Protokoll:
17066

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 66

  • date_rangeDatum: 8. Oktober 2010

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 14:51 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/66 Klaus Hagemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Axel Knoerig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 28: Große Anfrage der Abgeordneten Garrelt Duin, Hubertus Heil (Peine), Doris Barnett, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Ökonomische Wirkung der Konjunk- turpakete (Drucksachen 17/1616, 17/2568) . . . . . . . . . . a) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Kultur und Medien – zu dem Antrag der Abgeordneten Christoph Poland, Rita Pawelski, Wolfgang Börnsen (Bönstrup), weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Helga Daub, Reiner Deutschmann, Patrick Meinhardt, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der FDP: Kul- turtourismus in Deutschland stär- ken – zu dem Antrag der Abgeordneten Ulla Schmidt (Aachen), Heinz Paula, Sören Bartol, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Potenziale von Kultur und Tourismus nutzen – Kul- 7022 C 7023 D 7025 B 7025 D 7026 A 7027 A Deutscher B Stenografisch 66. Sitz Berlin, Freitag, den 8 I n h a l Tagesordnungspunkt 27: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Hightech-Strategie 2020 für Deutschland (Drucksache 17/2691) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martin Neumann (Lausitz) (FDP) . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinz Riesenhuber (CDU/CSU) . . . . . . . Andrea Wicklein (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Röhlinger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . M D K E G D K D T 7011 A 7011 B 7013 A 7014 C 7015 C 7017 A 7018 D 7020 D 7021 D Wolfgang Tiefensee (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Lena Strothmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 7027 A 7028 B undestag er Bericht ung . Oktober 2010 t : ichael Schlecht (DIE LINKE) . . . . . . . . . . r. Martin Lindner (Berlin) (FDP) . . . . . . . . Wolfgang Tiefensee (SPD) . . . . . . . . . . . . erstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rnst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . arrelt Duin (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Matthias Heider (CDU/CSU) . . . . . . . . . . laus Barthel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ieter Jasper (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 29: 7029 C 7031 B 7032 C 7034 C 7036 C 7038 B 7039 D 7041 A 7042 D 7043 D turtourismus gezielt fördern (Drucksachen 17/676, 17/1966, 17/2940) 7044 B II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 66. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. Oktober 2010 b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Kultur und Medien zu der Unterrichtung: Grünbuch Erschließung des Potenzials der Kultur- und Kreativindustrien KOM(2010) 183 endg.: Ratsdok. 9073/10 hier: Stellungnahme gegenüber der Bundesregierung gemäß Artikel 23 Ab- satz 2 des Grundgesetzes (Drucksachen 17/2071 Nr. A.39, 17/2941) Rita Pawelski (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Ulla Schmidt (Aachen) (SPD) . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulla Schmidt (Aachen) (SPD) . . . . . . . . . . . . Helga Daub (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE) . . . . . . Markus Tressel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christoph Poland (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE) . . . Reiner Deutschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 30: Antrag der Abgeordneten Jörn Wunderlich, Cornelia Möhring, Diana Golze, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion DIE LINKE: Ar- beit familienfreundlich gestalten (Drucksache 17/3189) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Katja Dörner, Ekin Deligöz, Kai Gehring, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: „Kinder, Küche und Karriere“ – Vereinbarkeit für Frauen und Männer bes- ser möglich machen (Drucksache 17/3203) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dorothee Bär (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Gabriele Hiller-Ohm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Miriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU) . . . . Stefan Schwartze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . T A F z s (D in Z A G te U z (D in Z A (B C d S s R (D D G R T M F T a b in 7044 C 7044 D 7046 A 7046 C 7048 A 7048 C 7048 D 7049 B 7050 B 7051 B 7051 C 7052 D 7053 D 7053 D 7054 A 7055 A 7056 C 7058 A 7059 B 7060 B 7061 C agesordnungspunkt 31: ntrag der Fraktionen der CDU/CSU und der DP: Beitrittsantrag der Republik Serbien ur Prüfung an die Europäische Kommis- ion weiterleiten rucksache 17/3190) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 9: ntrag der Abgeordneten Uta Zapf, Günter loser, Dietmar Nietan, weiterer Abgeordne- r und der Fraktion der SPD: Glaubhafte nterstützung für Serbiens Beitrittsantrag ur Europäischen Union rucksache 17/3175) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 10: ntrag der Abgeordneten Marieluise Beck remen), Volker Beck (Köln), Viola von ramon-Taubadel, weiterer Abgeordneter und er Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: erbiens Beitrittsgesuch an die Europäi- che Kommission weiterleiten – Gesamte egion im Blick behalten rucksache 17/3204) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . ünter Gloser (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . oderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . homas Nord (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . arieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lorian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 32: ) Antrag der Abgeordneten Kerstin Müller (Köln), Katja Keul, Ute Koczy, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: 10 Jahre UN-Resolution 1325 – „Frauen, Frieden, Sicherheit“ – Nationaler Aktionsplan für eine gezielte Umsetzung (Drucksache 17/2484) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Fraktion der SPD: 10 Jahre UN-Resolution 1325 „Frauen, Frieden und Sicherheit“ (Drucksache 17/3176) . . . . . . . . . . . . . . . Verbindung mit 7062 B 7062 C 7062 C 7062 D 7064 A 7065 C 7066 D 7068 A 7068 D 7070 A 7070 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 66. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. Oktober 2010 III Zusatztagesordnungspunkt 11: Antrag der Abgeordneten Cornelia Möhring, Jan van Aken, Agnes Alpers, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion DIE LINKE: Verpflichtung zur UN-Resolution 1325 „Frauen, Frieden und Sicherheit“ einhal- ten – Auf Gewalt in internationalen Kon- flikten verzichten (Drucksache 17/3205) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Angelika Graf (Rosenheim) (SPD) . . . . . . . . Marina Schuster (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Peter Beyer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7070 B 7070 B 7071 B 7072 A 7072 D 7074 C 7075 B 7076 C 7077 D 7079 A 7080 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 66. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. Oktober 2010 7011 (A) ) )(B) 66. Sitz Berlin, Freitag, den 8 Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 66. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. Oktober 2010 7079 (A) ) )(B) Kober, Pascal FDP 08.10.2010 Krestel, Holger FDP 08.10.2010 Dr. Steinmeier, Frank- Walter SPD 08.10.2010 Strenz, Karin CDU/CSU 08.10.2010* Anlage 1 Liste der entschuldigte Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Aigner, Ilse CDU/CSU 08.10.2010 Alpers, Agnes DIE LINKE 08.10.2010 Binder, Karin DIE LINKE 08.10.2010 Binninger, Clemens CDU/CSU 08.10.2010 Bülow, Marco SPD 08.10.2010 Burchardt, Ulla SPD 08.10.2010 Ehrmann, Siegmund SPD 08.10.2010 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 08.10.2010 Freitag, Dagmar SPD 08.10.2010 Friedhoff, Paul K. FDP 08.10.2010 Fritz, Erich G. CDU/CSU 08.10.2010* Dr. Geisen, Edmund FDP 08.10.2010 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 08.10.2010 Götz, Peter CDU/CSU 08.10.2010 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 08.10.2010 Golze, Diana DIE LINKE 08.10.2010 Griese, Kerstin SPD 08.10.2010 Günther (Plauen), Joachim FDP 08.10.2010 Dr. Hendricks, Barbara SPD 08.10.2010 Höger, Inge DIE LINKE 08.10.2010** Hörster, Joachim CDU/CSU 08.10.2010* Homburger, Birgit FDP 08.10.2010 Kauder, Volker CDU/CSU 08.10.2010 Klöckner, Julia CDU/CSU 08.10.2010 K K K L L D D M M M N Ö O P P R D S D S D S A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht n Abgeordneten retschmer, Michael CDU/CSU 08.10.2010 rischer, Oliver BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.10.2010 uhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.10.2010 aurischk, Sibylle FDP 08.10.2010 iebich, Stefan DIE LINKE 08.10.2010** r. Lötzsch, Gesine DIE LINKE 08.10.2010 r. Lotter, Erwin FDP 08.10.2010 arks, Caren SPD 08.10.2010 enzner, Dorothee DIE LINKE 08.10.2010 öller, Kornelia DIE LINKE 08.10.2010 iebel, Dirk FDP 08.10.2010 zoguz, Aydan SPD 08.10.2010 swald, Eduard CDU/CSU 08.10.2010 flug, Johannes SPD 08.10.2010 loetz, Yvonne DIE LINKE 08.10.2010 emmers, Ingrid Liselotte DIE LINKE 08.10.2010 r. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 08.10.2010 chreiner, Ottmar SPD 08.10.2010 r. Seifert, Ilja DIE LINKE 08.10.2010 enger-Schäfer, Kathrin DIE LINKE 08.10.2010 r. Solms, Hermann Otto FDP 08.10.2010 pahn, Jens CDU/CSU 08.10.2010 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 7080 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 66. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. Oktober 2010 (A) (C) )(B) Ausschuss für Arbeit und Soziales – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Lage behinderter Menschen und die Entwicklung ihrer Teilhabe – Drucksachen 16/13829, 17/591 Nr. 1.19 – Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.10.2010 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der OSZE Anlage 2 Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Finanzausschuss – Unterrichtung durch den Bundesrechnungshof Bericht nach § 99 Bundeshaushaltsordnung über den ermäßigten Umsatzsteuersatz – Vorschläge für eine künftige Ausgestaltung der Steuerermäßigung – Drucksachen 17/2290 (neu), 17/2548 Nr. 1.4 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die aktualisierten Stabilitäts- und Konver- genzprogramme 2009/2010 der EU-Mitgliedstaaten – Drucksachen 17/2536, 17/2971 Nr. 1.3 – Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Ergebnisse der Evaluation des Verbraucherinformationsgesetzes – Drucksachen 17/1800, 17/2373 Nr. 1 – m U n Toncar, Florian FDP 08.10.2010 Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 08.10.2010 Wellmann, Karl-Georg CDU/CSU 08.10.2010** Werner, Katrin DIE LINKE. 08.10.2010* Widmann-Mauz, Annette CDU/CSU 08.10.2010 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 08.10.2010 Zöllmer, Manfred Helmut SPD 08.10.2010 (D – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung e. V. zum Sachstand über die Reduzierung der Träger- zahl bei den gewerblichen Berufsgenossenschaften und Stellungnahme der Bundesregierung – Drucksachen 16/13908, 17/591 Nr. 1.23 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden nionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- er Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 17/2224 Nr. A.1 Ratsdokument 10070/10 Drucksache 17/2408 Nr. A.1 EuB-EP 2037; P7_TA-PROV(2010)0149 Finanzausschuss Drucksache 17/2580 Nr. A.3 Ratsdokument 10822/10 Drucksache 17/2580 Nr. A.4 Ratsdokument 11046/10 Haushaltsausschuss Drucksache 17/859 Nr. A.7 Ratsdokument 6254/10 Drucksache 17/2071 Nr. A.13 Ratsdokument 9433/10 Drucksache 17/2994 Nr. A.32 Ratsdokument 12699/10 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 17/178 Nr. A.23 Ratsdokument 14738/09 Drucksache 17/1821 Nr. A.16 Ratsdokument 9247/10 Drucksache 17/2408 Nr. A.18 Ratsdokument 9388/10 Drucksache 17/2408 Nr. A.26 Ratsdokument 11620/10 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 17/2994 Nr. A.56 Ratsdokument 12614/10 66. Sitzung Berlin, Freitag, den 8. Oktober 2010 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2
Gesamtes Protokol
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1706600000

Die Sitzung ist eröffnet.

Ich wünsche Ihnen einen guten Morgen und begrüße
Sie alle sehr herzlich zu unseren heutigen Beratungen.
Wir können gleich in die Tagesordnung einsteigen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 27 auf:

Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-
gierung

Hightech-Strategie 2020 für Deutschland
– Drucksache 17/2691 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Kultur und Medien

Interfraktionell wurde vereinbart, darüber eineinvier-
tel Stunden zu debattieren. – Ich sehe, damit sind Sie
einverstanden. Dann können wir so verfahren.

Ich eröffne die Aussprache. Als erste Rednerin hat
das Wort für die Bundesregierung Frau Bundesminister
Professor Dr. Annette Schavan.

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Redet

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bil-
dung und Forschung:

Guten Morgen, Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen
und Kollegen! Meine Damen und Herren! Innovationen
garantieren Wettbewerbsvorteile. Das gilt für unser
Land insgesamt und für die Unternehmen in Deutsch-
land im Besonderen. Ein ressourcenarmes Land wie
Deutschland – wir haben in diesem Hohen Hause oft da-
rüber diskutiert – ist auf technologische Meisterleistun-
gen angewiesen. Technologisch fortschrittliche Unter-
nehmen können sich wegen des harten internationalen
Innovationswettbewerbs einen Verzicht auf
und Entwicklung nicht leisten.

Der eigentliche Wettbewerbsvorteil der
Unternehmen liegt nicht im Preis, sondern in

(C (D ung . Oktober 2010 0 Uhr en und hochwertigen Produkten. Der überwiegende eil der deutschen Unternehmen hat deshalb Weitblick ewiesen und die Forschungsund Entwicklungsausgaen auch im Krisenjahr nicht angetastet, und das, obohl das BIP überdurchschnittlich stark zurückgeganen ist. Die Investitionsbereitschaft ist deshalb so eeindruckend, weil die historische Erfahrung einen ückgang der Investitionen erwarten ließ. Die tatsächlihe Planung zeigt dagegen konstante Investitionsausgaen. Erste Schätzungen für das vergangene Jahr – mit lick auf das 3-Prozent-Ziel – gehen von einer Quote on mehr als 2,8 Prozent aus. Das ist eine äußerst posive Entwicklung für Deutschland. Voraussetzung für stabile und über längere Zeiträume ich positiv entwickelnde Phasen ist das Zusammenpiel, in diesem Fall von Wissenschaft, Wirtschaft und olitik. Das ist das eigentliche Grundprinzip, die Grundtruktur der Hightech-Strategie: Staat, Wirtschaft und issenschaft bilden eine Allianz und sind in der Lage, um richtigen Zeitpunkt die richtigen Entscheidungen zu effen. Deshalb gab es einen überwältigenden Konsens diesem Haus dafür, dass gerade in solchen Zeiten Bil ung und Forschung der Vorrang vor allem anderen ein ext geräumt wird. Deshalb haben sich – das wird jetzt deutlich – die Konjunkturprogramme rentiert. Es war richtig, die Schwerpunkte auf Bildung und Forschung zu legen. Wir können jetzt sagen – viele sagen das, wenn sie auf Deutschland schauen –: Nach der Krise sind wir stärker als vorher. Die EU-Kommission hat die Wachstumsprognose nach oben geschraubt. Danach erhöht sich die deutsche Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 3,4 Prozent. Das Weltwirtschaftsforum hält Deutschland für die wettbewerbsfähigste Volkswirtschaft der Euro-Zone. Der Auf ft in Deutschland schneller und stärker ten anderen Industrienationen. Gute Bilrschung und eindrucksvolle Innovationsie Fundamente des Aufschwungs. Forschung deutschen innovati schwung verläu als in den meis dung, starke Fo kraft, das sind d Bundesministerin Dr. Annette Schavan )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )

Wir konsolidieren den Haushalt und geben gezielte
Wachstumsimpulse. Um aus Wissen und Ideen mög-
lichst effizient Innovationen und wirtschaftliches Wachs-
tum zu machen, brauchen wir einen klaren Fahrplan.
Dieser Plan ist die Hightech-Strategie. Mit ihr setzen wir
unsere nationale Innovationsstrategie der vergangenen
Legislaturperiode fort. Mehr Qualität, mehr Effizienz in
das Zusammenspiel von Wissenschaft, Wirtschaft und
Politik zu bringen und die Rahmenbedingungen für
Innovationen in der Wirtschaft zu verbessern – das sind
die zentralen Ziele dieser Strategie. Im nächsten Schritt
wird es darauf ankommen, die Erfahrungen, die wir mit
der Hightech-Strategie gemacht haben, in eine europäi-
sche Innovationsstrategie einzubringen, über die der
Wettbewerbsfähigkeitsrat im November diskutieren und
der Europäische Rat im Dezember dieses Jahres ent-
scheiden wird.

Neue Technologien, neue Dienstleistungen und auch
gesellschaftliche Veränderungen sind die eigentlichen In-
novationstreiber. In der fortgeschriebenen Hightech-Stra-
tegie richten wir die Innovationspolitik noch stärker an
ganz konkreten Aufgaben und auch Bedürfnissen der
Menschen aus. Deshalb konzentrieren wir uns auf fünf
Schwerpunkte: Klima und Energie, Gesundheit, Kommu-
nikation, Mobilität und Sicherheit. Das sind die Bedarfs-
felder, auf denen sich die wichtigsten Menschheitsfragen
des 21. Jahrhunderts entscheiden werden. Deshalb sind
das unsere Schwerpunkte in der Hightech-Strategie.

Übrigens werden zu dem Instrumentenkasten, der mit
der Hightech-Strategie verbunden ist, in den nächsten
Monaten und Jahren auch verstärkt Bürgerdialoge ge-
hören. Wir müssen reden, kommunizieren, die öffentli-
che Kommunikation über die großen Zukunftsprojekte,
die mit der Hightech-Strategie verbunden sind, herstel-
len. Das macht moderne Innovationspolitik aus. Wir er-
fahren ja im Moment an einer Reihe von Stellen in
Deutschland: Zu guter Politik gehört auch gute Kommu-
nikation. Deshalb gehört zu guter Forschungspolitik
auch, Lust und Leidenschaft auf Zukunft, auf die großen
Zukunftsprojekte zu wecken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Zu den Zukunftsprojekten, zu den Leuchttürmen ge-
hört zum Beispiel die CO2-neutrale, energieeffiziente
und klimaangepasste Stadt – diese Beschreibung ist et-
was kompliziert –, kurz Nachhaltigkeitsstadt genannt.
Sie ist nicht nur eine Vision, sie ist der Prototyp für die
Zukunftsprojekte. Wichtig ist der Gesamtkontext, die
Herstellung eines systemischen Zusammenhangs. Die
Nachhaltigkeitsstadt steht in einem engen Zusammen-
hang mit dem Fortschritt des Zukunftsprojektes „Intelli-
genter Umbau der Energieversorgung“. Wo es solche
klaren inhaltlichen Schnittmengen gibt, werden wir sie
nutzen.

Es gehört zum Markenkern der Hightech-Strategie,
alle Ressorts hinter einer gemeinsamen Idee zu versam-
meln. Konzeption und Umsetzung der Hightech-Strate-
gie sind vom gemeinsamen Willen der ganzen Bundesre-
gierung getragen. Es geht darum, Innovationen und das,
was in diesem Kontext relevant ist, in das Zentrum der

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(C (D achaufgaben zu rücken. Die Ausgestaltung der Highch-Strategie ist deshalb Sache aller Ressorts. Das ist leichsam roter Faden des Regierungshandelns: Wie ind die Entscheidungen und Prozesse, die wir auf den eg bringen, unter dem Gesichtspunkt von Zukunftsfä igkeit und Stärkung von Innovationskraft zu bewerten? Mit erfolgreichen Initiativen wie dem Spitzenclusterettwerb oder „KMU-innovativ“ haben wir Maßstäbe esetzt. International ist die Hightech-Strategie viel bechtet. Deshalb werben wir auch im Ausland verstärkt für nseren Ansatz und verzahnen nationale und europäische orschungsund Innovationspolitik enger miteinander. it Europa 2020 und der Innovationsunion haben Komission und Europäischer Rat einen anspruchsvollen rozess angestoßen. Vorbild für das, was jetzt auf der eupäischen Ebene als europäische Innovationsstrategie eraten wird, ist unsere Hightech-Strategie. Die europäische Innovationspolitik orientiert sich stärer als je zuvor und zu Recht an den globalen Aufgaben nd nimmt innovationsfördernde Rahmenbedingungen in en Blick. Deutschland wird dank seiner Erfahrungen mit er Hightech-Strategie zu dieser neuen Forschungsund novationspolitik in Europa maßgeblich beitragen. eutschland hat die innovative Kraft, Vorreiter zu sein. as gilt im Hinblick auf die Maßnahmen, die in den verangenen Jahren bereits auf den Weg gebracht worden ind. Das gilt aber auch für Maßnahmen, die wir, auch enn es schwierig ist und wenn innerhalb der Fraktionen nd der Regierung unterschiedliche Akzente gesetzt weren, noch anpacken müssen. Wie Sie wissen, zählt für mich dazu – neben institutioeller Förderung, neben Projektförderung im Bereich der orschungspolitik und neben dem, was schon auf den eg gebracht worden ist –, auch im Blick zu behalten, ass wir speziell für kleine und mittelständische Unterehmen steuerliche Anreize für Forschung und Enticklung brauchen. Dies muss unser nächstes Thema ein. as ist schwierig; darüber haben wir auch gestern im aushaltsausschuss gesprochen. Aber die Sache wird nd, wenn wir auf dieser Ebene Instrumente schaffen, m noch stärkere Anreize für Investitionen in Unternehen zu schaffen. Denn wir wissen: Dass wir im Jahre 009 2,8 Prozent des BIP für Forschung und Entwicklung usgegeben haben, ist gut; das ist eine ausgesprochen poitive Entwicklung. Aber wir wollen das 3-Prozent-Ziel rreichen. Das schaffen wir nur durch konsequente Investionen seitens der Unternehmen. Vielen Dank. Nächster Redner ist der Kollege Florian Pronold für ie SPD-Fraktion. )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1706600100

(Beifall bei der SPD)





(A) )


Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1706600200

Guten Morgen! Sehr geehrte Damen und Herren!

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die SPD begrüßt, dass
die Hightech-Strategie, die wir in der Großen Koalition
gemeinsam begonnen haben, fortgesetzt wird. Ich denke,
damit Deutschland Weltspitze bleibt, ist es wichtig, dass
wir sehr viel Geld in den Forschungsbereich stecken. Es
darf aber nicht dabei bleiben, dass man nur Leuchttürme
baut, sondern man muss auch überprüfen: Was passiert
damit? Man darf also nicht zu viel Weihrauch über die
aktuellen Projekte gießen, ohne auch zu überprüfen: Was
konkret geschieht auf den fünf Schwerpunktfeldern, und
was versteckt sich dahinter?

Eine neue Innovation hätten wir gebraucht, als vor ei-
nigen Monaten der Elektromobilitätsgipfel der Bundes-
regierung stattfand. Man hätte ein neues Weitwinkelob-
jektiv gebraucht. Auf der Bühne drängten sich nämlich
so viele Minister, dass man sie nur schwer auf ein Foto
bekommen hat.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Wir haben viele gute Leute!)


Es ist gut, dass wir für die Förderung der Elektromo-
bilität eine Menge Geld ausgeben. Aber die spannende
Frage ist doch: Was passiert jetzt?


(Patrick Meinhardt [FDP]: Sehr viel Gutes!)


Wird das Elektroauto der Zukunft tatsächlich in Dingol-
fing, Ingolstadt oder Stuttgart gebaut? Oder geht es wie
im Märchen Des Kaisers neue Kleider? Durch all die
entsprechenden Kommissionen wird zusätzliche Büro-
kratie geschaffen, und man hört, dass die Forschungsgel-
der bisher hauptsächlich verwendet wurden, um unter-
schiedliche Papiere auszutauschen. Man weiß aber nicht:
Wie geht es in den Modellregionen weiter? Es ist doch
wichtig, dass mit dem Geld tatsächlich etwas auf den
Weg gebracht wird und dass nicht nur so getan wird, als
würde man Aktivitäten ergreifen. Das muss nachweisbar
geschehen.


(Beifall bei der SPD)


Die Evaluierung der Hightech-Strategie steht bis
heute aus. Es ist wichtig, dass man nicht nur darüber redet,
sondern auch nachprüft, ob das Ganze richtig eingesetzt
wird. Man sollte auch darauf verzichten, Dinosauriertech-
nologie weiterhin als Brückentechnologie auszugeben
und zu fördern. Die Schwerpunktsetzung, die Sie vorge-
nommen haben – dass Sie wieder Klientelpolitik machen
und die Atomenergie weiterhin fördern,


(Albert Rupprecht [Weiden] [CDU/CSU]: Mein Gott! Nicht schon wieder! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU: Oh! Oh!)


anstatt konsequent auf erneuerbare Energien zu setzen –,
ist ein Defizit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Frau Ministerin, ich habe sehr wohl gehört, dass Sie
– wohl in Richtung Ihrer eigenen Koalition – etwas zum

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(C (D hema der steuerlichen Forschungsförderung gesagt aben. (Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr vergnüglich!)


enn ich den Koalitionsvertrag richtig gelesen habe, ha-
en Sie sich darin festgelegt. Wir haben vor einigen Mo-
aten in einer Anfrage der SPD-Bundestagsfraktion ge-
au zu diesem Punkt nachgefragt. Denn in diesem Hause
esteht große Einigkeit darin, dass wir auch steuerliche
orschungsförderung brauchen. Ich erinnere an den
Deutschland-Plan“ von Frank-Walter Steinmeier.


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vor der Wahl wolltet ihr noch nicht!)


Das stimmt nicht. Der „Deutschland-Plan“, liebe Kol-
gin, kam eindeutig vor der Bundestagswahl heraus,
lls Sie sich daran erinnern.


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vor der Wahl hat die SPD unseren Antrag abgelehnt!)


Auch die SPD-Fraktion ist immer dafür eingetreten,
ass wir kleine und mittelständische Unternehmen ent-
prechend fördern.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zurufe von der CDU/CSU und der FDP)


ber wir brauchen eine punktgenaue Förderung. Die
chwierigkeit auf diesem Gebiet ist, dass man nicht mit
er „steuerlichen Gießkanne“ alle fördern, sondern ge-
ährleisten sollte, dass die Mittel punktgenau bei klei-
en und mittelständischen Unternehmen ankommen.


(Axel Knoerig [CDU/CSU]: Aber wie?)


Die spannenden Fragen sind, wie das gemacht wird
nd was dann kommt. Da das im Koalitionsvertrag steht,
aben wir eine Anfrage gestellt. Die Antwort auf die An-
age lautete: Daran ist derzeit nicht gedacht.


(Zuruf von der FDP: Derzeit!)


Wenn die Ministerin heute den Appell an die eigene
oalition richtet, es doch zu tun, wäre es endlich mit
lick auf die staunende Öffentlichkeit an der Zeit, zu sa-
en, wie sie das tun möchte und was dadurch passiert.
enn das ist eine Möglichkeit, tatsächlich Bürokratie ab-

ubauen und etwas für die kleinen und mittleren Unter-
ehmen zu tun, um wirklich für Innovation zu sorgen.
as ist die Aufgabe.

Aber wir hören nichts außer Appellen. In dieser De-
atte gibt es sehr viele Ankündigungen. Der Kollege
agemann wird sicherlich in seiner Rede auf einige
unkte eingehen, wie ich ihn kenne.

Aber ganz wichtig ist, dass wir hier nicht gemäß Des
aisers neue Kleider handeln. Bei der Elektromobilität
nd der steuerlichen Forschungsförderung scheint mir
ie schwarz-gelbe Koalition ganz nach diesem Märchen
orzugehen. Das scheint Ihr Drehbuch zu sein. Wie bei
es Kaisers neue Kleider steht dann Schwarz-Gelb ir-
endwann nackt da. Deswegen wäre es mit Blick auf die





Florian Pronold


(A) )


)(B)

Ästhetik gut, wenn Sie alle noch ein bisschen ins Fit-
nessstudio gingen, damit die Auswirkungen auf die
Wahlbevölkerung nicht allzu dramatisch sind.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD – Lachen bei der CDU/CSU und der FDP – Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Das haben wir nicht nötig! – Unverschämtheit! – Angeber!)


Das Wichtige dabei ist jedoch nicht, dass dann die
schwarz-gelbe Koalition nackt dasteht, sondern dass das
Schwierigkeiten für die Arbeitsplätze in Deutschland mit
sich bringt.


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Hören Sie auf mit Ihrer Rede! Das reicht jetzt!)


Wenn wir mit Forschung und Entwicklung nicht wei-
terkommen und wenn nicht mehr gemacht wird, als
Weihrauch zu verbreiten und Leuchttürme in den Raum
zu stellen, wird diese Sache schwierig für den Wirt-
schaftsstandort Deutschland. Wir alle sind uns doch ei-
nig, dass wir in Deutschland schneller und besser entwi-
ckeln und produzieren müssen, um an der Weltspitze zu
bleiben. Umso wichtiger ist es, dass Sie nicht durch das
aktuelle politische Handeln Ihre Hightech-Strategie kon-
terkarieren.

Frau Ministerin, Sie haben gerade von der klima-
gerechten Stadt gesprochen. Auch hier liegt ein wichti-
ges Zukunftspotenzial. Aber was machen Sie denn prak-
tisch in den Haushaltsdebatten gerade? Was ist mit der
CO2-Gebäudesanierung? Sie haben angekündigt, die
Mittel dafür sollten gekürzt werden. Jetzt soll das ein
Stück weit korrigiert werden.

Um eine klimagerechte Stadt zu entwickeln, brauchen
wir auch einiges beim Stadtumbau. Schön ist, wenn der
Titel für die Forschung aufgestockt wird. Aber was ist
mit der Städtebauförderung? Glauben Sie denn, dass wir
eine klimagerechte Stadt vernünftig hinbekommen,
wenn Sie die Städtebauförderung kaputtmachen und
wenn Sie den Kommunen vor allem das notwendige
Geld nehmen, um genau diese Innovation, die wir jetzt
erforschen, in ein paar Jahren umzusetzen? So wird das
nie etwas. So kann das nicht funktionieren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen
und Kollegen, die Hightech-Strategie muss mehr als eine
Strategie sein. Dabei darf es nicht nur um schöne haus-
haltspolitische Ansätze gehen, sondern man muss das,
was man sich vorgenommen hat, in praktische Politik
umsetzen. Was im Haushalt im Bereich Forschung und
Entwicklung gemacht wird, widerspricht fundamental
den Ansätzen, die in anderen Bereichen des Haushalts
verfolgt werden. Sie erfüllen das, was Sie im Bereich
Forschung und Entwicklung an die Wand malen, durch
Ihre praktische Politik nicht mit Leben, sondern konter-
karieren es.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Für die FDP-Fraktion spricht nun der Kollege Profes or Dr. Martin Neumann. Guten Morgen, Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen nd Kollegen! Ein wichtiges Kernanliegen der christch-liberalen Koalition ist es, Deutschland zu einer Bilungsrepublik und zu einem attraktiven und innovativen orschungsstandort zu machen. Mit den Haushalten 010 und 2011 – das sehe ich etwas anders als Sie, Herr ronold – zeigen wir an der Stelle sehr deutlich, wo hier rioritäten gesetzt werden. Mit der Weiterentwicklung der Hightech-Strategie egt uns nun endlich ein Gesamtkonzept vor, in dem eutlich dargestellt wird, wo es in Zukunft hingehen soll. as große Potenzial der deutschen Wissenschaft und uch der deutschen Wirtschaft muss gezielt aktiviert erden, um Lösungen für die zukünftigen globalen Heusforderungen und Probleme zu erarbeiten; denn nur o investieren wir in die Zukunft unserer Kinder. Dass es immer etwas mehr sein könnte, glaube ich Ihen gerne. Ich denke, es ist schon wichtig, an dieser telle festzustellen, dass wir den Weg in die richtige ichtung beschreiten. Es gibt vier Bedarfsfelder mit ent prechend deutlicher Schwerpunktsetzung. Mit dieser eutlichen thematischen Ausrichtung muss es Deutschnd gelingen, zukünftige Leitmärkte zu entwickeln und ternationale Wettbewerbsvorteile zu schaffen. Das Konzept beinhaltet aber mehr als nur die Festleung der Schwerpunkte. Ich halte es für außerordentlich ichtig, dass es auch gelungen ist, in diesem Konzept arzustellen, dass es notwendig ist, die Akteure zusamenzubringen. Die Zusammenarbeit von Wirtschaft nd Wissenschaft an der Stelle ist der Schlüssel zu weiren Erfolgen. Ich möchte an dieser Stelle nur hervorheben: Unter em Stichwort Validierungsförderung ist es uns erstals gelungen, den Kreis zwischen der Grundlagenfor chung und der Forschung in angewandten Systemen tatächlich zu schließen. So kann endlich der Weg von der roduktentwicklung zu marktreifen Produkten verkürzt nd somit der Ablauf beschleunigt werden. Wir haben damit endlich auch eine Lücke geschlossen nd für deutsche Wirtschaftsunternehmen Wettbewerbsorteile geschaffen und natürlich auch zusätzliche Areitsplätze möglich gemacht. Nicht nur die großen nternehmen profitieren von der Hightech-Strategie, ondern vor allem auch die kleinen und mittelständichen Unternehmen. Diese etwa 4,5 Millionen kleinen nd mittelständischen Unternehmen und Selbstständigen vestieren beträchtliche Summen in ihre Forschungs ereiche und sind sehr innovationsfreudig. Diese Innoationskraft muss weiter gestärkt werden. Dr. Martin Neumann )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1706600300

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. Martin Neumann (FDP):
Rede ID: ID1706600400

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)





(A) )

Im Rahmen der Maßnahmen der Hightech-Strategie
werden beispielsweise auch in meinem Wahlkreis Cott-
bus/Spree-Neiße bereits jetzt 33 Projekte im Bereich
Forschung und Entwicklung gefördert. Insgesamt erhal-
ten die Träger 26 Millionen Euro. Beispielsweise wird
dort an einer neuen Generation von Solarzellen gearbei-
tet. Es geht im Kern auch darum, nicht nur irgendwel-
chen Ideen nachzugehen, sondern wir orientieren uns
ganz stark an der Thematik Gesamtenergieeffizienz. Das
ist auch im Rahmen der Energieforschung ein ganz
wichtiger Punkt.

Das Bedarfsfeld Klima und Energie hat deshalb aus
forschungspolitischer Sicht einen besonders hohen Stel-
lenwert;


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


denn gerade an dieser Stelle konzentrieren sich Techno-
logieoffenheit und Nachhaltigkeit in der Forschung. Das
ist aus meiner Sicht der Schlüssel für eine nachhaltige
und sichere Energieversorgung.

Der Forschungsbedarf – das sagte ich bereits – ist ge-
waltig. Es gibt eine ganze Reihe von Schwerpunktfel-
dern, die ich aus Zeitgründen nicht alle nennen möchte.
Es geht um Transport, es geht um intelligente Netze, es
geht um das Thema Fusionsforschung, und es geht um
die gezielte CO2-Vermeidung, um nur einige zu nennen.
Es geht dabei nicht, wie Sie gesagt haben, Herr Pronold,
um Dinosaurier, sondern es geht darum, die Modelle tat-
sächlich so zu entwickeln, dass sie auch mit Blick auf
die Gesamtenergiebilanz nachhaltig sind.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir brauchen – das will ich an dieser Stelle hervorhe-
ben – diesen Richtungswechsel tatsächlich dringend, um
endlich den Innovationsrückstand in der Energiefor-
schung, der ja vor allen Dingen aus den Zeiten von Rot-
Grün stammt, wieder aufzuholen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unsinn!)


In der Energieforschung brauchen wir ein Innova-
tionsniveau von etwa 1,5 Milliarden Euro. Im Koalitions-
vertrag wurden für Bildung und Forschung zusätzliche In-
vestitionen vereinbart. Wir haben gute Voraussetzungen,
weil wir über ein breit gefächertes Forschungssystem
verfügen, sodass es auch vonseiten der Wissenschaft
weitere Impulse geben wird. Diese Impulse schaffen
dann auch Freiräume für Innovationen.

Wer frühzeitig die Potenziale neuer Technologien und
ihre möglichen Anwendungsfelder erkennt, kann seine
Innovationspolitik entsprechend ausrichten. Nur durch
innovative Ideen, eine fundierte Grundlagenforschung
und die Unterstützung neuer Wege zur Entwicklung in-
novativer Produkte können moderne Arbeitsplätze ent-
stehen.

Ich betone an dieser Stelle – damit komme ich zum
Schluss –: Die Koalition setzt somit ein starkes Zeichen


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(C (D r die Innovationsrepublik Deutschland und für die Zuunft unseres Landes. Ich bedanke mich. Nächste Rednerin ist die Kollegin Dr. Petra Sitte für ie Fraktion Die Linke. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Im Jahr 006 verkündete die Ministerin erstmals die Hightechtrategie. Dieses Paket war genau genommen schon von er Vorgängerregierung geschnürt worden. Allerdings ekam das Ganze jetzt einen schicken und einprägsamen ufkleber. Das reichte damals, weil sich an den Inhalten nd Adressaten nicht sehr viel geändert hatte. (Albert Rupprecht [Weiden] [CDU/CSU]: Das ist falsch!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1706600500

(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Petra Sitte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1706600600

eutschland sollte Hightech-Wachstums-Wunderland
erden.

Es war in dem Konzept ziemlich deutlich zu erken-
en, dass die geförderten Technologien den Global
layern unter den deutschen Unternehmen auf den Leib
eschneidert worden waren. Mit öffentlichen Geldern
urde klassische Industrieforschung massiv unter-

tützt, obgleich das eigentlich gerade für die Liberalen
ine Kernaufgabe innovativer Unternehmensentwick-
ng sein müsste. Mancher Lobbyist dürfte sich heute

och die Hände reiben.

Aber man ging in dieser Strategie sogar noch einen
chritt weiter. Man bediente vor allem diejenigen, die
chon länger der Kanzler Lieblinge gewesen sind. So
eht nämlich mindestens ein Drittel der Fördergelder in
ichtung Automobilindustrie, und das kann, wie wir
esehen haben, sehr schnell zur Sackgasse werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Man wollte mit dieser Strategie nicht nur neue Märkte
eherrschen. Nein, Sie wollten mit dieser Strategie
ünstlich neue Leitmärkte schaffen, und zwar mit
teuergeldern. Insgesamt ging es um die Poleposition
eutschlands im Kampf um die Exportweltmeister-

chaft, wenn sich Europa laut Lissabon-Strategie zum
ettbewerbsfähigsten wissensbasierten Wirtschafts-
um der Welt aufstellte.

2006 haben Sie große Ziele verkündet: 1,5 Millionen
eue Arbeitsplätze sollten entstehen. Inzwischen ist die
novationseuphorie etwas schaumgebremst. Dafür

orgte eine Krise, die Quittung ungerechter Reichtums-
erteilung und einseitiger Reichtumsanhäufung war.


(Beifall bei der LINKEN)


Die riesigen Summen wurden nämlich in Finanz-
arktspekulationen gepumpt, weil dort die Renditen hö-

er sind als bei realen wirtschaftlichen Investitionen. Es
t völlig klar, dass diese Mittel dann fehlen, um den





Dr. Petra Sitte


(A) )


)(B)

längst überfälligen Umbau der ressourcenfressenden und
expansiven Wirtschaftsentwicklung zu vollziehen. Da-
her ist es auch nicht verwunderlich, dass die Hightech-
Strategie bis heute von dieser Logik geprägt ist. Übri-
gens konnte die Bundesregierung bis heute nicht nach-
weisen, wie viele Arbeitsplätze durch die Hightech-Stra-
tegie entstanden sind.

Die Linke hat bereits 2006 kritisiert, dass bei Ihnen
Wachstum vor Nachhaltigkeit kommt. Trotz Konzentra-
tion auf wenige Themenfelder, wie Sie vorhin ausgeführt
haben, und vielversprechender Titel in der neuen Strate-
gie bleibt es dabei: Technologien allein – so sehr sie
auch als Hightech daherkommen mögen – lösen viele
globale Grundkonflikte nicht.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie können bestenfalls befristet Symptome deckeln, und
das auch nur dann, wenn sich die betreffenden Länder
diese tollen Entwicklungen überhaupt leisten können.
Ein gleichermaßen notwendiger Bestandteil einer High-
tech-Strategie ist Forschung, die die sozialen, kulturellen
und ökologischen Ursachen für Konflikte untersucht und
gesellschaftliche Bedingungen zu deren Lösung konzi-
piert. Das können und müssen Sie dann verzahnen mit
Anwendungsbedingungen für Technologien in diesen
Ländern. Die Bedingungen unterscheiden sich eben bei-
spielsweise zwischen Europa und Afrika deutlich. Die-
ser Ansatz fehlt in diesem Konzept gänzlich, genauso
wie das gesamte Forschungsfeld nachhaltiges Wirtschaf-
ten.


(Beifall bei der LINKEN)


Dass Chancen vergeben werden – das ist vorhin ange-
klungen –, zeigt sich sehr deutlich im Bereich der Ener-
gieforschung. Dass Energieversorgung auf erneuerbare
Energien umgestellt und Energieeffizienz drastisch und
schnell verbessert werden muss, gehört zu den Grundbe-
dingungen, um den Klimawandel zu verzögern. Wie
aber reagiert diese Regierung? Sie gibt für die Erfor-
schung fossiler und nuklearer Energieträger 290 Millio-
nen Euro aus. Für erneuerbare Energien und Effizienz-
technologien stellt sie nur 190 Millionen Euro bereit.
Offensichtlich haben auch hier die Energiemonopolisten
gewonnen. Das ist nun wahrlich keine High-Performance
Ihres Zukunftsdenkens.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Im gleichen Licht spiegelt sich das Sicherheitsfor-
schungsprogramm. Ihre Logik ist: Der demokratische
Verfassungsstaat wird bedroht von Terror, Cyberkrimi-
nellen und näher kommenden Kriegsherden. Vor dieser
Kulisse sollen Hochtechnologien zu Abwehr und Über-
wachung samt daraus entstehenden neuen Märkten auf-
gerüstet werden. So versprechen beispielsweise Körper-
scanner zwar leichtere Kontrollen auf Flughäfen. Aber
wirklich sicherer wird es in dieser Welt nicht. Ganz ab-
gesehen davon, dass die Italiener gerade diese Scanner
als untauglich wieder abmontieren, wissen wir doch:
Viele Wege führen nach Rom.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Die Hightech-Strategie bleibt so einseitig, weil in den eratungsgremien wie der Forschungsunion „Wirt chaft – Wissenschaft“, im Bio-Ökonomie-Rat, beim Inovationsdialog der Kanzlerin oder auch in der eben erst egründeten Nationalen Plattform Elektromobilität zahliche Wirtschaftslobbyisten sitzen, und diese richten issenschaft nach ihren konkreten Interessen strate isch aus. Was fehlt, sind fast durchgängig Vertreterinen und Vertreter der Zivilgesellschaft. So kommen beipielsweise von den 148 Mitgliedern der Arbeitsgruppe er Nationalen Plattform Elektromobilität 111 aus der dustrie. Umweltund Verbraucherverbände durften raten Sie einmal! – lediglich drei Vertreterinnen und ertreter entsenden. Schließlich werden die Hightechlinien vor allem das verwundert uns nicht – von Männern aufgelegt. In en genannten Beratungsgremien ist weniger als ein rittel weiblich. Liegt da nicht der Gedanke nahe, dass ie Technologiefixierung der Hightech-Strategie vor alm männlichen Denkmustern folgt? Frauen würden achgewiesenermaßen viele gesellschaftliche Probleme nders angehen. Vielleicht wären es nicht zuerst Assisnzsysteme und Pflegeroboter, die Forscherinnen als ntwort auf die Alterung unserer Gesellschaft geben ürden. Hightechentwicklung konsequent als Vereinfa hung von Technologien zu denken, um diese so auch buster sowie anwendungsund alltagstauglicher zu achen, ist kein Ziel Ihrer Technologiepolitik. „Demokratie heißt Entscheidung durch die Betroffeen.“ So jedenfalls hat es Carl Friedrich von Weizsäcker esehen. Forschung in der Demokratie braucht demokrasche Forschungspolitik. Da haben Sie noch verdammt iel nachzuholen. Dazu gehören nun einmal auch die Träger der Forchungsleistungen. Deshalb muss ich Sie erneut daran rinnern, dass die Förderung des wissenschaftlichen achwuchses eine von fünf Säulen der Hightech-Strateie von 2006 war. Ich habe mich in den letzten Monaten ehrfach mit Nachwuchsforschern und -forscherinnen etroffen. Deren Erfahrungsberichte, aber auch Statistien belegen eindeutig, dass sich die Situation des Nachuchses in den letzten Jahren deutlich verschlechtert at. Der Trend, mehr Stipendien statt Stellen zu vergeen, muss endlich gestoppt werden. o steuert nun beispielsweise die Deutsche Forschungsemeinschaft mit sinnvollen Änderungen in der Förderraxis gegen diesen Trend. Kein Umdenken lässt sich agegen aus der Neufassung der Hightech-Strategie erennen; denn da wird der wissenschaftliche Nachwuchs och nicht einmal erwähnt. Wer hier ständig von Fachräftemangel redet und ihn beklagt, muss jungen, engaierten Menschen auch in diesem Bereich echte Chancen röffnen. Schließlich – das darf nicht fehlen – wird die innovave Forschung durch das Kooperationsverbot erheb Dr. Petra Sitte )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )

lich beschränkt. So gibt es in Deutschland beispielsweise
46 Ministerien, die sich in irgendeiner Weise mit Ener-
gieforschung auseinandersetzen. Außeruniversitäre For-
schungseinrichtungen und Universitäten können eben
nach Art. 91 b des Grundgesetzes nicht direkt miteinan-
der kooperieren. Sie müssen mühsam bürokratische, ver-
tragliche Umwege gehen. Professor Jäckle, Vizepräsi-
dent der Max-Planck-Gesellschaft, appellierte unlängst
an uns Parlamentarier: Wissen muss der Anwendung vo-
rausgehen.

Meine Damen und Herren, wir wissen, dass das Ko-
operationsverbot in der Anwendung völlig unnötige Bar-
rieren baut. Deshalb – lassen Sie mich das abschließend
sagen – muss es endlich, auch im Interesse leistungsfähi-
ger Forschung, fallen.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1706600700

Nächste Rednerin ist die Kollegin Krista Sager für die

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1706600800

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Bei dem

zentralen Vorhaben Ihrer Hightech-Strategie für die Ver-
besserung der Rahmenbedingungen für kleine und mitt-
lere Unternehmen, die hochinnovativ sind, nämlich bei
der steuerlichen Forschungsförderung, sind Sie kläg-
lich gescheitert, und zwar an sich selber.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Die bittere Wahrheit ist ganz einfach: 1 Milliarde Euro
an Steuergeschenken für Hoteliers war Ihnen schlicht
wichtiger.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der FDP: Sie sind Ideologin!)


Da war einfach kein Geld mehr für die steuerliche For-
schungsförderung übrig.

Ich finde es interessant, dass eine Partei, die glaubt,
sie hätte den Fortschritt geradezu gepachtet, die erste ist,
die dieses Vorhaben für diese Legislaturperiode für beer-
digt erklärt. Die Kollegen von der CDU tun ja wenigs-
tens noch so, als wollten sie jetzt mit den Haushältern in
die nächste Runde gehen. Die Ministerin selber sagt ja
immerhin noch: Wollen wir das mit der Hotelierssubven-
tionierung nicht noch einmal überdenken? – Aber die
FDP hat dieses Projekt wegen der Hoteliers tatsächlich
beerdigt.


(Dr. Martin Neumann [Lausitz] [FDP]: Das ist nicht wahr! Alles Märchen!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU, Sie
haben sich die Auseinandersetzung mit den Haushältern
künstlich schwer gemacht, und zwar dadurch, dass Sie
die Großkonzerne in die steuerliche Forschungsförde-
rung einbeziehen wollen.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der FDP: Lenken Sie nicht von Ihren eigenen Fehlern ab!)


as macht die Sache extrem teuer, das bringt hohe Mit-
ahmeeffekte. Die Großkonzerne profitieren von zahl-
ichen Projektförderprogrammen, und sie sind Profis

ei der Steuergestaltung. Sie hätten hier lieber das ma-
hen sollen, was die Grünen schon in der letzten Legisla-
rperiode gefordert haben: Konzentration auf kleine

nd mittlere Unternehmen. Das ist zielgenau und ver-
raucht weniger Mittel.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ie beziehen die Großkonzerne mit ein und würden des-
alb die meisten Mittel für Autokonzerne und Pharma-
onzerne einsetzen. Es gäbe ein starkes Nord-Süd-Ge-
lle, und Ostdeutschland würden Sie dabei gar nicht

rreichen.

Sie sind jetzt zweimal an Ihrem Klienteldenken ge-
cheitert, einmal an den Hotels und der FDP und zum
nderen an den Großkonzernen.


(Dr. Martin Neumann [Lausitz] [FDP]: Krista Sagers Märchenstunde!)


