Protokoll:
17017

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 17

  • date_rangeDatum: 22. Januar 2010

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 13:00 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/17 Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Arnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sebastian Körber (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Bettina Herlitzius (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU) . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniela Raab (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Arndt-Brauer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Florian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Brackmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Leo Dautzenberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1466 D 1468 A 1469 B 1470 D 1472 C 1473 C 1474 D 1475 D 1477 A 1478 B 1500 B 1502 B 1503 D 1505 A 1507 C 1509 A 1509 D Deutscher B Stenografisch 17. Sitz Berlin, Freitag, den 2 I n h a l Tagesordnungspunkt 2 (Fortsetzung): Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2010 (Haushaltsge- setz 2010) (Drucksache 17/200) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Uwe Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . S H N C D D F D P D D 1461 A 1461 B 1461 B 1463 B 1465 A undestag er Bericht ung 2. Januar 2010 t : chlussrunde: aushaltsgesetz 2010 . . . . . . . . . . . . . . . . . . orbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . arsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . r. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . r. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . ritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . etra Merkel (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . . . . r. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . r. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1479 B 1479 C 1481 B 1483 C 000 A1485 A 1488 A 1490 A 1491 C 1493 D 1495 D 1497 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Freitag, den 22. Januar 2010 1461 (A) ) (B) ) 17. Sitz Berlin, Freitag, den 2 Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Freitag, den 22. Januar 2010 1509 (A) ) (B) ) – Drucksachen 17/234, 17/317 Nr. 4 –Petermann, Jens DIE LINKE 22.01.2010 Mitteilung gemäß § 37 Absatz 4 der Bundeshaushalts- ordnung über die Einwilligung in eine überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 12 25 Titel 632 03 – Verwaltungs- kostenerstattung an Länder – bis zur Höhe von 20,543 Mio. Euro Nietan, Dietmar SPD 22.01.2010 Özoğuz, Aydan SPD 22.01.2010 Anlage 1 Liste der entschuldigt A z z – m d n Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bellmann, Veronika CDU/CSU 22.01.2010 Binder, Karin DIE LINKE 22.01.2010 Brase, Willi SPD 22.01.2010 Edathy, Sebastian SPD 22.01.2010 Ernst, Klaus DIE LINKE 22.01.2010 Friedhoff, Paul K. FDP 22.01.2010 Frieser, Michael CDU/CSU 22.01.2010 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 22.01.2010 Günther (Plauen), Joachim FDP 22.01.2010 Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 22.01.2010 Jelpke, Ulla DIE LINKE 22.01.2010 Klein, Volkmar CDU/CSU 22.01.2010 Kramme, Anette SPD 22.01.2010 Krumwiede, Agnes BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22.01.2010 Kurth, Undine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22.01.2010 Lafontaine, Oskar DIE LINKE 22.01.2010 Leutert, Michael DIE LINKE 22.01.2010 Leutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 22.01.2010 Dr. de Maizière, Thomas CDU/CSU 22.01.2010 Mast, Katja SPD 22.01.2010 Nahles, Andrea SPD 22.01.2010 Nešković, Wolfgang DIE LINKE 22.01.2010 P R S S S S S S W W Z Z A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten nlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 865. Sitzung am 18. De- ember 2009 beschlossen, dem nachstehenden Gesetz uzustimmen: Gesetz zur Beschleunigung des Wirtschaftswachs- tums (Wachstumsbeschleunigungsgesetz) Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 er Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den achstehenden Vorlagen absieht: Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2009 olenz, Ruprecht CDU/CSU 22.01.2010 oth (Heringen), Michael SPD 22.01.2010 ager, Krista BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22.01.2010 chäfer (Köln), Paul DIE LINKE 22.01.2010 chlecht, Michael DIE LINKE 22.01.2010 chulz, Jimmy FDP 22.01.2010 eif, Detlef CDU/CSU 22.01.2010 üßmair, Alexander DIE LINKE 22.01.2010 agenknecht, Sahra DIE LINKE 22.01.2010 erner, Katrin DIE LINKE 22.01.2010 apf, Uta SPD 22.01.2010 immermann, Sabine DIE LINKE 22.01.2010 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 1510 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Freitag, den 22. Januar 2010 (A) (C) (B) ) Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union – Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Parla- mentarischen Versammlung der OSZE 18. Jahrestagung der Parlamentarischen Versammlung der OSZE vom 29. Juni bis 3. Juli 2009 in Wilna, Li- tauen – Drucksachen 17/7, 17/85 Nr. 1.1 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unions- dokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 17/136 Nr. A.2 EuB-BReg 40/2009 Drucksache 17/136 Nr. A.3 EuB-BReg 41/2009 Drucksache 17/136 Nr. A.4 EuB-BReg 43/2009 Drucksache 17/136 Nr. A.6 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 17/136 Nr. A.59 EuB-EP 1976; P7_TA-PROV(2009)0020 Drucksache 17/136 Nr. A.60 Ratsdokument 10359/09 Drucksache 17/136 Nr. A.62 Ratsdokument 11696/09 Drucksache 17/136 Nr. A.63 Ratsdokument 11817/09 Drucksache 17/136 Nr. A.65 Ratsdokument 11978/09 Drucksache 17/136 Nr. A.66 Ratsdokument 12192/09 Drucksache 17/136 Nr. A.67 Ratsdokument 12289/09 Drucksache 17/136 Nr. A.68 Ratsdokument 12482/09 Drucksache 17/136 Nr. A.70 Ratsdokument 14270/09 Drucksache 17/178 Nr. A.24 Ratsdokument 15307/09 Drucksache 17/178 Nr. A.25 Ratsdokument 15330/09 EuB-BReg 48/2009 Drucksache 17/136 Nr. A.11 Ratsdokument 13617/09 Rechtsausschuss Drucksache 16/9538 Nr. A.2 Ratsdokument 8648/08 Drucksache 16/10666 Nr. A.2 Ratsdokument 12137/08 Drucksache 16/10958 Nr. A.4 Ratsdokument 13548/08 Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 17/136 Nr. A.57 Ratsdokument 12739/09 (D Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Drucksache 17/136 Nr. A.79 Ratsdokument 10940/09 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 17/136 Nr. A.81 Ratsdokument 11970/1/09 REV 1 Drucksache 17/136 Nr. A.83 Ratsdokument 11533/09 Drucksache 17/136 Nr. A.86 Ratsdokument 13355/09 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 17/136 Nr. A.87 Ratsdokument 6257/1/09 REV 1 Drucksache 17/136 Nr. A.88 Ratsdokument 11294/09 Drucksache 17/136 Nr. A.89 Ratsdokument 11614/09 91, 1 0, T 17. Sitzung Berlin, Freitag, den 22. Januar 2010 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701700000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

begrüße Sie herzlich zur heutigen Sitzung, die hiermit
eröffnet ist.

Wir setzen die Haushaltsberatungen – Tagesord-
nungspunkt 2 – fort:

Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2010

(Haushaltsgesetz 2010)


– Drucksache 17/200 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

Am Dienstag haben wir für die heutige Aussprache
eine Redezeit von insgesamt dreieinhalb Stunden be-
schlossen.

Wir beginnen die heutigen Haushaltsberatungen mit
dem Geschäftsbereich des Bundesministeriums für
Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Einzelplan 12.

Ich erteile das Wort dem Bundesminister Peter
Ramsauer.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord w h b d i a u d d ö R w t g D m d g E Redet neten der FDP)


Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister für Verkehr,
Bau und Stadtentwicklung:

Guten Morgen, Herr Präsident! Meine lieben Kolle-
ginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und
Herren! Mit der Einbringung des Bundeshaushalts 2010
gibt die Bundesregierung ein ganz klares Bekenntnis ab
für mehr Freiheit, für mehr Gerechtigkeit, für Wohl-
stand, Wachstum, Eigentum und Sicherheit bei den Ar-
beitsplätzen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Ute Kumpf [SPD]: So, kann man das alles kaufen? Gibt es das?)


Das heißt für den Einzelplan 12, für den E
Hauses, über den wir heute Vormittag disku

(C (D ung 2. Januar 2010 0 Uhr ollen Mobilität als unverzichtbaren Teil unserer Freieit und unseres Wohlstandes sichern, ausbauen und estmöglich organisieren. Unter anderem dank der beien Konjunkturpakete investieren wir auf Rekordniveau n unsere Infrastruktur, und zwar auch, damit wir schnell us der Krise herauskommen. Wir tun dies ferner, damit nser Land nach dieser Wirtschaftskrise noch besser für ie Zukunft gerüstet ist und sich solche Krisen nicht wieerholen. Um es auch hier klar zu sagen: Infrastruktur ist eine ffentliche Aufgabe. Ich habe mich in meiner ersten ede als Bundesminister bereits deutlich dazu geäußert, o für den Infrastrukturbereich, für quasi öffentliche Be riebe, die Grenzen der Privatisierungsmöglichkeiten lieen. as heißt: Wir werden in den kommenden Jahren mit assiven öffentlichen Investitionen dafür sorgen, dass iese Infrastruktur so leistungsfähig ist, wie es für eine ute Zukunft unseres Landes erforderlich ist. Wo liegen nun die Schwerpunkte unserer Arbeit? Der ntwurf dieses Etats umfasst Ausgaben von insgesamt ext 26,4 Milliarden Euro. Das ist der viertgrößte Einzeletat. Aber es ist der größte Investivetat. Allein für Investitionen stehen 14,8 Milliarden Euro bereit, nämlich 12,6 Milliarden Euro für den gesamten Verkehrsbereich und 2,2 Milliarden Euro für den Bereich Bau und Stadtentwicklung. Allein für die Verkehrswege – ich betone: für die Verkehrswege – sieht der Entwurf Ausgaben in Höhe von annähernd 10,8 Milliarden Euro vor. Ich möchte an dieser Stelle noch kurz differenzieren, damit Klarheit herrscht, wohin es im Einzelnen geht, nämlich 4,3 Milliarden Euro in die Bundesschienenwege, 5,3 Milliarden Euro in die Bundesfernstraßen, rund 1 Milliarde Euro in die Bundeswasserstraßen und – das l es eminent wichtig ist, leider immer zu ionen Euro in den Kombinierten Verkehr. noch 1 Milliarde Euro aus dem zweiten t, sodass insgesamt fast 12 Milliarden tat meines tieren: Wir kommt, obwoh kurz – 150 Mill Hinzu kommt Konjunkturpake Bundesminister Dr. Peter Ramsauer Euro für Investitionen in die Infrastruktur zur Verfügung stehen. Ich habe gerade kurz über die Schiene gesprochen. Das müsste eigentlich viel ausführlicher geschehen, als es im Rahmen einer Einbringungsrede möglich ist. Aber ich möchte noch einmal betonen, dass wir, wenn wir nur einen einigermaßen verantwortbaren Teil des zu erwartenden Frachtzuwachses nicht auf die Straße, sondern auf die Schiene bekommen wollen, alle erdenklichen Anstrengungen im Bereich der Schiene unternehmen müssen. Deswegen verstehe ich nicht, was mir die Kollegin Künast von den Grünen vorgestern vorgeworfen hat. Sie hat gesagt: … dieser Verkehrsminister redet sich über Schienenverkehr besoffen … Ich verstehe nicht, was die Kollegin Künast (Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] betritt den Plenarsaal)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )


– jetzt ist sie da; willkommen! –


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe darauf gewartet!)


unter dem Wort „besoffen“ versteht. Es zeigt aber offen-
sichtlich, dass Sie sich nicht über etwas freuen können;
dafür sind Sie ja bekannt.


(Lachen bei der SPD)


Aber ich freue mich darüber, ich kann mich regelrecht
darüber begeistern, dass wir mit Bahn und Schiene eine
Möglichkeit in Deutschland haben, verantwortbare Ver-
kehrsinfrastrukturpolitik für die Zukunft zu betreiben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deswegen bleibt es selbstverständlich dringend not-
wendig, hier im deutschen Parlament in vielfältiger Hin-
sicht über Schiene und Bahn zu sprechen. Davon wird
mich auch niemand abbringen. Spricht man nicht über
die Schiene, passt es Ihnen nicht, Frau Künast. Spricht
man aber über die Schiene, dann bezeichnen Sie das als
„besoffen“, und es passt Ihnen auch wieder nicht. Was
wollen Sie eigentlich?

Weil wir gerade bei der Schiene und der Bahn sind:
Es hat dieser Tage Meldungen gegeben – man muss sich
manchmal wundern –, es habe ein Geheimtreffen zwi-
schen mir, dem Bahnchef und dem zuständigen Staats-
sekretär über eine angeblich geheime Streichliste gege-
ben. Ich kann dazu in aller Öffentlichkeit nur sagen: So
ein Quatsch und so ein Unfug!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Mancher Unfug verbreitet sich schneller als kluge politi-
sche Botschaften. Aber wir dürfen nicht müde werden,
letztere zu verbreiten. Jetzt ist dazu die Gelegenheit.

Wir sprechen über viel Geld, und deshalb müssen wir
ganz gezielt Prioritäten setzen. Wir unterstützen mo-
derne Verkehrstechnologien auf der Straße und auf der
Schiene. Dazu gehört all das, was sich hinter dem Wort
Elektromobilität verbirgt. Ich lege großes Gewicht auf
die Elektromobilität, weil ich sie für einen der wesentli-

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(C (D hen Zukunftsmärkte und für eine der wesentlichen Zuunftstechnologien im Verkehrsbereich halte. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich habe es oft gesagt und kann es nicht häufig genug
iederholen: So wie wir in Deutschland heute die besten
utos der Welt bauen, so müssen wir in Zukunft die bes-

en Elektroautos bauen. Das wollen wir, und das ist un-
ere Vision.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Kollege Brüderle und ich werden am 1. Februar die
emeinsame Geschäftsstelle Elektromobilität in Gang

etzen. Ich freue mich, dass mein Haus die Leitung die-
er Geschäftsstelle stellt.

Eng mit diesem Zukunftsmarkt verbunden sind un-
ere Bemühungen in der Außenwirtschaftspolitik. Eben-
alls eng damit verbunden sind unsere Bemühungen im
lima- und Umweltschutz. Der Vorsitzende des Aus-

chusses für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Kol-
ege Hermann von den Grünen, hat kürzlich darauf hin-
ewiesen, dass mein Ressort das zentrale Klima- und
mweltschutzressort ist. Richtig, kann ich da nur sagen.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es stimmt schlicht und einfach.

Deshalb habe ich eine neue Unterabteilung mit dem
itel „Klima- und Umweltschutzpolitik“ geschaffen;
enn 70 Prozent des gesamten Primärenergiebedarfs und
0 Prozent der gesamten CO2-Emissionen sind mit The-
en meines Hauses verbunden, nämlich Heizen im Bau-

ereich, Wasser, Luft und Energieverbrauch im Ver-
ehrsbereich.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich bleibe dabei, dass wir unsere Bemühungen in die-
em Bereich verstärken müssen. Das passt Ihnen viel-
eicht nicht, Frau Künast, aber immerhin hat mir das vor
rei Tagen einen großen Artikel in der taz mit der Über-
chrift „Der Überraschungsminister“ eingebracht. Sie
erden sich auf diesem Gebiet noch über einiges wun-
ern müssen.


(Lachen bei der SPD)


Infrastrukturpolitik hat einen großen Europabezug.
eshalb wird in meinem Hause die Europapolitik orga-
isatorisch und personell gestärkt.

Neben der Stadtentwicklung werde ich mir auch die
esamte Thematik der ländlichen Räume stärker zu ei-
en machen. Es ist meine große Sorge, dass wir immer
ehr Regionen haben, die sich regelrecht entvölkern.

ch sage das vor allem im Hinblick auf manche Gebiete
n den neuen Bundesländern. Wenn sich solche Gebiete
ntvölkern, dann sterben ländliche Räume, dann sterben
esellschaftliche Strukturen, und dann stirbt überkom-
enes, wertvolles Kulturgut aus.

Ich weiß, dass das Thema „ländliche Räume“ bisher
icht so sehr im Fokus der Öffentlichkeit steht wie das






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Peter Ramsauer
Thema „Metropolregionen“. Mein Haus ist aber berufen,
sich auch um die ländlichen Räume zu kümmern. Des-
wegen werden wir ihnen durch eine neue Initiative die
Möglichkeit geben, sich strukturell zu reorganisieren,
sodass auch alte Menschen in diesen Räumen eine gute
Daseinsvorsorge haben und junge Menschen nicht mehr
abwandern müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Auch für den Bereich der KfW-Förderprogramme
ist eine Klarstellung geboten. Der Renner im Bereich der
KfW-Programme zur energetischen Gebäudesanierung
ist das CO2-Gebäudesanierungsprogramm. Ich nenne es
ein gigantisches Erfolgsprogramm. Wir werden dieses
zentrale Programm unserer Klimaschutzpolitik im Ge-
bäudebereich selbstverständlich fortsetzen. Es ist wegen
der vorläufigen Haushaltsführung, die wir momentan be-
treiben, zu Irritationen gekommen. Ich möchte aber in
aller Deutlichkeit Entwarnung geben.

Ich bedanke mich bei den Mitgliedern des Haushalts-
ausschusses dafür, dass dieses Thema für die kommende
Woche auf die Tagesordnung gesetzt wurde. Ich bitte da-
rum, dass die Sorgen der Betroffenen ernst genommen
werden und dass der Haushaltsausschuss eine entspre-
chende Entsperrung der Mittel bewilligt. Bis dahin kön-
nen die Anträge weiterhin gestellt werden. Bis dahin
behelfen wir uns damit, dass wir gegenseitig deckungs-
fähig Gelder fließen lassen.

Mit diesem Haushalt setze ich neue Akzente in der
Verkehrspolitik, der Baupolitik und der Stadtentwick-
lungspolitik. Ich tue dies, damit alle Menschen in
Deutschland gut fahren, gut reisen, gut unterwegs sein
und gut bauen können. Ich tue es, damit für sie gut ge-
baut wird, damit sie gut wohnen können. Kurzum: Ich
werde mit diesem Haushalt alles dafür tun, dass die
Menschen in Sicherheit und Wohlstand mobil sein kön-
nen.

Vielen herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701700100

Das Wort hat nun Uwe Beckmeyer für die SPD-Frak-

tion.


(Beifall bei der SPD)



Uwe Beckmeyer (SPD):
Rede ID: ID1701700200

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Herr Minister, Sie hatten zwölf Minuten Zeit, uns zu
erklären, was Sie tun wollen. Wir haben aber nur wenig
davon gehört.


(Beifall bei der SPD – Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Sie haben nicht zugehört!)


Die interessierte Öffentlichkeit und die Fachwelt ha-
ben mit Spannung auf Ihre Rede gewartet, weil nach den
diversen Ankündigungen der letzten Monate, wie ich
meine, mit Recht einige Erwartungen im öffentlichen
Raum bestanden. Im Koalitionsvertrag wurden Initiati-
ven zum Lärmschutz vereinbart. Da wurde die Ab-

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(C (D chaffung des Schienenbonusses und eine Intensivierung on Lärmschutzmaßnahmen angekündigt. Im Wahlampf wurde die Absenkung der Lkw-Maut versprohen. Sie haben ein Sonderaufbauprogramm West angeündigt. ie haben im November 400 Millionen Euro zusätzliche inanzmittel gefordert. Vor Weihnachten ist Ihnen eingeallen, dass man auch ein Sonderausbauprogramm Bahn raucht, weil – ich zitiere Sie – das gesamte künftige achstum des Güterverkehrs auf die Schiene geholt erden solle und dafür das Netz ausgebaut werden üsse. – Wie das gehen soll, bleibt wahrscheinlich für mmer Ihr Geheimnis. Herr Minister, meine Frage lautet: Was ist daraus georden? Wir haben hier eben von Ihnen nichts dazu geört. Ich stelle fest: nichts, absolute Fehlanzeige. Hat err Schäuble aus Peter Ramsauer, diesem vermeintli hen bayerischen Löwen, ein schnurrendes bayerisches ätzchen gemacht? Der ländliche Raum ist angesprochen worden. Ich ermisse auch bei diesem Thema, dass Sie sich klar einringen. Herr Ramsauer, Sie müssen aufpassen, dass Sie icht zum Ankündigungsminister werden. (Beifall bei der SPD – Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Ist er doch schon!)


(Zuruf von der SPD: Süd!)


(Ute Kumpf [SPD]: Aha!)


ch glaube, das haben die deutsche Verkehrswirtschaft
nd die deutsche Bauwirtschaft nicht verdient. Wir alle
ollen Taten von Ihnen sehen.

Wenn man sich dem Haushaltsentwurf, den Sie hier
orgelegt haben, zuwendet, muss man feststellen: Im
roßen und Ganzen ist das der Haushalt von Tiefensee,
er mit einigen Umschichtungen, verschiedenen Ände-
ungen bei Verpflichtungsermächtigungen und einer gro-
en globalen Minderausgabe, auf die ich noch eingehen
erde, versehen wurde. Insofern ist die Ausstattung – da

timme ich Ihnen zu – noch recht ordentlich. Zusammen
it den Investitionsmitteln aus den Konjunkturprogram-
en – Sie haben die Zahlen genannt – liegt einiges auf

em Tisch. Nur, das ist nicht Ihr Verdienst. Das sind die
rgebnisse der Gespräche zwischen Tiefensee und
teinbrück.

Wenig akzeptabel ist die von Ihnen vorgesehene De-
kung der wachsenden Ausgaben für Wohngeld. Statt
ine Gegenfinanzierung aus dem Gesamthaushalt durch-
usetzen, haben Sie sich von Herrn Schäuble eine glo-
ale Minderausgabe von 100 Millionen Euro in den Ein-
elplan 12 drücken lassen. Das ist ein ungedeckter
check, Herr Minister, der gegen andere Maßnahmen
usgespielt wird. Fangen Sie bitte nicht so an; denn
ahrheit und Klarheit des Haushaltes entsprechend der
undeshaushaltsordnung sieht anders aus.

Sie haben nichts zu der 2-Milliarden-Euro-Sperre des
undesfinanzministers bei den Mautmitteln gesagt.
uch da: Fehlanzeige. Kurz gesagt: Das Neue an Ihrem






(A) )



(B) )


Uwe Beckmeyer
Haushalt ist nicht wirklich gut, und das Gute daran ist
nicht neu.

Doch was kommt dann? Die deutsche Verkehrswirt-
schaft befürchtet, dass, nachdem die neue Bundesregie-
rung die Spendierhosen für völlig überflüssige soge-
nannte Wachstumsimpulse angezogen hat, für wirklich
sinnvolle, die Wirtschaft stimulierende und unterstüt-
zende Maßnahmen kein zusätzliches Geld da ist.

Sie selbst waren im November bei der sogenannten
DEHOGA-Sause in der Deutschen Parlamentarischen
Gesellschaft zugegen und hatten, wie man dem Tages-
spiegel vom Mittwoch entnehmen konnte, ein Geschenk
dabei. Sie sagten, das Steuergeschenk für die Hoteliers
sei die „erste Milliarde“, und Sie versprachen der 50-jäh-
rigen DEHOGA-Hauptgeschäftsführerin:

Die nächste Milliarde kommt dann nicht erst
zum 60.

Das brutale Kontrastprogramm zu Ihrer Spendier-
mentalität findet sich in Ihrem eigenen Haushalt. Man
fragt sich, ob Sie es wirklich nicht wissen oder schlicht
verdrängen, weil Ihnen die CSU-Spendenkasse wichti-
ger ist.

Mit dem Haushalt des Jahres 2011 werden die Kon-
junkturprogramme auslaufen, ist eine Absenkung der
Investitionslinie abzusehen, wird es zu steigenden Ein-
nahmeausfällen bei der Lkw-Maut kommen, wird es ei-
nen wachsenden Druck zur Ausgabenreduzierung durch
Schuldenbremse und Haushaltskonsolidierung geben,
müssen Ihre Spendiermilliarden bezahlt werden, wird es
einen weiteren Investitionsbedarf bei Infrastrukturpro-
jekten im Bereich des Neu- und Ausbaus geben und wird
es einen steigenden Investitionsbedarf beim Erhalt von
Verkehrsinfrastruktur geben. Außerdem müssen Sie
– das haben auch Sie gesagt – mehr Haushaltsmittel zur
Verfügung stellen, um der immer noch wachsenden
Nachfrage beim CO2-Gebäudesanierungsprogramm nach-
zukommen.

Als wäre die Situation nicht schon anstrengend und
angespannt genug, treiben Sie von der Koalition mit Ih-
rer Steuersenkungsorgie die Schulden weiter in die Höhe
und machen die Lage damit noch komplizierter. Vor die-
sem Hintergrund, Herr Minister, sind Ihre Zahlen der
mittelfristigen Finanzplanung reinste Makulatur. Da-
rum fordere ich Sie im Namen meiner Fraktion heute
klipp und klar auf, bereits während der Haushaltsver-
handlungen zum laufenden Haushaltsjahr 2010 eine
aktualisierte mittelfristige Finanzplanung vorzulegen,
damit wir in Deutschland wissen, wohin die Reise geht.


(Beifall bei der SPD)


Ich bin im Übrigen gespannt auf die Anträge aus den
Regierungsfraktionen, insbesondere auf die zahlreichen
Kürzungsanträge aus den Reihen der FDP à la 2009, in
denen zum Beispiel die Streichung der Mittel für die
Stelle eines Parlamentarischen Staatssekretärs


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welchen nehmen wir?)


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(C (D der die Absenkung der Mittel für Dienstreisen, für den eschäftsbedarf und für die Öffentlichkeitsarbeit bean ragt wird. Herr Minister, noch ein Wort zu Ihnen: Tun Sie was! angen Sie mit Ihrem Job wirklich an! Beginnen Sie das egieren! Wir brauchen eine planvolle, konzeptionell irkungsvolle Verkehrsund Baupolitik. Kümmern Sie ich um die Stabilität und die Verstetigung der Infratrukturfinanzierung! Welches Verkehrssystem ist mit elchem Finanzmittelrahmen leistbar? Welche kosteneutralen Effizienzsteigerungen sind möglich? Welche ernetzung der Verkehrsträger schwebt Ihnen vor? Wie teht es um die Verstetigung der ÖPP-Projekte? Wie ist er Stand beim Schienenbedarfsplan? Wie sieht die Prioisierung der Verkehrsinvestitionen aus? Was macht der eue Bundesverkehrswegeplan? Wie geht es mit der armonierung bei der Bahn und beim Transportgewerbe eiter? Wie steht es um die Mautklage der Bundesrepulik Deutschland? uch dazu haben wir am heutigen Morgen nichts gehört. tattdessen machen Sie neue Ankündigungen zum länd ichen Raum. Was macht die Umsetzung der Maßnahen aus dem Masterplan Güterverkehr und Logistik? as macht die Mobilitätsund Kraftstoffstrategie? Ein Wort zum Schluss. (Otto Fricke [FDP]: Was habt ihr uns hinterlassen! – Karl Holmeier [CDU/CSU]: Sie können doch noch nicht am Ende sein!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ch lese in der Süddeutschen vom 19. Januar dieses Jah-
es, es gebe Lohndumping bei der Bahn. Mein ganz
ersönlicher Wunsch lautet: Kümmern Sie sich als Ver-
ehrsminister darum, dass es kein Lohndumping bei der
eutschen Bahn gibt!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701700300

Herr Kollege, Sie müssen bitte zum Ende kommen.


Uwe Beckmeyer (SPD):
Rede ID: ID1701700400

Ich komme zum Schluss, Herr Präsident. – Merken

ie, ich mache mir Sorgen um die Verkehrspolitik in
eutschland.

Zum Schluss frei nach Erich Kästner ein Wort zum
euen Jahr: „Wird es besser, wird es schlimmer?“, fragt
an alljährlich. Seien wir ehrlich: Unser Leben wird bei

ieser Bundesregierung lebensgefährlich.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD – Zurufe von der CDU/ CSU und der FDP: Oh!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701700500

Das Wort hat nun Claudia Winterstein für die FDP-

raktion.






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Claudia Winterstein (FDP):
Rede ID: ID1701700600

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Sehr verehrter Herr Beckmeyer, ich finde Ihre
Aufzählung der Projekte, die noch bearbeitet werden
müssten, schon bemerkenswert und frage mich: Was ha-
ben Sie eigentlich in den letzten zehn Jahren getan?


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Uwe Beckmeyer [SPD]: Viel!)


Ich glaube nicht, dass das alles Themen sind, die plötz-
lich neu zu behandeln sind.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Nichts Neues!)


Sie haben recht, dass dieser Haushalt in manchen Tei-
len bedauerlicherweise noch die Handschrift von Herrn
Tiefensee trägt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie können sicher sein, dass der Haushalt 2011 in dieser
Hinsicht ganz anders aussehen wird.


(Florian Pronold [SPD]: Herr Ramsauer sagt, er hat neue Akzente! Lügt er da?)


Da werden wir entsprechende Schritte einleiten. Als
Haushälterin muss ich auch sagen: Wir können nicht al-
les im Jahre 2010 machen.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Fangen Sie nur an!)


Wir werden länger dafür brauchen, diese Projekte auf
den Weg zu bringen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Einzelplan 12 ist einer der wichtigsten Zukunftshaus-
halte; das hat der Herr Minister schon gesagt. Von den
insgesamt 26,4 Milliarden Euro sind fast 15 Milliarden
Euro Investitionen, so viel wie in keinem anderen Etat.
Der Verkehrshaushalt ist damit von zentraler Bedeutung,
auch für die wirtschaftliche Entwicklung. Leistungsfä-
hige und intelligent vernetzte Verkehrswege bilden die
Grundlage für ein dauerhaftes und stabiles Wirtschafts-
wachstum in diesem Land.

Entsprechend groß sind natürlich auch die Herausfor-
derungen, vor denen die Verkehrspolitik jetzt steht. Die
Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur sind in den
letzten Jahren – da waren auch Sie mit dabei – leider
hinter dem Bedarf zurückgeblieben. Jeder Autofahrer,
der auf der Autobahn im Stau steht, weiß, welchen Mo-
dernisierungs- und Ausbaubedarf wir hier haben. Selbst-
verständlich leidet auch jeder Bahnfahrer unter Verspä-
tungen oder Zugausfällen.

Herr Beckmeyer, fünf SPD-Minister haben sich in
den letzten elf Jahren im Verkehrsministerium versucht.
Keinem ist es gelungen, einen ausreichenden, stabilen
Haushaltsansatz für die Verkehrsinvestitionen zu schaf-
fen; vielleicht bedenken Sie auch das einmal.

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(C (D (Uwe Beckmeyer [SPD]: Schauen Sie doch mal, was Herr Ramsauer gerade eben gesagt hat! – Florian Pronold [SPD]: Können Sie in der Koalition sich auch mal einigen, was nun stimmt?)


ie Bilanz nach elf Jahren sozialdemokratischer Ver-
ehrspolitik lautet nämlich: viel Lärm um nichts.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


eine Damen und Herren, hier steht die neue Koalition
or einer wichtigen Aufgabe: vor der Aufgabe, eine In-
rastruktur zu schaffen, die den Anforderungen eines
odernen Industriestaates im Herzen Europas auch ge-

echt wird.

Als wichtigsten Bereich möchte ich die Straße her-
orheben; denn die Straße ist und bleibt der Verkehrs-
räge Nummer eins. Aktuell nimmt die Straße 88 Prozent
es Personenverkehrs und 82 Prozent des Güterverkehrs
uf. Unsere Autobahnen sind vielfach überlastet, weil
er Ausbau nicht mit dem wachsenden Verkehr Schritt
alten kann.

Und der Verkehr wächst weiter. Bis zum Jahre 2025
ird der Pkw-Verkehr um 16 Prozent zunehmen, der
kw-Verkehr sogar um 80 Prozent. Wir müssen also un-
er Fernstraßensystem ausbauen, und dafür brauchen wir
öhere Investitionen. Daher müssen wir zunächst die
ahlen in der Finanzplanung genau prüfen.

Der Haushalt 2010 – das haben Sie schon gesagt – ist
ufgrund der zusätzlichen Mittel aus den Konjunkturpa-
eten ein Sonderfall. Wir werden in diesem Jahr 5,3 Mil-
iarden Euro in die Straße investieren können. Allerdings
oll dieser Betrag in den nächsten Jahren bis auf 4,8 Mil-
iarden Euro sinken. Unser Ziel muss es sein, die Stra-
eninvestitionen auch mittelfristig bei deutlich über
Milliarden Euro zu verstetigen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ngesichts der schwierigen Situation des Bundeshaus-
altes ist das eine große Herausforderung. Deswegen
üssen wir verstärkt auch über alternative Finanzie-

ungswege nachdenken.

Stichwort Lkw-Maut: Wir wollen endlich Transpa-
enz schaffen und Schluss machen mit dem jahrelangen

autbetrug, dass Teile der Einnahmen aus der Lkw-
aut nicht in Investitionen in die Straße geflossen,


(Zuruf von der SPD: Auch in die Schiene!)


ondern stattdessen im allgemeinen Haushalt versickert
ind.


(Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja ein Ding! Ausgaben für die Schiene sollen „im allgemeinen Haushalt versickert“ sein? – Zuruf von der SPD: Mensch! Das war doch für alle Verkehrsträger gedacht!)


ür 2010 erwarten wir Einnahmen aus der Maut in Höhe
on 4,9 Milliarden Euro; das ist eine große Summe.
ach dem Motto „Straße finanziert Straße“






(A) )



(B) )


Dr. Claudia Winterstein

(Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist der nächste Widerspruch! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! Das ist ja schon wieder ein Widerspruch zu Herrn Ramsauer, der gesagt hat, dass er die Schiene ausbauen will! Was denn nun?)


wollen wir die Einnahmen aus der Lkw-Maut vollstän-
dig in den Straßenbau zurückfließen lassen.


(Ute Kumpf [SPD]: Herr Ramsauer hat doch gerade etwas ganz anderes gesagt! Er will mehr Verkehr auf die Schiene bringen! Was stimmt denn nun? – Weiterer Zuruf von der SPD: Das ist doch ein Vorschlag aus der Mottenkiste!)


