Protokoll:
15124

insert_drive_file

Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 124

  • date_rangeDatum: 10. September 2004

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 13:58 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/124 Grosse-Brömer als stellvertretendes Mitglied Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . 11342 C in der Gemeinsamen Kommission von Bun- destag und Bundesrat zur Modernisierung der bundesstaatlichen Ordnung . . . . . . . . . Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Franziska Eichstädt-Bohlig . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2005 (Haushaltsgesetz 2005) (Drucksache 15/3660) . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Rachel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Jörg Tauss (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christoph Bergner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schlussrunde: Haushaltsgesetz 2005 Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . Karl-Josef Laumann (CDU/CSU) . . . . . . . . . Hans Eichel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Franz Müntefering (SPD) . . . . . . . . . . . . . Franziska Eichstädt-Bohlig (BÜNDNIS 90/ 11321 D 11360 C 11321 D 11344 D 11347 B 11348 A 11350 C 11354 B 11355 B 11357 A Deutscher B Stenografisch 124. Sitz Berlin, Freitag, den 10 I n h a l Gedenkworte zum 15. Jahrestag der Öffnung des Eisernen Vorhangs in Ungarn . . . . . . . . . . Wahl des Abgeordneten Helge Braun als or- dentliches Mitglied im Parlamentarischen Beirat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Entsendung des Abgeordneten Clemens Binninger als stellvertretendes Mitglied im Gemeinsamen Ausschuss gemäß Art. 53 des Grundgesetzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Entsendung des Abgeordneten Ralf Göbel als stellvertretendes Mitglied im Kuratorium der Stiftung „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“ . . . . . . . . . . Entsendung des Abgeordneten Michael E B E K H U A K D M 11321 A 11321 C 11321 C 11321 C b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2004 bis 2008 (Drucksache 15/3661) . . . . . . . . . . . . . . . . 11321 D undestag er Bericht ung . September 2004 t : inzelplan 30 undesministerium für Bildung und Forschung delgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . atherina Reiche (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . ans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ndrea Wicklein (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . laus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . r. Reinhard Loske (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arion Seib (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 11322 A 11325 C 11328 B 11330 A 11332 D 11335 B 11338 C 11340 C DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . 11358 A 11359 A II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 124. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. September 2004 Dr. Andreas Pinkwart (FDP) . . . . . . . . . . . . . Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Elke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Helmut Rauber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Arnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 10: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Sieb- ten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (Drucksache 15/3640) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Rainer Brüderle, Ernst Burgbacher, Helga Daub, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Für eine Wiederherstellung der Wettbewerbsordnung in Teilen der deutschen Volkswirtschaft (Drucksache 15/3118) . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Clement, Bundesminister BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werner Schulz (Berlin) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11360 C 11362 B 11364 D 11366 B 11367 D 11369 B 11371 D 11371 D 11372 A 11374 A 11375 C 11376 C 11379 C 11381 C 11383 A 11383 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 124. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. September 2004 11321 (A) ) (B) ) 124. Sitz Berlin, Freitag, den 10 Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 124. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. September 2004 11383 (A) ) (B) ) VorschriftenSträsser, Christoph SPD 10.09.2004 Änderung besoldungs- und wehrsoldrechtlicher deswehr bei Kooperationen zwischen der Bundes- wehr und Wirtschaftsunternehmen sowie zur Schultz (Everswinkel), Reinhard SPD 10.09.2004 Anlage 1 Liste der entschuldigt * A 2 s G m – – – – – – – – – Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andres, Gerd SPD 10.09.2004 Austermann, Dietrich CDU/CSU 10.09.2004 Dr. Bauer, Wolf CDU/CSU 10.09.2004 Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 10.09.2004 Dr. Däubler-Gmelin, Herta SPD 10.09.2004 Erler, Gernot SPD 10.09.2004 Evers-Meyer, Karin SPD 10.09.2004 Göllner, Uwe SPD 10.09.2004 Dr. Guttmacher, Karlheinz FDP 10.09.2004 Heller, Uda Carmen Freia CDU/CSU 10.09.2004 Herrmann, Jürgen CDU/CSU 10.09.2004 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.09.2004 Kumpf, Ute SPD 10.09.2004 Dr. Paziorek, Peter CDU/CSU 10.09.2004 Dr. Pflüger, Friedbert CDU/CSU 10.09.2004 Pflug, Johannes SPD 10.09.2004 Raidel, Hans CDU/CSU 10.09.2004* Schauerte, Hartmut CDU/CSU 10.09.2004 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 10.09.2004 Schöler, Walter SPD 10.09.2004 Schösser, Fritz SPD 10.09.2004 Schreck, Wilfried SPD 10.09.2004 T U W W W A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung der NATO nlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 802. Sitzung am 9. Juli 004 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- timmen, einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 rundgesetz nicht zu stellen bzw. einen Einspruch ge- äß Artikel 77 Absatz 3 nicht einzulegen: Gesetz zur Neuregelung des Rechts der Erneuer- baren Energien im Strombereich Gesetz zur Änderung des Futtermittelgesetzes und des Treibhausgas-Emissionshandelsgesetzes Gesetz zur Förderung von Wagniskapital Drittes Gesetz zur Änderung des Gesetzes zur Er- richtung einer Stiftung „Erinnerung, Verantwor- tung und Zukunft“ Gesetz zur Änderung der Abgabenordnung und weiterer Gesetze Gesetz zu dem Protokoll vom 16. Mai 2003 zum Internationalen Übereinkommen von 1992 über die Errichtung eines Internationalen Fonds zur Entschädigung für Ölverschmutzungsschäden Gesetz zur Änderung von Vorschriften über die Entschädigung für Ölverschmutzungsschäden durch Seeschiffe Gesetz zur effektiveren Nutzung von Dateien im Bereich der Staatsanwaltschaften Gesetz zur Regelung von Rechtsfragen hinsicht- lich der Rechtsstellung von Angehörigen der Bun- illmann, Antje CDU/CSU 10.09.2004 lrich, Hubert BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.09.2004 elt, Jochen SPD 10.09.2004 immer (Neuss), Willy CDU/CSU 10.09.2004 ohlleben, Verena SPD 10.09.2004 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 11384 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 124. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. September 2004 (A) ) (B) ) – Erstes Gesetz zur Änderung des Güterkraftver- kehrsgesetzes – Gesetz zu dem Übereinkommen vom 9. Septem- ber 2002 über die Vorrechte und Immunitäten des Internationalen Strafgerichtshofs – Gesetz zu dem Abkommen vom 8. Juli 2003 zwi- schen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der mazedonischen Regierung über Soziale Sicherheit – Gesetz zu dem Übereinkommen vom 14. Oktober 2003 über die Beteiligung der Tschechischen Re- publik, der Republik Estland, der Republik Zy- pern, der Republik Lettland, der Republik Li- tauen, der Republik Ungarn, der Republik Malta, der Republik Polen, der Republik Slowenien und der Slowakischen Republik am Europäischen Wirtschaftsraum – Gesetz zu dem Abkommen vom 14. Mai 2003 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen zur Vermeidung der Doppelbe- steuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Ein- kommen und vom Vermögen – Gesetz zu dem Fakultativprotokoll vom 25. Mai 2000 zum Übereinkommen über die Rechte des Kindes betreffend die Beteiligung von Kindern an bewaffneten Konflikten – Gesetz zur Steuerung und Begrenzung der Zu- wanderung und zur Regelung des Aufenthalts und der Integration von Unionsbürgern und Aus- ländern (Zuwanderungsgesetz) – Gesetz zur optionalen Trägerschaft von Kommu- nen nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch (Kommunales Optionsgesetz) – Gesetz zur Intensivierung der Bekämpfung der Schwarzarbeit und damit zusammenhängender Steuerhinterziehung – Gesetz zur Umsetzung der Reform der Gemeinsa- men Agrarpolitik – Erstes Gesetz zur Änderung des Betriebsprämi- endurchführungsgesetzes – Elftes Gesetz zur Änderung des Außenwirt- schaftsgesetzes (AWG) und der Außenwirt- schaftsverordnung (AWV) – … Gesetz zur Änderung des Hochschulrahmenge- setzes (… HRGÄndG) – Erstes Gesetz zur Modernisierung der Justiz (1. Justizmodernisierungsgesetz) – Erstes Gesetz zur Änderung des Bundesschienen- wegeausbaugesetzes – Fünftes Gesetz zur Änderung des Fernstraßen- ausbaugesetzes – Viertes Gesetz zur Änderung des Melderechtsrah- mengesetzes – 2 B v G ß z s f d b ti m s G e l V d h w c – f B D r b d G s c v d n li F g Z s s n H r S v G V f (C (D Zwölftes Gesetz zur Änderung des Arzneimittel- gesetzes Der Bundesrat hat in seiner 802. Sitzung am 9. Juli 004 beschlossen, dem vom Deutschen Bundestag durch eschlüsse vom 2. April 2004 und vom 18. Juni 2004 erabschiedeten Gesetz gemäß Artikel 84 Abs. l des rundgesetzes zuzustimmen. Der Bundesrat hat ferner die nachfolgende Entschlie- ung gefasst: Der Bundesrat fordert die Bundesregierung auf, nach wei Jahren über die Auswirkungen der durch diese Ge- etzesnovelle vorgesehenen Maßnahmen zur Bekämp- ung von Arzneimittelfälschungen und über Fortschritte er Diskussion auf europäischer Ebene zu berichten. Begründung: Zur Verhinderung von Arzneimittelfälschungen sind isher in der 12. AMG-Novelle Regelungen zur Defini- on von Arzneimittelfälschungen, zur vertieften Doku- entation des Verbleibs der Chargen vom pharmazeuti- chen Unternehmer über den pharmazeutischen roßhandel bis zu den Apotheken vorgesehen, ebenfalls ine verstärkte Strafbewehrung. Weitergehende Rege- ungen, insbesondere zur Gestaltung fälschungssicherer erpackungen, fehlen jedoch derzeit. Dem Bundesrat ist ie Arzneimittelsicherheit ein besonderes Anliegen. Da- er soll nach Vorlage des Berichtes überprüft werden, ob eitere Maßnahmen zur Erhöhung der Arzneimittelsi- herheit erforderlich sind. Gesetz zur Einführung der nachträglichen Siche- rungsverwahrung Der Bundesrat hat ferner folgende Entschließung ge- asst: Der Bundesrat erachtet das auf einem Entwurf der undesregierung beruhende und am 18. Juni 2004 vom eutschen Bundestag beschlossene Gesetz zur Einfüh- ung der nachträglichen Sicherungsverwahrung aus den ereits in seiner Stellungnahme vom 2. April 2004 (Bun- esratsdrucksache 202/04 [Beschluss]) niedergelegten ründen für unzureichend. Der Gesetzesbeschluss chränkt den Anwendungsbereich der nachträglichen Si- herungsverwahrung grundlos stark ein. Anders als der orzugswürdige Gesetzentwurf des Bundesrates (Bun- esratsdrucksache 177/04 [Beschluss]) gewährleistet er icht, dass bei nach Verurteilung festgestellter Gefähr- chkeit die Sicherungsverwahrung wenigstens in all den ällen angeordnet werden kann, in denen auch das Tat- ericht Sicherungsverwahrung hätte anordnen können. udem bleibt der Schutz vor gefährlichen heranwach- enden Straftätern weiterhin lückenhaft. Nach dem Ge- etzesbeschluss sind die Voraussetzungen für die Anord- ung der nachträglichen Sicherungsverwahrung bei eranwachsenden, auch wenn auf sie Erwachsenenstraf- echt angewandt wird, so viel enger als bei erwachsenen traftätern, dass kaum noch ein Anwendungsbereich erbleibt. Ein weiterer wesentlicher Schwachpunkt des esetzesbeschlusses liegt schließlich im aufwändigen erfahren. Der Gesetzesbeschluss verlangt die Durch- ührung einer erneuten Hauptverhandlung vor dem Ge- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 124. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. September 2004 11385 (A) ) (B) ) richt des ersten Rechtszuges mit Einschaltung zweier ex- terner Gutachter und der Möglichkeit einer Revision zum Bundesgerichtshof. Zudem erfordert er, bei allen auf der Grundlage von Straftäterunterbringungsgesetzen der Länder Untergebrachten eine erneute Gefährlich- keitsüberprüfung vorzunehmen. Der Bundesrat sieht sich an der eigentlich gebotenen Anrufung des Vermittlungsausschusses allein deshalb gehindert, weil dann die vom Bundesverfassungsgericht für eine Neuregelung zum 30. September 2004 gesetzte Frist nicht eingehalten werden könnte, so dass die in ei- nigen Ländern auf Grund von Landesgesetzen unterge- brachten Straftäter auf freien Fuß gesetzt werden müss- ten. Der Bundesrat bedauert, durch die Bundesregierung in diese Zwangslage gebracht worden zu sein. Sie hat die Gesetzentwürfe des Bundesrates vom 21. Juni 2002 (Bundesratsdrucksache 507/02 [Beschluss]) und vom 14. März 2003 (Bundesratsdrucksache 860/02 [Be- schluss]) nicht aufgegriffen und dadurch nach der Ent- scheidung des Bundesverfassungsgerichts die zeitnahe Verabschiedung einer bundesgesetzlichen Regelung zur nachträglichen Sicherungsverwahrung verhindert. Berichtigung Der Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit hat zu den Unterrichtungen der Bundesregierung Rüstungsexport- berichte 2001 und 2002 auf Drucksachen 15/230, 15/ 2256 und 15/2257 Beschlussempfehlung und Bericht (15/3597) vorgelegt. Infolge dessen ist die Amtliche Mitteilung im Stenografischen Bericht vom 9. Juli 2004 über eine reine Kenntnisnahme des Ausschusses zu kor- rigieren. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. Rechtsausschuss Drucksache 15/1547 Nr. 2.116 Drucksache 15/3023 Nr. 1.4 Finanzausschuss Drucksache 15/1547 Nr. 2.126 Drucksache 15/3135 Nr. 2.53 Drucksache 15/3266 Nr. 1.9 Drucksache 15/3266 Nr. 2.5 Drucksache 15/3266 Nr. 2.11 Drucksache 15/3266 Nr. 2.12 Drucksache 15/3266 Nr. 2.15 Drucksache 15/3403 Nr. 1.6 Drucksache 15/3403 Nr. 2.12 Drucksache 15/3403 Nr. 2.17 Drucksache 15/3403 Nr. 2.19 Drucksache 15/3403 Nr. 2.25 Drucksache 15/3403 Nr. 2.29 Drucksache 15/3403 Nr. 2.95 (C (D Haushaltsausschuss Drucksache 15/3023 Nr. 2.26 Drucksache 15/3135 Nr. 2.40 Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Drucksache 15/3023 Nr. 1.3 Drucksache 15/3266 Nr. 2.8 Drucksache 15/3266 Nr. 2.13 Drucksache 15/3266 Nr. 2.14 Drucksache 15/3266 Nr. 2.16 Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 15/3266 Nr. 1.14 Drucksache 15/3266 Nr. 1.15 Drucksache 15/3266 Nr. 1.16 Drucksache 15/3266 Nr. 1.17 Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Drucksache 15/3266 Nr. 1.8 Drucksache 15/3403 Nr. 2.2 Drucksache 15/3403 Nr. 2.16 Drucksache 15/3403 Nr. 2.65 Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Drucksache 15/3023 Nr. 2.14 Drucksache 15/3023 Nr. 2.15 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 15/3023 Nr. 1.1 Drucksache 15/3023 Nr. 2.12 Drucksache 15/3023 Nr. 2.18 Drucksache 15/3023 Nr. 2.28 Drucksache 15/3135 Nr. 2.30 Drucksache 15/3266 Nr. 1.12 Drucksache 15/3266 Nr. 2.4 Drucksache 15/3266 Nr. 2.17 Drucksache 15/3403 Nr. 1.2 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 15/2895 Nr. 1.5 Drucksache 15/3266 Nr. 1.2 Drucksache 15/3266 Nr. 1.3 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 15/3266 Nr. 2.10 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 15/3023 Nr. 1.2 Drucksache 15/3023 Nr. 2.1 Drucksache 15/3135 Nr. 2.50 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 15/3266 Nr. 1.1 Drucksache 15/3266 Nr. 2.6 Drucksache 15/3266 Nr. 2.9 11386 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 124. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. September 2004 (A) (C) (B) (D) Berichtigung zum Protokoll der 119. Sitzung vom 2. Juli 2004 Finanzausschuss Drucksache 15/3135 Nr. 2.29 wird durch Drucksache 15/3135 Nr. 2.49 ersetzt 91, 1 0, T 124. Sitzung Berlin, Freitag, den 10. September 2004 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2
Gesamtes Protokol
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512400000


Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die
Sitzung ist eröffnet.

Heute vor 15 Jahren, am 10. September 1989, gab der
ungarische Außenminister den Beschluss seiner Regie-
rung bekannt, dass ab Mitternacht DDR-Bürger mit ih-
ren Pässen, Personalausweisen oder Rot-Kreuz-Papieren
die Volksrepublik Ungarn in ein Drittland verlassen kön-
nen, das bereit ist, sie aufzunehmen. Diese Entscheidung
der ungarischen Regierung öffnete den Tausenden von
Bürgerinnen und Bürgern der DDR, die in den vorange-
gangenen Wochen in Ungarn Zuflucht gesucht hatten,
den Weg in die Freiheit. Bis Ende September hatten be-
reits über 32 000 Personen die Grenze überschritten.

Der mutige Schritt der ungarischen Regierung stellte
den vorläufigen Höhepunkt einer Entwicklung dar, die
sich immer schneller vollzog und die uns alle den ge-
schichtlichen Wandel förmlich spüren ließ. Ob der Be-
ginn des Abbaus des Eisernen Vorhangs an der öster-
reichisch-ungarischen Grenze am 2. Mai 1989, das
Durchschneiden der Grenzanlagen durch Außenminister
Gyula Horn und seinen österreichischen Kollegen Alois
Mock am 27. Juni 1989, das Paneuropäische Picknick in
Sopron am 19. August 1989 – all diese Ereignisse mar-
kierten den unfassbaren Aufbruch, der Europa ergriff

G
v
d
h
o
g
C
K
d
s
K
n
M
S
i
g
s

n

Redet
und der am Ende des Jahres 1989 der Teilung unseres
Landes durch Beton, Stacheldraht und Todesstreifen ein
Ende bereitet hatte.

In der Folge dieser Ereignisse, die das ungarische
Volk und seine Regierung durch ihren Mut und ihre Ent-
schlossenheit ermöglicht und beschleunigt haben, ist
auch Europa zusammengewachsen. Seit dem 1. Mai
2004 ist Ungarn selbst Mitglied der Europäischen Union
und wir gestalten gemeinsam ein demokratisches
Europa.

Ungarn hat eine Werbekampagne aus Anlass des
15. Jahrestages der Öffnung des Eisernen Vorhangs unter
das Motto gestellt: Heute so wie damals – eine grenzen-
lose Freundschaft. Diesem Motto schließe
gerne an.


(Beifall)


(C (D ung . September 2004 0 Uhr Aufgrund des Mandatsverzichts der Kollegin Tanja önner sind in einigen Gremien Nachbesetzungen orzunehmen. Die Fraktion der CDU/CSU schlägt für ie Nachfolge im Parlamentarischen Beirat für nachaltige Entwicklung den Kollegen Helge Braun als rdentliches Mitglied vor, im Gemeinsamen Ausschuss emäß Art. 53 a des Grundgesetzes den Kollegen lemens Binninger als stellvertretendes Mitglied, im uratorium der Stiftung „Haus der Geschichte der Bunesrepublik Deutschland“ den Kollegen Ralf Göbel als tellvertretendes Mitglied und in der Gemeinsamen ommission von Bundestag und Bundesrat zur Moderisierung der bundesstaatlichen Ordnung den Kollegen ichael Grosse-Brömer als stellvertretendes Mitglied. ind Sie mit diesen Vorschlägen einverstanden? – Das st der Fall. Dann sind die genannten Kollegen wie voresehen in die jeweiligen Gremien gewählt bzw. entandt. Wir setzen jetzt die Haushaltsberatungen – Tagesordungspunkt 1 – fort: a)

gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2005

ext

(Haushaltsgesetz 2005)

– Drucksache 15/3660 –

Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundes-
regierung

Finanzplan des Bundes 2004 bis 2008
– Drucksache 15/3661 –

Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

daran, dass wir am Dienstag für die heu-
zum Bundeshaushalt dreieinhalb Stun-
haben.
n wir uns
Ich erinnere

tige Aussprache
den beschlossen






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundes-

ministeriums für Bildung, Forschung und Technikfol-
genabschätzung.

Als erste Rednerin hat die Bundesministerin Edelgard
Bulmahn das Wort.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung
und Forschung:

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten
Herren und Damen! Die Natur macht es uns vor: Der
Wandel und die Fähigkeit, sich zu verändern, sind die
Grundbedingungen aller Existenz. Deshalb sind Fort-
schritt und Innovation die Garanten für eine lebenswerte
Zukunft. Für unser Land und unsere Gesellschaft darf
nichts anderes gelten. Der veränderte Altersaufbau unse-
rer Gesellschaft und der sich verschärfende internatio-
nale Wettbewerb stellen uns vor grundlegend neue He-
rausforderungen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Eine gute Regierung braucht man auch! – Gegenruf des Abg. Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Kampeter macht schon gleich den angemessenen Auftakt!)


Die wirksamste Antwort, die wir darauf geben kön-
nen, sind Investitionen in Bildung und Forschung. Das,
Herr Kampeter, wird sicherlich auch der Opposition nüt-
zen. Bildung ist der Schlüssel zu Teilhabe und Beschäfti-
gung,


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


zu wirtschaftlichem Wachstum und Spitzenforschung.
Durch Forschung entstehen Ideen für neue Produkte,
Konzepte für bessere Verfahren und innovative Dienst-
leistungen. Beides zusammen schafft die Grundlage für
Wohlstand, wirtschaftliches Wachstum und die Arbeits-
plätze von morgen und damit auch die Sicherheit und die
Zukunftschancen, die die Menschen benötigen.

Aus diesem Grund hat die Bundesregierung mit der
Agenda 2010 längst fällige Reformen in Angriff genom-
men, Reformen, die spätestens in den 80er-Jahren hätten
in Angriff genommen werden müssen, vor denen Sie
sich aber gescheut haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ulrike Flach [FDP]: Und was war Anfang der 80er-Jahre, Frau Bulmahn? Vielleicht sogar Ende der 70er! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nostalgische Betrachtungen zur Zukunftspolitik!)


Wir haben sie in Angriff genommen, weil wir davon
überzeugt sind, dass wir jetzt handeln müssen, um inno-
vativer und international wettbewerbsfähiger zu werden.

Das, meine sehr geehrten Damen und Herren, setzt
aber voraus, dass es uns allen ernst ist mit der Kürzung
von Subventionen der Vergangenheit

u
Z
ti
M
d
s

d
T
d
7
v

D
u
S

d
h
k

U
w

k
f
8
p
g
f
W
B
3
g
g

Z
E
m
m
d

(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


nd neuen Weichenstellungen hin zu Investitionen in die
ukunft. Wenn am Sonntag die Bedeutung von Investi-
onen in die Köpfe betont und gefordert wird, am
ontag aber gesagt wird, nein, wir investieren in Beton,

ann ist das nicht glaubwürdig. So können wir die Men-
chen nicht für die Zukunft gewinnen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Manfred Grund [CDU/ CSU]: Man kann auch eine bessere Wirtschaftspolitik machen!)


Unser Vorschlag, woher zusätzliches Geld, auch für
ie Länder und Kommunen, kommen soll, liegt auf dem
isch. Wir wollen die Eigenheimzulage abschaffen und
ie frei werdenden Mittel – das sind immerhin 6 bis
Milliarden Euro – in Bildung und Forschung, in Inno-

ation, also in unsere Zukunft, investieren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ie Länder können mit diesem Geld endlich die Lehrer
nd Hochschullehrer einstellen, die wir an unseren
chulen und Hochschulen so dringend brauchen.


(Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Meinen Sie jetzt Juniorprofessoren?)


Deshalb, meine Herren und Damen von der Union,
enken Sie um! Geben Sie Ihre bisherige Blockade-
altung auf und sagen Sie Ja zu Investitionen in die Zu-
unft!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


nser Kopf ist rund, damit unser Denken die Richtung
echseln kann. Nutzen Sie diese Chance!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Klaus-Peter Willsch [CDU/ CSU]: In welchem Kalender haben Sie den Spruch denn gefunden?)


Für Bildung und Forschung werden im BMBF im
ommenden Jahr insgesamt 10 Milliarden Euro zur Ver-
ügung stehen. Im Einzelnen sind das:
,464 Milliarden Euro im Etat des BMBF, im Einzel-
lan 30, 1 Milliarde Euro für das Ganztagsschulpro-
ramm der Bundesregierung und 445 Millionen Euro
ür BAföG-Darlehen, also für die Studienfinanzierung.

ir werden damit im Haushalt 2005 die Ausgaben für
ildung und Forschung gegenüber 1998 um rund
6,4 Prozent erhöhen. Das ist eine klare Trendumkehr
egenüber den Jahren der Kürzungen unter der Kohl-Re-
ierung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


wischen 1992 und 1998 wurden rund 670 Millionen
uro aus diesem Zukunftsbereich herausgestrichen. Sie,
eine Damen und Herren von der Opposition, haben da-
als durch diese massiven Mittelkürzungen und auch

urch den absoluten Stillstand bei notwenigen Refor-






(A) )



(B) )


Bundesministerin Edelgard Bulmahn

men, zum Beispiel im Bildungsbereich, einen gewalti-
gen Rückstand verursacht, den wir heute teilweise noch
immer spüren.


(Ulrike Flach [FDP]: Wir haben jetzt wieder den Schuldenstand der deutschen Einheit, Frau Bulmahn!)


Wir bekennen uns klar zu mehr Investitionen in Bildung
und Forschung. Wir werden dabei auch neue Wege ein-
schlagen.

Zu einer guten Innovationspolitik gehören auf der ei-
nen Seite die finanziellen Investitionen. Dazu haben wir
einen Vorschlag auf den Tisch gelegt. Auf der anderen
Seite gehört dazu auch die Schaffung neuer, zeitgerech-
ter Strukturen. Die Innovationsinitiative, die wir An-
fang des Jahres gestartet haben, beinhaltet drei Kern-
punkte. Ich will sie hier nennen.

Erster Punkt. Ich bin davon überzeugt, dass die Hoch-
schulen unseres Landes, die eine so wichtige Schlüssel-
rolle für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes spielen,
weiter gestärkt werden müssen,


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Das ist ja überraschend! – Gegenruf des Abg. Jörg Tauss [SPD]: Ach, ist auch der Rachel wach? Guten Morgen, Herr Rachel!)


wenn wir im Wettbewerb um die besten Köpfe sowie um
exzellente Forschungsergebnisse und innovative Pro-
dukte international konkurrenzfähig bleiben wollen. Da-
für ist in den vergangenen Jahren bereits eine ganze
Menge geschehen und in Bewegung gesetzt worden.
Stichworte sind beispielsweise: das neue Besoldungsge-
setz – es sieht eine leistungsgerechte Bezahlung von Pro-
fessoren vor; endlich gehen die Länder daran, dieses
Gesetz umzusetzen –, die Bachelor- und Masterstudien-
gänge, die Einführung der Juniorprofessur wie auch die
Programme zur Nachwuchsförderung, die wir gemein-
sam mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft auf den
Weg gebracht haben.


(Zuruf der Abg. Katherina Reiche [CDU/ CSU])


Die Juniorprofessur ist ein international akzeptierter
Karriereweg. Frau Reiche, im Übrigen haben die Wis-
senschaftsminister aller Länder gesagt, dass sie diesen
Karriereweg für wichtig und notwendig erachten.


(Beifall bei der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Das hat Frau Reiche nicht begriffen!)


Nach diesen wichtigen Strukturveränderungen und
Erneuerungen, die wir im Hochschulbereich umgesetzt
haben, muss es jetzt auch darum gehen, das Profil unse-
rer Hochschulen so zu schärfen, dass sie weltweit er-
kennbar sind und als Spitzenhochschulen eine wichtige
Rolle spielen. Gerade weil wir unser Licht nicht unter
den Scheffel zu stellen brauchen, gerade weil wir ein
sehr leistungsfähiges Wissenschaftssystem haben, müs-
sen wir unsere Anstrengungen erhöhen. Denn auch un-
sere Nachbarn tun dies. Daher brauchen wir in unserem
Land forschungsstarke Spitzenuniversitäten.

b
z
n
g

I
v
W
r
ta

n
s

D
H
r
w
Ü
d

U
m
a

3
f
s
g
a
d
b
g
d

z
b
d
o
t

(C (D Ich bin davon überzeugt, dass wir gute Chancen haen, unsere Universitäten durch diesen Wettbewerb so u stärken und zu positionieren, dass sie weltweites Reommee besitzen und als Orte gelten, an denen hervorraend gelehrt und hervorragend geforscht wird. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Von uns aus kann es losgehen.


(Lachen bei der CDU/CSU – Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Nach sechs Jahren wird es auch Zeit!)


ch frage Sie, meine sehr geehrten Herren und Damen
on der CDU – ich sage ganz bewusst: von der CDU –:
ollen Sie den Hochschulen tatsächlich diese Chance

auben, nur weil einige Ihrer Ministerpräsidenten Partei-
ktik an die erste Stelle setzen?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Mittel für den Wettbewerb – das will ich hier
och einmal ausdrücklich betonen – werden den Hoch-
chulen zusätzlich zur Verfügung gestellt.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Vorher haben Sie an den Hochschulen gekürzt!)


as heißt zugleich, dass wir die Breitenförderung der
ochschulen so fortsetzen wie in den vergangenen Jah-

en und in diesem Jahr. Wir fördern den Hochschulbau
eiterhin jährlich mit 925 Millionen Euro. Das ist im
brigen immer noch deutlich mehr als das, was Sie in
en 90er-Jahren in den Hochschulbau investiert haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – KlausPeter Willsch [CDU/CSU]: Vor zwei Jahren haben Sie die Mittel aber abgeschmolzen!)


m es ganz klar zu sagen: Sie haben damals wirklich
assiv gekürzt. Wir investieren mehr. Wir werden das

uch fortsetzen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Insgesamt stehen im kommenden Jahr rund
,27 Milliarden Euro für den Hochschulbereich zur Ver-
ügung. Das sind 23 Prozent mehr als noch 1998. Ich
age ausdrücklich: Wenn in den Jahren vorher eine ver-
leichbare Steigerungsrate erreicht worden wäre, wenn
lle Länder im gleichen Umfang ihre Investitionen für
ie Hochschulen erhöht hätten, dann stünden wir deutlich
esser da. Die Bundesregierung hat hier ein klares Signal
esetzt und die Hochschulen gestärkt. Aber auch von an-
erer Seite muss es entsprechende Aktivitäten geben.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Die Wissenschaft – damit komme ich zu meinem
weiten Punkt – bewegt sich in mehrjährigen Zyklen und
raucht langfristige Perspektiven. Wir haben deshalb
en großen außeruniversitären Forschungs- und Förder-
rganisationen einen Pakt für Forschung und Innova-
ionen angeboten. Sie erhalten Planungssicherheit und






(A) )



(B) )


Bundesministerin Edelgard Bulmahn

bis 2010 von Bund und Ländern einen jährlichen Mittel-
zuwachs von mindestens 3 Prozent. Das entspricht ei-
nem Plus von rund 100 Millionen Euro pro Jahr.

Gleichzeitig brauchen wir aber auch eine Stärkung
des Wettbewerbs innerhalb der Forschungsorganisatio-
nen und auch untereinander sowie eine stärkere Vernet-
zung zwischen Universitäten, Hochschulen und außer-
universitärer Forschung. Wir brauchen eine noch bessere
Nachwuchsförderung und mehr Mut, auch risikoreiche
Forschungsansätze gezielt zu verfolgen. Denn wir brau-
chen nicht nur mehr Geld für Forschung, sondern auch
mehr Forschung und Qualität für das Geld.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Deshalb – das ist der dritte Punkt – setzen wir klare
Schwerpunkte in der Projektförderung, zum Beispiel in
der Gesundheitsforschung, bei der Nanotechnologie oder
bei den Kommunikations- und Informationstechnolo-
gien. Unser Grundsatz heißt: Weg vom Prinzip Gieß-
kanne! Gefördert wird, was Exzellenz und Arbeit
schafft. Wir wollen die Technologieführerschaften aus-
bauen und neue Wachstumsfelder erschließen, die wir in
unserer Wirtschaft brauchen, und dabei den Hebel ganz
gezielt bei den kleinen und mittleren Unternehmen an-
setzen. Die Basis dafür haben wir im Übrigen in den ver-
gangenen Jahren gelegt. Wir haben seit 1998 die Projekt-
förderung um 35 Prozent gesteigert. Das lässt sich
sehen.

Diese offensive Politik, diese Politik für Bildung und
Forschung zeigt Wirkung. Unser Land ist leistungsfähig.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Das stimmt! Nur die Regierung nicht!)


Wir können in unserem Land eine ganze Menge. Wir
sollten das Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit
nicht schlechtreden und nicht zerstören lassen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ganz im Gegenteil: Wir setzen an den Stärken an, die
wir haben. Wir fördern unsere Stärken und werden da-
durch immer besser.

Ich will ein Beispiel nennen: den Automobilbau.


(Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: 30 000 bei VW!)


Die deutschen Automobilunternehmen sind nach wie vor
die Besten in der Welt. Wer hier nur von einer traditio-
nellen Branche spricht, vergisst, dass die Autos von
heute technologische Spitzenprodukte sind. Auf dieser
Erfolgsspur bleiben unsere Unternehmen nur, wenn es
ihnen auch weiterhin gelingt, die neuesten Hightechent-
wicklungen zum Beispiel in der Nanotechnologie oder in
der Mikroelektronik förmlich aufzusaugen und für die
eigenen Produkte nutzbar zu machen. Deshalb ist For-
schung so wichtig.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


t
s
B
2
s
s
s
d
E
s
t
e

d
a
h
s
w
8
v
u
w
E
D

h
e
d
f
g
d
g
d
r
r
5
l

O
r
m

K
t
d
d
e

g
s
a
u

(C (D Ich will ein zweites Beispiel nennen: die Nanoechnologie. Das Ministerium für Bildung und Forchung hat die Mittel für die Projektförderung in diesem ereich seit 2002 auf rund 123 Millionen Euro im Jahre 005 fast verdoppelt. Unsere Förderung hat ganz entcheidend dazu beigetragen, dass wir in den volkswirtchaftlich wichtigen Branchen nach wie vor sehr gut ind. Ganz konkret hat sie dazu beigetragen, dass sich er Raum Dresden inzwischen zu dem europäischen lektronikstandort entwickelt hat. Durch unsere offenive, massive Forschungsförderung sind dort in den letzen Jahren direkt und indirekt rund 20 000 Arbeitsplätze ntstanden. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es geht uns bei der Forschungsförderung aber auch
arum, unsere Zukunft lebenswert zu gestalten; ich habe
m Anfang meiner Rede darauf hingewiesen. Deshalb
aben wir zum Beispiel das Rahmenprogramm „For-
chung für Nachhaltigkeit“ auf den Weg gebracht. Wir
erden dort in den nächsten fünf Jahren rund
00 Millionen Euro in Konzepte und Technologien in-
estieren, die wirtschaftlich und sozial verträglich sind
nd die die Umwelt schonen. Wir sind schon heute welt-
eit mit einem Anteil von 16 Prozent der zweitgrößte
xporteur auf dem internationalen Umweltschutzmarkt.
iese Position wollen wir stärken und ausbauen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Innovationen sind das A und O des Aufbaus Ost. Wir
aben mit dem Programm „Unternehmen Region“ eine
igene Förderstrategie für Ostdeutschland entwickelt,
ie von den Wirtschaftsweisen, dem Deutschen Institut
ür Wirtschaftsforschung und sogar von einigen Kolle-
en aus der Opposition für richtig und erfolgreich befun-
en wird. Wachstumskerne stärken, diesen Weg verfol-
en wir seit fünf Jahren mit zunehmendem Erfolg. Für
iese Förderung stellt das Bundesministerium pro Jahr
und 98 Millionen Euro zur Verfügung. Über den Zeit-
aum von 1999 bis 2007 sind das insgesamt mehr als
50 Millionen Euro. Das bedeutet also eine Verdoppe-
ung im Vergleich zum ursprünglich geplanten Ansatz.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


stdeutschland ist uns eine ganze Menge wert. Wir er-
eichen mit diesen Investitionen auch etwas, wie sich im-
er wieder zeigt.

Deutschlands Reichtum sind seine Menschen. Ihre
ompetenz, ihr Wissen und ihr Einsatz sind unser Kapi-

al. Innovation und Fortschritt sind nur mit gut ausgebil-
eten Menschen möglich. Wir müssen also unser Bil-
ungsniveau insgesamt, in der Breite wie in der Spitze,
rhöhen.

Ich erinnere nur daran, dass der Bund hier in den ver-
angenen Jahren eine ganze Reihe entscheidender Fort-
chritte angestoßen hat. Es ist uns mit diesen Anstößen
uch gelungen, ideologische Blockaden zu durchbrechen
nd zu überwinden, die Kindern und Jugendlichen über






(A) )



(B) )


Bundesministerin Edelgard Bulmahn

viele Jahre Bildungschancen genommen haben. Als Bei-
spiel nenne ich die Ganztagsschulen. Hier haben wir es
durch die Initiative der Bundesregierung und mit unse-
rem Schulentwicklungsprogramm, für das wir insgesamt
4 Milliarden Euro zur Verfügung stellen, geschafft,


(Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: In Beton übrigens! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Da ist Beton dann plötzlich gut!)


den Kindern und Jugendlichen endlich auch die Bil-
dungschancen zu eröffnen, die sie so dringend brauchen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es ist toll, mit welchem Engagement und mit welcher
Begeisterung die Lehrerinnen und Lehrer sowie die El-
tern vor Ort diese Chance nutzen.

Als ein weiteres Beispiel nenne ich die berufliche
Bildung. Auch hier ist es uns gelungen, eine ideologi-
sche Barriere zu durchbrechen. Der Ausbildungspakt
zeigt Wirkung. Mit diesem Ausbildungspakt haben wir
in den Kammern, den Unternehmen und Regionen ein
ungeheures Engagement ausgelöst. Ich bin sehr froh,
dass es uns gelungen ist, die Zahl der abgeschlossenen
Ausbildungsverträge deutlich zu erhöhen. Ich weiß, dass
wir das Ziel noch nicht erreicht haben. Aber mit dem En-
gagement, das hier gezeigt wird, wird uns dies gelingen;
das scheint mir ganz offensichtlich zu sein.

An dieser Stelle danke ich den beiden Präsidenten
Phillip und Braun ganz ausdrücklich für ihren persönli-
chen Einsatz. Ich wünsche mir, dass dieses Engagement
auch in den kommenden Wochen und Monaten an jedem
Ort von allen Abgeordneten, vor allen Dingen aber auch
von allen Unternehmen gezeigt wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Meine sehr geehrten Herren und Damen, wir werden
in den kommenden Wochen über das Berufsbildungsge-
setz noch einmal miteinander diskutieren, weil es ja
nicht nur um quantitative Fragen, also um mehr Ausbil-
dungsplätze, sondern auch um Qualität geht. Die Moder-
nisierung der beruflichen Bildung ist auf einem guten
Weg. Bereits heute wird jeder zweite Jugendliche in ei-
nem modernisierten Beruf ausgebildet. Ich hoffe sehr
und wünsche mir, dass wir kreativ und engagiert zusam-
menarbeiten. Dies ist eine der wichtigen Voraussetzun-
gen dafür, dass das innovative Deutschland von morgen
entsteht. Überall dort, wo Menschen dazu bereit sind,
wird es auch entstehen. Dafür wünsche ich mir viele
Verbündete.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512400100


Das Wort hat jetzt Kollegin Katherina Reiche von der
CDU/CSU-Fraktion.

r
w

D
w
R

S
v
f

u
d
1

S
W
s
F
s
l

D
g
k
g
B
b

f
h

e
B
D
r
B
g

S
d

(C (D Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her en! In dieser Debatte geht es um nicht mehr und nicht eniger als um die Zukunft. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Da sind Sie ja falsch am Platze!)

Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1512400200

och das, was die Ministerin gerade vorgetragen hat,
ar eine Bilanzfälschung. Zudem strahlte sie bei ihrer
ede den Charme einer Büroklammer aus.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das war aber nicht zukunftsfähig, was Sie gerade gequatscht haben!)


o, wie Sie Ihr Amt verwalten, haben Sie auch Ihre Rede
orgetragen: technokratisch, ohne Herz und Verständnis
ür Wissenschaft und Forschung


(Lachen bei der SPD)


nd vor allem ohne Leitbild. Es wurde nicht deutlich, wo
ie Wissenschaftsnation Deutschland in zehn oder
5 Jahren stehen soll.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: So ist es!)


ie können offenkundig nicht mit Begeisterung über
issenschaft und Forschung sprechen, über die Univer-

ität der Zukunft, über Bildung im ganzheitlichen Sinne.
orschung ist für Sie nur dann gut, wenn sie ökonomi-
iert ist. Freie Forschung um des Erkenntnisgewinns wil-
en scheint Ihnen völlig fremd zu sein.


(Lachen bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sozialdemokraten wollen immer planen können!)


er Sinn höherer Bildung ist für Sie nicht, was oder wie
elehrt wird; für Sie ist die Hauptsache, dass alle hin
önnen. Duale Ausbildung funktioniert zumeist dann
ut, wenn der Staat noch ein bisschen mitmischt, zum
eispiel in Form einer Zwangsabgabe. Den Leertitel ha-
en Sie vorsichtshalber im Haushalt belassen.


(Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Nachtigall, ick hör dir trapsen!)


Die Gleichheit ist Ihr politisches Ziel. Das tropfte
örmlich aus allen Sätzen, die Sie uns hier vorgetragen
aben.

Sie stolpern von Missgriff zu Missgriff:


(Beifall bei der CDU/CSU)


ine misslungene Dienstrechtsreform, eine mangelhafte
AföG-Reform, der verkorkste Versuch, Eliteunis per
ekret zu verordnen, gescheiterte Hochschulrahmen-

echtsnovellen. Die Juniorprofessur ist Ihnen, Frau
ulmahn, vom Bundesverfassungsgericht um die Ohren
ehauen worden.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Zu Recht!)


ie haben nicht einen Satz dazu gesagt. Auch das Stu-
iengebührenverbot wird Ihnen um die Ohren fliegen.


(Jörg Tauss [SPD]: Warten Sie mal ab!)







(A) )



(B) )


Katherina Reiche

Es kam der Aufruf an die Länder, die Forschungsor-

ganisationen möglichst gleich an den Bund abzutreten
und die Leibniz-Institute am besten zu zerschlagen. Sie
gängeln die geisteswissenschaftlichen Auslandsinstitute
und versuchen, den Ländern Bildungsstandards zu ok-
troyieren.


(Jörg Tauss [SPD]: Was ist das jetzt wieder?)


Frau Bulmahn, ich frage mich, wie weit man eigentlich
von der Realität entfernt sein muss, um eine solche Liste
von Niederlagen in nicht einmal sechs Jahren zu produ-
zieren.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Barbara Um solch eine Rede zu halten, Frau Reiche!)

Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1512400300

Ihnen muss eigentlich ganz schwindelig werden.

Dabei steht uns das Wasser bis zum Hals. Immer
mehr innovative Industriebranchen sagen dem Standort
Deutschland leise Adieu. Sie verlagern nicht nur Ar-
beitsplätze, sondern auch die Forschung ins Ausland,
und zwar keineswegs nur nach Osteuropa, sondern auch
in die Schweiz und nach Österreich.

Sie haben die Innovationsbremse noch fester gezo-
gen, zum Beispiel in der Gentechnik, wo der DFG-Prä-
sident Winnacker mit Blick auf Sie resümierte, das neue
Gentechnikgesetz sei enorm forschungsfeindlich.


(Nicolette Kressl [SPD]: Wollen wir mal Frau Böhmer fragen!)


– Frau Kressl, wenn Sie ein bisschen aufgepasst hätten,
wüssten Sie, dass das Gentechnikgesetz etwas mit der
Grünen Gentechnik zu tun hat. Ich kann aber bei Ihnen
wahrscheinlich nicht annehmen, dass Sie das durchbli-
cken.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist ziemlich arrogant, was Sie da sagen!)


Nach den Berechnungen des ZEW müssten in
Deutschland fünf Jahre lang die Forschungsausgaben um
mindestens 5 bis 6 Prozent steigen, um dorthin zu kom-
men, wo Japan jetzt ist. Bislang gab es eine Steigerung
des BMBF-Haushaltes um nominal 2,45 Prozent; real ist
es deutlich weniger. Es ist anzunehmen, dass sich das,
was wir 2004 erlebt haben, nämlich das Plündern des
Forschungshaushaltes für die Rentenkasse, 2005 durch-
aus wiederholen kann. Vielleicht müssen Sie dann Lö-
cher, die durch Hartz IV entstehen, damit stopfen. Das
sind die neuen Wege, von denen Sie reden.

Das Jahr der Innovation besitzt keine Schubkraft.
Es wird geredet, es wird diskutiert, ein Innovations-
kongress jagt den nächsten. Wo ist aber der Innovations-
schub? Wo ist das Wachstum?


(Jörg Tauss [SPD]: Wo sind Ihre Vorschläge?)


Sie haben bislang Innovationslyrik produziert. Frau
Bulmahn, Sie haben nicht einmal versucht, für einen hö-
heren Haushalt zu kämpfen. Sie bräuchten jährlich min-
destens 400 Millionen Euro mehr, um das 3-Prozent-Ziel
von Lissabon zu erreichen. Sie haben schlappe

2
f
b

O
e
c
H
D
c

n
z
s
f
d
h
r
g

li
f
Ü
S
is
v
v

s
v
h
im
a
la
w
te
P

I
r
w

a
S
w
a
n
h
a
F
te

(C (D 50 Millionen Euro gefordert, mit dem Hinweis, Sie verolgten eine Politik der kleinen Schritte. In Wahrheit haen Sie so gut wie nichts bekommen. (Jörg Tauss [SPD]: Der Austermann, der will kürzen! Wo ist der Austermann? Den holen wir jetzt mal her!)


Ihr Haushalt ist das Ergebnis vieler Operationen.
peration Nummer eins ist Trickserei. Sie rechnen uns

ine Steigerung von 300 Millionen Euro vor und verglei-
hen Äpfel mit Birnen. Sie vergleichen nämlich den
aushalt 2004, der um den Rentenbeitrag und andere
inge gekürzt wurde, mit dem Ziel, was Sie 2005 errei-

hen wollen. Das ist unseriös.

Operation Nummer zwei ist Luftbuchung. 63 Millio-
en Euro des Zuwachses sind bereits von vornherein bis
um Wegfall der Eigenheimzulage gesperrt. Nur ist es
o, dass 93 Prozent der Menschen die Eigenheimzulage
ür ein wichtiges Instrument der Familienförderung und
er Altersvorsorge halten. Ihre Beamten rechnen schon
ektisch nach, wie die Löcher für den Fall, dass die Ope-
ation Eigenheimzulage misslingt, mit neuen Kürzungen
estopft werden können.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Man muss jedem auch mal das dritte Eigenheim gönnen! Das muss sein!)


