Protokoll:
17243

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 243

  • date_rangeDatum: 6. Juni 2013

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 20:49 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/243 Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ Inhaltsverzeichnis a) Beratung der Antwort der Bundesregie- rung auf die Große Anfrage der Abgeord- neten Klaus-Peter Flosbach, Peter Götz, Dr. Michael Meister und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Birgit Reinemund, Heiner Kamp, Dr. Volker Wissing und der Fraktion der FDP: Lage der Kommunen in der Bun- desrepublik Deutschland (Drucksachen 17/11461, 17/13343) . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadt- entwicklung zu dem Antrag der Abgeord- neten Katrin Kunert, Dr. Kirsten Tackmann, Dr. Dietmar Bartsch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Kommunen von den Kosten für DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Götz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernd Scheelen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Röhlinger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Holmeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Kirsten Lühmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Joachim Hacker (SPD) . . . . . . . . . . . . . 30687 D 30695 D 30697 C 30699 C 30701 A 30701 D 30702 C 30703 D 30704 D 30706 A Deutscher B Stenografisch 243. Sitz Berlin, Donnerstag, d I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Rolf Hempelmann, Wolfgang Nešković und Doris Barnett . . . . . . . . . . . . . Wahl der Abgeordneten Jimmy Schulz als or- dentliches Mitglied und Pascal Kober als stellvertretendes Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Absetzung der Tagesordnungspunkte 18, 37, 38 a und 38 b, 50 b sowie 53 . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 4: c D T D S 30683 A 30683 B 30683 B 30687 B bauliche Maßnahmen an Kreuzungen von Eisenbahnen und Straßen befreien (Drucksachen 17/10820, 17/12452) . . . . . 30688 A undestag er Bericht ung en 6. Juni 2013 t : ) Beschlussempfehlung und Bericht des In- nenausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Katrin Kunert, Dr. Dietmar Bartsch, Diana Golze, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion DIE LINKE: Wer bestellt, bezahlt – Konnexität zugunsten der Kommunen im Grundgesetz veran- kern (Drucksachen 17/6491, 17/13301) . . . . . . r. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . homas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . r. Birgit Reinemund (FDP) . . . . . . . . . . . . . teffen Bockhahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 30688 A 30688 B 30690 D 30692 B 30693 D Ingbert Liebing (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 30707 A 30708 C II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 243. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 6. Juni 2013 Tagesordnungspunkt 5: a) Antrag der Abgeordneten Heidrun Bluhm, Dr. Kirsten Tackmann, Agnes Alpers, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Bedarfsgerechtes Wohnen dau- erhaft sichern – Gemeinnützigen Woh- nungswirtschaftssektor entwickeln (Drucksache 17/13552) . . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadt- entwicklung zu dem Antrag der Abgeord- neten Michael Groß, Sören Bartol, Uwe Beckmeyer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeord- neten Daniela Wagner, Bettina Herlitzius, Britta Haßelmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Programm „Soziale Stadt“ zukunftsfähig weiterentwickeln – Städtebauförderung sichern (Drucksachen 17/10999, 17/12453) . . . . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadt- entwicklung – zu dem Antrag der Abgeordneten Michael Groß, Sören Bartol, Uwe Beckmeyer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Bezahlba- res Wohnen in der sozialen Stadt – zu dem Antrag der Abgeordneten Heidrun Bluhm, Halina Wawzyniak, Dr. Kirsten Tackmann, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Wohnungsnot bekämpfen – Sozialen Wohnungsbau neu starten und zum Kern einer gemeinnützigen Woh- nungswirtschaft entwickeln – zu dem Antrag der Abgeordneten Nicole Gohlke, Agnes Alpers, Matthias W. Birkwald, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Wohn- und Mietensituation von Stu- dierenden verbessern (Drucksachen 17/12485, 17/12481, 17/11696, 17/13776) . . . . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Peter Götz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Jarzombek (CDU/CSU) . . . . . . . . Patrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniela Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . D R D M P G U S N E T a b c d e f) 30710 B 30710 C 30710 C 30711 A 30713 A 30715 A 30715 D 30718 A 30719 B 30721 A 30721 C 30724 A r. Peter Ramsauer, Bundesminister BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . enate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Peter Ramsauer, Bundesminister BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ichael Groß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . etra Müller (Aachen) (FDP) . . . . . . . . . . . . . ero Storjohann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . te Kumpf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ebastian Körber (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . amentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 54: ) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundeszen- tralregistergesetzes und anderer regis- terrechtlicher Vorschriften zum Zweck der Zulassung der elektronischen An- tragstellung bei Erteilung einer Regis- terauskunft (Drucksache 17/13616) . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Änderung des Handelsgesetz- buchs (Drucksache 17/13617) . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Än- derung des Zwölften Buches Sozialge- setzbuch (Drucksache 17/13662) . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes über die Zusammenarbeit von Bund und Ländern in Angelegenheiten der Euro- päischen Union (EUZBLG) (Drucksache 17/13665) . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des von den Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Euro- pawahlgesetzes (Drucksache 17/13705) . . . . . . . . . . . . . . Antrag der Abgeordneten Dr. Tobias Lindner, Oliver Krischer, Ute Koczy, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Nachhal- tige und gerechte Rohstoffpolitik – In- novationsstrategie für die Wirtschaft (Drucksache 17/13568) . . . . . . . . . . . . . . 30724 C 30724 D 30725 B 30725 D 30726 D 30727 D 30729 D 30730 D 30732 A 30737 D 30732 C 30732 C 30732 C 30732 C 30732 D 30732 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 243. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 6. Juni 2013 III Zusatztagesordnungspunkt 2: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 2. April 2013 über den Waffenhandel (Drucksache 17/13708) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Bettina Herlitzius, Daniela Wagner, Stephan Kühn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Weiterentwicklung der Stadtumbau- programme Ost und West im Rahmen der Städtebauförderung (Drucksache 17/12508) . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Thilo Hoppe, Dr. Valerie Wilms, Ute Koczy, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Für universelle Nachhaltigkeitsziele – Entwicklungs- und Umweltagenda zusammenführen (Drucksache 17/13727) . . . . . . . . . . . . . . . d) Antrag der Abgeordneten Dr. Bärbel Kofler, Dr. h. c. Gernot Erler, Ulla Burchardt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Für eine nachhaltige Entwicklungsagenda ab 2015 – Millen- niumsentwicklungsziele und Nachhal- tigkeitsziele gemeinsam gestalten (Drucksache 17/13762) . . . . . . . . . . . . . . . e) Bericht des Ausschusses für Bildung, For- schung und Technikfolgenabschätzung ge- mäß § 56 a der Geschäftsordnung: Technik- folgenabschätzung (TA) – Konzepte der Elektromobilität und deren Bedeutung für Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt (Drucksache 17/13625) . . . . . . . . . . . . . . . . . f) Bericht des Ausschusses für Bildung, For- schung und Technikfolgenabschätzung ge- mäß § 56 a der Geschäftsordnung: Technik- folgenabschätzung (TA) – Ökologischer Landbau und Bioenergieerzeugung – Zielkonflikte und Lösungsansätze (Drucksache 17/13626) . . . . . . . . . . . . . . . . . g) Bericht des Ausschusses für Bildung, For- schung und Technikfolgenabschätzung ge- mäß § 56 a der Geschäftsordnung: Tech- nikfolgenabschätzung (TA) – Zukunft der Automobilindustrie (Drucksache 17/13672) . . . . . . . . . . . . . . . h) Bericht des Ausschusses für Bildung, For- schung und Technikfolgenabschätzung gemäß § 56 a der Geschäftsordnung: Technikfolgenabschätzung (TA) – Die Versorgung der deutschen Wirtschaft mit Roh- und Werkstoffen für Hoch- technologien – Präzisierung und Wei- terentwicklung der deutschen Roh- stoffstrategie (Drucksache 17/13673) . . . . . . . . . . . . . . . i) j) k l) T a b c d 30733 A 30733 A 30733 A 30733 B 30733 C 30733 C 30733 D 30733 D Beratung der Unterrichtung durch den Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit: Tätigkeits- bericht zur Informationsfreiheit 2008 und 2009 (Drucksache 17/1350) . . . . . . . . . . . . . . . Beratung der Unterrichtung durch den Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit: Tätigkeits- bericht 2009 und 2010 des Bundesbe- auftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit – 23. Tätigkeits- bericht – (Drucksache 17/5200) . . . . . . . . . . . . . . . ) Beratung der Unterrichtung durch den Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit: Tätigkeits- bericht zur Informationsfreiheit für die Jahre 2010 und 2011 (Drucksache 17/9100) . . . . . . . . . . . . . . . Beratung der Unterrichtung durch den Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit: Tätigkeits- bericht 2011 und 2012 des Bundesbe- auftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit – 24. Tätigkeits- bericht – (Drucksache 17/13000) . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 55: ) Zweite und dritte Beratung des vom Bun- desrat eingebrachten Entwurfs eines … Gesetzes zur Änderung des Öko-Land- baugesetzes (Drucksachen 17/12855, 17/13736) . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Tom Koenigs, Kerstin Müller (Köln), Volker Beck (Köln), weite- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Die An- wendung der Administrativhaft und willkürliche Festnahmen durch israeli- sche und palästinensische Sicherheits- kräfte verurteilen (Drucksachen 17/11166, 17/11742) . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Tom Koenigs, Kerstin Müller (Köln), Volker Beck (Köln), weite- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Die Gaza- Blockade beenden (Drucksachen 17/11167, 17/11743) . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Menschenrechte und Hu- manitäre Hilfe zu dem Antrag der Abge- ordneten Annette Groth, Katrin Werner, 30734 A 30734 A 30734 B 30734 C 30734 D 30735 A 30735 B IV Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 243. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 6. Juni 2013 Wolfgang Gehrcke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Freiheit für Mumia Abu-Jamal (Drucksachen 17/8916, 17/12923) . . . . . . e) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirt- schaft und Verbraucherschutz zu dem An- trag der Abgeordneten Friedrich Ostendorff, Cornelia Behm, Harald Ebner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Tierge- rechte Legehennenhaltung stärken (Drucksachen 17/12842, 17/13285) . . . . . f) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Ab- geordneten Ralph Lenkert, Karin Binder, Eva Bulling-Schröter, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion DIE LINKE: Res- sourcenschutz durch Vorgabe einer Mindestnutzungsdauer für technische Produkte (Drucksachen 17/13096, 17/13696) . . . . . g) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung: Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bun- destages – hier: Elektronische Vertei- lung von Bundestagsdrucksachen (§§ 77, 112, 123 GO-BT) (Drucksache 17/13654) . . . . . . . . . . . . . . . h)–o) Beratung der Beschlussempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersich- ten 590, 591, 592, 593, 594, 595, 596 und 597 zu Petitionen (Drucksachen 17/13501, 17/13502, 17/13503, 17/13504, 17/13505, 17/13506, 17/13507, 17/13508) . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 3: Beratung der Beschlussempfehlung des Aus- schusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuss) zu dem Achten Ge- setz zur Änderung des Gesetzes gegen Wett- bewerbsbeschränkungen (8. GWB-ÄndG) (Drucksachen 17/9852, 17/11053, 17/11636, 17/13720) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 4: Beratung der Beschlussempfehlung des Aus- schusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuss) zu dem Gesetz zur Verbesserung der steuerlichen Förderung der privaten Altersvorsorge (Altersvor- sorge-Verbesserungsgesetz – AltvVerbG) (Drucksachen 17/10818, 17/12219, 17/12220, 17/12628, 17/13721) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Z B s (V U z (A A (D 1 Z B s (V S B (D 1 Z A n G B g d D H D P J S C O L N J T A D T B te G (D 30735 B 30735 C 30735 D 30736 A 30736 B 30737 A 30737 A usatztagesordnungspunkt 5: eratung der Beschlussempfehlung des Aus- chusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes ermittlungsausschuss) zu dem Gesetz zur msetzung der Amtshilferichtlinie sowie ur Änderung steuerlicher Vorschriften mtshilferichtlinie-Umsetzungsgesetz – mtshilfeRLUmsG) rucksachen 17/12375, 17/12532, 17/12533, 7/12925, 17/13722) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 6: eratung der Beschlussempfehlung des Aus- chusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes ermittlungsausschuss) zu dem Gesetz zur trukturreform des Gebührenrechts des undes rucksachen 17/10422, 17/12722, 17/13388, 7/13723) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 7: ktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktio- en SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: esamtvolumen der Wahlversprechen von undeskanzlerin Dr. Merkel – Auswirkun- en auf die Steuer- und Haushaltspolitik es Bundes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Frank-Walter Steinmeier (SPD) . . . . . . . . ermann Gröhe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . r. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . atrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . teffen Kampeter, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . tto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . isa Paus (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . orbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . ohannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . homas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU) . . . . nton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . agesordnungspunkt 6: eschlussempfehlung und Bericht des 1. Un- rsuchungsausschusses nach Artikel 44 des rundgesetzes: Gorleben rucksache 17/13700) . . . . . . . . . . . . . . . . . 30737 C 30737 C 30740 A 30740 A 30741 B 30742 C 30743 D 30745 B 30746 D 30748 C 30749 C 30751 A 30752 D 30754 B 30755 C 30756 D 30758 A 30759 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 243. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 6. Juni 2013 V Dr. Maria Flachsbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . Ute Vogt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Angelika Brunkhorst (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Kirsten Lühmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Paul (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Eckhard Pols (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Ute Vogt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eckhard Pols (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 7: Beratung des Schlussberichts der Enquete- Kommission: „Wachstum, Wohlstand, Le- bensqualität – Wege zu nachhaltigem Wirt- schaften und gesellschaftlichem Fort- schritt in der Sozialen Marktwirtschaft“ (Drucksache 17/13300) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Daniela Kolbe (Leipzig) (SPD) . . . . . . . . . . . Florian Bernschneider (FDP) . . . . . . . . . . . . . Ulla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann E. Ott (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Heider (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Heider (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Edelgard Bulmahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Judith Skudelny (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Thomas Gambke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Heider (CDU/CSU) . . . . . . . . Stefanie Vogelsang (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Edelgard Bulmahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Zimmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 8: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Bekämpfung des Men- schenhandels und Überwachung von Pros- titutionsstätten (Drucksache 17/13706) . . . . . . . . . . . . . . . . . H D U K M D V D F T A S B ti a (D D P A D M F S P M T a 30759 C 30760 D 30762 C 30764 B 30765 D 30767 C 30769 A 30770 B 30771 B 30772 D 30773 A 30773 C 30773 D 30776 B 30777 D 30779 A 30780 D 30782 B 30782 D 30783 B 30784 B 30784 D 30785 A 30786 D 30787 D 30788 C 30789 B 30790 A 30791 A 30792 B artfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . . . r. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . te Granold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . atrin Werner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . onika Lazar (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . olker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . rank Heinrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 9: ntrag der Abgeordneten Dr. Wolfgang trengmann-Kuhn, Kerstin Andreae, Birgitt ender, weiterer Abgeordneter und der Frak- on BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Alters- rmut bekämpfen – Mit der Garantierente rucksache 17/13493) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . eter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . atthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . . . rank Heinrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Anton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . ilvia Schmidt (Eisleben) (SPD) . . . . . . . . . . ascal Kober (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ax Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 8: ) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der Sicher- stellung des Notdienstes von Apothe- ken (Apothekennotdienstsicherstel- lungsgesetz – ANSG) (Drucksachen 17/13081, 17/13769) . . – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Förderung der Sicherstellung des Notdienstes von Apotheken (Apothekennot- dienstsicherstellungsgesetz – ANSG) (Drucksachen 17/13403, 17/13769) . . 30792 C 30794 A 30796 B 30797 C 30798 C 30799 D 30801 C 30802 B 30803 A 30804 B 30804 C 30805 D 30806 C 30808 C 30810 A 30810 C 30811 D 30812 C 30813 B 30814 B 30815 B 30816 B 30816 C VI Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 243. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 6. Juni 2013 – Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 17/13771) . . . . . . . . . . . . b) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung arz- neimittelrechtlicher und anderer Vorschriften (Drucksachen 17/13083, 17/13770) . . – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Dritten Gesetzes zur Än- derung arzneimittelrechtlicher und anderer Vorschriften (Drucksachen 17/13404, 17/13770) . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit zu dem An- trag der Abgeordneten Dr. Marlies Volkmer, Bärbel Bas, Elke Ferner, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Versorgung mit Arzneimitteln sicherstellen (Drucksachen 17/12847, 17/13770) . . . . . Ulrike Flach, Parl. Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Marlies Volkmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Michael Hennrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . Steffen-Claudio Lemme (SPD) . . . . . . . . . . . Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) (zur Geschäftsordnung) . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 30816 C 30816 C 30816 D 30816 D 30817 A 30819 A 30820 B 30821 B 30822 C 30823 D 30824 C 30825 C 30826 D 30829 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 243. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 6. Juni 2013 30683 (A) ) )(B) 243. Sitz Berlin, Donnerstag, d Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 243. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 6. Juni 2013 30829 (A) (C) )(B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Behrens, Herbert DIE LINKE 06.06.2013 Börnsen (Bönstrup), Wolfgang CDU/CSU 06.06.2013 Brackmann, Norbert CDU/CSU 06.06.2013 Gabriel, Sigmar SPD 06.06.2013 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 06.06.2013 Gohlke, Nicole DIE LINKE 06.06.2013 Dr. Hein, Rosemarie DIE LINKE 06.06.2013 Kunert, Katrin DIE LINKE 06.06.2013 Lenkert, Ralph DIE LINKE 06.06.2013 Lischka, Burkhard SPD 06.06.2013 Möhring, Cornelia DIE LINKE 06.06.2013 Möller, Kornelia DIE LINKE 06.06.2013 Nietan, Dietmar SPD 06.06.2013 Dr. Röttgen, Norbert CDU/CSU 06.06.2013 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen * Heinen-Esser, Ursula CDU/CSU 06.06.2013 Hintze, Peter CDU/CSU 06.06.2013 Hörster, Joachim CDU/CSU 06.06.2013* Hofmann (Volkach), Frank SPD 06.06.2013 Kalb, Bartholomäus CDU/CSU 06.06.2013 Koch, Harald DIE LINKE 06.06.2013 Korte, Jan DIE LINKE 06.06.2013 Kühn, Stephan BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 06.06.2013 D S D S V Z (D für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates r. Scheuer, Andreas CDU/CSU 06.06.2013 chwabe, Frank SPD 06.06.2013 r. Schwanholz, Martin SPD 06.06.2013 immling, Werner FDP 06.06.2013 ogel (Kleinsaara), Volkmar CDU/CSU 06.06.2013 immermann, Sabine DIE LINKE 06.06.2013 243. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 4 Situation der Kommunen TOP 5 Gemeinnützige Wohnungswirtschaft TOP 54, ZP 2 Überweisungen im vereinfachten Verfahren TOP 55Abschließende Beratungen ohne Aussprache ZP 3 - 6Beschlussempfehlungen des Vermittlungsausschusses ZP 7 Aktuelle Stunde zu den Auswirkungen derWahlversprechen der Bundeskanzlerin TOP 6 Untersuchungsausschussbericht Gorleben TOP 7 Enquete-Bericht Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität ZP 8 Bekämpfung des Menschenhandels TOP 9 Steuerfinanzierte Garantierente TOP 8 Arzneimittelversorgung Anlage
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724300000

Nehmen Sie bitte Platz. Die Sitzung ist eröffnet.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich begrüße Sie
herzlich zu unserer Plenarsitzung. In den zurückliegen-
den Tagen haben eine Reihe von Kollegen ihre Geburts-
tage gefeiert, und zwar die Kollegen Rolf Hempelmann
und Wolfgang Nešković ihren 65. Geburtstag und die
Kollegin Doris Barnett ihren 60. Geburtstag. Im Namen
des ganzen Hauses auch auf diesem Wege noch einmal
herzliche Grüße und alles Gute für die nächsten Jahre.


(Beifall)


Die FDP-Fraktion hat mitgeteilt, dass im Kurato-
rium der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und
Zukunft“ für den verstorbenen Kollegen Dr. Max
Stadler der bisherige Stellvertreter, der Kollege Jimmy
Schulz, als ordentliches Mitglied vorgeschlagen wird.
Als nachfolgendes stellvertretendes Mitglied wird der
Kollege Pascal Kober benannt. Sind Sie mit diesen Vor-
schlägen einverstanden? – Das ist offenkundig der Fall.
Dann ist das so beschlossen.

Interfraktionell ist vereinbart worden, die verbundene
Tagesordnung um die in der Zusatzpunktliste aufge-
führten Punkte zu erweitern:

ZP 1 Aktuelle Stunde

auf Verlangen der Fraktionen der CDU/CSU und
FDP:

Verwendung von Drohnentechnologie durch
die Bundeswehr

(siehe 242. Sitzung)


ZP 2 Weitere Überweisungen im vereinfachten Ver-
fahren
Ergänzung zu TOP 54

a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/
CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Ge-
setzes zu dem Vertrag vom 2. April 2013 über
den Waffenhandel

– Drucksache 17/13708 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)


(C (D ung en 6. Juni 2013 1 Uhr Rechtsausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Verteidigungsausschuss b)

Herlitzius, Daniela Wagner, Stephan Kühn, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Weiterentwicklung der Stadtumbauprogramme
Ost und West im Rahmen der Städtebauförde-
rung
– Drucksache 17/12508 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Innenausschuss
Haushaltsausschuss

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Thilo
Hoppe, Dr. Valerie Wilms, Ute Koczy, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN

Für universelle Nachhaltigkeitsziele – Ent-
wicklungs- und Umweltagenda zusammenfüh-
ren
– Drucksache 17/13727 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und

Entwicklung (f)

Auswärtiger Ausschuss
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

d) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Bärbel
Kofler, Dr. h. c. Gernot Erler, Ulla Burchardt,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Für eine nachhaltige Entwicklungsagenda ab
2015 – Millenniumsentwicklungsziele und Nach-
haltigkeitsziele gemeinsam gestalten
– Drucksache 17/13762 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (f)

Auswärtiger Ausschuss





Präsident Dr. Norbert Lammert


(A) )


)(B)

Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

e) Beratung des Berichts des Ausschusses für Bil-
dung, Forschung und Technikfolgenabschätzung

(18. Ausschuss) gemäß § 56 a der Geschäftsord-

nung

Technikfolgenabschätzung (TA)


Konzepte der Elektromobilität und deren Be-
deutung für Wirtschaft, Gesellschaft und Um-
welt

– Drucksache 17/13625 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

f) Beratung des Berichts des Ausschusses für Bil-
dung, Forschung und Technikfolgenabschätzung

(18. Ausschuss) gemäß § 56 a der Geschäftsord-

nung

Technikfolgenabschätzung (TA)


Ökologischer Landbau und Bioenergieerzeu-
gung – Zielkonflikte und Lösungsansätze

– Drucksache 17/13626 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

g) Beratung des Berichts des Ausschusses für Bil-
dung, Forschung und Technikfolgenabschätzung

(18. Ausschuss) gemäß § 56 a der Geschäftsord-

nung

Technikfolgenabschätzung (TA)


Zukunft der Automobilindustrie

– Drucksache 17/13672 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

h) Beratung des Berichts des Ausschusses für Bil-
dung, Forschung und Technikfolgenabschätzung

(C (D nung Technikfolgenabschätzung Die Versorgung der deutschen Wirtschaft mit Rohund Werkstoffen für Hochtechnologien – Präzisierung und Weiterentwicklung der deutschen Rohstoffstrategie – Drucksache 17/13673 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung i)


(18. Ausschuss) gemäß § 56 a der Geschäftsord-

auftragten für den Datenschutz und die Informa-
tionsfreiheit

Tätigkeitsbericht zur Informationsfreiheit 2008
und 2009

– Drucksache 17/1350 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und
Geschäftsordnung
Sportausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für Kultur und Medien

j) Beratung der Unterrichtung durch den Bundesbe-
auftragten für den Datenschutz und die Informa-
tionsfreiheit

Tätigkeitsbericht 2009 und 2010 des Bundes-
beauftragten für den Datenschutz und die In-
formationsfreiheit

– 23. Tätigkeitsbericht –

– Drucksache 17/5200 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Petitionsausschuss
Sportausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für Kultur und Medien

k) Beratung der Unterrichtung durch den Bundesbe-
auftragten für den Datenschutz und die Informa-
tionsfreiheit

Tätigkeitsbericht zur Informationsfreiheit für
die Jahre 2010 und 2011

– Drucksache 17/9100 –





Präsident Dr. Norbert Lammert


(A) )


)(B)

Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und
Geschäftsordnung
Sportausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für Kultur und Medien

l) Beratung der Unterrichtung durch den Bundesbe-
auftragten für den Datenschutz und die Informa-
tionsfreiheit

Tätigkeitsbericht 2011 und 2012 des Bundes-
beauftragten für den Datenschutz und die In-
formationsfreiheit

– 24. Tätigkeitsbericht –

– Drucksache 17/13000 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und
Geschäftsordnung
Sportausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für Kultur und Medien

ZP 3 Beratung der Beschlussempfehlung des Aus-

(Vermittlungsausschuss)

Änderung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbe-
schränkungen (8. GWB-ÄndG)


– Drucksachen 17/9852, 17/11053, 17/11636,
17/13720 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Heinrich L. Kolb

ZP 4 Beratung der Beschlussempfehlung des Aus-
schusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes

(Vermittlungsausschuss) zu dem Gesetz zur Ver-

besserung der steuerlichen Förderung der pri-

(Altersvorsorge-Verbesserungsgesetz – AltvVerbG)


– Drucksachen 17/10818, 17/12219, 17/12220,
17/12628, 17/13721 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Michael Meister

ZP 5 Beratung der Beschlussempfehlung des Ausschus-

(Vermittlungsausschuss)

zung der Amtshilferichtlinie sowie zur Änderung

(AmtshilferichtlinieUmsetzungsgesetz – AmtshilfeRLUmsG)


Z

Z

Z

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(C (D – Drucksachen 17/12375, 17/12532, 17/12533, 17/12925, 17/13722 – Berichterstattung: Abgeordneter Dr. Michael Meister P 6 Beratung der Beschlussempfehlung des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuss)

turreform des Gebührenrechts des Bundes

– Drucksachen 17/10422, 17/12722, 17/13388,
17/13723 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Jörg van Essen

P 7 Aktuelle Stunde
auf Verlangen der Fraktionen SPD und BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN:

Gesamtvolumen der Wahlversprechen von
Bundeskanzlerin Dr. Merkel – Auswirkungen
auf die Steuer- und Haushaltspolitik des Bun-
des

P 8 Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/
CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Ge-
setzes zur Bekämpfung des Menschenhandels
und Überwachung von Prostitutionsstätten

– Drucksache 17/13706 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe

P 9 Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Wirtschaft und Tech-
nologie (9. Ausschuss) zu dem Antrag der Abge-
ordneten Dr. Konstantin von Notz, Katja Keul,
Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und
der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Export von Überwachungs- und Zensurtech-
nologie an autoritäre Staaten verhindern – De-
mokratische Proteste unterstützen

– Drucksachen 17/13489, 17/13763 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Erich G. Fritz

P 10 Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/
CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines …
Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbu-
ches – Strafbarkeit der Verstümmelung weibli-

(… Strafrechtsänderungsgesetz – … StrÄndG)


– Drucksache 17/13707 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe





Präsident Dr. Norbert Lammert


(A) )


)(B)

ZP 11 Beratung des Berichts des Innenausschusses

(4. Ausschuss) gemäß § 62 Absatz 2 der Ge-

schäftsordnung

– zu dem von der Fraktion der SPD eingebrach-
ten Entwurf eines Gesetzes zur Aufnahme
von Kultur und Sport in das Grundgesetz

– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Lukrezia
Jochimsen, Jan Korte, Agnes Alpers, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE

Kultur gut stärken – Staatsziel Kultur im
Grundgesetz verankern

– Drucksachen 17/10644, 17/10785 (neu),
17/13750 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Wolfgang Bosbach
Ingo Wellenreuther
Dr. Dieter Wiefelspütz
Dr. Stefan Ruppert
Frank Tempel
Wolfgang Wieland

ZP 12 Beratung des Antrags der Abgeordneten Renate
Künast, Jürgen Trittin, Kerstin Andreae, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN

zu der Empfehlung für einen Beschluss des
Rates über die Ermächtigung zur Aufnahme
von Verhandlungen über ein umfassendes
Handels- und Investitionsabkommen, transat-
lantische Handels- und Investitionspartner-
schaft genannt, zwischen der Europäischen
Union und den Vereinigten Staaten von Ame-
rika

(2013 hier: Stellungnahme des Deutschen Bundestages gegenüber der Bundesregierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des Grundgesetzes i. V. m. § 9 des Gesetzes über die Zusammenarbeit von Bundesregierung und Deutschem Bundestag in Angelegenheiten der Europäische Union Transatlantische Handelsund Investitionspartnerschaft nur mit starker Parlamentsbeteiligung – Drucksache 17/13733 – ZP 13 Beratung des Antrags der Fraktion der SPD zu der Empfehlung für einen Beschluss des Rates über die Ermächtigung zur Aufnahme von Verhandlungen über ein umfassendes Handelsund Investitionsabkommen, transatlantische Handelsund Investitionspartnerschaft genannt, zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten von Amerika KOM (2013)136 endg.; Ratsdok. 7396/13 hier: Stellungnahme des Deutschen Bundestages gegenüber der Bundesregierung gemäß Z Z Z Z (C (D Artikel 23 Absatz 3 des Grundgesetzes i. V. m. § 9 des Gesetzes über die Zusammenarbeit von Bundesregierung und Deutschem Bundestag in Angelegenheiten der Europäische Union Vereinbarung über die Herausnahme von audiovisuellen und kulturellen Dienstleistungen von den Verhandlungen der EU mit den USA zu einem transatlantischen Handelsund Investitionsabkommen – Drucksache 17/13732 – P 14 Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz dem Antrag der Abgeordneten Nicole Maisch, Renate Künast, Bärbel Höhn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Für eine moderne und nachhaltige Verbraucherpolitik – Drucksachen 17/12694, 17/13761 – Berichterstattung: Abgeordnete Mechthild Heil Elvira Drobinski-Weiß Dr. Erik Schweickert Caren Lay Nicole Maisch P 15 Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz dem Antrag der Abgeordneten Elvira DrobinskiWeiß, Willi Brase, Petra Crone, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD Lage der Verbraucherinnen und Verbraucher verbessern – Drucksachen 17/12689, 17/13274 – Berichterstattung: Abgeordnete Mechthild Heil Elvira Drobinski-Weiß Dr. Erik Schweickert Caren Lay Nicole Maisch P 16 Beratung des Antrags der Abgeordneten Sabine Stüber, Alexander Süßmair, Dr. Kirsten Tackmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE Tierund Artenschutz durch Beschränkung des Wildtierhandels stärken – Drucksache 17/13713 – P 17 Beratung des Antrags der Abgeordneten Frank Hofmann ckernheim)

ordneter und der Fraktion der SPD





Präsident Dr. Norbert Lammert


(A) )


)(B)

System der Kriminal- und Rechtspflegestatis-
tiken in Deutschland optimieren und auf eine
solide rechtliche Grundlage stellen

– Drucksache 17/13715 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Rechtsausschuss

ZP 18 Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/
CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Ge-
setzes zu dem Abkommen vom 31. Mai 2013
zwischen der Bundesrepublik Deutschland
und den Vereinigten Staaten von Amerika zur
Förderung der Steuerehrlichkeit bei interna-
tionalen Sachverhalten und hinsichtlich der
als Gesetz über die Steuerehrlichkeit bezüglich
Auslandskonten bekannten US-amerikani-
schen Informations- und Meldebestimmungen

– Drucksache 17/13704 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Auswärtiger Ausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO

ZP 19 Beratung des Antrags der Fraktionen SPD und
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Steuerzahlungen multinationaler Unterneh-
men transparent machen – Country-by-Coun-
try-Reporting in Deutschland einführen und
in Europa vorantreiben

– Drucksache 17/13717 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie

ZP 20 Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Christian Ruck, Sibylle Pfeiffer, Hartwig
Fischer (Göttingen), weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordne-
ten Dr. Christiane Ratjen-Damerau, Helga Daub,
Michael Kauch, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der FDP

Zerstörung des kongolesischen Naturerbes
verhindern

– Drucksache 17/13711 –

Dabei soll von der Frist für den Beginn der Beratun-
gen, soweit erforderlich, abgewichen werden. Die Tages-
ordnungspunkte 18, 37, 38 a und 38 b, 50 b sowie 53
werden abgesetzt. Darüber hinaus kommt es zu den in
der Zusatzpunktliste dargestellten weiteren Änderungen
des Ablaufs.

Darf ich dazu Ihr Einvernehmen feststellen? – Das ist
offenkundig der Fall. Dann haben wir das so beschlos-
sen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und
Herren, in diesen Tagen sind wir auch in Berlin mit un-
seren Gedanken bei den Menschen in den vom Hoch-
wasser betroffenen Regionen unseres Landes. Die Lage

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(C (D den Hochwassergebieten ist weiterhin kritisch. In eiigen Teilen sinken die Pegel zwar bereits wieder, anere Regionen erwarten dagegen noch die Scheitelwelle. ausende Menschen mussten ihre Häuser verlassen, ahlreiche Gegenden waren oder sind noch vom Verkehr bgeschnitten, in vielen Betrieben und Unternehmen ht die Produktion. Das alles erinnert an das Jahr 2002, ls wir von einer Flut sprachen, die nur einmal im Jahrundert vorkomme. Wir haben uns getäuscht. Die Menchen in den Hochwassergebieten erleben gerade eine lut, die die von 2002 an manchen Stellen möglichereise noch übertrifft. Mancherorts hat das Wasser die öchsten Pegelstände seit Jahrhunderten erreicht. Erste Aufgabe ist es daher jetzt zunächst, Leben zu chützen, Schäden so weit wie möglich zu verhindern und ilfe so schnell wie möglich an die Stellen zu bringen, wo ie am dringendsten gebraucht wird. Unser Dank gilt den elferinnen und Helfern vor Ort. Ich nenne hier die Poli ei, die Feuerwehr, die Rettungsdienste, die mit einigen ausend Helfern vor Ort sind, und die Soldaten der Buneswehr, vor allem aber auch die vielen freiwilligen Helr, die Nachbarn, die Freunde. Zu den ermutigenden Erhrungen solcher Katastrophen gehört wieder einmal, ass Not und Leid einhergehen mit tatkräftiger Hilfe und indrucksvoller menschlicher Zuwendung. Auch dort, wo die Pegel sinken, beginnt nun eine chwierige Zeit. Denn wenn die akute Gefahr gebannt t, stellen sich materielle und häufig auch existenzielle olgeprobleme. Hunderte von Millionen Euro an öffentchen und privaten Mitteln wurden seit 2002 in Dämme nd Schutzmaßnahmen investiert. Viele, denen die Flut on 2002 alles genommen hat, haben sich danach eine öllig neue Existenz aufgebaut. Dass eine zweite Flut un manches erneut zerstört, Wohnungen und Häuser, ommunale Infrastruktur wie berufliche Existenzen, ist esonders bitter. Wir lassen die betroffenen Menschen nicht allein. und und Länder haben für die Flutgebiete bereits erebliche finanzielle Mittel zugesagt; auch die Europäiche Union hat Hilfe versprochen. Für Regierungen wie arlamente gilt: Schnelle Hilfe für die Flutopfer muss riorität haben. Das ist auch Konsens aller Fraktionen ier in diesem Haus. Im Namen aller Mitglieder des Deutschen Bundestaes bekräftige ich unsere gemeinsame Absicht und Beitschaft, den Menschen in den Hochwasserregionen ach Kräften zur Seite zu stehen. Ich rufe nun die Tagesordnungspunkte 4 a bis 4 c auf: a)


(Beifall im ganzen Hause)

die Große Anfrage der Abgeordneten Klaus-Peter
Flosbach, Peter Götz, Dr. Michael Meister und
der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeord-
neten Dr. Birgit Reinemund, Heiner Kamp,
Dr. Volker Wissing und der Fraktion der FDP

Lage der Kommunen in der Bundesrepublik
Deutschland

– Drucksachen 17/11461, 17/13343 –





Präsident Dr. Norbert Lammert


(A) )


)(B)

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung (15. Ausschuss) zu dem Antrag
der Abgeordneten Katrin Kunert, Dr. Kirsten
Tackmann, Dr. Dietmar Bartsch, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion DIE LINKE

Kommunen von den Kosten für bauliche Maß-
nahmen an Kreuzungen von Eisenbahnen und
Straßen befreien

– Drucksachen 17/10820, 17/12452 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Peter Götz

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Innenausschusses (4. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Katrin Kunert,
Dr. Dietmar Bartsch, Diana Golze, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion DIE LINKE

Wer bestellt, bezahlt – Konnexität zugunsten
der Kommunen im Grundgesetz verankern

– Drucksachen 17/6491, 17/13301 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Michael Frieser
Kirsten Lühmann
Gisela Piltz
Jan Korte
Wolfgang Wieland

Bei der Beratung dieser Vorlagen zur Situation der
Kommunen wird sicherlich noch Gelegenheit sein, aus
der Sicht der Fraktionen ergänzende Hinweise und Anre-
gungen zu den von mir zuvor genannten Aspekten zu ge-
ben.

Zu der Antwort der Bundesregierung auf die Große
Anfrage der Fraktionen der CDU/CSU und der FDP liegt
ein Entschließungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache zu diesem Tagesordnungspunkt 90 Mi-
nuten vorgesehen. – Ich sehe keinen Widerspruch, so-
dass wir so verfahren können.

Ich eröffne die Aussprache und erteile zunächst Bun-
desminister Dr. Wolfgang Schäuble das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finan-
zen:

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Die Bundesregierung dankt Ihnen, Herr Präsi-
dent, für die Worte, die Sie eben zu der katastrophalen
Flut und zu der Situation der Menschen, die wieder von
einem solch schrecklichen Ereignis betroffen sind, ge-
sprochen haben. Was Sie gesagt haben, ist die Haltung
aller Fraktionen und ist die Haltung der Bundesregie-
rung. Uns alle machen die Bilder von dieser Flut betrof-
fen.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ir fühlen mit den Menschen und tun alles, um so rasch,
o wirkungsvoll und so unbürokratisch wie möglich zu
elfen.

Jetzt geht es zunächst darum, die Schäden möglichst
ering zu halten. Deswegen sind die Rettungsdienste vor
rt im Einsatz. Die Bundeswehr und das Technische
ilfswerk helfen nach besten Kräften. Die Verwaltun-
en, die Polizeien, die Rettungsdienste, die ehrenamtli-
hen Helfer und die vielen freiwillig tätigen Bürgerinnen
nd Bürger leisten großartige Arbeit. Wir können stolz
uf dieses hohe Maß an bürgerschaftlichem Engagement
ein.


(Beifall im ganzen Hause)


Wir werden über die Sofortmaßnahmen hinaus mit
en Ländern zusammen alles Notwendige tun, um bei
er längerfristigen Bewältigung der Flutfolgen solida-
sch zu helfen. Darauf können sich alle verlassen.

Niemand kann im Augenblick die Schäden abschät-
en. Das ist auch gar nicht die entscheidende Frage.
ielmehr muss jetzt getan werden, was jetzt getan wer-
en kann, und danach wird man gründlich aufarbeiten
nd tun, was dann zu tun ist. Das werden wir wie beim
tzten Mal solidarisch, gemeinsam leisten.

Man sieht im Übrigen in diesen Tagen auch, was alles
den letzten zehn Jahren vielerorts erfolgreich geleistet
orden ist. Auch das gehört in diesen Tagen der Betrof-
nheit zu unserer Botschaft.

Meine Damen und Herren, darin zeigt sich – um zum
egenstand unserer Debatte zu kommen –, dass bürger-

chaftliches Engagement vor allem vor Ort gelebt wird.
as gilt übrigens besonders in Zeiten der Globalisie-
ng, europäischer Krisen und Diskussionen. Deswegen

ind lebensfähige Kommunen von entscheidender Be-
eutung für eine lebensfähige Demokratie. Deswegen ist
ie Gestaltungs- und Leistungsfähigkeit der Kommunen
on einer entscheidenden, zentralen Bedeutung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Aus diesem Grund hat die Bundesregierung in dieser
egislaturperiode viel, wahrscheinlich mehr als die
eisten kommunalen Vertreter erwartet haben, für die
ommunen getan, obwohl – das muss man gelegentlich
ann doch in Erinnerung rufen – die prioritäre Zustän-
igkeit für die Kommunen nach unserem Grundgesetz
ei den Ländern liegt. Die Länder achten auch gelegent-
ch sehr darauf, dass ihnen in ihre Zuständigkeit nicht
ingegriffen wird. Lediglich bei der Finanzierung sind
ie bereit, dem Bund hinreichend Verantwortung zu
berlassen. Wir haben diese Verantwortung wahrgenom-
en und in dieser Legislaturperiode Leistungen in einem

normen Umfang, unbeschadet der Zuständigkeit der
änder, für die Gemeinden übernommen. Ich erinnere
aran, dass wir die Kosten der Grundsicherung im Alter
nd bei Erwerbsminderung vollständig übernehmen. Wir
aben damit eine Entscheidung der rot-grünen Regie-





Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


(A) )


)(B)

rung korrigiert. Wir entlasten die Kommunen damit um
fast 20 Milliarden Euro in den Jahren 2012 bis 2016.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Bernd Scheelen [SPD]: Das ist Geschichtsklitterung!)


Das schafft für alle Kommunen Spielräume zur Stär-
kung von Investitionen. Es profitieren vor allen Dingen
struktur- und finanzschwache Kommunen.

Der Bund unterstützt die Kommunen massiv beim
Ausbau des Kinderbetreuungsangebots für unter Drei-
jährige. Auch für diesen Bereich haben die Länder nach
dem Grundgesetz die prioritäre Zuständigkeit. Wir ha-
ben die Mittel gerade noch einmal um weitere 580 Mil-
lionen Euro aufgestockt, um den Ausbau zu beschleuni-
gen und das Angebot zu erweitern.

Wir haben in dieser Legislaturperiode auch dafür ge-
sorgt, dass sich noch mehr Kreise und Städte, wenn sie
es wollen, selbstständig um Langzeitarbeitslose küm-
mern können. Wo diese Entscheidung getroffen wurde,
hat es sich übrigens sehr bewährt. Auch darin zeigt sich,
dass Föderalismus, dezentrale Entscheidungen und Sub-
sidiarität die effizientere Gestaltungs- und Ordnungs-
form sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulla Burchardt [SPD]: Sie haben die Mittel gekürzt!)


Wir haben das Bildungspaket bei voller Kostenerstat-
tung durch den Bund in kommunale Zuständigkeit über-
führt.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da hängt es jetzt!)


Wir haben uns übrigens – auch daran will ich erinnern –
auf dem Höhepunkt der globalen Finanz- und Wirt-
schaftskrise stellvertretend für Länder und Kommunen
verschuldet – das war die finanzpolitische Lage –, um
den Kommunen mit dem Zukunftsinvestitionsprogramm
durch ein Tal zu helfen und einen Modernisierungsschub
für die kommunale Infrastruktur zu ermöglichen. Das
haben wir in der Finanz- und Wirtschaftskrise getan. Wir
haben die Folgen für die Neuverschuldung im Bundes-
haushalt in dieser Legislaturperiode gut bewältigt.

Ich möchte aber sagen: Es ist kein Zufall. Das Re-
kordjahr kommunaler Defizite war nicht etwa 2010, son-
dern 2003. Jedermann weiß, wer damals Regierungsver-
antwortung in Deutschland getragen hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Darin zeigt sich die unterschiedliche Haltung früherer
Bundesregierungen und der heutigen Bundesregierung.
Wir reden nicht nur von kommunalfreundlicher Politik,
sondern handeln.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Bernd Scheelen [SPD]: Aber nur auf Druck! – Steffen Bockhahn [DIE LINKE]: Aber wann denn? Wann fängt das an? – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat auch etwas mit dem Bundesrat zu tun!)



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(C (D Ich weiß schon, dass Sie die Zahlen nicht gerne hören. einer Zeit der großen Parolen und großen Verspre hungen ist es gelegentlich ganz gut, an Folgendes zu ernern: Das Jahr 2003, als Sie regiert haben, war, ohne irtschaftskrise, der Höhepunkt kommunaler Defizite. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Bernd Scheelen [SPD]: Wieso war 2003 keine Wirtschaftskrise? Das ist das Erste, was ich höre!)


Im Übrigen zahlt sich unsere kommunalfreundliche
olitik aus. Die Kommunen haben das Jahr 2012 mit ei-
em Finanzierungsüberschuss von 1,8 Milliarden Euro
bgeschlossen. Sie erreichen als erste staatliche Ebene
or Bund und Ländern einen positiven Finanzierungs-
aldo.


(Steffen Bockhahn [DIE LINKE]: Besonders Duisburg und Oberhausen: Überschüsse ohne Ende!)


ie Zahlen sind wirklich eindrucksvoll. Diese erfreuli-
he Entwicklung wird sich in den nächsten Jahren fort-
etzen. Das zeigen auch die Schätzungen der kommuna-
n Spitzenverbände selbst.

Natürlich ist die finanzielle Situation der einzelnen
ommunen unterschiedlich.


(Kirsten Lühmann [SPD]: Einzelner?)


diesem Zusammenhang wird auf die hohen Kassen-
redite hingewiesen. Sie sind vor allen Dingen ein Pro-
lem einzelner Bundesländer. Meine Damen und Herren,
a können Sie sich gleich wieder empören – es ist auch
mpörend –: Die Hälfte der bundesweiten kommunalen
assenkredite entfällt allein auf Kommunen in Nord-
ein-Westfalen.


(Rolf Hempelmann [SPD]: Da haben Sie fünf Jahre lang regiert!)


uch dort sind übrigens nicht alle Kommunen betroffen,
uch dort bestehen erhebliche Ungleichgewichte; aber
ie Landesregierung tut nichts, um diesen Ungleichge-
ichten entgegenzuwirken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Bernd Scheelen [SPD]: Was ist dann in Hessen, im Saarland?)


Reden wir einmal, was die Eigenverantwortung der
änder für die Kommunen anbetrifft, über Rheinland-
falz. Dort ist höchstrichterlich festgestellt worden, dass
as Land die Kommunen entgegen Recht und Gesetz
nanziell zu schlecht ausgestattet hat. Auch das ist eine
ahrheit, die in dieser Debatte gesagt werden muss.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Rolf Hempelmann [SPD]: In Nordrhein-Westfalen bei Schwarz-Gelb auch!)


ie Länder müssen ihrer Verantwortung für die Kommu-
en, die ihnen das Grundgesetz zuweist, nachkommen,
nd zwar alle Länder; sie müssen für eine angemessene
inanzausstattung der Kommunen und für einen Aus-
leich kommunaler Finanzkraftunterschiede sorgen. Da-
uf haben die Gemeinden einen Anspruch.





Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


(A) )


)(B)

Es ist doch für die Länder wirklich kein Ruhmesblatt,
dass sich viele Kommunen, übrigens auch in Nordrhein-
Westfalen, in erster Linie auf den Bund verlassen, nach
dem Bund rufen, nicht nach der zuständigen Landesre-
gierung, weil sie von dort wenig Hilfe erwarten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulla Burchardt [SPD]: Es ist verantwortungslos, was Sie hier erzählen! – Bernd Scheelen [SPD]: Das ist doch Quatsch!)


Der Bund nimmt seinen Teil der Verantwortung wahr.
Wir schultern übrigens zunehmend Dinge, die ursprüng-
lich in Länderverantwortung lagen. Darüber werden wir
auch in den nächsten Jahren miteinander reden müssen,
wenn wir erneut über die Neuordnung der Bund-Länder-
Finanzbeziehungen zu diskutieren haben.

Ich will das besonders dringliche und wichtige Thema
des Ausbaus der Betreuung in Kindertagesstätten als
Beispiel nennen. Wir alle sind gemeinsam der Auffas-
sung, dass allen Eltern in Deutschland, wenn sie es wün-
schen, ein Betreuungsplatz für ihre unter dreijährigen
Kinder zur Verfügung gestellt werden sollte. Wir haben
in der vergangenen Legislaturperiode die Weichen dafür
gestellt, dass aus einem Nischenangebot ein flächende-
ckendes Angebot wird. Unser gemeinsames Ziel ist es,
die Zahl der Betreuungsplätze auf 780 000 zu erhöhen
und damit gegenüber dem Stand von 2006 zu verdreifa-
chen. Wir sind auf einem guten Weg: Der Deutsche
Landkreistag hat vor einigen Wochen darauf hingewie-
sen, dass mit Beginn des Rechtsanspruchs auf einen
Krippenplatz im August das notwendige Angebot letzt-
lich zur Verfügung stehen wird. Die Bereitstellung eines
solchen Angebots ist nach dem Grundgesetz originäre
Aufgabe der Länder und Kommunen. Der Betrieb von
Kindertagesstätten gehört zu den klassischen kommuna-
len Aufgaben. Es ist die Aufgabe der Länder und Kom-
munen, hier die Eltern zu unterstützen. Das schließt na-
türlich die Finanzierungsverantwortung mit ein.

Ohne den Anstoß des Bundes wäre aber in der Fläche
nichts geschehen. Dass sich hier in den vergangenen
Jahren in Deutschland so viel getan hat – es sind Hun-
derttausende neue Kitaplätze geschaffen worden –, ist
die Folge der Initiative des Bundes und vor allem der
von ihm bereitgestellten massiven finanziellen Hilfen:
Wir stellen bis zum Jahre 2014 insgesamt 5,4 Milliarden
Euro für Investitionen und Betrieb im Bereich der
Kindertagesstätten bereit; ab 2015 werden es dauerhaft
jährlich 845 Millionen Euro sein. Der Ausbau der Kin-
derkrippenplätze ist zwischen Bund und Ländern verein-
bart. Der Bund hat alle seine Zusagen eingehalten, er hat
die Mittel freiwillig sofort weitergegeben, und er hat den
Ausbau mit weiteren Initiativen flankiert: Bereitstellung
von KfW-Krediten, Unterstützung betrieblicher Kinder-
betreuung, Initiativen zur Sprach- und Integrationsförde-
rung, Elternbegleitung, Gewinnung von Fachkräften für
die Kitas. All dies hat der Bund zusätzlich getan, und
dennoch gibt es Diskussionen, ob denn alle Länder alle
Mittel des Bundes wirklich zügig an die Kommunen, für
die sie gedacht sind, weitergeben; auch dies muss er-
wähnt werden.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Steffen Bockhahn [DIE LINKE]: Das ist eine gute Frage!)


Die Länder dürfen am Ende nicht Sand im Getriebe
ein, wenn es darum geht, die Leistungsfähigkeit der
ommunen zu gewährleisten. Deshalb werden wir in der
ommenden Legislaturperiode in Bezug auf die Gesamt-
erantwortung von Bund und Ländern darüber verhan-
eln müssen, auch über die Finanzierung der Eingliede-
ngshilfe für behinderte Menschen; das muss in einem

rundsätzlichen Kontext geschehen. Wir haben uns ver-
flichtet, hier in der nächsten Legislaturperiode eine
euregelung auf den Weg zu bringen. Aber das erfor-
ert, dass Bund und Länder gemeinsam Verantwortung
bernehmen; das will ich festhalten.

Eine letzte Bemerkung. Es bleibt entscheidend, dass
ie Kommunen vor Ort hinsichtlich der Ausgaben und
innahmen mehr Gestaltungsmöglichkeiten bekommen,
onst wird kommunale Selbstverwaltung ausgehöhlt.
ur mit der Zuweisung von Aufgaben gegen volle
inanzierung ist kommunale Selbstverwaltung inhaltlich
och nicht hinreichend ausgestaltet. Umgekehrt brau-
hen die Gemeinden mehr Gestaltungsmöglichkeiten in
ezug auf ihre eigenen Einnahmen. Wir haben es in die-

er Legislaturperiode leider nicht geschafft, darüber ei-
en hinreichenden Konsens zu erzielen. Das Angebot
leibt, dass wir in der nächsten Legislaturperiode noch
inmal einen solchen Versuch unternehmen wollen. Es
eht entscheidend darum, dass wir die Kommunen stär-
en. Das ist das eigentliche Anliegen; denn sie sind die
rundlage einer lebendigen Demokratie. Sie sind im
brigen auch Basis eines Europas, wenn dieses Europa
em Titel „In Vielfalt geeint“ gerecht werden will.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724300100

Das Wort erhält jetzt der Kollege Thomas Oppermann

r die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Thomas Oppermann (SPD):
Rede ID: ID1724300200

Herr Präsident, ich möchte Ihnen für die einfühl-

amen und richtigen Worte danken, die Sie zur Flut-
atastrophe gefunden haben. In der Tat: Das ist kein
hema für parteipolitische Auseinandersetzungen. In
iesem Moment sollte der Bundestag insgesamt zusam-
enstehen und klarmachen, dass wir die Flutopfer nicht

lleine lassen, dass wir alle möglichen Hilfen gewähren,
ie jetzt benötigt werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das Hochwasser wird schwerste Schäden hinterlas-
en. Für jeden Einzelnen kann eine Überschwemmung
ine existenzvernichtende Katastrophe sein, für einige
um zweiten Mal innerhalb weniger Jahre. Wir dürfen





Thomas Oppermann


(A) )


)(B)

die Menschen, die Unternehmen und die Kommunen in
diesem Unglück nicht alleinlassen.

Mich ermutigt die große Solidarität, die überall Platz
greift, die große Hilfsbereitschaft der Menschen. Wir
sollten mit Respekt und Hochachtung den Helfern für ih-
ren unermüdlichen Einsatz danken. Das Zusammenste-
hen in der Not zeigt, wie viel Gemeinsinn in unserer Ge-
sellschaft steckt. Daran müssen wir uns in der Politik ein
Beispiel nehmen. Ich kann Ihnen schon jetzt sagen:
Wenn es um die Finanzierung der Hilfen in Milliarden-
höhe geht, wird sich die sozialdemokratische Fraktion
absolut konstruktiv verhalten.

Es ist gut, dass bereits erste Gelder zugesagt sind,
aber das reicht natürlich bei weitem nicht aus. Ich halte
es für erforderlich, wie im Jahr 2002 einen Hilfsfonds
einzurichten. Dieser Hilfsfonds wird mit mehreren Mil-
liarden Euro ausgestattet werden müssen. Die unbüro-
kratische und schnelle Auszahlung der Hilfen 2002 muss
der Maßstab für die Hilfen in diesem Jahr sein.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Darauf haben die betroffenen Kommunen einen An-
spruch.

Damit komme ich zu einem Thema, Herr Schäuble,
was wir etwas kritischer diskutieren müssen: die Lage
der Kommunen. Den Kommunen in Deutschland ist es
in den letzten vier Jahren schlecht gegangen. Da bin ich
anderer Meinung als Sie.

Sie lenken den Blick gerne auf Nordrhein-Westfalen.
Ich will Ihnen ein Beispiel aus Hessen geben. In Hessen
hat die schwarz-gelbe Landesregierung mit Landtags-
mehrheit den kommunalen Finanzausgleich um 340 Mil-
lionen Euro gekürzt. Man hat den Kommunen 340 Mil-
lionen Euro weggenommen, um den Landeshaushalt zu
sanieren, Herr Jung. Dafür hat sie vom Staatsgerichtshof
eine Ohrfeige bekommen. Das war verfassungswidrig,


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


und das ist kein Umgang mit den Kommunen.

Sie haben vier Jahre lang Politik zulasten der Kom-
munen gemacht. Ihre Klientelpolitik hat immer dazu ge-
führt, dass private Taschen gefüllt wurden, und das Ge-
genstück dazu waren Schulden und Steuerausfälle bei
den Kommunen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das Wachstumsbeschleunigungsgesetz hat die Kom-
munen rund 1,6 Milliarden Euro gekostet.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist Quatsch!)


Die Änderung bei der Unternehmensbesteuerung hat zu
Ausfällen in Höhe von 650 Millionen Euro geführt. Das
gescheiterte Gesetz zum Abbau der kalten Progression
hätte die Kommunen weitere 600 Millionen Euro gekos-
tet. Meine Damen und Herren, das ist Politik zulasten
Dritter.

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(C (D Ihre Klientelgeschenke werden durch steigende Geühren in den Kommunen und durch steigende kommuale Schulden bezahlt. Die deutschen Kommunen haben assenkredite in der unvorstellbaren Höhe von 48 Milarden Euro. Das können sie kaum noch verkraften. ahr ist: Einige Kommunen haben sich in den letzten ahren sanieren können. Wahr ist aber auch: Es gibt sehr iele Kommunen, die immer weiter in den Schuldenstruel hineingetrieben werden. Deshalb brauchen wir eine rundlegend andere Politik auf Bundesund Landesbene gegenüber den Kommunen. Wir treten für einen Investitionsund Entschuldungsakt ein. Dazu gehört erstens die Unterstützung der ommunen bei den Sozialausgaben. Da haben wir über en Vermittlungsausschuss bei den Hartz-IV-Verhandngen erreicht, dass die Lasten, die sich aus der Grund icherung im Alter ergeben, Schritt für Schritt vom Bund bernommen werden. Auf die Idee wären Sie nicht geommen, und ohne den von uns angerufenen Vermittngsausschuss wäre das nicht passiert. Der nächste chritt ist, sich jetzt die Kosten der Eingliederungshilfe, nter denen die Kommunen besonders stark leiden, geauer anzuschauen. Zweitens werden wir einen Investitionspakt von Bund nd Ländern auf den Weg bringen, von dem insbesonere die finanzschwachen Kommunen profitieren sollen. Schließlich brauchen wir drittens einen Entschulungspakt zugunsten der Kommunen, bei dem wir vorehmlich die Einnahmebasis der Kommunen verstärken. ie Kommunen werden von einer Erhöhung des Spit ensteuersatzes angemessen profitieren, und wir wollen uch die Gewerbesteuer weiterentwickeln. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


In dem Zusammenhang müssen wir auch über die
tädtebauförderung reden. Die Koalition hat die Städte-
auförderung als zentrales Instrument für die zukunftsfä-
ige Entwicklung der Städte und Gemeinden in den
ergangenen vier Jahren systematisch gekürzt und ver-
achlässigt. Trotz eines unstreitig anerkannten Bedarfes
Höhe von 700 Millionen Euro stehen nur 455 Millio-

en Euro zur Verfügung – und das, obwohl ein von
nen selbst vorgelegtes Gutachten belegt, dass die Städ-
bauförderung eine enorme Investitionsanreizwirkung
at. Auf 1 Euro öffentliche Gelder kommen 7 Euro pri-
ate Gelder, die investiert werden. Das ist eine optimale
elation.

Ihnen fehlt aber nicht nur das Verständnis für eine an-
emessene Finanzausstattung, sondern auch für die inhalt-
che Ausrichtung der Strukturförderung des Bundes an
en gesellschaftspolitischen Herausforderungen der Kom-
unen. Dazu gehört vor allem, das Programm „Soziale
tadt“ wieder vernünftig auszustatten. Es war falsch,
ieses Programm 2010 um fast 70 Prozent zu kürzen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)






Thomas Oppermann


(A) )


)(B)

Das war ein absoluter Fehlgriff, Herr Schäuble. Da ver-
wundert es auch nicht, dass in den 20 größten Städten
Deutschlands nur noch drei CDU-Oberbürgermeister re-
gieren. Auch die sind nicht mehr sicher – jedenfalls
wenn Sie diese Politik nicht grundlegend korrigieren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Mit dem Programm „Soziale Stadt“ konnten in der
Vergangenheit in vielen Stadtquartieren drohende Ab-
wärtsentwicklungen gestoppt werden. Wir wollen sicht-
bare städtebauliche Erneuerungen im Wohnumfeld
sowie im Bereich der sozialen und kulturellen Infra-
struktur. Diese sind Voraussetzung dafür, dass das so-
ziale Miteinander, der nachbarschaftliche Zusammenhalt
und die Integration gelebt werden können.

Ich komme zum Schluss, Herr Präsident. – Das Ziel
der SPD sind starke Kommunen. Wir wollen die Kom-
munen wieder stärken. Von starken Kommunen hängt es
ab, ob unsere Kinder gute Kindergärten und Schulen
vorfinden. Von starken Kommunen hängt es ab, wie
Menschen aufwachsen und leben. Von starken Kommu-
nen hängt es ab, ob Integration, ob das Zusammenleben
von Menschen unterschiedlicher Herkunft gelingt, und
davon hängt auch ab, ob sich die Menschen in unseren
Gemeinden und Städten sicher fühlen. Das ist der zen-
trale Unterschied zwischen uns und Ihnen: Wir wollen,
dass es allen besser geht. Das ist das Gegenteil von
Klientelpolitik für einige wenige. In den Kommunen
fangen wir damit an.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724300300

Bevor ich der nächsten Rednerin das Wort gebe, er-

laube ich mir einen dezenten Hinweis an die Bundesrats-
bank. Mit Blick auf das Thema, das wir gerade beraten,
und die herausragende Verantwortung der Länder für die
Situation der Kommunen hätte ich es nicht für übertrie-
ben gehalten, wenn diese Verantwortung der Länder
durch eine erkennbare Präsenz auf der Bundesratsbank
unterstrichen worden wäre.


(Beifall im ganzen Hause)


Nun erhält die Kollegin Reinemund für die FDP-
Fraktion das Wort, der ich gleichzeitig zu ihrem heutigen
Geburtstag gratuliere. Alle guten Wünsche!


(Beifall)



Dr. Birgit Reinemund (FDP):
Rede ID: ID1724300400

Herzlichen Dank, Herr Präsident, für die Glückwün-

sche. Es ist mir ein Vergnügen, mit Ihnen allen heute ge-
meinsam älter zu werden, auch wenn mir nicht wirklich
zum Feiern zumute ist. Es ist angesichts der furchtbaren
Bilder über die Flutkatastrophe, die uns alle sehr bewe-
gen, wirklich schwer, gerade heute eine Debatte zur
Lage der Kommunen zu führen. Gerne schließe ich mich
den Worten des Bundestagspräsidenten und der Kolle-
gen an. Das gilt vor allen Dingen für den Dank an alle

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(C (D elfer, die aus allen Regionen Deutschlands in die Überchwemmungsgebiete gehen, um Nothilfe zu leisten. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der LINKEN)


Wir haben einen großen Konsens, und wir alle sichern
nbürokratische und schnelle Nothilfe zu – kurz- und
ngfristig für die Menschen und für die Betriebe. Wirt-

chaftsminister Rösler hat erste Gespräche geführt und
rogramme angekündigt.

Ich danke unserem Bundestagspräsidenten, dass er
uf die leere Bundesratsbank hingewiesen hat. Ich halte
s, um mit den Worten der linken Seite des Hauses zu
prechen, für einen Skandal, dass die Länder heute mit
einer einzigen Person hier vertreten sind.

Unser aller Ziel sind starke Kommunen. Eine ange-
essene Finanzausstattung ist verfassungsmäßig festge-

chrieben. Die Kommunen sind Gebietskörperschaften
er Länder, das heißt, diese stehen in direkter Verant-
ortung. Herr Oppermann, Sie wissen genauso gut wie
h, dass das grün-rote Baden-Württemberg in Zeiten
on Rekordsteuereinnahmen den kommunalen Finanz-
usgleich um 340 Millionen Euro gekürzt hat. Das ge-
chah nicht in Zeiten der Krise, sondern in Zeiten von
ekordsteuereinnahmen.


(Katja Mast [SPD]: 2,5 Milliarden von Ihnen geerbt! – Thomas Oppermann [SPD]: 50 Jahre Altlasten!)


as heißt nicht, dass wir die Verantwortung abschieben;
ber die Aussage: „Der Bund muss zahlen!“, kann nicht
ie alleinige Lösung für die Probleme sein.


(Beifall bei der FDP)


Aus gutem Grund wurden die komplexen Bund-Län-
er-Beziehungen gemeinsam im Rahmen der Föderalis-
usreformen I und II entflochten, um Verantwortlich-

eiten klar zuordnen zu können. Im Rahmen einer
öderalismuskommission III sollte endlich die Struktur
er Kommunalfinanzen neu geordnet werden und das
rinzip der Konnexität verankert werden; das heißt, wer
estellt, der bezahlt. Das ist bei der letzten Reform an Ih-
en gescheitert.

Diese Koalition hat dafür gesorgt, dass die Kommu-
en heute finanziell deutlich besser dastehen als vor vier
ahren. 2012 verzeichneten sie einen Überschuss von
,8 Milliarden Euro. Für die Zeit ab 2013 werden min-
estens 4 Milliarden Euro pro Jahr prognostiziert. Zum
ergleich: 2009, unter Finanzminister Steinbrück, stöhn-
n sie über ein Defizit von 7,5 Milliarden Euro.


(Bernd Scheelen [SPD]: Kanzlerin war damals Frau Merkel!)


Ohne Zweifel gibt es nach wie vor Kommunen, die
it dem Rücken zur Wand stehen, je nach eigener Wirt-

chaftskraft, nach der Sozialstruktur, aber auch nach der
irtschaftskraft ihrer Region und ihres Bundeslandes.
enken Sie an NRW, Rheinland-Pfalz und das Saarland.
abei spielen der kommunale Finanzausgleich – dieser
t Ländersache –, der Länderfinanzausgleich und natür-
ch die Gesamtwirtschaftslage Deutschlands eine große





Dr. Birgit Reinemund


(A) )


)(B)

Rolle. Sie alle kennen die Abhängigkeit der Kommunen
von Gewerbesteuer, Einkommensteuer und von den So-
zialkosten bei hoher Arbeitslosigkeit. Die Kommunen
profitieren zuallererst von unserer soliden Finanz- und
Wirtschaftspolitik. Wir haben Rekordsteuereinnahmen
und die höchste Zahl sozialversicherungspflichtiger Ar-
beitsplätze aller Zeiten. Kurz: höhere Einnahmen und
geringere Ausgaben auch und gerade für die Kommu-
nen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir setzen in dieser Legislaturperiode zudem auf eine
ganze Reihe von Einzelmaßnahmen zum Wohle der
Kommunen. Der Bund übernimmt die Kosten der
Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung.
Das ist die größte Entlastung aller Zeiten. Sie beträgt
rund 4,5 Milliarden Euro jährlich plus alle Steigerungen.
Auch wenn Sie es noch so oft erzählen: Das war ein Vor-
schlag unseres Finanzministers, nicht der Opposition.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Bernd Scheelen [SPD]: Das ist ja lächerlich!)


Bei den Kosten der Unterkunft für Hartz-IV-Empfän-
ger übernimmt der Bund mittlerweile durchschnittlich
36,4 Prozent. Die Grünen fordern heute ehrgeizige
37,7 Prozent in zwei Schritten.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Sie haben das nicht verstanden! Wahrscheinlich haben Sie es nicht gelesen!)


2009 waren wir bei 26 Prozent. Wir übernehmen die vol-
len Kosten für das Bildungs- und Teilhabepaket. Rund
73 Prozent der berechtigten Kinder nehmen diese Leis-
tungen mittlerweile in Anspruch. So etwas gab es noch
nie. Die SPD hat angekündigt, dass sie dies rückabwi-
ckeln will. Für die Investitionen in Krippenplätze steu-
ern wir 5,4 Milliarden Euro bei, für die Betriebskosten
geben wir zukünftig jährlich 845 Millionen Euro. Die
Städtebauförderung führen wir gleichbleibend mit rund
455 Millionen Euro fort. Das ist gut für die Kommunen,
für das lokale Handwerk, für Arbeitsplätze und für das
Gewerbesteueraufkommen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es ist richtig: In der Krise hatten wir zusätzliche Mittel
aus den Konjunkturpaketen, die mittlerweile ausgelau-
fen sind.

Außerdem haben wir durchgesetzt: Verbesserung bei
der Konversion, beim Planungsrecht, beim Baurecht, bei
der Bürgerbeteiligung, bei E-Government, bei Breit-
bandversorgung, bei der Ärzteversorgung im ländlichen
Raum und nicht zuletzt beim Beteiligungsrecht der
Kommunen in der Gesetzgebung im Bundestag. Der
Bundesrat konnte sich übrigens nicht dazu durchringen.
Dies alles sind notwendige Hilfen für die Kommunen.
Eine Strukturreform ersetzt das aber noch lange nicht.

Auf keinen Fall darf diese positive Entwicklung jetzt
gefährdet werden. Zu Recht warnt der Deutsche Städte-

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(C (D nd Gemeindebund vor den Steuererhöhungsplänen von PD und Grünen. Sie würden der lokalen Wirtschaft chaden, Arbeitsplätze gefährden und die Kommunen chwächen. Wir werden unseren Weg der Konsolidieng und der Unterstützung der Strukturreform in dieser onstellation ab Oktober weitergehen und auf eine Föeralismuskommission III hinarbeiten. Denn wir müssen urch die gesamtstaatliche Brille schauen. Ein Hinund erschieben der Kosten darf es künftig nicht mehr geen. Bei der Schuldenbremse des Fiskalpakts wird eine esamtstaatliche Betrachtungsweise eingefordert. In die erechnung sollen die Schulden des Bundes, der Länder, er Kommunen und der Sozialversicherungen einflieen. Es ist richtig: Wir sind noch nicht am Ziel angekomen. Doch egal, wie Sie es drehen und wenden, wenn ie die Lage in 2009 mit der in 2013 vergleichen, müsen Sie zugeben, dass es vier gute Jahre für Deutschland nd vier gute Jahre für Deutschlands Kommunen waren. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Thomas Oppermann [SPD]: Verlorene Jahre, Frau Kollegin!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724300500

Für die Fraktion Die Linke erhält nun der Kollege

teffen Bockhahn das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Steffen Bockhahn (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724300600

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine lieben Kollegin-

en und Kollegen! Ich denke, es ist beeindruckend, wie
ich in diesen Tagen viele Menschen in Süddeutschland
nd in Ostdeutschland gegenseitig helfen, sich füreinan-
er aufopfern. Das ist ein großer Beweis dafür, dass es in
iesem Land noch Solidarität und Miteinander gibt. Das
t in dieser schweren Stunde, denke ich, eine gute Nach-
cht.


(Beifall bei der LINKEN)


Es ist ebenso eine gute Nachricht, dass die Katastro-
henstäbe offensichtlich ganz hervorragend arbeiten.
an merkt das auch daran, dass wir zum Glück bisher

einen Verlust von Menschenleben zu beklagen haben.
h hoffe, dass das so bleibt.

Das ist ein Beweis für die Stärke der Kommunen und
re Leistungsfähigkeit. Denn ohne die aktive Mithilfe

er Kommunen in diesen Katastrophenstäben könnte die
rbeit nicht so gut organisiert werden. Ich denke, an die-

em Punkt sollte man allen Helferinnen und Helfern,
gal ob sie in Amtsstuben oder direkt am Deich sind,
Danke!“ und „Weiter so!“ sagen. Wir drücken ihnen die
aumen, dass es nicht noch schlimmer kommt, als es
hnehin schon ist.


(Beifall bei der LINKEN)


h finde es erstaunlich, dass das offensichtlich nur bei
er Fraktion Die Linke so gesehen wird.

Kommunen und Betroffene – da sind wir bei der Ver-
ntwortung, die wir gemeinsam tragen – dürfen jetzt





Steffen Bockhahn


(A) )


)(B)

nicht alleingelassen werden. Es ist, denke ich, unsere ge-
meinsame Entscheidung, dass wir Geld in die betroffe-
nen Gebiete geben werden; diese Entscheidung ist auch
richtig. Aber es ist die Aufgabe der Bundesregierung,
jetzt ganz schnell Verbindlichkeit dahin gehend zu schaf-
fen, wie die Antragsverfahren aussehen und welche Kri-
terien es gibt. Das Ganze muss vor allem eines sein,
nämlich unbürokratisch. Es müssen Straßen erneuert
werden, es müssen Kitas saniert werden, und es müssen
Gebäude wiederhergerichtet werden. Dabei können und
dürfen wir die Kommunen nicht alleinelassen. Zins-
günstige Kredite allein werden überschuldeten Kommu-
nen kaum helfen. Wir brauchen echte Hilfe, auch vom
Bund.

Meine Damen und Herren, ich denke, nur wenige von
Ihnen wissen das: Am letzten Donnerstag, heute vor ei-
ner Woche, ist vor der polnischen Ostseeküste ein Schiff
untergegangen, die „Georg Büchner“. Warum erzähle
ich Ihnen das? Die „Georg Büchner“ ist ein Kulturdenk-
mal, das über Jahrzehnte in der Hansestadt Rostock,
meiner Heimatstadt, gelegen hat. Zehntausende Men-
schen fühlen sich eng mit dem Schiff verbunden. Die
„Georg Büchner“ war ein Ausbildungsschiff, auf dem
sehr viele Menschen gefahren sind und gelernt haben.
Dieses Schiff konnte von der Kommune nicht mehr ge-
halten werden. Es wären etwa 5 Millionen Euro notwen-
dig gewesen, um dieses Kulturdenkmal zu sanieren. Das
war nicht möglich. Es war der Kommune nicht möglich,
und es war dem Trägerverein nicht möglich. Dem Schiff
wurde der Denkmalstatus entzogen. Es sollte nach Li-
tauen geschleppt und abgewrackt werden. Dazu ist es
nicht gekommen. Die „Georg Büchner“ ist schlicht ab-
gesoffen. Sie ist damit ein Stück weit Sinnbild für die
Lage der Kommunen in Deutschland.

Die Kommunen haben 2012 – ich finde, das ist eine
ganz beeindruckende Zahl – Gesamtsteuereinnahmen in
Höhe von etwa 198 Milliarden Euro gehabt, und zwar
bereinigt. Zum Vergleich: Der Bundeshaushalt 2013 hat
ein Volumen von 302 Milliarden Euro; das ist etwa ein
Drittel mehr. Wenn man sich vor Augen führt, dass von
diesen 198 Milliarden Euro etwa ein Viertel sofort an
Sozialleistungen weggegangen ist, dann ist das schon
beeindruckend, weil es deutlich macht, wie eng die Lage
der Kommunen ist. Wenn allein ein Viertel der Gesamt-
einnahmen zur Finanzierung der notwendigen Sozial-
leistungen gebraucht wird – dann ist noch keine Ange-
stellte finanziert, noch kein Schulbuch gekauft, noch
kein Spielplatz saniert, noch keine Straßenbahn bezahlt
und noch kein neuer Radweg gebaut –, dann zeigt das,
wie eng die Budgets der Kommunen in Deutschland tat-
sächlich sind.

Außerdem ist dann noch kein einziger Cent für Kultur
investiert worden. Es ist erschütternd, zu sehen, wie
massiv in den letzten Jahren Stellen bei Theatern und
Orchestern gestrichen wurden. Man muss sich einmal
vergegenwärtigen, wie viele Sparten an Theatern in den
letzten Jahren deutschlandweit geschlossen worden sind,
wie viele Orchester zusammengelegt wurden und fusio-
niert sind. Alles das ist eine Folge der mangelnden kom-
munalen Finanzausstattung.

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(C (D (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Als Bach, Mozart und Bruckner ihre üppigen Kon-
erte geschrieben haben, haben sie nicht daran gedacht,
ass es irgendwann klamme Kommunen geben würde,
ie sich keine Orchester mehr leisten können, um diese
onzerte auch zu spielen. Aber das kann ja nicht bedeu-
n, dass wir künftig auf Bach, Bruckner und Mozart
erzichten. Wir brauchen auch um der Kultur willen eine
ngemessene kommunale Finanzausstattung.


(Beifall bei der LINKEN)


Kommunen machen Fehler – natürlich –, und sie ge-
en auch Geld an falschen Stellen aus. Aber dabei sind
ie in guter Gesellschaft: mit den Ländern, mit dem
und und mit der EU. Natürlich muss vieles besser ge-
acht werden. Aber man kann den Kommunen zwei-
lsfrei nicht vorwerfen, dass sie sich nicht kümmern
ürden. Sie haben Steuern erfunden, und sie haben Steu-

rn in teilweise absurde Höhen getrieben. Alles das hat
ur bedingt geholfen.

Ich habe mir ein paar Zahlen herausgesucht. Die Stadt
berhausen hat etwa 1,8 Milliarden Euro Schulden; der
rundsteuerhebesatz liegt bei 590 Prozent, der Gewer-
esteuerhebesatz bei 520 Prozent. Nürnberg hat fast
,3 Milliarden Euro Schulden; der Hebesatz der Grund-
teuer B liegt bei 535 Prozent und der Gewerbesteuerhe-
esatz bei 447 Prozent. Wenn man das Ganze durchde-
liniert, stellt man fest: Es ist erschreckend. Je nachdem,
elche Region Deutschlands man betrachtet, findet man

um Teil Steuersätze vor, die nicht mehr zur Leistungs-
higkeit passen.

In meiner Heimatstadt Rostock, wo ich seit 2004 in
er Bürgerschaft, im Kommunalparlament, bin – seit
009 bin ich Vorsitzender des Finanzausschusses –, ha-
en wir gerade wieder die Steuern erhöhen müssen, weil
ir keine andere Chance mehr hatten. Wir haben jetzt in

iner 200 000-Einwohner-Stadt einen Hebesatz der
rundsteuer B von 480 Prozent und einen Gewerbesteu-

rhebesatz von 465 Prozent. Ich wäre mir sofort mit der
DP einig, wenn sie sagt: Das ist zu viel; das ist nicht
ehr wirtschaftsfreundlich. – Das stimmt. Das ist zu

iel, und das ist nicht mehr wirtschaftsfreundlich. Nur,
ie Kommune hat gar keine andere Chance mehr. Man
uss einsehen, dass Kostensteigerungen aufgefangen
erden müssen. Entweder macht man das über diesen
nvernünftigen Weg der Erhöhung der Kommunalsteu-
rn, oder man redet endlich einmal darüber, wie die
ommen vernünftig ausgestattet werden können. Ich bin
r die zweite Variante, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn man die zweite Variante verfolgt, dann muss
an sich anschauen, wo immer wieder die Probleme

ntstehen: Das sind eben genau die Stellen, an denen der
und Aufgaben auf die Kommunen abwälzt, ohne diese
ufgaben auszufinanzieren. Deswegen hat die Linke die
anz klare Position: Wir brauchen endlich ein Konnexi-
tsprinzip für das Verhältnis zwischen Bund und Kom-
unen. Es ist in Ordnung, wenn der Bund den Kommu-





Steffen Bockhahn


(A) )


)(B)

nen eine Aufgabe überträgt; aber dann muss er diese
Aufgabe auch voll ausfinanzieren.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich will Ihnen ein schönes Beispiel dafür geben: In
meiner Heimatstadt Rostock gibt es eine Schleuse am
Mühlendamm. Diese Schleuse ist enorm wichtig, erstens
weil nur durch diese Schleuse Flutschutz betrieben wer-
den kann und zweitens weil diese Schleuse für Sport-
boote, Kanus und Ruderboote die einzige Durchfahrt
zwischen Ober- und Unterwarnow darstellt. Diese
Schleuse nicht öffnen zu können, ist in etwa so, als wenn
man die Alster von der Elbe trennt; das ist einfach nicht
vernünftig. Die Sanierung dieser Schleuse würde 2 Mil-
lionen Euro kosten. Der Bund möchte sich dieser
Schleuse entledigen und stellt sich stur. Die Kommune
kann die Schleuse nicht allein sanieren. Das Ergebnis:
Die Schleuse ist geschlossen, und das Wasser- und
Schifffahrtsamt fordert die Kommune dazu auf, darüber
nachzudenken, den Damm zuzuschütten und diese
Durchfahrt dauerhaft zu sperren. Das, meine Damen und
Herren, ist der Umgang des Bundes mit den Kommunen
in Deutschland, und der ist falsch.


(Beifall bei der LINKEN)


Es gibt weitere Beispiele, die so absurd sind, dass
man es kaum fassen kann. Legendär ist das Eisenbahn-
kreuzungsgesetz. Beim Eisenbahnkreuzungsgesetz geht
es darum, dass, wenn Bahnübergänge geschlossen wer-
den, für den Bahnübergang eine Kreuzung gebaut wer-
den muss. Die Kosten werden dann zwischen Bund,
Kommune und Bahn geteilt; jeder muss ein Drittel tra-
gen. In Brandenburg gibt es die Gemeinde Rückersdorf
mit 1 500 Einwohnerinnen und Einwohnern. Rückers-
dorf hat einen Gesamthaushalt in Höhe von etwa
15,7 Millionen Euro und einen Schuldenstand in Höhe
von 2,6 Millionen Euro. Diese Gemeinde wird nun ge-
zwungen, in eine Eisenbahnkreuzung, die sie gar nicht
will, 2,5 Millionen Euro zu investieren. Das ist die Poli-
tik dieser Bundesregierung im Umgang mit den Kom-
munen, und diese Politik ist falsch.


(Beifall bei der LINKEN)


Es wird immer wieder darauf verwiesen – wir haben
das auch heute schon mehrfach gehört –, dass die Kom-
munen in Deutschland unglaubliche Überschüsse erwirt-
schaften würden. Das stimmt auch – im Durchschnitt.
Aber im Durchschnitt war der See einen Meter tief, und
die Kuh ist trotzdem ertrunken.


(Beifall des Abg. Jörn Wunderlich [DIE LINKE])


Diese Überschüsse sind enorm ungleich verteilt: Einigen
wenigen Kommunen geht es sehr gut; ich gönne ihnen
das. Diesen wenigen Kommunen stehen aber unfassbar
viele Kommunen gegenüber, die keine Chance haben,
ihren Haushalt in den Griff zu bekommen. Wir müssen
darüber reden, wie wir zu gleichen Chancen für alle
Kommunen und damit zu dem grundgesetzlich garan-
tierten Anspruch auf gleiche Lebensverhältnisse überall
in Deutschland kommen. Gleiche Chancen sind die Vo-
raussetzung dafür, dass es den Kommunen möglich ist,

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(C (D leiche Lebensverhältnisse zu schaffen. Da müssen wir lle zusammen noch deutlich mehr tun: Dazu brauchen ir eine grundlegende Neuordnung der Finanzbeziehunen zwischen Bund, Ländern und Kommunen. Die deprimierende Lage der Kommunen in vielen eilen der Republik führt auch zu einem Rückzug der enschen aus der aktiven Beteiligung. Ich glaube, keine er Parteien dieses Hohen Hauses kann sich davon freiprechen, dass es überall in Deutschland immer schwieger wird, Kandidatinnen und Kandidaten für die ommunalwahlen zu finden. Es wird nämlich immer chwieriger, zu verstehen, was man in der Kommunalolitik tatsächlich noch gestalten kann. Das, meine Daen und Herren, ist ein echtes Problem. Es ist vor allen ingen auch ein Problem für die Demokratie in der Bunesrepublik Deutschland; sie muss nämlich zuerst von nten wachsen. Wenn wir nicht einmal mehr genügend ewerberinnen und Bewerber finden, um die Kommualparlamente voll zu besetzen, was ist das für ein Arutszeugnis für alle von uns? Davor sollten wir uns hün. Auch deswegen müssen wir die Kommunalpolitik ieder attraktiver machen. Wir müssen ihr wieder Ge taltungsspielraum geben, meine Damen und Herren. Das ganze – Entschuldigung! – Gerede darüber, was ie Kommunen alles tun könnten und müssten, ist teileise absurd. Wie viele Kommunen wurden in den letzn Jahren ausdrücklich gezwungen, ihr Eigentum zu erkaufen, um den Haushalt einmalig zu sanieren? eute müssen wir uns ganz oft über Probleme am Wohungsmarkt unterhalten. Da kann ich nur sagen: Augen uf bei der Entscheidung, und zwar vorher und nicht daach! Man darf sich nicht wundern, dass, wenn man ommunen dazu zwingt, ihre Wohnungsbestände zu eräußern, im Nachgang kaum noch sozialer Wohnungsau vorhanden ist. Die Kommunen könnten dies leisten. enn man sie aber ihrer Möglichkeiten beraubt, werden ie Kommunen hier nicht steuernd eingreifen können. urzum, meine Damen und Herren: Egal welche Bunesregierung in den letzten Jahren am Werk gewesen ist, ie Lage der Kommunen hat sich im Grundsatz nicht erbessert. Da muss noch einiges passieren. Das Wort erhält nun die Kollegin Katrin Göring ckardt für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724300700
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen!

rneut müssen viele Menschen gegen massives Hoch-
asser kämpfen. Unser Dank gilt den vielen Helferinnen
nd Helfern: denen von den Freiwilligen Feuerwehren,
enen von der Bundeswehr, denen, die ehrenamtlich hel-
n, den Nachbarinnen und Nachbarn. Viele Notunter-

ünfte wurden gar nicht gebraucht, weil die Menschen
ei Freunden, bei Nachbarn, zum Teil auch bei ganz
remden untergekommen sind.





Katrin Göring-Eckardt


(A) )


)(B)

Die jetzigen Schäden übertreffen vielerorts das Aus-
maß des sogenannten Jahrhunderthochwassers von
2002. Mich beeindruckt sehr, mit welch großer Ruhe die
Betroffenen handeln und dass sie vor allem den Mut
nicht verlieren. Ich zolle diesen Menschen sehr viel Re-
spekt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wenn man in den Hochwassergebieten unterwegs ist,
riecht man Öl und Gas und sieht allerorten braune Was-
ser- und Schlammmassen.

Wenn wir hier schon längst wieder bei anderen The-
men sind, werden die Menschen dort immer noch versu-
chen, ihre Häuser wieder trocken und sauber zu bekom-
men. Dann werden Unternehmen versuchen müssen,
neue Maschinen zu finanzieren. Hier und da wird man
völlig neu anfangen müssen. Einer Gärtnerei sind zum
dritten oder vierten Mal alle Pflanzen weggeschwom-
men. Mancher braucht zum zweiten, mancher zum drit-
ten Mal eine komplett neue Wohnungseinrichtung.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir denken an diese
Menschen. Das dürfen wir aber nicht nur heute hier tun,
sondern unsere Hilfe muss kontinuierlich sein. Sie muss
unbürokratisch sein und darf nicht nur aus warmen Wor-
ten am heutigen Tag bestehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und der LINKEN)


Ich finde übrigens, dass wir dabei auch besonders an
die Menschen in den kleinen Orten mit nur hundert und
nicht hunderttausend Einwohnerinnen und Einwohnern
denken sollten, die ganz oft vergessen werden. Die Men-
schen in diesen Orten haben häufig das Gefühl, ihr
Hochwasserschutz sei nur halb so wichtig wie der
Damm vor einer großen Stadt.

Die unbürokratische Hilfe muss also an erster Stelle
stehen. Aber viele Leute vor Ort fragen natürlich auch:
Wie sieht es jetzt eigentlich mit den Lehren aus der Ka-
tastrophe von 2002 aus? Ist wirklich getan worden, was
getan werden musste? – Diesen Fragen können wir uns
in dieser Debatte nicht entziehen.

Natürlich brauchen wir Mauern. Natürlich brauchen
wir Deiche. Natürlich brauchen wir Schutz. Aber wir
brauchen definitiv auch mehr ökologischen Hochwasser-
schutz. Wir brauchen Flussauen, die renaturiert sind. Wir
müssen dafür sorgen, dass nicht immer mehr Landschaft
versiegelt wird. In Deutschland nimmt die Siedlungsflä-
che in jeder Sekunde um 12 Quadratmeter zu. Dort kann
das Regenwasser nicht mehr abfließen. Auch dem müs-
sen wir ins Auge blicken. Das spielt ebenfalls eine Rolle,
wenn wir heute an die Hochwasseropfer denken und sa-
gen, dass sich hier wirklich langfristig etwas ändern
muss, liebe Kolleginnen und Kollegen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


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(C (D Damit bin ich natürlich auch bei der Situation der ommunen. Ehrlich gesagt, finde ich es angesichts der ealität nicht besonders angemessen, wenn Sie sich eute hier quasi auf die Schulter klopfen. Sie wissen geau: Die Kommunen schieben einen Schuldenberg in öhe von 120 Milliarden Euro vor sich her. Was das eißt, kann jeder sehen, der mit offenen Augen durch tädte und Ortschaften geht. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


an kann das an den öffentlichen Gebäuden genau sehen.
an kann es an Fassaden sehen. Man kann es an Turnhal-
n sehen. Man kann es auch an den 1 100 Schwimmbä-
ern sehen, die in den letzten Jahren geschlossen worden
ind. Hunderte stehen noch vor der Schließung.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, auch das hat mit
aseinsvorsorge zu tun. Ist es eigentlich noch möglich,

in ganz normales gemeinschaftliches Leben in einer
ommune zu führen? Haben Kinder, Jugendliche und
rwachsene eigentlich noch Freizeitmöglichkeiten? Ste-
en eigentlich noch Bibliotheken zur Verfügung? Gibt es
och Theater? Können sie ins Schwimmbad gehen? Sind
ie Turnhallen in Ordnung oder nicht?

Liebe Kolleginnen und Kollegen, das ist für mich
uch eine Frage der Demokratie. Wer die Kommunen im
egen stehen lässt, betreibt hier eine echte Gefährdung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es geht nicht nur um den Schuldenberg, sondern auch
m das fehlende Geld für Investitionen. Die KfW hat
stgehalten, dass sich der Investitionsrückstand in den
ommunen auf 128 Milliarden Euro beläuft. Ich sage
nen ganz ehrlich: Was sollen die Kinder eigentlich

enken – trotz guter Lehrer, trotz viel Engagement –,
enn der schäbigste Bau in der Ortschaft immer die
chule ist, liebe Kolleginnen und Kollegen? Das muss
ich ändern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: An welche Ortschaften denken Sie?)


Die Kommunen sind der Ort, wo Politik und Demo-
ratie erlebt werden.


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Welche Ortschaft ist das? Wie heißt der Ort?)


urch die schwarz-gelben Steuergesetze und insbeson-
ere das Wachstumsbeschleunigungsgesetz, mit dem Sie
nter anderem die Hoteliers bedient haben – das war Ihre
ntwort –, haben Sie den Kommunen in den letzten drei

ahren mehr als 5 Milliarden Euro an Steuereinnahmen
ntzogen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ingbert Liebing [CDU/CSU]: Eine ganz tiefe Kiste!)






Katrin Göring-Eckardt


(A) )


)(B)

Das ist Klientelpolitik zulasten der Bürgerinnen und
Bürger und zulasten der Kommunen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: So ein Quatsch!)


Natürlich ist es richtig, die Kosten für die Grund-
sicherung im Alter zu übernehmen; das ist aber erst auf
Druck des Bundesrates geschehen.


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Warum haben Sie es denn eingeführt? – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist doch unglaublich! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


Aber dass Sie nicht über die Eingliederungshilfe mit
dem entsprechenden Kostenzuwachs und nicht über an-
dere soziale Pflichtleistungen diskutieren, zeigt, dass Sie
weder die Kommunen noch die Investitionen im Blick
haben. Das wird übrigens auch durch Ihre Versprechun-
gen in den letzten Tagen deutlich.


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Umlage bei der Gewerbesteuer! Grundsicherung!)


Mit ungedeckten Schecks tun Sie so als ob.

Wir von den Grünen sind gerade in den letzten Wo-
chen sehr hart angegriffen worden, weil wir gesagt ha-
ben, wie wir das, was wir vorhaben, finanzieren wollen.
Was machen Sie? – Sie machen Versprechungen von der
Mütterrente bis zur Kindergelderhöhung, ohne nur an ei-
ner einzigen Stelle zu sagen, wie sie bezahlt werden sol-
len.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Sie lassen die Kommunen insbesondere beim Ausbau
der Kindertagesstätten im Regen stehen und machen
Versprechungen an anderer Stelle.


(Zuruf des Abg. Ingbert Liebing [CDU/CSU])


Ich will Ihnen sagen, wie ich das finde: Das ist unsolide
und unseriös.

Offensichtlich wird aber, dass das inzwischen auch ei-
nigen im Kanzleramt klar geworden ist; denn die Nervo-
sität steigt. Sie wissen, dass Sie seit Jahren an der Reali-
tät der Menschen vor Ort vorbeiregiert haben. Es wird
Zeit, dass sich das ändert, und zwar ganz spürbar.

Ich bin sicher: Es wird sich etwas in den Kommunen
ändern. Der Investitionsstau muss behoben werden. Die
Menschen sollen wissen, dass wieder in die Schulen und
in die Bildung ihrer Kinder investiert wird. Sie sollen
wissen, dass ihre Realität und nicht die der Lobbyisten
wichtig ist. Liebe Kolleginnen und Kollegen, der
22. September wird das zeigen.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


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(C (D Peter Götz ist der nächste Redner für die CDU/CSU raktion. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724300800


Peter Götz (CDU):
Rede ID: ID1724300900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
eine sehr geehrten Damen und Herren! Das Hochwas-

er hält Deutschland weiter im Griff. Auch von unserer
eite, Herr Präsident, ein herzliches Dankeschön für die
effenden und einfühlsamen Worte zu Beginn der heuti-
en Debatte.

Wir erleben in diesen Tagen auf dramatische Weise,
it welchen Emotionen tatsächlicher und drohender
chaden in vielen Städten und Gemeinden verbunden
t. Wir haben gestern von Bundesminister Peter
amsauer im Ausschuss für Verkehr, Bau- und Stadtent-
icklung einen ersten Bericht zur Lage sowie zum Aus-
aß der Schäden an Infrastruktur und Gebäuden erhal-
n. Schulen und Kindergärten in den Städten, aber auch
ländlichen Raum sind genauso betroffen wie das

igene Heim oder die Wohnung. Es wird – das wissen
ir – Milliarden kosten, um diese Schäden zu beseitigen.

Wenn wir die große Solidarität sehen, wenn wir erle-
en, wie Tausende bis zur Erschöpfung gegen Wasser-
assen kämpfen, sind wir zuversichtlich, dass es in ei-

em gemeinsamen Kraftakt gelingen wird, zusammen
it den betroffenen Kommunen nicht nur die Schäden

u beseitigen, sondern vor allem dafür zu sorgen, dass
er Hochwasserschutz vor Ort weiter zügig verbessert
ird.

Meine Damen und Herren, zurück zur Antwort der
undesregierung auf unsere Große Anfrage zur Lage der
ommunen in der Bundesrepublik Deutschland, mit der
ir uns heute auch auseinandersetzen. Die kommunal-
eundliche Politik der Bundesregierung ist ein milliar-
enschwerer Segen für die Städte und Gemeinden in un-
erem Land.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


as ist, in einem Satz gesagt, das Fazit der Antwort auf
nsere Große Anfrage.

Wir danken allen, die an der ausführlichen Beantwor-
ng von nahezu 100 Fragen mitgearbeitet haben.

Die Antworten zeigen deutlich, dass die Politik der
undesregierung, verteilt über viele Politikbereiche, ent-

cheidend zur Stärkung der Kommunen und der kommu-
alen Selbstverwaltung beiträgt. An die Adresse der Lin-
en sei gesagt: Man sollte sich zwischendurch vielleicht
inmal daran erinnern, wie zu Zeiten der DDR die kom-
unale Selbstverwaltung behandelt worden ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das wissen Sie aber ganz genau! – Weiterer Zuruf der Abg. Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE])






Peter Götz


(A) )


)(B)

Wir haben in den vergangenen vier Jahren eine ein-
malige und in dieser Größenordnung bisher noch nie da
gewesene Leistungsbilanz zugunsten der Kommunen
aufzuweisen. Das ist nicht nur unsere Einschätzung;
diese Einschätzung wird auch von den kommunalen
Spitzenverbänden geteilt.

Ihnen, Herr Dr. Schäuble, danken wir für Ihr großes
Verständnis für die berechtigten kommunalen Belange,
das Sie bei allen Begehrlichkeiten, die an den Bundes-
finanzminister immer wieder herangetragen werden, je-
weils hatten. Sie haben zur Zeit der Gemeindefinanz-
kommission immer wieder gesagt: Wir machen nichts
gegen die Kommunen, und wir helfen im Rahmen unse-
rer verfassungsrechtlichen Möglichkeiten. – Ich weiß,
das haben viele nicht geglaubt, aber Sie haben Wort ge-
halten. Dafür herzlichen Dank!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Lassen Sie mich dazu auch noch sagen: Ohne Ihr Ver-
ständnis für die kommunalen Belange wären die Städte
und Gemeinden heute nicht da, wo sie sind. Sie sind
nicht nur auf einem guten Weg, sondern haben auch ein
gutes Ergebnis vorzuweisen.

Allein durch die Übernahme der Grundsicherung im
Alter von jährlich 4,5 Milliarden Euro – das wurde be-
reits gesagt – werden die Kommunen in den Jahren 2012
bis 2016 von Sozialausgaben in einer Größenordnung
von nahezu 20 Milliarden Euro entlastet. Der Bund leis-
tet damit einen deutlichen und vor allem nachhaltig auf-
wachsenden Beitrag zur Stabilisierung und dauerhaften
Verbesserung der Kommunalfinanzen. Das ist seit Beste-
hen der Bundesrepublik die größte finanzielle Entlas-
tung, die je eine Bundesregierung beschlossen hat. Sie
können schimpfen und dagegen wettern – diese Zahlen
sprechen eine eindeutige Sprache.


(Bernd Scheelen [SPD]: Das haben Sie nicht freiwillig getan! Das ist der Punkt! Sie wurden gezwungen!)


Wir danken deshalb auch der Bundeskanzlerin für
diese großartige Bundesleistung. Kein Bundeskanzler
zuvor hat so viel für die Kommunen bewirkt wie Angela
Merkel.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Bernd Scheelen [SPD]: Wie viel haben Sie den Kommunen weggenommen?)


Sie, Frau Kollegin Göring-Eckardt, haben mit Ihrer
Stimme die Gewerbesteuerumlage angehoben. Sie haben
die Grundsicherung im Alter eingeführt, ohne den Kom-
munen das notwendige Geld dafür zur Verfügung zu
stellen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Bernd Scheelen [SPD]: Das stimmt nicht! Das ist glatt gelogen!)


Wir haben diese Ihre rot-grüne kommunalfeindliche
Politik beendet.


(Bernd Scheelen [SPD]: 800 Millionen haben wir gegeben! Damals!)


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(C (D Wenn wir die Antwort der Bundesregierung auf unere Große Anfrage weiter analysieren, dann sehen wir, ass wir beliebig weiter über die Erfolge in unserer Leisngsbilanz sprechen können: Man kann es nicht oft genug sagen: Der Bund untertützt den Ausbau der Betreuungsplätze für Kinder unter rei Jahren mit 5,4 Milliarden Euro, und er leistet damit en Ländern, die dafür eigentlich zuständig sind, eine nschätzbare Hilfe. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wer hat das denn beschlossen?)


Als weiteres Stichwort nenne ich das Bildungs- und
eilhabepaket, das wir auf den Weg gebracht haben.


(Bernd Scheelen [SPD]: Auf Druck des Verfassungsgerichts!)


Hinzu kommt – auch das ist leider bei vielen in Ver-
essenheit geraten –, dass die kommunalen Spitzenver-
ände künftig noch besser, als das bisher je der Fall war,
bundespolitische Entscheidungen eingebunden wer-

en.


(Dr. Peter Röhlinger [FDP]: Sehr richtig!)


Schließlich sorgt auch die positive wirtschaftliche
ntwicklung unseres Landes, die übrigens auch etwas
it unserer Politik zu tun hat, erstmals nach 2008 wieder
r einen Finanzierungsüberschuss von 1,8 Milliarden
uro im Jahr 2012. Kollegin Reinemund hat es gesagt:
den Folgejahren ab 2013 wird mit noch größeren

inanzierungsüberschüssen gerechnet.

Wenn wir uns an die Zeit der rot-grünen Regierung
urückerinnern, dann wissen wir, um nur ein Beispiel zu
ennen, dass das kommunale Defizit im Jahr 2003, in ei-
er Zeit, als es noch keine internationale Finanzmarkt-
nd Wirtschaftskrise gab, bei 8,4 Milliarden Euro lag.
efizit, nicht Überschuss!

Es gibt natürlich – das ist unstrittig – Wermutstropfen.
eider ist das Bild der Kassenkredite mit 47 Milliarden
uro nach wie vor alarmierend. Der Bundesfinanzminis-
r hat es angesprochen: Allein knapp die Hälfte aller
assenkredite in Deutschland stammt aus Kommunen in
ordrhein-Westfalen.


(Bernd Scheelen [SPD]: Herr Rüttgers hat ihnen 3 Milliarden Euro weggenommen!)


err Oppermann, es ist schon bemerkenswert, dass Ihr
anzlerkandidat jetzt auf einmal die Kommunen ins
erz schließt. Zu seiner Zeit als Finanzminister und Mi-
isterpräsident in Nordrhein-Westfalen ist die Höhe der
assenkredite dort exorbitant gestiegen.


(Ingbert Liebing [CDU/CSU]: Wo ist er eigentlich?)


enn er jetzt den Feuerwehrmann spielt, sollte er nicht
ergessen, dass er vorher vor Ort fleißig mitgezündelt
at.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)






Peter Götz


(A) )


)(B)

Die größte kommunale Entlastung in der Geschichte
der Bundesrepublik Deutschland haben wir ganz ohne
Steuererhöhungen hinbekommen und gleichzeitig die
staatliche Neuverschuldung gesenkt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Noch eines: Wenn der Deutsche Städte- und Gemeinde-
bund diese Woche die SPD dringend vor einer Steuer-
erhöhung warnt und zu Recht auf den kaum zu bewälti-
genden Bürokratieaufwand bei der Einführung der
Vermögensteuer hinweist, beweist dies einmal mehr,
dass neue Steuern der falsche Weg sind.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Joachim Poß [SPD]: Das ist ja aus der Mottenkiste!)


Am 1. August 2013 tritt der Rechtsanspruch auf einen
Krippenplatz in Kraft.


(Klaus Hagemann [SPD]: Was ist mit euren Versprechungen?)