ören Sie endlich mal auf die Grünen, dann klappt es
uch mit der steuerlichen Forschungsförderung und den
aushältern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Expertenkommission Forschung und Innovation
at mehrmals angemahnt: Wir brauchen mehr Budget-
ansparenz bei der Hightech-Strategie, und wir brau-
hen vor allen Dingen eine Evaluierung der Instrumente.
avon ist auch nach sechs Jahren keine Rede. Im Ge-
enteil: Bei Ihrer Hightech-Strategie überhaupt zu einem
ifferenzierten Überblick und zu einer differenzierten
ewertung zu kommen, wird immer schwieriger. Da-
urch wird auch die qualitative Bewertung, ob diese
ightech-Strategie eigentlich die Antwort auf die ökolo-
ischen Herausforderungen gibt, immer schwieriger.
ber Transparenz ist offensichtlich auch gar nicht ge-
ollt. Wenn fast 35 Prozent der Energieforschungsmittel

ufgebracht werden müssen, um kerntechnische For-
chungsanlagen zurückzubauen, dann ist das eine teure
ergangenheitsbewältigung.


(Dr. Martin Neumann [Lausitz] [FDP]: Das haben Sie doch alles blockiert!)


ns diese Ausgaben als Zukunftsausgaben unterzuju-
eln, ist schlicht eine gewaltige Mogelpackung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wenn 29 Prozent der Energieforschungsmittel in die
usionsforschung fließen,


(Patrick Meinhardt [FDP]: Ganz wichtige Forschung!)


bwohl wir wissen, dass sie in den nächsten 30, 40 Jah-
n keinen Beitrag zur Energieversorgung leisten wird,

ass sie auf zentrale, große Anlagen ausgerichtet ist, die
ehr teuer sein werden, und in ein dezentrales System er-





Krista Sager


(A) )


)(B)

neuerbarer Energien mit intelligenten Netzen gar nicht
hineinpassen wird,


(Dr. Martin Neumann [Lausitz] [FDP]: Woher wissen Sie das?)


dann ist auch das keine Ausrichtung auf die ökologi-
schen Herausforderungen, und es ist keine wirkliche
Ausrichtung dieser Strategie auf Zukunftsmärkte.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Anspruch und Wirklichkeit driften bei Ihnen fundamen-
tal auseinander.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Mit Fundamentalismus kennen Sie sich aus!)


In der Forschungspolitik wollen Sie intelligente Netze
und erneuerbare Energien fördern; aber durch Ihre reale
Politik der Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke
verstopfen Sie die jetzigen Netze. Das führt dazu, dass
die erneuerbaren Energien in Deutschland Marktanteile
abgeben werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Martin Neumann [Lausitz] [FDP]: Warum wiederholen Sie immer wieder dieses Märchen? Das ist ein Märchen!)


Die Expertenkommission Forschung und Innovation,
die Sie selber eingesetzt haben, hat mehrfach darauf hin-
gewiesen, dass wir zu wenig Dynamik bei den Spitzen-
technologien und vor allen Dingen bei den wissensinten-
siven Dienstleistungen haben. Die wissensintensiven
Dienstleistungen sind in Ihrer Hightech-Strategie aber
seit Jahren vollkommen unterbelichtet. Für diesen Be-
reich haben Sie in der Vergangenheit gerade einmal
17,5 Millionen Euro ausgegeben. In Ihrem eigenen For-
schungsbericht nimmt dieses Thema nur eine halbe Seite
ein. Die wissensintensiven Dienstleistungen sind aber
von entscheidender Bedeutung bei der Frage: Wie kön-
nen wir in Zukunft dafür sorgen, dass die Wertschöpfung
auch in Deutschland stattfindet? Technik können inzwi-
schen auch die anderen, und sie können sie meistens bil-
liger. In der Verbindung von komplementären wissens-
intensiven Dienstleistungen mit technologischen Stärken
liegt eine ganz große Chance.


(Dr. Martin Neumann [Lausitz] [FDP]: Sie sorgen doch dafür, dass es hier nicht funktioniert!)


Sie wird in Deutschland aber leider nicht ergriffen, und
das ist ein mentales Problem, das sich auch in Ihrer
Hightech-Strategie fortsetzt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Patrick Meinhardt [FDP]: Das mentale Problem haben die Grünen in dieser Republik!)


Sie sollten sich im Hinblick auf die Zukunft Ihrer
Hightech-Strategie vielleicht einen kleinen Merkzettel
machen: Es gibt auch Innovationen ohne einen Motor. In
diese Richtung sollten Sie einmal weiterdenken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


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(C (D Ein anderer Kritikpunkt der sogenannten EFI-Gutachr ist die mangelnde Fokussierung. 17 Hightechsekton sind einfach zu viel. Was machen Sie jetzt? Sie verilen Ihre 17 Hightechsektoren auf fünf Bedarfsfelder nd sieben Schlüsseltechnologien. Es gibt nicht einen inzigen guten alten Bekannten aus den 17 Hightechsekren, den man dort nicht wiederfindet. Sie erfinden neue berschriften, aber nehmen keine Fokussierung vor. Jetzt frage ich mich aber: Warum tun Sie sich bei der okussierung, bei der Budgettransparenz, bei der Orienerung auf innovative kleine und mittlere Unternehmen, ei der Orientierung auf ökologische Herausforderungen nd bei den wissensintensiven Dienstleistungen eigentch so schwer? Die Ausrichtung der Hightech-Strategie ndet vorrangig durch Experten der sogenannten Forchungsunion statt, die gleichzeitig die entschiedensten obbyisten der großen, starken Traditionsbereiche sind. as ist Eon, das ist BASF, das ist BMW, das ist Bayer, as ist Boehringer. Keine Frage, auch sie haben ihren tellenwert für Arbeitsplätze in Deutschland. (Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Wirklich? Gut erkannt!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ber wenn sie die Hightech-Strategie dominieren und
usrichten, dann haben es neue Innovationsfelder, dann
aben es hochinnovative kleine Unternehmen einfach
chwer. Das zeigt doch Ihre steuerliche Forschungspoli-
k: Sie machen lieber überhaupt nichts, bevor Sie ir-
endjemandem von den Großen einmal auf die Zehen
eten, indem Sie sich auf kleine und mittlere Unterneh-
en konzentrieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zum Schluss möchte ich noch etwas zum 3-Prozent-
iel sagen. Auch dieses Jahr werden wir das 3-Prozent-
iel nicht erreichen, obwohl der Bund mehr Geld für
orschung und Entwicklung ausgibt. Das liegt daran,
ass die Länder leider hinterherhinken. Das liegt auch
aran, dass Sie ihnen durch Ihre Steuerpolitik die Basis
r Investitionen in Frühförderung, Schule und Hoch-

chule entziehen. Ich sage Ihnen eines: Wenn wir den
ändern die Basis für die Bildungsausgaben entziehen,
ann können wir das durch die beste Hightech-Strategie
Deutschland nicht kompensieren; denn die Zukunft
ngt bei der Bildung in den Bundesländern an.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1706600900

Nun hat das Wort der Kollege Professor Dr. Heinz

iesenhuber für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Heinz Riesenhuber (CDU):
Rede ID: ID1706601000

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Liebe Frau Sager, Sie haben mit großer Ent-
chlossenheit dargestellt, was alles so schrecklich falsch
uft. Insbesondere klingt es bei Ihnen so, als ob wir hier

inen Gegensatz zwischen großen Unternehmen einer-





Dr. Heinz Riesenhuber


(A) )


)(B)

seits und kleinen und mittleren Unternehmen anderer-
seits aufbauen sollten. Wir brauchen aber alle.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Stärke Deutschlands besteht auf der einen Seite
darin, dass wir mit sehr großen Unternehmen erfolgreich
in den Weltmärkten sind, und auf der anderen Seite da-
rin, dass wir einen vielfältigen und differenzierten Mit-
telstand haben. Die Strategie der letzten Jahre zeigt: Nir-
gends sind so starke Steigerungen zu verzeichnen wie
beim Mittelstand, und nirgends waren wir so erfolgreich
wie beim forschenden Mittelstand.

Schauen Sie sich die Zahlen an – wenn auch Geld
manchmal nicht alles ist; Intelligenz ist durchaus zusätz-
lich hilfreich –:


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Florian Pronold [SPD]: War das Selbstkritik?)


Die Mittel für die Förderung des Mittelstands sind in
den letzten Jahren von 600 Millionen Euro auf 950 Mil-
lionen Euro erhöht worden. Das Programm ZIM hat sich
besonders in den neuen Bundesländern bei der Zusam-
menführung von unterschiedlichen alten Programmen
glänzend bewährt. Es ist technologieoffen. Es ist für je-
den da. Es ist breit aufgestellt. ZIM-SOLO – so heißt es,
wenn Einzelprojekte gefördert werden – haben wir in
den alten und neuen Bundesländern stark aufgestellt. Die
Dynamik hat gezündet. Der Mittelstand hat seine For-
schungskapazitäten in den letzten Jahren noch stärker
ausgeweitet als die großen Unternehmen. Das ist der Er-
folg einer gezielten Strategie in Kooperation mit den Un-
ternehmern, die allein einstehen und kämpfen für ihre
Sache, die Ideen und Unternehmungsgeist haben.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann müssen Sie das aber auch fördern!)


Da helfen wir und schaffen wir die Voraussetzungen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich bin dankbar und glücklich, dass wir damit rechnen
können, dass Sie von der SPD uns bei der steuerlichen
Forschungsförderung mannhaft unterstützen werden.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo bleibt die denn?)


Ich finde das uneingeschränkt positiv. Wir haben jetzt
ein Jahr in dieser bürgerlichen Koalition die Zukunft
Deutschlands gestaltet. Wenn wir nicht noch Aufgaben
hätten, die wir erledigen müssen, könnten wir aufhören,
zu regieren.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)


Die steuerliche Forschungsförderung ist eines der The-
men. Wir arbeiten daran,


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo ist das denn im Haushalt?)


und zwar in der Form, dass die mittelständischen Unter-
nehmen auf die Forschung bezogen dreimal so stark ge-
fördert werden sollen wie die großen Unternehmen. Ich

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(C (D alte das für richtig, vernünftig und klug in der Gesamttrategie. (Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo ist sie denn?)


Ich fand es prima, dass Frau Schavan vor dem For-
chungsausschuss in der letzten Diskussion zum Haushalt
ehr deutlich gesagt hat, dass unsere Forschungsstrategie
ünftig drei Säulen haben muss: die Projektförderung,
ie institutionelle Förderung und die steuerliche For-
chungsförderung. Daran werden wir herzlich arbeiten –
it der Unterstützung unseres freundschaftlich und brü-

erlich verbundenen Koalitionspartners.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dieser klatscht mit der gleichen Begeisterung. Niemand
oll daran zweifeln, dass wir das gemeinsam schaffen
erden. Aber auch die Opposition ist dazu herzlich ein-
eladen.

Was wir in den ersten vier Jahren der Hightech-Strate-
ie erreicht haben, ist ein Sprung über die Erwartungen
inaus und über die Krise hinweg. Die Ausgaben des
undes sind gestiegen. Wir haben die Forschungsausga-
en des Bundes um ein Drittel erhöht, von 9 Milliarden
uro auf 12 Milliarden Euro im Jahr. Herr Röspel, den
h heute hier nicht in leiblicher Gestalt unter uns sehe,
at hier in einer Debatte vor der Sommerpause darauf
ingewiesen, dass die Forschungsausgaben unter
chröder so wunderbar gestiegen seien. Unter Schröder
tiegen die Ausgaben für Forschung in sieben Jahren um
00 Millionen Euro. In der letzten Legislaturperiode un-
r unserer Regierung sind diese Ausgaben innerhalb
on vier Jahren um 3 Milliarden Euro gestiegen.


(Zuruf von der FDP: Aha!)


Wir haben in der Tat den Aufbruch Deutschlands in
ie Wissensgesellschaft zu einem herausragenden
hema gemacht. Für diese Periode haben wir für Bil-
ung und Forschung einen Mittelaufwuchs von jeweils
Milliarden Euro vorgesehen. Wir investieren in die
ildung, weil wir die Menschen brauchen, die For-

chung können, die Wissenschaft können, die Technik
önnen, die die Welt so verstehen, dass sie sie gestalten
önnen.

Wir investieren in die Forschung mit dem Willen, die
tärke aufzubringen, etwas zu machen, was andere noch
icht können. Nur so bewahren wir unseren Wohlstand
einer offenen und kompetitiven Welt. Das ist die Auf-

abe, von der wir auszugehen haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Messen Sie das einmal am Erfolg! Wir sind immer
och führend in der Umwelttechnik: 16 Prozent Welt-
arktanteil.


(Klaus Hagemann [SPD]: Noch!)


Wir sind an der Spitze, jawohl! Wir werden weiter da-
n arbeiten. – Frau Präsidentin, wenn Sie mir noch eine
iertelstunde zusätzlich geben,


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)






Dr. Heinz Riesenhuber


(A) )


)(B)

dann erkläre ich dem Kollegen das im Einzelnen. Das ist
ein Angebot, keine Drohung, Herr Kollege.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir müssen doch einmal anerkennen, wo wir stehen
in der Lasertechnik, in der Automobilindustrie, im Ma-
schinenbau, in der Chemie! Die Voraussetzungen sind
gut.

Die Hightech-Strategie ist ein vernünftiger Ansatz.
Frau Sager, die Konzentration auf die fünf globalen
Herausforderungen, die hier mehrfach zitiert worden
sind, hat ihren Sinn. Bei der Vielfalt und Fülle von Wis-
senschaft, die überall entsteht, ist nicht alles gleicherma-
ßen zu fördern. Der Markt regelt vieles. Dafür gibt es un-
sere technologieoffenen Programme und sicherlich bald
auch die steuerliche Forschungsförderung. Es geht da-
rum, das auf Ziele und Problemlösungen hin auszurich-
ten, sodass wir das mitgestalten, was ich immer als ein
Anliegen der Grünen für die künftige Welt verstanden
habe: eine humane Welt, in der wir langfristig leben kön-
nen, in der wir nachhaltig Wirklichkeit gestalten, in der
wir verantwortlich mit begrenzten Ressourcen umgehen
und in der wir Frieden dadurch garantieren, dass wir
durch eine offene und starke Entwicklung unserer Tech-
nik und unserer Gesellschaft allen Völkern und Men-
schen in der Welt Chancen geben. Das ist die Aufgabe,
an der wir arbeiten.

Nun gibt es verschiedene Zukunftsprojekte. Wir
werden sie noch im Einzelnen zu definieren haben. Viele
sind schon genannt worden, etwa die nachhaltige Stadt
oder die Elektromobilität. Ich fand es auch prima, dass
hier gesagt wurde: Man soll im Alter ein selbstbestimm-
tes Leben führen können. Gell?


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)


Freunde, wir alle werden mal alt werden. Das Alter be-
ginnt jeweils 15 Jahre nach dem Zeitpunkt, an dem ich
gerade stehe.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)


Klug zu überlegen, wie das Ganze anzulegen ist, nicht
nur im Pharmabereich, nicht nur in der Medizintechnik,
sondern auch bei der sozialen Teilhabe, in den Infra-
strukturen – wo es zum Beispiel in dem Projekt
„1 000 Wohnungen mit innovativer Technik“ darum
geht, auch im hohen Alter ein Leben in Menschlichkeit,
Selbstbestimmung und mit Freude an sinnerfüllten Tä-
tigkeiten möglich zu machen –, das ist eine der Aufga-
ben, für die die Strategie aufgelegt wurde.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben durchaus noch dicke Bretter zu bohren,
aber unsere Stärken sind die brüderliche Verbundenheit,
die Eintracht und die Standfestigkeit unserer Bundes-
regierung,


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D ie Herzlichkeit, in der man dort miteinander umgeht – ber alle Ressorts hinweg. Sie beklagen, dass sechs Minister zum Thema Elekomobilität antreten. Das ist doch nichts anderes als ein usweis dafür: Wir alle stehen zusammen, wenn es gilt, ie Herausforderungen zu meistern. Auch in den sogeannten technikfernen Ressorts haben wir begriffen, ass die Chance darin liegt, Deutschland als Wissensgeellschaft in einer offenen Welt stark und lebendig zu alten, sodass alle Freude daran haben, an der neuen elt selbst mitzugestalten, auch die Grünen und die So ialdemokraten. Hier stehen wir in brüderlicher Verbunenheit für die Zukunft Deutschlands, wenn auch manhe auf etwas irrigen Wegen. (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Was daraus entstehen kann, ist eine Zukunft, in der
ir erfolgreich sind. Es geht darum, die Zukunft zu er-
nden, für uns und für andere, indem wir einen Beitrag
isten zu einer nachhaltigen Entwicklung unserer Erde,
ei der die Menschen mit Freude in die Zukunft gehen
nd sich nicht immer nur verhaken, wie das in den Ta-
esdebatten des Deutschen Bundestages mitunter der
all ist. Es gilt, in einem gemeinsamen Geist Zukunft zu
estalten – mit fröhlicher Zuversicht, wie sie dieser Re-
ierung in hervorragender Weise zu eigen ist.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1706601100

Nun hat das Wort die Kollegin Andrea Wicklein für

ie SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Andrea Wicklein (SPD):
Rede ID: ID1706601200

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Lieber Professor Riesenhuber, ich bewundere
re schauspielerischen Talente wirklich sehr. Wir disku-

eren jedoch heute über sehr ernsthafte Fragen, nämlich
ber folgende zentralen Fragen für die Entwicklung un-
eres Landes: Kann Deutschland auch in Zukunft seinen
chnologischen Vorsprung halten? Können wir die He-
usforderungen meistern, denen sich eine Industrie-

ation wie Deutschland zukünftig stellen muss?

Die Hightech-Strategie betrachtet diese Fragen aus
rschungspolitischer Sicht. Wirklich spannend wird es

ber erst dort, wo die Erkenntnisse der Forschung tat-
ächlich Eingang in den Wertschöpfungsprozess finden.

irtschaftspolitisch geht es um die richtigen Rahmen-
edingungen, damit dieser Transfer von Forschung in
ie Wirtschaft gelingt.

Worauf kommt es an? Was fehlt aus unserer Sicht an
er Strategie der Bundesregierung, und was muss stärker
ewichtet werden? Für uns Sozialdemokraten ist klar:
ie Zukunftsfähigkeit deutscher Unternehmen wird da-
n gemessen, ob es gelingt, immer wieder neue innova-
ve Produkte zu entwickeln. Ihre Produktivität darf also





Andrea Wicklein


(A) )


)(B)

nicht nur daran gemessen werden, ob möglichst viele
Arbeitsplätze freigesetzt werden, vielmehr bemisst sich
Erfolg heute daran, wie effizient man mit den immer
knapper werdenden Ressourcen umgeht und wie man
mit weniger Energie, auf weniger Fläche und mit weni-
ger Rohstoffen produziert.

Vor dem Hintergrund der sich verschiebenden Kräfte-
verhältnisse auf dem globalen Markt müssen wir die
technologische Führerschaft bei der Lösung dieser Auf-
gaben verteidigen. China wird nach Prognosen der
Weltbank schon in 17 Jahren die USA als größte Wirt-
schaftsnation der Welt überholen. Indien, Brasilien und
Russland werden in 40 Jahren Deutschland an Wirt-
schaftskraft um ein Vielfaches übertreffen. Der Aufhol-
prozess der Schwellenländer verläuft in einem rasanten
Tempo, weil sie massiv in Forschung, Innovation und
die Ausbildung ihrer Menschen investieren. Dem müs-
sen wir etwas entgegensetzen.

Der Erfolg des Hightechstandortes Deutschland wird
davon abhängen, ob es uns gelingt, Innovationspolitik
aus einem Guss zu machen, wie es uns die Experten des
„Gutachtens zu Forschung, Innovation und technologi-
scher Leistungsfähigkeit Deutschlands“ mit auf den Weg
gegeben haben. Hightech ist kein Selbstzweck. Eine
Hightech-Strategie braucht klar abgesteckte Ziele. Lei-
der fehlen diese in Ihrer Strategie. Ein klares Ziel könnte
sein, die Führerschaft in der Effizienzrevolution zu über-
nehmen, wie es Frank-Walter Steinmeier ausgedrückt
hat.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Dazu müssen aber Voraussetzungen geschaffen werden.

Eine ganz besondere Bedeutung kommt dabei dem
Umgang mit dem demografischen Wandel zu. Dazu
haben Sie, Frau Ministerin, nichts gesagt. Wo sind denn
Ihre Strategien zum Umgang mit der zunehmenden
Überalterung und dem daraus resultierenden Fachkräfte-
mangel? Es macht meiner Meinung nach keinen Sinn,
eine Hightech-Strategie zu entwickeln, ohne diesen we-
sentlichen Fakt zu berücksichtigen. Natürlich ist die
Nachwuchssicherung die Voraussetzung für unsere tech-
nologische Leistungsfähigkeit. Aber so, wie wir unsere
Anstrengungen verstärken müssen, jungen Menschen
technologieaffine Bildung schmackhaft zu machen, so
müssen wir gleichzeitig die Erfahrungen der Älteren nut-
zen und alles dafür tun, dass diese auch zukünftig Leis-
tungsträger unserer Gesellschaft sein können.


(Beifall bei der SPD)


Die SPD-Fraktion hat deshalb gefordert, in den Haushalt
2011 des Bundeswirtschaftsministeriums einen eigenen
Titel zur Bewältigung des demografischen Wandels in
der Wirtschaft aufzunehmen. Die Koalitionsfraktionen
haben diesen Antrag leider abgelehnt.

Eine weitere wesentliche Herausforderung mit erheb-
licher Tragweite für die Wirtschaft ist der zunehmende
Rohstoffmangel und der immer schärfer werdende Kon-
kurrenzkampf darum. China schränkt aktuell den Export
von Spezialrohstoffen, den sogenannten seltenen Erden,
ein, die für wichtige Hochtechnologiebranchen unent-
behrlich sind, und auf dem afrikanischen Kontinent ist

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(C (D er Verteilungskampf längst im vollen Gange. Wo ist enn da die Strategie der Bundesregierung? Meines Erchtens hätte die Sicherstellung der Rohstoffe als sechss Bedarfsfeld in Ihre Hightech-Strategie aufgenommen erden müssen. Die Hightech-Strategie muss nicht zuletzt die Rahenbedingungen dafür schaffen, dass dynamische ochtechnologiefelder nicht in die Schwellenländer abandern. Wichtig bleibt dabei vor allem, die KMU zu nterstützen, die sich stark in Forschung und Entwickng engagieren wollen. Deshalb ist das Zentrale Inno ationsprogramm Mittelstand unverzichtbar; das sieht ie SPD genauso. Deshalb fordern wir die Bundesregieng auf, dafür zu sorgen, dass die nicht ausgeschöpften ittel aus dem Konjunkturpaket dem ZIM auch weiter in zur Verfügung stehen. Ergänzt werden muss diese ichtige Projektförderung durch eine steuerliche FuEörderung. Das hat die Bundesregierung, wie wir heute ehört haben, bereits ad acta gelegt. Der neue Impuls für ehr Forschung in den Unternehmen bleibt also leider us. Ich wiederhole: Wir brauchen eine Innovationspolitik us einem Guss. Wir brauchen mehr Anreize für die Forchung in den Unternehmen. Wir brauchen intelligente ssourcenschonende Technologien, um den Rohstoffbe arf von morgen zu sichern. Wir brauchen dringend eine trategie, um dem demografischen Wandel gerecht zu erden und Bildung und Qualifikation der Menschen in en Mittelpunkt zu stellen. Ganz herzlichen Dank. Nächster Redner ist der Kollege Dr. Peter Röhlinger r die FDP-Fraktion. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und ollegen! Meine Damen und Herren! Heute in Anweenheit von Herrn Professor Riesenhuber über Strategien r Forschung zu sprechen, ist für mich eine ganz beson ere Freude. Ich will vor diesem Hohen Haus diesbezügch ein Geheimnis lüften: Herr Professor Riesenhuber ar einst Bundesminister für Forschung und Technoloie und in dieser Funktion in Jena auf dem Beutenberg, nd zwar an der Stelle, wo heute das Max-Planck-Instit, das Leibniz-Institut, das Fraunhofer-Institut und weire Institute stehen. Ich war damals der Oberbürgereister dieser Stadt. Mir war daran gelegen, das otenzial, das in dieser Stadt seit Generationen vorhanen war, auszuschöpfen und weiterzuentwickeln. Lieber err Professor Riesenhuber, dass wir nun in diesem Hoen Hause als Redner einander ablösen, zeigt, dass zu iesem Zeitpunkt Strategien entwickelt worden sind, die azu geführt haben, dass es in dieser Stadt vorwärtsgeangen ist. Ansonsten stünde ich heute nicht hier, (Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Sie wären immer noch Oberbürgermeister!)


(Beifall bei der SPD)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1706601300

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. Peter Röhlinger (FDP):
Rede ID: ID1706601400





Dr. Peter Röhlinger


(A) )


)(B)

und unserem Land ginge es nicht so gut.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ich kann mich gut erinnern, dass es im Jahre 1990 so
schien – das wurde uns glauben gemacht –, als befänden
wir uns an einem Übergang zur Informations- und
Dienstleistungsgesellschaft. Die Realität sieht Gott sei
Dank anders aus. Die Bundesrepublik Deutschland, im
Herzen von Europa gelegen, ist eine starke Industriena-
tion. Wir sind Jobmotor geworden. Wir sind mit der
Krise schneller fertig geworden als andere Länder. Dabei
ist festzuhalten: Die Bruttowertschöpfung in diesem
Land liegt zu 25 Prozent in der materiellen Produktion
und zu 25 Prozent in der Dienstleistungswirtschaft. Das
ist ein gesundes Verhältnis und ein gutes Zeichen für die
hohe Disponibilität unseres Landes in den vergangenen
Jahren.

Da wir gerade über Disponibilität sprechen, möchte
ich noch auf eines hinweisen: Die Kraft, derer es be-
durfte, diese Situation zu meistern, wurde aus der hohen
Bildung und der Motivation der Bürger geschöpft. Dies
gilt auch für die neuen Bundesländer; das wird häufig
unterschätzt. Auch die Bürger der DDR waren gebildet.
Wir waren nicht nur gebildet, sondern obendrein auch
noch geschult: Wir haben mit einem hohen Abstrak-
tionsvermögen auf Durchzug geschaltet, wenn die Rot-
lichtbestrahlung angestellt wurde; aber wenn es um wis-
senschaftliche Fakten ging, haben wir sehr aufmerksam
zugehört und es uns gut gemerkt.

Wie ist der gegenwärtige Stand?


(Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Der Durchzug kommt!)


Führende Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Wirt-
schaft haben sich im Jahr 2010 in der Forschungsunion
Wirtschaft–Wissenschaft zusammengetan. Erst gestern
konnten wir die Vorstellung der Ergebnisse der Exper-
tenkommission Forschung und Innovation, EFI, erleben.
Nun sind beide Gremien heute in den Reden nicht so gut
weggekommen. Mein Eindruck ist: Es war eine kluge
Entscheidung der vorhergehenden Regierungen, sich des
Rates von Experten zu bedienen.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sollten es aber auch beherzigen!)


– Liebe Frau Sager, wir bedienen uns, um so gut aus der
Krise herauszukommen, natürlich auch der Leistungen
vorhergehender Regierungen.


(Florian Pronold [SPD]: Vor allem der Leistungen von Frank-Walter Steinmeier und Olaf Scholz!)


Es wäre doch töricht, so zu tun, als hätte das die bürgerli-
che Koalition allein geschafft. Sie dürfen davon ausge-
hen, dass wir die Chancen, die wir jetzt haben, mit be-
sonderer Vehemenz nutzen.

In der Forschung gibt es sehr positive Entwicklungen.
Allein die Wirtschaft hat ihre Aufwendungen für For-
schung und Entwicklung in den letzten fünf Jahren von
1,7 Prozent auf 1,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts
erhöht. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das: Die Wirt-

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(C (D chaft gibt heute pro Jahr über 5,5 Milliarden Euro mehr us als 2005. Nun sehe ich, dass das Licht blinkt. Die Präsidentin at sich noch nicht zu Wort gemeldet; aber ich weiß, ass ich meine Ausführungen beenden sollte. Lassen Sie ich zusammenfassen: Heute ist ein guter Tag, weil wir ns im Hohen Hause über diese Dinge unterhalten könen. Wir gehen auf eine gute Zeit zu. (Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Wir sind auf einem guten Weg!)


h bin so weit optimistisch, dass dies unter der christ-
ch-liberalen Regierung besonders gut gelingen wird.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1706601500

Das Wort hat nun der Kollege Klaus Hagemann für

ie SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Klaus Hagemann (SPD):
Rede ID: ID1706601600

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

amen und Herren! Herr Professor Riesenhuber, ich
ann nicht so wie Sie in lyrischer Perfektion und epi-
cher Breite schildern, worum es geht, und nicht – wie
ie es getan haben – Wunsch und Wolke darstellen.


(Dr. Heinz Riesenhuber [CDU/CSU]: Wir sind uns in der Sache einig!)


In einem Punkt hat die Kollegin Sitte recht: Die High-
ch-Strategie, über die wir beraten, ist eine Weiterent-
icklung der rot-grünen Forschungspolitik unter
delgard Bulmahn und Bundeskanzler Gerhard
chröder. Frau Sitte, da haben Sie völlig recht.


(Eckhardt Rehberg [CDU/CSU]: Es geht noch weiter!)


h bin dankbar, dass wir in der Zeit der Großen Koali-
on die Strategie weiterentwickeln konnten, hier mehr
eld zur Verfügung stellen und entsprechende Konzepte
orlegen konnten.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Wahrnehmungsausblendung!)


uvor hatte Herr Rüttgers, bis 1998 Forschungsminister
da muss ich mich an die jetzige Koalition wenden –,
ie Mittel für Bildung und Forschung deutlich abge-
enkt. Erst unter Edelgard Bulmahn konnten die Gelder
ieder aufgestockt werden;


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


as sei hier deutlich herausgestellt. Dadurch konnten wir
ie Lissabon-Strategie umsetzen.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Das werden Sie in 30 Jahren noch genauso erzählen! Es ist dann genauso falsch!)


Der Spitzencluster-Wettbewerb, die Zusammenar-
eit von Universitäten mit anderen Hochschulen sowie





Klaus Hagemann


(A) )


)(B)

Forschungseinrichtungen und der Wirtschaft, ist ein Er-
folg. Hier steht genügend Geld zur Verfügung; da muss
etwas Positives herauskommen. Ich kann das in meiner
Region, im Rhein-Neckar-Raum, immer wieder be-
obachten. Die Exzellenzinitiative hat frischen Wind in
die Universitäten gebracht; das sagen die Universitäten
selbst. Auch das ist sicherlich positiv herauszustellen.
Auch diese Initiative wurde von Edelgard Bulmahn an-
gestoßen.

Es gibt aber auch eine Menge Schatten – auch darauf
möchte ich jetzt hinweisen –: Beim Vollzug, Herr
Meinhardt, ist es oft so, dass es nicht ordentlich organi-
siert wird. Es werden zu viele Erwartungen geweckt. Es
wird zu viel Luft hineingeblasen. So haben Sie, Frau
Ministerin, im Jahr 2006, als die Hightech-Strategie ge-
startet wurde, gesagt: 1,5 Millionen Arbeitsplätze sind
zu erwarten. – Wir haben nachgefragt, wie es damit aus-
sieht, und haben erfahren, dass sich die Zahl der Arbeits-
plätze im forschungsnahen Bereich in einer Größenord-
nung zwischen 10 und 100, aber nicht von 1 Million
bewegt. Eine etwas geringere Prognose wäre sinnvoll
gewesen. Wir erwarten, dass in wenigen Monaten
– wenn der Vollzug beendet sein wird – durch die Eva-
luation nachgewiesen wird, wo die 1,5 Millionen Ar-
beitsplätze entstanden sind.

Herr Riesenhuber hat gesagt: Wir brauchen sie alle,
große und kleine Betriebe. Das ist richtig. Das ZIM, ein
ordentliches Programm, wurde von der Großen Koali-
tion gestartet. Aber wir haben auch ein anderes Pro-
gramm gestartet, nämlich die Forschungsprämie, Frau
Ministerin Professor Schavan. Es wurden von Ihnen
große Erwartungen geweckt.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Es war ein Flop!)


– Es war ein Flop, Herr Meinhardt, völlig richtig. –
100 Millionen Euro wurden gefordert, ganze 14 Millio-
nen Euro sind abgeflossen. Das ganze Projekt ist zwi-
schenzeitlich beerdigt worden. Es wurde falsch angegan-
gen. Daran möchte ich erinnern.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Unter Ihrer Regierungsbeteiligung!)


An dieser Stelle sei noch das Technikum erwähnt. Auch
das ist eingestellt worden.

Zur Elektromobilität. Die ökonomische Wirkung der
Konjunkturpakete wurde bereits deutlich dargestellt.
Liebe Kolleginnen und Kollegen von der FDP, es war
sinnvoll, dass Konjunkturpakete geschnürt wurden, auch
für Elektromobilität. 70 Millionen Euro wurden im
Konjunkturprogramm I veranschlagt.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Das kann man im Detail genau prüfen!)


Im Konjunkturpaket II waren es 500 Millionen Euro. Sie
waren immer gegen Konjunkturprogramme. Wir haben
das in der Großen Koalition auf den Weg gebracht.

Im schwarz-gelben Koalitionsvertrag steht, dass die
Werkstoff- und Materialforschung ausgebaut werden
soll. Im Haushaltsansatz für das nächste Jahr ist vorgese-
hen, dass die Projektmittel heruntergefahren werden.

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(C (D err Professor Neumann, Sie haben die Validierungsrschung erwähnt. Ja. – Aber dazu wird nichts vorgelegt. Es fehlen konrete Vorschläge und die notwendigen Mittel, obwohl ie SPD-Fraktion in der letzten Legislaturperiode konrete Vorschläge gemacht hat. Es gibt nur große Ankünigungen, aber es geschieht nichts auf diesem Sektor. Es eht darum, wissenschaftliche Erkenntnisse in Produkte mzusetzen und die Forscher dabei zu unterstützen und u begleiten. Ein anderes Beispiel sind die nationalen Gesundheitsentren. Sie sind eine sinnvolle Einrichtung, Frau Minisrin. Wir haben das unterstützt und im Haushaltsaus chuss dafür gekämpft. Woran scheitert es, dass es flott orangeht? Es fehlen einige wenige W3-Professuren; es hlen Planstellen. Beim Finanzminister konnten Sie die orgesehenen Planstellen für den Haushalt 2011 nicht urchsetzen. Dadurch können unter anderem Leitungsnktionen nicht besetzt werden. Frau Ministerin, die 00 Millionen Euro, die in Ihrer Amtszeit für Investitioen genehmigt worden waren, konnten aber nicht ausgeeben werden, sie sind von Ihrem Ministerium nicht inestiert worden. In diesem Bereich müssen Sie handeln nd nicht so viel ankündigen. Zur Verschiebung von Forschungseinrichtungen. Man at das Institut für Meeresforschung zwischen der Helmoltz-Gemeinschaft und der Leibniz-Gemeinschaft hinnd hergeschoben. Den Wissenschaftsrat hat man dazu icht befragt. Man hat noch nicht einmal das betroffene stitut gefragt. Der Gewinn ist wissenschaftlich gese en gleich null. Doch es gibt einen Gewinner: Das ist chleswig-Holstein. Damals wurde die Landesregieng gebraucht, um die Mehrheit für das Wachstumsbe chleunigungsgesetz im Bundesrat zu sichern. Das ist keine nachhaltige Politik. Das sind zu viele nkündigungen. Das wollen wir so nicht hinnehmen. offentlich ist der „Wissenschaftszug“ nicht Symbol für re Politik. Er ist eine tolle Einrichtung der Max lanck-Gesellschaft. Er ist voriges Jahr durch Deutschnd getourt und hat junge Menschen für Wissenschaft egeistert. Wo steht er jetzt? Auf dem Abstellgleis in otsdam-Rehbrücke. Hoffentlich ist das nicht das Ziel rer Forschungsund Wissenschaftspolitik. Danke schön. Nächster Redner ist der Kollege Albert Rupprecht für ie CDU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! ie Hightech-Strategie begründet eine neue Qualität. rstmals haben wir ein nationales Gesamtkonzept. Die Albert Rupprecht )


(Patrick Meinhardt [FDP]: Tolle Sache!)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1706601700

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Albert Rupprecht (CSU):
Rede ID: ID1706601800




(A) )

wichtigsten Akteure des Innovationsgeschehens in
Deutschland setzen eine gemeinsame Strategie um, und
das mit einem Mitteleinsatz wie nie zuvor. Seit 2005 hat
der Bund die Forschungs- und Entwicklungsausgaben
um sage und schreibe 33 Prozent erhöht. Auch die Wirt-
schaft zieht mit. Sie hat ihren Anteil trotz Wirtschafts-
krise um 20 Prozent erhöht. Das ist entscheidend. Wir
müssen die Wirtschaft mit im Boot haben, wenn aus der
Hightech-Strategie letztendlich Wohlstand für Deutsch-
land entstehen soll.

Eine erfolgreiche Hightech-Strategie braucht zudem
eine breite gesellschaftliche Grundlage. Wir kommen
auch deswegen schneller als fast alle anderen Industrie-
staaten auf der Welt aus der Wirtschaftskrise heraus,
weil wir in Deutschland eine Infrastruktur haben, die
stimmt, und einen Geist haben, der stimmt. Das Land der
Tüftler und Techniker hat eine Infrastruktur, um die es
weltweit beneidet wird. Bei uns gibt es ordentliche Stra-
ßen, Häfen, Flughäfen, Stromnetze und Schienennetze.
Unser Rechtsstaat und unsere parlamentarische Demo-
kratie bieten ein hohes Maß an Verlässlichkeit. For-
schung und Innovation können in Deutschland gedeihen,
weil man dem Land, den Menschen und den Institutio-
nen vertrauen kann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Widersprüchlichkeit, Beliebigkeit und Wankelmütig-
keit hingegen machen dieses Vertrauen kaputt. Es ist
kaum zu glauben: Grüne fordern seit Jahrzehnten vehe-
ment, dass mehr Verkehr auf die Schiene kommt. Wenn
es aber ernst wird, stehen sie in der ersten Reihe, um
Bahnstrecken und Bahnhöfe zu verhindern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist totaler Unfug! – Gegenruf des Abg. Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/ CSU]: Das ist die Wahrheit!)


Die Grünen sind auch im Jahr 2010 nicht über ihren his-
torischen Ursprung als Antibewegung hinausgekommen.

Die SPD ist 15 Jahre für Stuttgart 21 – auch hier, im
Deutschen Bundestag –, aber wackelt wie ein Fähnchen
im Wind, sobald der erste Widerstand auftaucht.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Lächerlicher Haufen! – Peter Friedrich [SPD]: Herr Mappus beim Baustopp! Der wackelt im Wind!)


Sie reden von der Energiewende, kritisieren aber den
zwingend notwendigen Ausbau der Stromnetze. Wir
brauchen für den Transport von Wind- und Sonnenener-
gie 3 500 Kilometer Hochspannungsleitungen. Ohne Lei-
tungen gibt es keine Energiewende. Der Strom kommt
eben nicht aus der Steckdose. Wir brauchen in diesem Zu-
sammenhang Infrastruktur in großen Dimensionen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


60 Prozent der Deutschen würden nach Umfragen
gerne in Bayern leben.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist das denn für eine Umfrage?)


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(C (D ayern steht für eine wunderbare Natur. Bayern steht für radition und Fortschritt zugleich. Hätten SPD und rüne in den vergangenen Jahrzehnten in Bayern regiert, ären wir noch heute arm wie eine Kirchenmaus. (Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


ie waren praktisch gegen alles, was den heutigen Wohl-
tand Bayerns begründet. Sie waren gegen den Rhein-

ain-Donau-Kanal,


(Peter Friedrich [SPD]: Wackersdorf!)


egen den Schnellen Brüter in Garching,


(Florian Pronold [SPD]: Wackersdorf!)


egen den neuen Flughafen in München,


(Peter Friedrich [SPD]: Transrapid!)


egen den Ausbau der Autobahnen,


(Florian Pronold [SPD]: Transrapid!)


egen die Forschungsneutronenquelle, gegen Wasser-
raftwerke usw. Sie waren immer dagegen.

Wir werden die Hightech-Strategie nur dann zu einem
achhaltigen Erfolg führen, wenn wir die Forschungser-
ebnisse und die Innovationen auch verwerten können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


azu bedarf es aber der Bereitschaft, langfristige und
uch große Projekte zu stemmen. Dazu bedarf es der Be-
itschaft zum Risiko. Wir brauchen eine Risikokultur.
ukunftsverweigerung, Irrationalität und Antistimmung
ringen uns keinen Zentimeter weiter.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Sehr richtig!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1706601900

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Pronold?


Albert Rupprecht (CSU):
Rede ID: ID1706602000

Später.


(Florian Pronold [SPD]: Haben wir Angst davor?)


Wir brauchen Visionen, die zeigen, wofür wir stehen.
eswegen fokussieren wir die Hightech-Strategie auf die
lobalen Herausforderungen. Die großen Fragen der
enschheitsgeschichte erfordern Visionen: Klima, Ener-

ie, Gesundheit und Ernährung, Mobilität, Sicherheit
nd Kommunikation. Allein in der Gesundheitsfor-
chung geben wir zwischen 2011 und 2014 ganze 6 Mil-
arden Euro im Kampf gegen Krebs, Herzinfarkt, Alz-
eimer und andere Krankheiten aus.


(Axel Knoerig [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Die Verbesserungsvorschläge zur Strategie aus dem
FI-Gutachten beziehen sich vor allem auf die stärkere
erwertung von Forschungsergebnissen durch die Wirt-
chaft. Das nehmen wir sehr ernst. Deswegen haben wir





Albert Rupprecht (Weiden)



(A) )


)(B)

das Programm zur Validierungsförderung gestartet. Herr
Hagemann, da Sie gesagt haben, dass man nichts davon
hört: Es ist existent und mit Mitteln ausgestattet.


(Patrick Meinhardt [FDP]: So ist es!)


Wir schaffen neue Technologiecampus.

Wir haben erste Verbesserungen bei der Wagniskapi-
talfinanzierung beschlossen. Weitere Schritte müssen
folgen. Im Übrigen war dies eines der Themen, bei de-
nen die Sozialdemokraten in der Großen Koalition mas-
siv geblockt haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Wobei haben wir geblockt? Bei der Validierung?)


Nach wie vor gilt die Vereinbarung, die im Koalitions-
vertrag steht – Frau Ministerin Schavan hat es angespro-
chen –, dass wir in dieser Legislaturperiode in die steuer-
liche Forschungsförderung einsteigen wollen.

Die Hightech-Strategie wird von der Fachwelt hoch
gelobt. Sie ist ein historischer Meilenstein der For-
schungspolitik in unserem Land. Sie wird sich aber nur
dann voll entfalten können, wenn es eine Bereitschaft
zum Risiko, eine Risikokultur in Deutschland gibt.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1706602100

Das Wort zu einer Kurzintervention hat die Kollegin

Krista Sager.


Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1706602200

Sehr geehrter Herr Kollege, ich finde es bemerkens-

wert, dass Sie die Diskussion über die Hightech-Strate-
gie dazu nutzen, Ihre Verärgerung über die Stuttgarter
Bürgerinnen und Bürger zum Ausdruck zu bringen.


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


Sie tun auch noch so, als wären diese Bürgerinnen und
Bürger von den Grünen ferngesteuert.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: So überschätzen wir Sie nicht!)


In Stuttgart geht es offenkundig nicht um einen Techno-
logiestreit, sondern um das Misstrauen gegenüber der
Politik. Es ist offensichtlich so, dass die Bürgerinnen
und Bürger darüber nachdenken, dass die Bahn ihre Ver-
pflichtungen im ländlichen Raum zunehmend weniger
wahrnimmt,


(Patrick Döring [FDP]: Was durch nichts belegbar ist!)


dass viele Strecken, die die Menschen für ihre Mobilität
brauchen, immer schlechter oder stillgelegt werden und
gleichzeitig an einer Stelle ein Großprojekt gebaut wird,
das immer teurer wird. Die Bürgerinnen und Bürger fra-
gen nach Kosten und Nutzen.

Als Hamburgerin weiß ich, dass ein Volksentscheid
nicht immer das Ergebnis hat, das sich eine Regierung

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(C (D ünscht, aber es ist ein sehr gutes Mittel, um die Bürger uf Fragen, die sie stark betreffen und bei denen ein geisses Misstrauen besteht, selbst die Antwort geben zu ssen. Ich frage mich, warum Sie diesen Weg in Badenürttemberg nicht gehen. Stattdessen jammern Sie hier ber das, was dort stattfindet. (Patrick Meinhardt [FDP]: Machen wir am 27. März 2011!)


Im Übrigen sind gerade in Niedersachsen oft CDU-
berbürgermeister an der Spitze der Gegenbewegung,
enn es um Trassenführung von Stromleitungen geht.
ir Grünen haben gesagt, dass wir das Geld ausgeben

ollten, um neue Trassen, neue Netze unterirdisch zu
erlegen, weil das auf mehr Akzeptanz bei den Bürge-
nnen und Bürger stößt.

Wenn Sie meinen, immer noch so tun zu können, als
ären die Grünen die Zukunftsverweigerer,


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: So schaut es aus!)


aben Sie offensichtlich nicht mitbekommen, dass die
on Ihnen selbst eingesetzte Expertenkommission „For-
chung und Innovation“ Solartechnologie zu den neuen
pitzentechnologien zählt. Sie sind mit der Verlängerung
er Laufzeiten von Atomkraftwerke gerade dabei, den
rneuerbaren Energien in Deutschland die Marktchan-
en zu nehmen, weil Sie mit Atomstrom die Netze ver-
topfen und den Spitzentechnologien mit großer Zukunft
as Leben schwer machen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. HansPeter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Realitätsverweigerung ist das! Unglaublich!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1706602300

Herr Kollege Rupprecht, bitte.


Albert Rupprecht (CSU):
Rede ID: ID1706602400

Frau Kollegin Sager, wir nehmen jede Frau, jeden
ann, jedes Kind, jeden Jugendlichen und jeden Rent-

er, der in Stuttgart Sorge hat, sehr ernst. Deswegen su-
hen und führen wir das Gespräch. Das, was Sie gerade
argestellt haben, war überhaupt nicht die Aussage mei-
er Rede. Die Aussage meiner Rede war, dass sich die
rünen nach jahrzehntelanger Auseinandersetzung nicht
eiterentwickelt haben und nach wie vor die Partei sind,
ie letztendlich Deutschland blockiert, Großprojekte
erhindert und nicht die Bereitschaft zum Risiko hat.


(Lachen bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Menschen werden ferngesteuert von den Grünen!)


Wir werden, ob im Energiebereich, im Verkehrsbe-
ich oder wo auch immer, allein durch ungefährliche

ezentrale Kleinprojekte die Probleme dieser Welt nicht
sen. Wenn wir technologischen Fortschritt wollen,
enn wir die Probleme der Welt lösen wollen, dann
raucht es Dezentralität, Kleinstrukturiertheit, Subsidia-
tät, aber auch die Kraft der Langfristigkeit, es braucht





Albert Rupprecht (Weiden)



(A) )


)(B)

die Großprojekte. Überregionale Schienenverkehrs-
stränge sind Großprojekte. Stromleitungen durch das
Land sind Großprojekte. Kernfusion ist ein Großprojekt.
Dem, der wie Ihre Kollegin Hinz sagt, dass Kernfusion
im nächsten Jahr nichts bringt, sage ich: Okay, vielleicht
bringt es in den nächsten drei, vier Jahren noch nichts.
Meine kleine Tochter ist anderthalb Jahre alt. Ich
möchte, dass meine Tochter noch mit 60 Jahren von der
Politik, die wir heute, im Jahr 2010, machen, profitiert.
Meine Aussage ist: Die Grünen sind ein Wolf im Schafs-
pelz, der sich in den letzten 30 Jahren nicht von der An-
tibewegung wegentwickelt hat, sondern immer noch
dem alten Geist frönt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1706602500

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege Axel

Knoerig für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Axel Knoerig (CDU):
Rede ID: ID1706602600

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kollegin-

nen und Kollegen! Mit der heutigen Diskussion über die
Hightech-Strategie der Bundesregierung wollen wir dar-
stellen, wie sich die Rahmenbedingungen für Innovatio-
nen weiter verbessern. Innovationen haben keinen
Selbstzweck. Sie sollen den Menschen nutzen. Das ge-
schieht dadurch, dass vorhandene Produkte verbessert
oder neue entwickelt werden. Eine gute Forschungs- und
Innovationspolitik ist der Garant für neue Wertschöp-
fungsketten in unserer Volkswirtschaft. Doch dafür
braucht man einen langen Atem.

Kurzfristige Effekte können in bis zu drei Jahren er-
zielt werden, beispielsweise durch Forschungs- und Ent-
wicklungskooperationen und die Bildung von regionalen
Wirtschafts- und Forschungsnetzwerken. Mittelfristige
Effekte treten nach bis zu sechs Jahren auf; sie zeigen
sich in der kommerziellen Verwertung von Produkten
oder der Bildung strategischer Allianzen von Unterneh-
mungen. Bis zu zehn Jahre brauchen wir, um technische
Veränderungen auf Zukunftsmärkten spürbar durchzu-
setzen. Die Hightech-Strategie der Bundesregierung ist
auf dieses lange Zeitfenster ausgerichtet.