Operation Nummer drei sind Umbuchungen. 47 Mil-
onen Euro fließen Ihnen aus dem Bundesministerium
ür Wirtschaft und Arbeit zu, nämlich für die komplette
bernahme des Meister-BAföGs. Das ist aber nicht, wie
ie, Frau Bulmahn, uns das vorrechnen, neues Geld; es
t schlichtweg ein Übertrag. Zufällig sind auf dem Weg
om BMWA zum BMBF auch noch 10 Millionen Euro
erloren gegangen. Das ist wahrlich kein Meisterstück.

Operation Nummer vier sind falsch kalkulierte An-
ätze. Ihr Ansatz für das Studenten-BAföG ist nach wie
or zu niedrig. Mir bleibt es zumindest ein Rätsel – ich
offe, Sie können es lösen –, wie Sie mit weniger Geld

mer mehr Studenten fördern wollen. Die Wahrheit ist
uch, dass sich die wirtschaftliche Situation in Deutsch-
nd so darstellt, dass immer mehr junge Leute bedürftig
erden und BAföG beantragen werden, weil es ihren El-
rn schlechter geht. Auch das ist ein Ergebnis Ihrer
olitik.


(Beifall bei der CDU/CSU)


m Ergebnis heißt das aber, dass bei der Projektförde-
ung gekürzt werden muss, weil die Ansätze bedient
erden müssen.

Sie setzen zudem falsche Prioritäten. Sie sparen nicht
n der Werbung. Sie sparen nicht an Beraterverträgen.
ie sparen nicht an Programmen, mit denen Sie die Ge-
erkschaftsklientel bedienen können. Nein, Sie sparen

n Biotechnologie, Sie sparen an der Grünen Gentech-
ik, Sie sparen am nationalen Raumfahrtprogramm. Sie
aben die Rücknahme der Mittel im Hochschulbau nicht
usgeglichen. Sie kürzen zudem an der Forschung an
achhochschulen, die Sie angeblich für so wichtig hal-
n.






(A) )



(B) )


Katherina Reiche


(Beifall bei der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Völlig falsche Prioritäten!)


Meine Damen und Herren, wir brauchen dringend
eine Wende in der Bildungs- und Forschungspolitik. Bil-
dung und Forschung brauchen zunächst Verlässlichkeit
und Konstanz. Sie machen seit Jahren das Gegenteil. Zu-
gesagte Mittel können nicht abgerufen werden. Die For-
schungsorganisationen können sich nicht auf das verlas-
sen, was ihnen zugesagt wird. Sie erleben
haushälterische Achterbahnfahrten. Der Projektförde-
rung geht es ebenso. UMTS brachte durchaus einen
kurzzeitigen Segen. Aber danach kam der große Kater.
So kann man mit der Forschung nicht umgehen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP] – Jörg Tauss [SPD]: Stellen Sie mal die Kürzungen vor, die Herr Austermann fordert!)


Bildung und Wissenschaft brauchen Freiheit. Aber Ih-
nen erscheint der Wert der Freiheit suspekt. Sie wollen
reglementieren. Sie wollen kontrollieren. Sie wollen de-
kretieren.


(Lachen bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Wahrheit tut weh!)


Sie misstrauen dem Wettbewerb. Sie misstrauen den
Menschen aus Angst vor der Freiheit. Das unterscheidet
Ihre Politik ganz deutlich von der unseren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das muss jetzt einmal gesagt werden!)


Das zeigt sich ganz deutlich an Ihrer Hochschulpoli-
tik. Sie haben den Hochschulen ein zum Teil verfas-
sungswidriges Hochschulrahmenrecht übergestülpt.


(Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/ CSU]: Jawohl!)


Die Habilitation sollte mit der Brechstange weg. Die
Juniorprofessur sollte sie vollständig ersetzen. Frau
Bulmahn, das ist genau das Gegenteil von Freiheit. Die
Juniorprofessur ist im Ansatz richtig. Das haben wir nie
bestritten.


(Jörg Tauss [SPD]: Ach!)


Aber der Starrsinn hat sie ins Desaster geführt, das nicht
nur Sie beschädigt hat, sondern vor allem auch diejeni-
gen, die sich darauf verlassen haben, dass das Gesetz
verfassungskonform ist. Sie sind die Leidtragenden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Aus ideologischen Gründen die Verfassung gebrochen! Das ist schlimm!)


Frau Bulmahn, das Verfassungsgerichtsurteil vom
27. Juli ist Ihr bildungspolitisches Waterloo. Das Urteil
weist den Bund nämlich ganz klar in seine Grenzen. Sie
hatten sie trotz aller Warnungen ignoriert.

Unsere Hochschulen brauchen zudem dringend mehr
Geld für mehr Qualität. Doch wer das Verbot von Stu-

d
w

d
r

f
o
w
u
a
d
b

D
n
r

n
g

K
C
b

D
z

F
i

D
w
d
m

O
G
l
S
M
E
T
V
A
r

r

(C (D iengebühren für eine „kulturelle Errungenschaft“ hält, ie Sie es sagen, er ist offensichtlich nicht zu einer Antwort auf die Heausforderungen befähigt. Frau Bulmahn, auch Ihr Forschungsverständnis ist alsch. Forschung kann man nicht nur auf Missionen rientieren. Forschung ist die Gesamtheit von geistesissenschaftlicher Forschung, Grundlagenforschung nd angewandter Forschung. Ihr Wunsch, Forschung usschließlich auf den Nutzen auszurichten und nur noch as zu fördern, was nach Ihrer Auffassung schnell Areitsplätze schafft, ist verhängnisvoll. (Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/ CSU]: So ist es! – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Sehr kurzsichtig!)


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Oh Gott!)


ie Wissenschaftsgeschichte zeigt, dass Basisinnovatio-
en vor allem aus der freien Grundlagenforschung he-
aus entwickelt wurden.

Noch schwerer wiegt die Tatsache, dass es im Kabi-
ett Schröder keine einheitliche Innovationsstrategie
ibt, dass Forschung in Gut und Böse eingeteilt wird.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ja!)


erntechnik, Fusionsforschung, Grüne Gentechnik und
hemie werden insbesondere von den Grünen erbittert
ekämpft.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: So ist es!)


as Gentechnikgesetz macht Ihren vernünftigen Ansät-
en in der Grünen Gentechnik den Garaus.


(Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/CSU]: Im Keim erstickt!)


rau Bulmahn, Sie konnten sich gegen Frau Künasts
deologischen Feldzug nicht zur Wehr setzen.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Wollte sie ja auch gar nicht!)


er faktische Ausstieg aus der Grünen Gentechnik, den
ir jetzt haben, wird genauso verheerende Folgen wie
er Ausstieg aus der Kerntechnik haben. Denn nicht ein-
al mehr Sicherheitsforschung ist möglich.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Bildungs- und Forschungspolitik muss vor allem
rientierung haben und neue Anstöße liefern. Der
rundfehler im Bildungs- und Forschungsministerium

iegt neben seiner schlechten Führung vor allem in seiner
truktur. Nach 1998 wanderten die Luftfahrt und die
ittelstandsförderung ins Wirtschaftsministerium. Die

nergieforschung wurde aufgeteilt, zerschlagen; große
eile gingen zu Herrn Trittin. Frau Künast ist für die
orgaben in der Gentechnik zuständig. Sie haben diesen
derlass klag- und widerspruchslos hingenommen. Das

ächt sich.

Wir brauchen ein strategisches Innovationsministe-
ium, das alle Forschungsaktivitäten bündelt. Sie haben






(A) )



(B) )


Katherina Reiche

ein Schulministerium daraus gemacht und wundern sich,
dass aus den Innovationen nichts wird.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Völlig falsche Prioritäten!)


Bei den vor uns liegenden Haushaltsberatungen wer-
den wir auf Korrekturen drängen. Wir werden Ihnen
konkrete Vorschläge für Änderungen im Haushalt ma-
chen.


(Klaus Barthel [Starnberg] [SPD]: Bis jetzt haben wir keine gehört!)


Bei Beraterverträgen, bei Werbung und bei Steinkohle
kann gespart werden. Wir bieten Ihnen an, tatsächlich
300 Millionen Euro mehr für Bildung und Forschung in
den Haushalt einzustellen. Wir wollen Ihnen auf die
Sprünge helfen, damit das Jahr der Innovationen wenigs-
tens irgendwie seinen Namen verdient. Ich fordere Sie
im Interesse des Wissenschafts- und Wirtschaftsstand-
ortes Deutschland auf: Nehmen Sie unser Angebot an!

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Da wurdet ihr ja richtig abgewatscht! Das war auch dringend notwendig!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512400400

Das Wort hat jetzt der Kollege Hans-Josef Fell vom

Bündnis 90/Die Grünen.


Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512400500

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Der Haushalt des Bildungs- und Forschungsmi-
nisteriums für das Jahr 2005 liegt um 202 Millionen
Euro, das heißt um 2,45 Prozent, über dem für das
Jahr 2004.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Das ist nicht überragend, aber gut. Wie als Teil der
Agenda 2010 versprochen, werden die institutionellen
Forschungsmittel um 3 Prozent erhöht. Das ist ein star-
kes Signal von Rot-Grün, dass Bildung und Forschung
auch weiterhin gestärkt werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Auch die Projektforschungsmittel steigen um
61 Millionen Euro. Das ist ein Plus von fast 2,8 Prozent.
Leichte Zuwächse gibt es bei der Nanotechnologie, der
Mikrosystemtechnik und der Gesundheitsforschung. Al-
lerdings – das will ich zugestehen – sehen wir bei den
Projektforschungsmitteln insgesamt eine zu große Enge.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie bereiten uns tatsächlich Sorge. So bedauern wir
Grüne die im Regierungsentwurf vorgenommenen Kür-
zungen bei der Bauforschung sehr. Wir werden uns dafür
einsetzen, dass die Mobilitäts- und Bauforschung unter
dem Aspekt der Nachhaltigkeit weiterhin gefördert wird.

m


w
A
E
w
d

W
f
g
d
1

n
te
f
N
E
F

u
d
d

s
J
a
Ö
w
W
d
n
ti
D
te
h

U
h

K

(C (D Meine Damen und Herren von der Union, Sie fordern ehr Geld für die Forschung. (Jörg Tauss [SPD]: Nein, Kürzungen fordern sie! Herr Austermann und Herr Stoiber! – Gegenrufe von der CDU/CSU: Unwahrheit! – Herr Tauss, das ist doch Quatsch! – Erst zuhören, dann quatschen!)


Darauf komme ich noch zu sprechen. – Dann schauen
ir uns doch jetzt einmal die von Ihnen hinterlassenen
ltlasten an. Anstatt Geld in die Hybridtechnologie zur
ntwicklung sparsamer Autos zu investieren, müssen
ir es in den Abriss von alten Atomreaktoren und in
ie Lagerung des gefährlichen Atommülls stecken.


(Ulrike Flach [FDP]: Oh nein, Herr Fell!)


egen der von Ihnen, von Union und FDP, betriebenen
alschen Energiepolitik und der falschen Verpflichtun-
en, die Sie eingegangen sind, müssen die entsprechen-
en Ausgaben in diesem Haushalt von 80 auf
60 Millionen Euro ansteigen.


(Zuruf von der SPD: Hört! Hört!)


Noch einmal: In diesem Haushalt werden 160 Millio-
en Euro für Vergangenheitsbewältigung aus dem Fens-
r geworfen. Die Staaten, die sich den Irrweg der Atom-

orschung erspart haben, können ihr Geld nun in
anotechnologie, Hybridtechnologie und erneuerbare
nergien investieren, während wir für den Abriss von
orschungsreaktoren zahlen,


(Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/ CSU]: Das sind doch Ammenmärchen! Lachhaft!)


nd dies aus Steuergeldern statt aus den satten Gewinnen
er Atomkonzerne. Das war eine grandiose Fehlleistung
er Regierung Kohl.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Nun zu einem anderen großen Thema: der dramati-
chen Entwicklung auf dem Weltrohölmarkt. Dieses
ahr wird der globale Nachfragezuwachs höher ausfallen
ls der Verbrauch in Deutschland. Gleichzeitig geht die
lproduktion in der Nordsee zurück und Indonesien
andelt sich vom Erdölexporteur zum -importland. Die
eltwirtschaft läuft auf eine dramatische Situation zu,

ie weitaus schlimmer sein dürfte als die der vergange-
en Ölkrisen von 1973 und 1980. Währungs- und infla-
onsbereinigt stand der Ölpreis 1980 bei 101 US-Dollar.
a wir den Chinesen aber nicht das Autofahren verbie-
n können, müssen wir uns bald auf noch deutlich hö-
ere Rohölpreise einstellen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das hätten Sie wohl gerne, was?)


nsere Devise, auch für die Forschung, kann daher nur
eißen: Weg vom Öl!

Deswegen werden wir im Haushalt von Renate
ünast






(A) )



(B) )


Hans-Josef Fell


(Zuruf von der CDU/CSU: Ich denke, wir reden hier über Forschung!)


für die Forschung und Markteinführung in den Berei-
chen Bioenergie und Biochemie mehr Geld ausgeben
und im Haushalt von Jürgen Trittin werden wir für Solar-
energie, Windenergie und Erdwärme mehr Geld ausge-
ben. Rot-Grün unternimmt ernste Anstrengungen hin-
sichtlich Forschung und Entwicklung also nicht nur im
Einzelplan 30, sondern im gesamten Bundeshaushalt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Wollen Sie die Subventionen noch weiter erhöhen?)


Wenn Sie, werte Kolleginnen und Kollegen von der
Union, jetzt einwenden, das alles sei zu wenig, dann
sollten Sie sich klar machen, dass Sie gar keinen Auf-
wuchs, sondern eine reale Senkung fordern, wenn die
Eigenheimzulage für Sie zukunftsweisender als die For-
schungsförderung ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich fordere Sie von der Union auf, uns im Bundesrat
endlich zuzustimmen, damit die Mittel für die Eigen-
heimzulage zugunsten von Bildung und Forschung um-
geschichtet werden können.


(Cornelia Pieper [FDP]: Und was ist mit der Steinkohle?)


Ganz nebenbei bemerkt: Durch eine pauschale 5-pro-
zentige Kürzung des Bundeshaushalts, wie sie Minister-
präsident Stoiber vorschlägt, würden die Mittel für Bil-
dung und Forschung um 423 Millionen Euro verringert.
Da bliebe nichts mehr für all die Wünsche übrig, die Sie
geäußert haben, zum Beispiel für Investitionen in For-
schungseinrichtungen, Nanotechnologie oder Bildung.
Wir landeten im wahrsten Sinne des Wortes wieder im
letzten Jahrtausend, in dem Sie während der Ära Kohl
laufend die Forschungsausgaben senkten.


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist richtig!)


Wir investieren aber nicht nur in Forschung, nein,
auch in Köpfe. So haben wir das BAföG für Studierende
und Schülerinnen und Schüler weiter gesteigert. Auch
die Förderung derjenigen, die sich im Beruf weiterbil-
den, unterstützen wir durch die Steigerung des Meister-
BAföGs. Nicht zu vergessen, es läuft so ganz im Hinter-
grund auch noch das Ganztagsschulprogramm der Koali-
tion. Binnen vier Jahren fließen 4 Milliarden Euro in die
Bundesländer, um Ganztagsschulen aufzubauen, die Sie
immer bekämpft haben.

Ich muss Ihnen da, meine werten Kolleginnen und
Kollegen vor allem von der CSU, eine Geschichte über
ein Gymnasium in Münnerstadt in Unterfranken erzäh-
len, wo ich selbst einstmals unterrichtete.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Gut, dass Sie nicht mehr dort sind!)


Dieses Gymnasium wurde mit Mitteln aus dem Investi-
tionsprogramm „Zukunft, Bildung und Betreuung“ zur
Ganztagsschule ausgebaut.

E
n
b
F
s
ih
m

B
g
W
je
S
w
d
g

h
g
W
ti
h
d
F
m
w
b
u
H
g
n
v
d

f
w
M
s
f
s
S
u
r
a
R
tr
b
m
e

(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


dmund Stoiber wird demnächst zur feierlichen Eröff-
ung anreisen. Ich erinnere mich noch sehr gut an die
ayerische Debatte über das Ganztagsschulprogramm.
rau Hohlmeier und Herr Stoiber schimpften gemein-
am, dass die Eltern doch selbst entscheiden sollten, wie
re Kinder nachmittags betreut würden. Sie meinten da-
it, die CSU will keine Ganztagsschulen.

Aber erst jetzt, da dank der Anschubmittel dieser
undesregierung auch in Bayern das Ganztagsschulan-
ebot gestiegen ist, haben die Eltern und Kinder diese
ahl. Ich finde es wunderbar, dass sich Herr Stoiber
tzt freut, dass seine Enkelkinder bald in solch schöne
chulen gehen können. Ich hoffe nur, dass er bei der Ein-
eihungsfeier in Münnerstadt auch sagt, dass Rot-Grün
ieses Ganztagsschulprogramm durchgesetzt hat – ge-
en seinen Willen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Bartholomäus Kalb [CDU/ CSU]: Nennen Sie einmal den Betrag!)


Werte Kolleginnen und Kollegen von der Union, Sie
aben sich Anfang des Jahres auch furchtbar dagegen
ewehrt, dass die deutschen Hochschulen in einen
ettbewerb eintreten sollten, der ihnen dringend benö-

gte zusätzliche Mittel bringen kann. Glücklicherweise
aben sich Ihre Fachministerinnen und Fachminister aus
en Ländern nicht abhalten lassen, dies mitzutragen. Im
rühsommer stand ein Konzept, das vier wichtige Ele-
ente vereint: zur Nachwuchsförderung einen Wettbe-
erb, in dem circa 40 Graduiertenschulen ausgeschrie-
en werden; zur Forschungsförderung einen Wettbewerb
m die Förderung von 30 Exzellenzclustern, in denen
ochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtun-
en und Unternehmen kooperieren; zur Signalwirkung
ach innen und außen einen Wettbewerb der Spitzenuni-
ersitäten; als vierter Punkt die Exzellenzförderung in
er Lehre durch die Länder.

Dieses Konzept schien Anfang Juni zu stehen, An-
ang Juli wurde es dann aber nicht beschlossen. Jetzt
ird es frühestens Anfang November beschlossen – vier
onate, in denen nicht nur die Hochschulen nicht wis-

en, ob sich diese große Entwicklungschance wirklich
ür sie auftun wird. Nein, auch die Nachwuchswissen-
chaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler, um die
ie sich, werte Kolleginnen und Kollegen von Union
nd FDP, doch immer so lautstark sorgen, fragen sich
atlos, ob ihre Zukunft in Deutschland liegt oder doch
nderswo in Europa oder in den USA. Die notwendige
eform des Föderalismus ist gut und schön, aber hier
ifft sie möglicherweise die Falschen. Hören Sie auf zu
lockieren! Machen Sie mit bei den notwendigen Refor-
en wie bei der Juniorprofessur, damit auch die Jungen

ine Chance in der Wissenschaft bekommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)







(A) )



(B) )



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512400600

Das Wort hat jetzt die Kollegin Ulrike Flach von der

FDP-Fraktion.


Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1512400700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Fell,

es ist schon bemerkenswert, wie Sie uns nach dem Aus-
stieg aus der Kernenergie, bei dem Sie ja einen Kapital-
vernichtungsakt sondergleichen durchgezogen haben,


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


jetzt vorwerfen, dass wir Ihren Haushalt belasten.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe nur über Forschungsreaktoren gesprochen!)


So etwas geradezu Bizarres habe ich mein Lebtag noch
nicht gehört.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat nichts mit dem Kernenergieausstieg zu tun!)


Aber wir sind ja heute zum Haushaltsentwurf 2005
hier und sollen darüber diskutieren, Frau Bulmahn. Sie
haben uns eben erzählt, dass der Haushalt um
3,6 Prozent auf 8,5 Milliarden Euro steigt. Wie immer
haben Sie in diesem Zusammenhang natürlich die Mittel
für die Ganztagsschulen und auch die BAföG-Mittel, die
ja eigentlich nicht zu Ihrem Haushalt gehören, sondern
aus anderen Haushalten kommen, dazugezählt. Darüber
wollen wir schon gar kein Wort mehr verlieren.

Aber Sie haben auch etwas anderes getan: Sie haben
hier mit Zahlen hantiert und versucht, den großen Po-
panz der Eigenheimzulage wieder hochzuziehen,


(Jörg Tauss [SPD]: Popanz?)


hinter dem Sie sich ein bisschen verstecken, um in Zu-
kunft, in den nächsten Monaten, den Gegner auf der an-
deren Seite entsprechend beschimpfen zu können. Ich
muss Ihnen sagen: Sie arbeiten hier mit Zahlen, die alles
andere als seriös sind.

Sie haben die berühmte Eigenheimzulage, über alle
Haushaltsetats verteilt, mit rund 150 Millionen Euro an-
gesetzt. Es sind aber nur exakt 95 Millionen Euro. Das
heißt, erstens hantieren Sie hier mit einer Eigenheimzu-
lage, die es in dieser Höhe nie geben wird, weil die
CDU/CSU nicht zustimmen wird, und zweitens arbeiten
Sie mit Zahlen, die vorne und hinten nicht stimmen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Hochinteressant! Das ist Innovation! Das ist Klasse!)


– Herr Tauss, Sie haben Frau Reiche vorhin doch gehört.

Ohne diese Mittel ergibt sich im Endeffekt nur eine
minimale Steigerung des Haushalts. Wenn wir die Un-
wägbarkeiten des BAföGs und die globale Minderaus-
gabe von 145 Millionen Euro, die Sie schließlich erwirt-
schaften müssen, hinzuziehen, dann gibt es im nächsten
Jahr real nicht mehr Geld für diesen Haushalt.

F
S
b

a

k
V

S
d
d
b
c

D
k
d
w

F
n
ß
i
ü
k
z
m

F
K
D
d

G
n
w
i

I
n
z

(C (D rau Bulmahn, das Ganze ist heiße Luft. Sie bauen auf and. Das Schlimmste für uns Liberale ist, dass Sie daei die großen Linien Ihrer Politik verloren haben. Sehen Sie sich doch die einzelnen Haushaltsposten n! Dieser Haushalt hat keinen Schwerpunkt, eine erkennbare Richtung und vor allem keine große ision. (Thomas Rachel [CDU/CSU]: Viele Löcher! – Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/ CSU]: Sehr viele Löcher! Wie ein Schweizer Käse!)


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: So ist es!)


(Zuruf von der CDU/CSU: Hat sie nie gehabt!)


(Jörg Tauss [SPD]: Was?)


ie setzen Ihre Taktik fort, dort zu erhöhen, wo Sie in
en letzten Jahren gekürzt haben. Sie erhöhen jetzt bei
er Mikrosystemtechnik, bei der Softwaretechnik und
ei der Nanoelektronik. Frau Bulmahn, das sind Pfläster-
hen auf die Wunden des letzten Jahres.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Falsch!)


afür werden andere Positionen, wie zum Beispiel Ver-
ehr und Mobilität – das finde ich sehr erstaunlich – und
as System Erde, gekürzt. Herr Fell, ich weiß gar nicht,
ie Sie damit leben können.

Sie verhalten sich wie eine Gärtnerin, die ein großes
eld voller Unkraut liebevoll begießt, aber nun wirklich
icht weiß, wo sie etwas Neues anpflanzen soll. So gie-
en Sie überall mit Ihrer 3-Prozent-Gießkanne, wobei
ch es schon ganz witzig finde, dass Sie die 3 Prozent
berall durchhalten, ohne, wie die internationale Kon-
urrenz, große, milliardenschwere Schlüsseltechnologie-
entren hochzuziehen. Frau Bulmahn, Sie kleckern auf
ittlerem Niveau.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ür die FDP-Fraktion sage ich, dass das besser ist, als
ürzungen vorzunehmen; das erkennen wir auch an.
as ist aber eben nicht der große Wurf, auf den wir in
iesen Zeiten alle warten.

Was ist der Grund dafür? Aus unserer Sicht liegt der
rund dafür viel tiefer als nur bei Hans Eichel und sei-
en Sparverpflichtungen. Sie haben sich nämlich im Ge-
irr der föderalen Zuständigkeiten und der koalitions-

nternen Ansprüche verfangen.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Grund liegt bei der Union und beim Bundesrat!)


hre Visionen sind an den Betonmauern der Länder und
icht zuletzt an denen Ihres grünen Koalitionspartners
erplatzt.


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])







(A) )



(B) )


Ulrike Flach

Sie sind praktisch mit allen Reformvorhaben der letzten
Zeit gescheitert bzw. ins Stocken geraten oder Sie haben
sich ganz einfach nicht durchsetzen können

Frau Reiche hat vorhin schon darauf verwiesen: Das
Bundesverfassungsgericht hat Ihre 5. HRG-Novelle ge-
kippt und das aus unserer Sicht richtige Juniorprofesso-
renprogramm für verfassungswidrig erklärt.


(Jörg Tauss [SPD]: Von wem kommt das denn?)


Frau Bulmahn, Sie haben das größte Projekt Ihrer Hoch-
schulpolitik sehenden Auges glatt gegen die Wand ge-
fahren.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich erinnere mich: Wir alle haben hier gestanden und Sie
vor diesen Risiken gewarnt. Sie sind ohne Rücksicht auf
Verluste durchgefahren. Am Schlimmsten finde ich es,
dass Sie dies ohne Rücksicht auf diejenigen getan haben,
die an den Hochschulen lehren und arbeiten müssen. Für
diese Leute gibt es jetzt einen rechtsfreien Raum.


(Jörg Tauss [SPD]: Dank der CDU/CSU!)


Das wird dazu führen, dass sich manche von ihnen ein-
klagen werden.

Gehen Sie jetzt einmal an die Hochschulen! Gehen
Sie zum Beispiel an eine Hochschule im Ruhrgebiet wie
die in Bochum! Dort sind 200 Leute betroffen. Diese
Hochschule hat einen verzweifelten Kanzler und einen
verzweifelten Rektor, die nicht wissen, wie es weiter-
geht. Das ist das Produkt Ihrer größten Aktion in dieser
Legislaturperiode.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Nein, von denen da drüben!)


Das Schauspiel wird sich im Herbst aufgrund des Ver-
bots von Studiengebühren grausam wiederholen, in die-
sem Falle aber mehr für Sie als für die Hochschulen. Die
Folgen Ihrer Blindflugaktionen sind Verunsicherung und
Irritationen in der deutschen Hochschullandschaft.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Mit dem Programm zur Förderung von Spitzen-
forschung an Hochschulen sind Sie genauso stecken ge-
blieben. Ich halte Ihr Vorgehen einfach für einen schlich-
ten taktischen Fehler. Man geht einfach nicht auf eine
Pressekonferenz und erzählt, dass es seine Aktion gewe-
sen ist, wenn man vorher mit anderen Leuten darüber
verhandelt hat. Das kann nicht gut gehen. Auch die Poli-
tiker in den Ländern haben ihre Eitelkeiten. Das müssen
auch wir Bundespolitiker manchmal erkennen.


(Jörg Tauss [SPD]: Ach, Eitelkeiten sind hier im Spiel! Das ist eine gute Erklärung!)


– Herr Tauss, auch das ist doch ein Grund dafür, weshalb
wir eine seriöse Politik machen müssen.

Erst wollen Sie Spitzenhochschulen einrichten, dann
werden die Leute vorgeführt und am Ende liegt alles auf
Eis. Im Herbst kommen wir mit viel Glück vielleicht so

w
s
n

H
m
F
r
ic
li
S
s
te
S

I
is

e

d
s
z
n
s
s

S
n
d
u
g
m
a
v
s

s
k
s

(C (D eit, endlich Spitzenhochschulen zu installieren, die wir chließlich alle wollen. Es gibt doch hier im Raum keien, der sie nicht haben will. (Birgit Homburger [FDP]: Doch, der Herr Tauss!)


Ähnliches kann man auch über Ihren Pakt für die
ochschulen sagen; davon habe ich schon lange nichts
ehr gehört. Kurzum: Sie haben sich im Klein-Klein des
öderalismus verfangen, statt sich auf das zu konzentrie-
en, Frau Bulmahn, was Sie wirklich können – das will
h Ihnen gar nicht absprechen – und auch dürfen, näm-
ch auf das große innovative Feld der Forschung, auf die
truktur und auf Verbesserungen der Forschung in die-
em Land. Schauen Sie sich doch die Bio- und Nano-
chnologie an! Nach wie vor fehlt eine konsequente
trategie.

Dazu will ich niemanden aus unseren Reihen zitieren.
hr eigener Kanzlerberater, Herr Professor Wahlster – er
t nicht ganz unbekannt –, aus dem Saarland


(Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Aus dem gut regierten Saarland!)


rklärt dazu in der „Wirtschaftswoche“:

Dieses Gießkannenprinzip ist Verschwendung. Es
bringt nichts, in jedem Bundesland ein Bio- und ein
Nanotechnologiezentrum zu etablieren.


(Jörg Tauss [SPD]: Wer macht denn das?)


Bei einem neuen Innovationsfeld müssen die Mittel
nach einem Wettbewerb auf zwei, drei Zentren, die
absolute Spitze sind, konzentriert werden.


(Ute Berg [SPD]: Sie sind unter Ihrem Niveau!)


Frau Bulmahn, Ihr eigener Berater erkennt sehr klar,
ass Sie am Föderalismus und am Kirchturmsdenken
cheitern und offensichtlich nicht in der Lage sind, das
u tun, was in allen Ländern der Welt umgesetzt wird,
ämlich Konzentration auf das Wichtigste in der For-
chungslandschaft. Sie zersplittern sich und kleckern
tatt zu klotzen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Lassen Sie mich noch zu einigen anderen Themen
tellung nehmen. Nicht nur bei der Forschung sind wir
icht dort, wo wir eigentlich sein müssten. Sie sind bei
en Bildungsstandards ausgebremst worden. Sie haben
ns eben erzählt, Sie würden im Hochschulbau Gewalti-
es leisten. Frau Bulmahn, noch immer steht in Ihrer
ittelfristigen Finanzplanung, dass Sie die Mittel hierfür

uf 750 Millionen Euro senken wollen. Dazu habe ich
on Ihnen nichts Gegenteiliges gehört. Dazu müssen Sie
ich äußern.


(Beifall bei der FDP)


Lassen Sie mich also zusammenfassen: Ihr Haushalt
teht auf tönernen Füßen. Ihre Mittelverteilung lässt
eine Vision erkennen. Ihre Reformvorhaben stagnieren,
ind blockiert oder kränkeln.






(A) )



(B) )


Ulrike Flach

Obwohl Sie es nicht mehr hören können, Frau

Bulmahn, will ich von Ihnen endlich einen Wissen-
schaftstarifvertrag. Ich will die wettbewerbliche Orien-
tierung der Forschungsförderung. Ich will eine Patent-
verwertung, die wirklich funktioniert. Ich will die
Umsetzung der Biopatentrichtlinie. Sie können sicher
sein, dass daran, ob wir das schaffen, unser Forschungs-
standort gemessen wird. Sie aber schaffen es nicht.


(Beifall bei der FDP – Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/CSU]: Dafür brauchen wir eine neue Bundesregierung!)


Frau Bulmahn, Sie kämpfen sehr oft einsam und zu
leise. Ich möchte mich an dieser Stelle ausdrücklich der
Kollegin Reiche anschließen, die gefragt hat: Wo war
denn die Forschungsministerin, als es um das Gentech-
nikgesetz ging? Wo waren Sie denn, als die Wissen-
schaftler in Deutschland – noch vor wenigen Tagen – er-
klärt haben, dieser Forschungsstandort ist dank Herrn
Fell und seinen Kollegen tot? Forschung in der grünen
Gentechnik wird nicht mehr stattfinden.

Wo waren Sie denn, als Herr Clement gestern an die-
ser Stelle erklärt hat, er wolle die Stammzellforschung
wieder aktivieren? So etwas erwarte ich nicht vom Wirt-
schaftsminister, sondern von Ihnen, Frau Bulmahn.


(Beifall bei der FDP – Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/CSU]: Da erwarten Sie zu viel!)


Wir befinden uns inzwischen in der Situation, dass jeder
zweite Stammzellforscher dieses Land zu verlassen be-
absichtigt. Ein Forscher in Köln hat gesagt: Ich will
gerne weiterforschen, aber die Gesetzgebung hindert
mich daran.


(Jörg Tauss [SPD]: Frau Böhmer, übernehmen Sie mal!)


Diese Beispielliste ließe sich unbegrenzt fortsetzen,
Frau Bulmahn. Bei Ihnen läuft es immer folgenderma-
ßen ab: ein großer medialer Auftakt, gefolgt von Unent-
schlossenheit und Blockade aus den eigenen Reihen. Auf
diese Weise kommen wir einfach nicht weiter und wis-
sen nicht mehr, wie es vorwärts gehen soll. Gleichzeitig
leben wir in einer Welt – mehrere Kollegen waren mit
mir vor einigen Wochen in China – mit Regionen, in de-
nen es steil nach oben geht. Schauen Sie sich zum Bei-
spiel in Singapur das Stammzellzentrum an! Schauen Sie
sich die Technologiezentren in den chinesischen Vor-
städten an! Diese 40 riesigen Technologiezentren sind so
groß wie bei uns ganze Städte. Das ist unsere Konkur-
renz, Frau Bulmahn, nicht der Kleckerkram, den Sie uns
hier vorgetragen haben.

In diesem Zusammenhang – daran setzen wir als Li-
berale an; das möchte ich betonen – kann man nicht nur
von diesem Haushalt sprechen. Wenn wir von Innova-
tionspolitik reden, müssen wir die Politik aller Ressorts
im Blick haben. Frau Bulmahn, wir haben uns sehr kri-
tisch Ihre Kollegen angeschaut. Was sehen wir da?
Große Ankündigungen von Ihrer Seite, gleichzeitig ver-
zeichnet die Leibniz-Gemeinschaft bei den Mitteln vom

B
K

d
W
n
H
o
S
H
f
4

D
h
k
E

d
v
l
h
t
d
u
t
l
w

S

F

ic
V

I
F

(C (D undeskanzleramt, vom Außenminister und von Frau ünast ein Minus von über 1 Million Euro. Der DAAD, die Nachwuchswissenschaftlerförderung, ie Beziehungen zwischen deutschen und ausländischen issenschaftlern und die Goethe-Institute haben ein Mi us von 5 Millionen Euro bei den Geldern aus dem ause von Herrn Fischer zu verkraften. Frau Künast hat ffensichtlich völlig die Lust an der Forschung verloren. ie spart bei Forschungsinstituten 12 Millionen Euro. err Clement, der Oberinnovator, haut der Mittelstands orschung die Beine weg. Dort gibt es ein Minus von 7 Millionen Euro. as Ganze wird von Herrn Struck gekrönt, der in Zeiten öchster Unsicherheit und Befürchtungen in der Bevölerung 50 Millionen Euro im Forschungshaushalt spart. rstaunlich! Das ist keine Innovationspolitik. Das ist nicht das Jahr er Innovation. Das ist ein Gekleckere, wie wir es seit ielen Jahren haben. Sie, Frau Bulmahn, spielen dabei eider nicht die tragende Rolle, die wir uns gewünscht ätten. Ihre Rolle ist in den letzten Monaten zunehmend ragisch geworden. An uns soll es nicht liegen. Wir würen Ihnen, Frau Bulmahn, gerne helfen und wir werden ns bei den Haushaltsberatungen weiter darauf konzenrieren. Ich befürchte allerdings das Schlimmste, nämich dass wir bis zum Jahr 2006 keine Wende erleben erden. Herzlichen Dank. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Hört! Hört!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512400800

Das Wort hat die Kollegin Andrea Wicklein von der

PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Andrea Wicklein (SPD):
Rede ID: ID1512400900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

rau Reiche,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das war eine gute Rede von Frau Reiche!)


h muss mich zu Ihrem Ton und der Art und Weise Ihres
ortrages äußern.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Keinen oberlehrerhaften Einstieg!)


ch wurde durch Ihren Tonfall ein bisschen an die DDR-
ahnenappelle erinnert.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Eine Herabwürdigung! Das ist kein guter Stil! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Vielleicht sprechen Sie zur Sache!)







(A) )



(B) )


Andrea Wicklein

Dieser Ton in diesem Haus bringt uns und Deutschland
nicht weiter. Dieses Schlechtreden ist destruktiv.


(Cornelia Pieper [FDP]: Sie können keine Kritik vertragen!)


Wir sollten gemeinsam handeln, um die Probleme im
Land zu lösen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben in den vergangenen Wochen und Monaten
notwendige und gewiss auch schwierige Reformen der
sozialen Sicherungssysteme und des Arbeitsmarktes auf
den Weg gebracht. Doch auch beim Ausbau von Wissen-
schaft und Forschung werden wichtige Weichen gestellt,
die über die Entwicklung der Wirtschaftsstruktur und des
Arbeitsmarktes mit entscheiden werden. Verstärkt in Bil-
dung, Wissenschaft und Forschung zu investieren ist die
andere Seite der Agenda 2010. Damit bestimmen wir die
Zukunft unseres Landes.

Wirtschafts- und Wissenschaftspolitik gehören zu-
sammen. Die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands
wird zukünftig nur dann erfolgreich sein, wenn sie sich
auf leistungsfähige Hochschulen und Forschungsinsti-
tute stützt und auf Innovationen setzt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist nicht falsch!)


Gerade in Ostdeutschland haben Wissenschaftseinrich-
tungen einen entscheidenden Anteil an der Infrastruktur
und auch am Wirtschaftsaufbau, wie man es zum Bei-
spiel in Sachsen, aber auch in den Regionen Berlin und
Brandenburg sehen kann. Sie sind und bleiben aus mei-
ner Sicht ein wichtiges oder vielleicht sogar das wich-
tigste Instrument, um Strukturdefizite in Ostdeutschland
auszugleichen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Doch ohne Bildung keine Forschung. Deshalb müssen
wir verstärkt in die Köpfe der Menschen investieren. Da-
bei sind vor allem die Länder gefragt, aber auch die Un-
ternehmen; denn zum Weg in die moderne Wissensge-
sellschaft gibt es für unser Land keine Alternative. Das
findet seinen Ausdruck auch im Haushalt für Bildung
und Forschung. Trotz der außerordentlich schwierigen
Haushaltssituation haben wir den Etat des Bundesminis-
teriums für Bildung und Forschung nochmals um
202 Millionen Euro aufgestockt. Hinzu kommen noch
BAföG mit etwa 445 Millionen Euro sowie das Ganz-
tagsschulprogramm mit 1 Milliarde Euro.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Steht doch gar nicht so drin!)


Natürlich sind noch enorme Kraftanstrengungen er-
forderlich, damit wir das ehrgeizige Ziel erreichen, die
Ausgaben für Forschung und Entwicklung bis 2010 auf
3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes zu erhöhen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Früher hieß es verdoppeln! Daran glaubt doch keiner mehr!)


1
W
L
b

F

O
g

g
f
z
D
d
s

u
p
a
M
w
h

s
u

U

W
u
a
w

d
d
5
g
B
d
E
s
w
le
g
r
M
s

(C (D 0 Milliarden Euro mehr als bisher müssten Staat und irtschaft für Forschung und Entwicklung aufbringen. assen Sie uns gemeinsam an diesem wichtigen Ziel areiten! ür uns ist der Weg klar abgesteckt. Leider sehe ich Sie, meine Damen und Herren von der pposition, weit davon entfernt und das will ich an einien Beispielen deutlich machen: Mein erstes Beispiel ist Ihr Existenzgrundlagenesetz. Darin schlagen Sie die Förderung und die Einührung eines Niedriglohnsektors vor und wollen – ich itiere – „Arbeitsplätze im Niedriglohnsektor nach eutschland zurückholen“. Unabhängig davon, dass iese Pläne schlichtweg wirtschaftsund sozialpoliticher Unfug sind, (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Was Sie sagen, ist Unfug!)


nabhängig davon, dass Sie damit ein Lohnsenkungs-
rogramm für ganz Deutschland anstreben, haben Sie
uf jeden Fall eines nicht verstanden und das sollten die
enschen in unserem Land wissen: Unser Land wird im
eltweiten Wettbewerb nicht als Niedriglohnland beste-
en können,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Aha!),


ondern nur als Standort für Wissenschaft, Forschung
nd innovative Technologien.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Frau Kollegin, das ist die falsche Rede! Die Wirtschaftsdebatte war gestern!)


nser Plus sind die Ideen und die kreativen Köpfe.


(Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Und die Spritzigkeit! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Gleich spricht sie von Dynamik!)


ir brauchen ein Klima, in dem Ideen befördert werden
nd die Experimentierfreude des Einzelnen von Kindheit
n unterstützt wird. Daran müssen wir arbeiten und darin
erden wir investieren.

Ich muss in diesem Zusammenhang noch einmal auf
ie Sparpläne von Edmund Stoiber zurückkommen,
er die Ausgaben im Bundeshaushalt durchweg um
Prozent kürzen will. Ich frage Sie, ob Sie zu den Fol-

en dieser Vorschläge stehen, gerade im Bereich von
ildung und Forschung? Ich habe Ihre Rotstiftpolitik auf
iesen Haushalt umgerechnet: Über 420 Millionen Euro
insparungen bedeuten 20 Prozent weniger für Hoch-
chulen, Wissenschaft und Ausbildungsförderung. Wie
ollen Sie das den Studierenden und den Wissenschaft-
rn erklären? Wollen Sie künftig nicht nur die Studien-
ebühren erheben, sondern bei den bedürftigen Studie-
enden auch noch das BAföG kürzen? Sagen Sie den

enschen in unserem Land, was diese Kürzungsvor-
chläge konkret bedeuten würden.






(A) )



(B) )


Andrea Wicklein


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Ja, das wäre ehrlich!)


Wir brauchen das Gegenteil. Wir brauchen Investitionen
in diesen Bereichen.

Dass notwendiges Sparen nicht zulasten von Bildung
und Forschung gehen muss, haben wir mit unseren Vor-
schlägen im Haushaltssicherungsgesetz und im Steuer-
vergünstigungsabbaugesetz bewiesen. Wenn Sie diese
Gesetze im Bundesrat nicht blockiert hätten, wäre ein
Sparvolumen von 17,5 Milliarden Euro zusammenge-
kommen; so waren mit der Union nur 2,5 Milliarden
Euro möglich.

Damit bin ich schon bei meinem dritten Beispiel, der
Eigenheimzulage. Es ist paradox, dass wir sowohl den
Bau von neuem Wohnraum als auch den Rückbau von zu
viel Wohnraum fördern. Wir müssen uns doch ernsthaft
die Frage stellen: Ist es nicht sinnvoller, in Bildung und
Innovation zu investieren als in Beton?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben diese Frage ganz klar mit Ja beantwortet. Wir
wollen allein im Jahr 2005 63 Millionen Euro aus der Ei-
genheimzulage für dringend erforderliche Investitionen
bei Bildung und Forschung verwenden.


(Cornelia Pieper [FDP]: Was ist denn mit den Steinkohlesubventionen, Frau Kollegin?)


Doch dazu brauchen wir die Zustimmung der Union. Ich
fordere Sie an dieser Stelle auf: Lenken Sie ein! Unter-
stützen Sie die Investitionen und Innovationen, die Ar-
beitsplätze für unser Land schaffen!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Das sind doch alles Luftbuchungen, was Sie hier vortragen!)


Liegt unsere Zukunft nicht eher in der engen Koope-
ration zwischen Unternehmen, Hochschulen und
Forschungseinrichtungen, wo neue und innovative
Verfahren, Produkte und Dienstleistungen entwickelt
und umgesetzt werden? Auch im nächsten Jahr werden
wir mit 90 Millionen Euro diese regionalen Netzwerke
fördern. Das sind die Keimzellen für Unternehmensan-
siedlungen und Unternehmensgründungen.


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist die Vision! Das ist der Schwerpunkt!)


Jedes Jahr machen sich allein aus den Fraunhofer-Insti-
tuten mehr als 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
selbstständig. Wir Politikerinnen und Politiker haben die
Aufgabe und die Verantwortung, dafür entsprechende
Rahmenbedingungen zu setzen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Erst kürzlich war ich im Wissenschaftspark Golm in
Potsdam, nur zehn Minuten von Sanssouci entfernt. Mit
der Universität Potsdam, den Max-Planck- und den
Fraunhofer-Instituten entwickelt sich dort einer der mo-

d
R
w
n

g
h
te
A

D

d
te
d

s
f
d

W
h
u
d
r

A
e
in
r
f

2
s

W
B
f
w
b

E

D
s
k
d

(C (D ernsten Wissenschaftsund Forschungsstandorte der egion. Golm steht heute für Studieren und Forschen soie zukünftig auch für Gründen. Der Spatenstich für ein eues Technologiezentrum ist vor einigen Tagen erfolgt. Diese Beispiele zeigen: Nicht 5-prozentige Kürzunen – so der Vorschlag aus Bayern – oder das sture Festalten an der Eigenheimzulage, sondern die aktive Unrstützung von wissenschaftlichen Netzwerken schafft rbeitsplätze und damit Perspektiven. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


afür lohnt es sich, Starthilfe zu geben. Die Initiative
Unternehmen Region“ des Bundesministeriums für Bil-
ung und Forschung verfolgt genau dieses Ziel und un-
rstützt damit insbesondere die Entwicklung in Ost-
eutschland.

Lassen Sie mich noch ein Beispiel nennen. Derzeit
teht im Rahmen der Debatte über eine Föderalismusre-
orm auch die Mischfinanzierung von Bund und Län-
ern auf der Tagesordnung.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Davon verstehen Sie im Zweifel nicht sehr viel!)


ir, die Bildungs- und Forschungspolitiker der SPD,
alten an der gemeinsamen Verantwortung von Bund
nd Ländern bei der Finanzierung der Forschung und
es Hochschulbaus fest. Wir sagen Nein zur Kleinstaate-
ei im Hochschulwesen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


lle Bundesländer, auch die unionsgeführten, müssten
in vitales Interesse daran haben, dass wir bundesweit
ternational wettbewerbsfähige Bedingungen an unse-

en Hochschulen haben. Wir brauchen auch zukünftig
ür die Hochschulen eine Mitverantwortung des Bundes.

Wie schon im vergangenen Jahr werden wir auch
005 insgesamt 925 Millionen Euro allein für den Hoch-
chulbau zur Verfügung stellen.


(Ulrike Flach [FDP]: Warum sparen Sie denn eigentlich bei Leibniz? – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ist Leibniz keine gemeinsame Aufgabe von Bund und Ländern?)


enn es darum geht, diesen Bereich in die Hände der
undesländer zu geben, dann sollte auch auf die Folgen

ür die finanzschwachen Bundesländer hingewiesen
erden, für die die Gemeinschaftsaufgabe „Hochschul-
au“ unverzichtbar ist.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Jetzt watscht sie den Vorschlag von Frau Bulmahn ab!)


s ist doch klar:


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nein, offensichtlich nicht!)


ie Forderung – überwiegend aus der Union – nach Ab-
chaffung der Gemeinschaftsaufgaben und der Mitwir-
ung des Bundes im Hochschulwesen schadet vor allem
en strukturschwachen Ländern und damit dem Osten.