Es gibt übrigens aus dem Jahr 2006 eine Vereinbarung
zwischen Bund, Ländern und Kommunen, die zum In-
halt hat, dass sie sich an den Kosten mit je einem Drittel
beteiligen wollen. Das haben viele vergessen. Einige
Länder haben sehr lange gebraucht, bis sie gemerkt ha-
ben, dass sie nicht nur die Gelder des Bundes, sondern
auch ihren eigenen Finanzanteil an die Kommunen ge-
ben müssen. Wir fordern, dass unsere Hilfen uneinge-
schränkt bei den Kommunen ankommen und nicht an
den klebrigen Fingern der Länderfinanzminister hängen
bleiben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Während Rot-Grün in seiner Regierungszeit ständig
neue Aufgaben erfand, die von den Kommunen zu finan-
zieren waren, wurde unter Führung von CDU und CSU
diese kommunalfeindliche Politik beendet.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)


Heute gilt zu Recht der Grundsatz: Wer bestellt, der be-
zahlt. Die Politik der christlich-liberalen Bundesregie-
rung und der sie tragenden Fraktionen verdient das Ver-
trauen der Kommunen. Dies unterstreicht die Antwort
auf unsere Große Anfrage sehr deutlich. Es liegt im urei-
genen Interesse der Städte, Gemeinden und Landkreise,
dass dieser Politikstil mit Bundeskanzlerin Angela
Merkel und Wolfgang Schäuble weiter fortgeführt wer-
den kann. Dafür lohnt es sich zu arbeiten.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724301000

Ich erteile das Wort nun dem Kollegen Bernd

Scheelen für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! enn Sie gestatten, Herr Präsident, möchte ich unbotäßigerweise mit einer leichten Kritik an Ihrer Äußeng hinsichtlich der fehlenden Präsenz von Vertretern uf der Länderbank beginnen. Ich habe ein gewisses erständnis dafür, dass die Länderbank nicht voll besetzt t, (Rainer Brüderle [FDP]: Die füllen alle Sandsäcke!)

Bernd Scheelen (SPD):
Rede ID: ID1724301100

eil das, um das es hier geht, dieses Papier hier, die Ant-
ort der Bundesregierung auf eine Anfrage der eigenen
oalitionsfraktionen ist. Das Papier enthält nichts ande-
s als die ultimative Lobhudelei. Dafür, dass sich die
ändervertreter eine Debatte dazu nicht anhören wollen,
abe ich volles Verständnis.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


h habe auch Verständnis dafür, dass keine Vertreter
on CDU-geführten Ländern hier sind; denn auch sie
ollen sich das nicht anhören.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Ach so! Man kommt also nur bei SPD-Anträgen! Das ist ja eine super Politik!)


Es ist ein sehr merkwürdiger Vorgang, dass die eige-
en Fraktionen die Regierung fragen: Waren wir nicht
ll? Die Regierung bestätigt das auch noch. 92 Fragen

uf 117 Seiten: Es hat mich viel Lebenszeit gekostet, das
lles durchzulesen. Es hat sich nicht gelohnt: Das Papier
t dick, aber der Inhalt ist dünn.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Rainer Brüderle [FDP]: Man muss es halt verstehen!)


Herr Minister Schäuble, Sie haben in Ihrem Vortrag
Wesentlichen darauf abgehoben, wie kommunal-

eundlich diese Regierung ist und was Sie alles für die
ommunen getan haben. Ich sage Ihnen: All das, was
ie hier beschreiben, ist nicht auf Ihre eigene Initiative
urückzuführen, sondern das ist auf Druck derjenigen
assiert, die im Moment nicht hier sind, weil sie sich um
re Kommunen kümmern. Sie haben diese Forderungen

urchgesetzt, und zwar im Vermittlungsverfahren zum
ildungs- und Teilhabepaket und im Vermittlungsver-
hren zum Fiskalpakt. Genau das ist die Wahrheit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ein Wort zur Gemeindefinanzkommission.


(Dr. Michael Meister [CDU/CSU]: Sie haben den Kommunen in die Tasche gegriffen! Sie waren das!)


Ich?


(Dr. Michael Meister [CDU/CSU]: Sie persönlich!)






Bernd Scheelen


(A) )


)(B)

Der Kollege Rüttgers hat den Kommunen in Nordrhein-
Westfalen in fünf Jahren 3 Milliarden Euro weggenom-
men. Deswegen haben viele Kommunen in Nordrhein-
Westfalen ein Problem.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Ulla Burchardt [SPD]: Deswegen wurde er auch abgewählt!)


Kollege Finanzminister Schäuble hat tatsächlich, als
er merkte, dass die Gemeindefinanzkommission vor dem
Scheitern stand, einen Vorschlag gemacht. Er hat die
Vertreter der kommunalen Spitzenverbände eingeladen,
die Präsidenten und die Hauptgeschäftsführer, und ei-
nige Staatssekretäre; das waren insgesamt neun Perso-
nen. Ihnen hat er den Vorschlag gemacht, der Bund
könne die Kosten für die Grundsicherung im Alter über-
nehmen. Er hat allerdings mit diesem Vorschlag eine
Forderung verbunden. Er hat nämlich gefordert, dass die
Kommunen dem Einstieg in den Ausstieg aus der Ge-
werbesteuer zustimmen. Das haben die Kommunen ab-
gelehnt – zu Recht übrigens.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Damals – Herr Minister Schäuble, Sie werden sich er-
innern – hatten wir das hier diskutiert; genau diesen
Punkt haben wir in diesem Hohen Haus diskutiert. Ich
hatte damals auch Gelegenheit, dazu zu sprechen. Ich
habe Ihnen gesagt: Wir unterstützen Sie in der Frage,
aber ich fürchte, dass wir die Einzigen sind, die Sie darin
unterstützen. – Denn es kam nach dem Vortrag sofort
Gegenwind, insbesondere aus der FDP-Fraktion. Der
Kollege Wissing hat gesagt: Mit uns nicht machbar! –
Die Kollegin Homburger hat gesagt: Der Minister tut ja
etwas, aber nicht das, was wir wollen. – Der Kollege
Brüderle wird sich an seine eigenen Worte erinnern. Er
hat gesagt: Das ist mit uns nicht abgestimmt.

Dann haben wir gesagt: Wir machen da mit. – Dann
haben anlässlich des Bildungs- und Teilhabepakets, das
Sie sich auch auf die Fahnen schreiben – Sie schmücken
sich hier übrigens überall mit fremden Federn –,


(Joachim Poß [SPD]: Das ist Modeschmuck bei der CDU/CSU!)


das Ihnen aber das Bundesverfassungsgericht aufs Auge
gedrückt hat – ohne Urteil des Bundesverfassungsge-
richts wären Sie überhaupt nicht auf die Idee gekommen,
ein Bildungs- und Teilhabepaket zu machen –,


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


die SPD-geführten Länder im Vermittlungsausschuss Ih-
nen abverhandelt, dass der Bund schrittweise die Kosten
der Grundsicherung im Alter übernimmt.

Jetzt haben Sie vorhin – ich weiß gar nicht mehr, wer
es war, ich glaube, es war der Kollege Götz oder auch
Sie, Herr Minister – behauptet, Sie würden damit eine
Fehlentwicklung korrigieren, die unter Rot-Grün pas-
siert ist. Da sage ich Ihnen, was wirklich passiert ist. Wir
haben damals ein Problem nach 16 Jahren Helmut Kohl

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(C (D elöst, das die schwarz-gelbe Kohl-Regierung niemals ngepackt hat, ämlich etwas für die Kriegerwitwen zu tun, die nach em Krieg kaum Gelegenheit hatten, eigene Beiträge in ie Rentenversicherung einzuzahlen, und die letztlich on Sozialhilfe leben mussten, das aber nicht taten, weil ie die Sorge hatten, dass auf ihre Kinder zurückgegrifn würde. (Dr. Birgit Reinemund [FDP]: Auf Kosten der Kommunen!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Um das auszuschalten, haben wir dieses Gesetz ge-
acht und den Kommunen dafür 800 Millionen D-Mark

egeben, weil das die Summe war, die damals für diesen
ersonenkreis, der neu in dieses Gesetz aufgenommen
urde, berechnet worden war.

Dann hat sich das in den letzten Jahren dramatisch
ntwickelt, das ist völlig richtig. Der Bundesanteil hat
ich leicht erhöht. Aber deswegen ist die Forderung auch
chtig gewesen, das in die Zuständigkeit des Bundes zu
bergeben.

Denn letztlich ist es so, dass die kommunalen Haus-
alte noch vor 40 Jahren Investitionshaushalte waren.
a war Geld da, um in die kommunale Infrastruktur zu
vestieren, in Straßen, in Gebäude, in Schulen, in Wei-
rbildungseinrichtungen, in Büchereien, in Schwimm-
äder und Ähnliches. Mittlerweile sind kommunale
aushalte reine Sozialhaushalte, und zwar infolge von
undesgesetzgebung, die im Wesentlichen in den
6 Jahren unter Helmut Kohl geschaffen worden ist.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es war wichtig und richtig, das zu korrigieren. Mich
at nur gewundert, dass Sie den Weg einer Großen An-
age gewählt haben. Ich hätte eigentlich erwartet, dass
ie dazu einen Gipfel veranstalten.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das kann doch noch kommen!)


5 Gipfel in dreieinhalb Jahren, davon allein neun in die-
em Jahr – ich könnte sie alle vorlesen, aber angesichts
einer Zeit, die begrenzt ist, verzichte ich darauf. Wa-
m haben Sie oder die Kanzlerin keinen Gipfel einberu-
n? Eines ist klar: Sie hätten keine schönen Bilder pro-

uzieren können. Sie wären Gefahr gelaufen, dass
ürgermeister, wie das vor zehn Jahren schon einmal der
all war, hier in Bettlerkleidung aufgetreten wären. Das
ürde jeder Gipfelstrategie widersprechen; denn das
iel der Gipfel, die Sie ständig veranstalten, ist ja nur,
chöne Bilder zu produzieren. Das wäre aber nicht pas-
iert. Deswegen sagen wir – glaube ich – zu Recht:
Über allen Gipfeln ist Ruh‘“. Der Schluss dieses Ge-
ichts von Goethe lautet: „Warte nur, balde ruhest du
uch.“ Das gilt für Sie.

Vielen Dank.





Bernd Scheelen


(A) )


)(B)


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724301200

Das Wort erhält nun der Kollege Dr. Peter Röhlinger

für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Peter Röhlinger (FDP):
Rede ID: ID1724301300

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Ich werde mich bemühen, in dem
Wirrwarr von Zahlen einige andere Akzente zu setzen,
auch deswegen, weil übrigens meine Kämmerin schon
am Anfang meiner Amtszeit gesagt hat: Der Röhlinger
versteht nichts von Finanzwirtschaft, aber er ist spar-
sam. – Damit konnte ich sehr gut leben; denn wenn man
sich gut beraten lässt, kann man vor dem Hintergrund
auch erfolgreich sein.

Zunächst ein uneingeschränkter Dank auch in diesem
Zusammenhang an die Helfer, an die Feuerwehren und
Polizisten vor Ort. Ich habe mir in Jena die neuralgi-
schen Punkte angeschaut und muss sagen: Wir haben un-
sere Aufgaben – bei uns fand die Jahrhundertflut 1994
statt – offensichtlich so gut gemacht, dass die neuralgi-
schen Punkte dem Wasser standgehalten haben. Aber es
war wesentlich mehr. Wir haben uns in Übereinstim-
mung mit den Dezernenten in Jena darauf verständigt,
dass wir parteiübergreifend – die MdBs aus Ostthürin-
gen – an die zuständigen Minister in Thüringen schrei-
ben werden, dass insbesondere die Zusammenarbeit zwi-
schen den Talsperren und den Wehren und den
Kommunen vor Ort verbessert werden kann und muss.
Ich persönlich bin davon überzeugt, dass das eintreffen
wird, was viele bislang nicht wahrhaben wollen: Die
Zahl der Unwetter wird zunehmen, und das nicht nur
kurzfristig.

An den Anfang möchte ich meinen Dank an diejeni-
gen stellen, die in den vergangenen Jahren dazu beige-
tragen haben, dass es den Kommunen deutlich besser
geht. Tatsächlich waren die letzten vier Jahre für die
Kommunen vier gute Jahre, auch wenn die Opposition
das nicht wahrhaben will. Ein Blick in die Zeitung des
Deutschen Städtetags, der nun weiß Gott kein Vertreter
der FDP-Politik ist, macht das deutlich. Im Übrigen
kommt mir die Differenzierung in reiche und arme
Städte bei Ihrer Kritik viel zu kurz, insbesondere bei Ih-
nen, Frau Göring-Eckardt. Sie müssten als gebürtige
Thüringerin doch eigentlich aus eigener Anschauung
wissen, dass es in einer beachtlichen Anzahl an Städten
in Thüringen gelungen ist, im Verhältnis zur Vergangen-
heit ungeahnte Fortschritte zu erzielen, insbesondere
wenn es um die Erfüllung der von Ihnen erwähnten kul-
turellen Ansprüche geht, und die Lebensqualität zu ver-
bessern. Im Übrigen, Frau Göring-Eckardt, bin ich es als
Christ gewohnt, zuerst einmal Danke zu sagen, bevor ich
die Hand aufhalte und fordere: immer noch mehr, mehr,
mehr! – Auch dem Bund stehen nur Steuergelder zur
Verfügung.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D as Ergebnis ist, dass man mit 80 Milliarden Euro in die eue Legislaturperiode startet. Wie ich höre, können iese 80 Milliarden Euro egalisiert werden. Das alles piegelt sich in den aktuellen Zahlen wider. Wie ich sehe – das verwundert mich nicht –, geht eine Redezeit zu Ende. Ich möchte die Gelegenheit utzen, mich bei Ihnen herzlich zu bedanken. Das ist eute mein letztes Grußwort von diesem Pult aus. Meine ätigkeit als Bundestagsabgeordneter war für mich eine ehr lehrreiche Zeit. Es war für mich sehr interessant, ber die Barriere zu steigen und Kommunalpolitik aus er Sicht eines Bundestagsabgeordneten zu betrachten. h habe viel gelernt und habe viel Verständnis, wenn ich die Länder bemühen, Städte zu unterstützen, aber ann das Feedback fehlt. Man darf nicht vergessen: etztlich werden die Steuergelder der öffentlichen Hand erbraten. Meine Damen und Herren, ich wünsche Ihnen ungechtet der Fraktionszugehörigkeit viel Freude – bleiben ie gesund! – und uns weiterhin gute Erfolge. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Da können wir nicht klatschen! – Iris Gleicke [SPD]: Schade!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724301400

Lieber Kollege Röhlinger, den herzlichen Dank, den

ie gerade für die gute Zusammenarbeit geäußert haben,
eben wir genauso gerne zurück. Sie gehören zu den
ahlreichen Kolleginnen und Kollegen, die vor oder ne-
en der Wahrnehmung des Mandats im Deutschen Bun-
estag wichtige Aufgaben in ihren jeweiligen Kommu-
en übernommen haben. Unter diesem Gesichtspunkt
anz herzlichen Dank für Ihre Arbeit und alles Gute für
ie nächsten Jahre.


(Beifall)


Britta Haßelmann ist die nächste Rednerin für die
raktion Bündnis 90/Die Grünen.


Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724301500

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Sehr geehrte Gäste! Herr Finanzminister,
enn man sich Ihre Analyse genauer anschaut, dann

tellt man fest, dass sie keinem Faktencheck standhält.
ie haben mithilfe der Farbenlehre versucht, aufzuzei-
en, dass es den Kommunen überall, wo Schwarz-Gelb
giert, gut geht und überall, wo Rot-Grün regiert,

chlecht geht. Das ist so was von billig und hat nichts
it einer sachlichen Auseinandersetzung zu tun. Sie
üssen sich nur die Situation in Nordrhein-Westfalen

nschauen; darauf haben Sie abgezielt. 2010 sind zwei
erfassungsgerichtsurteile ergangen, und zwar alle ge-
en die alte schwarz-gelbe Regierung. In den Urteilen
etreffend das Einheitslastenausgleichsgesetz und die
inanzierung der Kinderbetreuung wird deutlich, dass
ich die schwarz-gelbe Landesregierung unter Führung
on Herrn Rüttgers auf dem Rücken der Kommunen sa-
iert hat.





Britta Haßelmann


(A) )


)(B)

Inzwischen ist es so, dass die rot-grüne Landesregie-
rung seit 2010 unter anderem durch die Umsetzung der
Urteile den Kommunen zusätzlich 1 Milliarde Euro zur
Verfügung gestellt hat. Deshalb finde ich es unmöglich,
wenn Sie mit der These aufwarten: Wo Schwarz-Gelb
regiert, geht es den Kommunen gut; da, wo Rot-Grün re-
giert, geht es ihnen schlecht. – Das entspricht nicht den
Tatsachen, und das entspricht auch nicht der Lebens-
wirklichkeit der Menschen in den Städten und Gemein-
den.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Das Zweite, meine Damen und Herren. Diese Große
Anfrage mit ihren 92 Fragen und den wunderbaren Ant-
worten belegt doch durch Zahlen, dass Steuersenkungen
für die Kommunen Mindereinnahmen bedeuten. Das
können sich Kommunen in der jetzigen Finanzsituation
nicht leisten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Zahl, die Frau Göring-Eckardt genannt hat, stammt
aus Ihrer Anfrage. Wenn man zwei und zwei zusammen-
zählt, landet man bei Gesetzen, die Sie beschlossen ha-
ben und die zu einem Minus von 5,2 Milliarden Euro für
die kommunale Ebene geführt haben.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Bei vier! Zwei und zwei ist immer noch vier, nicht fünf!)


Das heißt Steuersenkung auf Pump, Steuersenkung zu-
lasten der Infrastruktur in den Städten und Gemeinden.
Damit muss Schluss sein. Das ist falsch. Das können die
Kommunen vor Ort nicht kompensieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Das dritte und letzte Problem: Die Schere zwischen
armen und reichen Kommunen geht immer weiter ausei-
nander. Deshalb nützt es nichts, wenn Sie behaupten:
Wir haben alles so toll gemacht. – Natürlich ist die Ent-
lastung bei der Grundsicherung gut. Die haben im Ver-
mittlungsausschuss und hier Länder und Bund zusam-
men beschlossen. Darüber bin ich froh. Es ist ein Plus
von 4 Milliarden Euro für die Kommunen.

Das eigentliche Problem, nämlich dass die Schere
zwischen armen und reichen Kommunen weiter ausei-
nandergeht, zeigt sich an drei Zahlen: 128 Milliarden
Euro Investitionsstau, 47,9 Milliarden Euro Kassenkre-
dite und fast 45 Milliarden Euro soziale Kosten durch
Bundesgesetze. Darum müssen wir uns kümmern,


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Dann machen Sie es doch!)


und zwar in den nächsten Jahren. Es nützt nichts, sich
auf die Schultern zu klopfen und zu sagen: Alles ist ganz
toll.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


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(C (D Es gibt wahnsinnig viel zu tun. Die sozialen Kosten ind eines der großen Themen der Zukunft. Dafür haben ir die Verantwortung. Das Konnexitätsprinzip ist längst icht umgesetzt. Das wissen auch Sie; denn wer den echtsanspruch auf Kindertagesbetreuung beschließt, at ihn auch zu finanzieren. Es geht nicht an, dass man agt: Wir stellen großzügig 4 Milliarden Euro zur Verfüung, und das muss langen. – Rechtsanspruch bedeutet icht eine Quote von 35 Prozent und einen Betrag von Milliarden Euro, sondern bedeutet, dass jede und jeder r bzw. sein Recht wahrnehmen kann. Dabei müssen ir den Kommunen Unterstützung bieten. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724301600

Nächster Redner ist der Kollege Karl Holmeier für

ie CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Karl Holmeier (CSU):
Rede ID: ID1724301700

Sehr verehrter Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen

nd Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren!
eistungsfähige Kommunen sind das Fundament unserer
esellschaft und somit unseres Staates. Es war das Ziel
er christlich-liberalen Koalition, die kommunale
elbstverwaltung zu stärken. Dies haben wir erreicht wie
eine Regierung zuvor. Die Antworten auf die Große
nfrage der Fraktionen der CDU/CSU und der FDP lie-
rn dafür den ganz klaren Beweis. Wer von Kommunal-
eundlichkeit spricht, meint die christlich-liberale Ko-
lition mit Bundeskanzlerin Angela Merkel.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD und der LINKEN – Steffen Bockhahn [DIE LINKE]: Oh nee!)


Bevor ich auf einzelne Punkte dieser hervorragenden
eistungsbilanz eingehe, möchte ich die Gelegenheit
utzen, unserem „Chefkommunalpolitiker“ Peter Götz
anz herzlich für seine hervorragende Arbeit in der
G Kommunalpolitik und somit für die Kommunen in
eutschland zu danken.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


iele Impulse gingen und gehen von Peter Götz aus. Da-
r danke schön! Ich danke auch der Bundesregierung

nd der Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie unserem
inanzminister Wolfgang Schäuble für die großartige
nterstützung unserer Kommunen.

Die Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung stand
Mittelpunkt unseres bundespolitischen Handelns. Un-

r der Führung der CDU/CSU haben die Kommunen die
rößte Entlastung in der Geschichte der Bundesrepublik
eutschland erfahren. Nachdem die Kommunen im

ahr 2005 nach sieben Jahren Rot-Grün mit dem Rücken
n der Wand standen, hat die christlich-liberale Koalition





Karl Holmeier


(A) )


)(B)

sie wieder fit gemacht. Die Bilanz kann sich sehen las-
sen: Wir haben die Kommunen allein in dieser Legisla-
turperiode unter dem Strich mit jährlich 5 Milliarden
Euro entlastet. Im Jahr 2012 – wir haben es schon oft-
mals gehört – hatten sie einen Finanzierungsüberschuss
von 1,8 Milliarden Euro; ich wiederhole: einen Über-
schuss. Im Jahr 2003 unter Rot-Grün hat es ganz anders
ausgeschaut. Dabei schlägt sich vor allem die Über-
nahme der Kosten für die Grundsicherung positiv in den
Bilanzen der Kommunen wieder.


(Ulla Burchardt [SPD]: Sie haben das doch heute schon alles besser gehört!)


Hier unterstützt der Bund die Kommunen jährlich mit
etwa 4,5 Milliarden Euro. Das ist wie ein dauerhaftes
Konjunkturprogramm für Kommunen. Wir bereinigen
damit eine kommunale Belastung, die Rot-Grün einge-
führt hat.

Darüber hinaus ist es mir als Vertreter des ländlichen
Raumes sowie als Verkehrs- und Baupolitiker besonders
wichtig, darauf hinzuweisen, dass wir gerade in diesen
Bereichen entscheidend zur Entlastung der Kommunen
beigetragen haben. Angesichts der demografischen Ent-
wicklung haben wir einen Schwerpunkt unserer politi-
schen Arbeit auf die strukturschwachen Kommunen auf
dem Land gelegt. Im Vergleich zu früheren Wahlperio-
den ist festzuhalten: Der demografische Wandel ist von
der christlich-liberalen Koalition erstmals ressortüber-
greifend betrachtet und bearbeitet worden.

Wir, meine sehr verehrten Damen und Herren, haben
das Ehrenamt gestärkt und werden es auch weiter tun.
Gerade in der jetzigen Flutkatastrophe zeigt sich, wie
wichtig das Ehrenamt ist. Dafür einen herzlichen Dank!


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben im November 2012 einen Antrag zur Zukunft
der ländlichen Räume verabschiedet, der ganz konkrete
Handlungsanweisungen zur Verbesserung der Rahmen-
bedingungen in ländlichen Räumen enthält. Besonders
wichtig für die Kommunen und die Menschen in den
ländlichen Räumen war uns dabei die lückenlose Versor-
gung mit leistungsfähigen Breitbandanschlüssen. Das
hatten wir in dem Antrag zur Zukunft der ländlichen
Räume in besonderer Weise berücksichtigt.

Die aktuellen Entscheidungen der Bundesnetzagen-
tur zu den Entgelten für die Teilnehmeranschlussleitun-
gen und den Plänen über die künftige Nutzung frei wer-
dender Funkfrequenzen für die mobile Breitbandnutzung
zeigen, dass unsere Politik Wirkung zeigt. Wir sind auf
einem guten und richtigen Weg.

Das gilt im Übrigen auch für die Unterstützung der
Länder und Kommunen im Rahmen der Kompensations-
mittel für die Aufgaben, die nach der Föderalismusre-
form vom Bund auf die Länder übergegangen sind. Wir
greifen den Ländern jedes Jahr mit über 2,5 Milliarden
Euro unter die Arme: zur Gemeindeverkehrsfinanzie-
rung, für den sozialen Wohnungsbau und für den Hoch-
schulbau. Für das Jahr 2014 haben wir diese sogenann-
ten Entflechtungsmittel vorerst festgeschrieben, und wir

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(C (D aben erklärt, dass wir dies bis 2019 weiter tun wollen, ofern sich die Länder bereit erklären, auch dieses Geld weckgebunden zu verwenden. (Ulla Burchardt [SPD]: Welcher Hochschulbau denn?)


Ein paar Worte zum Antrag der Linken zum Eisen-
ahnkreuzungsgesetz. Diesen Antrag lehnen wir natür-
ch ab.

Es zeigt sich, meine sehr verehrten Damen und Her-
n, dass die christlich-liberale Koalition in dieser Legis-
turperiode insgesamt viel geleistet hat, aber in beson-
erer Weise sehr viel für die Kommunen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ährend andere nur viel geredet haben, haben wir für
ie Kommunen gehandelt und dabei viel erreicht. CDU
nd CSU sind die Interessenvertreter der Kommunen.
ndere tun nur so.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen bei der SPD – Klaus Hagemann [SPD]: Bravo!)


ur mit einer christlich-liberalen Regierung nach der
undestagswahl werden auch künftig die Interessen der
ommunen in Deutschland gut vertreten sein.


(Bernd Scheelen [SPD]: Schlimm ist, dass Sie das selber glauben!)


Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Steffen Bockhahn [DIE LINKE]: Glaube ich nicht! – Bernd Scheelen [SPD]: Wer es glaubt, wird selig!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724301800

Für die SPD-Fraktion erhält jetzt die Kollegin Kirsten

ühmann das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Kirsten Lühmann (SPD):
Rede ID: ID1724301900

Herr Präsident! Liebe Kollegen! Liebe Kolleginnen!

ehr verehrte Zuhörende! Als ich mir diese Große An-
age angeschaut habe, kam mir spontan das Motto eines
izzalieferservice in den Sinn: Sie bestellen, wir lie-
rn. – Die Bundesregierung hat bestellt, und Sie, liebe
oalition, haben geliefert: einen Strauß von Fragen, die
ie Bundesregierung gerne beantworten wollte, die ihr
ber niemand gestellt hat. Und so haben Sie diese Auf-
abe übernommen.


(Beifall bei der SPD)


Was meine ich damit? Ich meine unter anderem die
rage 22. Sie lautet:

Warum fällt die Sicherstellung einer angemessenen
Finanzausstattung der Kommunen in die Zuständig-
keit der Länder?





Kirsten Lühmann


(A) )


)(B)

Liebe Kollegen, liebe Kolleginnen von FDP, CDU
und CSU, die Antwort auf diese Frage gehört zum Basis-
wissen für unsere Arbeit im Bundestag. Welches Bild
von unserer Arbeit wollen Sie der Bevölkerung vermit-
teln? Was wir hier machen sollen, ist, die Regierung zu
kontrollieren, und zwar im Sinne der Bevölkerung. Das
möchte ich Ihnen noch einmal ins Gebetbuch schreiben.
Augenscheinlich scheint es in Ihrem Politikverständnis
gewisse Lücken zu geben, wenn Sie schon die Regie-
rung danach fragen müssen.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Steffen Bockhahn [DIE LINKE])


Als der Bundesfinanzminister vorgetragen hat, bin ich
fast ein bisschen betroffen geworden. Er hat uns erklärt,
dass der Bund immer mehr Aufgaben übernimmt, die ei-
gentlich die Länder haben, und den Kommunen dafür
das Geld gibt, das er doch selber nicht hat. Herr Finanz-
minister, Sie haben dabei völlig ausgeblendet, dass es
sehr viele Aufgaben gibt, die der Bund den Ländern
überantwortet, wofür er ihnen nicht ausreichend Geld
gibt. Ich erinnere uns nur an den neuen Bundespersonal-
ausweis, an das Gesetz zum elektronischen Aufenthalts-
titel und an das E-Government-Gesetz. Wir haben die
Kommunen verpflichtet, das umzusetzen, ihnen aber
nicht das Geld dafür gegeben. Herr Götz, was Sie hier
behaupten, nämlich dass diese Regierung den Kommu-
nen, wenn sie die Erfüllung einer Aufgabe von ihnen
verlangt, auch das Geld dafür gibt, ist einfach nicht
wahr.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme zu dem letzten Gesetz, das ich angespro-
chen habe, zum E-Government-Gesetz. Es ist schon
spannend, dass die Bundesregierung in den Gesetzent-
wurf schreibt: Das wird die Kommunen wohl etwas kos-
ten; wir wissen aber nicht genau, wie viel, also müssen
wir ihnen auch nichts geben. – Bei den Beratungen die-
ses Gesetzes haben Sie von der Koalition uns dann er-
klärt: Die Kommunen haben doch schon alle eine Home-
page. Es wird wohl nicht so schwierig sein, noch eine
Seite hinzuzufügen; das kostet schon nicht viel.

Liebe Kollegen, liebe Kolleginnen, ich habe in der
letzten Woche mit einigen Kommunalvertretern geredet.
Ja, sie haben alle eine Homepage. Nur, diese Homepage
ist nicht für das ausgelegt, was wir von den Kommunen
verlangen, nämlich Anträge elektronisch auszufüllen
und auch eine elektronische Unterschrift mitzusenden.
Dafür müssen diese Homepages komplett neu gestaltet
werden. Zusätzlich müssen diese Anträge noch verarbei-
tet werden. Viele Kommunen haben sich inzwischen in
Gemeinschaft, in den Landkreisen, eine Software ange-
schafft, die normale Vorgänge bearbeiten kann, die aber
– ich habe nachgefragt – nicht in der Lage ist, diese elek-
tronischen Anträge zu verarbeiten. Das heißt, die Kom-
munen müssen jetzt nicht nur eine komplett neue Soft-
ware bestellen, sie müssen auch – wieder einmal – das
gesamte Personal neu schulen. Das ist es, was wir den
Kommunen aufbürden, und das ist es, was der Bundes-

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(C (D gierung in dieser Antwort noch nicht einmal eine Erähnung wert ist. Das ist ungehörig. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Erwähnenswert ist Ihnen jedoch das Thema der Um-
estaltung der Kommunen nach dem Weggang von Ar-
een, sei es der Bundeswehrabzug im Rahmen der Neu-

rdnung oder seien es britische bzw. amerikanische
rmeen, die uns im Rahmen des Abzugs verlassen. Ab
eite 75 lesen wir zwei Seiten Prosa dazu, ohne klare
ussage, wie die Regierung den Kommunen denn nun
elfen will.

Etwas klarer sind die Antworten auf eine Kleine An-
age der SPD-Fraktion zum selben Thema. Unter ande-
m hatten wir gefragt, was die Bundesregierung plant,

m die Kommunen beim Umbauprozess nach dem Abzug
er Truppen konkret zu unterstützen. Diese Antwort war
anze acht Zeilen lang und lässt sich in einem Satz zu-
ammenfassen: Aufgrund von Sparzwängen sei es doch
chon ein Fortschritt, dass die Mittel für die Städtebauför-
erung im Jahr 2013 nicht gekürzt worden seien. – Das ist
och unglaublich, meine Herren und Damen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Steffen Bockhahn [DIE LINKE]: Ein Hohn!)


Es gibt noch viele weitere Punkte in dieser sogenann-
n Antwort, bei denen es genauso aussieht. Hinsichtlich
es Breitbandausbaus in ländlichen Regionen bestand
eispielsweise die einzige Aktivität dieser Regierung da-
n, auf einem ihrer vier IT-Gipfel eine Arbeitsgruppe
um Thema „digitale Infrastruktur“ zu veranstalten mit
ené Obermann, dem Chef der Telekom, als Vorsitzen-
em.


(Karl Holmeier [CDU/CSU]: Stimmt nicht! – Ingbert Liebing [CDU/CSU]: Da haben Sie wohl vier Jahre lang geschlafen!)


Abschließend kann ich nur sagen, wenn ich mir Ihre
Umfrage“ anschaue: Diese Pizza ist XXL; ihr Nährwert
ndiert gegen null. – Schade.

Danke schön.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724302000

Patrick Döring ist der nächste Redner für die FDP-

raktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Patrick Döring (FDP):
Rede ID: ID1724302100

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kol-

ginnen und Kollegen! Ich finde es bemerkenswert, wie
nterschiedlich in dieser Debatte der Blick der einzelnen
olleginnen und Kollegen auf die Lage im Land und auf
ie Lage in den Kommunen ist.


(Steffen Bockhahn [DIE LINKE]: Allerdings!)






Patrick Döring


(A) )


)(B)

Ich finde es auch bemerkenswert, dass es kein Kollege
der Sozialdemokraten, der Linkspartei oder der Grünen
fertiggebracht hat, eine grundlegend positive Bemer-
kung zu der Entlastung der Kommunen zu machen. Es
sind heute nämlich 3 Millionen Menschen mehr in
Arbeit als 2009. Das ist die beste Entlastung für die
Kommunen und eine Verbesserung der Situation in
Deutschland. Dafür machen wir Politik und nicht für ir-
gendwelche Statistiken.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724302200

Herr Kollege Döring, darf der Kollege Bockhahn eine

Zwischenfrage stellen?


Patrick Döring (FDP):
Rede ID: ID1724302300

Ich habe nur drei Minuten. Deshalb lasse ich keine

Zwischenfragen zu.


(Bernd Scheelen [SPD]: Sie reden immer nur von der Vergangenheit!)


Ich finde es beschämend, dass manche ganz offen-
sichtlich den Wert bzw. das Niveau der Sozialstaatlich-
keit in Deutschland ausschließlich auf der Grundlage der
Transferzahlungen von der einen staatlichen Ebene an
die andere bemessen. Das ist nicht der Maßstab. Der
Maßstab ist, dass möglichst viele Menschen die Chance
haben, ihr Leben selbst zu gestalten, und das hat diese
Koalition geschafft.


(Steffen Bockhahn [DIE LINKE]: Herr Döring, die Kommunen sind zahlungsunfähig! Das ist das Problem! Die können nicht mal mehr die gesetzlichen Pflichtleistungen bezahlen, weil sie so kaputt sind! Begreifen Sie das doch mal!)


Dank fleißiger Arbeitnehmer und Arbeitgeber haben so
viele Menschen Arbeit wie zuletzt 1990. Das ist die Er-
rungenschaft der letzten guten vier Jahre.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Steffen Bockhahn [DIE LINKE]: Die können nicht mal die Pflichtleistungen bezahlen!)


Ich finde es bemerkenswert, dass mit zum Teil wei-
nerlichen Reden darauf hingewiesen wird, dass es Unter-
schiede in der kommunalpolitischen Haushaltslage gibt.
Ja, die gibt es. Dass Herr Scheelen die Gewerbesteuer
verteidigt, mag zur Folklore gehören.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben es nicht geschafft, die abzuschaffen!)


Aber zur Wahrheit gehört auch: Die konjunkturzyklische
Abhängigkeit der Gewerbesteuer stabilisiert die Finan-
zen von Kommunen nicht, sondern destabilisiert sie. Wir
wollten stabilere Finanzen für die Kommunen schaffen.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben es doch nicht geschafft!)


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(C (D inen Beitrag haben wir geleistet: Dank der vielen Menchen in Beschäftigung sind die Steuereinnahmen, auch ie der Kommunen, so hoch wie noch nie in der Gechichte unseres Landes. Das gilt für den Bund, die Läner und eben auch für die Städte und Gemeinden. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Steffen Bockhahn [DIE LINKE]: Voll an der Realität vorbei!)


Es gibt Kommunalpolitiker, die mit diesen Steuerein-
ahmen gut umgehen und ihre Schulden vermindern,
nd es gibt welche, die machen zusätzliche Schulden.


(Steffen Bockhahn [DIE LINKE]: Was für eine Realitätsverweigerung! Das ist wirklich unglaublich!)


iese Unterschiede wird man in diesem Hause wohl
eutlich machen dürfen. Es gibt Unterschiede zwischen
chwarz und Gelb und Rot und Grün.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Bernd Scheelen [SPD]: Die höchste Pro-KopfVerschuldung ist in Hessen und in Bayern! Fragen Sie mal, wer da regiert!)


Ich will auch etwas zur Städtebauförderung sagen. Ja,
ir haben in der Städtebauförderung Veränderungen
orgenommen. Da einige von Ihnen manchmal ein fast
ligiöses Verhältnis zur „sozialen Stadt“ haben, will ich

inzufügen:


(Steffen Bockhahn [DIE LINKE]: Dass Sie das nicht haben, ist klar!)


ir haben die Mittel für das Städtebauförderungspro-
ramm „Die soziale Stadt“ zwar gemindert; aber wir ha-
en diese Mittel doch genommen, um etwas anderes zu
n. Wir haben nämlich zwei neue Städtebauförderpro-

ramme aufgelegt, und zwar für aktive Stadt- und Orts-
ilzentren sowie für kleinere und mittlere Kommunen,
eil viele Deutsche im ländlichen Raum wohnen. Die
tädtebauförderung ist für alle da, nicht nur für die gro-
en Städte. Das haben wir umgesetzt. Wir haben seit
998 insgesamt 7,6 Milliarden Euro in die Städtebauför-
erung investiert. In diesem Jahr sind es 455 Millionen
uro.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Döring, das war falsch! Das gab es immer schon!)


Es ist gut, dass wir in dieser Koalition nicht nur die
tädte, sondern alle Kommunen gefördert haben. Das
acht eine kluge Städtebauförderungspolitik aus.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Steffen Bockhahn [DIE LINKE]: Glauben Sie das, was Sie erzählen? Das wäre bedenklich!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724302400

Hans-Joachim Hacker ist nun für die SPD der nächste

edner.


(Beifall bei der SPD)







(A) )


)(B)


Hans-Joachim Hacker (SPD):
Rede ID: ID1724302500

Vielen Dank. – Herr Präsident! Liebe Kolleginnen

und Kollegen! Herr Döring, ich verstehe Ihre Aufregung
nicht. Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass
Sie nicht mit Zahlen umgehen können. Wir freuen uns
alle, dass es weniger Arbeitslose gibt. Aber wir dürfen
nicht nur über die Zahl der Arbeitslosen, sondern müs-
sen auch über die schlechten Beschäftigungsverhältnisse
in Deutschland diskutieren.

Zu Ihrer Arithmetik: Zwei Zahlen sprechen für sich.
2009 betrug die Gesamtsumme der Städtebaufördermit-
tel 569 Millionen Euro. 2013 sind es 455 Millionen
Euro. Ich wiederhole es für Sie, Herr Döring: 569 Mil-
lionen Euro und 455 Millionen Euro bei einem Bedarf
von 700 Millionen Euro. In Anbetracht dieser Zahlen
verstehe ich Ihr Lob für die Städtebauförderpolitik dieser
Regierung nicht. Das ist doch nicht nachzuvollziehen,
Herr Döring.


(Patrick Döring [FDP]: Weil wir die Schuldenbremse einhalten wollen, Herr Kollege!)


Die beiden Zahlen sprechen für sich und für die Politik
der schwarz-gelben Koalition in diesen vier Jahren.


(Beifall bei der SPD)


Es gibt einen Grundsatz, der da lautet: Eine gut funk-
tionierende Kommune, die ihre sozialen Aufgaben wahr-
nehmen kann, ist ein Garant für sozialen Frieden. Wer
das vernachlässigt, riskiert, dass der soziale Friede ge-
schädigt wird. Wir haben in den letzten Jahren in Europa
Beispiele dafür gesehen – kaum zu glauben: in Europa –,
und zwar in Großstädten in Frankreich und in England
und zuletzt auch in Stockholm. Die Hauptursache ist
meistens soziale Segregation, das heißt die Ausgren-
zung, das Abschieben von Menschen in Problemstadtge-
biete. Mit Wohnungspolitik und Städtebaupolitik, aber
auch mit Mietenpolitik kann gegengesteuert werden.
Auf diesen Feldern, meine sehr verehrten Damen und
Herren, hat diese Regierung kläglich versagt.


(Beifall bei der SPD)


Sie haben eine rückwärtsgewandte Mietrechtsreform
durchgeführt, und Sie haben eine Städtebauförderung
vorgenommen, die den Bedürfnissen der Menschen in
den Kommunen nicht gerecht wird.

Sicherlich tragen alle drei Ebenen im Staat Verant-
wortung: die Kommunen, die Länder und der Bund.
Auch der Bund muss als zentraler Verantwortungsträger
seine Verantwortung wahrnehmen; aber in der Städte-
baupolitik – dafür sprechen Beispiele – ist die schwarz-
gelbe Koalition dieser Verantwortung nicht nachgekom-
men: Sie haben die Mittel für die Städtebauförderung
– das habe ich gesagt – drastisch gekürzt. Sie haben
keine Maßnahmen gegen Mietsteigerungen vor allen
Dingen in den deutschen Großstädten ergriffen. Wir ha-
ben an dieser Stelle mehr als einmal darüber diskutiert,
was Sie unter einer Förderung der Regionalentwicklung
verstehen. Sie haben die Wohnungsbestände der TLG
Wohnen an eine Heuschrecke verkauft. Sie haben darauf
verzichtet, hier wenigstens in einem überschaubaren
Maß eine Strukturförderpolitik zu betreiben.

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(C (D Man kann es so sagen: Die finanzielle Bilanz der tädtebauförderung ist ein in Zahlen gegossener Offenarungseid dieser schwarz-gelben Koalition. ür diese Aussage gibt es Beweise – ich habe schon ahlen genannt –: Heute stehen für die Städtebaufördeng 20 Prozent weniger Mittel bereit als 2009. Sie ha en die Mittel für das wichtige Programm „Soziale tadt“ – das beklagen Kommunalpolitiker in allen Städn meines Wahlkreises, egal welcher Fraktion oder Pari die Bürgermeister angehören – um zwei Drittel geürzt. Das Programm war 2009 mit 105 Millionen Euro usgestattet; in diesem Jahr sind es 40 Millionen Euro, er Haushaltsansatz sah ursprünglich 30 Millionen Euro or. Die Kolleginnen und Kollegen von Schwarz-Gelb, ie sich jetzt vor Ort den Bürgerdiskussionen stellen, beerten es als großen Erfolg, hier Einfluss genommen zu aben, sodass die Mittel für das Programm von 30 Milonen Euro auf 40 Millionen Euro und die Bundesmittel r die Städtebauförderung insgesamt von 350 Millionen uro auf gut 450 Millionen Euro aufgestockt worden ind. Das ist kein Erfolg; das, was Sie im Bereich der tädtebaupolitik geleistet haben, ist ein Desaster. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Iris Gleicke [SPD]: Das ist wahr!)


(Beifall bei der SPD)


Ich erinnere daran: Im Jahr 2011 war der Etat des Pro-
ramms „Soziale Stadt“ mit lediglich 29 Millionen Euro
usgestattet. Schauen wir einmal, was das für die Länder
edeutet: Mecklenburg-Vorpommern – –


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724302600

Herr Kollege, Sie können das mit Blick auf die längst

berschrittene Redezeit sicher nicht mehr im Einzelnen
ortragen.


Hans-Joachim Hacker (SPD):
Rede ID: ID1724302700

Herr Präsident, das hätte ich gerne gemacht.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724302800

Ich glaube es Ihnen aufs Wort.


Hans-Joachim Hacker (SPD):
Rede ID: ID1724302900

Ich wäre gerne auf die Plagiate im Bereich der Miet-

chtspolitik eingegangen. Gestatten Sie mir, dass ich
och zwei Zahlen nenne?


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724303000

Aber gerne.


Hans-Joachim Hacker (SPD):
Rede ID: ID1724303100

Vielen Dank, Herr Präsident. – Ich will die Zahlen für
ecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen

ennen: 2009 standen Mecklenburg-Vorpommern
,4 Millionen Euro aus dem Programm „Soziale Stadt“
ur Verfügung; 2013 sind es lediglich 869 000 Euro.
em Land Nordrhein-Westfalen standen im Jahre 2009
och 23,6 Millionen Euro zur Verfügung; 2013 sind es





Hans-Joachim Hacker


(A) )


)(B)

nur noch 9,1 Millionen Euro. Das ist das Ergebnis Ihrer
Städtebaupolitik.

Die Kommunen brauchen einen Wechsel, der hoffent-
lich am 22. September von den Wählern auf den Weg
gebracht wird.


(Karl Holmeier [CDU/CSU]: Bestimmt nicht!)


Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724303200

Ingbert Liebing ist der nächste Redner für die CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Ingbert Liebing (CDU):
Rede ID: ID1724303300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der

bisherige Verlauf der Debatte hat deutlich gemacht: Hin-
ter uns liegt eine Wahlperiode mit einer außerordentlich
erfolgreichen Politik für unsere Kommunen in Deutsch-
land.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei Abgeordneten der SPD – Bernd Scheelen [SPD]: Jetzt geht es mit der ultimativen Lobhudelei weiter! Das muss doch mal gesagt werden!)


Unter dieser Regierung sind die kommunalen Interessen
in guten Händen.

Da Sie von den Sozialdemokraten, Herr Scheelen,
jetzt groß spektakeln, möchte ich gerne eines fragen: Wo
sind denn eigentlich Ihre Spitzengenossen? Kein Frak-
tionsvorsitzender, kein Parteivorsitzender und schon gar
nicht der Kanzlerkandidat lassen sich bei dieser Debatte
über die Lage der Kommunen blicken. Das zeigt, wel-
chen Stellenwert dieses Thema für Sie wirklich hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Iris Gleicke [SPD]: Die Kanzlerin ist auch nicht da! Pump nicht so auf!)


Sicher, die Unterschiede zwischen den Kommunen
sind groß, und niemand von uns bestreitet, dass es auch
in den Kommunen Probleme gibt.


(Steffen Bockhahn [DIE LINKE]: Echt? Das ist ein Fortschritt!)


Aber das Entscheidende ist: Die Gesamtbilanz der kom-
munalen Haushalte weist seit dem vergangenen Jahr
wieder Überschüsse, wieder schwarze Zahlen auf.
Schwarze Zahlen sind besser als rote Zahlen.

Dies wird umso deutlicher, wenn wir die heutige Lage
der Kommunen in die langfristige Entwicklung einord-
nen. Wo standen wir vor vier Jahren, wo standen wir vor
acht Jahren? 2005, nach sieben Jahren Rot-Grün an der
Regierung, befanden sich die Kommunen in der größten
Finanzkrise, die wir jemals hatten. In den drei Jahren
2002 bis 2004 hatten wir jedes Jahr große Defizite zu
verzeichnen, insgesamt 16 Milliarden Euro. Die Finanz-
krise trug den Titel „Rot-Grün“.

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(C (D (Bernd Scheelen [SPD]: Finanzblase und anschließende Wirtschaftskrise!)


b 2006, mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel, ging
s wieder aufwärts. Es folgten gute Jahre, in denen Haus-
altsüberschüsse zu verzeichnen waren. Insgesamt
9 Milliarden Euro Überschüsse wurden in den kommu-
alen Haushalten von 2005 bis 2009 erzielt, dann kam die
roße Wirtschaftskrise. Ich sagte es bereits: Schwarze
ahlen sind besser als rote Zahlen. Sie haben rote Zahlen
eschrieben, wir schreiben schwarze Zahlen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


2009, zu Beginn dieser Wahlperiode, gab es zwei ver-
ssungswidrige Gesetze aus rot-grüner Regierungszeit,

ie wir zu korrigieren hatten: Sowohl die Verwaltungs-
truktur der Hartz-IV-Gesetze war verfassungswidrig als
uch die Regelsätze für Kinder und Jugendliche in
artz-IV-Familien.


(Bernd Scheelen [SPD]: Weil Sie uns im Vermittlungsausschuss an die Wand gedrückt haben! Das waren Ihre Probleme!)


Ja, schreien Sie ruhig. Offensichtlich trifft es Sie, Herr
cheelen. –


(Bernd Scheelen [SPD]: Nein! Gar nicht!)


eide verfassungswidrigen Gesetze haben wir korrigiert.
ir haben sie neu geregelt, jetzt sind sie verfassungsfest.

Wir haben die Jobcenter in guter Zusammenarbeit
wischen Bundesagentur und Kommunen pragmatisch
eu aufgestellt. Die Praktiker vor Ort sind damit zufrie-
en.


(Bernd Scheelen [SPD]: Sie wollen das wieder auseinanderziehen! Das steht doch im Koalitionsvertrag!)


ir haben die Option der kommunalen Aufgabenwahr-
ehmung in Bezug auf die Langzeitarbeitslosigkeit aus-
ebaut und dauerhaft abgesichert. Damit sind die Prakti-
er vor Ort ebenfalls hochzufrieden. Wir haben auch die
egelsätze für Kinder und Jugendliche mit dem Bil-
ungs- und Teilhabepaket neu geregelt. Ich sage aus-
rücklich: Dieses Bildungspaket ist ein Erfolgspro-
ramm.

Ich habe mir vor wenigen Wochen einen ganzen Tag
eit genommen, um in meinem Wahlkreis mit all denen
u sprechen, die damit zu tun haben: mit den Verwaltun-
en, die das organisieren – sowohl in meinem Options-
reis als auch bei der BA –, mit einem Sportverein, mit
chulen, mit einem Freizeitheim und dem Kinderschutz-
und. Bei einigen Details war der eine oder andere
unsch noch offen; manches davon haben wir schon

ufgenommen. Aber der generelle Tenor war: Alle sind
ich einig, dass es genau richtig war, auf Sachleistungen
tatt auf die Erhöhung der Regelsätze zu setzen.


(René Röspel [SPD]: Was ist mit dem Kindergeld?)


icht einer hat den Vorschlag, die Regelsätze anzuheben
nd von den Sachleistungen Abstand zu nehmen, den
ie von der SPD jetzt in die parlamentarische Beratung





Ingbert Liebing


(A) )


)(B)

eingebracht haben, unterstützt. Nicht einer! Keiner hat
behauptet, es sei ein bürokratisches Monster; von Stig-
matisierung war nicht die Rede. Mit Ihren Thesen ver-
breiten Sie ein Horrorszenario, das mit der Wirklichkeit
in unserem Land nichts zu tun hat. Wir erreichen mit un-
serem Bildungspaket Kinder und Jugendliche, die früher
nie eine Chance auf Teilhabe gehabt hätten. Mit Ihren
Vorschlägen würden sie nie eine Chance bekommen.
Deshalb ist unser Programm gut und richtig gewesen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben viel erreicht; trotzdem bleibt in der kom-
menden Wahlperiode noch viel zu tun. Wir werden die
Kommunen finanziell weiter stärken. Die Bundesbeteili-
gung bei der Eingliederungshilfe für Menschen mit Be-
hinderungen ist Bestandteil unseres Programms; das ist
fest zugesagt.


(Bernd Scheelen [SPD]: Auch das haben wir vorgeschlagen! Das war doch nicht Ihre Idee!)


Wir werden noch konsequenter dafür sorgen müssen,
dass Bundesleistungen für die Kommunen auch dort an-
kommen und nicht an klebrigen Fingern des einen oder
anderen Landesfinanzministers hängen bleiben. Ich habe
es gerade wieder in meinem Heimatland Schleswig-Hol-
stein erlebt. Dort hat die Landesfinanzministerin der
Grünen den Kommunen 13 Millionen Euro aus der Bun-
desleistung für die Grundsicherung vorenthalten und für
die eigene Kasse abgezweigt. Das muss in Zukunft aus-
geschlossen werden.

Wir werden die Kommunen weiter stärken, damit sie
neue Herausforderungen annehmen können, zum Bei-
spiel bei der Energiewende, wenn es um stärkere Dezen-
tralität und kommunale Verantwortung geht, oder beim
demografischen Wandel, wenn es darum geht, gerade in
den ländlichen Räumen den Breitbandausbau oder die
Sicherung der Gesundheitsvorsorge voranzubringen.
Das Gleiche gilt für die altersgerechte Quartiersentwick-
lung in den Städten.

Hinter uns liegen vier gute Jahre für die Kommunen
in Deutschland. Nicht alle Probleme sind gelöst, aber da-
ran wollen und werden wir mit unserer kommunalen
Kompetenz und unserer breiten Verankerung in den
Kommunen unseres Landes weiterarbeiten; denn das
dient den Menschen in den Dörfern und Städten. Hier
geben wir den Menschen Heimat, und hier sorgen wir
dafür, dass die konkreten Probleme und Bedürfnisse der
Menschen in Bezug auf den Staat direkt vor ihrer eige-
nen Haustür gelöst werden können. Das erwarten die
Menschen von uns, und das ist Richtschnur unseres Han-
delns. Deshalb sorgen wir für starke Kommunen in unse-
rem Land.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724303400

Letzte Rednerin zu diesem Tagesordnungspunkt ist

die Kollegin Antje Tillmann für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! iebe Zuhörerinnen und Zuhörer! Ich habe nicht damit erechnet, dass Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von er Opposition, am heutigen Tag anerkennen, was wir r die Kommunen geleistet haben. Damit konnte keiner chnen. So viel Großmütigkeit war Ihnen nicht zuzuauen. Das aber, was Sie teilweise in Ihren Reden hier argestellt haben, war schon unsäglich. Herr Oppermann hat sich bemüht – er hatte allerdings uch keine Zeit mehr, der Debatte weiter zuzuhören –, ochzurechnen, was alles an Belastungen wir den Komunen auferlegt haben. Ich glaube, er ist auf 1,8 Milliar en Euro gekommen. Frau Göring-Eckardt, so hässliche Kommunen, wie ie sie beschreiben, habe ich in Thüringen noch nie geehen. Was für eine Auffassung von Kommunalpolitiern haben Sie, wenn Sie behaupten, dass diese das Geld r alles Mögliche, aber nicht für Schulsanierung ausge eben haben? Ich kann an dieser Stelle nur ein herzliches ankeschön sowohl Kommunalpolitikern, die das ehnamtlich machen, aber auch Elterninitiativen sagen, ie trotz schwieriger finanzieller Situation den Schwerunkt auf Kindergärten und Schulen legen. Alle, die das icht machen, gehören von den Bürgerinnen und Bürern abgewählt. Ich glaube, dass die meisten Kommualpolitiker hier ein sehr großes Verantwortungsbeusstsein haben. Da ich aber wusste, dass von Ihnen eine Anerkennung icht zu erwarten ist – wir brauchen Sie auch nicht, weil ie kommunalen Spitzenverbände sie uns schon ins uch geschrieben haben –, habe ich Ihnen eine Presseitteilung vom 9. November 2012 mitgebracht – darin eht es um die Grundsicherung –, in der der Präsident es Deutschen Städtetages, der Präsident des Deutschen andkreistages und der Präsident des Deutschen Städtend Gemeindebundes – ich zitiere – schreiben: Dies ist ein wichtiger und bedeutender Schritt zur dringend benötigten Entlastung unserer Haushalte. Die Vertreter der kommunalen Spitzenverbände loben eiter, „dass der Bund mit der Kostenübernahme einen rheblichen Beitrag zur Verbesserung der kommunalen inanzsituation leistet“. icht einer von Ihnen konnte diesen Satz über die Lipen bringen. Das ist, finde ich, verhältnismäßig kleineistig. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Bernd Scheelen [SPD]: Das ist ja alles richtig! Das haben Sie aber nicht selber gemacht! Wir haben Ihnen das aufs Auge drücken müssen!)

Antje Tillmann (CDU):
Rede ID: ID1724303500

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Bernd Scheelen [SPD]: Alles richtig!)


Selbstverständlich haben wir das selber gemacht, Herr
cheelen.


(Bernd Scheelen [SPD]: Auf Druck der Länder, deren Zustimmung Sie brauchen!)






Antje Tillmann


(A) )


)(B)

Wir haben erreicht, dass die Kosten der Grundsicherung
zugunsten der Kommunen vom Bund übernommen wur-
den. Ich bin froh, dass Frau Kollegin Reinemund eben
noch einmal erwähnt hat, dass es Schäuble, unser
Finanzminister, war, der das als Erster in den Raum ge-
stellt hat. Das bleibt so, auch wenn Sie es noch hundert-
mal anders behaupten.

Herr Scheelen, ausgerechnet Sie zitieren das Verfas-
sungsgerichtsurteil zum Bildungspaket. An Ihrer Stelle
wäre mir das peinlich; denn Ihnen wird in dem Verfas-
sungsgerichtsurteil bestätigt, dass Sie bei den Hartz-IV-
Reformen die Kinder schlicht vergessen haben.


(Bernd Scheelen [SPD]: Auf Ihren Druck hin!)


Sie haben den kinderbezogenen Bedarf vergessen. Zwar
haben Sie Telefax- und Telefonkosten eingerechnet,
nicht aber den Schulranzen und das Mittagessen fürs
Kind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Bernd Scheelen [SPD]: Da hatten Sie noch die Mehrheit im Bundesrat!)


Ich wäre an Ihrer Stelle ganz still. Wir haben das zuguns-
ten der Kinder repariert. Mit 730 Millionen Euro wird es
den Kindern jetzt ermöglicht, am Sport und an Schulfrei-
zeiten teilzunehmen sowie ein kostenloses Mittagessen
zu bekommen. Das haben Sie nicht auf die Reihe be-
kommen.


(Bernd Scheelen [SPD]: Weil Sie das mit Ihrer damaligen Ländermehrheit verhindert haben!)


Wir haben es gemacht.

Ich sage auch an dieser Stelle allen auf kommunaler
Ebene, die dieses Bildungspaket zum Erfolg machen, ein
großes Dankeschön; denn es ist tatsächlich so, dass es
Kommunen gibt, die einfach nicht wollen, dass es ge-
lingt, weil sie uns beweisen wollen, dass es eine falsche
Entscheidung war. Bei den Kommunen, in denen sich
alle Beteiligten zugunsten der Kinder zusammenschlie-
ßen, klappt es.

Ich will weiter das Programm „Frühkindliche Sprach-
förderung“ erwähnen. Sie haben es nicht hinbekommen,
dass Kinder mit Sprachdefiziten zusätzliche Förderung
bekommen. Wir setzen 400 Millionen Euro in über
4 000 Kindergärten zum Wohle der Kinder ein. Kinder,
die zu Hause nicht in hinreichendem Umfang gefördert
werden, werden damit auf die Schule gut vorbereitet.
Das ist ein Bundesprogramm, welches erheblichen Er-
folg hat. Es wurde in der Legislaturperiode, in der Sie an
der Regierung waren, jedenfalls nicht eingeführt.

Ich komme zu einem weiteren Punkt, zum THW. Es
gibt einen guten Anlass, Danke für all das zu sagen, was
in der momentan schwierigen Situation in den Hochwas-
sergebieten vom THW und vielen anderen Ehrenamtli-
chen geleistet wird. Wir haben weitsichtig auch da in den
letzten Jahren schon Mittel zur Verfügung gestellt, damit
Mitglieder geworben werden konnten.


(Steffen Bockhahn [DIE LINKE]: 2 Millionen pro Jahr, die Sie zuerst gestrichen hatten!)


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(C (D h hoffe wirklich sehr, dass all diejenigen, die heute ehnamtlich an der Seite der Rettungskräfte stehen, beim HW, beim Roten Kreuz oder bei den Sanitätern hängen leiben, weiter mitmachen, um die Kommunen zu stären. Wir haben aber auch nichtmonetäre Maßnahmen urchgeführt. Wir haben zum Beispiel die Beteiligung er Kommunen an der Gesetzgebung sichergestellt. Lieer Herr Scheelen, wiederum ist es die SPD, die im Verittlungsausschuss das Fiskalvertragsumsetzungsgesetz lockiert, mit dem den Kommunen die Möglichkeit geeben werden soll, in Beiräten mitzuwirken und die aushalte der Länder im Auge zu behalten. In der Pres emitteilung von Deutschem Städtetag, Deutschem andkreistag und Deutschem Städteund Gemeindeund heißt es weiter, dass man sehr wohl Befürchtungen at, dass die Länder das Geld, das wir aus Bundesmitteln ur Verfügung stellen, nicht weiterreichen. Zum Antrag der Linken kann ich nur sagen: Herr ockhahn, in Ihrem Antrag steht ein Supersatz. Wenn inzeln darüber abgestimmt würde, würde ich meine raktionsspitze bitten, dem zustimmen zu dürfen. Ich ziere: Wenn der Bund jetzt die Kosten im Bereich Grundsicherung im Alter schrittweise übernimmt, ist dies zu begrüßen. as ist der beste Satz in Ihrem Antrag. Dem kann ich oll zustimmen. (Steffen Bockhahn [DIE LINKE]: Es geht aber noch weiter!)


Sie haben aber anscheinend unsere Verfassung nicht
elesen; denn Sie haben in Ihrer Rede eben behauptet,
ass es in Ordnung wäre, dass der Bund Aufgaben auf
ie Kommunen überträgt, wenn er Geld dafür zur Verfü-
ung stellt. Das ist eindeutig verfassungswidrig. Das ist
icht in Ordnung. Art. 84 Grundgesetz verbietet das, und
as ist auch richtig so. Durch die Auftragsvergabe des
undes an die Kommunen ist die jetzige Situation erst
ntstanden. Die Grundsicherung ist ein gutes Beispiel:
ot-Grün hat ein Gesetz erlassen und den Kommunen
icht das Geld dafür gegeben.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Konnexität heißt das Ganze!)


Das, was Sie als Konnexität beschreiben, ist bei uns
erfassungswidrig. Damit ist Ihr Antrag nicht zu retten.


(Steffen Bockhahn [DIE LINKE]: Dafür kann man eine Verfassung ändern! Ist Ihnen das bekannt? Es gibt dafür Quoren!)


Wir haben noch viel zu tun; die Kollegen haben das
chon gesagt. Wir haben vieles erreicht, aber es ist auch
och vieles übrig. Wir stehen zur Unterstützung der
ommunen zur Verfügung, auch in der nächsten Legis-
turperiode. Ich bin sehr froh, dass in den vorangegan-
enen Reden schon die Aussage getätigt wurde, dass ne-
en den Bürgerinnen und Bürgern und den Unternehmen
uch die Kommunen wegen der Hochwasserkatastrophe
ringend Unterstützung und Hilfe brauchen. Es ist aus-





Antje Tillmann


(A) )


)(B)

gesprochen traurig, dass all die Schulen und Kindergär-
ten, die frisch saniert worden sind, jetzt unter Wasser ste-
hen. Wir werden dieses Problem gemeinsam angehen.
Die Kommunen wissen uns ganz sicher an ihrer Seite.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724303600

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschlie-
ßungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf
der Drucksache 17/13748. Wer stimmt für diesen Ent-
schließungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer ent-
hält sich? – Der Entschließungsantrag ist mit der Mehr-
heit der Koalition abgelehnt.

Wir kommen zum Tagesordnungspunkt 4 b. Hier geht
es um die Abstimmung über die Beschlussempfehlung
des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
zum Antrag der Fraktion Die Linke mit dem Titel „Kom-
munen von den Kosten für bauliche Maßnahmen an
Kreuzungen von Eisenbahnen und Straßen befreien“.
Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung
auf der Drucksache 17/12452, den Antrag der Fraktion
Die Linke abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschluss-
empfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? –
Die Beschlussempfehlung ist mit Mehrheit angenommen
bei Enthaltung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Und Ablehnung der Linken, bitte! Sie haben „Enthaltung der Grünen“ gesagt, dann müsste die Ablehnung der Linken mit erwähnt werden! Ich bitte darum!)


– Muss nicht. Aber der Zwischenruf stellt doch sicher,
dass Sie es im Protokoll haben.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das ist auch schon mal wichtig!)


– Na also.


(Steffen Bockhahn [DIE LINKE]: Ihre Erwähnung ist uns viel wert, Herr Präsident!)


– Das nehme ich mit besonderer Rührung zur Kenntnis,
Herr Kollege Bockhahn.

Unter dem Tagesordnungspunkt 4 c geht es um die
Beschlussempfehlung des Innenausschusses zu dem An-
trag der Fraktion Die Linke mit dem Titel „Wer bestellt,
bezahlt – Konnexität zugunsten der Kommunen im
Grundgesetz verankern“. Der Ausschuss empfiehlt in
seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 17/13301,
diesen Antrag der Fraktion Die Linke abzulehnen. Wer
stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt
dagegen? – Wer enthält sich? – Diese Beschlussempfeh-
lung ist wiederum mit Mehrheit angenommen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 5 a bis 5 c auf:

a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Heidrun
Bluhm, Dr. Kirsten Tackmann, Agnes Alpers,

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c

(C (D weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE Bedarfsgerechtes Wohnen dauerhaft sichern – Gemeinnützigen Wohnungswirtschaftssektor entwickeln – Drucksache 17/13552 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Rechtsausschuss Haushaltsausschuss b)

richts des Ausschusses für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung (15. Ausschuss) zu dem Antrag
der Abgeordneten Michael Groß, Sören Bartol,
Uwe Beckmeyer, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten
Daniela Wagner, Bettina Herlitzius, Britta
Haßelmann, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Programm „Soziale Stadt“ zukunftsfähig wei-
terentwickeln – Städtebauförderung sichern

– Drucksachen 17/10999, 17/12453 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Petra Müller (Aachen)


c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung (15. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Michael
Groß, Sören Bartol, Uwe Beckmeyer, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Bezahlbares Wohnen in der sozialen Stadt

– zu dem Antrag der Abgeordneten Heidrun
Bluhm, Halina Wawzyniak, Dr. Kirsten
Tackmann, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion DIE LINKE

Wohnungsnot bekämpfen – Sozialen Woh-
nungsbau neu starten und zum Kern einer
gemeinnützigen Wohnungswirtschaft ent-
wickeln

– zu dem Antrag der Abgeordneten Nicole
Gohlke, Agnes Alpers, Matthias W. Birkwald,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE

Wohn- und Mietensituation von Studieren-
den verbessern

– Drucksachen 17/12485, 17/12481, 17/11696,
17/13776 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Karl Holmeier

Über die Beschlussempfehlung zum Antrag der Frak-
on der SPD werden wir später namentlich abstimmen.

Der Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwick-
ng hat den Antrag der Fraktion Die Linke auf Drucksa-

he 17/11696 zur Wohn- und Mietensituation von Stu-





Präsident Dr. Norbert Lammert


(A) )


)(B)

dierenden in seine Beschlussempfehlung einbezogen.
Dieser Antrag soll jetzt mit beraten werden. – Dazu sehe
ich keinen Widerspruch. Also können wir so verfahren.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache 90 Minuten vorgesehen. – Ich höre kei-
nen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort der
Kollegin Heidrun Bluhm für die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Heidrun Bluhm (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724303700

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau

Merkel! Sie ist schon gegangen, aber vielleicht kommt
sie noch zur Debatte zurück. Sehr geehrter Herr
Ramsauer! Meine Damen und Herren! Im Wahlkampf
muss man ja erfahrungsgemäß mit einigem rechnen. Da
darf man sich auch nicht wundern, dass selbst die Bun-
deskanzlerin plötzlich eine 180-Grad-Kehre hinlegt und
ihr Herz für Mieterinnen und Mieter entdeckt. Drei
Monate vor der Bundestagswahl erkennt also die Kanz-
lerin – vielleicht war es auch ihr Beraterstab –, dass in
Deutschland 35 Millionen Menschen in Mietwohnungen
leben. Das ist ja ein erquickliches Wählerpotenzial. Da-
her wundert es uns nicht, dass solche Aussagen so kurz
vor der Bundestagswahl gemacht werden.

Die Kanzlerin nimmt auch so Unworte wie „Mieten-
deckelung“ oder „Mietpreisbremse“ in den Mund. Was
ist das? Ein unmoralisches Angebot an einen künftigen
Koalitionspartner oder doch nur der plumpe Versuch,
Millionen Wählerinnen und Wähler hinter die Fichte zu
führen? Dass die FDP da aufschreit und so tut, als kriti-
siere sie die Kanzlerin, ist ein nur allzu verständliches
Signal in Richtung der eigenen Klientel.

Liebe Wählerinnen und Wähler, wenn die CDU/CSU
wirklich etwas für Mieterinnen und Mieter in diesem
Land tun wollte, hätte sie einfach nur auf das kürzlich in
Kraft getretene Mietrechtsänderungsgesetz verzichten
und das Mietrecht mieterfreundlich reformieren sollen.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das tat sie aber nicht. Im Gegenteil: Sie hat in einem
vierjährigen Gesetzgebungsverfahren entgegen scharfer
Kritik der kommunalen Spitzenverbände, der Mieter-
vereine, gegen den Rat fast aller Experten, ja selbst
gegen die Bedenken des Bundesrats die Mieterrechte
eingeschränkt. Sie hat keine wirksame Bremse zur De-
ckelung der Bestandsmieten eingebaut. Dort aber wäre
dazu Gelegenheit gewesen. Nein, Sie will Mieterinnen
und Mieter die Kosten der energetischen Sanierung ihrer
Wohnungen über die Modernisierungsumlage allein
überlassen, und Sie hat sich auch gegen die Forderung
zur Beschränkung von Neuvertragsmieten vehement ge-
sperrt. Wie gesagt, es dauerte vier Jahre, und dabei
wurde von allen Seiten, selbst von Politikern der CDU/
CSU-Fraktion, permanent Kritik geäußert. Das alles ist
an der Kanzlerin vorbeigerauscht. Sie war schließlich
mit Wichtigerem beschäftigt.

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(C (D Aber auch die SPD, die sich jetzt über einen Themenlau durch die CDU empört, hat die Wohnungspolitik icht wirklich erfunden. Auch von dort war jahrelang enig zu den Themen Wohnen und Mieten sowie Mierrechte zu hören. Erst jetzt, nur wenige Meter vor der anzlerin, tritt der Kanzlerkandidat der SPD auf die ietpreisbremse; dies sagt er jedenfalls. In Wirklichkeit erwechselt er aber die Bremse mit dem Gaspedal. Auch eine Mietsteigerung um 15 Prozent in vier Jahn bleibt eine Mietsteigerung, die deutlich über der ntwicklung der Realeinkommen liegt. Die Mieterinnen nd Mieter müssen also auch bei diesem Vorschlag tiefer die Tasche greifen, wenn sie es denn noch können. akt ist: Immer mehr Mieterhaushalte, auch normalverienende, müssen einen überproportional wachsenden eil ihres Nettoeinkommens für Wohnkosten ausgeben. 0 bis 50 Prozent sind bei weitem keine Seltenheit mehr, nd die Tendenz ist steigend. Wofür gibt es 10 Prozent ietsteigerung über dem Mietspiegel bei Wiedervermieng? Weder ist die vermietete Wohnung mit den Jahren m 10 oder 15 Prozent größer geworden, noch steigt urch eine Neuvermietung der Gebrauchswert automasch um 10 Prozent. Verbessert der Vermieter die Wohnung durch eine nergetische Sanierung, darf er nach dem Willen der egierung 11 Prozent der Kosten auf die Mieterinnen nd Mieter umlegen, nach dem Wunsch der SPD 9 Proent. Im ersten Fall zahlen die Mieterinnen und Mieter ie Sanierungskosten in neun Jahren zurück, im zweiten all in elf Jahren, und zwar unabhängig davon, ob sich in entsprechender Vorteil bei den Betriebsoder eizkosten ergibt; denn für solch einen Nachweis gibt es einen gesetzlichen Zwang. Danach wird die Miete natürlich nicht wieder geenkt. Sie bleibt aber auch nicht auf dem durch die odernisierungsumlage erhöhten Niveau. Denn in der wischenzeit sind ja neun oder elf Jahre vergangen, und s gibt die Möglichkeit, alle vier Jahre 15 Prozent draufulegen. Es ist also durchaus möglich, dass diese Miete ann automatisch um weitere 30 Prozent steigt. Bei eitervermietungen steigt sie sogar noch mehr. Die inke sagt: Ohne Verbesserung des Gebrauchswertes eier Wohnung soll und darf es keine Mietsteigerungen eben. Das ist auf anderen Märkten im Übrigen auch so. Ein utohersteller, der ein besonderes Modell auf den Markt ringt, erhöht den Preis für dieses Modell, wenn er es icht verändert, im Laufe der Jahre auch nicht einfach o. Denn das wäre paradox, und die Kunden würden ihm ann davonlaufen. Genau das aber können Mieterinnen nd Mieter nicht. Sie können nicht einfach den Anbieter echseln, weil sie auf ihre Wohnung angewiesen sind, eil sie da, wo sie arbeiten, wohnen müssen, weil sie da, o sie studieren, wohnen wollen und weil sie ihr Leben ihrem Zuhause sicher verbringen wollen. Auf dem ohnungsmarkt bestimmt weder der Wert noch der Ge rauchswert den Preis der Ware Wohnung, sondern auschließlich das Missverhältnis zwischen Angebot und achfrage. Das hat mit sozialer Marktwirtschaft nicht Heidrun Bluhm )


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )

das Geringste zu tun. Das ist nackter, purer Kapitalis-
mus.


(Beifall bei der LINKEN)


Nun höre ich oft den Einwand, das sei schlimmsten-
falls ein Problem der Metropolen; im Durchschnitt seien
die Mieten ja nur unwesentlich gestiegen. Aber in
Metropolregionen leben mittlerweile 50 Prozent der
Mieterinnen und Mieter – die Tendenz ist steigend –,
und kein Mensch wohnt in Durchschnittshausen. Auch
außerhalb der Metropolen, selbst in sich entleerenden
Regionen, fliegen den Menschen die Wohnkosten mitt-
lerweile um die Ohren, weil die Preise für Strom, Gas,
Wasser, Abwasser und Mobilität förmlich explodieren.
Auch darauf hat die Bundesregierung keine Antwort. Sie
hat weder einen Plan, noch hat sie den Willen, hier ir-
gendetwas zu tun.


(Beifall bei der LINKEN)


Meine Damen und Herren, ich habe bisher nur über die
neu aufkommende Wohnungsnot durch Miet- und Wohn-
kostensteigerungen gesprochen. Jetzt komme ich zum
Totalversagen der Bundesregierung bei der notwendigen
demografiegerechten Umgestaltung der Wohnungswirt-
schaft und Stadtentwicklung und zur unaufschiebbaren
energetischen Sanierung des Gebäudebestandes. Durch
ihre halbherzige, wankelmütige Haltung bei der Umset-
zung selbst gesetzter Klimaschutzziele im Gebäudebe-
reich macht sich diese Bundesregierung mitschuldig an ir-
reparablen Umweltschäden und Klimakatastrophen.

Die derzeitige Mangelsituation auf dem Wohnungs-
markt, die gewaltigen Defizite bei der Bereitstellung von
altersgerechtem und barrierefreiem Wohnraum, der
Einbruch bei klimagerechtem Umbau der Gebäudewirt-
schaft sind die Quittungen für jahrelanges Nichtstun,
Lavieren oder abergläubiges Hoffen auf die Selbsthei-
lungskräfte des Marktes. Der Markt aber erklärt sich
gerade da für nicht verantwortlich. Das ist sogar ver-
ständlich, weil wir es hier nicht mit konjunkturellen,
sondern mit strukturellen politischen Problemen zu tun
haben. Um der aktuellen Wohnungsnot zu begegnen, die
aktuellen Probleme zu beheben und eine langfristig ver-
lässliche, sozial ausgewogene, bedarfs- und klimage-
rechte Entwicklung der Wohnungswirtschaft zu begin-
nen, reichen die althergebrachten Steuerungs- und
Anreizprogramme bei weitem nicht mehr aus.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir brauchen vor allem ein Umdenken in der Politik,
dass Wohnen keine gewöhnliche Ware ist, und das politi-
sche Bewusstsein, dass wir uns hier im Bereich der so-
zialen Daseinsvorsorge bewegen. Wir müssen endlich
wirklich handeln. Die Linke hat das immer gefordert,
nicht nur in Wahlkampfzeiten. Wir haben mit unserem
Antrag, das Wohnen als Grundrecht in den Menschen-
rechtskatalog des Grundgesetzes aufzunehmen – gleich
zu Beginn der Legislaturperiode –, mit unserer Forde-
rung, barrierefreies Wohnen in die Novelle zum Bau-
gesetzbuch verpflichtend aufzunehmen, mit unseren
wiederkehrenden Anträgen zur Aufstockung, Versteti-
gung und sozial-ökologischen Umgestaltung der Städte-
bauförderung und mit unseren Anträgen und Aktionen

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(C (D egen das von der Bundesregierung durchgepeitschte ietrechtsänderungsgesetz Neues vorgeschlagen. Wir etzen das fort mit unseren heute vorliegenden Anträgen ur Verbesserung der Wohnsituation von Studierenden, ur Wiederbelebung des sozialen Wohnungsbaus und zur rrichtung eines gemeinnützigen Sektors in der Wohungswirtschaft. Wir wollen damit erreichen, dass die aktuelle Wohungsnot in den Metropolen und Universitätsstädten irklich bekämpft und der Mietpreistreiberei überall ein irksamer Riegel vorgeschoben wird. Das wird nicht urch Lippenbekenntnisse der Kanzlerin im Wahlkampf u leisten sein, sondern dazu bedarf es eines rigorosen mbaus des Mietrechts und einer gravierenden Um trukturierung des Bundeshaushalts. Daran könnte man ie Ernsthaftigkeit des Willens einer Bundesregierung ur Beseitigung von Wohnungsnot und Mietpreistreibei wirklich messen. Wir wollen mindestens 700 Millio en Euro jährliche Kompensationsleistungen des Bunes für den sozialen Wohnungsbau, und zwar verstetigt, gelmäßig evaluiert und durch Bund-Länder-Vereinbangen dauerhaft zweckgebunden gesichert. Die Förderittel sollen im wohnungswirtschaftlichen Kreislauf erbleiben und zur Entwicklung eines relevanten, sozial erpflichtenden Bestandes an öffentlichen Wohnungen enutzt werden. Daraus soll sich – das ist der Kern unseres zweiten ntrags – strategisch ein gemeinwohlorientierter Sektor der Wohnungswirtschaft entwickeln. Wohlgemerkt, ir wollen nicht einfach die Wiederbelebung der tradionellen Wohnungsgemeinnützigkeit, sondern wir woln die Idee der Gemeinnützigkeit in der Wohnungswirt chaft neu konzipieren, um schließlich ein wirksames, levantes Korrektiv zum ausschließlich renditeorienerten Wohnungsmarkt zu etablieren. An diesem Konzept arbeiten wir schon einige Zeit. (Oliver Luksic [FDP]: Es ist aber nichts herausgekommen!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


s gibt dafür Unterstützer quer durch die Gesellschaft, in
er ganzen Republik. Glücklicherweise ist es außerhalb
ieses Hauses möglich, ein solches Projekt parteiüber-
reifend zu entwickeln und voranzutreiben.

Zum Schluss kurz zusammengefasst: Liebe Kollegin-
en und Kollegen der CDU/CSU- und FDP-Fraktion,
timmen Sie heute unseren Anträgen einfach zu! Dann
ätten Sie die Merkel’sche Mietpreisbremse bereits vor
er Wahl umgesetzt und nicht ein Wahlversprechen pos-
liert, das hinterher nicht gehalten wird.


(Beifall bei der LINKEN – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Das ist doch einmal ein richtig guter Vorschlag, oder?)


assen Sie Ihren Ankündigungen und Wahlversprechen
infach Taten folgen! Dafür wäre heute ein guter Tag.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )


)(B)


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724303800

Jetzt hat Peter Götz das Wort für die CDU/CSU-Frak-

tion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Petra Müller [Aachen] [FDP]: Qualität setzt sich durch!)



Peter Götz (CDU):
Rede ID: ID1724303900

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Liebe Kolleginnen

und Kollegen, wenn wir heute über die Wohnungs- und
Immobilienwirtschaft in Deutschland debattieren, müs-
sen wir auch bei diesem Tagesordnungspunkt die
schlimmen Auswirkungen in den Hochwasserregionen
sehen.


(Daniela Ludwig [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Immer mehr Menschen müssen sich vor dem Hochwas-
ser in Sicherheit bringen. Tausende Häuser sind evaku-
iert. Die Folgen für die betroffenen Menschen vor Ort
können wir nur erahnen. Es ist gut und richtig, dass von
allen Seiten unbürokratisch Hilfe angeboten wird.

Die furchtbaren Ereignisse in den Hochwassergebie-
ten helfen vielleicht auch ein wenig, die stark dramati-
sierenden Überschriften der Anträge der Opposition zur
heutigen wohnungspolitischen Debatte ins richtige Licht
zu rücken.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie der Abg. Petra Müller [Aachen] [FDP])


„Bedarfsgerechtes Wohnen dauerhaft sichern …“, „Be-
zahlbares Wohnen in der sozialen Stadt“, „Wohnungsnot
bekämpfen …“, ich fühle mich bei diesen Überschriften
zurückversetzt in die Zeit, als in Deutschland flächende-
ckend eine echte Wohnungsnot herrschte.

Es ist keine Frage, dass eine angemessene Versorgung
mit Wohnraum zu den Grundbedürfnissen eines men-
schenwürdigen Lebens gehört. Auch wenn seit drei Jah-
ren der Aufwärtstrend auf dem Wohnungsmarkt unver-
kennbar ist, erleben wir in vielen Großstädten und
Universitätsstädten Engpässe mit überproportional stark
steigenden Mieten. Das Angebot kann dort mit der
wachsenden Nachfrage nicht mithalten. Wir haben das
gestern bei der Sachverständigenanhörung im Ausschuss
bestätigt bekommen. Die Sachverständigen haben aber
auch bestätigt, dass wir in Deutschland von einer Woh-
nungsnot weit entfernt sind. Ja, es gibt Städte oder Stadt-
teile, die stärker nachgefragt sind als andere. Neue oder
modernisierte Wohnungen in diesen Stadtteilen steigern
die Nachfrage zusätzlich; es ist oft „chic“ oder „in“, dort
zu wohnen. Es gibt aber auch Städte und ganze Landstri-
che, in denen der Wohnungsleerstand den Wohnung-
suchenden zu niedrigen Mieten verhilft und Hauseigen-
tümer schon seit Jahren keinen Überschuss mehr aus der
Vermietung von Wohnungen erzielen. Die Folge sind
sinkende Immobilienwerte, mit allem, was dazugehört.

Was will ich damit sagen? Deutschland hat einen sehr
differenzierten Wohnungsmarkt. Die Politik muss pass-
und zielgenau auf bestimmte Engpässe reagieren. Bund,
Länder und Gemeinden sind in ihrer jeweiligen Zustän-
digkeit zum Handeln aufgefordert. „Zuständigkeit“ ist

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(C (D in wichtiges Stichwort: Wenn es darum geht, Maßnahen für neuen Wohnraum zu günstigen Mieten zu trefn, müssen wir uns das Engagement der Länder genauer nschauen. Seitdem ihnen 2006 bzw. 2007 im Rahmen er Föderalismusreform die Zuständigkeit für die Fördeng von sozialem Wohnraum übertragen wurde – sie ollten diese Zuständigkeit –, sind allein die Länder für ie Förderung von sozialem Wohnraum zuständig. Es ing bei der Übertragung nie um eine Abschaffung der örderung von sozialem Wohnraum. Der Bund stellt den ändern für diese Aufgabe nach wie vor jedes Jahr 18 Millionen Euro zur Verfügung. Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und ollegen, es kann aber auch nicht sein, dass zum Bei piel das Land Berlin die Bundesmittel, die es für den ozialen Wohnungsbau erhalten hat, in die Finanzierung ndeseigener Altverpflichtungen umleitet und anschlieend nach dem Bund ruft, damit er die Probleme am erliner Wohnungsmarkt löst. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Dann muss der Minister einschreiten!)


eim Bund nehmen und den Bedürftigen nicht geben,
as ist mehr als unmoralisch. Eine Sanierung von Lan-
eshaushalten auf dem Rücken einkommensschwacher
ohnungssuchender und Mieter, wie sie gerade in
erlin unter Rot-Rot erfolgt ist, darf nicht weiter hinge-
ommen werden. Seit Wiedereintritt der CDU in die
erliner Regierung vollzieht sich dort Gott sei Dank ein
mdenken.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Meine Damen und Herren, wir brauchen in jedem Fall
ine Selbstverpflichtung der Länder für eine Zweck-
indung künftiger Mittel des sozialen Wohnungsbaus.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig! Durchsetzen!)


Herr Bundesminister Ramsauer hat auch Vorschläge
nterbreitet,


(Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nur noch machen!)


it denen der Bund auf den Trend der regionalen Woh-
ungsengpässe reagieren kann.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Eigenheimzulage! – Martin Burkert [SPD]: Nicht reden, machen!)


ie größte Attraktivität, Herr Pronold, strahlt für mich
abei der Vorschlag der Wiedereinführung der degressi-
en Abschreibung aus.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


enn ich mich recht erinnere, wurde sie 2006 unter dem
amaligen Bundesfinanzminister Steinbrück abge-
chafft. In der Geschichte der deutschen Wohnungspoli-
k war aber nichts erfolgreicher als eine steuerliche För-





Peter Götz


(A) )


)(B)

derung. Sie lässt Marktmechanismen wirken und hat
eine hohe private Investitionsbereitschaft zur Folge.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Steuergeschenke! Klientelpolitik!)


Was kann den Wohnungsuchenden denn Besseres
passieren als stark steigende Wohnungsbauzahlen in
nachgefragten Lagen? Regelungen über das Mietrecht
sind nur befristete Mangelverwaltungen.


(Widerspruch bei der SPD)


Die Lösung der Probleme liegt in der Schaffung von
neuem Wohnraum.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Nutzen wir doch einfach die guten Erfahrungen der
Vergangenheit! Aber leider haben SPD und Grüne ein
Problem mit erfolgreichen steuerpolitischen Instrumen-
ten. Ihr Geschrei bestätigt dies. Gerade haben wir es bei
dem im Bundesrat abgelehnten Gesetz zur steuerlichen
Förderung von energetischen Sanierungsmaßnahmen an
Wohngebäuden erneut erleben dürfen.


(Martin Burkert [SPD]: Die haben Sie doch gekürzt!)


Auch dort haben sich SPD und Grüne rein ideologisch
zulasten von Umwelt und Mietern positioniert.

Beim Blick in die Wahlprogramme von SPD und Grü-
nen bekommt man eine wohnungspolitische Gänsehaut.


(Martin Burkert [SPD]: Ihr habt ja gar keins!)


Wen, bitte schön, wollen Sie mit der Einführung einer
Vermögensabgabe oder einer Vermögensteuer eigentlich
für Investitionen in neue Wohnungen begeistern? Glau-
ben Sie allen Ernstes, neue steuerliche Belastungen bei
Immobilien animierten jemanden, in Wohnungen zu in-
vestieren?

Der bessere Weg ist der Vorschlag des Bundesministers
Peter Ramsauer, die Leistungsfähigkeit des Wohngeldes
zu erhöhen. Das Wohngeld kann einkommensschwachen
Mietern bei der Versorgung mit angemessenem Wohn-
raum helfen. Ich hoffe, dass wir, wenn wir diesen Vor-
schlag machen, nicht wieder die gleiche Blockadehaltung
der von SPD und Grünen regierten Länder erleben wie bei
der gerade genannten steuerlichen Förderung der energeti-
schen Sanierung.

Lassen Sie mich einen weiteren Punkt nennen. Für
mich ist auch der Erwerb von Belegungsrechten ein ge-
eignetes Instrument, um preisgünstigen Wohnraum vor
Ort anbieten zu können.

Meine Damen und Herren, den eigentlichen Schlüssel
hält die kommunale Wohnungspolitik in der Hand. Wenn
zum Beispiel in der Stadt München – nur als Beispiel,
Herr Pronold – kein geeignetes Bauland zur Verfügung
gestellt oder ausgewiesen wird, können dort auch keine
neuen Wohnungen entstehen.


(Martin Burkert [SPD]: Nirgends sind mehr neue Wohnungen entstanden als in München!)


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(C (D er Engpass treibt die Mieten nach oben, und die Mieter aben letzten Endes das Nachsehen, wenn sie sich um ine günstige Wohnung bewerben. Wo kommunale rundstücke oder Wohngebäude gezielt nur so auf den arkt gebracht werden, dass stark steigende Immobili nwerte die kommunalen Kassen füllen, sind Erwartunen an günstige neue Mietwohnungen auch nicht mehr rfüllbar. Wenn überzogene Renditeforderungen an eiene, also kommunale, Wohnungsunternehmen formuert werden – auch das gibt es –, kann von diesen Unterehmen nicht gleichzeitig ein moderates Mietenniveau ingefordert werden. (Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist wahr!)


Kommunen mit Wohnungsengpässen müssen sich
eshalb selbst aktiv an der Problemlösung beteiligen.
urch eine langfristig angelegte Baulandpolitik vor Ort
ssen sich die lokalen Engpässe am Wohnungsmarkt am
esten lösen. Das muss auch kein Bauen auf der grünen
iese sein. Wir haben nach wie vor große innerstädti-

che Brachflächen, seien es Industrie- oder Militär-
rachen, die reaktiviert werden können. Mit den bewähr-
n Instrumenten der Städtebauförderung kann der Bund,

ber können auch die Länder den Kommunen helfen,
iese Flächen zu entwickeln.

Meine Damen und Herren, ich finde es ausgesprochen
ut, dass die Bundespolitik die Wohnungs- und Immobi-
enwirtschaft als eine der tragenden Säulen für die Wirt-
chaftskraft Deutschlands wiederentdeckt hat. CDU und
SU werden in den nächsten Wochen den richtigen
strumentenmix für eine gute Wohnungspolitik präsen-

eren. Der rot-grüne Schlachtruf „Bildung statt Beton“
ergangener Jahre hat nachweislich nicht funktioniert
nd kann zu den Akten gelegt werden. Wir brauchen
eides, eine bessere Bildung unserer Kinder, aber auch
ezahlbare Wohnungen, in denen unsere Kinder auf-
achsen können. – Herzlichen Dank.

Frau Präsidentin, gestatten Sie mir am Ende meiner
ede noch ein persönliches Wort. Dies war nach 23 Jah-
n aktiver Arbeit im Deutschen Bundestag meine letzte
ede in diesem Hohen Haus. Ich möchte mich für das
ute Miteinander bedanken, auch über Fraktionsgrenzen
inweg und bei allen Unterschieden, die politisch zu dis-
utieren waren. Ich muss sagen: Ich war gerne Mitglied
es Deutschen Bundestages. Ich wünsche Ihnen eine
ute Zukunft und persönlich alles Gute. Diesem Hohen
aus, diesem Parlament wünsche ich weiterhin eine
ositive Entwicklung.

Herzlichen Dank.


(Beifall im ganzen Hause)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724304000

Herr Götz, im Namen des ganzen Hauses gebe ich Ih-

n Dank für die gute Zusammenarbeit gerne zurück. Ich
ünsche Ihnen alles Gute. Durch Ihr starkes Engagement

owohl auf kommunalpolitischer wie auf Bundesebene
aben Sie gezeigt, wie sehr Sie sich für die Demokratie
ingesetzt haben. Vielen Dank und Ihnen persönlich alles
ute.


(Beifall)






Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt


(A) )


)(B)

Als Nächster kommt der Kollege Florian Pronold für
die SPD-Fraktion zu Wort.


(Beifall bei der SPD)



Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1724304100

Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen!

Liebe Kollegen! Sehr geehrte Frau Präsidentin! Ich hätte
erwartet, dass der Kollege Götz etwas zu den neuen Er-
kenntnissen seiner Kanzlerin zum Thema Mietpreis-
bremse sagt.


(Petra Müller [Aachen] [FDP]: Da sitzt er!)


– Das weiß ich. Das ist doch schön. Aber er hat trotzdem
nichts dazu gesagt, auch wenn er dort sitzt.


(Petra Müller [Aachen] [FDP]: Schauen Sie ihn doch mal an!)


Ich habe in der Zeitung gelesen, dass die Frau Bun-
deskanzlerin Themenklau bei der SPD betreibt. Da muss
ich sie in Schutz nehmen; denn wer sich rechtlich aus-
kennt, der weiß, dass Klauen bedeutet, jemandem etwas
wegzunehmen. Das ist wie bei einer Handtaschenräube-
rin. Die nimmt die Handtasche, und dann ist sie weg.
Aber das Thema „bezahlbares Wohnen“, das Thema
„Mietpreisbremse“ bleibt bei der SPD, das kann die
Kanzlerin nicht klauen.


(Beifall bei der SPD – Petra Müller [Aachen] [FDP]: Das ist auch gut so!)


Das, was die Kanzlerin macht, ist Hütchenspielerei.
Sie tut jetzt so, als würde es nach der Wahl unter dem
Hütchen, auf dem „CDU“ steht, eine Mietpreisbremse
geben. Aber wenn die Wählerinnen und Wähler nach der
Wahl unter dieses Hütchen schauen, dann werden sie
feststellen, dass es nichts anderes war als Wahlbetrug.
Das ist das, was die Kanzlerin vorhat.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Das ist wie bei euch mit der Rente mit 67! – Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Bei der SPD gibt es aber auch viele Hütchenspieler!)


Wir von der SPD stehen für bezahlbares Wohnen in
der sozialen Stadt. Uns geht es darum, dass die Men-
schen, die in den Innenstädten wohnen und die für nied-
rige und mittlere Löhne hart arbeiten, auch in den Innen-
städten wohnen bleiben können. Die alleinerziehende
Mutter, die Rentnerin, der Rentner, der Taxifahrer, der
Polizeibeamte, die Krankenschwester, alle die, die für
uns auch Dienst tun, sollen in ihrer angestammten Woh-
nung bleiben können. Deswegen werden wir verhindern,
dass es zu Mietexzessen kommt.


(Beifall bei der SPD)


Dazu gehören drei Elemente. Das erste Element. Wir
werden über das Mietrecht dafür Sorge tragen, dass
Menschen nicht über den Löffel balbiert werden, dass
die Mieterinnen und Mieter nicht zu den Melkkühen der
Nation werden.

Das zweite Element. Wir müssen den Neubau ankur-
beln und müssen darüber hinaus bei der Sanierung von

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(C (D ohnungen dafür Sorge tragen, dass diese auf die Höhe er Zeit kommen, und zwar mit energetischer Sanierung nd vor allem mit Barrierefreiheit. Wir müssen dafür orge tragen, dass sich die Menschen in diesen sanierten ohnungen das Leben noch leisten können. Es geht icht, dass heute in Großstädten viele Menschen 30 oder 5 Prozent ihres Nettoeinkommens dafür ausgeben müsen, um in diesen Wohnungen leben zu können. Das ist u viel. Das darf nicht weiter so sein. Das dritte Element ist, dass wir auch dafür Sorge traen, dass unsere Städte zusammenhalten. In den Stadtilen müssen Menschen unterschiedlicher Herkunft und it unterschiedlichen Berufen zusammenleben können nd darf keine Verdrängung stattfinden. Wir müssen dar Sorge tragen, dass auch der Zusammenhalt in den ohnquartieren erhalten bleibt oder gefördert wird. eswegen ist das Programm „Soziale Stadt“ so wichtig r die Zukunft dieses Landes und für alle Menschen, die den Städten leben. Herr Kollege Pronold, möchten Sie eine Zwischen age von Herrn Jarzombek zulassen? Gerne. Bitte schön. Vielen Dank. – Herr Kollege Pronold, Sie sind ja auch er Schattenminister der SPD für das Thema Wohnungsau. Deshalb möchte ich gerne auch einmal ein bisschen on der Bundesebene auf die kommunale Ebene zu sprehen kommen. Unabhängig von dem, was Sie uns hier dazu gesagt haen, was auf der Bundesebene erforderlich ist, stelle ich n Sie die Frage, was denn auf der kommunalen Ebene rforderlich ist. Um das ganz konkret zu fragen: In Düseldorf wird gerade zum Beispiel eine überfraktionelle itiative vorbereitet, nach der künftig bei neu auszueisenden Gebieten auch 20 Prozent sozialer Wohungsbau und 20 Prozent mietpreisgebundener Wohungsbau zwangsweise vorzusehen sind. Glauben Sie, ass das ein gutes Modell ist, und setzen Sie sich dafür in, dass auch in anderen Städten so etwas umgesetzt ird? Wir können aus Berlin nämlich mit Sicherheit nicht lles alleine regeln. Sie haben insoweit recht, als dass, wenn Sie die Woh ungsnot vor Ort in den Griff bekommen wollen, alle kteure, die auch vor Ort Verantwortung tragen, in inem Boot sitzen und am besten noch in die gleiche ichtung rudern müssen: Florian Pronold )


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724304200
Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1724304300
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724304400
Thomas Jarzombek (CDU):
Rede ID: ID1724304500
Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1724304600




(A) )

Dazu gehören die Kommunen, die Ausweisung von
Bauland, aber zum Beispiel auch der Bund, wenn ich an
manche Liegenschaften denke, die durch die BImA ver-
waltet werden.


(Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Beim Thema BImA gibt es bei der SPD aber noch Nachschärfungsbedarf!)


Hier kann es nicht nur nach dem Höchstpreisprinzip ge-
hen, sondern auch danach, mit welchen Konzepten man
in den Kommunen bezahlbaren Wohnraum schaffen
will.

Dazu gehört, dass man bei neuen Projekten durch eine
entsprechende Förderung dafür Sorge trägt, dass es auch
sozialen Wohnungsbau gibt und dass ein gewisser Anteil
von Wohnungen, die im Neubau entstehen, bezahlbar
sind, wodurch zum Beispiel alle Menschen, die dies wol-
len, in den Innenstädten wohnen können.

Dazu gehört, dass Genossenschaften, private Bauträ-
ger und städtische Baugesellschaften dafür Sorge tragen,
dass das Wohnen bezahlbar bleibt.

Nur ein Beispiel, weil die städtischen Wohnungs-
baugesellschaften immer in der Kritik stehen: In Mün-
chen liegt die durchschnittliche Miete für Wohnungen
von städtischen Wohnungsbaugesellschaften bei etwa
6,30 Euro, während das durchschnittliche Kaltmieten-
niveau in München bei über 10 Euro liegt. Ohne das En-
gagement der städtischen Wohnungsbaugesellschaften
und ohne die Durchmischung von Wohnraum hätten
Mieterinnen und Mieter mit unteren und mittleren Ein-
kommen überhaupt keine Chance mehr, in solchen Städ-
ten zu leben. Deswegen ist es richtig, dass wir alle ins
Boot holen und dafür Sorge tragen müssen, dass es auch
bei Neubau bezahlbare Wohnungen gibt.


(Beifall bei der SPD)


Jetzt schauen wir uns doch einmal an, was diese
schwarz-gelbe Bundesregierung und insbesondere dieser
Bauminister, der er ja auch sein soll, der Herr Ramsauer,
angekündigt haben und was dabei herausgekommen ist:

Vor wenigen Monaten haben wir erlebt, dass es meh-
rere Gipfel zum Thema „Wie schaffen wir bezahlbaren
Wohnraum für Studentinnen und Studenten?“ gab. Er-
gebnis: Nichts!

Sie haben gerade wieder davon gesprochen, dass das
Wohngeld erhöht werden muss. Bis heute ist es nicht er-
höht worden. Was ist passiert? Das Gegenteil ist passiert.
Der Heizkostenzuschuss ist von dieser schwarz-gelben
Koalition gestrichen worden. Das ist ein Anschlag auf
diejenigen, die hart arbeiten und es sich trotzdem nicht
leisten können, zu diesen hohen Mieten zu wohnen. Das
haben Sie gestrichen. Das ist die Bilanz dieser Regie-
rung.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Sie haben angekündigt, der soziale Wohnungsbau sei
wichtig. Jawohl! 518 Millionen Euro werden dafür vom
Bund jährlich noch zur Verfügung gestellt. Sie haben im
schwarz-gelben Koalitionsvertrag angekündigt, dass Sie
hier bis zum Ende der Wahlperiode zu einer verlässli-

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(C (D hen Regelung kommen wollen. Was ist passiert? Für in Jahr haben Sie es verlängert. Sie beklagen hier, dass die Mittel von den Ländern icht zweckgerichtet eingesetzt werden. Da haben Sie cht. Aber warum legen Sie nicht fest, dass diese Mittel r den sozialen Wohnungsbau ausgegeben werden müs en? Wer regiert denn? Sie tun es. Beklagen Sie es nicht, ondern handeln Sie doch endlich entsprechend! Die Städtebauförderung ist eines der wichtigsten Eleente, um den Zusammenhalt in der Gesellschaft zu or anisieren. Diese schwarz-gelbe Bundesregierung hat ie Mittel für die Städtebauförderung massiv gekürzt. m stärksten hat sie das Programm „Soziale Stadt“ zu ammengestrichen. h habe mir zig Projekte in ganz Deutschland angechaut und habe gesehen, wie es gelungen ist, Glasscherenviertel in die Stadtgesellschaft zurückzuholen, welch ichtige Arbeit dort geleistet worden ist, um die Integraon zu fördern, um ein attraktives Wohnumfeld zu chaffen. Bei diesem Programm haben Sie den Rotstift m stärksten angesetzt. 2010 haben Sie die Mittel für das rogramm „Soziale Stadt“ um über 70 Prozent gekürzt. (Petra Müller [Aachen] [FDP]: Und an die ländlichen Räume denken Sie nicht? Die kommen bei Ihnen wohl nicht vor?)


(Beifall bei der SPD)


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Sehr richtig!)


Jetzt hört man in Reden im Deutschen Bundestag
das war auch in der letzten Debatte zu diesem Thema
o –, das stimme gar nicht, die Mittel für Städtebauförde-
ng und insbesondere für das Programm „Soziale

tadt“ seien doch fast verdoppelt worden. Das ist wieder
inmal ein typischer Taschenspielertrick. Sie haben die
ittel erst auf 25 Millionen Euro gekürzt, dann haben

ie sie auf 40 Millionen Euro erhöht. Das bedeutet aber,
ass für das Programm „Soziale Stadt“ heute immer
och weniger als die Hälfte dessen ausgegeben werden
ann, was unter Wolfgang Tiefensee bereitgestellt
urde. Wenn Sie da von einer Verdopplung der Mittel

prechen, belügen Sie die Menschen. Sie haben die Mit-
l für das Programm „Soziale Stadt“ vielmehr halbiert
nd richten damit einen Schaden vor Ort an, der kaum
iedergutzumachen ist.


