auf den Prüfstand tellen, damit man mit Blick auf die Risiken einen Spielaum hat. Diese Prüfung haben Sie unterlassen. Nun haben Sie in Ihrer Rede der FDP mehrfach Voraltungen gemacht und haben gerade auf den Bereich er Einsparungen hingewiesen. Herr Finanzminister, Sie aben ja das Talent, unglaublich viele der uns zur Verfüung stehenden Informationen zu unterdrücken oder hier icht vorzutragen. Ich nenne Ihnen eine Information. enn Sie die hören – ich denke aber, Sie kennen sie be eits –, dann werden Sie feststellen, dass sich die Freien emokraten mit ihrer Politik in bester Gesellschaft be inden. Der Fraktionsvorsitzende der Sozialdemokraten, eter Struck, der selbst einmal Mitglied im Haushaltsusschuss war, erklärte nach der Verabschiedung des undeshaushalts 2006 in der „Frankfurter Allgemeinen onntagszeitung“ – Herr Bundesfinanzminister, hören ie zu! –, man hätte auch auf die Mehrwertsteuererhöung verzichten und den Haushalt über knallharte Einparungen in jedem Ressort sanieren können. So Peter truck Ende Juni! a, Recht hat der Mann. Dazu haben Sie nichts gesagt. a wir Peter Struck seit vielen Jahren gerade als einen ann kennen, der sehr peinlich darauf achtet, was er Jürgen Koppelin sagt und warum er es sagt, denke ich, dass das auch eine herbe Kritik am Bundesfinanzminister und seiner Politik gewesen ist. Wir teilen die Auffassung von Peter Struck. Das heißt, auf die Mehrwertsteuererhöhung kann man verzichten, wenn man knallharte Einsparungen bei den Ausgaben vornimmt. (Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Wo? Wo denn?)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


Herr Bundesfinanzminister, Sie haben am Anfang ge-
sagt – da war ich schon etwas erstaunt –: Wir als Bun-
desregierung sind nicht besonders beliebt; wir wollen
aber die Bürger darüber nicht im Unklaren lassen, was
die Politik der Bundesregierung ist. Dazu von mir eine
kleine Kostprobe, Herr Bundesfinanzminister. Vielleicht
haben Sie bei all den Aktivitäten im Bundesfinanzminis-
terium kaum Zeit gehabt, die Meldungen der letzten
Tage zu lesen.

Da haben wir erstens den Bundeswirtschaftsminister,
von dem nicht allzu viel kommt, außer dass er jetzt viel-
leicht die Rüstungsexporte nach Indien erhöhen will.
Das hält er wahrscheinlich für eine Riesenidee.

Zweitens. Der baden-württembergische Ministerprä-
sident Oettinger und der CSU-Landesgruppenchef
Ramsauer bezeichnen die Gesundheitsministerin
Schmidt als Belastung für die Koalition. Wichtige CDU-
Politiker fordern den Rücktritt der Ministerin.

Drittens. Bundesverkehrsminister Tiefensee, der bis-
her auch nicht durch Aktivitäten aufgefallen ist, plädiert
– das ist das Tollste; vielleicht haben Sie die Meldung
nicht gelesen – dafür, Hartz-IV-Empfänger als unbewaff-
nete Patrouillen im öffentlichen Nahverkehr einzusetzen.
Ich sage dazu: Das ist populistischer Quatsch.

Viertens. Die SPD wirft dem Verteidigungsminister
Jung Alleingänge zulasten der Koalition vor; für das
Klima der Koalition sei das alles nicht gut, was der
Mann mache. Der gleiche Verteidigungsminister fordert
übrigens für die nächsten Jahre 6 Milliarden Euro mehr
für seinen Etat, die er für Rüstungsprojekte ausgeben
will.

Fünftens. Peer Steinbrück – das habe ich schon er-
wähnt – fordert, auf Urlaub zu verzichten.

Daneben schlägt Herr Riester vor, die Leute sollten
auf das Auto verzichten. Und das, was der Sprecher des
Seeheimer Kreises der SPD über die Kanzlerin gesagt
hat, hätte ich nicht einmal als Oppositionspolitiker über
sie zu sagen gewagt.

Das ist das Spiegelbild der Koalition. Dieses Drunter
und Drüber innerhalb der Koalition erleben die Bürger,
es gibt keinen klaren Kurs. Die Bundesregierung ist völ-
lig konzeptlos, folglich führungslos und das erkennen
die Bürger, was die Umfragewerte deutlich unterstrei-
chen.


(Beifall bei der FDP)


Herr Bundesfinanzminister, die Forderungen der
Freien Demokraten lauten: Verzichten Sie auf die Mehr-
wertsteuererhöhung! Sparen Sie, sparen Sie auch bei den

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(C (D usgaben! Das ist machbar. Wir haben anlässlich des etzten Haushalts ein Sparpaket mit einem Volumen von Milliarden Euro vorgelegt. Solche Einsparungen sind achbar. Wir haben Ihnen unser Sparpaket übergeben nd Sie haben unsere Vorschläge überprüfen können. enn Sie unsere Forderungen erfüllen würden, würden ie einen wichtigen Beitrag für unsere Konjunktur leisen. So kämen wir zu weiteren Einnahmen für den Bunesfinanzminister. Mir wäre es mit Blick auf den Haushalt lieber geween, die Bundeskanzlerin, der Bundeswirtschaftsminister nd der Bundesfinanzminister hätten sich zusammengeetzt und gemeinsam überlegt, welche Reformen auf em Arbeitsmarkt nötig sind. Wir brauchen schließlich eformen auf dem Arbeitsmarkt, sie würden zu weiteren innahmen für den Bundesfinanzminister führen. Der Bundeshaushalt 2007, Herr Bundesfinanzminiser, den Sie uns vorgelegt haben, ist nicht der Haushalt ines Bundesfinanzministers, der politisch agiert und iele verfolgt. Es ist der Haushalt eines Finanzbuchhal ers, der die Bilanz durch viel Haushaltskosmetik schönechnet. Ihre Haushaltstricksereien, Herr Bundesfinanzinister, machen den Haushalt 2007 nicht solider. Der aushalt ist auf keinen Fall solide. Ich hoffe – ich appelliere in diesem Sinne an die oalitionsfraktionen –, dass wir es in den Beratungen im aushaltsausschuss schaffen werden, einen soliden aushalt aufzustellen. Dieser Haushalt wird sicher nicht o aussehen wie derjenige, den uns der Bundesfinanzinister heute vorgelegt hat. Herzlichen Dank. Nächster Redner ist der Kollege Dr. Michael Meister, DU/CSU-Fraktion. (Beifall bei der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Jetzt kommt ein Meister seines Fachs!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604500400


Dr. Michael Meister (CDU):
Rede ID: ID1604500500

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Ich möchte zum Auftakt der Haushaltsberatun-
en für das Jahr 2007 als Erstes folgende Bemerkung
achen: Mit diesem Haushaltsentwurf kehrt die Haus-

altspolitik in Deutschland in die Regelkreise zurück,
ie von Recht und Gesetz vorgegeben sind.

Lieber Herr Koppelin, die große Koalition ist in der
aushaltspolitik mit der Zielsetzung angetreten, die
euverschuldung zurückzuführen, den Bundeshaushalt
achhaltig zu sanieren und die Staatsfinanzen wieder
auerhaft auf ein tragfähiges Fundament zu stellen. Der
eute eingebrachte Entwurf des Haushalts 2007 und der
inanzplan bis 2010 zeigen das klare Konzept und die
andschrift dieser Koalition, um diese Zielsetzung im
orgegebenen Zeitraum erreichen zu können.






(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister
Ich will auf etwas hinweisen, was in den vergangenen
fünf Jahren als Unmöglichkeit erschien, sich heute je-
doch als Selbstverständlichkeit im Entwurf darstellt. Wir
werden mit diesem Haushalt zum ersten Mal wieder den
Regelkreis des Art. 115 des Grundgesetzes, der vor-
sieht, dass das Investitionsvolumen größer sein muss als
die Nettoneuverschuldung, erreichen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das ist eine Selbstverständlichkeit, die leider in den letz-
ten Jahren in unserem Land keine Selbstverständlichkeit
war.

Darüber hinaus werden wir dank der guten konjunk-
turellen Entwicklung bereits in diesem Jahr das 3-Pro-
zent-Defizitkriterium des Maastrichtvertrags einhal-
ten. Die deutsche Finanzpolitik gewinnt damit auch
international wieder an Glaubwürdigkeit. Denken wir
beispielsweise an die EU-Staaten Mittelosteuropas, die
kurz vor der Einführung des Euros in ihrem Land stehen:
Auch ihnen verlangen wir die Einhaltung dieser Krite-
rien ab. Deshalb müssen wir mit gutem Beispiel voran-
gehen und diese Koalition tut das.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir tun damit aber auch langfristig etwas für die Sta-
bilität unserer Währung. Erinnern wir uns an die Bedin-
gungen zur Einführung des Euros. Das waren einerseits
der Vertrag von Maastricht, andererseits die Unabhän-
gigkeit der Europäischen Zentralbank. Ich möchte sei-
tens meiner Fraktion erklären, dass wir bereit sind und
die Anstrengungen unternehmen wollen, unseren Bei-
trag dazu zu leisten, den europäischen Stabilitäts- und
Wachstumspakt im Jahr 2007 und in den Folgejahren
dauerhaft einzuhalten.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Wir sollten aber auch hinsichtlich der Unabhängigkeit
der Europäischen Zentralbank den notwendigen Respekt


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Steuererhöhungen!)


wahren und nicht in die Aufgaben einer unabhängigen
Notenbank eingreifen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dieser Haushalt zeigt, dass die große Koalition hält,
was sie verspricht. Das ist das Kennzeichen einer neuen
Politik. Ich möchte Herrn Steinbrück, unserem Bundes-
finanzminister, ausdrücklich dafür danken, dass er sich
diesen Konsolidierungsauftrag zu Eigen gemacht hat.
Herr Steinbrück, ich darf Ihnen versprechen, dass meine
Fraktion und auch ich persönlich Sie bei der Umsetzung
dieser schwierigen Aufgabe nach besten Kräften unter-
stützen werden. Das gilt auch für die Haushaltsverhand-
lungen, die mit dem heutigen Tage beginnen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jürgen Koppelin [FDP]: „Nach besten Kräften“ ist bei euch ja nicht viel!)



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(C (D Lieber Herr Koppelin, da Sie sich hier mit Zwischenufen hervortun, möchte ich Ihnen Folgendes sagen: Es st mit Sicherheit berechtigt, als Opposition Kritik am aushaltsentwurf der Regierungskoalition zu üben. Kri ik ist angesichts der Probleme, vor denen wir in der irtschafts-, Finanzund Haushaltspolitik stehen, aber u wenig. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie müssten nicht nur sagen, was Sie an unseren Vor-
chlägen kritisieren, sondern auch, wie Sie das struktu-
elle Defizit des Bundeshaushalts mit einem Volumen
on über 60 Milliarden Euro schließen wollen. Ihre bis-
erigen Vorschläge zielen auf nicht einmal 10 Prozent
ieser Summe und greifen deshalb wesentlich zu kurz.
ch hätte erwartet, dass Sie heute früh einen konkreten
orschlag dazu auf den Tisch legen, über den wir uns in
en nächsten Wochen unterhalten können. Herr
oppelin, das haben Sie leider nicht geleistet.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


opulismus ist eine angenehme Sache, da man unheim-
ich viel Beifall erntet. Er ersetzt aber keine seriöse und
olide Finanzpolitik für eine der größten Volkswirtschaf-
en dieser Welt. Wir stehen in der Verantwortung und wir
ehmen sie auch wahr.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Jürgen Koppelin [FDP]: Sagen Sie das, was Sie gesagt haben, in Richtung Finanzministerium!)


Am Anfang dieses Jahres haben wir – Herr
teinbrück hat darauf hingewiesen – das Wachstums-

mpulsprogramm beschlossen. Damals gab es viele
chwarzseher, die gesagt haben, dass das Programm in
ie falsche Richtung zielt. Jetzt liegt uns der Haushalts-
ntwurf vor und wieder wird darüber geredet, welche ne-
ativen Wirtschaftsentwicklungen mit diesem Haus-
altsentwurf und den begleitenden Gesetzen eingeleitet
erden könnten. Ich will an dieser Stelle darauf hinwei-

en, dass die negativen Botschaften, die am Jahresanfang
erkündet wurden, nicht eingetreten sind.


(Beifall des Abg. Joachim Poß [SPD])


s ist hervorragend, dass sie nicht eingetreten sind. All
ie Schwarzmaler haben nicht Recht gehabt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


s wäre ein schönes Zeichen gewesen, wenn Sie heute
esagt hätten: Gott sei Dank, unsere Befürchtungen sind
icht eingetreten. Wir haben uns geirrt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Deshalb sage ich ermunternd: Der Stillstand in
eutschland ist durch diese Koalition überwunden wor-
en. Die Ampeln wurden auf Grün geschaltet.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr gut! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Kuhn ist aufgewacht!)







(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister
In Deutschland geht es aufwärts. Wir haben vorsichtig
geschätzt und werden auch zukünftig Vorsicht walten
lassen.

Herr Kuhn, wenn Sie sich Ihre Leistungsbilanz an-
schauen – fünfmal Maastricht gerissen, fünfmal Art. 115
gerissen, Stagnation in Deutschland herbeigeführt, Null-
wachstum –, dann ist klar, dass Sie überhaupt kein Recht
haben, solche Zwischenrufe zu machen. Sie sollten sa-
gen: Respekt vor dieser neuen Bundesregierung! Zum
Glück sitzen wir Grünen endlich in der Opposition!


(Beifall bei der CDU/CSU – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Steuererhöhungen! Alles Steuererhöhungen!)


Im Frühjahr dieses Jahres haben wir prognostiziert,
dass die Wirtschaft – vorsichtig gerechnet – um etwa
1,6 Prozent wachsen wird. Diese Prognose wird vom Er-
gebnis übertroffen werden. Das soll auch so bleiben: Wir
wollen erstens weiterhin vorsichtige Prognosen erstellen
und zweitens weiter daran arbeiten, dass wir unsere Pro-
gnosen auch in den Folgejahren übertreffen. Das ist die
Philosophie dieser Regierung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Arbeitslosenzahl sinkt auf breiter Front. Auch das
ist ein positives Signal für die Menschen in diesem
Land. Die Arbeitslosigkeit belastet die Menschen in
Deutschland nämlich am stärksten; sie ist das Hauptpro-
blem. Wir haben es geschafft, dass wir in diesem Land
knapp 500 000 Arbeitsplätze mehr haben als vor einem
Jahr. Wenn wir das vor der letzten Bundestagswahl ange-
kündigt hätten, dann wäre das als rosa Wolke bezeichnet
worden, aber nicht als realistische Perspektive. Mittler-
weile sind wir auf diesem Feld gewaltig vorangekom-
men. Durch nachhaltige Strukturreformen müssen wir
jetzt dafür sorgen, dass diese Entwicklung anhält und
nicht wieder abbricht.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wann denn?)


– Frau Hajduk, Kassandrarufe sind bei Ihnen immer da-
bei. Sie haben doch in der Arbeitsmarktpolitik versagt,
weil Sie den Konjunkturaufschwung in den Jahren 2000/
2001 nicht genutzt haben, um strukturelle Reformen um-
zusetzen. Sie haben die Chance, die Sie damals hatten,
vertan. Wir wollen unsere Chance im Sinne der Men-
schen in Deutschland nutzen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wann denn?)


Meine Damen und Herren, ich will noch einmal beto-
nen: Wir sind erst am Beginn der Haushaltssanierung.
Unsere Konsolidierungsbemühungen beruhen – Herr
Steinbrück hat es erwähnt – zu 60 Prozent auf der Aus-
gabenseite, dem Abbau von Steuervergünstigungen,
steuerlichen Sonderregelungen und Finanzhilfen, und zu
etwa 40 Prozent auf dem Anheben von Steuersätzen.
Das ist natürlich keine angenehme Botschaft. Aber wer
sich zu den finanzpolitischen Zielsetzungen bekennt und
eine nachhaltige, den zukünftigen Generationen ver-
pflichtete Finanzpolitik machen möchte, der kam um

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(C (D iese Entscheidung leider Gottes nicht herum. Deshalb öchte ich ausdrücklich noch einmal unterstreichen, ass sie notwendig war und in dieser Lage leider auch ichtig. Daraus muss erwachsen, dass sich die Haushaltssaierung in den kommenden Jahren – beginnend mit den aushaltsberatungen, vor denen wir stehen – noch stärer auf die Ausgabenseite fokussieren muss. Wir müssen ns anstrengen, damit wir in den folgenden Jahren vertärkt auf der Ausgabenseite zur Konsolidierung beitraen können. Jetzt könnte man sagen: Wenn die 3-Prozent-Grenze rreicht ist, dann bedarf es gar keiner weiteren Anstrenungen. Ich möchte darauf hinweisen, dass im Vertrag on Maastricht nicht steht, dass man jedes Jahr mindesens 3 Prozent neue Schulden machen muss. Im Vertrag teht, dass man über den Konjunkturzyklus hinweg eien ausgeglichenen Haushalt haben muss. Deshalb weren wir auch nach Erreichen der 3-Prozent-Grenze jedes ahr einen Konsolidierungsbeitrag in Höhe von ,5 Prozent des Bruttoinlandprodukts leisten müssen. llein für den Bund sind das etwa 7 Milliarden Euro pro ahr. Deshalb stehen wir mit diesem Haushalt nicht am nde der Konsolidierung, sondern am Anfang. ir werden weiter ernsthaft alle Möglichkeiten nutzen üssen, den Haushalt zu konsolidieren, bis wir bei ei em ausgeglichenen Bundeshaushalt angelangt sind. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Mit Beginn dieser Haushaltsberatungen stellt sich die
ituation so dar, dass die Steuereinnahmen etwa
Milliarden Euro über der Summe liegen, die im Haus-

altsplan 2006 veranschlagt wurde. Diesen Spielraum
ollten wir – insofern unterstütze ich Herrn Steinbrück
usdrücklich – für eine weitere Absenkung der Netto-
euverschuldung nutzen, anstatt an dieser Stelle neue
erteilungsdebatten zu beginnen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


ir stehen nicht am Ende der Konsolidierung, sondern
m Anfang. Deshalb gibt es nichts zu verteilen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich greife ernsthaft den Hinweis auf die Risiken, die
err Koppelin genannt hat, auf. Es ist richtig, dass wir
isiken haben. Ich glaube, die Koalition und auch der
inanzminister sind sich der Risiken, die existieren, be-
usst. Aber man muss doch überlegen, welche Konse-
uenzen man aus diesen Risiken zieht. Die Konsequenz
ann doch nicht die sein, die in der Rede aufgezeigt
urde: Weil Risiken existieren, nehme ich Teile der
onsolidierungsanstrengungen weg.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)







(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister
Damit stellen Sie ja die Mehrwertsteuererhöhung in-
frage. Viel eher müsste man doch sagen: Weil Risiken
bestehen, müssen die Konsolidierungsanstrengungen
verstärkt werden.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Bei den Ausgaben!)


Deshalb ist Ihr Hinweis auf die Risiken richtig, aber Ihre
Schlussfolgerung geht leider an der Sache vorbei.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich möchte auch das Thema „Mehreinnahmen bei der
Bundesagentur für Arbeit“ aufgreifen. Aus Sicht meiner
Fraktion sollten Beitragsmehreinnahmen bei der Bun-
desagentur für Arbeit zur Sanierung des Bundeshaus-
haltes nicht zur Verfügung stehen. Wir sind sehr froh und
dankbar darüber, dass wir jetzt und in den Folgejahren
hoffentlich keine Überweisungen aus dem Bundeshaus-
halt an die Bundesagentur leisten müssen, sondern die
Bundesagentur in der Lage ist, sich selbst zu finanzieren.
Wenn es bei der Bundesagentur für Arbeit Spielräume
gibt, die über die bereits beschlossene Senkung der Bei-
trägssätze hinausgehen und dauerhaft vorhanden sind,
sodass eine nachhaltige weitere Beitragssenkung mög-
lich ist, dann sollten wir diese Spielräume in diesem
Sinne nutzen und keine anderen Verwendungen ins Auge
fassen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Jürgen Koppelin [FDP]: Warum klatschen die Sozis nicht?)


Denn natürlich hängt die Haushaltssanierung auch von
der nachhaltigen Verbesserung des Arbeitsmarktes und
der wirtschaftspolitischen Lage in unserem Lande ab:
Die Arbeitskosten, insbesondere die Lohnnebenkosten
sind wichtig für den Beschäftigungsstand und damit für
die Ausgabenseite unseres Bundeshaushaltes. Wenn die
Zahl der Beschäftigten ansteigt, haben wir weniger Aus-
gaben und gleichzeitig mehr Einnahmen, ohne Steuern
oder Beiträge erhöhen zu müssen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Jürgen Koppelin [FDP]: Sehr gut! Die Sozis klatschen nicht, Herr Meister!)


Insofern ist es natürlich sehr positiv, dass die Lage auf
dem Arbeitsmarkt – und damit die Lage bei Steuern und
Beiträgen – besser ist als vor einem Jahr. Wir müssen da-
für sorgen, dass die gegenwärtige wirtschaftliche Ent-
wicklung über den 1. Januar nächsten Jahres hinaus an-
hält. Die Situation auf dem Arbeitsmarkt hat sich
nämlich verbessert. Die Menschen erwirtschaften mehr
Geld und mehr Menschen sind in Beschäftigung. Ich bin
zuversichtlich, dass diese seit vielen Jahren erstmals
wieder positive Entwicklung der Binnenkonjunktur trotz
der von uns beschlossenen Maßnahmen über den
1. Januar nächsten Jahres hinaus anhalten wird. Das
wäre ungeheuer wichtig. Das Fundament für diese Hoff-
nung wurde gelegt.

Ein weiterer Punkt. Ich glaube, wir müssen dringend
über das Impulsprogramm hinaus investieren und im
Rahmen der Haushaltssanierung Strukturreformen
durchführen. Herr Bundesfinanzminister, Sie haben zu

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(C (D echt das Thema Unternehmensteuer angesprochen. ch denke, die Unternehmensteuer ist ein Mosaikstein es gesamten Pakets von Strukturreformen, die wir brauhen, um nicht nur für konjunkturelles Wachstum, sonern auch für eine strukturelle Verbesserung der Wachsumskräfte in unserem Land zu sorgen. Zwar kann man sehr viel darüber diskutieren, was früere Steuerreformen gebracht haben bzw. was sie nicht ebracht haben. Aber wir sollten schlicht und ergreifend ie Situation, wie sie sich zum jetzigen Zeitpunkt dartellt, zur Kenntnis nehmen. (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Jawohl! Zum jetzigen Zeitpunkt! Das ist richtig!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Betrachtet man den Umfang der Steuerbelastung von
apitalgesellschaften in Deutschland und in vergleich-
aren Ländern, stellt man fest, dass Deutschland bei die-
em Vergleich leider am oberen Ende liegt. In dieser
insicht sind wir gegenwärtig nicht hinreichend attrak-

iv. Deshalb müssen wir an dieser Stellschraube arbeiten.

Herr Kollege Poß, Herr Steinbrück, Kolleginnen und
ollegen aus meiner Fraktion, ich bin sehr froh, dass wir
ns bei diesem Thema auf einen Lösungskorridor hin zu-
ewegen und die Steuerbelastung für Unternehmen in
eutschland zum 1. Januar 2008 gemeinsam auf unter
0 Prozent senken wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


as ist, was die zeitliche Planbarkeit und Verlässlichkeit
etrifft, ein richtiges Signal. Wichtig ist auch die klare
nsage, in welcher Höhe Unternehmensgewinne in
eutschland in Zukunft belastet werden.

Ich will ausdrücklich sagen: Für uns ist ungeheuer
ichtig, dass wir in diesem Zusammenhang nicht nur
ber die etwa 20 Prozent Kapitalgesellschaften, sondern
uch über die 80 Prozent Personengesellschaften in
iesem Land sprechen. Wir müssen einen Mechanismus
ntwickeln, der die Personenunternehmen bei dieser
ntlastung in gleicher Weise berücksichtigt und sie nicht
llein lässt. Ich glaube, auch an dieser Stelle sind wir auf
inem vernünftigen Weg.

Ich bin allerdings nicht davon überzeugt, dass wir diese
eränderungen im Hinblick auf Steuersatz und -strukturen
erden durchführen können, wenn wir sagen, dass diese
eform haushaltsneutral erfolgen muss. Denn dies
ürde letztlich Mehrbelastungen für die Unternehmen
edeuten. Dadurch würden wir Investitionen verhindern
nd weitere Arbeitsplätze aus dem Lande treiben. Das
äre eine Politik gegen und nicht für die Menschen in
eutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Außerdem warne ich davor, sich ständig in solchen
taatlichen Betrachtungen zu ergehen. Wir wollen keine
taatliche Wirtschaftspolitik, sondern wir wollen die
ahmenbedingungen so setzen, dass die Akteure ihr
erhalten ändern, dass Unternehmensgewinne, die hier






(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister
erwirtschaftet werden, in Zukunft auch hier versteuert
werden,


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: So ist es!)


dass mehr investiert und mehr gearbeitet wird, dass mehr
Wachstum entsteht und der Fiskus dadurch auch mehr
Steuereinnahmen hat.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Sehr gut! Darum geht es! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Die staatliche Betrachtung, die in dieser Diskussion an-
gestellt wird, wird der Dynamik, die wir anstreben, nicht
gerecht. Deshalb geht diese Debatte an der Sache vorbei.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir sollten zum eigentlichen Kern, dem Ziel der Schaf-
fung von mehr Wachstum und Beschäftigung, zurück-
kehren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Frage, wie wir es schaffen, dass die Unterneh-
mensgewinne, die hierzulande anfallen, auch am Stand-
ort Deutschland versteuert werden, betrifft eine hoch
komplexe Materie. Wir müssen ungeheuer aufpassen,
dass wir dieses Problem sachgerecht lösen, ohne eine
weitere Substanzbesteuerung der Unternehmen am
Standort Deutschland in die Wege zu leiten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Meine Fraktion steht für Vorschläge, die bei der Körper-
schaftsteuer oder auf anderen Gebieten, wie etwa bei den
Ertragsteuern, weitere Substanzbelastungen mit sich
bringen würden, nicht zur Verfügung.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP])


Ich will klar und deutlich festhalten: Solchen Vorschlä-
gen werden wir nicht zustimmen.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Schauen wir mal!)


– Das liegt daran, Herr Koppelin, dass wir die gegenwär-
tige wirtschaftliche Dynamik anregen und sie nicht zer-
stören wollen.

Dem, was der Herr Bundesfinanzminister formuliert
hat, stehen wir allerdings sehr offen gegenüber. Wir
müssen darüber nachdenken, wie wir für die Unterneh-
men eine Motivation schaffen können, ihre Gewinne in
unserem Lande zu versteuern, und wie wir den Abzug
von Fremdfinanzierungsaufwendungen begrenzen kön-
nen. Wir sind gerne bereit, zu überlegen, ob wir über die-
sen Weg eine Lösung dieses Problems finden können,
ohne wirtschaftspolitisch kontraproduktiv zu handeln.

Ich hoffe, dass wir rechtzeitig im Jahre 2006 auch ein
wichtiges Signal an die Familienunternehmen auf den
Weg bringen, um ihnen deutlich zu machen, dass sich
die Lage verändert. Wir diskutieren ungeheuer viel über
Existenzgründungen, wir diskutieren ungeheuer viel da-
rüber, wie wir zu mehr Beschäftigung kommen können.
Pro Jahr stehen knapp 50 000 Unternehmen vor einem

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(C (D enerationenübergang. Immer wieder stellt sich die rage, ob bei dem Generationenübergang die Arbeitslätze im Unternehmen erhalten bleiben. Wir haben uns chon beim Jobgipfel und auch im Koalitionsvertrag daauf verständigt, dass wir eine Lösung für die Erbschaftteuer und für die Schenkungsteuer finden müssen, die s den Unternehmen erlaubt, bei Weiterführung und Eralt der Arbeitsplätze die Erbschaftsteuerschuld nach nd nach zu begleichen. Wir stehen als Koalition in der flicht, dieses Problem zeitgerecht und sachgerecht zu ösen, auch um die Verlässlichkeit dieser Koalition wieer deutlich zu machen. Ich will zum Abschluss auf zwei weitere Strukturunkte eingehen. Ich glaube, der Bürokratieabbau ist it dem ersten Mittelstandsentlastungsgesetz und der rrichtung des Normenkontrollrats auf ein vollkommen eues Gleis gesetzt worden: ohne dass das den Staat etas kostet, können Bürger und Unternehmen, aber auch er Staat Geld sparen. So können wir neue Handlungspielräume gewinnen. Es ist notwendig, dass der Norenkontrollrat jetzt seine Arbeit in dem von uns geünschten Sinne aufnimmt und dass wir gleichzeitig eitnah und gemeinsam mit dem Bundeswirtschaftsinister ein zweites Mittelstandsentlastungsgesetz auf en Weg bringen, um den Bürokratieabbau fortzusetzen. abei müssen wir natürlich ein Stück weit an die Men chen in diesem Lande appellieren. Wir müssen ihnen eutlich machen, dass wir Vertrauen zu ihnen haben, ass wir ihnen etwas zutrauen. Deswegen sind wir beeit, ihnen mehr Freiheit zu übertragen. Ich glaube, das st ein wichtiger Baustein, um zu mehr wirtschaftlicher ynamik in diesem Lande zu kommen. Lieber Herr Koppelin, ich will zum Abschluss einen unkt von Ihnen aufgreifen: Ich teile Ihre Einschätzung, ass wir uns dringend der Regulierungsdichte des rbeitsmarktes in Deutschland zuwenden müssen. Wir aben mit der bestehenden Gesetzeslage dazu beigetraen, dass rund 5 Millionen Menschen in die Arbeitsloigkeit geraten sind. Diese Zahl darf in Zukunft nicht och weiter steigen. Vielmehr müssen wir mit Blick auf ie Regulierungsdichte überlegen, wie wir es schaffen, ass diese Zahl reduziert wird. Wir müssen uns in der oalition über all die Vorschläge, die im Koalitionsver rag stehen, in den nächsten Wochen und Monaten unteralten und auch hier zu sachgerechten und hilfreichen ösungen kommen. Ich habe vorhin schon erwähnt, dass ies zwar nicht direkt mit dem Haushalt zu tun hat, sich ber maßgeblich auf die Haushaltslage unseres Landes uswirkt. Deshalb ist es wichtig, dieses Thema in den aushaltsberatungen mit anzusprechen und aufzugrei en. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Der vorgelegte Bundeshaushalt 2007 ist ein wichtiger
chritt zur Gesundung der Staatsfinanzen in unserem
and. Ich habe erwähnt, dass wir bei diesem Thema am
nfang stehen, nicht am Ende. Ich möchte mit meinen
ollegen aus der Unionsfraktion meinen Beitrag dazu

eisten, dass wir diesen Weg erfolgreich weitergehen –






(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister
damit die Menschen in diesem Land ihren Wohlstand er-
halten und mehren können.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Jürgen Koppelin [FDP]: Also keinen Urlaub streichen!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604500600

Nächste Rednerin ist die Kollegin Dr. Gesine

Lötzsch, Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604500700

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Meine sehr geehrten

Damen und Herren! Der Finanzminister hat sich von den
SPD- und den CDU/CSU-Abgeordneten 320 000 Euro
für einen persönlichen Imageberater genehmigen lassen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hat nichts geholfen!)


Im Sommerloch präsentierten Sie nun Ihr neues Image:
Sie forderten von den Bürgern den Verzicht auf eine
Urlaubsreise zur Finanzierung der Rente. Sie waren üb-
rigens gerade selber aus dem Urlaub gekommen. Viel-
leicht war Ihr Urlaub nicht so schön, aber das muss ja
nicht für andere gelten.


(Beifall bei der LINKEN)


Augenscheinlich haben Sie bei Ihrem Vorschlag überse-
hen, dass zum Beispiel in einem Land wie Mecklenburg-
Vorpommern der Tourismus der wichtigste Wirtschafts-
faktor ist. Ich frage mich: Braucht man wirklich eine
Imageberatung für 320 000 Euro, um so arrogant und
anmaßend zu sein?


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Das Image des Finanzministers könnte uns eigentlich
egal sein, wenn die Folgen nicht so katastrophal wären!
Es ist nicht gut für unser Land, dass die Koalition es sich
zur Aufgabe gemacht hat, permanent Angst zu verbrei-
ten. Die Bürger werden von der Bundesregierung stän-
dig in Unsicherheit und Ungewissheit gehalten. Jeden
Tag wird von einem Minister der Untergang der Sozial-
systeme und des Abendlandes verkündet. Ich frage mich
wirklich, wie es die Bundesregierung so schnell ge-
schafft hat, die gute Stimmung, die während der Fuß-
ballweltmeisterschaft in unserem Land herrschte, wieder
gründlich zu vertreiben.

Einen muss ich allerdings ausnehmen: Der Innen-
minister hat schon während der Fußballweltmeister-
schaft versucht, eine schlechte Stimmung zu verbreiten,
indem er immer wieder den Einsatz der Bundeswehr for-
derte. Ich habe den Eindruck, dass es Herrn Schäuble
völlig egal ist, was gerade passiert. Ob in China ein
Reissack umfällt oder die Gletscher schmelzen: Er for-
dert immer den Einsatz der Bundeswehr.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Der Haushaltsentwurf der Bundesregierung für das ächste Jahr ist eine Kampfansage an alle Kinder, Juendlichen, Studierenden, Familien und Rentner. Die teuerliche Entlastung der Spitzenverdiener und der Unernehmen unter Rot-Grün – mit Unterstützung der DU/CSU – hat große Löcher in die Haushalte des Bunes, der Länder und der Gemeinden gerissen. Jährlich ehen durch die rot-grün-schwarze Steuerreform Einahmen in Höhe von über 60 Milliarden Euro verloren, ie dringend gebraucht werden. Allein meine Heimattadt Berlin hat durch diese Steuerreform Ausfälle in öhe von 800 Millionen Euro pro Jahr. Das wissen übrigens auch der Herr Pflüger und die andidaten der Grünen, die den Berlinerinnen und Ber inern im Wahlkampf Versprechungen machen, obwohl ie wissen, dass sie an der dramatischen Haushaltsnotage des Landes mitschuldig sind. Die Berliner Wähler ollen wissen, dass hier schwarz-grüne Populisten unteregs sind, denen wir das nicht durchgehen lassen. SPD, CDU/CSU und Grüne haben großzügig Steuereschenke an Unternehmen und Besserverdienende vereilt und jetzt will die Koalition Haushaltslöcher stopfen, ndem sie den Leuten in die Tasche greift, die am weigsten haben. Das ist wirklich dreist. (Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Immer noch nichts begriffen!)


(Beifall bei der LINKEN)


Die Kanzlerin erklärt, dass die Mehrwertsteuererhö-
ung zur Entlastung der Arbeitskosten und zur Schlie-
ung von Haushaltslöchern genutzt werden soll. Das ist
ber nur die halbe Wahrheit. Die Bürger sollen auch des-
alb mehr Steuern zahlen, damit die Bundesregierung
ie Unternehmen auch in den nächsten Jahren weiter
teuerlich entlasten kann.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Sie werden es nie begreifen!)


brigens: Zur Eröffnung der Internationalen Funkaus-
tellung hier in Berlin hat die Kanzlerin den Finanz-
inister etwas – ich würde einmal sagen – demontiert.
ie hat angekündigt, gerade die Teile der Unternehmen-
teuerreform zu streichen, die zur Gegenfinanzierung
edacht waren.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ie Unternehmensteuerreform wird die Kosten für den
teuerzahler also noch erhöhen.

Meine Damen und Herren, lediglich Herr Rüttgers
on der CDU hat inzwischen endlich verstanden, was
ir als Linkspartei seit Jahren sagen.


(Zuruf von der SPD: Vorher PDS!)


Vorher als PDS natürlich. Wenn Sie das gerne hören
ollen, dann korrigiere ich das, Herr Kollege. – Es ist

ine Lebenslüge, zu glauben, dass die permanente Sen-
ung der Unternehmensteuer zu mehr Arbeitsplätzen
ührt.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch
Leider ist das nicht die einzige Lebenslüge der CDU,
von der sie sich nicht trennen will.

Die Bundesregierung glaubt wirklich daran, dass die
Privatisierung von öffentlichen Unternehmen der Kö-
nigsweg ist. Es ist eine Lebenslüge, zu glauben, dass
kommerzielle Unternehmen von vornherein besser als
öffentliche Unternehmen sind. Das beste Beispiel ist die
Bahn. Wenn man an all die Bahnunfälle der letzten Jahre
in Großbritannien denkt, dann weiß man, dass eine pri-
vatisierte Bahn unpünktlich, teuer und sogar lebensge-
fährlich sein kann.


(Joachim Poß [SPD]: Wir machen das aber nicht wie in Großbritannien!)


Diese Regierung lässt sich durch die Realitäten aber
nicht schrecken. Die Deutsche Bahn soll auf Biegen und
Brechen verkauft werden und der Steuerzahler soll die
Zeche bzw. die Dividende zahlen. Das ist das zweit-
größte Enteignungsprogramm seit dem Zweiten Welt-
krieg.


(Beifall bei der LINKEN – Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Mit Enteignung kennt ihr euch aus! – Joachim Poß [SPD]: Von Enteignen verstehen Sie ja etwas!)


Die Bundesregierung hat einen Haushaltsentwurf vor-
gelegt, der in sich so widersprüchlich wie die große
Koalition selbst ist. Es wird ein bisschen saniert, ein bis-
schen reformiert und ein bisschen investiert. Ich finde,
das ist mehr als ein bisschen konzeptionslos.

Es gibt für unser Land eigentlich nur zwei denkbare
Modelle, nämlich das US-amerikanische und das skandi-
navische. CDU/CSU, SPD und leider auch Teile der
Grünen versuchen seit über zehn Jahren, unserem Land
das für uns untaugliche amerikanische Modell überzu-
stülpen. Dieses Modell besteht aus Steuergeschenken für
Unternehmen, der Privatisierung öffentlicher Aufgaben,
dem Abbau der Sozialsysteme, der Kommerzialisierung
des Gesundheitswesens, Lohndumping, rücksichtslosem
Wettbewerb, dem Abbau von Bürgerrechten und einer
aggressiven Außenpolitik. Ich bin davon überzeugt – das
wissen wir aus vielen Umfragen und Gesprächen –: Die
Menschen in unserem Land sagen Ja zu Reformen und
Ja zu einer solidarischen Gesellschaft. Aber sie sagen
Nein zu einer Ellbogengesellschaft.


(Beifall bei der LINKEN)


Daran kann zum Glück auch die große Koalition
nichts ändern. Selbst die konservative „Wirtschaftswo-
che“ muss zugeben, dass das skandinavische Modell
sehr erfolgreich ist: Im Vergleich der gesamtwirtschaftli-
chen Wachstumspotenziale stehen Finnland auf Platz
eins, Schweden und Dänemark auf den Plätzen drei und
vier, Deutschland aber auf Platz 15. Die Arbeitslosigkeit
ist in den skandinavischen Ländern niedriger als bei uns.
Die Schere zwischen Arm und Reich geht nicht so dra-
matisch auseinander, wie wir das hier in Deutschland un-
ter der CDU/CSU- und SPD-Regierung erleben.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Und was ist in Kuba?)


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(C (D ie Bundesregierung kann sich offensichtlich nicht von hren Lebenslügen trennen und setzt ihre erfolglose Poliik fort. In den gemeinsamen Leitlinien der Haushälter der oalition steht an erster Stelle nicht der Kampf gegen ie Arbeitslosigkeit, wie Sie es den Wählerinnen und ählern versprochen haben, sondern die Einhaltung der aastrichter Kriterien. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist Kampf gegen die Arbeitslosigkeit, Frau Kollegin Lötzsch! Akzeptieren Sie das endlich einmal!)


un soll man sie nicht ignorieren. Aber ich weiß nicht,
b das jeder Arbeitslose verstehen wird.

Interessant ist aber auch, was nicht in den Leitlinien
teht, zum Beispiel dass CDU/CSU und SPD einen
aushalt aufgestellt haben, in dem die Ausgaben für den
erteidigungshaushalt am zweithöchsten sind.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Was steht denn an erster Stelle? Die Sozialausgaben, so wie sich das gehört!)


as vielleicht auch einmal hervorgehoben werden
ollte: Die Bundesregierung will mehr für die Verteidi-
ung – rund 28 Milliarden Euro – als für zivile Investi-
ionen ausgeben. Gerade an Investitionen fehlt es jedoch
n unserem Land.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich komme noch einmal zum Verteidigungshaushalt
urück. Schaut man sich die Ausgaben an, können einem
sofern vorhanden – die Haare zu Berge stehen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist wirklich unfair, Frau Kollegin!)


ie Bundesregierung versucht, die hohen Ausgaben mit
er Terrorgefahr zu begründen. Aber die großen Be-
chaffungsprojekte stammen noch aus der Zeit des Kal-
en Krieges. Kann mir jemand in diesem Hause erklären,
arum wir ein neues Mittelstreckenraketensystem brau-

hen? Wollen Sie damit auf deutschen Bahnhöfen Bom-
enleger jagen? Oder wie stellen Sie sich das vor?


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Die klatschen sogar für so einen Unsinn!)


In einer Frage möchte ich die Kollegen Haushälter,
ie sich dazu öffentlich geäußert haben, unterstützen.
uch ich bin dafür, dass die kostenintensive Teilung der
undesregierung auf die Standorte Bonn und Berlin in
bsehbarer Zeit ein Ende findet.


(Beifall bei der LINKEN)


s kann doch wirklich nicht sein, dass die Bundesregie-
ung von allen Bürgern Mobilität und Flexibilität ver-
angt, aber selber nicht in der Lage ist, ihre Ministerial-
eamten von Bonn nach Berlin zu holen. Diesen Luxus
n ministerialem Beharrungsvermögen können wir uns
irklich nicht leisten.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch
Wir als Linksfraktion haben den Antrag eingebracht,
die Erhöhung der Mehrwertsteuer zurückzunehmen.
Diese Erhöhung ist unsozial und Gift für die Konjunktur.
Wir wollen steuerlich da ansetzen, wo Menschen ohne
eigenes Zutun Extragewinne in die eigene Tasche ste-
cken. Wir fordern unter anderem eine Steuer auf Sonder-
gewinne der Stromversorger aus dem Emissionshandel.
Es ist nicht einzusehen, dass die Stromriesen Extrage-
winne einfach einstreichen, ohne dafür einen Finger
krumm gemacht zu haben.

Wir werden in den Haushaltsberatungen alle Vor-
schläge im Einzelnen durchgehen. Unsere Vorschläge
lassen sich auf einen Nenner bringen: In einer solidari-
schen und gerechteren Gesellschaft lassen sich die Pro-
bleme unseres Landes lösen, sei es die Arbeitslosigkeit,
die die Verarmung ganzer Regionen bedeutet, sei es die
Umgestaltung unserer Sozialsysteme. Lassen Sie uns die
vor uns liegenden Haushaltsberatungen nutzen, um den
Haushalt vom Kopf auf die Füße zu stellen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604500800

Das Wort hat der Kollege Joachim Poß, SPD-Frak-

tion.


Joachim Poß (SPD):
Rede ID: ID1604500900

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Peer

Steinbrück hat die wirtschaftliche Lage und Entwicklung
zutreffend beschrieben. Nach meinem Eindruck ist die
Opposition durch die wirtschaftliche Entwicklung regel-
recht entwaffnet worden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


– Lesen Sie bitte Ihre Reden vom Frühjahr dieses Jahres!
Dann werden Sie feststellen, inwiefern Sie durch die
wirtschaftliche Entwicklung entwaffnet wurden.

Zu Ihren Ausführungen, Frau Lötzsch: Ich glaube,
dass wir mit Schwarz-Weiß-Rezepten


(Jürgen Koppelin [FDP]: Schwarz-Rot!)


– meinetwegen auch Schwarz-Rot – nach dem Motto
„Kupfern wir doch etwas von Finnland ab!“ nicht wei-
terkommen. Wir haben in Deutschland unsere eigene
Lage, die insbesondere von der Überwindung der deut-
schen Teilung geprägt ist. Dieser Lage müssen wir uns
stellen. Wir gehen nicht den amerikanischen Weg. Wir
gehen auch nicht den skandinavischen Weg. Wir müssen
vielmehr unseren Weg finden und wir sind auf einem gu-
ten Weg, wenn man das an den Ergebnissen misst.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Betrachten Sie einmal die skandinavische Arbeits-
marktpolitik, ob in Dänemark oder in Finnland! Dann
werden Sie sehen, was den Menschen dort abverlangt
wird. Wenn Sie auf Skandinavien verweisen, dann dür-
fen Sie sich nicht nur auf die Seite beschränken, die Ih-
nen gefällt; Sie müssen vielmehr das Ganze in den Blick

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(C (D ehmen. Ob man Deutschland mit einem Land wie Finnand mit 5 Millionen Einwohnern vergleichen kann, age ich ebenfalls zu bezweifeln. Wenn Sie das Ausmaß der Jugendarbeitslosigkeit verleichen, dann kommen Sie zu dem Ergebnis, dass die ugendarbeitslosigkeit im hoch gelobten Finnland weit öher ist als in Deutschland. So gemischt ist das Bild. Man sollte zwar über den Grenzzaun schauen, aber es ibt nirgendwo Vorbilder, die man einfach abkupfern ann. Wir stehen im deutschen Parlament in der Verantortung, unseren Weg zu finden und zu formulieren, nd wir sind auf einem guten Weg. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben eine bemerkenswerte wirtschaftliche Ent-
icklung zu verzeichnen, die uns Recht gibt. Die wirt-

chafts- und finanzpolitische Strategie der Regierungs-
oalition geht voll auf. Wenn wir ehrlich sind, dann
üssen wir zugeben, dass auf dem Arbeitsmarkt mehr
ewegung entstanden ist, als wir alle es uns eigentlich
aben vorstellen können. Auch das ist die Wirklichkeit.
ir haben nicht mit einer so schnellen Bewegung ge-

echnet. Das geht zwar in der Tat auf das Wachstum,
ber auch auf die Weichenstellung im Zusammenhang
it den heftig kritisierten Hartz-Reformen und anderen
eformen der Regierung Schröder zurück. Beides gehört
ur Wirklichkeit.


(Beifall bei der SPD)


Was Ihren Vorwurf betreffend die Buchhalterei an-
eht, Herr Koppelin: Ein Buchhalter hätte in der Tat nur
onsolidiert und verkündet, wir müssten sparen, sparen,
paren.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Das tut er ja!)


iese Sparforderungen und -vorschläge kamen von ver-
chiedenen – auch prominenten – Seiten. Wir sind die-
en, Ihren Vorschlägen aber zu Recht nicht gefolgt.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Leider!)


er Verzicht auf zusätzliche Konsolidierungsmaßnah-
en im laufenden Jahr über das hinaus, was wir bereits

un, hat sich als zielführende konjunkturpolitische Maß-
ahme im Interesse der Binnenkonjunktur erwiesen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ie Binnennachfrage belebt sich deutlich. Es war also
ichtig, diesen Forderungen nach einem forcierten Spar-
urs schon im Jahr 2006, die auch aus dem wirtschafts-
issenschaftlichen Umfeld erhoben wurden, nicht zu

olgen. Die Koalition hat gegen alle Experten, die anders
eraten haben, richtig gehandelt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zur Konjunkturbelebung trägt auch das 25-Milliar-
en-Euro-Investitionsprogramm bei, das alles zusam-
engenommen sogar ein Volumen von 37 Milliarden
uro erreichen wird. Wenn Sie sich nicht nur in Berlin
mhören, sondern auch mit den Handwerkern vor Ort in






(A) )



(B) )


Joachim Poß
Ihren Wahlkreisen reden, dann wird Ihnen das tagtäglich
bestätigt.

Noch wichtiger als die derzeitige Lage ist, dass auch
die ökonomische Perspektive so positiv ist wie seit lan-
gem nicht mehr. Die Voraussetzungen für einen auch
länger andauernden Aufschwung sind gegeben. Es ist
bereits erwähnt worden, dass Gerhard Schröder und die
Regierungskoalition aus SPD und dem Bündnis 90/Die
Grünen mit ihrer Politik die richtigen Weichen gestellt
haben. Frau Merkel hat kürzlich darauf hingewiesen. Die
Wirkungen werden sichtbar.

Ich erwähne das bewusst, weil im Sommer an man-
chen Orten – nicht nur in der politischen Opposition –
schon wieder Miesmacher und Schwarzmaler unterwegs
waren, deren Verlautbarungen einem einfachen Erklä-
rungsmuster folgen. Ein wirtschaftlicher Aufschwung
ist offensichtlich etwas, was es in Deutschland nicht ge-
ben darf, jedenfalls nicht, solange die Sozialdemokratie
an der Regierung beteiligt ist. Das ist das Muster man-
cher Verlautbarungen.


(Lothar Mark [SPD]: Das ist der Wunsch einiger! Herr Koppelin!)


Natürlich gibt es Risiken für die wirtschaftliche Ent-
wicklung. Peer Steinbrück hat auf diese Risiken hinge-
wiesen. Die gibt es aber in jedem Jahr. Sie sind einmal
groß und ein anderes Mal klein. Ihre Eintrittswahr-
scheinlichkeit ist sehr unterschiedlich. Risiken können
auf eine robuste oder auf eine weniger robuste Ökono-
mie treffen. Es bedarf deshalb einer differenzierten und
differenzierenden Analyse und Argumentation, um ab-
zuschätzen, was im nächsten Jahr auf die Wirtschaft in
Deutschland zukommt. Es muss auf jeden Fall etwas
mehr sein als die erschreckende Oberflächlichkeit der
FDP und interessegeleitete Äußerungen von Verbänden.


(Beifall bei der SPD)


Ein relevantes Risiko ist sicherlich die weitere Ent-
wicklung im Nahen und Mittleren Osten. Aber es ist
noch nicht ausgemacht, dass der Ölpreis im Zuge des
Konflikts in Israel und dem Libanon oder im Zuge des
Atomstreits mit dem Iran noch einmal stark steigen wird,
wenn es auch nicht unwahrscheinlich ist. Allerdings
kann es – unter anderem spekulationsbedingt – auf dem
Öl- und Benzinmarkt zeitweise zu hohen Ausschlägen
kommen. Das ist ein Risiko, das wir sehen müssen. Weil
ich gerade die Robustheit einer Ökonomie angesprochen
habe: Wir müssen uns klar machen, dass der vorhandene
Aufschwung auf der Grundlage eines bereits heute
enorm hohen Ölpreises stattfindet. Vor fünf oder zehn
Jahren hätte niemand vorhergesagt, dass auf der Grund-
lage eines so hohen Ölpreises ein solcher Aufschwung
möglich ist. Offensichtlich besitzt unsere Ökonomie das
Vermögen, sehr hohe Energie- und Ölpreise zu verkraf-
ten. Aber natürlich gibt es Grenzen der Verträglichkeit
von weltwirtschaftlichen Verwerfungen.

Ein weiteres Risiko für den wirtschaftlichen Auf-
schwung ist die zukünftige Zinspolitik der Europäi-
schen Zentralbank. Die kundigen Thebaner erwarten,
dass den bereits seit dem letzten Jahr erfolgten Leitzins-

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(C (D nhebungen in den nächsten Monaten weitere folgen erden. Ich sage dazu nur – möglicherweise in der Ak entsetzung etwas anders als mein Kollege Meister und ei allem Respekt vor der Unabhängigkeit der Europäichen Zentralbank –: Die Europäische Zentralbank sollte ich noch einmal genau überlegen, ob das die richtige trategie ist. ie sollte mit ihrer Zinspolitik nicht die Verantwortung afür übernehmen, dass die wirtschaftliche Aufwärtsbeegung in Europa und insbesondere in Deutschland wieer niedergedrückt wird. uch hier muss die Zeit der Dogmatiker und Ideologen orbei sein. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Vorsicht, Herr Kollege! Und das aus Ihrem Munde!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der SPD)


ie Europäische Zentralbank hat noch jede Chance, zu-
ünftig eine vernünftige und angemessene Politik zu be-
reiben. Ich hoffe, dass sie diese Chance nutzt.

Wenn die politische Opposition von Risiken für die
irtschaftliche Entwicklung spricht, dann geht es stän-
ig nur um die Mehrwertsteuererhöhung zum
. Januar nächsten Jahres. Aber das viel relevantere Ri-
iko einer falschen EZB-Leitzinspolitik haben meines

issens weder Herr Westerwelle noch Herr Koppelin
och Herr Brüderle in ihren vielen Statements zum
hema gemacht.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Müntefering auch nicht!)


o wie sich die Dinge entwickeln – das gehört zur Wahr-
eit; das kann man jeden Tag von verschiedenen Seiten
eutlich vernehmen, ob vom Internationalen Währungs-
onds oder von anderen kompetenten Stellen –, ist fest-
ustellen, dass die Mehrwertsteuererhöhung nicht das
isiko für die Konjunktur sein wird, wie es von vielen
orhergesagt wurde


(Jürgen Koppelin [FDP]: Auch von der SPD!)


richtig –, wie es auch von uns gesehen wurde. Es ent-
ickelt sich Gott sei Dank in eine andere Richtung. Wir
erden sehr wahrscheinlich im nächsten Jahr einen ge-

ingeren Dämpfer erleiden, als wir vielfach erwartet ha-
en. Für die Menschen im Land und insbesondere für die
rbeitslosen ist das auch gut so. Daran sollten Sie,
eine Damen und Herren von der Opposition, egal ob

on rechts oder von links, nicht rühren.


(Beifall bei der SPD)


Das „Handelsblatt“ und andere Publikationen weisen
u Recht darauf hin, dass die Mehrwertsteuererhöhung
esser verkraftet wird als angenommen und dass die
onjunktur dieser Erhöhung trotzen wird. Umfragen un-

er Führungskräften machen deutlich, dass im nächsten
ahr nicht weniger, sondern mehr investiert wird und
ass die Belegschaften aufgestockt werden sollen. Das
ind gute Botschaften für das Land.






(A) )



(B) )


Joachim Poß
Als Fazit bleibt damit festzuhalten: Es gibt Risiken
für die Wirtschaftsentwicklung. Aber die geplante Mehr-
wertsteuererhöhung spielt dabei keine dominierende
Rolle.

Deswegen, mit Blick auf die Westerwelle-FDP: Wenn
man die eigene Politik-Agenda auf den einen Satz redu-
ziert, dass, wenn es immer weniger Steuern, immer we-
niger Abgaben, immer weniger Arbeitnehmerrechte und
immer weniger Gewerkschaften gibt, Wachstum und
Wohlstand explodieren, dann kann ich nur sagen, dass
Ihnen, meine Damen und Herren von der FDP, die ge-
genwärtige Entwicklung nicht Recht gibt. Ihre Einschät-
zung hat mit der Realität nichts zu tun.


(Beifall bei der SPD)


Andere sprechen in diesem Zusammenhang von „Le-
benslügen“ und treffen mit ihren kritischen Aussagen
schon eher die Tatsachen.

Mich betrübt im Übrigen, dass sich das Bündnis 90/
Die Grünen, mit dem wir in gemeinsamer Regierungs-
verantwortung gute Politik für Deutschland gemacht ha-
ben


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zurufe von der FDP: Oh!)


– ja, so ist das, meine Damen und Herren –, schon jetzt,
nach weniger als einem Jahr, bemüht, in der Wirtschafts-
und Finanzpolitik den Debattenstil der Westerwelle-FDP
zu kopieren.


(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh!)


Ich halte die Mehrwertsteuererhöhung für nicht so
konjunkturgefährdend, wie ich es noch vor einigen Mo-
naten gedacht habe. Ich bin fest davon überzeugt, dass
die Mehrwertsteuererhöhung zur nachhaltigen Stabilisie-
rung nicht nur des Bundeshaushaltes, sondern auch der
Länderhaushalte zwingend erforderlich ist. Es geht um
einen Wirtschafts- und Finanzpakt für ganz Deutschland.
Das dürfen wir bei unseren Debatten nicht vergessen.


(Beifall bei der SPD)


Peer Steinbrück hat zu Recht darauf hingewiesen,
dass die sonstigen zusätzlichen Steuereinnahmen, die
sich für 2007 ankündigen, nicht ausreichen, um die
Wundertüte aufzumachen. Deswegen kann eine verant-
wortungsbewusste und vorsichtige Finanzpolitik ihm in
dieser Frage nur folgen.

So wie der Bundeshaushalt 2006 im Zeichen der Sta-
bilisierung und Vertiefung des wirtschaftlichen Auf-
schwungs steht, so steht im Zentrum des Bundeshaus-
halts 2007 die unabdingbare Zurückführung der
Nettokreditaufnahme des Bundes. Kollege Meister und
andere haben darauf hingewiesen. Auch das erreichen
wir entgegen allen Unkenrufen. Wir müssen aber denje-
nigen, die nicht jeden Tag mit solchen Dingen zu tun ha-
ben, sagen, dass es auch da Risiken gibt und wir noch
nicht ganz auf der sicheren Seite sind.

Weil wir das Niveau der Investitionen nicht absenken
wollen, weil sich nach den Zumutungen und Verände-

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(C (D ungen der letzten Jahre weitere umfangreiche Eingriffe n Sozialleistungen verbieten – auch das sage ich für eine Fraktion ganz eindeutig, nämlich dass wir keine eiteren Eingriffe in Sozialleistungen wollen –, kann die ückführung der Nettokreditaufnahme des Bundes nur ithilfe der Einnahmen aus dem einen Prozentpunkt der ehrwertsteuererhöhung, der dem Bund zusteht, gelin en. Wir werden außerdem natürlich keine Abstriche an em 25-Milliarden-Euro-Impulsprogramm machen. urch die Verklammerung der Haushalte von 2006 und 007 wird unsere Doppelstrategie aufgehen. enn man selbstkritisch ist, muss man sagen, dass sie och nicht ausreichend kommuniziert ist, (Jürgen Koppelin [FDP]: Aber das machen Sie ja jetzt!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


uch weil das Thema relativ kompliziert ist. Außerdem
ird diese Doppelstrategie systematisch von den Kriti-
ern in der Darstellung verfälscht. Ich sage: Die Strate-
ie für 2007 wird ebenso aufgehen, wie die für 2006 in
iesem Jahr aufgegangen ist.


(Beifall bei der SPD)


ir schaffen eine stabile, positive Wirtschaftsentwick-
ung in Deutschland und konsolidieren ohne Konjunk-
ureinbrüche. Das werden Sie sehen, wenn wir uns im
ovember treffen und über diese Fragen sprechen. Dann
ann man das noch besser absehen als heute.

Kollege Meister und Peer Steinbrück haben etwas zur
eform der Unternehmensbesteuerung gesagt. Es ist

elbstverständlich, dass wir gemeinsam verpflichtet sind,
o wie es im Koalitionsvertrag und in den Eckpunkten
er Bundesregierung vereinbart ist, zu einer guten Lö-
ung zu kommen. Es geht hier nicht um „Steuerge-
chenke“ oder Steuerentlastungen für Unternehmen in
illiardenhöhe, wie öfter zu lesen ist, es geht vielmehr

m die Verbesserung einer völlig unzulänglichen Be-
teuerung in Deutschland und Europa. Es gibt einen
andlungszwang, auch im Interesse derjenigen, die treu
nd brav jeden Monat ihre Steuern abliefern. Diese Re-
orm ist notwendig, weil der internationale steuerliche

ettbewerb Maßnahmen zur nachhaltigen Sicherung der
eutschen Steuerbasis erfordert. Denn wir wissen, dass
nternational operierende Unternehmen ihre Steuerstra-
egie zunehmend optimiert haben. Es gibt Berichte in se-
iösen Zeitungen über Seminare zur Optimierung der
teuerstrategie, die von sehr bekannten Adressen ange-
oten werden. Das können wir nicht länger hinnehmen.
eshalb müssen wir handeln und die Unternehmensbe-

teuerung entsprechend modifizieren.


(Beifall bei der SPD)


as heißt, durch die Senkung der nominalen Steuerbe-
astung und durch eine Beschränkung des Abzugs von
inanzierungsaufwendungen sollen die durch bestimmte
inanzierungskonstruktionen ins Ausland verlagerten
ewinne wieder für die Besteuerung in Deutschland zu-

ückgewonnen werden. Das ist die Aufgabe.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Joachim Poß
Die Unternehmen, die ihre Gewinne schon jetzt in
Deutschland versteuern, werden durch die Reform ent-
lastet. Der Steuer- und Investitionsstandort Deutschland
wird attraktiver. Wir wissen: Wir müssen die hohen no-
minalen Steuersätze für Kapitalgesellschaften senken,
weil ansonsten bei uns Risiken der weiteren Verlagerung
ins Ausland bestehen. Diese Verlagerungsrisiken wollen
wir beseitigen, da sie auch negative Effekte für den öf-
fentlichen Haushalt haben.

Nach den Berechnungen des Bundesfinanzministe-
riums, die von Professor Wiegard vom Sachverständi-
genrat als plausibel bestätigt wurden, werden in
Deutschland erwirtschaftete Gewinne bereits heute in ei-
ner Größenordnung von rund 60 Milliarden Euro der in-
ländischen Besteuerung entzogen. Deswegen sage ich:
Das ist noch ein hartes Stück Arbeit. Ich verweise in die-
sem Zusammenhang auch auf das, was Herr Meister hier
ausgeführt hat. Wir haben die Eckpunkte vereinbart;
aber wir können sie nur umsetzen, wenn man offen ist
für die Vorschläge des Bundesfinanzministeriums oder
auch für Vorschläge aus den Ländern, die auf die Siche-
rung der Steuerbasis zielen.

Es kann nicht angehen, dass wir unter dem anwach-
senden Druck der Lobby denen sozusagen noch nach
dem Mund reden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Diese Lobby, Wirtschaftswissenschaftler und Wirt-
schaftsjournalisten haben über Jahre gefordert: Runter
mit den nominalen Steuersätzen. Immer haben sie hinzu-
gefügt: Die Steuerbasis muss natürlich verbreitert wer-
den. Mittlerweile haben wir ein solches Konzept entwi-
ckelt, das übrigens kommunalfreundlich ist und die
kommunale Finanzierungsbasis im Interesse der Investi-
tionen in den Kommunen stärkt. Wir haben also alle Ele-
mente miteinander verbunden. Dennoch kommt die glei-
che Lobby – warum denn wohl? – und sagt: Das geht so
nicht an. – Herr Börner vom Bundesverband des Deut-
schen Groß- und Außenhandels sagte gestern: Lieber
keine Reform als diese Reform. Was stimmt denn nun
bei der Unternehmensbesteuerung?

Wir werden kritisiert. Auch in der SPD gibt es eine
kritische Diskussion über Steuergeschenke. Bei der
Linkspartei und bei den Gewerkschaften findet eine sol-
che Diskussion sowieso statt. Das ist die eine Seite. Auf
der anderen Seite melden sich die betroffenen Wirt-
schaftsverbände und die Unternehmen protestieren laut-
stark, dass wir durch dieses Konzept die Wertschöp-
fungsgrundlagen in der Bundesrepublik Deutschland
erschüttern. Was stimmt denn nun? Es kann ja nur eines
stimmen; beides geht nicht zusammen. Deswegen for-
dere ich beide Seiten auf, ihre Vorwürfe und ihre Fest-
stellungen zu überprüfen.

Ich glaube, wir haben dank des vorgelegten Konzepts,
das Peer Steinbrück und sein Haus entwickelt haben, alle
Möglichkeiten, beide Ziele zu erreichen: die nominalen
Steuersätze zu senken und die Besteuerungsgrundlagen
für die Bundesrepublik Deutschland im Interesse der
Steuerzahler zu sichern. Wir haben diese Chance. Wir

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(C (D ollten sie unter dem Druck der Lobby in den nächsten agen und Wochen nicht verspielen. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Otto Bernhardt [CDU/CSU])


Deswegen bitte ich unseren Koalitionspartner aus-
rücklich, auch im Interesse des Erfolges dieser Koali-
ion, zu versuchen, die Widerstände, von denen man je-
en Tag lesen kann, zu überwinden. Wenn das geschieht,
ann können wir, glaube ich, so gut und so optimistisch
eitermachen, wie das bisher der Fall war.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604501000

Das Wort hat die Kollegin Anja Hajduk, Fraktion des

ündnisses 90/Die Grünen.


Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604501100

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Lieber Kollege Poß, es hat schon fast Tradition,
ass ich eingangs auf Sie eingehe, wenn Sie vor mir ge-
edet haben. Wenn Sie auf den wirtschaftlichen Auf-
chwung verweisen – wir stellen ihn nicht infrage – und
ehaupten, damit seien der Opposition schon die Zähne
ezogen, dann kann ich Ihnen nur sagen: So billig
ommt die Regierung nicht davon.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN – Joachim Poß [SPD]: Nicht die Opposition! Manche Behauptungen der Opposition!)


as wollen wir einmal festhalten. Ein wirtschaftlicher
ufschwung und die jetzt in Deutschland existierende
ituation verpflichten zu wirklichen und konsequenten
eformen bei der Konsolidierung und zu Reformen bei
er sozialen Sicherung. Da ist das, was Sie nach zehn
onaten hingelegt haben, viel zu wenig. Sie hätten et-
as ganz anderes leisten müssen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


ch komme darauf noch zurück.

Ich möchte noch eine andere Vorbemerkung machen,
nd zwar zum Finanzminister Steinbrück. Ich finde, dass
ie Tonlage, die Sie bei Ihrer Rede gewählt haben, Herr
teinbrück – sie hatte für mich den Anschein von
rroganz –,


(Jürgen Koppelin [FDP]: Empfindlich ist er jetzt, ganz empfindlich!)


irklich in einem seltsamen Gegensatz – ich könnte es
uch scharf sagen: in einem lächerlichen Gegensatz –
ur Widersprüchlichkeit Ihrer Politik steht; auch darauf
omme ich noch zurück.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Jürgen Koppelin [FDP] und der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE])







(A) )



(B) )


Anja Hajduk
Angesichts dessen, was Sie schon an Niederlagen haben
einstecken müssen, etwa bei der Steuerfinanzierung im
Gesundheitsbereich, was Sie für ein chaotisches Verhält-
nis zur Beitrags- oder Steuerfinanzierung bei den Lohn-
nebenkosten anrichten, könnten Sie ein bisschen be-
scheidener auftreten oder dem parlamentarischen Streit
auch ein bisschen demütiger folgen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP und der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE])


Sie brauchen nicht meiner Meinung zu sein, aber kom-
men Sie vom Sockel herunter! Das steht Ihnen nicht gut
zu Gesicht. Ihren Humor finde ich in Ordnung, aber
nicht diese Überheblichkeit.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Jetzt ist er sauer auf fünf Jahre!)


Ich komme zum Haushalt 2007. Ich möchte in meiner
Rede auf fünf Punkte eingehen. Beginnen wir mit dem
Haushalt 2007 selbst. Auf den ersten Blick hat er zumin-
dest eine bessere Kennzahl als der Haushalt 2006; denn
man will mit einer Neuverschuldung von 22 statt
38 Milliarden Euro auskommen. Auf den zweiten Blick
stellt man fest: Das zeugt noch nicht davon, dass jetzt
wirklich eine ausreichende Konsolidierung begonnen
wird. Einer Absenkung um 16 Milliarden Euro bei der
Nettokreditaufnahme stehen 20 Milliarden Euro an Steu-
ermehreinnahmen gegenüber. Das ist nun wirklich kein
Konsolidierungskunststück.

Was Sie machen, ist einnahmefixiert. Herr Poß, ge-
rade in Zeiten guter wirtschaftlicher Rahmenbedingun-
gen muss man mehr für den Haushalt tun; da darf man
nicht nur einnahmeseitig konsolidieren.


(Joachim Poß [SPD]: Das machen wir ja auch nicht!)


Jetzt ist die Gelegenheit, wirklich weitere Reformmaß-
nahmen zu ergreifen.