Wenn die Einnahmen dort investiert werden, wo sie
erzielt wurden, steigert das auch die Akzeptanz der Lkw-
Maut. Wichtig ist, dass wir für die nächsten Jahre klar
festlegen, welche Summe wir letztendlich in die Straße
investieren wollen.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Wir sind doch bei den Haushaltsberatungen für 2010! Wo steht das denn in Ihrem Haushalt drin, Frau Winterstein?)


Wir wollen mit Haushaltsmitteln in Kombination mit
den Mauteinnahmen eine langfristige Planungs- und
Finanzierungssicherheit und damit auch die Vorausset-
zungen für mehr Wirtschaftswachstum schaffen.


(Florian Pronold [SPD]: Ja, ja! Und wo findet sich das im aktuellen Haushalt oder in der mittelfristigen Finanzplanung?)


Denn mehr Wachstum und mehr Einnahmen aus der
Lkw-Maut bedeuten auch mehr Geld für die Straße.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Als weiteren Schritt wollen wir mehr privates Kapi-
tal für den Straßenbau mobilisieren. In der Vergangen-
heit hat es bereits gute Beispiele für öffentlich-private
Partnerschaften beim Autobahnbau gegeben. Diesen Be-
reich wollen wir weiter ausbauen. Durch die Kombina-
tion dieser Maßnahmen können wir letztendlich höhere
Investitionen in die Straße realisieren.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Wie denn das?)


Wir schaffen so die Voraussetzungen für eine solide
Straßenfinanzierung, die den Anforderungen, die die zu-
künftige Verkehrsentwicklung stellen wird, gerecht wird.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Das haben Sie nicht verstanden! Das muss vom öffentlichen Haushalt zurückgezahlt werden!)


Wir wollen mittelfristig nicht nur erreichen, dass in
der Gesamtsumme mehr Geld in die Verkehrsinfrastruk-
tur fließt, wir wollen die Verteilung der vorhandenen
Gelder auch effektiver gestalten. Dazu gehört die Kon-
zentration auf Infrastrukturschwerpunkte. Bei allen
drei Verkehrsträgern – Straße, Schiene und Wasserstraße –
müssen wir Prioritäten setzen. Ich nenne die wichtigsten

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(C (D unkte: Erhalt muss vor Neubau gehen, damit wir den chleichenden Verlust an Substanz beenden. Wir müssen ringend die Engpässe an wichtigen Verkehrsknoten und auptverbindungen beseitigen. Häfen und Flugdrehreuze brauchen eine gut ausgebaute Hinterlandanbinung. (Beifall bei Abgeordneten der FDP – Uwe Beckmeyer [SPD]: Das ist alles nichts Neues!)


urch Verkehrslenksysteme erreichen wir eine intelli-
ente Vernetzung der Verkehrswege, die dazu beiträgt,
ass der Verkehr auf besonders beanspruchten Straßen
esser fließt.


(Florian Pronold [SPD]: Was heißt das konkret? Was wird zukünftig finanziert und was nicht?)


Auch bei den rechtlichen Rahmenbedingungen gibt es
andlungsbedarf, insbesondere im Planungsrecht. Die
hase der Planung von Verkehrsprojekten nimmt oft viel
u viel Zeit in Anspruch und kostet zu viel; dieses Geld
ehlt dann an anderer Stelle.

Meine Damen und Herren, wir stehen vor einer
chwierigen Phase der Haushaltskonsolidierung. In den
ächsten Jahren muss massiv gespart werden. Dieses
paren darf aber nicht auf Kosten der Infrastruktur ge-
en. Unsere Infrastruktur ist eine Voraussetzung für
irtschaftswachstum und damit für Steuereinnahmen.


(Florian Pronold [SPD]: Das haben Sie doch jetzt schon nicht durchgesetzt! Das ist kläglich gescheitert!)


er Spagat zwischen der Haushaltskonsolidierung auf
er einen Seite und der Finanzierung notwendiger Inves-
itionen auf der anderen Seite ist eine große Herausfor-
erung. Das ist keine leichte Aufgabe; aber ich freue
ich darauf, diese Herausforderung gemeinsam mit der
oalition anzupacken.

Danke.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701700700

Das Wort hat Roland Claus für die Fraktion Die

inke.


(Beifall bei der LINKEN)



Roland Claus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701700800

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Die Linke steht für eine Verkehrs-, Bau- und
tadtentwicklungspolitik, die Mobilität und urbanes Le-
en stets aus der Perspektive sozialer Verantwortung und
emokratischer Teilhabe aller an den Leistungen der öf-
entlichen Daseinsvorsorge betrachtet.


(Beifall bei der LINKEN)


Das ist der Maßstab, den wir an den – das ist schon
rwähnt worden – größten Investitionsetat des Bundes
nlegen. Ich kann und will nur einige wenige Schwer-
unkte näher beleuchten. Zunächst, meine Damen und






(A) )



(B) )


Roland Claus
Herren, möchte ich Sie daran erinnern, dass wir bei die-
sem Etat über viele Jahre hinweg immer auch über
Ostdeutschland gesprochen haben, weil der Bundesver-
kehrsminister früher auch der Beauftragte der Bundes-
regierung für die neuen Bundesländer war. Diese Zu-
ständigkeit – das ist uns nicht verborgen geblieben – hat
jetzt zum Bundesinnenministerium gewechselt. Ich will
aber eines für die Fraktion Die Linke klarstellen: Wir
werden das Thema der neuen Bundesländer, das Thema
Ostdeutschland, auch bei diesem Etat zur Sprache brin-
gen.


(Beifall bei der LINKEN)


Es handelt sich bei diesem Etat um einen Infrastruktur-
etat. Unser Verständnis von moderner Verwaltung bein-
haltet die Überlegung, dass es Sinn machen würde, das
Bundeswirtschaftsministerium und das Ministerium für
Landwirtschaft in diesen Etat zu integrieren und in der
Tat eine vernünftige Bundesverwaltung aus einer Hand
zu schaffen. Dann, Herr Minister Ramsauer, würde Ihr
plausibles Engagement für die ländlichen Räume – das
wir durchaus unterstützen – wesentlich mehr Sinn ma-
chen. Ich will daran erinnern, dass die Bundeskanzlerin
am Mittwoch in ihrer Erklärung einen bedeutungsschwe-
ren Satz zu Ostdeutschland gesagt hat. Sie sagte – ich
darf das wiederholen –, dass

… die strukturellen Probleme der neuen Bundeslän-
der … andere sind als in den alten Bundesländern.

Daran ist natürlich nichts falsch; aber wenn statt einer
klaren Analyse so ein Satz kommt, ist das nichts anderes
als dünne Suppe.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir haben darauf aufmerksam zu machen, dass die
Situation in den neuen Bundesländern tatsächlich gravie-
rende Unterschiede zu der in den alten Bundesländern
aufweist: doppelt so hohe Arbeitslosigkeit, eine Niedrig-
lohnquote, die doppelt so hoch wie die in den westlichen
Bundesländern ist, und die Tatsache, dass zusammenge-
nommen die 100 größten ostdeutschen Unternehmen
nicht die Hälfte der Leistungskraft von Daimler errei-
chen und es im Osten nicht eine einzige große Konzern-
zentrale gibt. Dies alles sind unhaltbare Zustände, die bei
einer vernünftigen und zukunftsfähigen Infrastruktur-
politik verändert würden.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich erläutere das an einem Beispiel: Im Einzelplan 12
ist der Stadtumbau Ost als eine fortzusetzende Aufgabe
enthalten, was wir begrüßen. Wir begrüßen auch, dass
nunmehr ein Stadtumbauprogramm West aufgelegt
wurde. Aber wir vermissen schmerzlich, dass jahrelang
gewonnene Erfahrungen beim Stadtumbau Ost ir-
gendeine Anwendung beim Stadtumbau West finden.
Verdammt noch mal, wozu sind denn diese Erfahrungen
gemacht worden? Wenn man im Westen wenigstens die
Courage hätte, zu sagen, wir wollen einmal gucken, was
die Ossis mit unserem teuren Geld alles falsch gemacht
haben, damit wir die Fehler nicht wiederholen, dann
wäre dies schon ein Schritt. Aber nicht einmal das findet
statt.

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(C (D eshalb hat unsere Fraktion gemeinsam mit den Fraktioen in den Landtagen ein Leitbild „Ostdeutschland 020“ erarbeitet, in dem wir, nachdem wir festgestellt aben, dass der Aufbau Ost als Nachbau West gescheiert ist, die künftigen Entwicklungspfade, eine neue Enticklungslogik im Sinne eines sozialökologischen Umaus beschrieben haben. Wir haben stets das Gebäudesanierungsprogramm nterstützt. Es ist gut für das Klima und für das Bauandwerk. Unverständlich ist nur, Herr Minister, warum ie im Etat eine Kürzung vorgenommen haben. Ich erinere nur daran, dass die Linke stets Mittelerhöhungen ür dieses Programm gefordert hat. Die unterschiedlihen Koalitionen haben diese Erhöhungen zwar jeweils bgelehnt, im Faktischen jedoch vollzogen. Ich erzähle hnen das nicht aus Besserwisserei, sondern um kenntich zu machen, dass man aus der Opposition heraus urchaus Veränderungen erzielen kann und dass, liebe enossinnen und Genossen in der SPD, Opposition icht Mist ist. Ich hoffe, dass der Satz von Müntefering uch nicht mehr gilt. (Beifall bei der LINKEN – Florian Pronold [SPD]: Wir regieren lieber!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Erstaunt hat mich, dass die Bundesregierung jetzt ein
rogramm in Auftrag gegeben hat, sogenannte Giga-

iner zu testen. Das sind Lkw mit Überlänge und Über-
ewicht. Die Bundesregierung hat hier nichts begriffen.
ie Zukunft des internationalen Handels liegt doch nicht
arin, den Warenhandel immer mehr explodieren zu las-
en. Die Zukunft des internationalen Handels liegt in ei-
em Handel mit Technologie und Know-how. Gerade
ie für Verkehr zuständigen Berichterstatterinnen und
erichterstatter des Haushaltsausschusses haben sich
eltweit die Dimension von explodierenden Häfen an-
eschaut. Dies ist keine vernünftige und zukunftsfähige
erkehrspolitik, Herr Bundesverkehrsminister.


(Beifall bei der LINKEN)


Auch ich mahne an, dass noch immer die Mittel aus
em Schiedsverfahren um die Maut ausstehen. Da geht
s nicht um Pillepalle, sondern um mehrere Milliarden.
ir sehen nicht ein, dass die Unternehmen, die dem
und diese Milliarden schulden, an anderen Stellen im
tat 2010 wiederum Subventionsempfänger sind.


(Beifall bei der LINKEN – Florian Pronold [SPD]: Vielleicht haben sie etwas gespendet!)


Herr Bundesminister, wegen der vielen Investitions-
ittel würden wir Ihrem Etat herzlich gerne zustimmen.
ber wir müssen an ihm noch viel verändern, und wir
üssen auch den Investitionsbegriff neu denken. Bis-

ang beweist Ihr Etat nur eines: Die Bundesregierung
ann nicht mit Geld umgehen, schon gar nicht mit viel
eld.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701700900

Das Wort hat nun Anton Hofreiter für die Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen
und Kollegen! In den beiden Reden der Vertreter der Ko-
alition wurde wunderschön dargelegt, wo eigentlich die
Probleme in diesem Bereich liegen. Der Herr Minister
hat sich darüber aufgeregt, dass man davon spreche, dass
er nur über die Schiene redet. Ja, er redet über die
Schiene. Es ist ja schön, dass er über die Schiene redet.
Aber davon wird in diesem Bereich nichts besser. Man
muss seine Eigentümerfunktion wahrnehmen, die Pro-
bleme in dem Unternehmen in den Griff bekommen, das
entsprechende Geld bereitstellen und die entsprechenden
Prioritäten setzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dann kam die Vertreterin der FDP – das ist eigentlich
der Koalitionspartner – zu Wort. Sie hat festgestellt, dass
dem Schienenbereich, zu dem sich der Minister gerade
selbst dafür gelobt hat, dass er so viel dafür machen will,
massiv die Mittel gekürzt werden sollen.


(Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Das hat er doch gar nicht gesagt! Sie müssen zuhören!)


Sie hat sogar eine spannende Formulierung dafür ge-
braucht. Sie hat davon gesprochen, dass die Mautmittel
bisher versickert seien. Ich kann Ihnen erläutern, wohin
diese Mittel versickert sind.


(Dr. Claudia Winterstein [FDP]: In den allgemeinen Haushalt!)


– Sie sind nicht im allgemeinen Haushalt versickert. Als
Haushälterin sollten Sie eigentlich den Haushalt besser
kennen. Sie sind vielmehr zu einem bestimmten Teil von
etwa 38 Prozent in den Schienenbereich geflossen.


(Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Nein! Aber Sie sind kein Haushälter! Sonst würden Sie nicht so einen Unsinn reden!)


Der Rest ist den Bundeswasserstraßen zugeschlagen
worden.


(Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Das ist doch gar nicht wahr!)


Sie können Investitionen in die Schiene als Versi-
ckern bezeichnen.


(Patrick Döring [FDP]: Er will es nicht begreifen!)


Das passt zur Ideologie der FDP.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Noch besser passt das Wort Versickern im Zusammen-
hang mit den Bundeswasserstraßen. Da kann man wirk-
lich sagen: Das Geld versickert.

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(C (D Wie gesagt, es passt zur Ideologie der FDP, die nie erstanden hat, welche Bedeutung die Schiene für den limaschutz, die Mobilität und viele andere Bereiche at. (Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Erklären Sie es!)


ch kann das auch verstehen. Wenn man die Perspektive
on Hoteliers, Wohlhabenden oder Besserverdienenden
innimmt und aus einem Porsche Cayenne nach außen
lickt, dann braucht man wahrscheinlich die Schiene
icht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Ute Kumpf [SPD]: Nichts gegen Porsche Cayenne! – Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Das ist ja so platt!)


Regen Sie sich nur auf! Dann weiß man, dass man ins
chwarze getroffen hat.


(Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Ich rege mich gar nicht auf! Ich amüsiere mich nur!)


In diesem Land haben nur 50 Prozent aller Menschen
äglich Zugang zum Auto. Man könnte jetzt einwenden,
ass auch kleine Kinder dazuzählen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Dummes Geschwätz da vorne!)


ber auch wenn man sich auf diejenigen beschränkt, die
ewusst mobil sein wollen, dann ist ihr Anteil immer
och erheblich. Nur 50 Prozent aller Menschen haben
äglich Zugang zum Auto. Alle anderen sind auf andere
erkehrsmittel angewiesen.


(Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Deswegen geben wir dafür auch 4,5 Milliarden Euro aus!)


as heißt, Sie erreichen Mobilität für alle nur dann,
enn Sie alle Verkehrsmittel vernünftig ausbauen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Dafür bekommen sie ja auch ihr Geld!)


Damit kommen wir zum Kernproblem dieses Minis-
ers und seines Ministeriums. Das Wort Ankündigungs-
inister ist schon gefallen. Es wird amüsant, zu be-

bachten, was in den nächsten Wochen kommen wird.
uerst wurde die Pkw-Maut durch ein Interview hochge-
oppt, das der Minister angeblich aus Versehen gegeben
at. Als nächstes wurde plötzlich ein riesiges Wachstums-
rogramm für die Schiene hochgepoppt. Dazu sagen der
igene Koalitionspartner und der Finanzminister, dass
ar kein Geld dafür vorhanden ist. Dann wird bekannt,
ass die DB AG schon weiß, dass wichtige Projekte
icht vor 2025 zu Ende gebracht werden, weil kein Geld
afür da ist.

Dann kam – das ist schon wieder lustig und termin-
ich pikant – am Tag der Deutschen Einheit ein Aufbau-
rogramm West ins Gespräch, von dem kein Mensch
eiß, wie es konkret aussehen soll. Man hat das Gefühl,
iese Ministeriumsleitung agiert völlig losgelöst von ih-






(A) )



(B) )


Dr. Anton Hofreiter
ren eigenen Fachleuten. Entsprechend konzeptlos han-
delt sie.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Diese Konzeptlosigkeit ist für einen Oppositionsab-
geordneten amüsant. Dieses Ministerium ist aber – das
war einer der wenigen Punkte, in denen der Minister
recht hat – von zentraler Bedeutung sowohl für die Wirt-
schaft unseres Landes als auch für den Klimaschutz. Es
ist auch zentral wichtig für die Teilhabe der Menschen.
Um an der modernen Gesellschaft teilhaben zu können,
muss man mobil sein. Nicht jeder hat aber ein Auto.

Wenn man das berücksichtigt, dann ist die Konzeptlo-
sigkeit bitter. Sorgen Sie für eine vernünftige Prioritäten-
setzung im Straßenbereich, damit nicht irgendwelche un-
sinnigen Umgehungsstraßen finanziert werden!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Patrick Döring [FDP]: Das machen wir doch!)


Hören Sie auf, Milliarden in Schienenprojekte zu ste-
cken, zu denen Ihnen die Bahn, zumindest unter vier Au-
gen, sagt, dass sie Unsinn sind, Stichwort Stuttgart 21!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Setzen Sie auf vernünftige Mobilitätskonzepte, die
Mobilität für alle garantieren! Das wäre ökologisch und
sozial gerecht. Dann würden wir Sie unterstützen.

Danke.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701701000

Das Wort hat nun Arnold Vaatz für die Fraktion der

CDU/CSU.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1701701100

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Der Verkehrsetat ist in diesem Jahr relativ kom-
fortabel ausgestattet. Mit 11,8 Milliarden Euro – das gilt
teilweise auch noch für 2011 – sind beachtliche Investi-
tionen möglich. Aber in den folgenden Jahren wird es
eine echte Herausforderung geben. Diese müssen wir
meistern.


(Florian Pronold [SPD]: Wo steht die mittelfristige Finanzplanung?)


Wir wollen und werden die Vorgaben der Schulden-
bremse des Grundgesetzes und des Europäischen Stabili-
täts- und Wachstumspakts einhalten, und zwar aus tiefer
Überzeugung. Wir erwarten dabei aber auch die Unter-
stützung derjenigen, die in den letzten Jahren mit uns ge-
meinsam diese Politik eingeleitet haben.


(Florian Pronold [SPD]: Warum schreiben Sie dann nichts in die mittelfristige Finanzplanung?)


Dazu zählt auch die mittelfristige Finanzplanung. Sie
ist ursprünglich ein Werk der Großen Koalition und wird

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(C (D m Wesentlichen fortgeschrieben. Ich erwarte, dass Sie u Ihren Worten, die Sie Anfang bzw. Mitte letzten Jahes gesagt haben, heute noch stehen und sich daran erinern, was Sie gemeinsam mit uns in der Großen Koaliion vertreten haben. Nur auf dieser Ebene kann man ine seriöse und glaubwürdige Politik machen! Die Leistungsfähigkeit der Infrastruktur ist zwar icht die einzige, aber eine der Kernvoraussetzungen für ie Fortschreibung unseres Status als Gesellschaft. An ieser Tatsache wird sich auch in den kommenden Jahen nichts ändern. Deshalb müssen wir in finanziell chwierigen Zeiten die notwendige Planungsund inanzierungssicherheit für eine leistungsfähige Infratruktur schaffen. Nun glaube ich allerdings nicht, dass in Sparzwang in jedem Fall etwas Schlechtes ist. Er ietet auch Chancen, weil er uns von eingefahrenen leisen herunterstößt und zwingt, neue Wege zu finden. azu haben Verkehrspolitiker schon lange bestimmte orstellungen. Es ist jetzt notwendig, die sinnvollen Vortellungen zu erkennen und tatsächlich umzusetzen. Ein Beispiel sind vom Staatshaushalt unabhängigere inanzierungskreisläufe. Frau Winterstein, Sie haben eispielsweise gesagt: Straße finanziert Straße. – Wir haen dazu Instrumentarien, die eigentlich nur weiterentickelt werden müssen. So können Verkehrsprojekte urch die Weiterentwicklung der VIFG (Florian Pronold [SPD]: Was ist denn VIFG? Können Sie das übersetzen?)


die kennen Sie doch – und die Nutzung ihrer Kredit-
ähigkeit reibungsloser durchfinanziert werden. Dann
önnen zum Beispiel die Schwankungen bei den Maut-
innahmen besser ausgeglichen werden und müssen Ver-
ehrsprojekte nicht mehr gestoppt werden, wenn es
aushaltsvollzugsbedingte Engpässe gibt.

Auch klare Kriterien für die Priorisierung von
nvestitionsprojekten sind notwendig, weil uns das zu
iner verkehrsträgerübergreifenden Betrachtungsweise
ührt. Herr Hofreiter, ich verstehe Ihre Kritik in diesem
usammenhang überhaupt nicht. Es ist gerade ein Kenn-
eichen unserer Politik, dass wir die Verkehrsträger nicht
egeneinander ausspielen wollen.


(Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch!)


ir wollen vielmehr zu einer integrierten Betrachtungs-
eise kommen, die es uns ermöglicht, eine ganzheitliche
urchdringung unserer Verkehrsinvestitionen vorzuneh-
en und auf diese Weise eine klare Bedarfsorientierung,

ie alle Verkehrsträger einbezieht, zustande zu bringen.
um Bedarf gehören neben dem Neubau die Investitio-
en in den Infrastrukturbestand. Notwendige Erhal-
ungsinvestitionen, die aus Geldmangel unterbleiben, er-
eugen natürlich Substanzverlust. Der Verzicht auf eine
rhaltungsinvestition kann daher wesentlich teurer kom-
en als die Investition selber.

Obwohl Sparzwänge nicht immer schlecht sind, muss
an in den Haushaltsdebatten der nächsten Jahre auch

anach fragen, ob es wirklich immer richtig ist, dass
aushaltskonsolidierung mehr oder weniger regelmäßig






(A) )



(B) )


Arnold Vaatz
bedeutet, dass das Verhältnis konsumtiver Ausgabetitel
zu investiven Ausgabetiteln zulasten der investiven ver-
schoben wird. Auch bei konsumtiven Titeln muss in Zu-
kunft die Bedarfsfrage erlaubt sein.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Florian Pronold [SPD]: Was heißt das? Wollen Sie jetzt die Renten kürzen? – Gustav Herzog [SPD]: Bitte werden Sie konkret!)


Die Orientierung am Bedarf ist es schließlich auch,
die diese Debatte – Herr Claus hat es erwähnt – zum
Thema Aufbau Ost versus Nachholbedarf West versach-
licht und schließlich erübrigt. Herr Claus, Sie haben be-
klagt, dass wir dieses Mal über das Thema Aufbau Ost
nicht schwerpunktmäßig im Zusammenhang mit dem
Haushalt des Verkehrsministeriums reden. Dieses
Thema ist jetzt beim Innenministerium angesiedelt. Das
hängt damit zusammen, dass die strukturellen Unter-
schiede in West und Ost von Jahr zu Jahr immer weniger
ausschließlich infrastrukturbedingt sind,


(Florian Pronold [SPD]: Sondern?)


sondern mittlerweile ist dieses Thema weitaus komple-
xer geworden.

Wir müssen nicht nur über die strukturellen Differen-
zen im Verkehrsbereich reden. Aber gerade im Verkehrs-
bereich ist es so: Wenn beispielsweise das Kriterium der
Raumwirksamkeit und damit die Erschließungswirkung
für ländliche Räume mit einem hohen Stellenwert in die
Bedarfsklärung eingeht, dann ist das in Ost und West be-
deutsam. Ländliche Räume zu entwickeln – das wissen
wir alle –, ist sehr schwierig. Beispielsweise bei der
Standortwahl für ein eigenes Haus spielt die schnelle Er-
reichbarkeit des nächsten urbanen Zentrums mit Arbeits-,
Freizeit- und Funktionsangeboten oft eine zentrale
Rolle. Gebiete, die schlecht an diese Zentren angebun-
den sind, werden ausgedünnt. Das führt anderswo zu den
sogenannten Speckgürteln um die urbanen Zentren. Wer
dem entgegenwirken will, muss schnell handeln und zur
praktischen Umsetzung beitragen. Deshalb ist es so
wichtig, dass Peter Ramsauer seine Initiative für den
ländlichen Raum so schnell angekündigt hat.


(Florian Pronold [SPD]: Angekündigt!)


Von dieser Ankündigung geht das Signal aus, dass wir
etwas tun werden.

Die größte Erfolgsgeschichte der jüngeren deutschen
Verkehrsinfrastrukturpolitik schrieben die Anfang der
90er-Jahre unter der Federführung von Günther Krause
konzipierten Verkehrsprojekte „Deutsche Einheit“.
Aber eine Verkehrspolitik, die lebt und auf die Zeichen
der Zeit reagiert, muss auch heute zu Entwürfen dieser
Dimension in der Lage sein, wenn sie nötig sind. Sie
sind nötig, denn die europäische Einigung ermöglicht
uns eine alpenquerungsfreie Meer-zu-Meer-Verbin-
dung von Nord- und Ostsee zur Adria. Diese wird es si-
cherlich auch ohne Zutun Deutschlands bzw. des Deut-
schen Bundestages geben. Die Frage ist aber, ob sie dann
durch unser Land führt.

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(C (D Ich halte es daher für unabdingbar, genau dafür zu treiten. Unsere Seehäfen müssen mit den Seehäfen Südsteuropas durch eine hochleistungsfähige Schienentrecke verbunden werden. Das verändert nicht nur die uropäischen Handelsströme grundlegend. Auch die undeshauptstadt und Ostdeutschland werden durch ine solche neue Lebensader strukturell so ertüchtigt, ie es mit staatlichen Förderinstrumenten nie erreicht erden kann. (Florian Pronold [SPD]: Sie wollen Seehäfen per Schiene verbinden?)


er bisherige Verkehrsminister hat die Dimension dieser
rage erst erkannt, als es zu spät war. Damit wird es jetzt
ür die Einbeziehung dieses Projektes in die TEN-Revi-
ion eng.

Auch an anderer Stelle muss Peter Ramsauer eine
iemlich ärgerliche Hinterlassenschaft schultern. Der
hef der Deutschen Bahn – ich komme gleich zum
chluss – hat vor kurzem im Verkehrsforum auf die er-
ebliche Diskrepanz zwischen den Wettbewerbsbedin-
ungen von auswärtigen Anbietern im deutschen Schie-
ennetz und denen der einheimischen Deutschen Bahn
eispielsweise im französischen Schienennetz hingewie-
en. Da muss Wettbewerbsgleichheit hergestellt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Florian Pronold [SPD]: Die Mehrwertsteuer für Schlafwagen senken!)


Das haben Sie nicht nur in der letzten Legislatur-
eriode versäumt, sondern das haben Generationen von
ozialdemokratischen Verkehrsministern versäumt. Ich
abe großes Vertrauen in Peter Ramsauer, dass er das
ormat hat, unseren französischen Freunden zu zeigen,
ass hier Gleichberechtigung zu herrschen hat und dass
an mit uns so nicht umgehen kann. Im Übrigen bin ich

er festen Überzeugung: Es wird uns gelingen, an den
roßen Entbürokratisierungsansatz, den Günther Krause
nfang der 90er-Jahre verfolgt hat, wieder anzuknüpfen.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701701200

Herr Kollege, Sie müssen zum Schluss kommen.


Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1701701300

Ein Satz noch. – Uns wird es gelingen, Verfahrensbe-

chleunigungen festzulegen, mit denen unsere geplanten
erkehrsprojekte schneller realisiert werden können.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701701400

Das Wort hat nun Johannes Kahrs für die SPD-Frak-

ion.


Johannes Kahrs (SPD):
Rede ID: ID1701701500

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Sehr geehrter Herr Minister Ramsauer, ich
abe Ihre Rede mit großer Freude gehört. Sie haben dar-
estellt, dass Sie einen Etat übernommen haben, der gut
ufgestellt ist. Sie haben hier mit Zahlen erläutert, wie






(A) )



(B) )


Johannes Kahrs
viel Geld für Investitionen zur Verfügung steht. Sie hät-
ten sich an dieser Stelle fairerweise bei Wolfgang
Tiefensee und Peer Steinbrück bedanken können.


(Beifall bei der SPD – Zuruf des Abg. Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU])


Ihr Etat ist im Rahmen der Großen Koalition aufgestellt
worden. Kollege Fischer, ich gebe zu: Ihr Beitrag in der
ganzen Geschichte war nicht unwesentlich. Aber so ist
das bei Hamburgern: Sie werden immer gebraucht.

Im Ergebnis ist es so – wir alle wissen es –: Dieser
Etat ist hervorragend aufgestellt; in den nächsten Jahren
wird es allerdings schlechter. Wir wissen auch, warum es
schlechter wird: Diese Koalition und die drei Parteien,
die sie tragen, verfolgen unterschiedliche Ziele. Wer die
Kollegin Winterstein gehört hat, der weiß, dass sie
möchte, dass möglichst viel auf der Straße transportiert
wird. Minister Raumsauer hat gesagt, für ihn sei die
Schiene der Schwerpunkt. Wie das bei weniger Geld zu-
sammengehen soll, werden wir alle erleben. Die Kolle-
gin Winterstein hat gefordert, sämtliche Mauteinnahmen
in den Bereich Straße zu investieren. All das kann man
diskutieren. Die Frage ist nur, Frau Kollegin
Winterstein: Was passiert, wenn Ihr Minister an seinem
Schwerpunkt festhält? Wenn er das tut, wird für den Be-
reich Straße deutlich weniger Geld da sein. Sie sollten
sich in der Koalition einmal darüber unterhalten, was Sie
eigentlich wollen. Ich glaube, das wäre zielführend.
Kurz gesagt: Tiefensee gut, Steinbrück gut, und ob
Ramsauer gut, werden wir sehen.


(Beifall bei der SPD)


Wie geht es mit dem Haushalt weiter? Die Konjunk-
turpakete, die wir in der Großen Koalition geschnürt
haben, fallen weg. Das von Ihnen verabschiedete Wachs-
tumsbeschleunigungsgesetz hat überhaupt keine posi-
tiven Auswirkungen, schon gar nicht auf den Verkehrs-
haushalt, eher im Gegenteil. Herr Schäuble hat
angekündigt, überall zu sparen. Herr Vaatz hat eben er-
klärt, dass beim Verkehrsetat Bahn nicht gespart werden
dürfe; das einzusparende Geld müsse woandersher kom-
men. Wir alle sind auf das Ergebnis gespannt.

Was die Mauteinnahmen angeht, wissen wir schon
jetzt: Sie sinken. Dazu kommt eine Haushaltssperre in
diesem Bereich. Das heißt, wir haben weniger Geld. Der
Minister will nicht nur brav das abarbeiten, was die
Große Koalition, was Peer Steinbrück und Wolfgang
Tiefensee ihm hinterlassen haben, sondern er will auch
viele neue Versprechungen erfüllen. Die Frage ist nur,
Herr Minister: Woher wollen Sie das Geld nehmen?
Heute sind hier schon einige Vorschläge gemacht wor-
den. Es ist angeregt worden, ÖPP, also Public-Private
Partnership, zu fördern. Man schaut also, wie man eine
Fremdfinanzierung zustande bringt.

Ich kann Ihnen sagen: Das sind nichts anderes als
Schattenhaushalte. Ich glaube, das ist genau das, was wir
heute überhaupt nicht mehr sehen können und wollen:
Gewinne werden privatisiert, die Verluste werden sozia-
lisiert. Davon haben die Menschen die Schnauze gründ-
lich voll. Das ist kein Ausweg, um Ihre Versprechungen
wahrzumachen. Dadurch würden zukünftige Generatio-

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(C (D en belastet. Das wird nicht funktionieren. Das machen ir nicht mit. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Herr Minister, Sie haben am Anfang dieser Legislatur
avon gesprochen, dass Sie neben der LKW-Maut die
inführung einer PKW-Maut erwägen. Ich möchte an-
erken: CDU, CSU und FDP waren immer gegen die
kw-Maut. Sie haben stets gesagt: Wenn wir könnten,
ürden wir diese Maut abschaffen. Sie haben uns durch
ahlkämpfe gejagt; Sie haben uns rechts und links ge-

chlagen. Ich habe mit großem Vergnügen diesen Koali-
ionsvertrag gelesen: Von Abschaffung der Lkw-Maut
teht darin nichts. Die FDP hält also nichts von dem, was
ie ihrer Klientel immer versprochen hat. Ausnahms-
eise hat die FDP etwas versprochen und nicht gehalten.
as heißt: Die Lkw-Maut bleibt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Florian Pronold [SPD]: Die warten noch auf die Spende!)


etzt kann man sich einmal darüber unterhalten, wo; aber
o ist das im wahren Leben.

Der Minister hat am Anfang dieser Legislaturperiode
ie Pkw-Maut angesprochen. Es gab dann viel Hin und
er. Herr Minister Ramsauer, ich würde von Ihnen gern

inmal die klare Ansage hören, dass die Pkw-Maut in
ieser Legislaturperiode nicht kommt.


(Beifall bei der SPD)


ie reden über den ländlichen Raum, Sie reden davon,
ass man die Bürger nicht mehr belasten darf. Machen
ie doch einmal eine klare Ansage zur Pkw-Maut! Wir
ollen nicht immer dieses Geschwurbel und dieses
roße Gerede, bei dem nachher nichts herumkommt,
ondern eine klare Ansage, etwas Verbindliches, am bes-
en in einem Interview, das nicht widerrufen wird. Viel-
eicht machen Sie sogar, wenn Sie tapfer sind, vor dem
eutschen Volk in diesem Hohen Hause eine klare An-
age, die man dann auch im Protokoll nachlesen kann.
ann haben wir alle viel Spaß – vorausgesetzt es bleibt
abei – und glauben Ihnen auch.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Der eine oder andere Kollege hat die – ich muss es
blesen; ich habe das wirklich noch nicht gelernt –
erkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaft, die
IFG, erwähnt.


(Heiterkeit bei der SPD – Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Wie heißt das?)


ls Haushälter wird mir bei dieser Geschichte einfach
chlecht.


(Beifall des Abg. Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


s kann doch wohl nicht wahr sein, dass wir hier einen
eiteren Schattenhaushalt aufmachen wollen, mit dem

rgendwelche Träume befriedigt, irgendwelche Pläne






(A) )



(B) )


Johannes Kahrs
umgesetzt werden sollen, für die aber die zukünftigen
Generationen zahlen müssen. Das ist doch absurd!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Patrick Döring [FDP]: Das ist kein Schattenhaushalt!)