(Beifall bei der SPD)


Wir haben dann noch alle möglichen anderen Ankün-
igungen gehört. Eine degressive AfA wollen Sie ein-
hren. Wer regiert denn seit vier Jahren in der Bundes-
publik Deutschland?


(Zuruf von der SPD: Nichts gemacht!)


arum haben Sie es denn nicht gemacht, wenn das so
ichtig ist? Sie wollen die energetische Sanierung för-
ern. Warum haben Sie die KfW-Mittel dafür gekürzt?
ie wollen den altersgerechten Umbau fördern. Warum
aben Sie das entsprechende Programm der Bundes-
gierung gestrichen? Diese Fragen müssen Sie beant-
orten.


(Beifall bei der SPD)






Florian Pronold


(A) )


)(B)

Jetzt komme ich zum Thema Eigenheimzulage. Es
gab eine Ankündigung von Herrn Ramsauer, die Zulage
wieder einzuführen. Alle, die sich ein bisschen mit der
Thematik auskennen, wissen, dass für die Eigenheimzu-
lage einmal 8 Milliarden Euro ausgegeben wurden. Wa-
rum haben Sie die Eigenheimzulage nicht längst wieder
eingeführt, wenn das eine so gute Idee ist? – Erinnern
wir uns auch daran, wie hoch die einzelnen Beträge wa-
ren, die ausgezahlt wurden. Glaubt denn irgendwer tat-
sächlich, dass die Eigenheimzulage, also eine Zulage
von wenigen Tausend Euro, mehr jungen Familien er-
möglicht, dort, wo Wohnungsnot besteht, nämlich in den
Metropolregionen, Eigentum zu erwerben? Glaubt ir-
gendwer, dass diese Zulage ein Beitrag zur Bekämpfung
von Wohnungsnot in Metropolregionen ist?


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Absurd!)


Das ist nichts anderes als Ankündigungspolitik, hinter
der nichts steckt, und vor allem werden die Probleme in
unseren Städten dadurch nicht gelöst.


(Beifall bei der SPD)


Vonseiten der Bundesregierung wurde nun groß ange-
kündigt, etwas zu tun, um Mieterinnen und Mieter vor
Exzessen bei Mieten zu schützen. Die Kanzlerin schreibt
bei der SPD ab und will eine Mietpreisbremse einführen.
Teile der Union und der FDP polemisieren dagegen.
Drum will ich einmal sagen, worum es uns dabei geht.
Es geht uns um mehrere Dinge.

Der erste Punkt ist: Wir wollen – –


(Sebastian Körber [FDP]: Investitionen verhindern! – Petra Müller [Aachen] [FDP]: Genau!)


– Sie können mir dazu gerne eine Zwischenfrage stellen.
Dann werde ich Ihnen dazu ausführlich antworten.


(Petra Müller [Aachen] [FDP]: Wir dürfen ja auch noch sprechen!)


– Machen Sie das doch!


(Petra Müller [Aachen] [FDP]: Aber zwölf Minuten stehen nicht unbedingt für guten Inhalt!)


– Ja, eben. Die zwölf Minuten stehen für guten Inhalt.
Ich danke Ihnen, dass Sie mir das attestieren.


(Petra Müller [Aachen] [FDP]: Nein!)


Aber jetzt will ich Ihnen etwas zur Mietpreisbremse sa-
gen, weil das die FDP offensichtlich nicht versteht.

Das Ganze hat nichts damit zu tun, wie viel Mittel in
einen Neubau investiert werden, weil von unserem Kon-
zept Neubaumieten, also Erstvermietungen, überhaupt
nicht berührt werden. Uns geht es um den Fall, dass je-
mand aus einer Wohnung auszieht und ein Nachmieter
einzieht. Dieser Nachmieter – das können Sie in Berlin
reihenweise beobachten – zahlt auf einmal 30 oder
40 Prozent mehr Miete, obwohl an dieser Wohnung
beim Mieterwechsel gar nichts gemacht worden ist. Das
treibt die Mietpreise nach oben. Das vertreibt die Men-
schen an den Stadtrand. Diese Entwicklung wollen wir
stoppen. Das ist der Punkt.

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(C (D Dazu gehört auch, dass diejenigen, die einen Makler eauftragen, ihn bezahlen. Ein Beispiel: Jemand macht ich im Internet kundig und schaut, wo es eine Wohnung r ihn gibt. Er findet eine Wohnung, und der Vormieter chickt ihn zu dem Eigentümer. Der Eigentümer sagt: Ja, ie können die Wohnung haben. Aber ich habe einen akler engagiert. Bitte wenden Sie sich an ihn. – Dann ahlt der Mieter, ohne den Makler bestellt zu haben, och zwei Monatsmieten für den Makler, obwohl dieser berhaupt nichts getan hat. Wo liegt denn darin der inn? Wir wollen ein marktwirtschaftliches Prinzip einhren: Wer bestellt, soll auch bezahlen. Die Mieterin en und Mieter dürfen mit den Kosten hierfür nicht bestet werden. Wir werden deswegen eine Mietpreisbremse einfühn. (Dr. Stefan Ruppert [FDP]: Das sind aber lange zwölf Minuten! – Petra Müller [Aachen] [FDP]: Zwölf Minuten können sehr lang sein!)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


Keine Sorge, ich habe noch zwei Minuten Redezeit,
enn Sie das beruhigt. – Diese Mietpreisbremse wird
ei der Wiedervermietung ansetzen und die Steigerung
er Mietkosten deckeln. Wir werden dafür Sorge tragen,
ass der Heizkostenzuschuss wiederkommt. Und wir
erden auch dafür Sorge tragen, dass die Kosten von

nergetischer Sanierung die Menschen nicht in Angst
nd Schrecken versetzen. Heute ist es doch so, dass,
enn eine Wohnung für 25 000 Euro saniert wird, die
iete monatlich um 210 Euro zusätzlich erhöht werden

ann. Wer kann sich denn das leisten? Dass die Men-
chen hier Angst und Sorge haben, muss man doch ver-
tehen, und darauf muss man eine Antwort geben. Die
ntwort lautet, dass man die Kosten einer energetischen
anierung fair in der Gesellschaft, also zwischen allen,
ie davon profitieren, dass es energetische Sanierung
nd CO2-Einsparungen gibt, verteilen muss, also zwi-
chen dem Staat, den Mieterinnen und Mietern und den
ermietern. Wir sind für eine faire Kostenteilung in die-
er Frage. Niemand soll übervorteilt werden.

Wir werden die Mittel für Städtebauförderung wieder
uf 700 Millionen Euro anheben, und wir werden dafür
orge tragen, dass das Programm „Soziale Stadt“ zum
eitprogramm wird, damit der Zusammenhalt in unserer
esellschaft wieder wächst.


(Beifall bei der SPD – Petra Müller [Aachen] [FDP]: Da möchte ich nur einmal sehen, wie Sie das finanzieren! Ich will es gar nicht sehen! Das macht mir nur Angst!)


Wir werden Bündnisse für bezahlbares Wohnen vor
rt schließen, in denen man – nicht mit Druck, sondern
adurch, dass alle Akteure zusammenhelfen – sich Ge-
anken macht, wie man über Baulandausweisungen und
ndere Dinge zu bezahlbarem neuen Wohnraum kom-
en kann.


(Petra Müller [Aachen] [FDP]: Genau!)


Sehr geehrte Damen und Herren von der schwarz-gel-
en Opposition, Sie hätten heute die Möglichkeit – und





Florian Pronold


(A) )


)(B)

Sie haben sie bis zum Ende dieser Wahlperiode –, deut-
lich zu machen, ob Ihr Herz für Mieterinnen und Mieter
schlägt oder nicht. Dem Rechtsausschuss liegt unser An-
trag für die Mietpreisbremse vor. Die Kanzlerin findet
das toll. Wir sind bereit, diese Mietpreisbremse in dieser
Wahlperiode ins Gesetz zu schreiben. Ich bin gespannt,
ob Sie da mitgehen. Da könnten Sie beweisen, ob Sie es
mit dem Schutz von Mieterinnen und Mietern tatsächlich
ernst meinen. Ihre Mietrechtsreform, die zum 1. Mai
2013 in Kraft getreten ist, war das Gegenteil.


(Beifall bei der SPD – Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Wider alle Realität!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724304700

Für die FDP-Fraktion hat jetzt der Kollege Patrick

Döring das Wort.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Patrick Döring (FDP):
Rede ID: ID1724304800

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kol-

leginnen und Kollegen! Nicht Städtebauförderpro-
gramme, nicht Gesetze und auch nicht diese Debatte
werden dazu führen, dass in den Ballungsräumen, in de-
nen die Wohnungsmärkte erkennbar angespannt sind,
Wohnungen gebaut werden. Vielmehr werden die meis-
ten vermieteten Wohnungen in Deutschland von Män-
nern und Frauen gebaut, die ihre Ersparnisse investieren,
die ihr Geld nicht auf den Kopf hauen, die ihre Erspar-
nisse nicht in die Schweiz bringen, die ihre Ersparnisse
nicht irgendwo verzocken, sondern die ihre Ersparnisse
einsetzen, um vermietbaren Wohnraum zu schaffen. Das
sind diejenigen, mit denen wir diese Probleme lösen.
Das gelingt aber nicht, indem wir sie beschimpfen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es schimpft doch gar keiner!)


Diese Investoren haben vor allen Dingen ein Interesse,
nämlich dass Rechtssicherheit besteht.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, es werden
hier nun Begriffe wie „Mietexzesse“ verwendet.


(Ute Kumpf [SPD]: Stimmt!)


Die Durchschnittsmiete in den zehn größten Städten in
Deutschland – nicht in Durchschnittshausen, liebe Kolle-
gin Bluhm – hat sich von 1992 bis 2012 von 7,01 Euro auf
7,96 Euro pro Quadratmeter entwickelt. Ja, das ist ein An-
stieg, aber ein Anstieg weit unterhalb der Inflationsrate. In
den deutschen Großstädten wohnt man preiswerter als in
allen anderen Großstädten der Europäischen Union –
dank der vielen engagierten Vermieterinnen und Vermie-
ter.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Dann gibt es doch kein Problem mit der Mietpreisbremse!)


Dann spricht der sogenannte Schattenminister davon,
man wolle Neubau ankurbeln. Ja, Wohnungsnot löst man

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(C (D m besten durch Neubau. Aber Neubau entsteht immer ann, wenn für diejenigen, die in die Märkte investieren ollen, Rechtssicherheit besteht. Die wichtigste Voraus etzung dafür ist, nicht über denjenigen, die ihre Ersparisse in Wohnungen investieren, das Damoklesschwert iner Vermögensteuer oder Vermögensabgabe schweben u lassen und ihnen nicht zusätzlich in die Tasche zu reifen. Statt sich um die Mieterinnen und Mieter zu ümmern, ist das, was Sie in Ihrem Wahlprogramm haen, eines der größten Mieterhöhungsprogramme. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Oje, oje!)


Oder glaubt irgendjemand ernsthaft, dass 1,5 Prozent
ermögensabgabe auf den vermieteten Wohnraum in
erlin-Charlottenburg vom Vermieter bezahlt werden?
as alles wird doch eins zu eins an den Mieter weiterge-
eben und führt am Ende zu Mieterhöhungen. Sie sind
ie Miettreiber in diesem Haus und nicht diese Koali-
on.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Des Weiteren wird über Sanierung gesprochen. Damit
ind wir beim Kernpunkt, warum sich meine Fraktion
egen die Mietpreisbremse wehrt. Geschätzter Kollege
ronold, die Realität auf dem Wohnungsmarkt in
eutschland ist nicht, dass eine Wohnung, wenn ein
ieter ausgezogen ist, anschließend zu einer 30 Prozent

öheren Miete vermietet wird, ohne dass zuvor etwas an
er Wohnung gemacht wurde. Viele Vermieter nutzen
ach einem Auszug die Gelegenheit, nicht nur die
ände zu weißeln, sondern auch die Bodenbeläge aus-

ubessern, das Bad zu renovieren und eine neue Küche
inzubauen.


(Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stimmt doch überhaupt nicht!)


ie dann entstandene verbesserte Wohnsituation muss
ich genauso in der Miete niederschlagen wie eine ener-
etische Sanierung; denn sonst wird die Wohnqualität
icht steigen, sondern sinken.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: So abgehoben! – Weitere Zurufe von der SPD und vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dass ausgerechnet Sie jetzt den Wert der energeti-
chen Sanierung erkennen und das Hohelied der energe-
schen Sanierung singen, nachdem Sie alle unsere An-
ebote betreffend die steuerliche Absetzbarkeit der
osten der energetischen Sanierung von Wohnraum im
undesrat und im Vermittlungsausschuss abgewehrt ha-
en


(Dr. Stefan Ruppert [FDP]: Hört! Hört!)


nd sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt haben,
ass diejenigen Vermieterinnen und Vermieter, die den
ohnraum für ihre Mieterinnen und Mieter ertüchtigen
ollen, Steuervorteile bekommen, ist unglaubwürdig.





Patrick Döring


(A) )


)(B)


(Florian Pronold [SPD]: Sie haben doch die Mittel für energetische Sanierung gekürzt! Lenken Sie nicht ab!)


Wir haben Vorschläge gemacht und wollten sogar den
Bundesanteil erhöhen, um eine Förderung durch Zu-
schussprogramme zu ermöglichen. Sie hätten gemein-
sam mit uns einen großen Schritt gehen und für eine ver-
besserte Wohnraumsituation und mehr energetische
Sanierung in Deutschland sorgen können. Aber Sie ha-
ben sich verweigert.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir werden die Herausforderungen in den Ballungs-
räumen angehen. Das geht am besten mit Investitionssi-
cherheit und degressiven Abschreibungsmöglichkeiten
für Investitionen in Neubau.


(Florian Pronold [SPD]: Warum machen Sie das dann nicht?)


Die Kappungsgrenze in unserem neuen Mietrecht wird
dazu führen, dass sich die Neubaumieten noch modera-
ter entwickeln. Wir haben ein kluges Mietrecht geschaf-
fen, das zu einer guten Entwicklung führen wird. In
Deutschland herrscht flächendeckend Gott sei Dank
keine Wohnungsnot. In denjenigen Ballungsräumen, in
denen Wohnungsnot herrscht, wird sie beseitigt, wenn
wir die Investoren pfleglich behandeln. Sie tun das Ge-
genteil. Das ist das Schlimmste.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724304900

Die Kollegin Daniela Wagner hat jetzt das Wort für

Bündnis 90/Die Grünen.


Daniela Wagner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724305000

Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Herr Döring hat

uns in seiner Rede wieder einen tiefen Einblick in seine
Kenntnisse der Realität in Deutschland gewährt.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das waren Untiefen!)


Das gilt insbesondere für die Passage seiner Rede, in der
er schildert, was in Wohnungen passiert, bevor neue
Mieterinnen und Mieter einziehen. Aber ich will zur Sa-
che kommen.

Ich will Ihnen nicht unsere Initiativen und Anträge
der letzten Jahre herunterleiern.


(Dr. Stefan Ruppert [FDP]: Das ist schon einmal ein guter Ansatz!)


– Genau, das finde ich auch. – Aber, verehrte Kollegin-
nen und Kollegen insbesondere der Koalition, irgendet-
was müssen die Grünen in den letzten drei Jahren richtig
gemacht haben, wenn jetzt sogar die Bundeskanzlerin
die Lage der Mieterinnen und Mieter in Deutschland ent-
deckt und für so manches Zähneknirschen insbesondere
im Lager der Wirtschaftsliberalen sorgt.

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(C (D Seit Jahren sind die Probleme deutlich wahrnehmbar. ie aktuellen Zahlen belegen: Wohnen wird immer teur, nicht nur in angesagten Großstädten, sondern auch in leineren Universitätsstädten. Selbst die Zahl der Landreise mit steigenden Mieten nimmt erheblich zu. 30 bis 0 Prozent des verfügbaren Haushaltseinkommens für iete auszugeben, ist nach unserer Auffassung entschie en zu viel. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


arauf haben wir immer wieder hingewiesen. Selbst die
erichte der Bundesregierung belegen dies inzwischen.
ie Koalitionsfraktionen sehen das noch nicht ein, wohl

ber die Kanzlerin.

Der Neubau nimmt zwar zu. Aber leider handelt es
ich weitgehend um Eigentumswohnungen. Damit steigt
er Druck auf Mieterinnen und Mieter weiter. Wie Sie
ielleicht wissen, reicht zurzeit die Spanne der durch-
chnittlichen Mietpreissteigerungen bei Wiedervermie-
ng von 19 Prozent in Berlin bis zu 44 Prozent in Kon-

tanz am Bodensee. Ich kann Ihnen versichern, dass
olche Steigerungen durchgesetzt werden, ohne dass zu-
or irgendetwas an den Wohnungen getan wurde. So ist
ie Situation. Das kann so nicht weitergehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es kann auch nicht sein, dass Bürgerinnen und Bürger
it weniger hohem Einkommen, junge Familien und
tudierende die verfehlte Wohnungspolitik der Bundes-
gierung und von Teilen der Länder ausbaden und die

urzfristigen Renditeerwartungen der Finanzbranche
nanzieren müssen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


h möchte dazu noch etwas sagen: Auch die kommuna-
n Haushalte geraten immer mehr unter Druck. Die
ngemessenheitsgrenzen bei den Kosten der Unterkunft
üssen angepasst werden. Aber staatliche Unterstüt-

ungsleistungen, Transferleistungen aus Steuermitteln
ind nicht dazu da, die Renditeerwartungen von Investo-
n zu erfüllen, sondern sie sind dazu da, den Menschen

u helfen.

Wir haben ein Gesamtkonzept zur Dämpfung der
ietpreisentwicklung bereits vorletztes Jahr in den Bun-

estag eingebracht, und wir haben dazu verschiedene
orschläge gemacht, zum Beispiel dass, wenn bei einem
ieterwechsel die Wohnung wieder vermietet wird, der

achfolgende Mieter nicht mehr als 10 Prozent mehr als
ie ortsübliche Vergleichsmiete zahlen soll. Wir haben
iesen Antrag monatelang in den Ausschüssen hin- und
ergewälzt. Sie haben vor sage und schreibe drei Mona-
n, also drei Monate, bevor die Kanzlerin genau dieses
strumentarium fordert, diesen Antrag abgelehnt.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Unerhört!)


Da steht natürlich schon die Frage im Raum: Was soll
as eigentlich alles? Was macht eigentlich die Bundes-
anzlerin im Moment mit diesem Thema? Ich kann Ih-





Daniela Wagner


(A) )


)(B)

nen nur sagen – das ist es, was mich dabei ärgert –, dass
Ihre Herangehensweise, nachdem Sie seit Jahren jede
Initiative der Opposition zur Dämpfung der Mietpreise
abgelehnt haben, gerade jetzt, ein Vierteljahr vor der
Wahl, plötzlich das Thema Miete für sich in Anspruch
zu nehmen, zeigt, dass Sie Probleme der Mieterinnen
und Mieter ersichtlich nicht ernst nehmen, sondern sie
nur zum Spielball des Wahlkampfs machen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Sie haben auch bei der BauGB-Novelle einmal mehr
die Möglichkeit verschlafen, eine Mietpreisbremse ein-
zubauen. Dort hätte es die Möglichkeit gegeben. Ich
nenne nur die Stichworte „Sanierungssatzung“ und
„Milieuschutzsatzung“. Auch hier gibt es selbstverständ-
lich Möglichkeiten, Rechtsgrundlagen zu schaffen, um
die Mietpreisentwicklung zu bremsen.


(Petra Müller [Aachen] [FDP]: Wohnungsnot erzeugen ist das, was Sie wollen!)


Sie zahlen Kompensationsmittel für die soziale
Wohnraumförderung an die Länder. Aber was machen
die Länder damit? Das ist in einigen Reden angeklun-
gen. Sie machen damit, was sie wollen, nur fördern sie
nicht den sozialen Wohnungsbau. Das ist Ihre Sache,
Herr Bundesminister Ramsauer, Sie müssen sich darum
kümmern, dass ein zweckgebundener Einsatz bei den
Ländern durchgesetzt wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Sie, Kollege Götz, haben völlig recht, wenn Sie kriti-
sieren, dass die Bundesmittel nicht dazu da sind, auf
Kosten der Steuerzahler auf Umwegen Länderhaushalte
zu sanieren oder was auch immer zu finanzieren, zum
Beispiel schöne Flugplätze wie den von Kassel-Calden.
Nur, dann setzen Sie das doch durch, kümmern Sie sich
darum!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Über die Städtebauförderung braucht man gar nicht
mehr viel zu sagen. Damit haben Sie ein ganz lustiges
Spiel getrieben: rauf, runter, rauf, runter, bis das ganze
Land die Übersicht verloren hat. Jetzt legen Sie ein biss-
chen was drauf und sagen: Wir haben doch die Mittel er-
höht. – Tatsache ist, dass die Mittel für die Städtebauför-
derung, jedenfalls seit ich im Bundestag bin, insgesamt
nur abgesenkt worden sind. Fast noch viel schlimmer ist,
dass Sie den nichtinvestiven Teil vollkommen gestrichen
haben, sodass es sich im Prinzip um eine reine Baumaß-
nahmenförderung handelt. Aber all das andere, was bei
der Städtebauförderung wichtig war, haben Sie erfolg-
reich beerdigt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Kommen wir nun zu dem sehr schönen Thema der
Konversionsareale, also beispielsweise Kasernen für
preiswerte Wohnungen für Studentinnen und Studenten

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(C (D u nutzen. Das ist in der Tat – Herr Ramsauer und auch ie Kanzlerin haben das jetzt gefordert – eine tolle Idee. aran haben viele gedacht, auch Kommunalpolitiker. ur, warum kümmern Sie sich eigentlich nicht darum, ass diese Areale auch für die Kommunen bezahlbar ind? s hat keinen Sinn, wenn Grundstücke zu Preisen erkauft werden, die sich nur noch Investoren leisten önnen, die alles mit Glas, Stahl und Beton vollstellen. (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist das Soziale bei der CSU!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


enn Sie preiswerte Studierendenwohnungen dort ha-
en wollen, dann braucht man Grundstückspreise, die es
en Kommunen und den Studentenwerken möglich ma-
hen, solche Grundstücke zu erwerben. Das Gegenteil
ber passiert. Der Bund feilscht seit Monaten und Jahren
it verschiedenen Kommunen, um höchste Preise zu er-

ielen. Das hat zum Resultat, dass auf den Grundstücken
ichts, aber auch gar nichts passiert. Hier müssen wir
das sage ich auch Ihnen, liebe Kolleginnen und Kolle-
en von der SPD-Bundestagsfraktion – auch Ihre Ab-
ichten noch ein bisschen nachschärfen. Wir müssen
rnsthaft etwas tun, sonst wird nichts passieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben verschiedene Vorschläge unterbreitet: Ab-
enken der Kappungsgrenze, Begrenzen der Wieder-
ermietungsmiete, Absenken der Modernisierungsum-
ge usw. Sie haben alles, aber auch wirklich alles
lockiert. Im Übrigen haben wir darauf geachtet – das
age ich an die Adresse der Koalition –, dass unsere Vor-
chläge maßvoll sind, weil wir natürlich wissen, dass
bermaß und Übereifer in diesem Geschäft Investitio-
en abschrecken und dann das Gegenteil passiert, die
ohnungsverknappung eher noch zunimmt. Wir wan-

ern also auf einem schmalen Grat: Auf der einen Seite
uss es attraktiv sein, man muss noch Geld verdienen

önnen, aber es muss auch eine Bremse geben, damit
ieterinnen und Mieter nicht überfordert werden. All

as haben wir Ihnen in vielen Initiativen dargelegt. Sie
aben alles in Bausch und Bogen komplett abgelehnt.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hört! Hört!)


s ist ganz interessant, dass Sie jetzt plötzlich Ihr Herz
r die Mieterinnen und Mieter entdecken.

Bei den Maklergebühren gibt es ein ähnliches Phäno-
en. Was haben wir Ihnen gesagt? Wir brauchen ein Be-

tellerprinzip. Es ist absurd, dass diese Kosten immer auf
en Wohnungssuchenden übergewälzt werden können.
er bestellt, bezahlt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


as gilt im übrigen Leben. Das hat auch beim Mietrecht
u gelten.

Sie haben alle unsere Vorschläge in Bausch und Bo-
en abgelehnt. Stattdessen kommen Sie mit einem Fossil
er Wohnungspolitik, der Eigenheimzulage. Genau!





Daniela Wagner


(A) )


)(B)

Bauen wir noch ein paar Häuser auf der grünen Wiese,
die in 20 Jahren niemand mehr braucht. Wir brauchen in
den Städten eine Innenentwicklung, die preiswerten
Wohnraum sicherstellt, und keine Eigenheimzulage.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


All das Genannte wollen wir in eine komplett andere
Wohnungspolitik überführen. Die brauchen wir. Die ist
dringend notwendig. Ich setze darauf, dass wir gemein-
sam mit der SPD eine andere Wohnungspolitik ab
22. September in diesem Land realisieren werden, so-
dass Wohnen kein Luxusgut mehr ist, sondern ein Recht
für alle Menschen in unserem Land.

Ich danke Ihnen für Ihre freundliche Aufmerksam-
keit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724305100

Für die Bundesregierung hat der Bundesminister

Dr. Peter Ramsauer das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister für Verkehr,
Bau und Stadtentwicklung:

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Wir haben erst am 28. Februar dieses Jahres
über diesen gesamten Themenkomplex gesprochen.
Heute gilt wie am 28. Februar: Nachdem ich mir sehr
aufmerksam angehört habe, wie die Oppositionsfraktio-
nen über Deutschland und Wohnen in Deutschland spre-
chen, habe ich den Eindruck, sie sprechen über ein ganz
anderes Land, aber nicht über unseres.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wohnen und Leben in Deutschland ist Premiumleben,
ist Premiumwohnen.


(Ute Kumpf [SPD]: In Bayern vielleicht!)


Das bekomme ich von den vielen Gästen, die ich aus der
ganzen Welt empfange, immer wieder bestätigt. Ich ge-
höre nicht zu denen, die unser Land schlechtreden wol-
len. Das tue ich nicht. Sie sollten es auch nicht tun.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Martin Burkert [SPD]: Sie regieren es aber schlecht!)


Ich habe bei dieser Debatte am 28. Februar auch be-
tont, dass die Bundesregierung bei dem Thema Wohnen
sehr sensibilisiert ist; denn es ist ein Grundbedürfnis der
Menschen. Aber ich habe auch gesagt: Wir sollten bei
dieser Debatte die parteipolitischen Unterschiede,


(Martin Burkert [SPD]: Gott sei Dank!)


die es durchaus gibt, nicht dazu hernehmen, um in sach-
fremder Weise in ganz unterschiedliche Richtungen zu
wirken. Bitte ziehen Sie mit der Bundesregierung an ei-
nem Strang,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht schlecht reden!)


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(C (D enn es darum geht, in den Überhitzungszonen unseres andes, in den Problemgebieten Angebot und Nachfrage u einem sozial gerechten Ausgleich zu bringen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Ist Ihnen das nicht peinlich?)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724305200

Herr Minister, Kollege Liebich würde Ihnen gern eine

wischenfrage stellen. Möchten Sie sie zulassen?

Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister für Verkehr,
au und Stadtentwicklung:
Ja.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724305300

Bitte schön.


Stefan Liebich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724305400

Sehr geehrter Herr Minister, wenn Sie sagen, dass

ohnen in Deutschland Premiumwohnen ist, würde
ich interessieren, was Sie jenen Mieterinnen und
ietern antworten, die in den vergangenen Jahren, in

en vergangenen Jahrzehnten, muss man sagen, ihre
ohnung aus finanziellen Gründen aufgeben und verlas-

en mussten, so wie es in einem Teil meines Wahlkrei-
es, in Berlin-Prenzlauer Berg – Sie kennen den Bezirk
sehr gut; es ist hier gleich in der Nähe –, nahezu der
esamten Bevölkerung ergangen ist; denn die Bevölke-
ng in Prenzlauer Berg ist in den letzten Jahren kom-

lett ausgetauscht worden.

Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister für Verkehr,
au und Stadtentwicklung:
Das hatte auch andere Gründe, lieber Herr Kollege.

h komme in einem weiteren Teil meiner Rede genau
uf diese Frage zu sprechen und bitte Sie, mit einer
ntwort im Laufe meiner Rede zufrieden zu sein. Die
hemen „Wohngeld“ und „Kosten der Unterkunft“
erde ich selbstverständlich noch behandeln.


(Lachen des Abg. Swen Schulz [Spandau] [SPD])


Ich möchte ganz ausdrücklich auch die vielen absur-
en Vorwürfe der Opposition zurückweisen. Das haben
ie Kollegen Peter Götz und Patrick Döring ja in sehr
efflicher Weise gerade ebenfalls getan. Wir sollten
uch gegenseitig so fair sein, ein realistisches Bild der
irklichkeit zu zeichnen und nicht ein völlig verzerrtes.
h finde, dass uns Pauschalisierungen und massive Dra-
atisierungen nicht helfen; aber natürlich helfen auch
erharmlosungen nicht.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht schlecht reden! Jetzt einmal zur Sache! – Zuruf von der SPD: Zur Sache!)


Frau Künast, bitte etwas Geduld!


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie macht ja beim Zuhören Fehler!)






Bundesminister Dr. Peter Ramsauer


(A) )


)(B)

Tatsache ist, dass sich die Wohnungsmärkte in
Deutschland sektoral und auch regional ausgesprochen
unterschiedlich entwickeln. Die Ursachen für Wohn-
raumverknappungen und überproportionale Mietsteige-
rungen sind ebenso vielschichtig. Fest steht aber – ich
möchte das noch einmal betonen –, dass wir in Deutsch-
land einen hohen Versorgungsgrad haben und dass wir
auch hohe qualitative Standards haben, an deren Verbes-
serung wir weiter arbeiten. Ein Beitrag dazu ist auch
unsere hervorragend verlaufende Arbeit bei der energeti-
schen Gebäudesanierung.


(Lachen bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo sind die Erfolge? Es passiert doch nichts!)


Ich möchte das, was hier gesagt worden ist, richtigstel-
len: Die Programme, die wir hier fahren, haben Hoch-
konjunktur. Von einer flächendeckenden Wohnungs-
knappheit kann also überhaupt keine Rede sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Davon hat auch überhaupt keiner geredet!)


Wir hatten nach einer längeren Phase der Stagnation
– das muss man so sehen; die Ursachen hierfür sind auch
bekannt – seit 2010 wieder einen Aufwärtstrend. Zwei
Stichworte sind schon genannt worden: die Abschaffung
der degressiven AfA und die Abschaffung der Eigen-
heimzulage. Das waren Bestandteile der damaligen
Koch/Steinbrück-Liste. Im Jahr 2006 wurden sie dann
abgeschafft. Im ersten Jahr nach einer solchen Abschaf-
fung gibt es keine Bremsspuren, im zweiten machen sich
die ersten Folgen bemerkbar, und im dritten und vierten
Jahr sieht man die Auswirkungen. Das heißt, im Jahr
2009 hatten wir einen Tiefststand bei Baugenehmigun-
gen – es gab etwa 150 000 – zu verzeichnen. Wir waren
einmal bei 300 000 bis 400 000 und darüber. Im Jahr
2011 haben wir Gott sei Dank wieder 228 000 Bauge-
nehmigungen für Wohnungen gehabt. Das hat sich 2012
weiter fortgesetzt. Im ersten Quartal 2013 wurden im
Vergleich zum Vorjahresquartal noch einmal 13 Prozent
mehr Baugenehmigungen für Wohnungen ausgespro-
chen.

Gemeinsames Ziel muss es also sein, diese positive
Trendwende zu verstetigen. Dazu rufe ich alle Fraktio-
nen dieses Hauses auf. Vorrangiges Ziel muss sein:
Bauen, bauen und nochmals bauen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Was kostet das, und woher nehmen Sie das Geld?)


Nicht strangulieren, sondern initiieren. Gegen Mangel
hilft nur bauen. Jede zusätzliche Mietwohnung und auch
jedes zusätzliche Eigenheim entspannt die Situation. Ich
sage das ausdrücklich, weil ich diese Diskriminierung
von Eigentum nicht mehr hören kann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Eigentum stabilisiert unsere Gesellschaft, Eigentum an
Wohnungen ist ein zentraler Bestandteil der Altersvor-

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(C (D orge. Eigentum ist eine Grundlage des Solidarund des ozialstaates. Denn nur wer Eigentum hat, kann Solidatät üben. Wenn niemand mehr Eigentum hat, haben wir ur eine Mangelverwaltung. Das kann wirklich niemand ollen. Jede zusätzliche Eigentumswohnung und jedes zuätzliche Eigenheim entspannen die Situation. Deshalb ollten wir uns darauf konzentrieren, die Investitionstägkeit insgesamt zu stärken. Das hat oberste Priorität. Herr Minister, es gibt von der Kollegin Künast den unsch nach einer Zwischenfrage. Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister für Verkehr, au und Stadtentwicklung: Ich komme auf alles noch zu sprechen. Ich kenne die ragen von Frau Künast und kann sie auch selber stellen. anke. (Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Na ja, da liegen ja die Nerven blank! – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So eine Arroganz!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724305500

Die Vorschläge liegen auf dem Tisch. Ich nenne drei
ichtige Aktionsbereiche:

Erstens. Die Wiedereinführung der degressiven AfA;
as ist schon angesprochen worden. Ich halte die Verbes-
erung einer degressiven Abschreibungsmöglichkeit für
inen ganz wichtigen Impuls.


(Martin Burkert [SPD]: Warum haben Sie das dann nicht gemacht, Herr Minister?)


enn durch diese steuerstundende Liquiditätshilfe wer-
en Investitionsanreize gegeben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum haben Sie es denn nicht eingeführt?)


Zweitens. Die Wiederbelebung der sozialen Wohn-
umförderung; auch das ist bereits angeschnitten wor-

en. Wir haben die gesetzliche Verantwortung im Rah-
en der Föderalismusreform auf die Bundesländer

bertragen.

Frau Kollegin Wagner, Sie haben mir zugerufen, ich
olle mich darum kümmern. Ich sage Ihnen ganz ehrlich
lassen Sie sich das auch von anderen berichten –: Es
ergeht keine Landesbauministerkonferenz, in der wir
icht über dieses Thema intensiv gesprochen hätten. Ich
ann und will mich überhaupt nicht auf den Standpunkt
urückziehen, dass es Ländersache ist und den Bundes-
auminister nichts mehr angeht. Natürlich muss ich
ich auch darum kümmern, nicht zuletzt deshalb, weil

er Bund als Kompensation für die Übertragung dieser
uständigkeit auf die Länder die berühmten 518 Millio-
en Euro gibt.





Bundesminister Dr. Peter Ramsauer


(A) )


)(B)


(Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unser Geld!)


Die Verhandlungen laufen seit einiger Zeit. Da sie
noch nicht zu einem Ergebnis geführt haben – schieben
wir die möglichen Ursachen mal beiseite – und unklar
ist, wie es nach 2013 weitergeht, schreiben wir in einem
ersten Schritt die Mittel für 2014 schlicht und einfach
fort. Wir werden nach der Wahl dafür sorgen, dass es für
die Länder und für die soziale Wohnraumförderung gut
weitergeht.

Meine Position in dieser Frage ist hinreichend be-
kannt – ich habe das oft genug auch mit den Bauminis-
tern der Länder erörtert –: Ich plädiere für ein Entgegen-
kommen. Allerdings erwarte ich im Gegenzug, dass die
Mittel, die der Bund den Ländern bereitstellt, zweckge-
bunden eingesetzt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Florian Pronold [SPD]: Schlagen Sie das mal vor!)


Das machen einige Länder ganz vorbildlich, beispiels-
weise Hamburg, Nordrhein-Westfalen und der Freistaat
Bayern. Einige andere Länder – ich nenne sie jetzt
nicht – haben da noch Verbesserungsspielraum.


(Petra Müller [Aachen] [FDP]: Baden-Württemberg zum Beispiel! Es ist übrigens grün regiert!)


Einige haben auch die Neubautätigkeit wieder aufge-
nommen und arbeiten nicht nur alte Dinge ab.

Drittens. Ein weiteres wichtiges Handlungsfeld liegt
im Bereich der sozial- und mietrechtlichen Flankierung.
Hier nehmen wir unsere Verantwortung sehr wohl wahr.
Ich lasse mir die Mietrechtsnovelle, die wir vor wenigen
Monaten verabschiedet haben und die nun in Kraft ist,
nicht schlechtreden. Wir haben den Ländern ein wichti-
ges Instrument in die Hand gegeben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben in Problemzonen, also dort, wo die Mieten
explodieren, einen Deckel eingeführt, sodass die Mieten
innerhalb von drei Jahren nicht mehr um bis zu 20 Pro-
zent, sondern nur noch um bis zu 15 Prozent erhöht wer-
den können. Ich halte dies für richtig.

Daneben stehen wir natürlich voll und ganz – das
wäre wahrscheinlich die Zwischenfrage der Kollegin
Künast gewesen – zum Wohngeld und zu den Kosten der
Unterkunft. 16 Milliarden Euro fließen hier jährlich. Ich
setze diese Summe einmal in Bezug zu etwas anderem,
weil wir in diesem Kreis auch häufig über Verkehrsinfra-
struktur reden: Die Mittel für den gesamten Straßenaus-
bau und -neubau sowie für die Instandhaltung betragen
gerade einmal etwas über 5 Milliarden Euro. Für die so-
ziale Flankierung – für das Zahlen von Wohngeld und
für die Übernahme der Kosten der Unterkunft – zahlen
wir also das Dreifache der Summe, die wir in den Stra-
ßenbau investieren. Wer hier sagt, meine Damen und
Herren, das sei schmählich zu wenig, der leugnet die
Realität.

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(C (D (Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist nicht der Punkt der Kritik!)


Gleichwohl sage ich klipp und klar: Wir haben im Be-
ich des Wohngeldes Reformbedarf; das werden wir

ach der Bundestagswahl neu justieren müssen. Ich habe
ereits im Februar einen entsprechenden Vorschlag vor-
elegt. Das kann nicht in einem laufenden Haushaltsjahr
mgesetzt werden, aber wir werden uns darüber wieder
nterhalten.

Nun ein Wort zum Mietrecht, meine Damen und Her-
n.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724305600

Herr Ramsauer, Frau Bluhm würde Ihnen gern eine

wischenfrage stellen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Ach, was! Die soll mal zuhören! Das bildet!)


Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister für Verkehr,
au und Stadtentwicklung:
Ich verweise auf die Bemerkung des Kollegen Zöller.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich gehe ja gerade auf die drei Handlungsfelder ein
nd will nun zum Mietrecht kommen. Bei allem, was
ir im Bereich des Mietrechts tun, meine Damen und
erren, sollten wir immer sehr genau prüfen, inwieweit

ich Instrumente wie eine Mietpreisbremse auf den
ohnungsneubau auswirken.


(Martin Burkert [SPD]: Auch der Minister!)


as ist ein ganz wichtiger Maßstab, an dem wir alles mes-
en müssen. Alles, was wir in diesem Bereich tun, darf
icht den Wohnungsneubau abwürgen. Darauf hat die
undeskanzlerin in aller Eindeutigkeit und Klarheit hin-
ewiesen; das hat sie betont. Ich verwahre mich aus-
rücklich gegen die vorhin von Ihnen, Herr Kollege
ronold, ausgesprochene Beleidigung, mit der Sie die
undeskanzlerin als eine „Handtaschenräuberin“ be-
eichnet haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Florian Pronold [SPD]: Davor habe ich sie in Schutz genommen! Selbst das haben Sie nicht verstanden!)


as ist sonst nicht Ihr Stil.

Im Übrigen gibt es im Wirtschaftsstrafrecht bereits
eit langem eine Bestimmung, die Mietwucher begrenzt:
ei Wiedervermietungen darf die Miete maximal
0 Prozent über der Miete für vergleichbaren Wohnraum
egen. Aber wir wissen auch, dass diese Bestimmung in
er Praxis kaum Anwendung findet. Wir sind bereit,
uch hier etwas zu tun.

Das alles, meine Damen und Herren, sind wir den
ietern, den Eigentümern und nicht zuletzt den Investo-
n schuldig, deren Investitionen wir uns nur wünschen

önnen; denn je mehr gebaut wird, desto weniger Nöte
erden wir haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)






Bundesminister Dr. Peter Ramsauer


(A) )


)(B)

Am Ende, lieber Peter Götz, auch von meiner Seite
ein herzliches Dankeschön, das ich, ohne anmaßend zu
sein, im Namen aller Bundesregierungen, unter denen du
dich diesem Thema zugewandt hast, aussprechen darf.
Du bist seit 23 Jahren im Parlament. Ich habe dich im-
mer als das baupolitische Gewissen dieses Parlaments
und als das kommunalpolitische Gewissen unserer Frak-
tion wahrgenommen. Du bist sozusagen die Personifi-
zierung dessen, was wir immer als Politik aus einem
Guss bezeichnen, für die Kommunen, für die Länder, für
den Bund. Dafür Respekt und Anerkennung und ein
herzliches Dankeschön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
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Die Kollegin Heidrun Bluhm hat das Wort zu einer

Kurzintervention.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Oh Gott! Das lernt sie nie!)



Heidrun Bluhm (DIE LINKE.):
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Herr Minister Ramsauer, da Sie meinten, dass Sie

meine Frage, die Sie nicht kennen können, mit Ihrer
Rede schon beantwortet haben, muss ich jetzt zu diesem
parlamentarischen Instrument greifen,


(Otto Fricke [FDP]: Und eine komplett andere Frage stellen!)


um Ihnen deutlich zu machen, dass Sie genau das nicht
getan haben.

Wenn die Kanzlerin, Frau Merkel, eine Mietpreis-
bremse und ähnliche Dinge in die politische Debatte ein-
führt, gehe ich davon aus, dass sie das gemeinsam mit
ihrem Fachminister, der sie berät, erarbeitet hat.


(Zuruf von der SPD: Nie im Leben!)


Weder Herr Götz noch Herr Döring, die der Regierungs-
koalition angehören, noch Sie haben in irgendeiner
Weise die jetzt von Frau Merkel in die Diskussion einge-
führte Mietpreisbremse erwähnt.


(Petra Müller [Aachen] [FDP]: Das kommt gleich bei mir!)


Glauben Sie nicht, dass es an dieser Stelle wichtig und
notwendig gewesen wäre, diesen Punkt den Mieterinnen
und Mietern zu erläutern, die sich Verlässlichkeit wün-
schen und wissen wollen, ob Sie das, was Sie im Wahl-
kampf versprechen, wirklich ernst meinen und umsetzen
wollen?


(Beifall bei der LINKEN)


Ich hätte von Ihnen als Fachminister erwartet, dass
Sie nicht nur über Straßenbau und Ähnliches diskutie-
ren, sondern dass Sie auch die Ideen der Kanzlerin auf-
greifen, erläutern und damit den Mieterinnen und Mie-
tern Sicherheit für die Zukunft geben.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Herr Minister, zur Antwort. Bitte schön. (Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Bitte nicht vom Straßenbau reden! – Martin Burkert [SPD]: Der kennt doch bloß Beton!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724305900

Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister für Verkehr,
au und Stadtentwicklung:
Frau Kollegin Bluhm, ich habe einige Minuten in

einer Rede zum Themenkomplex Mietpreisbremse ge-
prochen, und zwar unter Verwendung dieses Begriffs.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber nichts gesagt! – Gegenruf der Abg. Petra Müller [Aachen] [FDP]: Es ist die Frage, was man versteht! – Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Er hat geredet, aber nichts gesagt!)


re Behauptung, dass ich das Thema nicht behandelt
ätte, verstehe ich nicht; denn das trifft nicht zu. Sie sind
eschäftsfrau und auf diesem Sektor tätig. Sie selber

ind Vermieterin mehrerer Objekte und haben daher viel
hnung von der Praxis.


(Zurufe von Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie lächeln jetzt. Tun Sie doch nicht so, als wüssten
ie nicht, wie welche Maßnahme wirkt. Tun Sie nicht so,
ls hätten Sie die Bundeskanzlerin nicht verstanden, die
lipp und klar gesagt hat – ich will es einmal so ausdrü-
ken –: Wir brauchen mehr Wohnraum. Alles, was die-
em Ziel dient, ist zu veranlassen, alles, was dem entge-
ensteht, ist zu unterlassen, und zwar bei gleichzeitiger
ozial- und mietrechtlicher Flankierung.

Die Bundeskanzlerin hat völlig recht, wenn sie sagt:
ort, wo wir Überhitzungen zu verzeichnen haben, müs-

en wir diese Überhitzungen angehen und bekämpfen.


(Heidrun Bluhm [DIE LINKE]: Wie denn? Wie wollen Sie das machen?)


ie hat Vorschläge dazu gemacht. Aber es muss klar
ein: Die Mittel, die wir einsetzen, dürfen nicht dazu
hren, dass der Neubau sozusagen stranguliert wird;


(Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Was wollen Sie denn machen? Machen Sie einen Vorschlag!)


enn damit würden wir das einreißen, was wir uns an an-
erer Stelle mühsam erstritten und erarbeitet haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724306000

Zu einer weiteren Kurzintervention gebe ich das Wort

enate Künast.


Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724306100

Herr Minister, Sie haben vorhin gesagt, dass Sie ah-

en, was ich fragen will; deshalb dürfte Ihnen die Replik
ichtfallen. Sie haben gerade selber gesagt, dass Sie
iele Minuten über das Thema Mietpreis, Mietpreis-





Renate Künast


(A) )


)(B)

bremse usw. gesprochen haben. Aber ehrlich gesagt: Das
waren nur Worte, Inhalt gab es keinen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der LINKEN – Hans-Joachim Otto, Parl. Staatssekretär: Fragen! – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das setzt ja auch Verstand voraus!)


Sie sagen: Neubau, Neubau, Neubau! – Aber auch am
Ende Ihrer Rede ist immer noch unklar, wie die Miet-
preisbremse bei der Vermietung von Neubauwohnungen
genau gestaltet werden soll. Wie soll die Miete für eine
Neubauwohnung im Vergleich zur ortsüblichen Miete
gedeckelt werden? Ab welchem Betrag soll die Bremse
greifen, damit Ihr Motto: „Neubau, Neubau, Neubau“
nicht zu einer über Jahre stattfindenden Verteuerung und
Anhebung der ortsüblichen Miete führt? Die Antwort
auf diese Frage sind Sie schuldig geblieben.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das hat er doch erklärt! Sie haben geschwätzt, als der das gesagt hat!)


Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass Frau Merkel einen
Vorstoß gemacht hat, den Herr Schäuble nachher wieder
zurücknahm.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Nein! Sie haben nicht zugehört! – Zuruf von der FDP: Sie haben keine Ahnung von Immobilien!)


Sie müssen uns irgendwann einmal sagen, was Sie ei-
gentlich wollen, und können uns nicht nur auf nachfol-
gende Zeiten vertrösten. Die Mieterinnen und Mieter ha-
ben ein Recht, beurteilen zu können, was Ihr Programm
tatsächlich beinhaltet.


(Petra Müller [Aachen] [FDP]: Die Vermieter aber auch!)


– Die Mieter und die Vermieter auch. Aber noch ist in
Deutschland kein Vermieter verhungert. Mieter hinge-
gen können ihre Miete manchmal nicht mehr zahlen.
Die soziale Verantwortung hat einer – als Minister so-
wieso –, dessen Partei das „S“ für „sozial“ im Namen
trägt.

Es herrscht also immer noch Unklarheit, wie die
Bremse eigentlich gestaltet werden soll, Herr Ramsauer.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724306200

Herr Minister, bitte zur Antwort.

Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister für Verkehr,
Bau und Stadtentwicklung:

Frau Kollegin Künast, ich fürchte: Wer nichts zur
Kenntnis nehmen will, widersteht auch jedem Erklä-
rungsversuch.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Deshalb habe ich Probleme mit Ihnen.

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(C (D (Lachen bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Frau Künast, Angebot und Nachfrage regeln auch
ietpreise. Deswegen ist Ihre Politik, die – wie ich aus
ren Worten heraushöre und aus den Programmen Ihrer

artei herauslese – vor allen Dingen von Verboten ge-
rägt ist, investitionsfeindlich. Angesichts investitions-
indlicher Politik braucht man sich nicht zu wundern,
enn nicht in den Wohnungsbau investiert wird.

Wenn ich jemanden, der in Wohnungen und Immobi-
en investieren will, von vornherein mit investitions-
indlichen Restriktionen überziehe und ihm drohe, statt
nreize zu geben, brauche ich mich nicht zu wundern,
enn nicht gebaut wird. Gott sei Dank haben wir in
eutschland seit drei Jahren wieder einen anderen
rend. Es gibt eine steigende Zahl von Baugenehmigun-
en. Bis zur Wohnungsfertigstellung vergehen dann
och ein bis zwei Jahre.

Deswegen war es auch nicht schädlich, sondern rich-
g, dass wir den Ländern – Stichwort „Subsidiarität“ –
ei der letzten Mietrechtsnovelle flankierend die Mög-
chkeit gegeben haben, diese Mietpreisbremse einzu-
hren. Wir sind auch bereit, den Straftatbestand im
irtschaftsstrafrecht, über den ich gesprochen habe, zu

räzisieren, damit diese Norm in der Praxis auch An-
endung finden kann. Es wurde schon die Grenze von
0 Prozent genannt. Daran können wir arbeiten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dreimal um den heißen Brei!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724306300

Jetzt hat das Wort für die SPD-Fraktion der Kollege
ichael Groß.


(Beifall bei der SPD)



Michael Groß (SPD):
Rede ID: ID1724306400

Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau

räsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich bin
gelrecht dankbar für die Nachfragen, weil dadurch

och einmal deutlich wurde, dass es den Strang, an dem
ir alle gemeinsam ziehen sollten, gar nicht gibt. Wir
üssten auch gar nicht, in welche Richtung wir gemein-

am ziehen sollten.

Festzustellen ist, dass wir, seitdem Sie Minister sind,
err Ramsauer, weniger Neubauaktivitäten als in den
ier Jahren zuvor haben. Wenn man sich Ihre Leistungs-
ilanz ansieht, dann ist außer Runden Tischen und ange-
ündigten Eigenheimzulagen nichts zu erkennen. Es ist
eiterhin so, dass viele Menschen in den Städten dieser
epublik Angst haben, dass sie ihre Mieten nicht mehr
ezahlen können.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Aber nur, wenn Sie an die Regierung kommen!)


Sie haben von Rechtssicherheit und Investitionssi-
herheit gesprochen. Was haben wir denn darunter zu
erstehen, wenn Sie ein Mietrecht erlassen – es ist im
ai in Kraft getreten – und Ihre Bundeskanzlerin ein





Michael Groß


(A) )


)(B)

paar Wochen später auf einmal das Thema Mietpreissen-
kung entdeckt? Selbst diejenigen, die sich bisher auf Sie
haben verlassen können oder meinten, sich auf Sie
verlassen zu können, sind in den letzten Tagen ein wenig
verunsichert. Das kann man auch sehr gut nachvollzie-
hen.

Angesichts Ihrer jetzigen Aussagen und auch der
Aussagen aus der Regierungskoalition in den letzten
Wochen könnten die Leute in Deutschland den Eindruck
haben: Es gibt keine Probleme. All diejenigen, die
Wohngeld beantragen müssen, weil sie ein zu geringes
Einkommen haben, können sich beruhigt zurücklehnen
und müssen sich keine Sorgen machen, was ihre Da-
seinsvorsorge betrifft.

Sie befinden sich zurzeit in der Situation, erklären zu
müssen, warum es da ein Hin und Her gibt. Ich habe ge-
rade gelesen, dass einige Mitglieder der CDU von der
Kanzlerin einen Sonderparteitag erwarten bzw. verlan-
gen, weil sie sich übergangen fühlen. Natürlich kann ich
mir sehr gut vorstellen, warum Sie Probleme mit der
„Sozialen Stadt“ haben; denn dabei geht es darum, die
Menschen zu beteiligen und die Dinge letztendlich von
unten nach oben zu entwickeln.

Die Faktenlage ist eindeutig. Schon heute fehlen in
den Ballungsgebieten bzw. in den Universitätsstädten
250 000 Wohnungen. Der Mieterbund spricht von Woh-
nungsnot. Schon jetzt liegen in einigen Großstädten die
Leerstandsquoten bei unter 1 Prozent. Das heißt, dass
sich angesichts der steigenden Nachfrage in diesen Städ-
ten die Situation für Mieterinnen und Mieter weiter ver-
schärfen wird.

Zusätzlich steigt die Anzahl der Haushalte. Sie selber
gehen davon aus, dass die Anzahl der Haushalte auf über
41 Millionen steigen wird. Das wäre innerhalb weniger
Jahre eine Zunahme um 3 Millionen. Sie haben und ge-
ben darauf – wir haben es gerade erlebt – keine konkrete
Antwort.

Die Mieter haben Sie nicht im Blick. Sie haben zuge-
lassen, dass in einigen Regionen bei Wiedervermietun-
gen zurzeit Mieterhöhungen von über 30 Prozent
möglich sind. Das ist für normale Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer nicht tragbar. Sie wissen auch, dass
zurzeit eine Situation besteht, in der sich Familien und
Alleinerziehende, die eine Wohnung suchen, so vorkom-
men, als würden sie ausgegrenzt. Sie kommen für die
Vermieter als Mieter gar nicht infrage. Neben dem Geld
spielen dabei auch noch der soziale Status oder der Fa-
milienstand eine Rolle.

Wir brauchen ein Bündnis für bezahlbares Wohnen,
und wir müssen alle beteiligen. An dieser Stelle will ich
ausdrücklich allen Investoren und Eigentümern danken,
aber auch den Genossenschaften und den kommunalen
Wohnungsunternehmen, die sich am Wohnungsmarkt im
Interesse der Mieterinnen und Mieter engagieren; denn
sie müssen letztlich die sinnvolle Wohnungsbaupolitik,
die wir fordern, umsetzen.


(Beifall bei der SPD)



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(C (D Unser Ziel ist ein breit angelegtes Maßnahmenbündel r den Wohnungsbau: energetische Sanierung und fami enund altersgerechter Umbau von Häusern. Das alles uss eingebettet sein in eine Politik der „Sozialen tadt“. Ich bekenne mich hier zu diesem Programm. err Döring hat gerade gesagt, die SPD habe ein quasi ligiöses Verhältnis zum Programm „Soziale Stadt“. Ja, s war eines der wichtigsten Programme, und es ist es mer noch, auch mit Blick auf die Zukunft. Das hat da it zu tun, dass wir die Menschen unterstützen müssen, amit sie in ihren Wohnquartieren vernünftig leben könen. Es geht um Zusammenhalt, gute Nachbarschaft und arum, dass die Kinder eine Zukunft haben. Es ist notendig, für dieses Programm wesentlich mehr Geld in ie Hand zu nehmen. Wir dürfen die Mittel nicht daurnd kürzen, weil die Städte sonst letztendlich nicht ehr handlungsfähig sind. (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Regierungs-
oalition und lieber Herr Ramsauer, hören Sie auf mit
ebulösen Versprechen! Sorgen Sie für Planbarkeit und
vestitionssicherheit! Familien brauchen das, um ent-

cheiden zu können, wo sie leben, mieten oder bauen
ollen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724306500

Für die FDP-Fraktion hat die Kollegin Petra Müller

tzt das Wort.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Petra Müller (FDP):
Rede ID: ID1724306600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

er Wohnungsmarkt in Deutschland ist dynamisch. Ich
laube, darüber besteht in diesem Hohen Hause Einig-
eit. Das war es dann aber auch schon mit der Einigkeit.
iese Dynamik, die wir feststellen können, verdankt der
eutsche Wohnungsmarkt der kontinuierlichen Politik
er schwarz-gelben Koalition in den letzten vier Jahren.


(Lachen der Abg. Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Jawohl, das ist so.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Wir haben ein positives Investitionsklima erst mög-
ch gemacht. Die Eigentümerquote ist stetig angestie-
en. Sie liegt bei 46 Prozent. Das ist ein gutes Signal.
awohl! Der Wohnungsneubau in Deutschland zieht an.

ir hatten in 2012 7,4 Prozent mehr Baugenehmigun-
en. Auch das ist ein gutes Signal.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Und das alles ohne Eigenheimzulage!)


as ist ein gutes Signal für Mieter, für Vermieter, für In-
estoren und für die Immobilienwirtschaft.





Petra Müller (Aachen)



(A) )


)(B)

Auf dem Wohnungsmarkt findet ein Umbruch statt;
das ist richtig. Ballungsräume stehen massiv unter
Druck. Universitätsstädte und Großstädte platzen aus
allen Nähten. Das nehmen wir natürlich zur Kenntnis.
Die beste Garantie für niedrige Mieten ist ein breites
Wohnungsangebot für die Mieter. Ich zitiere den Minis-
ter: bauen, bauen, bauen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Eine Mietpreisbremse bzw. ein stärkeres Anziehen
der Mietpreisbremse – das ist Ihre Forderung, liebe Kol-
leginnen und Kollegen – ist kein Mittel gegen steigende
Mieten. Das ist kurzsichtig. Ich sage Ihnen heute: Sie
produzieren eine Wohnungsnot in den nächsten Jahren.
Schauen Sie nach Schweden; die haben uns das vorge-
macht. Man sollte aus den Fehlern der anderen lernen.

Größere Sanierungen im Wohnungsbestand wären
dann geradezu unmöglich. Wer bisher mit einer Ver-
gleichsmiete von 6 Euro pro Quadratmeter gerechnet
hat, muss heute bei gestiegenen Baukosten mit 8 Euro
rechnen. Wenn es zu einer Kappung kommt, wenn es zu
einer Begrenzung der Mieterhöhung auf 10 Prozent
kommt, dann landen wir bei 6,60 Euro. Da ist dann
Schluss. Welcher private Bauherr soll dann noch inves-
tieren?


(Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das müssen Sie der Kanzlerin erklären!)


Wie soll er damit sein Auskommen im Alter sichern?
Kein Bauherr würde Ihre Politik überleben. Sie vergiften
damit das Investitionsklima in Deutschland. Das darf ich
Ihnen hier sagen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Lösung ist doch, den Wohnungsbau zu fördern,
und nicht, ihn zu verhindern – ganz einfach. Deshalb
gibt es ganz klare Forderungen:

Erstens an die Kommunen: mehr Bauland ausweisen,
Nachverdichtungen möglich machen; bauen, bauen,
bauen. Denn nur durch mehr Wohnraum kann der Druck
vom Wohnungsmarkt genommen werden.

Zweitens. Unsere Aufgabe für die nächste Legislatur-
periode ist, die Bauprozesse zu beschleunigen. Bei den
Großprojekten haben wir das schon erfolgreich getan,
bei den kleinen müssen wir das jetzt auch machen. Das
wird der Mittelpunkt liberaler Politik in der Zukunft
sein.


(Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wollen wir mal sehen!)


Drittens. Die Grunderwerbsteuer muss sinken. Dies
ist eine berechtigte Forderung von uns an die Bundes-
länder; aber nein, sie wird erhöht, und die Grundstücke
werden teurer. Allen voran geht das SPD-geführte
Schleswig-Holstein mit 6,5 Prozent. Damit machen Sie
den Wohnungsbau kaputt, liebe Kolleginnen und Kolle-
gen.

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(C (D Last, but not least: Wohnungsbau und Klimapolitik ehören zusammen. Konvergenz – und nicht Konkurnz – ist hier das Stichwort. Die Mittel für die Wohnraumförderung – 518 Millioen Euro seitens des Bundes – müssen zweckgebunden erden. Dadurch wäre auch das Land Berlin, in dem der rößte Wohnungsmangel herrscht, verpflichtet, Sozialohnungen zu bauen. (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724306700

Frau Kollegin, möchten Sie eine Zwischenfrage von

rau Herlitzius zulassen?


Petra Müller (FDP):
Rede ID: ID1724306800

Nein.


(Zuruf von der SPD: Oh!)


250 000 neue Wohnungen im Jahr – das ist die Marke,
ie wir erreichen wollten. Sie ist in Sicht, sie ist fast er-
icht. Wir Liberale wollen diesen positiven Trend wei-
r fördern. Mietpreisbremse stoppt Entwicklung. Dies
ird bereits durch das Wort Bremse ausgedrückt; das
ann man sich so vielleicht ganz gut merken.

Ich bedanke mich bei Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724306900

Jetzt hat das Wort für die CDU/CSU-Fraktion der

ollege Gero Storjohann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Gero Storjohann (CDU):
Rede ID: ID1724307000

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! 80 Prozent der deutschen Bevölkerung leben in
ebieten mit sehr wohl ausgeglichenen Wohnverhältnis-

en, und 20 Prozent der Bevölkerung wohnen in größe-
n Städten. Insbesondere dort kommt es in den begehr-
n Lagen in den Zentren zu Engpässen bei günstigem
ohnraum. Das ist hier schon mehrfach festgestellt wor-

en und auch nichts Neues.

Wir haben auch festgestellt, dass hier eine gemein-
ame Verantwortung von Bund, Ländern und Kommu-
en besteht. Wir wissen auch, dass die Verantwortung
esonders bei den Ländern und den Kommunen liegt
nd dass der Bund seine Rolle hierbei abgegeben hat,
ber dennoch zu seiner Verantwortung steht. Besonders
den SPD-regierten Ländern wollen wir einfordern,

ass mehr Bauland ausgewiesen wird, gerade auch in
en Innenstadtlagen, und dass dort Verdichtungen erfol-
en können.


(Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das passiert doch!)






Gero Storjohann


(A) )


)(B)

Auch die Genehmigungsverfahren zum Umbau von Ge-
werbeimmobilien zu Wohnhäusern müssen beschleunigt
werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Nicht nur im Bereich des regulären Wohnungsbaus
– die Zahlen steigen –, sondern auch im sozialen Woh-
nungsbau macht diese Bundesregierung mit Minister
Peter Ramsauer einen guten Job. Das kann man nicht
von allen Landesregierungen sagen. Einige Landesregie-
rungen haben hier nachzubessern. Damit meine ich nicht
meine Landesregierung in Schleswig-Holstein. Sie hat
beim sozialen Wohnungsbau immer ihren Job gemacht
und ist ein Vorbild. Einige Länder haben dies jetzt
kapiert und werden entsprechend nacharbeiten.

Das Ziel, dass Kommunen, Länder und Bund ver-
stärkt tätig werden und ihre Verantwortung wahrneh-
men, sollte uns alle einen; denn Wohnungspolitik ist
nicht Parteipolitik, sondern sie dient der Grundversor-
gung, zu der wir alle gemeinsam stehen müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir stehen dazu. Es gibt unterschiedliche Zahlen. Die
Zahlen, die mir vorliegen, besagen, dass jedes Jahr
17 Milliarden Euro für Wohnen, für die Kosten der Un-
terkunft und Wohngeld ausgegeben werden. Das ist ein
Batzen Geld; das ist politisch so gewollt. Seit der Föde-
ralismusreform 2007 hat der Bund den Ländern jährlich
518 Millionen Euro für die soziale Wohnraumförderung
an die Hand gegeben. Eigentlich haben wir das im guten
Glauben gemacht. Wir sind davon ausgegangen, dass die
Länder dieses Geld selbstverständlich für die Wohn-
raumförderung einsetzen und nicht für das Abzahlen von
Altverträgen nutzen. Dies muss man nicht unbedingt ge-
setzlich festlegen; denn das ist eigentlich eine Selbstver-
ständlichkeit.


(Beifall des Abg. Wolfgang Zöller [CDU/ CSU])


Alle, die Verantwortung tragen, können ihre Länder an
diese Selbstverständlichkeit erinnern.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Mit dem neuen Mietrecht ab 1. Mai dieses Jahres ha-
ben wir ein wirksames Instrument geschaffen, welches
den Ländern die Möglichkeit gibt, den Anstieg der Mie-
ten vor Ort bremsen zu können. Die Länder haben nun
die Möglichkeit, mit einer Kappungsgrenze von 15 Pro-
zent auf diesem Markt zu wirken. Sie müssen natürlich
einen entsprechenden Beschluss herbeiführen. Es ist un-
ser Wunsch, dass sie genau definieren, welche Gebiete
besonders belastet sind und welche Gebiete mit einer
Kappungsgrenze von 15 Prozent versehen werden. Dann
ist es auch die Aufgabe der Länder, in diesen Gebieten
besonders zu fördern und dort für eine Marktberuhigung
zu sorgen. Nur zu kappen und nichts weiter zu tun, das
kann nicht die Lösung sei.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Die Länder sind ebenfalls am Zug, wenn es darum
eht, das Bauen für Investoren attraktiver zu machen.
azu trägt die Erhöhung der Grunderwerbsteuer nicht
ei. Ich verstehe das natürlich, weil die Grunderwerb-
teuer reines Landesgeld ist. Aber eine 6,5-prozentige
runderwerbsteuer ist ein Programm zur Verhinderung
on Neubau und kein Programm zur Beschleunigung
on Neubau. Auch das muss ganz deutlich gesagt wer-
en.

In Deutschland hat niemand mehr Wohnungen priva-
siert als SPD, Grüne und Linke zusammen.


(Sebastian Körber [FDP]: Hört! Hört!)


er SPD-Fraktionsvorsitzende Steinmeier, der ja gleich
um nächsten Tagesordnungspunkt sprechen wird,
eichnete als Chef des Kanzleramtes mit dafür verant-
ortlich, dass 200 000 Eisenbahnerwohnungen des
undes privatisiert wurden. Der SPD-Kanzlerkandidat
teinbrück war als Finanzminister dafür verantwortlich,
ass 86 000 Wohnungen der BfA privatisiert wurden.
in rot-grüner Senat hat in Berlin vor ein paar Jahren die
SW veräußert; es handelte sich dabei um die größte
ommunale Wohnungsbaugesellschaft, die es in Berlin
ab.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer? Ein rot-grüner Senat? Haben Sie „rot-grün“ gesagt? Das nehmen Sie sofort zurück! Das war Rot-Rot! Wir haben damit nichts zu tun!)


Rot-Rot? Meinetwegen; noch schlimmer. Aber ange-
ichts dessen, was Sie immer so sagen, habe ich fast den
indruck, dass auch Sie da immer zugestimmt haben.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Frau Künast schämt sich für die SPD!)


In Baden-Württemberg hat die grün-rote Landesregie-
ng – die grün-rote Landesregierung, Frau Künast – erst

or kurzem 22 000 Wohnungen der Landesbank Baden-
ürttemberg veräußert. Stehen Sie denn wenigstens

azu?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Oliver Luksic [FDP]: Aha! Das ist ja interessant! – Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Tja, da hat sie wohl ein Eigentor geschossen!)


re Äußerungen sind nicht immer unbedingt stringent,
enn es um Argumente geht.

Jetzt zur berühmten Mietpreisdeckelung. 60 Prozent
er Vermieter in Deutschland sind private Vermieter,
uch Kleinvermieter,


(Petra Müller [Aachen] [FDP]: Genau! Da geht es um Alterssicherung!)


nd 40 Prozent sind Profis. Bei den Profis mache ich mir
berhaupt keine Sorgen; sie passen auf, dass die Mieten
uch in Anbetracht der Inflation regelmäßig angepasst
erden. Bei den privaten Vermietern ist das anders. Sie
aben ein gutes Verhältnis zu ihren Mietern, und sie





Gero Storjohann


(A) )


)(B)

trauen sich nicht immer, ein solches Gespräch zu führen.
Von privaten Vermietern wird die Miete in der Regel
dann angepasst, wenn es einen Mieterwechsel gibt. Vor
diesem Hintergrund müssen wir sehr wohl aufpassen,
dass wir keine falschen Regelungen einführen, die dann
dafür sorgen würden, dass auch private Vermieter ge-
zwungenermaßen Mietpreissteigerungen durchsetzen.
Das ist also ein kompliziertes Thema, bei dem es keine
einfachen Lösungen gibt.

Was die Menschen insgesamt bewerten, ist die Brut-
tomiete. Sie ist in Deutschland insgesamt gestiegen,
auch infolge vieler politischer Entscheidungen im Hin-
blick auf die Nebenkosten; es ist der Strom, es ist die
Heizung, es sind die Grundsteuern. Das alles hat sich in
der letzten Zeit sehr stark verteuert, während die Netto-
miete ziemlich stabil geblieben und in geringerem Maße
als die Inflationsrate gestiegen ist.


(Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, das stimmt so nicht! Das ist falsch!)


In Deutschland insgesamt sind die Nettokaltmieten
in den vergangenen 20 Jahren um 9,4 Prozent von
5,04 Euro pro Quadratmeter auf 5,51 Euro pro Quadrat-
meter gestiegen. Inflationsbereinigt bedeutet das, dass
wir heute für das Wohnen weniger bezahlen als 1992.
Die Inflation ist im gleichen Zeitraum um 40 Prozent
gestiegen. Damit liegen die realen Mieten unter dem
Niveau von vor 20 Jahren. Das ist die Realität. Dennoch
verkenne ich nicht, dass wir in manchen Innenstadtlagen
extrem große Probleme haben. Es gibt auch Probleme
mit schwarzen Schafen. Diesen schwarzen Schafen
möchten wir als Union gerne das Handwerk legen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Volker Kauder [CDU/CSU]: Wir möchten nicht nur, wir werden!)


Deswegen finde ich es richtig, dass wir eine starke
Kanzlerin haben, die die Probleme, die sie erkennt, auch
aufgreift.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


– Die Begeisterung steigt, weil die Kanzlerin gerade den
Saal betreten hat und jetzt auf der Regierungsbank Platz
nimmt.

Das Problem in den Innenstadtlagen werden wir an-
packen, aber so, dass es kein Abwürgen gibt, sondern
dass die Investoren weiterhin mit Zuversicht in den
Wohnungsbau investieren können. Die Anhörung ges-
tern im Ausschuss hat ja auch ergeben: Eine Beschrän-
kung bezüglich der Mieten kann nur eine Lösung für drei
Jahre sein, sie darf nicht für immer gelten. Für einen
gewissen Zeitraum können wir als Union diesen Weg
mitgehen. Wir werden jetzt verantwortungsvoll ausar-
beiten, wie das genau gemacht werden kann.

Zum Schluss: Der Hauptpunkt, der die ganze Woh-
nungswirtschaft umtreibt, sind die Vorstellungen bzw.
Forderungen der Grünen im Hinblick auf eine Vermö-
gensteuer.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Patrick Döring [FDP])


ie Grünen fordern eine Vermögensteuer, ohne zu ah-
en, was das für Auswirkungen auf die Investoren hat.

Wohnungsbestand ist diese Position fatal: Das Be-
iebsvermögen der Wohnungsunternehmen besteht zu
0 Prozent aus Grundbesitz. Wir sprechen in diesem Be-
ich nicht etwa von Renditen zwischen 10 und 15 Pro-

ent, sondern von Renditen zwischen 2 und 4 Prozent.


(Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht nur um natürliche Personen, Herr Storjohann!)


enn dann auch noch mit einer Vermögensteuer einge-
riffen wird, wird das Neubau eher verhindern und zu ei-
er nochmaligen Steigerung der Mieten führen; denn das
lles muss – Sie wissen ganz genau, wie das geht, Frau
agner – natürlich auf die Betriebskostenabrechnung

mgelegt werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das zahlt die Parteikasse der Grünen! – Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht nicht um Wohnungsunternehmen!)


Meine Damen und Herren, die Union steht für eine
ut aufgestellte Wohnungsbaupolitik. Davon profitieren
lle: die Vermieter und die Mieter. Wir werden den An-
ag der Linken zum bedarfsgerechten Wohnen heute an
en Ausschuss überweisen. Bei den anderen Anträgen
lgen wir der Beschlussempfehlung des Ausschusses.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724307100

Das Wort hat jetzt die Kollegin Ute Kumpf für die

PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Ute Kumpf (SPD):
Rede ID: ID1724307200

Sehr geehrte Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Herr Minister Ramsauer, wir haben auch
robleme mit Ihnen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


s ist nicht so, dass wir hier die Situation schlechtreden.
er Kollege Kauder betont immer wieder, dass Politik
amit beginnt, die Wirklichkeit wahrzunehmen. Unser
indruck ist, dass Sie die Wirklichkeit nicht wahrneh-
en, dass Sie sie ausblenden. Sie reden Ihre Bilanz

chön.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ie wollen nicht wahrnehmen – dabei wird die Zahl im-
er wieder betont –, dass zurzeit 250 000 bezahlbare
ohnungen fehlen


(Petra Müller [Aachen] [FDP]: Nein! Das habe ich nicht gesagt! Sie sind fast da!)






Ute Kumpf


(A) )


)(B)

und dass, wenn die derzeitige Politik fortgesetzt wird,
2025 1 Million Wohnungen fehlen werden.


(Petra Müller [Aachen] [FDP]: Nein!)


Sie wollen auch nicht wahrnehmen, dass die Mieten
in nicht wenigen Ballungszentren – nicht nur in Überhit-
zungsregionen – exorbitant steigen, dass Verdrängungs-
prozesse ablaufen, dass sich die Segregation beschleu-
nigt. Was Sie auch nicht wahrnehmen wollen, ist der
Protest der Mieter und Mieterinnen, die sich nicht nur
gegen die erhöhten Mieten, sondern auch gegen das von
der Koalition veränderte Mietrecht wenden und nicht nur
in Berlin, sondern auch an anderen Orten auf die Straße
gehen.

Sie wollen auch nicht wahrnehmen, dass die steigen-
den Energiekosten gerade Haushalte mit kleinem Ein-
kommen an die Armutsgrenze treiben. Wer ein Drittel
seines Einkommens für Wohnen und für Energie ver-
wenden muss – bei kleinen Haushalten sind es sogar
50 Prozent –, muss an anderer Stelle sparen: an Kultur,
an Bildung, an Freizeit. Das ist unsozial.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Die Kanzlerin ist eine kluge Frau. Sie ist jetzt gerade
irgendwo hier im Saal unterwegs; wahrscheinlich wirbt
sie für ihre Mietpreisbremse.


(Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! Sie erklärt den Fraktionen ihre Mietpreisbremse!)


Sie hat die Notbremse gezogen und schließt sich jetzt
unserer Forderung an, eine solche Mietpreisbremse ein-
zuführen – eine kluge Entscheidung, eine richtige Ent-
scheidung.


(Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie hilft noch der FDP auf die Sprünge! Die Kanzlerin kümmert sich!)


Meine Damen und Herren von der Koalition, Sie ha-
ben heute die Möglichkeit, Ihrer Kanzlerin schon jetzt zu
folgen: indem Sie unseren Anträgen zustimmen. Sie
müssen nicht Ihren Parteitag abwarten, Sie können sich
hier einen Ruck geben und eine Kehrtwende einlegen.
Unterstützen Sie einfach unsere Anträge!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Guter Vorschlag!)


– Genau, das ist ein guter Vorschlag.

Wir wollen nämlich eine Rückkehr zu einem sozial
ausgewogenen Mietrecht. Wir wollen, dass die Energie-
wende und die energetische Sanierung sozial gerecht ge-
staltet werden. Wir wollen, dass die Maklergebühren neu
geregelt werden: Wer bestellt, der bezahlt.

Ein soziales Mietrecht ist die eine Seite. Dass neue
Wohnungen gebraucht werden, ist die andere Seite. Da
sind wir uns auch einig, glaube ich.

Dafür müssen Sie aber die entsprechenden Instru-
mente in die Hand nehmen. Deswegen sind wir dafür,

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B

(C (D ass die Länder bis 2019 entsprechende Mittel zur Vergung gestellt bekommen – und nicht nur bis 2015; das reift viel zu kurz. Diese Mittel müssen die Länder dann tsächlich für den Wohnungsbau verwenden und nicht r das Stopfen der Haushaltslöcher. Erlauben Sie mir zum Schluss noch ein Wort zur tädtebauförderung. Die Stadtund Quartiersentwickng ist eine entscheidende Zukunftsaufgabe, aus der ich die schwarz-gelbe Bundesregierung seit drei Jahren urückgezogen hat. (Petra Müller [Aachen] [FDP]: Sie nehmen aber zur Kenntnis, dass wir neue Programme aufgelegt haben?)


ür die Städtebauförderung werden seitens des Bundes
Haushalt 2013 nur 455 Millionen Euro in die Hand

enommen. Das sind 20 Prozent weniger als 2009, Frau
üller. Herr Ramsauer hat wohl das kleine Einmaleins

erlernt. Oder ist das etwa das bayerische Einmaleins:
ine Verringerung soll auf einmal eine Verstetigung oder
onsolidierung sein?

Sie haben in dieser Legislaturperiode beim Programm
Soziale Stadt“ den Rückwärtsgang eingelegt. Wir von
er SPD – Sie könnten uns folgen – wollen hier wieder
as geben und mehr Mittel einstellen, nämlich 700 Mil-
onen Euro, damit die Menschen mitentscheiden, mitge-
talten und Anteil an der Zukunftsgestaltung ihrer Städte
nd Stadtteile nehmen können; denn die Menschen sind
ie Seele unserer Städte und Gemeinden.

Wir wollen gemeinsam mit den Ländern, den Kom-
unen, den Mieter- und Sozialverbänden, der Bau- und
ohnungswirtschaft, den Wohnungsgenossenschaften

nd den Gewerkschaften ein Bündnis für bezahlbares
ohnen und eine sozial gerechte Stadt schließen. Schlie-

en Sie sich uns an. Heute ist noch Zeit dazu. Wir sind
en Menschen gegenüber dazu verpflichtet.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724307300

Für die FDP-Fraktion gebe ich das Wort dem Kolle-

en Sebastian Körber.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Sebastian Körber (FDP):
Rede ID: ID1724307400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ir sollten uns in dieser Debatte wieder den Zahlen und

akten zuwenden. Schauen wir uns einmal die aktuellen
ensusergebnisse an. Ich empfehle das besonders der
ollegin Künast und dem Kollegen Pronold; Frau
umpf, ein Blick darauf würde auch Ihnen sicher nicht

chaden.


(Ute Kumpf [SPD]: Lesen schadet nie!)


ie kaprizieren sich hier immer auf die Mietmärkte in
eutschland. Schauen wir uns einfach einmal an, welche
eerstände bei uns in Bayern – lieber Kollege Pronold,
h spreche Sie da besonders an – teilweise herrschen.
ei mir zu Hause in Oberfranken haben wir eine





Sebastian Körber


(A) )


)(B)

Leerstandsquote von etwa 5,4 Prozent. In den östlichen
Teilen Deutschlands liegt sie teilweise bei 10 Prozent.

Es ist doch augenscheinlich, dass man in Ballungsräu-
men, in denen die Leerstandsquote ganz minimal ist,
wenn wir sie dort überhaupt noch vorfinden, neue Woh-
nungen bauen muss; denn zusätzlichen Wohnraum kann
man dort ausschließlich in Form von Neubau schaffen.
Deshalb müssen wir alles dafür tun, dass es sich auch
lohnt und rechnet, Neubau in den Ballungsräumen in
Deutschland zu betreiben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Es ist klar, das wir Anreize setzen müssen, um die Inves-
titionen dort zu erhöhen, etwa durch eine degressive
AfA.


(Florian Pronold [SPD]: Warum haben Sie es denn nicht gemacht? Vier Jahre hatten Sie Zeit!)


Schauen Sie sich die Zahlen des Zensus an – ich stelle
sie Ihnen gerne zur Verfügung –: 60 Prozent der Miet-
wohnungen werden von privaten Vermietern vermietet.
Dazu gehören auch Eigentumswohnungen, Frau Kolle-
gin Wagner. Eigentumswohnungen werden von den
Menschen nicht nur selbst genutzt, sondern auch vermie-
tet, weil jemand beispielsweise seine Altersvorsorge da-
durch absichert.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Das dürfen wir nicht vergessen. Sie tun immer so, als ob
in Deutschland eine ganz andere Welt herrscht.

Wir haben als schwarz-gelbe Regierungskoalition
schon sehr viele positive Punkte umgesetzt. Das hören
Sie nicht so gerne; ich weiß. Dabei wissen Sie, dass das
wirklich gut ist. Schauen Sie sich nur einmal die
Planungsrechtsnovelle an, mit der wir den Kommunen
gezielt Erleichterungen einräumen, sodass dort etwa
Umnutzungen erfolgen können. Das ist zum Beispiel bei
Konversionsflächen, bei alter Bausubstanz ganz wichtig,
weil diese dann einfacher umgenutzt werden können.

Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, hier
können wir die Kommunen nicht aus der Verantwortung
entlassen. Das Baurecht in Deutschland sieht nun einmal
so aus, dass die Kommune die Planungshoheit hat.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf von der FDP: Richtig! Die müssen das Bauland schaffen und nicht wir!)


Das hören Sie natürlich auch nicht gerne; denn die größ-
ten Städte werden von der SPD regiert – allen voran
München, lieber Florian Pronold. Dort werden übrigens
die Ziele, die der Münchner Oberbürgermeister sich
selbst gesetzt hat, bei weitem nicht erfüllt.


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


Wir haben auch mit dem Mietrechtsänderungsgesetz
die richtigen Anreize gesetzt, damit es sich etwa lohnt,
energetisch zu sanieren. Frau Bundesministerin

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(C (D eutheusser-Schnarrenberger hat, wie ich finde, ein sehr utes Gesetz vorgelegt, das dazu beiträgt, dass wieder ezielt Anreize gesetzt werden. Ihre Vermögensteuerläne würden dazu führen, dass es sich bald für niemanen mehr lohnt und es für niemanden einen Anreiz gibt, in Haus zu bauen oder zu kaufen und zu sanieren. Da önnen wir Sie nicht herauslassen, und das werden wir uch nicht. Wenn ich mir jetzt Ihre Pläne von der sogenannten ietpreisbremse anschaue, dann frage ich mich, was Sie a eigentlich machen wollen. Sie wollen regulativ einreifen, sodass bald bestimmte Mieten vorgegeben weren. Das wollen Sie damit doch im Prinzip erreichen. (Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer? Wir oder die Kanzlerin?)


as werden wir ganz klar ablehnen, weil dann überhaupt
ein Anreiz mehr bestehen würde, Neubau zu betreiben.
iese Anreize würden zurückgesetzt.


(Florian Pronold [SPD]: Reden Sie mit der Kanzlerin oder vom SPD-Vorschlag? Wen meinen Sie denn?)


Ich habe Ihnen zugehört, Herr Pronold. Sie dürfen sich
a nicht in die Irre führen lassen: Sie setzen die Anreize
infach zurück. Es gibt dann für niemanden mehr einen
nreiz, etwas zu bauen. Das ist das Problem.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Schauen Sie sich doch die Zensuszahlen an; ich stelle
ie Ihnen gleich gerne zur Verfügung. Was ist denn der
ächste Schritt? Irgendwann wollen Sie dann auch noch
ie Mieten staatlich festlegen. Das wäre eine „DDR
ght“.


(Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! Freiheit statt Sozialismus!)


o etwas wollen doch eigentlich nur noch manche Kolle-
en von der Linken. So sieht das doch aus.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Ich halte diesen Gutmenschenwahlkampf, den Sie
ier vorgeben betreiben zu wollen, wirklich für grund-
lsch. Sie spielen mit den Ängsten der Mieterinnen und
ieter. Das ist falsch. Wir brauchen ausreichend bezahl-

aren Wohnraum. Das ist der beste Mieterschutz.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724307500

Damit schließe ich die Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage auf
rucksache 17/13552 an die in der Tagesordnung aufge-
hrten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-

erstanden? – Das ist der Fall. Dann ist das so beschlos-
en.





Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt


(A) )


)(B)

Tagesordnungspunkt 5 b. Wir kommen zur Beschluss-
empfehlung des Ausschusses für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung zu dem Antrag der Fraktion der SPD
sowie des Bündnisses 90/Die Grünen mit dem Titel
„Programm ‚Soziale Stadt‘ zukunftsfähig weiterentwi-
ckeln – Städtebauförderung sichern“. Der Ausschuss
empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Druck-
sache 17/12453, den Antrag der Fraktionen von SPD
und Bündnis 90/Die Grünen abzulehnen. Wer stimmt für
diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? –
Enthaltungen? – Damit ist die Beschlussempfehlung an-
genommen. Zugestimmt haben CDU/CSU und FDP, da-
gegen SPD, Bündnis 90/Die Grünen und die Linke.

Abstimmung über die Beschlussempfehlung des
Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
auf Drucksache 17/13776. Der Ausschuss empfiehlt
unter Buchstabe a seiner Beschlussempfehlung die Ab-
lehnung des Antrags der Fraktion der SPD auf Druck-
sache 17/12485 mit dem Titel „Bezahlbares Wohnen in
der sozialen Stadt“. Wir stimmen nun über Buchstabe a
der Beschlussempfehlung auf Verlangen der Fraktion
der SPD namentlich ab. Ich bitte die Schriftführerin-
nen und Schriftführer, ihre Plätze einzunehmen. – Sind
alle Plätze an den Urnen besetzt? – Das ist der Fall.
Dann eröffne ich die Abstimmung.

Ist ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
Stimme noch nicht abgeben konnte? – Das ist nicht der
Fall. Dann schließe ich die Abstimmung und bitte die
Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der Auszäh-
lung zu beginnen. Das Ergebnis wird Ihnen später be-
kannt gegeben.1)

Da wir jetzt eine Reihe von Abstimmungen durchzu-
führen haben, bitte ich Sie sehr, sich in die Reihen zu be-
geben, damit die Übersichtlichkeit gewahrt bleibt.

Wir setzen die Abstimmung über die Beschlussemp-
fehlung des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadtent-
wicklung auf Drucksache 17/13776 fort.

Unter Buchstabe b empfiehlt der Ausschuss die Ab-
lehnung des Antrags der Fraktion Die Linke auf Druck-
sache 17/12481 mit dem Titel „Wohnungsnot bekämp-
fen – Sozialen Wohnungsbau neu starten und zum Kern
einer gemeinnützigen Wohnungswirtschaft entwickeln“.
Wer stimmt für die Beschlussempfehlung? – Wer stimmt
dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung
ist angenommen bei Zustimmung durch die Koalitions-
fraktionen und die SPD. Die Linke war dagegen, Bünd-
nis 90/Die Grünen haben sich enthalten.

Unter Buchstabe c seiner Beschlussempfehlung emp-
fiehlt der Ausschuss die Ablehnung des Antrags der
Fraktion Die Linke auf Drucksache 17/11696 mit dem
Titel „Wohn- und Mietensituation von Studierenden ver-
bessern“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? –
Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschluss-
empfehlung ist angenommen mit dem gleichen Stim-
menverhältnis wie bei der letzten Abstimmung.

s

1) Ergebnis Seite 30737 D

(C (D Jetzt rufe ich die Tagesordnungspunkte 54 a bis 54 f owie Zusatzpunkte 2 a bis 2 l auf: 54 a)

brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung
des Bundeszentralregistergesetzes und anderer
registerrechtlicher Vorschriften zum Zweck der
Zulassung der elektronischen Antragstellung
bei Erteilung einer Registerauskunft
– Drucksache 17/13616 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie

b) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ände-
rung des Handelsgesetzbuchs
– Drucksache 17/13617 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO

c) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten
Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des
Zwölften Buches Sozialgesetzbuch
– Drucksache 17/13662 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales

d) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten
Entwurfs eines Gesetzes über die Zusammenar-
beit von Bund und Ländern in Angelegenhei-
ten der Europäischen Union (EUZBLG)

– Drucksache 17/13665 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union (f)

Auswärtiger Ausschuss
Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Haushaltsausschuss

e) Erste Beratung des von den Fraktionen CDU/
CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur
Änderung des Europawahlgesetzes
– Drucksache 17/13705 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

f) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Tobias Lindner, Oliver Krischer, Ute Koczy,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN
Nachhaltige und gerechte Rohstoffpolitik –
Innovationsstrategie für die Wirtschaft
– Drucksache 17/13568 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung





Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt


(A) )


)(B)

ZP 2 a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/
CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Ge-
setzes zu dem Vertrag vom 2. April 2013 über
den Waffenhandel

– Drucksache 17/13708 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Verteidigungsausschuss

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Bettina
Herlitzius, Daniela Wagner, Stephan Kühn, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Weiterentwicklung der Stadtumbauprogramme
Ost und West im Rahmen der Städtebauförde-
rung

– Drucksache 17/12508 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Innenausschuss
Haushaltsausschuss

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Thilo
Hoppe, Dr. Valerie Wilms, Ute Koczy, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN

Für universelle Nachhaltigkeitsziele – Entwick-
lungs- und Umweltagenda zusammenführen

– Drucksache 17/13727 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (f)

Auswärtiger Ausschuss
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

d) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Bärbel Kofler, Dr. h. c. Gernot Erler, Ulla
Burchardt, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der SPD

Für eine nachhaltige Entwicklungsagenda ab
2015 – Millenniumsentwicklungsziele und
Nachhaltigkeitsziele gemeinsam gestalten

– Drucksache 17/13762 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (f)

Auswärtiger Ausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

(C (D e)

Forschung und Technikfolgenabschätzung (18.
Ausschuss) gemäß § 56 a der Geschäftsordnung

Technikfolgenabschätzung (TA)


Konzepte der Elektromobilität und deren Be-
deutung für Wirtschaft, Gesellschaft und Um-
welt

– Drucksache 17/13625 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

f) Beratung des Berichts des Ausschusses für Bil-
dung, Forschung und Technikfolgenabschätzung

(18. Ausschuss) gemäß § 56 a der Geschäftsord-

nung

Technikfolgenabschätzung (TA)


Ökologischer Landbau und Bioenergieerzeu-
gung – Zielkonflikte und Lösungsansätze

– Drucksache 17/13626 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

g) Beratung des Berichts des Ausschusses für Bil-
dung, Forschung und Technikfolgenabschätzung

(18. Ausschuss) gemäß § 56 a der Geschäftsord-

nung

Technikfolgenabschätzung (TA)


Zukunft der Automobilindustrie

– Drucksache 17/13672 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

h) Beratung des Berichts des Ausschusses für Bil-
dung, Forschung und Technikfolgenabschätzung

(18. Ausschuss) gemäß § 56 a der Geschäftsord-

nung

Technikfolgenabschätzung (TA)


Die Versorgung der deutschen Wirtschaft mit
Roh- und Werkstoffen für Hochtechnologien –
Präzisierung und Weiterentwicklung der deut-
schen Rohstoffstrategie

– Drucksache 17/13673 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung





Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt


(A) )


)(B)

i) Beratung der Unterrichtung durch den Bundesbe-
auftragten für den Datenschutz und die Informa-
tionsfreiheit

Tätigkeitsbericht zur Informationsfreiheit
2008 und 2009

– Drucksache 17/1350 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und
Geschäftsordnung
Sportausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für Kultur und Medien

j) Beratung der Unterrichtung durch den Bundesbe-
auftragten für den Datenschutz und die Informa-
tionsfreiheit

Tätigkeitsbericht 2009 und 2010 des Bundes-
beauftragten für den Datenschutz und die In-
formationsfreiheit

– 23. Tätigkeitsbericht –

– Drucksache 17/5200 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Petitionsausschuss
Sportausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für Kultur und Medien

k) Beratung der Unterrichtung durch den Bundesbe-
auftragten für den Datenschutz und die Informa-
tionsfreiheit

Tätigkeitsbericht zur Informationsfreiheit für
die Jahre 2010 und 2011

– Drucksache 17/9100 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und
Geschäftsordnung
Sportausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für Kultur und Medien

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(C (D l)

auftragten für den Datenschutz und die Informa-
tionsfreiheit

Tätigkeitsbericht 2011 und 2012 des Bundes-
beauftragten für den Datenschutz und die In-
formationsfreiheit

– 24. Tätigkeitsbericht –

– Drucksache 17/13000 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und
Geschäftsordnung
Sportausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für Kultur und Medien

Hier geht es um Überweisungen im vereinfachten
erfahren ohne Debatte.

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlagen an
ie in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse zu
berweisen. – Sie sind damit einverstanden. Dann ge-
chieht das so.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 55 a bis o auf. Hier
andelt es sich um die Beschlussfassung zu Vorlagen,
u denen keine Aussprache vorgesehen ist.

Tagesordnungspunkt 55 a:

Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat
eingebrachten Entwurfs eines … Gesetzes zur
Änderung des Öko-Landbaugesetzes

– Drucksache 17/12855 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbrau-
cherschutz (10. Ausschuss)


– Drucksache 17/13736 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Hans-Georg von der Marwitz
Heinz Paula
Dr. Christel Happach-Kasan
Alexander Süßmair
Cornelia Behm

Der Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
erbraucherschutz empfiehlt in seiner Beschlussempfeh-
ng auf Drucksache 17/13736, den Gesetzentwurf des
undesrates auf Drucksache 17/12855 in der Ausschuss-
ssung anzunehmen. Wer möchte dem Gesetzentwurf

ustimmen? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Damit
t der Gesetzentwurf in zweiter Beratung bei Zustim-
ung durch die Koalitionsfraktionen angenommen. Die
ppositionsfraktionen haben sich enthalten.

Dritte Beratung

nd Schlussabstimmung. Wer zustimmen will, möge
ich bitte erheben. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? –





Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt


(A) )


)(B)

Dies ist in dritter Beratung mit dem gleichen Stimmen-
verhältnis wie vorher angenommen.

Tagesordnungspunkt 55 b:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(3. Ausschuss)

Koenigs, Kerstin Müller (Köln), Volker Beck

(Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Die Anwendung der Administrativhaft und
willkürliche Festnahmen durch israelische
und palästinensische Sicherheitskräfte verur-
teilen

– Drucksachen 17/11166, 17/11742 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Joachim Hörster
Günter Gloser
Dr. Rainer Stinner
Stefan Liebich
Kerstin Müller (Köln)


Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfeh-
lung auf Drucksache 17/11742, den Antrag der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/11166 abzu-
lehnen. Wer stimmt für die Beschlussempfehlung? – Wer
stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussemp-
fehlung ist angenommen bei Zustimmung durch die
Koalitionsfraktionen und Gegenstimmen durch die Op-
positionsfraktionen.

Tagesordnungspunkt 55 c:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(3. Ausschuss)

Koenigs, Kerstin Müller (Köln), Volker Beck

(Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Die Gaza-Blockade beenden

– Drucksachen 17/11167, 17/11743 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Joachim Hörster
Günter Gloser
Dr. Rainer Stinner
Wolfgang Gehrcke
Kerstin Müller (Köln)


Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfeh-
lung auf Drucksache 17/11743, den Antrag der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/11167 abzu-
lehnen. Wer stimmt für die Beschlussempfehlung? – Wer
stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussemp-
fehlung ist angenommen; die Koalition war dafür, die
Opposition dagegen.

Tagesordnungspunkt 55 d:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Menschenrechte und
Humanitäre Hilfe (17. Ausschuss) zu dem Antrag
der Abgeordneten Annette Groth, Katrin Werner,

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(C (D Wolfgang Gehrcke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE Freiheit für Mumia Abu-Jamal – Drucksachen 17/8916, 17/12923 – Berichterstattung: Abgeordnete Michael Frieser Angelika Graf Marina Schuster Annette Groth Volker Beck Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehng auf Drucksache 17/12923, den Antrag der Fraktion ie Linke auf Drucksache 17/8916 abzulehnen. Wer timmt für die Beschlussempfehlung? – Wer stimmt daegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist ngenommen bei Zustimmung durch CDU/CSU, FDP nd SPD. Bündnis 90/Die Grünen haben sich enthalten, ie Linke hat dagegen gestimmt. Tagesordnungspunkt 55 e: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz dem Antrag der Abgeordneten Friedrich Ostendorff, Cornelia Behm, Harald Ebner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Tiergerechte Legehennenhaltung stärken – Drucksachen 17/12842, 17/13285 – Berichterstattung: Abgeordnete Dieter Stier Heinz Paula Dr. Christel Happach-Kasan Alexander Süßmair Friedrich Ostendorff Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehng auf Drucksache 17/13285, den Antrag der Fraktion ündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/12842 abzuhnen. Wer stimmt für die Beschlussempfehlung? – Wer timmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussemphlung ist angenommen bei Zustimmung durch die oalitionsfraktionen und Gegenstimmen durch die Opositionsfraktionen. Tagesordnungspunkt 55 f: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Antrag der Abgeordneten Ralph Lenkert, Karin Binder, Eva Bulling-Schröter, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE Ressourcenschutz durch Vorgabe einer Mindestnutzungsdauer für technische Produkte – Drucksachen 17/13096, 17/13696 – Berichterstattung: Abgeordnete Michael Brand Gerd Bollmann Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt )





(A) )

Horst Meierhofer
Ralph Lenkert
Dorothea Steiner

Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfeh-
lung auf Drucksache 17/13696, den Antrag der Fraktion
Die Linke auf Drucksache 17/13096 abzulehnen. Wer
stimmt für die Beschlussempfehlung? – Wer stimmt da-
gegen? – Wer enthält sich? – Bei Enthaltung von SPD
und Bündnis 90/Die Grünen und gegen die Stimmen der
Fraktion Die Linke wurde die Beschlussempfehlung mit
den Stimmen der Koalition angenommen.

Tagesordnungspunkt 55 g:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Wahlprüfung, Immu-
nität und Geschäftsordnung (1. Ausschuss)


Änderung der Geschäftsordnung des Deut-
schen Bundestages

hier: Elektronische Verteilung von Bundes-
tagsdrucksachen (§§ 77, 112, 123 GO-BT)


– Drucksache 17/13654 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Bernhard Kaster
Sonja Steffen
Gisela Piltz
Alexander Ulrich
Volker Beck (Köln)


Wer stimmt für die Beschlussempfehlung? – Wer
stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussemp-
fehlung ist einstimmig angenommen.

Wir kommen zu den Beschlussempfehlungen des Pe-
titionsausschusses.

Tagesordnungspunkt 55 h:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 590 zu Petitionen

– Drucksache 17/13501 –

Wer stimmt dafür? – Dagegen? – Enthaltungen? – Die
Sammelübersicht ist einstimmig angenommen.

Tagesordnungspunkt 55 i:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 591 zu Petitionen
– Drucksache 17/13502 –

Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
tungen? – Auch diese Sammelübersicht ist einstimmig
angenommen.

Tagesordnungspunkt 55 j:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 592 zu Petitionen

– Drucksache 17/13503 –

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(C (D Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalngen? – Die Sammelübersicht ist angenommen bei nthaltung von Bündnis 90/Die Grünen. Dagegen war ie Fraktion Die Linke, alle übrigen waren dafür. Tagesordnungspunkt 55 k: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 593 zu Petitionen – Drucksache 17/13504 – Wer stimmt dafür? – Dagegen? – Enthaltungen? – Die ammelübersicht ist angenommen bei Gegenstimmen er Fraktion Die Linke; alle anderen waren dafür. Tagesordnungspunkt 55 l: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 594 zu Petitionen – Drucksache 17/13505 – Wer stimmt dafür? – Dagegen? – Enthaltungen? – Die ammelübersicht ist bei Gegenstimmen der Fraktion Die inke und Zustimmung aller anderen angenommen. Tagesordnungspunkt 55 m: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 595 zu Petitionen – Drucksache 17/13506 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalngen? – Damit ist die Sammelübersicht angenommen ei Zustimmung durch CDU/CSU, FDP und Bündis 90/Die Grünen. Linke und SPD waren dagegen, entalten hat sich niemand. Tagesordnungspunkt 55 n: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 596 zu Petitionen – Drucksache 17/13507 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalngen? – Die Sammelübersicht ist angenommen bei ustimmung durch die Koalitionsfraktionen. Dagegen aren SPD und Bündnis 90/Die Grünen, die Fraktion ie Linke hat sich enthalten. Tagesordnungspunkt 55 o: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 597 zu Petitionen – Drucksache 17/13508 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalngen? – Die Sammelübersicht ist bei Zustimmung urch die Koalitionsfraktionen angenommen. Die Oppoitionsfraktionen waren dagegen. Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt )





(A) )


Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Heinrich L. Kolb
Wird das Wort zur Berichterstattung gewünscht? –
Das ist nicht der Fall. Wird das Wort zu Erklärungen ge-
wünscht? – Das ist ebenso nicht der Fall. Wir kommen
zur Abstimmung.

Der Vermittlungsausschuss hat gemäß § 10 Abs. 3
Satz 1 seiner Geschäftsordnung beschlossen, dass im
Deutschen Bundestag über die Änderung gemeinsam ab-
zustimmen ist. Das gilt auch für die noch folgenden drei
Beschlussempfehlungen des Vermittlungsausschusses.

Wer stimmt für die Beschlussempfehlung des Ver-
mittlungsausschusses auf Drucksache 17/13720? – Die
Gegenprobe! – Enthaltungen? – Damit ist die Beschluss-
empfehlung angenommen. Dagegen hat die Fraktion Die
Linke gestimmt, alle anderen waren dafür.

Zusatzpunkt 4:

Beratung der Beschlussempfehlung des Aus-

(Vermittlungsausschuss)

serung der steuerlichen Förderung der

(Altersvorsorge-Verbesserungsgesetz – AltvVerbG)


– Drucksachen 17/10818, 17/12219, 17/12220,
17/12628, 17/13721 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Michael Meister

Wird das Wort zur Berichterstattung gewünscht? –
Das ist nicht der Fall. Gibt es Erklärungen? – Das ist
auch nicht der Fall. Wir kommen zur Abstimmung. Wer
stimmt für die Beschlussempfehlung des Vermittlungs-
ausschusses auf Drucksache 17/13721? – Gegenstim-
men? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist
angenommen. Dagegen hat die Fraktion Die Linke ge-
stimmt, alle anderen waren dafür.