Ich sage das vor dem Hintergrund, dass wir beide
doch wissen, wovon wir reden. Rot-Grün – das hat Herr
Meister zu Recht gesagt – hat im Jahr 2000 in einem
Zeitfenster mit günstiger wirtschaftlicher Entwicklung in
der Tat nicht mit den notwendigen arbeitsmarktpoliti-
schen Reformen begonnen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP sowie des Abg. Steffen Kampeter [CDU/CSU])


Rot-Grün hat erst später mit den notwendigen arbeits-
marktpolitischen Reformen begonnen, aus denen jetzt
eine gewisse Reformdividende zu verzeichnen ist.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wo waren Sie da eigentlich, Frau Hajduk?)


Die Blockade in der großen Koalition nun ist aber wirk-
lich ein Problem für das Land. Sie tun weitaus zu wenig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


Ich möchte das am Haushalt 2007 belegen. Da gibt es
zum einen eine Neuverschuldung von 22 Milliarden

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(C (D uro. Da gibt es zum anderen Risiken von 8 Milliarden uro im Arbeitsmarktbereich. Da werden nämlich die osten für das Arbeitslosengeld II mal hoppla hopp um Milliarden Euro niedriger angesetzt. Da wird unter tellt, dass die Kommunen nur 2 Milliarden Euro als usgleich für die Übernahme der Unterkunftskosten eralten. In dieser Sache hat Herr Müntefering schon im etzten Jahr sehr schnell klein beigeben müssen und das oppelte bezahlt. Eine weitere Milliarde Euro kalkulie en Sie als eine höhere Strafzahlung der Bundesagentur ür Arbeit ein, obwohl diese im Moment im ersten Areitsmarkt nachweislich enorme Vermittlungserfolge at. Das sind zusammen Risiken von 8 Milliarden Euro. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Als Nächstes fordern Sie, die Mehrwertsteuererhöhung auszusetzen!)


ie passen nicht zu der vom Finanzminister eigentlich
roklamierten neuen Ehrlichkeit und Seriosität in der
aushaltsplanung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Neben der Nettokreditaufnahme von 22 Milliarden
uro gibt es also Risiken von 8 Milliarden Euro und
von Ihnen selbst zugestanden – Einmaleffekte von

6 Milliarden Euro. Addieren Sie das doch einmal!
rotz einer massiven Steuererhöhung von über 20 Mil-

iarden Euro haben Sie weiterhin ein strukturelles Defizit
on ungefähr 46 Milliarden Euro. Das zeugt wirklich
icht von einer soliden Haushaltspolitik und einem Auf-
ruch hin zur Konsolidierung. Das ist haushaltspoliti-
cher Stillstand bei – zugegeben – günstigen wirtschaft-
ichen Rahmenbedingungen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich möchte in einem zweiten Punkt auf die Finanz-
lanung eingehen. Die Finanzplanung vermittelt viel-

eicht auch einen ehrlicheren Eindruck von der Qualität
er Haushaltspolitik. Zugegebenermaßen kann man
aushalte nicht jährlich brutal umsteuern.

Da muss man ganz nüchtern Folgendes sehen: Es
ibt, wie gesagt, erhebliche Steuermehreinnahmen. Nach
er Finanzplanung bis zum Jahr 2010 steigen die Zahlen
ei der Alterssicherung von 96 auf 103 Milliarden Euro
nd die Zinsen von 37,6 auf 44,8 Milliarden Euro. Wenn
an auf die andere Seite blickt, einmal nicht auf die al-

en Verpflichtungen, sondern in die Zukunft schaut, stellt
an fest: Die Investitionen stagnieren bei 23,3 Milliar-

en Euro. Bei Bildung und Forschung gibt es von 2006
uf 2007 einen Schub, aber ab 2007 stagnieren die Aus-
aben dafür bei 13,1 Milliarden Euro. Daran kann man
ehen: Die notwendige Umsteuerung zu einer stärkeren
usrichtung auf Zukunftsfähigkeit, auf Zukunftsinvesti-

ionen ist der großen Koalition bislang nicht gelungen;
ine solche Umsteuerung ist aus diesem Finanztableau
chlicht und ergreifend nicht abzulesen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Herr Poß, Sie haben darauf hingewiesen, dass die
ettokreditaufnahme stark abgesenkt werde. Haben Sie






(A) )



(B) )


Anja Hajduk
auch einmal in die Finanzplanung gesehen? Die Netto-
kreditaufnahme bleibt fast stetig auf dem Niveau – ich
will das gerne noch einmal nachschauen und vorlesen –
von 20 Milliarden Euro.


(Joachim Poß [SPD]: Ja, das weiß ich!)


Als Rot-Grün regiert hat, haben wir Finanzplanungen
aufgelegt, in denen die Nettokreditaufnahme gesenkt
wurde. Damals haben wir versucht, in den 10-Milliar-
den-Euro-Korridor zu kommen.


(Joachim Poß [SPD]: Das ist in der Realität leider nicht eingetreten!)


In unserer Situation, in der in ungefähr zehn, zwölf,
13 Jahren die demografische Spitzenbelastung in den öf-
fentlichen Finanzen erreicht wird, sollte eine seriöse,
langfristige Politik einen Haushaltsausgleich suchen;
von mir aus ruhig über eine Strecke von sechs Jahren.
Bei Ihnen sieht man keine Bewegung in diese Rich-
tung. – Jetzt muss Herr Schneider richtig die Zähne auf-
einander beißen, weil er mir an dieser Stelle am liebsten
Applaus geben würde.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Er klatscht in der Regel mit den Händen, Frau Kollegin!)


Ich möchte neben der Finanzplanung aber noch auf
einen weiteren Punkt zu sprechen kommen, der die
Haushaltssituation, in der wir uns befinden, in Zukunft
sehr negativ belasten wird: Das ist schlicht und ergrei-
fend die große Koalition selbst.


(Jürgen Koppelin [FDP]: So ist es!)


Sie sind bei den großen Reformthemen zutiefst gespal-
ten. Ole von Beust,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Guter Mann! Hohe Zustimmung!)


der Bürgermeister meiner Heimatstadt, hat unlängst in
einem Interview gesagt, Unternehmensteuer, Arbeits-
marktpolitik und Gesundheit, das seien die Reform-
themen, die jetzt anstünden.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Da hat er Recht!)


Man musste nur die heutige Debatte zur Unternehmen-
steuer verfolgen, um zu sehen, was hier eigentlich los
ist. Herr Poß, zu wem haben Sie eigentlich gesprochen,
als Sie dafür geworben haben, die Bemessungsgrundlage
zu erweitern? Ich hatte den Eindruck, Sie haben zur
Union gesprochen.


(Joachim Poß [SPD]: Das habe ich nicht verhehlt!)


Denn Herr Meister hat, wie man feststellen konnte, wenn
man gut zugehört hat, deutlich gemacht, dass die CDU/
CSU im Grunde weiterhin ihr Ziel verfolgt, die Gewer-
besteuer auszuhöhlen. Er hat hier deutlich gesagt, dass
die Verbreiterung der Bemessungsgrundlage nicht mach-
bar sei, nicht etwa nur mit Blick auf die Körperschaft-
steuer,

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(C (D (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Sehr gut zugehört!)


ondern auch darüber hinaus von der CDU/CSU als Ziel
icht verfolgt werde.


(Zuruf von der CDU/CSU: Sehr gut!)


Sie sagen „sehr gut“; da haben wir den Beweis. – Das
teht diametral dem entgegen, was Herr Steinbrück ge-
agt hat, nämlich dass er sich eine deutliche Tarifsen-
ung bei der Unternehmensteuer zutraue.

Das wollen wir Grünen erst einmal gar nicht infrage
tellen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Was ist eigentlich mit dem Steuerkonzept von Frau Scheel passiert, Frau Hajduk? Sagen Sie doch mal, was in dem Steuerkonzept von Frau Scheel steht!)


ir wollen aber dann den Nachweis haben, dass die Ver-
chiebung von Gewinnen und damit auch von Arbeits-
lätzen ins Ausland nicht weiter subventioniert wird,
eil wir nicht die Kraft haben, die Privilegierung der
reditfinanzierung in Deutschland wirklich einzugren-

en. Da sind Sie zutiefst gespalten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


as hat Folgen für die Haushaltsplanung ab 2008. Wenn
ie nämlich erneut einen faulen Kompromiss machen,
erden wir in der Finanzplanung wieder Haushaltslö-

her haben, die diese wirklich nicht mehr verträgt.

Ich komme zu einem weiteren Thema: Arbeits-
arktpolitik. Tiefer gespalten ging es am Ende der
aushaltsberatungen auch bei diesem Thema kaum. Die
DU/CSU hat eine Haushaltssperre bei den Fördermit-

eln für den schwierigen Bereich der Langzeitarbeits-
osen, beim Arbeitslosengeld II, erzwungen. Diese
perre hat die CDU/CSU durchgesetzt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Überschätzen Sie unseren Einfluss nicht!)


eute Morgen wurden dann 200 Millionen Euro wieder
ntsperrt. Das ist zu wenig, aber schon einmal ein Schritt
n die richtige Richtung. Die SPD hat, obwohl sie eine
ndere Arbeitsmarktpolitik gewollt hätte, bei der das
ördern, gerade bei den Langzeitarbeitslosen, von vorn-
erein nicht infrage gestellt wird, die Pille einer Haus-
altssperre schlucken müssen, damit die CDU/CSU ihr
esicht wahren kann.

Das, was ich hier schildere, ist nicht irgendein haus-
altstechnisches Problem. Diese Haushaltssperre seit
nde Juni hat in den Arbeitsgemeinschaften, zum Bei-
piel in Mecklenburg-Vorpommern jenseits von
ostock, zu einem totalen Einstellen der Vermittlungstä-

igkeit geführt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


as ist ein absoluter Widerspruch zu dem Konzept vom
ördern und Fordern. Das war nicht nur eine haushalts-

echnische Sperre, die der Gesichtswahrung der Union
iente, sondern ein Tritt gegenüber den Leuten, die in






(A) )



(B) )


Anja Hajduk
den Arbeitsgemeinschaften Vermittlungserfolge erzie-
len wollen, und gegenüber den Arbeitslosen, die davon
betroffen sind. Da sieht man: Diese Spaltung der Koali-
tion ist nicht gut fürs Land.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Jetzt komme ich zu dem ganz schweren Thema der
großen Koalition:


(Jürgen Koppelin [FDP]: Das ist der Minister selbst!)


Das ist die Gesundheitsreform.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Ach so!)


Sie bildet sich in einem sagenhaften Widerspruch in die-
sem Haushalt ab. Da hat der Herr Steinbrück mich noch
kritisiert, ich solle doch nicht so positiv über die zukünf-
tige Steuerfinanzierung in der Gesundheit reden; sie
würde – das steht auch in den Unterlagen, die wir zu den
Haushaltsberatungen bekommen haben – ab 2008 end-
gültig abgeschafft und in 2007 gäbe es nur noch
1,5 Milliarden Euro. Und was ist dann? Nachdem Sie
diese Kritik geübt haben, ist eine knappe Woche später
von der großen Koalition beschlossen worden: Ab 2008
gibt es wieder Steuergeld in Höhe von 1,5 Milliarden
Euro


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Das war ganz gezielt für einen bestimmten Zweck und nicht pauschal!)


und ab 2009 in Höhe von 3 Milliarden Euro – nur mit
dem Unterschied, dass das in der Finanzplanung nicht
berücksichtigt ist und dass Herr Steinbrück immer noch
mit den alten Einsparzielen, die Ausgaben in der Ge-
sundheit zurückzuführen, herumläuft. Das ist ein kom-
pletter Widerspruch. Was soll denn die Öffentlichkeit da-
von halten, dass Sie innerhalb einer Woche bei so einem
grundlegenden Reformthema – mehr oder weniger Steu-
erfinanzierung in den sozialen Sicherungssystemen –
völlig richtungslos auseinander laufen? Man sieht es also
auch bei der Gesundheitsreform: Die große Koalition ist
tief zerstritten. Es ist bis heute noch nicht absehbar, was
am 1. Januar 2007 gelten soll.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Auf den 1. Januar 2007 muss ich als Nächstes kom-
men. Ich habe das vielleicht nicht ganz richtig ausge-
drückt: Was ab dem 1. Januar 2007 gelten wird, das ist
ziemlich klar und entfaltet schon jetzt seine fatale wirt-
schaftspolitische Wirkung. Ab dem 1. Januar 2007 wer-
den wir eine Mehrwertsteuererhöhung um 3 Prozent-
punkte haben. Dazu kommt für die Menschen eine
Beitragssatzsteigerung um 0,4 Prozentpunkte bei der
Rente. Dann kommt bei den Krankenkassenbeiträgen
eine Steigerung um nicht nur 0,5 Prozentpunkte, wie ich
im Frühjahr noch bescheiden gedacht habe. Nein, keiner
stellt mehr in Abrede, dass im Januar 2007 die Kranken-
kassenbeiträge um mehr als 1 Prozentpunkt steigen müs-
sen. Außerdem besteht auch das Risiko – das habe ich
noch gar nicht erwähnt – einer Beitragssatzsteigerung in
der Pflegeversicherung.

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(C (D Ich kann Ihnen nur sagen: Auf die Menschen kommt m 1. Januar 2007 eine ganze Menge zu. as Bild, das Sie hier abgeben, dass die große Koalition egen des wirtschaftlichen Aufschwungs vielleicht noch icht die Sektkorken knallen lassen möchte, sich aber chon in diesem Erfolg sonnt, steht in einem krassen issverhältnis zu der Belastung, die am 1. Januar die rbeitnehmer und die Arbeitgeber treffen wird. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)


(Jürgen Koppelin [FDP]: Knüppeldick!)


Mit den Steigerungen, die ich genannt habe, kommt
an auf einen Rentenversicherungsbeitrag von 19,9 Pro-

ent und auf einen Krankenversicherungsbeitrag von
ber 14 Prozent – sagen wir einmal 14,5 Prozent; das ist
och konservativ geschätzt. Wenn man diese Zahlen ein-
al ganz einfach zusammenrechnet und sieht, dass Sie

ie Arbeitslosenversicherung zwar auf 4,5 Prozent ab-
enken, aber die Pflegeversicherung bei 1,7 Prozent plus
steht, dann wird jedem Menschen, der der Addition fä-
ig ist, klar: Das Ziel, die Lohnnebenkosten unter
0 Prozent zu drücken, ist komplett aufgegeben.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Blödsinn!)


ch frage mich: Wo ist eigentlich der Wirtschaftsminis-
er?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


as Ziel von unter 40 Prozent Lohnnebenkosten ist auf-
egeben. Das kann man, wie gesagt, leicht nachweisen.
azu ist in dieser Debatte von Ihnen gar nichts gesagt
orden.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie haben offensichtlich nicht zugehört!)


as spricht nicht für Selbstkritik und Ehrlichkeit, die Sie
ebrauchen könnten.

Ich komme zu grünen Alternativen und Vorschlä-
en. Ich will hier nur einen Punkt nennen; alles andere
ird noch im Prozess der Haushaltsberatung dazukom-
en. Der Vorschlag, den wir machen – das sage ich ganz

eutlich an die Vorredner aus der SPD gerichtet –, ist
olgender: Wenn man auf die Mehrwertsteuererhö-
ung nicht verzichten will, dann sollte man zumindest
arauf verzichten – das halten wir für unablässig –, sie
it einem abrupten Schlag um 3 Prozentpunkte zu erhö-

en. Das ist keine stetige Politik, das ist eine abrupte
olitik, die zu Verwerfungen führt. Wenn man es anders
achte, etwa indem man die Erhöhung über drei Jahre

treckt somit die Mehrwertsteuer jahresweise um
Prozentpunkt anhebt und diese Erhöhung verlässlich

nd nachweisbar komplett in die Senkung der Lohnne-
enkosten steckt, dann hielte ich das langfristig für eine
iel erfolgreichere und bessere Strategie – nicht nur für
en Arbeitsmarkt, sondern auch für den Haushalt. Da ge-
en uns viele Wirtschaftsinstitute und Experten Recht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Joachim Poß [SPD]: Aber Sie wissen doch, Anja Hajduk dass das aus Sicht der Länderhaushalte und des Bundeshaushaltes nicht ausreicht!)





(A) )


(B) )


Wir schlagen ganz konkret eine Priorität für mehr Be-
schäftigung, Herr Poß, und nicht für die Sanierung der
Haushaltslöcher bei Bund und Ländern vor. So ist es
richtig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Joachim Poß [SPD]: Sie wissen es doch besser!)


Wir wollen die Einnahmen aus dem ersten Mehrwert-
steuerpunkt zusammen mit den strukturellen Überschüs-
sen der BA konsequent für die Absenkung der Lohn-
nebenkosten im Niedriglohnbereich vorsehen. Wir
haben ein Progressivmodell entwickelt, mit dem die
Lohnnebenkosten im Niedriglohnbereich bis 1 800 Euro
stark gesenkt werden können. Dieses Geld fließt also an
die Arbeitnehmer und die Arbeitgeber zurück. Das wäre
eine intelligente Politik.

Wir bemühen uns, Ihnen diese Alternative schmack-
haft zu machen. Sie können uns nicht unterstellen, dass
wir rigoros und stur gegen Ihre Politik sind. Ich erwarte
von Ihnen, dass Sie sich mit solchen Vorschlägen kon-
struktiv auseinander setzen. Sie selber haben ja schon
ein bisschen Sorge, was am 1. Januar 2007 sonst passie-
ren wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme zum Schluss. Es wurde hier viel davon
gesprochen, dass das Vertrauen der Bevölkerung nötig
ist, dieses Vertrauen gerechtfertigt werden muss und Sie
als große Koalition dieses Vertrauen angeblich schaffen
könnten. Ich muss Ihnen sagen: Ihr selbst gesetzter An-
spruch der Stetigkeit in Ihrer Politik ist mit Blick auf die
abrupte Mehrwertsteuererhöhung nicht zu rechtfertigen.
Die versprochene Verlässlichkeit und Berechenbarkeit
Ihrer Politik ist mit dem Chaos bei der Gesundheitsre-
form überhaupt nicht in Einklang zu bringen. Auch fin-
den sich im Haushalt keine realistischen und vorsichti-
gen Annahmen im Hinblick auf die Kosten beim
Arbeitsmarkt wieder. Nach zehn Monaten haben die
Menschen deswegen das Vertrauen in die große Koali-
tion verloren.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604501200

Frau Kollegin!


Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604501300

Ich komme gleich zum Schluss, Frau Präsidentin. –

Der Sommer hat gezeigt: Die Politik ist zwar von der
Profilsuche der Partner der großen Koalition geprägt,
aber nicht von der Suche nach Lösungen für Reformen.
Das hat das Land wahrlich nicht verdient.


(Anhaltender Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Beifall bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604501400

Das Wort hat der Kollege Steffen Kampeter, CDU/

CSU-Fraktion.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1604501500

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Ich bin durch die Rede meiner Vorrednerin et-
as irritiert.


(Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ulrike Flach [FDP]: Wäre ich auch!)


och vor weniger als einem Jahr waren die Grünen als
egierungspartei für all das, was in diesem Haus be-

chlossen worden ist, mitverantwortlich. Innerhalb weni-
er Wochen halten Sie Reden, bei denen man den Ein-
ruck haben kann, dass Sie an keinen Entscheidungen,
ie nach dem Zweiten Weltkrieg im Bundestag oder in
en Landtagen getroffen worden sind, in irgendeiner
orm beteiligt waren. Ich muss ganz ehrlich sagen:
inen so hemmungslosen Populismus, eine so verant-
ortungslose Art und Weise der politischen Auseinan-
ersetzung verschlägt selbst mir die Sprache.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Frau Hajduk, wo waren Sie eigentlich, als vor einem
ahr beispielsweise der Etatentwurf der damaligen Re-
ierung nicht mehr beschlossen, sondern im damaligen
abinett lediglich zur Kenntnis genommen worden ist?
ie fordern hier, der Bundesfinanzminister möge uns
eine oberlehrerhaften Ratschläge geben.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Sehr gut!)


ber Sie waren vor einem Jahr in der Regierung. Heute
un Sie so, als ob Sie alles besser wissen. Wo waren Sie
igentlich vor einem Jahr?


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


nd da blasen Sie sich hier so kräftig auf!


(Vorsitz: Vizepräsidentin Petra Pau)


Ich gewinne langsam den Eindruck, dass die Verbes-
erung der Situation in Deutschland im Wesentlichen
amit zusammenhängt, dass die Grünen keine Regie-
ungsverantwortung mehr tragen. Das scheint mir im
ergleich zur Situation vor einem Jahr eine qualitativ
irklich positive Veränderung zu sein.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Herangehensweise unseres Koalitionspartners,
er Sozialdemokraten, die gemeinsam mit uns einen
assensturz gemacht, in schonungsloser Offenheit ge-

agt haben, was notwendig ist, und unangenehme Ent-
cheidungen getroffen haben, ist der ehrlichere Weg als
er opportunistische der Grünen. Die Erfolge dieses
ichtungswechsels in der Haushaltspolitik lassen sich
ereits am laufenden Etat ablesen.

Während in der Zeit, als die Grünen Verantwortung
etragen haben, alle Prognosen nach unten gewiesen ha-
en, werden wir aller Voraussicht nach im Etat des lau-
enden Jahres bei den Einnahmen nicht nur im Vergleich
ur Steuerschätzung, sondern auch im Vergleich zu den
nsätzen im Etat um 3 bis 4 Milliarden Euro besser ab-






(A) )



(B) )


Steffen Kampeter
schneiden. Wir haben erste Konsolidierungsmaßnahmen
eingeleitet und ein Haushaltsbegleitgesetz der „doppel-
ten Tonlage“ verabschiedet und schon stellen sich gute
Nachrichten ein. Das zeigt doch, dass sich diese Haus-
haltspolitik wesentlich von der Haushaltspolitik unter-
scheidet, für die Sie, Frau Hajduk, mit die Verantwor-
tung übernommen haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Diese verbesserte finanzpolitische Lage des
Jahres 2006 ist auch Ursache dafür, dass wir heute Mor-
gen bei der Arbeitsmarktpolitik in einer Größenord-
nung von 230 Millionen Euro nachsteuern konnten. Wir
haben erst fleißig konsolidiert, damit wir das Geld, über
das wir verfügen, dafür verwenden, was nötig ist. Des-
wegen glaube ich, dass nicht nur der Haushalt 2006, son-
dern auch der Haushaltsentwurf für 2007 – das ist der
erste Haushalt, den die Koalition vollständig zu verant-
worten hat – uns auf dem Weg der Konsolidierung vor-
anbringen.

Erstens. Erstmals wird die in der Verfassung vorgese-
hene Regelgrenze bei der Neuverschuldung im Entwurf
eingehalten; die Nettokreditaufnahme geht um 16 Mil-
liarden auf 22 Milliarden Euro zurück und liegt damit
um 1,5 Milliarden Euro unter dem Investitionsvolumen.

Zweitens. Erstmals seit vier Jahren wird das
Maastrichtkriterium wieder sicher erreicht werden.
Das wird aller Voraussicht nach schon in diesem Jahr der
Fall sein.


(Zuruf von der FDP: Aber wie?)


Das stellt einen Unterschied zu den vergangenen Jahren
dar. Es mag vielleicht auch eine kleine Bürde sein, weil
wir in den nächsten Schritten – der Kollege Meister hat
es deutlich gesagt – in Richtung ausgeglichener Etat
marschieren. Dies ist das Ziel der großen Koalition.

Schließlich drittens. Die Staatsquote sinkt; die Inan-
spruchnahme des Bürgers durch den Staat wird erheblich
weiter zurückgeführt. Wir werden am Ende dieser Legis-
laturperiode eine Staatsquote haben, die wir zuletzt vor
der Wiedervereinigung hatten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Bei diesem Konsolidierungskurs helfen uns – es ist
wichtig, das festzustellen – gute wirtschaftliche Rah-
menbedingungen. Die konjunkturelle Aufwärtsbewe-
gung der deutschen Wirtschaft hat im laufenden Jahr
deutlich an Kraft gewonnen; der konjunkturelle Knoten
ist geplatzt. Wir verzeichnen das stärkste Wachstum seit
fünf Jahren. Michael Glos hat geradezu prophetisch
schon Anfang des Jahres die Werte bei etwa 2 Prozent
gesehen; jetzt sprechen alle wirtschaftswissenschaftli-
chen Forschungsinstitute von einem Wachstum von
mehr als 2 Prozent. Damit gibt es zum ersten Mal seit
vielen Jahren ein Wachstum auch der deutschen Wirt-
schaft. 426 000 Arbeitslose weniger und 129 000 sozial-
versicherungspflichtig Beschäftigte mehr sprechen eine
sehr konkrete Sprache. Dies sind die Anzeichen einer so-
liden wirtschaftlichen Entwicklung in diesem Land.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Stand-
rts Deutschland hat sich verbessert. Ich will ausdrück-
ich festhalten, dass die Tarifvertragsparteien durch
oderate Abschlüsse einen wesentlichen Anteil daran

aben. Es ist erfreulich, dass wir erstmals seit langem ei-
en Aufschwung haben, der auch von der Binnennach-
rage, das heißt von der Zuversicht der Menschen in die-
em Land – nicht nur in den Unternehmen, sondern auch
n den Privathaushalten –, getragen wird. Diesen
chwung wollen wir in das Jahr 2007 mitnehmen. Alle
iejenigen, die noch vor wenigen Monaten in Pessimis-
us gemacht haben, was die Steuerpolitik angeht, und

inen Konjunktureinbruch für das Jahr 2007 prognosti-
iert haben, schweigen jetzt. Nationale wie auch interna-
ionale Experten sagen, dass sich dieser Aufschwung im
ächsten Jahr fortsetzen wird. Wir haben ein solides
irtschaftliches Wachstum.

Wir verschweigen den konjunkturdämpfenden Effekt
er Mehrwertsteuererhöhung nicht. Sie bleibt aber
otwendig und ist ohne Alternative. Sie ist mit dem Auf-
chwung kompatibel. Das halte ich für eine gute Bot-
chaft.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich habe gesagt: Der Kurs stimmt. Die Aufgabe ist
ber noch nicht erledigt. Deswegen gehört zu dem Bild,
as wir heute, am Beginn der Haushaltsdebatte, zeichnen
üssen, auch, dass der Bundeshaushalt selbstverständ-

ich ein Sanierungsfall bleibt.

Wenn ein Unternehmen jedes Jahr einen Verlust in
öhe von ungefähr einem Viertel seines Umsatzes
acht, wird jeder dort Beschäftigte, auch ein Mitglied

er Geschäftsführung oder des Betriebsrates, sagen: Un-
er Unternehmen befindet sich in einer schwierigen
age, es ist ein Sanierungsfall. Seit Mitte der 90er-Jahre,
it wechselnden politischen Mehrheiten, weist der Bun-

eshaushalt ein strukturelles Defizit auf, weil große
eile unserer Ausgaben nicht durch dauerhafte Einnah-
en gedeckt sind.

Wir in der Union sind der Auffassung, dass wir mit
em Haushalt, solange er nicht ausgeglichen ist, nicht
ufrieden sein können. Die Sanierungsaufgabe bleibt
lso bestehen.


(Joachim Poß [SPD]: Richtig!)


er Bundeshaushalt ist eine Sanierungsaufgabe für uns
lle.


(Joachim Poß [SPD]: Die Länderhaushalte auch!)


ieser Aufgabe werden wir uns in dieser Legislatur-
eriode engagiert stellen. Für Entwarnung gibt es – weiß
ott! – keinen Grund. Wir müssen den Sparkurs fortfüh-

en.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Steffen Kampeter
Ziel der Union ist in diesem Zusammenhang, die
Kreditaufnahme des Bundes im Laufe der Legislatur-
periode unter die 20-Milliarden-Euro-Grenze zu senken.
Dazu bedarf es zusätzlicher Anstrengungen, insbeson-
dere auf der Ausgabenseite. Wir wollen eines zurückge-
winnen: das Vertrauen der Menschen in die Finanz- und
Haushaltspolitik dieses Landes. Die ersten Signale gibt
es schon: steigendes Verbrauchervertrauen und steigen-
des Investorenvertrauen. Es muss jedoch deutlich wer-
den: Das sind keine Eintagsfliegen, vielmehr muss die
Konsolidierung nachhaltig und generationengerecht
sein. Deswegen werden wir auf diesem Kurs gemeinsam
mit unserem Koalitionspartner weiter voranschreiten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir wollen keine Wunschlisten anlegen und keine
voreiligen Schlüsse ziehen. Eine Schwalbe macht noch
keinen Frühling.


(Zurufe von der SPD: Sommer!)


Die Konsequenz und Beharrlichkeit bei den beschlosse-
nen Maßnahmen zeigen die entsprechende nachhaltige
Stärkung der Auftriebskräfte.

Ich begrüße ausdrücklich, Herr Finanzminister, dass
Sie festgestellt haben, dass der Löwenanteil an den
Mehreinnahmen 2006 zur Senkung der Nettokreditauf-
nahme verwendet wird. Die Union ist der Auffassung,
dass der Löwe ebenso wie der Löwenanteil ziemlich
groß sein muss. Die Formulierung lässt ein kleines Hin-
tertürchen. Die Löwen der Union, insbesondere die
bayerischen, sind ausgesprochen groß. Das sollten Sie
zur Kenntnis nehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich will noch ein Wort zur Situation der Bundesagen-
tur für Arbeit sagen. Wir haben in der Debatte deutlich
herausgearbeitet, dass der Überschuss nachhaltig und so-
lide ist. Das war die Voraussetzung dafür, dass man über
Beitragsabsenkungen nachdenken kann. Wir von der
Union sind der Auffassung: Der nachhaltige Anteil des
Überschusses sollte frühestmöglich zur weiteren Absen-
kung der Sozialversicherungsbeiträge verwandt werden.
Hier sehen wir noch Spielräume. Ich denke, wir befinden
uns darüber seit einigen Tagen in einem guten Gespräch.
Ich hoffe, dass wir relativ rasch zum Abschluss der Ge-
spräche kommen werden. Dies ist insbesondere vor dem
Hintergrund wichtig, dass wir in niedrigen Sozialversi-
cherungsbeiträgen, mehr Wachstum und mehr Haus-
haltseinnahmen einen sinnvollen Beitrag zur Konsolidie-
rung sehen. Die Union ist für weitere Gespräche
ausgesprochen offen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Folge des Klimawechsels in diesem Hause ist, dass
auch über Haushaltsrisiken nicht nur von der Opposi-
tion, sondern sogar noch intensiver von der Regierungs-
koalition gesprochen wird. Für Entwarnung ist aber noch
nicht die richtige Zeit, das will ich deutlich machen. Na-
türlich sehen wir uns Haushaltsrisiken gegenüber. Ich
bin der Auffassung, dass man eine Regierung auch da-
durch unterstützen kann, dass man die Haushaltsrisiken

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(C (D ffen anspricht, um die Begehrlichkeiten bezüglich des tats gering zu halten. Die Vorgaben des Art. 115 des Grundgesetzes halten ir ein – um anderthalb Milliarden Euro –; das habe ich ereits ausgeführt. Das ist nicht die Welt und zeigt, dass ir hier noch nachbessern und Vorsorge treffen können. Es ist offen angesprochen worden, dass es erhebliche einungsunterschiede im Haus hinsichtlich der Enticklungen auf dem Arbeitsmarkt gibt. Wir teilen nicht ie pessimistische Sicht der Dinge, aber wir sind der einung, dass wir uns in den Haushaltsberatungen sehr ntensiv mit allen Titeln der Arbeitsmarktpolitik – soohl auf der Einnahmeals auch auf der Ausgaben eite – auseinander setzen müssen. Zweifelsohne ist das falsch, was Bündnis 90/Die Grüen hier vorgetragen haben. Sie sprachen davon, dass es m 8 Milliarden Euro Mehrbedarf geht. Zweifelsohne ichtig bleibt aber, dass wir uns diese Titel sehr genau nschauen müssen. Das ist insbesondere vor dem Hinterrund nötig, dass die Unionsfraktion gemeinsam mit der PD beabsichtigt, noch in diesem Jahr Vorschläge dazu u machen, wie wir die Gerechtigkeitslücke in der Areitsmarktpolitik weiter schließen können. Die Gerechigkeitslücke in der Arbeitsmarktpolitik entsteht, wenn ir Geld nicht für das ausgeben, wofür die Steuerzahler s einsetzen wollen. Es ist aber gleichermaßen ungeecht, arbeitsmarktpolitische Mittel mit der Gießkanne u verteilen. Arbeitsmarktpolitische Mittel müssen dieenigen erreichen, die tatsächlich bedürftig sind, die die ilfe des Staates in Anspruch nehmen müssen. Nach un erer Auffassung besteht auf diesem Gebiet eine erheblihe Gerechtigkeitslücke. Diese Gerechtigkeitslücke wollen wir beispielsweise urch die Effektivierung der arbeitsmarktpolitischen nstrumente schließen. Im steuer-, wie im beitragsfinanierten Bereich gibt es 70 bis 80 arbeitsmarktpolitische nstrumente. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Arbeitsarktpolitik gerecht sein kann, wenn sie mit einer olchen Vielzahl bürokratischer und wenig effektiver nstrumente vollzogen wird. ch glaube, wir sollten insbesondere auf diesem Gebiet insparpotenziale suchen, und zwar ohne die Betroffeen – Herr Poß, Sie haben das angesprochen – mit Leisungskürzungen zu konfrontieren. Die Notwendigkeit on Leistungskürzungen kann man leicht in Abrede stelen. Ich glaube, die Effektivierung arbeitsmarktpoliticher Instrumente kann in diesem Zusammenhang einies bringen. Ein weiteres Haushaltsrisiko besteht im Bereich der insen. Wir haben in den vergangenen Jahren – darüber ill ich offen reden – von der Niedrigzinspolitik profi iert und sie stillschweigend zur Kenntnis genommen. etzt gibt es eine muntere Debatte über Zinserhöhungen. ie Unabhängigkeit der Notenbanken stellen wir nicht nfrage. Im Koalitionsvertrag kann ich keine Stelle entecken, aus der das abgeleitet werden könnte. Steffen Kampeter (Beifall der CDU/CSU und der FDP – Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Steinbrück hat sich dazu geäußert!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Ich will all denjenigen, die sich zu der Fragestellung, wie
sich die Zinsen zukünftig entwickeln, äußern, raten: Die-
ses Thema kann man in das Nachtgebet einbeziehen; bei
öffentlichen Verlautbarungen wäre ich zurückhaltend.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat doch aber der Finanzminister gemacht!)


Dafür gibt es zwei Gründe: Erstens. Wir stehen zur
Aufgabenteilung zwischen der Politik, die die strukturel-
len Anpassungen vornehmen soll, und der Notenbank,
die für die Geldpolitik zuständig ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Zweitens habe ich nicht den Eindruck, dass Mäßigungs-
appelle an die Zentralbank produktiv sind. Um es kon-
kret zu sagen: Ich vermute, dass öffentliche Appelle eher
kontraproduktiv sind.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Das heißt: Wenn man niedrige Zinsen haben möchte,
dann sollte man zu diesem Thema besser schweigen.

Wir haben klare Ziele für die Haushaltsberatungen im
Jahre 2007. Die Union steht gemeinsam mit ihrem Part-
ner für seriöse Finanzen. Nachdem in den vergangenen
vier Jahren gegen die Maastrichtkriterien verstoßen
wurde, wollen wir sie nicht nur 2006, sondern auch in
den Folgejahren – bis wir einen ausgeglichenen Haushalt
haben und darüber hinaus – einhalten. Wir wollen einen
verfassungskonformen Bundeshaushalt. Das heißt,
die Höhe der Investitionen muss deutlich über der Höhe
der Nettokreditaufnahme liegen. Mehr Forderungen an
den Etat können vor diesem Hintergrund nicht realisiert
werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Am Ende dieser Legislaturperiode – so die Forderung
der Union – sollte die Neuverschuldung wieder deutlich
unter 20 Milliarden Euro liegen. Wir dürfen aufgrund
unserer Verantwortung gegenüber den nachfolgenden
Generationen bei der Nettokreditaufnahme nicht aasen,
sondern müssen sparsam sein. Die Grenze muss deutlich
unterschritten werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir wollen die Staatsquote auf das Niveau von 1989
absenken, nämlich auf unter 44 Prozent. Wir glauben,
dass die Entscheidung, wofür Geld ausgegeben wird,
eher beim Bürger als beim Staat liegen sollte. Wir glau-
ben, dass dieser Grundsatz vor allem für die Ausgaben-
seite gelten sollte. Wenn ich mir die mittelfristige
Finanzplanung anschaue, dann stelle ich fest, dass wir
kein Einnahmeproblem haben.

Wir werden an allen konstruktiven Beiträgen zur Aus-
gabensenkung, die von der Opposition und innerhalb der
Koalition vorgelegt werden, gerne mitarbeiten. Wir wol-

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(C (D en die Risiken – ich habe einen Teil davon benannt; ollege Poß sprach die auswärtige Politik an –, beherr chen. Wir wollen einen soliden Etat beraten. Ende Noember wollen wir mit gutem Gewissen sagen können: as ist das, was möglich ist. Das ist solide. Das ist unser eitrag für eine gute Zukunft dieses Landes. Das Wort hat der Kollege Dr. Hermann Otto Solms ür die FDP-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Ich will eines vorausschicken: Die FDP freut ich genauso wie die Bundesregierung über die leichte onjunkturelle Erholung, die wir gegenwärtig erleben önnen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Stärkstes Wachstum seit fünf Jahren, Herr Solms!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604501600

(Beifall bei der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604501700

as ist eine Freude für uns alle. Es ist aber nicht so, dass
as auf das Handeln dieser Bundesregierung zurückzu-
ühren wäre. Das wäre ein gewaltiger Trugschluss.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


an kann geradezu sagen: Die konjunkturelle Erholung
indet trotz dieser Bundesregierung statt.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


enn sie ist auf eine Politik der Verbesserung der Ange-
otsbedingungen in den letzten Jahren zurückzuführen.

Die wesentlichen Punkte dabei waren: die zurückhal-
ende Politik der Tarifvertragsparteien,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das habe ich angesprochen, Herr Kollege!)


ie maßvolle Zinspolitik der Europäischen Zentralbank,


Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1604501800
Auch ange-
sprochen!)

ber auch die Politik der Steuersenkung der Vorgänger-
egierung insbesondere bei der Einkommen- und Kör-
erschaftsteuer.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist unstrittig!)


In diesem Zusammenhang, Herr Finanzminister
teinbrück, möchte ich in Erinnerung rufen: Als die alte
ürgerliche Koalition eine grundsätzliche Steuerreform
uf den Weg gebracht hat – Stichwort: Petersberger
eschlüsse –, hat die SPD-Opposition unter dem dama-

igen Parteivorsitzenden Lafontaine ihre Blockademög-
ichkeiten im Bundesrat genutzt. Die Steuerreform ist
icht zustande gekommen, obwohl sie im Bundestag
ine Mehrheit gefunden hatte. Damit ist viel Zeit






(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms
verschwendet worden. Denn wir hätten schon einige
Jahre früher eine angebotsorientierte Politik betreiben
können.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Als die rot-grüne Regierung diese Steuerreform auf
den Weg gebracht hat, hätten wir sie im Bundesrat blo-
ckieren können. Wir haben es aber nicht getan. Durch
das Mitwirken von Rainer Brüderle und Kurt Beck, Ih-
rem neuen Parteivorsitzenden, in Rheinland-Pfalz haben
wir durchgesetzt, dass die Steuerreform tatsächlich ins
Gesetzbuch gekommen ist


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist nur ein Teil der Wahrheit, Herr Solms, das wissen Sie!)


und dass der Spitzensteuersatz von 45 auf 42 Prozent ge-
senkt worden ist.


(Beifall bei der FDP)


Deswegen fühle ich mich – mit der FDP – mitverant-
wortlich für die positiven Entwicklungen, die wir gegen-
wärtig erleben.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir auch!)


Diese Politik der Entlastung und der Verbesserung der
Angebotsbedingungen müsste jetzt fortgesetzt werden.
Diese Bundesregierung tut aber genau das Gegenteil.


(Beifall bei der FDP)


Sie erhöht die Kosten, sie erhöht die Steuern, sie erhöht
die Beiträge und baut die immense Bürokratie nicht ab.
Ich möchte einige Beispiel in Erinnerung rufen: Das
wichtigste ist natürlich die Erhöhung der Mehrwert-
steuer. Das ist ökonomisch gesehen ein grundsätzlicher
Fehler.


(Beifall bei der FDP)


Weitere Beispiele sind die Erhöhung der Versicherungs-
steuer, die Erhöhung der Einkommenssteuer unter dem
Stichwort Reichensteuer – man findet immer schöne Be-
gründungen für Steuererhöhungen –,


(Zuruf von der SPD: Das betrifft aber nicht viele!)


die Verschlechterung bei der Pendlerpauschale, keine
Abzugsfähigkeit der Kosten für das Arbeitszimmer,
Streichung der Abzugsfähigkeit der Steuerberatungskos-
ten und die Halbierung des Sparerfreibetrags. Das wird
jetzt in das Jahressteuergesetz gemogelt, damit es mög-
lichst nicht auffällt. Allein diese Steuererhöhungen
werden die Bürger und Unternehmen im nächsten Jahr
um 27 Milliarden Euro zusätzlich belasten. Wie soll das
die Konjunktur fördern?


(Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Sie sind sonst immer gegen Subventionen!)


Wie soll das den Menschen die Möglichkeit geben, mehr
zu konsumieren, mehr zu investieren oder mehr Eigen-
vorsorge für das Alter und für die Risiken des Lebens

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(C (D orzunehmen? Sie fordern das immer, aber Sie nehmen hnen die finanziellen Möglichkeiten, dies zu tun. Dazu kommen die Erhöhungen der Beiträge zur Renenversicherung, zur Krankenversicherung und vermutich auch zur Pflegeversicherung, sodass die Senkung er Beiträge zur Arbeitslosenversicherung gleich wieder ompensiert wird. Eine Entlastung bei den Sozialkosten indet nicht statt. Das ist die falsche Politik; von Entlasung keine Spur. Die Ausgaben für soziale Sicherung achen unverändert die Hälfte des Budgets aus. An ei er Flexibilisierung der Kernbereiche des Arbeitsmarkes traut sich die Regierung nicht heran. Betriebliche ündnisse für Arbeit sind vergessen. Die Liberalisierung es Kündigungsschutzes ist passé. Eine langfristige Abenkung der Lohnzusatzkosten ist Schnee von gestern. ibt es eine tragfähige Gesundheitsreform? Fehlanzeige. anz im Gegenteil: Die gesundheitspolitische Diskus ion ist das reinste Chaos und der Bürger wendet sich it Schrecken ab. Die Bürger werden zur Kasse gebeten. as ist die Quintessenz dieser Politik; die ist schlicht alsch. Die Koalition wird damit scheitern. Deshalb fordern ir, die FDP, die Angebotsbedingungen für Investitioen und Konsum konsequent zu verbessern. Nur so könen wieder Arbeitsplätze entstehen. Ganz konkret – wir aben gestern einen Antrag dazu eingebracht –: Nehmen ie die Erhöhung der Mehrwertsteuer zurück. Die Eröhung ist falsch und nicht notwendig. Denn die Steuerinnahmen, die aufgrund der konjunkturellen Entwickungen in diesem Jahr stärker sprudeln, kompensieren as erwartete Mehraufkommen bereits. (Beifall bei der FDP – Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Ja, ja! Die ganzen 3 Prozent?)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


Zweitens. Legen Sie ein durchdachtes Konzept für
ine Unternehmensteuerreform vor, in dem die Unter-
ehmen, egal in welcher Rechtsform sie agieren, gleich
ehandelt und gleich belastet werden,


(Beifall der Abg. Ulrike Flach [FDP])


ei dem das Besteuerungsniveau auf das durchschnittli-
he europäische Niveau gesenkt wird und das nicht
urch die Einbeziehung von Kostentatbeständen in die
esteuerung gegenfinanziert wird. Wie Sie das technisch
achen, ist völlig egal. Aber das ist ein grundsätzlicher
ehler. Das ruiniert den deutschen Mittelstand,


(Joachim Poß [SPD]: Der ist davon überhaupt nicht betroffen!)


er ja in aller Regel mit nur 10 bis 20 Prozent Eigenkapi-
al leben und sich zu 80, 90 Prozent fremdfinanzieren
uss. Hier geht es um die Existenz des Mittelstandes.


(Beifall bei der FDP – Joachim Poß [SPD]: Das ist doch richtig dummes Zeug!)


Drittens. Beginnen Sie endlich mit der Vereinfachung
es Steuersystems. Das haben alle Parteien in ihren






(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms
Wahlkampfparolen gefordert. Nichts ist bis jetzt gesche-
hen.

Viertens. Überprüfen Sie Ihr Jahressteuergesetz 2007,
in dem auf 127 Seiten herumgeregelt wird.

Fünftens. Führen Sie die Abgeltungsteuer auf Kapi-
talerträge ein. Schaffen Sie endlich eine Bundesfinanz-
verwaltung, die auch Sie, Herr Bundesfinanzminister,
immer gefordert haben; dabei unterstützen wir Sie.

Sechstens. Senken Sie die Beiträge zur Arbeitslosen-
versicherung um mindestens 2,5 Prozentpunkte.


(Zuruf von der SPD: Was? Mehr nicht?)


Siebtens. Stoppen Sie die Diskussion über die Ge-
sundheitsreform.

Achtens. Beginnen Sie endlich zu sparen, und zwar
beim Staat und nicht beim Bürger.


(Beifall bei der FDP)


Die ökonomische Wirkungskette gilt auch heute
noch: Nur weniger Steuern und Abgaben bringen mehr
Arbeitsplätze. Nur mit mehr Beschäftigten hat der Staat
mehr Steuer- und Beitragseinnahmen. Nur so erreichen
Sie eine nachhaltige Konsolidierung des Bundeshaushal-
tes und der anderen Haushalte.

Entweder fehlt Ihnen der Mut zu dieser Politik oder
die Einsicht. Beides ist verhängnisvoll. Wir brauchen im
Interesse der Bürgerinnen und Bürger Fortschritt in
Deutschland.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604501900

Das Wort hat der Kollege Carsten Schneider für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)



Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1604502000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich habe während der heutigen Debatte, die ich aufmerk-
sam verfolgt habe, neue und alte Freunde kennen gelernt
bzw. wiedergefunden. Ich hatte den Eindruck, Frau
Hajduk, dass nach Ansicht der alten Freunde von den
Grünen alles, was in der rot-grünen Regierungszeit ge-
schehen ist, super war. Dieser Auffassung bin auch ich.
Bei den neuen Freunden von der Union hatte ich den
Eindruck, dass sie alles, was in dieser Zeit auf den Weg
gebracht wurde, schlecht fanden, dass aber, seitdem die
Union mitregiert, alles super ist. Ich glaube, die Wahr-
heit liegt irgendwo in der Mitte: Es liegt an der Konti-
nuität der Regierungsbeteiligung der SPD.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD – Lothar Mark [SPD]: Jawohl! Die Wahrheit muss ausgesprochen werden! – Jürgen Koppelin [FDP]: Ha, ha! Was für ein Brüller!)



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(C (D Glauben Sie mir: Ich kann das von beiden Seiten ganz ut beurteilen, insbesondere weil das Bundesfinanzmiisterium seit nunmehr acht Jahren in sozialdemokraticher Hand ist. Kolleginnen und Kollegen, die Haushaltsdebatte 2007 nd die Finanzplanung bis 2010, die bereits Gegenstand er heutigen Debatte war, sind von einem Gesetzentwurf ekennzeichnet, der mutig ist und in den die Erfahrunen aus der Vergangenheit eingeflossen sind. Im Hinlick auf die konjunkturellen Rahmendaten und die öhe der Steuereinnahmen wurden vorsichtige, konserative Schätzungen zugrunde gelegt. Dieser Gesetzenturf verdeutlicht die Entschlossenheit der Koalition, die iele, die sie sich in der Haushaltsund Finanzpolitik esetzt und im Koalitionsvertrag festgehalten hat, umzuetzen. Mit dem Haushaltsbegleitgesetz 2007 haben wir soohl auf der Einnahmeals auch auf der Ausgabenseite trukturelle Veränderungen vorgenommen. Ich perönlich bin der Auffassung – das mag eine kleine Remiiszenz an die vergangenen Jahre sein –, dass das schon rüher hätte geschehen können, hätte der Bundesrat, insesondere was die Einnahmeseite betrifft, an der einen der anderen Stelle Einsicht gezeigt. (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Anna Lührmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ass er das nicht getan hat, hat uns in den vergangenen
ahren immer wieder, gerade beim Steuervergünsti-
ungsabbau, geschadet und zu geringeren Steuereinnah-
en geführt. Das haben wir jetzt korrigiert. Auch an die-

er Stelle sei auf den maßgeblichen Einfluss der SPD auf
ie Kollegen von der Union hingewiesen.

Auf der Ausgabenseite haben wir deutliche Einspa-
ungen vorgenommen. Nicht, wie die FDP das fordert
um Gottes willen; wir wollen keinen Staat, den sich

ur Reiche leisten können –, aber so, dass sich die nor-
alen Bürgerinnen und Bürger sicher sein können, dass

er Deutsche Bundestag solide mit dem ihm anvertrau-
en Geld umgeht. Die Ausgabensteigerung liegt für 2007
ei 0,2 Prozent, im gesamten Finanzplanungszeitraum
is 2010 bei gerade einmal 0,7 Prozent. Bei einer unter-
tellten Inflationsrate von über 1 Prozent – was wahr-
cheinlich ist; hoffentlich liegt sie unter 2 Prozent – ent-
pricht dies einer Ausgabensenkung, und dies trotz der
ehrausgaben, die wir in den vergangenen Jahren im
ereich des Arbeitsmarktes und der sozialen Siche-

ungssysteme hatten.

Der eingeschlagene Kurs, nämlich 2006 den Anschub
u geben, die Konjunktur auf Fahrt zu bringen, war in-
erhalb der SPD – das muss ich auch für mich persön-
ich sagen – nicht unumstritten. Nun stimulieren wir die

irtschaft mit einem 25-Milliarden-Euro-Wachstums-
aket, wir erhöhen damit die Mittel für Forschung um
Prozent und setzen Akzente bei den Infrastrukturinves-

itionen. Ich glaube, das ist richtig, insbesondere weil
ich die Bevölkerung und die Wirtschaftsakteure darauf
erlassen können, dass die Maßnahmen, die wir ange-
ündigt haben, auch umgesetzt werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Carsten Schneider (Erfurt)

Dieses Vertrauen in eine stetige Finanzpolitik ist für den
sich jetzt deutlich abzeichnenden Konjunkturauf-
schwung entscheidend, entscheidender als kurzfristiges
Hoch und Runter von Steuersätzen oder auch – um die
aktuelle Debatte aufzugreifen – des Beitrags zur Arbeits-
losenversicherung. Wichtiger ist langfristige Stabilität,
dass sich die Bürgerinnen und Bürger darauf verlassen
können, dass diese Bundesregierung und dieses Parla-
ment langfristig im Blick haben, einen Haushalt vorzu-
legen, der nicht nur dem Art. 115 des Grundgesetzes
entspricht, sondern auch – in der nächsten Legislatur-
periode – ausgeglichen ist.

Die Konjunkturdaten für die Bundesrepublik
Deutschland, insbesondere die Wachstumsraten im ers-
ten und zweiten Quartal, zeigen, dass das Wachstum ro-
bust ist. Im zweiten Quartal hatten wir real ein Wachs-
tum von 0,9 Prozent; das ist mehr, als die Vereinigten
Staaten in diesem Quartal hatten. Viel wird jetzt davon
abhängen, wie sich die Rohstoffpreise, insbesondere der
Ölpreis, entwickeln. Es kommt aber auch darauf an, wie
sich die konjunkturelle Situation in den USA entwickelt,
die ja immer Wachstumsmotor für uns waren und die ein
sehr stark exportgetriebenes Wachstum hatten. Ich sehe
da mehr Licht als Schatten am Horizont. Dementspre-
chend bin ich, was die Steuereinnahmen betrifft, auch
eher zuversichtlich.

Ich will aber auch klar unterstreichen, was der Bun-
desfinanzminister ausgeführt hat: Wenn wir in Zeiten
guter Konjunktur zusätzliche Steuereinnahmen erzielen
sollten, müssen wir diese zur Senkung der Neuverschul-
dung verwenden.


(Beifall bei der SPD – Lothar Mark [SPD]: Ganz genau so muss das sein!)


In den vergangenen Jahren haben wir eine antizyklische
Politik betrieben. Ich halte es für richtig, dass man in ei-
nem Abschwung nicht hinterherspart; das funktioniert
nicht. Da sollte sich der eine oder andere Ökonom ein-
mal an die eigene Nase fassen und bei seinen Modellen
nicht so tun, als gäbe es den Faktor Staat nicht. Jetzt ist
jedoch der entscheidende Zeitpunkt, um für die zukünf-
tige Finanzentwicklung noch Maßstäbe zu setzen und
die Neuverschuldung oder die Privatisierungserlöse zu-
rückzufahren.

Werfen wir noch einen Blick auf die konjunkturelle
Situation: Auffällig ist nicht nur der deutliche Anstieg
der Ausrüstungsinvestitionen, sondern auch dass die
Baukonjunktur, die in den letzten Jahren geschwächelt
hat, Zuwächse zu verzeichnen hat – 2,5 Prozent – und
erstmals auch der private Konsum, mit 0,5 Prozent. Wir
sind insgesamt auf einem guten Weg. Von daher muss
die Finanzpolitik jetzt die unterstützenden Maßnahmen,
die angekündigt und auch beschlossen worden sind,
durchsetzen.

Durchsetzen heißt letztendlich auch Verlässlichkeit
und kein ständiges Hin und Her.

Alle Anträge der FDP zur Aushebelung der Mehr-
wertsteuererhöhung und zu allen anderen Punkten, die
ich so sicher erwartet habe wie die Tatsache, dass es im
Winter schneit, sind meines Erachtens ziemlich kurz-

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(C (D ichtig. Wenn Sie sagen, dass Sie die Erhöhung nicht ollen, dann müssen Sie an dieser Stelle auch sagen, wo ie die Mehreinnahmen durch die Mehrwertsteuererhöung, die wir im Bundeshaushalt mit 7 Milliarden Euro erbuchen – dieser Anteil ist allein für den Bund vorgeehen –, stattdessen erzielen wollen. Wenn Sie den Buneshaushalt zur Grundlage nehmen und berücksichtigen, ass wir im Bereich der öffentlichen Sicherheit nicht paren wollen, dann wissen Sie, dass Sie die Mittel letztndlich nur noch im Sozialbereich kürzen können. Wir ls SPD wollen dies nicht. (Beifall bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Effektivität, Herr Kollege!)


Schauen Sie sich den Sozialhaushalt an! Der Gesamt-
aushalt hat ein Volumen von 267 Milliarden Euro. Der
ozialetat macht 120 Milliarden Euro aus. Danach folgt
ie Zinsbelastung mit 38 Milliarden Euro. Der Verteidi-
ungshaushalt hat einen Umfang von 22 bis 24 Milliar-
en Euro, je nachdem worauf wir uns während der Bera-
ungen einigen. Danach kommt der Verkehrshaushalt. In
iesen Bereichen wollen Sie auch nicht sparen. Wenn
ie die Steuermehreinnahmen wirklich nicht wollen,
ondern den Staat zurückschneiden wollen, wie Sie das
nkündigen, dann müssen Sie auch sagen, dass Sie bei
en Renten nicht nur keine Steigerungen, sondern tat-
ächlich Kürzungen wollen. Um das klar und deutlich zu
agen: Dies findet nicht unsere Zustimmung.


(Beifall bei der SPD)


Es trifft auch nicht auf unsere Zustimmung, wenn Sie
as bei den Empfängern von Arbeitslosengeld II versu-
hen. Um das klar zu sagen: Wir haben dort ein haushal-
erisches Risiko. Für das Jahr 2007 haben wir
1,4 Milliarden Euro veranschlagt. Ich hoffe, dass dies
ealistisch ist. Wir werden das im Laufe der Beratungen
och sehen. Ich denke, das ist insbesondere dann realis-
isch, wenn sich der abzeichnete Konjunkturaufschwung
icht nur für die Empfänger von Arbeitslosengeld I, son-
ern auch für die Empfänger von Arbeitslosengeld II
uswirkt. Dafür ist aber notwendig, dass wir, wie es bei
en Hartz-Reformen angedacht war, nicht nur das For-
ern, sondern auch das Fördern betonen.

Aus diesem Grund haben wir als Koalition heute
orgen die Sperre beim Eingliederungstitel in Höhe von

30 Millionen Euro aufgehoben, damit die Arbeitsagen-
uren vor Ort Planungssicherheit bis zum Ende des Jah-
es haben, um entsprechende Maßnahmen zu bezahlen
nd Menschen wieder in Beschäftigung zu bringen.


(Beifall bei der SPD)


as geht nur mit beiden Seiten. Ihre Forderung, um
,5 Milliarden Euro zu kürzen – das wäre eine Halbie-
ung dieses Betrages –, würde dazu führen, dass die
eute überhaupt keine Chancen mehr hätten. Von daher

indet das absolut nicht unsere Zustimmung, sondern das
tößt auf unsere entschiedene Ablehnung.


(Roland Claus [DIE LINKE]: Dass Sie gesperrt haben, ist doch der Skandal!)


Ich komme zu einem weiteren Punkt, der sich in den
eratungen zu diesem Haushaltsplan niederschlagen






(A) )



(B) )


Carsten Schneider (Erfurt)

wird. Wir müssen uns die Steuerentwicklung natürlich
sehr genau anschauen. Ich möchte aber klar sagen, dass
ich für zusätzliche Ausgabewünsche keinerlei Spiel-
raum sehe.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich sage das ganz gezielt auch an die Kabinettskollegen
von Finanzminister Steinbrück. Es kann nicht sein, dass
der eine oder andere immer fordert, er müsse mehr spa-
ren, mehr tun und dieses oder jenes finanzieren, während
er den Finanzminister auf der anderen Seite durch die
Hintertür mit Forderungen konfrontiert, was dazu führt,
dass es immer mehr Wünsche nach Mehrausgaben gibt.
Wir kennen das als Haushälter natürlich. Ich weise dies
entschieden zurück.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Bevor tatsächlich Mehrausgaben gefordert werden,
muss klar sein, dass diese sachgerecht sind und sich in
den tatsächlichen Begebenheiten widerspiegeln. Ich
glaube nicht, dass man die Situation nutzen sollte, die ei-
nem die derzeitige politische Diskussion eröffnet. Es
geht nicht, die Zahlen immer gleich zu lassen und nur
die Begründung ab und zu zu ändern. Ich denke, den
Eingeweihten ist bekannt, worum es geht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich möchte noch zu einem weiteren Punkt kommen,
nämlich dem Bund-Länder-Verhältnis. Wir haben nicht
nur die Föderalismusreform durch den Bundestag ge-
bracht, sondern wir haben in den nächsten Monaten auch
die Föderalismusreform II vor uns. Ich lege Hoffnung in
dieses Projekt, auch wenn ich weiß, dass es viele Wider-
stände geben wird, wenn es hart auf hart kommen und
vor allem ums Geld gehen wird. Ich glaube aber, dass es
bezüglich der Gesamtrahmenbedingungen, unter denen
wir haushaltswirtschaftlich arbeiten – insbesondere be-
zogen auf die Verschuldungsgrenzen und die Abstim-
mung im Finanzplanungsrat –, Optimierungsmöglich-
keiten gibt. So wie ich die eine oder andere Debatte auch
auf der Länderseite sehe, hoffe ich, dass es dort zu einer
Einigung kommt.

Diese Einigung darf nicht daran scheitern, dass wir
uns über solche Sachfragen zerstreiten. Wir müssen ins-
besondere zu einer stärkeren Koordinierung in der Aus-
gabenpolitik zwischen dem Bund und den Ländern kom-
men. Darüber hinaus brauchen wir eine Umsetzung des
europäischen Stabilitätspaktes in nationales Recht, wie
wir das in einem ersten Schritt bei der Aufteilung der
Sanktionszahlungen zwischen Bund und Ländern im
Rahmen der Föderalismusreform I bereits getan haben.
Ich bin aber ausdrücklich dagegen, dies mit Fragen der
Finanz- und Steuerverteilung zu verknüpfen. Eine sach-
fremde Debatte nach dem Motto „Was bleibt mir am
Ende übrig?“ halte ich an dieser Stelle für schädlich,
weil sie zu einem Wettbewerbsföderalismus führen
würde.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich möchte noch kurz auf die bereits vom Kollegen
Poß und vom Kollegen Meister angesprochene Unter-

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(C (D ehmensteuerreform eingehen. Ich unterstütze die Buneskanzlerin ausdrücklich und nachhaltig in ihrer Posiion. Der Auffassung, dass die vorgesehene Reform die nternationale Wettbewerbsfähigkeit unserer Unterneh en erhält und die Steuersätze angepasst werden müsen, habe ich nichts hinzuzufügen. Der Maximalbetrag von 5 Milliarden Euro Entlasung, den sie genannt hat, sollte aber nur ein Mittelwert ein. Ich unterstütze dies nachdrücklich, weil ich der einung bin, dass wir es uns nicht leisten können, auf er einen Seite die Vorgaben des Grundgesetzes und des aastrichtvertrages einzuhalten und die Ausgaben zu eckeln – das unterstütze ich –, aber dann auf der andeen Seite die Einnahmen zu vernachlässigen. Ich finde, s ist eine Verpflichtung der Unternehmen, dass sie hier hre Steuern zahlen. Jeder Art und Weise – Sie haben die insgeschäfte angesprochen –, die dazu führt, dass hier rwirtschaftetes Geld nicht hier versteuert wird, muss inhalt geboten werden. Ich möchte, an die FDP gerichtet, mit einem Zitat von ertolt Brecht (Zurufe von der SPD: Hört! Hört! – Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: FDP und Brecht!)


(Beifall bei der SPD)


us der gerade hier in Berlin aufgeführten „Drei-
roschenoper“ enden, die ziemlich kritisiert wurde. Ich
inde die Inszenierung gut; aber darüber lässt sich strei-
en. Ich beziehe mich auf die erste Verfilmung der „Drei-
roschenoper“ von 1930, in der es heißt:

Denn die einen sind im Dunklen
und die anderen sind im Licht.
Und man siehet die im Lichte,
die im Dunklen sieht man nicht.

Was meine ich wohl damit?


(Ulrike Flach [FDP]: Das fragen wir uns jetzt auch!)


ch meine damit Folgendes: Machen Sie wirklich klar,
as Ihre Vorschläge zu den Kürzungen im Sozialbereich
edeuten. Es kann nicht sein, dass Sie sich hier hinstel-
en und immer wieder den Steuer- und Abgabenstaat gei-
eln. Auf der anderen Seite tun Sie so, als würden Sie
ie Menschen mit sozialen Wohltaten beglücken. Das
egenteil ist der Fall. Sie sind diejenigen, die zur Ero-

ion der Gesellschaft beitragen. Das würde letztendlich
em Wirtschaftsstandort Deutschland schaden.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Soziale Kälte! Ganz einfach!)


Danke sehr.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604502100

Für die Fraktion Die Linke hat das Wort der Kollege

r. Dietmar Bartsch.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604502200

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die

Rede des Finanzministers und diese Debatte haben
ebenso wie die Worte von Herrn Schneider eindeutig ge-
zeigt, dass der Haushalt 2007 die Agenda 2010 plus
Angela Merkel ist. Sie als große Koalition haben einige
Monate von der Hoffnung gelebt, dass jenseits macht-
politischer Blockaden die Lösung der großen Probleme
des Landes angegangen werden kann. Im Haushalt ist
davon nichts, aber auch gar nichts zu spüren. Die Blo-
ckaden sind deutlich sichtbar.


(Beifall bei der LINKEN)


In der Regierungserklärung hat die Bundeskanzlerin
erklärt:

Wir müssen uns in jeder Generation neu besinnen,
was gerecht und was ungerecht ist.

Das haben Sie völlig richtig gesagt. Ich will ausnahms-
weise noch einmal die Kanzlerin zitieren:

Gerecht ist, wenn den Schwachen geholfen wird.
Ungerecht ist, wenn sich Starke als Schwache ver-
kleiden und damit die Gemeinschaft ausnutzen.

Da haben Sie etwas völlig Richtiges gesagt. Aber Sie
handeln ganz anders.

Ihre Maßnahmen gehen zulasten der sozial Schwä-
cheren und der wenig Vermögenden. Gerechtigkeit
sieht anders aus. Wen treffen Sie denn mit der Kürzung
des Sparerfreibetrages? Sie treffen eben diejenigen, de-
nen das Sparen wirklich schwer fällt. Sie nehmen den
15 Millionen Pendlern durch die Kürzung der Pauschale
richtig Geld weg. Das ist insbesondere für Ostdeutsch-
land eine katastrophale Entscheidung.

Sie nehmen 450 000 jungen Erwachsenen durch die
Beschränkung des Kindergeldes bis zum 25. Lebensjahr
die finanziellen Mittel für ihren Lebensunterhalt. Im
Kern finanzieren Sie Ihre Steuermehreinnahmen aus
Einnahmen der einfachen Bürgerinnen und Bürger. Sie
nehmen den sozial Schwächeren. Wenn man dazu noch
die Erhöhung der Beiträge bei den Krankenkassen und
zur Rentenversicherung rechnet, kann man nur sagen:
Das sind katastrophale Entscheidungen.

In besonderer Weise trifft das aber auf die fatalste
Entscheidung zu, die Sie getroffen haben: die Erhöhung
der Mehrwertsteuer. Sie weigern sich vor allen Din-
gen, Herr Steinbrück, neue Erkenntnisse, die nach dieser
Entscheidung sichtbar geworden sind, zur Kenntnis zu
nehmen. Ich will Sie alle daran erinnern, dass es noch
kein Jahr her ist – es war im Wahlkampf im vorigen
Jahr –, als Sie, Herr Steinbrück, und die Kolleginnen und
Kollegen der SPD die Mehrwertsteuererhöhung gegei-
ßelt haben. „Merkelsteuer, das wird teuer!“ lautete Ihr
Slogan. Er war völlig richtig.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich frage mich, ob Ihre heutigen Reden ähnlich glaub-
würdig sind. Ist das so oder haben wir jetzt eine andere
Situation?

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(C (D (Lothar Mark [SPD]: Das ist das Ergebnis der Koalitionsverhandlungen! Das muss man einfach so sehen!)


Sie begründen die Mehrwertsteuererhöhung immer
ieder mit den EU-Stabilitätskriterien und dem Haus-
altsdefizit. Wir alle wissen aber – Herr Meister hat es
orhin festgestellt –, dass die EU-Stabilitätskriterien in
iesem Jahr eingehalten werden. Das hat – das ist völlig
ichtig – mit dem wirtschaftlichen Aufschwung zu tun.
en bringt aber niemand ernsthaft mit Ihrer Politik in
erbindung. Das ist die Realität.


(Beifall bei der LINKEN)


on Ihrer Regierung geht vielmehr Gefahr für den Auf-
chwung in Deutschland aus.

Sie haben die Mehrwertsteuererhöhung damit begrün-
et, dass ein Prozentpunkt davon der Absenkung der
eiträge zur Arbeitslosenversicherung zugute kom-
en soll. Sie weigern sich aber, zur Kenntnis zu neh-
en, dass der Überschuss der Bundesagentur für Arbeit

n diesem Jahr 9 Milliarden Euro beträgt. Ich stimme mit
hnen überein, dass die Einnahme aus dem 13. Monats-
eitrag nicht angetastet werden sollte. Wie finden Sie
ber die Idee, das Vorhaben aus dem erzielten Über-
chuss statt aus den Einnahmen der Mehrwertsteuererhö-
ung um einen Prozentpunkt zu finanzieren? Es ist viel-
eicht nicht völlig abwegig, darüber zu diskutieren.

Beweisen Sie Ihre Lernfähigkeit! Tragen Sie der ver-
nderten Realität Rechnung! Sie wissen doch, dass
urch die Mehrwertsteuererhöhung die Binnenkaufkraft
bgeschöpft und der wirtschaftliche Aufschwung gefähr-
et wird. Sie haben feststellen müssen, dass die Politik
ach dem Motto „Steuersenkung bei Unternehmen
chafft Arbeitsplätze“ gescheitert ist, und zwar seit Jah-
en.