Diese Geschichte kann nicht kommen, wird mit uns
nicht kommen und ist in der Sache falsch.

Ich bin ein Anhänger der Kameralistik. Ich habe das
am Anfang für eine ganz langweilige, schnarchnasige
Veranstaltung gehalten, bei der am Ende alles behindert
wird. Viele Banker, Finanzberater und andere haben uns
gesagt, dass es doch kreative Möglichkeiten gibt, Geld
herbeizuzaubern, um so Dinge zu finanzieren, die wir
alle wollen. Solche kreativen Möglichkeiten wünscht
man sich auch im privaten Haushalt. Da geht man zu ei-
nem großen Konzern, kauft und zahlt erst 48 Monate
später, das Ganze am besten zinsfrei. Das ist aber nur ein
Verschieben des Elends. Das kann es nicht geben, das
soll es nicht geben, und das wird es mit uns nicht geben.

Deswegen gilt: Kameralistik ist vielleicht langweilig,
aber ehrlich und transparent, und das schätzen wir Haus-
hälter.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Frau Winterstein, überlegen Sie sich einmal, in welchem
Ausschuss Sie sind!


(Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Im Haushaltsauschuss!)


Daran sollten wir uns immer halten. Schöne Geschichte!

Lassen Sie mich am Ende noch Folgendes sagen: Sie
haben ein paar Schwerpunkte aufgeführt. Das alles
finde ich richtig und wichtig. Ich hielte es für gut, wenn
ein Schwerpunkt auf der Sanierung der Straßen läge.
Von mir aus können Sie auch nachts und feiertags bauen,
Hauptsache, Sie bekommen es irgendwann einmal gere-
gelt. Gigaliner und 60-Tonner braucht kein Mensch;
sonst wird es auch mit der Sanierung nichts.

Als Hamburger darf ich einmal sagen, was für die ma-
ritime Wirtschaft wichtig ist – der Kollege Beckmeyer
aus Bremen hat das freundlicherweise nicht ganz so
deutlich gesagt –: Der Ausbau der Hinterlandanbindung
ist unverzichtbar und wird von uns weiterverfolgt. Ich
nenne die Y-Trasse, den Elbausbau Richtung Magdeburg
und die Elbvertiefung. Otterndorf darf man nicht ganz
vergessen – das gestehe ich den Niedersachsen zu –; da
muss die Deichsicherheit gewährleistet sein. Das alles ist
richtig, das ist wichtig, das ist gut. Dafür werden wir
kämpfen.

Glück auf!


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701701600

Das Wort hat nun Sebastian Körber für die FDP-Frak-

tion.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! eine sehr verehrten Damen und Herren! Viele Aspekte urden in der heutigen Debatte schon angesprochen. eine Kollegin Frau Dr. Winterstein hatte für meine raktion bereits Ausführungen zum Verkehrsbereich geacht und das auch erklärt. Herr Kollege Hofreiter, Herr ollege Kahrs, ich bin davon überzeugt: Sie verstehen igentlich, um was es hier geht. Sie kennen die Hinterründe. Sie haben das alles verstanden. Wer zuhört, ist ier klar im Vorteil. Ich werde mich auf den Bereich „Bau und Stadtenticklung“ konzentrieren durch die Zwischenrufe wird es leider auch nicht beser –, dem die FDP und diese Koalition eine große Beeutung beimessen. Herr Minister Ramsauer, Sie haben ei Ihrer Vorstellung im Ausschuss als neuer Ressortchef usdrücklich darauf hingewiesen, dass Sie sich nicht nur ls Verkehrs-, sondern explizit auch als Bauminister vertehen, und damit bereits zu Beginn einen, wie ich finde, ichtigen Akzent gesetzt. Vielen Dank dafür. Zentrales Ziel der Politik der Koalition im Bereich on Wohnungswesen und Städtebau ist neben einer eordneten städtebaulichen Entwicklung – rund 2 Miliarden Euro werden wir in diesem Jahr dafür ausgeben – ie Versorgung der Bevölkerung mit bedarfsgerechtem nd vor allem bezahlbarem Wohnraum. Die Kopplung er Stadtentwicklung mit wohnungspolitischen Fragen st dabei unabdingbar. Der Stadtumbau, die Infrastrukurentwicklung, die regionale Wirtschaftsförderung und oziale sowie ökologische Programme müssen stärker iteinander verzahnt werden. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Sebastian Körber (FDP):
Rede ID: ID1701701700

(Zurufe von der SPD)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Man muss an dieser Stelle einräumen: In Deutschland
erden derzeit im Blick auf die Zahl eindeutig zu wenig
ohnungen neu gebaut, ganz zu schweigen von der Ei-

enheimquote. Hier sind wir Schlusslicht in Europa.
ier besteht akuter Handlungsbedarf.

Zu den großen Herausforderungen im Wohnungsbe-
tand zählt, wie ich als Architekt aus der Praxis weiß, die
ltersgerechte Anpassung im Zuge des demografischen
andels. Es muss eine Selbstverständlichkeit sein, ge-

ade im Neubaubereich weitestgehend barrierefrei zu
auen. Für den Wohnungsbestand benötigen wir aller-
ings differenzierte Herangehensweisen, da dort unter-
chiedliche bauliche Voraussetzungen vorliegen. Trotz-
em: Der Abbau von Barrieren ist ein wichtiger Aspekt
er Wohnungsbaupolitik, ist aber auch in öffentlichen
ebäuden wie etwa in Bahnhöfen wichtig. Dieses
hema wird uns noch länger beschäftigen.

Meine Damen und Herren, dass Wirtschaft und Um-
elt keine Gegensätze sind, wird bei unserem Etat ganz
onkret sichtbar. Wir wollen Mobilität und Wohnen en-
rgieeffizienter machen, um den CO2-Ausstoß wirksam
nd dauerhaft zu senken. Nachhaltiges und energieeffi-
ientes Bauen ist damit praktizierter Klimaschutz. Im






(A) )



(B) )


Sebastian Körber
Koalitionsvertrag wurde zu Recht festgeschrieben, dass
das CO2-Gebäudesanierungsprogramm wirkungsvoll
ausgestaltet werden soll, um die derzeitige Sanierungs-
quote zu steigern.

Es gibt in Deutschland bereits zahlreiche Unterneh-
men der Wohnungswirtschaft, die hocheffiziente Ge-
bäude bis hin zu sogenannten Passivhäusern bauen. Ich
kenne aus meiner Heimat Forchheim und meinem Wahl-
kreis Bamberg einige ermutigende Beispiele im privaten
und öffentlichen Bereich: Das erste Passivhaus-Hallen-
bad Europas entsteht zum Beispiel gerade in Bamberg
und ist zu Recht 2009 vom Bundeswirtschaftsminister
für sein ökologisches Konzept ausgezeichnet worden.

Allein im letzten Jahr wurden die Verbraucher bun-
desweit durch die Maßnahmen des CO2-Gebäudesanie-
rungsprogramms in Form von Heizkosteneinsparungen
um über 600 Millionen Euro entlastet. Mit den Förder-
mitteln wurden rund 550 000 Wohnungen saniert oder
energieeffizient neu errichtet und Investitionen von rund
20 Milliarden Euro angestoßen – eine beeindruckende
Bilanz, wie ich finde.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Der harte Winter hat den Blick für energieeinspa-
rende Investitionen weiter geschärft. Der überraschende
Stopp des entsprechenden KfW-Programms Anfang des
Jahres ist umso bedauerlicher. Als FDP unterstützen wir
daher die geplante Mittelfreigabe in der nächsten Sitzung
des Haushaltsausschusses. Ich gehe aber noch ein Stück
weiter und setze mich zudem für eine Fortführung und
auch finanzielle Verstetigung dieses erfolgreichen Pro-
gramms auf hohem Niveau in den kommenden Jahren
ein.

Ich freue mich über die zustimmenden Signale, die
wir gestern schon im Rahmen der umweltpolitischen De-
batte auch aus den Reihen der Unionsfraktion gehört ha-
ben, und bin guter Dinge, dass dies in einer gemeinsa-
men Initiative der Koalition mündet.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich sehe das Programm als langfristige Klimarendite,
was ich gerade als junger Abgeordneter, auch unter dem
Aspekt der Generationengerechtigkeit, sehr begrüße.

Es ist gut und richtig, dass die Bundeskanzlerin vor
wenigen Wochen in einem Interview mit der Mieter-Zei-
tung das große Potenzial des Programms lobte; denn dies
kommt insbesondere den Mietern durch geringere Ener-
gie- und Heizkosten und einen verbesserten Gebäudezu-
stand zugute.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, leider kann ich aus
Zeitgründen nicht auf alles eingehen. Im Ausschuss wird
ja noch Zeit für weitere Beratungen sein. Ich lade die
Opposition ein, hier konstruktive Vorschläge einzubrin-
gen.

Die Bürgerinnen und Bürger sollen wissen: Auf
Schwarz-Gelb kann man bauen! Dazu möchte auch ich
weiterhin meinen Beitrag leisten.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D Herr Kollege Körber, dies war Ihre erste Rede im eutschen Bundestag. Herzliche Gratulation und alle uten Wünsche für Ihre weitere Arbeit! Nächste Rednerin ist Kollegin Sabine Leidig für die raktion Die Linke. Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! oland Claus hat es schon deutlich gemacht: Die Linke ann diesem Bundeshaushalt nicht zustimmen, weil er nverantwortlich ist. Im Bereich Verkehr lässt sich das ehr deutlich erkennen: Wir werden wie bisher mehr illiarden in die Straße investieren als in die Schiene. abei wissen wir, dass es der Autound Lkw-Verkehr st, der Klima und Umwelt immer weiter belastet. Wir rauchen kein fantasieloses und betonköpfiges Weitero, sondern echte Weichenstellungen für Klimaschutz nd eine bessere Bahn für alle. Herr Minister Ramsauer, ich bin noch neu im Bundesag und könnte es deshalb gut verstehen, wenn Sie es in er Kürze der Zeit nicht geschafft hätten, in alle Themen inzusteigen; denn auch Sie sind ja als Verkehrsminister eu im Amt. Aber zum Glück gibt es Bürgerinitiativen nd Verbände, die sich mit Verkehrsfragen beschäftigen nd eine Menge Ideen und konkrete Vorschläge vortraen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz gehört dazu, ewerkschaften, der Verkehrsclub Deutschland und die xpertengruppe „Bürgerbahn statt Börsenwahn“. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Das heißt „Börsenbahn“, nicht „Börsenwahn“!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701701800

(Beifall)


(Beifall bei der LINKEN)

Sabine Leidig (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701701900

(Beifall bei der LINKEN)


on denen habe ich eine ganze Menge gelernt. Natürlich
ertreten diese Gruppen bestimmte Ziele und Interessen
ie auch die Autolobby, die Logistikunternehmen oder
luggesellschaften. Da muss man sich entscheiden.


(Beifall bei der LINKEN)


Aber auf jeden Fall könnten Sie ohne Probleme auf
as Werk der Bundesarbeitsgemeinschaft Schienen-
ersonennahverkehr zurückgreifen, die nicht für Par-

eipolitik oder Klientelpolitik steht; vielmehr handelt es
ich um einen Zusammenschluss der Verkehrsgesell-
chaften von Städten, Regionen und Bundesländern. Sie
eschreibt sehr konkret, wie man viel mehr Verkehr von
er Straße auf die Schiene bringen kann:

Sie empfiehlt einen deutschlandweiten Taktfahrplan
ach Schweizer Vorbild, mit dem das gesamte Zugange-
ot so verknüpft wird, dass häufigere und schnellere Ver-
indungen mit optimalen Umsteigemöglichkeiten entste-
en. Damit sparen die Fahrgäste mehr Zeit und die
teuerzahler mehr Geld als durch den Bau von idioti-
chen Hochgeschwindigkeitstrassen.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Sabine Leidig
Die Arbeitsgemeinschaft hat auch konkrete Vorschläge
für mehr Nutzerfreundlichkeit, Qualität und Barrierefrei-
heit vorgelegt, auf die ich wegen Zeitmangels jetzt nicht
eingehen kann.

Sie fordert klare Entwicklungsziele und politische
Vorgaben für die Schieneninfrastruktur, eine langfristige
Strategie zum Ausbau des Netzes und ausreichende
Finanzierung. Diese ist bislang nicht gegeben. Für In-
standhaltung, Erneuerung und Ausbau müssen die Mittel
um 2 Milliarden Euro auf 7 Milliarden Euro jährlich auf-
gestockt werden. Ich erlaube mir hier die Bemerkung,
dass das locker bezahlt werden könnte, wenn der Bund
keine neuen oder breiteren Autobahnen und Bundesstra-
ßen mehr bauen würde.


(Beifall bei der LINKEN)


Zur Finanzierung der neuen Bahn müssen die Regio-
nalisierungsmittel schrittweise erhöht werden. Bei
5 Prozent mehr Fahrgästen jährlich werden im Jahr 2020
rund 3 Milliarden Euro mehr benötigt, was nun wirklich
keine gigantische Summe ist. Wenn diese Mittel aller-
dings so unverändert bleiben, wie es im Haushaltsplan
vorgesehen ist, dann kann nicht einmal die Preissteige-
rung ausgeglichen werden, und wahrscheinlich wird der
ÖPNV schrumpfen.

Ziemlich deutlich fordern die öffentlichen Verkehrs-
gesellschaften, dass der DB-Konzern entmachtet wird.
Ich meine, dass der Bundestag sich diesen Schuh schleu-
nigst anziehen sollte. Es ist doch nicht akzeptabel, dass
Herr Grube und der Aufsichtsrat in einer Hauruckent-
scheidung vor Weihnachten die hochumstrittene Bahn-
hofsversenkung Stuttgart 21 beschließen, damit per Um-
buchung für das Jahr 2009 noch ein ansehnlicher
Gewinn des Konzerns ausgewiesen werden kann. Jetzt
werden Projekte auf eine imaginäre Streichliste gesetzt,
die unverzichtbar sind, unter anderem der Ausbau der
Rheintalstrecke.


(Jörg van Essen [FDP]: Wäre es nach den Grünen gegangen, hätte es den Stuttgarter Hauptbahnhof gar nicht gegeben! Dagegen wären Sie doch auch gewesen!)


Da kann ich nur sagen: Super, dass die Stuttgarterinnen
und Stuttgarter jeden Montag zu Tausenden protestieren,
demonstrieren, blockieren und so hoffentlich dieses Mil-
liardengrab zuschütten!


(Beifall bei der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: So ein Unsinn!)


Schließlich wird von den regionalen Verkehrsgesell-
schaften kaum verhohlen die Abkehr vom Börsenkurs
der Bahn gefordert – ich zitiere –:

Bei der Infrastruktur beschränkt sich die Rolle des
Bundes derzeit auf die des Zahlmeisters. Der Fern-
verkehr ist vollständig der unternehmerischen
Steuerung überlassen. Die Orientierung an betriebs-
wirtschaftlichen Kriterien hat dazu geführt, dass
zwischen 1995 und 2007 die Fahrgastzahlen im
Fernverkehr um 20 Prozent gesunken sind.

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(C (D Ja, trotz S-Bahn-Chaos, trotz ICE-Flottenpanne, trotz rüchiger Radachsen und alledem ist der Kurs der Deutchen Bahn unverändert. Das Schlimme ist, dass daran nscheinend auch nichts geändert werden soll. Nach wie or ist im Haushalt unter den Einnahmeposten „Privatiierungserlöse“ bzw. „Verkauf von Bundesbeteiligunen“ neben der Telekom unter anderem auch die Bahn ufgelistet. Vielleicht ist das ein Versehen oder ein Überleibsel aus der letzten Legislaturperiode. Wenn nicht, ann ist es höchste Eisenbahn, dass sich Bürgerinnen nd Bürger und das Parlament die demokratische Konrolle und Gestaltungsmacht über unsere Bahn endlich ieder zurückerobern und dieser Privatisierungsquatsch ufgegeben wird. Ein letzter Satz: Lucas Zeise beschreibt in der Finanial Times Deutschland, wie die Wirtschaftskrise in eine epression mündet. Auch deshalb sollten wir auf ein angfristiges Schienenausbauprogramm setzen, am besen europaweit und nicht im Wettbewerb, sondern in ooperation. Dann hätten die Beschäftigten in der Autoobilindustrie eine sinnvolle Perspektive, und wir könn en optimistisch umbauen statt abzuwracken. Danke. Das Wort hat nun Bettina Herlitzius für die Fraktion ündnis 90/Die Grünen. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ehr geehrte Damen und Herren! Am Mittwoch, in der eneraldebatte, hat es Frau Bundeskanzlerin Merkel auf en Punkt gebracht, Sie hat das Dilemma ihrer Regieung genau beschrieben: Sie wollen einerseits, dass das uto der Zukunft in Deutschland gebaut wird, anderer eits soll Deutschland nicht Vorreiter in Sachen Klimachutz sein. Das passt nicht zusammen. Sie wollen das eue, können aber das Alte nicht lassen. Herr Minister Ramsauer, Sie sagten gerade, Sie öchten eine Geschäftsstelle für E-Mobilität einrichten. ch möchte Sie auf Folgendes hinweisen: Fahren Sie einal nach NRW. Schauen Sie sich dort das Brennstoffzel enmuseum der RWE an. Es reicht nicht aus, nur eine eschäftsstelle einzurichten. Man kann mit Häppchen nd Sekt selbst die besten Technologien versenken. Um neue Technologien einzuführen, braucht man esetzliche Rahmenbedingungen und vor allen Dingen angfristige, verlässliche Förderprogramme. Ansonsen wird das nichts. ie und warum sollen denn neue Mobilitätsformen, nergieeffiziente Gebäude und nachhaltige Infrastruktuen für unsere Städte entwickelt und gebaut werden, enn Sie keine Vorgaben machen und keine nachhalti Bettina Herlitzius gen technischen Standards fordern? Genau hier kneift Ihre Regierung. Sie wollen die Belastungen des Stadtverkehrs senken. Aber wo sind Ihre Aussagen zum Tempolimit und zu Verbesserungen in den Umweltzonen? Sie wollen unsere Gebäude energetisch sanieren. Aber wo sind Ihre Vorgaben zur Verschärfung der Energieeinsparverordnung oder des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes? Nichts. Wenn es um anspruchsvolle Inhalte geht, sehen wir nur gähnende Leere. Auf die wirklich großen Herausforderungen des Klimawandels, der unsere Städte und Regionen, der unser Zusammenleben massiv verändern wird, haben Sie keine Antworten. Schlimmer noch, Sie stecken den Kopf in den Sand. Ich weiß nicht, ob Sie sich noch erinnern: Im Wahlkampf gab es eine Partei, die die Losung „Leistung muss sich wieder lohnen“ hatte. (Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Bei Ihnen etwa nicht?)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701702000
Bettina Herlitzius (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701702100

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


Meine Damen und Herren von der Regierungsbank, jetzt
mal ehrlich: Welche Leistungsanreize bieten Sie Inge-
nieurinnen und Ingenieuren, neue Technologien zu ent-
wickeln? Welche Leistungsanreize bieten Sie unserer
Wirtschaft, neue, klimaschonende Investitionen zu täti-
gen? Mit einem Wort: Offensichtlich verbinden Sie
„Leistung“ nur mit den PS-Leistungen Ihrer Autos.

Bisher haben wir nur über das Fordern gesprochen.
Schauen wir einmal auf die Förderseite Ihrer Regie-
rungsidee. Kommen wir zum Thema Städtebau,
Wohnungs- und Bauwesen. Das sind nach wie vor Ihre
Stiefkinder im Haushalt, Herr Minister Ramsauer.

Nur ein Sechstel des ganzen Haushaltes geht in diesen
Bereich. Aufgrund unseres Drängens und der Interven-
tionen der Fachverbände haben Sie es gerade noch recht-
zeitig geschafft, die haushaltsrechtlichen Voraussetzun-
gen zu treffen, damit die KfW-Förderung weiterläuft.
Aber Sie haben sich zu früh gefreut. Obwohl diese För-
derung ein wichtiges Instrument aus rot-grüner Zeit zur
energetischen Sanierung unseres Gebäudebestandes ist,
senken Sie die Mittel drastisch.


(Patrick Döring [FDP]: Sie wissen doch, warum!)


Herr Kollege Körber, das reicht nicht aus.

Meine Damen und Herren, jeder Euro, der in eine
energetische Sanierung gesteckt wird, ist ein Gewinn für
unser Klima und eine Investition in unsere regionalen
Arbeitsplätze.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Und in die Zukunft!)


Wie passt Ihr Haushaltsentwurf zu Frau Merkels Aus-
sage von einer nachhaltigen Wirtschaft? Da schlagen Sie
einen völlig falschen Weg ein. 80 Prozent unserer Ge-
bäude sind energetisch nicht zukunftsfähig. Hier müssen
Sie investieren. Das bringt Klimaschutz und Arbeits-
plätze.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Aber auch in der Städtebauförderung gibt es enormen nvestitionsbedarf im Osten und Westen sowie im Noren und im Süden. Hier liegen die großen Herausfordeungen; hier müssen wir auf den demografischen Wandel eagieren. Ich habe noch eine Bemerkung an den Herrn inister: Es gibt Gewinner und Verlierer; und es sind erade die Mittelstädte, die im Moment profitieren und ei denen es einen Zuwachs gibt. Aber gerade die Mitelstädte fallen aus vielen Förderprogrammen heraus. ier müssen Sie nachhaken. Das Deutsche Institut für irtschaftsforschung kommt nach einer Studie auf einen nvestitionsbedarf für städtebauliche Maßnahmen in öhe von 64 Milliarden Euro bis 2013. Davon sind Ihre nsätze im Haushalt meilenweit entfernt. Unsere Siedlungsstrukturen sind in weiten Teilen uneres Landes sehr ressourcenverbrauchend. Das hat Ausirkungen auf den Klimaschutz, aber auch soziale Folen für unsere Gesellschaft. Für einen wachsenden Teil er Bevölkerung wird soziale Teilhabe deutlich erchwert. Auch hier müssen wir der räumlichen Spaltung, ie in vielen Städten schon erkennbar ist, entgegentreten. ieser Trend darf sich nicht fortsetzen. Wir Grüne – ich komme jetzt zum Schluss – werden ns dafür einsetzen, dass sich in diesem Haushalt die orderungen nach energieeffizienten und flächensparenen Städten, einer nachhaltigen Stadtentwicklung und eier umweltund sozialverträglichen städtischen Mobiliät wiederfinden. Danke schön. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701702200

Das Wort hat nun Kollege Dirk Fischer für die Frak-

ion der CDU/CSU.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dirk Fischer (CDU):
Rede ID: ID1701702300

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

s ist doch ganz unbestritten, dass wir für eine erfolgrei-
he Volkswirtschaft eine leistungsfähige und optimal
ernetzte Verkehrsinfrastruktur brauchen, die in der
age ist, heute und morgen Mobilität zu gewährleisten.
err Kollege Hofreiter, selbstverständlich brauchen wir

lle Verkehrsträger. Es gibt also keinen Grund zur Aufre-
ung; denn es besteht kein Gegensatz in dieser Einschät-
ung. Die Koalition aus Union und FDP bekennt sich da-
er zur Notwendigkeit, die Verkehrsinfrastruktur in
nserem Lande im besten Zustand zu erhalten und weiter
uszubauen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Investitionen in Straßen, Schienenwege und Wasser-
traßen des Bundes auf hohem Niveau werden mit dem
orliegenden Haushaltsentwurf 2010 voll erfüllt. Rund
1,8 Milliarden Euro stehen für den Erhalt, den Neu-
nd den Ausbau der Verkehrswege zur Verfügung. Zu-
ammen mit den GVFG-Mitteln und weiteren Förder-






(A) )



(B) )


Dirk Fischer (Hamburg)

programmen belaufen sich die Investitionen im Ver-
kehrsbereich 2010 auf 12,6 Milliarden Euro. Der
Einzelplan 12 ist mit 51,6 Prozent aller Investitionen des
Bundes erneut der größte Investitionshaushalt des Bun-
des. Die Gesamtausgaben des Haushalts belaufen sich
auf rund 26,4 Milliarden Euro. Davon entfallen
14,8 Milliarden Euro auf Investitionen.

Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass diese In-
vestitionen gerade in Zeiten der Finanz- und Wirt-
schaftskrise von enormer Bedeutung sind; denn jeder in-
vestierte Euro im Bereich Verkehr und Bau ist ein
Impuls für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt. Diese
Impulse brauchen wir dringend; denn wir wollen Investi-
tionen der Wirtschaft fördern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Für die Eisenbahnen des Bundes haben wir Ausgaben
von insgesamt 10,1 Milliarden Euro vorgesehen, davon
4,3 Milliarden Euro für Investitionen. Es muss auch noch
ein Betrag von 900 Millionen Euro, der aus Eigenmitteln
dieses Bundesunternehmens in die Investitionen fließt, so-
zusagen hinzugerechnet werden. Hinzukommen noch ein-
mal 700 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket, die für
2009 und 2010 für Schienenwege zur Verfügung stehen.
Damit können die laufenden Bedarfsplanvorhaben ver-
stärkt, das Schienennetz, die Bahnstromversorgung und
die Qualität unserer Regionalnetze verbessert sowie die
Lärmsanierung entscheidend vorangetrieben werden.
Außerdem können wir den Zustand unserer Bahnhöfe
mit einem umfangreichen Programm zur Bahnhofssanie-
rung verbessern. Ich sage ganz deutlich: Das ist auch bit-
ter nötig.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Mit 5,3 Milliarden Euro Investitionsmitteln für die
Bundesfernstraßen können hoch belastete Engpässe im
Autobahnnetz sechsstreifig ausgebaut und vorhandene
Lücken im Zuge der Bundesfernstraßen beseitigt wer-
den. Außerdem gibt es Mittel aus dem Konjunkturpaket.
Damit können baureife Bedarfsplanmaßnahmen früher
und zusätzlich in Angriff genommen und die Mittel für
laufende Maßnahmen erhöht werden, sodass der Bauab-
lauf beschleunigt wird und ein Anschluss an das Netz
früher möglich ist.

Mit einem Programm wird das bestehende Lkw-Stell-
platzdefizit an deutschen Autobahnen vermindert. Ich
sage ganz deutlich: Wenn wir nicht auf so viel kommu-
nalen Widerstand stoßen würden, könnten wir eine Lö-
sung dieses Problems noch viel schneller vorantreiben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Da gibt es aber Umsetzungsprobleme. Wir brauchen sehr
dringend mehr Stellplätze; denn nur so können die ge-
setzlich festgelegten Lenk- und Ruhezeiten abgeleistet
werden. Da Lkws auf Sicherheitsstreifen an Autobahnen
einfach abgestellt und Zufahrten versperrt werden, ob-
wohl die Lkw-Fahrer nicht gegen das Gesetz verstoßen
dürfen, muss dringend gehandelt werden. Man kann da-
her alle Gebietskörperschaften nur auffordern, uns dabei
zu unterstützen.

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(C (D Lärmschutz ist – das wissen wir aus vielen Umfraen, aber auch aus Gesprächen mit unseren Bürgern – ine eminent wichtige Aufgabe. Die Akzeptanz für den usbau unserer Verkehrsinfrastruktur hängt davon ab, ass wir alles tun, was möglich ist, um die Lärmbelasung der Bevölkerung zu reduzieren. Im Einzelplan 12 aben wir 50 Millionen Euro vorgesehen, um die Lärmanierung an bestehenden Bundesfernstraßen voranzuringen. Für neue Projekte ist der Lärmschutz schon in en Hauptbautiteln enthalten und oftmals bereits verabedet, um überhaupt zu einem rechtskräftigen Planfesttellungsbeschluss zu gelangen. Die Anstrengungen für die Verkehrssicherheit weren 2010 mit rund 11 Millionen Euro intensiv fortgeührt. Ich glaube, dass wir in Europa dasjenige Land ind, dass, was die Verkehrssicherheit angeht, mit am erolgreichsten ist. Das ist hocherfreulich. uch die Förderung intelligenter Verkehrsleitsysteme uf der Basis des Satellitennavigationssystems Galileo ird in der Zukunft zu erhöhter Verkehrssicherheit beiagen; denn damit kann die Kapazitätsoptimierung hochelasteter Verkehrsstrecken ermöglicht werden. Besonders wichtige Vorhaben dieser Koalition – das st in anderen Redebeiträgen bereits ausgeführt worden – ind die Förderung von Elektromobilität und innovatien Batterietechnologien. Auf der Internationalen Auomobilausstellung im vergangenen Jahr drehte sich fast lles um Elektroautos, Hybridfahrzeuge und Wassertofftechnologien. Ein Jahrzehnt lang hatte die Autoobilindustrie entgegen allen Selbstverpflichtungen zu enig getan. Es ist erfreulich, dass inzwischen hier eine eutliche Wende zur grünen Mobilität vollzogen wurde. uch deshalb ist es richtig, dass die Bundesregierung ein ehrjähriges Innovationsprogramm zur Wasserstoff nd Brennstoffzelltechnologie im mobilen, stationären nd portablen Bereich aufgelegt hat und bis 2011 aus em Konjunkturpaket eine halbe Milliarde Euro für anendungsorientierte Mobilitätsforschung bereitgestellt ird. Bei einer Preisverleihung des ADAC hat der Bundesräsident vor Kurzem gesagt: Die Zukunft gehört dem, der als erster die Kraft der Sonne in den Tank packt, der als erster mit Wasserstoff überholt, der als erster CO2-frei vorankommt. as sollte für uns alle eine Verpflichtung und Auffordeung darstellen. Letzteres lässt sich in ähnlicher Weise auf das Wohungswesen übertragen. Denn die Sanierung des ebäudebestandes birgt ein hohes Potenzial zur Errei hung unserer Klimaschutzziele und berücksichtigt auerdem die geänderten Ansprüche an den Wohnungstandard – auch infolge der Alterung der Gesellschaft. ie Aufstockung des CO2-Gebäudesanierungsproramms aus dem Konjunkturpaket ist daher sehr begrüenswert. Ich hoffe und wünsche mir, dass wir bei dieem Programm zu einer Verstetigung in den Folgejahren Dirk Fischer kommen. Daran müssen wir gemeinsam engagiert arbeiten. Im Ergebnis stelle ich fest, dass dieser Haushalt entgegen der Verelendungstheorie des Kollegen Uwe Beckmeyer ein großer Beitrag zur Wirtschaftsbelebung und zur Stabilisierung des Arbeitsmarktes ist. Er führt zur Verbesserung der Infrastruktur, trägt zum Klimaschutz bei und ist ein Beitrag zur Optimierung und weiteren Profilierung unseres Logistikstandortes Deutschland. Damit kann ich nur feststellen: Die im Koalitionsvertrag von Union und FDP vereinbarten Ziele werden mit dem Haushalt voll angepackt. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Offensichtlich haben Sie einen anderen Haushalt!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701702400

Das Wort hat nun Florian Pronold für die SPD-Frak-

tion.


Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1701702500

Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Der Herr Minister hat davon gesprochen, dass er
mit diesem Haushalt neue Akzente setzt. Tatsächlich
aber – darauf haben einige Vorredner hingewiesen –
weist dieser Haushalt wenig Unterschiede zu dem auf,
was wir in der Großen Koalition schon auf den Weg ge-
bracht haben. In vielen Reden hat man sich mit Projek-
ten geschmückt, die noch von Wolfgang Tiefensee und
in der Zeit der Großen Koalition auf den Weg gebracht
wurden.

Insofern gibt es in diesem Haushalt tatsächlich einen
großen Spielraum, um vernünftige Investitionen in die
Zukunft zu tätigen. Die spannendste Frage wird in die-
sem Haushaltsplan aber nicht beantwortet, und zwar die,
wie es mit der mittelfristigen Finanzplanung eigentlich
weitergeht. Der Kollege Vaatz hat gefordert, wir sollten
uns zu dem bekennen, was wir Anfang des Jahres in die
mittelfristige Finanzplanung geschrieben haben. Ein
Haushalt lebt aber von Wahrheit und Klarheit.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Das schaffen Sie nicht, das mit der Klarheit!)


Das bedeutet, dass man neue Entwicklungen selbstver-
ständlich in die mittelfristige Finanzplanung aufnimmt.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das kommt alles noch, Herr Kollege!)


Selbst die Koalition sagt, man wolle dies nach der Steu-
erschätzung nachholen und die neuen Entwicklungen in
die mittelfristige Finanzplanung aufnehmen.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Selbstverständlich!)


Der Kollege Hermann Otto Solms von der FDP sagt, das
brauche es nicht, denn er wisse schon heute, wie sich die
mittelfristige Finanzplanung – 1 Milliarde Euro hin oder
her – entwickeln werde, denn es gebe bestimmte Dinge,

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(C (D ie schon jetzt feststünden. Und was steht fest? – Erstens ird ab dem Jahr 2011 die Schuldenbremse greifen. (Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Das ist aber nichts Neues! – Jörg van Essen [FDP]: Gut so!)


weitens wissen wir, dass die Mauteinnahmen, auch
egen der Wirtschaftskrise, zurückgehen werden. Drit-

ens wissen wir, dass es Maßnahmen der schwarz-gelben
egierung gibt – nämlich Steuergeschenke an ihre
lientel –, die die Staatseinnahmen nachhaltig vermin-
ern werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Jörg van Essen [FDP]: Steuergeschenke sind das doch gar nicht! Der Staat schenkt doch nichts!)


as bedeutet, dass unter dem Strich weniger Geld zur
erfügung steht.

Herr Ramsauer hat angekündigt, ein Wunderminister
u werden. Es braucht auch ein Wunder, damit man mit
eniger Geld mehr für Schiene, Straße und Wasserstraße

usgeben kann. Das wird nicht funktionieren. In all Ihren
edebeiträgen heute sind Sie es uns schuldig geblieben,
ie Prioritäten zu benennen. Wo wollen Sie tatsächlich
chwerpunkte setzen und vor allem wo nicht mehr?