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Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 567;
davon

ja: 306
nein: 198
enthalten: 63

Ja

CDU/CSU

Ilse Aigner
Peter Altmaier
Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Norbert Barthle
Günter Baumann

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(D Abgeordneter Dr. Michael Meister Wird das Wort zur Berichterstattung gewünscht? – as ist nicht der Fall. Gibt es Erklärungen? – Das ist benso nicht der Fall. Wir kommen zur Abstimmung. er stimmt für die Beschlussempfehlung des Vermittngsausschusses auf Drucksache 17/13722? – Wer timmt dagegen? – Das ist einstimmig, Enthaltungen ibt es keine. Zusatzpunkt 6: Beratung der Beschlussempfehlung des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuss)

turreform des Gebührenrechts des Bundes

– Drucksachen 17/10422, 17/12722, 17/13388,
17/13723 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Jörg van Essen

Wird das Wort zur Berichterstattung gewünscht? –
as ist nicht der Fall. Gibt es Erklärungen? – Das ist

benso nicht der Fall. Wir kommen zur Abstimmung.
er stimmt für die Beschlussempfehlung des Vermitt-
ngsausschusses auf Drucksache 17/13723? – Wer

timmt dagegen? – Gibt es Enthaltungen? – Das war ein-
timmig.

Ich gebe das Ergebnis der namentlichen Abstim-
ung bekannt. Es ging um das Thema „Bezahlbares
ohnen in der sozialen Stadt“ sowie die Drucksachen

7/12485 und 17/13776. Es wurden 567 Stimmen abge-
eben, davon haben 306 Abgeordnete mit Ja gestimmt,
it Nein haben 198 gestimmt, enthalten haben sich

3 Abgeordnete. Damit ist die Beschlussempfehlung an-
enommen.

rnst-Reinhard Beck

(Reutlingen)

anfred Behrens (Börde)


eronika Bellmann
r. Christoph Bergner
eter Beyer
teffen Bilger
lemens Binninger
eter Bleser
r. Maria Böhmer

Wolfgang Bosbach
Klaus Brähmig
Michael Brand
Dr. Reinhard Brandl
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Dr. Helge Braun
Heike Brehmer
Ralph Brinkhaus
Cajus Caesar
Berichterstattung:
Wir kommen jetzt zu den Zu
rufe zunächst Zusatzpunkt 3 au

Beratung der Beschlus
schusses nach Artikel 77
mittlungsausschuss) zu
Änderung des Gesetzes

(8. GWB – Drucksachen 17/985 17/13720 – satzpunkten 3 bis 6. Ich f: sempfehlung des Aus des Grundgesetzes (Verdem Achten Gesetz zur gegen Wettbewerbsbe-ÄndG)


2, 17/11053, 17/11636,
Zusatzpunkt 5:

Beratung der Beschlus
schusses nach Artikel 77
mittlungsausschuss) zu
zung der Amtshilfe
Änderung steuerlicher
ferichtlinie-Umsetzung
LUmsG)

– Drucksachen 17/1237
17/12925, 17/13722 –

(C sempfehlung des Aus des Grundgesetzes (Verdem Gesetz zur Umsetrichtlinie sowie zur Vorschriften (Amtshilsgesetz – AmtshilfeR 5, 17/12532, 17/12533, Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt )





(A) )

Gitta Connemann
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Dr. Thomas Feist
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Hartwig Fischer (Göttingen)

Dirk Fischer (Hamburg)


(Karlsruhe Land)

Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich


(Hof)

Michael Frieser
Erich G. Fritz
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Alexander Funk
Ingo Gädechens
Dr. Thomas Gebhart
Norbert Geis
Alois Gerig
Eberhard Gienger
Michael Glos
Josef Göppel
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Ute Granold
Reinhard Grindel
Hermann Gröhe
Michael Grosse-Brömer
Markus Grübel
Manfred Grund
Monika Grütters
Olav Gutting
Florian Hahn
Dr. Stephan Harbarth
Jürgen Hardt
Gerda Hasselfeldt
Dr. Matthias Heider
Helmut Heiderich
Mechthild Heil
Frank Heinrich
Rudolf Henke
Michael Hennrich
Ansgar Heveling
Ernst Hinsken
Christian Hirte
Robert Hochbaum
Franz-Josef Holzenkamp
Anette Hübinger
Hubert Hüppe
Thomas Jarzombek
Dieter Jasper
Dr. Franz Josef Jung
Andreas Jung (Konstanz)

Dr. Egon Jüttner
Hans-Werner Kammer
Steffen Kampeter
Alois Karl
Bernhard Kaster
Volker Kauder
Dr. Stefan Kaufmann
Roderich Kiesewetter
Eckart von Klaeden

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anfred Kolbe
r. Rolf Koschorrek
artmut Koschyk
homas Kossendey
ichael Kretschmer
unther Krichbaum
üdiger Kruse
ettina Kudla
r. Hermann Kues
ünter Lach
r. Karl A. Lamers

(Heidelberg)

ndreas G. Lämmel
r. Norbert Lammert
atharina Landgraf
lrich Lange
r. Max Lehmer
aul Lehrieder
r. Ursula von der Leyen
gbert Liebing
atthias Lietz
r. Carsten Linnemann
atricia Lips
r. Jan-Marco Luczak
aniela Ludwig
r. Michael Luther
arin Maag
r. Thomas de Maizière
ans-Georg von der Marwitz
ndreas Mattfeldt
tephan Mayer (Altötting)

r. Michael Meister
r. Angela Merkel
aria Michalk
r. Mathias Middelberg
hilipp Mißfelder
ietrich Monstadt
arlene Mortler
r. Gerd Müller
tefan Müller (Erlangen)

r. Philipp Murmann
ernd Neumann (Bremen)

ichaela Noll
r. Georg Nüßlein
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duard Oswald
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r. Michael Paul
ita Pawelski
r. Joachim Pfeiffer
ibylle Pfeiffer
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uprecht Polenz
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r. Peter Ramsauer
ckhardt Rehberg
atherina Reiche (Potsdam)

othar Riebsamen
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laus Riegert

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r. Heinz Riesenhuber
hannes Röring
r. Christian Ruck
rwin Rüddel
lbert Rupprecht (Weiden)

nita Schäfer (Saalstadt)

r. Wolfgang Schäuble
r. Annette Schavan
arl Schiewerling
orbert Schindler
ankred Schipanski
eorg Schirmbeck
hristian Schmidt (Fürth)

atrick Schnieder
r. Andreas Schockenhoff
adine Schön (St. Wendel)

ernhard Schulte-Drüggelte
we Schummer

(Weil am Rhein)

etlef Seif
hannes Selle
einhold Sendker
r. Patrick Sensburg
ernd Siebert
homas Silberhorn
hannes Singhammer
ns Spahn
arola Stauche
r. Frank Steffel
rika Steinbach
hristian Freiherr von Stetten
ieter Stier
ero Storjohann
tephan Stracke
ax Straubinger
arin Strenz
homas Strobl (Heilbronn)

ena Strothmann
ichael Stübgen
r. Peter Tauber
ntje Tillmann
r. Hans-Peter Uhl
olkmar Vogel (Kleinsaara)

tefanie Vogelsang
ndrea Astrid Voßhoff
r. Johann Wadephul
arco Wanderwitz
ai Wegner
arcus Weinberg (Hamburg)


eter Weiß (Emmendingen)

abine Weiss (Wesel I)

go Wellenreuther
arl-Georg Wellmann
eter Wichtel
nnette Widmann-Mauz
laus-Peter Willsch
lisabeth Winkelmeier-
Becker
agmar G. Wöhrl
r. Matthias Zimmer
olfgang Zöller
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hristine Aschenberg-
Dugnus

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(C (D aniel Bahr lorian Bernschneider ebastian Blumenthal laudia Bögel laus Breil ainer Brüderle ngelika Brunkhorst rnst Burgbacher arco Buschmann ylvia Canel elga Daub einer Deutschmann ijan Djir-Sarai atrick Döring erhard Drexler echthild Dyckmans ans-Werner Ehrenberg ainer Erdel rg van Essen lrike Flach tto Fricke r. Edmund Peter Geisen ans-Michael Goldmann einz Golombeck iriam Gruß achim Günther r. Christel Happach-Kasan einz-Peter Haustein anuel Höferlin lke Hoff irgit Homburger einer Kamp ichael Kauch r. Lutz Knopek ascal Kober r. Heinrich L. Kolb udrun Kopp r. h.c. Jürgen Koppelin ebastian Körber olger Krestel atrick Kurth einz Lanfermann ibylle Laurischk arald Leibrecht ars Lindemann r. Martin Lindner ichael Link r. Erwin Lotter liver Luksic orst Meierhofer atrick Meinhardt abriele Molitor n Mücke etra Müller urkhardt Müller-Sönksen r. Martin Neumann irk Niebel ans-Joachim Otto ornelia Pieper isela Piltz rg von Polheim r. Christiane RatjenDamerau r. Birgit Reinemund agen Reinhold r. Peter Röhlinger Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt )


(Lausitz)


(Frankfurt)





(A) )

Dr. Stefan Ruppert
Björn Sänger
Frank Schäffler
Christoph Schnurr
Jimmy Schulz
Marina Schuster
Dr. Erik Schweickert
Judith Skudelny
Dr. Hermann Otto Solms
Joachim Spatz
Torsten Staffeldt
Dr. Rainer Stinner
Manfred Todtenhausen
Dr. Florian Toncar
Serkan Tören
Johannes Vogel


(Lüdenscheid)

Dr. Daniel Volk
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Volker Wissing
Hartfrid Wolff (Rems-Murr)


Nein

SPD

Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Heinz-Joachim Barchmann
Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Klaus Barthel
Bärbel Bas
Sabine Bätzing-Lichtenthäler
Dirk Becker
Uwe Beckmeyer
Lothar Binding (Heidelberg)

Gerd Bollmann
Klaus Brandner
Willi Brase
Bernhard Brinkmann


(Hildesheim)

Edelgard Bulmahn
Marco Bülow
Martin Burkert
Petra Crone
Dr. Peter Danckert
Martin Dörmann
Elvira Drobinski-Weiß
Sebastian Edathy
Ingo Egloff
Siegmund Ehrmann
Dr. h.c. Gernot Erler
Petra Ernstberger
Karin Evers-Meyer
Elke Ferner
Gabriele Fograscher
Dr. Edgar Franke
Dagmar Freitag
Michael Gerdes
Martin Gerster
Iris Gleicke
Günter Gloser
Ulrike Gottschalck
Angelika Graf (Rosenheim)

Kerstin Griese
Gabriele Groneberg
Michael Groß
Wolfgang Gunkel

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ans-Joachim Hacker
ettina Hagedorn
laus Hagemann
ichael Hartmann

(Wackernheim)

ubertus Heil (Peine)

olfgang Hellmich
olf Hempelmann
r. Barbara Hendricks
ustav Herzog
abriele Hiller-Ohm
etra Hinz (Essen)

r. Eva Högl
hristel Humme
sip Juratovic
liver Kaczmarek
hannes Kahrs
r. h.c. Susanne Kastner
lrich Kelber
ars Klingbeil
ans-Ulrich Klose
strid Klug
r. Bärbel Kofler
aniela Kolbe (Leipzig)

ritz Rudolf Körper
nette Kramme
ngelika Krüger-Leißner
te Kumpf
hristine Lambrecht
hristian Lange (Backnang)

r. Karl Lauterbach
teffen-Claudio Lemme
abriele Lösekrug-Möller
irsten Lühmann
aren Marks
atja Mast
ilde Mattheis
etra Merkel (Berlin)

llrich Meßmer
r. Matthias Miersch
ranz Müntefering
r. Rolf Mützenich
ndrea Nahles
anfred Nink

homas Oppermann
olger Ortel
ydan Özoğuz
einz Paula
hannes Pflug
achim Poß
r. Wilhelm Priesmeier
lorian Pronold
r. Sascha Raabe
echthild Rawert

tefan Rebmann
erold Reichenbach
r. Carola Reimann
önke Rix
ené Röspel
r. Ernst Dieter Rossmann
arin Roth (Esslingen)

ichael Roth (Heringen)

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(Tuchenbach)

nton Schaaf
xel Schäfer (Bochum)

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arianne Schieder

(Schwandorf)

erner Schieder (Weiden)

lla Schmidt (Aachen)

ilvia Schmidt (Eisleben)

arsten Schneider (Erfurt)

wen Schulz (Spandau)

wald Schurer
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tefan Schwartze
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onja Steffen
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r. Frank-Walter Steinmeier
hristoph Strässer
erstin Tack
r. h.c. Wolfgang Thierse
ranz Thönnes
olfgang Tiefensee
üdiger Veit
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r. Marlies Volkmer
ndrea Wicklein
eidemarie Wieczorek-Zeul
r. Dieter Wiefelspütz
altraud Wolff

(Wolmirstedt)

ta Zapf
agmar Ziegler
anfred Zöllmer
rigitte Zypries

ÜNDNIS 90/
IE GRÜNEN

erstin Andreae
arieluise Beck (Bremen)


olker Beck (Köln)

ornelia Behm
irgitt Bender
gnes Brugger
iola von Cramon-Taubadel
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atja Dörner
arald Ebner
ans-Josef Fell
r. Thomas Gambke
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atrin Göring-Eckardt
ritta Haßelmann
ettina Herlitzius
riska Hinz (Herborn)

r. Anton Hofreiter
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usanne Kieckbusch
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ven-Christian Kindler
aria Klein-Schmeink
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ylvia Kotting-Uhl
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gnes Krumwiede
enate Künast
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onika Lazar

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(C (D r. Tobias Lindner icole Maisch erstin Müller eate Müller-Gemmeke r. Konstantin von Notz mid Nouripour riedrich Ostendorff r. Hermann E. Ott isa Paus rigitte Pothmer abea Rößner laudia Roth anuel Sarrazin lisabeth Scharfenberg r. Gerhard Schick r. Frithjof Schmidt lrich Schneider orothea Steiner r. Wolfgang StrengmannKuhn ans-Christian Ströbele r. Harald Terpe arkus Tressel rgen Trittin aniela Wagner eate Walter-Rosenheimer rfst Wagner r. Valerie Wilms sef Philip Winkler nthalten IE LINKE n van Aken gnes Alpers r. Dietmar Bartsch arin Binder atthias W. Birkwald eidrun Bluhm teffen Bockhahn va Bulling-Schröter r. Martina Bunge oland Claus evim Dağdelen r. Diether Dehm eidrun Dittrich erner Dreibus r. Dagmar Enkelmann laus Ernst olfgang Gehrcke iana Golze nnette Groth r. Gregor Gysi eike Hänsel ge Höger r. Barbara Höll ndrej Hunko lla Jelpke r. Lukrezia Jochimsen atja Kipping tta Krellmann aren Lay abine Leidig ichael Leutert tefan Liebich lla Lötzer r. Gesine Lötzsch homas Lutze Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt )





(A) )



(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ den wir Ihnen nicht durchgehen lassen. Ich sage Ihnen: Die Öffentlichkeit wird das auch nicht. Kauder [CDU/CSU])


Vier Jahre haben Sie, meine
der Koalition, gemeinsam de
Sparen ist erste Bürgerpflicht.
vor allem für andere: für Länd
für Griechen und Spanier. Sic
großzügig Kredit gegeben. 100
Damen und Herren von
n Bürgern vorgemacht:
– Gemeint haben Sie es
er und Gemeinden sowie
h selbst aber haben Sie
Milliarden Euro Neuver-

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(Beifall bei der SPD und DIE GRÜNEN – Volker K Was wollen Sie machen?)


Mir geht es gar nicht nur u
as Sie hier vorschlagen. Wa
aut fahren lässt, ist, wie dreist
nkündigungen hinter die Fic
dem BÜNDNIS 90/
auder [CDU/CSU]:

m das Volumen dessen,
s mich wirklich aus der
Sie den Wähler bei Ihren
hte führen. Sie handeln
DIE GRÜNEN – Zuruf des Abg. Volker
Ulrich Maurer
Dorothée Menzner
Niema Movassat
Thomas Nord
Petra Pau
Jens Petermann
Richard Pitterle
Yvonne Ploetz

Ingrid Remmers
Michael Schlecht
Dr. Ilja Seifert
Kathrin Senger-Schäfer
Raju Sharma
Dr. Petra Sitte
Kersten Steinke
Sabine Stüber

A
D
F
D
A
K
Jo
S

Jetzt rufe ich Zusatzpunkt 7 auf:

Aktuelle Stunde
auf Verlangen der Fraktionen SPD und BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Gesamtvolumen der Wahlversprechen von
Bundeskanzlerin Dr. Merkel – Auswirkungen
auf die Steuer- und Haushaltspolitik des Bun-
des

Ich gebe für die SPD-Fraktion dem Kollegen
Dr. Frank-Walter Steinmeier das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Frank-Walter Steinmeier (SPD):
Rede ID: ID1724307600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Am Wochenende war es so weit: Die Kanzlerin hat die
Maske fallen lassen, und wir alle waren Zeugen.


(Beifall bei der SPD – Norbert Barthle [CDU/ CSU]: Das passt doch nicht zu Ihnen! – Zurufe von der CDU/CSU: Oh! Oh!)


Sparen, Haushaltsdisziplin, Konsolidierung – das ist
die Botschaft, die wir gehört haben – war alles gestern,
was schert uns das noch? Das ist offensichtlich das Mus-
ter, nach dem Sie erneut auf Wählerfang gehen wollen.
Sie alle von FDP, CDU und CSU machen sich zu Wie-
derholungstätern; denn genau mit dieser Masche haben
Sie im Sommer 2009 die Wähler gelockt – mit Wahlge-
schenken und Steuersenkungen.


(Widerspruch bei der CDU/CSU)


Gehalten haben Sie davon nichts, außer der Belohnung
einiger spendenfreudiger Großhoteliers.


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: So ein Unsinn!)


Vor vier Jahren war das Wahlbetrug. Seit dem Wochen-
ende wissen wir: Den nächsten bereiten Sie gerade vor.

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(C (D lexander Süßmair r. Kirsten Tackmann rank Tempel r. Axel Troost lexander Ulrich athrin Vogler hanna Voß ahra Wagenknecht Halina Wawzyniak Katrin Werner Jörn Wunderlich fraktionsloser Abgeordneter Wolfgang Nešković chuldung, das ist in Wahrheit ein ordentlicher Schluck us der Pulle. (Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Nordrhein-Westfalen!)


an muss sich das einmal vorstellen: 100 Milliarden
uro Neuverschuldung bei Rekordsteuereinnahmen!
ngesichts dessen ist es Heuchelei, wenn Sie sich am
nde der Legislaturperiode vor den Wähler stellen und
agen: Wir haben ordentlich gewirtschaftet. – Das ist
euchelei!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ingo Gädechens [CDU/ CSU]: Tätä! Tätä! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)


Ich bin aber auch sicher: Sie werden ab sofort nicht
inmal mehr heucheln können,


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das können wir sowieso nicht!)


achdem Ihre Parteivorsitzende am Wochenende das
üllhorn über die ganze Republik ausgeschüttet hat. Die
atze ist damit aus dem Sack. Nichts gilt mehr von den
ehren Haushaltsgrundsätzen. Nichts gilt mehr von den
onsolidierungsversprechen. Wenn ich mir vor Augen
hre, was Sie planen, dann komme ich zu dem Schluss,

ass Sie jetzt vorhaben, Party zu machen: ein Wochen-
nde, eine Telefonschaltkonferenz und zahllose Wahl-
ersprechen in Höhe von 46,5 Milliarden Euro. Finan-
ierung? Gegenfinanzierung? – Fehlanzeige! Wer will
chon so kleinlich sein?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


tellen Sie sich nur einmal eine Sekunde vor: Irgendje-
and anderes hier im Haus wäre auf die Idee gekom-
en, Milliardenausgaben ohne einen einzigen Cent an
egenfinanzierung vorzuschlagen. Was hätten Sie dann
ier im Haus und in der Öffentlichkeit veranstaltet? Sie
ehmen für sich andere Maßstäbe in Anspruch. Das wer-





Dr. Frank-Walter Steinmeier


(A) )


)(B)

nicht nur anders, als Sie es versprechen. Sie machen das
genaue Gegenteil. Ich nenne als Beispiel Mieten und
Wohnen. Vor zwei Monaten – daran erinnern wir uns alle
noch sehr gut – prügeln Sie mit Ihrer Mehrheit hier im
Deutschen Bundestag das Mietrechtsänderungsgesetz
durch das Parlament, ein paar Wochen später auch durch
den Bundesrat. Ihre Leute brüsten sich bei „Haus &
Grund“ und anderen Organisationen damit, dass jetzt
endlich eine Besserstellung von Vermietern und Eigentü-
mern erreicht sei.


(Patrick Döring [FDP]: Das Gleichgewicht ist hergestellt!)


Es ist wahr: Tatsächlich führt das, was Sie gemacht ha-
ben, zu einer Schlechterstellung der Mieter. Ich erinnere
mich sehr gut, dass wir hier im Hause noch einen Antrag
auf Einführung einer Kappungsgrenze bei Neuvermie-
tungen gestellt haben. Sie haben gesagt: „Das ist Sozia-
lismus“, und haben das abgelehnt. Jetzt erklären Sie ab
sofort: Die Kappungsgrenze ist richtig. – Das müsste Ih-
nen doch die Schamesröte ins Gesicht treiben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das ist schamlos!)


In Wahrheit bekommen Sie am Ende der Legislatur-
periode ein bisschen Panik, weil Sie die ganze Zeit die
Krise in Europa benutzt haben, um sich zu verstecken
und das Nichtstun zu rechtfertigen. Es kommt nicht von
ungefähr, wenn wir feststellen: Ihre Bundesregierung hat
in dieser Legislaturperiode 45 Gipfel veranstaltet,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So wenig? Gefühlt waren es doppelt so viele!)


45 Gipfel, auf denen nichts entschieden worden ist. Das
ist Organisation von Stillstand. Aber das ist keine Zu-
kunftsgestaltung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Gegenwart beschwören, niemanden beunruhigen
und Hoffen auf bessere Tage, das ist jedenfalls keine
Politik. In die Zukunft kann man sich nicht hineinschlei-
chen. Die muss man an den Hörnern packen. Man muss
sie gestalten. Genau das tun Sie nicht, weil Sie Angst da-
vor haben.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724307700

Nächster Redner in unserer Aktuellen Stunde ist für

die Fraktion von CDU und CSU unser Kollege Hermann
Gröhe. Bitte schön, Kollege Hermann Gröhe.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Hermann Gröhe (CDU):
Rede ID: ID1724307800

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Mit ihrem eher peinlichen Getöse zum Wahlpro-

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(C (D ramm der Union, das im Übrigen erst in zwei Wochen eschlossen wird, versuchen SPD und Grüne nichts aneres als ein ziemlich plumpes Ablenkungsmanöver. re Panik, Herr Steinmeier, war mit Händen zu greifen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zurufe von der SPD)


Das ist ein Ablenkungsmanöver, weil doch Ihre Pro-
ramme, die Programme der Grünen und der SPD, in der
ffentlichkeit zu Recht mit Pauken und Trompeten
urchgefallen sind. Beifall fanden sie überhaupt nur
och bei der Linkspartei.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


r Programm des Abkassierens, des Bevormundens,
äre ein Abstiegsprogramm für Deutschland mit schlim-
en Folgen für den Arbeitsmarkt. Darin waren sich na-

ezu alle Kommentatoren einig. Ich zitiere aus dem
andelsblatt:


(Lachen bei der SPD – Peer Steinbrück [SPD]: Aus dem Handelsblatt!)


Was als Angriff auf Reiche daherkommt, trifft in
Wahrheit aber auch die Mittelschicht. Und könnte
der Wirtschaft schweren Schaden zufügen.

Weil Ihnen das sicher lieber ist, zitiere ich aus dem
piegel. Der ist nun nicht das Zentralorgan der deut-
chen Wirtschaft:


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das weiß man nicht!)


Die Pläne der Partei belasten keineswegs nur Top-
verdiener. Hauptverlierer sind die Angehörigen der
Mittelschicht.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: „Grün am Steuer, das wird teuer!“)


Meine Damen, meine Herren, Ihre Politik gefährdet
rbeitsplätze und damit stabile Sozialkassen und die
teuereinnahmen unseres Staates. Wer die Wirtschafts-
raft eines Landes untergräbt, landet im Schuldensumpf.
ie haben eben nicht begriffen, dass wir die Rekordein-
ahmen, die wir heute haben, der Rekordbeschäftigung
erdanken und dass Rekordbelastungen beides gefähr-
en und den Abstieg unseres Landes bedeuten. Deswe-
en verstehen Sie auch nicht, warum für uns eine konse-
uente Fortsetzung der Haushaltskonsolidierung


(Bettina Hagedorn [SPD]: 100 Milliarden Euro neue Schulden!)


nd Zukunftsinvestitionen zusammengehören. Durch die
ortsetzung der Haushaltskonsolidierung stärken wir
achstum und Beschäftigung und erarbeiten uns Spiel-
ume, die ohne Frage begrenzt sind. Nicht alles, was
ünschenswert ist, ist auch machbar.


(Florian Pronold [SPD]: Distanzieren Sie sich jetzt von Frau Merkel?)


anches wird nur schrittweise möglich sein. Wir brau-
hen die Bereitschaft, Prioritäten zu setzen. Diese Priori-
ten hat unsere Parteivorsitzende, die Bundeskanzlerin,





Hermann Gröhe


(A) )


)(B)

eindeutig genannt: Familie, Bildung und Forschung,
Infrastruktur. Damit stärken wir den Zusammenhalt in
unserer Gesellschaft und die Zukunftsfähigkeit unseres
Landes.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf des Abg. Anton Schaaf [SPD])


Wir dürfen aber nicht nur in die Wahlprogramme
schauen. Schauen wir uns die Taten an.


(Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Oh! – Anton Schaaf [SPD]: Jetzt geht es aber los! – Peer Steinbrück [SPD]: Es ist auch nicht mehr viel Zeit!)


– Hören Sie zu! – Jetzt zeigt sich bei den Roten hoffent-
lich bald Schamesröte. Dreimal hat Ihnen der Landes-
verfassungsgerichtshof in Nordrhein-Westfalen die Ver-
fassungswidrigkeit Ihrer Haushalte vorgeworfen.


(Zuruf des Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Zuletzt im März hat der Landesverfassungsgerichtshof
Sie überführt, in verfassungswidriger Weise die Gerech-
tigkeit zwischen den Generationen mit Füßen zu treten.


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: War da nicht auch etwas mit dem Bundesverfassungsgericht?)


Ähnliches hat der Landesrechnungshof der rheinland-
pfälzischen Regierung bescheinigt.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Pflastersteinen werfen!)


Auf dem Weg zur Haushaltskonsolidierung sind Sie
nicht glaubwürdiger Mahner, sondern mehrfach erwisch-
ter Geisterfahrer.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die christlich-liberale Koalition hat bereits 2012 und
damit vier Jahre vor der Zeit das Gebot der Schulden-
bremse unserer Verfassung eingehalten. Zugleich haben
wir mit dieser Politik Wachstum und Beschäftigung in
einer Weise gefördert,


(Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Niedriglohnsektor! Prekäre Beschäftigung! Leiharbeit!)


die es uns ermöglicht hat, in den letzten Jahren die Fami-
lien um 4,6 Milliarden Euro im Jahr zu entlasten,
13 Milliarden Euro zusätzlich in Bildung und Forschung
zu investieren, die Kommunen milliardenschwer beim
Ausbau der Kitaplätze zu unterstützen und sie von Beträ-
gen in Milliardenhöhe durch die Übernahme der Kosten
für die Grundsicherung im Alter zu entlasten.

Wir stehen dafür, diesen Kurs zu halten, konsequent
unseren Haushalt weiter in Ordnung zu bringen, uns
nicht von Ihrer Schuldenmacherei anstecken zu lassen


(Mechthild Rawert [SPD]: Sie lügen!)


und zugleich in das zu investieren, was die Stärke unse-
res Landes ausmacht, nämlich in den Zusammenhalt un-

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(C (D erer Gesellschaft, in unsere Familien und in Bildung nd Forschung. Herzlichen Dank. Nächster Redner in unserer Aktuellen Stunde ist für ie Fraktion Die Linke unser Kollege Dr. Gregor Gysi. itte schön, Kollege Dr. Gregor Gysi. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wenn ich s richtig verstanden habe, fordert die Kanzlerin vor den ahlen Folgendes: eine Mietpreisbremse, die Anerken ung der Kindererziehungszeiten bei der Rente auch für inder, die vor 1992 geboren wurden, höhere steuerliche inderfreibeträge, die vor allem den Besserverdienenen deutlich mehr zugutekämen als den anderen. (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt sagt er gleich, die Bundeskanzlerin hat das Programm der Linken übernommen!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724307900

(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724308000

ls Ausgleich für Haushalte mit geringerem Einkom-
en fordert sie die Erhöhung des Kindergeldes von 184

uf 219 Euro pro Kind, und sie will mehr Geld für den
traßenbau.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist unser Programm!)


Ich habe da eine Frage: Wer hat eigentlich in den letz-
n acht Jahren regiert? War das nicht die Bundeskanzle-
n?


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Gott sei Dank!)


arum hat sie denn bisher nichts davon umgesetzt?


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich will zu ihren Gunsten annehmen, dass es ihre
elbstkritischste Rede war. Sie hat geschildert, was sie
igentlich hätte machen müssen, aber nicht gemacht hat.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Wir schauen nicht in die Vergangenheit, sondern in die Zukunft!)


un stellt sich die nächste Frage, ob diese Selbstkritik zu
iner Besserung führt oder ob man nicht damit rechnen
ann, dass es umgesetzt wird.

Herr Steinbrück, Sie werfen der Kanzlerin vor, dass
ie vieles bei der SPD abgeschrieben hat. Als SPD wäre
h sehr zurückhaltend, wenn ich sehe, was Sie alles bei
ns abgeschrieben haben – wenn ich darauf einmal hin-
eisen darf.


(Beifall bei der LINKEN – Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)






Dr. Gregor Gysi


(A) )


)(B)

Aber wer hat schon etwas dagegen, dass wir so erfolg-
reich sind, dass die anderen bei uns abschreiben? Das
müssen wir uns nicht gegenseitig vorwerfen.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Immer diese Urheberrechtsfrage!)


Ich muss Ihnen auch sagen: Wirklich ernst ist es uns
mit der Mietpreisbremse. Wir haben sie schon im Januar
vorgeschlagen. Neuvermietung ist kein Grund für eine
Mietsteigerung. Der Wert der Wohnung ist doch gar
nicht erhöht worden. Wieso sagt man, dass ein Mieter-
wechsel eine Mietsteigerung von 10, 20 oder 30 Prozent
rechtfertigt? Das ist unerträglich, und wir müssen es
endlich beenden, und zwar mit einem Gesetz.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich habe gesagt, Herr Steinbrück, dass es noch eine
Frage gibt. Sie regiert seit acht Jahren. Vier Jahre davon
waren Sie dabei. In dieser Zeit ist davon auch nichts um-
gesetzt worden. Das will ich nur am Rande kritisch be-
merken. Auch das kann man ändern.


(Peer Steinbrück [SPD]: Es hat sich vielleicht einiges verändert, lieber Herr Gysi!)


Ich frage mich beim Mietrecht – Herr Steinmeier, das
haben Sie völlig zu Recht kritisiert –: Warum haben wir
nicht die Mehrheit aus SPD, Grünen und Linken im
Bundesrat genutzt, um das zu stoppen oder wenigstens
in den Vermittlungsausschuss zu schicken?


(Florian Pronold [SPD]: Weil damals Niedersachsen noch nicht von Rot regiert war!)


Das haben Sie nicht gemacht. Dabei ist eine Regelung
– das sage ich Ihnen – rechtsstaatlich abenteuerlich,
nämlich die zur Zwangsräumung per einstweiliger Ver-
fügung. Danach können Sie die Wohnung des Betroffe-
nen per einstweiliger Verfügung räumen lassen und brin-
gen den Betroffenen dadurch in Obdachlosigkeit.
Kommt dann sechs Monate später in der Hauptsache
eine gegenteilige Entscheidung, dann nützt ihm das gar
nichts mehr. Das sind abenteuerliche Vorschläge. Ich
nehme an, irgendwann wird das Bundesverfassungsge-
richt darüber entscheiden müssen.

Die Vorschläge der Kanzlerin kranken im Kern an
drei Problemen: Die Union will erstens die Steuerunge-
rechtigkeit aufrechterhalten. Sie schließen Steuererhö-
hungen für Reiche, für Vermögende, für Besserverdie-
nende aus. Ich stelle daher die Frage: Woher soll das
Geld für diese sozialen Versprechen kommen?


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das sagen wir Ihnen gleich!)


Das Zweite ist die soziale Schieflage. Ich habe schon ge-
sagt: Kinder von Menschen mit höheren Einkommen
werden bevorzugt. Das Dritte ist: Die FDP hat gesagt,
mit ihr können diese Vorschläge nicht umgesetzt wer-
den. Die Kanzlerin sagt aber, dass sie weiterhin mit ih-
nen koalieren will. Es ist ein übler Trick, dass man im-
mer jemanden an der Seite hat, der Nein sagt, um dann
zu sagen: Ich habe das Edle gewünscht, aber die FDP hat
mich daran gehindert. Das sollten Sie sich als FDP nicht

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(C (D ieten lassen. Sagen Sie doch einmal, Sie seien auch dar. Das wird spannend. Dann können wir das ja noch im uni beschließen. (Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Kanzlerin folgt diesbezüglich Franz Müntefering
nd sagt, dass es falsch ist, Politiker an ihren Wahlver-
prechen zu messen. Ich aber sage Ihnen: Das ist der
ern des Problems. Diese falschen Wahlversprechen,
ie nicht erfüllt werden, erzeugen Politik- und Demokra-
everdrossenheit.


(Otto Fricke [FDP]: Deswegen ist der Sozialismus untergegangen!)


ass sie nicht erfüllt werden, Herr Kauder und Herr
chäuble, haben Sie im Fernsehen bewiesen. Sie beide
aben erklärt, dass das Ganze unter einem Finanzie-
ngsvorbehalt steht. Gleichzeitig erklären Sie: Steuer-

rhöhungen wird es nicht geben. Damit sagen Sie: Das
anze fällt aus.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das erkläre ich Ihnen noch!)


elbst wenn es im Koalitionsvertrag stünde, was Sie mit
er FDP nicht schaffen, müssen Sie es nicht machen.
as kennen wir von der Rentenangleichung Ost und
est. Diese steht in der Koalitionsvereinbarung, aber

ie haben sie nicht umgesetzt.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: So ist es!)


Es tut mir leid: Die Vorschläge der Bundeskanzlerin
ind offenkundig nur für die Mülltonne gedacht, zumin-
est dann, wenn die Regierung aus Union und FDP fort-
esetzt wird, was ich der Bevölkerung allerdings beim
esten Willen nicht wünschen kann.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724308100

Nächster Redner ist für die Fraktion der FDP unser

ollege Patrick Döring. Bitte schön, Kollege Patrick
öring.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Patrick Döring (FDP):
Rede ID: ID1724308200

Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen!
eine sehr verehrten Damen und Herren! Das Wahlpro-

ramm der Union – Hermann Gröhe hat es gesagt – steht
ur Diskussion. Es ist noch nicht einmal verabschiedet,
nd schon sind Teile der Opposition so in Aufregung,
ass diese Aktuelle Stunde beantragt wird.


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Wir haben es nicht veröffentlicht! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Diese Aufregung ist nur wegen der Bundesverfassungsgerichtsentscheidung!)






Patrick Döring


(A) )


)(B)

In den vergangenen gut vier Jahren haben wir bewie-
sen: Man kann Steuern senken, gleichzeitig Rekord-
mehreinnahmen erzielen und einen nahezu ausgegliche-
nen Haushalt vorlegen. Das ist solide Politik, liebe
Kolleginnen und Kollegen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wenn Sie uns Vorwürfe machen, wir hielten unsere
Versprechungen vor der Wahl nicht,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nach der Wahl! – Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Vor der Wahl schon!)


dann weise ich darauf hin, dass wir die Familien entlas-
tet und alles dafür getan haben, dass jene, die morgens
aufstehen und arbeiten gehen, am Ende des Tages mehr
haben als jene, die liegen bleiben, und wir haben keine
neuen Schulden gemacht. Das ist der Erfolg dieser Ko-
alition und die Lehre aus der Krise in Europa.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo haben Sie denn nicht mehr Schulden gemacht? – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind ein Dampfplauderer!)


Verehrter Herr Gysi, es gibt Teile in den Vorschlägen
der Union, die nicht mit dem Programm der FDP über-
einstimmen. Das ist auch gut so; denn aus gutem Grund
sind die Liberalen eine eigenständige Partei, und die
Christlich Demokratische Union und die CSU sind ei-
genständige Parteien.


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Das ist uns in den letzten vier Jahren durchaus aufgefallen!)


Aber wir haben in den vergangenen vier Jahren bewie-
sen: In den entscheidenden Punkten raufen wir uns zu-
sammen und erarbeiten gute Kompromisse.


(Zurufe von der SPD)


Das heißt: Leistungsgerechtigkeit statt Umverteilung,
solide Haushalte statt immer neue Schulden, meine sehr
verehrten Damen und Herren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Schauen wir uns einmal die Programme an, die schon
verabschiedet sind. Es ist bemerkenswert, wie oft die
Spitzenpolitiker von Union und FDP erleben müssen,
wie Herr Trittin, Herr Steinbrück, Herr Steinmeier und
andere ihre eigenen Wahlprogramme verleugnen.


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Was? – Zuruf des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Schauen wir doch einmal dort hinein. Sie haben mit Ih-
ren Programmen das Ziel einer massiven steuerlichen
Erhöhung für die arbeitende Mitte der Bevölkerung ver-
abschiedet.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Du sollst nicht lügen! – Peer Steinbrück [SPD]: Quatsch!)


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(C (D etzt wollen Sie nicht mehr dazu stehen. Jetzt erzählen ie den Menschen, es träfe ja vielleicht erst die Leute, ie 60 000 Euro oder 80 000 Euro im Jahr verdienen, ber verschweigen die Abschaffung der Pendlerauschale, die Abschaffung des Ehegattensplittings. Das ifft jeden hier in Deutschland, jeden Arbeitnehmer, und iesen Arbeitnehmern nehmen Sie mehr vom sauer verienten Geld. Sie streuen den Leuten Sand in die Augen, eine sehr verehrten Damen und Herren. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was erzählen Sie für einen Müll? – Weitere Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das Gleiche gilt für die Vermögensteuer. Da stellt
ich Herr Steinbrück beim DIHK hin und sagt: Wir sind
r eine Vermögensteuer, aber gegen eine Substanz-

esteuerung. Eine Vermögensteuer, die die Substanz
icht angreift, gibt es nicht, liebe Kolleginnen und Kol-
gen. Wer 1,5 Prozent vom Vermögen der Deutschen
ehmen will, der soll es ihnen dann auch sagen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist falsch! Nicht nur der Deutschen!)


s schmälert immer die Substanz, wenn man keine Ge-
inne erwirtschaften kann. Sie wollen den Menschen

ns Ersparte und an die Betriebsvermögen. Das ist die
ealität.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD)


Gänzlich unverständlich ist, dass Sie dennoch immer
ehr Schulden machen wollen. In Wahrheit wollen Sie

en Fiskalpakt nicht.


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Ohne uns hätten Sie ihn gar nicht! – Bettina Hagedorn [SPD]: Das stimmt doch nicht!)


Wahrheit wollen Sie nicht, dass ganz Europa den Weg
er Solidität einschlägt. Sie wollen nicht, dass ganz Eu-
pa spart, sondern Sie wollen hier in Deutschland mehr

teuern erheben, damit Sie mehr Schulden machen kön-
en und damit Sie mit Ihrem Freund in Paris die Welle
es Schuldenmachens in ganz Europa wieder anschieben
önnen.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Sie haben doch 100 Milliarden neue Schulden gemacht! – Weitere Zurufe von der SPD)


s geht Ihnen nicht um Solidität und stabiles Geld. Es
eht um Inflation und um mehr Geld für den Staat, um
ehr Schulden in Europa und darum, auch in Deutsch-
nd mehr Möglichkeiten für mehr Schulden zu schaf-
n. Das ist Ihr Versuch, meine sehr verehrten Damen

nd Herren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Mechthild Rawert [SPD]: Sie reden Unsinn!)


Im Kern geht es um eines: Leistungsgerechtigkeit
der Umverteilung? Sie definieren Gerechtigkeit in die-





Patrick Döring


(A) )


)(B)

sem Land ausschließlich über Umverteilung, und wir
– die Freien Demokraten, die bürgerliche Koalition –
definieren Gerechtigkeit über Leistungsgerechtigkeit.
Deshalb freuen wir uns darüber, dass jetzt 3 Millionen
Menschen mehr als zu Beginn unserer Wahlperiode Ar-
beit haben. Darum freuen wir uns darüber, dass mehr
Menschen selbstständig sind als zu Beginn dieser Wahl-
periode.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zurufe von der SPD und der LINKEN)


Und darum freuen wir uns darüber, dass sich Leistung
lohnt. Wir glauben, dass es gut ist, den Menschen mehr
Geld vom Brutto zu lassen,


(Agnes Alpers [DIE LINKE]: Das glauben Sie doch selber nicht!)


wir glauben, dass es richtig ist, den Menschen ihr Er-
spartes zu lassen und keinen Staat aufzubauen, der über-
all nur eines kennt: mehr vom Geld der Bürger und mehr
Schulden. Das ist der falsche Weg, liebe Kolleginnen
und Kollegen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724308300

Nächster Redner in unserer Aktuellen Stunde ist für

die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen unser Kollege
Jürgen Trittin. – Bitte schön, Kollege Jürgen Trittin.


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724308400

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Auf einer

Telefonkonferenz ist sich die Kanzlerin treu geblieben.
Sie hat Finanzzusagen und -versprechungen über
28 Milliarden Euro gemacht. Damit ist sie ihrer Tradi-
tion treu geblieben.


(Hermann Gröhe [CDU/CSU]: Falsch!)


Frau Merkel ist die Schuldenkanzlerin der Bundesrepu-
blik Deutschland.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Widerspruch bei der CDU/ CSU und der FDP)


In den letzten vier Jahren wurden neue Schulden in
Höhe von 100 Milliarden Euro gemacht.


(Patrick Döring [FDP]: Familien entlastet!)


Sie haben den Mövenpicks in den letzen vier Jahren
4 Milliarden auf Pump finanzierte Euro geschenkt. Ihr
Wachstumsbeschleunigungsgesetz hat Bund, Länder und
Gemeinden in Deutschland in den letzten vier Jahren
32 Milliarden Euro gekostet.


(Markus Grübel [CDU/CSU]: Da war es wegen der Kindergelderhöhung!)


Auf das Ganze wollten Sie noch zusätzliche Schulden in
Höhe von 6,5 Milliarden Euro setzen, um die Besserver-
dienenden, die oberen 20 Prozent in diesem Lande, zu
entlasten. Das ist Ihre Politik, mit der Sie Schulden
machen.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Patrick Döring [FDP]: Falsch!)


Wir können das fortsetzen: Auf Pump wollen Sie die
ächsten vier Jahre 4,8 Milliarden Euro für das Betreu-
ngsgeld aus dem Fenster schmeißen. Da springt hier
er Herr Gröhe ans Rednerpult und spricht vom Schul-
ensumpf. Lieber Herr Gröhe, Sie sind doch der größte
chsenfrosch des Steuer- und Schuldensumpfs der Ko-

lition.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


In der Amtszeit von Frau Merkel sind gesamtstaatli-
he Schulden in Höhe von 500 Milliarden Euro gemacht
orden.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Wovon reden Sie eigentlich?)


ie Bundesrepublik Deutschland hatte mal eine Staats-
erschuldungsquote von 63 Prozent. Unter Frau Merkel
t sie auf 82 Prozent gestiegen. Der deutsche Schulden-
erg ist von 1,8 Milliarden Euro auf 2,2 Milliarden Euro
estiegen. Das heißt: Ein Viertel der gesamtstaatlichen
erschuldung in Deutschland sind Merkel-Schulden.
as ist Ihre Politik. Das ist Ihr Schuldensumpf, Herr
röhe.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Hermann Gröhe [CDU/ CSU]: Peinlich! – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Haben Sie Aufputschmittel genommen, oder was? – Ingo Gädechens [CDU/ CSU]: Saaldiener! Bringen Sie Valium!)


Sie stehen im Wettbewerb mit Herrn Döring. Der
ommt hier nach vorne und verliert kein Wort darüber,


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Können Sie noch ein bisschen lauter schreien? Ich höre nichts! – Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Lauter!)


ass die FDP auf ihrem Bundesparteitag Mehrausgaben
Höhe von 30 Milliarden Euro beschlossen hat,


(Zurufe von der CDU/CSU: Lauter! Lauter!)


hne einen einzigen Euro gegenfinanziert zu haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Patrick Döring [FDP]: So ein Quatsch!)


Die FDP will den Soli abschaffen. Das macht
3,6 Milliarden Euro. Die FDP will jene Steuerschlupf-
cher in Deutschland einführen, die wir in Europa – in
olland und in Irland – gerade abschaffen wollen.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Sie sollten Ihr Frühstück überprüfen! Sie haben überhaupt nichts mitbekommen!)


ie wollen aus Deutschland eine Steueroase für Groß-
onzerne machen.


(Patrick Döring [FDP]: Oasen sind besser als Wüsten!)






Jürgen Trittin


(A) )


)(B)

Das hilft dem Mittelstand nicht. Das hilft Amazon,
Google und Apple, aber nicht dem deutschen Mittel-
stand. Das ist Ihre Politik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Deutschlands Wachstumsrate geht zurück, und zwar
von 0,6 auf 0,3 Prozent. Was muss man in so einer Situa-
tion tun? Man muss investieren. Was aber macht Frau
Merkel? Sie investiert nicht, sondern konsumiert. 27 ih-
rer 28 Milliarden Euro fließen in direkte Transfers. So
sieht die Strategie zur Sicherung der Zukunft Deutsch-
lands aus.


(Hermann Gröhe [CDU/CSU]: Das ist schlichtweg falsch!)


1 Milliarde Euro darf der Herr Ramsauer für Investi-
tionen ausgeben. Schauen Sie sich doch einmal das hier
von einigen zitierte grüne Finanzprojekt an: 20 Prozent
der Ausgaben fließen in den Schuldenabbau; das ist übri-
gens die Vermögensabgabe. 40 Prozent unserer Ausga-
ben fließen in Investitionen in Bildung, in Energie und in
Infrastruktur. Das sind fast 13 Milliarden Euro. Das ist
das 13-Fache der Summe, die Ihre Kanzlerin einplant.
Sie reden vom Investieren, aber Sie verjuxen das Geld.
Das ist Ihre Politik. Das ist wirtschaftspolitisch falsch.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Bravo!)


Sie sagen, Sie hätten das alles finanziert.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 13 Milliarden!)


Da kommt mir ein schöner Verdacht auf. Wie wollen Sie
denn die Mütterrente finanzieren? Wo wollen Sie das
Geld denn hernehmen? Wenn Sie sie über die Rentenbei-
träge finanzieren wollten, dann müsste der Beitragssatz
um 0,7 Prozentpunkte ansteigen. Reden Sie doch mal
mit dem DIHK darüber, wie viele Arbeitsplätze auf-
grund höherer Arbeitskosten verloren gehen. Wenn Sie
die Mütterrente nicht auf Pump finanzieren wollen, müs-
sen Sie sie über höhere Beiträge finanzieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU)


Sie nehmen in der Familienpolitik Transfers vor. Aber
von diesen Transfers profitieren diejenigen, die am we-
nigsten haben, nämlich die 1,6 Millionen Kinder in
Deutschland, die in Bedarfsgemeinschaften leben, über-
haupt nicht. Die Hälfte der Steuererleichterungen im
Rahmen des Familiensplittings, das Sie planen, würde
bei den oberen 20 Prozent der Bevölkerung landen. An-
ders gesagt: Anstatt in Infrastruktur und in Kitaplätze zu
investieren, anstatt dafür zu sorgen, dass die 220 000
Kitaplätze, die noch fehlen, geschaffen werden, begös-
sen Sie erneut Ihre Klientel. Schwarz-Gelb – das ist Poli-
tik auf Pump zugunsten von Leuten, die es nicht nötig
haben, das ist Politik für Transfers statt für Kindertages-
stätten.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Klassenkampf!)


Letzte Bemerkung.


(Zuruf von der CDU/CSU: Gott sei Dank!)


etzt sind Sie für eine Mietpreisbremse,


(Bettina Hagedorn [SPD]: Das war nicht so gemeint!)


tzt sind Sie dafür, dass wir keine Schulden mehr auf-
ehmen, dass die Renten erhöht werden usw. Ich sage
nen eines: Sie hätten all das tun können. Sie hätten an

ieser Stelle tatsächlich eine andere Politik machen kön-
en; aber Sie haben es vier Jahre lang nicht gemacht.


(Hermann Gröhe [CDU/CSU]: Dem Land gehts so gut wie lange nicht mehr!)


etzt stellen Sie sich hin und fordern das Gegenteil von
em, was Sie machen. Ihre Spindoktoren nennen das
asymmetrische Demobilisierung“. Ich sage Ihnen: Man
raucht dafür gar kein Fremdwort. Das ist schlicht und
rgreifend – auf Deutsch gesagt – Heuchelei. Sie haben
ie Heuchelei zum obersten Prinzip Ihrer Politik erklärt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das glaubt kein Mensch! Das wird Ihnen niemand glauben!)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724308500

Nächster Redner in unserer Aktuellen Stunde ist für

ie Bundesregierung der Parlamentarische Staatssekretär
teffen Kampeter. Bitte schön, Herr Parlamentarischer
taatssekretär.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


S
Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1724308600


Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Um Finanzminister zu werden, bedarf es mehr,

ls nur einen grauen Anzug anzuziehen; es bedarf Solidi-
t und Seriosität.


(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


err Kollege Trittin, ich bezweifle, dass Sie sich mit die-
em Auftritt vor dem Hohen Hause einen Gefallen getan
aben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Vor allen Dingen muss er nicht so laut schreien!)


Ich möchte der Opposition danken, dass sie diese Ak-
elle Stunde zu Fragen der Haushaltspolitik beantragt

at,


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das war eine gute Idee!)


nd zwar deswegen, weil so klar und deutlich wird, wo
ie Unterschiede zwischen den finanzpolitischen Kon-
eptionen der Regierung und der Opposition liegen und





Parl. Staatssekretär Steffen Kampeter


(A) )


)(B)

was eigentlich die christlich-liberale Koalition mit ihrer
soliden Finanzpolitik in den letzten Jahren für Deutsch-
land geleistet hat.


(Johannes Kahrs [SPD]: Nicht viel!)


Der Kollege Steinbrück, der es jetzt vorgezogen hat,
das Hohe Haus zu verlassen, war der letzte Finanzminis-
ter der SPD. Sein Haushaltsentwurf, die Eröffnungs-
bilanz dieser Koalition, hat eine Nettokreditaufnahme
von über 80 Milliarden Euro binnen eines Jahres pro-
gnostiziert. Wolfgang Schäuble, der Bundesfinanzminis-
ter der christlich-liberalen Koalition, wird Ende Juni
einen Haushalt vorlegen, der einen strukturellen Aus-
gleich, also eine Null mit Perspektive vorsieht. Das sind
Qualitätsunterschiede in der Haushaltspolitik, die wohl
kaum deutlicher sein könnten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben in dieser Legislaturperiode alle zusätzlichen
politischen Schwerpunkte ohne Steuererhöhungen finan-
ziert. Man kann Politik auch ohne Abkassieren machen,
meine sehr verehrten Damen und Herren. Das ist das
Credo einer verantwortlichen Politik.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Herr Kollege Steinmeier, die von Ihnen als Kanzler-
amtsminister verantworteten Hartz-IV-Regeln sind we-
gen Verfassungswidrigkeit sämtlich vom Verfassungsge-
richt einkassiert worden.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ehegattensplitting!)


Wir konnten in dieser Legislaturperiode die Gerechtig-
keitslücke bei Hartz IV mit dem Bildungs- und Teilhabe-
paket, aus unserem Haushalt finanziert, schließen. Das
ist konkrete Haushalts- und Solidaritätspolitik der christ-
lich-liberalen Koalition.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben 50 Prozent mehr in Bildung und For-
schung investiert. Wir haben mit der Finanzierung der
Grundsicherung im Alter für die größte Entlastung der
Kommunen – weit über 20 Milliarden Euro – gesorgt
und haben jede Steuermehreinnahme für die Absenkung
der Nettokreditaufnahme verwendet.


(Lachen der Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


So muss man es machen. Es gibt keinen Zusammenhang
zwischen solider Haushaltspolitik und ständigen Steuer-
erhöhungen. Das Gegenteil ist richtig. Man muss den
Haushaltsausgleich wollen, nicht nur Steuererhöhungen,
meine sehr verehrten Damen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das gilt nicht nur für den Bundeshaushalt; es gilt auch
für die Sozialversicherungen. Wer bei den Sozialversi-
cherungen solide wirtschaftet, kann beispielsweise, wie
wir es getan haben, den Rentenversicherungsbeitrag sen-
ken oder – das wurde liebevoll von Ihnen unterstützt –
die Eintrittsgebühr für Arztpraxen abschaffen. Politische

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(C (D chwerpunktsetzung und solides Haushalten sind der arkenkern christlich-liberaler Finanzund Wirtschafts olitik. Das ist der zentrale Unterschied. Ich will auch dem Eindruck entgegentreten, Deutschnd habe ein Einnahmeproblem. Wir bekommen von en Bürgerinnen und Bürgern in diesem Jahr deutlich ber 600 Milliarden Euro. Das Geld steht zuvorderst icht dem Staat, sondern natürlich den Bürgerinnen und ürgern zu. Ohne Änderungen der steuerlichen Rahmenesetze und bei solidem, moderatem Wachstum haben ie Steuerschätzer für das nächste Jahr die 700 Milliaren Euro fest angepeilt. Mit diesen 700 Milliarden Euro ann man Politik machen; wenn man es will. Man muss ber ehrlich sagen, was geht, was wichtig ist, was wenier wichtig ist. Ein Spruch Willy Brandts lautete „Mehr emokratie wagen“, bei Steinbrück und Trittin heißt es: Mehr Belastung wagen“. Armseliger kann ein Zuunftsgestaltungsanspruch einer Oppositionspartei kaum och sein. Bei entsprechenden Einnahmen kann man sich übergen, wo man in Deutschland noch Gerechtigkeitscken schließen will. Kollege Trittin hat eben die Mütrrenten angesprochen (Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 30 Milliarden!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


nd in dem Zusammenhang gesagt, da würde Geld
erjuxt. Schlimmer kann man die Lebensleistung von
üttern in diesem Land nicht verachten als durch diese

erablassende Bemerkung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


err Kollege Trittin, Sie sollten sich für diese Entglei-
ung entschuldigen.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Schämen sollte er sich!)


In dieser Debatte muss ein weiterer Punkt klar und
eutlich herausgestellt werden – Kollege Döring hat da-
uf hingewiesen –: die Mär, dass die Belastungsoffen-

ive, die Rot-Grün vorschlägt, nur wenige Menschen in
iesem Land trifft.


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo ist die Gegenfinanzierung? Sie verarschen doch die Leute!)


ie SPD sagt immer: Wir holen es uns bei den Freibe-
flern, die haben es sowieso dicke. Das würde bedeu-
n: weniger Arbeitsplatzsicherheit für die Rechtsan-
altsgehilfin oder für den medizinisch-technischen
ssistenten. Der Kollege Trittin schlägt vor, die Vermö-
ensabgabe auch auf Wohneigentum zu erheben. Das be-
eutet Mieterhöhungen für die Mieterinnen und Mieter
Deutschland.


(Patrick Döring [FDP]: So ist das!)






Parl. Staatssekretär Steffen Kampeter


(A) )


)(B)

Wenn ich lese, was Sie in Bezug auf die betriebliche
Substanzbesteuerung vorhaben, kann ich nur sagen: Das
ist ein brutaler Angriff auf den Mittelstand, auf seine In-
vestitionskraft, und das ist ein Angriff auf die Zukunft
Deutschlands. Es betrifft uns alle, was in diesen Steuer-
plänen enthalten ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Als ganz besonders zynisch, Herr Kollege Trittin,
empfinde ich Ihre Argumentation in Bezug auf die von
Ihnen geforderte private Vermögensabgabe, die die Grü-
nen als solitär bezeichnen. Sie soll von Privatpersonen
erhoben werden. In einem Interview haben Sie gesagt:
Die Betroffenen können ja eine GmbH gründen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, nein, nein!)


– Ja, ja, das war Ihr Tenor: Man soll also in eine Kapital-
gesellschaft flüchten.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, gerade nicht!)


Lieber Herr Kollege Trittin, das alles macht deutlich,
wie sehr Sie gegen das private Eigentum eingestellt sind.
Das ist nichts anderes als eine Einladung zum Ausver-
kauf der deutschen Wirtschaft, insbesondere der kleinen
und mittelständischen Strukturen, durch ausländische In-
vestoren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Der Vorsitzende des Verbandes der Familienunterneh-
mer hat alle Abgeordneten auf den Aspekt hingewiesen,
dass die eigentumsfeindliche Politik von Rot und Grün
die Verlagerung von Kapitalien ins Ausland besonders
befördert und die Eigentümerstruktur in Deutschland ge-
fährdet. Die kleinen und mittleren Unternehmen, die Sie
mit Ihren rot-grünen Steuerplänen ins Mark treffen, sind
das Rückgrat des Wohlstandes unseres Landes. Viele
fleißige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den kleinen
und mittleren Unternehmen haben Deutschland nach
vorne gebracht. Sie wollen das Fundament unserer Zu-
kunft durch diese Belastungsoffensive zerstören. Das ist
ein Angriff auf die Zukunftsfähigkeit unseres Landes.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


SPD und Grüne können sich nicht vorstellen, mit dem
Geld der Bürger verantwortungsvoll umzugehen.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das Einzige, was Ihnen zur politischen Lösung von Pro-
blemen einfällt, ist, bei den Bürgerinnen und Bürgern
mehr einzufordern,


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Umverteilung ist das!)


um es ihnen dann möglicherweise wieder zurückzuge-
ben, also das Prinzip: rechte Tasche, linke Tasche. Unser
Verständnis von Bürgern ist ein anderes. Wir glauben an
einen wirkmächtigen Staat. Wir brauchen in bestimmten

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(C (D ereichen einen starken Staat. Aber wir glauben zuvorerst, dass die Eigenverantwortung, die Leistungsfähigeit der Bürgerinnen und Bürger respektiert und nicht berfordert werden darf. Deswegen treten wir für eine usgabendiät ein. Wir glauben, dass es Belastungsgren en gibt und dass Rot und Grün mit diesem Programm ieses Land niemals regieren sollten. Nächster Redner für die Fraktion der Sozialdemokra n ist der Kollege Carsten Schneider. Bitte schön, Kolge Carsten Schneider. (Beifall bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Lassen sie den Steinbrück wieder nicht reden?)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724308700


Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1724308800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

atte gedacht, dass der Herr Staatssekretär die Gelegen-
eit wahrnimmt, die Pläne der CDU, der er ja angehört,
um Wahlprogramm 2013 – dabei geht es um die
ächste Legislaturperiode – mit zu erklären. Er hat aber
ar keine Zeit darauf verwandt. Im Gegenteil, er hat
icht einmal Zeit darauf verwandt, darauf hinzuweisen,
ass es diese Koalition aus Schwarz und Gelb geschafft
at, in vier Jahren größten Wachstums, höchster Steuer-
innahmen und niedrigster Arbeitslosigkeit immer noch
eue Schulden – 100 Milliarden Euro – aufzunehmen.

Herr Döring, Sie haben vorhin gesagt, Sie würden so-
de wirtschaften. Wissen Sie eigentlich, was für Haus-
alte Sie hier jedes Jahr beschlossen haben?


(Patrick Döring [FDP]: Ja!)


edes Jahr war die Ziffer rot. Sie schaffen es nicht einmal
r das Jahr 2014 – wo wir doch wirklich Rekordsteuer-

innahmen haben –, eine Null hinzubekommen.


(Patrick Döring [FDP]: Wir haben gesehen, wie viel Mehrausgaben Sie beantragt haben!)


ein, jedes Jahr haben Sie neue Schulden gemacht.


(Patrick Döring [FDP]: Abwegig!)


Bei der Wahl 2009 haben Sie versprochen, die Steu-
rn zu senken. 2013 verspricht die CDU, jede Menge
eue Sozialleistungen rauszuhauen, die überhaupt nicht
egenfinanziert sind. Sie wollen die Sozialkassen weiter
lündern, den Sozialstaat unterhöhlen. Damit kündigen
ie wieder die nächste Wahllüge an. Ich finde, es ist
benteuerlich, das aus dem Munde eines Bundesfinanz-
inisters zu hören.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie stehen damit, meine ich, klar in der Tradition des-
nigen, der hier gestern in der Aktuellen Stunde vertei-
igt hat, dass er von nichts eine Ahnung hat. Er führt
war das Verteidigungsministerium und ist für die Be-
chaffung von Flugzeugen im Wert von 1 Milliarde Euro
uständig, hat aber keine Ahnung, ist nicht informiert





Carsten Schneider (Erfurt)



(A) )


)(B)

worden. Wahrscheinlich ist es bei Ihnen in der Partei im-
mer so, dass man nicht richtig weiß, was man tut. Das
wahre Problem in Deutschland ist, dass Sie mit dem
Geld der Steuerzahler nicht solide umgehen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich komme zum Thema Wachstum. Zu Beginn dieser
Koalition hatte Deutschland ein Wachstum von fast
4 Prozent. Wie viel haben wir dieses Jahr noch? –
0,4 Prozent! Das ist das Ergebnis Ihrer Politik. Das ist,
finde ich, alles andere als ein Erfolgsausweis.


(Patrick Döring [FDP]: In ganz Europa schrumpft die Wirtschaft!)


Deswegen ist es wichtig und richtig, klar zu fragen: Was
muss man daran eigentlich ändern? Herr Trittin hat zwei
wichtige Punkte genannt. Die hat Ihnen die EU-Kom-
mission im Übrigen in der vorigen Woche ins Stamm-
buch geschrieben. Das Erste ist: Es muss damit aufge-
hört werden, von der Substanz zu leben. Das heißt, es
muss mehr investiert werden. In Ihrer Regierungszeit
sind die Investitionen in Deutschland gesunken.

Der zweite Punkt betrifft die Bildung. Um langfristig
in Deutschland leistungsstark zu bleiben, ist entschei-
dend, dass wir in die Köpfe unserer Kinder investieren.
Was tun Sie an dieser Stelle?


(Zuruf von der CDU/CSU: Was tut die SPD? Und was tun die Landesregierungen?)


Nichts! Im Gegenteil, Sie wollen für das Ehegattensplit-
ting eine neue steuerliche Leistung in Höhe von 30 Mil-
liarden Euro – das nennt sich dann Familiensplitting –
einführen, ohne etwas dafür zu tun, dass jedes Kind ei-
nen Kindergarten- bzw. Krippenplatz bekommt und je-
der, der sich darum bewirbt, einen Platz an der Universi-
tät erhält, an der er exzellent ausgebildet wird. Das
wären die Zukunftsaufgaben für Deutschland.


(Beifall bei der SPD)


Sie haben in dieser Legislaturperiode 100 Milliarden
Euro neue Schulden aufgenommen, und Sie haben es
nicht geschafft, die 20 Milliarden Euro, die dafür einge-
setzt wurden, um 2009 die Konjunktur wieder in Gang
zu bringen, zu tilgen. Das ist nicht passiert. Daran rühren
Sie nicht: Sie tilgen sie nicht, obwohl die wirtschaftliche
Lage exzellent ist.

Wir müssten – als Sozialdemokraten stehen wir dafür
– die Subventionen in Deutschland streichen. Haben Sie
das getan? Oder haben Sie Subventionen erhöht? Sie ha-
ben mit dem Hotelsteuerprivileg – auch Herr Trittin hat
darauf hingewiesen – den Hoteliers knapp 5 Milliarden
Euro in die Tasche gesteckt. Das Ganze haben Sie mit
Steuergeld subventioniert. Das Ergebnis Ihrer Politik
sind höhere Schulden.

Deswegen kann ich, meine sehr verehrten Damen und
Herren, nur zu dem Schluss kommen, dass Sie selbst
nicht mehr glauben, für die Vorschläge, welche die
Union hier heute oder in den vergangenen Tagen vorge-
legt hat, Verantwortung übernehmen zu können. Auch
glauben Sie nicht, sie umsetzen zu können; denn wenn

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(C (D ie sich einigermaßen ernst nehmen würden, könnten ie nicht – wie Herr Ramsauer das getan hat – für Eigeneimzulagen in Höhe von 8 Milliarden Euro sein. Dann önnen Sie auch nicht, wie die FDP, für die Abschaffung es Solis – das macht 13 Milliarden Euro aus – sein. uch können Sie dann nicht – nachdem Sie den Staat fianziell ausgehöhlt haben – auf der anderen Seite Mehrusgaben in der Größenordnung von Milliarden planen, ie nicht zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit und zu ehr Gerechtigkeit in Deutschland führen. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724308900

Nächster Redner in unserer Aktuellen Stunde ist für

ie Fraktion der FDP unser Kollege Otto Fricke. Bitte
chön, Kollege Otto Fricke.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1724309000

Geschätzter Herr Präsident! Meine Damen und Her-

n! Es geht hier um Wahlversprechen und den Vorwurf
er Wahllüge. An die Adresse der SPD muss ich sagen:
h kann verstehen, dass Sie sich mit dem Thema Wahl-
gen beschäftigen, aber nur, weil Sie mit der größten
ahllüge in der Geschichte der Bundesrepublik Deutsch-
nd Erfahrungen gemacht haben. Sie haben doch gesagt:
8 Prozent Mehrwertsteuer gibt es mit uns nie! Kaum
atten Sie eine Koalition mit der CDU/CSU gebildet, ha-
en Sie aber gesagt: 19 Prozent Mehrwertsteuer gibt es
it uns auf jeden Fall.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Die wollten ja noch mehr!)


o viel zum Thema Wahllügen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es gibt eigentlich nur ein vernünftiges Wahlgeschenk,
as man als Politiker dem Bürger machen kann: solide
aushalte und eine stabile Währung. Alles andere ist
ein Geschenk an die Bürger. Nichts anderes können wir
achen; denn es geht nicht um unser Geld, sondern um

as Geld der Bürger. Wir haben die Verantwortung, für
tabilität zu sorgen, und das haben wir in den letzten vier
ahren getan.

Zu den Vorwürfen, die hier geäußert wurden, und zu
er Schwarzmalerei will ich Folgendes sagen: Ich bitte,
gendwann einmal zu erkennen, dass wir nicht auf einer
sel leben, sondern in einer globalisierten Welt. Was

agen Ihnen die Leute, die nur 1 Kilometer hinter der
eutschen Grenze leben? Die sagen: Mensch, die Haus-
altszahlen, die die schwarz-gelbe Koalition geschaffen
at, die hätte ich gerne in unserem Land; dann ginge es
ns besser. Die Wirtschaftszahlen, die Schwarz-Gelb in
en letzten vier Jahren erreicht hat, die hätte ich gerne;
ann ginge es uns besser. Die Arbeitslosenquote, die
chwarz-Gelb gesenkt hat, hätte ich gerne; dann ginge





Otto Fricke


(A) )


)(B)

es uns besser. So sichere Renten wie in Deutschland
hätte ich gerne; dann ginge es uns besser – usw.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das wollen Sie einfach nicht wahrhaben. Sie schauen
nur auf den eigenen Bauchnabel.

Ich will noch etwas anderes sagen: Wir müssen im-
mer wieder verdeutlichen, wie das politische Spiel leider
oft läuft. Jeder Politiker, der sagt: „Das ist ein guter
Grund, mehr Geld auszugeben, und das ist auch ein guter
Grund, mehr Geld auszugeben“, der bekommt von den
Betroffenen immer Zustimmung. Das findet man gut.
Das ist anders bei demjenigen, der sagt: Ich finde das
auch nicht schlecht, aber wir müssen das finanzieren
können. – Ich will das einmal am Beispiel Mütterrente
verdeutlichen: Meine Mutter gehört zu der Alters-
kohorte, die das treffen würde. Sie würde für ihre Erzie-
hungsleistung etwas bekommen. Ich werde zu diesem
Thema trotzdem immer sagen: Das geht nur dann, wenn
wir es finanzieren können.


(Mechthild Rawert [SPD]: Wie beantwortet Frau Merkel die Frage?)


Ich habe die CDU so verstanden – das will ich deut-
lich sagen; da bin ich mir ziemlich sicher –, dass sie die
schwarze Null genauso wie wir erreichen will. Ich habe
die CDU so verstanden, dass sie mit der Schuldentilgung
spätestens 2016 beginnen will.


(Zuruf von der SPD: Wie denn?)


Wenn es doch nicht so kommen sollte, wenn es Schwie-
rigkeiten geben sollte, was ich mir aber nicht vorstellen
kann, dann kann ich nur eines feststellen: Die Garanten
für solide Haushalte sitzen in diesen Reihen. Garant für
solide Haushalte ist die FDP. Das haben wir in den letz-
ten vier Jahren deutlich gezeigt.


(Beifall bei der FDP)


Ich habe nicht die Hoffnung, dass die Opposition eine
solide Haushaltspolitik betreiben würde. Ganz ehrlich:
Immer dann, wenn ich in der letzten Zeit dachte, dass an
dem, was Herr Trittin zu Steuern und Abgaben sagt,
vielleicht etwas Wahres dran sein könnte,


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Oh je!)


dann habe ich mir die Aussagen von Boris Palmer,
Christine Scheel und Winfried Kretschmann vor Augen
geführt, und dann wusste ich ziemlich sicher, dass das,
was die Grünen wollen, eigentlich nur Quatsch ist, es ih-
nen im Wahlkampf aber wohl ein bisschen hilft.

Herr Trittin, Sie sagen: Es ist gar kein Problem, wenn
10 Prozent der Steuerzahler mehr bezahlen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und 90 Prozent entlastet werden!)


– Sehen Sie, das ist der Unterschied. Sie gehen nur nach
der Frage der Maximierung – wo kriege ich den größten
Applaus? –, während es für uns beim Thema Steuern
nicht darum geht, zwischen 90 und 10 aufzuteilen.

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(C (D (Lisa Paus [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie entlasten nur die oberen 10 Prozent!)


ie 10 Prozent entsprechen 5 Millionen Steuerzahlern,
Millionen Bürgern dieses Landes, die viel dafür tun,
ass es in diesem Land vorangeht. Diese 5 Millionen
eute sind Ihnen vollkommen egal. Das ist Ihre Politik
egenüber den Menschen, die in diesem Land Leistung
rbringen.


(Beifall bei der FDP)


Ich will noch etwas zur SPD sagen. Herr Steinmeier
t jetzt leider auch nicht mehr da. – Doch, er sitzt dort
inten. Ich bitte um Entschuldigung. – Herr Steinbrück
at hier immer wieder gesagt, dass sich die SPD auch ein
isschen an ihn anpassen muss. Ich habe inzwischen das
efühl, dass Herr Steinbrück sich nur noch an die SPD

npasst.

Herr Steinmeier, was Sie in Ihrer Rede gemacht ha-
en, war spannend. Sie haben immer wieder gesagt, wie
chlimm das alles sei. Wenn ich das richtig sehe, sind
ie, Herr Steinmeier, aber gar nicht gegen die Vor-
chläge der Kanzlerin, oder? Sie unterstützen doch all
iese Vorschläge. Das haben Sie aber nicht gesagt. Das
aben Sie klammheimlich unter den Tisch fallen lassen.
der sind Sie dagegen? Sind Sie gegen die Vorschläge
er CDU zur Rente? Ja oder nein?


(Zurufe von der SPD)


Sehen Sie, da läuft das Spiel wieder.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Wofür seid ihr denn? Erzähl mal, wofür du bist!)


an kritisiert, und gleichzeitig ist man klammheimlich
afür. Das ist Ihre Art und Weise.

Jetzt werden viele Bürger, die zugehört haben, fragen:
a ja, ist ja schön, dass der von der FDP das erzählt,

ber stimmt das? Daher werde ich die Zahlen, die dies
eweisen, kurz darlegen. Wenn es um vernünftige Haus-
alte geht, wenn es um die Vermeidung von Wahlge-
chenken geht, dann muss ich nur auf eines schauen: auf
ie Ausgaben. Es ist wie beim Bürger selbst. Wann hat
r Probleme? Wenn die Ausgaben zu hoch sind. Schauen
ir uns das einmal an. Wir hatten sieben Jahre Rot-
rün. Was ist in dieser Zeit mit den Ausgaben passiert?
6 Milliarden Euro mehr Ausgaben am Ende der Legis-
turperiode. Dann hatten wir vier Jahre Große Koali-
on. 31 Milliarden Euro mehr Ausgaben am Ende der
egislaturperiode. Dann kam die FDP in die Regierung.
as passierte?


(Johannes Kahrs [SPD]: 100 Milliarden mehr!)


um ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik
eutschland haben wir die Ausgaben um fast 2 Milliar-
en Euro am Ende einer Legislaturperiode gesenkt. Ich
age Ihnen: Das ist die Kunst, gute Haushaltsführung zu
achen. Das sind die Wahlgeschenke, für die der Be-

chenkte am Schluss nicht zahlen muss.

Herzlichen Dank.





Otto Fricke


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)(B)


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724309100

Nächste Rednerin für die Fraktion Bündnis 90/Die

Grünen unsere Kollegin Frau Lisa Paus. Bitte schön,
Frau Kollegin Paus.


Lisa Paus (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724309200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr

Kampeter, ich empfehle Ihnen, zumindest einen der in-
zwischen unzähligen Faktenchecks zum grünen Steuer-
konzept zu lesen. Sie alle bestätigen, dass das, was wir
gesagt haben, stimmt. 90 Prozent der Bürgerinnen und
Bürger in diesem Land sollen entlastet werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Caren Marks [SPD] – Patrick Döring [FDP]: Wie rechnen Sie das denn?)


10 Prozent sollen belastet werden. Die reichsten 0,4 Pro-
zent – das sind rund 350 000 Bürgerinnen und Bürger in
diesem Land – wollen wir tatsächlich zu einer einmali-
gen Vermögensabgabe heranziehen. Das Betriebsvermö-
gen soll nicht in der Substanz besteuert werden,


(Patrick Döring [FDP]: Das ist nicht in Ihrem Programm!)


das haben wir eindeutig ausgeschlossen. Auf dieser
Grundlage können wir in diesem Land endlich damit an-
fangen, Schulden abzubezahlen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Fricke, ich finde es gut, wie Sie die Wahlver-
sprechen der CDU hier durchaus kritisiert haben. Da bin
ich an Ihrer Seite. Aber was ist denn mit den Wahlver-
sprechen der FDP? Dazu haben Sie hier kein Wort verlo-
ren. Auch Sie versprechen 30 Milliarden Euro Steuerent-
lastungen und sagen mit keinem Wort, wie Sie das
finanzieren wollen. Das hätten Sie hier machen können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Otto Fricke [FDP]: Haben Sie auf die Tagesordnung geschaut?)


Treffsicher zum Vatertag ging es los. Da versprach Fi-
nanzminister Schäuble die Einführung des Familiensplit-
tings. Über Kosten und Ausgestaltung hat er sich erst
einmal ausgeschwiegen und das natürlich mit Grund;
denn das Familiensplitting – wir haben es einmal nach-
rechnen lassen – würde in diesem Land Steuerausfälle
von über 30 Milliarden Euro bedeuten.


(Zurufe von der SPD: Oh!)


Finanzierung? Fehlanzeige.

Letzte Woche legte die Kanzlerin nach und machte
Wahlversprechen in Höhe von 29 Milliarden Euro. Das
Familiensplitting hat sie ein bisschen eingeschrumpft,
dafür soll es eine Erhöhung des Kinderfreibetrags und
des Kindergelds geben. Diese geplante Erhöhung von
Kinderfreibetrag und Kindergeld würde Mehrausgaben

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(C (D Höhe von 7,5 Milliarden Euro bedeuten. Aber auch ier gilt: Finanzierung? Fehlanzeige. (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Null!)


ies sind Wahlversprechen auf ungedecktem Scheck.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dabei könnte man es schon bewenden lassen, weil
an davon ausgehen kann, dass es ja sowieso nicht dazu

ommt. Aber es ist interessant, sich einmal genauer an-
usehen, was der Schwerpunkt des CDU-Wahlkampfes
erden wird: Familienpolitik sozusagen als die Speer-

pitze. Dafür will sich die CDU/CSU einsetzen. Wie
ieht denn die Familienförderung à la Merkel aus, wie
ie uns bisher bekannt geworden ist?


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Na, dann mal los! Auf geht’s!)


Es ist nichts anderes als eine Umverteilung von unten
ach oben. Der richtige Name steht drauf, Familienför-
erung, aber der Inhalt ist völlig falsch. Das Einzige, das
ie damit machen, ist eine Klientelbedienung, eine wei-
re Umverteilung von unten nach oben. Daran erinnern
ir uns noch sehr gut. Außerdem geht Ihr Konzept an
er Lebensrealität, den Bedürfnissen und Problemen von
amilien in diesem Lande vollkommen vorbei.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich fange an mit der Umverteilung von unten nach
ben. Wir erinnern uns noch an den Anfang dieser Le-
islaturperiode. Auch da haben Sie den Kinderfreibetrag
nd das Kindergeld erhöht. Dies bedeutete pro Monat:
Euro für Kinder, deren Eltern im Hartz-IV-Bezug sind,
0 Euro mehr für die Mittelschicht und 40 Euro mehr für
ie oberen 10 Prozent. Was schlagen Sie, innovativ wie
ie sind, diesmal vor? Wiederum 0 Euro für Kinder, de-
n Eltern im Hartz-IV-Bezug sind, 35 Euro mehr für die
ittelschicht und ganze 53 Euro mehr für die oberen

0 Prozent. Die oberen 10 Prozent sollen noch einmal
ehr bekommen. Die Schere zwischen den oberen

0 Prozent und der Mittelschicht würde durch Ihre Vor-
chläge von 93 Euro auf 111 Euro pro Kind erweitert.
erzlichen Glückwunsch zu diesem Vorschlag, meine
amen und Herren von der CDU/CSU!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Patrick Döring [FDP]: Die Mehrheit der Deutschen ist Mittelschicht!)


Ich stelle es noch einmal anhand konkreter Zahlen
um Kinderregelsatz dar. Zurzeit ist der Kinderregelsatz
estaffelt, abhängig vom Alter des Kindes. Da bekommt
an für ein Kind von null bis sechs Jahren 215 Euro im
onat und für ein Kind bis zu 18 Jahren 287 Euro im
onat. Das gilt für die Kinder der Armen in diesem

ande.


(Hermann Gröhe [CDU/CSU]: Jedenfalls mehr als bei Rot-Grün! Bei Rot-Grün war diese Regelung ja verfassungswidrig!)






Lisa Paus


(A) )


)(B)

Ihr Vorschlag sieht vor, dass die Kinder aus wohlhaben-
den Familien in diesem Lande nicht 215 Euro oder
287 Euro monatlich vom Staat bekommen, sondern dass
sie mit monatlich 330 Euro bezuschusst werden. Darauf
können sich die oberen 10 Prozent in unserem Lande bei
der CDU/CSU verlassen. Ich finde, das sollte man den
Bürgerinnen und Bürgern sagen, meine Damen und
Herren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir sehen nicht ein, dass ein Kind aus einer wohlha-
benden Familie mehr staatliche Förderung bekommen
soll als ein Kind im Regelsatzbezug.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Ihr wollt ja auch Gleichmacherei betreiben!)


Deswegen schlagen wir in der Tat etwas anderes vor.
Wir finden, jedes Kind in diesem Land ist gleich viel
wert; es sollte zumindest dem Staat bei der Förderung
gleich viel wert sein. Deswegen wollen wir die unüber-
sichtlichen Regelungen von Kinderregelsatz, Kinderzu-
schlag, Kinderfreibetrag und Kindergeld zu einer Kin-
dergrundsicherung zusammenfassen. Wir werden in der
nächsten Legislaturperiode mit dem Einstieg in die Kin-
dergrundsicherung beginnen. Darauf können Sie sich bei
uns verlassen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Habt ihr dafür denn auch eine Gegenfinanzierung?)


Ich habe, was die CDU/CSU angeht, noch etwas ver-
gessen. Sie sind ja so stolz darauf, das Ehegattensplitting
nicht anfassen zu wollen. Auch wir werden das Ehegat-
tensplitting nicht auf einen Schlag abschaffen. Aber wir
halten es in der Tat nicht für sinnvoll, dass eine wohlha-
bende Familie in diesem Lande, die wirklich richtig viel
verdient, durch den Ehegattensplittingvorteil zurzeit bis
zu 15 800 Euro pro Jahr zusätzlich vom Staat geschenkt
bekommt. Wir finden, das muss nicht sein. Dieses Geld
wollen wir sinnvoller ausgeben. Deswegen wollen wir
den Ehegattensplittingvorteil abschaffen – Entschuldi-
gung, abschmelzen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Abschaffen?)


– Abschmelzen.


(Patrick Döring [FDP]: Sagen Sie ruhig „abschaffen“! Es ist ja eine Abschaffung! Sie mischen sich in die Einkunftserzielung der Bürger ein! – Hermann Gröhe [CDU/CSU]: Die Wahrheit rutscht halt raus!)


Herr Präsident, ich komme zum Schluss. Ihre Vor-
schläge gehen an der Lebensrealität der Menschen in
diesem Lande vorbei.


(Patrick Döring [FDP]: Nein, Ihre gehen daran vorbei!)


Es ist überhaupt nicht einzusehen, warum eine Familie,
die sich vornimmt, die Kinder gemeinsam zu betreuen,

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(C (D ann, wenn beide Partner ihre Arbeitszeit reduzieren, chlechter gestellt werden soll als eine Familie, in der er eine Partner voll und der andere nicht arbeitet. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Otto Fricke [FDP]: Ja, ja! Das ist bei Ihnen ja wie bei einem Geisterfahrer! – Patrick Döring [FDP]: Werden sie doch gar nicht! Das ist doch Quatsch! Sie haben es immer noch nicht begriffen! Sie kennen das Steuerrecht nicht!)


ir finden, das ist ungerecht gegenüber den Familien
nd den Alleinerziehenden in diesem Lande. Über
5 Prozent der Kinder in diesem Lande wachsen im
oment nicht in einer traditionellen Familie auf. Fami-

enförderung muss da stattfinden, wo Kinder sind. Des-
egen muss sie zielgenau neu ausgerichtet werden,
urch eine Verbesserung der Infrastruktur und den Ein-
tieg in die Kindergrundsicherung. Das können Sie am
2. September dieses Jahres wählen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724309300

Nächster Redner in unserer Aktuellen Stunde ist für

ie Fraktion von CDU und CSU unser Kollege Norbert
arthle. Bitte schön, Kollege Norbert Barthle.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1724309400

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn ich mir
ie Debattenbeiträge anhöre, dann muss ich sagen: Klei-
es Kompliment an die Linken; bei Ihnen weiß man
enigstens, was Sie kritisieren. Wenn ich mir aber die
edner von Rot und Grün anhöre, dann muss ich sagen:
ei Ihnen herrscht argumentatives Durcheinander. Da
lickt man gar nicht mehr durch, was Sie an der Regie-
ngspolitik eigentlich kritisieren wollen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wollen wohl eine bequeme Opposition! Geben Sie es zu!)


Das zeigte sich schon bei der Beantragung dieser Ak-
ellen Stunde. Eigentlich haben wir es ja mit einem Pla-

iat zu tun. Denn zuerst haben die Grünen eine Aktuelle
tunde zu diesem Thema beantragt, dann kam die alte
ante SPD hinterhergetrabt und hat zum selben Thema
benfalls eine Aktuelle Stunde beantragt. Das heißt: Ih-
en fehlt der Ansatzpunkt und Ihnen fehlen die Ideen,
m überhaupt Kritik an der Regierungsarbeit zu üben.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was reden Sie denn da? Jetzt kann ich Ihnen wirklich nicht mehr folgen!)


s läuft immer auf dasselbe hinaus; das ist schon interes-
ant und wirft ein Schlaglicht auf die derzeitige Situa-
on. In der Opposition weiß man offensichtlich nicht so
cht, wo man ansetzen soll.





Norbert Barthle


(A) )


)(B)

Das ist auch kein Wunder. Denn wenn Sie ernsthaft
die Frage stellen, wie die Ankündigungen der Bundes-
kanzlerin, die zum großen Teil auf Parteitagsbeschlüssen
beruhen, finanziert werden sollen, müssen Sie sich aus
meiner Sicht die Gegenfrage gefallen lassen: Wo waren
Sie eigentlich in den letzten vier Jahren? Haben Sie im
Ausland gelebt? Wir haben doch vier Jahre lang gezeigt,
wie es geht.


(Lachen bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben vier Jahre lang gezeigt, dass wir solide wirt-
schaften können, dass wir mit dem Geld der Steuerzahler
sparsam umgehen und dass wir seriöse Politik machen.
Wir haben es uns in diesen vier Jahren leisten können,
neue Maßnahmen einzuleiten bzw. neue Ausgaben zu
beschließen, und trotzdem haben wir die Neuverschul-
dung massiv zurückgeführt. Wir haben uns finanzielle
Spielräume erwirtschaftet, und diese haben wir auch ge-
nutzt.

Meine Damen und Herren, wie war denn die Aus-
gangslage? Wenn sich Herr Steinmeier hier darüber er-
regt, dass in der Regierungszeit der Kanzlerin 100 Mil-
liarden Euro neue Schulden gemacht worden seien, dann
hätte er sich an seinen Sitznachbar Steinbrück wenden
müssen: Der hat in einem Jahr gleich mal 86 Milliarden
Euro neue Schulden machen wollen, 86 Milliarden in ei-
nem, nicht in vier Jahren.


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Da waren Sie ja gar nicht an der Regierung! – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und da waren Sie überhaupt nicht an der Regierung beteiligt?)


Für 2010 hatte Finanzminister Steinbrück 86 Milliarden
Euro neue Schulden vorgesehen; das lässt sich im Haus-
haltsplan nachlesen.


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer war da Kanzlerin?)


Nach 86 Milliarden Euro damals, vor vier Jahren, sind
wir jetzt bei 6 Milliarden. Das ist eine Leistung! Ein
Rückgang um 80 Milliarden – das hat noch keine Regie-
rung geschafft, insbesondere keiner von denen, die heute
in der Opposition sind, im Bund sowieso nicht, und in
den Ländern machen Sie das Gegenteil.


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Also, Sie schaffen mich!)


Man braucht sich die Zahlen nur anzugucken: Im Jahr
2014 werden wir einen strukturell ausgeglichenen Haus-
halt vorlegen, im Jahr 2015 einen Haushalt ohne jegliche
Neuverschuldung – so etwas ist bisher noch nie erreicht
worden –, und im Jahr 2016 beginnt die Rückzahlung
der Schulden.


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wahlkampfgeschenke!)


Das ist die Bilanz dieser Koalition, das ist die Bilanz,
mit der wir vor die Wählerinnen und Wähler treten. Da

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(C (D erden die Fakten überzeugen und nicht das laute Gechrei von Herrn Trittin. Der Kollege Fricke hat darauf hingewiesen, wie wir as erreicht haben, nämlich indem wir die Ausgaben stail gehalten haben. Wir geben nach vier Jahren Regiengszeit 2 Milliarden Euro weniger aus als am Anfang er Legislaturperiode. (Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weil Sie die Sozialkassen plündern! – Gegenruf des Abg. Hermann Gröhe [CDU/CSU]: Das ist nicht so! – Gegenruf der Abg. Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Doch!)


(Zuruf des Abg. Ulrich Kelber [SPD])


Zeigen Sie mir ein Bundesland, in dem SPD oder
rüne regieren – mit Baden-Württemberg gibt es ja in-

wischen auch ein Bundesland, in dem die Grünen regie-
n –, wo am Ende der Legislaturperiode weniger ausge-

eben wird als am Anfang!


(Johannes Kahrs [SPD]: Hamburg!)


h kenne keins. Das liegt daran, dass SPD und Grüne
icht sparen können. Sie können es nicht. Wir haben be-
iesen, dass wir es können. Das ist die Bilanz, mit der
ir vor die Wählerinnen und Wähler treten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben die Neuverschuldung zurückgeführt,
bwohl in diesen vier Jahren externe neue Herausforde-
ngen auf uns zugekommen sind: Wir haben den Kapi-
lstock des ESM, des Europäischen Stabilitätsmecha-
ismus, befüllt. Wir haben die Mittel der Europäischen
vestitionsbank aufgestockt, damit sie armen Ländern

elfen kann. Das waren zusätzliche Ausgaben von
0 Milliarden Euro. Wir haben die Länder und die Kom-
unen entlastet; auch das waren rund 20 Milliarden
uro. Wir haben die Bürgerinnen und Bürger in den letz-
n vier Jahren um rund 25 Milliarden Euro entlastet.
ir haben den Beitrag zur Rentenversicherung auf

8,9 Prozent gesenkt. Wir haben die Praxisgebühr abge-
chafft usw. usf.

Wir haben in diesen vier Jahren 13 Milliarden Euro
ehr für Bildung und Forschung ausgegeben, 13 Mil-
arden zusätzlich. Wir haben in diesem Parlament ent-
chieden, dass wir für Infrastrukturmaßnahmen 1,7 Mil-
arden Euro mehr ausgeben. Sie sehen: Wir geben an
en richtigen Stellen mehr Geld aus – weil wir uns die
pielräume dafür erwirtschaftet haben – und sparen an
nderer Stelle.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Richtig! – Bettina Hagedorn [SPD]: Sparen? Sie plündern die Sozialkassen!)


Die kluge Politik von Angela Merkel und Wolfgang
chäuble – im Parlament ergänzt durch Volker Kauder
nd Rainer Brüderle – hat dazu geführt, dass wir uns et-
as leisten und trotzdem die Verschuldung zurückführen
önnen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)






Norbert Barthle


(A) )


)(B)

Schauen wir uns nun an, was in den Ländern ge-
schieht! Was erleben die Bürger in Baden-Württemberg?
Da werden nicht nur die Schulden erhöht – 3,3 Milliar-
den Euro mehr –; da werden die Gebühren erhöht, die
Steuern werden erhöht, und die Neuverschuldung wird
erhöht. Das ist die Bilanz der Grünen in Baden-
Württemberg, Herr Trittin. Was geschieht in NRW? Ge-
nau dasselbe.


(Ulrich Kelber [SPD]: Vielleicht sagen Sie auch mal was zum Thema der Aktuellen Stunde!)


Ich komme zum Schluss. Meine Damen und Herren,
dort, wo SPD oder Grüne regieren, wird mehr abge-
zockt, mehr ausgegeben und werden mehr Schulden ge-
macht.


(Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Da, wo wir regieren, wird solide und seriös regiert.

Danke.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: So! Genau so! – Rolf Hempelmann [SPD]: Das wird auch durch Wiederholen nicht wahrer!)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724309500

Nächster Redner für die Fraktion der Sozialdemokra-

ten ist unser Kollege Johannes Kahrs. Bitte schön, Kol-
lege Johannes Kahrs.


(Beifall bei der SPD)



Johannes Kahrs (SPD):
Rede ID: ID1724309600

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Wir haben ja hier schon über einen längeren
Zeitraum eine Aktuelle Stunde, die wir beantragt haben.
Es steht in der Tagesordnung: Aktuelle Stunde zu den
Auswirkungen der Wahlversprechen der Bundeskanzle-
rin. Es ist weder die Bundeskanzlerin noch irgendeiner
der verantwortlichen Minister anwesend.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Wo ist denn der Peer?)


Es wäre reizend, wenn bei der Diskussion hier im Parla-
ment – wir sind nun einmal der Souverän – die Bundes-
kanzlerin und die zuständigen Fachminister zugegen
wären.


(Otto Fricke [FDP]: Wir sind nicht der Souverän!)


Alles andere – das muss man auch einmal sagen – ist
einfach Ausdruck mangelnden Respekts vor diesem Par-
lament, und das ist unanständig.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich schätze den Kollegen Steffen Kampeter ja sehr.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Otto Fricke [FDP]: Wir auch!)


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(C (D ber er ist einer von nur zweien, die auf dieser Regiengsbank sitzen. (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Ecki von Daimler ist schon gegangen!)


uf die Sachebene hat er sich in seiner Rede auch nicht
irklich verirrt.

Schauen Sie sich einfach einmal an, wie diese Regie-
ng hier präsent ist. Das zeigt auch, was diese Regie-
ng von den Versprechen der Bundeskanzlerin hält.
enn man diese Frage nicht diskutieren will, sich drückt

nd feige in die Büsche schlägt, dann kann es eben nicht
o sein; dann hat man ein Problem.

Schauen Sie sich des Weiteren einmal an, was denn
nerhalb der CDU/CSU von den Vorschlägen der Kanz-
rin gehalten wird. Dann wird es erst richtig interessant.

So war in Spiegel Online zu lesen: „Unionspolitiker
rdern Sonderparteitag von Merkel“. Denn bei Ihnen

oll es keinen Parteitag geben, sondern einige Funktio-
äre sollen das abnicken.

Herr Schlarmann, der Vorsitzende der Unions-Mittel-
tandsvereinigung, hat sich zu Wort gemeldet und ge-
agt:

Die Willensbildung einer Partei muss, ähnlich wie
in jedem Verein, in den dafür vorgesehenen Gre-
mien stattfinden. Und nicht in kleinen, intranspa-
renten Führungszirkeln. Deshalb wäre es sinnvoll,
über das Wahlprogramm und die Art des Wahl-
kampfs, so wie unsere Mitbewerber, auf einem Par-
teitag zu diskutieren.

hrlich: Dazu kann man nicht viel sagen – außer: Der
ann hat recht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das sieht auch die FDP so; denn sie hat auch einen
arteitag veranstaltet.


(Patrick Döring [FDP]: Zwei sogar!)


Das macht sich besser.

Wenn man sich das anguckt, stellt man fest, dass man
nerhalb der CDU/CSU gerne auch einmal über die
orschläge der Kanzlerin sprechen würde.

Schauen wir uns einfach einmal an, um welche Vor-
chläge es hier geht. Es gibt zum Beispiel Ärger über die

ietpreisbremse – etwas, was wir Sozialdemokraten
rdern, was wir richtig und gut finden und was den An-

tieg der Mieten insbesondere in den Ballungszentren
egrenzen soll. Dann wird hier im Deutschen Bundestag
in Gesetz beschlossen, in dem überhaupt nichts zu die-
em Thema steht, obwohl wir es mehrfach gefordert ha-
en.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Sogar das Gegenteil!)


Das Gegenteil steht drin. Carsten Schneider hat wie
mer recht.





Johannes Kahrs


(A) )


)(B)

Jetzt haben wir folgendes Problem: Die Kanzlerin
verspricht etwas, obwohl das Gesetz erst vor einigen
Wochen beschlossen wurde. Wir fragen uns alle, warum
sie diese Eingebung nicht etwas früher hatte.

Man muss sich einfach einmal anhören, was innerhalb
der CDU zu dem Vorschlag der Kanzlerin gesagt wird.
Da meldet sich der wirtschaftspolitische Sprecher der
Unionsfraktion, Joachim Pfeiffer. Er wähnt Frau Merkel
schon auf dem Weg in den Sozialismus. „Wohin das füh-
ren kann, haben wir in der DDR auch gesehen“, sagte er.


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Wie? Da war der?)


So viel zum Thema Mietpreisbremse. Man weiß also,
warum man keinen Parteitag zu dem Thema veranstaltet;
denn das könnte peinlich werden.

Wir haben uns als SPD dann hier hingestellt und ge-
sagt: Natürlich kann man das alles versprechen. Das sind
alles schöne Dinge. Es gibt viele Menschen, die davon
positiv betroffen sind. Das ist alles in Ordnung. Die
Frage ist nur: Wie wird das gegenfinanziert?

Wenn man diese Frage stellt, fangen die Kolleginnen
und Kollegen von CDU und CSU an, mit großer Laut-
stärke über die SPD, die Linke und die Grünen zu reden.
Nur auf der Sachebene sind sie auf einmal ganz weit
weg; denn es ist keine Gegenfinanzierung vorhanden.
Dann werden wir kritisiert, weil wir konkrete Vorschläge
zur Gegenfinanzierung dessen, was wir wollen, gemacht
haben. Unseriöser geht es gar nicht mehr.

Aber in solchen Fällen hat man ja einen Fraktionsvor-
sitzenden. Das ist nicht nur bei der SPD so, sondern auch
bei der CDU/CSU. Weil Herr Kauder ahnt, was auf ihn
zukommt, hat er sich auch gleich gemeldet und gesagt
– das fand ich immer ganz wunderbar –: Was wir in un-
serem Wahlprogramm versprechen, steht unter einem
Finanzierungsvorbehalt. – Das heißt also: Lasst doch die
Merkel versprechen, was sie will. Das sammeln wir so-
wieso alles wieder ein. Sie kann sich ruhig den ganzen
Tagen hinstellen und irgendetwas erzählen. Wir werden
das nicht machen. Und deswegen brauchen wir auch kei-
nen Parteitag.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das ist unsolide und nicht reell, zeigt aber, wie weit es
mit der Union gekommen ist.

Abschließende Bemerkung: Dass gespart würde –
diese Illusion wollen wir uns doch gleich mal nehmen.
Wir hatten gestern den Fachminister de Maizière hier,
der Hunderte von Millionen verschleudert hat und dann
sagt, es ist gute Praxis in seinem Ministerium, den
Minister nicht zu informieren. Na dann Glück auf!


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724309700

Nächster Redner in unserer Aktuellen Stunde ist für

die Fraktion von CDU und CSU unser Kollege Thomas
Strobl. Bitte schön, Kollege Thomas Strobl.

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(C (D Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Diese Debatte hat Unterschiede deutlich geacht: SPD und Grüne stehen für die Aufnahme neuer chulden und wollen höhere Steuern. as, was die CDU/CSU dagegen in ihr Regierungsproramm schreibt, geht nicht über die finanziellen Verhältisse hinaus. Wir werden keine zusätzlichen Schulden ufnehmen und werden auch nicht die Steuern erhöhen. (Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das glaubt doch kein Mensch mehr!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Thomas Strobl (CDU):
Rede ID: ID1724309800

(Lachen bei der SPD)


ber wir werden selbstverständlich Prioritäten setzen.
ir werden die Spielräume, die wir gemeinsam mit den

eißigen Menschen in diesem Lande erarbeitet haben,
ur Politikgestaltung nutzen.

Was SPD und Grüne hingegen in ihren Wahlprogram-
en versprechen, ist unglaubwürdig, ungerecht und für

en Erhalt der Arbeitsplätze in unserem Lande ungemein
efährlich. Trotz guter wirtschaftlicher Entwicklung,
otz staatlicher Rekordeinnahmen wollen Sozialdemo-
raten und Grüne massiv Steuern erhöhen. Das müsse so
ein, so erzählen sie uns gerne, weil sie die Mitte der
esellschaft entlasten wollten.

Ich frage mich ernsthaft: Welche Mitte meinen Sie ei-
entlich, wenn Sie dieses Wort in den Mund nehmen?
enn Sie die Mitte der Gesellschaft entlasten wollten,

ann hätten Sie das gemeinsam mit uns längst tun kön-
en. Wir haben seit zwei Jahren in allen Branchen
ohnzuwächse. Aber Sie verhindern, dass diese Lohnzu-
ächse bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern

nkommen. Sie verweigern im Bundesrat bei der Ein-
ommensteuer die Anpassung an die Preisentwicklung.
ie blockieren den Abbau der kalten Progression.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


as ist Ihre erste Steuererhöhung für die Mittelschicht.
ie trifft die Ehrlichen und Fleißigen. Das ist Ihre Politik
egen die kleinen Leute.

Aber es kommt noch besser, meine sehr verehrten
amen und Herren. Den Grundfreibetrag bei der Ein-
ommensteuer haben Sie gemeinsam mit uns erhöht,
eil das verfassungsrechtlich geboten war, aber die
azugehörende Anpassung des Einkommensteuertarifs
aben Sie dann blockiert. Das Ergebnis ist: Der Tarifver-
uf steigt jetzt noch viel steiler an, und zwar gerade bei
en kleinen Einkommen. Das ist Ihre Politik: Gegen die
eichen reden und bei den Kleinen und in der Mitte ab-
assieren und die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
chröpfen.


(Katja Keul [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben der Kollegin Paus vorhin nicht zugehört!)


as ist genau das Gegenteil von dem, was wir wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)






Thomas Strobl (Heilbronn)


)

)(B)

Ein Zweites. Steuererhöhungen, so die SPD und die
Grünen, müssten sein – das erzählen sie uns gerne –,
weil sie ohne neue Schulden auskommen wollten. Ich
weiß gar nicht, wo die SPD und die Grünen waren, als
wir hier die Eckpunkte für den Bundeshaushalt beschlos-
sen haben. Diese Bundesregierung legt für das nächste
Jahr einen strukturell ausgeglichenen Bundeshaushalt
vor.


(Zuruf von der SPD: Daran glauben Sie ja selbst nicht!)


Wenn es Ihnen beim Thema Schuldenabbau ernst wäre,
dann hätten Sie doch längst dort, wo Sie regieren,


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Es redet ein Schuldenbaron!)


Ihren Worten Taten folgen lassen können.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: 2 Billionen Schulden!)


Doch wie sieht die Wirklichkeit aus, Kollege Lange?
In Nordrhein-Westfalen stehen Rot-Grün seit 2010 zu-
sätzliche Steuereinnahmen in Höhe von 6 Milliarden
Euro zur Verfügung, 6 Milliarden Euro mehr, als beim
Regierungswechsel zu erwarten waren. In Baden-Würt-
temberg sind es 4 Milliarden Euro zusätzliche Steuerein-
nahmen.

Und was passiert?


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Nichts!)