Kehren Sie um! Steigern Sie die Binnenkaufkraft und
erzichten Sie auf die Erhöhung der Mehrwertsteuer!
erfahren Sie nicht nach dem untauglichen Motto „Wir
etzen den einmal als richtig erkannten Weg bis zum
nde fort“!


(Beifall bei der LINKEN)


Hinzu kommt, dass Sie zur gleichen Zeit über eine
nternehmensteuerreform diskutieren, mit der auf
teuereinnahmen von bis zu 22 Milliarden Euro verzich-

et werden soll. Natürlich handelt es sich dabei um Steu-
rgeschenke, Herr Poß. Um was denn sonst? Die Idee
tammt von einem SPD-Minister. Da würde sich man-
her Sozialdemokrat im Grabe umdrehen.


(Jörg-Otto Spiller [SPD]: Sie haben nichts mitgekriegt!)


en Unternehmen, den Vermögenden, den Banken und
onzernen geben Sie Steuergeschenke und den Men-

chen, die ihre Euros mit schwerer Arbeit verdienen
üssen, greifen Sie in die Tasche.


(Beifall bei der LINKEN – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Die Diskussion scheint an Ihnen vorbeigegangen zu sein!)







(A) )



(B) )


Dr. Dietmar Bartsch
Sie wissen doch, dass Rot-Grün mit der Steuerreform
Mindereinnahmen von über 60 Milliarden Euro verur-
sacht hat. Das hat sich für die Konzerne und ihre Share-
holder gelohnt. Nicht gelohnt hat es sich für die Men-
schen; denn gleichzeitig sind viele Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer entlassen worden. Das kann nicht der
Weg sein. Es geht auch anders. Richten Sie den Blick auf
andere Länder,


(Zuruf von der CDU/CSU: Kuba!)


in denen das Wirtschaftswachstum höher ist und die öf-
fentlichen Haushalte besser dastehen!

Warum unternehmen Sie keinen ernsthaften Versuch,
die Erbschaftsteuer grundlegend zu reformieren? In
den nächsten Jahren werden Billionen vererbt. Warum
brauchen wir in Deutschland neue Dynastien, die nichts
mit Leistung zu tun haben? Warum sollen die sozialen
Unterschiede in unserem Land weiter vererbt werden?
Das ist ein großer Fehler.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie haben von Kindern und Enkeln gesprochen, Herr
Steinbrück. Auch das gehört dazu. Warum werden einige
so privilegiert? Sie verweisen darauf, dass zunächst die
Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts abzuwar-
ten ist. Es gibt immer Begründungen, abzuwarten. Sie
hätten aber schon lange einen Gesetzentwurf vorlegen
können, der auch für alle Haushalte 2007 haushaltsrele-
vant geworden wäre.

Warum weigern Sie sich, wieder eine Vermögen-
steuer einzuführen oder wenigstens darüber zu diskutie-
ren? Es gibt Ministerpräsidenten, die das auch weiterhin
für vernünftig halten. Sie haben nicht im Entferntesten
den Ansatz beherzigt, dass starke Schultern mehr tragen
müssen.

Über viele Jahre hinweg gab es eine Umverteilung
von unten nach oben. Was wir nun brauchen, ist eine
Umverteilung von oben nach unten.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir brauchen eine andere Politik. Denn Sie betreiben
eine falsche Politik.

Lassen Sie mich – weil Sie immer wieder von Haus-
haltsrisiken und Ähnlichem sprechen – einen Bereich er-
wähnen, auf den schon eingegangen worden ist, und
zwar den Einzelplan 14, Verteidigung. In diesem Etat
spiegeln sich sehr deutlich die Veränderungen in der Au-
ßenpolitik wider. Frau Merkel hat gleich nach ihrem
Amtsantritt deutlich gemacht, dass sie anders als ihr Vor-
gänger eine unkritische Verbündete von Präsident Bush
sein will. Es gibt keine Distanz zu den Vereinigten Staa-
ten, auch nicht dann, wenn diese auf imperiale Gesten
und militärische Abenteuer setzen.

Für eine soziale und gerechte Politik ist angeblich nie
Geld vorhanden. Aber Ihre Vorgängerregierungen haben
in den Jahren 1992 bis 2005 für Zusatzaufgaben auf-
grund internationaler Einsätze insgesamt 8,8 Milliarden
Euro ausgegeben. Wenn es, wie heute früh, um Aus-
landseinsätze wie im Kongo geht, dann wird sofort
„Hier!“ gerufen. Das sind reale Haushaltsrisiken. Wir

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(C (D lle wissen, dass uns jeder Auslandseinsatz enorm viel eld kostet. Die Bundesregierung hat sich inzwischen ngewöhnt, schon „Hier!“ zu rufen, wenn noch niemand efragt hat. Das ist eine ganz neue Qualität in Deutschand. Der Mut verlässt sie aber immer dann, wenn es um ie Hinterfragung bestimmter vertraglicher Regelungen eht. Nehmen wir als Beispiel das Raketensystem zur anzerabwehr, das über 17 Jahre zu einem Preis von eier halben Milliarde Euro entwickelt wurde. Obwohl ich der Preis pro Rakete um das 15fache erhöht hat, erüllt das System, von dem die Bundeswehr nach Kritik es Bundesrechnungshofes nicht mehr 30 000, sondern ur noch 1 000 bestellt hat, längst nicht mehr die Anforerungen. Aber den Steuerzahler kostet nun jeder einelne Schuss 1 Million Euro. Bei 1 000 Schuss sind das Milliarde Euro. Das ist absurd. Ich rate Ihnen, mehr für Konversion auszugeben. Das st eine richtige Entscheidung. Hier müssen wir mehr un, gerade dort, wo Standorte geschlossen werden. Das rifft sowohl auf den Osten als auch auf den Westen eutschlands zu. Entsprechende strukturpolitische Maßahmen sind notwendig. Deswegen werden wir in den tatberatungen vorschlagen, im Rahmen des Einzellans 14 2 Milliarden Euro zu kürzen, aber 600 Millioen Euro für die Konversion einzusetzen. Davon soll uch einiges für zivilen Friedensdienst und Minenräuung aufgewendet werden. Wir werden als Linke im Zuge der Haushaltsberatunen konkrete Einsparungen vorschlagen sowie Vorchläge machen, die einen Richtungswechsel in der Poliik beinhalten. Nehmen Sie unsere Vorschläge ernst! eine Damen und Herren von der SPD, lassen Sie insesondere nicht nur die Vorschläge, die auf weniger usgaben abzielen, an sich heran, sondern auch diejenien, die zu Mehreinnahmen führen! Mehr soziale Geechtigkeit ist möglich. Der vorliegende Haushaltsenturf zeigt, dass Deutschland seine Möglichkeiten nicht usschöpft. Einer Regierung, die große Unternehmen, anken und Konzerne entlastet und es dafür bei den leinen Leuten nimmt, fehlt der Mut, für die Mehrzahl er Menschen in diesem Lande zu entscheiden, (Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Nichts dazugelernt!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


enauso wie die Menschlichkeit, zugunsten der Schwä-
heren in diesem Land bessere Lösungen zu finden.

Wir haben über viele Jahre Erfahrungen mit großen
oalitionen und ihrer Haushaltspolitik gemacht.
chauen Sie nach Berlin! Ich nenne nur den Ban-
enskandal als Beispiel. Heute muss eine rot-rote Regie-
ung das beiseite räumen, was dort angerichtet wurde. In

ecklenburg-Vorpommern hat die große Koalition, die
is 1998 regierte, das Land in eine völlig inakzeptable
erschuldung gebracht. Auch dort muss nun eine rot-

ote Regierung aufräumen. Sorgen Sie dafür, dass das
uf Bundesebene nicht passiert!






(A) )



(B) )


Dr. Dietmar Bartsch
Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604502300

Das Wort hat die Kollegin Anna Lührmann für die

Fraktion der Grünen.


Anna Lührmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604502400

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Lieber Herr Kollege Kampeter – schade, er ist
gar nicht da; dann müssen Sie ihm ausrichten, was ich
ihm zu sagen habe – und lieber Herr Steinbrück, ich
fand, die Diskussion und die offensichtlichen Meinungs-
verschiedenheiten innerhalb der Koalition über die
Frage, was man nun mit den wegen der besseren Kon-
junktur sprudelnden Steuereinnahmen machen soll, wa-
ren sehr interessant zu beobachten. Sie sprachen ver-
niedlichend von einem zu verwendenden Löwenanteil.
Ich möchte Sie noch einmal an den Ernst der Lage erin-
nern. Herr Steinbrück, im Haushaltsjahr 2006 haben Sie
eine Nettokreditaufnahme in Höhe von 38,5 Milliarden
Euro vorgesehen und dies mit einer Störung des gesamt-
wirtschaftlichen Gleichgewichts begründet. Deshalb
sollte es selbstverständlich sein, dass jetzt, wo die Kon-
junktur einigermaßen gut läuft und das Wachstum in die-
sem Jahr sehr wahrscheinlich bei 2 Prozent liegt, die
Steuermehreinnahmen komplett zur Reduzierung der
Nettokreditaufnahme verwendet werden. Alles andere
wäre unverantwortlich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir reden nicht über einen einigermaßen ausgegliche-
nen Haushalt und sprudelnde Quellen oder Manna, das
vom Himmel fällt, sondern über einen Haushalt, der un-
ter dem Vorzeichen einer Störung des gesamtwirtschaft-
lichen Gleichgewichts aufgestellt wurde. Herr
Steinbrück, bei einem Wirtschaftswachstum in Höhe von
2 Prozent können Sie nicht mehr von einer Störung des
gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts sprechen. Ich
finde, Ihre Verantwortung gegenüber künftigen Genera-
tionen besteht darin, nun dafür zu sorgen, dass die Steu-
ermehreinnahmen komplett für die Sanierung des Haus-
halts und die Senkung der Nettokreditaufnahme
verwendet werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte Sie fragen: Wann ist es denn an der Zeit,
wenn nicht jetzt in diesem konjunkturellen Umfeld, zu
sparen und mit der Konsolidierung zu beginnen? Ich
kann mich gut an die Debatten der letzten Jahre erinnern,
als immer wieder gesagt worden ist, die wirtschaftliche
Lage sei so schlecht und deshalb könne nicht gespart
werden. Jetzt aber ist der Zeitpunkt gekommen, wo man
auf die Konjunktur hoffen kann und wo man mit Blick
auf 2007 mehr Einsparanstrengungen unternehmen
sollte, als Sie tatsächlich machen.

Wenn man sich den Haushalt 2007 anschaut, dann
sieht er auf dem Papier auf den ersten Blick schön aus.
Wenn man ihn aber genau anschaut, dann stellt man fest,
dass Sie eine Senkung der Nettokreditaufnahme von
16 Milliarden Euro für 2007 vorschlagen.

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(C (D (Georg Fahrenschon [CDU/CSU]: Das ist doch schon was!)


em stehen über 20 Milliarden Euro Steuermehreinnah-
en gegenüber. Hinzu kommen Privatisierungserlöse

on 2,64 Milliarden Euro. Das heißt, dass Sie die Ein-
ahmeseite in viel stärkerem Maße verbessern, als Sie
ie Nettokreditaufnahme senken.


(Beifall der Abg. Ulrike Flach [FDP])


Das heißt unter dem Strich, dass Sie keine Konsoli-
ierungsanstrengungen unternehmen und keine Ausga-
en kürzen, obwohl wir uns in einer wirtschaftlichen
age befinden, angesichts der selbst Keynes gesagt
ätte, dass man jetzt den Schuldenberg abbauen muss.
as fordere ich von Ihnen im Rahmen der Haushaltsbe-

atungen ein. Wir Grüne werden dazu konkrete Anträge
tellen. Wir sind gespannt, ob Sie am Ende der Haus-
altsberatungen immer noch sagen, Sie hätten für all die-
enigen offene Ohren, die Konsolidierungsanstrengun-
en unternehmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604502500

Das Wort hat der Kollege Georg Fahrenschon für die

nionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Georg Fahrenschon (CSU):
Rede ID: ID1604502600

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Eines steht fest: Mit diesem Haushalt, der ange-
ichts der Übergabeprobleme des Jahres 2005/2006
uasi der erste Haushalt ist, den die unionsgeführte Bun-
esregierung in eigener Verantwortung auflegt, errei-
hen wir etwas, was Rot-Grün in den gesamten letzten
ahren nicht geschafft hat.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


ir erreichen die Umkehr von stetig steigenden Schul-
en hin zu einer verantwortungsvollen europa- und ver-
assungskonformen Haushaltspolitik.

Bei allen unterschiedlichen Einschätzungen ist doch
ines unstrittig: Die zwei wesentlichen Eckpfeiler der
inanzpolitik, die Regelgrenze des Art. 115 des Grund-
esetzes und das Maastrichtkriterium, werden erstmals
eit dem Jahr 2001 mit diesem Haushalt eingehalten. Da-
an können Sie nichts ändern.


(Beifall bei der CDU/CSU)


as ist nicht nur ein wichtiges Signal an Brüssel für die
uropäische Stabilitätskultur, es ist auch ein wichtiges
ignal an die Bürgerinnen und Bürger im Land;


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Genau!)


enn binnen Jahresfrist nach Amtsantritt einer unionsge-
ührten Bundesregierung erfüllen wir wieder das, was
ot-Grün in mehreren Jahren nicht gelungen ist. Es gilt
lso: Wenn die Union in der Verantwortung steht, wer-
en die Regeln nicht gebrochen, sondern sie werden
ieder eingehalten.






(A) )



(B) )


Georg Fahrenschon

(Beifall bei der CDU/CSU – Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch wirklich billig! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Na, na! – Lothar Mark [SPD]: Was war vor 1998?)


Dass diese Erfolge keine Eintagsfliegen sind, sondern
im Verlauf der Legislaturperiode konsequent fortgesetzt
werden, zeigt auch der Finanzplan auf. In den Folgejah-
ren ist ein stetiger Abbau des Staatsdefizits in Schritten
von einem halben Prozent vorgesehen. Damit rückt die
CDU/CSU wieder das Ziel eines ausgeglichenen Haus-
halts in den Mittelpunkt. Wir werden daran weiter arbei-
ten. An der Erreichung dieses Ziels lassen wir uns nach
Abschluss dieser Legislaturperiode messen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Vor allem im Hinblick auf die wichtige Frage der Ge-
nerationengerechtigkeit werden wir sparen, reformieren
und investieren; denn mittelfristig eröffnet nur ein aus-
geglichener Haushalt ohne neue Schulden den kommen-
den Generationen die Möglichkeiten, in ihrer Zeit Politik
zu gestalten und nicht nur Zins und Tilgung der Vorgän-
gerregierung abzuzahlen.


(Lothar Mark [SPD]: Das mussten wir nach 1998 auch sehr intensiv machen!)


Doch diese positive Entwicklung darf den Blick nicht
dafür verstellen, dass wir beim aktuellen Bundeshaushalt
nach wie vor vor schwierigen Herausforderungen ste-
hen. Auch wenn das Konsolidierungspaket der großen
Koalition im Bundeshaushalt 2007 bereits seine ersten
Wirkungen zeigt, ist und bleibt der Bundeshaushalt ein
Sanierungsfall,


(Beifall der Abg. Ulrike Flach [FDP])


in dem für politische Gestaltung weiterhin zu wenig
finanzieller Spielraum besteht. Wir dürfen nicht verges-
sen: Allein mit den vier Ausgabepositionen Rentenzu-
schuss, Zins und Tilgung, Personal und Arbeitsmarkt-
politik sind bereits knapp drei Viertel des gesamten
Volumens des Bundeshaushalts fest gebunden. Vor die-
sem Hintergrund muss einem klar werden: Die Sanie-
rung der Staatsfinanzen ist nach wie vor Topthema auf
der Agenda der Finanz- und Haushaltspolitik.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


An dieser Stelle muss man ausdrücklich auch all de-
nen widersprechen, die in diversen Interviews und Re-
den immer wieder betonen, der Bund habe zu wenig Ein-
nahmen. Das ist unserer Auffassung nach nicht der Fall.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Bei einer Einnahmesteigerung bis zum Jahr 2009 von
satten 15 Prozent haben wir kein Einnahmeproblem. Wir
haben ein Ausgabeproblem und daran müssen wir uns
messen lassen. An dieser Stelle müssen wir etwas än-
dern.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Deshalb werden wir im Zuge der Haushaltsberatun-
gen alle Ausgabenpositionen kritisch prüfen.

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(C (D (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Okay!)


nsbesondere im Bereich der Personalausgaben werden
ir weiterhin genau hinschauen


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Sehr wohl!)


nd vor allem nach Effizienzsteigerungen suchen. Ich
enne beispielhaft: Bei 52 nachgeordneten Bundesober-
ehörden und 24 Bundesanstalten muss etwas zu finden
ein, sodass wir die Situation des Bundeshaushalts auch
uf der Ausgabeposition noch einmal verbessern.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die große Koalition setzt in der laufenden Sanierung
llerdings auch weiterhin erkennbar politische Akzente.
ie doppelte Tonlage von Konsolidierung einerseits und
achstum andererseits wird uns auch im Hinblick auf

en Bundeshaushalt 2007 beschäftigen und leiten; denn
onsolidierung und Wachstum bedingen einander. Zu

agen, wir würden dem Wachstum durch Einsparungen
ntgegenwirken, ist eine Mär. Wir legen mit soliden
taatsfinanzen die Grundlage für Wachstum und Zu-
unft.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir sind ja keine Keynesianer!)


Wir sollten uns auch davor hüten, die Grenzen zwi-
chen der Haushaltspolitik und der Finanzpolitik einer-
eits und der Kompetenz für die Geldpolitik andererseits
berspringen zu wollen. Wir sollten unsere Aufgabe lö-
en. Wir sollten die Notenbanker sowohl in der Bundes-
ank als auch in der Europäischen Zentralbank ihren
ufgaben nachgehen lassen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP])


Neben dem Sparen ist es allerdings auch wichtig, dass
ir politische Impulse geben.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Sehr wahr!)


eshalb müssen wir die positive wirtschaftliche Ent-
icklung auch über konkrete Maßnahmen mit den richti-
en Impulsen unterstützen. Ich möchte zwei Impulspro-
ekte nennen.

Erstens. Für den deutschen Mittelstand brauchen wir
ine rasche Neuregelung der betrieblichen Erbschaft-
teuer. Allein in Bayern stehen in den nächsten fünf
ahren mehr als 60 000 Unternehmen zur Übergabe an.
eshalb ist es dringend notwendig, dass das Stundungs-
odell, auf das wir uns im Koalitionsvertrag geeinigt

aben, auch wirklich zum 1. Januar 2007 in Kraft tritt.
ur das schafft Sicherheit für Investitionen und für Ar-
eitsplätze. Nur dieses Datum zeigt auch, dass die Si-
herheit bezogen auf Grundgesetzkonformität und den
uropäischen Stabilitätspakt in konkreter Politik fortbe-
teht.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Georg Fahrenschon
Die Menschen müssen darauf vertrauen können, dass
wir zu unserem Wort und zu unserer Programmatik ste-
hen.

Zweitens. Ein ganz anderer, aber für den Finanzmarkt
Deutschland ebenso wichtiger Bereich ist die Einfüh-
rung von REITs. Das ist ein zentraler Punkt, den wir ab-
arbeiten müssen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Weltweit gibt es mittlerweile in rund 20 Staaten solche
Konstruktionen, darunter in den Beneluxstaaten und in
Frankreich. Die Einführung britischer REITs wird noch
in diesem Jahr erfolgen. Damit müssen wir zur Kenntnis
nehmen: Dieses Finanzmarktinstrument hat sich zu ei-
nem internationalen Standardprodukt für die indirekte
Immobilienanlage entwickelt. Der Finanzplatz Deutsch-
land kann es sich einfach nicht leisten, auf dieses Instru-
ment zu verzichten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir setzen auf den Bundesfinanzminister!)


Lieber Herr Finanzminister, es kann daher nicht sein,
dass der Gesetzentwurf quasi fertig in den Schubladen
des Finanzministeriums liegt und Staub ansetzt, nur weil
wir weiterhin auf eine kleine Gruppe ständiger Be-
denkenträger Rücksicht nehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Ich will schon die Gelegenheit nutzen, Folgendes zu
sagen: Ich glaube, dass die Einführung von REITs die
Nagelprobe für die Finanzmarktpolitik der großen Koali-
tion ist. Ich fordere Sie auf: Bringen Sie diesen Gesetz-
entwurf ein! Lassen Sie uns die parlamentarische Dis-
kussion über dieses Instrument starten und verzögern Sie
die Debatte nicht!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Joachim Poß [SPD]: Ihr Koalitionspartner ist die SPD-Fraktion! Das müssen Sie mal zur Kenntnis nehmen! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Sie müssen noch viel lernen!)


Bezogen auf den Haushalt treibt die Union eine politi-
sche Überzeugung und, wenn Sie so wollen, auch eine
moralische Verantwortung an.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Insbesondere unter Berücksichtigung des Gebots der
Nachhaltigkeit darf die heutige Generation nicht dauer-
haft mehr verbrauchen, als sie leistet. Gegenwartskon-
sum oder Zukunftsinvestitionen, das ist die entschei-
dende Frage. Für uns, für die CDU/CSU, ist die Antwort
klar: Wir wollen die Gegenwartsinteressen nicht länger
höher bewerten als die Zukunftsinteressen.

Wir haben im ersten Jahr der Regierungsverantwor-
tung die Aufgabe angepackt und einen beachtlichen Teil
erreicht. Die Nettokreditaufnahme wird dauerhaft unter
die Regelgrenze der Verfassung gedrückt. Das
Maastrichtkriterium wird deutlich und im Zeitablauf zu-
nehmend unterschritten.

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(C (D Die gute Nachricht lautet deshalb: Mit dem Hausalt 2007 schaffen wir die Abkehr von einer Politik der berbordenden Verschuldung. Die Spielräume bleiben edoch weiterhin äußerst eng, sodass der Konsolidieungsdruck hoch bleibt. Für die CDU/CSU ist allerings auch klar: Für einen echten Schuldenabbau müsen neue Schulden ganz vermieden werden. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig! – Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh!)


as heißt, wir brauchen ausgeglichene Haushalte bzw.
ir müssen in den Haushalten Überschüsse erzielen, um
ie Staatsverschuldung abzubauen.


(Beifall des Abg. Steffen Kampeter [CDU/ CSU] – Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wann soll das sein? – Ulrike Flach [FDP]: In allen?)


ieser Schritt ist weitaus schwieriger. Doch die CDU/
SU wird ihn gehen. Wir lassen uns an dieser Heraus-

orderung messen.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604502700

Für die FDP-Fraktion hat die Kollegin Ulrike Flach

as Wort.


(Beifall bei der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Jetzt müssen wir uns warm anziehen!)



Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1604502800

Ja. – Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kolle-

en! Wer dem Finanzminister oder auch dem Kollegen
ampeter zugehört hat, hat den Eindruck gewonnen:
ir haben es hier mit einem Haushalt zu tun, mit dem
an auf dem richtigen Weg ist, der solide und konzis

urchorganisiert ist.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Kann ich das noch mal hören? – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: So vernünftig hat die Kollegin Flach seit langem nicht hier vorgetragen!)


s wird Sie nicht weiter erstaunen, dass die FDP genau
n dieser Stelle diametral anderer Meinung ist als Sie.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Uns liegt hiermit eine Kopie früherer verfassungswid-
iger Haushalt von Rot-Grün vor; der einzige Unter-
chied ist, dass Sie an der Stelle, wo Sie sagen, der Haus-
alt sei jetzt plötzlich verfassungsgemäß, schonungslos
eim Bürger abkassieren, und zwar in einem Maße, wie
ir es in der Vergangenheit noch nie erlebt haben.


(Beifall bei der FDP – Zuruf von der SPD: Das stimmt aber nicht!)







(A) )



(B) )


Ulrike Flach
Herr Poß, für jemanden, der die Diskussionen vor ein
paar Jahren miterlebt hat, ist es schon ein bisschen merk-
würdig, festzustellen, mit welcher Leidenschaft Sie sonst
eigentlich immer das Gegenteil von dem erzählt haben,
was Sie gerade gesagt haben.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Ja! – Joachim Poß [SPD]: Worauf beziehen Sie das? – Gegenruf des Abg. Jürgen Koppelin [FDP]: Auf die Mehrwertsteuer! – Gegenruf des Abg. Joachim Poß [SPD]: Da habe ich sehr differenziert argumentiert!)


Offensichtlich – um an das anzuknüpfen, was wir eben
schon hatten – prägt das Sein das Dasein.

Herr Poß, Sie haben heute genau das Gegenteil von
dem geäußert, was Sie vor einem Jahr gesagt haben. Da-
mals haben Sie entschieden dagegen gesprochen, einen
Haushalt über die Einnahmeseite zu sanieren. Heute
sind Sie auf der Seite der CDU/CSU. Das erstaunt uns.
Ich denke nicht, dass die Bürger Ihnen das positiv quit-
tieren.


(Beifall bei der FDP – Joachim Poß [SPD]: Machen Sie sich da keine Sorgen! Gucken Sie sich meine Wahlergebnisse an, Frau Flach!)


Dieser Haushalt atmet die Mutlosigkeit einer großen
Koalition. Sie konsolidieren über die Einnahmeseite.
Herr Steinbrück, schon zum zweiten Mal – Sie sind nun
zum zweiten Mal dabei – machen Sie den Fehler, die
Ausgabenseite bei der Konsolidierung zum größten
Teil außen vor zu lassen.

Meine Damen und Herren, Sie haben obendrein Risi-
ken im Haushalt. Ich bin froh darüber, dass Herr
Fahrenschon das eben so deutlich gesagt hat. Diese Risi-
ken betreffen nicht nur den Zinsbereich, den Sie, Herr
Poß, eben angeführt haben, sondern natürlich vor allem
den Arbeitsmarktbereich. Das bleibt trotz der Bele-
bung so.

Im letzten Jahr musste der Bund 3,6 Milliarden Euro
für Unterkunft und Heizung von Hartz-IV-Empfängern
an die Kommunen zahlen. Für 2007 setzen Sie nur
2 Milliarden Euro an, Herr Steinbrück. Die Kommunen
selbst rechnen mit 5,5 Milliarden Euro. Da frage ich
mich wirklich, inwiefern hier eine solide Haushaltsfüh-
rung erfolgt, wie Sie sie uns eigentlich in jedem Satz
vorzumachen versuchen.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Sie selbst haben gesagt: Konsolidierung kann man
nur in Zeiten betreiben, in denen sich die Konjunktur
verbessert, nicht in der Krise. Konsolidierung – das ist
die Meinung der FDP – darf aber nicht nur auf der Ein-
nahmeseite, sondern muss auch auf der Ausgabenseite
stattfinden.

Ich sage noch einmal das, was Kollege Koppelin eben
dargelegt hat. Die Ausgaben in Ihrem Haushalt steigen
von 261,6 auf 267,6 Milliarden Euro. Das ist ein Plus
von 2,3 Prozent.

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(C (D (Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP] und der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


as ist genau das Gegenteil von dem, was Sie in Ihrer
ede darzulegen versucht haben.

In der mittelfristigen Finanzplanung setzt sich diese
inanzielle Fehlentwicklung noch fort. Es besteht ein
klatantes Missverhältnis zwischen Schuldenrückgang
nd Steuereinnahmen. Frau Kollegin Hajduk hat eben zu
echt darauf hingewiesen. Im Zeitraum von 2007 bis
010 soll die Neuverschuldung nur um 1,5 Milliarden
uro sinken, nämlich von 22 auf 20,5 Milliarden Euro,
ber nicht darunter, wie Sie, Herr Kampeter, uns das
ben weiszumachen versucht haben.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Georg Fahrenschon [CDU/CSU]: Wir sind am Anfang der Beratung! – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Unterschätzen Sie uns nicht!)


ie Steuereinnahmen steigen aber um 16,6 Milliarden
uro. Das ist doch ein Ungleichgewicht!


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Das Ziel eines ausgeglichenen Haushaltes hat die
undesregierung vollends aus den Augen verloren. Die
chuldenlast, die unsere Kinder und Enkel zu tragen ha-
en, steigt weiter an.

Der Investitionsverfall findet in der mittelfristigen
inanzplanung seine Fortsetzung. Die Investitionsquote
inkt, Herr Steinbrück, und zwar von 8,8 Prozent auf
,4 Prozent im Jahre 2010. Sie haben eben nicht die
hance genutzt, drastische Einsparungen vorzunehmen,
ie Herr Kampeter sie eigentlich jeden Tag über die Me-
ien von Ihnen fordert. Ich bin erstaunt, Herr Kampeter,
ie wenig Sie sich in den Klausurtagungen der letzten
age durchgesetzt haben. Er hat doch eben erklärt, er sei
ffen für positive Vorschläge. Aber Sie fordern gestern
iederum Einsparungen von rund 7 Milliarden Euro.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wo habe ich das denn gestern gefordert, Frau Kollegin?)


ie können sicher sein: Die Haushälter der FDP werden
ie in den nächsten Wochen jeden Tag daran erinnern.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Herr Schneider hält die Rückführung der Netto-
reditaufnahme für nicht ambitioniert genug. Jetzt ist
r gerade nicht mehr da; deswegen können wir ihn nicht
och einmal fragen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Schneider kommt aus dem Hintergrund!)


r hat uns aber gesagt, wenn die Wirtschaft wächst und
ie Steuereinnahmen steigen, dann muss der Staat bei
einen Ausgaben sparen und weniger Kredite aufneh-
en. Der Präsident des Bundes der Steuerzahler hat Ih-

en vorgerechnet,






(A) )



(B) )


Ulrike Flach

(Joachim Poß [SPD]: Oh! Das ist aber eine seriöse Quelle!)


dass es bei der von Ihnen geplanten Rückführung der
Nettokreditaufnahme von 500 Millionen Euro per an-
num erst im Jahre 2050 einen Bundeshaushalt ohne Neu-
verschuldung gäbe. Liebe Damen und Herren, selbst
Frau Lührmann wird dann nicht mehr in diesem Bundes-
tag sitzen.

Ich denke, das ist weder konzis noch solide, Herr
Steinbrück. Wir fordern von Ihnen, dass Sie an dieser
Stelle nachsteuern, wie Sie es uns noch vor Jahren mit
Herrn Koch vorgemacht haben. Wo ist denn das wirklich
ambitionierte Subventionssparprogramm, das Sie uns
damals vorgelegt haben? Das erkennen wir weder im
Haushalt 2006 noch im Haushalt 2007.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie haben halt Erkenntnisdefizite, Frau Kollegin!)


Die Höhe der Subventionen beträgt laut Bericht des
Kieler Institutes 145 Milliarden Euro und genau um die
geht es. Genau um die werden wir in den nächsten Tagen
kämpfen.


(Joachim Poß [SPD]: Sie sind doch, wenn es konkret wird, der Schutzengel! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die strukturkonservative FDP!)


– Wir sind die Schutzengel derjenigen, die diese Subven-
tionen nicht wollen, Herr Poß.


(Joachim Poß [SPD]: Sie sind der Schutzengel von Steuersubventionen! Lesen Sie einmal die Reden nach, die Sie hier gehalten haben!)


Sie werden es jeden Tag erleben: Wir werden Ihnen, an-
gefangen bei Kollegen Glos bis hin zu Kollegen Gabriel,
vorrechnen, an welcher Stelle diese Subventionen zu
kürzen sind, und damit sicherlich auch die Frage beant-
worten, wo die Milliarden herkommen, die die FDP zur
Sanierung des Haushaltes braucht.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604502900

Das Wort hat der Kollege Bernhard Brinkmann für

die SPD-Fraktion.


Bernhard Brinkmann (SPD):
Rede ID: ID1604503000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wenn man nach der Einbringung des Bundeshaushalts
2007 ziemlich zum Schluss der Debatte an die Reihe
kommt, dann hat man es einerseits etwas leichter, ande-
rerseits aber auch etwas schwerer, weil die Zeit vielleicht
nicht ausreicht, um das richtigzustellen, was an der einen
oder anderen Ecke ganz einfach falsch oder auch etwas
nebulös dargestellt worden ist.

Meine Damen und Herren, der Dreiklang Konsolidie-
rung, strukturelle Reformen und


(Jürgen Koppelin [FDP]: Abkassieren!)


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(C (D nvestitionen wird unverändert fortgeführt, Herr Kollege oppelin. Wir setzen damit auch unsere Bemühungen ort, den Staatshaushalt zu konsolidieren. Ich will etwas zu den Anmerkungen und Hinweisen um Schuldenmachen sagen. Da sollten wir uns alle ein enig zurücknehmen. Wir waren alle dabei, als es da um ging, Ausgaben, die nicht durch Einnahmen gedeckt erden konnten, durch entsprechende Nettokreditaufahmen auszugleichen. Die Freien Demokraten waren, laube ich, am längsten dabei, wenn es darum ging, auf iese Weise zum Ausgleich des Haushaltes beizutragen. (Ulrike Flach [FDP]: Deswegen drängen wir jetzt ja auch so!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Rahmenbedin-
ungen sind in den letzten Monaten besser geworden.
as scheint dem einen oder anderen nicht zu gefallen.
er sich an die Ausführungen bei der Verabschiedung

es Haushaltes 2006 erinnert, weiß, dass damals an der
inen oder anderen Stelle von der Opposition etwas ge-
ußert worden ist, was Gott sei Dank nicht eingetreten
st.

Ich will aber auch nicht verhehlen, dass trotz dieser
erbesserten Rahmenbedingungen die Haushaltslage
ach wie vor sehr ernst ist. Wir können gegenüber dem
ahr 2006 zwar eine Reduzierung der Nettokreditauf-
ahme vorweisen; sie beträgt aber immer noch 22 Mil-
iarden Euro. Mit dieser Nettokreditaufnahme werden al-
erdings die Ziele erreicht, die sich der Finanzminister
chon im Haushalt 2006 vorgenommen hat. Wir werden
lso bei den Investitionen erstmals wieder oberhalb der
ettokreditaufnahme liegen und werden auch die
aastrichtkriterien einhalten.

Wenn die FDP immer davon spricht – manchmal viel-
eicht auch wider besseres Wissen –, auf der Ausgaben-
eite alles auf den Prüfstand zu stellen, dann, glaube ich,
eiß sie auch, dass es dort nur sehr eingegrenzte Mög-

ichkeiten gibt. Selbst wenn Ihre Sparvorschläge in der
rößenordnung von 8 Milliarden Euro, für die ja dann

uch in bestehende Verträge und rechtskräftige Be-
cheide eingegriffen werden müsste, im Haushalt 2007
erücksichtigt werden könnten, läge das Defizit immer
och in einer Größenordnung, die uns letztendlich dazu
eranlassen würde, weitere Schritte zu unternehmen, die
ich auf der Einnahmeseite in 2006 und 2007 positiv
uswirken.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich glaube, es sollte
ine gemeinsame Aufgabe dieses Hauses sein, in den
ächsten Jahren darauf hinzuwirken, dass die Nettokre-
itaufnahme sinkt und dass wir zu einem ausgegliche-
en Haushalt kommen. Das ist natürlich nicht von uns
llein zu schaffen. Vielmehr ist das auch von vielen Ein-
irkungen, die von außen auf uns zukommen können,

bhängig. Ich will an die Steigerung bei den Energieprei-
en und auch an die unsichere Lage im Nahen Osten, die
etztendlich Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben
önnte, erinnern. Das schlägt dann auch auf uns zurück.

Ich möchte einen Vorschlag machen, dessen wir uns
n den nächsten Wochen und Monaten im Rechnungs-
rüfungsausschuss durchaus ohne Vorurteile annehmen






(A) )



(B) )


Bernhard Brinkmann (Hildesheim)

sollten. Es gibt in der Schweiz ein Modell, das über eine
Regelung, die mit dem Art. 115 in unserer Verfassung
vergleichbar ist, die Neuverschuldung und die weitere
Aufnahme von Krediten eingrenzt. Man kann das natür-
lich nicht eins zu eins umsetzen, weil wir ja nicht die
Schweiz sind und weil von der Schweiz bestimmte Son-
derlasten – etwa wenn es um die Kosten der deutschen
Einheit geht – nicht zu tragen sind.

Am Donnerstag soll ohne Debatte die Entlastung der
Bundesregierung für das Haushaltsjahr 2004 be-
schlossen werden. Der Rechnungsprüfungsausschuss hat
in acht Sitzungen ausführlich über den Haushaltsvoll-
zug 2004 und die dazu ergangenen Bemerkungen 2005
des Bundesrechnungshofes beraten. Wie die Berichte in
den Vorjahren zeigen auch die Bemerkungen 2005, dass
betriebswirtschaftliches Denken und Handeln immer
noch nicht flächendeckend das exekutive Handeln be-
stimmt. Nach den Berechnungen des Bundesrech-
nungshofes belaufen sich die einmaligen Ausgabemin-
derungen und Einnahmesteigerungen, die in den
87 Bemerkungen beschrieben werden, auf mehrere Mil-
liarden Euro. Wegen der nur ausschnittsweisen Prüfung
des Haushaltes müssen wir davon ausgehen, dass die tat-
sächlichen Spar- und Einnahmemöglichkeiten im Bund
und sicherlich auch in den Ländern noch um einiges hö-
her sein dürften.

Ein fachlicher Schwerpunkt des Bundesrechnungsho-
fes in den Bemerkungen 2005 war mit Blick auf die Ver-
handlungen in der gemeinsamen Kommission zur
Modernisierung der bundesstaatlichen Ordnung die Auf-
gaben- und Finanzverteilung zwischen Bund und
Ländern. Der Hof kritisierte die Vielzahl von Verant-
wortlichkeiten, die unklaren Aufgabenverteilungen, die
komplizierten Entscheidungen und den Ressourcenver-
brauch. Mit der von Bundestag und Bundesrat beschlos-
senen, letzte Woche in Kraft getretenen Föderalismus-
reform ist die dringend notwendige Entflechtung der
Bund-Länder-Beziehungen in Angriff genommen wor-
den. Es muss jetzt auch die zweite Stufe, die Reform
der Finanzbeziehungen, zügig folgen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Prüfungen des
Bundesrechnungshofes zeigen, dass es zu Fehlern quer
durch alle Ministerien gekommen ist, es aber keine Kon-
zentration von Defiziten, Nachlässigkeiten und fehlen-
der Personalaufsicht und -führung in einzelnen Häusern
gibt. Wichtig ist mir auch, festzuhalten, dass die Fehler-
beschreibungen des Hofes nicht verallgemeinert und auf
die gesamte Verwaltung übertragen werden dürfen. Die
Bundesverwaltung arbeitet insgesamt, im internationa-
len Vergleich und nach Einschätzung des Bundesrech-
nungshofes, durchaus gut.

Wie in der Vergangenheit konnten über weite Berei-
che einvernehmliche Beschlüsse gefasst werden – dafür
bin ich sehr dankbar –, denen immer ausgiebige und
durchaus sehr kritische Beratungen der jeweiligen Be-
richterstatter mit den Ministerien und dem Bundesrech-
nungshof vorausgingen. Ich bin davon überzeugt, dass
wir mit Ihnen sachgerechte Antworten gefunden haben.
Ich würde mich daher sehr freuen, wenn die Entlastung

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(C (D m Donnerstag hier in diesem Hause einstimmig erolgte. Lassen Sie mich zum Schluss zum Bundeshaushalt 007 Folgendes sagen: Wie bei der Beratung des Buneshaushaltes 2006 erwarten wir natürlich in den komenden Wochen und Monaten Vorschläge, die sich auf en Bundeshaushalt 2007 auswirken, allerdings keine orschläge, die dann vielleicht wieder in einem dicken uch der Freien Demokraten als nicht darstellbare Ein parvorschläge landen werden. In diesem Sinne herzlichen Dank für Ihre Aufmerkamkeit. Wir beraten den Haushalt in den nächsten Wohen und Monaten, wie ich es hier dargestellt habe. Für die Unionsfraktion hat der Kollege Fromme das ort. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ir beraten über einen Haushalt, der auch anders ausse en könnte; das würden wir uns wünschen. Aber er ist en Realitäten angepasst. Lieber Kollege Koppelin, wenn Sie keine Linie erennen können, dann sollten Sie sich einmal eine neue rille zulegen. Dann werden Sie vielleicht eher erkenen, was wir wollen. ie trommeln immer wieder auf der Mehrwertsteuerrage herum. ahr ist doch, dass Sie vor der Wahl, als Sie noch glauben, mit uns eine Regierung bilden zu können, gesagt haen, an der Mehrwertsteuererhöhung, die wir angeündigt hatten, würde eine Koalition nicht scheitern. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jürgen Koppelin [FDP]: Das stimmt einfach nicht!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604503100
Jochen-Konrad Fromme (CDU):
Rede ID: ID1604503200

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Zuruf von der LINKEN: Zu Recht!)


Sie sollten die Wahrheit zur Kenntnis nehmen.

Die Wirkung der Mehrwertsteuererhöhung ist in der
issenschaft sehr unterschiedlich beurteilt worden. Wir

ehen doch heute, wie die Realitäten sind. Es geht um
ie Stimmung. Wirtschaft, wirtschaftliche Entwicklung
at etwas mit Stimmung zu tun. Der private Konsum
das ist das, woran es in unserer Volkswirtschaft jahre-

ang gemangelt hat – steigt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gut!)


ntgegen allen Unkenrufen steigt er. Wir haben es ge-
chafft – das ist doch klar –, die Abwärtsspirale umzu-
rehen. Der Trend zu immer weniger Arbeitsplätzen, im-
er weniger sozialversicherungspflichtig Beschäftigten,

mmer mehr Arbeitslosen, immer weniger Einnahmen
us Steuern und Sozialabgaben und immer höheren






(A) )



(B) )


Jochen-Konrad Fromme
Ausgaben für die Sozialsysteme ist umgedreht worden.
Es geht aufwärts.

Wir wissen: Nichts ist so gut, dass es nicht besser sein
kann. Aber man muss doch erst einmal über das reden,
was man erreicht hat. Wir haben fünf Jahre lang wie das
Kaninchen auf die Schlange gestarrt, wenn die Arbeits-
marktdaten veröffentlicht wurden. Jetzt sind sie positiv
– plus 130 000 sozialversicherungspflichtig Beschäf-
tigte, fast 500 000 weniger Arbeitslose – und kein
Mensch redet darüber. Wenn wir über das Gute nicht
auch reden, dann brauchen wir uns nicht zu wundern,
wenn sich die Stimmung nicht verbessert. Das ist doch
das Geheimnis.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Deswegen müssen wir hier vorwärts gehen.

Frau Kollegin Hajduk, Sie haben sich in Polemik ge-
gen den Finanzminister erschöpft. Das heißt, Sie haben
keine Vorschläge; sonst hätten Sie etwas Inhaltliches ge-
sagt, statt nur über Personen zu reden. Sie sollten einmal
anerkennen, dass es bei der Bundesagentur Erfolge gibt.
Natürlich ist ein Drittel der Überschüsse auf die
13. Zahlung der Sozialbeiträge zurückzuführen. Aber
ein Drittel der Ersparnisse beruhen darauf, dass uns Effi-
zienzsteigerungen gelungen sind.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, durch unsere Reformen!)


Ein Drittel beruht darauf, dass wir den Maßnahmenkata-
log verändert haben.

Ich sage Ihnen: Wenn es eine dauerhafte Entlastung
gibt, dann werden wir dafür sorgen, dass diese dauer-
hafte Entlastung zu Beitragssenkungen führt. Das ist
das Geld der Beitragszahler. Deswegen muss es in einem
geschlossenen Kreislauf bleiben. All das, was da mög-
lich ist, werden wir tun. Wir müssen uns natürlich nur
anschauen, ob die Entlastung auch wirklich dauerhaft ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wenn es nach dem gegangen wäre, was Sie während
Ihrer Regierungsverantwortung geplant haben, wären
wir schon längst bei einer Nettoneuverschuldung von
null. Nur, solche Ansagen auf Papier nützen uns nichts.
Wir betrachten die Dinge realistisch und versuchen, in
kleinen Schritten zumindest das zu erreichen, dem Sie
immer hinterhergerannt sind.

Dass die PDS unsere Leitlinien nicht versteht, dass sie
überhaupt nicht begriffen hat, dass all das, was wir ma-
chen, dazu dient, das Hauptproblem zu lösen, nämlich
für mehr Arbeitsplätze zu sorgen, ist klar.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es tut mir Leid: Sie haben offensichtlich aus den Erfah-
rungen mit der Staatswirtschaft überhaupt nichts gelernt.
Da Sie sich gegen alles wenden und sagen: „Nichts darf
privatisiert, nichts darf verändert werden“, frage ich
mich schon, welche Erfahrungen uns nach dem Krieg
die ersten 40 Jahre im östlichen Teil unseres Vaterlandes

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(C (D eschert haben. Das wollen wir einmal wirklich deutlich achen. Wir haben einen Paradigmenwechsel in der Hausaltspolitik herbeigeführt. Ich nenne nur ein einziges eispiel, den Primärsaldo. Kein Mensch nimmt davon enntnis, dass wir erstmals seit Jahren weniger ausgeen, als wir einnehmen. Das ist nicht das Ziel, das wir rreichen möchten, aber es ist ein wichtiger Zwischenchritt. (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Woran liegt das?)


Das liegt daran, dass wir das Klima für das Wirtschaf-
en verbessert haben.


(Ulrike Flach [FDP]: Ach was! – Jürgen Koppelin [FDP]: Erhöhung der Mehrwertsteuer! Ja klar!)


Ich komme auf das Sparen gleich noch zurück; keine
ngst.

Primärsaldo heißt ja, dass man unter Absehen von der
ergangenheit schaut: Gebe ich in diesem Jahr mehr aus
der gebe ich weniger aus? Auch für den Staat gilt der
lte Grundsatz: Niemand kann auf Dauer mehr ausge-
en, als er einnimmt. Also muss man dieses Ziel errei-
hen. In diesem Jahr haben wir erstmals seit Jahren, wie
esagt, einen positiven Primärsaldo. Diesen Saldo haben
ir in diesem Haushalt im Vergleich zum letzten um
5 Milliarden Euro verbessert.

Im zweiten Schritt muss man dazu kommen, dass man
en Primärüberschuss so weit erhöht, dass man die aus
er Vergangenheit stammenden Zinslasten tragen kann,
nd im dritten Schritt muss man den Primärüberschuss
o weit entwickeln, dass man die Schulden zurückzahlen
ann. Auf diesem Weg haben wir die Wende geschafft
nd einen ersten Schritt getan. Darauf kommt es an.

Ferner kommt es darauf an, dass wir zwei Dinge
leichzeitig tun: den Haushalt sanieren, weil nur geord-
ete öffentliche Finanzen den Hintergrund für eine ver-
ünftige wirtschaftliche Entwicklung abgeben, und die
onsumkraft fördern. Wenn die „Financial Times“ von

Merkels Aufschwung“ spricht, dann zeigt das ganz ein-
eutig: Es ist auch eine Frage der Politik und der Stim-
ung. Wir lassen uns von unserer Ansicht nicht abbrin-

en, dass in dieser Hinsicht etwas geschehen ist.


(Beifall bei der CDU/CSU – Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Stimmung war ja bei Ihnen im Sommer ziemlich schlecht!)


Natürlich dürfen wir in unseren Anstrengungen über-
aupt nicht nachlassen. Dies sage ich insbesondere auch
n die Adresse der Fachkollegen, denen ja immer viel
infällt, wenn die Haushaltslage etwas besser wird. Wir
üssen weiter sparen. In dieser Frage haben wir – das
ill ich gar nicht verhehlen – in der Koalition unter-

chiedliche Grundauffassungen. Der Finanzminister re-
et ständig davon, dass wir ein Einnahmeproblem ha-
en; ich dagegen sage: Wir haben ein Ausgabeproblem.






(A) )



(B) )


Jochen-Konrad Fromme

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Da müssen wir ansetzen und da wollen wir auch anset-
zen. Im Zeitraum der Finanzplanung werden die Steuer-
einnahmen um 19 Prozent steigen; deswegen kann man
überhaupt nicht davon reden, dass wir nur ein Einnah-
meproblem hätten.

Nichts darf außen vor bleiben. Als Erstes müssen wir
da sparen, wo es dem Bürger am wenigsten weh tut, bei
den Verwaltungskosten. Ich bekenne mich dazu, dass
ich in der Arbeitsgruppe vorgetragen habe, dass wir das
Thema Bonn/Berlin noch einmal auf den Prüfstand
stellen.


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP] und der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wenn uns das Finanzministerium in einer sehr vorsichti-
gen Schätzung mitteilt, dass sich im letzten Haushalts-
jahr Mehrkosten in Höhe von 350 000 Euro aufgrund der
Teilung des Regierungssitzes zwischen Bonn und Berlin
ergeben haben, müssen wir hinschauen. Wir werden uns
die Entwicklung für jedes Haus angucken. Es ist doch
ein Unding, dass der Pendelverkehr 16 000 Flüge im
Jahr ausmacht. Deshalb werden wir uns dieses an-
schauen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Detlef Dzembritzki [SPD], des Abg. Jürgen Koppelin [FDP] und der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich weiß natürlich, dass es ein Bonn/Berlin-Gesetz gibt.
Aber wir ändern jeden Tag Gesetze, um sie der Entwick-
lung anzupassen. Der Stadt Bonn ist es ja – wie die
Oberbürgermeisterin selber erklärt hat – nach dem Re-
gierungsumzug nicht schlecht ergangen. Die Prognosen,
die man seinerzeit hören konnte, sind nicht eingetreten.
Weil das so ist, können wir das überprüfen. Ich bin dafür,
dass wir dies auch tun.

Wir werden ebenfalls in der Frage des Personal-
abbaus hart bleiben. Wir streiten uns innerhalb der
Koalition ja nicht darüber, dass wir Verwaltung abbauen
wollen; es geht nur um den richtigen Weg. Ich sage: Da,
wo Personal ist, finden sich auch Aufgaben. Deswegen
muss man den Umkehrschluss ziehen und Personal ab-
bauen. Dann muss gegebenenfalls auch ein Vorschlag
gemacht werden, welche Aufgaben nicht mehr erledigt
werden können. Natürlich wird die Bürokratie alles für
wichtig halten.


(Ulrike Flach [FDP]: Oder neue Aufgaben erfinden!)


Wir von der Politik müssen eine Rangfolge der Aufga-
ben aufstellen. Solange ein Ministerium eine neue Abtei-
lung für Fragen einrichten kann, für die es gar nicht zu-
ständig ist,


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


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(C (D o lange gibt es noch zu viel Personal, und deswegen erden wir in dieser Beziehung nicht nachlassen. Die Arbeitszeitverlängerung haben wir relativ schnell mgesetzt, aber nicht alle strukturpolitischen Aufgaben ann man in einem Jahr lösen. Das heißt aber nicht, dass ir diesbezüglich nachlassen; vielmehr müssen wir sol he Fragen über einen längeren Zeitraum angehen, aber uf jeden Fall werden sie gelöst. Ich bin auf die Haushaltsberatungen 2007 sehr gepannt; denn bei dieser Debatte hat sich eines gezeigt: Es st wie beim Streit über den Haushalt 2006, jeder findet lles falsch, aber wenn es um konstruktive Vorschläge eht, kommt nichts. Auch die Sparbücher der FDP waen keine wirklichen Sparbücher, weil sie nichts auf die ohe Kante gelegt hat. Etwas auf die hohe Kante legen, as verstehe ich unter Sparen. Sie haben dicke Papiere orgelegt, aber leider konnten wir damit nichts anfanen. (Jürgen Koppelin [FDP]: Da waren 60 Anträge von euch dabei!)


Ich freue mich auf eine muntere Beratung und hoffe,
ass uns viele gute Vorschläge gemacht werden, die wir
ielleicht übernehmen können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604503300

Als letzter Redner in dieser Debatte hat der Kollege

örg-Otto Spiller für die SPD-Fraktion das Wort.


Jörg-Otto Spiller (SPD):
Rede ID: ID1604503400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir füh-

en diese Haushaltsdebatte vor dem Hintergrund sehr er-
reulicher ökonomischer Rahmenbedingungen. Die Bun-
esbank schreibt in ihrem jüngsten Monatsbericht:

Die konjunkturelle Aufwärtsbewegung der deut-
schen Wirtschaft hat im bisherigen Jahresverlauf er-
heblich an Kraft gewonnen.

uf Jahresrate hochgerechnet beträgt das reale Wachs-
um des Sozialprodukts im ersten Halbjahr rund zwei-
inhalb Prozent. Die meisten wirtschaftswissenschaftli-
hen Institute kommen zu einer ähnlichen Einschätzung.
s ist eine deutliche Belebung der Wirtschaftstätigkeit

n Deutschland zustande gekommen.

Wir haben nicht ausschließlich Wachstumsimpulse
urch die Auslandsnachfrage erhalten, sondern auch
ine sehr kräftige Belebung der Investitionstätigkeit, ins-
esondere bei Ausrüstungsinvestitionen, und eine Zu-
ahme der Bautätigkeit erfahren. Erfreulich ist, dass es
ei den Ausrüstungsinvestitionen nicht nur um Ersatz-
nvestitionen geht, sondern angesichts guter Kapazitäts-
uslastungen in wachsendem Maße auch um Erweite-
ungsinvestitionen in den Unternehmen.

Die günstige gesamtwirtschaftliche Entwicklung hat
nzwischen auch den Arbeitsmarkt erreicht. Es gibt
ine deutliche Minderung der Arbeitslosigkeit und einen
wenn auch noch bescheidenen – Zuwachs bei der
eschäftigtenzahl. Darüber hinaus gibt es einen






(A) )



(B) )


Jörg-Otto Spiller
erfreulichen Zuwachs der Steuereinnahmen bei Bund,
Ländern und Gemeinden.

Wenn ich mir die Situation von vor einigen Monaten
vor Augen führe, so haben wir damals ganz andere De-
batten geführt. Natürlich stellt sich die Frage: Worauf
lässt sich diese positive Entwicklung zurückführen? Die
Antwort, die beispielsweise Herr Professor Rürup, der
Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutach-
tung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, gibt, lau-
tet, dass mehreres zusammenkommt. Es waren die
strukturellen Reformen der Regierung Schröder, es
hat aber auch die Umstrukturierung im Unternehmens-
bereich zu einer erhöhten Wettbewerbsfähigkeit beige-
tragen. Beide Faktoren zusammen führen zu dieser Ent-
wicklung.

Ich glaube aber, wir können selbstbewusst sagen, dass
die Finanz- und Haushaltspolitik der großen Koali-
tion ebenfalls einen Beitrag dazu geleistet hat;


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


denn wir haben mit dem Haushalt 2006, dessen Kernaus-
sagen schon im Frühjahr feststanden, den Mut gehabt,
einen aufkeimenden Aufschwung trotz der Konsolidie-
rungsnotwendigkeiten nicht mit einer restriktiven Haus-
haltspolitik zu bremsen. Im Gegenteil: Wir haben durch
Anreize für private Investitionstätigkeiten – beispiels-
weise für Aufträge an Handwerksbetriebe durch private
Haushalte – und durch ein Programm zur energetischen
Gebäudesanierung kräftige Impulse für die Konjunktur-
belebung gegeben. Ich komme, auch wenn es altmodisch
klingt, zu dem Ergebnis: Die gute alte Makroökonomie
hat noch immer Bedeutung für den Haushalt und umge-
kehrt hat der Haushalt Bedeutung für die gesamtwirt-
schaftliche Entwicklung.


(Dr. Hermann Otto Solms [FDP]: Da kann keiner widersprechen!)


Wir haben einen guten Weg beschritten und das Ziel er-
reicht.

Es gibt keinen anderen Bereich, bei dem der Zusam-
menhang zwischen Haushalt, Steuern und wirtschaftli-
cher Entwicklung so deutlich ist wie bei der Unterneh-
mensbesteuerung. Dieses Thema hat in der heutigen
Debatte schon mehrfach eine Rolle gespielt. Ich will in
Erinnerung rufen – der Bundesfinanzminister hat es
selbst erwähnt –, dass wir nicht bei null anfangen. In der
vorvergangenen Wahlperiode, in der Regierung
Schröder, haben wir zum einen eine deutliche Entlastung
der Personenunternehmen durchgesetzt. Zum anderen
haben wir eine moderne und wirksame Körperschaft-
steuerreform durchgeführt.

Gleichwohl muss man zugestehen, dass es im Bereich
der Unternehmensbesteuerung Handlungsbedarf gibt.
Die große Koalition hat verabredet – das haben mehrere
Kollegen gesagt –, das Gesetzgebungsverfahren recht-
zeitig zur Sommerpause 2007 abzuschließen, damit die
veränderten Bedingungen nach einer Vorbereitungszeit
zum 1. Januar 2008 in Kraft gesetzt werden können.

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(C (D Lassen Sie mich ein paar Bemerkungen dazu machen, arum es aus meiner Sicht überhaupt notwendig ist, die nternehmensbesteuerung zu reformieren. Fast alle groen deutschen Unternehmen sind inzwischen multinatioal. Das bedeutet nicht nur, dass der Standortwettewerb zwischen Deutschland und den anderen Ländern uropas bzw. den außereuropäischen Ländern eine steurliche Seite hat, sondern das heißt auch, dass es inneralb einer Unternehmensgruppe Gestaltungsspielräume insichtlich der Frage gibt, wo man Kosten anfallen lässt nd wo man Erträge anfallen lässt. Dafür gibt es Spieläume. Es ist nicht selbstverständlich, dass der Mutterkonern und das Tochteroder Schwesterunternehmen über in Patent verfügen, das durch Lizenzgebühren bedient erden muss. Es gibt Entscheidungsspielräume, wie an größere Investitionen finanziert. Wenn beispielseise ein großes deutsches Unternehmen eine Finan ierungstochter in Dublin hat, dann ist es sehr wohl öglich, dass ein größeres Investitionsvorhaben, bei pielsweise in Höhe von 100 Millionen Euro, durch inen Kredit finanziert wird – die Konditionen müssen icht unbedingt günstig sein –, den die Tochter in Dublin er Mutter in Stuttgart oder wo auch immer gewährt. (Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: In Berlin!)


ie Zinsen werden bei dem deutschen Mutterkonzern als
etriebskosten und die Zinsspanne wird beim Toch-

erunternehmen in Dublin – es wird günstiger refinanzie-
en – als Gewinn verbucht. Der Gewinn wird in Dublin
inimal besteuert und kann dann zu 95 Prozent steuer-

rei an den deutschen Mutterkonzern ausgeschüttet wer-
en.

Herr Kollege Solms, ich finde nicht, dass das der
arktwirtschaftlichen Ordnung entspricht.


(Beifall bei der SPD – Joachim Poß [SPD]: Das hat mit Marktwirtschaft wenig zu tun!)


ach der marktwirtschaftlichen Ordnung soll es im Be-
ieben des einzelnen Unternehmens liegen, wie es eine
nvestition finanziert. In diesem Zusammenhang können
war viele Gesichtspunkte eine Rolle spielen, steuerliche
esichtspunkte sollen aber keine Rolle spielen; denn der
taat soll die Unternehmen, unabhängig davon, wie sie
ich aufgestellt haben, für welche Finanzierungsform sie
ich entschieden haben, fair und gleich behandeln. Des-
egen entspricht es einer strengen marktwirtschaftlichen
rdnung, dass man die Gestaltungsmöglichkeiten, die

ntstanden sind, einschränkt.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich finde es sehr angenehm, dass in der politischen
rbeitsgruppe der Koalition, die sich mit solchen Fragen
efasst, ein sehr konstruktives und sachliches Klima
errscht.

Es geht ja nicht darum – in der öffentlichen Diskus-
ion wird immer mit dem Holzhammer gearbeitet –, dem

ittelständler, der vielleicht schwach auf der Brust ist,
en Weg zum Leasing oder zur Kreditfinanzierung einer






(A) )



(B) )


Jörg-Otto Spiller
Maschine, die 1 Million Euro kostet, zu versperren. Na-
türlich wird es Freibeträge geben.


(Ulrike Flach [FDP]: Aber die Gefahr ist doch da!)


Aber das kann doch nicht heißen, dass wir aufgrund der
Situation des Mittelständlers auch dem großen interna-
tionalen Konzern gestatten, durch diese Form der Finan-
zierung seine Steuerschuld in Deutschland so weit zu re-
duzieren, dass ein weltweit operierendes, ertragsstarkes
Unternehmen in Deutschland weniger Steuern zahlt als
der mittelständische Familienbetrieb, der vielleicht in
der vierten Generation als Maschinenbaubetrieb im deut-
schen Südwesten erfolgreich arbeitet, treu und brav
seine Steuern zahlt und dessen Familie die Tradition des
Unternehmensgründers wach hält: Der Gewinn gehört
zunächst einmal der Firma und wird nicht voll entnom-
men.


(Beifall bei der SPD)


Die Benachteiligung von Eigenkapital kann kein
Ziel unserer Wirtschaftspolitik sein. Ich glaube, wir wer-
den hinsichtlich der konkreten Ausgestaltung der Rege-
lung zu einem sehr ordentlichen Kompromiss kommen.
Mittelständler werden eine Benachteiligung von Eigen-
kapital nicht zu befürchten haben. Im Gegenteil: Sie
müssen sich eigentlich freuen, dass eine zu ihren Lasten
unfaire Steuerregelung eingeschränkt und nach Möglich-
keit unterbunden wird.


(Beifall bei der SPD)


Ich sage auch: Das Ziel ist nicht, dass wir die Unter-
nehmen insgesamt mehr belasten. Ich möchte nur, dass
das Steueraufkommen in Deutschland steigt. Es mag ja
sein, dass wir durch eine Steuersatzsenkung erreichen,
dass für eine große Zahl von Unternehmen, die in
Deutschland und anderswo tätig sind, die Steuerlast
sinkt. Aber die sozialdemokratische Fraktion im Deut-
schen Bundestag möchte erreichen, dass das Steuerauf-
kommen in Deutschland steigt.


(Beifall bei der SPD)


Das wird möglich sein. Lassen Sie uns gemeinsam an
diesem Ziel arbeiten. Es wird noch ein paar Debatten
dazu geben; da bin ich mir ganz sicher. Es kann ja nicht
schaden, wenn noch die eine oder andere intelligente Lö-
sung eingebracht wird. Aber fairer Wettbewerb verlangt,
dass wir die Steuerbasis in Deutschland sichern und dass
wir durchsetzen, dass sich Unternehmen wie Bürger an
der Finanzierung der öffentlichen Aufgaben beteiligen.
Denn sonst können wir die Qualität des Wirtschafts-
standortes Deutschland nicht sichern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604503500

Weitere Wortmeldungen zur allgemeinen Finanz-

debatte liegen mir nicht vor.

Wir kommen nun zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz, Einzelplan 10.

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(C (D Das Wort hat der Bundesminister für Ernährung, andwirtschaft und Verbraucherschutz, Horst Seehofer. Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung, andwirtschaft und Verbraucherschutz: Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kolegen! Sie werden Verständnis dafür haben, dass ich anesichts der aktuellen Probleme im Zusammenhang mit em Verbraucherschutz heute nur sehr kurz auf Schwerunkte meines Haushaltes eingehe. Das werden dann die ollegen der beiden Fraktionen übernehmen. Ange ichts des Interesses der Öffentlichkeit an den Vorgängen m Bereich der Lebensmittelsicherheit in der Bundesreublik Deutschland möchte ich vor allem die Haltung er Regierung dazu zum Ausdruck bringen. Ich beginne mit einer Meldung von heute, die besagt, ass EU-Kommissar Marcos Kyprianou moniert hat, ass die Europäische Kommission erst am Freitagabend nd damit mehr als 24 Stunden nach den Funden von ergammeltem Fleisch darüber informiert worden sei. in Sprecher der EU-Kommission hat daran erinnert, ass die EU-Mitgliedsstaaten verpflichtet sind, Verstöße egen die Lebensmittelsicherheit unverzüglich zu melen. Das ist deshalb wichtig, weil nur dadurch gewähreistet werden kann, dass in den anderen Mitgliedslänern Maßnahmen zum Verbraucherschutz ergriffen erden können. Die EU-Kommission weist auch darauf in, dass dies im Verhältnis zur Bundesrepublik eutschland nicht zum ersten Mal der Fall gewesen sei. Ich beginne mit der Einlassung der EU-Kommission, m deutlich zu machen, dass es in diesem Fall nicht um aktiken, um Parteipolitik oder um persönliche Eitelkei en geht, sondern dass es einzig und allein um die natioale und internationale Gewährleistung des Verbraucherchutzes im Interesse der Bürgerinnen und Bürger in der undesrepublik Deutschland geht. Durch diese Meldung der EU-Kommission wird sehr eutlich, dass wir Verpflichtungen haben und die Dinge o gestalten müssen, dass wir unsere Verpflichtungen auf ationaler und internationaler Ebene – nicht um die Beörden zu beschäftigen, sondern um den Gesundheitschutz der Bevölkerung zu gewährleisten – erfüllen könen. Als es beim letzten Mal um eine Herausforderung auf iesem Gebiet ging, habe ich hier vor dem Plenum ein ehnpunkteprogramm vorgestellt, das sehr weitgeend realisiert worden ist. Auf drei Punkte kommt es mir n diesen Tagen besonders an: Der erste Punkt. Wir waren uns im Parlament vor eiigen Monaten ganz überwiegend einig, dass eine der ichtigsten Präventionsmaßnahmen die Transparenz, ie Veröffentlichung der Namen der Firmen, die gegen ie Lebensmittelvorschriften verstoßen, ist. Bundesminister Horst Seehofer Heute wiederhole ich, dass dies im Hinblick auf die wirtschaftlichen Konsequenzen für einen solchen Betrieb aus meiner Sicht die wichtigste Präventionsmaßnahme ist. Wir haben unsere Aufgabe erfüllt. Der Deutsche Bundestag hat das Verbraucherinformationsgesetz, das zwar noch einige andere Bestandteile enthält, das aber in diesen Fällen vor allem eine sichere Rechtsgrundlage für die Veröffentlichung der Namen der Firmen schafft, verabschiedet. Der Bundesrat hat am 22. September dieses Jahres die Gelegenheit, dieses vom Deutschen Bundestag bereits verabschiedete Gesetz zu billigen. Ich möchte an den Bundesrat appellieren, diese Gelegenheit insbesondere vor dem Hintergrund der Entwicklungen der letzten Tage und Wochen, in Anbetracht einer mehr als fünfjährigen Diskussion über das Verbraucherinformationsgesetz und angesichts seines mehrmaligen Scheiterns im Bundesrat jetzt beim Schopfe zu ergreifen und das Verbraucherinformationsgesetz endlich in Kraft zu setzen. Der zweite wichtige Punkt ist die Lebensmittelkontrolle in der Bundesrepublik Deutschland. Das sage ich nicht als Vorwurf gegen irgendjemanden, sondern als objektive Beschreibung der Situation in der Bundesrepublik Deutschland. Sie bezieht sich nicht nur auf ein Bundesland. Die „Süddeutsche Zeitung“ schrieb gestern, dass die Ermittler – in diesem Fall die Polizei – öffentlich erklärten, dass die Täuschungsversuche, die manipulierten Etiketten, bei genauerem Hinsehen hätten erkannt werden können. (Ute Kumpf [SPD]: Kann der Bayer denn nicht lesen?)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Ute Kumpf [SPD]: Ja! Das müssen wir tun!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Ute Kumpf [SPD]: Sehr wohl!)


(Zuruf von der SPD: In Bayern!)


Der ermittlungsführende Polizeibeamte teilte mit, die
Originaletiketten seien grob ausgeschnitten oder ge-
schwärzt und dann überklebt worden; sie hätten, so die
Polizei, allenfalls flüchtigen Überprüfungen standgehal-
ten.

Daran wird deutlich: Auf der einen Seite sagen die
Ermittlungsbehörden bzw. sagt die Polizei, dass die
Manipulationen so offenkundig waren, dass man sie ei-
gentlich hätte erkennen müssen; auf der anderen Seite ist
dieser Betrieb von Lebensmittelkontrolleuren und Vete-
rinären mehrfach kontrolliert worden und es wurde
nichts beanstandet.