(A) )



(B) )


Andrea Wicklein

Wissenschaft und Forschung sind in wesentlichen Teilen
nationale Aufgaben und kein Spielfeld für Kirchturms-
politik.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das gilt vor allem für die Integrationsaufgaben nach
1990.

Mit dem Haushalt 2005 setzen wir auf verlässliche
Rahmenbedingungen und Planungssicherheit für die
Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Wie von
Gerhard Schröder zugesagt, erhalten die Forschungsor-
ganisationen 3 Prozent bzw. fast 100 Millionen Euro
mehr.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512401000

Frau Kollegin, kommen Sie bitte zum Schluss.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Herr Präsident, Sie sprechen uns aus dem Herzen!)



Andrea Wicklein (SPD):
Rede ID: ID1512401100

Dies bedeutet eine enorme finanzielle Kraftanstren-

gung.

An die Adresse der Union richte ich abschließend
noch einmal den Appell: Blockieren Sie nicht länger die
Abschaffung der Eigenheimzulage! Investieren Sie lie-
ber in Ideen statt in Beton und Niedriglöhne! Fordern Sie
keinen Ausstieg aus der bundesstaatlichen Solidarität,
der ausschließlich auf Kosten der finanzschwachen Län-
der geht!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512401200

Das Wort hat jetzt der Kollege Klaus-Peter Willsch

von der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Klaus-Peter Willsch (CDU):
Rede ID: ID1512401300

Herr Präsident! Frau Ministerin! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Frau Wicklein, es ist schwer zu ertragen, wie Sie hier mit
tränenerstickter Stimme vortragen,


(Zuruf der Abg. Nicolette Kressl [SPD])


wie schlimm es sei, dass wir deutlich machten, wie es in
diesem Lande sei. Es kann doch nicht sein, dass Sie die-
ses Land in sechs Jahren Regierungsarbeit zugrunde
richten und dass wir nicht einmal beklagen dürfen, was
dabei herauskommt.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Uwe Küster [SPD]: Welche Zeitung lesen Sie denn?)


Frau Ministerin, auch Sie haben gesagt, dass unser
Land leistungsfähig ist.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Es ist eines der leistungsfähigsten Länder der Welt!)


J
h
T
te
k


la
r
tr

n
L
B
g
B
I
d
E
g
o
F
m
e
s
s
d
w
L
id
v

h
V
H
s
v
w
e
c
z
g
im
w
6
f

S
u
W

b
J
1

(C (D awohl, die Menschen in unserem Land sind leistungsfäig, aber nicht wegen Ihrer Leistung, sondern trotz der atsache, dass Sie sie seit sechs Jahren mit Ihrer missranen Politik, die für unser Land völlig ungeeignet ist, ujonieren und traktieren. (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Uwe Küster [SPD]: Haben Sie Ihre Herztropfen in der Tasche?)


Das ist ja eine Unruhe hier! Sie werden noch mehr An-
ss zur Unruhe haben. Ich freue mich schon auf die Zu-

ufe von Herrn Tauss, die an Lautstärke kaum zu über-
effen sind, zumeist aber an Inhaltsschwere.

Ich möchte mit einer Bemerkung zu Ihnen, Frau Mi-
isterin, fortfahren. Es fehlt wirklich an Visionen und
eitbildern. Man hat den Eindruck, dass Lissabon und
ologna genau wie Maastricht für Sie zwar wohlklin-
ende Namen europäischer Städte sind, aber sonst keine
edeutung haben. Sie kümmern sich nicht um das, was

hres Amtes wäre. Wir werden auch in diesem Jahr bei
en Beratungen des Haushaltsplanes in Bezug auf den
inzelplan 30 feststellen müssen, dass wir die Chance
ehabt hätten, Zeichen für eine wirkliche Innovations-
ffensive im Bereich Forschung und Bildung und für die
örderung von Schlüsseltechnologien zu setzen. Zusam-
engefasst: Wir hätten die Chance gehabt, Zeichen für

inen Forschungsstandort Deutschland, für einen Wis-
enschaftsstandort Deutschland und für einen Wirt-
chaftsstandort Deutschland zu setzen. Aber wie nach
en Erfahrungen der Vorjahre nicht anders zu erwarten
ar, beinhaltet dieser Haushaltsplanentwurf wiederum
uftbuchungen, Wunschvorstellungen, das Setzen von
eologischen Schwerpunkten, aber nicht das, was man

on einem seriösen Haushaltsplanentwurf erwartet.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das geht – es ist vorhin angesprochen worden; des-
alb fokussieren Sie so darauf, Frau Wicklein – in den
orbemerkungen auf Seite 3 los. Da steht nämlich der
aushaltsvermerk – das ist eine der größten Rosstäu-

chungen in diesem Haushalt –, dass Ausgaben in Höhe
on 63 Millionen Euro gesperrt sind. Sie sind gesperrt,
eil sie durch die Abschaffung der Eigenheimzulage

rst erwirtschaftet werden sollen. Sie machen einen sol-
hen Haushaltsvermerk, obwohl Sie die Auseinanderset-
ungen des letzten Jahres erlebt haben und obwohl Sie
enau wissen, dass wir dem weder im Bundestag noch

Bundesrat zustimmen werden. Sie täuschen also be-
usst vor, 63 Millionen Euro zu haben. Diese
3 Millionen Euro stehen von vornherein nicht zur Ver-
ügung.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ie spielen hier ein unwürdiges Schwarzer-Peter-Spiel
nd täuschen der Öffentlichkeit Mittel vor, die Sie in
irklichkeit nicht haben.

Hinzu kommt – um beim Haushaltstechnischen zu
leiben –, dass Sie nach wie vor, also auch in diesem
ahr wieder, die globale Minderausgabe mit
45 Millionen Euro viel zu hoch ansetzen. Sie wissen,






(A) )



(B) )


Klaus-Peter Willsch

dass diese um mindestens 45 Millionen Euro zu hoch
ausfällt. Das lässt sich leicht ausrechnen. – Wenn man
die 63 Millionen Euro und die 45 Millionen Euro zu-
sammenrechnet, dann sind wir schon bei 108 Millionen
Euro, die fehlen. Zu dem Fehlen von 108 Millionen Euro
in nur zwei Positionen des Einzelplans 30 sage ich noch
einmal bewusst: Das ist eine Täuschung.

Außerdem lässt der Bundesfinanzminister noch nicht
die Katze aus dem Sack, was die Frage angeht, welche
weitere globale Minderausgabe er den einzelnen Res-
sorts wegen der nicht gedeckten Finanzmittel zur Umset-
zung von Hartz IV verordnen wird.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Aha!)


Nimmt man die globale Minderausgabe Rente vom
letzten Jahr als Maßstab, so dürfte man bei mindestens
50 Millionen Euro, vielleicht aber auch beim Doppelten
landen. Rechnen wir einmal mit 50 Millionen Euro, da-
mit es nicht ganz so schlimm wird für Sie, Frau Ministe-
rin.

Meine Damen und Herren der Regierungskoalition,
Sie haben sich schon bei meinen ersten Einlassungen, als
ich von Täuschung sprach, so aufgeplustert. Wie soll
man es denn anders nennen, wenn bei einem realen Auf-
wuchs des Plafonds um 200 Millionen Euro im
Einzelplan 30 schon 150 Millionen Euro in der Wirk-
lichkeit dieses Landes gar nicht vorhanden sind?


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Täuschungen!)


Ich wiederhole: Die globale Minderausgabe fällt um
45 Millionen Euro zu hoch aus. 63 Millionen Euro sol-
len aufgrund des Wegfalls der Eigenheimzulage mehr
zur Verfügung stehen. Hinzu kommt die globale Minder-
ausgabe Hartz IV mit 50 Millionen Euro.

Dabei bleiben wir aber nicht stehen; denn es geht
noch weiter. Das Meister-BAföG wurde – Frau Flach
hat es angesprochen – mit einem Volumen von 47 Mil-
lionen Euro vom Wirtschaftsministerium auf den Einzel-
plan 30 übertragen, damit aber natürlich auch die Aus-
zahlungsverpflichtungen. – Wer in der Grundschule
ordentlich aufgepasst hat und die richtige Summe zu bil-
den weiß, der erkennt: Damit sind wir bei 200 Millionen
Euro und damit ist der ganze Aufwuchs verfrühstückt.
Was legen Sie uns hier eigentlich vor, Frau Ministerin,
Herr Finanzminister? Das ist nun wirklich eine Täu-
schung der Öffentlichkeit. Sie tun so als ob; aber in
Wirklichkeit spielt sich in diesem Einzelplan nichts ab.

Wir können noch ein bisschen weitergehen. Dabei
sind noch nicht so zukunftsträchtige Ausgaben wie
17,7 Millionen Euro Aufwuchs für die Sanierung der
Kreuzbauten in Bonn berücksichtigt.


(Jörg Tauss [SPD]: Streichen Sie es raus! Furchtbar gerne!)


Sie können nichts dafür. Dennoch berechnen Sie das mit.
Für alte Bürogebäude müssen Mittel aufgewendet wer-
den. Gleichzeitig müssen wir uns sagen lassen, dass da-
mit die Ausgaben für Bildung und Forschung erhöht
werden. Das darf ja wohl nicht wahr sein.

s
s
g
H
K

2
e
s
2
A
m
g
s
M

D

m
g
u
E
3
z


w
F
d
K
n

g
d
s
2
s
n
R
p
w

(C (D (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Dann aber kritisieren, dass wir zu viel Geld für Beton fordern!)


Frau Ministerin, zu dem, was Sie uns hier vorlegen,
age ich: Kosmetik, Perspektivlosigkeit und Rosstäu-
cherei. Sie sind gescheitert. Frau Ministerin, Sie brin-
en es nicht fertig, Forschung und Wissenschaft auch im
aushalt in den Vordergrund zu rücken, obwohl der
anzler jeden zweiten Satz mit diesem Thema beginnt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Sie reden von 1998!)


Auch diese stolz angekündigte Erhöhung um
,8 Prozent bei der Projektförderung sollten wir einmal
twas näher unter die Lupe nehmen, weil auch sie
chlichtweg schöngerechnet ist. Bei einer Erhöhung um
,8 Prozent reden wir von ungefähr 61 Millionen Euro
ufwuchs. Sie müssen sich im Vergleich dazu noch ein-
al das Volumen der globalen Minderausgaben vor Au-

en führen und einräumen, was wir alle miteinander wis-
en, nämlich dass vor allem in dem Bereich die globale

inderausgabe erwirtschaftet werden muss.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nicht bei einer gesetzlichen Leistung!)


amit relativiert sich diese Zahl schon sehr.

Sie müssen darüber hinaus einrechnen – Herr Fell, da-
it komme ich auf das Thema zurück, das Sie schon an-

esprochen haben, sogar zu Recht –, dass für Stilllegung
nd Rückbau kerntechnischer Anlagen 77 Millionen
uro ausgegeben werden sollen. Das ist zwar ein
006er-Titel, aber das ist nun nichts, was wir besonders
ukunftsträchtig und innovativ finden.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber das haben Sie doch vertraglich festgelegt! Das ist doch Ihre Altlast!)


Herr Fell, für Sie noch ein Hinweis: Sie fahren doch
egen der Ergebnisse der PISA-Studie so gern nach
innland. Hat es vielleicht etwas mit dem Abschneiden
er Finnen in der PISA-Studie zu tun, dass sie jetzt neue
ernkraftwerke bauen? Denken Sie einmal darüber
ach!


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Finnen werden ihre Forschungsreaktoren auch abbauen müssen!)


Ich war beim Thema Projektfördermittel. Auch hier
ilt, Herr Fell: Wenn Sie nicht blockieren würden, wenn
ie Bundesregierung endlich ein Endlagerkonzept vor-
tellen würde, dann brauchten wir zumindest die
5 Millionen Euro für die Endlagerung nicht im For-
chungshaushalt bereitzustellen; dann würde das aus ei-
em anderen Haushalt finanziert. Aber das nur am
ande, weil wir hier in der Fachdebatte über den Einzel-
lan sind. Ich weiß, dass das im Ganzen nichts ändern
ürde.






(A) )



(B) )


Klaus-Peter Willsch

Sie sehen also, meine Damen und Herren: Nicht nur

die 200 Millionen Gesamtaufwuchs des Plafonds, son-
dern auch die 61 Millionen vermeintlicher Aufwuchs in
der Projektförderung sind schlichtweg Luftbuchungen,
Täuschungen, Verschleierungen, Schönrechnereien und
kommen in der Wirklichkeit unseres Landes nicht an.

Frau Ministerin, ich möchte mich abwenden von – –


(Jörg Tauss [SPD]: Wir haben uns schon abgewandt – mit Schaudern!)


– Ach, Herr Tauss. Was das Schaudern anbelangt, will
ich Ihnen eines sagen: Ich habe mir vorhin die Redner-
liste angeguckt und mit Freude festgestellt, dass Sie ganz
zum Schluss 15 Minuten haben. Da kann man eine Vier-
telstunde früher gehen, ohne in dieser Debatte etwas zu
verpassen.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Ich fürchte, da wird die Frau Merkel kommen!)


Ich will Ihnen sagen, was wir als Union dagegenstel-
len. Wir in der Union stehen eindeutig für Haushalts-
wahrheit und Haushaltsklarheit.


(Beifall bei der CDU/CSU – Lachen und Beifall bei der SPD – Lachen beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zurufe von der SPD: Das haben wir erlebt!)


Deswegen wird es mit uns diese Fantasiezahl von
63 Millionen Euro nicht geben. Wir werden beantragen,
die globale Minderausgabe auf ein realistisches Niveau
zu senken. Wir werden mit unseren Anträgen eine
Schwerpunktsetzung anstreben, die den Namen Innova-
tionsoffensive, also Voranbringen des Bereichs For-
schung und Bildung sowie Steigerung der Investitionen,
tatsächlich verdient hat.

Mit der Union wird nicht in den neuen Bundesländern
gestrichen. Die Union wird streichen, aber in Ihren Ideo-
logietiteln, in den Titeln für Öffentlichkeitsarbeit, Selbst-
darstellung, Selbstbeweihräucherung und in den Titeln,
mit denen Sie Projekte fördern, um Ihre gewerkschafts-
nahen Institute sponsern und Ihre emanzipatorischen
Phantasien ausleben zu können.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gut! Alles rausgeschmissenes Geld! – Jörg Tauss [SPD]: Unverschämtheit!)


Wir werden uns alle Projektlisten anschauen und kürzen,
was das Zeug hält, soweit das notwendig ist.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das Geld muss in unserem Land zielgerichtet ausgege-
ben werden und darf nicht für irgendeine Form von For-
schung verwendet werden, die wir für nicht zukunfts-
trächtig halten.

Die Union wird einen Aufwuchs der Ausgaben um
insgesamt 400 Millionen Euro vorschlagen. Wir werden
beantragen, den Plafond um 300 Millionen Euro aufzu-
stocken und 100 Millionen Euro an Einsparungen durch
Streichungen zu erzielen.

W
G
D
h
S
d
s
d
e
S

s
d
s
f
R
r


S

S
n
g
g
1
Z
g
d

d
S
n
d
A
n
M
c
w
a
n
u

m
3
d
S

(C (D (Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie kriegen Sie die 5 Prozent Kürzung hin?)


ir werden vorschlagen, dieses tatsächlich vorhandene
eld im Einzelplan 30 richtungsweisend für die Zukunft
eutschlands einzusetzen. Dies wird über den Gesamt-
aushalt eingespart werden; denn auch da wird eine
chwerpunktsetzung stattfinden. CDU und CSU werden
ie Bereiche Forschung und Bildung sowie Verkehr bes-
er dotieren. Das bedeutet eine tatsächliche Stärkung
es Standorts Deutschland. Die Union wird tatsächlich
twas für die Hochschulen tun. Sie redet nicht nur von
pitzenuniversitäten,


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das erzählen Sie mal den Landeswissenschaftsministern, vor allem dem in Niedersachen! Gucken Sie, was da gerade läuft!)


ondern sie wird den Ansatz für den Hochschulbau wie-
er auf die Höhe des Jahres 2003 bringen, um den Hoch-
chulen die Möglichkeit zu geben, tatsächlich leistungs-
ähig zu sein. Sie sollen nicht gezwungen sein, sich am
ande des Existenzminimums, des gerade noch Machba-

en zu bewegen.


(Jörg Tauss [SPD]: Warum eigentlich nicht 1998? Warum denn 2003?)


Herr Tauss, Sie rufen dazwischen: Warum nicht 1998?
oll ich jetzt entgegnen: Warum nicht 1948?


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ie regieren seit sechs Jahren in diesem Land. Gewöh-
en Sie sich langsam einmal daran, dass man nicht
leichzeitig regieren und immer auf die Opposition zei-
en kann. Sie sind sechs Jahre dran. Sie werden keine
6 Jahre erleben, weil in zwei Jahren Schluss ist mit dem
auber. Trotzdem können Sie nicht ständig mit den Fin-
ern in die Vergangenheit zeigen und sagen: Ihr habt da
as und das gemacht. Das ist unseriös.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Ihr habt aber gekürzt!)


Wir werden im Kapitel 3006 circa 100 Millionen in
ie entsprechenden Titel für Projektförderung geben, um
chlüsseltechnologien wie Biotechnologie, Nanotech-
ologie und nationale Raumfahrt zu fördern. Damit wer-
en wir Chancen für die Zukunft ergreifen. Hier können
rbeitsplätze entstehen. Hier können grundlegende In-
ovationen durch Forschungen erzielt werden, die neue
ärkte eröffnen und unserem Land neue Zukunftschan-

en geben. Denn wenn wir es nicht schaffen, überall
ieder Spitze zu sein, werden wir es als Hochlohnland,

ls Hochkostenland und als Land mit kurzer Arbeitszeit
icht schaffen, den Standard, den wir heute haben, für
nsere Kinder und Kindeskinder zu sichern.

Frau Ministerin, an Ihre Adresse möchte ich noch ein-
al sagen: Die Steigerung der Ansätze einiger Titel um
Prozent ist weiß Gott nicht die großmütig angekün-

igte Innovationsoffensive des Herrn Bundeskanzlers.
ehr geehrte Frau Ministerin, Sie müssten Ihren Kanzler






(A) )



(B) )


Klaus-Peter Willsch

beim Wort nehmen und eine solide Umsetzung seiner
Ankündigungen in harte Budgetzahlen einfordern. Statt-
dessen schauen Sie den Luftballons Ihres Kanzlers, die
er ein ums andere Mal aufbläst, sehnsüchtig hinterher,
wenn er sie aufsteigen lässt und sie sich dann im Nichts
verflüchtigen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: 99 sind das mindestens!)


Interessant ist, was zur Qualifizierung Ihrer Leis-
tungen in diesem Kabinett seit sechs Jahren die „Frank-
furter Allgemeine Sonntagszeitung“ am 1. August dieses
Jahres geschrieben hat.


(Katherina Reiche [CDU/CSU]: Ja, ein guter Artikel!)


Dort steht:

Edelgard Bulmahns politischer Erfolg besteht darin,
sich als wenig bekannte, wenig erfolgreiche Minis-
terin gleichwohl in Regierung und Partei zu be-
haupten.

Das mag Ihnen genügen, uns ist es zu wenig, Frau Mi-
nisterin.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich komme zum Schluss.


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


Die Union ist es, die für den Einzelplan 30 und damit für
die Entwicklung der ganzen Bundesrepublik Deutsch-
land Perspektiven aufweist, die die richtigen Schwer-
punkte setzt und somit unser Land aus der von Rot-Grün
verschuldeten Depression hinausführt.


(Widerspruch des Abg. Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD])


Ich möchte meine Rede ähnlich wie meine letztjährige
Haushaltsrede schließen:


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das wird auch Zeit!)


Herr Bundeskanzler, Herr Bundesfinanzminister, Frau
Ressortministerin, sehr geehrte Kolleginnen und Kolle-
gen der Regierungskoalition, Sie können es nicht. Ma-
chen Sie Platz für einen neuen Anfang für unser Vater-
land!

Danke sehr.


(Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Schwülstige Worte ohne Inhalt, wie immer! – Jörg Tauss [SPD]: Das war sogar der Hälfte da drüben peinlich!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512401400

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Reinhard Loske

vom Bündnis 90/Die Grünen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


N

h
F
i
r
m
t
B

r
i
k
J
s
B

u
m

I
s
l
7

D
r

k
S
b
g
f
t
s
r
d
n
t
w


s
ö
s
e
h
v
C
s

(C (D Dr. Reinhard Loske (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

abe mir erst überlegt, ob ich ebenso wie der Kollege
ell die Rede von Frau Reiche ignorieren soll oder ob

ch auf sie eingehen soll. Ich habe mich jetzt für Letzte-
es entschieden, um an einigen Beispielen wirklich ein-
al zu prüfen, ob Ihr Reden mit dem Handeln Ihrer Par-

ei in Deckung zu bringen ist. Ich will das an vier
eispielen tun.

Zunächst einmal haben Sie gefordert, diese Bundes-
egierung müsse mehr Geld für BAföG ausgeben, sie tue
n diesem Bereich zu wenig. Ich habe mir noch einmal
urz die Zahlen herausgesucht. Es sieht so aus, dass im
ahre 1998 für BAföG 780 Millionen Euro geflossen
ind. Im Jahr 2005 werden 951 Millionen Euro für
AföG fließen


(Zuruf von der SPD: So ist es!)


nd 445 Millionen für Bildungskredite bei der KfW. Das
acht zusammen ungefähr 1,4 Milliarden.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Katherina Reiche [CDU/CSU]: Den Leuten geht es schlechter in diesem Land!)


ch habe gelesen, dass Sie mathematisch-naturwissen-
chaftlich gebildet sind. Dann müssten Sie doch eigent-
ich wissen, dass 1,4 Milliarden doppelt so viel sind wie
00 Millionen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


as hat auch nichts mit einem Blick zurück zu tun. Ich
ichte damit den Blick nach vorne.

Der zweite Punkt: Sie sagen, man müsse mehr in Zu-
unft investieren und dürfe nicht mehr Geld in alte
trukturen stecken. Fakt ist, dass Sie bei den Haushalts-
eratungen 2004 eine Verweigerungshaltung an den Tag
elegt haben. Wir wollten die Eigenheimzulage abschaf-
en, Sie haben gesagt: Nein, sie muss bleiben. Wir woll-
en die Pendlerpauschale kürzen, Sie haben gesagt: Nein,
ie muss bleiben. Den Agrardiesel hatte die Koalition be-
eits herausgenommen, aber Sie haben gesagt, er müsse
rinbleiben. Das heißt, Sie reden von Zukunftsinvestitio-
en, sperren sich aber gegen Subventionsabbau und be-
reiben Lobbyismus. Das ist vorne und hinten unglaub-
ürdig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dritter Punkt. Sie sprechen – das habe ich in Ihrem
FAZ“-Beitrag gelesen – von der Autonomie der Hoch-
chule und sagen, dass man die Universitäten nicht in
konomischer Hinsicht verzwecken solle. In der Sache
timme ich Ihnen hundertprozentig zu. Aber schauen wir
inmal, wie es da aussieht, wo Ihre Partei Verantwortung
at, zum Beispiel in Hamburg. In Hamburg wird gerade
om zuständigen Wissenschaftssenator – es ist ja ein
DU-geführter Senat – vorgeschlagen, die Geisteswis-

enschaften zu halbieren.






(A) )



(B) )


Dr. Reinhard Loske


(Zurufe von der SPD: Ah!)


Ich habe hier einen wunderbaren Artikel aus der „Frank-
furter Allgemeinen Zeitung“, die eben schon einmal zi-
tiert wurde, vom 31. August. Dort schreibt Richard
Rorty, ein bekannter Kulturwissenschaftler, der in Ham-
burg einige Zeit als Gastwissenschaftler war, in einem
Essay – ich nehme an, viele von Ihnen haben ihn gele-
sen –:

Den Bericht über die geplante Halbierung der Geis-
teswissenschaften an der Universität Hamburg …
lese ich mit Verwunderung und Entsetzen. Es ist
kaum zu fassen, daß derart weitreichende Entschei-
dungen, durch die Wesen und Funktion einer be-
deutenden Universität substantiell geändert werden,
den betroffenen Fakultäten einfach von oben in
Form einer politischen Direktive durchgestellt wer-
den.

Das ist Ihre Form von Autonomie!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Das ist verlogen wie sonst was; das muss man ganz klar
sagen.

Viertes und letztes Beispiel – dann komme ich zu
meiner eigentlichen Rede –: Stammzellforschung. Sie
stellen sich hier hin und tun so, als seien die Beschlüsse
des Bundestages bzw. die Regierung das zentrale
Hemmnis für das Vorankommen Deutschlands im Be-
reich der Bioforschung.


(Ulrike Flach [FDP]: Nein, Sie, Herr Loske! – Katherina Reiche [CDU/CSU]: Ich habe dazu kein Wort gesagt!)


Das passt vorne und hinten nicht zusammen. Einige un-
ter Ihnen, wie Sie, wollen bei der embryonalen Stamm-
zellforschung den Weg sozusagen komplett freimachen,
andere sind der Meinung, man brauche hohe moralische,
restriktive Standards. Wir lassen Ihnen nicht durchge-
hen, dass Sie sozusagen mit Reiche und Böhmer für und
gegen embryonale Stammzellforschung plädieren. Sie
müssen sich schon entscheiden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Katherina Reiche [CDU/ CSU]: Ich habe kein Wort dazu gesagt! Das war Frau Flach!)


Vor allem lassen wir Ihnen nicht durchgehen, dass Sie
hier mit einer besserwisserischen Attitüde auftreten und
mit einer unglaublichen Arroganz den Finger in jede
Wunde legen, aber die eigenen Defizite nicht beim Na-
men nennen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Jetzt zum Haushalt. Schön, dass Herr Eichel da ist.
Für uns lautet die Devise: Wir müssen die Subventionen
weiter senken, um Mittel in Bildung, Forschung, Innova-
tionen und Familie umschichten zu können.


(Ulrike Flach [FDP]: Was ist denn mit der Steinkohle, Herr Loske?)


D
W
p
S
t
s

g
te
te
a
R
c
s
ti
s
r
l

u
l
s
p
F

i
i
N
b
z
s

D

5
s
d
m
n
E
h
o
2
E

d
s
V
M

d

(C (D as ist unser Ansatz; es wurde bereits mehrfach gesagt. ir hoffen, dass die Union da mitmacht. Ich bin nicht so essimistisch, Frau Flach, zu sagen, dass die Union die treichung der Eigenheimzulage ganz sicher nicht mit rägt; denn Gott sei Dank haben ja auch die Ministerpräidenten bestimmte Interessen. Wir werden sehen. Was den Haushalt selber anbetrifft, ist schon einiges esagt worden. In vielen Zukunftsbereichen – Softwarechnik, Mikrosystemtechnik, Nanoelektronik, Nanomarialien, Produktionssysteme, optische Technologien, uch im Bereich Energieforschung und nachwachsende ohstoffe – ist ein Aufwuchs zu verzeichnen, was siherlich sehr positiv ist. Wir müssen allerdings kritisch ehen und im Verfahren prüfen, ob es wirklich vernünfg ist, im Bereich der Mobilitätsund Bauforschung o stark zu kürzen; denn das sind genau die beiden Beeiche, in denen die größten CO2-Minderungspotenziale iegen – Stichwort: Klimaschutz – nd in denen aufgrund der demographischen Entwickung große Veränderungen anstehen. Da besteht Forchungsbedarf. Das müssen wir im Laufe des Verfahrens rüfen und deshalb möchte ich die Kürzungen mit einem ragezeichen versehen. Im Zusammenhang mit der Biotechnologie möchte ch zwei Punkte ansprechen. Ich glaube, dass es falsch st, bei der Bionik, also bei der Frage, was wir von der atur lernen können, beispielsweise für den Flugzeugau, für Oberflächenbeschichtung usw., so stark zu küren, wie es hier vorgesehen ist. Dieses zarte Pflänzchen ollten wir eher gießen, als es herauszurupfen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Ulrike Flach [FDP]: Wir werden sehen!)


(Beifall der Abg. Ulrike Flach [FDP])


eshalb glaube ich, da müssen wir noch nachlegen.

Für die bioethische Begleitforschung sind jetzt die
Prozent der Mittel für die gesamte Biotechnologiefor-

chung vorgesehen, von denen wir meinen, dass sie für
iesen Bereich reserviert werden müssen. Aber ich sehe
it einer gewissen Skepsis, dass daraus voll der Natio-

ale Ethikrat finanziert werden soll. Den Nationalen
thikrat kann man so oder so sehen, Frau Flach; wir se-
en ihn vielleicht nicht beide gleich. Aber die Frage ist,
b er unter die bioethische Begleitforschung fällt. Wenn
,14 Millionen Euro aus diesem Topf an den Nationalen
thikrat gehen,


(Ulrike Flach [FDP]: Aber Ihre Bundesregierung hat das doch gemacht, Herr Loske!)


ann muss man auch sehen, dass die Enquete-Kommis-
ion des Deutschen Bundestages nur 153 000 Euro zur
erfügung gestellt bekommt. Ich glaube, das ist ein
issverhältnis; darüber müssen wir noch einmal reden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Was die Nanotechnologie betrifft, muss man sagen,
ass es sich um eine vielversprechende Technologie in






(A) )



(B) )


Dr. Reinhard Loske

der Zukunft handelt. Das ist keine Frage. Aber wir müs-
sen bei dieser Nanotechnologie auch eine Begleitfor-
schung durchführen. Diesbezüglich stehen wir noch sehr
am Anfang. Wir müssen vor allen Dingen sicherstellen,
dass bei dieser Technologie die Vorsorge beachtet und
das Verursacherprinzip berücksichtigt wird. Es macht
keinen Sinn, denjenigen Glauben zu schenken, die mei-
nen, demnächst würden Nanoroboter die Weltherrschaft
übernehmen. Aber es gibt viele offene Fragen bei der
Nanotechnologie hinsichtlich der Gesundheit und der
Bioethik. Deswegen brauchen wir auch im Bereich der
Nanotechnologie, wie gesagt, eine entsprechende Be-
gleitforschung. Das ist ganz wichtig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Was die strukturellen Rahmenbedingungen betrifft,
möchte ich Folgendes sagen. Über die Juniorprofessur
wurde nur kurz gesprochen. Wir alle fragen uns, ob die
Ausstattung ausreicht, ob das Lehrdeputat nicht zu hoch
ist und ob sich der Doppelcharakter Qualifizierung und
gleichzeitig Vollprofessur durchsetzt. Ich habe mit gro-
ßem Interesse in der „Zeit“ gelesen, dass diejenigen, die
Juniorprofessorinnen oder Juniorprofessoren geworden
sind, Spaß daran haben und zufrieden sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ihre Miesmacherei liegt also völlig daneben. Wir müssen
diesen Leuten sehr schnell eine klare Perspektive geben.
Das heißt, die Länder – das gilt im Wesentlichen für die
CDU-regierten Länder – müssen die entsprechenden Re-
gelungen sehr schnell in Landesrecht umsetzen.

Auch bei den befristeten Beschäftigungsverhältnissen
müssen wir die Hängepartie beenden. Es ist klar – das
haben wir hier schon gemeinsam mehrfach festgestellt –,
dass das Wissenschaftssystem eigene Gesetzmäßigkeiten
hat. Es braucht ein höheres Maß an Flexibilität. Deswe-
gen ist das öffentliche Dienstrecht für den Wissen-
schaftsbereich auf Dauer ohnehin nicht anwendbar. Wir
brauchen einen Wissenschaftstarifvertrag. Ich möchte
die Bundesregierung, vor allem den Bundesinnenminis-
ter, noch einmal auffordern, hier endlich aktiv zu wer-
den, dass die Sache nicht länger unerledigt bleibt.


(Beifall des Abg. Stephan Hilsberg [SPD] und der Abg. Ulrike Flach [FDP])


Ich könnte noch viel zur Grünen Gentechnik sagen.
Ich bin mit meiner Redezeit aber fast am Ende. Frau
Flach, zur Stellungnahme der DFG kann ich nur sagen,
dass Klappern zum Handwerk gehört.


(Ulrike Flach [FDP]: Na! – Thomas Rachel [CDU/ CSU]: Sie klappern eine ganze Menge!)


Wenn mit der Grünen Gentechnik wirklich die gemach-
ten Versprechungen eingelöst werden können – Entwick-
lung von schädlingsresistenten und hitzetoleranten Ar-
ten, was bei einem Klimawandel wichtig ist; bessere
Lagerfähigkeit und bessere ernährungsphysiologische
Eigenschaften –, dann würde die Akzeptanz vielleicht
steigen.

D
d
v

u
r
S
m
z
U
s

C

u
t
n
H
z
s

n
e
a
a
v

v
g
z
u

j
o

E
n
f

(C (D (Ulrike Flach [FDP]: Es kommt doch gar nicht mehr zur Forschung!)


ie Politik aber muss Rahmenbedingungen setzen, bei
enen das Verursacherprinzip gilt. Es kann da nur eine
ernünftige Haftungsregelung infrage kommen.

Wir müssen die Balance finden zwischen Chancen
nd Risiken. Für einen Forscher ist die Strategie „No
isk, no fun“ – kein Risiko, keine Freude – die richtige
trategie. Aber für die Politik ist es wichtig, die Rah-
enbedingungen so zu setzen, dass die Freiheit des ein-

elnen Forschers nicht zulasten der Gesellschaft oder der
mwelt geht. Diese Balance müssen wir aushalten. Das

chaffen wir auch.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512401500

Das Wort hat jetzt die Kollegin Marion Seib von der

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Marion Seib (CSU):
Rede ID: ID1512401600

Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen

nd Kollegen! Wir brauchen schnellstens echte Innova-
ionen in der Wirtschaft und keine schrägen Innovatio-
en bei der Haushaltsaufstellung. Der Einzelplan 30 des
aushalts hätte die Aufgabe, ein Transmissionsriemen

u sein. Sie aber haben ihn zur Handbremse für For-
chung, Entwicklung und Wissenstransfer gemacht.


(Beifall des Abg. Thomas Rachel [CDU/ CSU] – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Schönes Bild! – Dr. Elke Leonhard [SPD]: Leninscher Ausdruck!)


Weil Innovationen eben nicht kommen, wenn man
ur nach ihnen ruft, gibt es viel dafür zu tun, dass sie
ine Chance erhalten. Ihnen aber reicht es offensichtlich
us, ein „Jahr der Innovation“, ein „Jahr der Technik“
uszurufen. Ihre Haushaltsvorlage ist Pfusch durch Un-
ermögen.

Ich möchte an dieser Stelle einmal klarstellen: Die
on der rot-grünen Bundesregierung so oft entschuldi-
end vorgetragenen „handwerklichen Fehler“ als Be-
eichnung für Unvermögen sind eine Beleidigung für
nsere tüchtigen Handwerker.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Unglaublich „qualifiziert“!)


Ihr Haus, Frau Ministerin, hat einen Haushalt ohne
ede Rücksicht auf Strategien und unüberlegte Streich-
rgien anderer Häuser aufgestellt.


(Beifall bei der CDU/CSU)


inmal die Priorität falsch gesetzt ist schon schlimm ge-
ug. Aber zeitgleich in vielen Häusern die Priorität
alsch zu setzen ist eine Katastrophe.






(A) )



(B) )


Marion Seib

Bildung und Forschung als Steinbruch für die Stein-

kohle herzunehmen scheint in dieser rot-grünen Haus-
haltspolitik der einzig rote Faden zu sein. Werden doch
ausgerechnet im Etat des Kanzleramtes Zuschüsse an die
Länder für die forschenden Museen mit nationaler Be-
deutung wie das Deutsche Museum in München oder das
Germanische Nationalmuseum in Nürnberg gekürzt, ob-
wohl sie zur Leibniz-Gemeinschaft gehören und aner-
kannte Forschungsinstitute sind.

Das Wirtschaftsministerium – Herr Finanzminister,
hören Sie zu! – legt Mittel im Rahmen des Programms
„Industrielle Gemeinschaftsforschung“ auf Eis. Bereits
getätigte unternehmerische Vorleistungen für neue inno-
vative Produkte können nicht in die Wertschöpfungs-
kette aufgenommen werden. Was heute nicht in den in-
dustriellen Vorlauf kommt, kann in zwei Jahren auf dem
Markt schlicht und einfach nicht erscheinen. Allein aus
einem einzigen Bereich, dem der Fügetechnik, sind
14 Vorhaben blockiert: die Plasma-MIG-Technologie für
beschichtete Stähle, das Laserstrahlschweißen für Poly-
mere, das Hochleistungsschweißen von hochfesten Alu-
miniumlegierungen; diese Liste ist fortsetzbar. Durch die
Blockade der Vorhaben bei der Klebstofftechnik wird die
bisherige Erfolgsgeschichte der Klebetechnik beendet.
Wegweisende Forschungsvorhaben werden behindert
oder sogar ganz verhindert, weil betroffene Firmen den
für Forschung und Entwicklung fehlenden Finanzie-
rungsanteil des Bundes einfach nicht überbrücken kön-
nen.

Der Einzelplan 12, der Haushalt des Bundesministe-
riums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, ist eine
Katastrophe. Zusätzlich kürzen Sie, Frau Ministerin,
beim Titel „Verkehr und Mobilität“ gut 12 Prozent der
Mittel. Dabei wäre die Bundesregierung aufgefordert,
die Bereiche Verkehr, Mobilität und moderne Infrastruk-
tur zu fördern. Andernfalls erweist sich die Forderung
nach einem größeren Anteil an moderner Infrastruktur
dauerhaft als Illusion.

Genauso kurzsichtig wie bei den Verkehrstechnolo-
gien agieren Sie beim Titel „Bauen und Wohnen“ mit ei-
ner Etatsenkung von sage und schreibe 42 Prozent. Auf-
grund der drohenden demographischen Entwicklung
sind besonders in diesem Bereich verstärkt wissenschaft-
liche Anstrengungen erforderlich, um in einer älter wer-
denden Gesellschaft adäquate Wohnbedingungen für alle
Bevölkerungsgruppen zu entwickeln.

Wenn man sich dann noch bewusst macht, wie eng
die Forschungseinrichtungen mit den Hochschulen zu-
sammenarbeiten, wird deutlich, welcher Schaden für die
deutsche Wissenschaftslandschaft entsteht. Kluge und
gut eingearbeitete Köpfe aus den Forschungs- und Ent-
wicklungsabteilungen der Firmen und aus den universi-
tären und außeruniversitären Instituten müssen entlassen
werden. Sie werden aber keine weitere Verwendung fin-
den, weil alle Häuser zeitgleich und unabgestimmt kür-
zen. Allein mir liegen fünf Schreiben von betroffenen In-
stituten vor. Ich denke, Sie machen mit diesem
Programm den Weg für den weiteren Braindrain frei.
Dies ist nichts anderes als ein grandioses Programm zur
Know-how-Vernichtung in Deutschland – und dies vor

d
d

M
s
la
d
n
a
d
e
S
w
H
U
z
g

E
f

f
H
ih
e
d
m
M
a
c
s
s
n
w
Q
tr
a
g

s
k
d
s
z

E
b
g

Z
g
G
G
w
ti
le

(C (D em Hintergrund des internationalen Wettbewerbs um ie besten Köpfe. In dieser Situation kürzen Sie, Frau Ministerin, die ittel zur Steigerung der Attraktivität des Wissen chaftsund Forschungsstandortes Deutschland im Ausnd um 3,5 Millionen Euro. Auch bei der Durchsetzung er Ziele des Bologna-Prozesses wurden die Prioritäten icht richtig gesetzt. Zwar räumte die Bundesregierung uf der Bologna-Nachfolgekonferenz 2003 hier in Berlin en Hochschulen bei der Schaffung eines gemeinsamen uropäischen Hochschulund Wissenschaftsraums eine chlüsselrolle ein; doch der vorliegende Haushaltsenturf spiegelt diese Schlüsselfunktion der deutschen ochschulen in keiner Weise wider. Für die nationale msetzung des Bologna-Prozesses stehen im Vergleich um letzten Jahr 37 Prozent weniger Mittel zur Verfüung. ine Sparrunde in dieser Größenordnung ist hier völlig alsch am Platz. Spätestens auf der nächsten Bologna-Nachfolgekonerenz in Bergen in Norwegen wird sich dies zeigen. ier müssen die Teilnehmerstaaten Rechenschaft über re Fortschritte im Bologna-Prozess ablegen. Der ver inbarte Schwerpunkt wird dabei in der Fortentwicklung er Qualitätsabsicherung liegen. Auf diesem Feld uss in Deutschland noch einiges getan werden, Frau inisterin. Mit Akkreditierungsrat und Akkreditierungs genturen steht zwar die Struktur für die Qualitätsabsiherung zur Verfügung; das allein reicht aber nicht. Es ind erst 670 von 2 500 Bachelorund Masterabschlüsen akkreditiert. Für eine dauerhafte Akzeptanz der euen Abschlüsse bei Studierenden und Lehrenden soie vor allem in der Wirtschaft ist eine durchgehende ualitätsabsicherung unerlässlich. Hier dürfen die Beoffenen nicht allein gelassen werden. Die Umstellung uf die neuen Studiengänge darf nicht zum Misstrauen egenüber den Fähigkeiten der Absolventen führen. Der Bologna-Prozess stellt für die deutschen Hochchulen eine enorme Chance dar, ihre Wettbewerbsfähigeit zu verbessern. Die zeitlichen und materiellen Anforerungen an die Hochschulen sind sehr hoch. Dabei sind ie auf ein Mehr und nicht auf ein Weniger an Unterstütung angewiesen. Gleiches gilt für die viel beschworene Elitebildung. litebildung kann nicht staatlich verordnet werden und ei der Auswahl einiger weniger Elitehochschulen beinnen. (Jörg Tauss [SPD]: Sie haben etwas gegen Wettbewerb!)


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


unächst muss der wissenschaftliche Nachwuchs besser
efördert werden. Im Einzelplan 30 geschieht genau das
egenteil. Sie zäumen das Pferd von hinten auf. Die
elder zur Entwicklung neuer Graduiertenstudiengänge
erden gekürzt. Daraus ergibt sich eine paradoxe Situa-
on: Auf der einen Seite wollen Sie die Graduiertenkol-
gs durch das Eliteprogramm fördern; auf der anderen






(A) )



(B) )


Marion Seib

Seite kürzen Sie still und heimlich die Gelder für die
Graduiertenstudiengänge.


(Jörg Tauss [SPD]: Das stimmt doch nicht!)


Das Programm „Jugend forscht“ wird gekürzt, ob-
gleich sich die Notwendigkeit einer möglichst frühzeiti-
gen Förderung bis zur Bundesregierung herumgespro-
chen haben sollte.


(Zuruf des Abg. Jörg Tauss [SPD])


– Wenn es sich nicht herumgesprochen hat, dann ist es
schlecht, Herr Tauss.


(Jörg Tauss [SPD]: Ärgerlich, wenn Sie nicht die Wahrheit sagen! Wirklich ärgerlich!)


Meine Damen und Herren, bekanntlich entsteht Ex-
zellenz nur, wenn Forscher die Möglichkeit haben, ihre
Ideen frei und ohne Vorgaben zu entwickeln.


(Beifall bei der CDU/CSU)


In der Kernenergieforschung und in der Gentechnik ist
dies in Deutschland momentan nicht möglich. Beide Be-
reiche werden seit Jahren von der rot-grünen Bundesre-
gierung mit List und Tücke ausgebremst. Wir bräuchten
aber die Atomkraft und die Gentechnik als technologi-
sche Optionen für zukünftige Generationen.

Auf dem Weltenergiekongress in Sydney wurde ge-
rade in dieser Woche festgestellt, dass sich die Kernener-
gie als Energieträger weltweit wieder auf dem Vor-
marsch befinde. Es besteht die Gefahr, dass Deutschland
bei der derzeitigen hiesigen Entwicklung den Anschluss
verpasst, wie dies bereits in anderen Bereichen gesche-
hen ist.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Ziemlich rückwärts gewandt, was Sie da erzählen!)


Mittlerweile ist es in Deutschland für junge Menschen
unattraktiv geworden, sich mit der Atomphysik zu be-
schäftigen. Gerade in diesem Bereich fehlt es an qualifi-
ziertem Nachwuchs, was dazu führt – jetzt hören Sie
bitte gut zu –, dass Atomphysiker im Rentenalter für Be-
ratungstätigkeiten herangezogen werden müssen. So
weit wird es in der Gentechnik natürlich gar nicht erst
kommen. Mit Ihrem Gentechnikgesetz machen Sie inno-
vative Forschungsvorhaben schon von Anfang an un-
möglich.

Meine Damen und Herren, es stimmt verdrießlich,
wenn man merkt, dass einerseits etablierte und von allen
Seiten als notwendig anerkannte Programme weniger
Mittel erhalten, andererseits die pure Öffentlichkeitsar-
beit des Bundesministeriums keinerlei Kürzungen unter-
liegt.


(Beifall bei der CDU/CSU – Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/CSU]: Hochglanzbroschüren statt Forschung, so ist es!)


Ich hoffe nicht, dass dies der Nachweis für das Regie-
rungsmotto „The show must go on“ ist. In diesem Falle

g
L

R

K
v
v
p
g
i
R
W

D
z
d
E
m
a
a
m
G
t
r

G
t
b
h

B
t
t
i

m
2
f
E
w
e
z
v

(C (D ingen im Wissensstandort Deutschland definitiv die ichter aus. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512401700

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Ernst Dieter

ossmann von der SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1512401800

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Es hat in diesen Haushaltsberatungen schon
iele rhetorische Höhepunkte gegeben. Aus der Debatte
om heutigen Morgen suche ich mir als einen Höhe-
unkt die Rede von Frau Flach heraus, als sie mehrfach
anz fröhlich und unbeschwert sagte: Ich will, ich will,
ch will. – Ist es demgegenüber nicht gut, dass wir eine
egierung haben, die vom „wir“ redet? Bei uns heißt es:
ir machen etwas zusammen.


(Ulrike Flach [FDP]: Das ist in diesem Fall das Schlimme!)


ieses Wir wird in Bezug auf Bildung, Betreuung, Er-
iehung, Forschung und Entwicklung ganz massiv in
en Vordergrund gerückt. Wenn wir nicht nur auf diesen
inzelplan gucken, sondern die Gesamtheit dessen neh-
en, was sich bei diesen Haushaltsberatungen in Bezug

uf Innovation widergespiegelt hat, dann können wir
uch andere Ressorts heranziehen. Wir von der sozialde-
okratischen Seite – ich glaube, dies gilt auch für die
rünen – halten es für ausgesprochen gut, dass Innova-

ion ein ressortübergreifendes Anliegen dieser Regie-
ung ist.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die beste Innovation wäre eine neue Regierung!)