In Nordrhein-Westfalen haben Sozialdemokraten und
Grüne dreimal in Folge einen verfassungswidrigen
Schuldenhaushalt vorgelegt. Hannelore Kraft ist die
Schuldenkönigin in Nordrhein-Westfalen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


In Baden-Württemberg macht die grün-rote Landes-
regierung allein im aktuellen Haushalt 3,5 Milliarden
Euro Schulden. Man möchte planvoll bis zum Jahr 2020
jedes Jahr zusätzliche milliardenschwere Schulden an-
häufen, so sagen die Grünen in Baden-Württemberg.
Winfried Kretschmann ist der Schuldenpräsident in Ba-
den-Württemberg.

Unionsgeführte Länder hingegen machen längst keine
Schulden mehr. Bayern etwa plant den Abbau der alten
Schulden. Das zeigt die Wirklichkeit: Nicht die SPD,
nicht die Grünen, sondern die Union, diese Koalition ste-
hen für eine solide Finanz- und Haushaltspolitik.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Nun, meine Damen und Herren, wollen wir zu einem
entscheidenden Punkt kommen. Da es heute um Wahlzu-
sagen geht, schauen wir einmal das grüne Wahlpro-
gramm an. Wofür brauchen Sie denn das Geld aus den
von Ihnen geplanten Steuererhöhungen? Sie wollen
Hartz IV erhöhen und zugleich die Sanktionen für Ar-
beitsunwillige abschaffen. Das heißt: bedingungsloses
Grundeinkommen. Trittin – er ist nicht mehr im Saal –
macht die grüne Partei zu einer roten Partei. Sie wollen
die Einkommen der Mittelschicht stärker besteuern und
reichen das Geld nach Hartz IV durch. Und ausgerechnet

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(C (D ie wollen nun mit uns im Wahlkampf über Gerechtigeit reden. (Katja Keul [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mit Ihnen wollen wir gar nicht reden!)


un, wenn das Ihre soziale Gerechtigkeit ist, dann reden
ir gerne mit Ihnen über soziale Gerechtigkeit.


(Katja Keul [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber wir nicht mit Ihnen!)


ber dann reden wir nicht nur über Hartz IV, sondern
uch über Gerechtigkeit für nachfolgende Generationen


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


nd für Familien mit Kindern, über die Renten von
üttern und auch über die Gerechtigkeit für die, die
orgens um sechs auf den Wecker hauen, um sieben zur
rbeit gehen und abends müde ins Bett fallen, weil es

uch für sie eine soziale Gerechtigkeit gibt. Auch da-
ber werden wir reden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf der Abg. Mechthild Rawert [SPD])


Darum geht es im September. Die Wählerinnen und
ähler werden dann dafür sorgen, dass Sie sich nach der
ahl weder beim Bundeshaushalt noch bei der Mittel-

chicht bedienen können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Ich habe schon wieder nichts vom Kollegen Pfeiffer gehört!)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724309900

Nächster Redner für die Fraktion der Sozialdemokra-

n ist unser Kollege Anton Schaaf. Bitte schön, Kollege
nton Schaaf.


(Beifall bei der SPD)



Anton Schaaf (SPD):
Rede ID: ID1724310000

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen

nd Kollegen! So ein schäbiges Spiel habe ich ganz sel-
n erlebt, und zwar in doppelter Hinsicht.


(Patrick Döring [FDP]: Sie haben es beantragt!)


ie Kanzlerin war am Wochenende unterwegs und hat
ozialpolitische Vorschläge gemacht. Einige davon kön-
en wir übrigens absolut nachvollziehen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Ah!)


ber diese Koalition hier hat die Kanzlerin mit ihren
orschlägen heute in ihren Wortbeiträgen völlig alleine
elassen. Keiner ist der Kanzlerin bei diesen Vorschlä-
en beigesprungen, und niemand von Ihnen hat hier dar-
tellen können, wie man diese Vorschläge finanzieren
ill.

Ganz im Gegenteil! Der Fraktionsvorsitzende der
nion hat am Montag bzw. Dienstag sofort gesagt: Ach,
ie Kanzlerin kann vorschlagen, was sie will. Das steht
lles unter Finanzierungsvorbehalt. – Die Redner der

(A)






Anton Schaaf


(A) )


)(B)

Koalition haben sich hierhingestellt und ausschließlich
über solide, ausgeglichene Haushalte diskutiert.

Wenn man ehrlich miteinander ist, dann muss man
doch sagen: Um die Mütterrente für die Mütter, die vor
1992 Erziehungszeiten hatten, anständig zu gestalten
und mit der Mütterrente gleichzustellen, die die Mütter
erhalten, die nach 1992 Erziehungszeiten haben, braucht
man 13,2 Milliarden Euro. Norbert Barthle, sag mir ein-
mal, wo die 13,2 Milliarden Euro herkommen sollen.
Dazu hat keiner der Rednerinnen und Redner der Koali-
tion auch nur ein einziges Wort gesagt. Sie haben gesagt:
Wir machen keine Schulden. Sie haben sogar gesagt:
Wir senken die Steuern. Wir erhöhen nicht die Beiträge –
Trotzdem wollen Sie 13,2 Milliarden Euro für die Müt-
terrente irgendwo herhaben. Es ist schäbig, so zu argu-
mentieren und zu agieren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Da ich gerade bei der Wahrheit bin: Norbert Barthle,
wenn ich mich recht entsinne, ging es um den Haushalt
mit 86 Milliarden Euro Neuverschuldung, den Peer
Steinbrück im Rahmen der Großen Koalition vorgelegt
hat.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Richtig!)


Wer war denn da eigentlich haushaltspolitischer Spre-
cher der Union?


(Bettina Hagedorn [SPD]: Ja! Wer war eigentlich Kanzlerin?)


Wer hat diesen Haushalt denn durchgehen lassen? Sie
waren das, Norbert Barthle, und Ihre Fraktion war mit
dabei.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Wir haben die Schulden gesenkt!)


Sie wissen auch genau, wie diese 86 Milliarden Euro
zustande gekommen sind. Es ist schäbig, so zu argumen-
tieren. Es ging natürlich darum, dass wir ein kommuna-
les Investitionsprogramm brauchten, und es ging natür-
lich darum, die Kurzarbeiterregelung zu verlängern.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Das war der Grundstein für den wirtschaftlichen Erfolg,
den wir jetzt im Moment auch in diesem Lande haben.
Deswegen ist es schäbig, so zu argumentieren.


(Beifall bei der SPD)


Übrigens: Dieses Spiel zwischen FDP und Union jetzt
gerade ist auch bezeichnend. Um das einmal klipp und
klar zu sagen: Das ist wirklich Wahlbetrug. Die Kanzle-
rin versucht, die Wählerinnen und Wähler mit sozial-
politischen Vorschlägen massiv einzuschläfern, und die
FDP hält wirtschaftsliberal komplett dagegen. Beide
glauben, damit ihre Wählerklientel bedienen zu können.
Aber das geht nicht mehr auf, und ich sage Ihnen auch,
wieso nicht. Ich mache das einmal an einem Beispiel
fest.

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(C (D Die Mütterrente wäre ein solches Beispiel, Kollege ampeter. Sie wollen übrigens nicht 13,2 Milliarden uro in die Hand nehmen, um die Mütterrenten anzuleichen, sondern nur 6 Milliarden Euro. Sie stellen die rauen, die vor 1992 Kinder geboren haben, gar nicht en anderen gleich. Das ist überhaupt nicht Ihr Interesse. agen Sie das doch! Sie wollen nur 6 Milliarden Euro ur Verfügung stellen. Es geht Ihnen um die Ausweitung von einem Entgeltunkt auf zwei Entgeltpunkte. Die Mütter der nach 1992 eborenen Kinder haben aber drei Entgeltpunkte. Sie ollen auch hier ungleich behandeln. Keine Besserstelng, weiterhin Ungleichbehandlung: Das ist die Wahr eit, um die es hier geht. Hinsichtlich der Wahlversprechen kann man ja einmal en Faktencheck machen. Ich habe mir Ihren Koalitionsertrag herausgesucht nd mir nur einmal die Themen angeschaut, um die ich ich in den letzten Jahren gekümmert habe, und ge uckt, was Sie davon versprochen und abgearbeitet haen: Sie haben eine Verbesserung bei der Kindererziehung nd der Alterssicherung versprochen. In dieser Legislarperiode: Totalausfall! Nichts passiert! Der Kampf gegen Altersarmut steht in Ihrem Koalionsvertrag. Nichts ist passiert, überhaupt nichts. Sie ind komplett gescheitert. Frau von der Leyen ist mit ihr Lebensleistungsrente komplett vor die Wand gefahn. Sie hat rentenpolitisch überhaupt nichts umsetzen önnen. Um ehrlich zu sein: Rentenpolitisch, aber auch sgesamt sozialpolitisch sind Sie eine Nichtregierungs rganisation, zumindest für diese Legislaturperiode. (Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Johannes Kahrs [SPD]: Zeitverschwendung!)


Ich möchte auf ein Wahlversprechen eingehen, das
ie klammheimlich eingesammelt haben – damit haben
ie im Osten Wahlkampf gemacht und dafür sicherlich
ine Menge Stimmen im Osten der Republik kassiert –,
ämlich die Ost-West-Angleichung der Renten. Was Sie
a in dieser Legislaturperiode gemacht haben, ist wirk-
ch unanständig, um das einmal klipp und klar zu sagen.
ie haben den Menschen gesagt, Sie würden in dieser
egislaturperiode eine rentenrechtliche Angleichung er-
ichen. Dieses Versprechen haben Sie klammheimlich

nd nichtöffentlich eingesammelt. Die Menschen aber
arten auf die Einlösung dieses Versprechens.

Ich sage Ihnen, warum Sie dieses Versprechen einge-
ammelt haben. Sie haben festgestellt, dass nur eine ren-
nrechtliche Angleichung zwischen Ost und West nicht
eht; denn dann fällt den Menschen auf, dass Ihnen die
strentner nichts wert sind und Sie für sie kein Geld in
ie Hand nehmen wollen. Die Angleichung hätte 6 Mil-
arden Euro gekostet. Da haben Sie sich überlegt: Dann
achen wir lieber gar nichts. Dann merken die Men-

chen im Osten nicht, dass wir sie über den Tisch gezo-
en haben.





Anton Schaaf


(A) )


)(B)

Das, was die Kanzlerin vorgeschlagen hat, entspricht
genau dem, was Sie mit diesem Koalitionsvertrag ge-
macht haben: Sie wollen die Wähler hinter die Fichte
führen. Nach dem 22. September sind Ihre Ankündigun-
gen nichts mehr wert. Deswegen macht es absolut Sinn,
dass ab dem 22. September Peer Steinbrück auf dem
Stuhl des Kanzlers Platz nimmt und dass sich die Regie-
rungskoalition ändert.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724310100

Letzter Redner in unserer Aktuellen Stunde ist für

die Fraktion von CDU/CSU unser Kollege Hans
Michelbach.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1724310200

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten

Kolleginnen und Kollegen! Es geht um die Zukunft. Es
geht insbesondere um die Erhaltung der Leistungsfähig-
keit für unsere Menschen, für unseren Wirtschaftsstand-
ort und für unser Land. Das ist die Voraussetzung.

Man kann immer wieder schauen, welche Modelle,
welche Konzepte am erfolgreichsten waren. Wir haben
den Kraftakt der deutschen Wiedervereinigung mit dem
Konzept der zweiläufigen Finanzpolitik geschultert.
Unter einem Finanzminister Theo Waigel haben wir ge-
wissermaßen zweiläufig Haushaltskonsolidierung und
Wachstumsentwicklung als großes Ziel, als Konzept ver-
folgt.


(Johannes Kahrs [SPD]: Das hat auch nicht geklappt!)


Dieses Konzept ist aufgegangen. Genau das müssen
wir jetzt in der Wirtschafts- und Staatsschuldenkrise in
Europa wieder in Angriff nehmen. Zweiläufige Finanz-
politik heißt: auf der einen Seite Haushaltskonsolidie-
rung und auf der anderen Seite Nutzung der Wachstums-
potenziale, die durch die fleißigen Menschen, durch die
tüchtigen Betriebe in Deutschland zweifellos erreicht
werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Schon einmal haben wir bewiesen, dass wir durch
Wachstum weitere Spielräume erschließen können.
Diese Spielräume dienen neben der Haushaltskonsoli-
dierung dazu, die Menschen zu motivieren, die Men-
schen an der Aufschwungdividende teilhaben zu lassen.
Das ist wichtig.

Auch haben wir das Problem, dass die Menschen bei
ihrer Arbeit immer mehr leisten müssen, aber der Fiskus
durch die kalte Progression brutal zuschlägt, weil auf-
grund des Grenzsteuersatzes trotz Erhöhung des Ein-
kommens nicht mehr viel übrig bleibt. Sie waren es
– das gebe ich Ihnen für diese Legislaturperiode mit
nach Hause –, die die Abschaffung der kalten Progres-
sion, dieser heimlichen Steuererhöhung für den norma-
len Arbeitnehmer, blockiert haben. Diese Wahrheit müs-
sen Sie ertragen.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Johannes Kahrs [SPD]: Glatt gelogen!)


Wir haben immer wieder zurückzublicken.


(Johannes Kahrs [SPD]: Das war glatt gelogen!)


ir haben 1998 trotz des Kraftaktes der deutschen Ein-
eit eine Stabilisierung der Haushalte erreicht.


(Johannes Kahrs [SPD]: Erzählen Sie doch keinen Unsinn!)


ie wissen, wie es weiterging: Nur wenige Jahre später
at Rot-Grün, nachdem Sie 1998 die Verantwortung
bertragen bekommen haben, den Offenbarungseid ge-
istet. Sie haben die Haushalte nicht mehr schultern
önnen.


(Johannes Kahrs [SPD]: Sie kämpfen doch für Steuerhinterzieher! Das ist doch unglaublich! Dass so einer überhaupt nach vorne darf!)


ie haben nicht mehr in Wachstum investieren können.
ie haben nur noch neue Schulden gemacht. Jetzt ma-
hen wir das Gegenteil.


(Johannes Kahrs [SPD]: Sie wollen Steuerhinterzieher entlasten! Das ist alles, was Sie wollen!)


ir versuchen durch die zweiläufige Finanzpolitik, 2013
ie Finanz- und Wirtschaftskrise zu überwinden und die
rfolgsstory fortzuführen, wie wir sie nach der deut-
chen Einheit und der Wiedervereinigung hatten.


(Johannes Kahrs [SPD]: Entlastung von Steuerhinterziehern: Das ist das Ziel! Das ist Ihre Wirtschaftpolitik!)


Die christlich-liberale Koalition hat in dieser Legis-
turperiode viel für die Menschen, für unseren Standort
eutschland erreicht.


(Johannes Kahrs [SPD]: Sie entlasten Steuerhinterzieher!)


un machen wir programmatisch deutlich, dass CDU
nd CSU die politische Kraft für soziale Marktwirt-
chaft, für Stabilität, für Wachstum, für gesellschaftli-
hen Zusammenhalt


(Johannes Kahrs [SPD]: Und für Steuerhinterzieher!)


nd die Chancen auf Aufstieg sind. Es geht letzten En-
es um Wachstum statt Stillstand, meine Damen und
erren.


(Johannes Kahrs [SPD]: Für Steuerhinterzieher!)


s geht um Investitionen statt rot-grüner Zukunftsver-
eigerung.


(Johannes Kahrs [SPD]: Sie sollten sich mal schämen!)


s geht um Vollbeschäftigung oder wieder mehr Arbeits-
sigkeit.





Dr. h. c. Hans Michelbach


(A) )


)(B)


(Johannes Kahrs [SPD]: Es geht Ihnen darum, Steuerhinterzieher zu entlasten!)


Es geht um Steuervereinfachung oder Steuererhöhungen
durch Rot-Grün.


(Johannes Kahrs [SPD]: Sie wollen Steuerhinterzieher entlasten!)


Das sind die Alternativen, die die Menschen kennen
müssen. Wir machen den Menschen ein klares Angebot.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Johannes Kahrs [SPD]: Genau, den Steuerhinterziehern!)


Die Leute können deutlich sehen, wo die Unterschiede
sind. Sie wollen die Menschen bevormunden.


(Zuruf der Abg. Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wir wollen den Menschen mehr Freiraum geben.


(Johannes Kahrs [SPD]: Den Steuerhinterziehern wollen Sie mehr Freiräume geben!)


Sie wissen am besten, was sie mit ihrem erarbeiteten
Geld anfangen können. Sie brauchen die notwendigen
Freiräume, um selbst zu investieren, um selbst zu
kaufen, und nicht eine staatliche Bevormundungspolitik
Ihrer Genossen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Was sagen Sie zu Merkels Vorschlägen?)


Die wollen die Menschen in Deutschland nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Johannes Kahrs [SPD]: Weil Sie weiterhin Steuerhinterzieher entlasten wollen!)


Deswegen sage ich Ihnen: Sie entwerfen ein rot-
grünes Horrorszenario bei den Steuern. Sie überfordern
die Steuerzahler. Auf breiter Front soll es Steuererhö-
hungen geben.


(Johannes Kahrs [SPD]: Und Sie entlasten Steuerhinterzieher!)


Sie wollen die Erbschaftsteuer verdoppeln. Damit ver-
nichten Sie die Mittelstandsarbeitsplätze. Sie wollen das
Ehegattensplitting abschaffen. Sie wollen die niedrige-
ren Mehrwertsteuersätze erhöhen.


(Johannes Kahrs [SPD]: Und Sie wollen Steuerhinterzieher privilegieren!)


Sie wollen auf breiter Front abkassieren, wie Sie es im-
mer gemacht haben, und dann verteilen, weil Sie nur
glücklich sind, wenn Sie Verteilungspolitik machen kön-
nen. Das ist der falsche Ansatz für Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724310300

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sind am Ende

unserer Aktuellen Stunde angelangt und kommen zum
nächsten Tagesordnungspunkt.

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(C (D Ich rufe Tagesordnungspunkt 6 auf: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des 1. Untersuchungsausschusses nach Artikel 44 des Grundgesetzes Gorleben – Drucksache 17/13700 – Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen iderspruch. Dann haben wir das gemeinsam so be chlossen. Erste Rednerin in unserer Aussprache ist für die Frakon von CDU/CSU unsere Kollegin Frau Dr. Maria lachsbarth. Bitte schön, Frau Kollegin Dr. Maria lachsbarth. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ingangs der Debatte will ich als Ausschussvorsitzende in paar der wichtigsten Eckdaten liefern. Der Ausschuss ist am 26. März 2010 als 1. Untersuhungsausschuss des Deutschen Bundestages in dieser egislatur eingesetzt worden. Am 22. April 2010 haben ir uns konstituiert und die Arbeit aufgenommen. Die tzte Sitzung fand am 16. Mai dieses Jahres statt. Der uftrag des Ausschusses war, die Frage zu beantworten, b es auf dem Weg zur zentralen Lenkungsentscheidung er Bundesregierung vom 13. Juli 1983, den Salzstock in orleben untertägig und keinen anderen Standort mehr bertägig zu erkunden, Manipulationen gegeben hat. Daber hinaus hatte der Ausschuss die Frage zu bearbein, inwieweit in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre nderungen am ursprünglichen Erkundungsoder Endgerkonzept, zum Beispiel wegen fehlender Salzrechte, orgenommen wurden. Insgesamt umfasste der Untersuchungszeitraum wohl einmalig für einen Untersuchungsausschuss diees Hauses – mehr als 30 Jahre. Zur Erledigung unseres uftrags haben wir 95 Sitzungen mit einer Gesamtdauer on 250 Stunden abgehalten. Zur Unterstützung der eweisaufnahme haben wir im Dezember 2010 einen rmittlungsbeauftragten eingesetzt, der rund 5 600 Akn des Bundesamtes für Strahlenschutz gesichtet hat. avon haben wir 1 100 Akten nach Berlin angefordert, eitere rund 1 700 Ordner wurden dem Ausschuss aufrund von Beweisbeschlüssen unmittelbar übersandt, sgesamt also 2 800 Ordner. In öffentlicher Sitzung ha en wir zur Beweisaufnahme fünf Sachverständige anehört und über 50 Zeugen – teilweise mehrfach – verommen. Die stenografischen Protokolle darüber mfassen mehr als 2 800 Seiten. Aufgrund des bis in die 1970er-Jahre zurückreichenen Untersuchungszeitraums musste es Schwierigkeiten ei der Beweisaufnahme geben. Einige Zeugen waren chon verstorben oder aus Altersoder Gesundheitsgrünen nicht mehr in der Lage, befragt zu werden. Teils war re Erinnerung verblasst. Akten waren zum Teil nicht Dr. Maria Flachsbarth )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Maria Flachsbarth (CDU):
Rede ID: ID1724310400




(A) )

mehr auffindbar oder zum Teil aufgrund des Ablaufs der
üblichen Aufbewahrungsfristen bereits vernichtet.

Heute debattieren wir über den Abschlussbericht. Wie
der Presse zu entnehmen war, wurde Einigkeit über ei-
nen einheitlichen Feststellungs- bzw. Bewertungsteil
nicht erzielt. Bezüglich der Bewertung der verschiede-
nen Fraktionen war das fast zu erwarten. Während die
Koalitionsfraktionen es als erwiesen ansehen, dass der
Standort Gorleben allein nach wissenschaftlichen Krite-
rien ausgewählt wurde, und immer wieder darauf
hinweisen, dass bis heute keine wissenschaftlichen Er-
kenntnisse vorliegen, die die Eignungshöffigkeit des
Salzstocks infrage stellen, sehen die Oppositionsfraktio-
nen ihre Vorwürfe bestätigt, die Auswahlkriterien seien
je nach Erkundungslage angepasst worden und man
habe, um den für den Betrieb der Kernkraftwerke not-
wendigen Entsorgungsnachweis erbringen zu können,
diesbezüglich immer wieder nachgesteuert. Ich bin da-
von überzeugt, dass die Rednerinnen und Redner der
Fraktionen das im Detail nachweisen werden.

Wir haben es also trotz gemeinsamer, wenn auch ins-
besondere zu Beginn sehr kontroverser Arbeit im Aus-
schuss nicht geschafft, einen gemeinsamen Feststel-
lungsteil vorzulegen, also eine gemeinsame Grundlage
aus Fakten, die wir erhoben haben, zu schaffen. Das hat
mich enttäuscht, hat mir aber deutlich vor Augen ge-
führt, wie tief die Gräben sind, wie unüberwindlich das
gegenseitige Misstrauen ist und wie sehr die Brille, die
ein jeder aufhat, die eigene Sichtweise prägt. Wenn wir
aber ergebnisorientiert nach einem Endlager suchen wol-
len – das müssen wir tun, um unserer Verantwortung ge-
recht zu werden –, dann müssen wir einen Neuanfang
wagen. Im Ausschuss hat sich übrigens gezeigt, dass die
anderen Bundesländer, als der Schwarze Peter in Form
eines benannten Erkundungsstandorts erst einmal in
Niedersachsen lag, überhaupt nicht mehr bereit waren,
Verantwortung in Bezug auf die Nuklearentsorgung zu
übernehmen.

Nun gibt es den Bund-Länder-Konsens zum Endla-
gersuchgesetz. Erstmals gibt es wieder Offenheit in die-
ser Frage. Wir müssen jetzt – das ist meine Überzeu-
gung; das sollten wir aus dem Untersuchungsausschuss
gelernt haben – die Gunst der Stunde nutzen, das neue
Gesetz noch in dieser Legislaturperiode zu verabschie-
den.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wer nun wirklich wissen will, wie es war, der kann
mit dem Abschlussbericht des 1. Untersuchungsaus-
schusses auf ein umfassendes Werk zurückgreifen, um
sich selbst ein Bild von den Entscheidungsprozessen
rund um den Standort Gorleben zu machen. Der Bericht
umfasst rund 1 700 Seiten. Auf einer Begleit-CD werden
in Kürze sämtliche stenografischen Protokolle der Zeu-
genvernehmung und der Sachverständigenanhörung so-
wie ausgewählte Dokumente – 123 an der Zahl – zur
Einsichtnahme zur Verfügung stehen. Das alles wird
man auch auf den Internetseiten des Deutschen Bundes-
tages einsehen können. Kopien der Beweismaterialien
sollen gemäß einem Ausschussbeschluss mindestens bis
zum Ende der 19. Wahlperiode im Parlamentsarchiv zur
Einsichtnahme zur Verfügung stehen.

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(C (D Ich möchte im Hinblick auf die Lehren, die wir hofntlich aus dem Wust an Arbeit gezogen haben, einen unkt herausheben. Das ist die Frage der Öffentlicheitsarbeit. Für die damalige Zeit gab es durchaus oderne Ansätze. Es gab das Gorleben-Hearing der Nie ersächsischen Landesregierung sowie die Gorlebenommission und die Information durch Vertreter des undes und insbesondere durch BGR und PTB bzw. fS. Es gab außerdem die Mitwirkung des Bundes an er Gemeinsamen Informationsstelle zur nuklearen Entorgung und Informationsveranstaltungen des Bundes in en Jahren 1981 bis 1983. Letztendlich muss man aber ststellen: Es dominierte das fachliche Handeln der xekutive ohne zu tiefe Beteiligung der Öffentlichkeit nd Diskussion insbesondere auf dem Weg zur Auswahl es Standorts durch die 1973 vom Bund beauftragte EWA und ab Mitte 1976 durch die interministerielle rbeitsgruppe. Noch vor der Standortbenennung hat das zu Missauen und zur Bildung von Mythen geführt, die sich bis eute in den Standortregionen gehalten haben. Dem veruchen wir nun mit dem neuen Endlagersuchgesetz, urch Transparenz von Anfang an und durch Entscheiungen der Legislative entgegenzuwirken, durch die soenannte Bund-Länder-Kommission, aber auch durch as gesellschaftliche Begleitgremium. Auch das haben ir hoffentlich aus diesem Untersuchungsausschuss gernt. Wenn wir das wirklich gelernt haben sollten, dann at sich die Arbeit doch noch gelohnt. Abschließend mein ganz herzlicher Dank an alle, die n diesem Mammutprojekt mitgearbeitet haben, vor alm an die Kolleginnen und Kollegen im Ausschuss. Die usammenarbeit war zum Schluss mehr und mehr kontruktiv und auch fair; zu Anfang war das ein bisschen nders. Ich bedanke mich sehr herzlich bei dem Beaufagten der Bundesregierung, den Mitarbeiterinnen und itarbeitern der Fraktionen, die wahrlich ganze Arbeit eleistet haben, und ebenso bei den Mitarbeiterinnen nd Mitarbeitern des Ausschusssekretariats, die insbeondere zum Ende der Ausschussarbeit sehr viel zu tun atten. Ihnen allen gebührt mein herzlicher Dank. Uns llen wünsche ich einen Weg in eine bessere Zukunft nd dass die Fragen, die wir bearbeitet haben, ergebnisrientiert beantwortet werden. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724310500

Vielen Dank, Frau Kollegin Dr. Flachsbarth. –

ächste Rednerin für die Fraktion der Sozialdemokraten
t unsere Kollegin Frau Ute Vogt. Bitte schön, Frau Kol-
gin Ute Vogt.


(Beifall bei der SPD)



Ute Vogt (SPD):
Rede ID: ID1724310600

Danke schön, Herr Präsident. – Liebe Kolleginnen

nd Kollegen! Liebe Kollegin Flachsbarth, ich will mich
em Dank anschließen, nicht nur dem an das Ausschuss-
ekretariat, sondern auch ausdrücklich dem an die Mitar-





Ute Vogt


(A) )


)(B)

beiterinnen und Mitarbeiter der Fraktionen, aber natür-
lich auch dem Dank an alle, die diesen Ausschuss
begleitet haben. Der Dank gilt auch denjenigen im
Wendland und den Mitarbeitern von Greenpeace, die uns
viel Unterstützung gegeben haben, wenn es darum ging,
die Fakten für diesen Untersuchungsausschuss zusam-
menzutragen.

Ich will gerne ausdrücklich die Frau Vorsitzende in
den Dank einbeziehen; wie Sie sagten, haben wir uns,
zumindest was Sie als Vorsitzende angeht, nach anfäng-
lichen Schwierigkeiten zusammengerauft. Sie haben den
Ausschuss fair geleitet und so, dass alle berücksichtigt
wurden. Es ist also eine versöhnliche Stimmung, sehr
schön.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Nun wollen wir das auch beibehalten, Frau Vogt!)


Es ist auch gut, wenn die Einsicht Platz greift, dass es
richtig und vor allem notwendig war, dass der Umwelt-
minister Sigmar Gabriel im Jahr 2009 mit einem ersten
kritischen Bericht zu diesem Untersuchungsausschuss
überhaupt erst den Anstoß gegeben hat. Ich kann Ihnen
auch nicht ersparen, darauf hinzuweisen, dass es Ihre
Bundeskanzlerin war, die damals sehr viel dafür getan
hat, einen kritischen Bericht über Gorleben zu verhin-
dern. Wäre sie damals schon souveräner und einsichtiger
gewesen, hätte es einen Untersuchungsausschuss in die-
ser Form gar nicht gebraucht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir sind heute an einem Punkt, an dem wir alle bereit
sind, aus den Fehlern zu lernen, zumindest fast alle.
Aber ich will nicht darüber hinwegsehen, dass es doch
ein schwieriger Start war, der auch seine Auswirkungen
auf das Ende hatte. Die Tatsache, dass wir uns noch nicht
einmal auf einen sachlichen Feststellungsteil einigen
konnten, zeigt doch, dass jedenfalls der größere Teil der
Mehrheit im Ausschuss selbst nach dem Atomausstieg
noch die Schlachten von gestern geschlagen hat.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Oder umgekehrt!)


Im Berichtsteil der Union und der FDP kann man zum
Beispiel auf Seite 587 lesen, dass das Auswahlverfahren
des Bundes und der Niedersächsischen Landesregierung
vorbildlich gewesen sei und Maßstäbe gesetzt habe. Mit
Verlaub: Das stimmt weder heute, noch stimmte es nach
dem damaligen Stand von Wissenschaft und Technik.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Doch! Natürlich!)


Aber es passt in die politische Linie, die leider die Arbeit
im Ausschuss auch nach Ihrer Erkenntnis zum Atom-
ausstieg geprägt hat.

Ein Teil des Ausschusses hatte und hat bis zum
Schluss nur sehr beschränkten Aufklärungswillen bewie-
sen. Der Kollege Grindel zum Beispiel hat schon zu
Anfang des Ausschusses, im April des Jahres 2010,
durch einen Namensartikel Schlagzeilen provoziert, die

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(C (D uteten: Es gibt kein besseres Endlager als Gorleben. – undeskanzlerin Merkel hat noch am Ende der Aus chussarbeit in ihrer Zeugenvernehmung verkündet, dass ie überhaupt nicht verstehe, wieso man Gorleben nicht infach zu Ende erkunde. Das ist eine Augen-zu-undurch-Methode. Jetzt ist erfreulicherweise auch in wein Teilen der Regierung die Erkenntnis gewachsen, dass iese Methode heute nicht mehr gelten darf. Die Fakten sind eindeutig: Die Standortentscheidung 977 erfolgte aufgrund politischer Vorgaben. Ministerräsident Ernst Albrecht sagte: „Gorleben oder kein tandort in Niedersachsen“, wohl in der Hoffnung, dass in strukturschwaches Gebiet mit wenig Besiedelung enig Widerstand leisten würde. Wir wissen heute, dass ies eine trügerische Hoffnung war. Was folgte, war im Jahr 1983 die politische Einflussahme auf einen Bericht von Wissenschaftlern, die gechrieben haben: Sinnvoll und notwendig ist die Suche ach einem alternativen Standort. Es reicht nicht aus, nur inen Standort zu untersuchen. – Was ist passiert? Genau iese Sätze wurden aus dem Bericht gestrichen, nachem aus dem Kanzleramt ein Emissär zu den Wissenchaftlern geschickt wurde und Weisung erteilt hat, den inweis auf die Suche nach einem alternativen Standort us dem Bericht zu nehmen. Eine politische Einflussahme auf wissenschaftliche Arbeit ist ziemlich einmag in solchen Bereichen. (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Auch die frühere Umweltministerin Angela Merkel
eß in den 90er-Jahren kritische Stimmen außen vor und
rhörte lieber die Stimmen der Atomindustrie. Nach
997 wurde der Salzstock aufgrund ihres Entscheids
icht mehr entlang wissenschaftlicher Erkenntnisse und
rfordernisse erkundet, sondern nur noch entlang der
orhandenen Salzrechte. Ein Verfahrensweg, der – wen
berrascht es? – der Atomindustrie immerhin eine Er-
parnis von 365 Millionen D-Mark gebracht hat. Zu-
leich wurde die Öffentlichkeit getäuscht, indem eine
alzstudie veröffentlich wurde, in der bundesweit
1 Salzstöcke untersucht, aber am Ende nicht mit Gorle-
en verglichen wurden. Trotzdem hat die damalige Um-
eltministerin und heutige Kanzlerin verkündet: „Gorle-
en bleibt erste Wahl.“ Sie hat so getan, als hätte ein
ergleich stattgefunden. Auch diese Täuschung konnte
Ausschuss nicht widerlegt werden.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Selbstverständlich! Das wissen Sie! Das ist die Unwahrheit! Das wird doch nicht besser, indem Sie es immer wiederholen!)


Obwohl in dieser Zeit bereits bekannt war, dass das
eckgebirge nicht ausreichend stark ist, obwohl bekannt
t, dass die Gorlebener Rinne Wasserzufluss ins Salz er-
öglicht,


(Zuruf von der CDU/CSU: Auch das stimmt nicht!)


nd obwohl wir im Ausschuss erörtert haben, dass Gas-
orkommen unter dem Salzstock eine zusätzliche Ge-





Ute Vogt


(A) )


)(B)

fährdung darstellen, trotz dieser Erkenntnisse, die es seit
vielen Jahren gibt, hat man weiter unbeirrt an der Erkun-
dung festgehalten.

Verheerend am Verfahren ist nicht nur, dass kritische
Wissenschaft ignoriert wurde, sondern auch, dass die
Kriterien den Erkundungsergebnissen angepasst worden
sind.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


War zum Beispiel ein ausreichendes Deckgebirge über
dem Salzstock zu Beginn noch ein wichtiges Kriterium
für die Sicherheit des Standortes, war dies, nachdem
man festgestellt hat, dass das Deckgebirge durchlässiger
ist als erwartet, auf einmal keine notwendige Vorausset-
zung mehr.

Im Ergebnis jedenfalls steht fest: Der Standort Gorle-
ben ist politisch, juristisch und auch wissenschaftlich de-
legitimiert. Eine unbelastete Erkundung wird an diesem
Standort nicht mehr erfolgen. Wenn wir ihn trotzdem ins
Suchverfahren einbeziehen, dann deshalb, weil wir
Rechtssicherheit wollen, vor allem aber auch, weil es der
Akzeptanz der anderen Bundesländer bedarf. Deshalb ist
es das Mindeste, dass wir gegenüber den Bürgerinnen
und Bürgern in Gorleben deutlich machen, dass für uns
unzweifelhaft feststeht, dass bei einem neuen Verfahren
weitere Transporte von Atommüll nach Gorleben unter-
bleiben und andere Bundesländer endlich ihre Verpflich-
tung ernst nehmen und ihre Bereitschaft erklären müs-
sen, auch Atommüll, an dem sie vorher verdient haben,
aufzunehmen.


(Beifall bei der SPD)


Wir haben heute die Verantwortung, aus den Fehlern
der Vergangenheit zu lernen. Ich hoffe, dass die Bereit-
schaft, sich dieser Verantwortung zu stellen, in den Rei-
hen der Koalition nicht nachlässt; denn wir sind es den
kommenden Generationen schuldig, ihnen nicht den
Müll vor die Füße zu kippen, sondern das Problem einer
Lösung zuzuführen und zu verhindern, dass irgendwann
in ferner Zukunft jemand auf die Idee kommen könnte,
ein Müllexport könnte unser Problem lösen. Wir sind
hier in der Verantwortung, und wenn dieser Ausschuss
einen Sinn hatte, dann den, dass alle Beteiligten erken-
nen mussten, dass es notwendig ist, gemeinsam die Su-
che nach einem alternativen Standort zu beginnen. Ich
bin zuversichtlich, dass wir eine Lösung noch in dieser
Legislaturperiode auf den Weg bringen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724310700

Vielen Dank, Frau Kollegin. – Nächste Rednerin in

unserer Aussprache ist für die Fraktion der FDP unsere
Kollegin Frau Angelika Brunkhorst. Bitte schön, Frau
Kollegin Angelika Brunkhorst.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir haben m letzten Dienstag den Abschlussbericht des Parlamenrischen Untersuchungsausschusses „Gorleben“ an errn Dr. Lammert, den Bundestagspräsidenten, übergeen. Der Bericht liegt bei Herrn Dr. Paul auf dem Tisch; a kann man sehen, was für ein Paket das ist. Wir haben exakt 100 Sitzungen mehr als 50 Zeugen und einige achverständige vernommen, wir haben einen Ermittngsbeauftragten eingeschaltet, wir haben 2 800 von sgesamt rund 6 000 Akten bearbeitet. Es war ein un laublicher Aufwand. Liest man allerdings das Sonderotum der Opposition, dann stellt man resignierend fest: er Ausschuss war umsonst; denn die Opposition hält nbeirrt an ihren Verschwörungstheorien fest, ohne die rkenntnisse aus dem Ausschuss überhaupt wahrzunehen. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welche Verschwörungstheorien?)

Angelika Brunkhorst (FDP):
Rede ID: ID1724310800

Mir ist bewusst, dass die Verschwörungstheorie, im
isherigen Erkundungsprozess sei politisch manipuliert
orden, sinnstiftend ist, besonders für die Partei der
rünen. Offenbar stand für die Grünen sehr schnell fest,
ass der Untersuchungsausschuss erbracht hat und klar
nd deutlich aufzeigt, dass die Entscheidung für Gorle-
en politisch motiviert war. Denn bereits im November
010, ein halbes Jahr nach Konstituierung des Ausschus-
es, haben sie das auf ihrem Parteitag schon konstatiert.
ich wundert heute noch, dass das bei den Grünen so

chnell ging;


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir sind immer vorausschauend! Wir sind unserer Zeit voraus!)


ir haben insgesamt drei Jahre gebraucht. Ich fand das
icht besonders gut.

Jede Leserin und jeder Leser hat mit Vorliegen des
bschlussberichts die Möglichkeit, diesen durchzulesen
nd zu sehen, dass das objektiv nicht wahr ist. Sie wer-
en auch merken, dass die Argumentation der Opposi-
on nicht schlüssig ist, dass die rudimentären Versuche
er Beweisführung völlig misslungen sind.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Woher wissen Sie das? – Ute Vogt [SPD]: Warum gibt es denn jetzt einen neuen Suchprozess?)


Der Ausschuss war umsonst, aber selbstverständlich
ar er nicht kostenlos. Er hat mehrere Millionen Euro
erschlungen. Das muss man an dieser Stelle auch ein-
al sagen. Der Aufwand stand in keinem Verhältnis zum
tsächlichen Nutzen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Nur weil Sie nicht bereit waren, irgendetwas daraus zu lernen!)


Meine Damen und Herren, Aufgabe eines Untersu-
hungsausschusses ist die parlamentarische Betrachtung
nd Bewertung abgeschlossenen Regierungshandelns.
er Untersuchungsausschuss hat nicht geprüft, ob der
alzstock Gorleben geeignet ist.





Angelika Brunkhorst


(A) )


)(B)


(Ulrich Kelber [SPD]: Es gab sogar eine Endlagerethikkommission! Sie haben nur nicht zugehört!)


– Ja, ja. – Kern des Auftrags des Untersuchungsaus-
schusses war es, zu untersuchen, ob der Vorwurf stimmt,
dass von der damaligen Regierung unter Bundeskanzler
Helmut Kohl auf die Physikalisch-Technische Bundes-
anstalt, PTB, im Jahr 1983 Druck ausgeübt wurde, den
Zwischenbericht zu ändern. Dieser Vorwurf konnte klar
widerlegt werden. Es gab keine politische Manipulation.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist Ihre Wahrnehmung! Wir haben eine andere!)


Der PTB-Zwischenbericht sollte der Bundesregierung
damals als Entscheidungsgrundlage für die Frage die-
nen, ob der Salzstock auch untertägig erkundet werden
kann, ob er die Voraussetzungen dafür mitbringt. Diese
Frage hat die PTB damals ganz klar mit Ja beantwortet.
Richtig ist, dass es PTB-intern auch Erwägungen gab,
weitere Standorte neben Gorleben zu erkunden. Anders
als die Opposition suggeriert, ging es aber nie um die
Suche nach alternativen Standorten.


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was sind denn die Alternativen?)


Diskutiert wurde die Erkundung zusätzlicher Stand-
orte. Die Eignungshöffigkeit des Salzstocks wurde von
der PTB nicht infrage gestellt. Bereits die Bundesanstalt
für Geowissenschaften und Rohstoffe, BGR, und die
Deutsche Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endla-
gern, DBE, die an der Erstellung des PTB-Zwischen-
berichts mitgearbeitet haben, sagten zum damaligen
Zeitpunkt: Die Erkundung zusätzlicher Standorte macht
zu diesem Zeitpunkt keinen Sinn. Sollte sich Gorleben
als nicht geeignet darstellen, haben wir auf jeden Fall die
Möglichkeit, relativ schnell auch andere Standorte zu er-
kunden.

Erinnern Sie sich, meine Damen und Herren, gehen
Sie auf der Zeitschiene 35 Jahre zurück: Nach der Öl-
krise, Ende der 70er-Jahre, hatte die damalige Bundesre-
gierung unter Kanzler Helmut Schmidt, SPD, auf den
Ausbau der Kernenergie gesetzt. Er wollte im Endeffekt
circa 50 Kernkraftwerke in Betrieb nehmen. Die Ge-
schichte zeigt uns heute, dass nicht einmal die Hälfte da-
von gebaut wurde. Damals bestand die Sorge, dass der
Salzstock Gorleben alleine zu klein wäre, um die anfal-
lenden radioaktiven Abfälle aufzunehmen. Aus diesem
entsorgungspolitischen Grund hatte damals Professor
Helmut Röthemeyer als verantwortlicher Wissenschaft-
ler der PTB weitere Standorte diskutiert, allerdings nie-
mals aufgrund sicherheitstechnischer Bedenken.

Es war die feste Leitlinie der damaligen christlich-li-
beralen Bundesregierung und der sie tragenden Fraktio-
nen, dass eine verantwortungsvolle Nutzung der Kern-
energie immer im Gleichklang mit einer sicheren
Entsorgung der radioaktiven Abfälle stehen muss. Des-
wegen haben wir die Endlagerfrage auch zügig klären
wollen. Davor schon hatte die sozial-liberale Koalition
1976 mit der Vierten Novelle zum Atomgesetz den wei-

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(C (D ren Ausbau der Kernenergie von den Fortschritten eies nuklearen Entsorgungsund Endlagerungskonzepts bhängig gemacht. Ich sage das deshalb, weil ich gleich auf den sprinenden Punkt zu sprechen komme. 1996/1997, also 0 Jahre später, haben die Energieversorger die Entsorungsvorsorge an den Nachweis der Zwischenlagerung oppeln wollen. Wir haben das zu dem Zeitpunkt als hristlich-liberale Bundesregierung abgelehnt. Die Endgerfrage sollte immer noch zügig gelöst werden. Die nderung der Entsorgungsvorsorge erfolgte erst mit em rot-grünen Atomausstiegsgesetz im Jahre 2002. Seit em Zeitpunkt ist der Vorsorgenachweis nicht mehr von en Fortschritten bei der Endlagerung abhängig, sondern ur noch von der Zwischenlagerung. Auch das gehört ur Wahrheit; das muss an dieser Stelle einmal gesagt erden. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Von Gorleben-Gegnern und auch von der Opposition
ird gebetsmühlenartig behauptet, dass der Salzstock
orleben wegen seines mangelhaften Deckgebirges nie-
als geeignet sein könnte. Von der PTB wurde die Eig-

ungshöffigkeit trotz angeblicher Mängel im Deckge-
irge bestätigt. Anders als die Opposition es darstellt, ist
ie Gorlebener Rinne aus wissenschaftlichen Erwägun-
en heraus kein K.-o.-Kriterium für ein Endlager im
alzstock. Ich zitiere den Zeugen Professor Röthemeyer,


(Ulrich Kelber [SPD]: Warum sind die Kriterien denn verändert worden?)


er jahrzehntelang verantwortlicher Abteilungs- und
achbereichsleiter der PTB und später auch des BfS war.


(Ulrich Kelber [SPD]: Trotzdem sind die Kriterien offiziell verändert worden!)


r hat am 10. Juli 2010 gesagt – ich zitiere –:

Die Gorlebener Rinne kann auch als natürliches
Langzeitexperiment bewertet werden. Die Natur hat
hier unter extremen Belastungen und dynamischen
Bedingungen das Isolationspotenzial des Salzstocks
auf seine Langzeitwirkung getestet, und das mit ei-
nem ganz eindeutigen Ergebnis. Trotz des vielfälti-
gen geologischen Geschehens, welches im Verlauf
von über 200 Millionen Jahren im Deckgebirge und
an der Erdoberfläche stattgefunden hat, sind die
bisher im Salzstock untersuchten Gesteine in ihrem
mineralogischen und auch chemischen Stoffbestand
praktisch unverändert geblieben. Auch für die
Zukunft ist davon auszugehen, dass die über der
840-Meter-Sohle, die zurzeit aufgefahren ist, la-
gernden Steinsalzschichten noch für über 8 Millio-
nen Jahre ihre Barrierenfunktion behalten werden.

it anderen Worten: Seit 250 Millionen Jahren ist dieser
alzstock an der zu untersuchenden Stelle unverändert.

Der Salzstock wurde nicht willkürlich ausgewählt;
rau Flachsbarth hat das bereits dargestellt. Die Ent-
cheidung für den Salzstock Gorleben als vorläufigen
rkundungsstandort für ein mögliches Endlager im Jahr





Angelika Brunkhorst


(A)


)(B)

1977 ist nachvollziehbar, schrittweise und nach wissen-
schaftlich abgesicherten Kriterien erfolgt. Es gab das
Auswahlverfahren der KEWA, der Kernbrennstoff-
Wiederaufbereitungs-Gesellschaft, die im Auftrag des
Bundesforschungsministeriums gewirkt hat. Es gab das
unabhängige Verfahren des Interministeriellen Arbeits-
kreises aus Niedersachsen, des IMAK. Der IMAK ging
seinerzeit von 140 Salzstöcken aus. Auf der Grundlage
verschiedener Kriterien – Salzstockgröße, Teufenlage
usw. – wurden 14 Salzstöcke als möglicherweise geeig-
net identifiziert. Bei der Auswahl des Standorts wurden
dann Kriterien angelegt, die auf der Grundlage von Be-
wertungsdaten zur Ermittlung von Kernkraftwerksstand-
orten entwickelt worden waren. Der Salzstock Gorleben
war nach den damals anzulegenden Kriterien ein geeig-
neter Standort.

Zur Öffentlichkeitsbeteiligung. Heute, über 30 Jahre
später, haben wir andere Maßstäbe; das ist klar. Die Bun-
desregierung hat aber für damalige Verhältnisse durch-
aus Maßstäbe in der Öffentlichkeitsarbeit gesetzt. Es gab
in den Jahren 1981, 1982 und 1983 drei große Informa-
tionsveranstaltungen des Bundesministeriums für For-
schung und Technologie. Die Ergebnisse wurden in drei
Bänden mit dem Titel Entsorgung publiziert. Es gab eine
Gemeinsame Informationsstelle des Bundes und des
Landes Niedersachsen in Lüchow bzw. in Gatow. Von
der PTB wurden Vorträge von Wissenschaftlern in der
betroffenen Region organisiert und durchgeführt. Der
PTB-Zwischenbericht wurde veröffentlicht, und es gab
weitere, teilweise sehr detaillierte Veröffentlichungen
und Formate der PTB: PTB aktuell, PTB-Infoblatt und
Pressemitteilungen.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724310900

Frau Kollegin, das blinkende Licht ist kein Sympa-

thiezeichen.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Man könnte es aber so interpretieren!)



Angelika Brunkhorst (FDP):
Rede ID: ID1724311000

Herr Präsident, ich komme zum Schluss. – Auch die

Gorleben-Kommission war eingebunden. Darin saßen
demokratisch legitimierte Kommunalpolitiker.

Wenn ich überhaupt einen Benefit des Parlamentari-
schen Untersuchungsausschusses feststellen kann, dann
liegt er darin, dass die Diskussion um Gorleben als Er-
kundungsstandort historisch aufgearbeitet wurde und
dargelegt wurde, dass die Wissenschaftler und Fach-
beamten damals integer waren und sich nicht hätten ma-
nipulieren lassen.

Ich danke allen, die an der Arbeit des Parlamentari-
schen Untersuchungsausschusses so fleißig mitgewirkt
haben.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



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(C (D Vielen Dank, Frau Kollegin. – Nächste Rednerin ist r die Fraktion Die Linke unsere Kollegin Frau orothée Menzner. Bitte schön, Frau Kollegin Dorothée enzner. Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! ehr geehrte Damen und Herren! Aufgabe eines Unteruchungsausschusses ist es, Regierungshandeln der Verangenheit zu beleuchten und zu kontrollieren mit dem iel, etwa gemachte Fehler in der Zukunft zu vermeiden. ber weite Strecken unserer Arbeit musste man aber den indruck gewinnen, dass die Koalition ihre Aufgabe her darin sah, Regierungshandeln der Vergangenheit inzuwaschen, zu rechtfertigen. Der Ermittlungswille hlte. Das setzte sich fort, nachdem die Regierung den ntschluss fasste, ein neues Suchverfahren anzustreben. h kann es nur als Missachtung der Arbeit unseres arlamentes und des Niedersächsischen Landtages vertehen, wenn die Ergebnisse unseres Untersuchungsauschusses sowie des Asse-Untersuchungsausschusses icht abgewartet und ausgewertet werden, um sie als undament der Analyse zu nutzen, wie ein neues Verfahn ausgestaltet werden kann. Im Abschlussbericht der Koalition steht keine Silbe ber mögliche Lehren aus den Fehlern der Vergangeneit. Sie konnten offensichtlich keine Fehler entdecken. er Arbeit der Koalition merkte man an, was sie als ihn Auftrag begriffen hatte, nämlich herauszufinden, ass es in Gorleben keine Fehler gab. Der Abschlussericht der Koalition spiegelt wider, was aus den Aussaen der vielen ehemaligen Beamten hervorgeht, (Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Es ist nicht ungewöhnlich, dass man sich darauf beruft, was Zeugen sagen!)

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724311100

(Beifall bei der LINKEN)

Dorothee Menzner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724311200

(Beifall bei der LINKEN)


eren Berufsleben darin bestand, Gorleben gegen alle
edenken als Standort durchzuboxen. Ich gestehe gerne
u: Es fällt jedem schwer, auch Politikern, Beamten oder
issenschaftlern, lebenslange Überzeugungen, eigene
rbeitsleistungen und eigenes Handeln mit ein bisschen
bstand kritisch zu hinterfragen und die Überzeugungen
egebenenfalls über Bord zu werfen. Aber dennoch:
usreichend ist das nicht.

Ich möchte einige Beispiele geben; einige hat die
ollegin Vogt schon vorweggenommen. Im Koalitions-
ericht heißt es, die Auswahlverfahren im Jahr 1977
eien „auch aus heutiger Sicht geradezu beispielhaft und
rtschrittlich“ gewesen, sie seien „vollständig dem Pri-
at der Sicherheit“ gefolgt. Schaut man sich einmal an,
as damals als „Primat der Sicherheit“ galt, sieht man,
ass die geringe Bevölkerungsdichte rund um Gorleben
emeint war. Wenige betroffene Menschen im damali-
en Zonenrandgebiet waren wohl das wichtigste Um-
eltkriterium, und für die Koalition – das finde ich er-

chreckend – gilt das auch aus heutiger Sicht immer
och als fortschrittlich. Gorleben als heilige Kuh! Aber
)





Dorothée Menzner


(A) )


)(B)

geologische Eignung ergibt sich nicht durch man-
tramäßiges Wiederholen, und Bürgerbeteiligung und
Transparenz kann man auch nicht im Nachhinein her-
stellen.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Dass Gorleben 1977 Ergebnis eines Auswahlverfah-
rens des Bundes gewesen sein soll, ist eine oft wieder-
holte, aber dennoch falsche Behauptung. Eine derartige
Studie fanden wir in den 2 800 Akten nicht. Schließlich
stellte sich heraus, dass sich die Koalition mit ihrer
Behauptung, Gorleben sei Ergebnis eines Auswahlver-
fahrens, auf ein undatiertes Arbeitspapier ohne nach-
vollziehbare Herkunft stützte. Es hat zwar ein Auswahl-
verfahren gegeben, aber da kam nicht Gorleben heraus,
sondern drei andere Standorte, die dann aber wegen der
lokalen Gegenwehr der Bevölkerung, auch aus Reihen
der CDU-Mitgliedschaft, fallengelassen wurden.

Es gibt weitere Beispiele, die ich aus Zeitgründen lei-
der nicht alle ausführen kann. Lassen Sie mich aber noch
etwas zu dem Bericht der Opposition sagen. Man kann
auf 650 Seiten nachlesen, was die Koalition nicht begrei-
fen will: Über Jahrzehnte fehlte ein echtes Konzept für
die Lagerung des gefährlichsten Stoffes, den die Mensch-
heit je hervorgebracht hat. Das ist eine Verantwortungs-
losigkeit, die ihresgleichen sucht. Gorleben war das Er-
gebnis von Männerbünden zwischen Regierungsstellen
und Atomindustrie, das Ergebnis von Kungelei und
Machbarkeitswahn. An Gorleben kann man studieren,
wie man es nicht macht.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich bedauere schon, dass wir uns mit SPD und Grü-
nen auf den letzten Metern nicht auf eine Schlussfolge-
rung einigen konnten – 650 Seiten haben wir gemeinsam
geschafft –, die lauten muss: Gorleben muss raus aus ei-
nem neuen Verfahren.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir müssen aus Fehlern lernen. Aus Fehlern lernen
hieße, so schnell wie möglich aus der Atomkraft auszu-
steigen und nicht weitere neun Jahre Atommüll zu
produzieren. Aus Fehlern lernen hieße, den Zankapfel
Gorleben aus dem Verfahren zu nehmen; denn er ist geo-
logisch ungeeignet und politisch verbrannt.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Marco Bülow [SPD])


Aus Fehlern lernen hieße, keine Vorfestlegung auf
geologische Tiefenlagerung zu treffen, sondern vorab
die Rückholbarkeit der Abfälle oder auch die oberflä-
chennahe Lagerung intensiv zu prüfen. Aus Fehlern ler-
nen hieße, eine von der Industrie und sonstigen Interes-
sen vollkommen unabhängige Forschung im Bereich des
Verbleibs von Atommüll zu gewährleisten.


(Beifall bei der LINKEN)


Aus Fehlern lernen hieße, einen wirklichen Neuan-
fang zu machen, indem man Entscheidungswege neu
und transparent gestaltet, Bürgerbeteiligung von Beginn

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(C (D n organisiert und einen ernstgemeinten, echten Konsens nstrebt, ohne künstlichen Zeitdruck. Aus Fehlern lernen hieße auch, die rund 34 Milliaren Euro Rückstellungen der Atomindustrie endlich in inen öffentlich-rechtlichen Fonds zu überführen, damit ie sicher sind vor Konkurs oder Werteverfall. Fazit: Der Untersuchungsausschuss hat wichtige Areit geleistet. Alle relevanten Akten sind zusammengeagen und im Archiv des Bundestages auch zukünftig insehbar. Zeitzeugen und Handelnde haben protokolert Stellung bezogen und konnten auch unbequemen ragen nicht ausweichen. Zusammenhänge, Querverbinungen, Abhängigkeiten und falsch verstandene Loyaliten sind nun nachlesbar und transparent. Das ist eine wichtige Grundlage und Vorarbeit für die ukünftige Auseinandersetzung mit diesem Thema. Aber ufgrund von Lebensüberzeugung und eigener Verstrikung so manch eines Abgeordneten, manch einer Frakon oder Partei sind gemeinsame Schlussfolgerungen ich hoffe: noch – nicht möglich. Damit bleibt der Einuss auf die Frage: „Wohin mit dem Atommüll?“, vorerst ider gering, und eine Wiederholung alter Fehler droht. Um das zu verändern, werden Parteien, Parlament, egierung, Ministerien, aber auch Aufgabenträger wie as BfS oder die neu zu schaffende Endlagerbehörde die ompetenz, die Einmischung, den Druck und gegebeenfalls auch den Widerstand und den Protest von ürgerinnen und Bürgern und der Antiatombewegung rauchen, und eines verspreche ich, werte Kolleginnen nd Kollegen: Das werden Sie auch bekommen. Ich fordere die Menschen an dieser Stelle auf: chauen Sie weiterhin ganz genau hin, mischen Sie sich in und beteiligen Sie sich! Das atomare Erbe geht egal ob es uns gefällt oder nicht – uns alle an. Was ich us diesem Untersuchungsausschuss gelernt habe: Wir ürfen es nicht wenigen überlassen. Ich danke Ihnen. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724311300

Sylvia Kotting-Uhl hat jetzt das Wort für Bündnis 90/

ie Grünen.


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724311400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

er Satz, den wir im Untersuchungsausschuss sicher am
äufigsten gehört haben, lautete: „Vor der Hacke ist es
uster.“ Die Konsequenz aus dieser Erkenntnis heißt:
raben bringt Durchblick. Also haben wir drei Jahre
ng gegraben, um uns Durchblick zu verschaffen. Die-

er Durchblick mit dem Blick nach hinten war nicht ver-
ehrt, Herr Grindel; denn es stimmt eben nicht, wie sie
o schön gesagt haben, dass dieser Untersuchungsaus-
chuss der teuerste, überflüssigste und längste in der Ge-





Sylvia Kotting-Uhl


(A) )


)(B)

schichte gewesen sei. Vielleicht war er der teuerste und
der längste. Das kann ich nicht beurteilen; denn ich bin
keine Dauer-Parlamentarierin. Der überflüssigste war er
ganz sicher nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Bernhard Kaster [CDU/CSU]: Es ist doch nichts herausgekommen!)


Es ist kein Zufall, dass es so gut geglückt ist, jetzt ein
Endlagersuchegesetz – inzwischen heißt es „Standort-
auswahlgesetz“ – mit einem breiten Konsens auf den
Weg zu bringen. Als Baden-Württembergerin sage ich:
Die Regierungsübernahme in Baden-Württemberg und
die Bereitschaft allein hätten wahrscheinlich nicht ge-
reicht. Dazu brauchte es noch das Puzzlesteinchen „Un-
tersuchungsausschuss Gorleben“. Das gemeinsam hat
dazu geführt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Was ist die Lehre aus Gorleben? Schauen wir noch ein-
mal zurück: Was waren die Dinge, die aus heutiger Sicht
mindestens nicht gut gelaufen sind? Für die bisherigen
– das gilt bis heute – Standortsuche- und -erkundungsver-
fahren gab es keine Regelung über den Verfahrensablauf.
Die Entscheidungsträger passten Standortsuche und
Standorterkundung den jeweiligen politischen, rechtli-
chen und finanziellen Gegebenheiten an. Sie waren nicht
das Ergebnis einer planvollen, vorausschauenden Vorge-
hensweise. Mehrere Fälle von Einflussnahme konnten
nachgewiesen werden.


(Eckhard Pols [CDU/CSU]: Stimmt nicht!)


Die zentralen Entscheidungen der bisherigen Endla-
gersuche und -erkundung sind unter Ausschluss der
Öffentlichkeit getroffen worden. Da immer noch bestrit-
ten wird – auch Frau Brunkhorst hat das gerade noch
einmal getan –, dass es Einflussnahme gab, will ich das
Beispiel von 1983 noch einmal mit einem Zitat beleuch-
ten. Bereits zum Zeitpunkt der Vorauswahl und Auswahl
des Standortes Gorleben wäre nämlich nach damaligem
Stand von Wissenschaft und Technik eine Alternativen-
prüfung notwendig gewesen. Bereits damals hätten Aus-
wahl und Erkundung in einem atomrechtlichen Verfah-
ren stattfinden müssen. Aus politischen Gründen sind
diese wissenschaftlichen und technischen Anforderun-
gen nicht eingehalten worden. Die Einflussnahme auf
den Bericht der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt
im Jahr 1983 ist nur ein – allerdings sehr wichtiger –
Vorgang in dieser Prozesslogik.

Die Empfehlung dieses Berichtes war ursprünglich,
Frau Brunkhorst, zusätzlich Alternativen – das heißt
weitere Standorte – zu erkunden. Diese Empfehlung
musste gestrichen werden. Herr Röthemeyer, der am
1. Juli 2010 als Zeuge vor dem Untersuchungsausschuss
ausgesagt hat, sagte – jetzt kommt das wörtliche Zitat –:
„Ja, man musste das als Weisung der Bundesregierung
verstehen.“ – Was brauchen Sie denn noch? Ich verstehe
das nicht. Das ist doch eine Verleugnung der Geschichte,
wenn Sie sich heute hinstellen und sagen: Es gab keine
Einflussnahme, es gab keine Manipulation. – Selbstver-
ständlich gab es Einflussnahmen.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Nein, Sie begreifen es bis heute nicht!)


as war aus damaliger Sicht der Bundesregierung viel-
icht sogar verständlich. Man kann Ihnen aber wahr-

cheinlich zehnmal schriftlich das vorhalten, was von
en damals betroffenen Menschen gesagt wurde: Sie
erden dann immer noch Nein sagen, genauso wie Sie

agen, das sei der überflüssigste Untersuchungsaus-
chuss der Geschichte gewesen.

Des Weiteren kommen Sie in Ihrem Koalitions-
bschlussbericht zu der unglaublichen Erkenntnis, die
uche sei sogar aus heutiger Sicht geradezu beispielhaft
nd fortschrittlich gewesen. Das ist – ich muss Ihnen das
agen – eine weitere Verhöhnung der Menschen im
endland. Genau diese Dinge führen zu Politikverdros-

enheit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Nein!)


as haben Sie sich wegen solcher Äußerungen vorzu-
erfen.

Die Lehren aus Gorleben sind klar. Wir brauchen für
ine erneute erfolgreiche Suche – überhaupt einmal eine
uche – den Maßstab absoluter Orientierung an Sicher-
eitskriterien. Ein Vergleich ist nötig; denn Sicherheit
r 1 Million Jahre lässt sich aus heutiger Sicht schwer

efinieren. Das heißt, wir brauchen den Vergleich, weil
ir das im Vergleich Sicherste suchen müssen. Wir brau-

hen Transparenz und Partizipation. Am Wochenende
aben wir gelernt, dass wir alle noch viel zu lernen ha-
en, wie ein Beteiligungsangebot aussehen muss, damit
s angenommen wird. Lernen müssen aber auch diejeni-
en, die dieses Angebot annehmen sollen, die es eigent-
ch auch annehmen wollen. Die Zivilgesellschaft insge-
amt hat da noch einiges vor sich. Deshalb finde ich es
ut, dass eine Kommission eingerichtet werden soll, in
er Vertreter der Zivilgesellschaft, der Wissenschaft und
er Politik, die anschließend die Verantwortung für die
ntscheidung trägt, gemeinsam Entscheidungen in die-
er wichtigen Frage auf den Weg bringen wollen.

Ja, die Zeiten haben sich geändert. Wir brauchen
eute eine andere Form der Bürgerbeteiligung. Aber
ergrecht anstelle des Atomrechts im Gorleben-Verfah-
n einzusetzen, nur um sich eine Bürgerbeteiligung zu

rsparen, diese Entscheidung war auch schon damals
icht ganz auf der Höhe der Zeit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist milde ausgedrückt!)


Weil die eigentlichen Kampfredner erst nach mir
prechen und, wie ich vermute, zumindest Herr Paul
leich sagen wird, dass die Eignungshöffigkeit schon
on Rot-Grün festgestellt wurde


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Genau! Das kommt von mir, nicht von Herrn Paul!)






Sylvia Kotting-Uhl


(A) )


)(B)

– richtig, wusste ich es doch –, möchte ich, um Ihnen
gleich den Vorwurf zu ersparen, dass Sie wieder nur die
Hälfte zitieren, vollständig aus dem damaligen Vertrag
zitieren, der – auch das darf man nicht vergessen – eine
erste Kehrtwende, eine erste Lehre aus Tschernobyl be-
deutete. Auch damals hat man einen Konsens gesucht,
also auch Zugeständnisse machen müssen. Das Zuge-
ständnis war aber nicht: Gorleben ist eignungshöffig. –


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Doch! Geschrieben ist geschrieben!)


Das Zugeständnis war: Die Eignungshöffigkeit ist nicht
widerlegt. –


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Ja gut! – Eckhard Pols [CDU/CSU]: Was ist denn das für eine Wortklauberei?)


Mindestens die Juristen müssten diesen feinen, aber
wichtigen Unterschied erkennen können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Liebe Frau Menzner, zum Abschluss zu Ihnen. Ihrer
Meinung nach lautet die Lehre aus dem Gorleben-Unter-
suchungsausschuss: Gorleben darf nicht im Verfahren
bleiben. – Ich glaube, dass das eine falsche Schlussfolge-
rung ist. Die erste Lehre ist: Wir müssen entscheiden,
welches Verfahren. Man hat sich nie für ein klares Ver-
fahren entschieden. Aber man hat gesagt: Wir suchen ei-
nen Standort aus. Unterwegs legen wir Kriterien fest. Er-
füllt der Standort die Kriterien, dann ist es gut, dann ist
er geeignet. – So geht das nicht, und zwar aus vielen
Gründen; das haben wir gelernt. Die Alternative dazu ist
der Vergleich. Man kann aber nicht beide Verfahren ver-
mischen. Entweder ich entscheide, dieser Standort ist ge-
eignet oder eben nicht geeignet,


(Eckhard Pols [CDU/CSU]: Wir erkunden doch erst mal!)


oder ich vergleiche alle Standorte und einige fallen im
Zuge des Vergleichs aus dem Verfahren. Ich warne
davor, das klare Verfahren des Vergleichs mit Vorent-
scheidungen, das ist geeignet, und das ist nicht geeignet,
zu durchmischen und damit das alte Gorleben-Verfahren
durch die Hintertür wieder hereinzuholen. Das würde
den ganzen Prozess konterkarieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Obwohl ich weiß, dass man mich im Wendland dafür
nicht küssen wird – im Gegenteil –, sage ich: Ich glaube
nicht, dass es im Interesse der Sache und der Menschen
im Wendland ist, wenn wir diese unsägliche, politisch
dominierte, von Willkür und nichtwissenschaftlichen
Entscheidungen geprägte Gorleben-Geschichte dadurch
abschließen, dass wir in gewisser Weise wieder einen
politisch gewollten, willkürlichen Beschluss fällen, son-
dern diese letzte Entscheidung muss wissenschaftlich
begründet fallen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Der Kollege Reinhard Grindel hat jetzt das Wort für ie CDU/CSU-Fraktion. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Michael Paul [CDU/CSU]: Endlich zur Sache!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724311500


Reinhard Grindel (CDU):
Rede ID: ID1724311600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

enn das, was im Minderheitenbericht steht, und wenn
as, was Frau Kotting-Uhl und Frau Menzner hier gesagt
aben, richtig wäre, dann hätten sich die Zeitungen bei
er Berichterstattung über unseren Ausschuss doch über-
chlagen müssen, dann hätten wir uns dort vor Kamera-
ams gar nicht retten können. Das wäre in der Tat eine
ensation, die auf das geplante Standortauswahlgesetz
urchschlagen würde. Jeder, der uns zuschaut und sich
agt, warum die einen das so und die anderen das so sa-
en, der sollte einmal bei Google News in die Presse-
rchive schauen. Zum einen wird er ganz wenige Artikel
nden,


(Ute Vogt [SPD]: Das ist doch aber nicht der Maßstab!)


nd zum anderen wird er lauter Artikel finden, in denen
teht: „Bei diesem Untersuchungsausschuss ist nichts
eues herausgekommen“, weil es die Skandale und Un-

ulänglichkeiten, von denen Sie sprechen, nicht gegeben
at.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ute Vogt [SPD]: Machen Sie nur für die Presse Politik? – Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist aber sehr selektiv! Ich reiche Ihnen ein paar Artikel herüber! – Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ein Beispiel für selektive Wahrnehmung!)


Herr Trittin geht jetzt gerade, weil er ahnt, was
ommt; aber das ist in Ordnung. Sie haben die soge-
annte Anlage 4 zum Atomausstiegsvertrag angespro-
hen. Ich will das Zitat einmal bringen – Sie haben es ja
ngekündigt –:

Die bisherigen Erkenntnisse über ein dichtes Ge-
birge und damit die Barrierefunktion des Salzes
wurden positiv bestätigt. Somit stehen die bisher
gewonnenen geologischen Befunde einer Eig-
nungshöffigkeit des Salzstockes Gorleben … nicht
entgegen.

as ist das Zitat. Nichts anderes sagen wir.

Ob Gorleben geeignet ist oder nicht, kann niemand
agen. Wir sind ja mit der Erkundung nicht am Ende. In
er Tat: Vor der Hacke ist es duster. Aber der entschei-
ende politische Fakt, an dem Sie nicht vorbeikommen
ich weiß, dass Ideologen Menschen sind, die sich auch
on Tatsachen nicht beirren lassen; aber ich will es ein-
al probieren –,


(Zuruf von der SPD: Danke für das Geständnis!)






Reinhard Grindel


(A) )


)(B)

ist, dass im Jahre 2000 Rot-Grün, Gerhard Schröder und
Jürgen Trittin, zu dem, was bis dahin an Erkundung ge-
laufen ist, gesagt haben: Diesem Urteil zur Eignungshöf-
figkeit steht nichts entgegen. – Dazu muss ich Ihnen
ganz klar sagen: Wenn selbst Rot-Grün im Jahr 2000
sagt, Gorleben ist eignungshöffig,


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt machen Sie es schon wieder!)


dann kann ja wohl die Entscheidung 1977, dort zu er-
kunden, nicht falsch gewesen sein. Dann kann auch die
Entscheidung 1983, in die untertägige Erkundung einzu-
steigen, nicht offensichtlich falsch gewesen sein.

Die Wahrheit ist:


(Ulrich Kelber [SPD]: „Wahrheit“ aus Ihrem Mund ist ein schwieriger Begriff!)


Sie wollten mit dem Untersuchungsausschuss aus rein
parteitaktischen Gesichtspunkten das Thema Kernener-
gie am Kochen halten. Dieser taktische Beweggrund
hatte sich dann mit dem Reaktorunglück von Fukushima
erübrigt. Die Wahrheit ist: Sie haben das Untersuchungs-
ausschussrecht missbraucht, nichts anderes.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ungeheuerlich, Herr Grindel, wie Sie die Tatsachen verdrehen!)


– Es ist in der Tat ungeheuerlich, dass man so etwas
macht, Frau Kollegin Steiner. Da stimme ich Ihnen zu.

Es war von vornherein klar, dass es ein Ausschuss
sein würde, in dem nichts Skandalöses oder Neues zu-
tage gefördert wird. Denn – diesen für einen Untersu-
chungsausschuss ungewöhnlichen Umstand muss man
unseren Zuhörern und auch dem einen oder anderen Kol-
legen in Erinnerung rufen – alle Akten, die wir unter-
sucht haben, waren elf Jahre lang im Besitz weiter Teile
der heutigen Opposition, nämlich sieben Jahre im Besitz
des Umweltministers Trittin und vier Jahre im Besitz des
Umweltministers Gabriel. Wenn in diesen Akten etwas
Skandalöses gewesen wäre, hätte Herr Gabriel das spä-
testens im Wahlkampf 2009 ausgeschlachtet.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein Umweltminister hat auch nichts anderes zu tun, als alte Akten zu lesen!)


Stattdessen hat er im Wahlkampf die Behauptung
aufgestellt – das war der eigentliche Anlass für den Un-
tersuchungsausschuss –, dass eine gutachterliche Stel-
lungnahme der früheren Physikalisch-Technischen Bun-
desanstalt zur Eignung des Salzstocks Gorleben – nicht
zu irgendeiner Art von Auswahlverfahren, sondern zur
Eignung des Salzstocks Gorleben – im Jahre 1983 von
der damaligen Bundesregierung manipuliert worden ist.
Dazu haben wir in der Tat Aussagen. Professor
Röthemeyer, den auch Frau Kotting-Uhl schon erwähnt
hat, hat gesagt:

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(C (D Ich möchte noch mal betonen, dass es in diesen Punkten nicht ein Fitzelchen einer Beeinflussung gegeben hat, wirklich nicht. nd: Nochmals: … keine politische Vorgabe im fachlichen, sicherheitsmäßigen Bereich. ein Chef, Professor Kind, hat gesagt: Da ist eine solche Kompetenz vorhanden, in der PTB – da würde das Ministerium bei einem Versuch, uns da zu beeinflussen, glaube ich, keine Chancen gehabt haben. er spätere Vizepräsident des Bundesamts für Strahlenchutz, Henning Rösel, hat gesagt: Ich kann mich nicht … erinnern, dass ich mich zu irgendeinem Zeitpunkt einer fachlich abweichenden Weisung einer vorgesetzten Behörde hätte beugen müssen. amit es klar ist: Es hat keine Beeinflussung der fachlihen Aussagen zur Eignung des Salzstocks Gorleben geeben. Das ist erwiesen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sagen Sie!)


Ich finde es problematisch, dass die Kollegen der Op-
osition über drei Jahre hinweg durch eine Vielzahl un-
altbarer Behauptungen immer wieder versucht haben,
en Menschen Angst zu machen und den eindeutig
ahrheitswidrigen Eindruck zu erwecken, als ob bei die-

em sensiblen Thema die jeweils zuständigen Bundesre-
ierungen nicht nach dem Motto „Sicherheit zuerst“ vor-
egangen sind. Das ist unverantwortlich. Deswegen sage
h, Frau Kotting-Uhl: Es wird in der Tat Zeit, dass bei
iesem Endlagersuchverfahren jetzt wieder die Geolo-
en und nicht die Ideologen die Oberhand gewinnen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir sind schon lange dafür!)


Ich habe am Ende der Debatte vor über drei Jahren
esagt:

Ich habe große Zweifel, dass wir, wenn wir spät-
abends im Untersuchungsausschuss sitzen, die Be-
suchertribüne schon lange leer sein wird und die
Pförtner und vielleicht auch wir gegen die Müdig-
keit ankämpfen,


(Ute Vogt [SPD]: Sie machen nur Politik für die Medien, Mensch!)


Neues oder gar Skandalöses über Gorleben heraus-
finden werden. Aber dass Herr Gabriel im Wahl-
kampf ein unglaublicher Dampfplauderer war, wer-
den wir dann in den Akten haben.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie können sagen,
as Sie wollen: Mit der Aussage zur Besuchertribüne
abe ich recht gehabt. Auch damit, dass wir nichts Neues





Reinhard Grindel


(A) )


)(B)

herausgefunden haben, habe ich recht gehabt. Damit,
dass wir Herrn Gabriel jetzt als Dampfplauderer in den
Akten haben, habe ich ganz besonders recht gehabt.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Können Sie abends eigentlich noch in den Spiegel schauen? – Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und was sagt uns das über das Untersuchungsziel?)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724311700

Kirsten Lühmann hat jetzt das Wort für die SPD-Frak-

tion.


(Beifall bei der SPD)



Kirsten Lühmann (SPD):
Rede ID: ID1724311800

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kollegen und Kolle-

ginnen! Verehrte Zuhörende! Ich wohne in der Region
Gorleben.


(Eckhard Pols [CDU/CSU]: Na, na, na!)


Die Menschen dort trauen mittlerweile keinem Politiker
und keiner Politikerin mehr, weil sie sich seit etwa
30 Jahren getäuscht und bewusst fehlinformiert fühlen.


(Dr. Lutz Knopek [FDP]: Ja, von wem denn?)


Das Ergebnis dieses Untersuchungsausschusses hat ge-
zeigt: Die Menschen dort haben recht.

Herr Grindel, in einem Punkt bin ich mit Ihnen einer
Meinung: Dieser Untersuchungsausschuss hat keine
neuen Erkenntnisse gebracht. Die Erkenntnisse waren
alle da. Nur, sie wurden von Ihnen immer wieder bestrit-
ten. In diesem Untersuchungsausschuss haben wir end-
lich Dokumente und klare Zeugenaussagen dafür gefun-
den, dass unsere Aussagen zu dem Thema Gorleben, wie
es dazu kam und dass das eine politische Entscheidung
war, richtig waren. Die Dokumente sind jetzt öffentlich,
und die Öffentlichkeit kann sie einsehen. Das ist das
Neue und das Gute dieses Untersuchungsausschusses.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


All dies wäre ohne den mutigen Widerstand der
Wendländer und Wendländerinnen nicht möglich gewe-
sen. Ohne diesen Widerstand hätten wir jetzt nämlich
vermutlich ein Endlager in Gorleben, und vermutlich
wäre dieses Endlager nicht nach dem heutigen Stand der
Technik und Wissenschaft gebaut worden.


(Eckhard Pols [CDU/CSU]: Ja, ja! Vermutlich, vermutlich!)


Die Erkundungsarbeiten in Gorleben sind gestoppt. Das
ist gut; das fordern wir Sozialdemokraten und Sozialde-
mokratinnen schon seit langem. Wir waren auch dage-
gen, dass durch eine Erkundung nur im Wendland immer
mehr Fakten pro Standort Gorleben geschaffen werden.

Worum ging es in diesem Gorleben-Ausschuss? Unter
anderem um die Fragen: Wieso wurde der Empfehlung

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(C (D on Experten, mehrere Standorte zu erkunden, um dann en besten zu nehmen, nicht entsprochen? Wie wurde orleben, das es in einer wissenschaftlichen Auswahl tudie noch nicht einmal unter die zehn besten Standorte eschafft hat, plötzlich zum einzig möglichen Standort? arum wurden Kriterien, die von Anfang an als unab ingbar für ein sicheres Endlager galten, plötzlich unichtig, nur weil der Standort Gorleben sie nicht erfüllt at? Gorleben ist nicht aus wissenschaftlichen Gründen als tommüllendlager ausgewählt worden, sondern aus trategischen Gründen der damaligen CDU-geführten andesregierung Albrecht. Es war der niedersächsische irtschaftsminister Walther Leisler Kiep, der diesen tandort aus politischem Kalkül präsentierte. Um der rohenden Debatte in der Region ein schnelles Ende zu ereiten, wurde der Standort dann als, die Kanzlerin ürde heute sagen: alternativlos erklärt. Der damalige entweder orleben oder gar kein Standort in Niedersachsen. eine Herren und Damen, das ist Populismus pur. Das ird der Ernsthaftigkeit des Themas in keiner Weise gecht. (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1724311900

Die erhoffte Debatte war eben nicht zu Ende. Viel-
ehr hat diese CDU-Entscheidung den Anfang für eine
ürgerbewegung im besten Sinne gemacht, in der sich
er erbitterte Widerstand in der Region manifestierte.
iese Bürgerbewegung, liebe Kollegen und Kollegin-
en, ist bis heute lebendig. Ein Grund dafür ist: Seit fast
0 Jahren wurden sämtliche Entscheidungen zu dem
hema Gorleben weitgehend ohne Beteiligung der Öf-
ntlichkeit getroffen, und das war ein Fehler.

Es gab später noch Versuche, das Verfahren wieder in
rdentliche Bahnen zu lenken, so im Jahre 1983 mit dem
orschlag der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt,
och nach Alternativen zu suchen. Doch die damalige
ohl-Regierung hat das mit einem Federstrich wegge-
ischt. Gleich mehrere Zeugen haben von einer „Wei-

ung aus Bonn“ gesprochen. Das widerspricht der Aus-
age der CDU, dass sie an einer wissenschaftlich
ndierten Endlagersuche interessiert war. Das war sie

icht.

Ende der 90er-Jahre hat die damalige Umweltministe-
n Angela Merkel gegen den Rat von Fachleuten die
eitererkundung von Gorleben angeordnet. Kritische

timmen wurden durch eine Umorganisation innerhalb
iner Behörde einfach kaltgestellt, ein unglaublicher
organg.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Michael Paul [CDU/CSU]: Alles Legenden!)


Die CDU-Methode „Augen zu und durch“ funktio-
iert heute glücklicherweise nicht mehr, dank der harten
arlamentarischen Aufklärungsarbeit sowohl in Gorle-
en als auch in der Asse. Ich möchte hier stellvertretend
r all die Bürger und Bürgerinnen, die sich dafür einge-

etzt haben, Marianne Fritzen und Andreas Graf von





Kirsten Lühmann


(A) )


)(B)

Bernstorff danken. Beide waren auch als Zeugen unseres
Untersuchungsausschusses geladen. Ich muss allerdings
sagen: Wie einige von Ihnen, meine Herren aus den Re-
gierungsfraktionen, mit diesen beiden Menschen, die
sich seit Jahrzehnten für ihre Rechte und die Rechte ihrer
Region einsetzen, umgegangen sind, das steht auf einem
anderen Blatt. Ich bezeichne so etwas als unanständig.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der gesellschaftspolitische Druck ist in den letzten
Jahren durch die Katastrophe von Fukushima immens
gewachsen. Wir alle merken, wie schwer es der CDU/
CSU und der FDP fällt, umzuschwenken. Ein Beleg da-
für ist der Erkundungsstopp, den die schwarz-gelbe Bun-
desregierung im letzten November mitten im niedersäch-
sischen Wahlkampf ausrief. Sie hat versucht, in dieser
Frage der Mehrheitsmeinung zu folgen. Das Wahlergeb-
nis zeigt deutlich: Dieses Manöver war unglaubwürdig;
so einfach kann man uns Niedersachsen nicht täuschen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Frau Lühmann!)


Mit Blick auf das Ergebnis im Ausschuss muss ich sa-
gen: Die Legende zu Gorleben, die CDU/CSU und FDP
aufgebaut haben, ist wie ein Kartenhaus zusammenge-
fallen. Aus diesem Dilemma führt nur ein Weg: Bleiben
Sie auf dem Weg, den Ihr Umweltminister, Herr
Altmaier, eingeschlagen hat, auf dem Kompromissweg!
Wir haben jetzt noch eine letzte Chance, etwas grundle-
gend zu korrigieren. Mir ist bewusst: Das geht nicht von
heute auf morgen. Das hat Stephan Weil, der niedersäch-
sische Ministerpräsident, im April auch hier in diesem
Haus gesagt. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten,
eine wissenschaftlich fundierte, transparente Endlager-
suche auf den Weg zu bringen! Damit könnten wir auch
wieder etwas mehr Glaubwürdigkeit in die Atompolitik
bringen. Ich denke, das lohnt sich.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724312000

Das Wort hat der Kollege Dr. Michael Paul für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Michael Paul (CDU):
Rede ID: ID1724312100

Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Meine Damen und

Herren! Um kein anderes Projekt der deutschen Nach-
kriegsgeschichte ranken sich so viele Mythen und Le-
genden wie um das Projekt Gorleben. Das Gute am Un-
tersuchungsausschuss war sicherlich, dass wir diese
Mythen und Legenden ein Stück weit zur Seite schieben
und einen Blick auf die Fakten werfen konnten.

Eine Legende – Frau Vogt hat sie heute wieder zum
Besten gegeben – ist, dass Mitte der 90er-Jahre die Bun-
desregierung unter Helmut Kohl mit der verantwortli-

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(C (D hen Umweltministerin Angela Merkel gemeinsam mit er Energiewirtschaft an einer Billiglösung für die nuleare Entsorgung gearbeitet haben solle. atsache – das kann man den Akten entnehmen, und das aben auch die Zeugen gesagt – ist, dass es in den 90erahren einen ganz harten Interessengegensatz gab zwichen Energiewirtschaft und SPD auf der einen Seite nd CDU/CSU-geführter Bundesregierung auf der anden Seite. ie Energiewirtschaft wollte die Erkundung in Gorleben m liebsten unterbrechen, um Geld zu sparen, während ie verantwortliche Umweltministerin im Interesse der icherung der nuklearen Entsorgung an einer zügigen rkundung festgehalten hat. Unter dem Strich hat sich ie Umweltministerin durchgesetzt: Am 13. Januar 1997 aben die Vorstände der Energieversorger einer weiteren ügigen Erkundung Gorlebens zugestimmt. Man kann lso überhaupt nicht sagen, dass Industrie und Bundesreierung an dieser Stelle sozusagen Hand in Hand geganen wären. Eine zweite Legende – auch diese Legende wurde on Frau Vogt hier vorgetragen – besagt, dass in der Zeit on Umweltministerin Angela Merkel aus politischen ründen Einfluss genommen worden sei in der Frage, b man den Salzstock Gorleben parallel erkundet oder unächst den Nordosten und dann den Südwesten. Für ine gestufte Vorgehensweise gab es sicherlich gute ründe. Ich nenne drei: Erstens. Seit den 70er-Jahren, als Gorleben ausgeählt wurde, hatte sich die Lage grundlegend verändert: elmut Schmidt – er wurde genannt – bzw. seine sozialberale Koalition wollte nach der Ölkrise 50 Kernkrafterke in Deutschland bauen. Mitte der 90er-Jahre war lar, weniger als die Hälfte würde ans Netz gehen. Das ieß aber auch, weniger als die Hälfte der Abfälle würde nfallen. Das hieß auch, ein Endlager muss demnach nur alb so groß sein, wie ursprünglich angenommen. Desalb machte es natürlich Sinn, zunächst die eine Hälfte nd dann die andere Hälfte des Salzstocks zu erkunden. echtlich war es auch so: Die zuständigen Behörden in iedersachsen haben ganz klar gesagt: Die Salzrechtsinaber im Südwesten können erst dann enteignet werden, enn feststeht, dass der Nordosten als Endlager nicht usreicht. Also musste man doch schon allein um der echtssicherheit willen so vorgehen, dass man zunächst en Nordosten erkundet, bevor man den Südwesten erundet. Schließlich haben die Fachleute immer davor gearnt, Hohlräume unter Tage aufzufahren, die am Ende ar nicht benötigt werden. Auch diese Hohlraumminiierung sprach dafür, gestuft vorzugehen. (Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das widerspricht nur dem fachlichen Rat der zuständigen Behörde!)


(Ute Vogt [SPD]: 365 Millionen weniger!)


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: So ist es!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)






Dr. Michael Paul


(A) )


)(B)

Frau Merkel fand im Übrigen diese Entscheidung vor.
Schon am 26. Juli 1993 hat das Bundesamt für Strahlen-
schutz dem damaligen Umweltminister Klaus Töpfer ein
gestuftes Vorgehen vorgeschlagen. Mitnichten kann man
sagen, Frau Merkel habe diese Entscheidung provoziert,
noch weniger, es habe politische Gründe gegeben. Es
waren rein fachlich-wissenschaftliche Gründe, die für
ein solch gestuftes Vorgehen gesprochen haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Absolute Legendenbildung ist das!)


Die Beispiele ließen sich beliebig fortsetzen. Bei allen
Punkten hat sich in den letzten Jahren letztlich gezeigt:
Die Vorwürfe und Verdächtigungen der Opposition sind
haltlos. Heiße Luft wurde produziert. Die Legenden ent-
sprachen nicht den Fakten.

Selbst die Hauptthese, die von der Opposition immer
wieder, auch heute, vorgetragen wird, nämlich dass
Zweifel an der Eignung Gorlebens bestünden, ist wider-
legt. Solche Zweifel finden sich weder in der Erklärung
der rot-grünen Bundesregierung von 2000 – ich erspare
es Ihnen nicht, das zu zitieren –, in der genau dargelegt
wurde, dass es keine Zweifel an der Eignungshöffigkeit
gibt, noch haben die Zeugen – –


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann lesen Sie es noch einmal vor, bevor Sie hier falsch zitieren!)


Wir haben 50 Zeugen und Sachverständige gehört. Prak-
tisch keiner davon hat Zweifel an der Eignung geäußert.
47 von 50 Zeugen und Sachverständigen haben keine
Zweifel geäußert.


(Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Falsch gezählt!)


Ihr Kronzeuge, Professor Röthemeyer, hat in seiner Ver-
nehmung gesagt – hier zitiere ich wörtlich –, dass wir
„Gorleben heute mehr als eignungshöffig zum Quadrat
nennen können“. Das hat Ihr Kronzeuge hier zu Proto-
koll gegeben. Deshalb ist es vollkommen richtig – dafür
danke ich Peter Altmaier auch noch einmal ganz herzlich –,
dass wir im weiteren Endlagersuchverfahren Gorleben
im Topf lassen. Alles andere würde den Fakten nicht ge-
recht werden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724312200

Eckhard Pols hat jetzt das Wort für die CDU/CSU-

Fraktion.


Eckhard Pols (CDU):
Rede ID: ID1724312300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Jetzt ist

Frau Lühmann weg, oder?


(Ute Vogt [SPD]: Sie hat eine Besuchergruppe!)


– Ja, gut, aber sie ist nicht da. – An Frau Lühmann kann
man sehen, dass es die Opposition mit der Wahrheit

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(C (D irklich nicht sehr genau nimmt. Wenn sie behauptet, ie käme aus der Region, dann müssen wir wirklich lahen. (Ulrich Kelber [SPD]: Ich habe es allmählich satt, was die größten Lügner einem alles unterstellen!)


rau Lühmann wohnt mindestens 170 Kilometer weit
ntfernt vor den Toren Hannovers. Das kann man nicht
ehr als „aus der Region“ bezeichnen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Hier immer die Unwahrheit zu sagen, ist stillos!)


Je mehr Sie schreien, umso mehr merke ich, dass ich in
er Sache recht habe.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Nennen Sie doch einmal einen Fakt!)


Nun zum Thema: Wir haben uns drei Jahre im Aus-
chuss durch Tausende von Aktenvermerken und Ge-
prächsnotizen gearbeitet und – wir haben es schon ge-
ört – eine Vielzahl von Sachverständigen und Zeugen
ngehört. Aber was ist dabei herausgekommen, meine
amen und Herren? Es ist gar nichts dabei herausge-
ommen.

Nichts hat sich bewahrheitet von den Anschuldigun-
en des Kollegen Gabriel, den ich heute übrigens hier
ermisse. Ich wundere mich, dass er nicht da ist. Wenn
m dieser Ausschuss damals so wichtig war, müsste er

uch hier sein.


(Ulrich Kelber [SPD]: Wo ist denn die Zeugin Merkel? Die ehemalige Umweltministerin ist auch nicht anwesend!)


r hat wohl schon gleich gesehen, dass dieser Untersu-
hungsausschuss eigentlich eine Farce war und nur poli-
sch motiviert war, wie der Kollege Grindel bereits ge-
agt hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben in diesen drei Jahren Arbeit nichts heraus-
efunden, was der interessierte Bürger nicht schon
usste.


(Ulrich Kelber [SPD]: Sie nicht, wir schon!)


Vielleicht im Detail schon.

Weil Frau Lühmann den Zeugen von Bernstorff ange-
prochen hat, möchte ich gerne etwas dazu sagen.


(Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wann entschuldigen Sie sich bei ihm?)


Hören Sie zu; dann können Sie weiterreden. – Herr
on Bernstorff ist ein vehementer Kritiker dieser ganzen
ache, der aber als Grundbesitzer über Jahrzehnte sein
and als Ausgleichsflächen an den Bund verpachtet,


(Dr. Michael Paul [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


amit das Erkundungsbergwerk überhaupt betrieben
erden kann, der sich neben Fischereirechten auch Jagd-
chte und sogar einzelne Bäume bezahlen lässt –


(Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)






Eckhard Pols


(A) )


)(B)

er erhält dafür eine nicht unbeträchtliche Summe, wie
der Ausschuss gut herausgearbeitet hat –, und das schon
seit über 30 Jahren. Ein besseres Beispiel für Doppel-
züngigkeit kann man hier wirklich nicht finden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir haben wirklich keinen Hinweis auf irgendwelche
Einflussnahmen der Politik oder manipulierte Gutachten
gefunden. Ich möchte nur einige Punkte kurz anreißen,
weil meine Redezeit sehr knapp ist, bei denen Sachver-
ständige oder Zeugen unser Wissen bestätigt haben –
wobei, vorweg gesagt, viele Sachverständige und Zeu-
gen überhaupt nicht verstehen können, warum man die-
sen Salzstock nicht längst zu Ende erkundet hat.

Wir haben schon gehört, dass es der ehemalige Bun-
deskanzler Schmidt war, der ja 50 Kernkraftwerke in
Deutschland bauen wollte, der dem damals noch ganz
frisch im Amt befindlichen Ministerpräsidenten Ernst
Albrecht – das war 1976/77 – abrang, das Versprechen
seines Vorgängers Alfred Kubel, SPD, zu erfüllen, nun
doch endlich einen Standort in Niedersachsen zu benen-
nen. Dass Gorleben schon 1976 neben vier anderen
möglichen Standorten wissenschaftlich betrachtet
wurde, ist auch von der vom Bund beauftragten KEWA
und dem IMAK, dem Interministeriellen Arbeitskreis
des Landes Niedersachsen, herausgearbeitet worden.

Den Ausschlag gegeben, weswegen Gorleben ausge-
wählt wurde, hatte unter anderem die Größe des Salzsto-
ckes von 40 Quadratkilometern und seine Ausmaße von
14 Kilometern Länge, von bis zu 4 Kilometern Breite
und von 300 Metern bis 3 500 Metern Tiefe, außerdem
auch die Tatsache, dass er über 250 Jahre jungfräulich
blieb, also unverritzt.


(Johanna Voß [DIE LINKE]: Der hört nicht an der Elbe auf!)


– Ich habe auch nicht gesagt, dass er an der Elbe aufhört.
Ich habe gesagt, er ist 14 Kilometer lang. Hören Sie
doch genau zu, was ich sage, bevor Sie dazwischenru-
fen.

Immer wieder bestritten wird ja auch, dass es eine Öf-
fentlichkeitsarbeit gab. Sie gab es aber.

Es gab ab Oktober 1977 die Gorleben-Kommission,
ein Gremium aus Vertretern der im Kreistag vertretenen
Parteien und Vertretern der Gemeinden sowie auch von
Land und Bund. Die gorlebenkritische Kreistagsmehr-
heit hat dieses gut arbeitende Gremium 1991 einfach so
aufgelöst.

Es gab eine Informationsstelle von Land und Bund in
Lüchow, deren Mitarbeiter zum Beispiel mit Schulklas-
sen, Landfrauen und Theologen diskutierten und
versuchten, Spannungen zwischen Kritikern und Befür-
wortern abzubauen. Die Mitarbeiter dieser Informations-
stelle nahmen ihre Tätigkeit mit viel Sachlichkeit in der
Diskussion wahr.

Es gab das Gorleben-Hearing und eine weitere An-
zahl von Informationsveranstaltungen mit Bürgern und


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(C (D r Bürger in der Region; Frau Brunkhorst hat das angeprochen. Zur damaligen Zeit war das umfassend und wegweiend. Aus heutiger Sicht hätte man sicherlich vieles aners und vielleicht auch besser machen können. Das ird mit dem neuen Standortauswahlgesetz auch ge chehen; eine umfassende Bürgerbeteiligung wird sihergestellt. Frau Voß, ich komme nun zu Ihnen. Ein angeblicher .-o.-Punkt war laut Opposition das gewaltige Gasvorommen neben, über und unter. Das, was Sie uns da als erzählt haben, was Sie alles konstruiert haben, hat ich als unseriös herausgestellt. Sie sind damit völlig in ine Sackgasse gelaufen. ass Kohlenwasserstoffe in Verbindung mit Salz vorommen, Frau Voß, das ist bekannt. Aber hätte es diese dieser gewaltigen Menge gegeben, wie Sie uns immer ieder weismachen wollten – daran sind Sie letztendlich uch gescheitert –, dann wäre diese Menge Gas spätesns in den 20eroder 30er-Jahren ausgebeutet worden. All dies sind Wahrheiten, die der Ausschuss herausearbeitet hat, liebe Kolleginnen und Kollegen gerade on der Opposition, die Sie einfach nicht zur Kenntnis ehmen wollen. (Ulrich Kelber [SPD]: So eine primitive Rhetorik, dass alle anderen lügen oder es nicht zur Kenntnis nehmen!)


(Zurufe der Abg. Johanna Voß [DIE LINKE])


ies sollten Sie für eine offene Endlagersuche wirklich
n, für Gorleben und – das wurde angesprochen – vor

llen Dingen für die Menschen in der Region und für die
itarbeiter, die dort arbeiten; denn mit Ihren wiederhol-
n Äußerungen über Manipulation, Vertuschung und
äuschung greifen Sie auch die Mitarbeiter in dem Er-
undungsbergwerk, die Geologen, die dort arbeiten, an.
o kann man nicht mit Menschen umgehen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724312400

Zu einer Kurzintervention gebe ich das Wort der Kol-

gin Ute Vogt.


Ute Vogt (SPD):
Rede ID: ID1724312500

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Kollege Pols,

ie haben eben in einer aus meiner Sicht ehrenrührigen
rt und Weise die Familie des Grafen von Bernstorff
nd ihn selbst beschrieben.


(Dr. Michael Paul [CDU/CSU]: Tatsachenbeschreibung!)


Ich will zur Richtigstellung darauf hinweisen, dass
ie versäumt haben, zu erwähnen, dass der heutige
bteilungsleiter des Umweltministeriums, Herr
ennenhöfer, damals mit dem Grafen von Bernstorff
erhandlungen geführt hat und dass die damalige Bun-
esregierung bereit gewesen wäre, dem Grafen sehr viel





Ute Vogt


(A) )


)(B)

Geld dafür zu bezahlen, damit er seine Salzrechte ver-
kauft.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Hat er gerade gesagt!)


Er hat eben gerade nicht darauf spekuliert, möglichst
viel Geld zu verdienen,


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Wieder falsch!)


sondern er hat aufrichtig seiner Überzeugung folgend al-
les getan, um von der Region, dem Wendland, Atommüll
fernzuhalten, und hat für ein anständiges, faires und vor
allem wissenschaftlich fundiertes Verfahren gekämpft.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724312600

Herr Pols bitte zur Antwort.


Eckhard Pols (CDU):
Rede ID: ID1724312700

Ja, Frau Vogt, auch das hat der Untersuchungsaus-

schuss herausgearbeitet, aber der Untersuchungsaus-
schuss hat auch das herausgearbeitet, was ich gesagt
habe, dass nämlich die Familie des Grafen von
Bernstorff bzw. Herr Andreas Graf von Bernstorff per-
sönlich einer der großen Profiteure dieser ganzen Erkun-
dungsarbeiten ist


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ausgleich ist kein Profit!)


und dass er sich schon 1976 bei den ersten wissenschaft-
lichen Untersuchungen die Renovierung bzw. einen
Ausgleich für Feldwege, die dort benutzt wurden, hat be-
zahlen lassen. Er hat sich, wie gesagt, bis zum heutigen
Tage und darüber hinaus sehr gut bezahlen lassen: durch
Jagdrechte, Fischereirechte und Ländereien als Aus-
gleichsflächen. Das ist unstreitig, und das finden Sie
auch in den Unterlagen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Sie kennen aber Art. 14 Satz 1 des Grundgesetzes! Schutz des Eigentums! – Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist Ausgleich! Meine Güte!)


Dass der Herr Hennenhöfer mit ihm verhandelt hat – das
ist auch völlig richtig –, ändert aber nichts an der Tatsa-
che, dass die Familie von Bernstorff noch heute Gelder
vom Bund für Ausgleichsmaßnahmen bekommt. Nur
deshalb konnte das Erkundungsbergwerk so arbeiten,
wie es 30 Jahre lang gearbeitet hat.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das berechtigt Sie nicht zu ehrabschneidenden Behauptungen! Für die Doppelzüngigkeit sollten Sie sich entschuldigen!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724312800

Ich schließe die Aussprache.

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(C (D Wir kommen zur Abstimmung über die Beschlussmpfehlung des 1. Untersuchungsausschusses auf rucksache 17/13700. Der Ausschuss empfiehlt, den Bericht zur Kenntnis u nehmen. Wer stimmt für die Beschlussempfehlung? – er stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Das war ein timmig dafür. Ich rufe jetzt den Tagesordnungspunkt 7 auf: Beratung des Schlussberichts der Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität – Wege zu nachhaltigem Wirtschaften und gesellschaftlichem Fortschritt in der Sozialen Marktwirtschaft“ – Drucksache 17/13300 – Hierzu liegen ein gemeinsamer Entschließungsantrag er Fraktionen der CDU/CSU und FDP sowie ein geeinsamer Entschließungsantrag der Fraktionen von PD und Bündnis 90/Die Grünen vor. Es ist verabredet, hierzu eine Stunde zu debattieren. – azu sehe ich keinen Widerspruch. Dann ist es so be chlossen. Ich eröffne die Aussprache. Der erste Redner ist der ollege Dr. Georg Nüßlein für die CDU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Diese nquete-Kommission war interessant und erkenntnisich. Ich will meine Rede mit dem Dank an die Sach erständigen beginnen, die die Kommissionsarbeit, wie orgesehen, durch ihr Fachund Sachwissen bereichert, nsere Grabenkämpfe ertragen und manchmal auch geeigt haben, dass sie uns in der Heftigkeit, ihre Positioen an der Stelle durchzusetzen, nicht nachstehen. Ich edanke mich bei den Kolleginnen und Kollegen für ine gute Positionierung, für Kollegialität und dafür, ass sie gelegentlich auch wieder aus dem Schützengraen gefunden haben. Und ich bedanke mich bei den Mitrbeiterinnen und Mitarbeitern für viel Geduld und leiß. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und der LINKEN sowie des Abg. Dr. Thomas Gambke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1724312900

31 Kommissionstagungen, unzählige Projektgruppen-
itzungen, 12 Anhörungen und 13 Expertenrunden in
nterschiedlichen Projektgruppen: Wir haben es uns
icht leicht gemacht; denn das Thema war in der Tat
eit gefasst. Wir haben uns Gedanken über die Wachs-
msperspektiven dieser Republik und über die Fragen

emacht, was Wohlstand bringt, was Wohlstand heißt
nd was Lebensqualität bedeutet. Das ist ein breites
hema. Ich persönlich meine übrigens, das ist ein zu
eit gefasstes Thema für nur eine Enquete-Kommission.
hemen wie „Entkopplung von Wachstum und Ressour-
enverbrauch“, „Demografie und Wachstum“, „Grenzen





Dr. Georg Nüßlein


(A) )


)(B)

nationaler Politik“ und „Vorreiterrolle“ wären in diesem
Zusammenhang an sich schon als Themen geeignet ge-
wesen, um eine eigene Enquete-Kommission zu instal-
lieren.