Das dokumentiert eindrucksvoll der Innovations-
report des Deutschen Industrie- und Handelskammerta-
ges aus dem Jahre 2009. Dieser belegt, dass 30 Prozent
der deutschen Unternehmen Innovationen auf eine ver-
besserte Forschungs- und Innovationspolitik zurück-
führen. Frau Ministerin, sehr geehrte Frau Professor
Schavan, das ist Ihr Verdienst und sehr wohl auch das
Verdienst Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im
Ministerium.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen, wir dürfen die
Leistungen der Praktiker nicht verschweigen, zum Bei-
spiel die der Techniker, der Chemielaboranten, der Mit-
arbeiter in den Forschungseinrichtungen, den Hochschu-
len, den Universitäten und den Unternehmen. Auch

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(C (D nen möchte ich für ihre Forschungsund Entwickngsarbeit einen herzlichen Dank aussprechen. Mittelständische Unternehmen sind Vorreiter des chnologischen Fortschritts und Beschäftigungsmotor r unsere Wirtschaft. Denn im Mittelstand entstehen iele der Innovationen, welche die Industrie zu weltwein Exportschlagern ausbaut. Das ist die Einheit von Inustrie und Mittelstand, von der Sie, Herr Professor iesenhuber, gerade gesprochen haben. Ich hoffe, dass uch bei der Kollegin Sager das eine oder andere Arguent angekommen ist. Wir unterstützten die Hightech-Strategie 2020 mit der örderinitiative „KMU-innovativ“ für kleine und mitteltändische Unternehmen. Wir spüren, dass diese Regiengspolitik in unseren Regionen und Wahlkreisen nkommt. In meinem Wahlkreis Diepholz-Nienburg erden durch diese Programme Unternehmen aus der asserwirtschaft, dem Klimaschutz, der Fertigungstech ologie, der Pflanzenforschung, der Sicherheitsbranche nd der Luftfahrttechnik gefördert. Information und Kommunikation sind die Grundlage r Innovation. Aus diesem Grund hat die Bundesregieng eine Förderberatung des Bundes eingerichtet. Dait kommen die mittelständischen Unternehmungen chnell, einfach und unbürokratisch an die Förderproramme der Hightech-Strategie. Mithilfe der Hightech-Strategie wollen wir Deutschnd in Europa zum Schrittmacher für marktfähige Lö ungen machen. Die Strategie „Europa 2020“ für intellientes, nachhaltiges und integratives Wachstum nimmt ie Hightech-Strategie 2020 der Bundesregierung auf. ie Europäische Kommission startet jetzt mit der Innoationsunion eine Initiative zur Forschungsund Innovaonspolitik. Damit greifen unsere Validierungsprozesse uf die europäische Ebene durch. Auf diese Weise woln wir sicherstellen, dass innovative Ideen grenzüber chreitend in wachstumsund beschäftigungswirksame rodukte und Dienstleistungen umgesetzt werden. Das t ein Erfolg, der unser aller Lebensqualität verbessert nd unseren Arbeitsmarkt mit zukunftsfähigen Ausbilungsund Arbeitsplätzen bereichert. Ich halte fest: Die konservativ-liberale Bundesregieng hat mit der Hightech-Strategie einen Mehrwert in er Forschungspolitik in Europa erzielt. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ich schließe die Aussprache. Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf rucksache 17/2691 an die in der Tagesordnung aufgehrten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind sie damit ein erstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung o beschlossen. Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1706602700




(A) )

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 28 auf:

Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten
Garrelt Duin, Hubertus Heil (Peine), Doris
Barnett, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der SPD

Ökonomische Wirkung der Konjunkturpakete

– Drucksachen 17/1616, 17/2568 –

Interfraktionell wurde vereinbart, darüber eineinvier-
tel Stunden zu debattieren. – Ich sehe, damit sind Sie
einverstanden. Dann können wir so verfahren.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
ner dem Kollegen Wolfgang Tiefensee für die SPD-
Fraktion das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Wolfgang Tiefensee (SPD):
Rede ID: ID1706602800

Sehr verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen

und Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Die ökonomische Wirkung der Konjunkturpakete ist
atemberaubend gut. Die ökonomische Wirkung der Re-
gierungsarbeit von Schwarz-Gelb ist atemberaubend
schlecht.


(Beifall bei der SPD – Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wir diskutieren in einer sehr schwierigen Phase. Es
ist an der Zeit, dass wir mit dem Vorurteil aufräumen,
Schwarz-Gelb und speziell die FDP mit dem Wirt-
schaftsminister, Herrn Brüderle, stünden für eine strate-
gische Wirtschaftspolitik und würden den aktuellen Er-
fordernissen entsprechend handeln. Vor allen Dingen
müssen wir mit dem Vorurteil aufräumen, Schwarz-Gelb
und speziell die FDP stünden für den Mittelstand und für
die Kommunen. Das ist falsch, und das muss geradege-
rückt werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir erleben einen konjunkturellen Aufschwung. Das
IWF prognostiziert 3,3 Prozent Wachstum des BIP. Das
ist nicht zu erwarten gewesen. Das ist grandios. Aber
was erleben wir? Wir erleben, dass sich der Wirtschafts-
minister mit diesen Federn schmückt. Er sagt zum Bei-
spiel, diese Wirtschaftsentwicklung sei exportgetrie-
ben, das könne unmöglich etwas mit der SPD zu tun
haben.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Hat es ja auch nicht!)


Sehr verehrter Herr Minister – lieber Herr Staatssekretär,
bitte richten Sie es ihm aus –,


(Zuruf von der SPD: Wo ist er denn?)


wie kann man sich in dieser Art und Weise irren und Ur-
sache und Wirkung verwechseln? Gerade durch die
Konjunkturpakete, gerade durch unser beherztes Han-
deln ist dieser Aufschwung möglich gewesen, der so-
wohl exportgetrieben ist als auch im Inland stattfindet.
Das ist die Wirkung der Konjunkturpakete und der se-

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(C (D ensreichen Arbeit der wirtschaftsverständigen Sozialemokratie. (Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Das ist doch nicht Ihr Ernst!)


as Schlimme ist, dass die schwarz-gelbe Koalition und
peziell der Wirtschaftsminister keine Strategie haben.
eshalb geht es nicht nur darum, rückwärts, sondern

uch nach vorn zu schauen.

Ich will Folgendes in Erinnerung rufen: Die Konjunk-
rpakete und der Schirm über die Finanzwelt sind in

ine Strategie eingebettet. Ich darf an den „Deutschland-
lan“ von Frank-Walter Steinmeier erinnern. Es gibt in
iesem Hause von Schwarz-Gelb und speziell vom Wirt-
chaftsminister nichts Vergleichbares. Es wird nur he-
mgedoktert.

In seiner Regierungserklärung sagte der Herr Wirt-
chaftsminister im April: Wir erleben in Deutschland ein

irtschaftswachstum und beobachten ein Jobwunder. –
as sind die Ausführungen unseres Wirtschaftsminis-
rs. Er beobachtet. Er greift nicht ein, wo er beherzt ein-
reifen müsste, sondern steht daneben und beobachtet.
h will das an einigen Beispielen deutlich machen.

Erstens. Das CO2-Gebäudesanierungsprogramm ist
er wesentliche Baustein im Konjunkturpaket und der
reiber für das Wirtschaftswachstum. Was macht die
undesregierung, und wogegen stemmt sich der Wirt-

chaftsminister nicht? Dieses CO2-Gebäudesanierungs-
rogramm wird massiv gekürzt. Das ist eine Politik ge-
en den Mittelstand. Ich wünsche mir, dass der
ittelstand aufwacht und sagt: Halt, so geht das nicht.


(Beifall bei der SPD)


h sage in allem Ernst: Wenn wir bei diesem Programm
ürzen – es hilft auch nicht, es jetzt zwangsweise ein bis-
chen aufzustocken – und es nicht verstetigen, werden
ir nicht nur die negativen Entwicklungen beim Klima
aben, werden wir nicht nur die erneuerbaren Energien
icht vorantreiben, sondern vor allem dem Mittelstand
chaden.

Zweitens. Auf der gleichen Linie liegt Ihr Vorgehen
Bereich der Städtebauförderung. Auch die Städte-

auförderung ist Wirtschaftsförderung pur für den Mit-
lstand. Aber was macht Schwarz-Gelb? Die Förderung
ird auf die Hälfte gekürzt – sowohl jetzt als auch in der
ittelfristplanung. Durch eine solche Politik werden Ar-

eitsplätze vernichtet und die Wirtschaft belastet. Das ist
eine kluge Wirtschaftspolitik.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Drittens. Schauen Sie sich das Kurzarbeitergeld an.
as ist der eigentliche Grund, das Fundament für den
irtschaftsaufschwung. Was erleben wir bei Schwarz-
elb? Was erleben wir beim Wirtschaftsminister? Erst
t er dagegen; er will sich nicht einmischen und tritt
assiv gegen den Mindestlohn auf. Jetzt aber, da es
ohlfeil ist, fordert er einen Lohnzuwachs. Die ganze
eit herrscht Ruhe; er verschränkt seine Arme und
chaut zu. Aber dann, wenn es ihn eigentlich überhaupt





Wolfgang Tiefensee


(A) )


)(B)

nichts angeht, kommt er aus der Deckung und fordert et-
was zulasten Dritter. Das ist schlechte Wirtschaftspoli-
tik. Herr Brüderle, kümmern Sie sich um die Arbeits-
plätze, wie wir das mit dem Konjunkturpaket gemacht
haben.


(Mechthild Rawert [SPD]: Er hört es jetzt leider nicht!)


Es gibt eine weitere Baustelle, nämlich die Förde-
rung der neuen Technologien. Schauen Sie sich die
Elektromobilität an. Das ist das Zukunftsthema. Auch
hier können in hohem Maße Arbeitsplätze entstehen.
Was macht Schwarz-Gelb? Was macht der Wirtschafts-
minister? Er zeigt keine Perspektive auf, er kürzt bzw.
lässt zu, dass gekürzt wird, in der Hoffnung darauf, dass
mit dem Geld, das die Stromkonzerne zur Verfügung
stellen, vielleicht eine geringfügige Aufstockung mög-
lich ist.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, mit dieser
Art des Zuschauens, des Gewährenlassens und des Ein-
greifens an den falschen Stellen können wir keine Wirt-
schaftspolitik machen. Nehmen Sie die unsinnigen Teile
dieses unsäglichen Wirtschaftsbeschleunigungsgesetzes
zurück, und konzentrieren Sie sich darauf, die gute Ar-
beit, die in den Konjunkturpaketen zum Ausdruck
kommt, zu verstetigen und sie den modernen Erforder-
nissen anzupassen. Um es mit einem Satz zu sagen: Hö-
ren Sie auf, von Ihrer Wirtschaftskompetenz und von
Ihrer Mittelstandsfreundlichkeit zu schwadronieren, son-
dern schauen Sie sich ab, wie man Konzepte macht,
nämlich bei der Sozialdemokratie.


(Beifall bei der SPD – Lachen bei der FDP – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Geisterfahrt! – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Da muss er selber lachen!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1706602900

Nächste Rednerin ist die Kollegin Lena Strothmann

für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Lena Strothmann (CDU):
Rede ID: ID1706603000

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wer von

uns hätte vor einem Jahr erwartet, dass wir in Deutsch-
land ein Wirtschaftswachstum von circa 3 Prozent errei-
chen und dass die Arbeitslosenzahl auf 3 Millionen und
bald sogar auf unter 3 Millionen sinkt? Deutschland
steht gut da. Die Wirtschaft wächst, der Arbeitsmarkt er-
holt sich, und auch die Haushaltskonsolidierung ist wie-
der auf einem guten Weg. Wir haben in der Krise die
Konjunkturpakete beschlossen; sie zeigen jetzt ihre öko-
nomische Wirkung. Aber wer A sagt, muss auch B sa-
gen. Wir haben dafür zusätzliche Schulden gemacht, und
die müssen wir nun abbauen.

Wir haben die Krise dank der Konjunkturpakete, aber
auch dank des politischen Geschicks unserer Kanzlerin
Angela Merkel gemeistert.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das müssen wir jetzt aber mal ein biss A u d k k b K te G D d c D H fü d b s k in D s R d u d fo k z F S ra U L a A H le n (C (D chen ausführen! Das würde mich jetzt im Detail interessieren!)


ndere europäische Staaten wie Frankreich beneiden
ns, weil wir alles richtig gemacht haben. Ich habe in
en vergangenen Wochen mit französischen Handwer-
ern gesprochen, die mir das bestätigt haben.

Aber auch die Handwerkskammer in meinem Wahl-
reis Bielefeld liefert den Beweis für den Erfolg. Wir ha-
en in diesem Herbst hervorragende Ergebnisse in den
onjunkturumfragen erzielt. Das sind die besten Da-
n seit der Wiedervereinigung – und das bei fast allen
ewerken.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


as Handwerk in Ostwestfalen-Lippe entwickelt sich
ank der Konjunkturpakete und der sich daraus entwi-
kelnden Wachstumskräfte zur Jobmaschine.


(Ute Kumpf [SPD]: Volle Kraft voraus! – Weiterer Zuruf von der SPD: Neue Landesregierung!)


ie bereits positive Entwicklung im Frühjahr wurde im
erbst nochmals übertroffen. Dies gilt für ganz NRW,
r den ländlichen Raum und das Ruhrgebiet.

Ein Zeichen des Erfolges ist aber auch die Ausbil-
ungsquote im Bund. Betriebe – gerade im Handwerk –
ilden aus, wenn die Auftragslage stimmt, und sie
timmt wieder. Es wird wieder mehr ausgebildet. Es gibt
eine Lehrstellenlücke im Handwerk, und wir erwarten
diesem Jahr 160 000 neue Ausbildungsplätze.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


as sind gute Nachrichten auch für unsere jungen Men-
chen.

Deutschland war von der Krise besonders betroffen:
ückgänge beim Export, Einbrüche beim Umsatz und
rohender Arbeitsplatzabbau. Wir haben darauf schnell
nd zielführend reagiert und mit den Konjunkturpaketen
ie richtigen Maßnahmen auf den Weg gebracht. Der Er-
lg gibt uns recht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Kurzarbeit bewahrte uns vor hoher Arbeitslosig-
eit. Unsere Betriebe konnten im Vorfeld des sich ab-
eichnenden Fachkräftemangels ihre gut ausgebildeten
achkräfte halten.

Die Einführung der Abwrackprämie und die Kfz-
teuerbefreiung führten zu einem Boom. Viele haben ge-
de diese Maßnahme abgelehnt, da im Anschluss der
ntergang der deutschen Kfz-Branche und gähnende
eere in den Werkstätten orakelt wurde. Aber nichts von
lledem ist eingetreten. Die Sorge war unberechtigt. Die
utomobilindustrie meldet gute Verkaufszahlen, und die
andwerker berichten von ausgelasteten Werkstätten.


(Rita Pawelski [CDU/CSU]: Jawohl!)


Die Verdopplung des Steuerbonus für Handwerker-
istungen hatte sogar Mehrfacheffekte: Davon hat nicht
ur der Handwerker durch mehr Aufträge profitiert, son-





Lena Strothmann


(A) )



(B)

dern vor allen Dingen der private Auftraggeber. Nicht zu
vergessen ist auch die Bekämpfung der Schwarzarbeit.

Besonders richtig und wichtig war die Aufstockung
der Fördermittel für energetische Gebäudesanierung
und energieeffizientes Bauen. Das ist ein enormer Bei-
trag zum Klimaschutz und meiner Ansicht nach keine
Subvention. Nicht zu vergessen: Für jeden Euro Förder-
mittel werden weitere 12 Euro privat investiert, wie das
Bauministerium bestätigt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Insgesamt bedeutet das die Sicherung von 290 000 Ar-
beitsplätzen – eine wahre Erfolgsstory.

Ähnlich nachhaltig wirken die zusätzlichen Investitio-
nen der öffentlichen Hand in Infrastruktur. Damit wurde
die Auftragslage im Baugewerbe stabilisiert. Die Locke-
rung der Vergabebestimmungen für öffentliche Aufträge
hat viele Investitionen zeitlich beschleunigt.

Auch Bielefeld hat in besonderer Weise davon profi-
tiert. Viele Pläne für notwendige Investitionen waren be-
reits vorbereitet,


(Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Wir sind hier nicht im Stadtrat Bielefeld!)


weil die Stadt seit 2001 die Sanierung ihrer Schulen sys-
tematisch durchgeführt hat. Wo andere Kommunen noch
debattierten, wurde dank der Konjunkturpakete in Biele-
feld längst gearbeitet, renoviert und investiert.


(Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Wir sind hier im Bundestag und nicht im Stadtrat Bielefeld!)


Die Konjunkturpakte haben aber nicht nur eine wirt-
schaftliche, sondern auch eine psychologische Bedeu-
tung.


(Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Für Bielefeld!)


In weiten Teilen der Bevölkerung war die Krise über-
haupt nicht spürbar, und die Menschen in unserem Land
haben weiter konsumiert. Dieses besonnene Verhalten
der Menschen und die Konjunkturpakete haben Schlim-
meres verhindert. Jetzt ist der Aufschwung da.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben aber auch immer gesagt, dass wir rechtzei-
tig die Exit-Strategie einleiten müssen. Jetzt müssen wir
aus Teilen der Konjunkturpakete aussteigen.


(Garrelt Duin [SPD]: Sie wollen doch aus allem aussteigen!)


Es muss klar sein: Eine zeitweilige Konjunkturhilfe darf
keine Dauersubvention werden. Erfolgreiche Maßnah-
men, die wir bereits vor der Krise durchgeführt haben,
wollen wir natürlich fortführen. Gerade Elemente mit
hohem Nachhaltigkeitspotenzial wollen wir beibehal-
ten. Dazu gehören die zukunftsgerichteten Maßnahmen
in unserem Energiekonzept. Ich nenne nur das Gebäude-
sanierungsprogramm als Baustein.

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(C (D (Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber das fahren Sie doch runter!)


ier werden ökonomische und ökologische Ansprüche
ereint. Wer also eine Fortführung der Konjunkturpakete
rdert, kann sich unserem Energiekonzept gerne an-

chließen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1706603100

Für die Fraktion Die Linke hat der Kollege Michael

chlecht das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Michael Schlecht (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1706603200

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

as Konjunkturpaket I im Jahre 2008 war ein schlechter
cherz. Es hat nämlich überhaupt nichts gebracht. Dann
at die damalige Bundesregierung aufgrund massiven
rucks von außen, gerade auch von den Gewerkschaften
ich habe das damals noch von der anderen Seite aus
iterlebt –, Ende 2008/Anfang 2009 ein zweites Kon-
nkturpaket aufgelegt, das man zwar in der Tat so nen-

en konnte, aber in seiner Bedeutung außerordentlich
egrenzt war.

Für dieses zweite Konjunkturpaket waren 25 Milliar-
en Euro pro Jahr vorgesehen, von denen aber gerade
inmal 9 Milliarden Euro sinnvoll ausgegeben wurden,
dem Länder und Kommunen besser ausgestattet und
vestive Impulse gegeben wurden. Rund 10 Milliarden
uro des Konjunkturpaketes II wurden vor allem für
teuersenkungen verpulvert. Der Konjunktur hat das in
er Tat kaum etwas gebracht. Es war jedoch außeror-
entlich profitabel und lukrativ für Besserverdienende.
ährend Geringverdiener durch das Konjunkturpaket

m gerade einmal 150 Millionen Euro entlastet wurden,
ntfiel auf die Spitzenverdiener das Zehnfache, nämlich
,5 Milliarden Euro. Das war nicht nur ungerecht, son-
ern auch ökonomischer Schwachsinn.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


enn bekanntermaßen tragen Menschen mit geringen
nd mittleren Einkommen ihr Geld fast vollständig in
ie Geschäfte und konsumieren. Reiche tragen es auf die
ank, zocken oder verzocken es. Dies ist bekannterma-
en einer der Gründe für die schwere Wirtschafts- und
inanzkrise, die wir erlebt haben und deren Auswirkun-
en noch längst nicht überwunden sind.

Nun will die Bundesregierung aus diesem zaghaften
onjunkturpaket wieder aussteigen. Mehr noch: Sie will
it einem 80-Milliarden-Euro-Kürzungsprogramm, be-

innend mit dem nächsten Jahr, die wirtschaftliche Ent-
icklung strangulieren. Herr Brüderle sagt in seiner
einland-pfälzischen Fröhlichkeit natürlich: Das ist über-

aupt kein Problem. Wir haben ja einen Aufschwung
XL. – Das Wort von einem neuen Wirtschaftswunder
t, glaube ich, auch schon gefallen. Die wirtschaftliche
)





Michael Schlecht


(A) )


)(B)

Lage ist jedoch höchst wackelig und in keiner Weise so
risikolos, wie es hier immer dargestellt wird. Das Plus
im ersten Halbjahr 2010 ging zu einem Drittel auf den
Lageraufbau zurück. Herr Tiefensee, die Bedeutung des
auch von Ihnen als so glorreich geschilderten Konjunk-
turpaketes ist – um das zu relativieren – außerordentlich
minimal. Wie gesagt, der Lageraufbau hatte im ersten
Halbjahr dieses Jahres eine viel größere Wirkung.

Der Rest kommt ein ganz kleines bisschen aus dem
Konjunkturpaket. Entscheidend ist aber in der Tat – hier
muss ich fast Herrn Brüderle gegen Sie verteidigen, Herr
Tiefensee – der Export; das hat Herr Brüderle schon
richtig beobachtet. Dass der Export so gut läuft, hängt
aber vor allen Dingen mit den Konjunkturpaketen der
Chinesen und der US-Amerikaner zusammen.


(Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Genau!)


Die Chinesen haben 14 Prozent ihres Bruttoinlandspro-
duktes in die Konjunktur investiert, die US-Amerikaner
7 Prozent. Bei uns bewegte sich das Konjunkturpaket in
einer Größenordnung von gerade einmal 2 bis 2,5 Pro-
zent. Die wirtschaftliche Verbesserung, die zurzeit zu
verzeichnen ist, ist kein Resultat der Konjunkturpakete
in Deutschland, sondern vor allen Dingen ein Resultat
der Konjunkturpakete der Chinesen und der US-Ameri-
kaner; das muss man sehr deutlich sehen.


(Beifall bei der LINKEN)


Es ist eigentlich eine Schande für ein Land wie Deutsch-
land, das nicht gerade arm ist, dass man im Grunde ge-
nommen versucht, von den Konjunkturpaketen anderer
Länder zu profitieren. Nein, hier müsste etwas ganz an-
deres gemacht werden.

Als Risikoszenario kommt hinzu, dass in Europa auf
massiven Druck der Bundesregierung – die Kanzlerin
brüstet sich immer damit – viele Länder, Griechenland,
Portugal, Spanien usw., gezwungen werden, große Kür-
zungspakete aufzulegen. Europa ist aber der Hauptab-
satzmarkt für deutsche Exporte. Wenn die Länder, die
eine große Bedeutung für unseren Export haben, ihre
Wirtschaft strangulieren, dann wird das erhebliche Aus-
wirkungen auf die deutschen Exporte haben. Das birgt
enorme Risiken, genauso wie die wirtschaftliche Ent-
wicklung in China und den USA; denn die dortigen gi-
gantischen Konjunkturprogramme können nicht unend-
lich fortgesetzt werden. Deshalb wird das Wachstum
wieder zurückgehen. Das ist bei allen, die sich gutachter-
lich äußern, vollkommen unbestritten. Ob es zu einem
neuen Einbruch kommt, ist in der Tat offen. Aber es be-
stehen Risiken. Man muss diese Risiken sehen und ihnen
auch begegnen. Das findet momentan überhaupt nicht
statt. Die Risiken werden von der Regierung komplett
negiert. Ich habe auch von Ihnen von der SPD nichts ge-
hört, das man im Fokus haben müsste. Wirtschaftsminis-
ter Brüderle hat in seiner altbekannten Fröhlichkeit über-
haupt keinen Blick dafür.

Es ist zumindest vollkommen klar – das ist auch das
Votum vieler anderer, die sich damit befassen –: Es ist
viel zu früh, das Ende der Krise auszurufen. Wir müssen
vielmehr wachsam sein und müssten eigentlich eine
ganz andere Politik einleiten. Zum Ende einer Krise ge-
hört nämlich ein selbsttragender Aufschwung mit einer

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(C (D eutlichen Steigerung der Binnennachfrage, und das ist keiner Weise erkennbar. Wir leiden nach wie vor danter, dass sich in den letzten zehn Jahren die Löhne in eutschland außerordentlich gedrückt entwickelt haben. ir hatten in den letzten zehn Jahren eine Reallohnsta nation. Diese Reallohnstagnation ist für die binnenwirtchaftliche Entwicklung natürlich außerordentlich prolematisch. Herr Tiefensee, da Sie die sozialdemokratischen wirtchaftspolitischen Weisheiten so gelobt haben, möchte h darauf eingehen: Dass die Binnennachfrage so desasös ist und die Reallohnentwicklung stagniert, ist Folge er Agenda 2010 mit Befristungen, Leiharbeit, Minijobs owie mit Hartz IV und dem Arbeitslosengeld II. Das ist er Skandal, den man immer wieder sehr deutlich benenen muss, vor allen Dingen, wenn man sich eine solche obhudelei anhören muss. Wir brauchen hier dringend eine Umkehr. Wir brauhen eine Erhöhung der Löhne, aber zuallererst einen esetzlichen Mindestlohn von 10 Euro. Grunde genommen brauchen wir mehr als Konjunkrprogramme. Wir benötigen eine nachhaltige Um teuerung auf binnenwirtschaftliche Dynamik und Logik. azu gehört zuallererst, dass die öffentliche Hand ein ukunftsprogramm in der Größenordnung von jährlihen Mehrausgaben in Höhe von 100 Milliarden Euro uflegt. (Zuruf von der FDP: Schon mal was vom Schuldenberg gehört?)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


ir wollen, dass in Zukunft jedes Jahr 30 Milliarden
uro mehr in Erziehung und Bildung fließen, damit un-
ere Kinder, und zwar alle Kinder, endlich wieder opti-
ale Chancen haben.


(Patrick Döring [FDP]: Fangen Sie doch in Berlin mal an!)


Dass in Berlin Probleme bestehen, hat damit zu tun,
ass Sie dafür verantwortlich sind, dass auf bundespoli-
scher Ebene


(Patrick Döring [FDP]: Sie regieren doch hier!)


den letzten zehn Jahren Reichen und Vermögenden
00 Milliarden Euro geschenkt worden sind. Sie wissen
och auch, dass über die Finanzausstattung der Länder
om Bund entschieden wird. Dort ist stranguliert wor-
en, und das ist der Skandal.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir wollen natürlich auch, dass in den Ländern und
ommunen jedes Jahr 50 Milliarden Euro mehr für den

ozial-ökologischen Umbau ausgegeben werden. Es
uss endlich Schluss damit sein, dass in vielen Städten

0-km/h-Schilder aufgestellt werden, weil die Löcher im
traßenbelag mittlerweile zu groß sind. Es muss Schluss
amit sein, dass Deutschland von unten, von der Kanali-
ation her, verrottet, weil die Stadtkämmerer kein Geld
aben.





Michael Schlecht


(A) )


)(B)

All das würde 2 Millionen Arbeitsplätze bringen, was
dringend notwendig ist, weil die von Ihnen immer so
fröhlich verkündeten Arbeitslosenzahlen natürlich ge-
türkt sind. Die stimmen nicht.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir haben mindestens 4 oder 5 Millionen Arbeitslose,
wenn man realistisch rechnet. Die sogenannte stille Re-
serve rechne ich Ihnen hier, weil ich heute großzügig
bin, gar nicht vor.

All das ist auch finanzierbar. Wir brauchen eine mas-
sive Umsteuerung in der Steuerpolitik. Ich sage Ihnen
nur eine entscheidende Hausnummer: Wir müssen
Reiche und Vermögende, die zehn Jahre „gepampert“
worden sind, endlich wieder stärker zur Kasse bitten.
Wir wollen die Wiedereinführung der Vermögensteuer
vor allen Dingen bei Millionären und Milliardären. Es ist
möglich, mit einer 5-prozentigen Besteuerung mindes-
tens 80 Milliarden Euro jährliche Mehreinnahmen zu er-
zielen. Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich Ihnen wei-
tere steuerpolitische Maßnahmen darlegen, mit denen
man endlich zu einer Sanierung, zu einer deutlich besse-
ren finanziellen Ausstattung der öffentlichen Hand kom-
men könnte.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1706603300

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Martin Lindner

für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Martin Lindner (FDP):
Rede ID: ID1706603400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wenn

man meinem Vorredner von der Linken zugehört hat,
hätte man eigentlich zu dem Ergebnis kommen müssen,
wir hätten nicht ein Wachstum, sondern eine Rezession
von 3 Prozent. Lieber Kollege Schlecht, das Einzige,
was noch gefehlt hätte, wäre, dass Sie uns hätten weis-
machen wollen, dass unser Wirtschaftswachstum von
knapp 3 Prozent auf Konjunkturprogramme in Nordko-
rea und Venezuela zurückgeht.


(Heiterkeit bei der FDP und der CDU/CSU – Alexander Süßmair [DIE LINKE]: Ist das schwach!)


Wir sind hier auf richtigem Kurs; das muss ich auch
dem Kollegen Tiefensee sagen. Ein Wachstum von
3 Prozent,


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die FDP ist auf einem 5-ProzentKurs!)


ein Sinken der Arbeitslosigkeit auf etwa 3 Millionen –
das ist dank einer vernünftigen, liberal-konservativen
Politik dieser Bundesregierung erfolgt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D as muss man ganz klar sagen. Wir wären nie so weit egangen, es so zu machen wie Gerhard Schröder, der twa drei Wochen nach Amtsantritt gesagt hat, die etwas iedrigeren Arbeitslosenquoten seien seiner Politik gechuldet. Er meinte im Nachsatz, man habe bereits im orgriff auf seine Regierung investiert. So weit wären ir nicht gegangen. Aber nach einem Jahr ist klar: chwarz-Gelb wirkt. (Lachen bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch bei Abgeordneten der SPD)


as zeigt sich bei der Arbeitslosigkeit und an der wach-
enden Wirtschaft.

Das Entscheidende bei den Konjunkturprogrammen
t, dass diese Bundesregierung nicht auf interventionis-
sche Strohfeuer setzt, sondern auf eine nachhaltige För-
erung, auf Investitionen in Bildung, Wissenschaft und
orschung.


(Garrelt Duin [SPD]: Wo denn?)


uch unter Berücksichtigung des Konsolidierungs-
wangs, insbesondere der Schuldenbremse, haben wir
ier maßgebende Entscheidungen getroffen, in die Zu-
unft dieses Landes, in die Zukunft unserer nachfolgen-
en Generationen zu investieren. Das ist tatsächlich
innvolle langfristige Konjunkturpolitik und kein einma-
ges Strohfeuer.

Weiterhin setzen wir auf antizyklische Fiskalpolitik.
auerhafte staatliche Subventionen verzerren den Wett-
ewerb, verursachen hohe Kosten und stehen effizienten
arktmechanismen im Wege. In dieser Phase ist es rich-

g und vernünftig, auf die Stabilisierung unserer
taatsfinanzen zu setzen. Bei allen Umfragen, bei allen
rhebungen in der deutschen Wirtschaft wurden in den
tzten Monaten, im letzten Jahr die hohe staatliche Ver-

chuldung und die Gefahren, die sich daraus für die ge-
amte Euro-Zone entwickelt haben, als zentrales Pro-
lem identifiziert.


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deshalb wollen Sie auch Steuern senken! Die FDP will doch die Schulden erhöhen!)


s ist richtig, dass wir hier trotz der Schwerpunktsetzun-
en bei Bildung und Forschung einen klaren Blick auf
ie Rückführung der staatlichen Defizite gerichtet ha-
en.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kann der Staatssekretär nicht mal zuhören!)


Der Staatssekretär hört selbstverständlich zu.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, tut er nicht! Er ist im Gespräch!)


r sitzt da und ist völlig gespannt, was ihm sein liberaler
oalitionspartner so zu erzählen hat.


(Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Man sieht die Anspannung förmlich! – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Der Staatssekretär ist ein guter Mann!)






Dr. Martin Lindner (Berlin)



(A) )


)(B)

Wir sind uns auch völlig einig: Wir sind eine ge-
schlossene Bundesregierung, die in den letzten Monaten
gezeigt hat, was geht.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir haben in den letzten Wochen so viel angeschoben,
wie Sie in Ihrer gesamten rot-grünen Bundesregierungs-
zeit insgesamt nicht angeschoben haben:


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach ja? – Garrelt Duin [SPD]: Das ist ja wohl ein Witz!)


Wir haben die Staatsfinanzen stabilisiert, Hartz IV refor-
miert, ein Energiekonzept auf den Tisch gelegt,


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Energiekonzept hat diesen Namen nicht verdient!)


die Bundeswehrreform angeschoben. Sie hätten sich
doch nicht träumen lassen, dass wir all das innerhalb von
Wochen auf den Weg bringen.

Meine Damen und Herren, es war richtig und ver-
nünftig, die Konjunkturprogramme so anzulegen, dass
sie Impulse setzen, aber dass sie in den nächsten ein,
zwei Jahren auch sanft wieder auslaufen. Herr Tiefensee,
da besteht der gravierende Unterschied zwischen uns.
Konjunkturpakete können und müssen im Einzelfall
sinnvoll eingesetzt werden. Da sind wir nicht ideolo-
gisch und sagen nicht: Auch in solch dramatischen Pha-
sen, wie wir sie gerade in den letzten Jahren hatten,
spielt der Staat keine Rolle. – Er spielt eine Rolle. Wenn
er sie langfristig ausfüllt, ist das auch sinnvoll. Der Un-
terschied zwischen Ihnen und uns hat sich in Ihrer Rede
gezeigt. Sie haben gefragt, warum dieses oder jenes Pro-
gramm nicht fortgeführt wird. Wir müssen in einer Phase
der wirtschaftlichen Erholung – ich gebe den Vorred-
nern recht, dass sie noch nicht zu Ende ist – die Ressour-
cen ausschöpfen, um in späteren Abschwungphasen über
genug Mittel zu verfügen, um wieder anzuschieben.
Aber wir können solche Programme nicht ad infinitum
fortsetzen, wie Sie sich das wünschen, so sinnvoll die
Programme im Einzelnen auch sein mögen. Langfristi-
ges Ziel muss sein, durch gescheite Rahmenbedingun-
gen dafür zu sorgen, dass sich dieser Aufschwung, der
sich am Ende dieses Jahres so drastisch zeigt, in den
nächsten Jahren verstetigt und solide fortsetzt.

Meine Damen und Herren, die Verstetigung des Auf-
schwungs und die Kräftigung der Wirtschaft sind auch
für das Gedeihen des Sozialstaats entscheidend. Hier
müssen wir Grundlagen erwirtschaften, die wir im An-
schluss wieder verteilen können. Bei Ihnen – das ist auch
bei meinem Vorredner wieder deutlich geworden – ist
die Reihenfolge umgekehrt. Für uns kommt zuerst die
ökonomische, dann die soziale Leistungsfähigkeit. Bei
Ihnen scheint das jedes Mal umgekehrt zu sein.

Wir haben noch einiges vor. Wir brauchen eine steu-
erliche Systematisierung. Das ist selbstverständlich. Hier
geht es nicht darum, im Einzelfall riesige Entlastungen
zu erreichen. Vielmehr geht es darum, einzelne Steuern,
beispielsweise die Gewerbesteuer, zu betrachten und zu
überlegen, ob man sie nicht durch andere, sinnvollere
Steuern ersetzen kann,

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(C (D (Garrelt Duin [SPD]: Was ist mit der Mehrwertsteuersystematik?)


ie zu einem solideren Aufkommen gerade der Kommu-
en beitragen, aber zu einer Vereinfachung der gesamten
teuersystematik führen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1706603500

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Tiefensee?


Dr. Martin Lindner (FDP):
Rede ID: ID1706603600

Ja. – Herr Tiefensee, bitte.


Wolfgang Tiefensee (SPD):
Rede ID: ID1706603700

Vielen Dank für die Möglichkeit, zu fragen. – Herr

r. Lindner, Sie haben die einzelnen Programme des
onjunkturpaketes in die Nähe von Strohfeuern gerückt.
ie haben deutlich gemacht, dass nach Ihrer Wirtschafts-
olitik diese Programme endlich seien, und haben ge-
agt, man müsse zu einer Kontinuität außerhalb dieser
rogramme kommen, wenngleich die Programme wich-
g und gut seien.

Bei der energetischen Gebäudesanierung ist das
inanzvolumen auf zunächst 400 Millionen Euro, dann
uf 900 Millionen Euro gekürzt worden. Staatssekretär
ücke spricht davon, dass in diesem Jahr und in den fol-

enden Jahren jeweils 3 Milliarden Euro nötig seien.
err Bundesminister Röttgen spricht davon, dass 2 Mil-
arden Euro nötig seien. Ich frage Sie: Sind Sie mit mir
iner Meinung, dass genau das, was ich angesprochen
abe, nötig ist, nämlich dass diese Programme nicht ab-
ebrochen werden, wie Sie es wollen, sondern verstetigt
erden?


Dr. Martin Lindner (FDP):
Rede ID: ID1706603800

Kollege Tiefensee, ich sehe eine ganze Reihe von an-

eren Feldern, in denen es ebenfalls durchaus wün-
chenswert wäre, mehr Mittel einzusetzen. Bei der steu-
rlichen Forschungsförderung beispielsweise habe ich
anz persönlich den Eindruck, dass man da noch etwas
n könnte. Ich glaube auch, dass wir bezüglich der In-
astruktur des Staates noch mehr machen könnten. Wir
aben eine ganze Reihe von Ideen, die – da werden wir
ns relativ schnell einig sein – durchaus sinnvoll sind.
ber wir haben andererseits den Druck der notwendigen
onsolidierung der Staatsfinanzen. Die Einführung der
chuldenbremse haben nicht allein die FDP und die
nion beschlossen, sondern auch die SPD,


(Beifall des Abg. Patrick Döring [FDP])

einer Zeit, in der Sie noch nicht in einer Art Populis-
us light wie ein Rohr im Winde durch die Gegend trie-

en, sondern noch Verantwortung getragen haben. Wenn
ie jetzt an unserer Stelle wären, würden Sie nicht an-
ers handeln.


(Garrelt Duin [SPD]: Doch! Ganz sicher!)


uch Sie müssten sich ebenso wie wir den Zwängen und
em Druck der Haushaltskonsolidierung beugen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Wolfgang Strengmann Dr. Martin Lindner )





(A) )

Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie ma-
chen noch mehr Schulden!)

Natürlich wollen wir die Programme fortsetzen. Es ist ja
nicht so, dass diese Programme auslaufen. Wir haben
4,9 Milliarden Euro für die Umweltprämie vorgesehen,


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt falle ich aber vom Glauben ab! Die FDP war doch gegen die Abwrackprämie!)


3,1 Milliarden Euro für Zukunftsinvestitionen in den
Kommunen und Ländern, 1,3 Milliarden Euro zusätzli-
che Investitionen des Bundes. Das haben wir doch alles,
und es läuft auch weiter. Wir sind hier aber nicht in einer
Art Wüsch-dir-was-Kino, in dem jeder sein Lieblings-
programm bekommt.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Was ist mit dem „Wünsch dir was“ für Hoteliers?)


Meine Damen und Herren, ich war bei der steuerli-
chen Systematisierung stehen geblieben, die ein dringen-
des Erfordernis ist; die Verknappung und Konzentration
von Regeln ist ein weiteres Erfordernis. Wir müssen ins-
besondere mehr für unsere Exportwirtschaft tun, auch
weil wir wissen, dass wir uns im Export in den nächsten
Jahren großen Herausforderungen zu stellen haben; die
Amerikaner wie auch die Chinesen und andere werden
mit Macht auf den Markt drängen. Wir müssen der Ex-
portwirtschaft helfen, ihre Spitzentechnologieprodukte,
zum Beispiel im Maschinenbau, noch leichter und besser
ins Ausland verkaufen zu können.

Wir brauchen Verfahrensbeschleunigung. Wir le-
ben in einem Lande, in dem es nicht nur 12- bis 15-jäh-
rige Planfeststellungsverfahren und Raumordnungsver-
fahren für Infrastrukturprojekte gibt. In diesem Land
muss man teilweise auch drei Jahre auf einen ersten Ter-
min beim Verwaltungsgericht warten. Das schädigt und
hemmt die Wirtschaft.


(Zuruf von der SPD: Stuttgart 21!)


– Wenn Sie hier schon wieder „Stuttgart 21“ dazwi-
schenrufen: Natürlich brauchen wir auch Infrastruktur.
Seit ich denken kann, hat es Demonstrationen gegen je-
des Infrastrukturprojekt gegeben. Ich bin in München
aufgewachsen. Gegen den Flughafen waren damals
mehr als 50 000 auf der Straße. Ebenso war man gegen
die Startbahn West, gegen Mutlangen. Sie waren immer
dabei.


(Michael Schlecht [DIE LINKE]: Wackersdorf!)


– Wackersdorf. – Es spielt gar keine Rolle;


(Bettina Hagedorn [SPD]: Wenn es eine Rolle spielt, schon!)


wenn es um Kraftwerke, Autobahnen, Flughäfen usw.
geht, finden sich in diesem Land immer genug, die sich
irgendwie dagegen positionieren. Wir brauchen diese
Projekte aber trotzdem. Wenn dieses Land eine Zukunft
haben will, werden wir solche Projekte auch zukünftig
realisieren müssen. Es gilt, auch in solchen Fragen Ver-


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(C (D sslichkeit zu demonstrieren, für alle Partner, die an solhen Projekten beteiligt sind. Wir brauchen weiterhin – auch das haben wir geeigt – ein sinnvolles Energiekonzept statt Ideologien. (Bettina Hagedorn [SPD]: Das Konzept ist aber nicht sinnvoll! Das ist Ideologie pur!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Sie betreiben Ideologie! Sie suggerieren den Men-
chen, dass es möglich sei, hier in Deutschland Kern-
raftwerke abzuschalten mit der Folge, dass es das Pro-
lem nicht mehr gibt


(Bettina Hagedorn [SPD]: Nein! Wir haben einen Atomkonsens, den Sie aufgekündigt haben!)


öllig ignorierend, dass um uns herum Kernkraftwerke
rhalten und sogar neue gebaut werden. Da ist es doch
ure Ideologie, zu sagen: Wir schalten Biblis und Neckar-
estheim ab,


(Bettina Hagedorn [SPD]: Das ist keine Ideologie, das ist vernünftig!)


ssen zu, dass in Frankreich die Kraftwerke laufen, und
ssen die ausländischen Kernkraftwerksbetreiber die
ewinne machen.


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch völliger Unsinn! Sie haben doch überhaupt keine Ahnung! Erzählen Sie nicht so einen Mumpitz hier!)


as ist Ihre Politik. Sie betreiben das Geschäft ausländi-
cher Kraftwerksbetreiber. Wir betreiben Politik im
inne des deutschen Verbrauchers.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Bettina Hagedorn [SPD]: Sie strangulieren die erneuerbaren Energien!)


Niemand tut das. Es gibt eine Vorrangeinspeisung,
rau Kollegin, und das wissen Sie genau.


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Plappern Sie nicht dauernd die Argumente der Atomlobby nach!)


Ja, jetzt sind wir endlich wieder da! Jetzt kommt die
rinitas der Teufelei: Rüstungslobby, Atomlobby und
was habe ich vergessen? –


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Pharmalobby! – Weitere Zurufe)


utolobby. Zum Schluss kommt noch der Satan selbst:
ckermann.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


as ist Ihre einfache Welt, aber so einfach ist die Welt da
raußen nicht.


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, das ist Ihre einfache Welt!)






Dr. Martin Lindner (Berlin)



(A) )


)(B)

Weiterhin bedarf es sinnvoller Anreize, in Arbeit zu
kommen und nicht in Sozialsysteme; auch das haben wir
gezeigt. Es war richtig und wichtig, dass sich diese Ko-
alition gestern Abend darauf geeinigt hat, die Zuver-
dienstmöglichkeiten im Hartz-IV-Bezug zu erweitern
und die Regelsätze nicht dramatisch zu erhöhen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Auch das ist ein Unterschied. Wir wollen, dass die Leute
in Arbeit kommen. Wir wollen sie nicht dauerhaft ali-
mentieren. Sie stellen sich ja eine Art Daueralimentation
vor.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Wir wollen, dass die Leute Löhne bekommen!)


Das ist purer Populismus. Von den Parteien, die Hartz IV
eingeführt haben, hört man jetzt das lauteste Geschrei.
Legen wir einmal Ihre Zahlen zugrunde: Sie fordern
420 Euro Mindestregelsatz – davon brauche ich gar
nicht zu reden – und gleichzeitig 7,50 Euro bzw.
8,50 Euro Mindestlohn. Rechnen Sie sich das doch ein-
mal aus! Eine Familie mit zwei Kindern im Hartz-IV-
Bezug steht dann dauerhaft finanziell besser da als eine
Familie, in der man arbeiten geht. Das ist purer Populis-
mus. Den machen wir nicht mit. Das unterscheidet uns.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Widerspruch bei der LINKEN)


Das haben die Menschen gewählt, und das bekommen
sie jetzt auch; ganz klar.


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei 5 Prozent sind Sie in den Umfragen! Die Menschen erkennen das langsam!)


– Sie können sich die Umfragen täglich im Badezimmer
oder Schlafzimmer aufhängen; entscheidend in Deutsch-
land – das muss ich Ihnen ganz klar sagen – sind Wahlen
und nicht Umfragen. Wir haben einen Regierungsauftrag
für vier Jahre. Den werden wir wahrnehmen. Danach
– das kann ich Ihnen schon jetzt versprechen – werden
wir auch wiedergewählt.

Die größte Herausforderung ist, für eine Integration
auch der ausländischen Zuwanderer in den Arbeits-
markt zu sorgen. Es wird wirklich eine der großen He-
rausforderungen für diese Koalition sein, in den nächs-
ten Jahren dafür zu sorgen, dass wir nicht Zuwanderung
in die Sozialsysteme, sondern Zuwanderung in den Ar-
beitsmarkt bekommen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706603900

Herr Kollege.


Dr. Martin Lindner (FDP):
Rede ID: ID1706604000

Wir brauchen Fachkräfte aus dem Ausland – dazu

werden wir große Anstrengungen unternehmen – sowie
eine vernünftige Lohn- und Gehaltspolitik. Es hat sich
nämlich gezeigt, dass wir durch moderate Lohnerhöhun-
gen in der Vergangenheit im verarbeitenden Gewerbe in-
nerhalb der Europäischen Union wettbewerbsfähig ge-

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(C (D orden sind und weiterhin solide auf dem vierten Platz tehen. Auch das ist ein Zeichen dieser Koalition. Herr Kollege, Sie müssen nun zum Schluss kommen. Für all dies – moderate, vernünftige Lohnpolitik, ver ünftige Fiskalpolitik, Investitionen in Forschung und ildung – steht diese Bundesregierung und steht unser undesminister Brüderle. Wir stehen für den Auf chwung in Deutschland. Herzlichen Dank. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706604100
Dr. Martin Lindner (FDP):
Rede ID: ID1706604200


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706604300

Das Wort hat nun die Kollegin Kerstin Andreae,

ündnis 90/Die Grünen.


Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1706604400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ge-

chätzter Herr Staatssekretär, schön, dass Sie zuhören.
evor ich zu meiner Rede komme, möchte ich auf Stutt-
art 21 eingehen, weil auch Sie, Herr Lindner, Stuttgart 21
ngesprochen haben. Seit Tagen hören wir ja von Ihnen
ieses Lamento: Dagegen sein wäre das Einzige, was
ir könnten.


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Das stimmt doch!)


h sage Ihnen eines: Man kann auch für etwas sein, in-
em man gegen etwas ist.


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)


atürlich sind wir dagegen, 10 Milliarden Euro in der
rde zu verbuddeln. Natürlich sind wir für eine zu-
unftsfähige Verkehrsinfrastruktur. Natürlich sind wir
afür, dass die 10 Milliarden Euro sinnvoll eingesetzt
erden. Aber diskreditieren Sie nicht Zehntausende von
enschen, die auf Demonstrationen gehen und sagen:
ieses Projekt ist falsch. Wir wollen etwas anderes. –
as ist keine Dagegen-Haltung, sondern es ist ein Ein-
eten für eine zukunftsfähige, moderne Politik. Seien
ie da vorsichtig!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Quatsch!)


Die Konjunkturpakete – wir haben sie in weiten Tei-
n positiv begleitet, auch wenn wir herbe Kritik an Ein-

elmaßnahmen hatten – waren eine teure Angelegenheit:
00 Milliarden Euro. Wir haben heute mit enormen Ver-
chuldungsproblemen zu tun. Vor allem gibt es Risiken
us Bankenrettung und Unternehmensbürgschaften, die
och nicht richtig dargestellt sind.