Deshalb bleibt dieser Aspekt unseres Zehnpunktepro-
gramms relevant und aktuell. Die Effizienz und Wirk-
samkeit der Lebensmittelkontrolle, die auch nach der
Föderalismusreform richtigerweise dezentral bei den
Ländern angesiedelt ist, muss in Deutschland reformiert
werden. Denn es kann nicht sein, dass Ermittlungsbehör-
den solche Täuschungsversuche bereits nach sehr kurzer
Zeit feststellen, während trotz mehrfacher Kontrollen

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(C (D ieser Betriebe durch die dafür zuständigen staatlichen ebensmittelkontrolleure nichts beanstandet wurde. Ich wiederhole mein Angebot bzw. meine Forderung n die Bundesländer, dass Bund und Länder gemeinsam ualitätssicherungsmaßnahmen und Qualitätsstandards ür die Lebensmittelkontrolle in der Bundesrepublik eutschland entwickeln müssen. Bei Achtung der Verfassungslage, die eine primäre änderzuständigkeit vorsieht, ergibt sich die Legitima ion des Bundes für eine Koordinierung, also für eine wischen Bund und Ländern abgestimmte Qualitätsicherung bei der Lebensmittelkontrolle, schon deshalb, eil die Bundesregierung bzw. wir alle gemeinsam im ahmen der internationalen Warenbeziehungen verflichtet sind, darauf hinzuwirken – ich habe meine Rede it einer Äußerung von EU-Kommissar Kyprianou be onnen –, dass die bei den Ländern angesiedelte Lebensittelkontrolle in erstklassiger Qualität, mit hoher Effi ienz und nach modernen Gesichtspunkten gestaltet ird. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Legitimation des Bundes ergibt sich trotz dieser
erfassungslage daraus, dass die Folgen von Lebensmit-

elkontrollen international, aber auch für die übrigen
undesländer relevant werden können. Das heißt, wir
önnen uns nicht auf den Standpunkt zurückziehen, die
uständigkeit für Lebensmittelkontrollen liege allein bei
en Ländern, die Folgen müssten jedoch auch andere
änder in Kauf nehmen. Deshalb appelliere ich heute
och einmal und ich werde das am Donnerstag mit allem
achdruck in der Verbraucherschutzministerkonferenz

un, dass wir, Bund und Länder, gemeinsam Qualitäts-
tandards und Qualitätssicherungsmaßnahmen ent-
ickeln. Ich werde zu keiner Entscheidung meine Hand

eichen, die nur ein Placebo oder nur eine Scheinlösung
st. Ich möchte, da wir es bei den entsprechenden wirt-
chaftlichen Akteuren offensichtlich mit Leuten zu tun
aben, die ein hohes Maß an Energie


(Zurufe von der CDU/CSU und der SPD: Kriminelle Energie!)


nd an Raffinesse einsetzen, dass wir eine intelligente,
ine wirksame, eine effiziente Lebensmittelkontrolle in
er Bundesrepublik Deutschland bekommen, die auf
leicher Augenhöhe mit denen agieren kann, die gegen
echt und Gesetz gewissenlos verstoßen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Das soll kein Vorwurf sein. Die Lebensmittelkontrolle
at sich über viele Jahrzehnte so entwickelt; sie ist aller-
ings nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Wir verfolgen
as seit vielen Monaten. Das sage ich nicht erst, seit der
eue Fall aufgetreten ist. Wir haben Verbraucherschutz-
inisterkonferenzen abgehalten und die Fachleute der
eterinäre versammelt. Leider hatten wir bei unseren
oordinierungsbemühungen bisher keinen Erfolg. Ich
offe, dass die neue Situation dazu beiträgt, dass wir ver-
uchen, die Probleme gemeinsam zu lösen. Ich glaube,
ir werden niemanden überzeugen und schon gar nicht
as Vertrauen der Öffentlichkeit herstellen, wenn jeder






(A) )



(B) )


Bundesminister Horst Seehofer
sich auf seine Zuständigkeit zurückzieht. Nein, das wird
uns nur gelingen, wenn wir gemeinsam zu einem Ergeb-
nis kommen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Mein dritter Punkt betrifft die Diskussion, die in den
letzten Tagen eingesetzt hat, das wahre Problem bestehe
nicht in der Kontrolle, sondern in der Höhe der Straf-
bewehrung. Man muss hier deutlich auf die geltende
Rechtslage hinweisen. Ich beziehe mich jetzt gar nicht
auf das allgemeine Strafrecht, nach dem bei schweren
Betrugsfällen eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren
verhängt werden kann – solche schweren Fälle mit Er-
schleichung eines großen Vermögensvorteils könnte man
durchaus auch einmal unter diesem Gesichtspunkt prü-
fen –, sondern ich beschränke mich auf unseren Fachbe-
reich: das Lebensmittelrecht. Im Lebensmittelrecht gibt
es eine eindeutige Regel: Bei vorsätzlichem In-Verkehr-
Bringen oder Herstellen von gesundheitsschädlichen Le-
bensmitteln droht eine Freiheitsstrafe oder Geldstrafe
von bis zu fünf Jahren, bei Fahrlässigkeit von bis zu drei
Jahren. Nach dem Lebensmittelrecht reicht die Gesund-
heitsschädlichkeit; eine Gesundheitsbeeinträchtigung
muss für diese Strafbewehrung gar nicht eingetreten
sein. Wir haben es hier eigentlich noch schärfer als im
allgemeinen Strafrecht bei der gefährlichen oder fahrläs-
sigen Körperverletzung formuliert: Das Lebensmittel
muss gar nicht verzehrt worden sein; es reicht bereits,
wenn man es hergestellt oder in Verkehr gebracht hat.
Unterhalb der Schwelle der Gesundheitsschädlichkeit
haben wir bei bedenklichen Lebensmitteln, die für Ge-
nuss oder Verzehr nicht geeignet sind, wenngleich nicht
gesundheitsschädlich sind, die Androhung einer Frei-
heitsstrafe von bis zu einem Jahr und einer Geldbuße
von bis zu 20 000 Euro. Die Behauptung, die Geldstrafe
könne maximal 20 000 Euro betragen, auch dann, wenn
der Gewinn, den jemand durch ein rechtswidriges Ver-
halten erzielt hat, höher ist, entspricht so nicht der
Rechtslage. Im Gesetz steht eindeutig: Wenn der wirt-
schaftliche Erfolg infolge eines Rechtsverstoßes höher
ist als die zu verhängende Geldbuße von 20 000 Euro,
kann die Geldbuße entsprechend erhöht werden.

Wenn Sie sich anschauen, wie das Strafmaß bei den
Freiheitsstrafen, den Geldstrafen und den Geldbußen in
der Bundesrepublik Deutschland bisher ausgefallen ist
– diese werden nicht durch den Bundesverbraucher-
schutzminister verhängt –, dann sehen Sie, dass man bei
der Festsetzung im Durchschnitt immer am unteren
Rand geblieben ist. Auch diesen Punkt haben wir in den
letzten Monaten in voller Absprache mit der Bundesjus-
tizministerin mit den Bundesländern dahin gehend be-
sprochen, dass sie mit der Justiz Gespräche führen und
dort ein Bewusstsein dafür schaffen sollen, dass Ver-
stöße gegen das Lebensmittelrecht keine Bagatelldelikte
sind, sondern mit aller Härte und mit allem Nachdruck
– das gilt auch für die Höhe des Strafmaßes – verfolgt
werden müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Auch hier gilt die Feststellung: Wir alle zusammen
sollten helfen, dass das, was heute nach dem Gesetz als

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(C (D trafandrohung möglich ist – sowohl an Geldstrafe als uch an Freiheitsstrafe –, konsequent ausgeschöpft und ngewandt wird. ch sehe wenig Sinn darin, über die Erhöhung der Gelduße und des Strafrahmens zu reden, wenn der vorhanene Strafrahmen und die vorhandenen Möglichkeiten ur Verhängung einer Geldbuße nur zu einem Bruchteil n Anspruch genommen werden. Ich setze noch ein Letztes hinzu: Wir haben ein Geerberecht, das auf die persönliche Zuverlässigkeit es Betreibers abstellt. Bei gewissenlosen Geschäfteachern, die aus reiner Raffgier und ohne Rücksicht auf ie Gesundheit und den Verbraucherschutz Gewinne mahen wollen, sollte und muss man auch in Erwägung zieen, deren Betriebe zu schließen. Auch diese Möglicheit gibt das Gewerberecht her. Sie wird aber leider viel u selten angewandt. Deshalb darf ich Ihnen sagen, dass ich mich bei allen iskussionen, die dazu stattfinden – zum Teil auch mit inem parteipolitischen Anstrich –, alleine von unserem uftrag leiten lasse, Schaden von der Bevölkerung abzuenden und alles Menschenmögliche zu tun, damit es olchen gewissenlosen Rechtsbrechern in der Bundesepublik Deutschland möglichst schwer gemacht wird. as ist der einzige Auftrag, den wir haben. Ich werde hm auch weiterhin mit allem Nachdruck nachkommen, uch wenn die Diskussionen dazu immer wieder in die ussagen abgleiten, dass das persönliche Profilierungen nd parteitaktische Spielchen seien. Die einzige Messatte ist, wie wir in der Bundesrepublik Deutschland den erbraucherschutz für die Bevölkerung sicherstellen. Ich offe, ich habe dazu die Unterstützung der Mehrheit des arlaments. Als mich die Vorsitzende der Verbraucherschutzinisterkonferenz, die wir übrigens auch infolge der ehn Punkte neu eingerichtet haben – bisher gab es sie icht –, gebeten hat, am Donnerstag an einer Sitzung der erbraucherschutzministerkonferenz teilzunehmen, war ch sehr erfreut und habe sofort zugestimmt, weil ich laube, dass diese lange Diskussion keine weitere Verängerung mehr verträgt, sondern dass die dafür zustänigen Minister von Bund und Ländern möglichst am onnerstag zu den von mir beschriebenen Vereinbarunen kommen sollten. Wir sollten dann versuchen, diese ualitätsstandards für die Bundesrepublik Deutsch and in sehr kurzer Zeit zu erreichen. Daneben sollten ir den Rechtsrahmen bezüglich der Geldbußen und reiheitsstrafen in den jetzt aktuellen Fällen voll auschöpfen. Ich bitte Sie für diesen Weg um Ihre Untertützung. Danke. Für die FDP-Fraktion hat der Kollege Michael oldmann das Wort. Sehr geehrte, liebe Frau Präsidentin! Verehrte Kolle ginnen und Kollegen! Natürlich ist eine Haushaltsdebatte unter den aktuellen Ereignissen so zu gewichten, wie Sie, Herr Minister, das getan haben. Wir müssen uns heute in besonderer Weise erneut mit den Auswirkungen eines dramatischen Fleischskandals auf die Verbraucher befassen. Diese Auseinandersetzung muss heute natürlich im Zentrum stehen. Ich will vorher aber trotzdem noch einmal sagen, dass die deutsche Ernährungswirtschaft – die große Mehrheit der Menschen, die dort arbeiten, und die Produkte, die dort erstellt werden – einen absoluten Weltstandard hat und eine Qualität aufweist, um die uns andere Länder beneiden. Es gibt allerdings – ich glaube, dieses Wort darf man auch im Parlament benutzen – einige Drecksäcke und kriminelle Elemente, die – darüber müssen wir genau nachdenken – manchmal wohl auch in Verbindung mit Strukturen vor Ort, manchmal vielleicht sogar durch parteipolitischen Filz einen Nährboden finden, der die Grundlage dafür bildet, dass solche Skandale immer wieder auftreten. Ich finde es gut, Herr Minister Seehofer, dass Sie der Verbraucherministerkonferenz zur Verfügung stehen. Dann sollten Sie allerdings auch morgen dem Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zu diesem Thema Rede und Antwort stehen. (Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall der Abg. Julia Klöckner [CDU/CSU])


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604503600




(A) )


(B) )

Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1604503700

Ich sage auch: Herr Minister, Sie haben in dieser Frage
einiges gutzumachen. Ich freue mich nicht, dass die
„Bild“-Zeitung hinsichtlich des Gammelfleischskandals
fragt: Warum reden Sie nur? Warum tun Sie nichts, Herr
Seehofer?

Ich möchte gerne, dass sich das Ministerium, Sie per-
sönlich, aber auch der ganze Bereich Ernährung, Land-
wirtschaft und Verbraucherschutz so darstellen können,
dass die Verbraucher Vertrauen in unsere Produktions-
wege haben und dass sie eine sach- und fachgerechte
Entscheidung treffen können. Sehr geehrter Herr Minis-
ter Seehofer, da hapert es bei Ihnen. Das will ich hier an
Beispielen deutlich aufzeigen.

Im „Focus“ vom 12. Dezember 2005 sagen Sie: „Wir
haben schnell gehandelt …“ Seit Monaten kündigen Sie
ein Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb an. Sie ha-
ben ein 10-Punkte-Sofortprogramm – den Namen muss
man auf der Zunge zergehen lassen – aufgelegt. In der
Drucksache 16/1615 – Antwort der Bundesregierung auf
die Kleine Anfrage der FDP-Fraktion – mit der Über-
schrift „Stand der Umsetzung des 10-Punkte-Sofortpro-
gramms als Konsequenz aus dem Fleischskandal“ erklä-
ren Sie schon in der Einführung:

Das 10-Punkte-Sofortprogramm stellt die Maßnah-
men dar, deren alsbaldige Umsetzung im Einver-
nehmen mit den Ländern beschlossen wurde … Mit
der Umsetzung … ist sofort begonnen worden.

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(C (D In der Antwort auf Frage 3 „Welche der Maßnahmen es 10-Punkte-Sofortprogramms sind bereits in Kraft gereten?“ heißt es im zweiten Punkt „Flächendeckende ühlhausüberprüfung Die Überprüfung aller 317 EU-zugelassenen Kühlhäuser ist abgeschlossen. (Ursula Heinen [CDU/CSU]: Das war ja auch so!)


ei dem Kühlhaus in Bayern handelt es sich um ein EU-
ugelassenes Kühlhaus, wie uns heute der Verband
eutscher Kühlhäuser und Kühllogistikunternehmen
achdrücklich bestätigt.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das ist ja spannend!)


Sehr geehrter Herr Minister, warum übermitteln Sie
en Verbrauchern eine solche Botschaft, wohl wissend,
ass in diesem Bereich trotz dem, was Sie hier eben ge-
agt haben, noch jede Menge Aufarbeitungsbedarf be-
teht? Warum suggerieren Sie, es sei alles in Ordnung,
enn Sie genau wissen, dass dies nicht der Fall ist?


(Beifall bei der FDP – Peter Bleser [CDU/ CSU]: Das hat er doch gar nicht!)


ie wissen ganz genau, dass Sie unmittelbar nach dem
n-Kraft-Treten Ihres so genannten 10-Punkte-Sofort-
rogramms eine solche Aussage überhaupt nicht treffen
önnen. Diese Kühlhäuser haben zum Teil die Dimen-
ion eines Plenarsaals. Wenn Sie zu Recht feststellen
das nehme ich mit Interesse zur Kenntnis –, dass die
ebensmittelkontrolle nicht auf der Höhe der Zeit ist,
ann frage ich Sie, wie Sie in einer Antwort auf die An-
rage einer Fraktion hier im Deutschen Bundestag dazu
ommen, eine so Frieden stiftende Aussage zu tätigen?

Ich will das weiterführen. Sie haben in meinen Augen
icht nur in dieser Frage die Dinge nicht richtig darge-
tellt. In der schon genannten Kleinen Anfrage wird
ach der Verbesserung des Informationsflusses ge-
ragt. Antwort:

In der Bund-Länder-Besprechung am 29. Novem-
ber 2005 hat das BVL

das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebens-
ittelsicherheit –

die praktische Anwendung des Fachinformations-
systems … erläutert.

Das Fazit der Antwort lautet:

Das System bietet die Möglichkeit, zeitnah aktuelle
Erkenntnisse bei derartigen Ereignissen allen Län-
dern und dem Bund zur Verfügung zu stellen.

err Seehofer, Sie und das System haben versagt.

Am 25. August dieses Jahres, so sagte es Gert
indemann, Ihr Staatssekretär, haben wir die Informatio-
en über die Medien bekommen. Dann aber haben Sie
ich eben nicht mit aller Härte und mit allem Nachdruck
n die Verfolgung gemacht, wie Sie eben ausgeführt ha-
en. Man kann es vielleicht etwas locker formulieren:
is zum 1. September haben Sie überhaupt nichts ge-






(A) )



(B) )


Hans-Michael Goldmann
macht. Warum haben Sie zwischen dem 25. August und
dem 1. September nichts gemacht? Warum waren Sie,
der sonst immer sehr präsent ist, abgetaucht? Hing das
möglicherweise damit zusammen, dass der Skandal aus
Bayern kam und der Minister für Umwelt, Gesundheit
und Verbraucherschutz in Bayern und die ganze Regie-
rung der CSU angehören?

Ich denke, dass wir ganz klar sagen müssen, Herr
Minister, dass es nicht wirklich um ein Zehn-Punkte-
Sofortprogramm und das Erreichen konkreter Ziele zum
Schutz der Verbraucher geht. Sie reden zwar viel, aber
wenn es konkret wird, dann ist Ihr Handeln nicht von
fachlicher Substanz geprägt. Das sage ich Ihnen schon,
seit Sie im Amt sind, und ich fühle mich in meiner Ein-
schätzung immer wieder bestätigt.


(Beifall bei der FDP)


Es geht weiter, Herr Minister: Was denn nun? Heute
Morgen bin ich extra früh aufgestanden, weil das Früh-
stücksfernsehen schon um 6.30 Uhr beginnt und ich
dachte, ich wäre dabei, aber das war ein Irrtum.


(Zurufe von der CDU/CSU und der SPD)


– Ja, das ist tragisch. Aber ich habe es überlebt, wie Sie
sehen. – Es kam ein Polizeivertreter, der feststellte, dass
die Polizei eingeschaltet werden soll. Ich bitte Sie! Dann
kam Herr Lindemann, den ich sehr gerne mag. Er kommt
ja auch aus Niedersachsen und hat sehr viel Ahnung.
Herr Lindemann hat gesagt, dass die Lebensmittel-
kontrolle nicht durch eine Bundesbehörde durchgeführt
werden soll, sondern dass die Zuständigkeit bei den Län-
dern und Kommunen bleiben muss. Das habe ich auch
immer wieder gefordert; denn sie sind vor Ort und ken-
nen sich aus. Berlin hat doch keine Ahnung davon, wie
die Lebensmittelkontrolle in Bayern, Hessen oder mögli-
cherweise in Cloppenburg stattzufinden hat.


(Manfred Zöllmer [SPD]: Das ist aber ziemlich widersprüchlich! Eben war das noch anders!)


Eben haben Sie wiederum ausgeführt, dass Sie die Bun-
deskompetenz für die Lebensmittelkontrolle für notwen-
dig halten. Was denn nun?


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


Gestern haben Sie festgestellt, eine einjährige Frei-
heitsstrafe sei genug. Eben haben Sie von drei bis fünf
Jahren gesprochen. Was denn nun? Bei Ihnen ist doch al-
les wirr und inkonsequent.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Vielleicht müssten Sie einfach mal zuhören, Herr Goldmann!)


Warum verweisen Sie hinsichtlich der Lebensmittel-
kontrolle nicht auch auf Kräfte, die in der Wirtschaft
vorhanden sind? Warum schließen Sie sich nicht strikt
mit dem QS-System zusammen?

Des Weiteren haben Sie die Namensnennung ange-
sprochen. Was soll das, Herr Minister? Ihr VIG ist zwar
in Ordnung und bringt hinsichtlich der Namensnennung

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(C (D inige Verbesserungen, aber es hat mit dem Fall, um den s hier geht, nichts zu tun. In diesem Fall ist der Name ach jeder Regelung zu nennen, weil gesundheitliche efahr im Verzug ist. Das kritisiere ich an Ihnen: Sie setzen Sprechblasen b. Das sind Botschaften an den Verbraucher, denen die nhaltliche Substanz fehlt. Wenn wir Ihnen in diesem Fall helfen sollen, die ühe vom Eis zu kriegen, dann sage ich Ihnen ganz klar: recksäcke und kriminelle Machenschaften gehören an en Pranger gestellt. Ich habe – ich habe früher selber als ierarzt gearbeitet – hier auch sehr schnell ein Berufserbot bei der Hand. Wer Menschen mit Lebensmitteln ersorgt, mit denen gesundheitliche Gefahren verbunden ind, der gehört aus dem Verkehr gezogen. Dabei bin ich undertprozentig an Ihrer Seite. Das können wir gemeinam machen. ir würden aber schon gerne wissen, welche Lösung Sie ber die allgemeine Botschaft hinaus vorsehen. Dabei ind Sie morgen, im Ausschuss, oder auch am Freitag efordert. Wir von der FDP-Fraktion sind zu jeder Zeit ereit, Ihnen in dieser Frage zu helfen und Rede und ntwort zu stehen. Herzlichen Dank. (Beifall bei der FDP – Zuruf von der SPD: Auf diese Hilfe können wir gut verzichten!)


(Beifall des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP])


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604503800

Das Wort hat der Kollege Ernst Bahr von der SPD-

raktion.


Ernst Bahr (SPD):
Rede ID: ID1604503900

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

en! Herr Goldmann, Sie haben gesagt, Namensnennung
ollte nicht sein, aber die Betreffenden sollten an den
ranger gestellt werden. Ich kann den Unterschied nicht
ichtig erkennen; er ist nicht sehr groß. Dies ist ein Bei-
piel für Ihre Widersprüchlichkeit, die sich durch Ihre
anze Rede zieht.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ich habe Namensnennung gesagt! Dieser Fall kann doch beim Namen genannt werden!)


Wenn Sie Minister Seehofer zugehört haben, dann
erden Sie festgestellt haben, dass er nicht nur agiert hat
und zwar zielgenau, sachlich, kompetent, richtig und
er Rechtslage entsprechend –, sondern auch deutlich
emacht hat, dass die Rechtslage hier wie in anderen
ällen viel besser ist, als die öffentliche Meinung sugge-
iert. Das sollten wir zur Kenntnis nehmen. Das gilt übri-
ens auch für die Haushaltslage und die Haushaltsdis-
ussion insgesamt. Die Rechtslage – das heißt, unsere
olitische Arbeit – ist viel besser als die öffentliche Mei-
ung darüber.

Wenn man so polemisch vorgeht wie Sie und so wi-
ersprüchlich argumentiert, dann müssen wir uns nicht






(A) )



(B) )


Ernst Bahr (Neuruppin)

wundern, wenn die Leute nur noch über uns lachen und
uns nicht ernst nehmen. Sie haben zu Beginn Ihrer Rede
festgestellt, dass es eine bestimmte Personengruppe sei,
die ausfällig ist; ansonsten sei die Lebensmittelsituation
in Deutschland hervorragend. Letzterem stimme ich zu.
Die Qualität der Lebensmittel in Deutschland ist wirk-
lich vorzeigbar. Wir können uns darauf verlassen und
wir müssen unseren Landwirten, der Nahrungsmittel-
industrie und den Händlern dafür danken.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich richte an dieser Stelle auch einen Appell an den so
oft geschmähten öffentlichen Dienst. Ich stehe für den
öffentlichen Dienst; ich war selbst einmal als Landrat tä-
tig. Aber eines steht fest: Der öffentliche Dienst hat die
Verpflichtung, seine Arbeit so zu gestalten, dass die Kri-
tik unberechtigt ist. Offenbar hat der öffentliche Dienst,
der für die Kontrolle zuständig war, an einer Stelle ver-
sagt.

Wir brauchen den öffentlichen Dienst in seiner der-
zeitigen Form – so hoch organisiert, kompetent und fort-
schrittlich – für eine so hoch organisierte Gesellschaft.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Aber Herr Bahr, der Minister hat doch gesagt, er sei nicht auf der Höhe der Zeit!)


Umso mehr müssen wir aber dafür sorgen, dass die Auf-
gaben im öffentlichen Dienst auch verantwortungs-
bewusst wahrgenommen werden und dass man sich im
öffentlichen Dienst etwas konkreter mit Vergehen, Ober-
flächlichkeiten und Ähnlichem auseinander setzt, die
uns in solche Schwierigkeiten bringen, dass europaweit
eine Diskussion geführt wird, die der Lage nicht ange-
messen ist. Das sage ich ausdrücklich.

Ich möchte nun zu dem kommen, worüber wir eigent-
lich diskutieren wollen. Ich freue mich, dass ich ein paar
Anmerkungen zum Haushaltsplanentwurf machen darf,
weil der Minister aus bestimmten Gründen nichts dazu
sagen konnte. Mit dem Haushaltsplanentwurf 2007 sind
wir wieder im Zeitplan. Wir haben mit unserer politi-
schen Arbeit solide Grundlagen gelegt, und zwar nicht
erst seit gestern. Wir arbeiten kontinuierlich. Wir haben
von 2006 bis 2009 für Bund, Länder und Gemeinden
eine Entlastung in Höhe von etwa 120 Milliarden Euro
vorgesehen. Das lässt sich sehen. Ich denke, das ist ein
wichtiger Konsolidierungsbeitrag in der Haushaltspoli-
tik. Wir halten damit die Vorgaben des Art. 115 des
Grundgesetzes und das Defizitkriterium des europäi-
schen Stabilitätspaktes – das sind die Eckpfeiler – wie-
der ein. Damit hat die große Koalition einen guten Kurs
eingeschlagen.

Wir müssen bei der Gestaltung des Einzelplans 10 da-
für sorgen, dass die Landwirtschaft eine verlässliche Ba-
sis erhält. Dass wir das tun, belegen die vorliegenden
Zahlen. Wir stärken zudem den Verbraucherschutz. Es
ist deutlich geworden, dass das notwendig ist. Die Men-
schen auf dem Lande können sich auf unsere politischen
Maßnahmen verlassen. Das ist ein wichtiger Beitrag zur
Entwicklung der ländlichen Regionen.

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(C (D Der Haushalt des Bundesministeriums für Ernährung, andwirtschaft und Verbraucherschutz hat ein Volumen on etwa 5,17 Milliarden Euro. Im Vergleich zum verangenen Jahr bedeutet das einen leichten Zuwachs in öhe von 82 Millionen Euro bzw. 1,6 Prozent. Gleich eitig haben wir einen Konsolidierungsbeitrag in Höhe on 200 Millionen Euro jährlich zu erbringen. Nach dem ntwurf werden wir das einhalten. Einen wesentlichen Teil stellen wie in jedem Jahr die andwirtschaftlichen Sozialausgaben dar. Hier gibt es ach wie vor einen Zuwachs aufgrund der gesamtgesellchaftlichen Situation und der guten sozialen Bedingunen. Wir müssen diese Bedingungen erhalten, aber auch afür sorgen, dass sie finanzierbar bleiben. Das legt icht nur den Schluss nahe, sondern erfordert geradezu, ass wir im Zuge der Gesundheitsreform auch über die on uns mehrfach angesprochene Reform der Agrarozialsysteme sprechen; das ist überfällig. Wir werden as in den bevorstehenden Beratungen angehen. Für die landwirtschaftliche Unfallversicherung haben ir zunächst 100 Millionen Euro für 2007 eingestellt. er Betrag wird um weitere Mittel aus Erlösen durch en Verkauf von Forderungen des Bundes aus Siedungsdarlehen auf die notwendige Höhe aufgestockt erden. Die Ausgaben für die Alterssicherung der Landirte und die landwirtschaftliche Krankenversicherung ehmen leicht zu, während die Zahlungen für die Prouktionsaufgabenrente und die Landabgabenrente wie orgesehen zurückgehen. Sie werden in den nächsten ahren gen null tendieren. Insgesamt betragen die landwirtschaftlichen Sozialusgaben 3,7 Milliarden Euro. Das entspricht einem Aneil von 72 Prozent des Gesamtbudgets des Einzellans 10. Wenn man die Abgrenzungen konkretisiert, ann kommt man vielleicht sogar auf 74 bis 76 Prozent. as ist ein Signal, dass wir über eine Reform dringend achdenken müssen. Um die Innovationsund Wettbewerbsfähigkeit der andwirtschaftlichen Arbeit bzw. der Arbeit im landwirtchaftsnahen Bereich zu verbessern, haben wir die Mitel für Forschung und Entwicklung in allen Bereichen ufgestockt. Einen Schwerpunkt dabei bildet die Fördeung innovativer Produkte und Verfahren, insbesondere er nachwachsenden Rohstoffe. Hierfür sind 50 Millioen Euro eingestellt. Diese Mittel werden dazu beitraen, dass sich die Landwirte andere Einkommensquellen rschließen können. Zur Verbraucherpolitik: Wir wollen die Verbrauherberatung und Verbraucherinformation weiterin stärken und das bisher erreichte Niveau stabilisieren. as, was wir gerade besprochen haben, ist ja nichts aneres als ein Teil von Verbraucheraufklärung und Verraucherbewusstsein. Wir haben hier eine wesentliche ufgabe zu erfüllen. Deswegen haben wir die Ausgaben ür diesen Bereich stabil gehalten. Das ist bei der Geamtkonzeption von Kürzungen eine erwähnenswerte aßnahme. Es wurde uns oft vorgehalten, dass wir bei der emeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrar Ernst Bahr struktur und des Küstenschutzes“ viel kürzen würden. Das haben uns viele vorgeworfen, die selbst über Jahre in diesem Bereich Kürzungen beschlossen haben. Wir haben in diesem Haushaltsplanentwurf vorgesehen, den Betrag mit 615 Millionen Euro stabil zu halten. Der Betrag, der im laufenden Haushaltsjahr zur Verfügung steht, wird somit auch für das neue Jahr vorgesehen. Dass damit eine Stabilisierung erfolgt, finde ich bemerkenswert. Die Forderungen der Opposition, angesichts möglicher Kürzungen der EU mehr und andere Dinge zu machen, sind sicherlich sehr löblich und werden in manchen Ohren gut klingen. Man muss aber wissen, woher man das Geld nimmt. Ich denke, es ist abzusehen, dass wir keine neuen Wege gehen können. Wenn wir die Ausgaben stabilisieren können, um im Bereich der ländlichen Strukturentwicklung etwas zu tun, müssten wir eigentlich schon zufrieden sein. Wir haben mit unserem Haushaltsplanentwurf für 2007 keine wesentlichen Änderungen vorgenommen, aber dennoch einen Beitrag zu dem geleistet, was wir Konsolidierungsund Stabilisierungspolitik nennen. Es wurde darüber hinaus ein Beitrag zur ländlichen Entwicklung und dem Strukturwandel auf dem Land geleistet. Ich wünschte mir, dass es uns gelingt, die Agrarsozialpolitik im Sinne der Betroffenen, aber auch im Sinne der Entwicklung des Bundeshaushaltes so zu gestalten, dass sie zukunftsträchtig ist. In diesem Sinne wünsche ich uns gute Beratungen. Herzlichen Dank. Das Wort hat jetzt die Kollegin Dr. Kirsten Tackmann von der Fraktion Die Linke. Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Gäste! Haushaltsdebatten erinnern immer etwas an die Zeugnisausgabe. Zunächst muss man Geleistetes bewerten, bevor man ein neues Schuloder Haushaltsjahr startet. Mein Fazit ist: Das erste Jahr der Regentschaft von Horst Seehofer war von Skandalen und ungelösten Problemen geprägt, für die er zwar nicht immer verantwortlich, aber doch zuständig war. Bei einer so kritischen Bilanz ist ein ehrlicher Blick auf die reale Problemlage zu Beginn einer Haushaltsdebatte wirklich wichtig; denn die Problemlage ist das Ergebnis der bisherigen Haushaltspolitik. Das erste Regierungsjahr begann mit Gammelfleisch – wir haben es heute schon gehört – und ich denke, es wird auch so enden. Die am 30. November 2005 eilig präsentierten 10 Punkte Seehofers haben das Problem offensichtlich nicht gelöst. Statt einer ehrlichen Schwachstellenanalyse wurden schwarze Schafe gezählt. Ich frage mich – das fragen sich auch andere –: Wie kann man eigentlich 40 bis 50 Tonnen Gammelfleisch übersehen? I G h D w w a t i i d p m d u 2 d V o F ü t w l b d f w r l c S H b n a n s s b s n (C (D (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604504000

(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604504100

ch zitiere Punkt 4 von Seehofers Aktionsplan – Herr
oldmann hat schon darauf hingewiesen –, in dem es
ieß:

Die Überprüfung aller EU-zugelassenen Kühlhäu-
ser in Deutschland wird kurzfristig abgeschlossen
sein.

as ist jetzt neun Monate her und das Problem besteht
eiter. Abgelaufen – darauf muss man auch hinweisen –
ar das Haltbarkeitsdatum des Gammelfleischpostens

llerdings auch schon zu rot-grünen Zeiten.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Das wird zu allen Zeiten so sein!)


Die Rufe nach Pranger, Haft und Kompetenzneuver-
eilung lenken davon ab, dass es erst wenige Wochen her
st, dass die Chance auf ein wirksames Verbraucher-
nformationsgesetz vertan wurde. Bei Zustimmung zu
en Änderungsvorschlägen meiner Fraktion hätten skru-
ellose Profiteure deutlich weniger Chancen, ihr Gam-
elfleisch über Verbrauchermägen zu entsorgen. Statt-

essen wird gemauert und werden Stellen in Kontroll-
nd Untersuchungsstellen massiv abgebaut – in Bayern
0 Prozent – und Vertrauen wird weiter verspielt.


(Manfred Zöllmer [SPD]: Dafür ist der Bund ja auch zuständig, für die bayerischen Stellen!)


Ob die geplante Aufstockung des Etats für das Bun-
esinstitut für Risikobewertung und das Bundesamt für
erbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit sinnvoll
der nur leere Symbolik ist, wird zu besprechen sein.

Doch weiter in der seehoferschen Problembilanz. Im
ebruar kam überraschend die Geflügelpest. Das heißt,
berraschend waren eigentlich nur Ort und Zeit des Auf-
retens. Dass H5N1 Asia die Bundesrepublik erreichen
ürde, war spätestens ab Spätsommer 2005 wahrschein-

ich. Trotz bundesministerieller Beteuerungen, es
rauchten nur die Notfallpläne in Kraft gesetzt zu wer-
en, war niemand auf diesen Fall einer langfristigen In-
ektionsgefahr für Nutzgeflügel aus Wildvogelbeständen
irklich vorbereitet.

Über das Aufstallungsgebot wird unterdessen anhand
egionaler Risikobewertung entschieden. Nur, das wirk-
iche Risiko kennt niemand. Wir spielen also seit Wo-
hen und Monaten russisches Roulette. Auf der anderen
eite werden die Halterinnen und Halter von Kleinst-,
obby- und Wassergeflügelbeständen in den Risikoge-
ieten, die ihre Tiere nicht längere Zeit und schon gar
icht auf Dauer einstallen können, mit dieser Situation
llein gelassen.

Das eigentliche Problem aber ist nach meiner Wahr-
ehmung: Wir werden das nächste Mal – vielleicht
chon in wenigen Wochen – nicht besser vorbereitet
ein; denn die wirklichen Probleme sind nicht aufgear-
eitet. Vom eilig aufgelegten 60-Millionen-Euro-For-
chungsprogramm geht nur wenig Geld in die dringend
otwendige Qualifizierung der Risikobewertung und des






(A) )



(B) )


Dr. Kirsten Tackmann
Krisenmanagements, und das, obwohl auch die Schwei-
nepestausbrüche in diesem Jahr und die erstmals in
Deutschland aufgetretene Blauzungenkrankheit bewei-
sen, dass gerade auf dem Gebiet der Risikobewertung
und des Risikomanagements von Infektionskrankheiten
bei Tieren schwerwiegende Wissenslücken bestehen,
von denen große volkswirtschaftliche Gefahren ausge-
hen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


Ich kann Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr
geehrter Herr Minister, die Wiederholung meiner Forde-
rung nach einem epidemiologischen Zentrum mit ange-
messenen Personalkapazitäten und einem geeigneten
Standort nicht ersparen.


(Beifall bei der LINKEN – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Wo?)


Eine ernsthafte Prüfung dieses Vorschlags ist längst
überfällig; denn wir brauchen dringend effektive und be-
zahlbare Tierseuchenbekämpfungsstrategien.

Apropos bezahlbar: Der Landkreis Rügen ist nach
meinen Informationen auf 750 000 Euro Geflügelpestbe-
kämpfungskosten sitzen geblieben. Das ist eine Summe,
die nicht zu schultern ist. Ich möchte daran erinnern: Der
Einsatz der Bundeswehr wurde höchstministeriell er-
zwungen. Ich kann die Empörung über dieses nicht
selbst verschuldete Haushaltsloch vor Ort gut verstehen.
Ich fordere hier nochmals unbürokratische Hilfe.

Der Fall Rügen ist gleichzeitig ein Hinweis auf ein
grundsätzliches Problem: Die zunehmend klammen
Kommunalhaushalte sind bei Katastrophenfällen über-
fordert. Zudem geraten Feuerwehr, THW, DRK und an-
dere Organisationen zunehmend in Nachwuchsprobleme
aufgrund des Wegzugs junger und motivierter Menschen
aus den ländlichen Regionen.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Es hängt eben alles mit allem zusammen!)


Wir dürfen die Kommunen mit diesen Problemen nicht
allein lassen.


(Beifall bei der LINKEN)


Doch zurück zur Agrarforschung. Ich bin eigentlich
ganz gespannt auf das schon mehrfach angekündigte
Konzept für eine zukunftsfähige Agrarressortfor-
schung. Wer jedoch bei der Erarbeitung dieses Konzepts
nur „bürokratische Abläufe straffen und die Strukturen
effizienter gestalten“ will, wie Staatssekretär Paziorek
vor wenigen Tagen erklärte, macht die gleichen Fehler,
die schon das letzte Rahmenkonzept von 1996 scheitern
ließen. Richtig wäre, erst den wissenschaftlichen Bera-
tungsbedarf der Bundesregierung zu definieren und dann
die vorhandenen wissenschaftlichen Ressourcen zu prü-
fen. Die Beschäftigten in den Einrichtungen haben
schließlich ein Recht auf eine belastbare und sinnvolle
Entscheidungsgrundlage über die Zukunft ihrer Arbeits-
plätze.

Die aktuelle Haushaltsdiskussion findet aber auch vor
einem neuen Diskussionshintergrund statt. Die Transpa-

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(C (D enzinitiative der EU und die Wortmeldung von 0 Nichtregierungsorganisationen zum Thema Agrareihilfen haben die Frage nach Sinn und Zweck von ubventionen neu aufgeworfen. Die Position meiner raktion ist eindeutig. Es ist ein legitimer Anspruch der esellschaft auf Informationen, was mit öffentlichen eldern geschieht. Das gilt übrigens in allen Bereichen er Wirtschaftsförderung, nicht nur bei der Landwirtchaft. ehlende Transparenz schafft dagegen auch Freiräume ür sachfremdmotivierte Denunzierungen. Gerade desalb sage ich im Namen meiner Fraktion: Wir werden ns jedem Versuch widersetzen, diese dringend notwenige Diskussion dafür zu missbrauchen, verschiedene kteure gegeneinander auszuspielen oder die ostdeut chen Landwirtschaftsbetriebe zu benachteiligen. (Beifall bei der LINKEN – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Ich dachte, Sie wären eine Partei für ganz Deutschland!)


(Beifall bei der LINKEN)


ie Landwirtschaft ist wichtig: In den strukturschwa-
hen ländlichen Regionen bietet sie oft die allerletzten
rbeitsplätze.

Fakt ist aber auch eines: Wir brauchen dringend eine
berprüfung der Effekte der öffentlichen Förderungen.
it Fördermitteln eine flächendeckende, multifunktio-

ale Landnutzung zu sichern, ist zum Beispiel sinnvoll,
eil im gesamtgesellschaftlichen Interesse. In der Land-
irtschaft werden nicht nur Produkte für den Lebensmit-

elmarkt erzeugt; vielmehr werden dort auch weitere ge-
ellschaftlich erwünschte Leistungen erbracht, die nicht
irekt „verkauft“ werden können. Dazu zählen: Offen-
altung der Kulturlandschaft, Schutz von Wasser, Boden
nd einer vielfältigen Pflanzenwelt usw. usf. Für all
iese Zusatzleistungen gibt es am Markt derzeit kaum
egenleistungen. Fördergelder müssen daher den not-
endigen Ausgleich schaffen, nicht mehr und nicht we-
iger. Schließlich müssen auch Landwirte von ihrer Ar-
eit leben können.

„Von Arbeit leben können“ ist mein nächstes Stich-
ort. Dass man von der Arbeit leben kann, ist unterdes-

en nicht mehr selbstverständlich. Die „Lausitzer Rund-
chau“ meldete vor wenigen Tagen:

Wo es wenig Arbeit gibt, greifen Menschen zu je-
dem Strohhalm. So nehmen sie Jobs an, deren
Bezahlung oft nicht ausreicht, um ihren Lebensun-
terhalt zu bestreiten. Damit sind sie auf Zusatzleis-
tungen von Hartz IV angewiesen.

as deckt sich leider mit Erfahrungen aus der Prignitz,
einem Wahlkreis. Durch die dramatische Ausweitung

es Niedriglohnsektors gibt es Armut nicht mehr nur
urch ALG II; Armut gibt es unterdessen immer häufi-
er auch trotz Arbeit.

Im ländlichen Raum spitzt sich diese dramatische Si-
uation zusätzlich zu. Zum Beispiel registrieren wir eine
unehmende Verschiebung regulärer in Saisonarbeits-
lätze, die dann oft für den regionalen Arbeitsmarkt
ollständig verloren gehen. Wenn die saisonal anfallende






(A) )



(B) )


Dr. Kirsten Tackmann
Arbeit für die Ausübenden wieder verstetigt werden
könnte, wie es zum Beispiel französischen Arbeitgeber-
zusammenschlüssen gelingt, würde das viele aufgeregte
Diskussionen des Sommers zum Thema Saisonarbeit
sinnvoll beenden.

Mit Schwierigkeiten verbunden ist zudem die Ten-
denz, dass in kleinen bäuerlichen Wirtschaften, insbe-
sondere in Südwestdeutschland, das Einkommen offen-
sichtlich nicht mehr ausreicht, um die Pflichtbeiträge zur
Kranken- und Altersversicherung sowie zur Berufsge-
nossenschaft zahlen zu können.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Darum wollen wir reformieren!)


In dem Willen, ihren Hof zu halten, verarmen Bäuerin-
nen und Bauern trotz schwerer Arbeit und Selbstausbeu-
tung.

Aber es geht nicht nur um den sozialen Brennpunkt
der ländlichen Räume. Menschen werden auf den Dör-
fern in weiteren Bereichen zunehmend ihrer Selbstbe-
stimmung beraubt. Zum Beispiel gibt es Regionen, in
denen außer dem Schülertransport kein öffentlicher Per-
sonennahverkehr mehr stattfindet. Aufgrund der Kür-
zung der Regionalisierungsmittel sollen jetzt weitere
Strecken abgestellt werden, zum Beispiel in Branden-
burg, obwohl von Arbeitskräften Mobilität erwartet
wird.

Auch für Verbraucherinnen und Verbraucher wird es
auf den Dörfern immer schwieriger. Einzelhandel und
Bibliothek kommen, wenn überhaupt, nur noch mobil.
Ärzte, Schulen, Geldautomaten und Poststellen sind im-
mer öfter nur schwer erreichbar. Auch vom Zugang zu
Verbraucherberatungen und -informationen sind viele
Menschen abgeschnitten; Herr Bahr ist schon darauf ein-
gegangen. Darüber müssen wir uns Gedanken machen.

Dieser schwierigen Situation im ländlichen Raum
müssen wir uns stellen. Die Linken jedenfalls werden
sich nicht vom Leitbild gleichwertiger Lebensverhält-
nisse in diesem Land verabschieden.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir alle, liebe Kolleginnen und Kollegen, tragen politi-
sche Verantwortung auch für die Menschen, die auf dem
platten Land leben.

Recht herzlichen Dank.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604504200

Das Wort hat jetzt die Kollegin Bärbel Höhn vom

Bündnis 90/Die Grünen.


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604504300

Meine Damen und Herren! Herr Präsident! Es ist ge-

rade mal zehn Monate her, dass wir über einen Gammel-
fleischskandal diskutiert haben, und schon diskutieren
wir wieder über einen solchen Skandal. Deshalb ist es
richtig, dass wir die Haushaltsdebatte heute insbeson-

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(C (D ere diesem Thema widmen. Es ist auch richtig, dass die pposition das zum Hauptpunkt macht. Nur, was die Politik auf Bundesund Landesebene etzt macht, Herr Seehofer, (Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: „Herr Minister Seehofer“, heißt das!)


st Folgendes: Die Länder schieben dem Bund die Ver-
ntwortung zu und der Bund schiebt den Ländern die
erantwortung zu. Man hat den Eindruck, dass niemand
twas tut. Das wollen die Leute nicht hören. Vielmehr
uss jeder seine Hausaufgaben machen.

Es trifft zu, dass auch in Bayern einiges schief gelau-
en ist. Ich finde es erschreckend, muss ich sagen, dass
uch dieser Skandal wieder durch einen anonymen Hin-
eis aufgedeckt wurde.


(Ursula Heinen [CDU/CSU]: Genau!)


brigens – das ist auch interessant – ging der Hinweis
icht an die Veterinärbehörden, sondern an die Polizei.
ie Veterinärbehörden sind in Bayern den Landräten
ntergeordnet.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Sehr gut!)


ir müssen exakt diskutieren, ob das in Ordnung ist; ich
abe es immer angekreidet.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das ist in Nordrhein-Westfalen doch nicht anders!)


ie Landräte oder die Bürgermeister sind natürlich dicht
n der Gewerbesteuer dran. Sie sind auch dicht dran in
er Frage, was zum Beispiel mit den Arbeitsplätzen ist.
as führt leicht zu einer Verquickung. Das führt dazu,
ass es zu große Nähe gibt.

In Bayern war es so, dass die Behörde bei der Firma
erger Wild über den Skandal Bescheid wusste, aber
icht agiert hat. Es ist also wichtig, die Struktur zu än-
ern. Die Kontrolle darf nicht zu dicht an der Kommune
ran sein, weil das zu Verwerfungen führt.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604504400

Frau Kollegin Höhn, eine Sekunde. Erlauben Sie eine

wischenfrage des Kollegen Schirmbeck?


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604504500

Das wird doch nicht angerechnet. Dann stoppen Sie

ie Zeit bitte.


(Heiterkeit – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das wissen Sie doch inzwischen, Frau Höhn!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604504600

Nein, das wird nicht angerechnet.


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604504700

Die Zeit läuft hier aber und läuft.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604504800

Bitte schön.






(A) )



(B) )


Georg Schirmbeck (CDU):
Rede ID: ID1604504900

Verehrte Frau Kollegin, jeder von uns hat ja ein Vorle-

ben.


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604505000

Ja.


Georg Schirmbeck (CDU):
Rede ID: ID1604505100

Ich kann mich daran erinnern, dass Sie in einem Bun-

desland, in Nordrhein-Westfalen nämlich, das meinen
schönen Wahlkreis umgrenzt, große Verantwortung ge-
tragen haben.


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604505200

Richtig.


Georg Schirmbeck (CDU):
Rede ID: ID1604505300

Sie haben gerade gesagt, wer alles unfähig ist, Land-

räte usw. Haben Sie den Namen Coppenrath & Wiese
schon einmal gehört?


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604505400

Ja.


Georg Schirmbeck (CDU):
Rede ID: ID1604505500

Durch ein Fernsehinterview von Ihnen wurde dieser

Firma etwas angedichtet, das der Kollege Bartels aus
Niedersachsen dann heilen musste. Das hätte eine hoch-
moderne, hocheffiziente, alle Gesetze einhaltende Firma
fast den Kopf gekostet.

Wenn Sie hier jetzt alle Behörden, alle Institutionen
so kritisieren, wie Sie das gerade im Schnelldurchgang
wieder gemacht haben, dann sollten Sie sich einmal den
Spiegel Ihrer eigenen Vergangenheit vorhalten.


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604505600

Das mache ich gern. – Bei der Firma Coppenrath &

Wiese war es so, dass die CDU in Hessen uns damals ge-
sagt hat: Wir haben ein Problem. – Dieses Problem habe
ich aufgegriffen. Ich habe das noch nicht einmal so dra-
matisch gemacht wie die Hessen. Richten Sie diesen
Vorwurf also an die CDU in Hessen und gucken Sie sich
den Fall noch einmal an!


(Widerspruch des Abg. Georg Schirmbeck [CDU/CSU])


Aber lenken Sie nicht ab; denn es geht hier um Herrn
Seehofer


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Nein, um Ihre Glaubwürdigkeit geht es, Frau Kollegin!)


und Herr Seehofer hat seine Hausaufgaben in diesem
Fall nicht gemacht.

Ich kann mich sehr genau erinnern, dass Herr
Seehofer Anfang dieses Jahres gesagt hat: Wir werden
die schwarzen Schafe benennen. – Das war sein Haupt-
punkt: das Verbraucherinformationsgesetz. Heute sagt
er, die Anbieter müssten öffentlich benannt werden.

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(C (D (Peter Bleser [CDU/CSU]: Das machen wir doch!)


as ist denn in der Zwischenzeit geschehen? Dieses
erbraucherinformationsgesetz würde nicht dazu führen,
ass die schwarzen Schafe benannt werden, meine Da-
en und Herren. Das ist das Problem.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Deshalb sage ich Ihnen im Auge des Hurrikans: Er-
reifen Sie endlich Maßnahmen und setzen Sie sie um!
in halbes Jahr später ist aus diesem groß angekündigten
erbraucherinformationsgesetz eine lahme Ente gewor-
en. Ändern Sie dieses Verbraucherinformationsgesetz
etzt! Jetzt haben Sie den Schwung und auch Rücken-
ind von der Bevölkerung; jetzt können Sie es ändern.
un Sie es, nachdem Sie schon ein halbes Jahr nicht in
er Lage waren, etwas zu unternehmen!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604505700

Frau Kollegin Höhn, erlauben Sie eine weitere Zwi-

chenfrage, und zwar der Kollegin Heinen?


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604505800

Ja. Bitte stoppen Sie die Zeit.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604505900

Bitte schön.


Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1604506000

Frau Höhn, ist Ihnen entgangen, dass der Deutsche

undestag noch vor der Sommerpause eine Änderung
es § 40 Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch ver-
bschiedet hat, nach der es in Zukunft ausdrücklich er-
aubt ist und die Behörden angewiesen sind, die Firmen
u nennen, deren Produkte nicht in Ordnung sind, auch
enn sie vom Markt verschwunden bzw. nicht auf dem
arkt sind? Das heißt, im September wird es, wenn der
undesrat, der seine Zustimmung schon signalisiert hat,
ustimmt, zu einer entsprechenden Änderung kommen.
aben Sie an dieser Abstimmung nicht teilgenommen?
ußerdem frage ich: Wie haben Sie denn vor der Som-
erpause im Bundestag über § 40 Lebensmittel- und
uttermittelgesetzbuch abgestimmt?


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604506100

Ich sage Ihnen sehr deutlich: Dieses Verbraucher-

nformationsgesetz habe ich abgelehnt,


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Hört! Hört!)


nd zwar weil es schlecht ist. Es ist in der Tat ein löchri-
er Käse.


(Beifall des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


as, was Sie erreichen wollen, nämlich dass die in die-
em Fall Betroffenen genannt werden, wird nicht eintre-
en.






(A) )



(B) )


Bärbel Höhn

(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Hundertprozentig richtig!)


Heute sagen Ihnen die Experten, dass die Betroffenen
nach diesem Verbraucherinformationsgesetz nicht ge-
nannt werden müssten. Dass die gewünschte Wirkung
des Verbraucherinformationsgesetzes nicht eingetreten
ist, sehen Sie ja. Es gibt doch offensichtlich niemanden
auf diesem Markt, der vor diesem Verbraucherinforma-
tionsgesetz Angst hat. Die abschreckende Wirkung, die
Sie sich erhofft haben, ist eben nicht eingetreten. Des-
halb ist es falsch, einfach auf dieses Verbraucherinfor-
mationsgesetz zu setzen. Wir müssen es ändern.

Vor allen Dingen müssen wir eines machen: Wenn
Herr Seehofer heute von den Anbietern spricht, dann ist
das wieder nur eine radikale Forderung, hinter der nichts
steckt. Es soll nur wieder der kleine Fleischmakler be-
nannt werden. Aber wer hat denn von diesem kleinen
Fleischmakler das Fleisch gekauft? Das waren große
Fleischkonzerne; sie haben es gemacht, weil sie dadurch
eine Menge Geld gespart haben. Genau die müssen auch
benannt werden; denn sie wissen, was sie tun.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Nur über diese Selbstheilungskräfte der Branche
werden wir es schaffen, diesen Gammelfleischmarkt
endlich in den Griff zu bekommen. Das ist der richtige
Weg; der richtige Weg sind nicht irgendwelche billigen
und auch rigorosen Ankündigungen, wie sie heute wie-
der von Herrn Seehofer kommen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Frau Höhn, welcher Fleischkonzern hat denn gekauft? Das stimmt doch gar nicht, was Sie da sagen!)


An einem Punkt gebe ich Herrn Seehofer Recht, und
zwar bezüglich der Strafen. Es gibt schon heute ein aus-
reichendes Maß an Strafen; das stimmt.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das stimmt nicht!)


Aber die Gerichte haben in den vergangenen Jahren
trotzdem ein relativ niedriges Strafmaß angewendet;
auch das müssen wir sehen.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Und was sollen wir dagegen machen?)


Der letzte Punkt. Herr Seehofer spricht von Quali-
tätsstandards. Ebenso spricht er davon, dass Bund und
Länder sich besser abstimmen müssen. Ich kann mich
sehr genau erinnern, dass er gesagt hat, die Abstimmung
zwischen Bund und Ländern werde er in den Griff be-
kommen, anders als Frau Künast, die Symbolpolitik be-
trieben habe. Er hat sie aber nicht in den Griff bekom-
men; Bayern hat eben nicht gemeldet. Jetzt spricht er
von Qualitätsstandards. Das finde ich richtig. Aber wa-
rum hat er diesen Punkt nicht bei der Föderalismusre-
form eingebracht? Er hatte monatelang die Möglichkeit,
eine Änderung der verschiedenen Strukturen herbeizu-
führen. Diese Möglichkeit hat er verstreichen lassen,
stellt aber heute erneut die gleiche Forderung.

Bei der Qualität und den Qualitätsstandards holt ihn
seine eigene Politik ein. Herr Seehofer war, als er Minis-

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(C (D er wurde, der Erste, der hier gesagt hat, er kaufe besoners preiswert ein; alles sei so wie früher, alles sei gut. enn alle Lebensmittel gleich gut sind, meine Damen nd Herren, dann zählt für die Verbraucher nur noch eies, nämlich der Preis. Wir sind heute – das sagen Veteinäre in Deutschland – ein Markt für Gammelfleisch. (Lebhafter Widerspruch bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


ll das, was andere Länder hier in Europa nicht loswer-
en, bringen sie in Deutschland auf den Markt.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Der Präsident müsste einschreiten! Sie beleidigen das ganze deutsche Ernährungsgewerbe!)


enn Sie von der CDU dieses Problem nicht einsehen,
ann werden wir den Gammelfleischskandal überhaupt
icht in den Griff bekommen.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Sie setzen Zehntausende Arbeitsplätze aufs Spiel! Furchtbar, was Sie hier erzählen!)


Setzen wir wieder da an, wo wir gute Politik gemacht
aben: Setzen wir bei der Qualität an, meine Damen und
erren! Nur bei einem vernünftigen Preis-Leistungs-
erhältnis – wenn die Leute nach Qualität einkaufen –
erden wir die Diskussion um Gammelfleisch endlich
egbekommen in diesem Land.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604506200

Frau Höhn – –


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604506300

Ich komme zum Schluss.

Es ist Zeit, dass sich was dreht, meine Damen und
erren. Machen Sie eine andere Politik!


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604506400

Frau Höhn, bevor Sie zum Schluss kommen, möchte

er Kollege Goldmann gern eine Zwischenfrage stellen.


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604506500

Ja, bitte.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Solms, Sie machen die schöne Rede kaputt für den FDP-Beitrag! Das war ja wieder eine gute neutrale Amtsführung! – Gegenruf des Abg. Georg Schirmbeck [CDU/ CSU]: Keine Kritik am Präsidenten!)



Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1604506600

Frau Künast, jetzt, wo Sie da sind, sollten Sie einen
oment zuhören. Frau Höhn hatte fünf Minuten Rede-

eit – schauen Sie einmal, wie liebenswürdig der Präsi-
ent zu Frau Höhn war.


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604506700

Sie sind jetzt ja auch dran!






(A) )



(B) )


Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1604506800

Frau Höhn, ich finde das ja alles ganz spaßig, was Sie

sagen. Sind Sie bereit, am Freitag in der Ausschusssit-
zung – nicht öffentlich – zu sagen, welche Veterinäre Ih-
nen gesagt haben, dass Deutschland sozusagen ein Land
des Gammelfleisches ist?


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604506900

Ja, ich bin bereit.


Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1604507000

Werden Sie am Freitag verifizieren, um welche Grö-

ßenordnungen es dabei geht? Ich finde das, was Sie hier
sagen, zutiefst skandalös. Wenn Sie, die Sie Fachminis-
terin eines Landes waren, in dem die Fleischwirtschaft
eine sehr zentrale Rolle spielt – ich denke zum Beispiel
an das Münsterland oder an Wiedenbrück –, so etwas sa-
gen, dann bezeichne ich das als einen klassischen Ar-
beitsplatzvernichter ersten Ranges, der durch nichts,
durch überhaupt nichts zu rechtfertigen ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Sie haben eben gesagt – wenn ich das ein bisschen
verkürzt wiederholen darf –: Deutsche Fleischkonzerne
handeln mit Gammelfleisch. – Sind Sie sich über die
Aussage, die Sie gerade getätigt haben, im Klaren?
Glauben Sie, dass Sie wirklich einen deutschen Fleisch-
konzern nennen können, der mit Gammelfleisch han-
delt? Oder sind es nicht vielleicht eher die Kleinen, die
Schwachen in diesem System, die diese Situation miss-
brauchen? Ich bitte Sie wirklich, in dieser Frage etwas
rücksichtsvoller gegenüber einer leistungsfähigen Bran-
che und gegenüber den Arbeitsplätzen in diesem Bereich
zu sein, die viele, viele Haushalte finanzieren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604507100

Herr Goldmann, Sie tun der Fleischwirtschaft keinen

Gefallen, wenn Sie dieses Problem negieren.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Tue ich nicht!)


Wir alle wissen von vielen Bereichen – von der Fleisch-
wirtschaft, aber auch von anderen Bereichen –, dass der
deutsche Markt mittlerweile ein Markt ist, der nicht
mehr von Qualitätsprodukten gekennzeichnet ist.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das ist ja Schwachsinn, was Sie da sagen! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)


Wir zwei waren gemeinsam in den Niederlanden. Was
haben uns da die Gemüsehändler erzählt? Sie haben ge-
sagt: Die Gemüse mit der hohen Qualität gehen nach
Großbritannien, die Gemüse mit der niedrigen Qualität
nach Deutschland. Das liegt auch an dem harten Wettbe-
werb der Händler hier in Deutschland. Wenn wir dieses
Problem negieren – für mich ist Großbritannien kein
Gourmetland, das muss ich ganz ehrlich sagen – und der
harte Preiswettbewerb bei uns am Ende dazu führt, dass

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(C (D ndere ihre schlechten Produkte hierher bringen, dann erden wir dieses Problem nicht in den Griff bekomen. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das ist abenteuerlich, was Sie da von sich geben!)


m Ende werden die Arbeitsplätze, die Sie jetzt schüt-
en wollen, eher verloren gehen, als wenn wir das Pro-
lem rechtzeitig angehen und die Lösungen dazu nach
orne bringen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das ist das Allerletzte! – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das war aber heftig! – Weitere Zurufe des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP] sowie Gegenrufe der Abg. Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Glocke des Präsidenten)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604507200

Das Wort hat jetzt der Kollege Peter Bleser. Bitte

chön.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1604507300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Leider ist

iese Generaldebatte um den Haushalt durch ein Thema
estimmt, nämlich die Aufarbeitung des Gammel-
leischskandals. Deswegen möchte und muss auch ich
azu einige Äußerungen machen, gerade in Bezug auf
ie hier gerade vorgetragenen Reden von Herrn
oldmann und von Frau Höhn.

Herr Kollege Goldmann, ich glaube, Sie waren nicht
ehr redlich, als Sie dem Minister unterstellt haben, dass
r hier behauptet habe, es gebe bei der Lebensmittelkon-
rolle keine Probleme, es sei alles okay.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Nein, er hat ja das Gegenteil gesagt!)


erade Herr Seehofer hat unabhängig von der politi-
chen Farbe einer Landesregierung sehr deutlich ge-
acht, welche Fehler zu beheben sind und was bisher

icht richtig gelaufen ist. Ich glaube, es ehrt einen Bun-
esminister insbesondere, wenn er in dieser Klarheit und
hne parteipolitische Zuordnung vorgeht. Das ist zu
echtfertigen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das Nächste, was Sie hier unterstellt haben, hat eine
esondere Qualität. Sie meinen, das Verbraucherinfor-
ationsgesetz – wenn es denn in Kraft getreten ist; das
ird noch einige Wochen dauern; das wissen die Men-

chen draußen nicht – schaffe keine verbesserte Lage.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Für diesen Fall keine verbesserte Lage! Richtig!)


err Goldmann, ich erinnere daran, dass die FDP und
nsbesondere Sie es waren, die in den Verhandlungen des






(A) )



(B) )


Peter Bleser
Vermittlungsausschusses in den letzten Legislaturperio-
den


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Früher! Das ist lange her!)


darauf bestanden haben, dass nur dann Namen genannt
werden dürfen, wenn Verwaltungsverfahren rechtskräf-
tig abgeschlossen sind.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Richtig! Es sei denn, es ist gesundheitliche Gefahr in Verzug! Das ist doch jetzt schon!)


Das würde bedeuten, dass es unter Umständen Jahre
dauert, bis ein Gerichtsurteil verkündet ist, infolgedessen
man die entsprechende Person oder das entsprechende
Unternehmen nennen darf. Das ist kein Verbraucher-
schutz, so wie wir ihn wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Vertrau dem Tierarzt!)


Nach dem bald in Kraft tretenden Verbraucherinfor-
mationsgesetz ist nicht nur die Nennung des Namens
desjenigen Unternehmens, welches gegen Gesetze ver-
stoßen hat, möglich, sondern auch die Nennung derjeni-
gen, die das Produkt nicht mehr auf dem Markt haben,
und derjenigen, die das Produkt bezogen haben. Das ist
eine neue Qualität, die ihre Auswirkung auf den Markt
mit Sicherheit nicht verfehlen wird.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich hoffe, dass die abnehmenden Unternehmen, aber
insbesondere auch die Verbraucher die öffentlich ge-
nannten Unternehmen durch Kaufverweigerung entspre-
chend sanktionieren. Wenn es nicht anders geht, kann
dies zum Schließen eines Unternehmens führen; denn
nur so bekommen wir eine veränderte Situation, die zu
Qualität zwingt. Das ist unser Antritt. Den haben wir
sehr klar mit unseren Festlegungen im Verbraucherinfor-
mationsgesetz verfolgt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Sie, Frau Höhn – wenn Sie mir Ihre geneigte Auf-
merksamkeit zuwenden würden! –,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann müssen Sie aber auch etwas Spannendes sagen!)


haben den Landräten unterstellt, dass die Kommunen die
Produzenten bzw. Vertreiber von Gammelfleisch decken
würden. Das ist eine Ungeheuerlichkeit. Das sollten Sie
belegen; ansonsten würde ich so etwas hier in diesem
Haus nicht sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich sage auch Ihnen: Sie erwecken den Eindruck, dass
durch das Verbraucherinformationsgesetz nichts verän-
dert werde. Das ist eine Fehleinschätzung, deren Ursa-
che eine gewisse Realitätsferne ist.

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(C (D Herr Bleser, erlauben Sie eine Zwischenfrage der ollegin Höhn? Bitte schön. Bitte schön, Frau Höhn. Herr Bleser, Sie haben gerade gesagt, ich hätte etwas nterstellt, was ich begründen müsse, nämlich dass in en Landkreisen eine zu große Nähe zwischen den Konrolleuren und den dortigen Wirtschaftsvertretern betehe. Herr Bleser, was sagen Sie dann zu dem Wildleischskandal in Bayern, bei dem erwiesen ist, dass die ehörden nicht eingegriffen haben, obwohl sie wussten, ass der Wildfleischlieferant Berger Fleisch, dessen altbarkeit abgelaufen war, weiterverkauft hat? Was für in Verhalten ist das Ihrer Meinung nach? Belegt das icht eine zu große Nähe zwischen Behörden und dem nternehmen? Fällt das nicht genau unter den Punkt, en ich genannt habe, nämlich dass Behörden nicht tätig erden, obwohl ihnen bekannt ist, dass vor Ort ein nicht esetzmäßiges Verhalten stattfindet? Frau Höhn, das ist ganz banal: Sie können nicht einen inzelfall – den ich natürlich beanstande und kritisiere – erallgemeinern und damit eine ganze politische Kultur nfrage stellen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604507400
Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1604507500
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604507600
Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604507700
Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1604507800

anz im Gegenteil: Die räumliche Nähe führt dazu, dass
nsbesondere die Kommunen ihre Pappenheimer – so
ill ich sie einmal bezeichnen – eher kennen, als es der
all ist, wenn nicht vor Ort ansässige oder ferngesteuerte
ontrolleure auftreten.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ferngesteuert? Unabhängig heißt das!)


ie Nähe kann hilfreich sein. Aber in dem einen Fall hat
ie sicher nicht zu besonderer Objektivität geführt.

Meine Damen und Herren, wir beraten heute den
grarhaushalt. Erlauben Sie mir, dass ich neben dem

etzt angesprochenen Thema auch auf dieses Spektrum
ingehe.

Ich denke, wir können schon voller Stolz sagen, dass
ie Politik der ersten gut neun Monate dieser Bundesre-
ierung gerade in der Agrarwirtschaft enorme Erfolge zu
erzeichnen hat. Es gibt einen Stimmungswandel, Frau
ünast, allein schon durch die Tatsache, dass Sie nicht
ehr hier vorne sitzen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber! – Zuruf von der SPD: Das ist nicht sauber! – Gegenruf des Abg. Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das war Peter Bleser aber gut! So denken die Leute draußen! Das war richtig!)





(A) )


(B) )


– Man soll sich hier halt nicht mit Zwischenrufen profi-
lieren.

Dieser Stimmungswechsel drückt sich ganz konkret
in der Tatsache aus, dass sich das Agrarkonjunkturbaro-
meter von 50 Punkten im März 2004 auf 113 Punkte im
Juni dieses Jahres mehr als verdoppelt hat. Die Land-
wirte investieren wieder. Sie haben Vertrauen in die Zu-
kunft. Ihre Einkommen sind gestiegen. Diesen hoff-
nungsvollen Weg setzen wir konsequent fort und
deswegen sind wir schon ein Stück stolz darauf, dass es
auch im Haushalt 2007 gelungen ist, eine Kürzung der
Bundesmittel bei der landwirtschaftlichen Unfallversi-
cherung


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Trickreich, ja!)


und Beitragssatzerhöhungen, die Sie immer wieder ver-
ursacht haben, zu vermeiden.

Wir haben im Übrigen auch die Mittel für den Verbrau-
cherschutz in diesem Haushaltsentwurf um 13,2 Millionen
Euro angehoben. Ich bin sicher: Auch das wird zu einer ent-
sprechenden Veränderung des Bewusstseins draußen füh-
ren.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich dachte, es wäre die bessere Stimmung!)