In meinem Dank habe ich schon ein wenig ange-
deutet, dass es am Schluss keinen Konsens gab, so wie
das bei der einen oder anderen Enquete-Kommission
vielleicht gedacht ist. Ich sage Ihnen aber auch: Mich be-
ruhigt dieser Dissens; denn am Schluss haben wir an-
gesichts der Breite des Themas auch wirtschaftspoliti-
sche Gesamtkonzeptionen gegeneinandergestellt. Frau
Lötzer, Sie schauen mich gerade an: Ich hätte mich ge-
wundert, wenn sich unsere Seite mit Ihrer Seite geeinigt
hätte.


(Beifall des Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [FDP])


Das hätte mich als Demokraten auch massiv erschüttert.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Das ist eine Unverschämtheit, Herr Kollege! Mäßigen Sie sich! – Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn Sie ein bisschen kooperativer gewesen wären!)


– Der demokratische Sozialismus passt nicht zu uns; bei
Ihnen passt die Demokratie nicht. Aber das ist eine an-
dere Geschichte.


(Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Enquete-Kommissionen sollen einen Konsens herbeiführen! Sie haben das ganze Wesen nicht verstanden!)


– Hören Sie mir gut zu, Herr Ott, dann verstehen Sie,
was ich Ihnen sage. Ich habe Ihnen gerade erklärt, dass
das Thema so breit war, dass der Konsens am Schluss
programmierterweise nicht erreichbar war, und das wer-
den Sie nicht bestreiten.


(Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Von Ihnen programmiert, ja!)


Sie und ein erheblicher Teil von den Grünen haben
60 Sondervoten geschrieben. Vor diesem Hintergrund
braucht man nicht zu behaupten – das sage ich Ihnen
ganz offen –, man habe einen Konsens gesucht. Sie ha-
ben immer das Gleiche gemacht:


(Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben immer den Konsens gesucht!)


Sie haben von uns den Konsens gefordert und selber ein
abweichendes Votum geschrieben. Das hat mit Konsens
nichts zu tun. Aus Ihrer demokratischen Sicht ist Kon-
sens nur dann zu erreichen, wenn man Ihrer Meinung ist;
auch das muss man einmal in dieser Klarheit sagen.


(Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch Quatsch, Herr Nüßlein!)


Lassen Sie uns aber nicht gleich am Anfang streiten,
auch wenn ich gerade in Wahlkampfphasen gerne provo-
ziere; das gebe ich offen zu.

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(C (D (Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Merkwürdiges Demokratieverständnis!)


h will Ihnen erst einmal erklären, was nach meiner
einung der größte Erfolg dieser Enquete-Kommission
ar. Der größte Erfolg dieser Enquete-Kommission

tand schon ganz am Anfang fest. Nachdem wir zäh mit-
inander gerungen haben, was denn der Rahmen dieser
nquete-Kommission sein soll, legten wir fest, dass wir
ns im Bereich der sozialen Marktwirtschaft bewegen
ollen. Da gab es etliche auf dieser Seite des Hauses – da
chaue ich nicht nur nach ganz links –, die da sehr skep-
sch waren und überlegten, ob man sich nicht außerhalb
er sozialen Marktwirtschaft bewegen solle, weil man
ie Chance gesehen hat


(Rolf Hempelmann [SPD]: Ist das jetzt ein Geständnis? – Dr. Thomas Gambke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Mainstream sitzt hier! Da müssen Sie nicht nach rechts herüberschauen!)


lassen Sie mich doch reden, Mensch, Sie dürfen nach-
er doch auch reden –, unser Wirtschafts- und Gesell-
chaftssystem angesichts der aufkommenden Finanz-
rise infrage zu stellen. Das haben wir Ihnen von Anfang
n nicht durchgehen lassen.

Ich will jetzt nicht anmaßend sein, aber die soziale
arktwirtschaft hat ihren Teil dazu beigetragen, Sie, so

offe ich jedenfalls, davon zu überzeugen, dass sie leis-
ngsfähig ist und dass sie eine solche Krise überstehen

ann. Auch das muss man an dieser Stelle ganz klar sa-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ie soziale Marktwirtschaft hat sich in der Krise be-
ährt, und sie hat durch sie gewonnen. Es ist deshalb

ben nicht notwendig, über eine sozial-ökologische
ransformation nachzudenken, so wie Sie das nachher
ohl einfordern werden.


(Beifall bei der FDP – Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


as sind nämlich nur schöne Worte für einen grünen
ack unserer altehrwürdigen sozialen Marktwirtschaft.

Ich finde es schon gut – auch das sage ich Ihnen ganz
ffen –, wie Sie das machen: Die generische Bezeich-
ung für alles, was ökologisch oder positiv besetzt sein
oll, ist grün. Das muss man Ihnen lassen: Das ist schon
utes Marketing. Aber das war nicht der Kern dessen,
as wir herausarbeiten wollten. Vielmehr ist es uns ge-
lückt, insgesamt zu zeigen, was soziale Marktwirtschaft

sozialen, im ökonomischen, aber auch im ökologi-
chen Bereich bewegen kann; das möchte ich an dieser
telle ganz besonders unterstreichen wie auch die Tat-
ache, dass der Begriff „Nachhaltigkeit“ keine grüne Er-
ndung ist, so wie Sie das manchmal darstellen, sondern
us der Forstwirtschaft kommt. Das zeigt deutlich, dass
achhaltigkeit ein fundamentaler, ein klarer Bestandteil
nserer sozialen Marktwirtschaft ist.





Dr. Georg Nüßlein


(A) )


)(B)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Rufen Sie doch mal den Kollegen Göppel nach vorne!)


Die Kollegin Bulmahn hat uns gegen Ende der Arbeit
in der Enquete-Kommission eine Neujustierung der so-
zialen Marktwirtschaft angeboten. Über diese Begriff-
lichkeit hätte man, wenn man einen Konsens gewollt
hätte, aus meiner Sicht reden können; denn nachjustieren
muss man in der Tat. Das wäre relativ unstrittig gewe-
sen. Aber sie hat es uns nicht ernsthaft angeboten, weil
sie leider Gottes eigentlich Ihnen, den Grünen und insbe-
sondere der Linken, auf Ihrem Weg folgen wollte.


(Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vielleicht sind wir einfach attraktiver!)


Vermutlich hat sie es uns auch deshalb nicht ernsthaft
angeboten, weil dann auch ein nostra culpa hätte kom-
men müssen; denn bei den aus der Finanz- und Euro-
Krise resultierenden Schwierigkeiten sind die SPD und
die Grünen in besonderer Weise in Obligo, in einer be-
sonderen Weise in der Schuld.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wer hat denn die Überliberalisierung der Finanzmärkte
betrieben?


(Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Daran sollen wir schuld sein? – Dr. Thomas Gambke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat denn zugestimmt und wollte noch mehr? – Zuruf des Abg. Hubertus Heil [Peine] [SPD])


Das war doch Rot-Grün, Herr Heil! Wer hat denn die
Aufnahme Griechenlands in die EU beschlossen? Das
war doch Rot-Grün.


(Beifall der Abg. Judith Skudelny [FDP] – Ulrich Kelber [SPD]: Das waren die Europaabgeordneten von CDU/CSU und FDP! Darüber stimmt nicht der Bundestag ab!)


Wer hat denn die Aufkündigung des Stabilitäts- und
Wachstumspaktes betrieben? Das war doch Rot-Grün.
Das war doch Gerhard Schröder.


(Beifall der Abg. Judith Skudelny [FDP])


So war es doch. Geben Sie es doch zu!


(Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat fast schon Brüderle-Qualität!)


Dass sich unsere soziale Marktwirtschaft trotz dieses
Sündenfalls behaupten konnte, finde ich großartig. Dass
wir mit dieser Enquete-Kommission die Chance gehabt
haben, Ihre fundamentale Wachstumskritik zu relativie-
ren, auch diesen Ansatz, man müsse Wachstum aktiv be-
grenzen, den man allenthalben hört, weniger von der
SPD –


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(C (D (Rolf Hempelmann [SPD]: Das ist doch Unsinn!)


auf Sie komme ich gleich zu sprechen –, aber insbe-
ondere von den Grünen – Sie haben es erst gestern wie-
er im Ausschuss vorgetragen –,


(Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt kommt gleich der Bernschneider!)


öchte ich hier herausarbeiten.


(Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Nüßlein, zweieinhalb Jahre und nichts verstanden! – Rolf Hempelmann [SPD]: Vollkommener Unsinn!)


ie SPD hat an der Stelle in der Tat – weil deren Abge-
rdneten gerade am lautesten schreien – den größten
pagat hinter sich.


(Rolf Hempelmann [SPD]: Worüber reden Sie da eigentlich?)


Sie haben in der Enquete-Kommission immer betont,
achstum sei kein Ziel. In dem bemerkenswerten An-

ag „Deutschland 2020 – Zukunftsinvestitionen für eine
tarke Wirtschaft“, den ich in weiten Teilen gut finde,
rmulieren Sie genau etwas anderes.


(Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dem haben Sie zugestimmt?)


err Wiesehügel, übrigens Mitglied in Ihrem Kompe-
nzteam, sagt im Tagesspiegel auch etwas anderes. Er

agt, man brauche Konjunkturprogramme, um Wachs-
m anzukurbeln. Was denn nun? Lassen Sie sich nicht

tändig von Linken und Grünen in Geiselhaft nehmen!


(Zuruf des Abg. Hubertus Heil [Peine] [SPD])


h hätte mich gefreut, wenn es da nicht ständig diesen
ffenkundigen Schulterschluss gegeben hätte,


(Rolf Hempelmann [SPD]: Worüber reden Sie eigentlich?)


er mich persönlich hinsichtlich der Frage ein bisschen
keptisch macht – das sage ich ganz offen –, ob Sie wirk-
ch nicht beabsichtigen, nach der Bundestagswahl ge-
einsam in eine bestimmte Richtung zu marschieren.
a habe ich meine Sorge.


(Rolf Hempelmann [SPD]: Haben Sie den Bericht denn gelesen? – Weiterer Zuruf der Abg. Edelgard Bulmahn [SPD])


Jetzt reicht meine Zeit natürlich nicht mehr. Ansons-
n hätte ich gerne noch etwas zu den Indikatoren gesagt,


(Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hätten Sie!)


eil ich gut finde, was wir da erarbeitet haben.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Sagen Sie doch einmal etwas!)


ber plötzlich redet die SPD – das sage ich Ihnen ganz
ffen – im vorliegenden Entschließungsantrag von
euen Indikatoren, nicht von denen, die man Gott sei





Dr. Georg Nüßlein


(A) )


)(B)

Dank mit uns in der Enquete-Kommission beschlossen
hat, was gut, was international vergleichbar, was über-
schaubar und was, im Übrigen mit sozialen und ökologi-
schen Perspektiven ausgestattet, viel besser ist als das,
was die Grünen einseitig vorgeschlagen haben. Das, was
Sie da nun vorschlagen, ist deutlich materialistischer als
das, was wir hier gemeinsam erarbeitet haben.

Es ist insofern gut, dass es uns gelungen ist, die Be-
deutung des BIP zu relativieren, aber nicht hinsichtlich
des Aspekts infrage zu stellen, wie es bei uns wirtschaft-
lich weitergeht. Dass es uns hier nicht nur gelungen ist,
die soziale Marktwirtschaft in ein gutes Licht zu rücken,
sondern auch, darauf hinzuweisen, dass, wie es uns in
Zukunft wirtschaftlich geht, von der Innovationskraft in
unserer Gesellschaft, also ob wir innovativ bleiben, ab-
hängen wird, halte ich für entscheidend.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724313000

Herr Kollege!


Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1724313100

Ich bin sofort fertig. – Ich bin nicht sehr zuversicht-

lich, dass die grüne Seite mitwirken wird, die Innova-
tionskraft zu fördern. Den Eindruck hatte ich weder in
der Enquete-Kommission noch in der aktuellen Tagespo-
litik.

Vielen herzlichen Dank fürs Zuhören.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Rolf Hempelmann [SPD]: Schöner wäre es gewesen, etwas über die Enquete-Kommission und ihren Bericht zu hören!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724313200

Jetzt hat die Kollegin Daniela Kolbe für die SPD-

Fraktion das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Daniela Kolbe (SPD):
Rede ID: ID1724313300

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Eigentlich stand in meinem Skript, dass wir
alle in dieser Enquete sehr viel gelernt haben.


(Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Außer Herrn Nüßlein!)


Leider muss ich nach Ihrer Rede, Herr Dr. Nüßlein, die-
sen Satz jetzt streichen, es tut mir echt leid.


(Stefanie Vogelsang [CDU/CSU]: Och!)


Erinnern Sie sich noch? Damals, Ende 2010/Anfang
2011, hallte das Krachen der Finanzkrise noch nach, und
das Beben der Weltwirtschaftskrise war auch in
Deutschland, in unserem Land, noch beängstigend zu
spüren. Damals war auch die Banken- und Finanzkrise
noch nicht zu einer Staatsschuldenkrise in der Euro-
Zone geworden. Damals ist die Enquete-Kommission
„Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität – Wege zu nach-
haltigem Wirtschaften und gesellschaftlichem Fortschritt
in der Sozialen Marktwirtschaft“, wie der Titel in ganzer
Schönheit lautet, ins Leben gerufen worden, zunächst

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(C (D uf Initiative von SPD und Grünen, die anderen Fraktioen haben sich dann angeschlossen. Wir sind zu einer Zeit gestartet, als die Verheerungen er weltweiten Wirtschaftsund Finanzkrise auch in eutschland noch ganz deutlich spürbar waren. Damals aren wir uns einig, Herr Dr. Nüßlein, dass die Finanznd Wirtschaftskrise das Leitbild des absolut freien, degulierten Marktes blamiert und auch ad absurdum gehrt hat. Wir waren uns einig, dass vieles von dem, was ls Wohlstand daherkam, sich letztlich nur als Blase entuppt hat, deren Platzen dann einen sehr bitteren Nacheschmack hinterlassen hat, der bei vielen auch noch eute anhält. Wir sind mit dem gemeinsamen Gefühl getartet, dass unsere Maßstäbe des Wirtschaftens nicht ehr verlässlich sind, dass wir neue Maßstäbe für eine eue Art des nachhaltigen Wirtschaftens brauchen. Sie haben es selbst gehört: Im Laufe der Enquete ist iese gemeinsame Gewissheit leider immer mehr verlon gegangen. Viele aus der Koalitionsmehrheit – mir ist anz wichtig, zu sagen: beileibe nicht alle, aber eben iele – meinten zu erkennen, dass diese Krise doch nur gendwie ein Betriebsunfall gewesen und ein Weiter-so ei kleinen Reförmchen schon zu verantworten sei. Die amit verbundene Verweigerung von Teilen der Union ich möchte ganz deutlich unterstreichen, dass es hier m Teile der Koalition geht –, Neues zu denken und alte eisheiten infrage zu stellen, hat unsere Enquete-Komission an vielen Stellen gelähmt, an denen es notwen ig gewesen wäre, mit mehr Neugierde und mehr Mut ach vorne zu denken. Es ist schon bemerkenswert und acht mich ein bisschen traurig, dass Frau Merkel zuindest verbal an vielen Punkten und auch gestern bei rem Deutschlandforum – das dürfte jetzt ungefähr der 6. Gipfel gewesen sein – deutlich weiter gegangen ist, ls mancher in der Enquete-Kommission auch nur zu enken gewagt hätte. Aus unserer Sicht sind die Herausforderungen klar. Bereich des Ressourcenverbrauchs zum Beispiel ha en wir alle sie glasklar, bestechend, intellektuell anreend und dazu im Konsens beschrieben. Ein Weiter-so nseres Wirtschaftens ist nicht zu verantworten. (Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


owohl die sozialen als auch die ökologischen Folgen
ären viel zu dramatisch, als dass das zu riskieren wäre.


(Zuruf der Abg. Judith Skudelny [FDP])


Die Entwicklungen der Globalisierung und der dra-
atische Bevölkerungsanstieg bei gleichzeitig glückli-

herweise steigendem materiellen Wohlstand für viele
ind verbunden mit einem dramatisch gestiegenen Res-
ourcen- und Naturverbrauch. Gerade der Klimawandel
hrt uns vor Augen: Ein massiver sozial-ökologischer
andel ist nötig. Wenn wir diesen Wandel nicht herbei-
hren, wären die Folgen dramatisch. Aber nach der En-

uete wissen wir auch: Verzweifeln ist genauso wenig
eboten, wie den Kopf in den Sand zu stecken.





Daniela Kolbe (Leipzig)



(A) )


)(B)

Gerade wo sich die Enquete mit konkreten Fragestel-
lungen befasst hat, hat sie oft auf sehr konstruktive Art
und Weise Antworten gegeben. Sie finden in dem
Schlussbericht der Enquete, der schon von seinen Aus-
maßen her beachtlich ist, ganz konkrete Vorschläge, wie
zum Beispiel die chemische Industrie nachhaltiger wirt-
schaften kann, sowie mutige Vorschläge, wie wir die Fi-
nanzmärkte neu ordnen müssten.

Wir brauchen den Mut, die Debatte fortzuführen. Wir
brauchen den Mut, die zweifelsohne extrem schwierigen
Fragen zu beantworten und die Ergebnisse dann umzu-
setzen. Eine Vogel-Strauß-Taktik können wir uns als Ge-
sellschaft nicht leisten.

Ich möchte auf ein weiteres konkretes Ergebnis hin-
weisen. Uns ist es gelungen, eine neue Wohlstandsmes-
sung vorzuschlagen. Dass das Wachstum des Bruttoin-
landsproduktes kein sinnvoller Indikator ist, darüber
waren wir uns sehr schnell einig. Die „W hoch drei“-
Wohlstandsindikatoren, die wir vorschlagen, stellen aus
meiner Sicht einen sehr guten Kompromiss dar,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


und zwar aus Gründen der Übersichtlichkeit einerseits
und der angemessenen Tiefe der Wohlstandsmessung an-
dererseits.

Wenn wir ehrlich sind, dann müssen wir zugeben,
dass wir bei der Frage nach der Wohlstandsmessung auf
der Suche nach der eierlegenden Wollmilchsau waren.
Wir wollten eine Wohlstandsmessung, die tiefgründig,
relevant, verlässlich, international vergleichbar, interes-
sant, gut kommunizierbar und umfassend ist. Ich kann
hier berichten: Wir sind sehr sicher, die eierlegende
Wollmilchsau existiert nicht. Es ging vielmehr um einen
guten Kompromiss. Ich gebe zu: Ich bin ein bisschen be-
trübt, dass wir trotz ausführlicher Debatte mit extrem
viel Sachverstand – die Betreffenden sitzen heute zum
Teil auf der Zuschauertribüne – nicht in der Lage waren,
eine fraktionsübergreifende Lösung zu finden. Ich for-
muliere es so: Ich hätte mir an dieser Stelle ein bisschen
mehr Blick in die Zukunft und weniger Profilierungs-
drang gewünscht.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


„Puh!“, kann man sagen. Das waren spannende, an-
strengende, für die meisten lehrreiche und vor allen Din-
gen sehr wichtige zweieinhalb Jahre. Wir haben nicht
umsonst geschwitzt; denn wir haben eine, wenn nicht die
zentrale Debatte der kommenden Jahrzehnte auf den par-
lamentarischen Weg gebracht. Darauf können wir trotz
aller Unterschiede sehr stolz sein.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


– Es freut mich sehr, dass auch die Grünen klatschen.
Mein Dank gilt allen an der Enquete Beteiligten, vor al-
lem denjenigen, die den Auftrag der Enquete beherzigt
haben, langfristige Themen unabhängig von Fraktions-
disziplin zu diskutieren. Gerade den Querdenkerinnen
und Querdenkern möchte ich deshalb meine hohe Aner-
kennung aussprechen.

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(C (D Ebenso herzlich möchte ich all jenen danken, die ngs um die Enquete geschwitzt, gearbeitet und gedacht aben: den Mitgliedern der Enquete – einige sitzen, wie rwähnt, hier oben – und ihren Mitarbeiterinnen und itarbeitern, die sehr viel Sachverstand eingebracht ha en. Ganz herzlich und explizit möchte ich an dieser telle dem Sekretariat danken. Ihr habt einen riesengroen und tollen Job gemacht. Für viele der Themen hatten wir nicht ausreichend eit. Aber Probleme verschwinden nicht dadurch, dass ir erkennen, dass sie sehr komplex und sehr schwierig u lösen sind, und sie dann möglichst vermeiden. Wir üssen uns die Zeit nehmen, die wirklich komplizierten ragen unserer Zeit mutig zu stellen und weiter zu diskueren. Ich wünsche mir sehr, dass diese Debatte weitereht. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall im ganzen Hause)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724313400

Für die FDP-Fraktion hat jetzt der Kollege Florian

ernschneider das Wort.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Florian Bernschneider (FDP):
Rede ID: ID1724313500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe

olleginnen und Kollegen! Auch ich will mich im Na-
en meiner Fraktion zunächst einmal ganz herzlich be-

anken, nicht weil man das aus Höflichkeit so tut, son-
ern tatsächlich aus Überzeugung. Ich will mich beim
ekretariat bedanken, bei den Mitarbeitern in den Abge-
rdnetenbüros, ohne die dieser reibungslose Ablauf der
nquete-Kommission gar nicht möglich gewesen wäre,
ei den Sachverständigen, die uns in der Tat immer wie-
er den Blick über den Tellerrand unserer Tagespolitik
inaus ermöglicht haben, natürlich bei Ihnen, den Kolle-
innen und Kollegen der anderen Fraktionen, mit denen
icht immer – ich glaube, das würden auch Sie umge-
ehrt mit Blick auf uns unterschreiben –, aber immer
ieder, wenn ich zum Beispiel Kollegin Arndt-Brauer
etrachte, ein konstruktiver Dialog in dieser Enquete-
ommission möglich war, und auch bei unserer Vorsit-

enden Daniela Kolbe,


(Beifall im ganzen Hause)


ie ihre Aufgabe nicht nur konstruktiv, sondern auch im-
er sehr fair ausgefüllt hat.

Meine Damen und Herren, die Ergebnisse der
nquete-Kommission kann man in drei Kategorien ein-
ilen. Es gibt Ergebnisse, bei denen wir uns definitiv
neinig sind; es gibt Ergebnisse, bei denen wir uns einig
ind, dass wir uns uneinig sind, und es gibt Ergebnisse,
ei denen wir uns tatsächlich einig sind und bei denen
ir es geschafft haben, über die Fraktionsgrenzen hin-
eg einen Konsens zu erzielen. Wir alle wissen, dass das
ie Ergebnisse sind, die wahrscheinlich die deutlichsten





Florian Bernschneider


(A) )


)(B)

Spuren in der Tagespolitik hinterlassen werden. Davon
gibt es einige.

Nach dem Motto „das Beste zum Schluss“ möchte ich
zuerst zu all jenen Punkten kommen, in denen wir uns
nicht einig sind und bei denen wir nicht zusammenkom-
men konnten. Das betrifft vor allem – das hat der Kol-
lege Nüßlein angedeutet – ganz grundsätzliche Fragen
der Wirtschafts-, der Gesellschafts- und der Ordnungs-
politik. Da fordern Sie von der Opposition, SPD, Grüne
und Linke, einen radikalen Wandel ein. Sie haben einen
Namen dafür: Das ist die sozial-ökologische Transfor-
mation, wie Sie es nennen.

Die Kollegin Bulmahn versucht jetzt, das etwas abzu-
schwächen, indem sie sagt: Es geht uns um eine Neujus-
tierung der sozialen Marktwirtschaft. – Aber wenn man
in die Texte schaut, stellt man fest, dass da schon etwas
anderes steht, Frau Bulmahn. Ich will aus Ihrem Sonder-
votum zitieren:

Wie im Adjektiv „sozial-ökologisch“ angezeigt, be-
darf es grundlegender Veränderungen von Wirt-
schaft und Gesellschaft …

Sie wollen eine solidarische Ökonomie oder, wie Sie
auch schreiben, eine Demokratisierung der Wirtschaft
und kommen dabei selbst zu der Überzeugung – das ist
schon beachtlich –, dass das, was Sie damit erreichen
möchten, „eine gewaltige Herausforderung an unser Ver-
ständnis von Freiheit, Vernunft und Verantwortung“ ist.

Beim besten Willen: Dieses falsche Verständnis von
Freiheit und Verantwortung können wir als Liberale Ih-
nen einfach nicht entgegenbringen. Denn was bedeutet
eigentlich diese Demokratisierung der Wirtschaft, die
Sie zum Beispiel vorschlagen? Sollen da Claudia Roth
und Sigmar Gabriel entscheiden, wie sich Wirtschaft in
unserem Land zu entwickeln hat?


(Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Der Wachstumskommissar! – Dr. Thomas Gambke [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Demokratie heißt: Das Volk entscheidet!)


Sie haben immer wieder gesagt: Es gibt Branchen, die
wachsen sollen, und es gibt Branchen, die schrumpfen
sollen. – Damit widersprechen Sie einer Grundüberzeu-
gung, die wir alle hätten gewinnen müssen, nämlich dass
Wachstum keine politische Steuerungsgröße ist. Wir Li-
berale bleiben dabei: Wachstum ist das Ergebnis millio-
nenfacher einzelner Entscheidungen. Die lassen sich
nicht am rot-grünen politischen Reißbrett planen, son-
dern dafür braucht man einen ordnungspolitischen Rah-
men. Das ist und bleibt für uns nun einmal die soziale
Marktwirtschaft, für die uns im Übrigen viele andere
Menschen in Europa beneiden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen: Ich habe die Hoff-
nung aufgegeben, dass die Grünen zur Vernunft zurück-
kehren, was Wirtschaft und Ordnungspolitik angeht. Bei
der SPD bin ich mir nicht sicher. Es ärgert mich ehrlich
gesagt aber schon, mit welcher Doppelzüngigkeit Sie

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(C (D orgehen. In wachstumskritischen Zirkeln in Berlin chmückt man sich mit der sozial-ökologischen Transrmation, wenn man aber ins Wahlprogramm der SPD chaut, dann findet man ganz andere Sätze. Da steht zum eispiel, Stabilität setze Wachstum voraus. Wachstum ei notwendig, um die dramatisch hohe Jugendarbeitsloigkeit in Europa zu bekämpfen oder gar um Armut in er Welt zu überwinden. Da steht weiter, dass Flughäfen, ahnhöfe und Häfen die Städte zu Motoren des Wachsms und Fortschritts machen und dass in der Kreativität als Rohstoff des 21. Jahrhunderts – immense Wachsmspotenziale stecken. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Rolf Hempelmann [SPD]: Immer weiter lesen! – Edelgard Bulmahn [SPD]: Es geht um qualitatives Wachstum und nicht um Quantität!)


Frau Bulmahn, ganz ehrlich: Wenn Sie mit dieser
altung in der Enquete-Kommission gesessen hätten,
ann hätten wir an vielen anderen Stellen Konsens fin-
en können. Aber – das ist das Traurige – das gesamte
PD-Wahlprogramm wird mit dem Slogan „Das Wir
ntscheidet“ zusammengebunden. Das entspricht dann
ieder Ihrer Haltung in der Enquete-Kommission. Über-

ll, wo dieses „Wir“ entscheidet, zählt der Einzelne nicht
ehr.


(Beifall bei der FDP)


as, was Sie uns blumig als Suffizienz verkaufen, ist am
nde nichts anderes als eine staatlich verordnete Ver-
ichtskultur.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Egal, ob Sie in die Sondervoten der Enquete-Kom-
ission oder in Ihr Wahlprogramm sehen: Verbote, Ge-

etze, Steuererhöhungen, Abgabenerhöhungen usw. Im
otfall muss der Einzelne zu seinem Glück, wie Sie es
efinieren, staatlich verpflichtet werden. Auch das ist
it uns Liberalen nicht zu machen. Deswegen kamen
ir hier zu keinen gemeinsamen Beschlüssen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich habe versprochen: Das Beste kommt zum Schluss.
ir waren uns in einigen Punkten einig. Darauf können
ir als Enquete-Kommission stolz sein. Bei der Frage
er Finanzmarktregulierung waren wir uns in großen
eilen einig. Auch in der PG 3 gibt es Überschneidun-
en, auf die die Kollegin Skudelny eingehen wird. Vor
llem sollte man das Ergebnis der Projektgruppe 2 lo-
end erwähnen, nämlich den Indikatorensatz W3, den
DU/CSU, SPD und FDP gemeinsam entwickelt haben.

Ich muss ganz ehrlich sagen: Ich kann nicht wirklich
achvollziehen, warum sich Grüne und Linke vehement
agegen gewehrt haben. Man hat die berechtigte Kritik
m BIP als zu verkürzendes Wohlstandsmaß in die Ar-
eit aufgenommen, aber am Ende hat man wieder eine
öllig verkürzte Sicht von dem, was Wohlstand in unse-
r Gesellschaft ausmacht, mit drei oder vier Indikatoren

räsentiert. Damit wird man dem Auftrag der Enquete,
eber Kollege Ott, auch nicht gerecht.





Florian Bernschneider


(A) )


)(B)

Das Ergebnis, das wir vorgelegt haben, ist wesentlich
besser. Ich verstehe die SPD nicht, warum sie beim Ent-
schließungsantrag wieder mit den Grünen und Linken
paktiert und nicht zu dem steht, was sie mit Union und
FDP bezogen auf die Wohlstandsindikatoren beschlos-
sen hat. Das mag Parteitaktik sein. Vielleicht ist es die
beschriebene Doppelzüngigkeit oder einfach Orientie-
rungslosigkeit der SPD. Ich weiß es nicht. Das ist alles
geschenkt.

Es ist ein gutes Ergebnis. Darauf sind wir Liberale
stolz. In diesem Sinne noch einmal herzlichen Dank an
alle, die daran konstruktiv mitgearbeitet haben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724313600

Für die Fraktion Die Linke hat jetzt die Kollegin Ulla

Lötzer das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Ursula Lötzer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724313700

Frau Präsidentin! Kolleginnen! Kollegen! Nach wie

vor stehen wir vor der Situation, dass die globale Krise
andauert: die globale und europäische Finanzkrise, die
soziale Krise mit wachsender Ungleichheit, die Umwelt-
krise mit ihren Katastrophenfolgen. Insofern war die
Einrichtung der Enquete-Kommission sicherlich sehr
wichtig. Umso schlimmer finde ich das, Kollege
Nüßlein, was Sie hier wieder bieten; denn Sie und die
FDP-Kollegen insgesamt haben in dieser Enquete-Kom-
mission gemeinsame Schlussfolgerungen und Lösungs-
ansätze bei wesentlichen Fragen tatsächlich blockiert.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Daniela Kolbe [Leipzig] [SPD] – Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Was? Nichts haben wir blockiert!)


Für Sie – das haben Sie gerade sehr deutlich gemacht –
ist diese Krise einfach ein Betriebsunfall einer ansonsten
gut funktionierenden Politik. Sie meinen tatsächlich, Be-
kenntnisse zur sozialen Marktwirtschaft würden ausrei-
chen, sich den Problemen zu stellen und dafür Lösungen
zu finden. Das ist keine demokratische Antwort. Das
will ich Ihnen noch einmal deutlich sagen.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Krise ist auch ein Ergebnis einer Politik, die die
Interessen von Menschen den kurzfristigen Renditezie-
len der Finanzmärkte, der großen Konzerne, der Banken
und der Spekulanten untergeordnet hat. Für diese Politik
sind Sie verantwortlich. Insofern wäre es umso bedeu-
tender gewesen, wenn Sie sich dieser Verantwortung ge-
stellt hätten.


(Beifall bei der LINKEN)


Die demokratische Antwort auf diese Krise ist, Herr
Nüßlein, ein grundlegender Politikwechsel und keine
Beschwörung, keine Bekenntnisse, keine Rädchen. Eine
sozial-ökologische Transformation

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(C (D (Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Die DDR hatten wir doch schon!)


uss soziale Gerechtigkeit mit ökologischer Erneuerung
nd einer umfassenden Demokratisierung dieser Gesell-
chaft verbinden.


(Beifall bei der LINKEN)


a helfen alle Schreckgespenste nicht.


(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Wie in der DDR!)


Das ist sicherlich nicht das, was ich gerade dargestellt
abe.

Diese Differenzen spiegeln sich natürlich auch in der
useinandersetzung um die Wachstumsfrage wider. Ich
in ja erstaunt: Nach vielen Auseinandersetzungen ha-
en Sie alle – auch die Vertreter der FDP und der CDU/
SU – in der Enquete-Kommission erklärt, Wachstum

ei auch Ihrer Auffassung nach kein Ziel von Politik.
as hat sich eben ganz anders angehört.


(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Wie?)


An jeder Stelle im Bericht – und auch heute wieder –
agen Sie, Wachstum sei aber Voraussetzung für die Lö-
ung der Probleme. Dabei berücksichtigen Sie immer
och nicht, dass Wachstum an einen steigenden Ressour-
enverbrauch gekoppelt ist und dass Wachstum schon
nge nicht mehr Wohlstand und Lebensqualität für alle
arantiert.

Trotzdem noch einmal, heute zum letzten Mal: Wir
rsetzen nicht die Schrumpfung der Wirtschaft durch das
erfolgen von Wachstumszielen, sondern wir haben in
em Bericht eindeutig erklärt: Wir wollen, dass soziale
ntwicklungsziele – die Bekämpfung von Armut zum
eispiel –, ökologische Entwicklungsziele – die Sen-
ung des Ressourcenverbrauchs – und nicht das Starren
uf Wachstum zum Gegenstand der Politik werden.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben auch festgestellt – das lässt sich überall
mpirisch nachweisen –, dass wir es in den Industrielän-
ern aus vielfachen Gründen schon lange mit sinkenden
achstumsraten zu tun haben. Bei sinkenden Wachs-
msraten, so sagen Sie, muss der Sozialstaat geschleift
erden, muss die Arbeitszeit verlängert werden, müssen
ie Löhne gesenkt und muss die Prekarisierung von Ar-
eit vorangetrieben werden. Das ist ja auch leider Ihre
olitik hier und in Europa.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Dummes Zeug ist das!)


Wir dagegen haben uns diesem Problem im Sonder-
otum der Opposition gestellt, haben Lösungen vorge-
tellt, wie auch bei sinkenden Wachstumsraten der So-
ialstaat erhalten bleiben kann, wie Maßnahmen für gute
rbeit, Umverteilung, Zeitwohlstand und Sicherung des
ozialstaats, zum Beispiel mit einer Bürgerversicherung,
ussehen können. Dazu gehört auch ein neues Verständ-
is von Arbeit und Leben in der Gesellschaft. Sorgear-
eit und ehrenamtliches Engagement müssen eine ganz





Ulla Lötzer


(A) )


)(B)

andere Rolle in der Debatte um die Zukunft der Arbeit
spielen.


(Beifall bei der LINKEN)


Dazu gehört auch die Debatte um Lebensweise und
nachhaltigen Konsum. In dem Bericht gibt es viele sinn-
volle Vorschläge dazu. Herr Bernschneider, Sie bezeich-
nen das immer als Freiheitsberaubung und haben es eben
auch wieder getan. Wenn Sie jeglichen staatlichen Ein-
griff, jegliche staatliche Rahmensetzung als Freiheitsbe-
raubung darstellen, vertreten Sie nicht den mündigen
Bürger in dieser Gesellschaft.


(Beifall bei der LINKEN – Florian Bernschneider [FDP]: Das ist ein direkter Angriff, den Sie da machen! – Dr. Matthias Zimmer [CDU/CSU]: Darauf komme ich gleich zurück! – Weitere Zurufe von der CDU/ CSU)


Tatsache ist: Sie fordern den mündigen Bürger immer
nur als Ersatz für staatliches Handeln. Wo sind die Maß-
nahmen zur Demokratisierung, zur Wirtschaftsdemokra-
tisierung? Diese lehnen Sie ab – das haben Sie eben auch
wieder deutlich gemacht –,


(Zuruf des Abg. Florian Bernschneider [FDP])


genauso wie eine Stärkung der Rechte der Verbraucher
oder der Bürger und Bürgerinnen im Bereich der Wirt-
schaft. Nicht Ihre Position, sondern unsere Position hat
etwas mit mündigen Bürgern zu tun.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Dass sich die Linken bei uns nicht schämen!)


Mündige Bürger ersetzen nicht staatliches Handeln.
Im Gegenteil: Sie setzen einen mündigen Staat voraus
und nicht den Nachtwächterstaat, wie Sie ihn in Ihrer
Politik vertreten.


(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: In der DDR musste man die mündigen Bürger einmauern, damit sie nicht abhauen!)


– Hören Sie doch auf, nach so vielen Jahren auf die DDR
anzuspielen!

Einige gemeinsame Fortschritte wurden allerdings er-
zielt, so in der Finanzmarktregulierung – das ist erfreu-
lich – und in der Finanzpolitik. Die Feststellung, dass
eine zukunftsfähige Finanzpolitik nicht nur ausgegli-
chene Haushalte im Blick haben darf, sondern sich an
öffentlicher Daseinsvorsorge, hochwertiger Bildung und
daran orientieren muss, Dienstleistungen zur Verfügung
zu stellen, ist ein guter Teil dieses gemeinsamen Be-
richts. Wir werden Sie an den Konsequenzen messen;
denn diese bedeuten auch eine andere Politik als Ihr
Spardiktat in Europa.

Große Fortschritte hat es in der Ressourcenfrage ge-
geben, die Anerkennung der planetarischen Grenzen
zum Beispiel, die Anerkennung der Tatsache, dass eine
absolute Senkung des Ressourcenverbrauchs notwendig
ist. Dass sich allerdings die Koalition hier wieder Hand-

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(C (D ngsempfehlungen verweigert hat, ist wirklich ein Prolem. (Judith Skudelny [FDP]: Das erkläre ich Ihnen nachher!)


Zu den Indikatoren komme ich jetzt leider nicht mehr.
h kann nur sagen: Wir sehen – das gilt auch für den
ntschließungsantrag von SPD und Grünen – das Pro-
lem, dass das Verhältnis der verschiedenen Berichte zu-
inander und der entsprechend zugeordneten Beiräte
icht geklärt ist. Das gilt für den Nachhaltigkeitsbericht,
en Armuts- und Reichtumsbericht, den neuen Wohl-
tandsbericht. Deshalb haben wir das Problem, dass das
IP der zentrale Indikator bleibt und alles andere nur

chmückendes Beiwerk ist. Dieses Problem ist unserer
uffassung nach also nicht gelöst.


(Beifall bei der LINKEN)


Ganz zum Schluss möchte auch ich mich bei allen be-
anken: bei den Sachverständigen aller Fraktionen, aber
uch bei den Vertreterinnen und Vertretern der Zivil-
esellschaft, der Verbände, der Initiativen, der NGOs,
ie in vielen Debatten dazu beigetragen haben, den Mit-
rbeiterinnen und Mitarbeitern des Sekretariats, den
olleginnen und Kollegen die Arbeit zu erleichtern.
iese Arbeit war es wert. Es finden sich trotz der Diffe-
nzen viele Schätze in dem Bericht.

Danke für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724313800

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen spricht jetzt

er Kollege Dr. Hermann Ott.


(Dr. Matthias Zimmer [CDU/CSU]: Du hast aber ein dickes Manuskript dabei!)



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Ich freue mich, hier zumindest die Mitglieder
er Enquete-Kommission zu sehen. Wir hatten einige
ute Momente, vor allem in den Projektgruppen, in
enen es manchmal gelungen ist, das gemeinsame Er-
enntnisinteresse über Ideologie und über Fraktionsdis-
iplin zu stellen. Wir haben auch in der Analyse einige
ute und brauchbare Ergebnisse erzielt, für die es sich
hnt, in den knapp 850 Seiten unseres Babys zu blät-
rn.

Erkenntnisse gab es zum Beispiel beim Thema
achstum, bei dem selbst Herr Paqué, über den es heute
der Frankfurter Allgemeinen Zeitung einen schönen
rtikel gibt, zustimmen musste – das verbindet ihn übri-
ens mit Ludwig Erhard –, dass Wachstum niemals Ziel
nd Zweck staatlichen Handelns sein darf, sondern
öchstens Mittel. Wir würden sogar noch weiter gehen
nd sagen: Das ist nicht einmal mehr ein taugliches Mit-
l, sondern das ist eine Folge politischen Handelns.





Dr. Hermann E. Ott


(A) )


)(B)

Es gab auch wichtige Erkenntnisse über den Re-
bound, die, wie ich hoffe, Umweltpolitik, Umweltöko-
nomie und auch die Umweltbewegung animieren wer-
den, systematische Ansätze zu wählen und wegzugehen
von dem Flickenteppich an Maßnahmen; denn ansonsten
werden unsere Effizienzmaßnahmen niemals erfolg-
reich sein. Anregungen gab es auch zur Entwicklung ei-
ner solidarischen Ökonomie, vor allem in der Projekt-
gruppe 5. Darauf bin ich auch sehr stolz.

Mein besonderer Dank für gute Zusammenarbeit
geht, auch im Namen der Fraktion Bündnis 90/Die Grü-
nen, an die Kolleginnen und Kollegen der SPD-Fraktion
und der Linksfraktion. Wir haben einige respektable
Sondervoten erstellt. So haben wir zum Beispiel die Not-
wendigkeit einer sozial-ökologischen Transformation
unserer Gesellschaft beschrieben und haben auf mehr als
20 Seiten detailliert Maßnahmen aufgelistet, die geeig-
net sind, unser Wirtschaftssystem vom Energie- und
Ressourcenverbrauch zu entkoppeln. Liebe Kolleginnen
und Kollegen, damit haben wir die Grundlage für ein zu-
künftiges ökologisch-soziales Reformprojekt gelegt, und
darauf können wir stolz sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Eine kurze Bemerkung zu Herrn Bernschneider. Es ist
ja wirklich erstaunlich, dass Sie, obwohl Sie der jüngste
Vertreter in diesem Hohen Hause sind, mit Ansichten da-
herkommen, die eher in das letzte, oder sagen wir besser,
in das vorletzte Jahrhundert gehören. Natürlich wird ein
Wirtschaftssystem, das nicht nur an sozialen, sondern
auch an ökologischen Notwendigkeiten ausgerichtet ist,
anders aussehen als das System, das wir jetzt haben. Na-
türlich sähe das System, das wir jetzt haben, nämlich die
soziale Marktwirtschaft, anders aus, wenn wir einen
freien Manchester-Kapitalismus hätten. Das heißt, ein
System muss sich evolutionär entwickeln; ansonsten ist
es zum Scheitern verurteilt. Ein Scheitern aber, lieber
Herr Bernschneider und liebe Kollegen von der FDP,
können wir uns nicht leisten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das Kernprojekt des 21. Jahrhunderts, unsere histori-
sche Aufgabe ist es, dass wir die Menschenwelt mit der
Umwelt versöhnen, dass wir unsere Wirtschaft einbetten
in die ökologischen Systeme, in die Ökosysteme dieser
Erde, damit unsere Wirtschaft nicht ein Fremdkörper ist,
der die ökologischen Systeme beschädigt.

Gemessen daran – das muss ich deutlich sagen – ha-
ben wir in der Enquete-Kommission tatsächlich nicht ge-
liefert. Das lag eben im Wesentlichen an der Koalition,
vor allem an der FDP, obwohl ich die Mitglieder der En-
quete-Kommission – ich will explizit Herrn Nüßlein
nennen –, von dieser Kritik, von wenigen Ausnahmen
abgesehen, ausdrücklich ausnehmen möchte. Anschei-
nend waren die Mitglieder der Koalition in der Enquete-
Kommission doch nur zu bereit zur vorurteilsfreien
Zusammenarbeit mit uns. Ansonsten hätte es ja keine
Notwendigkeit dafür gegeben, dass der Koordinierungs-
ausschuss der Koalition da hereingegrätscht ist und sei-
nen Mitgliedern einen Maulkorb verpasst hat.

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(C (D (Dr. Matthias Heider [CDU/CSU]: Märchenerzähler!)


eine Damen und Herren, das hätte ich nicht für mög-
ch gehalten. Das war undemokratisch, und das ist eine
chande für dieses Haus.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Als Konsequenz aus den Erkenntnissen sind Ihre
andlungsempfehlungen allzu dünn; davon kann sich
de Bürgerin und jeder Bürger selbst einen Eindruck
erschaffen und staunen.


(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Klasse statt Masse!)


enn die Diskrepanz zwischen der von Ihnen – auch von
nen, Herr Nüßlein – mitgetragenen Analyse, dass es

ein Weiter-so geben kann, und den wenigen harmlosen
mpfehlungen, die Sie am Ende abgeben, könnte größer
icht sein. Bildlich gesprochen, haben Sie als Arzt nach
er Analyse einer todbringenden Krankheit nur Pflaster
nd weiße Salbe verschrieben.


(Judith Skudelny [FDP]: Und Sie Placebos! Das ist nicht besser!)


amit sind Sie Ihrem Auftrag als Abgeordnete und vor
llem Ihrem speziellen Auftrag als Mitglieder dieser En-
uete nicht gerecht geworden, und das ist nicht in Ord-
ung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Horst Meierhofer [FDP]: Das entscheiden doch nicht Sie oder wir, ob wir dem Auftrag gerecht geworden sind! Entschuldigen Sie!)


Im Endeffekt verschieben Sie alle Lösungen auf die
uropäische oder globale Ebene und verdammen unser
arlament zur Untätigkeit. Sie plädieren für ein globales
missionshandelssystem, tun aber nichts, um das euro-
äische zu retten. Als Krönung hauen Sie das Einzige,
as Sie wirklich als Ergebnis vorweisen können, näm-
ch das Indikatorensystem, in die Tonne und stellen hier
inen Entschließungsantrag, der es in das Ermessen des
achverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirt-
chaftlichen Entwicklung stellt, ob sich daraus neue In-
ikatoren entwickeln lassen. Meine Damen und Herren,
as soll denn dabei herauskommen, wenn Sie den Bock

um Gärtner machen?


(Dr. Valerie Wilms [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nichts, gar nichts!)


abei wird gar nichts herauskommen; denn diese Herren
aben überhaupt kein Interesse daran, neue Indikatoren
u entwickeln.

Kurz gesagt: Ihr Entschließungsantrag ist das Papier
icht wert, auf dem er geschrieben steht. Wie es besser
eht, können Sie dem von uns eingebrachten Entschlie-
ungsantrag entnehmen.






(A) )


)(B)


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724313900

Herr Kollege.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zum Schluss noch versöhnliche Worte.


(Florian Bernschneider [FDP]: Das können Sie sich jetzt auch sparen!)


Wir haben ein kleines bisschen dazu beigetragen, dem
Motto von Antoine de Saint-Exupéry gerecht zu werden:

Die Zukunft soll man nicht voraussehen wollen,
sondern möglich machen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724314000

Herr Kollege.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das gilt auch für all unsere Sachverständigen, von de-
nen ich hier einige begrüße, und natürlich für die Mitar-
beiterinnen und Mitarbeiter des Sekretariats.

Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724314100

Für die CDU/CSU-Fraktion hat der Kollege

Dr. Matthias Heider das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Matthias Heider (CDU):
Rede ID: ID1724314200

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Auch

ich möchte mich bei allen Kolleginnen und Kollegen,
bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Sekreta-
riats und bei den Sachverständigen, die hier heute zum
Teil anwesend sind, für die interessante und fruchtbare
Zusammenarbeit in diesen Jahren ganz herzlich bedan-
ken.

Ich denke, Umfang und Herausforderungen dieser
Enquete-Kommission hätten gar nicht größer sein kön-
nen. Dementsprechend ist auch die gemeinsame Lern-
kurve sehr steil gewesen. Beim Kollegen Ott hat man
das gerade nicht herausgehört. Aber ich denke, wir ha-
ben einiges geleistet und vieles gemeinsam geschafft,
auch wenn es zwischendurch mediale Unkenrufe gab,
die nicht zu überhören waren.

Gelegentlich hörte man, dass bei den zu bearbeiten-
den Themen Uneinigkeit parteipolitisch vorgegeben ge-
wesen sei und die Mitglieder über weite Strecken der
Beratung unglücklich gewesen seien.


(Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Einige Mitglieder schon!)


Ich weiß nicht, ob wir hier einen Beitrag zur Forschung
zum Thema Glück hätten leisten müssen, kann Ihnen
jedoch sagen: Es war genau umgekehrt; über weite

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(C (D trecken der Beratung waren wir glücklich, jedenfalls ann, wenn es um das Zusammentragen der Fakten ging. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie der Abg. Judith Skudelny [FDP])


Allerdings muss ich Wasser in den Wein gießen:
uch in einer Enquete-Kommission gehört der Dissens
der Beratung und in der Bewertung zum Ausdruck ei-

er pluralistischen Gesellschaft, und das finde ich auch
ar nicht schlimm. Im Laufe der Kommissionsarbeit tra-
n wir auf kontroverse Ansichten: Einige Mitglieder der
nquete haben vermeintlich aus Sorge um die Umwelt
inem umfassenden Umbau der Wirtschaft, einem be-
ussten Wachstumsverzicht und sogar einer tiefgreifen-
en sozial-ökologischen Transformation von Gesell-
chaft und Wirtschaft das Wort geredet. Das kommt auch

heute vorliegenden Entschließungsantrag der Opposi-
onsfraktionen zum Ausdruck. Ich sage Ihnen als Ver-
chter der sozialen Marktwirtschaft: Es ist meine
flicht, das Haus an dieser Stelle vor utopischen Experi-
enten zu warnen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ie Vision einer tiefgreifenden Transformation, meine
amen und Herren, ist durch die Arbeit dieser Enquete-
ommission entzaubert worden.


(Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die haben Sie im Ahlener Programm stehen!)


Was ist denn mit sozial-ökologischer Transformation
emeint? Aufschluss gibt uns ein Sondervotum der
ppositionsfraktionen in Kapitel 7.1.3. Die Verfasser
lädieren für eine „breite und plurale Umbauperspek-
ve“ gegründet auf eine „grundlegende Neuordnung von
irtschaft und Gesellschaft“. Das müssen Sie den Men-

chen draußen im Land erklären.


(Dr. Thomas Gambke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das machen wir jeden Tag!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724314300

Herr Kollege, Frau Leidig möchte eine Zwischen-

age stellen. Möchten Sie diese zulassen?


Dr. Matthias Heider (CDU):
Rede ID: ID1724314400

Bitte schön.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724314500

Bitte.


Sabine Leidig (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724314600

Kollege Heider, Sie malen utopische Experimente

ie ein Schreckgespenst an die Wand. Ich möchte in die-
em Zusammenhang auf zwei Aspekte hinweisen.

Erstens. An der Baustelle des neuen Ministeriums für
ildung und Forschung ist ein Zitat Einsteins ange-
racht, das sinngemäß lautet: Die Menschheit muss ihr
enken grundlegend verändern, wenn sie überleben
ill. – Es geht also um grundlegende Veränderungen.





Sabine Leidig


(A) )


)(B)

Zweitens. Der Bericht der Projektgruppe 5 enthält in
Kapitel 4 einen, wie ich finde, ausgesprochen bemer-
kenswerten Abschnitt mit der Überschrift „Suffizienz –
weder Mangel noch Übermaß“. Dort wird ausgeführt:

… der kulturelle Wandel hin zu mehr Mäßigung
und zu einer gerechten Verteilung ist eine unver-
zichtbare Voraussetzung für eine gerechte und
friedliche Welt und für die Steigerung der Lebens-
qualität.

Auch hier geht es um eine grundlegende Veränderung
des bisherigen Denkens.

Ich finde, es ist notwendig, dass Sie sich mit den ge-
sellschaftlichen Debatten auseinandersetzen, bei denen
es um grundlegende Veränderungen geht. Wir haben
diese Debatten nicht nur mit den verschiedenen NGOs
und gesellschaftlichen Gruppen geführt, sie finden auch
auf der Straße statt, zum Beispiel in Frankfurt im Zuge
der Blockupy-Proteste.


(Judith Skudelny [FDP]: Fragen!)


Ich möchte von Ihnen wissen, warum Sie die Notwen-
digkeit zu grundlegenden Veränderungen so abwehren,
wo man doch weiß, dass sie notwendig sind, um der
Menschheit wirklich eine Perspektive zu geben.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Matthias Heider (CDU):
Rede ID: ID1724314700

Frau Leidig, gerne nehme ich Ihr Statement auf und

beantworte Ihre Frage.

Einem vernünftigen Umgang mit Konsumgütern und
auch einem vernünftigen Umgang mit Produktionsmit-
teln steht nichts im Wege. Alle Beteiligten haben ein
großes, auch finanzielles Interesse an einem sparsamen
Umgang. Aber braucht es dazu einen Umbau der Gesell-
schaft, einen neuen Blick auf die Demokratisierung der
Gesellschaft? Was Sie mit der Frage der Transformation
bemänteln, ist in Wirklichkeit ein Raubbau an demokra-
tischen Elementen. Das werfe ich Ihnen an dieser Stelle
vor.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der LINKEN – Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Sozialismus!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724314800

Herr Kollege, es gibt noch eine weitere Zwischen-

frage, nämlich von Herrn Kauch. Möchten Sie auch
diese zulassen?


Dr. Matthias Heider (CDU):
Rede ID: ID1724314900

Herr Kauch, bitte schön.


Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1724315000

Herr Kollege, könnten Sie sich vorstellen, dass Frau

Leidig und auch andere den Begriff vom „neuen Den-
ken“ mit dem Begriff vom „neuen Menschen“ verwech-
seln, den die Kommunisten schaffen wollten und den sie
jetzt auf neuem Wege durch die Hintertür verordnen
wollen?

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(C (D (Widerspruch bei der LINKEN – Ulla Lötzer [DIE LINKE]: Das ist so platt! – Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie waren doch gar nicht dabei! Was soll denn das? Das gibt es doch gar nicht!)


Sie reden von neuem Denken, aber sie meinen neue
egeln; denn sie wollen die Gesellschaft durchregulie-
n. Sie wollen den Menschen gar keine Möglichkeit zu

euem Denken geben, sie wollen ihnen das Denken vor-
egnehmen. Können Sie sich vorstellen, dass Frau
eidig diesem Missverständnis unterliegt?


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Zurufe von der LINKEN)



Dr. Matthias Heider (CDU):
Rede ID: ID1724315100

Herr Kollege Kauch, diese Frage kann ich sehr

chnell beantworten: Ja, das glaube ich auch.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724315200

Möchten Sie noch eine weitere Zwischenfrage von

rau Leidig zulassen?


Dr. Matthias Heider (CDU):
Rede ID: ID1724315300

Frau Präsidentin, ich würde jetzt gerne fortfahren.

Ich komme zurück auf die sozial-ökologische Trans-
rmation. Was ist damit gemeint? Wir glauben, dass Sie

amit Eingriffe in unsere sozialen und marktwirtschaftli-
hen Grundprinzipien durch eine Ausweitung staatlichen
andelns meinen. Sie meinen damit eine Neubewertung
nd Reorganisation von Arbeit, Produktion und Kon-
ummustern sowie eine Umverteilung von gesellschaftli-
hem Wohlstand mit einer völlig veränderten Dynamik,
nd zwar in Ihrem Sinne. All das meinen Sie.

Der grundlegende Ansatz der von Ihnen gewünschten
efgreifenden Transformation ist: mehr Staat als Markt,
ehr Regulierung statt freier Entfaltung und mehr Um-

erteilung. Das ist der eigentliche Ansatz. Wir wollen
ie Verantwortung der Bürgerinnen und Bürger stärken,
dem wir die Freiheit aller, die als Anbieter oder Nach-
ager am Markt teilnehmen, schützen und gleichzeitig
r sozialen Ausgleich sorgen. Das ist soziale Marktwirt-

chaft.

Wir wollen unternehmerisch Handelnde in Zukunft
ehr auf den Schutz der natürlichen Ressourcen ausrich-
n. Das ist nachhaltiges Wirtschaften. Wir trauen den
ürgern dieses Landes einfach mehr zu als Sie, meine
amen und Herren von der Opposition.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie trauen ihnen gar nichts zu, vor allem nicht die Fähigkeit zur Veränderung!)


Das, was ich im Rahmen meiner Tätigkeit in der
nquete-Kommission gelernt habe, fassen übrigens die
achverständigen Professor Bettzüge für die Union und
rofessor Schneidewind für die Grünen – Herr Ott, hö-





Dr. Matthias Heider


(A) )


)(B)

ren Sie gut zu! – in einer Ende letzten Jahres gemeinsam
veröffentlichten Analyse – sie stand in einer Ausgabe
der Wirtschaftswoche – zusammen: Es sind „vier unbe-
queme Wahrheiten, die eine Lösung verhindern“. Die
erste unbequeme Wahrheit ist, dass die ökologischen
Systeme – wie die Erdatmosphäre – an ihre Grenzen ge-
raten. Die anderen drei Wahrheiten, die jetzt folgen, ste-
hen im Gegensatz dazu. Die zweite unbequeme Wahrheit
– Sie können dies im Schlussbericht nachlesen; Frau
Kolbe hat ein Exemplar vor sich auf dem Tisch liegen –
besteht darin, dass Rohstoffe nicht so schnell knapp wer-
den, wie für die Grenzen unseres Planeten nach Ihrer
Meinung eigentlich gut wäre. Die dritte unbequeme
Wahrheit ist, dass technischer Fortschritt und steigende
Effizienz allein nicht ausreichen werden, den Naturver-
brauch absolut zu entkoppeln.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist eine der Erkenntnisse aus unserer PG 3! Sie waren doch dabei!)


– Herr Ott, lassen Sie mich doch einmal ausreden. –
Schuld daran ist auch der Rebound-Effekt; er tut sein
Übriges dazu. Das haben wir in der Enquete gemeinsam
eingekreist. Das hätten Sie doch auch einmal sagen kön-
nen.


(Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Geben Sie mir ein bisschen ab von Ihrer Redezeit!)


Schließlich haben wir erkannt, dass die Ökosysteme
Atmosphäre, Meere und Regenwälder globale Güter
sind, auf die die ökonomischen Knappheitssignale kei-
nen Einfluss haben. Dies hat eine Übernutzung zur
Folge. Wir werden dieses Problem bei allen guten Ansät-
zen national nicht lösen können. Dazu brauchen wir in-
ternationale Anstrengungen. Das ist nach unserer Auf-
fassung der richtige Ansatz.

Noch einmal herzlichen Dank für Ihre Mitarbeit. Ich
freue mich, wenigstens einen in der nächsten Legislatur-
periode wiederzusehen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724315400

Der Kollegin Leidig gebe ich das Wort zu einer Kurz-

intervention.


Sabine Leidig (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724315500

Da der Kollege Heider nicht noch einmal eine Frage

von mir beantworten wollte, nutze ich jetzt die Möglich-
keit einer Kurzintervention. Ich möchte auf diesen merk-
würdigen Vorwurf eingehen, dass gesellschaftliche Ver-
änderung antidemokratisch sein müsse. Das Gegenteil
ist der Fall.


(Judith Skudelny [FDP]: Nicht bei einer Transformation!)


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(C (D enn Sie sich erstens anschauen, was wir geschrieben aben, und zweitens sehen, was in den gesellschaftlichen ebatten passiert, wissen Sie, dass das Gegenteil der all ist. Ich war jetzt beispielsweise in einer Reihe von Kranenhäusern, um über das Thema Pflegenotstand und das roblem der systematischen Überlastung von Pflegeräften zu diskutieren. Die Beschäftigten in den Kranenhäusern sagen unisono: Wir wissen sehr gut, wie flege organisiert werden muss, mit wie viel Personal nd mit welchen Zeitbudgets das geschehen muss, um ut für die Patientinnen und Patienten arbeiten und für ehr Lebensqualität wirken zu können. Das Problem ist nur: Sie werden überhaupt nicht geagt. (Michael Kauch [FDP]: Von Ihnen auch nicht!)


den Krankenhäusern werden Gutachter und Manage-
entkonzepte eingesetzt, die von oben kommen. Sie
erden nach betriebswirtschaftlichen Maßzahlen dik-
ert. Das, was Sie da organisieren, ist antidemokratisch.


(Beifall bei der LINKEN)


Demokratisch wäre, die Beschäftigten bzw. die Bür-
erinnen und Bürger in den Wandel einzubeziehen und
ie zu fragen, was man denn verändern müsste, damit
as Erforderliche Realität wird. Sie sagen – das fordern
brigens gerade junge Leute –: Wir wollen nicht immer
ehr haben wollen müssen. – Ich finde, das ist eine

pannende Herausforderung. Wie bekommt man es hin,
ass die Menschen nicht immer mehr haben wollen müs-
en, ohne dass Arbeitsplätze zuhauf verloren gehen? Das
t doch eine zutiefst demokratische Frage. Es reicht
icht, auf internationaler Ebene Verhandlungen zu füh-
n, sondern wir brauchen Auseinandersetzungen in der
ivilgesellschaft, die auch auf dieses Parlament Einfluss
aben müssen.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724315600

Zur Antwort bitte der Kollege Heider.


Dr. Matthias Heider (CDU):
Rede ID: ID1724315700

Frau Kollegin Leidig, Sie haben das Thema Pflege

ngesprochen. Dieses Thema wird in den nächsten Jah-
n in unserer Gesellschaft sicherlich sehr präsent sein;

s ist schon heute sehr präsent. Nicht verstanden habe
h, was das mit demokratischer Legitimation zu tun ha-
en soll.


(Edelgard Bulmahn [SPD]: Mit Teilhabe hat das etwas zu tun!)


ine demokratische Legitimation haben wir zum Bei-
piel, wenn eine Entscheidung darüber erforderlich ist,
ie viele Haushaltsmittel dieses Parlament für die Pflege

ur Verfügung stellt.


(Ulla Lötzer [DIE LINKE]: Sie verstehen nicht, was Demokratie ist!)






Dr. Matthias Heider


(A) )


)(B)

Das ist aber nicht das eigentliche Kernanliegen. Wir
haben darauf hingewiesen, dass es mit Blick auf den von
Ihnen apostrophierten ökologischen Umbruch, die
Transformation, überhaupt nichts nützt, wenn Deutsch-
land zum Beispiel darauf verzichtet, die Fischerei auszu-
üben. Das wird die Überfischung der Meere nicht ver-
hindern. Wenn Deutschland die Industrie abschafft,
verhindert das nicht, dass die Atmosphäre weiterhin
stark belastet wird. Das sind Beispiele, an denen wir
konkret festmachen, dass es mehr als eines nationalen
Impulses bedarf und man sich nicht auf den Erfolgen
ausruhen darf.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Thomas Gambke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „Industrie abschaffen“, so ein Blödsinn! Das ist kein Niveau!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724315800

Das Wort hat jetzt Edelgard Bulmahn für die SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1724315900

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer! Gerade an
die Zuhörer und Zuhörerinnen richte ich die Bitte, in den
Bericht der Enquete-Kommission zu schauen. Die Argu-
mentation, die Darstellung der Herausforderungen, vor
denen wir stehen, und unsere Lösungsvorschläge sind in
diesem Bericht viel differenzierter und viel konkreter,
als diese niveaulose Auseinandersetzung das vielleicht
vermuten lässt. Der Bericht ist nicht schwarz-weiß, son-
dern viel differenzierter. Deshalb lohnt es sich, in diesen
Bericht zu schauen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Enquete-Kommission hat sich mit wichtigen Kri-
senerscheinungen, mit den Wirkungen der Krise be-
schäftigt. Das war notwendig und wichtig, weil die Fol-
gen der Krisen bisher nicht behoben worden sind. Wir
sollten Problemlösungsvorschläge erarbeiten, die ver-
hindern, dass in Zukunft wieder solche Krisen entstehen
können. Dieses war der Grund für die Einsetzung der
Enquete-Kommission. Deshalb haben wir zweieinhalb
Jahre miteinander gerungen, um zu überzeugenden Ant-
worten zu kommen.

Lassen Sie mich am Anfang meiner Rede einen ganz
herzlichen Dank an die Kolleginnen und Kollegen rich-
ten, vor allen Dingen aber an die Vorsitzende der Kom-
mission, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die
Sachverständigen; denn ohne ihr Engagement könnten
wir heute nicht ein, wie ich finde, trotz aller Lücken ak-
zeptables Ergebnis vorlegen. Deshalb ein herzliches
Dankeschön!


(Beifall bei Abgeordneten im ganzen Hause)


Das war zugegebenermaßen ein hartes Stück Arbeit,
insbesondere wenn es darum ging, die Koalition durch

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(C (D ute Sachargumente zu fortschrittlichen Aussagen zu beegen. In aller Freundschaft sage ich: Ich glaube, es ist ns an vielen Punkten gelungen, über Fraktionsgrenzen inweg gute Vorschläge zu entwickeln, gerade was die tabilisierung der Finanzmärkte angeht. Diese Vorchläge sind, wie ich finde, sehr wichtig. Sie werden ine große Rolle spielen und dazu beitragen, dass wir die ternationalen Finanzmärkte wieder zu ihrer ursprüngli hen Aufgabe zurückbringen können, nämlich, die Fianzierung der Realwirtschaft sicherzustellen. Wir haben auch alternative Vorschläge unterbreitet. h finde, es ist in einer Demokratie nichts Schlechtes, enn deutlich wird, dass es unterschiedliche Bewertunen, Ziele und auch Gestaltungsvorschläge gibt. Ich nde, es ist auch nichts Schlechtes, wenn deutlich wird, ass politische Entscheidungen immer auch Wertentcheidungen sind. Die Vorschläge, die wir vorlegen – ich will jetzt über ie Oppositionsvorschläge sprechen –, zeigen Wege zu inem tragfähigen Wohlstandsmodell auf, bei dem soiale, ökologische und wirtschaftliche Ziele gleichbechtigt in Einklang gebracht werden. Das, lieber Herr ernschneider, ist die Neujustierung der sozialen Marktirtschaft. o ist es bislang nämlich nicht. Diese Ziele stehen nicht leichberechtigt nebeneinander. Sie werden nicht mitinander verknüpft. Genau das fordern wir in unserem ericht. (Florian Bernschneider [FDP]: Also doch keine Transformation!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


enau das ist notwendig, wenn wir der Anforderung, die
ebensverhältnisse der Bevölkerung in der Breite zu
erbessern und nicht nur für 10 Prozent der Bevölke-
ng, gerecht werden wollen. Letzteres wäre nicht die

olitik meiner Partei, der SPD.


(Beifall bei der SPD)


ir wollen für die Breite der Bevölkerung eine Verbes-
erung der Lebensverhältnisse.

Die Umsetzung der Empfehlungen, die wir vorgelegt
aben, erfordert viel politischen Mut; dessen muss man
ich klar sein. Es bedarf unseres Mutes, aber auch des

utes der Unternehmen, der Gewerkschaften und der
enschen, die in unserem Land leben. Wenn wir diese

mpfehlungen umsetzen, werden wir den sozialen Zu-
ammenhalt in unserer Bevölkerung stärken und eine
ute wirtschaftliche Entwicklung sichern. Damit werden
ir auch unserer Verantwortung für die künftigen Gene-
tionen besser gerecht.

Lassen Sie mich auch eine kritische Anmerkung ma-
hen. Mich hat es enttäuscht, dass die Koalition offen-
ichtlich nicht bereit ist, zu akzeptieren – vielleicht hat
ie es auch nicht verstanden –, dass es nicht ausreicht, an
inigen Stellschrauben ein bisschen zu drehen, um die-
en tiefgreifenden Wandel unserer sozialen Marktwirt-
chaft wirklich herbeizuführen. Mich hat auch ent-
uscht, dass sie bis heute offensichtlich nicht verstanden





Edelgard Bulmahn


(A) )


)(B)

hat, dass uns gerade die Marktwirtschaft in ihrer jetzigen
marktradikalen Form die Finanz-, Wirtschafts- und Um-
weltkrise beschert hat.


(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Sagen Sie doch etwas zur Liberalisierung der Finanzmärkte!)


Offensichtlich haben Sie bisher nicht verstanden, Herr
Nüßlein, dass wir diese Wirtschaftskrise in unserem
Land nur deshalb einigermaßen gut überstanden haben,
weil wir sie mit einem massiven Einsatz von Steuermit-
teln überwunden haben. Dass Sie das so schnell verges-
sen, hätte ich nicht erwartet.


(Beifall bei der SPD – Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Aber die Liberalisierung der Finanzmärkte, das waren doch Sie!)


– Auch da müssen Sie Ihr Gedächtnis wieder etwas mo-
bilisieren. Auch das ist falsch. Die Kohl-Regierung hat
damals die Grundlagen für den Euro festgelegt, und das
Europäische Parlament hat die Deregulierung durchge-
führt. Im Europäischen Parlament haben im Übrigen die
konservativen Parteien die Mehrheit.


(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Nein, nein! Schröder und Kompanie! Eichel war beteiligt! Bei den Griechen auch!)


Deshalb wünsche ich mir, dass wir eine sozialdemokrati-
sche Mehrheit im Europäischen Parlament haben, um
das endlich wieder zurechtzurücken.


(Beifall bei der SPD – Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Eichel war beteiligt!)


– Man muss schon bei der Wahrheit bleiben, lieber Herr
Nüßlein, und hier keine Märchen erzählen oder Legen-
den bilden. Das ist notwendig.


(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Sie waren in der Regierung damals! Sagen Sie es doch!)


Sie haben auch nicht verstanden, lieber Herr Kollege,


(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Stabilitätsund Wachstumspakt! Wer hat den aufgegeben?)


dass ein aufwendig organisierter Kongress, der sicher-
lich interessant ist und zu dem sogar Gäste aus Bhutan
eingeladen sind, nicht den politischen Willen, wirklich
etwas zu verändern, und auch nicht die notwendigen
Mehrheiten, die man dafür braucht, ersetzt. Sie haben
bisher auch nicht verstanden, dass es moralisch und wirt-
schaftlich notwendig, klug und vorausschauend ist, dass
Deutschland international eine Vorreiterrolle für diesen
Wechsel hin zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise ein-
nehmen muss. Ich glaube, es ist erforderlich, dass wir
hier in diesem Parlament genau darüber Einigkeit her-
stellen, weil wir nur dann unserer eigenen Verantwor-
tung gerecht werden.

Für uns Sozialdemokraten ist eines völlig klar: Bei al-
len verschiedenen Definitionen von Wachstum stellen
wir den Wohlstand und das Wohlergehen von Menschen
in den Mittelpunkt.

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(C (D Lassen Sie mich auf das eingehen, was Herr Heider esagt hat. Sie sprachen darüber, dass utopische Konepte vorgelegt werden. Daher frage ich Sie, ob Sie die achhaltigkeitsinitiative, die die chemische Industrie nd die Chemiegewerkschaft gerade jetzt gestartet haben nd mit der sie sich sehr anspruchsvolle Ziele und Leitliien setzen – was ich sehr gut finde –, (Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Die können das ohne uns! Ohne SPD!)


ls utopisches Konzept bezeichnen. Darin steht vieles
on dem, was wir in der Enquete-Kommission beschrie-
en haben.


(Florian Bernschneider [FDP]: Deswegen brauchen wir keine Gesetze!)


erade der VCI hat in der Anhörung ausgeführt, dass sie
ur Erreichung der Ziele die passenden staatlichen Rah-
enbedingungen brauchen und eine mutige Politik, die

iesen Pfadwechsel unterstützt.

Deshalb sage ich Ihnen: Wir brauchen keine Regie-
ng, in der der Wirtschaftsminister ein Wachstum um
den Preis propagiert und der Umweltminister für nach-
altiges Wirtschaften plädiert.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Judith Skudelny [FDP]: Das stand in Ihrem Parteiprogramm! – Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Für was sind Sie denn jetzt? Für Wachstum oder Begrenzung?)


o gelingt keine Energiewende, und so gelingt auch
icht der notwendige Wandel, den wir brauchen, um tat-
ächlich eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen.

Ein versöhnliches Wort zum Schluss, wie es viele zu
echt gemacht haben. Das, was wir hier erarbeitet und
orgelegt haben, erfüllt zwar sicherlich nicht immer alle
rwartungen, im Übrigen auch nicht unsere eigenen;
ber es ist ein guter Anfang. Wir haben ein Stück des
eges beschritten, den wir weitergehen sollten. Deshalb

egt es jetzt an uns, ob wir die Handlungsempfehlungen,
uch die der Opposition, in der kommenden Zeit umset-
en. Ich finde, wir müssen handeln. Denn die Uhr steht
uf fünf vor zwölf.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724316000

Die Kollegin Judith Skudelny hat jetzt das Wort für

ie FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Judith Skudelny (FDP):
Rede ID: ID1724316100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen

nd Herren! Ich glaube, die Debatte hier spiegelt ein
isschen das Spannungsverhältnis wider, das wir in den
inzelnen Projektgruppen hatten. Bei einigen Teilen ha-





Judith Skudelny


(A) )


)(B)

ben wir sehr gut miteinander gearbeitet, andere Teile wa-
ren eben etwas lustiger. Wir haben bei den Analyseteilen
sehr gut zusammengearbeitet, insbesondere in der PG 3.
Da gibt es auch gute Nachrichten. Wir haben geschaut,
wie es eigentlich um die Umwelt in Deutschland steht.
In Deutschland wird die Qualität der Böden besser, die
Luftqualität wird besser, die Wasserqualität wird besser,
und auch der CO2-Ausstoß sinkt in der Gesamtsumme.

Auch global werden die Probleme mittlerweile in An-
griff genommen. In China werden Wasserregelungen
eingeführt, der Boden wird besser und Ähnliches.

Wir haben Probleme in anderen Bereichen. Wir haben
dort Probleme, wo es nicht um das Regionale, sondern
um das Globale geht, bei den sogenannten Allmendegü-
tern wie dem Klima. Der Kollege Heider hat es schon
sehr schön dargestellt: Das Problem ist, dass niemand
die Verantwortung für das Klima übernimmt. Das sind
Senken; es ist ein Raum, auf den jeder Zugriff, aber nie-
mand einen Anspruch hat. Wenn man sich mit dieser
Problemstellung, die wir in der PG 3 sehr gut herausge-
arbeitet haben, befasst, dann muss man sich bei allen
Maßnahmen – jetzt komme ich zu dem Punkt, an dem es
einen Dissens gibt – fragen: Wirken sie eigentlich glo-
bal?

Wir haben gesehen: In Deutschland werden alle
Werte besser – natürlich können sie noch besser werden;
darüber müssen wir uns nicht unterhalten –, aber global
werden die Werte immer schlechter. Das heißt, bei allem,
was wir national machen, müssen wir uns fragen: Funk-
tioniert die Transmission? Funktioniert die Übersetzung
ins Globale? Darüber haben wir uns in der Projekt-
gruppe 4 unterhalten. Die einzige Antwort im Bereich
des Klimaschutzes – als Beispiel für ein Allmendegut –
lautete immer wieder: Vorreiterrolle. Die Opposition
sagte immer wieder: Vorreiterrolle, Vorreiterrolle und
noch einmal Vorreiterrolle. Dabei hat die Opposition
schon in der PG 3 festgestellt, dass überhaupt erst einmal
untersucht werden muss, inwieweit die Vorreiterrolle
global überhaupt eine Wirkung hat. Das ist einer der For-
schungsaufträge, die die Opposition in der PG 3 definiert
hat, obwohl das eigentlich einer der Hauptpunkte der
PG 4 ist. Die sozial-ökologische Transformation ist
nichts anderes als eine konkrete Ausgestaltung dieser
Vorreiterrolle, von der wir allerdings überhaupt nicht
wissen, ob sie tatsächlich wirksam ist.

Wir von der Opposition haben gesagt – –


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Sie in der Opposition – das wäre gut!)


Wir von der Regierung und die Mehrheit in der Enquete-
Kommission haben gesagt: So einfach wollen wir uns
das nicht machen. Wir wollen uns tatsächlich überlegen:
Wie bekommen wir die globalen Probleme in den Griff?
Welchen Beitrag muss und kann Deutschland dazu leis-
ten? Hier haben wir eine neue Position definiert.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724316200

Frau Kollegin, bevor Sie das sagen: Möchten Sie eine

Zwischenfrage von Frau Kolbe zulassen?

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(C (D Das machen wir am Ende, okay? (Heiterkeit bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Das ist eine neue Variante!)

Judith Skudelny (FDP):
Rede ID: ID1724316300

Wir haben uns über eine differenzierte und dosierte
ionierrolle unterhalten. Die differenzierte und dosierte
ionierrolle ist ein neuer Weg. Diese Enquete-Kommis-
ion wurde schließlich auch deswegen eingesetzt, weil
ir uns nicht auf ausgetrampelten Pfaden vorwärtsbewe-
en, sondern neue Gedanken entwickeln wollen.

Die differenzierte und dosierte Pionierrolle hat meh-
re Bestandteile. Ein Bestandteil ist die Vorbildfunk-
on. Wenn ich meine Kinder erziehe, kann ich das nicht
n, indem ich selbst alles falsch mache. Vielmehr habe
h eine Vorbildfunktion, und diese erfülle ich. Das muss

uch Deutschland tun.

Darüber hinaus brauchen wir aber auch den techni-
chen Fortschritt. Wenn wir innovativ sind und die
inge verbessern, wird das zu Wirtschaftswachstum
hren. Das wird zum Teil sicherlich auch zu einem Re-

ound-Effekt führen. Dazu haben wir ein Gutachten in
uftrag gegeben, in dem es um die Frage ging: Was be-
eutet Rebound eigentlich global? Global bedeutet Re-
ound, dass sich die Schwellen- und Entwicklungslän-
er, weil Produkte günstiger werden, vielleicht erstmals
edizinische Versorgung, Transport, Wohnen und Bil-

ung werden leisten können. Das alles sind positive Be-
tandteile dieses Rebound-Effektes.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724316400

Frau Kollegin, Sie müssen zum Schluss kommen.


(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Die Kollegin Kolbe kommt ja noch mit ihrer Zwischenfrage!)



Judith Skudelny (FDP):
Rede ID: ID1724316500

Als dritten Punkt – ganz kurz – haben wir gesagt: Wir

rauchen auch die internationale Kooperation. Nur mit
iesem Dreiklang, der zwar keine konkreten Maßnah-
en beinhaltet, aber zum ersten Mal eine intelligente
ee verfolgt, werden wir es tatsächlich schaffen, uns

icht nur besser zu fühlen, sondern am Ende auch etwas
ositives für das Klima und alle Umweltgüter zu bewir-
en.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Matthias Heider [CDU/ CSU]: Da gab es doch noch eine Zwischenfrage!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724316600

Thomas Gambke hat jetzt das Wort für Bündnis 90/

ie Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe

olleginnen und Kollegen! In dieser Debatte muss ich





Dr. Thomas Gambke


(A) )


)(B)

auf manche Bemerkungen, die heute gemacht wurden,
eingehen. Herr Heider hat gesagt, wir wollten die Indus-
trie abschaffen.


(Dr. Matthias Heider [CDU/CSU]: Das habe ich nicht gesagt, Herr Kollege!)


– Herr Heider, Sie werden das nachlesen können.


(Dr. Matthias Heider [CDU/CSU]: Da haben Sie nicht richtig zugehört!)


Herr Bernschneider hat von einem Wachstumskom-
missar gesprochen. Das ist nicht das Niveau, auf dem
wir hier miteinander reden sollten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Herr Heider, wenn ich den Menschen sage, dass es in
Deutschland 125 Millionen Handyverträge gibt, dass
Flachbildschirme derzeit alle vier Jahre ausgewechselt
werden oder dass die Gebrauchsfähigkeit mancher Ge-
räte auf zwei Jahre geschrumpft ist, während Sie sagen,
dass wir 3 Prozent Wachstum brauchen, um uns unsere
sozialen Sicherungssysteme überhaupt leisten zu kön-
nen, stelle ich fest, dass die Leute mir zuhören und sa-
gen: Gott sei Dank spricht das mal jemand an! Was habt
ihr für Lösungen? – Das war der Auftrag an unsere
Enquete-Kommission.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Man braucht eigentlich nur den Antrag zur Einset-
zung der Enquete-Kommission zu lesen. – Für die CDU/
CSU hat Herr Kauder unterschrieben. Wer bei der FDP
gerade Fraktionsvorsitzender war, weiß ich nicht; das
wechselt ja ein bisschen. – In diesem Antrag stand:

– die Frage untersuchen, ob und ggf. wie das deut-
sche Wirtschafts- und Sozialstaatsmodell die ökolo-
gischen, sozialen, demografischen und fiskalischen
Herausforderungen auch mit geringen Wachstums-
raten bewältigen kann bzw. welche Wachstums-
zwänge dem entgegenstehen …

Das war der Auftrag, meine Damen und Herren von der
Koalition, und dem verweigern Sie sich, wenn Sie heute
sagen: Wir wollen über das Thema Wachstum gar nicht
debattieren.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724316700

Herr Kollege, der Kollege Heider würde Ihnen gern

eine Zwischenfrage stellen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ja.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724316800

Bitte sehr.

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(C (D Herr Kollege Gambke, wären Sie bereit, zur Kenntnis u nehmen, dass ich nicht gesagt habe, dass wir die Inustrie abschaffen wollen, sondern dass ich gefragt habe, as passieren würde, wenn wir die Industrie abschaffen, nd ob das einen Einfluss auf die Atmosphäre haben ürde? Würden Sie mir beipflichten, dass das keinen influss hätte? Dr. Thomas Gambke (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Dr. Matthias Heider (CDU):
Rede ID: ID1724316900
Sie haben sich so geäußert, als ob auf unserer Seite

es Hauses irgendjemand daran denken würde, die In-
ustrie abzuschaffen.


(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Nein! – Michael Kauch [FDP]: Stimmt doch gar nicht! Das hat er doch überhaupt nicht gesagt!)


So habe ich das verstanden. Ich lehne diese Art von
ragestellung ab. Ich glaube nicht, dass das das Niveau
t, auf dem wir dieses Thema hier bereden sollten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Das ist eine böswillige Interpretation!)


Herr Professor Miegel hat von einer neuen Wirklich-
eit gesprochen. Wir brauchen uns gar nicht über den
egriff der Transformation zu streiten; aber wir haben in
er Tat eine neue Wirklichkeit: Wir müssen uns ange-
ichts der demografischen Veränderungen, die so sicher
ie das Amen in der Kirche kommen werden, die sozia-
n Sicherungssysteme anschauen. Wir müssen uns auch

nschauen, wie wir mit 20 Prozent Arbeitslosigkeit in
uropa umgehen. Wir können uns nicht nach Deutsch-
nd zurückziehen und sagen: „Bei uns ist alles prima“,
enn in den südeuropäischen Ländern über 50 Prozent
er Jugendlichen arbeitslos sind. Dafür brauchen wir
ntworten. Diese Antworten können nicht lauten: Sollen
och die Portugiesen und die Italiener das Gleiche ma-
hen wie wir! – Wie viele 7er-BMWs


(Judith Skudelny [FDP]: Oder Daimlers!)


ollen denn noch nach China verkauft werden, bis auch
ie Portugiesen und andere keine Arbeitslosigkeit mehr
aben?


(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Seit wann bauen die Portugiesen 7er-BMWs?)


Ich glaube, dass das nicht die richtigen Antworten
ind. Die Antwort, die ich von Ihnen gehört habe, war:

ir setzen auf Innovationen, die zu Wachstum führen. –
h kann Ihnen sagen: Ja, wir brauchen Innovationen;

ber – das war der Auftrag der Enquete-Kommission –
ir müssen die Richtung des Wachstums festlegen.


(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Und die entscheiden Sie?)


as kann nicht Fracking sein, sondern das müssen er-
euerbare Energien sein.


(Judith Skudelny [FDP]: Es hieß: Entkopplung!)






Dr. Thomas Gambke


(A) )


)(B)

Das kann eine dezentrale Energieversorgung anstelle ei-
ner monopolistischen Energieversorgung sein.

Frau Skudelny, Sie haben es gerade so dargestellt, als
ob wir in Deutschland alles richtig gemacht hätten.
Wenn Sie in Niederbayern wohnen würden, wüssten Sie,
dass 10 Prozent unserer Ackerflächen eigentlich in Süd-
amerika sind, von wo wir die Eiweißstoffe importieren,
mit denen wir unsere Schweine füttern und unser Grund-
wasser verseuchen, sodass wir keine Brauereien mehr
betreiben können, und dass wir das Schweinefleisch
dann nach China verkaufen. Das ist kein Geschäftsmo-
dell, das nachhaltig ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Judith Skudelny [FDP]: Energiepflanzen waren ganz lange das Feld der Grünen! Dadurch nehmen wir den Menschen dort das Essen weg!)


Meine Damen und Herren, ich glaube, Wachstum ist
nicht das Ziel, sondern die Folge von politischem und
wirtschaftlichem Handeln. Das Ziel muss Wohlstand und
Lebensqualität sein – unter der unbedingten Vorausset-
zung einer nachhaltigen Wirtschaftsweise. Wenn wir das
als Ergebnis festhalten können – trotz mancher Brems-
manöver einiger, aber nicht aller Mitglieder der Koali-
tion; da kam auch viel Fruchtbares –, haben wir etwas
erreicht. Ich bedanke mich an dieser Stelle für die wirk-
lich konstruktive Debatte, die wir hatten. Ich hoffe, dass
die Debatte weitergeht; denn die Menschen haben Inte-
resse an dieser Debatte. Sie merken, dass das Thema sie
etwas angeht, dass wir mit der bisherigen Wirtschafts-
weise so nicht weitermachen können. Ich freue mich auf
die folgenden Debatten in der nächsten Legislatur.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724317000

Für die CDU/CSU-Fraktion gebe ich jetzt der Kolle-

gin Stefanie Vogelsang das Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Stefanie Vogelsang (CDU):
Rede ID: ID1724317100

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Bevor

ich in einem kleinen Bericht auf die Arbeit und die Er-
gebnisse vor allen Dingen der Projektgruppe 2, die den
Auftrag hatte, ein neues Indikatorensystem zur Defini-
tion von Wohlstand und Lebensqualität zu erarbeiten,
eingehe, möchte ich eine grundsätzliche Bemerkung ma-
chen.

Am Anfang dieser Wahlperiode habe ich hier im
Plenarsaal der Debatte zur Einsetzung der Enquete-
Kommission gelauscht. Die Worte, die Frank-Walter
Steinmeier damals gesagt hat, habe ich noch genau im
Kopf. Auch an die Worte anderer Kollegen – auch von
den Grünen – erinnere ich mich noch gut. Sie haben ge-

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(C (D agt, als Regierungsfraktionen müssten wir doch endlich erstehen, dass es nicht mehr um Wachstum in dieser esellschaft gehen könne, sondern nur noch um eine rage, nämlich darum, wie wir vorhandene materielle üter in dieser Welt anders, besser, gerechter verteilen. anz zentral ging es um Folgendes: Wir haben nicht ehr die Aufgabe, auf Wachstum – ob nun als Ziel, als ittel oder als Folge; darauf komme ich später noch zu prechen – zu setzen, sondern unsere einzige Aufgabe t, Vorhandenes zu verteilen. Keine drei, vier Monate später hatten wir die europäiche Staatsschuldenkrise, und die Diskussionen um riechenland, um Irland, um Hilfen für Portugal und anere Länder begannen. Es ist nicht eine einzige Sitzung diesem Saal ausgelassen worden, zu fordern – ich abe auch keinen einzigen Zeitungsartikel zu diesem hema gelesen, in dem von Ihnen nicht diese Forderung ufgemacht worden ist –, Frau Merkel dürfe nicht nur uf Konsolidierung setzen. Vielmehr müsse die Regieng der Bundesrepublik Deutschland endlich begreifen, ass es hier um Wachstum gehe. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ir müssten die Wachstumskräfte herausarbeiten und
um Beispiel das Wachstum in Griechenland unterstüt-
en. Mit unseren Initiativen und unserem Engagement
üssten wir uns darauf konzentrieren, das Wachstum in
land, in Portugal, in Griechenland nach vorne zu be-
ommen; dann gehe es uns allen schon besser.

Meine Damen und Herren, bei der Diskussion über
ohlstand und Lebensqualität ist die Frage, was Wohl-

tand ist und wie man Wohlstand misst, wahrlich nicht
infach zu beantworten. Wir haben es uns auch sehr
chwer gemacht. Es gibt für diese Frage keine allge-
eingültige Antwort – die Sie von den Linken vielleicht

ätten: Wir als Zentralisten sagen, wenn die und die
unkte erfüllt sind, hat es euch gefälligst gut zu gehen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724317200

Frau Kollegin – –


Stefanie Vogelsang (CDU):
Rede ID: ID1724317300

Wohlstand ist ein Begriff, den jeder etwas anders

ieht. Das haben wir auch gemerkt. Wir können den
ohlstandsbegriff nicht in eine einzige aggregierte Zahl

ressen, mit der wir dann verständlich darstellen könn-
n, wie es um den Wohlstand in Deutschland und da-
ber hinaus bestellt ist. Das ist überhaupt nicht zu ma-

hen, weil nicht alle Menschen gleich sind, weil nicht
lle Menschen gleich leben wollen,


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


eil es Unterschiede gibt, und zwar innerhalb von
eutschland, innerhalb von Europa und in der Welt.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724317400

Ich wollte Sie fragen, ob Frau Bulmahn Ihnen eine

wischenfrage stellen darf.






(A) )


)(B)


Stefanie Vogelsang (CDU):
Rede ID: ID1724317500

Ja, das darf sie gerne.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724317600

Bitte schön.


Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1724317700

Frau Vogelsang, stimmen Sie meinen folgenden Aus-

führungen zu? Wir alle haben in der Enquete – sowohl in
den Projektgruppen als auch in der Gesamt-Enquete –
die Auffassung vertreten, dass es nicht um die Frage
„Wachstum, ja oder nein?“ geht, sondern um die Frage,
wie man in einer Welt, in der 7 bis 10 Milliarden Men-
schen ein gutes Leben führen können sollen, die wirt-
schaftliche Entwicklung, den Arbeitsmarkt und die Um-
weltentwicklung so miteinander versöhnen kann, dass
wir auf der einen Seite die planetarischen Grenzen nicht
nur anerkennen, sondern auch einhalten und auf der an-
deren Seite diesen 7 bis 10 Milliarden Menschen ein
wirklich gutes Leben ermöglichen.

Es gab auch überhaupt keinen Dissens darüber, dass
es nicht möglich ist, dieses Ziel durch ein Zurück in die
Steinzeit zu erreichen, sondern dass wir es nur mit einer
hochleistungsfähigen, innovativen Wirtschaft erreichen
können.

Daher haben wir miteinander über die Frage disku-
tiert, wie wir eine solche Veränderung unserer Wirt-
schaftweise und Lebensweise erreichen können, um
diese beiden Ziele – Schutz der Umwelt und Einhaltung
der planetarischen Grenzen einerseits und ein gutes Le-
ben für 10 Milliarden Menschen andererseits – vereinba-
ren zu können. Das war doch der Kern unserer Debatten
und Diskussionen. Stimmen Sie mir zu? Das wollten wir
ja durch die Indikatoren abbilden, über die wir miteinan-
der diskutiert haben.


Stefanie Vogelsang (CDU):
Rede ID: ID1724317800

Frau Kollegin, im Großen und Ganzen stimme ich Ih-

nen zu. Bei der großen Mehrheit der Mitglieder der
Enquete-Kommission, die im Plenum und in der Projekt-
gruppe, die ich beurteilen kann – das war die Projekt-
gruppe 2 –, diskutiert haben, war die Diskussion auf
diese Ziele ausgerichtet. Was in den anderen Projekt-
gruppen stattgefunden hat, vermag ich nicht zu beurtei-
len. Danach haben Sie mich auch nicht gefragt. In den
Bereichen, in denen ich das beurteilen kann, ist es der
großen Mehrheit, aber eben nicht allen, um diese Inhalte
gegangen. Es war auch nicht für alle klar und selbstver-
ständlich, dass wir eine funktionierende und florierende
Wirtschaft brauchen, die auf Wachstumskräfte setzt, um
die Lebensqualität für möglichst viele Menschen auf die-
ser Welt zu verbessern.

Wir haben uns in unserer Projektgruppe schon nach
relativ kurzer Zeit, nachdem klar war – Frau Kollegin
Kolbe war es, glaube ich, die von der eierlegenden Woll-
milchsau gesprochen hat –, dass es diese eine verständli-
che Zahl nicht gibt, mit der Frage auseinandergesetzt, in
welchen Dimensionen in den Bereichen des Materiellen,
des Sozialen und der Ökologie wir mit welchen Indika-
toren abbilden können, wie es um den Wohlstand und

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(C (D ie Lebensqualität der Menschen in Deutschland, aber uch der Menschen in Europa und in der Welt bestellt t. Wir wurden dafür kritisiert. Vonseiten der Grünen urde uns gesagt: Das ist viel zu kompliziert. Die Leute ind nicht interessiert daran. Sie verstehen zehn Zahlen icht. Zehn Werte können sie sich nicht merken und icht anschauen. (Dr. Thomas Gambke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 20!)


ndere wollten wirklich nur eine einzige Zahl nehmen
nd alles zusammenmauscheln. Dann sähe aber niemand
ehr, wenn es bei der Bildung aufwärts und bei der Qua-
tät der Arbeit abwärts ginge. Alles würde zugekleistert
nd zugedeckt. Deswegen können wir damit nichts an-
ngen.

Die große Mehrheit der Enquete-Kommission ist der
lsenfesten Überzeugung, dass die Menschen in
eutschland nicht dämlich, sondern interessiert sind, und
ass sie sich sehr wohl die Entwicklung von zehn unter-
chiedlichen Indikatoren anschauen können. Anhand der
arstellung der Entwicklung dieser Zahlen können sie

ehr wohl abmessen, wie es in unserer Gesellschaft zu-
eht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP – Zuruf der Abg. Dr. Valerie Wilms [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Einer unserer Sachverständigen – ich glaube, es war
er Professor Schmidt – hat immer gesagt: Jeder will Auto
hren können. Wir muten den Leuten zu, den Ölstands-,
eschwindigkeits-, Touren- und Benzinstandsmesser mit

inem Blick zu erfassen. Niemand spricht davon, dass
utofahren zu kompliziert ist. Um nichts komplizierter ist
nser Wohlstandsindikatorensatz, unser W3.

Wir als Koalitionsfraktion haben Ihnen einen Ent-
chließungsantrag vorgelegt, in dem wir die Bundesre-
ierung auffordern, unsere Arbeit in den nächsten Wahl-
erioden weiterzuführen. Wir möchten eben nicht, dass
nser dicker Bericht in den Aktenschränken verschwin-
et, sondern wir möchten, dass die Erkenntnisse, die wir
ewonnen haben, auch nach außen dokumentiert wer-
en. Wir möchten das in einem Gebäude, im Deutschen
undestag, präsent machen. Wir möchten, dass jeder
ürger, den es interessiert, die Entwicklungen und Ver-
nderungen sofort sehen kann. Wir möchten, dass das
tatistische Bundesamt diese Zahlen im Blick hat, die
eränderung dokumentiert und mitteilt.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724317900

Frau Kollegin, Sie müssen zum Schluss kommen.


Stefanie Vogelsang (CDU):
Rede ID: ID1724318000

Wenn wir Ihnen diese zehn Indikatoren mit den zehn

arn- bzw. Hinweislampen als Empfehlung unterbrei-
n, glauben wir sicherlich nicht, damit etwas ganz Per-
ktes geschafft zu haben.


(Dr. Valerie Wilms [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das glaube ich auch nicht!)






Stefanie Vogelsang


(A) )


)(B)

Wir sind felsenfest davon überzeugt, dass man in vier,
sechs oder acht Jahren vielleicht sagen wird: Da fehlt
noch etwas. Haben wir aber doch einfach den Mut, dies
anzunehmen und diese Arbeit nach außen zu dokumen-
tieren.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724318100

Das Wort hat nun Matthias Zimmer für die CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Matthias Zimmer (CDU):
Rede ID: ID1724318200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wenn man

nach 28 Monaten teilweise heftiger Debatte – ein wenig
davon haben wir ja auch heute gespürt – heute die Mög-
lichkeit hat, parlamentarisch das letzte Wort zu haben,
erfüllt einen das natürlich schon mit Freude,


(Daniela Kolbe [Leipzig] [SPD]: Das kann ich nachvollziehen!)


aber auch mit einer gewissen Demut. Lassen Sie mich
deswegen mit einer eher nachdenklichen Note schließen
und drei Fragen hervorheben, die für mich besondere
Bedeutung bekommen haben, auf die ich aber in der En-
quete-Kommission keine endgültige Antwort gefunden
habe.

Erstens. Die Rolle der Technik. Unsere Probleme sind
von Technik und einem technischen Denken hervorgeru-
fen worden. Fast alle in der Kommission, über alle Frak-
tionen hinweg, schienen der Auffassung zu sein, für
technische Probleme gebe es technische Lösungen: die
Techniken des Marktes, Umwelttechniken, Sozialtechni-
ken, Herrschaftstechniken. Die Grammatik des techni-
schen Denkens war auch in der Arbeit der Kommission
dominant. Wir mögen nicht mehr fortschrittsgläubig
sein, aber wir sind zutiefst technikgläubig, bis in die Tie-
fenstrukturen unseres Denkens hinein. Das ist das viel-
beschworene Gehäuse der Hörigkeit, das wir durch un-
seren Lebensstandard kommod ausgestattet haben.

Wir sind wohlgenährte Troglodyten unserer techni-
schen Möglichkeiten. Technikfolgen haben wir noch im-
mer mit irgendeiner Folgetechnik bewältigt. Ich frage
hier lediglich skeptisch: Können die Probleme auf Dauer
mit der Form des Denkens gelöst werden, die uns die
Probleme eingebracht hat?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Frank Heinrich [CDU/ CSU])


Zweitens. „Wo keine Götter sind, da walten Gespens-
ter“, so Novalis. Die technische Zivilisation hat ihre me-
taphysische Heimat längst verloren. Die permanente
existenzielle Absturzgefährdung wird durch die Ge-
spenster unserer Zeit abgesichert: Konsum, Bedürfnisbe-
friedigung, die Zufriedenheit im Materiellen, der Rausch
und der Reiz des Neuen. Unser Gespenst, unser Fetisch,

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(C (D t das Wachstum. Kommt es abhanden, stoppt der Mor, bricht Panik aus. Zu viel hängt davon ab. Wachstum ist nicht nur die irenische Formel der moernen Gesellschaft, sondern ihr existenzieller Urgrund. o Maß und Mitte sind, haben wir ebenso vergessen wie ne höheren Dinge, die dem Leben einstmals Sinn gaen. Dies zu ändern, liegt aber außerhalb der politischen öglichkeiten. Vielleicht kann ja der neue Indikator heln, die Bedingungen des gesellschaftlichen Diskurses u verändern. Damit wäre schon viel erreicht. (Beifall der Abg. Daniela Kolbe [Leipzig] [SPD])


Drittens. Wir haben häufig über die Ambivalenz des
ortschritts diskutiert. Der Begriff scheint eingedunkelt,
ber nach wie vor von faszinierender Strahlkraft. Immer
och verspricht er Befreiung von Mühsal und Plage, von
rbeit und Anstrengung. Immer noch steckt dahinter die
orstellung, der Mensch könne das verlorene Paradies
urch die Umgestaltung der Natur zurückgewinnen und
ich im Zuge dessen gewissermaßen selbst zivilisieren
nd veredeln.

Das ist eine zentrale Idee im Projekt der Moderne.
arin zeigt sich noch heute ihr überschießendes normati-
es Potenzial. Es muss aber eingebunden werden in ein
ild des Menschen, das ihn als Person ernst nimmt.
ierzu hat gerade die katholische Soziallehre in den letz-
n Jahrzehnten viel Nachdenkenswertes beigetragen.
h wünsche mir persönlich, dass vor allem die Union

iese Ideen aufgreift, kreativ umsetzt und politisch wirk-
am werden lässt. Wir wollen als Union nicht nur der
achwalter des Bestehenden sein, der alles, was wirklich
t, als vernünftig verklärt, und ebenso wenig sollten wir
den Paradigmen reiner Marktliberalität gefangen blei-

en. Dies sollten wir anderen überlassen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Frank Heinrich [CDU/ CSU])


Wir sind keine „gottlosen Selbstgötter“, um ein böses
ort von Heinrich Heine aufzugreifen, und ebenso we-

ig stimmen wir in das spöttische Lied ein, der ideale
ebenszweck sei Borstenvieh und Schweinespeck. Wir
üssen schon den Ehrgeiz haben, die Gesellschaft nach

inem im Transzendenten verhafteten Bild des Men-
chen zu gestalten.

Ich habe in den vergangenen 28 Monaten viel gelernt:
den Sitzungen wie in den Arbeitsgruppen, durch Wi-

erspruch ebenso wie durch Zuspruch. Das Lernen war
icht nur ein inhaltliches; es bestand auch in der Erfah-
ng der Kooperation über Fraktionsgrenzen hinweg. Im
chlichen Ringen hat sich manche persönliche Hochach-
ng entwickelt – auch Freundschaft. Am Ende bedrängte

ns aber der Eindruck, dass wir noch mehr hätten machen
önnen. Manche Fäden blieben unverbunden liegen. Ich
ünsche mir, dass der Deutsche Bundestag an den aufge-
orfenen Fragen weiter arbeitet.