Kerstin Andreae


(A) )


)(B)

Wir haben uns nicht grundsätzlich gegen Konjunktur-
programme gestellt, aber wir haben immer gesagt: Kon-
junkturpolitische Maßnahmen müssen eine doppelte
Rendite haben. Sie müssen die konjunkturelle Lage sta-
bilisieren bzw. verbessern, aber sie müssen vor allem da-
hin gehend wirken, dass hin zu mehr Nachhaltigkeit
umgesteuert wird. Durch sie muss die Möglichkeit eröff-
net werden, einen neuen Pfad einzuschlagen. Dieser
neue Pfad heißt Ökologisierung und Modernisierung der
Wirtschaft hin zu Zukunftstechnologien, hin zu Zu-
kunftsmärkten. Wir müssen anerkennen, dass wir auf
einem begrenzten Planeten mit begrenzten Ressourcen
leben. Deswegen ist es so wichtig, dass wir Konjunktur-
politik immer unter der Maßgabe der Ökologie diskutie-
ren. Das haben Sie in weiten Teilen nicht gemacht. Das
kritisieren wir an den Konjunkturprogrammen, die Sie
aufgelegt haben.

China ist zwar kein Vorzeigemodell für uns, hat aber
in seinen Konjunkturprogrammen einen Schwerpunkt
auf Ökologie gelegt, deutlich stärker als Deutschland.
Warum hat man das dort gemacht? Man hat es deswegen
gemacht, weil das wirtschaftspolitisch langfristig mehr
Erfolg nach sich zieht. Hier haben Sie eine enorme
Chance verpasst.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben für die Abwrackprämie 5 Milliarden Euro
in die Hand genommen, ohne damit ökologische Len-
kungswirkungen zu verbinden. Sie hätten diese Prämie
doch auf verbrauchsarme Autos ausrichten können.

Beim Kurzarbeitergeld hatten Sie am Anfang eine
kluge Idee, als Sie sagten: Wir verbinden Kurzarbeit mit
Qualifizierung. Dies haben Sie dann irgendwann
klammheimlich einkassiert. Damit haben Sie eine
enorme Chance verpasst, während der Zeit der Kurz-
arbeit Qualifizierung in den Vordergrund zu stellen. Da-
mit hätten Sie einen Teil dazu beitragen können, die
Wirtschaft auf einen neuen Pfad auszurichten und neue
Technologien zu implementieren. Dieses Vorhaben ha-
ben Sie einkassiert. Auch hier haben Sie eine Chance
verpasst.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Jetzt geht es um die Frage: Führen wir diese Konjunk-
turprogramme fort? Ich bitte wirklich darum, dass wir
das sehr intensiv diskutieren. Wir können die Konjunk-
turprogramme nicht einfach fortsetzen. Das macht kei-
nen Sinn, und das können wir uns auch nicht leisten. Wir
brauchen jetzt strukturelle Veränderungen. Wir brauchen
Strukturprogramme und keine Konjunkturprogramme.
Wir müssen die Möglichkeiten nutzen, die wir haben,
um an ganz entscheidenden Stellschrauben zu drehen
und tatsächlich strukturelle Veränderungen in der Wirt-
schaft zu bewirken. Ich will Ihnen im Einzelnen sagen,
wie Sie das tun könnten.

Sie, Herr Lindner, sagten ja, Sie hätten umfangreiche
Programme aufgelegt und sich gute Ideen einfallen las-
sen. Ich frage mich: Was haben Sie denn gemacht? Sie
haben das Wachstumsbeschleunigungsgesetz auf den
Weg gebracht. Das finden die Leute nicht wirklich toll.
Das haben wir im Einzelnen diskutiert. Sie haben den

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(C (D tomausstieg gekippt. Sie sagen nun, mit dem Atomaustieg hätten Sie einen Weg zu den erneuerbaren Energien eschritten. nterhalten Sie sich einmal mit den Vertretern von Veränden und Betreibern erneuerbarer Energien! Warum ehen sie das denn ganz anders? (Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Das ist Ihre Lobby! Entschuldigung! Von denen bekommen Sie Spenden!)


(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Genau!)


ie sehen es deswegen anders, weil Sie mit Ihrem Ener-
iekonzept zu einer Deindustrialisierung Deutschlands
eitragen, weil die Produzenten erneuerbarer Energien
eutschland verlassen werden – entsprechende Anlagen
hnen sich nämlich hier nicht mehr –,


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das sind Hunderttausende von Arbeitsplätzen!)


eil Sie die Monopolgewinne der großen Atomkonzerne
erstetigen und den Wettbewerb kaputtmachen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Sie sind lobbyabhängig! Da ist die ganze Solarwirtschaft, von der Sie Spenden kriegen! Wir machen keine Lobbypolitik, wir machen Politik für das Volk!)


Herr Lindner, ich würde Ihnen als Vertreter der FDP
mpfehlen, erstens ganz vorsichtig sein, über Spenden-
mpfänger zu reden,


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Das sind Ihre Spender! Natürlich!)


nd zweitens ganz vorsichtig zu sein, über Lobbypolitik
u reden. Sie können den Anspruch, Wettbewerbspartei
u sein – ich weiß nicht, warum Sie den jemals für sich
klamiert haben –, völlig einsammeln. Sie sind eine
artei der Konzerne, der Atomlobby,


(Christian Lindner [FDP]: Ackermann!)


er Pharma- und der Hotellobby. Sie haben keine Politik
ugunsten des Wettbewerbs gemacht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich sage Ihnen, an welcher Stelle Sie strukturelle Ver-
nderungen vornehmen müssen: beim Fachkräfteman-
el.


(Christian Lindner [FDP]: Das habe ich vorhin schon gesagt!)


ie haben den Fachkräftemangel zwar angesprochen; es
andelt sich dabei aber um ein weites Feld. Verbinden
ir es doch einmal mit dem Thema Kurzarbeit. Der
tzte Tag der Kurzarbeit ist auch der erste Tag des Fach-
räftemangels. Sie müssen anerkennen, dass die Unter-
ehmen durch den Fachkräftemangel keine Möglichkeit
ehr haben, offenen Stellen zu besetzen.





Kerstin Andreae


(A) )


)(B)

Wir brauchen ein langfristiges Konzept. Was machen
wir mit der Bildung? Was machen wir mit den Menschen,
die keinen Zugang zum Arbeitsmarkt haben? Was machen
wir mit den älteren Beschäftigten? Was machen wir mit
den Ressourcen, die wir hier im Land haben? Was machen
wir ganz konkret für die IT-Firma, die gern einen indi-
schen Programmierer einstellen würde, es aber nicht kann,
weil sie keine 66 000 Euro für sein Jahresgehalt bezahlen
kann? Dazu sagen wir: Senkung der Einkommens-
schwelle für Hochqualifizierte auf 40 000 Euro! In die-
sem Punkt sehen wir uns im wunderbaren Einklang mit
der FDP.


(Christian Lindner [FDP]: Sehen Sie! Gute Leute!)


Diese Senkung wurde im Sommer sowohl von Herrn
Brüderle als auch von Herrn Lindner gefordert. Wir ha-
ben sie am Mittwoch im Wirtschaftsausschuss und im
Innenausschuss gefordert. Wer aber hat sie abgelehnt?
Die FDP. Ankündigungspolitik, sonst nichts.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Patrick Döring [FDP]: Erinnern Sie sich mal an Ihre Zeit in der Koalition! Das liegt noch nicht lange zurück!)


Ich möchte ein weiteres Beispiel für Ihre Ankündi-
gungspolitik nennen: Die kleinen und mittleren Unter-
nehmen ächzen unter den bürokratischen Belastungen.
Was aber machen Sie? Sie wollten eigentlich den Nor-
menkontrollrat stärken. Sie wollten den Normenkon-
trollrat – Fahne hoch – schon in Oppositionszeiten im-
mer stärken. Man wollte herausfinden, wie hoch die
Belastungen für die Unternehmen sind. Wir haben uns
gesagt, dies jetzt gemeinsam mit Ihnen anzugehen. Sie in
der Regierung und wir in der Opposition hätten die Stär-
kung des Normenkontrollrats auf den Weg bringen kön-
nen. Der Gesetzentwurf ist aber in der Versenkung ver-
schwunden.

Was ist noch in der Versenkung verschwunden? Auch
das Entflechtungsgesetz ist in der Versenkung ver-
schwunden. Ich frage deshalb: Wie gehen wir eigentlich
mit monopolistischen Strukturen um? Haben wir ein
scharfes Schwert, angesichts dessen wir sagen können:
Ja, wir wollen in diesem Bereich mehr Wettbewerb und
werden ihn einfordern? Minister Brüderle sagt, das In-
strument der Entflechtung sei grundsätzlich in Ordnung.
Aber das Gesetz verschimmelt in der Schublade. Das ist
Ankündigungspolitik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Bei der Umsatzsteuer-Strukturreform haben Sie mit
der 1 Milliarde Euro einen ordnungspolitischen Sünden-
fall begangen, Stichwort Hotellobby. Grundsätzlich hät-
ten Sie an die komplizierte Umsatzsteuer herangehen
können. Was aber ist passiert? Eingesammelt, Ankündi-
gungspolitik. Stellen Sie sich also nicht hierhin und be-
haupten, Sie würden große Programme machen. Dieser
Aufschwung geht nicht auf Ihre Kappe. Die schwarz-
gelbe Wirtschaftspolitik berauscht sich an Wachstums-
zahlen, Sie tun aber nichts für positive strukturelle Ver-
änderungen.


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(C (D Das Problem ist, dass sich Ihr Verhalten eines Tages chen wird. Wir müssen uns einmal anschauen, wo der ufschwung herkommt. Wir haben eine enorme Export bhängigkeit. Wir müssen strukturelle Veränderungen ornehmen, die unser Land stabilisieren und stärken. ir müssen die Binnennachfrage thematisieren und die nternehmen in den Wettbewerbsstrukturen des Weltarkts in Position bringen. Das alles machen Sie aber icht. Sie berauschen sich stattdessen an den exportgeiteten Wachstumszahlen. Nächstes Jahr wird Ihnen das itter auf die Füße fallen. Frau Kollegin. Dann treffen wir uns wieder hier und ich will sehen, ie Sie das dann erklären. Vielen Dank. Ernst Hinsken ist der nächste Redner für die CDU/ SU-Fraktion. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706604500
Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1706604600

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706604700


Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1706604800

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

assen Sie mich kurz auf das replizieren, was von mei-
en Vorrednern gesagt worden ist. Herr Tiefensee, Sie
aben mich ein bisschen enttäuscht – bei mir stehen Sie
onst immer hoch im Kurs –: Sie sollten eine Rede zur
roßen Anfrage, die Sie gestellt haben, halten, haben

ber völlig am Thema vorbeigeredet.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Bei Ihnen, Herr Schlecht, möchte ich Nachsicht üben.
ie sind erst seit einem Jahr im Deutschen Bundestag.


(Lachen bei der LINKEN)

ärm erzeugen und keine Substanz haben bringt uns
ber nicht weiter. Es wäre also auch bei Ihnen ange-
racht, sich ein bisschen mehr in die Materie zu bege-
en.

Verehrte Frau Kollegin Andreae, Sie haben selbst ge-
agt, dass Sie die Konjunkturprogramme in weiten Tei-
n positiv begleitet haben. Bei der Abstimmung waren
ie aber dagegen.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber das habe ich, bitte schön, auch erklärt!)


Ja, das haben Sie nebenbei erwähnt. – Es stünde Ihnen
ut an, sich einmal vom Chefberater von BMW und
ewe, Herrn Joschka Fischer, dem früheren Vorsitzen-
en Ihrer Fraktion, beraten zu lassen, der seine Meinun-
en vielleicht in der Zwischenzeit geändert hat, um über-
aupt in solch eine Position zu kommen.


(Beifall bei der CDU/CSU)






Ernst Hinsken


(A) )


)(B)

Ich meine schon, dass wir stolz sein können, weil wir
allen Unkenrufen zum Trotz die zwei größten Krisen der
Nachkriegszeit bewältigt haben. Wir sind besser durch
die Krise gekommen, als wir befürchtet hatten. Ein wei-
terer erfreulicher Aspekt kommt hinzu: Die Konjunk-
turerholung festigt sich zunehmend. Dazu haben gerade
die zwei Konjunkturprogramme einen wichtigen Beitrag
geleistet. Herr Schlecht, die Programme haben eben
auch die Binnenkonjunktur angekurbelt.

Ich möchte der Vollständigkeit wegen darauf verwei-
sen, dass wir zusammen mit der SPD in der Großen Ko-
alition die Weichen richtig gestellt haben.


(Garrelt Duin [SPD]: Unser Reden! Sehr gut!)


Warum werden wir denn momentan weltweit gelobt,
etwa vom Internationalen Währungsfonds und von der
EU-Kommission? Warum werden wir momentan welt-
weit um dieses Jobwunder beneidet? Warum werden wir
weltweit an verschiedener Stelle immer wieder gefragt,
wie wir Deutsche das gemacht haben? Warum wird uns
weltweit nachgeeifert? Weil die Bundesregierung unter
Angela Merkel auf diesem Gebiet hervorragende Politik
betrieben hat. Das soll nicht unter den Tisch gekehrt
werden, sondern das verdient Anerkennung. Wir alle
sollten stolz darauf sein.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Konjunkturprogramme hatten ein Gesamtvolu-
men von 23,5 Milliarden Euro. Herr Schlecht, jetzt pas-
sen Sie einmal gut auf:


(Michael Schlecht [DIE LINKE]: Jawohl!)


Erstens. Die Wiedereinführung der degressiven Ab-
schreibung für Maschinen für die Jahre 2009 und 2010
sowie die Ausweitung der steuerlichen Absetzbarkeit
von Handwerksleistungen für Privathaushalte mit einem
Volumen von circa 5 Milliarden Euro waren die richti-
gen Maßnahmen für Handwerk und Mittelstand. Es war
goldrichtig, denn dadurch wurde die Investitionsbereit-
schaft der mittelständischen Unternehmen erhöht. Das
wollten wir; zu guter Letzt haben wir es erreicht.

Zweitens – dies wurde vor allen Dingen von Frau
Kollegin Andreae angesprochen –: die Abwrackprä-
mie. Dafür haben wir wiederum 5 Milliarden Euro zur
Verfügung gestellt. Auch die Abwrackprämie war rich-
tig.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weil ihr keinen Strukturwandel wollt?)


Das kann man erst jetzt, im Nachhinein betrachtet, dop-
pelt und dreifach feststellen.

Drittens: die Bereitstellung von weiteren 10 Milliar-
den Euro für Zukunftsinvestitionen in den Jahren 2009
und 2010. Damit gelang der große Wurf. Bei diesem
Konjunkturprogramm bilden die Investitionen in Bil-
dung und Forschung das Herzstück. Es handelt sich um
das größte Investitionsprogramm für Bildung, das es je
in Deutschland gegeben hat.


(Klaus Barthel [SPD]: Darum wird es jetzt gestoppt, oder?)


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(C (D s liegt auf der Hand: Der Bund schiebt den Bildungsbeich – über diese subsidiäre Hilfe hinaus – mit Investionen in Höhe von insgesamt 4 Milliarden Euro weiter n. Herr Staatssekretär Dr. Scheuer, es gab weitere richge Weichenstellungen am laufenden Band: allein Milliarden Euro für den Ausbau von Verkehrswegen, 50 Millionen Euro für die energetische Sanierung von undesliegenschaften, 650 Millionen Euro für Investionen in den Ministerien, 500 Millionen Euro für die odernisierung der Informationsund Kommunika onstechnologie. Ich möchte bei dieser Gelegenheit nicht vergessen: ie steuerlichen Maßnahmen im Rahmen dieser Konnkturprogramme waren eine kleine Einkommensteu rreform. Wir haben alle Bürger einbezogen, alle haben avon profitiert. Der Eingangssteuersatz wurde von 5 auf 14 Prozent gesenkt, der Grundfreibetrag für eine ierköpfige Familie auf über 28 000 Euro angehoben. eil uns Kinder einfach viel bedeuten, haben wir zusätz ch das Kindergeld um einmalig 100 Euro erhöht. Das ann sich sehen und hören lassen. Es war die Regierung nter Angela Merkel. Das soll heute im Mittelpunkt meier Ausführungen stehen dürfen. Weil die jetzige Bundesregierung weiterhin eine richge Politik macht, sinken die Arbeitslosenzahlen Moat für Monat. Aktuell sind es gerade noch 3 Millionen. ach allem, was wir hören, wird die magische 3-Millioen-Grenze zum Winter hin sogar noch geknackt weren. All das stimuliert den privaten Konsum. Werte Frau Kollegin Andreae, richtig gehandelt urde auch durch die Auflage des Kurzarbeitergeldes. adurch blieben mehrere Hunderttausend Arbeitsplätze rhalten. Was ein Arbeitsplatz bedeutet, kann der am eisten schätzen, der keinen mehr hat. Die Menschen anken es uns. Sie sagen: Jawohl, ihr von der Regierung abt das richtig gemacht. Ihr habt uns – auch bildhaft usgedrückt – über den Winter geholfen. Jetzt sind wir ieder in festen Arbeitsverhältnissen. Ich will bei dieser Gelegenheit auch darauf verweien, dass es für mich als Regionalpolitiker besonders ichtig war, dass die Bundesregierung insbesondere den trukturschwachen Regionen unter die Arme greift und in Zeichen setzt. So wurden allein im Jahr 2009 zusätzch 100 Millionen Euro für die Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ ausegeben. (Beifall des Abg. Andreas G. Lämmel [CDU/ CSU])


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Kollege Lämmel, ich bedanke mich für den Beifall. Ich
eiß, dass die Bürger in Ihrem Wahlkreis davon profi-
ert haben.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD – Garrelt Duin [SPD]: Der hat Sie doch gerade hinters Licht geführt! Ausgerechnet Lämmel!)






Ernst Hinsken


(A) )


)(B)

Dadurch wurde verhindert, dass die großen Bereiche
beispielsweise in den Grenzregionen durch die Krise in
Mitleidenschaft gezogen wurden.

Schlicht auf den Nenner gebracht: Es waren Glücks-
griffe für die ganze Nation. Das Machbare wurde getan.
Gerade durch die Konjunkturprogramme wurden zwei
Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Zum einen konn-
ten sinnvolle Projekte in Angriff genommen werden, die
dringend der Verwirklichung bedurften. Zum anderen
konnten Arbeitsplätze vor Ort geschaffen bzw. gehalten
werden. In meinem Heimatland Bayern beispielsweise
laufen die Konjunkturprogramme bestens. Ich war vor
Ort und werde demnächst wieder vor Ort sein, Herr Lan-
desgruppenvorsitzender Dr. Friedrich, um mit den Men-
schen zu reden, um zu erfahren, woran es mangelt.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Ich möchte mich bei der Bundesregierung und bei der
Staatsregierung dafür bedanken, dass unbürokratisch ge-
handelt wurde und dass man schnelle Entscheidungen
herbeiführen konnte, die uns Gott sei Dank in die Vor-
derhand gebracht haben.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706604900

Herr Kollege, –


Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1706605000

Ich weiß Bescheid, Herr Präsident.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706605100

– das wäre ein hervorragender Schlusssatz gewesen.


(Heiterkeit)



Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1706605200

Ich komme zum Schluss. – Insgesamt gesehen wur-

den die richtigen Weichenstellungen vorgenommen, die
richtigen Programme aufgelegt und richtige Politik ge-
macht. Der Wille zum Erfolg ist da. Das sind die Zauber-
worte der Gegenwart und der Zukunft. Wenn wir das
berücksichtigen, wie es die Antwort der Bundesregie-
rung auf die Große Anfrage vorsieht, dann bin ich der
festen Überzeugung, dass wir den Mitbürgerinnen und
Mitbürgern die Ängste nehmen können, den Arbeitsplatz
eines Tages zu verlieren.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706605300

Das Wort erhält der Kollege Garrelt Duin für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Garrelt Duin (SPD):
Rede ID: ID1706605400

Vielen Dank, Herr Präsident. – Liebe Kolleginnen

und Kollegen! Lieber Kollege Hinsken, ich bin Ihnen
dankbar, dass Sie mit deutlicher Euphorie noch einmal
darauf hingewiesen haben, dass wir gemeinsam in der

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(C (D roßen Koalition die genannten Vorhaben auf den Weg ebracht haben. Einzelne von Ihnen sind so, Sie zum Beispiel, aber icht alle. Meine erste Botschaft ist: Die Konjunkturpakete haen deutlich gemacht, wie richtig und wichtig politiches Handeln ist. Es ist nicht so, wie die FDP über Jahre inweg immer wieder erzählt hat: Wirtschaft wird in der irtschaft gemacht, und in der Politik solle man sich am esten heraushalten. Wenn wir uns in dieser massiven rise herausgehalten und nicht diese Kraftanstrengung nternommen hätten, dann sähe es in Deutschland gänzch anders aus. Es ist gut, dass wir Ihnen nicht gefolgt ind, es ist gut, dass Sie nicht regiert haben, als die Krise uf dem Höhepunkt war, meine sehr geehrten Kolleginen und Kollegen von der FDP. Es ist richtig, dass die positive Entwicklung, die sich urzeit in vielen Branchen niederschlägt, sehr stark vom xport abhängt. Deswegen und aufgrund der Tatsache, ass die Konjunkturpakete zum Ende dieses Jahres ausufen, müssen wir uns jetzt überlegen, was noch getan erden kann. Jede Analyse, die sagt, dass wir eine Stärkung der innennachfrage brauchen, ist richtig. Herr Brüderle at gestern erstaunlicherweise gesagt – man muss fast itleid mit ihm haben, weil er seitdem so viel Haue be ommt –, dass ein wichtiges Element zur Stärkung der innennachfrage höhere Löhne sind. In diesem Zusamenhang hat er sogar einen einzelnen Tarifabschluss gebt. Das ist eine sehr späte Erkenntnis und eine aus sei em Mund überraschende Aussage, aber damit allein ist s nicht getan. Wer nur auf die jetzt anstehenden Tarifabchlüsse wartet, gleichzeitig aber ausblendet, dass wir im ereich der Leiharbeit endlich den Grundsatz der gleihen Bezahlung brauchen, und ausblendet, dass wir in anz vielen Bereichen endlich Mindestlöhne brauchen, er wird der Herausforderung Stärkung der Binnennachage nicht ausreichend gerecht. (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: So sind wir halt!)


(Beifall bei der SPD)


Was wir dringend brauchen, sind Investitionen. Ich
eue mich, dass der Kollege Döring anwesend ist, weil
h auf ihn Bezug nehmen will. Sie haben noch im
ommer ein sogenanntes Investitionsbeschleunigungs-
esetz angekündigt. Im internationalen Vergleich und im
ergleich mit seinen europäischen Nachbarn und Part-
ern hat Deutschland eine der niedrigsten Investitions-
uoten. Das muss uns über das Ende dieses Jahres hi-
aus mit Sorge erfüllen. Dazu haben Sie, Herr Döring,
esagt:

Wir müssen jetzt schnell ein umfassendes Gesetzes-
paket schnüren, um die wirtschaftliche Erholung zu
sichern, Investitionen zu erleichtern …

as haben Sie im Juni eingefordert. Jetzt sind vier Mo-
ate herum, aber passiert ist nichts. Es kommt nichts.





Garrelt Duin


(A) )


)(B)

Ich zeige Ihnen einmal eine Darstellung der Arbeits-
planung des Bundeswirtschaftsministeriums; Frau
Andreae hat zu Recht darauf hingewiesen.


(Der Redner hält ein Schaubild hoch)


Hier stehen fünf Punkte. Zwei davon sind internationale
Zwangsvereinbarungen, die man mitmacht. Dann steht
da das ERP-Wirtschaftsplangesetz; auch das ist Stan-
dard. Aus diesem Ministerium kommt nichts an Initiati-
ven, auch nicht das, was Sie von der Koalition selbst for-
dern, obwohl das für den Standort Deutschland wichtig
wäre. Es passiert einfach viel zu wenig.


(Patrick Döring [FDP]: Warten Sie einmal ab!)


Deswegen sind wir in dieser Debatte herausgefordert,
auf das hinzuweisen, was man tun kann.

Herr Hintze, es gibt eine Reihe von guten Elementen,
die Begleitmaßnahmen der Konjunkturpakete waren. Da
sie nicht der europäischen Reglementierung unterliegen
und dementsprechend nicht zum Ende dieses Jahres aus-
laufen müssen, könnten sie fortgeführt werden. Warum
tun Sie im Bereich der Bürgschaftsbanken nichts, um die
Eigenkompetenz der Bürgschaftsbanken beizubehalten?
Das würde den KMUs helfen. Warum denken Sie nicht
darüber nach, wie wir die Laufzeit der Vereinfachungs-
regelung beim Vergaberecht verlängern können? Warum
wird nicht darüber nachgedacht, wie wir die Mittel, die
wir für den Ausbau der Breitbandnetze zur Verfügung
gestellt haben – das wäre im Interesse der Kommunen –,
weiterhin ausreichen können? Warum wird die auch von
Ihnen, Frau Strothmann, gelobte Verbesserung der steu-
erlichen Absetzbarkeit von Handwerksleistungen nicht
fortgeführt? Warum wird darüber nicht gesprochen?

All diese Elemente haben sich bewährt. Dabei geht es
nicht um ein neues Programm mit einem Volumen von
100 Milliarden Euro, wie die Linkspartei es fordert, son-
dern schlichtweg darum, aus ordnungspolitischen Grün-
den die Dinge fortzuführen, die sich in den letzten zwei
Jahren bewährt haben.

Verschließen Sie doch nicht die Augen. Sagen Sie
doch nicht einfach: Wir machen jetzt eine Exit-Strategie;
das muss jetzt alles zu Ende sein, weil die Krise vorbei
ist. Schauen Sie sich die Dinge an, die gut funktioniert
haben, die gut für die Kommunen sowie die kleinen und
mittelständischen Unternehmen waren. Führen Sie diese
fort, und beenden Sie sie nicht zum Ende dieses Jahres!


(Beifall bei der SPD)


Über das CO2-Gebäudesanierungsprogramm ist schon
gesprochen worden. Deswegen will ich diesen Punkt
überspringen.

Herr Hinsken, weil Sie die regionale Wirtschaftsför-
derung erwähnt haben, möchte ich auf dieses Thema zu-
rückkommen. Ich halte das ebenso wie Sie – ich weiß,
dass Sie so denken – für ein ganz entscheidendes Instru-
ment. Wenn wir uns die Zahlen des Wirtschaftsministe-
riums anschauen, dann wissen wir, dass wir mit dem
Instrument der GRW-Förderung in den Bereichen Be-
schäftigung und Lohnentwicklung, in all den Bereichen,
die für die Binnennachfrage von großer Bedeutung sind,

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(C (D erausragende Ergebnisse erzielt haben. Ich frage nicht ie, Herr Hinsken – Sie sind da standhaft –, sondern die egierungskoalition insgesamt: Wie kann man in einer onjunkturellen Situation wie dieser überhaupt auf die ee kommen, die Mittel massiv zu kürzen? Wir brau hen keine Kürzung bei der GRW-Förderung, sondern ine Verstetigung, damit der Aufschwung, den wir alle egrüßen, auch in allen Regionen Deutschlands ankomen und die positive Förderung fortgeführt werden ann. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ir unterstützen Sie, Herr Hinsken. Ich hoffe, dass auch
lle anderen das begreifen.

Ich komme zum Schluss. Herr Brüderle hat gesagt,
an könnte jetzt aus allem aussteigen, was durch die
onjunkturpakete auf den Weg gebracht wurde.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Ihr unterstützt sie, aber ihr unterlegt sie nicht! Ihr redet immer nur und gebt Geld aus!)


enn – so war sein Bild – wenn es nicht mehr regnet,
önne man den Regenschirm zuspannen. Das ist ein
chönes Bild. Herr Brüderle nutzt gerne schöne Bilder;
as möchte ich gar nicht kritisieren. Er betätigt sich ja
uasi als konjunkturpolitischer Wetterfrosch, um die
eitere Entwicklung vorherzusagen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706605500

Aber das können Sie jetzt nicht mehr weiter ausfüh-

n.


Garrelt Duin (SPD):
Rede ID: ID1706605600

Unsere Botschaft ist: Werfen Sie den Schirm nicht

eg, sondern lassen Sie uns die Dinge nutzen, die gut
aren und die wir weiterführen können, ohne weitere
euverschuldung zu verursachen, um für die mittelstän-
ischen Unternehmen etwas zu tun.


(Patrick Döring [FDP]: Das ist die eierlegende Wollmilchsau! – Gegenruf der Abg. Bettina Hagedorn [SPD]: Nee, nee! Das geht schon!)


enn sie tragen diesen Aufschwung. Deswegen ist nicht
atenlosigkeit gefordert, sondern Engagement – hier in
eutschland, aber auch auf der europäischen Ebene.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD – Patrick Döring [FDP]: Virtuelles Geld!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706605700

Dr. Matthias Heider ist der nächste Redner für die

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Matthias Heider (CDU):
Rede ID: ID1706605800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ehr geehrte Damen und Herren! Wir hatten befürchtet,





Dr. Matthias Heider


(A) )


)(B)

Herr Duin, dass die Große Anfrage der SPD offenbar nur
darauf abzielt, noch ein paar Fleißkärtchen für die dama-
lige Regierungsbeteiligung einzuheimsen. Aber dass Sie
hier heute Morgen die Leistungen der Arbeitnehmer und
der Unternehmer in der Krise in Zweifel ziehen, dass Sie
den Aufschwung kleinreden, überrascht uns dann doch.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Garrelt Duin [SPD]: Wo haben Sie das gehört?)


Sie werden in den nationalen Parlamenten Europas un-
glaubliches Staunen für solche Reden, wie Sie sie heute
gehalten haben, ernten.

Liest man die Große Anfrage der SPD, ereilt einen
sehr schnell die Erkenntnis, dass die Zeit über die
Grundlage Ihrer Anfrage bereits hinweggegangen ist. Im
Mai dieses Jahres, als Sie Ihre Anfrage formuliert haben,
sprachen Sie von einem prognostizierten leichten
Wachstum für 2010. Die Dynamik hat Sie überholt. Ich
gebe zu: Die heute vorliegenden Schätzungen von rund
3,5 Prozent Wirtschaftswachstum übertreffen unsere
Erwartungen. Aber sie verdeutlichen die zentrale Er-
kenntnis: Konjunktur und Wirtschaftswachstum kann
man nicht im Parlament beschließen.

Politik hingegen kann in der wirtschaftlichen Krise
Folgendes leisten: Sie kann Risiken aus dem konjunktu-
rellen Fahrwasser ziehen, die gesamtwirtschaftliche Ak-
tivität stimulieren und die Wettbewerbsfähigkeit der Un-
ternehmen fördern. Diese Aspekte zusammen schaffen
ein Gegengewicht zum konjunkturellen Abschwung.
Wir, die Regierungskoalition, werden dafür sorgen, dass
ein innovations- und investitionsfreundliches Klima ge-
schaffen wird, das über den Tag hinaus seine Wirkung
zeigen wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Bundesregierung führt in ihrer Antwort zu Recht
die großen Erfolge der einzelnen Maßnahmen auf: Um-
welt- bzw. Abwrackprämie, Verlängerung der Kurzar-
beiterregelung, Vereinfachung des Vergaberechts. All
das ist schon genannt worden. Ich betone, dass die Ko-
alition der Vorgängerregierung kluge Entscheidungen
getroffen hat, von denen Beschäftigte und Unternehmer,
von denen wir alle heute profitieren. Zur Wahrheit ge-
hört aber auch, dass die jetzige Regierung diese Politik
klug fortgesetzt hat. Mit dem Wachstumsbeschleuni-
gungsgesetz hat die christlich-liberale Koalition Fami-
lien und Unternehmen mit einem Bündel von Maßnah-
men um zusätzliche 8,5 Milliarden Euro entlastet.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die, die nichts haben, haben auch nichts gekriegt!)


Auch das hat dazu beigetragen, dass der aktuelle Kon-
sumindex der GfK das höchste Ergebnis seit Mai 2008
ausweist.

Neben dem Export, der dieses Jahr um rund 16 Pro-
zent steigen wird, steigt erfreulicherweise auch die hei-
mische Nachfrage. Auch die aktuellen Lohnabschlüsse
lassen die Hoffnung zu, dass sich dieser Trend verstetigt.
Eine echte Trendwende erkennen wir auch bei den In-
vestitionen. Zu Beginn des Jahres hat noch niemand

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(C (D amit gerechnet, dass die Ausrüstungsinvestitionen in iesem Jahr 8 Prozent übersteigen. Das zeigt: Die Unterehmen haben Vertrauen in diesen Aufschwung. Ich önnte es auch kurz machen und sagen: „Alles wird beser“, so wie es das Institut der deutschen Wirtschaft in ieser Woche in seiner Schlagzeile festgestellt hat. Das irtschaftswachstum wird sich im nächsten Jahr, wahr cheinlich bei etwas gedrosseltem Tempo, um 2 Prozent rtsetzen. Herr Kollege Schlecht, es gibt in der Wirt chaft Wellenbewegungen; es geht etwas rauf und etwas nter. Das gehört zum Wirtschaftsleben dazu. Zur Krisenbewältigung gehört auch – meine Damen nd Herren, geben Sie jetzt acht –, dass wir in diesem rühjahr die Stützungsmaßnahmen im Hinblick auf den uro beschlossen haben. Da sich die SPD-Fraktion für re Beteiligung an den Konjunkturpaketen hier auf die chulter klopfen lässt, möchte ich feststellen: Sie haben in gar nichts dazu beigetragen, dass das Vertrauen in en Euro und die europäische Solidarität wiederhergetellt wurde nd die Wirtschaftsstandorte Europa und Deutschland in iner schwierigen Phase gefestigt wurden. (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Genau! Da waren Sie gerade nicht mehr an unserer Seite, und schon haben Sie Fehler gemacht!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


lle Konjunkturpakete helfen nichts, meine Damen und
erren von der Opposition, wenn man sich bei einer so

entralen Frage wie der Sicherung der Stabilität des Eu-
s in die Büsche schlägt.

In der Krise war es wichtig, dass wir den Unterneh-
en mit rund 10 Milliarden Euro im Rahmen von Bürg-

chaften und Krediten unter die Arme gegriffen haben.
er Deutschlandfonds mit seinen Förderprogrammen
at Tausenden von Unternehmen geholfen. Nicht große
illionenbeträge waren hier ausschlaggebend, sondern

ie Breitenwirkung. Zahllose Darlehen zwischen 20 000
uro und 100 000 Euro haben vielen mittelständischen
nternehmen in der Krise Luft zum Atmen gegeben.

Jetzt aber müssen wir umschwenken, von einem ret-
nden Feuerwehreinsatz zu einer substanziellen Wirt-

chaftsförderung; ab heute geht es wieder um den
irtschaftsstandort Deutschland. Ein hervorragendes In-

trument dafür ist die Forschungs- und Entwicklungsför-
erung, zum Beispiel im Rahmen des Zentralen Innova-
onsprogramms für den Mittelstand.

Die Projektförderung des ZIM ist auf die Innovations-
ntwicklung mittelständischer Betriebe ausgerichtet, die
eniger in großen Forschungsabteilungen stattfindet,

ondern eher in anwendungsspezifischen Projekten.
eswegen ist es gut und richtig, dass die Finanzplanung
icht nur eine Verstetigung, sondern sogar eine Aufsto-
kung der ZIM-Mittel auf deutlich über 500 Millionen
uro vorsieht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


as ist kluge Strukturpolitik, so wie wir sie verstehen.

Die SPD fordert jetzt in breitem Umfang weitere Stüt-
ungsmaßnahmen über 2010 hinaus. Wo das sinnvoll er-





Dr. Matthias Heider


(A) )


)(B)

scheint, handelt die Bundesregierung. Wo die staatlichen
Eingriffe jedoch eine dauerhafte Verzerrung des Wettbe-
werbs bedeuten, müssen wir sie jetzt, in der Auf-
schwungphase, abbauen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


So wie das Pendel in Zeiten der Krise in Richtung Aus-
gabenpolitik schlägt, so gehört das Zurückpendeln zu
einer Konsolidierungspolitik. Dies leistet die Regierungs-
koalition mit dem Haushalt 2011 und einem Zukunftspa-
ket. Dies dient der Festigung unseres Wirtschaftsstandor-
tes. Ich darf sagen: Ich sehe die Bundesregierung im
Gegensatz zu Ihnen auf einem guten Weg.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Garrelt Duin [SPD]: Das überrascht uns nicht!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706605900

Das Wort erhält nun der Kollege Klaus Barthel für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Klaus Barthel (SPD):
Rede ID: ID1706606000

Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Ich will auf unsere Große Anfrage und die
Antwort der Bundesregierung eingehen. Viele der Fra-
gen, die wir uns sehr gut überlegt haben, bleiben unbe-
antwortet. Ihre Antworten sind mit Worten wie „dürfte“,
„könnte“, „sollte“ usw. bestückt, und Ihre Lieblingsfor-
mulierung lautet: „Die Bundesregierung geht davon aus
…“. Es wurde die Chance vertan, das Konjunkturpaket
im Hinblick auf die Wirkungen einzelner Maßnahmen
zu durchleuchten. Das kann mit Unfähigkeit zu tun ha-
ben, das kann aber auch Absicht sein. Denn Ihr Interesse
daran, dass man sich das Konjunkturpaket genauer an-
schaut, dürfte durchaus gebremst sein.

Wenn man zum Beispiel danach fragt, was die Steu-
erermäßigung für die Hotellerie im Verhältnis von Kos-
ten und Nutzen bringt, stellt man fest: Es bleibt nicht viel
übrig. Sinnvolle Maßnahmen wie die Städtebauförde-
rung werden gestrichen, obwohl jeder Euro, den der
Staat hierfür zur Verfügung gestellt hat, Investitionen in
Höhe von 8 Euro nach sich gezogen hat. Das ist span-
nend.

Ich kann gut verstehen, dass sich Herr Ramsauer fol-
gendermaßen zur Halbierung der Mittel für die Städte-
bauförderung äußert – ich zitiere aus einer Ausgabe der
Bayerischen Staatszeitung von vor einer Woche; liebe
Kolleginnen und Kollegen von der Koalition, insbeson-
dere von der CSU, hören Sie bitte zu –: Insofern bin ich
über jede Stimme eines Bundestagsabgeordneten wie der
des Nürnberger Abgeordneten Michael Frieser (CSU)

froh, der diese Kürzung nicht hinnehmen will, betont
Ramsauer. Er werde sich dafür einsetzen, dass noch ein-
mal verhandelt wird.


(Beifall des Abg. Ernst Hinsken [CDU/CSU])


Dabei geht es um sinnvolle Maßnahmen, die gewirkt
haben. Aber genau so etwas wird in der Antwort auf die

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(C (D nfrage weder hinterfragt noch beleuchtet, sondern eher erschleiert. Da wird alles in eine Soße gerührt. Dann findet man auch spannende Widersprüche, was ie Zukunft angeht. Auf der einen Seite heißt es, man olle jetzt – wörtliches Zitat –: „den Rückzug aus der xpansiven Finanzpolitik“ einleiten. Einige Zeilen weir steht aber, es sollten die Spielräume für weitere Steu rsenkungen genutzt werden. Was denn jetzt? Wir hören in diesen Tagen von Herrn Brüderle den orschlag, die Löhne zu erhöhen. (Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da bin ich vom Stuhl gefallen!)


rau Merkel warnt im Handelsblatt vor Lohndumping
us China in der Europäischen Union. Man muss die
eiden Herrschaften fragen – inhaltlich sind wir uns ja
inig –, was sie tun. Sie müssen endlich wieder Ordnung
nd Fairness am Arbeitsmarkt durchsetzen, damit die
öhne steigen können.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Matthias Heider [CDU/CSU]: Das machen sie schon selbst! Tarifverhandlungen nennt man das!)


enn mit Leiharbeit, mit Befristungen, mit Minijobs,
it Ausweitung von Prekarität und mit Niedriglohn

ann dieses Ziel nicht erreicht werden. Deswegen muss
der Koalition jetzt endlich die Frage entschieden wer-

en: Wollen Sie zum Beispiel in der Zeitarbeit einen
indestlohn, oder wollen Sie Equal Pay? Das Ergebnis
t: Sie blockieren sich, und es kommt gar nichts. Wir
rdern, dass in der Leiharbeit beides kommt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Gestern wurden Fragen der Mindestlöhne und des
eiterbildungssektors hier diskutiert. Ich nenne ergän-

end die Post und viele andere Bereiche. Wenn es keine
indestlöhne gibt, dann werden Sie das Lohnniveau ins-

esamt nicht erhöhen können. Ganz im Gegenteil: Der
trudel geht immer weiter nach unten.


(Patrick Döring [FDP]: Tarifautonomie!)


Bei der Kurzarbeit ist der entscheidende Punkt – da-
ber ist heute noch gar nicht viel geredet worden – gut

okumentiert, nämlich dass sie ein riesiger Erfolg war.
ber entscheidend ist doch, dass Kurzarbeit nur auf der
asis von geordneten Verhältnissen in den Betrieben,
on Normalarbeitsverhältnissen, von Betriebsräten, von
ewerkschaften und von Mitbestimmung funktioniert.
as funktioniert eben nicht im gesamten prekären Sek-
r.

Das führt im Ergebnis dazu, dass nur die Kernsekto-
n – das war uns wichtig; das ist überhaupt nicht zu
indern – davon profitiert haben, während der gesamte

rekäre Bereich davon aber nicht profitiert hat.


(Patrick Döring [FDP]: Nicht jedes Unternehmen, das keinen Betriebsrat hat, hat nur prekär Beschäftigte!)






Klaus Barthel


(A) )


)(B)

Zum Beispiel sind die Auswirkungen auf die Ge-
schlechter sehr unterschiedlich. Frauen haben von diesen
Maßnahmen kaum profitiert. Das war zu weniger als
30 Prozent der Fall, während zu mehr als 70 Prozent die
Männer davon profitiert haben.

Wir beklagen den Erfolg der Kurzarbeit nicht, aber es
gibt noch etwas nachzuarbeiten. Das muss bei solch ei-
ner Evaluation auch erwähnt werden. Bei der Fortset-
zung dieser Programme muss es in Zukunft um Qualität
und weniger um Quantität gehen. Es muss um Industrie-
politik gehen. Auf Ihre Positionen hierzu bin ich sehr ge-
spannt; denn die Bundesregierung antwortet auf kon-
krete Fragen ausweichend, zum Beispiel auf die Fragen,
wie es mit dem Breitbandausbau oder mit den Netzen im
Bereich der Energiepolitik weitergehen soll. Dabei for-
dert die Europäische Kommission, dass 1 Billion Euro in
Europa investiert wird.

Die Bundesregierung weicht auch der Antwort auf die
Frage aus, wie es mit der Mobilität weitergehen soll.
Mehr noch: Bei der Mobilität werden der Bahn jährlich
500 Millionen Euro entzogen, die sie eigentlich für In-
vestitionen braucht. In keinem dieser Bereiche sagen
Sie, wie es weitergehen soll.


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Das stimmt doch gar nicht!)


Vielmehr ist von „könnte“, „müsste“ und „sollte“ die
Rede.

Nun zur Weiterentwicklung der Dienstleistungswirt-
schaft bzw. zum Abbau von Prekarität. Sie finden zum
Beispiel eine Analyse der ILO, der Internationalen Ar-
beitsorganisation, die ich hier zitieren will:

Die Uno-Organisation empfiehlt den Regierungen
eine stärkere Konzentration auf die Arbeitsmärkte
auch deshalb,

– bitte hören Sie genau zu –

weil sie einen weltweiten Vertrauensverlust in die
Regierungen und die politischen Systeme als Folge
der Arbeitslosigkeit beobachtet. „Der soziale Zu-
sammenhalt steht auf dem Spiel“, heißt es in dem
Bericht. In drei Vierteln der 82 Staaten, in denen es
entsprechende Umfragen gab, haben die Menschen
den Eindruck, dass Lebensstandard und Lebensqua-
lität sinken.

Die Bundesrepublik Deutschland gehört dazu.


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Aber erst seit einem Jahr!)


Sie müssen den Kommunen jetzt auch einmal erklä-
ren, wie Sie die öffentlichen Investitionen verstetigen
wollen, während sie gleichzeitig ausbluten.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706606100

Herr Kollege.


Klaus Barthel (SPD):
Rede ID: ID1706606200

Vorletzter Satz. – Wir haben beim Konjunkturpro-

gramm gesehen, dass die Angabe darüber, welcher Be-

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(C (D arf hier herrscht, stimmt und dass zum Beispiel die voresehenen Investitionen durch die Kommunen mehrfach berzeichnet wurden. Das alles soll am Ende dieses Jahres auslaufen. Ich enke, hier gibt es viel zu tun. Die Europäische Union ewegt sich in dieser Frage jetzt ja sogar wieder. Wir ffnen uns für eine Fortsetzung gezielter strukturpoliticher und konjunktureller Maßnahmen, und diesen pielraum, der sich hier wieder auftut, sollte die Bundesgierung nutzen, um da, wo es sinnvoll ist, die Konnktur zu stützen und den Aufschwung zu verstetigen. (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706606300

Sie hatten vor geraumer Zeit einen vorletzten Satz an-

ekündigt.


Klaus Barthel (SPD):
Rede ID: ID1706606400

Es waren viele Kommas dazwischen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706606500

Ja. Wir werden das im Protokoll präzise so festhalten,

m möglichen präjudizierenden Wirkungen entgegenzu-
eten.


(Otto Fricke [FDP]: Er ist kein Haushälter! Da muss man Verständnis haben!)


Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der
ollege Dieter Jasper für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dieter Jasper (CDU):
Rede ID: ID1706606600

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen

nd Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! „Ökono-
ische Wirkung der Konjunkturpakete“, das ist das
hema heute. Zur Erinnerung: Was war die Ausgangssi-
ation? In der schwersten Wirtschafts- und Finanzkrise

er Bundesrepublik Deutschland hat die unionsgeführte
undesregierung zwei Konjunkturpakete aufgelegt,
it denen geholfen werden sollte, die Folgen dieser
rise abzumildern. Das Bruttoinlandsprodukt – auch das

ur Erinnerung – ist um 4,9 Prozent eingebrochen. Die
irtschaft hatte die schwerste Rezession der Nach-

riegsgeschichte zu bewältigen.

Durch das Konjunkturpaket I aus dem Jahre 2008,
Beschäftigungssicherung durch Wachstumsstärkung“ ge-
annt, werden Investitionen und Aufträge von Unterneh-
en, privaten Haushalten und Kommunen in einer Grö-

enordnung von rund 50 Milliarden Euro gefördert. Das
onjunkturpaket II aus dem Jahre 2009, „Pakt für Be-

chäftigung und Stabilität in Deutschland“ genannt, um-
sst weitere Maßnahmen mit einem Umfang von weite-
n 50 Milliarden Euro. Wichtige Impulse zur Stützung

er Binnenkonjunktur und zur nachhaltigen Stärkung
es Landes wurden gesetzt.

Wie stehen wir heute da? Erneut waren es die kleinen
nd mittelständischen Unternehmen und ihre Mitarbei-
r, die sich in dieser Zeit als Rückgrat der deutschen





Dr. Dieter Jasper


(A) )


)(B)

Wirtschaft und als stabilisierender Faktor erwiesen ha-
ben. Gestärkt durch die Maßnahmen der beschriebenen
Konjunkturprogramme konnte ein Weg aus der Krise ge-
funden werden.

Deutschland weist im laufenden Jahr ein Wirtschafts-
wachstum von 3,3 Prozent auf. Die größte Volkswirt-
schaft des Euro-Raums lässt alle anderen klassischen
europäischen Industriestaaten hinter sich. Dies ist insbe-
sondere durch den unerwartet kräftigen Anstieg der Auf-
tragszahlen in der Industrie begründet, dem Herzen der
deutschen Wirtschaft. Zum sechsten Mal innerhalb von
acht Monaten ist die Zahl der Auftragseingänge gegen-
über dem Vormonat gestiegen.

Vor allem durch die verbesserte Kurzarbeiterregelung
wurde den Unternehmen und ihren Mitarbeitern Sicher-
heit und Stabilität gegeben. Die Unternehmer konnten
ihre Mitarbeiter in den Krisenjahren weiter beschäftigen,
Entlassungen wurden vermieden, und besonders das
Ziel, die Fachkräfte zu binden, konnte erreicht werden.
Das ist gerade bei der jetzt zu verzeichnenden konjunk-
turellen Erholung von besonderer Bedeutung. Hinzu ka-
men zahlreiche Neueinstellungen. Somit haben wir
heute eine historisch niedrige Arbeitslosenquote von
7,2 Prozent.