Herr Vaatz hat gesagt, die Bahn sei benachteiligt, sie
üsse wettbewerbsfähiger gemacht werden und dafür

edürfe es entsprechender Maßnahmen. Die Bahn hat
um Beispiel einen verminderten Mehrwertsteuersatz für
hre Fahrkarten gefordert.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Das kostet nichts!)


enn Sie den Hoteliers den verminderten Mehrwert-
teuersatz zugestehen, dann wäre es konsequent, wenn
as auch für die Schlafwagenkarten der Bahn gilt.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ie Mittel, die Sie als Steuergeschenke ausgegeben ha-
en, fehlen letzten Endes in den nächsten Jahren für den
ärmschutz, für Umgehungsstraßen, für den Ausbau von
utobahnen und des Schienennetzes.

Sie haben groß angekündigt, dass Sie aus den beste-
enden Verkehrsträgern heraus die Finanzierung ge-
ährleisten wollen. Das heißt doch übersetzt, dass für
ie Schiene weniger Geld zur Verfügung steht. Da beißt
ie Maus keinen Faden ab. Sie müssen eine Antwort auf
ie Frage geben, wie Sie den Schwerpunkt des Ministers
it Geld ausstatten wollen, wo doch insgesamt weniger

ur Verfügung steht.

Wie geht das? Es wurde eine spannende, aber nur
urze Debatte begonnen. Ich komme aus Niederbayern,
ie der Herr Kollege Scheuer auch.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Ich dachte, Sie kommen von der Küste!)


ort gibt es die Passauer Neue Presse. Im letzten Jahr
m Sommerloch war eine große Schlagzeile des Kolle-
en Scheuer, und übrigens auch der CSU, zu lesen, in
er die Einführung einer Pkw-Maut gefordert wird.






(A) )



(B) )


Florian Pronold
Kaum ist er in Amt und Würden – der Minister musste
sein erstes Interview zu diesem Thema zurückziehen;
frei nach Erich Kästner heißt es „Wem Gott ein Amt
gibt, dem gibt er auch Verstand“ –, geht er zu den Plänen
einer Pkw-Maut auf Abstand.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Deswegen haben Sie kein Amt!)


Nun wird es spannend. Woher soll denn das Geld
kommen? Ich frage Sie: Wie sieht die mittelfristige Fi-
nanzplanung aus? Wie wollen Sie all die Ankündigun-
gen, die Sie gemacht haben, finanzieren? Wer soll das
bezahlen, vor allem angesichts dessen, dass Sie die
Finanzierung unseres Staatshaushaltes mit all den Maß-
nahmen, die Sie politisch getroffen haben, nachhaltig
aushöhlen und damit Zukunftsinvestitionen beschnei-
den?


(Beifall bei der SPD)


Der neue Kollege von der FDP hat uns dankenswer-
terweise aufgefordert, Vorschläge einzubringen. Sie ha-
ben schon bei der Rede des Kollegen Uwe Beckmeyer
feststellen können, dass wir eine ganze Menge Vor-
schläge und vor allen Dingen Fragen haben. Es stellt
sich vor allem die Frage, was von den gemachten An-
kündigungen konkret umgesetzt wird. Was kommt denn
bei all der Nebelkerzenwerferei, die stattfindet, an kon-
kreten Maßnahmen heraus? Was bedeutet das für das
Thema Schiene?

Es geht um die Geheimliste, deren Existenz der
Minister heute bestritten hat. Wird das Chemiedreieck
angebunden? Kommt das? Bis wann, Herr Minister? Sie
wissen, wie wichtig es ist, dass wir das hinbekommen,
damit wir den Verkehr auf den Straßen und die Belastun-
gen für die Bürgerinnen und Bürger reduzieren, Stich-
wort Mautausweichverkehr usw. Sie müssen konkrete
Antworten geben. Heute wurde dazu nichts gesagt. Ich
bin auf die Debatten der Zukunft gespannt, in denen ge-
klärt wird, wie das Wunder geschehen soll, dass man,
politisch bedingt, mit weniger Geld mehr in Verkehr und
Infrastruktur investiert. Das kann nicht gelingen. Das
wird spätestens in der nächsten Haushaltsdebatte Ihr Of-
fenbarungseid.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701702600

Das Wort hat nun die Kollegin Daniela Raab für die

Fraktion der CDU/CSU.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Daniela Raab (CSU):
Rede ID: ID1701702700

Herr Präsident! Meine verehrten Kolleginnen und

Kollegen! Herr Pronold, Sie haben so schön gesagt:
„Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch Verstand.“
Bei Ihnen bin ich beruhigt: Sie haben zumindest schon
mal ein Amt.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D ir warten immer noch – wir werden das im Protokoll achlesen – auf die konstruktiven Vorschläge der SPD um Verkehrshaushalt. Mehr möchte ich an dieser Stelle icht sagen. (Johannes Kahrs [SPD]: Müssen Sie auch nicht!)


Der Haushalt für das Jahr 2010 ist gewiss – wir haben
s heute schon öfter gehört – einer der schwierigsten,
en wir in den letzten Jahren zu beschließen hatten, und
r stellt uns vor sehr große Herausforderungen. Nichts-
estotrotz gibt es sicherlich einige Punkte – viele sind
eute schon angesprochen worden –, die uns gerade in
iesem Haushalt des Bundesministeriums für Verkehr,
au und Stadtentwicklung ausgesprochen wichtig sein
üssen. Ich möchte heute weder Zahlen noch allzu viel

on dem wiederholen, was schon gesagt wurde. Ich
öchte trotzdem einige wenige Punkte herausgreifen,

ie mir persönlich und auch – da bin ich mir sicher –
einer Arbeitsgruppe Verkehr sehr wichtig sind.

Wir haben vom Herrn Minister, aber auch von Kolle-
en gehört: Die ländliche Infrastruktur wird in den
ächsten vier Jahren eines der ganz großen Themen sein
nd sein müssen. Ich bin dem Minister ausgesprochen
ankbar, dass er dafür gesorgt hat, dass sich dieser The-
enschwerpunkt in der Umorganisation seines Ministe-

iums niedergeschlagen hat. Da finden wir zum allerers-
en Mal den Begriff der ländlichen Infrastruktur als eines
er wichtigen Themen der kommenden Jahre.

Warum ist das so wichtig? Natürlich brauchen wir
etropolregionen. Aber wir müssen uns auch immer
ieder bewusst machen, wie stark funktionierende Me-

ropolregionen von einem funktionierenden ländlichen
mfeld abhängig sind. Wir müssen uns von dem Gedan-
en befreien, dass „ländlicher Raum“ nur Agrar- und
andwirtschaft bedeutet. Das ist viel, viel mehr.

Herr Minister, ich glaube, wir sollten uns vornehmen,
iesen Begriff auszufüllen. Dazu gehören Mobilität und
ine funktionierende Infrastruktur im ländlichen Raum.
as passiert denn, wenn die Menschen im ländlichen
aum keine Arbeitsplätze vor Ort mehr finden, zum
eispiel, weil wir zwar Gewerbegebiete ansiedeln, die-

en Gewerbegebieten aber keinen Anschluss an die
ernstraßen der Zukunft geben, nämlich an die Daten-
utobahnen? Dann werden wir im ländlichen Raum
eine Arbeitsplätze mehr haben. Die Firmen ziehen in
ie Stadt, die Menschen ziehen hinterher, und letztlich
abe ich genau das, was ich verhindern wollte, nämlich
en Verkehrsinfarkt in den Metropolregionen.

Deswegen wird es wichtig sein, die Infrastruktur im
ändlichen Raum auszubauen. Dazu gehört auch, auch
enn das bedauerlicherweise nicht unser alleiniger Zu-

tändigkeitsbereich ist, Herr Minister, der Ausbau der
reitbandversorgung, und zwar bitte nicht immer nur

n Sonntagsreden, sondern auch ganz konkret.


(Zuruf des Abg. Uwe Beckmeyer [SPD])


Lieber Kollege Beckmeyer, ich bin mir ziemlich si-
her, dass wir gerade beim Thema DSL alle an einem
trang ziehen, völlig ideologiefrei und ganz entspannt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Daniela Raab
Ein zweites Thema, das mir sehr wichtig ist, für das
wir Mittel ausgeben, das wir aber noch stärker heraus-
stellen müssen: Wir fordern gerade von den Anwohnern
von Straßen und Schienen immer eine hohe Akzeptanz
derselben. Wir sagen immer: Das ist wichtig; wir brau-
chen Verkehrswege; wir müssen mobil sein; wir müssen
flexibel sein. Diesen Anwohnern sind wir aber auch ver-
dammt viel schuldig. Wir müssen ihnen endlich einen
sehr, sehr vernünftigen und nachhaltigen Lärmschutz
und nicht nur den Standardlärmschutz anbieten. Jeder
kennt den Spruch: Wer schlechte Qualität kauft, kauft
doppelt. Da müssen wir uns endlich einmal heranwagen
und etwas mehr Geld für den Lärmschutz in die Hand
nehmen.

Ich bin mir durchaus bewusst, dass das für diesen
Haushalt eine Herausforderung bedeutet. Aber wir kön-
nen nicht nur von Mobilität und Infrastruktur im Zusam-
menhang mit Straße und Schiene reden, sondern wir
müssen den geplagten Anwohnern – oftmals sind sie zu-
tiefst geplagt – auch einen vernünftigen Lärmschutz an-
bieten, der oftmals über die gerade noch ausreichende
Lärmschutzwand hinausgehen muss.


(Beifall der Abg. Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bitte machen!)


Das muss vielleicht auch ein Tunnel, eine Einhausung
oder ein vernünftiger Verlustausfall sein. Ich würde mir
das sehr wünschen, meine liebe Frau Herlitzius. Ich
hoffe, wir sind uns an dieser Stelle einig. Nur wenn wir
das machen, dürfen wir fordern, dass der Lärm, der von
Straßen und insbesondere Schienen naturgemäß ausgeht,
akzeptiert wird.

Das ist eine große Herausforderung für uns, der wir
uns stellen müssen. Herr Minister, wir sind bereit dazu.
So bekommen wir den Ausbau von Straßen, Schienen,
Luftverkehr und Wasserstraßen hin. Wir haben uns an
dieser Stelle viel vorgenommen. Ich sage es noch ein-
mal: Gerade beim ländlichen Raum, bei der ländlichen
Infrastruktur haben wir eine ausgesprochen hohe Verant-
wortung für die Menschen, die dort wohnen. Es liegt viel
vor uns. Es ist Zeit, dass wir endlich eine ideologiefreie
Verkehrspolitik machen. Das haben wir in den letzten
Jahren leider nicht erlebt. Da sind viele tragende Bran-
chen schlicht und ergreifend aus dem Verkehrsministe-
rium ausgesperrt worden, weil man sich mit ihnen nicht
unterhalten wollte. Es ist Zeit, dass sich dies ändert. Ich
bin mir sicher, wir haben einen guten Anfang gemacht.
Wir haben einen sehr guten Minister dafür und eine her-
vorragende Koalition. Packen wir es an!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701702800

Weitere Wortmeldungen zu diesem Einzelplan liegen

nicht vor.

Wir kommen zur Schlussrunde. Als erstem Redner
erteile ich dem Kollegen Norbert Barthle für die CDU/
CSU-Fraktion das Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Sehr verehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! Wir treten nun ein in die Schlussrunde dieser ußergewöhnlichen Woche, in der der Haushalt in dieses arlament eingebracht wird. Wir haben eine Woche lang elegenheit gehabt, den Regierungsentwurf über alle inzelpläne hinweg intensiv zu beraten. Ich will zuerst agen, dass ich es für eine gute Übung halte und es würigen möchte, dass diese Übung stattfindet. Denn wir ürfen nie vergessen: Das Budgetrecht ist das Königsecht des Parlaments. Das ist Ausweis einer guten demoratischen Kultur. Allen Kolleginnen und Kollegen empehle ich, sich anzuschauen, wie in anderen Ländern das udgetrecht ausgestaltet ist. Dann werden Sie sehen, ass wir hier eine hohe demokratische Kultur haben, die s zu pflegen gilt. Wenn ich mir den Verlauf der Woche ansehe, dann ann ich die Bilanz ziehen, dass sich die Koalitionsreder in großer Einigkeit darüber im Klaren waren, dass ieser Haushalt, den wir für das Jahr 2010 vorlegen, ein aushalt des Übergangs und der Krisenbewältigung ist, ber eben auch ein Haushalt, der sich intensiv darum beüht, Impulse für Wachstum und für Beschäftigung zu etzen, und damit zur Bewältigung dieser Krise beiträgt. leichzeitig haben wir erfahren, sowohl in der hervorraenden Grundsatzrede unserer Bundeskanzlerin als auch n der perspektivischen Rede unseres Fraktionsvorsitenden als auch in der sehr substanziellen Rede des Bunesfinanzministers, dass wir in diesem Haushalt neue eichen setzen, (Joachim Poß [SPD]: Eine Eierei des Bundesfinanzministers war das!)

Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1701702900

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


eg von ideologischen Schwerpunkten der Vergangen-
eit, weg von ideologischen Orientierungen, hinein in
in Jahrzehnt der Chancen, die wir ergreifen wollen. Als
inen Ausblick in ein neues Jahrzehnt nenne ich: Wir
eutschen waren schon immer dann stark, wenn wir

chwierige Situationen zu bewältigen hatten, zum Bei-
piel nach der deutschen Wiedervereinigung. Auch
etzt, beim Eintritt in dieses neue Jahrzehnt, werden wir
eweisen, dass wir die vor uns liegenden Herausforde-
ungen meistern können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


In den vergangenen Tagen und Wochen haben wir in
en Medien immer wieder das Beispiel von der schwä-
ischen Hausfrau gelesen, das die Bundeskanzlerin he-
angezogen hatte. Es wurde gefragt, ob es richtig ist, so
iele Schulden zu machen. Ein ganz einfaches Wort
azu: Wenn der schwäbischen Hausfrau durch ein Un-
etter das Dach verhagelt wird, dann wird sie Schulden

ufnehmen, um das Dach reparieren zu können. Wenn
as Dach repariert ist, überlegt sie sich, wie es weiter-
eht. Diese Diskussion müssen wir noch führen. Wir
üssen noch eine ernsthafte Debatte darüber führen, wie

s nach der Bewältigung dieser Krise weitergeht, ob man






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Norbert Barthle
sozusagen auf die eine oder andere Urlaubsreise verzich-
ten muss, ob man quasi auf das eine oder andere Essen
beim Italiener verzichten muss.

Diese Debatte müssen wir ernsthaft führen. Deshalb
komme ich an dieser Stelle zu den Diskussionsbeiträgen
der Opposition; denn da habe ich – ohne das pauschal
verunglimpfen zu wollen – an vielen Stellen Ernsthaftig-
keit vermisst. Es wurde manches Neue und manches
Richtige gesagt. Das Problem war nur, dass das Neue,
das Sie gesagt haben, nicht richtig war und dass das
Richtige, das Sie gesagt haben, nicht neu war.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Spruch war jetzt aber weder richtig noch neu!)


Wir haben mit einer Ausnahme relativ wenige konstruk-
tive Beiträge aus der Opposition gehört. Es wurde gefor-
dert, die Ermäßigung des Mehrwertsteuersatzes für
Beherbergungsbetriebe rückgängig zu machen.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mövenpick! – Ute Kumpf [SPD]: Das würde die schwäbische Hausfrau nicht annehmen!)


Da fielen auch böse Worte; das muss man an dieser
Stelle sagen. Von Bimbesrepublik, Klientelpolitik usw.
war da die Rede. Liebe Kollegin Lötzsch, Sie haben ge-
sagt, das sei ein Haushalt von Lobbyisten für Lobbyis-
ten.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Genau so ist es auch!)


Ich freue mich darauf, mit Ihnen zu diskutieren, wenn
wir den größten Einzeletat, den für Arbeit und Soziales,
durchgehen. Dann werde ich Sie fragen, wo da die
Lobbyisten sitzen, für wen der Haushalt gemacht ist. Da
bin ich gespannt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir sind die Lobbyisten der sozialen Marktwirtschaft!)


Ich will ein Fazit ziehen. Die gesamte linke Seite die-
ses Hauses hat sich während dieser Woche darin ergan-
gen, Klamauk und Radau zu machen,


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hier ist die Mitte!)


anstatt sich der Verantwortung, die man in dieser
schwierigen Situation zu tragen hat, bewusst zu sein und
dieser gerecht zu werden. Das habe ich in dieser Woche
vermisst. Deshalb kann ich nur sagen: Das war ein
schwacher Start der Opposition.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Hälfte der Redezeit ist um, und Sie haben nichts gesagt!)


Wir werden jetzt in die parlamentarischen Beratungen
dieses Haushalts eintreten. Das ist ein aufwendiges Ver-

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(C (D ahren. Denn wir Haushälter werden jeden Einzelplan nd jeden Titel durchwühlen, sozusagen jeden einzelnen uro in diesem Haushalt umdrehen, und das sind immerin 325 Milliarden Euro. Wir werden bei dieser Arbeit atürlich im Hinterkopf haben, was im Sommer mit der ufstellung des Haushaltes für das Jahr 2011 auf uns zuommt. Denn wir sind bestrebt, aus dem guten Hausaltsentwurf, den der Finanzminister vorgelegt hat, eien noch besseren Haushalt zu machen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ja, genau! Wenn das überhaupt noch geht!)


Das werden wir tun, indem wir – auch wenn wir uns
ewusst sind, dass dieser Haushalt kein Sparhaushalt ist –
eden einzelnen Posten daraufhin überprüfen, ob wir dort
icht doch noch etwas einsparen,


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh ja! Das haben wir schon gemerkt!)


twas noch effektiver gestalten oder das zur Verfügung
tehende Geld noch verantwortungsbewusster einsetzen
önnen, natürlich auch mit Blick darauf, dass sich die
eiten inzwischen geändert haben.

Das betrifft die Nettokreditaufnahme; wir werden
ns bemühen, sie etwas zu senken. Das betrifft natürlich
uch die Verpflichtungsermächtigungen; hier wollen
ir uns für die kommenden Jahre nicht zu sehr binden,

ondern uns sehr restriktiv verhalten. Und das betrifft die
rage – sie ist mir besonders wichtig –, ob wir nicht
och noch neue Schwerpunkte hin zu Investitionen set-
en können. Wir müssen raus aus den konsumtiven Aus-
aben, rein in die Investitionen. Das wird ein Schwer-
unkt unserer Beratungen sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ein kleiner Randaspekt: Auch wir wollen die parla-
entarische Kontrolle der Bundesbeteiligungen effekti-

er als bisher gestalten. Hier haben wir Parlamentarier
ur relativ geringe Einflussmöglichkeiten. Diese möch-
en wir gerne etwas ausbauen. Auch das wird ein
chwerpunkt unserer Beratungen sein.


(Beifall des Abg. Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr gut! Der erste vernünftige Satz!)


Ich freue mich auf eine intensive Zusammenarbeit mit
en Kolleginnen und Kollegen von der FDP. Ich kann
ur sagen: Diese Woche hat gezeigt, dass wir in der
hristlich-soz – –, in der christlich-liberalen Koalition
in neues Klima haben.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war knapp!)


Das war schon richtig. – Das bemerken sogar die Zu-
chauer an den Fernsehschirmen. In der Großen Koali-
ion – bei allem Respekt für die Kollegen von der SPD –
ar es manchmal so, dass wir nicht herzerfreut und herz-

rfüllt, sondern eher pflichtbewusst geklatscht haben,


(Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Hört! Hört!)







(A) )



(B) )


Norbert Barthle
und bei den Rednern der FDP haben wir unsere Hände
mühsam unter dem Tisch gehalten, damit sie nicht doch
hochzucken und klatschen.


(Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Hört! Hört!)


Jetzt ist es so, dass wir, wenn die Kollegen von der FDP
reden, herzerfüllt und herzerfreut mitklatschen können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das ist ein neues Klima.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


Deshalb freue ich mich auf die kommenden Haushalts-
beratungen mit Ihnen. Wir werden einen Haushalt vorle-
gen, der noch besser ist als der Entwurf, den wir gerade
beraten. In diesem Sinne: Bis Ende März!

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gehört wirklich etwas dazu, bei dieser Rekordverschuldung minutenlang über Ihr Klatschverhalten zu reden! Als ob die Leute interessiert, wer wann für wen geklatscht hat, wenn ihr sie in die Schulden führt!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701703000

Das Wort hat nun Kollege Carsten Schneider für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1701703100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Barthle, auch ich war diese Woche hier. Ich habe al-
lerdings einen anderen Eindruck, sowohl was die De-
batte und den Zusammenhalt innerhalb der Koalition als
auch insbesondere was die Linie der Regierung betrifft;
denn die war eigentlich gar nicht erkennbar.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wer den markanten grundsätzlichen Redebeitrag der
FDP-Fraktionsvorsitzenden am Mittwoch gehört hat, der
hat gesehen, dass sich hier keine Hand gerührt hat.


(Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Was?)


Ich kann das auch gut verstehen; denn das, was sie ge-
sagt hat, war gänzlich fernab der Realität.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir sind kurz vor dem Einstieg in die parlamentari-
schen Beratungen des Haushaltsentwurfs; Sie haben da-
rauf hingewiesen. Sie haben allerdings wenig dazu ge-
sagt, vor welchen Herausforderungen dieses Land steht,
Herr Barthle; davor haben Sie sich gedrückt. Ich habe
die ganze Woche Minister reden hören, die wohltönend
dargelegt haben, was sie alles machen werden: Die Mit-
tel für das Elterngeld und die Zahl der Vätermonate sol-
len erhöht werden, die Mittel für den Arbeitsmarkt
sollen nicht gekürzt, sondern erhöht werden etc. Kein

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(C (D inziger Minister hat gesagt, wo er sparen will, und das, bwohl Sie von der FDP-Fraktion uns in der Vergangeneit immer mit Ihren Sparbüchern, in denen steht, wo ie überall sparen wollen, traktiert haben. Sie haben icht einen einzigen der Vorschläge, die Sie jahrelang emacht haben, eingebracht. (Joachim Poß [SPD]: Die haben ihre Bücher verbrannt! Die haben eine Bücherverbrennung gemacht! – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die FDP war wahrscheinlich mit Überweisungen beschäftigt!)


ch bin gespannt, ob dazu noch etwas kommen wird.

Die Lage ist aber viel zu ernst für Scharmützel. Der
err Bundesfinanzminister hat am Dienstag eine sehr
edeutungsschwere Rede gehalten, allerdings mit relativ
enig konkretem Inhalt. Deshalb muss man Ihnen,
enke ich, heute noch einmal die Gelegenheit geben, zu
ntworten.

Ich will Ihnen klar sagen, wie die Lage ist, Herr Bun-
esfinanzminister: Ausweislich Ihrer eigenen Berichte
ich nehme an, Sie kennen sie; vielleicht muss man sie
ber dem Bundestag noch einmal vorstellen – sind wir in
iner Situation – Bundesbankpräsident Weber hat sich
estern dazu geäußert –, die sehr kritisch ist. Die ökono-
ische Situation ist kritisch, insbesondere aber die öf-

entlichen Finanzen. Er sagt: Tiefe Einschnitte bei den
taatsausgaben sind unausweichlich. Er fügt hinzu, dass

m Falle von Steuersenkungen – das ist ja Ihr Haupt-
unkt, das ist der Grund, warum Sie sich alle paar Wo-
hen wieder zum Essen treffen und groß Verbrüderung
eiern – die Einsparungen, weil Steuersenkungen ge-
enfinanziert werden müssten, sogar noch härter ausfal-
en müssten.


(Zuruf von der FDP: Das können wir durchrechnen!)


Ja, rechnen wir das einmal zusammen: Im nächsten
ahr müssen Sie wegen der Schuldenbremse 10 Milliar-
en Euro einsparen. Hinzu kommen 3 Milliarden Euro
egen höherer Zinsausgaben. Das macht 13 Milliarden
uro. Wenn Sie dann dazurechnen, dass wegen der
teuerentlastung von 20 Milliarden Euro, die Sie be-
chließen wollen, der Bund 10 Milliarden Euro weniger
innimmt, sind wir bei 23 Milliarden Euro. Wie wollen
ie das finanzieren? Einen Sparvorschlag habe ich nicht
ehört; die Steuern erhöhen wollen Sie aber auch nicht.
ie wollen Sie das also finanzieren? Ich höre immer:

urch Wachstum. Bei einer Steuerquote von 25 Prozent
rauchten Sie zusätzlich zu dem Wachstum, das im Mo-
ent unterstellt wird – 2 Prozent –, ein Wachstum von

Prozent. Das heißt, um das, was Sie sich vorgenom-
en haben, zu finanzieren, brauchten Sie 2011 ein
achstum von 10 Prozent. Da frage ich mich: Ist das

ier Alice im Wunderland?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Natürlich sind auch wir Sozialdemokraten daran inte-
essiert, dass wir ein hohes Wachstum haben. Deswegen






(A) )



(B) )


Carsten Schneider (Erfurt)

haben wir ja die Konjunkturprogramme unterstützt
und sie mit durchgesetzt. Ich bin einigermaßen entsetzt,
dass der Kernpunkt des öffentlichen Investitionspro-
gramms nach Aussage Ihres Ministeriums, Herr Staats-
sekretär Koschyk, nun zur Diskussion steht, nämlich die
Bedingung, dass, wenn der Bund für Vorhaben Mittel
bereitstellt, Länder und Kommunen diese Vorhaben mit-
finanzieren; so soll ein höherer Wachstumseffekt er-
reicht werden. Diese Bedingung hat der Deutsche Bun-
destag beschlossen. Wir haben im Haushaltsausschuss
mit Zustimmung der Kollegen der CDU/CSU – bei den
Kollegen der FDP bin ich nicht ganz sicher – nachdrück-
lich dafür gesorgt, dass diese Bedingung gestellt wird.
Wir haben sogar aufgenommen, dass der Bundesrech-
nungshof das Recht, zu prüfen, erhält. Was machen Sie
nun? Sie wollen diese Bedingung der Zusätzlichkeit
streichen, Sie wollen diesen zusätzlichen Impuls für die
wirtschaftliche Entwicklung streichen.


(Joachim Poß [SPD]: Hört! Hört!)


Das ist eine Konterkarierung des Konjunkturprogramms.


(Joachim Poß [SPD]: Pfui!)


Man muss sich um die wirtschaftliche Situation in
Deutschland Sorgen machen.


(Beifall bei der SPD)


Man kann Vermutungen anstellen, warum das so
kommt. In den Verhandlungen über Ihr sogenanntes
Wachstumsbeschleunigungsgesetz, das viel Wirkung in
den Parteikassen hinterließ, für den Staat aber Minder-
einnahmen zur Folge hatte, kam vom sächsischen Minis-
terpräsidenten, Herrn Tillich, der Wunsch, die Bedin-
gung der Zusätzlichkeit zu streichen. Auf meine
Nachfrage im Haushaltsausschuss hat das Bundesfinanz-
ministerium die Auffassung geäußert, dass man das auf
keinen Fall wolle. Ich kann Ihnen die Begründung dazu
im Einzelnen vorlegen; ich will Sie aber nicht traktieren.
Wenn Sie die Bedingung der Zusätzlichkeit streichen
wollen, müssen Sie zustimmen; denn es ist ein Gesetz zu
ändern, das Sie vor einem halben Jahr voller Verve und
mit guter Begründung anders beschlossen haben.


(Beifall bei der SPD)


Wenn Sie dem zustimmen, Herr Bundesfinanzminister,
dann ist das die erste schwere Niederlage in Ihrer Amts-
zeit.


(Zuruf von der SPD: Nicht die letzte!)


– Auch ich habe große Sorgen, dass das nicht die letzte
sein wird. Man muss nach dieser Debatte wirklich den
Eindruck haben – das ist realistisch –, dass Sie sich so-
wohl von den Vorgaben des europäischen Stabilitäts-
und Wachstumspaktes als auch von der Schulden-
bremse verabschieden, dass Sie die Vorgaben nicht ein-
halten werden und die Schuldenbremse nicht umsetzen
werden. Und das in einer Phase, in der wir diese massive
Staatsverschuldung haben: 2013, am Ende dieser Legis-
latur, wird sie bei über 1 Billion Euro liegen, und für
Zinsen müssen wir 53 Milliarden Euro aufwenden.
Hinzu kommt das Zinsänderungsrisiko aufgrund höhe-
rer Inflationsgefahr, wenn die Konsolidierung nicht er-

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(C (D olgt; auch auf dieses Risiko weist der Bundesbankpräsient hin. Das wird dem Staat die Luft abschnüren. Die DP hat hier eine klare Grundsatzposition: am besten ar keinen Staat mehr. Freiheit für alle, vor allen Dingen reiheit von jedweder Verantwortung. (Beifall bei der SPD – Jörg van Essen [FDP]: Dass Sie sich nicht schämen, hier einen solchen Unsinn vorzutragen!)


Sie sind gewählt worden von 15 Prozent der Bevölke-
ung – herzlichen Glückwunsch! Mittlerweile sind Sie
ber zuständig für das ganze Land, für 100 Prozent der
evölkerung. Alles, was hier in den letzten Tagen be-

prochen wurde und an Vorschlägen kam, geht in die
ichtung einer reinen Klientelpolitik.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ch will Ihnen das an einem Punkt deutlich machen, der
ür den Bundeshaushalt mittlerweile große Bedeutung
at: Das ist der Gesundheitsbereich. Sie senken die
teuern für wenige. Die oberen 50 Prozent zahlen fast
as gesamte Steueraufkommen, weil die anderen 50 Pro-
ent fast nichts haben. Wer die Einkommensteuer, wer
ie Lohnsteuer senkt, begünstigt also wenige. Sie erhö-
en hingegen die Sozialabgaben, die alle zahlen müs-
en. Dies gilt auch für den Arbeitslosenversicherungs-
eitrag; das sagen Sie nur heute noch nicht. Aber ich
ebe dem Bundesfinanzminister gern Gelegenheit, vor
er Wahl in Nordrhein-Westfalen hier zu sagen, dass er
n diesem Jahr und in dieser Legislaturperiode nicht am
rbeitslosenversicherungsbeitrag rütteln wird und dass
ieser Beitrag nicht über das verabredete Maß hinaus er-
öht wird.


(Beifall bei der SPD)


ies hat ja der Kollege Friedrich hier für die CSU-Lan-
esgruppe bestätigt.

Herr Bundesfinanzminister, ich frage Sie: Können Sie
ies ausschließen, oder sehen Sie in der Erhöhung des
rbeitslosenversicherungsbeitrags die Sparbüchse, mit
er Sie im Kern die Konsolidierung erbringen wollen?
ies bedeutete aber, dass Sie Binnennachfrage schwä-

hen, weil der Arbeitslosenversicherungsbeitrag natür-
ich von jedem Arbeitnehmer gezahlt wird, und zwar vor
llem von denjenigen, die am wenigsten verdienen, da es
ier keine Progression gibt. Geringverdiener werden be-
astet, Spitzenverdiener werden entlastet. Das ist Ihre
olitik.


(Beifall bei der SPD)


ie ist nicht nur unter Verteilungsgesichtspunkten äu-
erst kritisch. Sie ist auch ökonomisch unsinnig, weil Sie
ei einer schwächelnden Binnennachfrage gerade im un-
eren Einkommensbereich eine Entlastung, ein höheres
erfügbares Einkommen stimulieren müssen, anstatt den
euten das Geld aus der Tasche zu ziehen.


(Ulrike Flach [FDP]: Das tun Sie doch selber!)


Was wir im Gesundheitsbereich lesen müssen, geht
benfalls in diese Richtung. Herr Minister Rösler, dass
emand, wenn er neu ins Amt kommt, zu Beginn nicht
leich sagen kann und will, was er wirklich machen






(A) )



(B) )


Carsten Schneider (Erfurt)

wird, sei Ihnen unbenommen. Aber die ersten Entschei-
dungen, die hier getroffen werden, sind nicht im Sinne
der 90 Prozent gesetzlich Versicherten. Sie sind klipp
und klar ausschließlich im Interesse der 10 Prozent Pri-
vatversicherten und vor allen Dingen der Versicherun-
gen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn jetzt der Zusatzbeitrag kommen wird – die Kran-
kenkassen haben dies angekündigt –, dann denkt man
doch: Zwar haben wir diese Möglichkeit geschaffen – das
stimmt –, aber wäre Ulla Schmidt noch Gesundheits-
ministerin,


(Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Oh, Ulla Schmidt!)


hätte sie als Erstes ein Sparprogramm auf der Ausga-
benseite aufgelegt. Aber das betrifft ja Ihre Klientel. Die
einzigen Maßnahmen, die Sie verabredet haben, sind
vollkommen gegen den Wettbewerb: Sie wollen die
Apotheker schützen, Sie wollen nicht mehr, dass die
Menschen billiger zu ihren Arzneimitteln kommen, und
Sie haben den Mann, der für die Qualität und die Kon-
trolle im Pharmabereich – ein größerer Bereich als der
Rüstungsbereich im Übrigen und viel lobbyanfälliger –
zuständig und in der Fachwelt anerkannt ist, angeschos-
sen


(Jörg van Essen [FDP]: Er hat sich doch selbst angeschossen!)


und wollen seinen Vertrag nicht mehr verlängern. Weil
Sie die Interessen der Pharmaindustrie durchsetzen
wollen, können Sie dort niemanden gebrauchen, der kri-
tisch reinguckt. Dies ist nicht hinnehmbar.