Dazu habe ich einen Wunsch. In der Arbeit der Kom-
ission hat sich an vielen Stellen gezeigt, dass unser Er-





Dr. Matthias Zimmer


(A) )


)(B)

kenntnisinteresse die Mauern von Fraktions- und Koali-
tionsdisziplin überwindet. Ich würde solchen Prozessen
gerne mehr Raum geben, ohne die Fragestellungen und
Erkenntnisse gleich wieder zu kanalisieren. Deshalb lau-
tet mein Plädoyer: Wenn sich Enquete-Kommissionen
mit Zukunftsaufgaben beschäftigen, sollten wir ihnen
ein wenig mehr Beinfreiheit lassen.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Frank Heinrich [CDU/CSU])


Ich bin der Überzeugung: Wir können es dem Deut-
schen Bundestag zumuten, sich mit einem Bericht ausei-
nanderzusetzen, der nicht schon von vornherein die ein-
geübten Lagerzugehörigkeiten abbildet. Das erfordert
von allen Fraktionen ein wenig mehr Mut und ein wenig
mehr Vertrauen. Aber ich glaube, es lohnt sich.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Stefanie Vogelsang [CDU/CSU] und Frank Heinrich [CDU/CSU])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724318300

Ich schließe die Aussprache. Wir haben damit den

Schlussbericht der Enquete-Kommission zur Kenntnis
genommen.

Wir kommen zur Abstimmung über die Entschlie-
ßungsanträge, zunächst über den Entschließungsantrag
der Fraktionen der CDU/CSU und FDP auf Drucksache
17/13730. Wer stimmt für diesen Entschließungsan-
trag? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der
Entschließungsantrag ist mit den Stimmen der Koali-
tionsfraktionen gegen die Stimmen der Oppositionsfrak-
tionen angenommen.

Entschließungsantrag der Fraktionen der SPD und
Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/13731. Wer
stimmt für diesen Entschließungsantrag? – Wer stimmt
dagegen? – Enthaltungen? – Der Entschließungsantrag
ist mit den Stimmen der beiden Koalitionsfraktionen ge-
gen die Stimmen von SPD und Grünen bei Enthaltung
der Linken abgelehnt.

Ich rufe den Zusatzpunkt 8 auf:

Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/
CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Ge-
setzes zur Bekämpfung des Menschenhandels
und Überwachung von Prostitutionsstätten
– Drucksache 17/13706 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile Kollegen
Hartfrid Wolff für die FDP-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Hartfrid Wolff Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Mit dem on der Koalition vorgelegten Gesetzentwurf wird die U-Richtlinie zur Bekämpfung des Menschenhandels nd zum Schutz seiner Opfer umgesetzt. (Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lächerlich!)


urch die Erweiterung der Strafvorschrift des § 233 des
trafgesetzbuches auf die Fälle des Menschenhandels
um Zwecke der Ausnutzung strafbarer Handlungen und
er Bettelei sowie zum Zwecke der Organentnahme wer-
en diese Fälle ausdrücklich unter Strafe gestellt. Dies
chafft Klarheit und trägt auch der Bedeutung dieser Kri-
inalitätsphänomene Rechnung.


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ungeheuerlich!)


Viele zur besseren Bekämpfung des Menschenhan-
els gemachten Vorschläge hätten eine intensivere Prü-
ng und Erörterung erfordert,


(Dr. Eva Högl [SPD]: Das ist eine Frechheit!)


ie jedoch wegen der Fristgebundenheit der Umsetzung
ieser Richtlinie in dieser Wahlperiode kaum realisierbar
rschienen.


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben vier Jahre Zeit gehabt!)


o halte ich es im Einvernehmen mit Bundesjustizminis-
rin Leutheusser-Schnarrenberger für sinnvoll, sich in
er nächsten Legislaturperiode nochmals an die Syste-
atisierung und die Überprüfung der Straftatbestände

ur Bekämpfung des Menschenhandels zu machen.

Die von polizeilicher und staatsanwaltlicher Seite ge-
rderte grundlegende Überarbeitung der Straftatbe-

tände der §§ 232, 233 und 233 a StGB erscheint durch
ie relativ geringe Anzahl von Verurteilungen wegen
ieser Vorschriften, die nicht dem tatsächlichen Ausmaß
ieser Kriminalitätsform entspricht, als durchaus diskus-
ionswürdig.


(Beifall des Abg. Dr. Franz Josef Jung [CDU/ CSU])


as wird in der nächsten Wahlperiode eingehend zu prü-
n sein, und es werden gegebenenfalls gesetzgeberische
orschläge zu machen sein.

Jedenfalls bleibt es ein schwerwiegendes Problem,
ass oft Täter ihre Opfer unter Ausnutzung von Zwangs-
gen, Hilflosigkeit, Gewalt oder Drohungen zur Aus-
eutung und zur Prostitution bringen. Die kausale Ver-
indung zwischen Zwangslage und Ausbeutung durch
ie Handlungen des Täters muss vorliegen und nachge-
iesen werden, um nach derzeitiger Rechtslage verfolgt
erden zu können. Polizeien und Staatsanwaltschaften
eisen darauf hin, dass der Nachweis dieser Umstände
ft schwierig ist.

Immerhin ist es uns jetzt gelungen, einen wichtigen
unkt außerhalb des Strafrechts anzugehen; das ist
urchaus beachtlich. Wir werden den Betrieb von Prosti-
tionsstätten zukünftig entsprechend den Regelungen





Hartfrid Wolff (Rems-Murr)



(A) )


)(B)

für andere überwachungsbedürftige Gewerbe in die Ge-
werbeordnung aufnehmen.

Kaum jemandem im Lande ist verständlich zu machen,
dass sich Betreiber von Spielhallen, Schankwirtschaften
oder Amüsierlokalen einer Betriebsüberwachung oder
gar einer Zuverlässigkeitsüberprüfung unterziehen müs-
sen, aber ausgerechnet Betreiber von Bordellen nicht.
Seit die Sittenwidrigkeit der Prostitution aufgehoben
wurde, war es möglich, Prostitutionsstätten bis hin zum
Flatrate-Großbordell ohne gewerberechtliche Überprü-
fungsmöglichkeiten einzurichten.


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann hätten Sie es richtig machen müssen!)


Bei aller Freude über die Abschaffung von damals fal-
schen Tabus: Eine solche Privilegierung eines bestimm-
ten Gewerbes gegenüber anderen ist kaum nachvollzieh-
bar.

Eine gewisse Betriebsblindheit muss man der damali-
gen rot-grünen Koalition schon attestieren.


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, Sie sind blind!)


Das grundsätzlich richtige Ziel, nämlich die Stärkung
der Rechte von Frauen und die Herausnahme dieses Ge-
werbebereichs aus der Illegalität, wurde zwar erreicht,
die dazugehörigen gewerberechtlichen Rahmenregelun-
gen unterblieben jedoch leider.


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das machen Sie jetzt aber auch nicht richtig!)


Dies hat zur Folge, dass wir in Deutschland der Ausbeu-
tung von Frauen nicht wirkungsvoll genug entgegen-
treten können. Bislang gab es kein gewerberechtliches
Instrument, beispielsweise einem verurteilten Men-
schenhändler die erneute Eröffnung eines Bordells zu
untersagen.

Mit unserem Gesetzentwurf wird eine automatische
Überprüfung der Zuverlässigkeit des Gewerbetreibenden
unverzüglich nach Gewerbeanmeldung oder Gewer-
beummeldung eingerichtet. Den zuständigen Behörden
stehen nunmehr zur Überwachung des Betriebs zudem
die Auskunfts-, Kontroll- und Nachschaurechte des § 29
der Gewerbeordnung zur Verfügung.

Darüber hinaus kann der Gewerbebetrieb von Aufla-
gen zum Schutz der Allgemeinheit, der Kunden, der
Prostituierten oder auch der Bewohner des Betriebs-
grundstücks oder der Nachbargrundstücke vor Gefahren,
erheblichen Nachteilen oder erheblichen Belästigungen
abhängig gemacht werden. Dies ist ein deutlicher Fort-
schritt und eine notwendige Ergänzung zum Schutz der
in diesen Betrieben tätigen Frauen.

Aber zu den weiteren Maßnahmen, die den Opfer-
schutz beim Menschenhandel betreffen, gehört auch die
dringend nötige Überprüfung ausländerrechtlicher Rege-
lungen.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht die Überprüfung, sondern die Schaffung dieser Regelungen!)


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(C (D ies ist und bleibt ein Anliegen der FDP. Zum Schutz erschleppter Frauen haben wir in dieser Wahlperiode iniges geleistet, Herr Kollege Beck. (Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unzureichend!)


wangsheirat wird jetzt explizit als Straftat benannt, und
ir haben den ausländischen Opfern von Zwangsverhei-
tungen zudem ein eigenständiges Wiederkehr- bzw.
ückkehrrecht eingeräumt.

Die frühere Regelung, wonach der Aufenthaltstitel für
erschleppte junge Frauen nach sechs Monaten automa-
sch erlosch, wurde für Opfer von Zwangsverheiratun-
en nunmehr beseitigt. Etwas Vergleichbares strebt die
DP auch für die Opfer von Zwangsprostitution an. Die
pfer müssen eine Chance erhalten, sich aus der
wangslage befreien zu können, zu der leider oft auch
Herkunftsland lebende Familien beigetragen haben.

Des Weiteren gilt auch: Gerade zur Bekämpfung der
rganisierten Kriminalität ist häufig die Aussage eines
pfers vor der Polizei oder im Gerichtsverfahren be-
eutsam. Diese Aussage erhalten wir aber nur, wenn sich
ie Opfer vor Verfolgung hier oder im Heimatland sicher
hlen können. Ein entsprechender Aufenthaltstitel wäre

eshalb aus unserer Sicht wichtig.

Da aber ausländerrechtliche Regelungen ebenso wie
ie eingangs genannten strafrechtlichen Lösungen er-
ebliche Folgeprobleme aufwerfen können, müssen sie
orgfältig erwogen und geprüft werden.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724318400

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Beck?

Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP):
Ich bin gleich am Ende meiner Rede, dann können Sie

ine Kurzintervention machen.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Feigling!)


Das werden wir in der nächsten Wahlperiode leisten.
ür die FDP steht der effektive Schutz von Opfern an
berster Stelle.


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Für die CDU wahrscheinlich nicht!)


ie vergangenen vier Jahre mit einer Regierungsbeteili-
ung der FDP waren vier gute Jahre für Deutschland.


(Dr. Eva Högl [SPD]: Haha!)


erade im Bereich der Innen- und Rechtspolitik haben
ir einige Erfolge erzielt, die dieser Koalition anfangs
aum einer zugetraut hätte.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht jeden Tag die gleiche Platte! – Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und das bei dem Thema! Traurig!)






Hartfrid Wolff (Rems-Murr)



(A) )


)(B)

Das werden wir auch fortsetzen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Eva Högl [SPD]: Plötzlich verstehen wir den Koalitionspartner!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724318500

Das Wort hat nun Eva Högl für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Eva Högl (SPD):
Rede ID: ID1724318600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Wolff, das, was Sie hier vorlegen, ist eine Frech-
heit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das wird dem Thema Bekämpfung des Menschenhan-
dels in keinem Punkt gerecht. Menschenhandel ist eines
der schlimmsten Verbrechen in der heutigen Zeit. Es ist
die moderne Form der Sklaverei. Frauen werden zur
Prostitution gezwungen, Männer und Frauen unter
schlimmsten Bedingungen ausgebeutet und Kinder zum
Betteln genötigt. Zwangsprostitution, illegaler Organ-
handel und Zwangsarbeit: Menschenhandel zielt immer
auf die systematische Ausbeutung von Menschen. Es ist
leider ein äußerst gewinnbringendes Geschäftsfeld für
die Täterinnen und Täter.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: So ist es!)


Durch die globale Vernetzung hat der Menschenhandel
zusätzlich noch eine internationale Dimension bekom-
men und entsprechend zugenommen.

Der erste Bericht der Europäischen Kommission über
Menschenhandel in Europa wurde gerade im April 2013
vorgestellt, und er liefert erschreckende Zahlen. Die
Zahl der Opfer in der Europäischen Union ist zwischen
den Jahren 2008 und 2010 um 18 Prozent auf über
20 000 gestiegen. Wir wissen, dass die Dunkelziffer
noch viel höher liegt. Die andere Zahl ist genauso er-
schreckend: Die Zahl der Verurteilungen sank im glei-
chen Zeitraum um 13 Prozent. Deswegen bin ich sehr
froh, dass wir in Europa Gesetze gegen Menschenhandel
haben. Es ist richtig und wichtig, dass sich Europa dieses
Themas angenommen hat. Es gibt ein Übereinkommen
des Europarats zur Bekämpfung des Menschenhandels
aus dem Jahr 2005 und die Richtlinie zur Verhütung und
Bekämpfung des Menschenhandels vom 5. April 2011,
die wir umsetzen müssen. Aber die Koalition versagt
komplett bei der wichtigen Aufgabe, diese gute Richtli-
nie der Europäischen Union in deutsches Recht umzuset-
zen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Herr Wolff, die Koalitionsfraktionen hatten zwei
Jahre lang Zeit, dieses wichtige Thema engagiert anzu-
gehen und sinnvolle gesetzliche Regelungen vorzulegen.
Ich mache das nicht oft – Herr Kollege Uhl, Sie wissen

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(C (D as wahrscheinlich –, aber ich zitiere Sie jetzt. Sie haben esagt: Die Union wollte mehr, als uns die FDP zugetanden hat. – Das ist ein Armutszeugnis für die Koalion; denn wir haben auch aus den unionsregierten Länern Bayern und Hessen deutliche Kritik vernommen. as ist ein Zeichen, dass diese Koalition – anders als Sie as gesagt haben, Herr Wolff – bei der wichtigen Aufabe der Bekämpfung des Menschenhandels völlig andlungsunfähig ist. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Haben Sie Vorschläge gemacht? Wo sind die Vorschläge Ihrerseits? Haben Sie etwas gemacht? Das ist völliger Quatsch!)


Was brauchen wir? Wir brauchen einen wirksamen
chutz der Opfer von Menschenhandel. Die Opfer von
enschenhandel sind schutzbedürftig. Wir brauchen vor

llem eine Neuregelung im Aufenthaltsrecht. Wir wissen
anz genau, dass die Personen, die Opfer von Menschen-
andel werden, unter einem enormen Druck stehen, so-
ass wir ihr Aufenthaltsrecht nicht davon abhängig ma-
hen dürfen, ob es ein Strafverfahren gibt und ob sie in
inem Strafverfahren aussagen. Wir müssen das Aufent-
altsrecht so ausgestalten, dass sie unabhängig von ei-
em Strafverfahren Bleibemöglichkeiten in unserem
and bekommen. Das sagt auch die Richtlinie. Aber
azu sagt Ihr Gesetzentwurf kein Wort.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Skandalös!)


Wir waren mit dem Rechtsausschuss in den USA und
aben zusammen mit Herrn Kauder intensive Gespräche
ber die dortigen Regelungen geführt. Wir haben uns an-
eschaut, wie das T-Visum funktioniert. Wir waren uns
inig, das ähnlich zu regeln. Die Opfer und ihre Angehö-
gen sollten einen Aufenthaltstitel bekommen. Auch
azu sagt Ihr Gesetzentwurf nichts.


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schade eigentlich!)


Wir müssen die Opfer von strafrechtlicher Verfolgung
eistellen. Wir wissen, dass es Begleitstraftaten der
pfer gibt. Zum Beispiel verstoßen sie gegen die Straf-
orschrift über die Verwendung falscher Ausweispa-
iere, oder sie begehen Verstöße gegen das Aufenthalts-
cht. Die Richtlinie verlangt, die Opfer von solcher

trafrechtlichen Verfolgung freizustellen. Auch dazu
agt Ihr Gesetzentwurf kein Wort.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich komme zu einem weiteren wichtigen Punkt. Er
etrifft die Änderung des Strafrechts. Wir müssen nicht
ur die Opfer schützen, sondern auch gewährleisten,
ass die Täter und Täterinnen effektiv bestraft werden.
lle Experten, ob Polizei, Landeskriminalämter, Bun-
eskriminalamt, Staatsanwaltschaften, Gerichte oder
pferberatungsstellen, sind sich einig, dass unsere gel-
nden Strafvorschriften ungenügend sind, wenn es um

ine wirksame Bestrafung der Täter und Täterinnen





Dr. Eva Högl


(A) )


)(B)

geht. Darüber haben wir intensiv diskutiert, sowohl im
Rechtsausschuss als auch in einer Anhörung. Bislang ist
in § 233 StGB davon die Rede, dass der Täter das Opfer
unter Ausnutzung bestimmter Umstände zur Ausbeutung
bringt. Es ist also ein Dazu-Bringen notwendig. Wir
müssen diesen Paragrafen so ändern, dass der Nachweis,
dass das Opfer in die Ausbeutung gedrängt wurde, er-
leichtert wird. Es muss künftig möglich sein, dass die
Täter schon dann bestraft werden, wenn sie die Voraus-
setzungen für die Ausbeutung schaffen. Wir brauchen
eine andere Formulierung. Herr Wolff, Sie wissen ganz
genau, wovon ich spreche. Darin sind alle, die sich mit
dieser Strafvorschrift befasst haben, einer Meinung.
Aber was lese ich in Ihrem Gesetzentwurf? Ich zitiere:

Die zur Verbesserung der Bekämpfung des Men-
schenhandels in Fachkreisen, insbesondere seitens
Vertreterinnen und Vertretern von Opferinteressen
sowie von Seiten der Strafverfolgungsorgane disku-
tierten weiteren Vorschläge hätten eine intensive
Prüfung und Erörterung erfordert, die das wegen
der Fristgebundenheit der Umsetzung der Richtlinie
angestrebte Inkrafttreten des Gesetzes in dieser
Wahlperiode kaum realisierbar erscheinen lassen.

Herr Wolff, das ist eine Unverschämtheit; das ist eine
Frechheit.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie hatten vier Jahre lang Zeit, sich intensiv Gedan-
ken über gute Vorschläge zu machen. Stattdessen fügen
Sie in Ihrem Gesetzentwurf Folgendes an – weil es so
scheußlich ist, muss ich auch das zitieren –:

Diese und mögliche weitere Vorschläge auch außer-
halb des Strafrechts zur Verbesserung der Bekämp-
fung des Menschenhandels und zur Besserstellung
seiner Opfer werden in der nächsten Wahlperiode
eingehend zu prüfen und gesetzgeberische Vor-
schläge entsprechend dieser Prüfung zu erarbeiten
sein.

Das ist unfassbar, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die niedersächsische Justizministerin, Frau Niewisch-
Lennartz, hat nicht einmal 100 Tage dazu gebraucht, um
einen exzellenten Gesetzentwurf zur Bekämpfung von
Menschenhandel vorzulegen. Ich erwähne das nur, um zu
zeigen, dass man weniger als vier Jahre braucht, um zu
einer guten Regelung zu kommen.

Ich möchte noch eine Bemerkung zum Gewerberecht
machen. Wir haben eine Diskussion über unser Prostitu-
tionsgesetz von 2001, das wir in rot-grüner Regierungs-
zeit auf den Weg gebracht haben. Unser Ziel war es da-
mals – das ist der Leitgedanke dieses Gesetzes gewesen;
der gilt auch noch heute –, die Arbeitsbedingungen von
Prostituierten zu verbessern. Das ist unsere Motivation.
Prostituierte können jetzt ihren Lohn einklagen, sich
krankenversichern, sich arbeitslosenversichern und ren-
tenversichern. Dieses Gesetz ist umfassend evaluiert
worden. Wir haben auch eine lebendige Diskussion

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(C (D arüber – die ist richtig und gut –, was wir verbessern üssen. Wenn man im Gewerberecht etwas ändern und Prostitionsstätten gewerberechtlich regeln will, dann bin ich ie Letzte, die etwas dagegen hat. (Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Dann stimmen Sie zu!)


h bin völlig offen für diese Diskussion, weil ich er-
enne, dass wir einen Handlungsbedarf haben. Aber wie
ie, lieber Herr Wolff, das jetzt machen, kann man es
icht machen.


(Beifall der Abg. Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ie fügen eine Nr. 7 im § 38 der Gewerbeordnung ein,
efinieren aber nicht, was Prostitutionsstätten sind. Sie
agen in der Gewerbeordnung mit keinem Wort, was da-
nter zu verstehen ist.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Schauen Sie mal in den Gesetzentwurf! Es macht Sinn, auch andere Regelungen anzuschauen!)


Ich habe den Gesetzentwurf vorliegen. Ich habe ihn
elesen und kann wohl lesen, Herr Wolff. – Wenn Sie es
rnst damit meinen, Prostitutionsstätten dem Gewerbe-
cht zu unterwerfen, dann müssen Sie eine Erlaubnis-

flicht für Prostitutionsstätten einführen,


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ann müssen Sie Kriterien festlegen, dann müssen Sie
agen, was eine Prostitutionsstätte ist, wo sie in unseren
tädten und Gemeinden sein soll, wie groß sie sein soll,
elche Betreiber sie haben soll und welche hygienischen
nd sonstigen Bedingungen zur Ausübung der Prostitu-
on zu erfüllen sind.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Eine Überwachung wollen Sie also nicht?)


as wäre richtig. Wir von der SPD sind die Allerletzten
ich denke, das gilt auch für die Kolleginnen und Kolle-
en vom Bündnis 90/Die Grünen –, die sich einer Dis-
ussion darüber verschließen. Aber so, wie Sie es ma-
hen, wird es den Bedürfnissen überhaupt nicht gerecht.
h kann in diesem Zusammenhang nur auf den Bundes-
t verweisen. Der Bundesrat hat sich am 11. Februar

011 deutlich positioniert und genau in diese Richtung
rgumentiert. Er hat gesagt: Wenn wir etwas am Gewer-
erecht ändern, dann müssen wir eine Erlaubnispflicht
orsehen.

Meine Damen und Herren, ich wiederhole das, was
h ganz am Anfang gesagt habe: Dieser Gesetzentwurf
ird dem gravierenden Problem des Menschenhandels,
it dem wir uns auseinandersetzen müssen, in keiner
eise gerecht. Er sieht keinen umfassenden Opferschutz

or, was die Richtlinie aber vorschreibt; Sie verlieren
ein Wort über Beratung, Sensibilisierung oder Begleit-
aßnahmen, die für Opfer wichtig sind. Es findet sich

ein Wort zum Aufenthaltsrecht, und Sie scheitern auch
ei der wichtigen Frage der effektiven Bestrafung der





Dr. Eva Högl


(A) )


)(B)

Täter und der Täterinnen. Auch das wäre wichtig gewe-
sen. Auch das schreibt die Richtlinie vor.

Sie nehmen in Kauf, dass wir das Problem des Men-
schenhandels nicht gut regeln, sondern dass es immer
mehr Opfer von Menschenhandel gibt. Ich sage es Ihnen
ganz offen, Herr Wolff: Dieser Gesetzentwurf ist Murks.
Ich fordere Sie auf: Ziehen Sie ihn zurück! Lassen Sie
uns nach dem 22. September neu starten.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Sie wollen der Überwachung nicht zustimmen?)


Wir haben gute Ideen, wir haben Vorschläge vorge-
legt. Wir sind dazu bereit – auch das wissen Sie –,
gemeinsam mit allen Fraktionen zu einer guten Rege-
lung zu kommen. Wir haben zu Anfang dieser Legis-
laturperiode Ansätze gemacht.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Sie haben gar keine Vorschläge gemacht! Keine Vorschläge von der Opposition! – Gegenruf der Abg. Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stimmt nicht!)


Sie waren zu keinem Gespräch bereit. Das, was Sie
heute vorlegen, ist alles andere als ein guter Gesetzent-
wurf. Nutzen Sie die Chance, ziehen Sie den Gesetzent-
wurf zurück! Setzen wir uns zusammen, und lassen Sie
uns gemeinsam etwas machen, was den Opfern hilft und
was eine Bestrafung der Täter ermöglicht.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Machen Sie doch mal richtige Vorschläge!)


Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724318700

Das Wort hat nun Ute Granold für die CDU/CSU-

Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Ute Granold (CDU):
Rede ID: ID1724318800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!

Das Thema Menschenhandel begleitet mich, seitdem ich
in diesem Parlament bin, seit genau elf Jahren. Seit ge-
nau elf Jahren gibt es auch das Prostitutionsgesetz. Las-
sen Sie mich von dem berichten, was ich aus meiner Er-
fahrung zu dem Thema weiß.

Ich bin im Stiftungsbeirat von Solwodi. Solwodi
kennt jeder, es ist eine Opferschutzorganisation. Ich
weiß also, wovon ich spreche. Ich bin erschüttert über
die Situation der Menschenhandelsopfer, insbesondere
der Zwangsprostituierten, nicht nur in Deutschland, son-
dern auch derjenigen in Europa und weltweit. Der Men-
schenhandel ist ein sehr lukratives Geschäft. 31 Milliar-
den Euro werden umgesetzt; mit steigender Tendenz.
Illegaler Waffenhandel und Drogenhandel sind nicht so
interessant und lukrativ wie Menschenhandel; denn
Menschenhandel ist ein Kontrolldelikt. Es werden Prio-
ritäten gesetzt, in welchen Bereichen die Polizei tätig ist.
Ich brauche die Zahl der verurteilten Zuhälter, der Men-

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(C (D chenhändler nicht zu wiederholen. Sie wurde bereits enannt. Die niedrige Zahl liegt in der Natur der Sache, eil eben Menschenhandel ein Kontrolldelikt ist. Mit dem Kollegen Siegfried Kauder, unserem jetzien Vorsitzenden des Rechtsausschusses – ich habe mir eine Rede von damals durchgelesen –, bin ich im Jahr 004 zum größten Bordell Europas gereist. Dieses Borell ist in einem kleinen Landkreis in Tschechien in der ähe der bayerischen Grenze. In diesem gibt es 40 Borelle mit 800 Prostituierten. Die Prostituierten werden rößtenteils aus Südosteuropa rekrutiert. Sie glauben, sie ommen als Au-pair, als Haushaltshilfe oder als Helfer der Gastronomie nach Deutschland. Sie werden dort ingearbeitet in ein Metier, das sie nicht kennen. Die urchschnittliche Einarbeitungszeit beträgt sechs bis cht Wochen. Dann werden die Frauen taxiert – groß, lein, dick, dünn, mit Narben, ohne Narben, Alter, Gerechen – und bewertet. Im Jahr 2005 kostete eine Frau Durchschnitt 550 Euro, die quer durch Europa verauft wird. Deutschland ist Zielund Transitland für enschenhandel. Aufgrund der Globalisierung gibt es as Phänomen, dass die Frau mal in Spanien oder in eutschland ist und weiterverkauft wird. Die Zuhälter nd die Schlepper verdienen daran. Es kommt auch vor, ass die Schlepper und Zuhälter Frauen sind. Während nseres Besuches damals wurde eine Rumänin zu 8 Jahren Gefängnis verurteilt, deren Schlepperring aufeflogen war. Ich bin seit Jahren mit Leidenschaft bei diesem hema engagiert, weil ich selbst erlebt habe, welches eid die Frauen erfahren. Ich meine, mich deshalb zu iesem Thema äußern zu können. Wir sollten alles dazu eitragen, diesen Frauen und jungen Mädchen zu helfen zu 85 Prozent geht es um Zwangsprostitution –, egal b es auf nationaler, europäischer oder internationaler bene ist. Demzufolge ist es auch kein Thema für irendeine parteipolitische Streiterei. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Unser Gesetzentwurf ist keine „Frechheit oder Unver-
chämtheit“, sondern ein erster Schritt in die richtige
ichtung. Ich weiß wohl, dass es nur ein erster Schritt
t. Wenn ich sehe, worüber in den Jahren 2001, 2002
nd 2003 in diesem Hause diskutiert wurde und worüber
ir heute reden, dann stelle ich fest, dass wir nicht viel
eiter sind. Damals hatten wir andere Koalitionen. Inso-
rn müssen wir uns alle an die eigene Nase fassen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir waren gerade mit dem Menschenrechtsausschuss
Genf. Dort haben wir mit der für die Bekämpfung von
enschenhandel zuständigen Kommissarin gesprochen.
h war bei vielen Veranstaltungen, auch mit Frau
r. Konrad, der ehemaligen Sonderbeauftragten der
SZE. Über Parteigrenzen hinweg versuche ich, Öffent-
chkeit für dieses Thema zu schaffen, weil es noch nicht
ffentlich genug ist. Wir müssen sensibilisieren.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724318900

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Beck?






(A) )


)(B)


Ute Granold (CDU):
Rede ID: ID1724319000

Nein. Das machen wir später, Herr Beck.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Heute ist die Koalition erstaunlich unkooperativ!)


Wir versuchen, auf allen Ebenen eine Regelung zu
finden. Es wurde der Bericht über die Situation in Eu-
ropa angesprochen, der auf EU-Ebene erstellt und im
April veröffentlicht wurde. Wir kennen auch die Zahlen
für Deutschland. Wir haben eine hohe Dunkelziffer. Man
schätzt, dass es ungefähr 880 000 bis 900 000 Men-
schenhandelsopfer in Europa gibt. Jedes Opfer ist ein
Opfer zu viel. Wir sind bemüht, im Strafgesetzbuch – ich
brauche es nicht zu wiederholen – Regelungen zu tref-
fen. Wir müssen aber noch mehr tun. Wir müssen an die
Opfer denken, und wir müssen insbesondere Präven-
tionsarbeit leisten. 80 Prozent der Prostituierten, die hier
tätig sind, kommen aus dem Ausland. In der Regel kom-
men arme Menschen hierher. Wir müssen sie sensibili-
sieren, was es bedeutet, weiter in der Heimat zu leben
oder nach Deutschland zu kommen.

Das müssen wir auch wissen, wenn wir über das Blei-
berecht diskutieren. Für die Opfer aus Drittstaaten muss
es ein Bleiberecht geben – unbestritten. Die meisten Op-
fer, die wir in Deutschland zu beklagen haben – etwa
70 Prozent –, kommen aus Südosteuropa. Für sie braucht
es kein Bleiberecht, weil sie sich aufgrund der EU-Mit-
gliedschaft überall in Europa aufhalten können. Das
muss man bedenken, und man muss ehrlich sein. Wir
müssen auch darüber nachdenken, ob wir im Rahmen ei-
nes Strafprozesses – es geht hier nicht nur um das mate-
rielle Strafrecht – auch den Sachbeweis zulassen und
dort neue Wege gehen.

Wir sollten auch darüber nachdenken – dafür kämpfe
ich seit vielen Jahren –, ob wir unser Augenmerk nicht
auch auf die Freier richten. Wenn ein Freier weiß, dass er
zu einer Zwangsprostituierten geht, und das immer wie-
der tut, dann bin ich der Auffassung, dass dieser Freier
bestraft werden muss. Ein fertiger Gesetzentwurf liegt in
der Schublade.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum haben Sie das nicht längst gemacht?)


Seit 2004 ist leider keine Umsetzung möglich.

Meine Redezeit ist leider vorbei.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich hätte Ihre Redezeit verlängert!)


Der Kollege Uhl wird sich noch einmal mit der Gewer-
beordnung befassen. Am Ende muss ich sagen: Wir soll-
ten nach diesem ersten Schritt gemeinsam sehr schnell
weitere Schritte in Richtung Opferschutz und Prävention
gehen. Die EU-Richtlinie, über die wir heute reden,
wurde mittlerweile von 13 der 27 Staaten umgesetzt. Es
gibt noch einiges, was wir tun können. Wir sollten Vor-
bild sein und sie umsetzen, aber auch die nächsten
Schritte, die dringend erforderlich sind, gehen.

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(C (D Es tut mir leid, dass meine Redezeit zu Ende ist. Vielen Dank. Das Wort hat nun Katrin Werner für die Fraktion Die inke. Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen nd Herren! Der Menschenhandel in Europa nimmt zu, nd Deutschland ist eine Drehscheibe dieser modernen klaverei. Dies ist das Ergebnis einer von der Europäichen Kommission in Auftrag gegebenen Studie. Das onnten wir vor drei Tagen auch in den Katholischen achrichten im Netz, dem kath.net, lesen. Jetzt könnte man meinen: Schnell gehandelt. Vor zwei agen gab es noch nicht einmal die offizielle Vorlage Ihs Gesetzentwurfs. Aber wenn man genauer hinschaut, ann man nur noch kopfschüttelnd feststellen: Wir bessen uns zwar endlich mit dem Thema „Bekämpfung es Menschenhandels“, aber das, was die Koalition hier orlegt, ist ein echtes Armutszeugnis. (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724319100

(Beifall bei der LINKEN)

Katrin Werner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724319200

lf Jahre nach Einführung des Prostitutionsgesetzes, elf
ahre Kritik und Verbesserungsvorschläge – und jetzt ha-
en wir dieses miserable Ergebnis?

Das 2002 verabschiedete Gesetz hat zu einer Zu-
ahme des Menschenhandels in Deutschland geführt.


(Rita Pawelski [CDU/CSU]: Hatten Sie mal einen Antrag gestellt?)


u diesem Ergebnis kommt die von der Europäischen
ommission finanzierte Studie. Damit ist offenkundig

uch das rot-grüne Prostitutionsgesetz gescheitert.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Wie viele Vorschläge stammen denn von Ihnen? Vorschläge der Opposition: Fehlanzeige!)


Eine EU-Studie aus dem Jahr 2005 hatte bereits auf
er Basis verschiedener Daten errechnet, dass es im Jahr
003 in Deutschland bis zu 24 700 Opfer von Men-
chenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung gab.
der neuen EU-Studie heißt es, dass es europaweit in

en Jahren von 2008 bis 2010 eine Zunahme von Men-
chenhandel um 18 Prozent gab. Man spricht allerdings
uch von einer viel höheren Dunkelziffer. Bei einer Un-
rsuchung im Jahr 2007 hat die Bundesregierung festge-

tellt, dass das Gesetz seine Ziele nicht erreicht hat. Den-
och wurde bis heute nichts unternommen. Ihre aktuelle
orlage ist nichts anderes als Flickschusterei.


(Beifall bei der LINKEN – Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Was schlagen Sie denn vor?)






Katrin Werner


(A) )


)(B)

Sie müssten sich erst einmal einen Überblick über die
reale Lage verschaffen. Ist Ihnen überhaupt bekannt, wie
viele Frauen in Deutschland zur Prostitution gezwungen
werden?

Der Chef der Augsburger Kriminalpolizei hält eine
Gesetzesänderung für dringend erforderlich. Zitat:

Deutschland ist zum Eldorado für Zuhälter und
Bordellbetreiber geworden. Laut Gesetz dürfen sie
den Prostituierten sogar Anweisungen erteilen und
wir als Polizei können nur zuschauen. Die Ausbeu-
tung der Frauen geht also immer weiter.

Liebe Kolleginnen und Kollegen der CDU/CSU und
FDP, glauben Sie wirklich, dass Sie mit Ihrer Vorlage da-
ran etwas ändern?


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Ja!)


Vielleicht gehen Sie noch einmal Ihre eigene Begrün-
dung durch. Sie schreiben selbst, die Vorschläge von
Vertreterinnen und Vertretern von Opferinteressen zur
Verbesserung der Bekämpfung von Menschenhandel
hätten eine intensive Prüfung und Erörterung erfordert.

Ich bitte Sie! Die Richtlinie ist vom 5. April 2011.
Der Stichtag war der 6. April 2013.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Die Richtlinie wird doch jetzt umgesetzt!)


Wie viel Zeit brauchen Sie eigentlich noch?


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Die Richtlinie wird umgesetzt!)


Zwei Jahre lang lief die Frist zur Umsetzung, und erst
die Rüge der EU-Kommissarin Malmström im April
2013 hat Sie zu diesem Schnellschuss veranlasst.


(Hans-Joachim Otto, Parl. Staatssekretär: Schnellschuss?)


Sie selbst verweisen in Ihrer Begründung zudem auf die
Kritik von Vertreterinnen und Vertretern der Rechtswis-
senschaft, der Polizei und der Staatsanwaltschaft.

So schreiben Sie:

Die polizeiliche und staatsanwaltliche Praxis kriti-
siert, dass der Nachweis dieser Umstände

– hier geht es um die Ausnutzung der Zwangslage der
Opfer durch die Täter –

sich als schwierig erweise. Unabdingbar sei die
Aussage der Opferzeugen und -zeuginnen, die aber
oft nicht oder nur schwer zu erlangen sei.

Das lässt doch nur einen Schluss zu: Wir brauchen
endlich einen effektiven Opferschutz. Geben Sie den
Opfern die Gelegenheit, sich zu wehren, und schaffen
Sie endlich die gesetzlichen Grundlagen und erforderli-
chen Bedingungen, um die Opfer zu schützen. Lassen
Sie die Opfer nicht später zu Angeklagten werden und
sie um Almosen betteln. Helfen Sie den Opfern aus der
Zwangslage. Wir brauchen ein Bleiberecht für alle Op-
fer.


(Beifall bei der LINKEN und der SPD)


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(C (D Die Linke steht an der Seite der Opfer von Menschenandel. Ihr Gesetzentwurf dagegen wird keinen einzigen all von Menschenhandel verhindern. Er ist das Papier icht wert, auf dem er geschrieben steht. (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ndernfalls müssten Sie nämlich die Machbarkeit und
ie finanzielle Unterstützung anders betrachten. Sie mei-
en, dass dies keine zusätzlichen Haushaltsausgaben er-
rdere. Glauben Sie allen Ernstes, den Menschenhandel

hne den zusätzlichen finanziellen Aufwand von Bund,
ändern oder Gemeinden eindämmen zu können und
pfern damit wirklich zu helfen? Ich kann nur sagen,
ie betreiben hier Augenwischerei.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724319300

Das Wort hat nun Monika Lazar für die Fraktion

ündnis 90/Die Grünen.


Monika Lazar (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724319400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vor

inigen Tagen war in der Presse zu lesen, dass die Koali-
on endlich das Thema „Kampf gegen Menschenhan-
el“ angehen will. Ich war positiv überrascht, weil auch
u lesen war, dass den Opfern von Menschenhandel end-
ch ein Bleiberecht zugesichert werden soll. Diese For-
erung teilen wir Grünen seit langem, sind aber bis jetzt
ei der Regierung auf taube Ohren gestoßen. Ich zitiere
us einem Interview mit Volker Kauder aus der Hanno-
erschen Allgemeinen Zeitung vom 1. Juni:

Wir können nicht länger hinnehmen, dass gerade in
Deutschland die Rechte von Frauen so missachtet
werden und dass unser Land zur Drehscheibe für
Menschen- und Frauenhandel in Europa geworden
ist. Das ist ein Skandal.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Klatschen Sie mal nicht zu früh; denn was haben Sie
araus gemacht? Die Europakonvention gegen Men-
chenhandel verpflichtet die Mitgliedstaaten zu umfas-
enden Maßnahmen zur Prävention von Menschenhan-
el, zur Strafverfolgung der Täterinnen und der Täter
nd zum Schutz der Opfer. Die Bundesregierung hat es
doch bei der Ratifizierung versäumt, diese notwendi-
en Gesetzesänderungen vorzunehmen. Der nun vorge-
gte Gesetzentwurf muss diese Richtlinie jetzt erfüllen;
enn – es wurde schon gesagt – die Frist ist schon längst
erstrichen.

Doch anstatt genau hinzusehen, was die Richtlinie er-
rdert, werden nur ein paar strafrechtliche Punkte auf-

egriffen, und dann ist es mit der Menschenliebe schon
ieder vorbei. Opferrechte und Opferschutz werden in
em Gesetzentwurf überhaupt nicht erwähnt. Das ist
irklich skandalös.





Monika Lazar


(A) )


)(B)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Der zentrale Punkt jeder strafrechtlichen Reform im
Bereich der Zwangsprostitution – die Strafbarkeit der
Freier, die vorsätzlich die Situation einer Zwangsprosti-
tuierten ausnutzen – fehlt gänzlich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Hartfrid Wolff [RemsMurr] [FDP]: Wo waren denn die Vorschläge der Grünen?)


Dann steht in dem Gesetzentwurf auch noch ganz
frech – das wurde vorhin schon gesagt –, dass aufgrund
von Zeitmangel die Vorschläge der Akteurinnen und Ak-
teure aus den Fachkreisen nicht hätten aufgenommen
werden können. Liebe Kolleginnen und Kollegen von
der Koalition, das heißt doch nur, Sie konnten sich nicht
einigen. Denn Zeit genug hatten Sie ja: vier Jahre.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Der Schutz und das Interesse der Opfer wurden dem
Streit in der Koalition und den Ministerien einfach geop-
fert. Es ist schlicht beschämend, dass Volker Kauder, wie
in dem Interview, die Situation von Menschenhandels-
opfern in Deutschland als einen Skandal beschreibt und
dann mit einem so dünnen Papier um die Ecke kommt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Er tönt außerdem, dass das rot-grüne Prostitutionsge-
setz für alle Missstände verantwortlich sei.

Elf Jahre nach Einführung des Gesetzes müssen wei-
tere Schritte folgen. Da sind auch wir Grünen mit dabei.
Wir fordern zum Beispiel auch gewerberechtliche Rege-
lungen zur Kontrolle der Arbeitsbedingungen. Da schei-
nen wir uns einig zu sein.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Sehr schön!)


Doch wer regiert, der soll nicht über das lamentieren,
was wir vor zwölf Jahren erarbeitet haben, sondern ei-
gene Ideen präsentieren, die dann auch tragen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Hartfrid Wolff [RemsMurr] [FDP]: Rot-Grün hatte nichts gemacht!)


Die Umsetzung der Richtlinie zum Menschenhandel
wird nicht erst seit gestern diskutiert. Wir Grünen haben
dazu einen Gesetzentwurf vorgelegt – darüber wurde
hier auch schon diskutiert –,


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Damals bei der Einführung?)


in dem wir ausführlich darlegen, was wir uns darunter
vorstellen. Sie müssen dem nur zustimmen. Dann sind
wir viel weiter als mit Ihrem dünnen Gesetzentwurf.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


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(C (D Das größte Hindernis in der gesamten Diskussion ist immer diese unqualifizierte Gleichsetzung von Prostition mit dem Menschenhandel zum Zweck der sexueln Ausbeutung. Dabei gibt es keine Belege, dass der enschenhandel durch das Prostitutionsgesetz angestie en ist. Das kann die Bundesregierung in ihrer eigenen ntwort auf unsere Kleine Anfrage nachlesen. Es geht ielmehr um eine Begleiterscheinung von Armutsmigraon, der mit sozialen und integrationspolitischen Maßahmen begegnet werden muss. Noch einmal zu ihrem Gesetzentwurf. Als „Schleifhen“ setzen Sie noch eine völlig unkonkrete Änderung ur Gewerbeordnung oben drauf. Zitat: „Prostitutionstätten sollen zu den überwachungsbedürftigen Geweren gehören.“ Es wurde schon gesagt: Es bleiben viel mehr Fragen. eicht das aus, oder sollten die Stätten besser einer Geehmigungspflicht unterworfen werden? Was genau eint die Koalition mit dem Begriff „Prostitutionsstätn“? Hat die Koalition die möglichen mittelbaren Folen ihrer Regelung bedacht? Ich vermute, es ist nur ein chneller Kompromiss, mit heißer Nadel genäht. Sie haen sich in den Untiefen der Ressortzuständigkeiten und er schwarz-gelben Koalitionsstreitigkeiten verheddert. as haben weder die Prostituierten noch die Opfer von enschenhandel verdient. Liebe Kolleginnen und Kollegen der Koalition, Sie aben etwas angekündigt und haben es nicht gehalten. ie vermischen unzulässigerweise Prostitution und Menchenhandel und werfen somit Nebelkerzen. Sie haben ich in der Koalition schweren Herzens auf diesen Komromiss geeinigt; aber das ist viel zu spät und viel zu weig. So können Sie jedenfalls nicht mit unserer Zustimung rechnen. Danke. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724319500

Das Wort hat nun Hans-Peter Uhl für die CDU/CSU-

raktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1724319600

Herr Präsident! Meine werten Kolleginnen und Kolle-

en! Wir sind uns in unserer Abscheu gegenüber Men-
chenhandel, Zwangsprostitution und ähnlichen Dingen
inig. Wenn man aber über die Rechtslage, die jetzt be-
teht, und den Gesetzentwurf, den wir vorlegen, disku-
ert und Ihnen zuhört, dann reibt man sich die Augen.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: So ist es!)


h hoffe, alle von Ihnen haben den Spiegel der letzten
oche gelesen, der einen 18-seitigen Befund enthält.


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein unsäglicher Artikel!)






Dr. Hans-Peter Uhl


(A) )


)(B)

Auf dem Titelbild steht:

BORDELL DEUTSCHLAND
Wie der Staat Frauenhandel und Prostitution fördert


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ändert Ihr Gesetzentwurf daran?)


Sie tun so, als hätte es nie ein rot-grünes Prostitutions-
gesetz aus dem Jahre 2001 gegeben.


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt fangen Sie nicht damit an! Unsinn!)


Die Vertreter von Rot und von Grün stellen sich hier hin
und tun so, als hätten sie damit nichts zu tun.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lesen Sie bitte Ihren eigenen Antrag!)


Jeder Polizeibeamte, jeder Staatsanwalt, jeder Richter in
ganz Deutschland, der mit diesen Delikten zu tun hat,
beklagt den jetzigen Rechtszustand.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724319700

Herr Kollege Uhl, gestatten Sie eine Zwischenfrage

des Kollegen Beck?


Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1724319800

Nein. Der hat viel zu rechtfertigen, aber das tut er

jetzt nicht auf meine Kosten.


(Beifall des Abg. Andreas Jung [Konstanz] [CDU/CSU])


Jetzt rede ich und werde dies im Detail darstellen.

Herr Kollege Beck, Sie sind in der Spiegel-Titelge-
schichte mit Bild und Text erwähnt. Erwähnt sind auch
– in Sektlaune – die damalige SPD-Familienministerin
Christine Bergmann, die damalige Fraktionsvorsitzende
der Grünen, Kerstin Müller, und eine Bordellbesitzerin.


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie nichts Besseres zu tun, als den Spiegel zu zitieren?)


Mit einem Sektglas in der Hand prosten sie sich zu. Da-
runter steht:

Drei Frauen in Partylaune, weil Männer in Deutsch-
land endlich bedenkenlos in Bordelle gehen konn-
ten

Das war Ihre Errungenschaft vor zwölf Jahren.


(Dr. Eva Högl [SPD]: Was machen Sie?)


Jetzt kommen Sie daher und schelten uns dafür, dass wir
zu wenig für die Reglementierung tun.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie waren es, die dieses kriminogene Milieu in den
rechtsfreien Raum entlassen haben. Sie waren es, die
eine Dunkelziffer von Tausenden Zwangsprostituierten
zugelassen haben. Sie waren es, die die Polizei daran ge-
hindert haben, Bordelle zu überprüfen, Razzien durchzu-


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(C (D hren und Bordelle zu schließen. Und jetzt kommen Sie aher und sagen, dass das, was wir machen, viel zu weig ist. Es ist zu wenig; da gebe ich Ihnen sogar recht. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Dr. Eva Högl [SPD]: Na, also! Regieren Sie, oder wer?)


(Dr. Eva Högl [SPD]: Ja, ist es auch!)


as steht auch in der Vorlage: Sie von der Opposition
aben zweimal vorgelesen, dass darin steht, es sei ein
rster Schritt in die richtige Richtung. Dieser Schritt geht
ir nicht weit genug – ich hätte gern mehr gehabt –, aber

r geht in die richtige Richtung, weg von Rot-Grün, weg
on dem, was Sie damals gemacht haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


as ist die richtige Richtung. Deswegen gehe ich den
eg. Das ist zu wenig, aber es geht in die richtige Rich-
ng.

Meine Damen und Herren, wir sollten hier ehrlich
ein. Ich habe einen Vorschlag aus dem rot-grün regier-
n Bremen gelesen: ein Prostitutionsgesetz über zehn
eiten, eine Reglementierungswut ohne Ende.


(Arfst Wagner [Schleswig] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben Sie gelesen?)


einem CSU-Politiker würde man so etwas zutrauen.
ie sind jetzt an der Spitze der Bewegung der Reglemen-
erung. Sie wollen an dieses Metier herangehen, als hät-
n Sie nie was anderes gewollt. Meine Damen und Her-
n, machen Sie es sich nicht zu leicht. Seien Sie
tellektuell redlicher


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das müssen gerade Sie sagen!)


nd sagen Sie, dass Sie einen schweren Fehler begangen
aben. Denn Sie haben in einer grenzenlosen Naivität
ersucht, ein Gesetz zur Verbürgerlichung dieses Milieus
u machen. Sie haben geglaubt, man könnte per Gesetz
us einer Prostituierten eine Friseuse machen,


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was erzählen Sie denn für einen Unsinn?)


ie freudig ihrer Arbeit nachgeht, bei der Sparkasse ein
onto hat, in die Rentenversicherung einzahlt, kranken-
ersichert ist, selbstbestimmte Sexdienstleisterin ist.
ies und ähnlichen Schwachsinn musste man sich da-
als, im Jahre 2001, anhören.


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was haben Sie denn für Fantasien?)


as alles ist wie eine Seifenblase zerplatzt, die Wirklich-
eit hat Sie eingeholt, und jetzt wollen Sie reglementie-
n. Wir auch,


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Und wir tun es auch! – Monika Lazar [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Es wird immer schlimmer!)


nd deswegen fangen wir an.





Dr. Hans-Peter Uhl


(A) )


)(B)

Erstens. Man braucht eine Anmeldung bei der Be-
hörde. Zweitens. Die Behörde hat das Recht, die Stätte
zu betreten. Drittens. Die Behörde kann daraufhin einen
Auflagenbescheid erlassen. Das ist der Einstieg.


(Dr. Eva Högl [SPD]: Das regeln Sie gerade nicht!)


Die Folge wird sein, dass wir den völlig praxisuntaug-
lichen § 232 StGB – und auch § 233 StGB, darüber hat
nur keiner gesprochen: Ausbeutung der Arbeitskraft; es
geht nicht um Sex – schleunigst ändern müssen, weil
beide dem Geist und dem Wortlaut der EU-Richtlinie
widersprechen.


(Dr. Eva Högl [SPD]: Machen Sie es doch! – Arfst Wagner [Schleswig] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie das gemacht?)


Auch diesbezüglich haben Sie recht. Aber tun Sie hier
nicht so, als ob Sie keine Schuld auf sich geladen hätten.


(Dr. Eva Högl [SPD]: Es geht doch nicht um Schuld, Herr Uhl!)


– Sie haben schwere Schuld auf sich geladen, Frau Högl;
Sie am allermeisten, Herr Beck, das wissen Sie ganz ge-
nau. Seien Sie ehrlich und anständig.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir brauchen die rechtlichen Möglichkeiten, in den
Bordellen Razzien durchzuführen. Wir brauchen die
rechtlichen Möglichkeiten, ein Bordell zu schließen. Wir
brauchen die Zufälligkeitsprüfung. Wir brauchen die
Verurteilung von Menschenhändlern. Wir müssen die-
sem verbrecherischen Milieu ein Ende machen. Diese
Form der organisierten Kriminalität existiert in Deutsch-
land in einem Ausmaß wie in keinem anderen europäi-
schen Land. Das hat mit Ihnen zu tun, mit dem, was Sie
vor elf Jahren gemacht haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich möchte, dass wir das Thema aus dem Partei-
enstreit herausnehmen. Nach dem Wahlkampf schauen
wir uns Ihre Regelungsvorschläge an. Auch wir werden
genügend Regelungsvorschläge vorlegen.

Wir machen jetzt unsere ersten Erfahrungen mit der
Anmeldepflicht, mit dem Auflagenbescheid, den man er-
lassen kann. Das ist der Einstieg, geht in die richtige
Richtung und führt weg von der Regelungsfreiheit, vom
rechtsfreien Raum, den Sie geschaffen haben: Rot-Grün.


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Super Gesprächsgrundlage so etwas!)


Jeder Jurist, jeder Mensch, der seine Sinne beisam-
men hat, weiß: Wenn sich der Staat total zurückzieht,
dann erzeugt das einen rechtsfreien Raum. Was passiert
dann? Dann gilt das Recht des Stärkeren. Und wer ist in
dem kriminellen Milieu „Prostitution“ der Stärkere, wer
ist der Schwächere? Muss man diese Frage stellen? Das
kann doch jeder beantworten. Der Stärkere ist der Zuhäl-
ter, die Schwächere ist die Frau.


(Arfst Wagner [Schleswig] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ja!)


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(C (D ir wollen Regelungen des Staates – Sie haben sie abgechafft – zum Schutz der Frau. Die wollten Sie nicht haen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ir wollen Frauen schützen; mehr wollen wir nicht.


(Dr. Eva Högl [SPD]: Sie haben die Mehrheit hier und Sie machen nichts!)


h erwarte Ihren Beitrag, um auf diesem Weg voranzu-
ommen.

Wir sind nicht am Ende, sondern am Anfang. Es ist
in kleiner Schritt in die richtige Richtung, weg von Rot-
rün.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724319900

Es folgt eine Kurzintervention des Kollegen Volker

eck.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724320000

Herr Uhl hat mich angesprochen, weil ich skandalö-

erweise mit Bild und Zitat in einem Artikel vorkomme.

Ich möchte ein paar Sachen klarstellen. Ich bekenne,
ass das Prostitutionsgesetz unvollendet geblieben ist,
ber mehr war mit der damaligen Justizministerin nicht
u machen. Wir hätten uns eine positivrechtliche Ausge-
taltung des Berufszweiges oder des Gewerbes ge-
ünscht. Dann hätten wir die jetzigen Probleme nicht.
ie lösen sie allerdings auch nicht.

Das Prostitutionsgesetz hat zu einer Verbesserung der
ituation für die Prostituierten geführt, aber nicht ausrei-
hend. Ich bitte Sie, zur Kenntnis zu nehmen, dass die
ozialversicherungsquote bei Prostituierten nach In-
rafttreten dieses Gesetzes um 10 Prozent gestiegen ist.


(Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU]: Bei null liegt die in Bayern! – Gegenruf der Abg. Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bayern ist nicht überall!)


Zukunft wird eine Krankenkasse nicht argumentieren
önnen: Du bist Prostituierte, hast dich aber heimlich als
ausfrau oder als Reinigungskraft bei uns angemeldet. –
uch für den Status der Prostituierten besteht Rechts-

icherheit. Hier haben wir im Sozialversicherungsrecht
inen Fortschritt bewirkt, der zu einer höheren Versiche-
ngsrate geführt hat.

Zu der Entwicklung der Zahlen der Menschenhandel-
opfer. Wir hatten im letzten Jahrzehnt tatsächlich eine
rhöhung zu verzeichnen, aber nicht nach dem Inkraft-
eten des Gesetzes, sondern nach dem Beitritt – das
ann man in der polizeilichen Kriminalstatistik gut nach-
erfolgen – von Bulgarien und Rumänien zur Europäi-
chen Union.

Ihre eigene Bundesregierung hat uns auf Nachfrage
itgeteilt: Die Zahl der Menschenhandelsopfer, die Ver-

rteilungszahlen und die Zahl der Verfahren sind in den
tzten Jahren – unabhängig von der Frage, dass wir im-





Volker Beck (Köln)



(A) )


)(B)

mer eine hohe Dunkelziffer haben, was problematisch
ist – in allen Parametern gesunken. Das ist kein Grund
zur Entwarnung, aber es ist ein Argument dafür, der De-
batte nicht diese Art von Propaganda anzuhängen.

Die entscheidende Frage ist doch: Gibt dieser Gesetz-
entwurf jetzt auf irgendeines der objektiv bestehenden
Probleme – die hier niemand abstreitet – tatsächlich eine
Antwort? Sie schrauben ein bisschen am Strafrahmen
herum. Ansonsten nehmen Sie diese untaugliche Gewer-
berechtsregelung vor, die nur eine Rechtsposition stärkt,
nämlich die der Nachbarn, die auf ihren Grundstücken
Nachteile durch Bordelle befürchten. Für den Schutz
von Prostituierten machen Sie nichts. Dafür müssten Sie
nämlich eine Erlaubnispflicht einführen. Sie müssten
den Bordellbetreibern aufgeben, ihr Rechtsverhältnis zu
den Prostituierten zu dokumentieren, damit die Gewer-
beaufsicht überhaupt nachprüfen und Fakten finden
kann, die auf eine Ausbeutung von Prostituierten hin-
deuten.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Schauen Sie einmal in das Gesetz, Herr Beck!)


Herr Kauder hat erwähnt, wir würden für Menschen-
handelsopfer in Zukunft ein Aufenthaltsrecht schaffen.
Es gibt einen Gesetzentwurf von uns, der das vorsieht.
Den kann man bei der zweiten und dritten Lesung ein-
fach mit beschließen; dann haben wir das. Davon aber
findet sich in Ihrem Gesetzentwurf komischerweise kein
einziges Wort.

Ich verstehe auch nicht, warum wir die Strafbarkeits-
lücke für den Fall nicht schließen, dass Freier vorsätzlich
und wissentlich die Zwangslage einer Prostituierten aus-
nutzen, indem sie ihre sexuellen Dienstleistungen in An-
spruch nehmen. Warum bestrafen wir das nicht?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724320100

Herr Kollege, Sie müssen zum Schluss kommen.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724320200

Ja.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724320300

Herr Kollege Uhl, Sie haben Gelegenheit zur Re-

aktion.


Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1724320400

Herr Kollege Beck, zunächst zu dem, was Sie am

Schluss gesagt haben. Sie haben gesagt, dass Sie mehr
machen wollten, dass die Reform nicht vollendet war
und dass Sie dies bedauern. Die SPD-Justizministerin
habe dies anscheinend nicht mitmachen wollen. Dazu
muss ich Ihnen eines sagen: Wenn Sie, was ich Ihnen
glaube, mehr machen wollten, das aber nicht machen
konnten, hätten Sie die Entlassung des gesamten Milieus
aus dem Recht der Überprüfung nicht mitmachen dür-
fen.

Erstens. Sie durften ein solches Milieu, das so krimi-
nogen ist, nicht in den rechtsfreien Raum entlassen, nur

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(C (D eil Ihr Koalitionspartner bei der entsprechenden Regeng nicht mitmachen wollte. Zweitens. Sie bemängeln etwas, was wir übersehen ätten. Das haben wir nicht. Die Länder können schon tzt nach geltendem Gewerberecht Rechtsverordnungen rlassen. Das ist in § 38 nachzulesen. Danach sind die ontrollen möglich, von denen Sie behaupten, dass sie icht möglich sind. (Widerspruch des Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ie Länder können dies also auf der Grundlage ihres
echts machen.

Ich komme zu Ihrer Statistik. Jeder Politiker bemüht
erne statistische Zahlen, weil sie eine Scheinobjektivi-
t darstellen. Meine Damen und Herren, diese Statisti-
en über Menschenhandel – dabei geht es um Erkennen,
rmitteln und Verurteilen – sind – erlauben Sie mir diese
aloppe Formulierung – eine „Deppenstatistik“. Ich sage
nen auch, warum.

Menschenhandel ist ein klassisches Kontrolldelikt.
enn Sie nicht kontrollieren, können Sie statistisch zu

em Ergebnis kommen: Bei uns gibt es keinen Men-
chenhandel. Das ist so, als wenn Sie die Kontrolleure,
ie das Schwarzfahren in der U-Bahn ermitteln, abschaf-
n würden. Dann würde es keine Schwarzfahrer in der
-Bahn mehr geben. So ist es auch beim Menschenhan-
el.

Wenn Sie ein Gesetz machen, nach dem Bordelle und
rostitutionsstätten nicht mehr überprüft werden dürfen,
eil die Polizei keine rechtliche Handhabe mehr hat,
ort hineinzugehen und zu kontrollieren, können Sie
enschenhandel natürlich auch nicht feststellen. Das

eißt, in der Strichliste gibt es keinen Strich. Das Ergeb-
is stellt dann auch keine Beurteilung von Menschen-
andel dar.


(Widerspruch des Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wenn Sie das noch mit dem praxisuntauglichen § 232
ombinieren – auf seiner Grundlage kann man den sub-
ktiven Tatbestand kaum nachweisen; wenn man nicht
s Bordell hinein kann, dann schon gleich gar nicht –,
t die Verurteilung von der Aussage des Opfers abhän-
ig. Wenn dann die arme Frau, die vielleicht noch den
ut hatte, bei der Polizei gegen den Peiniger bzw. Men-

chenhändler auszusagen, diesem im Gerichtssaal ge-
enübersitzt, wird sie ihre Aussage sofort zurückziehen,
eil sie weiß, was ihr droht, wenn sie die aufrechterhält.
as Problem besteht also in der Kombination eines pra-
isuntauglichen Paragrafen mit der Rechtslage, die Sie
eschaffen haben, dass man in den Bordellen keine Raz-
ien mehr durchführen darf.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Stimmt doch nicht!)


as heißt, man hat keine Erkenntnislage, um einen Men-
chenhändler zu verurteilen. Das ist die Lage, und des-
egen haben sich die Zahlen so entwickelt, wie sie jetzt





Dr. Hans-Peter Uhl


(A) )


)(B)

sind. Wir haben in Deutschland wegen Ihrer Gesetzge-
bung so viel Menschenhandel wie nie zuvor.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724320500

Das Wort hat nun Frank Heinrich für die CDU/CSU-

Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Frank Heinrich (CDU):
Rede ID: ID1724320600

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Ich erspare es mir, jetzt all die Zahlen, die
man anführen könnte, zu nennen. In den letzten Wochen
hat in Deutschland eine Debatte über Menschenhandel in
Form von Zwangsprostitution begonnen, möglicher-
weise ausgelöst dadurch, dass die EU-Richtlinie zum
Kampf gegen Menschenhandel nicht fristgemäß umge-
setzt wurde.

Der Münchener Polizeipräsident wird in dem besag-
ten Spiegel-Artikel zitiert. Er beklagt die „explosionsar-
tige Zunahme des Menschenhandels aus Rumänien und
Bulgarien“. Herr Beck, das kann tatsächlich unter ande-
rem an diesen beiden Ländern liegen. Aber er spricht
von einer „explosionsartigen Zunahme“.

Doch es fehle ihm an Möglichkeiten, zu ermit-
teln. … „Wir können nichts beweisen.“

Die Gründe dafür hat mein Kollege gerade dargestellt.

Die Niederlande, das erste Land, das die Prostitution
legalisiert hat, prüft gerade die negativen Folgen dieser
Entscheidung. In Frankreich ist es das Gleiche. Die Lon-
don School of Economics hat Anfang dieses Jahres eine
Studie herausgegeben, in der der Frage nachgegangen
wurde, ob die legalisierte Prostitution den Menschen-
handel fördert. Diese Frage haben Sie, Frau Lazar, an-
ders beantwortet. Die London School of Economics
kommt zu einem klaren Ergebnis: Ja, der registrierte Zu-
strom aufgrund von Menschenhandel ist in den Ländern,
in denen die Prostitution legalisiert ist, deutlich höher.

Viele Prostituierte arbeiten nicht freiwillig. Die Quote
möchte ich jetzt gar nicht nennen.


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die kennt ja auch niemand!)


Die Frauen werden gehandelt und sexuell ausgebeutet.
Das ist Sklaverei. Frau Högl, an der Stelle gebe ich Ih-
nen vollkommen recht. Die sexuelle Ausbeutung von
Frauen als moderne Form der Sklaverei fällt in Deutsch-
land unter anderem aufgrund der Diskussion, wie wir sie
jetzt gerade erleben, auf sehr fruchtbaren Boden. Laut
Hydra e. V. arbeiten 400 000 Prostituierte in Deutsch-
land. Der Leiter der Abteilung Organisierte Kriminalität
im LKA Niedersachsen sagt: Neun von zehn Prostituier-
ten werden zur Prostitution gezwungen.


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Woher haben Sie denn das?)


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(C (D „Deutschland ist ein Paradies für Menschenhändler“, tand vor einem Monat in der Welt. „Deutschland ist rehscheibe des Menschenhandels“, stand in der Emma. as haben wir eben auch von Ihnen gehört. Im Spiegel ar in der letzten Woche vom „Bordell Deutschland“ die ede. 1,2 Millionen – nach moderateren Zahlen sind es 00 000 – nehmen täglich die Dienstleistungen von rostituierten in Deutschland in Anspruch. Die Geerkschaft Verdi nannte diese hohe Zahl. Es besteht ringender Handlungsbedarf. Darüber sind wir uns ja inig; das hat die Debatte eindeutig gezeigt. Als Menschenrechtler bin ich froh darüber, dass wir ier sagen können: Wir haben einen ersten Schritt unterommen. (Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber was für einen! Das lohnt sich nicht!)


dem Gesetzentwurf steht – das haben wir mehrfach
etont –, dass dies ein erster Schritt ist, dem weitere fol-
en sollen. Dies ist ein erster wichtiger Schritt zur Be-
ämpfung von Menschenhandel.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ies ist eine notwendige Voraussetzung, um Opfer und
otenzielle Opfer zu schützen. Nach dem Gesetzentwurf
ollen Prostitutionsstätten der gewerberechtlichen Über-
achung unterworfen werden.


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stümperhaft gemacht!)


as ist ein erster Schritt. Realpolitisch ist das sehr wich-
g.

Wir Menschenrechtspolitiker wünschen uns natürlich
das gilt für alle in unserer AG –, dass diesem ersten
chritt weitere folgen werden. Wir gehen vom Ideal aus,
uchen nach der idealen Politik. Die Stichworte stehen

Raum – Sie haben sie genannt –, zum Beispiel das
leiberecht. Wir reden darüber, dass wir beim Aufent-
altsrecht möglicherweise zu Verifizierungen kommen
üssen.


(Beifall des Abg. Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP])


as hat der Kollege Wolff eindeutig gesagt.

Wir müssen Ideen einbringen. Deshalb habe ich es
erne gehört, was Sie zu Bremen gesagt haben. Viel-
icht brauchen wir einen nationalen Berichterstatter,
ielleicht sollte eines der vier beteiligten Ministerien
ine Studie, eine Dunkelfeldanalyse in Auftrag geben.
inige Vorschläge sind schon genannt worden.

Die Zahl der Menschen, die in Deutschland auf ein
tärkeres Engagement warten, auch von uns im Bundes-
g, ist gestiegen. Eine der wenigen Resolutionen, die

uf dem Kirchentag verabschiedet wurden, befasste sich
it diesem Thema. Vor wenigen Wochen wurde der Ver-

in „Gemeinsam gegen Menschenhandel“ gegründet.
rojektträger, Hilfsorganisationen und Netzwerke ver-





Frank Heinrich


(A) )


)(B)

folgen gemeinsam die Ziele: Öffentlichkeit schaffen
– Frau Granold, Sie haben sehr oft betont, wie wichtig
die Sensibilisierung ist –, Prävention, Opferschutz und
möglicherweise gesetzgeberische Folgen. Durch die Me-
dien haben wir jetzt die Möglichkeit, unsere Botschaft
zu adressieren. Dabei sehen wir, dass nicht nur auf Staat
und Politik gewartet wird. Überall in Deutschland orga-
nisieren sich Menschen, um diese Missbrauchsmöglich-
keiten einzudämmen. Dabei geht es nicht gegen die
Prostitution als solche, sondern gegen die kriminellen
Dehnfugen oder Sollbruchstellen, die in diesem Umfeld
eine üble Rolle spielen.

Als Menschenrechtler hat mich ein Satz aus einer der
letzten Reden des Gründers der Heilsarmee – Sie wissen,
dass ich dort seit langer Zeit Mitglied bin –, William
Booth, geprägt. Das treibt mich immer wieder an. In sei-
ner letzten öffentlichen Rede in der Royal Albert Hall in
London sagte er 1912 Folgendes:

Solange Frauen weinen, wie sie es jetzt tun – will
ich kämpfen;
solange Kinder Hunger leiden müssen, wie sie es
jetzt tun – will ich kämpfen;
solange Menschen ins Gefängnis müssen, rein und
raus, rein und raus – will ich kämpfen;
solange es Mädchen gibt, die auf der Straße unter
die Räder geraten,
solange es eine Seele gibt, in der das Licht Gottes
noch nicht scheint – will ich kämpfen.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724320700

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-
wurfs auf Drucksache 17/13706 an die in der Tagesord-
nung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
dazu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall.
Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich rufe nun den Ta-
gesordnungspunkt 9 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn, Kerstin
Andreae, Birgitt Bender, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Altersarmut bekämpfen – Mit der Garantie-
rente

– Drucksache 17/13493 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
höre dazu keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlos-
sen.

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(C (D Ich eröffne die Aussprache und erteile Kollegen trengmann-Kuhn für die Fraktion Bündnis 90/Die Grüen das Wort. Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN)

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

as ist das für ein absurdes schwarz-gelbes Theater zur
ente? Da macht die Regierung vier Jahre bei der Rente
bsolut nichts außer vielen Versprechungen, und dann
ommt Angela Merkel und macht die nächsten großen
ersprechungen. Jetzt sollen die Mütter daran glauben,
ass ihre Rente erhöht wird. Wo ist der Gesetzentwurf
azu? Wer regiert hier eigentlich? Und die Finanzie-
ng? Für Volker Kauder kein Problem. Er sagte im
ericht aus Berlin: Das wird aus dem Zuschuss zur Ren-
nversicherung finanziert, der sowieso schon gezahlt
ird. – Hallo? Was ist denn das für ein Unsinn? Mittler-
eile hat es aber auch Volker Kauder kapiert und sagt
tzt: Alles steht unter einem Finanzierungsvorbehalt. –
bersetzt: Es wird nicht kommen. Das ist typisch CDU/
SU bei der Rente: große Klappe, nichts dahinter.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nebelkerzen werfen die! Nebelkerzen!)


Die größte Lautsprecherin ist Ursula von der Leyen.
chon im Koalitionsvertrag gab es eine Reihe von Ver-
prechungen zur Rente, aber die Bundesministerin
urde nicht müde, weitere Versprechungen draufzusat-
ln: Kombirente, bessere Zuverdienstmöglichkeiten, er-
öhte Zurechnungszeiten bei der Erwerbsminderung,
ente für Selbstständige und nicht zu vergessen ihr
ieblingsprojekt, die Zuschussrente oder neuerdings die
ebensleistungsrente. Aber kein einziger dieser Vor-
chläge hat es überhaupt nur in den Bundestag geschafft.
chwarz-Gelb kann es nicht, und Sie wollen auch gar
icht.

Dabei ist die Altersarmutswelle schon längst in Sicht.
s wäre dringend notwendig, einen Damm zu bauen, um
ie abzuwehren. Was hat die Ursula von der Leyen nicht
lles für ein Bohei gemacht? Sie hat einen Regierungs-
ialog und eine mediale Kampagne über die Bild-
eitung und andere Medien inszeniert, um ihre Zu-
chussrente zu vermarkten,


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Alles nur Show!)


ine Zuschussrente, die kaum jemandem geholfen hätte
nd handwerklich so schlecht war, dass die Referenten-
ntwürfe immer wieder nachgebessert werden mussten,
obei sie nicht wirklich verbessert wurden; denn sie

ind immer schlechter geworden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


ittlerweile ist die Zuschussrente mausetot. Kollege
olb wird das gleich bestätigen.

Es gibt ein neues Schlagwort: Lebensleistungsrente.
in Konzept dazu gibt es nicht. Von der Leyen hat völlig





Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn


(A) )


)(B)

versagt. Nichts wurde gegen Altersarmut getan. Frau
von der Leyen, Sie haben mehrfach gesagt: Ich stehe für
die Zuschussrente, und ich werde mich daran messen
lassen. – Wenn Sie konsequent wären, müssten Sie zu-
rücktreten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Anton Schaaf [SPD]: Auch keine schlechte Idee!)


Die Alternative zu dieser schwarz-gelben Nullnum-
mer ist die grüne Garantierente. Sie schützt zielgenau
und effektiv vor Altersarmut. Sie erreicht die von Alters-
armut bedrohten Gruppen, insbesondere die Frauen. Sie
ist schnell umsetzbar, und sie ist durch unser Steuerkon-
zept auch gegenfinanziert. Auch das unterscheidet uns
von Schwarz-Gelb: eine solide und gerechte Finanzie-
rung, ohne neue Schulden aufzunehmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die grüne Garantierente funktioniert nach dem 30-30-
Prinzip. Jeder und jede, der oder die 30 Jahre in der Ren-
tenversicherung versichert war, erhält garantiert eine
Rente von mindestens 30 Entgeltpunkten; dies sind zur-
zeit etwa 850 Euro. Bei den 30 Versicherungsjahren wer-
den sämtliche rentenrechtlichen Zeiten mitgerechnet,
also auch Zeiten der Arbeitslosigkeit, Bildungszeiten,
Zeiten der Pflege und Zeiten der Kindererziehung bis
zum zehnten Lebensjahr. Wir haben die Garantierente so
ausgestaltet, dass sie auch von denen realistisch erreicht
werden kann, die tatsächlich von Altersarmut bedroht
sind. Das unterscheidet unser Konzept vom Konzept der
CDU/CSU, aber auch von der Solidarrente der SPD, die
jeweils 40 Jahre zur Bedingung machen. Wir brauchen
aber kein Placebo, sondern einen echten Schutz vor
Altersarmut. Wir brauchen die grüne Garantierente.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Für uns ist außerdem wichtig: Die Garantierente ist
eine Versicherungsleistung, eine Rente, und keine zweite
Grundsicherung. Die Menschen haben ein Anrecht da-
rauf, weil sie lange rentenversichert waren. Wer lange
eingezahlt hat, soll eine Garantierente bekommen, ohne
zum Amt gehen zu müssen und ohne umfassende Ein-
kommens- und Vermögensprüfung. Das unterscheidet
die grüne Garantierente von allen anderen Konzepten,
auch von der Mindestrente der Linken, die ebenfalls be-
dürftigkeitsgeprüft ist.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Einkommens-, vermögensgeprüft, nicht bedürftigkeitsgeprüft!)


Wir brauchen aber keine zweite Grundsicherung. Wir
brauchen eine Garantierente.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Schließlich: Die grüne Garantierente ist eingebettet in
ein Gesamtkonzept. Dazu gehören vor allem präventive
Maßnahmen – in der Bildung, auf dem Arbeitsmarkt –,
mit einem flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn,
mit gleichem Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit,
mit höherer Erwerbsbeteiligung von Frauen und Älteren.

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(C (D uch bei der Rente brauchen wir präventive Maßnahen. Selbstständige brauchen eine bessere Absicherung der Rentenversicherung, Minijobs müssen wieder rennversicherungspflichtig werden, (Max Straubinger [CDU/CSU]: Das haben wir doch schon lange! Sie sind ein bissel spät dran!)


nd für Arbeitslosengeld-II-Bezieherinnen und -Bezie-
er müssen wieder Rentenbeiträge gezahlt werden.
iese präventiven Maßnahmen wirken nur mittel- bis
ngfristig. Deshalb brauchen wir schnell die grüne Ga-
ntierente gegen die Altersarmutswelle, bevor die große
lut kommt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ie präventiven Maßnahmen sind unbedingt notwendig,
m die Garantierente auch langfristig finanzieren zu
önnen, damit der Damm auch noch in 20 Jahren hält
nd dann noch besser vor Altersarmut schützt.

Noch 108 Tage bis zur Bundestagswahl; dann gehen
ir daran, die Rente zukunftsfest zu machen,


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Jawohl!)


achhaltig finanziert und armutsfest. Schwarz-Gelb hat
rtig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Anton Schaaf [SPD]: Darüber müssen wir aber noch mal reden, Wolfgang!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724320800

Das Wort hat nun Peter Weiß für die CDU/CSU-Frak-

on.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1724320900

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!
an merkt in den Bundestagsdebatten in dieser und
ahrscheinlich erst recht in der kommenden Woche na-
rlich: Es geht langsam auf den Wahlkampf zu. Da hat

ie Opposition vor allen Dingen ein Anliegen, nämlich
on zwei wichtigen Tatsachen abzulenken.

Die erste Tatsache ist: Die gesetzliche Rentenversi-
herung in Deutschland steht besser da als in den letzten
0 Jahren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Anton Schaaf [SPD]: Wer hat dem denn widersprochen?)


ir haben Rücklagen von 29 Milliarden Euro; so viel
atten wir in den letzten 20 Jahren noch nie. Die Renten-
ahlungen sind sicher. Sie sind auf jeden Fall sicherer als
um Ende der rot-grünen Koalition 2005.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


005 musste die Rente auf Pump, mit zusätzlichen Kre-
iten, ausgezahlt werden.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: So ist es!)






Peter Weiß (Emmendingen)



(A) )


)(B)

Jetzt haben wir Rücklagen von 29 Milliarden Euro. Das
ist der Erfolg unserer Rentenpolitik.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Anton Schaaf [SPD]: Auweia! Auweia! – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Und was heißt das für die einzelne Rentnerin?)


Zweitens. Warum kommen die Oppositionsparteien
mit Garantierente, Solidarrente und anderen Ideen?


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Mindestrente nicht vergessen!)


Weil die Rentenreform von 2001 – Walter Riester, Rot-
Grün – einen großen Fehler hatte, der damals offensicht-
lich nicht erkannt oder bewusst verschwiegen wurde,
nämlich: Wenn das Rentenniveau sinkt, wird für denjeni-
gen, der ein Leben lang gearbeitet und relativ wenig ver-
dient hat, die Gefahr, im Alter auf staatliche Stütze ange-
wiesen zu sein, von Tag zu Tag größer.


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie hatten jetzt vier Jahre Zeit, daran etwas zu ändern!)


Die wertvolle Empfehlung lautete – das hat Rot-Grün
damals beschlossen –, jeder möge doch bitte auch in eine
Betriebsrente einsparen und möglichst auch einen
Riester-Sparvertrag abschließen. Das lohnt sich für je-
manden mit niedrigem Verdienst im Zweifel gar nicht,
auch wenn er sich das Geld vom Mund abspart,


(Anton Schaaf [SPD]: Und? Was habt ihr gemacht?)


weil beides auf die Grundsicherung angerechnet wird.


(Anton Schaaf [SPD]: Und jetzt?)


Das ist der eigentliche Webfehler der Riester’schen Ren-
tenreform,


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, und jetzt?)


der bis zum heutigen Tag vorhanden ist.

Jetzt wollen Rot und Grün so tun, als hätten sie damit
nie etwas zu tun gehabt.


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stimmt doch gar nicht!)


In der Rede des Kollegen Strengmann-Kuhn ist die Ren-
tenreform von 2001 mit keinem Wort vorgekommen.
Das nennt man „sich aus der Verantwortung stehlen“.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe nur fünf Minuten gehabt! Wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, hätte ich dazu etwas sagen können!)


Jetzt kommen die sagenhafte Vorschläge, wie das
Ganze zu reparieren ist.


(Abg. Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] meldet sich zu einer Zwischenfrage)




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(C (D Bitte schön. – Herr Präsident, eine Zwischenfrage. Ja, ja. Wenn Sie so großzügig das Wort erteilen, dann ill ich mich nicht einmischen. Vielen Dank, Herr Präsident. – Vielen Dank, Herr eiß, dass Sie die Frage zulassen. Weil Sie gerade geagt haben, jetzt kämen die großartigen Vorschläge, öchte ich Sie fragen: Was halten Sie denn von der An ündigung bzw. dem Vorschlag der Kanzlerin und von er Bestätigung durch Herrn Kauder, dass man jetzt geillt ist, eine Mütterrente einzuführen? Herr Kauder ver tieg sich sogar noch zu der Aussage, dass sie aus dem ystem heraus finanzierbar sei. Nach allem, was wir issen, würde die Einführung der Mütterrente 13 Milarden Euro kosten. (Anton Schaaf [SPD]: Das wird der Kolb schon verhindern!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724321000

(Heiterkeit)

Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724321100

ie Mütterrente scheint ihnen – der Kanzlerin und Herrn
auder – ein drängendes Thema zu sein, zumindest me-
ial. Wir möchten jetzt gerne wissen, ob wir damit rech-
en können, dass Sie hierzu – obwohl Sie auf diesem
ebiet vier Jahre lang nichts getan haben – zeitnah, also
och in dieser Legislaturperiode, einen Gesetzentwurf
inbringen.


Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1724321200

Frau Kollegin, das Thema Mütterrente ist uns als

nionsfraktion deswegen so wichtig,


(Beate Müller-Gemmeke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war nicht die Frage! – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Frage war, ob Sie einen Gesetzentwurf einbringen werden! – Gegenruf des Abg. Manfred Grund [CDU/CSU]: Er wird doch noch antworten dürfen, was ihm richtig erscheint! – Gegenruf der Abg. Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ich wollte nur, dass er auf meine Frage eingeht! – Gegenruf des Abg. Manfred Grund [CDU/CSU]: Das wird er schon noch!)


eil für die Zukunft der Rentenversicherung nicht nur
on Bedeutung ist, ob Beiträge gezahlt worden sind,
ondern auch, ob Kinder/Enkelkinder da sind, die die
ünftige Rente finanzieren.


(Anton Schaaf [SPD]: Die vor 1992 geborenen Kinder sind doch schon länger da! Da hätten Sie schon längst was machen können!)


eswegen ist die Union schon immer der Auffassung
ewesen, dass Kindererziehungszeiten in der Rente eine
olle spielen sollten. Helmut Kohl und Norbert Blüm
aben im Jahr 1986 dafür gesorgt – das war zum aller-
rsten Mal in der Geschichte der deutschen Rentenversi-
herung –, dass Kindererziehungszeiten bei der Rente
erücksichtigt werden.





Peter Weiß (Emmendingen)



(A) )


)(B)


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich war jetzt bei 2013!)


Wir wollen die Anrechnung von Kinderziehungszei-
ten noch einmal deutlich ausweiten. Das kostet Geld; das
ist richtig. Ich will aber darauf hinweisen, dass von den
jährlich 11 Milliarden Euro, die der Bundesfinanzminis-
ter zwecks Anrechnung von Kindererziehungszeiten aus
dem Steuersäckel an die Rentenkasse überweist, derzeit
gerade einmal 6 Milliarden Euro tatsächlich für die An-
rechnung von Kindererziehungszeiten ausgegeben wer-
den. Sie sehen: Da sind noch finanzielle Spielräume vor-
handen.


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja? Wo denn? – Dr. Wolfgang StrengmannKuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Geld verschwindet doch!)


Das Zweite. Sie fragen ständig danach – nicht nur in
der Rentendebatte, auch in anderen Debatten –, ob von
der Koalition nicht jetzt noch, in den letzten drei Sit-
zungswochen des Parlaments vor der Wahl, Gesetzent-
würfe zu erwarten sind.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hätten Sie in den letzten vier Jahren machen können!)


Ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen: Ich finde diese Frage
scheinheilig. Sie haben uns doch schon angekündigt,
dass Sie jeden Gesetzentwurf, der die Rente betrifft, in
den Vermittlungsausschuss ziehen werden.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: So ist es! – Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat das wann angekündigt?)


Im Vermittlungsverfahren wollen Sie dann Ihre Vor-
schläge auf die Tagesordnung setzen. Es ist unehrlich,
die Koalition zum Handeln aufzufordern, wenn man
gleichzeitig schon den Knüppel in der Hand hat, mit dem
man verhindern will, dass in dieser Legislaturperiode
noch etwas beschlossen wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da ist die Not aber groß! – Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist absurd: Die Regierung stellt das Regieren ein!)


Mit Ihrer Verfahrensmehrheit im Vermittlungsausschuss
haben Sie uns schon jetzt hängen gelassen, zum Beispiel
bei der Gebäudesanierung, bei der Entlastung der klei-
nen Einkommen, beim Abbau der kalten Progression.
Die Folge ist, dass die Bürgerinnen und Bürger finanziell
verhungern. Das ist unverantwortlich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Unverantwortlich ist es, das Blaue vom Himmel zu versprechen, Versprechungen zu machen, die man nicht halten kann!)


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(C (D Jetzt möchte ich zu dem großartigen Vorschlag der rünen kommen, eine Garantierente einzuführen. Hilft iese Garantierente wirklich? Wer 30 Jahre lang in die ente eingezahlt hat, soll unabhängig davon, was er irklich eingezahlt hat, 30 Entgeltpunkte gutgeschrieen bekommen; nach derzeitigem Rentenrecht macht as etwa 844 Euro. Schon an der Zahl sieht man: Da urde in Wahrheit bei Frau von der Leyen und ihren 50 Euro geklaut. (Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es ist umgekehrt! Aber egal: Auf dem Copyright bestehe ich nicht!)


Das Zweite ist: Ein Riester-Vertrag oder eine Be-
iebsrente, die man angespart hat, soll auf die Garantie-
nte angerechnet werden; nur 20 Prozent soll man be-

alten dürfen. Ist jemand dagegen Einkommensmillionär
vielleicht weil er das Geld mit etwas ganz anderem als
it dem, was man in die Rente einzahlt, verdient hat –,

ann wird es nicht angerechnet. Das soll mir jetzt mal ei-
er klarmachen: Beim Einkommensmillionär sollen die
entenpunkte aufgestockt werden, beim Niedrigverdie-
er, der sich die Beiträge für eine Riester-Rente oder für
ine Betriebsrente vom Mund abgespart hat, soll dies
ber bei der Garantierente angerechnet werden? Ent-
chuldigung, das ist doch ein System, das dazu führt,
ass die Leute ihr Geld lieber verstecken, als es in die
ente einzuzahlen, und es erst recht nicht in einen
iester-Sparvertrag oder in eine Betriebsrente einzahlen
ollen. Das ist Ihr Modell.


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei der Zuschussrente ist das genauso!)


as ist nicht durchdacht, es ist grundfalsch. Wir müssen
och den belohnen, der etwas auf die Seite gelegt hat.
eswegen ist der Ansatz der Union schon immer der ge-
esen: Wenn wir Niedrigverdienern die Rente aufsto-

ken, dann doch bitte so, dass man das, was man im Ar-
eitsleben zusätzlich angespart hat – zum Beispiel in
orm einer Betriebsrente oder eines Riester-Vertrages –,
u 100 Prozent behalten darf. Dies darf nicht auf eine
ente angerechnet werden.


(Anton Schaaf [SPD]: Ihr habt aber nichts gemacht!)


Also: Das Modell muss genau umgekehrt aussehen,
err Strengmann-Kuhn:


(Beifall bei der CDU/CSU)


elohnung für diejenigen, die bei der Betriebsrente und
eim Riester-Vertrag etwas ansparen, und nicht Beloh-
ung für denjenigen, der sein Geld irgendwo anders ge-
unkert hat, weil es dann bei der Berechnung der Garan-
erente offensichtlich überhaupt keine Rolle spielt.


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei der Zuschussrente doch auch nicht!)


Wir brauchen kein System der Belohnung von Ein-
ommensmillionären. Wir brauchen ein System der Be-





Peter Weiß (Emmendingen)



(A) )


)(B)

lohnung der kleinen Sparerinnen und Sparer in unserem
Land.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war bei der Zuschussrente ganz genauso!)


– Herr Kollege Strengmann-Kuhn, deswegen will ich Ih-
nen noch einmal sagen, wie unser Modell aussieht. Das
wollen wir auch präzise in unser Wahlprogramm hinein-
schreiben.


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wahlprogramm! Mehr machen Sie nicht!)


Wir wollen, dass derjenige, der ein Leben lang gear-
beitet und in die Rentenkasse eingezahlt hat,


(Anton Schaaf [SPD]: Und privat vorgesorgt hat!)


nach Möglichkeit nicht zum Staat gehen und um staatli-
che Unterstützung bitten muss, sondern von seiner Rente
leben kann.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Nur, wenn er auch sein Leben lang privat vorgesorgt hat! Das müssen Sie auch dazusagen!)


Das geht nur mit Aufstockung der Rentensprüche.

Gleichzeitig wollen wir, dass derjenige, der noch an-
deres Einkommen hat – zum Beispiel, weil er mit einem
sehr vermögenden Ehepartner verheiratet ist –, diese
Aufstockung nicht beantragen kann. Wenn ein Ehepaar
schon reichlich Einkommen im Alter hat, müssen wir
nach meiner Auffassung nicht noch eine Rente aufsto-
cken und zusätzliches Geld obendrauflegen. Wer genug
hat, muss nicht auch noch weiteres Geld aus der Steuer-
kasse oder aus der Rentenkasse bekommen.

Derjenige, der zum Leben tatsächlich auf diese kleine
Rente angewiesen ist und sich die Mühe gemacht hat,
trotz allem noch die 5 Euro Mindestbeitrag monatlich
für einen Riester-Sparvertrag auf die Seite zu legen,


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Was kommt bei den 5 Euro hinterher raus, Herr Weiß? Sagen Sie mir das heute einmal!)


oder seine vermögenswirksamen Leistungen in eine be-
triebliche Altersversorgung eingebracht hat, sollte aber
dieses Geld, das er dort angespart hat, zu 100 Prozent
zur Absicherung seines Alterseinkommens verwenden
können und nicht auf die Rente anrechnen lassen müssen
– so wollen es nämlich die Grünen, bis auf die 20 Pro-
zent, die sie ihm freundlicherweise lassen wollen.

So sieht unser System aus. Das ist das Gegenteil des-
sen, was Sie beantragen. Ihre Garantierente ist in Wahr-
heit keine Garantierente. Sie ist eine Regelung, die die
Kleinsparer, die, die sich angestrengt haben, eher be-
straft. Wir wollen eine Methodik im Rentensystem, die
die kleinen Leute, die mit Mühe Geld fürs Alter auf die
Seite gelegt haben, belohnt und sie ermuntert, auch zu-
sätzlich für das Alter vorzusorgen; denn zusätzliche Al-

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(C (D rsvorsorge muss sich für jeden in unserem Land lohen. Vielen Dank. Das Wort hat nun Anton Schaaf für die SPD-Fraktion. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe olleginnen und Kollegen! Peter Weiß, wer sich vier ahre lang verweigert hat, Rentenpolitik in diesem Land u machen, kann der Opposition mit Sicherheit keine orwürfe machen, wenn sie sich Gedanken macht. (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Aber machen Sie sich die richtigen Gedanken?)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724321300

(Beifall bei der SPD)

Anton Schaaf (SPD):
Rede ID: ID1724321400

Peter Weiß, ich mache noch einmal das, was ich eben
chon in der Aktuellen Stunde getan habe. Ich habe mir
och einmal angeschaut, welche Versprechen ihr in eu-
m Koalitionsvertrag den Menschen gemacht habt. Das
ar euer Arbeitsplan. Darin stand, dass ihr etwas zur Ar-
utsvermeidung im Alter tut.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Null!)


rgebnis nach vier Jahren: nichts. Die Ministerin ist mit
llen ihren Plänen kläglich gescheitert, und zwar an Ih-
en. Nicht am Bundesrat und nicht an der Opposition,
ondern an Ihnen ist die Ministerin bei der Armutsver-
eidung kläglich gescheitert.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sich jetzt hier hinzustellen und zu behaupten, man
abe einen Plan, ist nichts anderes als organisierter
ahlbetrug; denn das hatten Sie schon einmal verspro-

hen. Jetzt tragen Sie es wieder als Versprechen für die
ächste Legislaturperiode vor. Armutsvermeidung wird
it Ihnen nicht funktionieren.

Zweiter Punkt. Sie haben den Menschen im Koali-
onsvertrag versprochen, dass Sie die Zeiten der Er-
iehung besser bewerten wollen. Bis hierhin, bis zum
eutigen Tag: null, nichts. Jetzt gibt es wieder die An-
ündigung der Kanzlerin, dass man mal etwas bei der
ütterrente machen werde – natürlich erst in der nächs-
n Legislatur. Sie hatten es aber für diese Legislatur ver-

prochen. An dieser Stelle haben Sie nichts, aber auch
ar nichts zuwege gebracht.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Den dritten Punkt erspare ich Ihnen auch nicht. Sie
aben die Menschen im Osten in Ihrem Wahlkampf und
it Ihrem Koalitionsvertrag komplett hinter die Fichte

eführt. Obwohl Sie eine rentenrechtliche Angleichung
st-West versprochen hatten, haben Sie nichts dazu ge-
acht, meine Damen und Herren – überhaupt nichts.





Anton Schaaf


(A) )


)(B)


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wenn Sie sich hierhinstellen und die Oppositionsfrak-
tionen dafür kritisieren, dass sie sich Gedanken darüber
machen, wie man mit diesem Thema umgeht, ist das
wirklich nicht in Ordnung. Es ist auch nicht fair, was Sie
da veranstalten. Sie haben keine Mehrheiten, um Ren-
tenpolitik zu machen. Um das einmal klar zu sagen: Sie
sind renten- und sozialpolitisch eine Nichtregierungsor-
ganisation.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Aber so was von! – Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Geisel der FDP!)


Ich kann mich auch gerne mit den Forderungen der
Grünen auseinandersetzen. Aber, Wolfgang Strengmann-
Kuhn, an der Stelle muss man dann auch noch einmal ein
Stück weit Bilanz der rentenpolitischen Leistung dieser
Koalition und dieser Regierung ziehen.

Zur Garantierente sage ich Folgendes: Ja, wir als So-
zialdemokraten hätten da definitiv Diskussionsbedarf.
Allerdings sind die Hürden für eine Einigung aus meiner
Sicht nicht so hoch, dass wir das nach dem 22. Septem-
ber nicht vernünftig regeln könnten.

Ich will einige Punkte nennen. Ich finde, dass es zu-
mindest an einigen Stellen eine unzulässige Vermi-
schung zwischen Versicherungsleistung auf der einen
Seite und Fürsorgeleistung auf der anderen Seite gibt.
Das muss man ordentlich auseinanderhalten. Das war
der erste inhaltliche Punkt.

Der Punkt, der mich am meisten umtreibt, ist: Wenn
man Freibeträge einräumt, wie ihr es vorgesehen habt
– beispielsweise 20 Prozent bei der Riester-Rente oder
bei der betrieblichen Altersvorsorge –, dann ist das eine
einseitige Priorisierung. Ich würde immer auch die eige-
nen Beiträge für die Rentenversicherung steuerlich frei-
stellen oder zumindest gleich behandeln; denn ansonsten
liegt eine besondere Priorität auf diesen privaten Alters-
vorsorgeformen. Damit ist man relativ nahe bei den „Le-
bensleistungsdingen“ von der Frau von der Leyen, was
ja Gott sei Dank vor die Wand gefahren ist, weil die FDP
an der Stelle ordnungspolitisch ordentlich agiert hat. Das
muss man im Hinterkopf haben.


(Beifall bei der FDP – Zuruf von der FDP: Jetzt hat er aber gewartet!)


– Nicht rentenpolitisch inhaltlich, sondern ordnungspoli-
tisch, meine Herren. Das wollte ich noch ausdrücklich
erwähnt haben. Von daher muss man an der Stelle sehr
genau hinschauen.

Meine Damen und Herren, das ist heute hier meine
letzte Rede im Deutschen Bundestag. Einige werden
sich darüber freuen, andere vielleicht nicht. Man weiß es
nicht so genau.


(Heiterkeit)


Deswegen möchte ich mich bei einigen Menschen be-
danken.

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(C (D Bedanken möchte ich mich vor allen Dingen bei den ntenpolitischen Berichterstattern der Fraktionen. Ihr abt mich mit eurer unglaublichen Kompetenz immer auerordentlich gefordert. Ich habe viel lernen müssen, dürn und können durch die Zusammenarbeit mit euch: atthias Birkwald, Wolfgang Strengmann-Kuhn, Heinrich olb, Peter Weiß. Es war mir immer eine Freude. Es war mer kollegial, zuweilen auch sehr freundschaftlich. afür bin ich sehr dankbar. Es gibt ein paar Menschen, die ich darüber hinaus och ganz persönlich erwähnen will: Karl Schiewerling, u bist in deiner Jugend wahrscheinlich irgendwie in chlechte Kreise geraten. u hättest nämlich auch ein guter Sozialdemokrat weren können. Manchmal spielt das Leben eben so. Herzlihen Dank für die gute Zusammenarbeit, die wir hier iteinander hatten! Ich danke den Kolleginnen und Kollegen, die mit mir bgeordnete aus Essen und Mülheim sind. Stellvertrend danke ich Ulrike Flach, die wie ich aus Mülheim ommt, aus unserer gemeinsamen Heimatstadt. Ulrike, h will meine Wertschätzung für dich einmal wie folgt rmulieren: Wenn wir schon in der unglaublich leidigen ituation sind, dass jemand aus der FDP Parlamentariche Staatssekretärin werden muss, weil die Mehrheitserhältnisse so sind, dann du, Ulrike Flach. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall)


(Heiterkeit)


Es gibt ein geflügeltes Wort, dass Politik bzw. das
olitische Agieren keine Freundschaften erlaubt. Ich
abe in diesen Jahren hier völlig andere Erfahrungen ge-
acht. Ich will das an zwei Namen festmachen. Ich habe

ier in diesem Parlament, in der parlamentarischen Ar-
eit, ja, in meiner eigenen Fraktion wirklich Freunde
rs Leben gefunden. Zwei davon will ich stellvertretend

ennen. Das ist zum einen jemand, der nicht mehr Mit-
lied des Bundestages ist, was ich außerordentlich be-
aure, nämlich mein Freund Klaas Hübner. Ich finde, er
ehört in diese Reihe, und ich finde, er müsste hier sein.


(Beifall des Abg. Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP])


Zum anderen ist das Sonja Steffen. Sie ist noch Abge-
rdnete des Deutschen Bundestages. Ich hoffe sehr, dass
ie auch Mitglied des nächsten Deutschen Bundestages
ein wird. Beide sind Menschen, die ich sehr tief in mei-
em Herzen mitnehmen werde.

Meine Fraktion hat das eine oder andere mit mir ertra-
en, mich aber Gott sei Dank meistens getragen.

Ich denke, wenn wir ehrlich sind, geht es uns meistens
o: Abgeordnete sind nur so gut wie ihre Büros, ihre Mit-
rbeiter. Zum Schluss bedanke ich mich vor allen Dingen
ei all denjenigen, die für mich gearbeitet haben, insbe-
ondere bei zweien, die elf Jahre lang an meiner Seite wa-
n: Das sind Annette Reinhardt und Andrea Franz.


(Beifall im ganzen Hause)






Anton Schaaf


(A) )


)(B)

Nach mir wird für unsere Fraktion noch Silvia
Schmidt sprechen. Auch sie hält heute ihre letzte Rede
hier im Deutschen Bundestag. Silvia, ich wünsche dir al-
les, alles erdenklich Gute.

Meine Damen und Herren, vielen Dank.


(Beifall im ganzen Hause)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724321500

Trotz einer gewissen Rührung geht jetzt die Debatte

weiter. Der Kollege Kolb von der FDP hat das Wort.


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1724321600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

muss sagen, dass ich jetzt nicht imstande bin, mich über
die Garantierente der Grünen auszulassen. Vielmehr will
ich meine vier Minuten Redezeit dir, lieber Toni Schaaf,
widmen.

Es hat sich immer gelohnt, dir zuzuhören. Das hat
man auch heute gemerkt. Wenn du ans Rednerpult trittst,
dann ziehst du die Aufmerksamkeit auf dich, weil alle
wissen, dass du uns, egal woher wir kommen und wel-
chen Hintergrund wir haben, mit deiner authentischen
Art etwas zu sagen hast.

Ich habe mir deinen Werdegang im Bundestagshand-
buch noch einmal angeguckt und kann wirklich nur sa-
gen: Chapeau! Respekt! Du hast eine tolle Lebensleis-
tung vollbracht und – da bin ich mir sicher – auch noch
das eine oder andere vor dir. Wir haben uns neulich in
Mannheim getroffen. Dort warst du in Motorradkluft.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Sah gut aus!)


Ich weiß, dass du Hobbys hast, die dich ausfüllen wer-
den. Ein Mensch so aktiv wie du wird sich aber nicht
voll und ganz zurückziehen. Das weiß ich, und das hoffe
ich. Wie auch immer: Du wirst für uns auch aus der
Ferne Ratgeber bleiben.

Du bist ein respektabler und von allen Fraktionen ge-
schätzter Kollege gewesen; das habe ich schon gesagt.
Ich war heilfroh, dass ich dich in der Arbeitsgruppe
wusste, als die SPD ihr Rentenkonzept entwickelt hat,
einen, der die Dinge am Ende zusammenführt und in der
Lage ist, überschießende Ambitionen zu dämpfen, der
auch weiß, dass das alles am Ende etwas kostet und die
Menschen, die hart arbeiten, das mit ihren Steuern und
Sozialversicherungsbeiträgen bezahlen müssen. Diese
Erdung und diese Bodenständigkeit zeichnen dich aus.
Das habe ich immer sehr geschätzt.

Du hast uns die Meinung gesagt, auch heute. Heute
warst du zurückhaltend; da wäre mehr gegangen. Wer
den Toni kennt, der weiß: Das war mit angezogener
Handbremse vorgetragen.


(Heiterkeit im ganzen Hause)


Du hast uns immer deine Meinung gesagt, oft zu Recht,
auch heute. Mehr will ich dazu nicht sagen. Wir wissen
gemeinsam, wie das zu verstehen ist.

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(C (D Es wäre noch das eine oder andere zu sagen; aber am nde ist es nicht mehr und nicht weniger als ein Dankechön. Toni, du warst ein guter Kollege, und wir werden ich vermissen. Vielen Dank. Ich merke, es wird allmählich eine Feierstunde. Jetzt hat der Kollege Birkwald das Wort. Mal sehen, ie er das meistert. Sehr geehrter Herr Präsident! Meine lieben Kollegin en und Kollegen! Meine Damen und Herren! Ich werde ie nicht enttäuschen, Herr Präsident. Es ist der seltene all eingetreten, dass ich einer Rede des Herrn Kollegen olb fast komplett zustimmen kann. Dafür herzlichen ank, lieber Kollege Kolb. Dir, lieber Toni, sage ich herzlichen Dank für deine rbeit hier. Unsere Wertschätzung dir gegenüber ist chon angesprochen worden. Ich kann mich dem nur anchließen. Du wirst uns hier fehlen. Danke für die Zeit it dir. Jetzt geht es aber wieder um die Sache. Der neue Arutsund Reichtumsbericht der Bundesregierung zeigt: as Risiko, in der Altersarmut zu landen, hat in den verangenen Jahren deutlich zugenommen. Die Altersarmut t schon heute ein Problem. Im Antrag der Grünen heißt s mit Blick auf die Zukunft: Ohne Gegenmaßnahmen werden die Altersarmut … in den nächsten Jahren gravierend zunehmen. raurig, aber wahr. Schwarz-Gelb ist bei diesem Thema in kompletter Totalausfall. Von der Bundesregierung ommt zur Bekämpfung der Altersarmut seit fast vier ahren kein Gesetzentwurf, kein Antrag – rein gar nichts. ald gibt es ja Schulzeugnisse. Im Fach „Bekämpfung der ltersarmut“, Herr Staatssekretär, bekommt Schwarzelb nur ein Armutszeugnis. Setzen! Sechs! (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Anton Schaaf [SPD])


(Beifall im ganzen Hause)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724321700

(Heiterkeit)


(Beifall bei der LINKEN)

Matthias W. Birkwald (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724321800

(Beifall des Abg. Frank Heinrich [CDU/CSU])


(Beifall im ganzen Hause)


Die Grünen haben nun einen Antrag zur Bekämpfung
er Altersarmut vorgelegt. Darin steht viel Richtiges,
um Beispiel zu den Verwerfungen am Arbeitsmarkt und
ass das Auseinanderdriften in viele Arme und wenige
eiche verhindert werden muss. Dafür kämpfen wir Lin-
en schon lange.