Auch die Geldwertstabilität ist gegeben. Die Infla-
tionsrate, der „Taschendieb des kleinen Mannes“, wie sie
genannt wird, liegt bei rund 1 Prozent. Die Lage im Fi-
nanzsektor hat sich entspannt. Das Kredit- und Bürg-
schaftsprogramm im Rahmen des Wirtschaftsfonds
Deutschland hat dazu beigetragen, dass die Kreditver-
sorgung auch in der Krise sichergestellt wurde.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


In einzelnen Branchen sind natürlich Liquiditätspro-
bleme zu beobachten, aber ich kann nicht erkennen, dass
es eine allgemeine Kreditklemme gibt, wie in vielen Me-
dien propagiert wird.

Durch diesen Dreiklang aus gutem Wachstum, niedri-
gen Arbeitslosenzahlen und geringer Inflation zeigt sich,
dass die Maßnahmen zur Finanzmarktstabilisierung und
zur Konjunkturstützung offensichtlich gegriffen haben.
Diesen Erfolg kann die unionsgeführte Bundesregierung
deutlich für sich verbuchen. In schwierigen Zeiten ist es
gelungen, richtige und zukunftsweisende Entscheidun-
gen zu treffen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Welche Handlungsoptionen haben wir? Wir haben
die schlimmsten Folgen der Wirtschafts- und Finanz-
krise überwunden, aber es wird noch einige Zeit dauern,
bis die Euro-Zone wieder das Vorkrisenniveau erreicht
hat. Viele dauerhafte steuerliche Entlastungen für private
Haushalte und Unternehmen werden auch zukünftig
Wachstum und Beschäftigung sichern. Hier sei exempla-
risch die verbesserte Absetzbarkeit von Handwerks-
dienstleistungen oder die Erhöhung der Kinderfreibe-
träge genannt. Andere Maßnahmen waren schon im
Vorfeld befristet angelegt und nur als vorübergehende

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(C (D tützung in einer Phase konjunktureller Schwäche geacht. Eine unnötige Verlängerung der Geltungsdauer dieser aßnahmen oder gar ein Ausbau dergleichen führt zu ettbewerbsverzerrungen und hebelt wichtige Marktechanismen aus. Es darf nicht vergessen werden, dass ie 100 Milliarden Euro, die in die Hand genommen orden sind, nicht auf der hohen Kante lagen. Für diese 00 Milliarden Euro musste ein Kredit aufgenommen erden, der inklusive Zinsen zurückzuzahlen ist. Es wäre fahrlässig, weitere konjunkturelle Stützungsaßnahmen zu fordern und diese auf Pump zu finanzien. Die Solidität und die Nachhaltigkeit der Staatsnanzen müssen wieder erste Priorität haben. Natürlich t es leichter, weiterhin Versprechungen und Zusagen zu achen, diese über Kredite zu finanzieren und die Rück ahlung den kommenden Generationen zu überlassen. uf diese Art und Weise haben wir inzwischen einen chuldenberg von über 1,7 Billionen Euro aufgebaut. as kann nicht der richtige Weg sein. Diesen Weg woln wir auch nicht gehen. Wir müssen sparen, und wir müssen vor allen Dingen onsolidieren. Die im Grundgesetz verankerte Schuldenremse und das daraus resultierende Sparpaket der Bunesregierung ermöglichen es, die Neuverschuldung in en nächsten Jahren zurückzufahren. Solide Staatsfinanen sind die beste Gewähr für eine positive wirtschaftlihe Entwicklung unseres Landes. Kernthemen der deutchen Wirtschaftspolitik müssen Fiskalkonsolidierung, chuldenabbau und Strukturreform sein. Investitionen in orschung, Entwicklung und Bildung sind nötig und üssen weiterhin gefördert werden. Herr Kollege Jasper, gestatten Sie eine Zwischenfrage er Kollegin Vogler? Gerne. Bitte. Herr Kollege Jasper, würden Sie uns bitte erklären, wieweit das von Ihnen genannte Sparpaket der Bunesregierung, das in erster Linie die Schwachen trifft, uswirkungen auf den Mittelstand hat, weil es ja die innenkaufkraft beeinträchtigt, wenn die sozial Schwahen in diesem Land weniger Geld zum Ausgeben haen, und wie das Ganze im Verhältnis zu dem steht, was ie gerade gelobt haben, dass nämlich durch die Erhöung der Kinderfreibeträge und durch die steuerliche bsetzbarkeit von Handwerksleistungen vor allem die esserverdienenden, die Menschen mit höherem Einommen gefördert worden sind? )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706606700
Dieter Jasper (CDU):
Rede ID: ID1706606800
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706606900
Kathrin Vogler (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1706607000

(Zuruf von der CDU/CSU: Quatsch!)





(A) )


Dieter Jasper (CDU):
Rede ID: ID1706607100

Danke für die Frage. Ich habe es ja gerade darzustel-

len versucht. Für mich ist es so, dass die beste Gewähr
für eine prosperierende Wirtschaft solide Staatsfinanzen
sind. All das, was gerade von Ihrer Seite immer wieder
gefordert wird, ist nicht finanzierbar. Dafür wären Kre-
dite erforderlich. Unser Weg muss es aber sein, die
Staatsfinanzen zu regulieren. Wir müssen konsolidieren,
damit die Dinge, die wir uns leisten wollen, auch finan-
zierbar sind. Wir müssen sparen. Das ist für mich der
einzig richtige Weg.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Kathrin Vogler [DIE LINKE]: Frage nicht beantwortet!)


Welches Fazit ist trotz allem zu ziehen? Die ökono-
mischen Wirkungen der Konjunkturpakete sind grund-
sätzlich positiv. Die staatlichen Maßnahmen haben dazu
beigetragen, dass sich unsere Wirtschaft erholt hat und
wir auf einem guten Weg sind, unsere alte Stärke wieder
zu erreichen. Wir besitzen eine hohe Wettbewerbsfähig-
keit auf europäischer und auf internationaler Ebene.

Kritische Punkte sind, wie angemerkt, die Finanzie-
rung dieser Konjunkturpakete durch Kredite ebenso wie
die jetzt lauter werdenden Forderungen nach Verlänge-
rung und Ausbau staatlicher Unterstützungen. Der Staat
hat in der Krise Sicherheit und Vertrauen geschaffen und
in schwierigen Zeiten Rückhalt gegeben. Jetzt sind die
Unternehmer und ihre Mitarbeiter grundsätzlich wieder
in der Lage, ihre erfolgreiche Arbeit selbstständig fort-
zusetzen und den weiteren Weg aus der Krise eigenver-
antwortlich zu gehen.

Eine prosperierende Wirtschaft ist die entscheidende
Voraussetzung für Wohlstand und soziale Gerechtigkeit.
In diesem Sinne wird die CDU/CSU gemeinsam mit den
Kollegen von der FDP eine erfolgreiche Wirtschaftspoli-
tik für die Menschen in unserem Lande machen.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706607200

Ich schließe die Aussprache.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 29 a und b auf:

a) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Kultur und Medien

(22. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Christoph
Poland, Rita Pawelski, Wolfgang Börnsen

(Bönstrup), weiterer Abgeordneter und der

Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordne-
ten Helga Daub, Reiner Deutschmann, Patrick
Meinhardt, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der FDP

Kulturtourismus in Deutschland stärken

– zu dem Antrag der Abgeordneten Ulla Schmidt

(Aachen), Heinz Paula, Sören Bartol, weiterer

Abgeordneter und der Fraktion der SPD

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(C (D Potenziale von Kultur und Tourismus nutzen – Kulturtourismus gezielt fördern – Drucksachen 17/676, 17/1966, 17/2940 – Berichterstattung: Abgeordnete Christoph Poland Ulla Schmidt Helga Daub Dr. Lukrezia Jochimsen Agnes Krumwiede b)

richts des Ausschusses für Kultur und Medien

(22. Ausschuss) zu der Unterrichtung


Grünbuch
Erschließung des Potenzials der Kultur- und
Kreativindustrien
KOM(2010) 183 endg.: Ratsdok. 9073/10

hier: Stellungnahme gegenüber der Bundesre-
gierung gemäß Artikel 23 Absatz 2 des
Grundgesetzes

– Drucksachen 17/2071 Nr. A.39, 17/2941 –

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Dazu höre
h keinen Widerspruch. Dann können wir so verfahren.

Ich eröffne die Aussprache und erteile zunächst der
ollegin Rita Pawelski für die CDU/CSU-Fraktion das
ort.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



(Vorsitz: Vizepräsidentin Katrin GöringEckardt)



Rita Pawelski (CDU):
Rede ID: ID1706607300

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Touris-
us in Deutschland boomt. In diesem Jahr sind bislang
ehr Reisende in unser Land gekommen als vor der Fi-

anz- und Wirtschaftskrise. 15 Millionen ausländische
äste besuchten uns in den ersten sieben Monaten dieses

ahres. Das sind 11,4 Prozent mehr als 2009. Viele die-
er Menschen kommen zu uns und in unsere Städte, um
nsere einzigartige Kultur kennenzulernen.

Im Bereich Kulturtourismus gab es eine Steigerungs-
te von über 30 Prozent. Ich denke, das ist eine sehr

ute Nachricht für unser Land,


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


eil es im Ausland immer beliebter wird, und für die Ar-
eitsplätze im gesamten Tourismusgewerbe. Das ist
uch eine gute Nachricht für unsere Städte, die mit ihrer
inzigartigkeit im kulturellen Bereich werben.

Gerade Städtetouren werden immer beliebter. Im ers-
n Halbjahr stieg die Zahl der Übernachtungen um

tolze 9 Prozent. So könnte man jetzt sagen: „Es läuft
och alles wunderbar“, aber wir wissen, dass Tourismus
ine flüchtige und sensible Sache ist. Vor jeder Planung
der Buchung eines Urlaubs müssen sich die Anbieter





Rita Pawelski


(A) )


)(B)

aufs Neue einem harten Wettbewerb stellen. Der Urlau-
ber vergleicht; er prüft Angebote und Leistung. Darum
ist es nicht gottgegeben, dass der Tourismusboom in
Deutschland anhält. Er muss jedes Jahr, jeden Tag und
jede Stunde neu erkämpft werden. Daher halte ich nichts
von einer Bettensteuer, die einige Städte derzeit anstre-
ben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Sie ist völlig kontraproduktiv, wenn sie lediglich dazu
dient, das Stadtsäckel zu füllen, aber nicht in touristische
Projekte investiert wird; denn das merken die Gäste. Sie
fühlen sich abgezockt und suchen im nächsten Urlaub
ein anderes Domizil, vielleicht in einem anderen Land.

Die Bettensteuer wird damit begründet, dass man da-
mit den reduzierten Mehrwertsteuersatz für Hotelüber-
nachtungen kompensieren wolle. So ganz stimmt das
nicht; denn in Wahrheit würden die Städte mit ihrer
neuen Steuer erheblich mehr einnehmen, als sie verlie-
ren. In Köln zum Beispiel verspricht man sich durch die
neue Steuer Mehreinnahmen in Höhe von 20 Millionen
Euro. Die Ausfälle durch die Steuersenkung für Hotels
betragen aber nur 19 Millionen Euro, und dies nicht für
Köln, sondern für alle Städte und Kommunen in
Deutschland zusammen. Man könnte deshalb auf den
Gedanken kommen, dass irgendjemand im Mathematik-
unterricht nicht aufgepasst hat. Man könnte es auch als
moderne Piraterie bezeichnen.

Ich gebe zu, dass ich die Reduzierung des Mehrwert-
steuersatzes im Hotelgewerbe anfangs sehr kritisch gese-
hen habe. Wahr ist aber, dass die zusätzlichen Mittel von
den Hoteliers nicht in die eigene Tasche gesteckt, son-
dern in Projekte des Tourismus bzw. des Kulturtouris-
mus investiert werden.

Laut einer Umfrage des Hotel- und Gaststättenverban-
des DEHOGA geben die Hotels 717 Millionen Euro für
Investitionen aus. Sie schaffen über 5 700 neue Arbeits-
plätze. Sie senken zum Teil die Übernachtungspreise und
erhöhen die Löhne der Beschäftigten. Kurzum – wir ha-
ben gerade über den konjunkturellen Aufschwung ge-
sprochen –: Auch die Hotels tragen zum Aufschwung in
unserem Land bei.

Ich erinnere daran, dass der Tourismusbereich der
drittstärkste Arbeitsmarkt in unserem Land ist. Darum
kann ich den Städten nur raten: Bedenken Sie bei Ihrer
Entscheidung die Konsequenzen einer Bettensteuer.
Meiner Ansicht nach ist das der falsche Weg; denn wir
sollten unsere Gäste nicht mit neuen Steuern und Abga-
ben abschrecken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Nein, wir müssen sie weiterhin für unsere schönen Land-
schaften und unsere Kultur begeistern. Wir müssen sie
für unsere Theater, Opern, unsere Schlösser und Burgen
sowie unsere 12 000 Schaufeste und Volksfeste begeis-
tern. Wir müssen ihnen Lust auf mehr Deutschland ma-
chen. Wir alle wollen doch, dass sie bei uns bleiben. Wir
wollen doch, dass sie wiederkommen. Wir wollen, dass

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(C (D ie Deutschlands ganze Vielfalt, sein reiches kulturelles rbe und seine einzigartigen Kulturangebote kennenleren. Wir wollen, dass Deutschland ein beliebtes Kulturiseland bleibt. Die Deutsche Zentrale für Tourismus leistet dazu eien sehr wichtigen Beitrag, einen richtig guten Beitrag. ie lockt mit Kunst und Kultur sehr erfolgreich Gäste an, um Beispiel in das Musikland Niedersachsen. Dort gibt s mit den „PartiTouren Niedersachsen“ – das ist nicht it Partytouren zu verwechseln; es geht hier nicht um rinken und Feiern, sondern um Musik – ein Vorzeigeeispiel dafür, wie Kultur und Tourismus Hand in Hand ehen können. Die Zahl solcher Beispiele nimmt erfreucherweise deutschlandweit zu. Aber leider ist das noch mer die Ausnahme. Es gibt nach wie vor Berührungsngste im Verhältnis von Kultur zu Tourismus. Es manelt an Vernetzung. (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Wahrlich schade!)


s gibt Informationsdefizite, vor allem in Marketingfra-
en, und es bestehen ganz konkrete Vermarktungs-
emmnisse. Wir werden das ändern.

Ich freue mich daher sehr, dass mein Angebot zur
berfraktionellen Zusammenarbeit in dieser Frage auf-
egriffen wurde und wir heute einen Antrag verabschie-
en, der von fast allen Fraktionen dieses Hauses getra-
en wird. Kultur verbindet auch parteiübergreifend.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Die Kulturpolitiker haben Kultur!)


as ist doch eigentlich schön.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Mit unserem gemeinsamen Antrag stellen wir die Wei-
hen richtig. Wir wollen, dass Kulturtourismus in
eutschland noch erfolgreicher wird. Bund, Länder und
ommunen werden ein gemeinsames Konzept für den
ulturtourismus entwickeln. Darum kann ich es gar nicht
achvollziehen – das sage ich ganz ehrlich –, dass sich die
änder 2011 aus der Inlandsvermarktung verabschieden.
ir wollen Landesgrenzen mit einer einheitlichen Platt-
rm für kulturtouristisches Marketing überwinden. Das
ternetangebot der DZT soll zu einer Onlineanlaufstelle

usgebaut werden. Kulturcluster sind zu fördern.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1706607400

Frau Kollegin!


Rita Pawelski (CDU):
Rede ID: ID1706607500

Ich komme gleich zum Schluss. – Es soll einen regel-

äßigen Wettbewerb „Kulturregion Deutschland“ ge-
en. Die Informationen über Fördermöglichkeiten wer-
en noch intensiver dargestellt.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1706607600

Frau Kollegin!






(A) )


)(B)


Rita Pawelski (CDU):
Rede ID: ID1706607700

Ich bin sicher: Unser Antrag wird positive Effekte ha-

ben. Aber der schönste Effekt ist: Wir werden dem Aus-
land zeigen, dass wir ein modernes, offenes Land sind, –


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1706607800

Frau Kollegin!


Rita Pawelski (CDU):
Rede ID: ID1706607900

– mit vielen sympathischen, gastfreundlichen, offenen

Menschen.

Danke für Ihre Geduld, Frau Präsidentin.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Eine sehr gute Rede!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1706608000

Ich hatte gar keine Geduld.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Ich wollte gerne noch eine halbe Stunde zuhören! So gut war die Rede!)


Die nächste Rednerin ist die Kollegin Ulla Schmidt
für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1706608100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Liebe Kollegin Pawelski, auch uns wäre es lieber, dass
die Kommunen in einer Situation wären, in der sie keine
Bettensteuer fordern müssten. Das setzt aber voraus,
dass diese Bundesregierung und die sie tragenden Koali-
tionsfraktionen alles dafür tun, dass unsere Kommunen
auf sichere finanzielle Füße gestellt werden. Sie schimp-
fen über die Bettensteuer und entlasten gleichzeitig die
Hoteliers um 1 Milliarde Euro, die dann den Kommunen
fehlt.


(Rita Pawelski [CDU/CSU]: 19 Millionen!)


Sie machen es sich zu einfach. Sie betreiben Klientel-
politik zulasten der Kommunen.


(Marlene Mortler [CDU/CSU]: Falsche Rechnung!)


Das führt dazu, dass Kommunen manchmal Schritte ge-
hen müssen, die sie selber nicht gut finden. Auch das ge-
hört zur Wahrheit.

Die zur Abstimmung stehende Initiative zum Kultur-
tourismus ist, wie ich meine, ein konsequenter Schritt
nach den Anträgen von SPD und Grünen sowie der Gro-
ßen Koalition in den letzten Legislaturperioden. Ich bin
sehr froh darüber, dass wir in den Diskussionen, die wir
in den letzten Wochen geführt haben, deutlich machen
konnten, dass die Förderung des Kulturtourismus mehr
ist, als nur das Potenzial für Wachstum und Beschäfti-
gung zu entfalten. Kultur hat einen Eigenwert auch jen-
seits der ökonomischen Verwertung. Ich bin davon über-
zeugt, dass sie nur dann ein Gewinn für den Tourismus
ist, wenn wir sie in ihrer gesamten Breite und Vielfalt


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(C (D inklusive der Nischenkultur – fördern. Das wird das ennzeichen für eine wirkliche Förderung des Kultururismus sein. Herr Hinsken würde Ihnen gerne eine Zwischenfrage tellen. Möchten Sie die zulassen? – Bitte schön. Vielen Dank, Frau Kollegin Schmidt, dass ich diese wischenfrage stellen kann. – Ich möchte nur von Ihnen issen, ob Ihnen bewusst ist, dass die Forderung, die ehrwertsteuer für das Hotelgewerbe zu senken, ein timmig von der SPD-Landtagsfraktion im Lande Bayrn erhoben wurde, und zwar vor den Wahlen. ie bewerten Sie es, wenn man vor den Wahlen anders ls nach den Wahlen spricht, wie Sie das heute tun? Das t Ihrer nicht würdig. (Gabriele Hiller-Ohm [SPD]: Hier haben wir die Forderung aber nicht gestellt!)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1706608200
Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1706608300

(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


h kenne bessere Seiten an Ihnen.


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1706608400

Herr Kollege, viele hier im Saal haben gefordert, dass

ei einer Reform der Mehrwertsteuer auch die Reduzie-
ng der Mehrwertsteuersätze für das Hotel- und Gast-

tättengewerbe in Betracht gezogen werden müsse. Ich
abe – auch im Wahlkampf – immer gesagt: Dem werde
h nur zustimmen, wenn es gleichzeitig eine Reduzie-
ng der Mehrwertsteuersätze für Medikamente und me-

izinische Produkte gibt; denn das gehört dazu.


(Zuruf von der FDP: Das hätte noch mehr gekostet!)


Deswegen müssen wir uns, auch im Hinblick auf das,
as jetzt auf europäischer Ebene angegangen wird, fra-
en: Wie können wir eine sinnvolle Reform der Mehr-
ertsteuersätze auf den Weg bringen? Zum Beispiel geht

s dabei auch um die Forderung, Mehrwertsteuersätze
r die Produkte zu reduzieren, die Kinder betreffen, und

ieles andere mehr. Das gehört in einen Zusammenhang.
ie aber haben eine ganz spezielle Klientel bedient, die
ie im Wahlkampf unterstützt hat. Das haben Sie noch
ingeschränkt gemacht – es kann keiner von Ihnen sa-
en, dass das eine glückliche Lösung ist –, weil Sie ge-
erkt haben, dass es zu teuer wird, wenn Sie noch für
eitere Bereiche Senkungen der Mehrwertsteuersätze
ornehmen. Das ist Klientelpolitik und hat nichts mit
ersprechungen und Wahlkampfaussagen zu tun, die
ich grundsätzlich auf das Problem der Mehrwertsteuer-
ätze beziehen. Insofern bleibe ich – wie Sie mir das un-
rstellen – redlich.

Ich wünsche mir, dass Sie auch bei anderen Produk-
n fragen, was eigentlich den Menschen in diesem Land
utzt. Wenn sich am Schluss einer Mehrwertsteuerre-
rm herausstellt, dass für Familien alles teurer wird, an-

ererseits aber bestimmte Interessen bedient werden,
ann ist sie nicht gut.





Ulla Schmidt (Aachen)



(A) )


)(B)


(Rita Pawelski [CDU/CSU]: Stimmt doch gar nicht!)


So viel zu dieser Frage.

Ich möchte auf unsere jetzige Diskussion zurückkom-
men. In unserem gemeinsamen Antrag fordern wir die
Bundesregierung auf – ich zitiere –,

… das baukulturelle Erbe durch das UNESCO-
Welterbeprogramm … zu erhalten und zu nutzen,
um die gewachsenen Identitäten von historischen
Städten und Kulturlandschaften zu bewahren, zu
entwickeln …

Und wir fordern dazu auf, das bauhistorische Erbe in
historischen Stadt- und Ortskernen zu fördern.

Gleichzeitig beschließen Sie Kürzungen beim
UNESCO-Welterbeprogramm, bei der Städtebauförde-
rung und beim Denkmalschutz. Es kann doch nicht sein,
dass unsere Forderungen, die wir gemeinsam beschlie-
ßen, schon Makulatur sind, ehe sie überhaupt den Bun-
destag verlassen haben.


(Beifall bei der SPD)


Ich weiß sehr wohl – auch aus den Debatten dieser
Woche –, dass von Ihren Fraktionen ein Antrag einge-
bracht wurde, die Kürzungen zu reduzieren. Aber Fakt
bleibt doch, dass für die Städtebauförderung 120 Millio-
nen Euro weniger zur Verfügung stehen, als es noch im
Rahmen des Haushaltes 2009, der von einem sozialde-
mokratischen Minister verantwortet wurde, der Fall war,
und es ist Fakt, dass für das UNESCO-Welterbepro-
gramm 6 Millionen Euro weniger zur Verfügung stehen.

Jeder und jede in diesem Raum weiß, dass im schlimms-
ten Fall diese 120 Millionen Euro nur ein Drittel der Kür-
zungen sind, die tatsächlich auf die Städte zukommen;
denn gleichzeitig fallen die Kofinanzierungen der Länder
und Kommunen weg. Jeder weiß, dass privates – auch
finanzielles – Engagement oft daran geknüpft wird, wie
viel vonseiten der Kommunen, der Länder oder des Bun-
des gegeben wird.

Angesichts dessen appelliere ich hier an Sie: Lassen
Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass diese Entschei-
dung in der Bereinigungssitzung des Haushaltsausschus-
ses rückgängig gemacht wird. Ich sage Ihnen hier unsere
Unterstützung auch im Hinblick auf die Diskussionen
mit unseren Haushältern zu. Herr Hagemann – er sitzt im
Moment hinter mir – wird dies mittragen.


(Beifall bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Wo kommt denn die Deckung her? Wo kommt denn das Geld her?)


– Man muss überlegen, woher man es nimmt.


(Otto Fricke [FDP]: Nein! Konkret!)


– Herr Fricke, Sie haben dem Haushaltsausschuss lange
genug vorgesessen. Wir sagen: Man muss Ausschau hal-
ten, wo man in den Haushalten sinnvoll sparen kann.
Man kann aber nicht beschließen, etwas Bestimmtes zu
fördern und auszubauen, und gleichzeitig weniger Geld
dafür zur Verfügung stellen. Das verträgt sich nicht. Es

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(C (D t sicher keine intellektuelle Herausforderung, das zu egreifen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich freue mich, dass ir das bürgerschaftliche Engagement stärken, dass wir die Qualifikation der Beschäftigten investieren woln, damit wir genügend Fachkräfte zur Verfügung haen, und dass wir uns gemeinsam darauf verständigen onnten, dass Barrierefreiheit in allen Bereichen eine esentliche Voraussetzung dafür ist, dass Kulturangeote genutzt werden können; denn auch Behinderte, Failien und ältere Menschen, deren Zahl wächst, sollen ilhaben können. Frau Schmidt, möchten Sie eine Zwischenfrage von errn Fricke zulassen? Ich möchte meine Rede jetzt zu Ende bringen. Wichtig ist, dass wir die anstehenden Aufgaben nicht ur als eine deutsche Frage betrachten. Wir müssen sie uch im europäischen Kontext diskutieren. Deshalb berüßen wir sehr, dass mit dem Grünbuch zur Kulturund reativwirtschaft der EU-Kommission eine Diskussion ber eine solche Strategie eingeleitet wurde. Deutschnd kann als Teil Europas von einer sehr offenen Disussion profitieren. Ich muss allerdings sagen, dass wir s kritisch sehen, dass in dem vorliegenden Grünbuch ie öffentliche Kulturförderung allein unter dem Begriff Kulturund Kreativwirtschaft“ behandelt wird. Wir üssen auch in den kommenden Diskussionen sehr auf assen, dass hier keine ökonomistische Einengung gechieht. Ich rate dazu, darauf zu achten, dass immer auch die arktunabhängige Förderung kultureller Vielfalt be acht wird. Ich glaube, in aller Namen zu sprechen, enn ich sage, dass wir gut daran tun, wenn wir die Vor chläge der Kommission von Anfang an in einem Konxt diskutieren, der breiter ist, als es im vorliegenden rünbuch geschieht, und dass wir den Ausbau der kultullen und medialen Bildung als wesentlichen Punkt mit inbringen. Ich bitte die Bundesregierung, die auf der inisterebene verhandelt, dies von Anfang an in ihre trategie zu integrieren. Lassen Sie mich abschließend sagen: Wir wollen die olle Entfaltung der Potenziale des Kulturtourismus. Wir ollen den Ausbau und die Förderung des gesamten kulrellen Angebots in unserem Land einschließlich der ischenkultur. Aber wir wollen auch eine bessere so iale Absicherung der Kulturund Kreativschaffenden, nd das nicht nur in Deutschland, sondern auch auf der uropäischen Ebene. Wir müssen das im Rahmen einer emeinsamen Strategie angehen. Es ist gut, dass zuminest wir, die Mitglieder des Kulturausschusses, uns dauf verständigt haben, dass wir diese Punkte gemein am in die europäische Diskussion einbringen. Ich laube, wir haben gute Chancen, dass wir das, was wir in iesem Antrag gemeinsam fordern, in die Praxis umseten. Ulla Schmidt )

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1706608500
Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1706608600




(A) )

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1706608700

Zu einer Kurzintervention gebe ich das Wort dem

Kollegen Otto Fricke.


Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1706608800

Herzlichen Dank, Frau Präsidentin. – Frau Kollegin

Schmidt, es ist immer sehr schön, zu sagen: Dafür muss
man doch Geld finden; dafür sollte man doch Geld ha-
ben; da sollte man nicht so eine ökonomistische Sicht
haben. – Ich darf Sie auf ein paar Fakten aufmerksam
machen. Wenn Sie aus Ihrer politischen Sicht sagen:
„Die Mehrwertsteuer für das Hotelgewerbe zu ermäßi-
gen, war falsch“, dann ist das Ihr Recht. Wenn Sie sagen:
„Das hat die Kommunen zu viel gekostet“, dann ist das
ebenfalls Ihr Recht.


(Gabriele Hiller-Ohm [SPD]: Genau!)


Wenn Sie aber gleichzeitig sagen: „Ich verlange eine re-
duzierte Mehrwertsteuer bei Medikamenten“, was eine
Überlegung wert ist, dann hätten Sie aber auch auf Fol-
gendes hinweisen müssen: Den Kommunen würde damit
mindestens das Vierfache, eher das Sechsfache von dem
weggenommen, was eine Mehrwertsteuerabsenkung für
das Hotelgewerbe zur Folge hat. Das hätte der Fairness
halber dazugesagt werden müssen.

Wenn Sie sagen, die Kommunen müssten mehr Geld
für die Städtebauförderung bekommen, dann sage ich Ih-
nen: Das würde auch ich mir wünschen. Ebenso würde
ich mir wünschen, dass wir noch Abermillionen für Kul-
tur, den Humus unserer Gesellschaft, ausgeben könnten.
Darüber hinaus würde ich mir wünschen, dass wir für
Bildungspolitik mehr Geld zur Verfügung hätten. Das
kann aber nicht dazu führen, dass Sie sagen, man müsse
eben eine Lösung finden. So können Sie keine konkrete
Politik machen.


(Tabea Rößner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Über Stuttgart 21 kann man streiten!)


Der Kollege Hagemann, der im Haushaltsausschuss im-
mer hart streitet, weiß genau, dass das mit Blick auf die
Schuldenbremse konkret gefasst werden muss. Es kann
nicht sein, dass ein Teil des Parlamentes dafür zuständig
ist, Forderungen zu stellen, während der andere Teil für
die Kärrnerarbeit zuständig ist und entscheiden muss,
woher das Geld genommen werden soll.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Aber den Banken Milliarden geben! – Gegenruf der Abg. Rita Pawelski [CDU/CSU]: Was ist das denn für ein Zusammenhang?)


Ich hätte mir gewünscht, dass Sie das konkret gefasst
hätten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1706608900

Frau Schmidt zur Erwiderung.

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(C (D Herr Kollege Fricke, weil ich verantwortungsvolle olitik machen möchte, habe ich angesichts der jetzigen aushaltssituation nicht gefordert, die Mehrwertsteuer uf Medikamente auf den halben Satz zu reduzieren; enn ich weiß, dass eine solche Reduktion nur möglich t, wenn eine Reform der gesamten Mehrwertsteuer unr Betrachtung des Gesamthaushaltes auf den Weg geracht wird. (Otto Fricke [FDP]: Dann machen wir eine Kommission!)

Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1706609000

eswegen bleibe ich dabei: Wenn Sie so vieles für wün-
chenswert, aber nicht umsetzbar halten, ist es umso
chlimmer, dass Sie für eine kleine Klientelgruppe
Milliarde Euro zur Verfügung stellen, die Sie für an-

ere wichtige Dinge – für Bildung, Städtebauförderung,
as Programm „Soziale Stadt“, kulturelle Bildung –
icht haben. Da beißt die Maus keinen Faden ab: Das
leibt Klientelpolitik, und es war unredlich, das zu Be-
inn des Jahres zu beschließen.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Otto Fricke [FDP]: Aber einen konkreten Vorschlag können Sie nicht machen! Immer nur ein Argument!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1706609100

Die Kollegin Helga Daub hat jetzt das Wort für die

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Helga Daub (FDP):
Rede ID: ID1706609200

Frau Präsidentin! Liebe Kollegen! Liebe Kollegin-

en! Als ich heute in diesen Saal gekommen bin, bin ich
avon ausgegangen, dass der Kulturtourismus sich nicht
azu anbieten würde, sich parteipolitisch zu beharken.
ie letzten Minuten konnten einen vom Gegenteil über-

eugen.


(Gabriele Hiller-Ohm [SPD]: Herr Fricke hat es wieder geschafft!)


ber gut, wenn es denn sein muss.

Gleichwohl bin ich froh, dass wir jetzt etwas vorlie-
en haben, was wir gemeinsam erreicht haben. Das zeigt
och, dass man bei gewissen Punkten über Parteigrenzen
inweg gut zusammenarbeiten kann. Schließlich ist Kul-
rtourismus ein wichtiges Thema. Ich freue mich ganz

esonders, dass wir die Initiative gemeinsam mit der
PD und mit den Grünen bei Enthaltung der Linken be-
chließen konnten. Das ist ein schöner Erfolg für den
ulturtourismus in Deutschland.

Wir nehmen hier übrigens eine Spitzenposition in
uropa ein, denn wir liegen – hinter Frankreich – an
weiter Stelle. Der Städtetourismus boomt; Frau
awelski hat das vorhin schon angesprochen. Gerade da
egt ein großes Potenzial für den Kulturtourismus. Aber
as Bessere ist der Feind des Guten. Das heißt, wir müs-
en uns weiterhin anstrengen, Konkurrenzen, Hemm-





Helga Daub


(A) )


)(B)

nisse und strukturelle Probleme schnellstmöglich abzu-
bauen.

Kultur und Touristik – das ist mittlerweile eine Sym-
biose, ohne dass sich, wie es früher oft der Fall war, den
Kulturschaffenden alleine bei dem Gedanken an eine
Vermarktung durch den Tourismus die Schneidezähne
kräuseln. Mit „Vermarktung“ meine ich an dieser Stelle
allerdings Teilhabe, die Möglichkeit, die Kultur breiten
Schichten zu öffnen und zur Verfügung zu stellen. Da-
rauf gründet sich unsere Forderung an die Bundesregie-
rung, der Empfehlung der Enquete-Kommission „Kultur
in Deutschland“ zu folgen und die Schaffung einer Platt-
form für strategisches kulturpolitisches Marketing von
Bund und Ländern unter Einbeziehung der Dachver-
bände aus Kunst, Kultur und Tourismus zu prüfen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ziel muss sein, das kulturelle und nicht zuletzt das wirt-
schaftliche Potenzial besser auszuschöpfen. Außerdem
hat Kulturtourismus durchaus auch eine soziale Kompo-
nente; das sollten wir nicht vergessen.

Daher sollte die Bundesregierung auch das Gespräch
mit den Ländern und den Kommunen aufnehmen. Ich
bin genauso enttäuscht darüber, Frau Pawelski, dass die
Länder sich ab 2011 aus der Inlandsfinanzierung zurück-
ziehen. Wenn sie es denn täten, um ihrerseits Kultur-
arbeit zu betreiben, wäre das nicht so schlimm. Die Er-
fahrungen weisen aber in eine andere Richtung. Es ist zu
befürchten, dass die Mittel im allgemeinen Haushalt ver-
schwinden, und das wäre schade.


(Zuruf von der FDP: Das ist leider wahr!)


Das Gespräch muss gesucht werden. Selbstverständlich
muss das alles unter Wahrung der Interessen der Kom-
munen und auch der Länder geschehen.

Wir haben in dem zusammengeführten Antrag – Sie
alle haben ihn gelesen – viele, aber allesamt umsetzbare
Forderungen in Bezug auf Strategie, Barrierefreiheit,
Marketing und verbesserte Zusammenarbeit zusammen-
gestellt. Highlights wie „RUHR.2010“ – das war nun
wirklich ein Highlight – haben gezeigt, wie man so et-
was machen kann. Ich freue mich, dass wir diesmal ge-
meinsam vorgehen. Wir sind auf einem guten Weg. Ich
hoffe, wir gehen diesen Weg weiter – für unser Land und
die vielen Menschen, die unser schönes Land besuchen.

Danke.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1706609300

Luc Jochimsen hat jetzt das Wort für die Fraktion Die

Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1706609400

Frau Präsidentin! Meine Kolleginnen und Kollegen!

Ein Gespenst geht um in Europa, seit der US-Öko-
nom Richard Florida vorgerechnet hat, dass nur die

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(C (D Städte prosperieren, in denen sich die „kreative Klasse“ wohlfühlt. o beginnt das Manifest Not in Our Name – Nicht in unerem Namen – Marke Hamburg! vom Oktober 2009. Die Verfasser, eine Gruppe von Künstlern und Kulturchaffenden, darunter Rocko Schamoni und Peter Loheyer, fordern eine menschliche Stadt, die nicht allein ach den Regeln optimaler Kapitalverwertung funktioiert, eine Stadt, in der die Bewohner mit ihren vielfältien Interessen im Mittelpunkt stehen, eine Stadt, in der unst und Kultur nicht nur eine attraktive Dekoration ur Aufwertung eines kulturtouristischen Standorts sind. Dieses Manifest Nicht in unserem Namen hat eine ndesweite Diskussion über die Vermarktung von Städn angestoßen und zu einer Protestbewegung weit über amburg hinaus geführt. Durch den Protest wurde in amburg das Künstlerquartier „Gängeviertel“ gerettet. ber die Stadtpolitik setzt weiter auf die kulturtouristi che Marke Hamburg. Sie schließt das Altonaer Mueum – wer kommt schon nach Altona? – und setzt auf as Gigantomanieprojekt Elbphilharmonie; das wird ein ouristenmagnet. ie Stadtpolitik korrigiert sich nur dort, wo der Bürgerrotest nicht mehr zu vernachlässigen ist. Der Bürgerrotest nimmt zu – siehe Stuttgart 21! –, und wir haben as sehr ernst zu nehmen. (Beifall bei der LINKEN – Rita Pawelski [CDU/CSU]: Oh, ich wusste es! Auf Sie kann man sich immer verlassen! – Christoph Poland [CDU/CSU]: Da fahren die Kulturtouristen natürlich hin, zum Bahnhof! – Otto Fricke [FDP]: Sie hätten auch noch den Ostbahnhof als Hauptbahnhof behalten!)


(Rita Pawelski [CDU/CSU]: Wird es auch!)


Ich habe den Künstlerprotest ganz bewusst an den Be-
inn dieser Rede gesetzt, damit wir im Parlament heute
icht nur, wie so oft, das Wunder der prosperierenden
ultur- und Kreativwirtschaft, den Städtetourismus-
oom, beschwören. Die arbeitsmarkt- und beschäfti-
ungspolitische Bedeutung ist unstrittig, aber Kultur ist
ehr als eine Ware. Sie ist ein öffentliches Gut und we-

entliches Moment von Lebensqualität.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Ulla Schmidt [Aachen] [SPD])


avon sollten wir ausgehen, wenn wir über Kulturwirt-
chaft und über Kulturtourismus reden. Wir müssen da-
ei auch die soziale Seite und die Lage der Kreativen be-
chten.

Gerade dieser soziale Aspekt fehlt in dem nunmehr
usammengeführten Antrag zum Kulturtourismus, der
on den Fraktionen der CDU/CSU, FDP, SPD und
ündnis 90/Die Grünen getragen wird. Die Linke hatte
Kulturausschuss mehrfach versucht, diesen Mangel

u beheben und zu erreichen, dass wenigstens noch ein,
wei Sätze zur sozialen Lage der Kreativen und Kultur-
chaffenden eingefügt werden – leider vergeblich. Des-





Dr. Lukrezia Jochimsen


(A) )


)(B)

wegen – weil das fehlt – stimmen wir nicht zu, sondern
werden uns bei der Abstimmung enthalten.

Wir sind dafür, den Kulturtourismus besser zu för-
dern, und können viele Forderungen unterschreiben.
Aber wer Kulturtourismus fördern will, muss auch und
gerade gute Arbeitsbedingungen für die betroffenen Be-
rufsgruppen schaffen und dafür sorgen, dass die kultu-
relle Infrastruktur in den Ländern und Kommunen in ih-
rer Vielfalt erhalten bleibt. Sie ist nämlich die Basis für
den Kulturtourismus.


(Beifall bei der LINKEN)


Deshalb ist wichtig, dass sich das Parlament heute mit
der Entschließung zum Grünbuch „Erschließung des
Potenzials der Kultur- und Kreativindustrien“ der Euro-
päischen Kommission äußert. Darin heißt es:

Die Attraktivität der Branche der Kultur- und Krea-
tivwirtschaft kann auf Dauer nur gewährleistet wer-
den, wenn die Einkommen der Künstlerinnen und
Künstler und künstlerisch Kreativen angemessen
sind.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie wissen, dass diese
heute nicht angemessen sind und dass die Tendenz eher
dahin geht, dass sie immer geringer werden, als dass sie
angemessener werden. Insofern müssen wir stärker als
bisher an die Kreativen, die durch ihre Kultur unsere
Städte attraktiv machen, denken.

Deswegen stimmen wir der Entschließung ohne Wenn
und Aber zu; beim Antrag enthalten wir uns.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Ulla Schmidt [Aachen] [SPD])



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1706609500

Jetzt spricht der Kollege Markus Tressel für

Bündnis 90/Die Grünen.


Markus Tressel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1706609600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich freue mich, dass wir heute wieder über das Thema
Kulturtourismus diskutieren. Er ist wichtig für die kultu-
relle und touristische Entwicklung Deutschlands. Des-
halb freue ich mich ganz besonders, dass wir heute auf
einer weitgehend gemeinsamen Basis diskutieren kön-
nen. Das möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich beto-
nen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


In einem Punkt waren wir uns ja auch schon im Fe-
bruar einig: Deutschland muss die Synergien von Touris-
mus und Kultur stärker nutzen. Das ist nicht nur ökono-
misch folgerichtig, sondern auch kulturell. Deshalb – das
kann ich für meine Fraktion sagen – haben wir uns, ge-
meinsam auch mit den Sozialdemokraten, bemüht, die
interfraktionellen Verhandlungen über einen gemeinsa-
men Antrag positiv abzuschließen. Ich glaube, man kann
mit Blick auf das heute vorliegende Papier sagen: Das

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(C (D rgebnis ist solide, auch wenn wir uns an der einen oder nderen Stelle mehr gewünscht hätten. Das möchte ich n dieser Stelle gar nicht verhehlen. Ich möchte noch einige Punkte ansprechen, die uns ichtig erscheinen: Die alte Weisheit „Ohne Moos nichts los“ gilt auch in iesem Bereich. Deshalb war es uns ein zentrales Anlieen, dass der Finanzierungsaspekt im Antrag nicht auseblendet wird. Er ist ein zentrales Thema in diesem ereich. Es wurde vorhin schon angesprochen: Wir ussten die angespannte Haushaltslage berücksichtigen. h möchte jetzt zwar nicht wieder von der Mehrwert teuerabsenkung sprechen – das hat die Kollegin chmidt eben ausreichend getan –, aber darauf hinweien, dass wir einen verstärkten Dialog zwischen Bund, ändern und Kommunen insbesondere über Finanziengsfragen brauchen. Ich möchte noch einmal betonen: ie Finanzierungsfrage ist eine zentrale Frage, wennleich im Antrag natürlich auch andere Faktoren angeprochen werden, die ebenfalls sehr wichtig für den Ausau des Kulturtourismus sind. Bessere Koordinierung löst keine finanziellen Nöte, ir können aber durch eine bessere Koordinierung Proleme effektiver anpacken oder gar dafür sorgen, dass robleme gar nicht erst entstehen. Wir alle wissen aber uch, liebe Kolleginnen und Kollegen: Kultur und Tousmus sind freiwillige Aufgaben. Das macht es besoners „attraktiv“ für die öffentliche Hand, hier den Rottift anzusetzen. Wir alle haben in den letzten Wochen nrühmliche Beispiele mitbekommen. Ich erinnere nur n die auslaufende Förderung für die Tourismuszentran in Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt. Aus un eren kommunalpolitischen Erfahrungen wissen wir alle benfalls, dass die Schließung von Theatern und Museen ielerorts zur Debatte steht. Diese Probleme müssen wir ehr ernst nehmen und dafür Sorge tragen, dass die Mitlansätze für bestehende Förderprogramme nicht redu iert werden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


llerdings, liebe Kolleginnen und Kollegen, befürchte
h, dass das trotz dieses Antrages an einigen Stellen
assieren wird.

Die Kollegin Schmidt hat in diesem Zusammenhang
inen Bereich angesprochen, auf den auch ich eingehen
öchte: das UNESCO-Welterbeprogramm. Wir können

icht auf der einen Seite im Antrag festschreiben, dass
ir unsere Welterbestätten ausbauen bzw. entsprechend

chützen wollen, und auf der anderen Seite zugleich die-
es wichtige Programm auslaufen lassen. Eine solche
orgehensweise läuft einer zentralen Forderung dieses
ntrages zuwider. Das finde ich außerordentlich schade.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir brauchen also – das zeigt dieses Beispiel – deut-
ch mehr Konsequenz in der finanziellen Absicherung
nserer kulturellen Schätze. Hier sind wir an einem zen-





Markus Tressel


(A) )


)(B)

tralen Punkt: Ohne diese Schätze und auch ohne ihre
Pflege gibt es keinen Kulturtourismus. Dass dieser zum
Erliegen kommt, wäre genau das Gegenteil von dem,
was wir uns alle gemeinsam wünschen.

Die Kreativwirtschaft wächst und wächst. Ihr weiterer
Ausbau darf nicht an finanziellen Engpässen scheitern,
weil sie für den Kulturtourismus wichtig ist. Deswegen
ist es an dieser Stelle wichtig, bestehende Förderinstru-
mente der EU oder anderer offensiver an die Akteure he-
ranzutragen. Wir freuen uns darüber, dass wir das in dem
gemeinsamen Antrag verankern konnten und damit eine
Bresche dafür schlagen konnten, dass die Arbeit dort
verbessert werden kann.

Summa summarum: Wir haben festgestellt, dass ge-
meinsam vieles besser geht, auch wenn es an einigen Stel-
len noch mehr Klarheit bräuchte. Ich glaube, mit dem Er-
gebnis der gemeinsamen Arbeit können wir trotzdem
zufrieden sein. Hier geht es um ein Zeichen an die Länder
und Kommunen. Kulturtourismus ist eine Chance. Aus-
gaben in diesem Bereich lohnen sich, Einsparungen rä-
chen sich. Nach diesem Prinzip sollten wir auch im Bund
handeln.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1706609700

Christoph Poland hat jetzt das Wort für die CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Christoph Poland (CDU):
Rede ID: ID1706609800

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Vorab: Wir
haben einen gemeinsamen Antrag auf den Tisch gelegt,
der in sehr guten Verhandlungen zwischen CSU, CDU,
FDP, SPD und Grünen verhandelt worden ist. Auch Herr
Tressel hat dies betont. Aber, Frau Jochimsen, es geht
hier nicht um Kultursozialismus.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir mussten schon in den Antragsberatungen feststellen:
Sie sind bei Kultur immer nur dann dabei, wenn andere
dafür zahlen.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Das geht eben nicht!)


Noch heute ist wahr, was Adenauer einmal gesagt hat:
Alles, was die Sozialisten vom Geld verstehen, ist die
Tatsache, dass sie es von anderen haben wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich werde Ihnen in meiner Rede einige Beispiele nen-
nen, die zeigen, wie Kulturtouristen auch durch die Ho-
telförderung angelockt werden, weil nämlich Hotels,
wenn sie klug sind, die Kostenersparnis an Touristen

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(C (D eitergeben, ihr Personal besser schulen und ihre Häuer auf Vordermann bringen. Herr Kollege, möchten Sie eine Zwischenfrage von rau Jochimsen zulassen? Bitte. Bitte schön. Herr Kollege, ich würde Sie gerne fragen. Gesetzt den all, wir hätten dem Antrag an der Stelle, an der wir ihm infach nicht folgen konnten, weil wir fanden, dass die oziale Frage nicht genug beachtet wird, dennoch zugetimmt: Geben Sie mir recht, dass Sie dann dafür gesorgt ätten, dass wir Linke von dem Antrag ausgeschlossen erden, weil Sie grundsätzlich überhaupt keinerlei frakonsübergreifende Anträge zusammen mit meiner Frakon machen? (Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Das stimmt doch gar nicht!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1706609900
Christoph Poland (CDU):
Rede ID: ID1706610000
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1706610100
Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1706610200

tellen Sie sich also bitte nicht hierhin und beklagen,
ass es keine gemeinsamen Anträge gibt. Sie schließen
ns grundsätzlich von fraktionsübergreifenden Anträ-
en aus – da können wir machen, was wir wollen –,


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Denken Sie einmal nach, warum!)


gal ob wir übereinstimmen oder nicht. Selbst wenn wir
nträge einbringen und Sie sie inhaltlich übernehmen
nd zu sogenannten interfraktionellen Anträgen machen,
erden wir ausgeschlossen. Sagen Sie also bitte nicht, es
abe keine Gemeinsamkeit gegeben; denn nach Ihrer
nsicht darf es überhaupt keine Gemeinsamkeit mit der
inksfraktion geben.


(Beifall bei der LINKEN – Rita Pawelski [CDU/CSU]: Richtig!)



Christoph Poland (CDU):
Rede ID: ID1706610300

Frau Jochimsen, inhaltlich gibt es durchaus einige

bereinstimmungen. Aber Sie haben sich von den Ver-
andlungen selbst ausgeschlossen, indem Sie darauf be-
tanden haben, dass es bei einem solchen Antrag immer
m soziale Dinge gehen müsse.