Ich will aber jetzt noch etwas zu der landwirtschaft-
lichen Unfallversicherung sagen, weil die von den Be-
troffenen in der Öffentlichkeit geäußerte Kritik in den
letzten Wochen zugenommen hat. Ich bin nicht sicher,
wie lange es noch gelingt,


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Was willst du denn?)


diese Bundesmittel für die landwirtschaftliche Unfall-
versicherung zur Verfügung zu stellen. Deswegen ist
eine grundsätzliche Reform der landwirtschaftlichen Un-
fallversicherung, auch nach dem Bericht des Bundes-
rechnungshofes, unvermeidlich.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Wie?)


Dabei sind uns die Beitragszahler, die Bauern und ihre
Mitarbeiter, am wichtigsten. Ich hoffe, dass die Ange-
stellten der Unfallversicherungen das nötige Verständnis
aufbringen und sie die notwendigen Veränderungen mit-
tragen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Sagt das der Minister auch?)


Darüber hinaus stehen wir in den nächsten Monaten
auch vor der Frage, ob wir bei der Bewertung der ersten
und der zweiten Säule eine Umschichtung durch eine hö-
here Modulation vornehmen sollen oder nicht. In diesem
Zusammenhang und auch im Zusammenhang mit der
EU-Transparenzrichtlinie wird eine heftige Debatte
geführt. Nicht wenige hier in diesem Haus wollen ja,
dass alle Zahlungen an die Landwirte veröffentlicht wer-
den. Ich wundere mich insbesondere darüber, dass der
Landwirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpom-

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(C (D ern das begrüßt. Er muss doch wissen, dass in der Öfentlichkeit nur sehr schwer ein Verständnis dafür herzutellen ist, dass Mittel an Großstrukturen übertragen erden. Ich meine, die Menschen haben einen Anspruch uf Verlässlichkeit. Sie müssen sich darauf verlassen önnen, dass die GAP-Reform, die bis 2013 abgeschlosen sein wird, auch so umgesetzt wird, wie sie beschlosen worden ist. ie Maßnahmen müssen so ausfallen, wie es die Landirte kalkuliert haben. Wir haben nämlich – das muss man der Öffentlichkeit agen – eine Kürzung in der ersten Säule um circa 5 Prozent zu erwarten, wenn Bulgarien und Rumänien er Europäischen Union beitreten. Bei der zweiten Säule ind es – jedenfalls nach der jetzt vorliegenden Berechung – nur 12 Prozent. Es wäre angebracht, dass hier ine Gleichbehandlung erfolgt. Es besteht die Gefahr, dass, wenn wir die Transpaenzrichtlinie so umsetzen, wie sie die Europäische nion vorschlägt, Neid und Missgunst in die Dörfer ge ragen werden. ch glaube, die Landwirte haben einen Anspruch darauf, ass ihre Privatsphäre geschützt wird (Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] meldet sich zu einer Zwischenfrage – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Frau Künast!)


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Richtig!)


(Widerspruch bei Abgeordneten der FDP)


nd dass sie nicht als einzige Berufsgruppe, die staatli-
he Hilfen erhält, ihr Einkommen, das zu einem wesent-
ichen Teil aus diesen staatlichen Hilfen besteht, offen
egen müssen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „Zu einem wesentlichen Teil“?)


ier gehen wir an die Ehre der Bauern und das ist mit
ns nicht zu machen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604507900

Herr Kollege Bleser, erlauben Sie eine Zwischenfrage

er Kollegin Künast?


Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1604508000

Ja, bitte.


Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604508100

Herr Bleser, die von Ihnen aufgeworfene Frage der

hre beschäftigt mich an der Stelle. Zunächst einmal
abe ich Zweifel daran, dass sich die Einkommen der
auern „im Wesentlichen“, wie Sie es gerade gesagt ha-
en, aus den Zahlungen aus Brüssel ergeben. Was mich
ber besonders wundert, ist, dass Sie hier eine Sonder-
tellung der Bauern behaupten. Können Sie mir erklären,
arum für Landwirte die Veröffentlichung der erhalte-
en Subventionen irgendwie ungerecht wäre – das ist






(A) )



(B) )


Renate Künast
Ihre Formulierung –, während Ihr Gehalt als Mitglied
des Deutschen Bundestages, mein Gehalt oder das des
Ministers per Gesetz veröffentlicht wird?


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ist das eine Subvention? – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Frau Künast wird subventioniert!)


Sie müssten doch gleichermaßen eine Kampagne dafür
führen, dass Minister- und Abgeordnetenbezüge in Zu-
kunft nicht mehr öffentlich gemacht werden, frei nach
dem Motto, das diskriminiere sie und sei der Gesell-
schaft nicht zu vermitteln.

Durch das Verbraucherinformationsgesetz soll mehr
Transparenz geschaffen werden. Meinen Sie nicht, dass
die Steuerzahler das gute Recht haben zu erfahren, wo-
hin das Geld fließt? Wohlgemerkt, es geht um die Höhe
der erhaltenen Subventionen, nicht um den Umsatz eines
jeden Betriebes. Wie kommen Sie dazu zu behaupten,
das sei ungerecht, da Ihr eigenes Gehalt öffentlich ist?


Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1604508200

Frau Künast, wir könnten das für alle Berufsgruppen

und diejenigen, die staatliche Transferleistungen erhal-
ten – das fängt beim Hartz-IV-Empfänger an und geht
über die Kohlesubvention bis hin zu den Gehaltszahlun-
gen der Beamten und Angestellten des öffentlichen
Dienstes –, öffentlich machen. Das würde zu einem ge-
waltigen Bürokratieaufwand führen und unter Umstän-
den sogar Arbeitsplätze schaffen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Ich erkläre Ihnen einmal, wie Computer funktionieren!)


– Herr Kelber, sicher ist das elektronisch zu vereinfa-
chen.

Aber was sagen Sie, Frau Künast, als Repräsentantin
der Grünen in diesem Zusammenhang zum Daten-
schutz? Was hat das mit dem Schutz der Privatsphäre zu
tun?


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Man muss das Geld ja nicht nehmen! Dann hat man auch kein Datenschutzproblem!)


– Das, Frau Künast, war die größte Unverschämtheit, die
ich mir bisher von Ihnen anhören musste.

Sie haben eine Agrarpolitik betrieben, in deren Folge
landwirtschaftliche Betriebe bis zum Jahr 2013 vor gra-
vierende Veränderungen gestellt wurden, die sie ohne
diese Hilfen überhaupt nicht überstehen können. In die-
ser Situation wollen Sie die Menschen an die Öffentlich-
keit zerren und durch eine Neiddiskussion um diese Hil-
fen bringen. Das ist der wahre Grund, der hinter Ihrem
Handeln steht.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie das der CSU! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das war zwar keine Antwort, aber als Versuch gut!)


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(C (D Ich fasse zusammen: Wir müssen beim Verbraucherchutz natürlich weitergehen und dürfen uns nicht nur uf den Lebensmittelsektor beschränken. Wir haben urch unsere Initiativen bei den Roamingentgelten schon u einer Veränderung beigetragen, wir werden auch bei en Fahrgastrechten bei der Bahn weitere Verbesserunen zugunsten des Verbraucherschutzes erreichen. Wir erden in den nächsten Jahren ganz sicher dazu beitraen, dass die Verbraucher mehr zu Qualitätsprodukten reifen. Da bei Markenprodukten eine direkte Bezieung zwischen Kunde und Hersteller besteht, ist es mir in besonderes Anliegen, dass Markenprodukte größere arktanteile erreichen und weniger zu No-Name-Pro ukten gegriffen wird. Wir haben erreicht, dass Verbraucher und Landwirtchaft wieder Vertrauen zueinander finden. Beim Leensmittelhandel müssen wir noch zu mehr Vertrauen ommen, aber auch daran werden wir arbeiten. An dieen Aussagen können Sie uns messen. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604508300

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Edmund Geisen

on der FDP-Fraktion.


Dr. Edmund Peter Geisen (FDP):
Rede ID: ID1604508400

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen! Meine

erren! Ich bin in vielerlei Hinsicht anderer Meinung als
ein Vorredner. Ich denke, dass von der jetzigen Regie-

ung bisher noch kein Problem im Bereich Landwirt-
chaft, Ernährung und Verbraucherschutz gelöst wurde


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


nd keine wirksamen Reformen in Gang gesetzt wurden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


as Schlimmste, was man dem zuständigen Minister
orzuwerfen hat, ist der andauernde Zick-Zack-Kurs sei-
er Politik.

Herr Minister Seehofer, wir von der FDP haben sorg-
ältig notiert, dass Sie innerhalb eines halben Jahres min-
estens 13 unterschiedliche Bewertungen zum System
er landwirtschaftlichen Unfallversicherung öffent-
ich abgegeben haben. Das heißt: Durchschnittlich alle
4 Tage plädierten Sie für eine neue Reformvariante.

Bei den Beratungen zum Koalitionsvertrag vom No-
ember 2005 setzen Sie sich für ein modernisiertes land-
irtschaftliches Sozialversicherungssystem ein. Am
2. Dezember 2005 kritisieren Sie Frau Künast im
Focus“ wegen der 50-Millionen-Euro-Kürzung der
UV-Bundesmittel mit der Begründung, dies werde über
eitragserhöhungen zum Knock-out des Berufsstandes

ühren. Übrigens: Genau dasselbe machen Sie nun im
ktuellen Haushaltsentwurf.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Edmund Peter Geisen
19. Dezember 2006, „top agrar“: Sie sprechen von der Ver-
zahnung der Systeme. 16. Januar 2006, „Agra-Europe“:
Kürzungen werden vermieden. 8. April 2006, „Badische
Bauern Zeitung“: Der Minister spricht vom System-
wechsel in Richtung Kapitaldeckungsverfahren. 29. Mai
2006 „top agrar Online“: Kein Systemwechsel. Während
er am 19. Juni in „Agra-Europe“ die Privatisierung for-
dert, lehnen seine Staatssekretäre diese am 26. Juni in
„top agrar Online“ ab. Am 4. Juli, „dlz agrarmagazin
Online“, kommt das Kapitaldeckungsverfahren wieder
auf den Tisch. Am 17. Juli, „Bayerisches Landwirt-
schaftliches Wochenblatt“, heißt es: Die Privatisierung
ist nicht möglich. Und nun der Haushaltsentwurf 2007:
Die Kürzungsvorschläge ähneln denen von 2005. Es
handelt sich um eine Kürzung: Sie nehmen zunächst eine
Verlagerung der Mittel vor, die später in eine direkte
Beitragskürzung einmünden wird.

Verehrter Herr Seehofer, Ihr Vorgehen – rein in die
Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln – ist für den betroffe-
nen Berufsstand unerträglich und bedeutet einen enor-
men Verlust des Vertrauens in die Politik. Dieses Verhal-
ten führt zu einer großen Verunsicherung. Wir von der
FDP fragen Sie deshalb: Erstens. Welchen Weg schlagen
Sie als ausgewiesener Sozialpolitiker tatsächlich vor?
Zweitens. Was halten Sie von dem FDP-Vorschlag einer
kapitalgedeckten landwirtschaftlichen Unfallversiche-
rung?


(Zurufe von der SPD: Nichts! Gar nichts!)


Drittens. Warum verunsichern Sie permanent die zum
Teil am Existenzminimum Berührten durch drohende
Beitragserhöhungen, anstatt eine Altlastenbefreiung vor-
zunehmen und einen Reformvorschlag auf den Tisch zu
legen? Übrigens: Unsere Einsparvorschläge geben die
Absicherung im sozialen Bereich her.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Wir stehen nun vor der Obst- und Weinernte. Die vor
wenigen Monaten beschlossene Eckpunkteregelung für
die Saisonarbeitskräfte war ein Flop.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Richtig!)


Sie hilft weder den Arbeitslosen noch den Saisonarbeits-
kräften noch den Bauern. Nein, sie verdirbt die Ernte.
Die FDP hat dazu übrigens einen Antrag eingebracht.
Geben Sie den Erntehelfern eine Chance, indem Sie für
Freiheit sorgen und bilaterale Vereinbarungen ermögli-
chen.


(Beifall bei der FDP)


Wir brauchen eine Zukunftspolitik für die deutsche
Landwirtschaft und das Vertrauen der Verbraucher in die
angebotenen Produkte. Die Agrarpolitik der großen Ko-
alition gleicht einem Spiel, bei dem sich alle lustig aus-
toben, aber kein Tor fällt.


(Beifall bei der FDP)


Für die betroffenen Landwirte ist dieses ewige Hin und
Her indes weniger lustig. Die FDP fordert klare Zielset-
zungen, Verlässlichkeit und nachhaltige Entscheidungen.
Von Ihrer Agrarpolitik geht aber weder das eine noch das

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(C (D ndere Signal aus. Passen Sie auf, dass Sie die Bauern uf dieser Spielwiese nicht ins Abseits manövrieren. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Das Wort hat der Kollege Manfred Zöllmer von der PD-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! err Goldmann, Frau Tackmann, Frau Höhn, wer das erbraucherinformationsgesetz, das mehr Transparenz chafft und die Namensnennung von Unternehmen eröglicht, hier im Parlament abgelehnt hat, ist als Kriti er der Bundesregierung völlig unglaubwürdig. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604508500
Manfred Zöllmer (SPD):
Rede ID: ID1604508600

Verbraucherpolitische Themen stehen – die Debatte
at das deutlich gemacht – wieder einmal an der Spitze
er Nachrichtenagenda. Wir haben bereits über den
ammelfleischskandal in Bayern gesprochen. Ich werde
ieses Thema auch noch einmal aufgreifen. Die Strom-
nbieter verkünden höhere Preise. Zu den auf der Inter-
ationalen Funkausstellung vorgestellten technischen In-
ovationen zählt insbesondere die Verbindung von
ernsehen, Internet und Sprachkommunikation. Allein
iese drei Felder belegen sehr deutlich, welche Band-
reite eine aktive und gestaltende Verbraucherpolitik be-
ommen hat.

In dieser Debatte ist eines sehr deutlich geworden:
ir können und werden es nicht mehr zulassen, dass

ich skrupellose Unternehmer auf Kosten der Gesund-
eit vieler bereichern. Es ist wirklich bitter, dass auch
ach dem letzten Skandal, der nur wenige Monate her
st, viele Bundesländer ihre Hausaufgaben offenbar nicht
emacht haben. Wieder einmal ist der Fall nur durch
nonyme Hinweise und nicht aufgrund staatlicher Kon-
rollen aufgedeckt worden. Es kann und darf nicht sein,
ass viele Bundesländer die Kontrollen im Lebensmit-
elbereich zum Sparziel bei schwieriger Haushaltslage
achen. Die Gesundheit der Menschen muss Vorrang

or den Sparnotwendigkeiten der Landeshaushalte ha-
en.

Im Radio wurde berichtet, dass in München die Zahl
er Lebensmittelkontrollen in den letzten Jahren halbiert
orden ist. Das deutet darauf hin, dass man sich hier auf

inem wirklich schlechten Weg befindet und Herr Minis-
er Seehofer mit seiner Kritik an den Ländern und an ih-
em Gebaren in diesem Zusammenhang Recht hat.

Herr Goldmann, Sie haben Unrecht, weil Sie die Ver-
ntwortlichkeiten nicht zur Kenntnis nehmen wollen. Ich
ann das Gleiche in Richtung von Frau Höhn sagen.
enn die Länder im real existierenden Föderalismus

icht bereit sind, die notwendige Verantwortung zu über-
ehmen, dann muss der Bund reagieren.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Richtig! Das hat er nicht gemacht!)







(A) )



(B) )


Manfred Zöllmer
Wir haben bei der Diskussion über die Föderalismus-
reform erlebt, wie sehr die Länder ihre Besitzstände in
diesem Bereich verteidigt haben. Das kann auf Dauer so
nicht mehr gehen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Sie wollen noch mehr Föderalismus!)


Wichtig ist – das hat der Minister deutlich gemacht –,
dass bundeseinheitliche Qualitätsstandards bei der Le-
bensmittelüberwachung eingeführt werden.


(Mechthild Rawert [SPD]: Auf hohem Niveau!)


– Auf sehr hohem Niveau.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Vor allen Dingen in Berlin!)


Darüber hinaus müssen wir dafür sorgen, dass die
Rückverfolgbarkeit der Waren verbessert wird.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ja richtig! Macht QS!)


Das ist ganz wichtig, damit klar ist, wer an wen was ge-
liefert hat. Der Einsatz moderner Technologien, zum
Beispiel der RFID-Tags, kann helfen, eine lückenlose
Rückverfolgbarkeit möglich zu machen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Gute wirtschaftliche Betriebe machen das! Das ist QSBestandteil!)


– Genau.

Das Strafrecht muss in viel stärkerem Maße ange-
wandt werden. Es muss sehr sorgfältig geprüft werden,
ob eine Strafverschärfung sinnvoll ist. Unternehmer, die
in diesem Sinne tätig geworden sind, müssen wissen,
dass sie ihre Gewerbeerlaubnis verspielt haben. Hier
muss vor Ort gehandelt werden. In der Vergangenheit ist
das zu wenig geschehen. Es muss sichergestellt sein,
dass illegale Gewinne abgeschöpft werden. Die Verbrau-
cherinnen und Verbraucher haben ein Recht darauf, dass
Ross und Reiter genannt werden.

Wir können nicht versprechen, alle kriminellen Ma-
chenschaften zukünftig zu verhindern. Aber wir können
versprechen, es diesen Wirtschaftskriminellen so schwer
wie möglich zu machen. Wir unterstützen nachdrücklich
alle Bemühungen von Herrn Minister Seehofer, dieses
Ziel zu erreichen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Erneut haben die Stromversorger Preiserhöhungen
zum Beginn des kommenden Jahres angekündigt. Die
Schmerzgrenze für viele Verbraucherinnen und Verbrau-
cher ist längst überschritten.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Es ist nicht akzeptabel, dass einige wenige Stromkon-
zerne ihre Gewinne auf Kosten der Allgemeinheit und
der deutschen Wirtschaft vervielfachen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Richtig!)


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(C (D in weiteres Drehen an der Preisspirale ist nicht mehr innehmbar. Wenn man sich die Entwicklung ansieht, ann stellt man fest, dass in diesem Bereich in den letzen Jahren Preissteigerungen von teilweise bis zu 0 Prozent zu verzeichnen sind. Deshalb müssen die Landesregierungen etwas tun. ier sind die Länder verantwortlich, die noch bis zum . Juli 2007 die Anträge auf Strompreiserhöhungen zu enehmigen haben. Sie müssen diese Anträge sorgfältig rüfen und die Verbraucherinteressen dabei besonders erücksichtigen. Wenn die Anträge ungerechtfertigt ind, sollten sie sie auf jeden Fall ablehnen. Den entsprehenden Ankündigungen vieler Länderminister müssen aten folgen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Ich sage auch: In diesem Bereich ist kein Platz für Po-
ulismus. Der Vorschlag der nordrhein-westfälischen
irtschaftsministerin, die Länderaufsicht über den

. Juli 2007 hinaus zu verlängern, stellt keine Lösung
ar. Denn bei diesen Genehmigungen geht es nur um ein
rittel der Kosten: um die Netznutzungsgebühren für die
rivaten Haushalte. Auf diesem Markt brauchen wir
irklichen Wettbewerb, keine staatlichen Placebos.

Durch die Novellierung des Energiewirtschafts-
esetzes stehen die Bundesnetzagentur und zukünftig
ie Kartellbehörden in der Verantwortung, für Preisklar-
eit, Missbrauchsaufsicht und mehr Wettbewerb zu sor-
en. Das ist der richtige Weg. Ich fordere die großen
nergieunternehmen nachdrücklich auf, die niedrigeren
etzentgelte, die von der Bundesnetzagentur durchge-

etzt worden sind, in Preissenkungen am Markt umzu-
etzen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


enn dies nicht geschieht, muss sich der Gesetzgeber
ber weitere Maßnahmen Gedanken machen. Die Ent-
icklungen auf dem Telekommunikationsmarkt haben
eutlich gezeigt, dass es möglich ist, erfolgreich vom
onopol zum Wettbewerb überzugehen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Haushalt des
undesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und
erbraucherschutz unterstreicht die Bedeutung, die die
erbraucherpolitik für die Bundesregierung hat. Trotz
ller Konsolidierungsnotwendigkeiten konnte das bishe-
ige Niveau insgesamt gehalten werden. Das ist ein gro-
er Erfolg.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Eine aktive Verbraucherpolitik braucht handlungsfä-
ige Institutionen. Neben dem Bundesministerium sind
ies nachgeordnete Behörden wie das Bundesinstitut für
isikobewertung und das Bundesamt für Verbraucher-

chutz und Lebensmittelsicherheit. In Anbetracht der
edeutung ihrer Aufgaben ist es gut, dass sich ihre Etats
achhaltig erhöhen.

Wenn ich über Institutionen rede, dann geht es mir
icht nur um die staatlichen Institutionen und Organisa-
ionen, sondern auch um die unabhängigen Verbände






(A) )



(B) )


Manfred Zöllmer
und Stiftungen. Der Zuschuss für die Stiftung Warentest
wird in Höhe von 6,5 Millionen Euro gehalten und das
ist auch gut so.


(Beifall bei der SPD)


Darüber hinaus halte ich es für richtig, dass die Stiftung
Warentest seit dem Jahr 2004 bei ausgewählten Tests As-
pekte der sozialen Unternehmensverantwortung mit
berücksichtigt. Mehr und mehr Verbraucherinnen und
Verbraucher sind an diesen Hintergrundinformationen
interessiert und richten ihre Kaufentscheidungen zu
Recht an ihnen aus. Wirtschaft sowie Verbraucherinnen
und Verbraucher tragen Verantwortung auch für soziale
und Umweltstandards.

Die institutionelle Förderung der Verbraucherzen-
trale Bundesverband bleibt nahezu unverändert.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wenn sich der Bund zu seiner Verantwortung bekennt
und die Arbeit der vzbv als wichtige ordnungspolitische
Aufgabe betrachtet und entsprechend fördert, müssten
auch die Länder die Förderung der Verbraucher-
zentralen als ihre Pflicht ansehen. Leider werden in im-
mer mehr Bundesländern die Mittel gekürzt. Viele Bera-
tungsstellen und -angebote bluten regelrecht aus. Viele
Länder lassen die Verbraucherinnen und Verbraucher im
Regen stehen. Die Arbeit der Verbraucherzentralen vor
Ort ist von unschätzbarem Wert. Es ist eine wichtige
Aufgabe der Landespolitik, dafür zu sorgen, dass
niedrigschwellige Beratungsangebote in Deutschland
flächendeckend vorhanden sind.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, da meine Redezeit
abgelaufen ist, komme ich zum Schluss. Dieser Haushalt
macht deutlich, wie eine aktive Verbraucherpolitik, die
die Wirtschaft als Bündnispartner betrachtet und die Ver-
braucherinnen und Verbraucher nicht bevormunden will,
in Zahlen ihren Ausdruck finden kann. Wir müssen uns
den Herausforderungen neuer Märkte, neuer Geschäfts-
modelle und der digitalen Welt stellen und sie aktiv mit-
gestalten. Dafür sorgen wir.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604508700

Das Wort hat jetzt die Kollegin Cornelia Behm vom

Bündnis 90/Die Grünen.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Sie haben jetzt die einmalige Chance, zur Sache zu sprechen, Frau Kollegin! – Ursula Heinen [CDU/ CSU]: Ja, einmalig für die Grünen!)



Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604508800

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr

Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist gar
nicht so einfach, vom Gammelfleisch zurück zum Haus-
halt zu kommen; aber da wir die erste Lesung haben,
sollten wir das jetzt tun.

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(C (D Auch wenn die Zahlen es auf den ersten Blick nicht rkennen lassen – der Haushaltsentwurf 2007 ist ein aushalt gegen den ländlichen Raum. Die von der eutschen Regierung zu verantwortenden Kürzungen der U-Mittel für die zweite Säule werden mit keinem Cent ompensiert. Im Gegenteil, die Titel zur Sicherung einer ukunftsfähigen Agrarund Verbraucherpolitik werden lanmäßig abgewickelt. Zum Beispiel werden die Mittel ür Forschungsund Entwicklungsvorhaben für Umweltchutz im Agrarbereich, das sind 1,6 Millionen Euro, omplett gestrichen. Sie kürzen den Etat für das Bundesrogramm „Tiergerechte Haltungsverfahren“ um 83 Proent; das sind 2,5 Millionen Euro weniger. (Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Sie wollten doch zur Sache sprechen!)


en Etat für das Bundesprogramm „Ökologischer Land-
au“ wollen Sie um 20 Prozent kürzen; das bedeutet
Millionen Euro weniger. Und das, obwohl die Branche
ukunft hat: zweistellige Zuwachsraten in den letzten
ahren, 150 000 Arbeitsplätze in der Naturkostbranche.
ie Förderung von Modell- und Demonstrationsvorha-
en wollen Sie um 18 Prozent, also 1,8 Millionen Euro,
ürzen. Sie schrecken selbst vor Kürzungen bei der Ver-
raucheraufklärung und den nachwachsenden Rohstof-
en nicht zurück.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So wenig Zukunft!)


Summa summarum streichen Sie, Herr Minister,
3,7 Millionen Euro bei Zukunftsaufgaben – und das,
bwohl der Agrarhaushalt im Vergleich zum laufenden
aushaltsjahr um 82,5 Millionen Euro aufgestockt wird.
ie kommen also nicht etwa schmerzlichen Kürzungs-
orgaben nach, sondern Sie streichen Künast-Titel, um
in Zeichen zu setzen. Das ist ideologisch, also genau
as, was Sie uns – zu Unrecht – immer vorwerfen.

Gleichzeitig wollen Sie die Mittel für die Förderung
on Innovationen um 16,6 Millionen Euro erhöhen.
rundsätzlich begrüße ich das, allerdings kommt es da-

auf an, was Sie mit dem Geld machen. Sie wollen damit
um Beispiel die Forschung im Bereich der Agro-
entechnik forcieren.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604508900

Frau Kollegin Behm, erlauben Sie eine Zwischen-

rage des Kollegen Bahr von der SPD-Fraktion?


Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604509000

Ja, gerne.


Ernst Bahr (SPD):
Rede ID: ID1604509100

Frau Behm, ist Ihnen bekannt, dass die entsprechen-

en Mittel in den vergangenen Jahren unter Frau Künast
ar nicht vollständig abgerufen worden sind und dass
etzt um weniger gekürzt werden soll, als gar nicht abge-
ufen wurde?


Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604509200

Darüber wird zu reden sein. Auf jeden Fall brauchen

ir Titel – insbesondere das Programm, auf das Sie an-






(A) )



(B) )


Cornelia Behm
spielen –, die sich mit artgerechter Tierhaltung befassen.
Es kommt sehr darauf an, wie wir diese Titel in Zukunft
ausgestalten.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Bei der Hühnerhaltung jetzt Gesetz!)


– Wir müssen doch jetzt nicht über die Hühnerstallge-
schichte diskutieren!


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lassen Sie uns mal über Eier reden!)


Wie gesagt, die Frage ist, was man mit den Mitteln für
Innovationsförderung macht. Ich meine, sie in die Agro-
gentechnikforschung zu stecken, ist der falsche Weg; mit
diesem Geld könnte man wahrlich Besseres machen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Denn Sie wissen alle, meine Damen und Herren: Die
Akzeptanz für Agrogentechnik ist in Deutschland ein-
fach nicht vorhanden. Daher wird diese Forschung nicht
wirklich Innovationen hervorbringen, die den Markt er-
reichen. Sie werden mit Ihrer Innovationsstrategie eine
Bauchlandung machen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604509300

Frau Kollegin Behm, erlauben Sie auch eine Zwi-

schenfrage der Kollegin Klöckner von der CDU/CSU-
Fraktion?


Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604509400

Ja, gerne.


Julia Klöckner (CDU):
Rede ID: ID1604509500

Liebe Kollegin Behm, Sie sagten, Sie lehnen es ab, in

die Agrogentechnik Geld zu stecken. Aber ist es nicht
gerade Ihre Fraktion, die Fraktion der Grünen, die die
Anwendung der Grünen Gentechnik ablehnt mit dem
Hinweis, dass es nicht genug Forschung auf diesem Ge-
biet gebe?


Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604509600

Wir lehnen die Agrogentechnik nicht aus diesem

Grund ab, sondern wir lehnen sie ab, weil wir die Hoheit
über unsere Teller und über unsere Äcker nicht großen
Monopolen überlassen wollen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Julia Klöckner [CDU/CSU]: Das hört sich aber anders an!)


Wir meinen, dass diese Innovationsmittel eher in anwen-
dungsrelevante Anbau- und Züchtungsforschung ge-
steckt werden müssen, und zwar nicht nur im Bereich
nachwachsender Rohstoffe; denn damit kann man etwas
für die Zukunft der Landwirtschaft tun. Dies ist ange-
sichts des Klimawandels dringend notwendig.

Lassen Sie mich zur Gemeinschaftsaufgabe „Ver-
besserung der Agrarstruktur und des Küstenschut-
zes“ kommen. Dass Sie die Mittel für die GAK nach der
Absenkung um 50 Millionen Euro in diesem Jahr nicht
weiter zusammenstreichen, ist kein Trost für den ländli-
chen Raum; denn ab Januar 2007 wird die drastische

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(C (D ürzung der EU-Mittel erstmals massiv zu Buche schlaen. Die fehlenden Mittel aus der zweiten Säule werden en Bauern richtig wehtun, und zwar besonders im Süen dieser Republik. ier hätte eine nationale Kompensation erfolgen müsen. ie wäre auch möglich gewesen; denn infolge des ausgeandelten Kompromisses müssen ja viel weniger natioale Mittel nach Brüssel überwiesen werden. Sehr geehrter Herr Minister, bei den Mitteln aus der weiten Säule und der GAK handelt es sich nicht um irendwelche Subventionen, mit denen man mal mehr und al weniger Klientelpolitik betreiben kann. Im Gegen eil: Die Förderung des ländlichen Raums ist entscheiend für die Wettbewerbschancen unserer Landwirtchaft in den nächsten 20 Jahren. Nicht umsonst spricht rau Fischer Boel von der zweiten Säule als der Lebensersicherung der Landwirtschaft. Ihre Haushaltspolitik eugt jedoch nicht davon, dass Sie das wirklich verstanen haben. Darüber hinaus frage ich mich, was Ihre Haushaltsolitik mit Planungssicherheit für die Landwirte zu tun aben soll. Wo ist denn die Planungssicherheit für die auern, die an Programmen der zweiten Säule teilnehen? Wo bleibt Ihre viel beschworene Verlässlichkeit? m Koalitionsvertrag schreiben Sie: Die Finanzierung der Zweiten Säule muss ausreichend abgesichert und die gleichgewichtige Entwicklung beider Säulen gewährleistet bleiben. leichzeitig streichen Sie als eine der ersten Amtshandungen aber die Mittel für den ländlichen Raum radikal usammen. In diesem Zusammenhang bin ich schon sehr gepannt auf den Kongress Ihres Hauses am 5. Oktober 006. Was wollen Sie den Leuten denn da erzählen? ollen Sie sagen, dass der ländliche Raum und die andwirtschaft zukünftig auch ohne Fördermittel ausommen? Unsere Alternative ist ganz klar: Als Ausleich für die drastischen Kürzungen bei ELER fordern ir eine entsprechende Aufstockung der GAK-Mittel. Darüber hinaus brauchen wir ein neues Förderproramm, durch das der überwältigende Erfolg des Pilotrojekts „Regionen Aktiv – Land gestaltet Zukunft“ ortgesetzt wird. Ich habe im Sommer zehn der 18 Moellregionen besucht und mit vielen Akteuren vor Ort esprochen. Alle waren sich in dem einen Punkt einig, ass dieses Förderprogramm das Beste war, was es für en ländlichen Raum bisher gegeben hat. Es wurde mehr egionale Wertschöpfung generiert und es wurden mehr rbeitsplätze geschaffen als bei jedem anderen Proramm mit vergleichbaren Mitteln. Ich fordere Sie desalb dringend auf, eine entsprechende Anschlussfördeung bzw. ein analoges Programm aufzulegen. )


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Wo ist das?)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)






(B) )


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604509700

Frau Behm, kommen Sie bitte zum Schluss.


Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604509800

Ich komme gleich zum Schluss. – Mit der Markt-

einführung regionaler Qualitätsprodukte kann man im
Übrigen durchaus etwas gegen Gammelfleischskandale
tun.

Sehr geehrter Herr Minister, liebe Kolleginnen und
Kollegen, noch ist es nicht zu spät. Gehen Sie in sich
und prüfen Sie den Agrarhaushalt auf seine Zukunftsfä-
higkeit. Denken Sie daran, dass wir hier nicht nur Politik
für die Städter machen, sondern dass etwa die Hälfte der
deutschen Bevölkerung im ländlichen Raum lebt. Diesen
Menschen können wir den Stuhl nicht vor die Tür set-
zen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604509900

Das Wort hat jetzt der Kollege Georg Schirmbeck von

der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Georg Schirmbeck (CDU):
Rede ID: ID1604510000

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Zwischenzeitlich hat es ja einige Aufgeregtheiten
gegeben. Allerdings muss man sich fragen, worüber wir
hier eigentlich reden.


(Ursula Heinen [CDU/CSU]: Gammelfleisch!)


Wenn ich durch die Gegenden in Deutschland fahre,
in denen die Landwirtschaft und die Ernährungswirt-
schaft eine große Rolle spielen, dann sehe ich, dass dort
neue Schweineställe, Hühnerställe und Kuhställe gebaut
werden und Wurstfabriken, Salatfabriken, Gewürz-
werke, Biogasanlagen, Sägewerke und Gärtnereien ent-
stehen. Ich stelle fest, dass die Investoren im länd-
lichen Raum Vertrauen in die Zukunft haben.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: So ist es!)


Das ist das Ergebnis der Arbeit eines souveränen Minis-
ters und einer überzeugenden großen Koalition, also des-
sen, was wir in den letzten neun Monaten auf den Weg
gebracht haben. Das wollten wir so und darauf sind wir
stolz.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Aber kein anderer merkt das! Deshalb habt ihr ja auch die tollen Umfragewerte!)


– Michael, du bist in einer schwierigen Situation. Wir
beide sind uns in den allermeisten Fragen ja durchaus ei-
nig.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Höchstens im Flieger!)


Du kannst nicht alles, was im Emsland – bei dir zu
Hause im Wahlkreis – geschieht, zur Kenntnis nehmen.
Wenn du mit den Betriebsinhabern sprichst, dann wirst
du feststellen: Die Bauern – auch wenn es anders darge-

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(C (D tellt wird – wollen gar keine Zuschüsse oder Subventioen. Sie wollen, dass man sie in Ruhe lässt und dass sie ach guter handwerklicher Art arbeiten können. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Aber ihr wollt doch jetzt mehr Kontrollen!)


ie eine oder andere Gängelei durch die rot-grünen Ge-
etze aus der Vergangenheit muss natürlich durch staatli-
he Mittel ausgeglichen werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Beifall bei der FDP)


as kann dann zwischenzeitlich in einen kleinkarierten
arteienstreit ausarten.

Wir sollten zur Kenntnis nehmen, dass in Deutsch-
and Tausende von Veterinären und Gesundheitsaufse-
ern arbeiten, Zehntausende Betriebsinhaber leben und
underttausende von Menschen in den verschiedenen
abriken und Anlagen einen guten Job machen. Für die
rbeit, die sie leisten, sollten wir ihnen danken.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Manchmal habe ich den Eindruck: Wir verdrängen,
ass wir das Glück haben, in der Hälfte der Welt zu le-
en, in der man sich satt essen kann, während wir es ne-
ieren, dass die halbe Menschheit schmachtet, um es
anz deutlich und krass zu sagen. Wenn man so manche
iskussion in Ruhe verfolgt, gewinnt man den Eindruck,
ass wir irgendwann so weit sind, vor einem vollen
ühlschrank mit den allerbesten Lebensmitteln dieser
elt zu stehen, aber so hysterisch geworden zu sein,

ass wir Angst haben, von diesen Lebensmitteln zu es-
en, und stattdessen lieber verhungern. Manche Diskus-
ionen führt man nur, wenn man einen solch vollen Ma-
en hat, wie wir ihn haben. Auch das muss man einmal
n dieser Stelle sagen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist wirklich verrückt!)


Jetzt können Sie natürlich für den einen oder anderen
aushaltstitel mehr Geld fordern. Über Geld diskutiere

ch auch immer zu Hause mit meiner Frau. Das Ergebnis
st: Es ist immer zu wenig Geld da.


(Zurufe von der CDU/CSU, der SPD und der FDP: Oh!)


arüber kann man lange reden. Fakt ist: Aus diesem
aushalt werden nicht wesentlich mehr Mittel herauszu-
uetschen sein. Wir werden für diesen Einzelplan nicht
ehr Geld bereitstellen können. Deshalb ist es unsere
ufgabe – das ist natürlich schwierig und das muss man

ntelligent anstellen –, auf Dauer mit weniger Geld mehr
u bewegen. Das gilt für jeden einzelnen Haushaltsan-
atz. Darüber muss man diskutieren. Manchmal ist das
uch heilsam. Schließlich wissen wir, dass manche Pro-
ramme und Ansätze rein gar nichts gebracht haben.
iese müssen ganz einfach gestrichen werden.

(A)







(A) )



(B) )


Georg Schirmbeck

(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Verrate doch mal eines!)


Wir haben eine Verstetigung der Politik. Aus der mit-
telfristigen Finanzplanung kann man ganz einfach er-
sehen, dass im ländlichen Bereich mit den 615 Millionen
Euro aus der GAK gerechnet werden kann. Das heißt,
alle Bundesländer können kalkulieren, was zukünftig auf
sie zukommt.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Was habt ihr auf uns geschimpft!)


Manche sagen uns auch: Wir brauchen gar nicht mehr
Geld. Wir müssen bloß wissen, was mittelfristig auf uns
zukommt. Wenn das berechenbar ist, können wir mit der
einen oder anderen Einschränkung leben.

Aber bei der GAK – das habe ich schon bei den letz-
ten Haushaltsberatungen gesagt – stellt sich mir an der
einen oder anderen Stelle die Frage, ob das nicht eine
ganz und gar undemokratische Einrichtung ist.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Da hast du Recht!)


An der wirklichen Mittelverteilung sind weder der Bun-
destag noch die Länderparlamente beteiligt. Daher muss
man sich schon fragen, ob da nicht Beamte bürokra-
tische Verteilungsorganismen aufbauen, sodass diese
615 Millionen Euro gar nicht in dem vorgesehenen Um-
fang dort ankommen, wo sie ankommen sollen. Es ist
unsere Aufgabe, das gezielt zu überprüfen. Es bringt
nichts, nur zu sagen: Mein Gott, hier sind die Mittel ge-
kürzt worden und wir brauchen mehr Geld. – Vielmehr
müssen wir ganz konkret auf die Effizienz achten, Herr
Kollege Goldmann. Das ist gleichzeitig die Antwort auf
die Frage, die Sie eben als Zwischenruf gestellt haben.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Niedersachsen hat gut lachen!)


Angesichts all der Aufregung um die angeblichen
großen Kürzungen stelle ich mir die Frage, ob Sie die
Vorlage vielleicht gar nicht gelesen haben. Der Kollege
Bahr hat es richtigerweise angesprochen: Nebelhaus-
haltsansätze helfen nichts, wenn die Mittel gar nicht ab-
fließen. Auch in der Vergangenheit hat es offensichtlich
für das eine oder andere Programm gar keine Notwen-
digkeit gegeben.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Richtig!)


Diese Programme werden an das angepasst, was sachge-
recht ist. Da die Mittel dann auch berechenbar sind, kön-
nen die Programme im Bereich des Verbraucherschutzes
und in allen anderen Bereichen, die hier schon diskutiert
worden sind, sehr gut laufen.

Wir müssen natürlich auch noch über andere Dinge
diskutieren. Ein Beispiel: Die Unterstützung für Pro-
gramme für Hilfsmaßnahmen in Osteuropa wird den
Einzelplan nicht zu Fall bringen. Aber wenn wir sehen,
dass es mittlerweile in Osteuropa Staaten gibt, die im
Geld umkommen und bei uns sogar vorzeitig ihre Schul-
den ablösen, dann stellt sich die Frage, ob beispielsweise
für das Elend in Kaliningrad – die deutsche Geschichte
ist hier natürlich emotional hoch belastet – nicht eher

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(C (D utin als Frau Dr. Merkel zuständig ist und ob wir dafür eld bereitstellen müssen oder nicht einmal den Finger n die Wunde legen müssten. Das schließt nicht aus, dass an an der einen oder anderen Stelle trotz allem etwas ut. Aber es ist sicherlich auch wichtig, zu hinterfragen, b sich die Verhältnisse geändert haben. Wir haben im Wesentlichen nicht den Haushaltsplan eraten, sondern über den Verbraucherschutz gesprohen. Das war aufgrund der aktuellen Situation vielleicht uch nachvollziehbar. Aber dann sollte man wenigstens och das Argument in die Haushaltsplanberatungen einringen, dass wir für unsere Forschungsanstalten Inestitionen in einem bisher nicht da gewesenen Umfang ätigen. Das heißt, wir machen unsere Einrichtungen, deen Sachverstand wir brauchen und in Anspruch nehmen ollen, fit für die Zukunft. Ich glaube, auch das gehört u den Wahrheiten und Fakten, die hier vorgetragen weren müssen. Schließlich und endlich wissen wir, dass der Agraraushalt zu etwa 80 Prozent – das schwankt vielleicht m ein paar Zehntel – eigentlich ein Sozialhaushalt ist. ir müssen dabei zur Kenntnis nehmen, dass beispielseise beim landwirtschaftlichen Altersgeld in den ächsten Jahren steigende Ausgaben zu verzeichnen sein erden; es sei denn, es gäbe jemanden, der eine Geset esinitiative anstoßen würde, um an dieser Stelle zu küren. Das sehe ich aber nicht. Die Reden, in denen zum paren aufgefordert wird, und das tatsächliche Tun sind ben zweierlei Dinge. Ich schließe mich aber ausdrücklich dem an, was der ollege Bahr festgestellt hat. Bei der landwirtschaftli hen Krankenkasse und der Unfallversicherung müsen wir zu neuen Ufern kommen. Die anderen Redner ekommen sicherlich ähnliche E-Mails wie ich. Es ist ünschenswert, die landwirtschaftliche Unfallversiche ung für die Zukunft auf Kapitaldeckung umzustellen. ann müssen wir uns aber auch damit auseinander seten, wo das Kapital herkommen soll. Es ist zwar einach, dafür 1 Milliarde Euro aus dem Bundeshaushalt zu ordern. Eine solche Politik haben wir in der Vergangeneit gemacht. So können wir in Zukunft nicht vorgehen, eil uns das Geld dafür fehlt. (Beifall der Abg. Julia Klöckner [CDU/ CSU] – Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach so!)


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Was ich damit sagen will, ist: Wenn es für die große
oalition in einem Politikbereich eine Erfolgsgeschichte
ibt, dann ist das in dem Bereich der Fall, über den wir
ier diskutiert haben. Das zeigt sich daran, dass der
inister alle Säle füllt und die Leute, die die Veranstal-

ung besucht haben, zufrieden nach Hause gehen. In dem
inne sollten wir gemeinsam weitermachen. Ich glaube,
ir beide schaffen es, das auf den Weg zu bringen, Ernst
ahr.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)







(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604510100

Als letzte Rednerin zu diesem Tagesordnungspunkt

hat das Wort die Kollegin Waltraud Wolff von der SPD-
Fraktion.


Waltraud Wolff (SPD):
Rede ID: ID1604510200

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Ich bin meinen beiden Haushältern Herrn
Bahr und Herrn Schirmbeck sehr dankbar – ich glaube,
ich spreche auch im Namen beider Arbeitsgruppen –;
denn der vorgelegte Haushaltsentwurf zeigt, dass die
schwarz-rote Bundesregierung von Kontinuität geprägt
ist: Dieser Haushaltsplan entspricht dem vorigen. Was
von der Opposition in allen Teilen geäußert wurde,
bringt mich dazu, festzustellen: Wenn Sie schon Reden
halten, dann sollten Sie wenigstens den Ausführungen
Ihrer Vorredner bzw. des Herrn Ministers Seehofer fol-
gen. Dann hätten Sie manche Äußerung nicht getan.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Die großen Posten wie die Gemeinschaftsaufgabe
„Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschut-
zes“ oder die agrarsoziale Sicherung werden auf dem
diesjährigen Niveau gehalten. Darauf werde ich später
noch eingehen.

Ich möchte mit einem eher selten diskutierten Posten
des Haushalts beginnen, nämlich dem Titel für Tagun-
gen, Messen und Ausstellungen. Das hat heute noch
niemand angesprochen, weil das Thema Gammelfleisch
im Vordergrund stand. Die Mittel für öffentliche Auf-
tritte werden von 4,9 Millionen auf 6,6 Millionen Euro
aufgestockt. Das halte ich für ausgesprochen wichtig.
Ich denke dabei nur an die Werbung für deutsche Quali-
tätsprodukte aus der Landwirtschaft. Aber auch die be-
vorstehende EU-Ratspräsidentschaft wird hierbei si-
cherlich eine Verpflichtung sein.

Finnland, das zurzeit die EU-Präsidentschaft innehat,
geht beherzt schwierige Themen wie die Transparenzini-
tiative und den Bürokratieabbau an. Österreich hat sich
in seiner Amtszeit im ersten Halbjahr 2006 verstärkt der
Entwicklung der ländlichen Räume und der Biomasse
gewidmet.

Nach allen Erfahrungen der letzten Monate und Jahre
wäre eine Fokussierung auf den Verbraucherschutz bzw.
auf die Verbraucherpolitik für die EU-Präsidentschaft
unter deutschem Vorsitz ein hervorragendes Thema, weil
sich auch die deutsche Bevölkerung damit identifizieren
würde. Ich glaube, das wäre ein sehr geeignetes Thema.


(Beifall bei der SPD)


Trotz des sehr engen Spielraums des Haushalts wer-
den die GAK-Mittel nicht weiter gesenkt. Aber in Zu-
kunft gilt in wesentlich stärkerem Maße, dass wir haus-
haltstechnisch die Mittel zur Verfügung stellen, die am
wenigsten marktpolitisch verzerrende Wirkungen zei-
gen. Die Agrarreform, die wir unter der Vorgängerregie-
rung auch im Hinblick auf die WTO gemacht haben,
wird sicherlich nicht der letzte Schritt sein, den wir in
der Politik gehen, um die landwirtschaftliche Produktion
und die Wertschöpfung in den ländlichen Räumen zu si-

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(C (D hern. Uns allen ist klar, dass im Zuge der finanziellen usgestaltung der EU die Mittel für die Entwicklung der ändlichen Räume nicht mehr, sondern weniger weren. Trotzdem werden wir Wege finden müssen, um die ändlichen Räume weiterzuentwickeln. Dabei kann die ationale Kofinanzierung nicht das Allheilmittel sein. Weil dieses Thema von gesamtgesellschaftlicher Beeutung ist, von der Telekommunikation über den Persoennahverkehr bis hin zur Wertschöpfung der ländlichen etriebe, kann man nur im Einklang mit allen Akteuren ösungen finden. Wir, die SPD-Fraktion, widmen uns iesem Thema auf einer Tagung am 12. September. Ich laube, dass wir dort zu sehr guten Lösungen kommen erden. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Im Bereich der nachwachsenden Rohstoffe kann die
undesregierung gute Erfolge verzeichnen. So förderte
as Bundesministerium mit insgesamt 50 Millionen
uro verschiedene Projekte. Ich nenne als Beispiele nur
en Einsatz biogener Schmierstoffe, Demonstrationsvor-
aben der energetischen Nutzung nachwachsender Roh-
toffe und den Einsatz der Biomasse. Ich weise zu Recht
arauf hin; denn der deutsche Energiebedarf wird schon
das sollte man sich einmal auf der Zunge zergehen las-
en – zu etwa 4 Prozent über die Biomasse gedeckt. Die-
er Prozentsatz steigt und ist noch steigerbar.

Der große Posten der landwirtschaftlichen Sozial-
olitik macht – Sie sehen mir sicherlich nach, dass auch

ch zu diesem Thema Aussagen mache – den Löwenan-
eil des Einzelplans 10 aus. Wir haben im Koalitionsver-
rag die Reform der agrarsozialen Sicherung vereinbart.
ie ist notwendig. Vor allem drängt die Zeit. Natürlich

st es wichtig, dass diese Reform mit der allgemeinen
eform des Gesundheitswesens einhergeht. Wir können
ier nicht vorangehen, sondern müssen warten und ge-
einsam den Weg gehen. Aber wir haben keine Zeit
ehr zu verlieren. Herr Geisen, Ihrer Forderung nach
inführung eines kapitalgedeckten Verfahrens in der

andwirtschaftlichen Unfallversicherung muss ich eine
indeutige Absage erteilen. Versicherungen haben sich
ereits damit befasst und Gutachten erstellt. Demnach
ann der Bund die alten Lasten nicht übernehmen; denn
o etwas schüttelt man nicht einfach aus dem Ärmel.
arauf weisen wir bereits seit Jahren hin. Zudem ist für
ie Versicherten kein erkennbarer Nutzen durch die Um-
tellung auf ein kapitalgedecktes Verfahren zu erwarten.
enn wir eine Reform machen, sollten wir aber die Ver-

icherten im Blick haben und nicht nur sehen, wie wir
as Problem vom Tisch bekommen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


In allen Bereichen des landwirtschaftlichen Sozial-
ersicherungssystems brauchen wir Beitragsgerechtig-
eit, eine größere Transparenz und mehr Effizienz. Wir
rauchen ein Konzept, bei dem die Interessen der Ar-
eitnehmerinnen und Arbeitnehmer der Träger im Blick
ehalten werden und das gleichzeitig gewährleistet, dass
ie Bundesländer mit im Boot sind. Aber noch einmal:






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Waltraud Wolff (Wolmirstedt)

Wir haben keine Zeit zu verlieren. Herr Minister, die
SPD steht in dieser Frage an Ihrer Seite.


(Beifall bei der SPD)


Der Bundeshaushalt sieht vor, dass die Forschungs-
mittel aufgestockt werden. Da Frau Behm vorhin von
Kürzungen geredet hat, bin ich froh, dass Herr
Schirmbeck das klargestellt hat. Ich finde, es ist ein gu-
tes Zeichen, wenn wir die Einrichtungen und die Labors
so ausstatten, dass gute Arbeit geleistet werden kann.

Fortschritt bei der Forschung bedeutet ein Plus für
Unternehmen. Daran besteht ein öffentliches Interesse.
Nehmen wir als Beispiel die Impfung von Geflügel. Wir
alle warten auf wirksame Impfstoffe, die Entwarnung in
Bezug auf die Vogelgrippe geben könnten. Das würde
zum einen die Geflügelhalter aufatmen lassen, weil diese
nicht in der Lage sind, die finanzielle Last zu tragen,
wenn der ganze Geflügelbestand getötet werden muss.
Die finanziellen Auswirkungen sind enorm und könnten
vermieden werden, wenn man die Infektionskrankheit in
den Griff bekommt. Zum anderen ist es mindestens ge-
nauso wichtig, Schaden von der Bevölkerung abzuwen-
den und die gesundheitliche Sicherheit der Bevölkerung
zu gewährleisten. Deshalb müssen wir in hohem Maße
in die verbraucherorientierte Forschung investieren.


(Beifall bei der SPD)


Forschung soll effizient sein. Mittel können an Dritte
vergeben werden. So kann man bundesseitig sparen. Die
nachgeordneten Einrichtungen des Bundes haben in den
vergangenen zehn Jahren ungefähr 20 Prozent – sprich:
800 Stellen – eingespart. Warum sage ich das? Den Be-
hörden geht es um Inhalte und nicht darum, ob sie mög-
licherweise bei der nächsten Ausschreibung wieder den
Zuschlag erhalten oder nicht. Die Neutralität ist für das
Bundesministerium ganz sicher von großem Nutzen.
Passen wir also auf, dass wir nicht an dem Ast sägen, auf
dem wir sitzen.

Absolut wichtig ist außerdem, die Verbraucherauf-
klärung zu stärken. Auch hier haben wir die Mittel auf-
gestockt. Wir haben im Laufe der Debatte gehört, wie
wichtig es ist, für die Verbraucher zu sorgen und harte
Strafen für eine gewisse Art von Wirtschaftskriminalität
zu verhängen. Ich glaube, dass Herr Minister Seehofer
mit dem Zehnpunkteprogramm die richtigen Stellschrau-
ben gefunden hat. Ich glaube, man muss dieses Programm
umsetzen. Das ist in der heutigen Debatte deutlich gewor-
den. Die Länder haben den wichtigsten Part bei der Um-
setzung: die Kontrollen. An dieser Stelle darf nicht ge-
spart werden. Wir brauchen eine hohe Kontrolldichte
sowie unangemeldete und konsequente Kontrollen. Zu-
sätzlich sind länderübergreifende Qualitätskontrollen not-
wendig. Wir haben mit dem Verbraucherinformationsge-
setz die richtigen Schritte unternommen. Wenn der
Bundesrat im September hier noch etwas draufsattelt,
dann freuen wir als SPD uns ganz besonders.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich hoffe, dass der Bundesrat zu solchen Konsequenzen
kommt und wir im September den Bürgerinnen und Bür-

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(C (D ern verkünden können, welche Firmen unlauter arbeien, wer sich krimineller Machenschaften bedient und er vom Markt verschwinden muss. Unser Einzellan 10 – ich habe das deutlich gemacht – hat eine solide rundlage. Ich hoffe auf gute Beratungen, natürlich uch auf Zustimmung von der Opposition. Vielen Dank. Weitere Wortmeldungen zu dem Geschäftsbereich des undesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und erbraucherschutz liegen nicht vor. Wir kommen jetzt zum Geschäftsbereich des Bundesinisteriums der Justiz, Einzelplan 07. Als erste Red erin hat die Bundesministerin Brigitte Zypries das ort. Frau Ministerin, bitte schön. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! s ist jetzt über neun Wochen her, dass das Haushaltsgeetz 2006 verabschiedet wurde. Heute befassen wir uns rneut mit den Finanzen. Wenn man den Etat des Justizministeriums mit denen er übrigen Ressorts vergleicht, dann stellt man fest: icht nur für den letzten Haushalt, sondern auch für den etzt vorgelegten gilt, dass wir zwar am wenigsten auseben, aber am meisten einnehmen. Es sind 0,17 Prozent es Bundeshaushalts. Damit ist unser Einzelplan der leinste des Bundeshaushalts. Wir haben mit 2,5 Prozent aber nunmehr die mit Abstand höchste ostendeckungsquote der Ressorts. Wer in den letzten Jahren aufmerksam zugehört hat, er wird sich fragen, warum unsere Kostendeckungsuote eigentlich so gesunken ist. Das liegt nicht daran, ass das Deutsche Patentund Markenamt weniger Einahmen hat, sondern daran, dass die Pensionskosten in iesem Jahr zum ersten Mal auf die Einzelhaushalte umelegt sind. Das heißt für ein Ministerium wie das Justizinisterium, das einen sehr hohen Personalkostenanteil at, natürlich, dass die entsprechenden Pensionslasten ehr zu Buche schlagen. Ich möchte deshalb gleich an dieser Stelle den freundichen Hinweis geben, dass das Ausweisen der Pensionsasten das eine ist; das andere ist die Frage, inwieweit die ensionslasten aus dem eigenen Haushalt gedeckt weren müssen. ch bitte herzlich, nicht in die Versuchung zu geraten, in in oder zwei Jahren zu sagen: Wenn man es schon einal ausgewiesen hat, dann kommen Sie doch bitte selber ür Ihre Pensionslasten auf. Das könnte der Einzelplan es Justizministeriums nicht leisten. Dann müssten wir, as Justizministerium, die Arbeit einstellen. Bundesministerin Brigitte Zypries Das wäre schade. Ich meine nämlich, dass die Justiz in diesem Lande eine große Bedeutung hat und eine sehr gute Arbeit macht. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU, der FDP und der LINKEN)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604510300
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1604510400

(Beifall des Abg. Joachim Stünker [SPD])


(Otto Fricke [FDP]: Sehr wahr!)





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Das ist an dieser Stelle und bei solchen Gelegenheiten
schon oft gewürdigt worden. Die Arbeit, die wir ma-
chen, bezieht sich oft auch darauf, dass wir uns bemü-
hen, die Verwirklichung des sozialen Rechtsstaats durch
Gesetze sicherzustellen, auch und gerade im Bereich des
Verbraucherschutzes. Ich will jetzt nicht über verdorbe-
nes Fleisch und die Frage des Verbraucherschutzes re-
den, sondern über andere Aspekte des Verbraucher-
schutzes, nämlich über den Ausgleich des freien Spiels
der Kräfte.

Wir haben als Ideal des Wirtschaftslebens Vertrags-
freiheit und Privatautonomie. Aber dieses freie Spiel der
Kräfte muss staatlich oft genug reguliert werden, um zu
einem gerechten Ausgleich zu kommen. Die Verbrau-
cher sind vielfach in einer schwächeren Position, wirt-
schaftlich, strukturell und auch hinsichtlich der Informa-
tionen. Tatsächlich ist es doch so: Wer einen Job oder
eine Wohnung dringend sucht, ist ein schlechter Ver-
handlungspartner. Er kann nämlich nicht mit den Mus-
keln spielen, schließlich ist er auf den Job oder die Woh-
nung angewiesen. Ein Verbraucher, der sich mit einem
Großkonzern anlegen will, hat allein keine Chance. Wer
vor einem Vertragsschluss nicht über alle Risiken und
Details aufgeklärt wurde, der kann nicht frei entschei-
den.

Wir wollen aber Entscheidungsfreiheit und Selbstbe-
stimmung der Verbraucherinnen und Verbrauchern stär-
ken. Wir wollen den mündigen Verbraucher bzw. die
mündige Verbraucherin. Daher sorgen wir zunächst da-
für, dass jedermann einen freien Zugang zum Markt be-
kommt. Diskriminierung soll und darf es in diesem Be-
reich nicht geben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn Sie das hören, dann denken Sie alle natürlich
gleich an das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, mit
dem wir einen ersten wichtigen Schritt getan haben. Das
will ich aber gar nicht ausführen. Ich will sagen, dass es
noch zahlreiche andere Bereiche gibt, wo wir einen Be-
darf an Lösungen sehen. Ich möchte als ein Beispiel das
Thema Girokonto nennen. Ein solches Konto ermög-
licht jedermann, am Wirtschaftsverkehr teilzunehmen;
denn, wie Sie alle wissen, ohne ein Girokonto ist die
Teilnahme am Wirtschaftsleben heute so gut wie nicht
möglich. Jemand, der einen Job sucht und nicht angeben
kann, auf welches Konto das Geld überwiesen werden
soll, hat auch nicht annähernd eine Chance, diesen Job
zu bekommen. Die Zeiten der Lohntüte sind lange vor-
bei.


(Otto Fricke [FDP]: Das wäre doch eine Aufgabe für die Sparkassen!)


– Genau.

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(C (D Wir befinden uns deshalb mit den Banken und den parkassen in Gesprächen darüber. Wir haben in unseem letzten Bericht an den Deutschen Bundestag angeahnt, dass es nunmehr nach der allgemeinen Selbstver flichtung endlich auch eine rechtlich verbindliche elbstverpflichtung geben muss, ass Banken und Sparkassen die Zusage eines Girokonos für jedermann einlösen. Anderenfalls müssen wir tatächlich darüber nachdenken, ob es gesetzlicher Regeungen bedarf. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Das gilt übrigens auch für das so genannte Scoring.
ichtig ist natürlich: Wer einen Kredit haben will, muss

ich gefallen lassen, dass er auf seine Kreditwürdigkeit
berprüft wird. Aber er sollte schon wissen, anhand wel-
her Kriterien seine Bonität beurteilt wird; denn nur
ann kann er dafür sorgen, dass aus allgemeinen Daten
icht Schlüsse gezogen werden, die für ihn selbst gar
icht zutreffen. Das heißt konkret: Wenn eine Bank auf-
rund einer bestimmten Postleitzahl oder aufgrund be-
timmter Straßennamen davon ausgeht, dass die Men-
chen, die dort leben, nicht kreditwürdig sind, weil sie
ein so hohes Einkommen haben, dann ist das eine Form
on Vorurteil, die wir nicht wollen. Wir sagen vielmehr:
s muss im Einzelfall geprüft werden. Solche generellen
eurteilungen darf es nicht geben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


as ist die Frage der Beteiligung oder des Zugangs.

Eine andere Frage ist die: Wie können Verbraucher
ündig entscheiden? Mündig entscheiden können sie

ur, wenn sie hinreichende Informationen haben und da-
it auch wissen, worüber sie entscheiden. Das ist eine
rage der Transparenz – ein Stichwort, das an dieser
telle schon oft gefallen ist.

Sie wissen, dass wir dem Bundeskabinett in Kürze
en Entwurf eines neuen Versicherungsvertragsgeset-
es vorlegen werden. Dabei ist Ziel, dass die Versiche-
ungen ihre Kunden künftig vor Abschluss eines Vertra-
es besser beraten und informieren. Das Kleingedruckte
oll man auch nicht erst mit dem Versicherungsschein,
ondern bereits vorher bekommen. Wenn Anlass besteht,
ann muss in Zukunft auch während eines laufenden
ertrages über Rechte aus dem Versicherungsvertrag in-

ormiert werden. Wenn jemand zur Versicherung kommt
nd sagt: „Ich kann aufgrund von Arbeitslosigkeit die
eiträge im Moment nicht weiter bezahlen und muss den
ertrag kündigen“, dann muss er beraten werden, dass

hm gesagt wird: Man kann den Vertrag auch ruhen las-
en; man muss ihn nicht gleich kündigen.

Für mehr Transparenz wollen wir nicht zuletzt bei den
osten sorgen. Beim Abschluss von Lebensversicherun-
en ist die Verrechnung von Prämien und Provisionen
ft nicht erkennbar. Vor allem wird sie auf einen zu kur-
en Zeitraum beschränkt. Das wollen wir offen legen.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Brigitte Zypries
Wir wollen den Verbraucherinnen und Verbrauchern da-
mit deutlich machen, welche Kosten von ihnen zu tragen
sind.

Verbraucherrechte spielen beim Abschluss von Ver-
trägen eine große Rolle. Sie sollen auch im Laufe des
Vertrages beachtet werden und notfalls erstritten werden
können. Dafür müssen wir – auch dafür ist das Rechts-
wesen zuständig – im Zweifel den Einzelnen stärken,
wenn es darum geht, seine Rechte durchzusetzen; denn
einer gewissen Waffengleichheit bedarf es schon. Wir
machen das, indem wir Verbraucherverbände einbin-
den. Das haben wir bei dem neuen AGG ebenfalls getan,
wenn auch, zugegebenermaßen, sehr behutsam. Antidis-
kriminierungsverbände können jetzt als Beistände vor
Gericht auftreten und Benachteiligte in Verfahren unter-
stützen.

Wir stellen noch weitere neue Instrumente zur Verfü-
gung, damit auch diejenigen, die beispielsweise nur we-
nige Aktienanteile haben, die Möglichkeit haben, sich
zur Wehr zu setzen. Seit knapp einem Jahr zum Beispiel
sind Musterverfahren möglich, mit denen Anleger ihre
Schadensersatzansprüche einfacher geltend machen kön-
nen. Damit tragen wir der Tatsache Rechnung, dass es
immer mehr Menschen gibt, die Aktien als eine Form
der Altersvorsorge halten. Wir haben beim elektroni-
schen Bundesanzeiger ein Klageregister und ein Aktio-
närsforum geschaffen, womit wir Kleinaktionären die
Möglichkeit geben, sich zu organisieren und abzuspre-
chen.

Maßnahmen des Verbraucherschutzes brauchen wir,
um Verbraucher zum Teil auf Augenhöhe mit Großunter-
nehmen zu bekommen. Ein Großunternehmen, über das
im Moment geredet wird, ist die Bahn. Sie wissen, dass
es dort in vielen Bereichen noch eine Monopolstellung
gibt und die Souveränität des Verbrauchers damit nicht
sonderlich ausgeprägt ist; ein Wahlrecht gibt es nicht.

Eine Debatte, die in diesem Zusammenhang im Mo-
ment geführt wird, ist die über die Stärkung der Fahr-
gastrechte im Bahnverkehr. Wir führen diese Debatte
sowohl auf nationaler Ebene als auch auf europäischer
Ebene. Innerhalb Deutschlands gab es gerade Vorschläge
für ein sehr ausdifferenziertes System der Schaden-
ersatzzahlung bei Verspätung. Auf europäischer Ebene
ist dieses System nicht so ausdifferenziert. Ausnahms-
weise ist es einmal so, dass auf europäischer Ebene we-
niger Bürokratie vorgesehen ist, was ja durchaus nicht
immer der Fall ist.

Ich meine, dass wir Regelungen mit Augenmaß brau-
chen, insbesondere in dem sehr stark subventionierten
Nahverkehrsbereich. Wir müssen, wenn wir die Rege-
lung nicht auf gravierende Fälle beschränken, überlegen,
wem wir die Ersatzleistungen aufbürden. Denn wenn die
Bahn Verspätung hat, weil sie, um die Sicherheit ihrer
Reisenden zu garantieren, herrenlos herumstehende Kof-
fer kontrolliert und Bahnhöfe räumt, auch wenn sich das
hinterher als nicht erforderlich herausstellt, oder weil
sich Menschen – leider, muss man sagen – in großer An-
zahl in Selbstmordabsicht vor die Züge werfen, wird sie
als Unternehmen Ersatzleistungen nicht allein zu tragen
haben. Dann wird eine Debatte darüber eröffnet werden

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(C (D üssen, wer dafür aufkommt und ob nicht der Staat im weifel zahlen muss. Ich meine, wir müssen mit dieser hematik sorgsam und vorsichtig umgehen und sorgfäl ig darüber diskutieren. Vor allen Dingen müssen wir seen, dass wir nicht allzu bürokratisch abgestufte Verfahensregelungen schaffen, die mehrere Möglichkeiten des rsatzes vorsehen. Das Ideal des mündigen Verbrauchers oder der münigen Verbraucherin, der bzw. die frei und selbstbetimmt entscheiden kann, wird also von zwei Seiten edroht: einerseits durch die Überlegenheit des Gechäftspartners und andererseits durch ein Übermaß an esetzlicher Regelung, wodurch der Verbraucher überäßig bevormundet wird. Regelmäßig wird hinterfragt, b wir eine solche Regelungsdichte brauchen. Manche eigen dazu, nur eine Seite zu sehen. Aufgabe dieses auses ist es auch, einen Mittelweg zu finden, einen usgleich zwischen diesen unterschiedlichen Anschaungen. Mit der Neufassung des Rechtsberatungsgesetzes haen wir einen entsprechenden Vorschlag gemacht. Wir aben den Entwurf für ein neues Rechtsdienstleistungsesetz vorgelegt. Darin haben wir die Möglichkeit gechaffen, dass Rechtsrat in geringer Form auch von enschen erteilt werden kann, die nicht dafür ausgebilet sind. Warum, fragt man sich, soll nicht eine Kfzerkstatt, die mit der gegnerischen Versicherung die Re araturkosten abrechnet, auch die Schadenspauschale eltend machen können? Warum soll nicht ein Architekt twas zum Baurecht sagen oder ein Volljurist einen Beannten kostenlos beraten dürfen? In all diesen Randbereichen können wir, wie wir meien, das generell vorhandene Monopol der Anwaltschaft uflösen und damit auch ein Stück weit dem Bedürfnis ach weniger Regelung in diesem Bereich nachkommen. ch glaube, dass Verbraucherinnen und Verbraucher sehr ut wissen, wann sie dem Rat der Kfz-Werkstatt oder es Architekten besser nicht vertrauen und stattdessen zu iner Rechtsanwältin oder einem Rechtsanwalt gehen ollten. Denn das, meine Damen und Herren, sieht der esetzentwurf natürlich auch vor: Es bleibt dabei, dass er Rechtsanwalt derjenige ist, der für die qualifizierte echtsberatung berufen und dem die gerichtliche Vertre ung vorbehalten ist. Mehr Transparenz, Klarheit und Verständlichkeit, das ilt nicht nur im Wirtschaftsleben, sondern das muss uch bei den Regelungen gelten, die diese Verfahren orschreiben; ich meine ganz konkret bei den Gesetzen. s bleibt deshalb dabei, dass wir im Hause nach wie vor nstrengungen unternehmen, Gesetze so zu formulieren, ass sie möglichst verständlich und klar sind. Wir weren jetzt aber zusätzlich mit der Gesellschaft für deutche Sprache ein neues Projekt starten, das auch in dieem Haushalt ausgewiesen ist; deswegen erwähne ich es n diesem Zusammenhang. Wir wollen gemeinsam unersuchen, wie Gesetze und Verordnungen von unvertändlichem Amtsdeutsch befreit und lesbarer werden önnen. Bundesministerin Brigitte Zypries Das geht auf eine Anregung von zwei Berichterstattern für den Justizhaushalt zurück. Ich danke den Kollegen Binding und Schröder für ihre Initiative. Ebenso möchte ich aber auch all denen danken, die den Haushalt des Justizministeriums mit befördert haben und denen die Rechtspolitik am Herzen liegt. Meine Damen und Herren, auch in den nächsten Wochen kommen auf die Rechtspolitikerinnen und Rechtspolitiker eine Menge Vorhaben zu. Es gibt zahlreiche Anhörungen und Beratungen; der Rechtsausschuss ist gut ausgelastet. Lassen Sie uns gemeinsam bei all diesen Beratungen daran denken, dass wir nicht nur richtige und gute Gesetze machen wollen, sondern auch verständliche. Das Wort hat jetzt die Kollegin Sabine Leutheusser Schnarrenberger für die FDP-Fraktion. Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kolle gen! Der Justizhaushalt, Frau Ministerin, gibt wirklich, was das rein Finanzielle angeht, nicht allzu viel her. Gut, dass Sie das Deutsche Patentund Markenamt haben; denn es ist doch immer wieder sehr schön, das in Haushaltsdebatten zu nennen. Deshalb ist es wichtig, dass von Ihrer Seite aus immer ein sehr wohlwollendes Auge – am besten zwei – auf diese „Goldkuh“ geworfen wird. In den knapp zehn Monaten der Legislaturperiode ist noch nicht allzu viel passiert in der Rechtspolitik. Das steht uns jetzt im Herbst bevor, wenn wir einen Anhörungsmarathon zu vielen wichtigen Vorhaben im Rechtsausschuss durchführen werden. Geprägt war die Arbeit – die Föderalismusreform nehme ich jetzt ausdrücklich aus als ein natürlich wichtiges Werk, mit dem sich aber das ganze Parlament unter Federführung des Rechtsausschusses befasst hat – in erster Linie dadurch, dass Urteile des Bundesverfassungsgerichtes aufgearbeitet werden mussten. Ich nenne hier nur den Europäischen Haftbefehl; dass das Zollfahndungsdienstgesetz noch darauf wartet, verfassungskonform zu werden, sei nur am Rande erwähnt. Ich sage das hier an dieser Stelle, weil ich sehr besorgt bin, wenn ich sehe, wie gerade auch in Kreisen der Politik mit den Urteilen des Bundesverfassungsgerichtes umgegangen wird. (Beifall bei der FDP und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604510500

(Beifall bei der FDP)

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP):
Rede ID: ID1604510600

Es kann einen nur sehr beunruhigen, wenn man hört,
dass es Urteile gäbe – Rasterfahndung, Lauschangriff,
Luftsicherheitsgesetz –, die dringend wieder der Korrek-
tur bedürften, weil sie zwar sehr wohl Grundrechtsrecht-
sprechung beinhalten, aber Teilen der Praxis so nicht
passen.