(Beifall bei der LINKEN)






Matthias W. Birkwald


(A) )


)(B)

Meine Damen und Herren, die Renten sinken. Jeder
Rentnerjahrgang, der neu in Rente geht, hat im Durch-
schnitt weniger Rente als der Jahrgang zuvor. Warum?
Unter anderem deshalb, weil SPD und Grüne in ihrer
Regierungszeit das Rentenniveau abgesenkt haben. Eine
Rente von ehedem 1 000 Euro wird im Jahr 2030 eben
nur noch 800 Euro wert sein. Das ist eine wesentliche
Ursache für die Altersarmut von heute und morgen. Die
Grünen wollen das Rentenniveau weiter absenken. Das
hat die Kollegin Brigitte Pothmer vergangenen Oktober
in der Neuen Osnabrücker Zeitung offen zugegeben, und
niemand hat ihr widersprochen. Ich sage Ihnen: Wer das
Rentenniveau weiter absenkt, ist für mehr Altersarmut
verantwortlich und nicht für weniger. Das ist nicht in
Ordnung.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir Linken wollen das Rentenniveau wieder auf 53 Pro-
zent anheben, also so, wie es im Jahr 2000 war, bevor
SPD und Grüne die Renten in den Sinkflug getrieben ha-
ben.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Rente erst ab 67
wird für die ganz große Mehrheit der Beschäftigten
nichts weiter als eine gigantische Rentenkürzung wer-
den. Fast alle Fliesenleger und Erzieherinnen können
nicht bis zum Alter von 67 Jahren arbeiten. Keine
10 Prozent der 64-Jährigen haben noch einen Vollzeit-
job. Schon heute geht jeder Zweite mit Kürzungen in
Rente, im Schnitt mit 109 Euro weniger. Mit der Rente
erst ab 67 wird sich die Höhe der Rentenkürzungen lang-
fristig fast verdoppeln. Damit ist klar: Die Rente erst ab
67 ist eine weitere Ursache für Altersarmut. Was machen
die Grünen? Sie halten an der Rente erst ab 67 fest. Das
ist die Wahrheit; aber das geht nicht.


(Beifall bei der LINKEN)


Sinkendes Rentenniveau und Rente erst ab 67, das ist
eine ganz gefährliche Kombination. Für viele normal
oder schlecht verdienende jüngere Beschäftigte, die nach
1964 geboren sind, bedeutet das schlicht: Sie müssen im
Alter in Armut leben. Das will die Linke mit aller Kraft
verhindern.


(Beifall bei der LINKEN)


Altersarmut bekämpfen – mit der grünen Garantie-
rente klappt das nicht. Sie ist eine Mogelpackung. Wa-
rum? Zwei Drittel der armen Alten sind Frauen. Alters-
armut ist überwiegend weiblich.


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! – Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)


Um die grüne Garantierente zu erhalten, muss jemand
aber mindestens 30 Versicherungsjahre vorweisen kön-
nen.


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mit Kindererziehungszeiten!)


Diese Bedingung soll ab sofort gelten. Das heißt: Jede
zweite westdeutsche Rentnerin würde leer ausgehen;

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(C (D (Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein!)


enn mehr als die Hälfte der Westrentnerinnen erreichen
ie geforderten 30 Versicherungsjahre derzeit nicht.


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Beitragsjahre!)


ine Garantierente, die sie nicht bekommen, nützt ihnen
ichts. Sie nützt ihnen auch deshalb nichts, weil sie nur
r Neurentnerinnen und Neurentner gedacht ist. Men-

chen, die schon heute unter Altersarmut leiden, lassen
ie Grünen im Regen stehen. Das ist für uns Linke voll-
ommen inakzeptabel.


(Beifall bei der LINKEN)


Nun zur Höhe Ihrer Garantierente. 30 Entgeltpunkten
oll sie entsprechen. Das sind ab dem 1. Juli 844,20 Euro
r eine Alleinstehende, brutto. Netto sind das dann noch

57 Euro. Das liegt gerade einmal 50 Euro über dem
ruttobedarf der Grundsicherung im Alter. 50 Euro sind
iel Geld. Altersarmut verhindern sie nicht. Wegen des
inkenden Rentenniveaus werden die 30 Entgeltpunkte
des Jahr weniger wert. Die grüne Garantierente ist
emnach eine Armutsgarantie. Deswegen: Sorry, Ihr
onzept ist halbherzig.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Linke fordert gute Arbeit statt Leiharbeit und an-
ere prekäre Jobs, 10 Euro gesetzlichen Mindestlohn
nd gute Renten deutlich über der Armutsrisikogrenze
r alle, die jahrzehntelang eingezahlt haben. Als Schutz

or Altersarmut fordert die Linke eine solidarische Min-
estrente von zunächst 900 Euro und dann 1 050 Euro
netto, steuerfinanziert und einkommens- und vermö-
ensgeprüft – für alle Menschen, die sie brauchen, damit
iemand im Alter in Armut leben muss.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724321900

Das Wort hat nun Frank Heinrich für die CDU/CSU-

raktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Frank Heinrich (CDU):
Rede ID: ID1724322000

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Wir beraten heute ein von den Grünen
ekanntes Rentenkonzept; es steht erneut auf der Tages-
rdnung. Es ist insofern bekannt, als wir in dieser Legis-
turperiode das fünfte Mal darüber reden, immer in an-
eren Zusammenhängen. Bisher hat dieses Konzept
eine Mehrheiten gefunden. Ich denke, es wurde immer
egründet abgelehnt.

Warum sollte es diesmal anders sein – nicht nur von
nserer Seite –, was ist daran neu? Sie haben als Antwort
uf Ihre Große Anfrage zur Altersarmut eine ausführli-
he Stellungnahme seitens der Bundesregierung bekom-
en. Die Antwort liegt seit zwei Jahren vor. Darin ist





Frank Heinrich


(A) )


)(B)

begründet, warum Ihr Vorschlag für uns nicht akzeptabel
ist. Zur Erinnerung: Die gesetzliche Rentenversicherung
ist beitragsbezogen – das ist einer der Punkte –; allge-
meine Mindestrenten gibt es nicht – das ist auch so ge-
wollt –, mit zwei Einschränkungen, die Sie wohl kennen:
bei besonders niedrigen Pflichtbeiträgen vor 1992 und
bei den Kinderberücksichtigungszeiten ab 1992. Es gibt
keinen Bedarf für eine Mindestrente – so denken wir
zumindest –, da wir seit 2003 eine bedarfsorientierte
Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung ha-
ben. Wir haben da eine vollkommen andere Herange-
hensweise und sehen auch keinen Änderungsbedarf.

Ich zitiere aus der erwähnten Antwort der Bundesre-
gierung:

Mit der Einführung der Grundsicherung im Alter
und bei Erwerbsminderung ist

– damals –

die Entscheidung gefallen, die Trennung der versi-
cherungsmäßig ausgestalteten Alterssicherung, ins-
besondere in Form der gesetzlichen Rentenversi-
cherung, und des als Ergänzung erforderlichen
sozialhilferechtlichen Auffangnetzes beizubehalten.

Das war eine lange erwogene strategische Entscheidung.

Sie sprachen auch die Finanzierung an. Alle Versiche-
rungszeiten sollen als Voraussetzung für den Erhalt der
Garantierente anerkannt werden, auch beitragsfreie Zei-
ten. Das widerspricht unserer Vorstellung, dass Nicht-
leistung gerade nicht mit Leistung gleichgesetzt werden
darf. Als flankierende Maßnahme – mein Kollege Weiß
ist darauf eingegangen – 80 Prozent der privaten Alters-
vorsorge anzurechnen, ist für uns nicht hinnehmbar.

Jetzt komme ich auf einen Punkt zu sprechen, den
mein Kollege schon genannt hat: Die Garantierente er-
neut auf die Tagesordnung zu setzen, hat schon etwas
von Wahlkampf. Wir müssen uns noch einmal mit den
Themen, die Ihnen wichtig sind, beschäftigen, obwohl
wir da eigentlich so weit aufgeräumt haben, wie wir es
für richtig hielten. Im Gegenteil: Die Arbeitsmarktpoli-
tik der Koalition ist erfolgreich – das ist breit
anerkannt –, die Arbeitslosenquote so niedrig wie lange
nicht. Damit ist die Zahl der Einzahler ins Rentenversi-
cherungssystem sehr hoch. Mein Kollege hat die Zahlen
genannt; sie verdeutlichen die Steigerung. Im Gegensatz
dazu haben Sie die Zahlen in den Zeiten, in denen Sie an
der Regierung waren, heruntergefahren. Wir glauben,
sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ist der beste
Schutz vor Altersarmut.

Drei Punkte in Ihrem Antrag sind schon ein bisschen
polemisch. Sie haben uns vorgerechnet, dass die Strei-
chung der Rentenbeiträge für ALG-II-Beziehende zur
Verschärfung der absehbar ansteigenden Altersarmut
führten. Wenn Sie das durchrechnen, werden Sie sehen,
dass die Altersarmut nicht wegen dieser Kleinstbeträge
entsteht.

Der zweite Punkt ist, dass Sie sagen, wir würden die
sogenannte Mütterrente mit dem „Notgroschen“ bezah-
len. Das sind 13 Milliarden Euro. Das „Notgroschen“ zu
nennen, ist schon ein bisschen herausfordernd.

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(C (D (Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wissen doch, dass eine Monatsausgabe nicht so viel ist!)


Dann zu sagen, dass sich der eigene Rentenbeitrag
ieder lohnen muss, was sich nicht mit der Forderung
ach einer Garantierente, durch die explizit auch Nicht-
eitragszahler gefördert werden, deckt, das ist mir nicht
erständlich.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724322100

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage –


Frank Heinrich (CDU):
Rede ID: ID1724322200

Nein, ich möchte nicht.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724322300

– des gefeierten Anton Schaaf?


Frank Heinrich (CDU):
Rede ID: ID1724322400

Das lasse ich natürlich zu. Bitte schön.


Anton Schaaf (SPD):
Rede ID: ID1724322500

Das habe ich jetzt gnadenlos ausgenutzt, das ist schon

lar. – Jetzt zur Mütterrente. Es gibt ja zwei Argumenta-
onsstränge. Der erste ist die Gleichbehandlung derer,
ie Erziehungszeiten nach 1992 angerechnet bekommen,
nd derer, die sie vor 1992 angerechnet bekommen. Jetzt
agen Sie mir einmal, wie man, wenn man nicht 13,2 Mil-
arden Euro einsetzt, sondern – so wie Sie in Ihren Über-
gungen – nur 6 Milliarden Euro, die Gleichstellung er-
icht. Das schafft man so nicht. Das ist der erste Punkt.

Der zweite Argumentationsstrang ist die Armutsver-
eidung. Selbst wenn wir drei Entgeltpunkte annehmen,
den wir über um die 80 Euro. Was ist daran armutsver-
eidend bei jemandem, der beispielsweise 500 Euro
entenanspruch hat? Die Argumentation ist ja völliger
uatsch.


Frank Heinrich (CDU):
Rede ID: ID1724322600

Ich wollte an dieser Stelle gar nicht auf die Mütter-

nte eingehen. Ich wollte damit nur die Argumentation
d absurdum führen. Wenn man die 13 Milliarden Euro,
ie im Raum stehen, Notgroschen nennt, dann ist das
chon frappierend. Das kostet uns ja etwas; wir tätigen
iese Aussage nicht leichtfertig. Da ist es schon merk-
ürdig, wenn gedacht wird, wir bezahlten das aus der
ortokasse.


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Portokasse?)


Ich selber habe eine dezidierte Meinung zu diesem
hema; diese ist jetzt aber nicht relevant. Das Thema
ütterrente ist jedenfalls diskussionswürdig. Ich bin be-

eistert über die Diskussionen darüber in meinem Um-
ld. Ich werde mich dafür einsetzen, dass dieser Diskus-

ionsprozess fortgesetzt wird.

Ich will noch etwas zu dir sagen, lieber Anton. Die
nekdote, die ich anderen immer wieder gerne erzähle,
enn es um die Kollegialität geht, die ich als Anfänger





Frank Heinrich


(A) )


)(B)

hier in diesem Parlament erfahre, betrifft deine Person.
Wir trafen uns bei „Ossi“. Ich hatte die jüngste meiner
drei hübschen Töchter dabei. In dem Moment, als wir
uns begegneten, lieber Anton, hast du zuerst mich, dann
meine Tochter angeschaut und hast schließlich zu mir
gesagt: Mensch, du kannst ja auch schön! – Du wirst mir
– vielleicht auch den anderen, die nun von dieser Begeg-
nung wissen – immer als guter Kollege in Erinnerung
bleiben. Wir sind in diesem Parlament nicht immer ge-
geneinander. Ganz herzlichen Dank für deine Kollegiali-
tät!


(Beifall im ganzen Hause)


Ich wollte einfach auf die polemische Begründung
des Antrags eingehen. Mir ist wichtig, darzulegen, dass
es ein Widerspruch ist, wenn man auf der einen Seite
sagt: „Das Zahlen von Rentenbeiträgen muss sich wieder
lohnen“, und auf der anderen Seite die Garantierente
– auch für Nichtbeitragszahler – explizit fördert. Wir fin-
den, dass die Garantierente nicht gerecht ist. Wer be-
wusst Teilzeit statt Vollzeit arbeitet oder viele beitrags-
freie Zeiten aufzuweisen hat, wird gegenüber dem
Durchschnittsverdiener mit höherer Beitragsleistung
– gemäß diesem Modell: zu Recht – subventioniert. Das
kommt für uns nicht infrage. Das Äquivalenzprinzip so-
wie die lohn- und beitragsorientierte Rente werden so
ausgehebelt. Neue Ungerechtigkeiten wären die Folge,
die in der Bevölkerung sicherlich nicht ohne Widerhall
bleiben würden, wie ich finde: absolut zu Recht. Ich ver-
mute, Sie verstehen, dass wir Ihrem Antrag nicht zustim-
men werden.

Ganz herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724322700

Das Wort hat nun Silvia Schmidt für die SPD-Frak-

tion.


(Beifall bei der SPD)



Silvia Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1724322800

Sehr verehrter Herr Präsident! Meine lieben Kolle-

gen! Auch ich trete heute das letzte Mal an das Redner-
pult. 16 Jahre Behindertenpolitik im Ausschuss für Ar-
beit und Soziales zu betreiben, war nicht immer leicht.
Gerade jetzt kommen unglaublich viele Herausforderun-
gen auf uns zu. Diese hätte ich gerne noch gemeistert,
aber leider Gottes bin ich jetzt selbst behindert. Ich habe
nicht die Möglichkeit, mir einen politischen Assistenten
an meine Seite zu nehmen und meine Arbeit fortzuset-
zen. Das ist nun einmal so in der Politik; Sie kennen das
sicherlich. Ausführlich danken werde ich zum Schluss.

Ich möchte einiges zur Rentenpolitik und insbeson-
dere zu Ihrem Antrag sagen. Generell haben Sie viele
Punkte in Ihrem Antrag aufgenommen. Tendenziell wol-
len wir alle, dass Menschen im Alter auskömmlich leben
können. Herr Heinrich, ich habe mich gewundert – ich
weiß nicht, ob das jeder angesichts der vielen Formeln,
um die es in der Rentenpolitik geht, mitbekommen hat –,
dass Sie die Ostrenten einfach vergessen haben. Auch

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(C (D er Antrag macht mir in dieser Hinsicht schwer zu schafn; denn hier wird allgemein dargelegt, was Altersarut verursacht. Eine Ursache für Altersarmut ist, dass enschen nicht so viel in die Rentenkasse einzahlen onnten. Das trifft vor allen Dingen auf Ostdeutschland u. Hier gibt es überproportional viele prekäre Beschäfgungsverhältnisse. Davon sind, wie Sie zu Recht erähnen, Frauen besonders betroffen. Zum einen verdieen Frauen generell weniger. Hier gibt es noch viel zu n. Zum anderen erhalten Frauen im Osten – insofern ind sie doppelt betroffen – nicht den Tariflohn, der ihen eigentlich zusteht, weil es noch keine Angleichung ibt. Wir haben einiges gemacht. Wenn Sie gestatten, öchte ich auf einige Anträge meiner Fraktion einge en. Schließlich diskutieren wir heute im Plenum aller oraussicht nach das letzte Mal über das wichtige hema Renten. Ich hoffe, dass ich klarmachen konnte, ass mir Ostdeutschland besonders wichtig ist. Ich laube, viele Kolleginnen und Kollegen aus den anderen raktionen sehen das genauso wie ich. Wir haben einen ntrag auf Einsetzung einer Bund-Länder-Arbeitsruppe zur Vorbereitung eines Rentenüberleitungsgesetes bzw. einer Härtefondsregelung eingebracht; Sie haen diesen leider bereits abgelehnt. Das ist ein ganz esentliches Thema. Die unterschiedlichsten Berufsruppen sprechen uns immer wieder darauf an. Die rauen und Männer werden immer älter, sie kämpfen; as muss man einfach wissen, und dem sollte man Rechung tragen. Der andere Punkt betrifft die sofortige Ost-West-Anleichung von pauschal bewerteten Versicherungszeiten. azu kann ich Ihnen nur sagen: Sie möchten die sogeannte Mütterrente haben, aber selbst wir haben das bei en Kindererziehungszeiten in unserem Antrag schon stgeschrieben. Sie hätten also etwas tun können und etas tun müssen. Wir haben natürlich ein Regierungsprogramm – lasen Sie mich diese Anmerkung noch machen –, und uner Antrag wird noch in diesem Hohen Haus behandelt erden. Wir wollen eine generelle Rentenangleichung on Ost und West haben. Das soll, natürlich stufenweise, is zum Jahr 2020 geschehen. Das ist ganz wichtig. Wir prechen in diesem Zusammenhang auch über eine Soliarrente. Das ist ein wesentlicher Punkt. Als Letztes möchte ich doch noch die Gelegenheit utzen, einigen Kolleginnen und Kollegen zu danken. Es ind nicht allzu viele hier, mit denen ich immer zusamenarbeite. Behindertenpolitik ist vielleicht nicht unbe ingt das Lieblingsthema von allen. Maria Michalk ist ine Seele von Mensch in der CDU/CSU, sie bringt sich ehr engagiert in die Politik ein. Ich möchte auch Frau olitor erwähnen, die sich frisch mit der Materie bechäftigt. Grüßen Sie sie ganz herzlich von mir. Sie soll eitermachen, und ich hoffe, dass sie weitermacht. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie macht weiter!)


(Beifall bei der SPD)






Silvia Schmidt (Eisleben)



(A) )


)(B)

Der liebe Markus Kurth hat dieses Thema über Jahre
hinweg besetzt. Er ist einer der Experten hier im Deut-
schen Bundestag. Das muss ich ihm einfach lassen.
Markus, bleib dabei, und überzeuge vor allen Dingen
noch viele, die Bundesinitiative „Daheim statt Heim“ zu
unterstützen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Matthias W. Birkwald [DIE LINKE])


Das wäre eine ganz wichtige Forderung, die ich noch
hätte.

Ilja Seifert ist nicht da. Er ist genauso Experte in eige-
ner Sache wie ich. Ich bedaure, dass Ilja vielleicht nicht
mehr in den nächsten Deutschen Bundestag einzieht.
Auch er hat viel zur Behindertenpolitik beigetragen.

Ich glaube, dass wir über die Fraktionsgrenzen hin-
weg ein gleiches Bild haben. Wir konnten uns nie so
böse streiten, wie das andere hier getan haben. Das zeigt,
dass wir alle hier Verantwortung für Menschen überneh-
men, die unsere Unterstützung brauchen. Ich bitte Sie:
Reden Sie im Zusammenhang mit Menschen mit Behin-
derung nie von Schwachen; denn diese Menschen ma-
chen uns stark und lassen uns selber wachsen.


(Beifall im ganzen Hause)


Lassen Sie mich noch ganz kurz ein Dankeschön los-
werden. Ich danke meiner Familie – oben auf der Tri-
büne sitzen meine Tochter und meine Enkelkinder –, und
ich hoffe, dass ich auch einmal Zeit für sie haben werde.
Meine Tochter hat mich ebenso unterstützt wie meine
Mutter und mein Sohn Peter. Es ist manchmal so: Man
freut sich; das geschieht nicht so oft. Das wissen auch
Sie selber. Deswegen bitte ich Sie: Denken Sie auch an
sich, an Ihre Gesundheit, an Ihre Gefühle, an Liebe und
Hoffnung. Denken Sie auch darüber nach, was Matt
Lamb – das ist ein irisch-amerikanischer Künstler – im-
mer sagt: Das Leben ist keine Generalprobe. – Tun Sie
jetzt, was Sie tun wollen! Vergessen Sie manchmal, dass
immer Forderungen an Sie gestellt werden.

Übrigens, Gott segne Sie alle!


(Beifall im ganzen Hause)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724322900

Das Wort hat nun Pascal Kober für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Frank Heinrich [CDU/CSU])



Pascal Kober (FDP):
Rede ID: ID1724323000

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Im

Alter arm zu sein, ist etwas, was niemandem zu wün-
schen ist. Altersarmut ist eine Belastung, der wir vonsei-
ten der Politik nach Möglichkeit präventiv begegnen
müssen; denn sie ist tatsächlich eine ganz schwierige Si-
tuation.

Glücklicherweise sind heute erst wenige davon be-
troffen. Natürlich ist Altersarmut für jeden, der schon
heute davon betroffen ist, ein schweres Schicksal. Aber
man muss auch sagen: Es sind wenige, glücklicherweise.

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(C (D s sind deshalb wenige, weil die Rente eben doch für die eisten aufgrund der Arbeitsund Familienphasen und er Art, wie das Leben bisher gelebt worden ist, im Alter och reicht. Aber es wird Änderungen geben. Das Wichgste, was die Politik machen muss, um Altersarmut in er Zukunft zu verhindern, ist, für möglichst viele Menchen Erwerbsbiografien zu verstetigen. Das ist ein Beich, in dem gerade diese Regierungskoalition so erlgreich war wie wenige Regierungskoalitionen zuvor, sbesondere wenn man an die Zeit von Rot-Grün denkt. Die vergangenen Jahre der christlich-liberalen Koalion waren vier gute Jahre für Deutschland. Insofern ist s nicht ganz richtig, wenn Sie sagen, dass wir bei der ekämpfung von Altersarmut nichts erreicht hätten. Gede als Vertreter der jungen Generation muss ich sagen: urch die wachstumsorientierte Politik, die diese Regiengskoalition auf den Weg gebracht hat, ist es gelun en, dass so viele Menschen sozialversicherungspflichg beschäftigt sind wie noch nie in der Geschichte der undesrepublik Deutschland. (Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Altersarmut steigt!)


as ist wichtig, weil es gerade für die Zukunft verhin-
ern wird, dass Menschen altersarm sind. Das war eine
chtige Politik, und deshalb werden wir die richtige
olitik ab September für vier weitere gute Jahre in
eutschland fortführen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von Bündnis 90/Die
rünen, das, was Sie in Ihrem Antrag zum Thema Frei-
eträge ausführen, finde ich unterstützenswert. Bei Ihrer
eform der Grundsicherung bzw. der Garantierente
öchten Sie Freibeträge für die anderen Säulen einfüh-
n. Das ist ein richtiger Weg; das sage ich als FDP-Poli-
ker ganz bewusst. Wir halten das für den richtigen
eg. In dieser Hinsicht ist das jetzige Grundsicherungs-

ystem überarbeitungsbedürftig. Bei verschiedenen an-
eren Punkten können wir nicht mitgehen – das haben
ie Kollegen der Union schon angesprochen –, zum Bei-
piel beim gesetzlichen Mindestlohn. Interessanterweise
chweigen Sie sich in Ihrem Antrag über dessen Höhe
us. Ihre Forderung von 8,50 Euro, die Sie sonst immer
rheben, führen bei weitem nicht dazu, dass man sich
ber das Niveau Ihrer Garantierente hinausbewegen
ann. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum Sie
Ihrem Antrag die Zahl von 8,50 Euro nicht nennen.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Deswegen sagen wir ja auch: 10 Euro ist das Minimum!)


eshalb wird es auch nicht zielführend sein, wenn Sie es
o machen wie die Linken,


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Das ist auf jeden Fall besser!)


ie über die Rentenpolitik die Höhe des Mindestlohnes
estimmen. Generell lehnen wir einen gesetzlichen Min-
estlohn ab.





Pascal Kober


(A) )


)(B)

Es geht auch nicht – ein Satz noch –, dass Sie sich
über die tatsächlichen Kosten der Garantierente aus-
schweigen. Sie sprechen von 1 Milliarde Euro in den
nächsten Jahren,


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das reicht hinten und vorne nicht!)


dann von 5 Milliarden Euro, wenn bestimmte Maßnah-
men nicht ergriffen werden. Werden diese Maßnahmen
ergriffen, bleiben die Kosten unter 5 Milliarden Euro.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: 15 bis 20 Milliarden Euro sind realistisch!)


Dann müssen Sie aber konkret sagen, welche Maßnah-
men das sind. Sie fordern zum Beispiel eine Bürgerver-
sicherung, wie Sie es auch im Bereich der Krankenversi-
cherung wollen.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724323100

Herr Kollege, Sie müssen zum Schluss kommen.


Pascal Kober (FDP):
Rede ID: ID1724323200

Wir wissen, dass das Arbeitsplätze kosten wird. Am

Ende machen Sie mit Ihrer Steuer- und Gesundheitspoli-
tik genau das, was Sie hier beheben wollen: Sie schaffen
Altersarmut, indem Sie Arbeitsplätze vernichten.

Ihnen, liebe Frau Schmidt, dir, lieber Toni Schaaf,
vielen Dank, dass ich euch habe kennenlernen dürfen in
meiner ersten Legislaturperiode im Deutschen Bundes-
tag. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ihnen, Frau Schmidt,
wünsche ich vor allen Dingen Gesundheit. Ich freue
mich auf viele Begegnungen mit dir Toni in Baden-
Württemberg. Ihnen beiden Gottes Segen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724323300

Das Wort als letzter Redner zu diesem Debattenpunkt

hat der Kollege Max Straubinger für die CDU/CSU-
Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1724323400

Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen!

Wir debattieren heute diesen Rentenvorschlag der grü-
nen Bundestagsfraktion. Ich bin erstaunt über dieses
Modell, vor allen Dingen, weil es meines Erachtens eine
große Ungerechtigkeit für alle darstellt, die in der ge-
setzlichen Rentenversicherung versichert sind. Dieses
Modell führte letztendlich dazu, wenn man es ganz dras-
tisch darstellen möchte, dass man nach 30 Jahren ALG-
II-Bezug eine Rente von knapp 850 Euro bekommt. Ich
frage mich schon, was ein Maurer, was ein Zimmerer,
was ein Dachdecker davon halten soll, der die ganzen
Jahre tagein, tagaus gearbeitet hat und möglicherweise
eine Rente in der gleichen Höhe bezieht.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Dann erhöht doch mal das Rentenniveau! Ihr treibt den Maurer in die Altersarmut!)


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(C (D as zeigt sehr deutlich, welche Ungerechtigkeit mit eiem solchen System verbunden ist. Wir werden diesen ntrag natürlich ablehnen. Ich glaube, es ist gegenüber allen Beitragszahlern und eitragszahlerinnen der gesetzlichen Rentenversicheng ein hohes Gebot, am sogenannten Äquivalenzprin ip festzuhalten. Toni Schaaf hat dies gelobt, auch geenüber dem Kollegen Kolb. Alle Formen von erbesserungen im Rahmen der gesetzlichen Rentenvericherung – das ist eine kritische Diskussionsphase – ind immer auch gegenüber den langjährigen Beitragsahlerinnen und Beitragszahlern zu begründen. Das geht ei den Modellen, die heute eingebracht werden, auch on der SPD, verloren. Über die Modelle der Linken ag ich gar nicht reden. Der parteipolitische Überbiengswettbewerb – 900 Euro oder 1 050 Euro Rente – at begonnen nach dem Motto: Ich werde heute geboren nd weiß schon, dass ich ab meinem 65. Lebensjahr bei den Linken nicht; bei den Linken am liebsten chon ab dem 50. – (Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Nein, nein, nein! Wir wollen das erst ab 65!)


000 Euro Rente bekommen kann. Das widerspricht al-
n Realitäten. Sie wissen alle hier im Raum, dass das
icht zu bezahlen ist.

Dies bleibt auch der Vorschlag der Grünen schuldig.
ie reden in Ihrem Antrag von knapp 1 Milliarde Euro
osten, aber ich verstehe es nicht, denn Sie haben das
odell mit Professor Hauser erarbeitet. Professor Hauser

nterstellt 30 Pflichtbeitragsjahre und redet dann von
Milliarden Euro Kosten im Jahr. Sie nehmen alle Zeiten,
ie in irgendeiner Art und Weise im Leben „entwickelt“
urden, und diese werden dann als Versicherungszeit

ugrunde gelegt. Ich habe es vorhin schon gesagt:
0 Jahre ALG-II-Bezug bedeuten dann hinterher
50 Euro Rente. Da kann es mit den Kosten gar nicht
usgehen. Deshalb ist das ein Programm aus dem Wol-
enkuckucksheim. Entschuldigung, Herr Strengmann-
uhn, ich hätte Ihnen in dieser Rentendebatte mehr und
esseres zugetraut. Das sage ich Ihnen ganz offen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es war jemand aus Bayern, der das gerechnet hat! Das kann gar nicht falsch sein – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Wir halten fest: Die CSU ist für Altersarmut!)


Nein, nein. – Werte Damen und Herren, ich sage noch
twas: Wir werden als CDU/CSU – besonders die CSU –
der nächsten Legislaturperiode gemeinsam die Ver-

esserung der Anerkennung von Kindererziehungszeiten
msetzen.

Lieber Toni Schaaf, du hast gesagt, wir hätten das
chon versprochen. Wir haben einen Prüfauftrag in den
oalitionsvertrag hineingeschrieben.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Mit der FDP!)


Prüfauftrag“ heißt noch nicht, dass es umgesetzt wird.
iese Koalition legt besonderen Wert darauf, dass beab-





Max Straubinger


(A) )


)(B)

sichtigte Leistungen auch finanziell untermauert sind.
Da wir damals mit einer ganz anderen Schuldensituation
in unserem Land konfrontiert waren, war es die erste,
wichtige und richtige Maßnahme, Haushalte zu konsoli-
dieren. Deshalb ist das noch nicht umgesetzt. Wir wür-
den uns auch wünschen, dass es schneller gehen würde.
Aber auch im Sinne der nachfolgenden Generation ist es
das Erste, dass wir Haushaltskonsolidierung betreiben,
dass wir keine neuen Schulden mehr machen. Dann kön-
nen wir dies in die Tat umsetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dafür steht diese Koalition, und das werden wir auch in
der Zukunft beachten, auch in einer weiteren Regie-
rungszeit.

Zum Schluss meiner Rede möchte auch ich Frau Kol-
legin Schmidt danken und ihr alles Gute wünschen und
meinerseits besonders auch Toni Schaaf herzlich für die
Kollegialität und freundschaftliche Verbundenheit dan-
ken. Lieber Toni Schaaf, du vermutest, dass Karl
Schiewerling ob seiner großartigen sozialpolitischenen
Einstellung bei der falschen Partei gelandet ist. Ich
denke, dir wäre es genauso ergangen, wenn du in Bayern
gewesen wärst. Dann wärst du wahrscheinlich bei der
CSU und würdest dort Sozialpolitik machen.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD)


Ich weiß das aus vielen Begegnungen und Unterhaltun-
gen, die wir freundschaftlich, gelegentlich auch bei ei-
nem Bier, gehabt haben.

In diesem Sinne alles Gute für die Zukunft und besten
Dank für die kollegiale Zusammenarbeit!


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Toni, deine zweite Karriere in Bayern!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724323500

Ich schließe die Aussprache. Interfraktionell wird die

Überweisung der Vorlage auf Drucksache 17/13493 an
die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorge-
schlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
Fall. Dann ist die Überweisung so beschlossen.


(Unruhe)


– Während der weiteren Zeremonien auf der linken Seite
des Hauses bitte ich gleichzeitig diejenigen, die der wei-
teren Debatte nicht folgen wollen, die notwendigen Um-
gruppierungen vorzunehmen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 8 a bis 8 c auf:

a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio-
nen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Ent-
wurfs eines Gesetzes zur Förderung der
Sicherstellung des Notdienstes von Apotheken

(Apothekennotdienstsicherstellungsgesetz – ANSG)


– Drucksache 17/13081 –

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(C (D – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der Sicherstellung des Notdienstes von Apotheken (Apothekennotdienstsicherstellungsgesetz – ANSG)


– Drucksache 17/13403 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Gesundheit (14. Ausschuss)


– Drucksache 17/13769 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Michael Heinrich

– Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

gemäß § 96 der Geschäftsordnung

– Drucksache 17/13771 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Alois Karl
Ewald Schurer
Otto Fricke
Roland Claus
Katja Dörner

b) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio-
nen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Ent-
wurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung
arzneimittelrechtlicher und anderer Vor-
schriften

– Drucksache 17/13083 –

– Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten
Gesetzes zur Änderung arzneimittelrechtli-
cher und anderer Vorschriften
– Drucksache 17/13404 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Gesundheit (14. Ausschuss)


– Drucksache 17/13770 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Michael Heinrich

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(14. Ausschuss)

Dr. Marlies Volkmer, Bärbel Bas, Elke Ferner,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Versorgung mit Arzneimitteln sicherstellen

– Drucksachen 17/12847, 17/13770 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Michael Heinrich

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
öre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Parla-
entarische Staatssekretärin Ulrike Flach.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )


)(B)

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Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1724323600


Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-
legen! Auch ich habe heute die ehrenvolle Aufgabe,
mich von Ihnen zu verabschieden. Aber ich möchte doch
gerne mit dem beginnen, weswegen ich eigentlich heute
hier bin. Mein Minister guckt auch schon sehr zweifelnd.
Wir bringen nämlich eines unserer letzten Gesetzesvor-
haben ein. Dieses Gesetzesvorhaben ist eines, auf das
wir auch sehr stolz sein können. Wir beraten heute den
Gesetzentwurf zur Sicherstellung des Notdienstes von
Apotheken und das Dritte Gesetz zur Änderung arznei-
mittelrechtlicher und anderer Vorschriften.

Mit unserem Vorhaben, die Sicherstellung des Apo-
thekennotdienstes zu fördern, ergänzen wir ganz gezielt
das im letzten Jahr in diesem Hohen Hause beratene und
in Kraft getretene GKV-Versorgungsstrukturgesetz. Dies
ist ein wichtiges Gesetz; denn wir alle wissen aus eige-
ner Erfahrung: Eine Krankheit kommt oft unangekündigt
und hält sich dabei überhaupt nicht gerne an die Öff-
nungszeiten unserer Apotheken.

Mit unserem Gesetzentwurf zum Apothekennot-
dienst wollen wir deshalb die Arzneimittelversorgung
der Menschen – gerade auch außerhalb der regulären
Öffnungszeiten der Apotheken – nachhaltig sicherstel-
len. Dabei haben wir besonders die ländlichen Apothe-
ken im Blick; denn natürlich ist dort der Mangel beson-
ders eklatant, und ich glaube, dass wir mithilfe dieses
Gesetzentwurfs den Notdienst in ländlichen Gebieten
nachhaltig sicherstellen.

Meine Damen und Herren, die Apotheken werden
künftig jeweils zwischen 20 und 6 Uhr den vollständig
erbrachten Notdienst durch einen pauschalen Zuschuss
vergütet bekommen. Gezahlt werden sollen diese Zu-
schüsse aus einem Fonds, den der Deutsche Apotheker-
verband errichtet und verwaltet. Die Finanzierung des
Zuschusses erfolgt über eine Erhöhung des Festzu-
schlags, den die Apotheken bei der Abgabe verschrei-
bungspflichtiger Arzneimittel erheben. Dieser ist aus-
drücklich zur Förderung der Sicherstellung des
Notdienstes von Apotheken bestimmt und zu diesem
Zweck vollständig an den Fonds abzuführen.

Der zweite Teil, nämlich der Teil, der die arzneimit-
telrechtlichen und andere Vorschriften betrifft, ist im
Wesentlichen einem besonderen Ziel gewidmet, nämlich
die Arzneimittelsicherheit für die Menschen in unserem
Lande zu erhöhen. Wir setzen hiermit eine europäische
Richtlinie um, wir verschärfen bestehende Dopingvor-
schriften, und wir sorgen dafür, dass die lang geforderte
Transparenz bei Anwendungsbeobachtungen deutlich
erhöht wird.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir stellen klar, dass für Arzneimittel des Bestands-
markts, die einer Nutzenbewertung unterzogen werden,
grundsätzlich dieselben Regelungen gelten wie für neue
Arzneimittel. Damit sind wir in der Lage, dem G-BA die
Möglichkeit zu geben, die Bewertung der entsprechen-
den Arzneimittel zügig und vor alle Dingen rechtssicher
umzusetzen.

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(C (D Es war immer unser ausdrücklich erklärter Wille, dass as Nutzenbewertungsverfahren, welches wir mit dem rzneimittelmarktneuordnungsgesetz erfolgreich eingehrt haben, auch für den Bestandsmarkt Anwendung nden muss; denn natürlich kann eine Nutzenbewertung icht nur neue Medikamente betreffen, sondern selbsterständlich muss dies auch in der Rückbesinnung geln. Außerdem haben wir klargestellt, dass die Schiedstelle bei der Festsetzung des Erstattungsbetrages unter eier Würdigung aller Umstände entscheidet, und der emeinsame Bundesausschuss erhält in den Fällen mehr lexibilität bei der Auswahl der zweckmäßigen Verleichstherapie, in denen mehrere Therapien aus mediziischen oder Evidenzgesichtspunkten gleichermaßen gleichermaßen! – zweckmäßig sind. In diesen Fällen ann künftig der Zusatznutzen gegenüber jeder der gleihermaßen zweckmäßigen Vergleichstherapien nachgeiesen werden. Damit stellen wir sicher, dass vorhanene Evidenz nicht aus formalen Gründen verloren geht. Meine Damen und Herren, dies ist im Interesse der atienten und Patientinnen und nicht unbedingt im Intesse der Industrie, wie uns manch einer gerne unter tellt. Ergänzend stellen wir sicher, dass, falls kein usatznutzen nachgewiesen werden kann, der Erstatngsbetrag nicht höher sein darf als der Preis der wirt chaftlichsten Alternative. Damit besteht für Hersteller ben kein Anreiz, eine teure Vergleichstherapie zu wähn, um ohne Nutzennachweis einen hohen Erstattungsetrag zu erzielen. Das war uns wichtig, meine Damen nd Herren, enn darum geht es uns: Wir wollen den Patienten heln, wir wollen die Arzneimittelversorgung sichern, und ir wollen sehen, dass alle in diesem Lande ordnungsgeäß versorgt werden. Liebe Kollegen, das war der offizielle Teil meiner ede, jetzt kommt der inoffizielle. Ich möchte mich eute verabschieden. Natürlich möchte ich damit beginen, mich bei meiner eigenen Fraktion, die zu dieser spän Stunde so zahlreich erschienen ist, esonders herzlich zu bedanken. Wir haben gemeinsam icht nur friedliche Zeiten erlebt, aber wir haben sie erlgreich bewältigt. Ich glaube, dass ich vielen, die jetzt ier in den Reihen sitzen, sehr viel Dank schulde. Jetzt schaue ich nicht auf Birgit, obwohl das jetzt gede jeder erwartet; ich meine sie natürlich immer. Ich chaue ganz speziell auf Heinz Lanfermann. Unsere geeinsame Arbeit hat etwas holprig begonnen. Aber wir eide sind nicht nur zusammen zur Schule gegangen, ondern haben auch sehr schnell gelernt, miteinander erlgreich für die FDP zu arbeiten. Herzlichen Dank, einz, dass das so gut gelungen ist! Parl. Staatssekretärin Ulrike Flach )


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)





(A) )

Liebe Kollegen, ich bin in diesen 15 Jahren in vier
verschiedenen Ausschüssen gewesen: Ich habe mit der
Umweltpolitik angefangen. Dann habe ich – das war
sehr anregend – die Bildungs- und Forschungspolitik be-
gleitet. Ich bin seitdem erklärter Antiföderalist;


(Heiterkeit bei Abgeordneten der FDP)


das sage ich jetzt einmal in Richtung der Herren und Da-
men von CDU/CSU. Ich war in einer unendlich span-
nenden Zeit im Haushaltsausschuss, lieber Otto.

Dann habe ich bei den Kollegen aus dem Gesund-
heitsbereich sehr viel lernen können; das hätte ich nie
gedacht, aber es war so. Ich konnte bei meiner Fraktion
lernen, wie fürchterlich man beim Thema MVZ aufpas-
sen muss.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der FDP)


Ich konnte bei den geschätzten Kollegen von CDU/CSU,
lieber Jens und lieber Johannes, lernen, wie man nächte-
lang asynchrone Arzthonorierung diskutieren kann.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Asymmetrisch!)


„Asynchron“ fängt eigentlich mit A an; aber es endete
eigentlich immer mit B wie Bayern. Auch das habe ich
dabei gelernt.


(Heiterkeit bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich bin dank Herrn Terpe von den Grünen ein großer
Fachmann der Drogenpolitik geworden:


(Heiterkeit bei Abgeordneten der FDP, der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Oh! Das freut uns!)


fünf Anhörungen im Drogenbereich. Ich habe den leider
nicht anwesenden, aber trotzdem geschätzten angehenden
zukünftigen Gesundheitsminister Karlchen Lauterbach


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Michaela Noll [CDU/CSU]: Nee, nee, nee! Das bleibt Wunschdenken!)


über viele Monate begleiten können. Ich glaube zwar
nicht, dass er wirklich der zukünftige Gesundheitsminis-
ter ist; aber wir wissen ja, wie es so ist. Er hat mir bei-
gebracht, dass die FDP und die CDU/CSU noch so sehr
versuchen können, den Arzneimittelnutzen zu bewerten
und die Preise zu dämpfen: Irgendwo lauert immer der
böse Lobbyismus in unseren Gesetzen.


(Zuruf von der SPD: So ist es!)


Das war etwas schwierig zu ertragen, aber wir haben es
gemeinsam bewältigt.

Ich hatte zudem ein Erweckungserlebnis. Ich habe ge-
lernt: Nicht die FDP, liebe Kollegen, ist der Freund der
Apotheker. Es gibt eigentlich nur eine einzige Fraktion,
die Apothekertage rockt: Das sind die Linken.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Heiterkeit – Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Darüber sind die Leute vor Ort noch begeistert!)


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(C (D Es war eine spannende Zeit. Aber wenn Sie mich fraen, was bei mir in meiner wahrscheinlich unruhigen entenzeit hängen bleiben wird, dann sage ich: Es sind nsere ethischen Entscheidungen, beginnend Anfang des tzten Jahrzehnts mit der Entscheidung zur Stammzellrschung bis hin zu unserem erfolgreichen Antrag zur ID, zu denen wir zusammen mit Ihnen gekommen sind, icht nur mit der FDP, wobei ich das Wort „nur“ jetzt leinschreibe. Ich sehe, dass Petra Sitte da ist. Ich weiß, ass Carola Reimann heute nicht da sein kann. Ich öchte an dieser Stelle herzliche Grüße an Peter Hintze nd Jerzy Montag richten. Ich glaube, das waren die llsten, die beeindruckendsten und die schönsten Zein, die ich in diesem Parlament erleben konnte. Denn icht immer treffen wir mit Gewalt aufeinander, sondern ieles machen wir gemeinsam, und das ganz gut. Herr Präsident, wenn Sie mir erlauben – – Frau Präsidentin, Entschuldigung. Die Frau Präsidentin überlegt gerade, wie sie das hin ekommt. U Das ist die Folge, wenn man Mitglied der FDP-Frak on ist. Ich habe ein gewisses Verständnis für diese Folgen. U Frau Präsidentin, ich möchte meine Rede mit einem itat eines Politikers beenden, der weit bekannter ist, als h das bin: Harry Truman, einem der amerikanischen räsidenten. Bei seinem Abschied sagte er: Ich war kein großer Präsident, aber ich habe eine wunderbare Zeit mit dem Versuch verbracht, einer zu werden. In diesem Sinne, liebe Kollegen, habe ich es auch beieben. Ich wünsche Ihnen weiterhin eine gute und erlgreiche Legislatur, das gilt auch für die nächste. Ma hen Sie es gut, auch ohne mich! Herzlichen Dank. Nun hat die Kollegin Dr. Marlies Volkmer für die PD-Fraktion das Wort. )


(Heiterkeit)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724323700
Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1724323800

(Heiterkeit)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724323900

(Heiterkeit)

Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1724324000

(Beifall im ganzen Hause)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724324100

(Beifall bei der SPD)





(A) )


Dr. Marlies Volkmer (SPD):
Rede ID: ID1724324200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Dass diese feierliche Stimmung über uns alle gekommen
ist, so versöhnlich, mit so vielen Danksagungen und so
viel gegenseitigem Verständnis, das ist sehr schön. Auch
ich wünsche Ihnen alles Gute, liebe Frau Flach. Trotz-
dem muss ich diese feierliche und harmonische Stim-
mung ein bisschen


(Iris Gleicke [SPD]: Rocken!)


durcheinanderbringen. Es tut mir Leid.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Immer dieselbe!)


Die gestrige Ausschusssitzung war das Gegenteil von
Harmonie. Es war für mich ein Lehrbeispiel dafür, wie
man Politik nicht machen darf.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


SPD und externe Experten hatten schon 2010 während
der Beratungen zur frühen Nutzenbewertung von Arz-
neimitteln auf Fehlentscheidungen und handwerkliche
Fehler im Gesetz hingewiesen. Darüber hat sich die
schwarz-gelbe Koalition ohne Prüfung Kraft ihrer Mehr-
heit hinweggesetzt.


(Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: So ein Blödsinn!)


Mehr Gehör fanden die großen pharmazeutischen Unter-
nehmen, die verständlicherweise in ihrem unternehmeri-
schen Eigeninteresse handeln.

Gestern brachten die Koalitionsfraktionen in letzter
Sekunde vor der Sitzung des Gesundheitsausschusses
Anträge für weitreichende Änderungen an der frühen
Nutzenbewertung von Arzneimitteln ein.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Das war Montag!)


– Nein, lieber Herr Lanfermann.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Dienstag!)


Mittwochfrüh um 7.30 Uhr habe ich diese Anträge
auf meinem Tisch gefunden. Das ist auch nicht verwun-
derlich; denn das Sekretariat des Gesundheitsausschus-
ses hat die Anträge am Dienstagabend zugeleitet bekom-
men, zu diesem Zeitpunkt war aber niemand mehr im
Sekretariat.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Das ist ja unglaublich! Wo waren die denn?)


Bisher gilt bei der frühen Nutzenbewertung: Gibt es
bei einer Erkrankung mehrere evidenzbasierte Thera-
pien, wird die wirtschaftlichste Therapie als Vergleichs-
therapie für die Nutzenbewertung eines neuen Präparats
gewählt. Künftig kann die pharmazeutische Industrie
selbst die Therapie auswählen, die zum Vergleich bei der
frühen Nutzenbewertung herangezogen wird. Dies wird
natürlich keine Therapie mit einem preisgünstigen Gene-
rikum sein, und das wird sich natürlich auf die Arznei-
mittelpreise auswirken.

Die resultierenden Mehrausgaben dürfen die Bei-
tragszahler dann alleine schultern, übrigens ohne dass

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(C (D ich an der medizinischen Versorgung etwas verbessert. as halten wir für falsch. (Kathrin Vogler [DIE LINKE]: Das ist skandalös!)


Ja, da haben Sie recht. Es ist auch skandalös, dass die
olleginnen und Kollegen der Koalition kurz vor Ende
er Legislaturperiode ihre eigenen Bemühungen zur Be-
renzung der Arzneimittelpreise derart aushöhlen.

Das erinnert mich daran, wie ein Gesundheitsminister
eehofer vor Jahren unter dem Beifall der Pharmaindus-
ie die erarbeitete Positivliste für Arzneimittel in den
eißwolf steckte. Es ist ebenfalls skandalös, dass Sie
iese bedeutenden Änderungen faktisch in einer Nacht-
nd-Nebel-Aktion durchführen, um jede sachliche Aus-
inandersetzung zu unterbinden.

Auch die angemessene Diskussion der Anträge im
ahmen einer dringend notwendigen öffentlichen Anhö-
ng mit unabhängigen Experten wurde von der Koali-

on mit ihrer Mehrheit abgelehnt, und das, obwohl Sie
elbst im Ausschuss überhaupt nicht sagen konnten, wie
ich diese Änderungen qualitativ und finanziell auswir-
en werden. Das ist ein Armutszeugnis für Sie.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Handeln noch in dieser Legislaturperiode hätten wir
ns bei einem Thema gewünscht, das für viele Patientin-
en und Patienten lebensnotwendig ist. Das betrifft die
eitweiligen Lieferengpässe bei einigen Arzneimitteln
r Krankenhäuser. Hier geht es vor allem um Antibio-

ka bzw. Medikamente zur Behandlung von Krebser-
rankungen. Da haben Sie nichts gemacht. Dabei haben
ir es Ihnen leicht gemacht. Wir haben einen Antrag

ingebracht und Ihnen praktisch Lösungen auf dem Sil-
ertablett serviert.

Unser Antrag zeigt deutlich, was alles getan werden
uss, um Lieferengpässe transparent zu machen, ihr
uftreten zu reduzieren und den Umgang mit ihnen zu
erbessern. Zunächst ist es wichtig, dass die Kranken-
äuser und die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte
ber drohende Lieferengpässe überhaupt rechtzeitig Be-
cheid wissen. Dazu müssen die Arzneimittelhersteller
esetzlich verpflichtet werden;


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


enn es ist wichtig, dass dies rechtzeitig bekannt ist, da-
it man sich auf eine Therapie und auf Therapieumstel-
ngen einstellen kann. Sie setzen auf freiwillige Mel-

ungen. Freiwillige Meldungen reichen nicht, das zeigt
ie Praxis. Zweitens brauchen wir eine Bevorratung von
bensnotwendigen Medikamenten. Die Hersteller müs-

en eine Vorhaltung dieser Präparate für mindestens
echs Monate gewährleisten.

Ich möchte noch über einen weiteren Punkt sprechen,
eil er besonders gravierend ist. Im vergangenen Jahr
urde der patentgeschützte Wirkstoff Alemtuzumab zur
ehandlung einer Form der Leukämie vom Hersteller
uropaweit zurückgezogen. Er soll mit der alleinigen





Dr. Marlies Volkmer


(A) )


)(B)

Zulassung für die neue Indikation Multiple Sklerose zu
einem deutlich höheren Preis auf den Markt gebracht
werden. Leider gibt es aktuell keine Möglichkeit, ein
solches Vorgehen, das der Gewinnmaximierung des Un-
ternehmens dient, zu verhindern. Es ist dringend erfor-
derlich, für solche Fälle eine Lösung zu finden,


(Kathrin Vogler [DIE LINKE]: Aber da macht Schwarz-Gelb nichts!)


damit es nicht zu einer Verschlechterung der Gesund-
heitsversorgung von Patientinnen und Patienten kommt.
Wir wollen, dass geprüft wird, ob in diesen Sonderfällen
eine Einschränkung des Patentschutzes möglich ist und
anderen Herstellern die Erlaubnis erteilt werden kann,
dieses Medikament für die ursprüngliche Indikation wie-
der auf den Markt zu bringen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Schutz des geis-
tigen Eigentums durch Patente kann bei einer Güterab-
wägung nicht höher bewertet werden als die Gesundheit
bzw. der Schutz des menschlichen Lebens. Das ist Poli-
tik im Sinne der Patientinnen und Patienten. Diese Poli-
tik vermissen wir bei Ihnen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724324300

Der Kollege Michael Hennrich hat für die Unions-

fraktion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Michael Hennrich (CDU):
Rede ID: ID1724324400

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Erlauben Sie mir zunächst, bevor ich auf das
eigentliche Thema eingehe, ein paar Worte an Sie, Frau
Flach, richten zu dürfen. Ich habe Sie in vier Jahren Ge-
sundheitsausschuss als jemanden kennengelernt, der
sehr nüchtern und sehr pragmatisch an die Themen her-
angegangen ist und immer an der Sache orientiert war.
Besonders hat mich in den letzten vier Jahren beein-
druckt, dass Sie immer ohne Polemik ausgekommen
sind. Wir haben uns eigentlich ein bisschen an Sie ge-
wöhnt, und jetzt gehen Sie. Das ist schade. Wir wün-
schen Ihnen aber weiterhin alles Gute und hoffen, dass
Sie der Gesundheitspolitik verbunden bleiben!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir beraten
heute und in zweiter und dritter Lesung das Apotheken-
notdienstsicherstellungsgesetz und das Dritte Gesetz zur
Änderung arzneimittelrechtlicher und anderer Vorschrif-
ten.

Frau Volkmer, ich möchte vorab einiges zu dem sa-
gen, was Sie zum Thema Beratung bei der Vergleichs-
therapie gesagt haben. Wir hatten da eine schwierige
Entscheidung zu treffen. Ich sage es Ihnen ganz offen:
Wir haben uns lange überlegt, wie wir uns diesem
Thema nähern, weil wir natürlich wussten, was vonsei-
ten der Opposition auf uns zukommt. Wenn wir ein
Thema, das die Arzneimittelversorgung angeht, vernünf-
tig regeln wollen, sehen wir uns sofort und automatisch

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(C (D em Vorwurf ausgesetzt, wieder Interessen der Pharmabby zu bedienen. Deshalb darf ich Ihnen heute Folgen es in Erinnerung rufen: Wir haben in den letzten vier ahren 15 Milliarden Euro Einsparungen im Arzneimitlsektor erzielt. (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Christine Aschenberg-Dugnus [FDP])


as waren 7 Milliarden Euro bei den Herstellern, 4 Mil-
arden Euro bei den Apothekern und rund 4 Milliar-
en Euro über die Rabattverträge. Ich kann mich noch an
ie Zeit von Rot-Grün erinnern. Damals hat Bundes-
anzler Schröder die Pharmalobby zu einem Glas Rot-
ein in das Bundeskanzleramt eingeladen.


(Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Richtig!)


abei hat man Einsparungen von 600 Millionen Euro er-
ielt.


(Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Genau! Einmalig!)


ir lassen uns von vielen Lobbyismus vorwerfen, aber
icht von der SPD.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich möchte mich in diesem Zusammenhang ganz
erzlich bei den Grünen bedanken,


(Zuruf des Abg. Ulrich Kelber [SPD])


ie bei dieser schwierigen Entscheidung ganz nüchtern
bgewogen haben, ob es Sinn macht. Sie haben dem Ge-
etzentwurf im Ausschuss nicht zugestimmt, sondern
ich enthalten; aber das hat die Sache für uns ein biss-
hen einfacher gemacht. Dafür an dieser Stelle ein herz-
ches Dankeschön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich möchte ganz kurz inhaltlich auf die zwei Gesetz-
ntwürfe eingehen, zunächst auf das Apothekennot-
ienstsicherstellungsgesetz. Wir haben in Deutschland
as Problem, dass die vielen Apotheken in den Ballungs-
umen relativ wenige Notdienste durchführen müssen.
enn sie Notdienste leisten müssen, dann können sie ei-

en entsprechenden Umsatz verzeichnen. In ländlichen
egionen, in dünn besiedelten Regionen haben wir das
roblem, dass die Apotheken sehr häufig Notdienst leis-
n müssen, ohne dass sie entsprechende Umsätze gene-
eren können. Ich glaube, dieses Maßnahmenpaket ist
in wichtiges Signal an die Apothekerschaft, aber auch
n die Patienten, dass die flächendeckende, bedarfsge-
chte und wohnortnahe Versorgung sichergestellt wird.
Zukunft bekommt jeder Apotheker, der einen voll-

tändigen Notdienst – von 20 Uhr bis 6 Uhr morgens –
bleistet, eine Pauschale von rund 200 Euro. Man muss
uch einmal sagen, um welche Beträge es sich dabei
andelt. Ich denke, das ist eine angemessene Entloh-
ung. Sie ist nicht zu hoch, sie ist passend.

Ich will zwei Punkte ansprechen, die wichtig sind:

Die Umsatzsteuerproblematik konnten wir leider
icht gesetzlich regeln. Wir gehen aber davon aus, dass





Michael Hennrich


(A) )


)(B)

das Bundesfinanzministerium mit den Landesfinanzmi-
nistern eine Lösung findet, damit dieser Betrag den Apo-
thekern ungeschmälert zur Verfügung steht.

Ich möchte auch auf die Diskussion über die Verwal-
tungsstrukturen eingehen. Von der Opposition wurde im-
mer wieder angemerkt, es gebe effizientere Lösungen.
Ich habe mir von der Apothekerschaft sagen lassen, mit
welchen Verwaltungskosten sie ungefähr rechnet. Sie
geht davon aus, dass die Verwaltungskosten bei 1 Pro-
zent liegen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der GKV-
Spitzenverband Bund oder sonst jemand das hätte güns-
tiger machen können.

Ich will auch kurz auf den Entwurf eines Dritten Ge-
setzes zur Änderung arzneimittelrechtlicher und anderer
Vorschriften eingehen. Was haben wir da gemacht? Wir
haben die europäische Pharmakovigilanzrichtlinie um-
gesetzt. In Zukunft müssen Unternehmen, die freiwillig
Arzneimittel vom Markt nehmen, die Behörden umfas-
sender informieren. Das soll sicherstellen, dass die Un-
ternehmen es sich sehr genau überlegen, ob sie zu dieser
Maßnahme greifen. Wir haben rechtliche Veränderungen
vorgenommen, was die Bekämpfung des Dopings im
Sport angeht, und wir haben, wie gesagt, das AMNOG
noch einmal auf den Prüfstand gestellt. Dabei haben wir
drei ganz wesentliche Punkte geklärt:

Wir haben zum einen geregelt, dass bei der frühen
Nutzenbewertung im Bestandsmarkt die Unternehmen
die identischen Rechtsmittel haben wie bei neuen Wirk-
stoffen; da gab es ja gewisse Unsicherheiten. Wir haben
bei der Wahl der Vergleichstherapie eine gewisse Flexi-
bilität geschaffen. Uns war auch wichtig, im Gesetz klar-
zustellen, dass Unternehmen und GKV-Spitzenverband,
wenn ein Zusatznutzen belegt ist, Preise aushandeln
müssen, dass es also keinen festen Algorithmus gibt.

Mit diesen drei Maßnahmen bringen wir, denke ich,
das AMNOG insgesamt gut zum Laufen. Ich hoffe, dass
wir keinen Nachbesserungsbedarf haben werden. Die
Änderungen, die wir durchgeführt haben, belegen, dass
wir als Gesetzgeber verpflichtet sind, diesen Prozess
weiterhin zu beobachten und, falls es notwendig ist, an
der einen oder anderen Stellschraube zu drehen. Span-
nend wird jetzt, wie sich das Thema „Preisfindung in der
Schiedsstelle“ entwickelt. Aber auch da sind wir guten
Mutes.

Ich glaube, wir legen heute ein Gesetzespaket vor, das
in die richtige Richtung zeigt. Ich würde mich freuen,
wenn Sie diesem zustimmen würden.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724324500

Das Wort hat die Kollegin Kathrin Vogler für die

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Kathrin Vogler (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724324600

Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen

und Kollegen! Auch ich möchte zu Beginn ein Wort des

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(C (D ankes an die Parlamentarische Staatssekretärin, an rau Flach, richten. Unsere Zusammenarbeit konnte man icherlich nicht immer als harmonisch und gut bezeichen, aber Sie haben mir wenigstens etwas beigebracht. ie haben mir beigebracht, wie man Kleine Anfragen nd andere parlamentarische Anfragen der Opposition o beantwortet, dass möglichst wenig daraus entnehmbar t. Dadurch haben Sie mich immer wieder dazu angeizt, nachzufragen, nachzuhaken und so meine Opposionsarbeit zu machen. Insofern war das, glaube ich, ein ewisses Zusammenspiel. Auch ich wünsche Ihnen alles ute auf Ihrem weiteren Weg. Jetzt zur Sache. Wir reden hier heute über zwei Geetzentwürfe aus dem Hause Bahr. Bei dem einen geht es m die Sicherstellung des Apothekennotdienstes. Die inke begrüßt, dass die Apothekennotdienste jetzt auch ergütet werden sollen; denn das hilft, die wohnortnahe ersorgung auch am Wochenende und in der Nacht, also nd um die Uhr, zu erhalten, und stärkt die Apotheken uf dem Land. Deshalb stimmen wir Ihrem Gesetzenturf zu, auch wenn wir das Finanzierungsmodell für unötig kompliziert und bürokratisch halten. Es ist jedenlls ein Schritt in die richtige Richtung. Beim zweiten Gesetzentwurf geht es um die Ändeng arzneimittelrechtlicher und anderer Vorschriften. ieser Gesetzentwurf ist eine Art Lumpensammler und reift verschiedene Sachverhalte auf, die vor dem Ende er Wahlperiode schnell noch geregelt werden sollen. (Heinz Lanfermann [FDP]: Das sind feinste Stoffe! Keine Lumpen!)


(Beifall bei der LINKEN)


em ursprünglichen Entwurf hätten wir übrigens zu-
timmen können. Umsetzung unstrittiger EU-Richtli-
ien, Rechtsklarheit für die frühe Nutzenbewertung und
erbesserte Regelungen gegen Doping im Sport – wer
ollte etwas dagegen haben? Auch die Regelung, dass
as Ministerium künftig die Gehälter von Kassenvor-
tänden kontrollieren soll, hätten wir mitgetragen. Doch
it den weiteren Änderungen haben Sie uns den Weg

ur Zustimmung verbaut. Mit den zwei wichtigsten
öchte ich mich hier auseinandersetzen.

Zuerst zu den Anwendungsbeobachtungen. Wir haben
ier schon oft darüber diskutiert, dass die Mehrzahl der
ogenannten Anwendungsbeobachtungen eben keine
issenschaftlichen Studien sind, um Medikamente in
er praktischen Anwendung zu untersuchen und die Arz-
eimittelsicherheit zu verbessern. Es sind vielmehr
chlecht getarnte Marketinginstrumente, bei denen Ärz-
nnen und Ärzte dafür bezahlt werden, dass sie be-
timmte, meist teure Medikamente einer bestimmten
irma verordnen. Es gibt ja durchaus auch Anwendungs-
tudien, die für den Schutz der Patientinnen und Patien-
n sinnvoll sind. Um diese zu erkennen, brauchen wir

in verpflichtendes öffentliches Studienregister, wie es
ie Linke schon lange fordert. Aber diese notwendige
aßnahme verweigert Schwarz-Gelb hartnäckig.


(Beifall bei der LINKEN)






Kathrin Vogler


(A) )


)(B)

Die Transparenzregeln, die Sie jetzt hier vorschlagen,
reichen absolut nicht aus. Reine Marketingmaßnahmen,
von denen die Patientinnen und Patienten nichts haben,
gehören nicht nur transparent gemacht, sondern gesetz-
lich verboten.


(Beifall bei der LINKEN)


Union und FDP aber wollen im Wahlkampf nur die kriti-
schen Bürgerinnen und Bürger beruhigen und vor allem
der Industrie nicht wehtun. So geht es schon mal gar
nicht.


(Beifall bei der LINKEN)


Gestern Morgen um 7.30 Uhr haben Sie schnell noch
eine Änderung vorgelegt, die es in sich hat, und diese
unmittelbar danach im Gesundheitsausschuss mit Ihrer
Mehrheit durchgestimmt; die Kollegin Volkmer hat dazu
schon viel Richtiges gesagt. Interessant ist übrigens, dass
die Presse sehr viel früher Bescheid wusste als die Mit-
glieder des Gesundheitsausschusses. „Koalition hilft der
Pharma-Industrie“ oder „Arzneireform wird geändert –
zugunsten der Industrie“, so lauteten die Schlagzeilen
gestern früh, und zwar nicht etwa im Neuen Deutsch-
land, sondern in der Süddeutschen Zeitung und im Han-
delsblatt.


(Lachen des Abg. Jens Spahn [CDU/CSU])


Worum geht es? Die Industrie soll künftig selbst aus-
wählen, gegen welche Vergleichstherapie sich ihre Pro-
dukte bei den Prüfungen auf einen Zusatznutzen zu be-
währen haben; na ja. Damit sabotieren Sie, liebe
Kolleginnen und Kollegen, Ihr eigenes Gesetz vom letz-
ten Jahr, das AMNOG, das nach Ihren eigenen Aussagen
– vor allem Herr Singhammer hat uns das ja vorgerech-
net – die Arzneimittelkosten der Krankenkassen um bis
zu 1,5 Milliarden Euro senken sollte. Den Änderungsan-
trag der Linken, mit dem die Herstellerrabatte und das
Preismoratorium um weitere zwei Jahre verlängert wer-
den sollten, haben leider alle anderen Fraktionen abge-
lehnt. Das, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist ein Ar-
mutszeugnis.


(Beifall bei der LINKEN)


Was heißt das? Ab dem 1. Januar nächsten Jahres ist
also wieder mit einer Preisspirale bei den Arzneimitteln
zu rechnen.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Ach!)


Aber das muss Sie ja nicht belasten; denn damit muss
sich dann eine andere Regierung herumärgern.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Tätä! Tätä! Tätä!)


Vor allem ärgert es die Versicherten, die dann tiefer in
die Tasche greifen müssen.

Sie haben den Aktionären der Pharmakonzerne
schnell noch einmal gezeigt, wo sie am 22. September
dieses Jahres ihr Kreuzchen machen sollen.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Genau! Weil das ja so viele sind!)


Aber alle, die keine Pharmaaktien besitzen, alle, die
Krankenkassenbeiträge zahlen, werden daraus hoffent-

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(C (D ch die richtigen Schlussfolgerungen ziehen und diese egierung abwählen. iesen vollkommenen Murks kann die Linke jedenfalls ur ablehnen. Dem Antrag der SPD, etwas gegen Lieferschwierigeiten bei Medikamenten zu tun, stimmen wir hingegen u. Denn damit wird ein weiteres Problem aufgegriffen, as diese schwarz-gelbe Bundesregierung links liegen sst. (Jens Spahn [CDU/CSU]: Schon mal darüber nachgedacht, ob es da einen Zusammenhang geben könnte?)


(Beifall bei der LINKEN)


Die sogenannte Gesundheitspolitik dieser Bundes-
gierung zugunsten der Konzerne und zugunsten der
ktionäre hat dann hoffentlich ab dem 22. September
ieses Jahres ausgedient.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Es lebe die DDR!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724324700

Das Wort hat die Kollegin Birgitt Bender für die Frak-

on Bündnis 90/Die Grünen.


Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724324800

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe

rau Flach, auch von mir noch ein kurzes Wort. Wir wa-
n in den letzten vier Jahren fast nie einer Meinung. Wir

aben uns aber immer sachlich und dabei betont gut ge-
unt ausgetauscht. Es hat Spaß gemacht mit Ihnen. Ich
ünsche Ihnen alles Gute.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der CDU/CSU)


Nun zum Gesetzentwurf. Da ist ja viel Routine drin.
s geht um die Umsetzung von EU-Recht; das haben wir
chon gehört. Die Koalition feiert sich für eine bessere
ergütung von Apothekennotdiensten.


(Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Mit Recht!)


as Ziel, dadurch Landapotheken zu stärken, teilen wir.
ir müssen nur sagen: Sie haben sich wenig darum ge-

ümmert, was Sie da eigentlich tun. Denn es liegen von
ur zwei Bundesländern, nämlich von Bayern und Ba-
en-Württemberg, überhaupt Zahlen zur Belastung der
potheken mit Notdiensten vor; von allen anderen Län-
ern wissen wir gar nichts über die Verteilung.

Noch weniger haben Sie sich darum gekümmert, sich
it den Ländern zusammenzusetzen und den jetzigen
uschnitt der Notdienstbezirke zu überprüfen, um zu
ermeiden, dass Patienten von einem Ende des Land-
reises, wo der ärztliche Notdienst ist, zum anderen
nde des Landkreises zur Notdienstapotheke fahren
üssen.





Birgitt Bender


(A) )


)(B)


(Heinz Lanfermann [FDP]: Darum sollten sich Ihre Kreistagsfraktionen mal kümmern, wenn Sie das so sehr ärgert!)


All das hat Sie nicht interessiert. Sie haben nur die be-
sagten 120 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Da
muss man schon sagen: Das ist Gesetzgebung im Blind-
flug. Das wirkt trotz der guten Absicht, die wir teilen,
nicht wirklich überzeugend.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben im Übrigen auch noch nicht abschließend
geklärt, ob den Apothekern, was die Umsatzsteuer be-
trifft, nicht eine doppelte Belastung droht; auch daran sei
erinnert. Die heiße Nadel ist nie eine gute Ratgeberin.

Zunächst hieß es, es soll in Apotheken vielleicht
keine Apotheken Umschau, keine Tempos und keine
Weihnachtskalender mehr geben.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Das ist doch Humbug!)


Bei der Beratung stellt sich dann heraus: Doch, es gibt
weiterhin die Apotheken Umschau, die Tempos, die
Pflaster und die Weihnachtskalender. Aber das, was
nicht mit viel Geld im Fernsehen wie die Apotheken
Umschau beworben wird, sondern was sich jetzt eine
Reihe nicht so ABDA-treuer Apotheken überlegt hat
– seien es 1-Euro-Gutscheine oder sonst etwas –, soll
verboten werden. Da muss man schon fragen: Wenn es
denn Kundenbindungsmittel gibt, warum sollen nur die
einen angewendet werden, und warum sollen die ande-
ren verboten werden? Das riecht doch sehr nach einer
kleinen Gefälligkeitsaktion von Schwarz-Gelb zur politi-
schen Kundenbindung. Da sind wir nicht dabei.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es freut uns hingegen, dass die Koalition entdeckt
hat, dass der Vorschlag der Grünen zur Verbesserung der
psychotherapeutischen Versorgung gut ist. Wir halten
zwar nicht viel von der Reservequote für die Ärzte; aber
wenigstens ist jetzt gesichert, dass nichtbesetzte Sitze
nicht angerechnet werden. Das wird insbesondere die
psychotherapeutische Versorgung im Osten Deutsch-
lands verbessern; und das ist gut so.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Richtig ist auch, dass bei der Nutzenbewertung von
Arzneimitteln im Bestandsmarkt Rechtsklarheit geschaf-
fen wird. Damit komme ich zu einem kontroversen
Thema, nämlich die Regelung zur Vergleichstherapie,
die Sie last minute eingebracht haben, dass bei verschie-
denen Möglichkeiten nicht die wirtschaftlichste gewählt
werden muss.

Auch Rot-Grün hat oft lange beraten und entspre-
chende Gesetzentwürfe kurzfristig vorgelegt. Daher will
ich Ihnen gar nicht vorhalten, dass der Gesetzentwurf
sehr kurzfristig vorlag. Aber es fällt schon auf, dass wir
den Gesetzentwurf erst anderthalb Stunden vor der
Ausschussberatung bekommen haben, während Herr
Singhammer die Zeit hatte, die Presse am Vortag aus-
führlich zu briefen, damit am nächsten Tag etwas in der

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(C (D eitung stand. Bei dieser Gelegenheit hätten Sie uns den esetzentwurf gleich mitgeben können. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


o war es uns kaum möglich, den Gesetzentwurf zu prü-
n.

Interessant ist, dass Herr Singhammer der Pharma-
dustrie in Aussicht gestellt hat, dass sie jetzt die
ergleichstherapie auswählen könne, die sie wolle. Der
ollege Lauterbach hat dann gesagt: Eben das ist

chlecht. – Wenn es so wäre, hätte er auch recht. Nur, das
ibt der Wortlaut des vorgelegten Gesetzentwurfs gar
icht her.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Richtig!)


s bleibt dabei, dass der G-BA die zweckmäßige Ver-
leichstherapie festlegt


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Endlich hat es mal einer verstanden!)


nd erst dann – lieber Kollege Spahn, ich sehe, wir sind
ns insoweit einig – der Hersteller tatsächlich eine Aus-
ahlmöglichkeit bekommt.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Das müssen Sie Frau Volkmer erklären!)


as halten wir für durchaus diskutabel; denn wir wollen,
ass auch da geforscht wird, wo bereits eine Versorgung
it Generika möglich ist. Es kann ja sein, dass auch dort

och ein Zusatznutzen erzielt werden kann. Da wir den
esetzentwurf nicht großartig diskutieren und überprü-
n konnten, befürchten wir allerdings, dass es Manipu-
tionsmöglichkeiten gibt. Wir halten diese Regelung

lso für eine Regelung auf Bewährung. Deswegen haben
ir uns in diesem Punkt enthalten.

Der Gesetzentwurf hat insofern durchaus Licht und
chatten, sodass wir ihm insgesamt nicht zustimmen
önnen. Wir sind auch nicht sehr zufrieden mit der Mini-
orrektur beim Doping. Wir hätten vorgeschlagen, einen
traftatbestand Sportbetrug einzuführen. Das wäre bes-
er, als den Besitz entsprechender Mittel für strafbar zu
rklären. Nun denn, es gibt einige gute Regelungen, ei-
ige zweifelhafte und einige gar nicht gute. Deswegen
erden wir uns bei der Abstimmung über diesen Gesetz-

ntwurf enthalten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724324900

Das Wort hat der Kollege Johannes Singhammer für

ie Unionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1724325000

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Wir verfolgen mit diesem Gesetzentwurf hin-
ichtlich der arzneimittelrechtlichen Vorschriften zwei
iele: Das erste Ziel ist, dass die Patientinnen und Pa-
enten in Deutschland die besten, die neuesten und die





Johannes Singhammer


(A) )


)(B)

wirksamsten neuen Arzneimittel erhalten. Das zweite
Ziel ist, dass die Finanzen der Krankenversicherungen,
soweit es geht, geschont bleiben.

Bei dem zweiten Ziel sind wir nachprüfbar sehr er-
folgreich – der Kollege Michael Hennrich hat die Zahlen
schon genannt –: Es gab in der Geschichte des deutschen
Gesundheitswesens bei den Ausgaben für Arzneimittel
noch nie einen solchen Rückgang. Seitdem wir im Jahr
2010 das AMNOG verabschiedet haben, sind die Ausga-
ben Jahr für Jahr beträchtlich – in Milliardenhöhe – ge-
schrumpft. Das ist gut so. Wir wollen das fortsetzen. Wir
wollen aber auch, dass die Garantie, die die Menschen in
Deutschland haben, dass sie mit neuen, innovativen Me-
dikamenten bestmöglich versorgt sind, erhalten bleibt.
Deshalb müssen wir beide Ziele in eine Balance bringen.

Es gibt bei den Medikamenten unterschiedliche Preis-
niveaus in Europa. Nicht immer ist das niedrigste Preis-
niveau das beste für die Patientinnen und Patienten. Vor
kurzem hat die Universität Bayreuth eine sehr interes-
sante Studie dazu vorgestellt. In ihr wurden 39 neue, ein-
deutig innovative Substanzen, die für Patientinnen und
Patienten wichtig sind und in den Jahren 2008 bis 2010
auf den Markt gekommen sind, verglichen, und es wurde
untersucht, welche für alle Patientinnen und Patienten
verfügbar geworden sind. Dabei wurde beispielsweise
festgestellt, dass in Spanien, das ein sehr niedriges Preis-
niveau hat, 8 dieser Substanzen verfügbar waren. Außer-
dem hat man festgestellt, dass in Italien, wo das Preisni-
veau ein bisschen höher ist, 11 dieser Substanzen
verfügbar waren. Des Weiteren hat man festgestellt, dass
in Deutschland alle 39 dieser neuen, innovativen Subs-
tanzen verfügbar waren, und zwar nicht nur für eine be-
stimmte Gruppe von Patienten, sondern für alle.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Unser Ziel ist es, dass es keine, wie auch immer gear-
tete Abstufung beim Zugang zu neuen, innovativen,
wirksamen Medikamenten in Deutschland gibt. Das
werden wir nicht zulassen. Wir wollen die besten Medi-
kamente für alle.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zurufe der Abg. Mechthild Rawert [SPD] und Kathrin Vogler [DIE LINKE])


Deshalb haben wir diese Änderungen eingebracht. Mit
ihnen verfolgen wir das klare Ziel, noch einmal das zu
präzisieren, was wir bei der AMNOG-Gesetzgebung im
Jahr 2010 auch schon deutlich ausgedrückt hatten. Wir
wollen also die Trennung der beiden Schritte noch ein-
mal präzise festlegen. Schritt eins ist die Feststellung des
Zusatznutzens. Das ist ein empirischer, ein wissenschaft-
licher, ein evidenzbasierter Vorgang. Schritt zwei sind
die Preisverhandlungen. Das ist ein ökonomischer Vor-
gang. Er hat mit dem ersten nichts zu tun.


(Kathrin Vogler [DIE LINKE]: Ja, ist klar!)


Wir wollen auch jedes Risiko vermeiden, dass beide
Schritte vermischt werden könnten.


(Kathrin Vogler [DIE LINKE]: Der erste ist doch die Voraussetzung für den zweiten! Sie M d g s d b D R S e o s s d K w lu s d e d p fe d w c A la a g fa s h n s E v (C (D können doch nicht so tun, als gäbe es da keinen Zusammenhang!)


it dieser Klarstellung machen wir das und erreichen,
ass eine saubere Trennung möglich ist und auch durch-
esetzt wird. Das ist unser Ziel. Deshalb legen wir die-
en Vorschlag vor. Ich denke, er ist sachgerecht und hilft
abei, unsere beiden Ziele zu realisieren und damit die
este Versorgung für alle Patientinnen und Patienten in
eutschland sicherzustellen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich möchte in diesem Fall nicht zu Beginn, wie einige
edner das schon getan haben, sondern am Schluss der
taatssekretärin – dir, liebe Ulrike Flach – herzlich für
ine gute Zusammenarbeit und eine hervorragende Ko-
peration in der Koalition danken. Wir haben gemein-
am viel erreicht, denke ich. Darauf können wir stolz
ein.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724325100

Das Wort hat der Kollege Steffen-Claudio Lemme für

ie SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Steffen-Claudio Lemme (SPD):
Rede ID: ID1724325200

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin Flach, ich
ünsche Ihnen alles Gute, vor allem Gesundheit.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Nun zur Sache, zum Apothekennotdienstsicherstel-
ngsgesetz: Es waren sicherlich nicht nur viele von uns,

ondern auch viele Versicherte generell schon einmal in
er Situation, nachts oder an einem Sonntag dringend
ine Apotheke aufsuchen zu müssen. In der Not schnell
as geeignete verschreibungspflichtige bzw. apotheken-
flichtige Medikament zu bekommen, ist für die betrof-
nen Menschen wichtig. Auch die Gewissheit zu haben,

ass im Notfall eine Apotheke in der Nähe aufgesucht
erden kann, verleiht den Menschen ein Gefühl von Si-

herheit. Daher ist die wohnortnahe Sicherstellung des
pothekennotdienstes ein wichtiges Element der ambu-
nten Notfallversorgung.

Dringender Handlungsbedarf besteht insbesondere
uf dem Land, da der Apothekennotdienst hier stark aus-
edünnt wurde und die Versicherten immer längere An-
hrtswege zur nächsten Apotheke in Kauf nehmen müs-

en. Die Finanzierung ist ungerecht. Das Nachsehen
aben zumeist Apotheken im ländlichen Bereich.

Doch was hat uns Schwarz-Gelb hier vorgelegt? Ei-
en Gesetzentwurf, der zu kurz gedacht und zu kurz ge-
prungen ist.


(Beifall bei der SPD)


Nehmen wir nur einmal die Entstehung des Gesetzes.
s scheint, als wäre es in einer Nacht-und-Nebel-Aktion
erfasst worden, um ja noch etwas vor der nächsten





Steffen-Claudio Lemme


(A) )


)(B)

Wahl vorzeigen zu können. Wie ist es sonst zu erklären,
dass die Verbände und der Normenkontrollrat nur zwei
Tage Zeit hatten, ihre Stellungnahmen dazu zu verfas-
sen? Die Länder haben sich dank ihres optimierungsbe-
dürftigen Zeitmanagements erst gar nicht beteiligen kön-
nen.

Bei dieser Entstehungsgeschichte ist es nicht verwun-
derlich, dass die Umsetzung deutliche Schwächen auf-
zeigt. So unterliegt die vorgesehene Einrichtung eines
Fonds und die Verteilung der zusätzlichen Mittel einem
komplizierten Konstrukt. Wir halten es für unlogisch,
den Fonds beim Deutschen Apothekerverband anzusie-
deln. Eine mögliche Alternative wäre ja beispielsweise
ein steuerfinanziertes Modell gewesen. Aber dieses ha-
ben Sie gar nicht prüfen lassen.

Außerdem produziert der Fonds einen unverhältnis-
mäßig hohen bürokratischen Aufwand. Diese Auffas-
sung vertritt ebenso der Normenkontrollrat. Dabei brüs-
tet sich die FDP doch gerne mit der Forderung nach
Bürokratieabbau, und das im großen Stil. Wie man hier
sehen kann, ist das alles nur heiße Luft. Aber das sind
wir ja von Ihnen gewöhnt.


(Beifall der Abg. Iris Gleicke [SPD] – Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Ha, ha!)


Ein wichtiges Ziel hätte sein müssen, die Apotheken
in strukturschwachen Regionen zu stärken und sie ange-
messen dafür zu vergüten, dass sie die Notfallversorgung
mit Arzneimitteln bereitstellen. Es liegt doch auf der
Hand, dass eine Apotheke in Berlin-Schöneberg sonn-
tags und nachts häufiger in Anspruch genommen wird
als eine Apotheke im Harz oder im Thüringer Wald.


(Iris Gleicke [SPD]: Stimmt!)


Der Bedarf nach zielgerichteten Maßnahmen für
Apotheken in strukturschwachen Gebieten drängt sich
nahezu auf. Doch durch den vorgelegten Gesetzentwurf
werden die hochfrequentierten Apotheken in Ballungs-
gebieten noch stärker bevorteilt. Das liegt an der von Ih-
nen vorgeschlagenen Vergütungsstruktur. Die Bindung
der Notdienstpauschale an das Fixhonorar führt zu einer
deutlichen Bevorzugung der städtischen Apotheken. Die
Vertreterin des GKV-Spitzenverbandes hat davor ge-
warnt, dass diese Regelung zu einer impliziten Dynami-
sierung führen kann. Kurzum: Man kann die ländlichen
Apotheken doch nicht dadurch fördern, dass man die
städtischen Apotheken besser bezahlt. Das muss Ihnen
doch einleuchten.


(Beifall bei der SPD)


Auch wenn der Ansatz des Gesetzentwurfes zu begrü-
ßen ist, so lässt die Ausgestaltung doch sehr zu wün-
schen übrig. Hier ist zu sehen, dass gut gemeint nicht
gleich gut gemacht ist.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724325300

Das Wort hat der Kollege Jens Spahn für die Unions-

fraktion.

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(C (D Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! enn ich hier den Reden der SPD zu diesen beiden Theen lausche, habe ich nicht den Eindruck, dass Sie das esetz in seiner Gesamtwirkung auch nur ansatzweise erstanden haben. (Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Das ist ja nichts Neues! – Ulrich Kelber [SPD]: Das sagen Sie in jeder Debatte! Das ist das reinste Rhetorikkursargument!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1724325400

Herr Kelber, Sie können das Gesetz ja einmal erklären.
h glaube, Sie wissen nicht einmal, wie es heißt. Also

eien Sie doch an dieser Stelle einfach ruhig. Nur, weil
ie jetzt gerade einmal zufällig hier im Parlament sitzen,
üssen Sie nicht dazwischenrufen.


(Dr. Marlies Volkmer [SPD]: Na, na, na! – Steffen-Claudio Lemme [SPD]: Hochmut kommt vor dem Fall! – Iris Gleicke [SPD]: Schnösel! Wie immer! – Zuruf des Abg. Ulrich Kelber [SPD])


Herr Kelber, wissen Sie, Sie haben ja ein dunkles Or-
an. Das kommt immer durch. Deswegen sind Ihre Zwi-
chenrufe immer gut zu verstehen, aber leider nicht be-
onders inhaltsvoll.

Wir wollen aber jetzt darüber reden, worum es bei
em Apothekennotdienstsicherstellungsgesetz geht. Das
agt nämlich schon der Name. Es geht darum, dass wir
ie flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit
edizinischen Dienstleistungen in allen Bereichen ge-
ährleisten wollen. Es ordnet sich in einen Gesamtge-

etzgebungsprozess ein, den wir in den letzten Jahren
egonnen haben. Mit dem GKV-Versorgungsstrukturge-
etz wollten wir es für Ärztinnen und Ärzte weiterhin at-
aktiv machen, sich im ländlichen Raum niederzulassen
nd somit dort die Versorgung sicherzustellen.

Daneben geht es jetzt darum, den Notdienst der Apo-
eken, die zur Verfügung stehen müssen, wenn Patien-
nnen und Patienten nachts Medikamente brauchen,
rstmals überhaupt pauschal zu vergüten. Mit diesem
esetzentwurf sagen wir: Dafür gibt es ein Fixhonorar
on 250 Euro pro Dienst. Bei den Unterschieden, die es
ibt – wir wissen, dass es in Bayern Apotheken gibt, die
ur drei Notdienste im Jahr haben, während andere über
0 Notdienste haben –, spiegelt dies den Mehraufwand
tsächlich angemessen wider. In einem weiteren Schritt
erden wir in den nächsten Wochen den Krankenhäu-

ern Anreize und auch finanzielle Möglichkeiten geben,
m eine flächendeckende Versorgung sicherzustellen.

Eines unterscheidet uns hier auf jeden Fall. Ihr Schat-
nkompetenzträger hat hier in einer Rede ja mal gesagt,
as wäre eine Verbeugung vor den Apothekern, und Sie
aben das Ärzte-Versorgungsgesetz ein „Ärztebeglü-
kungsgesetz“ genannt. Durch all dies wird deutlich,
ass Sie nicht verstehen, dass eine gute, flächende-
kende Versorgung der Menschen nur mit den Ärzten,





Jens Spahn


(A) )


)(B)

nur mit den Apothekern, nur mit den Pflegekräften er-
reicht werden kann, und nicht gegen sie.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie polemisieren andauernd gegen Ärzte und Apotheker
und versuchen, einen Keil zwischen Patientinnen und
Patienten sowie Ärzte und Apotheker zu treiben.


(Dr. Marlies Volkmer [SPD]: Hat er doch gar nicht! Stimmt doch nicht! Wir sind die besten Freunde!)


Wir wollen das Gegenteil, und deswegen wollen wir die-
sen Dienst gerade auch in der Fläche im Land angemes-
sen honorieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Zum nächsten Thema. Frau Volkmer, auch hier muss
ich sagen: Entweder waren Sie böswillig oder Sie haben
es nicht verstanden. Das Arzneimittelmarktneuord-
nungsgesetz sieht klar zwei Schritte vor:

Der erste Schritt ist die Nutzenbewertung von Arznei-
mitteln. Wir schauen: Wie viel besser ist ein Arzneimit-
tel, das neu auf den Markt kommt, als das, was schon da
ist. Eine solche Nutzenbewertung – ist etwas besser als
das, was schon da ist? – ist immer relativ. Wir lassen
jetzt zu, dass dann, wenn es gegen eine bestimmte
Krankheit schon heute mehr als ein Arzneimittel bzw.
eine Therapie gibt, man einen Vergleich gegen eine von
diesen durchführen kann. Bei einem solchen relativen
Vergleich – es kommt ja immer darauf an, was Sie ver-
gleichen – erhält man halt unterschiedliche Ergebnisse.

Der zweite Schritt ist, dass auf der Grundlage dieser
Ergebnisse Preisverhandlungen geführt werden.

Deswegen ist es einfach nicht redlich, dass Sie sich
hinstellen und sagen, es handelte sich um milliarden-
schwere Geschenke für die Pharmaindustrie. Es ist okay,
Wahlkampf in diesem Punkt zu betreiben; aber im politi-
schen Miteinander geht es nun einmal gar nicht, die Sa-
chen so sehr zu verfälschen, dass sie nicht einmal mehr
ansatzweise etwas mit dem zu tun haben, was wir tat-
sächlich regeln. Das finde ich schon schwierig;


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


denn im Kern geht es um etwas anderes, und das haben
Sie anscheinend auch noch nicht ganz verstanden.

Sie können hier gerne Pharma-Bashing betreiben,
weil Sie denken, dass es populär ist, immer auf die Phar-
maindustrie zu hauen. Aber eines, glaube ich, wissen die
Menschen ziemlich gut, dass es nämlich neue Medika-
mente etwa gegen Krebs, MS, Rheuma, Hepatitis C, De-
menz und viele andere Krankheiten, die tatsächlich auch
besser sind und mehr leisten als die Medikamente, die
schon auf dem Markt sind – es geht also nicht nur um
eine andere Pillenfarbe –, nur dann geben wird, wenn
wir solche Medikamente auch angemessen honorieren.

Sie mögen hier Pharma-Bashing betreiben, weil Sie
meinen, dass das populär ist. Wir meinen, dass es richtig
ist, Innovationen gut zu bezahlen, weil das für eine gute
Patientenversorgung wichtig ist; denn viele Menschen
warten dringend auf diese Medikamente und auf neue

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(C (D ehandlungsmöglichkeiten. Deswegen stehen wir auch u dem, was wir hier tun. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf der Abg. Kathrin Vogler [DIE LINKE])



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724325500

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den von den
raktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Ge-
etzentwurf zur Förderung der Sicherstellung des Not-
ienstes von Apotheken.

Der Ausschuss für Gesundheit empfiehlt unter Buch-
tabe a seiner Beschlussempfehlung auf Drucksa-
he 17/13769, den Gesetzentwurf der Fraktionen der
DU/CSU und FDP auf Drucksache 17/13081 in der
usschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die
em Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen
ollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? –
er enthält sich? – Der Gesetzentwurf ist damit in zwei-
r Beratung mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen
nd der Fraktion Die Linke bei Enthaltung der SPD-
raktion und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen ange-
ommen.

Dritte Beratung

nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
er stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Gesetz-

ntwurf ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen
nd der Fraktion Die Linke bei Enthaltung der SPD-
raktion und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen ange-
ommen.

Ich gebe dem Kollegen Wunderlich das Wort zu ei-
em Geschäftsordnungsantrag.


Jörn Wunderlich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724325600

Gemäß § 45 Abs. 1 unserer Geschäftsordnung ist der

undestag beschlussfähig, wenn mehr als die Hälfte sei-
er Mitglieder, mithin mehr als 310, im Sitzungssaal an-
esend sind. Meine Fraktion bezweifelt das.


(Beifall bei der LINKEN – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Oh Gott!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724325700

Die Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages,

ie wir uns selbst zu Beginn dieser Legislaturperiode ge-
eben haben, ist eindeutig. Zur Erklärung für alle im
aal Anwesenden, möchte ich Folgendes ausführen:


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Erst zustimmen und dann anzweifeln!)


Nach § 45 Abs. 2 unserer Geschäftsordnung ist fest-
elegt:

Wird vor Beginn einer Abstimmung die Beschluss-
fähigkeit von einer Fraktion oder von anwesenden
fünf vom Hundert der Mitglieder des Bundestages
bezweifelt und auch vom Sitzungsvorstand nicht
einmütig bejaht …





Vizepräsidentin Petra Pau


(A) )


)(B)

In diesem Fall ist mit einem Hammelsprung die Be-
schlussfähigkeit festzustellen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Schämt euch doch! – Heinz Lanfermann [FDP]: Wir haben doch schon mit dem Abstimmungsprozess angefangen! Das ist doch Quatsch! – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Wir haben das Gesetz gerade beschlossen! – Jens Spahn [CDU/ CSU]: Sie haben sich doch an der Abstimmung beteiligt!)


Ich bitte die Geschäftsführer aller Fraktionen zu mir.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Schämen würde ich mich! Da sieht man wieder: Da geht es nicht um die Sache! Da geht es nur um die Show hier! – Johannes Singhammer [CDU/ CSU]: Wir sind in der Abstimmung und nicht vor der Abstimmung!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, nach Beratung mit
den Geschäftsführern und natürlich mit den uns jederzeit
hilfreich zur Seite stehenden Juristen der Bundestagsver-
waltung haben wir die Geschäftsordnung des Deutschen
Bundestages ausgelegt. Es ist unstrittig, dass wir über ei-
nen Gesetzentwurf in zweiter und dritter Beratung gültig
abgestimmt haben. Ich habe festgestellt, dass dieser Ge-
setzentwurf angenommen worden ist.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Richtig!)


Nach unserer Geschäftsordnung kann vor jeder neuen
Abstimmung der Antrag auf Feststellung der Beschluss-
fähigkeit gestellt werden. Wir haben den Antrag des
Kollegen Wunderlich für die Fraktion Die Linke, die Be-
schlussfähigkeit festzustellen, vor der Abstimmung über
Buchstabe b der Beschlussempfehlung auf Drucksache
17/13769, nämlich den Gesetzentwurf der Bundesregie-
rung auf Drucksache 17/13403 für erledigt zu erklären,
entgegengenommen.

Die Geschäftsordnung lässt uns keine Wahl: Die Be-
schlussfähigkeit wird festgestellt, indem alle Kollegin-
nen und Kollegen den Saal verlassen. Sobald sich das
Präsidium davon überzeugt hat, dass alle Kolleginnen
und Kollegen den Saal verlassen haben, werden wir zur
Feststellung der Beschlussfähigkeit des Hauses die Tü-
ren gegenüber dem Präsidium wieder öffnen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Ein bisschen Charakter muss man haben! – Jens Spahn [CDU/CSU]: Mit Charakter würden Sie Ihren Antrag zurückziehen!)


Mit der Feststellung der Beschlussfähigkeit des Deut-
schen Bundestages werden wir gleichzeitig über die Be-
schlussempfehlung abstimmen. Das heißt, ich bitte zu
beachten, durch welche Tür Sie den Plenarsaal nach
Aufruf zur Abstimmung betreten. Sie machen damit
deutlich, wie Sie zur Beschlussempfehlung, den Gesetz-
entwurf der Bundesregierung für erledigt zu erklären,
stehen.

Durch das Betreten des Saales geben Sie den Schrift-
führerinnen und Schriftführern die Möglichkeit, zu zäh-
len, wie viele Mitglieder des Hauses anwesend sind.

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(C (D ach unserer ständigen Übung ist der Deutsche Bundesg beschlussfähig, wenn von den 620 Mitgliedern des auses mindestens 311 an der nun folgenden Abstimung teilnehmen. Ich bitte jetzt, die Voraussetzungen für diese Abstimung zu schaffen. Dazu gehört, dass die Kolleginnen nd Kollegen bitte den Saal verlassen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, für diejenigen, die och anderweitig beschäftigt waren und nicht mitbeommen haben, worum es im Moment geht: Wir sind abei, die Beschlussfähigkeit des Deutschen Bundestaes festzustellen und gleichzeitig über die Erledigterkläng eines Gesetzentwurfs der Bundesregierung abzu timmen. Um dies tun zu können, müssen bitte alle olleginnen und Kollegen zuerst einmal den Saal verlas en. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich werde darauf ufmerksam gemacht, dass es über das Prozedere Unlarheiten gibt. Wer den Saal einmal verlassen hat, kann iesen erst dann wieder betreten, wenn ich den Hammelprung eröffnet habe. Ich bitte Sie daher, den Schriftführinnen und Schriftführern und vor allen Dingen den itarbeitern der Bundestagsverwaltung an den Türen ie Wahrnehmung ihrer Aufgaben nicht noch schwerer u machen. Betreten Sie den Saal also erst dann wieder, enn ich die Abstimmung eröffnet habe. Bevor wir zu diesem Hammelsprung gerufen haben, aben wir viele Reden gehört, mit denen sich Kolleginen und Kollegen vom Deutschen Bundestag und von ns verabschiedet haben. Ich nehme auch zur Kenntnis, ass der eine oder andere den voraussichtlich letzten ammelsprung in seinem Abgeordnetenleben bestreitet. (Zuruf von der CDU/CSU: Man kann nicht wissen, was euch noch einfällt!)


Ich sagte „voraussichtlich“. Wir sind alle keine Hellse-
er.

Ich bitte noch einmal alle Kolleginnen und Kollegen,
en Saal jetzt zu verlassen.

Der Kollege Schweickert hat aufgrund der offenkun-
igen Schwierigkeiten, dies zu tun, mit Einverständnis
es Präsidiums die Erlaubnis, hier sitzen zu bleiben. Wir
erden gemeinsam mit den zählenden Schriftführerin-
en und Schriftführern sicherstellen, dass seine Anwe-
enheit hier entsprechend mitgezählt und protokolliert
ird.

Ich bitte um ein Zeichen, wenn der letzte Kollege
der die letzte Kollegin die Gelegenheit wahrgenommen
at, den Saal zu verlassen, und die Türen geschlossen
ind, und – noch wichtiger – um ein Zeichen, ob alle
chriftführerinnen und Schriftführer auf ihren Positio-
en sind. – Darf ich das Zeichen als Zustimmung inter-
retieren? – Dann bedanke ich mich recht herzlich und
röffne die Abstimmung.

Ich bitte die Kolleginnen und Kollegen, zu bedenken,
ass sie durch die Tür gehen, die das Votum zur Erledigt-
rklärung des Gesetzentwurfs der Bundesregierung auf
rucksache 17/13403 signalisiert. Es wird gleichzeitig





Vizepräsidentin Petra Pau


(A) (C)


)(B)


gezählt, wie viele Kolleginnen und Kollegen an dieser
Abstimmung teilnehmen, um die Beschlussfähigkeit zu
überprüfen.

Die Abstimmung ist also eröffnet; ich hoffe, das ist
jetzt auch draußen angekommen. Ich bitte die Kollegin-
nen und Kollegen, die schon im Saal sind, uns doch bitte
die Möglichkeit zu eröffnen, die Türen einzusehen, das
heißt, sich noch ein Stückchen weiter in den Saal hinein-
zubemühen – nicht dass eine Kollegin oder ein Kollege
gehindert wird, an dieser Abstimmung teilzunehmen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bitte um ein Si-
gnal, ob sich noch Kollegen vor der Tür befinden, die
noch nicht an dieser Abstimmung teilnehmen konnten.


(Zurufe von der CDU/CSU: Ja! – Manfred Grund [CDU/CSU]: Frau Präsidentin, Tausende stehen noch vor der Tür!)


– Na ja, ich zweifele an, dass es Tausende sind. Wir sind
620 Mitglieder in diesem Haus. Mir würde es schon ge-
nügen, wenn ebendiese sich zur Abstimmung aufgerufen
fühlten und jetzt an dieser auch teilnehmen würden.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich hoffe, ich bin jetzt
auch in der Lobby vor dem Saal zu hören und zu verste-
hen. Ich bitte alle Kolleginnen und Kollegen, die an die-
ser Abstimmung, die der Feststellung der Beschluss-

Ich bitte um ein Signal, ob noch Kolleginnen und
Kollegen, die an der Abstimmung teilnehmen wollen,
draußen sind. – Das ist nicht der Fall.


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Doch! Es sind noch viele draußen! – Mechthild Rawert [SPD]: Aber nicht jeder will rein! – Manfred Grund [CDU/CSU]: In ist, wer drin ist!)


Ich bitte noch einmal, uns den Blick auf die Türen
freizumachen. Dieser Appell richtet sich an diejenigen
Kolleginnen und Kollegen, die schon im Saal sind und
sich in der Mitte des Saales aufhalten.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo ist die Linke? – Michael Brand [CDU/CSU], an die LINKE gewandt: Guckt euch mal an, wie viele Leute ihr seid! Der Wunderlich ist sonderlich! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Demokratieverweigerung ist das!)


Ich schließe die Abstimmung und bitte die Schriftfüh-
rerinnen und Schriftführer, das Ergebnis festzustellen
und dem Präsidium unverzüglich zuzuleiten.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bitte Sie um
Aufmerksamkeit für das Ergebnis der Abstimmung:
fähigkeit des Deutschen Bundestages dient und
außerdem über die Beschlussempfehlung auf Druck-
sache 17/13769 erfolgt, den Gesetzentwurf der Bundes-
regierung auf Drucksache 17/13403 für erledigt zu er-
klären, teilnehmen wollen, dies auch zu tun und den Saal
durch die Tür ihrer Wahl wieder zu betreten.


(Mechthild Rawert [SPD]: Das war eine Botschaft nach draußen?)


– Ja.

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(D

67 Kolleginnen und Kollegen haben mit Ja gestimmt.
s gab eine Enthaltung. Daraus folgt: 268 Kolleginnen
nd Kollegen haben an dieser Abstimmung teilgenom-
en. Ich stelle damit fest, dass der Deutsche Bundestag

eschlussunfähig ist.

Nach § 45 Abs. 3 der Geschäftsordnung ist nach Fest-
tellung der Beschlussunfähigkeit die Sitzung aufzuhe-
en. Das tue ich hiermit. Die Sitzung ist aufgehoben.