(Dr. Lukrezia Jochimsen [DIE LINKE]: Richtig! In diesem Fall, ja!)


ber das ist nicht der Inhalt dieses Antrags. Deswegen
ibt es keine gemeinsame Verhandlungsbasis.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich möchte Ihnen einige Beispiele aus meinem Wahl-
reis nennen, die zeigen, wie man mit degressiver Förde-
ng leben kann. Mit einer Anschubfinanzierung der

tadt entstand der Ueckermünder Musiksommer auf





Christoph Poland


(A) )


)(B)

dem Ueckermünder Marktplatz; dies ist eine schöne Sa-
che. Nach zwei Jahren hat sich das allein getragen. Die
Unternehmen der Stadt zahlen die Ausgaben aus eigener
Tasche, weil sie merken, dass diese touristische Attrak-
tion ihnen nutzt.

Ich nenne ferner das Kulturzentrum Alte Kachelofen-
fabrik in Neustrelitz. Jedes Jahr wird das dazugehörige
Kino von Bernd Neumann mit einem Preis ausgezeich-
net. Das angeschlossene Öko-Hotel strahlt weit über die
Grenzen der Stadt hinaus. Oder nehmen Sie die Aktion
„Mecklenburgische Seenplatte wasserREICH – barriere-
ARM“. Hier weisen wir Multiplikatoren darauf hin
– dies haben wir auch in dem Antrag festgehalten –, wie
wir dem Ruf nach Barrierefreiheit gerecht werden.

Für den Kulturtourismus gilt: Großstädte und Klein-
städte sowie ländliche Räume profitieren von der zuneh-
menden Nachfrage. Ich habe hierzu ein Beispiel für Ber-
lin herausgesucht. Letztens hat die Zeitung Die Welt von
wunderbaren Zahlen berichtet: Allein im Jahr 2008 hat
der Tourismus in Berlin 9 Milliarden Euro Umsatz er-
zielt. Ein großer Teil der Besucher reist wegen der Kul-
tur, der Theater, der Konzerte, der Schlösser und der Mu-
seen hierher.


(Rita Pawelski [CDU/CSU]: Und wegen des Bundestags!)


– Sicher auch wegen des Bundestages und des schönen
Regierungsviertels. – Von den 9 Milliarden Euro ver-
bleibt 1 Milliarde Euro im Stadtsäckel. Berlin hat einen
Kulturetat von 370 Millionen Euro. Unter dem Strich
muss die Stadt Berlin also nichts draufzahlen: Die Kultur
rechnet sich von alleine.

Sie haben schon im Zusammenhang mit unserem An-
trag zur Kultur- und Kreativwirtschaft erfahren, dass die
Kultur ein zuverlässiger Jobmotor ist. Ich will nur zwei
Zahlen nennen: Die Zahl der Arbeitsplätze ist hier in den
letzten zehn Jahren um 3 Prozent gestiegen. Wenige
Branchen sind so erfolgreich wie die Kulturwirtschaft.
825 000 Beschäftigte werden zu diesem Bereich gezählt.
Frau Jochimsen, die Beschäftigten können sich von ihrer
Arbeit ernähren; die meisten werden nicht schlecht be-
zahlt. Die Kultur- und Kreativwirtschaft zieht mit der
Chemiewirtschaft gleich und übertrumpft die Automo-
bilwirtschaft. Auch der Kulturtourismus profitiert von
der Kreativwirtschaft.

Ich möchte einen Punkt aus dem Antrag hervorheben,
der uns sehr wichtig war: bürgerschaftliches Engage-
ment. Es gibt zwei Säulen, die den Kulturtourismus im
Wesentlichen tragen: die Wirtschaft sowie das bürger-
schaftliche Engagement bzw. das Ehrenamt.

Seit dem Jahr 2000 steigt die Zahl der Kulturreisen;
das haben wir heute schon gehört. Laut World Travel
Monitor ist die Zahl der Kulturreisen nach Deutschland
um 30 Prozent gestiegen. Es ist kein Wunder, dass das
kulturelle Deutschland so beliebt ist. Ich weise in diesem
Zusammenhang nur auf die 33 UNESCO-Welterbestät-
ten hin; wir haben vorhin davon gehört. Wir können von
der Küste bis zum Bodensee gehen, von der Stralsunder
Altstadt bis zur Klosterinsel Reichenau: Überall kom-
men Menschen in unsere romantischen Städte und in die

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(C (D chönen Stadtzentren, die wir ausgebaut haben und trotz iniger Sparmaßnahmen weiter ausbauen werden. Lassen Sie mich zusammenfassen: Der Städteund ulturtourismus zählt zu den wichtigsten Segmenten des eutschland-Tourismus. Es gibt Orte, die allmählich beannt werden. Ich will Ihnen ein Beispiel geben. (Hans-Joachim Hacker [SPD]: Neustrelitz zum Beispiel!)


Richtig! Danke für den Tipp. Ich wollte eigentlich gar
icht so heimatnah argumentieren. – Mein Beispiel ist
as Hans-Fallada-Haus in Carwitz. Nach der Aufnahme
s Blaubuch haben sich dort Sponsoren und Unterneh-
er gefunden, die die Einrichtung des Originalesszim-
ers des Dichters Hans Fallada bezahlt haben. Das ging

hne irgendwelches Geld von öffentlichen Stellen.

Ich selbst lebe Kulturtourismus. Ich mache auch Ge-
chenkreisen. Zum Beispiel fahre ich mit meinem Thea-
rförderverein übernächste Woche für drei Tage nach
hemnitz. Ich verschenke Reisen und fahre selber bei-

pielsweise zu den Störtebeker-Festspielen oder zu den
chlossgartenfestspielen. Oder nehmen Sie die Passions-
piele in Oberammergau – ich war in diesem Jahr dort –:
,5 Millionen Euro der Einnahmen bleiben in der Ge-
einde. Die Friseure haben auch noch Hochkonjunktur,
eil sie jetzt die Haare – die vielen „Jesus-Frisuren“
erden nicht mehr benötigt – abschneiden. Wir haben
ie Nibelungen-Festspiele in Worms, die Musikfest-
piele in Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Hol-
tein und auf Usedom sowie das Weltmusikfestival in
udolstadt.

Ich möchte mit Augustinus enden:

Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine
Seite davon.

as ist ein guter Leitspruch für den Kulturtourismus.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1706610400

Reiner Deutschmann hat das Wort für die FDP-Frak-

on.


(Beifall bei der FDP)



Reiner Deutschmann (FDP):
Rede ID: ID1706610500

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

amen und Herren! Die Prognosen der Wirtschaftswei-
en sagen der deutschen Wirtschaft in diesem und auch

nächsten Jahr solide Wachstumszahlen voraus, wäh-
nd andere Länder noch in starkem Maße mit den Fol-

en der Wirtschafts- und Finanzkrise kämpfen. Gleich-
eitig sinkt die Arbeitslosenquote auf den niedrigsten
ert seit Anfang der 90er-Jahre.

Wenn man sich die Gründe für diesen Aufschwung
nsieht, dann erkennt man, dass auch die Kultur- und
reativwirtschaft zu diesem Erfolg beiträgt. Selbst in
er jüngsten Wirtschaftskrise sank der Umsatz der Kul-
r- und Kreativindustrie vergleichsweise nur leicht um





Reiner Deutschmann


(A) )


)(B)

3,5 Prozent, während der Rückgang in der Gesamtwirt-
schaft 8,5 Prozent betrug.


(Jens Ackermann [FDP]: Hört! Hört!)


Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten
ist im letzten Jahr sogar um rund 24 000 auf 787 000 ge-
stiegen.


(Jens Ackermann [FDP]: Genau!)


Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich auch die Eu-
ropäische Union der Erschließung dieses Potenzials an-
nimmt. Schließlich arbeiten in der EU über 5 Millionen
Menschen in der Kultur- und Kreativwirtschaft. Damit
leisten sie einen Beitrag zum EU-Bruttoinlandsprodukt
von circa 2,6 Prozent.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Die Kultur- und Kreativindustrie hilft beim Struktur-
wandel. Dort, wo alte Industrien niedergehen, blühen
neue kreative Unternehmen auf. Das Ruhrgebiet als Kul-
turhauptstadt – RUHR.2010 – zeigt, wie auch Kultur
helfen kann, den notwendigen Strukturwandel zu bewäl-
tigen. Wir stehen in einem weltweiten Wettbewerb. Gute
Ideen zu haben, war immer ein Standortvorteil Deutsch-
lands. Aufstrebende Länder wie China und Indien haben,
was Kreativität und Innovation angeht, inzwischen im-
mer öfter die Nase vorn. Hier muss Europa wieder auf-
schließen.


(Jens Ackermann [FDP]: Sehr richtig!)


Das Grünbuch der Europäischen Union zur Erschlie-
ßung des Potenzials der Kultur- und Kreativindustrien
dient der Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbe-
dingungen. Ziel ist es, wichtige Triebkräfte zu unterstüt-
zen und gleichzeitig Hemmnisse abzubauen. Das betrifft
den Ausbau der Infrastruktur, zum Beispiel durch flä-
chendeckende Versorgung mit Breitbandinternet sowohl
im ländlichen als auch im städtischen Raum, genauso
wie die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Hier leistet das Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativ-
wirtschaft des Bundes mit seinen acht Regionalbüros
eine sehr wichtige Arbeit.

Wir unterstützen mit unserem Entschließungsantrag
vom 7. Juli ausdrücklich die Initiative der EU-Kommis-
sion. Das Potenzial der Kultur- und Kreativindustrien ist
einfach zu groß und zu wichtig, als dass man diese Ent-
wicklung dem Zufall überlassen sollte. Wir brauchen
vielmehr einen systematischen Ansatz, um das Wachs-
tum dieses Wirtschaftszweiges weiter zu befördern.

Ohne Frage: Kreativität hängt auch immer von guter
Bildung ab. Das betrifft nicht nur die Naturwissenschaf-
ten, sondern genauso den kulturellen Bereich. Auch hier
ist die Ebene der Europäischen Union noch stärker ge-
fordert. Ohne Kreativität gibt es keine Innovationen, und
ohne Innovationen gibt es kein Wirtschaftswachstum.

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(C (D Ein Fundament jeder Kreativität ist für uns Liberale er Schutz des geistigen Eigentums. Dort, wo Ideen und eistige Leistungen nicht mehr ausreichend geschützt ind, wird es über kurz oder lang einen Rückgang an reativität geben. Kreativität muss sich lohnen, auch in orm einer angemessenen Vergütung. Daher verdient die reative Leistung unsere besondere Aufmerksamkeit. Vielen Dank. Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Abstimmung über die Beschlussmpfehlung des Ausschusses für Kultur und Medien auf rucksache 17/2940 zu dem Antrag der Fraktion der DU/CSU und FDP auf Drucksache 17/676 mit dem Titel Kulturtourismus in Deutschland stärken“ und zu dem ntrag der Fraktion der SPD auf Drucksache 17/1966 it dem Titel „Potenziale von Kultur und Tourismus utzen – Kulturtourismus gezielt fördern“. Der Auschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung, die geannten Anträge zusammenzuführen und in der Aushussfassung anzunehmen. Wer stimmt für die Beschluss mpfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – ie Beschlussempfehlung ist angenommen bei Zustimung durch die vier einbringenden Fraktionen, dagegen at niemand gestimmt, die Fraktion Die Linke hat sich nthalten. Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Auschusses für Kultur und Medien auf Drucksache 17/2941 u dem Grünbuch „Erschließung des Potenzials der Kulrund Kreativindustrien“. Der Ausschuss empfiehlt, in enntnis der Unterrichtung eine Entschließung gemäß rt. 23 Abs. 2 Grundgesetz anzunehmen. Wer stimmt r diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – nthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist einstimig angenommen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 30 sowie Zusatzunkt 8 auf: 30 Beratung des Antrags der Abgeordneten Jörn Wunderlich, Cornelia Möhring, Diana Golze, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE Arbeit familienfreundlich gestalten – Drucksache 17/3189 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Rechtsausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Arbeit und Soziales P 8 Beratung des Antrags der Abgeordneten Katja Dörner, Ekin Deligöz, Kai Gehring, weiterer Ab Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt )


(Beifall der Abg. Helga Daub [FDP])


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1706610600




(A) )

geordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN

„Kinder, Küche und Karriere“ – Vereinbar-
keit für Frauen und Männer besser möglich
machen

– Drucksache 17/3203 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (f)

Ausschuss für Arbeit und Soziales

Es ist verabredet, hierzu eine halbe Stunde zu debat-
tieren. – Dazu sehe und höre ich keinen Widerspruch.
Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
Jörn Wunderlich für die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Jörn Wunderlich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1706610700

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Ein Intro zur Kinderbetreuung lasse ich ein-
mal weg. Die Grünen werden da gleich sicher entspre-
chende Ausführungen zu ihrem Antrag machen, welcher
im Übrigen eine schöne Ergänzung unseres Antrags ist.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Das ist doch eine tolle Allianz!)


In unserem Antrag geht es darum, Rahmenbedingun-
gen mit dem Ziel zu schaffen, Elternschaft lebbar zu ma-
chen und den Bedürfnissen junger Familien besser zu
entsprechen. Es geht um den Kündigungsschutz und um
bessere Möglichkeiten des beruflichen Wiedereinstiegs
mit anschließender Rücksicht auf die familiäre Situation.
Weil im Regelfall alle Kinder mit sechs Jahren einge-
schult sind, fordern wir, den Kündigungsschutz entspre-
chend zu erweitern. Das ist der Kern unserer Aussage
zum Kündigungsschutz.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich muss betonen, dass es nicht um eine sechsjährige
Auszeit geht, erst recht nicht nur von Müttern; wir reden
von Eltern. Dass die Berufsrückkehr ein wesentlicher
Punkt ist, haben wir im Ausschuss schon mehrfach fest-
gestellt. Es geht um eine entsprechende Qualifizierung
für den Wiedereinstieg in den Beruf. Wir alle wissen
doch, dass der Wiedereinstieg, beispielsweise nach einer
dreijährigen Pause, ausgesprochen schwierig ist.

Die Förderung der Berufsrückkehr ist ein wesentli-
cher Punkt unseres Antrags. Im Ausschuss ist schon vor
langer Zeit übereinstimmend festgestellt worden, dass
dies der Knackpunkt ist, der geregelt werden muss. Des-
halb soll der Anspruch auf berufliche Weiterbildungs-
maßnahmen begründet werden. Darüber hinaus sollen
Eltern, welche Elternzeit nehmen, bei kurzer Vertre-
tungszeit bevorzugt berücksichtigt werden, um den Kon-
takt zum Betrieb aufrechtzuerhalten.

Probleme mit dem Mehrschichtbetrieb greifen wir in
unserem Antrag ebenfalls auf. Dazu – jetzt wird es inte-
ressant – hat die CDU/CSU, namentlich Frau Dr. Eva
Möllring, schon vor über anderthalb Jahren im Aus-
schuss ausgeführt – ich zitiere –:

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(C (D Kinder sind 16 Stunden am Tag auf den Beinen und halten sich nicht an Öffnungszeiten. Das heißt, wir müssen es den Eltern ermöglichen, dass sie ihre Berufsund Familienzeiten so einrichten, dass sie nicht 10 Jahre lang auf dem Zahnfleisch gehen und keiner Aufgabe mehr gerecht werden. Was macht denn eine Mutter mit einem Schulkind, die plötzlich im Dreischichtsystem arbeiten soll? Was macht die Mutter von drei Kindern, welche verschiedene Kitas besuchen, und deren Mann möglicherweise in der IT-Branche bis in den Abend arbeitet. itat Ende. Jetzt dürfen Sie klatschen. Damals haben Sie n dieser Stelle auch geklatscht. (Beifall bei der LINKEN – Otto Fricke [FDP]: Es hängt immer davon ab, wie man das sagt!)


Getan hat sich allerdings in dieser Hinsicht nicht viel.
ie Linke fordert deshalb erneut einen gesetzlichen An-

pruch auf Teilzeit bzw. auf Normalschichtbetrieb. Die-
en Problemen ist man seit Jahren noch nicht gerecht
orden. Man kann doch nicht nur auf freiwillige Verein-
arungen zwischen Betriebsrat, Belegschaft und Unter-
ehmer setzen.


(Miriam Gruß [FDP]: Doch, kann man! – Gegenruf der Abg. Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Genau das funktioniert nicht! Das wissen Sie doch!)


Nein, das kann man nicht, Frau Gruß. Sie verstehen
as nicht. – Es gibt sicherlich etliche Betriebe, welche
as schon umsetzen, auch in Kenntnis der Tatsache, dass
ufriedene Arbeitnehmer einen geringeren Krankenstand
ufweisen und am Ende einer solchen Personalpolitik
ine sogenannte Win-Win-Situation steht.


(Miriam Gruß [FDP]: Das ist so!)


h spreche von den Unternehmen, die einen Mehr-
chichtbetrieb ohne Rücksicht auf Familien durchführen.
as sind die Fälle, die einer gesetzlichen Regelung zu-
eführt werden müssen.


(Beifall bei der LINKEN)


Bereits vor über zwei Jahren haben wir von der Lin-
en ähnliche Forderungen an die Regierung gestellt.
iese wurden abgelehnt. Das Ergebnis Ihrer Politik ist
eschämend, wie wir alle dem Familienmonitoring 2010
ntnehmen können. Diesbezüglich verhält sich die Re-
ierung wie auch sonst. Am vorletzten Montag hatten
ir im Familienausschuss ein Expertengespräch zum
inder- und Jugendbericht. Das Fazit der Experten war:
ie Kinderarmut steigt seit Jahren, und die Regierung
acht im Grunde nichts dagegen. – Bei der Arbeitssitua-
on der Alleinerziehenden ist es ähnlich.

Wir zeigen in unserem Antrag die flankierenden Maß-
ahmen auf, die erforderlich sind, um eine familien-
eundliche Politik in diesem Land zu betreiben. Uns
eht es um eine Politik für Familien, bei der der so oft
itierte Dreiklang stimmt und nicht in einer schwarz-
elben Kakofonie endet.





Jörn Wunderlich


(A) )


)(B)


(Miriam Gruß [FDP]: Also, das nehmen Sie bitte zurück!)


Wir haben keine Erkenntnisprobleme. Die Regierung
hat Umsetzungsprobleme. Das ist erstaunlich; denn sie
hat keine Umsetzungsprobleme, wenn es darum geht,
das Elterngeld für Hartz-IV-Eltern anzurechnen; wir
konnten der heutigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung
entnehmen, dass die Argen schon entsprechende Be-
scheide verschicken. Außerdem hat sie keine Umset-
zungsprobleme, wenn es darum geht, Wasserwerfer ge-
gen Kinder einzusetzen.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN – Dorothee Bär [CDU/CSU]: Unglaublich! Was für ein Geschwätz!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1706610800

Dorothee Bär hat das Wort für die CDU/CSU-Frak-

tion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dorothee Mantel (CSU):
Rede ID: ID1706610900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Für uns als
CDU/CSU-Bundestagsfraktion gemeinsam mit unserem
Koalitionspartner, der FDP-Fraktion, ist der zentrale
Schwerpunkt unserer Familienpolitik die nachhaltige Fa-
milienpolitik, die wir seit einiger Zeit machen.


(Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Davon merkt man nur nichts!)


– Ich möchte jetzt nichts Beleidigendes sagen. Diejeni-
gen, die es merken können, merken es auch, Herr Kol-
lege Wunderlich.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das kann natürlich nur im Zusammenspiel von fami-
lienfreundlichen Arbeitsbedingungen und einer qualita-
tiv guten sowie natürlich auch – das ist uns besonders
wichtig – einer bedarfsgerechten Kinderbetreuung gelin-
gen. Ich denke, darin stimmen wir mit den Antragsstel-
lern überein. Wir alle wissen, dass junge Paare heutzu-
tage verstärkt beides möchten. Sie möchten eine Familie
gründen, Kinder bekommen und, wenn möglich, im Be-
rufsleben – das gilt für beide – tätig sein. Deswegen hat
die unionsgeführte Bundesregierung bereits in der letz-
ten Legislaturperiode den Anstoß für den massiven Aus-
bau der Kinderbetreuungsplätze gegeben.

An dieser Stelle unterscheiden wir uns nun in unseren
Ansichten. Denn anders als die beiden Antragsteller sind
wir fest davon überzeugt, dass das angestrebte Ausbau-
ziel erreicht werden wird. Wir arbeiten die ganze Zeit
daran. Wenn man sich beispielsweise den ersten Evalua-
tionsbericht zum KiföG anschaut, sieht man, dass uns
dieser in unserer Zuversicht bestätigt. Deswegen kann
ich nicht verstehen, warum hier von den beiden Fraktio-
nen, die Anträge gestellt haben, so viel Schwarzmalerei
betrieben wird.


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(C (D Wir sagen, dass wir den Ausbau schaffen. Wir werden m Ende sehen, ob wir das hinbekommen. Ich bin fest avon überzeugt. ir werden, Kollegin Humme, zum Beispiel in Bayern chon ein Jahr vor der Zeit unser Ausbauziel erreichen. as alles ist eine Frage der richtigen Prioritätensetzung. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Otto Fricke [FDP]: Und der richtigen Regierungskoalition!)


(Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Fakten!)


(Zuruf der Abg. Christel Humme [SPD])


ie ist es denn in Ihrem Heimatland?

Wir müssen konstatieren, dass die Vereinbarkeit von
rwerbsarbeit und Familie kein rein frauenspezifisches
hänomen ist, auch wenn die Frauen die entsprechenden
robleme immer noch am drängendsten spüren. Eltern
ollen neben dem Ausbau der Kinderbetreuung – natür-
ch müssen Plätze vorhanden sein und muss die Qualität
timmen – vor allem in den ersten Jahren eines – das
ird in Umfragen immer wieder bestätigt –: Sie wollen
iel Zeit mit ihren Kindern verbringen. Das gilt nicht nur
r Mütter, sondern, Gott sei Dank, im besonderen Maße

uch sehr stark für Väter.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


as war ja nicht immer so.


(Zuruf der Abg. Beate Müller-Gemmeke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ja, das ist doch wunderbar. Ich freue mich, wenn Väter
erantwortung übernehmen; Zeit ist nun einmal die mo-
erne Leitwährung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Dieser Bewusstseinswandel konnte sich nur langsam
urchsetzen, weil vor allem viele Männer immer noch
erufliche Nachteile fürchten, wenn sie sich für ihre Fa-
ilie mehr Zeit nehmen wollen. Deswegen brauchen wir

ine Arbeitswelt, die den Müttern und den Vätern fami-
enfreundliche Möglichkeiten bietet. Wir brauchen un-
edingt auch einen Bewusstseinswandel in folgender
insicht: Es sollen nicht ausschließlich diejenigen in hö-
ere Positionen befördert werden, deren berufliche Leis-
ng nach der Anwesenheit bemessen wird. Ich spreche
ich gegen eine reine Anwesenheitskultur insofern aus,

ls es nicht von großer Bedeutung sein sollte, dass
bends um 22 Uhr in den Büros noch das Licht brennt.
s darf nicht sein, dass diejenigen, die um 17 oder 18 Uhr
r Kind aus einer Krippe, aus dem Kindergarten abho-
n, bei Beförderungen übergangen werden. Diesem Pro-
lem müssen wir uns stellen, darum müssen wir uns
ümmern. Es geht nicht nur darum, Vereinbarkeit von
amilie und Beruf herzustellen, sondern es geht auch
ehr stark darum, Vereinbarkeit von Familie und Karriere
erzustellen. Das ist gerade für Frauen noch ganz beson-
ers schwierig.






(A) )


)(B)


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1706611000

Frau Bär, würden Sie eine Zwischenfrage der Kolle-

gin Dittrich zulassen?


Dorothee Mantel (CSU):
Rede ID: ID1706611100

Nein. – Wir brauchen auch kein Gegeneinander als

Folge staatlichen Zwangs, wie er sich teilweise aus Ihren
Anträgen ergeben würde. Da ist die Linke wieder einmal
ganz vorne mit dabei, indem sie sagt, der Staat müsse je-
den strangulieren und immer alles regulieren. Wenn man
diesen Zwang einführen würde, würde man ganz be-
wusst in Kauf nehmen, dass am Ende weniger Arbeits-
plätze zur Verfügung stehen als vorher.

Es muss doch jedem klar sein, dass es viel wichtiger
ist, für beide Seiten diesen Nutzen herauszuarbeiten. Für
eine Firma ist es natürlich viel besser, wenn die Mitar-
beiter motiviert sind. Denn diejenigen, die zum Beispiel
zu Hause kleine Kinder haben, verrichten ihre Arbeit
wesentlich glücklicher, weil sie wissen, dass sie einen
Chef oder – das wäre auch einmal schön – eine Chefin
haben, der oder die sich kümmert und sagt: Ich akzep-
tiere das, du kannst selbstverständlich um 17 Uhr gehen;
denn ich weiß, du erledigst dieselbe Arbeit wie die, die
länger bleiben. – Wenn ich diesen Firmen sagen würde,
dass wir diesen staatlichen Zwang einführen, würde ich
genau das Gegenteil erreichen. Da tragen auch die Tarif-
partner Verantwortung. Das haben die Grünen, Gott sei
Dank, in ihrem Antrag erkannt.

Wir haben schon einiges getan. Mit der „Allianz für
die Familie“ und dem Unternehmensprogramm „Er-
folgsfaktor Familie“ hat das Familienministerium ge-
meinsam mit den Spitzenverbänden der deutschen Wirt-
schaft und den Gewerkschaften ein ganz konkret und
praxisnah arbeitendes Forum geschaffen. Ergänzt wird
das Ganze durch die „Lokalen Bündnisse für Familie“,
in denen sich die Akteure vor Ort ebenfalls um familien-
freundliche Arbeitsbedingungen kümmern.

Alle Beteiligten sind sich darin einig, dass sich Fami-
lienbewusstsein in Unternehmen nicht nur für die Fami-
lien auszahlt, sondern auch für die Betriebe selbst. Das
ist auch ein Wettbewerbsvorteil. Diejenigen Unterneh-
mer, die ganz bewusst auf Familien und Eltern junger
Kinder setzen, wissen, was für ein wahnsinniges Organi-
sationstalent sie sich damit zusätzlich einkaufen. Das
muss ein großer Vorteil und darf kein Nachteil sein. Hier
müssen auch die Kommunen mit ins Boot geholt wer-
den. Denn dieses Thema betrifft nicht nur den Bund und
die Länder, sondern auch die Kommunen. In den Kom-
munen müssen allerdings die richtigen Prioritäten ge-
setzt werden.

Frau Kollegin Ernstberger, manche Kommunen in
Oberfranken, zum Beispiel Gemeinden mit 1 000 Ein-
wohnern, schaffen es, von 6 Uhr früh bis 22 Uhr abends
Kindergartenplätze anzubieten, weil es dem Bürgermeis-
ter vor Ort wichtig ist und die richtigen Rahmenbedin-
gungen gesetzt werden. Die Vereinbarkeit von Familie
und Erwerbsarbeit ist von elementarer Bedeutung. In
dem gerade geschilderten Fall hat der Freistaat Bayern
übrigens unbürokratisch gehandelt und die Kommune
unterstützt. Das meine ich, wenn ich sage, dass wir ein

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(C (D iteinander und kein Gegeneinander brauchen. Wir seten weiterhin auf Verständnis und freiwillige Maßnahen, nicht auf Druck. Ich kann Ihnen sagen: Die christch-liberale Bundesregierung ist nicht nur auf einem uten, sondern sogar auf einem sehr guten Weg. Vielen Dank. Gabriele Hiller-Ohm hat das Wort für die SPD-Frak on. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen er Linken! Ich spreche zu Ihrem Antrag „Arbeit famienfreundlich gestalten“. Herr Kollege Wunderlich, Sie aben Ihrem Namen wirklich alle Ehre gemacht. Über ren Antrag kann man sich nur wundern. (Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Ich hoffe immer noch auf Einsicht und Verstand bei den anderen!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1706611200

(Beifall bei der SPD)

Gabriele Hiller-Ohm (SPD):
Rede ID: ID1706611300

Zu Ihrer Information: An einer Verbesserung der Ver-
inbarkeit von Familie und Beruf haben sich ganze Ge-
erationen die Zähne ausgebissen. Meine sind, wie Sie
ehen können, noch drin.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Vielleicht sind sie ja nicht mehr echt!)


er Verwirklichung Ihres Anspruchs stehen nicht nur
einharte Unternehmensinteressen, sondern obendrein
uch eingefahrene Rollenbilder entgegen. In Ihrem An-
ag finde ich dazu gerade einmal drei Forderungen.
rmselig ist das.

Ich stimme Ihnen zu: Ein umfassender Kündigungs-
chutz ist super. Aber er sollte, bitte schön, für alle El-
rn gelten. Was, so frage ich Sie, nützt Eltern der von
nen geforderte Kündigungsschutz bis zur Vollendung

es sechsten Lebensjahres des Kindes, wenn sie keinen
icheren Job haben?


(Miriam Gruß [FDP]: Ja! So ist es!)


ie Hälfte der im letzten Jahr neu geschlossenen Ar-
eitsverträge war befristet.


(Cornelia Möhring [DIE LINKE]: Wer hat das denn ermöglicht? Das waren doch Sie!)


rauen und junge Männer sind hiervon überdurch-
chnittlich betroffen.


(Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Das ist das Ergebnis Ihrer Politik!)


ir fordern deshalb: Schluss mit der sachgrundlosen
efristung!


(Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Ja, klasse! Schön, dass Sie unsere Forderungen aus der letzten Legislatur aufnehmen!)






Gabriele Hiller-Ohm


(A) )


)(B)

Mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag in der Tasche
können sich viele junge Männer und Frauen leichter für
Kinder und Karriere entscheiden.

Außerdem befinden sich Frauen, darunter zahllose
Mütter, zunehmend in prekären Beschäftigungsverhält-
nissen. Inzwischen haben fast 5 Millionen Frauen einen
Minijob. Insgesamt ein Drittel aller erwerbstätigen
Frauen arbeitet für einen Niedriglohn.


(Cornelia Möhring [DIE LINKE]: Tja! Wie kommt denn das?)


Eine Familie ernähren kann man davon nicht; das leuch-
tet allen ein.


(Cornelia Möhring [DIE LINKE]: Ja! Aber dafür haben doch Sie gesorgt!)


Über 600 000 Familien sind auf aufstockende Sozialleis-
tungen angewiesen. Davon sind fast 40 Prozent Alleiner-
ziehende. Meine Damen und Herren, das ist beschä-
mend.


(Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Ergebnis rotgrüner Arbeitsmarktund Familienpolitik!)


Wir fordern existenzsichernde Löhne und einen gesetzli-
chen Mindestlohn, um diese Schieflage auf dem Arbeits-
markt zu überwinden.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN – Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Es wird auch Zeit! – Abg. Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Warum schreiben Sie zu diesem Thema nichts in Ihrem
Antrag?


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Sie haben das bisher abgelehnt!)


– Bitte?


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Weil Sie das bisher abgelehnt haben!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1706611400

Frau Hiller-Ohm, möchten Sie eine Zwischenfrage

des Kollegen Kurth zulassen?


Gabriele Hiller-Ohm (SPD):
Rede ID: ID1706611500

Auf gar keinen Fall.


(Heiterkeit – Zurufe von der FDP: Ui! Ui!)


– Herr Kollege, Sie haben doch gar keinen Antrag einge-
bracht. Warum wollen Sie dann eine Frage stellen?


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Das können wir doch wohl trotzdem! – Otto Fricke [FDP]: Weil es sein Recht ist, Frau Kollegin! Sie haben ein komisches Verständnis von Demokratie! – Miriam Gruß [FDP]: Wir haben das Recht dazu!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen der Linken, ich fürchte,
mit Ihrer Forderung nach einem Kündigungsschutz für
Eltern kleiner Kinder bis zur Vollendung ihres sechsten
Lebensjahres erreichen Sie genau das Gegenteil von

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(C (D em, was Sie erreichen wollen. Es würde noch mehr beistete Arbeitsverhältnisse und Minijobs in Deutschland eben, wenn man den Forderungen Ihres Antrags nachommen würde. Toll, aber eben auch völlig realitätsfern ist Ihre Fordeng eines Initiativrechts für Eltern mit Kindern im Alter on unter zwölf Jahren zur Gestaltung der regulären Areitszeit und eines ebenso langen Rechtsanspruchs, in eiem Mehrschichtbetrieb nur die Normalschicht zu fahren. Keine Frage ist, dass die Arbeitswelt familienfreundcher gestaltet werden muss. Arbeitgeber müssen ihren nteil dazu leisten. Es ist nicht hinnehmbar, dass topausebildete Frauen heute im Durchschnitt 23 Prozent weiger verdienen als Männer. (Beifall des Abg. Matthias W. Birkwald [DIE LINKE])


amit werden alte Rollenmuster zementiert. Wir fordern
in Entgeltgleichheitsgesetz, um diesen unhaltbaren Zu-
tand zu überwinden. Davon finde ich in Ihrem Antrag
ichts.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Es gab zu Ihrer Regierungszeit auch schon diesen Zustand! Sie haben nichts gemacht!)


Außerdem sind wir Politikerinnen und Politiker in
und, Ländern und Kommunen gefordert, die Grundla-
en für einen gleichberechtigten Zugang zur Arbeitswelt
u schaffen. Meine Partei setzt sich seit Jahren für ver-
esserte Betreuungsstrukturen ein.


(Zuruf von der LINKEN: Das reicht nicht aus!)


Wir haben das Recht auf einen Kinderbetreuungsplatz
b dem ersten Lebensjahr durchgefochten. Wir wollen
ieses Recht zu einem Recht auf Ganztagsbetreuung
usweiten, für Alleinerziehende ab sofort.

Wir haben ein 4-Milliarden-Euro-Programm zum Aus-
au der Ganztagsschulen auf den Weg gebracht. Diese
nstrengungen müssen wir gerade jetzt fortsetzen. Sie
on der FDP sollten sich dem anschließen.


(Beifall bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Wir dürfen noch nicht einmal Fragen stellen, sollen uns dann aber anschließen?)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1706611600

Frau Kollegin, kommen Sie bitte zum Ende.


Gabriele Hiller-Ohm (SPD):
Rede ID: ID1706611700

Ihr Antrag, Kolleginnen und Kollegen der Linken,

ird seinem Titel, dem wichtigen Thema „Arbeit famili-
nfreundlich gestalten“, nicht gerecht. Das ist eigentlich
chade.


(Beifall bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1706611800

Miriam Gruß hat jetzt das Wort für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)







(A) )


)(B)


Miriam Gruß (FDP):
Rede ID: ID1706611900

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Ich freue mich, auch in dieser Woche wieder
über Themen debattieren zu dürfen, die uns gerade als
christlich-liberaler Koalition sehr am Herzen liegen. Die
Vereinbarkeit von Beruf und Familie spielt auch in unse-
rer Koalition eine ganz große Rolle.


(Zuruf der Abg. Mechthild Rawert [SPD])


Im Gegensatz zu Ihnen von der SPD tun wir sehr viel da-
für. Sie hätten in den letzten elf Jahren Ihrer Regierungs-
beteiligung die Chance dazu gehabt, haben aber wenig in
dieser Richtung unternommen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir hingegen setzen auf den klassischen Dreiklang.
Die Familien brauchen Zeit, Geld und Infrastruktur. Wir
wissen, dass wir einen anderen Ansatz haben, den Fami-
lien das zu geben, was sie brauchen.

Sie nehmen den Familien erst einmal das Geld weg,
schicken es durch einen gigantischen Umverteilungsme-
chanismus und geben es großgönnerhaft wieder aus.


(Katja Dörner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Albern! – Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Das steht im Regierungsprogramm! – Weitere Zurufe von der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie versuchen bei jeder Gelegenheit, Ihren ständigen
Forderungen nach einem Mindestlohn Gehör zu ver-
schaffen. Aber ein Mindestlohn bringt nichts, wenn die
Familien danach keinen Arbeitsplatz mehr haben, weil
ein Mindestlohn eingeführt wurde.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: In ganz Europa geht es, nur in Deutschland nicht!)


Aber wir als schwarz-gelbe Koalition verzeichnen
eine Arbeitslosigkeit, die so niedrig wie nirgendwo sonst
in Europa ist. Wir haben einen wirtschaftlichen Auf-
schwung, der international spitze ist.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zuruf von der LINKEN: Aber was für Arbeitsplätze sind das denn?)


Durch Ihre Regierungsbeteiligungen in den letzten
Jahren haben wir ein Gebilde bekommen, das europa-
weit auch spitze ist. Wir geben unheimlich viel Geld für
die Familien aus, stellen aber fest, dass es nicht zielge-
nau ankommt. Deswegen setzen wir weiterhin darauf,
dass die familienpolitischen Leistungen evaluiert werden
müssen, um zu erreichen, dass sie tatsächlich bei den Fa-
milien ankommen.


(Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Seit vier Jahren evaluieren Sie nun schon ohne Ergebnis!)


Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie funktioniert
heutzutage doch schon in den meisten Unternehmen.
Wir kennen viele Unternehmen, in denen das bereits ge-
lebt wird. Das ist nicht nur bei Großkonzernen, die ich
ausdrücklich loben möchte, der Fall, wie bei der Deut-

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(C (D chen Telekom, die über 50 verschiedene Arbeitszeitmoelle hat und somit als Dax-Konzern auch bei der Famienfreundlichkeit im Betrieb eine Vorreiterrolle spielt. Aber auch die kleinen und mittelständischen Unterehmen, die inhabergeführten Unternehmen, setzen sich it ihren Mitarbeitern zusammen und finden Vereinbangen, damit qualifizierte Beschäftigte Kind und Karri re unter einen Hut bekommen können. Es funktioniert lso heute schon. Deswegen: Wir haben nichts davon, jetzt die Unterehmen zu belasten, weil jede Belastung von Unternehen wieder Arbeitsplätze kosten kann. as ist das Letzte, was die Unternehmen in diesen Zein brauchen. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Fern jeder Realität!)


(Beifall der Abg. Dorothee Bär [CDU/CSU])


Ich weiß nicht, in welcher Welt Sie leben, aber in der
elt, in der ich lebe, funktioniert es und wird es bereits

elebt.


(Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: In welcher Welt leben Sie? – Zuruf: Parallelwelt!)


Ein weiteres Merkmal dieser schwarz-gelben Regie-
ng ist es, insbesondere auch die Männer ins Blickfeld

u nehmen.


(Zuruf von der FDP: Sehr richtig!)


ir wollen nicht sagen, dass Frauen keine Förderung
ehr bräuchten. Wir wissen um die Entgeltungleichheit.
ir wissen auch um einen möglichen Karriereknick bei

rauen, wenn sie beispielsweise ein Kind bekommen.
ber wir wollen auch bewusst Männern die Chance ge-
en, Familienzeit zu nehmen.


(Zustimmung des Abg. Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP])


h weiß, wovon ich rede. Bei mir zu Hause ist es bei-
pielsweise inzwischen so: Mein Mann ist aus dem Be-
f ausgestiegen, und wir leben das Modell. – Von daher

ann ich Ihnen nur sagen: Es wird in Deutschland inzwi-
chen gelebt.


(Beifall der Abg. Dorothee Bär [CDU/CSU])


ier bringen neue Gesetze nichts, sondern wir brauchen
amilienfreundlichkeit, die gelebt wird. Darauf setzt
iese schwarz-gelbe Regierungskoalition.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Die Infrastruktur ist natürlich wichtig. Wir wissen, die
amilien müssen entsprechende Möglichkeiten haben.
ir als Staat sorgen auch für diese Möglichkeiten. Frau
är hat bereits darauf hingewiesen, dass wir es in Bay-
rn bereits bis 2012 schaffen, dass es einen durchsetzba-
n Rechtsanspruch geben wird. Auch diese Koalition

etzt darauf, dass wir die Infrastruktur verbessern.

Gerade heute können Sie vom Familienministerium
ören, dass wir 4 000 neue Erzieherstellen schaffen. Ge-





Miriam Gruß


(A) )


)(B)

rade in sozialen Brennpunkten wollen wir den Betreu-
ungsschlüssel verbessern, weil wir als schwarz-gelbe
Koalition wissen: Die Infrastruktur ist das eine, die Qua-
lität ist das andere. – Ein besonderer Ausdruck von Qua-
lität ist natürlich ein besserer Betreuungsschlüssel. Da-
rauf setzen wir, und dafür nehmen wir auch Geld in die
Hand.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ganz nebenbei sind wir die erste Koalition, die die
Bildung massiv fördert: angefangen bei der frühkindli-
chen Bildung bis hin zur weiterführenden Bildung und
zu den Hochschulen. Wir nehmen dafür insgesamt
12 Milliarden Euro in die Hand und sind damit bei den
Bildungsausgaben zum ersten Mal spitze in Europa. Wir
wollen die OECD-Bedingungen hier erfüllen, und wir
werden sie auch erfüllen. Wir sagen: Auch in Zeiten
sparsamer Haushalte investieren wir da, wo es nötig und
dringend geboten ist, also da, wo sich jeder Cent, den
wir ausgeben, später tausendfach auszahlt.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie haben an
der Stelle nichts zu bieten.


(Widerspruch bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir handeln, und wir investieren insbesondere in die
Bildung und in die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Damit sind wir spitze.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Wie war das im Mittelteil? Oberpeinlich!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1706612000

Jetzt hat Katja Dörner für Bündnis 90/Die Grünen das

Wort.


Katja Dörner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1706612100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen!

Liebe Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Die
Bundesfamilienministerin, die heute leider nicht hier ist,
hat im August den schönen Satz „Zeit ist die Leitwäh-
rung moderner Familienpolitik“ geprägt.


(Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Wow!)


Ich finde diesen Satz richtig. Das Problem ist nur und
Fakt ist auch: Diese Bundesregierung ist ausgesprochen
geizig, wenn es um diese Leitwährung geht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Dorothee Bär [CDU/CSU]: Ganz im Gegenteil!)


Ich nenne Ihnen ein Beispiel: das Teilelterngeld.
Wenn heute beide frischgebackenen Elternteile nach der
Geburt eines Kindes in Teilzeit arbeiten, dann verlängert
sich der Bezugszeitraum des Elterngeldes eben gerade
nicht. Verglichen mit einem Paar, bei dem ein Elternteil
zu Hause bleibt und der andere weiter Vollzeit arbeitet,
bekommen diese Eltern insgesamt also weniger Eltern-

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(C (D eld. Das ist ungerecht und meiner Meinung nach auch nzeitgemäß. Viele Eltern – das ist heute auch schon angesprochen orden – wollen sich Erwerbsarbeit und Familienarbeit ir und partnerschaftlich teilen. Deshalb brauchen wir ndlich ein flexibles Teilelterngeld ohne doppelten Anpruchsverbrauch. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Diese richtige Idee hatte die Ministerin ja auch schon
inmal, aber wie fast alle anderen familienpolitischen
aßnahmen, die groß im Koalitionsvertrag angekündigt
aren, ist auch das auf den Sankt-Nimmerleins-Tag ver-

choben worden. Damit die Ministerin mit „mehr Ver-
inbarkeit“ einmal ernst machen könnte, dürfte sie eben
eine Ankündigungsministerin bleiben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Es ist absolut richtig: Für eine gute Vereinbarkeit von
eruf und Familie braucht man Zeit, Infrastruktur und
eld.

Thema Infrastruktur. Beim Ausbau der Kindertages-
tätten und der Ganztagsschulen sind wir eben noch
icht so weit gekommen, wie hier immer postuliert wird.
h fordere die Bundesregierung auch an dieser Stelle er-

eut auf, endlich eine solide und ordentliche Bedarfs-
rhebung zu machen.

Frau Bär, es geht nicht darum, dass wir nicht glauben,
ass man das bis 2013 für 35 Prozent der Kinder tatsäch-
ch schaffen kann.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Wir werden mehr schaffen!)


as haben wir nie gesagt. Wir haben immer gesagt: Wir
ehen davon aus, dass es auch mehr als 35 Prozent der
inder sein können. Darüber machen Sie sich offen-

ichtlich keine Gedanken;


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Doch, natürlich!)


enn es ist kein Geld dafür da, falls es für mehr Kinder
ls für diese 35 Prozent einen Bedarf gibt. Das ist eben
as, was wir kritisieren. Deshalb und doch nicht auf-
rund dessen, was Sie hier gesagt haben, brauchen wir
ine Bedarfserhebung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Dorothee Bär [CDU/CSU]: Lassen Sie sich überraschen, Frau Dörner!)


chon heute, im Oktober 2010, ist das Sondervermögen
NRW überzeichnet.

Ich stimme meinen Vorrednern auch völlig zu, dass es
ringend notwendig ist, endlich den Rechtsanspruch da-
in gehend zu erweitern, dass er auch für die Ganztags-
etreuung gilt.





Katja Dörner


(A) )


)(B)

Eltern brauchen, bezogen auf ihren Arbeitsplatz,
mehr Verlässlichkeit und Planungssicherheit. Nach der
Elternzeit in erzwungener Teilzeit und auf einer wenig
qualifizierten Stelle stecken zu bleiben, das ist ein realer
Erfahrungswert vieler junger Eltern, insbesondere von
Müttern. Deshalb ist es absolut überfällig, das Recht auf
Teilzeit, das wir heute schon im Teilzeit- und Befris-
tungsgesetz verankert haben, um ein Rückkehrrecht auf
eine Vollzeittätigkeit zu ergänzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Den Vorschlag der Linken, den Kündigungsschutz auf
den Zeitraum bis zur Vollendung des sechsten Lebens-
jahres eines Kindes auszuweiten, müssen wir aus unserer
Sicht durchaus kritisch diskutieren; denn wir wollen
nicht, dass es letztlich dazu kommt, dass junge Eltern
eher weniger eingestellt werden. Ich glaube, das ist ein
Problem, das man ernsthaft diskutieren muss. Wenn es
dazu käme, dann ist eben niemandem gedient.

Ich denke, wir müssen tatsächlich noch grundlegen-
der ansetzen; das ist schon angesprochen worden. Wenn
wir zur Kenntnis nehmen, dass mehr als die Hälfte der
Leiharbeiter und Leiharbeiterinnen Menschen unter
36 Jahre sind, und wenn wir wissen, dass zwei Drittel
der Leute um die 30 sich von einem befristeten Job zum
nächsten hangeln, dann sehen wir, dass die Herausforde-
rungen an die Politik deutlich größer sind als das, was
die Regierungskoalition sich anzupacken traut.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Die Forderungen, die aktuell im Ausschuss für Arbeit
und Soziales diskutiert werden, nämlich die sachgrund-
lose Befristung und die Befristung auf Probe abzuschaf-
fen, halte ich – auch im Zusammenhang mit unserer
heutigen Debatte – für ausgesprochen wichtig und viel-
versprechend.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Gabriele Hiller-Ohm [SPD])


Ich bin gespannt auf die Beratungen in den Ausschüs-
sen. Ich hoffe doch, dass die Bundesregierung endlich
von der reinen Ankündigungspolitik wegkommt und
sich aufmacht, tatsächlich Maßnahmen zu ergreifen.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1706612200

Jetzt hat Nadine Schön für die CDU/CSU-Fraktion

das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Vier von fünf Arbeitnehmern können sich

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(C (D orstellen, für eine bessere Vereinbarkeit von Familie nd Beruf den Arbeitgeber zu wechseln. Familieneundlichkeit ist vielen heute sogar wichtiger als ihr Gealt. Nach einer aktuellen Allensbach-Umfrage beschäfgt eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf die eutschen derzeit mehr als die Gesundheitsreform oder teuersenkungen. Es ist also ein brennendes Thema. Eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf eißt Flexibilität und Zeit. Zeit ist der entscheidende aktor für ein glückliches und zufriedenes Familienleen. Sie alle wissen, das ist gar nicht so einfach; denn uch der Arbeitgeber verlangt von seinem Mitarbeiter lexibilität, Mobilität, Einsatz und Verfügbarkeit, also uch Zeit – Zeit für Schichtdienst, Zeit für Überstunden. eit und Flexibilität wollen also zum einen die Betriebe on den Mitarbeitern. Das ist zum anderen aber auch as, was die Familien gerne von den Betrieben wollen. as ist für Alleinerziehende besonders schwer, und man agt sich, wie das zusammenpassen soll. In meinen Augen ist der erste Schritt getan. Die Unrnehmen haben erkannt: Gerade in der jetzigen Zeit, in er es an Fachkräften mangelt, können sie von ihren itarbeitern nicht Flexibilität verlangen, ohne ihnen benfalls mehr Flexibilität zu gewähren. Wer also seine uten Mitarbeiter halten will, der muss familienfreundch sein. Die Unternehmen haben erkannt: Familienfreundlicheit zahlt sich aus. Vier von fünf Unternehmen bestätien, dass sie durch Familienfreundlichkeit konkrete beiebswirtschaftliche Vorteile haben. Die Erkenntnis, ass Familienfreundlichkeit wichtig ist, ist also bei Areitnehmer und Arbeitgeber vorhanden. Also sind auch lle gefordert, und zwar mit Unterstützung der Politik. h denke, mit Schuldzuweisungen kommen wir da nicht eiter. Hier müssen einfach alle ran. Ansatzpunkte gibt es viele. Viele sind auch schon geannt worden. Ich will drei gerne noch einmal ansprehen. Ein Punkt ist eine gute Betreuungsinfrastruktur. Liebe ollegen, ich komme aus einer sehr ländlichen Region, nd ich kenne die Fragen und die Unsicherheiten junger rauen, die schwanger sind oder sich Kinder wünschen nd die keine feste Zusage für einen Betreuungsplatz ach der Geburt haben, sehr gut. Diese jungen Menschen ängen wirklich in der Luft. Zum Glück wird das von onat zu Monat besser; das kann man wirklich be bachten, gerade bei uns im ländlichen Raum. Der Kitausbau geht zügig voran. 2013 gibt es den Rechtsnspruch auf einen Kitaplatz. Das ist Fakt, und daran ird nicht gerüttelt. Deshalb bitte ich Sie, liebe Kollegen von den Grünen, anz herzlich: Hören Sie bitte mit Ihrer Panikmache auf, ass für den Ausbau nicht genug getan werde! (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)






Nadine Schön (St. Wendel)



(A) )


)(B)

Hören Sie auf mit den Kassandrarufen! Das bringt kei-
nem etwas. Das Ziel ist klar. Der Weg ist klar. Die Situa-
tion wird von Monat zu Monat besser. Liebe Kollegen,
ich glaube, darauf können wir stolz sein.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Allein mit einer guten Betreuungsinfrastruktur ist es
allerdings nicht getan. Echte Familienfreundlichkeit geht
darüber hinaus. Echte Familienfreundlichkeit bedeutet,
die individuelle Situation des Arbeitnehmers in den
Blick zu nehmen. Dazu gehört, dass Babypausen und
Pflegezeiten gemeinsam organisiert werden. Dazu gehö-
ren Fortbildungsangebote während der Elternzeit und
Hilfen beim Wiedereinstig. Dazu gehören auch bisher
unübliche Arbeitszeitmodelle wie die 30- oder 35-Stun-
den-Woche. Hier ist Kreativität von Unternehmen und
Mitarbeitern gefragt.