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(C (D Meine Damen und Herren, das Bundesverfassungsgeicht ist die anerkannte, glaubwürdige Institution, die das ertrauen der Bürgerinnen und Bürger genießt. Sie hat in en letzten Jahren genug Anlass gehabt, immer wieder er Politik sagen zu müssen, was sie zu beachten hat. Ich arf hier in diesem Zusammenhang die frühere Präsidenin des Bundesverfassungsgerichtes zitieren, Frau Jutta imbach, die vor zwei Wochen sagte: Es sollte der Ehrgeiz der Politik sein, der verfassungsgerichtlichen Nachhilfe zuvorzukommen. Recht hat sie; (Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


enn nur das schafft Vertrauen in die Politik. Dann sind
s nicht nur verständliche Gesetze, sondern auch verfas-
ungsrechtlich standfeste Gesetze. Es ist gerade für den
erbraucher und für jeden Bürger bzw. jede Bürgerin
ichtig, wenn sie sehen, was der Gesetzgeber produ-

iert. Deshalb muss alles getan werden, damit das Anse-
en des Bundesverfassungsgerichtes nicht beschädigt
ird.

Frau Ministerin, ich nehme gern auf, dass Sie sagen,
esetze müssten lesbar, verständlich und – das ist wirk-

ich das Entscheidende – handwerklich gut sein. Da darf
ch nur an das „handwerklich gut gemachte“ Allgemeine
leichbehandlungsgesetz erinnern,


(Otto Fricke [FDP]: Vorsicht, Ironie!)


ei dem jetzt mit einer Nachbesserung endlich der Wille
es Parlaments in Gesetzesform gegossen werden muss.
ch kann nur sagen: Das ist wirklich hochnotpeinlich; da
ersteht der Bürger Politik nicht mehr. Ich hoffe, dass
as wirklich der einzige Ausreißer in dieser Dimension
ewesen ist. So etwas hat es in der Gesetzgebung in den
etzten Jahren nicht gegeben.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Das darf es natürlich nicht geben bei den wichtigen
orhaben, die bevorstehen. Das Projekt der Urheber-
echtsreform ist jetzt mit dem Gesetzentwurf des Justiz-
inisteriums in die Debatte im Bundestag eingebracht
orden. Ich sage klar für die FDP-Fraktion: Wir halten
erade die Weiterentwicklung des Urheberrechtes mit
er Stärkung der Stellung des Urhebers in einer für ihn
mmer schwieriger werdenden digitalen Informationsge-
ellschaft für ganz wichtig. Deshalb ist es dringend not-
endig, dass wir mit Sachverständigen diesen Entwurf

n einigen Punkten wirklich offen, konstruktiv und – das
age ich für die FDP – kritisch erörtern. Wenn es in be-
timmten Bereichen Änderungsvorschläge gibt, werden
ir die Letzten sein, die nicht versuchen, gemeinsam mit
en anderen Fraktionen hier im Hause zu einem Ergeb-
is zu kommen. Aber in der jetzigen Form darf der Ge-
etzentwurf nicht bleiben; das sage ich an dieser Stelle
anz deutlich.


(Beifall bei der FDP)


Ein weiteres wichtiges gesellschaftspolitisches Vorha-
en ist die Reform des Unterhaltsrechts. Es geht dabei






(A) )



(B) )


Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
darum, Kindern eine gesicherte, prioritäre Position im
Unterhaltsrecht zu geben. Frau Ministerin, wir teilen
zwar die Ansätze Ihres Entwurfs, den Sie vorgelegt ha-
ben. Wir werden aber über Details reden müssen.

Hier wird ein Stück weit ein Paradigmenwechsel vor-
genommen. Die gesellschaftlichen Realitäten und Verän-
derungen im Hinblick auf die Ehe mit und ohne Kinder,
auf Familie und Erziehung werden aufgegriffen. Dies
wird zu gewissen Einschränkungen bei Unterhaltsan-
sprüchen derjenigen Ehepartner führen, die keine Kinder
betreuen; das müssen wir offen sagen. Ich denke, es geht
nicht anders, weil in den allermeisten Fällen nur Man-
gelverwaltung möglich ist.

Ich hoffe, dass dann auch der Streit in der CDU/CSU
über das moderne Familienbild, über Familie und Ehe
im 21. Jahrhundert beendet sein wird. Wenn wir den Be-
treuungsunterhalt für allein erziehende und verheiratete
Mütter regeln werden, wird sich erweisen, wie modern
die CDU/CSU tatsächlich ist.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Machen Sie sich mal keine Sorgen!)


Wir werden uns konstruktiv in diese notwendigen gesell-
schaftspolitischen Reformen einbringen.

Lassen Sie mich zum Schluss kurz einen weiteren Be-
reich ansprechen; leider habe ich keine Zeit mehr, näher
darauf einzugehen. Natürlich sind für die rechtsberaten-
den freien Berufe in Deutschland entsprechende Rah-
menbedingungen sehr wichtig. Wir verschließen uns Än-
derungen, die jetzt unter anderem im Rahmen eines
Rechtsdienstleistungsgesetzes angedacht werden,
nicht.

Dies sollte aber in ein Gesamtkonzept eingebettet
werden. Wir müssen sehen: Es gibt viele andere Berei-
che, die die rechtsberatenden freien Berufe genauso be-
treffen, zum Beispiel die EU-Geldwäscherichtlinie oder
der Schutz der Vertrauensbeziehung zwischen Anwalt
und Mandant. Da hat sich eine Lücke aufgetan, wie wir
in der Rechtsprechung sehen. Auch die Stärkung des
Schwächeren durch den Anwalt muss eine Rolle spielen.
Man muss sehen, durch welche Änderungen des Gesetz-
entwurfes im Hinblick auf die Scheidung light dieser As-
pekt eingebracht werden kann.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit und bin
froh, dass das nächste Jahr dieser Legislaturperiode der
Zeitpunkt für Entscheidungen zu wichtigen rechtspoliti-
schen Vorhaben sein wird.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604510700

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Jürgen Gehb von

der CDU/CSU-Fraktion.


Dr. Jürgen Gehb (CDU):
Rede ID: ID1604510800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Bevor ich

mich der Agenda unserer Themen für die kommenden

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(C (D onate zuwende, will ich uns alle ganz kurz daran erinern, dass seit Freitag der vergangenen Woche die Verassungsänderungen in Kraft getreten sind, die wir vor er Sommerpause verabschiedet haben. Diese Grundgeetzänderungen – es wurde in diesem Zusammenhang ine siebentägige Anhörung durchgeführt; das war einalig in der Geschichte der Bundesrepublik – waren ein roßer Kraftakt. Daran sollte man in einer Rechtsdebatte uhig einmal erinnern. n der Vergangenheit mögen zwar viele Koalitionen daüber geredet haben. Aber wir als große Koalition haben ehandelt und können stolz auf diese Verfassungsändeungen sein. Nun haben wir die Finanzverfassung einstweilen auseklammert. Auch etwas anderes haben wir ausgeklamert, nämlich die Aufnahme weiterer Staatsziele in un er Grundgesetz. Ich will heute nur wenige Worte dazu agen: Erstens. Wir stehen zu der Zusage, dass wir hierüber ald diskutieren werden und hierzu eine Anhörung im echtsausschuss durchführen werden. Zweitens. Ich halte viele der Anliegen, die als potenielle Staatsziele in der Diskussion sind, für mehr als ehenwert. Drittens. Erlauben Sie mir aber, in diesem Zusamenhang eine Sorge auszusprechen, die mich wirklich mtreibt, und zwar die Sorge, dass sich in der Öffentichkeit, aber auch unter den Kollegen mehr und mehr er Eindruck festsetzt, dass ein politisches Ziel oder echt nur noch dann als angemessen verortet gilt, wenn s seinen Platz im Grundgesetz gefunden hat. Alles anere wird anscheinend nur noch als zweitoder drittranig wahrgenommen. Für mich ist dies eine Fehlentwicklung. Beschreiten ir diesen Weg weiter, dann habe ich ernsthaft die Be ürchtung, dass wir das Ansehen einfachgesetzlicher Reelungen schädigen und damit letztlich unser aller Areit entwerten. erade bei den einfachgesetzlichen Regelungen haben ir im ersten Halbjahr vieles erreicht und angestoßen, as unter Rot-Grün nicht möglich war. Wir Christdemoraten freuen uns, dass wir mit unserem Partner beipielsweise Scheinvaterschaften – Stichwort: Imbissväer – endlich bekämpfen, das Stalking unter Strafe stellen der Lücken bei der Sicherungsverwahrung schließen önnen – viele Gesetzeswerke, die noch in Bundestagsrucksachen aus der letzten und vorletzten Legislatureriode standen und die jetzt im Bundesgesetzblatt steen. (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber in keiner von diesem Jahr!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Für die zweite Hälfte des Jahres stehen ebenso wich-
ige Themen auf der Agenda der Rechtspolitik. Ohne
nspruch auf Vollständigkeit zu erheben, will ich nur sa-
en: Wir werden uns auch und ganz sicher der Stärkung






(A) )



(B) )


Dr. Jürgen Gehb
der Verbraucherrechte annehmen – und dies nicht nur
im Zusammenhang mit dem Stichwort Gammelfleisch.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


Bei der Neuregelung des Rechtsdienstleistungsgeset-
zes wird es für uns Christdemokraten oberste Maxime
sein, die hohe Qualität der Rechtsberatung in unserem
Land für den rechtsuchenden Bürger zu erhalten.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hören wir gerne, Herr Gehb!)


Daher darf auch zukünftig der qualifizierte und umfas-
sende Rechtsrat nur von Rechtsanwälten und Rechtsan-
wältinnen erbracht werden.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Es nützt auch nichts – da bin ich nicht so ganz konform
mit meiner Justizministerin –: Rechtsanwälte oder
Leute, die vielleicht rechtskundig, aber keine zugelasse-
nen Anwälte sind, sollten auch nicht kostenlos irgendje-
mandem Rechtsrat erteilen können. Wer haftet denn hin-
terher? Es gibt weder eine Haftpflichtversicherung noch
gibt es ein Aussageverweigerungsrecht. Diese Personen
unterliegen nicht der Verschwiegenheitspflicht. Nie-
mand käme auf die Idee, selbst einen guten Piloten bei
einem Segelflugzeug einen Jumbojet fliegen zu lassen.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Diesen Schutz sind wir allen Verbrauchern schuldig.
Dies schließt gewisse Öffnungen des anwaltlichen Bera-
tungsmonopols nicht aus; das ist ganz klar. Es gibt eine
europäische Richtlinie – aber alles mit Augenmaß. Das
werden wir in der gewohnten Gemeinsamkeit hinbekom-
men.

Gegenüber den Bürgern stehen wir im Wort, alles zu
tun, damit schwere und schwerste Verbrechen aufgeklärt
werden können. Ich bin froh, dass wir bei der Nutzung
der DNA-Analyse – das ist ein naturwissenschaftlicher
Quantensprung – weitergekommen sind, und spreche
mich mit Blick auf die FDP ausdrücklich dafür aus, zu-
künftig auch Mautdaten zur Aufklärung schwerer und
schwerster Verbrechen nutzbar zu machen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum haben wir in das Gesetz reingeschrieben, dass das nicht sein soll?)


Auch hier gilt: Diese Daten sollen nicht zur Aufklä-
rung von Ladendiebstählen oder von Schwarzarbeit ge-
nutzt werden. Entsprechende Presseerklärungen, Frau
Kollegin Dyckmans, liebe Mechthild, oder Herr
Friedrich, muten schon zynisch an. Ich finde, man
könnte den Mut aufbringen, den Eltern der getöteten
Kinder zu sagen, dass man hier Mörder mit Schwarz-
arbeitern oder Ladendieben gleichsetzen will. Das ist
nicht unser Ziel. Deswegen bitte ich darum, dass wir es
endlich wahr machen, dass Datenschutz nicht Täter-
schutz sein kann und dass Opferschutz vor Datenschutz
geht.

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(C (D Die große Koalition hat es sich zum Ziel gesetzt, uner Land an vielen Stellen wieder fit für die Zukunft zu achen. Das ist nicht nur Aufgabe der Wirtschaftsund inanzpolitik. Auch wir in der Rechtspolitik können als große Koalition werden wir das tun – unseren ganz pezifischen Beitrag hierzu beisteuern. Ich nenne nur neen der Novelle des Urheberrechts zum Schutz des geisigen Eigentums – das ist eben schon angesprochen woren – unter der Rubrik „Unser Land wieder fit machen“ ie notwendige Reform weiter Teile unseres Gesellchaftsrechts. Wir können zu Recht stolz auf unsere GmbH sein, ie sich seit ihrer Geburtsstunde im Jahr 1892 zu einem egelrechten Erfolgsmodell speziell für den Mittelstand ntwickelt hat. Doch Erfolgsmodelle bleiben nur dann rfolgreich, wenn sie von Zeit zu Zeit den veränderten mständen und Bedürfnissen der Kunden angepasst erden. Und vergessen wir auch nicht: Die Angebote er Konkurrenz spielen ebenfalls eine Rolle. So hat die Justizministerkonferenz bereits im ahr 2002 das Bundesjustizministerium mit der Prüfung eauftragt, welche Vorschriften im Recht der GmbH reormbedürftig seien. Nach zwei vergeblichen Anläufen nter Rot-Grün (Lachen des Abg. Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der CDU/CSU)


ibt es nun einen weiteren hausinternen Diskussionsent-
urf des Bundesjustizministeriums zur GmbH-Reform,
er kurz vor der Sommerpause das Licht der Welt er-
lickt hat.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auch noch auf keiner Bundestagsdrucksache!)


ieser Entwurf greift viele regelungsbedürftige Fragen
uf, ist solide und gut, was aber nicht heißt, dass man aus
inem guten Entwurf nicht auch noch einen besseren
achen kann.

Nun stehen wir am Beginn der Diskussion und da wir
arlamentarier nicht die Erfüllungsgehilfen der Ministe-
ialbürokratie sind – so jedenfalls mein ganz bescheide-
es Selbstverständnis; das teile ich vielleicht mit der
ehrheit des Hauses –,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


ollten wir uns auch ganz selbstbewusst an dieser Dis-
ussion beteiligen. Dies sollten wir auch deswegen tun,
eil die Reform unseres deutschen Gesellschaftsrechts
eine Kleinigkeit ist. Lange lebten wir in Deutschland
it unserem Gesellschaftsrecht abgeschottet in einer Art
aradies. Da gab es neben der GmbH als Golf-Klasse die
benfalls wohlangesehene Aktiengesellschaft quasi als
-Klasse. Aber attraktive Kleinwagen waren nicht im
ngebot und entsprechenden Modellen aus dem Aus-

and war der Zutritt zum deutschen Markt nicht gestattet.

All dies ist Vergangenheit. Nach mehreren Urteilen
es Europäischen Gerichtshofs sind diese schützenden
auern weg. Jedem Firmengründer in unserem Land






(A) )



(B) )


Dr. Jürgen Gehb
stehen alle in der EU angebotenen Gesellschaftsformen
zur Verfügung. Es wird in unserem Land bei ausländi-
schen Modellen auch rege zugegriffen. Wenn sich in un-
serem Land Monat für Monat über 1 000 Unternehmer
entscheiden, eine britische Limited als Gesellschafts-
form zu wählen, dann müssen wir uns als deutscher Ge-
setzgeber die Frage gefallen lassen, warum und wieso
sie dies tun. Wir müssen uns auch die Frage stellen, ob
wir hierauf eine geeignete Antwort geben wollen, indem
wir beispielsweise unsere Angebotspalette heimischer
Rechtsformen erweitern.

Wir stehen also in Europa in einem rauen, harten und
echten Wettbewerb nicht nur der Güterproduktionen und
der Dienstleistungen, sondern auch der Rechtsformen.
Vor diesem Hintergrund ist die notwendige Reform un-
seres Gesellschaftsrechts wichtig, richtig und viel bedeu-
tungsvoller, als manche dies im ersten Augenblick mei-
nen. Daher sind zumindest die Rechtspolitiker der Union
der Überzeugung, dass die aus der Feder eines Ministe-
rialbeamten stammenden Vorschläge zur GmbH-Re-
form an vielen Stellen nützlich und auch interessant
sind, aber beispielsweise keine überzeugende Lösung
hinsichtlich des Problems der britischen Limited darstel-
len. Wir sind der festen Überzeugung, dass es dazu ne-
ben der wohl etablierten GmbH einer zusätzlichen, einer
neuen, einer extrem einfach geregelten sowie einer
preiswerten Gesellschaftsform bedarf.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Diese neue Gesellschaft soll ganz bewusst ein Aliud
zur bestehenden GmbH sein: klein, preiswert, selbstbe-
wusst und anspruchsvoll. Nennen wir sie einmal Unter-
nehmergesellschaft. Wir wollen die notwendige Re-
form unseres Gesellschaftsrechts sozusagen in der Form
eines Zweisäulenmodells.

Erlauben Sie mir – es soll keine Exegese werden –,
Ihnen wichtige Eckpunkte unserer Überlegungen zu die-
ser neuen Gesellschaftsform kurz mitzuteilen: kurze
Gründungszeit, Eintragung im Handelsregister innerhalb
von 24 Stunden,


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Warum so lange?)


kein Mindestkapital und Gründungskosten in Höhe von
maximal 100 Euro. Es soll noch eine Reihe anderer Er-
leichterungen in der Gründungsphase geben.

All das muss natürlich mit den Regeln des Gläubi-
gerschutzes korrespondieren. Es ist etwa an erweiterte
Pflichtangaben – ich nenne die Stichworte Geschäfts-
briefe und Internet – gedacht. Ausschüttungen sollen nur
aus Gewinnen erfolgen, eventuell unter der zusätzlichen
Voraussetzung eines Solvenztests. Außerdem ist an eine
Gesellschafterhaftung wie bei der GmbH und zusätzlich
beim Vorliegen einer evidenten Unterkapitalisierung ge-
dacht.

Die Insolvenz ist ein kritischer Fall. Dabei geht es im
Durchschnitt um Beträge in Höhe von 800 000 Euro.
Die Vermutung der Zahlungsunfähigkeit soll gegeben
sein, wenn die Gesellschaft mit der Erfüllung einer For-
derung in Höhe von mindestens 600 Euro länger als vier

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(C (D ochen in Verzug ist und trotz erneuter Fristsetzung eine Leistung innerhalb von zwei weiteren Wochen erolgt. Damit nach der Vorstellung dieser Unternehmergeellschaft auch nicht der Hauch eines Missverständnisses m Raum stehen bleibt, sage ich ganz klar: Die legitimen läubigerinteressen – lassen Sie mich in diesem Zusamenhang nur das Stichwort Bestattungsfälle nennen – erlangen nach einer umfassenden Modernisierung des mbH-Rechts. Der vorliegende Entwurf aus dem Bunesjustizministerium stellt in diesem Bereich einen wertollen Diskussionsansatz dar. Allerdings bietet der MoMiG-Entwurf für Existenzründer keine neue Perspektive. Umso wichtiger ist unere Ergänzung durch die Unternehmergesellschaft. Lasen Sie uns also zum Wohl der Gläubiger als auch zum ohl der Unternehmer die Reform unseres Gesell chaftsrechts zügig anpacken und die jeweils spezifische ntwort geben. All dies sind wichtige Aufgaben für die kommenden onate. Ich kann Ihnen versichern, dass die große oalition unter Leitung unserer Kanzlerin Angela erkel und in bewährter Zusammenarbeit – mit kleinen uancen ist die Zusammenarbeit immer gut – mit unse er Justizministerin Brigitte Zypries zukunftstaugliche ösungen anbieten wird. Das ist das Ende meines Redebeitrags. Ich danke Ihen für Ihre wohlwollende Aufmerksamkeit und den roßen Beifall vom ganzen Hause. Nächster Redner ist der Kollege Wolfgang Nešković, raktion Die Linke. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten amen und Herren! Ein unstrittiges Prinzip der Gerechigkeit besteht darin, dass die Folgen eines Übels grundätzlich nur den treffen dürfen, der dieses Übel durch ein Handeln zu verantworten hat. Die Suche nach dem ichtigen Recht ist deswegen immer identisch mit der uche nach Gerechtigkeit. Ich frage mich, ob sich dieses Haus bei der Gesetzgeung noch diesem, wie ich finde, sehr einfachen und klaen Grundsatz verpflichtet fühlt. Ich erinnere mich gut n die öffentlichen Kommentierungen der Beratungen nd Beschlussfassungen der Hartz-IV-Gesetze seitens er Politik. Die Kürzungen am Sozialstaat wurden mit iner Art befremdlichem Stolz auf die eigene Härte veründet. Man sollte den Eindruck erhalten, es habe sich ndlich jemand aufgerafft und den Mut gefunden, das chwere, das Unbeliebte zu tun, weil es die Zeit und ihre mstände erforderten. Wolfgang NeškoviæWolfgang Nešković Die Zeit und ihre Umstände sind von einer anhaltenden Massenarbeitslosigkeit gekennzeichnet. Die Automatisierung von Arbeitsabläufen durch Computer und Roboter macht, unter den Bedingungen des von Ihnen präferierten Wirtschaftssystems, menschliche Arbeit zunehmend entbehrlich. Die Globalisierung des Arbeitsmarktes führt zu einer Verschiebung von Arbeitsplätzen aus den klassischen Industrieländern in die Schwellenländer der Welt. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Juristen sollten sich nicht zu ökonomischen Sachverhalten äußern, zumindest nicht Sie, Herr Nešković!)


(Lachen des Abg. Otto Fricke [FDP])


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604510900

(Beifall bei der LINKEN)

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1604511000




(A) )


(B) )


Ganz überwiegend aufgrund dieser Entwicklungen
stehen die Töchter und Söhne der einst händeringend ge-
suchten Industriearbeiter heute ohne Erwerbsarbeit da.
Noch im Jahre 1999 stellte die sozialdemokratische Jus-
tizministerin, Frau Dr. Herta Däubler-Gmelin, im „Vor-
wärts“ fest, es komme nun darauf an, die Schwachen zu
schützen. Für Erinnerungsschwache eine Seh- und Erin-
nerungshilfe aus dem „Vorwärts“.


(Der Abgeordnete hält einen Artikel hoch: „Die Schwachen schützen“)


Wörtlich heißt es:

Deshalb stehen der Schutz der Schwachen durch
das Recht und die Grundwerte des Sozial- und
Rechtstaates im Vordergrund meiner Politik.

Das finde ich gut. Das findet unsere Unterstützung.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Wann kommen die Trikots dran?)


Die rot-grüne Koalition hingegen reagierte auf die ge-
schilderte Entwicklung ganz anders. Sie antwortete auf
die Fragen der Zeit mit einer hilflosen Doppelstrategie:
Einerseits versuchte sie vergeblich, den Verbleib von
Unternehmen im Inland durch Anreize zu befördern,
zum Beispiel indem sie die Steuern für Unternehmen
und Bezieher hoher Einkommen senkte. Sie verzichtete
damit „erfolgreich“ auf staatliche Einnahmen in Milliar-
denhöhe, die heute nicht zuletzt bei der Finanzierung der
Sozialsysteme fehlen.

Zweitens verringerte und verringert die alte und neue
politische Mehrheit die individuell gewährten sozialen
Leistungen des Staates. Sie setzt dem breiten Bedarf an
staatlicher Unterstützung möglichst schmale Ausgaben
entgegen. Vielleicht möchten Sie nun einwenden, die
deutsche Politik könne schließlich nichts für die verän-
derten Umgebungsvariablen ihrer Entscheidungen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist kein unkluger Einwand!)


Automatisierung und Globalisierung hätten doch nicht
die deutsche Politik zu verantworten und es sei schließ-
lich aussichtslos, diese Prozesse zu blockieren.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Jetzt wird es ein bisschen trivial!)


Vielleicht ist das ein Teil der Wahrheit. Es ist aber höchs-
tens ein Teil und nicht ihr Kern. Niemand könnte weni-

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(C (D er Einfluss auf die sich ändernde Ökonomie haben als ie Erwerbslosen dieses Landes, ihre Familien und ihre inder. Sie sind ohne Einfluss und ohne Schuld, werden ber dennoch bestraft; denn sie treffen die Folgen der gechilderten Entwicklung zwei Mal mit aller Kraft. Der rste Schlag ist die Arbeitslosigkeit und die Abhängigeit von staatlicher Hilfe. (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Fangen Sie einmal mit Rechtspolitik an!)


er zweite Schlag ist die Kürzung der staatlichen Hilfe
n dieser Situation. Diesen zweiten Schlag führen Sie. Er
st politisch gewollt. Politische Entscheidungen haben
ich auch vor den Grundsätzen der Gerechtigkeit zu ver-
ntworten.


(Beifall bei der LINKEN – Michael GrosseBrömer [CDU/CSU]: Jetzt zur Rechtspolitik!)


Es ist ein unbezweifelbares Prinzip der Gerechtigkeit,
ass die Folgen eines Übels niemals den treffen dürfen,
er zu diesem Übel keine Ursache gesetzt hat. Hartz IV
erletzt dieses Prinzip. Auch die neuerliche Verschär-
ung von Hartz IV verletzt dieses Prinzip. Dieses Prinzip
roht nun erneut verletzt zu werden. Vermutlich noch im
erbst werden wir über zwei Entwürfe des Bundesrates

ur Änderung des Sozialgerichtsgesetzes und zur Be-
renzung der Prozesskostenhilfe zu entscheiden haben.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Jetzt kommen wir wenigstens zur Rechtspolitik!)


iese Entwürfe sind ebenfalls in jenem Geist des Stolzes
uf die eigene Härte geschrieben. Auch Sie schmücken
ich eitel damit, den Mut für das längst Überfällige auf-
ubringen.

Das PKH-Begrenzungsgesetz bezweckt, die Prüfung
on Prozesskostenhilfe auch für große Teile der ärmeren
evölkerungsschichten von einer Bearbeitungsgebühr
on 50 Euro abhängig zu machen. Hier wird die un-
ühmliche Idee der Praxisgebühr im Gesundheitswesen
n gesteigerter Form auf den Zugang zu den Gerichten
bertragen. Diese und die weiteren beabsichtigten Ver-
nderungen laufen letztlich darauf hinaus – der VdK
tellte das in einer Presseerklärung am 17. Juli 2006
est –, das vor 26 Jahren abgeschaffte Armenrecht wie-
er einzuführen. Die Entwurfsersteller wollen mit längst
berwundenen Konzepten aus der Vergangenheit dieses
and fit für die Zukunft machen. Das muss scheitern.
nachronismus gestaltet keine Zukunft.


(Beifall bei der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die anachronistische Fraktion sitzt dort drüben! Der gehören Sie an!)


Das Sozialgerichtsänderungsgesetz sieht darüber hin-
us vor, eine allgemeine Gebühr für klagende Bürger
inzuführen. Grundsätzlich soll diese Gebühr im Fall des
nterliegens 75 Euro betragen. Während also Hartz IV
nd seine Verschärfung die Erwerbslosen auf das abso-
ute Minimum der Lebensführung zurückdrängen, be-
wecken diese Entwürfe, den Leistungsempfänger dazu
u bewegen, darauf zu verzichten, um die Rechtmäßig-
eit seines Leistungsbescheides zu prozessieren.






(A) )



(B) )


Wolfgang NeškoviæWolfgang Nešković

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Jetzt kommt die Verschwörungstheorie!)


Wer am Existenzminimum lebt, führt kein Sparbuch für
mögliche Rechtsstreitigkeiten. Wer wenig im Leben hat,
braucht viel im Recht. Er ist ohne staatliche Hilfe prak-
tisch völlig rechtlos, wenn es zum Streit kommt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Welchen Anteil haben die Ölmultis daran?)


Ich sehe keinen Anlass zu dem geschilderten Stolz auf
die eigene Härte. Ich kann bei denjenigen, die diese Ge-
setzgebung zu verantworten haben, und bei denjenigen,
die die geschilderten Entwürfe auf den Weg gebracht ha-
ben, keinen Mut ausmachen. Die Kürzung der sozialen
Leistungen und nun auch der Rechtsweggarantie trifft
die Schwachen und Schwächsten der Gesellschaft.


(Beifall bei der LINKEN)


Welcher Mut gehört dazu, von denen zu nehmen, die
sich kaum wehren können? Welchen Mut bringt man
auf, wenn man ihnen auch noch die gerichtliche Gegen-
wehr nimmt? Was ist das für ein Mut, der sich darin ge-
fällt, das Ungerechte zu tun? Mut hätte es erfordert, eine
Gesetzgebung auf die Beine zu stellen, aus der heraus
die Menschen dieses Landes die Folgen des von mir ein-
gangs beschriebenen ökonomischen Wandels gemein-
sam tragen. Mut hätte es erfordert, zur Abfederung der
Belastungen des sozialen Systems die Bezieher hoher
und höchster Einkommen heranzuziehen. Es wäre ge-
recht gewesen, so zu verfahren. Diesen Einkommens-
gruppen bescheren die Effektivierung der Produktion
und die Erschließung globaler Märkte jährlich beachtli-
che Gewinne. Diese Strategie hätte den Willen der Ge-
sellschaft zur Verwirklichung sozialer Gerechtigkeit an
der richtigen Stelle auf die Probe gestellt. Diese Strategie
hätte echten Anlass zu Stolz gegeben.


(Beifall bei der LINKEN)


Nur so hätten Sie Ihre Mutfähigkeit im sozialen und im
christlichen Sinne und den sich daraus ergebenden not-
wendigen Willen zur sozialen Gerechtigkeit unter Be-
weis stellen können.

Ich habe am 1. Juli 2006 einen Brief von einem
Göttinger Bürger erhalten, aus dem ich zum Abschluss
zitieren möchte:


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gut! Abschluss!)


Ich habe, während ich aufwuchs, gelernt, was
soziale Verantwortung meint und bedeutet.


(Unruhe)


– Haben Sie doch wenigstens so viel Respekt, einem
Bürger, der mir geschrieben hat, zuzuhören.


(Beifall bei der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ich höre Ihnen zu, Herr Nešković!)


Der Geist des Grundgesetzes, so wie ich es verstan-
den habe, gab mir bei diesem Gefühl stets Recht.
Da ging es um Fairness und wer kann schon gegen


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(C (D Fairness sein? Ich wähnte mich auf einem Eiland, wo Verstand, Recht und Gerechtigkeit Hand in Hand gehen, an einem Platz, wo das Parlament oder sogar die Regierung … moralisch gewachsen war. Aber offenkundig gehen solche Erkenntnisse und Errungenschaften verloren. (Zuruf von der CDU/CSU: Wir kriegen gleich alle einen Hörerschein! – Heiterkeit bei der CDU/CSU)


Es wäre gut, wenn Sie sich solche Gedanken zu Her-
en nehmen würden. Das wäre etwas für Ihr Kopfkissen
zw. für morgens nach dem Aufwachen.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das fehlte gerade noch! Ich will wegen Ihnen keine Albträume kriegen!)


Sie erodieren, wenn sie nicht fortwährend … vertei-
digt werden. Tatsächlich nehme ich heute wahr,
dass fundamentale Grundprinzipien des Zusam-
menlebens in diesem Land offen von der regieren-
den Politik torpediert werden.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist damit vielleicht der Berliner Senat mit seinem Sozialabbau gemeint?)


Abschließend möchte ich feststellen: Mir ist nicht
ntgangen, dass die Bundesregierung zu den hier kriti-
ierten Gesetzentwürfen zur PKH-Begrenzung und zur
ozialgerichtsgebühr ihrerseits kritische bis ablehnende
tellungnahmen abgegeben hat.


(Joachim Stünker [SPD]: Das hätten Sie gleich sagen sollen!)


rau Zypries, ich kann Ihnen nur die Kraft wünschen,


(Zuruf von der SPD: Danke! Aber die haben wir schon!)


ei dieser Notbremsung zu bleiben, damit der schon er-
ähnte sozialdemokratische Grundsatz, die Schwachen

u schützen, nicht endgültig im Museum sozialdemokra-
ischer Grundwerte verschwindet.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604511100

Das Wort hat der Kollege Jerzy Montag, Bündnis 90/

ie Grünen.


Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604511200

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Kolle-

en! Ich werde jetzt versuchen, im Rahmen der Haus-
altsdebatte zur Rechtspolitik zurückzukehren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist ein ehrenwertes Vorhaben!)


Seitdem ich im Bundestag bin, haben sich die Zahlen
m Haushalt des Bundesjustizministeriums und auch die
n Einzelplan 19 – Bundesverfassungsgericht – nicht






(A) )



(B) )


Jerzy Montag
wesentlich geändert. Sie sind so solide wie seit vielen
Jahren.

Vielleicht sollte ich an die Adresse der Union sagen:
Selbst die Union hat die ideologisch verbrämten An-
griffe auf einzelne Posten im Haushalt des Bundesjustiz-
ministeriums, die wir noch aus der rot-grünen Regie-
rungszeit kennen, inzwischen aufgegeben.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Unterschätzen Sie uns nie, Herr Kollege! Sie haben die Rede von Herrn Schröder noch nicht gehört!)


Es scheint bezüglich des Haushalts des BMJ mittler-
weile große Einigkeit zu herrschen. Es ist immer noch
so, dass sich die Finanzen des Bundesjustizministeri-
ums im Vergleich zum Gesamthaushalt im Promillebe-
reich bewegen. Es ist immer noch so, dass jeder Bürger
dieses Staates auf Bundesebene einige Cent im Jahr für
die Justiz ausgibt und auf Landesebene weniger als für
einen Kinobesuch pro Jahr.

In diesem Zusammenhang möchte ich den Kollegen
Dr. Röttgen, den früheren rechtspolitischen Sprecher der
Union, zitieren, der hier im Bundestag gesagt hat:

Der Stellenwert der Rechtspolitik wird nicht in
Geld bemessen. Er drückt sich … darin aus, welche
Bedeutung die Politik … dem Recht … als gestal-
tende Antwort auf gesellschaftliche Entwicklungen
beimisst.


(Daniela Raab [CDU/CSU]: Guter Mann!)


Meine Damen und Herren, der zweite, wortgewaltige
Satz versperrt die Sicht darauf, dass der erste falsch ist.
Zur Rechtsstaatlichkeit in einer Gesellschaft gehört eine
Justiz. Deshalb ist Rechtspolitik dann gut, wenn sie die
Justiz, konkret die Staatsanwaltschaften und die Ge-
richte, bei der Bewältigung ihrer Aufgaben nicht alleine
lässt. So gesehen lässt sich Rechtspolitik selbstverständ-
lich nicht ohne Geld machen und denken.

Im März dieses Jahres habe ich in der Debatte über
den Haushalt 2006 das Bundesverfassungsgericht zi-
tiert. Diese Passage will ich an dieser Stelle, da sich
nichts geändert hat, ausdrücklich wiederholen. Das Bun-
desverfassungsgericht hat in einigen Fällen mutmaßliche
Straftäter aus der Haft entlassen und dazu gesagt:

Die Überlastung eines Gerichts fällt in den Verant-
wortungsbereich der staatlich verfassten Gemein-
schaft … Hilft der Staat der Überlastung der Ge-
richte nicht ab, so muss er … seinen … Bürgern
erklären, dass mutmaßliche Straftäter … sich der
Strafverfolgung … entziehen und erneut Strafta-
ten … begehen.

Ich sage: Es hat sich nichts geändert. Im Dezember
letzten Jahres hat der Fünfte Strafsenat des Bundesge-
richtshofs unter seiner Vorsitzenden Frau Harms, die
jetzt Generalbundesanwältin geworden ist, in dem Revi-
sionsverfahren zum Kölner Müllskandal Folgendes ge-
sagt: In vielen großen Wirtschaftsstrafverfahren kann
eine adäquate Aufklärung und Bestrafung nicht erfolgen,
weil hierfür die ausreichenden justiziellen Ressourcen
nicht zur Verfügung stehen. Alleine bessere finanzielle

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(C (D usstattung und nicht weitere Strafverschärfungen önnten hier Abhilfe schaffen. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Nun kann man natürlich sagen: Die geforderte Aus-
tattung ist Ländersache.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


as ist richtig. Aber es ist eine nationale Aufgabe der
echtspolitik, hier Druck auszuüben, konkrete Forde-

ungen zu stellen, ein Engagement der Länder einzufor-
ern. Gute Rechtspolitik wäre es, hier aktiv zu werden.
ber dies geschieht nicht.


(Joachim Stünker [SPD]: Doch! Doch!)


echtspolitik hat in diesem Hause leider keinen Stellen-
ert mehr.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Ho!)


ie kommt im Koalitionsvertrag als eigener Abschnitt
berhaupt nicht vor.


(Daniela Raab [CDU/CSU]: Herr Montag! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ihre Angriffe auf Frau Zypries weisen wir zurück!)


iese Bundesregierung hat inzwischen die Rechtspolitik
ls eine rechtsstaatliche, grundrechtsorientierte, die Bür-
errechte schützende Kraft abgeschrieben. Ich zitiere,
as Bundesjustizministerin Zypries am 14. November
005 zur Koalitionsvereinbarung gesagt hat: Rechts-
taatlichkeit und Grundrechtsschutz sind der Maßstab,
n dem sich die große Koalition messen lassen muss. –
iese Worte sind einsam in der Debatte der großen
oalition um die großen, notwendigen Aufgaben, die in
iesem Hause zu bewältigen wären.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Siegfried Kauder [Villingen-Schwenningen] [CDU/CSU]: Nur weil Sie die Legislaturperiode nicht geschafft haben!)


Ich sage an dieser Stelle: Messen wir die große Koali-
ion doch daran, was sie in den ersten elf Monaten in der
echtspolitik angerichtet hat! Ich komme zum ersten
unkt, zur Föderalismusreform. Ihre übergroße Mehr-
eit wurde genutzt, um das Grundgesetz – Sie haben da-
auf hingewiesen, Herr Gehb – umfänglich und fast zu
undert Prozent gegen den ausdrücklichen Vorschlag al-
er geladenen Sachverständigen zu verändern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Daniela Raab [CDU/CSU]: Das ist überhaupt nicht wahr!)


azu hat Ihre Mehrheit genützt. Aber die Kraft, dabei
ie Einheit des Rechts auf nationaler Ebene zu wahren
nd es rechtsstaatlich auszubauen, hatte diese große Ko-
lition nicht.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Waren Sie gar nicht da?)


ch will dafür nur ein einziges Beispiel anführen:


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Nicht so laut!)







(A) )



(B) )


Jerzy Montag
Das Bundesjustizministerium hat mit seinen Gesetzent-
würfen zu Untersuchungshaft und Jugendstrafvollzug
nicht nur eine jahrzehntelang versäumte Aufgabe erfüllt,
sondern durchaus auch ein Zeichen gesetzt.


(Siegfried Kauder [Villingen-Schwenningen] [CDU/CSU]: In dieser Legislaturperiode!)


Doch es hat keine Kraft in Ihrer übergroßen Koalition
gegeben, diese nationale Aufgabe einer einheitlichen
Regelung des Vollzugs der Untersuchungshaft und des
Jugendstrafvollzugs beim Bund zu belassen. Sie haben
diese Rechtsmaterie billig verscherbelt und damit der
Rechtspolitik und auch den betroffenen Menschen ge-
schadet.


(Otto Fricke [FDP]: Und was ist unter RotGrün passiert?)


Die Kritiker dieser Entwicklung haben einen „Wettlauf
der Schäbigkeit“ angekündigt.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Ho, ho! – Daniela Raab [CDU/CSU]: Ist ja übel!)


Dieser „Wettlauf der Schäbigkeit“ hat bereits begonnen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Herr Nešković war ja harmlos im Vergleich zu Ihnen, Herr Montag!)


Die ersten Entwürfe, aus Bayern und aus Baden-
Württemberg, zur Regelung dieser Materie auf Landes-
ebene zeigen, wohin die Reise geht: Es wird in Deutsch-
land nur noch Strafvollzug nach Kassenlage geben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Ben Hur lässt grüßen! Die Galeere: Unten wird gerudert, oben wird getrommelt!)


Frau Bundesjustizministerin Zypries, Sie haben auf die-
sem Gebiet – und dies ist nur ein Beispiel – Rechtsstaat-
lichkeit und Grundrechtsschutz eben nicht wahren kön-
nen.

Ich will ein zweites Beispiel aus den ersten elf Mona-
ten nennen: das Antidiskriminierungsgesetz, das Sie in
„Allgemeines Gleichstellungsgesetz“ umbenannt haben.
Man muss ja froh sein, dass sich die Rechtspolitik der
Union in diesem Gesetzentwurf nur marginal verwirk-
licht hat. Bis zur letzten Nacht, der entscheidenden
Rechtsausschusssitzung, bestand der Beitrag von Ihnen
von der Union in der Namensänderung.


(Otto Fricke [FDP]: Muss ja eine tolle Nacht gewesen sein!)


Dann ist das Chaos der großen Koalition über dieses Ge-
setz gekommen. Sie haben die seit vielen Jahren be-
währte Regel der Beweislastverteilung im bisherigen
§ 611 a Abs. 1 Satz 3 BGB, die wir wortwörtlich in das
ursprüngliche ADG übertragen haben, so verhunzt, dass
der rechtspolitische Sprecher der Union erklärte, er
könne sich jetzt auf keiner juristischen Fachtagung mehr
sehen lassen, ohne zum Gespött zu werden.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Soll er wegbleiben! – Dr. Jürgen Gehb D s V g d w r k I w l S k v S d g u g l R b a I g c r C u g h n h ü z d d g s R (C (D [CDU/CSU]: Das hat er aber viel vornehmer ausgedrückt!)


adurch erklärt sich vielleicht auch, wer für diese Ver-
chlimmbesserung in der Koalition wahrscheinlich die
erantwortung trägt.

Dafür hat die Union aber heldenhaft und erfolgreich
ekämpft, die Weltanschauung in letzter Sekunde aus
em Gesetz zu streichen. Das Bundesjustizministerium
ar aber nicht in der Lage, diesen Auftrag durchzufüh-

en, weswegen es bald zu einem Bereinigungsgesetz
ommen wird.


(Otto Fricke [FDP]: Erstes Bereinigungsgesetz!)


ch sage Ihnen: Wenn es nicht zum Weinen wäre, dann
ürden wir als Opposition uns nicht nur klammheim-

ich, sondern offen über Ihren Murks freuen können.


(Joachim Stünker [SPD]: Na, na, Herr Montag!)


Europäischer Haftbefehl: Es wäre wirklich den
chweiß der Edlen wert gewesen, sich darüber Gedan-
en zu machen, wie man die Entscheidung des Bundes-
erfassungsgerichts in ein vernünftiges Gesetz gießt.
tattdessen haben Sie ganze Absätze der Entscheidung
es Bundesverfassungsgerichts wortwörtlich ins Gesetz
eschrieben


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Da kann man nichts falsch machen!)


nd damit nicht zur Klärung des Sachverhalts beigetra-
en. Über alle vernünftigen Vorschläge, im zweiten An-
auf ein besseres Gesetz zu machen, haben Sie im
echtsausschuss nicht einmal diskutiert, sondern Sie ha-
en sie mit Ihrer übergroßen Mehrheit stillschweigend
bgelehnt.

Ich könnte etwas zur Vorratsdatenspeicherung sagen.


(Otto Fricke [FDP]: Oh ja!)


ch könnte auch etwas zum elektronischen Handelsre-
ister sagen. Das ist ein ganz interessantes Gesetz, wel-
hes die deutsche Wirtschaft dringend braucht. Wir wa-
en eigentlich schon so gut wie fertig damit, bis das
haos der großen Koalition wiederum zugeschlagen hat
nd Sie den Gesetzentwurf, der mit uns allen bereits ab-
estimmt war, in letzter Sekunde wieder zurückgezogen
aben. Kein Mensch weiß, wo er geblieben ist. Er ist
icht wieder aufgetaucht.

Ich könnte über das Stalking reden. Es ist eine Ver-
ohnepipelung des Bundestages, dass Sie eine Anhörung
ber ein Gesetz des Bundesrates, das dem Inhalt nach
urückgezogen worden ist, und über ein Gesetz der Bun-
esregierung, das ebenfalls zurückgezogen worden ist,
urchführen wollen, während Sie das Gesetz, das Sie ei-
entlich verabschieden wollen, noch niemandem vorge-
tellt haben. Über so etwas sollen wir im September im
echtsausschuss beraten!


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Herr Montag, das taucht alles wieder auf!)







(A) )



(B) )


Jerzy Montag
Meine Damen und Herren, alles, was wir bisher von
der Rechtspolitik der großen Koalition gehört haben und
was angekündigt wird – von der Kronzeugenregelung
bis zur nachträglichen Sicherungsverwahrung –, lässt
nichts Gutes vermuten. Deswegen sage ich Ihnen:
Rechtspolitik ist in Ihren Händen nicht mehr gut aufge-
hoben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604511300

Das Wort hat der Kollege Lothar Binding, SPD-Frak-

tion.


Lothar Binding (SPD):
Rede ID: ID1604511400

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Liebe Gäste! Ich möchte nichts zur Rechtspo-
litik, sondern etwas zu einzelnen Bereichen und dem
Zahlenwerk dieses kleinen Haushalts sagen. Bevor ich
dazu komme, möchte ich aber Herrn Nešković gern eine
Quizaufgabe stellen, nachdem er in diesem Hause wie-
derholt davon gesprochen hat, in welcher Art die Rei-
chen besteuert und entlastet werden.

Nehmen Sie einen Millionär, der im Jahre 1998 ziem-
lich genau null D-Mark an Steuern gezahlt hat. Nehmen
Sie eine steuerpolitische Maßnahme, zum Beispiel die
Senkung des Spitzensteuersatzes! Nennen Sie weitere
Maßnahmen! Es ist jetzt Ihre Aufgabe, diese zu finden.
Betrachten Sie jetzt den gleichen Millionär im
Jahre 2004, der plötzlich sehr viel mehr Steuern zahlt
– in einer Größenordnung von 20 Prozent und manchmal
mehr –, obwohl wir den Spitzensteuersatz gesenkt ha-
ben. Ich gebe Ihnen diese Aufgabe zum Lösen, damit Sie
erkennen, wie die Steuerpolitik wirken kann, wenn man
nicht nur den Steuersatz, sondern gleichzeitig auch noch
die Bemessungsgrundlage berücksichtigt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich denke, die Lösung dieser Aufgabe dient auch dazu,
den Bürgern die Wahrheit nicht zu verschweigen.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das kann er dann unters Kopfkissen legen!)


Im Zweifelsfall hilft Ihnen auch der Kollege in der PDS,
der Millionär ist, um Ihnen zu erklären, wie so etwas
funktioniert.


(Heiterkeit bei der SPD und der CDU/CSU)


Gemessen an den großen Aufgaben des BMJ und des
Bundesverfassungsgerichts ist der Haushalt – wir haben
das schon gehört – extrem klein. Ich will kurz anspre-
chen, was in diesem Haushalt subsumiert ist und haus-
halterisch veranlagt wird: der Bundesgerichtshof, der
Generalbundesanwalt, das Bundesverwaltungsgericht,
der Bundesfinanzhof, das Bundespatentgericht sowie
das Deutsche Patent- und Markenamt. Man sieht, es ist
ein sehr großes Arbeitsfeld. Damit lässt sich leicht erklä-
ren, dass mehr als 80 Prozent der Mittel in diesem Haus-
halt Personalkosten sind. Daraus folgt umgekehrt – das
ist ein Nachteil im Hinblick auf die Flexibilität und die

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(C (D reiheitsgrade im Haus –, dass fast keine Projektmittel ur Verfügung stehen und deshalb die weiteren Gestalungsmöglichkeiten relativ stark beschränkt sind. Eine Besonderheit – sie wurde bereits erwähnt –: Es ibt keinen Haushalt, der so viel Geld in seinem eigenen ereich erwirtschaftet. Diesen Umstand verdanken wir em Deutschen Patentund Markenamt. In diesem Jahr weist dieses Zahlenwerk eine weitere esonderheit auf, die aufgrund seiner Strukturmerkmale nsbesondere den Haushalt des Verfassungsgerichts, aber uch den des BMJ betrifft: die Überführung der einzelen Positionen des Einzelplans 33 in die Einzelhausalte. Der 33er, der ehemalige Haushalt für Versorgung, der ie Pensionen für Richter, Soldaten usw. umfasste, ist in ie Einzelhaushalte überführt worden. Das führt dort zu erwerfungen, die man besser abfedern könnte, wenn an mehr Freiheitsgrade hätte. Sie existieren aber, wie ben beschrieben, in diesem Haushalt nicht. Dies hat etwa für das Verfassungsgericht sehr gravieende Folgen. Dort muss ein Pensionsfonds gebildet erden, und zwar auch für Richter, die nur ganz kurz höchstens zwölf, manchmal aber nur zehn, acht oder eniger Jahre – hoch dotiert in diesem Bereich tätig ind. Wenn man einen solchen Pensionsfonds bilden uss, bringt das natürlich einen Haushalt schnell unter ruck. Ich wollte das nur erwähnen; denn wir müssen ns überlegen, ob wir für solche vom Haus selbst nicht bzufedernden Strukturverwerfungen später einstehen üssen. Trotz extrem sparsamer Bewirtschaftung gibt es im inzelplan für 2007 – ich möchte dem Ministerium dafür ewunderung zum Ausdruck bringen – eine Reihe von esonderen Aufgaben, die, wie ich finde, in exzellenter eise im Haushalt untergebracht wurden. Zum einen uss Sorge dafür getragen werden, dass die EU-Ratsräsidentschaft ordentlich vorbereitet und begleitet ird. Daraus ergibt sich eine ganze Reihe von zusätzli hen Aufgaben und von zusätzlichen Personalkosten, um Beispiel für informelle Räte, für den JI-Rat und für onderveranstaltungen jeglicher Art. Es gibt auch zuätzliche Aufgaben inhaltlicher Art im Zusammenhang it dem EU-Vertragsrecht, der internationalen Standar isierung des Strafrechts, dem elektronischen Rechtsverehr, insbesondere bei der Vernetzung der Register usw. ll das sind letztendlich kosteninduzierende Aufgaben, ie wir im Blick haben müssen. Wir wollen dafür sorgen, ass dies mit den, wie ich meine, spärlichen Mitteln im aushalt gemeistert werden kann. Es gibt eine weitere ufgabe, an die wir denken müssen: die G-8-Präsident chaft. Sie induziert ähnliche Aufgaben und Folgekosen. Über ein weiteres Vorhaben wird gegenwärtig diskuiert. Sie wollen es – das möchte ich voranstellen – fianzneutral umsetzen. Es geht um die Errichtung des fJ, des Bundesamtes für Justiz. Nachdem die erste Lothar Binding Lesung des Errichtungsgesetzes stattgefunden hat, können jetzt die Mittel für das Bundesamt für Justiz in den Haushalt eingestellt werden. Das soll erreicht werden – das ist für uns als Haushälter wichtig –, indem Mittel aus vielen Titeln, die bisher existieren, so zusammengefasst werden, dass sie für das Bundesamt für Justiz zur Verfügung stehen. Deshalb erwarten wir eine Größenordnung von 100 bis 200 Anträgen, die eingebracht werden müssen, um, wenn das Errichtungsgesetz es erlaubt, diesen haushalterischen Übergang ins Jahr 2007 vorzubereiten. Die bisherigen Aufgaben des Bundeszentralregisters, des Generalbundesanwalts, der Normendokumentation und der Redaktion des Bundesgesetzblatts sowie des Bundesanzeigers sollen hierbei zusammengefasst werden. Das ist ein Vorhaben, über das im Rechtsausschuss und im Haushaltsausschuss sicherlich noch zu diskutieren sein wird. Mittelfristig muss auch über die Frage nachgedacht werden, ob nicht klugerweise der Standort, der sich aufgrund der räumlichen Möglichkeiten im ehemaligen Auswärtigen Amt in Bonn befindet, langfristig nach Berlin überführt werden sollte. Ich glaube, dass obliegt der späteren Diskussion. Herr Kollege, schauen Sie bitte auf die Uhr. Sonst re den Sie zulasten Ihres Kollegen. Dann muss ich leider die Personalentwicklung im DPMA weglassen. Ich möchte mich nur noch dafür bedanken, dass Sie 160 000 Euro eingestellt haben, um das Projekt zur verbesserten Formulierung der Gesetzgebung hinsichtlich der Prozessbetrachtung eines Gesetzgebungsverfahrens und der Umformulierung eines bestehenden Gesetzes aufzulegen. Das hat uns sehr gefreut. Ich glaube, dass Sie diese Aufgabe mit Bravour gelöst haben. Dafür möchten wir uns bedanken. Nächster Redner ist der Kollege Otto Fricke, FDP Fraktion. Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol legen! Es ist schon viel zu den finanziellen Fragen des Einzelplans 07 gesagt worden. Ich will auch dieses Mal die Juristen nicht zu sehr mit Anmerkungen zum Haushalt nerven. Wiewohl wir Juristen rechnen können, wir tun es nur nicht, um zu Rechtsergebnissen zu kommen. Der Hinweis sei mir immer wieder erlaubt. Ich will aber eines ansprechen: Warum ist für Haushälter der Justizhaushalt wichtig? Da die beiden Sprecher der Koalitionsfraktionen anwesend sind, will ich darauf hinweisen, warum ich hier etwas anders argumen t g W u h S b d d d m d n – s r S b g w m w s l g R a A w s B k W R E a a I s z e h l k d (C (D iere als an anderer Stelle, wenn es um viel größere Ausabenposten geht. Der Rechtsstandort Deutschland ist von enormer ichtigkeit für unser Gemeinwesen, unsere Wirtschaft, nser Miteinander und unseren sozialen Frieden. Das eißt, wir müssen als Haushälter auf Bundesebene dafür orge tragen, dass der Rechtsstandort funktioniert. Das edeutet, wir haben drei Orientierungspunkte. Wir haben ie Personen, die Gesetze und die Institutionen. Um alle rei Orientierungspunkte müssen wir uns gut kümmern. Ich komme zu den Personen und damit zum Rechtsienstleistungsgesetz. Zunächst einmal bekenne ich eine absolute Befangenheit bei diesem Gesetz. Ich bin as, was man einen Feld-, Waldund Wiesenanwalt ennt. Nein. Das ist der Unterschied, Herr Stünker. Jeder hat eine Befangenheiten. Man sollte sie aufzeigen und daüber reden. Dann muss man sich seine Meinung bilden. Ich sage Ihnen als Feld-, Waldund Wiesenanwalt: (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist das denn?)


(Otto Fricke [FDP]: Sehr richtig!)


(Beifall des Abg. Otto Fricke [FDP])





(A) )


(B) )

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604511500
Lothar Binding (SPD):
Rede ID: ID1604511600

(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604511700

(Beifall bei der FDP)

Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1604511800

(Joachim Stünker [SPD]): Sie sind befangen!)


ie müssen genau darauf achten, welches Verbraucher-
ild Sie bei diesem Gesetz haben, Frau Ministerin. Das
ilt übrigens auch für die Scheidung light. Glauben Sie
irklich, dass ein Bürger, der zur Bank geht, im Allge-
einen meint, die Bank sei sein Gegner, die sein Geld
olle? Oder glauben Sie, dass die Mehrheit der Men-

chen davon ausgeht, dass die Bank ihnen hilft? Ich er-
ebe es im Zusammenhang mit Rechtschutzversicherun-
en immer wieder: Die Leute erzählen mir, ihre
echtschutzversicherung habe ihnen gesagt, das gehe
uch so; das sei gar nicht anders möglich. Dass diese
uskunft der Rechtschutzversicherungen nie nachzu-
eisen ist – sie werden das sofort bestreiten; wahr-

cheinlich bekomme ich gleich entsprechende Faxe ins
üro –, ist klar. Sie würden nie offiziell eine solche Aus-
unft geben. Aber sie haben ihre eigenen Interessen.
enn sie aber in rechtsgeschäftlichen Fragen bzw. in der
echtsberatung eigene Interessen haben, dann wird im
rgebnis immer ein Makel festzustellen sein.

Das stört mich als Anwalt eigentlich nicht. Ich habe
uch keine Angst, dass wir als Feld-, Wald- und Wiesen-
nwälte weniger Mandate bekommen.


(Daniela Raab [CDU/CSU]: Im Gegenteil!)


m Gegenteil: All das, was im Rechtsdienstleistungsge-
etz steht, wird dazu führen, dass ich mehr Regresspro-
esse führen kann. Wenn ich Glück habe, habe ich – falls
s sich um eine Bank oder eine Rechtschutzversicherung
andelt – auch noch einen solventen und potenten Zah-
er, an den ich mich wenden kann. In solchen Fällen
ann ich den Mandanten sagen, sie könnten froh sein,
ass der etwas falsch gemacht hat.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Dann sind Sie aber kein Feld-, Waldund Wiesenanwalt! Dann sind Sie ein Regressanwalt!)







(A) )



(B) )


Otto Fricke
– Lieber Herr Kollege, die Frage des Regresses gerade
gegenüber Großen ist eine der wesentlichen Aufgaben,
die ein Anwalt bei kleinen Bürgern – wie man so schön
sagt – wahrnehmen sollte und die er mit viel größerer
Freude wahrnimmt, als sich beim Nachbarschaftsstreit
damit auseinander zu setzen, wer denn nun Recht hat
und wo und wie der Baum beschnitten werden muss.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein bisschen verdienen wollen Sie schon dabei!)


Was die Argumentation im Zusammenhang mit der
Nebenleistung angeht, Frau Ministerin, halte ich dieses
Kriterium – ich kenne die Diskussion; sie ist sehr um-
fangreich – für höchst gefährlich.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er redet pro domo!)


Die Nebenleistung gaukelt nämlich vor, dass es auch
dann, wenn es einmal zu einem Fehler kommt, nur
kleine Nebenprobleme gibt. Häufig ist es so, dass es bei
einem Fehler aufgrund einer eigentlichen Nebenleistung
für die Betroffenen zu erheblichen Schäden, Fristver-
säumnissen und vielen Folgen kommt, die den Bürger
viel teurer – und zwar nicht im monetären Sinne, son-
dern nach dem persönlichen Gerechtigkeitsempfinden –
zu stehen kommen.

Das EU-Parlament hat zu den rechtsberatenden Beru-
fen einige – wie ich finde, sehr schöne – Erläuterungen
formuliert.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Halten Sie doch Ihr Praxisschild in die Kamera!)


Ich halte es auch für notwendig, Folgendes klarzustellen:
Die EU verlangt von uns nicht, dass wir komplett so viel
Gleichmacherei betreiben wie möglich.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber ein bisschen!)


Im Gegenteil: Sie will den Schutz der Verbraucher er-
reichen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein bisschen Gleichmacherei wäre doch ganz gut!)


Darum muss es in erster Linie gehen. Deswegen halte
ich es auch für richtig, dass die Verbraucherschutzver-
bände in dem Gesetz an bestimmter Stelle noch deutli-
cher dargestellt werden. Denn sie sind unabhängig und
nehmen an vielen Stellen Aufgaben wahr, bei denen sich
die Anwaltschaft fragen muss, ob sie das in der richtigen
Art und Weise getan hat oder ob sie sie vielleicht manch-
mal vernachlässigt hat, weil sie es für Kleinkram gehal-
ten hat.

Ich will auf einen weiteren Punkt hinweisen, nämlich
auf die Frage, wie mit Anwälten als Vertretern von
Rechteinhabern umgegangen wird. Dazu hat der Justiz-
minister des Landes Schleswig-Holstein, Herr Döring


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(C (D ein Sozialdemokrat, wenn ich das richtig sehe –, Folendes gesagt: „Prozesskostenhilfe soll keinerlei staatliher Kombilohn für Rechtsanwälte sein.“ Dass die Proesskostenhilfe in erster Linie für den Mandanten edacht ist, damit er sein Recht bekommt – Herr ešković, Sie haben es eben angesprochen –, und dass ine Vorkontrolle der möglichen Aussichten besteht, ird völlig außer Acht gelassen. Aber genau darum geht s. Damit sind wir bei den Gesetzen. Die Bundesländer egen ständig neue Entwürfe eines Justizmodernisieungsgesetzes vor und weisen unter anderem darauf hin, ass das Recht zu viel koste und dass die Rechtsanwälte u viel verdienten. Ich bin gespannt, ob die Mehrheit im undestag weiterhin in der Lage ist, sich dagegen zu erteidigen. Ich sehe das gegenwärtig noch nicht. Herr Stünker, wenn Sie ganz sicher sind, bin ich beruigt. Man muss es allerdings deutlich sagen. Herr Kollege Montag, Sie haben gesagt, dass das eim Strafvollzug gefährlich werden könne. Ich gebe hnen Recht: Es kann zu einem Abbau kommen. Denoch bin ich optimistisch. Erstens. Ich vertraue darauf, ass das Bundesverfassungsgericht dem Abbau Einhalt ebieten wird. (Joachim Stünker [SPD]: Was sagt denn der Justizminister in Baden-Württemberg dazu?)


(Joachim Stünker [SPD]: Ganz sicher!)


weitens. Schauen Sie sich einmal genau an, was Herr
oll dazu gesagt hat. Drittens. Sie haben uns Vorwürfe
emacht. Aber wo sind denn das rot-grüne Untersu-
hungshaftvollzugsgesetz und das rot-grüne Jugendstraf-
ollzugsgesetz? Obwohl Sie sieben Jahre Zeit hatten,
ibt es diese Gesetze bislang nicht. Sie wissen ganz ge-
au, dass Sie damals ähnliche Probleme hatten.

Ich komme zum Schluss meiner Rede. Es geht um
en Umgang mit den Institutionen. Ich bin sehr froh,
ass der Kollege Binding auf die zukünftigen Aufgaben
es Bundesverfassungsgerichts hingewiesen hat. Um es
eutlich zu sagen: Das Bundesverfassungsgericht wird
ie Aufgabe haben, innerhalb der nächsten Jahre in sei-
em Haushalt eine sechsstellige Summe für Rückstellun-
en für die Altersversorgung von Richtern, wissen-
chaftlichen Mitarbeitern und anderen aufzubringen.
ber das kann aus diesem Haushalt nicht erwirtschaftet
erden. Ich bitte Sie daher um Unterstützung. Herr Kol-

ege Binding, meine haben Sie auf jeden Fall; denn wenn
ir mit den Institutionen und den Menschen, die mit
em Recht arbeiten, nicht gut umgehen und wenn wir
it den Gesetzen so schlecht umgehen, wie das beim
ntidiskriminierungsgesetz der Fall ist, dann wird der
echtsstaat leider vor die Hunde gehen. Liebe Haus-
altskollegen, das wäre für den Standort Deutschland
nd im Hinblick auf die Steuereinnahmen des Staates
ehr schlecht.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604511900

Nächste Rednerin ist die Kollegin Daniela Raab,

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Daniela Raab (CSU):
Rede ID: ID1604512000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Es ist schon mehrfach erwähnt worden, wenn auch mit
unterschiedlichem Zungenschlag: Am 1. September die-
ses Jahres ist die Föderalismusreform in Kraft getreten.
Verehrter Herr Kollege Montag, ich kann Ihre sehr pessi-
mistische Einschätzung dieser Reform nicht teilen. Ich
weiß nicht, ob wir in unterschiedlichen Anhörungen wa-
ren.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was? Sie sollten es einmal durchlesen!)


– Herr Ströbele, ich habe es durchgelesen, keine Sorge. –
Ich bin jedenfalls der Meinung, dass dies ein erfolgrei-
ches Projekt ist. Das wird sich in der Praxis sicherlich
noch zeigen. Ich denke, dass uns die Neuverteilung der
Rechte und Pflichten in Zukunft einige Entzerrungen im
Gesetzgebungsverfahren und sehr viel mehr Transparenz
bringen wird. Es war gut, was wir gemacht haben. Die
Art der Zusammenarbeit zwischen Bundestag und Bun-
desrat, die Verwirklichung von Parlamentarismus pur,
war für uns alle eine Freude.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben uns im Rechtsausschuss neben diesem sehr
umfangreichen Prozess, der uns lange beschäftigt hat,
mit anderen bedeutenden Themen auseinander zu setzen.
Eine Auswahl daraus möchte ich kurz ansprechen.

Mit Bestürzung müssen wir feststellen, dass schwere
und schwerste Kriminalität ein zunehmend jüngeres Ge-
sicht bekommt. Natürlich geschehen viele Straftaten aus
jugendlichem Übermut und jugendlicher Unreife, auf die
man maßvoll reagieren muss. Unser Jugendstrafrecht
bietet dazu gute und ausreichende Möglichkeiten. Aber
es gibt auch Jugendliche und insbesondere Heranwach-
sende, die schwere und schwerste Straftaten begehen.
Gerade was die Bestrafung der Heranwachsenden, also
derjenigen im Alter von 18 bis 21, angeht, gibt es Lü-
cken, die unserer Ansicht nach dringend geschlossen
werden müssen.