(Beifall bei der SPD)


Meine Damen und Herren, man kann nur verunsichert
aus dieser Debatte gehen: verunsichert darüber, wie es in
diesem Land weitergehen soll, verunsichert darüber, ob
finanzielle Stabilität noch ein Wert ist, und verunsichert
darüber, ob die Mehrbelastungen in der Bevölkerung
nicht zu einem noch stärkeren Attentismus im Wirt-
schaftsbereich führen, was noch höhere Arbeitslosigkeit
zur Folge hätte, wodurch letztendlich diese schwierige Si-
tuation noch mehr verschlimmert würde. Herr Schäuble,
Sie haben die Gelegenheit, dies auszuräumen, insbeson-
dere was den Arbeitslosenversicherungsbeitrag betrifft.
Ein paar konkrete Zahlen wären heute sicherlich ange-
bracht.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701703200

Das Wort erhält nun der Kollege Jürgen Koppelin für

die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die edebeiträge in dieser Haushaltswoche hier im Deutchen Bundestag haben deutlich gemacht, dass wir in der aushaltspolitik des Bundes umsteuern müssen. Ich bin em Kollegen Barthle für seinen Beitrag ausgesprochen ankbar, und ich gebe das, was er zum Beifall in den Kolitionsfraktionen gesagt hat, ausdrücklich an die Union eiter. In dieser Woche haben die Diskussionsbeiträge – naürlich nicht von Ihnen, sondern von den Koalitionsfrakionen und von der Regierung – auch gezeigt, dass die eit der Selbsttäuschung vorbei ist. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen bei der SPD)

Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1701703300

iese Selbsttäuschung, liebe Kolleginnen und Kollegen
on den Sozialdemokraten,


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Bei Ihnen Selbstüberschätzung!)


aben wir in elf Jahren sozialdemokratischer Bundesfi-
anzminister erlebt. Eine Schuldenaufnahme von 270 Mil-
iarden Euro haben sozialdemokratische Finanzminister
n elf Jahren zu verantworten – das ist die Wahrheit:
70 Milliarden –,


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


bwohl es unter der Verantwortung eines sozialdemokra-
ischen Finanzministers die größte Steuererhöhung in der
epublik und allein in der Zeit von 2006 bis 2009 Steu-
rmehreinnahmen in Höhe von 100 Milliarden Euro gab.
rotzdem betrug in jener Zeit die Nettokreditaufnahme
8 Milliarden Euro. Hinzu kamen Mehrausgaben auf-
rund politischer Entscheidungen in Höhe von 31 Mil-
iarden Euro. Dann erzählen Sie von den Sozialdemokra-
en mir bitte nichts von Klientelpolitik.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


usätzlich haben Sie – das wollten wir nie – noch Schat-
enhaushalte geschaffen.

Lieber Carsten Schneider, wenn man das erste Mal
us der Opposition als Haushaltspolitiker redet, dann
ollte man auch etwas zu der eigenen Verantwortung für
ie hohen Schulden sagen, die ihr mitzuverantworten
abt.


(Beifall bei der FDP – Zuruf von der SPD: Wer macht denn die vielen Schulden?)


m Übrigen halte ich nichts davon, einen Popanz aufzu-
auen, wie es offenbar euer Tenor ist. Obwohl ihr wisst,
ass es nicht stimmt, baut ihr erst einen Popanz auf und
acht uns dann Vorwürfe. An deiner Aufzählung,
arsten Schneider, was wir angeblich alles vorhaben, ist

ein gar nichts dran.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Wir steuern allerdings um – das ist korrekt –, damit
ie Menschen in unserem Lande deutlich erkennen, dass






(A) )



(B) )


Dr. h. c. Jürgen Koppelin
wir den Hausforderungen unserer Zeit aktiv begegnen.
Deshalb ist diese Koalition auch eine Koalition des haus-
haltspolitischen Aufbruchs in unserem Land.


(Zuruf von der LINKEN: Was?)


Wir werden das, was wir in der Haushaltspolitik errei-
chen wollen, nicht nur auf eine Legislaturperiode bezie-
hen. Wir werden uns vielmehr längerfristige Ziele und
Projekte über eine Legislaturperiode hinaus vornehmen.
Das ist für mich entscheidend.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben uns wichtige Ziele gesetzt. Ohne Wachs-
tum gibt es keine Investitionen, keine neuen Arbeits-
plätze und vor allem keinen Abbau der Arbeitslosigkeit.
Ohne Wachstum gibt es – das sage ich auch in Richtung
der linken Seite – keine stärkeren Hilfen für die Schwa-
chen in unserem Lande.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: 10 Prozent!)


Ohne Wachstum ist auch die Einnahmeseite des Bundes
nicht zu verbessern.

Deshalb müssen wir diejenigen stärken, die Wachs-
tum schaffen, die Arbeits- und Ausbildungsplätze si-
chern, die Steuern zahlen und den Karren in unserem
Lande ziehen.


(Beifall bei der FDP – Bettina Hagedorn [SPD]: Mövenpick!)


Deshalb halten wir Freien Demokraten es nach wie vor
für ein Gebot der Stunde, dass die Steuersenkungen
kommen müssen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zahlt Herr von Finck hier Steuern, oder wohnt er in der Schweiz?)


– Das Konzept ist richtig, Herr Trittin. Wir können
nichts dafür, dass sozialdemokratische Finanzminister
die Kasse des Bundes geplündert haben.


(Widerspruch bei der SPD)


Trotzdem ist und bleibt unser Konzept der Steuersenkun-
gen richtig. Davon bin ich fest überzeugt, weil es unter
anderem die Binnennachfrage fördert.


(Beifall bei der FDP)


Wir Freien Demokraten sind davon überzeugt, dass
wir die Signale stärker auf freie Fahrt für Investitionen
stellen müssen. Das ist entscheidend. Dann kriegen wir
unsere Finanzen in den Griff.

Wir brauchen aber auch einen Staat der Bescheiden-
heit. Das sollten wir alle bedenken. Dazu müssen wir zu-
rückkehren.


(Joachim Poß [SPD]: Mit Ihren Steuersenkungen machen Sie das Gegenteil!)


Nicht alles, was wünschenswert ist, ist machbar.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Und wie ist es mit den Hotels?)


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(C (D aran sollten wir auch bei unseren Haushaltsberatungen enken. Statt neue Ausgaben zu beschließen, bin ich daür, mehr für die Konsolidierung zu tun. Ich kann die ufregung der Sozialdemokraten verstehen. Sparen ist icht ihre Sache. Steuererhöhungen und Schuldenmahen sind ihre Sache. Sparen kennen sie nicht. Das ist unsere Verantwortung gegenüber künftigen enerationen: Wir müssen trotz der Finanzund Wirt chaftskrise endlich den Haushalt in den Griff kriegen. onst übergeben wir den künftigen Generationen mit em Haushalt eine Erbschaft, die sie mit Steuern und bgaben bezahlen müssen. Das wäre unverantwortlich. Gestatten Sie mir noch eine Bemerkung, die mir ichtig ist. Die Sozialdemokraten vor allem haben in ieser Woche in fast jedem Beitrag die Gelegenheit geutzt – das ist völlig legitim –, auf eine Spende aufmerkam zu machen, die meine Partei erhalten hat. Ich will icht an dieser Stelle die Beteiligung der Sozialdemokraen an Zeitungen und Verlagen aufzählen, die sich über ier Seiten erstrecken. Ich habe die Liste zwar mitgeracht, aber dafür bräuchten wir extra Zeit. Ich will auch icht über die Spende reden, die die Sozialdemokraten on der Commerzbank oder anderen bekommen haben. Warum erwähne ich das? ch habe Ihnen die Bundestagsdrucksache 16/13151 om 26. Mai 2009 mit dem Titel „Unterrichtung durch en Präsidenten des Deutschen Bundestages“ mitgeracht, in der es um die Veröffentlichung von Spenden eht. Die Drucksache enthält wenig Text. Wenn Sie Einände gegen die Spende haben, hätten Sie sich also chon im Mai letzten Jahres erregen können. Einen so urzen Text wird ja auch ein sozialdemokratischer Abeordneter lesen können. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Joachim Poß [SPD]: Das ist Ihr Geheimnis!)


Ich erwähne das deshalb, weil ich die Sorge habe,
ass Sie, wenn Sie schon diesen kurzen Text nicht gele-
en haben, den wesentlich umfangreicheren Bundes-
aushalt erst recht nicht lesen können, meine lieben Kol-
eginnen und Kollegen von den Sozialdemokraten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich komme zum Schluss. Wir sind bereit, in den Haus-
altsberatungen nicht nur innerhalb der Koalition, son-
ern auch mit den Oppositionsparteien konstruktiv zu-
ammenzuarbeiten. Allerdings, lieber Carsten Schneider,
aben Sie darauf hingewiesen, dass keine Anträge einge-
racht worden sind. Dabei weiß doch jeder Haushälter,
ass man Anträge nicht in der ersten Lesung einbringt,
ondern erst im Laufe der weiteren Beratungen.

Für uns Freie Demokraten wird unser Sparbuch
ichtlinie sein. Wir werden versuchen, einiges einzuspa-

en.


(Joachim Poß [SPD]: Nur nicht in der Praxis!)







(A)



(B) )


Dr. h. c. Jürgen Koppelin
Dabei haben wir allerdings auch den Haushalt 2011 im
Blick, der uns genauso wichtig ist.

Ich lade die Opposition ein, sich an der konstruktiven
Diskussion im Haushaltsausschuss zu beteiligen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701703400

Für die Fraktion Die Linke hat nun der Kollege

Dr. Dietmar Bartsch das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701703500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr

Barthle hat von einer außergewöhnlichen Woche gespro-
chen, Jürgen Koppelin eben von einem haushaltspoliti-
schen Aufbruch; das ist sehr interessant. Sie sprachen
außerdem vom Ende der Selbsttäuschung. Ich kann nur
sagen: Bitte sorgen Sie für ein Ende der Selbstüberschät-
zung!


(Beifall bei der LINKEN)


Das, was Sie real vorlegen, sagt zwar mehr aus als das,
was im Koalitionsvertrag festgeschrieben ist. Nun ist das
eine oder andere ablesbar. Aber die Linke stellt fest: Die
Grundrichtung Ihrer Politik, die Sie mit diesem Haushalt
betreiben, ist falsch.


(Beifall bei der LINKEN)


Man hört sehr viele schöne Worte; das ist auch in Ord-
nung. Herr Barthle hat die Bundeskanzlerin gelobt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Aber der Aufruf der Bundeskanzlerin in der jetzigen Si-
tuation zu mehr Eigenverantwortung ist nicht akzepta-
bel. Das ist eine Verhöhnung von Millionen Arbeitsu-
chenden in diesem Land. Ein solcher Satz ist des Amtes
der Bundeskanzlerin nicht würdig.


(Beifall bei der LINKEN)


Lassen Sie mich ein paar Haushaltszahlen nennen, da
mir scheint, dass wir uns an bestimmte Dinge gewöhnen
sollen. Das Haushaltsvolumen liegt bei rund 325 Milliar-
den Euro. Die Neuverschuldung beträgt fast 86 Milliar-
den Euro plus Schattenhaushalte, und das bei Schulden
von über 1 Billion Euro. Wir dürfen uns an solche Zah-
len nicht gewöhnen. Das alles hat überhaupt nichts mit
der Wirtschaftsweise eines ordentlichen Kaufmanns
oder einer ordentlichen schwäbischen Hausfrau zu tun.
Das ist eine inakzeptable Situation, jedenfalls aus der
Sicht der Linken.


(Beifall bei der LINKEN)


Herr Koppelin, Sie haben über das gelb-blaue alterna-
tive Haushaltsbüchlein gesprochen. Solange die FDP auf
der Oppositionsbank saß, hat sie dieses ziemlich dicke
Buch jedes Jahr vorgelegt. Es enthält sogar Sinnvolles.


(Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Immer noch!)


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(C (D ir scheint aber, dass Sie dieses Büchlein verlegt haben. ielleicht haben Sie es auf den Oppositionsbänken lieen gelassen. Es ist jedenfalls irgendwie weggekommen. ramen Sie es wieder heraus, und machen Sie die darin nthaltenen Vorschläge zu Haushaltskürzungen in den ächsten Wochen, damit wir wirklich den Haushalt reduieren können! Denn dieses Büchlein enthält durchaus as eine oder andere Sinnvolle. (Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Aha! Auf einmal!)


(Beifall bei der LINKEN)


Wie sieht denn die reale Situation aus? In diesem Jahr
erden rund 85 Milliarden Euro neue Schulden aufge-
ommen. In den nächsten Jahren werden es jeweils
0 Milliarden Euro weniger sein. Das heißt, die Koali-
ion sagt dem deutschen Volk: Wir wollen in dieser Le-
islaturperiode 280 Milliarden Euro neue Schulden auf-
ehmen. – Das ist die Ansage, die Sie in diesen
aushaltsberatungen gemacht haben. Damit verfrühstü-

ken Sie schon jetzt die Einnahmen des Jahres 2050. Mit
ieser Neuverschuldung verspielt die Bundesregierung
ie Gegenwart und die Zukunft vieler Menschen in die-
em Land. Das ist wirklich unverantwortlich und inak-
eptabel.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Nun wird gesagt – das ist partiell auch wahr –, dass es
ich um krisenbedingte Ausgaben handelt. Die Men-
chen sind es leid, immer wieder vertröstet und belogen
u werden und sich von der Regierung erklären zu las-
en, an ihrer ungerechten sozialen Lage seien bestenfalls
ndere Länder oder sogar außerirdische Kräfte schuld.
as ist nicht der Fall. Die Krise ist nicht vom Himmel
efallen. Die Krise ist Ergebnis von Politik. Es reicht
icht, nur zu erklären, dass es sich um die schwerste
irtschaftliche Krise handelt. Für das Zustandekommen
er Finanzkrise und all dessen, was damit zusammen-
ängt, ist die Politik verantwortlich. Wer hat denn in die-
em Land privatisiert ohne Ende? Wer hat denn in die-
em Land dereguliert ohne Ende? Wer hat Hedgefonds
ugelassen? Sie müssen den Menschen sagen, dass die
rise nicht vom Himmel gefallen ist, sondern Ergebnis
on Politik ist.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Da hat er recht! Auch die SPD war dabei!)


Jetzt auf einmal! Selbstverständlich hat auch die SPD
itgemacht, genauso wie alle anderen, mit einer Aus-

ahme.

Nun sagen auf einmal viele: Es muss reguliert werden. –
as ist völlig richtig. Aber wo gibt es denn real eine Maß-
ahme der Bundesregierung, die Vorsorge trifft, dass sich
ine solche Finanzmarktkrise nicht wiederholen kann?
ch kann keine feststellen. Es gibt lediglich – das ist eine
er größten Maßnahmen – einen Kreditmediator. Herr
etternich soll die Vermittlung zwischen den Banken,

ie zuvor Geld aus dem Haushalt bekommen haben, und
en Unternehmen, die Geld brauchen, wahrnehmen. Das
)






(A) )



(B) )


Dr. Dietmar Bartsch
Spannende bei ihm ist – Sie haben gerade über die Spende
gesprochen, Herr Koppelin –, dass er ein langjähriger
Weggefährte des Wirtschaftsministers, Herrn Brüderle,
ist. Auch Herr Metternich kommt aus Rheinland-Pfalz.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein Brüderle von Brüderle!)


– Ein Brüderle von Brüderle, da hat Herr Trittin recht.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der LINKEN)


Gesine Lötzsch hat recht gehabt: Angesichts der Spen-
den und solcher Maßnahmen wird sichtbar, dass dieser
Haushalt von Lobbyisten für Lobbyisten ist. Das ist die
Realität!


(Beifall bei der LINKEN)


Die Linke – das kann ich Ihnen und den Wählerinnen
und Wählern versichern – fordert weiterhin: Der Finanz-
sektor muss unter öffentliche Kontrolle gestellt werden.
Er muss strikt reguliert und entsprechend den Sparkas-
sen dem Gemeinwohl verpflichtet werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Leerverkäufe, außerbilanzielle Zweckgesellschaften,
Derivate, Hedgefonds müssen verboten werden. Steuer-
oasen müssen – das ist richtig – ausgetrocknet werden.
Auch da muss etwas geschehen. Das internationale
Finanzsystem muss reformiert werden. Spekulationen
mit Währungen durch feste, aber auch veränderbare
Wechselkurse müssen eingedämmt werden. Bringen Sie
endlich Gesetze auf den Weg, damit real etwas passiert,
anstatt immer nur leere Ankündigungen zu machen.


(Beifall bei der LINKEN)


In dieser Woche spielte das Thema Arbeitslosigkeit
eine große Rolle. Es ist vernünftig, dass dies ein zentra-
ler Debattenpunkt ist. Ich gehe davon aus, dass alle hier
im Hause die Senkung der Arbeitslosigkeit auf ihrem
Zettel haben. Aber dass man wie Frau von der Leyen
und auch ihr Vorgänger feiert, dass es offiziell 3,3 Mil-
lionen Arbeitslose gibt und dass diese Zahl vielleicht nur
auf 4 Millionen steigen wird, ist nicht akzeptabel. Wir
dürfen uns auch an diese Zahl nicht einmal annähernd
gewöhnen.


(Beifall bei der LINKEN)


Hinter dieser Zahl von Millionen Arbeitslosen stehen
Menschen mit ihren Familien. Diese Zahl ist viel zu
hoch. Das ist und bleibt ein gesellschaftlicher Skandal.

Die reale Arbeitslosigkeit ist viel höher. Wir als Linke
weisen sie jeden Monat aus. Sie betrug im Dezember
über 4,5 Millionen. Die Koalition kommt auf 3,3 Millio-
nen Arbeitslose, weil sie zum Beispiel die 1-Euro-Jobber
und die über 58-jährigen ALG-I- und ALG-II-Empfän-
ger nicht einrechnet. Wir dürfen hier im Plenum nicht
etwa feiern, dass die Arbeitslosigkeit nicht noch höher
ist.

Was Sie machen, ist nichts anderes, als die heute in
Armut aufwachsenden Kinder, die Menschen ohne Ar-
beit und diejenigen, die Arbeit haben und ergänzende
Leistungen benötigen, die Aufstocker, zu vertrösten. Ich

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(C (D age Ihnen: Auch diese Menschen haben nur ein Leben. ie Politik verbaut ihnen die Gegenwart und die Zuunft. Eine Soforthilfe gibt es immer nur für Banken und onzerne. Wenn irgendeine Bank ins Schlingern gerät nd wenn man nur ahnt, dass auch andere Banken Proleme bekommen könnten, dann sind Sie sofort dabei. a werden Mittel in Größenordnungen, ob nun direkt der als Kredite, zur Verfügung gestellt. In Wahrheit, um wieder auf die Arbeitslosen zu sprehen zu kommen, ist es doch so, dass viele hier im ause die Äußerungen von Herrn Koch zwar offiziell urückweisen, aber im tiefsten Inneren zustimmen. Höen Sie auf, die Lüge zu verbreiten, die soziale Grundicherung in Deutschland sei eine eigenverantwortliche ntscheidung der darauf Angewiesenen und sie würde in menschenwürdiges Leben ermöglichen. Beteiligen ie sich nicht länger an Debatten, in denen Sozialleis ungsempfänger gegen Beschäftigte im Niedriglohnektor ausgespielt werden. Führen Sie in Deutschland ndlich einen flächendeckenden gesetzlichen Mindestohn ein! ir brauchen Arbeitszeitverkürzungen. Wir brauchen ine neue Definition von Arbeit. Wir brauchen eine neue erteilung von Arbeit. Diesen Diskussionen muss man ich stellen. Nun wird hier – auch darauf will ich eingehen – über as Thema Wachstum gesprochen. Es gibt hier sicherlich einen, der gegen Wachstum ist. Aber es kommt auf die rt und Weise an. Gerade Sie von der FDP machen jeoch etwas ganz anderes. Sie erklären: Wir senken die teuern, und dann gibt es Arbeitsplätze. ie kommen Sie eigentlich auf dieses schmale Brett? Es st doch in der Geschichte inzwischen hundertfach beiesen, dass diese Rechnung so nicht aufgeht. (Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Das stimmt doch gar nicht!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Richtig!)


it Wachstum allein werden wir die Probleme des
aushalts in keiner Weise lösen. Wir brauchen in
eutschland etwas ganz anderes.

Schauen Sie sich einmal die Verteilung von Reich-
um in Deutschland an. In den letzten Jahren ist die
chere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinan-
ergegangen. Auch diese Entwicklung ist nicht vom
immel gefallen, sondern ist das Ergebnis von Politik.
enn man die erwachsene Bevölkerung nach ihrem in-

ividuellen Vermögen einteilt, so stellt man Folgendes
est: Das reichste Zehntel verfügt über mehr als 60 Pro-
ent des gesamten individuellen Vermögens in Deutsch-
and. Die obersten 5 Prozent verfügen über fast 50 Pro-
ent des Gesamtvermögens. Auf der anderen Seite haben
ehr als zwei Drittel der Bevölkerung kein oder fast

ein Vermögen. Damit kann man sich nicht abfinden, be-
onders auch dann nicht, wenn man sich christlich nennt.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Dr. Dietmar Bartsch
Es wird im Übrigen niemand Millionär oder Milliar-
där von eigener Hände Arbeit. Die Zahl der Vermögens-
millionäre ist in Deutschland auf mehr als 700 000 ge-
stiegen. Gleichzeitig steigt die Zahl der Kinder in Armut.
Das ist so nicht zu akzeptieren. Da kann man nur hoffen,
dass Herr Schäuble weiterhin als Schutzwall gegen das
Steuermodell der FDP wirkt. Wenn es wirklich zu die-
sem Stufenmodell käme, dann wäre das ein gewaltiger
Einschnitt für Deutschland, und zwar hin zum Negati-
ven. Das wäre die gigantischste Umverteilung von unten
nach oben, die es jemals gegeben hat, und es wäre die
Abkehr von einer halbwegs solidarischen Besteuerung.


(Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Ich erzähle dir demnächst noch mal, wie’s geht!)


Sie sagen immer: Die Linke kritisiert nur. Ich will auf
einige Punkte zu sprechen kommen, die aus unserer
Sicht enorm wichtig sind. In einer solchen Situation
muss man selbstverständlich auch über die Erhöhung
der Einnahmen nachdenken. Wenn Sie das überhaupt
nicht in Erwägung ziehen, ist Ihre Politik, jedenfalls aus
unserer Sicht, völlig falsch.

Sie haben eine Erbschaftsteuerreform durchgeführt;
es hat eine Begradigung stattgefunden. Das ist der fal-
sche Weg. Die Linke sagt: Wir müssen über die Erb-
schaftsteuer mehr Einnahmen generieren. Nach unseren
Vorschlägen könnten die Einnahmen aus der Erbschaft-
steuer von 4 Milliarden Euro verdoppelt, also zumindest
auf 8 Milliarden Euro erhöht werden.


(Otto Fricke [FDP]: Sie wollen den Leuten mehr Geld wegnehmen!)


Ich will nur daran erinnern: Wäre die Erbschaftsteuer bei
uns so wie in den Vereinigten Staaten geregelt, nähmen
die öffentlichen Haushalte zweistellige Milliarden-
beträge ein. Warum gehen Sie nicht einmal ernsthaft da-
ran, eine Erhöhung dieser Steuer vorzunehmen?

Warum gibt es in dieser Situation nicht eine Millio-
närssteuer? Sie schadet doch niemandem. Sie könnte,
beginnend bei 5 Prozent, auf Vermögen über 1 Million
Euro erhoben werden. Angesichts dieser Krise müssen
die dafür Verantwortlichen auch einmal zur Kasse gebe-
ten werden.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Warum gibt es keine Millionärssteuer in dieser Situa-
tion?

Ich kann nur hoffen, dass die Bundeskanzlerin das
Thema Finanztransaktionsteuer wirklich in Ernsthaf-
tigkeit auf die Agenda nimmt. Sie hat das in der Regie-
rungserklärung angedeutet; in der Praxis kann ich, zu-
mindest bisher, noch nichts erkennen. Auch das ist
sicherlich eine Erkenntnis, die Ihnen auch durch die In-
tervention der Linken gekommen ist. Es ist notwendig,
hier wirklich etwas zu tun.

Warum wird in dieser Situation nicht über die Erhö-
hung des Spitzensteuersatzes nachgedacht? Sie wissen:
Zu Zeiten Helmut Kohls lag der Spitzensteuersatz bei
53 Prozent, und die Republik war wirklich nicht gefähr-

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(C (D et. Helmut Kohl war in keiner Beziehung linksradikal. ie bleiben beim aktuellen Spitzensteuersatz. Erhöhen ie den Spitzensteuersatz! Sie hätten damit auch dann ie Gelegenheit, endlich den Steuerbauch mit zu beseitien. Sie wissen: Jeder Prozentpunkt, um den der Spitensteuersatz erhöht wird, bringt 1,5 bis 2 Milliarden uro in die öffentlichen Haushalte. Warum wird an keier Stelle darüber nachgedacht, diejenigen in dieser Geellschaft, die viel haben, die über ein großes Vermögen erfügen und riesige Einnahmen erzielen, endlich einal zur Kasse zu bitten? as wäre in dieser Situation wirklich einmal notwendig. Natürlich muss es auch darum gehen, die sozialen icherungssysteme zu stabilisieren. Wir müssen die Beessungsgrundlagen erweitern, damit alle in die Renten nd die Arbeitslosenversicherung einbezahlen. Wir müsen auch dafür sorgen, dass die Beitragsbemessungsrenze angehoben und letztlich abgeschafft wird. uch hier werden doch de facto die Reichen und die Suerreichen in der Gesellschaft von Ihnen geschont. Ich will ganz klar und eindeutig sagen: Mit diesem aushalt geht Ihre Politik in eine falsche Richtung. Sie etzen die Umverteilung von unten nach oben fort. Sie etzen auf Dinge, die vielleicht kommen oder vielleicht uch nicht. Die Bundeskanzlerin hat erklärt: Wenn wir ut arbeiten, dann haben wir über die Wachstumsschritte er nächsten Jahre wieder das Niveau von 2008. Das ist as Ziel der Bundesregierung. Ich sage noch einmal: Sie ind dabei, 280 Milliarden Euro neue Schulden – dies ist usgewiesen – zu machen, und zwar ohne all die Schatenhaushalte, die hinzuzurechnen sind. Das ist eine Poliik, die so nicht zu akzeptieren ist. Beenden Sie den aushaltspolitischen Blindflug Ihrer Koalition! enken Sie an die nächsten Generationen! Es kann so icht weitergehen. Nutzen Sie die Haushaltsberatungen der nächsten ochen dazu, dass da, wo wirklich gespart werden kann, uch gespart wird. Es wird immer über den größten Eineletat geredet. Der zweitgrößte ist der Verteidigungsaushalt; er umfasst über 30 Milliarden Euro. Darin ist ine ganze Menge Luft: Prestigeobjekte und vieles anere mehr. Warum gehen Sie in einer solchen Situation a nicht einmal ran? Auch da ist die Richtung Ihrer Poliik nicht zu akzeptieren. Der Punkt ist doch: Wenn Sie so weitermachen, geährden Sie den sozialen Zusammenhalt in Deutschand. Das ist das, was Sie mit Ihrer Politik letztlich tun. arüber sollte gerade eine christlich-demokratische nion nachdenken. Schauen Sie wenigstens mit Ernstaftigkeit auf die Vorschläge der Opposition. Ich kann uch da die FDP nur auffordern – sie hat in ihrer Opposiionszeit immer beklagt, dass all ihre Vorschläge wegebügelt werden; vielleicht können Sie sich daran erin Dr. Dietmar Bartsch nern –, bei den Haushaltsberatungen daran zu denken, dass bei dem, was die Opposition vorschlägt, vielleicht Sinnvolles dabei ist. Also: Einnahmeerhöhungen wären wichtig; Reduzierungen da, wo Sparmaßnahmen möglich sind. Das wäre die richtige Richtung. Herzlichen Dank. Möchte sich dort jemand zu einer Kurzintervention melden, oder wie soll ich das verstehen? (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Linke kann doch beim eigenen Redner keine Kurzintervention machen! – Weitere Zurufe)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701703600

– Gut.

Nun hat der Kollege Fritz Kuhn für die Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen das Wort.


Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701703700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Als

nach den Koalitionsverhandlungen die Ministerliste be-
kannt wurde und ich gesehen habe, dass der Herr
Schäuble Minister, Haushalts- und Finanzminister wird,
habe ich mir gedacht: Na ja, immerhin kein FDPler; und
wenn schon kein Schwabe, dann wenigstens ein Baden-
ser.


(Zurufe von der FDP: Badener!)


– Ein Badener. – Da gab es einen gewissen Vertrauens-
vorschuss und auch die Hoffnung, dass Haushaltsklar-
heit und Haushaltswahrheit sowie das Beherrschen der
Grundrechenarten in dieser Regierung durch den Finanz-
minister einigermaßen sichergestellt sind.

Nachdem ich mir den Haushalt angeschaut habe – die
mittelfristige Finanzplanung kann ich mir nicht an-
schauen, weil sie fehlt – und Ihre Rede gehört habe, Herr
Schäuble, muss ich sagen: Der Vertrauensvorschuss ist
weitgehend dahin.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Jetzt wollen wir mal genau werden: Sie haben am An-
fang Ihrer Rede immer wieder das Wort „Vertrauen“ be-
müht und Folgendes abgeleitet: Wenn man auf die
Finanz- und Haushaltspolitik vertrauen kann, dann sind
die Bürger sicherer, dann können die Bürger die richti-
gen ökonomischen Entscheidungen fällen, und dann
kann die Wirtschaft richtig investieren. Ich will nun ein-
mal nachhaken und genau schauen, was es bei diesem
Haushaltsentwurf 2010 mit dem Vertrauen auf sich hat.

Sie machen 86 Milliarden Euro Nettoneuverschul-
dung. Wenn man die drei Schattenhaushalte dazurech-
net, kommt man auf ehrliche 130 Milliarden Euro. Wenn
Sie glauben, dass Sie auf der Basis dieser Summe einen
Vertrauenswerbefeldzug durchführen können, dann ha-
ben Sie sich gründlich getäuscht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Durch veränderte Wachstumsannahmen – statt ,5 Prozent sind es jetzt 1,2 Prozent – können Sie zuätzliche Steuereinnahmen erwarten und bei den Zuchüssen zur Sozialversicherung kürzen. Dadurch haben ie immerhin 10 Milliarden Euro mehr zur Verfügung ls der Steinbrück-Entwurf. Diesen Spielraum nutzen ie aber nicht, um die Neuverschuldung zu senken, sonern finanzieren damit Steuergeschenke und anderes. lauben Sie, dass man bei der Bevölkerung Vertrauen ewinnt, wenn man zusätzliche Spielräume, die man lötzlich hat, nicht wirklich nutzt? Ich glaube es nicht. Sie haben bis 2013 globale Minderausgaben von 5 Milliarden Euro vorgesehen. Dazu haben Sie nichts esagt. Alle, die Haushaltspolitik kennen, wissen, dass ies durch heute noch nicht kalkulierbare Kürzungen mgesetzt werden muss. Glauben Sie, Herr Schäuble, ass dies Vertrauen bei der Bevölkerung oder bei irgendemandem im politischen Bereich auslösen kann? Sie haben keine mittelfristige Finanzplanung vorgeegt, obwohl es richtige Einschnitte gibt und obwohl alle, ie auf Vertrauen setzen, wissen müssten, wie es in den ächsten Jahren weitergeht. Sie haben dies damit erklärt, ass Sie dann noch ein halbes Jahr gebraucht hätten. azu kann ich nur sagen: Dann hätten Sie früher beginen müssen. Dass man bei einem neuen Haushalt, zumal ei einer neuen Regierung, eine mittelfristige Finanzplaung braucht, wissen nämlich auch Sie, Herr Schäuble, nd alle anderen; das weiß auch die Bundeskanzlerin. as wissen Sie spätestens seit dem Zeitpunkt, zu dem ie die Wahl gewonnen haben, also seit September. Nein, Sie wollten nicht, dass in der mittelfristigen inanzplanung klar wird, wohin die Reise geht, weil Sie inen Haushalt aufstellen wollten nach dem Motto: verebeln, zudecken und jetzt noch nichts sagen. Sie wollen etzt noch die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen abarten und erst danach die Wahrheit sagen. Ich erkläre hnen für meine Fraktion: Wer die Wahrheit auf Juni diees Jahres verschiebt, der kann nicht heute auf Vertrauen etzen. Deswegen ist die Vertrauensrhetorik, die Sie an en Tag gelegt haben, Herr Schäuble, leere Rhetorik. Sie rzeugen Misstrauen, weil Sie den Grundsatz der Hausaltsklarheit in diesem Haushaltsplanentwurf nicht wirkich umsetzen, und zur Haushaltsklarheit gehört die mitelfristige Finanzplanung. Sie sagen der staunenden Öffentlichkeit überhaupt icht, wie Sie mit der Entwicklung der Finanzen der undesagentur für Arbeit umgehen wollen. Für 2011 ird immerhin ein Fehlbetrag in Höhe von über 11 Mil iarden Euro bei der Bundesagentur prognostiziert. Sie agen nicht, was Sie dagegen machen wollen, also enteder die Lohnnebenkosten oder den Zuschuss weiter rhöhen. Das alles sind zusätzliche Belastungen, die in ukunft auf uns zukommen, die Sie aber durch Ihr chweigen heute vergessen machen wollen. Sie wollen auch nicht sagen, wie es mit der Gesundeitsprämie weitergeht. Jetzt haben wir einen Zuschuss n Höhe von fast 4 Milliarden Euro an die gesetzlichen rankenversicherungen. Sie glauben doch nicht im Fritz Kuhn Ernst, dass 2011 deren Finanzlage angesichts steigender Arbeitslosigkeit und damit geringerer Beitragseinnahmen besser aussehen wird. (Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Bei dieser Regierung sind die Leute zwangsläufig gesünder!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


Das heißt, Sie müssten heute eigentlich schon sagen, wie
es da weitergehen soll. Eines ist ja gestern in der Debatte
über den Gesundheitshaushalt deutlich geworden: Sie er-
zählen den Leuten zwar, dass es gerechter sei, eine Ge-
sundheitsprämie, egal nach welchem Modell, einzufüh-
ren, weil bei dieser der Staatszuschuss, den diejenigen
bekommen, die sich den Prämienbetrag nicht leisten
können, aus Steuergeldern, die der Progression unterlie-
gen, finanziert wird. Wenn Sie aber gleichzeitig ein Stu-
fenmodell einführen, das einen Spitzensteuersatz von
35 Prozent statt von derzeit 42 Prozent vorsieht, dann
heißt das nichts anderes, als dass die Besserverdienen-
den weniger Steuern zahlen und alle anderen die zusätz-
lich nötigen Mittel aufbringen müssen.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Nein! Unsinn! – Otto Fricke [FDP]: Jetzt geht es aber wild durcheinander!)


Das, was Sie da vorhaben, ist doch de facto eine Steuer-
senkung für Besserverdienende. Wir sind jedenfalls ge-
spannt, wie Sie das umsetzen wollen.