Meine Kollegin Dorothee Bär hat bereits auf das Un-
ternehmensnetzwerk „Erfolgsfaktor Familie“ hingewie-
sen. Darin gibt es kreative Ansätze von Telearbeit bis
zum Eltern-Kind-Büro, die übrigens auch in unseren
Ministerien intensiv umgesetzt werden. Maßgeblich
sind, denke ich, die Kreativität und Kompetenzen der
Menschen und die Initiativen in den Betrieben. Sozialis-
tisch anmutende Zwänge wie ein sechsjähriges Kündi-
gungsverbot brauchen wir nicht, liebe Kollegen der Lin-
ken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Ganz süffisant gesagt! Das gefällt mir! – Gegenruf der Abg. Dorothee Bär [CDU/CSU]: Das sind die typischen Reflexe!)


Es ist wichtig, dass wir die Strukturen ändern. Noch
viel wichtiger ist aber, dass sich in den Köpfen etwas än-
dert. Solange in unseren Betrieben noch eine Anwesen-
heitskultur vorherrscht und man ab einer gewissen
Ebene schief angeschaut wird, wenn man um 17 Uhr das
Büro verlässt, solange Elternzeit von Männern belächelt
wird, so lange wird sich nichts Entscheidendes ändern.

Hier lohnt sich ein Blick über die Grenze, um zu se-
hen, was möglich ist. Versuchen Sie einmal, in Norwe-
gen um 18 Uhr ein Meeting zu vereinbaren. Keine
Chance: Um 17 Uhr fällt dort der Hammer. Dann wird
der PC heruntergefahren, und dann werden erst einmal
die Kinder von der Kita abgeholt. Es ist aber durchaus
üblich, den Laptop um 22 Uhr wieder einzuschalten. Das
ist uns noch ziemlich fremd, aber ich denke, es ist ein
gutes Beispiel. Familienfreundlicher als unser System ist
das allemal. Wir können uns dort ruhig etwas abschauen.

Familienfreundlichkeit muss vorgelebt werden. Vor
ein paar Tagen habe ich mit einem jungen Mann gespro-
chen, dessen Chef ein halbes Jahr Elternzeit nimmt. Als
seine Freundin davon erfahren hat, wollte sie wissen, ob
auch er sich das vorstellen kann. Er hat erzählt, dass er
zuerst geschluckt hat. Dann hat er aber erlebt, dass sein
Chef die Elternzeit als bereichernd empfunden hat und
dass es kein Problem mit der weiteren Berufskarriere
gab. Dann ist ihm die Antwort nicht mehr schwergefal-
len.

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(C (D Dieser Chef ist ein Vorbild für seine Mitarbeiter. Er ägt wesentlich dazu bei, dass der Betrieb insgesamt failienfreundlicher wird. Das sind die kleinen, aber sehr deutlichen Zeichen, ass sich in der Arbeitswelt etwas bewegt. Ich glaube, as ist eine gute Nachricht an diesem Freitagnachmittag. h wünsche Ihnen ein schönes Wochenende, und ich offe, dass Sie es im Kreise Ihrer Familie verbringen önnen. Danke schön. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1706612300

Nicht dass Sie denken, Sie könnten jetzt schon gehen.

etzt hat nämlich Stefan Schwartze für die SPD-Fraktion
as Wort.


(Beifall bei der SPD)



Stefan Schwartze (SPD):
Rede ID: ID1706612400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe

olleginnen und Kollegen! Bei der Vereinbarkeit von
amilie und Beruf ist in den letzten Jahren das eine oder
ndere erreicht worden. Immer mehr Menschen erken-
en, wie wichtig das Thema für unsere Gesellschaft ist.
afür waren viele Entscheidungen grundlegend: der
echtsanspruch auf die Betreuung ab dem ersten Le-
ensjahr und das Elterngeld, das dazu geführt hat, dass
ich jetzt ein Viertel der Väter Zeit für die Betreuung ih-
r Kinder nimmt. Damit wurde die partnerschaftliche
etreuung massiv gestärkt.

In manchen Chefetagen hat sich auch die Einstellung
eändert, aber hauptsächlich deswegen, um den Fach-
räftebedarf zu sichern. Bis zur wirklichen Vereinbarkeit
on Familie und Beruf liegt aber noch ein weiter Weg
or uns.

Unser Ziel ist es, dass Paare sich wirklich partner-
chaftlich um Erziehung oder Pflege kümmern. Unser
iel ist es, dass arbeitende Mütter und betreuende Väter
ormalität werden.

Wer wissen will, wie die Lebenswirklichkeit aussieht,
er muss nur einmal mit den Menschen in den Betrieben
den. Wie ist die Reaktion des direkten Vorgesetzten,
enn sie ihm erklären: „Das Projekt kann ich nicht über-
ehmen; ich gehe in Elternzeit“? Wer hat sich schon ein-
al mit dem Chef darüber unterhalten, dass er flexiblere
rbeitszeiten braucht, weil er pflegebedürftige Angehö-
ge zu Hause hat? Haben Sie den Kollegen schon ein-
al erklärt, dass Sie dienstags immer vertreten werden
üssen, weil Sie das Kind vom Sport abholen müssen?
h glaube, bei diesen Fragen erfährt man ganz schnell,
ie die Lebenswirklichkeit in den Betrieben aussieht,

ine Lebenswirklichkeit, unter der ganz besonders
rauen zu leiden haben. Sie werden in Teilzeitarbeit ge-
rängt und verlieren dadurch jede Aufstiegsperspektive.
iele finden nach der Erziehung der Kinder keinen fes-
n Arbeitsplatz mehr und landen in prekärer Beschäfti-
ung. Das ist auch ein wesentlicher Grund dafür, dass





Stefan Schwartze


(A) )


)(B)

Frauen im Schnitt 23 Prozent weniger verdienen als
Männer.

Ganz wichtig für die Vereinbarkeit von Familie und
Beruf ist der Ausbau der Kinderbetreuung. Aber eben-
falls ganz wichtig ist es, die Zeit zu haben, sich um pfle-
gebedürftige Angehörige zu kümmern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Die Pflege von Angehörigen beansprucht die Menschen
oft viel mehr als die Kinderbetreuung. Auch für die
Pflege gilt es bei diesem Thema Antworten zu finden.
Das ist ein Bereich, der uns in den vorliegenden Anträ-
gen noch nicht deutlich genug herausgestellt ist und über
den wir in den Ausschussberatungen weiter diskutieren
werden. Wir warten auf das angekündigte Eckpunktepa-
pier der Ministerin Schröder zur Pflegezeit. Auch hier ist
es bisher bei der Ankündigung geblieben. Alles, was bis-
her dazu aus dem Ministerium zu hören war, ist mehr als
enttäuschend.

Wir brauchen für die Vereinbarkeit von Familie und
Beruf flexiblere Arbeitszeiten. Wir brauchen eine ausrei-
chende Infrastruktur, die den Eltern eine wirkliche Wahl-
freiheit gibt und die den Rechtsanspruch auf Betreuung
wirklich umsetzt. Die Partnermonate beim Elterngeld
sind auszubauen, und der doppelte Anspruchsverbrauch
bei gleichzeitiger Elternteilzeit ist abzuschaffen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Hier wird stattdessen das Elterngeld für ALG-II-Emp-
fänger gestrichen. – Das sind nur einige Punkte.

Unser Ziel ist es, die alte Rollenverteilung zwischen
Mann und Frau zu überwinden.


(Otto Fricke [FDP]: Die gibt es doch gar nicht mehr!)


Wir brauchen echte Partnerschaftlichkeit sowie Zeit für
Kinder und Pflege. Wir scheitern, wenn Schwarz-Gelb
das alte Rollenbild durch die Einführung des Betreu-
ungsgeldes zementiert.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1706612500

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
den Drucksachen 17/3189 und 17/3203 an die in der Ta-
gesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.
Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann
ist das so beschlossen.

Jetzt rufe ich den Tagesordnungspunkt 31 sowie Zu-
satzpunkte 9 und 10 auf:

31 Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/
CSU und der FDP

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(C (D Beitrittsantrag der Republik Serbien zur Prüfung an die Europäische Kommission weiterleiten – Drucksache 17/3190 – P 9 Beratung des Antrags der Abgeordneten Uta Zapf, Günter Gloser, Dietmar Nietan, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD Glaubhafte Unterstützung für Serbiens Beitrittsantrag zur Europäischen Union – Drucksache 17/3175 – P 10 Beratung des Antrags der Abgeordneten Marieluise Beck Cramon-Taubadel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Serbiens Beitrittsgesuch an die Europäische Kommission weiterleiten – Gesamte Region im Blick behalten – Drucksache 17/3204 – Zwischen den Fraktionen ist es verabredet, hierzu ine halbe Stunde zu debattieren. – Dazu sehe ich keinen iderspruch. Dann verfahren wir so. Ich bin sicher, dass insbesondere der Geschäftsführer er FDP-Fraktion seinem Kollegen Dr. Rainer Stinner uhören möchte, dem ich jetzt gerne das Wort gebe. Bitte, Herr Stinner. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! rau Präsidentin, erlauben Sie mir zu Beginn dieser Deatte, in der es um Serbien geht, den serbischen Botchafter auf der Tribüne zu begrüßen. Herr Botschafter, anz herzlichen Dank! Es ist gut, dass Sie Interesse an ieser Debatte im Deutschen Bundestag zeigen. Ohne jeden Zweifel ist Serbien ein besonders wichties Land auf dem westlichen Balkan. Es ist auf dem eg hin zu Europa. Deswegen haben wir über dieses ichtige Land häufig auch kontrovers diskutiert. Wir issen von den Schwierigkeiten. Es ist völlig klar: Wir haben hier gemeinsam – das eigen auch die Anträge, die ähnlich sind; ich werde auf nterschiede kurz eingehen – das Bestreben, dass Serien ein demokratisches, rechtsstaatliches, friedliches uropäisches Land in einer friedlichen Europäischen nion wird und eine gute Nachbarschaft zu allen Nacharn pflegt. Das ist unser gemeinsames Ziel, auf dessen rreichung wir gemeinsam mit Serbien hinarbeiten. Auf diesem beschwerlichen Weg nach Europa gab es keine Frage – viele Hindernisse, aber es gibt auch Fortchritte. Ein Fortschritt ist ohne jeden Zweifel die geeinsame UN-Resolution zum Thema Kosovo, die vor inigen Wochen zwischen Serbien und der Europäischen nion hart erkämpft worden ist. Wir wissen, das ist für erbien ein großer Sprung gewesen, eine harte Entschei Dr. Rainer Stinner )


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1706612600

(Beifall)





(A) )

dung. Wir würdigen diese und nehmen sie als ein Zei-
chen Serbiens auf dem Weg zu Europa, das wir aus-
drücklich begrüßen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir können aber auch, liebe Kolleginnen und Kolle-
gen, an diesem Beispiel erstmals – ich sage bewusst
„erstmals“ – Handlungsfähigkeit der Europäischen
Union in außerpolitischen Dingen konstatieren. Eine
übereinstimmende gemeinsame Aktion von Außen-
minister Westerwelle, Herrn Feith und Frau Ashton hat
dazu geführt, dass Serbien diesen wichtigen Schritt ge-
gangen ist. Ich möchte dem Außenminister ganz, ganz
herzlich für diese Initiative danken.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, es gibt eine weitere gute
Nachricht aus Serbien, die viele von uns nicht wahrneh-
men: Serbien hat eine außerordentlich effiziente Admi-
nistration und ist besser als viele andere Länder in der
Lage, den Beitrittsprozess schnell und effizient abzu-
wickeln. Das ist nicht überall der Fall. Auch das nehmen
wir sehr, sehr gern zur Kenntnis.

Nachdem nun Serbien diesen Schritt gemacht hat, ist
es an uns, an den Europäern, auch einen weiteren Schritt
zu gehen. Deshalb haben wir diesen Antrag gestellt. Die
Anträge der Kolleginnen und Kollegen der anderen
Fraktionen haben denselben Sinn.

Wir müssen dazu sehr deutlich sagen: Es handelt sich
um ein schrittweises Vorgehen. Jetzt geht es um den ers-
ten Schritt, nämlich die Weiterleitung an die Europäische
Kommission. Dann kommt der zweite Schritt, nämlich
die Beimessung eines Kandidatenstatus für Serbien. Und
dann kommt der dritte Schritt, die Aufnahme von Bei-
trittsverhandlungen. Die beiden anderen Schritte liegen
jetzt noch vor uns, zuerst muss der Europäische Rat den
ersten Schritt gehen.

Bei diesem Prozess wird die Europäische Union ganz
genau hinschauen. Die Europäische Union und wir alle,
meine Damen und Herren, werden genauer hinschauen
als bei früheren Beitrittsprozessen. Das mag nicht ge-
recht sein; aber wir müssen aus den Beitrittsprozessen
lernen. Wir möchten unter allen Umständen vermeiden,
dass Probleme wie die, die wir mit Zypern, zum Teil mit
Rumänien und Bulgarien, aber auch in Bezug auf den
Grenzkonflikt zwischen Slowenien und Kroatien hatten,
noch einmal auftreten.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir möchten vermeiden, dass ungelöste Probleme in die
EU hineingetragen werden. Deshalb werden wir genauer
hinschauen. Jeder in Serbien, Herr Botschafter, muss das
verstehen, so schmerzhaft es eventuell auch sein mag.

Meine Damen und Herren, mit unserem Antrag bür-
den wir Serbien keine neuen Bedingungen auf. Die Be-
dingungen sind klar. Außenminister Westerwelle hat es
sehr deutlich gesagt: Die Grenzen des Balkans sind ge-
zogen. Damit ist ein Datum gesetzt, über das wir nicht
hinweggehen wollen und können. Wir wollen es auch
nicht, wir wollen das als Datum sehen. Serbien ist will-

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(C (D ommen, muss aber wissen, dass die Grenzen auf dem alkan gezogen sind und unverändert bleiben. Wir haben in der dritten Forderung in unserem Antrag eutliche Fortschritte bezüglich der Lösung offener Fraen eingefordert. Das ist durchaus noch milde. Andere rdern in ihren Anträgen, dass alle Probleme gelöst sein üssen. Aber wir wollen ja die Hürden auch nicht zu och machen. Wir wollen jedoch deutlich sagen, dass atürlich vor dem übernächsten Schritt, dem Beginn der eitrittsgespräche, einige Probleme gelöst werden müs en. Das haben wir sehr, sehr deutlich gemacht. Damit – das betone ich – machen wir Serbien nicht ur Geisel des Kosovos. Wir fordern Fortschritte bei den emühungen von Serbien, und wir werden genau beachten, wie sich Serbien und der Kosovo hier verhaln. Serbien ist nicht die Geisel des Kosovos, sondern erbien ist für seine eigenen Handlungen und Taten seler verantwortlich, und das werden wir sehr, sehr genau eobachten. Lassen Sie mich in den verbleibenden Sekunden noch uf die vorliegenden Anträge eingehen. Die Zielrichtung t völlig eindeutig; wir sind alle einer Meinung. Im Anag der SPD habe ich einen Satz gefunden, den ich nicht erstehen kann, Herr Gloser. Da schreiben Sie tatsächch: Die Verhandlungen über einen Beitritt sind noch in diesem Jahr aufzunehmen. as kann doch nicht Ihr Ernst sein. Die SPD-Fraktion ann doch nicht ernsthaft der Meinung sein – die SPD at Außenminister Steinmeier gestellt; die SPD-Fraktion etreibt seit Jahren Außenpolitik –, dass die Beitrittsverandlungen zwischen dem 9. Oktober und dem 31. Deember dieses Jahres aufgenommen werden sollten. Herr loser, da muss Ihnen irgendwo ein Fehler passiert sein. h glaube nicht, dass Sie der Meinung sind, dass das öglich und sinnvoll ist. Wir müssen diesen Antrag also blehnen. (Beifall des Abg. Philipp Mißfelder [CDU/ CSU])


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Frau Beck – ich schätze Sie außerordentlich; wir ar-
eiten sehr eng zusammen –, im Antrag der Grünen kann
an ein häufiges Phänomen entdecken: Ganz egal, was
ie machen, es muss der Name Bosnien-Herzegowina
uftauchen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Joachim Spatz [FDP])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706612700

Herr Kollege Stinner, könnten Sie Ihre Sympathieer-

lärungen für eine einzelne Kollegin – sie finden leider
ußerhalb Ihrer Redezeit statt – vielleicht einem vertie-
nden privaten Gespräch anvertrauen?


(Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das musste mal gesagt werden!)







(A) )


)(B)


Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1706612800

Ja, das mache ich ausführlich, Herr Präsident.

Lassen Sie mich abschließend sagen, dass wir aus
Gründen der Nichtfokussierung auch diesen Antrag ab-
lehnen müssen. Ich fordere Sie auf und wünsche mir,
dass Sie dem sehr guten Antrag der Union und der FDP
heute zustimmen. Wir sind uns alle einig. Lassen Sie uns
das gemeinsam zum Ausdruck bringen. Dann geht vom
heutigen Nachmittag eine gute Botschaft aus.

Schönen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706612900

Nun hat der Kollege Günter Gloser für die SPD-Frak-

tion das Wort.


Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1706613000

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Serbiens Wunsch, auf dem Weg zu einer Voll-
mitgliedschaft in der Europäischen Union voranzukom-
men, hat – dieses Signal der SPD-Fraktion, sehr geehrter
Herr Botschafter, können Sie aufnehmen – unsere volle
Unterstützung. Die Europäische Union hat auf ihrem
Westbalkan-Gipfel in Thessaloniki 2003 allen Staaten
des westlichen Balkans eine europäische Perspektive
versprochen. Serbien hat seither in der Tat eine bemer-
kenswerte Entwicklung gezeigt, die unsere Anerken-
nung verdient.

Die nationalistische Politik Milosevićs und deren
Vollstrecker Karadzić und Mladić haben tiefe Spuren in
Serbien, aber auch in den Nachbarländern hinterlassen.
Unsere Politik muss darauf abzielen, die vorhandenen
Wunden zu heilen und alles zu tun, damit sich solche
Tragödien nicht wiederholen.

Was aber ist die richtige Politik gegenüber Serbien?
Ich will Ihnen dazu zwei Beispiele nennen.

Erstens. Richtige und erfolgreiche Politik der Euro-
päischen Union war es, im Jahre 2008 das Stabilisie-
rungs- und Assoziierungsabkommen gegen starke Be-
denken einiger, wenn auch weniger EU-Mitgliedstaaten
zu unterzeichnen; denn damit wurde zwei Wochen vor
den serbischen Wahlen ein klares Zeichen für einen eu-
ropäischen Kurs Serbiens gesetzt. Die Wählerinnen und
Wähler in Serbien haben das verstanden und ihrerseits
eine proeuropäische Regierung gewählt. Im Dezem-
ber 2009 hat die Regierung in Belgrad einen Antrag auf
EU-Mitgliedschaft gestellt. Diese Entwicklung zeigt,
dass die Entscheidung von 2008 kein gefährliches Ein-
knicken der Europäischen Union war, sondern das rich-
tige Zeichen zur richtigen Zeit. Das ist auch ein Beleg
dafür, dass die Europäische Union als Ganzes hand-
lungsfähig sein kann, wenn es darauf ankommt.

Zweitens. Der Internationale Gerichtshof hat in einem
Gutachten festgestellt, dass die Unabhängigkeitserklä-
rung des Kosovo nicht gegen internationales Recht ver-
stößt. Serbien wollte daraufhin zunächst im Rahmen der
Vereinten Nationen Neuverhandlungen über den Status
des Kosovo fordern. Die Europäische Union hat aber er-

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(C (D icht, dass Serbien gemeinsam mit den 27 EU-Mitglieern eine konstruktive Resolution einbrachte und – das t wichtig – einen Dialog mit dem Kosovo zusagte. Es t gut, dass Deutschland in diesen Verhandlungen eine ositive Rolle gespielt und zum europäischen Erfolg weentlich beigetragen hat. Es ist immer schön, wenn Sie die Zwischentöne wahrehmen. Die beiden genannten Beispiele belegen, dass Europa egenüber Serbien eine klare, einheitliche, aber auch unissverständliche Politik verfolgen muss und dann auch it einer rationalen und konstruktiven Politik Serbiens chnen kann. Aber ich will hier auch ansprechen: Es ibt Defizite in der Entwicklung Serbiens, die sich negav auf die weitere Annäherung an die Europäische nion auswirken können. Erstens nenne ich in diesem Zusammenhang die Forerung nach einer vollständigen Zusammenarbeit mit em Internationalen Strafgerichtshof. Die serbische Reierung muss noch überzeugender nachweisen, dass sie tsächlich alles tut, um Mladic zu finden und an den trafgerichtshof auszuliefern. Zweitens. Das derzeitige Maß an Korruption in Serien ist nicht europafähig. Die negativen Erfahrungen in nderen Ländern, leider auch innerhalb der Europäichen Union, zeigen deutlich, dass hier nur eine Nullleranzpolitik gelten kann. Korruption schadet der Wirt chaft; sie trifft aber auch die Schwächsten in der esellschaft und ist für einen demokratischen Rechts taat einfach nicht akzeptabel. Deshalb können wir auch nicht wegsehen, wenn ausndische Investoren sich, wie jüngst die Verlagsgruppe er Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, nach erheblihen Investitionen mit Hinweis auf Korruption wieder us Serbien zurückziehen. Ich kann und will diesen Einelfall hier nicht weiter bewerten. Aber die serbische Reierung muss wissen, dass solche Fälle gerade in einem U-Kandidatenland besonders genau verfolgt werden. erbien muss für Investitionssicherheit und für Fairness uf seinem Markt sorgen. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, sprechen wir noch einmal
eutlich von den Interessen der Europäischen Union und
eutschlands in diesem Fall. Unser erstes Interesse ist
rieden und Sicherheit in unserer Nachbarschaft. Weil
ie Länder des westlichen Balkans inzwischen eine En-
lave mitten in der Europäischen Union bilden und weil
ort noch vor kurzem blutige Kriege stattfanden, gilt das
r Serbien und seine Nachbarn in ganz besonderem
aße.

Wenn es um die Nachbarschaft von Serbien und Ko-
ovo geht, sollte der Vorschlag des ehemaligen Bot-
chafters Ischinger aufgegriffen werden. Ischinger erin-
erte an den Grundlagenvertrag zwischen den beiden
eutschen Staaten von 1972. Dieser hatte seinerzeit mit-
n im Kalten Krieg eine pragmatische und wirksame





Günter Gloser


(A) )


)(B)

Zusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik Deutsch-
land und der DDR möglich gemacht. Das sollte in naher
Zukunft in ähnlicher Weise auch für Serbien und Kosovo
möglich sein.

Wir haben ein großes Interesse an einer positiven
wirtschaftlichen, aber auch gesellschaftlichen Entwick-
lung in Serbien und der Region. Dort liegt nicht nur ein
bedeutendes Potenzial für die deutsche und die europäi-
sche Wirtschaft. Besonders für das soziale Gefüge Euro-
pas ist es von entscheidender Bedeutung, dass das ekla-
tante Wohlstandsgefälle in Europa durch nachholende
Entwicklung gerade in Südosteuropa gemildert wird.

Welche weiteren Mittel stehen uns zur Verfügung, um
positiv auf diese Entwicklung einzuwirken? Neben der
Diplomatie und der wirtschaftlichen Zusammenarbeit ist
es vor allem die Zusammenarbeit der Zivilgesellschaf-
ten, die wir aktiv fördern müssen. Leider sollen an man-
cher Stelle im Auswärtigen Amt Bereiche, die mit Kri-
senprävention, kulturellem Austausch und Förderung
von zivilgesellschaftlichen Kontakten zu tun haben, eher
reduziert als konzeptionell ausgebaut werden. Wir brau-
chen mehr Jugendaustausch, mehr Studienstipendien
und mehr Deutschunterricht in den zukünftigen EU-Mit-
gliedstaaten. Wir brauchen auch mehr Kulturprojekte,
die dem Austausch zwischen Deutschland und Südosteu-
ropa Tiefe und den Beziehungen Belastbarkeit verleihen.
Das wäre eine Aufgabe für das Auswärtige Amt: die
Entwicklung eines Konzeptes für einen neuen Stabili-
tätspakt der Zivilgesellschaften in Südosteuropa.


(Beifall bei der SPD)


Viele Vereine, Stiftungen, aber auch private Initiati-
ven sind auf diesem Feld schon tätig. Unterstützen wir
sie, ermutigen wir sie und binden wir sie ein in eine Stra-
tegie für den gemeinsamen europäischen Weg Serbiens
und der südosteuropäischen Staaten!

Meine Damen und Herren, zum Schluss noch ein Zi-
tat aus dem neuen Buch des britischen Historikers Timo-
thy Garton Ash. Ursprünglich stammen diese Sätze aus
der Schlussbetrachtung zu einem Aufsatz, den er im Jahr
2000 geschrieben hat; jetzt hat er sie in einer Nachbe-
merkung zu dem Buch aktualisiert. Ash sagt – ich zi-
tiere; damit kein Missverständnis entsteht –:

Ich stimme denen zu, die sagen, wir in Europa soll-
ten uns das strategische Ziel setzen, alle Staaten des
westlichen Balkans einschließlich Serbiens und
Montenegros bis zum 28. Juni 2014 zu Mitgliedern
der Europäischen Union zu machen, dem hunderts-
ten Jahrestag der Ermordung Erzherzog Franz
Ferdinands in Sarajevo, die das Fass zum Überlau-
fen brachte und den Ersten Weltkrieg auslöste. Es
wird sich zeigen, ob das heutige Europa zu einer
solchen historischen Vorstellungskraft und strategi-
schen Risikobereitschaft fähig ist.

Dieses strategische Ziel – wenn auch vielleicht nicht
mit dem im Zitat genannten Datum – hat sich die Euro-
päische Union und haben sich viele Völker auf dem
westlichen Balkan zu eigen gemacht. Wir sollten dieses
strategische Ziel unterstützen, auch wenn das Zieldatum

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(C (D eute sicherlich noch nicht konkret genannt werden ann. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706613100

Roderich Kiesewetter ist der nächste Redner für die

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Roderich Kiesewetter (CDU):
Rede ID: ID1706613200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
eine sehr geehrten Damen und Herren! Unser Bundes-
g hat schon eine beeindruckende Gabe, wesentliche
istorische Ereignisse mit aktuellen Debatten zu ver-
nüpfen.


(Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Donnerwetter!)


m 8. Oktober 1912 – Herr Sarrazin, Sie als angehender
istoriker werden das wissen –


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)


at das Osmanische Reich eine Kriegserklärung von
ontenegro erhalten. Der erste Balkankrieg brach aus.
m 8. Oktober 1991 hat das kroatische Parlament seine
nabhängigkeit von Jugoslawien erklärt. Heute, 19 Jahre

päter, debattieren wir über die Weiterleitung des Bei-
ittsantrags Serbiens.

Wir als Regierungsfraktion sprechen uns eindeutig für
ie EU-Perspektive des westlichen Balkans aus.


(Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


aran arbeiten wir. Das ist ganz entscheidend für eine
iedliche Zukunft.

Wir haben in den letzten Jahren sehr viel Mut bei der
rweiterung bewiesen. Jetzt ist eine gewisse Müdigkeit
ingetreten. Der Mut wurde sicherlich auch in Teilen
nttäuscht, weil 2007 zwei Staaten die Beitrittskriterien
icht eingehalten haben; wir waren nicht kritisch genug.

Jetzt steht an, dass wir den Prozess der Aufnahme
erbiens in die Europäische Union aufmerksam und kri-
sch begleiten. Es geht noch nicht um die Aufnahme,
ondern es geht darum, dass die Europäische Kommis-
ion darüber berät und den Ratschlag abgibt. In den
nappen und wohlformulierten Punkten unseres An-
ags, der sich weitestgehend mit den Anträgen der ande-
n Fraktionen deckt, machen wir deutlich: Vor einem
eitritt, auch schon vor dem Avis, müssen bestimmte
inge geklärt werden.

Wir als Europäer brauchen eine ganz klare Sicht auch
ach außen. Wir haben uns jetzt lange mit der Wirt-
chaftskrise und mit unserer Binnenkonstitution beschäf-
gt. Wir sprechen heute nicht ohne Grund über die Auf-
ahme Serbiens. Das ist ein Recht, das uns mit dem





Roderich Kiesewetter


(A) )


)(B)

Lissabon-Vertrag eingeräumt worden ist. Da können wir
als Parlament etwas bewegen. Auch das ist ein Fort-
schritt in der parlamentarischen Demokratie, den wir be-
grüßen müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Es gibt Fortschritte. Serbien hat in beeindruckender
Weise deutlich gemacht, dass es bereit ist, mit dem Ko-
sovo über den Bereich nördlich des Ibar zu sprechen.

Ich will ein paar weitere Meilensteine nennen. Warum
sollte Serbien in die Europäische Union? Es ist klar: Es
hat europäische Wurzeln. Es gehört zu Europa. Es sind
auch nicht nur die wirtschaftliche Kraft und die Verwal-
tungseffizienz, die mitgebracht werden – das wurde
schon angesprochen –; ein demokratisch verfasstes Ser-
bien wird eine Bereicherung für Europa sein und wird im
Hinblick auf das, was es historisch verursacht hat, aus-
gleichend wirken.

Im Dezember 2009 wurde die Bahnlinie von Belgrad
nach Mostar eröffnet; Kooperation von Serbien. Im
März hat das Parlament von Serbien die Schuld beim
Massaker von Srebrenica anerkannt. Am 11. Juli nahm
Tadic an dem Gedenken in Srebrenica teil, was eine sehr
große Geste war. Am 9. September wurde glasklar, dass
Serbien mit den Staaten der Europäischen Union die An-
erkennung des Kosovos, zumindest des Gutachtens, teilt.
Das sind entscheidende Fortschritte, die wir fördern soll-
ten, indem wir sagen: Über den Antrag muss in positiver
Weise entschieden werden. – Wenn uns das gelingt, ist
das auch ein Zeichen unseres Parlaments.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Natürlich sind Hinderungsgründe vorhanden. Es gibt
Stolpersteine. Aber wir sind auch dazu da, Serbien zu
helfen und zu begleiten. Die Stolpersteine liegen in der
Bekämpfung der organisierten Kriminalität, in der Ver-
waltungsreform, sicherlich auch im Selbstverständnis
des Parlaments Serbiens; in Klammern: Rücktrittserklä-
rungen. Da gibt es noch viel zu tun. Wir müssen unserer-
seits aber auch darauf achten, dass die Mittel, die die EU
für die Aufnahme bereitstellt, besser abfließen. Es gibt
zurzeit ein Aufnahmeproblem. Dem könnten wir mit
Twinning-Projekten sicherlich begegnen.

Die Reise unseres Außenministers war Balsam und
ein Heilmittel für die Perzeption im Balkan. Unsere
deutsche Außenpolitik hat wieder aktiv Bewegung in die
Balkanpolitik gebracht. Dafür müssen wir dem Außen-
minister dankbar sein. Ich habe bei meinen Besuchen im
Frühjahr und in der letzten Woche in Albanien erlebt,
welche Auswirkungen dieser Besuch gehabt hat.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass die Visa-
erleichterungen


(Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ja, genau!)


für Bosnien und Albanien noch in diesem Jahr in Kraft
treten. Die Bedingungen sind eingehalten. Damit schaf-
fen wir eine Perspektive für die Region und auch An-
reize.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


er entscheidende Punkt ist, dass wir auch Anreize
chaffen, die das begleiten.


(Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Selbst wenn Frankreich unverantwortlicherweise mauert!)


eutschland ist ein souveräner Staat und verfolgt eine
teressengeleitete werteorientierte Außenpolitik. Ich

laube, dass wir hier Lösungen aufzeigen können.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, lassen Sie
ich abschließend noch einen Punkt ansprechen. Wenn
ir gemeinsam im Parlament für die Weiterleitung dieses
eitrittsantrags stimmen, ist damit noch lange nicht ge-

agt, dass Serbien bald Mitglied der Europäischen Union
ird. Wir brauchen eine Gesamtperspektive. Diese muss

us einem Geben und Nehmen bestehen. Das bedeutet,
it kritischem Blick Serbiens Verhältnis zum Kosovo zu

erfolgen. Das bedeutet aber auch, Segregations- oder gar
eparationsbemühungen der Republika Srpska zu be-
ämpfen. Das bedeutet auch Zusammenarbeit mit dem
ternationalen Gerichtshof. Natürlich hat Serbien bereits

2 der 44 angeklagten Kriegsverbrecher ausgeliefert,
ber bezüglich der kritischen Fälle Mladić und Hadzić be-
tehen noch Schwierigkeiten. Wir wissen nicht, wie das
chicksal dieser beiden Herren ist, aber wir wissen, dass
ie das Schicksal von Millionen beeinflusst haben. Des-
alb wollen wir hier Klarheit. Darauf haben wir auch ei-
en Anspruch. Das wird der Schlüssel für den Beitritt
ein.

Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, Serbien ist
uf dem halben Weg zwischen Vergangenheit und Zu-
unft. Mit der Annahme des vorliegenden Antrags haben
ir als Parlament es in der Hand, den weiteren Prozess

ufmerksam und kritisch zu begleiten, mit Sticks and
arrots bzw. Zuckerbrot und Peitsche. Aber auch Ser-
ien selbst hat es in der Hand. Ich glaube, wir haben
eutlich gemacht, in welche Richtung der Weg gehen
uss.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706613300

Das Wort hat nun der Kollege Thomas Nord für die

raktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Thomas Nord (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1706613400

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen

nd Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr ge-
hrter Herr Botschafter! Ich teile – das wird vielleicht
en einen oder anderen überraschen – vieles von dem,
as Herr Kiesewetter hier über die historische Situation
esagt hat.


(Veronika Bellmann [CDU/CSU]: Das kann man ja nicht mehr umdeuten! Das ist halt so!)






Thomas Nord


(A) )


)(B)

– Gerade in Geschichtsfragen kann man, wie Sie wissen,
sehr unterschiedlicher Meinung sein. In dieser sind wir
offensichtlich gemeinsam einer Meinung.


(Beifall des Abg. Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Die Einleitung von Beitrittsverhandlungen zwischen
Serbien und der EU bietet auch aus unserer Sicht eine
historische Chance, einen sehr alten Konflikt, der viel
Leid verursacht hat, dauerhaft zu beenden. Daher ist die
Linke für die Weiterleitung des Beitrittsantrags Serbiens
an die Europäische Kommission. Wir wollen, dass sich
die Bundesregierung dafür im Rat und bei den übrigen
Mitgliedsländern einsetzt.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Wie die SPD wollen wir, dass bei den Beitrittsver-
handlungen mit Serbien ausschließlich die Kopenhage-
ner Kriterien gelten und keine weiteren Bedingungen ge-
stellt werden. Die Anträge der Koalitionsfraktionen und
der Grünen aber lassen erkennen, dass dies für Serbien
nicht so gelten soll. Auch der Antrag der SPD bleibt hier
leider unklar.

Es entspricht nicht unserer Auffassung, dass die Auf-
nahme von Beitrittsverhandlungen mit Serbien mit der
Anerkennung des Kosovos als unabhängiger Staat ver-
knüpft werden darf. Wir halten trotz des Gutachtens des
Internationalen Gerichtshofes die Unabhängigkeitserklä-
rung des Kosovos für nicht mit dem Völkerrecht verein-
bar,


(Zuruf der Abg. Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


weil sie letztlich dazu beiträgt, einseitige Grenzverände-
rungen zu legitimieren.


(Beifall bei der LINKEN)


Mit dem zentralen Satz des Gutachtens, das Völker-
recht enthalte kein Verbot von Unabhängigkeitserklärun-
gen und das Kosovo habe deshalb nicht gegen allgemei-
nes internationales Recht verstoßen, wurde aus unserer
Sicht die Büchse der Pandora geöffnet. Wer solche Aus-
sagen begrüßt, darf sich über die Sprüche von Milorad
Dodik und anderen Nationalisten nicht wundern. Der
Außenminister wird noch oft und nicht nur auf dem Bal-
kan erklären müssen, warum für diese nicht gilt, was für
den Kosovo rechtens sein soll.


(Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Weil es einen Völkermord gab! – Gegenruf von der LINKEN: Was gab es denn in der Türkei?)


Wir unterstützen die Forderung – das schließt gut an –,
dass Serbien uneingeschränkt mit dem Internationalen
Strafgerichtshof zusammenarbeiten soll. Gleichwohl leh-
nen wir die Verknüpfung dieser Forderung mit der Ent-
scheidung über die Weiterleitung des Beitrittsantrags ab.

Die jetzige serbische Regierung unternimmt große
Anstrengungen für eine Annäherung an die Europäische

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(C (D nion, darunter solche, die wir scharf kritisieren wie die msetzung der Bedingungen des IWF bei der Bewältiung der Krise. Damit dürfte die Bundesregierung aber her weniger Probleme haben. Für uns gibt es aber auch positive Belege – dies urde beispielsweise schon von Herrn Kiesewetter ge agt –, zum Beispiel den Beschluss des serbischen Parlaents zum Massaker in Srebrenica oder die aktiven Beühungen, gemeinsam mit Kroatien Kriegsfolgen zu berwinden. Es müsste im Interesse der Bundesregieng sein, der serbischen Seite die Durchsetzung dieser olitischen Linie zu erleichtern. Mit der Verknüpfung der Beitrittsverhandlungen an ie Forderung nach Anerkennung eines unabhängigen taates Kosovo durch Serbien wird aber das Gegenteil rreicht. Die Bundesregierung steht mit dieser Politik in iner traurigen Kontinuität. Warren Christopher sagte it Blick auf die Anerkennung von Slowenien und roatien1991: Beim gesamten Anerkennungsprozess … wurden schwere Fehler gemacht … die Deutschen tragen eine besondere Verantwortung. iesen Fehlern folgten Bürgerkriege und der völkerchtswidrige Krieg gegen Rest-Jugoslawien durch die ATO, den unsere Partei abgelehnt hat. Die entstandenen politischen Verhältnisse zum Beipiel in Bosnien-Herzegowina sind nach wie vor instail. Die jetzigen Wahlen haben nichts daran geändert. ie OSZE spricht nach 15 Jahren militärischer und zivir Präsenz in Bosnien-Herzegowina von einer Stabili ierung des Wahlprozesses. Das ist nach 15 Jahren wirkch ein bemerkenswerter Fortschritt. Richtig wäre, die räfte zu stärken, die für Aussöhnung und Neuanfang owie eine proeuropäische Politik stehen. Der Deutsche Bundestag sollte deutlich machen – dies t er heute hier –, dass Serbien heute nicht mehr das Ser ien von Slobodan Milosević ist. Es setzt sich für friedlihe Konfliktlösungen ein und sucht den Dialog und die erständigung. Diese Regierung braucht Unterstützung ihrer Außenpolitik, keine Ansagen oder Diktate. Soll der Beitrittsprozess Erfolg haben, muss er von ineren Überzeugungen und der Bereitschaft, tradierte ichtweisen und Emotionen zu überwinden, geleitet sein. Das ist ein sehr guter Schluss. Mir scheint, die serbische Regierung hat das schon egriffen. Hier bin ich mir nicht immer ganz sicher. Danke schön. )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706613500
Thomas Nord (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1706613600

(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706613700

Nun hat die Kollegin Beck für die Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen das Wort.

Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Auch wir Grüne begrüßen, dass Serbien die Tür in die
Europäische Union noch ein Stückchen weiter aufge-
macht worden ist. Wir erkennen die Schritte Serbiens an:
die Srebrenica-Resolution im serbischen Parlament, die
wirklich mit einem Risiko behaftet war, den Besuch von
Präsident Tadic in Srebrenica in diesem Sommer – auch
ich bin dort gewesen – und das Einlenken bei der UN-
Resolution zum Kosovo. Zu diesem Erfolg hat der deut-
sche Außenminister beigetragen. Ich hoffe, dass er dran-
bleiben wird; denn es ist vollkommen klar, dass die
Steine nur zu einem kleinen Teil aus dem Weg geräumt
worden sind. Es werden noch viele Steine auftauchen.
Insofern sollte sich das Außenministerium eher auf eine
Art Pendeldiplomatie einstellen statt auf einen einmali-
gen Besuch.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Differenz, die wir haben, ist, dass es in der Au-
ßenpolitik eine Unsitte gibt, nämlich unangenehme
Wahrheiten unter den Teppich zu kehren, wenn politi-
sche Entscheidungen getroffen worden sind. Noch ein-
mal: Wir halten es politisch für richtig, Serbien die Tür
in die Europäische Union zu öffnen. Aber wir sollten
nicht darüber hinweggehen, dass sich Serge Brammertz
inzwischen wieder deutlich kritischer über eine weniger
gute Zusammenarbeit mit der serbischen Regierung äu-
ßert, um die beiden letzten großen Kriegsverbrecher,
nämlich Mladić und Hadzić, zu fassen. Man muss sagen,
dass ein Staat, der in die Europäische Union will, doch
nicht über Jahre hinweg behaupten kann – Serbien hat
7,5 Millionen Einwohner! –, dass er nicht in der Lage ist,
diese beiden Kriegsverbrecher zu finden. Das stellt die
Reife des Justizwesens und der Polizei dieses Landes in-
frage.

Ich möchte Sie auch daran erinnern, dass der serbi-
sche Arbeitsminister Rasim Ljajić vom Vorsitz des Na-
tionalkomitees für Zusammenarbeit mit Den Haag zu-
rückgetreten ist, weil er selbst nicht mehr von der
Ernsthaftigkeit des Bemühens der serbischen Regierung
überzeugt war, die Kriegsverbrecher Mladić und Hadzić
zu finden.

All das sollten wir durchaus ansprechen, auch wenn
wir die Tür aufmachen wollen. Das schadet gar nicht.
Wie gesagt: Es ist nicht besonders hilfreich, das unter
den Teppich zu kehren.

Jetzt zum Kosovo. Man kann sich nicht darauf ausru-
hen, dass die Regierung in Belgrad Minister Westerwelle
zugesagt hat: „Wir arbeiten an einer Lösung des Pro-
blems mit.“ Am 3. Oktober, also kurze Zeit nach dem
Besuch von Westerwelle, ist der serbische Patriarch
Irinej als Erzbischof von Pec eingeführt worden. Die ge-
samte serbische Regierung war bei diesem Festakt anwe-
send. Was hat sie dort formuliert? Sie hat dort ihre For-

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(C (D erungen für die Verhandlungen über die Zukunft des osovo formuliert. Dort wurde nicht nur die Abtretung es Gebiets von Nord-Mitrovica gefordert; wir kennen iese Forderung, sie überrascht uns nicht. Dort wurde uch die Abtretung des Gebiets der Stadt Pec gefordert. ec ist mit etwa 170 000 Einwohnern die zweitgrößte tadt des Kosovo. Sie müssen auch solche Tatsachen zur enntnis nehmen, um ein realistisches Bild davon zu beommen, was wir auf den nächsten Etappen von Serbien u erwarten haben. Der Weg wird noch sehr lang sein. Ganz kurz ein Wort zu den Einlassungen des verehrn Kollegen Stinner zu Bosnien. Ja, ich erwähne Bosien, weil wir den Blick auf die gesamte Region des estbalkans richten müssen. Noch einmal: Bei Serbien ndieren wir dazu, die Türen aufzumachen und Kondionen, die einmal aufgestellt worden waren, beiseitezuchieben, weil wir Serbien auf dem Weg in die EU untertützen wollen. Bei Bosnien gibt es diese Sichtweise icht, obwohl wir die Verantwortung für die Misere traen, in der dieses Land aufgrund des Entitätenvotums teckt, das dem serbischen Präsidenten Dodik die Mögchkeit gibt, Bosnien in unverantwortlicher Weise zu lockieren. Das müssen wir, wenn wir noch einen Funen historisches Gedächtnis haben, bei unserer Politik erücksichtigen. Deswegen erwähne ich hier Bosnien mer wieder. Frau Kollegin. Marieluise Beck EN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706613800
Ein Satz noch. – Wenn jetzt Frankreich aus innenpoli-

schen Gründen die Visumliberalisierungen für Bosnien
nd Albanien blockiert, obwohl die EU-Kommission
stgestellt hat, dass alle Forderungen erfüllt worden

ind, ist das ein politischer Skandal, gegen den sich
eutschland mit aller Deutlichkeit wenden muss.

Schönen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706613900

Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der

ollege Florian Hahn für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Florian Hahn (CSU):
Rede ID: ID1706614000

Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen!

erbien ist ein fester Bestandteil der europäischen Kul-
r- und Staatengemeinschaft. Die Entwicklungen in
erbien haben dadurch nicht nur unmittelbare Auswir-
ungen auf die Länder in Südosteuropa, sondern auch
irekte Rückwirkungen auf die Länder der Europäischen
nion, damit auch auf Deutschland. Daher ist es richtig
nd wichtig, dass sich Deutschland intensiv um seine
eziehungen zu Serbien kümmert.

Es ist gleichermaßen bedeutsam, dass Deutschland
einen Einfluss nutzt, um vielfache positive Entwicklun-





Florian Hahn


(A) )


)(B)

gen in Serbien politisch wie wirtschaftlich zu unterstüt-
zen. Dies gilt insbesondere für den Freistaat Bayern, der
aufgrund seiner geografischen Lage und seines politi-
schen und wirtschaftlichen Gewichts ein besonderes
Interesse an den Entwicklungen in Südosteuropa,
insbesondere in Serbien, hat. So wurde anlässlich des
40-jährigen Bestehens der Ständigen Kommission Bay-
ern-Serbien erst am vergangenen Montag zwischen dem
Ministerpräsidenten Horst Seehofer und dem serbischen
Präsidenten Boris Tadic eine noch intensivere Zusam-
menarbeit vereinbart.

Mit unserer Aufforderung an die Bundesregierung, in
der nächsten Sitzung des Rates für eine Weiterleitung
des Beitrittsgesuchs Serbiens an die Europäische Kom-
mission zu stimmen, bleiben wir unseren Aussagen von
Thessaloniki treu, dass grundsätzlich jedes Land der Re-
gion des westlichen Balkans die Perspektive eines Bei-
tritts zur Europäischen Union hat.

Kroatien hat die Chance ergriffen und sich dem
NATO- und dem EU-Beitrittsprozess unterzogen, im
Hinblick auf die NATO bereits erfolgreich. Ich sage
deshalb „unterzogen“, weil wir aus den Erweiterungs-
erfahrungen, insbesondere aus den Fällen Rumänien und
Bulgarien, gelernt haben. Wir haben den Erweiterungs-
prozess durch die Einführung von Benchmarks an-
spruchsvoller gestaltet – manche sagen auch: verschärft –,
weil wir uns eben nicht mehr nur mit Erfolgen auf dem
Papier bzw. mündlichen Zusagen zufriedengeben woll-
ten, sondern nur mit konkret verwirklichten, nachprüfba-
ren Fortschritten. Unsere klare Aussage in diesem Zu-
sammenhang war und ist: Die Beitrittskriterien müssen
unsererseits klar definiert und von Beitrittsländern strikt
erfüllt werden. Es gibt keine politischen Rabatte, aber
auch keine politisch motivierten Sanktionen. So begrüße
ich ausdrücklich die Resolution der UNO-Vollversamm-
lung vom 10. September dieses Jahres, in der zu einem
Dialog zwischen Serbien und dem Kosovo aufgerufen
wird.