Dies beginnt in der Bildungspolitik da, wo es um
anzheitlichkeit und Nachhaltigkeit geht. Gestern hat-

en wir eine Diskussion über das Tagesbetreuungsaus-
augesetz. Dies bedeutet Förderung zu Beginn der Erzie-
ung von Kindern und Jugendlichen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


eim Finanzminister sind 1 Milliarde Euro für Ganz-
agsschulen in besten Händen. Dieses Geld wird auch
atsächlich ausgeschüttet. Damit kommt Schule für alle
n Bewegung.

Auch der Wirtschafts- und Arbeitsminister macht hier
it; in seinem Haushaltsplan sind die Mittel für

5 000 zusätzliche Einstiegsqualifikationen veranschlagt,
ür die der Bund, der Steuerzahler, fast 100 Millionen
uro bereitstellt. Uns ist wichtig, dass eines deutlich
ird: Wenn wir in Deutschland Bildung und Innovation

ntwickeln wollen, geht es nicht um das Ich, um das ein-
elne Ressort, sondern um die Gesamtheit. Dies wird
on allen Mitgliedern der Regierung gemeinsam getra-






(A) )



(B) )


Dr. Ernst Dieter Rossmann

gen. Deswegen spreche ich an dieser Stelle meinen aus-
drücklichen Dank an die gesamte Regierung aus.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ulrike Flach [FDP]: Genau das sehen wir nicht so!)


Sie meinten, diese Ministerin könnte mehr und ande-
res machen. Zwar gebe ich Ihnen zu, dass Sie es richtig
beschrieben haben, dass der Föderalismus in Deutsch-
land manchmal ein Gestrüpp ist, wenn es um Innovation
geht. Wer dieses Gestrüpp nur von außen betrachtet,
kann nichts verändern. Wer aber mit Initiativen an das
Gestrüpp herangeht und nicht nach Zuständigkeit, son-
dern nach dem Notwendigen fragt, der wird etwas bewe-
gen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Hier haben wir mit Frau Ministerin Bulmahn eine Minis-
terin, die in diesem Bereich ungemein viel bewegt hat.

Ich will mich nicht noch einmal auf die Bereiche der
Primarförderung, der schulischen und der beruflichen
Förderung beziehen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wo sie überhaupt keine Kompetenz hat!)


Ich will mich stattdessen auf den Hochschulbereich
konzentrieren.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Es wäre schön, wenn sie das erledigte, wofür sie zuständig ist!)


Es ist nicht fair, zu ignorieren, dass das BAföG erst wie-
der zu einer wirklichen Chance für viele junge Leute ge-
worden ist, nachdem diese Regierung es reformiert hat.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben hier einen massiven Erfolg erzielt, der sich in
steigenden Studierendenzahlen und steigenden Geför-
dertenzahlen widerspiegelt. Die Chancen für die jungen
Leute, die es bisher materiell nicht so gut hatten, sind da-
durch gestiegen.

Ich komme zum Hochschulbau. Hier gab es die kleine
Arabeske, als gefragt wurde: Warum fangen wir nicht
1948 an? Wir fangen deshalb 1998 an, weil es 1998 den
Offenbarungseid eines vermeintlichen Zukunftsministers
gab.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Rüttgers hieß der!)


Dass in dieser Legislaturperiode die Mittel für den
Hochschulbau verstetigt wurden und die Vorauszahlun-
gen abgetragen worden sind, ist eine Leistung dieser Re-
gierung.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nostalgische Betrachtungen führen nicht in die Zukunft!)


Es ist eine Leistung dieser Ministerin, das vorangebracht
zu haben.

b
e
e
s


M

D
s
z

K
d
d

D
w
H
k
le
c

B
h

a

D
n

u
s
n
tu
k

(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir können die inneren Reformen im Hochschul-
ereich anführen. Sie wissen doch genau, welche Aus-
inandersetzungen wir miteinander hatten, als wir zum
rsten Mal über Leistungskomponenten bei der Hoch-
chullehrerbezahlung diskutiert haben.


(Ulrike Flach [FDP]: Da waren wir dabei!)


Sie waren dabei, die anderen waren im Busch und die
inisterin hat es gemacht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


as ist doch die Wirklichkeit in der Bildungs- und For-
chungspolitik: Wir haben jungen Leuten eine erste,
weite und auch dritte Chance eröffnet.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Hätten wir die Juniorprofessur bekommen, wenn die
leinmütigen das Wort geführt hätten? Wir haben jetzt
ie Juniorprofessur, weil unsere Ministerin den Mut
azu hatte.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


iese Entscheidung hatte Auswirkungen auf die Nach-
uchsförderung und die Konkurrenzsituation an den
ochschulen und eröffnet neue Entwicklungsmöglich-
eiten. Wir haben Vertrauen in die jungen Wissenschaft-
r und fähigen Nachwuchskräfte gesetzt und das entwi-

kelt sich positiv. Das ist eine Leistung.

Sie mögen sich noch dreimal darüber freuen, dass im
undesverfassungsgericht die Kleinmütigen die Mehr-
eit hatten,


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: „Kleinmütige Mehrheit“! Wie reden Sie über das Bundesverfassungsgericht?)


ber das ist nicht das Entscheidende.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


as Entscheidende ist, dass Sie jetzt dort, wo Sie kön-
en, mitmachen,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist eine glatte Missachtung des Bundesverfassungsgerichts! – Thomas Rachel [CDU/CSU]: Sie sind mit Ihrer Politik gescheitert! – Gegenruf des Abg. Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Lesen Sie mal im Urteil nach! Da steht im Minderheitenvotum, dass das ein politisches Urteil ist!)


m Juniorprofessuren im Hochschulrecht der Länder als
elbstverständlich zu verankern. Es bleibt dabei, dass ei-
ige in der Verantwortung stehen. Sie tragen Verantwor-
ng, die Veränderungen im Hochschulrecht – um es

napp zu formulieren – in den Ländern ernst zu nehmen,






(A) )



(B) )


Dr. Ernst Dieter Rossmann

statt es, wie Sie es vorher gemacht haben, auf die lange
Bank zu schieben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich komme zu einem weiteren Vorhaben, das von uns
– ich will es selbstkritisch ausführen, weil man sich an
einem solchen Podium nicht an seiner Rhetorik berau-
schen soll – etwas verkantet eingeleitet worden ist. Es
war kein Ruhmesblatt, dass am Anfang von Harvard und
Stanford und anderen Eliteuniversitäten die Rede war.
Aber was ist daraus geworden? Daraus ist ein exzellen-
tes Programm – von Bund und Ländern verabredet – in
Bezug auf die Entwicklung von Spitzenqualitäten, von
Zusammenarbeit auf höchstem Niveau und von Nach-
wuchsförderung an deutschen Hochschulen geworden.
Die finanzielle Ausstattung war schon bis zum letzten
Punkt über mehrere Jahre hinweg ausgehandelt worden.


(Ulrike Flach [FDP]: Jetzt liegt es!)


Der Kollege Loske hat bereits darauf hingewiesen,
dass hier Chancen blockiert werden. Wir können uns
nicht vorstellen, aus welchem Grund Sie es blockieren,
außer aus einem rein parteipolitischen Grund oder aus
dem Gefühl der Missgunst gegenüber der Ministerin und
einer Regierung, die mit Ihren Kultus-, Bildungs- und
Forschungsministern zusammen etwas entwickelt hat.
Das ist eine sehr herbe Entwicklung.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist eine üble Verleumdung unserer Motive!)


– Sie fühlen sich verleumdet?

Ich mache einen Schnitt. Ich darf eine Presseerklä-
rung der Deutschen Forschungsgemeinschaft anführen.
Sie ist eine der angesehensten Forschungsorganisationen
– sie ist sehr politikfern –, weil sie aus dem Sachverstand
der Universitäten und wissenschaftlichen Einrichtungen
gespeist ist. Sie und wir haben uns immer für diese For-
schungsgemeinschaft eingesetzt. Die DFG hat am 7. Juli
erklärt: Eine solche öffentliche Äußerung der Mitglie-
derversammlung der DFG geschieht erstmalig.

Weshalb hat sie sich erstmalig geäußert? – Sie nimmt
sich sonst sehr zurück, aber sie äußert sich diesmal, weil
sie so tief enttäuscht darüber war, dass das Exzellenzpro-
gramm, das von der Ministerin zusammen mit den Län-
dern ausgehandelt worden ist, blockiert worden ist. Die
Blockade ist doch nicht von der Ministerin ausgegangen;
die Blockade geht doch von Ihrer Seite aus.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die DFG bittet Sie förmlich, die Blockade aufzuge-
ben, damit es baldmöglichst zur Umsetzung dieser neuen
Initiative kommen kann, die auch die Basis für Spitzen-
leistungen an unseren Hochschulen verbreitert, die die
Lehre verbessert, die jungen Leuten eine Chance gibt
und die Leuchttürme in unserer differenzierten Hoch-
schullandschaft entstehen lässt.

Ich will noch eine Bemerkung zu dem Zusammen-
hang zwischen Natur-, Ingenieur-, Geistes- und Sozial-
wissenschaften machen, den auch der Kollege Loske an-

g
H
G

G
d
3
s
d
n
W
i

r
n
a
n
d
h
l
n

l
m
l

g

l
d
E
d
D
M
w

d

K
s
m
d
w
v

(C (D esprochen hat. Es ist doch richtig, dass dieser aushaltsplan einen Mittelzuwachs für Sozialund eisteswissenschaften enthält. enauso richtig ist es, dass wir uns darüber freuen, dass ie Deutsche Forschungsgemeinschaft mit den über 0 Millionen Euro, die sie mehr bekommt, auch in dieem Bereich zusätzliche Akzente setzen will. Das ist eshalb so wichtig, weil dadurch die Ganzheitlichkeit icht nur von Forschung und Lehre, sondern auch der issenschaften überhaupt, des Studiums wieder stärker n den Mittelpunkt gerückt wird. Wir haben uns sehr darüber gefreut, dass unter andeem von der Wirtschaft die Leitidee des kontextbezogeen Studiums wieder stärker betont wird, eines Studium lso, das nicht nur Schmalspurstudium ist, sondern eies, das auf Implikation zielt, das also auch das Umfeld, ie Vermittlungsfähigkeit, den kulturellen, sozialen und istorischen Hintergrund der Wissenschaften mit beeuchtet. Früher nannte sich dieses Studium generale; euerdings nennt es sich kontextbezogenes Studium. Das Wichtige ist, dass diese Regierung alles ihr Mögiche tut, um dies den Hochschulen der Forschungsgeeinschaft zu ermöglichen. Wir finden dies gut und wol en und werden die Regierung darin unterstützen. Herr Rossmann, Ihre Redezeit ist wirklich lange ab elaufen. Herr Präsident, mein letzter Punkt: Ob es uns gelingt, iegt auch an Ihnen, an CDU/CSU und FDP. Sie mögen iese Chance nutzen oder nicht. Den Nutzen haben am nde nicht wir auf politischer Ebene, sondern den haben ie jungen Menschen, die Hochschulen in Deutschland. iese bekommen Zukunftschancen. Deshalb tragen Sie itverantwortung. Nehmen Sie diese Verantwortung ahr! Danke. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Jörg Tauss [SPD]: Ja!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512401900
Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1512402000


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512402100

Das Wort hat jetzt der Kollege Thomas Rachel von

er CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1512402200

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Vollmundig hat Bundeskanzler Schröder die-
es Jahr zum „Jahr der Innovation“ erklärt. Ich frage
ich: Wo ist eigentlich der Bundeskanzler, wenn über

en Haushalt für Forschung und Innovationen beraten
ird? Er fehlt und das ist symptomatisch dafür, was er
on diesem Thema in Wirklichkeit hält.






(A) )



(B) )


Thomas Rachel


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Zuruf von der SPD: Wo ist denn Frau Merkel?)


Gespannt warten Hochschulen und Wissenschaft auf
neue Impulse und neue Finanzmittel, damit aus der ange-
kündigten Innovationsoffensive etwas Konkretes wird.

Heute stellen wir aber fest: Die Innovationsoffensive
findet im Bundeshaushalt keinen Niederschlag. Die
Orientierung auf Innovationen, die Schröder angekün-
digt hat, gibt es eindeutig nicht. Für diesen Einzelplan ist
gerade einmal eine Steigerung um 2,45 Prozent vorgese-
hen. Damit ist es einer von 18 Einzelplänen, die ein we-
nig Aufwuchs erfahren. Eine Konzentration auf Bildung
und Forschung hat jedoch nicht stattgefunden. Deshalb
spricht der „Spiegel“ von einem „Flop“. Erfolge sind
nicht in Sicht. Keines der von Ihnen angekündigten Ziele
ist bislang umgesetzt worden. Dieses Scheitern hat ein
Gesicht: Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn.
Sie stolpert von einer Niederlage zur nächsten.


(Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: So ein Unsinn! Billiger geht es wohl nicht!)


Auch in der SPD nimmt die Unruhe zu. Der „Berliner
Zeitung“ sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Swen
Schulz: „Wir sagen überall: Innovationen, Investitionen
in die Zukunft. Aber diesem Anspruch werden wir nicht
gerecht.“ – Wo er Recht hat, hat er Recht.


(Beifall bei der CDU/CSU – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dazu müssten wir das Geld aus den Subventionskürzungen haben!)


Im März hat Schröder angekündigt, er habe kein Geld
mehr, deshalb müsse man Subventionen aus der Vergan-
genheit in zukünftige Investitionen umschichten.

Meine Damen und Herren, Frau Ministerin, wir unter-
breiten Ihnen heute hier ein ganz konkretes, belastbares
Angebot. Wir sind bereit, von den Kohlesubventionen,
also Subventionen aus der Vergangenheit, einen
dreistelligen Millionenbeitrag, genauer gesagt:
300 Millionen Euro, für Investitionen in Bildung und
Forschung umzuschichten.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Weil ihr wisst, dass das nicht geht, weil die Verträge abgeschlossen sind! – Ulrike Flach [FDP]: So wenig?)


Die Alternative ist klar: Vergangenheit oder Zukunft.
Wir sind für die Zukunft und wollen hierzu einen wichti-
gen Beitrag leisten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ulrike Flach [FDP]: Das sind aber wirklich Peanuts! – Edelgard Bulmahn, Bundesministerin: Da haben Sie aber ein großes Geschenk gemacht!)


Lauthals hat Gerhard Schröder sein Ziel verkündet,
die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung bis
2010 auf 3 Prozent des Bruttoinlandprodukts zu erhö-
hen. So weit seine Ankündigung. Die Realität sieht aber

v
r
w
n
S
w
B
H
w

F
d
T

E
E
g
m

N
P

S
I

B
w
k
s
k
s

f
H
1
s
G
D
s
s
h
I
d
s

(C (D ollkommen anders aus; denn mit dem Aufwuchs in Ihem Haushalt lässt sich dieses Ziel nicht erreichen. Für ie dumm meinen Sie uns eigentlich verkaufen zu könen? In Ihrem eigenen Bundesforschungsbericht rechnen ie vor, dass selbst bei einem Nullwachstum ein Zuachs in Ihrem Haushalt von 4,3 Prozent nötig wäre. ei einem Wirtschaftswachstum von 2 Prozent wäre im aushalt des BMBF ein Zuwachs von 6,4 Prozent notendig. Davon ist Rot-Grün himmelweit entfernt. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Mittlerweile attestieren sogar ihre Kabinettskollegen
rau Bulmahn ein mangelndes Profil. In einer Sitzung
es Parteirats der Grünen sagte Bundesumweltminister
rittin:


(Carsten Schneider [SPD]: Waren Sie dabei?)


igentlich sei es egal, ob man – ich zitiere – „der guten
delgard“ ein paar Millionen oder Milliarden Euro mehr
ebe; in der Bevölkerung erfahre davon ohnehin nie-
and etwas.


(Jörg Tauss [SPD]: Deswegen wollen wir die Öffentlichkeitsarbeit verbessern!)


iemand kenne die für das Zukunftsressort zuständige
olitikerin.


(Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/ CSU]: Die haben ja schon in Niedersachsen zusammengearbeitet! Er muss es also wissen!)


o äußerte sich Ihr Kabinettskollege Trittin. Da müssten
hnen eigentlich die Ohren scheppern.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Und deswegen machen wir jetzt mehr Öffentlichkeitsarbeit! Sehen Sie! – Ute Berg [SPD]: So etwas zu sagen, das steht Ihnen überhaupt nicht zu, Sie Schnösel!)


All das zeigt die Ohnmacht der Ministerin. Frau
ulmahn hat im Bundeskabinett kein politisches Ge-
icht. In den sechs Jahren ihrer Ministertätigkeit hat sie
ein inhaltliches Profil entwickelt und keine For-
chungsdebatte durch eigene, kluge Gedanken prägen
önnen. Das ist die bittere Bilanz, die wir ziehen müs-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Auch im vorliegenden Haushalt werden die Weichen
alsch gestellt. Die globale Minderausgabe, die im
aushaltsvollzug erwirtschaftet werden soll, ist mit
45 Millionen Euro viel zu hoch angesetzt. Das wird
ich zulasten der Projektförderung in den Bereichen
en-, Nano- und Informationstechnologie auswirken.
ie Mittel für die Förderung des Mittelstandes, insbe-

ondere der Arbeitsgemeinschaft industrieller For-
chungsvereinigungen, wurden nicht um 3 Prozent er-
öht. Dadurch ist der Mittelstand in eine
nnovationsdefensive geraten. Das ist ein Riesenfehler;
enn gerade der forschungsnahe Mittelstand ist der ent-
cheidende Wachstumstreiber unserer Volkswirtschaft.






(A) )



(B) )


Thomas Rachel

Die diesjährigen Kürzungen des Bundes beim Hoch-

schulbau in Höhe von 135 Millionen Euro werden auch
im nächsten Jahr nicht zurückgenommen. So sieht die
Realität des Jahres 2005 aus; sie hat nichts mit der in den
Glanzbroschüren Ihres Ministeriums beschriebenen Un-
terstützung von Spitzenuniversitäten zu tun.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich will Ihnen nur eine Zahl nennen: Allein in den
neuen Bundesländern besteht ein Bedarf an Neu- und
Ausbauten von Hochschulen in einer Größenordnung
von 5,74 Milliarden Euro. Davon muss der Bund bis zu
50 Prozent mitfinanzieren. Dieser gesamtdeutschen Un-
terstützung aller neuen Länder müssen wir uns stellen.
Aber was macht die Bundesregierung? Sie stiehlt sich
davon und nimmt weitere Kürzungen beim Hochschul-
bau vor.

Die Mittel für den DAAD und die Alexander-von-
Humboldt-Stiftung zur Steigerung der Attraktivität unse-
res Wissenschafts- und Hochschulstandortes im Aus-
land werden um 3,5 Millionen Euro gekürzt, und dies
vor dem Hintergrund des internationalen Wettbewerbs
um die besten Köpfe in einer globalisierten Wissen-
schafts- und Forschungsgesellschaft.


(Jörg Tauss [SPD]: Herr Koch war das! – Gegenruf des Abg. Dr. Christoph Bergner [CDU/ CSU]: Und Herr Steinbrück!)


Wie ich von Vertretern der Humboldt-Stiftung höre,
ist die Qualität der chinesischen Bewerber im Moment
so hoch wie nie zuvor in der Geschichte. Der Hinter-
grund sind die Restriktionen in den USA – Stichwort:
Homeland Security –, die zu einem Ausweichen der
wirklichen Topleute in andere Länder führen. Meine Da-
men und Herren, es wäre eine Riesenchance für
Deutschland, wenn wir uns beispielsweise mit einem
Sonderprogramm um China kümmern würden. Aber wo
sind die Ideen der Regierung? Es gibt keine.

Der nach dem früheren Nobelpreisträger Wolfgang
Paul benannte Forschungspreis für international heraus-
ragende Spitzenwissenschaftler, die Trendsetter für inno-
vative Forschungsrichtungen sind, musste mangels Fi-
nanzmasse auf Eis gelegt werden. Statt neue Impulse zu
setzen, betreibt das BMBF hier Abbau – schade, schade,
schade.

Nicht nur bei den Finanzen sind die Weichen falsch
gestellt, sondern auch bei den Inhalten Ihrer Bildungs-
und Forschungspolitik. Zu einem völligen Desaster für
diese Regierung hat die Entscheidung des Bundesverfas-
sungsgerichts zur Juniorprofessur geführt. Zutreffend
hat das Gericht festgestellt, dass Ministerin Bulmahn
durch die Überreglementierung der Juniorprofessur und
– das war der entscheidende Punkt – durch die faktische
Abschaffung der Habilitation weit in den Zuständig-
keitsbereich der Länder hineinregiert und die Kompe-
tenzverteilung des Grundgesetzes missachtet hat. Darum
ging es, meine Damen und Herren!


(Beifall bei der CDU/CSU)


D
V
d
A
s
h
n

h
g

D
d
J
D
I
p
m

ty
e
z
a
s
a
B
te
w

is
n
M
s
m
n
A
m
z
d
A
h
A

t
w


t
t

M
s
t
G
s

(C (D abei ist die Juniorprofessur durchaus geeignet, zu einer erjüngung des wissenschaftlichen Nachwuchses und essen früherer selbstständiger Tätigkeit beizutragen. ber, Frau Bulmahn, es ist alles eine Frage der Ausge taltung, ob eine Reform Bestand hat oder nicht. Ihr Bearren auf dem Verdrängen der Habilitation und Ihre icht zu bändigende zentralistische Grundhaltung aben aus einer guten Reformidee einen Scherbenhaufen emacht; das ist Ihr politisches Versagen. (Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Wie im Karneval!)


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)


ie Bundesländer kommen jetzt in die Situation, dass sie
en Schaden und die Unsicherheit, die Sie bei Hunderten
uniorprofessuren verursacht haben, beheben müssen.
ieser Schaden wäre vermeidbar gewesen und ich sage

hnen, Frau Bulmahn: Dieses Scheitern Ihrer Bildungs-
olitik vor dem Bundesverfassungsgericht wird immer
it Ihrem Namen verbunden bleiben.


(Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)


Die Debatte um die Juniorprofessur ist ohnehin
pisch für die Handlungsweise der Bildungsministerin:

ine an sich sinnvolle Grundidee zu einer Glaubensfrage
u machen und sie damit zuschanden zu reiten. So hat
uch die „Süddeutsche Zeitung“ geschrieben: „Ihre Ab-
icht war richtig, ihr Eigensinn falsch.“ So geschieht es
uch mit den Studiengebühren, aus deren Verbot Frau
ulmahn eine heilige Kuh macht. Ohnehin ist zu erwar-
n, dass das Verfassungsgericht dieses Verbot aufheben
ird.

Ein anderes Beispiel für falsche Weichenstellungen
t das neue, restriktive Gentechnikgesetz. Die Biotech-
ologieunternehmen in Deutschland sind fassungslos.
it dem neuen Gesetz, Ihrem Gesetz, steht die agrari-

che Gentechnik in Deutschland vor dem Aus. Ein kom-
erzieller Anbau wird hier nicht mehr stattfinden kön-

en. Versuchsfelder in Baden-Württemberg, Sachsen-
nhalt und hier in der Region sind zerstört worden. Das
ittelständische Unternehmen „Kleinwanzlebener Saat-

ucht“ hat angekündigt, keine Freilandversuche mehr
urchzuführen: Die Aktivitäten sollen aus Europa nach
merika verlagert werden, wo keine Feindseligkeit
errscht – wörtliches Zitat. Die „Union der deutschen
kademien der Wissenschaften“, so berichtet heute die

Welt“, hat in einem Memorandum an alle Abgeordne-
en dieses Parlamentes appelliert, dieses Gesetz nicht
irksam werden zu lassen. Zitat des Präsidenten der

Union der deutschen Akademien der Wissenschaften“:
Das geplante Gesetz“ – Ihr Gesetz – „ist ein Innova-
ionskiller und Arbeitsplatzvernichter.“ Das ist die Reali-
ät Ihrer falschen Politik.


(Beifall bei der CDU/CSU)


eine Damen und Herren, Ihre reaktionäre und for-
chungsfeindliche Politik vertreibt Know-how und ver-
reibt gute Wissenschaftler auf dem Gebiet der Grünen
entechnik aus diesem Land. Das ist politisch verur-

achter Braindrain.






(A) )



(B) )


Thomas Rachel

Die Politik dieser Bundesregierung schwächt den

Forschungsstandort. Die Halbzeitbilanz Ihres „Jahres
der Innovationen“, sie besteht aus Tausenden Seiten Pa-
pier, Innovationsräten, Beiräten, einigen Abendessen
beim Kanzler und falschen politischen Weichenstellun-
gen. Sie bieten der Bildung und Forschung Abbau, Lust-
losigkeit – man sieht es ja geradezu da vorne – und Ide-
enarmut.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


Das Stop-and-Go in der Bildungs- und Forschungsfi-
nanzierung zerstört Vertrauen. Bildung und Forschung
brauchen aber Verlässlichkeit und Kontinuität. Regle-
mentierungen bei Studiengebühren und Juniorprofessu-
ren ersticken jede Initiative in diesem Land. Wir brau-
chen aber Luft zum Atmen und die Übergabe von
Verantwortung an die Hochschulen. Ihre ideologischen
Vorgaben bei Gentechnik und Energieforschung ver-
bauen uns wichtige Marktchancen. Wissenschaft und
Forschung brauchen aber Freiheit, Freiheit, Freiheit.


(Lachen bei der SPD)


Deswegen sage ich Ihnen: Freiheit, Kontinuität und Ver-
lässlichkeit – das sind unsere Bausteine für eine leben-
dige und offensive Bildungs- und Forschungspolitik für
unser Land in einer guten Zukunft.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512402300

Das Wort hat der Kollege Jörg Tauss, SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1512402400

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Zu den Themen „Freiheit der Universität“ und
„Geisteswissenschaften“ hat der Kollege Loske ja schon
das Notwendige gesagt. Herr Rachel, auch die Rede, die
Sie gehalten haben, ist so wie auf Ihrer Seite die gesamte
Debatte in diesen Tagen: Schlagworte ohne jegliche
Substanz, in der Sache an einigen Stellen richtig, aber
ansonsten kaum auszuhalten, wenn man die Widersprü-
che zu Ihrer sonstigen Politik in Betracht zieht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Besonders ärgerlich ist dabei natürlich, dass Sie nicht
nur mit Schlagworten arbeiten, sondern zum Teil auch
mit Unwahrheiten. Frau Kollegin Seib, ich schätze Sie
sehr, aber es geht nicht an, sich hier hinzustellen und zu
sagen „‚Jugend forscht‘ wird gekürzt“. Das ist einfach
nicht wahr. Die Mittel für den Wettbewerb werden nicht
gekürzt, sondern erhöht; das ist Fakt.


(Beifall bei der SPD)


Aus diesem Grund habe ich die herzliche Bitte, es mit
solchen Aussagen hier nicht zu übertreiben. Wir wissen,
wie wichtig es ist, junge Menschen für Naturwissen-

s
r
d
d
L
d
s
d
le
r

g
g
g
A
o
b
A
s
s
D
g
B
h
I
m

s
h
n
s
g
M
s
H
te
B
s
e
g
v
c
e
r

e
S
h
li
M
le
e

(C (D chaften zu interessieren und zu begeistern. Dazu gehöen übrigens sowohl „Jugend forscht“ als auch ein Teil er Aufwendungen im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit, ie Sie kritisieren. Es geht dort nicht darum, die guten eistungen der Regierung zu verkaufen, sondern darum, eutlich zu machen, welchen Stellenwert die Naturwisenschaften im Einstein-Jahr haben, um junge Menschen azu zu gewinnen, in diesen Bereich zu gehen, in ihm zu rnen und später hoffentlich auch ohne Studiengebüh en zu studieren. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es kamen auch noch Aussagen wie „Die Bundesre-
ierung fördert gewerkschaftsnahe Institute“. Wenn dort
ute Arbeit geleistet wird, dann habe ich genauso wenig
egen eine solche Förderung, wie wenn im Bereich der
rbeitgeber gute Leistungen in wissenschaftlichen und
rganisatorischen Instituten erbracht werden. Sie haben
eispielsweise ganz konkret vom Fraunhofer-Institut für
rbeitswirtschaft und Organisation als einem gewerk-

chaftsnahen Institut gesprochen; das ist hoch interes-
ant. Dieses Institut kümmert sich darum, innovative
ienstleistungen in diesem Land auf den Weg zu brin-
en. Chef dieses Fraunhofer-Instituts war Professor
ullinger, der zwischenzeitlich Präsident der Fraun-
ofer-Gesellschaft geworden ist. Gewerkschaftsnahe
nstitute? Die Mitarbeiter in diesem Institut werden das
it großem Interesse zur Kenntnis nehmen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich komme zur Grünen Gentechnik. Sicherlich, Ge-
etze enthalten Kompromisse. Im Forschungsbereich
ätte ich mir das eine oder andere anders vorstellen kön-
en. Ich bin aber gespannt, was im Vermittlungsaus-
chuss herauskommt. Vor allem bin ich auf die Abwä-
ung von Bayern gespannt, das in seiner klassischen
anier ja auch die Interessen der Landwirtschaft, die

ich für dieses Gesetz ausgesprochen hat, vertritt. Die
aftungsregelungen im Verhältnis der Bauern, die gen-
chnisch verändertes Material einsetzen wollen, zu den
auern, die kein gentechnisch verändertes Material ein-

etzen wollen, müssen klar gemacht werden. Die Bau-
rnverbände standen doch bei uns auf der Matte. Ich bin
espannt, wie sich Bayern im Vermittlungsausschuss
erhalten wird und ob die großen forschungsfreundli-
hen Töne, die Sie hier spucken, dann noch der Realität
ntsprechen werden. Wir werden den Herrn Stoiber da-
an messen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir werden ihn – und auch Sie – aber auch noch an
in paar anderen Dingen messen. Schade, dass Herr
toiber heute nicht da ist. Dafür, dass hier ein Thema be-
andelt wird, für das sich die Länder angeblich unglaub-
ch interessieren – sie geben das jedenfalls in ihrer
ehrheit vor –, ist die Bundesratsbank bemerkenswert
er. Ich frage mich natürlich, wo sie alle heute sind, da

s doch um den Etat für Bildung und Forschung geht.






(A) )



(B) )


Jörg Tauss


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Sie wollen sich Ihren Krampf nicht anhören!)


Wo ist denn der Herr Stoiber, der uns vorgeschlagen hat,
wir sollten bitte alle Haushaltstitel konsequent und pau-
schal um 5 Prozent kürzen, wodurch es den geringsten
Ärger gebe?


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512402500

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Bergner?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1512402600

Lieber Kollege Bergner, selbstverständlich lasse ich

eine Zwischenfrage von Ihnen zu, zumal mein Vorredner
mir einiges an Redezeit weggenommen hat.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Sie brauchen es doch nur zu sagen! Sie müssen keinen Kommentar abgeben!)



Dr. Christoph Bergner (CDU):
Rede ID: ID1512402700

Herr Kollege Tauss, auch wenn Sie in Ihrem Rede-

fluss schon ein ganzes Stück weiter sind, möchte ich fol-
gende Frage stellen.

Sie haben vorhin die, wie ich finde, etwas merkwür-
dige Behauptung aufgestellt, Sie hätten diesem Gentech-
nikgesetz unter dem Druck der Bauernverbände zustim-
men müssen.


(Zurufe von der SPD: Nein! – Das hat er so nicht gesagt!)


– Sie haben gesagt, die Bauernverbände standen auf der
Matte und haben uns gewissermaßen gezwungen, diese
Regelung zu treffen.


(Zurufe von der SPD: Nein!)


Wenn Sie bereit sind, diesen Quatsch zurückzuneh-
men, setze ich mich sofort wieder hin.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1512402800

Nein, bleiben Sie ruhig stehen, obwohl ich einen sol-

chen Quatsch nicht gesagt habe.

Die Bauernverbände hatten mich vor geraumer Zeit
einmal eingeladen, bei ihnen eine Rede zu diesem
Thema zu halten. Herr Sonnleitner hat gemeint, ich sei
ein Sozialdemokrat, mit dem man reden könne. Ich weiß
nicht so recht, ob das nun ein Kompliment war oder
nicht, aber immerhin.

Lieber Kollege Bergner, ich komme aus einem länd-
lich geprägten Wahlkreis. Wir sind aber weiß Gott nicht
diejenigen, die vor jedem Lobbyisten einknicken. Das
kennzeichnet Sie.


(Beifall bei der SPD)


Wir haben mit den Bauern selbstverständlich über diese
Frage diskutiert. Die Bauern haben in der Tat eine große
Sorge. Es geht um die Haftungsregelungen. Das ist
auch der eigentlich kritische Teil des Gesetzes.

S
g
d
d
m
t
i
B
b
a
d

n
n
s

s
w
I
s
g
d
ü
a

b
e
H
g
ic
1
1
S
r

w
Z
r
A
m
r
g
P
c
w
e
le
d
I
Z

k
ic

(C (D Ich kann es nur wiederholen: Sie haben die große orge, dass ein Nachbar gentechnisch verändertes Saatut einsetzt, das auf ihre Wiese herübergeweht wird, wo ann Mutationen entstehen. Das kann beispielsweise azu führen, dass ein Ökobauernhof das Label nicht ehr erhält, weil plötzlich auch gentechnisch veränder es Material auf seinen Feldern auftaucht. Ich denke, es st nachvollziehbar und man kann begreifen, dass diese auern entsprechende Haftungsregelungen gefordert haen. Diese Haftungsregelungen gehen der Forschung ber zu weit. Die Betreffenden sagen, dass sie aufgrund essen nicht mehr richtig forschen können. Lieber Herr Kollege Bergner, deswegen stehen nicht ur die Bauern, sondern auch die Forschungsorganisatioen bei uns auf der Matte. In dieser Gemengelage müsen wir Politik machen. Dass wir einen grünen Koalitionspartner haben, der ich mit der Grünen Gentechnik trotz des Namens ein enig schwerer tut als wir, ist noch eine andere Frage. ch teile die Auffassung der Grünen – bleiben Sie ruhig tehen, Herr Bergner – von gentechnikfreien Zonen nicht anz. Wir brauchen keine gentechnikfreien Zonen, sonern Zonen, die frei von Verantwortungslosigkeit gegenber der Gentechnik sind. Das wäre die richtige Antwort uf diese Frage. Jetzt kommen wir zu den Hochschulen. Unserem lieen und verehrten Kollegen Konditormeister aus Bayrn, der so sehr geklatscht hat, als die Zahlen für die ochschulen erläutert wurden, möchte ich Folgendes saen. Der Bund hat, ausgehend von 1998 – deshalb frage h immer nach den Zahlen von 1998 und nehme sie als 00 Prozent –, die Ausgaben für die Hochschulen auf 23 Prozent erhöht. Merken Sie als bildungspolitische precherin Ihrer Fraktion bitte auf: Das ist eine Diffeenz in Form eines Plus von 23 Prozent. Schauen wir uns die Zahlen für Bayern an, bei denen ir gar nicht so viel rechnen müssen. In Bayern sind die ahlen, ausgehend von 1998 – in diesem vermeintlich eichen Land finden im Moment Kürzungsorgien bei den usgaben für Hochschulen und Universitäten statt, wie an in den Zeitungen nachlesen kann –, in diesem Zeit aum von 100 auf knapp 103 Prozent gestiegen, genauer esagt auf 102,9 Prozent. Nochmals: Im Bund war es ein lus von 23, in Bayern eines von 2,93 Prozent. Mit welher Chuzpe Sie sich hier hinstellen und uns erzählen, as sich alles in den von Ihnen regierten Ländern tue, ist rstaunlich. Wenn man sich die von mir genannten Zahn ansieht, stellt man fest, dass Bayern sogar noch unter em Bundesdurchschnitt liegt. Liebe Kollegin Seib, vor hrer nächsten Rede schauen Sie sich bitte einmal die ahlen an. (Beifall bei der SPD – Dr. Uwe Küster [SPD]: Dazu muss man lesen können!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der SPD)


Weil wir uns heute so schön mit Bayern beschäftigen,
omme ich jetzt zum Stoiber-Edmund. Er hat – das habe
h schon einmal gesagt – eine allgemeine Kürzung um






(A) )



(B) )


Jörg Tauss

5 Prozent vorgeschlagen. Das hört sich erst einmal nach
nicht so viel an. Das Volumen des Etats beträgt etwas
über 8 Milliarden Euro. Rechnen wir einmal aus, was
eine Kürzung um 5 Prozent bedeuten würde. Das sind,
bezogen auf diesen Betrag, etwa 423 Millionen Euro. –
Ich sehe gerade, dass Herr Rachel aufsteht. Herr Rachel,
wohin gehen Sie denn? Ich komme gleich noch zu Zah-
len, die Sie betreffen.

Zurück zu den 423 Millionen Euro! Das sind
45 Prozent der Ausgaben für den Hochschulbau, liebe
Kollegin Reiche, die wir vom Bund eingestellt haben.
Das ist trotz der Kürzung, die ich sehr bedauere, mehr,
als Sie uns 1998 hinterlassen haben. Liebe Kollegin
Reiche, liebe Kollegin Flach, wer hat eigentlich die Ver-
einbarung über die Hochschulbaufinanzierung gekün-
digt?


(Ulrike Flach [FDP]: Ich nicht!)


Welche Ministerpräsidenten haben sich denn dafür zu-
sammengefunden? Das waren alle 16 Ministerpräsiden-
ten. Sie alle haben erklärt: Wir wollen nicht länger die
Hochschulbaufinanzierung durch den Bund. Danach
wundern Sie sich, dass Hans Eichel – er hört gerade wie-
der zu; mir wäre es lieber, er würde solche Dinge gar
nicht hören – bei der Aufstellung seines Haushalts dieses
Geld, das die Länder nicht mehr wollen, einspart. Das
finde ich zwar schade, aber mit Wahrhaftigkeit hat das
Verhalten der Länder leider nichts mehr zu tun.


(Beifall bei der SPD – Ulrike Flach [FDP]: Das ist aber sehr simpel, Herr Tauss!)


45 Prozent Kürzungen allein beim Hochschulbau hat der
Stoiber-Edi also vorgeschlagen.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das ist immer noch der bayerische Ministerpräsident!)


– Selbstverständlich ist es der Herr bayerische Minister-
präsident. Aber ich kenne ihn auch aus den Bierzelten
gut. Für mich ist das der Stoiber-Edi.

Seine Forderung nach einer Kürzung um 5 Prozent
lässt sich auch auf das BAföG beziehen. Es geht um
423 Millionen Euro. Das ist ein Drittel der BAföG-För-
derung des Bundes. Wollen Sie das?

Eine andere Forderung von Ihnen ist die nach Studi-
engebühren. Diese sind im Übrigen – das haben wir
überprüft – mittelstandsfeindlich. Die Kürzung des
BAföGs wäre nicht einmal ein zentrales soziales Pro-
blem – das könnte man noch verkraften –, aber mit Ge-
bühren würden Sie die Kinder aus dem Mittelstand, die
heute noch studieren können, von den Hochschulen ver-
treiben. Das zeigt sich in allen Ländern mit Studienge-
bührenmodellen.


(Marion Seib [CDU/CSU]: Das ist doch Unfug, Herr Kollege! Von welchem Studiengebührenmodell sprechen Sie denn?)


Darüber sollten Sie einmal nachdenken. Aber hier kön-
nen Sie weder uns noch der Ministerin einen Vorwurf
machen.

H
z
n
w
1
d
K
d
k
S

u
r
w
s
d
u
te

f
d
F
m
in
I
s
w
w
n

d
B
s
s
w
L
b

D
v
tu
f
d
z
k
c
D

w
g
E
s
d

(C (D Eine Kürzung um 423 Millionen Euro – so wie sie err Stoiber vorschlägt – hieße, Frau Reiche, eine Kür ung um 10 Prozent bei den Forschungsorganisatioen. Das bedeutete keinen Aufwuchs von 3 Prozent, wie ir es Jahr für Jahr machen, sondern eine Kürzung um 0 Prozent bei allen Forschungsorganisationen inklusive em Max-Planck-Institut in Bayern. Wenn Sie diese ürzung wollen, dann müssen Sie auch den Mut haben, em Max-Planck-Institut in Bayern mitzuteilen: Wir ürzen euch aufgrund eines Vorschlages von Herrn toiber die Mittel um 10 Prozent. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir könnten auch die Projektförderung des Bundes
m 20 Prozent kürzen. Aber Sie haben hier eine Forde-
ung nach der anderen aufgereiht, um uns zu beweisen,
ie notwendig eine Ausweitung der Projektförderung

ei. Ein Minus von 5 Prozent in diesem Bereich hieße,
ass 20 Prozent aller Projekte nicht mehr möglich wären
nd auch laufende Projekte abgebrochen werden müss-
n.

Was immer Sie auch aus diesem Katalog herausgrei-
en: Dieser Vorschlag bedeutet in jedem Fall die Ankün-
igung eines Kahlschlags, der eine Katastrophe für den
orschungsstandort Deutschland nach sich zieht. Das
uss man dem Herrn bayerischen Ministerpräsidenten
s Stammbuch schreiben. Aber er ist im Gegensatz zu

hnen wenigstens ehrlich. Sie behaupten ja noch, es
eien Aufwüchse in beliebiger Höhe möglich. Er sagt
enigstens das Gegenteil. Aber das, was er sagt, machen
ir nicht, und das, was Sie sagen, können wir leider
icht. Zur Eigenheimzulage kommen wir noch.

Jetzt kommen wir zur Juniorprofessur. Frau Reiche,
ass Sie sich hier hinstellen und sich freuen, dass das
undesverfassungsgericht mit knapper Mehrheit so ent-

chieden hat, hat mich nicht gewundert. Ich muss ehrlich
agen: Mir wurde es als Kind auch immer schlecht,
enn ich im Auto sitzen musste. Es gibt nun einmal
eute, die keine Bewegung aushalten. Sobald sich etwas
ewegt, wird ihnen schlecht.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD)


as ist nicht nur das Problem von Frau Reiche, sondern
on allen, wie sie hier sitzen. Sobald sich im Land etwas
t, sobald sich etwas bewegt, bekommen sie einen Re-

lex, weil es keine Tabletten dagegen gibt. Sie überlegen
ann, wie sie blockieren können, wie sie vor Gerichte
iehen, wie sie verhindern, wie sie zerstören und wie sie
aputtmachen können. Das ist Ihre Politik und das ma-
hen Sie auch in der Forschungs- und Bildungspolitik.
as ist unverantwortlich und nicht mehr akzeptabel.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Hat denn die Wissenschaftsministerin geklagt? Es
aren doch Ihre Länder, die vor das Bundesverfassungs-
ericht gezogen sind und dieses Ergebnis erzielt haben.
s sind Ihre Länder gewesen, die den Nachwuchswis-
enschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern da-
urch die Perspektive in diesem Land verbaut haben.






(A) )



(B) )


Jörg Tauss

Wir und diese Ministerin sind es gewesen, die alle Tau-
send Juniorprofessoren, die wir zwischenzeitlich haben,
angeschrieben und gesagt haben: Verlasst bitte nicht
Deutschland! Verlasst euch auf uns, auf die Bundes-
regierung!


(Zurufe von der CDU/CSU und der FDP)


Schimpft nicht allzu sehr auf die CDU! Geht nicht ins
Ausland! Bleibt hier! Wir versuchen jetzt, eine Lösung
mit den Bundesländern herbeizuführen.

Dann haben wir mit den Bundesländern verhandelt.
Das hat diese Ministerin getan. Man höre und staune, sie
hat eine Einigung mit den Ländern erzielt. Aber dann ka-
men Ihre Ministerpräsidenten und haben gesagt: Was
nicht sein kann, darf nicht sein. Sie haben diese Verein-
barung gekippt und gesagt, sie müssten erst einmal
gründlich bedenken, wie sie in dieser Frage weiter vo-
rangehen könnten. Der Wissenschaftsminister von
Baden-Württemberg, Frankenberg, hat für die Unions-
länder gesagt, er brauche noch bis zum 30. September
Zeit, um darüber nachzudenken, was die Folgen des Ur-
teils seien. Das muss man sich einmal vorstellen!


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Ein großer Denker!)


Diese Leute behaupten, sie wollten die alleinige Verant-
wortung für die Hochschulen in diesem Lande haben. Es
geht noch nicht einmal um Inhalte, sondern es geht da-
rum, ihre Eitelkeiten zu befriedigen. Das ist es.


(Beifall bei der SPD)


Sie haben dankenswerterweise gesagt, dass es nur um
die Eitelkeit geht, weil sie auf irgendeiner Pressemittei-
lung nicht aufgeführt waren. Das ist unerträglich.

Frau Pieper brauche ich mich nicht zuzuwenden, da
sie leider nicht mehr da ist. Sie wollte die Einheitlich-
keit der Lebensverhältnisse bei dieser Gelegenheit kip-
pen. Das will ausgerechnet jemand aus Sachsen-Anhalt.
Ich will die Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse im
Land nicht kippen. Das sage ich Ihnen deutlich. Wenn
ein Kind das Pech hat, in Sachsen-Anhalt unter einer
CDU-FDP-Regierung auf die Welt zu kommen, dann
will ich nicht, dass es schlechtere Lebensverhältnisse hat
als irgendwo anders in der Republik. Das ist ganz klar.


(Beifall bei der SPD – Thomas Rachel [CDU/ CSU]: Ihre billige Polemik ist nicht mehr zu überbieten!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512402900

Herr Kollege, ich weiß, dass Sie für Bewegung sind.

Ich muss Sie trotzdem in Ihrem Temperament zügeln.
Ihre Redezeit ist deutlich überschritten.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1512403000

Liebe Frau Präsidentin, ich habe ungefähr noch fünf

Seiten.


(Zuruf von der CDU/CSU: Noch stundenlang!)


Deshalb lassen wir die Eigenheimzulage.

Hören Sie auf,

u
d
a

D
S
V
i

R
H

H
b
d
1
z
i
E
t
s
p
s
i

n
i
E
d
V
d
m
e
n
d
g

F
K
h
H
s
e
ti

(C (D (Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Hören Sie auf!)


ns zu sagen: Mehr Geld! – Machen Sie mit, wenn es
arum geht, mehr Geld für Bildung und Forschung zu
kquirieren.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das Geld richtig einzusetzen ist wichtig!)


ann haben Sie uns und den Finanzminister an Ihrer
eite. Sie wollen in Wirklichkeit nur Investitionen in die
ergangenheit, Gartenzwerge statt Innovation, aber das

st nicht unsere Politik.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512403100

Weitere Wortmeldungen liegen mir nicht vor.

Wir kommen damit zur Schlussrunde. Als erstem
edner erteile ich das Wort dem Bundesfinanzminister,
ans Eichel.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Hans Eichel (SPD):
Rede ID: ID1512403200

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Zunächst bitte ich Sie um Verständnis – und ich
edanke mich dafür, dass beide Oppositionsfraktionen
ieses Verständnis bekundet haben –, dass ich um
2 Uhr die Debatte verlassen muss, sie also nicht bis
um Ende verfolgen kann, weil heute und morgen der
nformelle Ecofin in Scheveningen tagt und vorher die
urogroup zusammenkommt. Dort wird die erste Orien-

ierungsaussprache über die Vorschläge der Kommis-
ion zur Anwendung des Stabilitäts- und Wachstums-
akts stattfinden. Sie werden verstehen, dass es nicht
ein kann, dass der deutsche Finanzminister nicht dabei
st. Deswegen herzlichen Dank für Ihr Verständnis.