(Ulrike Flach [FDP]: Erst einmal das Modell lesen! – Otto Fricke [FDP]: Ich dachte, das sei Wahnsinn! Aber der Wahnsinn hat ja Methode!)


Zu Vertrauen in der Bevölkerung trägt diese Unklar-
heit und die Einsetzung der vielen Kommissionen, die
im Koalitionsvertrag vorgesehen ist, nicht bei. Vertrauen
schafft man nämlich nur, wenn man den Leuten sagt,
was man vorhat. Ingeborg Bachmann hat einmal gesagt:
„Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar.“ Sie muten
den Bürgerinnen und Bürgern keine Wahrheiten zu, weil
Sie Angst haben, weil Sie unentschlossen Politik ma-
chen und nicht wissen, wohin die Reise gehen soll.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dann hört man von der FDP und der Kanzlerin mal
dieses und mal jenes zu den geplanten Steuersenkungen,
für die ja Mittel in Höhe von 19 Milliarden Euro nötig
wären. Haben Sie denn Ihre Lektion aus dem Unsinn,
den Sie mit der Mehrwertsteuersenkung für Hoteliers be-
gangen haben, nicht gelernt?

Letztlich geht es um die haushaltspolitische Strate-
gie, Herr Schäuble, und nicht um Vertrauen und Haus-
haltsklarheit. Ihre haushaltspolitische Strategie in Ver-
bindung mit der Schuldenbremse sieht so aus: Im Jahr
2010 noch mehr Schulden machen, damit Sie wegen der
inneren Logik der Schuldenbremse, die einen linearen
Schuldenabbau vorsieht, bis 2016 insgesamt ein größe-
res Schuldenvolumen für diese Koalition haben. Erst in
der nächsten Legislaturperiode würden die Spielräume
dann enger. Sie handeln wie jemand, der beschließt, bis
2016 mit dem Trinken aufzuhören, aber zugleich, damit

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(C (D s nicht zu schlimm wird, sich in diesem Jahr noch mehr us der Pulle gönnt, um dann von einem höheren Niveau us schrittweise mit dem Trinken aufzuhören. Das ist uch die Logik Ihrer Haushaltspolitik. Von Seriosität, on Haushaltswahrheit kann meines Erachtens da nicht ie Rede sein. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Grundsätzlich stören wir uns daran, dass Sie mit die-
em Haushalt jeden Versuch, Politik zu gestalten, eigent-
ich aufgeben. Joseph Schumpeter hat einmal gesagt
ich zitiere –:

Welch Geistes Kind ein Volk ist, auf welcher Kul-
turstufe es steht, wie seine soziale Struktur aussieht,
was seine Politik für Unternehmungen vorbereiten
mag … steht phrasenbefreit …

n seiner Finanzgeschichte, phrasenbefreit im Zahlen-
erk. Schauen wir uns einmal an, was Sie machen: Sie

agen uns nicht und auch aus dem Haushalt geht nicht
ervor, wo Sie Schwerpunkte setzen wollen und wo Sie
insparen wollen. Frau Merkel und Herr Schäuble gehen
er und sagen, wegen der Krise könne man jetzt nicht al-
es kaputtsparen. Auch wir sagen, es wäre ein schwerer
konomischer Fehler, wenn wir jetzt das in dieser Krise
ieder zart wachsende Pflänzchen der Konjunktur durch
paren abwürgten.


(Beifall des Abg. Leo Dautzenberg [CDU/CSU] – Zuruf von der CDU/CSU: Immerhin!)


ber eine solche Auffassung ersetzt doch nicht die Ver-
flichtung, zu sagen, wo nun Schwerpunkte für zusätzli-
he Investitionen gesetzt werden sollen und wo nun ein-
espart werden soll. Aus dem Diktum, dass man jetzt die
onjunktur nicht kaputtsparen darf, folgt doch nicht,
ass man nicht jetzt schon mit dem Einsparen beginnen
ollte. Wo sind wir denn eigentlich? Zeigen Sie mir ein-
al eine schwäbische Hausfrau, die sich in dieser Situa-

ion so verhalten würde, dass sie dieses Jahr noch mit
ollen Händen ausgibt und erst im nächsten Jahr mit
em Sparen beginnt.


(Otto Fricke [FDP]: Machen Sie Vorschläge!)


as ist doch idiotisch! Sparen Sie jetzt vernünftig da, wo
s geht, und sagen Sie, welche Bereiche expansiv sein
ollen, damit die Konjunktur anziehen kann!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich nennen Ihnen einige Beispiele dafür, damit einmal
lar wird, dass Politik auch eine Richtung haben kann.

Wir sagen, die Investitionen in Klimaschutz und Bil-
ung sind zu niedrig.


(Otto Fricke [FDP]: Sagen Sie doch mal, was man wo einsparen kann!)


u niedrige Investitionen im Klimaschutz bedeutet,
urch die Folgekosten, die in späteren Jahren auf unser
and zukommen werden, zusätzliche Schulden aufzu-
äufen. Ökologische Verschuldung nenne ich das, was
ie durch dieses Nichtinvestieren verursachen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Fritz Kuhn
Auch die Erhöhung der Mittel für Bildung um
12 Milliarden Euro innerhalb von vier Jahren sind zu
wenig. Wenn unsere jungen Leute neue Chancen erhal-
ten sollen, müssen wir jetzt auf dem Bildungsgipfel sa-
gen, wie wir das finanzieren wollen.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Weniger Schulden und mehr Ausgaben, wie soll das gehen?)


Wenn wir nicht genügend in Bildung investieren, bedeu-
tet das eine soziale Verschuldung; denn dadurch werden
die Lebenschancen künftiger Generationen reduziert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701703800

Herr Kollege Kuhn, gestatten Sie eine Zwischenfrage

des Kollegen Fricke?


Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701703900

Ja, gern.


Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1701704000

Herr Kollege Kuhn, Sie haben eben gesagt, man solle

Zahlen phrasenbefreit nennen. Dann haben Sie hier sehr
schön vorgetragen, dass es kritikwürdig sei, dass diese
Koalition – diese Kritik würde ich sogar annehmen –
noch keine Einzelsparvorschläge vorlege. Schließlich
haben Sie gesagt, Sie wollten jetzt einige Beispiele dafür
geben, was man machen könne. Allerdings haben Sie
dann zur Überraschung aller aufseiten der Koalition
keine Beispiele für Einsparungen gegeben, sondern im
Gegenteil nur angesprochen, wo man mehr tun muss.
Deswegen würde ich mich, sicherlich gemeinsam mit
den Kollegen von der Koalition, freuen, wenn Sie uns,
wenn Ihre Kritik berechtigt sein sollte, freundlichst ein
paar Beispiele geben, wo Sie sparen würden, statt das
nur in Form von Phrasen zu tun.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Aber keine Steuererhöhungen, bitte!)



Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701704100

Ich bin Ihnen sehr dankbar für die Frage. Ich habe

übrigens folgende Reihenfolge gewählt: erst investieren,
dann sparen.


(Otto Fricke [FDP]: Aha!)


Aber es ist eine gute Frage, und ich will Ihnen Beispiele
nennen: In unserem Haushalt sind Subventionen, die
nicht ökologisch, sondern ökologieschädlich sind, in
Höhe von 42 Milliarden Euro enthalten.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Zum Beispiel? – Otto Fricke [FDP]: Beispiel!)


– Das gilt zum Beispiel für den Flugverkehr und die
Ausnahmen bei der Ökosteuer.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Steuererhöhungen, aha!)


Das sind Subventionen, die wir auf Dauer geben.


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(C (D Natürlich sind das Subventionen, was denn sonst? Das ilt auch für die Dienstwagenbesteuerung. Warum sollen igentlich alle Steuerzahler die Steuerbefreiung derjenien, die die großen Dienstwagen nutzen, finanzieren? as alles sind Punkte, an denen man reduzieren und ein paren kann. Ich finde, dass wir an den Stellen mehr machen können. Die Einsparung in Höhe von 42 Milliarden Euro önnen Sie natürlich nicht innerhalb eines Haushaltsjahes umsetzen; das ist logisch. ber wir sind der Überzeugung – ich habe das einmal usgerechnet, und wir könnten Ihnen das in den Hausaltsgesprächen zeigen –, dass wir eine Einsparung von mmerhin 12 Milliarden Euro kurzfristig realisieren könen. Die Logik ist doch bestechend: Sie subventionieren n diesem Haushalt mit 42 Milliarden Euro unökologiches Verhalten. Im Umwelthaushalt stellen Sie dann ittel zur Verfügung, um das einzudämmen. Das kön en wir besser: Wir verzichten auf die nichtökologischen ubventionen und leisten so einen realen Beitrag Sie können ruhig stehen bleiben; ich bin mit der Antort zu den Einsparungen noch nicht fertig – u einer ökologischen Umgestaltung und Neugestaltung. Herr Kollege Kuhn, auch die Beantwortung von Zwi chenfragen muss sich im Rahmen der Gesamtredezeit er Debatte abspielen. Das verstehe ich. Deshalb bitte ich um Nachsicht dafür, dass sich natür iche Limits ergeben. (Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Danke, Herr Präsident!)


(Widerspruch bei der FDP)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Otto Fricke [FDP]: Aha! Gut!)


(Abg. Otto Fricke [FDP] nimmt wieder Platz)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701704200
Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701704300
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701704400


Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701704500

Ich wage Ihrer Weisheit als Diskussionsleiter nicht zu

idersprechen, Herr Präsident.

Zwei weitere Punkte. Sie diskutieren über eine
esteuerung von Boni, und zwar wieder nach der Me-

hode: Wir diskutieren ein bisschen mit, machen es aber
icht. Das erleben wir übrigens auch bei der Finanz-
ransfersteuer. Wir sind skeptisch, was die Bonisteuer
ngeht, weil wir uns die Frage stellen: Könnte man im
eutschen Unternehmensteuerrecht nicht einfach einfüh-
en, dass Gehälter über 500 000 Euro nicht mehr als Be-
riebsausgabe steuerlich abzugsfähig sind?






(A) )



(B) )


Fritz Kuhn

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE])


Schon wäre ein Haufen Geld in der Staatskasse, und wir
müssten uns nicht politisch damit auseinandersetzen,
dass zusätzliche, oft unverdiente Zahlungen an die Spit-
zenverdiener für die Betriebe auch noch steuerlich ab-
setzbar sind. Was meinen Sie, wie anders es zuginge,
wenn man den Betrieben dieses Steuergeschenk nicht
machen würde! Übrigens würde der Mittelstand über-
haupt nicht darunter leiden. Wir würden mit dieser Maß-
nahme schon die Richtigen treffen.

Ein Wort zum Einsparen, Herr Kollege: Was mich am
meisten bei der Diskussion in der Koalition erstaunt, ist,
dass Sie einen Weg nicht gehen. Sie verstehen unter Ein-
sparen immer nur Wegstreichen. Viele von Ihnen hängen
der Rasenmähertheorie an, auch manche Wirtschafts-
institute. Ich stelle die Frage: Warum kann man nicht
durch kluge Reformpolitik in einzelnen Bereichen,
durch Effizienzsteigerung, durch Verbesserungen nach
einer vernünftigen Aufgabenkritik zusätzliche Mittel
einsparen? Ich will Ihnen als Beispiel die Bundeswehr
nennen. Wir brauchen die Kommissionen nicht nur, um
eine bessere und einsatzfähigere Bundeswehr zu bekom-
men, sondern wir brauchen sie auch, weil wir die Frage
stellen müssen, ob wir im Haushalt für das, was die Bun-
deswehr heute leisten muss, so viele Mittel bereitstellen
müssen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Brauchen wir eine Armee mit insgesamt 350 000 Leu-
ten, darunter 250 000 Soldaten und 100 000 Zivilange-
stellte, obwohl heute nur 8 000 Bundeswehrangehörige
im Auslandseinsatz sind? Können wir nicht mehr Aufga-
ben im Rahmen der europäischen Wehr- und Sicher-
heitspolitik zwischen den Europäern aufteilen, sodass
jedes Land Mittel einsparen kann? Wo ist die Strukturre-
form? Vielleicht reichen 150 000 Soldaten; dann könn-
ten wir Mittel einsparen. Vielleicht können wir die Mit-
tel nicht in einem Haushaltsjahr einsparen, aber wir
können heute damit beginnen, mittelfristig Jahr für Jahr
Geld einzusparen und dennoch die Aufgaben der Bun-
deswehr effektiver zu erfüllen. Das sind Einsparungen,
die wir vorschlagen, Projekte, die man in Angriff neh-
men muss. Das ist etwas anderes als die liberale Spar-
buchmethode, mit der Sie von der FDP etwas Wind
gemacht haben, wobei Sie aber in diesen Haushaltsbera-
tungen keine wirklichen Sparmaßnahmen vorgeschlagen
haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich will einen letzten Punkt ansprechen. Eines werden
wir Ihnen, Herr Schäuble, nicht durchgehen lassen: Sie
sprechen in vielen Reden die Subsidiarität an. Subsidia-
rität bedeutet in den Worten von Thomas Jefferson, dass
man nur die Aufgaben auf die höhere Ebene verlagern
sollte, die man auf der unteren Ebene nicht besser erledi-
gen kann. Aber wenn Sie Subsidiarität als Wert hochhal-
ten, dann müssen Sie die unteren Ebenen – das sind die
Gemeinden und die Kreise – mit den notwendigen Fi-
nanzmitteln ausstatten.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie des Abg. Dr. Axel Troost [DIE LINKE])


ie Steuersenkungspolitik, die diese Koalition schon ge-
acht hat und die sie fortführen will, nimmt den Ge-
einden die Investitionsspielräume, und sie schadet dem
ürgersinn, weil die Leute nicht mehr sehen können,
ass mit ihren Mitteln vor Ort etwas Vernünftiges ge-
acht wird. Das ist wirtschaftspolitisch schädlich. Des-
egen sage ich zum Abschluss: Zur Haushaltswahrheit,

u Vertrauen gehört auch, dass Sie endlich aufhören, die
emeinden auszuplündern. Wir werden in den Haus-
altsberatungen darauf achten, dass das endlich aufhört.

Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701704600

Der Kollege Dr. Hans Michelbach ist der nächste

edner für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1701704700

Sehr geehrter Herr Präsident! Kolleginnen und Kolle-

en! Die Haushalts-, Finanz- und Steuerpolitik ist zwei-
ellos das zentrale Themenfeld dieser Legislaturperiode.
s geht um Krisenbewältigung und Konsolidierung,
m eine Wiederholung der Krise zu verhindern. Dabei
st dieser Haushalt 2010 wahrlich eine Mammutaufgabe.
aturgemäß gibt es in diesem Hohen Haus hierzu unter-

chiedliche Diskussionen und Wahrnehmungen.

Für mich haben die Haushaltsdebatten in dieser Wo-
he klar gezeigt: Die Koalition hält Kurs zur Bekämp-
ung der Krise, die Koalition hat eine klare Wachstums-
trategie,


(Zuruf von der SPD: Was?)


eue Ideen und Werte und setzt nicht auf Mangelverwal-
ung. Die Koalition will, dass unser Land nicht auf dem
iveau der Krise verharrt, sondern möglichst schnell
ieder vorankommt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ch bin deshalb dankbar, dass wir mit der Verabschie-
ung des Bundeshaushalts neue Sicherheiten und Per-
pektiven für die Menschen in unserem Land schaffen.
er Haushalt 2010 ist mutig, krisenentschärfend und
erantwortungsbewusst. Die Schutzschirme für Arbeit-
ehmer und Betriebe, gerade auch für den Mittelstand,
ind ohne Alternative, sie sind notwendig, und sie sind
as einzige Mittel, um möglichst schnell wieder das Ver-
rauen der Menschen in unserem Land zu gewinnen.
as ist die richtige Marschrichtung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. h. c. Hans Michelbach
Es gilt, diese neue Vertrauensbasis zu erreichen. Dazu ist
bei allen Kräften die Bereitschaft zur Zusammenarbeit
und zur Mitwirkung einzufordern.

Unser Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble
hat die Nettokreditaufnahme gegenüber dem Entwurf
seines SPD-Vorgängers nicht erhöht, sondern gesenkt.
Auch wenn unser Bundesfinanzminister kein Badenser,
sondern ein Badener ist – das ist ja schon fast Ketzerei
mit Blick auf den Finanzminister –, darf ich feststellen,
dass er keine Erhöhung vorgenommen hat. Ich kann
mich nur wundern: Die Messlatte der SPD wurde nicht
gerissen. Der Vorgänger der SPD, Herr Steinbrück, hat
sich in die letzte Reihe gesetzt und bei den SPD-Wort-
beiträgen sauertöpfisch geschaut. Inzwischen hat er die-
ses Hohe Haus verlassen, weil er sich das nicht mehr hat
anhören können.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das ist ja kein Wunder bei Ihrer Rede! Es ist ja wirklich unerträglich!)


Sie sprechen von Einsparungen und meinen Steuererhö-
hungen und mehr Ausgaben. Sie sind völlig von der
Rolle.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie können doch nicht von Einsparungen sprechen, aber
mehr Ausgaben und mehr Steuereinnahmen meinen. Das
kann nicht aufgehen. Das ist widersprüchlich und wird
Ihnen nicht abgenommen.


(Johannes Kahrs [SPD]: Das ist doch Unsinn, was Sie da sagen! Das ist doch alles Quark!)


Wer ständig Kassandrarufe in die Welt setzt, den Wirt-
schaftsstandort schlechtmacht und die Menschen da-
durch verunsichert, wird keine Früchte ernten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Nicht so ein Geschrei! Das ist kein Argument!)


Die Menschen vertrauen darauf, dass eine erfahrene
und durchsetzungsfähige politische Persönlichkeit wie
unser Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble
diese Mammutaufgabe in Zusammenarbeit mit dieser
christlich-liberalen Koalition meistern wird.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Mit dem Haushalt 2010 hat er es noch nicht geschafft!)


Diese neue Vertrauensbasis ist das höchste Kapital in
dieser Krise.


(Johannes Kahrs [SPD]: Habt ihr schon verspielt!)


Er hat verdeutlicht, dass die Nettokreditaufnahme im
Jahre 2010 bitter ist, weil die Schulden von heute die Be-
lastungen von morgen sind.


(Johannes Kahrs [SPD]: Aber das sind Ihre Schulden!)


Er hat auch deutlich gesagt, dass die Konsolidierung
angegangen wird,

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(C (D (Joachim Poß [SPD]: Das ist aber mutig! Wann denn?)


ass das strukturelle Defizit bis 2013 abgebaut wird und
ach dem hohen Anstieg der Neuverschuldung


(Johannes Kahrs [SPD]: Unsolide!)


chrittweise in den Folgehaushalten die richtige Rich-
ung, die Konsolidierung, eingeschlagen wird.

Zu Ihrer Erinnerung: Zur Wahrheit gehört auch:


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Mövenpick!)


rsprünglich sah der Finanzplan des Bundes für die
ahre 2008 bis 2012 für das Jahr 2010 eine Nettoneuver-
chuldung von nur 6 Milliarden Euro vor.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


hne Krise wären wir in die richtige Richtung mar-
chiert.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Die Richtung stimmt sowieso!)


s ist doch klar, dass die Höhe der jetzigen Neuverschul-
ung aufgrund von Steuermindereinnahmen


(Joachim Poß [SPD]: Durch Steuergeschenke!)


nd aufgrund von zusätzlichen Finanzierungen im Rah-
en der Krise entstanden ist.

Wir müssen auf Stabilität setzen und Stabilität im
uroraum sichern. Das ist ein wichtiger Punkt. Hier gilt
s natürlich, nicht nur national die Schuldenbremse im
rundgesetz einzuhalten, sondern auch innerhalb des

uropäischen Raums im Verbund Stabilität zu sichern.
ir stehen zum Stabilitäts- und Wachstumspakt, den wir

egen Ihre Interessen und Meinungen unter Bundes-
inanzminister Theo Waigel durchgesetzt haben.


(Beifall bei der CDU/CSU – Johannes Kahrs [SPD]: Da klatscht noch nicht einmal die FDP! – Bernd Scheelen [SPD]: Das war der Schuldenkönig!)


s schafft Vertrauen und Zukunftsfähigkeit, wenn wir in
ukunft die europäische Stabilität sichern.

Meine Damen und Herren, um die Wachstumsstrate-
ie voranzubringen, gilt es natürlich auch, die Höhe der
nvestitionen stabil zu halten und die Investitionskraft zu
ördern. Dazu gehört für mich, dass wir die Investitionen
ieder in ein angemessenes Verhältnis zur Nettokredit-

ufnahme bringen. Dazu ist eine zweiläufige Finanz-
olitik, auf die dieser Haushalt und die mittelfristige
inanzplanung angelegt sind, notwendig, und zwar
weiläufigkeit insofern, als wir sowohl investieren als
uch konsolidieren. Dies geht nur, indem wir die Real-
irtschaft fördern. Die Entscheidung darüber, ob wir un-

eren Wohlstand erhalten und neue Perspektiven für Bil-
ung und Forschung schaffen, fällt in der Realwirtschaft.
nsere Realwirtschaft benötigt dazu Förderung und
eistungsanreize. Das bringt uns letzten Endes auf den
onsolidierungspfad.






(A) )



(B) )


Dr. h. c. Hans Michelbach
Die Leistungsbereitschaft kann nur im Rahmen einer
Steuerstrukturreform mit Vereinfachung und mehr Ge-
rechtigkeit gefördert werden. Mit den Korrekturen bei
der Unternehmen- und Erbschaftsteuer sowie bei der Fa-
milienförderung haben wir schon jetzt einen wesentli-
chen ersten Schritt in die Zukunft gemacht. Dieser Weg
muss weitergegangen werden; denn nur allein über Leis-
tungsanreize ist eine Konsolidierung der öffentlichen
Finanzen möglich.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir liegen jetzt bei einer Steuerquote von über
24 Prozent – der Kollege Schneider hat von 25 Prozent
gesprochen – gemessen am Bruttoinlandsprodukt. Das
ist ein Höchststand; so hoch war diese Quote noch nie.
Wir müssen schrittweise auf eine Steuerquote von
22 Prozent zurückkommen. Damit würden wir interna-
tional in der Mitte liegen. Das würde uns als großer In-
dustrienation gut anstehen. Die Denkart, dass das Geld
der Bürger automatisch dem Staat zusteht, ist doch nicht
richtig. Zunächst gehört dieses Geld den Bürgern und
nicht dem Staat. Das kennzeichnet das grundsätzliche
Verhältnis der Bürger zum Staat.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wenn Sie sagen, die Reichen müssten immer mehr
Leistungen für diesen Staat erbringen, dann muss ich Ih-
nen deutlich sagen: Sie können diese Schraube auch
überdrehen. 50 Prozent der oberen Hälfte der Steuerzah-
ler zahlen über 90 Prozent des gesamten Steueraufkom-
mens in Deutschland. Das sind die Leistungsträger und
die Leistungswilligen. Diese können Sie nicht laufend
bestrafen. Das ist eine falsche Politik, die ins Abseits
führt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Natürlich ist das Verhältnis der Bürger zum Staat auch
unter der Maßgabe „Arbeit muss sich lohnen“ zu sehen.
Das ist ein ganz wesentlicher Punkt. 100 000 weniger
Arbeitslose erbringen eine Finanzverbesserung im Be-
reich der öffentlichen Kassen von 2 Milliarden Euro.
Daran sieht man, dass die Bekämpfung der Massen-
arbeitslosigkeit sich für die öffentliche Hand sehr positiv
auswirkt. An dieser Stelle muss man ansetzen. Man darf
aber nicht – andersherum – die Schraube immer fester
drehen und letzten Endes überdrehen. Ich halte es daher
für richtig, dass wir unter Beachtung ökonomisch wich-
tiger Grundsätze die Realwirtschaft weiterhin fördern.

Es gibt natürlich Probleme am Finanzmarkt. Un-
sere Unternehmen klagen über Finanzierungsprobleme.
Das Leistungsvermögen unserer Betriebe kann aber nur
mit einer Sicherung der Finanzierung gefördert werden.
Die Zeche im Hinblick auf die Bankenkrise darf natür-
lich nicht die Realwirtschaft zahlen,


(Zuruf von der SPD: Wer dann?)


und vor allen Dingen darf es nie wieder zu einer Wieder-
holung einer solchen Krise kommen.

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(C (D Es ergeht der Aufruf an die verantwortlichen Markteilnehmer, dass sie Risiko und Haftung übernehmen üssen. Es ist wichtig, dass wir eine neue Wirtschafts thik voranbringen, die beinhaltet, dass Risiko und Hafung zusammengehören. Es darf nicht sein, dass an den inanzmärkten Anreize geschaffen werden, Geschäfte it hohen Risiken und mit entsprechenden Ertragschan en zu tätigen, bei denen die Gewinne privatisiert, aber twaige Verluste sozialisiert werden. Herr Kollege Michelbach. Herr Präsident, ich habe verstanden. Die Koalition ist auf einem guten Weg, zum Wohle er Menschen unseres Landes voranzukommen. Diese oalition hat ein besseres Konzept für die Zukunft mit en Schwerpunkten Wachstum, Beschäftigung, Wohltand, Konsolidierung und Krisenbekämpfung. In dieem Sinne ist dieser Haushalt ein neuer und guter Weg. Vielen Dank. Nun hat die Kollegin Petra Merkel das Wort für die PD-Fraktion. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe olleginnen und Kollegen! Ich will drei Gedanken aufreifen, die in dieser Woche bei der Diskussion um den aushalt 2010 eine Rolle gespielt haben. Richtig, es ist er erste Haushalt, den die neue schwarz-gelbe Regieung vorgelegt hat, und er lässt durchaus ihre Handchrift erkennen, zum Beispiel bei diesem sogenannten achstumsbeschleunigungsgesetz. Diese 10 Milliarden uro hätten Sie sich sparen können, und sie schaffen uch kein Vertrauen. Ich bin sicher, dass viele Kolleginen und Kollegen, aber auch viele Bürgerinnen und Bürer wissen, dass das dicke Ende noch kommt, (Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Mal abwarten!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701704800
Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1701704900

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701705000

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Petra Merkel (SPD):
Rede ID: ID1701705100

nd zwar spätestens dann, wenn Sie, Herr Finanzminis-
er Schäuble, am 30. Juni dieses Jahres den Haushalt für
as Jahr 2011 mit der mittelfristigen Finanzplanung im
abinett beschließen werden. Herr Finanzminister
chäuble, bis zum Sommer sind es gerade einmal noch
ünf Monate. Dass Sie aber die Karten noch nicht auf
en Tisch legen und nicht sagen, wo Sie Kürzungen vor-
ehmen wollen, hängt ganz offensichtlich mit dem
ahltermin in NRW zusammen. Das wissen ja alle.

Sie können sich auch nicht mit der Behauptung retten,
ie Steuerschätzung im Mai abwarten zu müssen. Sie
issen als alter Fuchs genau, wie es um die Finanzen






(A) )



(B) )


Petra Merkel (Berlin)

steht. Sie als Finanzminister kennen die Zahlen und wis-
sen, dass das dicke Ende noch kommt und die
Deckungslücke mindesten 85 Milliarden Euro ausmacht.


(Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Ihr wisst es so gut, weil Ihr es zu verantworten habt!)


Sie wissen genau, dass Sie im Haushalt 2011 mindestens
10 Milliarden Euro bis 15 Milliarden Euro einsparen,
das heißt kürzen, müssen, um die Schuldenregel einzu-
halten. Sie wissen, dass aufgrund der Schuldenregel bis
2016 jährlich strukturell mindestens 10 Milliarden Euro
gekürzt werden müssen. Das bedeutet, dass Sie inner-
halb der nächsten sechs Jahre strukturelle Kürzungen
von weit über 60 Milliarden Euro im Haushalt vorneh-
men müssen.

Ich möchte nicht in Ihrer Haut stecken, vor allem
nicht wegen Ihres Koalitionspartners, der außerdem
noch Steuersenkungen in Höhe von 24 Milliarden Euro
fordert. Die entsprechenden Mittel werden jedes Jahr
fehlen. Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie schlaflose
Nächte haben.

Eigentlich, Herr Finanzminister, genießen Sie eine
große Unabhängigkeit. Sie könnten durchaus sagen, was
Sache ist, und den Ministerien bei der Aufstellung des
Haushalts 2011 entsprechend Ihrer goldenen Regel Kür-
zungsvorgaben machen. Sie könnten einen klaren, im
Kabinett abgestimmten Weg weisen – wenn nicht dieser
Wahltermin in NRW wäre. Außerdem könnten Sie als
Finanzminister verhindern, dass der von der FDP vorge-
schlagene Unsinn von Steuersenkungen in Höhe von
24 Milliarden Euro umgesetzt wird.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das musste mal wieder gesagt werden! Darauf haben wir schon den ganzen Tag gewartet!)


Ich drücke Ihnen die Daumen und sage: Bleiben Sie
standhaft! In dem Punkt haben Sie uns an Ihrer Seite.

Wir sind einigermaßen gut durch die Krise gekom-
men, weil der Staat handlungsfähig gewesen ist. In der
Finanz- und Wirtschaftskrise hat die Große Koalition
sich in weiten Teilen richtig verhalten.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das lag an uns!)


Die Konjunktur wurde nicht kaputtgespart, es wurden
Schutzschirme gespannt – und zwar nicht nur für die
Banken, sondern auch für Arbeitsplätze –, es gab Bürg-
schaftsprogramme – und zwar nicht nur für große, son-
dern auch für kleine Unternehmen –,


(Beifall bei der SPD)


und es wurden Investitionsprogramme für die Bildung
aufgelegt, die auch in Ländern und Kommunen unter-
stützt worden sind. Diese Maßnahmen haben dazu ge-
führt, dass Deutschland bis jetzt einigermaßen gut durch
die Krise gekommen ist. Die Kurzarbeit hat die Betriebe
stabilisiert und vielen Menschen bis jetzt ihren Arbeits-
platz erhalten. Jeder hofft, dass es keine Entlassungs-
welle geben wird – auch nicht nach den Wahlen in NRW.

Wir sind einigermaßen gut durch die Krise gekom-
men, weil der Staat handlungsfähig war und der Staat

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(C (D ingesprungen ist, als die Bankenkarre im Dreck steckte, nd dafür Schulden in nie gekannter Höhe aufgenomen hat, und zwar unter Beteiligung der FDP. Auf einal war der Staat gefragt, ja sogar gefordert. Auf einmal onnte keine Summe für die Konjunkturpakete zu groß ein. Sie können sich sicher daran erinnern, dass wir mit ngland und Amerika verglichen wurden. Nicht Klekern, Klotzen war damals angesagt. So lauteten auch ie Forderungen in den Medien. Gerade deshalb bin ich über das Staatsverständnis er FDP entsetzt. „Liberal“ war einst ein stolzes Wort. ie FDP stand in früheren Jahrzehnten für einen Libera ismus im guten Sinne. (Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Das entscheiden Sie doch nicht!)


ch erinnere nur an Namen aus der Anfangszeit der Bun-
esrepublik wie Theodor Heuss und Thomas Dehler, an
amen aus den 70er- und 80er-Jahren – an diese Zeit
ann ich mich gut erinnern – wie Walter Scheel,
ildegard Hamm-Brücher und Karl-Hermann Flach


(Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Und bei euch ist es Oskar Lafontaine!)


owie an die Namen zweier weiterer Personen, die uns
ls liberale Rechtspolitiker im Gedächtnis bleiben wer-
en – auch wenn die FDP das vielleicht gar nicht mehr
ill –, nämlich Gerhart Baum und Burkhard Hirsch.
och mit diesen großen Namen ist es längst vorbei.

Liberal“ war früher ein stolzes Wort. Was ist daraus ge-
orden?


(Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Was ist mit Oskar Lafontaine?)


ch bin nicht die Erste, die sich in dieser Woche mit
errn Lindner, dem Generalsekretär der FDP, beschäf-

igt, weil sein Staatsverständnis den Wandel des Begriffs
liberal“ in erschreckender Weise deutlich macht.


(Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Was ist aus euch geworden?)


ch habe auch keine Intervention von der FDP gehört.


(Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: So ein wirres Zeug! Wer hat denn das aufgeschrieben?)


Am 2. Januar 2010 druckte der Tagesspiegel folgende
ussage von Herrn Lindner:

Gegenwärtig ist der Staat ein teurer Schwächling,
der sich immer mehr Einfluss anmaßt.

Der Staat ein teurer Schwächling“ – das macht unseren
taat lächerlich.


(Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Das war ein Zitat von Dahrendorf!)


as zeugt von einer verächtlichen Haltung und verhöhnt
ie Demokratie. Herr Lindner spielt denen die Argu-
ente zu, die sich aus Politikverdrossenheit von den
arteien abwenden und die die parlamentarische Demo-
ratie bekämpfen.






(A) )



(B) )


Petra Merkel (Berlin)


(Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Wer hat Ihnen das bloß aufgeschrieben?)


Noch einmal: Es war und ist doch der Staat, der mit
seinem raschen und gezielten Eingreifen bisher die
schlimmsten Auswirkungen der Banken- und Finanz-
krise in Deutschland verhütet hat. Unser Staat, der seine
Kernaufgaben wahrnimmt und dabei in aller Öffentlich-
keit von den Parlamenten in den Gemeinden, den Bun-
desländern und bei uns im Bundestag auch in Zusam-
menarbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern kontrolliert
wird, gefährdet nicht die Freiheit, wie Herr Lindner
schwarzmalt, sondern er sichert die Freiheit.

Herr Lindner, unser Staat ist zum Glück kein teurer
Schwächling. Unser Staat ist stark, und er braucht gere-
gelte Einnahmen, um seine Aufgaben zu erfüllen. Des-
halb heißt Steuersenkung nicht – wie die FDP verkündet –
Freiheit. Steuersenkung bedeutet: mit Volldampf in die
Umverteilung, mit Volldampf in die Handlungsunfähig-
keit, mit Volldampf in eine dramatische Lage der Kom-
munen und Länder, mit Volldampf in einen Staat ohne
solidarische Sozialsysteme. Sie müssen es sich immer
wieder anhören: Einen schwachen Staat können sich nur
Reiche leisten.