Die von Serbien selbst eingebrachte Resolution befür-
wortet Verhandlungen – nicht über den staatsrechtlichen
Status des Kosovo, der für Deutschland und für die aller-
meisten Staaten inzwischen feststeht – über praktische
Fragen des Zusammenlebens. Wir alle können nachvoll-
ziehen, dass diese Resolution in Serbien selbst auch auf
Widerspruch stößt. Hier gilt es, Überzeugungsarbeit zu
leisten. Hier gilt es, den Menschen in Serbien deutlich zu
machen, dass nur ein friedliches Miteinander das Land
als einen gleichberechtigten Partner in Europa sichtbar
und verankert sein lässt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Resolution ist ein klares Signal, dass Serbien auf
Kooperation setzt und auf dem Weg in die Integration in
die EU ist. Ich möchte Minister Guido Westerwelle aus-
drücklich danken. Seine Gespräche haben Serbien von
den Vorteilen eines proeuropäischen Kurses überzeugen
können.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D ie gezeigte Bewegung der serbischen Regierung in der r sie extrem heiklen Kosovo-Frage sollte honoriert erden. Mit unserer Weiterleitungsempfehlung rückt Serbien em Beitritt ein Stück näher. Daher meine ich, dass wir hrlicherweise eine weitere, in der Debatte schon geannte, sehr wichtige politische Frage jetzt und immer ieder anschneiden sollten, nämlich die der uneinge chränkten Kooperation Serbiens mit dem Internationan Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien. Ich abe mich am Anfang zu Kroatien geäußert, weil wir im interkopf behalten sollten, dass wir bzw. die EU im alle Kroatiens die Frage der Auslieferung von Angelagten an den Internationalen Strafgerichtshof zu einem estimmten Zeitpunkt des Beitrittsprozesses zur Nagelrobe gemacht haben. Wir müssen uns bewusst sein, ass in dem teilweise politisch noch vergifteten Klima in er Region genau beobachtet wird, ob wir gleiche Maßtäbe an die Länder anlegen. Deshalb halte ich es für chtig und wichtig, auch Serbien unsere Prioritäten von nfang an klar anzusagen. Die uneingeschränkte Zu ammenarbeit Serbiens mit dem Internationalen Strafgechtshof mit dem Ziel der Auslieferung der wegen riegsverbrechen angeklagten Personen Mladic und adzic gehört für uns zu diesen Prioritäten. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


In diesem Sinne bitte ich Sie um die Zustimmung und
ünsche dem serbischen Volk auf seinem Weg in die

uropäische Staatengemeinschaft Glück und Gottes Se-
en.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706614100

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der
raktionen der CDU/CSU und FDP auf Drucksache
7/3190 mit dem Titel „Beitrittsantrag der Republik Ser-
ien zur Prüfung an Europäische Kommission weiterlei-
n“. Wer stimmt für diesen Antrag? – Wer stimmt dage-
en? – Wer enthält sich? – Damit ist der Antrag mit den
timmen der Mehrheit der Koalition angenommen.

Zusatzpunkt 9. Hier geht es um die Abstimmung über
en Antrag der Fraktion der SPD auf Drucksache 17/3175
it dem Titel „Glaubhafte Unterstützung für Serbiens
eitrittsantrag zur Europäischen Union“. Wer möchte
iesem Antrag zustimmen? – Wer stimmt dagegen? –
er enthält sich? – Dieser Antrag ist mit Mehrheit abge-
hnt.

Wir kommen zum Zusatzpunkt 10. Hier geht es um
en Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf
rucksache 17/3204 mit dem Titel „Serbiens Beitrittsge-

uch an die Europäische Kommission weiterleiten – Ge-
amte Region im Blick behalten“. Wer stimmt für diesen
ntrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? –
uch dieser Antrag ist mit Mehrheit abgelehnt.





Präsident Dr. Norbert Lammert


(A) )


)(B)

Ich rufe nun die Tagesordnungspunkte 32 a und 32 b
sowie den Zusatzpunkt 11 auf:

32 a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Kerstin
Müller (Köln), Katja Keul, Ute Koczy, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN

10 Jahre UN-Resolution 1325 – Frauen, Frie-
den, Sicherheit – Nationaler Aktionsplan für
eine gezielte Umsetzung

– Drucksache 17/2484 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

b) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD

10 Jahre UN-Resolution 1325 „Frauen, Frie-
den und Sicherheit“

– Drucksache 17/3176 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

ZP 11 Beratung des Antrags der Abgeordneten Cornelia
Möhring, Jan van Aken, Agnes Alpers, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE

Verpflichtung zur UN-Resolution 1325
„Frauen, Frieden und Sicherheit“ einhalten –
Auf Gewalt in internationalen Konflikten ver-
zichten

– Drucksache 17/3205 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann können wir so verfahren.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält zunächst
die Kollegin Kerstin Müller für die Fraktion Bündnis 90/
Die Grünen.

Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ende Juli wurden in der kongolesischen Provinz Nord-
Kivu innerhalb von vier Tagen 242 Frauen und Kinder
von FDLR und Mai-Mai-Milizen vergewaltigt. Im Laufe
des August kam es sogar zu weiteren 260 Vergewalti-
gungen. Dennoch schritten die UNO-Blauhelmsoldaten,

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(C (D ie sich in der Nähe aufhielten, nicht ein – mal wieder icht. Margot Wallström, die UNO-Sonderbeauftragte zum hema „Sexuelle Gewalt in Konflikten“ – dieses Amt ibt es inzwischen immerhin –, erklärte zwar, dass die N die kollektive Verantwortung dafür hätten, dass die assenvergewaltigungen nicht rechtzeitig gestoppt wur en, und die UNO hat dieses Mal Versäumnisse ihrer oldaten eingeräumt; dennoch zeigt dieses Beispiel, dass uf internationaler Ebene immer noch viel zu wenig pasiert, obwohl es die UN-Resolution 1325 gibt und die olgeresolution, die Resolution 1820, klipp und klar um Schutz der Frauen und Mädchen vor sexueller Gealt auffordert. Es gibt keinen Aufschrei der internatioalen Gemeinschaft oder der Öffentlichkeit. Wenn wir o etwas lesen, steht das in der Regel auf Seite drei oder ier. Ich meine, wir dürfen nicht länger wegschauen, enn solche schrecklichen Verbrechen passieren. Dieser ustand der Straflosigkeit im Kongo, in Darfur und anerswo ist unerträglich und muss beendet werden. Wir üssen alle Anstrengungen unternehmen, um ihn zu be nden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Wir müssen dafür sorgen, dass die Verantwortlichen,
um Beispiel im Fall Kongo, von der kongolesischen
der der internationalen Justiz zur Rechenschaft gezogen
erden. Genau das will man mit der Resolution 1325 er-
ichen. Deshalb ist es so entscheidend, dass diese Reso-
tion und die Folgeresolutionen endlich zentraler Be-

tandteil der internationalen Politik werden. Davon kann
uch zehn Jahre nach ihrer Verabschiedung leider keine
ede sein.

Sicherlich, es hat einige Verbesserungen gegeben.
uf internationaler Ebene hat die Geschlechterperspek-
ve in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Bei-
piele dafür sind die Einsetzung der UN-Sonderbeauf-
agten – das erwähnte ich eben – und die Einrichtung
on UNWomen, die neue Einheit für Geschlechterge-
chtigkeit. Auch in der Europäischen Union hat es Wei-

henstellungen für eine stärker geschlechtersensible
riedens- und Sicherheitspolitik gegeben.

Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir
it der Umsetzung der Resolution 1325 auf globaler und

ationaler Ebene noch ganz am Anfang stehen. Noch
inmal: Solche UN-Resolutionen leben davon, dass wir,
ie einzelnen Mitgliedstaaten, sie umsetzen. Dafür tra-
en wir die Verantwortung. Wir müssen diese Resolutio-
en mit Leben füllen und dafür sorgen, dass sie nicht be-
chriebenes Papier bleiben.

Diese Resolution ist aus meiner Sicht ein Meilenstein
uf dem Weg zu einer geschlechtersensiblen Friedens-
nd Sicherheitspolitik; denn zum ersten Mal in der Ge-
chichte der UNO gibt es eine völkerrechtlich verbindli-
he Vorgabe zur Beteiligung von Frauen an Friedenspro-
essen. Kofi Annan hat die Mitgliedstaaten bereits 2005
ufgefordert, nationale Aktionspläne zu ihrer Umsetzung
orzulegen. Schweden ist 2006 vorangeschritten. Sogar
frikanische Länder wie Liberia und die Elfenbeinküste





Kerstin Müller (Köln)



(A) )


)(B)

haben eigene nationale Aktionspläne. Insgesamt gilt das
aber nur für 19 Staaten. Das ist eine blamable Zahl, wenn
man bedenkt, dass die UNO 192 Mitgliedstaaten hat.

Ich finde es sehr bedauerlich, dass auch die Bundes-
regierung bisher keinen nationalen Aktionsplan vorge-
legt hat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Sie alle wissen, dass ich schon seit einigen Jahren
dafür streite, dass wir einen solchen nationalen Aktions-
plan bekommen. Ich glaube, dass nicht nur die skandina-
vischen Länder, sondern dass auch Länder wie Deutsch-
land in einer solchen Frage vorangehen müssen. Die
Bundeskanzlerin streitet für einen deutschen Sitz im Si-
cherheitsrat, und auf jeder internationalen Veranstaltung
wird die Fahne des Multilateralismus hochgehalten. Da-
her kann es nicht sein, dass wir uns bei so einer zentralen
Resolution immer noch weigern, einen nationalen Ak-
tionsplan vorzulegen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706614200

Frau Kollegin.

Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Wir brauchen einen solchen nationalen Aktionsplan,
damit diese Resolution mit Leben gefüllt wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Noch ein letzter Satz. Ein solcher nationaler Aktions-
plan bedeutet auch nicht mehr Bürokratie. Wir brauchen
messbar formulierte Ziele, Fortschrittsberichte, Zeitvor-
gaben. Die UNO und die EU haben diesbezüglich Indi-
katoren beschlossen. Ich freue mich, dass die SPD in-
zwischen für einen nationalen Aktionsplan ist. Ich würde
mir sehr wünschen – die Resolution wird jetzt zehn Jahre
alt; es wird viele Veranstaltungen dazu geben –, dass
auch die Koalitionsfraktionen sich dazu durchringen und
wir in Deutschland einen nationalen Aktionsplan be-
kommen und so unseren Teil dazu beitragen, diese Reso-
lution mit Leben zu füllen.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706614300

Nächster Redner ist der Kollege Mißfelder für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Philipp Mißfelder (CDU):
Rede ID: ID1706614400

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Die Kollegin Müller hat zu Recht auf die grund-
sätzliche Bedeutung der UNO-Resolution hingewiesen.
Auch wir unterstützen sie sehr deutlich. Auch wir mei-
nen, dass sie in der täglichen Außenpolitik mit Leben ge-
füllt werden muss. Ich glaube, dass wir Parlamentarier
bei unseren Gesprächen hier in Deutschland, wenn aus-


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(C (D ndische Gäste zu uns kommen, aber auch im Ausland arauf achten müssen, dass eine zentrale Forderung unerer wertegebundenen deutschen Außenpolitik die Verirklichung der Frauenrechte sein muss; dafür müssen ir eintreten. Sie haben die Krisenregionen, um die es geht, angeprochen. Ich glaube, dass gerade in den vergangenen agen deutlich geworden ist, wie dringend diese Frage t. Ich erinnere an die Berichterstattung der Internatioal Herald Tribune von vor ein paar Tagen über Massenergewaltigungen in Dörfern im Ost-Kongo, wo auch or einer 80-jährigen Frau, Anna Mburano, nicht haltgeacht worden ist; sie ist nicht verschont worden. Dabei andelt es sich nicht um einen Einzelfall. Dies ist einer er spektakulären Fälle, die die internationale Presse chlaglichtartig immer mal wieder beschäftigen, aber icht dazu führen, dass es eine kontinuierliche Berichtrstattung, gar ein kontinuierliches Interesse gibt. Vor diesem Hintergrund ist die Resolution wichtig. Es t auch wichtig, dass wir gerade dort, wo es darauf anommt, für dieses wichtige Thema, für die Verwirklihung der Rechte der Frauen, einstehen. Mein Kollege artwig Fischer, der, ich glaube, insgesamt neunmal im ongo war, ist einer der Garanten dafür, dass die Union ies auch in Afrika tut und nicht unter den Tisch fallen sst. Lieber Hartwig Fischer, herzlichen Dank für das roße Engagement und deine Arbeit im Kongo. Diese ollen wir in der AG „Außen“ der Union, aber auch im anzen Bundestag weiter fortsetzen. Es gibt auch positive Beispiele, dass wir die Rechte on Frauen durchsetzen können. Diese sollten wir am eutigen Tage nicht unter den Tisch fallen lassen. Ich öchte – auch vor dem Hintergrund der Ereignisse am estrigen Tag – an dieser Stelle unseren Einsatz in Afhanistan hervorheben. Deutsche Soldatinnen und Solaten treten mit ihrem Leben dafür ein, dass die Rechte er Frauen in Afghanistan verwirklicht und durchgesetzt erden. Deshalb haben sie nach den schweren Ereignis en von gestern unseren vollen Respekt und unsere volle nerkennung verdient. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie der Abg. Kerstin Müller [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Nahezu jede internationale Organisation hat auf die
issstände in der Zeit der Taliban-Herrschaft in Afgha-

istan hingewiesen. Als die Taliban 1996 in Kabul ein-
arschiert sind, haben sie verboten, dass Mädchen zur
chule gehen, dass junge Frauen an die Universität ge-
en. Damals, im Jahre 1996 und in den folgenden Jah-
n, gab es 4 000 Studenten in ganz Afghanistan. Zu die-

er Zeit hatte keine einzige Frau Zugang zu universitärer
ildung. Daher ist es beachtlich, dass von den heute ins-
esamt 50 000 jungen Menschen in Afghanistan, die die
öglichkeit haben, unter dem Schutz der internationalen
emeinschaft zu studieren, immerhin 7 000 Frauen sind;
ünschenswert wären natürlich mehr. Ein Garant dafür
t die Bundeswehr mit ihrem Einsatz in Afghanistan.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)






Philipp Mißfelder


(A) )


)(B)

Eine Geschichte aus Afghanistan ging in den vergan-
genen Wochen um die Welt. Robina Jalali, die bei den
Olympischen Spielen in Peking als Sprinterin eine
enorme Leistung vollbracht hat, ist jetzt auch zur Wahl
für das Parlament in Afghanistan angetreten. So eine Si-
tuation wäre zu Zeiten der Taliban-Herrschaft nicht
möglich gewesen.

Es ist leider immer noch nicht klar, ob sie dem Parla-
ment letztendlich angehören wird oder nicht. Leider ist
die Situation so, dass man ihr nicht nur im Wahlkampf
viel Glück und Erfolg wünschen musste, sondern auch
jetzt bei der Auszählung; so bedauerlich das auch ist.
Die Perspektive, dass Frauen in Afghanistan überhaupt
in politische Verantwortung kommen können, sollten wir
unterstützen, und wir sollten im Hinblick auf die weite-
ren Debatten hier in diesem Haus das Thema Afghanis-
tan nicht unter den Tisch fallen lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706614500

Herr Kollege Mißfelder, wollen Sie eine Zwischen-

frage der Kollegin Müller beantworten?


Philipp Mißfelder (CDU):
Rede ID: ID1706614600

Ja, natürlich gerne.

Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Herr Kollege Mißfelder, da Sie über Afghanistan
sprechen, würde ich gerne eine Nachfrage stellen. Im
Juni dieses Jahres fand dort die Jirga statt. Über
20 Prozent der mehr als 1 600 Teilnehmer waren Frauen;
fast 400 Delegierte waren also Frauen. Allerdings kamen
sie mit ihren Anliegen nicht zu Wort. Im Anschluss gab
es einen Aufruf von zehn afghanischen Frauenorganisa-
tionen. Sie haben darauf hingewiesen, dass sie sich
große Sorgen um die Friedensverhandlungen, die jetzt
mit den Taliban geführt werden, machen und dass sie
nicht bereit sind, hinzunehmen, dass die Rechte, die sie
in den letzten zehn Jahren mühsam erkämpft haben, jetzt
zugunsten eines möglichen sogenannten Friedensvertra-
ges mit den Taliban oder gar mit Hekmatjar aufgegeben
werden.

Ich frage Sie: Sind auch Sie der Meinung, dass die in-
ternationale Gemeinschaft und auch die Bundesregie-
rung gegenüber der Karzai-Regierung deutlich machen
müssen, dass die Frauen- und Menschenrechte bei die-
sen Verhandlungen nicht zu kurz kommen dürfen, dass
sie nicht verhandelbar sind?


Philipp Mißfelder (CDU):
Rede ID: ID1706614700

Frau Kollegin Müller, herzlichen Dank für Ihre Frage.

– Ich glaube, ich kann Einigkeit feststellen, dass eine der
roten Linien in den Verhandlungen mit den sogenannten
moderaten Taliban – was auch immer das bedeuten soll –
ganz klar ist, dass die Frauenrechte geschützt werden
müssen, zumindest diejenigen, die schon erkämpft wor-
den sind.

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(C (D Wie Sie wissen, gestalten sich die Verhandlungen gede in diesem Punkt sehr schwierig. Meines Wissens ist ie Bundesregierung daran nicht direkt beteiligt. Desalb können wir nur die Initiative ergreifen, indem wir in esprächen insbesondere mit unseren amerikanischen artnern darauf hinweisen, dass Frieden in Afghanistan war unser Ziel ist, aber natürlich kein Frieden, der ichtfertig auf dem Rücken der Frauen erreicht wird. In ofern stimme ich der Intention Ihrer Frage zu und untertütze das Anliegen, das dahintersteckt, grundsätzlich ehr gerne. Das habe ich in der Vergangenheit getan, und as werde ich auch zukünftig tun. Herzlichen Dank, dass uch Sie in diesem Bereich so aktiv sind! Stellt man das Thema Frauenrechte in den großen Zuammenhang unserer Außenpolitik, so bin ich der Meiung: Dies ist ein zentraler Punkt einer wertegebundeen und gleichzeitig interessengeleiteten Außenpolitik. ie muss auch zielorientiert sein. Bei all dem, worüber ir diskutieren, müssen wir das konkrete Ziel vor Augen aben, die Situation der Frauen zu verbessern. Dass es dabei hilfreich ist, in eine große Diskussion ber Gender Mainstreaming einzutreten und parallel zu en bisher bestehenden Strukturen eine neue Bürokratie u schaffen, möchte ich stark bezweifeln. Lassen Sie uns eber zielorientiert und effektiv daran arbeiten, dass die echte der Frauen verwirklicht werden, als irgendwelhe Bürokratiemonster aufzubauen. Sie wissen, was die DU/CSUund die FDP-Fraktion generell von Gender ainstreaming halten. Wir haben damit sehr große chwierigkeiten. Gender Mainstreaming als zentralen unkt herauszustellen – Sie haben es in Ihrer Rede nicht etan; aber in manchen Papieren schwingt das zum Teil it –, bringt uns, wie ich glaube, nicht weiter. Unser geeinsames Ziel, die Rechte der Frauen durchzusetzen, erfolgen wir effizienter und zielorientierter, wenn es eniger Bürokratie gibt, wir dieses Thema dafür aber zu iner zentralen Aufgabe unserer Politik machen. Herzlichen Dank. Angelika Graf ist die nächste Rednerin für die SPD raktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! Das Thema „Frauen in Afghanistan“ muss an, wie ich denke, sehr differenziert betrachten: auf der inen Seite die Bildungssituation, auf der anderen Seite ie Rechtssituation. Nicht alles ist ein Erfolg. Deswegen ollte man sich, wie gesagt, differenziert und ausführlich it diesem Thema beschäftigen, nicht nur anlässlich ei er Debatte. Am letzten Wochenende war ich im Auftrag der Parmentarischen Versammlung des Europarates in Bosien-Herzegowina, genauer gesagt: in Sarajevo. Angelika Graf )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706614800

(Beifall bei der SPD)

Angelika Graf (SPD):
Rede ID: ID1706614900




(A) )

Bei meinem letzten Besuch in Sarajevo im Jahr 1996
habe ich mit vom Krieg sehr schwer traumatisierten
Frauen gesprochen. Sie waren Opfer von Gewalt, auch
von schwerer sexualisierter Gewalt.

Nach meiner Wahrnehmung liegt das Trauma dieses
Krieges immer noch über dem ganzen Land und insbe-
sondere über dieser Stadt.

Ich sage Ihnen auch: 8 der 14 Wahllokale, die ich dort
besucht habe, waren von Frauen geleitet. Insbesondere
die jungen unter diesen Frauen waren unglaublich tough
und ganz fest entschlossen, eine Zukunft in einer Demo-
kratie zu haben. Das ist ein gutes Beispiel für die ver-
schiedenen Aspekte dieser UN-Resolution 1325, deren
Verabschiedung sich am 31. Oktober zum zehnten Mal
jährt.

Die SPD-Fraktion hat das zum Anlass genommen,
dies einerseits in der heutigen Debatte zu würdigen und
andererseits unsere Forderungen bezüglich der Weiter-
entwicklung und der Umsetzung dieser wichtigen Reso-
lution zur Diskussion zu stellen.

Ich gebe unumwunden zu, dass ich es bedauerlich
finde, dass zumindest bisher kein Antrag von der Koali-
tion vorliegt, an dem man auch sehen könnte, in welche
Richtung Sie sich entwickeln wollen. Ich gebe auch zu,
dass ich es peinlich finde, dass eine Resolution, die di-
rekt etwas mit den Menschenrechten zu tun hat, dem
Auswärtigen Ausschuss zur federführenden Bearbeitung
überwiesen wird. Ich weiß nicht, woran das liegt. Viel-
leicht können Sie mir das erklären. Vielleicht liegt es ja
auch an der AG „Menschenrechte“ in der Union und de-
ren Qualität.


(Philipp Mißfelder [CDU/CSU]: Was?)


Grundsätzlich halte ich die Resolution für einen wich-
tigen Meilenstein für eine geschlechterbewusste und ge-
schlechtersensible Friedens- und Sicherheitspolitik. Das
ist auf zwei Ebenen der Fall. Einerseits stärkt sie die Be-
deutung von Frauen als Akteure für Frieden, Sicherheit
und Entwicklung. Andererseits vergisst sie auch nicht,
dass Frauen als Opfer von sexueller Gewalt in Kriegs-
und Krisensituationen besonderer Berücksichtigung, be-
sonderer Behandlung und besonderen Schutzes bedür-
fen.

In den letzten zwei Jahren sind zur Resolution 1325
noch drei notwendige ergänzende Resolutionen hinzuge-
kommen. Die Resolution 1820 aus dem Jahr 2008 betont
noch einmal die Bedeutung der sexuellen Gewalt und
stellt fest, dass sie eine Bedrohung für den Frieden und
für die Sicherheit der Nationen sowie der internationalen
Gemeinschaft darstellt. Die Resolution 1888 aus dem
Jahre 2009 sieht in der Konsequenz konkrete Maßnah-
men zur Bekämpfung von sexueller Gewalt vor. Die Re-
solution 1889, die ebenfalls aus dem Jahr 2009 stammt,
wiederholt den Anspruch auf eine stärkere Beteiligung
von Frauen an politischen Prozessen. Ich hoffe, dass da-
mit die Rolle und Bedeutung der Frauen für Frieden und
Sicherheit in Konflikten noch weiter ins Bewusstsein der
internationalen Akteure gerückt sind.

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(C (D Gleichzeitig ist aber auch auf den zähen Prozess der msetzung dieser Resolutionen hinzuweisen. Als Re ktion darauf hat zum Beispiel die UN im Juli 2010 und Rahmen der UN-Reform die Einheit für Geschlech rgerechtigkeit, UNWomen, beschlossen. UNWomen oll sich auch um die Umsetzung der Resolution 1325 nd der mit ihr verbundenen Resolutionen bemühen. Ein wichtiger Partner sollte dabei auch die NATO ein. All ihre Operationen müssen im Einklang mit dieen UN-Resolutionen stehen. Darauf wies die zuständige N-Sonderberichterstatterin zur sexuellen Gewalt in onflikten, Margot Wallström, auf einer von ihr eingelaenen Konferenz alle hochkarätigen NATO-Repräsennten hin. In diesem Zusammenhang steht auch die aktuelle Iniative unserer ehemaligen SPD-Gesundheitsministerin, lla Schmidt, und des britischen Berichterstatters Lord opling. Dabei geht es darum, die Inklusion des Genderainstreaming-Ansatzes weiterzubringen, der übrigens ein Bürokratiemonster, sondern ein ganz normales onzept ist, sowie die Resolution 1325 in das neue stragische Konzept der NATO und ihrer Partner einzubinen. Wenn das realisiert werden könnte, wäre das ein riesier Schritt. Die Realität zeigt nämlich – Kerstin Müller at das schon angesprochen –, dass der Fortschritt wie so ft eine Schnecke ist. Die Bilanz für beide Ebenen der Resolution ist sehr emischt. Auf der formalen Ebene, innerhalb der UN, ieht es nicht gut aus. Die Integration der Frauen in die iedensschaffenden bzw. konfliktbeendenden Prozesse t trotz der 50-Prozent-Frauenquote der Vereinten Naonen immer noch beklagenswert mangelhaft. Laut GTZ nahmen neben 78 407 Männern nur 1 794 rauen an solchen Friedensmissionen teil. Noch vereinelter haben Frauen die Leitung solcher Friedensmissioen inne. Das wird weder dem Ziel, das mit der Resoluon verfolgt wird, noch dem schon erwähnten Genderainstreaming-Ansatz gerecht, und schon gar nicht der edeutung, die den an den Konflikten beteiligten Frauen ukommt. Auf der Ebene der Konflikte ist die Realität noch erchreckender. Die GTZ dokumentierte neulich, dass in 1 Ländern sexualisierte Gewalt gegen Frauen in Konikten ausgeübt wird. Dabei sind 90 Prozent aller Vergealtigungen Massenund Mehrfachvergewaltigungen, nd 70 Prozent dieser Frauen sind nach einer Vergewalgung mit HIV infiziert. Aber es wird über das Schicksal ieser Frauen berichtet und nicht wie in früheren Jahren daber geschwiegen. Spätestens seit es die internationalen trafgerichtshöfe gibt, ist die internationale Gemeinschaft afür sensibilisiert, dass sexualisierte Gewalt häufig als riegsstrategie verwendet wird. Kerstin Müller hat die ituation im Kongo und die Straflosigkeit in all diesen onflikten angesprochen. Das ist eines der Hauptproleme. Wenn die Täter nicht zur Verantwortung gezogen erden, dann werden sie mit dieser Strategie weiterma hen. Massenvergewaltigung ist eine Strategie, die im Angelika Graf )


(Beifall bei der SPD)





(A) )

mer häufiger und brutaler angewandt wird. Werden die
Vergewaltigungen massenhaft und strategisch eingesetzt,
dann werden die soziale Textur, die Infrastrukturen und
die reproduktiven Ressourcen einer Gesellschaft zumeist
für mehrere Generationen zerstört.

Ein gutes Beispiel dafür, wie lange man diese Pro-
zesse mit sich herumträgt und wie schwer sie die Betrof-
fenen belasten, sind die sogenannten Trostfrauen. Die ja-
panische Armee hat koreanische Frauen zu Tausenden
versklavt und massenhaft vergewaltigt. Bis heute gibt es
keine Anerkennung ihres erlittenen Unrechts durch eine
Entschuldigung oder eine wirkliche Wiedergutmachung.
Sie müssen noch immer darauf warten. Irgendwann erle-
digen sich solche Dinge biologisch; aber das ist nicht
das, worauf wir warten sollten. Ich denke, man muss hier
wirklich etwas tun.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Vergessen dürfen wir auch nicht, dass Frauen nicht nur
in akuten Konfliktsituationen Opfer werden. Häufig geht
ihr Elend auf der Flucht, in Flüchtlingslagern und in der
Langzeitfolge in einer von Gewalt zerfressenen Gesell-
schaft weiter. Deswegen wollen wir umfassende Ansätze
und ein an Langfristigkeit orientiertes Maßnahmenpaket,
und deswegen wollen wir einen nationalen Aktionsplan.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich bedauere, dass es so lange gedauert hat, bis wir zu
diesem Beschluss gekommen sind. Ich denke aber, dass
das dringend notwendig war, um zu sehen, wie die ein-
zelnen Länder diese wichtige Resolution umsetzen. Ver-
gleichbarkeit ist hier ein wichtiges Stichwort. All die
Punkte, die uns hier beschäftigen, müssen zusammenge-
führt werden; denn ich denke, es muss ein gemeinsames
Vorgehen gegen die weltweite Seuche der sexualisierten
Gewalt gegen Frauen geben.

Ich danke Ihnen, dass Sie mir so lange zugehört ha-
ben, und dem Herrn Präsidenten danke ich, dass er mich
so lange hat reden lassen.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Kerstin Müller [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich auch länger geredet!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706615000

Wie schön, dass das endlich auch einmal ins Protokoll

kommt.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Nun hat die Kollegin Marina Schuster für die FDP-
Fraktion das Wort.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! Fast auf den Tag genau ist es jetzt zehn Jahre er, dass der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen die N-Resolution 1325 beschlossen hat. Wenn man den ebatten hier gefolgt ist, kann man eines sagen: Wir sind ns einig. Es war sehr wichtig, dass es zu dieser Resoluon gekommen ist und dass die Rolle, die die Frauen im ontext von Frieden und Sicherheit haben, erstmals an rkannt worden ist. Die Forderungen in der Resolution sind sehr umfangich. Es hat in der Folge auch Kritikpunkte gegeben; enn die Frage ist, wie diese Forderungen ganz konkret mgesetzt werden. Es gab daraufhin weitere Resolutioen; sie wurden von meinen Vorrednerinnen schon angeprochen. Die Frage ist: Was ist in diesen zehn Jahren gescheen? Wenn wir uns die Situation in den jeweiligen Koniktländern anschauen, dann müssen wir feststellen, ass eine flächendeckende Wirkung leider ausgeblieben t. Wenn wir insbesondere auf die Länder Subsaharafrikas schauen: Im Tschad, im Sudan und auch in der emokratischen Republik Kongo ist Gewalt gegen rauen nach wie vor auf der Tagesordnung. Die jüngsten eldungen – Kerstin Müller hat es erwähnt – können ns nur mit Entsetzen und Abscheu erfüllen. Das Beipiel Kongo zeigt, dass die körperliche und seelische ewalt gegen Frauen seit Jahren zum teuflischen Instruentenkasten gehört. Tag für Tag werden die Menschenchte dort mit Füßen getreten. Frauen haben ganz be onders darunter zu leiden. Es gibt aber auch positive Beispiele, die mir Hoffung machen. Von einem Beispiel möchte ich berichten. h hatte die Möglichkeit, die Bundeskanzlerin im Jahre 007 nach Liberia zu begleiten. In diesem Land hat es 4 Jahre lang Bürgerkrieg gegeben; nahezu 70 Prozent ller Liberianerinnen wurden Opfer von Vergewaltigunen. Die Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf setzt desween beim Wiederaufbau, bei dem Weg nach vorne auf rauen. Sie hat eine Justizministerin und auch eine Polieichefin ernannt; denn es ist ganz wichtig, dass Frauen ine Vorbildfunktion haben und vorangehen. Deutschnd ist aktiv in der dortigen Polizeiausbildung. Immer ehr Frauen haben sich für eine Karriere bei der Polizei ntschieden. Ich habe mit den Polizistinnen sprechen önnen. Sie haben gesagt: Wir wollen nicht mehr Opfer erden. Wir wollen dafür sorgen, dass wir uns wehren nd andere schützen können. – Das zeigt, dass es gute eispiele gibt. Aber es braucht auch den Willen und die nterstützung der jeweiligen Länder vor Ort. Auch bei den Vereinten Nationen hat sich einiges gen; das ist von den Vorrednerinnen und Vorrednern chon angesprochen worden. Bei den Vereinten Natioen wird es eine Abteilung geben, die erst einmal alle aßnahmen bündelt und deren Ziel es ist, für eine Um etzung der Resolution 1325 zu sorgen. Da gibt es noch iel zu tun. Im Bereich der Gemeinsamen Außenund icherheitspolitik sind Richtlinien erlassen worden, die leichstellungsaspekte im Krisenmanagement berück ichtigen. Marina Schuster )

Marina Schuster (FDP):
Rede ID: ID1706615100




(A) )

Interessant finde ich die Wende, die die SPD inner-
halb von zwei Jahren gemacht hat.


(Christoph Strässer [SPD]: Das kriegt ihr in zwei Jahren nicht hin! Ihr bleibt immer stur auf demselben Weg! Steuern senken – immer wieder!)


Ich kann mich noch gut erinnern: Der letzte Bericht der
Bundesregierung zu dieser Resolution ist aus dem Jahre
2007. Wir haben diesen Bericht damals im Auswärtigen
Ausschuss – Kerstin Müller kann sich erinnern; er war
auch damals, unter einem SPD-Kanzler, schon federfüh-
rend im Auswärtigen Ausschuss – diskutiert. Da war von
der SPD noch nichts davon zu hören, dass man eine na-
tionale Umsetzungsstrategie, einen Aktionsplan fordert.


(Angelika Graf [Rosenheim] [SPD]: Das hindert nicht am Denken! – Zuruf von der FDP: Nur wenn sie in der Opposition sind, dann können sie fordern! Das kennen wir ja!)


Ich kann mich deswegen sehr gut an die Diskussion erin-
nern, weil man, wenn man diesen Bericht gelesen hat,
nur feststellen konnte: Es fehlte damals wirklich der rote
Faden. Ich frage mich nämlich, wie eine Veranstaltung
der finnischen Gleichstellungsministerin mit einem Kul-
turmanagementkurs in der Türkei zusammenpasst und
was das mit der UN-Resolution zu tun hat.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ich freue mich auf den neuen, bald erscheinenden Be-
richt. Ich freue mich auf die Prioritäten und vor allem
auf den Ausblick, was die zukünftigen Maßnahmen an-
geht. Fakt ist: Wir müssen international mehr für die
Umsetzung tun. Wir müssen es international gemeinsam
bündeln, vor allem auch innerhalb der Europäischen
Union. Wir brauchen neben der Schulung des Personals
eine bessere Einbindung von Frauen. Eines ist mir be-
sonders wichtig: Wir brauchen die Bereitschaft, den Wil-
len und die Unterstützung der jeweiligen Konfliktländer,
dies auch durchzusetzen. Darauf müssen wir bei den Ge-
sprächen vor Ort immer wieder hinwirken, so schwierig
das auch ist. Ich warne davor, zu meinen, dass man mit
einer deutschen Monitoringstelle, wie es die Grünen for-
dern, groß vorwärtskommen würde. Es braucht interna-
tionale Anstrengungen. Das ist langwierig und auch zäh.
Aber diesen Weg müssen wir weitergehen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706615200

Das Wort erhält nun die Kollegin Kathrin Vogler,

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Kathrin Vogler (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1706615300

Herr Präsident! Meine lieben Kollegen und Kollegin-

nen! Ich bin ganz besonders erfreut, dass sich zu diesem
Thema überwiegend männliche Kollegen im Plenum be-
finden.


(Dr. Rainer Stinner [FDP]: Das ist doch klar!)


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(C (D h denke, daran wird ein leichter Bewusstseinswandel rkennbar. Keinem vernünftigen Menschen wird es einfallen, Tintenflecken mit Tinte, Ölflecken mit Öl wegwaschen zu wollen. Nur Blut soll immer wieder mit Blut abgewaschen werden. o Bertha von Suttner, die 1905 als erste Frau den Frieensnobelpreis bekam. Heute hat sie viele Schwestern in llen Kontinenten. Millionen von Frauen setzen sich eltweit für die Überwindung von Gewalt, für Men chenrechte und soziale Gerechtigkeit ein. Sie tun das eharrlich, gewaltfrei und oft unter großen Gefahren, so ie die argentinische Mutter, die immer noch nach ihren erschwundenen Kindern sucht, die kurdische Journalisn, die Rundfunksendungen in ihrer Muttersprache prouziert, oder die israelische Ärztin, die in die Westbank hrt, um dort kranke Palästinenser und Palästinenserin en zu behandeln. Ihnen ist zu verdanken, dass wir heute ie Resolution „Frauen, Frieden und Sicherheit“ beraten önnen, die der UN-Sicherheitsrat vor zehn Jahren verbschiedet hat. (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Dr. Rolf Mützenich [SPD] und Kerstin Müller [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Frauen und Mädchen werden nicht erst in Kriegen zu
pfern. Häusliche Gewalt und sexuelle Misshandlung

ind weltweit für viel zu viele bitterer Alltag. Wie wir
erade in sehr drastischen Beispielen gehört haben, wird
exuelle Gewalt im Krieg oder Bürgerkrieg aber auch als
affe eingesetzt. Die Kollegin Müller hat das sehr ein-

ringlich mit deutlichen Beispielen geschildert. Verge-
altigung und Zwangsprostitution sollen die Gegnerin-
en und Gegner demütigen und die Kampfmoral der
ruppe heben. Auch dann, wenn die Waffen endlich
chweigen, ist für viele Frauen noch lange nicht Frieden.

ir wissen, dass in Nachkriegsgesellschaften Gewalt
egen Frauen geradezu allgegenwärtig ist. Es ist das
erdienst von mutigen Frauen wie Monika Hauser von
edica Mondiale, die ich an dieser Stelle ausdrücklich

rwähnen möchte, dass diese Verbrechen nicht länger
nter den Teppich gekehrt werden.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Die Überlebenden haben ein Recht auf unsere Solida-
tät. Ihr Leid darf nicht missbraucht werden, um erneute
ewalt zu rechtfertigen. Blut kann nämlich nicht mit
lut abgewaschen werden.

Die UN-Resolution 1325 verpflichtet uns, Frauen und
ädchen besonders vor Gewalt und Krieg zu schützen.
ir macht es Sorgen, dass diese Pflicht immer öfter als

orwand für neue Gewaltanwendung und Militärein-
ätze missbraucht wird. Der wirksamste Schutz vor Ge-
alt ist und bleibt die Vorbeugung und damit die Verhin-
erung von Krieg. Dafür tut diese Bundesregierung viel
u wenig.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)






Kathrin Vogler


(A) )


)(B)

In Ihrem Haushaltsplanentwurf kürzen Sie die Mittel
für die zivile Krisenprävention um bis zu 30 Prozent,
während die Ausgaben für die Bundeswehr um weitere
400 Millionen Euro steigen sollen. Das ist doch Wahn-
sinn. Das kann man nicht mehr rechtfertigen.


(Beifall bei der LINKEN)


Frau Schuster, Sie haben gerade den Bericht der Bundes-
regierung zur Umsetzung der Resolution 1325 von 2007
kritisiert. Aber im aktuellen Bericht der Regierung zur
zivilen Krisenprävention findet sich zum Thema Ge-
schlechtergerechtigkeit nur Politlyrik. Das ist die Sache
nicht wert.


(Christoph Strässer [SPD]: Da ändert sich die FDP nicht!)


Frauenorganisationen fordern zum zehnten Jahrestag
der Resolution, dass wir endlich ernst machen und kon-
kret werden sollen: mit einem Aktionsplan, klaren Zeit-
vorgaben und den entsprechenden personellen und
finanziellen Mitteln. Das mit dem Argument der Büro-
kratisierung abzubügeln, finde ich unredlich, Herr
Mißfelder.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Deshalb haben wir als Linke diese Forderung in unserem
Antrag aufgegriffen. Wir wollen, dass die Bundesrepu-
blik Deutschland in internationalen Konflikten grund-
sätzlich auf militärische Gewalt verzichtet und konse-
quent auf zivile Konfliktbearbeitung setzt.


(Beifall bei der LINKEN)


Aus meinen eigenen Erfahrungen mit dem Zivilen
Friedensdienst in Palästina und Israel weiß ich, dass Pro-
jekte, die die Sicht der Frauen ausblenden, wenig Er-
folgsaussichten haben. Deshalb ist es wichtig, dass wir
die Frauen- und Friedensorganisationen hier und in den
Konfliktregionen aktiv beteiligen und ihre Kreativität,
ihre soziale Fantasie und ihre Erfahrungen noch stärker
als bisher einbeziehen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706615400

Frau Kollegin!


Kathrin Vogler (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1706615500

Ich komme zum Schluss. – Die irrwitzige Vorstellung,

dass man nur genügend Frauen zum Militär holen
müsste, um den Krieg zu humanisieren, lehnen wir als
Linke allerdings ab. Krieg lässt sich nicht humanisieren.
Wir sollten ihn alle gemeinsam abschaffen.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706615600

Peter Beyer ist der letzte Redner zu diesem Tagesord-

nungspunkt für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


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(C (D Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! eine sehr verehrten Damen und Herren! Die Hoffnung, ass das Ende des Kalten Krieges zu vermehrter Achng der Menschenrechte führen würde, hat getrogen. eligiös motivierter Fanatismus, Nationalismus und assismus sind traurige Realität in der Welt. Genannt eien nur Afghanistan unter der Terrorherrschaft der Taban, der Genozid in Ruanda oder die schrecklichen ürgerkriege im zerfallenden Jugoslawien. Häufig leiden Frauen und Kinder in besonderem Maße nter kriegerischen Auseinandersetzungen. Die Resoluon 1325 weist in die richtige Richtung. Es ist angemesen, hier von einem Meilenstein zu sprechen – Kollegin erstin Müller hat vorhin dieses Wort im gleichen Zu ammenhang richtigerweise verwendet –; denn es ist em Sicherheitsrat der Vereinten Nationen im Jahre 000 erstmals in seiner Geschichte gelungen, völkerchtliche Vorgaben zu treffen, die die Beteiligung von rauen an Entscheidungen über Krieg und Frieden behren. Die Resolution vermittelt politisch die nicht zu nterschätzende Verpflichtung der Staaten der UN, die der Resolution aufgestellten Forderungen umzuset en. Auch die Rechtsprechung der durch die UN eingeetzten internationalen Strafgerichtshöfe hat zumindest inem Teil der Opfer Gerechtigkeit widerfahren lassen. ie Gerichtshöfe für das ehemalige Jugoslawien und uanda haben durch ihre Arbeit entscheidend an der Anrkennung der Bereiche des humanitären Völkerrechts nd des Völkerstrafrechts mitgewirkt, die zum ersten al umfassenden Schutz vor sexueller Gewalt in beaffneten Konflikten bieten. Der Kompass des deutschen Engagements stimmt. eutschland hat beispielsweise bei der Einrichtung des euen UN-Büros für Frauen maßgebliche Unterstützung eleistet. Dieses Büro wird Anfang kommenden Jahres eine Arbeit aufnehmen. Dort sollen mehrere Einheiten, ie mit der Förderung von Frauenrechten befasst sind, zu iner Einheit zusammengeführt werden. Das neue UNrauenbüro soll nach dem Beschluss der Vollversammng durch einen eigenen Untergeneralsekretär vertreten erden. Das ist ein Fortschritt bei der Stärkung der Frau nrechte. Im Übrigen ist das auch ein Beleg für die Rermfähigkeit der Organisation Vereinte Nationen. Dop elstrukturen werden dabei beseitigt. Das System der N insgesamt wird leistungsfähiger und effizienter. Auch hierzulande ist die Entwicklung erfreulich. Das rinzip des Gender Mainstreaming, also die Verwirklihung der Gleichstellung, ist in der deutschen Politik st verankert, nicht nur weil eine Frau an der Spitze un erer Regierung steht. Deutschland hat sich in den Geamtprozess mit viel Pragmatismus eingebracht und geört zu der überschaubaren Anzahl derjenigen Länder, ie regelmäßig über den Fortgang der Umsetzung aushrlich berichten. So sind bei der Bundeswehr mittlereile alle Laufbahnen für Frauen geöffnet. Am Zentrum r Internationale Friedenseinsätze sind mittlerweile wei Drittel des ausgebildeten Personals weiblich. rauen leisten einen wesentlichen Beitrag zu Krisenpräention, Konfliktlösung und Friedenskonsolidierung in ternationalen Friedensund Beobachtungseinsätzen. Peter Beyer )

Peter Beyer (CDU):
Rede ID: ID1706615700




(A) (C)


Nun ist es aber nicht so, als gäbe es nichts zu verbes-
sern. Deutschland ist auf einem guten Weg, den Forde-
rungskatalog der UN-Resolution 1325 weiter auszubauen
und zu vertiefen. Die Anforderungen an die Menschen-
rechtspolitik müssen in einer diffus gewordenen Umwelt
jedoch noch steigen. Die Beobachtungs- und Dokumen-
tationsmöglichkeiten bei Menschenrechtsverletzungen,
die Zusammenarbeit mit internationalen Menschen-
rechtsorganisationen sowie das Anreiz- und Sanktions-
instrumentarium der freiheitlichen Staaten und auch der
internationalen Institutionen wie der UN selbst müssen
an die weltpolitische Situation zu Beginn des 21. Jahr-
hunderts angepasst werden. Es gilt, ihre Wirkung zu ver-
feinern und zu verstärken.

Für uns Deutsche ist es eine ethische Pflicht, bei der

So hat sich Slobodan Milosević viele Jahre lang an der
Macht gehalten, und Sie sind darauf hereingefallen. Ihr
Herr Gysi hat den Massenmörder Milosević einst vor
laufender Kamera hofiert, als sich die internationale
Staatengemeinschaft schon längst von diesem abge-
wandt hatte. Die Widersprüche in Ihrer Menschenrechts-
politik kann dieser Antrag jedenfalls nicht kaschieren.


(Kathrin Vogler [DIE LINKE]: Worüber diskutieren wir hier eigentlich?)


Damit keine Zweifel aufkommen – Herr Präsident,
ich komme zum Schluss –: Die internationale Stärkung
der Frauenrechte ist für die Arbeit der Bundesregierung
auch mit Blick auf die Vernetzung der Ministerien unter-
einander von besonderer Bedeutung; denn Menschen-
rechte sind kein Luxus für gute Zeiten, sondern der Kern
Formulierung und Durchsetzung einer weltweiten Men-

schenrechtspolitik eine leitende Rolle zu übernehmen.
Dieser besonderen Bedeutung werden die drei vorliegen-
den Anträge nicht gerecht. Die Grünen jedenfalls sind,
zumindest was die Forderung nach einem nationalen Ak-
tionsplan angeht, konsequent. Es ist ihre alte Forderung.
Anders verhält es sich bei der SPD. Als Sie noch in der
Regierungsverantwortung waren, hat Ihr Außenminister
Steinmeier keinen nationalen Aktionsplan zur Resolu-
tion 1325 installiert, geschweige denn auch nur für erfor-
derlich gehalten.


(Christoph Strässer [SPD]: Stimmt! – Angelika Graf [Rosenheim] [SPD]: Richtig! Nun wissen wir, dass das notwendig ist, und fordern das!)


Steinmeier hatte recht; denn das bestehende Bündel an
Maßnahmen greift.

Der Antrag der Linken fällt noch weiter ab. Sie brin-
gen Ihre übliche Litanei und sprechen von Verquickung
zivilen Engagements und militärischer Einsätze. Vorhin
haben wir an dieser Stelle über die EU-Perspektive Ser-
biens debattiert. Wenn es nach Ihnen gegangen wäre,
wäre Slobodan Milosević noch heute am Ruder.


(Kathrin Vogler [DIE LINKE]: Das ist eine Verleumdung! Unglaublich!)


Ich zitiere aus einer großen deutschen Tageszeitung vom
8. Oktober 2000 – das war heute vor genau zehn Jahren –:
Auf Zeit spielen, bluffen, sich diplomatisch geben und
dann wieder mit rücksichtsloser Brutalität zuschlagen. –

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(D nseres politischen Selbstverständnisses. Ich danke. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Kathrin Vogler [DIE LINKE]: Kein Satz über die Frauen!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706615800

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlagen
uf den Drucksachen 17/2484, 17/3176 und 17/3205 an
ie in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorge-
chlagen. Ich nehme an, Sie sind damit einverstanden. –
as ist der Fall. Dann ist das so beschlossen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
rdnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf Mittwoch, den 27. Oktober 2010, 13 Uhr,
in. Dann werden wir mit einer Regierungserklärung zu
uropa beginnen.

Ich wünsche Ihnen ein schönes, offenkundig sonniges
ochenende. Das gilt auch den Besucherinnen und Be-

uchern. Genießen Sie Berlin! Die Stadt ist bei diesem
etter noch attraktiver als ohnehin. Alles Gute!

Die Sitzung ist geschlossen.