(Beifall bei der SPD)


Ich will die Gelegenheit nutzen, zu diesem Thema ei-
ige Bemerkungen zu machen, damit die Position, die
ch dort vertrete, klar ist. Erstens. Worum geht es nicht?
s geht nicht darum, den Maastricht-Vertrag zu än-
ern. Es geht aus meiner Sicht auch nicht darum, die
erordnungen zu ändern, die auf ihm aufbauen und die
en eigentlichen Stabilitäts- und Wachstumspakt aus-
achen. Es geht auch nicht darum – darüber besteht

benso Einvernehmen wie darüber, dass der Vertrag
icht geändert wird –, dass das 3-Prozent-Kriterium oder
as 60-Prozent-Kriterium geändert würden. Um all das
eht es nicht.

Es geht vielmehr darum, sich eine Antwort auf die
rage zu geben, die der jetzige Bundespräsident, Horst
öhler, einer der Väter des Maastricht-Vertrages, gestellt
at, als er Chef des Internationalen Währungsfonds war:
aben wir eigentlich, als wir die Vertragswerke abge-

chlossen haben, vorausgesehen – wir haben es nicht, hat
r gesagt –, dass es auch einmal eine dreijährige Stagna-
onsphase geben könnte, und wie geht man damit um?






(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

Welche Prioritäten muss man setzen, um aus der Situa-
tion wieder herauszukommen?

Eines ist klar, meine Damen und Herren: Der Pakt
heißt „Stabilitäts- und Wachstumspakt“ und darin steckt
Einsicht. Wir haben in den letzten drei Jahren folgende
Erfahrung gemacht: Wir sind mit einem wunderschönen,
für deutsche Verhältnisse niedrigen Defizit von 1,2 Pro-
zent gestartet und im vergangenen Jahr bei 3,8 Prozent
gelandet. Mit anderen Worten: Ohne Wachstum gibt es
keine Konsolidierung der Staatshaushalte, auf der ande-
ren Seite ist aber eine nachhaltige Konsolidierung der
Staatshaushalte Voraussetzung für nachhaltiges Wachs-
tum. Das eine ist ohne das andere nicht zu haben. Die
Frage, um die es geht, lautet: Wie machen wir das?

Ich glaube, dass die Kommission in ihren Vorschlä-
gen die grundlegende Antwort richtig formuliert. Wir
müssen über eine symmetrische Anwendung des Paktes
reden, eine Anwendung nicht nur dann, wenn die Wirt-
schaft stagniert und wir uns noch selber kujonieren. Wir
müssen uns die Frage stellen, ob wir dann, wenn die
Wirtschaft gut läuft, nicht mehr tun können, um einen Si-
cherheitsabstand zu schaffen. Dazu hat der Rat im Som-
mer, als er die europäische Verfassung verabschiedet hat,
auf einen deutsch-niederländischen Vorschlag hin emp-
fohlen, in solchen Zeiten schrittweise Überschüsse zu er-
wirtschaften.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Die stehen nicht in der mittelfristigen Finanzplanung! Die stehen auch nicht im Haushalt!)


Dahinter steht die Vorstellung, einen über den Konjunk-
turzyklus ausgeglichenen Haushalt zu erreichen. In
Wahrheit bedeutet das eine Verschärfung des Paktes. Es
geht nicht um ein Aufweichen des Paktes, sondern da-
rum, wie Kommissar Almunia gesagt hat, mehr ökono-
mische Logik in die Anwendung des Paktes zu bringen.
Das wird auch meine Position sein, meine sehr verehrten
Damen und Herren.


(Beifall bei der SPD)


Weil viele sich zu diesem Thema äußern, will ich der
Bundesbank, von der ich lese, sie habe gesagt, die Poli-
tik könne den Vertrag nicht einseitig zulasten der Bürger
ändern, dringend empfehlen, sich vor öffentlichen Äuße-
rungen darüber zu informieren, was beabsichtigt ist. Wie
bereits gesagt, ist eine Änderung des Paktes und der Ver-
ordnungen, die darauf aufbauen, ausdrücklich nicht be-
absichtigt.

Es haben sich eine Reihe nationaler Notenbanken ge-
äußert. Dazu will ich sagen: Wir sind jetzt in Europa.
Wir sind im System der Europäischen Zentralbank und
ich erwarte dieselbe Disziplin, die früher die Bundes-
bank, als sie geldpolitische Zuständigkeit hatte, auch be-
sessen hat. Ich erwarte, dass im System der Europäi-
schen Zentralbank – das heißt: im Zentralbankrat der
EZB – die Diskussionen geführt werden und dass man
sich dort eine Meinung bildet, die der Präsident der EZB
auch einvernehmlich vertritt. Es darf nicht sein, dass
nach außen die verschiedensten Positionen vertreten
werden. Das wird der Situation nicht gerecht.

E
z
a

s
a
U
g
w
l
M
d
g

K
B
H
n
b
m
li
M


m
P
G
w

F
t
a
e
m
v
w

g
g
a
w

m
d
t
i
s
J
n
s
D
D
e

(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


s muss an der Sache entlang diskutiert werden und die
ugrunde liegenden Behauptungen müssen ganz schlicht
uch stimmen.

Meine Damen und Herren, ich habe am Dienstag un-
ere Konzeption vorgelegt. In der Tat geht es ja um mehr
ls um den Haushalt. Im Haushalt landet vieles, dessen
rsachen an anderen Stellen entstehen, zum Beispiel ein
roßer Teil der Defizite in den Sozialsystemen. Alles,
as die Kommunen, die Länder, der Bund und die sozia-

en Sicherungssysteme tun, hat Einfluss auf die
aastricht-Kriterien, auf die gesamtstaatliche Verschul-

ung. Deshalb habe ich über den Gesamtzusammenhang
eredet.

Sie fordern mich immer wieder auf, die Maastricht-
riterien einzuhalten. Dazu sage ich ausdrücklich Ja.
eim Thema Zahnersatz haben Sie es übrigens in der
and, das Problem zu entschärfen oder es wenigstens
icht weiter zu verschärfen. Die vorgesehene Entlastung
eim Zahnersatz kann nicht ersatzlos gestrichen werden,
eine Damen und Herren. Da geht es um 3 bis 4 Mil-
arden Euro oder um 0,1 bis 0,2 Prozent beim
aastricht-Defizit.


(Zuruf des Abg. Bartholomäus Kalb [CDU/ CSU])


Nein, Frau Kollegin Schmidt hat einen Vorschlag ge-
acht, wonach uns im nächsten Jahr keine zusätzlichen
robleme entstehen, um wieder unter die 3-Prozent-
renze zu kommen. Diese Grenze müssen und wollen
ir einhalten.

Deshalb, meine Damen und Herren, ist es keine
rage, dass wir ein solches Regelwerk wie den Stabili-

äts- und Wachstumspakt brauchen, und das wird sich
uch an anderen Stellen noch ganz deutlich zeigen. Aber
s ist mehr als Juristerei. Es geht zuallererst um Ökono-
ie und nur im Zusammenhang – ich wiederhole das –

on Wachstum und strikter Ausgabendisziplin können
ir die Probleme lösen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich habe am Dienstag unser Konzept auf den Tisch
elegt. Was waren Ihre Antworten? Ein paar Bemerkun-
en muss ich dazu schon machen, denn ich kann nicht
lles, was Sie gesagt haben, einfach so stehen lassen. Da
ar nämlich eine Menge Schwarzmalerei dabei.

Herr Glos hat es wirklich fertig gebracht – ansonsten
uss man dazu nicht mehr sagen –, vom Ausverkauf der

eutschen Wirtschaft zu reden. Das ist Ihre Interpreta-
ion des Sachverhalts, dass 80 Millionen Deutsche mit
hrer Wirtschaft auf dem Weltmarkt eine größere Rolle
pielen als 280 Millionen Amerikaner und 120 Millionen
apaner. Von anderen Volkswirtschaften rede ich erst gar
icht, weil sie sich in einem ganz anderen Entwicklungs-
tadium befinden und ein ganzes Stück hinter uns sind.
as ist also Ihre Interpretation der Tatsache, dass
eutschland mit seinem Anteil am Welthandel Nummer

ins in der Welt ist. Das ist schlicht unerträglich. Über






(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

diesen Punkt sollten Sie selber einmal gründlich nach-
denken. Das muss endlich aufhören.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/ CSU)


Zweiter Punkt. Sie haben behauptet – das fand ich
ziemlich dreist; das hätte ich als Bayer niemals gesagt –,
wir seien daran schuld, dass Gräben zwischen Ost- und
Westdeutschland wieder aufgerissen würden. Ich
möchte Ihnen einmal erklären, warum Herr Stoiber als
Kanzlerkandidat keine Chance in Ostdeutschland hatte.
Niemand hatte vergessen, dass es seine Zielsetzung war,
den Risikostrukturausgleich, das heißt die Solidarität mit
den ostdeutschen Ländern in der Krankenversicherung,
aufzukündigen. Sie wissen ganz genau, welch eine
enorme Steigerung der Krankenversicherungsbeiträge in
Ostdeutschland – natürlich bei gleichzeitiger Senkung
der Beiträge in Westdeutschland und insbesondere in
Bayern – dies zur Folge gehabt hätte. Wir bräuchten über
den Aufbau Ost nicht einmal mehr zu reden, wenn wir
eine solche Preistreiberei bei den Lohnnebenkosten in
Ostdeutschland betrieben hätten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das war aber noch nicht alles. Bereits damals, als
noch nicht klar war, ob Herr Stoiber Kanzlerkandidat
wird, hat der bayerische Landtag die Regionalisierung
der Arbeitslosenversicherung beschlossen. Das hätte ge-
nau den gleichen Effekt gehabt. Dort, wo die Arbeits-
losenquote beispielsweise bei 20 Prozent liegt, hätten
diejenigen, die noch Arbeit haben – übrigens in Ost-
deutschland bei niedrigeren Einkommen –, dann weitaus
höhere Arbeitslosenversicherungsbeiträge zahlen müs-
sen. Davon wären nicht nur die Arbeitnehmer, sondern
auch die Betriebe betroffen gewesen. Das ist ein uner-
träglicher Vorgang. An der Stelle von Herrn Glos hätte
ich zumindest nicht behauptet, wir seien dabei, wieder
Gräben zwischen Ost und West aufzureißen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben immer zur Solidarität zwischen Ost und
West gestanden. Das tun wir weiterhin, auch wenn das
schwierig ist, um das ganz klar zu sagen.


(Franz Müntefering [SPD]: Wo ist Glos eigentlich? Er ist die ganze Woche nicht mehr gesehen worden! Dienstags reden und dann abtauchen!)


Sie haben sich offensichtlich verabredet – das ist eine
ausgesuchte Unwahrheit; das ist noch eine freundliche
Formulierung –, mich jetzt zum Weltmeister im Schul-
denmachen zu erklären. Ich habe mir einmal die Daten
angesehen. Als Sie Ende 1982 in die Regierung kamen,
haben Sie 160 Milliarden Euro Schulden übernommen.
Als Sie 1998 aus der Regierung herausgewählt worden
sind, gab es einen Schuldenstand von 743 Milliarden
Euro. Das ist ein Plus von über 580 Milliarden Euro.


(Zuruf von der CDU/CSU: Und was war mit der Einheit?)


E
S
d
r
m
f
h

E
R
b
d
ic
n
H
z

a
H
P
S
b
g
d
h

a
G
R
n

I
te
m
d

b
ic
e
g
m

s
e
n
E
w
8
1

(C (D nde dieses Jahres werden wir 860 Milliarden Euro chulden haben. Das ist ein Plus von knapp 120 Milliaren Euro. Wir werden sicherlich noch eine ganze Weile egieren. Ich hoffe, dass wir niemals so viele Schulden achen werden wie Sie. Wenn doch, dann wird es jeden alls noch eine ganze Weile dauern, bis ich Sie überholt abe. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


s bleibt jedenfalls festzuhalten: Sie haben es in Ihrer
egierungszeit im Vergleich zu dem, was wir von 1998
is jetzt zu verantworten haben, auf die fünffache Schul-
ensumme gebracht. Erzählen Sie mir also nicht, dass
h Weltmeister im Schuldenmachen sei. Seien Sie we-
igstens an diesem Punkt ganz still, so unerfreulich die
aushaltsentwicklung auch ist und so sehr sie auch mir

u schaffen macht!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Zu Haushaltswahrheit und Haushaltsklarheit gehört
uch Folgendes: In Ihrem Haushalt 1998 und in Ihrem
aushaltsentwurf 1999 waren die Ausgaben für die
ostunterstützungskassen, die Unterstützung für das
aarland und Bremen sowie einige andere Dinge nicht
erücksichtigt. Auch Sie wissen ganz genau, dass dort
anz einfach einiges außen vor gelassen worden war,
ass einiges überhaupt nicht etatisiert worden war, was
ätte etatisiert werden müssen. Das haben erst wir getan.

Dritter Punkt. Ich verstehe nicht – das ist bedauerlich,
ber das lief nach demselben Motto –, warum sich Ihre
eneralrednerin, Ihre Fraktionsvorsitzende, und Ihre
edner, die zu den Einzelhaushalten gesprochen haben,
icht koordiniert haben.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das machen die nie! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Wo ist eigentlich Frau Merkel? Und Herr Glos ist auch nicht da! Wo sind die denn?)


hre Generalrednerin, Frau Merkel, hat erklärt, wir soll-
n gefälligst weniger ausgeben und weniger Schulden
achen. Prima! Aber alle anderen CDU/CSU-Redner,

ie danach zu den Einzelhaushalten gesprochen haben
das war auch so in der eben zu Ende gegangenen De-

atte über den Bildungs- und Forschungshaushalt, die
h aufmerksam verfolgt habe –, haben ständig erklärt,

s fließe zu wenig Geld in die einzelnen Bereiche. Was
ilt denn nun? Das ist doch das grundlegende Problem,
it dem wir es bei Ihnen jedes Mal zu tun haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/ CSU)


Ich möchte Ihnen Ihre Widersprüchlichkeit am Bei-
piel des Bildungs- und Forschungshaushalts noch
inmal deutlich machen. Auch hier sind Sie der ungeeig-
etste Ankläger. Sie hatten damals 7,263 Milliarden
uro in den Haushalt eingestellt. Unser Haushaltsent-
urf, über den gerade diskutiert worden ist, sieht
,464 Milliarden Euro vor. Mit anderen Worten: Seit
998 gab es allein dort eine Steigerung um 17 Prozent.






(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

Das ist übrigens nicht einmal die ganze Wahrheit.

Hinzu kommt nämlich noch, dass ein Drittel der BAföG-
Ausgaben die Kreditanstalt für Wiederaufbau trägt. Sie
müssten hinzugerechnet werden. Das gäbe eine weitere
Steigerung. Dazu kommt 1 Milliarde Euro für das Ganz-
tagsschulprogramm. Wenn jemand das als Steinbruch
benutzt hat – das können Sie ja an Ihren Zahlen sehen –,
dann waren Sie das gegen Ende Ihrer Regierungszeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wenn jemand das aufgestockt hat, dann waren wir das.

Sie mögen sagen: Das reicht nicht. Da würden Sie bei
mir sogar relativ offene Türen einrennen. Als Finanzmi-
nister sage ich allerdings: Allein mit großen Ausgabe-
steigerungen ist die Sache nicht gemacht. Man muss
auch darauf achten, dass man für das Geld, das man ein-
setzt, eine Gegenleistung bekommt. Es geht nie nur ums
Geld, sondern auch um die Bedingungen, unter denen es
ausgegeben wird. Es geht dann um so etwas wie die Ju-
niorprofessuren an den Hochschulen und um vieles an-
dere mehr – Stichwort öffentliches Dienstrecht –, was
dazu geeignet ist, unsere Hochschulen wettbewerbsfähi-
ger zu machen. Wenn man so vorgeht, dann werden die
Prioritäten richtig gesetzt. Also war auch das, was Sie
dazu gesagt haben, falsch.

Bis jetzt habe ich darüber gesprochen, was Sie gesagt
haben. Jetzt rede ich einmal darüber, was Sie nicht ge-
sagt haben und was in der Tat nur wir erwähnt haben: die
Sparvorschläge von Herrn Stoiber. Sie sind in keiner
einzigen Rede von Ihnen erwähnt worden. Das spricht
Bände.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Gibt es den Herrn Stoiber noch?)


Ich bin einmal gespannt, was daraus wird: Wird der Bun-
desrat diese Sparvorschläge einbringen? Oder wird die
CSU-Landesgruppe diese Sparvorschläge einbringen?
Oder werden Sie die Sparvorschläge von Herrn Stoiber
überhaupt nicht einbringen? Ich wiederhole: Ich bin
außerordentlich gespannt.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Ich habe in Ihrer Anwesenheit dazu Stellung genommen!)


– Entschuldigung, Sie haben nicht ein Wort dazu gesagt,
ob Sie die Sparvorschläge von Herrn Stoiber hier ein-
bringen. Das ist ja Ihr Kanzlerkandidat der letzten Wahl.
Wir wüssten wirklich gern, ob hinter diesen Vorschlägen
etwas steckt oder nicht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir sind gespannt, ob es zu einer Bereinigungssitzung
kommt. Wenn Sie mir noch Bereiche aufzeigen, wo man
vernünftigerweise sparen kann: Einverstanden! Auch
wenn Herr Stoiber das anders sieht, gilt für die Lage des
Bundeshaushalts: Wir haben den Konsolidierungskurs
in 1999 eingeleitet. Mittlerweile stellen wir den sechsten
Konsolidierungshaushalt in Folge auf.


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)



I

A
R
G
d
d
a
g

w
S
s
V
l
v
s
g
B
2
v
m
d

A
l

t
h
K
K
v
n
t



A
s
e
t

D
d
d
a
t

(C (D Sie sind nicht in der Lage, Zahlen zu lesen. Das ist ja hr Problem. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


n Ihrer Stelle hätte ich gar nicht gelacht. Dass alle Ihre
edner in jeder Einzeldebatte sagen: „Hier ist zu wenig
eld, da ist zu wenig Geld, dort ist zu wenig Geld“, ist
och wohl eher ein Beleg für die Wahrheit der These,
ass wir den Haushalt ordentlich zurückgefahren haben,
ls für das Gegenteil. Das ist doch logisch. Aber mit Lo-
ik haben Sie es auch nicht.

Man überlege sich einmal, wie Sie sich dort verhalten,
o die notwendigen Einschnitte gemacht werden. Beim
teuersubventionsabbau beklagen Sie sich nicht – ich
chon –, dass die Lücke kleiner ist. Sie hätten meinen
orschlägen folgen oder wenigstens eigene machen sol-

en. Ich wiederhole: Als es um das Gesetz zum Abbau
on Steuervergünstigungen ging, das für den Gesamt-
taat im ersten Jahr der vollen Wirksamkeit Einsparun-
en in Höhe von 17 Milliarden Euro vorsah, hat der
undesrat Einsparungen in Höhe von gerade einmal
,4 Milliarden Euro zugestimmt. Das ist eine Differenz
on gut 14,5 Milliarden Euro. Das ist Ihr Loch und ich
uss es durch Privatisierungserlöse schließen. Das ist

ie Wahrheit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hans Michelbach [CDU/ CSU]: Eichel-Löcher!)


us Ihrer Verantwortung dafür werden wir Sie nie ent-
assen.

Im Übrigen hat das mit den Löchern bei Ihnen Sys-
em. Herr Seehofer war es doch, der Ihnen vorgerechnet
at, was in Ihren Konzepten – Steuerreform, Herzog-
ommission, Kopfpauschale, Kindererziehungszeiten,
indergeld usw. – insgesamt fehlt; er stellte ein Loch
on 100 Milliarden Euro fest. Auch deswegen sind Sie
icht regierungsfähig. Man hat von Ihnen nichts Konkre-
es gehört.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Uwe Küster [SPD]: Alles kommt vom Volke! – Zuruf des Abg. Friedrich Merz [CDU/CSU])


Ja, ja, Herr Merz.

Ich wünschte mir eine geringere Deckungslücke.
ber dazu brauchen wir einen Bundesrat, der seine ge-

amtstaatliche Verantwortung genauso wahrnimmt, wie
s diese Bundesregierung und die sie tragende Mehrheit
un.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


afür sind Sie verantwortlich. Wenn die Länder so han-
eln könnten, wie es ihrer Interessenlage entspricht,
ann würden sie sich anders verhalten. Sie dürfen sich
ber nicht so verhalten, weil es nicht zu Ihrer Opposi-
ionsstrategie passt. Das ist die Wahrheit.






(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

Es bleibt bei unserem Konzept und es bleibt bei unse-

ren Schwerpunkten: Erstens. Wir müssen – das ist wie
im vorigen Jahr – aus der Stagnation heraus. Das haben
wir geschafft. Zweitens. Wir müssen jetzt dafür sorgen,
dass der Aufschwung nicht nur vom Export getragen ist,
sondern auf beiden Beinen steht, dass also auch die Bin-
nenkonjunktur in Gang kommt. Es gibt übrigens erste
vorsichtige Hinweise – deswegen bin ich damit auch
noch sehr zurückhaltend – darauf, dass sowohl die Aus-
rüstungsinvestitionen als auch der private Verbrauch
langsam ein bisschen anziehen. Hoffen wir, dass sich das
ordentlich verstärkt! Denn dann sieht selbstverständlich
auch die Haushaltslage ein ganzes Stück anders aus.

Wir haben sehr anstrengende Reformen durchgeführt.
Ich verstehe, dass sich Menschen dabei auch bedroht
fühlen. Aber wenn ich ein Loch von 82 Milliarden Euro
beim Gesamtstaat – Bund, Länder, Gemeinden und so-
ziale Sicherungssysteme – schließen muss, dann heißt
das nichts anderes, als dass ich den Leuten auch Geld
wegnehmen muss. Ich kann das Loch nicht beseitigen,
ohne dass das jemand merkt. Das ist die schlichte Wahr-
heit. Dazu muss man sich dann auch stellen.

Die Menschen – so hart das für viele ist; das ist un-
streitig – begreifen aber, glaube ich, dass allein das der
Weg in die Zukunft ist. Daraus entsteht wieder Ver-
trauen, weil sichtbar wird: Die packen die Probleme
an. – Dann schlagen Sie sich nicht in die Büsche und
diffamieren Sie nicht, was Sie selber gefordert haben,
sondern machen Sie ein Stück mit! Im Bundesrat sind
Sie nach unserer Verfassung dazu verpflichtet.

Herzlichen Dank.


(Anhaltender Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512403300

Das Wort hat der Kollege Karl-Josef Laumann, CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Uwe Küster [SPD]: Spärlicher Beifall!)



Karl-Josef Laumann (CDU):
Rede ID: ID1512403400

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Sehr geehrter Herr Bundesfinanzminister, Ihre
Abschlussrede war vergleichbar mit Ihrer Einführungs-
rede. Sie haben wenig zum Haushalt gesagt


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Herr Laumann, Sie sind wirklich ein Spaßmacher!)


und viel die Opposition beschimpft. Aber eines war
schon interessant. Sie haben in Ihren Haushaltsreden in
diesem Jahr betont: Wir bekommen die Dinge nur in den
Griff, wenn wir die Stagnation überwinden und zu
Wachstum kommen.


(Rainer Brüderle [FDP]: Das ist elementar!)


Ihr Wirtschaftsminister dagegen sagte gestern Morgen in
der Debatte: Wir haben das Wachstum schon.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Was denn nun?)




W
d
h
W
s
W

n
H
w
i
s
g

1
w
T

K

a
g
u
I
t

d
w
E
l
b

3
w
t
G

d
s
k
b

(C (D Was denn nun? Der entscheidende Punkt ist – er ist für uns in dieser oche deutlich geworden –: Dieser Haushalt wird wie ie Haushalte, die Sie in den letzten Jahren eingebracht aben, Makulatur bleiben, wenn wir nicht zu mehr achstum kommen. Auch in diesem Haushalt unter tellen Sie wieder ein Wachstum, das Ihnen von keinem irtschaftsforschungsinstitut bestätigt wird. (Franz Müntefering [SPD]: Was erzählen Sie denn da? Das stimmt doch gar nicht! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Worüber reden Sie denn? Unseriös!)


Der Haushalt, den wir in dieser Woche debattieren, ist
atürlich ein Spiegelbild der Lage in unserem Land. Die
aushaltslage des Bundes ist schlecht, genauso schlecht
ie die Lage in vielen Bereichen in unserem Land. Das

st der sechste Haushalt, den Sie vorlegen. Die Arbeitslo-
igkeit ist in den Jahren von Rot-Grün in Deutschland
estiegen.


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: So ist es!)


998 hatten wir 4,3 Millionen Arbeitslose, heute haben
ir 4,5 Millionen Arbeitslose, damals mit abnehmender
endenz, heute mit steigender Tendenz.


(Beifall des Abg. Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU])



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512403500

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Eichel?


Karl-Josef Laumann (CDU):
Rede ID: ID1512403600

Nein, jetzt noch nicht.

Die Situation ist die, Herr Eichel, dass seit dem Amts-
ntritt des jetzigen Bundeskanzlers, also in den vergan-
enen sechs Jahren, im industriellen Bereich – das macht
ns besorgt – 170 000 Arbeitsplätze weggefallen sind.
m letzten Jahr der Kohl-Regierung haben wir im indus-
riellen Bereich noch 100 000 dazugewonnen.

Es ist unbestreitbar, dass durch viele Entscheidungen,
ie diese Regierung getroffen hat, und auch durch Ent-
icklungen auf den Energiemärkten die verfügbaren
inkommen breiter Schichten der Bevölkerung in den

etzten Jahren eher abgenommen als zugenommen ha-
en.

Als 1998 über den Haushalt debattiert wurde, waren
5 000 junge Leute auf der Suche nach einer Lehrstelle,
eil sie noch keine hatten. Schon damals war die Situa-

ion nicht befriedigend. Aber nach sechs Jahren Rot-
rün sind es 180 000 junge Leute,


(Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


ie im Sommer die Schule verlassen haben und zu die-
em Zeitpunkt, wo wir über den Haushalt diskutieren,
eine Lehrstelle haben. Nach sechs Jahren Rot-Grün ha-
en wir also eine Situation im Land, in der eine derartig






(A) )



(B) )


Karl-Josef Laumann

große Menge junger Leute keine Lehrstelle findet. Sie
müssen doch zugeben, dass das eine Katastrophe ist.


(Elke Ferner [SPD]: Was ist denn Ihre Antwort?)


– Dazu komme ich jetzt. – Ich glaube schon, dass deswe-
gen die Frage, wie wir zu Wachstum und damit zu mehr
Arbeitsplätzen kommen, ein ganz entscheidender Punkt
bei unserem Bemühen ist, den Bundeshaushalt und da-
mit auch die Staatsfinanzen auf Dauer zu konsolidieren.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Zu Beginn des Haushaltsjahres 1998 war durch unver-
rückbare Positionen des Bundeshaushaltes – Zuschuss
zur Rentenkasse, Personalkosten, Pensionslasten, Zins-
lasten – knapp die Hälfte der Ausgaben gebunden. Im
Haushalt, den wir diese Woche diskutieren, sind nach
sechs Jahren zwei Drittel des Haushaltsvolumens durch
Ausgaben gebunden, die auch durch einen Regierungs-
wechsel auf die Schnelle nicht verändert werden könn-
ten. Das macht doch deutlich, dass die Haushaltskrise
der Bundesrepublik Deutschland, so wichtig sparen auch
immer sein mag, nur über die Schaffung von mehr Ar-
beitsplätzen und durch ein größeres Wirtschaftswachs-
tum überwunden werden kann. Durch Sparen alleine je-
denfalls geht es nicht mehr. In diesem Punkt sind wir
doch gar nicht auseinander.


(Beifall bei der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Das hat der Minister doch gesagt!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512403700

Herr Kollege, gestatten Sie jetzt eine Zwischenfrage

des Kollegen Eichel.


Karl-Josef Laumann (CDU):
Rede ID: ID1512403800

Ja, bitte.


Hans Eichel (SPD):
Rede ID: ID1512403900

Herr Kollege Laumann, nachdem Sie gerade einen

Satz gesagt haben, den ich so unterschreiben könnte
– ich erinnere mich daran, dass ich das Gleiche mehrfach
hier gesagt habe, auch heute und am Dienstag –, möchte
ich Sie fragen, ob Sie mir auch in einem anderen Punkt
zustimmen können. Sie haben eben behauptet, wir hätten
dem Haushaltsplan 2005 eine Wachstumsannahme zu-
grunde gelegt – zu diesem Punkt hatte ich mich gemel-
det –, die von keinem hiesigen Institut bestätigt worden
sei.

Ich möchte Ihnen deshalb jetzt sagen, wie es sich
wirklich verhält: Es gibt in der Tat ein Institut


(Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Frage!)


– die Frage kommt gleich, keine Angst – , nämlich das
Institut für Weltwirtschaft, das von einem Wachstum von
1,2 Prozent ausgeht, obwohl es für dieses Jahr von
2,1 Prozent ausgegangen ist. Nun lese ich Ihnen Progno-
sen der anderen Institute für das nächste Jahr vor – die
Zahlen stammen ausschließlich aus den Monaten Juli
und August –: Deutsches Institut für Wirtschaftsfor-

s
W
I

P
v
W
d
l

s
S
b

H
d
h

d
te

f
e
H
w
b
A
3
b
B

d
s
S
tu
a

f

T
l

(C (D chung: 2,1 Prozent; Rheinisch-Westfälisches Institut für irtschaftsforschung: 1,8 Prozent; OECD: 2,1 Prozent; nternationaler Währungsfonds: 2,0 Prozent. Sind Sie bereit, zur Kenntnis zu nehmen, dass die rognosen von weltweit führenden Instituten und auch on deutschen Instituten mit Ausnahme des Instituts für eltwirtschaft in Kiel alle über der Prognose liegen, die ie Bundesregierung dem Haushaltsplan zugrunde geegt hat? Dass Sie Prognosen von Instituten haben, auf die Sie ich stützen, nehme ich zur Kenntnis. Aber wenn Sie den chnitt der Prognosen aller Institute bilden, kommen Sie estenfalls auf ein Wachstum von 1,6 oder 1,7 Prozent. Etwas ganz anderes stimmt mich jedoch skeptisch, err Bundesfinanzminister: Bei fast allen Haushalten, ie Sie hier eingebracht haben, haben Sie für den Hausaltsplan eine Wachstumsprognose zugrunde gelegt, (Franz Müntefering [SPD]: Darum geht es ja gar nicht!)


(Zuruf von der FDP: Blühende Landschaften!)

Karl-Josef Laumann (CDU):
Rede ID: ID1512404000

(Lachen bei Abgeordneten der SPD)


ie Sie bis zur dritten Lesung wieder korrigieren muss-
n. Das war die Praxis der letzten Jahre.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Jetzt stelle ich noch etwas Weiteres fest: Der Bundes-
inanzminister und die Bundesregierung sind noch nicht
inmal in der Lage, die Zahl derjenigen, die von
artz IV betroffen sind, richtig zu schätzen. So haben
ir heute Morgen eine Schätzung des Instituts für Ar-
eitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für
rbeit auf den Tisch bekommen, in der man nicht von
,2 Millionen, sondern von nahezu 3,5 Millionen Ar-
eitsfähigen ausgeht. Deswegen stimmen in diesem
ereich schon Ihre Zahlen nicht.

Einigen wir uns doch einmal auf Folgendes; das ist
och der entscheidende Punkt: Wir alle wissen – ich ver-
uche jetzt einmal Gemeinsamkeiten am Ende der
chlussrunde herauszuarbeiten –, dass wir ohne Wachs-
m und ohne die Schaffung von mehr Arbeitsplätzen

us dieser Situation nicht wieder herauskommen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512404100

Herr Kollege, gestatten Sie eine weitere Zwischen-

rage des Kollegen Eichel?


Karl-Josef Laumann (CDU):
Rede ID: ID1512404200

Nein.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Er antwortet doch noch!)


Morgen ist der furchtbare Anschlag auf das World
rade Center in Amerika drei Jahre her. Zwischenzeit-

ich war es zunächst so, dass alle unsere Probleme mit






(A) )



(B) )


Karl-Josef Laumann

der schlechten weltwirtschaftlichen Stimmung wegen
des Terrorismus erklärt wurden. Da war ja vielleicht
auch etwas dran. Aber jetzt haben wir die Situation, dass
das Wachstum der Industriestaaten des europäischen und
des amerikanischen Raumes deutlich über dem Wachs-
tum der Bundesrepublik Deutschland liegt. Daraus muss
man als vernünftiger Mensch doch schließen, dass wir
hausgemachte Probleme haben, die der Grund dafür
sind, dass der Arbeitsmarkt bei uns nicht so funktioniert,
wie er woanders funktioniert.

Herr Müntefering, Sie fahren zurzeit durchs Land und
besuchen Veranstaltungen – ich sehe ein, dass Sie es im
Moment nicht leicht haben –, bei denen Sie sagen: Seid
froh, dass die SPD an der Regierung ist; das, was wir
machen, ist schon schlimm, aber wenn die CDU dran
wäre, wäre es noch schlimmer.


(Lothar Mark [SPD]: Das ist zutreffend!)


Wenn wir Reformen im Land einleiten wollen, die auch
wir teilweise für richtig halten, müssen wir uns darüber
verständigen, ob es sinnvoll ist, zu sagen, wir würden et-
was Schlimmes tun. Wenn wir etwas Schlimmes tun,
dann sollten wir es lieber sein lassen. Wir müssen darü-
ber reden, dass wir das Richtige tun und dass dadurch
auch Perspektiven eröffnet werden.

Ich nenne ein Beispiel, bei dem deutlich wird, wie
zurzeit argumentiert wird.


(Franz Müntefering [SPD]: Können Sie mir mal ein Beispiel sagen, wo ich das jemals gesagt habe? Sie erzählen hier wieder Geschichten! Das stimmt doch überhaupt nicht! Sie bauen nur Pappkameraden auf! Das ist alles blanke Erfindung!)


– Man kann viele Fernsehkommentare sehen, in denen
Sie sich so darstellen. Das ist die Wahrheit.


(Franz Müntefering [SPD]: Sprechen Sie über Fernsehkommentare oder über mich? Sie erzählen hier nur Geschichten!)


Wenn Sie die Grenze für den Kündigungsschutz in
Kleinbetrieben von fünf auf zehn Mitarbeiter erhöhen,


(Franz Müntefering [SPD]: Jetzt reden Sie nicht vorbei: Wann habe ich das gesagt, wo habe ich das gesagt? – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Redet jetzt der eine oder der andere, Frau Präsidentin? – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Die Präsidentin sitzt oben und schaut nur!)


dann mag es Leute geben – in Ihrer Partei, in unserer
Partei, in der Gesellschaft –, die sagen, das sei schlimm.
Sie und Ihre Leute sagen, wenn jetzt die CDU/CSU an
der Regierung wäre, läge die Grenze nicht bei zehn, son-
dern bei 20 Beschäftigen; deshalb wäre das schlimmer.


(Franz Müntefering [SPD]: Das ist allerdings richtig!)


– Jetzt geben Sie mir ja selber Recht! – Wenn wir so ar-
gumentieren, dann stellt sich die Frage: Ist es in der jet-
zigen Situation nicht richtig, darüber zu diskutieren,

z
b
a
lo
d

h
E
o
m
s
r
e
R
W
f
w
b
s
e
r
A
u
in
b
s
p

b
w
r
s
B
g
d
w
d
B
g
b
m
s

W
r
n
d

a
W
R
S

D
f
s

(C (D war niemandem, der bereits in einem kleinen Betrieb eschäftigt ist, den Kündigungsschutz wegzunehmen, ber für neu Eingestellte den Kündigungsschutz zu ckern, um dafür zu sorgen, dass mehr eingestellt wer en? Ich glaube, wir müssen über die Chancen reden. Das eute geltende Arbeitsrecht ist doch etwas kompliziert. s gibt zwar bereits das Recht, befristet auf zwei Jahre hne weiter gehenden Kündigungsschutz einzustellen; an unterscheidet aber zwischen sachlichem und nicht achlichem Grund, was zu besonderen Situationen fühen kann wie der, dass jemand, der als Student einmal in inem Unternehmen gearbeitet hat, nach heutiger echtslage nicht mehr befristet eingestellt werden kann. ir sagen nun: Kann man nicht vielleicht eine Lösung inden, sodass der soziale Kündigungsschutz – also das, as über die Bestimmungen im Bürgerlichen Gesetzuch hinausgeht – erst nach drei Jahren gilt? Was ist chlimm daran, wenn, wie es in meiner Partei geschieht, ine solche Debatte geführt wird? Wir müssen sie fühen, wenn wir uns alle einig sind, dass wir nur über mehr rbeitsplätze wieder zu besseren Haushalten kommen nd im Übrigen nur auf diesem Weg auch die Situation den Sozialversicherungen verbessern können. Die De atte sollte geführt werden, ohne dass gesagt wird, das ei schlimm, das bedeute die Aufgabe von Sozialstaatsrinzipien, wir wollten die Leute schutzlos stellen. Ich bin auch fest davon überzeugt, dass die Frage der etrieblichen Bündnisse für Arbeit politisch gelöst erden muss. Das ist nicht schlimm. Die IGBCE mit ih em Vorsitzenden, Herrn Schmoldt, ist eine Gewerkchaft, die die Tarifbindung voll im Griff hat. In diesem ereich treten die Unternehmen kaum aus dem Arbeiteberverband aus und die Arbeitnehmer in diesem Inustriezweig haben eine sehr starke Bindung an ihre Geerkschaft. Das liegt daran, dass die Tarifverträge in ieser Branche erhebliche Spielräume für betriebliche ündnisse und Entscheidungen lassen, bis hin zu der Reelung, dass die Arbeitnehmer in besseren Zeiten an den esseren Ergebnissen beteiligt werden müssen, wenn an das vorher, in schlechteren Zeiten, zurückge chraubt hat. ir wissen auch, dass wir diese Regelungen in den Taifverträgen mancher anderer großer Wirtschaftsbereiche icht haben. Das sind genau die Wirtschaftsbereiche, in enen es eine Tarifflucht auf beiden Seiten gibt. Deswegen sage ich Folgendes – das ist wichtig, um uf Dauer einen besseren Haushalt hinzukriegen –: enn sich die betreffenden Gewerkschaften nicht in ichtung Schmoldt bewegen, dann müssen wir die pielräume auf gesetzlichem Wege schaffen. (Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mehr Staat, mehr Staat, mehr Staat!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


enn bei Mercedes und Siemens läuft es; das war auch
ür die Gewerkschaften nicht einfach. Aber beim Mittel-
tand – darüber können die Zeitungen nicht schreiben –






(A) )



(B) )


Karl-Josef Laumann

läuft es eben nicht. Da verlieren wir Arbeitsplätze bzw.
es gibt eine Abwanderung ins Ausland. Allein im letzten
Jahr sind 50 000 Arbeitsplätze davon betroffen gewesen.

Wir müssen die Reformdiskussion gemeinsam ange-
hen.


(Abg. Franz Müntefering [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


– Herr Müntefering, bevor ich Ihre Zwischenfrage zu-
lasse, noch Folgendes: Die beiden großen Volksparteien
– ein Teil unserer Wähler hat in etwa die gleichen In-
teressen – müssen eine gemeinsame Sprache finden und
deutlich sagen, worin die Chancen einer solchen Ent-
wicklung liegen. Ansonsten gewinnen nur diejenigen,
die uns beiden nicht lieb sein können:


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das sind nämlich die einen auf der ganz linken Seite und
die anderen auf der ganz rechten Seite. Deswegen halte
ich sehr viel davon, dass man diese Debatte erklärend
und nicht ideologisierend in den nächsten Wochen wei-
terführt.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512404300

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Müntefering? – Bitte.


Franz Müntefering (SPD):
Rede ID: ID1512404400

Herr Kollege Laumann, habe ich diese Passage Ihrer

Rede richtig verstanden: Sie sind erstens dafür, dass der
Kündigungsschutz deutlich reduziert wird, zweitens sind
Sie dafür, dass die Grundlagen der Tarifautonomie aus-
gehebelt werden, und drittens sagen Sie uns, dass das al-
les nicht schlimm ist?


(Widerspruch bei der CDU/CSU – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Ideologie hoch drei! Sie haben nicht zugehört!)



Karl-Josef Laumann (CDU):
Rede ID: ID1512404500

Verehrter Herr Kollege Müntefering, ich glaube, dass

Sie sich jetzt auf dem Weg zu den politischen Ritualen
befinden,


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Richtig!)


die weder Ihrer noch meiner Partei angesichts der
schwerwiegenden Veränderung der politischen Lage in
Ostdeutschland helfen. Lasst uns nur so weitermachen!


(Beifall bei der CDU/CSU – Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Sehr gut! Ganz große Klasse!)


Sie sind doch schon so lange im Deutschen Bundestag
und haben einen gesunden Menschenverstand. Sie hätten
sich diese Frage wirklich sparen können;


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war genau die richtige Frage!)


denn Sie haben sehr wohl genau verstanden, was ich ge-
meint habe.

S
S
d
e
E
U

U
v
n
h
b
d
d

d
b
U
r
k
m

d
a
b
l
f
s
r
G
F
m
s
g
u
n
d
i
s
i
H
v
g
r
b
t
z
e

h
c
ü

(C (D ie haben genickt, als ich die Tarifpolitik von Herrn chmoldt dargestellt habe. Ich habe gesagt, dass wir iese in anderen Bereichen nicht haben, was heute zu iner Tarifflucht führt. Gucken Sie sich doch einmal die ntwicklung bei den Arbeitgeberverbänden an! Es gibt nterabteilungen, die keine tarifliche Bindung haben. Ich glaube, dass ich mit meinen Feststellungen nicht nrecht habe. Das hat mit der Aushebelung von Tariferträgen – um Ihre Frage zu beantworten – überhaupt ichts zu tun. Wenn wir nämlich die Flexibilität nicht inkriegen, wird die Tarifautonomie dadurch ausgeheelt, dass Arbeitgeber aus den Arbeitgeberverbänden, ie die Tarifverträge abschließen, austreten. Das ist doch ie Wahrheit. (Beifall bei der CDU/CSU – Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Ganz große Klasse!)


(Zuruf von der SPD: Ja, was denn?)


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Absolut richtig!)


Ich glaube, dass wir durch die Flexibilisierung, von
er ich gesprochen habe, eher zu einer stärkeren Tarif-
indung in Deutschland kommen – das wollen auch die
nion und ich –, als wenn wir so wie in den letzten Jah-

en weitermachen und die Leute nur noch die Möglich-
eit in der Tarifflucht oder in der Verlagerung von Fir-
en und Arbeitsplätzen ins Ausland sehen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich möchte einen letzten Punkt ansprechen, der für
ie Debatte in den nächsten Monaten wichtig ist. Wir
lle in diesem Hause wissen doch, dass wir unseren Ar-
eitsmarkt nicht in Ordnung bekommen, wenn wir noch
ange dabei bleiben, die Kosten für den sozialen Bereich
ast ausschließlich über die Arbeit zu finanzieren. Sie tun
ich schwer mit der Debatte über die Bürgerversiche-
ung. Ich gebe zu, wir tun uns mit der Debatte über die
esundheitsprämie ebenfalls schwer, vor allem was die
rage der Kompensierung der Kosten angeht. Aber wir
üssen eine Lösung finden. Dass 26,4 Millionen Be-

chäftigte in dem Vehikel „sozialversicherungspflichti-
er Arbeitsplatz“ die Kosten für 20 Millionen Rentner
nd 4,5 Millionen Arbeitslose – das ist fast ein Verhält-
is von eins zu eins – nicht aufbringen können, das ist
och jedem klar. Ich denke, wir sollten diese Debatte un-
deologisch führen: Krankenversicherung und Pflegever-
icherung sind nun einmal die einzigen Bereiche – das
st das Ergebnis sowohl der Rürup- wie auch der
erzog-Kommission –, in denen man diese Trennung
on den Arbeitskosten hinbekommen kann. Es ist nicht
ut, zu sagen: Das machen wir in der nächsten Wahlpe-
iode. Dann sind längst wieder Hunderttausende von Ar-
eitsplätzen weg. Dies wird besonders die kleinen Leute
reffen, die die nicht so profitablen Arbeitsplätze beset-
en. Das sind nämlich diejenigen Arbeitsplätze, die zu-
rst wegfallen.

Deswegen würde ich mir sehr wünschen, dass wir uns
ier nicht gegenseitig den Vorwurf des Sozialabbaus ma-
hen, sondern folgende Debatte führen: Wie kann man
berhaupt zu mehr Arbeit kommen? Wenn wir hierfür






(A) )



(B) )


Karl-Josef Laumann

eine Lösung finden, wird die Veränderung der Arbeits-
welt, die ja schon in vollem Gange ist, von der Reform
der Sozialsysteme so begleitet werden können, dass sie
den Menschen nicht ganz so viel Angst macht, wie es
zurzeit leider der Fall ist.

Ich sage noch einmal: Wenn wir die beiden großen
Volksparteien erhalten wollen, dann sollten wir die Mon-
tagsdemonstrationen und die Ängste der Menschen ernst
nehmen und nichts selber unternehmen, um Ängste zu
schüren, nur um dem politischen Gegner kurzfristig zu
schaden.


(Joachim Poß [SPD]: Das sagen Sie mal Ihren Leuten! – Weitere Zurufe von der SPD)


Wir sollten zu Lösungen kommen, die das Land nach
vorne bringen.

Schönen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512404600

Das Wort hat die Kollegin Franziska Eichstädt-

Bohlig, Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Sehr geehrter Kollege Laumann, bei allem Verständnis
für Ihre Leidenschaft in dem Streit um den Kündigungs-
schutz: Ich glaube, es ist überzogen, zu meinen, dass aus
Eingriffen in den Kündigungsschutz so viel Wachstum
entsteht, dass wir unsere Haushaltskonsolidierungspro-
bleme lösen können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Von daher sollten wir diesen Streit an einer anderen
Stelle führen.

Ich möchte jetzt zum heutigen Tagesordnungspunkt
zurückkommen und als Erstes darauf hinweisen, dass ich
ein Stück weit enttäuscht bin, in welch hohem Maße die
Reden hier streitbefangen sind, obwohl wir alle im
Hause wissen, dass wir bei der Lösung der brennendsten
Probleme aufeinander angewiesen sind. Dies betrifft ins-
besondere die Sozialreformen, die weiter vor uns stehen
– von der Regelung zum Zahnersatz bis hin zur Bürger-
versicherung –, und vor allem die Haushaltskonsolidie-
rung. Insofern möchte ich in starkem Maße dafür wer-
ben, nicht mehr zu polarisieren und uns zu fragen: Was
können wir tun, um bei der Haushaltskonsolidierung vo-
ranzukommen?