Viele Menschen in diesem Land allerdings wollen
und brauchen einen starken, handlungsfähigen Staat mit
einem solidarischen Rentensystem, mit einem solidari-
schen Gesundheitssystem und mit niedrigen Abgaben
bei der Arbeitslosenversicherung – das ist mein dring-
lichstes Anliegen; denn ich denke, dass Sie da in jedem
Fall rangehen. Viele Menschen in diesem Land brauchen
einen Staat, der sie bei Arbeitslosigkeit und Krankheit
stützt. Viele Menschen wollen eine starke Gemeinde,
eine starke Stadt und ein starkes Bundesland mit einer
guten Verwaltung. Viele Menschen erwarten zu Recht,
dass der Staat die Priorität in Bildung, in Krippen, Kin-
dertagesstätten, Schulen, Berufsausbildung und Univer-
sitäten setzt. Und diese Staatsausgaben sind ihr Geld
wert.

All das wird durch eine FDP gefährdet, die nichts an-
deres als Steuern-Senken im Kopf hat. Steuersenkun-
gen heißt für die Kommunen und für die Länder: Sie
müssen ausbaden, was von Ihnen durch 24 Milliarden
Euro Steuersenkungen angerichtet wird. Statt mehr netto
vom Brutto für einen kleinen Teil der Bevölkerung heißt
es dann für viele: höhere Abgaben und Gebühren, bei
den Kindertagesstätten, beim Abwasser oder bei der
Müllabfuhr. Das dicke Ende kommt noch.

Mich hat ein Beitrag von Gert G. Wagner an Weih-
nachten im Tagesspiegel aufmerksam gemacht, in dem
er sich mit der kürzlich veröffentlichten Studie der So-
zialkammer der Evangelischen Kirche in Deutschland
beschäftigt:

Es ist so sicher wie das Amen in der Kirche, dass in
Deutschland in den nächsten Jahren die Steuern
steigen. Nur so lässt sich die Krisenbewältigung fi-
nanzieren. Die Regierung wird sich damit aber sehr
schwer tun, da große Teile der Koalition seit Jahren
ganz auf Steuersenkungen gesetzt haben. Die Poli-
tik hat damit ein Weltbild geschaffen, in dem Be-

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(C (D steuerung als etwas Unanständiges gesehen wird, als eine Art Raub durch den Staat. nd weiter: Dass Steuern zu einem menschenwürdigen Staatswesen gehören, ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Aber sie wurde in den letzten Jahren immer wieder stark angezweifelt. Der Boulevard feiert Steuerhinterzieher regelrecht. … Doch es kann nicht die Lösung sein, die Finanzierung des Staates dem Gusto der Wohlhabenden zu überlassen. Ich bin mit meiner SPD-Fraktion der Überzeugung: iejenigen, die vom schnellen Eingreifen des Staates rofitiert haben, müssen stärker beteiligt werden. Ein eitrag wären die Börsenumsatzsteuer und die Transak ionsteuer. Wir streiten für einen Bildungssoli zur Finanierung des Bildungssystems. Wenn 2012 der Bankenettungsschirm zugeklappt wird, muss den Banken die echnung präsentiert werden. Dann würde das Ende icht mehr ganz so dick kommen. Schönen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Das Wort hat nun der Kollege Volker Wissing für die DP-Fraktion. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Stimmt ja auch!)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
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Dr. Volker Wissing (FDP):
Rede ID: ID1701705300

Besten Dank, Herr Präsident. – Liebe Kolleginnen

nd Kollegen! Zunächst ein Satz zu Herrn Bartsch. Es ist
mmer ärgerlich, wenn Sie von der Linken hier über
inanzkrise und Banken sprechen und kein Wort zu den
ffentlichen, staatlichen Banken verlieren; denn dort
urde mit der größte Unfug angerichtet, den wir als
teuerzahlerinnen und Steuerzahler auszubaden haben.
uch das gehört zur Wahrheit, Herr Bartsch.


(Beifall bei der FDP – Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Das war eine schwarz-gelbe Veranstaltung!)


Zu Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen von der
PD: Sie regen sich seit Wochen fürchterlich über das
hema „steuerliche Entlastung“ auf.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Über Ihren Staatsbankrott!)


ie Kollegin Merkel sagte eben, das sei Unsinn und al-
es ganz schlimm. Sie erfinden tolle Begriffe wie „Steu-
rgeschenke“.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Die Begriffe gab es schon vorher!)


ie haben nichts ausgelassen. Ich will Sie einladen, mit
ns sachlich über Steuerpolitik zu sprechen und zunächst






(A) )



(B) )


Dr. Volker Wissing
einmal Ihre eigenen Parteibeschlüsse als Grundlage he-
ranziehen.

Frank-Walter Steinmeier hat uns einen Deutschland-
Plan vorgelegt, in dem es heißt – ich zitiere –:

Wir setzen uns dafür ein, dass insbesondere Men-
schen mit niedrigen und mittleren Einkommen we-
niger Steuern … zahlen.


(Beifall bei der FDP – Beifall bei der SPD – Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Hört! Hört! – Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Genau! Alles Hotelbesitzer, ja?)


So haben Sie das damals formuliert. Heute würden die
gleichen Leute sagen: Wir fordern Steuergeschenke für
untere und mittlere Einkommen.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Kleine Einkommen! Alles Hotelbesitzer?)


– Moment. Es geht noch weiter.

In Ihrem Regierungsprogramm 2009 haben Sie den
Menschen für den Fall Ihrer Wahl versprochen – ich
zitiere –: die Absenkung des Eingangssteuersatzes von
14 auf 10 Prozent


(Johannes Kahrs [SPD]: Richtig! Gut so!)


und die Abmilderung der kalten Progression für Ein-
kommen bis 105 764 Euro bei Verheirateten. Das sind
Ihre Forderungen.

Jetzt schauen wir einmal in den christlich-liberalen
Koalitionsvertrag. Dort steht ausformuliert, was wir wol-
len. Darüber können wir uns gerne auseinandersetzen.
Dort heißt es:

Wir wollen … eine steuerliche Entlastung insbeson-
dere für die unteren und mittleren Einkommensbe-
reiche


(Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Die werden Sie mit Ihrem Modell nicht erreichen!)


sowie für die Familien mit Kindern in einem Ge-
samtvolumen von 24 Mrd. Euro

– bei voller Jahreswirkung –

im Laufe der Legislaturperiode.


(Beifall bei der FDP – Bettina Hagedorn [SPD]: Sie sagen das eine und tun das andere!)


Nun kann man gewisse Parallelen erkennen. Der Un-
terschied ist nur:


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Hotels!)


Dadurch, dass Sie das jetzt lautstark kritisieren, sagen
Sie den Menschen, dass Sie niemals bereit gewesen wä-
ren, das umzusetzen, was in Ihrem Parteiprogramm
stand. Wir tun das. Wir bringen genau die steuerliche
Entlastung für untere und mittlere Einkommen, die
auch Sie gefordert haben.


(Joachim Poß [SPD]: Was hat denn das mit Unternehmenserben zu tun? – Christian Lange W W S g h M – „ d h D E e u w B v d k J f P S a s g m K z (C (D [Backnang] [SPD]: Sie haben doch das Zweite Juristische Staatsexamen! Da müsste man besser argumentieren können!)


ir werden die kalte Progression abmildern. Wir werden
ort halten.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Quatsch mit Soße!)


ie wären nicht bereit gewesen, Wort zu halten. Deswe-
en sitzen Sie jetzt auf den Oppositionsbänken. Ihnen
aben die Menschen nicht geglaubt, und uns haben die
enschen vertraut. Das muss für Sie schmerzlich sein.


(Joachim Poß [SPD]: Geglaubt? Auf Sie reingefallen! Auf Ihre Täuschungen!)


Herr Poß, wer ist denn 2005 auf wen reingefallen?
Merkel-Steuer, das wird teuer!“ haben Sie erst gesagt,
ann haben Sie gleich noch 1 Prozentpunkt draufgelegt,


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: 2!)


aben die Leute hinter die Fichte geführt.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


ann haben Sie ins Parteiprogramm wieder steuerliche
ntlastungen hineingeschrieben. Jetzt kommen die steu-
rlichen Entlastungen durch einen Regierungswechsel,
nd Sie bekämpfen sie. Das ist alles andere als glaub-
ürdig, lieber Herr Kollege Poß.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Ach, Herr Wissing!)


Sie müssen es ertragen, dass Deutschland wieder eine
undesregierung hat, die Wort hält, die zu ihren Wahl-
erbrechen,


(Lachen und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sigmund Freud lässt grüßen! Ein Freud’scher „Verbrecher“!)


versprechen steht und eins zu eins umsetzt, was sie vor
er Wahl versprochen hat.

Sie haben in den letzten elf Jahren Ihre sozialdemo-
ratischen Finanzminister unterstützt. Sie haben elf
ahre lang den Finanzminister gestellt. Ich konnte nicht
eststellen, dass Sie das umgesetzt haben, was in Ihren
arteiprogrammen stand. Schauen Sie sich die Bilanz an.
chauen Sie sich die Forderungen an. Schauen Sie sich
n, was Sie auf Ihren Parteitagen gepredigt haben. Kein
ozialdemokratischer Finanzminister hat eine Vermö-
ensteuer eingeführt. Kein sozialdemokratischer Finanz-
inister hat eine Börsenumsatzsteuer eingeführt.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Wir haben einen Koalitionspartner gehabt, der alles verhindert hat!)


aum sitzen Sie in der Opposition, fordern Sie den gan-
en Blödsinn wieder aufs Neue.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Volker Wissing
Ihre Wahlprogramme sollten mit dem Satz: „Es war
einmal …“ beginnen. Dann wären sie das, was sie wirk-
lich sind: Märchen wie Hans im Glück oder Peer Gynt.

Diese Woche war viel von „Klientelpolitik“ die Rede.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zu Recht! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Da vorne steht einer davon!)


Ich muss sagen: Dass die SPD sich das so stark zu eigen
gemacht hat, ist schon erstaunlich. Ich kann mich daran
erinnern: Als wir im letzten Jahr Hunderte Milliarden für
Banken bereitgestellt haben, waren Sie ganz vorne da-
bei, federführend. Das war alles notwendig, hieß es. Vie-
les war richtig. Manches hätte man besser machen kön-
nen.


(Joachim Poß [SPD]: Deswegen haben Sie ja zugestimmt!)


Aber jetzt, wo die Bürgerinnen und Bürger sagen: „Wir
wollen auch etwas haben, wir wollen auch eine Entlas-
tung haben, wir wollen auch neue Leistungsanreize ha-
ben“,


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Gesundheitsbeitrag gesteigert! Herzlichen Glückwunsch!)


da sagt bei unteren und mittleren Einkommen ausgerech-
net die SPD: Nein, nicht mit uns.


(Beifall bei der FDP – Joachim Poß [SPD]: Bis jetzt haben Sie nur Unternehmenserben entlastet!)


Herr Kuhn, Sie sagen genauso wie Ihre Kollegen in
der Opposition, diese Koalition würde Schlechtes tun für
die Kommunen. Was für ein Unsinn.

Wir haben mit dem Wachstumsbeschleunigungsge-
setz die Insolvenzbeschleunigung aus der Unterneh-
mensbesteuerung herausgenommen. Wir sichern damit
den Bestand von Unternehmen vor Ort. Damit sichern
wir auch die Existenz von Steuerzahlern vor Ort. Was
daran Unsinn sein soll, müssen Sie mir erst einmal erklä-
ren. Es hat doch keinen Sinn, dass man die Substanzbe-
steuerung, so wie Sie sie eingeführt haben, in der Krise
fortsetzt, um am Ende nur noch den Aufschwung bei den
Insolvenzverwaltern ankommen zu lassen. Das ist das
Gegenteil von einer Stärkung der Kommunen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Deswegen haben wir diese Politik beendet, und deswe-
gen haben wir so schnell mit dem Wachstumsbeschleu-
nigungsgesetz handeln müssen. Das ist eine gute Bot-
schaft. Denn es bestand Handlungsbedarf. Sie waren in
der Regierung nicht mehr in der Lage, das Richtige für
die Unternehmen in Deutschland zu tun.

Das wird auch die kommunalen Finanzen stabilisie-
ren.


(Joachim Poß [SPD]: Was? Kommunale Finanzen? Die haben Sie zum Einstürzen gebracht, ruiniert!)


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(C (D enn Sie Ihren Widerstand gegen eine Reform der komunalen Finanzen aufgeben, dann werden wir auch an ieser Stelle weiterkommen. Wir jedenfalls haben die Ineressen der Kommunen fest im Blick. Das haben wir it dem Wachstumsbeschleunigungsgesetz gezeigt. (Lachen bei Abgeordneten der SPD – Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Dialektisches Denken!)


ie gute Botschaft lautet: Dieses Land hat wieder eine
egierung, die Wort hält, die verlässlich ist. Weil Sie im-
er so tun, als wüssten Sie nicht, was diese Regierung
ill, empfehle ich Ihnen: Schauen Sie in den Koalitions-
ertrag! Dort steht es. Das, was dort steht, wird von uns
emeinschaftlich in aller Ruhe und aller Sachlichkeit
ins zu eins umgesetzt.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701705400

Das Wort hat nun der Bundesminister der Finanzen,

r. Wolfgang Schäuble.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finan-
en:

Herr Präsident! Meine verehrten Kolleginnen und
ollegen! Ich würde gerne noch einmal mit dem ersten
atz, den ich in dieser Haushaltsdebatte gesagt habe, be-
innen:


(Joachim Poß [SPD]: Ach!)


er Haushalt 2010 ist durch die tiefgreifende Banken-
rise und durch den schwersten Wirtschaftseinbruch der
achkriegszeit geprägt. – Das betrifft übrigens auch die
aushalte der kommenden Jahre, 2011, 2012, 2013,
014 und folgende. Auch sie werden davon geprägt und
etragen sein; das ist überhaupt keine Frage. In der De-
atte wurde gelegentlich versucht, das hin- und herzu-
chieben. Das nützt doch gar nichts. Ich glaube, es war
otwendig und richtig – es ist eigentlich unstreitig –,
ass wir, Deutschland, unsere damalige Regierung und
eile der damaligen Opposition, in Europa und weltweit
o reagiert haben, wie wir reagiert haben. Wir haben ver-
indert, dass es noch schlimmer gekommen ist – bis auf
en heutigen Tag. Deswegen sollte man, Herr Kuhn
wir brauchen unsere baden-württembergischen Späße
icht zu sehr miteinander betreiben; das ist in Ordnung –,
as, was notwendig und richtig war, nicht plötzlich als
orrorzahlen interpretieren.

Man muss sich überlegen, ob man seriös sein will
der nicht. Ich rate dazu, in ernsten Zeiten seriös zu sein.
un ist, wenn ich das richtig verstanden habe, der Kern
er Kritik an diesem Haushaltsentwurf gewesen, wir hät-
en angesichts einer besseren Entwicklung, angesichts
esserer Zahlen seit der Aufstellung des ersten Regie-
ungsentwurfs Anfang Juli vergangenen Jahres einen
pielraum von etwa 10 Milliarden Euro gehabt.


(Joachim Poß [SPD]: So ist es!)







(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble
– Ja, ich möchte zunächst einmal herausarbeiten, was Ihr
Vorwurf ist. Dann möchte ich meine Antwort darauf ge-
ben.


(Otto Fricke [FDP]: Das wollen die aber nicht!)


Erstens einmal glaube ich, dass es in dieser ungewis-
sen Zeit, im zweiten Halbjahr 2009, ökonomisch richtig
war – es ist übrigens international völlig unstreitig, euro-
päisch wie weltweit –, die automatischen Stabilisatoren
noch wirken zu lassen.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Das haben wir getan. Wir haben gesagt: Okay, wir erhö-
hen die Neuverschuldung nicht, aber wir nutzen den
Spielraum. – Wir haben ihn übrigens zu einem erheb-
lichen Teil dazu genutzt – das werden Sie nicht kritisie-
ren –, einen einmaligen Zuschuss zur gesetzlichen
Krankenversicherung zu geben, damit die gesetzliche
Krankenversicherung nicht die krisenbedingten Minder-
einnahmen tragen muss. Ich glaube, das war richtig. Da-
mit sind 3,9 von den 10 Milliarden Euro weg. Das sage
ich nur, damit wir wissen, worüber wir reden.

Ich glaube, dass auch das Sofortprogramm für die
Landwirtschaft notwendig und richtig war.


(Widerspruch bei der SPD)


Es ist uns viel vorgehalten worden, und wer hat alles was
zur Lage der Milchbauern gesagt. Wir sollten das nicht
ganz vergessen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hilft ja den Milchbauern nicht!)


Nächster Punkt. Wenn wir neue Prioritäten setzen,
dann ist es richtig, in einer ersten Tranche unter Nutzung
dieses Spielraums das 12-Milliarden-Euro-Programm
zur Förderung von Bildung und Forschung in unserem
Lande, dessen Realisierung wir für diese Legislatur-
periode verabredet haben, umzusetzen; auch dies ist da-
rin enthalten.

Dann bleibt noch ein wesentlicher Teil, der für die
Entlastung von Familien mit Kindern verwendet wurde;
darüber kann man unterschiedlicher Meinung sein. Ich
halte es für richtig und notwendig, dass wir diesen
Schritt getan haben. Ökonomisch war er wohl auch rich-
tig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Am Ende bleibt die Debatte über den ermäßigten
Mehrwertsteuersatz für Beherbergungsleistungen; wir
haben schon Strichlisten geführt, wie viele Redner da-
rauf nicht zu sprechen gekommen sind.


(Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Das ist ja auch ein wichtiger Punkt!)


– Ja, gut. – Dabei geht es um einen Betrag in der Grö-
ßenordnung von 1 Milliarde Euro, und auch dafür gibt es
gute Argumente, insbesondere in Europa.


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(C (D (Lachen bei Abgeordneten der SPD – Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Die sind mir nicht bekannt! – Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Ach, Herr Schäuble! Sie schämen sich doch selber! Wir machen hier doch Fremdschämen für Sie!)


Frau Kollegin, Sie können doch in aller Ruhe einräu-
en, dass Sie den Vorwurf, wir hätten die 10 Milliarden
uro nicht für tatsächliche Einsparungen genutzt, nicht
rnsthaft aufrechterhalten können.

Jetzt stellt sich die Frage: Wie gehen wir in diesem
ahr vor? Ich bin zuversichtlich, dass es gelingen kann,
m Ende mit einer geringeren Neuverschuldung auszu-
ommen, als in dem am 16. Dezember letzten Jahres im
abinett verabschiedeten Haushaltsentwurf vorgesehen
ar.


(Joachim Poß [SPD]: Ach! Das war doch unter ganz anderen Vorzeichen!)


Ich bin für die Ankündigung aller Redner – sowohl der
oalitionsfraktionen als auch der anderen Fraktionen –
ankbar, sich in den Beratungen im Haushaltsausschuss
u bemühen, die Neuverschuldung weiter zu senken. Ich
laube, im Jahre 2010 brauchen wir nicht mehr mit auto-
atischen Stabilisatoren zu arbeiten, sondern jetzt kön-

en wir mögliche Spielräume für Einsparungen nutzen.

Ich will noch eine Bemerkung machen – ich weiß,
ass Sie gerne über all die Themen diskutieren würden,
ie Mitte dieses Jahres und in den Haushaltsberatungen
es Jahres 2011 folgende anstehen –: Herr Kuhn, die
ittelfristige Finanzplanung können Sie mir nicht ernst-

aft vorwerfen; denn ich habe sie, wie gesagt, nicht ge-
acht. Die Gründe, aus denen wir sie nicht fortgeschrie-

en haben, habe ich dargelegt. Im Herbst können wir
erne darüber diskutieren. Das wird nicht einfach. Das
st bitterernst. Aber es ist zu leisten, es ist zu schaffen.

Jetzt will ich etwas zur Bundesagentur für Arbeit und
um Beitragssatz zur Arbeitslosenversicherung sa-
en. Wir alle wissen – trotzdem muss ich es immer wie-
er betonen –: Die Gesetzeslage sieht so aus, dass der
eitragssatz zur Arbeitslosenversicherung ab dem 1. Ja-
uar 2011 von 2,8 auf 3,0 Prozent steigt; denn er wurde
ur vorübergehend durch Rechtsverordnung gesenkt.
abei soll es auch bleiben.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Für die gesamte Legislatur?)


Bitte?


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Für die gesamte Legislatur?)


Die Gesetzeslage


(Joachim Poß [SPD]: Die wollt ihr aber nicht verändern, oder?)


ieht für den 1. Januar 2011 einen Anstieg des Arbeitslo-
enversicherungsbeitrags vor.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Auf 3 Prozent! Nicht höher? – Joachim Poß [SPD]: Das andere werden Sie prüfen!)







(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble
– Das sage ich Ihnen ganz genau. Wir haben uns nämlich
in diesem Jahr entschieden. Sie haben mir ja alles Mögli-
che unterstellt – manchmal habe ich gedacht, das seien
Karikaturen –, zum Beispiel, wir hätten die Rampe ange-
hoben. Ich zeige Ihnen einmal die Pressemitteilungen, in
denen steht, was Sie uns während der Koalitionsver-
handlungen alles unterstellt haben, unter anderem wie
hoch die Neuverschuldung sein würde. Sie waren doch
baff und erstaunt, dass der Bundesfinanzminister, der
auch baff und erstaunt war, dass er Bundesfinanzminis-
ter wurde,


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


gesagt hat: Die Regierung legt noch vor Weihnachten ei-
nen Haushaltsentwurf vor, und wir werden die Höhe der
Neuverschuldung, die im Haushaltsentwurf vom Juli
letzten Jahres vorgesehen war, auf keinen Fall über-
schreiten. Fast alle haben doch gesagt: Die gehen auf
100 Milliarden, um es sich leicht zu machen. Ich habe
allerdings gesagt: Wir machen keine Tricks. – Und wir
haben auch keine gemacht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben das Darlehen für die Bundesagentur für
Arbeit, dem einmaligen Zuschuss für die gesetzliche
Krankenversicherung entsprechend, in einen Zuschuss
umgewandelt, weil es richtig ist, dafür zu sorgen, dass
die Arbeitnehmer, die Beiträge zur Arbeitslosenversi-
cherung zahlen, die krisenbedingten Mehrbelastungen
nicht allein tragen müssen. Diese Maßnahme haben auch
Sie nicht ernsthaft infrage gestellt.

Jedermann, der ein bisschen ökonomische Ahnung
hat – als Bundesfinanzminister werde ich jetzt ja immer
belehrt; ich lerne gerade –,


(Joachim Poß [SPD]: Zu spät!)


weiß, dass Entwicklungen am Arbeitsmarkt in der Kon-
junkturabfolge fast als letzte zu beobachten sind.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Deswegen müssen wir ganz genau im Blick haben, ob
das, was ich gesagt habe, zutrifft: dass die Arbeitslosen-
quote in diesem Jahr, im Jahr 2010, steigen wird. Für
diesen Fall haben wir Vorsorge getroffen. Ich hoffe aller-
dings, dass die Arbeitslosenquote im Jahre 2011 sinkt.

Sollte sie trotz eines Beitragssatzes zur Arbeitslosen-
versicherung von 3,0 Prozent krisenbedingt noch zu ei-
nem Defizit führen, werden wir zu entscheiden haben,
ob wir im Jahre 2011 noch einen Zuschuss gewähren.
Diese Entscheidung werden wir auf Basis derselben Ar-
gumente wie in diesem Jahr treffen; so weit zu Ihrer
Frage. Über alles Weitere diskutieren wir im Juni dieses
Jahres.

Was werden wir jetzt tun? Die Bundeskanzlerin hat
am Mittwoch gesagt – angesichts Ihrer Kritik ist es
wichtig, das gelegentlich zu wiederholen –: Es gilt das
Grundgesetz. Die Schuldenbremse des Grundgesetzes
ist die Leitplanke. – Das ist innerhalb der Koalition völ-
lig selbstverständlich. Das muss eigentlich auch nicht

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(C (D xtra betont werden. Wir alle halten uns schließlich an as Grundgesetz. In diesem Rahmen werden wir für die otwendigen strukturellen Verbesserungen, Vereinfahungen und Entlastungen im Steuerrecht sorgen, und war Schritt für Schritt, so wie es möglich ist. Wissen Sie, wo wir anfangen werden? Ich habe die bsicht, noch im Februar dieses Jahres die kommunalen pitzenverbände und die Länder einzuladen – das haben ir im Koalitionsvertrag verabredet –, damit wir uns geeinsam mit der Problematik der Gemeindefinanzen be assen. Im Sinne der Subsidiarität, vor allen Dingen aber m Sinne der Stabilität unserer politischen Ordnung ist es otwendig, dass wir die kommunale Selbstverwaltung tärken. Deswegen stehen im Koalitionsvertrag die Forulierungen, die die Arbeitsgruppe, in der Frau eutheusser-Schnarrenberger und ich so erfolgreich zuammengearbeitet haben, entwickelt hat. Ich bin davon berzeugt, dass die Stärkung der kommunalen Selbstveraltung eine Voraussetzung dafür ist, dass uns in wirt chaftlich labileren Zeiten, als wir sie in den 60 Jahren achkriegsgeschichte gewohnt waren, in sozial gefähreteren Zeiten, in schwierigeren Zeiten die Stabilität nserer demokratischen verfassungsmäßigen Ordnung icht verloren geht. Deswegen werden wir genau an dieem Punkt ansetzen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir werden das Schritt für Schritt machen. Sie wer-
en uns dabei – darum bitte ich – im politischen Wettbe-
erb begleiten, kritisieren, überwachen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben denen gerade 1,6 Milliarden Euro im Jahr weggenommen! Das müssen Sie doch mal erklären!)


ch bleibe dabei, Herr Kollege Kuhn, dafür zu werben,
ass wir unserer Bevölkerung, denjenigen, die wir ver-
reten, die Chance lassen, nachzuvollziehen, was wir ei-
entlich tun, und deswegen Schritt für Schritt vorgehen.


(Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Das geht aber nicht mit so einer Vernebelungstaktik!)


Das ist keine Vernebelungstaktik. Durch Ihre Zwi-
chenrufe wird nur deutlich, wie armselig Ihre Argu-
entation ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


s tut mir furchtbar leid: Wenn Sie das, was ich hier
age, mit dem Wort „Vernebelungstaktik“ bezeichnen
ollen, dann haben Sie den Ernst der Zeit nicht verstan-
en.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht um das, was Sie tun! Ihre Aufregung ist auch armselig!)


Die ist nicht armselig. Ich wehre mich einfach dage-
en, Frau Kollegin Künast, weil ich finde, dass es auch
n schwierigen Zeiten möglich sein muss – bei allem
olitischen Streit, der ja die Grundlage unserer freiheitli-






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble
chen Ordnung, unserer Demokratie ist –, ernsthaft mit-
einander zu reden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Sie haben kein Privileg auf Ernsthaftigkeit!)


– Nein, Herr Kollege Poß, habe ich nicht.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN], auf die CDU/CSU-Fraktion zeigend: Sagen Sie das denen auch mal!)


– Frau Kollegin Künast, ich habe mich jetzt nur mit de-
nen auseinandergesetzt, die Zwischenrufe gemacht ha-
ben. Sie sagen selber: Ich soll darauf nicht reagieren. Da
haben Sie auch wieder recht. Am besten sind Sie still;
dann muss ich nicht reagieren.


(Beifall des Abg. Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP] – Christian Lange [Backnang] [SPD]: So eine Arroganz!)


Ganz im Ernst – ich will das in aller Eindringlichkeit
sagen –: Wir werden alle diese Aufgaben im föderalen
Verbund, Bund, Länder, Kommunen, bewältigen müs-
sen. Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass man-
che Dinge, die selbstverständlich geworden sind in Jahr-
zehnten wachsenden Wohlstands und sozialer Sicherheit
– und in wachsender gesetzgeberischer und administrati-
ver Perfektion; das nennt man normalerweise, ein biss-
chen vereinfacht, Bürokratisierung –, auf den Prüfstand
gestellt werden müssen. Aber das muss man Schritt für
Schritt machen. Verehrte Kolleginnen und Kollegen, Sie
wissen selber – Sie versuchen auf diesem Klavier ja auch
ein bisschen zu spielen –: Jede Veränderung an einem
liebgewonnenen Besitzstand muss sorgfältig begründet
und erläutert sein, wenn sie die Chance haben soll, zu-
stande zu kommen.

Man wird diese Regierung am Ende nicht daran mes-
sen, was für Vorschläge sie gemacht hat, sondern daran,
was sie zustande gebracht hat. Dieser Aufgabe stellen
wir uns gemeinsam. Die Leitplanken, die wir uns gege-
ben haben, sind das, was im Koalitionsvertrag steht, das,
was in der Regierungserklärung gesagt worden ist, aber
auch das, was in dieser Debatte gesagt worden ist. Dafür
bitte ich Sie alle um Ihre Unterstützung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701705500

Das Wort erhält nun die Kollegin Arndt-Brauer für

die SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Ingrid Arndt-Brauer (SPD):
Rede ID: ID1701705600

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! In dieser

Schlussrunde zum Haushalt halte ich heute meine erste
Rede in der Opposition, aber ich will nicht so tun, als sei
ich hier neu.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das ist schon einmal ein guter Anfang!)


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(C (D ch habe den letzten Haushalt mitbeschlossen, ich habe as Finanzmarktstabilisierungsgesetz mitbeschlossen, nd ich habe sogar Gesetze mitbeschlossen, die die inanzkrise – das gebe ich offen zu – mit ermöglicht haen. Dabei sind wir von der ganz rechten Seite getrieben orden: Wir sollten den Finanzmarkt entfesseln, endlich reiheit zulassen und neue Produkte auf den Markt brinen. (Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Das stimmt doch überhaupt nicht!)


Bei vielen Dingen ist man im Nachhinein schlauer;
ch bin heute bei diesen Dingen schlauer. Andere Dinge
ann man aber voraussehen. Sie hätten gut voraussehen
önnen, dass bei Ihren Subventionen für Hotelbesitzer
iejenigen jubeln, die begünstigt sind, und die anderen
ich überlegen, dass sie diese 1 Milliarde Euro auch hät-
en gut gebrauchen können. Das hätte man voraussehen
önnen, und damit hätten Sie sich viel Ärger ersparen
önnen.


(Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Sie haben es doch gefordert!)


nzwischen gibt es schon Verbände, die fordern, dies zu-
ückzunehmen.

Man könnte das Gefühl bekommen, dass es bei der
DP möglich ist, eine Zustimmung zu bekommen, wenn
an nicht wie wir für Mindestlöhne auf die Straße geht

nd Unterschriften sammelt, sondern wenn man einfach
eld sammelt und sich dann die Zustimmung einkauft.
uf diese Idee könnte man bei Ihnen kommen.


(Beifall bei der SPD)


Die Spendenkrise der FDP ist allerdings gegenüber
er Krise, die wir in unserem Land haben, zu vernachläs-
igen. Da gebe ich Ihnen, Dr. Schäuble, ausdrücklich
echt. Wir haben schwierige Zeiten. Einen Versuch der
eschreibung dieser Zeiten hat die Kanzlerin am
0. November – leider ist sie jetzt nicht mehr hier – in
hrer Regierungserklärung vorgenommen. Der Weg aus
er Krise führt in ihrer Rede viermal über Nachhaltigkeit
nd 17-mal über Wachstum.


(Zuruf von der FDP: Das ist doch richtig!)


er Sprachschatz von Minister Brüderle beschränkt sich
igentlich ausschließlich auf Wachstum; deswegen
raucht man bei ihm auch nicht so viel zu zitieren.

Vielleicht haben einige der älteren Anwesenden noch
m Kopf: Es gab einen Club of Rome, der 1972 eine Stu-
ie in Auftrag gegeben hat. Deren Ergebnis war das
uch Grenzen des Wachstums. Im Jahre 2004 gab es ein
0-Jahre-Update dieser Studie. Immer noch – man
laubt es kaum – gibt es Grenzen des Wachstums:


(Beifall bei der SPD)


renzen im Flächenverbrauch, Grenzen im Umweltver-
rauch, Grenzen vielfältiger Art und Weise. Würden all
iese Grenzen über Bord geworfen und forderten wir
berall 10 Prozent Wachstum ein, dann wäre diese Re-
ublik, glaube ich, nicht mehr lebenswert.






(A) )



(B) )


Ingrid Arndt-Brauer
Ebenfalls gerne in den Mund genommen werden die
Worte „Generationengerechtigkeit“ und „Verantwor-
tung für nachfolgende Generationen“. Ich bin SPD-Spre-
cherin im Beirat für nachhaltige Entwicklung. Dort
haben wir eine Überprüfung der Gesetzgebung der Bun-
desregierung im Hinblick auf die Folgen für nachfol-
gende Generationen beschlossen. Das heißt, wir werden
prüfen, welche Auswirkungen Gesetze für Generationen
haben, die nach uns kommen. Beim Wachstumsbe-
schleunigungsgesetz war dies leider noch nicht möglich;
das wäre auch durchgefallen, ganz klar.

Aber wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass
auch so etwas wie ein Ausstieg aus dem Atomausstieg
nicht zu verantworten ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wer dies nicht glaubt, kann gern in meinen Wahlkreis
kommen, wo es gestern in einer Urananreicherungsan-
lage einen Unfall mit schlimmen Folgen für einen Mit-
arbeiter gab. Diese Industrie ist nicht so sicher, wie Sie
es sich wünschen. Vor allen Dingen ist sie unter dem Ge-
sichtspunkt der Nachhaltigkeit nicht verantwortbar.

Wir können uns jetzt darüber streiten, Herr
Dr. Schäuble, ob die 10 Milliarden Euro verschleudert
wurden oder nicht. Wir denken eher, man hätte sie an-
ders ausgeben können oder gar nicht ausgeben sollen.
Große Erbschaften zu entlasten war ein Fehler.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Auch war die Erhöhung der Freibeträge für Kinder ein
Fehler.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Kindergelderhöhung haben wir im Finanzaus-
schuss abgekoppelt, sodass wir ihr zustimmen konnten,
weil wir wollten, dass die Schere zwischen armen und
reichen Kindern zusammen- und nicht auseinandergeht.
Wir sind ausdrücklich dafür gewesen, weil der SPD je-
des Kind gleich viel wert ist.