Nehmen wir nur den abstrakten Fall als Beispiel – da-
mit es für die Zuschauer nicht zu realitätsfern ist –, dass
ein 20-Jähriger zu sechs Jahren Haft nach Jugendstraf-
recht verurteilt wird. Nach Verbüßung seiner Strafe ge-
hen Sachverständige weiterhin von einer erheblichen
Gefährlichkeit dieses jungen Mannes aus. Nach gelten-
dem Recht ist es aber nicht möglich, ihn nachträglich in
Sicherungsverwahrung zu nehmen, da eine Verurteilung
nach Jugendstrafrecht dem entgegensteht. Mir ist be-
wusst, dass solche Fälle nicht in Massen auftreten. Das
wäre schlimm und das möchte ich auch nicht behaupten.
Aber wir wissen, es gibt sie.

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(C (D Natürlich handelt es sich bei der nachträglichen Siherungsverwahrung um einen erheblichen Eingriff in ie Rechte des Betroffenen. Jedoch sind diese Rechte mmer klar gegen das Recht der Bevölkerung auf Sichereit und gegen den Schutz potenzieller Opfer abzuwäen. Deshalb muss gelten: Die nachträgliche Sicheungsverwahrung gerade für Heranwachsende – das etone ich nochmals – darf kein Tabu sein. Wir müssen ns über das Strafmaß der Anlasstat unterhalten und ber die strengen Anforderungen an die nachträgliche nordnung; denn beides gehört untrennbar zusammen nd eines geht nicht ohne das andere. Hier ist mit Beacht vorzugehen. Jedoch sollte – das sage ich auch ganz eutlich – kein zahnloser Papiertiger entstehen und ein esetz verabschiedet werden, das wegen unangemessen oher Hürden in der Praxis nie zur Anwendung kommt. Rechtspolitik ist nicht nur Strafrecht. In den nächsten ochen werden wir den schon häufig erwähnten Enturf eines Rechtsdienstleistungsgesetzes zu beraten aben. Wir als Unionsfraktion begrüßen diesen Entwurf rundsätzlich und begrüßen auch die notwendige Neureelung. Ziel dieser Neuregelung muss aber immer sein, ie ausgesprochen hohe Qualität der Rechtsberatung in eutschland zu bewahren. Hier geht es zum einen um en Schutz des Rechtsuchenden vor unqualifizierter Beatung; zum anderen ist gerade unsere Justiz und alles, as mit ihr zusammenhängt, ein klassischer deutscher tandortvorteil. Das alte Rechtsberatungsgesetz sah ein strenges Moopol für sämtliche Rechtsdienstleistungen zugunsten er Anwaltschaft vor. Die Justizministerin hat dies beeits ausgeführt. Dies entspricht sicherlich nicht mehr en Entwicklungen im heutigen Wirtschaftsleben, wo aum eine geschäftliche Tätigkeit ohne rechtliche Beraung bleibt. Deshalb werden – so sieht es der Entwurf or – Rechtsdienstleistungen, die nur eine so genannte ebenleistung darstellen, für alle unternehmerisch tätien Personen erlaubt. Zum Beispiel könnte ein Architekt n Zukunft auch über Fragen des Baurechts oder der aumängelhaftung informieren. Umfassender Rechtsrat muss aber auch in Zukunft en Anwälten vorbehalten bleiben. Das neue Rechtsienstleistungsgesetz stellt deshalb nach meiner Einchätzung eine zunächst angemessene Kombination von otwendiger Liberalisierung des Rechtsberatungsmarkes und einem nach wie vor unerlässlichen Verbraucherchutz dar. Jedoch gibt es Punkte, die im Gesetzgebungserfahren durchaus noch kritisch hinterfragt werden üssen. Der vorher schon erwähnte Begriff der Neben eistung ist nach meiner Ansicht nicht hinreichend im ntwurf definiert. Gerade zum Schutz des Verbrauchers üssen wir hier zu einer ausgesprochen engen Ausle ung kommen. Der Regierungsentwurf wird meiner Anicht nach dieser Anforderung noch nicht gerecht. Nach jetzigem Stand könnten die viel zitierten Kfzerkstätten beispielsweise eine umfassende Rechtsbera ung vornehmen. Bei einer Schmerzensgeldklage nach inem Verkehrsunfall – um ein weiteres Beispiel zu ennen – kann sich aber eine mangelnde oder eine Daniela Raab mangelhafte Beratung für den Betroffenen negativ auswirken; denn hier fehlt jegliche fachliche Kontrolle und die Haftung, wenn etwas schief läuft. Deshalb ist für uns klar: Verbraucherschutz muss vor Vereinfachung gehen. Wenn wir schon beim Thema Verbraucherschutz sind, müssen wir auch über das vereinfachte Scheidungsverfahren vor einem Notar sprechen, despektierlich auch Scheidung light genannt. Natürlich muss es unser aller Anliegen sein, die Gerichte zu entlasten. Gerade Familiensachen sind zeitund arbeitsaufwendig. Nun muss aber die Frage erlaubt sein, ob das vereinfachte Scheidungsverfahren tatsächlich schneller und unkomplizierter ist und zu einer Entlastung der Justiz führt. Bereits nach jetziger Rechtslage verursacht eine einvernehmliche Scheidung vor dem Familiengericht nur geringen Arbeitsaufwand. Fällt nun aber die anwaltliche Vertretung weg, wie es das Bundesjustizministerium derzeit vorsieht, fehlen dem Richter oft die kompetenten Ansprechpartner, sollten doch noch Fragen offen sein. Außerdem soll ja der meist aufwendige Versorgungsausgleich nach wie vor beim Gericht anhängig bleiben. Der Verzicht auf anwaltliche Beratung kann aber noch weitere Nachteile bringen. Die Gefahr besteht, dass einer der Beteiligten, vermutlich der wirtschaftlich Schwächere, übervorteilt oder – sagen wir es grob – über den Tisch gezogen wird, weil er vorher nicht individuell beraten wurde. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist heute auch schon so! Eine Scheidung mit Anwalt ist natürlich normal!)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Selbstverständlich müssen auch Notare, die eine einver-
nehmliche Scheidungsvereinbarung durchführen, auf et-
waige nachteilige Regelungen hinweisen. Sie dürfen
aber dem intellektuell oder auch wirtschaftlich unterle-
genen Partner nicht vom Vertragsschluss abraten.

Wo der Anwalt parteiisch sein darf, muss der Notar
neutral bleiben. Der nächste Streit ist hier sozusagen
schon vorprogrammiert und der ohnehin zweifelhafte
Einspareffekt dürfte damit ebenfalls dahin sein. Das ge-
plante vereinfachte Scheidungsverfahren verschiebt
Konflikte nur auf einen späteren Zeitpunkt. Das ist je-
denfalls meine Meinung.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


All diese Punkte müssen im Gesetzgebungsverfahren
noch sehr kritisch hinterfragt werden. Bekanntlich sind
wir, das Parlament, der Gesetzgeber. Ich denke, wir wer-
den uns noch entscheidende Mitspracherechte heraus-
nehmen. Das ist auch unser gutes Recht.

Diese Themenauswahl zeigt schon, liebe Zuschauer
auf der Tribüne und liebe Zuhörer, wie sehr die oft als
trocken und abstrakt empfundene Rechtspolitik den All-
tag der Menschen auf das Nächste berührt. Wir sind viel

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(C (D raxisnäher, als manche glauben. Auch wenn die Jalouien dort drüben uns heute einen etwas düsteren Einruck vermitteln: Um die Rechtspolitik in diesem Lande it dieser Koalition ist mir dennoch nicht bange. Ich danke Ihnen. Das Wort hat der Kollege Joachim Stünker, SPD raktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ie Kritik heute Nachmittag an einem Jahr schwarz-roer Rechtspolitik war, wie ich sagen muss, moderat. Daer brauche ich nicht viel Gewicht auf das Replizieren u legen. Ich möchte zunächst nur drei Dinge ansprehen. Erstens. Frau Leutheusser-Schnarrenberger, Sie könen ganz sicher sein: Entscheidungen des Bundesverfasungsgerichts werden von dieser Koalition auch zukünfig respektiert und akzeptiert. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wollen ein neues Verfassungsgericht! Neue Richter!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604512100
Joachim Stünker (SPD):
Rede ID: ID1604512200

Zweitens. Herr Kollege Nešković, Sie können ganz
icher sein, dass das, was Sie über das berichtet haben,
as über den Bundesrat auf uns zukommt, in diesem
aus in absehbarer Zeit keine Mehrheit finden wird. Sie
aben zum Schluss dankenswerterweise gesagt, dass
uch die Stellungnahme der Bundesregierung negativ
ewesen ist.

Drittens. Lieber Kollege Montag, nehmen Sie mir
icht übel, dass ich auf Folgendes hinweise. Wie ich in
en Sommerferien gelesen habe, sind Sie derjenige Kol-
ege, der die zweitmeisten Reden im ersten Jahr dieser
egislaturperiode gehalten hat. Ich will jetzt nicht bösar-

ig werden und sagen: Ich warte darauf, dass Quantität in
ualität umschlägt, Herr Montag.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wäre zu billig!)


Das weiß ich ja. Das will ich auch nicht sagen. Es wäre
uch mir zu billig gewesen. –


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Non multa, sed multum!)


Ich meine wirklich, Sie könnten manchmal ein biss-
hen freundlicher mit uns umgehen, Herr Kollege
ontag. Das ist eigentlich das Einzige, was ich jetzt

azu sagen will.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


In den mir verbleibenden sechseinhalb Minuten
öchte ich kurz auf drei Themenbereiche eingehen, die

ns in diesem Herbst, wie ich meine, ganz unmittelbar
eschäftigen werden und die bisher noch nicht angespro-
hen worden sind. Das eine ist eine sehr anspruchsvolle






(A) )



(B) )


Joachim Stünker
Aufgabe, die wir als Parlament vor uns haben. Unter der
Überschrift Korruptionsbekämpfung müssen wir uns alle
gemeinsam mit den Fragen der Abgeordnetenbeste-
chung auf allen parlamentarischen Ebenen beschäftigen.
Das wird in diesem Herbst im Rechtsausschuss unsere
Aufgabe sein.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hoffentlich!)


Der geltende Straftatbestand des Stimmenkaufs, geregelt
in § 108 e StGB, genügt den von Deutschland eingegan-
genen internationalen Verpflichtungen nicht mehr, wie
einige vielleicht wissen. Ich möchte hier insbesondere
auf das von uns unterzeichnete UN-Übereinkommen ge-
gen Korruption vom 30. Oktober 2003 hinweisen, das
am 14. Dezember 2005 in Kraft getreten ist.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


Im Dezember dieses Jahres wird die erste Vertragsstaa-
tenkonferenz zu diesem Übereinkommen stattfinden. Ich
meine, es ist deshalb angezeigt, dass wir noch vor Be-
ginn dieser Konferenz deutlich machen, dass Deutsch-
land auf dem Weg der Ratifizierung und der Umsetzung
in deutsches Recht ist.


(Beifall des Abg. Lothar Binding [Heidelberg] [SPD] sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bedenken Sie, dass wir als Einzige geklatscht haben!)


Eine zweite Notwendigkeit ergibt sich aus zwei Urtei-
len der Strafsenate des Bundesgerichtshofs aus jüngster
Zeit. Ein Urteil des 5. Strafsenats vom 9. Mai 2006 be-
traf den so genannten Wuppertaler Korruptionsskandal.
Ein zweites Urteil des 2. Strafsenats vom 12. Juli 2006
betraf den so genannten Kölner Müllskandal. In beiden
Urteilen haben die Senate klargestellt, dass kommunale
Mandatsträger keine Amtsträger im Sinne von
§ 11 StGB sind – dieser Meinung war ich schon immer;
die überwiegende Anzahl der OLGs war anderer Mei-
nung –, sodass §§ 331 ff. StGB – Amtshaftungsdelikte,
wie wir früher gesagt haben – keine Anwendung finden
können. Frau Harms, die jetzt Generalbundesanwältin
ist, hat im Urteil des 5. Strafsenats ausdrücklich darauf
hingewiesen, dass wir hier mittlerweile eine Regelungs-
lücke haben. Es gehört zur Glaubwürdigkeit der Politik,
dass wir uns jetzt der Aufgabe stellen, diese Regelungs-
lücke in der Tat zu schließen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Deshalb wollte ich heute in dieser Debatte mit Nach-
druck auf die genannten Problemkreise hinweisen. Da es
sich hierbei letztlich um Parlamentsrecht handelt, sollten
wir nicht gemeinsam auf einen Regierungsentwurf war-
ten; darauf dürfen wir auch nicht warten. Wir müssen die
Kraft haben, genau dies aus dem Parlament heraus zu re-
geln. Das gehört zu den ureigenen demokratischen Auf-

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(C (D aben, die wir zu lösen haben. Ich fordere uns auf, diese ufgabe in diesem Herbst gemeinsam zu lösen. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ierzu gibt es Überlegungen und Eckpunkte, sodass wir
u einer auch in der Öffentlichkeit glaubwürdigen Lö-
ung kommen können.

Zweiter Punkt – mir läuft die Zeit weg –: Verabschie-
ung einer Antiterrordatei. Ich will es kurz machen. Et-
as Schriftliches liegt uns bisher nicht vor. Der Rechts-

usschuss wird in dieser Sache nicht federführend,
ondern nur mitberatend sein. Auch wir im Rechtsaus-
chuss haben aber die Verantwortung, uns das, was si-
herlich notwendig ist, sehr gründlich anzusehen. Wir
üssen uns unserer Verantwortung bewusst werden, bei

er entschlossenen Bekämpfung von Terrorismus und
ei allem Einsatz für die innere Sicherheit auch die
renzen des rechtsstaatlich Verantwortbaren ganz genau

u sehen.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vergleiche Religionszugehörigkeit!)


erade wir in der Rechtspolitik müssen sehr genau da-
auf Obacht geben, dass wir hier gemeinsam das Rich-
ige wollen und auch schaffen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Lassen Sie mich einen letzten Punkt nennen. Man
önnte fast bösartig sagen: So wie Cato immer forderte:
Aber auf jeden Fall muss Karthago zerstört werden“,
ommt der Stünker zum Schluss jeder Haushaltsrede
um selben Thema. – Ja, ich komme wieder zum Thema
er großen Justizreform. Quo vadis? Wohin geht der
eg bei der großen Justizreform? Ich sage das aus gege-

enem Anlass. Wir werden in einigen Wochen darüber
u reden haben.

Ich bin der festen Überzeugung – das gilt, denke ich,
ür meine Fraktion und meine Arbeitsgruppe genauso –:
er Deutsche Bundestag wird es nicht hinnehmen kön-
en, wenn als Ergebnis der größten Justizreform seit
889, wie die größte deutsche Tageszeitung schon vor
wei Jahren getitelt hat, nur bleiben sollte: erstens die
rivatisierung des Gerichtsvollzieherwesens und zwei-

ens die Übertragung der Zuständigkeit für die Nachlass-
achen vom Amtsgericht auf die Notare. Das kann es
icht sein. Das wird der Weg nicht sein, der mit uns zu
ehen ist.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ber nach den letzten Beschlüssen der JuMiKo scheint
s dort in diese Richtung zu laufen. Das ist nicht unser
eg.

Wenn man das Gerichtsvollzieherwesen ändern will,
uss man sogar Art. 34 Grundgesetz ändern. Dafür

raucht man eine Zweidrittelmehrheit in diesem Haus.
ir werden diesen Weg nicht mitgehen. Das ist der fal-

che Weg. Ich kann von daher nur dazu auffordern und






(A) )



(B) )


Joachim Stünker
dafür werben, dass wir uns in der Tat über Struktur-
reformen unterhalten.

Wenn man eine Reform der Justiz will, dann ist auch
das der falsche Weg, was jetzt wieder von einigen Län-
derjustizministern vorgeschlagen wurde. Man meint, die
Entlastung der Strafgerichte über eine Ausweitung des
beschleunigten Verfahrens erreichen zu können, wie in
diesen Tagen in der Presse zu lesen war. Das sind die
Gedanken der 90er-Jahre, die uns schon damals nicht
weitergebracht haben. Wer das beschleunigte Verfahren
kennt, der weiß, was das heißt: einfacher Sachverhalt,
klare Beweislage. Wer meint, dass dies die Verfahren
sind, die die Strafgerichte wirklich belasten, der kennt
sich in der Strafjustiz nicht aus, der kennt sich im Ergeb-
nis im eigenen Haus nicht aus.


(Beifall bei der SPD – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es! Eine Rede voller Wahrheiten! – Zuruf von der SPD: Eine Rede voller Kompetenz!)


Das kann also nicht der Weg sein.

Deshalb werbe ich dafür, dass wir in diesem Herbst in
wirklich fundierte Gespräche mit den Länderjustizminis-
tern einsteigen, wenn es darum geht, über die Reform
der Justiz zu reden, über die Bereitstellung der notwen-
digen Ressourcen für die Justiz im Sinne des Rechts-
staats. Darüber sind wir uns hier alle einig. Wir reden zu-
künftig über Strafbarkeit von Doping, über erhöhte
Strafandrohung bei Fleischskandalen oder auch über ein
Rauchverbot in öffentlichen Einrichtungen. Wenn Poli-
tik so etwas auf den Weg bringt, brauchen wir überall ir-
gendwann die Justiz. Dafür brauchen wir in der Justiz
die sachlichen und personellen Ressourcen. Die werden
wir nicht über mehr Geld bekommen können, liebe Kol-
leginnen und Kollegen; das weiß ich auch. Dafür brau-
chen wir auch nicht mehr Geld. Dafür brauchen wir auch
nicht mehr Personal in den Ländern. Was wir brauchen,
sind wirkliche Strukturreformen. Man muss den Mut ha-
ben, die durchzuführen.

Ich nenne noch drei Punkte und dann bin ich mit mei-
ner Rede auch fertig, Frau Präsidentin: erstens Dreistu-
figkeit in der ordentlichen Gerichtsbarkeit, zweitens
neue Strukturen der sachlichen Zuständigkeiten in Straf-
verfahren und drittens eine einheitliche öffentliche Ge-
richtsbarkeit. Lassen Sie uns darüber reden und nicht
über die alten Kamellen aus den 90er-Jahren; denn damit
werden wir die Justiz im neuen Jahrhundert nicht weiter-
bringen.

Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604512300

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege

Dr. Ole Schröder, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1604512400

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen

und Herren! Die beiden Einzelpläne, über die wir heute

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(C (D eraten – Einzelplan 07 für das Bundesministerium der ustiz und Einzelplan 19 für das Bundesverfassungsgeicht –, sind weniger wegen des Volumens der veranchlagten Haushaltsmittel von Bedeutung. Von Bedeuung sind sie aber aufgrund der Institutionen, die in nserem Rechtsstaat eine große Rolle spielen. Für die Einzelpläne gilt, dass sich gegenüber dem ahr 2006 nur geringfügige Veränderungen zeigen. Das st bedingt durch die Strukturen, in denen die Personalusgaben die übrigen Ausgaben deutlich dominieren. as bedeutet einerseits, dass in diesen Einzelplänen icht kurzfristig wirkliche Einsparungen erzielt werden önnen. Andererseits bedeutet das aber auch, dass wir ns als Mitglieder des Haushaltsausschusses insbesonere die Stellenpläne genau anschauen müssen. Das Justizministerium wird in den kommenden Beatungen daher noch erläutern, warum zwei zusätzliche tellen notwendig sind. Diese Tendenz zum Stellenaufau zeigt sich übrigens auch in anderen Ministerien. Ofenbar vollzieht sich der Stellenabbau in den nachgelaerten Behörden wesentlich erfolgreicher als in den inisterien selbst. Jedenfalls weisen im Einzelplan 07 ediglich das Justizministerium selbst und das Deutsche atentund Markenamt eine Aufstockung der Hausaltsansätze auf. Beim Justizministerium sind es knapp Millionen Euro, natürlich auch bedingt durch die komende EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands. Beim eutschen Patentund Markenamt sind das gut ,5 Millionen Euro. Diese werden durch das Projekt Elektronische Schutzrechtsakte“ verursacht, ein IT-Proekt, das die führende Rolle des Deutschen Patentund arkenamtes sichern soll; denn in keinem anderen Paentamt Europas werden so viele Anträge eingereicht ie in Deutschland. amit das so bleibt, müssen wir investieren, um die Proesse zu optimieren und elektronisch unterstützen zu önnen. Meine Damen und Herren, das Bundesministerium er Justiz erfüllt zwei Aufgaben: einerseits die Gesetzgeung und Gesetzesanwendung im Bereich der Justiz, anererseits die Koordinierung der gesetzgeberischen Akivitäten auf nationaler und auf internationaler Ebene. iese Querschnittsfunktion ist in den vergangenen Jah en immer komplexer geworden. Neben der reinen uantität der Vorschriften auf nationaler, europäischer nd supranationaler Ebene ist auch die Komplexität der esetzgebung massiv angestiegen. Auf europäischer Ebene bietet sich dem BMJ im ommenden Jahr eine ganz besondere Möglichkeit, Einluss zu nehmen. Es ist die schon erwähnte EU-Ratsräsidentschaft. Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir lle kennen die zum Teil absurden bürokratischen Geetze aus Brüssel. Ich möchte jetzt keine Beispiele nenen; wir kennen solche skurrilen Richtlinien alle aus der resse. Von der deutschen Ratspräsidentschaft versprehe ich mir nicht nur, dass unnötige bürokratische Richtinien und Verordnungen ausbleiben; vielmehr fordere Dr. Ole Schröder ich unsere Bundesjustizministerin auf, sich auf ihre originäre Aufgabe zu besinnen, nämlich das Abschaffen von unnötigen Richtlinien und Verordnungen. Dies muss auf europäischer Ebene und auf nationaler Ebene forciert werden. Klar ist, dass diese Aufgaben Geld kosten werden. Aus diesem Grund sieht der Kabinettsentwurf die Aufstockung einiger Haushaltstitel des Ministeriums vor; in der Summe sind das etwa 5 Millionen Euro. Wichtig ist, dass wir das Geld nicht nur ausgeben, sondern es in Bürokratieabbau investieren. Das wird uns mittelund langfristig nutzen. Ebenfalls im Haushalt vorgesehen sind erste Mittel für die Umsetzung eines Modellprojekts zur Überprüfung von Gesetzen auf Verständlichkeit. Jeder kennt die Beispiele aus der eigenen Praxis. Wir können viel Geld einsparen, wenn die Gesetzesanwendung durch bessere Verständlichkeit günstiger wird. Wichtig ist aber auch, dass wir uns als Parlamentarier um dieses Projekt kümmern. Das ist nicht nur Aufgabe des Bundesministeriums der Justiz, sondern auch Aufgabe von uns Parlamentariern. Viele Gesetze werden auch durch unsere Ideen und durch unsere Anregungen komplizierter. Wir können viele zu kompliziert formulierte Gesetzesvorschläge auch im parlamentarischen Verfahren heilen. Daran sollten wir uns erinnern. Noch nicht explizit ausgewiesen im Haushaltsentwurf ist das neu zu schaffende Bundesamt für Justiz. Ich befürworte die angestrebte Trennung von den eigentlich ministeriellen Aufgaben im engeren Sinne und den Aufgaben der nichtministeriellen Bereiche. Ich meine, dass wir dadurch Gelder einsparen können und dass das ein hervorragendes Vorbild dafür ist, wie wir die Rollenverteilung zwischen Berlin und Bonn vernünftig und effizient gestalten können. Das ist ein Modell, das vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussionen sicherlich auch für andere Ministerien als Vorbild dienen kann. Das BMJ ist natürlich auch für die Rechtsdurchsetzung zuständig. Im Bereich des Sozialleistungsmissbrauchs, der auch haushaltspolitisch von großer Bedeutung ist – 33 Milliarden Euro des gesamten Haushaltes 2007 geben wir für Sozialleistungen aus –, sehe ich großen Handlungsbedarf. Sozialleistungsmissbrauch schadet allen in unserer Gesellschaft – sowohl den Leistungsträgern, die zu hohe Abgaben auf ihre Einkünfte zahlen müssen, als auch denjenigen, die wirklich hilfebedürftig sind. Das Problem ist: In unserer Gesellschaft wird der Sozialleistungsmissbrauch nicht ausreichend geächtet und verfolgt. Unsere formellen Normen, die Gesetze, werden nicht ausreichend umgesetzt. Auch die informellen Regeln, die Sozialnormen, funktionieren nicht richtig. Im Gegenteil, häufig erleben wir, dass Sozialleistungsmissbrauch nicht nur toleriert wird, sondern auch von Dritten explizit Anerkennung findet. Nur wenn wir den Sozialleistungsmissbrauch mit aller Härte verfolgen und bestrafen, dürfen wir auf eine gesellschaftliche Ächtung dieses asozialen Verhaltens hoffen. Ich meine, das ist ein wichtiges rechtspolitisches Projekt. b l I i d D S H u h b k g B m v f h d c n r h b h v g 1 d w b d p A d v H h e g s w a d r d (C (D Ich bin auf die Beratungen gespannt, die wir zu diesen eiden Einzelplänen erleben werden. Wir werden sicherich die einzelnen Haushaltsansätze intensiv diskutieren. ch hoffe, dass wir ebenso erfolgreich sein werden wie m letzten Haushaltsjahr. Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Wir kommen schließlich zu dem Geschäftsbereich es Bundesministeriums des Innern, Einzelplan 06. as Wort hat der Bundesinnenminister Dr. Wolfgang chäuble. Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und erren! Wir leben in einer Zeit angespannter Sicherheit nd wir sind Teil eines weltweiten Gefahrenraums. Wir aben durch die jüngsten Vorfälle – die beiden Kofferomben, die glücklicherweise nicht zur Explosion geommen sind, aber auch die Planungen von Anschlägen egen die zivile Luftfahrt in Großbritannien sowie die esorgnisse der Sicherheitsbehörden im Zusammenhang it einem großen Popkonzert in Gelsenkirchen Ende des ergangenen Monats – Grund, den Kampf gegen die Geahren, die aus dem internationalen Terrorismus droen, mit aller Entschiedenheit ernst zu nehmen. Ich bin jemand, der immer sagt: Es gibt keine hunertprozentige Sicherheit. Das muss man auch in solhen Zeiten sagen. Die gibt es nicht und die kann es icht geben. Kein Staat kann diese Sicherheit garantieen, auch nicht der freiheitliche Rechtsstaat. Aber das eißt natürlich nicht, dass wir nicht die Verpflichtung haen, das Menschenmögliche zu tun, um so viel Sichereit wie irgend möglich zu gewährleisten und auch zu ersuchen, aus Erfahrungen, die wir sammeln, die richtien Konsequenzen zu ziehen. Deswegen bin ich froh, dass sich gestern die 6 Innenminister und -senatoren der Bundesländer vor em Hintergrund der Vorlage der Bundesregierung, die ir gemeinsam innerhalb der Regierung erarbeitet haen, auf ein Konzept für eine gemeinsame Antiterroratei geeinigt haben. Das ist eine gute Bewährungsrobe für den Föderalismus. Ich bin ein überzeugter nhänger des Föderalismus: Wir brauchen gerade auf em Feld der inneren Sicherheit das Zusammenwirken on Bund und Ländern. Aber wir müssen uns auch im inblick darauf bewähren, handlungsund einigungsfäig zu sein. Es hat lange genug gedauert. Jetzt haben wir s auf den Weg gebracht. Wir werden einen entsprechenden Gesetzentwurf züig erarbeiten, die Formulierungen abstimmen und chnell in Gesetzesberatungen eintreten. Dann müssen ir natürlich über die Einzelheiten reden. Ich glaube ber, wir haben insgesamt eine richtige Linie zwischen en Begrenzungen unserer Verfassung und dem Grundecht auf informationelle Selbstbestimmung im Rahmen es Datenschutzes einerseits und den Notwendigkeiten Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble einer funktionsfähigen Informationsvernetzung andererseits gefunden. Um es klar zu sagen: Es handelt sich nicht um eine Fahndungsdatei, sondern um ein System, das alle für die Terrorismusbekämpfung zuständigen Institutionen der Länder und des Bundes miteinander vernetzt. Das sind zweimal 16 Institutionen, also die jeweiligen Landespolizeien und die Landesämter für Verfassungsschutz, plus die drei Nachrichtendienste, der Zoll, das Bundeskriminalamt und die Bundespolizei, also 38 Institutionen, die miteinander vernetzt sind. Wie gesagt, es handelt sich nicht um eine Fahndungsdatei. Es ist völlig klar: Erkenntnisse müssen dann umgesetzt werden. Es ist ein System gefunden worden, das zum einen sicherstellt, dass den verfassungsrechtlichen Bedingungen und Begrenzungen Rechnung getragen wird, und das zum anderen funktionieren kann und wird. Ich werbe dafür, dass wir die Gesetzesberatung zügig voranbringen, damit wir das System der Informationsvernetzung schnell beim Bundeskriminalamt einrichten und zum Funktionieren bringen können. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)





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(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604512500

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Wolfgang Schäuble (CDU):
Rede ID: ID1604512600




(A) )


(B) )


Wir müssen in der Auswertung dessen, was uns alle
– auch die Öffentlichkeit – in den letzten Wochen be-
schäftigt hat, ein paar Konsequenzen ziehen. Wir haben
unmittelbar am 10. August – die Verhaftungsaktion der
britischen Behörden war, um daran zu erinnern, in der
Nacht vom 9. zum 10. August – die Kontrollmaßnah-
men an den Flughäfen, was das Handgepäck anbetrifft,
verschärft und alle Mitarbeiter der Bundespolizei auf
neue Bedrohungen sensibilisiert, die wir so vor den briti-
schen Erkenntnissen bei den normalen Flugkontrollen
vermutlich nicht detektiert hätten; das muss man klar sa-
gen. Deswegen werden wir uns beim zivilen Flugver-
kehr dauerhaft auf ein höheres Kontrollniveau einrichten
müssen.

Ich habe unmittelbar angestrebt, diesen Bereich auf
europäischer Ebene zu harmonisieren; denn es hat kei-
nen Sinn, in den einzelnen europäischen Ländern ein un-
terschiedliches Kontrollniveau zu haben. Ich strebe auch
an, dass wir die Schutz- und Kontrollmaßnahmen nicht
je nach Konjunktur und öffentlicher Erregung herauf-
und herunterfahren, sondern hier Stetigkeit haben. Über-
haupt bin ich der Überzeugung: Je besser es uns gelingt,
entschiedenes Handeln mit der notwendigen Gelassen-
heit zu verbinden, umso eher haben wir die Chance, un-
sere Mitbürgerinnen und Mitbürger davon zu überzeu-
gen, dass wir das Menschenmögliche tun. Aber eine
hundertprozentige Sicherheit kann es nicht geben.

Wir müssen – das haben wir in den Haushaltsentwurf,
der zur Beratung vorliegt, noch nicht einstellen können;
da bitte ich um Ihre Mitwirkung – aus dem, was wir in
unserem Land erkannt haben, ein Stück weit Konse-
quenzen ziehen. Wir brauchen insbesondere im Bereich
der Bundespolizei stärkere Möglichkeiten, den Bahn-
verkehr zu kontrollieren. Wir können bei mehr als
4 Millionen Bahnreisenden und mehr als 30 000 Zügen
jeden Tag beim Bahnverkehr nicht das Maß an Kontrol-

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(C (D en anlegen, wie wir es beim Flugverkehr haben; das eiß jeder. Trotzdem muss es etwa in großen Bahnhöfen ine stärkere Bestreifung mit Spürhunden, die Sprengtoff detektieren können, und eine stärkere Überwahung der Schienengleise auf mögliche Anschläge an chienengleisen geben. Dazu brauchen wir bestimmte echnische Einrichtungen an den Hubschraubern der undespolizei. Dies ist eine notwendige Maßnahme. Vor allen Dingen bin ich der Überzeugung – ich nutze ie Gelegenheit der Einbringung des Haushalts, dafür m Unterstützung zu werben –: Wir müssen die Mögichkeiten insbesondere der Verfassungsschutzbehören verstärken, im Vorfeld Informationen zu sammeln, ie uns in die Lage versetzen, Anschläge wenn irgend öglich zu verhindern. Dem dient die Antiterrordatei. Aber dem muss auch eine verbesserte Kontrolle des nternets dienen; dazu brauchen wir entsprechende sachiche und personelle Mittel. Dazu müssen wir auch weiere Möglichkeiten im Bereich des Bundesamtes für Verassungsschutz und – in einem begrenzten Maße – auch es Bundeskriminalamts nutzen können. Ich bitte um nterstützung, wenn wir in den kommenden Wochen an en Haushaltsausschuss und das Parlament mit entsprehenden Bitten herantreten werden. Ich bin darüber auch it dem Bundesfinanzminister im Gespräch. Den Haus altsentwurf haben wir ja schon Anfang Juli im Kabinett eraten. Ich füge gleich hinzu: Das Bundesministerium des Inern fühlt sich, wie alle anderen Ressorts auch, der aushaltspolitik dieser Regierung und der Koalition verflichtet. Deswegen müssen wir mit geringen Haushaltsuwächsen auskommen oder uns auf Einsparungen eintellen. Das haben wir in den vergangenen Jahren bereits etan; das werden wir auch in engem Einvernehmen und n vertrauensvollem Zusammenwirken in den kommenen Jahren tun. Das halte ich für notwendig und richtig. Aber es ist natürlich wahr: Wenn wir Erkenntnisse ätten, die besagen, dass wir in einem bestimmten Beeich mehr für die innere Sicherheit tun könnten, dann ürden wir fahrlässig handeln, wenn wir nicht versu hen würden, durch Umschichtungen, aber möglichereise auch an der einen oder anderen Stelle durch Mit elaufstockung zusätzliche Möglichkeiten zu erhalten. afür bitte ich um Unterstützung. Innere Sicherheit ist icht nur eine Frage von Gesetzen, sondern auch eine rage der zur Verfügung stehenden Sachund Personalittel. Das hängt miteinander zusammen. Ich will in diesem Zusammenhang wenigstens ein ort zum Technischen Hilfswerk sagen, weil ich finde, ass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Technichen Hilfswerks den Dank und die Anerkennung des anzen Hauses verdient haben. Sie sind fast als Erste eispielsweise jetzt im Libanon vor Ort – sie machen icht nur Pläne oder stimmen sich darüber ab, was man achen könnte – und sorgen dafür, dass die Wasserver orgung wieder klappt. Sie verrichten einen gefährlichen ienst und bei fast jeder Katastrophe auf der Welt sind ie dabei. Das, was das Technische Hilfswerk internatio Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble nal heute leistet, ist zu einem Gütezeichen unseres Landes geworden. Deswegen haben wir im Haushaltsentwurf – ich werbe ja dafür, dass der Entwurf Ihre Zustimmung findet – die Mittel für das Technische Hilfswerk gegenüber dem Soll 2006 um 4,8 Millionen Euro auf 135,1 Millionen Euro aufgestockt, was einer Steigerung um 3,7 Prozent entspricht. Ich glaube, dass das angesichts der Bedeutung sowohl für den Schutz der Bevölkerung in unserem eigenen Land als auch für die internationalen Einsätze des Technischen Hilfswerks notwendig, vertretbar und richtig ist. Ich will in aller Kürze einen Punkt ansprechen, der uns schon bei den Haushaltsberatungen im letzten Jahr beschäftigt hat und der uns in diesem Jahr wieder beschäftigt. Ich meine die Mittel für die Integrationskurse. Neben der Gewährleistung der inneren Sicherheit ist die Arbeit für ein weiter verbessertes Zusammenleben aller Menschen in diesem Lande eine der wichtigsten Aufgaben der Innenpolitik. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall im ganzen Hause)


Ich habe übrigens meine Bemerkungen über das
Technische Hilfswerk bewusst dazwischen geschoben,
um das Missverständnis zu vermeiden, dass das eine mit
dem anderen unmittelbar etwas zu tun hätte. Natürlich
gibt es da Beziehungen. Diese Aufgabe, die Integration
zu verbessern – die Integrationsbeauftragte der Bundes-
regierung, Frau Kollegin Böhmer, die im Kanzleramt an-
gesiedelt ist, hat diese Arbeit mit dem Integrationsgipfel
auf einen guten Weg gebracht –, ist eine der zentralen
Aufgaben.

Wir im Innenministerium konzentrieren uns auf die
Aufgabe, die ganz spezifisch unsere Sache ist, nämlich
auf die Beziehungen zu den Religionsgemeinschaften.
So wie wir zu der katholischen und der evangelischen
Kirche Beziehungen haben, müssen wir in Deutschland
versuchen – es ist schwierig, das zu leisten –, ein Ver-
hältnis zwischen Staat und muslimischen Gläubigen zu
entwickeln. Das ist allein schon aufgrund der inneren
Organisation der Muslime sehr schwierig. Manche sagen
mir gelegentlich: Mach es wie in Österreich! Aber in Ös-
terreich ist der Islam seit 1912 als Staatsreligion aner-
kannt und es sind alle Muslime in einer öffentlich-recht-
lichen Körperschaft zusammengefasst. Davon sind wir
weit entfernt. Aber mit der Islamkonferenz will ich den
Weg gehen, mit den Muslimen und allen anderen darü-
ber zu reden, wie wir für das Ziel eines besseren Zusam-
menlebens, Zusammenwirkens und einer gemeinsamen
Verantwortung für die Grundwerte unserer Verfassung,
für Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Sicherheit und Tole-
ranz, das Menschenmögliche tun können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Über die Mittel für die Integrationskurse, die das
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, das sich auf
allen Seiten des Hauses eines hohen Ansehens und einer
großen Autorität erfreut, anbietet, haben wir im vergan-

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(C (D enen Jahr und auch in diesem Jahr diskutiert. Es gibt wei Punkte, die in diesem Zusammenhang kritisch zu interfragen sind. Der eine Punkt betrifft die Zahl der eilnehmer an den Kursen und der andere die Dauer und usstattung der Kurse. Ich möchte erklären, warum wir, was die Dauer und usstattung der Kurse betrifft – damit hängt natürlich uch die Frage zusammen, wie viel Mittel pro Kurs ausegeben werden –, nichts verändert haben. Die Evaluaion dieser Kurse, die im Auftrag des Bundesamtes urch eine Beratungsfirma durchgeführt wird, dauert och an. Wir haben zwar einen Zwischenbericht, aber och keinen Abschlussbericht. In der vergangenen Wohe hat mir der Präsident des Bundesamtes, Schmid, geagt, es sei noch zu früh, irgendwelche Erkenntnisse zu iehen; das Ergebnis der Evaluation müsse abgewartet erden. Alles andere wäre ja auch kein verantwortbarer mgang mit Steuergeldern. Zu der Frage der Teilnehmer ist zu sagen, dass in dieem Jahr – entgegen manchen Befürchtungen während er Haushaltsberatungen 2006 – die veranschlagten Mitel in Höhe von 140,8 Millionen Euro nach allem, was ir Anfang September prognostizieren können, ausrei hen. Es gibt einen Haushaltsvermerk, der auch in den ntwurf für den Haushalt 2007 eingestellt wird. Wenn ie Mittel aufgrund der Zahl der Teilnehmer nicht auseichen sollten, werden sie entsprechend erhöht. Da wir ber bisher keinen Anhaltspunkt für höhere Teilnehmerahlen haben, sind wir in diesem Entwurf von den Zahen des Vorjahres ausgegangen. Ich bitte, dies nicht als ine Geringschätzung der Bedeutung dieser Integrationsurse oder als eine Vorwegnahme der Konsequenzen aus em Evaluationsprozess zu interpretieren. Wir sollten ber Konsequenzen erst dann reden, wenn die entsprehenden Ergebnisse der Evaluation vorliegen. Lassen Sie mich in aller Kürze eine letzte Bemerkung achen. In der Öffentlichkeit hat es gelegentlich Speku ationen gegeben, die Mittel für die Sportförderung eim Bundesminister des Innern würden im Haushaltsntwurf 2007 zurückgefahren. Ich nutze die Gelegenheit erne, darauf hinzuweisen, dass dies nicht der Fall ist. ielmehr ist das Gegenteil richtig. Im Haushaltsentwurf 2007 haben wir für die Fördeung des Spitzensports eine Summe von 108 Millionen uro vorgesehen. Das sind zwar nominell 16,6 Millioen Euro weniger als im Jahr 2006. Aber im Haushalt 006 haben wir für das Kunstund Kulturprogramm der ußballweltmeisterschaft in diesem Titel 10 Millionen uro und für die Sicherheit noch einmal 8,4 Millionen uro bereitgestellt. Trotz der Verringerung um 16,6 Mil ionen Euro kann man also von einer Steigerung der Mitel sprechen, da die gerade genannten Ausgaben in Höhe on 18,4 Millionen Euro nur in diesem Jahr anfielen. enn die Fußballweltmeisterschaft – sie war ein schönes reignis – ist, so traurig das auch ist, vorüber. (Heiterkeit – Zuruf von der FDP: Sie kann wiederkommen!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)







(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble
– Sie kann wiederkommen. Aber im Haushalt für das
Jahr 2007 haben wir für eine Wiederholung keine Vor-
sorge getroffen, Herr Kollege. Deswegen kann man da-
von sprechen, dass die Mittel für die Förderung des Spit-
zensportes steigen.

Diese maßvolle Steigerung ist auch notwendig.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich werbe auch sehr um Unterstützung in diesem Be-
reich. Denn der Wettbewerb für unsere Athleten wird
härter.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Olympia nach Berlin!)


– Herr Kollege Benneter, die nächsten Olympischen
Sommerspiele finden in Peking statt.


(Fritz Rudolf Körper [SPD]: So kurzfristig haben wir nicht gedacht!)


Ich sage voraus, dass für alle Athleten der Wettbe-
werb von einer ungeheuer großen Intensität sein wird.
Daher ist es wichtig, dass unsere Athleten faire Wettbe-
werbschancen haben. Dafür müssen wir im Rahmen des
Möglichen die notwendige Hilfe leisten. Das sind wir
der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit unserer
freiheitlichen Gesellschaftsordnung schuldig.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Wir haben gezeigt, dass wir gute Gastgeber bei inter-
nationalen Sportveranstaltungen sind. Wir hatten gerade
wunderbare Weltreiterspiele in Aachen. Morgen begin-
nen die Weltmeisterschaften im Hockey in Mön-
chengladbach.


(Beifall des Abg. Dr. Günter Krings [CDU/ CSU])


Unsere Sportler leisten das ganze Jahr über – ich denke
dabei auch an die Olympischen Winterspiele in Turin –
Großartiges. Sie machen uns Freude und sind gute Vor-
bilder. Auch deswegen verdienen sie unsere Unterstüt-
zung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Meine Damen und Herren, der Haushalt des Bundes-
ministers des Innern ist in einem hohen Maße durch Per-
sonalkosten geprägt. Zwei Drittel des Haushaltes sind
für die innere Sicherheit, für Bundespolizei, für Bundes-
kriminalamt und für das Bundesamt für Verfassungs-
schutz vorgesehen. Wir haben ein enges Finanzkorsett.
Trotz aller notwendigen kritischen Betrachtungen bitte
ich, diesen Aspekt nie aus den Augen zu verlieren.

Ich freue mich auf eine intensive Beratung während
der Haushaltsverhandlungen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604512700

Das Wort hat die Kollegin Gisela Piltz, FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! urz vor dem fünften Jahrestag des Anschlags auf das orld Trade Center am 11. September – es ist ein trauri es Jubiläum – bewegt uns wieder einmal die Frage heute mehr denn je –, wie wir so viel Sicherheit wie öglich garantieren können, ohne unsere Freiheit und ie Bürgerrechte aufzugeben. Liberale werden all das ittragen, was tatsächlich Sicherheit bietet. Drei Schritte ind hierbei unseres Erachtens sehr wesentlich: zum eien die Gelassenheit im Umgang mit der Problematik, um anderen die Wachsamkeit bei der Überprüfung weierer Maßnahmen und zum Dritten die Entschlossenheit, as, was man einmal als richtig erkannt hat, umzusetzen. Was heißt für mich Gelassenheit? Nach den – Gott ei Dank! – vereitelten Anschlägen fühlte sich jeder beufen, einen Vorschlag zu machen. Sie reichten von der ugangskontrolle an allen Bahnhöfen über Rail-Marhalls bis hin zu Hartz-IV-Empfängern, die für Sichereit in den Bahnen sorgen sollten. Diese Liste könnten ir beliebig verlängern. Das ist Aufgeregtheit und hat it Sicherheit überhaupt nichts zu tun. Wachsamkeit heißt für uns, dass wir die Maßnahen, die wir verabschiedet haben, immer wieder über rüfen und nicht einfach draufsatteln, frei nach dem otto „Das bringt schon was!“. Wachsamkeit beinhaltet ür mich auch, dass sich dieses Parlament ausführlich it der Evaluierung der „Otto“-Kataloge beschäftigt. och das tun wir nicht ausführlich genug. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sind jetzt „Wolfgang“-Kataloge!)

Gisela Piltz (FDP):
Rede ID: ID1604512800

(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


ie Frage, die wir uns immer wieder stellen müssen, lau-
et: Hilft uns diese Maßnahme wirklich weiter? Auch bei
em, worüber wir jetzt diskutieren, müssen wir die fol-
ende Frage stellen: Hätten wir damit einen einzigen
chläfer entdeckt? – Nein, hätten wir nicht, weil ein
chläfer keinen Mucks von sich gibt, es sei denn er
chnarcht.

Mich bewegen im Moment insbesondere die folgen-
en Fragen: Was geht in diesen Attentätern vor? Wann
egen sie den Hebel um und sagen „Jetzt reicht es mir!“?
ind Karikaturen der Grund oder was sonst? Ich glaube,
ass wir uns mit diesem Phänomen viel intensiver be-
chäftigen müssen, als wir das bisher getan haben. Von
aher begrüße ich ausdrücklich Ihre Ankündigung, auf
iesem Gebiet mehr Geld zu investieren. Allerdings
rage ich mich, warum das erst jetzt geschieht; denn dass
as ein Problem ist, wussten wir schon immer.


(Beifall bei der FDP)


Ich begrüße auch den Beschluss der Innenminister-
onferenz, in diesem Zusammenhang auf das Ausländer-
echt zu schauen. Das halte ich für eine sinnvolle Maß-
ahme. Bitte tun Sie uns von der FDP einen Gefallen:
ommen Sie nicht wieder mit der Einladerdatei; das ist






(A) )



(B) )


Gisela Piltz
nämlich ein alter Hut. Das ist nicht das Problem. Es gibt
andere Dinge, die wir angehen müssen.

Dritter Punkt: Entschlossenheit. Die Antiterrordatei
ist ein gutes Beispiel. Fünf Jahre lang haben wir daran
gearbeitet. Das kann man eigentlich keinem vernünfti-
gen Menschen erklären.


(Zuruf des Abg. Clemens Binninger [CDU/CSU])


– Herr Binninger, wir haben nicht daran gearbeitet, wir
waren aber auch nicht dagegen. Das ist der Unterschied
zu einigen Kollegen aus Ihren Reihen, die nämlich ver-
hinderten, dass wir schon längst eine funktionierende In-
dexdatei haben. Wir hätten sie nämlich schon lange ha-
ben können, wenn nicht Kollegen wie der Kollege
Beckstein gesagt hätten: Ich möchte eine Volltextdatei.
Das war Politik nach dem Motto „Ich möchte meine In-
teressen durchsetzen!“. Das hat nichts mit Sicherheit zu
tun. Diesbezüglich müssen Sie mit Ihren Kollegen ins
Gericht gehen.


(Beifall bei der FDP)


Wir begrüßen diese Einigung, auch wenn sie für eine
große Koalition typisch ist. Ein FDP-Innenminister war
dabei. Wir machen jetzt von beidem etwas; das ist aber
besser als nichts. Endlich haben wir eine Einigung.
Trotzdem müssen wir aufpassen, dass diese Indexdatei
nicht zum Selbstbedienungsladen wird. Wir werden da-
rauf achten, dass kontrolliert wird, wer über diese Daten
verfügt. Die Kontrolle muss ordentlich durchgeführt
werden. Das gilt insbesondere für die Kontrolle des so
genannten Freitextfeldes, das unseres Erachtens die
Möglichkeit bietet, die Volltextdatei durch die Hintertür
einzuführen. Das halten wir für bedenklich. Wir werden
das sorgsam beobachten.

Auch in diesem Zusammenhang begrüßen wir die
Protokollnotiz des Innenministers aus Nordrhein-West-
falen, dass nach zwei Jahren eine Evaluierung dieser
Maßnahme stattfinden muss. Das ist richtig. Diese For-
derung teilen wir.


(Beifall bei der FDP)


Wir teilen die Forderung des GdP-Vorsitzenden,
Konrad Freiberg, der heute gesagt hat: Ohne mehr Poli-
zisten bringt diese Datei so gut wie gar nichts. Meine
einzige Anmerkung zur Videoüberwachung ist heute,
dass das Gleiche für die Videoüberwachung gilt: Ohne
mehr Polizisten bringt sie nur Scheinsicherheit.

Uns fehlt bei dem ganzen Thema eine einheitliche Si-
cherheitsarchitektur. Viele Bauherren und viele Archi-
tekten wuseln auf dem Bauplatz Sicherheitspolitik he-
rum, aber ein Gesamtkonzept können wir noch nicht
erkennen. Wie soll denn in Zukunft die Zusammenarbeit
dieser 38 Behörden stattfinden? Die Indexdatei be-
schreibt doch nur das Ergebnis. Wichtig ist jedoch, wie
wir vorher zusammenarbeiten. Das ist eine Herausforde-
rung – das haben Sie richtig gesagt, Herr Minister –, die
sich dem Föderalismus stellt. Hier ist er gefragt, er muss
zeigen, ob er funktioniert oder nicht. Von daher ist das
für uns ein wesentlicher Punkt.

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(C (D Ein weiterer wesentlicher Punkt bei der Sicherheitsarhitektur ist, dass wir über alles nachdenken. Ehrlich geagt habe ich mir im Zusammenhang mit den aufgeregen Vorschlägen, die ich vorhin zitiert habe, so manches al überlegt: Wer kümmert sich eigentlich um den PNV? Millionen von deutschen Bundesbürgern sind eden Tag damit unterwegs. Dazu habe ich keinen Vorchlag gehört. Wo sind denn die Anschläge in London nd Madrid passiert? Ich habe hier alles über Züge und ersonenzüge gehört. Hat eigentlich einer von uns überaupt schon mal darüber nachgedacht, was es bedeutet, enn jeden Tag Millionen von Paketen mit dem Zug urch Deutschland transportiert werden? Auch diese önnen zum richtigen Zeitpunkt gezündet werden. Dazu abe ich von Ihnen keinen einzigen Vorschlag gehört. (Dr. Ole Schröder [CDU/CSU]: Machen Sie doch einmal einen Vorschlag!)


uch das gehört für mich zu einer Sicherheitsarchitek-
ur. Das wäre wirkliche Sicherheit und nicht nur ein
resseerfolg.

Noch zum Haushalt: Den Aufwuchs, den man bisher
eststellen kann, findet man nur bei zwei Positionen:
um einen handelt es sich um hauptstadtbedingte Sicher-
eitsmaßnahmen – das ist so ein schreckliches Wort,
ass ich es ablesen muss –, mit rund 38 Millionen Euro
nd zum anderen um den Digitalfunk mit rund
0 Millionen Euro. Wir sind sehr gespannt, wie sich die
eiteren Veränderungen auswirken werden. Interessant
ird auch sein, welche Mittel für die Antiterrordatei ein-
estellt werden. Denn das, was wir da wollen, ist mit Si-
herheit nicht für lau zu haben.

Noch kurz zum Digitalfunk: Der Zuschlag ist jetzt
rfolgt. Hoffentlich wird bei EADS nur der Airbus teurer
nd nicht auch noch dieses Verfahren. Wir hoffen, dass
s einmal ein Großprojekt gibt, das stressfrei im Rahmen
er öffentlich-privaten Partnerschaften abgewickelt wer-
en kann; anders als zum Beispiel bei den biometrischen
usweispapieren über die Bundesdruckerei. Dieser
auschalvertrag ist immer noch sehr im Dunkeln. Ich er-

nnere mich noch gut an den Drang des letzten Bun-
esinnenministers, Otto Schily, der die Umsetzung des
-Passes forciert hat. Kein Wunder, dass die Firma das
anz toll fand und er jetzt dort im Aufsichtsrat sitzt. Das
cheint eine neue, nicht gute Tradition unter SPD-Kolle-
en zu werden.


(Sebastian Edathy [SPD]: Na! Na! Na!)


err Minister, ich weiß, dass Sie nicht in der SPD sind.


(Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister: Sicher nicht!)


hnen traue ich zu, dass Sie die Instinktlosigkeit dieser
ollegen nicht haben, und hoffe darauf, dass Sie nicht

m EADS-Aufsichtsrat landen werden, wenn das Ganze
orbei ist.


(Sebastian Edathy [SPD]: Das ist der pure Neid!)


Zum Thema Integration muss ich zugeben, dass Sie
ir quasi den Wind aus den Segeln genommen haben.






(A) )



(B) )


Gisela Piltz
Auch mir ist natürlich aufgefallen, dass die Mittel sich
nicht verändert haben. Alle Fraktionen haben das beim
letzten Haushalt kritisiert. Ich denke: Es wird ohne eine
Mittelerhöhung nicht gehen können. Denn eines ist uns
klar – wir haben hier schon über viele Details gespro-
chen –: Egal, was wir tun, es wird teurer werden, weil
mehr Qualität Geld kostet.


(Beifall bei der FDP)


Mein letzter Punkt betrifft den Bundesdatenschutz-
beauftragten. Auch da kann man sehen, dass sich der
Ansatz nicht verändert hat. Wenn wir immer mehr Ein-
griffe in die Bürgerrechte vornehmen – das tun wir und
insbesondere Sie in konsequenter Fortsetzung der rot-
grünen Koalition –, dann muss man den Bundesdaten-
schutzbeauftragten als unabhängige Aufsicht stärken.
Das tun wir nicht. Von daher appelliere ich an alle, noch
einmal zu überlegen, ob das nicht möglich wäre. Denn
Antiterrordatei, Vorratsdatenspeicherung und vieles an-
dere bedeuten ein Mehr an Aufgaben für den Bundesda-
tenschutzbeauftragten.


(Beifall bei der FDP)


Zum Schluss noch zwei Bemerkungen:

Erstens. Weil heute die erste Sitzungswoche nach der
Sommerpause ist, kann man auch einmal nett sein: Herr
Edathy, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Ich
wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.


(Beifall)


Zweitens. Wenn es um wirkliche Sicherheit und nicht
nur um Scheinsicherheit geht, sind wir, was den Haus-
halt des Bundesministers des Innern angeht, gerne an Ih-
rer Seite.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604512900

Das Wort hat der Kollege Fritz Rudolf Körper, SPD-

Fraktion.


Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1604513000

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe

Frau Piltz, angesichts dessen, was Sie zum Thema Auf-
sichtsratsmandate gesagt haben, ist mir in Bezug auf Sie
und die FDP nur eine Bemerkung eingefallen: Wer im
Glashaus sitzt, sollte möglichst nicht mit Steinen werfen.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD – Gisela Piltz [FDP]: Ich habe meine Brillis noch an der Hand!)


– Ich will Ihnen nur sagen: Darüber sollten Sie einmal
nachdenken.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dazu kann man schon ein paar Worte mehr sagen!)


Meine Damen und Herren, wenn man den Haushalt
des Bundesinnenministeriums betrachtet und sich an-
schaut, wie sich insbesondere die Personalentwicklung

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(C (D eit dem Jahr 1998 darstellt, so denke ich, ist das ein Beeis dafür, wie man Personalpolitik aufgabenund sacherecht gestaltet. Daran wird nämlich sehr deutlich, dass er Stellenbestand – den Sicherheitsbereich ausgenomen – wesentlich reduziert wurde, insgesamt um 2,5 Prozent. Herr Minister, auf Ihr Ministerium bezoen fiel diese Reduzierung mit 4,9 Prozent etwas geriner aus. Demgegenüber hat der Sicherheitsbereich seit em Jahr 1998 bis zum Jahr 2007 einen Aufwuchs in öhe von 6,3 Prozent erfahren. Wir sind der Auffas ung: Das ist fachund sachgerecht. Das liegt daran, dass sich die Sicherheitslage dementprechend entwickelt hat. Die Ereignisse der letzten ahre haben in der heutigen Diskussion bereits eine olle gespielt. Es ist auch darauf hingewiesen worden, ass wir in Deutschland Glück hatten, dass es hierzuande zu keinen schlimmeren Vorfällen gekommen ist. ir dürfen nicht in Angst und Panik verfallen. Aber wir üssen unsere Aufmerksamkeit schärfen und unser öglichstes tun, wohl wissend, dass es keine hundert rozentige Sicherheit gibt. Es kommt nicht in erster Liie auf den Ruf nach neuen Gesetzen an, sondern vor alen Dingen auf einen guten Gesetzesvollzug im icherheitsbereich. Dieser muss gewährleistet werden. Weil innere Sicherheit ein gemeinsames Produkt von und und Ländern ist, war und ist es richtig, dass im ahre 2004 ein „Gemeinsames Terrorismusabwehrentrum“ in Berlin eingerichtet wurde. Lieber Herr tröbele, es ist zwar so, dass der Erfolg viele Väter hat. ber wir wissen, was für Ressentiments gegenüber die er Einrichtung vonseiten mancher Bundesländer geäuert worden sind. Heute können wir nur froh sein, dass ich alle 16 Bundesländer daran beteiligen; denn das ist otwendig. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber was ist mit den Alternativen? Was die Personalentwicklung im Sicherheitsbereich nbelangt, könnten wir froh sein, wenn in allen Bundesändern die gleiche Entwicklung wie auf Bundesebene u verzeichnen wäre. Auch das muss, wenn man sich um Föderalismus bekennt, wie wir es tun, einmal deutich gesagt werden. Frau Piltz, insbesondere im Zusammenhang mit der ründung des Terrorismusabwehrzentrums ist der Geanke entstanden, eine so genannte Antiterrordatei einurichten. Diese Diskussion wird nicht etwa seit fünf ahren geführt. Vielmehr ist das Terrorismusabwehrzenrum im Dezember des Jahres 2004 initiiert worden. Zu iesem Zeitpunkt hat es auch seine Arbeit aufgenomen. Es ist richtig, über ein solch schwieriges Thema eine orgfältige Debatte zu führen. Ich finde, dass die Ergebisse, die wir im Hinblick auf die Antiterrordatei erzielt aben, gut, richtig, effektiv und effizient sind. Dabei urden die verfassungsund datenschutzrechtlichen rinzipien, insbesondere das Gebot der Verhältnismäßigeit, berücksichtigt. Deswegen bin ich froh, dass es zu einem guten Disussionsprozess auch mit der Bundesjustizministerin ge Fritz Rudolf Körper kommen ist, die bei der Konzeption dieser Antiterrordatei sehr hilfreich gewesen ist. Das Ergebnis hat die Zustimmung der Länderinnenminister gefunden, wenn auch der Innenminister von Nordrhein-Westfalen sich der Stimme enthalten hat; auf die Gründe dafür ist Frau Piltz eingegangen, damit will ich mich nicht näher beschäftigen. Was ist darüber hinaus zu tun? Ich finde, wir müssen einlösen, was im Zusammenhang mit der Föderalismusdebatte beschlossen worden ist: Das Bundeskriminalamt soll für den Kampf gegen den internationalen Terrorismus mit Präventionsbefugnissen ausgestattet werden. Wir müssen jetzt ein Gesetz so ausgestalten, dass das Bundeskriminalamt die dafür notwendigen Kompetenzen bekommt; das ist wichtig. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Im Übrigen müssen sich die Koalitionsfraktionen,
was das Terrorismusbekämpfungsgesetz angeht, über-
haupt keinen Vorwurf gefallen lassen. Frau Piltz, wer
sich mit den Ergebnissen beschäftigt, wird feststellen,
dass sie beachtlich sind.


(Otto Fricke [FDP]: Wie immer!)


Es war richtig, große Teile des Terrorismusbekämp-
fungsgesetzes zu befristen: um den Zwang zu erzeugen,
nach einer gewissen Zeit zu prüfen, ob sich in der Praxis
bewährt hat, was wir da zu Papier gebracht haben. Das
ist auch hier so entschieden und gesehen worden. Jetzt
wird das Terrorismusbekämpfungsgesetz sachbezogen,
sachgerecht und maßvoll ein Stück weiterentwickelt.
Damit zeigt die Koalition deutlich ihre Handlungsfähig-
keit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich will nun ein ganz anderes Thema ansprechen, das
auch zu diesem Haushaltstitel gehört: den Bereich des
Sports. Rückblickend auf die Fußballweltmeisterschaft
kann man nur sagen: Das war ein großartiges und fröhli-
ches Ereignis, auf das unser Land in der Tat stolz sein
kann. Aber, meine Damen und Herren, die Fußballwelt-
meisterschaft war kaum vorbei, da hat sich im Bereich
des Radsports etwas abgespielt, was uns sehr nachdenk-
lich stimmen muss: die Dopingskandale bei der Tour de
France, die der gesamten Sportszene immensen Schaden
gebracht haben. Wir müssen alles tun, dass der Sport
wieder sauber wird und insbesondere seine Vorbildfunk-
tion für junge Leute erfüllen kann.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das ist eine Aufgabe, der wir uns stellen.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dopinggesetz!)


Ich teile nicht die Meinung einiger Sportfunktionäre,


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Meinen Sie Herrn Scharping?)


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(C (D ielmehr bin ich der Auffassung: Wir brauchen ein Antiopinggesetz. ir sollten uns zusammensetzen und ein solches konziieren. Wenn wir dopingfreien Sport wollen, haben wir eine Alternative. Im Kampf gegen Doping spielt die Nationale Antioping-Agentur eine ganz wichtige Rolle. Ein besseres inanzielles Fundament täte dieser Agentur gut. Vieleicht gibt es im Haushalt eine Möglichkeit, die Natioale Anti-Doping-Agentur finanziell zu stärken. ir haben erkannt, dass dies für die Zukunft des Sports otwendig ist. Ich möchte in diesem Zusammenhang auf die Leisungen des Sports für die so genannte Integration hineisen. Meine Damen und Herren, ich finde es gut, dass es zu inem Integrationsgipfel gekommen ist, der noch einal sehr deutlich gemacht hat, wie wichtig diese Auf abe für die Zukunft unserer Gesellschaft ist. Ich bin uch sehr froh darüber, dass diese Fragen jetzt glückliherweise weitgehend aus dem parteipolitischen Streit erausgehalten worden sind. Ich finde, wir sollten die rgebnisse des Integrationsgipfels gemeinsam nutzen, m die Integrationspolitik voranzutreiben. Zwei Dinge will ich kurz bemerken. Die Antwort auf ie Frage, wer bei der Integrationspolitik für was zustänig ist, ist sehr vielfältig; denn wir wissen, dass das eine emeinsame Aufgabe von Bund, Ländern und Gemeinen ist. Der Bund hat nur in wenigen Bereichen die alleiige Zuständigkeit. Im Bereich der Sprachund Integraionskurse haben wir sie aber. Wir alle wissen, dass sie in ganz wichtiges Instrument für eine gelingende Interation sind. Ich will es kurz machen – das wird auch die rkenntnis bei der Evaluierung sein –: Wir brauchen chlichtweg mehr Differenzierung, um mehr auf den einelnen Kursteilnehmer und seine mitgebrachten Sprachähigkeiten einzugehen. Ich glaube, das ist ein ganz ichtiger Aspekt, und wir brauchen diese wichtige Er ahrung in diesem Bereich. Noch eine Bemerkung zum Thema Integration. chaffen wir es, eine Bleiberechtsregelung für langährig hier Geduldete zu erreichen? Insbesondere für inder, Jugendliche und Familien gibt es heute zum Teil nerträgliche humanitäre Situationen. Deswegen appeliere ich an uns alle, dafür zu sorgen, im Zuge der nächsen Innenministerkonferenz eine entsprechende Bleibeechtsregelung für langjährig hier Geduldete zu finden, nd zwar insbesondere unter Berücksichtigung des chicksals von Kindern, Jugendlichen und Familien. (Beifall bei der SPD und der FDP – HansChristian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Allein mir fehlt der Glaube!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Fritz Rudolf Körper
– Lieber Herr Ströbele, Ihnen fehlt der Glaube. Ich bin
der Auffassung, dass wir als Gesetzgeber uns überlegen
müssen, was wir in dieser Frage tun können, wenn das
auf der Innenministerkonferenz nicht funktionieren
sollte. Viele stimmen uns zu, dass hier Handlungsbedarf
besteht. Wir können auch die Unterstützung vieler ge-
brauchen. Ich meine, dass wir hier etwas Gutes für die
Betroffenen tun können.

In diesem Sinne bedanke ich mich für die Aufmerk-
samkeit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604513100

Das Wort hat der Kollege Jan Korte, Fraktion Die

Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Jan Korte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604513200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Beim Vorschlag zur Bleiberechtsregelung machen wir
natürlich mit. Wir haben dazu bereits einen Vorschlag
eingebracht. Dem können Sie sich gerne anschließen.

Ich möchte nun zu einigen Dingen etwas sagen:

Der Terrorismus ist in dieser Debatte das beherr-
schende Thema. Auch wir sind natürlich der Meinung
– hier herrscht Einigkeit –, dass er keine Chance haben
darf: weder durch Anschläge noch durch die Einschrän-
kung von Grund- und Freiheitsrechten,


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Überraschend!)


zu denen es aus einem Gefühl der Angst heraus kommt.
Diese Angst wurde in den letzten Wochen zum Teil kräf-
tig geschürt.


(Beifall bei der LINKEN)


Allein in den letzten zwölf Jahren sind mehr als
160 Gesetze geändert worden, mit denen entweder – je
nach Großwetterlage – die organisierte Kriminalität,
oder, wie aktuell, der Terrorismus bekämpft werden soll-
ten. Eine Evaluation ist bis heute ausgeblieben. Die Ein-
griffe in die Grundrechte sind aber geblieben. Ich
nenne ein paar Beispiele: die Rasterfahndung, also die
Aufhebung der Unschuldsvermutung – man muss sich
einmal vorstellen, was dahinter eigentlich steht –, die
Schleierfahndung – x-beliebige Menschen geraten da-
durch in die Fänge der Polizei, dass sie beispielsweise
verdächtig aussehen –, der Lauschangriff – Deutschland
ist mittlerweile Abhörweltmeister – und die jetzt aktuelle
Vorratsdatenspeicherung – der wissenschaftliche Dienst
hat alles dazu gesagt; dieses Vorhaben ist klar rechtswid-
rig.