Als Zweites muss ich sagen, dass es mich schon irri-
tiert hat, dass sich die Redner in dieser Woche relativ
wenig mit den Sorgen der Demonstranten und der von
Hartz IV Betroffenen ernsthaft auseinander gesetzt ha-
ben. Das heißt nicht, dass ich der Meinung bin, wir soll-
ten Hartz IV aufgeben oder ändern. Ich war aber er-
staunt, dass nur der Kanzler mit großer Klarheit und
Deutlichkeit gesagt hat, wie wichtig es ist, zu den Refor-
men der Agenda 2010 zu stehen und die Zusammen-

le
e
G
u
V

I
S
I
z

h
d
h
u
M
d
b
d

d
d
h
d
d
m
b
v


n
z

A
f
n
e

k
s
n

a
G
d
S
w
k
d
v

(C (D gung von Arbeitslosenund Sozialhilfe als zwingend rforderlichen Schritt anzuerkennen. Das sollte in der esellschaft vermittelt werden, anstatt sich zu drücken nd immer wieder so zu tun, als könne man sich vor der ermittlung dieser Aufgabe davonschleichen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


nsofern: Hut ab vor der Art und Weise, wie Gerhard
chröder in der Gesellschaft zu diesen Reformen steht!
ch denke, wir alle sind in der Pflicht, dies zu unterstüt-
en.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Verdi!)


Ich komme zum nächsten Punkt. Herr Laumann, Sie
aben eben dargestellt, ohne Wachstum kämen wir aus
er jetzigen Situation – das war auf das Thema Haus-
altskonsolidierung bezogen – nicht heraus. Ich möchte
mgekehrt mit großer Klarheit sagen – darauf hat auch
inister Eichel hingewiesen –: Die Haushaltskonsoli-
ierung ist die Voraussetzung für mehr Wachstum. Wir
rauchen wieder Handlungsfähigkeit auf Bundes-, Lan-
es- und kommunaler Ebene; das ist sehr wichtig.

Ich war erschrocken, wie wenig die Opposition auf
ieses Thema eingegangen ist. Ein bisschen muss ich
as korrigieren, was Minister Eichel vorhin ausgeführt
at. Frau Merkel hat – ich bin ihre Rede noch einmal
urchgegangen – nichts, aber auch gar nichts zum Schul-
enabbau gesagt. Sie hat aber an sehr vielen Stellen
ehr Geld für den Haushalt gefordert, also nicht nur das

erühmte 100-Millionen-Paket, von dem keiner weiß,
on welchem Himmel es fallen soll.


(Zurufe von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD: Milliarden!)


Richtig, es waren Milliarden. Ich kann mich einfach
icht in die Geldwünsche der CDU/CSU hineinverset-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


ber sie hat eben auch mehr Geld für Verteidigung und
ür Verkehr sowie für Lohnkostenzuschüsse, von denen
iemand weiß, wie sie finanziert werden sollen, und für
ine Reihe weiterer Punkte gefordert.

Herr Westerwelle hat keinen Satz zur Haushalts-
onsolidierung gesagt; das fand ich erstaunlich. Stattdes-
en will er die Mittel aus dem Subventionsabbau für
eue Steuergeschenke verwenden.

Frau Lötzsch, von der PDS erwarten wir es gar nicht
nders. Bei Ihnen macht man sich ja überhaupt keine
edanken darüber, wie die deutschen Haushaltsnöte in
en Griff bekommen werden sollen. Vielmehr machen
ie in der Gesellschaft Versprechungen, von denen Sie
issen, dass niemand sie halten kann. Auch die PDS
önnte sie nicht halten und kann sie heute in den Län-
ern schon nicht halten, wo sie mit in der Regierungs-
erantwortung steht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512404700

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Koppelin?


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich gestatte eine Zwischenfrage des Kollegen
Koppelin.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1512404800

Vielen Dank. – Nachdem Sie so viele Politiker der

Opposition aufgezählt und dargestellt haben, was sie an-
geblich alles gesagt haben, frage ich Sie, ob ich noch er-
warten kann, dass Sie in Ihrer Rede auf den bekannten
Nationalökonomen Joschka Fischer, der im Nebenberuf
Außenminister ist, zurückkommen? Er hat ja in einem
Interview des „Spiegel“ Bedeutendes zu diesem Bundes-
haushalt gesagt, als er darauf hinwies, das Sparen müsse
nun ein Ende haben.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das ist zu kurz gegriffen. Ich weiß, dass der Kollege
Joschka Fischer für sein Ressort und für bestimmte au-
ßenpolitische Aufgaben mehr Geld braucht. Umso wich-
tiger ist es aber – in diesem Punkt bin ich mir mit dem
Kollegen Joschka Fischer einig –, dass wir in diesen
Haushaltsberatungen Schritte verabreden, die geeignet
sind, die Handlungsfähigkeit unseres Bundesetats wieder
herzustellen, damit wir unter anderem für außenpoliti-
sche Verpflichtungen, beispielsweise für die auswärtige
Kulturpolitik, Geld haben. Insofern, Herr Koppelin, be-
finde ich mich mit Joschka Fischer absolut auf einer
Linie.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Hans Michelbach [CDU/ CSU]: Herumgeeiere!)


Ich muss gestehen, dass ich nach den Streitereien die-
ser Woche den Wunsch habe, dass wir die Schulden-
standsuhr des Bundes der Steuerzahler, die man im In-
ternet aufrufen kann, auch hier in diesem Saal aufstellen,
damit wir sie regelmäßig sehen. Zu Beginn dieser De-
batte betrug unser Schuldenstand 1,385 Billionen Euro,
worin noch nicht einmal die Verpflichtungen aller
Ebenen, also von Bund, Ländern und Gemeinden, in Be-
zug auf die Beamtenversorgung eingerechnet sind. Der
Schuldenzuwachs betrug in der Zeit, in der wir hier de-
battieren, 2 534 Euro pro Sekunde. Von daher ist es
höchste Zeit, dass wir uns darüber Gedanken machen,
wie wir von diesen Schulden herunterkommen.

Ich möchte einen Vorschlag, der von Ihrer Seite ge-
macht wurde, aber überhaupt nicht weiter verfolgt
wurde, aufgreifen. Herr Wulff, der Ministerpräsident von
Niedersachsen,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf von der CDU/CSU: Guter Mann!)


h
Z
ß
L
m
d
R
M
s
b

s
w
s
m
h


d


s

e
v
b
m
f
a
D
e
e
H

H
L
d
u
K
k
w
s
H
h
8
k
h

t
B
m
u
z
H

(C (D at sich am 26. Juli in einem Interview der „Berliner eitung“ nicht nur zum Thema Kündigungsschutz geäuert, sondern auch vorgeschlagen, dass sich Bund und änder gemeinsam um einen Entschuldungsplan kümern sollten. Ich bedaure sehr, dass dieser Vorschlag we er von ihm selbst noch von irgendjemandem aus Ihren eihen aufgegriffen worden ist. Stattdessen arbeitet inisterpräsident Wulff ganz lässig bis 2007 mit verfas ungswidrigen Haushalten. Insofern spielt er hier ein isschen mit gezinkten Karten. Ich greife aber seine Idee auf, einen nationalen Entchuldungsplan zu vereinbaren und umzusetzen, weil ir in diesen Zeiten so sehr aufeinander angewiesen ind, und werbe hier aktiv dafür, dass wir uns im Rahen dieser Haushaltsberatungen diesem Thema ernst aft widmen. (Beifall des Abg. Eckart von Klaeden [CDU/ CSU])


Ich danke, dass es immerhin einen gibt, der vonseiten
er CDU/CSU an dieser Stelle klatscht.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU – JochenKonrad Fromme [CDU/CSU]: Was machen denn Ihre Leute? – Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Danke, dass Sie für den Applaus meiner Fraktion ge-
orgt haben.

Herr Minister Eichel hat vorhin ganz klar gesagt, dass
s von unserer Seite dazu Vorschläge gibt. Er hat erneut
orgetragen, dass wir Vorschläge zum Subventionsab-
au in einer Größenordnung von 17 Milliarden Euro ge-
acht haben, von denen Sie im letzten Vermittlungsver-

ahren nur 2,4 Milliarden Euro mitgetragen haben. Mehr
ls 14 Milliarden Euro sind also noch auf der Pflichtliste.
ies ist aber – daran möchte ich alle erinnern – nicht nur

in Thema der Haushaltskonsolidierung, sondern auch
ine Frage der Gerechtigkeit gegenüber den von
artz IV Betroffenen.

Das eigentliche Problem von Hartz IV ist gar nicht
artz IV, sondern die Frage der Gerechtigkeit bei der
astenverteilung. Das Problem der Schieflage zwischen
em Sparbeitrag, den wir den Arbeitslosen abverlangen,
nd den Beiträgen, die wir zurzeit noch nicht anderen
reisen der Gesellschaft, insbesondere denen, die Ein-
ommen, Arbeit und Besitz haben, abverlangen, müssen
ir gemeinsam lösen. Ich sage ganz klar: Es kann nicht

ein, dass wir auf der einen Seite Kürzungen durch
artz IV vornehmen, auf der anderen Seite aber Haus-
alten, die über ein Jahreseinkommen in Höhe von
0 000 Euro verfügen, die Eigenheimzulage belassen. Es
ann nicht sein, dass wir das Dienstwagenprivileg beibe-
alten, während wir den anderen Hartz IV zumuten.

Es gibt eine Reihe von Themen – Flugbenzinsubven-
ionen, Entfernungspauschale, Pensionsansprüche von
eamten und Politikern und vieles mehr –, die nicht nur
it Blick auf die Haushaltskonsolidierung, sondern auch

nter dem Aspekt der Gerechtigkeit gegenüber den Kür-
ungen, die wir mit Hartz IV vollzogen haben, hier im
aus auf der Tagesordnung stehen. Ich bin daher der






(A) )



(B) )


Franziska Eichstädt-Bohlig

Meinung, dass wir dieses Thema noch in diesem Herbst
angehen und endlich Nägel mit Köpfen machen sollten.
Ich fordere Sie alle hier in diesem Haus auf, aktiv mitzu-
machen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Einen Punkt möchte ich dazu ansprechen: Von zwei
Seiten dieses Hauses, von der FDP und von der CDU/
CSU – hier besonders vom Kollegen Merz, während die
Kollegin Merkel erstaunlicherweise dazu in ihrer dies-
jährigen Rede anlässlich des Haushalts geschwiegen
hat –, wird eine Illusion aufrecht erhalten. Es handelt
sich dabei um die These, dass ab 2006 weitere nennens-
werte Steuersenkungen möglich sind, für deren Gegen-
rechnung man das ganze Paket der Subventionen heran-
ziehen müsste. Sie machen damit der Bevölkerung
unrealistische Versprechungen, die niemand, auch Sie
nicht, in Zukunft halten kann.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben Steuersenkungen vorgenommen und wer-
den die letzte Stufe 2005 durchführen. Ich stehe zu die-
ser Stufe, weil ich es für richtig halte, die Faktoren Wirt-
schaft und Arbeit von Steuern zu entlasten. Die von uns
vorgenommenen Entlastungen können wir gegenüber je-
dem Arbeitslosen und jedem Demonstranten vertreten.
Wir können aber keine weiteren Steuersenkungsverspre-
chungen machen. Die frei werdenden Mittel aus dem
Subventionsabbau, den wir leisten müssen, brauchen wir
zur Haushaltskonsolidierung und können wir nicht mit
weiteren Steuersenkungen verrechnen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Das muss der Gesellschaft vermittelt werden. Von daher
möchte ich die Opposition eindringlich auffordern, mit
diesen falschen Versprechungen, die niemand halten
kann, Schluss zu machen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir sind ein Land mit einer sehr anspruchsvollen In-
frastruktur und hohen Sozialleistungen. Wir wollen die
Infrastruktur erhalten, pflegen und weiterentwickeln und
wir wollen die sozialen Leistungen auch unter den Be-
dingungen einer globalen Wirtschaftskonkurrenz, die
sehr hart ist und viele Maßnahmen fordert, aufrechter-
halten. Wir wollen – ob es alle wollen, ist eine Frage des
politischen Streits – den sozialen Aspekt der sozialen
Marktwirtschaft erhalten. Wir können daher nicht ver-
sprechen, ein Niedrigsteuerland wie manch anderes
Land zu werden. Sie sollten solche Versprechungen nicht
mehr machen und stattdessen zur Tagesordnung, zur
Konsolidierung des Haushalts, die wir hier und heute zu
leisten haben, zurückkommen.

Ich komme zum Schluss. Zunächst meine Aufforde-
rung an alle Seiten, die dabei mitgemacht haben:
Hartz IV muss offensiv verteidigt werden, niemand darf
sich davonstehlen. Darüber hinaus müssen wir die Haus-
halte mutig sanieren; denn dann werden die öffentlichen
Hände – nicht nur der Bund, sondern auch die Länder
und Kommunen – wieder handlungsfähig und können

i
u
a
t
n
d
s

s
H

P

H
u
h
z

F
W
a
d
v

l
J
d
k
D
r

s
r
s
h
l
u
a

n
r
e

(C (D hrerseits investieren. Das ist ein wesentlicher Faktor, m die Wirtschaft zu stabilisieren. Man kann nicht nur uf das Wachstum warten, sondern muss durch Subvenionsabbau selber aktiv dazu beitragen. Das halte ich für ötig. In diesem Sinne werbe ich dafür, allmählich mit em Streiten aufzuhören und endlich gemeinsam an dieer nicht ganz einfachen Aufgabe zu arbeiten. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512404900

Frau Kollegin, zu Ihrem heutigen Geburtstag wün-

che ich Ihnen persönlich und im Namen des ganzen
auses alles Gute. Herzlichen Glückwunsch!


(Beifall)


Das Wort hat der Kollege Professor Dr. Andreas
inkwart, FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Prof. Dr. Andreas Pinkwart (FDP):
Rede ID: ID1512405000

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Zu Beginn seiner Amtszeit hat Herr Eichel, der
ns aus gutem Grund schon hat verlassen müssen – er
at das dargelegt –, seinen Kurs wie folgt bestimmt – ich
itiere –:

Sparen ist … kein Selbstzweck, Sparen ist Mittel
zum Zweck, nämlich zur Schaffung von Arbeits-
plätzen für nachhaltiges Wachstum.

Diese Aussage ist nach wie vor richtig und die FDP-
raktion teilt diese Auffassung auch nach wie vor. In
ahrheit ist es aber doch so, dass sich Rot-Grün und

uch der Bundesfinanzminister – das hat die Debatte in
ieser Woche wieder gezeigt – von diesem Kurs längst
erabschiedet haben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Statt die Neuverschuldung des Bundes „close to ba-
ance“, also gegen null, zu fahren, steuern Sie in diesem
ahr trotz eines Wachstums von fast 2 Prozent, auf das
er Bundeswirtschaftsminister so stolz ist, auf eine Re-
ordneuverschuldung von über 40 Milliarden Euro zu.
as ist in Wahrheit die finanzielle Bilanz Ihrer sechsjäh-

igen Regierungsarbeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Nachdem Herr Eichel die Kasse nicht mehr gestaltet,
ondern nur noch verwaltet, sind seine Haushaltspläne
einste Makulatur. In den letzten drei Jahren lag die tat-
ächliche Neuverschuldung im Mittel um 70 Prozent hö-
er als im jeweiligen Haushaltsentwurf. Damit waren die
etzten beiden Haushalte im Vollzug verfassungswidrig,
nd nach allem, was wir wissen, trifft das auch auf den
ktuellen Haushalt zu.


(Beifall bei der FDP)


Rechnet man allein die mit über 15 Milliarden Euro
icht realisierten und völlig überzogenen Privatisie-
ungserlöse hinzu, so klafft im Haushalt 2005 bereits
ine Lücke von über 37 Milliarden Euro. Ich sage Ihnen






(A) )



(B) )


Dr. Andreas Pinkwart

voraus: Im Ergebnis wird auch der Haushalt 2005, den
wir hier zu beraten haben, eine um 70 Prozent höhere
Neuverschuldung aufweisen.


(Beifall bei der FDP)


Damit ist der Bundesfinanzminister in einem Punkt
berechenbar geworden: Wer auf die in seinem Haushalts-
entwurf prognostizierte Neuverschuldung 70 Prozent
draufrechnet, der liegt richtig.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Das tun Sie doch nur – das sollten Sie aber den Bürge-
rinnen und Bürgern ehrlich sagen –, damit Sie sich bei
der Einbringung des Haushaltes an den Vorgaben des
Grundgesetzes vorbeimogeln können. Das ist der eigent-
liche Grund. Sie wollen davon ablenken, dass sich
Deutschland unter Ihrer Verantwortung Schritt für
Schritt in die Schuldenfalle begibt.

Dieser Einschätzung wird von Herrn Eichel in Inter-
views auch noch nicht einmal ernsthaft widersprochen.
Im „Focus“ vom Montag sagte er – ich zitiere –:

Die Schulden wachsen schneller als das Brutto-
inlandsprodukt. Das kann doch so nicht weiterge-
hen.

Das ist richtig. Das kann so nicht weitergehen. Aber mit
dem vorgelegten Haushalt und der mittelfristigen
Finanzplanung setzen Sie diesen unverantwortlichen
Kurs fort.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Für die FDP-Fraktion erkläre ich deshalb hier, wel-
chen Weg wir uns vorstellen, um aus dieser Misere he-
rauszufinden. Wir wollen dazu in den weiteren Beratun-
gen – wir haben das auch in den letzten Tagen durch
unsere Redner zum Ausdruck gebracht – konkrete und
seriöse Einsparvorschläge für die einzelnen Etats vorle-
gen. Wir werden erneut ein Volumen in einer Größen-
ordnung von 2 bis 2,5 Milliarden Euro anstreben. Wir
werden zudem erneut für den von Günter Rexrodt und
mir vor einigen Monaten eingebrachten Vorschlag wer-
ben, durch eine Änderung des Haushaltsgrundsätzege-
setzes Subventionen zu begrenzen, degressiv zu gestal-
ten und zukünftig wenn überhaupt, dann nur als
Finanzhilfen zu gewähren. Damit könnten wir das struk-
turelle Haushaltsdefizit an einer zentralen Wurzel pa-
cken und einen nachhaltigen Beitrag zur Haushaltskon-
solidierung leisten.

Das Fummeln am Gürtel des jeweils anderen, wie Sie
es jetzt erneut mit der Eigenheimzulage versuchen, führt
uns hier nicht weiter. Das löst keine Probleme, es vertagt
sie nur.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Gesamtverschuldung der öffentlichen Haushalte
bekommen wir aber nur in den Griff, wenn wir die struk-
turellen Probleme unseres Landes lösen. Zentrales Ziel
muss es sein, die wirtschaftliche Dynamik unseres Lan-
des nachhaltig zu erhöhen.

G
t
w

W

H
d
d
i
i
ü
d
F
l
t
d
n
v
E
m
b

P
a
i
s
e
L
A
d
A
S
o

f
c
m
b
W


v
u
w
d
g

is
P
w

(C (D Dies wird aber nur gelingen, wenn die Politik zu ihrer rundsatztreue zu den vier von Ludwig Erhard verfolg en konstituierenden Grundprinzipien sozialer Marktirtschaft zurückfindet. Das erste Prinzip lautet: Vorrang für die Stabilität der ährung. Das gilt heute auch für den Euro. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


err Eichel hat heute Morgen hier gesagt, dass man in
iesem Jahr Flexibilisierungen vornehmen müsse, um
ie Schulden, wenn die Stagnationsphase überwunden
st – eigentlich wähnt sich die Regierung ja schon heute
n der Wachstumsphase – , in Zukunft durch Haushalts-
berschüsse zurückführen zu können. Aber man muss
och nur einmal einen Blick in Ihre mittelfristige
inanzplanung werfen, die Sie uns hier auf den Tisch ge-

egt haben. Darin erkennen wir, dass bei einer Wachs-
umsannahme von jeweils 2 Prozent pro Jahr bis 2008 in
en nächsten Jahren keine Haushaltsüberschüsse von Ih-
en geplant werden, sondern dass Sie eine weitere Neu-
erschuldung von insgesamt annähernd 100 Milliarden
uro planen. Das ist die Wahrheit, die wir festhalten
üssen. Insofern hat der Finanzminister am Thema vor-

eigesprochen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der zweite Punkt ist das entschlossene Eintreten für
rivateigentum, für weniger Staat und mehr Eigenver-
ntwortung, damit den Bürgern mehr von den Früchten
hrer Arbeit bleibt. Darum geht es, wenn wir hier Vor-
chläge machen, wie die Lohnnebenkosten und die Steu-
rn gesenkt werden können. Wir können es den jungen
euten nicht zumuten, dass ihnen, wenn sie nach ihrer
usbildung arbeiten gehen, über 60 Prozent des Ver-
ienten abgezogen werden. Dadurch schaffen Sie keine
nreize für Arbeit und Investitionen. Damit frustrieren
ie die Menschen und treiben sie in die Schwarzarbeit
der ins Ausland.

Das dritte Grundprinzip ist die Sicherstellung eines
unktionsfähigen Wettbewerbs, und zwar in allen Berei-
hen, auch auf dem Arbeitsmarkt. In diesem Bereich
üssen wir, was zum Beispiel das Tarif- und das Ar-

eitsrecht betrifft, ebenfalls die Voraussetzungen für
ettbewerb schaffen.

Das vierte Prinzip unserer sozialen Marktwirtschaft
genau dies ist das Prinzip, gegen das Sie so nachhaltig

erstoßen – ist die Rückkehr zur Langfristorientierung
nd zur Verlässlichkeit der Politik. Denn nur dadurch
ird das Vertrauen geschaffen, das notwendig ist, damit
ie Menschen Arbeit aufnehmen und damit Investitionen
etätigt werden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Um mehr Wachstum und Beschäftigung zu schaffen,
t es die Aufgabe der Politik, auf der Grundlage dieser
rinzipien Ludwig Erhards die notwendigen gesamt-
irtschaftlichen Rahmenbedingungen für die drei






(A) )



(B) )


Dr. Andreas Pinkwart

Wachstumsfaktoren Arbeit, Investitionen und techni-
scher Fortschritt zu schaffen.

Die gegenwärtigen Demonstrationen und die Diskus-
sionen in der Öffentlichkeit zeigen: Wir müssen nicht
nur die Transfers zielgenauer durchführen und mehr An-
reize zur Aufnahme von Arbeit schaffen, sondern wir
müssen in diesem Land auch wieder mehr wettbewerbs-
fähige, legale Arbeitsplätze schaffen. Das ist der Schlüs-
sel zum Wachstum von morgen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wer Arbeit schaffen will, braucht bessere Vorausset-
zungen für Investitionen. Hierzu muss man der Bundes-
regierung, wenn sie mehr Wachstum befördern will,
doch einmal Folgendes sagen: Wer Investoren, wie es
Herr Bütikofer in den letzten Tagen wieder getan hat,
statt ihnen Mut zu machen und Möglichkeiten aufzuzei-
gen, wie sie an diesem Standort eine positive Entwick-
lung nehmen können, sofort mit der Androhung neuer
Steuererhöhungen entgegentritt, der hilft nicht dabei,
dass Wachstum entsteht, sondern er zerstört die Grund-
lage für Wachstum und Beschäftigung in diesem Land.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es muss uns gelingen, die steuerlichen Rahmenbedin-
gungen so zu setzen, dass Investitionen in diesem Land
wieder nachhaltig an Fahrt aufnehmen. Dafür brauchen
wir in Deutschland ein Steuerrecht, wie es Hermann
Otto Solms für die FDP-Fraktion in den Deutschen Bun-
destag eingebracht hat: ein einfaches Steuerrecht mit
niedrigen Steuersätzen, das im Ergebnis gerecht ist. Es
ist doch interessant: Alle wirtschaftswissenschaftlichen
Forschungsinstitute, alle Wirtschaftswissenschaftler,
auch alle, die im Ausland mit solchen Konzepten gear-
beitet haben, sagen: Das ist der Schlüssel, um in
Deutschland aus der schwierigen Situation herauszu-
kommen. Ein entsprechender Gesetzentwurf liegt im
Deutschen Bundestag vor. Meine Damen und Herren,
wenn Sie es ernst meinten mit der Schaffung von Ar-
beitsplätzen, wenn Sie es ernst meinten mit der Konsoli-
dierung Ihres Haushaltes, müssten Sie diesen Gesetzent-
wurf schnell auf die Tagesordnung setzen und
mitarbeiten, dass er noch in dieser Legislaturperiode um-
gesetzt werden kann. Das wäre ein Impuls für dieses
Land, nicht diese Rumeierei, die Sie die ganze Zeit über
zelebrieren.

Ich danke Ihnen.


(Anhaltender Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512405100

Das Wort hat die Kollegin Gerda Hasselfeldt, CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1512405200

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der Ver-

lauf der Debatte in den letzten Tagen hat deutlich ge-
zeigt: Der Zustand des Landes wird immer kritischer.

D
i
R
t
z

G
H
K
b
b
i

d
n
w
g
s
M
s

d
1
n
e
J
d
n
l
w

D
b
b

g
w
L

D
g
L
w
a
d

d
g
t

(C (D (Dr. Elke Leonhard [SPD]: Ach du lieber Himmel!)


ie Sorgen der Menschen um ihren Arbeitsplatz, um
hre Existenz, um ihre soziale Sicherung nehmen zu. Zu
echt erwarten die Menschen von denen, die in der Poli-

ik Verantwortung tragen, sichtbare und spürbare Signale
ur Verbesserung der Situation.


(Petra-Evelyne Merkel [SPD]: Das gilt auch für Sie!)


enau diesen Erwartungen wird weder der vorliegende
aushaltsentwurf noch das, was die Regierung und die
oalitionsfraktionskollegen in dieser Woche gesagt ha-
en, gerecht. Nichts ist erkennbar an spürbaren, an sicht-
aren Signalen, dass sich die Situation für die Menschen
m Land tatsächlich verbessert.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Im Gegenteil: Wenn man es sich genau anschaut, ist
er vorliegende Haushaltsentwurf wie in den vergange-
en Jahren auch in diesem Jahr ein Flickwerk. Immer
ieder wird an verschiedenen Stellen versucht, selbst
emachte Haushaltslöcher zu stopfen, und auch in die-
em Jahr wieder ist der Haushaltsentwurf mit einer
enge von Risiken verbunden. Eigentlich müsste man

ich als Finanzminister genieren, so etwas vorzulegen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich nenne Ihnen einige Beispiele, um dies zu begrün-
en: Es sind Privatisierungserlöse von etwa
5 Milliarden Euro enthalten – jeder weiß, dass das so
icht zu erreichen ist. Da ist ein Bundesbankgewinn von
twa 3,5 Milliarden Euro eingestellt – im vergangenen
ahr sind 248 Millionen Euro erzielt worden. Nun soll
ie Eigenheimzulage abgeschafft werden, eine Maß-
ahme, die überhaupt noch nicht beschlossen ist und al-
er Voraussicht nach auch nicht beschlossen werden
ird.


(Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ihr könnt da endlich Vernunft zeigen!)


ie Einsparungen daraus sind aber schon im Haushalt
erücksichtigt. Andererseits sind Ausgaben, die schon
eschlossen sind, nämlich für Hartz IV, nicht enthalten.

Meine Damen und Herren, ein Haushalt mit solch
roßen Risiken und bewusst falschen Angaben ist so et-
as von unseriös, dass man ihn den Leuten in diesem
and einfach nicht zumuten kann.


(Beifall bei der CDU/CSU)


azu kommt, dass die Wachstumserwartungen, die zu-
runde gelegt sind, auch in diesem Jahr wieder aus der
uft gegriffen sind. Erst gestern hat das Institut für Welt-
irtschaft in Kiel die Wachstumserwartungen reduziert:

uf 1,2 Prozent. Auch dies gehört zur Wahrheit, die man
en Menschen nicht vorenthalten darf.

Aus all diesen Gründen ist dieser Entwurf nur auf
em Papier verfassungsgemäß. Trotz dieser Luftbuchun-
en werden die Maastricht-Kriterien wieder nicht erfüllt,
rotz dieser Schönfärberei haben wir eine Überschul-






(A) )



(B) )


Gerda Hasselfeldt

dung, die die Stabilität der Währung gefährdet. Meine
Damen und Herren, und dann spricht der Finanzminister
von dem „sechsten Konsolidierungshaushalt in Folge“,
den er vorlegt!


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Von Konsolidierung kann da wirklich überhaupt nicht
die Rede sein, schon mit der Überschrift wird die Bevöl-
kerung angelogen. Dann braucht man sich auch nicht zu
wundern, dass das Vertrauen der Bürgerinnen und Bür-
ger in die Politik schwindet. Sie merken nämlich, dass
sie von denen, die hier politische Verantwortung tragen,
wieder einmal angelogen werden.

Wenn der Bundeskanzler in einem Meister ist, dann
ist er es im Formulieren. Ich zitiere einen Satz aus seiner
Regierungserklärung vom November 1998:

Das Mindeste, was die Bürgerinnen und Bürger von
uns verlangen können, ist der Wille zur Aufrichtig-
keit, zur Beschreibung der Wirklichkeit.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Da hat der Kanzler Recht!)


Wenn er sich doch wenigstens an diesem ihm selbst ge-
setzten Mindestanspruch messen lassen würde,


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Andreas Pinkwart [FDP])


dann müsste er sich heute hier hinstellen und sagen:
Leute, ich habe sechs Jahre lang Verantwortung in die-
sem Land gehabt. Der Zustand des Landes ist nach sechs
Jahren schlechter als vorher, den Menschen geht es
schlechter also vorher, und die Arbeitslosigkeit ist nicht
gesunken, wie ich es versprochen habe, sondern gestie-
gen.


(Lothar Mark [SPD]: Sie reden über ein anderes Land!)


Deshalb gestehe ich meine Schuld ein und gebe die Ver-
antwortung an andere. – Das würde er tun, wenn er auf-
richtig und ehrlich wäre.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Andreas Pinkwart [FDP])


Nun will ich nicht bestreiten, dass die Situation
schwierig ist. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es die
demographische Entwicklung und die Globalisierung
mit den sich daraus ergebenen Problemen nicht erst seit
gestern gibt; sie gibt es schon länger. Zur Wahrheit ge-
hört auch, dass in diesen sechs Jahren der Verantwortung
von Rot-Grün nichts getan wurde, um die Situation zu
verbessern. Es wurde aber vieles getan, um die Situation
zu verschärfen und zu verschlechtern.

Ich nenne nur einige Beispiele: 1997 haben Sie un-
sere Steuerreform, die schon beschlossen war, im Bun-
desrat blockiert. Heute wird ja auch zugegeben, dass dies
nur aus wahltaktischen Gründen geschehen ist. 1998/
1999 haben Sie die von uns vorgenommenen Sozial- und
Arbeitsrechtsreformen zurückgenommen. Im Laufe der
letzten sechs Jahre haben Sie das Steuersystem nicht ein-
facher, sondern komplizierter gemacht. Sie haben die
Sozialversicherung nicht grundlegend und wegweisend

r
v

s
r
z
s
K
g
w

b
A
m
D
a

d
a
i
s
t
e

u
M
d

b
t
S
m
s
h
w
e
d

D
s
L
g
t
t
i

(C (D eformiert, sondern nur entsprechende Überschriften eröffentlicht. Denken Sie an die Riester-Rente, die Sie Jahrhundertreform“ genannt haben, um ein halbes Jahr päter zugeben zu müssen, dass dies keine Jahrhunderteform war. Schließlich haben Sie die Kommunen nicht uletzt dadurch ausbluten lassen, dass Sie die Gewerbeteuerumlage erhöht haben. Dadurch haben Sie den ommunen jahrelang mehr Geld abgenommen, als es eientlich notwendig und als es gerechtfertigt gewesen äre. (Carsten Schneider [SPD]: Ihre Länder haben der Steuerreform zugestimmt!)


Bei einer solchen Politik brauchen Sie sich nicht darü-
er zu wundern, dass die Einnahmen zurückgehen, die
usgaben steigen und dadurch die Haushaltsdefizite im-
er größer werden. Das ist das Ergebnis Ihrer Politik.
as ist nicht gottgegeben, sondern das haben Sie zu ver-

ntworten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Andreas Pinkwart [FDP])


Das Schlimme daran ist, dass die Folgen nicht nur auf
em Papier stehen, dass es also nicht nur Auswirkungen
uf die Zahlen des Haushaltes gibt. Das Schlimme daran
st, dass die Menschen betroffen sind. Den jungen Men-
chen werden durch die hohe Verschuldung die Perspek-
iven für die Zukunft kaputtgemacht, den Älteren wird
in Teil des Lohnes ihrer Arbeit genommen


(Lothar Mark [SPD]: Das, was Sie da erzählen, stimmt doch nicht!)


nd viele – auch qualifizierte und leistungsbereite –
enschen sind von Arbeitslosigkeit betroffen oder be-

roht. Das ist das Schlimme an dieser Politik.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: So ist es!)


Es ist mit Sicherheit der falsche Weg, zu glauben, dies
ei Haushaltsberatungen durch einseitige Kürzungen un-
er dem Stichwort „Konsolidierung“ oder durch das
topfen des einen Lochs heute und des anderen Lochs
orgen ändern zu können. Wir haben das bei der Tabak-
teuer erlebt. Durch die massive Erhöhung dieser Steuer
aben Sie versucht, ein Loch zu stopfen. Das Ergebnis
ar, dass sich die Menschen so verhalten haben, wie sie

s getan haben, nämlich ganz normal. Wir hatten Ihnen
as vorher auch gesagt.


(Lothar Mark [SPD]: Begrüßen Sie es nicht, das weniger geraucht wird?)


as Volumen des Steueraufkommens reicht also nicht,
odass Sie sich etwas anderes suchen müssen, um das
och zu stopfen. Sie sind eben nicht bereit, grundle-
ende Entscheidungen zu treffen, grundlegende Struk-
urreformen durchzuführen und eine grundlegende Poli-
ik für Wachstum und Beschäftigung zu gestalten. Das
st der wesentliche Punkt, den wir kritisieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Die Löcher wurden herausgeschnitten!)







(A) )



(B) )


Gerda Hasselfeldt

– Darauf komme ich noch zurück.

Es ist in dieser Zeit auch falsch, die Menschen durch
ständige Diskussionen über die Erbschaftsteuer, die Ver-
mögensteuer und anderes weiter zu verunsichern. Das,
was die Menschen brauchen, ist – Herr Professor
Pinkwart hat es angesprochen – Verlässlichkeit. Sie hin-
gegen machen es einmal so und einmal so. Man darf die
Menschen auch nicht bei der Höhe von Einnahmen belü-
gen.

Ich kann mich noch sehr gut an ein Beispiel erinnern
– das ist noch gar nicht so lange her – : Es geht um die so
genannte Brücke zur Steuerehrlichkeit. Sie haben vo-
rausgesagt, dass mit dieser Maßnahme 5 Milliarden Euro
mehr Steuereinnahmen erreicht werden. Die Finanz-
minister der Länder haben schon große Augen bekom-
men und sich auf diese Einnahmen gefreut. Wir haben
schon damals gesagt: Macht euch nichts vor, so viel wird
es nicht. Diese Einnahmeprognose ist von den Steuer-
schätzern auf 1,5 Milliarden Euro korrigiert worden.
Nach In-Kraft-Treten sind im ersten Halbjahr dieses Jah-
res etwa 220 Millionen Euro eingegangen. Daran sieht
man wieder, dass die Leute belogen werden. Voraussa-
gen, die einfach nicht stimmen, werden in die Welt ge-
setzt.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Falsch ist auch, bei den Investitionen und den Maß-
nahmen, die Wachstum stimulierend sind, zu kürzen,
aber ökologische Spielwiesen beizubehalten. Vollkom-
men unsinnig und unnütz war auch der BND-Umzug
von München nach Berlin. Ein anderes Beispiel sind die
Unsummen von Geldern, die für Ich-AGs, Jobfloater
und Ähnliches ausgegeben wurden. Notwendig wäre
eine Politik, die bei wirklich jeder Entscheidung prüft:
Bringt sie uns Arbeitsplätze? Bringt sie uns Zukunfts-
chancen? Belässt sie die Arbeitsplätze im Land?

Ich will einige Punkte ansprechen, die hier eine Rolle
spielen. Wie verhalten wir uns zu Innovation und For-
schung? Es reicht eben nicht, wenn der Bundeskanzler
das Jahr 2004 zum Jahr der Innovation erklärt. Es reicht
auch nicht, wenn der Wirtschaftsminister die Gen-
technik insgesamt fördern will. Ausschlaggebend ist
das, was tatsächlich an Politik gemacht wird. Gemacht
wird unter der Federführung der Landwirtschafts- und
Verbraucherschutzministerin ein Gesetz zur Gentechnik,
das die Gentechnik, die Forschung und den Anbau in
diesem Bereich aus dem Lande verdrängt. Forschung
findet in diesem Bereich nicht mehr in Deutschland, son-
dern in anderen Ländern statt und hoch qualifiziertes
Personal in diesem Bereich geht aus Deutschland weg.
Das ist das Ergebnis Ihrer Politik.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Eine Binsenweisheit ist auch, dass Investitionen ge-
stärkt werden müssen. Der Investitionsanteil im Bun-
deshaushalt geht Jahr für Jahr zurück und liegt mittler-
weile bei 8,8 Prozent. Sie haben gesagt, dass die
Kommunen investieren sollen, weil Sie nicht investieren
können. Sie schreiben den Kommunen nun auch noch
vor, was sie zusätzlich machen sollen, beispielsweise bei

d
F
b
S
d
n
s
e
ß

a
E
ä
p
d
s
s
I
E
s
g
ti
e
li

H

s
M
h
s
i
v
R
d

H
g

(C (D er Kindertagesbetreuung. Lassen Sie ihnen doch die reiheit, mit dem Geld, das sie einnehmen, ihre Aufgaen in eigener Verantwortung wahrzunehmen. Machen ie das, was notwendig ist, nämlich bei den Kommunen ie Dynamik der Sozialausgaben zu begrenzen. Es reicht icht, das in Sonntagsreden zu beschwören, wie es beipielsweise die SPD in Nordrhein-Westfalen tut, sondern s ist notwendig, dies hier in diesem Haus zu beschlieen. Anträge dazu liegen vor. Mein letzter Punkt betrifft die Eigenheimzulage, weil uch sie im Zusammenhang mit Investitionen steht. Die innahmen durch Kürzung der Eigenheimzulage sind hnlich wie früher beim Jäger 90 schon mehrfach eingelant. Gestern Abend habe ich gehört, dass die Mittel aus iesen Einnahmen auch in die Landwirtschaft fließen ollen. Wir müssen uns im Klaren sein, dass die Abchaffung der Eigenheimzulage pro Jahr ein Minus an nvestitionen im Wohnungsbau von etwa 28 Milliarden uro bedeutet. Diese Berechnung stammt nicht von mir, ondern von Experten. In einer Zeit, in der es darum eht, wirtschaftspolitische Signale in Richtung Investionen und Arbeitsplätze zu setzen, kann man doch nicht in solches Instrument, das sich im Übrigen auch famienpolitisch bewährt hat, zur Seite legen. Frau Kollegin, bitte denken Sie an Ihre Redezeit. Ich komme zum Schluss. Es ist wichtig, nicht irgendwelche kurzsichtigen aushaltslöcher zu stopfen, (Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: „Kurzsichtige Haushaltslöcher“! Das merken wir uns!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512405300
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1512405400

ondern die Inhalte der Politik sind ausschlaggebend.
it dem, was Sie in den letzten sechs Jahren gemacht

aben, haben Sie einen wesentlichen Beitrag zu dieser
chlechten Situation unseres Landes geleistet. Deshalb
st ein Umkehren notwendig, und zwar nicht in Form
on kurzfristigem Stopfen von Löchern, sondern in
ichtung einer anderen Politik, die die Menschen und
ie Arbeitsplätze in den Vordergrund stellt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512405500

Das Wort hat die Kollegin Elke Ferner, SPD-Fraktion.


Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1512405600

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Da ich gestern beim Hörtest gewesen bin,
laube ich nicht, dass ich eben etwas überhört habe.


(Otto Fricke [FDP]: Wir kennen die Ergebnisse nicht!)







(A) )



(B) )


Elke Ferner

Frau Kollegin Hasselfeldt hat gesagt, sie wolle eigene
Vorschläge machen. Ich habe keine gehört, genauso wie
ich in der ganzen Woche keine eigenen Vorschläge der
Union zur Lösung der Haushaltsprobleme gehört habe.


(Beifall bei der SPD)


Ich glaube, Sie von der Union sollten sich auf eine ge-
meinsame Linie innerhalb Ihrer Partei verständigen;
denn das, was Sie in dieser Woche geboten haben, hat
gezeigt, dass Sie nicht in der Lage sind, Verantwortung
für dieses Land zu tragen.


(Beifall bei der SPD)


Sie haben außer unseriöser Kritik und noch unseriöseren
Vorschlägen nichts zu bieten. Die meisten von Ihnen ste-
hen weder zu ihren eigenen Vorschlägen, noch zu den
Gesetzen, denen sie im Bundestag, im Bundesrat und im
Vermittlungsausschuss zugestimmt haben.

Ich will Ihnen das am Beispiel des saarländischen
Ministerpräsidenten deutlich machen. Er hat den Ver-
schärfungen zu Hartz IV, die von Ihrer Seite im Vermitt-
lungsausschuss gefordert wurden, im Bundesrat und im
Vermittlungsausschuss zugestimmt. Zwei Tage vor der
Landtagswahl aber stellt er sich hin und verlangt Nach-
besserungen und weint Krokodilstränen. Das ist Ehrlich-
keit nach Art der CDU/CSU.


(Beifall bei der SPD – Lothar Mark [SPD]: Das sind die Heuchler! – Dirk Niebel [FDP]: Bsirske und Lafontaine!)


Sie haben die Verschärfung der Zumutbarkeitskrite-
rien für Arbeitslose genauso zu verantworten wie die
Praxisgebühr und die Kopfprämie für den Zahnersatz.
Sie sollten endlich zu dem stehen, was Sie mit zu verant-
worten haben, und sich nicht ständig wegducken. Der
einzige, der heute bzw. in dieser Woche eine für meine
Begriffe etwas nachdenklichere Rede gehalten hat, war
der Kollege Laumann. Sie, liebe Kollegen und Kollegin-
nen von der Union, sollten den Leuten sagen, dass Sie
mit Ihrem Existenzsicherungsgesetz den Arbeitslosen
im ersten Monat das Arbeitslosengeld kürzen wollen. Ich
habe noch nicht gehört, dass Sie das offensiv vertreten.
Sie sollten ihnen auch sagen, dass Sie diejenigen waren,
die den Empfängern von Arbeitslosengeld II überhaupt
keine Zuverdienstmöglichkeiten erlauben wollten.


(Dirk Niebel [FDP]: Das gilt nicht für die FDP!)


Sie sollten auch zugeben, dass Sie das Optionsmodell
eigentlich gar nicht ernsthaft gewollt haben, sondern nur
Chaos produzieren wollten.


(Beifall bei der SPD – Zurufe von der CDU/ CSU)


– Das scheint Sie sehr zu treffen. Das kann ich an einem
konkreten Beispiel deutlich machen.

Im Saarland gibt es sechs Landkreise. In jedem Land-
kreis gibt es entweder eine CDU-Mehrheit oder eine
CDU/FDP-Mehrheit. Fünf von diesen Landkreisen ha-
ben sich für das Arbeitsgemeinschaftsmodell entschie-
den, ein Landkreis ist für das Optionsmodell. Raten Sie

e
o
t
g
D
w
r

S
r
d

Z
d
d
N
h
D
b
z
d
d
b
b
s

w
h
u
u
u
d

S
e
g



2
K
7

d
d
s

W

(C (D inmal, was das Land tut! Das Land weiß noch gar nicht, b es zustimmen will, weil es eine Kreisreform im Hinerkopf hat, was vor der Landtagswahl auch nicht zugeeben wurde. Das ist die Politik, um die es Ihnen geht. er einzige, der vielleicht wirklich das Optionsmodell ollte, war der hessische Ministerpräsident. Alle ande en wollten das aber im Prinzip nicht. (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Was ist das für ein erbärmlicher Unsinn!)


ie haben es zu verantworten, wenn es in einzelnen Be-
eichen kritisch wird, weil Sie vorgegaukelt haben, mit
em Optionsmodell könne man etwas machen.


(Beifall bei der SPD)


Es gibt darüber hinaus auch keine uneingeschränkte
usage des Landes gegenüber den Gemeinden, ob denn
ie Entlastung, die vereinbart worden ist, wirklich an
ie kommunale Ebene weitergegeben wird. Ich höre aus
ordrhein-Westfalen, dass das Land genau das zugesagt
at. Man muss sich überlegen, was dann werden soll.
ie Gemeinden beklagen sich, dass sie das Geld nicht
ekommen. Wir haben uns verpflichtet, später genau ab-
urechnen, und gehen davon aus, dass die Gemeinden
as Geld bekommen. Das wird wahrscheinlich wieder an
en klebrigen Fingern der Länderfinanzminister hängen
leiben, sodass die Gemeinden die Entlastungen nicht
ekommen werden, die zwischen uns vereinbart worden
ind.

Eines ist während der Debattenbeiträge deutlich ge-
orden. Die Kollegen und Kolleginnen aus dem Haus-
altsausschuss haben die Höhe der Ausgaben kritisiert
nd mehr Einsparungen gefordert und die Fachpolitiker
nd Fachpolitikerinnen haben die Einsparungen kritisiert
nd mehr Ausgaben gefordert. Das ist das, was Sie in
ieser Woche geboten haben.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Otto Fricke [FDP])


ie sollten sich untereinander verständigen, was Sie
igentlich wollen: Sparen oder mehr ausgeben, beides
eht nicht.


(Otto Fricke [FDP]: Das gilt für eure genauso!)


Nein, das habe ich von unseren nicht gehört.

Ich habe eben gehört, dass der Kollege Pinkwart
Milliarden bis 2,5 Milliarden Euro einsparen will, der
ollege Austermann – so habe ich gelesen – will
,5 Milliarden Euro einsparen,


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Das ist eine ganze Menge!)


er bayerische Ministerpräsident will sogar 5 Prozent
es Haushaltsvolumens, also 12,5 Milliarden Euro, ein-
paren.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Das muss man nicht additiv sehen!)


ie das geschehen soll, haben Sie nicht gesagt.






(A) )



(B) )


Elke Ferner

Wenn Sie, liebe Kollegen und Kolleginnen, Haus-

haltsrisiken bis zu zweistelligen Milliardenbeträgen
hochrechnen, weshalb schlagen Sie dann nur so geringe
Einsparungen vor? Das passt doch nicht zusammen. Was
Sie hier geboten haben, ist pure Polemik.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Auswirkung der Stoiber-Vorschläge könnte ich
Ihnen jetzt noch an einzelnen Beispielen deutlich ma-
chen. Im Bereich Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
wären Einsparungen nur durch Investitionskürzungen
möglich, im Bereich Wirtschaft und Arbeit müssten
1,7 Milliarden Euro eingespart werden. Woher wollen
Sie die nehmen? Wollen Sie beim Arbeitslosengeld oder
bei der aktiven Arbeitsmarktpolitik sparen? Ihre ostdeut-
schen Ministerpräsidenten werden sich wirklich in Freu-
dentänzen ergehen, wenn Sie dort bei den aktiven Maß-
nahmen für die Arbeitsmarktpolitik noch kürzen wollen.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Aber Herr Stoiber sitzt doch gar nicht im Haushaltsausschuss!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512405700

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Fricke?


Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1512405800

Ja, gerne.


Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1512405900

Frau Kollegin Ferner, man mag ja manche Vorschläge

aus dem tiefen Süden durchaus infrage stellen, aber habe
ich Ihren Beitrag so zu verstehen, dass seitens der Haus-
hälter der Koalition in den weiteren Beratungen keinerlei
Einsparvorschläge kommen, oder können wir erwarten,
dass auch von Ihnen – so wie es die FDP bei den letzten
Beratungen gemacht hat – vielleicht noch vernünftige
Vorschläge im Volumen von ein paar Milliarden kom-
men?


Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1512406000

Ich werde nachher noch auf unsere Einsparvorschläge

eingehen. Nach der Aufstellung des Haushalts sind übri-
gens bereits einige Beschlüsse gefasst worden, die bei
der Haushaltsaufstellung nicht berücksichtigt werden
konnten. Wir werden unsere Vorschläge in altbewährter
Manier während der Haushaltsberatungen im Haushalts-
ausschuss machen.

Ich gestehe Ihnen gern zu, Herr Fricke, dass Ihre Vor-
schläge bei den Haushaltsberatungen in den letzten zwei
Jahren, in denen ich die Beratungen im Haushaltsaus-
schuss beobachte, deutlich seriöser – wenn auch noch
lange nicht seriös genug – waren als die Vorschläge der
CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der SPD – Heiterkeit bei der FDP – Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben auch manche übernommen! – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Also sind wir uns wieder einig!)


f
s
w
I
c
ü
B
d
k
h
b

m
s
k
U
n
w

K
n
d
I
m

S
lu
c

P
m
n
z

D
L

D

(C (D Sie haben – das ist während der Debatte schon mehrach erwähnt worden – Ausgabenprogramme beschlosen, zwar noch nicht unbedingt in Form von Gesetzentürfen, aber zumindest auf Ihren Parteitagen und in hren Gremien und Kommissionen, die für die öffentlihen Haushalte zusätzliche Belastungen von deutlich ber 100 Milliarden Euro bringen würden. Ich will die ierdeckelreform von Herrn Merz und die Vorschläge er FDP zur Steuerreform gar nicht dazu addieren; dann ämen zweistellige Milliardenbeträge an Steuerausfällen inzu. Ich glaube, das, was Sie in dieser Woche hier geoten haben, ist ein gutes Stück unehrlich. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie beklagen die Kürzungen bei den Ausgaben, the-
atisieren aber Ihre eigenen ausgabewirksamen Vor-

chläge nicht. Das heben Sie sich wieder für Wahl-
ämpfe auf. Sie benennen auch nicht, was die
msetzung Ihrer Vorschläge kosten würde, und Sie be-
ennen vor allen Dingen nicht, wie Sie sie finanzieren
ollen.

Ich habe eben mit Verwunderung gehört, dass Frau
ollegin Hasselfeldt sich über die wegbrechenden Ein-
ahmen beklagt hat, und frage Sie: Warum haben Sie
enn Einnahmeverbesserungen blockiert? Wir haben
hnen doch genügend Gelegenheit geboten, die Einnah-
en zu verbessern.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ie haben im Bundestag, im Bundesrat und im Vermitt-
ngsausschuss deutliche Einnahmeverbesserungen blo-

kiert. Ich komme nachher noch darauf zurück.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Das waren Steuererhöhungen!)


Man sollte sich auch einmal anschauen, wie die
resse das, was in dieser Woche hier gelaufen ist, kom-
entiert. Vielleicht ist Ihre Fraktionsvorsitzende heute

icht da, weil sie sich die Zitate nicht anhören will. Ich
itiere:

Die Union stellt den Finanzminister genüsslich an
den Pranger – zu Unrecht. … Ein gehöriges Maß
Mitschuld hat die Union. Eichel bietet … in der la-
bilen konjunkturellen Gegenwart das bessere und
glaubhaftere finanzpolitische Konzept.

as schrieb die „Financial Times Deutschland“ in ihrem
eitartikel vom Mittwoch.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Aber Steuererhöhungen sind doch das falsche Mittel in dieser Situation!)


ort steht weiter zu lesen:

Man kann, wie die Union es tut, das Zahlenwerk
aus dem Hause Eichel schon heute als Makulatur
verdammen. Die Frage ist nur, wie ein besseres
Konzept aussähe. An dieser Stelle zeigt sich die
Union blank; sie verlegt sich lieber darauf, dem
Finanzminister Versagen vorzuwerfen, während sie






(A) )



(B) )


Elke Ferner

auf der anderen Seite dessen Pläne zum Abbau
steuerlicher Vergünstigungen wie der Eigenheimzu-
lage im Bundesrat blokkiert. Pauschale Ausgaben-
kürzungen von fünf Prozent, wie sie etwa CSU-
Chef Edmund Stoiber zum Haushaltsausgleich vor-
geschlagen hat, wären in der Union niemals durch-
setzbar, weil sie auch die Renten, die Landwirt-
schaft und die Bundeswehr stark beschneiden
würden.

Das sagt doch wohl alles. Ich könnte Ihnen weitere
Zitate aus dem „Handelsblatt“ und der „Süddeutschen
Zeitung“ vorlesen.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Warum lesen Sie eigentlich Kommentare vor? Sie sollen doch selber eine Rede halten!)


Alle haben den gleichen Tenor: Sie haben überhaupt
kein Konzept. Sie sind nur in der Lage zu kritisieren,
aber Sie sind nicht in der Lage, eigene konstruktive Vor-
schläge zu machen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Wirtschafts- und Finanzpolitik steht vor einer
dreifachen Aufgabe. Sie muss zuerst alles unternehmen,
um den beginnenden Aufschwung zu unterstützen.
Gleichzeitig gilt es aber im Sinne einer nachhaltigen
Politik, den Konsolidierungskurs nicht zu verlassen. Zu-
dem müssen die eingeleiteten Strukturreformen um-
gesetzt werden. Es geht also um die Verbindung von
Wachstumsförderung, Konsolidierung und Struktur-
reformen. Der Konsolidierungskurs wurde auch mit
Ausgabenbegrenzung und Subventionsabbau fortgesetzt.
Beim Subventionsabbau stehen Sie von Union und
FDP – ich habe das schon gesagt – ständig auf der
Bremse. Wir haben mehrfach Initiativen vorgeschlagen.
Sie haben beim Steuervergünstigungsabbaugesetz und
beim Haushaltsbegleitgesetz des letzten Jahres Einnah-
meverbesserungen für die Jahre 2004 bis 2006 in Höhe
von insgesamt 25 Milliarden Euro – 25 Milliarden Euro! –
blockiert. Der Bund stünde anderenfalls in diesem Zeit-
raum mit 10,6 Milliarden Euro besser da, die Länder mit
knapp 10 Milliarden Euro und die Gemeinden immerhin
mit 4,4 Milliarden Euro.

Herr Pinkwart, Sie haben uns im Zusammenhang mit
dem Subventionsabbau Steuererhöhungen vorgeworfen.
Sie haben wirklich einen merkwürdigen Subventionsbe-
griff. Es ist doch kein Unterschied, ob man nun Geld aus
dem Haushalt nimmt, um es einem Subventionsempfän-
ger zu geben, oder ob man darauf verzichtet, Dinge zu
besteuern, die sinnvollerweise besteuert werden müss-
ten. Ihr Subventionsbegriff führt den Staat in den Bank-
rott und dazu, dass die öffentliche Hand gar nicht mehr
handlungsfähig ist und dass die von Ihnen geforderten
Investitionen in Bildung und Forschung zurückgehen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir reduzieren die Nettokreditaufnahme für das
nächste Jahr auf 22 Milliarden Euro. Sie haben Recht:
Wir haben Privatisierungserlöse in Höhe von 15,45 Mil-

l
d
w
v
n
f

D
d
e
Z
d
S
ü
w
S
g
b


w
d
A
Z

d
M
d

o
2
d
p
r

K

S
m

(C (D iarden Euro eingeplant. Das ist aber notwendig, damit er selbsttragende Aufschwung nicht kaputtgemacht ird. Ausgabenkürzungen in den Dimensionen, die Sie orgeschlagen haben, würden mit Sicherheit nicht zu eiem Anspringen der Konjunktur, sondern zum Gegenteil ühren. Dazu könnte ich Ihnen noch einiges zitieren. Ich möchte noch etwas zum Thema Schulden sagen. er Kollege Austermann hat am Dienstag ausgerechnet as Saarland als positives Beispiel in Sachen Schuldenntwicklung angeführt. Ich weiß nicht, woher er seine ahlen hat, aber er hat behauptet – das ist schon beeinruckend –, nicht das Saarland, sondern das Land chleswig-Holstein habe die rote Laterne. Ich habe das berprüft und festgestellt: Es ist genau umgekehrt. Auseislich des Berichts der Bundesregierung über den chuldenstand der Länder vom Ende des Monats Juni eribt sich folgendes Bild: Die Pro-Kopf-Verschuldung eträgt im Saarland 7 070 Euro dazu kann ich gleich noch etwas sagen – und in Schlesig-Holstein 6 811 Euro. Ich habe in der Schule gelernt, ass 6 811 Euro weniger als 7 070 Euro sind. Herr ustermann sollte sich einmal um die Quelle für seine ahlen kümmern. (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Er hat nicht vom Schuldenstand gesprochen, sondern von der Schuldenentwicklung!)


(Dirk Niebel [FDP]: Lafontaines Erbe!)


Es ist aber noch schlimmer. Die konservative saarlän-
ische Landesregierung hat es mit ihrem Musterknaben
üller geschafft, innerhalb von fünf Jahren den Schul-

enstand um 1 Milliarde Euro zu erhöhen,


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: In Nordrhein-Westfalen 40 Milliarden im selben Zeitraum!)


bwohl im gleichen Zeitraum zusätzlich fast
Milliarden Euro Teilentschuldungsmittel vom Bund an

as Land geflossen sind. Wir reden also über die „Lap-
alie“ von 3 Milliarden Euro, die dort von Ihrer Regie-
ung verfrühstückt worden sind.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: In NordrheinWestfalen haben Sie um 40 Milliarden erhöht!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512406100

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Rauber?


Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1512406200

Gerne.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512406300

Bitte, Herr Rauber.


Helmut Rauber (CDU):
Rede ID: ID1512406400

Frau Kollegin Ferner, stimmen Sie mir zu, dass das

aarland den geringsten Anstieg beim Haushaltsvolu-
en insgesamt hat und dass die Steuermindereinnahmen






(A) )



(B) )


Helmut Rauber

letzten Endes nur deshalb entstanden sind, weil es in
Deutschland an Wirtschaftsdynamik fehlt? Meiner Mei-
nung nach liegt dort der Grund und nicht in einer ver-
fehlten Haushaltspolitik der Landesregierung, wie Sie
fälschlicherweise behaupten.


(Waltraud Lehn [SPD]: Das ist ja die tolle Spielart: Für das Gute ist die CDU zuständig, für das Schlechte die SPD!)



Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1512406500

Ich kann Ihnen nicht zustimmen, Herr Kollege

Rauber. Denn nur wenn man Äpfel mit Birnen ver-
gleicht, kann man einen geringeren Anstieg des Haus-
haltsvolumens darstellen. Eine ganze Reihe von Dingen,
die vorher im Landeshaushalt berücksichtigt waren, ist
nämlich ausgegliedert worden, wie beispielsweise der
Landesbetrieb für Straßenwesen. Das sollten Sie als ehe-
maliger saarländischer Landtagsabgeordneter eigentlich
wissen.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Wir sind jetzt im Saarland?)


– Ihr Kollege hat doch gefragt. Ich antworte nur auf die
Fragen, die mir hier gestellt werden.


(Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: War Ihr Lehrmeister Lafontaine?)


– Herr Laumann, melden Sie sich doch zu einer Zwi-
schenfrage, wenn Sie das wissen wollen. Jetzt beant-
worte ich erst einmal die Frage des Kollegen Rauber.

Wenn man das fairerweise addiert, dann kommt man
zu dem Ergebnis, dass die Ausgabensteigerung deutlich
höher als in den Vorjahren ist.

Ausweislich eines Berichtes des Landesrechnungsho-
fes


(Dirk Niebel [FDP]: Ist das Ortsverband Saarbrücken-Süd?)


sind die Kosten für das Personal der politischen Führung
gestiegen. Aber beim Steuervollzug sind – darüber soll-
ten Sie sich einmal wundern; damit hängen vielleicht die
fehlenden Einnahmen zusammen – Personalstellen ge-
strichen worden. Wie kann es überhaupt sein – das muss
ich doch einmal fragen dürfen –, dass es einem Land,
das vom Bund Geld bekommt, weil es in einer Haus-
haltsnotlage ist, einfällt, die Anzahl seiner für den Steu-
ervollzug zuständigen Beamten zu reduzieren? Schließ-
lich werden so weniger Steuern eingetrieben.


(Beifall bei der SPD)


Diese Politik haben Sie gemacht.

Ein weiterer Grund für die fehlenden Einnahmen ist,
dass dieses Land ständig seine Hände Richtung Berlin
streckt und sagt: Ich will Geld haben. Wenn der Bundes-
rat aber beispielsweise Einnahmeverbesserungen be-
schließen kann, dann lehnt es sie ab.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Sprechen Sie nicht von „Einnahmeverbesserungen“, sondern von „Steuererhöhungen“!)


R
m

i
e
m
d
i
J
d
d
I
k
r

S
s

b
V
l
t
a
m

E
m
b
Z
e
N

N
s
w
s

s
E
d
E
t
i
w
k
u
D

(C (D Das ist die Antwort auf Ihre Frage. Lieber Kollege auber, insofern kann ich Ihnen in keinem Punkt zustimen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Helmut Rauber [CDU/CSU]: Sie haben die Frage nicht verstanden!)


Die letzte Stufe der Steuerreform tritt nächstes Jahr
n Kraft. Ich möchte hier noch einmal erwähnen, dass
ine Familie mit zwei Kindern und einem Jahreseinkom-
en von 37 540 Euro unter Berücksichtigung des Kin-

ergeldes dann keine Steuern mehr zahlen wird. Das ist
m Vergleich zu 1998 eine Entlastung um 2 924 Euro im
ahr. Frau Hasselfeldt, ich kann nicht verstehen, dass Sie
iese Entlastung als Nichts darstellen. Was haben Sie
enn in den 16 Jahren Ihrer Regierungszeit gemacht? In
hrer Regierungszeit lag der Eingangssteuersatz bei
napp 26 Prozent. Das war das Ergebnis Ihrer Regie-
ungszeit.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ehr geehrte Frau Kollegin Hasselfeldt, der Eingangs-
teuersatz liegt nächstes Jahr bei 15 Prozent.

Wir müssen bei der Frage, wofür wir das Geld ausge-
en, deutlich machen, dass wir den Zukunftsausgaben
orrang geben. Die aus dem Wegfall der Eigenheimzu-
age frei werdenden Mittel können wir für eine Innova-
ionsinitiative zur Stärkung von Forschung und Bildung
usgeben. Es liegt an Ihnen, ob es für diese Bereiche
ehr Geld geben wird oder nicht.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Dafür hätten Sie die Steinkohlesubventionen sehr gut einsetzen können! Das wäre im Saarland viel besser angekommen!)


Sie haben in Ihrer Rede eben die demographische
ntwicklung angesprochen. Sie haben gesagt: Darauf
uss man sich einstellen. Im zweiten Teil Ihrer Rede ha-

en Sie gesagt: Die Eigenheimzulage muss aber für alle
eit gezahlt werden. Ich frage mich, was es bringt, bei
iner schrumpfenden Bevölkerung noch mehr in den
eubau zu investieren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ötig sind die Sanierung und die Veränderung des Be-
tandes und keine zusätzlichen Wohnungen und Häuser,
as möglicherweise mit einer Zersiedelung der Land-

chaft einhergeht.

Wir haben die Gemeinden – auch gegen Ihren Wider-
tand – deutlich entlastet, insgesamt um 6,5 Milliarden
uro. Ich will etwas zum Thema „Betreuung von Kin-
ern unter drei Jahren“ – Stichwort 1,5 Milliarden
uro – sagen: Genauso wie wir von den Ländern erwar-

en, dass das Geld, dessen Zahlung vereinbart worden
st, bei den Gemeinden wirklich ankommt, so sehr er-
arten wir auch von den Gemeinden, dass sie in die Zu-
unft unserer Kinder investieren, dass sie die Schaffung
nd den Ausbau von Ganztagseinrichtungen für unter
reijährige forcieren, damit auch die jungen Frauen und






(A) )



(B) )


Elke Ferner

vielleicht der eine oder andere junge Mann die Möglich-
keit haben, Beruf und Familie zu vereinbaren.

Wenn man sich anschaut, wie es insgesamt aussieht,
dann erkennt man: In der Vergangenheit haben nicht un-
bedingt die schwarzen Gemeinden in Ganztagsschulen,
in Ganztagsbetreuungseinrichtungen für die Kleinen, in
Ganztagskindergärten, in Krippen und in Horte inves-
tiert, wenn sie kein zusätzliches Geld vom Bund erhalten
haben, sondern eher die sozialdemokratisch geführten
Gemeinden.


(Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Schon wieder: Da sind die Bösen, dort sind die Guten!)


In den nächsten Jahren wird deutlich werden, wer
Geld für vernünftige Zukunftsinvestitionen ausgibt. Sie
haben in dieser Haushaltswoche überhaupt keine Alter-
nativen geboten.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Das stimmt doch gar nicht!)


Ich bin darauf gespannt, ob Sie es schaffen, im Haus-
haltsausschuss ein paar ordentliche Vorschläge zu ma-
chen. Wir werden in den nächsten Wochen noch lange
genug Zeit haben, darüber zu debattieren.

Bevor ich zum Schluss komme, möchte ich noch aus
der „Financial Times Deutschland“ zitieren:

Und selbst wenn die Union weniger heuchlerisch
agieren würde: Ihr Rezept der drastischen Ausga-
benstreichungen ist in konjunkturell labilen Zeiten
höchst gefährlich. Eichel ist gut beraten, vorerst
keine weiteren Sparpakete anzukündigen.

Ich kann dem nur zustimmen, meine sehr geehrten Da-
men und Herren, und freue mich auf die Diskussion mit
Ihnen im Haushaltsausschuss.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512406600

Letzter Redner ist der Kollege Arnold Vaatz, CDU/

CSU-Fraktion.


Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1512406700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Durch

die letzten Diskussionen zieht sich wie ein roter Faden
die Frage: Wird es eigentlich immer so weitergehen, dass
wir mit unserem Haushalt das Maastricht-Kriterium ver-
letzen? Herr Eichel hat vorhin gesagt, es gehe nicht da-
rum, den Maastricht-Vertrag zu ändern, und er hat ange-
kündigt, dass er das nächste Jahr unter der 3-Prozent-
Grenze bleiben will. Nun ist die Frage, woraus wir
schließen sollen, dass seine heutige Aussage, im nächs-
ten Jahr wolle er das Kriterium nicht mehr reißen, erns-
ter gemeint ist als seine Aussage im letzten Jahr, in die-
sem Jahr wolle er es nicht reißen. Es gibt meines
Erachtens keine schlüssige Begründung dafür, dass wir
ihm diesmal glauben müssen.

Von mehreren Rednern wurde die Frage gestellt: Was
sollen wir tun, an welcher Stelle soll gespart werden, wer
hat Sparvorschläge usw. usf.? Ich möchte jetzt nicht den

H
a
s
n
g
d

r
d
n
r
d
F
la
i
K
m
d
b



d
t
m
m
s
t
g
I
z
a
l
a

d
g

n
o
g

n
s
g
s
d

m

(C (D aushaltsdiskussionen in den Ausschüssen vorgreifen, ber doch sagen: Wenn man schon nicht weiß, wie man paren soll, dann sollte man sich wenigstens einmal daach umgucken, ob es Beispiele aus Deutschland dafür ibt, dass Haushaltskonsolidierung gelungen ist und ass das Sparen tatsächlich Erfolg gehabt hat. Solche Beispiele gibt es. Sie werden jetzt denken: Geade dieser Ossi muss uns zum Sparen auffordern – bei en riesigen Transferleistungen, die unseren Haushalt atürlich erheblich belasten. Aber ich sage Ihnen: Geade in Ostdeutschland gibt es solche Beispiele dafür, ass man mit Erfolg gespart hat. Weil die Kollegin erner eben das Saarland als Beispiel angeführt hat, erube auch ich mir, ein Beispiel zu bringen. Dazu muss ch übrigens sagen: Die rigidesten Angriffe auf jedwede onsolidierungspolitik, so sie aus dem Saarland gekomen sind, sind nicht von Herrn Müller gekommen, son ern von jemandem aus Ihrer Partei, von einem nicht unedeutendem Mitglied Ihrer Partei. So ist das nämlich. (Beifall bei der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Den wollen die gar nicht mehr kennen!)


Ja.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist der politische Ziehvater von Frau Ferner! – Elke Ferner [SPD]: Nur kein Neid! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Auf den nicht!)


Zurück zu einem Beispiel aus Ostdeutschland. In Ost-
eutschland gibt es gute Beispiele solider Haushaltspoli-
ik. Eines will ich Ihnen nennen: Sachsen. Sachsen hat

it allen anderen ostdeutschen Flächenländern eines ge-
einsam: Die Ausgangslage im Jahr 1990 war gleich

chlecht wie überall. Es gab genauso marode Wasserlei-
ungsnetze und genauso funktionsuntüchtige Kläranla-
en wie überall, es gab denselben Erneuerungsbedarf in
nfrastruktur und Bausubstanz und es gab dieselben So-
ialstrukturen wie in den anderen ostdeutschen Ländern
uch. Heute, im Jahr 2004, weist Sachsen drei wesent-
iche Unterschiede zu den anderen ostdeutschen Ländern
uf:

Erstens. Seit 1990 wurde Sachsen niemals von einer
er rot-grünen Parteien oder der PDS regiert oder mitre-
iert.

Zweitens. Die Pro-Kopf-Verschuldung ist in Sachsen
icht nur ein bisschen geringer als im Durchschnitt der
stdeutschen Länder ohne Sachsen, sondern sie ist weni-
er als halb so groß.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer)


Drittens. Diese Sparpolitik hat Sachsen überhaupt
icht geschadet, sondern ganz im Gegenteil. Sachsen
teht im Augenblick an der Spitze des Länderratings. Die
estrige Auszeichnung für den sächsischen Ministerprä-
identen als Ministerpräsident des Jahres hat das ein-
rucksvoll bestätigt.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das Beispiel Sachsen zeigt Folgendes: Es ist nicht nur
öglich, die Staatsverschuldung in Grenzen zu halten,






(A) )



(B) )


Arnold Vaatz

sondern es ist sogar so, dass niedrige Verschuldung so-
wie wirtschaftlicher und sozialer Erfolg zwei Seiten der-
selben Medaille sind.

Ich will Ihnen auch sagen, was Sachsen getan hat und
was der Bund hätte tun sollen, um sparsamer zu wirt-
schaften. Man kann das eigentlich in einem Satz aus-
drücken: Sachsen hat im Wesentlichen deshalb bessere
Haushaltszahlen als andere, weil man sich in Sachsen
darum bemüht hat, sich auf das Notwendige zu konzen-
trieren, und die Hände von teuren und unsinnigen Pro-
jekten gelassen hat. Genau das vergisst die Bundesregie-
rung bei ihrer Haushaltspolitik jedoch seit sechs Jahren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich will es Ihnen an einigen Beispielen erläutern: All
Ihre Luftschlösser in der Arbeitsmarktpolitik in den ver-
gangenen Jahren hätten Sie sich sparen sollen: Ich denke
erstens an das berühmte Job-AQTIV-Gesetz – ich weiß
nicht, ob sich noch jemand hier daran erinnert; das war
eine völlige Luftnummer –, zweitens an den Jobfloater,
drittens – –


(Dr. Elke Leonhard [SPD]: Ihre Argumente laufen ins Leere!)


– Die Argumente laufen überhaupt nicht ins Leere. Es ist
eine ausgesprochene Dreistigkeit, zu sagen, diese Argu-
mente gingen ins Leere, wenn man sich einer solchen
Verschleuderung von Steuergeldern schuldig gemacht
hat.


(Dr. Elke Leonhard [SPD]: Sie haben ja gar nicht zugehört! Sie hätten bei Frau Ferner zuhören sollen!)


– Wenn Sie nicht zuhören, wäre es gut, wenn Sie sich
draußen unterhalten würden,


(Dr. Elke Leonhard [SPD]: Frau Ferner hat zugehört!)


denn ich habe das als Zwischenruf interpretiert, Frau
Leonhard bzw. Frau Professor Leonhard; entschuldigen
Sie bitte.

Der Jobfloater, das JUMP-Programm, die Ich-AGs,
die Personal-Service-Agenturen – alle diese Maßnahmen
waren für die Arbeitsmarktpolitik im Wesentlichen wir-
kungs- und wertlos. Es handelte sich um eine riesige
Verschleuderung und die Menschen wurden entmutigt,
weil man ihnen Luftschlösser vorgesetzt hat und sie auf
diese Weise um ihre Hoffnungen betrogen hat. Damit hat
man das Vertrauen in die Gestaltungsfähigkeit der gro-
ßen Parteien in Deutschland nachhaltig beschädigt. Das
ist die Realität.

Eines – das muss ich allerdings sagen – ist Ihnen im-
mer ganz gut gelungen: Immer wenn eines Ihrer Projekte
jämmerlich abgesoffen ist, haben Sie noch den Absprung
auf das nächste geschafft und vermocht, den Blick der
Öffentlichkeit wieder auf ein neues Projekt zu lenken.


(Wolfgang Clement, Bundesminister: Seien Sie froh!)


Jetzt im Moment befinden wir uns beim Jump zu
Hartz IV.

S
z

w
d
h

u
d

z
r
W
Z
o
s

d
z
N

E
z
h
t
M

u
g
d
v
w
e
d
t
B
l
A
d
P
n
p
m
m
g

(C (D (Dr. Uwe Küster [SPD]: Jetzt erzählen Sie einmal ein bisschen was! Das interessiert mich!)


ie wissen, dass Sie sich prinzipiell auf die Unterstüt-
ung der Union verlassen können,


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Sie waren aber in der Vergangenheit sehr elastisch! – Weiterer Zuruf von der SPD: Oje!)


eil auch wir schon seit vielen Jahren gefordert haben,
ie steuerfinanzierten Lohnersatzleistungen zu einer ein-
eitlichen Leistung zusammenzuführen,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


nd weil wir alle wissen, dass durchgreifende Reformen
es Arbeitsmarktes dringend notwendig sind.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist der zweite Schritt!)


Wenn es nötig ist, einen Patienten am offenen Herzen
u operieren, um sein Leben zu retten, dann handelt man
ichtig, wenn man eine solche Operation vornimmt.

enn sich aber zeigt, dass – wie eine große deutsche
eitung titelte – beabsichtigt ist, diese Operation am
ffenen Herzen statt mit dem Skalpell mit dem Brotmes-
er vorzunehmen,


(Lothar Mark [SPD]: Was war das für eine tolle Zeitung?)


ann ist es ebenfalls richtig, um das Leben des Patienten
u schützen, einem solchen Ansinnen entgegenzutreten.
ichts anderes ist geschehen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Als die ostdeutschen Ministerpräsidenten nämlich
nde vorigen Jahres dem im Vermittlungsausschuss er-
ielten Ergebnis zugestimmt haben, haben sie richtig ge-
andelt. Als aber klar wurde, dass das mühsam erstrit-
ene Optionsrecht der Kommunen nur noch als

akulatur überleben würde


(Elke Ferner [SPD]: Die Schwarzen wollen das doch gar nicht!)


nd stattdessen mit einer so genannten Buschzulage aus-
estattete abgewickelte Telekom-Formationen in Ost-
eutschland einrücken würden, um die Hartz-Gesetze zu
ollziehen, haben die ostdeutschen Ministerpräsidenten
iederum richtig gehandelt, indem sie sich im Bundesrat

inem solchen Ansinnen verweigert haben. Warum ist
as so? Sehen wir einmal von dem Mangel an Sensibili-
ät ab, der an dem geplanten Einsatz von westdeutschen
eamten und der Zahlung einer so genannten Buschzu-

age deutlich wird. Wenn aber keine Aussicht auf neue
rbeitsplätze besteht, weil die Kommunen in Ost-
eutschland nicht in die Lage versetzt werden, das
otenzial an Arbeitsplätzen zu erschließen – dazu sind
ämlich nur sie in der Lage –, dann wird aus dem Skal-
ell das Brotmesser. Dann ist nämlich keine Perspektive
ehr da, die man mit Hartz verbinden könnte. Dann hat
an als verantwortlicher Politiker seine Stimme dage-

en zu erheben.






(A) )



(B) )


Arnold Vaatz

Nun sagen Sie vielleicht, die westdeutschen Minister-

präsidenten hätten Hartz IV aber doch zugestimmt. Frei-
lich haben sie zugestimmt, und zwar deshalb, weil in ih-
ren Ländern nur ein Viertel der Anspruchsberechtigten
aus der Arbeitslosenhilfe kommen; im Osten hingegen
sind es drei Viertel. Wir reden demzufolge von völlig un-
terschiedlichen Problemlagen, weil die Herausforderun-
gen eine ganz unterschiedliche Dimension haben.

Wir akzeptieren Einschränkungen, wenn sie dazu die-
nen, neue Arbeitsplätze zu schaffen. Aber wir akzeptie-
ren Einschränkungen nicht, wenn sie wider besseres
Wissen mit der Aussicht auf neue Arbeitsplätze begrün-
det werden, in Wirklichkeit jedoch nur dazu dienen, das
durch die verfehlte Arbeitsmarktpolitik verlorene Geld
bei den Geschädigten wieder einzutreiben.

Wenn Sie diesen letzten Vorwurf als ungerechtfertigt
ansehen sollten, dann können Sie ihn sofort widerlegen.
Sie wissen, dass uns im Osten durch die Absenkung der
Arbeitslosenhilfe 1 Milliarde Euro pro Jahr an Kauf-
kraft verloren gehen wird. Wenn das Motiv der Arbeits-
marktreform nicht die Entlastung der Kassen des Bundes
war, dann bitte ich Sie, der Region Ostdeutschland die
eingesparten Mittel in Form von zusätzlichen investiven
Mitteln wieder zuzuweisen, damit die öffentlichen
Hände durch öffentliche Aufträge Arbeit generieren
können und diese Mittel nicht etwa mit der Buschzulage
für die Telekom-Beamten verrechnet werden.


(Wolfgang Clement, Bundesminister: O Gott, o Gott!)


Wenn Sie das nicht tun, dann ist der Vorwurf, Sie wollten
in erster Linie abkassieren, leider berechtigt.

Meine Damen und Herren, eine letzte Bemerkung. Ich
hätte dem Herrn Bundeskanzler gewünscht, dass ihm die
Bruchlandung mit Hartz IV in Ostdeutschland erspart
geblieben wäre; denn das wäre besser für die Menschen
in Ostdeutschland gewesen. Aber das wäre nur möglich
gewesen, wenn in seinem Kabinett jemand gesessen
hätte, der andeutungsweise mit der Lage in Ostdeutsch-
land vertraut gewesen wäre. Allmählich kann ich nur
hoffen, dass der Herr Bundeskanzler weiß, was er getan
hat, indem er mit Manfred Stolpe jemanden in die Ver-
antwortung für Ostdeutschland geholt hat, der nicht nur
zu jenen Politikern gehörte, die in der Zeit vor 1990 – –


(Lothar Mark [SPD]: Er ist für die gesamte Bundesrepublik zuständig, nicht nur für Ostdeutschland!)


– Er hat expressis verbis auch die Verantwortung für
Ostdeutschland, das werden Sie nicht bestreiten können.


(Lothar Mark [SPD]: Die haben wir alle! – Hubertus Heil [SPD]: Die haben wir alle laut Art. 38 des Grundgesetzes!)


– Nein, Herr Stolpe hat eine besondere Verantwortung
für Ostdeutschland. Aber er ist ausgerechnet einer von
den Politikern, die nach meiner Auffassung – und nach
einer in Ostdeutschland verbreiteten Auffassung – so-
wohl vor wie auch nach 1990 den nachhaltigsten politi-
schen Schaden angerichtet haben,


(Carsten Schneider [SPD]: Verleumder! Verleumder!)


u
tu

B
p
d
d
t

t
O

d
h
s
g

(C (D nd er ist ganz offenbar unfähig, seine eigenen Fehlleisngen zu begreifen. Herr Kollege! Ich schließe gleich, Frau Präsidentin. – Wenn der Herr undeskanzler möchte, dass ihm ähnlich lächerliche und einliche Situationen, wie sie ihm zuletzt in Serie in Osteutschland widerfahren sind, künftig erspart bleiben, ann kann ich ihm nur sagen: Tauschen Sie das funkionsuntüchtige Vorwarnsystem Manfred Stolpe aus! Herr Kollege! Von alleine geht er nicht; dazu braucht man Charak er. Aber wenn Sie ihn austauschen, dann gelingt uns in stdeutschland vielleicht eine bessere Politik. Vielen Dank. Ich schließe damit die Aussprache. Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf en Drucksachen 15/3660 und 15/3661 an den Hausaltsausschuss vorgeschlagen. Sind Sie damit einvertanden? – Das ist der Fall. Dann sind die Überweisunen so beschlossen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 10 a und 10 b auf: a)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512406800
Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1512406900
Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512407000
Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1512407100

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512407200
gebrachten Entwurfs eines Siebten Gesetzes zur
Änderung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbe-
schränkungen
– Drucksache 15/3640 –

Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Kultur und Medien

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Rainer
Brüderle, Ernst Burgbacher, Helga Daub, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Für eine Wiederherstellung der Wettbewerbs-
ordnung in Teilen der deutschen Volkswirt-
schaft
– Drucksache 15/3118 –

Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

Nach interfraktioneller Vereinbarung ist für die Aus-

sprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Wider-
spruch höre ich nicht. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst
der Herr Bundesminister Wolfgang Clement.

Wolfgang Clement, Bundesminister für Wirtschaft
und Arbeit:

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Ich grüße Sie ganz herzlich. Wir wollen über das
Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen sprechen,
das für die Wirtschaftsordnung in Deutschland von au-
ßerordentlicher Bedeutung ist. Sie haben bei diesem
Thema Gelegenheit, sich ein wenig von den Ausführun-
gen des Herrn Kollegen Vaatz zu erholen,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


der in seiner Rede nur relativ wenige marktwirtschaftli-
che Gesichtspunkte berücksichtigt hat. Ich würde Herrn
Vaatz ganz gerne nach Sachsen einladen, um ihm einmal
Unternehmen zu zeigen, die nicht durch die Kommunen
entstanden sind, sondern durch unternehmerisches Tun
und Handeln.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich habe dort viele Unternehmen angetroffen, die außer-
ordentlich erfolgreich arbeiten.

Das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen wird
auch als „Grundgesetz“ der sozialen Marktwirtschaft
verstanden. Der Preis- und der Qualitätswettbewerb sind
entscheidende Voraussetzungen für wirtschaftlichen und
technologischen Fortschritt und dienen dem Schutz der
Verbraucherinnen und Verbraucher.

Bei dem, was wir Ihnen vorlegen, geht es um eine
Anpassung unseres Wettbewerbsrechts an das europäi-
sche Wettbewerbsrecht. Das ist sehr wichtig. Hier wird
ein Paradigmenwechsel vollzogen. Die Zeit drängt, die-
sen Wechsel zu vollziehen. Deshalb soll diese Novelle
möglichst zum 1. Januar 2005 in Kraft treten. Dann ist
unser Wettbewerbsrecht auch europatauglich.


(Beifall bei der SPD)


Es gibt eine Reihe von gewichtigen Diskussionspunk-
ten zum Wettbewerbsrecht generell. Beispielsweise stellt
sich bei der Zusammenschlusskontrolle die Frage des
vorläufigen Rechtsschutzes gegen Freigabeentschei-
dungen entweder des Bundeskartellamtes oder des Bun-
desministers für Wirtschaft und Arbeit. Das sind die
berühmten Ministerentscheidungen. Eine solche Mi-
nisterentscheidung hat gestern in Bezug auf eine Perso-
nalie eine Rolle gespielt. Das Thema ist befriedigend ab-
geschlossen worden.

Wir wollen eine Reduktion des vorläufigen Recht-
schutzes gegen solche Entscheidungen. Es soll künftig
auf die Verletzung eigener Rechte ankommen. Wir wis-
sen, dass der vorläufige Rechtschutz gelegentlich zur
Blockade von wichtigen Investitionsentscheidungen ge-
nutzt wurde. Einen solchen Missbrauch wollen wir zu-
künftig verhindern. Deshalb wollen wir diese Regelung
etwas verändern. Der Rechtschutz bleibt aber in der

H
m
b
d
s

d
f
g
l
D
B
t
s
g
d
g
d
l
m
b
d
v

d
W
v
g
i
r

P
w
z
F
u
s
t
r
ü
m

W
T
l
H
v
l
c
l
e
t
D
g
e
a
s
W
m

(C (D auptsache unberührt. Das ist eines der Diskussionstheen neben anderen, sehr spezifischen Themen – wie eispielsweise dem berühmten Ross-und-Reiter-Thema –, ie noch in den Fachdiskussionen erörtert werden müsen. Erlauben Sie mir, dass ich in den wenigen Minuten, ie mir zur Verfügung stehen, besonders auf die Presseusionskontrolle eingehe, die wir vorschlagen. Dabei eht es um Änderungen von pressespezifischen Regeungen. Unser Ziel ist es, die Regelungen, die 1976 in eutschland für die Presse eingeführt worden sind, den edingungen des 21. Jahrhunderts, also einer veränder en Medienlandschaft und einem veränderten – wie es so chön heißt – Mediennutzungsverhalten, anzupassen. Es eht um die Verbesserung der ökonomischen Rahmenbeingungen zur Sicherung der Anbietervielfalt und zuleich der Meinungsvielfalt. Ich betone das, weil mir ieses Thema – offen gesagt – persönlich am Herzen iegt; ich komme bekanntlich aus diesem Bereich. Es sei ir erlaubt, an dieser Stelle etwas mehr Herzblut einzuringen, als es üblicherweise der Fall ist. Außerdem ist ieses Thema für die Entwicklung unserer Demokratie on überragender Bedeutung. Es ist klar, dass es sich um sehr sensible Fragen hanelt, die zu vielen Diskussionen führen. Es führt kein eg daran vorbei, dass wir die Grundlagen der Presse ielfalt und der Pressefreiheit sichern müssen, soweit es eht. Bei solch sensiblen Themen kommt es – auch das st klar – auf möglichst breite Mehrheiten an, um die wir ingen sollten und um die ich mich bemühe. Es geht um alle Elemente unserer Vorschläge zum ressekartellrecht. Wenn es bessere Vorschläge gibt, sind ir selbstverständlich offen dafür. Ich bin davon über eugt, dass wir handeln müssen. Wenn wir auf diesem eld untätig blieben, würden wir ein weiteres Aushöhlen nd Austrocknen der Pressefreiheit in den Zeitungshäuern erleben. Dieser Prozess ist europaweit zu beobachen. Am krassesten findet er zurzeit vielleicht in Frankeich statt, wo die Printmedien zu einem ganz berwiegenden Teil inzwischen im Besitz von zwei ehealigen großen Rüstungsunternehmen sind. Ich will auf eine Studie des Landtags Nordrheinestfalen hinweisen. Daran erkennt man langfristige rends. Die Zahl der Zeitungstitel in Nordrhein-Westfaen ist von 1993 bis 2002 von 50 auf 44 und die Zahl der auptredaktionen von 22 auf 21 zurückgegangen. Die erkaufte Auflage ist von 4,33 Millionen auf 3,88 Milionen gesunken. Das sind die Trends, die ununterbrohen weitergehen. Dieser Konzentrationsprozess veräuft nicht mit rasendem Tempo. Er wird vielmehr von iner Aushöhlung der publizistischen Kraft in den Zeiungshäusern und in den Zeitungsredaktionen begleitet. as kann jeder an dem vermehrten Einsatz der Meldunen der Nachrichtenredaktionen und dem Rückzug der igenen publizistischen und redaktionellen Tätigkeiten blesen. Einer solchen Verarmung der Zeitungslandchaft sollten wir entgegentreten, bevor es zu spät ist. enn es einmal zu spät ist, ist keine Korrektur mehr öglich. Das zeigen alle Erfahrungen. Bundesminister Wolfgang Clement (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


Die Printmedien stehen zunehmend nicht mehr nur
untereinander im Wettbewerb. Die härtesten Konkurren-
ten der Zeitungen sind vielmehr das Fernsehen, das Ra-
dio und das Internet. Das Nutzungsverhalten vor allen
Dingen der jungen Generation verändert sich im Ver-
gleich zu dem meiner bzw. der älteren Generation. Das
gilt erst recht für den Werbemarkt und genauso für den
Markt der Nachrichtenvermittlung. Es zeigt sich, dass
die Tageszeitungen, insbesondere die Abonnementzei-
tungen, überall in Europa – nicht nur in Deutschland –
auf dem Rückzug sind.

Es gibt dazu eine Studie der Europäischen Kommis-
sion. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die Wirtschafts-
kraft der Zeitungen in allen europäischen Mitgliedstaa-
ten sowohl unter rückläufigen Auflagen als auch unter
sinkenden Werbeeinnahmen leidet. Die Hauptursache
dafür ist die zunehmende Bedeutung anderer Medien.
Das sind langfristig wirkende Verschiebungen, die durch
die konjunkturelle Lage noch verschärft werden.

In Deutschland schrumpfen die Lesermärkte der Zei-
tungen seit langem. Die Tageszeitungen erreichen jetzt
noch drei Viertel der Bevölkerung. Vor zehn Jahren wa-
ren es mehr als 80 Prozent. Insbesondere junge Leute
– ich kann das ziemlich genau beurteilen, weil ich einige
junge Leute begleite – haben eine Vorliebe für den
Rundfunk und das Internet, wenn es um Informationen
geht und zunehmend auch wenn es um Handel und Ein-
kauf geht. Das wird sich im Laufe des Lebens – dies zei-
gen die Erfahrungen – nicht mehr wesentlich ändern. So-
mit trägt die demographische Entwicklung dazu bei, dass
die Nachfrage nach Zeitungen weiter sinkt.

Im Anzeigenbereich, im Bereich der Werbeerlöse, ist
es noch krasser. Innerhalb der letzten zehn Jahre ist der
Anteil der Tageszeitungen am gesamten Werbeaufkom-
men in Deutschland von einem Drittel auf ein Viertel zu-
rückgegangen. Dabei brauche ich nicht auf meine fuß-
ballerische Erfahrung hinzuweisen: Ein Viertel ist nicht
mehr als ein Drittel; es ist vielmehr umgekehrt.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Gute Aussage!)


Die Zeitungen finanzieren sich derzeit nur noch zur
Hälfte über Werbeeinnahmen. Das waren zu meiner Zeit
im Zeitungsbereich traditionell noch zwei Drittel. Der
BDZV, der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger,
bestätigt dies: Auch in den ersten Quartalen des Jahres
2004 sind Auflagen- und Anzeigenerlöse rückläufig.

Noch haben wir eine vielfältige Zeitungslandschaft:
349 Tageszeitungen, zehn überregionale und acht so ge-
nannte Straßenverkaufszeitungen, also die berühmten
Boulevardzeitungen, von denen mir eine schon einmal
viel Spaß gemacht hat. Diese Vielfalt müssen wir meines
Erachtens schützen. Dabei darf die Politik keine inter-
ventionistischen Mittel anwenden. Der Einsatz des Kar-
tellrechts ist aber aus unserer Überzeugung ein probates
Mittel und der richtige Ansatz.

Deshalb unser Vorschlag. Er enthält drei Elemente.

v
f
v
N
r
s
A
z

t
v
g
l
h
t
d

r
u
l
n
d
Z
l
l
S

n
Z
l
d
D

d
V

v
h
P
V
V
w
l
u
s
s
P
V
f

b

s
ü
E
W

(C (D Erstens sind sehr moderate Schwellenanhebungen orgesehen, bevor vonseiten des Kartellrechts eingegrifen wird. Das ist mittelstandsfreundlich. Dies erlaubt es or allen Dingen kleinen Verlegern, bei der Suche nach achfolgern den Marktwert ihrer Zeitungen zu realisie en. Der Schutz kleiner Verlage, der mit dieser Aufgreifchwelle verbunden ist, bleibt in der Substanz erhalten. uch die kleinen Verleger stimmen diesem Vorschlag u. Zweitens sollen Kooperationsmöglichkeiten erweiert werden. Das ist außerordentlich vernünftig. Das wird on den Ordnungspolitikern zwar immer wieder infrage estellt. Aber die Erweiterung der Kooperationsmögichkeiten ist sicher sinnvoll, wenn es darum geht, die eutige Vielfalt an Zeitungen und Redaktionen zu erhalen. Ich will das aus Zeitgründen nicht im Einzelnen urchspielen; aber ich glaube, das liegt sehr nahe. Der dritte Punkt betrifft die so genannte Altverlegeregelung. Dagegen gibt es bekanntlich viele Einwände nd Bedenken. Ich kann diese, ehrlich gesagt, nicht teien. In meiner ziemlich bunten Vergangenheit war ich eiige Jahre in einem Zeitungshaus beschäftigt und habe ie Praxis erlebt. Das Modell der Vielfalt an Zeitungen, eitungstiteln und Zeitungsredaktionen in einem Ver agshaus ist inzwischen an vielen Standorten in Deutschand Praxis, zum Beispiel in Dortmund, Köln, Hannover, tuttgart und, so glaube ich, auch in Frankfurt. Dies gesetzlich abzusichern ist natürlich überaus verünftig; denn dies ist das Einzige, was heute fehlt. Die eitungshäuser haben dieses Modell bisher nur vertrag ich abgesichert und teilweise – wie auch in meinem Fall amals – befristet geregelt. Unser Vorschlag ist, das auf auer abzusichern. Dies wird oder kann Vielfalt erhalten letztlich hängt dies ja immer von den Entscheidungen er Beteiligten ab –, jedenfalls schafft dies dafür die oraussetzungen. Lassen Sie mich noch einen Punkt darstellen, der in ielen Diskussionen in Ihren Reihen eine Rolle gespielt at und den wir aufgenommen haben: den Schutz des resse-Grosso als eine Voraussetzung, um die Vielfalt im ertriebsbereich zu sichern. Die Unabhängigkeit im ertriebsbereich soll gewahrt bleiben; dies ist erreicht orden. Wir haben auf Ihr Drängen hin die Zeitungsver age und Grossisten aufgefordert, sich zusammenzutun nd Sicherheit durch eine freiwillige Vereinbarung zu chaffen. Oh Wunder, es ist gelungen! Sie haben sich zuammengetan und eine Vereinbarung getroffen, die das resse-Grosso-System erhält. Dies ist nach unser aller erständnis, wie ich denke, das Beste; wenn so etwas reiwillig geschieht, braucht man dafür kein Gesetz. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin, ich bitte um Entschuldigung; erlau-
en Sie mir noch wenige Sätze.