(Beifall bei der SPD)


Diese Kinder wie auch nachfolgende Kinder wohnen
hauptsächlich in Kommunen. Diese Kommunen haben
Steuermindereinnahmen von 2,1 Milliarden Euro. Das
ist sehr bedauerlich und wird die Lebensqualität dieser
Kinder ziemlich einschränken. Die Lebensqualität der
Eltern wird durch die zu erwartende Gebührenerhöhung
und durch Privatisierungen eingeschränkt, die notwen-
dig sein werden, um vermeintlich Gehälter oder andere
Gelder einzusparen. Dadurch werden sozialversiche-
rungspflichtige Arbeitsplätze gefährdet und vielleicht
sogar vernichtet. Da hilft es nicht viel, mehr netto vom
Brutto zu fordern. Es wird auch die FDP-Mitglieder
nicht trösten, dass sie aufgrund ihrer Mitgliedschaft ei-
nen leichteren Zugang zur PKV haben. Auch dort wer-
den höhere Beiträge gezahlt werden müssen.

Anzumerken ist, dass es in letzter Zeit durchaus sinn-
volle und gute Investitionen gab, die vom Bund initiiert

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(C (D urden. Das Konjunkturpaket II zum Beispiel ist in den ommunen sehr gut angekommen. Dafür werden wir elobt. Das waren Investitionen in die Zukunft, beipielsweise in Schulen und energetische Erneuerung. as war eine gute Sache. Nicht alles, was aus Berlin ommt, schadet den Kommunen; es kann für die Komunen auch segensreich sein. Was aber schadet, ist, achstum um jeden Preis. Ich möchte auf den vorliegenden Haushalt zurückommen. Als Finanzpolitikerin liegt mir weniger an der usgabenseite als an der Einnahmeseite. Diese ist meier Meinung nach unbedingt zu stärken. Bei einer Neuerschuldung von knapp 86 Milliarden Euro frage ich ich, ob wir auf Dauer mit Ausgabenkürzungen aus ommen. Ich finde diesen Ansatz geradezu lustig. Er ernnert mich an eine Diät, bei der man sich vornimmt: Ab ächsten Montag esse ich weniger, aber dieses Wochennde haue ich noch einmal richtig rein. (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das sollten Sie nicht tun!)


o kommt mir das, was Sie vorhaben, vor: Erst kommt
ie Neuverschuldung, und dann will man sie langsam
bbauen. Ich kann Ihnen aber versichern, dass solche Di-
ten meistens wirkungslos sind. Es hilft nur, wenn man
ich vornimmt, sofort abzunehmen.


(Beifall bei der SPD – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Dann bekommen Sie eine Magenverstimmung!)


Viele verweisen darauf, dass wir ohne die Finanz- und
irtschaftskrise ein Haushaltsvolumen von 300 Milliar-

en Einnahmen ohne Neuverschuldung hätten. Das nützt
ns aber nichts. Es gibt diese Krise; und ich bin sehr froh
arüber, dass wir ab 2011 eine Schuldenbremse haben.
onst würde das Ganze nämlich noch schlimmer wer-
en.

Wie gesagt, in jeder guten Familie würde man versu-
hen, die Einnahmeseite zu stärken.


(Otto Fricke [FDP]: Ja? Wie macht man das?)


azu gibt es viele Vorschläge; meine Kollegin Petra
erkel hat schon darauf hingewiesen. Es gibt Steuern,

ie noch gar nicht ausgeschöpft wurden. Eine andere
öglichkeit haben viele schon wieder vergessen. Wir

atten ein Steuervergünstigungsentlastungsgesetz vor.
ir wollten Steuervergünstigungen abbauen. Unser
oalitionspartner hat aber leider nicht mitgemacht. Des-
egen mussten wir die Mehrwertsteuer erhöhen. Dem
taat fehlte Geld, und unser damaliger sehr verantwor-

ungsvoller Finanzminister war der Meinung, dass eine
ehrwertsteuererhöhung notwendig war, um die Ein-

ahmen zu steigern.

Ich befürchte übrigens, dass Sie die Abschaffung der
mlagefinanzierung im Rahmen der Gesundheits-

eform nicht nach dem Grundsatz „Die Starken tragen
ehr“ durch eine Einkommensteuererhöhung, sondern

ber eine Mehrwertsteuererhöhung finanzieren werden.


(Florian Toncar [FDP]: Das ist frei erfunden!)







(A) )



(B) )


Ingrid Arndt-Brauer
Damit würden die Schwachen über den Konsum den
größten Teil Ihrer Einnahmen in den Umverteilungstopf
zahlen. Das wäre furchtbar.

Ich bin gespannt, was noch auf uns zukommt. Als ich
in den 80er-Jahren studiert habe, gab es schon Wissen-
schaftler, die die Meinung vertreten haben, dass durch
Steuersenkungen Mehreinnahmen erzielt würden, weil
die Menschen eine größere Motivation zum Arbeiten
hätten. Das hat ein amerikanischer Präsident, der in ers-
ter Linie künstlerisch ausgebildet war, geglaubt und sein
Land fast in den Ruin getrieben. Diesen Weg 30 Jahre
später selber einzuschlagen, ist ein Feldversuch, den wir
uns nicht leisten sollten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Die Wähler in NRW haben es begriffen. Ihre Wähler
bei der letzten Wahl können ihre Entscheidung zurzeit
nicht revidieren. Ich kann nur raten, als Lobbyist tätig zu
werden. Dann kann man vielleicht etwas ausrichten. An-
sonsten muss man das Ganze im Blick behalten.

Ich hoffe, NRW wirkt nach der Wahl neutralisierend,
was die Gesetzgebung in Bundesrat und Bundestag be-
trifft. Dann hätten wir nicht den ganzen Blödsinn vor
uns, der Ihnen im Kopf herumschwirrt.

Manche Redner kommen mit einem Motto oder ei-
nem Zitat zum Schluss. Hier ist häufig vom nachhaltigen
Wachstum die Rede. Wachstum ist, wie ich schon ausge-
führt habe, nicht immer nachhaltig. Wir sollten verant-
wortungsvolle Politik machen und eine wachsende
Nachhaltigkeit an den Tag legen. Das wäre, glaube ich,
besser. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen gute Beratun-
gen und in einigen Wochen ein besseres Ergebnis als
das, was bisher vorliegt.

Danke schön.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701705700

Florian Toncar hat nun das Wort für die FDP-Frak-

tion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Florian Toncar (FDP):
Rede ID: ID1701705800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Haushaltswoche neigt sich dem Ende zu. Es ist gut, dass
es so etwas gibt.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Ende!)


Ich glaube, diese Haushaltswoche hat deutlich gemacht,
welche Alternativen hier im Haus zur Wahl stehen und
aufeinanderstoßen. Ich möchte die letzten vier Tage wie
folgt zusammenfassen. Sie fragen: Was braucht der
Staat, um diese Krise zu bewältigen? Wir fragen aber
auch: Was brauchen die Bürger, um diese Krise zu be-
wältigen? – Das ist der Unterschied, der in dieser Woche
deutlich geworden ist.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D Wir haben mit dem Wachstumsbeschleunigungsesetz begonnen, dessen Elemente Punkt für Punkt in nserem Wahlprogramm enthalten sind. Es ist hochinteessant und sagt viel über Sie selber aus, dass Sie uns usgerechnet das vorwerfen. Wir haben jedenfalls das, as in unserem Programm steht, umgesetzt. Kollege chneider, Sie haben heute gesagt, es handele sich um teuersenkungen für wenige Reiche. Sie wissen genauso ut wie ich, dass der wesentliche Teil, über die Hälfte, er Entlastungen durch dieses Gesetz auf die Erhöhung es Kindergeldes, und zwar zu über 90 Prozent, und des inderfreibetrags entfällt. (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 1,8 Millionen Kinder kriegen nichts!)


ch mache Ihnen folgenden Vorschlag: Wir beide neh-
en uns nächste Woche einen Tag, um gemeinsam in

nsere Wahlkreise zu fahren. Ich suche eine Familie aus
einem Wahlkreis, und Sie eine aus Ihrem. Dann klären
ir, ob es sich bei diesen Familien um die wenigen Rei-

hen handelt, von denen Sie gesprochen haben. Was
ierzu von Ihnen kommt, halte ich für eine völlige Ver-
errung dessen, was wir machen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Hartz-IV-Kinder!)


Nun zur Sache mit den Hotels, die in keiner Rede ge-
ehlt hat. Sie sind schon am Dienstag vorgeführt worden,
ls deutlich wurde, dass Sie alle mit der Forderung nach
enkung des Mehrwertsteuersatzes zugunsten der Hote-

iers an unterschiedlichster Stelle durch die Republik ge-
ourt sind; das wurde am Dienstag sehr klar.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lassen Sie mal das Hotel im Dorf!)


ber auffällig und interessant ist das, was in den letzten
ier Tagen bei der SPD passiert ist. Der Kollege
chneider sagt noch am Dienstag: Wir hätten anstelle
er Verabschiedung des Wachstumsbeschleunigungsge-
etzes die Schulden reduziert. Am Abend des gleichen
ages sagt Herr Scholz: Für das Geld, das durch diese
ehrwertsteuersenkung verloren geht, hätten wir mehr

olizisten eingestellt. Am nächsten Tag sagt Herr
teinmeier: Ich hätte das Geld für Bildung verwendet.
m Mittwochnachmittag sagen Ihre Verbraucherschüt-

er: Wir hätten das Geld in den Verbraucherschutz ge-
teckt. Am Donnerstag haben Ihre Familienpolitiker ge-
agt: Dieses Geld wäre bei den Familien besser
ufgehoben gewesen.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Das sind die Fachpolitiker!)


eute Morgen hat Kollege Pronold in der Debatte über
en Verkehrshaushalt gesagt: Das Geld fehlt zukünftig
ür Verkehrsinvestitionen. – Das ist bemerkenswert: In
ier Tagen – ich habe übrigens nicht alle Debatten ver-
olgt – haben Sie das Geld sechsmal ausgegeben. Nichts-
estotrotz erzählt uns Ihr Fraktionsvorsitzender etwas
on den Grundrechenarten. Ich glaube, mehr muss man
azu nicht bemerken.






(A) )



(B) )


Florian Toncar

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Bettina Hagedorn [SPD]: Es wäre überall besser angelegt als bei Hotels! – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hat Mövenpick Ihnen dieses Argument aufgeschrieben?)


Dieser Haushalt zeichnet sich nicht dadurch aus, dass
wir beste Voraussetzungen mitbekommen haben. Sie
werfen uns beispielsweise vor, dass wir zusätzlich 4 Mil-
liarden Euro in den Gesundheitsfonds pumpen müssen.
Dabei handelt es sich bei diesem Fonds um eine der his-
torischen Fehllenkungen, die die schwarz-rote Koalition
in der letzten Legislaturperiode beschlossen hat. Fal-
scher kann man es nicht machen. Aber dass Sie uns nun
vorwerfen, dass wir die Löcher stopfen, die Sie uns im
Oktober übergeben haben, schlägt dem Fass wirklich
den Boden aus.


(Beifall bei der FDP)


Die Bürgerinnen und Bürger wissen, wofür dieses Geld
eingesetzt wird, nämlich um Schäden zu beheben, die
uns übergeben worden sind. Übrigens sind die Beitrags-
zahler gerade im Gesundheitswesen höher belastet denn
je. Beim Thema Lohnzusatzkosten brauchen wir also
auch nicht unbedingt Ratschläge von Ihrer Seite.

Wir werden unseren Weg weitergehen. Wir haben
dazu klare Vereinbarungen im Koalitionsvertrag. Natür-
lich werden auch die Bestimmungen der Schulden-
bremse eingehalten. Ich will auf einen Umstand hinwei-
sen, der in den Diskussionen immer zu kurz kommt.
Natürlich können Steuersenkungen kurzfristig zu Steu-
ereinnahmeausfällen führen, obwohl sie die wirtschaftli-
che Tätigkeit anregen, Leistungsanreize fördern und
dazu führen, dass Schwarzarbeit sich weniger rentiert
und dadurch abnimmt. Aber das Wachstum, das durch
Steuersenkungen erzeugt wird, hat nicht nur einen Effekt
auf die Einnahmen, sondern auch auf die Staatsausga-
ben. Dieser Punkt wird immer wieder vergessen.


(Beifall des Abg. Leo Dautzenberg [CDU/ CSU])


In diesem Haushalt werden überwiegend Löcher, hervor-
gerufen durch Beitragsausfälle in den Sozialsystemen,
mit Steuermitteln gestopft. Wenn wir mehr Beitragszah-
ler und damit auch mehr Steuerzahler haben, dann be-
deutet das, dass die Sozialversicherungen höhere Bei-
tragseinnahmen und weniger Löcher haben und dass die
Steuerzuschüsse nicht mehr benötigt werden, ohne dass
das Auswirkungen auf die Leistungen der Sozialver-
sicherungen hat. Diesen Zusammenhang lassen Sie im-
mer weg. Ich weise auf diesen ausdrücklich hin.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ganz besonders interessant – das will ich zum Ab-
schluss noch sagen – ist Ihre Argumentation zur Finanz-
lage der Kommunen. Wir nehmen die Sorgen der Kom-
munen sehr ernst. Der Minister hat angekündigt, dass
mit den Kommunen sehr bald Gespräche geführt und
dass wir gemeinsam einen Konsens suchen werden.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben sie erst mal mit 1,6 Milliarden Euro belastet!)



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(C (D Die Kommunen haben durch das Wachstumsbeschleuigungsgesetz Ausfälle von rund 870 Millionen Euro, ollege Kuhn. (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, 1,6 Milliarden!)


as ist der richtige Betrag. – Man muss eines sehr deut-
ich sagen: Die Ausfälle bei den Kommunen – sie sind
icht zu leugnen – resultieren zurzeit vor allem daraus,
ass viele Gewerbesteuerzahler keinen Gewinn machen
nd daher keine Gewerbesteuer zahlen. Das ist die Ursa-
he dafür, dass es einigen Städten und Gemeinden im
and hundsmiserabel geht. Das hat aber mit dem Wachs-

umsbeschleunigungsgesetz nun wirklich nichts zu tun.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Fragen Sie doch mal Ihre Bürgermeister! Ihre eigenen Landräte erzählen das blanke Gegenteil!)


ch denke, wir sollten dieses Gesetz nicht für alles ver-
ntwortlich machen, was es an Problemen gibt, nur um
s politisch zu zerreden. Wir werden die Situation der
ommunen mit den Betroffenen angehen. Aber das poli-

isch auszuschlachten, weil einem der 27. September
009 noch in den Knochen steckt, kann nicht der richtige
eg sein.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701705900

Herr Kollege!


Dr. Florian Toncar (FDP):
Rede ID: ID1701706000

Wir werden nach dieser Haushaltswoche erfolgreich

eiterregieren.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihre sechs Minuten sind um!)


ir werden den Haushalt gut beraten und dann beschlie-
en.

Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701706100

Der Kollege Norbert Brackmann hat nun das Wort für

ie CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Norbert Brackmann (CDU):
Rede ID: ID1701706200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
itten in der schwersten Finanzkrise der Nachkriegs-

eschichte haben sich die Menschen in Deutschland
anz bewusst für eine christlich-liberale Mehrheit ent-
chieden. Die Menschen wollen nämlich eine verantwor-
ungsvolle Regierung. Sie wollen klare Perspektiven für
en Weg aus der Krise, und sie haben soziale Sicherheit
ewählt.

Die Menschen spüren, was das Abhandenkommen
on Wertvorstellungen bedeutet. Die Gier bei etlichen
arktteilnehmern hat uns nämlich in die Krise geführt.






(A) )



(B) )


Norbert Brackmann
Trotz mancher populistischer Forderung aus den Reihen
der heutigen Opposition nach mehr Staat ist dem eine
klare Absage erteilt worden. Die Bürger haben bürgerli-
che Werte gewählt, weil sie glauben, dass wir damit aus
dieser Situation besser herauskommen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Diese Werte stehen nicht für soziale Kälte und mangeln-
des Miteinander, sondern für gegenseitige Verantwor-
tung.

Dem ist auch so. Das erste Haushaltsgesetz, das Ihnen
diese Koalition heute als Entwurf vorlegt, ist davon ge-
prägt, dass über 50 Cent jedes einzelnen Euro, den der
Bund ausgeben wird, Sozialausgaben sind. Ich wieder-
hole es: Über 50 Cent von jedem Euro gehen in Sozial-
ausgaben. Das sind, um Ihnen die gewaltige Dimension
vor Augen zu führen, knapp 177 Milliarden Euro für so-
ziale Zwecke, für Leistungen der Rentenversicherung,
des Arbeitsmarkts und der Krankenkassen. Das sind, um
es als Zeitreihe darzustellen, 36 Milliarden Euro mehr
als im Haushalt 2008 und 24 Milliarden Euro mehr, als
im Haushalt 2009 vorgesehen waren. Der Bundeshaus-
halt 2010 ist wie kein anderer vor ihm von sozialen Leis-
tungen für unsere Bürgerinnen und Bürger geprägt.
54 Prozent des Gesamthaushaltes werden für soziale
Leistungen aufgewendet. Soziale Wärme, nicht soziale
Kälte ist daher die Wahrheit dieses Bundeshaushaltes.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Lieber Herr Kollege Schneider, bemerkenswert an Ih-
rer Rede war, dass Sie gar nicht von Minderaufwendun-
gen im sozialen Bereich oder von sozialer Kälte spre-
chen. Vielmehr monieren Sie, dass dieser Haushalt nicht
genügend Perspektiven und Initiativen für mehr Wachs-
tum enthält. Das war Ihre Kritik. Aber die Bürger haben
sich in Sachen Wirtschaft für diese Koalition und damit
für das Original statt für die Kopie entschieden. Die
Menschen wissen, dass für die christlich-liberale Koali-
tion Verantwortung und Wirtschaft zusammengehören.
Sie wissen auch, dass wir nur ausgeben können, was wir
vorher eingenommen haben. Zu dieser Erkenntnis sind
wir sogar gekommen, ohne die schwäbische Hausfrau zu
befragen.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, Sie machen es aber nicht!)


Voraussetzung für die Rettung der sozialen Errungen-
schaften in Deutschland ist es, die wirtschaftlichen Per-
spektiven für die Menschen zu verbessern. Dazu gehö-
ren untrennbar mehr Wachstum und Beschäftigung
sowie die Konsolidierung des Haushaltes. Beide Wege
müssen wir gehen. Deutschland muss sich jetzt aus dem
Abwärtssog der Krise freischwimmen. Dafür müssen
wir unter anderem die Arbeitnehmer und die mittelstän-
dischen Betriebe, diejenigen, die Kinder großziehen,
diejenigen, die sich um die Kranken kümmern, und die-
jenigen, die ehrenamtlich arbeiten, entlasten. Dies haben
wir in den vergangenen Monaten unter anderem mit dem
Bürgerentlastungsgesetz und mit den Konjunkturpaketen

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(C (D etan, und das werden wir auch mit dem Bundeshausalt 2010 tun. Bildung und Forschung, einer der Schwerpunkte, aben in diesem Bundeshaushalt hohe Priorität. Wir steiern die Ausgaben um 1,2 Milliarden Euro im Vergleich u 2008 und um 700 Millionen Euro im Vergleich zu 009. Im letzten Haushalt vor Einsetzen der Schuldenremse zeigen wir damit auf, wo wir in Deutschland eue Perspektiven für die Menschen sehen und realisieen wollen. Wir, die christlich-liberale Koalition, blicken icht nur in die Zukunft des Landes, sondern wir werden ie auch gestalten. Das Beste, was wir für die Zukunft nseres Landes tun können, ist, heute die richtigen Entcheidungen zu treffen. In die Zukunft unseres Landes zu investieren und icht die Zukunft unseres Landes zu verkonsumieren, edeutet aber auch, den Blick auf die Gegenwart zu richen. Wir befinden uns im Jahre 2010 immer noch in der chwersten Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit. Deshalb ar es richtig, nicht in die Krise hineinzusparen, sondern u investieren, steuerliche Belastungen zu senken und achstumsimpulse zu setzen. Wenn wir aus der Krise herauskommen wollen, dann üssen wir in diesem Jahr ein besonders schmerzhaft ohes Defizit von rund 86 Milliarden Euro hinnehmen. (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Plus die Schattenhaushalte!)


ieses Defizit ist über die vergangenen vier Tage von
ielen in diesem Hause kritisch angesprochen worden.
uf der anderen Seite aber wurden immer wieder Mehr-

usgaben gefordert. Frau Merkel, Sie waren vorhin die
rste, die hier deutlich gesagt hat: Von den Steuermin-
ereinnahmen, von den Steuerausfällen von 43 Milliar-
en Euro, hätten wir uns 10 Milliarden Euro sparen kön-
en, darunter 5 Milliarden Euro für die Familien. Das ist
as erste Mal, dass hier in dieser Deutlichkeit gesagt
ird, dass Sie auch dort Abstriche machen. Dass Sie das

agen, hat etwas mit Doppelzüngigkeit zu tun.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Es ist schwierig, Prognosen zu erstellen, besonders
enn sie auf die Zukunft gerichtet sind. Dieser Haushalt

ber ist ein Haushalt mit Augenmaß, geprägt von Nach-
altigkeit und sozialer Gerechtigkeit, und er schafft die
rundlagen für Wachstum und Beschäftigung.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie mal auf die Schlussbilanz geguckt? Das ist eine Rekordverschuldung, die Sie machen!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701706300

Letzter Redner in dieser Haushaltsdebatte ist der Kol-

ege Leo Dautzenberg für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP] – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Leo, setz jetzt den letzten Stein!)







(A) )



(B) )


Leo Dautzenberg (CDU):
Rede ID: ID1701706400

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Wie schon angekündigt, bin
ich der letzte Redner in der Schlussdebatte zur Einbrin-
gung des Haushaltes. Es ist schon mehrmals betont wor-
den, dass dieser Haushalt im Grunde ein Spiegelbild der
Krise ist. Wir setzen damit Akzente, schnellstmöglich
aus der Krise zu kommen. Entlastungen durch Steuer-
senkungen und Haushaltskonsolidierung sind kein Ge-
gensatz, sondern bedingen im Grunde einander, weil
über beides Wachstum generiert werden kann, und
Wachstum ist das Wichtigste, was wir für die nächste
Zeit brauchen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer’s glaubt, wird selig! – Bettina Hagedorn [SPD]: Da widersprechen Ihnen doch alle Sachverständigen! Das stimmt doch nicht!)


Wie von Herrn Minister mehrmals betont, ist es ein
anspruchsvolles Ziel, bis 2013 wieder das Wachstums-
niveau von 2008 zu erreichen; schließlich haben wir ei-
nen Rückgang unserer Wirtschaftskraft um über 5 Pro-
zent zu verzeichnen. Darauf müssen wir die richtigen
Antworten geben.

Es ist schon verwunderlich, verehrte Kolleginnen und
Kollegen der SPD, wie Sie die Maßnahmen, die wir ge-
meinsam bis September sinnvollerweise auf den Weg
gebracht haben, jetzt bewerten.


(Widerspruch bei der SPD)


Über 90 Prozent dieses Haushalts haben Sie Mitte letz-
ten Jahres im Grunde mit erarbeitet. Soll das alles jetzt
falsch sein?


(Ingrid Arndt-Brauer [SPD]: Das habe ich doch gar nicht gesagt!)


Wir haben in der neuen Koalition, der christlich-libera-
len Koalition, das hinzugefügt, was wir mit Ihnen im
Unternehmensteuerbereich und bei der Entlastung von
Familien nicht haben erreichen können. Es war auch
konsequent, dies mit Wirkung zum 1. Januar 2010 auf
den Weg zu bringen. Das ist das Gesamtkonzept.

Hier wurde gesagt: Die Änderungen bei der Gewer-
besteuer belasten die Kommunen.


(Bettina Hagedorn [SPD]: So ist es!)


Herr Kuhn, Sie haben ausgeführt, wir würden die Kom-
munen plündern.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


Schauen wir uns einmal die Vergangenheit an! In der rot-
grünen Koalition von 2002 bis 2005


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Jetzt geht es nicht um die rot-grüne Koalition! Jetzt geht es um Sie!)


waren alle Kommunen im Defizit.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: So ist das! Das ist die Wahrheit!)


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(C (D it Beginn der Großen Koalition 2005 haben die Komunen im Grunde Finanzierungsüberschüsse gehabt. (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das waren Sie?)


ie hätten weiterhin Finanzierungsüberschüsse, wenn
icht die Krise gekommen wäre.

Um ein Beispiel zu geben: Bei der Gewerbesteuer


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Die wollten Sie doch abschaffen!)


ar es doch konsequent, dass die christlich-liberale Ko-
lition die krisenverschärfenden Regeln im Interesse der
rbeitsplatzsicherung und Arbeitsplatzschaffung besei-

igt oder gemildert hat.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Märchenstunde! – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es ist Zeit, dass Sie mal wieder in den Wahlkreis gehen!)


inem Kämmerer einer Gemeinde muss es doch lieber
ein, noch Gewerbesteuereinnahmen zu haben, wenn
uch bei etwas geringerer Bemessungsgrundlage – die
inzurechnung ist ja abgeschmolzen worden –, als über-
aupt keine solchen Einnahmen mehr zu haben.


(Bernd Scheelen [SPD]: Das ist überhaupt nicht die Alternative!)


hnen dürfte auch nicht entgangen sein, dass Einzelhan-
elslagen in den Großstädten durch die Hinzurechnungs-
egeln in die klassische Substanzbesteuerung geraten
ind. Wo unternehmensmäßig eine Null war, ist im
runde die Substanz besteuert worden. Wenn dauerhaft
ie Substanz besteuert wird, gefährdet das das Unterneh-
en und damit Arbeitsplätze. Deshalb ist der Weg, den
ir gegangen sind, richtig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Frau Kollegin Arndt-Brauer, hier wurde gesagt, we-
en der Änderungen bei der Erbschaftsteuer würde uns
m Haushalt etwas fehlen. Da ist schon der Ansatz
alsch. Das Aufkommen steht den Ländern zu, betrifft
lso nicht den Bundeshaushalt. Wir begünstigen mit den
nderungen auch nicht die Reichen, sondern wir tragen
afür Sorge, dass die krisenverschärfenden Regelungen
ei der Erbschaftsteuer, was die Unternehmensnachfolge
nbelangt, also den Übergang von Unternehmen auf die
ächste Generation, abgemildert werden, damit auch
eim Unternehmensübergang im Schenkungs- oder Erb-
ege Arbeitsplätze gesichert sind.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Das heißt nur, dass Sie die Erben begünstigen!)


ir haben eine weitere Ungerechtigkeit beseitigt, indem
ir Geschwister jetzt wieder wie nahe Verwandte behan-
eln und nicht mehr, was im Grunde unmöglich war, wie
remde; das war mit Ihnen nicht durchsetzbar.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das war dringend nötig!)


Das alles sind Maßnahmen, die wir zusätzlich getrof-
en haben, verankert im Bürgerentlastungsgesetz – noch






(A) )



(B) )


Leo Dautzenberg
gemeinsam mit Ihnen beschlossen – und im Wachstums-
beschleunigungsgesetz der christlich-liberalen Koali-
tion.

Wir haben weitere Regelungen zur Entschärfung der
Zinsschranke vorgesehen.

Die entlastenden Maßnahmen – darauf ist schon hin-
gewiesen worden – werden auch dazu führen, dass die
Ausgaben des Staates im Sozialbereich sinken. Hier ist
eine Gesamtbetrachtung erforderlich. Man darf nicht nur
sehen, wie man Einnahmen erzielt, sondern man muss
auch sehen, wie mit staatlichen Maßnahmen Entlas-
tungswirkungen für die Sozialhaushalte – das betrifft
auch die Kommunen – erreicht werden können. Wenn
dort weniger Ausgaben erforderlich sind, ist das wie-
derum ein Beitrag zur Konsolidierung. Diesen Weg wer-
den wir mit dem, was angekündigt ist, fortsetzen.

Dass wir nach der Steuerschätzung im Mai – –


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „Nach der Nordrhein-Westfalen-Wahl“ heißt das!)


Das hat nichts mit der Wahl in Nordrhein-Westfalen zu
tun. Sie wissen ganz genau, dass wir zweimal im Jahr
eine Steuerschätzung haben, und zwar schon seit Jahr-
zehnten, einmal im Mai und einmal im November.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Natürlich! – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Märchenstunde! Kinder brauchen Märchen!)


– Herr Kuhn, das hat mit anderen Dingen gar nichts zu
tun. – Wenn Sie sorgfältig Politik betreiben wollen, dann
müssen Sie bis zu diesem Zeitpunkt von dem ausgehen,
was ökonomisch vertretbar ist.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das glaubt Ihnen kein Mensch! Sie trauen sich einfach nicht!)


Eine weitere Entlastung erfolgt nachher, und zwar in der
Reihenfolge, wie es hier von meinen Kollegen schon
dargestellt worden ist. Als erste weitere Maßnahme wer-
den wir für eine Abflachung der kalten Progression sor-
gen. Das stellt keine Begünstigung der Spitzenverdiener
dar; vielmehr werden unsere Leistungsträger im unteren
und mittleren Bereich entlastet.


(Beifall der Abg. Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU] und Ulrike Flach [FDP] – Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Herr Dautzenberg, wir sind bereit, im April die erste Lesung zu machen und dann weiter zu beraten!)


Wenn wir zugunsten dieser im nächsten Schritt keine
Maßnahmen treffen, dann werden wir dem Abstandsge-
bot nicht gerecht. Der Abstand zu den Hartz-IV-Empfän-
gern würde wieder kleiner, und viele Menschen würden
sich fragen: Lohnt es sich noch, in dieser Gesellschaft
Leistung zu zeigen? Einer solchen Haltung müssen wir
entgegenwirken, indem wir die Leute aus den sozialen
Sicherungssystemen herausführen und wieder in Be-
schäftigung bringen.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


as ist der richtige Weg, statt darüber nachzudenken,
ie wir die Ausgaben für die sozialen Sicherungssys-

eme noch weiter steigern. Wir müssen den Leuten eine
erspektive bieten, um ihren Lebensunterhalt selber zu
erdienen, damit sie aus den sozialen Sicherungssyste-
en herauskommen und eigenverantwortlich ihr Leben

ühren können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich unterstütze den Finanzminister, unsere Kanzlerin
nd die gesamte Bundesregierung in ihrem Bemühen um
egulierung von Finanzmärkten und -produkten. Wir
rauchen in diesem und im nächsten Jahr außer Ab-
ichtserklärungen klare Verabredungen zur Regulierung
er internationalen Finanzmärkte. Die Vorstellungen,
ie hierfür entwickelt worden sind, müssen tatsächlich
nternational umgesetzt werden.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Noch eine Minute!)


as ist auch die Zielsetzung der Kanzlerin. Es darf – das
teht auch im Koalitionsvertrag – weltweit keine weißen
lecken geben, also Regionen, in denen es keine Regu-

ierung der Finanzmärkte und ihrer Produkte gibt. Da
ind diese Regierung und auch der Finanzminister auf
em richtigen Weg.

Wir müssen zusehen, wie wir die Finanzaufsicht
eiter stärken. Sie haben in Ihrer Einbringungsrede ge-

agt, Herr Finanzminister, dass Sie bereit sind, noch über
as hinauszugehen, was im Koalitionsvertrag zur Ban-
enaufsicht verabredet ist. Es wäre wirklich gut, die
inanzaufsicht insgesamt unter dem Dach der Bundes-
ank zu bündeln. Das muss in einer zur Finanzaufsicht
uf europäischer Ebene kompatiblen Form geschehen.
ir müssen ganz deutlich machen, dass wir wollen, dass

ie Finanzmärkte, sowohl national wie international,
ieder ihre dienende Funktion zurückbekommen. Das

st kein Selbstzweck. Aus einigen Stellungnahmen aus
em Bankenbereich in den letzten Tagen wurde deutlich,
ass manche nichts dazugelernt haben. Diese Regierung
ieht es aber als ihre politische Verantwortung an, dem
twas entgegenzusetzen. Damit sind wir auf dem richti-
en Weg.

Der Haushalt, den wir in dieser Woche eingebracht
aben und nun weiter beraten werden, stellt eine sehr
ute Grundlage dar.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schuldenkoalition! – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schuldenhaushalt! Rekordschulden!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701706500

Ich schließe die Aussprache.

Wir haben jetzt noch eine wichtige Entscheidung zu
reffen, nämlich ob der Deutsche Bundestag dem inter-






(A) (C)



(B) (D)


Präsident Dr. Norbert Lammert

fraktionellen Vorschlag folgt, den Entwurf eines Haus-
haltsgesetzes für das Jahr 2010 dem Haushaltsausschuss
zur weiteren Beratung zu überweisen. Wer möchte die-
sem Vorschlag zustimmen? – Wer stimmt dagegen? –
Wer enthält sich? – Dann ist zumindest dieser Teil der
Operation einstimmig beschlossen, was für den Rest
vielleicht nicht in gleicher Weise zu erwarten ist.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sind damit am
Schluss unserer heutigen Tagesordnung. Ich darf Sie da-
rauf aufmerksam machen, dass am Mittwoch nächster
Woche vor der Plenarsitzung, in der es eine Regierungs-
erklärung zum Thema Afghanistan geben wird, die jähr-
liche Gedenkfeier zur Erinnerung an die Opfer des
Nationalsozialismus stattfindet. Deswegen hat der Ältes-
tenrat einvernehmlich beschlossen, in der nächsten Wo-

che in der verbleibenden knappen Zeit keine Regie-
rungsbefragung durchzuführen. Die Fragestunde findet
gleichwohl statt. Darf ich Sie fragen, ob Sie damit ein-
verstanden sind? – Das ist offenkundig der Fall. Ich be-
danke mich.

Dann berufe ich hiermit die nächste Sitzung des Deut-
schen Bundestages auf Mittwoch, den 27. Januar 2010,
14 Uhr, ein.

Ich wünsche Ihnen allen ein schönes, ruhiges und in-
teressantes Wochenende, vielleicht noch eine Spur ge-
mütlicher, als das bei Haushaltsberatungen vernünftiger-
weise zu erwarten ist.

Die Sitzung ist geschlossen.