Hinzu kommt dann wie eine Phobie die ständige De-
batte über die Bundeswehr im Innern. Das ist wirklich
schon völlig irre, weil nicht einmal konkret gesagt wird,
wie das durchgeführt werden soll. Wollen Sie irgendwel-
che Spürpanzer neben die Gepäckabfertigung stellen
oder wie soll das Ganze aussehen? – Nein, hier wird mit

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(C (D er Angst gespielt. Das ist zur Bekämpfung des Terrorisus denkbar ungeeignet. Das aktuellste Beispiel ist die Antiterrordatei, in der anz offen die Trennung zwischen Polizei und eheimdiensten aufgehoben werden soll. Dazu möchte ch eines anmerken – offensichtlich ist dieses Haus zuehmend geschichtslos geworden –: Die Trennung von eheimdiensten und Polizei ist eine Lehre aus der Naziergangenheit. Die Väter des Grundgesetzes haben sich as sehr wohl überlegt. Wir sollten uns beizeiten vor Auen führen, warum es diese Trennung gibt. Die Datei ist efährlich, weil die Grenzen, die das Gesetz der Polizei ebietet, verwischt werden. Mir graut es vor einer Poliei, die nicht mehr Straftaten, sondern Gesinnungen ahnet. Das dürfen wir nicht zulassen. Der größte Klopfer ist, dass die Geheimdienste als weite Nutzer der Datei wieder kräftig mitmischen solen, und das in einer Zeit, in der die Geheimdienste – wir aben es in den letzten Monaten festgestellt – völlig aus en Fugen, völlig außer Rand und Band geraten sind. er BND bespitzelt Journalisten, gewinnt Erkenntnisse n syrischen Folterknästen. Man muss sich das einmal orstellen! All das ist erst ein paar Monate her. Der Verfassungsschutz hat offensichtlich nichts andees zu tun, als wirklich integere Bundestagsabgeordnete er Linksfraktion und im Übrigen antifaschistische Juendliche, die tagtäglich gegen Rassismus und Antiseitismus kämpfen, zu bespitzeln. Das kann nicht wahr ein. Die Spitze des Eisbergs ist – jetzt wird es wirklich aburd –, dass der Militärische Abschirmdienst nichts aneres zu tun hat, als auf Parteitagen der Linkspartei zu itzen – es ist natürlich erhellend, daran teilzunehmen – nd Buch über Bundestagsabgeordnete im Hause zu fühen. Mit den Namen Kurnaz, el-Masri und Zamar sind drei chicksale verbunden, die für das Versagen der Bundesepublik und der Dienste, deren Kompetenz jetzt erweiert werden soll, stehen. Deswegen lehnt die Linke eine rweiterung der Kompetenzen ab. Nach all diesen Vorängen ist nämlich davon auszugehen, dass die Geheimienste kein Garant für Bürgerrechte, sondern eine reale efahr für einen liberalen, demokratischen und freiheit ichen Staat sind. Sie wollen deren Befugnisse schon ieder erweitern. Das darf nicht wahr sein! Zwei konkrete Beispiele: Stellen Sie sich vor, Sie fahen mit den falschen Leuten, also mit Terrorverdächtien, in einem Zugabteil, oder Sie leihen im Studentenohnheim dem Nachbarn Ihr Telefon; schon sind Sie indestens als Kontaktperson in dieser Datei erfasst. ekanntermaßen kommt man aus solch einer Datei in er Regel nicht wieder heraus. Das sind Folgen, die für ie offensichtlich gar keine Rolle spielen. Ein klassischer Vorschlag, der immer wieder gemacht ird: Die Videoüberwachung soll ausgeweitet werden. ch dachte, dass zumindest die Bundeskanzlerin hier an Jan Korte meiner Seite streitet. Sie hat sich nämlich kräftig darüber aufgeregt, dass vom Pergamonmuseum aus in ihre Küche hinein gefilmt worden ist. (Beifall bei der LINKEN – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war nicht die Küche, das war das Wohnzimmer!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


Leider ist aber offensichtlich nicht zu Ihnen durchge-
stellt worden, dass das nichts bringt und in die Privat-
und Intimsphäre von anderen Menschen eingreift.

Sie spielen mit der Angst, um weiterhin autoritäre
Maßnahmen zu erlassen. Wahre Populisten sind die Si-
cherheitspopulisten, nicht wir: Im Gegensatz zu Ihnen
machen wir vielleicht populäre, nicht aber populistische
Vorschläge.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie geben vor, mehr Sicherheit schaffen zu wollen.
Das ist erst einmal in Ordnung. Es stellt sich nur die
Frage, wie das vonstatten gehen soll. In den letzten Jah-
ren sind Tausende Stellen bei den Polizeibehörden in den
Ländern abgebaut worden. In Ihrem Privatisierungs-
wahn, der sich nicht nur in Fragen der sozialen Gerech-
tigkeit, sondern auch in Fragen der Sicherheit zeigt,
übertragen Sie Sicherheitsaufgaben an private Unterneh-
men, die für ein paar Euro am Flughafen Gepäckkontrol-
len durchzuführen haben. Das sorgt nicht für mehr, son-
dern für weniger Sicherheit. Damit gefährden Sie auch
in diesem Bereich durch willkürliche Privatisierung die
Sicherheit in der Bundesrepublik Deutschland.

Suchen Sie also nach Alternativen. Wir sollten der
Gefahr des Terrors bürgerschaftliches, zivilgesellschaft-
liches Engagement entgegensetzen und deutlich machen,
dass wir für bestimmte Werte der Demokratie und der
Weltoffenheit stehen. Es muss eine friedliche Außenpo-
litik betrieben werden. Es muss eine Integration ermög-
licht werden, die gleiche Rechte und gleiche Teilhabe in
diesem Land gewährleistet. Es muss auch darum gehen,
im In- und Ausland die fortschrittlichen, progressiven
Menschen, beispielsweise die Studenten im Iran, zu un-
terstützen und ihnen Anerkennung zukommen zu lassen,
um letztendlich Dogmatismus und Ideologie zu überwin-
den. Das ist eine andere Herangehensweise, die zwar
Zeit braucht, aber auf Dauer erfolgversprechend ist.

Ich möchte noch einen letzten Punkt ansprechen.
Wenn man möchte, dass die Menschen in diesem Land
an demokratischen Entscheidungen teilhaben, für sie
streiten und einstehen, dann hat das auch etwas mit
sozialer Gerechtigkeit zu tun. Denn nur diejenigen, die
materiell gut versorgt sind und nicht jeden Tag über das
Essen und die Finanzierung der nächsten Woche nach-
denken müssen, sind in der Lage, am gesellschaftlichen
Leben und an demokratischen Prozessen teilzuhaben.
Ich glaube, dass im Haushaltsplanentwurf in diesem
Sinne nichts Progressives enthalten ist. Stattdessen wird
Sie, wie Jutta Limbach zu Recht sagt, das Verfassungs-
gericht wie in den letzten Jahren auch regelmäßig in Ihre
Schranken verweisen.

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(C (D Zum Ende der Sommerpause auch von mir noch ein ütiges Wort: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, enosse Edathy! Danke. Das Wort hat die Kollegin Silke Stokar, Bündnis 90/ ie Grünen. Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604513300
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich

öchte nicht damit schließen, sondern damit beginnen:
erzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Sebastian!

Der Herr Bundesinnenminister Schäuble hat festge-
tellt – ich glaube, es war in den „Tagesthemen“ oder in
er „Tagesschau“ –, dass wir Glück gehabt haben. Wir
aben Glück gehabt, dass es in Koblenz und in Dort-
und bei Anschlagsversuchen geblieben ist. Es war aber

ben nicht die Arbeit der Sicherheitsbehörden, die ge-
lanten Anschläge im Vorfeld zu verhindern. Nach der
ufgeregten Debatte während der Sommerpause habe ich
ine sachliche Analyse vermisst. Ich habe vermisst, dass
ie Frage gestellt wurde, warum die Sicherheitsbehörden
ie Tatverdächtigen nicht rechtzeitig erkennen konnten.

Stattdessen beglückte uns die große Koalition – Frau
iltz hat bereits Beispiele genannt; ich muss sie nicht
iederholen – Tag für Tag mit Aktionismus. Von Gelas-

enheit war nichts zu spüren. Es war auch nicht viel
rientierung von Ihrer Seite zu bemerken, Herr
chäuble. Sie haben es laufen lassen. Sie haben zugelas-
en, dass in den Reihen der Hinterbänkler nach einer sol-
hen Beunruhigung der Bevölkerung jeden Tag abstru-
ere Vorschläge produziert worden sind. Das hat mit
icherheit nicht dazu geführt, dass das Sicherheitsgefühl

n Deutschland und das Vertrauen in die Sicherheitsbe-
örden gestärkt worden sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


einer der gemachten Vorschläge – weder die Video-
berwachung noch der Einsatz der Bundeswehr im In-
ern, der bei jeder Gelegenheit von Ihnen gefordert wird
hätte dazu geführt, dass die Bombenleger rechtzeitig
rkannt worden wären. Auch das muss einmal gesagt
erden.

Auch in der Antiterrordatei hätten Sie diese jungen
atverdächtigen kaum gefunden. Dieses Phänomen gab
s bereits in England. Überhaupt haben erst bei zwei Tat-
erdächtigen der jüngsten Anschlagserien in Europa vor-
er Erkenntnisse vorgelegen. Ich will nicht sagen, dass
ies gegen die Antiterrordatei spricht. Im Gegenteil:
ir brauchen sie. Ich denke – das ist auch nachzu-

esen –, dass ich mich in all meinen Reden in den ver-
angenen Jahren als Mitglied der grünen Bundestags-
raktion ausdrücklich für die Einrichtung einer Anti-
errordatei ausgesprochen habe.

Lieber Herr Kollege Körper, ich möchte in diesem
usammenhang an den Verlauf unserer Diskussion






(A) )



(B) )


Silke Stokar von Neuforn
erinnern. Wir haben damals unter Rot-Grün das Anti-
terrorzentrum mit der inhaltlichen Maßgabe eingerichtet,
die ich heute noch für richtig halte, dass wir mehr
Kooperation und Kommunikation zwischen den Sicher-
heitsbehörden brauchen. Ein Mausklick reicht nicht, da-
mit die Erkenntnisse bundesweit vernetzt werden kön-
nen. Aufgrund dieser Debatte sind wir gemeinsam zu
dem Ergebnis gekommen, dass eine Indexdatei nicht nur
ausreichend ist; sie ist auch der sinnvollere Weg für die
Sicherheitsbehörden. Denn wir wollen, dass sie mit-
einander in Kontakt treten und ihre Erkenntnisse, die
schließlich Verdachtsmomente aus allen Bereichen dar-
stellen, qualifiziert gemeinsam bewerten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der Gesetzentwurf liegt zwar noch nicht vor. Aber ich
kann schon jetzt sagen, dass die geplante Antiterrordatei
für uns Grüne nicht tragbar ist; denn die Speicherung
der Religionszugehörigkeit – das sage ich in aller Deut-
lichkeit – lehnen wir ab. Die Zugehörigkeit zu einer be-
stimmten Religionsgemeinschaft darf kein Verdachts-
moment in einer Antiterrordatei sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das ist in unseren Augen verfassungswidrig. Es ist zu-
dem kontraproduktiv. Welche Botschaft wollen Sie denn
mit dem Islamgipfel, der ein Angebot sein soll, aussen-
den? Sie haben gesagt – das ist eine richtige Erkennt-
nis –, dass wir auch die Unterstützung und die Mitarbeit
der muslimischen Gemeinden als Hinweisgeber brau-
chen. Dies geht aber nur auf der Grundlage gegenseiti-
gen Respekts und Vertrauens. Die Botschaft, die Sie nun
senden, ist nichts anderes als eine Stigmatisierung, ein
Generalverdacht gegen Muslime. Wir alle wissen aber,
dass 99,9 Prozent der Muslime in Deutschland integriert
sind und eine liberale Einstellung haben. Gespeichert
werden muss jedoch – –


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604513400

Frau Kollegin, da Sie nicht Luft holen, muss ich Sie

unterbrechen für die Frage, ob Sie eine Zwischenfrage
des Kollegen Wiefelspütz zulassen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich lasse sie zu, sobald ich Luft geholt und den begon-
nenen Satz beendet habe. – Gespeichert werden muss
stattdessen der konkrete Bezug zu einer radikalen Orga-
nisation oder zu einem radikalen Verein.

Lieber Kollege Wiefelspütz, jetzt dürfen Sie mir
selbstverständlich eine Frage stellen.


Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD):
Rede ID: ID1604513500

Geschätzte Frau Kollegin Stokar, ich teile ausdrück-

lich Ihre Einschätzung der Muslime in Deutschland als
in überwältigender Mehrheit gesetzestreue und friedli-
che Menschen. Wer mit Verstand wollte das bestreiten?
Können Sie mir aber folgen, wenn ich sage, dass im Fall
eines Terrorismusverdächtigen die Religionszugehörig-
keit bzw. die Zugehörigkeit zu einer bestimmten, reli-

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(C (D iöse Werte missbrauchenden Vereinigung – das kommt um Glück nicht massenhaft vor, sondern nur in Einzelällen und keineswegs nur im Islam; das kann auch in en christlichen Religionen und anderen Weltreligionen assieren – signifikant und vielleicht sogar entscheidend st und dass dieses Kriterium daher selbstverständlich in er geplanten Antiterrordatei gespeichert werden muss? ir richten doch keine Kirchensteuerdatei ein, sondern ine Antiterrordatei. Dort müssen diejenigen Daten gepeichert werden, die für den Individualfall signifikant ind. Ich bitte Sie, hierzu einmal Ihre Meinung zum Ausruck zu bringen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)



(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Kollege Wiefelspütz, signifikant für einen Terrorver-

acht ist nicht, ob eine Person Moslem ist, sondern die
itgliedschaft in einer radikal-islamistischen Organisa-

ion bzw. die Nähe zu einer solchen Organisation. Ich
laube, darüber waren wir uns früher einmal einig. Laut
KA gibt es ungefähr 500 gewaltbereite Personen – das

st etwa 1 Prozent – in Deutschland. Ich hoffe, dass Sie
icht planen, alle muslimischen Gemeinden in der Anti-
errordatei zu erfassen. Wir waren es doch, die es ermög-
icht haben, dass bestimmte religiöse Vereine in
eutschland vom Verfassungsschutz beobachtet und
erboten werden. Daten über die Mitgliedschaft in sol-
hen Vereinen bzw. die Nähe dazu zu speichern ist in
rdnung. Aber Sie wollen auch die Daten von Kontakt-
nd Begleitpersonen speichern. Wir sind uns sicherlich
inig, dass die Antiterrordatei einen aktuellen Bezug
um islamistischen Terrorismus in Deutschland haben
ollte. Wollen Sie etwa, dass hinter jedem gespeicherten
amen „Moslem“ steht? Das ist doch völlig sinnentleert,
icht zielführend und stigmatisierend. Das ist das falsche
ignal. Das hat mit Integration nichts zu tun.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Kollege Wiefelspütz, Sie dürfen sich setzen. Ich weiß,
ass Sie meiner Meinung sind, weil Sie Jurist sind; aber
ie stehen hier unter dem Druck der Einigung in einer
roßen Koalition. Unter ähnlichen Zwängen stand auch
ch einmal.


(Heiterkeit)


rotzdem ist es richtig, das Richtige zu sagen.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Späte Einsicht!)


ir werden uns im Innenausschuss über diesen Gesetz-
ntwurf unterhalten können.

Ich will noch ein Wort zur Videoüberwachung sa-
en, weil das das zweite Sommerthema war. Herr Innen-
inister Schäuble, ich habe Erkundigungen an den
ahnhöfen eingezogen. Es gab mir zu denken, dass die
B, die für die Anschaffung der Kameras zuständig ist,
ittlerweile mehr Kameras hat, die unangeschlossen in
ahnhöfen herumhängen,






(A) )



(B) )


Silke Stokar von Neuforn

(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hier am Reichstag auch!)


als Kameras, die angeschlossen sind, weil das Bundes-
innenministerium seinen Anteil – Sie sind für die Lei-
tungskosten und die Software verantwortlich – nicht
trägt, weil es an Investitionsprogrammen und Geldern
mangelt. Das, was Sie hier gemacht haben, war das Wer-
fen von Nebelkerzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte zu den Sonderprogrammen für das Bun-
desamt für Verfassungsschutz kommen. Ich wünsche
mir eine ehrliche Debatte mit den Verantwortlichen in
Schleswig-Holstein. Es wäre die Aufgabe des Landes-
amtes für Verfassungsschutz von Schleswig-Holstein ge-
wesen, die radikalen Tendenzen in der Kieler Moschee
zu erkennen. Ich sehe überhaupt nicht ein, dass wir das
Bundesamt für Verfassungsschutz mit Sonderprogram-
men ausstatten, während die Länder gleichzeitig ihre
Personalausstattung und ihre Kapazitäten zurückfahren.
Wir haben in der Föderalismuskommission noch nicht
einmal ansatzweise gesagt, dass die Länder überhaupt
nicht in der Lage sind, diese Aufgaben wahrzunehmen,
und dass das Bundesamt eine Zentralstellenfunktion ein-
nehmen muss. Ich vermisse Strukturreformen. Hier wer-
den zusätzlich Gelder ausgegeben, ohne dass man die
Aufgabenkritik und den Aufgabenabbau zum Beispiel
im Bereich der Spionageabwehr in Angriff nimmt. Auf
dieser Ebene wird es mit uns keine Zusatzprogramme
geben. Wir wollen die Gelder für andere Zwecke ausge-
ben.

Sie haben das THW angesprochen. Es ist jetzt ein
Jahr her, dass sich die Unwetter in New Orleans ereignet
haben. Die Bundesregierung macht offensichtlich die
gleichen Fehler wie die Regierung der USA. In New
Orleans kam es zu über 1 000 Todesopfern, weil alle Si-
cherheitsbehörden auf die Bekämpfung des Terrorismus
ausgerichtet sind und der Bevölkerungsschutz vernach-
lässigt wurde. Extreme Wetterlagen und großflächige
Stromausfälle sind Risiken, die auch unsere Zivilbevöl-
kerung bedrohen. Ich halte es für eine ganz gefährliche
Fehlentwicklung, dass Sie erneut die Mittel für das Bun-
desamt für Bevölkerungsschutz reduzieren. Es mangelt
an Einsatzfahrzeugen und an Aus- und Fortbildung. Wir
sind in der Fläche noch nicht einmal hinreichend mit
Feuerwehrautos ausgestattet. Auch das ist ein konkretes
Sicherheitsrisiko.

Lassen Sie mich ein Wort zur Biometrie sagen. Im
Haushaltsplan sind 5 Millionen Euro für Sachverständi-
genkosten ausgewiesen. Ich frage mich, für wen bzw. für
was. Das müssen Sie schon näher erläutern. Überhaupt
nicht verstehe ich, dass das Projekt zur Iriserkennung am
Frankfurter Flughafen weitergeführt wird. Die EU hat
sich bekanntlich darauf verständigt, Fingerabdrücke und
Gesichtserkennung als Merkmale aufzunehmen. Es steht
für mich der Verdacht im Raum, dass ein Lieblingspro-
jekt des ehemaligen Bundesinnenministers Schily von
einer Firma weitergeführt wird, in deren Aufsichtsrat
Otto Schily jetzt sitzt. Ich habe keine Lust, für die Lieb-

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(C (D ingsprojekte von Otto Schily weiter Steuergelder zu erschwenden. Das ist eine sinnlose Investition. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Mir bleibt nur noch eine Minute, um etwas zur Inte-
ration zu sagen. Die Bleiberechtsregelung scheitert
erzeit an der schwarz-gelben Koalition in Niedersach-
en. Die FDP ist maßgeblich daran schuld, dass es dazu
eine Regelung gibt. Wir Grüne haben schon lange er-
artet, dass es hier zu einer bundesgesetzlichen Rege-

ung kommt und sich die große Koalition nicht perma-
ent von Schünemann und Beckstein auf der Nase
erumtanzen lässt. Aufgrund der Zahlen über nicht be-
tandene Kurse wissen wir, dass wir eine Qualitätsver-
esserung, eine Erhöhung der Stundenzahl und eine
rhöhung der Stundenvergütung brauchen. Insofern
önnen Sie nicht mit der gleichen Argumentation wie im
etzten Jahr hier zu geringe Mittel einsetzen. Wir erwar-
en hier eine Aufstockung. Wir müssen keine Evaluie-
ung abwarten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Meine letzte Bemerkung. Auch nicht hinnehmbar ist,
ass die große Koalition die Mittel für den Kampf ge-
en den Rechtsextremismus auslaufen lässt. In einer
eit, in der wir in Deutschland zunehmend rechts-
xtreme Gewalt haben – es gab einen Zuwachs dieser
ewalttaten von 23,5 Prozent –, sorgt die große Koali-

ion dafür, dass es flächendeckend zu einem Kahlschlag
ei den von Rot-Grün initiierten Projekten kommt.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604513600

Frau Kollegin!


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Das ist nicht hinnehmbar. Das ist eine sträfliche Ver-

achlässigung eines wichtigen Themas der inneren Si-
herheit. Wir erwarten, dass diese Projekte weitergeführt
nd ausgebaut werden.

Frau Präsidentin, ich komme zum Schluss. Ich
öchte etwas zur Fußball-WM und zu den dafür einge-

etzten Beamten sagen. Herr Bundesinnenminister, die
inlösung eines Versprechens steht noch aus, nämlich
er Sonderzahlung im Bereich des öffentlichen Dienstes.
s reicht nicht aus, den Beamten zu sagen: Danke für die
ußball-WM, danke für die Überstunden.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604513700

Frau Kollegin!


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Sie erwarten auch, dass die für 2005 und 2006 zuge-

agten Sonderzahlungen jetzt endlich ausgezahlt wer-
en.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604513800

Das Wort hat der Kollege Helmut Brandt, CDU/CSU-

Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Helmut Brandt (CDU):
Rede ID: ID1604513900

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kollegin-

nen und Kollegen! Nach der Rückkehr aus den Ferien
hat sich durch die zwischenzeitlichen Ereignisse die Si-
cherheitslage unseres Landes augenscheinlich verändert.
Jedenfalls wird jetzt von der breiten Öffentlichkeit die
Gefährdung unseres Landes völlig anders eingeschätzt.
Unseren Bürgern ist bewusster geworden, dass die Ein-
schätzung unserer Sicherheitspolitiker bezüglich des Ge-
fährdungsgrades in punkto innerer Sicherheit leider zu-
treffend war und ist. Der positive Schwung der grandios
verlaufenden Fußballweltmeisterschaft hatte viele in
dem Glauben bestärkt, in Deutschland sicher zu sein und
Anschläge nicht befürchten zu müssen.

Erlauben Sie auch mir an dieser Stelle, kurz den Dank
an all jene zum Ausdruck zu bringen, die – ob ehrenamt-
lich oder hauptamtlich – ihren Beitrag zur vorzüglichen
Organisation und Durchführung dieser Weltmeister-
schaft geleistet haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Dies gilt im Übrigen in gleicher Weise für die am Sonn-
tag zu Ende gegangene Weltmeisterschaft der Reiter in
Aachen. Ich komme aus der Nähe.


(Fritz Rudolf Körper [SPD]: Man hört es!)


Daher ist mir dies ein Anliegen. Sie alle, aber auch un-
sere Bürger insgesamt, haben der Welt vermittelt:
Deutschland ist ein weltoffenes und gastfreundliches,
aber auch ein sicheres Land.

Dieser nicht bezahlbare Imagegewinn für unser Land
wird auch wirtschaftlich gesehen positive Folgen haben,
insbesondere im Bereich der Tourismuswirtschaft. All
dies werden wir sicherlich spätestens im nächsten Jahr
positiv registrieren können.


(Vorsitz: Präsident Dr. Norbert Lammert)


Andererseits wissen wir heute: Es hätte auch anders
kommen können. Inzwischen wurde bekannt, dass die
beiden festgenommenen Attentäter ihre Anschläge auf
die Regionalzüge bereits während der Weltmeisterschaft
umsetzen wollten. Den Entschluss dazu hatten sie jeden-
falls bereits gefasst. Man wagt es nicht, sich vorzustel-
len, wie diese Fußballweltmeisterschaft dann verlaufen
wäre und welcher Eindruck dann in der Welt entstanden
wäre. Sofort wird man an die Ereignisse bei der Olym-
piade in München erinnert.

Allzu schnell ist man aber auch bereit, diese Gedan-
ken nach den gescheiterten Versuchen und der Fest-
nahme der Attentäter zu verdrängen. Es wäre nicht nur
töricht und es stellte nicht nur politisch ein völlig fal-
sches Signal dar, sondern es wäre auch sicherheitspoli-
tisch grob fahrlässig, wenn man dies täte.

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(C (D Dennoch gilt: Panikmache ist in dieser Situation nicht ngebracht. Aber eine nüchterne Analyse der Situation st ebenso notwendig wie die Umsetzung sich hieraus erebender Schlussfolgerungen. Die innere Sicherheit ist in hohes und notwendiges Gut. Zu Recht erwarten die ürgerinnen und Bürger unseres Staates, dass er ihnen icherheit gewährleistet. Der Einzelplan 06 des Haushaltsentwurfs hat in seien Eckpunkten die sicherheitspolitischen Weichen richig gestellt und stellt sicher, dass die Bundesrepublik eutschland auch in Zukunft als sicheres Land gelten ird. Auch in Zukunft soll es den Bürgern in Deutsch and und unseren Gästen möglich sein, sich frei und orglos zu bewegen. Freiheit, Freizügigkeit und grenzenoses Reisen innerhalb der EU sowie darüber hinaus ollen wir nicht aufgeben. Die vorgesehenen Aufwendungen für die innere icherheit werden deshalb gegenüber dem Haushalts ahr 2006 um 1,8 Prozent steigen. Insgesamt sind ,439 Milliarden Euro für den Haushaltsbereich Inneres orgesehen; denn es gilt, die Freiheit und die Freizügigeit für einen jeden zu gewährleisten. Die persönliche reiheit des Einzelnen und die Sicherheit im Ganzen beingen sich dabei gegenseitig und stellen keinen Widerpruch dar, wie es oft fälschlich darzustellen versucht ird. Freiheit und Freizügigkeit nutzen allerdings auch die einde unseres demokratischen Rechtsstaats. Hier muss ie Sicherheitspolitik ansetzen und mit geeigneten Maßahmen reagieren. Hierzu gehören nach meiner festen berzeugung auch bessere Videoüberwachungen auf ahnhöfen, Flugund Seehäfen sowie gefährdeten öf entlichen Plätzen. Der rechtschaffene Bürger hat gegen iese – im Übrigen auch weltweit erfolgreich praktizieren – Überwachungsmaßnahmen nichts einzuwenden; m Gegenteil: Er fordert sie sogar, und zwar zu Recht. (Beifall bei der CDU/CSU – Jan Korte [DIE LINKE]: Woher wissen Sie das?)


ie derzeitige Situation – Herr Kollege, darin werden
ie mir folgen – macht diese Maßnahmen meiner Mei-
ung nach unbedingt notwendig.


(Jan Korte [DIE LINKE]: Nein!)


Wenn Sie mir nicht folgen, haben Sie etwas zu verber-
en.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Jan Korte [DIE LINKE]: Wenn Sie wüssten!)


Das Ergebnis der gestrigen Innenministerkonferenz
st insoweit ein für unsere Fraktion ermutigendes Signal.
ie Antiterrordatei stellt ein wesentliches Element dar,
enn es darum geht, die Zusammenarbeit von Polizei,
erfassungsschutz und Nachrichtendiensten zu verbes-
ern. Man muss sich vor Augen führen, dass aufgrund
nserer föderalen Strukturen die Landeskriminalämter,
ie Landesämter für Verfassungsschutz und die Bundes-
ehörden, also mindestens 38 verschiedene Behörden,
ünftig Zugriff auf diese Datei haben werden. Dann wer-
en bestehende Lücken in der Ermittlungsarbeit ge-






(A) )



(B) )


Helmut Brandt
schlossen und wird verhindert, dass solche Lücken von
Extremisten und Terroristen zum Nachteil unserer Be-
völkerung genutzt werden können.

Erinnern möchte ich in diesem Zusammenhang auch
an die schon einmal geführte Diskussion über die Ver-
wendung von Daten aus der Mauterfassung bei LKW.
Wir sind der Auffassung, dass diese Daten für polizeili-
che Ermittlungen herangezogen werden müssen, wenn
sich dies aufgrund der Verdachtslage und der besonderen
Umstände im Einzelfall aufdrängt und für die Ermitt-
lungstätigkeit der Polizei unabdingbar ist. Ich erinnere
nur an den kürzlich aufgeklärten Fall des so genannten
Autobahnmörders.

Man wird auch prüfen müssen, in welchem Umfang
das Ausländerrecht stärker zur Gefahrenabwehr ge-
nutzt bzw. dahin gehend verbessert werden kann. Dabei
sind die Ergebnisse und Schlussfolgerungen aus dem
Visa-Untersuchungsausschuss der letzten Wahlperiode
besonders zu berücksichtigen.

Aber nicht nur restriktive und Gefahren abwehrende
Maßnahmen sind erforderlich und insoweit im Haus-
haltsplan vorgesehen. Wichtig sind auch die weiteren
Maßnahmen zur Vermeidung oder Verringerung von Ge-
fährdungspotenzial. Im Bereich des Inneren zielen diese
insbesondere auf die Integration. Ich danke hier der
Kanzlerin ausdrücklich dafür, dass sie den Dialog mit
dem Islam und den Religionsgemeinschaften insgesamt
initiiert hat.

Ein in Deutschland voll integrierter, unser Staatswe-
sen bejahender Ausländer wird nicht mehr für Hasstira-
den und Aufrufe zum Terror oder zur Unterstützung des
Terrors empfänglich sein. Jeder ausgegrenzte oder in ei-
ner Nebengesellschaft Lebende wird demgegenüber
hierfür anfällig sein und bleiben.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604514000

Herr Kollege, Sie denken bitte an die Zeit.


Helmut Brandt (CDU):
Rede ID: ID1604514100

Herr Präsident, ich danke für den Hinweis. Der Bun-

desinnenminister, den ich sehr schätze, hat mir etwas
meiner Zeit gestohlen.


(Zurufe von der SPD und der FDP: Oh! – Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Gestohlen?)


Aber das macht nichts; denn er hat in vortrefflicher
Weise all das vorgetragen, was ich jetzt noch vortragen
wollte. Insofern nehme ich es ihm natürlich nicht übel.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604514200

Herr Kollege, ich empfehle eine leichte Glättung für

das Protokoll: Minister stehlen prinzipiell nicht und In-
nenminister schon gar nicht.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Helmut Brandt (CDU):
Rede ID: ID1604514300

Ich gehe davon aus, dass dies weder rechtswidrig

noch schuldhaft war.

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(C (D Bei aller Ausgabendisziplin und vorbehaltlich sich och als notwendig erweisender Korrekturen – auch daauf hat der Minister schon hingewiesen – während der ebatten in den nächsten Wochen kann man zusammen assend sagen, dass der Haushaltsentwurf im Bereich des nneren solide aufgestellt ist und der Herausforderung ur Wahrung der inneren Sicherheit in vollem Umfang erecht wird. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604514400

Das Wort hat nun der Kollege Dr. Max Stadler für die

DP-Fraktion.


Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1604514500

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Der geschätzte Kollege Hartmann hat am Ende der
etzten Haushaltsdebatte die Gemeinsamkeit aller Frak-
ionen bei der inneren Sicherheit beschworen. Wir von
er FDP können dem zustimmen, aber nur teilweise.
ie Kollegin Gisela Piltz vorhin richtig ausgeführt hat,

ragen wir Maßnahmen, die die innere Sicherheit wirk-
ich erhöhen, mit, wenn sie verfassungsgemäß sind.


(Beifall bei der FDP)


as war in der Vergangenheit nicht immer der Fall. Wer
ntscheidet das? Das Bundesverfassungsgericht. Es
usste leider des Öfteren die Entscheidung treffen, dass
esetze, die hier mit Mehrheit verabschiedet worden

ind, nicht dem Grundgesetz entsprechen.

Wir meinen, die richtige Reaktion darauf ist nicht, die
arlsruher Richter in die Ecke der Weltfremden zu stel-

en. Die richtige Reaktion ist vielmehr, sich künftig an
ie Vorgaben der Verfassung zu halten.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. HansChristian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Verehrter Herr Kollege Brandt, wer sich gegen über-
ogene Überwachung ausspricht, hat doch nicht selber
twas zu verbergen.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Na ja!)


as ist ein typischer Kurzschluss, der hier zwar ein we-
ig Heiterkeit hervorgerufen hat. In Wahrheit ist das ein
rgument, dem man in der Sicherheitsdebatte oft begeg-
et. Es ist ein Argument, mit dem das Bemühen um die
inhaltung der Verhältnismäßigkeit der Mittel diskredi-

iert wird. Deswegen kann dieses Argument hier nicht
elten.


(Beifall bei der FDP, der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Die Leute haben Angst vor Anschlägen und nicht vor Überwachung!)


Sicherheitspolitik ist nicht etwa nur Polizeirecht. Des-
egen unterstützen wir Sie, Herr Minister Schäuble,
enn Sie mit dem Islamgipfel einen Dialog beginnen






(A) )



(B) )


Dr. Max Stadler
und wenn Sie das Versprechen einhalten, das Sie in ei-
nem Interview gegeben haben, nämlich bei der Einla-
dung die Gesprächspartner ohne Tabu auszuwählen.

Aber Sicherheitspolitik ist im Wesentlichen natürlich
polizeiliches Handeln. Wir haben bei Ihren Ausführun-
gen heute in der Debatte wieder gehört, dass man ange-
sichts der Bedrohung immer mehr in den präventiven
Bereich hineingehen müsse; es komme darauf an, Straf-
taten schon im Vorfeld zu erkennen und zu verhindern.
Wer möchte dem widersprechen? Aber wir müssen uns
ebenso bewusst sein, dass darin auch eine Gefahr liegt.
Erinnern wir uns an die klaren Vorgaben des Bundesver-
fassungsgerichts, etwa wann polizeiliches Abhören von
Telefonaten oder eine Rasterfahndung vorbeugend zu-
lässig sein darf. Man merkt, dass bei der von Ihnen vor-
hin favorisierten Tätigkeit der Geheimdienste die Krite-
rien für die Eingriffe nicht so klar sind. Geheimdienste
dürfen definitionsgemäß viel mehr. Dadurch geraten viel
mehr Unverdächtige in ihr Visier. Das ist der eigentliche
Kern des Streits darüber, warum es nicht richtig sein
konnte, Dateien der Geheimdienste allen Sicherheits-
behörden eins zu eins zur Verfügung zu stellen.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Auch dafür muss es genaue Kriterien geben.

Lassen Sie mich zum Schluss noch etwas erwähnen,
worin ich Sie unterstütze, Herr Minister Schäuble. Sie
sagten, wenn wir – die Koalition will das ja demnächst
in die Gesetzgebung einbringen – den Geheimdiensten
mehr Befugnisse gäben, wäre auch mehr Kontrolle er-
forderlich. Das ist genau das richtige Gegengewicht. Wir
von der FDP verstehen nicht, warum Sie als Koalition
dann nicht unserem Entwurf eines Gesetzes zur besseren
parlamentarischen Kontrolle der Nachrichtendienste nä-
her treten.

Ich möchte mit der Bitte an Sie schließen, doch auch
die personellen Ressourcen bei den Diensten sinnvoll
einzusetzen. Ich habe heute zufällig den bayerischen
Verfassungsschutzbericht in die Hände bekommen;
beim Bund ist es nicht besser. Ich lese Ihnen vor, was im
bayerischen Verfassungsschutzbericht auf Seite – –


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604514600

Herr Stadler, das wird nur schwer gehen.


Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1604514700

Herr Präsident, dieses Zitat wird auch Sie erfreuen


(Heiterkeit)


und Ihre Kenntnisse über die Arbeit der Geheimdienste
erweitern.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604514800

Ich lasse mich einmal auf dieses Geschäft ein, Herr

Stadler.


Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1604514900

Gestatten Sie, dass ich Ihnen aber doch noch mitteile,

was dort auf Seite 169 zu lesen ist. Über einen PDS-Par-
teitag heißt es:

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(C (D Gregor Gysi betonte, dass der Staatssozialismus zu Recht gescheitert sei. Meine Damen und Herren, das habe ich auch auf hoenix gesehen. Bitte setzen Sie das Personal sinnvoll in, dann wird die FDP auch einer Aufstockung der aushaltsmittel hierfür zustimmen. Vielen Dank, Herr Präsident. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604515000

Herr Stadler, es wäre in der Tat ein Jammer gewesen,

enn ich dieses Zitat nicht gehört hätte.


(Heiterkeit)


Nun hat das Wort der Kollege Sebastian Edathy für
ie SPD-Fraktion. Den zahlreichen bereits vorgetrage-
en Glückwünschen zu seinem heutigen Geburtstag
chließt sich das Präsidium vollinhaltlich an.


(Beifall)



Sebastian Edathy (SPD):
Rede ID: ID1604515100

Vielen Dank. – Guten Abend, Herr Präsident! Liebe

olleginnen und Kollegen! Es ist ganz schön, einmal
ine Rede mit Beifall aus allen Fraktionen beginnen zu
önnen. Wenn wir das so beibehalten könnten, würde ich
as durchaus begrüßen.


(Gisela Piltz [FDP]: Das kommt darauf an, wie oft Sie Geburtstag haben!)


Wir haben in dieser Debatte heute Nachmittag und
eute Abend sehr intensiv über innere Sicherheit gespro-
hen. Ich freue mich, dass es doch einen sehr breiten
onsens gegeben hat, nämlich sowohl in der Hinsicht,
ass es nicht redlich wäre, den Bürgerinnen und Bürgern
en Eindruck zu vermitteln, man könne hundertprozen-
ige Sicherheit garantieren, als auch in der Hinsicht, dass
s nicht redlich wäre, so zu tun, als beschäftigten wir uns
it dem Thema „Umgang mit den Herausforderungen

urch den internationalen Terrorismus“ erst seit vorges-
ern oder seit drei Wochen. Da ist auch in der Verantwor-
ung der Vorgängerregierung unter Bundesinnenminis-
er a. D. Otto Schily viel auf den Weg gebracht worden,
obei es immer noch Verbesserungsmöglichkeiten, Op-

imierungsmöglichkeiten gibt.


(Beifall bei der SPD)


Dazu gehört das, was jetzt im Herbst in Form der
valuierung der Antiterrorismusgesetze ansteht. Dazu
ehört aber sicherlich auch, das umzusetzen, was nach
einem Dafürhalten inhaltlich auch Konsens ist: näm-

ich die Antiterrordatei. So sehr ich es begrüße, dass
ich die Innenminister der Bundesländer damit sehr in-
ensiv beschäftigt haben und auch viele Gemeinsamkei-
en entdeckt haben, denke ich, dass wir hier im Parla-
ent deutlich sagen sollten: Wir freuen uns über gute
nregungen, die von den Länderinnenministern kom-
en, aber Gesetzgeber sind wir als Parlamentarier schon

elber; dafür haben wir die Legitimation.






(A) )



(B) )


Sebastian Edathy

(Beifall bei der SPD)


Wir haben auch den Anspruch, diesen Entwurf genau an-
zuschauen, bevor wir ihn hier mit Mehrheit verabschie-
den, auch wenn mir das, was da entwickelt worden ist,
durchaus plausibel und vernünftig zu sein scheint. Es ist
mir aber schon im Mai etwas sauer aufgestoßen, dass die
Innenministerkonferenz den Eindruck erweckt hat, sie
sei es, die zuständig ist für das Staatsangehörigkeitsrecht
oder für das Ausländerrecht insgesamt. Da haben wir
doch klare grundgesetzliche Regelungen, an die wir uns
in einer Demokratie auch halten sollten.

Die Sicherheitsarchitektur in Deutschland – das sollte
man bei der ganzen Debatte berücksichtigen – hat sich
im Großen und Ganzen bewährt, einschließlich der
grundsätzlichen Trennung zwischen polizeilichen und
militärischen Aufgaben. Auch wenn man den Eindruck
hat, dass die Forderung nach einem bewaffneten Einsatz
der Bundeswehr im Innern eine Art ceterum censeo
von Teilen der deutschen Innenpolitik des frühen
21. Jahrhunderts zu sein scheint, will ich hier doch deut-
lich sagen: Die Forderung nach bewaffneten Bundes-
wehreinsätzen im Innern wird nicht dadurch besser, dass
man sie wiederholt; sie bleibt falsch.


(Beifall bei der SPD)


Wir sind der Auffassung, dass die für Bundeswehrein-
sätze in Deutschland geltenden grundgesetzlichen Vor-
gaben im Kern absolut ausreichend sind. In dem Zusam-
menhang möchte ich auf zwei Dinge hinweisen. Zum
einen hat nicht zuletzt – bei aller Skepsis, die es im Vor-
feld teilweise gegeben hat – die Fußballweltmeister-
schaft in Deutschland sehr eindrücklich unter Beweis
gestellt, dass unsere Polizei sehr wohl und in hervorra-
gender Weise dazu in der Lage ist, auch mit schwierigen
Situationen umzugehen. Zum anderen gehört es auch zur
Redlichkeit in der Debatte, sehr deutlich zu sagen, dass
es beim Thema „Umgang mit den Herausforderungen
durch den internationalen Terrorismus“ nicht so sehr auf
die Muskeln in den Armen als auf die Muskeln zwischen
den Ohren ankommt. Die entscheidende Waffe ist mög-
lichst gute Informationserhebung und möglichst gute In-
formationsvernetzung. Das heißt, neben der Polizei muss
es nachrichtendienstliche Arbeit geben, die natürlich de-
mokratischer Kontrolle und Legitimation unterliegt. Es
kommt aber nicht so sehr auf das an – das ist der ent-
scheidende Punkt –, was dann in Form von Manpower
zum Beispiel im direkten Sicherheitsbereich zu leisten
wäre.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, im Zuge der Haus-
haltsberatungen in den nächsten Wochen wird sehr ge-
nau darauf zu achten sein, dass von den Vorschlägen zur
personellen und zur sächlichen Verbesserung der Aus-
stattung unserer Sicherheitsbehörden diejenigen, die nö-
tig sind, umgesetzt werden, und dass wir vor allen Din-
gen den Bereich der Prävention, den Bereich der
Vorbeugung stärken.

Lassen Sie mich mit Blick auf die Sicherheitsdebatte
sagen, dass ich sehr froh darüber bin, dass ganz bewusst
und zu Recht parteiübergreifend davon Abstand genom-
men wurde, Bürger muslimischen Glaubens mit einem

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(C (D eneralverdacht zu überziehen. Ich bin zugleich froh arüber, dass die Notwendigkeit, im Bereich der Interationspolitik substanziell etwas zu verbessern, ebenalls unstrittig ist. Aber auch im Bereich der Integration ilt: Wir fangen nicht bei null an; wir müssen das Rad icht neu erfinden. Ich will in diesem Zusammenhang ein Beispiel nenen, auf das ich heute aufmerksam wurde und das ich ehr gut finde. Die Nachrichtenagenturen veröffentlichen heute Mittag folgende Meldung: „40 Berliner Mocheen erinnern an Terror-Opfer des 11. September“. Ich arf daraus auszugsweise zitieren: Rund 10.000 Berliner Muslime werden am Freitag zu Gebeten für die Opfer der Terroranschläge vom 11. September 2001 erwartet. Rund 40 Moscheen wollen das Gedenken zum Thema ihrer Freitagspredigten machen, wie der Senatsbeauftragte für Integration … am Dienstag in Berlin ankündigte. er Beauftragte betonte, die Initiative zum „Gebet für Frieden und gemeinsame Verantwortung“ komme von den muslimischen Gemeinden. Er also der Integrationsbeauftragte des Landes Berlin – wertete sie als Meilenstein, der das gewachsene gesellschaftspolitische Engagement der islamischen Gemeinden zeige. Ich sehe das genauso wie der Integrationsbeauftragte. ch hoffe, der Kollege Pflüger, der heute nicht anwesend st und der meint, das Thema Moscheebau zum Wahlampfthema machen zu müssen, wird das ähnlich sehen. Wir können sehr stolz darauf sein, dass wir in diesem and Religionsfreiheit, basierend auf einem gemeinsaen Wertefundament, haben. Ob ein Bürger dieses Lan es am Freitag in die Moschee, am Samstag in die Synaoge oder am Sonntag in die Kirche geht oder nichts von lledem macht, weil er Atheist ist, kann uns als Demoraten relativ gleichgültig sein. Das unterliegt der perönlichen Freiheit. Wenn ein gemeinsamer Wertekanon orhanden ist – das gilt für die ganz überwiegende ehrheit der Muslime in Deutschland wie für die Chris en in Deutschland –, dann gibt es keine Probleme. Ich laube, dass die Entwicklung, die mit dem Integrationsipfel angeregt worden ist, auf etwas aufbauen kann, as deutlich besser ist, als es gelegentlich in den öffent ichen Diskussionen im Lande dargestellt wird. Der größte Ausgabenposten für den Bereich der Interationsmaßnahmen im Entwurf des Haushaltes des undesinnenministeriums sind die Sprachund Interationskurse. Für das Jahr 2007 ist ebenso wie für das ahr 2006 eine Summe von 141 Millionen Euro vorgeseen. Der Minister hat darauf hingewiesen, dass es richtig ewesen sei, die gleiche Summe anzusetzen, weil wir im arlament oder in den sonstigen zuständigen Gremien och nicht darüber entschieden hätten, wie die Integraionskurse, was ihre Qualität und Ausgestaltung betrifft, eiterentwickelt würden. Das stimmt. Aber wir haben Sebastian Edathy unter anderem im Innenausschuss sehr lange, sehr intensiv und von einem breiten Konsens getragen über dieses Thema geredet. Ich habe jetzt gehört, es solle aus dem Integrationsgipfel heraus eine Arbeitsgruppe geben, die sich auch mit diesem Thema beschäftigt. Eines muss doch klar sein: Auf die lange Bank wird man die notwendigen Veränderungen im Bereich der Integrationskurse nicht schieben können. Wenn der Haushaltsentwurf so bleibt, wie er jetzt eingebracht worden ist, und im Haushaltsverfahren nicht nachgebessert wird, hieße das logischerweise, es würde sich erst 2008 etwas ändern. Das wäre meiner Fraktion und mir deutlich zu spät. Wir gehen davon aus, dass die notwendigen Veränderungen, zum Beispiel längere Kurse für bestimmte Zielgruppen, eine bessere Ausdifferenzierung, eine Ausweitung der Betreuung von Kindern muslimischer Frauen, die an Kursen teilnehmen, eine Intensivierung der Arbeit mit Analphabeten und die Klärung der Vergütung der Lehrenden, so zeitig geklärt werden, dass sie bereits für 2007 haushaltsrelevant werden. Ich bitte darum, im Haushaltsausschuss darüber zu reden, ob man nicht vorsorglich für 2007 ein bisschen mehr Geld für diesen Bereich einstellen sollte als gegenwärtig veranschlagt. Teurer wird es auf jeden Fall. Ich will noch etwas zum Ausdruck bringen, was ich sehr löblich finde, weil es deutlich macht: Auch Bundesregierungen sind lernende Systeme. Wir hatten im Zuge der Beratungen über den Bundeshaushalt 2006 sehr lange darüber diskutiert, ob der Mittelansatz für die Arbeit der Bundeszentrale für politische Bildung, der damals vorgesehen war, ausreichend ist. Ich bin froh darüber, dass, nachdem wir im Zuge der Beratungen des Haushalts 2006 diesen Ansatz angehoben haben, genau dieser erhöhte Ansatz auch zur Grundlage für das Jahr 2007 gemacht worden ist. Demokratie lebt davon, vermittelt zu werden. Das muss sich neben allen anderen Aspekten der inneren Sicherheit – ich glaube, dass die entscheidende Voraussetzung für innere Sicherheit in Deutschland eine stabile Demokratie ist – auch im Haushalt des Innenministeriums widerspiegeln. Lassen Sie mich abschließend sagen: Der große Vorteil – wahrscheinlich der einzige – daran, dass die SPD nicht mehr den Innenminister stellt, ist, dass man als SPD-Redner nicht Angst haben muss, dass für einen am Ende keine Redezeit mehr übrig ist. Aber ich habe meine Redezeit ohnehin ausnahmsweise diesmal einhalten können. Ich wünsche uns eine gute Beratung. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





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(Beifall bei der SPD)


(Heiterkeit)


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(C (D Auch diesem Wunsch schließt sich das Präsidium n. – Nächste Rednerin ist die Kollegin Petra Pau, Frakion Die Linke. (Beifall bei der LINKEN – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Jetzt kommt die Sonne raus!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604515200


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604515300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

enn wir hier über Leitlinien der Innenpolitik reden,
ann dürfen wir einen wichtigen Pfad nicht aussparen:
en Kampf gegen Rechtsextremismus, Rassismus und
ntisemitismus.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir erleben gerade aktuell in den Wahlkämpfen in
erlin und in Mecklenburg-Vorpommern, wie rechts-
xtremistische Kameraden zunehmend aggressiv und ge-
alttätig agieren. Aber es geht hier nicht nur um Wahl-
ampf; es geht um den Alltag in Ost und West. Sie wis-
en: Wir fragen seit Jahren Monat für Monat nach den
traf- und Gewalttaten mit rechtsextremistischem Hin-

ergrund. Allein der offizielle Befund ist alarmierend: Im
undesdurchschnitt werden inzwischen stündlich drei

echtsextrem motivierte Straftaten registriert und täglich
rei Gewalttaten.

Deshalb muss das ein Thema bleiben. Ich wünsche
ir, dass wir dazu, auch im Plenum des Bundestages,

ine konstruktive und ressortübergreifende Debatte zu
trategien und nachhaltigem Widerstand gegen diese
ntwicklung führen.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Nun wurde in diesen Tagen wieder vorgeschlagen, die
PD verbieten zu lassen. Ich halte das im Moment für

ine untaugliche Ersatzdebatte. Denn erstens wurde ge-
ade ein Verbotsverfahren blamabel in den Sand gesetzt
nd zweitens reduzieren sich Rechtsextremismus und
assismus keineswegs nur auf Mitglieder dieser Partei
der den rechten Rand.

Ich will das an einem aktuellen Beispiel aus dem Ber-
iner Alltag illustrieren. In Pankow-Heinersdorf tobt der-
eit ein Streit, ob eine seit 1924 hier in Berlin ansässige
uslimische Gemeinde dort eine Moschee bauen darf.
iele Bürgerinnen und Bürger sind verängstigt. Sie er-
alten – gewollt oder ungewollt – Flankenschutz von der
PD und von rechtsextremen Kameradschaften. Und sie

rfahren großzügiges Verständnis von Teilen der Berli-
er CDU. Ich finde das verantwortungslos. Natürlich
uss man die Sorgen von Bürgerinnen und Bürgern

rnst nehmen. Aber man darf sie nicht noch schüren und
chon gar nicht darf man Bestrebungen unterstützen,
ach denen Pankow-Heinersdorf eine Enklave sei, wo
as Grundgesetz, das Toleranzgebot und die Religions-
reiheit nicht gelten.

Das ist keine alleinige Angelegenheit von Teilen der
erliner CDU oder der Berliner Politik, sondern der






(A) )



(B) )


Petra Pau
Bundespolitik. Schauen Sie nur einmal, welches Bild
von Muslimen und anderen Bevölkerungsgruppen all-
täglich gezeichnet wird. Sie erscheinen viel zu oft syno-
nym für Gewalt und Terror. Damit werden Millionen
Mitbürgerinnen und Mitbürger in eine gefährliche Sip-
penhaft genommen, für die es keinerlei Grund gibt.

Auch die gestern auf der Innenministerkonferenz be-
schlossene Antiterrordatei droht ein weiterer Baustein
dafür zu werden.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Das beschließen wir hier!)


Ich will jetzt nicht über die Datei an sich reden; dazu
werden wir noch viel Zeit haben. Aber durch die Auf-
nahme solcher Daten wie Religionszugehörigkeit wird
eine große Bevölkerungsgruppe unter Generalverdacht
genommen. Ich finde, das schafft ein Klima, das für eine
weltoffene und tolerante Gesellschaft Gift ist. Deshalb
ist die Linke prinzipiell dagegen.

Nun noch ein abschließender Gedanke zum Geld;
denn wir führen ja hier eine Haushaltsdebatte. Ich kann
namens der Linken im Bund und in den Ländern nur in-
ständig appellieren: Kürzen Sie nicht die Mittel, die für
die Initiativen vor Ort nötig sind, die sich für Demokra-
tie und Toleranz engagieren! Schaffen wir gemeinsam
eine Lösung zur Förderung der Strukturprojekte gegen
Rechtsextremismus.


(Beifall bei der LINKEN)


Denn wir brauchen sie wie das tägliche Brot. Gegen
Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus hilft
letztendlich nur eines: eine couragierte Zivilgesellschaft,
die ihre Demokratie, ihre Bürgerrechte und damit ihr
Grundgesetz verteidigt.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604515400

Das Wort hat nun der Kollege Dr. Michael Luther für

die CDU/CSU-Fraktion.


Dr. Michael Luther (CDU):
Rede ID: ID1604515500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Traditionsgemäß gab es anlässlich der Einbringung des
Haushalts eine sehr interessante Debatte der Fachpoliti-
ker über die Ziele der Innenpolitik in Deutschland. Ich
bin Haushälter und erlaube mir daher an dieser Stelle,
ein paar Punkte aus dieser Sicht beizutragen.

Der Gesamtetat des Einzelplans 06 umfasst
4,4 Milliarden Euro. Das sind 80 Millionen Euro mehr
als im Jahr 2006 und entspricht einer Steigerung von
1,8 Prozent. Davon profitieren zum Beispiel das Statisti-
sche Bundesamt, das Bundesamt für Bevölkerungs-
schutz und Katastrophenhilfe sowie das THW. Ich finde,
das ist gut so.

Wir müssen aber auch sehen, dass es zum Beispiel ei-
nen Aufwuchs um 14,7 Millionen Euro bei den Versor-
gungsaufwendungen gibt, die jetzt in den Einzelplänen
etatisiert sind. Nächstes Jahr stehen außerdem die EU-

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(C (D atspräsidentschaft und die G-8-Präsidentschaft an. uch diese kosten Geld, nämlich 12,4 Millionen Euro. Trotz der geringfügigen Steigerung kann man festhalen, dass der Haushalt des Einzelplans 06 von dem Dreilang gekennzeichnet ist, der das Handeln der großen oalition prägt, nämlich: Sanieren, Investieren und Re ormieren. Es bleibt in diesem Zusammenhang festzualten, dass der Haushalt nach wie vor ein Sanierungsall ist. Das ist die Realität. Wir kommen daher nicht um das Thema Haushaltsonsolidierung herum. Diesem Thema werden wir uns uch in den Beratungen zum Einzelplan 06 stellen müsen. Denn eines bleibt richtig: Wir müssen es schaffen, rgendwann einmal ohne Neuverschuldung auszukomen. Ansonsten kann der Staat nicht handlungsfähig ein. Nach diesen einleitenden Bemerkungen möchte ich esthalten, dass in dem Haushalt des Einzelplans 06 ein aar wichtige Aufgaben enthalten sind, die wir mit dem ötigen Ernst zu betrachten haben. Über das Thema inere Sicherheit ist heute schon sehr intensiv beraten orden. Nach den gescheiterten Anschlagsversuchen uf Regionalzüge der Deutschen Bahn in Koblenz und ortmund ist vielen bewusst geworden, dass auch wir m Fadenkreuz des Terrorismus und der islamischen undamentalisten stehen. Die momentanen Sicherheitsanforderungen, die es icht nur in Deutschland, sondern überall in Europa gibt, achen deutlich, dass es seit der Zeit des RAF-Terrorisus in den 70er-Jahren eine solch große Gefahr nicht ehr gegeben hat. Wir müssen daher dieser besonderen ituation Rechnung tragen. Noch ist in Deutschland ichts Dramatisches passiert. Aber die Anschläge in adrid und London zeigen, dass unsere Sicherheits rgane auf alle Bedrohungen vorbereitet sein müssen. An dieser Stelle möchte ich Dank sagen. Unsere Siherheitsbehörden haben bislang Großartiges geleistet. as Beispiel Fußball-WM ist heute schon erwähnt woren. Es ist nichts passiert; es lief alles glatt. Das geschah ber nicht im Selbstlauf, sondern ist der guten Arbeit nsbesondere der Bundespolizei, des Bundeskriminalames, des Verfassungsschutzes und aller anderen, die damit efasst waren, zu verdanken. Ihnen allen noch einmal echt herzlichen Dank. Wir Haushälter haben die Aufgabe, unseren Sichereitsbehörden die Mittel zur Verfügung zu stellen, die ie für ihre Arbeit brauchen. Grundsätzlich gilt aber das rinzip Haushaltsdisziplin. Wir werden also mit dem eld auskommen müssen, das uns zur Verfügung steht. ch sage aber an dieser Stelle zu, dass wir prüfen werden, nwieweit den Anforderungen, die von den Sicherheitsehörden an uns herangetragen werden, durch Umchichtungen im Bundeshaushalt entsprochen werden ann. Noch eine Bemerkung zur Arbeit der Bundespolizei, es BKA, des Bundesamtes für Sicherheit in der Inforationstechnik, des Bundesnachrichtendienstes und Dr. Michael Luther ganz besonders des Verfassungsschutzes. Koblenz und Dortmund haben gezeigt, wie sehr wir auf unsere Sicherheitsbehörden angewiesen sind. Ich habe manchmal den Eindruck, dass der eine oder andere in diesem Hohen Haus die besondere Arbeit der Geheimdienste auf diesem Gebiet infrage stellt. Ich sage ganz klar: Gehen wir mit diesen Behörden pfleglich um! Mir liegt ein anderes wichtiges Thema am Herzen, nämlich der BOS-Digitalfunk. Wir sind uns einig, dass der Aufbau dieses digitalen Sprechfunks, den wir im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Staaten noch nicht haben, notwendig ist. Es ist ein Erfolg – Dank sei der großen Koalition –, dass zwischen dem Bund und den Ländern in diesem Jahr ein Vertrag über die Errichtung der Bundesanstalt für Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben abgeschlossen werden konnte. Damit ist die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern gesichert. Mittlerweile wurde zudem mit der EADS ein Vertrag über die Systemtechnik abgeschlossen. Auch das ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Ingangsetzung des BOS-Digitalfunks. Leider steht der dritte notwendige Teil noch infrage. Aus sicherheitspolitischen Gründen gibt es die Überlegung, die Bahninfrastruktur zu nutzen. Verhandlungspartner wäre demzufolge die DB AG. Ich habe aber den Eindruck, dass sich die DB Telematik in einer Monopolstellung sieht und daher versucht, Preise durchzusetzen, die wir nicht akzeptieren können. Momentan liegen unsere Vorstellungen – die kalkulierten Zahlen stehen im Haushaltsentwurf – und das Angebot der DB Telematik weit auseinander. Als Haushälter will ich an dieser Stelle ganz klar sagen: So geht das nicht. Was bedeutet das in der Konsequenz? – Wenn es zu keiner vernünftigen Lösung kommt, dann müssen wir nach Alternativen suchen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)





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(Beifall bei der CDU/CSU)


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Ich bin aber zuversichtlich, dass wir mit der Bahn eine
einvernehmliche Lösung finden werden; zumindest
hoffe ich es.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ein ganz mieser Deal!)


Lassen Sie mich noch ein Wort zum Thema Integra-
tion sagen. Integration ist ein wichtiges Anliegen der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Das Erlernen der Spra-
che ist eine Voraussetzung für Integration. Für Integra-
tionskurse im Jahr 2007 sind wieder rund 140 Millionen
Euro vorgesehen. Das Jahr 2006 zeigt, dass diese
Summe ausreichen kann. Ich weiß, dass der Integrations-
gipfel dieses Thema aufgegriffen hat und bisher zu kei-
ner abschließenden Bewertung gekommen ist. Wir wis-
sen noch nicht, welche Implikationen aus diesem Gipfel
resultieren werden. In den Haushaltsberatungen werden

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(C (D ir uns mit diesem Thema befassen müssen. Das als Beerkung dazu. Wir werden – das will ich an dieser Stelle mit aller rnsthaftigkeit sagen – das Thema Haushaltskonsolidie ung in den Beratungen ernst nehmen. Wir müssen die ehördenstrukturen überprüfen. Wir müssen überlegen, b Effizienzgewinne erzielt werden können. Wir müssen berprüfen, ob alle vorgesehenen Baumaßnahmen, Anchaffungen usw. notwendig sind. Ich will damit signaliieren, dass wir Haushälter unsere Arbeit in den nächsen Wochen sehr ernst nehmen werden. In diesem Sinne offe ich auf eine gute Zusammenarbeit, auch mit dem inisterium. Ich hoffe, dass wir zu einem guten Ergeb is kommen. Lassen Sie uns in diesem Sinne froh ans erk gehen! Danke schön. Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege Maik eichel für die SPD-Fraktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! In wohl jedem Beitrag des heutigen Abends urde das Ereignis vom 31. Juli dieses Jahres, die beien Kofferbomben in deutschen Regionalbahnen, angeprochen. Wir haben sehr vielfältig über die neu zu beertende Sicherheitslage diskutiert. Auch in der ommerpause hat man dazu sehr viel hören, lesen und ehen können. Wenn wir die Chronologie der Ereignisse seitdem berachten, ziehe ich einen anderen Schluss als Sie, liebe rau Kollegin Stokar: Es hat nicht zu lange gedauert, bis ir die Verdächtigen hatten. Einen Verdächtigen konn en wir nach knapp drei Wochen fassen und den zweiten enige Tage später. Ich denke, das ist das Ergebnis einer uten, ja hervorragenden Arbeit des Bundeskriminalames. Dieser Fahndungserfolg zeigt natürlich auch, dass ir für die weitere Arbeit gut aufgestellt sind. (Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht um die Verhinderung, Herr Kollege!)


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Sehr gut!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604515600
Maik Reichel (SPD):
Rede ID: ID1604515700

icherlich sind wir nicht in allen Bereichen so gut aufge-
tellt. Trotzdem sage ich: Recht herzlichen Dank für die
ute Arbeit!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die längst noch nicht abgeschlossene Auswertung der
ewonnenen Erkenntnisse wird hoffentlich Aufschluss
ber die genauen Hintergründe und Motive bringen. Die
pekulationen, die seitdem auftauchen, bleiben solche,
olange wir nicht Tiefgründigeres darüber wissen. Wir
ollen die Ereignisse – das haben einige festgestellt –
eder verharmlosen noch dramatisieren. Beides wäre si-






(A) )



(B) )


Maik Reichel
cher nicht angebracht. Viele haben von Glück gespro-
chen. Wir hatten Glück. Aber dies allein reicht nicht aus.

Der Haushalt, über den wir heute in erster Lesung
sprechen, hat sich der veränderten Sicherheitslage ange-
passt. Es liegt nun an uns, ihn weiter mit- und auszuge-
stalten. Ich sage dies vor allen Dingen auch im Hinblick
– darüber haben wir heute mehrfach gesprochen – auf
die geplante Antiterrordatei und die Intensivierung der
im Falle der Kofferbomben doch aufschlussreichen Vi-
deoüberwachung.

Wenn wir uns einmal die Niederschrift der gestrigen
Innenministerkonferenz anschauen, dann sehen wir,
dass sie sich auf die Einführung einer gemeinsamen Datei
des Bundes und der Länder geeinigt hat – ich zitiere –, „in
der Erkenntnisse der Sicherheitsbehörden zu relevanten
Personen und Objekten gespeichert werden.“ Schauen
wir uns noch einmal genau an, was dort alles drinsteht
– ein Punkt, die Religionszugehörigkeit, ist bereits ange-
sprochen worden –: Erfasst werden Grunddaten zur Per-
son, die Zugehörigkeit zu terroristischen Vereinigungen,
Waffenbesitz, Telekommunikations- und Internetdaten,
Bankverbindungen und Schließfächer, die Schul- und
Berufsausbildung, Arbeitsstellen, sogar der Familien-
stand, der Verlust von Ausweispapieren, Reisebewegun-
gen und bekannte Aufenthalte an Orten mit terroristi-
schem Hintergrund, zum Beispiel Ausbildungslager.

Darüber werden wir in diesem Hause sprechen, im In-
nenausschuss, im Plenum und auch an anderer Stelle. In
der Debatte zum Ressort Justiz wurde dies bereits ange-
deutet. Ich denke, dass wir uns strikt auf grundgesetzli-
cher Basis bewegen werden; keiner von uns hier wird
dies bestreiten wollen.

Die Auswirkungen der gestrigen Innenministerkonfe-
renz werden auch in weiteren Beratungen im Haushalt
2007 und darüber hinaus Beachtung finden.

Ich kann nicht feststellen, dass die Nachrichtendienste
komplett aus den Fugen geraten sind. Wenn es so wäre,
hätten wir in dem einen oder anderen Fall doch nicht sol-
che Erfolge erzielt. Wir wünschen uns mehr. Aber dazu
gehört neben finanziell und personell verbesserter Aus-
stattung natürlich auch, dass wir dies hier nicht nur bera-
ten, sondern auch in den Haushalt einstellen. Der Haus-
halt trägt dem bereits Rechnung. Mein Kollege Fritz
Rudolf Körper hat es vorhin genannt. Allein die Stellen
im Sicherheitsbereich zeigen das. Ich mache es nicht in
Prozenten fest, sondern in absoluten Zahlen: Die Zahl
der Stellen im Bereich des Bundeskriminalamtes und der
Bundespolizei stieg von 42 889 im Jahr 1998 über
44 722 im Jahr 2002 auf nunmehr 45 588 im kommen-
den Jahr. Die Kosten sind im Haushalt entsprechend ein-
gestellt.

Bei allem, was wir tun, wissen wir natürlich – auch
das ist angesprochen worden –, dass es keine allumfas-
sende, keine hundertprozentige Sicherheit gibt. Eine To-
talüberwachung, liebe Kollegin Piltz, stelle ich mir
schwierig vor. Im Flugzeug bzw. auf dem Flughafen ist
das etwas anderes als auf dem Bahnhof. Wenn es Vor-
schläge Ihrerseits gibt, was wir mit den Paketen machen

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(C (D önnen, die mit der Bahn transportiert werden, dann sind ir dafür alle sehr dankbar. (Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann schicken wir das Paket mit dem Schiff!)


ch glaube, es gibt gewisse Grenzen. Darüber werden
ir sprechen müssen. Wir sind für jeden Vorschlag
ankbar.

Lassen Sie mich noch einige Worte zur Fußball-WM
agen. Vor einem Jahr – so lange gehöre ich dem Bun-
estag an – haben wir begonnen, sehr intensiv darüber
u diskutieren. Wir haben im Plenum, im Innenaus-
chuss und außerparlamentarisch über die Sicherheits-
orkehrungen, auch unter Einbeziehung der Bundes-
ehr, diskutiert. Wir haben dann vier Wochen lang

rlebt – hier in Berlin, an anderen Spielorten und auch
ch in meinem Wahlkreis, benachbart unserer Sportstadt
eipzig –, was dort alles passiert oder eben nicht passiert
t.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Geschossen wurde nur aufs Tor!)


In den Gesprächen mit der Polizei vor Ort, speziell
or den WM-Spielen in Leipzig, konnte ich die gute
orbereitung erfahren, die sich dann auch während der
eltmeisterschaft bewährt hat. Ich denke, viele von Ih-

en teilen meine Erfahrung. „Die Welt zu Gast bei
reunden“ war eben nicht nur der auf Plakate gebannte
logan der WM, sondern gelebte und erlebte sportliche
nd kulturelle Freude. Die zuständigen Sicherheitsbe-
örden haben hervorragende Arbeit geleistet, allen voran
ie Polizei, der mancher im Vorfeld der WM eine solche
eistung nicht zugetraut hat. Aber sie hat ihre Fähigkei-

en bewiesen.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie denn die Bundeswehr vermisst?)


Auch wenn die WM weitgehend ohne große Kompli-
ationen verlief, legen wir die Hände sicherheitspoli-
isch jetzt natürlich nicht in den Schoß. Aber auch einer
bertriebenen Hektik sollten wir nicht verfallen.

Herr Kollege Wieland – jetzt kommt es; Sie wollten
s hören –, das sage ich vor allen Dingen im Hinblick
uf eventuell wieder aufkommende Diskussionen über
ögliche Änderungen des Grundgesetzes, was Einsätze

er Bundeswehr im Innern betrifft. Ich denke, Art. 35
nd Art. 87 a des Grundgesetzes reichen aus: Die Bun-
eswehr kann im Rahmen von Maßnahmen zur Hilfe-
eistung und im Katastrophenfall zum Einsatz kommen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sollten gemein-
am konstruktiv über die innere Sicherheit in Deutsch-
and diskutieren. Dazu ist in den Haushaltsberatungen
nd danach noch sehr viel Zeit. Deshalb schenke ich Ih-
en bzw. uns die letzte Minute meiner Redezeit. Wir






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Maik Reichel

sollten unsere Kraft für die Sicherheit in Deutschland
einsetzen.

Herr Kollege Wieland, vielen Dank.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604515800

Das Präsidium bedankt sich insbesondere für die

großzügig geschenkte letzte Minute. Das ist ein seltener
Vorgang, der Ihnen für künftige Auftritte besondere
Sympathien sichert.


(Heiterkeit – Fritz Rudolf Körper [SPD]: Es war ja alles gesagt!)


Wir sind damit am Ende der heutigen Tagesordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf Mittwoch, den 6. September 2006, 9 Uhr,
ein. Um Missverständnisse auszuschließen: Das ist mor-
gen früh.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend.

Die Sitzung ist geschlossen.