Meine Damen und Herren, ich möchte Ihnen ab-
chließend ans Herz legen, dass wir angesichts dieses
beraus wichtigen Themas die Diskussion, die meines
rachtens noch nicht ausreichend vertieft ist, fortsetzen.
ir dürfen nicht in eine Situation geraten, wie wir sie






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

etwa von der französischen Zeitungslandschaft kennen.
Wir haben bei uns noch Vielfalt. Es geht jetzt nicht nur
um den konkreten Vorschlag hinsichtlich der Altverle-
ger. Das Bessere ist der Feind des Guten. Wir haben un-
seren Vorschlag vorgelegt. Meine Bitte ist, dass wir die
Entwicklung im Printbereich nicht so laufen lassen. Wir
haben eine Gestaltungsmöglichkeit. Es gibt aus meiner
Sicht keine Alternative dazu; denn alle anderen Mög-
lichkeiten hätten interventionistischen Charakter und
gingen an den Nerv der Pressefreiheit. Daher sollten wir
die Chance des Kartellrechtes hier nutzen. Dazu ist von
unserer Seite und von mir persönlich jedes Gespräch er-
wünscht.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512407300

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Rainer Brüderle.


Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1512407400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr

Minister Clement, Sie haben Recht, es ist bedauerlich,
dass ein so zentrales Thema wie das Gesetz gegen Wett-
bewerbsbeschränkungen an einem Freitag als letzter
Punkt, der mit wenig Redezeit ausgestattet ist, quasi im
Schweinsgalopp behandelt wird. Hier geht es schließlich
um die Magna Charta der Wettbewerbspolitik.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: So ist es!)


Leider gibt es eine Fülle von Schieflagen. In unserem
Antrag haben wir aufgezeigt, dass es nahezu einen Ver-
fall des ordnungspolitischen Denkens und eine Fehlsteu-
erung in vielen Bereichen gibt, die tiefe Auswirkungen
auf den Arbeitsmarkt und das Wirtschaftswachstum ha-
ben, weil sie die Dynamik bremsen. Der Grund liegt da-
rin, dass man die Prinzipien der sozialen Marktwirt-
schaft nicht beachtet. Es waren zwei Kernpunkte, die
Eucken und andere Väter und Vordenker der sozialen
Marktwirtschaft bei ihrer Konzeptionierung als Reflex
auf die Nazizeit in den Vordergrund gestellt haben: die
Warnung vor der Kartellierung und die Warnung vor
dem Punktualismus. Gegen beides verstößt die Regie-
rung in einer riesigen Zahl von Fällen. Aber die Zeit er-
laubt es leider nicht, breit darauf einzugehen.

Ich mache einige Bemerkungen zu der von Ihnen vor-
gelegten Novelle. Es handelt sich in der Tat um eine An-
passung an europäisches Wettbewerbsrecht. Letztlich
bedeutet dies leider eine Aushöhlung des Kartellverbots,
wie es für das deutsche Gesetz gegen Wettbewerbsbe-
schränkungen prägend war. Ihr Vorgänger, Herr Müller,
der Wettbewerbsfragen relativ lustlos behandelte, hatte
in Brüssel nicht insistiert und nicht für das deutsche Ge-
setz gekämpft. Er kam eben aus Monopolstrukturen und
ist wieder in Monopolstrukturen zurückgegangen; ihm
war das Denken in Wettbewerbsstrukturen fremd.


(Beifall bei der FDP)


Wir werden bei dieser siebten GWB-Novelle kon-
struktiv mitarbeiten. Wir müssen über eine Reihe von

F
V
K
i
g

H
b
m
s
n
t
e

R
t
ü
z
V
n
s
d
a
d
d

s
S
W
z
v
b
k
s
p
d
u
A
W
m

S
S
B
W
f
d
b
l
d

W
m

(C (D ragen – Einbindung von Verbänden, Ausgestaltung der orteilsabschöpfung, Bußgelder, Einschränkung von lagerechten – noch intensiv miteinander reden. Aber ch sehe gute Chancen, dass wir uns, der Tradition folend, gemeinsame Lösungen erschließen können. Nicht mitmachen werden wir – das sage ich gleich, err Clement – bei einem Sonderrecht für die Zeitungsranche. Wir können nicht für eine Branche das allgeeine Wettbewerbsrecht aufheben und ein Sonderrecht chaffen. Hier geht es auch bei uns und nicht nur bei Ihen als früherem Journalisten um Herzblut. Wir als akive Freiheitskämpfer, als Liberale, gehen diesen Weg infach nicht mit. (Beifall bei der FDP – Lachen bei der SPD – Hubertus Heil [SPD]: Robin Hood!)


(Hubertus Heil [SPD]: Sehr gut!)


Im Klartext gesprochen: Mit den vorgeschlagenen
egelungen zum Pressefusionsrecht soll die Fusionskon-

rolle ausgehebelt, das Kriterium der Marktbeherrschung
ber Bord geworfen und letztlich das Wettbewerbsprin-
ip für den Zeitungsmarkt ausgeschaltet werden. Für Ihr
orgehen gibt es im Übrigen weder eine konjunktur-
och eine strukturpolitische Begründung. Es darf eine
olche Begründung auch nicht geben. Was sagen Sie
enn der Bauindustrie oder der Werftindustrie, wenn sie
ufgrund ihrer strukturellen Probleme ebenfalls ein Son-
errecht in Sachen Wettbewerb fordern? Das kann nicht
er richtige Weg sein.

Eines ist klar, Herr Clement: Sie sichern durch die Fu-
ion keine Meinungsvielfalt. Meinungsvielfalt sichern
ie nur über einen funktionierenden Wettbewerb, über
ettbewerbsmärkte. Auch Ihre Behauptung, man könne

wischen wirtschaftlichen und publizistischen Interessen
on Zeitungen trennen, ist schlicht nicht nachvollzieh-
ar. Wir alle wissen: Publizistische Selbstständigkeit
ann kaum gewahrt werden, wenn sie nicht mit wirt-
chaftlichen Zielvorstellungen des Unternehmens ge-
aart ist und diesen entspricht. Treffende Beispiele sind
ie Zeitungsrubriken Technik, Motor, Reise, Touristik
nd Immobilien. Keiner kann hier abstreiten, dass die
ttraktivität von Inhalten für Leser die Attraktivität für
erbekunden bedingt. Hier besteht ein innerer Zusam-
enhang.

Ich möchte Sie herzlich bitten, Herr Clement: Hören
ie auf Ihren eigenen wissenschaftlichen Beirat! Hören
ie auf die Monopolkommission und hören Sie auf das
undeskartellamt! Dort arbeiten Leute, die etwas von
ettbewerbspolitik verstehen. Ignorieren Sie nicht ein-

ach den Fachverstand der drei Institutionen! Ihr Beirat,
ie Monopolkommission – sie wurde von der Regierung
erufen – und das Bundeskartellamt warnen eindrück-
ich vor genau dem Ansatz, den Sie wählen. Er scheint
er leichtere Weg zu sein; aber er ist der falsche.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ir müssen zu Wettbewerbsvorstellungen zurück. Neh-
en Sie Abschied von Ihren wettbewerbsfeindlichen






(A) )



(B) )


Rainer Brüderle

Pressefusionsplänen. Sie sind auf dem falschen Damp-
fer!

Lassen Sie mich noch wenige Bemerkungen – mehr
erlaubt meine Redezeit nicht – zu unserem Antrag ma-
chen. Wir haben eine Fülle von Beispielen aufgeführt,
weshalb die soziale Marktwirtschaft nicht das leisten
kann, was sie leisten sollte. Sie kann die Arbeitsmarkt-
probleme nicht lösen und Wachstum und technischen
Fortschritt über Wettbewerb nicht durchsetzen, weil die
Mechanismen wegen des Staatsanteils von fast 50 Pro-
zent, genau 48,5 Prozent, und wegen der starren Rege-
lungen am Arbeitsmarkt – das ist in weiten Teilen kein
Markt – nicht wirken können und es in Teilen des Ener-
giemarktes zu Monopolbildungen kommt. Das ist ein
Sündenfall; Eon Ruhrgas hat einen Marktanteil von
85 Prozent. Das schlägt der sozialen Marktwirtschaft ins
Gesicht.


(Beifall bei der FDP)


Sie haben das kurz vor der Bundestagswahl mit einer
hingemuschelten Ministererlaubnis möglich gemacht.
Sie bringen das an sich interessante und richtige Instru-
ment der Ministererlaubnis durch dieses Vorgehen in
Misskredit, sodass man heute wirklich offen darüber
nachdenken muss, ob man dieses Instrument nicht ab-
schaffen muss. Wenn es missbräuchlich eingesetzt wird,


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


hat es keine innere Begründung mehr. Es ist eine schiefe
Ebene.

Sie haben das beim Telekommunikationsgesetz fort-
gesetzt, dort gibt es das Einzelweisungsrecht des Minis-
ters. Einen solchen Eingriff in das Wettbewerbsrecht hat
noch keine Regierung, egal welcher Couleur, auch keine
sozialdemokratisch geführte Regierung, gewagt. Dass
Sie in die Wettbewerbsmärkte hinein Anweisungen
geben wollen, zeigt, dass Ihr Denken falsch ist. Das ist
wieder Punktualismus; ihn gab es nicht nur bei
Holzmann. Damit hat sich der Kanzler vor dem SPD-
Parteitag profiliert und anschließend hat er die Arbeiter
verraten, weil keine Arbeitsplätze erhalten wurden.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512407500

Herr Kollege Brüderle, achten Sie bitte auf die Rede-

zeit.


Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1512407600

Das Einzelweisungsrecht ist ein fundamentales Ab-

weichen von den Wettbewerbsprinzipien.


(Beifall bei der FDP)


Diese schiefe Ebene werden Sie nicht mehr korrigieren
können.

Sie haben das auch in anderen Bereichen – ich habe
die Energiemärkte angesprochen – getan.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512407700

Herr Kollege Brüderle, Sie haben keine Zeit mehr,

das noch auszuführen.

M
f

z

S
d
M

N

s
b
s
i
A
M
s
W
V

v
R
D
t
k
g

b
b
a

g
k
F
k

g
im
D
m
s
g
te
W

(C (D Einen letzten Satz noch, Frau Präsidentin. Auch der inister hat seinen letzten Satz zu Ende sprechen dür en. (Dr. Uwe Küster [SPD]: Das wird Ihnen angerechnet! Sie sind durch!)

Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1512407800


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512407900

Sie haben Ihre Redezeit schon um zwei Minuten über-

ogen.


Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1512408000

Ich schließe. – Die Abkehr von Marktprinzipien, die

ie in vielen Bereichen vorgenommen haben, verhindert,
ass das, was Marktwirtschaft leisten könnte, von der
arktwirtschaft geleistet wird.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512408100

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Werner Schulz.

Werner Schulz (Berlin) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
EN):
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die

iebte Novelle des Gesetzes gegen Wettbewerbs-
eschränkungen bringt etliche Verbesserungen. Insbe-
ondere begrüßen wir die Stärkung der Verbraucher-
nteressen, beispielsweise die Verbesserung der
nhörungsrechte von Verbraucherverbänden und ihre
öglichkeiten, gegen den Missbrauch marktbeherr-

chender Stellungen vorzugehen. Für uns gehören fairer
ettbewerb, große Wettbewerbsintensität und ein hoher
erbraucherschutz einfach zusammen.

Neben den vielen sinnvollen Regelungen dieser No-
elle gibt es jedoch einige Aspekte, bei denen wir im
ahmen des Gesetzgebungsverfahrens noch erheblichen
iskussions- und Verbesserungsbedarf sehen. Das be-

rifft die vorgesehene Einschränkung von Klagemöglich-
eiten gegen Fusionsgenehmigungen sowie die Regelun-
en für Zusammenschlüsse im Pressebereich.

Die Einschränkungen beim vorläufigen Rechtsschutz
ei Fusionsgenehmigungen durch Kartellbehörden bzw.
ei der Ministererlaubnis sind aus unserer Sicht so nicht
kzeptabel.

Bisher entscheiden die Kartellgerichte, ob die Klage
egen eine Fusionsgenehmigung aufschiebende Wir-
ung hat. Die Einschränkung dieser Möglichkeit würde
akten schaffen, die dann trotz berechtigter Klagen
aum noch revidierbar sein könnten.

Das Argument, durch die ständige Praxis der Kartell-
erichte, Fusionen auszusetzen, käme es zu Nachteilen

internationalen Wettbewerb für den Standort
eutschland, überzeugt nicht. Bisher gab es drei Fälle
it aufschiebender Wirkung. Jeder Fall war hoch um-

tritten. Einer davon war die Fusion von Eon und Ruhr-
as. Bei aller persönlicher Wertschätzung für Ex-Minis-

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1512408200
Deren
echsel in diesen Konzern haben wahrlich nicht dazu






(A) )



(B) )


Werner Schulz (Berlin)


beigetragen, den Argwohn gegen eine höchst umstrittene
Entscheidung abzubauen.


(Rainer Brüderle [FDP]: Sehr richtig!)


Wenn die Administration die Möglichkeit hat, unter
bestimmten Bedingungen Gesetze zu umgehen, sollte es
dem Gesetzgeber vorbehalten sein, den Ausnahmefall zu
bestätigen. Das heißt, die Kombination aus Minister-
erlaubnis und Parlamentsvorbehalt verschafft die nötige
Legitimation und sorgt für den Ausschluss von Zweifeln.

Auch die vorgeschlagenen Erleichterungen von
Fusionen im Pressebereich können nach unserer Auf-
fassung so nicht Gesetz werden. Der Pressebereich in
Deutschland ist sehr vielfältig. Im Kern hat sich das
1976 aus guten Gründen geschaffene Pressefusionsrecht
bewährt.


(Bernd Neumann [Bremen] [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Natürlich erleben wir im Moment einen Strukturwandel
bei den Zeitungen, ausgelöst durch veränderte Lese-
gewohnheiten. Es ist aber nicht nachvollziehbar, warum
auf die konjunkturellen und strukturellen Herausforde-
rungen einer Branche mit einer so umfassenden Geset-
zesänderung reagiert werden sollte.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Der Mann hat Recht!)


Es gibt Verlage, die durch innovative Strategien und das
Anbieten hochwertiger Produkte am Markt bestehen. Es
gibt Verlage, denen es wirtschaftlich schlecht geht, und
es gibt Verlage, die gutes Geld verdienen und Anlage-
möglichkeiten dafür suchen.

Das Bundeskartellamt hat in der Vergangenheit eine
Vielzahl von Kooperationen genehmigt, wodurch die
Verlage ihre Kosten verringern und ihre Marktaufstel-
lung verbessern konnten. Allerdings gehen die Vor-
schläge zur Anzeigenkooperation zu weit. Sie sind nur in
bestimmten Grenzen vorstellbar und sinnvoll.

Wenig halten wir von dem so genannten Redaktions-
oder Altverlegermodell. Es ist nicht realistisch, zu glau-
ben, die Unabhängigkeit der Redaktion der übernom-
menen Zeitung könnte dadurch erhalten werden, dass der
Altverleger mindestens 25 Prozent der Zeitung und die
Titelrechte behält. Über kurz oder lang wird sich die
ökonomische Macht des Mehrheitsgesellschafters auch
auf die Redaktion erstrecken, spätestens dann, wenn die
Zeitung in eine Krise kommt.


(Bernd Neumann [Bremen] [CDU/CSU]: Genau so ist es!)


Auf unsere Ablehnung stößt auch die Einführung ei-
ner Bagatellklausel, nach der Verlage mit Umsatzerlö-
sen von bis zu 2 Millionen Euro ohne jede Fusionskon-
trolle mit anderen Verlagen fusionieren dürfen. Das
wären möglicherweise Schnäppchen für die Großen.

Problematisch und skeptisch sehen wir die Verdoppe-
lung des gemeinsamen Umsatzes zweier Betriebe, die
Erhöhung der so genannten Aufgreifschwelle, von
25 Millionen Euro auf 50 Millionen Euro.

N
d
3
s
t
k

d
s
l
A
p

u
m
m
d
h
M
H

D
d
g

W
a

W
V

I

W
f
i
d

(C (D (Bernd Neumann [Bremen] [CDU/CSU]: Eine völlige Absage an Herrn Clement! – Gegenruf des Abg. Hubertus Heil [SPD]: Dies ist ein freies Land!)


ach Berechnungen der Monopolkommission würden
adurch künftig allein in Westdeutschland zusätzlich
9 von 245 erscheinenden Zeitungstiteln von jeder Fu-
ionskontrolle freigestellt. Derzeit fallen bereits 140 Ti-
el oder 11 Prozent der Auflage nicht unter die Fusions-
ontrolle.


(Bernd Neumann [Bremen] [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Wir sind der Auffassung, all diese Regelungen wür-
en zu weniger und nicht zu mehr Vielfalt auf dem Pres-
emarkt führen. Zugleich sind wir allerdings zuversicht-
ich, dass wir bei den weiteren Beratungen in den
usschüssen zu einer einvernehmlichen und letztlich
raktikablen Lösung kommen werden.


(Beifall im ganzen Hause)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512408300

Das Wort hat der Abgeordnete Ernst Hinsken.


(Hubertus Heil [SPD]: Herr Hinsken, sparen Sie Kraft! 17 Minuten sind ganz schön lang!)



Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1512408400

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen

nd Kollegen! Es ist fast unvorstellbar – da werden Sie
ir sicherlich zustimmen –, dass ich das, was soeben
ein Vorredner, also Sie, Herr Abgeordneter Schulz von

en Grünen, hierzu gesagt hat, voll und ganz teile. Ich
abe die Hoffnung und den Wunsch, dass Sie von Ihrer
einung nicht abkehren und das zunichte machen, was
err Clement zu tun beabsichtigt.


(Bernd Neumann [Bremen] [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


ies wäre nämlich der Vielfalt der Presselandschaft, mit
er wir in der Bundesrepublik Deutschland bisher gut
efahren sind, nicht dienlich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Herr Minister Clement, Sie haben vorhin gesagt:
enn es bessere Vorschläge gibt, seien Sie gerne bereit,

uf sie einzugehen.


(Peter Dreßen [SPD]: Ja, so sind wir halt! – Hubertus Heil [SPD]: Dann brauchen wir ja gar nichts mehr zu ändern!)


ir haben in diesem Zusammenhang jede Menge gute
orschläge.


(Hubertus Heil [SPD]: Wir hören!)


ch hoffe, dass Sie bereit sind, auf sie einzugehen.

Durch diesen Gesetzentwurf soll unser nationales
ettbewerbsrecht an das neue europäische Kartellver-

ahrensrecht angepasst werden, das seit dem 1. Mai 2004
n Kraft ist. Das GWB gilt zu Recht als das Grundgesetz
er Wirtschaft. Durch dieses Gesetz soll sichergestellt






(A) )



(B) )


Ernst Hinsken

werden, dass der Wettbewerb nicht behindert wird. Nur
so herrscht Marktwirtschaft und nicht Machtwirtschaft.
Wettbewerb muss reguliert werden, da große Unterneh-
men ihre Macht am Markt sonst schrankenlos gegenüber
kleineren Mitbewerbern ausspielen könnten. Wegen die-
ser grundlegenden Bedeutung des GWB darf bei seiner
jetzt anstehenden siebten Novellierung nicht leichtfertig
mit diesem Gesetz umgegangen werden.


(Bernd Neumann [Bremen] [CDU/CSU]: Richtig!)


In der Vergangenheit hat es sich bewährt. Weltweit
versucht man, unser GWB nachzumachen. Das gilt umso
mehr, als auch hier weit reichende Veränderungen im de-
mokratisch wichtigen Bereich der Presse geplant sind.
Deshalb legen wir, die Unionsparteien, besonderen Wert
auf eine ausführliche Sachverständigenanhörung und ein
geordnetes Verfahren ohne Zeitdruck. Das sollte über
alle Fraktionen hinweg Konsens sein. Denn die Neure-
gelung auf EU-Ebene hat erhebliche Auswirkungen auf
das deutsche Wettbewerbsrecht. Zahlreiche deutsche
Unternehmensabsprachen haben Auswirkungen auf den
zwischenstaatlichen Handel und besitzen Relevanz für
den EU-Binnenmarkt. Eine eigenständige Bedeutung
wird dem deutschen Wettbewerbsrecht künftig nur noch
in solchen Fällen zukommen, die rein lokale oder regio-
nale Auswirkungen haben und keine zwischenstaatliche
Relevanz aufweisen.

In diese Neuregelungen werden auch horizontale und
vertikale Vereinbarungen einbezogen, die keine zwi-
schenstaatlichen Auswirkungen haben und deshalb al-
lein dem deutschen Recht unterliegen. Die Vorschriften
über das Verbot missbräuchlichen Verhaltens gegenüber
wirtschaftlich abhängigen kleinen und mittleren Unter-
nehmen – § 20 des GWB – erfüllen eine wichtige wett-
bewerbs- und mittelstandspolitische Funktion. Das gilt
insbesondere für das Verbot des Angebots unter Ein-
standspreis. Diese Regelungen werden daher aufrechter-
halten; das finde ich auch gut.

Die durch die Änderungen des europäischen Kartell-
rechts mit dem Wechsel vom Anmeldesystem zur Legal-
ausnahme notwendig gewordenen Änderungen im deut-
schen Kartellrecht sind erforderlich und sinnvoll. Herr
Minister, darauf haben Sie bereits hingewiesen. Sie er-
leichtern vor allem größeren und grenzüberschreitend tä-
tigen Unternehmen das Leben. Zudem sind die Unter-
nehmen der schwierigen Prüfung enthoben, ihre
innerstaatlichen Vereinbarungen von solchen mit zwi-
schenstaatlichen Auswirkungen abzugrenzen.

Deswegen muss ich sagen, Herr Bundesminister
Clement: Die Bundesregierung wäre gut beraten, darüber
nachzudenken, wie es ermöglicht werden kann, dass der
Mittelstand in klar definierten Ausnahmefällen einen
Anspruch auf förmliche Entscheidung durch das Kartell-
amt erhält. Denn mehr Freiheit heißt auch mehr Verant-
wortung. Bessere Sanktionsmöglichkeiten sind in einem
System der Legalausnahme durchaus sinnvoll, damit es
zu einer wirkungsvollen Abschreckung bei wettbewerbs-
widrigem Verhalten kommt. Im Einzelfall müssten die
vorgesehenen Verschärfungen des Sanktionskatalogs

a
f

R
n
d
s
b
f
d
w

L
s
g
d
H

g
D
g
u
v
k

H
li
s
d
le
te
d
D
s

tr
te
n
S

W
te
s
s
w
e

s
w
p
w
g

(C (D ber kritisch überprüft werden. Dies gilt insbesondere ür die Vorteilsabschöpfung durch Verbände. Kritisch sehen wir vor allem die Beschränkung der echte möglicherweise betroffener Dritter bei einem Miistererlaubnisverfahren. Die Ministererlaubnis muss er absolute Ausnahmefall bleiben. Schon allein deshalb ollten die Rechte betroffener Dritter nicht leichtfertig eschränkt werden. Herr Brüderle, ich bedanke mich daür, dass Sie in die gleiche Kerbe geschlagen haben. In iesem Punkt trennt uns nichts; wir wollen so vorgehen, ie ich soeben ausgeführt habe. Ob das neue Enquete-Recht der Kartellbehörden eine ösung des bekannten Ross-und-Reiter-Problems dartellt, ist meines Erachtens fraglich. Hier ist nach weiter ehenden oder alternativen Lösungen zu suchen, weil ie Problematik als solche nicht entschärft wird, Herr eil. (Hubertus Heil [SPD]: Darüber können wir gern diskutieren!)


Ursprünglich sollte die siebente GWB-Novelle zeit-
leich mit dem neuen europäischen Recht in Kraft treten.
as wäre auch ohne weiteres möglich gewesen. Jetzt
elten zwei unvereinbare Rechtssysteme nebeneinander,
nd das bereits seit 1. Mai dieses Jahres. Das führt bei
ielen Unternehmen und Kartellbehörden zu Schwierig-
eiten, die zu vermeiden möglich gewesen wäre.


(Hubertus Heil [SPD]: Brennt ja nichts an!)


err Minister Clement, dafür zeichnen Sie verantwort-
ch. Sie haben das Thema Pressefusion ohne Not mit der
iebenten GWB-Novelle verknüpft. Es ist doch ein Wi-
erspruch, wenn Sie sich auf der einen Seite hierher stel-
n und ausführen, dass die Vielzahl der einzelnen Blät-
r gut ist, und auf der anderen Seite die Voraussetzung
afür schaffen wollen, dass das künftig nicht mehr so ist.
as ist nicht nachvollziehbar, das ist ein Widerspruch in

ich!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hubertus Heil [SPD]: Stimmt nicht! Unsinn!)


Alle Bitten, vor Vorschlägen zur Pressefusionskon-
olle erst deren Auswirkungen wissenschaftlich zu un-
rsuchen und das Thema bis zu der sich bereits abzeich-
enden nächsten GWB-Novelle zurückzustellen, haben
ie, Herr Clement, in den Wind geschlagen.

Ich bedanke mich bei Ihnen, Herr Kollege Neumann.
ir waren oftmals zusammen, wir haben intensiv bera-
n, was wir wollen. Deshalb haben wir auch klare Vor-

tellungen, Wünsche und Forderungen nach Weichen-
tellungen, die dazu dienen, dass Ihr Gesetzentwurf so,
ie er eingebracht worden ist, eben nicht Gesetzeskraft

rlangt.

Nach dem Europarecht ist keine Änderung des Pres-
ekartellrechts erforderlich; dies muss hier festgestellt
erden. Herr Clement, Sie weichen sogar von den euro-
äischen Vorgaben ab. Denn das europäische Wettbe-
erbsrecht kennt keine materiellen Ausnahmeregelun-
en für einzelne Wirtschaftsbereiche. Deshalb ist






(A) )



(B) )


Ernst Hinsken

nachdrücklich zu fragen, ob eine nationale Regelung hier
überhaupt wirkungsvoll ist.


(Wolfgang Clement, Bundesminister: Die haben wir doch heute!)


Denn wir haben zwar nationale Lesermärkte, aber die
Anzeigenmärkte sind häufig international organisiert.


(Hubertus Heil [SPD]: Gehen Sie zur UNO!)


Deshalb ist die von der Bundesregierung vorgeschlagene
Änderung des Pressekartellrechts erstens ordnungspoli-
tisch falsch, zweitens untergräbt sie die Presse- und Mei-
nungsvielfalt in Deutschland, drittens löst sie die struktu-
rellen und konjunkturellen Probleme der Presse nicht
und viertens fördert sie die Konzentration und gefährdet
die Eigenständigkeit der mittelständischen Verlage.

Ihnen, Herr Bundesminister Clement, weht doch
selbst aus den Beratergremien Ihres Ministeriums eisi-
ger Wind ins Gesicht. Eine Auflistung der Institutionen,
die kritische Stellungnahmen abgegeben haben, liest
sich wie das „Who is who?“ der deutschen Wirtschafts-
politik – passen Sie auf, wer sich alles dagegen geäußert
hat,


(Hubertus Heil [SPD]: Es gibt auch andere!)


weil man erkannt hat, dass Sie, Herr Clement, hier eine
falsche Richtung einschlagen wollen –: die Monopol-
kommission, der Wissenschaftliche Beirat, die Kartell-
rechtsprofessoren, das Bundeskartellamt, die Landeskar-
tellämter sowie zahlreiche Verbände. Sie alle sind
dagegen,


(Hubertus Heil [SPD]: Nicht alle!)


doch Sie nehmen das gar nicht richtig zur Kenntnis. Sie
tun es ab. Ich fordere Sie auf, Herr Minister Clement:
Lassen Sie die Hände vom Pressekartellrecht! Ändern
Sie es, wenn überhaupt, nur marginal! Das kartellrechtli-
che Schutzniveau darf nicht immer weiter abgeschwächt
werden.

Eine Lockerung der Pressefusionkontrolle, wie Sie,
Herr Minister, diese beabsichtigen, dürfte zu mehr Kon-
zentration im Zeitungsverlagswesen führen. Das wollen
wir einfach nicht.


(Hubertus Heil [SPD]: Sie wollen das Sterben in Kauf nehmen?)


Wie Recht hat doch die Monopolkommission, die darauf
hingewiesen hat, dass nur die wirtschaftliche Selbststän-
digkeit der im Wettbewerb miteinander stehenden unab-
hängigen Zeitungen für die ungewöhnlich große Titel-
vielfalt in Deutschland sorgt.


(Hubertus Heil [SPD]: Und wenn überall dasselbe drinsteht?)


– Passen Sie auf, Herr Heil! Sie kommen ja nach mir
noch dran und können darauf gerne antworten, dann
brauchen Sie hier nicht immer Zwischenrufe tätigen.

Die Monopolkommission sagt weiter: Dies ist auch
eine wirkungsvolle Vorkehrung gegen die Konzentration
von Meinungsmacht.

n
G
a
o

A
p
d

r
h
Z

E
M
F
d
D
n

N
s
l
g
d

s
B
m
d
u
g

t
w
g
M
ü
n
t
U
r
j
l
d
t

h

(C (D Im Bereich des pressespezifischen Kartellrechts könen wir von der CDU/CSU es nicht akzeptieren, dass das WB durch die Altverlegerklausel, die hier mehrfach ngesprochen wurde, und die Regelung zur Anzeigenkoperation völlig auf den Kopf gestellt wird. (Hubertus Heil [SPD]: Was haben Sie gegen die Anzeigenkooperationen?)


uch so genannten Pressehilfsunternehmen stehe ich
ersönlich kritisch gegenüber. Für andere Kollegen, wie
em Kollegen Neumann, gilt das auch.


(Hubertus Heil [SPD]: Aber nicht alle bei Ihnen!)


Die Altverlegerklausel ist am stärksten zu kritisie-
en. Hier geht es um ein Herzstück unserer Pressefrei-
eit, nämlich um die redaktionelle Unabhängigkeit der
eitungen.


(Bernd Neumann [Bremen] [CDU/CSU]: So ist es!)


s ist doch einfach nicht nachvollziehbar, dass die
arktbeherrschung kein Untersagungskriterium bei der

usionskontrolle mehr sein soll, was bedeuten würde,
ass im Extremfall ein einziger Verlag alle Zeitungen in
eutschland aufkaufen könnte oder dass es nur noch ei-
ige wenige große Zeitungen gibt.


(Peter Dreßen [SPD]: Das haben wir doch schon!)


ur die Redaktionen müssten dann noch unabhängig
ein. Das ist nicht unser Bild der künftigen Zeitungs-
andschaft in Deutschland. Deshalb wehren wir uns da-
egen, dass hier so vorgegangen wird, wie Herr Clement
as beabsichtigt.

Herr Minister Clement, Sie haben hier eine ausge-
prochen mittelstandsfeindliche Lösung vorgeschlagen.
ei Fusionen im großen Stil werden viele kleine und
ittlere Verlage auf der Strecke bleiben. Das kann es

och nicht sein. Ludwig Erhard würde sich im Grabe
mdrehen, wenn er wüsste, wie hier mit seinem Grund-
esetz der Wirtschaft umgegangen wird.


(Hubertus Heil [SPD]: Er hat auch genug Ärger mit dem Kartellamt gehabt!)


Wir von der CDU/CSU sind offen, über eine vernünf-
ige und verhältnismäßige Anhebung der Schwellen-
erte bei der Fusionskontrolle zu diskutieren. Hier
ibt es einen Konsens. Der Einführung einer echten De-
inimis-Regelung stehen wir allerdings kritisch gegen-

ber. Die Ermöglichung von Kooperationen und Fusio-
en ohne jede Kontrolle und unabhängig von jeder Un-
ernehmensgröße ist für uns nicht akzeptabel. Die
nionsparteien sind bereit, über sinnvolle Konkretisie-

ungen und Verbesserungen bei allgemeinen und schon
etzt möglichen Gesamtkooperationen sowie bei speziel-
en Kooperationen im Anzeigenbereich zu reden, aller-
ings nur dann, wenn sie sinnvoll begrenzt oder als Mit-
elstandskooperationen formuliert werden.

Verehrte Kolleginnen und Kollegen, das, was ich vor-
in eingefordert habe, sage ich nochmals: Wir, die






(A) )



(B) )


Ernst Hinsken

Union, wollen einen bunten, vielfältigen Blätterwald, in
dem große und mittelständische Verlage mit ihren Zei-
tungen fair um die Aufmerksamkeit der Leser miteinan-
der konkurrieren können.


(Eckhardt Barthel [Berlin] [SPD]: Das wollen wir auch! – Hubertus Heil [SPD]: Das war ein schöner Schlusssatz!)


Lassen Sie mich zum Abschluss noch Folgendes sa-
gen: Wenn wir schon beim Thema einer unabhängigen,
vielfältigen Presselandschaft sind, dann dürfen wir auch
die Frage nicht ausblenden, ob es demokratisch sinnvoll
ist, dass sich eine große Volkspartei wie die SPD klamm-
heimlich ein eigenes Medienimperium aufbaut.


(Hubertus Heil [SPD]: Wir haben uns das ehrlich erworben! – Peter Dreßen [SPD]: Sie sind nur neidisch!)


Auch diese Frage gehört in diesem Zusammenhang auf
den Tisch.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Herr Clement, Sie als ehemaliger Journalist sollten
eigentlich wissen,


(Wolfgang Clement, Bundesminister: Das tue ich auch!)


wie wichtig die Unabhängigkeit von Verlagen und
Redaktionen ist.


(Hubertus Heil [SPD]: Das tun wir auch!)


Seien Sie bitte bereit, all das zu berücksichtigen, was ich
jetzt versucht habe, Ihnen zu verdeutlichen.


(Wolfgang Clement, Bundesminister: Nein!)


Seien Sie bereit, auf einige Vorschläge, die wir gemacht
haben, einzugehen,


(Wolfgang Clement, Bundesminister: Auf einige!)


damit etwas Vernünftiges dabei herauskommt, und be-
rücksichtigen Sie eines, Herr Minister Clement: Das ist
nicht die Meinung eines einzelnen CDU/CSU-Abgeord-
neten, sondern ich habe vorhin aufgelistet, wer sich alles
dagegen ausgesprochen hat. Das sind wahrlich ernst zu
nehmende Institutionen und Organisationen. Auf deren
Worte sollte man hören; man darf sie nicht einfach in
den Wind schlagen.

In diesem Sinne hoffe ich auf die Einsicht, die Sie uns
eingangs Ihrer Rede angekündigt haben, als Sie gesagt
haben, Sie würden auf gute Vorschläge warten und Sie
seien gerne bereit, diese zu berücksichtigen.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512408500

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Hubertus Heil.


(Bernd Neumann [Bremen] [CDU/CSU]: Das können Sie doch gar nicht mehr herausreißen, Herr Kollege!)


R

B
s
u
e
v

p
a
f
f
w
g
w
s
G
A
b

d
f
W
w
l
d
B

k
f
n
f

s
r
s
d
g
m
a

S
A
V
w
D
z
D
l
g

M
g

(C (D In den mir zur Verfügung stehenden sechs Minuten edezeit wird mir das leider nicht gelingen. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr rüderle, ich glaube, Gustav Stresemann hat einmal ge agt, liberal zu sein heiße auf der Höhe der Zeit zu sein nd danach zu handeln. Nach Ihrer Rede muss man sich rnsthaft fragen, ob Sie wirklich noch eine liberale Partei ertreten. Tatsache ist, dass wir die Aufgabe der Wettbewerbsolitik darin sehen, im Interesse der Verbraucher sowie ller Unternehmen, unabhängig von Größe und Rechtsorm, Märkte offen zu halten bzw. zu öffnen, wo dies erorderlich ist. Funktionierender Wettbewerb ist eine esentliche Voraussetzung für Wachstum und Beschäftiung unserer Volkswirtschaft. Der Schutz des Wettbeerbs ist eine zentrale ordnungspolitische Aufgabe un erer Marktwirtschaft. Das 1958 in Kraft getretene esetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen weist diese ufgabe dem Bundeskartellamt und den Landeskartellehörden zu. Sie haben in der Debatte ein bisschen unterschlagen, ass wir heute trotz mancher Defizite alle miteinander eststellen können: Deutschland hat eine funktionierende ettbewerbsordnung und eine funktionierende Wettbeerbsaufsicht. Das Bundeskartellamt in Deutschland eistet gute Arbeit. Ich nutze diese Gelegenheit, um an ieser Stelle den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des undeskartellamts dafür Danke zu sagen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Hubertus Heil (SPD):
Rede ID: ID1512408600

(Beifall bei der SPD)


Aufgrund meiner beschränkten Redezeit will ich mich
urz auf den Bereich konzentrieren, der nicht mit Presse-
usion zu tun hat, um danach die Zeit dafür zu nutzen, ei-
iges von dem, was hier angesprochen wurde, aufzugrei-
en.

Es ist darauf hingewiesen worden, dass wir mit der
iebten GWB-Novelle unser deutsches Wettbewerbs-
echt an das europäische Recht anpassen. Es geht bei-
pielsweise darum, dass wir zukünftig Unternehmen
urch weniger Bürokratie entlasten, aber auch deren Ei-
enverantwortung stärken. In Zukunft müssen Unterneh-
en grundsätzlich selbst einschätzen, ob ihr Verhalten

m Markt rechtskonform ist.

Auf der anderen Seite werden die Ermittlungs- und
anktionsmöglichkeiten der Kartellbehörde gestärkt.
uch die Rechtsschutzmöglichkeiten Privater, also der
erbraucher, werden verbessert. Deshalb sieht der Ent-
urf eine stärkere Rolle der Verbraucherverbände vor.
azu gehört auch, dass wir zukünftig „Kartellrenditen“

ugunsten des Bundeshaushaltes abschöpfen können.
ies gibt es beim UWG und ist mittlerweile auch im Te-

ekommunikationsgesetz verankert. Dies wollen wir, wie
esagt, auch ins Kartellrecht aufnehmen.

Auf den einstweiligen Rechtsschutz – das hat der
inister bereits erläutert – werden wir in den Beratun-

en im Ausschuss und auch in der Anhörung eingehen.






(A) )



(B) )


Hubertus Heil

Ich will dazu nur so viel sagen: In der Hauptsache sind
keine Rechte beschnitten. Diejenigen, die in ihren Rech-
ten betroffen sind, haben weiterhin die Möglichkeit,
einstweiligen Rechtsschutz zu beantragen. Aber wir wol-
len nicht, dass Unbeteiligte in diesem Bereich versu-
chen, sich ihr Klagerecht abkaufen zu lassen. Das ist in
der Vergangenheit gang und gäbe gewesen, wenn Sie
sich an die Entscheidung von vor zwei Jahren erinnern.

Jetzt zum Thema Pressefusionskontrolle. Wir wissen,
dass dieser Bereich hochgradig sensibel ist. Keiner hier
im Haus sollte dem anderen absprechen, dass es uns um
ein gemeinsames Ziel geht, nämlich um Vielfalt bei der
Presse. Herr Hinsken, auch Ihr Verweis auf die Pressebe-
teiligung der SPD ist nicht sachgerecht.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Wieso nicht?)


Immerhin haben wir uns diese Beteiligung in der Ge-
schichte unserer Partei, die auch die Geschichte der Ar-
beiterbewegung ist, ehrlich erworben. Nazis und Kom-
munisten haben uns enteignet. Dies wurde zu Recht
rückgängig gemacht. Im Gegensatz zu dem, was Sie im-
mer behaupten, nehmen wir keinen redaktionellen Ein-
fluss auf die Presseorgane.


(Bernd Neumann [Bremen] [CDU/CSU]: Gibt es Beispiele dafür?)


– Dafür gibt es zig Beispiele. Die „Hannoversche Allge-
meine Zeitung“ gehört über den Madsack-Verlag teil-
weise der DDVG. Ich lese diese Zeitung jeden Tag, weil
es meine Heimatzeitung ist. Sie können davon ausgehen,
dass man sie weder als links noch als sozialdemokratisch
bezeichnen kann. Das ärgert mich zwar hin und wieder,
aber das ist vernünftig. Wir nehmen keinen inhaltlichen
Einfluss. Sie sollten aufhören, das zu behaupten, sonst
reden wir über Ihre schwarzen Koffer. Das ist nämlich
Ihre Art der Parteienfinanzierung.


(Beifall bei der SPD – Ernst Hinsken [CDU/ CSU]: Aber, Herr Heil! – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Na! Na!)


– Wenn Sie mit solchen Geschützen aufwarten, müssen
Sie damit rechnen, dass entsprechend zurückgeschossen
wird.

Jetzt zur Sache. Ich will klar sagen: Wir sollten uns
nicht gegenseitig absprechen, dass es uns allen um Pres-
sevielfalt geht. Aber, Herr Hinsken, Herr Brüderle, es ist
nicht so, dass die Pressefusionskontrolle nicht im Ge-
setz stehen würde, das heißt, dass es für diesen Bereich
keine speziellen Regelungen im GWB gäbe. Diese gibt
es seit 1976; davor gab es sie nicht.

Herr Brüderle, Sie haben verlangt, dass diese Branche
wie jede andere behandelt werden müsse.


(Rainer Brüderle [FDP]: Grundsätzlich ja!)


Es gibt aus gutem Grund Spezialregelungen. Wir beken-
nen uns weiterhin zur Pressefusionskontrolle. Aber wir
müssen fragen, ob sich seit 1976 am Pressemarkt nicht
strukturell etwas geändert hat. Das veränderte Leserver-
halten ist angesprochen worden. Die Tatsache, dass wir
bei den Anzeigenmärkten eine härtere Konkurrenz ge-
genüber den elektronischen Medien haben, ist beschrie-

b
A
g
d
t

D
z
R
d
t
e
m


d
z
d

u

N
l
z
d

d
m
s
w

W
r
tu

E
I
r
w
d
n
a
s
z
s
h
i
g

(C (D en worden. Die Stellenmärkte, die Rubriken der Kfznzeigen oder auch der Immobilienanzeigen sind zum roßen Teil in das Internet abgewandert. Das liegt auch aran, dass es dort Funktionen gibt, die man in der Zeiung nicht nutzen kann. Das führt dazu, dass Verlagshäuser und Zeitungen in eutschland zunehmend unter Druck geraten. Darauf ist u reagieren. Wenn man nicht will, dass immer mehr in edaktionen gespart wird, wie das heute der Fall ist, ass Redakteure entlassen werden und nur noch Halbagskräfte oder Leute mit geringfügiger Beschäftigung ingestellt werden, dann muss man darüber reden, was an tun kann. (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Die Großen größer und die Kleinen weg! So ist es doch!)


Nein, darum geht es doch gar nicht. Versuchen Sie
och nicht, mir das weiszumachen! Hören Sie einfach
u! Ich habe Ihnen auch zuhören müssen. Es ist so in
iesem Parlament, dass man das manchmal muss.

Herr Hinsken, ich will Ihnen das erklären. Es geht uns
m Folgendes:


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Um was denn nun?)


ach Ihrem Modell bestünde Wettbewerb in Deutsch-
and darin, die Anzahl der Titel zu erhalten, aber in Kauf
u nehmen, dass im schlimmsten Falle jede dieser Re-
aktionen nur noch drei bis fünf Mitarbeiter hat,


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Quatsch!)


ie nichts anderes tun, als Agenturmeldungen zusam-
enzuschnipseln. Dann steht in allen Zeitungen das-

elbe. Diese Art von „Meinungsvielfalt“ bzw. Plattheit
ollen wir nicht.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Er hat nicht zugehört!)


ir wollen wirkliche Freiheit. Das heißt, etwas für die
edaktionelle Stärke der Zeitungen in Deutschland zu
n.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Sagen Sie das Werner Schulz!)


Ich biete Ihnen an, über die Instrumente, die dort im
inzelnen vorgeschlagen worden sind, zu diskutieren.

ch sage Ihnen aber auch: Wer glaubt, das Pressefusions-
echt so lassen zu können und damit Vielfalt zu erhalten,
ird das Gegenteil erreichen. Sie werden erleben, dass
as Zeitungssterben in Deutschland wieder losgeht. Ge-
au das wollen wir nicht. Wir wollen redaktionelle Un-
bhängigkeit sichern, wir wollen Kooperationsmodelle
chaffen, in deren Rahmen man beispielsweise bei An-
eigen, vielleicht auch in anderen Bereichen stärker zu-
ammenarbeiten kann. Das ist in vielen Bereichen schon
eute so. Wir wollen das rechtlich klar und verbindlich
m Sinne von Rechtssicherheit im Gesetz festlegen. Es
eht darum, in diesem Bereich Luft zu schaffen.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Zum Koalitionspartner müssen Sie noch etwas sagen!)







(A) (C)



(B) (D)


Hubertus Heil
Es geht darum, die wirtschaftliche Basis der Zeitungen
in Deutschland zu stärken, um Vielfalt in diesem Bereich
erhalten zu können.

Aufgrund der Kürze der Zeit zum Schluss noch so
viel:


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Loben Sie doch auch Herrn Schulz!)


Es ist gesagt worden, das Gesetz gegen Wettbewerbs-
beschränkungen sei so etwas wie das Grundgesetz unse-
rer Marktwirtschaft. Ich möchte deshalb der Opposition
in unserem Hause anbieten – so wie es gute Übung ist –,
am Ende zu einem parteiübergreifenden Konsens zu
kommen.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Was passiert mit den Grünen? – Bernd Neumann [Bremen] [CDU/CSU]: Da müssen Sie mal mit Ihrem Koalitionspartner sprechen!)


Dann werden alle etwas nachgeben müssen. Ludwig
Erhard hat einmal gesagt: Ein Kompromiss ist, einen
Kuchen so zu teilen, dass jeder meint, dass er das größte
Stück abbekommen hat. Wir sollten gemeinsam nach
Wegen suchen, die helfen, die Wettbewerbsordnung im
Interesse unseres Landes zu stärken, für das wir alle ge-
meinsam Verantwortung tragen.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Überzeugen Sie zunächst einmal Herrn Schulz!)


Dazu gehört auch eine lebendige Presselandschaft.

Die Unterstellung, dass wir Konzentrationen fördern
wollen, ist falsch. Das Gegenteil ist richtig. Wir wollen
auf Veränderungen reagieren, damit Vielfalt in Deutsch-
land erhalten werden kann. Lassen Sie uns in diesem
Sinne an die parlamentarische Arbeit gehen! Ich weiß,
Herr Hinsken, dass es in Ihrer Fraktion auch andere
Stimmen gibt. Mit denen wollen wir genauso reden wie
mit Ihnen. Sie werden wir auch noch überzeugen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512408700

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlagen
auf den Drucksachen 15/3640 und 15/3118 an die in der
Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.
Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann
sind die Überweisungen so beschlossen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bundes-
tages auf Mittwoch, den 22. September 2004, 13 Uhr,
ein.

Die Sitzung ist geschlossen.